Paracelsus-f... hft.
Handschriftli...
Documente zur !
Lebensgesch... Eduard Schubert, Karl Sudhoff
Sj\0.
I
Paracte-Fornhiiiigen von
Eduard Schubert Dr. Dr.
Handschriftliche
Karl Sudhoff
und Med.
Documente zur Lebensgeschichte
Theophrasts von Hohenheim.
Mit drei Tafeln in Lichtdruck.
Frankfurt Verlagf
von
Tteitz
a.
M.
&
Koehler.
1889.
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.'V
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316595
AVAILASLE
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Inhalts-Verzeichniss
Seite
1
2) Briefe
5)
Hohenheims aus Colmar an Bonifacius Amerbach
Die Jahre 1532—1535
in Basel
.
.
57
.
.
.
.
99
.
.
123
.
.
147
.
.
171
.
.
176
>ogie
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Vorwort. Der Lebensgaiig des grossen deutschen Arztes Theophrastus Bombast von Hohenheim ist noch auf weite Strecken in Dunkel gehüllt. Nur wenige Höhepunkte seines Lebens werden vom Lichte der Historie genügend beschienen.
Manche Spuren Lebensweges
sind
dieses
überaus
so
wohl noch
in
verborgen und warten des Tages, wo ans Licht gezogen werden.
dem
Interesse der meisten
reich
ausgestatteten
Archiven und Bibliotheken
Vorerst
sie ist
von glücklicher Hand freilich
dieser
Mann
Localgeschichtsforscher fremd.
bedarf aber wohl nur einer Anregung,
um
Es
auch darin eine
Aenderung zum Bessern herbeizuführen. Die Verfasser sind nun zwar dem Schauplatze, auf welchem sich das Leben des Reformators der mittelalterlichen Medicin abspielte, räumlich fern,
es ist
ihnen aber doch gelungen, mit
Hülfe geneigter Bibliothek- und Archiv- Vorstände einige urkundliche Quellen zu finden, mit deren
Benutzung
etwas mehr
sich
Licht über einige noch unerhellte Theüe dieses Gelehrten- und -
Wanderlebens gewinnen lässt. "Wir theilen im Folgenden unsere Funde mit, indem wir das erforderliche historische Material zur Erklärung und Nutz-
barmachung derselben hinzufügen. Wir haben
es nicht für nöthig
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I
-3 erachtet,
jedesmal
Schriften über
das
VI
allenthalben
Hohenheim
leicht
in
den
biographischen
zu Findende hier in extenso
zu wiederholen, haben aber doch manche Einzelheiten pro et contra
wo
zum
es uns
Verständniss von Zeit und Umständen hinzugefügt, zur
Gewinnung
bildes unerlässlich erschien
eines wahrheitsgetreuen Geschichts,
auch einige weitere Schlüsse aus
den Documenten zu ziehen uns erlaubt. wir unter den Streitern Sonne und
Selbstverständlich
haben
Wind gleichmässig zu vertheilen
gesucht und, uns jeder Parteinahme sorgfältig enthaltend, alles
actengemäss geprüft, ehe wir es niederschrieben.
Den Herren
Dr. L. Sieber und Dr. R.
Basel, Dr. Dierauer
und Dr. G. Scherrer
Wadkern agel in St. Gallen und
in
Dr. H. Markgraf in Breslau sprechen wir für gütige Ueberlassung der Manuscripte
und freundliche Unterstützung unserer For-
schungen auch hier noch unseren ergebenen Dank
minder
ist
es
aus.
Nicht
uns angenehme Pflicht, die vielfache Förderung
dankend hier hervorzuheben, welche
die
Herren Dr.
W.
Harless,
Geheimer Archivrath in Düsseldorf und Dr. H. Grotefend, Archivrath in Schwerin (früher Stadtarchivar in Frankfurt
a.
Main) in
liebenswürdigster Weise unseren Arbeiten zu Theil werden Hessen.
Die Verfasser.
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4
i
• . • •
•
'
•
•
c.-
. •
1.
•
• • •
•
•
Actenstücke zum Baseler Aufenthalte Hohenheims.
s
fehlte bisher an
jedem
festen Anhaltspunkte zur Fixirung
Hohenheims
der Wanderungen und Aufenthaltsorte
den Jahren direct vor seinem Auftreten zu verhandeln
ist hier
Erlebnisse.
Doch möchten wir
nicht der Ort.
weise geben zur Einführung in
hier
seine
in
Eingehend hierüber
in Basel.
einige Hin-
zu besprechenden
Baseler
Das Dunkel, aus welchem Hohenheim nach den bisherigen
Darstellungen plötzlich sich dadurch zu lichten,
in
der
Universitätsstadt auftauchte,
wenigstens treten
beginnt
ein paar Jahre seines ge-
heimnissvollen Wanderlebens jetzt zugleich mit
dem
Baseler Aufenthalte
in ein helleres Licht.
Kurz vor der Uebernahme der Professur in Basel weilte Hohenheim während der Jahre 1525 und 1526 im südwestlichen
Deutschland. Sicher hat Freiburg aufgehalten; denn
sich
er
damals
er berichtet in
in
dem
Tübingen und ersten, sogleich zu
besprechenden Baseler Actenstücke, dass ihm Schüler aus diesen beiden Universitäten er
In einem Baseler Colleg erwähnt
nachgezogen waren.
auch Casuistisches aus Freiburg*) und
*)
Er berichtet
in der
Rott weil**).
Letzteren
Vorlesung „Von Offnen Schäden» vnd Geschweren* über [al. wir] haben gesehen zu Freyburg im Kalb"
einen Niercntnmor, „wie jhr
(Chir. B. u. Sehr. Fol.0 - Ed. S. 616b).
Herr Stadtarchivar Poinsignon
Gebäude in der
Nähe
in
Das Haus zum Kalb war, wie uns
Freiburg
i.
Br.
mittheilte, ein kleines
des Bathshofes in einer kleinen Seitenstrasse, der ehe-
Hart daneben stand ein Beguinenhaus, genanut „des Bischoffs regelhus". Das „Kalb" (welches niemals ein Wirthshaus gewesen ist) gehörte damals einem gewissen Zuckraantel. maligen Gerwergasse, jetzt Thurmstrasse gelegen.
*)
In demselben Collegienhefte in
(a. a.
0. S. 600 b) wird berichtet, dass Paracelsus
„Botweil" eine Aebtissin an „Zinzilla" (Herpes Zoster) bebandelt habe. 1
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•
•
.
Ort hatte er..yermuthlich auf der Reise von der schwäbischen nach derselbe liegt etwa auf der Mitte
der badischen* -Universität berührt;
Hohenheim hat dort wohl kurze
des ^Weges«. and m
diesen Jahren
**In
. %
und Untersuchung der unserm Jahrhundert Bäder,
konnte er die geniale, in
localen Verhältnisse
erst geologisch bewahrheitete
Niederbaden
Einen
haben
Zellerbad,
Un-
denn nur aus eigener Beobachtung
zweifelhaft ist er dort gewesen;
drey
welche
„Von den Natürlichen Bädern" bespricht*).
in seiner Schrift
„die
Zeit gerastet.
wohl auch die Heilquellen von
er
Wildbad, Baden-Baden und Göppingen,
*£i£t>enzell, fcr
besuchte
Möglicherweise
(al.
vrsprung"
auch
fällt
Hypothese aufstellen,
vnd
Wildtbad
Margraff baden) ,
**).
Behandlung
die
Markgrafen
des
von Baden (1479—1533), welcher an Dysenterie litt und nach seiner Genesung dem Helfer mit schnödem Undank lohnte,
Philipp noch
I.
Doch könnte unser
kurz vor der Baseler Professur.
in die Zeit
Arzt auch später, von Basel aus zu dem Fürsten gerufen worden sein***).
dagegen von
Dass Paracelsus gesiedelt
Adelung
wie
sei,
Zürich
behauptet f),
durch nichts erwiesen.
Was derselbe von Hohenheims Zusammentreffen Heinrich Bullinger berichtet, ist bestimmt zu versetzen
denn
;
Bullinger 1526
wir
in Zürich
bis
Hohenheim
November; und dass
gewesen,
dass
im Jahre
eine feststehende historische
ist
Das Zusammentreffen der beiden „Reformatoren" hat sich
Thatsache.
zweifellos erst in
*) Vergl.
Heft
Huser, v. Renz, Anmerk. Es
den Herbst 1527
konnten keinen Beweis dafür finden,
1527 im Januar und von Juni
**)
mit dem Theologen in
längere Zeit in Zürich weilte, wohl aber
im October 1527
*•)
nach Basel über-
aus
ist
ist
— —
den Herbstferien dieses Jahres ereignet.
I.
dieser
„Forschungen"
4«-Ed. Bd. VII. S. 321;
S. 60.
Fol.°-Ed. Bd.
Literatur-Geschichte von Wildbad.
I.
S. 1113.
Vergl.
Stuttgart 1881.
W. Th.
4<>.
S.
104,
43.
uns nicht gelungen, über die Zeit der Erkrankung dieses Fürsten So lange dieser Zeitpunkt nicht feststeht, bleibt
etwas Sicheres aufzufinden. es strittig,
ob die Strassburger oder Baseler Collegen des Neuerers die Feinde
waren, denen „des Fürsten Vndanckbarkeit vnnd Vnfürstliche belohnung ein freudt war, I.
S.
vnnd
ein stichblat" wider ihn.
.
.
.
(4°-Ed. V. S. 134; Fol.°-Ed.
132 a.)
t) Geschichte der
menschlichen Narrheit,
7.
Theil S. 228
f.
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3&^
-3 An
begründeter
kein
ist
Zweifel
Es sind erschlossene Näherungswerthe von grösserer oder Documentarisch
Evidenz.
geringerer sind
Ausführungen
vorstehenden
möglich.
es jedoch
Erst in
nicht.
historische
festgestellte
allerletzter Zeit
Facta
uns gelungen,
es
ist
noch ganz dicht vor Hohenheims Niederlassung in Basel auch einen absolut fixen Punkt zu finden.
Wir waren schon
früher durch
Vermuthung gekommen,
burg
dass
aufgehalten habe; jetzt
einige Zeit sich
Momente zu der
verschiedene
Hohenheim schon vor Basel ist
in
Strass-
Vermuthung
diese
zur vollen Gewissheit geworden.
Im Bürgerbuche letzten
der Stadt Strassburg
findet
auf der
sich
dritt-
Columne des Jahres 1526 folgender Eintrag*):
„Item Theophrastus von Hohenheim der artzney „doctor
hatt
„Lutzemen. Der Andreastag Freitag,
das burgrecht kaufft und Actum Mittwoch nach Andree (30.
November)
zur
im Jahre 1526 auf einen
mithin geschah die Eintragung Hohenheims ins Bürgerbuch
Mittwoch den
5.
Die Zunft zur
December. Lucerne (oder
Müller, Stärkefabrikanten u.
gehörten
fiel
dient
appostoli."
s.
Laterne) war die der Kornhändler,
wozu
w.,
Chirurgen
seit alter Zeit die
**).
Damit wäre
Halt gewonnen.
also ein fester
Strassburg vor Anker gegangen, selbstverständlich
oder Monaten, wohl gar schon als Docent. hatte ihn wohl angezogen ärztlichen Collegen jener
;
denn
frei
Tage hat
Hohenheim war schon
seit
in
Wochen
Die dortige Chirurgenschule
von der Voreingenommenheit der
er sein ganzes
Leben lang für die
Gleichberechtigung und Vereinigung der Chirurgie mit der internen
Sagt er doch, dass er „die Wundt-
Medicin auf's eifrigste plädirt. artzney
*)
als
dz gewissest*
Wir verdauken
in
der Heilkunde erkannt habe und
diese Nachricht
(auf welche wir durch C.
Michael Toxites,
Schmidt' s
dass
Bio-
aufmerksam gemacht Warden) der Güte des Herrn Stadtbibliothekars Dr. Rudolph Reuss und des Herrn Stadtarchivars Dr. Brucker in Strasshurg. Herr Dr. Reuss graphie des
Strassburg 1888,
hatte uns schon früher durch freundliche
Paracelsus-Fragen zu **) Vergl. Friedrich in Strassburg.
Dank
Wieger,
8°.
S.
89
Mittheilungen über Strassburger
verpflichtet.
Geschichte der Medicin und ihrer Lehranstalten
Strassburg 1885.
4°.
S. 2.
1»
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kranckheiten
„alle Chirurgicalischen
[Syphilis,
Geschwüre
etc.]*)
etc.
durch Physicalisch Artzney geheilt werden" könnten**). In aller Bescheidenheit, die bald jedermann
ihm absprechen
sollte,
hat er in Strassburg seine Lehrthätigkeit mit der Chirurgie beginnen wollen,
um
„Physic"
dann zu
„
Höherem "
aufzusteigen,
Chirurgie
seine,
damals ungewohnter Weise umfassende
in
Strassburg war dafür der geeignete Ort; denn einmal
kündigen.
dort die Kluft, welche Chirurgen
und Aerzte
man
anderwärts und zweitens ging
war
wie dem Plane um,
trennte, nicht so tief
schon mit
dort
und
zu ver-
Lehre
eine Universität zu gründen.
Genaueres über diese Strassburger Zeit unsere Arztes nicht aufbewahrt geblieben***).
Chr. G.
dass er dort „in Gesellschaft des
sei.
von Murr
Prof. Spielmanns,
im Jahr 1757 So glaub-
zeigte es uns oberhalb seines Ladens, vor der neuen Kirche".
Angabe des an Genauigkeit unübertrefflichen
diese
Zeitannahme
hier nur in der
irrt)
leider
Der Buchhändler Schmidt
noch den Ort seines Laboratoriums sah.
haft
ist
berichtet!) zwar,
Murr
(der
auch für uns jetzt klingt, so haben
doch unsere Nachforschungen in Strassburg selbst dieselben nicht be-
Es ist dort nichts mehr davon bekannt, dass Paracelsus dem Predigerkirchhof vor der neuen Kirche gewohnt hätte ff). Auch das von Murr noch gesehene bartlose Oelbildfff) scheint untergegangen zu sein. Wenigstens meint Herr Dr. Reuss sich aus früher
stätigen können.
auf
Jugend dunkel zu erinnern, dass das Paracelsus-Bildniss
sich auf der
Stadtbibliothek befand und daher wohl mit dieser bei der Beschiessung
1870 zu Grunde ging. Ein Rencontre mit
wohl sicher
diese
in
dem
streitbaren Galeno - Arabismus
Strassburger Monate
,
welches
werden wir weiter
fällt,
unten zu besprechen haben.
*)
*) ***)
Vcrgl. Heft
Bd.
4<»-Ed.
I.
S. 66.
II. S.
Anmerk.
234; Fol.0-Ed.
I. S.
279 a.
Ende
des 16. Jahrb.
2. Theil.
Leipzig 1799.
Die Strassburger Rathsprotokolle reichen nur bis zum zurück.
f)
Neues Journal zur Litteratur und Kunstgeschichte, 8°.
tt)
S. 225.
Auch Fred. Piton
ftt) A.
a.
in
seinem „Strasbourg
illustre^ (1855) weiss nichts davon,
0. S. 183. Anmerk.**).
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+2 lange hat
ge-
diese Strassburger Sesshaftigkeit aber nicht gedauert, ja
einmal für ihn als Strassburger
sie scheint nicht
geworden zu
B
Bürger
„De gradibus" an
von Basel aus den Dedicationsbrief seiner Schrift: Christoph dinarius
Clauser
Basiliensis "
Hohenheim,
völlig perfect
Denn schon im November 1526 schreibt Hohenheim
sein:
in Zürich,
in
welchem er sich „Physicus & Or-
Es hat danach
nennt.
schnell entschlossen
den Anschein,
als
und zu rascher That geneigt wie
sei
er
war, schon vor Eintragung seiner Strassburger Bürgerrechtsgewinnung
dem
unterdess an ihn ergangenen Rufe an die Universität Basel sporn-
indem
streichs gefolgt,
er sein Vaterland
dem im
Stiche zu lassenden
Bürgergeide vorzog, das ihm doppelt und dreifach durch das „amplum
Stipendium* des Stadtarztes und Professors aufgewogen wurde.
Solche
Früchte hatte seine glänzende Herstellung des hochangesehenen Baseler
Buchdruckers Johann Fr oben
werden,
in
kurzes Verweilen
brauchen
keineswegs den
dem
(siehe unten bei
(die,
wie wir
im
3.
Abschnitt sehen
Sommer 1526 zu setzen ist) und sein gewiss nicht bei dem Schwerkranken zuwege gebracht, und wir
den
böswilligen Aussagen
des Baseler Pasquills
zweiten Baseler Actenstücke) zu glauben, welches
ehrenrührige Gründe für diese rasche Entfernung von Strassburg aufstellen wollte.
Genug, Strassburg hatte das Nachsehen, und unseres Wissens ist
Hohenheim niemals wieder
in
die so schwer beleidigte Stadt zurück-
gekehrt, gewiss zu seinem eigenen Nachtheil, als er nach einem Jahre
schon seinen Professorensitz in eiliger Flucht verlassen musste.
Im
Jahre 1526 war in Basel die Stelle des Stadtarztes erledigt
worden*) und der Kath berief zu diesem Amte, auf Veranlassung des
*)
Es
hat
uns
nicht
Hohenheims
gelingen
inf Stadtarzt -
wollen,
festzustellen,
Amt gewesen
ist.
wer
der
Vorganger
Nicht einmal das
Datum
war zu eruiren. Acten darüber sind im Baseler Stadtarchive nicht vorhanden und zu allem Unglück sind die Rechnungsder Erledigung dieser Stelle
—
bücher 1525 '28, aus welchen vielleicht noch eine Aufklärung zu hoffen gewesen wäre, vor längerer Zeit durch Feuchtigkeit so schwer beschädigt Die bei worden, dass ein Durchblättern derselben ganz unmöglich ist.
—
Rudolf
Wolf
Zürich 1860.
(Biographien 8°.
S. 6,
zur Kulturgeschichte
der
Schweiz.
3.
Cyclus.
Haeser und anderen sich findende Angabe, der Wilhelm Copus sei der Vorgänger Hohenheims näherer Untersuchung als unhaltbar. Copus ist
f.),
bekannte Pariser Professor gewesen, erweist sich bei
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mit Fr oben befreundeten Johannes Oecolompadius*), Theophrastus, welcher damals 33 Jahre alt war und schon
Ruf
Arzt und vielleicht auch
als
Vorlesungen gehalten
;
Einladung
im
dass das
Programm
(„Intimatio«),
zu
Vorlesungen
seinen
gedruckt
in
gehen Hess***), den Beginn seiner ersten Vorlesungen
Das Sommersemester begann
zeichnete.
Wahl
Weg
Juni
die
Welt
in Basel
be-
Mai mit der
1.
zu Beginn seiner Lehr-
wir dies sofort des Näheren sehen
wie
legte,
am
welches 5.
die Schwierigkeiten, welche
dem neuen Docenten
die medicinische Facultät
tätigkeit in den
in Basel
Doch hatten
neuen Rectorsf).
eines
1526/27
Wintersemester
Medicin und Chirurgie**) am
der junge Professor der als
Lehrer besass.
nocli
denn es besteht durchaus keine zwingende Noth-
wendigkeit, anzunehmen,
152 7
als
Hohenheim
hat
Jedenfalls
unsern grossen
werden, wahrscheinlich einige Zeit lang das regelmässige Abhalten der
Lehryorträge desselben dass das
verhindert.
Programm den Moment
So wäre
es
bezeichnete,
wo
recht wohl möglich,
Machtwort des
ein
Rathes der Stadt diesen Behinderungen seitens der Gegner ein Ende
machte und Hohenheim
den Vollgenuss seiner Rechte als öffentlicher
in
Professor trat.
Das Verhältniss des vom Magistrat zu ernennenden Stadtarztes zur Universität war nämlich keineswegs in jeder Hinsicht klar begränzt,
twar ein Baseler Kind, aber als Arzt scheint er in seiner Vaterstadt nie Diese Annahme war wohl dadurch veranlasst, ansässig gewesen zu sein. dass die „Athenae Rauricae" (S. 169) den Guilielmus Copus unter den
Paracelsus auffuhren. Doch steht in dem Baseler Professur; Copus wird wohl nur
Professores Medicinae direct vor Artikel kein
Wort von
einer
deshalb genannt, weil er „navitate civis Basiliensis" war. *)
So berichtet A. Jociscus in seiner „Oratio de ortu, vita Oporini
**)
Man
14
.
Argentorati 1569.
pag.
8°.
Joannis
et obitu
.
findet bei verschiedenen Autoren, auch noch in allerneuester Zeit,
kehrte
Angaben über
die
schon K. Sprengel,
3. Aufl.
Bd.
Physic
et Chirurgiae libros" vortragen werde.
Medicin!!
Auch
Behauptung,
welche mehrfach wiederkehrt, ***) Vergl. 4<>-Ed.
schungen*
VII.
S.
ist
er
sei
Namentlich wird und Chirurgie gewesen (so
Paracelsus
III. S. 438).
Physices
die
ver-
Art der Profcssur Hohenheims.
vielfach behauptet, er sei Professor der
f)
As r
sagt, dass er „et
„Physice"
Professor der
ist
dem Wortlaute nach ganz
a 4 rff; FolAEd.
I.
950
S,
f.
aber
interne
Chemie gewesen, unrichtig.
und Heft
I dieser
„For-
S. 57.
Für den Sommer 1527 war
es der Magister
Hieronymus Blotzheim, ein
Glied der Artistenfacultät.
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wie die folgende histo-
barg vielmehr allerhand Conflictsstoff in sich, rische Entwickelung desselben zeigen wird.
Der erste Professor Ordinarius
am
Kottenburg stellte
Lehrer der Medicin
Jahre
1477
Widmann
wurde
die
Wölf Ii n
der Universitätsgründung
seit
Function
des
(aus
ausdrücklich
Dr. Johann
gewesen zu sein scheint) die ordent-
Zum Lehramt
liche Professur der Medicin behielt.
Widmann
Im
(1460).
dem
Stadtarztes
Wölflin (mit welchem der Magistrat
übertragen, während
als Stadtarzt nicht sehr zufrieden
war
Wernher
in Basel,
Neckar) war zugleich Stadtarzt und der einzige ange-
nicht
an der Universität
verpflichtet, sondern dies
seinem
freien Willen überlassen*).
Mit dem Jahre 1507 wurde vollzogen
,
und der Magistrat
die
Neuordnung der Gehaltsdotationen
verpflichtete sich
schon 14ö0 errichteten und von ihm Professur in S.
zweiten Lehrer
in der
und aus der Stadtkasse zu besolden; Sparsamkeitsrücksichten)
mit
der
Hieraus geht also hervor, dass für
den Stadtarzt die
die
Berechtigung, *)
ordentlichen
Vis eher,
diese neue Lehrstelle
Stadtarztes
eines
a.
a.
0.
Arzneikunde**) anzustellen
wurde (aus
verbunden***).
Neuordnung der Universität
seit dieser
Verpflichtung zum Lehramte
bestand.
Denn
an der Universität Vorlesungen (unbesoldet) zu
Vischer, Geschichte der Universität Basel von der Gründung 1460 bis zur Reformation 1529. Basel 1860. 8°. S. 250. Widmann stammt nach Vischer aus Gundelfingen; wir können ihm aber nicht beistimmen, wenn er annimmt, er sei mit dem gleichnamigen Tübinger ProWir werden unten noch auf diesen Johannes Widmann fessor identisch. (1440—1524) aus Meldungen zu sprechen kommen (vergl. Biogr. Lexicon der Vergl. Wilhelm
Aerzte.
Bd. VI. S. 264 und C. H.
die Lustseuche in Deutschland. "*)
Zukunft neben der
einen
Facultät (Wilh.
der medicinischen
75) noch einen
in
,
besoldeten
„Einen Doctor
in
Universität Basel.
Fuchs,
1843.
8°.
der Arzneiwissenschaft "
Aarau 1826.
S. 75.
die S.
Man
Magistrat verpflichtet war, einen doctor
ältesten Schriftsteller über
394
ff.).
sagt M.
rite
Lutz,
Geschichte der
annehmen, dass der promotus anzustellen, wofür
sollte also
auch der Wortlaut im „Erkanntnissbuch" spricht (1481/1504 fol. 232): „sodehn ist abgeredt daz ein ersamer ratt einen doctorem in der facultet der artznye, der dieselb lectur ouch nach noturfft volbring, ufi und von dem gemeinen gutt versolden solle ..." '*)
Visch er,
a. a. 0. S. 80 f.; „Stadtärzte " in Basel werden schon vor der Universitätsgründung genannt, so ein „Meister Heinrich" zur Zeit des Baseler
Concils (1431-1449).
Digitized by
halten
und Licentiaten der Medicin zu Basel *)
hatten alle Doctoren
,
brauchte
dieselbe
War
werden.
dem
also
Stadtarzte
besonders verliehen
nicht
doch sogar das Recht der Verleihung
zu
gelehrten
des
Grades auch den nicht promovirten Baseler Aerzten zuständig (aber doch wohl nur des Grades, den
Wie
sie selber besassen!).
weit der Antritt des Lehramtes
den Stadtarzt von der
für
Regenz der Universität und deren Zustimmimg abhängig war, lässt nicht
sich
Unter regulären Umständen mögen
ermitteln.
Hohenheim,
Dinge, wenn, wie bei
die Persönlichkeit des Stadtarztes
dem damaligen ganzen Wesen und Lehrgebäude
sich zu
in schroffen
Gegensatz
diese
sich
Aber anders wurde die Lage der
Verhältnisse leicht geregelt haben.
der Medicin
stellte.
Mit der Gründung der Universität war festgesetzt worden, dass
niemand ohne Approbation der medicinischen Facultät, «alle in Basel weilenden und ausübenden Aerzte"
deren Mitglieder
waren
was
(„ Alles
Mi es eher
a.
treiben durfte,
Bestimmungen
S.
bei
Basel
in
sich
0.
a.
mit der Arzneikunde
Was
30 Gulden Strafe**).
die
Praxis genaueren
über diese von der medicinischen Facultät zu er-
werbende Approbation
betrifft
(„bewert von der facultet der artznye
vnd zugelassen worden von den Meistern derselben
im
befasste",
wundärztliche
oder
ärztliche
6),
facultet"
heisst es
Freiheitsbriefe der Universität), so liesse sich darüber nur aus
Statuten,
welche
die
Facultät,
laut
vom Magistrat durch
ihr
Stiftungsurkunde verliehener Befugniss, im Jahre 1464 lässliche
erhalten.
Kunde gewinnen.
Zwinger 1569
Aber
diese Statuten
späteren Fassung und
In der
sind
uns nicht sie
die
ver-
feststellte,
Redaction, wie
den
mehr
Theodor
„ex antiquis tabulis, privilegiis, coosuetudinibus" zu-
sammengestellt und revidirt hat, findet sich die Bestimmung, dass
fremde Aerzte, welche berufen oder aus eigenem Antrieb nach Basel
kamen, spätestens bestehen
und
mussten***). gleich
als
Eine
nach zwei Monaten
Mitglieder
in
die
Facultät
ähnliche Bestimmung
zu besprechenden Vorgängen
zu
Mies eher, die medizinische Facultät W. Vischer, a. a. 0. S. 41 und 301. f. Mi e scher, a. a. 0. S. 6 Anraerk. 3.
*) Fr. **)
***)
die gesetzliche
hat sich wohl (nach den
schliessen)
in
Prüfung
aufgenommen werden auch
in
Basel... Basel 1860.
den zu
4°.
S.5.
i
vfc
Digitized by
Hohenheims
Zeiten
gültigen
Statuten
Der
befunden.
in
dem
Freiheitsbrief der Universität statuirten Approbation durch die facultas
Hohenheim
medica war der auswärts doctorirte Stadtarzt gleichfalls unterworfen.
Es fragt
sich nur, ob
offenbar
ihm davon etwas bekannt
war, ehe er in Basel sich niederliess. Dies
zur
Einleitung
die
in
in
Folgendem
zu
besprechenden
Conflicte
I.
dem
Bei
und Pflichten
tiefen Ernste,
mit welchem
Arzt auffasste *),
als
Hohenheim
ist es natürlich,
seine Stellung
dass er seine stadt-
ärztlichen Functionen mit aller Energie zu handhaben suchte
nothwendig befundenen Massnahmen, auch wenn Widerstreben
der
betheiligten
Kreise
sie
stiessen,
auf das
und
die
allseitigste
durchzusetzen
sich
bemühte.
Sowohl über diese Stadtphysicates
,
als
seine
Bestrebungen in der Handhabung seines
auch über seine Streitigkeiten mit der facultas
medica gibt uns Aufschluss eine von Johannes
Huser
aufbewahrte
und von dessen Erben im chirurgischen Bande der Folio-Ausgabe der Werke Hohenheims (Strassburg 1(505 u. 1618) Seite 678/79 zum Abdruck gebrachte Eingabe „An einen Ersamen Raht der Stat Basel". Huser konnte aber dies Actenstück nicht im Original benutzen, sondern, wie er Seite 525
Wir haben
(verdruckt für 523) angibt,
auch wohl
alterius", hat es
gefunden, dass dies in der Huser'schen Sammelausgabe
abgedruckte Schriftstück, nicht die
Eingabe
ist,
„ex manuscripto
in der Orthographie seiner Zeit angepasst.
dem Magistrat eingereichte
sondern nur ein vorläufiger
Entwurf, der vom Autor
noch einer eingehenden Umarbeitung unterzogen wurde, ehe er ihn dem
Rath vorlegte**). *)
Heinrich nicht
Haeser
einseitig für
sagt in seiner
„Geschichte der Medicin"
Hohenheim Partei nimmt),
3.
(welche gewiss
Aufl. II. Bd.,
Jena 1881.
„Kaum
jemals hat ein Arzt mit reinerer Begeisterung die Aufgabe seines Lebens erfasst, mit treuerem Herzen ihr gedient, mit grösserem 8°.
S.
105:
Ernste die sittliche **)
Würde
seines Berufes
im Auge behalten,
als der Refor-
mator von Einsiedeln Ein ähnliches Verhältniss
findet sich bei den auf S. 679/80 desselben Huser'schen Bandes abgedruckten zwei Briefen an die „Herren von Nürnberg",
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^ Die Original -Eingabe
Hohenheims
den Acten des Staatsarchivs
heute in
Hohenheim
von
!^
10
findet
sich
Basel
vor.
nämlich noch
nicht
Sie ist
(wohl wegen seiner berüchtigten
selbst geschrieben
Handschrift),
schlechten
von
unter-
auch nicht einmal von ihm selbst
schrieben, sondern von einer sonst unbekannten
Hand auf gleichzeitigem
Papier, mit gleichzeitigen Schriftzügen
sie ist
auch mit allen sonstigen
der Echtheit versehen.
Sehr zu bedauern ist
archivalischen Zeichen
vollkommen
dass eine Datirung
es,
dass
Amanuensis Joh. 0 p o r i n u s sein
fehlt.
gemein
Hohcnheim'schen Rede
von welchem unten noch weiter die
,
mußs, mit der des Schreibers dos
nichts
Erwähnen wollen wir noch,
wohlbekannte Handschrift des
in Basel
die
;
in
Rede stehenden Actenstücks
hat.
Zur bequemen Vergleichung der Baseler Original - Eingabe mit
dem Huser'schen Concepte,
setzen
wir
beide
Redactionen
neben
einander hierher:
Huser's Concept:
Das Baseler Original:
Frommen, Ehren-
Edlen strengen frommen
Ersamen, vnd
vesten fürsichtigen ersamen,
Weisen, gnedig vnd günst ige Herren,
wysen gnedigen und gunstigen myn herren demnach ich durch uwer streng ersam wißheit zu eim phisicum und ordinarium bestelt und verordnet worden byn, under anderm mir furkompt, wie das die doctores und ander
Strengen,
vesten, Fürsichtigen,
wiewohl jhr, als meine Gnedig vnd
Günstig Herren, mich vergangnen
Tagen
vnd mich zu E. G.
berufft,
anlangen
Statarteet
zubestellen
lassen,
als
dann beschehen:
E.
G.
ich
meins
dinsts hochen danck
in solchen
des
Vnterthenigen sagen, mich
meinem höchsten
fleiss
artzet,
so hie zu Basel sich
min
meins Vermögens gegen Euch vnnd
erhaltten, hinderwert
den Ewern, zugebrauchen haben.
clöstem und uf den gassen
Langt
mins Stands halb, den
mich
darunder
wo Haser
glaublich
zuerst die wirklich abgesandte Epistel abdruckt
„alia dispositio Epistolac".
den
Baseler
den
Nürnberger
in
ich
und nachher
eine
Eine solche frühere Disposition der Eingabe an
Magistrat, war Brief' siehe
Huser das
I.
allein zu
Händen gekommen.
Ueber
Heft dieser „Paracelsus-Forschungen"
Seite 72.
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^ an, wie das
etlich
Mediä on mein
11
^
Doctores vnd
dann von uwer streng ersam
vnd
wißheit empfangen, sehenden
schuldt
ver-
ursachen, so sich auch in E. G. Statt, Basel, erhalten,
mich hieder
und schmehen, dardurch dann mir min pratick
lestern
zurück a) schmehene vnd der ge-
und der krancken nutzbarkeit
mit worten anzihen h\ so
mercklich entzogen wirt, sich
stallten
mir zugedulden
vnd nemlich,
nit
möglich sein :
vnd
dieweil
ich
in
E. G. Collegio gelesen, vnd noch teglichs
zuthun
wittig
were: vnderstondt zuvorhindern,
gewaU
lassen sich
mein
mich daran
vermeynend
auch
vnnd bewilligung jhren)
wissen nicht
bereit
das zuthun (ohn vor-
ich
etlich,
sie
vnnd
lesen
noch
macht
habe:
auch vermercken, das
vnnd Offenbarung meiner
Kunst, vnnd der Artznei, nie in gebrauch gewesen, also jederman
su vnderrichten :
Zubesorgen,
möchte jhnen hienach c)
Nahrung vnnd grossen
leibs
nachtheil,
es
an jhrer
vnderhaltung
vnd
abbruch
bringen: Beden mir auch schmehlichein zu,
man
wiss nit, wolter,
oder ob ich Doctor sey oder
nit,
mit begehr jhnen im Collegio auff jhr fragen zu antworten, viel
etc.
Mit
der vnd mehr dergleichen ney-
dischen Worten, dadurch ich ge-
ouch berumen, sy sigen die und decanen und
facultet
deshalb
durch
eim onbekanten worden sige, des dann mich nit ein klein be-
wißheit als
gegeben
schwert, sonder mir
c) später.
vil lieber
(wa dem also sin solt so dann nit ist) das ich uwer streng ersam wißheit deshalb
onbenugt glassen und in der gstalt nit angnomen, damit ich sollich irs sehenden und ußrichtens (so mir von inn begegnet) uberhept vertragen«)
und uberbliben were. Dwyl aber ich die gen,
so
iheni-
durch sy verderbt
und uß onwissenheit halben gewichen P) sind, mit der
hilff
gott des allmechtigen wider-
ufgericht hab, vermeint
(„hieder" Druckfehler
für ,Jiinder"). b) beschuldigen.
onduchtig oder
solchen stand ver-
und der ouch mir uwer streng ersam
sehe,
umb a) hinterrücks
ich
onbillich
a) verschont, davon befreit, ß) verfallen,
heruntergekommen
,
ge-
schwächt.
DigitiaiFby
12 vrsacht werden mächt,
in ferner
Irrung vnd Zwytracht mit jhnen
fürkommen a) vnd
(so es nit
abge-
würde) zu kommen.
stellt
So
nun
ich
alle
meine Stand
£«-
und nit schmach und schmutzens erlangt zu haben, und dwil ich doch von uwer streng ersam wißich des eer
heit als verordnetter
vnd Dienst, hey Fürsten, Herren,
rius
vnd Stätten
ich
ewer
in
zogen, Bitt E. G. vnd
statt
Gunst,
vnnd au ff
begeben,
vnd Gunst aühier
beger E. G.
vnterthäniglich
ich
allen Medicis
sie
mich als einen
hofnung mer zugsagt dann geleist werden mög,
also das
allhie
decanen
euverschaffen h> , vnd sie anhalten,
dass
sin
bestellten
nit
nit
ir
das ich doctores.
ten
Worten, vnbeleidiget
sie
schreiben
Wie
promoviern
in
So aber solcher gwalt by andern artzetten wie gemeldt ist
hie were,
bekennte ich
auch vnverhindert mei-
und stett verlassen wa mins mrnemens halben (wie angezeigt) nit statt und vollen«) besehenen mocht, so ist an
vnd nennen,
lesen j
ich
uf
ein
der ursach verfurt sin, fursten
ner, als gelert Leid, die [sie] sich
seyn,
mög
bleiben lassen:
vnd vndersagt,
Mögen
vnange-
,
(und
sigen, als
billich
Ordinarius
regt,
obern herren facultet
ihenigen)
die
vnd angenommenen Artzt, Medi-
hinderrucks zugefüg-
myn
und
cum vnd Ordinarium am Lesen im Collegio, auch sonst mit andern verletzlichen
Ordinabin
bestelt
ongezwifelter
solle
mit
,
vnd Doctoribus
mir
und phisicus
lassen gelert
vnd Lection
halten:
E. G. vnd Gunst hiebey
vnverhalten, dass viel frembder von
uwer streng ersam wißheit min ganz demutig underdie welle mir
Tübingen, Freyburg, vnnd anders-
dienstlich
wo mir nachzogen,
mins
Stands
zeigen
und denen so darwi-
mehr
bestehen
etwas
zu erlangen:
auch sein
werde,
alles dess, so
Gnad
versehenlich,
bey
welchen
mir ich
mir Gott durch
verliehen,
der reden
ir
fryheit
anzu-
zugehören ouch
eroffnen.
zu gut armer a) stat
a) verhüten
bitt,
(hindernd zuvorkommen),
h) verhandeln, ausmachen, anordnen.
und vollen
=
vollkommen un-
behinderte Gelegenheit, vollkommen freie
Bahn.
Digitized by
-*3
Krancken, nütz\t a) ver halten
dann
wie
Doctorn beschehen Traiven Frey1ieit b)
,
Zu-
wil,
andern
von
bissher
13
ist.
sie
auff ein vermeynte
sie
haben dadurch
sie,
die meynen, so inn mein Lection
gehen, zu Dodoriren hindertrieben,
mir
so
Aber
würd:
seyn
schwerlich
in Hoffnung, E.
Cr.
hob die
FreyheU, mich als jhren Ordinari
vnd
rechten
Stattartet
dess
vnd
anders zu erhalten.
E. G.
bestellt
denen so mich nottürftig
dieweil
vnd
ich
männiglichen beruffen,
,
stig
vnd
ouch die
vnd meiner
sind, meins Vermögens
schuldig vnd pfUchtig, so
mängel
all
min
von
berahten zu seyn: So weiss ich mich
vnd gebrechen,
Witter gnedig und gun-
vnd günstig
gnädig
Weiter
mein Herren,
dann E. G. vnnd
tigem
herren
erfordert
notturft,
in künf-
villicht
mir und minen
krancken zu grossem nachteil und schaden dienen und erwachsen möcht, die appotecken
betreffent,
nemlich
den jhren naehtheüig seyn, anzu-
das die nach Ordnung,
zeigen, mit vnterthäniger Bitt, die-
oft
selben,
tvie
her nachfolgt ,
zu
ver-
die
durch
noturft
verstendig
so
erheischen, gevisitiert
würden, damit was zu scha-
neinen.
Lebens daselbst zumachen: Dass
den entspringen und erwachsen möcht hindan gnomen und gsetzt wurde, sodann ouch in eidespflicht genomen unduchtiger*) reeepten einem stattartzet fürtragen, ob die
dann auch wissen mbg, vnd
ienen fürkemen, durch welche
Erstlich
wol
mag E.
selbs ermessen,
G. vnd Gunst so ich
armen
krancken Leuten auffjhr begeren in die Apotecken schreiben,
was jhnen
von nöhten, behüff jhrs Leibs vnd
ich
tragen, das seyjrer ApotecJc kochen
mancher zü
nachteil kompt,
die zu cassiern bevolhen
würd.
a) nichts. b) Privilegium, verbrieftes Reclit.
a) untauglich.
Digitia» by
+3 gnugsamlich
,
vnd
,
Kunst
Kranchen
die
bericht
nit ver-
säumt, auch dieselbigen Apotecker kein
Pact
fieimlich
mit
etlicJien
Doctorn vnd Artzten haben, sonder von E. G. beschickt, vnd in
Eyd genommen
Dass
werden.
sie
jhrer Apotecken zu tag vnd nacht trewlich
Demnach
warten:
jre
Apotecken visitiren vnnd ersuc1ien b)) ob sie deren, wie
sicfis
gebürt, ge-
vnd versehen seyn, jhnen in
rüst
bemelten
Arm
Eyd gebunden
werde,
vnd Reich in ziemlichen Tax
Wahren
jhrer
Dann
halten.
vnvberschätzt
zu
es sich viel begibt,
dass Doctor vnd Apotecker pact
vnnd geding c} mit einander machen, der Apotecker
dem Doctor Penss
von seinen Recepten
es
sey
verlegen^ oder vnverlegen,lässt
man
Sodann ouch kein appo-
gibt,
tecker
mit
den
einiclier theilung
doctorn
in
oder schen-
ckung verwant und gemeinschaft zu haben.
Ouch das sy examiniert würden ob sy irs ampts gnug erfaren und geschickt weren, damit durch ir onwissenheit keinen krancken irs libs halben schaden gebern und entstan möchti. und das ouch solichs durch sy die appotecker selbs usgericht,
und
nit
durch kin-
der so der gschrift und terialia
noch
onerfarn
maund
keinen verstand haben, wurde, sich
ouch einer zimlichen und
gepürlichen tax erhalten, uf
das mengclichs onbeschwert pliben mög,
und das
sollichs
dem Krancken zukommen,
wie gemelt durch verstendige
den jhnen zu grossen Nachtheil
erkennt werden, sollichs alles
semliclts
so
^
vnnd dess von mir
ersuchet**, ob sie der
seyn
14
vnnd
ScJiaden
reicht,^
grösslich versäumt,
vnd
offt
vnd gar noch
uwer ersam wißheit sonders im
hab
ich
nit
verborgen,
vnd Gunst vnterthäniger meynung,
besten, guter und getrüwer meynung, damit riehen oder armen parthiescher wiß hal-
zu gut männiglichen
ber kein ubels entstan möge,
ctlich
in Todt gericht werden.
Solchs als obsteht, hab ich E. G.
nit verhalten,
a) untersucht. b) durchforschen, untersuchen. c)
Vertrag.
d) durch liegen verdorben.
hiemit uch mit. allen gnaden bewysen und erzeigen, das beger umb dieselb uwer streng ersam wißheit ich mins Stands
Digitized by
sonder anzeigen wollen thäniyer
Mit vnter-
:
vnd Beger, E. G.
Bitt
darinn gnädigs Einschens zuhaben, damit vnd
nommenen
bey meiner fürge-
ich
Lection
bleib,
Cottegiums, so E. G.
Doctorn ten,
vnd dess
vnnd
nit der
dermassen zu erhal-
ist,
^
15
-+3
und und
halben mit nutz
pflichts
eer gegen iegclichem in-
sonderheit mit undertheniger
gutem willen und der
dienstbarkeit vlyssig gegen
gott
weit zugedienen, mich hiemit u.
e.
s.
dass ich als ein Ordinari vnnd
wißheit bevelhende
u. s. e.
Stattartzt, dess gantz vnverhindert
wyßheit
undertheniger
[von] männiglichen bleiben möge. Theophrastos von Hohenheim
Wil
meins Jwchsten Ver-
ich
mögens dermassen
lesen
turen halten, E. G. dess
Ruhm,
sonder
Nutz,
WolgefaUens empfahen
womit
ich
beider artznyen doctor.
vnd Lecist
wenig
Ehr und soll.
Dann
E. G. vnnd den jhren,
vnterthenigen Dienst beweisen, weiss
[Staatsarchiv Basel-Stadt.
Nach Dr.
einer durch R.
St. 73.
D.
17.
Herrn Staatsarchivar
Wackernagel
urkundlich be-
glaubigten Copie gedruckt.]
ich
mich gantz geneigt vnd
willig,
deren ich mich hiemit in gnädigen
Schirm befohlen haben wiü.
Man Original kürzt,
sieht
dem
auf den ersten Blick,
und stellenweise erweitert worden
dem Concept
wie
wesentlich
das Baseler
früheren Entwürfe gegenüber umgearbeitet, vielfach geist.
Kaum
ein Satz
ist
aus
genommen worden. Doch ist das Huser'sche Concept wegen einiger nur in ihm stehender Angaben auch neben dem aufgefundenen Original von hohem sachlichen Werthe*).
)
unverändert herüber
Auch Friedrich Fischer
in seiner
Abhandlung über „Paracelsus
(Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Basel.
5.
Band.
Basel 1854.
S.
Herausg.
v. d. hist.
in Basel"
Gesellsch. zu
107 — 137), worin er das über den Baseler
Hohenheims damals Bekannte zusammenstellt, hat nur die Huser'sche Redaction der Eingabe gekannt und allem Anschein nach nicht einmal bei Huser selbst eingesehen; denn der letzte Satz (S. 120) „die
Aufenthalt
Apotheker spielen gar gerne den Arzt, da doch derjenige, der einen Fisch sieden kann, kein Fischer,
und
der,
welcher Wein trinken möge, kein rebmann
Digitized by
So erfahren wir
z.
dem Entwurf,
B. nur aus
aufgehalten
Schüler
hat,
nach
auch
Wortlaut
Basel
Fischer und andern sey"
[das
hin
erkennen
einwurfslos
dass
die
von
lässt nur sei r Lessing, Locher,
Hohenheim
sei
ausdrücklicher Verneinung auf
das
ausgesprochene Vermuthung,
Fischers
geht aber trotz
Baseler Magistrat, sondern
den 173) im
gehört gar nicht zu der Eingabe an
„Medicastriren" der Apotheker!!]
