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Neigung zum Bösen (nach Rudolf Steiner)
Neigung zum Bösen
Die Neigung zum Bösen ist im gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalter in jedem Menschen vorhanden. Das gehört laut Rudolf Steiner gerade zum Wesen unserer Kulturepoche, dass jeder die Neigung zum Bösen in sich aufnimmt - um gerade dadurch letztlich Gutes zu schaffen. Würde der Mensch diese Neigung zum Bösen nicht in sich aufnehmen, könnte er nicht mit vollem Bewusstsein die geistigen Impulse aufnehmen, die nötig sind, um unsere Kultur im positven Sinn zu befruchten! Nur so kann er ganz konkret das Rätsel des Bösen lösen, was die hauptsächlichste Aufgabe unseres Zeitalters ist. Durch den Sturz der Geister der Finsternis, mit dem 1879 das Michael-Zeitalter begonnen hat und bis gegen das Jahr 2400 dauern wird, wurden dazu die notwendigen Vorausetzungen geschaffen (Lit.:GA 266a, S. 258ff (http://fvnarchiv.net/PDF/GA/GA266a.pdf#page=258&view=Fit)). Dann werden auch immer mehr Menschen den ätherischen Christus schauen können, so wie es energisch geistig strebenden Menschen schon heute möglich ist (Lit.:GA 152, S. 47 (http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA152.pdf#page=47&view=Fit)).
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„Wenn man das Böse im Menschen suchen will, so muß man es suchen nicht in den bösen Handlungen, die innerhalb der menschlichen Gesellschaft vollzogen werden, sondern man muß es suchen in den bösen Neigungen, in den Neigungen zum Bösen. Man muß zunächst ganz abstrahieren, ganz absehen von den Folgen dieser Neigungen, die bei dem einen Menschen mehr oder weniger eintreten, man muß den Blick hinrichten auf die bösen Neigungen. Und dann kann man fragen: Bei welchen Menschen wirken die bösen Neigungen innerhalb der fünften nachatlantischen Periode, in der wir drinnen stehen, jene Neigungen, die, wenn sie in ihrer Nebenwirkung zum Ausdrucke kommen, eben in den bösen Handlungen so anschaulich sich darleben, bei welchen Menschen wirken die bösen Neigungen?
Ja, die Antwort darauf bekommt man, wenn man versucht, über die sogenannte Schwelle des Hüters zu gehen und das menschliche Wesen wirklich kennenzulernen. Da ergibt sich die Antwort auf diese Frage. Und die Antwort lautet: Bei allen Menschen liegen im Unterbewußtsein seit dem Beginne der fünften nachatlantischen Periode die bösen Neigungen, die Neigungen zum Bösen. - Ja, gerade darinnen besteht das Eintreten des Menschen in die fünfte nachatlantische Periode, in die neuzeitliche Kulturperiode, daß er in sich aufnimmt die Neigungen zum Bösen. Radikal, aber sehr richtig gesprochen, kann folgendes zum Ausdrucke gebracht werden: Derjenige, der die Schwelle zur geistigen Welt überschreitet, der macht die folgende Erfahrung: Es gibt kein Verbrechen in der Welt, zu dem nicht jeder Mensch in seinem Unterbewußtsein, insofern er ein Angehöriger der fünften nachatlantischen Periode ist, die Neigung hat. Die Neigung hat; ob in dem einen oder in dem anderen Fall die Neigung zum Bösen äußerlich zu einer bösen Handlung führt, das hängt von ganz anderen Verhältnissen ab als von dieser Neigung.“ (Lit.:GA 185, S. 110 (http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA185.pdf#page=110&view=Fit))
„Um so mehr taucht dann die Frage auf: Ja, was wollen diese Kräfte, die im Menschen die bösen Neigungen bewirken, was wollen diese Kräfte denn eigentlich im Weltenall, indem sie zunächst in die menschliche Wesenheit hineinträufeln, indem sie in die menschliche Wesenheit hineinfließen? Was wollen diese Kräfte? - Sie sind wahrhaftig im Weltenall nicht dazu da, um böse Handlungen in der menschlichen Gesellschaft herbeizuführen. Diese führen jene Kräfte aus solchen Gründen herbei, die wir noch besprechen wollen. Sie sind, ebensowenig wie die Kräfte des Todes dazu da sind, den Menschen nur sterben zu machen, im Weltenall nicht vorhanden, diese Kräfte des Bösen, um den Menschen zu verbrecherischen Handlungen zu führen, sondern sie sind im Weltenall dazu vorhanden, um, wenn der Mensch aufgerufen ist zur Bewußtseinsseele, in ihm die Neigung hervorzurufen, das geistige Leben so zu empfangen, wie wir es gestern zum Beispiel und schon das vorige Mal charakterisiert haben.
