Wildspitze Ausgabe 7 2015

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REPORTAGE

ÖTZTALER SPEZIALITÄTEN

PORTRÄTS

Hinter den Kulissen des Ski-Weltcups

Haflinger, Gebirgswein, Alpinmusik, Mineralien

Die Frauen des Ötztals

DIE WILDSPITZE Zeitschrift für das intensive Erleben des Ötztals

Nummer 7, Oktober 2015

GEHEIMNISVOLLES ÖTZTAL

Magische Plätze

Ihr persönliches Exemplar


DER DIAMANT DER ALPEN.

Top Quality Skiing n

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24 Lifte & 110 km Pisten von 1.800 – 3.080 m Gratis Skibus im Ötztal Kinder bis Jahrgang 2007 frei Schneesicherheit bis Ende April Kein Gedränge bedeutet Sicherheit & Spass Tiroler Berggastronomie auf höchstem Niveau, Hohe Mut Alm & Top Mountain Star Naturrodelbahn in Hochgurgl Snowpark & Funslope NEU ab Dezember: Top Mountain Crosspoint, Restaurant & 10er Kabinenbahn

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24 ski lifts & 110 slope km, 1800 – 3080 m Free ski bus in the Ötztal Children born 2007 or later free of charge Snow guaranteed until late April Uncrowded slopes promise safety & fun Traditional Hohe Mut Alm mountain hut, Unique Top Mountain Star panorama bar Natural Toboggan Run in Hochgurgl Snow Park & Fun Slope NEW from December: Top Mountain Crosspoint, restaurant & 10-person mountain gondola

Garantierter

Skigenuss ohne Wartezeiten

BERGBAHNEN OBERGURGL-HOCHGURGL T +43 (0) 5256 6396, bergbahnen@obergurgl.com

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FOTOS: © Ötztal Tourismus: Klaus Andorfer, Dominic Ebenbichler, Philipp Horak; Architekt Brötz

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DIE WILDSPITZE 2015

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser, ein Dossier dieser Ausgabe der „Wildspitze“ beschäftigt sich mit Mineralien, mit unglaublich schön und virtuos geformten Steinen und Kristallen. Die Sammlung, in die Sie ab Seite 56 eintauchen können, hat uns der begeisterte Freizeitmineraloge Herbert Stecher aus Sautens zur Verfügung gestellt. Alle Exponate stammen aus dem Ötztal. Herbert Stecher hat sie in langjähriger Arbeit zusammengetragen oder, besser gesagt, den Bergen an exponierter Stelle abgerungen. Ich bin beim Betrachten der Formen und Farben dieser Steine ins Schwelgen gekommen. Sie sind Zeugen der mächtigen tektonischen Ver­ änderungen in unserem Tal, einer Zeitrechnung, in der Jahrzehnte und selbst Jahrhunderte keine Rolle spielen. Es kann ein wertvoller Hinweis sein, das eigene Tun und die eigene Anwesenheit auf völlig neue Weise in Beziehung zu unserer Landschaft zu setzen. Die veränderte Relation ist ein guter Anstoß, um ihr umso sorgfältiger und respektvoller zu begegnen. Die siebente Ausgabe der „Wildspitze“ ist ein Katalog der Leidenschaften. Das beginnt schon bei den „Magischen Plätzen“ am Beginn des Heftes, wo diesmal ausgewiesene Insider des Ötztals jene Plätze offenbaren, mit denen sie etwas ganz Besonderes verbindet. Ein hohes Maß an Begeisterung braucht es auch, um im Ötztal Wein anzubauen (Seite 42), preisgekrönte Haflinger zu züchten (S. 30), die spezielle Ötztaler Mundart in Musik zu übersetzen (S. 52) oder Bergstimmungen in Gemälde von hoher Präzision und Atmosphäre umzuwandeln (S. 46). „Die Wildspitze“ porträtiert mit einzelnen Enthusiasten die Kultur unseres Tals. Gleichzeitig kümmern wir uns natürlich mit Vehemenz darum, Ver­ anstaltungen anzubieten, für die das Ötztal zu Recht berühmt geworden ist. Wenn Sie die Reportage über die Saisoneröffnung des Skiweltcups betrachten, werden Sie staunen, wie viel Aufwand, Organisation und – ja, auch hier – ­Leidenschaft nötig sind, um die traditionellen Rennen auf dem Rettenbachgletscher perfekt über die Bühne zu bringen. Hauptfiguren ab Seite 16 sind für einmal übrigens nicht die großen Stars des Rennzirkus. In unserer Geschichte bitten wir stellvertretend alle Helfer und Mitarbeiter vor den Vorhang: Jene, die sonst im Hintergrund wirken. Jene, die mit ihrem Einsatz dafür sorgen, dass ein intensives Erleben des Ötztals an jedem Tag im Jahr möglich ist. Stellvertretend für die vielen freiwilligen Helfer beim Weltcup-Auftakt (von oben): Material- und Streckenchef Isi Grüner, Ratrak-Virtuose Markus Klotz, Kraftpaket Wolli Waldhart, Allroundhelfer Ernst Reinstadler

Ihr Oliver Schwarz Direktor Ötztal Tourismus PS: Dieses Exemplar der „Wildspitze“ gehört Ihnen. Lesen Sie es in Ihrem Urlaub. Nehmen Sie es mit nach Hause. Zeigen Sie es Ihren Freunden. Nützen Sie es, um den Ort, an dem Sie Ihre schönsten Tage verbringen, noch ein bisschen besser kennenzulernen.

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Partnerschaft Vorausschauen, Trends erkennen, Innovationen schaffen, diese Stärken zeichnen die Doppelmayr Gruppe als Weltmarktführer im Seilbahnwesen aus. Das Vertrauen unserer Kunden in unsere Fähigkeiten und Produkte ist uns Verpflichtung und Motivation. Mit Partnern wie den Ötztaler Seilbahngesellschaften ist es uns möglich, Höchstleistungen zu erbringen. Wir bedanken uns ganz herzlich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. www.doppelmayr.com

... zu Außergewöhnlichem.

Von Gewohntem ...


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INHALT

DIE WILDSPITZE 2015

MAGISCHE ORTE

Einheimische und Gäste verraten ihre Lieblingsplätze im Ötztal.  Seite 6 GEOLOGIE Carmen Fender

Ein Sammler und seine seltenen Steine aus dem Ötztal  Seite 56

KUNST

Nino Malfatti und die moderne Bergmalerei  Seite 46 HAFLINGER

Blonde Schönheit  Seite 30

Marie-Theres Riml in: „Die Frauen des Ötztals“ ab Seite 76

DOKUMENTATION MAGISCHE ORTE

6 Carmen Fender und die Stille des Brunnenbergs

8 Marialuise Reindl und die Hänge­ brücke über die Mauer Rinne

10 Werner Hanselitsch und die Hohe Mut mit ihrem Dreitausender-Blick

1 Burghard Hummel und die 2 Schwingungen des Pollestals

76 Die Frauen des Ötztals. „Die Wildspitze“ präsentiert acht starke Frauen zwischen Oetz und Vent – und was sie über die Männer des Ötztals denken.

INTERVIEW

KULTUR

64 Hubert Lepka. Der Regisseur

36 Landschaft. Das eindrucksvolle Ötztalrelief

14 Neun Fragen an Leonhard Falkner

38 Ausstellung. Einführung

REPORTAGE

40 Architektur. Die neue Mautstation

16 Weltcup. Hinter den Kulissen der legendären Saison­ eröffnungsrennen auf dem Rettenbachgletscher

DOSSIER 56 Geologie. Die erstaunlichen Mineralien von Herbert Stecher

über seine Arbeiten im Ötztal. Von „Hannibal“ zum „Friedl mit der leeren Tasche“

30 P ferde. Besuch bei den schönsten Haflingern des Ötztals

in das Alpine im Widum Vent an der Timmelsjochstraße

42 Landwirtschaft. Das Winzer-­ Ehepaar Zoller/Saumwald und sein Wein aus Haiming

44 Nostalgie. Speisekarten aus der Schillingzeit

46 Kunst. Die klassischen Bergbilder von Nino Malfatti

52 Musik. Marlon Prantl und seine Musik zur Ötztaler Mundart

SPORT UND SERVICE 68 Radsport. Die Königsetappe der Tour de Suisse 2015

7 Ski alpin. Acht schnelle Fragen 1 an Slalomstar Alexander Khoroshilov

7 Freeriding. Die besten Skiabenteurer 2 in Obergurgl-Hochgurgl

74 Wandern. Walter Klier über einen Ausflug ins Pollestal

86 Ötztalerisch-Lexikon.

Der Was-heißt-was-Test 90 Wo sind wir?, Impressum



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MAGISCHE ORTE

Ausguck in die alte Zeit

FOTO: PHILIPP HORAK, ILLUSTRATION: ROLAND VORLAUFER

Carmen Fender ist Marketingleiterin des Ötztal Tourismus und reist regelmäßig um die Welt. Wenn sie Abstand braucht, findet sie ihn am Brunnenberg bei Sölden. Carmen Fender ist zuständig dafür, das Ötz­ tal in aller Welt bekannt zu machen. Sie knüpft Kontakte, kommuniziert unablässig und reist als Vertreterin des Ötztal Tourismus regelmäßig dorthin, wo sie künftige Gäste des Ötztals weiß. Das ist ein interessanter, aber auch fordernder Job, und er bedarf eines gelegentlichen Gegengewichts. Carmen Fender ist gebürtige Sölderin. Sie lebt und arbeitet in Sölden. Wenn sie das Gefühl hat, dass sie ein bisschen Abstand zwischen sich und die Anforderungen des Alltags bringen sollte, weiß sie genau, was zu tun ist. Sie verlässt ihr Haus in Sölden, zu Fuß, versteht sich, und marschiert etwa eine Stunde lang hinauf auf den Brunnenberg. Auf dem Brunnenberg stehen zwei Alm­ hütten. Die Hütten haben Carmens Groß­ eltern gehört. Hier verbrachte sie als Mädchen viel Zeit mit der Mama, hier riecht es wie damals zeitlos nach Kindheit, und das Licht fällt genauso wie damals und immunisiert die Besucherin augenblicklich gegen die Zwänge der Gegenwart. „Hier ist es deshalb so schön“, sagt Car­ men Fender, „weil sonst gar nichts ist.“ Keine Jausenstation, kein Lift, keine Gastronomie, bloß die Landschaft in ihrer überwältigenden Ruhe und Kraft. „Gar nichts“, wiederholt Carmen Fender, „und doch so viel.“ Das zarte

Der Brunnenberg mit seinen Almhütten befindet sich etwa eine Stunde vom Zentrum Söldens entfernt. Man erreicht ihn über das Windachtal.

Carmen Fender Gewebe aus Natur, Landschaft, Ruhe und Erinnerung „gibt mir persönlich alles“. Meistens kommt Carmen Fender zu Fuß auf den Brunnenberg. Wenn es geschneit hat, nimmt sie auch einmal die Tourenski oder die Schneeschuhe. Ist sie am Brunnenberg angekommen, begrüßt sie ihren magischen Ort mit einem Lächeln. Und der Berg? Lächelt zurück.

Carmen Fender ist Marketingleiterin des Ötztal Tourismus. Niemand kennt so viele Gründe, das Ötztal zu besuchen, wie die Sölderin, die diese Gründe auf ihren Reisen an potentielle Besucher weitergibt. In ihrer Freizeit sucht sie freilich keine Attraktionen, sondern ­Einkehr. Dafür kehrt sie an Orte ihrer Kindheit zurück.

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MAGISCHE ORTE

Steig durch die Luft

FOTO: PHILIPP HORAK, ILLUSTRATION: ROLAND VORLAUFER

Marialuise Reindl betreibt eine Jausenstation in Burgstein. Die neue Hängebrücke über die „Maur Rinna“ lässt sie manchmal abheben und schweben. Marialuise Reindl betreibt die „Jausenstation Siggi“ inzwischen seit mehr als 33 Jahren. 1972 hat die Innsbruckerin, die am Achensee aufgewachsen war, hierher geheiratet und sorgt seither mit leichter Hand dafür, dass Wanderer, Kletterer und Ausflügler eine feine Mahlzeit bekommen oder, wenn sie länger bleiben wollten, ein Dach über dem Kopf. Schon immer war Burgstein ein Sonnenbalkon über dem Talboden. Von hier aus konnte man den Blick schweifen lassen, hinunter nach Längenfeld, 200 Höhenmeter unter Burgstein, hinüber nach Brand, auf gleicher Höhe, wenn auch durch die monumentale Kerbe der „Maur Rinna“ von Burgstein getrennt. Das änderte sich, als im Juli 2013 eine gewagte Konstruktion in die Luft hinaus geschlagen wurde: die wagemutige Stahl­ konstruktion einer Hängebrücke, die seither den Wanderweg zwischen Burgstein und Brand verbindet. Seit dieser Steig durch die Luft für den „Verkehr“ freigegeben ist, hat sich in Burgstein einiges geändert, sagt Marialuise Reindl. „Plötzlich kommen mehr Menschen bei uns vorbei. Einheimische wollen die ­Aussicht von der Brücke bewundern. Ältere Spaziergänger, die es gemütlicher nehmen,

Die Hängebrücke über die „Maur Rinna“, 83 Meter lang, 220 Meter über dem Talboden. Eine eigene Hundespur hilft den Begleitern der Wanderer über den Abgrund.

Marialuise Reindl können über die Brücke gehen und ein vollwertiges Wandererlebnis haben.“ Sie selbst, sagt Marialuise Reindl, ist erst später hinaus auf die 83 Meter lange Brücke getreten. Es waren Schritte ins Unbekannte, in den Luftraum, den sie jahrelang unerobert vor sich gesehen hatte und plötzlich doch beschreiten konnte. Die Magie der Konstruktion machte es möglich, 220 Meter über dem Talboden zu schweben. Marialuise Reindl betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Siegfried die ­Jausenstation Siggi in Burgstein. Die Innsbruckerin, die am Achensee aufwuchs, ist Mutter von zwei Kindern, die im Betrieb mitarbeiten. Die neue Hängebrücke ist für sie eine Attraktion, die eine neue Qualität in die Landschaft mitgebracht hat. www.burgstein.at

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MAGISCHE ORTE

Blick in die Tiefe des Seins

FOTO: PHILIPP HORAK, ILLUSTRATION: ROLAND VORLAUFER

Der Philosoph Werner Hanselitsch sucht Ruhe und findet Kraft auf der Hohen Mut in Obergurgl. Seine Ausbildung ist nicht unbedingt typisch für einen Touristiker. Werner Hanselitsch, seit drei Jahren Marketingleiter der Berg­ bahnen Obergurgl-Hochgurgl, studierte zu­ erst Philosophie an der Universität Innsbruck und verfasste im Jahr 2009 seine Dissertation über den „Status quo von abendländischer Seele und Jenseits im Lichte des gegen­ wärtigen Umgangs mit dem Tod in Tirol und Österreich“. Er habe zuerst den persön­ lichen Leidenschaften nachgespürt, sagt der 37-Jährige, bevor er als frisch promovierter Kulturwissenschaftler seinen ersten Job im Onlinemarketing annahm, einmal über die Bergkämme, drüben im Pitztal. Dort wurden die Liftbetriebe Obergurgl-Hochgurgl auf den unkonventionellen jungen Mann auf­ merksam und engagierten ihn für ihre ­Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation. Werner Hanselitsch nimmt die Vorzüge seines Arbeitsorts gern in Anspruch. „Ich arbeite“, sagt er, „an einem Ort, wo andere viel Geld dafür bezahlen, dass sie Urlaub machen dürfen.“ Er ist begeisterter Snow­ boarder, und wenn es seine Zeit erlaubt, ­w idmet er sich diesem Sport voller Hingabe. Wenn er jedoch einen Ort sucht, der ihn mit Ruhe durchströmt, der ihn nachdenken und bei sich selbst sein lässt, dann begibt er sich auf die Hohe Mut. „Die Hohe Mut ist einer der schönsten Aussichtsberge, die ich

Die Hohe Mut ist ein 2670 Meter hoher ­Aussichtsgipfel im Naturpark Ötztal. Er kann bequem mit der Bergbahn oder zu Fuß durch das Gaisbergtal oder das Rotmoostal bestiegen werden.

Werner Hanselitsch kenne“, sagt Hanselitsch, „du siehst zwanzig Dreitausender und unzählige Gletscher. Du hörst keine Straße, keinen Alltagslärm. Es ist ein Ort, um Kraft zu sammeln. Hier kann ich meine Gegenwart genießen.“ So trifft sich das Interesse des gebürtigen Innsbruckers mit seiner Umgebung. „Im ­Ötztal geht es stark um Identität – und kultu­ relle Identitäten interessieren mich persön­ lich sehr.“

Dr. Werner Hanselitsch ist Marketingleiter der Bergbahnen ObergurglHochgurgl. Der gebürtige Innsbrucker ist promovierter Philosoph und passionierter Snowboarder. Neben dem Wintersport sucht er draußen in der Natur nach Einkehr, Ruhe und Kraft.

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MAGISCHE ORTE

Schönste Plätze, beste Menschen

FOTO: PHILIPP HORAK, ILLUSTRATION: ROLAND VORLAUFER

Der Unternehmer Burghard Hummel ist mehr als die Hälfte des Jahres auf Reisen. Wenn er nach Hause kommt, sucht er das Pollestal auf. Fragt man Burghard Hummel, ob er noch so viel reist wie früher, winkt er heftig ab: „Nein, nicht im Geringsten.“ Wie viel seiner Zeit er jetzt zu Hause verbringt? „Mhm, dreißig bis vierzig Prozent.“ Bei einer Abwesenheitsquote von sechzig bis siebzig Prozent kann man sich vorstellen, wie es früher gewesen sein muss, als Burghard Hummel noch viel unter­ wegs war. Und wenn man dann tief Luft holt, um wieder zu Atem zu kommen, versteht man vielleicht erst, welche Arznei ein Ort wie das Pollestal für den polyglotten Hummel sein muss: ein Ort, wo nur das Wasser lärmt und keine Flugzeugturbinen, wo die Nebel aufsteigen und stehen bleiben dürfen, wo manchmal ein Jäger aus dem Wald kommt und mit seinem Hund über die kleine Brücke balanciert, die den Bach überspannt. „Das Tal“, sagt Hummel, „ist mein Rück­ zugsgebiet. Ich war als Kind schon regel­ mäßig dort. In der unberührten Schönheit und der eindrucksvollen Natur finde ich Ausgleich und Ruhe.“ Schließlich, sagt Hummel, nehme mit zunehmendem Alter die Intelligenz zu. Des­ halb bemühe er sich, sein Leben vornehm­ lich an Orten zu verbringen, wo er das finde, was für ihn wichtig sei: „Schönste Plätze, beste Menschen.“ „Hier kann ich ich sein“, sagt Hummel. „Treffe Menschen, die mich grüßen und res­ pektieren.“

Das Pollestal ist ein kleines, verstecktes Seitental des Ötztals. Von Huben aus erreicht man es über einen alten, steilen Fußweg, es liegt etwa 600 Meter über dem Talboden.