(Huser Chir. B.
steht
zweiten Buch der „Imposturen".
siel
viel*
Ebenso
folgten *). ,
Hohenheim
und anderswoher ihm
welchen Städten
aus
dass
Tübingen und Freiburg
ehe er nach Basel berufen wurde, in
Locher
Bei H.
u. Schr.-Fol.o S.
(1851),
der sonst
Marx
Verschmelzung der beiden Stellen und zwar gleichfalls mit der Angabe, das ganze stehe in dem „Briefe an den Stadtrath u (8. 29). Auch Wilhelm Vischer wusste noch nichts von unserer Urkunde ausschreibt,
findet sich schon dieselbe unrichtige
—
im Staatsarchiv •)
[cfr.
1.
S. 252].
c.
Nach den von Vischer
gemachten Angaben ist das Steigen auf 31 Neuzugegangene auffallend, nachdem dieselbe 1525 auf 15, 1526 gar auf 5 gesunken war namentlich da diese Zahl der Neuinscribirten 1528 auf einen wieder herunterversucht fühlen, anzunehmen, ging. Man könnte sich auf den ersten Blick dass diese gesteigerte Frequenz auf das Conto der Hohenheim'schen Vorc. S.
(1.
258)
—
Anno 1527
der Frequenz der Universität Basel
lesungen zu setzen wäre; aber Bemerkungen
in
—
der Matrikel ergeben, dass
1526 die Pest in Basel regierte und 1527 erlosch, was also zur Erklärung des Zuwachses genügte.
—
Unter den Iinmatriculirten des Jahres 1527 ist
mit Sicherheit kein Paracelsusschüler zu entdecken. sich nicht immatrienliren Hessen, ja,
triculation
verweigerte
(etwa als
Namen wir noch kennen, wie Thorer, waren schon länger Neuzugegangenen.
—
„Chirurgen"
Basil.
Mag
sein,
dass dieselben
dass die Regenz ihnen gar die etc.?).
Amerbach,
in Basel,
stehen
Joh.
Imma-
Die Schüler, deren
Oporinus, Alban
also nicht in der Liste der
Ueber die Baseler Pestepidemie im Jahre 1526 findet auetore quae reformationis tempore Basileae
sich in der „Narratio rerum,
.
.
.
Brugg Chartusiani" (Basler Chroniken, Leipzig 1872. 8°. S. 408) folgende Schilderung „Postmodum pestis epidemia, quae etiam in aprili, sed raagis ac magis in inaio, junio, julio, maxime vero in fratre Georgio Carpentarii de
:
augusto, septembri et octobri vigere coepit, vehementer civitatem hanc urgere
Tamque saeva fuit, ut nec et quam plurimos e medio tollere. media consueta proficerent, quin et ipsos expertos medicos invaderet et
tentavit
tingueret
,
re-
ex-
praeterea senes et veteranos septuaginta vel amplius annorum,
paueos autem pueros, sed robustos et adolescentes, maxime autem saugnineoä et naturaliter jocundos auferebat, ita quod in 24 annis tanta glades non extiterit,
tarnen
quanquam
sed admodum pauci. quam epidemia, quos tarnen
et nonnulli convaluerint
cholica passio plus
gravavit
,
Plerosque
epidemia
postea invadens extinxit, indifferenter Lutheranos et Antilutheranos, juvenes et senes conturbans et auferens."
Digitized by
schon längere Zeit vor seiner Ernennung gewesen, unrichtig
in Basel ansässig
zum
ist;
Stadtphysicus, seit 1525,
denn das Huser'sche Concept
„auff beger E[uer] G[naden] vnd
sagt ganz direct, er sei,
Gunst
Indirect liegt dies ja allerdings auch
hier in ewer statt zogen " .
all-
im
Wortlaute der definitiven Redaction.
Zu beachten ich
sind
ferner
die
Worte des Entwurfs
„dieweil vnd
in E. G. Collegio gelesen, vnd noch teglichs zuthun willig
Paracelsus hat also im Universitätsgebäude dem später sogenannten „untern Collegium" (im Gegensatze zum jetzigen „Museum", dem „obern Collegium") seine vnnd bereit wäre".
am
„Rheinsprung",
Vorlesungen
(cf.
Die Eingabe
Im ersten nisse,
worin
gehalten,
Mediciner befand
(in beiden
1.
Lectorium (Hörsaal)
ein
sich
Vi scher,
für
die
S. 85).
c.
Redactionen) besteht aus zwei Theilen.
Theile beschwert sich
Hohenheim
über die Hinder-
welche ihm die Mitglieder der Facultät, also die Gesammtheit
der übrigen Baseler Aerzte, „Doctores vnd Medici", in den
Weg
legen.
Die Doctores und die übrigen nicht promovirten Aerzte verleumden ihn hinterrücks, im Geheimen und
und auf den Gassen aus Anlass Magistrats
Er
solle
verliehenen
Amtes
als
öffentlich,
in
den Klöstern
ihm von der Weisheit des „Physicus vnd Ordinarius". des
zu der ihm gegebenen Stellung als ausübender Arzt, Stadt-
physicus und Universitätslehrer nicht befähigt sein, vielmehr wäre die
Facultät berechtigt, vorher über seine Befähigung als Arzt durch
Colloquium
ihm
mit
zu
entscheiden.
Thätigkeit wird besonders auch seine
(Neben
Lehrthätigkeit,
doch verpflichtet war, sehr energisch angegriffen, grösseren Anstoss
der die
gegenüber,
in
zu der er
weil sie wohl noch
Aus dem Huser'schen Entwürfe, welcher,
erregte.
Praxis mehr
ein
practischen
seiner
den Vordergrund stellenden Eingabe selbst
vorwiegend die
Docententhätigkeit
ersten Theile weitläufiger gefasst
ist,
betont und
im
scheint sich geradezu der Schluss
ziehen zu lassen, dass die Facultät [durch den Decan] diese Vorlesungen
Hohenheims
wegen
ihrer
Gefährlichkeit für die
ärztliche
Praxis
der Galeniker untersagt oder geschlossen hat; zu einer zeitweisen Ver-
hinderung oder Suspendirung derselben muss Facultät in irgend einer Weise
gekommen
es durch Einschreiten der
sein,
wozu
diese allerdings
nicht befugt war.) 2
Digitized by
^ Solle
er
^
18
aber solche Störungen und Behinderungen seiner ärzt-
und Docenten-Thätigkeit, solche Schmähungen und Anfeindungen
lichen
wehrlos erdulden müssen, dann wäre es ihm, so erklärt viel lieber, er hätte diese
Und doch habe
er ja so
Hohenheim,
ganze Zwitterstellung gar nicht übernommen.
manchem von den andern Aerzten .verderbten'
Kranken wieder Genesung verschafft*), damit
also seine ärztliche
fähigung zur Genüge bewiesen.
Ruhm
Dafür habe er
Be-
und Ehre, nicht
Schmach und Beschmutzung verdient. Der Rath der Stadt habe ihn berufen und ernannt, dieser darum
sei
vorgesetzte
seine
vom Rathe berufenem
Als
„Decaue und Facultät*.
Behörde, seine
müsse ihm auch das Recht der
Ordinarius
Doctorpromotion bei seinen Schülern zustehen.
Hätten aber die andern Aerzte (der Facultät) das Recht, über
Befähigung erst noch eine Entscheidung zu fällen, so habe man mit falscher Vorspiegelung aus früherer Stellung bei Da man ihm von gegnerischer „ Fürsten und Städten* **) weggelockt. Seite seine volle Stellung nicht einräumen wolle, so sei es am Magistrat, seine
ihn
ihm
Bahn zu
freie
schaffen
und
seine
Gegner
in
gebührenden
die
Schranken zu verweisen.
Wenn
uns die in der Einleitung dargelegten gesetzlichen
wir
Bestimmungen
für die in Basel practicirenden Aerzte vor
Augen
halten,
so können wir uns der Erkenntniss nicht verschliessen, dass die Baseler
Aerzte
*)
—
an ihrer Spitze wohl der Decan der Facultät und einziger
Bekannt
ist
uns heute noch als solcher in Basel von andern Aerzten aufge-
gebener und von Hohenheim geheilter der berühmte Buchdrucker
Fr oben,
auf welchen wir unten noch zu sprechen kommen.
1524 bald
—
Die
seit
mehr bald minder stark
in Basel grassirende Pest und vielleicht mehr noch den alten Galenischen Mitteln so hartnäckig widerstehende Syphilis hatten wohl auch der neuen Therapie des jungen Stadtarztes ein rasches Ansehen Wie sehr solche glückliche Heilresultate Hohenheims seinen verschafft. Gegnern ein Dorn im Auge waren und wie sie dieselben allenthalben zu
die
verkleinern oder als .durch Beelzenbock" geschehen zu verdächtigen suchten
u.s.w.
u. s.
w„
das schildert
Hohenheim
Quartausgabe seiner Werke (Fol.-Ed. **)
Wir verweisen auf
die Vorrede
I. S.
auf Seite 134 des
5.
Bandes der
131/32).
zum „ Spitalbuch
u ,
wo Hohenheim
berichtet:
„Dieweil ich doch offenbarlich 18 Fürsten, durch euch verlassen, in Physica* [d.h. an
Das
internen Krankheiten]
schrieb er 1529 oder
„auff bracht
Anfang 1530
hab (ohne
Rhum
zu schreiben)".
(Chir. B. u. Sehr. Fol .°-Ed. S. 310).
Digitized by
^ von
d. h.
d.
Oswald Bär
der Medicin
Professor Ordinarius
—
Etsch)*)
in
^
19
ihrem Verlangen,
(genannt Athesinus
Hohenheim
dass
ihrer Approbation zur ärztlichen Praxis bedürfe, vollkommen in ihrem
Rechte waren.
Anders jedoch liegt
mit der venia legendi.
es
Nach den Bestimmungen der späteren Statuten ausdrücklich auch
berufenen
für die
15G9) war
(seit
Aerzte eine Disputation oder
Probevorlesungen vor der Facultät, wobei der zu Prüfende über auf-
werden durfte,
gestellte Thesen interpellirt
vorgeschrieben
S. 6), falls der Betreffende auswärts doctorirt hatte.
um
der
1527 gültigen Statuten der facultas medica
über die rechtliche Lage dieser Dinge zu
mehr gewinnen.
Klarheit heute nicht
Antritt seiner
Lehrthätigkeit, wozu
Verlust
sich
aber
Zeiten volle
durch-
lässt es sich
aus nicht sicher feststellen, ob der als Stadtarzt berufene
zum
lässt
Hohenheims
Namentlich
(Miescher,
dem
Bei
Theophrastus
er doch ausdrücklich ver-
war, noch der vorherigen Zustimmung der Universität oder
pflichtet
wenigstens der medicinischen Lehrthätigkeit,
um
minder der Streithandel
als
Und um
Facultät bedurfte**).
seine Vorlesungen
um
im „Collegium* dreht
diese
sich nicht
das Recht zur Ausübung der Praxis,
welches zweifellos die Facultät verlieh.
genaue
Eine
Prüfung
zweifellos erkennen,
Abgesandten
seines
mit
der
bei den
dass
Eingabe
Hohenheims
lässt
es
Verhandlungen des Magistrats oder
Hohenheim,
welche
der
Berufung
zum
Stadtarztamte und der damit verbundenen zweiten ordentlichen Professur der Medicin vorausgingen, von eventuellen, der Facultät gegenüber ab-
zulegenden Prüfungen
damals
*) Ofr.
Vischer,
Adam, dem
1.
c.
S.
251
u. öfter;
Oder
ist.
Miescher,
Vitae Germ, medic. Francof. 1706.
Gelehrten-Lexic.
'*)
keine Rede gewesen
sollte
schon
solche Bedingungen für seine Berufung abgelehnt
Der Wortlaut des Actenstückes spricht nicht
haben?
in
etc.
Hohenheim
Jena 1740,
S.
1.
c.
Fol. p. 81;
für diese letztere
S.
10
f.;
Melchior
Kestner,
108; Athenae Rauricae S. 176
u.
462.
medic.
Fehlt
„Biogr. T.exicon der Aerzte".
Anscheinend verfuhr der Senat damals vollkommen selbständig bei der AnWenigstens berichtet E. Probst (Bonif. stellung der Universitätslehrer.
Amcrbach, Basel 1883. der Universität,
4°) S. 22:
„der Rath und nicht
mehr der Lehrkörper
wie zu Anfang, vollzog damals [1524] die Wahlen".
Joh.
Öcolompad
wurde 1523 ebenfalls vom Rath zum Professor ernannt und der Widerspruch der Universität blieb ohne Wirkung. 2*
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3 Vermuthung
;
$+-
dem Magistrate
denn der Angegriffene würde sich dann
gegenüber direct auf diese früheren Abmachungen berufen haben. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür,
kam und
Basel
dem
Hohenheim
dass
seine stadtärztlichen Functionen
dort herrschenden Usus, bezüglich der practischen
Medicin, unterrichtet zu
Die Facultät wird
sein.
klar mit ihren Ansprüchen
nach
übernahm, ohne von
Ausübung
wohl auch
der
nicht
liess
den
mit einem grossen Rufe auftretenden jungen Arzt wohl anfänglich
frei
sofort
wenn
gewähren und
nun
sie
hervorgetreten sein.
eines
Sie
Tags (nach Ablauf der vorge-
schriebenen Zeit?) an denselben die Aufforderung
ergehen liess,
sich
der vorgeschriebenen Prüfung zu unterwerfen, ja, wenn dies Verlangen,
wie es scheint, auch nur gesprächsweise und nicht gerade in officieller, aber recht plumper
gemacht wurde,
heim im
Form auf der
Bewusstsein
und
Strasse
so kann es uns nicht
den Klöstern geltend
Ueberlegenheit
geistigen
seiner
in
Hohen-
wundernehmen, dass
grösseren, auf Reisen
und
in
diese Forderung, die
ihm
particularistisch
und
seines
Feldzügen gesammelten Erfahrungswissens,
und autoritätssüchtig, wenn
nicht schlimmer, erscheinen mochte, entrüstet von sich wies.
Mit dieser Forderung der Approbation hatte
die
Facultät
eine
sogar
die
Vorlesungen direct verboten, bis die Approbation ihrerseits erfolgt
sei.
zeitweise
Suspension
der Vorlesungen
verlangt,
vielleicht
Sie hat sich dabei gewiss auf ihr codificirtes Recht berufen
Ausdruck „Freyheit* fassen
in
dem
Actenstücke
ist
in
;
denn der
diesem Sinne aufzu-
*).
Die Gründe für das Einschreiten
der
Facultät
gegen
ihn
als
Docenten, welche der Huser'sche Entwurf ausserdem noch weitläufiger ausführt,
sind
vielleicht
nur Vermuthungen
Hohenheims, durch
welche er sich das Vorgehen des Collegiums der Aerzte zu erklären suchte.
Oder
es sind,
was uns wahrscheinlicher dünkt, Ausstreuungen
und wirklich erhobene Vorwürfe
seiner Gegner, welche
ihm zugetragen
worden waren.
*)
In Erinnerung an diese auf den päpstlichen Freibriefen beruhenden Rechte der Facultät, welche gegen ihn geltend gemacht wurden, schrieb
Hohenheim
Colmar verfassten Schriften (Chir. B. u. Sehr. Fol O-Ed. von der „Facultas Medica, wie sie nach Bäpstlichen
in einer seiner 1528 in S. 254a.)
spottend
Freyhcitcn geweicht [geweiht]
W
ist".
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21 Gewiss mussten seine
dahin unerhörten Lehren und die noch
bis
unerhörtere deutsche Vortragssprache den in der Schule
Galens und
der Araber, in der dialectisch-scholastischen Methode und ihrer alt-
überkommenen
Fremdsprache
Facultätsmitgliedern
Ketzereien
barung damit
erscheinen.
Sie
aufs
,
bekämpfende vnnd
»lesen
Offen-
gebrauch gewesen:*
sei nie in
nur die Neuheit, das Reformatorische seiner ärzt-
ist vielleicht
lichen Lehren gemeint;
zu vnderrichten a
graugewordenen zu
schärfste
werfen ihm vor, sein
Kunst vnnd der Artznei
seiner
und
aufgewachsenen
grosse,
als
so ist
wenn
dann aber
er
„also
fortfahrt,
damit doch wohl auf die
„jedermann", auch
sprache angespielt, welche eben
Unkundigen, die Möglichkeit gab und
geben
jederman
deutsche
Vortrags-
den des Lateins
sollte, seinen Vorträgen
zu folgen und die von ihm neugeschaffene Heilwissenschaft zu erlernen.
Damit
ist
aber auch erklärt,
warum
die Galenischen Aerzte gegen die
Hohenheim'schen Vorlesungen angingen breitung seiner
;
sie
fürchteten die rasche Aus-
wie sie schon merkten, in ihrer Praxis bedrohenden
sie,
neuen Diagnostik und Therapie.
Wir
sind auf blosse
schon in Basel zu
Vermuthungen angewiesen, ob
Hohenheims
Chirurgischen)
viele
des
solche
sich wirklich
Vorlesungen (und besonders zu den Lateins
unkundige,
ungelehrte
Elemente, wie Alchemisten, Chirurgen, Bader und „Balbirer* drängten, sich
dann
die
finden
könnten, als andererseits grade dieses
wohnter, nur nach
u. s. w.
ebensowenig in der Universitätsmatrikel
freilich
deutschen
Zuströmen unge-
Vorlesungen verlangender Hörer, die
Conservativen des Mittelalters aufs neue stutzig und noch
mehr
erbost
gemacht haben wird*). *)
Eine sehr selten gewordene und in den Schriften Ober Paracelsus nirgends genannte Streitschrift gegen Hohenheim: .Epistola Ar hov.%r De Medicina .
l
A
D.
{
Ad D. Johannem Episcopum Monasteriensem, &c. Ernesto Revchlino apud Inclytam vrbem Lubecam, Medico publico
Praestigiatrice Paracelsi.
scripta
.
.
.
.
[Colophon: Lubecae
.
.
Johannes Balhornius
.
—
.
1570" 4° 16 Bll.
LQneburg, Stadt bibl.] berichtet darüber: „quo tempore Paracelsus priraum Basileam venerit, nempe in Scholae dissipatione eraditis Medicis partim fu-
gatis, partim vero sponte discedentibus
,
ac quomodo
ibi
Medicinam
publice,
moris recepti & inoleti est Latina AGraeca lingua, sed vernacula incredibili auditorum concursu« docuerit: ita nt cum non solum avaXtpdßfjtov rudium tonsorum & Physanthracum Chymistarum vulgus, Sed & multi praeclare docti vetusti&siiuis quibusquc Medicis anteferre non sint veriti. non
certe ut
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^
-3 22 Ob
solche Elemente schon
Hohenheims
Hörer
los sichere
seiner
Männer, junge
und
aber hat
Keinesfalls
gewiesen;
Wir
Nachricht vor.
einzigen
die
das grösste Contingent der
in Basel
gebildet haben, darüber liegt uns keine zweifel-
wissen jedoch, dass dies gewiss nicht
Zuhörer waren; denn ältere,
nachschreibend
Hohenheim
die
es
sassen
vor
auch gelehrte
seinem
Catheder.
ungelehrten Schüler von sich
denn er wollte ja grade hinaus aus den engen Schranken
der kleinen Gelehrtenwelt, hinaus aus
dem Schulzwang und Schulim
schlendrian mit seinen neuen bahnbrechenden, das
Traumleben
heilig
späteren Jahren
Gehaltene
haben wir
in
zu
Boden
mittelalterlichen
stürzenden
Aus
Lehren.
seinen echten Schriften zahlreiche
Er-
wähnungen von Schülern aus den Kreisen der niederen Heilthätigkeit, welche
Hohenheim um
sich duldete, an denen er aber die
schlimmsten
Erfahrungen machen musste, was ihre Befähigung und ihren Character betraf*).
—
Quod haud dubie ob rei nouitatem accidisse autumo .* [A«v Aar]. Bischof Johann von Münster war Hehenheim'schen Lehren zugeneigt. Weitere Schriften Ernst Reuchlins nennt Haller, Bibl. med. pract. II. pag. 151. Er klagt, er habe keinen gefunden, auch den „frömmsten" nicht, der ihm über drei Monate treu blieb [4<>-Ed. Bd. V. S. 311 Fol.-Ed. I., 634], der Henker habe ihm „zu seinen gnaden genommen ein vnd zwentzigk Knecht, vnd von diser Welt .
*)
;
viele andere Stellen über können doch nur auf derartige Leute gehen, so viele ehrsame Aerzte Doch auch über sich auch dadurch aufs höchste beleidigt gefühlt haben. über ihre Schüler aus gelehrten Kreisen muss er sich bitter beklagen „Lästerung, Schendung, vnd vnredlichs Blasphemieren wider mich, mit grossem Hinderreden vnd Lästern, vnd nehmlichen am mehristen von denen, die jhren Leib dieblich bey mir gemehret haben, vnd jhr Religion [d. h. Solcher Schälck hat mir Basel, Wissen höherer Art] von mir empfangen als ich Ordinarius der Hohenschul gewesen, auch andere ort, vil geben, die nachdem vnd sie genug gesehen hatten, nit allein wider mich stünden, sondern verlugend vnd verrieten, wie jhr art war" [Chir. B. u. Sehr. Fol.-Ed.
abgethan" [40-Ed.lI. S. 184 Fol.-Ed. I.,261]. Diese und ;
seine Schüler
—
,
.
.
.
Von mehrfachem Interesse ist die folgende Stelle (1528 geschrieben) f.]. „Welche von mir haben gelernt, oder weiter lernen werden, durch den Mund oder durch Schrifften, will ich zu Beschluß geben denselbigen, das sie noch Jar vnd Tag müssen haben, biß sie gewiß werden die Zimmerait zu brauchen. Aber jhren sind viel die vber solchs ehe ich gar den Mund zu beschleuß, mehr können dann ich vn also ohn versucht vnnd ohn Erfareuheit vber mich vnnd wider mich schreiben, fliegen, ?c. Dann wann ich gedenck an drey auß meinen Schulern, die an allen jhren Geschrifften vnd sonst verzweiflet waren, vnnd der werck Galeni halben, Hippo254.
,
cratis, Rasis, Savonarolae,
Montegnani, Avicennae, Azararii, k. nicht mußten
«.
i
t
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^
23 4
Der calumniöse Vorwurf, »man wisse nicht, woher und ob Doctor
sei
begegnet uns schon hier bei
oder nicht"
erstem Auftreten
in
Er wird von ihm
der wissenschaftlichen Welt.
hier als Verleumdung kurz zurückgewiesen. dieser Zweifel entgegengehalten worden.
Und
Noch
oft ist
ihm
später
das hartnäckige Schweigen
über Ort und Zeit seiner übrigens unzweifelhaften Doctorpromotion allen
seinen Schriften
Weshalb
für
ist
ihn
er
Hohenheims
in
von grösstem Nachtheil gewesen.
er darüber schwieg, ist ebenso unerklärlich, wie sein
über die Namen der von ihm besuchten Universitäten *).
Schweigen
Indess konnte
oder möchten in einicherley weg sich der Artzney behelffen, von mir im Grund der Artzney vnderricht, vnd ehe die Pfann erkält ward, da dorfften sie weder meiner, noch der beroelten Authorum keins mehr, vnd das so ich
mit Sorgen gegen Erancken brauche, trugens mit leichten flöglen in das Gew [Gau, Land], würgen ab einen dem andern nach. So ich gedenck das
solcher Lecker drey
Bahn
zu Besch .. en gericht
waren, vnd mir als jhrem Praeceptori absagten ....
Darumb so wart ich
so schuell
von niemands kein Danck.
auff der
Dann zwo
Eine, die es zu Besch
meiner Artzney.
.
.
.
Secten
werden erstehn auß
rey brauchen wirdt, dieselbigen
weder Gott noch mir dancken, sonder mehr die werden vor Freuden des Dancks vergessen .... je grösser Dienst, je grösser Vndanckbarkeit: Vnd sonderlich in der Artzney, ist Vndanckbarkeit das gemeinest, sind
deß Geblüts nicht, das
verfluchen
wo
sie
möchten.
sie
Die ander so da woi gerahten
,
das durchlaufft. Vnd nicht allein Vndanckbarkeit, sonder auch je mehr einer den anderen vnderricht, je mehr er jhn nachfolgends schendet. Dann wann ich mir gedencke, das mich die vorbemeldten Lecker, die ich erzogen vnnd ernehret hab darinn, gespeißt vnnd getrenckt, vorgearbeitet, vnd in sie ge-
Wein
vnd das so ich mit schweren Sorgen erfaren auß den dreyen also von stund an der Galenus ward, vnnd wider mich zu schelten vnnd zu sehenden angericht, die von mir, als von jhrem Professori, kein sehenden nie gelernt hatten, vnnd die mich hundertfach gelestert haben, als wer Galenus da. Dörffen sie die art Galeni an sich nemmen. da weit fehl ist, was wolt jhr dann vor solchen Leckern vnd gossen, wie den
ins Faß,
hab, angezeigt, ohn Scrupel gelert, so
jhrs gleichen unangriffen bleiben?"
Auf
die
Machwerke der
Pasquillanten
kommen
[Chir. B. u. Sehr. Fol.-Ed. S. 301 c fg.].
und anderer Baseler Besprechung des zweiten Baseler
hier erwähnten drei abgefallenen
wir unten
Actenstücks näher zu sprechen.
bei
Von
Hohenheim 52—55) Gelegenheit
sechs besseren Schülern, die
freundlich hervorhebt, hatten wir schon
im
I.
Hefte
(S.
zu sprechen. *)
Es
lässt sich einstweilen«
keine
Universität sicher namentlich nachweisen,
welche er besuchte, wie viele Hochschulen er auch gelegentlich nennt; aber er berichtet,
den
.hab also die
Teutschen, bey
hohen Schulen
lange Jahr bey Franckreichischen, ist die Angabe Lessings
erfahren
den Italischen, bey den
vnnd den Grund der Artzney gesucht". Jedenfalls
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3
unmöglich den Doctorgrad zu vergehen verlangen, wenn
er doch
ihn
nicht
selber
Stadtarzt und
dem
von
Da
besass.
Professor „Doctor
Erfülltsein dieser
Bedingung war,
überdies
es
Hohenheim, nachdem
wird
24
der
in
Arzneiwissenschaft •
Bedingung doch wohl überzeugt hatte)
ohne dass dieser sich
nennt
es
Hohen-
seinem Briefe an ihn
in
,
minorum gentium
Erasmus
darüber weitere Eröffnungen zu raachen „doctor",
so
sei,
der Rath ihn berufen (und sich mithin
nicht weiter seiner würdig gehalten haben, den Dii
heim
er
der
dass
mit
diesem Titel geschmückt hatte, während er in der obigen und späteren
Eingabe an den Magistrat und
in
den weiter unten aufzuführenden
vertrauten Briefen sich allerdings „doctor* unterschreibt.
Er selbst hat
vielleicht keinen grossen
Werth auf
diese Dignität
gelegt und hielt nur seiner Schüler wegen an seinem Professorenrechte der Promotion
und
Wir
fest.
in der blutrothen
wissen
zudem auch,
dass er es verschmähte,
Amtstracht der mittelalterlichen Aerzte zu erscheinen
so corporaliter
wie oft genug verbaliter*), gegen rothen Talar
,
und Lochers, Paracelsus habe 1516 in Basel Btudirt, durch nichts zu beweisen bis heute.
Die Quelle derselben
„Der gelehrte Criticus
Denn
woselbst er zwar
aus Furcht vor S.
999
— 1001
Bassel
Verwirrung an.
fleissig studierete.
dem
Knabe
998 berichtet er, dass der
aber dabey Übel lebete;
daher er sich
und erzählt dann
—
S.
482
Namen
Hohenheim
„Er bezog 1506
ff.):
ehem. Studien
Pagel [!]
und
des
auch
der
Richter
(Biogr. Lezicon d. Aerzte
die Universität zu Basel,
Schade, dass uns
hin*.
Professur
schreibt in seinem
Beleidigungen
die Confusion ist evident.
Pagel
gab nicht
des Professors verrätb, in dessen Laboratorium der 13jährige
sein chemisches Practicum absolvirte!
wurde
erst
beruft
Hohenheim
Der
100 Jahre später in Marburg errichtet. sich
des öfteren
Doctor geschworen?
B.
z.
„oder
erste chemische Lehrstuhl
—
Auf seinen Doctoreid als ein
wem hab ich
dein Apotheker zu helffen
aufs
seinen Secken in
Kuchen? oder den krancken .?' [4<>-Ed. II. S. 185; Fol.-Ed. I. S. 262]. Im Paragranum [4°-Ed. II. S. 97] führt er als ihm angehängten Spottnamen sogar „Doctor Helueter" auf, was er wohl sonst ignorirt hätte. Wie oft spottet Hohenheim über die rothe Amtstracht der Collegen Er nennt sein
*)
Hermann Sude.
nochmals die bekannten Geschichten von seiner
sich hier besonders
auch den
S.
Richter auf die Flucht begab ..."
sonst sehr mangelhaften Artikel über
Bd. IV. 1886
bei
„zu rechter Zeit auf die Universität nach Basel schickte,
und der Flucht wegen
Magistrates:
ist vielleicht
dritter u. letzter Theil. Leipzig 1706" 8°, zu suchen.
.
dieser richtet folgende
Vater seinen Sohn
in
.
.
!
sie
nicht nur (des viereckigen Barets wegen) „gehürnte academische Bacchanten
[angehende Studenten]", „gekrönte Bacchanten", „gemalte Aerzte" und kurz„die in roten Kappen vnd Röcken" oder „Baretlins Leut", sondern
weg
sagt gradezn,
.
.
.
dass sie „jhre thorheit
.
.
mit Roten Hütlen vnd Talaren be-
^
25
und Gugel und das rothsammtene Baret nebst goldenen Halsketten und
um
Ringen entschieden Front machte,
auch
Beziehung eine
in dieser
neue Zeit dem alten Schlendrian gegenüber anzubahnen.
man ihm
konnte
so
nicht
freilich
einfachen Tracht, und die Collegen in Roth
Neuerung umsomehr auch
äusserlich
wie
sonst
opponirenden Mann nicht als Auch Heinrich Bullinger,
innerlich
anzuerkennen.
der in seiner theologisch berger Professor
fühlten sich durch diese
ihrem Rechte, den allem Altehrwürdigen so
in
und Collegen
Doctor
Den „Doctor*
auf der Strasse ansehen in seiner
-
dem HeidelPersönlichkeit des
überweltlichen Unbefangenheit
E ras tu s
Material gegen die
mag Zürich im Herbste 1527 für voll genommen und in
medicinischen Reformators lieferte,
Hohenheims
vielleicht bei
Aufenthalt in
schon aus diesem Grunde den
Mann
der Erinnerung an dieses un-
nicht
Fuhrmann
doctoralische Auftreten geschrieben haben, er habe wie ein
ausgesehen
—
und dem Bürgermeister, dem Pfarrer und dem Prediger
von Sterzing, über welche Paracelsus
in der
über die Pest an die Stadt Sterzing klagt,
gangen
nun gar
Basel
der
Professor Ordinarius
Amtstracht mit anderm
alten
Fol. -Ed.
I.,
260];
„vnd so
fürÄrtzt erkennen?" ,Aufi
Stelle:
I.,
607];
vinbtretten , das ist ein grewel
[Heiligenbild]
dem
sie
anders ge-
nicht
—
!
„also
Und
dass
die feierliche rothe
Plunder über Bord warf,
decken" [4°-Ed. IV., 364; Fol.-Ed.
sie
es
Kleider machten damals erat recht Leute
sein.
in
Vorrede zu seiner Schrift
mag
geziert,
vor Gott"
welch' ein
wie
[4°-Ed.
Bildt
ein II.,
180;
nicht gemalet giengen pro forma, wer wolte
[4<>-Ed. IL, 0; Fol.-Ed. I.,
199] und an einer andern
volgt, ein Artzt soll wol gekleidet gehn,
soll sein
antragen mit knöpffen, sein Rothen Jugel, vnnd eyttel Rot:
Talar
Warumb Rot?
Bawren wol, vnnd das Haar fein gestrelet, vnnd ein Rotte Pareth Bing an die Finger ... so mag der kranck ein glauben in dich haben 0 du mein Herr Doctor. Ist das Physica? ist das Jusjarandum Hippocratis? Ist das Chirurgie, ist das kunst, ist das der grund? 0 du ." [4<>-Ed. Katzensilber ... das heisst pro forma gangen, pro Doctore, II., 116,117; Fol.o-Ed. L, 238]. .Es soll sich auch kein Artzt auff die roten Paretlein geben, dann in jnen ist kein grund, die also eylen ... die hohen Schulen geben allein den roten Rock, Paret, vnd weiter ein vierecketen Narren [Chir. B. u. Sehr. Fol.o-Ed. S. 648 B ]. .Solcher erfarenheit soll der Artzet voll sein, vnd nit mit roten Röcken vnd spenglwerck vmmhenckt, wie ein Bettler mit Muschelen" [4°-Ed. IL S. 315; Fol.°-Ed. I. S. 307 o ] usw. gefalt den drauff,
.
.
.
.
.
.
.
.
Ganz ähnlich fassten
spricht sich
Schrift
Agrippa von Nettesheim
.De incertitudine
der damaligen Mcdiciner aus.
—
et
in seiner
vanitate scientiarum"
1526 ver-
über den
Pomp
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+2
würdigen Herrn der facultas niedica, welche
Affront für die steifen,
Galen
den ganzen Aristoteles,
und
als
non plus
Avicenna im Kopfe hatten
und
dem Katheder und im
der Wissenschaft auf
ultra
Krankenzimmer verkündeten
Grund und Kunst der
^
26
absprechen lassen mussten, wie
alten Autoren
ers bald darauf in einer seiner
um
doch von ihm das Wissen
(sich aber
Ohne
Kolmarer Schriften niederschrieb *).
Begeiferung konnte das für den wissenschaftlich unfassbaren Neuerer
abgehen!
freilich nicht
Redaction der Eingabe
In der definitiven
heim
die
specialisirte
Aufführung
aller
der
hat
Hohen-
oben besprochenen ver-
schiedenen Streitpunkte und Verleumdungen unterlassen.
Er
hielt es
wohl nicht für nöthig oder nicht für opportun, sondern begnügte sich
dem Hinweise auf
kurz mit
und
bestehende Dissidien zwischen ihm
der Facultät und verlangte nur Klarheit darüber, ob und dass er durch die Anstellung
des Magistrates in den Vollbesitz aller Rechte
seitens
und Stadtphysicus und
als ordentlicher Professor
und Chirurg eingesetzt „
kümmern
Facultät"
ohne sich
sei,
zu müssen, also
Vorlesungen halte und
Es Streit
ist
„
uns keine Nachricht
des Reformators mit den
*) Chir.
er
verliehenen Competenzen
nach seinem Gutdünken
zugekommen, wie auslief.
Rath dem Verlangen
dieser
Aber es
seines Stadt-
.
und bezeichnete, dafür mögen
sein Verhalten als Ketzerei ansah
folgende Stellen aus
ausübender Arzt
promoviere in doctores". darüber
B. u. Sehr. Fol.-Ed. S. 289A
man
Dass
seine
Ketzerrichtern**)
scheint ims unzweifelhaft, dass der
*)
als
die Approbation der Baseler
wenn
(„Freyheiten") nicht überschreite, practicire,
um
dem Paragranum
(1530) als Beleg dienen: „ich «ol ein
verworfen glied sein der Hohenschulen, ein Kätzer der Facultet, vnnd ein u verfurer der Discipeln „ich sey Lutherus Medicorum? mit der außlegung, .
.
ich
sey Haeresiarcha"
.
.
„Nun
vrtheil,
.
.
ob ich wider die Ordnung der
artzney ein Doctor sey, oder ob ich ein Ketzer hierinn sey, oder ein zerbrecher der warheit, oder ein Toller Stierskopff?"
Ketzer vnnd ein Vagant sein?"
.
.
u. s. w. [4»-Ed.
.
.
Bd.
.
„vnd ich
II. S. 14, 16,
ewer
soll
18
u.
77;
Nachklänge 203 b 224c]. Das sind wohl noch aus der Baseler Zeit und auch insofern von Interesse. Das Scheltwort „Lutherus Medicorum \ welches ihm in Baad neben unzähligen anderen anFol -Ed.
I. S.
201b, 202 a
gehängt wurde,
,
,
weist darauf hin, dass
katholischen Lager
alles
dort
zu suchen waren.
ihn „un second Luther" geuannt habe, wie
1886
p.
393] behauptet,
ist
uns fraglich).
seine
Gegner vorzugsweise im
(Dass die Universität von
Laboulbene
Paris
[Union medicale
^
27
arztes entsprochen und den Streit zu seinen Gunsten geschlichtet hat.
Einer Prüfung vor Decan und Facultät hat
Medicorum" [4°-Ed.
16;
S.
II.
Fol.°-Ed.
„Monarcha
sich der stolze
I.
S.
202 B
gewiss
u. öfter]
Kein Freund, kein Gegner meldet etwas davon.
nicht unterzogen.
Jedenfalls fällt dies Actenstück in die ersten
Monate des Baseler
Aufenthaltes Hohenheims, wohl in den Anfang des Jahres 1527. Denn
dass das Programm vom
5.
Juni 1527 keineswegs mit Notwendigkeit
an den Anfang
seiner Lehrvorträge zu setzen
Beginne
dieses
Abschnittes
Moment
bezeichnen,
rend
den Vollbesitz seiner ärztlichen und professoralischen Rechte
in
Es
trat.
gegnung welche
wo
er
vielen
die
haben wir schon im
er über die Contremine der
recht wohl als eine würdige,
lässt sich
gegen
ist,
Angriffe
im ersten Semester erduldet
Gegner triumphi-
rein
sachliche Ent-
Widersacher
seiner
mag den
Es
auseinandergesetzt.
(S. 6)
betrachten,
hatte.
Vielleicht hatte die Verzögerung der Senatsentscheidung die ver-
im Juni bewirkt; das Sommer-
spätete Ansetzung der Vorlesungen
Mai begonnen.
semester hatte ja schon Anfang hierdurch
verlorene
Hundstagen vom
„Lesen"
Zeit
hielt
Lehramt
in
den
1527 Vorlesungen*), zu welcher Zeit die Professoren befreit
waren
und nur
Disputationen halten mussten**). sein
Als Ersatz für die
Hohenheim aber dann auch die
Er war
Baccalaurei Vorträge also von
nicht weniger aber für die
erfüllt,
und
grossem Eifer für
Ausübung
seiner stadt-
ärztlichen Pflichten, wie sein Recurs an den Magistrat uns weiter zeigt.
*)
Er
Hundstagen „De Urinarum ac pulsuum
las in diesen
1527.
Basileae
.
.
.
discipulis
suis
judiciis
.
.
.
Anno
privatim in diebus Canicularibus prae-
Appendix S. 99; Fol.-Ed. I. S. 731]. Der erste Neysser Druck [1566] gibt ein noch genaueres Datuni „Anno M.D.XXVII Augusti XVII. die", welches wohl die Schlussnotiz eines Collegienheftes darstellt. In dem Vorwort sagt Hohenheim: „Cum iam saepe diseipulorum quidain
lectus" [40-Ed. Bd. V.
—
hortentur, ac preeibus plane contendant, ut libellum
conscribam.
.
.
.
auditores
candidissimi
.
.
de Lotio inspiciendo
vobis gratificans
.
.
.
plane
mea
otii, quod per aestivas iam ferias non literis, sed genio aliis indulgendum concessum est, huic ego labori . impendam". Der Tenor dieser Stelle lässt wohl auch darauf schliessen,
sponte ac lubens id oneris suseipiara; Idque
.
dass Hohenheim schon länger als 6
Wochen Vorlesungen
hielt.
.
(Ueber die
Hundstage schreibt 0. Brunfels [c. 1530] „die fahen an im p?tj tag des Hewmonat, vnd enden sich des rjj tag des Äugst" [New Badenfart. Strassburg s. a. 4°. Bl. 27], während wir heute etwas anders rechnen.) **)
Vergl.
W. Vis eher,
a.
a.
0. S. 136, 151 u. 155.
Digitized by
28
Eingabe
Der zweite Theil seiner
Hohenheim auch später noch
das
vielfach
Thema, Miss-
behandelt ein
die
ventilirte *),
stände des damaligen Apothekenwesens. Die Reformen, welche er hier einführen wollte, betreffen namentlich die
Einsetzung einer Aufsicht und Oontrolle über die Stadtapotheken
im Auftrage des Magistrats durch einen die Nothdurft erheischte,
„durch
verstendig
gevisitiert
Kranken vorzubeugen. über die
Aerzte
sollten
,
die
pharmaceutisch bedenk-
dem jedesmaligen
und eventuellen Cassirung vorzulegen. und Theilgeschäften
Pactirungen
Schaden für
dadurch, dass die Apotheker verpflichtet sein sollten,
kann)
heissen
jedem
Ja, er verlangte sogar eine indirecte Controlle
„vnduchtige" Recepte (was natürlich nur
liche
auf Anordnung des Raths
um
4
werden*
So oft es
»Sachverständigen.
dieselben
Stadtarzte
Auch
zur Begutachtung
von
Art
jeder
sollte
und Apothekern
zwischen Aerzten
gesteuert werden.
Weitere Forderungen
Hohenheims
sind Prüflingen
Apo-
der
theker durch ihresgleichen auf ihre pharmaceutisch-technischen Kenntnisse,
Anfertigung der Arzneien allein durch die Geprüften selbst und
namentlich Verbot des Dispensirens durch Kinder, endlich eine gleichmassige,
Arzneitaxe.
fixirte
Zu
Apotheker durch Eidesabnahme
Man
sieht,
Hohenheim
allen diesen
hatte ein scharfes
des damaligen Apothekenwesens, er
Gegenstande beschäftigt.
Bestimmungen
feierlich verpflichtet
sollen die
werden.
Auge
für die
Schäden
hatte sich eingehend mit diesem
Es waren für seine Zeit recht weitgehende
und meist recht neue Forderungen, von deren Erfüllung man damals noch weit entfernt war. allen
Puncten
anerkannt
deren Berechtigung aber heutzutage fast in ist.
Hätte er seine Intentionen zur That
werden lassen können, so wäre er auf diesem administrativen Gebiete der Reformator des Apothekenwesens in Deutschland geworden**).
*)
Vergl.
z.
und an **)
B. in den „Defensionen" (1537) 4»-Ed.
vielen
II.
S.185; FoL-Ed.
I.
S.
262
andern Stellen seiner Schriften.
wissenschaftlichen
um
und pharmawas er hier geleistet, gehört zu seinen grössten und bleibendsten Verdiensten. A.N. Scherer, Professor der Chemie in St. Petersburg, sagt in seiner Festrede (1820) über Theophrastus Paracelsus (St. Petersburg 1821. 8°. S. 52): „Die Pharmacie Seine
ceutische
hat
ihm
richtigen
Chemie können wir
eine
grosse
Verdienste
hier
Revolution
die Pharraacie
nicht weiter erörtern;
zu verdanken".
Satze eine Correctur anbringen
zu
Um
können,
an
diesem
citirt
absolut
ihn Professor
Digitized by
+3
einen Punkt,
Greifen wir nur den revision heraus,
behördliche Apotheken-
die
wir zwar schon schüchterne Anfange dazu
finden
so
29
in manchen Städten vor 1527
B. Nürnberg)*).
(z.
liche Regelung dieses Gegenstandes wurde
Eine reichsrecht-
1548 von Kaiser Karl V.
auf dem Reichstage zu Augsburg erlassen. Doch fand dies Decret nur langsam durchgängige Beachtung im Deutschen Reiche**). Ernst von Meyer (Leipzig 1889.
geblieben
ist,
60
S.
Paracelsus alles" *)
eben erschienenen „Geschichte der Chemie"
in seiner
welcher die neuere Literatur über Paracelsus unbekannt
8*>),
folgendermassen
Pharmacie verdankt
„Die
:
!!
Hermann Peters, Aus pharmaceutischer Vorzeit in 1886. 8°. S. 31 u. 32; A. Philippe, Geschichte
Vergl.
Berlin
Ludwig,
ühers. von H.
Jena 1855
Bild und Wort.
der Apotheker,
In Frankreich wurde diese
u. 1859. 8°.
Frage schon früher gesetzgeberisch in die Hand genommen. '*)
Mi es eher,
S. 7,
1. c.
Anmerk. gibt
an, dass in
Basel
1589 öfters von
seit
der Visitation der Apotheken durch den Ausschuss der Facultät, das „Consilium medicum", die Rede
hebt es in seiner .
.
aeditam
.
.
.
1561
Lucas Stengel, Physicus
Augustae Vindelicorum
1569" wie das Biogr. Lex.
sondern in
—
ist.
„Apologia adversus Stibii Spongiam
Augsburg
d.
.
.
.
.
Augsburg,
in
a Michaele Toxite
„Wien
1569". 4° [Nicht
.
Wien 1884 -87 Bd.
Aerzte,
.