Im Weltenall walten diese Kräfte des Bösen. Der Mensch muß sie aufnehmen. Indem er sie aufnimmt, pflanzt er in sich den Keim, das spirituelle Leben überhaupt mit der Bewußtseinsseele zu erleben. Sie sind also wahrhaftig nicht da, diese Kräfte, die durch die menschliche soziale Ordnung verkehrt werden, sie sind wahrhaftig nicht da, um böse Handlungen hervorzurufen, sondern sie sind gerade dazu da, damit der Mensch auf der Stufe der Bewußtseinsseele zum geistigen Leben durchbrechen kann. Würde der Mensch nicht aufnehmen jene Neigungen zum Bösen, von denen ich eben gesprochen habe, so würde der Mensch nicht dazu kommen, aus seiner Bewußtseinsseele heraus den Impuls zu haben, den Geist, der von jetzt ab befruchten muß alles übrige Kulturelle, wenn es nicht tot sein will, den Geist aus dem Weltenall entgegenzunehmen.“ (S. 111 (http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA185.pdf#page=111&view=Fit))
„Nun wissen wir, daß seit dem Jahre 1879 die dem Menschen nächststehenden Geister der Finsternis, die dem Reiche der Angeloi angehören, im Menschenreiche selber wandeln, weil sie aus der geistigen Welt in das Menschenreich herabgestoßen worden sind und nun in den menschlichen Impulsen drinnen vorhanden sind, durch die menschlichen Impulse wirken. Ich sagte, gerade durch dieses, daß dem Menschen so nahestehende Wesen auf unsichtbare Art unter den Menschen wirken und der Mensch durch die hereinspielenden Kräfte des Bösen abgehalten ist davon, das Spirituelle mit der Vernunft anzuerkennen - denn das ist wiederum die damit zusammenhängende Aufgabe des fünften nachatlantischen Zeitraums -, gerade dadurch werden diesem fünften nachatlantischen Zeitraum viele Gelegenheiten gegeben, sich finsteren Irrtümern und dergleichen hinzugeben.
Es muß gewissermaßen der Mensch sich dazu bequemen, in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum das Spirituelle durch seine Vernunft zu erfassen. Geoffenbart wird es schon; dadurch, daß die Geister der Finsternis 1879 besiegt worden sind, dadurch wird immer mehr und mehr spirituelle Weisheit aus den geistigen Welten herunterfließen können. Nur wenn die Geister der Finsternis oben geblieben wären in den geistigen Reichen, würden sie ein Hemmnis sein können für dieses Herunterfließen. Das Herunterfließen von spiritueller Weisheit können sie fortan nicht verhindern; aber Verwirrung können sie fortan stiften, die Seelen können sie verfinstern. Und welche Gelegenheiten zur Verfinsterung ergriffen werden, haben wir ja zum Teil schon geschildert. Was für Vorkehrungen getroffen werden, haben wir angeführt, um die Menschen abzuhalten davon, das spirituelle Leben zu empfangen.
Das alles kann natürlich nicht zum Jammern oder irgend so etwas Anlaß geben, sondern zu einer Stärkung der Kraft und Energie der Menschenseele nach dem Spirituellen hin. Denn wird in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum von den Menschen dasjenige erreicht, was erreicht werden kann durch die Einverleibung der Kräfte des Bösen im guten Sinne, dann wird zu gleicher Zeit etwas Ungeheures erreicht: dann wird dieser fünfte nachatlantische Zeitraum für die- Entwickelung der Menschheit etwas wissen aus größeren Vorstellungen als irgendein nachatlantischer Zeitraum, ja als irgendein früherer Zeitraum der Erdenentwickelung. Erschienen ist zum Beispiel der Christus durch das Mysterium von Golgatha dem vierten nachatlantischen Zeitraum; aneignen für die menschliche Vernunft kann ihn sich der fünfte nachatlantische Zeitraum erst. Im vierten nachatlantischen Zeitraum haben die Menschen begreifen können, daß sie in dem Christus-Impuls etwas haben, was sie über den Tod hinausführt als Seelen; das ist ja durch das Paulinische Christentum hinlänglich klargeworden. Aber ein noch Bedeutsameres wird eintreten für die Entwickelung des fünften nachatlantischen Zeitraums, in dem die Menschenseelen erkennen werden, daß sie in dem Christus den Helfer haben, um die Kräfte des Bösen in Gutes umzuwandeln.
Aber eines ist mit dieser Eigentümlichkeit des fünften nachatlantischen Zeitraums verbunden, eines, das man sich jeden Tag aufs neue in die Seele schreiben soll, das man ja nicht vergessen soll, obwohl der Mensch besonders für das Vergessen dieser Sache angelegt ist: ein Kämpfer um das Spirituelle muß der Mensch sein in dieser fünften nachatlantischen Zeit; erleben muß er, daß seine Kräfte erschlaffen, wenn er sie nicht fortwährend im Zaume hält für die Eroberung der spirituellen Welt. Im höchsten Maße ist der Mensch auf seine Freiheit gestellt in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum! Das muß er durchmachen. Und gewissermaßen an der Idee der menschlichen Freiheit muß geprüft werden alles dasjenige, was die Menschen trifft in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum. Denn würden die Kräfte der Menschen erschlaffen, so könnte gewissermaßen alles zum Schlimmen ausfallen. Der Mensch ist nicht in der Lage, in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum wie ein Kind geführt zu werden. Sind gewisse Brüderschaften da, welche sich gewissermaßen das Ideal vorhalten, die Menschen wie Kinder zu führen, wie sie noch geführt wurden im dritten nachatlantischen Zeitraum und im vierten, so tun diese Brüderschaften gar nicht das rechte; sie tun gar nicht dasjenige, was für die Entwickelung der Menschheit eigentlich geschehen soll.
Die Menschen so auf die spirituelle Welt hinzuweisen, daß Annahme oder Ablehnung der spirituellen Welt in die Freiheit der Menschen gestellt ist, das muß sich derjenige, der in dieser fünften nachatlantischen Zeit von dieser spirituellen Welt spricht, immer wieder und wiederum vorhalten. Daher können gewisse Dinge in dieser fünften nachatlantischen Zeit nur gesagt werden; aber das Sagen ist jetzt ebenso wichtig, wie irgend etwas anderes wichtig war in andern Zeiträumen.“ (Lit.:GA 178, S. 204ff (http://fvnarchiv.net/PDF/GA/GA178.pdf#page=204&view=Fit))
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