Burghard Hummel Das Tal erreicht er mit dem Moped oder dem E-Bike. „Denn Wanderer bin ich kei­ ner“, sagt Hummel lächelnd. „Ich schaue meinem Sohn beim Jägern zu, und manch­ mal wandere ich auch ein Stück – aber nur abwärts.“ Dann hockt er sich hin, nimmt das Fern­ glas zur Hand, sucht den Waldrand nach kleinen Sensationen ab. Und merkt, dass das Handy seit Stunden nicht geläutet hat. Kein Wunder: kein Empfang. „Dann weiß ich“, sagt Hummel, „ich bin wirklich in Sicherheit.“ Burghard Hummel, 62, betreibt einen Familienbetrieb in Längenfeld. Die meiste Zeit jedoch ist er für ein internationales Sportmarketingunternehmen auf Reisen.

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9 FRAGEN

DIE WILDSPITZE 2015

Greifvogelpark-Bewohner auf Falkner-Handschuh: „Wenn ein Adler auf deiner Faust landet, hast du ernsthaft Respekt.“


DIE WILDSPITZE 2015

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9 FRAGEN

Wie fühlt es sich an, wenn ein Adler auf der Faust landet, Herr Falkner?

Neun Fragen an Leonhard Falkner, Leiter des neuen Greifvogelparks in Umhausen

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Wie oft haben Sie selbst schon die Show im Greifvogelpark gesehen? Ich sehe sie fast jeden Tag. Wir haben seit dem 4. August 2015 geöffnet, und ich musste sehen, wie die Flugkünste unserer Vögel von den Zuschauern angenommen werden. Ich kenne die Show also in- und auswendig. Und ich freue mich darauf, dass wir im nächsten Jahr noch ein paar Vögel mehr haben werden.

2

Was fasziniert Sie an Greifvögeln? Das hautnahe Erlebnis von Lebe­wesen, die – auch wenn sie bei uns in Volieren wohnen – Wildtiere bleiben. Ihre Urkraft, ihre Schönheit, aber auch ihre Unberechenbarkeit. Du kannst nie sagen, ob ein Adler oder ein Falke die Manöver, die unsere Falkner mit ihm geübt haben, tatsächlich ausführen wird. Denn du kannst diese edlen Tiere nicht dressieren wie einen Hund.

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Was ist das Spezielle am Greifvogelpark in Umhausen? Wir stellen Zusammenhänge her. Der Greifvogelpark gehört mit dem Badeteich, dem Stuibenfall und dem ÖtziDorf zusammen. Schließlich hatte bereits der Ötzi mit Greifvögeln zu tun. Die Federn auf seinen Pfeilen beweisen das.

4

Was wissen Sie heute, was Sie früher nicht über Greifvögel wussten? Ich habe gelernt, dass es immer ein Restrisiko dafür gibt, dass die Tiere ihren eigenen Willen durchsetzen und nicht den des Falkners. Das hat mich Respekt für diese Tiere gelehrt. Ich konnte buchstäblich aus der Nähe feststellen, wie majestätisch zum Beispiel ein Adler wirklich ist.

FOTO: PHILIPP HORAK

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Was beeindruckt die Zuschauer bei der Flugshow am meisten? Wie knapp unsere Vögel bei ihren Manövern über ihre Köpfe fliegen. Dass die Vögel, die natürlich ausschließlich auf die beiden Falkner fixiert sind, so hautnah vorführen, warum sie die Könige der Lüfte sind. Wie sie geduldig ihre Beute jagen und den Falknern dabei alles abverlangen.

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Auf welchen Vogel, der für die nächsten Saisonen angeschafft wird, sind Sie am meisten neugierig? Schon auf die Adler und die Geier, die noch kommen werden. Wir haben einen Riesenseeadler im Visier, ein Tier von 2,80 Meter Flügelspannweite, ein wunder­ schönes Tier. Und natürlich die Geier: Wir hätten zwar gern einen Bartgeier, was jedoch wegen spezieller Auswilderungsmaßnahmen sehr schwierig wird. Dafür dürfen wir uns auf einen Mönchsgeier und einen Gänsegeier freuen. Wir hoffen, dass es schon 2016 so weit ist. Es kann aber auch 2017 oder 2018 werden, bis unsere Belegschaft sozusagen komplett ist.

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Wenn Sie sich einen Vogel für Umhausen wünschen dürften, welcher wäre das? Ein Kondor wäre natürlich super. Der größte Vogel der Welt.

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Ist schon einmal ein Adler auf Ihrer Faust gelandet? Ja. Als ich mir alle Greifvogelparks in Österreich ansah, durfte ich das ausprobieren. Ich kann nur sagen: Du hast vor einem Adler, der auf deiner Faust landet, ernsthaft Respekt. Die Nähe, die Unmittelbarkeit seiner Präsenz, wenn du sozusagen Nase an Schnabel bist: das sind Eindrücke, die du nicht vergisst. Zumal du genau spürst, wie viel Kraft das Tier in seinen Krallen hat. Würde er dich attackieren, wärst du jedenfalls Zweiter.

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Ideal für Ihren Job, dass Sie selbst Falkner heißen, ­r ichtig? Na ja. Noch besser für den Job wäre, wenn man Falkner ist. Ein Falkner braucht große Ruhe und Geduld. Ich als Touristiker und Marketingmensch bin dafür eher ungeeignet. Aber ich freue mich, dass ich den Vogel aus meinem Hauswappen jetzt täglich in der Arbeit in natura sehen kann.

Leonhard Falkner ist Geschäftsführer des im Sommer 2015 eröffneten Greifvogelparks Umhausen. Der Greifvogelpark gehört wie das Ötzi-Dorf, der Stuibenfall und der Badeteich zur Vereinigung „Urkraft Umhausen“. Derzeit befinden sich 21 Vögel – Steinadler, Seeadler, Rotschwanzbussard, Wanderfalke, Schneeeule, Kolkrabe – in Umhausen. Für die nächste Saison wird der Bestand planmäßig vergrößert. www.greifvogelpark.at


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REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015


VOLLGAS IN DEN WINTER

Reportage. Der Weltcup-Auftakt in Sölden ist ein großes Fest des Sports, des Schnees, der Geschwindigkeit – und der Gemeinsamkeit. Philipp Horak zeigt, wie sich unzählige Mitarbeiter und Freiwillige vor und hinter den Kulissen ins Zeug legen, damit das Fest gelingen kann.


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REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015


Wenn am Ende der Piste, im Zielraum des Rennens, das Podium aufgebaut wird, ist der Applaus fĂźr den Sieger noch nicht zu hĂśren. Aber man kann ihn schon ahnen.


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REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015

Jeder Meter der Strecke – und abseits der Strecke – muss perfekt vermessen, ausgeleuchtet und eingepegelt werden. Nur so kann das Erlebnis in alle Welt übertragen werden.



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REPORTAGE

Wenn die L채ufer in den Zielhang einbiegen, haben sie nur Augen f체r den Zielbogen. Dabei offenbart sich ihnen auf dem Rettenbachgletscher eine echte Weltlandschaft.

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WILDSPITZE 2015

REPORTAGE

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Was auf dem Gletscher geschieht, wird augenblicklich und in Echtzeit in die ganze Welt 端bertragen. Nur zwischendurch hat der Kommentator Zeit f端r einen Schluck Apfelsaft.


W채hrend der Sieger stolz seinen Platz auf dem Podium ansteuert und die Fans ihn angemessen feiern, sorgen die Freiwilligen daf체r, dass auch die Kulisse gute Figur macht.


DIE WILDSPITZE 2015

REPORTAGE

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REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015

DER WELTCUP

DAS FACT-SHEET 3040

2670  370

Höhe in Metern für die Starthausposition

für den Zieleinlauf

1170

Länge der Strecke in Metern

15,5  33,1

in Metern zwischen Start und Ziel

65

Höhe in Metern

Minimale Neigung der Piste in Prozent

Maximale Neigung der Piste in Prozent

Piste in Prozent

46  75

Durchschnittliche Neigung der

Minimale Anzahl der Tore pro Kurs

Tore pro Kurs

Höhenunterschied

54

Maximale Anzahl der

Minimale Durchschnittsgeschwindigkeit der Läufer,

die den Kurs beenden, in Kilometern pro Stunde

85

Maximale Durchschnittsgeschwindig-

keit der Läufer, die den Kurs beenden, in Kilometern pro Stunde Meter an Absperrzaun für die Veranstaltung das Rennen

11.500  260

3500

7000

Benötigte

Benötigte Meter Sicherheitsnetz für

Benötigte Kabel für die TV-Übertragung in Metern

Benötigte Meter Airfence

1993  2000  2002

Benötigte Meter Absperrgitter

in dem ein Weltcuprennen am Rettenbachferner stattfand Rennen am Rettenbachferner die Weltcupsaison eröffnen

180

Erstes Jahr,

Jahr, seit dem die

Jahr, in dem das erste

Damenrennen jemals von drei zeitgleichen Läuferinnen gewonnen wurde (Tina Maze, Andrine Flemmen, Nicole Hosp)

3

Anzahl der meisten Siege, die ein einzelner Athlet/eine einzelne

Athletin in Sölden erzielte (Tina Maze, Hermann Maier, Ted Ligety) der Zuschauer beim Herrenrennen im Jahr 2014

15.000

Anzahl

2,63  2,75

bei Damenrennen (Anita Wachter vor Sophie Lefranc, 1993)

Rekordvorsprung in Sekunden Rekordvorsprung

in Sekunden bei Herrenrennen (Ted Ligety vor Manfred Mölgg, 2012) Und übrigens:

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So viele Ausgaben der WILDSPITZE gibt es bereits!


Granat

Hochalpenstraร e | 2.509 m

Tirols schรถnste Erfahrung

Passmuseum Fernrohr

5 Stationen, ein Erlebnis.

Steg

Schmuggler

innt g e b ls a T s e d Am Ende izont ! ein neuer Hor

/timmelsjoch

www.timmelsjoch.com


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Haflinger-Musterstute Sowina. Weltsiegerin bei der Weltausstellung 2015 in Ebbs

REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015


Blick auf die Koppel der Haflingerherde in Obergurgl

DIE BLONDE URKRAFT Pferde. Aus einer Zucht in Obergurgl stammen einige der schönsten Haflinger der Welt.


REPORTAGE

Z Moderne Haflinger sind anmutig und elegant. Ihre Zeit als grobschlächtiges Arbeitspferd ist Geschichte.

Rares Dokument: Siegerschärpe der Stute Sowina aus der Obergurgler Zucht

uerst das Donner­ wetter: Wenn die Stall­ tür geöffnet wird und die Haflinger hinaus in ihre Koppel dürfen, dann eilt ihnen ein Geräusch voraus, das klingt, als würden zehn Marschtrommler ihre Pauken bearbeiten. Der Boden vibriert. Die Pferde galoppieren. Dann die Überraschung: Die Haflinger­ herde, die sich über den Hügel am Rand von Obergurgl verteilt, hat nichts mit den Tieren zu tun, für die man Haflinger einmal gehalten hat: Die Pferde sind anmutig und elegant. Ihre Bewegungen sind harmonisch und leicht. Keine Spur mehr von den Lastund Nutzpferden vergangener Generationen. Diese Haflinger feiern ihre Schönheit, wenn sie den Kopf in den Nacken werfen, wenn die blonden Mähnen wehen, wenn die Fohlen mit ihren zu langen Beinen den Muttertieren davonspringen und sich nicht mehr einholen lassen wollen. In der Mitte der Herde eine Stute namens Sowina. Sie ist ein besonderes Pferd. Die 16-jährige „Haflinger Prädikats-Zuchtstute PE 17527/T Sowina“ wurde Weltsiegerin bei den Zuchtstuten auf der Weltausstellung 2015 in Ebbs. „Das“, sagt Lukas Scheiber, der Be­ sitzer des Stalls und der Stute, „war ein ganz besonderer Moment für die ganze Familie.“ Denn einen Weltsieger kann man auch mit größtem Aufwand nicht einfach her­ stellen. Das Tier muss dafür geeignet sein. Aber es muss auch am Tag X der alle fünf

DIE WILDSPITZE 2015

Jahre stattfindenden Weltausstellungen seine Trümpfe ausspielen können, von der natür­ lichen Schönheit bis zu den Qualitäten in der Bewegung und der Kommunikation mit dem Menschen. „Der Sieg kam für uns ab­ solut unerwartet“, sagt Lukas Scheiber, und wenn man dem Lächeln glauben darf, das dabei über sein Gesicht huscht, dann hält die Freude darüber uneingeschränkt an. Lukas Scheiber ist Hotelier in Obergurgl. Die Haflingerzucht gehört zu seiner Familie wie das Piccard-Denkmal auf den Hauptplatz seines Dorfes. Schon Angelus Scheiber, Lukas’ Großvater, war daran beteiligt gewesen, in den zwanziger Jahren Haflinger aus Südtirol nach Zams zu holen und den Tiroler Haf­ lingerzuchtverband zu gründen, dem er von 1946 bis 1972 als Obmann vorstand. In dieser Zeit begann die grundlegende Veränderung des Haflingers vom stämmigen Bergpferd über das Universalpferd bis zum eleganten Freizeitpferd, als das die Haflinger heute gelten. Diese Entwicklung verdankt sich strengen Zuchtordnungen und der ordnen­ den Hand einiger Pioniere. Sie stellten sicher, dass die sieben Blutslinien der Haflinger, die alle auf den legendären Hengst „249 Folie“ aus Schluderns im Vinschgau zurückzu­ führen sind, bis heute erhalten blieben. Jener „Folie“, so die Chronik, sei 1874 aus einer veredelten Landstute und dem Araber­ halbblut El Bedavi hervorgegangen und gelte als Stammvater der Haflinger. Er sei dafür verantwortlich, dass die Nachkommen „sein arabisch angehauchtes Exterieur und vor allem die Palominofarbe“ geerbt hätten, „welche heute als Rassemerkmal gilt“.

Züchter Lukas Scheiber: Die Haflingerzucht ist tief in der Familiengeschichte des Vorsitzenden der Welthaflingervereinigung verankert.

FOTOS: PHILIPP HORAK

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Sechzehnj채hrige Haflingerstute Sowina: ein Bild von einem eleganten Freizeitpferd


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REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015

Wer ist die Schnellste: reine Freude an der Bewegung in der Haflingerkoppel

Wenn in einem Haflingergestüt schöne Pferde grasen, dann ist das kein Zufall, sondern das Ergebnis akribischer Zuchtarbeit.

Die Entwicklung der Haflinger zu einem der beliebtesten Pferde der Welt – heute werden in mehr als vierzig Staaten der Welt Haflinger gezüchtet und eingesetzt – ist mit einer gewissen Konkurrenz zwischen Süd­ tiroler und Nordtiroler Züchtern verbunden. In den Zehnerjahren des 20. Jahrhunderts standen zum Beispiel die meisten Stuten in Südtirol, während sich alle Hengste in Nord­ tirol befanden. Die anhaltende Konkurrenz zwischen den Verbänden spiegelte sich nicht zuletzt darin, dass sich konkurrierende Weltund Europaverbände entwickelten, die von Nord- bzw. Südtirol aus kontrolliert wurden. Lukas Scheiber ist in die Haflingerzucht mit all ihren Facetten hineingeboren. Sein Vater Erich, Sohn von Angelus, war Obmann im Verein Ötztal gewesen, und Lukas lernte das Genre von früh auf kennen. Er atmete den Geruch des Stalls ein, erlebte die Ge­ schäftigkeit bei den Versteigerungen auf dem Fohlenhof in Ebbs, genoss die Atmosphäre bei den Ausstellungen und Sportveranstal­ tungen – er selbst fährt noch immer manch­ mal mit der Kutsche ins Gelände, während andere seiner Pferde an den Dressur-, Reitund Springveranstaltungen teilnehmen. Die Leidenschaft für seine Pferde moti­ vierte ihn, sich auch im Verband zu engagie­

ren. Dabei gelang es Scheiber, alte Gräben zuzuschütten und dazu beizutragen, dass aus verschiedenen internationalen Verbänden eine einzige Welthaflingervereinigung ent­ standen ist. Deren Vorsitz hat Lukas Scheiber inzwischen übernommen. Wenn in der Gurgler Koppel und einigen anderen Gestüten im Ötztal also gesunde, elegante, wunderschöne Haflinger spielen und grasen, dann ist das keine Selbst­ verständlichkeit, sondern das Ergebnis ­minutiöser Zuchtarbeit. Lukas Scheiber schätzt, dass er an 200 Tagen im Jahr für dieses Ziel, gesunde, schöne Haflinger nach­ zuzüchten, unterwegs ist, um für perfekte Rahmenbedingungen zu sorgen und immer wieder Pferde zu begutachten, damit die gelungensten Exemplare für die Nachzucht ausgewählt werden können. „Aber“, sagt Scheiber, „es bleibt immer eine gewisse Unwägbarkeit. Kein Pferd ist wie das andere, kein Fohlen wie das Fohlen davor oder danach. Das macht die exakte Zucht unplanbar.“ Er lässt den Blick über die Tiere in seinem Stall schweifen, wo an den Koppeln Namen und Auszeichnungen der Pferde angeschla­ gen sind. „Doch das ist natürlich das Salz in der Suppe.“


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KULTUR

DIE WILDSPITZE 2015


KULTUR

DIE WILDSPITZE 2015

HÖHENFLUG

Modell. Am Taleingang, in Ambach, ist das ganze Ötztal zu sehen: aus der Vogelperspektive

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as Ötztal ist 3,70 Meter lang und 2,30 Meter breit. Es besitzt fünf Talstufen, zahlreiche Seitentäler und eine eindrucksvolle Gipfellandschaft, die das Tal einsäumt. Es ist von wilder, zerklüfteter Schönheit und bietet sich unserem Blick ausgestreckt dar, als würden wir langsam und hoch in der Luft über der Tal­ sohle schweben. Im Infopoint des Ötztal Tourismus in Ambach, gleich am Taleingang, wurde das ganze Ötztal vom Modellbauer Wolfgang Busch aus Bischofswiesen (bei Berchtesgaden) in ein Modell im Maßstab 1:20.000 verwandelt. Jede Bergfalte, jede Scharte kann hier nachempfunden werden. Ein vertiefendes Vergnügen für alle, die ihre Wanderungen und Ausflüge im Kontext des gesamten Tals sehen wollen – oder sich im Maßstab 1:20.000 auf Expeditionen im Kopf begeben möchten. Infopoint Ambach: Ambach 26, 6433 Oetz, +43 (0)57 200 700

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KULTUR

DIE WILDSPITZE 2015

EIN DACH FÜR DEN BERG

Ausstellung. Im ersten Stock des Widums Vent präsentiert der Naturpark Ötztal faszinierende Einblicke in die wechselnde Geschichte der Berglandschaft.

