Kurzgeschichten - Das Magazin zur Bäckerei (Ausgabe 01/2016)

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KURZ GESCHICHTEN Das Magazin zur Bäckerei . Ausgabe Nr. 01 - 2016

DAS GLÜCK IST AUF DEM WEG ZU DIR

GUXA! INSER BÄCK L ÅSST INS NIT IM STICH

Der Weg vom fertigen Brot zum Kunden aus Sicht des Brotes

Der Weg vom fertigen Brot zum Kunden aus Sicht des Brotes


KURZ Geschichten . Das Magazin zur Bäckerei

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KURZ GESAGT Ein Wort vorweg von Hannes Kurz

„KURZ Geschichten“– der Titel unseres neuen Magazins gefällt mir. Denn ein Handwerk wie das unsere schreibt nicht nur Geschichte, sondern auch viele Geschichten. Weil Brot emotional ist. Weil wir es mit allen Sinnen be-greifen, riechen, hören, schmecken. Weil es uns unverzichtbare

U N S E R E G R U N D S ÄT Z E

Wir erzeugen mit natürlichen Zutaten regionale Produkte von höchster Qualität.

Grundnahrung, eben ein Lebens-Mittel im wahrsten Sinne ist. Weil es nicht egal ist, ob es einen angestammten Bäck’ im Dorf gibt, der immer da war und bleibt. In unserem Falle seit weit mehr als einem Jahrhundert und in vierter Generation. Da

Wir zeigen Fairness gegenüber den Konsumenten und den Lieferanten unserer Rohstoffe.

haben wir schon einiges zu erzählen. Wir leben unsere Werte. Freilich, es ist nicht immer einfach. Um einen kleinen Bäckerei-Betrieb 120 Jahre am Laufen zu halten, braucht’s schon viel Unternehmergeist, Innovationsfreude, Idealismus

Wir sind ein starker regionaler Arbeitgeber und pflegen einen familiären Umgang mit unseren Mitarbeitern.

und Glück. Vor allem braucht’s Menschen, die unsere Werte teilen. Denen es nicht egal ist, woher ihr täglich Brot kommt. Im Grunde leben und arbeiten wir seit 1898 nach den gleichen Grundsätzen.

Wir denken und handeln nachhaltig und schützen dadurch unsere alpine Umwelt.

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Kurz und Weitsicht. Wir unterscheiden uns gravierend von einer omnipräsenten Brot-Industrie. Wir brauchen unseren Konsumenten nicht mit handwerklichen Attributen und inszenierten Bildern eine heile Welt vorgaukeln, die es in Backfabriken so nicht gibt. Wir leben unsere Werte aktiv– im Denken und Tun, mit Überzeugung und Ehrlichkeit. Wir geben hier, in unserer Heimat, in unseren Geschäften, vor unserer Haustür den Menschen ehrliche Antworten auf Fragen, die sie sich längst stellen:

„Regionales Handwerk bildet ein solides Fundament, auf das wir alle bauen können. Deshalb müssen wir unsere Werte aktiv leben – im Denken und Tun, mit Überzeugung und Ehrlichkeit.“

Woher kommt das, was ich jeden Tag esse? Was ist drin in meinem täglich Brot? Wo wird die Wertschöpfung erwirtschaftet, von der wir alle gut leben können? Können meine Kinder einmal in unserer Heimatregion eine Arbeit finden? Wie kann ich meinen Lebens- und Wirtschaftsraum vor der Profitgier großer Konzerne schützen? Wie kann ich Tradition und eine liebgewonnene Kultur für folgende Generationen erhalten?

Regionales Handwerk bildet ein solides Fundament, auf das wir alle bauen können. Wir erzeugen ehrliche Produkte, gebacken von richtigen Bäckern. Billiger geht immer. Besser nicht.