1561;
V. S. 529 behauptet,
bei Matthaeus Francus gedruckt;
eine
Ausgabe von
schon deshalb unmöglich, weil die „Spongia Stibii" des Toxites erst
ist
„M.D.LXVU Calend. Augusti" gedruckt war. Auch die „Quaestiones III" Stengels sind nicht in Wien erschienen, sondern „Augustae Vindelicorum Philippus Vlhardus exeudebat. Anno 1566". 4°, 30 Bll.] als ein grosses Verdienst hervor, dass in Augsburg auf Senatsbefehl jährlich die Apotheken revidirt
—
F.
würden, woran sich
H.
andern Städte ein Muster nehineu sollten.
alle
Frankel erwähnt
„Geschichte
seiner
in
Anhalt'schen Herzogtümern" Dessau 1858.
Apotheke
Zerbst durch Caspar Peucer
in
(Horst) schreibt in „Ein
wertiger zustandt 12.
„So
Apotecken, Regimenten,
ist
als
.
.
der
Medicin
1569.
.
.
.
Görlitz
.
.
in
den
Revision der
u. 26, die
— Jacobus Horscht
Darinn der Artzneyen vrsprnng
gelehret wird
.
selbs eigenen .
1574". 4». (6
vnd kegen20 Bll.)
+
zu vnsern Zeiten, vnd für wenig Jarcn auffkomen, das die die
vornemeste Handreichung des Artztes,
fleissig visitiret
der Oberkeit,
n. a.
24
Vorwarnung der Krancken, vor jhrem
Schaden vnd Vorseumnufi. Fol.
8°. S.
werden
das die Visitatio
in
.
.
.
Wir
in Silesien,
in wolbestalten
dancken Gott vnd
vornemesten Stedten, Järlich mit allem
im Herbst gehalten wird, vnd so weit komen, das die Apotecker so vor etlichen Jaren sich dagegen gespreusset, nu selbs das gern sehen vn begeren Gott gebe das es auch in andern Landen, besser in schwang komme. Dann wieviel hieran gelegen, erfahren wir, die damit offter vmbgehen, von fleiß
.
.
.
Tage zu Tage mehr, Das
ich derwegen, weil ich in sieben Stedten, jnnerhalb
zwelff Jaren, die Apotecken zu visitiren erfordert, vnd ohne das auch Jerlich die Apotecken
der Stadt Schweidnitz
mit meinen Mitgesellen
visitiret,
ein
Digitized by
+<
»
30
noch
Andere Punkte des Paracelsischen Memorandums wurden später erst einer gesetzlichen Regelung unterzogen.
Für und
ihn, als
den Gegner der
Thesauri Aromatiorum*
„
Syrupe, Decocte, Latwergen, Julepe sie),
schen
war
dies
den
in
Lumina Apothecariorurn
„
u.
s.
nannte er
w. („ Suppenwust*
Vorgehen gegen Aerzte und Apotheker galenisch-arabisti-
Schlages natürlich doppelt gefahrlich, ja
Neuerung,
brechende
* *)
vorgeschriebenen
unangefochten
bisher
uns den
die
hals-
gradezu
eine
kühnen Pionier
anderm
ganz
in
Lichte zeigt, als die Geschichte bislang auf ihn hat fallen lassen.
Er
suchte allenthalben auf seinem Gebiete den alten Schlendrian zu
be-
seitigen
und Exactheit an seine
Stelle
Diesen Augiasstall
zu setzen.
zu reinigen, war aber eine Herculesarbeit, die erst nach Jahrhunderten
man von Hohenheims
beendigt worden
ist,
als
Noth
der
Praxis**)
kennbarer keine
Ahnung mehr Lateinisch
erster,
aus unver-
entnommener Anregung dazu
längst
hatte.
Werck,
de certa visitandae ofticinae Medicamentariae ratione, Diese uns übrigens unbekannte Schrift des
zauorfertigen, verursachet bin."
mag die erste Apothekenvisitationsordnung Ueber die Apothekenvisitationen, welche in Nürnberg schon zu Hohenheims Zeiten von Aerzten vorgenommen wurden, spottet Hohenheim wissend nit was jhr sehend: das jhr in der handt im Paramirura II: .Ihr späteren Heltnstädter Professors
gewesen
—
sein.
.
.
habt, das kennen jhr nit: Als zu Nürnberg die Doctores so visitieren, so
haben
auch
sollen
habe:
der hand das, nach
sie in
dan
solche
leuth
deutschen Anhänger] examinieren? jhrs falschen dargftbens *)
Huser
4<>-Ed.
Bd. IV.
Apothecariorurn,
.
.
S.
."
u.
s.
0
sie
jhres betrogeneu
I.
S.
Ach Gott des Liechts: der
Apoteken
sie
maus
fragen, ob
nit
Teutschen der vnseren [meine
alle
w. [4<>-Ed.
324; Fol.-Ed.
dem
I.
8.
examinierens vnnd
172; Fol.-Ed.
592 A spottet
sieht mehr,
er:
dem
S.
I.
die
61 c ].
Lumina
„die
Augen aus-
gestochen werden, dann der Apotheker Augen sehen." **)
Noch im Jahre 1538 sagt er in der 7. Defension |4«-Ed. II. S. 188; Fol.-Ed. S. 263]: „Wie kann ich müglich ding heilen, so mirs der Hagel in der Apotecken schlecht? Wie kan ich mit Quid pro Quo heilen Wer kan mit betrogen specerey ausrichten, das allein den gerechteu zusteht? wer kan das vollenden dz er für sich nirapt, soll mit grünen Kreuttern geschehn, vnd man gibt jm die schimlichen? wer kan leiden, dz man für Diagridium, suci um Tithymalli gebe ? wer kan leiden oder gedulden, das man Picem Calceatorinani distillatam pro oleo benedicto gebe? vnd Kirschenmüss I.
.
.
.
.
mit Thyriac vermischt für ein Mithridatum ? vnd so ich
vnd composita, wie die aufi mit demselbigen?"
noturfft erfordert,
erzehlen,
solt
ewer
wie es an
Vergl. 4°-Ed. Bd. V. S. 310 u.
s.
.
.
simplicia.
jhm
ist,
wo
w.
Digitized by
+3
31
Mit dem Baseler Magistrat hat Hohenheim damals anscheinend
noch
in einem guten Verhältnisse gestanden ; denn der
stückes
vollkommen ruhiger.
ein
ist
gehaltener Weise im
des Mannes
sich
zur Geltung
bringt, steht
lande
in
dem
Ton
des Acten-
Dass das beleidigte Ehrgefühl Theile der Eingabe
ersten
weitgereisten
und
seiner Ziele
im Vater-
wohlbewussten Arzte recht gut zu Gesicht.
sich
Das Verhältniss zum Rathe der Stadt Basel wurde aber auch
bald
ein gespanntes.
Wenn Magistrat
auch
es
dem
in
Wahrscheinlichkeit für sich hat, dass der
alle
Streite zwischen seinem Stadtarzt
und der Pacultät
den berechtigten Wünschen Hohenheims entgegenkam, damit doch wohl nur ein kurzer Waffenstillstand für den reicht.
so
wurde
Sieger er-
Glareanus und der Ruhe kommen wollte*), so wenig liessen sich auf Conflicte zwischen dem Vertreter der ungestüm herein-
So wenig der Streit zwischen Heinrich
Artistenfacultät zur
die Dauer die
brechenden Neuzeit medicinischen
und
der altgläubigen
Grundsatze getreu geblieben wäre:
,
Wenn
vermeiden.
Facultät
»Mögen
protzig - conservativen **)
auch sie
Hohenheim seinem
vnverhindert meiner"
[d. h. unbehindert von mir] „als gelert Leut die [sie] sich schreiben
vnd nennen reien
lassen, gelert sein, lesen
der in ihrer bisher
hörten nicht auf und
—
vnd Lection halten"; die Hetzebedrohten
Existenz
so sicheren
Hohenheim
verlor leider
Bedenken muss man, wie hochgespannt damals die ganze
Atmosphäre vom Rath
*)
**)
Vergl.
z.
B.
bis
Vis eher
zum Pöbel
a. a.
0. S. 195
in Basel
Practiker
auch die Geduld. geistige
war, wie namentlich
ff.
Für die engherzig-conservative Anschauung der damaligen Universitätslehrer der Medicin, deren Lehrthätigkeit ja einzig darin bestand, irgend einen alten klassischen medicinischen Autor vorzulesen und schulgemäss zu commentiren
(etwa wie noch heutzutage den Juristen die Pandecten vorgetragen werden),
mag
folgende Aeusserung Symphorien
zur Professur brachte,
Anhang
zu
seiner
Champier's
(der es übrigens nicht
aber damals im höchsten Ansehen stand)
„Symphonia Galen
i
in der als
ad Hippoeratem, Cornelij Celsi ad
Auicennam" erschienenen Schrift „Clysterium Campi secundum Galeni mentem" (s. 1. e. a. 46 SS. 80. Vorrede 1528. 15. Februar) S. 20 als glänzender Beleg dienen: „Odiosum puto, et execrandum medicinae professorem, qui aegrotum medicamentis iam usu probatis curare non vult, sed novis experimentoque non cognitis". Also selbst dem Universitätsprofessor sollte es verboten sein, neue Mittel anzuwenden!!
Digitized by
32 die Religionsgegensätze
Hohenheim, wenn
schroff gegenüber standen*),
sich
er
ärztlichen Verkehr nicht
Doch mag dem
denen
immer
Rotterdam
ihm
sein wie
und mochte,
so klug entziehen konnte
von
wolle:
Wänden. dass das Verhältniss auch in seinen vier
zwischen Stadtarzt und Magistrat ein gespanntes wurde, dafür wir einen authentischen Beweis in einem
dem
Raseier Staatsarchiv,
lehrender
unsere
für
ist
sich
auch über den Parteien stand, doch in seinem
Erasmus
wie der vorsichtige
z+
das
in
vieler
Kenntniss
haben
zweiten Aetenstöeke aus
Beziehung noch ungleich be-
über
den
Aufenthalt
Baseler
Hohenheims, als das erste, eben besprochene, schon durch Huser seinem Hauptinhalte nach
welches ja ohnehin
Jahrhunderten
seit
bekannt gegeben war.
zweite
Dies
bisher gar
nicht an's Licht gezogene Actenstück,
das in einem sehr gereizten Tone in versteckte in die
zu
Hohenheim
gegen
offenen
einer
sollten.
geschrieben
ist,
am
Drohungen ausbricht, gewährt uns einen
Schlüsse sogar tiefen
Einblick
gesponnenen Intriguen, die sich schliesslich
Verfeindung
Es führt uns mitten
auch in
mit dem
die heftigen
Magistrate
zuspitzen
Kämpfe auf der Höhe
der Docententhätigkeit unsers Reformators hinein.
Man
sieht,
wie
es
in dieser
schwülen Atmosphäre nur eines geringen äusseren Anlasses
bedurfte,
um
das drohende Gewitter mit Knall und Fall
zum Ausbruch
zu bringen.
II.
Domes, der neuen Burse
An den Thüren des St.
Peter und an *) Vergl.
der
Vischer,
c; Ochs, Geschichte der Stadt und Landschaft Basel
1.
Bd. S. 748—51; Fechter in der Biographie vaterländischen Geschichte. Basel. Bd. II.).
5.
Vi scher,
Martin und kleinen Stadt**) war
Kirchen zu St. in der
Ämerbachs
(Beiträge zur
In dieser .bursa nova' wohnte vielleicht die Mehrzahl der Schüler Hohenheims, unter den Studenten; Hohenheim nach von Murr a. a. 0. S. 209, in dem später Leonhard selbst soll, Thurneysscr'schen Hause gewohnt haben. Es war dies die Iselin'schc Liegenschaft am St. Lconhardsgraben (heute Leonhardsstrasse Nr. 1) nach Dr. Carl Wielands Vortrag Ober Leonhard Thurneysser zum in den Baseler „Beiträgen zur vaterländischen Geschichte" XI. Bd. Basel
**) Cfr.
1.
c,
S.
183.
Thurm
—
8«. S. 294 und 318. Wieweit die Angabe v. Murr's begründet und aus welcher Quelle er sie geschöpft (aus persönlichen Erkundigungen vermögen wir nicht zu sagen. Eine anderweitige Angabe darüber wussten wir bisher nicht zu finden. In Basel selbst besteht, soweit wir ergründen konnten, keine Kunde mehr davon.
1882.
ist
in Basel?),
Digitized by
33 Sonntags
eines
der Frühe
in
ein
angeschlagen worden, und das gibt
fügung des Corpus
delicti
Schmähgedicht auf
dem
Hohenheim
Beleidigten Anlass, unter Bei-
an den Magistrat folgende geharnischte
Eingabe zu richten:
Strengen
günstigen
edlen
gnedigen
ersamen fürsichtigen wysen
vesten
min
in
herren.
onlidlicher
tratzung a ) und mercklichem trang gepürt oberkheit, die
umb st.
im guts zethundt
schirm rhat und
e.
w.
hilff
angenommen
dem
mug
lidenden sin
und schuldig ist, und mir als euwerm not, euch min gnedig
pflichtig
anzeruffen
stattartzet
herren anzezeigen das einer uff sontag nechstverschinen
1)
)
wider mich nochteilige schmach und schandtverß under
einem erdichten zu
S. Peter,
schlagen, einer zu hie
nammen an
und an
die
welchen zedeln
handen und
die thumbkirchen, zu S. Martin,
nüwen bürß so
frug vor tag ange-
mir darnach
angeschlagen
ze verlesen worden,
by ligendt wie er angeschlagen
den ich
zustellen,
e. s. e.
w.
zu besichtigen
verhören und beraten das mir solche schmachverß nach-
noch ze dulden nit muglich sind, dann derund andere mer schmachwort und schand mir manigmal von solchen ettlichen minen auditoribus, die sich under ougen gegen mir früntlich und zu ruck findtlich (als ich nun mercken mag) erzeigen, zugelegt haben, welches
teilig
ze liden
glichen
ich
alles
umb
fridens
willen
bißhar
schwigendt hin hab lassen gan.
onverantwurt
künstler sich beflissen under einem erdichten
sinem eignen
nammen
still-
dwyl nun aber dieser
und
nit
under
hat bedörffen soliche schmach verfs
wider mich anzeschlahen und angeschlagen,
hab ich uff uß guter kundtschafft und erfarenheit sovil befunden, das man zu gutem theil byleuffig uß*" disen solichen Worten (so er mir zu schmach brucht in sinen versen, welche wort
söllichs
a) Neckerei, Feindseligkeit, Beschwerniss.
b) letztvergaDgen.
3
Digitized by
-3 34
St-
minem mund ußsprich und
ich teglichen mit
interpretiern)
vermercken khan, das der uß minen teglichen geflissnen auditoribus und uffmerckern einer ist, dann ich vorlangst gespürt, das ich ettliche auditores habe, die andere doctores
der artzny wider mich ze schriben und ze schmächen anreitzend anstifftend
und antastend. Darumb strengen edlen
vesten ersamen fürsichtigen wisen gnedigen min herren ist
min
diß
endtlich forderung
und beger
e.
s. e.
w. welle
uß
solchen vorerzalten Ursachen (dwyl uß denselben sich wol erscheint, das semliche
toribus
gemacht hat)
und inen
die
schmachverß einer uß minen audi-
alle
mine auditores für euch beruften
schmachverß fürhalten und dardurch erfaren
welcher under inen der sige, so söliche geschriben angeschlagen
und
uff
mich gelegt habe,
und demnach mit dann so sin wurden, und ich
demselbigen der massen wie sich gepürt handien ir
min gnedig herren mir darvor
witer
geursacht
e.
s.
e.
w.
nit
anzeruffen
oder
hitzigem gemüt ettwas annenge ungeschickts
mer
getratzet a) solte
von den euwern ich
e. s. e.
.
villicht
und
uß
hinfürter
werden, were mir mit keinem fugen
ze liden
noch müglich ze gedulden, solichs
w. hiemit anzeigt haben
will,
welcher ich mich
mit underthenigkeit gehorsamcklichen bevilch. E. S. E.
W.
ghorsamer undertheniger
Theophrastus von Hohenheim der artzny doctor stattartzt.
a) gereizt, geneckt.
Das beiliegende Exemplar des Schmähgedichtes
ist
sauber ge-
schrieben und lautet:
Digitized by
36
Manes Galeni adversus Theophrastum, sed potius Cacophrastum.
Audi qui nostrae Et
sum
tibi
laedis praeconia famae,
rhetor,
sum modo
mentis mops,
Et dicor nullas tenuisse Machaonis artes, Si tenui, expertas abstinuisse
Quis
haec?
feret
viles
novimus helleborum.
Allia nec cepas.
Helleborum cuius
manus.
quod nunquam novimus herbas
male gramina sano
capiti
Mitto, simul totas imprecor anticyras.
Quid tua
sint fateor spagyrica
Nescio, quid
Quidve
sit ares,
Essatum
sit
et
quidve
sacrum
sompnia, Vappa, sit
yliadus,
inviolabile
Taphneus,
Et tuus Archaeus, conditor omnigenus.
Tot nec tanta Et
mecum
tulit
portentosa Africa monstra,
rabida prelia voce geris?
Si iuvat infestis
mecum
^
concurrere
telis,
Gur Vendelino turP ia dabas? Dispeream si tu Hippocrati portare matellam .
Dignus
Quid
es,
aut porcos pascere, Vappa, meos.
te furtivis iactas
cornicula pennis?
Sed tua habet falsas gloria parva moras,
Quid legeres?
Verba
et
stupido deerant aliena palato
furtivum destituebat opus.
Quid faceres demens, palam intus Consilium laqueo nectere colla
Sed vivamus,
ait,
et in cute notus,
fuit.
nostrum mutemus asylum,
Impostura nocet, sed nova techna
Jamque novas
Nondum
MACRO
subit,
cur non faciemus Athenas?
auditorium rustica turba
sapit. 3*
Digitized by
Plura vetant Stygiae
me tecum
Decoquat haec interim,
Ex Staatsarchiv Basel Stadt.
dicere leges,
lector
amice vale!
inferis.
73. D. 18.
St.
[Gleichfalls
nach einer durch Herrn Staatsarchivar
Dr. Wackernagel beglaubigten Copie.]
Also diese an einigen für die Baseler gelehrte Welt frequenten
Punkten der Stadt angeschlagenen Schmachverse waren hinterbracht worden.
In seinem Zorne
damit dieser die Sache
Angegriffene an den Magistrat,
Denn
nehme und untersuche. möglich, jedenfalls
Schon
ihm von
Hand
in die
so was ruhig hinzunehmen,
nicht
sei
dazu absolut nicht geneigt.
sei er
mehrfach
Hohenheim
wendet sich der so öffentlich
seien dergleichen
,
Schmachwort und Schand"
etlichen seiner Hörer angehängt worden, welche
ihm Freund-
und ihm hinterrücks Schaden zufügen
lichkeit in's Gesicht heuchelten
wollten.
Um
des lieben Friedens willen habe er das bisher stillschweigend
hingehen lassen; da aber nun dieser „Künstler", durch ein Pseudonym gedeckt,
öffentlich mit
solchen Schmachversen hervortrete, habe er
Erkundigungen eingezogen und erkannt (wie ja auch aus den im Gedicht spottweise angeführten, von
ihm
selbst taglich in seinen Vorlesungen
gebrauchten und erläuterten terminis technicis
zu ersehen
sei),
dass
unter seinen Zuhörern sich angestiftete Aufpasser der andern Baseler
„Doctores der Artzny* befanden, welche von diesen sauberen Collegen veranlasst
würden
auszustreuen.
—
,
schriftlich
und mündlich Schmähungen gegen
Auch das vorliegende Schmähgedicht stamme
ihn
sicher
aus derselben unlauteren Quelle.
Man nicht
sieht,
wie die unversöhnlichen Gegner aus der facultas medica
abliessen,
dem
verhassten
welchem zu ihrem Aerger
so
Gegner,
dem unbequemen
Neuerer,
manche gute Cur gelang, das Leben
sauer zu machen.
Nähere Details über zugekommen*). *)
Nur
diese Clique von Pasquillanten sind uns nicht
eine
Notiz
ist
uns
von
Hohenheim
selber
Eine Stelle aus der ersten Colmarer Schrift, welche die Schaar der Verleumder
und Be8chimpfer schildert und darunter besonders drei abgefallene
Schüler
Digitized by
Googl
+3
37 dass unter die von
Wir vermuthen nämlich,
erhalten.
Hohenheim
er-
wähnten, früher verbreiteten schmähenden Schriftstücke auch ein bis heute leider noch nicht wieder aufgefundenes Pamphlet gehört, das er
1526 verfassten und nachweislich einem Colleg
in der wahrscheinlich
zu Grunde gelegten Schrift „De gradibus et compositionibus receptorum
am Ende des „Laudanum sanctum".
et naturalium* *) titelt
Die Stelle, wo
7.
Buches erwähnt, das Büchlein be-
Hohenheim
dies Schriftstück erwähnt,
[Huser's 4°-Ed. der „Bücher und Schriften" Fol.-Ed.
S.
1.
976]:
„Ego enimvero
arbitror, ac vere etiam affirmare ausim, alios, qui ad-
me libellum,
versus
lautet
H.'s Bd. VII. S. 60;
Laudanum Sanctum Titulus
cui
conscripserunt, nec semetipsos
quidem
est,
a quibus
intellexisse, nec eos
wäre Galenus da", haben wir schon S. 22/23 Anmerkung in extenso mitgetheilt. Sollten grade diese drei Apostaten auch die Verfasser des Schmähgedichtes sein? Dann wären die Worte „als wäre Galenus da" durch die Adresse des Pasquills hervorhebt, die ihn hundertfach gelästert hätten, „als
vollkommen *)
erklärt.
Hohenheim brachte dies Buch wohl im wesentlichen Ende 1526 nach Basel mit. Es gehört zweifellos zu den „libri", welche er seinen Vorlesungen zu Grunde legte. Er hat dasselbe dem
Vergl. Heft
I. S. 58.
vollendet
Claus er gewidmet, „Basileae quarto Idus Novembris, Anno XXVI*. Diese Jahrzahl findet sich in allen Drucken des Dedicationsbriefes vom frühesten Drucke an (Mook Nr. 26, 65, 245 u. s. w.), wir können Züricher Arzte Christoph
uns in Folge dessen nicht bereit finden lassen, wie Adelung (a.a. 0.8.236) auf vage Wahrscheinlichkeiten hin es thun möchte, die Jahrzahl in 1527 zu ändern, selbst heute nicht, wo wir doch wegen des Datums der Eintragung
Hohenheims
in das Strassburger
Bürgerbuch
(vgl. S.
3
a. 5) einige
keiten fanden, den uberlieferten Daten gerecht zu werden.
Schwierig-
— Damit
ist
jedoch
„Laudanum sanctum" auch vor den November 1526 fallen mösste denn die betreffende Stelle mag später als Epilog dem ganzen Werke hinzugefügt worden sein. Angeblich soll das lateinische Gewand
nicht gesagt
dass das
,
;
—
dieser Schrift ganz
dieser selbst
von Joh.
Oporinus
herrühren,
auch
Huser
huldigt
Annahme. Sie scheint uns aber keineswegs bewiesen, zumal Huser nur zu Buch VI und VII das Autogramm dieses Amanuensis benutzen
konnte.
Wahrscheinlich
Famulus kam, eben nur
hat Oporinus, diese
der
erst
1527
zu Paracelsus
als
zwei letzten Bücher übersetzt, während das
Latein der fünf ersten Bücher von Hohenheim selbst herstammt. Material, welches in verschiedenen, theilweise recht umfangreichen
Das reiche Fragmenten
und Bearbeitungen dieser wichtigen Schrift existirt, bedarf einmal einer eingehenden Bearbeitung, bei welcher auch die hier aufgeworfene Frage ihre Erledigung finden muss.
Digitized by
^
38 Qui cum
suo tempore acceperunt universa.
ipsi
me
in
suis gerris
debacchati sint (id quod risu plane, quod aiunt, Syracusio*) excipio,
tantum
meum, tum
abest, ut
me male
habeat) probe iam
cum
libellum
etiam Universum medicinae meae rundamentum, non
expugnatum modo ac laceratum, verum etiam penitus eversum autumant, et
me quoque omnino
iam oppressum
sibi
pessime per-
suadent, haud cogitantes, interim et se et eos, a quibus ipsi sunt
quibusque imprimis innituntur, a
edocti,
Tametsi inter
atos.
alia
me dudum
praecipuum hoc
et
antea super-
suramum
est
eorum
me argumentum: Sensisse itaVeteres: Veteres ita scripQuam quidem Veterum autoritatem non modo non magnifacio,
adversus sisse.
sed etiam scripta, in
rem ipsam
potius probe excutiendam. atque ipsa quoque
cuiusmodi in seipsis sunt,
hanc sententiam, tum
exacte discutienda censeo.
tum ipsorum
ipsis
volumus, planeque persuasum habemus, universos etiam suos conatus,
quae pridem
fuit
pridemque
non ipsos modo,
quoniam nauci sunt,
Das Pasquill ,vom heiligen Laudan um" (dessen ständlich ironisch gemeint ist alle Schriften
berief,
eine
gegen
und dessen Inhalt
Hohenheim,
Berufung,
welche
nivis,
**).
selbstver-
Titel
sich
verum
instar
nihilum abituros"
desiit, in
Et
responsum
Asseclis
natürlich,
wie
nur auf die Autorität der Alten
als
vollgültiger
Beweis gegen neue
Naturbeobachtungen uns heute nur schwer verständlich erscheint)***)
*)
So übersetzte offenbar
Oporinus,
Worte Hohenheims
die folgende
(s.
der vielgewandte Philologe, die deutschen
Anmerk.)
;
Philologen
mögen
entscheiden,
ob die Hnmanistengelehrsamkeit hier das Richtige getroffen hat. **)
Wir gehen auch den [4°-Ed.
VII.
S.
zufallig erhaltenen deutschen Originaltext dieser Stelle
389;
Fol.-Ed.
I.
S. 996]:
„Dieselbigen so wieder mich
geschrieben haben (defi ich billicher lach dann grein) vermeinendt, sie haben
mir mein Libel vnnd Fundament der Medicin groß geschmecbt vnd geschendt, vnnd mich gar vndertruckt: Haben nicht betracht, das sie vnnd die sie gelernet haben, vnd daraaff sie gründen vnnd lenden, von mir vberwunden seindt worden. Nachfolgendt aber ist jhr höchste Prob gewesen wieder mich, vnnd Allegierung, die Alten,
die
Alten habens
also
geschrieben.
Auff welches
Alter ich nichts halltt, sondern auff den Grundt vnnd geschrifft, wie
sie an jhnen vnd jhrem Anhangt hiermit geantwortet haben, vnnd acht darbey, sie werden erlöschen, vnnd schmiltzen mit dem
jhr selbst seindt
:
Vnnd
will
vernigen Schnee.* ***)
Altdorfer Professor Ernst Soner sich von diesem Standpunkt der vollgültigen Autorität der alten Aerzte absolut
Noch hundert Jahre später kann der
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39 ist,
nirgends beachtet worden;
soviel wir sehen,
man
hat,
wie über
so vieles andere, auch darüber hinweg gelesen, obwohl über das berühmteste Heilmittel Hohenheims, das er Laudanum benannte, wahrlich
genug hergezogen worden
oft
ist.
Jacques Gohory erwähnt diese seinem ,Compendium das er unter dem Pseudonym Der einzige
l
,
1567
J. P. G.«
Paris
in
herausgab
Heft
(S.
I.
S.
Spottschrift
in
„Leo Suavius.
Er sagt
33).
darüber (Baseler Ausgabe 1568 pag. 244):
»De laudano tantüm inuidis aduersus
dicam librum
hic
fuisse
conscriptum ab
Paracelsum, cui titulum indiderunt, Laudanum
nicht frei machen.
Alle seine Widerlegungen in der .Oratio de Theophrasto
Paracelso, ejusque perniciosa Medicina"
basiren nur auf der Unvereinbarkeit
Hohen heim'scher Anschauungen mit den
geheiligten
Sätzen
der
antiken
Naturanschauungen nur aus eigenen Beobachtungen der Natur und Experimenten widerlegt werden können, davon ist auch 1610 noch keine Rede bei dem „Galenisten" von eigenen „Entdeckungen" eines selbständig denkenden Forschers ahnt ihm nicht einmal die Möglichkeit Köstlich ist es z. B., wie es Soner absolut nicht in den Kopf will, dass Hohenheim aus sich selbst heraus, durch Beobachtung der Destillationsund Verbrennungsvorgänge veranlasst, den 2 „Principien" früherer Chemiker („Mercurius" und „Sulphur") das „Sal" als drittes hinzufügte und wie er Dass
Weisheit.
;
sich in Folge dessen plagt,
heims (,ei
irgendwo einen Autor zu finden, der Hohenund endlich auf den Epicur verfallt
„Quelle" gewesen sein könnte,
enim aniraa
Widerlegungen
pro sale
fuit
4
).
Hohenheims
—
Alle früheren
basiren
viele
spätere)
Standpunkt.
Darum
(und noch
auf diesem
konnten sich die Anhänger der eigenen Naturbeobachtung, begründet durch
Paracelsus, und
der bloss diabetischen Durchforschung und Durcharbei-
tung der überlieferten Weisheit der Alten nie verstehen, geschweige auseinandersetzen. Der heutige Leser gewinnt unwillkürlich den Eindruck, als wenn die beiden Lager, wie beim Thurmbau zu Babel, verschiedene Sprachen redeten und darum ein gegenseitiges Verstehen unmöglich S.
76
u.
sei (vergl.
Heft
I.
77).
Eine schöne Illustration für die absolute Abkehrung des vollständig verknöcherten Galenismus von eigener Natur- und Krankenbeobachtung findet sich noch bei dem Nachfolger Soners, dem Professor Physices zu Altorf
Waldung
ipsam (f 1621), wenn derselbe in seiner „Medicina se ." [Altdorfi 1613. 4°. S. Bi v suamque calamitatem deplorans ] die Frau Medicina klagen lässt über die „insana quorundam vox, qua medicinam non in scholis & theoria consistere, sed in suo usu & exercitatione, in Es galt nosodochiis, & ad lectos aegrotantium quaerendam esse clamitant". also dem Heim Professor das Verlangen klar Blickender nach practischer
Wolfgang
discrucian8
Belehrung
.
am
Krankenbette,
.
nach klinischem Unterricht,
als
eine
schädliche, verwerfliche Ketzereil
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40 sanctum:
in
quo nouam
illius
!8-
medendi arte metbodum crimi-
in
nabantur, soli autoritatis veterum fundamento innixi, quae [quas] ipse calumnias facile elusit.
Laudanum autem
erat inter
precipua
Paracelsi arcana."
Doch scheint
Gohory
auch nur durch die angefahrte Stelle in
„De gradibus* davon zu wissen*); es ist ja auch sehr fraglich, ob dies Pasquill im Druck erschienen war oder nur handschriftlich in dem Baseler Interessentenkreise, für dessen Erbauung es geschrieben war, cursirte.
Dem
Verlästerten
selbst
man wohl
hatte
schadenfroh eine
Copie dieser wahrscheinlich ersten Streitschrift gegen die neue
und Heilmethode
ins
Haus gesandt.
Es
liefert
Mittel waren, gegen welche
dass es ebenfalls die neuen
Lehr-
den Beweis,
zugleich
Wider-
der
spruch der mittelalterlichen Aerzte sich richtete. Dieses
„
Famos -Libell*
man damals solche invectorischen mag also vermuthlich zu den Schmäh-
(wie
Flugschriften zu nennen liebte)
Hohenheim
schriften gehören,
welche
Rath der Stadt
unserm Actenstücke
in
im Verein mit den
feindlichen Doctoren
trage derselben sich herausnahmen,
schmähen"
im Sinne
hat,
wenn
er
der Facultät und
dem
Zuhörer
berichtet, dass etliche
im Auf-
.wider ihn zu schreiben und zu
**).
Er hatte bisher diese jedenfalls recht derben Neckereien seiner Widersacher mit Lachen aufgenommen, diesmal aber bei dem an den Kirchthüren angeschlagenen unflätigen und mehr als rohen
poem " hat Er
ihn
stellt
im
ersten Zorne diese
Ruhe
„
Schand-
der Verachtung verlassen.
an den Magistrat von Basel das
etwas wunderliche,
aber für einen mit eigenen Gedanken und Ausarbeitungen so dauernd Beschäftigten
ebenso leicht erklärliche Ansinnen,
derselbe
möge
alle
Hörer der Hohenheim'schen Collegien vor sich entbieten und ihnen *)
Michael
Toxites nennt
IL" Argentorati 1574. **)
danach auch in den „Onoraastica 451 in dem Artikel über Laudanum.
diese Streitschrift
80.
S.
Wenn Hohenheim im
Juni 1528 in einer Colmarer Schrift sagt: „Bewegt mich darzn die Welsche Zangen, die wider mich haben lassen aufigebn, ich sey kein Artzt, dieweil ich leugne der Schelmen [Schulen?] Anatomey zu sein ein grundt eines jeglichen Artzts« [Chir. B. u. Sehr. FoL-Ed. S. 250 B ], so ist dabei nicht an eine besondere Schrift gegen Hohenheim zu denken,
sondern an irgend eine gelegentliche Polemik eines Zeitgenossen in einer grösseren Schrift irgend welcher Art, die wir leider bis heute nicht nach-
weisen können, vielleicht auch an eine Aeusserung in einem Colleg.
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41
-»3
„Schmachverse" vorhalten; dann würde der Thäter offenbar werden
die
und nach Gebühr bestraft werden können. Stehe ihm der Senat diesmal nicht mit seiner Strafgewalt zur Seite, so fährt
Hohenheim
dann drohend
und
fort,
abermals durch derartige Invectiven gezwungen
—
anzurufen
sollte er
demnach
Senats Hülfe
sein, des
oder sollte er gar in seiner hitzigen Gemüthsart zu un-
—
besonnenen Schritten sich hinreissen lassen
Verantwortung dafür
Er
zu.
sei
dem
so falle
Senat die
imstande hinfürder ungesühnt
nicht
weitere derartige Anfeindungen zu ertragen.
Man merkt heissblütige
und
Mühe
meistert
Gewalt anthut, nicht selber in Schmähungen aus-
Sehr
bezeichnend
Wendung
die
ist
hitzigem gemüt ettwas anfienge ungeschickts*.
den Rede wohl bewusst;
und
„oder
Er war
villicht
ufi
sich seiner so
und getadelten Heftigkeit und rasch übersprudeln-
vielfach bewiesenen
schaftlichkeit
wie der kleine
an,
seinen aufkochenden Zorn nur mit
sich äusserste
zubrechen.
den Worten und der Satzbildung
es
Mann
will
er fürchtet
sich
vor seiner eigenen Leiden-
sich
für alles Weitere
die Verantwortlichkeit
durch magistratliche Omnipotenz vom Halse schaffen.
Kränkungen sowohl, wie
seiner Kraft,
Das Maass der
ohne die Fassung zu ver-
sie
ist zum üeberlaufen voll — und als dann später dem Process mit dem knauserigen Domherrn Cornelius von Lichtenfels das Votum der Richter gegen ihn ausfiel, riss ihm die
lieren zu ertragen,
bei
Geduld seins,
—
wie
er vergass die Verpflichtung des sie
dem Bahnbrecher
gleichmässigen Gelassen-
neuer reformatorischer Gedanken kleine\i
misslichen Aeusserlichkeiten des Lebens gegenüber geziemt hätte, und liess
seinem leidenschaftlichen Temperamente nur zu
Dass
schiessen.
es
so
kommen könne,
hatte
er
frei
die
Zügel
aber schon Monate
lang vorher gefühlt, wie unser Actenstück zeigt. In späteren Jahren freilich
zapfung mit
hat er auch über diese scurrile An-
dem Kirch thürenpasquill
die
Ueberhebung des „syracusischen
Gelächters" wieder erlangt; denn er macht sich über den ihm in diesem
Poem
wahrscheinlich
zum
ersten
Male
beigelegten
Schimpfnamen
„Cacophrastus" vielfach in seiner ironischen Weise lustig*). *)
Der
Taafname
Hohenheims
(so
nennt er ihn deutlich genug!) wurde von
späteren Gegnern noch öfters verdreht; in
Zittau,
kurtze
z.
Erklerung
Reussner, „Pseudophrastus"
B. Bartholom.
nennt ihn mit geringem Witz
vnd Christliche Widerlegung,
Der vnerhörten
Physicus in:
„Ein
Gottes-
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42
g*-
Ein deutlicher Hinweis auf unsern poetischen Sendbrief des aus der Unterwelt findet sich in der
unglückten
Baseler
g ran um, wo
kaum
geschriebenen Vorrede zu
Professur
dem Para-
spottender Verwendung des
er nach weidlich
Galen
nach der ver-
drei Jahre
xaxdc
,CacopliniusS ,Cacoaristoteles etc. etc. so fortfahrt [4°-Ed. Bd. II. S.
Fol -Ed.
I.
in
1 1
200]:
S.
„0 eweres armen Galeni
Seel,
wer er untödtlich
bliben in der Artzney, so weren seine
Man es
[d. h. unsterblich]
den abgrundt
nit in
darauß er mir geschriben der Hellen standt [cf. das „Ex
der Hellen vergraben worden,
hatt, Inferis"
des
Datum
in
Datirung des Schmähgedichts].
als
meinet, dass der Fürst der Artzten
dem
Ich hett nicht ver-
Teuffei
das ein Fürst der Artzney sein, vnnd die Artzney
14
u.
aufif
s.
w.
„Solt
ihm stehn? 8 *)
lesterungen vnd Lügen, welche Paracelsus in den dreyen Büchern Philosophie
ad Athenienses hat wider Gott, sein Wort vnd die löbliche Kunst der Artzney aufgeschüttet. .Gedruckt zu Görlitz, durch Ambrosium Fritsch. 1570".8°.[68B1L]
—
Sonderbarerweise hat man ihm diesen Taufnamen Theophrastus zum Vorwurf gemacht, der doch allein seinem Vater zu Schulden kommen konnte; niemand hat aber darin etwas gefunden, dass Paracelsus selbst von sich sagt,
dass er nicht blos Taufs- sondern auch Artshalber so heisse. Er billigte damit die Bestimmung seiner Eltern und verwies nicht ohne gerechten Stolz
auf die ihm verliehenen Gaben, die er nicht unter den Scheffel stellte in
seinem ganzen Leben.
Theophrastus
—
Dass
Wilhelm von Hohenheim
seinen
Sohn
nannte, lässt einen Rückschluss auf seine eigene innige
Beschäftigung mit den Naturwissenschaften zu; speciell die Werke des Eresiers standen gewiss bei ihm in hohem Ansehen. des
Vaters
zur
katholischen
Zu beachten ist auch die Stellung Namengebung, welche keinen Theophrastus
kannte; desto mehr kennt diesen
Namen
Tyrtamu8 Theophrastus, dem
*)
die Naturwissenschaft, die zu
dem
berühmtesten Schüler des Aristoteles, in
unserem Schweizer einen Aureolus Theophrastus erhielt, wie er sich selber ersterem gegenüber nennt [4<>-Ed. EL S. 25; Fol.-Ed. I. S. 206b]. Eine andere Stelle ist hier noch zu erwähnen, welche sich in einer höchst wahrscheinlich untergeschobenen Schrift, dem „ThesaurusThesaurorum Alchimi8tarum u findet und recht wohl nach dem Muster obiger Stelle aus dem Paragranura fabricirt sein kann. Dieselbe lautet [4°-Ed. ,
I. S. 935 B ]: „Hetten deine Artisten den Fürsten nennen siejhn) in der Hellen gewist, darauß er mir geschrieben hat, so hettents sich mit dem Fuchsschwantz gesegnet. Dergleichen Auicennam in der Porten der Vorhell mit dem ich Disputiert Diese ironisirenden Stellen haben vielfach in früheren Jahrhab ..."
Bd. VI. S. 399; Fol.-Ed.
Galenum
(also
,
—
hunderten AnstosR erregt und sind als Beweis der furchtbaren „Gottlosigkeit"
Hohenheims mitverwerthet worden. Dem Baseler Professor der Medicin Emmanuel Stupanus z. B. stehen vor Entsetzen darüber die Haare zu Berge
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Googl
Diese ganze erzderbe Stelle, die wir ebendeshalb hier nicht voll-
ständig wiedergeben mögen des schmutzigen
und
Sinn
tigen
wenig wie eine deutsche Uebersetzung
(so
Schandpoems *), gewinnt sogar
„
ihre
grimmige
Schmähgedichtes seiner Feinde, denen er
den gegen ihn geschmiedeten Spiess
Hohn
in's
erst jetzt ihren rich-
durch
Pointe
so
Auffindung
die
des
mit beissendstem Spott
und ihren
Antlitz schleudert
doppelt und dreifach zurückzahlt!
Kann man wenn
verübeln,
es
er,
einem Manne aus der ersten Hälfte des
„Es möcht ein Turteltaub zornig werden mit
Grobheit sich wehrt? solchen
lausigen
zotten"
sagt
,
in seinem famosen „Praeloquium
Bombast, adversum Suffitus .
.
.
.
.
er
.
.
d.
.
andermal*)
ein
heftigen
Pro Antiquiss. Hippoer. Medic. Arsenic. 4<>.
Hohenheim
.
pag. Bi r . Er klagt: „Heu summara
impietatem! ... in Thesaur. Alcbymist. jactitat sese Falls
bei
XX. Mart. Anno CIOIQCXX. Habitam
Basil. Typis Joh. Jacobi Genathii".
inferno aeeepisse.."
16. saec.
Weise angegriffen, mit auserwählter
in frivolster
litteras,
bei dieser Stelle
a Galeno, ex
im Paragranum (und
im Thesaurus) an das Baseler Spottgedicht gedacht hat (und das scheint uns evident), so gibt dieselbe in ihrer Ironie za so extremen Vorwürfen natürlich noch weniger Anlass, als sie, auch abgesehen davon, nach unseren
—
heutigen Anschauungen schon ohnehin nicht bietet.
Mi che a
(Gazette
medicale de Paris, 1842, Nr. 20 S. 311) hielt den Spott über den Brief des
Galen
aus der Hölle für eine Hallucination und sah darin eine „manifestation
Wie manche
positive de la folie".
Stelle
aus Paracelsischen Schriften
mag
uns gleich diesen nur darum so befremdlich erscheinen, weil wir ihre ganz concreten Beziehungen nicht mehr kennen,
welche allein ein Verstandniss
ermöglichen!!
findet
In dem Baseler Spottgedicht und Hohenheims Anspielungen darauf wohl auch folgende „fabula perquam lepida" ihre historische Grundlage,
welche
Thomas Lieber (Erastus)
in
Philippi Paracelsi Medicina Pars Altera"
seiner
„Disputation um
Basel 1572.
40.
pag. 19
De Nova erzählt:
„Paracelsum dicunt Galeno apud inferos commoranti per spiritum seu diabolum medicos aliquot
libellos
libellis indicaret,
Galenum porrö libellos sit,
*)
illa
In der
suos
misisse,
atque per literas orasse, vt perlectis
vtra medicina sanior iudicanda
sit,
Paracclsicä ne an Galenica ?
responsum hoc dictauisse, se post lectos Paracelsicam medicinam probare, suam vei b damnare, vt quae ruitura spiritui internuncio
tanquam vera remanente." 6.
„Defension"
;
4»-Ed.
besonders schneidigen Vorrede
II.
Bd. S. 184; Fol-Ed.
zum Paragranum sagt
I.
S. 261 c . In der
ganz
der soviel Geschmähte
gradezu; „wil ich euch Auditores vnnd Läser ermanet haben, mir diese Vorred in kein hochmut zu vrtheylen, noch in ein Martialische arth, sondern gleich zu gleichem verordnet", er wehrt sich also nach so tausendfachen Angriffen einfach seiner Haut und zahlt nur mit gleicher Münze heim. In
höchst naiver Weise entschuldigt er sich dann
selbst
wegen
dieser derben
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44
-ms
—
Schmähungen
und
er
war keine Turteltaube, sondern ein
lassungen gehen auf die
ihm
heiss-
Fast alle seine berühmt gewordenen erzgroben Aus-
blütiger .Mann.
dort in den
Weg
Baseler Ereignisse,
auf
sind Antworten
die
geworfenen, sein endloses Lebensunglück herauf-
beschwörenden Schandworte und Gemeinheiten.
Und
so fallen
denn
all die
gehässigen Aussprüche, welche
fast
sämmtliche Schriftsteller der seitdem verflossenen Jahrhunderte wegen
und schmutzigen Sprache
seiner rohen
wie
—
allen voran seine Landsleute,
Heinrich Bullinger, der Heidelberger Thomas Erastus und der ehrsame hannoversche
Gottesgelehrte
der
Medicin-Professor
Zimmermann,
Leibarzt (friedericianischen Angedenkens!) Joh. Georg
der die schimpflichen Briefworte des ersteren deutsch aufwärmte, ohne
Quelle
seine
Erast zu nennen
bei
—
auf
Vorläufer (und vielleicht auch Nachfolger?)
und Unflätigkeit, wenn auch schon
Hohenheim
gehäuft
auf den oder die Verfasser des Baseler Pasquills und seine
haben,
kaum
in
Reihe
erster
Glaubliches leistete gegen einen Mann, der in dieser Zeit
Verfalls
tiefsten
das an Grobheit
zurück,
in lateinischer Diction,
in
Wissen und
Sitte
nichts
als
Förderung
seiner
Wissenschaft und Kunst in logischer, ethischer und socialer Bichtung anstrebte!!
So derb
Hohenheim
sich
ausdrücken
konnte,
so
findet
sich
doch auch eine andere gleichfalls wahrscheinlich im Jahre 1529/30 Heft
welcher er würdigere
geschriebene Stelle
(cfr.
Antwort auf diese
und gleichlautende Lästerungen
Bd. V.
133
S.
„Auü
f.;
Fol.-Ed.
I.
I.
S.