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as Widum Vent ist ein schönes, ehrwürdiges Haus. Es wurde, auch wenn es viel älter aus­ sieht, in den fünfziger Jahren für den Pfarrer des Ortes gebaut. Seit dem Spätsommer 2015 hat der Naturpark Ötztal den ersten Stock des Widums übernommen und zeigt darin eine Ausstellung über die Vielfalt der Venter Naturthemen. Bilder vom Schaftrieb von Schnals über die Gletscher (u. a. von „Wildspitze“-Fotograf Philipp Horak) gehören genauso dazu wie Präparate typischer Bergvögel (deren Stimmen man sich beiläufig anhören

kann) oder die Auflistung der Flur­ namen. Der Tourismuspionier Franz Senn findet ebenso seinen Platz in der Ausstellung wie die Besiedelungs­ geschichte der Region, deren prominentester Zeuge der Ötzi ist. Den Ausstellungsmachern von liquid frontiers gelingt es auf engem Raum, überraschende Fakten und Erzählweisen in Beziehung zueinander zu setzen und das Verständnis für die Vielschichtigkeit des sensiblen alpinen Lebensraums zu wecken – und natür­ lich dafür, wie fragil das Gleichgewicht ist, in dem sich dieser befindet.

FOTOS: EXPA/ PIXSELL/ GORAN STANZL

Widum Vent und Ausstellungsräume im ersten Stock: sensible Einführung in die hochalpine Lebenswelt


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KULTUR

DIE WILDSPITZE 2015

MIT SCHWUNG ÜBER DIE STRASSE

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as Gebäude zeigt dem Berg die Stirn und schwingt sich über die Straße. Die Holzverkleidung nimmt die Stimmung der exponierten Lage am Beginn der Timmels­jochstraße auf. Der Haller Architekt Michael Brötz hat das Multifunktions­ gebäude mit dem anspielungs­ reichen Namen „Top Mountain Crosspoint“ bewusst niedrig gehalten, um es trotz einer Flä­ che von mehr als 6000

Quadratmetern ­optimal mit der Landschaft zu verschmelzen. Hier werden ab 2016 sowohl die Mautstelle für die Timmels­ jochstraße, die Talstation der neuen Kirchenkarbahn, ein Motorradmuseum als auch ein Restaurant untergebracht sein. Die Timmelsjochstraße, schon jetzt von Werner Tscholls großartigen Objekten gesäumt, bekommt ein neues architekto­ nisches Ausrufezeichen.

CrosspointGrundriss: ein Gebäude, vier Funktionen

RENDERING: MICHAEL BRÖTZ

Architektur. Der neue Top Mountain Crosspoint vereint temperamentvoll Funktion und Form.


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ausgestattetes Skirenn-Event mit einem großen Starterfeld

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KULTUR

DIE WILDSPITZE 2015

Weingarten vor den Felsen des Tschirgant, 650 Meter hoch, Haiming, Ötztal

3000 LITER HÖHENWEIN

Landwirtschaft. Weinberge, die diesen Namen verdienen. Ein Winzer-Ehepaar, das seinen Bergen Ötztaler Wein abgewinnt.

D

er Mann mit der Reinhold-Messner-Frisur hat natürlich gute Nerven. Die braucht es auch, wenn man in einer Ski- und Gipfelgegend die Funktionswäsche zur Seite legt und stattdessen die Arbeitshandschuhe anzieht, um in ­Haiming, auf 650 Meter Höhe, fünfzig Stöcke Chardonnay auszupflanzen und damit einen Alltag als Winzer zu begründen. Das war im Jahr 1997, und der zukünftige Weinberg reagierte großzügig. Es handelt sich um einen steilen, nach Süden aus­ gerichteten Hang zwischen dem Inn und einer Steilwand des Tschirgant, wo Sonnenlicht,

Stauhitze, Feuchtigkeit und ­mikroklimatische Feinheiten eine Allianz miteinander ein­ gingen, die es dem Mann mit der Reinhold-Messner-Frisur erlaubten, noch einmal hundert weitere Stöcke auszupflanzen und erste kleine Traubenernten einzubringen, die im Jahr 2000 zum ersten Mal Ötztaler Wein hergaben. „Vierzehn Liter haben wir vom Zweitausender rausbekommen“, sagt Peter Zoller lächelnd. „Zwei Flaschen davon haben wir noch.“ Das Weingut Zoller-Saumwald hat sich seit 1997 auf gesunde Weise ausgewachsen. Auf drei Weinbergen von insgesamt

1,5 Hektar Größe produzieren Zoller und seine Frau Elisabeth Saumwald inzwischen die Weißweinsorten Chardonnay, MüllerThurgau, Sauvignon Blanc, einen reinsortigen Blauburgunder und eine Rotwein-Cuvée aus Zweigelt und Merlot. Das Lehrerpaar – beide unterrichten an der Handelsakademie in Imst – hatte sich zuerst in privaten Schulungen das Rüstzeug für die ersten, noch amateurhaften Versuche, Wein zu keltern, erworben. Dann folgte die Vertiefung: Workshops, Weinreisen, Gespräche über ­Kellertechnik, Kurse an der Weinakademie in Rust. Natürlich ist das Gebirge kein gewöhnlicher Ort für hochkarätigen Weinbau. Doch wenn es in Südtirol und Graubünden möglich ist, erstklassigen Wein zu produzieren, warum nicht auch in Haiming? Peter Zoller und Elisabeth Saumwald glaubten an die besonderen Möglichkeiten ihrer Hänge, an die Rückstrahlwärme des Felsens, an die klimatischen Feinheiten, die gute, aromatische

Trauben reifen ließen. Wenn ihre Leidenschaft von manchen misstrauisch betrachtet oder belächelt wurde, ließ sie das kalt. Als 2007 die ersten Weine die Qualitätsprüfung bestanden und eine staatliche Prüfnummer bekamen, „war das für uns ein Quantensprung“, sagt Peter Zoller. Das Weingut ist seither gewachsen. Die Jahresproduktion beträgt 3000 Liter. In einer Lounge am Weinberg kann der frische, klare Wein verkostet werden. Und die Nachfrage ist beträchtlich. Als zuletzt ein ­großes Hotel aus der Umgebung gleich 1250 Flaschen bestellen wollte, musste Peter Zoller, inzwischen Obmann des Tiroler Weinbauverbandes, lächelnd ­ablehnen. „In dieser Größen­ ordnung spielen wir nicht. Und werden wir auch in Zukunft nicht spielen.“ Dafür ist die Lage des Weinguts in den Bergen zu speziell. Und dazu gefällt es den Winzern auch zu gut, Exoten im eigenen Land zu sein.

FOTOS: PHILIPP HORAK

Elisabeth Saumwald und Peter Zoller: 1,5 Hektar Weinberg, 3000 Liter Jahresproduktion


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REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015

DIE ÄRA DER HORSD’ŒUVRES

Nostalgie. Blick auf eine Ötztaler Speisekarte aus der Schillingzeit


Bedenkt man, dass diese Speisenkarte aus Siebzigern stammt, staunt man 체ber die Weltl채ufigkeit des Angebots. Man beachte: Dreisprachigkeit und fast unmerklich korrigierte Preisliste


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KUNST

DAS WESEN DER STEINE Kunst. Dem Maler Nino Malfatti gelingt ein heikler Spagat: Er malt Berge, ohne der Versuchung zu erliegen, sie zu verklären. Stattdessen malt er „abstrakte Bilder, die Landschaften zeigen“. Werkstattbesuch bei einem Klassiker. Von Christian Seiler

Ein Leichtes, 11. 6. bis 2. 8. 2015 Dieses hier zum ersten Mal publizierte Bild Nino Malfattis ist hinter der Larstigalm im Larstigtal fotografiert. Der Gipfel im Hintergrund ist der Strahlkogel.

DIE WILDSPITZE 2015


DIE WILDSPITZE 2015

KUNST

„Ein Leichtes: Der Titel ist, wie ich es ja immer versuche, ein bisschen ironisch – die schwere Urgesteinsmasse ist wirklich nicht leicht, aber vielleicht durch die Malerei ein wenig.“ Nino Malfatti

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KUNST

DIE WILDSPITZE 2015

Ötztaler – Ansicht für Geübte. 8. 1. bis 18. 2. 2003 Nino Malfattis monumentales Ötztal-Panorama

Schöner Zufall, 23. 4. bis 28. 5. 2010 Steinlandschaft aus dem Tumpental

Landesübliche Schönheit, 2008 Blick auf die Talleitspitze


DIE WILDSPITZE 2015

KUNST

„Das persönliche ­Experiment, als Maler den Weg in die amorphe und kristalline Welt der Felsen zu gehen, ihre geheimnisvolle Gegenständlichkeit bisweilen vollkommen abstrakt zu sehen, erschloss mir ein kaum auszuschöpfendes Thema für meine Malerei.“ Nino Malfatti

Subtile Höhere Gewalt, 28. 12. 2007 bis 9. 1. 2008 Blick Richtung Erlanger Hütte und Wildgratspitze

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KUNST

DIE WILDSPITZE 2015

S

obald der Maler Nino Malfatti ein neues Bild in Angriff nimmt, schnürt er seine Berg­ schuhe. Er steckt sich die kleine Kamera ein, kon­ sultiert die Wanderkarte und fährt, sobald er sei­ nen Weg in die richtige Umgebung gemacht hat, seine Antennen aus. Dann verwandelt er sich vom drahtigen, schlanken Wanderer in den Künstler, der den Blick wie ein Funkfeuer schweifen lässt, damit auf seiner Netzhaut das neue, das nächste Bild entstehen kann. Das ist die festgeschriebene Reihenfolge: Nino Malfatti wandert, bis ihm ein Bild ­w iderfährt, eine Perspektive, eine Struktur, die er für malenswert hält. Erst nach diesem Prozess der figurativen Inspiration beginnt die langsame Verwandlung dessen, was er sieht, in das, was sein Publikum sehen wird, Monate, Jahre später. Zuerst hält Nino Malfatti sein Bild mit der Kamera fest. Er bestimmt den Bildausschnitt, rückt die grafischen Linien ins Muster, bis sie ihm harmonisch und interessant erscheinen. Er komponiert sein Bild. Er nimmt die Stim­ mung auf, die ihn bei seinem Anblick über­ kommt. Er transportiert die Farben der ­Berglandschaft, wie sie sind und wie sie sein könnten, mit ins Tal.

A

us den verschiedenen Varianten ­seiner Bilder wählt er im Atelier ­jenes aus, das er für gültig erachtet. Noch existiert keine Leinwand, kein Format, nicht einmal die Entscheidung, mit welchen Farben – Wasserfarben, Pastellfarben, Öl­ farben – gearbeitet wird. Doch der kreative Prozess ist weit fortgeschritten und geht ­langsam in das Handwerk des Malers über. Malfatti teilt das Foto mit Kugelschreiber in kleine Rechtecke, die er wiederum maßstabs­ getreu auf die Leinwand überträgt. So holt er sich wichtige Anhaltspunkte, um die Um­ risse der Komposition mit spitzem, hartem Bleistift nachzuzeichnen. Manchmal – wie im Fall der Komposition „Ein Leichtes“, die in dieser „Wildspitze“ zum ersten Mal veröffentlicht wird – ist die Rea­lität aber nicht ausreichend. Nino Mal­fatti fügte dem Schwung der Talsohle eine Auswölbung aus Fels hinzu, weil ihm die ­Linie ohne Unterbrechung zu banal schien. Erst als diese Korrektur perfekt saß, begann er mit der Tätigkeit, die den Maler landläufig beschreibt: Mischte die Farben an und begann sie auf der Leinwand aufzu­

Nino Malfatti, rechts, in seinem Atelier in Sautens. Links das bearbeitete Vorlagenfoto für das Aquarell

tragen, Pinselstrich für Pinselstrich, Fläche für Fläche. Nino Malfatti, 75, stammt aus Innsbruck. Er ist ein regelmäßiger Pendler zwischen ­Berlin, wo er seit vierzig Jahren als Maler und Restaurator lebt, und Sautens, wo seine Frau Hilde und er ein Haus mit angeschlos­ senem Atelier bewohnen. Das Haus ist das Vermächtnis von Malfattis Mutter, die sich lange einen Ort mit unverstellter Aussicht und frischen Winden gewünscht und die Wiese in Sautens, wo das Holzhaus jetzt steht, wenige Jahre vor ihrem Tod eigenwillig angeschafft hatte. Malfatti mochte das Haus schnell. Gemein­ sam mit seiner Frau, einer Architektin, gestal­ tete er es nach dem Tod der Mutter nach den eigenen Vorstellungen, puristisch, klar und von warmer Menschlichkeit. Er genoss die ­langen Abende im Sommer und fand sich

­ umorvoll mit der Tatsache ab, dass zur Zeit h der Wintersonnenwende in Sautens gerade 18 Minuten lang die Sonne scheint.

M

alfatti legte seine Meisterprüfung als Maler an der Gewerbeschule in Innsbruck ab, bevor er an der Wiener Akademie der bildenden Künste ­Malerei, Grafik und Restaurierung studierte. Als er als Stipendiat der Villa Romana in ­Florenz Markus Lüpertz kennenlernte, sagte ihm der: „Du musst nach Berlin, Nino.“ Das nahm der Angesprochene sich zu Herzen, übersiedelte, übernahm eine Gastprofessur für Mal­technik an der Universität der Künste und richtete sich ein Atelier ein, in dem er sowohl moderne Kunst restaurierte, unter anderem von Giganten wie Frank Stella und Claes O ­ ldenburg, als auch seine eigene Kunst ­vorantrieb.


DIE WILDSPITZE 2015

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KUNST

formationen seine Motive aufzuspüren. „Ich wurde“, sagt Malfatti lächelnd, „zum abstrak­ ten Maler, der Landschaften malt.“ Es brauchte ein Erweckungserlebnis, dass der Zeitgenosse Malfatti sich auch an den ersten Gipfel wagte. Hans Jäger lud Nino Ende der Neunziger zu einer Ausstellung ein, und damals entwickelte er das Projekt, nach einem Werk des Münchner Malers Zeno Diemer. Als er die B ­ ilder Diemers sah, der unter anderem das monumentale Rund­ gemälde der Schlacht am Berg Isel gemalt hatte, fiel ihm der Stahlstich eines Panoramas des Weißkammes mit der Wildspitze und den umliegenden Gipfeln auf. Das sieben mal vierzehn Meter große Original war für die Weltausstellung in C ­ hicago 1893 gemalt wor­ den – und verlorengegangen. Malfatti hatte einen kühnen Gedanken. Was, wenn er das verlorene Bild neu malen würde? „Die Idee“, schreibt er, „breitete sich wie ein intensiver, süßherber Geruch im ­R aume aus.“ Die Möglichkeit, die gnaden­ lose Veränderung der Landschaft mit ihren stark abgeschmolzenen Gletschern – „als ­litten sie unter Parodontose“ – zu zeigen, ­triumphierte über ideologische Vorbehalte. 1998 wurde das Bild im Format 244 mal 494 Zentimeter fertig, und in Hans Jägers Galerie zum alten Oetztal ausgestellt. Nino Malfattis Einstieg in die Reifezeit als klassischer Maler, ein einigermaßen monumentales Ausrufe­ zeichen.

N Z

u Beginn seiner Karriere thematisierte Nino Malfatti Alltagsgegenstände wie Pflugmesser oder Dosenöffner und stellte diese seriell auf seinen Zeichnungen dar. Später begannen die Hintergründe, imaginäre, klar strukturierte Landschaften, wichtiger zu werden, in den Vordergrund zu treten und selbst zum Thema zu werden. Malfatti, der in seiner Freizeit begeistert bergsteigen ging, spürte schon früh den Wunsch, die Landschaften, die er liebte, auch zu malen. Gleichzeitig wusste er, dass Landschaftsmalerei in den ausgehenden siebziger Jahren etwa so angesagt war wie Heimatdichtung und Volksmusik – sie gehör­ te zu den Künsten, die von der Revolution der Populärkultur gerade erst hinweggefegt ­worden waren. Malfatti erlebte mit, wie ­einige seiner Freunde und Kollegen als „Neue Wilde“ mit viel Farbe und wenig

­ emmungen Weltkarriere machten. Aber er H fühlte sich nicht in der Lage, auf denselben Zug aufzuspringen. Er verstand sich zu sehr als klassischer Maler. Er bewunderte Figuren wie den Biedermeiermaler Joseph Anton Koch, dem es gelungen war, mit Bergbildern höchste künstlerische Reputation zu erlan­ gen, ein Vorhaben, das zu seiner, Malfattis Zeit in diesem Genre einfach unmöglich war. „Bergmalerei war tabu, ein schwer belastetes Thema“, schrieb Malfatti in seinem Katalog „Das Chicago-Projekt“, „Kitsch und in der Kunst nach dem Kriege so gut wie nicht vor­ handen.“ Malfatti behalf sich damit, dass er zwar Berglandschaften malte, sich aber lange ­weigerte, seinen Bildern auch die Gipfel hin­ zuzufügen. Das gab ihm, dem leisen Ironiker, die Möglichkeit, entlang den Strukturen der Felsen, deren Abbrüchen und Trans­

ino Malfattis Bilder werden in be­ deutenden Museen Mitteleuropas ausgestellt. Der Schweizer Schrift­ steller Adolf Muschg schrieb über Malfattis Bilder: „Hier werden keine schon bekannten Berge malerisch, hier wird Malerei berg­ förmig, sie liegt definitiv im Jenseits der ­Mimesis.“ Soll heißen: Das Abstrakte wohnt auch dem Figurativen inne. Inzwischen lächelt Malfatti über Zu­ schreibungen aller Art. Er ist bei sich selbst angekommen. Die Frage, ob er ein moderner Maler ist, kann er mit gutem Gewissen ver­ neinen. Er verwendet keine digitalen Auf­ bereitungen, keine Spritzpistolen, malt, wie er sagt, „mit Essig und Öl“. Er vertraut seinen Bildern. Er vertraut seinen Stimmungen, auch wenn er sie immer wieder auf den Prüf­ stand stellt. Als er das Aquarell „Ein Leichtes“ malte, stieg er zum Beispiel noch einmal an den Ort auf, wo er das Foto für die Vorlage ­gemacht hatte. Er wollte spüren, ob die ­Atmosphäre stimmt. Er wollte seine Emp­ findungen in Übereinstimmung mit dem Ausdruck, dem Spiel der Farben bringen. Das gehört so zu seiner Arbeit wie das ­Mischen der Farben – und das Zerstreuen der Zweifel.