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„Gerne, aber zu mir“, antwortet Han-

Cimbali ihren Job machen dürfen. Das

nes Kurz. Denn Kaffee ist seine Leiden-

Zelebrieren der Zubereitung und die

schaft. Als ausgebildeter Barista weiß

Genussästhetik werden hoch gehalten.

er genau, was einen guten Kaffee ausmacht. Zunächst das Ausgangsprodukt:

Verkostet, begeistert. Schön, dass es

„S-Caffe aus Südtirol hat mich rest-

noch neun weitere Kaffeespezialitäten

los überzeugt.“ Spricht’s, mahlt eine

auf der Karte gibt.

Mischung aus dem Hause Schreyögg in den Siebträger und betont: „Fast

Tradition seit 1890. Die kleine, exklusi-

wichtiger als die Bohne ist die richtige

ve Südtiroler Kaffeerösterei Schreyögg

Mahlung. Du musst jede Portion frisch

steht für höchste Qualität und Sorgfalt

mahlen und den Mahlgrad immer wie-

von der Bohne bis zur Tasse und wurde

der kontrollieren und nachstellen.“

bereits mehrfach ausgezeichnet. Für die Herstellung der Kaffeemischun-

7/20/20. Sieben Gramm Pulver pro

gen werden unter Einhaltung strenger

Portion Kaffee lautet die Zauberfor-

Kriterien bis zu 27 verschiedene Roh-

mel, die zusammen mit 20 ml Wasser

kaffees von ausgewählten Plantagen

und einer Brühzeit von 20 Sekunden

in 17 Ländern bezogen. Sie werden in

den perfekten Espresso liefert. Da-

der modernen Produktionsstätte in

vor wird das Kaffeemehl im Brühsieb

Partschins bei Meran im traditionel-

noch getampt, also angedrückt. Denn,

len Langzeitröstverfahren sortenrein

wie der Experte weiß, „das Ziel ist ein

geröstet, anschließend aufwendig

gleichmäßig hohes und gleichmäßig

gemischt und sorgsam

verdichtetes Kaffeebett im Sieb. So

sortiert.

kann das durchfließende Wasser das Kaffeemehl möglichst gleichmäßig extrahieren.“ Überflüssig zu erwähnen, dass bei Kurz nur Siebträgermaschinen höchster Güte namens San Remo und

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DAS GLÜCK IST AUF DEM WEG ZU DIR Darf mich vorstellen: Vinschgerl-Weckerl, stolzer Vertreter der kulinarischen Tiroler Landeseinheit. Geboren heute um ca. 4 Uhr früh in Ischgl. Jetzt, drei Stunden später, liege ich in deinem Brotkorb und lächle dich an. Bis du mich verknusperst, erzähle ich dir, wie es dazu kam.

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eine Eltern sind echt super: Mario, Bäckermeister & Backstubenleiter, und sein heißer Ofen. Ein harmoni-

sches Paar. Papa, vulgo Mischer, ist zuständig für die Zubereitung und Aufarbeitung des Teiges, aus dem ich gemacht bin, Ofen für die Vollendung. Mario steht zusammen mit seinen abwechselnd 10 Bäckerkollegen – wie heute dem Beni – schon seit Mitternacht in der Backstube. Ein Vater vieler Kinder hat eben viel Arbeit. Er ist Geburtshelfer für 100 Sorten Brot und Gebäck jede Nacht. Die ersten verlassen bereits vor 4 Uhr morgens das Nest Rich-

» Dank der langen Teigführung habe ich eine saftigere Krume und trotzdem eine so knackige Kruste. Na, Appetit auf mich? «

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Roggen- und Weizenmehl, hausgemachten Natur-Sauerteig, Hefe, Salz, Gewürze, Wasser und das G’spür des Könners bei der Teigführung: Mehr braucht’s nicht für ein knackiges und doch saftiges Vinschgerl.