S. 46/47),
in
[4°-Ed.
ertheilt
131]:
vrsachen wie sich Basileae begeben hatt, das ich in solchen,
billichen ein
newe Theorick vnnd Philosophey vnnd anders ange-
fangen hab , einzuführen :
Nemmlich den Yliadum, Archeum
,
vnd
was dann auß dem Essaten verstanden mag werden, mit halb oder weniger Declarierung
entplöst
seindt*).
Die so sich selbst
so
Gegenreden in der Dedicationsschrift an die Stände von Kärnten, so ethisch wie nur möglich. *) d. h.
Man
„nur halb oder noch weniger von mir offen dargelegt sind".
gleiche dazu folgende Stelle in der Vorrede zu „de Caduco Matricis 44
hab
ich zu Basel
vom Caduco
dieselbige zeit die Auditores
[i.
e.
Epilepsie] gelesen:
warendt:
:
ver-
„Nuhn
Aber nach dem vnd
Änderst vnnd änderst wer gelesen
worden, so ich ander vnd ander Auditores gehabt nett" [4°-Ed. IV. S. 366; Fol. -Ed. I. S. 608a]. Ganz enthüllt hat er seine Lehre den Baseler
Digitized by
Witzig vnnd Hochuerstendig
Platonisch oder Indisch [?] einge-
,
trungen : Einer vermeint sich selbst darinn herrar zubrechen, vnd sich selbst
Theophrastum nennen, vnnd mich Cacophrastum
ander vermeint, ich
stiell
mein
arbeit,
gesera ist, noch heut den morgen*)
....
Dieselben aber mein
Aemuli auß jhrem grossen Hochmut, dardurch achten vnterstunden
war
:
mich zu ver-
sie
dem andern mehr mochten auß
Einer hielt mich für Taub**),
vnd wz
ich ein Nig[ec]romantist***),
dem Magischen
Ein
:
deren keine nie an tag
sie
erdencken, mich zuverletzen, antasten
:
Allein
auß
der vrsachen, das sie vermeinten, sie hetten alle mein Inuentiones erfahren, vnnd wolten jhnen selbst Ehr einlegen, vnnd mir mein TaufFnammen Theophrastum nemmen, vnnd auß mir Cacophrastum
machen
Darzu vrsacht
:
sie
der Dieb vnnd Schalck, der jhnen hin-
dern Ohren sass:"
Wenn geht
30
das auch nicht gerade alles auf das Schmähgedicht geht,
auf die Baseler Zeit
es doch
wurfsarbeit seiner zünftigen Gegner
das
Pasquill,
werden,
so
erkennen.
von der Maul-
uns eben nur dies eine Blatt,
von
ihm aus müssen wir auf
das Weitere
auch nicht
alle Angriffe gleich unflätig
gewesen sein
erhalten;
Wenn
schliessen.
Hohenheims;
ist
doch der Geist der zünftigen Coterie daraus klar zu
ist
Die Vorwürfe waren immer dieselben und blieben es
ausParacelsus
finitum, so dass
wurde, welchem
in in-
der Prügelknabe von Jahrhunderten
jeder, der etwas auf sich
und
Galen
seinen
(später
Schülern noch nicht, weil sie ihm nicht
reif dafür schienen. Gemeint ist mit der Baseler Vorlesung der Liber III. Paragraphorum de Caducis [4<>-Ed. in. S. 371-379; PoL-Ed. I. S. 456-460].
„auch bis zum heutigen Morgen nicht". Die Palthen'sche lateinische Uebersetzung sagt: „vel nedum hoc mane" [Vol. I. p. 281. Prancof. 1603. 4°;
*) d. h.
ebenso ihr Nachdrncker Bitiskius, Genevae 1658, Fol. **)
***)
toll,
närrisch („maniacum", Palthen
1.
VoL
I.
p. 165].
c).
Wie wir unten sehen werden (Abschnitt 2) ist Lorenz Fries „der andere", der ihn zum Necromantisten stempeln will. Wir wurden heute „Spiritist" sagen. Der Spiritismus unserer Tage sucht sich auch Hohenheims als Vertreter seiner Lehre zu bemächtigen.
Diese neuesten Verunglimpfer unseres
Arztes müssen zu untergeschobenen Schriften greifen,
hegen and den Gläubigen
als
reines, wahrheitsgetreues Bild des
ihm
um
Quellenstudium vorzuführen.
diesen
— Ein
Wahn
zu
wirklich
Reformators hat ja bisher noch kein Jahr-
Dazu haben stets, wie auch zu dem grössten Theil der Schmähungen auf Hohenheim, die pseudo-
hundert
seit
geduldet, Verzerrungen desto mehr.
paracelsischen Schriften
am
stärksten herhalten müssen.
Digitized by
46 närrischer
g«-
Weise auch den Hippocrates)
zeigen wollte,
einen derben Hieb
applicirte
und
hielt
der Welt
dies
oder seine Fusssoblen zu
kosten gab.
Doch auch dem Gedichte fach zur Erklärung: so
dem
selbst dient die angeführte Stelle
mehr-
,Cacophrastus' (über den sich noch ganze
Reihen anderer Stellen zur Beleuchtung anführen Hessen), den fremd-
dem gegen Ende
und
artigen Ausdrücken
Vorwurf des
literarischen Diebstahles*),
worauf hier einzugehen nicht nöthig
ist,
des
Gedichtes erhobenen
der ja absolut grundlos war,
zumal wir schon im ersten
Hefte dieser Forschungen auf die rastlose Thätigkeit des Vielgeschmäh-
und
hinweisen konnten
ten diese
vielleicht
noch bei anderer Gelegenheit
Frage weiter erörtern müssen. Die im Anfange des Gedichtes erwähnten tadelnden Aeusserungen
Hohenheims
auf
dass
eine
Schliesslich
scheint.
dem Abthun
ärztliche
Galen
über
häufig wieder,
beruhen auf Wahrheit und
Anführung von Belegstellen
beruht ja die ganze Neuerung
des griechischen Systematikers, bei
Welt des
Mittelalters
in
kehren
so
überflüssig er-
Hohenheims
dem
die
gesammte und
tiefem Schlaf verzaubert lag
eben langsam durch den Einfluss einzelner Hippokratiker wieder zu
erwachen begann,
als der
naturwüchsige Neuerer in
auf das vermorschte Gerümpel, hatte,
mit wuchtigen
all
das seine einstige Rolle ausgespielt
Hieben losschlug.
Es würde allerdings eine
mächtige Lücke in unserer Wissenschaft entstanden so wie er wollte,
„Zwiebel „Scholien
gelungen mit
und Knoblauch"
zu den Poemata
|
seinem Ungestüm
dem Umstürze werden
Macri
von
alles
sein,
wäre
es
ihm,
Bestehenden.
Theophrast
de Virtutibus Herbarum
in
14
,
den
welche
wahrscheinlich auch eines seiner Baseler Gollegien bildeten, allerdings besprochen**), spielen aber in der Paracelsischen Therapie sonst keine Rolle.
*)
Aufmerksam machen möchten wir hier auf die Thatsache, dass Hohenheim öfters darüber klagt, dass Baseler und auch andere Schiller Schriften veröffentlichten, worin sie bei ihm vernommene, aber nicht ganz verstandene Lehren als ihr eigenes Geistesprodact ausgaben. Man solle sich aber an seine eigenen Schriften halten, da werde man erkennen, wer der Meister und geistige Vater der Gedanken sei. Aas den Jahren 1527— '41 ist uns bis heute kein Druckwerk bekannt geworden, was dahin zu rechnen wäre.
Offenbar galt aber damals noch auch handschriftlich Verbreitetes als .veröffentlicht* (.aufigangen*). *) Bd. VH. der Quartausgabe S. 244 u. 275 [Fol.-Ed. I. S. 1074 u. 1087].
Digitized by
47 Der Vorwurf des pseudoüyraen „Galen", dass Hohenheim
so ge-
wöhnliche Sachen als Heilmittel empfehle, scheint auf den ersten Blick
dem Herold und Begründer
der metallisch - chemischen Heilmethode
gegenüber recht schwach, ja ignorantenhaft. Aber
es ist dabei zunächst
zu bedenken, dass die zeitliche Entwicklung, welche die aus verentspringende
Quellen
schiedenartigen
Therapie
Hohenheims durch-
noth wendig chronologisch gelesen und durchgearbeitet sein wollen, weil man andernfalls dem Manne absolut nicht gerecht werden kann. Weiter
gemacht
hat, sich
auch
in seinen Schriften abspiegelt, die
zu berücksichtigen,
ist
Lehrzwecke Einfachsten
wollte.
in
offenbar hier
in
Kräutermitteln
chemisch - therapeutisches System
sein
Basel für
Wissen zu verwerthen begann und mit dem
von den simpeln
beginnend,
und nach
nach
Hohenheim
dass
sein reiches
ausgehend einführen
Der traurige Ausgang der Baseler Professur hat Hohenheims Nachher
Plan elendiglich gestört.
Lehrer
ist fast alles
Stückwerk geblieben,
aufmerksam zu machen auf den durchgehends von Hohenheim festgehaltenen Unterweil er nie wieder als
Drittens ist
auftrat.
schied zwischen der auf seinen wissenschaftlichen Principien beruhenden
chemischen Therapie und den
„
Experimenten "
,
d.
rein empirisch
h.
beobachteten und durch die Erfahrung bewährten Heilungsthatsachen,
zu denen eine theoretische Begründung nicht zu geben
sei,
noch sich
lohne, welche aber grosse Erfahrung, practischen Blick und Individualisirungsfahigkeit
,
ja Intuition
lassen, voll
dass
Hohenheim
nahm und
von Seiten des Arztes verlangen,
Endlich muss
sich nicht lehren lasse*).
die
man
nicht aus
die
den Augen
Masse seiner Schüler vielfach nicht für
ihnen die „Geheimnisse" seiner Kunst und Wissenschaft
nicht gleich von vornherein mittheilte, ja, dass er sie
manchmal sogar
spottender Weise mit allerhand abspeiste, was gar nicht wirklich seine
Meinung war (wie wir Dies letztere Moment
dies weiter unten bei Oporinus finden werden).
mag durch
vonHutten, Thomas werden, jedenfalls
hat
Murne
r,
man auf
die damalige derbe Zeit eines Ulrich
Sebastian diese
Brant
Schelmerei
u. s. w. verständlich
bei
Paracelsus
und bei alchemistischen Schriftstellern überhaupt**) noch lange nicht genug geachtet. Wir bedauern, auf all' diese hochinteressanten Fragen *)
Wichtig hierfür
ist
vor
allem
französischen Blatern" (Chir. B. **) Siehe unser erstes Heft S. 87
das u.
10.
Bach der Colmarer
Sehr. Fol -Ed. S. 300
Schrift
.von
ff.).
f.
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-+2
48
Sc-
hier nicht weiter pingehen zu können,
werden aber im Verfolg dieser
Schrift noch auf ein launiges Beispiel dieser Spottlust stossen.
Mac er am
Die Anführung des
Ende des Gedichtes mag auch
dass der Pasquillant ein
darauf hinweisen,
Hohenheim'sches Colleg
über dies mittelalterliche Kräutergedicht mitangehört hatte, oder dass
mindestens die Absicht Hohenheims, ein solches Colleg zu halten, be-
kannt geworden war*).
mit
Absicht
Die
Anführung
der
des
Helleborus
weiteres durch die Anspielung auf Anticyra evident ist
der Helleborus und seine Präparate auch ein
Mittel, dessen Bereitung sogar
Conrad Gesner
in
;
ohne
ist
nebenbei bemerkt
Hohenheim'sches seinem „Euonymus*
aus der darüber handelnden Paracelsischen Schrift mitzutheilen
sich
herabliess.
Einiger Erörterung bedarf die Stelle über den „Vendelinus".
Aus der etwas unklar ausgefallenen zweiten Hälfte des Gedichtes geht soviel hervor, dass der
es
Galen
mit
Theophrast von einem gewissen Vendelinus,
hielt,
zu einer Disputation geladen war, die er
entweder ablehnte, oder in der er nach der Anschauung des Versifex
den kürzeren zog.
Diese Disputation kann dann nicht wohl in
Hohenheim am Orte des Wortkampfes *)
Man
(vergl.
laufenden
Meyer,
Ernst H. P.
Machwerk des
er spricht sich über dasselbe
ringschätzig aus,
Plinium
z.
9. bis
Geschichte der Botanik,
1856. S. 426) einen besonders grossen
den
dermassen unmöglich gemacht,
wolle übrigens nicht glauben, dass Paracelsus diesem anter
,Macer Floridus'
des
Basel
denn in den Augen des Verfassers hatte sich
stattgefunden haben;
und
3.
10.
dem Namen
Jahrhunderts
Band. Königsberg
Werth beigelegt habe. Im GegentheU,
seines Gleichen gelegentlich ziemlich
B. im Paragranum:
„Wer
verwerff in seinen Schriften
.
.
.
ge-
mir verargen, dass ich Oder wer will mir verargen, will
dass ich die andern solche Scribenten, Macrum vnd seins gleichen nicht hoch acht, oder nicht zu lesen verbeut?" [4°-Ed. II. S. 56; Fol.-Ed. I. 217 B ]. Bei Besprechung der Heilwirkungen der gewöhnlichen Kräuter (erklärt er doch mehrfach, dass viele fremdländische pflanzliche Mittel oft ebensogut
durch gewöhnliche einheimische Mittel in ihrer Heilwirkung ersetzt werden könnten) für ein nicht hochstehendes medicinisches Publikum mochte er für den Anfang die Anlehnung an dieses gangbare Buch zweckmässig erachtet
... in der Summ, es ist ein geWahrs vnd Vnwahrs zusammengeflickt, vnd sein arth auch darzu zulegen, damit daß VIL S. 420 (vergl. auch 407); Fol.-Ed. I.
haben, welches er einmal so characterisirt mischets ding, Gutts vnnd Böß,
darnach einem Poeten befohlen, ein S.
Pludermuß werdt". 1100
(u.
1095).
[4<>-Ed.
:
Vergl. auch 4<>-Ed. IV. S. 368; Fol.-Ed.
I.
S. 608c.]
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49
-#3
dass er sich
wo
musste,
g«-
Schauplatz für seine Lehrthätigkeit suchen
einen neuen
Au-
er noch hoffen konnte, für seine „Bauernmedicin" ein
ditorium zu finden. Vermuthen Hesse sich, dass Tübingen oder Freiburg
Es wird sich aber
gewesen wäre.
der Schauplatz dieser Disputation
im Folgenden
herausstellen,
Strassburg
der Ort des Kedekampfes gewesen ist*).
dass mit allergrösster Wahrscheinlichkeit
Aber, wer war denn dieser nur mit seinem Vornamen genannte
Vendelinus?
Es
Offenbar eine damals renommirte Persönlichkeit.
etwa unter den damaligen Tübinger
hat uns nicht gelingen wollen,
oder Freiburger Professoren einen Vendelinus zu finden, der hier ge-
meint sein könnte.
Es bleibt
nur vermuthungsweise ein Mann zu nennen: von Brackenau im Württembergischen gebürtig.
uns
Wendelinus Hock,
Freilich hielt sich
Hock
meist in Italien auf, wie allgemein an-
gegeben wird. Die Quellen über sein Leben
fliessen
Nicht einmal Geburts- oder Todesjahr war
Hock
in
Bekannt
ist
der Geschichte der Syphilis durch sein
Werk: „Mentagra,
&
cura morbi Gallici:
siue tractatus de causis, preseruatiuis, regimine
vulgo Malafrancosz
*)
aber sehr dürftig**).
festzustellen.
.
(Venet., 1502.
.
*Argentinae, 1514 und
4°;
an der Tagesordnung denn auch in dem Schreiben an den Rath der Stadt Nürnberg sich dazu erbietet und auf früheres Erbieten sich beruft. „Der mangel oder zweiffei hierhin trägt, soll öffentlicher Disputation mit mir eintretten, wie ich denn auch vormals, als jetzund, vrbietig gewesen" [Chir. B. u. Sehr. Fol. -Ed. S. 680]. Dass er dies aber nur aus Lust am Wortgefecht gethan, ist eine mehrfach ausgesprochene Disputationen mit seinen Gegnern
waren) hat
Hohenheim
Fabel, welche
6 übler
304 auf die Spitze
(wie sie damals
jedenfalls öfters gehalten, wie er
in
den
,Cunferences
historiques'
Paris
1866.
8°.
„Ardent a la controverse, Paracelse voyageait moins pour apprendre que pour lütter". Von zwei Disputationen thut er S.
treibt:
—
selbst
in
köstlicher
[Chir. B. u. Sehr. Fol .-Ed. S.
zu
Wilden auß
Erwähnung in der einen Colmarer Schrift 29 B ]: „Vnd ob jbr schon in Dantzge oder
Offenheit
hoch etlich Sieg gegen mir erhalten haben, oder etwas Die ander nachvolgende sind
triumphiert, geschach im ersten Abrennen.
euch gebracht worden, aber der Burcardis, der erstickt
in
Astmate
.
.
.
."
Er scheut sich nicht vor dem Eingeständniss einer Niederlage in Danzig und Wilden (Wilna?), gegenüber einer aufpochenden Rechthaberei der alten Schule. '*)
Das Biographische Lexicon der Aerzte erwähnt ihn S.
855;
Kestner
nennt ihn nicht;
Eloy
in den Nachträgen, Bd. VI.
(1755, II. S. 52) hat eine kurze Notiz.
4
Um
Lyon, 1529*).
über den Werth dieses Werkes und damit des
Verfassers selber zu orientiren, führen wir die folgende Stelle aus der als trefflich
bekannten „Geschichte der Lustseuche Ä von Philipp Gabriel
Hensler (Altona 1783, Bd. I. „Wendelin Hock 1502. aus Brackenau
Rom
zu
extenso hier an:
S. 69/70) in
—
Hock,
im Württembergischen,
ein Deutscher von
studirte
und lebte aber
Geburt, Italien
in
und Bononien, und gab 1502 zu Venedig sein Buch von der Mentagra
Man kan genug im Astrüc von ihm finden, der schon bedem Torella abgeschrieben. Und dessen ist sehr viel. Aus dem Almenar hat er ebenso ganze Stellen. Aber nicht blos aus diesen. Wenn man noch warm vom Lesen ist, und chronologisch gelesen hat: so ist man in diesem neuen Buche bereits allerwegen zu heraus
.
.
.
merkt, er habe viel aus
Hause
So gings mir
hier.
Sachen und selbst Worte waren mir völlig
Er schneidet ganze Fetzen aus andern und näht
bekannt.
Rock daraus.
Unter andern hat
er
den
Pinctor
macht
dem
er zwischen
Merkurialkur
Bei der
Eine Stelle habe ich schon oben angeführt.
sich seinen
stark ausgeschrieben.
natürlichen und künstlichen Quecksilber
selben Unterschied; fällt auch wörtlich dasselbe Urtheil, was
Auch
fallt.
lustig ist folgende kleine Dieberei.
Gott möge von neuem Segen dazu geben, dass
heilige Vater, von dieser ansteckenden
Hock
muss
Da
nun
er
zueignet:
Kaum
es vorgebetet hat
hat
er
einen
„erzdumme Zusammenstoppler"
muthliche „grössere" Gegner; denn die
Angabe, dass
er in Italien sein
weise richtig.
.
.
Genug von diesem der ihm eigen-
Haller,
wäre
also
der
ver-
allgemein anzutreffende
Leben verbrachte,
bibl.
med. pract.
I.
S.
ist
nur sehr theil-
Proksch, 8>.
die
deeimum Marcij
490; in Ch. G.
.
Gruners
Anno
Christi.
„Aphrodisiacus"
Auszug aus dieser Schrift. Antimercurialistcn des XV. und XVI. Jahrhunderts.
Jenae 1789. Fol. findet sich S. 117
Wien, 1880.
**)
fast
Zunächst dedicirt er selbst die zweite Ausgabe seiner
Syphilisschrift „Argentoraci [sie!] ad
K.
.
Fehler,
ist."
Dieser
**) J.
der
thut er auch für denselben dasselbe inbrünstige Gebet
so
Pinc tor
S.
Herr,
Buch seinem Landesherrn, Ulrich von Würtemberg
Zusammenstoppler. thümlich
sein
Krankheit ohne Schaden abkäme.
Gebet für pflichtschuldige Andacht geachtet haben.
dies sein
ganz wörtlich, wie
*)
dem Schellig. Pinctor betet zu-
entlehnt er eben da etwas wörtlich aus
Aber eigentlich letzt,
den-
Pinctor
ff.
ein längerer
S. 34.
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+3
£«-
51
In der Vorrede sagt
1514", hielt sich also damals in Strassburg auf. „Relinquens ergo
er:
post longas Medicae artis haustas
fines Italiae,
disciplinas Bononiae ad Doctoralis byrrhi confirmationem, ac
non
posterior
eius
caeteris
Rom
Aufenthalt in Bologna und vielleicht
Italien
immer
für
des
notiz
Schott' sehen
liegt
fliegenden
.
ad praxim .
ihm und
."
Sein
er hatte
denn wir finden ihn auch wie aus folgender Titel-
in Strassburg,
Wechtlin
Eingeweidebilde von
hinter
also
valet gesagt;
immer
drei Jahre später noch
Romae probatus
professionis
Blattes
von 1517, dem grossen
hervorgeht: „Ein contrafact Anatomy
der inneren glyderen des menschen durch den hochgelerten physicum
vnd medecine doctorem Strassburg
declariert
Wendelinü hock von Brackenaw,
vnd
eygentlich
Wundärtzt gründtlich durchsucht" Also
Hock
in
beysein
Scherer
zu
vnd
*).
im März 1514
weilte schon
viler
in Strassburg
und hat
ebendort im Jahre 1517 eine anatomische Demonstration abgehalten (d. h. schlecht
und recht vom Katheder seinen „gelehrten" Text ver-
während unter ihm die „Meister" von der Chirurgie den Leichnam
lesen,
zergliederten)
—
(Ende 1526?)
gleichfalls in Strassburg
heim
mithin konnte er auch wohl einige Jahre nachher
veranstalten, deren
für den
eine Disputation mit
Hohen-
Ausgang und Folgen der boshafte Pasquillant
Weggang Hohenheims
von dort hämisch verantwortlich machen
möchte.
Wenn es wirklich dieser Wendelin heim im Redeturnier gemessen hat, so ist
war, der sich mit
Hohen-
die Randglosse des giftigen
Poeten „Vendelinus maior Theophrasto* vor dem Richterstuhl der Geschichte zur Unwahrheit geworden.
geht
eifrig
sein vermeintlich „grösserer" Gegner
kaum mehr *)
Der
Name
des
Theophrastus
genannt und vielgepriesen durch die Jahrhunderte, und
aufzufinden als mit
Vergl. Friedrich
Wendelin
dem Brandmale
ist
verschollen
und
eines Plagiators!**)
Wieger, Geschichte der Mediän in Strassburg. Strassb. Choulant, Geschiebte und Bibliographie der anatomi.
.
1885. 4°. S. 24 und
schen Abbildungen 1852. **)
Im Nachwort
S. 25.
der Strassburger Ausgabe seines .Mentagra" an Herzog Ulrich
von Württemberg schreibt
Hock
(Fol. 52): „Dicta
autem mea non mihi, sed
auetoribus ipsis ascribantur: ex quibus labore et sudore longis flosculos varios
scientiarum collegi
.
.
.
Verum
fateor item:
quod quaecunque scripta sunt
in hoc libello, a sapientioribus medicinarum et antiquioribus sunt pertractata
ut quae in codieibus eorum reperi non
modo
in sententia,
verum etiam
in
4*
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52
Und wenn
Hock,
anderer
ein
es
Vendelinus wäre als der Schwabe
wäre ein solcher ganz klanglos
so
einzige Zeugniss
seiner
und
untergegangen
das
ephemeren Existenz das Poem unseres Baseler
Spottvogels!*)
Neben den
vielen Vorwürfen
fehlen
enthält,
einige
propria nonnunquani
und Schmähungen,
die das
Gedicht
der zahllosen Vorwürfe der späteren Zeiten, verborum forma .... vereor ne iroperitorum iudicio
obtrectationis subiturus sim crimen".
Damit
wollte er offenbar
dem Vorwurf
zuvorkommen. Aber so wenig er im Werke selbst die Namen damals moderner Autoren nennt, welche er ausgeschrieben, so wenig führt er dieselben im Index Auctorum an, welcher auf dem letzten des
Diebstahls
literarischen
Blatte steht.
—
In den vielen Werken
bergehoch das armselige Buch
Hock's
Hohenheims
über Syphilis, die
überragen, ja zu
dem Bedeutendsten
gehören, was jemals über diese Krankheit geschrieben wurde, wird nirgends
Wendel in
ein
genannt, während er sonst viele Autoren bei dieser KrankWir halten es für geboten, dies hier zu erwähnen, wenngleich Vermuthung spricht, dass Hock der Gegner gewesen gewichtiger Beweis gegen unsere Annahme ist es freilich auch
heit aufführt. es
nicht
sei;
ein
Was
nicht.
sollen ?
für unsere
!
—
hätte Paracelsus auch über den geistlosen Compilator
Wir möchten
indess doch noch auf eine Stelle in einem
zur Syphilis (Chir. B. u. Sehr. Fol.-Ed. S. 632a) hinweisen:
sagen
Fragmente
„Darnach
kam
Myschmes
mit seinen Humoribas, vnnd hat auf der Alb speculiert, dass sich die Kranckheit reymen würd mit vier Seulen der Artzney [die 4 humores] darauff reymt sich wol Syrupen, Purgiren: Ach du mein Purgierer, Ach du D.
elender Suevus, du ein außerwehlter, ohn goschwitzt, hat ewer keiner, keiner nichts gesollt".
Beim D. Myschmes könnte man annehmen, es
nie solle
[= Mischmasch; cfr. 4«-Ed. Bd. VI. S. 207 .die Naturales Mischmesch durcheinander gemacht"] heissen und Hock darunter zu verstehen sein, dessen „Mischmasch" Hensler dann wieder aufgespürt hat. Der Dr. Myschmes könnte aber auch verlesen sein für Dr. Meychinger und somit Dr. Johann Widmann gemeint sein, der von seinem Geburtsort .Mechinger, Melchinger, Meichinger" genannt wurde (er soll in Melchingen oder Möchingen auf der rauhen Alp geboren sein). Seine Schrift .De Pustulis", welche die Syphilis in 4 Formen nach den 4 humores eintheilt, erschien im Jahre 1497, nahezu gleichzeitig mit der des Wiener Professors Bartholomäus St eher, welchen Hohenheim an der betreffenden Stelle direct nachher erwähnt. (S. oben S. 7 Anm. *) Einen andern Arzt jener Zeit, der den Vornamen Wendelin trug, wollen wir der Vollständigkeit halber hier noch anführen. Lorenz Fries nennt in seiner „Defensio Avicennae* [Argent. 1530. pag. ai r ] in einer Reihe von Anhängern .Dr. Mischmesch"
ein
*)
des Arabers zu seinen Lebzeiten:
„Vuendalinura Coronobachium
pie
memoriae defunetum, cui tum ingenio & doctrina, tum etiam rooribus pauci Wir vermögen in Germania medici aequipollent" (cfr. Jöcher s. nom.). aber diesen Wendelin nicht für den Gegner in der Disputation zu halten.
t
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und wir
halten
es
für
Biographie
die
darauf aufmerksam zu machen.
Hohenheims
von Nutzen,
dem Theophrastus;
Zunächst wird nichts gesagt von
angeblichen Autodafe der Schriften
Galens
durch
das hätte sich der Autor des Gedichtes gewiss nicht entgehen lassen,
wenn
es
Jedenfalls ist die namentlich in
schon stattgefunden hatte.
den romanhaften französischen Schilderungen des Paracelsischen Lebens-
Hohenheim
ganges anzutreffende Redefloskel,
begonnen,
keit damit
Hörsaale
Galen's und Avicenna's Werke verbrannte
feierlich
Sjrmbol seiner aufsteigenden »Monarchie"
Thatsache
erhärtet.
Denkbar
habe seine Lehrtätig-
er vor versammelter Zuhörerschaft
dass
Oratorisch
wäre es wohl,
macht dass
in
im (als
der Medicin) durch keine
sich das freilich prächtig!
Paracelsus
—
gerade durch dies
Pasquill veranlasst, als Antwort darauf, in einem späteren Colleg den
Manen Galen's dies feurige Opfer dargebracht, die verachteten ihm nach damaliger Anschauung, in den brennenden Höllen-
Schriften
Er selbst*) spricht
pfuhl nachgesandt hätte.
*)
und ebenso
sein .Schüler" Michael
Frenndes
seines
von Suchten,
Toxites
und Gesinnungsgenossen, .Liber vnus
De
nur von der
freilich
in der Vorrede zu der Schrift
des
Paracelsisten
Das
secretis Antiraonij.
ist,
Alexander
Von
der grossen
heymlichkeit des Antimony die Artzney belangent .... Getruckt zu Strafi-
Anno 1570". 8<> (142 paginirte SS.). S. 17 .sie wurden vil ihrer burg Bücher selbs ins feüwer werffen, wie Paracelsus dem Auicenna zu Basel gethan hat". Sebastian Franck in seiner .Chronica, Zeyt." s. 1. 1565. Fol. berichtet dasselbe. buch u. Geschichtbibel Wir setzen die ganze Stelle hierher, weil sie wenig bekannt ist (.die ander Chronick" CCLV r ): .D. Theophrastus von Hohenheym, ein Physicus vnd Astronomus. Anno 1529 ist gemeldter Doctor gen Nürnberg kommen, ein seltzam wunder.
.
—
.
Mann der fast alle Doctores vnd Scribenten in Medicinis verlacht. Den Auicennam sol er verbrennt haben zu Basel in öffentlicher Vniuersitet, vnd allein schier wider alle Medicos ist mit sein Kecepten, barlich
,
Judiciis,
Medicin, vnd
sagt:
.Darumb
er aucn den
— Joh.
haben
soll".
neigt,
schreibt,
Auicennam
Fisch art,
derselbe
Dess Practick schier
widersinns mit vilen helt.
vil
—
wider Alle ist, gleichsam ein ander Lucianus". ....
Wurstisen
in der Uniuersitet
1.
c.
S. dlv
verbrennet
bekanntlich der Paracelsischen Medicin ge-
habe den Dioscorides
[1590], Aislebens Neudruck, Halle
a. S.
Dialog .Hermotimus' (Basileae, 1570,
;
1886. S.
4«. S.
86)
6).
war
verbrannt (Gargantua
—
Nach Jacob Curio's
es jedoch
Auicennae volumen." — Einige moderne Autoren Verbrennung von Galen und Avicenna noch nicht
.Canonicum
sind selbst mit der zufrieden; sie lassen
z. B. M. C a p im Journal de Pharmacie et de Chimie III. Serie. Tome XXI. Paris 1852. 8°. S. 138, Hohenheims Schüler hätten .dans la cour meme de l'universitl,
ihn eine halbe medicinische Bibliothek verbrennen.
So schreibt
S Digitized by
54
Summa der Avicenna
Verbrennung „der
Compendium]
des
372; Fol.-Ed.
S.
Repräsentanten „
S.
I.
der
g*-
Bücher"
d.
i.
(4°-Ed. Bd.
200, 233
u.
des „Canon" [Gesetzbuch,
TL
11 u. 103,
S.
Bd. IV.
610), des „Küchenautoris" *)
,
und
Heilmethode
Galenisch - arabischen
des
ihrer
Suppenköche \
Von Galen's Werken selber kann die
Rede
sein (die
Kosten und Qualm verursacht!),
Canon mit
seiner Zeit,
Und da Hohenheim
Avicenna**).
dem Rauch
inn Lufft gang", so
scheinlichkeit den
Franck
Ad.
könnte
man mit
Zeitpunkt
als
grosser
dieser
diesen
vnglück
alles
Wahr-
symbolischen
de Galien, d'Avicenne et d'Averrhogs"
les ecrits d'Hippocrate,
worfen.
1527
24. Juni
er habe
daß
auff
Canon des
der
sagt,
selbst
„Sanct Johannis fewer geworffen,
in's
Verbrennung nicht
war vielmehr das Compendium
es
und Könnens
ärztlichen Wissens
alles
also bei der
umfangreichen Opera Galeni hätten auch wohl viel
Feuer geL'Academie
in's
überbietet ihn noch (Seances et Travanx de
Tome XVI. Paris 1853. 8o. S. 381): „Des son entree dans l'amphitbeätre, oü se pressait une foule impatiente de l'entendre, il röunit en forme de bücher les differents livres, qui servaient des sciences moralcs et polit. III. serie,
alors de texte a l'enseignement de la medecine, ceux de Galien et d'Avicenne
avant tous
les
Barbaglia
autres, puis y ayant mis le feu
Vol. VII. Firenze 1878, pag.
*)
.
.
."
Ebenso
G. A.
lässt
(„Sulla vita et solle opere di Paracelso" in der „Rivista Europea*
530—44) aus
1
„tutte le opere di Ippocrate, di
Galeno e d' Avicenna" einen Scheiterhaufen zusammenbauen. Labonlbene (Union medicale 1886 p. 160) begnügt sich mit der öffentlichen Verbrennung der Werke des Galen, Avicenna und Bazes. u. s. w. Was in den „Medici libelli* Coln 1567. 4<>. S.66 [MookNo.55] von Balthasar Flöter marginal mit „s. [= sc] Avicenna* erklärt wird. An einer andern Stelle (Chir. B. u. Sehr. Fol.-Ed. S. 256) spricht Paracelsus von „Avicenna
vnd Rasi, vnd Galeno,
Siber
vnd andern
Küchenmeistern". Eixner und
1829 S. 11) behaupten, die verbrannte Schrift sei der „Liber de simplicium medicina secundum Platearium" gewesen, welchen (II. Aufl.
Hohenheim
allerdings öfters
— Wie
nicht in Frage.
nennt; bei der Verbrennung
geläufig die Bezeichnung
aus folgender Stelle in der
7.
kommt
„Summa" damals
er
aber
war, geht
Defension Hohenheims hervor [4°-Ed.
II.
187
„Ich kans nit alles: Was können sie? die da meinen, dann das von der Summen [Huser hat falschlich von der Sonnen] gesund werd, dz ist, jhr Auicenna, jhr Rabi Sloises, kurtz hindurch, es gehe Fol.-Ed.
nichts
I.
263^]:
soll,
wie es gehe
:
.
.
."
Avicenna,
Werth und den Schaden, welchen sein „Gesetzbuch möchten wir auf die lichtvolle Darstellung A. Müller's hinweisen in „Der Islam im Morgen- und Abendland". 2. Band, Berlin 1888, S. 67—70 (in dem bekannten Geschichts werke: „Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen', herausg. von W. Oncken).
**) TJeber
der
Medicin"
seinen
gestiftet
hat,
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+3 Handlung, (11.
an
stark
die
55
g*-
Wittenberger
die
December 1520) mahnt*), annehmen;
an, dass
auf
es
—
dem Markte
also
Bannbullenverbrennung
die meisten
Autoren geben
wohl nur improvisirt bei zufal-
ligem Zusammentreffen mit seinen Schülern an einem solchen Feuer
beim Verlassen des Collegs
—
geschehen
Im
sei.
„Collegium", im
Hörsaal wird wohl kein Johannisfeuer gebrannt haben. Fällt aber unser Schmähgedicht wirklich vor den 24. Juni
Es
ist
nicht unmöglich
vom
matio"
denn dass Hohenheim schon vor seiner
1527 wahrscheinlich Vorlesungen
Juni
5.
;
hielt,
1527? „
Inti-
hatten
wir oben schon vermuthungsweise ausgesprochen.
Noch wichtiger vollkommen ,Vappa
4
fehlt
hat doch
sich derselbe
ist
(denn nicht
damals
es,
dass der Vorwurf der
mehrmals
das
Trunksucht
hier
vorkommende Schimpfwort
den Sinn eines Trunkenboldes).
Mithin
liess
mit Recht noch nicht erheben, wenn es auch
Thomas Erastus nach einem
Briefe
Bullingers behaupten
will**).
Unsere Untersuchungen führen uns unten nochmals auf diesen Punkt *)
Franz
Hartmann,
welcher vereint mit
dem
Historiker der „Monatsschrift
für die übersinnliche
Weltanschauung" („Sphinx") Karl
Arzt von Einsiedeln
spiritistisch
Kiesewetter den
behauptet in
„The life of London 1887. 8°. S. 19, Hohenheim habe, sogar früher als Luther, eine päpstliche Bulle und mit ihr die Schriften des Galen und Avicenna verbrannt. Sollte der Geist des Paracelsus (wie Hartmann es mit erschreckender Deutlichkeit unserm Jahrhundert gegenüber für möglich ausgibt) ihm „in visible and tangible shape" erschienen sein, um dies wichtige Factum der blinden Welt zu offenverarbeitet,
Ms
Paracelsus and the substance of
teacbings
.
.
u
.
.
—
Leider erklärt sich aber dieser spiritistische Anachronismus als ganz gewöhnliches irdisches Missverstehen folgender Stelle L essin gs (Paracelsus etc. Berlin 1839. 8o. S. 61): „Schon früher hatte er sogar, wie
baren?! ein
Luther die Bulle des PapsteB, Galen's und Avicenna's Schriften öffentlich zu Basel verbrannt". **) ,Disputationes' (1571!)
Pars I, pag. 239 sqq.
Bullinger
Hohenheims
Ausspannung
Briefe die Zeit der
in
hatte bei seinem
den Herbstferien 1527,
welche er mit Züricher Studenten zusammen verlebte, im Sinne.
„combibone8 optimi" an die Züricher Genossen
Tod
[Bd. VII. der 4<>-Ed. S.
auch
ist, viel
ae
v ;
Staub aufgewirbelt.
Fol.-Ed.
—
I.
in S.
dem
Briefe über
Die Anrede
Frohen
953] hat, wie harmlos
sie
Die Behauptung Oporin's, Hohenheim
habe erst in seinem 25. Lebensjahre (also etwa 1518 in England?!) angedem Bacchus zu huldigen, beruht selbstverständlich auf einer Fopperei
fangen,
seines Lehrers, der
poniren
aus
dem
irgend
23jährigen Schüler als weiland Temperenzler zu im-
einem Grunde für gut fand.
Oporinus
fasste
den
Scherz ganz in seiner Weise auf als ernstgemeinte Wahrheit und rächte so die gutgemeinte Flunkerei.
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56
£+-
Einstweilen wollen wir nur bemerken,
zurück.
alten Materials uns zu dem Schluss geführt
Hohenheim dung
sei ein
dass die Sichtung des
hat, die
Beschuldigung,
Gewohnheitstrinker gewesen, für eine Verleum-
seiner Feinde zu betrachten.
Ebensowenig
wirft
der
dem
Pasquillant
deutsche Vortragssprache
vor,
Theophrastus
die
und zwar gewiss deshalb nicht,
weil diesem Vorwurfe die erst später hinzugeschmiedete Spitze gefehlt hätte,
habe kein Latein verstanden.
er
damals
Dieser Makel konnte
Hohenheim geworfen werden, weil jedermann das wusste, da Hohenheim auch im Colleg lateinische Sätze
noch nicht auf Gegentheil
als Leitfaden für seinen deutsch zu haltenden
und gewiss
in
oft
die
Vortrag zuweilen dictirte
gewohnte Fremdsprache zurückfiel
sanguinisch quillenden Rede.
in
seiner
Doch haben wir im zweiten Theil dieser
Schrift noch Gelegenheit, uns hierüber des
Näheren auszusprechen.
Endlich wird auch die später so häufig ausgesprochene Verleum-
dung noch nicht vorgebracht, dass dem Neuerer alten Aerzte
abgegangen
gestohlen haben, müsste
sei;
im Gegentheil,
sie also in
die
Kenntniss
der
er soll ihnen sein Bestes
den Augen des Schreibers nur zu
Und so ist denn dieser Vorwurf, ausserdem dass durch gründliche Kenntniss der Werke Hohenheims von
gut gekannt haben. er sich
selbst widerlegt,
Oporinus
in seiner Nichtigkeit schon daraus
selbst erzählt,
zu ersehen, dass
Theophrast habe grössere Abschnitte aus
Galen
verbotenus hersagen können, wie es von einem so tüchtigen Kopfe und eifrigen Arzte, der
den Hochschulen, die er frequentirte, „eine nicht kleine Verleumderisch wie
Zierde" war, auch ohnedies vorauszusetzen wäre.
immer haben Erastus, Conring und Adelung einfältigen
So
Famulus, das ihnen nicht passte, bei Seite geschoben.
liesse
pfung von
Adelung
sich
noch manche einzelne abgeschmackte Verunglim-
Hohenheims Thun
und Lassen, wie man
(Gescb. d. menschl. Narrheit
7.
schönster Reihenfolge finden kann, an der
der
Welt
dieses Bekenntniss des
schaffen
und damit auch
Theil.
Hand
sie z. B. bei
1789. S. 243
ff.)
in
dieser Actenstücke aus
indirect einige nicht ganz unwichtige
Resultate zur richtigeren Beurtheilung
Hohenheims,
des
bestver-
leumdeten der letzten Jahrhunderte, gewinnen, wenn wir nicht noch später darauf
zurückkommen müssten.
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57
-•3
Briefe Hohenheims aus Colmar an Bonifatius
2.
Amerbach
Jß^urch
oben
bekannte,
die
Basel.
in
schon
Hohenheims
Streitigkeit
Cornelius von Lichtenfels, welche thaten
Hohenheims
Baseler
Domherrn
vor Gericht zu
Ungunsten
worden war, und die ihr folgenden Zornes-
des ersteren entschieden
die Baseler Lehrthätigkeit
hatte
Auf
jähes Ende erreicht.
Honorar-
angedeutete,
dem
mit
diese AfFaire
desselben ein
hier näher einzugehen,
selbst
besteht für uns keine Veranlassung, zumal wir zur Klärung der Contro-
Abwägung
versen, welche sich bei einer kritischen
Wurstisen
(1580) ergeben,
bringen können
')
Andreas Jociscus
von
Darstellungen
Wir geben
der beiden frühesten
und
(1569)
Christian
neues urkundliches Material bei-
kein
In den Baseler Acten war bis heute hierüber nichts
*).
Anmerkung
grundlegenden Berichte im im Folgenden darauf berufen müssen. A. Jociscus stellt den Verlauf in seiner Strassburger Rede (1- c.) folgendermaassen dar; seine Quelle waren wohl Oporin's mündliche Mittheilungen: „Erat ibi Canonicus quidam nobilis ä Lichtenfels, deploratae pactus precium centum florinorum (quos valetudinis: Eum Theophrastus promte offerens, numeraturum se summa etiam voluntate Canonicus pollihier in der
diese beiden
zum
wesentlichen wieder, weil wir uns
Theil
,
cebatur) tribus Pilulis Laudani sui
.
.
saliva subacti, feliciter restituit. Tarn
.
exili, sanatus Canonicus, pactis non morbi cruciatibus, et doloribus torque-
brevi spacio, et qnidem re ut videbatur stetit.
Dignus
retur.
In ius igitur Theophrastus ambulat: Ubi cum solita et ä magistratu
certe, qui longioribus
ordinata ac praescripta solutio decerneretur : Theophrastus tarn vile precium
suae arti statui aegre ferens, importunius in praetorera est invectus, ita ut laesi roagistratus viris,
ut se
poena metneretur.
A
quibusdam
subduceret,
instare
Oporino vasis Chymicis".
non desinente:
—
nun bemelter von Liechtenfelfi
anderen Medicis kein sondere
in
magnae
authoritatis
Alsatiam descendit,
Christian Wurstisen
„Baßler Chronick", Basel 1580. Fol. (Seite „Als
igitur
qui honori ipsius studebant, monitus Theophrastus, ipso etiam Oporino,
hilft"
,
in seiner
relictis
bekannten
erzählt den Hergang so: Magenwehthumbs halb, von
ölt>j)
so des
kriegen köndten
,
vor D. Theophrasto ge-
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58
-»3
Einige Streiflichter
aufzufinden.
£«-
durch unten zu besprechende
fallen
Aeusserungen Hohenheims auch auf diese Begebenheiten, lassen
Wurstisen
dennoch die zwischen Jociscus und
—
im Dunkeln.
Schade, dass uns die
heim gegen den Richter und damit auch gegen den Magistrat lauf setzte, nicht erhalten sind *)
sagt,
er
köndte
,
wölt einem
!
aber
Punkte „bösen Karten", welche Hohenstrittigen
Um-
in
— —
hundert Guldin schencken,
erwüschet Theophrastus diese Rede
der jhn
hierinn cnrieren
gab jhm drey Pillulen , die
,
er
Laudani nennet, zumessen. Der Thumbherr, welcher auff die Artzney zimlich geschlaffen vnd sich besser entpfunden schicket jhm hernach sechs Guldin zur Verehrung, vnd ließ jhm sehr dancken. Theophrastus wolt sich deß ,
,
nicht ersettigen lassen, sonder die vermeldten hundert Guldin haben, die
jhm
Die sach gerieht für die Richter, welche jhm für seine Gang vnd die vberreicht Artzney nach jhrem gutbeduncken, Belohnung
jhener nicht geben wolte.
erkannten. Dorab ward Theophrastus vnwillig, das jhm Leven die gegeben Artzney seines erachtens also gering schetzen wölten, Warff büß Karten auß, vnnd bochet mit etlichen worten wider die Vrtheil, deß er vor der Oberkeit
beklagt ward.
Als jhn nun seiner Freunden einer warnet, wie
man jhn
dieser
Vnuernunfft halb mit gefangenschafft straffen wölte, verließ er Basel, enthielt sich ein weil im Elsass . Michael Toxi t es schreibt am 12. März
—
.