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MUSIK

DIE WILDSPITZE 2015

MARLONS ETZTOLER UKULELE

Musik. Wer glaubt, der Titel sei ein Versehen, irrt selbst. Diese Geschichte stellt den Ötztaler Musiker Marlon Prantl vor, der die Ukulele wie ein Popstar spielt – und dazu Texte im tiefsten Dialekt des Tales abliefert. Kulturerbewürdig.

S

eine Stimme ist rund und tragfähig. Sein Humor ist durchschlagend. Seine ­Melodien sind eingängig, flüsternd oder tanzfreudig, und nur ein Faktor schlägt aus der Art der Musik, wie sie Marlon Prantl spielt: die Sprache. Denn die Sprache sträubt sich ­gegen die einladende Verständlichkeit, wie sie die Musik ausstrahlt. Wenn die Musik wohlklingende Popmusik mit alpinen Ein­ sprengseln ist, dann ist die Sprache die Spra­ che die Sprache – reines, unangekränkeltes Ötztalerisch. Kann also passieren, dass Mar­ lon Prantl einen Rocksong anstimmt, eine Geschichte zu erzählen beginnt, die seltsam vertraut klingt – und an den richtigen Stel­ len lachen erst recht wieder die Ötztaler. Erste Klarstellung: Der Mann heißt wirk­ lich so. Marlon ist zwar nur der zweite Vor­ name des Mannes mit den besonders großen, dunklen Augen, aber schon in seiner Schul­

zeit hatten seine Kollegen aufgehört, ihn ­Michael – erster Vorname – zu nennen. ­Marlon ist also Marlon, so wie Prantl Prantl ist – und Prantl ist eine Familie, in der die Musik seit Generationen eine bestimmende Rolle spielt. Zweite Klarstellung: Das Ötztal ist als musi­ kalische Landschaft nicht gerade berühmt. Das kirchliche Tanz- und Musizierverbot hatte dafür gesorgt, dass musikalische Traditionen gar nicht erst entstehen konnten. Wenn ­Marlons Urgroßvater Bernhard Stippler mit seinen Kollegen also die Instrumente aus­ packte und Die wilde Banda gründete, dann war das nicht nur ein musikalisches, sondern ein geradezu revolutionäres Ereignis. Marlons Vater Gerhard – der Mann, dem auffiel, wie gut sich Marlon auf Prantl reimt – gründete seinerseits die Rockcombo The Black Dreamers, was bestimmt nicht als poli­ tisches Statement gemeint war. Sie spielten Rock-’n’-Roll-Klassiker und Beatles-Songs, es war ein schöner und ungewohnter Lärm im

Marlon Prantl, TV-Moderator mit Vergangenheit als Kommerzmusiker und Gegenwart als Sprachkonservator. Prädikat: unterhaltsam


FOTO: PHILIPP HORAK

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MUSIK

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MUSIK

DIE WILDSPITZE 2015

Tal. Der junge Marlon, Jahrgang 1976, nahm diesen Lärm sozusagen mit der Muttermilch auf, während der Vater das Schlagzeug be­ arbeitete. Klavier an der Landesmusikschule, Chor­ musik, Stimmbildung: Marlons Ausbildung war durchaus klassisch, wofür er sich mit der Gründung seiner ersten Band Sinnless revan­ chierte. (Das ist kein Schreibfehler: Es ging nicht um Sünden, sondern um das Übergeordnete, nämlich die Verbindung von deutsch- und englischsprachiger Populärkultur in Form eigener Songs.) Um Sinnless zum Fliegen zu bringen, ­begannen Marlon und seine Kollegen zu touren, spielten bei jeder Gelegenheit, ganz egal, ob die Anlässe kulturell, subkulturell oder eher antikulturell waren. Die Band spielte, was gefiel – und Marlon erwarb sich in dieser Zeit als Kommerzmusiker ein feines Gefühl dafür, was Menschen hören wollen. Er hatte auch kein Problem, die gefragten Genres so rasch zu wechseln wie einen Radio­ sender. Spielte Rockhadern genauso wie Bluesballaden oder Popklassiker. An dieser Stelle setzte al­ lerdings ein feiner, sensibler Misston ein. Denn Marlon Prantl wollte das Thema Volksmusik nicht so einfach abhaken wie die Schlager, die er bei Hochzeiten und Volksfesten spielte. Er be­ gann sich dafür zu inter­ essieren, wie denn die Musik seiner engeren Heimat tat­ sächlich geklungen hatte, an jener Wasserscheide zwischen Prantl-Alben „aLP“ Kunst- und Volksmusik, wo (2015) und „Drweilong“ traditionelle Musiken von (2014; mit Hans Haid). Erhältlich über ­jeher verortet sind. tyroll.at Er stieß auf die Arbeit Franz Friedrich Kohls, eines Wiener Gelehrten, dessen Feldforschung die Grundlage für den Kanon „Echte Tiroler­ lieder“ war. Natürlich lernte er auch Hans Haid kennen, den Ötztaler Querschädel, ­Poeten und Volksgutforscher, und dessen Frau, die Musikwissenschaftlerin Gerlinde. Marlon, der inzwischen angefangen hatte, für die Videoproduktionsfirma Ötzal-TV zu arbeiten, kniete sich über die Quellen – und behielt sich doch vor, ihnen etwas hinzuzu­ fügen. Als er bei den „Alpentönen“ in Ober­ gurgl wieder Hans Haid traf, fragte er ihn, ob er nicht eines seiner Gedichte vertonen


dürfe: „Schützenkompanie IV“: „schüech­ plattlen/fenschterlen/loaterle schteign/trocht oonlegn/ploosmusig schpiiln/oongsöüffnr jöüdlen/summrspröüssige engländar­ maadlen/plüet aufrischn/schüechplattlen/ pilln schluckn/mandr, is isch zeit!!!“ Das war der Startschuss für eine weg­ weisende Zusammenarbeit zwischen dem jungen Marlon und dem alten Hans. Marlon besuchte Hans, um ihm das Ergebnis vor­ zuspielen, „ein bisschen knieweich, muss ich zugeben“. Als er fertig war, sagte Hans nur: „Ja. Ge­ waltig.“ „Heißt das“, fragte Marlon, „dass du ein­ verstanden bist?“ „Freilich.“ Aus dem Einverständnis entstand das ­A lbum „Drweilong“, Musik und Poesie im Ötztaler Dialekt. Und natürlich vergaß der Medienprofi Marlon nicht, hinzuzufügen, dass es sich bei diesem Dialekt immerhin um

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MUSIK

F OTO: RUDI W YHLIDAL

DIE WILDSPITZE 2015

Knieweich, als er ihm die erste Vertonung eines Gedichts vorspielte: Marlon und Hans Haid

den Unesco-Weltkulturerbe-Dialekt handelt. „Drweilong“ ist ein schönes, lustiges, nach­ denkliches, sperriges, erstaunliches Album. Es ist eine Einstiegsdroge für Liebhaber fremder, merkwürdiger Sprachen und

r­ eflektiert auf poetische Weise den Sound, der im Ötztal sowieso an jeder Ecke gepflegt wird, eckig, kantig, urwüchsig. Ob das nun alte oder neue Volksmusik ist, alpine Welt­ musik oder weltliche Alpinmusik – wer will das wissen? Wichtig ist, dass es sie gibt. „Ja“, sagt Marlon, wie immer die Sonnen­ brille hoch auf die Stirn geschoben und das nächste Grinsen schon im Anrollen, „denn damit ist ein Nagel eingeschlagen. Mit diesem Album wird man wissen, wie der Ötztaler ­Dialekt im Jahr 2015 geklungen hat.“ Das fand auch Marlons Onkel Franz, der aus Niederösterreich zu einem Konzert ins Ötztal gekommen war. Er klatschte und ­jubelte nach der letzten Zugabe wie kein Zweiter. Als ein glücklicher Marlon zu ihm kam und fragte, wie es ihm gefallen habe, sagte er: „Sehr.“ „Und hast du alles verstanden?“ „Nicht ein Wort.“

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REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015

1 Pegmatitgranat FU N DORT:

Gries, Winnebachgebiet Pegmatite sind im ÖtztalStubai-Altkristallin sehr selten. Das Kristallisations­ alter dieser AlmandinSpessartin-Granate: zirka 460 Millionen Jahre. In dieser langen Zeit erfolgten mehrere metamorphe Ereignisse. Deshalb sind die kristallographisch so perfekt erhaltenen Granate etwas Besonderes. In diesem Pegmatitgang ist der Granat mit Turmalin und Muskovit vergesellschafte­t. Zu finden sind diese ­Pegmatite sehr schwer.

GLANZ DER JAHRTAUSENDE Natur. Die geologische Geschichte des Ötztals in ­maximaler Verdichtung. Der begeisterte Mineralien­ sammler Herbert Stecher hat für die „Wildspitze“ seine ­Privatsammlung geöffnet und die schönsten und ­seltensten Fundstücke für uns beschrieben.


57

REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015

2 Muskovit FU N DORT:

Umhausen, Larstigtal Gehört zur Gruppe der Glimmer. Muskovit ist in vielen metamorphen, magmatischen und sedimentären Gesteinen vorhanden und fällt aufgrund seines Glitzerns sofort ins Auge. Das Schichtsilikat ist leicht in beinahe durch­ sichtige, biegsame Blättchen spaltbar.

3

Andalusit FU N DORT:

Umhausen, Horlachtal Das Aluminiumsilikat Andalusit ist so wie die Minerale Disthen und Sillimanit sehr charakteristisch für bestimmte Bedingungen der Regionalmetamorphose. Das Mineral ist in Quarzknauern innerhalb der mineralreichen Glimmerschieferzonen zu finden.


REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015

Hochwilde 3.480 m

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Fundstelle "Ötzi" Saykogel 3.355 m H o c h j o

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Kesselwand

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Linker Fernerkogl 3.277 m

Innere Schwarze Schneid 3.340 m

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VÄussere Schwarze Schneid 3.255 m

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Brunnenkogl 3.438 m

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Lenzen Alm 1.896 m

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Hapmesköpfe 3.289 m Grubenkopf 2.821 m

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arlesferner Watzespitze 3.532 m

Seekarlesschneid 3.207 m

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Stabelealm 1.908 m

1.180 m

Freilichtmuseum

686

Hemerkogel 2.759 m

Dorf

Rotpleiskopf 2.884 m

Langer Grieskögel 2.884 m

Wurzbergalm 1.575 m Winklen

Wiesle 1.500 m

186

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Larstigalm 1.777 m

Haidenspitze 2.975 m

Kras

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Klein-

1.036 m

Waldcafe Stuböbele

Gamskogel 2.985 m

Farst

Dortmunder Hütte 1.950 m

Drei-Seen-Hütte 2.311 m

Roter Kogel 2.827 m

Hintere Karlesspitze 2.641 m

Hochwanner 2.488 m

Wörgegratspitze 2.716 m

Tumpen

8

Hochoetz

2.017 m

Knappenhaus

Balbach Alm 1.957 m

Obere Issalm Pirchkogel 2.828 m

11

Habichen

Acherberg Alm 1.888 m

6

Paragliding Landeplatz

Rafting

ICE Q

Outdoorparcours

Kajaking

Hängebrücke

Canyoning

Go-Kart-Bahn

Bootsverleih

Campingplatz

Schwimmbad - Badesee

690 11

Predigtstuhl 2283 m

Greifvogelpark Ötzi-Dorf

Top Mountain Star

Timmelsjoch Hochalpenstraße

Mountainbikestrecke

WIDI’s Spielplätze

Ötztal Trail - MTB-Strecke

Ein mineralogisches Panorama Ötztal Trek - Wanderweg

Kinderspielplätze

ÖTZTAL TOURISMUS 6450 Sölden Austria T +43 (0) 57200 F +43 (0) 57200 201 info@oetztal.com www.oetztal.com

SAUTENS

6002

812 m

Tu r m museum

6001

11

Oetzerberg 1.420 m

Oetzerau 1.016 m

659

Ebene

658

Ambach

Amberger See (Brandsee)

Sattele 1.690 m

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Klettersteig

608

tzt a l e r A c h

Klettergarten

Paragliding Startplatz

Haderlehn

Ö

Aussichtspunkt

Knappenweg

970 m

1.538 m

Inn Roppen 724 m

11

Ötztal-Bahnhof

Geocaching Schatzsuche

WO DIE RAREN STEINE GEFUNDEN WURDEN SS

Tirol Therme AQUA DOME Kurzentrum Umhausen Archäologische Fundstelle, Museum Hütte bewirtschaftet

Piburg

820 m

Berggasthof Schönblick 1.400 m

Ochsengarten Feldringalm 1.888 m

Bahnhof, Flughafen

Piburger See

OETZ

1.802 m

Information

690

S

KühtaileAlm 1.988 m Panorama Restaurant 659 2.020 m

Maisalpe 1.631 m

6001

Bielefelder Hütte 2.150 m

Almhof Mareil 1.740 m

Kreuzjochkogel 2.746 m

Blosse 2.536 m

186

Marlstein

Rietzer Grieskogel 2.884 m

Erster Karkopf 2.513 m

Armelen Hütte 1.747 m

S

2.020 m

Issalm 1.754 m

Vordere Tumpenalm 1.831 m

936 m

Wetterkreuzkogel 2.591 m

Kühtai

Hahnenkamm 2.497 m

Hoher Karkopf 2.686 m

Wechnerkogel 2.954 m

Vordere Karlesspitze 2.574 m

Speicher Längental

Hochalter 2.678 m

Hintere Tumpenalm

11

Acherkogel 3.007 m

Gaiskogel 2.820 m

Murmentenkarspitze 2.770 m

Weiter Karkopf 2.774 m

Gehsteigalm

1.482 m

Wildgrat 2.971 m

Brechkogel 2.936 m Hochkogel 2.728 m

Kreuzjochspitze 2.675 m

Östen

Speicher Finstertal

Sellraintal - Innsbruck

11

Wettersee

Erlanger Hütte

Hochbrunnachkogel 2.889m

Zwölferkogel 2.988 m

Pockkogel 2.807 m

Vordere Fundusalm

635

Sulzkogel 3.016 m

Steintalspitzen 2.741 m

Schafhimmel 2.820 m

Vordere Leierstalalm

Horlachalm

Gamskögele 2.912 m

Finstertaler Scharte

Lehnerjoch

Kreuzjöchlspitze 2.980 m

UMHAUSEN

Hohe Wasserfalle 3.003 m

Leierskopf 2.812 m

Wenderkogel 656 2.200 m

1.401 m

693

Kraspesspitze 2.954 m

Räuhengrat 2.814 m

601

Fundusfeiler 3.079 m

Badesee Umhausen

S

Narrenkogel 2.309 m

Zwieselbachalm

Gross-

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663

Hintere Fundusalm

Köfels 684

601 Bichl 1.550 m Stuibenfall

Frischmannhütte 2.192 m

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1.550 m

663

Schweinfurter Hütte 2.028 m

Hohe Seite 2.852 m

Unterried

Niederthai

Nederkogel 2.755 m

Zwieselbacher Roßkogel 3.081 m

Blockkogel 3.097 m

636

Au

Gleirscher Roßkogel 2.994 m

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11

662

Satteljoch 2.735 m

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Oberried

Larstiggrat 3.087 m

Zwieselbacher Grieskogel 3.055 m

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LÄNGENFELD

Grastalsee

Strahlkogel 3.168 m

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Hörndle 2.985 m

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Innerbergalm 1.990 m

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Sonnenwand 3.106 m

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Brand 1.385 m

Unterlehnerhof 1.454 m

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ZwieselbachLarstigspitze joch 3.172 m r ne er hf c ba l e ies

Plattigkogel 3.089 m

1.180 m

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Hauerseehütte 2.383 m

Hauersee

Huben

1.424 m

1.569 m

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2.491 m

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Luibiskogel 3.110 m

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Burgstein

Rofelwand 3.353 m

Hundstalkogel 3.080 m

Felderkogel 3.071 m

Breitlehnalm Hauerkogel 1.874 m Ötztaler

Gries

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15

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Nisslalm 2.051 m 634

Gleirscher Fernerkogel 3.189 m

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Hoher Seeblaskogel 3.235 m

Grubenwand 3.173 m

Winkle

Schönrinnenkarsee

Putzenkarschneid 3.129 m

Breitlehnjoch

Polltalalm 1.840 m

GH Feuerstein 1.505 m

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Grubealm 1.687 m

Gänsekragen 2.914 m Breiter Grieskogel 3.287 m

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Verpeilspitze 3.423 m

Rüsselsheimer Hütte

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Hahlkogel 2.734 m

Hahlkogelhaus 2.042 m 11

Gamskogel Gamskogl 2813 m

Winnebachseehütte 2.361 m

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Amberger Hütte Sulztalalm 1.898 m

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638

Pollesalm 1.776 m Äusserer

Jausenstation Hochwald 1.580 m

1.260 m

Lochkogel 3.044 m Geißlehnkogel 3.052 m

Zischgeles 3.004 m

Gh. Granstein

603

Aschbach

Breiter Kogel 3.293 m

704 m

186

Ötztaler Wasserläufer Wege

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1.013 m

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HAIMING

Aussichtsplattform

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14

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Schlierenzau

670 m

Gesamtlänge Ötztal 67 km

Haiming - Vent

57,7 km

Haiming - Obergurgl

54,1 km

Innsbruck - Salzburg Wien - München

15

Magerbach

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D

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Imst- Fernpaß München - Zürich