tung liebevolle Genießer. Ich noch nicht, denn um diese Zeit freue ich mich nach langer Teigruhe über die Sauna. Super Mario, Mischen possible. Dunkles Weizenmehl, Roggenmehl, hausgemachten Natur-Sauerteig, Hefe, Salz, Gewürze und Wasser vermengt Super Mario zu einem weichen Teig, den er gehen lässt. Eigentlich stehen, aber man sagt halt gehen. Gut zwei Stunden dauert die sogenannte Kesselgare. Meistens hat er für mich und meine Geschwister auch noch einen langzeitgeführten Teig auf


Kühllager. Der ist dann schon zwischen 12 und 24

Next Exit - Expedit. Inzwischen verlassen immer

Stunden gegangen. Die lange Teigführung – also

größere Teile der Verwandtschaft das Expedit des

die Zeit von der Mischung der Zutaten bis zur

Stammhauses Richtung überallhin im Paznaun.

Aufarbeitung – bewirkt, dass ich tagelang haltbar

650 Kundschaften hat der Chef von Mario zu Spit-

bleibe. Weil ich eben eine saftigere Krume habe,

zenzeiten im Tal, davon alleine 50 große mit über

trotzdem eine so knackige Kruste. Na, hast du bald

100 Gästebetten. Da müssen die gesamt 12 Fahrer

Appetit auf mich?

früh aufstehen, um die Kommissionierung und die Ausfuhr der größtenteils vorbestellten Ware be-

Von Hand formt mich Papa zu einem flachen Laib

wältigen zu können. Jetzt bin auch ich schon fast

und legt mich auf ein Backblech, das er vorher mit

bei dir, denn der gute Arnold – seit 10 Jahren bei

Weizenkleie bestreut hat. Damit ich 1.) meinen ty-

Kurz – hat sich meiner angenommen. 20.000 Ki-

pischen Geschmack und Biss kriege und 2.) nicht

lometer legt er jedes Jahr im Dienst des frischesten

picken bleibe. Hotel Mama spielt’s nicht. Nach der

Brotes zurück, es gibt keinen, der ihn und den er

Massage darf ich wieder rasten, mindestens eine

nicht kennt.

Stunde. Stückgare nennt man das. In dieser Zeit entwickle ich die charakteristischen Risse an der

Ich liebe mich. Und dich! Der Trennungsschmerz

Oberfläche, die du sehen kannst. Und dann komm

von meinen Erzeugern weicht der Vorfreude auf

ich endlich dran zum Einschießen. Klingt gefähr-

neue Bekannte und Freunde. Denn – ohne Einbil-

licher, als es ist, obwohl man schon ein gestandenes

dung – ich weiß, dass man mich liebt. Gerade hier

Brot sein muss, um die 260° Celsius im Thermo-

in Nordtirol, obwohl ich großelterlich eigentlich

Öl-Ofen durchzuhalten. Ich werde nämlich dop-

aus Südtirol stamme. Egal, so unter uns Kosmopo-

pelt gebacken, so zwischen 40 Minuten und einer

liten. Oh, du bist auf den Geschmack gekommen.

Stunde. Mario passt da schon auf, dass Ofen keinen

Gratuliere, gute Wahl! Das wird ein langer Ge-

Blödsinn mit mir macht. Ausgebacken, wie ich bin,

nussmoment mit mir und dir.

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darf ich abkühlen …

Die fertigen Brote werden im Expedit kommissioniert und von dort zu den Kunden im Paznaun ausgeliefert. Die dürfen derweil noch einige Stunden schlafen.

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100% HAUSBACKEN. ECHT! 10

Weißt du, warum hausgemachte Kekse

haben wir zusätzlich zu unseren eigenen

so gut schmecken? Weil sie

Klassikern bei g’standenen Hausfrau-

gemacht sind.

viel Liebe und

en im Paznaun ihre liebsten und besten

das ganze industri-

Keksrezepte gesammelt. Wir backen

Erfahrung,

elle Zeug, das nicht reingehört. Und weil

all diese 31 Sorten auch

sie dich an so viele schöne Momente erin-

Darauf kannst du dich zu 100 % verlas-

nern: an den Duft von zu Hause, an den

sen. Weil wir dir ein echtes Stück Heimat

süßen Genuss in feiner Runde. Deshalb

mitgeben möchten.