1574 an den
Pfarrer Georg
zum „Testamentum",
Vetter
zu Beerfelden im Odenwald
Strassburg. 1574.
Seite 2lij r ), den
8°.
(Vorrede
damaligen Schüler
„dieweil jr eben dazumal bey disem theuren mann zu Basel gewesen, da er den Canonicum in kurtzer zeit curiert hat, welchen die andere medici zuvor weder kurtz noch Jang haben curieren künden welches
und Augenzeugen:
,
wissen, so noch leben, So kann niemandt besser wissen,
vil ehrlicher leut
dann
der dabei gewesen,
jr,
wollen das er
jhm
das der Canonicus Theophrasto
nit
bezalen
versprochen, darumb, das er jn in so kurtzer zeit
gesund
gemacht, welches dann Theophrasto vrsach geben, von Basel hinweg zuziehen". *)
einer ähnlichen
Stimmung heraus wie
folgende „Schedula"
geboren, welche das
Aus
behandelt Ihr Art
FolAEd.
(Chir. B. u. Sehr.
ist,
daß
sie
diese ,bösen Karten* ist jedenfalls
Thema
der Honorarverweigerung
von Krancken.
655 c ):
S.
den Artzt findtlich besch
en.
So nun einer geniest,
sie jm nit drumb zu geben, dann nicht allein die Krancken. auch am Gericht, so vrtheilt man darüber, als were es Schumachen, da einer muß sein Leib vnd Leben wagen, mißgeraht es, so wil man gar nit thun, gerahts wol, so verbergen sie sich, dz sie den Artzt
so begehren
sondern
nimer sehen,
wo
ist
böser denn der Teuffei.
vnd vbler geben,
Dergleichen schenckt ers, ist gut,
an schelten, verachten
nit, so gehets
als diser Liedlohn.
willige bezahlung:
.
.
.
kein Gelt wird
Aber Leibsnoht da zuwenden, Dass dies nur
gar nicht drumb zu geben
.
baß verdient,
Spielen, Huren, Sauffen, ist alles gut-
.
ist aller
Krancken Meynung
ein Stiramungsausdruck ist,
ergiebt sich aus zahlreichen andern Aeusserungen Hohenheims, worin er die
Honorarfrago, den „Lidlohn" bespricht. zur „Bertheonea" zu verweisen,
wo
dies
Vor allem
ist
dabei auf die Vorrede
Thema am eingehendsten behandelt
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^
59
Hohenheim war nach Colmar*) geflohen, wo er sich einige Von dort schrieb er an den ihm befreundeten Baseler aufhielt.
Monate
BonifaciusAmerbach
Juristen
den
zwei Briefe, welche wir
im
folgen-
veröffentlichen.
Die
drei
Söhne
gelehrten
des
Amerbach, Bruno, Basilius den Baseler Humanisten eine
Buchdruckers
Baseler
hervorragende Stellung
der
Jurisprudenz
Erasmus von Rotterdam Basel
in
Basel,
in
war
ein
Der be-
ein.
Bonifacius,
deutendste (Bruno war schon 1519 gestorben), Professor
Johann
und Bonifacius nehmen unter
seit
1525
intimer Freund
und hat auch mit
von
Hohenheim
in
Sein älterer Bruder Basilius, der schon
Verkehr gestanden.
Philosophie, Theologie und Jurisprudenz in Paris und Freiburg studirt
hatte und behufs einer Steinoperation 1508 nach Basel zurückgekehrt
war, gehörte, obgleich schon bei Jahren (geb. 1488, also 5 Jahre älter als Theophrast) zu
den Hörern der Medicin
Hohenheims
in
Collegien;
von ihm sind uns noch Collegienhefte aus diesen Vorlesungen im Druck erhalten**).
wird.
Wir könnten
ganze Folioseite 331
die
setzen, begnügen uns aber mit
vnnd
(Chir.
dem Folgenden:
„die
B.
n.
Sehr.)
hierher-
frommen Artzt
sollen
bewegen lassen des Gelts halben Sonder allmal zehen bösen von Eins frommen wegen, dreymal hülff beweisen. Sich anch nit bekümmern lassen, ob nit allraal die Sonn scheint, auch nicht das Recht zn beschirmen anraffen. Dann jhe
sich nichts beschweren, .
.
sich nicht
.
grösser vnd wolverdienter jhr Lidion ist, jhe sorglicher des ." Also über die Zwecklosigkeit gerichtlicher Vrtheils zuerwarten. .
.
Klage gegen renitente Kranke und Geheilte ist er anch hier derselben Ansicht, wenn auch der ethische Mann es hier und sonst immer als Maxime aufstellt, dass der Arzt dem Leidenden seine Hülfe ohne Rücksicht auf eventuellen Entgelt zu theil werden lassen solle. *)
Nicht nach
kam
Esslingen,
er erst
wie ausser andern auch
Haeser
angibt.
Dorthin
später nach längerem Aufenthalt im Elsass; übrigens
ist es
wegen der Beziehungen welche seine Familie zu Esslingen hatte [cfr. J. J. Keller, Geschichte der Stadt Esslingen. 1814. 8°. S. 197 und A. Moll, Württemb. medic. Correspondenz-Blatt. Bd. XXI. 1851. S. 251 u. 258] recht wohl möglich, dass Hohenheim auch schun vor Basel einige Zeit in Esslingen sich aufhielt. Wir haben aber keinen Beweis dafür. ,
,
*)
Bei Conradus
Wunden
Khunrat,
„Chirvrgia Vvlnernm: Das
Philippi Theophrasti, Paracelsi.
Wie
er es
ist
Von Heylung
der
auff der Uniuersitet zu
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^ Ob Basilius und magnae
autboritatis
gefährdeten standen, als
Manne
sein
Bruder Bonifacius zu den
„quidam Jociscus gehört haben, welche dem
des
viri"
60
zur Flucht
ist eine für
riethen
Basilius nahe
und dabei hälfreich zur Seite
liegende Vermuthung, weil dieser
Bonifacius,
Schüler ihm freundschaftlich wohl näher stand als
das „Oraculum Jurisprudentiae".
facius
seine Briefe richtete,
annimmt,
er
Dass Theophrast trotzdem an
Hesse sich dadurch erklären,
habe den Juristen mit der Abwickelung des geschäftlichen
Doch lassen wir
Theils seiner Baseler Hinterlassenschaft beauftragt. dies einstweilen dahingestellt!
Die Familie
Umstand
Boniman
dass
— —
Amerbach
3 Generationen
in
durch einen
hat
ein hervorragendes Interesse für die Gelehrtengeschichte
damaligen Zeit
durch
erlangt,
die
der
Briefsammlung,
bedeutende
welche über zwanzig Foliobände umfassend auf der Baseler Universitätsbibliothek
im Museum aufbewahrt
wird.
„Ein glücklicher Ord-
nungssinn, die erhaltenen Briefe und etwa auch Entwürfe abgeschickter
zusammenzulegen und aufzubewahren, vererbte sich vom Grossvater
Johann Amerbach
auf die Söhne und die Töchter, den Grosssobn
und die Grosstöchter."
Neben andern
(E. Probst.)
für die Kenntniss der
Sammlung auch
Schätzen enthält diese
Humanistenzeit werthvollen
unsere beiden Paracelsusbriefe *).
.« Gedr. zu Schleßwig 8<>. s.a. [1595] Bei Johann Haser 4°-Ed. 1590. Bd. VII. S. 402 a. 405 [Fol.-Ed. Bd. I. S. 1001 Fol. 1605. u. 1003] nnd Chir. B. u. Sehr. S. 459. ff.; nnd bei Benedict Figulus, „Philippi Theophrasti Paracelsi Kleine Wund-Artzney Aufi dem seines getrewen Discipels, Basilii revidirt Original H. Amerbachii
Basell öffentlich profitirt
.
.
.
.
,
.
Strassbnrg, 1608. *)
8°.
[Mook, Nr. 167
u. 181].
Zur weiteren Orientirung über die Brüder
(Herzog's) ,Athenae Rauricae'.
Basiliae.
8°.
.
.
Vergl. Heft
Amerbach 1778.
.
I.
.
Seite 41.
verweisen wir auf
S.
111—113, 114
f.;
Pantaleon, Prosopographia Heroum. Pars III. Basil. 1566. Fol. Erschu. Gruber, Encyclop. III. Theil. Leipzig 1819. 4°. S. 264/65; ." Bd. II. Basel S. 349/50; Fechter in den „Beitr. z. vaterl. Geschichte 1843. 8°. S. 167-229; L. Sieber, Bonifacii Basiliique [seines Sohnes] H.
.
Amerbachiorum
et
Varnbueleri
epistolae
(Gratulationsschrift der Universität Basel
mutuae.
Basileae.
1877.
4°.
zum 400jährigen Jubiläum der Uni-
Tübingen); AI lg. deutsche Biographie Bd. I. S. 379 f.; Geiger, Humanismus u. Renaissance. Berlin 1882. 8°. S. 418; Emanuel Probst, Bonifacius Amerbach [62. Neujahrsblatt für 1884]. Basel 1883. 4° versität
L.
(mit Lichtdruckporträt
u.
Autogramm).
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61
-»3
I.
Insigni
legum
doctori Peritissimoque d. doctori bonifacio
Amorbachio Lectori
basilee Ordinario suo colendissimo*).
Salue Juris Patrone decusque gimnasij,
me sustulit, nec me tutum
basilea (olim mea) erga
in
me
sciuj.
procella maris,
Eum
Que Aduersa
prorsus ignoro, Tanta fuisse nec esse credidj,
flatum dimisi, Certiora quesiuj Modica solemnia
Hec apud Colmariam, vbi optimus Nihil minus tuus ego. Letar[e] Apud Nunburgum presentem me faciam, antea non potuj, ob egrorum Copiam, Rescribo (si prodesse possum) sanitatj tue; Litera tua apud me Ambra; basilio meo poculum vinj Administra nomine meo, Defende theophrastum si coram te Appareant Aduersi vtj noris, Phrusius De Colmaria optime valet sumque optimus familie et apud totam Ciuitatem. Rescribe sufficit iota manus tue Vale decus Academie Ex Colmaria, 6. ante Inuocauit anno 28
Jam
Theophrastus Hohenhemiensis Doctor tuus totus. [Kirchen-Archiv C.
Dieser
am
I. 2,
6.
vocavit, das wäre in
grosser Eile
Tom. L
fol.
316.]
Wochentage der 28.
(feria sexta),
Februar
geschrieben und
leserlichen Handschrift
ein
also
Freitag vor In-
1528, datirte Brief
ist
offenbar
glänzendes Beispiel der schwer-
Hohenheims.
So schrieb er in einem für
andere Augen bestimmten Briefe; wie schwer leserlich ist da wohl oft seine Hand gewesen, wenn er nur für eigenen Gebrauch seine Gedanken rasch zu Papier brachte! Paracelsischen Hieroglyphen
ist
Die Klage der Editoren über die
denn auch eine zum Ueberdruss
oft
wiederkehrende *)
Adresse auf der Bückseite des Blattes.
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welcher
Schrift ist offenbar der eines Mannes,
Der Character der
das Lateinische zu seinem Hausgebrauche
und geläufig schrieb;
viel
denn er benutzt die bei den Gelehrten damals üblichen Abkürzungen (Tironischen Noten) mit voller Freiheit und Sicherheit.
Die Schwierigkeit der Enträthselung dieser Briefe haben wir lebhaft
Manches
müssen.
empfinden
Grote fend
Herrn Archivraths Dr. Hermann Frankfurt
a.
langem
nach
des
Schwerin (damals
in
in
M.) hat uns endlich alle Schwierigkeiten, wie wir glauben,
und
richtig überwinden
Was
auch
uns
wollte
Die vielgeübte Schriftenerfahrung
Studium nicht klar werden.
lösen lassen.
den Inhalt des Briefes
am
Auffassung des Sinnes dadurch
Uebersetzung geben.
betrifft,
macht weder auf elegante
Dieselbe
unsere
so glauben wir,
kürzesten klarzulegen, dass wir eine
noch auf philologisch-minutiöse Genauigkeit Anspruch. Sie
Stilisirung, soll
einfach
der bequemen Verständigung dienen.
Der Brief würde
also deutsch
„Sei gegrüsst,
etwa so lauten:
Beschirmer des Rechts und Zierde der Uni-
Welche Maassregeln das
versität*)!
gegen mich
ergriffen hat, ist
feindliche, früher
war der Meeressturm gegen mich, dass
ich
war, noch bin, wie ich glaubte, ja wusste. ich, in
um
Basel,
So gross
nicht sicher
[dort]
Diesem Sturm
Sicherheit suchte ich, leidlich ruhige Tage.
Colmar, wo ich
mein
mir noch völlig unbekannt.
entfloh
Dies fand ich
nichts weniger bestens der Deine bin. Erst
auf Laetare werde ich mich in Neuenburg einstellen, früher konnte ich
nicht
schreiben
aus
sein kann.
*)
Ich werde wieder
üeberhäufung mit Kranken.
vonwegen Deiner Gesundheit, Dein Brief
ist für
wenn
ich
von Nutzen
mich Ambra [Hochgenuss].
Meinem meinem Namen. Ver-
Basilius trinke einen Becher
Weins zu
in
theidige den
Theophrastus
wenn
Widersacher vor Dir er-
scheinen, wie
Du
kannst.
und
und
der ganzen Stadt.
ich
bin
die
aufs Beste aufgenommen
Beste, in
,
Phrusius von Colmar befindet sich aufs
Schreibe
wieder;
es
in seiner Familie
genügt
ein
Jota
.Gymnasium' gleichbedeutend mit .academia' ist damals geläufig. So schreibt z. B. Nicolaus Varnbüler an Bonifacius Amerbach über die Universität Tübingen „cum toto-nostro gymuasio* (Sieber's „Bonifacii Basiliique Amerbachiorum et Varnbueleri epistolae mutuae" Basil. 1877. 4<>. Seite 10 a. 11).
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63
Lebe wohl Du Zierde der Academie.
Deiner Hand.
den
6.
£«-
Wochentag [Freitag] vor lnvocavit [den
Aus Colmar,
28. Februar] 1528.
Dr. Theophrastu8 von Hohenheim.
Ganz der Deine."
Der Sinn
des Briefes, wie wir ihn
meinen ohne Weiteres
klar.
nehmen,
noch die Aufmerksamkeit des Lesers lenken und
Erklärung
dienliche
somit im Allge-
ist
Aber auf einige Einzelheiten möchten wir Einige
beibringen.
zur
verschiedenes
allgemeine
Gesichtspunkte
lassen sich besser nach Erledigung des Details gewinnen.
Störmische Tage waren dem Abschied von Basel voraufgegangen
Zu den Worten: ,Tanta nec esse credidi,
scivi.
solemmV können [1531]
in
me
Eum
procella maris,
wir eine Stelle aus
als Parallele
nec
anführen,
wo
I.
141; Fol.-Ed. Bd.
S.
„Vnnd wiewol angefangen",
fuisse,
dem Paramirum alterum*) Erwähnung
er bei der
treibung aus Basel sich desselben Bildes bedient. (4°-Ed. Bd.
me tutum
flatum dimisi, certiora quaesivi, modica
I.
S. 50/51):
nicht mit
ich zu Basel,
seiner Ver-
Die Stelle lautet
kleinem
fleiß ein solchs
[nämlich „ein gemeine Theorie beyder Artzneyen" (Me-
diän und Chirurgie) „meiner erfarenheit" aufzustellen] „guter hoffnung
Rauch vnd
gesein, frucht damit zu erobern: (so
räfi
Wind
sind die
sich anhebt die Wahrheit) zu vertreiben den Professoren:
hab ich doch
je
vnd
je verhofft,
wer die Seel
liebe,
Leib: der der Seel verschont, der verschont auch ich vermeint hab [alias
nit kleinen nutz zuschaffen.
„Meinunge"] „aber ward
es
der liebe auch den
dem
Bey
Leib, darinnen
solcher mennige*
mir gespalten, die
[al.
„da
war
tf
]
mir ein rauher Windt"**). *)
Wir verweisen auf unsere Mittheilungen über dies Werk im I. Hefte dieser «Forschungen" S. 67. Wir kommen im Verlaufe dieser Schrift noch mehrfach darauf zu sprechen, besonders im
**)
4. und 5. Abschnitte. Es scheint uns nicht unangemessen, auf eine andere nicht beachtete Notiz über Hohenheims Abgang von Basel etc. zu verweisen. Er sagt; dass man ihn auf den Pilatus-See habe verbannen wollen, nach den Inseln des Pilatus, 4°-Ed. II, S. 6, „auch das sie mich inn die Insulen Pilati Pontij genannt, zu Relegieren vnderstanden". Als Antwort darauf wendet Hohenheim dann wieder dieselbe Strafandrohung gegen seine Widersacher und deren Schriften z. B. ib. S. 10 „ewer Astronomey vnnd Laßtafel kunst in Pilatus See zuwerfen" und Band V. S. 169 „euch vnd ewere [ABC-] Schützerey in das Pilatus Meer werffen". Ueber den See auf dem Pilatus sehe man die fast gleichzeitige ,
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64
Wer Hohenheims
£«-
Schreibweise kennt, weiss, dass er die bild-
liche Ausdrucksweise sehr liebt, Öfters die Gleichnisse sogar häuft.
—
wo er gern geweilt, das er wehmüthig „olim mea" nennt, war Theophrast, als er diesen Brief schrieb, jedenfalls noch nicht lange entfernt: es war ihm von dort noch keine Kunde zugekommen über die Maassregeln, welche die Väter der Stadt gegen ihn und seine Hinterlassenschaft ergriffen hatten. Die Entfernung von Von
Basel,
Basel bis Colmar beträgt etwa 70
Wegs legen.
;
— 80
Kilometer,
15
— 16
Es scheint uns aber nicht wahrscheinlich, dass Hohenheim sich Tour von Basel nach Colmar begeben hat.
direct in einer
vor den Häschern des Magistrats von Basel in's
Mülhausen, Ensisheim, Ruffach Paracelsischen Schriften genannt*)
wo
geführt haben,
,
Er entwich
wird ihn sein
werden in
Weg
FoL
Buch
7.
8<>.
Colmar
nach
„modica solemnia" genoss.
welche ihn von eiuer sofortigen Reise nach
Schilderung Conrad Gesner's in dessen Biographie von Johannes
Winterthur 1824.
Ueber
nahe Elsass.
(die letzten beiden
dann einige Monate
er
Die „copia aegrorum"
S.
Stumpfs
181 und
Fol. 195.
Schweizerchronica.
Es waren Sumpfe, von welchen man
Hanhart,
Zürich 1548.
im Volke
sich
Grauliches erzählte.
allerlei *)
Stunden
das Hesse sich also zu Pferde zur Noth in einem Tage zurück-
Ensisheim im Sundgau hat Paracelsus vielleicht damals besucht. Den heute noch im dortigen Rathhaus aufbewahrten ursprünglich centnerschweren Meteorstein, welcher am 7. November 1492 gefallen und von Sebastian Brant besungen war, hat er gewiss selbst in Augenschein genommen. Denn das Urtheil, welches er in dem „Opusculum de Meteoris" (von Huser zuerst „aufi Theophraeti eigener Handschrifft" veröffentlicht,
4<>-Ed.
VIII.
S.
250—277)
über den „groß Stein zu Enßheim im Suntgaw auff j. C. schwer" und dessen feuerflüssigen Ursprung gibt, hat offenbar autoptische Grundlage „Coaguliert :
vnd gesteht: Also schnell ist diese Matery erhertt worden, vnd als ein Corpus gefallen, das auch sein anzeigen ist, mit seinen Bucklen vnd Formen das er in allem Sudt gestanden ist vnd auff bleen vnnd im selbigen erkalttet mit der schnell vnd gefallen [4°-Ed. a. a. 0. S.264; Fol.-Ed. U. S. 101 o]. Ruffach wird mehrfach in theoL Schriften genannt, welche unter Hohenheims Namen erhalten, sind z.B. in den „SermonesV. in Incantatores maleticos, Anabaptistas so schnell, als der ein zerlassen Silber außschütt,
,
,
.
—
.
,
welche dem „Doctor Bötzen zu Raffach u gewidmet sind (Gedruckt 1619, 4°, Mook Nr. 197; handschriftlich in Gotha, Leiden, Greifswald, Breslau und Wolfenbüttel) und in der Schrift „De miraculis Christj super infirmos Theoph:
magnj"
paracelsj
Morgen
[al.
werden
erwähnt »die Mundat Ruffach, Sultz, Sant . dem Bischtumb Nußlens [al. Strassburg]
Alergen, Arbogast]
.
.
zugefallen" (handschriftlich in Leiden, Breslau gleichfalls
und Kopenhagen). Sulz
liegt
im Oberelsass.
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-3
Neuenburg Colmar
abgehalten hatte, zu denken.
selbst
^
65 ist
Auf
darum auch nicht nothwendig
seiner
in
Reise durchs Oberelsass wird
mancher Kranke den Rath des berühmten Professors gesucht haben. Es
ist
auch wohl denkbar, dass der gerade
rufungen zu Kranken unterbrochen wurde. liess
vielleicht
ärztliche
vollkommen
bestimmen.
Einige
Weg
durch solche
Tage, ja
selbst
auf der Reise von Basel nach Colmar verstrichen
so
Aber weit über den Anfang des Monats Februar hinaus
sein.
in
durch solche Be-
im Gefühle erlangter Sicherheit seinen
Touren
Wochen mögen sich
Weg
Der wanderlustige Mann
Weggang
doch wohl der
lässt
aus Basel nicht zurückdatiren, wenn auch
Colmar selbst schon einige Zeit verstrichen
Hohenheim
sein musste, ehe
Dass
den Brief schrieb, weil er sich schon daselbst heimisch fühlte.
Colmar von Anfang an das
Ziel der Flucht gewesen, könnte
man wohl
vermuthen; ein positiver Anhalt für eine solche Vermuthung Ebensowenig
nicht vorhanden.
lässt sich
ist
zu einer längeren Rast in Colmar veranlasste.
aber
was ihn
genauer feststellen,
Besass er dort schon
Anknüpfungspunkte von früherer Reise zwischen Strassburg und Basel ?
Nunburg um,
am
Neuenburg
Rheinufer
rechten
(auf
der
Eisenbahn route Müllheim-Mülhausen) in der damaligen Markgrafschaft
Baden gelegen, war der Wohnort des Schwiegervaters von Bonifacius
Amerbach,
des
Bonifacius hatte
Kaufmanns und Bürgermeisters Leonhard Fuchs. mit dessen Tochter Martha im Jahre vorher,
sich
Dort in Neuenburg, im Hause des
im Februar 1527, verheirathet*).
„freundlichen Schwiegervaters", weilte Bonifacius häufig
sammt
seiner
Familie.
Auf Lätare, einzutreffen.
Wollte
also drei er
Wochen
später, hofft
Hohenheim
den befreundeten Bonifacius selbst dort
Wollte er die Familie des Bürgermeisters
Fuchs
vielleicht ein Glied der Familie seinen ärztlichen
dort
treffen ?
besuchen? Wünschte
Rath dort
in
Anspruch
zu nehmen? Das bleibt einstweilen im Unklaren.
Der Tenor die
dieses
Annahme nahe,
Hohenheim Lichtenfels
Hohenheim *)
E.
und des späteren Briefes an Bonifacius legt
dass
derselbe
von dort entfloh.
muss Bonifacius
nicht in Basel weilte
zur Zeit da
Die Affaire mit dem Canonicus von noch
daselbst
miterlebt
haben,
da
von ihr gänzlich schweigt, dagegen wird die gerichtliche
Probst,
Bonifacius Amerbach.
Basel 1883.
4<>.
S.
23
Und
24.
5
Digitized by
Verhandlung und Hohenheims Opposition gegen das richterliche Urtheil
Wochen
erst einige
haben.
Ende
später in
Amerbachs
Abwesenheit stattgefunden
Hätte der befreundete Jurist die ganzen Ereignisse bis
zum
wohl manches verhütet haben,
und
miterlebt,
Hohenheim
würde
so
er
ihm gewiss nicht soviel von den Ursachen der Flucht berichtet im ersten und mehr noch im zweiten Colmarer Briefe. Will man noch eine weitere Vermuthung aufstellen, so läge die
Annahme
hätte
nicht gar so fern, dass Bonifacius zur Feier des Weihnachts-
Frau zu deren Vater gereist
oder Neujahrsfestes mit seiner jungen
Dann könnte
war.
nach Basel
durch irgend eine Erkrankung die Heimreise
sich
haben,
verzögert
Februar heimkehrte, war
und
Bonifacius etwa Anfang
als
Hohenheim
eben aus Basel entwichen.
Dass Bonifacius damals irgendwie leidend gewesen aus den Worten hervor, „rescribo
(si
geht
ist,
prodesse possum) sanitati tuae*.
Seine Gesundheit scheint überhaupt nicht sehr fest gewesen zu sein.
Probst*)
erzählt schon
vom Jahre 1524,
den zeitweise das Reiten nicht erlaubte.
dass demselben sein Befin-
Späterhin
war
er vielfach
kränklich.
Es hat uns nun allerdings nicht gelingen wollen, einen Beweis dafür zu finden,
Jahres
1528
in
Bonifacius Araerbach
dass
Neuenburg
verlebte.
die
Basel konnte uns darüber keine Gewissheit geben. weilen eine Vermuthung.
Wochen des Sieb er in
ersten
Auch Herr Dr.
L.
Es bleibt also einst-
Jedenfalls aber hat Bonifacius (nach Basel?)
an Hohenheim geschrieben und in diesem Briefe wohl auch die Aufforderung
ausgesprochen
Neuenburg kommen.
oder
Wäre
es
wiederholt, zulässig
Hohenheim
Neuenburg verabredetes
nach
könnte
man auch
Stelldichein oder dergleichen
vermuthen.
zur Zeit der Flucht Hohenheims in Basel war, ein für
möge
anzunehmen, dass Bonifacius so
Der Brief des Bonifacius hatte unserm Arzte sehr wohlgethan. Er war
vielleicht das erste Lebenszeichen aus
Basel, denn es fehlten
ihm noch
Ausdruck „Litera tua apud Geziertes.
Vielleicht ist er
der Feder geflossen.
alle
me ambra"
dem ungern
Nachrichten von
verlassenen
Der
dort.
hat für unser Gefühl etwas
dem drogenkundigen Arzte
hier zuerst
Er beurkundet eine Urbanität, wie
sie
dem
aus bis-
her aufgestellten Bilde Hohenheims als eines „nicht subtilen Gesellen",
*)
A. a. 0. S. 22
und
27.
Digitized by
+2 wie
&
67
zu nennen beliebte, diametral entgegengesetzt
er sich selbst
Die Humanisten, in deren Kreisen Hohenheim in Basel solche
liebten ja
hatte,
Amerbach
Zudem wird
Floskeln.
zierliche
„der liebenswürdigste aller Humanisten"
Zasius, seinem Lehrer und
ist.
viel verkehrt
Bonifacius
von
(Vischer)
älteren Freunde, Professor der Rechte in
Freiburg, seines wunderbar vollendeten Briefstiles wegen hochgepriesen*).
Im Umgange Tagesordnung
mit ihm
mochten derartige Redewendungen
„Phrusius de Colmaria* ist der wohlbekannte Laurentius Fries,
steller
als
„Fries von Colmar* war
er
Name
auch
werkes,
*)
**)
weitverbreiteten
dem
in der
dem Namen
wohlbekannt im Elsass, der Schweiz So nennt er sich selbst auf dem
und dem angrenzenden Deutschland. seines
der
medicinischer Schrift-
dessen
Schreibung Phryes, Phrysius, Frisius vorkommt**). Unter
Titel
an
sein.
und
1518
seit
oft
aufgelegten
Haupt-
„Spiegel der Artzney "***).
Fechter, 1. c. S. 185 und 188. Ueber Fries' Heimath gehen die Ansichten der Autoren weit auseinander. Die einen lassen ihn bei den Friesen in den Niederlanden geboren werden, Dieser Zwiespalt hat im „Biographischen Lexicon die andern in Strassburg. der Aerzte" eine reizende Blüthe getrieben. Dort wird nämlich Lorenz Fries cfr.
zweimal
abgehandelt [Bd.
II.
S.
448
u.
Bd. IV.
S. 560],
EUässer, das anderemal als Holländer. Den beiden aus
Fries
fabricirten
geschrieben
(!!).
Männern werden dann
„Phryesen" nennt
der 2. Artikel den Arzt, während das
lassen alle dieso Irrthümer unverbessert
Lorenz Fries eingehender mit. unzweifelhaft
im Elsass geboren
ist.
er bis
Die Nachträge (Bd. VI.
weiter bestehen.
Ergebnisse unserer
—
Wir
S.
963)
theilen
Forschungen
an
über
Hier wollen wir nur bemerken, dass Fries ist,
wahrscheinlich in Colmar selbst.
Jahre wohnte er auch als Arzt an diesem Orte.
wo
Laurentius
natürlich die gleichen Schriften zu-
doch nur der Accusativ von Phryes (Fries) einem andern Orte demnächst die
das einemal als
dem einen
Ende 1527 gewohnt zu haben
Lange
1519 zog er nach Strassburg,
scheint.
Dann
hielt er sich
noch
einmal kurze Zeit in Colmar auf und siedelte Mitte 1528 nach Diedenhofen
—
und von da nach Metz über, wo er 1531 starb. Die schon von Eloy vorgetragene und seitdem vielfach gläubig nachgebeteto „Uebersiedelung von Metz nach Deutschland, um dort die deutschen Gegner seines geliebten Avicenna besser bekämpfen zu können", ist, ganz abgesehen davon, d&js 1530 Metz und Strassburg noch zum deutschen Reiche gehörten (also der Zweck an sich schon hinfällig wäre), ein reines Phantasiegebilde. Erschien zuerst 1518 in Strassburg, Folio, bei Grieninger mit Abbildungen; weitere Auflagen 1519 und 1529 bei Grieninger und 1529, 1532 und 1546 bei Balthasar Beck ebenfalls in Strassburg, Fol. Die beste Ausgabe ist die von 1532, welche Fries selbst allen andern gegenüber autorisirt hatte und
—
'**)
5*
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^ Im Februar 1528
68 Laurentius Fries offenbar
weilte
und empfing unsern Baseler Emigranten, den
er vielleicht
Colmar
in
schon
Strassburg her kannte, auf's Beste im Kreise seiner Familie.
vod
Dieses
Entgegenkommen des namhaften Arztes hat gewiss dazu
freundliche
Hohenheim
beigetragen,
zu bereiten.
Sicherlich
eine
gute Aufnahme in
allseitige
war ihm aber auch schon
Colmar
Ruf
sein eigener
als
glücklicher Therapeut und freisinniger Lehrer nach Colmar vorausgeeilt.
der L.
Amerbach
Bonifacius
muss
Jedenfalls
„Phrusius
haben, sonst hätte das
Fries
gekannt
optime valet* keinen Sinn.
.
.
Amerbach'schen Briefsammlung ist Fries enthalten, so dass man wohl
In
aber kein Brief von oder an keine
näheren Beziehungen
zwischen den beiden Männern vermuthen darf. erscheint
Bis
den
auf
und
befremdlich
Blick
ersten
Hohenheim
hübscher Zug in Fries' Character, dass er in
ist
wissenschaftlichen Gegner gastlich in seinem Hause empfing*).
ihm doch unmöglich unbekannt geblieben
es konnte
Theophrastus
Aviccnna, angriff
in
und verdammte, wie den
Und eben fast
er
Aerzte,
alten
Angriffe
er sogar dessen
dieser
gegen
insonderheit
in einer
gelehrter
„
Canon "
Avicenna war
auf jeder Seite seines
den er zwei Jahre später vielfache
die
Denn
wie energisch
aufgetreten war, wie er dessen Lehrgebäude aufs schärfste
feuer geworfen.
autor,
gegen
Basel
sein,
ein
den heftigeu
„
in's St.
Johannis-
Fries' Lieblings-
Spiegels *
rühmend
nennt,
besonderen lateinischen Schrift gegen
Aerzte
Deutschland,
in
Italien
und
Frankreich energisch zu vertheidigen suchte.
Gegenüber
diesen
Differenzen
in
ihren
wissenschaftlichen
An-
schauungen bestand aber auch ein intensiver Berührungspunkt zwischen Sie fanden
den beiden Aerzten.
sich in
einem gleichen Schicksal
zu-
deren Druck nach den Wünschen des verstorbenen Verfassers der bekannt*»
Otto
Brnnfels
überwachte.
Die Schicksale dieses „Spiegels* in den
Händen
haarsträubendes Beispiel, welche Verunstaltungen seines Werkes sich der Autor durch die Willkür der Verleger und Setzer damals
der Drucker
ist ein
gelegentlich gefallen lassen musste; denn es
ist dies gewiss nicht der eindamaliger Zeit! Wir können an dieser Stelle auf diese lehrreichThatsache bei damaligen Drucklegungen nicht weiter eingehen.
zige Fall
*)
in
Wir meinen keineswegs, dass es
Hohenheim
im Fries'schen Hause wohnte; „sumque optimus familiae"
wird dies auch niemand aus den Worten
herauslesen
gegen
wollen.
Schon aus Gründen der ärztlichen Praxis wäre
das
alle Wahrscheinlichkeit.
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+3 sammen:
beide wurden, wie
artzet seer verhasset
vnd
z+
69
Fries von sich schreibt, „von den gelertcn Fries, weil er „ den innhalt diser
verfolgt*
4
.
Hohenheim
kunst Teütscher zungen eröffnet hab", docirte
und
schrieb.
gemeinsame Kampf
Dieser
weil er deutsch
für die deutsche
Muttersprache, für welche die beiden vorwärts strebenden Aerzte so warm ausgesprochen haben*), mag ein Band zwischen den beiden Männern gebildet haben, worüber sie Avicenna und Galen
sich
im Verkehr vergassen oder wenigstens vielleicht gerade
Araber**)
gewesen
beschäftigt
Hohenheims
sein
mag,
wohl
oder
durch
auch
um
Hohenheim
die Wissenschaft hat
obge-
wie er es in richtiger Erkenntniss der unaufhaltsam sich voll-
ziehenden Reform vorausgesagt hat***), *)
obwohl Fries
Widersprüche mit dazu angeregt wurde.
In diesem Streite siegt,
bei Seite setzten,
damals schon mit seiner Verteidigungsschrift für den
„ohn den Leib",
d.
h.
nach
kein Beleg von nöthen; für Fries wollen wir die Für Hohenheim „Auch bedunckt mich Teütsche zang nit minder folgende Stelle ausheben ist
:
würdig, das alle ding darinn beschriben werden, dan Griechisch, Hebreisch, Latinisch, Italianisch, Hispanisch, Frantzösisch
bey wol
alle vil
bettet,
ding vertolmetschet
findet.
in
,
welchen
man doch
gar
Solt vnser sprach minder sein? neyn, ja
meer, vrsach das sy ein vrsprüngliche sprach ist, nit zßsamen ge von Griechisch, Lateinisch, den Honen vn Gothen, als Frantzösisch,.
auch meer reguliert
(Spiegel der artzney, 1532. S. 2tij v ). Als Beispiel, wie
.
damals und noch später über deutsche medicinische Schriften dachten, möge folgende Stelle aus Johannes Placotomus' Schrift „Causae Contemtus Medicinae" (s. 1. et a. 8°. Vorrede Islebiae in die Stephani. Anno 1558) dienen: „Secunda nec minima causa est, ut ego opinor, editio Germanicorum libellorum, unde uulgus Medicinam non esse artem ac omnes qui legere sciunt mederi morbis posse, sibi persuasissimum habet. Hinc fit
die „gelehrten" Aerzte
ut infiniti sint Medici et qui audeat profiteri ab idiotis pro Medico habeatur".
Die Uebersetzungen
etc.
deutscher medicinischer Bücher geschähen nur
um
Angehängt ist dieser Schrift eine heftige Polemik gegen den Tübinger Professor Leonhard Fuchs (1501 1566), den Gegner der Araber (auch gegen Fries), weil derselbe sein Herbarium auch deutsch hatte erscheinen lassen („New Kreuterbuch", Basel. 1543. Fol.). ad Germaniae Medicos, Seine „Defensio Medicorum prineipis Auicennae schnödeu Privatvortheils willen.
—
**)
,
Laurentio Frisio aufhöre" erschien 1530 in Strassburg
Divodurum schrift
von
(Metz).
Symphorien Champier
namentlich gegen gerichtet.
Wieder abgedruckt 1533 zu ^yon
4». (9 Bll.), datirt 8». in
mit desselben Widerlegung.
von
SammelSie ist
Leoniceno, Manardi, Leonhard F u c h s und Champier
Hohenheim
wird nicht genannt,
mag jedoch
unter den „iuniores
coetanei nostri medicelli" mit zu verstehen sein, welche Fries
***)
einer
wegen ihrer Missachtung Aviccnna's tadelt. Im Paragranum (4«-Ed. II. S. 79; Fol.-Ed. I. S.
im Allgemeinen
225).
Digitized by
^
^
70
Aber in dem Kampfe für die deutsche Sprache müssen diese beiden als die ersten gelehrten Aerzte aus der alten Schule für immer neben einander genannt seinem Tode, durch seinen Geist.
werden *). *)
Hieronymus Brunschwigk kann man nicht zu den .Gelehrten" rechnen: er war blos Wundarzt und Destillateur (Wiegor 1. c. S. 13), der wahrDass Christian Thomas scheinlich nicht lateinisch schreiben konnte.
—
1687
Thotnasius)
(vulgo
seine
ersten
deutschen Programme ankündigte, ist ein so Hohenheim, dass man darüber dessen Priorität lehrten Unterrichts nicht
nicht entwickeln
Für
des
ge-
356 Beilage]. aber zwischen Fries und
für
die
deutsche
Sprache
dazu waren ihre Anschauungen im übrigen zu verschieden.
;
Bezeichnend für Fries als dieser seine
in der Geschichte
24. Dec. 1887 Nr.
gemeinsamen Leiden
den
aus
vom
Freundschaft konnte sich
Eine dauernde
einem
geringer Fortschritt gegen
ausser Acht lassen sollte [vergl. unseren Artikel
hierüber in der „Allgemeinen Zeitung"
Hohenheim
mit
Vorlesungen
deutschen
ist es,
noch über
die Astrologie
hatte
dass er öffentlich gegen
Avicenna Fries schon
hinaus geliebte viele
Hohenheim
loszog,
Astrologie
angriff.
Lanzen gebrochen; auch mit und hatte gegen den-
Martin
Luther war
selben
1520 „Ein kurtze schirrared der kunst Astrologie" erscheinen lassen
er darüber aneinander gerathen
10 Bll. 4°]. Als Paracelsus 1529 seine „Practica Europen" (Nürnberg bei Peypus, cf. Mook Nr. 1 u. 2 u. unser Heft I. S. 60/61) veröffentlicht hatte und darin (namentlich in der Schlussrede „An die Astronomos") die altüberkommene astrologische Manier bekämpfte [Es entspricht durchaus nicht dem historischen Thatbestand, wenn Friedrich
[Strassburg, Grieninger,
gemacht
auff
von Betzold,
Geschichte
der
deutschen
Reformation,
Berlin
1888.
8°.
226 f. von Hohenheim behauptet, derselbe habe „ein ganzes Heer von Goldmachern und astrologischen Aerzten grossgezogen". Es war im GegenS.
theil sein Bestreben,
die Astrologie aus der Medicin zu entfernen,
dem Goldmacherschwindel Fries
u. dergl.
ist er
und von
längst freigesprochen!], da
griff
und schrieb in seiner „Prognostication oder Weissagung auß des hymmels lauff. durch Laurentium Frießen gemacht, Auff das jar dies sofort auf
M.CCCCC.XXXI."
(s. 1.
et a. 7 Bll. 40) in der Vorrede Folgendes:
yetzund zö vnseren zeiten etliche her
für,
„Es brechen
welche sich grosser ding vermessen
auß des hymmels lauff weiß zu sagen, mer dann die kunst an ir selbs geleis ten mag. Lassen sich damit nit sättigen, vernichten vnd verschmähen domit alles was bitzher von andern erfarnen, auß 1er der alten gemacht worden ist, gleich als ob die kunst Astrologia gestorbe, vn durch sye widerum von
dem
tod erwecket.
So ich doch die sache durch ein klare brillen besichtigen,
befind ich das etliche
ir teüffelische angeben, so sye Necromatia (welche doch gar bey wenigen in irer gezogen, mit dem mantel der Astronomy bedecken Esopisch rap sich mit pfawenfedern vnderstünde z5
auß der mißlichen kunst reinigkeit runden würt) wollen, gleich als
schmucken.
Ich
der
sorgen
aber warlichen,
ire schwartzen federn der lugen vnd boßheit werde bald widerumb herfür brechen, wie ynen auch vormals beschehen, do sye sich außgaben ein newe kunst der artzney zu lernen, ver-
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+3 Fries
übrigens nicht der einzige namhafte Colmarer, der zu
ist
Hohenheim
damals
in
Männer der wehrhaften gewesen zu
So
sein.
mung
Beziehung trat;
freien
auch
andere
ihm
Stadt scheinen
„oberster
„Stettmeister" daselbst
abgeneigt-
schliessen,
und
Meister der Statt"
im Juni und
angesehene
nicht
man wohl daraus
darf
viel
Hieronymus Boner
Wickram
71
dass
Conrad
Juli 1528 die
Wid-
zweier „chirurgischer" Schriften*) unseres Autors entgegennahmen
Colmar niedergeschrieben, eine Frucht der „modica
(vielleicht erst in
solemnia").
näheren
Einen
Verkehr
freundschaftlichen
mit
diesen
Häuptern der Stadt anzunehmen, dazu geben diese beiden Widmungen keine Berechtigung.
Erwähnenswerth dünkt uns, dass gerade im Jahr 1528 die Reformation
vom Magistrat
September Hieronymus von Basel
in
Colmar niedergehalten wurde, und dass im
Boner und
in Basel selbst ein
Wickram
Conrad
Abkommen
katholischen Priesterschaft trafen**).
mit dem Bischof
über Schutz und Schirm der
Offenbar haben die Confessions-
streitigkeiten auf Paracelsus hier wie sonst
auch bei seinen eigenthüm-
lichen Ansichten gar keinen Einfluss ausgeübt, so dass er mit Schultheiss
und Stettmeister Für
sich
die schon
mit Basilius
— —
gut stand.
oben ausgesprochene Annahme, dass
Amerbach
Hohenheim
wohl in intimerem Verkehr gestanden habe,
achten Hipocratem, Galenü vnd andere
Man mag nun
alte.
leichtlichen mercke zü welchem ich schreib."
—
Hohenheim
merkt es und spielt mehrfach auf Fries' astrologische Schriften an (z. B. Fol-Ed. II. S. 630 B auf Fries' Schrift über den jüngsten Tag, 1523. 4<>); e r weist die Imputation, dass er für Astrologie Necromantie einschmuggeln wolle, mehrfach zurück z. B. im Paramirum II (also wohl sehr bald, nachdem er
von Friesens Invectiven Kenntniss erhalten)
„
.
.
.
das
ist
der schleim,
den die Astronomi vor den äugen haben: Vnd so es gesagt wirdt so mudern sie: Vnd so ihr irrung zu den A bergleubigen künsten verworffen wirdt, vn der rechten nachgangen, so Schemen sie sich
nit zusagen, Es ist Necromantia" [4»-Ed. I. S. 136]. Doch auch für den »Spiegel der Arznei" von Fries zeigt er nur geringe Werthschätzung: „So ist auch do ein auffklauben der verdorbenen eilenden Büchern in der Artzney, der sie hin vnd her auflklaubt, weiß Gott, gar mit keinem Verstandt, vnd gibt jhn [ihnen] doch ein Spiegel zum kauff. Es ist wohl zu erbarmen, das kein frucht
kommen
[4°-Ed. V. S. 294; Fol.-Ed. *) **)
Vergl. Heft
I.
8°.
will
auß der Leer, darinn
er schwebt.."
627].
dieser .Forschungen" S. 60.
Vergl. Heinrich 1875.
I. S.
Rocholl,
die
Anfänge der Reformation
in Colmar. Leipzig
Erst 1575 wurde in Colmar die Reformation eingeführt.
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+3
72
mit dessen Bruder Bonifacius, finden wir auch
als
„Basilio meo"
einen
bestätigenden Hinweis,
demselben einen Becher Weins zuzutrinken. der Schüler mit
wegen
dem
fast gleichalterigen
seiner Steinbeschwerden
in
herzlichen
der
Bitte,
Auch beim Becher wird
Abend verdem Basilius
Lehrer manchen
Zu bedenken wäre dabei nur, ob
bracht haben.
dem
in
ebenso
erlaubt war,
es
den sauren und erdigen
Land wein zu trinken, von dessen „Tartarus" erzeugenden Wirkungen
Hohenheim
später allein den Veltliner
Wein
freispricht*).
Ueberblicken wir noch einmal diesen ersten Brief
an Bonifacius. so
tritt
des ersteren gegen das
Hob enh e im
uns daraus die freundschaftliche Gesinnung
Amerbach'sche Brüderpaar
lebendig entgegen.
In grosser Eile hat er wohl den eben erhaltenen Freundesgruss schnell
Zur Vervollständigung der flüchtigen Zeilen schrieb
beantwortet.
schon sechs Tage nachher
einen
zweiten
und Stimmung einen wesentlich anderen Character
er
welcher in Schrift
Brief,
zeigt.
Ob
er unter-
dessen einen Brief von Bonifacius aus Basel erhalten hatte? Es scheint fast
so,
würde
wenn auch kein
sich
directer
Beweis dafür anzutreffen
ist.