A12

Haimingerberg

Naturpark Ötztal Ausstellung

er

Ölgrubenspitzen 3.295 m Pitztaler Urkund 3.197 m

Bodenegg

649

Tonigenkogel 3.011 m

Schrandele 3.392 m

Bachfallenkopf 3.178 m

rn

Su

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Murkarspitze 3.150 m

Reichenkarspitze 2.971 m

Längentaler Weißer Kogel 3.217 m

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Bliggspitze 3.453 m

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Wildes Hinterbergl 3.288 m

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12

Schrankogel 3.497 m

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Weißer Kogl 3.407 m

Heiligkreuz Mittagskogl h ac 3.159 m nb Braunschweiger Hütte tte Gaislachkogl Re 2.759 m Gh. Silbertal Schussgrubenkogl 3.058 m Pitztaler Jöchl 1.982 m S 3.211 m Brunnenkoglhaus Zwieselstein Gaislach Alm Fiegl`s Hütte Rotkoglhütte Schwarzkogl 2.738 m Gh. Sonneck 1.472 m 1.959 m 2.662 m 3.016 m Bubi’s Schi- & Almhütte Da Stubaier Wildspitze Wassertalkogel Lochle Alm un Löple Alm Heide Alm 3.341 m 3.252 m Rotkogl ko Windacher 1.843 m Goldegg Alm 2.947 m 679 Westlicher Daunkogl g 1.912 m 644 Hochstubaihütte Daunkogl Moos Alm Hühnersteig´n 3.348 m 3.174 m Puitkogel 3.301 m 1.448 m 11 2.000 m Söldenkogl 648 3.343 m Gampe Thaya 2.902 m 641 Brunnenberg Alm 2.000 m Wilde Leck Gampe Alm 1.972 m Hinterer Daunkopf Grieskogl 2.000 m 3.359 m Kleble Alm Mittelberg 3.225 m 2.911 m Sonnblick 651 1.736 m 1.983 m 2.090 m 679 Stallwies Alm 1.842 m Innerer Kuhscheibe Hohe Geige Hochsölden Leiteralm Wartkogel 3.188 m 3.392 m SÖLDEN Mandarfen 1.910 m 2.692 m 2.090 m 1.670 m 1.377 m Freizeit er Edelweisshütte Bockkogelfern hlkarferner Arena Peerlersee Pirc 645 1.821 m 691

Sahnestüberl 1.658 m

Wannenkarsee

Hildesheimerhütte 2.899 m

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Brandenburger Haus 3.272 m

Hochvernagtspitze 3.535 m

Naturpark Ö tztal Ta

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3.433 m

arferner Vernagt Hütte 2755 m

Gh. Geierwallihof 2.014 m Stableinalm 2.356 m

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Fundstelle "Hohler Stein" Fundstelle "Jägerlager"

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Kesselwandspitze f e r n e r 3.414 m Fluchtkogel 3.497 m

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Breslauer Hütte Gh. Rofenhof 2.848 m 2.014 m

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Guslarspitzen 3.147 m

Hochjoch Hospiz 2.413 m

Wildspitze 3.774 m

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Weißkugel 3.739 m

Schöne Aussicht 2.846 m

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Hochjoch

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Kreuzspitze 3.455 m

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Similaunhütte 3.019 m

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Tiefenbachkogl e 3.250 m chf

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Niederjoch

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Finailspitze 3.516 m

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Martin-Busch-Hütte 2.501 m

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Wilde Rötespitze 2.966 m

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Nederkogl 3.163 m

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Zirmkogel 3.278 m

HOCHGURGL

Wannenkogel 3.089 m

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Zuckerhütl 3.507 m

David’s Hütte 1.946 m

1.930 m

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Siegerlandhütte 2.710 m

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Gampleskogel 3.399 m

Schönwieshütte 2.266 m

OBERGURGL

Schermerspitze 3.116 m

Schraakogel 3.137 m

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Langtalereck Hütte 2.430 m Hohe-Mut Alm 2.659 m 11

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Hangerer 3.020 m

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Firmisanschneid 3.490 m D i e

Ramolhaus 3.005 m.R a m o l j o c h 3.189 m Sp ie ge Ramolkogel lf 3.549 m e

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Festkogel 3.038 m

Königskogel 3.050 m

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Mutmalspitze 3.522 m

SchalfkogelS chalf ferner 3.537 m

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Granatenkogel 3.318 m

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Hochwildehaus 2.866 m

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Eiskögele 3.233 m

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Kolbenspitze 2.868 m

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Similaun 3.606 m

Hintere Schwärze 3.624 m

Karlesspitze 3.462 m

Lodnerspitze 3.228 m

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58

Haiminger Alm 1.786 m


DIE WILDSPITZE 2015

59

REPORTAGE

Riffkalk

Aktinolith

FU N DORT:

FU N DORT:

Bergsturzgebiet Tschirgant

Umhausen, Ortsnähe

Von der Ötztaler Ache geschliffen. Der Riffkalk entstand in Lagunen vor rund 235 Mil­ lionen Jahren.

4

5

6

7 Andalusit

Milchquarznadeln

FU N DORT:

Geigenkamm, Felderkogel

FU N DORT:

Haiming, Amberg

Andalusitkristalle sind meistens dicksäulig mit nahezu quadratischem Querschnitt, und die Oberfläche ist häufig durch ­Umwandlung ­verglimmert.

Die Quarznadeln konnten in ­schmalen Klüften wachsen. Quarz ist eines der ­häufigsten ­Mineralien der kontinentalen ­Erdkruste.

Kelyphit­ granat

Man bezeichnet dieses Mineral auch als Strahlstein, es gehört zu den Amphibolen (Hornblende).

8

9

FU N DORT:

Oetz, Habichen Eingebettet in ­Aktinolithgestein, zeigt der Granat unterschiedlich ­starke Umwandlungserscheinungen.

Köfelsit

FU N DORT: Köfels

Ein durch den Köfels-Bergsturz (vor etwa 8700 Jahren) entstandenes Gestein. Die durch Reibungsdruck erzeugte Hitze von rund 900 Grad schmolz das Gestein auf, das dann als Bimsstein erstarrte.


60

REPORTAGE

10

Turmalin FU N DORT:

Gries, Winnebachgebiet – so wie der Pegmatitgranat Alle Turmaline dieses ­Pegmatits sind schwarz und nennen sich Schörl. Sie haben eine maximale Länge von zwölf Zenti­ metern und einen Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern.

11

Granat FU N DORT:

Gurgl, Gaisbergtal Das bekannteste Mineral des Tales. Dieser Almandingranat kristallisiert nach dem kubischen System als „Granatoeder“ (Rhombendodekaeder, besteht aus 12 Rauten). In diesen mineralreichen Gesteinen des Schneeberger Zuges sind die bis zu zehn Zentimeter großen Granate relativ leicht zu finden.

DIE WILDSPITZE 2015

12


DIE WILDSPITZE 2015

61

REPORTAGE

Pyrit im Amphibolit FU N DORT: Gries, Sulztal

Im zirka 300 Meter breiten Amphibolitzug zwischen Längenfeld und SÜlden, wo sich verschiedenartige Amphibolitzonen abwechseln, gibt es auch kleine karbonatische Linsen. In diesen Marmoren ist teilweise Pyrit zu finden. Dieses sulfidische Mineral wird im Volksmund auch Katzengold genannt.


62

REPORTAGE

13

Kalzite/ Aragonite FU N DORT:

Haiming, Tschirgant

DIE WILDSPITZE 2015

14

Der Tschirgant gehört nicht zum Ötztal-StubaiAltkristallinblock. Das Karbonat ist das formen­ reichste Mineral.

Epidot FU N DORT:

Geigenkamm, Luibiskogel Ein strahliges durch Meta­ morphose entstandenes Mineral aus ehemaligem Kalzium und ­aluminiumreichem Gestein mit Erzeinlagerungen (Chalkopyrit).

15 Eklogit

FU N DORT: Huben

Hochmeta­ morphes Gestein, das in sehr großer Tiefe von bis zu 25 Kilometern entstand. Besitzt deshalb hohes spezifisches Gewicht. Danach erfolgte eine Erhitzung auf etwa 600 Grad. Diverse Umwandlungen in Eklogit-Amphibolit sind erfolgt und dauern noch an.

DER TIEFGÄNGER

16

Disthen FU N DORT:

Gurgl, Rotmoostal Ein Alumosilikat, das durch seine blaue Farbe sehr gut erkennbar ist.

Herbert Stecher, 63, erarbeitete sich die Leidenschaft für Mineralien von oben nach unten. Dreißig Jahre lang ging der Mann aus Sautens in die Berge, ohne viel mehr als Kalk und Granit auseinanderzukennen. Dann be­ gann ihn der Blick auf den Boden jedoch zu inspirieren. Mit dem Fund der ersten inter­ essanten Steine wollte Stecher den Dingen im wahrsten Sinn des Wortes auf den Grund gehen. Er eignete sich akribisch geologi­ sches und mineralogisches Wissen an, um es Wanderung für Wanderung in die Praxis umsetzen zu können: Stecher studierte die Gesteinstopographie des Ötztals. Er lernte, welche Gesteine man sehen muss, um eine Chance zu haben, andere, seltenere zu fin­ den. Er hielt sich fit, um für die Touren zu ausgesetzten Fundorten gewappnet zu sein und – oft in atemberaubender Wildnis – die Steine zu finden, in denen er seither ver­ dichtete Zeit und permanente Verwandlung entdeckt. Stecher ist ein kompetenter, leiden­ schaftlicher Mineraloge, dessen Sammlung von Ötztaler Gesteinen außergewöhnlich, interessant und schön ist – siehe die Ab­ bildungen. Die beste Nachricht aber ist: Sie wächst immer weiter.

Herbert Stecher, 63 Der passionierte ­Amateurmineraloge aus Sautens hat auf höchst aufwendigen Beutezügen in den Ötztaler Alpen eine beispiellose Sammlung an Mineralien zusammengetragen. Für die „Wildspitze“ öffnete Stecher seine sonst nicht öffentlich zugänglichen Schatzkisten.


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64

KULTUR

DIE WILDSPITZE 2015

W

Interview mit dem Regisseur Hubert Lepka über das Ötztal, seine Inszenierungen „Hannibal“ und „Friedl mit der leeren Tasche“, Zeitgärten und Größenwahn

Zur Person Hubert Lepka, Jahrgang 1958, ist ein ­österreichischer Choreograf und Regisseur. Er ist studierter Jurist und ausgebildeter ­Sänger. Er und das von ihm gegründete ­Theaternetzwerk lawine torrèn wurden durch künstlerische Interventionen und Inszenie­ rungen an ungewöhnlichen Orten berühmt. Lepka funktionierte Flughäfen, Flüsse, ­abgelegene Landschaften und Rennstrecken zu Bühnen um und schlug Brücken zwischen alter Mythologie und moderner Technik. Im Ötztal inszenierte Lepka zuerst mit über 500 Teilnehmern das Historiendrama ­„Hannibal“ auf dem Rettenbachferner (seit 2001 jeweils im April zu sehen, das nächste Mal 2017) und seit 2014 die Spuren­ suche „Friedl mit der leeren Tasche“, bei der Darsteller und Zuschauer gemeinsam von Vent zum Niederjochferner wandern (nächste Aufführungen im September 2016).

I L DSPI TZ E: Wie verschafft man sich als Künstler einen so speziellen Zugang zum Ötztal wie Sie? Ihre Inszenierungen nehmen ja auf verschiedene Weise die Eigenheiten des Tales auf. H U BE RT L E PK A : Mein „Schuhlöffel“ ins Ötztal war Ernst Lorenzi. Ernst hat mich eingeladen, nach Sölden zu kommen und mir den Gletscher anzuschauen. Weil ich ein neugieriger Mensch bin, bin ich der Einladung gefolgt. Hatte Ernst Lorenzi, ein bekannter ­Ötztaler Freigeist und Projektentwickler, schon den Hintergedanken, dass man den Gletscher in eine Bühne verwandeln kann? Er hatte das, glaube ich, schon jahrelang im Kopf gehabt. Als er dann eine Air-Show besucht hat, die wir im Jahr 2000 für das ­österreichische Bundesheer gestaltet haben, hat ihn das umgehauen – und inspiriert. Die Show hieß „Wildnis Luft“, und Ernst nahm gleich darauf Kontakt zu mir auf und bat mich, mir den Gletscher einmal ­anzusehen. Was haben Sie gesehen, als Sie vor dem Gletscher standen? Eine nackte Eiskulisse. Der Gletscher ist im August ja wirklich vollkommen nackt. Es gibt keinen Schnee mehr auf dieser Höhe, auf 2700 Metern, es rinnen die Schmelzwässer über das Eis ab und bilden Bäche. Schaut ­alles sehr fremdartig aus. Ein sehr beeindruckendes Bild. Gleichzeitig war zu sehen, dass diese Elefantenhaut, die der Gletscher ausbildet, auch in anderem Sinne vielleicht eine Elefantenhaut sein könnte. Quasi eine Projektionsfläche für Hannibals Alpenquerung. Das war ein relativ spontaner Einfall.

Stammt die Idee von Ihnen? Um ganz genau zu sein, lässt sich das nicht nachvollziehen. Ernst und ich sind gemeinsam da gestanden. Ernst meinte, dass die beiden Pistenbullys, die dort standen, wie die Bullen von Red Bull aussehen. Da musste ich ihm zustimmen. Gleichzeitig hätte man sie aber auch als Elefanten interpretieren können. Damit war ein Anstoß gegeben, den Hannibal-Stoff näher in Augenschein zu nehmen. Es hat sich dann sehr schnell ­gezeigt, dass der Stoff sensationell gut ist. Wie sind Sie vorgegangen? Haben Sie die historischen Quellen sortiert? Es ist Recherche. Man muss nicht verhehlen, dass wir im Zeitalter von Wikipedia leben. Man schaut halt mal nach. Ich kannte den Stoff ja noch aus meiner Schulzeit, er hatte einen großen Eindruck auf mich gemacht, als ich zwölf war. Und da dachte ich, vielleicht ist Hannibal auch für einen Vierzigjährigen noch interessant. War klar, dass eine „Hannibal“-Inszenierung auf dem Gletscher etwas Monumen­ tales haben muss? Die große Geste ist Ihnen ja nicht fremd. Sie sind mehr dafür bekannt als für Ihre Kammerspiele. Das stimmt – wobei ich glaube, dass die Kammerspiele sehr gut sind. Aber das Besondere an der „Hannibal“-Inszenierung ist natürlich die Gratwanderung unserer Kunst, die sehr großflächig, aber auch durchaus kammerspielartig sein kann. Wie gelingt das? Indem wir im Vorfeld sehr minutiös filmisch arbeiten und die Großaufnahme, die im Film so bedeutend ist, für das Theatralische aufbereiten. Also es war bei „Hannibal“ kein Widerspruch, auch in die Seele der Menschen zu sehen. Gerade der psycho­

FOTO: BERND SPÖTTL

„WIR SIND SEHR WEIT GEGANGEN“


DIE WILDSPITZE 2015

KULTUR

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66 logische Blick in die Hannibal-Rolle war ­einer der spannendsten Aspekte der Arbeit. Wie bringen Sie denn das Gigantische der Inszenierung unter Kontrolle? Wie nähert man sich der großen Materialschlacht an? Natürlich denkt man von Anfang an gleich daran, dass Hannibal mit 36 Elefanten über die Alpen marschierte. Also brauchten wir idealerweise 36 Pistenbullys. Ich fragte Ernst: „Gibt es so viele im Tal?“ Ernst sagte: „Kommt ungefähr hin.“ Dann war da die Idee, die Lebenswelt der Antike ins Stück einzubeziehen und verschiedene Gottheiten, die auf den verschiedenen Seiten standen. Das wollten wir mit Fluggeräten darstellen. Da nützten uns natürlich unsere guten Kontakte zum österreichischen Bundesheer und zu Red Bull. Wir konnten also von Anfang an ziemlich groß denken. Aber wie kommt das ganz Große unter Kontrolle, der Effekt in die Geschichte? Natürlich mussten wir penibel darauf achten, wie die Geschichte gut erzählt werden kann. Da waren Autor und Komponist genauso ­gefordert, wie die Umsetzer unseres Größenwahns. Wann hatten Sie das Gefühl, dass die ­Fäden der Produktion wirklich vernünftig zusammenlaufen? Da gab es zwei Aspekte: Das eine war die große Seite. Wie bekommt man die Player an einen Tisch? Da ist es uns gelungen, ­sowohl die Red-Bull-Seite als auch die TalSeite, also die Falkners und Rimls aus dem Ötztal, vom Projekt zu überzeugen. Auf der anderen Seite standen wir vor der Aufgabe, eine spannende Erzählung zu schaffen. Und das eine hatte mit dem anderen in diesem Moment noch nicht so viel zu tun. Das war ein Spagat, der gar nicht so einfach zu bewältigen war. Gab es Kämpfe? Natürlich. Ich habe mehrere Wochen mit Joey Wimplinger, dem Autor, um alles Mög­ liche gefochten, weil wir erst die Dimension der ganzen Sache erfassen mussten. Es waren mancherlei Kompromisse nötig, die ich im Nachhinein aber für gut erachte. Wir hatten etwas größer gedacht, als es dann herauskam. Was haben wir nicht gesehen? Wir hätten ganz gern gehabt, dass das ­österreichische Bundesheer mit einer Rotte Draken über den Gletscher fliegt und sehr laut ist. Das ist uns nie gelungen, und vielleicht ist das gar nicht so schlecht. In der ­ersten Version hätten wir auch drei, vier Heereshelikopter gebraucht. Letztlich ist es dann bei einem geblieben. Der macht seine Sache aber so fantastisch gut und virtuos, dass mir das eigentlich lieber ist als die ­g roße Leistungsshow, unter Anführungs­ zeichen. Wie fühlt sich der Regisseur, wenn er sieht, dass tausende Autos von unten die

KULTUR

Wandertheater „Friedl mit der leeren Tasche“ bei Vent

Großrauminszenierung „Hannibal“ auf dem Rettenbachgletscher

Gletscherstraße nach oben fahren und ein riesiges Publikum auf den Gletscher bringen? So einen Blick auf das eintreffende Publikum hat man in keinem anderen ­T heater der Welt. Wenn ich die Autos sehe, werde ich definitiv nervös. Dann weiß ich, jetzt kommt das ­Publikum und es gibt keinen Weg mehr ­zurück, es ist so weit. Das ist immer etwa eine Stunde vor der Show. Dann bekomme ich nasse Hände und werde sehr, sehr a­ uf­geregt. Man kann sich da beruhigen, weil ich es halt schon kenne. Aber das ist nur die eine Seite. Die andere ist, dass es mich wirklich sehr, sehr stolz macht, wenn tausende Menschen die Mühe auf sich n ­ ehmen, mit uns das ­R isiko dieses Abends einzugehen. Man weiß ja schließlich nie, wie Hannibal die Alpenquerung diesmal b ­ ewältigt. Wie begegnen Sie der Nervosität? Wir haben ein Ritual entwickelt. 70 bis 80 Menschen von den 500, die an der Show beteiligt sind, kommen eine Stunde vor Beginn zusammen, geben sich die Hand und blicken gemeinsam in die Leere des Rettenbachtals, wo demnächst die Flieger daherkommen. Für eine Minute schalten wir den Funk aus und halten Stille. Das ist sozusagen ein Zeit­ opfer, denn die Zeit ist natürlich unsere wertvollste Ressource. Dieses wurde bis jetzt jedes Mal angenommen. Stichwort Zeitopfer: Bei Ihrer zweiten Unternehmung im Tal verlangen Sie dieses Zeitopfer von Ihrem Publikum. „Friedl mit der leeren Tasche“ ist ein Wander­ theater, das den Zuschauer einen ganzen Tag lang mit auf eine Reise in die Wildnis nimmt. Eine sehr komplementäre Idee zu „Hannibal“, nicht wahr?