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CARINA, 16 JAHRE, LEHRMADLI BEIM KURZ Jung, selbstbewusst, immer gut drauf. Warum Carina Kathrein den Traditionsberuf Konditor erlernt, erzählt die „süße Maus“ im Kurz-Interview.

Mein erster Kuchen war … Aus Sand und Matsch. Hab ich als Kind gern gemacht. Und der erste essbare? Weiß ich nicht mehr. Aber ich hatte schon immer mit Kuchen zu tun, meine Oma war Köchin und bei uns wurde viel gebacken. Heute mag ich am liebsten … Himbeer-Vanille-Torte, sowohl machen als auch essen. Dein Lieblingsmarzipanmotiv? Katze. Ich bin im Sternzeichen Löwe, musst du wissen. Zu Kurz bin ich gekommen … Durch’s Schnuppern. Hat mir sofort gefallen. Am frühen Arbeitsbeginn schätze ich besonders … Naja, sagen wir, es macht mir nichts aus. Aufstehen muss ich um ca. 6 Uhr, das geht schon.

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Meine KollegInnen sagen über mich … Dass ich voll oft und gern lache, immer gut aufgelegt bin und nicht unterzukriegen. Hoffe ich jedenfalls. Trotzdem werde ich grantig, wenn … Mir etwas nicht gelingt. Dann bin ich ganz ruhig. Sonst rede ich ja den ganzen Tag. Frag die Kollegen. Nach der Arbeit gehe ich … Shoppen, das liebe ich. Und abends aus. Aber richtig, mit Tanzen. Nur herumstehen und -schauen ist langweilig. 3 Eigenschaften deines Chefs, die ihn sympathisch machen? Oje, was für eine Frage. Also: man kann alles von ihm haben, er ist immer gut aufgelegt und ich darf Hannes sagen.

Aus meinen Kopfhörern kommt … Alles, was grad in den Charts ist.

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Auf den Teller kommt … Italienisches Essen, vor allem Nudeln, und Salat. Auf den Teller kommt sicher nicht ... Fisch und Wild. Deine traditionelle Seite? Ich bin aktives Mitglied der Musikkapelle Galtür, spiele Quer- und Piccoloflöte. Und ich koche gern für mich und meine Familie. Ich wohne ja noch daheim. Heimat? Stolze Paznaunerin! Status? In einer Beziehung.

In fünf Jahren sehe ich mich … Vielleicht irgendwo in der Patisserie. Mal sehen…

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GUXA! INSER BÄCK LÅSST INS NIT IM STICH Frisches Brot auch in der Not. Dann nämlich, wenn’s „guxnet“ und die „Stråß zuageaht“. Dann beeilt sich Seniorchef Elmar Kurz in die eigene Notbackstube in Galtür, die einzige in Tirol und mit knapp 1.600 m die höchstgelegene Österreichs.

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W

enn im Paznaun viel, viel Schnee fällt,

macht sich der 67-jährige Seniorchef bei heftigem

nennen die Einheimischen das „gux-

Schneefall schon bereit. Er informiert früh genug

nen“. Ein Schneechaos mit Lawinen-

seine beiden Nothelfer Karl und Gustl in Galtür.

gefahr und notwendiger Straßensperre zwischen

Der Karl, das ist Karl Gatt, Diakon von Galtür,

Ischgl und Galtür heißt folgerichtig „Guxa“. Das

und der Gustl ist Gustav Zangerle, beide ur-

Dorf ist dann abgeschnitten vom Rest der Welt. Und

sprünglich gelernte Bäcker, ausgebildet bei Kurz.