Es
dadurch der ganze Ton des Briefes Hohenheims erklären,
namentlich der etwas förmliche Schluss, der ein Ende macht mit der Baseler Episode seines Lebens.
II.
Clarissimo
legum
domino bonifacio Amerbachio
doctorj
basilee professori suo optimo**). S[aluteml. Chariss.
vna cum alijs
Que ad
te
nuper breuius
ea nunc fusius accipe. his
pollicita
qui ipsam est,
scripsi
Bonifaci
Quecunque mihi basilea
incolunt tarn creditoribus
relinquuntur, partim vero in vniuersum negata sunt, tarn nepharijs contumeiijs ac tanto
*)
contemptu
pati
idque
aliquamdiu
Siehe „das Buch von den Tartarischen Kranckhciten" (4°-Ed. Bd. II. S. Fol.-Ed.
**)
quam
partim adhuc propius inquirenda mihi
I. S.
308) Cap. 15.
Adresse auf der Rückseite des Blattes.
317;
+3
£+-
73
obuiare aliquando omnino
vel rion
Nam
non conueniat
esto sane dixerim fortasse aliquid licentius in Magistratum
atque
alios,
quid tum postea, quando et idipsum
id est
quod
dixi re ipsa sie
quod
id
demum
quidquid
:
possum ostendere,
nisi
verissiraum esse comperio, veritatem parere
Quo factum
odium,
esse
est ut in
atque Inuidia permotus,
vbi
me
Magistratus odio,
ira,
dimidiatam tantum«) horam
amplius mansissem capiendum me atque pro libidine tractandum statuerit. id quod dici non potest, quantum me animo torqueat, Tametsi in presentia quiescere sino,
quamquam ac magis
pergere
struxisse
calumnijs
eos
quidem
quod
audio,
me
calumnie in
id ipsis
Nam
ficiat
In
me
nondum
in
nunc iam
dies
pati
oportet,
Verum autem suum tempus suumque locum quo et alia mihi restant tibi
libros
trade ß)
exequenda,
suf-
magis
et
haec
Praeterea Opporinus tuos
cum summa gratiarum
actione
Item
reeepta ac descriptiones de quibus scribis, his paucis bene
Ex Columbaria ante Reminiscere
vale
feria 4.
Anno
28.
Theophrastus bombast ex Hohenheim D. tuus ex animo. [Basel, Kirchen-Archiv
C.
Wir geben auch
I.
2,
Tom
hier
I.
eine
fol.
317.]
deutsche Uebersetzung
zum Zweck
der schnelleren Verständigung.
„Ich grüsse Dich.
Was
ich
Dir neulich nur ganz kurz
geschrieben, theuerster Bonifatius, das empfange jetzt ausführlicher.
Alles
was mir Basel
Gläubigern
als
,
sammt denen
,
die es
bewohnen
,
sowohl
andern versprochen hat. bleibt mir theils noch ge-
nauer zu erforschen, theils aber
ist es
mir rundweg abgeleugnet
worden und zwar mit so niederträchtigen Schmähungen und solcher Missachtung, dass es auch nur eine Zeit lang zu ertragen, oder
a)
Im
Original Schreibfehler
ß) trade
=
„ tan tarn
tradito, er soll geben.
Digitized by
3 dem
nicht
Denn
es
entgegenzutreten,
mag
ja sein
ich
,
^
74
durchaus
habe
was
sobald ich eben dies,
ich
gegen
zu frei
einiges
den Magistrat und andere ausgesprochen; was
würde.
geziemen
nicht
vielleicht
denn weiter?!
ist's
auch immer gesagt habe, als
auf
Thatsachen beruhend beweisen kann; nur dass ich dann zuletzt als höchste
Dadurch
Wahrheit erkennen muss: Wahrheit trägt Hass ein.
ist's
gekommen, dass der Magistrat, von Hass, Zorn und
Missgunst getrieben, wider mich beschloss,
man
mich (wenn
solle
ich nur eine halbe Stunde länger gehlieben wäre) festnehmen
nach Herzenslust mit mir verfahren.
Sagen
lässt
es
und
nicht,
sich
wie sehr mich das im Herzen quält. Trotzdem lasse ich es gegenwärtig ruhen, obwohl ihnen selbst noch nicht genügt, was sie an
Verleumdungen auf mich gehäuft
;
denn ich höre, dass
noch immer mehr mit ihren Verleumdungen
gegen
Doch das muss nun schon ertragen werden.
fahren.
heit hat aber ihre Zeit
und ihren Ort, wo
dies
sie
täglich
mich
fort-
Wahr-
Die
und anderes mir
auszutragen bleibt.
Uebrigens
soll
Oporinus Dir Deine Bücher überbringen mit
grösstem Danke, ebenso die Recepte und Descriptionen, von welchen
Du
schreibst.
Mit diesem Wenigen lebe wohl.
Aus Colmar am
4. Wochentage [Mittwoch] vor Reminiscere März] im Jahr [15]28.
[4.
Theophrastus Bombast von Hohenheim D[octor]. Von Herzen der Deine. Dieser zweite Brief
geschrieben,
erkennt
man den
man möchte
Hohenheims
das zeigen schon
ihn
die
ist
mit ruhiger Ueberlegung
Schriftzüge.
Im
Momente
ersten
Schreiber des vorigen Briefes hier gar nicht wieder
von anderer
gehende Vergleichung
lässt
zweifeln, wofür uns auch
Hand
Aber ein-
geschrieben glauben.
an der Identität des Schreibenden nicht
Herr Archivrath Dr. Grotefend
als
Sach-
verständiger einsteht.
Zwischen dem ersten und zweiten Briefe waren bei weitere Nachrichten über getroffen.
die Maassregeln des Senats
Hohenheim
gegen ihn ein-
Der Flüchtige war vogelfrei und das Gewebe der Lügen
und Verleumdungen wurde täglich mehr und mehr ausgesponnen. .Pergere eos calumniis in nie in dies
magis ac magis audio
4 .
Darum
Digitized by
+2
75
so-
wohl wollte Hohenheim seinem dortigen Freundeskreise nochmals die Vorgänge wahrheitsgemäß schildern, vor allen dem Bonifacius, der ihm, dem Vertriebenen, geschrieben hatte, bei welchem er also noch eine geneigte Gesinnung voraussetzen mochte,
welchen er ja auch im
Ihm dem
ersten Briefe als seinen Vertheidiger angerufen hatte. flussreichen
Juristen sendet er hier nochmals eine wie eine
ein-
V er t hei-
di gung klingende Schilderung der Vorgänge, die leider nur subjectiv gehalten ist und einzig die
psychische Berechtigung seines Vorgehens rausste er ja auch bei dem in Basel An-
Den Thatbestand
motivirt.
wesenden
Er
bekannt voraussetzen.
als
noch einmal
in sein
lässt
den ehemaligen Genossen
Herz sehen, zeigt ihm, wie ihm bei
gängen zu Muthe war, wie
er, in schmählicher
Weise
den Vor-
all
gereizt,
durch
freimüthige Aeusserung des wahren Sachverhaltes den Entrüstungssturm
gegen sich entfesselte, wie er nur mit genauer Noth der Verhaftung und unwürdiger Behandlung entgangen. In tiefster Seele verwundet, zieht
er die hier
ereignissen,
„
Er
Rechtfertigung. ist,
ganz richtige Quintessenz aus den Baseler Schluss-
Wahrheit trägt Hass
Resignirt schliesst er seine
ein*.
sieht ein, dass gegenwärtig nichts
und mit einem matten, aber gerechten Appell an
mehr zu
letzten Hoffnungsschimmer aller Gekränkten, bricht er ab,
noch einiges Geschäftliche recht kurz erledigend
Mit Basel
und er fühlt, dass
ist er fertig
nicht anders sein werde.
des vollen
Thätigkeit
Vaterlandslos
kaum
*sich
ist
—
zum
dem
Schlüsse
höflich, aber kühl.
auch mit
Amerbach
die formelle Unterzeichnung
Namens „Theophrastus Bombast
Er konnte torische
Darum auch wohl
es
hoffen
die Zukunft,
ex
Hohenheim Doctor".
wohl kaum darüber täuschen, dass seine reformaauf
dem Katheder
geworden
er
(so
für
immer
ein
nennt er sich selbst),
Ende habe. nachdem
er
von seinen weiten jugendlichen Wanderungen in der Fremde zu
freudigem
Schaffen
heimgekehrt
war.
Auf Kampf und
Streit
in
Wissenschaft und Kunst war er gefasst gewesen*) und mit jugendlicher
Begeisterung war er daran gegangen, die „neue Theorie beider Arzneien" zu begründen, Wissenschaft, *)
den
neuen Grund zu legen für das Gebäude
wie es seinem Geiste vorschwebte;
„Mich erschreckt nicht der
häuft' Aristotelis,
seiner
er wollte alle die
noch des Ptolemaei, noch Aui-
cennae: Sondern mich erschreckt der vngunst, der zuviel in die weg gelegt wirdt:
Vnnd das
vnzeitig Recht, Braach,
prudentiae" [4«-Ed.
I.
Ordnung,
als sies
nennen, Juris-
S. 140; Fol.-Ed. I. S. 50c].
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•3
76
St-
und Wanderjahre nun
reichen Erfahrungen der langen Lehr-
in
eifrigem
Schaffen zusammenfassend den begierigen Schülern überliefern
aber
—
immer hat der himmelstürmende Idealismus, der die kleine Erde aus den Augen verlor, elendiglich Schiffbruch gelitten in den kleinen Widerwärtigkeiten des Lebens: Auf kleinliche persönliche Befehwie
dungen war
er nicht gefasst gewesen,
oben
(s.
im Wollen des Mannes erkannt habe
63): wer das Grosse
S.
wie er denn selbst sagt, er habe
„wer die Seele liebe, der liebe auch den Leib*
von jeher gemeint,
und anerkenne, der nehme auch den ganzen Mann mit seinen Schwächen nachsichtig mit
—
den Kauf!
in
Den
Worten enthaltenen
in diesen
der den geschickten
sehr gelinden Seitenhieben auf jenen Seelsorger,
Heilkünstler durch seinen Wortbruch ins Unglück stürzte (dazu hätte
auch die Feder und der Groll eines weiter hinzugefügt werden.
So wie hier
Erfahrungen
Dem
worden.
in
nichts
genug!
noch öfter durch bittere
Amberg
wenn auch
auf Menschen betroffen,
lassen
soll hier
gehört!),
Hohenheim
in Basel ist
B. in Esslingen,
(z.
Dante
Sie sind an sich schon deutlich
u.
w.) in seinem
s.
vielleicht nicht
Ver-
belehrt
Sanguiniker ging leider nur zu oft die Lebensklugheit
durch die überall drohenden Klippen
aus, die vorsichtig ihr Schifflein steuert.
Wie
Bonifacius
aber hat der weltkluge
Der Genosse von ehemals mag ihm recht bald
An
schienen sein. gefehlt haben.
Namentlich
Auch der in
dem Egoismus
Einfluss des alles bespöttelnden
ein
den,
der
Froben
da er es noch mit
Kranken betrachtete.
Erasmus
machte sich wohl
Denn
dieser nennt
Frobens Tod Hohenheim
nicht
früher gerettet hatte, sondern sagt nur,
Arzt von auswärts („aliunde venit medicus*) habe demselben ge-
holfen.
Nicht einmal seinen Ruf will der Neidische dem ehemaligen
Professor des
als
eines
Paracelsus bei ihm aufs traurigste geltend.
als
er-
juristischer Beleuchtung sah wohl
seinem bekannten Briefe über
mehr
(S.
in
Vorgehen ganz anders aus,
Freundesaugen oder gar mit
gegen
angesehen?
anderem Lichte
Beeinflussungen von gegnerischer Seite wird es nicht
Hohenheims
bald
die Sache
in
mehr
Lobes,
die
fördern, sondern verleugnet lieber seine eigenen er
unten Abschnitt
Und
so
mag
in
dem
Briefe
Worte
an Theophrastus gespendet hatte.
3.)
denn das Band, das Bonifacius und
verknüpfte, rasch sich gelöst haben.
Theophrastus
Ein weiterer brieflicher Verkehr
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77 hat gewiss nicht stattgefunden. wird ist
BonifaciusAmerbach
ihm der Name
dieses
Mannes
floss.
Nicht
auch Basel daraus
Hohenheim'schen
In den
Schriften
Niemals
an keiner Stelle erwähnt.
Feder gekommen,
in die
einmal
ihm
ehemaligen
des
Briefe
die
so oft
Und Bonifacius wird auch wohl nicht mehr an Paracelsus gedacht haben, als er (wie Probst S. 26 berichtet) die Regeneration der durch das Gesetz von 1539 fast ganz entvölkerten Universität in's Werk setzte,
Freundes haben sich unter Hohenheim'schen Papieren erhalten.
so grosses Aufsehen jener auch
macht
—
hatte.
unterdessen
in
der Wissenschaft ge-
In ganz Basel scheint über den gegen Magistrat und
Gerichtspersonen aufsässigen Professor das längst als
kannte Urtheil des Todtgeschwiegenwerdens ergangen zu
Zur
Beurtheilung
Hohenheim
und
Reibungen
Basel ausgesetzt war,
in
Wir
zu sagen.
der
verweisen auf unsere
ungerecht ersein.
Anfeindungen,
denen
haben wir hier nichts weiter
Ausführungen bei den Acten-
stücken im ersten Abschnitt und auf die Schilderungen der Zwistigkeiten unter den verschiedenen Parteien bei
Nur darauf könnten
Fechter und Ochs
Hohenheim
wir noch hinweisen, dass
[Bd.V].
jedenfalls
auf der Seite der Humanisten, der ursprünglichen Gegner der Scholastik, stand, wie seine Freunde, die
Amerbach, Froben und
andere.
In
den religiösen Hader mischten sich die Humanisten, welche eine andere jf
wahre Theologie" von Erasmischem Zuschnitte im Auge hatten, da-
mals noch wenig.
wegs
entschieden
Erasmus. fessionen
Auch Bonifacius Amerbach hatte genommen, ebenso wie sein
Hohenheim
recht
ja keines-
Stellung
neutral
katholischen Kirche
selbst,
dem ganzen
der
gegenüberstand,
dem Worte nach
sagte sich
völlig
Reformation des Papstthums anstrebte*).
los.
Ob
niemals
wenn
aber
Berather der Con-
Streite
er
von der
auch eine
nicht auch grade
diese Parteilosigkeit mitten zwischen den wild gegeneinander
den Heerlagern seinen Untergang *)
beförderte, lässt sich
wüthen-
wohl vermuthen,
beachtenswerth ist der von Theodor [Theatrum vitae humanae, 1586. Fol. Vol. XV. pag. 2583] mit„Sed et Joannom Oporinum getheilte Ausspruch Hohenheims: saepe narrantem audivimus dicere solitum Paracelsum, mirari se Lutheri et Zwingiii scripta tanto applausu excipi, so es doch eitel Bacchanten werck [Schülerarbeit] sey. Wann er anfieng zu schreiben, wolte er sie vnd den Bapst erst recht in die Schul füren". Auf Hohenheims spätere Stellung zu den Religionsparteien kommen wir im fünften Abschnitt zu sprechen.
Einerlei,
ob wahr oder erfunden,
Zwinger
.
.
.
Digitized by
^
mehr actenmässig beweisen. Auch Lichtenfels wäre wohl
aber, soviel wie wir wissen, nicht
ohne den Handel
mit
dem
^
78
Canonicus von
bald ein Bruch erfolgt und der Lehrthätigkeit
Ende
ein frühes
Hohenheims
in Basel
worden, selbst abgesehen davon, dass über-
bereitet
haupt die ganze Universität nur noch wenige Monate ein Scheinleben führte und
im Frühjahre 1529
werden musste.
völlig geschlossen
Da
Kehren wir zu dem Briefe selbst zurück! ziehungen
demselben
in
Erklärung keine nennenswerthen Schwierigkeiten
;
es ist eigentlich alles
Bonifacius von
Die „recepta ac descriptiones", welche
Hohenheim
sind medicinische Schriftstücke,
brieflich erbeten hatte,
Recepte und Arzneibereitungsvorschriften oder dergleichen.
Ausdruck findet den
in
weiteren
schon klar.
in sich selbst
es
Be-
persönliche
fast gänzlich fehlen, so bietet er der
sich vielfach in
Hohenheim'schen Schriften
„10 Büchern
Colmarer
Derselbe z.
;
B. heisst
im
Französischen Blatern"
von
Buche Cap. 4: „Ewere Recepten vnd Descriptiones beweisen, dass
1.
jhr
kein
Theorick
darzu
mehreren Stellen**).
haben"*)
gebraucht
nie
Wahrscheinlich
hatte
ihm von früher her bekannte, früher
eine
und
ähnlich
Doch
heilsam befundene ärztliche Verordnung gebeten.
selbst
mehr
sich Genaueres darüber natürlich nicht
dem
in
reichen
Somit bliebe uns nur über „Opporinus", richtiger
Herbst)
war
er als
süchtigen
paar Worte
ein
zu
als
verheirathet
Famulus
Öcolompads bei um auf diese Weise
Anrathen
auf
!)
in Dienst getreten***),
rascher und gründlicher in die Lehren und „Geheimnisse" *) Chir. B. u. Sehr. Fol.-Ed. S. z.
B. Chir. B.
Manchmal bung" ***)
Oporinus
Bekanntlich
sagen.
20 jähriger Jüngling (obgleich schon mit einer alten zank-
Wittwe
Hohenheim
**)
hand-
Amerbach.
schriftlichen Nachlass der Familie
(Latinisirung von
lässt
Vielleicht finden
sagen.
noch einmal
sich die fraglichen Schriftstücke
an
Bonifacius um irgend besprochene, oder an ihm
z.
a.
findet
253A
.
Sehr. Fol.-Ed. S. 305 A ;
ib.
auch die deutsche
sich
B. Chir. B. u. Sehr. 4<>-Ed. S. b a '
Jociscus könnte
Oporinus
zu
der
direct nach
des kennt-
falschen
S.
335 A
;
4<>-Ed.
B<1. II.
Wendung «Recepte und und Fol.-Ed.
S. 245.
Beschrei-
T ):( 4
.
Annahme Veranlassung geben, dass
Hohenheims
Ankunft
in
Basel bei demselben in
Dienst trat; aber die Zeitbestimmungen Ober Hohenheims Eintreffen in Basel sind bei Jociscus sehr ungenau: „sub initium repurgati Evangelii" nnd „dissipata tunc plane erat
Academia"
u.
s.
w.
Das Letztere
fällt
aber erst ein
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g«-
79
Er hat dann etwa
liissreichen Arztes eingeweiht zu werden.
bei
ihm
Jahr
ein
Vorlesungen gehört, Dictate nachgeschrieben und im
in Basel
Laboratorium mitgeholfen,
im
halbes Jahr lang
auch mit dem Geflüchteten etwa ein
ist
dann aber
Elsass gewesen,
in
seine Vaterstadt
Buchdrucker
berühmte
Basel zurückgekehrt und der
geworden,
als
welcher er noch heute in den Annalen der "Wissenschaften gefeiert wird.
Ein Brief, den er über seinen Verkehr und Zusammenleben mit Paracelsus an Reinerus
Solenander und Johann Weyer,
die Leib-
ärzte der Herzöge von Cleve, anscheinend nicht lange vor seinem 6.
Juli
Einzige,
1568 eingetretenen Tode geschrieben hat, was von ihm in
Hohenheims
Geschichte
die
am
im Grunde das
ist
gehört*).
Jahr nach Hohenheims Weggang, worauf schon Friedrich Fischer („Paracelsus Die Verheirathung Oporins in Basel" S. 119) aufmerksam gemacht hat.
—
mit der Wittwe seines Freundes Xylotectus fallt (nach Jociscus S. A7*) auch erst ins Jahr 1527 und vor die Uehernahme der Famulusdienste bei Mithin kann Oporinus Hohenheim gekommen sein.
Paracelsus.
*)
Mit diesem
Briefe
des
Oporinus
einigermaassen dunkel bestellt.
Authore Andr. Jocisco dieses Briefes
.
.
theilweise
Quelle angegeben wäre.
dem
Jociscus mit
.
erst
an
im Laufe
Weyer
und
Argentorati M.D.LXIX.*
Eine
(S.
As'
— Bt
r
),
.
8°
.
Oporinus Thomas Erastus
es
.... Inhalt
wird der
als
der Worte des
und Jociscus konnte
bei dessen Lebzeiten
nommen
in
seinen
ist
zu
Oporini
ohne dass der Brief
das alles ebensowohl von haben.
.
wörtliche Uebereinstimmung
Briefe besteht aber durchaus nicht
1527
Solenander
In der „Oratio De Ortu
verwerthet
Jahres
des
mündlich
ver-
„Disputationes de medicina
nova Philippi Paracelsi" Pars I. Basil. 1571. 4°. pag. 238 f. gibt gleichfalls nur kurze Excerpte daraus. Sollte der Brief nicht damals schon gedruckt gewesen sein? Die früheste Drucklegung indess, welche wir finden konnten (sie wird in keiner Schrift über Hohenheim erwähnt), ist anzutreffen in: „Discursus De Chemicorum Quorundam, Non Modo Nova Medicina Et Medendi Ratione: Sed Etiain Nova Philosophia Et Theologia: Addita consideratione Famae Fraternitatis Roseae coronae vel crucis, cum annexo fragmento Epistolae & Oratiouis de Theophrasto Paracelso. Autore Joanne Franco Seniore Doctore Medico. Budissinae, Typis Zipseri." 40.
s.
a.
[Vorrede datirt: „Budissina Calendis
Januarii
.
.
lölß".
47 SS.]
Oporinum, cujus Epistolae fragmentum, nactus sum in urbe Argentinensi ante annos 46. [also 1570] exBibliotheca docti cujusdam medici, una cum eadem Francus sagt
S. 36:
„Sed audiamus ipsum
Latina Intimatione, (vt vocant) impressa, et Basileae publice affixa Ein Druck war also unserm Autor unbekannt, er druckt nach einer fragmentarischen Abschrift, die er vielleicht von Michael Toxites erhalten hatte (denn in einer 1610 von ihm herausgegebenen Schrift „De Arte .
.
früherer
Chemica Eiusque
Francus,
Cultoribus. Epistolae
dass er 1570 mit
Toxites
Quatuor-
[ibid. 4°.
freundschaftlich
in
28
Bll.]
erzählt
Strassburg ver-
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80 Ura mit dem Inhalte Platze.
St-
dieses Briefes zu beschäftigen, ist hier nicht
Erwähnen wollen wir
doch nicht ganz die Authenticität zusprechen können,
Denn einmal lagen
so allgemein beigelegt wird.
den Ereignissen Stellen,
dass
welche ihnen
40 Jahre zwischen
fast
und der Schilderung, zweitens zeigt
an
sich
Oporinus
Urteilsfähigkeit des jungen
die
am
nur, dass wir auch diesen Mittheilungen
vielen
über das,
„ Verba autem Oporini ad Reinerum Solenandrum Doctorem Medicum, haec sunt: Porro quod ad Th. Parac. attinet ..." [folgt der bekannte Brief].
kehrte).
Der Wortlaut des
Francus stimmt fast ganz genau, mit dem« Daniel Sennert in seinem „De Chymicoruui Cum
Briefes bei
jenigen überein, welchen
Et Galenicis Consensu Ac Dissensu Liber Wittebergae 1629" S. 32/33 gibt, von wo alle späteren Abdrücke entnommen sind. Nach Francus wäre es ein „Fragment", aber Sennert gibt auch nichts weiter und behauptet überdies „Exstant quidem eae literae in vita Oporini ä Jocisco descripta" und weiter „Epistola tarnen vitae Der Leser muss bei Sennert Oporini inserta", was absolut falsch ist. Aristotelicis
.
.
.
4° [zuerst 1619 erschienen]
den Eindruck erhalten,
cum non
in
als
habe er nach der „vita Oporini" gedruckt („verum
otnnium sint manibus, eas hic proponere übet")
,
was aber, wie
Sennert
gesagt, nicht der Wahrheit entspricht; seine wirkliche Quelle nennt
gar nicht. richtig, so
War
es
vielleicht
Francus?
gar unser
Ist
diese
Vermuthung
hat Sennert seinen Gewährsmann missverstanden; denn
druckt zwar zugleich eine Stelle aus der ,vita Oporini' des sagt aber bezüglich des
Opor in' sehen
Francus
Jociscus
ab,
Briefes durchaus nicht, dass derselbe
„Eadem
in der Oratio des Jociscus zu finden sei, sondern ausdrücklich nur:
fere de Paracelso scribit Andreas Jociscus in oratione de vita et obitu J. Oporini, ex cujus ore ea excepit"! Johannes Stariz erwähnt den Magdeburg 1618. 4°. Brief in der Vorrede zur „Philosophia de Limbo" [Mook Nr. 195] folgendermaassen „dannenhero auch Joannes Oporinus iu quadam suä Epistola Anno 1565. Ex Basileä de judicio admirandi Medici Paracelsi: ad Vierium Medicum Juliacensem [ihn] vor einen Atheum aufirutfet." Die sonst nirgends genannte Jahrzahl 1565 und der ganze Tenor des Titels weist mit Wahrscheinlichkeit auf einen älteren Druck des Briefes Auch Johannes Freytag hin, den wir einstweilen nicht nachweisen können.
—
.
.
:
.
.
.
—
benutzt in seinen gleichfalls 1616 erschienenen „Noctes Medicae" [Francofurti 4°] S.
116—118
ausser den Excerpten des
Erastus auch noch
vollständigen Druck, den er nicht weiter kennzeichnet.
Doch wie dem auch
sei,
—
einen
lange nicht eine ältere (vor
so
anderen
dem Tode
0 p o r n's erschienene) Drucklegung des Briefes aufgefunden wird, ist Wortlaut des Briefes kein gutverbürgter! — In der mehrfach in
uns der Verbindung mit unserm Briefe genannten Stelle aus einem Briefe des Rostocker Professors Lcvinus Battus an Heinrich Smetius vom Jahre 1572 wird nur die Glaubwürdigkeit der Rede des Jociscus in Zweifel gezogen i
(„non dubium enim
est,
orationem illam ab aemulis Theophrasti eiusque disBrief des Oporinus aber gar nicht
cipulorum, Basileae esse scriptam"), der
erwähnt. („Miscellanea Henrici Smetii
.
.
Medica". Francofurti 1611.gr. 8°. »S.691J
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^ was
Augen
sich vor seinen
81
(Man denke
ist.
nach dreitägigem Fasten mit dem Uringlase kochen und dem Schwefelwasserstoff
welche er auch in höherem
(?),
Alter offenbar noch nicht als solche begriffen hatte besteht für uns der dringende Verdacht,
dem
Streite der Doctoren
Johann
Theil
sich denselben
Paracelsus erz. B. dem Gold-
vor
scheinend und bei anderen Scherzen seines Meisters,
in
zum
abspielte, eine recht geringe, ja
geradezu lächerlich schwache gewesen
Weyer,
Drittens endlich
!)
der Oporin'sche Brief
dass
Reinerus
Solenander,
Johann Echtius und Bernhard Dessen ius mit dem Paracelsisten
Georg Fedro*)
in
Köln verwerthet werden
zu betrachten wäre.
unparteiisch
wäre Oporinus recht täppisch
indem
seine
er
ihm
in die
Charakterfestigkeit
des
Oporinus war
Jociscus
seine Biographie bei
Lobrede
vermag das
selbst
Die
verbergen.
bonus
köstlichen Jugenderinnerungen als
zum
jedenfalls
vielfach Läppische seines Handelns
Oporin
ist
auch vermuthen lassen, dass er sich
kaufmännische er
*)
Calculationen
er
Oporin in
bitter
Von seinem Meister
Auf diesen
Streit
kommen
als Verleger
leiten
liess)
—
selbst
wenn
durch
als
gegen
aber
nicht
es
dem Michael Toxites gegenüber nach
Briefes
Paracelsus - Forschungen
er hinter-
in seiner typographischen
verdächtiger Zeuge,
ein
dass
Bekanntwerden des haben**).
nicht
zwar unstreitig ein tüch-
Thätigkeit mehr durch löblichen Eifer für die Wissenschaften,
Paracelsus ist wahr sein sollte,
wie
jeden Unbefangenen lehren muss; die
vier Heirathen mit ihren Nöthen zeigen gleich-
falls seine Charakterschwäche.
strenge
Die
geringe,
tiger Buchdrucker gewesen (wenn seine vielen Schulden, die liess,
Semper
vir
besten gab. eine
so
gegangen,
gestellte Falle
tiro den Feinden seines nie begriffenen Lehrers
zu
also keineswegs als
sollte,
unser Verdacht begründet,
Ist
bereute,
denselben geschrieben zu
Hohenheim
ist
Oporin
in seiner
wir bei einer späteren Gelegenheit in
noch
eingehend
von dessen „De
zurück.
praestigiis
—
Mit
unseren
Weyer
daemonum" (1563
stand
u. spater)
Unsers Wissens steht der Brief in keiner der Ausgaben dieses Auch der „Medicarum Observationum rararum Liber I." war in 4°
Verkehr.
Werkes.
bei Oporin erschienen (1567). **) In der Vorrede zum „Testamentum Philippi Theophrasti Paracelsi Straßburg 1574." 8° (Mook Nr. 108; von uns noch in 8 anderen Bibliotheken ge.
.
.
E rast bekannt gewordenen ehemaligen Schüler Georg Vetter, Pfarrer zu Beerfelden (vgl. auch Toxites'
funden), welche an den durch
Hohenheims 2.
Auflage der „Archidoxa" Strassburg 1574. 8°.
Toxites
v
[21ij ]:
S. 366),
„Ich will auff mein gutten freund
gerichtet
ist,
schreibt
Joannem Oporinum kein C
Dig
82 und kleinlichen Pedanterie mehrfach zum besten
Einfalt, Unanstelligkeit
gehalten worden, wenn jener auch seine Treue und Anhänglichkeit zu
wusste
schätzen ins
(cfr.
Heft
I.
Gegentheil umschlugen,
53-55), Tugenden, welche später dem leicht bestimmbaren Manne in
S.
als
Basel alles erdenkbare Schlechte über seinen früheren Lehrer eingeredet
worden war*) und religiöse Befangenheit, Aberglaube, Gedächtnissschwäche das Ihrige hinzuthaten.
Oporinus
Dass
herum gewandert
sei,
noch zwei Jahre mit seinem Meister im Elsass Jociscus oft wiederholtes (wenn
ist ein seit
auch
vnwarheit sagen, Das aber kan ich zumeiden nit vnderlassen, vnd reds mit warheit, dz er mir bekennt, er habe kein glüch zu Theophrasto gehabt,
er
habe jm auch gesagt, dz er Oporinus kein medicus pleiben, sonder ein andere Profeßion an sich
nemmen
Item, das er dazumal nie verstanden,
wurde.
das Theophrastus so ein gelerter
mann gewesen wie
er hernach erfarn
,
,
vnd
haben jhn zwey stuck vbel gerewet, Erstlich das er die bücher, so er von Theophrasto gehabt, als seine gantze praeparationes vnnd ander ding, andern leuthen verlihen het. Zum andern, das er die Epistolam von Theophrasto an Doctorem Vuierum geschriben. Daramb hette Andreas Jociscus mit seiner ." Diese Notiz über stoltzen Oration wol mögen ein wenig gemach thun Oporin [der Brief ist datirt »Hagenaw den 12. Martij 1574*J scheint uns unzweifelhaft der Wahrheit zu entsprechen. Dass Hohenheim ihm abrieth, Arzt zu bleiben, ist ebenso wahrscheinlich, als es offenkundig ist, dass ,
.
Oporin
Hohenheims
die Grösse
freimüthig zugesteht.
an
Weyer
Und
nicht erkannte,
.
wie er ja hier selber
so wird auch an seinem Bedauern über den Brief
kein begründeter Zweifel
mastica II." (Argentorati 1574.
können!
sein
—
Auch
in
den „Ono-
mit einem Vorwort von Joh. Fischart»,
8°,
deren „Praefatio" 3 Tage später geschrieben
ist,
kommt Toxites nochmals
auf Oporinus zu sprechen und schreibt Seite 451 über dessen Brief: „Oporinum
quam ad D. Vvierum de Theophrasto
paenituit Epistolae,
eodem tempore mihi, ab
ipso
fuisse
scriptfit,
dixitque
emendicatamepistolaw
[!!],
eam scripturum fuisse si sciuisset, ita in vulgus prodituram. Quaiuquam praestat eum scripsisse, plura enim in ea sunt, quae ad laudem Theophrasti pertinent, quam ad vituperium, & quae ibi vituperat. louge aliter etiam intelligenda sunt, quam vel Oporinus, vel alii interpretati sunt, quae neque
breuitatis causa omitto." *)
So
nahm Oporinus
—
schon 1543 die Schmeicheleien des
ruhig an und druckte den hältniss
wird.
zu
cf.
Hohenheim
Brief desselben munter ab, als
eine
Janus Cornarius worin auf sein Ver-
Jugendeselei leicht merkbar angespielt
„Jani Cornarij Medici Physici Medicina, sive Medicus, Liber unus
Joannem Oporinum" (1556), 8°. S. 69: „Quum noueriru uirum creuisse, qui rectorum studiorum cultu, eoruraque propagandorum amore mirifice flagret. et ab omni uanae doctrinae fueo, iactationeque ac ostentatione alienus sit, scio .
.
.
Basileae, per
te ab adolescentia in
fore ut et
Der Brief
hanc orationem contra personatos ist datirt
von Marburg,
9.
illos
Doctores
.
.
.
libenter legas."
April 1543.
Digitized by
&~
83
Adelung
schon von ein Jahr
im
Hohenheim
Nürnberg
und
geweilt hatte
(cfr.
Heft
Oporin fere
als
in
60
Rechnung
sagt aber in seinem Briefe von seinem Baseler
Elsässer Famulusdienste
biennium
S. 51,
I.
und vorher wäre noch der Essling er Aufenthalt
zu bringen.
lässt sich
kaum mehr
selbst
im November 1529 be-
Elsass gewesen sein kann, da er
reits längere Zeit in u. 62),
Es
richtig gestelltes) Missverständniss.
schon dadurch widerlegen, dass
zusammen:
„ego
per
ipsi familiariter
convixi."
Die Erwähnung
Oporins
in
unserem
Hohenheims
Briefe
2.
sollte dem Bonifacius die früher an Hohenheim geliehenen Bücher zurückgeben. Wir machen auf diesen Umstand noch besonders aufmerksam. Medicinische Bücher werden das nicht gewesen sein, sondern
Colmar
aus
den Famulus noch
zeigt uns
Klassiker, in denen der
auch alten
Hohenheim Aerzte
gründlich
in
Humanist
offenbar
Amerbach
aufgenommen, wie
sich
Er
Basel.
ja vor allem lebte
und
Doch auch
die
bewandert gewesen
Theophrastus
hatte
in
nicht
ist.
blos
gelesen,
ein eingehendes
sondern
Studium
seiner
Schriften jeden gerecht Urtheilenden lehren muss und wie er an vielen Stellen nebenbei selbst erzählt.
In der Baseler Zeit freilich lag
kein Buch
mehr gelesen habe, was
medicinische
Bücher beziehen
soll
eigenen Beobachtung und Erfahrung
am
das Studium
kranken Menschen,
wie im
sich
10 Jahren
seit
selbstverständlich
Heft
(cfr.
alten Aerzte
der
Sagt er doch selbst 1530, dass er
lange hinter ihm.
I.
S. 47).
am Mikrokosmus und
nur auf
Einzig der
Makrokosmus,
chemischen Laboratorium und in der
weiten Natur hatte er später (von circa 1520 ab) sein Leben gewidmet.
Diese
seine
„Practica"
gab ihm das Material ab, woraus
allein er
seine „Theorita * bildete, die später so viel Anstoss erregte, weil Nie-
mand
dieselben
wandelte, formator
practischen
Wege und
in
derselben
Universalität
wie der die ganze Welt mit seinem Geiste umfassende Reder
bisherigen,
hinausgekommenen
über
Aristoteles
Naturanschauung.
Für
und
diese
Plinius
nicht
selbstgeschaffene
oder eigentlich sich ihm aufdrängende Theorie konnte er allerdings in
damaligen Schriften ebensowenig etwas finden, gleichzeitig nach neuer Naturerkenntniss ringende
wie etwa der mit ihm
Kopernikus
auf dem Gebiete seiner grundstürzenden Forschungen.
(f 1543)
-3
84
«4-
Eine alte Streitfrage wird endlich durch unsere beiden Colmarer ßriefe definitiv aus der
Welt
die Frage,
geschafft,
Lateinischen mächtig gewesen
des
Für den aufmerksamen Leser
sei
Hohenheim
ob
oder nicht.
konnte allezeit
Schriften
seiner
darüber kein Zweifel bestehen, dass Paracelsus die lateinische Sprache vollständig beherrschte, ja selbst mit
dem
Griechischen und Hebräischen
wenigstens soweit vertraut gewesen sei*), geschaffenen termini
merksam: Seine neue Bezeichnung (vielleicht weil
ihm
diese
dass
er diesen seine selbst-
Wir machen nur auf
entlehnte.
für ,Alchymie
;
und
folgende auf,alchy mistisch'
Ausdrücke einen widerwärtigen Beigeschmack
hatten!) „spagirisch", „Spagiria" und „Spagirus" aus ojrau>
—
—
stammen
Yliadus, Yliaster, Ylech
Archeus
=
o^/ato;
Erde
von
— —
und
=
Archidoxen
von Hohenheim (welchem
ap-/iSö$a
— —
—
Ares
der bei seinem Vater
Wilhelm
der Besitz einer reichen Bibliothek nach-
gerühmt wird) und mehreren gelehrten Geistlichen Nur aus solchem Vertrautsein anzufahren, erklären, dass
afEtpo)
vieles andere**).
Dass der Sohn eines Arztes,
*)
und
offenbar von 0X77, Materie
lässt
um
sich,
es
Hohenheim
im
in
bei Villach ***)
und
nur ein einziges Beispiel
Capitel des III. Buchs seiner
5.
oben erwähnten Schrift „De gradibus et corapositionibus" ausruft: „Oingentem Alaoscopiain, qua id, quod nullo pacto deprehendi potuit, ad iudicium revocare homines statuunf [4*-Ed. Bd. VII. S. 21/22; Fol.-Ed. I. S. 961 c ]. Philologen werden diesen Gebrauch eines Homerischen Ausdrucks noch besser
zu würdigen wissen, als wir Bfediciner.
Oporin
das ganze
Werk „De
(Die landläufige Behauptung, dass
gradibus" aus
lateinisch übersetzt habe, ist
Hohenheims
von uns schon oben
[S.
deutschem Texte 37 Anm.] zurückge-
wiesen worden.) **)
Eine ganze Reihe aus dem Griechischen entlehnter Termini
Hohenheims
mit versuchter griechischer Etymologie gibt schon J. Gohory „Compendium* 1567. (Baseler Ausgabe von 1568, S. 316 f.) ***)
An S.
der bekannten Stelle in der
273; Fol.-Ed.
S. 102a],
Wissenschaften fast
nennt
wo Hohenheim
geheimen Lehrer überhaupt, wie derselben wohl persönlich
seine Lehrer in den
(keineswegs seine
allgemein behauptet wird),
sind
einige
seine Lehrmeister gewesen, andere nur durch ihre
gewiss fast alle
auch
lateinisch geschrieben waren.
ausdrücklich
seinem
in
„Gr. Wundarznei* [Chir. B. u. Sehr. 4°-Ed.
persönliche
und
schriftliche
Schriften, welche doch Er unterscheidet dort ja Belehrung.
Als
fleissige
„Edel vndvest Sigmund Füger von Schwatz mit sampt einer anzal seiner gehaltnen laboranten", die auch ihm Belehrung gaben. — Hier ist abermals ein alter Irrthum zu berichtigen! Sonderbarerweise gilt seit mehr Forscher auf alchemistischem Gebiete führt er an den
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3
85
Unterricht genoss und später nach mehrfachem eigenem Zeugniss (dem
man
schwerlich
mit Recht Zweifel
entgegensetzen
die
darf)
hohen
Jahren in Folge dieser Stelle Sigmund Fugger, ein Glied berühmten Augsburger Geschlechtes, als Hohenheims Lehrer. Schon
als zweihundert
des
Hermann Conring
„De Herwährend er in der noch richtig , Füger"
schreibt 1669 in der 2. Aufl. seiner Schrift
raedicina" [Helmstadt 4°],
raetica
pag. 873
„
Fugger
pag. 343] an derselben Stelle
,
ersten Aufl. [1648.
4°.
geschrieben hatte.
In Folge des grossen Vertrauens, welches
Conring
bei
den Gelehrten genoss, wurde dieser Irrthum allgemein angenommen, selbst von seinem Gegner et
Chemicorum
OlausBorrichius
in dessen „Hermetis Aegyptiorum Hafniae 1674. 4°. S. 282. Doch wird der Irrthum
sapientia".
nicht ehrwürdig durch sein Alter und des grossen
Co nrin g's Verschulden — Mann Sigmund Fueger; !
In beiden Drucken intra vitam Paracelsi heisst der das beidemale Druckfehler
sollte
oder Schreibfehler sein?
nennt diesen seinen Lehrer sonst nirgends herren
—
Hohenheim
in seinen Schriften, aber die Kauf-
Fugger kehren des öfteren wieder. In keineswegs günstigem Sinne Hohenheim über sie aus als Importeure des Lignum Guaiacum.
spricht sich
Man
„da alle krancken an euch verzagten, da Gott hinder den Cardinalbut, vnd hinder des Fu ckers Banckier
sehe die folgenden Stellen:
halff euch
. .
gehn Holtz Ach du schöner Doctor, hastu ein Ablaß vor der Thüren, id est, dein Holtzmarkt: Das ist, so der Fucker dein Bapst ist, warum woltestu gen Rom ziehen, id est, in den Holtzwaldt," [Chir. B. n. Sehr. Fol.-Ed. S. 257] „. einer flöhe vndern Cardinal Hut, der ander entrann ins Fuckers Laden vnnd halffen jhnen jhr Holtz abladen.." [ib. S. 252], „..habt jhr auff eweren Hohenschulen sonst nichts anders gelernt, dann das jr kunst müssen vom Fucker lernen, vnd der Cardinal ewer Schulmeister sein muss ." [ib. S. 288] „der Rote Hut, vnd des Fuckers Wagen, hand das Holtz gebracht, aber sein Tugend nicht." [ib. S. 257; vgl. auch S. 643a; 324 a u. s. w.] Hohenheim schreibt also die Kaufherren stets Fucker, nicht Füger! Sollte sein Schwatzer Lehrmeister aus derselben Familie stammen, die er hier so en bloc als Holzlieferanten tractirt?! [Den Car-
da füren
sie
.
.
.
.
.
.
dinalshut wissen wir nicht anders zu erklären, als unter Hinweis darauf, dass die älteste bekannte Schrift über das Holz
Professoris,
&
per Lignum Guaycanum,
widmet
ist
Guajak .Nicolai Poll. Medicinae De cura Morbi Gallici
Sacrae Caesareae Maiestatis Phisici, Libellus"
am „XIX.
Decembris. M.D.XVII"
ge-
& Dominum Romanae ecclesiae Cardinalem Gurcensem
„ad Reverendissimura ac Illustrissimum Principem
Matthaeum
S.
.
(uns liegt die Ausgabe von 1535, 8 Bll. 8«.
s.l. vor)].
Unzuverlässigkeit der Paracelsus-Ausgaben
Adams von Bodenstein
es bezeichnend,
Für
die stellenweise ist
dass er in seinem .Opus Chyrurgicum" allenthalben an die
H Er wollte es mit den mächsetzt. a Kauffmann Augsburger Herren nicht verderben und schrak deshalb vor einer Fälschung der Worte Hohenheims nicht zurück!! Sehen wir uns im 16. saec. selbst um, so finden wir z. B., dass A. v. Bodenstein in der Vorrede zu seiner Ausgabe des Paramirum II (Mühlhausen 1562. 40.) in einer langen Reihe grosser Männer, welche Gott dem
Stelle des „Fucker" einfach
tigen
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^ besuchte, zu
Schulen aller
Vorlesungen in
alle
deutschen Lande verliehen, neben
mus
dieser
Welt gesandt!
die
A und 0
Hutten, Trithemius, Luther, Eras-
„Sigmund Füg er von Schwatz" nennt. Ist das auch Wusste es Bodenstein etwa nicht besser? Aber er
hat ja noch 3 Jahr vorher selbst seine „Epistola in
das
Sprache gehalten
auch den
etc.
Druckfehler?
ein
wo das Latein noch
Zeit,
einer
Bildung war und
^
86
hatte noch 1608 den
.
.
ad dominos
—
Fuggeros*
Auch Benedict Figulus Faden nicht verloren. Er veröffentlichte in
Heft
(cf.
richtigen
I.
S. 28.)
diesem Jahre in seiner „Thesaurinella Olympica aurea tripartita" Franckfort. 40. S.
210
(Ausg. von 1682.
ff.
8«.
S,
300
den „Tractatus VI. De Lapide
ff.)
Philosophorura, Theoria Brevis, Domini Georgii Fuegeri, Suaviacensis Chymici,
—
Sollten diese Leute aus dem Dezember 1567 geboren) nicht bessere Zeugen folgenden Jahrhunderte?? —
cujus avus Theophrasto fuit familiarissimus." 16. saec.
(Figulus
sein als die
Nun keit.
um
am
ist
entsteht aber
dem Si gmund Fugger noch
Adelung
Schon
29.