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Trotzdem dem „Hannibal“ geschuldet. Denn als die Show am Gletscher erfolgreich war, kamen Anfragen, ob wir nicht auch im Sommer etwas machen könnten. Joe Plörer vom Hotel am Hof in Sölden nahm mich in seinem VW-Bus mit nach Vent. Der Bus roch stark nach Schafen, weil Joe auch ein Schafbauer ist. Ich kann mich noch gut an den Geruch erinnern. Damals kam ich zum ­ersten Mal in dieses hinterste Tal. Das fand ich sehr, sehr spannend. Es war im Frühjahr nach einer „Hannibal“-Vorstellung. Rudel von Gämsen standen auf den schmelzenden Lawinenkegeln. Ich habe sie gezählt, bei vierzig hab ich aufgehört. Wild oder romantisch? Beides. Die Wiesen waren übersät von Krokussen. Es war ein beeindruckendes Landschaftserlebnis. Ich habe gleich gewusst, dass hier so etwas wie „Hannibal“ nicht möglich ist, sondern nur etwas, was komplementär dazu ist. Sehr still und sehr einfach. Wie kam es zum „Friedl mit der leeren Tasche“?
 Indem ich mir, wieder mit Ernst Lorenzi, das Tal erwandert habe, weil das Gehen hier die einzig richtige Fortbewegungsmöglichkeit ist. Es ist eine wunderschöne Landschaft, die man nur wandernd erfahren kann. Also lag es schon auf der Hand, eine Geschichte im Gehen zu erzählen. Auf das Motiv stieß ich schnell. Joe Plörer hatte mir schon beim ersten Besuch vom Erzherzog Friedrich von Tirol erzählt, der dort oben angeblich bei den Rofenhöfen als Flüchtling untergekommen ist. Von der Geschichte gibt es bestimmt acht verschiedene Versionen. Stimmt. Aber den ersten Teil der Sage habe ich dort gehört und mir gedacht, es wäre ­interessant, nachzuforschen, was da wirklich war. Die Nachforschungen haben reichlich Stoff zutage gefördert. Eines hat das andere ergeben. Mir war es ein Anliegen, dieses ­niedere Tal in seiner Rohheit zu erfahren. Als eine Art „Zeitgarten“ oder „Wunder­ kammer der Zeit“. Was meinen Sie mit Zeitgarten? Natürlich ist die Zeit auch in diesem Tal ­weitergegangen. Aber man sieht keine offensichtlichen Veränderungen, die das 20. Jahrhundert hinterlassen hat. Auch das 19. Jahrhundert sieht man nicht. Und das 18. sieht man auch nicht. Und das 17. sieht man auch nicht. Man sieht wahrscheinlich überhaupt kein Jahrhundert dort. Ein Jahrhundert ist vielleicht eine zu kleine Zeiteinheit für die Welt der Berge. Jahrtausende vielleicht. Ja, genau. Und das fand ich so besonders in unserer Zeit, wo man genau unterscheiden kann, ob eine Schlaghose aus den siebziger Jahren stammt oder in den neunziger Jahren nachgemacht wurde. Das könnte man ganz klar feststellen. Dort oben aber kann man gar nichts fest­


DIE WILDSPITZE 2015

stellen, weil man nicht weiß, ob die Schafe genetisch noch aus der Zeit des Ötzis stammen oder ob sie schon anderen Züchtungen entstammen. Als Filmemacher würde man natürlich gern so eine Kulisse haben, wenn man einen Film über das 15. Jahrhundert dreht und nirgends auf offensichtliche ­Zeichen der Neuzeit stößt. Wie ist schließlich die Idee entstanden? Freilufttheater haben auch schon Felix ­M itterer und andere gemacht. Aber bei ­I hnen finde ich den Zeitfaktor so inter­ essant, weil Sie den Zuschauer ja einen ­g anzen Tag in Ihre Welt hineinlocken. Ja, wir sind sehr weit gegangen. Aber die Überlegung war recht einfach. Alle Leute, die auf die Martin-Busch-Hütte wandern, opfern ja auch einen Tag. Dafür bekommen sie das Erlebnis, diese Strecke bewältigt zu haben und wieder zurückgegangen zu sein. Wandern Sie selbst? Ja. Ich liebe es, in den Bergen zu wandern, und opfere ohne weiteres einmal zwei Tage dafür, nämlich einen Anreisetag und den nächsten Tag, an dem ich gehe, damit ich dieses Bergerlebnis habe. Damit ich dieses sinnliche Erlebnis des Gehens durch eine unglaubliche und noch nicht gesehene Landschaft habe. Das kann man durch nichts ersetzen.

KULTUR Außer durch Wandern und Theater in einem. Ja, die Idee des Wanderns und die Idee des Geschichtenerzählens werden hier an einem Tag völlig deckungsgleich. Wir müssen uns hier keine Grenzen von 90 oder 60 Minuten auferlegen, sondern können so episch sein, wie wir möchten – von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends oder solange halt die Sonne scheint. Wir erzählen unsere Geschichte, und das Wandern ist sozusagen die Zwischen­ musik zwischen den Akten. Klingt archaisch. Ist aber nur mit ­moderner Technik zu leisten, oder? Uns kam natürlich zugute, dass die Funktechnik so ausgereift ist und dass Funk­ mikrofone schon gang und gäbe sind. Wir konnten die ganze Funktechnologie simpel und leicht in einen Rucksack packen, um ein Erlebnis herzustellen, das dem Film ähnlich wird. Es war mir immer ein Anliegen, sozusagen einen Realfilm zu machen, den die Zuschauer live erleben können. Das war ja „Hannibal“ eigentlich auch. Die Darstellungsweise ist cineastisch, aber eben nicht mit der Kamera eingefangen, sondern mit dem menschlichen Auge live erlebt. Wie würden Sie sich selbst bezeichnen, angesichts dieser permanenten GenreGrenzüberschreitungen?

67 Wir machen etwas sehr Eigenes. Das einzige Wort, das mir halbwegs passend dafür erscheint, ist Großraumtheater. Aber auch das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Denn auch die aberwitzige Größe des Raumes ist nicht das essentielle Kriterium. Die Qualität des Raumes aber schon. Ja, die Qualität des Raumes schon. Auf welche Weise sind die beiden Produktionen eine Wechselwirkung mit dem Ötztal eingegangen? Erreichen Sie das Tal, oder erreichen Sie nur Benützer des Tals? Bei „Friedl“ ist sehr deutlich zu sehen, dass wir eine Trias erreichen. Erstens die Ein­ heimischen selbst. Zweitens Tiroler, die auf uns aufmerksam werden und aus Innsbruck, Imst oder dem Unterland einen Ausflug ins schöne Ötztal machen. Und drittens die Touristen, die an Ort und Stelle sind, aber auch extra für die Geschichten an­ reisen. Im dritten Jahr merkt man schon, wenn etwas eine gewisse Sogwirkung ent­ wickelt. Denn so etwas hat eben noch niemand vorher erlebt und gesehen, deshalb ­erzählen sie es unter Verwandten und ­Bekannten weiter. Und ähnlich ist es halt bei „Hannibal“. Anderer Maßstab. Anderer Maßstab, selbes System.


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SPORT

DIE WILDSPITZE 2015

Ankunft der Spitzengruppe auf der Gletscherstraße. Plötzlich ist die Schwerkraft relativ.

KÖNIGE DER SCHWEIZ

Radsport. Warum die Königsetappe der Tour de Suisse ausgerechnet auf den Rettenbachgletscher führte. Und wie viele Helden das Rennen wirklich hatte.

A

ls die Spitzengruppe der Tour de Suisse am 17. Juni 2015 ins Ötztal einbog, hatte sie bereits annähernd 200 Kilometer in den Beinen. Die Profis waren in Untersetzen in Graubünden gestartet, hatten über Feldkirch die Bielerhöhe passiert und nahmen nun den letzten Abschnitt des Tages ins Visier: die Bergankunft auf

dem Gletscher. Wer die Ziellinie auf 2669 Meter als Erster überqueren würde, hätte nicht nur 237,3 Kilometer weggestrampelt. Er dürfte sich auch als Sieger der „Königsetappe“ fühlen. Als die Gletscherstraße mit ihren mächtigen, weit ausholenden Serpentinen am späten Nachmittag für den Autoverkehr geschlossen wurde, waren zahllose Radfahrer auf dem Weg nach oben. Auf den ersten Blick

Die Schweizer Fans verwandelten das Etappenziel in eine helvetische Exklave: Kuh­ glocken, Kameras, Kräuterzuckerl. glichen sie den Profis. Jeder von ihnen trug eines der bunten, engen Trikots, fast jeder von ihnen bewegte eines jener leichten Hightech-Rennräder, die im Rennsport Standard sind. Eine Sache unterschied diese Fahrer freilich von den Profis: Sie taten sich die Strapazen freiwillig an. Sie nahmen die Gelegenheit wahr, ihre eigenen Grenzen auszuloten und die steilen Kehren der Gletscherstraße herauszu-


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Konzentration, Ruhe, Mobilisierung der Reserven. Die Steigung beugt sich dem Rhythmus.

Vor den Profis machten sich die Amateure an den Aufstieg. ­Triumph ist, was weh tut.

Hightech, Taktik und Planung: Am Ende geht es um die blanken Reserven.

fordern. Manchen konnte man die Anstrengung ansehen, ihr Rhythmus war nicht mehr rund und frisch, sondern eckig und müde. Aber sie wollten weiter, höher hinaus. Die Tour de Suisse war auf Einladung des Ötztals hierher abgebogen. Man freute sich über den Abstecher einer der größten Wochenrundfahrten der Welt. Die Schweizer Radfahrfans, die durchaus als fanatisch zu gelten

haben, dankten es mit Aufmerksamkeit: Sie verwandelten das Etappenziel in eine Schweizer Exklave, Kuhglocken, Kräuterzuckerl, Kameras. Der Aufstieg der Spitzengruppe verlief dramatisch. Der Tiroler Stefan Denifl vom Schweizer IAM-Team fuhr der Konkurrenz zunächst leichtfüßig davon, bis ihn wenige Kehren vor Schluss die Kräfte verließen und er sich von seinen Verfol-

gern ein- und überholen lassen musste. Der Franzose ­Thibaut Pinot gewann die Etappe und übernahm die Führung im Klassement. Bevor noch die Nachzügler der Etappe im Ziel waren, fuhren die Profis schon wieder ab. Und die nächsten Amateure machten sich an den Aufstieg. Triumph ist, was weh tut. Im Sommer 2016 kehrt die Tour de Suisse ins Ötztal zurück.


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WILDSPITZE 2015

Mit den Jahren immer schneller: der russische Racer Alexander Khoroshilov

„DIE MUTTER DES ERFOLGS IST DIE GEDULD“

FOTOS: EXPA/ PIXSELL/ GORAN STANZL

Rennsport. Acht schnelle Fragen an den Skistar Alexander Khoroshilov – und acht noch schnellere Antworten Alexander ­Khoroshilov, 31, ist ein russischer Skirennläufer. Er fährt seit fünfzehn Jahren FIS-Rennen, seit elf Jahren im Weltcup. Nachdem er seine ersten Weltcuppunkte im ­Jänner 2006 in der Kombination errungen hatte, gelang Khoroshilov in der Saison 2014/15 eine bemerkenswerte Leistungssteigerung. Im Slalom von Åre (Schweden) fuhr er als Dritter zum ersten Mal aufs Podest, bevor er beim legendären Nachtslalom von Schladming seinen ­ersten Weltcupsieg errang.

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Gibt es etwas Besseres, als die besten Skifahrer der Welt beim Nachtslalom in Schladming zu schlagen? Es würde mich zum Beispiel nicht stören, die Abfahrt in Kitzbühel zu gewinnen. Wie wird ein russischer Rennläufer plötzlich zum Weltklassefahrer? Indem er einen sehr guten ­ersten Trainer hat und sich mit dem russischen Nationalteam auf höchstem Niveau vorbereitet.

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Ziele für 2016? Vom ersten Rennen an besser zu sein als 2015 und auf diesem Level dann die ganze Saison zu absolvieren. Wie beschreiben Sie ­„ Sölden“, Ihren Sponsor, ­jenen Fans, die nicht in den ­A lpen heimisch sind? Ein super Skiresort, wo man großartig Ski fahren und eine gute Zeit mit seiner Familie ­haben kann. Mit welchem Rennfahrer der Skigeschichte fühlen

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Sie sich am meisten verwandt? Schwer zu sagen. Ich weiß gar nicht, warum, aber ich würde gern Alexander Schirow nennen. Haben Ihre Rennerfolge das Interesse an Skirennen in Russland verändert? Das Interesse am alpinen Skilauf war in Russland immer hoch. Ich glaube nicht, dass mein ­Erfolg ein Grund dafür ist. Ich glaube, es ist Tradition. Was ist das beste Alter für den Rennläufer? Kommt auf die Person an. Es ist wichtig, dass man früh genug damit beginnt. Welche Rolle spielt Geduld für den Erfolg? Es gibt bei uns ein Sprichwort: „Geduld ist die Mutter des Erfolgs.“

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DIE WILDSPITZE 2015

NARBEN IM ­OFFENEN GESICHT

Einfahrt in den „Hangerer“: Start in ein spezielles Freeride-Abenteuer

Freeriding. Wenn sich die besten Freerider in Obergurgl-Hochgurgl zum Open Faces Contest versammeln, werden Grenzen verschoben. Mindestens.

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leine Übersetzungshilfe, Teil eins: Wenn sich Freerider treffen, ist kein Pferd im Spiel. Freerider heißen jene Skifahrer, die abseits jeder Piste und jenseits jedes Vorstellungsvermögens ihren Sport betreiben. Sie wagen sich auf ihren Boards oder Brettern in Berglandschaften, die von abenteuerlicher Steilheit und Beschaffenheit sind: Felsabbrüche, Restvegetation, tiefer, unkontrollierbarer Schnee. Freerider beherrschen ihr Gerät also so gut, dass sie sich um die Regeln konventionellen Skifahrens nicht mehr kümmern müssen. Sie suchen absolute Freiheit, wollen sich weder von den Regeln des Pisten­ verkehrs noch von denen der Schwerkraft den Spaß verderben lassen.

Manchmal freilich haben sie Lust auf den Vergleich: Wer von ihnen beherrscht das Metier eigentlich am besten? Wer durchquert die hochalpine Landschaft am virtuosesten, wer findet eine noch speziellere Linie, kommt in den mitreißendsten Flow? Für diesen Vergleich wurden die Open Faces Freeride Contests ins Leben gerufen. Dafür braucht es die kleine Übersetzungshilfe, Teil zwei: Ein Freeride-Face ist nicht etwa das Gesicht eines der verwegenen Racer, sondern jener Abschnitt des Bergs, auf dem die Freerider ihr Können und ihre Kreativität zeigen. Soll heißen: Hier, durch die „Open Faces“, werden Spuren gezogen. Hier wird das artisti-

sche Können vorgezeigt, über das die Athleten aus aller Welt verfügen. Die Open Faces Contests ­finden an verschiedenen Orten in den Alpen statt. Die besten Teilnehmer qualifizieren sich dabei für die Freeride World Tour. Das Face in ObergurglHochgurgl, wo der wahrscheinlich schwierigste Contest des Jahres ausgetragen wird, trägt einen eigenen Namen: „Hangerer“. Profis und Spezialisten spitzen bei diesem Namen die Ohren, denn der Hangerer stellt ziemliche Herausforderungen an seine Kundschaft. Er bietet mit seiner zerklüfteten Topographie sowohl Absprungmöglichkeiten als auch Absturz-

gefahren, lädt zum Tempo genauso ein wie zu einfachen und mehrfachen Drops. Beobachtet wird die Leistung der Athleten im Übrigen am besten von gegenüber. Auf dem Gegenhang des Hangerers befindet sich die „Hohe Mut Alm“, wo die Besucher des Open Faces Freeride Contest den besten, unverstellten Blick auf das Geschehen haben.

FOTOS: PHILIPP HORAK, ANTON BREY, ANDREAS SCHÖNHERR

Beste Perspektive Gegenhang: Beobachtet wird das Spektakel von der „Hohen Mut Alm“.


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Naturrampen: Das Face in ObergurglHochgurgl gilt als anspruchsvollstes im Contest.

Hier wird das artistische Können vorgezeigt, über das die Athleten aus aller Welt verfügen.

Lufthoheit: Jede Klippe ist Herausforderung – und Chance.


SPORT

STILLE, WEITE, HÖHE Wandern. Unser Wanderexperte Walter Klier über den Aufstieg ins Pollestal.

D

as Ötztal steckt voller Attrak­ tionen – Leserinnen und Leser der „Wildspitze“ werden viele davon kennen. Zuvorderst ist da klarerweise die gewaltige Naturlandschaft aus Tal und Hochgebirge, danach aber das viele Kleinere, Menschen­gemachte, angefangen von den gotischen und baro­ cken Kirchen über die stolzen ­Bauernhöfe und Alpenvereinshütten bis zu den modernen Bildungs- und Vergnügungs­ plätzen, von denen ich nur zwei nen­ nen möchte, bei denen Bildung und Vergnügen eine besonders gelungene Verbindung eingehen: das Ötzi-Dorf in Umhausen und der gleich nebenan gelegene Greifvogelpark. Das Ötztal ist, so könnte man sagen, insgesamt ereignisreich. Doch außen herum gibt es nach wie vor die weiten Räume der Stille, der Weite, der Höhe. Sie um­hüllen die Zone der Menschen: Wald, Almweiden, Fels und Eis und ein hoher Himmel darüber, ein großer Rahmen für ein kleines, wimmeliges Bild. Und es ist wie überall: Kaum eine Stunde hinter dem letzten Parkplatz oder der Bergstation fängt die große Ruhe schon an. Vielleicht die beste Verkörperung dieser wohltuenden Ereignisarmut ist das Pollestal. Gleich westlich über Huben setzt es, von unten unsichtbar, erst eine gute Gehstunde über dem Talboden oberhalb einer wilden Schlucht an, dort, wo das Gasthaus Feuer­ stein wie der letzte Vorposten der Zivilisation erscheint. Bis hierher wird man auch noch von einer neueren originellen Attraktion unter­ halten, dem Ötztaler Sagenweg. Einer ganzen Reihe von schaurigen oder wunder­ samen Geschichten begegnet man auf dem

Über den Ötztaler Sagenweg geht es hinauf in die Räume der Stille.