das kommt gar nicht so selten vor, pro Saison ein

Kommt dann per Anruf die Meldung, geht alles

bis zwei Mal, manchmal öfter. Und selten, aber doch

sehr schnell: Weil Elmar Kurz im Haus wohnt, ist

– wie bei der Lawinenkatastrophe 1999 und beim

er rasch im Bäckerg’wand und in der Notbäckerei

großen Hochwasser im Sommer 2005 – ist die Not-

im Untergeschoß. Das war nicht immer so, wie

backstube im Untergeschoß der Kurz-Filiale mit-

er sich erinnert: „Früher habe ich ja in Ischgl ge-

ten im Zentrum von Galtür auch mehrere Wochen

wohnt und manchmal haben wir es nicht mehr vor

lang in Betrieb. Jede Nacht. Denn Bevölkerung und

der Straßensperre mit dem Auto nach Galtür ge-

Gäste - immerhin bis zu 25.000 Leute in der Winter-

schafft. Dann sind wir eben zu Fuß gegangen, das

saison - benötigen ihr täglich’ Brot, auch wenn die

muss man sich heute mal vorstellen.“

Versorgung vom Stammhaus in Ischgl unterbrochen ist. Und sie sind dankbar für das „Guxa-Brot“

Teig mischen wie damals. Um spätestens ein Uhr

– schwarze und weiße Wecken mit je 1 kg Gewicht,

nachts kommt Leben in die Backstube. Dort steht

die diesen ganz besonderen Geschmack haben.

seit dem Herbst alles bereit für den Fall der Fälle: Rohstoffe für ca. 3 Wochen, darunter 50 Säcke

„Man hat es im Gefühl, wann die Straße zugeht“,

Mehl, weiters Knetmaschine, Backofen, Paletten-

berichtet Elmar Kurz aus langer Erfahrung. Wenn-

wagen, etc. Mindestens zu zweit mischen die bra-

gleich Schranken und moderne Kommunikati-

ven Bäcker die Teige – am Beispiel des Weißbrotes

onskanäle die Wahrnehmung heute unterstützen,

mit Mehl, Wasser, Hefe und Salz und: mit Hilfe

Nach der richtigen Knetmaschine für das Guxa-Brot hat Elmar Kurz lange gesucht. Fündig geworden ist er in der Schweiz. Das Kneten wie von Hand macht das Brot besonders saftig und locker.

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einer restaurierten zweiarmigen Knetmaschine aus der Schweiz. Ein unwichtiges Detail eigentlich, wenn dieses durch und durch solide Teil aus guter, alter Zeit nicht hauptverantwortlich wäre für die typischen Merkmale des Guxa-Brotes. „Die Maschine knetet wie von Hand und länger als ganz moderne Geräte. Das Brot wird viel saftiger und lockerer und bekommt diesen besonderen Geschmack. Auch das schwarze Roggenmischbrot profitiert sehr von der alten Knet-Technik.“ Die Galtürer und ihre Gäste wissen den speziellen Charakter ihres Guxa-Brotes zu schätzen. Wenn auch der Anlass nicht gerade der erfreulichste ist, so schmeckt die Tugend, die Elmar Kurz und sein kleines Team aus der Not machen, doch jedem. So nach dem Motto: mach dich rar, dann bist du der Star. So kann es schon vorkommen, dass die Kundschaft an jenen Tagen im Geschäft Schlange steht. Das Personal hinter der Theke hat dann alle Hände voll zu tun. Der Seniorchef lobt seine Mädels: „Die stehen während dieser Zeit auch unter einem enormen Druck. Denn nicht alle Leute verstehen, dass während der Straßensperre nicht das komplette Sortiment im Laden sein kann.“

» Unwetter und Straßensperren sind nie angenehm, aber die Leute freuen sich tatsächlich auf das Guxa-Brot, weil es eben so charakteristisch ist und sie es selten bekommen. «

Seniorchef Elmar Kurz bringt im Notfall seine ganze Erfahrung ein – sowohl mit dem G’spür des Ur-Paznauners für die bevorstehende Straßensperre wie auch als Bäckermeister für das schmackhafte Guxa-Brot.