(S.
jene Zeit auffinden, begnügt sich aber mit
eine weitere Schwierig-,
Sigmund
219) konnte keinen
dem Factum,
dieses
Namens
dass die Fugger
von Augsburg von 1470—1535 das Schwatzer Silberbergwerk in Besitz hatten Ebenso ist es anderen gegangen. Da auch wir nicht glücklicher waren, wandten wir uns, um Gewissheit zu bekommen, an den Archivar der Fürsten
Fugger,
Herrn Dr.
Dobel
in
Derselbe theilte uns mit, dass
Augsburg.
auch ihm kein Sigmund Fugger bekannt sei, und verwies vermuthungsweise auf die Familie Füger, welche gleichfalls in Schwatz baute. Dies letztere
Factum war auch dem gründlichen Murr schon dennoch an dem überlieferten Fugger
glaubte
nicht entgangen, aber er festhalten
einen Druck- oder Schreibfehler erklären zu müssen
kein
Sigmund Fugger
existirt
hat, so
ist
diese
(1.
c. S.
Vermuthung
und Füger 186).
Da
definitiv
für
aber
fallen
zu lassen!
Die
Füger
waren ein jetzt erloschenes Grafengeschlecht in Tirol und dem bekannten Dorfe Fügen im Zillerthal. Die
Oberösterreich, benannt von eine
desselben, die
Linie
dem
Antheil an
Füger von Friedberg,
Silberbergbau
in
Schwatz
(cf.
Wien
lisch'Salzburgischen Bergwerks-Geschichte. für Österreichische Geschichte",
grossem Reichthum verhalf.
mund 1507
S.
17,
besass einen grossen
Jager,
Beitr. zur Tiro-
1875. 80. [aus
dem „Archiv
99 und 102], was ihr zu
Johann Christoph
und Sigis-
auf den Burgen Melans und Friedberg schenkten den Grund, worauf
— 1515
mund
LIII. Bd.
Die Brüder
Alb.
das Franziskanerkloster zu Schwatz erbaut wurde.
Dieser Sigis-
Hohenheim genannte „Sigmund Füger." (Siehe des weiteren Ersch und Gruber's Encyelopädie I. Sect. 50. Theil. Leipzig 1849. S. 396 f. und Joh. von Sperges, Tyrol. Bergwerksgeschichte, Wien 1765). ist
der
von
Eine weitere Quelle über denselben fanden wir in einem No. 1714.
4o.
Erlanger
Mscr.
Ausser anderen anscheinend noch nicht benutzten Bergwerks-
schriften enthält dieser
Sammelband auf
fol.
56—118
verschiedene Notirungen
über Schwatzer Bergwerksangelegenheiten, deren Verfasser
Hanns Springer
gewesen zu sein scheint, welcher (1520) lange Jahre ein „Hitschreiber" (Hüttenschreiber) gewesen „des Edlen vnd vösten Junckherrn Sigmundt
3 —
wurden wäre ja
dass
87
nicht
derselbe
verstanden
lateinisch
Dabei wäre immerhin noch zuzugeben, dass gebildeten
Oporinus
sollte,
Hohenheim
nischen
lehrhaften
dem
wenn
die
Angabe auf Wahrheit beruht,
Er
übergab.
hatte
aus
latei-
Gründen
guten
die
Vortragssprache angenommen und auch in einigen seiner
Werke damals schon
adoptirt.
Das Umgiessen
war dann eine handwerksmässige Arbeit*),
Gestalt
philologisch
diesem seinem Famulus einige Schriften zur
Einkleidung
deutsche
er
Beherrschung der lateinischen Sprache
in vollster
haben mag,
nachgestanden dass
haben
geradezu widersinnig.
um
unruhigem Geiste
so weniger zusagen
mochte,
als
deutschen Ausdruck Gefallen gefunden und damit Schwierigere für sich erwählt hatte. Denn es vollem Rechte geradezu behaupten, dass
schaftlichen Dingen
Hohenheims
er gerade
für
seine
lässt
sich
vielen andern
mit
wissen-
Gedanken
Fieger" an dem »Loblichen Hittwerch im fumperpach" (fol. 113 b [Der Vomperbacb fliesst 1,2 Stunde oberhalb Schwatz in den Inn.] gibt er auf
am
das bei weitem
es zu jener Zeit in
war,
schwieriger
in Lateinische
die
den
u.
116.)
Ausser
Daten über den Hüttenertrag in der Umgebung von Schwatz 85»— 87b den Silbergewinn aus den Jahren 1513, 14, 16, 17,
fol.
18 folgender Besitzer: Hans Auslasser, Veicht Jacob Tänntzl, Hoffers Erben, die Stöckhl, Sigmundt Fieger, Hanns wiser. 1513 betrug z. B. der Gewinn Sigmundt Fiegers „48 stuckh wögen Marek 4759, Lot 11"; fast auf
Matheus Rumber, Jörg vnnd Hanns Christoff Reiff, Ern. Liechtenstain,
die Hüttenwerke desselben in Vomperbacb, Jenbach und Die Handschrift ist nicht das Original, sondern eine Schwatz erwähnt. Wir hätten hiermit den Sigmund Abschrift, etwa 1560 geschrieben. Füger gerade in den Jahren in Schwatz urkundlich belegt, in welchen höchstwahrscheinlich auch Hohenheims Aufenthalt in den Laboratorien dortselbst statthatte, zwischen 1510 und 1520.
jeder Seite werden
—
—
*)
hat
Uebrigens
Paracelsus
seines Schülers sich
um
Superrevision
die
auch bei diesen lateinischen Bearbeitungen
von demselben gewählte
vorbehalten,
wie
0 porin
Form gekümmert und wenn er
selber bezeugt,
sich
die
sich
auch manchmal gewundert haben will, wie leicht sein genialer Meister Wahl der dem Stockphilologen so wichtigen Ausdrücke zufrieden zu
in
der
stellen war.
des
—
Einen Begriff von der Wahrheitsliebe oder Urtheilsfähigkeit
Oporinus bekommt man
erst,
wenn man
quidem linguae cognitionem Th. habebat authentischen Briefe
,
das
stücke in Vergleich stellt.
Programm und andere
Was
ist
„Latinae
damit unsere
echte lateinische Schrift-
Oporinus danach Versionen bei Paracelsus
der gealterte
Verständniss aussagt, welches seine haben,
bei Jociscus liest:
perexiguam" und
über das
gefunden
dann wohl mit gleichem Maasse zu messen!
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^
88
deutschen Ausdruck
adäquaten
in-
zu
finden,
den
als
lateinischen*)!
Er verschmähte aher auch den Gebrauch der lateinischen Sprache für
wo
seine eigenen Niederschriften nicht, bot.
So finden sich mitten
nischer
derselbe augenfällige Vortheile
deutschen Schriften ganze lateinische
(von lateinischen Redensarten ganz zu schweigen),
Sätze eingeschaltet
Huser
so sind uns von
in
eine ganze Anzahl kurzer
deutsch
Dispositionen zu
vorläufiger
latei-
ausgeführten Schriften nach auto-
graphischen Zetteln aufbewahrt**).
Im Verkehr mit er sich übrigens
Gelehrten oder ärztlichen Collegen***) bediente der damaligen Gelehrtensprache auch noch
ebenfalls
in späterer Zeit mit Gewandtheit.
So
können,
*)
anAmerbach, den
denn auch natürlich, dass Paracelsus
ist es
Humanisten,
lateinisch
Um
schrieb.
allen
begegnen zu
Einwürfen
glücklicher Weise an der Thatsache nicht zu rütteln, dass
ist
Ein lehrreiches Beispiel, wie schwer es der in ihrer ganzen Bildung einzig auf dem Latein beruhenden Gelehrtenwelt wurde, sich in ihrer Muttersprache auszudrücken,
Werke
ist
der bekannte
Wenn man
stein.
die
welche er veröffentlichte
,
deutschen Ausgaben
Baseler
Reihe
grosse ,
vornimmt
(cf.
Heft
chronologisch die Vorreden
wie sich an der Beschäftigung mit seinem Heister liche,
kaum einer
stoffes:
—
die
leidlichen
Hohen heim'scher
I. S.
liest,
28)
und von den
man
so wird
Hohenheim
verständliche deutsche Stil und Ausdruck
und nach bessert und geniessbarer wird. er zu
Adam von Boden-
Paracelsist
der Editionen
sehen,
der schauer-
Bodensteins nach
Erst durch lange Uebung gelangt
Beherrschung dieses schwierigen deutschen Sprach-
Vorreden werden allmählich immer glatter und verständlicher.
Freilich will die „deutsche Philologie" von Hohenheims Handhabung und Beherrschung der deutschen Sprache nicht viel Gutes zu sagen wissen. Doch scheint man uns bei den Germanisten den deutschen Stil Hohenheims
aus
zu geringer Kenntnissnahme seiner intra vitam erschienenen Schriften
sehr zu unterschätzen
[cf.
deutschen Litteratur
Band.
II.
z.
B. Wilhelm 2. Aufl.
(von
Wackernagel, Martin)
Geschichte der
Basel 1885.
146].
8°. S.
Höchst bezeichnend für die damalige Herrschaft des Lateinischen ist auch der von Streuber (1. c. S. 115 fg.) mitgetheilte Brief Oporins in schauderhaftem Deutach, an dessen Fusse der Briefsteller folgende Entschuldigung anfügt: „Haec Germanice, cum Latine maluissem, scribere oporruit, ut a vidua ipsa [es handelt sich
possent.
Nam
in germanicis
Band
'**)
Vergleiche
die
V. [4<>-Ed.] S. 304,
von
Huser
Brieffragmente an andere
wir
zum
ihren verstorbenen
—
Buchdrucker noch im Jahre 1565! **) Cfr. z. B.
um
minus sum usitatus".
uns
813— '15;
194
legi
u. öfter.
mehrfach erhaltenen kleinen
Aerzte und Gelehrte.
Mann]
So schrieb ein gelehrter
lateinischen
Ein derartiges
brachten
Theil schon in unserem ersten Hefte Seite 62.
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+3 89
Opo Zeit war,
r
i
n us
,
das angebliche lateinische Factotum
Hohenheims,
zur
der Abfassung unserer beiden Briefe in Colmar nicht anwesend
käme
sonst
habe ihm selben
vielleicht ein Splitterrichter
den Brief
copirt,
Hohenheim
in's
wobei
dann
noch
Amerbach
an
und supponirte, Oporin
Lateinische ubersetzt und die
einen
dem
hätte, während dieser doch aus
Albernheit lateinischen
Hohenheim
den-
herauskäme,
dass
geschrieben
Brief
ihm wissen
täglichen Verkehr mit
musste, dass der Mann kein Latein verstand*)!!
*)
In der „Grossen Wundarznei" klagt Hohenheim (Augsburg 1586, Heft
I.
S.
in
dem
48,49 besprochenen „Zedelin") einmal über einen Famulus, der
„des Lateins nit perfect gewesen", was bei
dem
Dictiren seines
Werkes dem
Autor recht hinderlich war; für sich selbst muss er also diese „Perfectheit" im Latein als selbstverständlich in Anspruch genommen haben
—
!
XI; 4<>-Ed. der Chir. B. u. Sehr. I. S. 29; Fol.-Ed. S. 11] erklärt er bei der Besprechung der Coincidcnz von Verwundungen mit der Menstruation, der Wundarzt solle sich bei einem erfahrenen „Leibarzt" Rath holen. „Wiewol gebürlich were, dass ichs hie anzeigete. Dieweil aber Solch ding in das Teutsch nit wol zu bringen ist vnderlassen". So schreibt doch nur ein des Lateinischen Kundiger Die ganze alte Behauptung, dass Paracelsus des Lateinischen unkundig gewesen, beruht offenbar anf der Aeusserung Conrad Gesner's in seiner „Bibliotheca Universalis". Aber in dem ursprunglichen Texte von 1545 In derselben Schrift
.
.
[1.
[Tiguri Fol. p. 644]
G esner
ob imperitiam
Vermuthung
Tractat, Capitel
1.
.
liegt dieser Stelle gar keine Beweiskraft inne,
es ist nur eine vage,
thung.
Buch,
sondern
verkleinernde Absicht aufgestellte Vermu-
nicht ohne
sagt nämlich: „plaeruraque in Gymnasio Germanice docebat,
opinor Latinae linguae".
des angesehenen Gelehrten
Diese völlig unbegründete wurde von allen nachfolgenden
Gegnern Hohenheims unter Weglassung des „opinor" zu einer gleichsam urkundlichen Aussage eines Zeitgenossen gestempelt und schlankweg behauptet, er habe kein Latein verstanden. Hat doch Gesner selbst in seinen „Scriptor. Chirurgiae" von 1555 seine frühere Vermuthung in eine kategorische Behauptung umgewandelt („Latine nihil edidit ob imperitiam linguae") und
—
Wege gewiesen. Freilich hat man auch von anderer Seite schon bei Zeiten nicht versäumt gegen diese Ent-
so seinen gelehrigen Nachtretern die
stellung des historischen Thatbestandes Protest zu erheben; doch verhallten diese
gibt
Stimmen unter der schnöden Harmonie der Gegner.
Gerhard Dorn [Mook
Schon 1569
Nr. 245] in den „Philosophiae
tanea quaedam" (nach Balthasar
Floeters Vorgang
Magnae
z.
B.
Collec-
in der deutschen
Aus-
gabe der Philosophia Magna, Cöln 1567 [Mook Nr. 59] Vorrede BI. 21 s) eine Widerlegung dieser alten Verlasterung seines Meisters. Wir kommen auf diese ,Apologia* Doru's
noch weiter unten bei dem Erasrausbriefe zu sprechen. in der Vorrede zu seiner Ausgabe der
Auch Michael Toxites kommt „Libri XIIU. Paragraphorum .
.
.
Paracelsi"
.
Argentorati
.
.
.
1575
8°.
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Es
mag den
Lesern immerhin wunderlich
fassen,
aber es
wir be-
eben derartiges in den letzten drei Jahrhunderten
ist
(imd auch noch
Masse gegen ihn geliefert worden
in erschreckender
vor nicht gar langer Zeit wie unser Heft
Zum
dass
Hohenheim
erscheinen,
uns hier mit der Abwehr solcher Sottisen gegen
darthut).
1.
Abwehr
Schlüsse setzen wir eine ironisch-scherzhafte
hierher,
welche schon Hohenheim selbst ähnlichen Vorwürfen spottend entgegengeschleudert hat
„Ihr sagen, Theophrastus non est Philosophus [d.h.
:
Naturkundiger]:
woher nimpt
er
Ist
Medicin
Einem
ein
Melancholicus
von
den
humores]?
Dem
sind.
andren
non
[Mook Nr. 112] auf der
latinus',
Latinus,
est
dies
frühere
Medicus
der
Hohenheims
Theoricus,
[d. h.
unrettbare
nemmen
Poeten
jr
(der ,poeta laureatus
J.
und
der
in
Germanus.
tarnen
Non
Arpinas**).
Beredsamkeit
Tübingen, ein Schüler des grossen Pädagogen lateinischen Stil
sed
tarnen
Thema, wobei er
Lehrer
so
,
Graecus,
kein
er
ist
ein
ist
Anhänger
h.
est
sagend jhr: Des
ein Practicus,
ist
Theophrastus
!
[d.
Nec
dann, das er ewere verderbte Leut
er
Kranke] auffrichtet? Er ein Zulauff *)
dann
Lehre
naturwidrigen
der
4 ,
est
,Comes pa-
,paedagogarcha*
Sturm
in Strassburg)
freilich nicht lobt „oratione
in
den
quidem barbara,
sed quali illo seculo etiam docti homines vtebantur: qui rerum addicti studio,
verborum curam non habebant: quod non tantum in Germania: sed etiam in Italia, caeterisque nationibus erteris consuetum mit. Quare Uli ignoscendum est: dum idem et medici ceteri, et iureconsulti ante ipsura fecerunt. ." .
[pag. a *)
4 '1.
„Gefeilet dir nit
mein Theorick,
lass
dir
aber mein Practick gefallen, sie
wirdt dich mehr nutzen, dann alle alten M [4<>-Ed. *)
Bd. V.
S.
300; Fol.-Ed.
1.
heisst es in einem
,
Fragmente
S. 629].
«Ich soll kein Lateiner sein, und bin
doch ein Arpinate!"
dem grossen Arpinaten Hohenheims Schriften. Denn die
Die scherzhafte
findet sich nur
an dieser
Parallelisirung mit
Cicero
Stelle in
Ueberschrift der Vorrede zu der
„Philosophia ad Athenienses" (1564), welche Germani Eremi* aufweist („Schwabe aus Arpinum, Deutscher aus Einsiedeln *). lässt sich doch kaum auf Hohenheims Conto setzen. Aus ihr ist dann die pomphafte Bezeichnung entstanden „Svevoram
(vielleicht
untergeschobenen)
die Titulatur „Svevi Arpine
ex
panaegyricis Nobilium
erstenmale zufallenden
Kranckheiten"
zum
Arpinas Confoederatorum Eremita", welche
(1575) in der Schrift (von
„Vom vrsprung Bodenstein
der Pestilentz vnd jhren
nach
der
Bearbeitung
des
Bartholomäus Scultetus herausgegeben, Mook Nr. 115) anzutreffen ist und später geläufig wird, auch von Huser mit einigen Aenderungen („Panaegyris"
VI und
[!]
X
und „Eremi Eremita") aufgenommen wurde (4°-Ed. Bd. Rückseite der Titelblätter).
ein Doppelsinn zu
Grunde
liegt,
Ob dem
II,
IH,
Paracelsischen Scherze noch
welcher diesen Autoren ein Recht gibt, ihn
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+3 trilinguis *)
da
:
will er nit
91
Leut besch
.
.
.
en wie jhr.
Ist das
ewer
Schweitzerstangen, damit jhr mich stechen wöllen ? Schawend, das euch der Fraxinus [die Eschenlanze] an ihr
mich
versteht].
jhm [an mir]
nicht abbrech" [wenn
meinen Schriften kennen lernt und doch nicht
als trilinguis in
(Chir. B. u. Sehr. Fol. S. -265.)
Ueber den ausgesprochen. das Lateinische
Character der Schrift haben wir uns schon oben Mann schreiben, der lange Zeit zum eigenen Hand- und Hausgebrauche schrieb und So konnte nur ein
dadurch grosse Geläufigkeit im Ausdruck und Ductus erlangt hatte, der lateinisch betrifft,
so
denken
konnte.
Und was
die
Sprache
der Briefe
kann man das Latein keineswegs schlecht nennen:
dem damaligen gleichwerthig
,
es
ist
„guten" Durchschnittslatein der Gelehrten vollkommen frei
und
„
bummelig", wie überhaupt im
und
Briefstil
namentlich in so eiligen Briefen.
Und nun
noch ein paar kleinere Ergebnisse!
Der Name „Theophrastus Bombast von Hohenheim" nun nochmals actenmässig
festgestellt,
und
es
ist
wäre demnach endlich
„Theophrastus Paracelsus Bombastus", „Th eophrastus Paracelsus von Hohenheim", »Theophrastus Bombastus Paracelsus ab Hohenheim" und andere**), wie man sie auch heute noch in gelehrten
an der Zeit, die abgeschmackten Combinationen, wie
und populären Schriften zu
lesen
bekommt, zu unterlassen.
Wem
lallt
Melanchthon Schwarzerd, „Johannes Oecolompadius Hausschein" und ähnliches?!
es
denn ein zu sagen: „Philippus
dem ruhmreichen schwäbischen Adel zu nennen, vermögen wir nicht zu sagen. In der ganzen grossen Paracelsusliteratur herrscht vollkommenes Stillschweigen über dies Wort! Die An-
gerade einen Ärpinaten unter
—
nahme, dass „Arpinas"
ein
Druckfehler für „Alpinus*
nicht zu aeeeptiren.
dem
Briefe an
forte Chaldaicae *)
**)
(In
Claus er
Rosae ad Arpinatem nulla
sit
sei,
schreibt
vermögen wir
Hohenheim
„licet
comparatio.*)
Einer der lateinisch, griechisch und hebräisch versteht.
Keim, „Aus dem Sturmgesang des Lebens. Gesammelte Dichtungen." Minden in Westfalen. 1887. 8°. hat das Verdienst, mit „Paracelsus von Hohenheim" die verkehrten Benennungen auf die Spitze getrieben zu haben. Ob die poetische Licenz ihm das Recht gibt, ihn als „altbayrischen * Bier-
Franz
bruder zu schildern, wollen wir nicht .untersuchen.
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+2
92
Entweder „Theophrastus von Hohenheim" oder „Theophrastus Bombast von Hohenheim" oder „Theophrastus Paracelsus* sind die berechtigten Benennungen; so hat der Mann
und unterzeichnet.
sich selbst genannt
Es leidet gar keinen Zweifel, dass
von Hohenheim gewesen
ist
Familienname
sein
Bombast
und somit dieser den Vorzug vor allen
verdient. Wenn Marx in seinem bekannten Namen Theophrastus von Hohenheim ent-
sonstigen Schreibungen
Werke
sich für den
schied,
so
ist
wenigstens
dies
nach
unserm
heutigen
nennen, wenn die kürzere
historische üngenauigkeit zu
auch von dem Träger selbst gebraucht wurde und der
Wissen eine Namensform Kürze halber
auch von uns meist angewendet wird. Die Abstammung von der schwäbischen baste von Hohenheim*) ist nicht zu
nennt sich selbst
und
so,
er
und
sein Vater
Adelsfamilie der
werden früh von anderen,
denen urkundliche Kenntniss nicht abzusprechen
Das Programm vom Jahre 1527 wäre
Namen Bombast
Beleg für den dort
der
in
Francus
(s.
—
oben
nicht aufzufinden.
als
ist,
so
gedruckte Hohenheim sich
Bombast
ex
aber der Originaldruck**), welchen S.
genannt.
der erste
aufzuführen, weil
„Theophrastus
üeberschrift
Eremita* nennt
Bom-
Theophrast
bezweifeln.
Hohenheim
Gohory
und
79 Anmerk.) noch gesehen haben, war bis heute
Somit begegnet uns der Name
Bombast
zum
erstenmale 15(34 gedruckt in der Kölner Ausgabe der .Philosophia ad Athenienses" |Mook Nr. 39J. Dort heisst es S. 21/ „Philosophia Theophrasti, Bombast Hohenhaim Svevi ..." Der erste, welcher diesen
Spanow D. „DE VRINARVM AC PVLSVVM IVDICIIS LIBELLVS, AVTHORE THEONamen
in der
*)
auf den Titel setzt,
von ihm veranstalteten
Sonderbarerweise schreibt war,
in
bornm
ist
Laurentius Span
Editio
Bodenstein, dem
der Vorrede zu den
der Sachverhalt gewiss bekannt
„Libri V. de causis, signis
ex Tartaro" Basil. 1563. 8»
ä
princeps der Schrift
[Mook Nr. 36] „Fuit
&
curationibas mor-
hic Aureolas Theo-
& Eremita, exfamiliaantiquissima Paracclsorum", womit er natürlich die Familie Hohenheim meint [pag. V]. Den Namen „Bombast" gebraucht Bodenstein erst sehr spät [1575 in Mook Nr. 115]. Vgl. 4<>-Ed. Bd. VTI. S. <*<'; Fol.-Ed. I. S. 950; das Programm ist erst ziemlich spät wieder gedruckt worden, nämlich 1575 in der Ausgabe der „Libri X11II. Paragraphorum" von Toxites [Mook Nr. 112]. phrastus Paracelsus, natione Heluetins
**)
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Googl
PHRASTO BOMASTIO Joannes
Cruciger
[sie !]
.
SYLESIORVM
NIS&ffi
.
.
M.D.LXVI.*
.
4°*).
Balthasar
exeudebat
Floeter
spricht
[Mook Nr. 55] vom 16. Mai 1567 von dem „weitberhümbten BOmbastius*. Aus dem Pro-
dann auch
gramm und
der
„Compendium"
des
Bombast".
esset
Er
Athenienses"
S.
12):
auch der
ist
Nachher begegnet
gebraucht.
ad
„Philosophia
libelli"
Namen 1567 entnommen.
den
(J. Gohory)
Ausgabe
Vorrede zu den „Medici
in der
welcher diesen
uns immer häufiger,
er
der Baseler
(in
„quum proprium
erste,
Suavius
Leo
hat
Er sagt
nomen]
[sc.
Namen
öfters
auch auf den
Titeln.
Der
erste,
Bombast us in
Hohenheim
welcher von
spricht, ist unsers
Wissens
unter
gerichteten
autontimorumenos ruina
nur
:
„Bombastus*
als
Johann Roberti
132
der
.
Luxemburg!"
lectionis
wird.
Der
„Goclenius He-
Curationis Magneticae, et vnguenti armarii
id est,
S.
.
aufgeführt
nennt ihn 1618 in seinem
Bombastus. Wie gesagt, der Name
.
summa
wo unser Arzt sogar im
iueunditate explicans* (Francof. 1593. 8°)**),
Index auetorum auch
Namen
Lehre
„Liber morborum ineurabilium causas, mira brevitate
Jesuit
einzigen
(f ca. 1577)
posthumen gegen die Hohenheim'sche
seinem
dem
Bruno Seidel
8°.
ff.
Bombastus Paracelsus
meist
oder auch nur
Sattler
Chr. Friedrich
ist alt.
thums Wittenberg unter 1768. 4°) S. *)
Es
ist
165— 168
dies
einer
„Bombaste von Hohenheim* in
gibt Nachweise bis
der
„Geschichte des Herzog-
seiner
der Regierung der Graven"
drei
5.
zum Jahre 1270
Band (Ulm zurück***).
Neisser Drucke Hohenhcim'scher
Schriften,
weiche zu den grössten typographischen Seltenheiten der Paracelsus-Biblio« graphie gehören. Creutziger,
wonhafftig
Schriften sind von
teora" und allo drei
„Ex
demselben Jahre dem Kaldenstein" „zur Neyß u
beiden andern in
Die
auff
Marcus Ambrosius
noch nirgends
herausgegeben.
Nymphis, Sylvanis
libro de
citirt; es
.
.
Soviel
bei
„Johann
gedruckten
Es sind die „Mewir wissen, sind
scheint sie also noch kein Paracelsusforscher
vor uns gekannt zu haben. **)
Uns
liegt ausser
8°.
vor.
diesem ersten auch der Druck „Lugduni Batav.
Anno 1662"
***) In seiner »Topographischen Geschichte des Herzogthums Würtemberg", Stutt4°. S. 612 sagt Sattler: „Ferner sind Stammheim and das Gut Hohenheim bei Plieningen zwei der ältesten liehen, die zur eigentlichen Gravschaft Würtemberg gehört haben; letzteres haben die Bombasten von Hohenheim nebst dem Zehenden zu Plieningen und der Vogtei des halben
gard 1784.
Dorfes Ober-Esslingen zu Lehen getragen."
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-« 94 Bacmeister
A.
in seinen
„
g*-
Germanistischen Kleinigkeiten" (Stuttgart
Namen .Bombast* 1350—1525 in Stuttgarter Dass der Name überhaupt mit dem „Bombäst" *),
1870. 8°. S. 18) hat den
Urkunden gefunden.
dem Wortschwall, Schwulst
der
Rede nicht das Geringste zu thun
Grimmschen Wörterbuche Band 1860 Spalte 236) und Daniel Sanders (Wörterbuch der deutschen Sprache I. Band 1860 S. 188) gegebenen etymologischen hat,
für
ist
Die vom
uns feststehend.
(II.
und sprachgeschichtiichen Erklärungen über den ursprünglich englischen, später germanisirten
Aber
bei
wenn
es
Grimm zum
,
Bombast" wollen wir hier nicht
Schlüsse
des Artikels
den Zunamen Bombastus und
lich,
dass
Hohenheim
die
in
Bezeichnung
„Zunamen Bombast L von
den
sonstwoher haben könnte;
es
Man könnte
die
fast
Sprachgenius
Denn
es
„Woher
hatte Paracelsus
Wortschwall
«bombastischer
in
sagen,
ist
Es
ist
mög-
Es wäre ja 44
von
die Sprach-
aber absolut unmöglich, dass
seiner schwülstigen Redeweise oder
der
„Ironie
Name des
seines Geschlechtes.
Schicksals
ihren Dienst gepresst gegen den
„
11
habe auch den
Bestverleumdeten \
stimmt nicht einmal mit der Wahrheit überein, wenn
behauptet, schrieben
heisst:
welchem Sinne?'
und seinem Namen herstammte, obgleich
forscher mit Recht dagegen sind. er
in Zweifel stellen.
wird die Sache geradezu auf den Kopf gestellt,
man
Hohenheim habe gerade sehr schwülstig, bombastisch geund gesprochen, wenn
es
auch manchen gelehrten Herren
schon allein der massenhaften sinnentstellenden Schreib- und Druckfehler wegen, welche sich in
den von Späteren herausgegebenen Schriften,
besonders in den vorwiegend benutzten, von Fehlern strotzenden Folio-
Ausgaben**) vorfinden, recht schwer gefallen sein mag, seiner
*)
**)
in den Geist
Worte einzudringen.
Allem Anschein nach hat der Familienname „Bombast" den Ton auf der ersten Silbe, Bombast oder Bombast, und liegt dieser Silbe der Sinn Baum, boum, bom, böni rahd. zu Grunde, wie auch Moll (a. a. 0.) vermuthet. Es ist aber auch vorgekommen, dass man in medicinischen Systemen Paracelsus beurtheilt und mit in Anrechnung gebracht hat, ohne von diesen Huser'schen Folioausgaben und damit von den meisten chirurgischen Schriften Hohenheims, wie er sie niedergeschrieben. Kenntniss zu nehmen oder sie doch genügend zu berücksichtigen. Es gehört dahin Rademacher, sowie manche seiner Anhänger und Nachfolger, wahrscheinlich vor ihm auch schon Hahnemann. Sie entnahmen ihre Anregungen allein aus den echten und unechten Schriften der Baseler Quaitausgabe und Hessen die echtesten Urtheile und Systeme seiner Werke in der „Chirurgie" bei Seite liegen.
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-2 Nicht uninteressant
96
.
zu erforschen,
ist es,
naheliegende Wortspiel gemacht wurde,
einen bombästischen Beigeschmack zu geben,
Meyer
Tagen Conrad Ferdinand
wo
zuerst wohl
dem Bömbast
gethan
wie
es
das
von Hohenheim
noch
unsern
in
hat in den Worten seines
—
und sprichst Bombast!" Hutten: „Bombastus nennst du dich Wie es nahe lag, ist es ein englischer Galeniker, der uns als erster aufgestossen ist: Walter Harris spricht 1683 von „ Bombastical Paracelsus"
und sagt „thy Bombastick Names
pised*
Zunächst
*).
ist vielleicht
shall
perish and be des-
unter den in Deutschland wandernden
englischen Schauspielertruppen die Vaterschaft dieses Wortwitzes
zu
suchen.
üeber die Vornamen Philippus und Aureolus uns auszulassen, ist hier
nicht der Ort.
Die beliebte malitiöse langathmige Namen-
aueinanderreihung (also etwa „Philippus Aureolus Theophrastus
Bom-
dem
Arzte
bastus Paracelsus ab Hohenheim Helvetius Eremita") bei
von Einsiedeln gleich
ist
behauptet,
man immer zuNamen habe er sich
ebenso
wohlfeil als ungerecht, da
diesen
Schwall
von
den
all
selbst aus aufgeblasener Eitelkeit in marktschreierischer Weise**) zuraussten daher nothwendig mit den bekannten Einseitigkeiten behaftet sein
*)
und dem Andenken Hohenheims eher schaden als nützen. Or a Rational Discourse of Remedies both London 1683. 8°. S. 19 u. 40. Chymical and Galenical Für diejenigen Historiker, welche auch heute noch, trotz Marx' trefflichen
Pharmacologia Anti * Empirica
Untersuchungen,
:
.
.
**)
Hohenheim
schreier ausgeben wollen,
setzen
als
herumziehenden Charlatan und Markt-
wir eine Stelle aus den
Frantzösischen Blatern" (1528) hierher,
„10 Büchern von
welche das marktschreierische Ge-
bahren herumziehender Heilkünstler aufs schärfste geisselt [Chir. B. u. Sehr. Fol. S. 287 c ]: „Ich geschweig der weniger Artzten, als Apotecker, vnd anderer Lotterhöltzer, Platerer, die mich vnd andere vmb Pflaster. Salben, Ceroten, Cataplasmata,
vnnd anders besch
Krahm darauß gemacht,
gerechte kuust vnnd Artzney zu besch
.
.
.
en haben,
nachfolgends ein .
.
.
rey
ge-
Marckt auff disen Schrägen auch setzen, vnd richten den [dem] Pfennig, gleich als ein Weidmann eim wilden Schwein, mit weniger Erbarkeit, Frombkeit, oder Trew. Dann ewer keiner richtet der gesundtheit nach, dz euch Ehrlicher zu beyden Ritten anstund, dann das ihr sollen auß der Noturfft der Artzney ein Handel machen, als wer es Soll das Artzneyisch sein, so lernt mans zu Leinwath oder Pfeffer Franckfort oder Antorff [Antwerpen] in Messen vnd Klöstern mehr vnd baß, weder [als] in den Büchern. Das beste Buch zu solcher Artzney ist, die Ehr hinzusetzen, so kommen die Könst, dörffen auch von solcher ewer kunst wegen aoflf kein Hoheschul ziehen, sonder mit den Tryackers[Theriaks]krämern im ordnet, zu jhrem Seckel, vnd also jren
.
Land vmb"
u.
s.
.
.
w.
Digitized by
3 gelegt,
während er
96
g*.
nirgends
sieh doch
anders nennt, als wir oben
geschrieben haben.
Die vor hundert Jahren aufgekommene Behauptung
heim
Höhen er
habe eigentlich
Höchner
oder
Hohen-
,
geheissen,
welche
Finkenstein*), sondern auch in neuester Zeit Brügg er von Chur walden**) wieder aufgewärmt haben, ist historisch absolut
nicht nur R.
nicht begründet und es scheint nachgerade hohe Zeit, dieselbe endlich
Haller und
wieder abzuthun trotz
seinen Nachbetern.
Vermuthung Chr. Sig wart's***), der Name „Höhener"
Bombast von Hohenheim
zu können.
Höhenern von Gais Zuerst in
kam
Laurentius Zel weger .
.
in seiner Bibliotheca
med. pract. (Bd.
brieflichen
„patriam Paracelso fuisse
Verum homini nomen
.
Zel weger
hatte Laurentius
mit den
Mär vom Höhener durch Albrecht von Haller
diese
dass nach den mehrfachen
tiscellanorum
hat
keinerlei Gemeinschaft.
Umlauf, welcher" 1777
berichtete,
die
im Munde
glauben wir nicht
des Volkes* aus „Hohenheimer' corrumpirt worden, acceptiren
Selbst
sei
für
diese
fuit
II.
S. 2)
Mittheilungen
des
pagum
Gaiss
Abba-
Höhener". Welche Quellen
Behauptung?
Haller nennt
Gewährsmann Zel weger hat unsers Wissens darüber veröffentlicht. Ohne Beweis genügt uns aber auch
sie nicht,
nichts
der
nicht
und auch
Name
sein
eines
Albrecht von Haller
solchen historischen Neuerung,
wenn
sie
zur
Annahme
einer
auf schwachen Füssen steht.
Eschert) und Johann Caspar Zellwegerft). der im wesentBeweise wie Esch er vorbringt. Nach diesen Autoren
Bin etwas anderes Gepräge gewinnt die Sache bei kurz nach ihm bei lichen dieselben
sollen Mitglieder der Familie
Höhener
nach Schwyz ausgewandert sein und Vater.
Ausserdem,
Kessler *)
in seiner
der
ist
„Sabbatha oder
Hohenheims
Hauptbeweis,
St. Gallische
soll
Johannes
Reformationsgeschichte"
Stuttgart.
1861.
XIV. Jahrgang.
1.
Heft S. 27.
Illustrirte internationale balneologische Auastellungszeituug.
1881.
4«.
*
von Christoph Sigwart. Erste Reihe. Freiburg und Tobingen
(1881) 80. S. 48 Anm. 4. Ersch und Grubers Encyclopädie,
tt) Geschichte
Frankfurt a. M.
Nr. 16 und 17.
***) Kleine Schriften
t)
das
„Paracelsus und die Syphilis" in der Zeitschrift für Wundärzte und Geburtshelfer.
*)
und
aus Gais im Kanton Appenzell
mit diesen auch
des
(Trogen 1840.
Appenzellischen
8. Section,
Volkes.
3.
11. Theil.
Bd.
2.
S 285 (1838).
Abtheilung.
S. 371.
8".)
Digitized by
Googl(
^
97
i^-
Höhen er von
es als etwas Bekanntes anfuhren, „dass Paracelsus ein
Gais
gewesen". Allerdings
führt
J. C.
Zellweger
dortigen
Geschlechtern
Höhen er
der
Geschichte
seiner
in
— 1840)
Appenzellischen Volkes (Trogen 1831
Bd. 2
S.
1452—1513 auch den Namen dieses Namens
Epoche
und an der üebersiedelung von Leuten
auf,
nach dem Kanton Schwyz wird wohl auch kein Zweifel sein*). das ein
ist
des
467 unter den
wenn neben
historischer Beweis,
von Hohenheim (auf dessen Jugendbilde Wappen der Bombaste von Hohenheim gemalt
Aber
Wilhelm Bombast sich
1491
schon
das
Aberle,
findet, vergl.
Grabdenkmal, Schädel und Abbildungen des Th. Paracelsus 1887. S.
um
43)
1493 im Canton Schwyz auch der entfernt ähnlich lautende
Name Höhener darum schon
wirklich
Muss der Vater unseres Arztes
vorkam?
Höhener von Gais" gewesen sein? Zeugniss Johannes Kesslers! Das fiele
ein
Aber das
„
Gewicht; denn, wie wir unten im
4.
anders ins
Abschnitte sehen werden, konnte
Kessler über Hohenheim recht wohl authentisch unterrichtet sein. Bis zum heutigen Tag beruft man sich denn auch immer wieder auf Kessler, aber niemand hat in seiner nun schon seit 20 Jahren gedruckt vorliegenden „Sab b ata* nachzusehen für nöthig gefunden**). Sie enthält aber kein Wort, welches Eschers und Zellwegers Behauptung entspräche. Nur einmal wird Hohenheim in der
„Sabbata* genannt (Bd.
II.
S.
288) und da heisst
„Theophrastu8 von Hochenheim". In den nirgends von einem „Höhener aus Gais*
einfach
es
beiden Bänden
ist
auch
die Rede, wie wir uns
bei mehrmaliger genauer Durchsicht schon vor Jahren überzeugten.
Um wir
uns
dieser ärgerlichen Sache auf den
an
Götzinger
den
Herausgeber
St. Gallen.
in
Weise mit, „dass
Grund zu gehen, wandten
„Sabbata",
der
Herrn
die Sabbata,
*)
Ernst
deren Original handschrift hier liegt,
durchaus nichts von dem „Höhener von Gais" weiss; betreffenden Stelle blos
Dr.
Dieser theilte uns in liebenswürdigster
sie
nennt an der
den Theophrastus. von Hochenheim.
Spätere
In den dazu gehörigen „Appenzeller Urkunden" Zell wegers haben wir weder eine
Erwähnung Höheners noch Hohenheims
**) Veröffentlicht
von Ernst Götzinger
schen Geschichte.
Bd.
V-X.
Herausgegeben
1866 und 1867.
iu
vom
den
oder dessen Vaters gefunden. „ Mittheilungen
historischen Verein
zur vaterländiin
St.
Gallen,.
8».
7
Digitized by
^ Randbemerkungen
dgl. finden sich
u.
wo der Mann erwähnt wäre,
Götzinger
98
welche solche.
Herr Dr.
hatte ausserdem noch die Freundlichkeit, in Zürich
Wohnorte Eschers) anzufragen, ob vielleicht
StelK
nicht vor und eine zweite
sicher nicht vorhanden."
ist
eine
spätere
und
(dem
sich dort auf der Stadtbibliothek
interpolirte
Esch er benutzt haben könnte, Esch er kann also nach Heim
Copie
der
doch
Sabbata
findet
sich
befinde,
dort keine
Götzinger nur durch
Dr.
einen schlecht berathenen St. Galler Gelehrten irregeführt worden sein.
Demnach
Wort
findet
davon, dass
sich
der Originalhandschrift
in
Hohenheim
ein
Kesslers kein
Höhener von Gais
gewesen, und
Escher-Zellwegers ist hinfallig wie die was 1777 in Umunbewiesenen Ausstreuungen Zelweger- Hallers lauf gesetzt wurde, wird 1888 nun wohl für immer begraben werden! — Wunderbar genug bleibt es freilich, dass man auch mit derartigen der darauf gebaute Beweis
nichtssagenden Anschwärzungen den alleinstehenden adeligen Reformator herabsetzen
zu müssen glaubte!!
Allein
gründlichst gehasste der Menschen.
Hohenheim war einmal
der
Als sein Vertheidiger aufzutreten,
daran dachte zu Hallers Zeit noch niemand. Erst im letzten Jahrzehnt des vorigen und
im
ersten unseres Jahrhunderts finden sich die ersten
Spuren davon dicht neben den wüthendsten Angriffen
Zum
Schlüsse noch die nicht ganz unwichtige Notiz, dass an beiden
Briefen das kleine findet
;
Handsiegel Hohenheims mit Wachs unterlegt sich Wappen der Bombaste von Hohenheim, drei Kugeln
es zeigt das
auf einem schräg von links nach rechts abfallenden Balken, genau wie es Chr. G. von zuerst
über
Murr
(a. a.
0. S. 259) aus
den beiden
zum Abdruck gebrachten Briefen Hohenheims dem Wappenschilde in dem oberen Bogen des
stehenden Buchstaben
TMP
(also
so,
ihm
von
Die
abbildet.
kleinen Ovals
THeophrastus Paracelsus) sind auch
hier vorhanden, aber nicht ganz deutlich zu lesen.
Diese Uebereinstimmung der Siegel lässt keinen Zweifel
an der Echtheit der beiden von nicht beachteten
Memminger
Murr
Dieselben waren
am Ende
Memmingen
nicht hat
des 18. Jahrhunderts
Besitze des bekannten Predigers und Stadtbibliothekars Johann
Schelhorn
in
gar
Briefe, deren Originale wieder aufzufinden,
uns bis jetzt trotz mehrfacher Bemühungen in gelingen wollen.
mehr zu
veröffentlichten, aber bisher
im
Georg
Memmingen.
Digitized by
3
99
Hohenheims Brief an Erasmus von Rotterdam.
3.
dem grössten Sterne des Baseler Gelehrtenkreises, Desiderius Erasmus ist Hohenheim in Beziehung
uch zu zu getreten.
—
Der Vorwurf aber, der ihm mehrfach gemacht worden
und was wird dem unglaublich gründlich gehassten nicht
zum Vorwurf gemacht! „herangedrängt",
Erasmus
ist
—
ist
alles
habe sich an den gelehrten Niederländer
er
durch nichts begründet.
1521—29
welchem Jahre auch
er bei
Emigrirung der rathsgesessenen Familie Bär, des Domstiftes und
vieler
wohnte von
(in
altgläubiger Rathsherren und Professoren ins Elsass und nach Freiburg eine
Zeit
lang zu
„ verreisen"
für
gut fand [vgl.
Ochs,
a.
O.j),
a.
ununterbrochen im Hause des Buchdruckers Johann Fr oben*). Diesen
Hohenheim, nachdem
hatte
harten
Falles
furchtbar
die Baseler Aerzte seine in Folge eines
im Jahre 1521 eingetretenen Leiden, namentlich
quälende
Schmerzhaftigkeit
im rechten
Fusse,
nur
eine
ver-
schlimmert und selbst die Amputation des Fusses angerathen hatten,
im Jahre *)
152(5
wieder
hergestellt**),
so
dass
er,
freilich
gegen
Es war dies das bekannte ehemals Amerbach'sche Druckerhaus „zum Sessel*. Ueber Fr oben siehe Melchior Adam, Vitae Germauor. Philos. Francof. 1706. Fol. pag. 29 30: Ersch u. Grubers Encyclopädie s. n.; J. Stock-
meyer 1840. **) l'eber
u.
S.
B. Reber, Beiträge zur Basler Buchdruckergeschichte, Basel 85—115; Allgem. deutsche Biographie Bd. 8. S. 127 f. hat sich Hohenheim einmal in einem Baseler
Probens Krankheit
Colleg ausgesprochen.
In
Aufzeichnung: „Et quoque
paralysis inferior*
Oporin's Collegienhcft
morbum
findet sich darüber folgende
Frobenii vocarunt cancrenam,
cum
Auch
(Chir. B. u. Sehr. Fol.-Ed. S. 584 B ).
in
esset
dem
an die Züricher Studenten, worin er den Tod Frobens erschüttert meldet (November 1527). gibt er einige Mittheilungen über den Krankheitsverlauf und die Gefahrdung durch die „imperiti apud Italos creati Doctorculi". Wir können für diesmal nicht auf diese Krankengeschichte näher eingehen, wollen aber doch den unbefangenen Bericht Melchior Adams über Frobens Krankheit hierhersetzen: „Anno 1521. e summis gradibus in solum latericimn
Briefe
7*
Digitized by
100
£+-
Hohenheims ärztlichen Rath, die Fastenmesse und Herbstmesse 1527 in
er
Durch
Frankfurt wieder zu Pferde besuchen konnte.
Hohenheim
behandlung kam
dem
Kranken-
diese
natürlich oft in Frobens Haus,
zumal
Geheilten auch als Freund nahe stand*).