Weg von Huben herauf, und zwar gewisser­ maßen leibhaftig: in Form lebensgroßer, aus Altmetallteilen gefertigter Figuren. Am eindrucksvollsten sind wahrscheinlich die drei kopflosen Reiter, die da ziem­ lich überraschend über eine steile Wiese herabgesprengt kommen. Aber vielleicht empfanden nur wir es so, weil es die ersten Figuren waren, denen wir auf unserer Wan­ derung unverhofft begegneten. Wir waren den alten Fußweg vom südlichen Ortsrand ­heraufgekommen, der den neu angelegten Sagenweg zum Gasthaus Feuerstein nur kurz streift. Genau angeschaut und durchgelesen haben wir alles, was das Künstlerehepaar Annemarie und Günther Fahrner da in den Wald über Huben gezaubert hat, dann erst auf dem Rückweg.

DIE WILDSPITZE 2015

Nach einer Stunde standen wir also auf dem „Sattele“, von wo der Fahrweg zur Pollesalm durch eine wilde felsige Steil­ flanke zum Ausgang des Pollestals hin­ überquert. Da beginnt dieser naturnahe, ereignisarme Erlebnismodus, von dem vorher die Rede war, so richtig. Man walzt gemütlich auf dem Schotterweg dahin und beginnt mehr und mehr nur noch zu schauen. Man schaut auf Büsche, Beeren (Ende August waren die Himbeeren aktuell), Bäume, Blumen, und nach ein paar Kehren ist man oben am Taleingang. Flach und ganz leer zieht es nach Westen hinein. Über uns fliegen ein paar Dohlen, irgendwo pfeift ein Murmeltier, irgendwo anders ein anderes, nebenan rauscht der Bach, gesäumt von Steinblöcken. Gewaltige Felsblöcke sind wie von Riesenhand über den grasigen Talboden gestreut, Gras- und Schutthänge ziehen auf bei­ den Seiten empor zu zackigen, kleinen Felsgipfeln. Die großen Berge sieht man nicht. Sie verstecken sich irgendwo weiter hinten, oben. Zwischen den Riesenblöcken sehen wir plötzlich eine Fahne. Dort muss die Polles­ alm sein – und tatsächlich, ein neues, hübsches Holzhaus, rechts in den Hang hinein­gebaut (wer weiß, wo im Winter die nächste Lawine herunterkommt). Eine Alm, genau wie sie sein soll, mit Knödelsuppe und Kaiserschmarren, ein paar andere Wan­ derer sitzen schon da und essen und trinken, und wir tun es ihnen gleich. Später treffen dann die Einheimischen ein, teils per Auto mit Anhänger: Es sind die Schafbauern. Sie haben ihre Tiere hier auf der Alm, jetzt um die Mitte August aber offenbar noch weiter oben im Tal, außer Sichtweite. Einzelne Tiere werden heute abgeholt und nach Hause gebracht. Aber vorher muss man ein­ kehren, beisammensitzen, ein Bier trinken und das Wichtigste besprechen. Die Kinder kurven derweil mit dem hier vorrätigen ­Plastiktraktor herum und spielen Bauer. Von der Alm weg geht dann dieses Tal immer weiter, stundenlang könnte man berg­auf hatschen, und nach vielen Stunden Nichts wäre man plötzlich wieder irgend­ wo: nämlich mitten im Gebiet der Ötztaler Gletscherbahn, bei den Ereignissen. Auch die großen Berge könnte man dann sehen. Wir allerdings lassen es bei Knödelsuppe, Kaiser­ schmarren und den Almbauern bewenden und ziehen dann wieder heimwärts zu.

FOTOS: WALTER KLIER

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DIE WILDSPITZE 2015

Das Pollestal ist die vielleicht beste Verkörperung wohltuender Ereignisarmut.

Hochwilde 3.480 m

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Ta s c h a c h j o c h Ölgrubenspitzen 3.295 m Pitztaler Urkund 3.197 m

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Weißer Kogl 3.407 m

Vordere Pollesalm, 1776 Meter

Heiligkreuz Mittagskogl h ac 3.159 m nb Braunschweiger Hütte tte Gaislachkogl Re 2.759 m Gh. Silbertal 3.058 m Pitztaler Jöchl 1.982 m S Zwieselstein Brunnenkoglhaus Gaislach Alm Fiegl`s Hütte Rotkoglhütte Schwarzkogl 2.738 m Gh. Sonneck 1.472 m 1.959 m 2.662 m 3.016 m Bubi’s Schi- & Almhütte ze Wassertalkogel Lochle Alm Löple Alm Heide Alm 3.252 m Rotkogl Windacher 1.843 m Goldegg Alm 2.947 m 679 her Daunkogl 1.912 m 644 Hochstubaihütte gl Moos Alm Hühnersteig´n 3.348 m 3.174 m Puitkogel m 1.448 m 11 2.000 m Söldenkogl 648 3.343 m Gampe Thaya 2.902 m 641 Brunnenberg Alm 2.000 m Wilde Leck Gampe Alm 1.972 m Grieskogl 2.000 m 3.359 m Kleble Alm Mittelberg Sonnblick 2.911 m 651 1.736 m 1.983 m 2.090 m 679 Stallwies Alm 1.842 m Innerer Kuhscheibe Hohe Geige Hochsölden Leiteralm Wartkogel 3.188 m 3.392 m SÖLDEN Mandarfen 1.910 m 2.692 m 2.090 m 186

Sahnestüberl 1.658 m

Wannenkarsee

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Naturpark Ö tztal

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Brandenburger Haus 3.272 m

Hochvernagtspitze 3.535 m

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Linker Fernerkogl 3.277 m

Innere Schwarze Schneid 3.340 m

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Äussere Schwarze Schneid 3.255 m

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Kesselwand

arferner Vernagt Hütte 2755 m

Gh. Geierwallihof 2.014 m Stableinalm 2.356 m

3.433 m

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Fundstelle "Hohler Stein" Fundstelle "Jägerlager"

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Kesselwandspitze f e r n e r 3.414 m Fluchtkogel 3.497 m

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Breslauer Hütte Gh. Rofenhof 2.848 m 2.014 m

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Guslarspitzen 3.147 m

Hochjoch Hospiz 2.413 m

Wildspitze 3.774 m

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Weißkugel 3.739 m

Schöne Aussicht 2.846 m

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Hochjoch

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Nette Almwirtschaft im vorderen Pollestal, bewirtschaftet Anfang Juni bis Anfang Oktober. Übernachtung möglich (Matratzenlager).

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Tonigenkogel 3.011 m

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Freilichtmuseum

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Hemerkogel 2.759 m

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11

Unterried

Langer Grieskögel 2.884 m

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Wurzbergalm 1.575 m Winklen

Nederkogel 2.755 m

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Blockkogel 3.097 m

Astlehn

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634

Hörndle 2.985 m

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Plattigkogel 3.089 m

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eselbachLarstigspitze joch 3.172 m er rn fe ch a b

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Hauerkogel 2.491 m

1.424 m

1.569 m

Gänsekragen 2.914 m Breiter Grieskogel 3.287 m

Grasta

Rofelwand 3.353 m

Luibiskogel 3.110 m

637

Burgstein

Gries

innebachseehütte 2.361 m

Rüsselsheimer Hütte

Am südlichen Ortsende von Huben, östlich des Campingplatzes, beginnt der alte Fuß­ Breitlehnjoch Hahlkogelhaus 2.042 m weg ins Pollestal (Wegweiser). Im Wald Polltalalm GH Feuerstein 1.840 m 1.505 m und über Wiesen in Kehren ansteigend, trifft man schließlich auf den Fahrweg, Breitlehnalm 1.874 m Hauerseehütte dem man bis hinauf zum „Sattel“, auf 2.383 m Hauersee Huben 1505 Meter, folgt. Hier eine neu errichtete 1.180 m Kapelle, nach links kurz hinüber zu einer Brand r Innerbergalm 1.385 m rne 1.990 m rfe kleinen (Blick ins Ötztal eAussichtsplattform Plod nach Süden) und zum ebenfalls ganz neuen Stabelealm LÄNGENFELD 1.908 m 1.180 m Gasthaus Feuerstein (früher Sattelalm), dem Endpunkt des Ötztaler Sagenweges.

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Nisslalm 2.051 m 634

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694

Verpeilspitze 3.423 m

Felderkogel 3.071 m

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Winkle

Schönrinnenkarsee

nkarschneid 3.129 m

Breiter Kogel 3.293 m

Hundstalkogel 3.080 m

Grubealm 1.687 m Gamskogel Gamskogl 2813 m

Pir

Pollesalm 1.776 m Äusserer

Jausenstation Hochwald 1.580 m

186

Lochkogel 3.044 m

Amberger Hütte Sulztalalm 1.898 m

Peerlersee

Gh. Granstein

Watzespitze 3.532 m

Seekarlesschneid 3.207 m

1.670 m

sb

Edelweisshütte 1.821 m

lle

645

649

arlesferner ZUSTIEG ZUR HÜTTE Seek Ausgangspunkt: Huben im Ötztal, 1189 Meter, Parkmöglichkeit am südlichen Ortsende Höhenunterschied: 600 Meter Gehzeit: 2 Stunden Abstieg: 2 Stunden chlkarferner

Po

Freizeit Arena

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1.377 m

Murkarspitze 3.150 m

Hapmesköpfe 3.289 m

Grubenkopf 2.821 m

684

Niederthai

186

Frischmannhütte 2.192 m

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Wiesle 1.500 m

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1.550 m

Hintere Fundusalm

Fundusfeiler 3.079 m

Leierskopf 2.812 m

Dieser startet westlich des Dorfes am Tal­ boden (Hinweisschild). Vom „Sattel“ nun auf dem Fahrweg in bequemer Steigung in einigen Kehren hinauf zum Eingang des Pollestals und kurz hinein zur Alm. Die unbewirtschaftete hintere Polles­alm (2102 Meter) im hinteren Talgrund erreicht man in einer weiteren Stunde. In weiteren drei Stunden gelangt man über den Polles­ kogel (3032 Meter) zum obersten Park­ platz der Ötztaler Gletscherbahn. Abstieg auf gleichem Weg.

FOTO: PHILIPP HORAK

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Fundstelle "Ötzi" Saykogel 3.355 m H o c h j o

Kreuzspitze 3.455 m

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Finailspitze 3.516 m

Niederjoch Similaunhütte 3.019 m

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1.900 m

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Martin-Busch-Hütte 2.501 m

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Nederkogl 3.163 m

HOCHGURGL

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Zirmkogel 3.278 m

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David’s Hütte 1.946 m

2.154 m

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Gampleskogel 3.399 m

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Wilde Rötespitze 2.966 m

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Langtalereck Hütte 2.430 m Hohe-Mut Alm 2.659 m 11

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Schermerspitze 3.116 m

Schmugglerhaus

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Hangerer 3.020 m

Schönwieshütte 2.266 m

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Ramolhaus 3.005 m.R a m o l j o c h 3.189 m Sp ie ge Ramolkogel lf 3.549 m e

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Festkogel 3.038 m

Königskogel 3.050 m

Wurmkogel 3.082 m

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Firmisanschneid 3.490 m D i e

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Granatenkogel 3.318 m

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Hochwildehaus 2.866 m

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Eiskögele 3.233 m

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Rotmoosjoch

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Hochf rst 3.403 m

Mutmalspitze 3.522 m

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Seelenkogel 3.470 m

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Kolbenspitze 2.868 m

Gurgler Eisjoch G

Similaun 3.606 m

Hintere Schwärze 3.624 m

Karlesspitze 3.462 m

Lodnerspitze 3.228 m

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REPORTAGE

DAS TAL DER FRAUEN

DIE WILDSPITZE 2015

Menschen. Sie gestalten, gründen und ziehen die Fäden. Aber im Vordergrund stehen die Frauen des Ötztals nur selten. Hier zeigen acht Frauen Flagge: Wie sie denken. Was sie sich erwarten. Wie sie die Rolle der Frauen sehen. Und was sie von den Männern im Tal halten. Porträts von Philipp Horak. Interviews von Peter Reinthaler


Marie-Theres Riml

Alter: 25 Jahre Beruf: Bankangestellte Prägendes Erlebnis in der Kindheit: die Sommermonate, in denen ich während der Hauptschulzeit immer auf der Hütte meines Onkels „chef de la vaisselle“ war Lieblingsspielzeug als Kind: „Polly Pocket“!

„Ich habe nicht viele, aber doch ein paar Plätze auf der Welt gesehen, aber richtig wohl fühle ich mich eigentlich wirklich immer nur hier.“

Meine Ausbildung: Ski-Hauptschule Neustift, HBLA-West, Bachelorstudium Wirtschaftswissenschaften, Bachelorstudium Gesundheitsund Leistungssport Das Leben im Ötztal ist: Hektisch in der Wintersaison, ruhig im Sommer, ausgestorben in der Zwischensaison, megaidyllisch, wenn’s im Winter zum ersten Mal schneit, ­alles-andere-als-idyllisch, wenn da ­zufälligerweise grad Weihnachten ist, modern zum Beispiel im Skigebiet, ­traditionell bei der Kirchtagsprozession. Im Großen und Ganzen sehr abwechslungs- und facettenreich. Trotzdem aber noch authentisch Jemals darüber nachgedacht, woanders zu leben: Ich habe nicht viele, aber doch ein paar Plätze auf der Welt gesehen, aber richtig wohl fühle ich mich eigentlich wirklich immer nur in Tirol. Meist an Orten, an denen Freunde von mir wohnen. Wichtigster Vorteil des Ötztals: die wunderschönen Berge Was ich am liebsten verändern würde: Dass sich jeder selbst der Nächste ist, ist schon recht so. Aber ich würde mir einen stärkeren Zusammenhalt wünschen. Das kann zu vielem und Großem führen. Wenn wir es dann noch schaffen, uns (dadurch) nicht abzu­ kapseln und zu verschließen, sondern offen zu bleiben, dann können wir noch viel erreichen … Sölden kann sich treu bleiben und dennoch wachsen! Die Männer im Ötztal sind: … unmöglich, alle über einen Kamm zu scheren. Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass die tollsten Männer aus dem Ötztal kommen. Die Frauen im Ötztal sind: … sehr taffe Frauen. Viele kombinieren Fulltimejob, Kinder, Familie, Haushalt sehr souverän unter einem Hut. Was ich sonst noch sagen wollte: Ich bin unglaublich dankbar, in Sölden aufgewachsen zu sein, weil ich einfach nur bei der Haustür „rauskugeln“ kann und ein Mega-Skigebiet vor der Tür habe. Sölden und überhaupt das Ötztal bieten so viel an, um die Freizeit mit Sport auszufüllen. Meine Eltern ­haben mir schon damit, in Sölden ­geboren zu sein, so viel ermöglicht. Das möchte ich meinen Kindern auch einmal bieten.


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REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015

Gabi Prantl Alter: 41 Beruf: Wanderführerin Prägendes Erlebnis in der Kindheit: Sturz vom Futterloch (Tenne) direkt in den Kuhstall – quasi den Kühen zum Fraß! Lieblingsspielzeug als Kind: Haflinger Lina Meine Ausbildung: Hotel- und Gastgewerbeassistentin, Wanderund Naturführerin Das Leben im Ötztal ist: vielfältig, spannend, interessant Jemals darüber nachgedacht, woanders zu leben: Nach zehn Jahren in Deutschland habe ich jetzt im Ötztal endgültig meine Heimat gefunden. Wichtigster Vorteil des Ötztals: Herrliche Landschaft, Berge, Natur sowie die hervorragende Infrastruktur im ganzen Tal

Was ich am liebsten verändern würde: Dass mit den vorhandenen Ressourcen sorgsamer umgegangen wird, d. h. Lifte, Freizeiteinrichtungen, Wasserkraft etc. nicht um jeden Preis ausbauen, sondern die bestehende Qualität erhalten Die Männer im Ötztal sind: Buggler (arbeitsam), verlässlich, teare Teifl (stur), selbstbewusst, von sich sehr überzeugt, Vereinsmenschen Die Frauen im Ötztal sind: Bodenständig, Ruhepol in der Familie, traditionell im positiven Sinn, aber auch aufgeschlossen dem Neuen gegenüber, agieren gern im Hintergrund

Was ich sonst noch sagen wollte: Den in den letzten Jahren wieder verstärkt bemerkbaren Zusammenhalt in den einzelnen Orten bzw. im Tal ­sollte man weiter ausbauen. Ganz wichtig ist mir auch der respektvolle Umgang mit der Natur, das birgt in sich, dass wir die Lebensqualität für unsere Nachkommen und Gäste ­erhalten!

„Die Frauen im Ötztal sind der Ruhepol in der Familie. Sie agieren gern im Hintergrund.“


DIE WILDSPITZE 2015

Kathrin Bauer Alter: 36 Beruf: Gastwirtin, Gasthof „Krone“ in Umhausen Prägendes Erlebnis in der Kindheit: Schneemannbau mit dem ganzen Riedle – der Schneemann reichte bis unter den ­Balkon im ersten Stock. Lieblingsspielzeug als Kind: Lieblingspuppe Elvira. Die bekam ich mit sechs Jahren als Weihnachtsgeschenk. Meine Ausbildung: HBLA Kematen mit Matura, Fachhochschule Wieselburg (Mag. [FH]) Das Leben im Ötztal ist: oafach scheene, lebenswert Jemals darüber nachgedacht, woanders zu leben: NEIN! Wichtigster Vorteil des Ötztals: Haben alles vor der Haustüre. Wir leben da, wo andere Urlaub machen! Was ich am liebsten verändern würde: Schonenderer Umgang mit den noch vorhandenen Ressourcen. Mehr „Mitein­ ander“ als „Gegeneinander“ Die Männer im Ötztal sind: Stur. Traditionsbewusst. Vereinsmenschen, die Handschlagqualität haben Die Frauen im Ötztal sind: Selbstbewusst. Fleißig. Den Traditionen verpflichtet – aber auch dem Neuen ­gegenüber aufgeschlossen Was ich sonst noch sagen wollte: Wir sollten uns mehr Zeit füreinander nehmen, der Hektik des Alltags entfliehen und den wesentlichen Dingen des Lebens ins Auge schauen.