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Das Gefühl für den richtigen Zeitpunkt: Mit der Routine eines ganzen Bäckerlebens weiß Elmar Kurz, wann es Zeit ist, die weißen und schwarzen Wecken auszubacken, also aus dem Ofen zu holen.

» Auch wenn wir die Gesetze der Natur nicht ändern werden, so können wir ihr doch manchmal mit der entsprechenden modernen Logistik ein Schnippchen schlagen. «

Einschießen und Ausbacken: Nach der entspre-

Sicherheit‘ für die Leut: Die Bäckerei Kurz nimmt

chenden Teigruhe formen Elmar, Karl und Gustl

ihren Auftrag als Nahversorger mehr als ernst.

die stattlichen Laibe und schießen sie ein = schie-

Dennoch ist es nicht selbstverständlich, eine ei-

ben sie in den hochmodernen Backofen. Wenige

gene Notbäckerei zu betreiben. Aber, wie Chef

Zeit später wird das fertige Brot ausgebacken, also

Hannes Kurz betont: „Die Backstube in Galtür ist

aus dem Ofen geholt. 90 Laibe Schwarzbrot und

eine Serviceleistung, die uns sehr wichtig ist. Wir

50 weiße Wecken werden es am Ende der Nacht-

leben hier in einer hochalpinen Region und die

schicht so um 9, 10 Uhr vormittags sein. Genug,

hat trotz Globalisierung ihre eigenen Regeln. Die

um die Galtürer und ihre Gäste für einen Tag lang

Abgeschiedenheit ist nicht zu unterschätzen und

mit köstlich-knusprigem Brot zu versorgen. Geht

das wollen wir vielleicht nicht immer wahr haben.

die Straße wieder auf, ist Feierabend, bleibt sie zu,

Aber wenn wir auch die Gesetze der Natur nicht

geht’s am frühen Abend weiter. Auf seinen Bäck’

ändern werden, so können wir ihr doch manchmal

kann auch das hintere Paznaun in jeder Situation

mit der entsprechenden modernen Logistik ein

zählen. Seit bald 50 Jahren schon, denn 1968 hat

Schnippchen schlagen.“

Elmar Kurz die Bäckerei in Galtür übernommen: „Seitdem war der Ort keinen einzigen Tag ohne Brot.“

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VOLLER GESCHMACK IST UNS HEILIG Warum wir auf Reisen das Bäckerhandwerk preisen. Und was wir unseren Kunden Gutes aus dem Urlaub mitbringen.

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Es war so vor vier, fünf Jahren. Auf der Heimfahrt

Wer Lob sät, erntet! Wir dürfen das Rezept mit-

aus dem Kurz-Urlaub. Zwischenstation am linken

nehmen! Wichtigste Zutat: Zeit. Weil nämlich

Seeufer des Lago Maggiore, im 140-Seelen-Dörf-

in der Schweiz generell und in der italienischen

chen Sant’Abbondio, Gemeinde Gambarogno, Be-

Schweiz speziell manches ein bissl länger dauern

zirk Locarno, im Schweizer Kanton Tessin. Nicht

darf, wird der Teig langzeitgeführt. Total unüblich

nur die quengelnden Kinder auf dem Rücksitz hat-

bei einem dunklen Brot, aber köstlich. Heißt: der

ten genug von Spaghetti, Pizza und diesem italie-

Teig ruht 24 Stunden lang im Kühlhaus, ehe er sich

nischen… nennen wir es mal Weißbrot. Und dann

mit Schrot und Korn im Ofen zu dieser vollmundi-

das: Il pane di Sant’Abbondio! Dunkel. Rustikal.

gen, länger frischen Saaten-Spezialität vereint.

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Aromatisch. Reichhaltig. Saftig. Schmeckt zu und auch mit ohne allem. Danke, lieber Gott, für diese Gabe! Danke, Bäckermeister Renato Gobbi, für dieses himmlische Kornbrot!

