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Liebes Tagebuch, ...

Liebes Tagebuch,

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Wolkersdorf, am 10.04.2031

... bin fix und fertig! Habe heute den ganzen Tag mit meiner pubertierenden Tochter verbracht. Aber nicht dass du denkst, ich wäre wegen ihr so K.O :-).

Obwohl, normalerweise wäre das definitiv der Fall. Mit ihren knapp 15 Jahren meint sie ständig, alles besser zu wissen. Sie macht was sie will, wann sie will und wie sie es will. Kommentare oder gute Ratschläge unerwünscht. Und wenn ihr was nicht passt (was in letzter Zeit gefühlte zwanzigmal am Tag vorkommt), fährt sie einem über den Mund, dass dir die Spucke wegbleibt.

Aber nicht heute. Heute war sie zur Abwechslung mal echt kooperativ. Wir haben den ganzen Tag damit verbracht, die Erweiterung unserer hauseigenen Solaranlage voranzutreiben. Dank großzügiger Gemeindeförderungen konnten wir das Ding nochmals deutlich vergrößern. (Deshalb bin ich so erledigt, aber als gelernter Elektrotechniker/Bastler ist die Selbstmontage einfach eine Frage der Ehre!) Damit haben wir endgültig den Schritt vom Passiv- zum Aktivhaus geschafft! Ehrlich gesagt, das war auch mein Köder: Habe meiner Tochter gesagt, dass ich

Dank großzügiger Gemeindeförderung haben wir den Schritt vom Passiv- zum Aktivhaus geschafft!

sie am Erlös der Anlage beteiligen werde. (Hmmm, ob ich Sie damit bestochen habe?)

»Sag«, fragt meine Tochter, während sie das Datenkabel für die Anlagensteuerung einzieht, »wie weiß i jetzt, wieviel das Ding pro Monat abwirft?«

»Per App«, sag ich schmunzelnd, »dafür sorgt das Datenkabel, um das du dich gerade kümmerst«. Nach einer Weile füge ich hinzu: »Weißt du was ich mir überlegt habe?«

»Hm?«

»Wir verdienen jetzt was mit unserem Strom, Heizung und Warmwasser übernimmt die Wärmepumpe«.

»Und?«

»Naja, unsere Fixkosten sind damit so weit gesunken, dass ich mir überlegt habe, in der Arbeit Stunden zu reduzieren. Mehr Work-Life-Balance. Wie würde dir das gefallen?«

Meine Tochter zuckt mit den Schultern und fingert zunehmend ungeduldiger am Anschlusskasten herum. Plötzlich wirft sie den Schraubenzieher auf den Boden und stampft mit dem Fuß auf.

»Mist!«

»Was ist los?«

»Des blöde Dingsda ist abgebrochen!«

Ich beuge mich über den Kasten. »Du meinst den Klemmenblock.«

Meine Tochter wirft mir einen genervten Blick zu. »Und was machen wir jetzt?«

»Na, das Teil müssen wir wohl beim Installateur nachbestellen. Bis dahin steht unsere kleine Baustelle.«

Meine Tochter sieht mich an, als hätte ich gerade etwas selten Dämliches von mir gegeben. »Aber sicha nicht! Ich fahr gleich rauf, die haben das lagernd.«

»Woher willst du das wissen«, frage ich erstaunt.

»Der Sohn vom Installateur hat mir unlängst erzählt, dass sein Papa seit Jahren alle Hände voll zu tun hat, weil die ganzen Leute ihre Häuser in Mini-Kraftwerke umrüsten. Deshalb haben sie mittlerweile ihr Lager vergrößert, damit sie immer schnell Ersatz bei da Hand haben. Also«, sagt sie und streckt erwartungsvoll die Hand aus »rüber min Süber!«

Kurze Zeit später höre ich meine Tochter auf dem Fahrrad davonbrausen. Früher hätte ich ihr noch hinterhergerufen, sie soll auf der Kaiser-Josef Straße vorsichtig fahren. Heute ist das eigentlich nicht mehr notwendig. Denn nicht nur bei den Erneuerbaren hat die Wolkersdorfer Reformregierung kräftig nachgelegt; auch beim Verkehrskonzept:

Unsere Fixkosten sind so weit gesunken, dass ich mir überlegt habe, in der Arbeit Stunden zu reduzieren.

Wäre all das auch geschehen, hätte die ÖVP damals bei jener denkwürdigen Wahl ihre Absolute nicht verloren?

Früher fuhren deutlich mehr Leute zum Arbeiten nach Wien. Jetzt haben viele eine Pendelzeit von 10 Minuten.

Begegnungszonen, sichere Radwege, eBike Förderung, Mobilitätsprojekte in den Kindergärten und Schulen,.. haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Inzwischen wurde der Autoverkehr im Stadtgebiet merklich reduziert und der Fahrradverkehr merklich erhöht. Unlängst hat mir meine Tochter sogar von einem Schulprojekt erzählt, wo sie den Einsatz von Lastenfahrrädern für die Belieferung der Geschäfte testen.

Durch all diese Maßnahmen ist Lärm- und Schadstoffbelastung stark zurückgegangen, der Stadtkern wurde durch konsequente Bepflanzung grüner und gemütlicher, die Leute sind fitter, gesünder und der ökologische Fußabdruck kleiner– eine echte Positivspirale :-)!

Während ich so weiter überlege, muss ich daran denken, was meine Tochter über den Installateur gesagt hat. Dass die Auftragsbücher voll sind und er sein Lager erweitert hat. Im Grunde trifft das auf einige Branchen hier im Wolkersdorf zu. Die innovative Gemeindepolitik der letzten Jahre hat tatsächlich einen regelrechten Boom unter den lokalen KMUs ausgelöst. Laufend werden Leute gesucht: Techniker für die Biomasse und Windkraftwerke, Wärmepumpen und Solaranlagen; Fachpersonal für Marketing, Vertrieb und Buchhaltung; Informatiker für die Programmierung der Anlagen und Entwicklung von Tools aller Art, Fahrradshops, Gastro, und und und… Auch das hat sich auf die Lebensqualität ausgewirkt: Früher fuhren deutlich mehr Leute zum Arbeiten nach Wien. Jetzt haben viele eine Pendelzeit von 10 Minuten.

Tja, denke ich so bei mir, wäre all das auch geschehen, hätte die ÖVP damals bei jener denkwürdigen Wahl 2019 ihre Absolute nicht verloren? Damals hat es im Grunde begonnen. Der Weg war frei für eine ambitionierte Reformpartnerschaft, die seitdem (nicht zuletzt durch die Beteiligung der WUI) einiges Punkto Nachhaltigkeit und Lebensqualität geschafft hat. ❮❮

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