„Wir sollten der Hektik des Alltags entfliehen und den wesentlichen Dingen des Lebens ins Auge schauen.“

REPORTAGE

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REPORTAGE

DIE WILDSPITZE 2015

Bettina Holzknecht Alter: 47

„Natur, Luft, Ruhe. I hon do olles, wos i brauch …“

Beruf: Vermieterin, Unterried/Längenfeld Prägendes Erlebnis in der Kindheit: Ein Kinderskirennen in Imst. Meine große Schwester hat, nachdem sie kurz vor dem Ziel aus dem Schuh geflogen ist, trotzdem noch gewonnen! Lieblingsspielzeug als Kind: Die Ski, die ich als Weihnachts­ geschenk bekam. Die hon i sogor mit ins Bette genömen. Meine Ausbildung: Volks- und Hauptschule (vier Jahre in Huben, fünf Jahre Längenfeld) Das Leben im Ötztal ist: Es tunkt mi oafach fein! Jemals darüber nachgedacht, woanders zu leben: Nein. Es isch guat so, wias isch! Wichtigster Vorteil des Ötztals: Natur, Luft, Ruhe. I hon do olles, wos i brauch … Was ich am liebsten verändern würde: Besser auf die Natur und die Umwelt schauen. Für die nächsten Genera­ tionen Die Männer im Ötztal sind: Hilfsbereit. Eigensinnig/Stur. Zielstrebig. Sportiv Die Frauen im Ötztal sind: Selbstbewusst. Stolz. Starke Familienbande. Traditionsbewusst, aber dem Neuen durchaus aufgeschlossen Was ich sonst noch sagen wollte: Wo ein Wille, da gibt es meistens auch einen Weg (Stichwort: Flüchtlings­ quartiere, Kletterhalle etc.). Ich wünsche mir mehr „Miteinander“ in der heutigen, stressigen Zeit! Sonst noch: Ich glaub, dass die Leut aus dem Ötztal nicht viel anders als die Leute von anderswo sind. Vielleicht schaun se a bissl mehr af ­suias oegenen Vörtl, ober sischt seins olles de gleichen Leut. Ob im Ötztal, im Pitztal oder sinsch irgendwö her …


DIE WILDSPITZE 2015

Adolfine Pirpamer Alter: 74 Beruf: Seniorwirtin im Hotel „Post“ in Vent Prägendes Erlebnis in der Kindheit: als ich mit sechs Jahren bei einem starken Gewitter mit dem Vater auf dem Weg zur Similaunhütte war Lieblingsspielzeug als Kind: Wir Kinder hatten damals nur wenig gekauftes Spielzeug. Wir haben dafür mit Steinen, Tschurtschen (Tannen­ zapfen) und Moos gespielt. Was die Natur eben zu bieten hatte Meine Ausbildung: sieben Jahre in der einklassigen Volksschule in Schnals, kaufmännische Berufsschule in Meran, Gastgewerbeschule in Schönegg bei Hall Das Leben im Ötztal ist: Interessant und abwechslungsreich, manchmal mühsam, aber sehr lebenswert. Wichtig ist, dass man Zeit und Muße findet, am kulturellen Leben teilzuhaben. In Vent ist es gut, wenn man salt die Barge mog. Jemals darüber nachgedacht, woanders zu leben? Als junger Mensch vielleicht. Aber seit langem ist Vent mein Dahoam, von wo ich auf gar keinen Fall mehr weg möchte! Wichtigster Vorteil des Ötztals: Die vier ausgeprägten Jahreszeiten. Nach dem Sommer mit den vielen Bergsteigern und Wanderern freut man sich auf die bei uns ruhige Herbstzeit, dann auf den Schnee und den Trubel im Winter, aber auch wieder aufs Frühjahr mit seinen Krokuswiesen und Almrosen. Was ich am liebsten verändern/ beibehalten würde: Dass das Tal für unsere Kinder und Enkel lebenswert bleibt, dass nicht alles verbaut und zu Geld gemacht wird. Wir müssen nachhaltig mit unseren Ressourcen umgehen! Die Männer im Ötztal sind: Kantig, „harte Schale, weiches Herz“. Liebenswert, stolz, mit Handschlag­ qualität, unternehmerisch fit, sportlich. Manche haglbuechen, heimatverbunden. Und sie haben ein gesundes Selbstwertgefühl (das gilt natürlich auch für die Frauen).

Die Frauen im Ötztal sind: Ausgleichend, aufgeschlossen, gastfreundlich (manchmal auch, weil’s so sein muss). Sie haben starken ­Familiensinn, sind traditionsbewusst, aber auch dem Neuen gegenüber aufgeschlossen (das gilt natürlich auch für die Männer). Was ich sonst noch sagen wollte: Wir denken oft, dass wir für unsere Kinder auf-, dazu- und umbauen. Aber vielleicht sind die Kinder gar nicht so heiß auf Bettenburgen. Am wichtigsten ist es, Familie und Umwelt im Auge zu behalten.

„Wir denken oft, dass wir für unsere Kinder dazu- und umbauen. Aber vielleicht sind die Kinder gar nicht so heiß auf Bettenburgen.“


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REPORTAGE

Martha Aste Alter: 59 Beruf: Wirtschafterin im Ruhestand (Bundessportheim) Prägendes Erlebnis in der Kindheit: bei starkem Schneefall Hah intian am Stoakofl, Richtung Ramol-Alpe Lieblingsspielzeug als Kind: die Teddybären Paul und Luis, die ich zum sechsten Geburtstag bekam Meine Ausbildung: neunjährige einklassige Volksschule Das Leben im Ötztal ist: wunderscheane Jemals darüber nachgedacht, woanders zu leben: Nein. Ich lebe gerne in Gurgl. Wichtigster Vorteil des Ötztals: Funktionierendes Dorfleben. Schönheit der Berge. Die ausgeprägten, manchmal auch zachn Jahreszeiten Was ich am liebsten verändern würde: Sehr wichtig ist mir eine intakte Umwelt: daher mehr Rücksicht auf die Natur nehmen und weitere Erschließungen nicht um jeden Preis durchführen!

Die Männer im Ötztal sind: A weag stur. Mit ausgeprägtem Selbstwertgefühl. Wollen gestalten und haben gerne das letzte Wort … Die Frauen im Ötztal sind: Fleißig. Stolz im positiven Sinn. Aufgrund der meist touristischen Familiensituation meist im Hintergrund. Lassen sich nicht unterkriegen. Halten mit ihrem starken Familiensinn den Clan zusammen. Was ich sonst noch sagen wollte: Vermehrt auf die Arbeitsbedingungen, die Lebensqualität und die Umwelt schauen, damit die nächsten Generationen auch noch gerne im Toale bleiben und arbeiten wollen und können.

„Die Frauen im Ötztal halten mit ihrem starken Familiensinn den Clan zusammen.“

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REPORTAGE

Barbara „Babsi“ Bacher Alter: 33 Beruf: Glaserin und Spenglerin, Sportkletterin Prägendes Erlebnis in der Kindheit: Als Fünfjährige mit dem Fahrrad von der Tennenbrücke frontal in den gegenüberliegenden Stadel gekracht. Fazit: drei Tage danach an meinem ­Geburtstag mit genähter Lippe Kuchen und Kakao genossen! Lieblingsspielzeug als Kind: die rosa Barbiepuppe (mein Geburtstagsgeschenk) Meine Ausbildung: Volksschule, Hauptschule, ab­ geschlossene Glaser- und Spenglerlehre, Kletterlehrwartin Das Leben im Ötztal ist: einzigartig Jemals darüber nachgedacht, woanders zu leben: NEIN. Ich komme als Wettkampf­ kletterin in der ganzen Welt herum. ­Leben kommt für mich aber nur dahoam in Längenfeld in Frage!

Wichtigster Vorteil des Ötztals: Natur, Freunde, Rückkzugsmöglichkeit. Unzählige sportliche Aktivitäten im Sommer wie im Winter. Was ich am liebsten verändern würde: mehr Besinnlichkeit in der heutigen Schnelllebigkeit und Hektik Die Männer im Ötztal sind: Nit so groaß, dafür kräftig gebaut. Eigensinnig. Gerne unter sich. Schwer von ihrer Meinung ab­ zubringen. Verlässlich Die Frauen im Ötztal sind: Sie ziehen gerne die Fäden im Hintergrund. Stark ausgeprägter Familiensinn, hätten mehr drauf, als sie sich manchmal zutrauen. Was ich sonst noch sagen wollte: Man muas es a dia oanfach darwartn (Stichwort: Kletterhalle in Längenfeld).

„Unsere Frauen hätten mehr drauf, als sie sich manchmal zutrauen.“

DIE WILDSPITZE 2015


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REPORTAGE

„Ich wünsche mir mehr Offenheit und Toleranz etwa für Flüchtlinge, gleich­ geschlechtliches Zusammen­ leben und ­Ähnliches.“ Alter: 29 Beruf: Geschäftsführerin der Feelfree Touristik, Oetz Prägendes Erlebnis in der Kindheit: Unser Familienausflug nach Ochsengarten – ans Spielen am Bachle werde ich mich immer erinnern. Lieblingsspielzeug als Kind: Die Lieblingspuppe Maria. Ein Bringach vom Papa Meine Ausbildung: HBLA in Innsbruck mit Matura, medizinische Masseurin Das Leben im Ötztal ist: traditionell und schön Jemals darüber nachgedacht, woanders zu leben: Ja, schon. Kommt für mich nach ­meinen weltweiten Reiseerfahrungen aber nicht mehr in Frage.

Katharina Amprosi-Leiter

Wichtigster Vorteil des Ötztals: Die schöne Natur. Die Familie und das soziale Umfeld. Die einzigartigen Sportmöglichkeiten Was ich am liebsten verändern würde: mehr Wertschätzung für die natürlichen Ressourcen wie Wasser, Wald etc. Die Männer im Ötztal sind: Verwurzelt. Eigensinnig. Verlässlich. Selbstbewusst Die Frauen im Ötztal sind: Stolz. Starke Persönlichkeiten. Haben Familiensinn und sind die heimliche Chefin ihres Clans. Was ich sonst noch sagen wollte: Ich wünsche mir mehr Offenheit und Toleranz etwa für Flüchtlinge, gleichgeschlechtliches Zusammen­ leben und Ähnliches.


Das Leben ist schรถn...

A-6460 Imst, Fabrikstraร e 9, Telefon 0 5412 - 66 888, Fax 0 5412 - 63 888, E-Mail: info@reca.at, www.reca.at


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SPRACHE

DIE WILDSPITZE 2015

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ärmlich, ärmliches Essen, ärmliche Kleidung

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beverteschtig nicht gut beisammen sein, grippig, nicht ausgeschlafen, blau eachårn

SIE Nachlese beim Obstpflücken oder auch Obst stehlen

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ÖTZTALERISCH Nach Abschluss der Schulzeit mussten Mädchen und Buben, nunmehr getrennt, in den Wintermonaten zur weiteren Fortbildung, nur am Donnerstag, noch einmal in die Schule gehen.

Geruch oder Morgendämmerung, ähnlicher Ausdruck ist „Zwischeliechtn“

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träumerisch, verschlafen, noch nicht ganz wach sein

Test. „Die Wildspitze“ präsentiert ein paar Wörter, die nur echte Spezialisten übersetzen können. Probieren Sie’s aus. Falten Sie dann diese Seite entlang der gestrichelten Linie nach innen und finden Sie die Auflösung.

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Delle im Boden

Platz vor dem Heupillen

Splint von einem Wagenrad Chaos, drunter & drüber Gerätschaft am Hof

Vokabelheft von Pius Amprosi, Oetz,

ungehobelter Mensch Pepi Öfner, Längenfeld, und Richard Grüner, Gries/Imst

2.


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SPRACHE

DIE WILDSPITZE 2015

ärmlich, ärmliches Essen, ärmliche Kleidung

nicht gut beisammen sein, grippig, nicht ausgeschlafen, blau Nachlese beim Obstpflücken oder auch Obst stehlen

Holzauflage beim Aperschlitten – Querlatten zum Heuaufladen Nach Abschluss der Schulzeit mussten Mädchen und Buben, nunmehr getrennt, in den Wintermonaten zur weiteren Fortbildung, nur am Donnerstag, noch einmal in die Schule gehen. modriger Geruch oder Morgendämmerung, ähnlicher Ausdruck ist „Zwischeliechtn“

Stellage in der Speisekammer träumerisch, verschlafen, noch nicht ganz wach sein

Hosenträger

ärmlich

bremsen, etwa beim Heu schlitten (nicht bei Motor fahrzeugen) Delle im Boden

Fangenspiel Platz vor dem Heupillen gereizt, launisch Grippe, Bauchgrippe Splint von einem Wagenrad Chaos, drunter & drüber Gerätschaft am Hof ungehobelter Mensch

Hans Haid

tooge Gedicht in Ötztaler Mundart tooge zwoa tooge drei tooge a duuzat tooge bei tooge bei helliechtn tooge mit dir mit dir in dr nocht mit dir in dr stöckdunklen nocht mit dir in dr stöckdunklen putzdunklen nocht bis ge tooge olle ondrn tooge olle duuzatweisn tooge in pette in röetn pette in röetn proatn pette in röetn proatn drdruckatn pette mit dir mit dir alloanat mit dir gonz alloanat liign und tien und olles tien und goor olles tien und goor olles miglache tien ––––– tage / zwei tage / drei tage / ein dutzend tage / bei tag / bei helllichtem tag / mit dir / mit dir in der nacht / mit dir in der stockdunklen nacht / mit dir in der stockdunklen putzdunklen nacht / bis zum tag / alle andern tage / alle dutzendweisen tage / im bett / im roten bett / im roten breiten bett / im roten breiten verdrückten bett / mit dir / mit dir allein / mit dir ganz allein / liegen / und tun / und alles tun / und gar alles tun / und gar alles mögliche tun Das in der Ötztaler Mundart verfasste Gedicht des Volkskundlers und Ötztaler Poeten Hans Haid, Jahrgang 1938, wurde von Marlon Prantl (S. 52) vertont. Nachzuhören sind sowohl Original als auch Vertonung auf tyroll.at


PROMOTION

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FREUDE AM FAHREN Ob auf der Piste oder auf der Straße – BMW gibt im Ötztal Gas.

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erge, Schnee und Autos. Eine Kombination, die normalerweise nur selten Spaß macht. Doch im Ötztal sieht das anders aus. Als offizieller Partner des Ötztals beweist BMW, dass faszinierende Bergwelten, atemberaubende Schneelandschaften und purer Fahrspaß perfekt harmonieren. So wird auch in diesem Winter zusammen mit den Bergbahnen Sölden und Skiline der BMW xDrive Cup veranstaltet, bei dem sich der ambitionierte Ski- oder Snowboardfahrer mit anderen Winter­ sportlern messen kann. Alles, was er dafür benötigt, ist ein Skipass bzw. die Skipassnummer und natürlich den Mut, eine Riesenslalomstrecke – das Herzstück des BMW xDrive Cups – zu

bestehen. Am Ziel angekommen, erwartet den Läufer die eigene Pistenabfahrt als Online-Film, den man ganz nebenbei auch an Freunde verschicken kann. Unter bmw-mountains.com ruft er mit Hilfe seines Skipasses

Bereit für neue Herausforderungen? Dann erleben Sie das Ötztal. Hier wird Fahrfreude neu definiert.

ganz einfach die Pistenerlebnisse nochmals ab und kassiert dafür sogar Badges, mit denen er automatisch an attraktiven Gewinnspielen teilnimmt. Denn unter allen Teilnehmern werden bei den Monatswettbewerben von

Dezember bis April exklusive, limitierte BMW Skier verlost. Mehr noch: Am Saisonende winken zusätzliche Preise wie ein brandneuer BMW X1 oder ein BMW Ice Perfection Training in Schweden. Aber auch direkt neben der Piste wartet pure Fahrfreude! Beim BMW Snow and Ice Training auf dem Ötztaler Rettenbachgletscher überzeugt sich der Winterbegeisterte auf 3000 Meter Höhe selbst davon, wie sich ein BMW mit intelligentem Allradsystem auf Schnee und Eis souverän beherrschen lässt. Unter der Anleitung von professionellen Instruktoren kann hier Väterchen Frost ganz souverän gezeigt werden, wer bei widrigsten Wetterund Straßenbedingungen immer auf der Spur bleibt.


WO SIND WIR?

DIE WILDSPITZE 2015

FOTO: PHILIPP HORAK

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Wo sind wir? Oft ist ein Anblick wie ein Wort, das man kennt, das einem aber gerade nicht über die Lippen will: „Diesen Ort kenne ich doch! Da war ich mal! Ich weiß sogar noch, wie es dort gerochen hat. Aber gerade jetzt will mir der Name nicht einfallen.“ Nehmen Sie sich Zeit. Lehnen Sie sich zurück. Vielleicht kommt Ihnen ja die richtige Infor­ mation in den Sinn. Unser Tipp: Ganz leicht ist es nicht. Schließlich wollen wir auch die wahren Ötztal-Kenner ein bisschen herausfordern. Und: Mit Sicherheit lohnt es sich, hier auf einen Sprung vorbeizukommen.

Auflösung: Holzbrücke über die Ötztaler Ache unterhalb der Bundesstraße in Habichen IMPRESSUM Herausgeber: Ötztal Tourismus, 6450 Sölden. Redaktion: Christian Seiler (Ltg.), Peter Reinthaler. Gestaltung: buero8, Wien Fotografie: Philipp Horak. Mitarbeiter: Hans Haid, Walter Klier, Martin Riml. Illustrationen: Roland Vorlaufer. Anzeigenleitung: Guido Walch, 6464 Tarrenz, Kappenzipfl 14a. Herstellung: Michael Bergmeister. Lithographie: Red Bull Media House GmbH. Druck: Druckerei Odysseus, 2325 Himberg. Offenlegung laut § 25 Mediengesetz: Eigentümer zu 100 Prozent und Herausgeber ist Ötztal Tourismus, 6450 Sölden, Gemeindestraße 4, Tel.: +43 (0)57 200, Fax: +43 (0)57 200-201, info@oetztal.com, www.oetztal.com. Geschäftsführer: Mag. Oliver Schwarz. Verleger: Christian Seiler Verlags GmbH, 3710 Fahndorf, info@csv.at, www.csv.at. Geschäftsführer des Verlags: Christian Seiler. Blattlinie: Information der Öffentlichkeit über Vorzüge, Geschichte und Eigenheiten der Tourismusregion Ötztal.


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