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KURZ-WEILE IN FORM & FUNKTION Wenn traditionelles Bäckerhandwerk und innovative Architektur auf einen Kaffee gehen, kann das spannend werden. Entspannend ebenfalls. So geschehen 2016 im Kurz’schen Stammhaus an der Ischgler Dorfstraße. Wie haben Sie das gemacht, Herr Architekt?

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Das Café teilt sich in einen öffentlicheren und einen privateren Bereich. Beide eint ein stimmiges, zeitloses Raum- und Architekturkonzept.

Lecker anzusehen, sowohl vom Rahmen wie auch vom Inhalt her: Die neue Verkaufstheke.


D

as Hauptgeschäft mit integriertem Café

Offen und doch für sich. „Die Besucher sollen nie

im Erdgeschoß der Bäckerei Konditorei

das Gefühl haben, von außen beobachtet zu wer-

Kurz war schon in die Jahre gekommen,

den. Also haben wir eine erkerartige Fassaden-

der Platz beengt, der Charme… naja. Also fassten

komposition entwickelt, die sich dem gekrümmten

die Chefleut’ Hannes & Sandra ein Herz und im

Straßenverlauf anpasst und trotzdem von jedem

Winter 2015 den Entschluss für den kompletten

Punkt des Innenraums aus den Blick auf die be-

Umbau samt Erweiterung dank frei gewordener

lebte Dorfstraße erlaubt“, deutet der Architekt mit

Geschäftsflächen im Haus. Ein Architekt, und

sanfter Handbewegung. Als Material der Wahl

zwar ein guter, musste her: Wolfgang Juen von

für die homogene Fassadengestaltung entschied

ventira architekten in Kooperation mit der Firma

man sich für hochwertiges Kupferblech, das mit

Schweitzer Ladenbau.

seinen gefalzten und gelöteten Metallbahnen und

MEHR IM INTERNET

brünierter Patina die handwerkliche Brücke zum Dem gebürtigen Kappler mit Firmensitz im

Bäcker schlägt.

schweizerischen Diepoldsau legen die Unternehmer kurz & bündig klar, was sie wollen: ein mo-

Holz, Stein & Loden spricht. Innen regieren na-

dernes Ladengeschäft mit integriertem Café, ei-

türliche Materialien: Man steht solide auf gebro-

nen stylish-gemütlichen Treffpunkt mit Zonen,

chenem schwarzen Granit, während man sich in

Nischen und Rückzugsbereichen, trotzdem über-

Richtung der Massivholzdecke aus unbehandelten

sichtlich. Einen Ort zum Entspannen und Genie-

Eichenriemen streckt. Stylishe schwarze Lampen

ßen – in Gesellschaft oder allein. Modern, redu-

hängen von ihr ab. Poppiges Grün harmoniert mit

ziert, ruhig, aber nicht langweilig. Juen legt los und

dunklem Braun bei der Stoffauswahl, die auf ech-

pendelt im Frühjahr/Sommer 2016 oft zwischen

ten Loden fiel. Auf Eiche gebürstet wird serviert,

langen Büro-Stunden und Kurz-Besuchen, bis das

an den formvollendeten Tischen ebenso wie an der

ausgereifte Konzept umgesetzt ist.

Verkaufstheke. Glas, MDF und ein wenig Edelstahl komplettieren den reduzierten Materialmix, der

„Gute Arbeit!“ möchte man dem Architekten ent-

sich durch den gesamten L-förmigen Raum zieht,

gegenrufen, als er für ein gestalterisches Aufklä-

von der öffentlicheren Fassadenfront bis zum pri-

rungsgespräch das nagelneue Café betritt, einmal

vateren „Stubenbereich“ im hinteren Teil. Überra-

in die Runde grüßt und sich auf einem der eichen-

schung auf der Toilette: schwarzen Rasenteppich an

hölzernen Design-Stühle von Thonet niederlässt.

der Decke hat nicht jeder. Die technische Ausstat-

Ein schweizer Popsender dudelt ohne Moderati-

tung des gesamten Ensembles ist state-of-the-art,

onsgefasel angenehm aus den versteckten Laut-

versteht sich. Von der Lüftung über die Klimaan-

sprechern im Hintergrund, leises Gemurmel der

lage bis zur fein abgestimmten LED-Lichtplanung.

Nebentische, ab und an klappern Löffel oder Tassen, es duftet nach frischem Brot und Kaffee, wie er sein soll. Wolfgang bestellt ein Bäcker-Frühstück und fühlt sich zu Hause. „Es war eine enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit den Bauherrn,“ stellt er gleich klar, und erzählt zuerst von der Hülle, dann von der Fülle…

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BÄCKEREI KONDITOREI KURZ: INSER BÄCK’ SEIT 1898 Eine Kirche, ein Gasthaus, ein paar Häuser und

suchtsort auch etwas bieten zu können, braucht’s

Hütten, verbunden – wenn überhaupt – durch

Visionen, Pioniere und mutige Unternehmer.

bucklige Straßen. Ein stilles, kleines Tiroler Bau-

Einer von ihnen ist Josef Kurz, der 1898 seine klei-

erndorf, irgendwo im hinteren Paznauntal. Das ist

ne Bäckerei in Ischgl aufsperrt. Dass diese knapp

Ischgl, Ende des 19. Jahrhunderts. Der boomende

120 Jahre später am gleichen Ort und geführt von

Alpinismus steckt noch in den Kinderschuhen,

seinem Urenkel Hannes immer noch und auch in

doch tut sich mit dem aufkeimenden Tourismus

weite Zukunft Einheimische wie Gäste mit ihrem

eine neue Einnahmequelle für die bitterarmen

täglich Brot versorgt, hätte er sich wohl damals

Bewohner entlegener Alpendörfer auf. Der öster-

nicht träumen lassen.

reichische und der deutsche Alpenverein hatten in

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den 1880er-Jahren diverse Schutzhütten errichtet

Die Bäckerei Kurz begleitet die heutige Touris-

und jetzt kommen die Gäste auf Sommerfrische

musregion seit den Anfängen ihrer wirtschaftli-

in die Berge, später dann auch zum Wintersport.

chen Erfolgsgeschichte mit ehrlichem, regionalen

Um den Urlaubern in ihrem inneralpinen Sehn-

Handwerk. Mehr noch: sie ist als Brötchengeberin


Ischgl Ende der 1960er Jahre. Die Silvrettaseilbahn verkehrt da schon seit einigen Jahren. © TVB Paznaun-Ischgl

im Wortsinn ein wichtiger Teil davon. Der Alpinismus der frühen Jahre. Ja, auch die schlechten Tage mit zwei Kriegen. Der Wiederaufbau. Der erste Skilift anno 1952. Die Eröffnung der Silvrettaseilbahn 1963, der damals längsten Seilschwebebahn Österreichs. Die wegweisenden Erschließungsprojekte im Skigebiet. Die Dorfentwicklung. Relax. If you can.… Ohne heimischen Bäck’ im Ort würden Ischgl und Galtür nur halb so gut schmecken. Josef Kurz (mit Schnurrbart) und Sohn Gebhard (mit Schüssel und Brotlaib), der Vater von Elmar Kurz © Bäckerei Kurz Ischgl

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S a nt 'Abbond io

SCHON PROBIERT?

BÄCKEREI KONDITOREI KURZ GMBH A-6561 Ischgl · Dorfstraße 53 Tel.: +43 5444 5211 · Fax: +43 5444 5504 office@baeckerei-kurz.at · www.baeckerei-kurz.at

Medieninhaber, Herausgeber & für den Inhalt verantwortlich: Bäckerei Konditorei Kurz, Ischgl Texte: Polak Mediaservice, Imst Gestaltung & Fotografie: West Werbeagentur GmbH, Imst


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