So mochte sich leicht auch ein persönliches Zusammentreffen
Erasmus
ereignen,
Auch musste so gern
erwachen,
dem
ja bei
und
viel in
Frohen
leidenden, damals secli zigjährigen Gelehrten,
plusqaam
in corpore residentibus
auch
mit
zugethan war.
mit ganzer Seele
Briefen von seiner Krankheit erzählt, der
Beschwerden
diese
decidit casu
der
der
Wunsch
dem neuen Arzte vorzutragen,
convaluit tarnen, sed ut solet, raali reliquiis
lethali:
quod utcunque dissimulavit
ille
.
.
.
Anno priusquam
moreretur 1526. corripuit illum gravissimus cruciatus circa talum dextri pedis. erant medicormn ofnVia, quae nihil aliud, quam exasperabant malum, dum, de morbi genere dissentientes alii aliud admovent reinedium, nec deerant, qui autores erant, pedem resecandnm esse. Tandem a Hunde venit medicus, qui dolorem hactenus sedaret, nt & tolerabilis esset, & Ibi praesto
,
somni cibique sumendi perinitteret facultatem. Demum ita conflrmatus est, malo in dextri pedis digitos releut bis equo proficisceretur Francofordiam ,
gato, quos solos flectere non poterat, caetera Valens.
a medico frequenter monitus,
Tum &
ab Erasmo
ut rariüs prodiret in publicum;
aut
contra frigus munitior prodiret; non obtemperavit: pudendum ratus,
&,
vestitu si
quic-
quam omninö pristinae consuetudinis omittens, morbi speciera prae se ferret. & duos manus dextrae digitos stupor occuparat, morbi iraminentis praeludium, dissimulavit & hoc, parum virile ducens quicquam morbi concedere.
.Tarn
Denique dura in sublimi agit nescio quid, correptus, ut est probabile, vi morbi in pavimentum decidit pronus, uon sine gravi cranii vulnere. Delatus in lectum nec oculos attollebat, nec ullum sensus indicium dedit,
omnino dextrum pitus
vitae significationem
,
nisi
quod
manum
omne dissimulata paralysis stupefecerat. sub mortem experrectus est, aegre paulura diductis latus
lingua tarnen iinmobili nec supervixit ultra sex horas"
Krankheitsbericht
Adams
ist fast
Wort
für
nec ullam
Nam
sinistram movebat.
Wort dem
Ita
biduum conso-
oculi sinistri genis,
[1. c.
pag. 30].
Briefe des
Dieser
Erasmus
entnommen, welchen dieser an Jo. Emstedius geschrieben hat [cf. Erasmi Koterodami Epistolae, Libri31. Londini 1642. Fol., Lib. 23 pag. 1256].
—
Wer
nach Kenntnissnahme dieses Berichtes eines Augenzeugen die Lächerlichkeit der von Thomas Erastus (Disputationum Pars tertia sieht nicht
.
1572. pag. 211
und „Disputatio de auro
.
potabili* Basil. 1578. 8°. pag. 115.
f.
und 125) und unzähligen anderen aufgestellten Behauptung, dass Hohenheims metallische Arzneimittel binnen Jahresfrist den Tod Frobens veranlasst hätten! Bei *)
dem
letzten tödtlichen Sturze weilte
Hohenheim
in Zürich.
„Charissimum Basileae amicum* nennt ihn Paracelsus in seiner Trauerbotschaft an die Züricher Genossen und „ille, ille, inquam, quem perinde atque oculos
meos amavi, S.
Joannes Frobenius".
[4°-Ed. Bd. VII. S.
a ev
;
Fol.-Ed.
I.
952 c .]
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101 welcher eben
Können
erst
an Froben sein diagnostisches und therapeutisches
ähnlicher Weise geäussert haben,
Erasmus
DabeK-wird
glänzend bewiesen hatte.
so
sich in
wie er es gegen- den Schluss seines
Antwortschreibens in unzweideutiger Weise gethan.fistfc
(si
me quoque
restitueris etc.).
Genug,
dem
eine Gelegenheit hat sich gefunden,
bei der.
Erasmus
zu Ansehen gelangten Arzte seine alten und mannigfachen'.Jjeiden
Frobens Genesung, wohl
klagte und zwar bald nach
Anscheinend hat
152C.
genug!
—
den Arzt
Erasmus
in
noch im Sojnmer
— wunderlich
diesem Gespräche
um schriftliche
...
Darlegung von dessen AnsichV;"'/.
über seine Krankheit gebeten, welche derselbe auch zu senden ver-
Das
sprach.
Weise
Erasmus
denn auch geschehen, und
ist
hat in seiner
»artig" geantwortet.
Erasmus
Der Antwortbrief des
wurde zuerst irgendwo unter
Hohenheim'schen Papieren gefunden und schon 1562 von
Bodenstein zum Abdruck
in seiner ersten
Erasmus
war den Jüngern des Arztes von
befindliche Brief
Einsiedeln,
.
.
zum .
Male 1569
ersten
quaedam
Collectanea
Brief
zugleich
„Apologia
der
in
in
„
Gerhard
*)
**)
Philosophiae
(Basil.
s.
a.
Dorn
Magnae
8°)**)
.
.
veröffentlichte .
Th. Paracelsi
und verwerthete diesen
dem Werkchen vorgedruckten
(S.
qua Theophrasti respondetur aduersarijs" mit
gegen den Vorwurf der Gegner
quod
Hohenheims
den Paracelsisten (oder
damals meist genannt wurden, Paracelsern, Theophrastinern,
sie
Theophrastisten) erst später erreichbar. ihn
von
etc.*)
gebracht und später noch oft wieder gedruckt.
Der im Nachlasse des wie
Adam
Ausgabe der Schrift „De gradibus"
Latinae linguae
Myloecii.
40. Bl.
B|.
prorsus
Hohenheims: ignarus
[Mook Nr.
foret*.
V )(5
„vulgariter
Es
heisst
—
V )(6
)
Beweis
als
scripsit,
dieser
in
26. j
Als Beweis, dass dies ohne Jahresangabe erschienene
1568 oder 1569 erschienen sein muss, führen wir an:
Werk [Mook 1)
Es
Nr. 245]
ist eine
Ueber-
Magnae Tractatus aliquot". Cöln 1567. 4°. [Mook der gleichfalls dem Markgrafen Karl von Baden gewidmeten
setzung von „Philosophiae
Nr. 59];
2) in
„De Praesagiis, Vaticinijs et Diuinationibus". Basil. 1569. 8°, wird zu Beginn der Vorrede unser Werk als erschienen erwähnt: „Postquam Th. F. Philosophiae magnae fragmenta quaedam, e Germanico serraone latinitati tradidissem" 3) steht unser Büchlein in Willers' Messkatalog, HerbstSchrift
.
;
messe 1569.
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^
102 >
* •
,Apologia
datam
k
„Contra hos,
:
*
ej>is#tolani
testimonium* Adfaremus.
in
ad Erasmum Latine
istius Paraeelsi
Profectö nisi Latinum atque
doctum tem-
viruin agnouisset Jirasnius Paracelsuni, in vniuersitate Basiliensi
pore suo degenjtem.docentemque, non Latinis,
at vulgaribus ei literis
respondisset" .*)#.
beschränkende Briefwechsel
Dieser sich nur auf zwei Briefe in Zw^ijkJ
mft"*<tem Briefe an
Üoch
Erasmus
ist
Hohenheims, welche
keine Ehre einlegen zu können meinten.
sind diese Zweifel an der Echtheit der Briefe
wir wenigstens für den Brief
"'-wie
Freunden
gezogen worden, auch von
Hohenheims
absolut grundlos,
mit aller Bestimmt-
behaupten können.
heit
Es
ist
uns nämlich gelungen
—
und das
der Grund, weshalb
ist
wir hier überhaupt auf diese Briefe die Aufmerksamkeit lenken wollten
—
deu
Originalbrief Hohenheims an Erasmus wieder
aufzufinden.
Ein 463 bibliothek)
von
1(57
in
Seiten
starker
Folioband
Kehdigerana
der
Breslau |Cod. Kehd. Nr. 254] enthält eine
Originalbriefen,
alle
Hohenheim. Adalbert Horawitz
an
Erasmus
gerichtet,
(Stadt-
Sammlung
darunter auch
den von
hat diese Briefsani mlung schon einer ein-
gehenderen Besprechung unterzogen, aber unseren Faracelsusbrief nicht erwähnt.
Weil schon
ausserhalb des
Gerbard seinen
keine
Dorn
Mittheilung.
*)
*•)
wohl
lag derselbe
seiner Veröffentlichung**).
wahrscheinlich
,hat
direct
Abdruck veranstalten können, doch macht Johann
Original nicht gesehen
wenn
langer Zeit gedruckt,
seit
Rahmens
Huser
hat,
wie
er
dem
nach
Original
er über seine Quelle selbst
und druckt nach der Abschrift
angibt,
das
eines anderen,
nicht direct nach Dorn***). Weil wir schon oben auf Dorns Apologia verwiesen haben (S. 89 Anm.), setzen wir auch noch die Fortsetzung hierher: „Item adiungemus & literas ab ipso Paracelso Tigurinae scholae coetui Latine manu marteque proprijs eiaratas, & alteras ad D. Christophorum Clauserum Üoctorem Medicum atque Philosophum apud Tigurinos. Fortaus Liber eius de Tartaro, nccnon alia complura Opuscula per ipsum etiam edita Latine, testantur contra liuidos istos diffamatores, eorum calumnias mere confictas fore". „Erasmiana"
Heft IU.
u.
IV.
Wien
1883/85.
—798
8<>.
Wiener Akademie Bd. CIL und Bd. CVI1I. Heft 2. 1884. S. 773-856.]
philos.-histor. Klasse der
***) 40-Ed. Bd. III. S.
339; Fol.-Ed. Bd.
I. S.
[Sitzungsberichte Heft. 2.
1882.
S.
der
755
443.
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4% Trotzdem
worden
nun
der
103 schon
Brief
nochmals zum Abdruck zu bringen,
weil
etwas von derjenigen
Stellen
mannes) abweicht.
Schon
ganz genau, indem
er vor „doctissimo*
in der
deutendes Wort auslässt, räthselt zu haben
dem
einige
Dutzendmale gedruckt
sehen wir uns dennoch veranlasst, ihn nach
ist,
einigen
£+-
dem
Original
unsere Lesung desselben an
Doms
(oder
Gewährs-
seines
Lesung der Adresse
ist
Dorn
nicht
schwer zu
ein allerdings etwas
welches wir mit „vndicunque" richtig ent-
Ausserdem hängt
glauben.
Dorn
in
der Adresse
„suo" ein „que" an, von welchem sich im Original keine Spur findet.
Der Brief, der 151. der Sammlung, nimmt Ä [„Fol. 412
413"].
die Adresse
|;
Der Wortlaut
ist
eine Folioseite ein
steht auf der Rückseite des Blattes [„Fol.
folgender:
Theologorum Patrono a) Eximio domino Erasmo Roterodanio vndicunque doctissimo suo optimo.
Que mihi sagax musa et Alstoos tribuit medica, canSimilium Judiciorum manifestus dide apud me clamant
sum
Auetor.
Regio
epatis
pharmaeijs non indiget,
Medicamen
indigent Laxatiuis,
species
chanum
potius ex re confortatiua
stersiuis id est consolidatiuis est, et b
,
,
laudis.
posse
sufl'erre
Scio
epatis essentia
corpusculum Mesuaijcas 01 tuum non
colloquintidas
Der Schluss des Wortes
ist
,
nec Aliquot [aliquod]
b) Hier steht nicht
Scio
geflossen
sind.
Man
turbi-
me Aptiorem
nicht zweifellos deutlich lesbar,
zum Theil in einander Noth herauslesen.
staben
des
due
speeifica et melleis ab-
In defectum
datum seu minimum de pharmaeo
zur
alie
que de pinguedine renum medicamina regalia sunt
>
perite
a)
nec
est Magistrale Ar-
da
die
et
Buch-
könnte auch „Patriarco"
secunda", wie Dorn mit Vernachlässigung
„essentia est
Kommas und Rücksichtnahme
auf das folgende „Tertius morbus* corri-
giert oder gelesen hat. c)
Dorn
schreibt
richtigere S.
Form
419 „vnd die
Diese das Original hat aber „Mesuaijcas". auch sonst bei Hohenheim z. B. Chir. Fol. -Ed. Mesuaischen" 4°-F.d. IV. S. 324 „Mesuaiscber Stylus*.
„Mesuaticas"
;
findet sich
,
;
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&~
104
mea
in Arte
in
peritiorem, et scio
vitam longam, quietam
que corpusculo tuo valeant
sanam, non indiges vac[u]a-
et
tionibus.
morbus
Tertius
est vt apertius
Loquar, que d materia >
seu vlcerata putrefactio seu natum flegma vel Accidentale colligatum
vel si fex vrinae
,
,
vel
tartarum vasis vel Mu-
cillago de reliquijs e spermate, vel si
cosus vel bithuminosa e
huiusmodi
sit,
pinguedo
quando de potentia
coagulabitur
vis est)
)
nutriens
in
vel
in
silice,
que^ non
vis-
quicquid
quo coagulandi
salis (in
quemadmodum
potius, similis est hec generatio,
humor
resoluta
berillo
in te nata per-
quicquid Judicaui de minera frusticulata Mar-
spexi,
sed
morea
existente in renibus ipsis iudicium feci sub
nomine
rerum coagulatarum. Si optime
Erasme Mea praxis
Curo ego
placuerit
vt
habeas
et
specifica tue Excellentie
Medicum
et
Medicinam.
Vale
Theophrastus.
Wir
Erasmus
fügen zur Bequemlichkeit des Lesers den Antwortbrief des gleich hier an*).
d)
Dorn hat sinnentsprechend quaedam,
e)
Dorn
liest
es steht aber que
[=
quae] im Original.
„bituminosus", es muss aber „bithnminosa" heissen.
f)
Dorn hat „haec*, was nicht
*)
Da
dasteht.
uns das Original nicht vorliegt, haben wir Orthographie und Interpunction
nach unserer Auffassung geregelt; wir glauben uns hierzu ebenso berechtigt, wie die früheren Editoren, welche in diesen Punkten vielfach von einander abweichen. Zur Feststellung des Textes haben wir verglichen den ersten
Druck Bodensteins in „De gradibus« 1562 [Mook Nr. 26] und dessen 2. Auflage von 1568 [Mook Nr. 65], den Huser'schen Abdruck [4<>-Ed. III. S. 340], den Doms in der „Philos. Magna" [Mook Nr. 245] und den des Leo Suavius von 1568 [Mook Nr. 62].
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^
105 Bei medioae peritissimo
Theophrasto
Doctori
Eremitae,
Erasmus
Roterodamus*) S[alutem],
Non lutem
est
absurdum, medico, per quem Deus nobis suppeditat sa-
animae perpetuam optare salutem. Demiror, unde nie
corporis,
Aenigmata tua non ex arte
semel dumtaxat visum.
tarn penitus noris.
medica,
quam nunquam
agnosco.
In regione hepatis iam olim sensi dolores, nec divinare potui,
quis
esset
mali
lotio conspexi.
didici,
Renum
fons.
Tertium quid
ex mi8ero
sed
sensu verissima esse
pinguedines ante complures annos in
non
sit,
tarnen videtur
satis intelligo,
Hisce diebus
esse probabile mihi, id molestare**) ut***) dixif).
ali-
quot nec medicariff) vacat, nec aegrotare, nec mori, tot studiorum
quod
Si quid tarnen est,
laboribus obruor.
citra
mihi possit lenire malum, rogo ut communices.
solutionem corporis
Quod
si distraheris,
paucissimis verbis ea, quae plusquam laconice notasti, fusius explices, aliaque praescribas remedia,
quae
possum
arti
polliceri
animum mei,
si
praemium
polliceor.
me quoque
dum tuae
par,
Non
gratum
certe
Frobeniura ab inferis revocasti, hoc est dimidium restitueris, in singulis
utrumque
vereor ut possis legere.
Bene
Utinam
restitues.
Haec ex tempore
ea fortuna, quae te Basileae remoretur.
sit
queam sumere.
vacabit
studioque
scripta
vale.
Erasmus Roterodamus suapte manu.
Wir müssen lich
der Brief
sprechung;
denn
Hohenheim* scher
Hohenheims
bei diesen beiden Briefen etwas verweilen.
Hohenheims er
ist
ein
bedarf einmal keineswegs
Geistesthätigkeit. (z.
B. Rademacher)
Dass
einer
zu
missachtendes ihn
nur ungern
mancher zu
Nament-
eingehenden Be-
Product Verehrer
Recht bestehen
ist: „dem Theophrast von Einsiedeln Erasmus von Rotterdam", also ein vollkommener ParaJlelismus der Benennung. **) Allenthalben „molestare", nur Leo Suavius hat „molestum esse". ***) Leo S. hat „quod". *)
Das
Drucke haben „dixi", nur Leo S. hat „dixti" [= dixisti] corrigirt. Die dadurch entstehende Aenderung des Sinnes ist aber insofern unberechtigt, als Hohenheim nur objectiv von der Krankheit spricht, von den subjectiven
t) Alle
Beschwerden des Erasmus aber kein Wort sagt. ist wohl Druckfehler.
+t) „mendieare" (1562)
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+3
«
106
Grund, dass der Brief weder
lassen will, hat offenbar darin seinen
seinem Wortlaute,
noch in seiner
in
Bedeutung genügend
historischen
verstanden wurde.
Dass ein mündliches Aussprechen
Erasmus dem
des
über
Krankheitszustand
den
wird durch den Ant-
Briefe vorausgegangen war,
wortbrief des gelehrten Holländers an mehreren Stellen bewiesen.
geht aber auch mit voller Klarheit
Hohenheims
selbst
dem
aus
Erasmus
hervor.
brieflichen
hatte
Es
Gutachten
dem Arzte
seine
Leidensgeschichte erzählt und auch über die bisher gegen diese krank-
Erscheinungen
haften
von
anderen
Aerzten
Maassregeln
ergriffenen
Mittheilung gemacht, wonach dieselben hauptsächlich in Abführmitteln,
wie
sie die alte
Schule fast nur verordnete, bestanden hätten.
Allerdings
Mal
getroffen,
und Sprechen
hatten
und
sein
es
die beiden
sich
mag wohl auch
Bewenden gehabt haben.
weiteren Verkehr keine sichere
Behandlung
ärztliche
Erasmus
wirklich in
Hohen-
trat.
Das vorhergegangene offenbar sicher
Sehen
Jedenfalls ist von einem
Kunde auf uns gekommen, ebensowenig
über die mehrfach ventilirte Frage, ob
heims
Männer nur ein einziges bei diesem einmaligen
langdauernde Gespräch
lateinisch geführt wurde, da Erasmus
(welches
des deutschen Idioms
nur wenig mächtig war) macht die stellenweise fast orakelhafte Kürze des Paracelsischen Briefes in etwa begreiflicher.
Aber der Empfänger
hat trotzdem die Knappheit des Ausdrucks unliebsam empfunden, wie aus der
Wendung „aenigmata
deutlicher
tua" hervorgeht und gegen Ende noch
von Erasmus ausgesprochen wird:
,paueissimis
quae plusquam laconice notasti, fusius explices".
Erasmus merken
dass seine Krankheit hier mit ganz anderen
,
angeschaut und
verbis
Jedenfalls
klargelegt
wurde,
von
ea
musste
Augen
einem diagnostischen Stand-
puncte aus, der ihm vollkommen räthselhaft war und darum eben seine
Neugierde erregte.
Und gerade
da,
wo man von Kürze
des Ausdruckes
kann, im zweiten Theile des Paracelsusbriefes
,
bei den
kaum reden
Ausführungen
morbus", wo Hohenheim sichtlich mit der Abdem Laien einigermaassen seine, ihm eigenthümlichen Anschauungen verständlich zu machen, gerade da wird dem Gelehrten kaum ein Schimmer des Verständnisses geleuchtet haben und so gesteht über den
sicht
„tertius
ringt,
:
-
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5^
107 derselbe denn auch ein, „tertium ist ja
der alten Aerzte wohl hörtes,
bei
non
sit,
dem
Mittelalter
stammelnd und
in
Das
satis intelligo".
den Gedankenkreisen
bewandert war, hier ein Neues, Uner-
leidlich
Galen und
richtige Erkenntniss des
die
quid
auch nur allzubegreiflich, da ihm, der
Galenikern
nie Berührtes
entgegentrat:
die
causalen Zusammenhanges der Naturvorgänge, abging,
völlig
so
um Worte
wenn
aber,
hier
auch
noch
doch mit einer gewissen unver-
verlegen,
kennbaren Sicherheit zum Ausdruck gelangte.
Darum
eben
ist
Versuch
dieser
Mann
diagnose für den gelehrtesten
einer
verständlichen
jener Zeit
dem
Special-
Medicohistoriker
von bedeutendem Werthe.
Hohenheim handelt
hier von einem seiner eigensten Forschungs-
ergebnisse (womit er die alte Medicin
gehoben
hätte), von
eigentlich erst aus den
Angeln
den Krankheiten im menschlichen Körper, welche
auf dem »Tartarus" beruhen*). Diese Lehre von den erste
—
„tartarischen" Erkrank ungen
ist
der
aber keineswegs nur skizzenhaft angelegte, sondern schon aufs
nach
eingehendste
allen
Seiten
hin
—
ausgearbeitete
grosses Gebiet pathologischer Vorgänge im
Versuch,
ein
menschlichen Organismus
auf ein einfaches chemisches Princip (sagen wir vorläufig Ausscheidung oder Fällung)
zurückzuführen,
erscheinungen eindringt und wissenschaftlichen organischen
Diese Lehre rinnungs-
und
vom
der
in
tief
das
Wesen der Natur-
wohl die erste nachweisbare Regung der
Chemie ausmacht.
Tartarus
umfasst das weite Gebiet der Ge-
Exsudationsvorgänge,
Ausscheidungen
der
und
Ab-
lagerungen verschiedenster Art von den weichsten Formen bis zu den
Verkalkungen, speciell (wenn auch keineswegs ausschliesslich oder auch
nur vorwiegend) die Concrementbildungen
in
den verschiedenen Secreten
und sonstigen Flüssigkeiten im menschlichen Körper. den Harnsäure-Ablagerungen
bei
der Gicht
Wissenschaft zu Recht bestehender Theil beachtet zur Seite geschobenen,
ist ein
Die Lehre von
heute noch in der
dieser, lange Zeit völlig
flohenheim'schen Lehre.
un-
Diese Ab-
lagerungen kennt Hohenheim schon ebensogut durch Autopsie, wie die
Concremente
in
den Nierenbecken und den übrigen Harnwegen, und
——
diese beiden scheinen ihn zunächst auf seine Aufstellung der tartarischen -
*)
-
Hohenheim gebraucht Tartarus und Tartarum gleichmässig neben einander (xäpxapo? und xdpxapov), in späteren Schriften ausschliesslicher Tartarus.
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+3
108
^ am
Krankheiten gebracht zu haben und treffen sich von ihm nach
Wänden
den
Es
dem
der Weinfässer gewählten Bezeichnung*). Aufstellung der tartarischen Leiden eine der grössten
ist diese
Leistungen unseres Reformators, deren Genialität beurtheilen lernt,
Tage
seiner
wenn man
dem
sich von
vollkommen befriedigt festen
man nur dann
sich gegenwärtig hält, wie die
recht
Schulmedicin
uralten Hirngespinnste der vier Cardinalsäfte
Hohenheim
zeigt.
damit auf den
stellt sich
Boden chemischer Naturbeobachtung und -erklärung
wo
Zeit,
nächsteu mit der
Vorbilde der weinsteinsauren Kaliablagerungen an
die übrigen Aerzte nichts weiter waren, als
einer
in
mehr oder weniger
glückliche halb philologische, halb dialectische Commentatoren altklas-
von
sischer Schriftsteller,
Vorschriften hielten.
abzuweichen
Was man
heiten wusste,
pathologischen
deren sie
,
für
bis dahin von
die
ärgste
und Ketzerei
den hier näher ergründeten Krank-
etwa auf die blossen
belief sich
und therapeutischen
Barbarei
Namen
arena,
calculus, tumores, oppilationes, contracturae (Krämpfe), pinguedo arthritis,
arthetica passio u. dgl.
terrichtet uns
Hohenheim
Wir können
hier
zu
Ueber die altübliche Therapie un-
selber in seinem Briefe.
unmöglich eine eingehende Darstellung dieser
Lehre vom Tartarus geben, halten den Versuch
lapilli.
renum,
machen,
den
es
Brief
aber für entschieden
Hohenheims
an
geboten,
Erasmus
wenigstens einigermaasssen in deutscher Paraphrase wiederzugeben und das Nothwendigste commentatorisch beizufügen. für welches wir
Der Brief
im Voraus will also
Es
ist ein
Wagniss,
die Nachsicht des Lesers anrufen.
etwa Folgendes sagen:
Die medicinischen Kenntnisse, welche ich durch eingehendes
Studium der Natur und *)
Cf. L.
A.
Kraus,
Gottingen 1844. a)
[speciell] des Salzes a)
Kritisch - etymologisches
mir erworben habe.
medicinisches
I.exicon.
Aufl.
3.
S. 1029.
„Sagax Musa" und „Alstoos" sind Personificirungen, gleichsam die Göttinnen
Forschungsmethoden, durch welche er die neuen Naturanschauungen hat. Diese Ausdrücke sind wohl nur Eingebungen des Augenblickes; denn Hohenheim hat ihren Gebrauch bald wieder verlassen. seiner
gewonnen
„Sagax Musa* wird nur noch einmal in der aus derselben Baseler stammenden Schrift „De vita longa" verwendet [40-Ed. VI. S. 196 Fol.Ed. I. S. 856b], wo' er auch von „Empirica Musa" und „Hippocratica Musa" spricht Später hat er keine dieser drei „Musen" mehr genannt, sondern Zeit
gebraucht dafür die prosaischeren Ausdrücke
;
„Philosophia Sagax",
„Philo-
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Googl
-3 gestatten mir
^
109
Ich
klare Aussagen.
Gutachten ja auch schon bekannt
bin
als
Verfasser
ähnlicher
bi.
es ist die von ihm neubegründete, I. S. 147] auf Causalerkenntniss der Naturvorgänge gerichtete, naturwissenschaftliche, inductive Erforschungsmethode der Geschehnisse in der grossen Welt und
sophia adepta sagax" [vgl. 4°-Ed.
;
im menschlichen Organismus (seinNovum Organum scientiarum), im Gegendoctrinäreu, aprioristischen Methode der übrigen Aerzte, welche nur am Gebäude der Vorzeit deutelten und flickten. In seinem Programm hat er dies kurz nachher mit schlagenden Worten ausgeNon aliorum more ex Hippocrate aut Galeno aut quibuslibet sprochen: „
sätze zu der deductiven,
.
.
.
summa rerum Doctrice Experientia atque labore assequutus sum. Proinde si quid probaturus, Experimenta ac Ratio Autorum loco mihi suffragantur".
emendicatus, sed quos
„Alstoos"
zeichnung.
Sie
ist
eine sonst nirgends
bei
Hohenheim vorkommende Be-
scheint hier ad hoc geschaffen zu sein als
Personifikation
Sagax Musa gedacht) der durch seine chemische Experimentalprüfung der Naturkörper gefundenen neuen bahnbrechenden Auffassung der &Xotoo;, etwa im Sinne von Salzkünderin, salzWir fassen Alstoos Salze. (parallel der
,
=
kundige Muse oder dergleichen ; jedenfalls ist das Wort auf Es ist ein kecker etymologischer Scherz, den sich
Salz zurück-
der
zuführen.
Fremdwort aus dem Griechischen nicht verlegene Mann
um
ein
hier erlaubt (vergl.
den nicht weniger gewagten etymologischen Scherz mit den „Roades" in der Erkrankungen an die Kärntner Stände [4°-Ed.
Schrift von den Tartarischen
IL
S.
329; Fol.-Ed.
selber einsah
I.
S. 313], dessen
und darum
die weitere
Gewagtheit er aber wohl von vornherein
Anwendung
desselben zur Bezeichnung
der Chemie der Salze unterliess.
Abgesehen von der gewagten Etymologie betont Hohenheim hierdurch mit vollem Rechte (namentlich wo er an die Klarlegung einer tartarischen
Krankheit gehen
will)
Neuerung
seine
Vorgänge, die Statuirung des „Sal*
als
in
der Auffassung
der
chemischen
dritten chemischen Grundprincips
der organischen und anorganischen Welt, den blossen „Sulphur" und „Mercurius"
der alten
Paragranum in der
Alchemisten
4<>-Ed.
Bd.
II. S.
Einführung des „Sal*
gegenüber 31
;
in die
Fol.-Ed.
[vgl. I.
S.
namentlich
208 B ].
G rundbestand theile
die Stelle
Es manifestirt
im sich
der Welt einer der
durch Hohenheim. Er kam darauf durch die genauere Beobachtung und Ergründung der Destillations- und Verbrennungsvorgäuge. Seine Vorgänger hatten sich nur an den „Sulphur" gehalten, welcher mit Flamme brennt, und den „Mercurius", der sich im Rauch verflüchtigt (wofür Hohenheim vielfach den „Liquor" setzt, grössten Fortschritte in der chemischen Naturerkenntniss
die Feuchtigkeit in den organischen Körpern,
wie er das „Sal" auch oft als „Balsam" bezeichnet, der zur Erhaltung und zum Wiederaufbau der organiDie Aschenbildungen und die festen Rückstände bei der Destillation dagegen hatten jene als „caput mortuum* ausser Acht ge-
schen Körper dient).
lassen, uud es war Hohenheim vorbehalten, dies dritte zu beachten und aus ihm etwas Bleibendes, Lebendiges und Lebenbedingendes zu schaffen. Denn die Ausdrücke „Sulphur" und „Mercurius" sind längst zum
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^
110
Die Lebergegend c) bedarf keiner Apothekermitte], und
die
beiden anderen krankhaften Erscheinungen bedürfen keiner Laxantien.
Das Heilmittel
ist
vielmehr ein magistrales Arcanumd), bestehend
aus confortativer, specifischer Substanz und reinigenden, das heisst consolidirenden
,
honighaltigen
für den dicken satzigen
Ich weiss,
dass
Urin
und
alten Eisen geworfen,
Störung
die
der
die königlichen Mittel
sind durch die Erfahrung bewährt.
f)
dein kleiner
Gegen
Stoffen.
Leberfunction gibt es eine Essentia«),
Mesues
Körper g)
Coloquintenpur-
des
aber das „Sal\ die Entdeckung Hohenheims,
Vaters der physiologischen und pathologischen Chemie,
ist
humani und als Heilmittel einer Er hatte damit zum erstenmale
bis heute geblieben als Constituens corporis
über wiegenden Anzahl von Krankheiten. erkannt,
dass die Aschenbestandtheile ,
anorganischen Salze,
die
feste
die
Grundlage bilden, wie für jedes Mineral, so auch für jeden lebendigen Organismus („so ist der Balsam des Lebens auch des todts ein Saltz u „ein angeborner Balsam im Physico corpore eingeleibt vnd vereinigt, welcher den Menschen auffenthalt vor Feulung"; Chir. B. u. Sehr. 4°-Ed. S. 218; Fol -EdS. 81c; vgl. auch 4<>-Ed. Bd. III. S. 216 und viele andere Stellen). Von hier ,
Heilmethode
geht auch seine speeifische die
bereits
er
ganzen b)
aus, basirt auf der Chemie,
ihren Grundanfängen vorahnend als Schlüssel
in allen seinen
Organismen
zum Welt-
hinstellte.
Der Tartarusdiaguostiker weist hiermit auf andere derartige Gutachten hin. welche ihm Ruf verschafft hatten, also wohl hochstehende Personen betrafen, wobei wir an die schon oben S. 18 Anm. ** erwähnte Behandlung von Fürsten
18
krankungen c)
in
werden,
erinnert
die
zum
vielleicht
Theil
an ähnlichen
Er-
litten.
„Regio hepatis" wird hier getrennt von
„
hepar" gefasst, wie an vielen Stellen
der Vorlesungen „De morbis ex Tartaro orinndis", z.B. Bd. III. 4*-Ed. S.226 „generatio non tantum u.
d) e)
s.
w.
fit
sed etiam in regionibus hepatis
in hepate,
Vgl. bes. S. 227, 289, 294
u.
.
.
."
295.
Ein ihm angehöriges Specialmittel, das noch nicht bekannt sei. Also wohl eins der leichten tineturähnlichen vegetabilischen oder minerali-
dem
schen Mittel, die Hohenheim zuweilen auch noch mit Quinta Essentia, alchemistischen Ausdruck, bezeichnete. f)
„Pinguedo renum"
ist
keine Paracelsische Diagnose,
hier zur Verständigung mit
meint sich
ist
sondern er gebraucht
Erasmus einen terminus der
alten Schule;
ge-
der dicke satzige Urin (die „urina crassa"), über dessen Pathogenese
Hohenheim im zweiten Tbeile des 1. c. S. 233 und 325).
Briefes
eingehend ausspricht
(cf.
De
Tartaro g)
An dem Ausdruck nommen,
z.
haben
„corpusculum tuura*
B. Fischer („Paracelsus
zudringliche Vertraulichkeit
tadelt.
Die kleine Statur des Gelehrten
ist
in
Basel"
Doch
ist
bekannt
sagt, er war ein „zarter kleiner Mensch').
(J.
verschiedene S.
127
Anstoss
a. a. 0.),
ge-
der es als
dazu kein Grund vorhanden.
Kessler,
der Augenzeuge,
Erasmus braucht
ja
auch selbst
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+s
iii
ganzen nicht vertragen kann, noch
irgend etwas gewaltsam Ein-
greifendes,
überhaupt nicht das Mindeste aus der [Galenischen]
Apotheke.
Tch weiss,
erfahrener bin,
und
dass ich geschickter
und weiss auch, was
gesundes Leben verschaffen kann:
in
meiner Kunst
dir ein langes,
ruhiges und
du bedarfst durchaus keiner
erzwungenen Stuhlentleerungen.
üeber den dritten krankhaften Vorgang [die pinguedo renum
muss ich mich deutlicher aussprechen. Stoff,
ist ein
b)]
ausgeschiedener
entweder eine geschwürige Zersetzung [Eiter], oder ein ab-
gesonderter Schleim,
oder
mischung, mag diese nun
schleimiges Riickbleibsel
Worte von
sonstwie
eine
hinzugekommene Bei-
ein Niederschlag aus
ein weinsteinartiger Ansatz*)
diese
Es
in
dem Harn, oder
den Harnwegen,
vom Samen k\
sich in seinen Briefen
oder ein dick-
oder eine zu zähe Ernäh-
(Horawitz, Erasmiana.
IV.
S.
56),
konnte also recht wohl im vorhergegangenen Gespräche Hohenheim gegenüber gleichfalls so gesagt haben. Ausserdem kommt diese Wendung auch in
andern Briefen an Erasmus vor; so gibt ihm Job. „sein corpu8Culum eifrig zu pflegen"
h)
(Horawitz
Blotzheim
a. a, 0. III. S.
den Rath, 19).
Erasmus hat das nicht verstanden und fasst fälschlich die „pinguedo renum u zweites; „tertium quid sit, non satis intclligo", konnte er da wohl sagen Es ist vielleicht nicht unnöthig, darauf hinzuweisen dass diese drei hier genannten krankhaften Zustände keineswegs als selbständig neben einander bestehende Leiden zu betrachten sind. Hohenheim weist einer Anzahl von Speisen und Getränken die Eigenthümlichkeit zu, Bestandteile zu enthalton, welche im Körper „tartarischc" Processe hervorrufen können. Dieselben bewirken aber nur bei gestörter Verdauungsthätigkeit (in Magen,
als
!
Leber
—
u.
s.
,
w.)
Leberfnnction
kraukhafte Ablagerungen, welche sich in
den Nieren
und den Harnwegen
z.
B.
festsetzen.
bei
gestörter
Leber und
Lebergegend sind also hier in ihrer Thätigkeit gestört, und das führte zu „pinguedo renum". Die Heilung hat auch ein dreifaches zu erfüllen. Wir
können darauf nicht näher eingehen. Dass Hohenheim in bestimmten Fällen den „Tartarus" durch Tartarus heilte, wollen wir nur ganz kurz nebenbei erwähnen, um nicht weiter auf sein „similia similibus curantnr" eingehen zu müssen [cf. z. B. 4°-Ed. III. S. 231]. Cremor tartari (richtiger von ihm Cryatalli tartari geheissen) ist auch heute noch ein Polychrest beim Volke Er wendete aber auch Blasenausspülungen mit aus seinem Arzneischatze. einem „Syringa" genannten Instrumente bei Concretionen etc. an [cf. III.
—
231; II. S. 335 4«-Bd.]. Der Unterschied zwischen „Faex" und „Tartarus" ist klar aus folgender Stelle zu ersehen: „Fex am Boden, Tartarnm an die wend* [4°-Ed. II. S.281]. Cf. „De morbis ex Tartaro" Lib. I: „sie est castis hominibus, quod superfluitates, id est, tartarus resolutus non exit cum spermate, non pnrgat renes" S.
i)
k)
[40-Ed. III. S. 218].
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112 rungsflüssigkeit
Fettigkeit
,
oder
eine
in
Lösung
harzähnliche
gebliebene
—
oder irgend etwas anderes der Art sein
wenn
dies
durch die coagulirende Einwirkung des Salzes zur Gerinnung gebracht wirdl), so entstehen ähnliche Gebilde wie Kiesel oder besser
Derartige Gebilde aber habe ich bei dir
[durchsichtiger] Beryll. nicht
wahrnehmen können.
äussert
habe
über
den
Allein
auch
alles
was ich ge-
das,
marmorartigen
feinbröckeligen
Stein»»',
welcher in den Nieren selbst n) bestehe, das musste nach meiner
Ansicht ein Coagulationsproduct genannt werden. Sollte, bester
Erasmus, deiner Erhabenheit meine specifische
Heilmethode zusagen, Arzt
als Arznei
so
will ich dafür sorgen,
dass dir sowohl
zur Verfügung stehen.
<>>
Lebe wohl!
Theophrastus. Sind wir hiermit Briefes in aller
dem
wissenschaftlichen Inhalte des Paracelsischen
Kürze gerecht geworden -
ein weiteres
Eingehen auf
die tartarischen Theorien müssen wir auf spätere Zeit versparen
—
so
dürfen wir doch nicht unterlassen, noch auf einiges andere aufmerksam zu machen.
Aehnlich wie hier im Briefe hat
Hohenheim
schon in der voraus-
gegangenen Unterredung dem gelehrten Theologen seine Ansicht über 1)
Er unterscheidet zwischen Tartarus resolntus und Tartarus coagulatus. Solange die tartarische Materie noch in Lösung bleibt, ist sie unschädlich und wird durch den Harn ausgeführt; kommt es zur Coagulation in der vom Alle GerinnungsTartarus ergriffenen Localität, so ist die Erkraukung da. vorgange im Organismus (und in der unorganischen Natur) werden durch
—
n)
bewirkt, den Hohenheim gelegentlich „Heros" oder „Dominus coagulationis" nennt. Die marmorartigen Concremente sind unter den röthlich gefärbten die härtesten („marmoreum, id est durissimum inter rubea). Das Nierenbecken wird noch zur Niere selbst gerechnet.
o)
Seine
den „Spiritus Salis" in)
chemischen,
nicht blos mineralischen,
Arzneien bereitete
Hohenheim
Causalmomeut
vielerlei
für
ja selbst
sondern auch vegetabilischen,
(ein
nicht zu
unterschätzendes
Anfeindungen!), und so blieb es auch bei den
Paracelsisten bis zur professionellen Chemiatrie , durch welche die Paracelsi-
schen Tincturen, Oele, Wasser, Elixire, Metallpräparate etc. ihren Weg zu den „pharmaca" der Apotheken fanden. Wenn er Receptc Bchrieb, enthielten sie viel weniger Mittel, als die der Galeniker.
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+3
113
8>
die Art der Erkrankung desselben ausgesprochen.
darum
der Hauptsache
in
nur
kurz
seine
Hier recapitulirt er
mündlichen Auseinander-
Dass Functionsstörungen der Leber und ihrer Adnexa vor-
setzungen.
handen sind, kann ja dem Laien genügen zu vernehmen, und darum erörtert effect
Hohenheim
Wie
das
auch nicht weiter. Nur über den Schluss-
der durch den Tartarus bedingten Erkrankung, die krankhaften
Beimengungen im Harne, spricht darlegt,
er sich eingehender
aus,
indem
er
woraus dieselben bestehen könnten und was eventuell ihre
Ursachen und Folgen
Eine Entscheidung darüber, welche von
seien.
den genannten Entstehungsarten nun im Erasmischen Falle vorliege, gibt er nicht,
vorbehalten
scheint
zu
Hohenheim
sich
wohl eine speciellere Diagnose noch
also
Untersuchung
Eine
haben.
des
auf welche
Urins,
grosse Stücke hielt, und die er, echt alchemistisch, durch
Kochen desselben erweitert
hatte, stand überdies noch aus, so dass an's
Receptschreiben, wie Erasmus es meinte, vorerst gewiss noch nicht zu
denken war. Die
therapeutischen
Gesichtspunkte
sehr andeutungsweise gegeben.
ständlich, aber mit den positiven
Und
Hohenheim
vollends
von
ebendeshalb nur
Angaben über Arcanum, Specificum,
Essentia und regalia medicamina wusste fangen.
sind
Das Negative war dem Theologen ver-
der
„praxis
offen als antigalenischen
derselbe gewiss nichts anzuspecifica',
durch
die
grosse Weise nur eine sehr unklare Vorstellung gemacht haben.
macht uns darum auch gar nicht den Eindruck, sehr
darum zu thun gewesen wäre, den Gelehrten
zu gewinnen.
sich
Ketzer bekannte, wird sich der
als
Es
ob es Hohenheim
für seine
Behandlung
Jedenfalls wollte er sich nicht klarer darüber aussprechen,
ehe ihm der vertrauensvolle Entscheid des Erasmus für seine Diagnose
geworden war.
Immerhin mag aber
und Behandlungsmethode
zutheil
Hohenheim
lakonischen Kürze auch durch den
zu
dieser
Argwohn
veranlasst worden sein, dass er andernfalls nur den Galenischen Freunden
des Erasmus unnöthigerweise seine therapeutischen Grundsätze preisgebe*).
*)
Wir lügen
hier nur noch in kurzem bei, dass Hohenheim die bei Erasmus anzuwendende Heilmethode deshalb „specifisch" nennt, weil er eine directe, rationell -chemische Einwirkung auf den vorhandenen Tartarus und seine Grundursachen beabsichtigte, im Gegensatze zu dem blos indirecten, gewaltsamen Verfahren der alten Schule gegen derartige Krankheitserscheinungen, deren ätiologische Bedingungen sie nicht kannte.
8
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-3 Er betont
dem
welche
dalier
zum
114
Schlüsse nur,
Eine grosse Zuversicht,
würden.
dass
kenne,
die Mittel
er
Gelehrten Gesundheit und langes Wohlbefinden verschaffen gewiss durch
die
das Ausreifen in
längerer Lehrthätigkeit sich erst in grösserer Vollkommenheit bewährt hatte*).
Es
weht
Selbstbewusstsein
trotziges
fast
ein
seines
besseren
Wissens und Könnens durch diese Zeilen, welches vielen Lesern des Briefes
anmassende Prahlerei erschienen
als
Hohenheims
das ganze Auftreten
Werthes getragen und aus
seines
ist
allen seinen Schriften klingt uns dies
Für den Kenner des
hohe Selbstgefühl entgegen**).
der damaligen Medicin und Naturwissenschaften fellose
*)
Mit Unrecht, denn
ist.
von derselben Ueberzeugung
tiefen
Standes
aber eine zwei-
ist es
war
Thatsache, dass dies Selbstbewusstsein ein wohlbegründetes
Gerade bei den tartarischen Erkrankungen heim'scher Ansichten im Laufe von
sich das Ausreifen
lässt
10—12 Jahren
Hohen-
wissenschaftlicher Durch-
dringung eines grossen Vorwurfes recht schön verfolgen, wenn man die über dieses Thema chronologisch durch-
verschiedenen Abhandlungen arbeitet.
Abgesehen von den vielen Fragmenten möchten wir
der Abfassung dieser Schriften sechste S. 12 2)
Buch
ff.;
in der Artznei
Fol.-Ed.
I.
477
S.
die Reihenfolge
heute folgendermaassen feststellen: das noch vor Basel
ff.],
niedergeschrieben
Die Baseler Vorlesung „De Morbis ex Tartaro oriundis Libri IL"
III. S.
cinae
207 ff.; Fol.-Ed. I. S. 392 Paramirum", welches nur
3)
ff.].
Das
Buch des
2.
ganz cursorisch
die
„
borum
I.
9—13].
ex Tartaro" [4<>-Ed.
von den Tartarischen
4) „Operis I. S.
Volumen mediI.
der
S. 23
origine mor51-67]. 5) „Das Buch, an die Kärntner Stände [40-Ed. II. Pararairi Liber III de
141-188;
kranckheiten"
ist.
[4°-Ed.
Gesichtspunkte
Krankheitsentstehung aus den Ingestis (,Ens veneni") gibt [4°-Ed. bis 35; Fol.-Ed.
„Das
1)
vou den Tartarischen Krauckheiten" [4«-Ed. IV.
Fol.-Ed.
I.
244—340; Fol.-Ed. I. S. 283-316], welches er, wie er selbst sagt (4o-Ed. S. 245), bis 1538 dreimal emendirt und corrigirt hat. Die im V. Bande der 4°-Ed. S. 196—251 gegebenen Fragmente sind vielleicht alle in die Jahre 1527 '29 zu setzen. Zu beachten sind noch die beiden Hedactionen einer Schrift „De Podagricis" [4°-Ed. Bd. IV. S. 246 ff. und 286 ff.] und das S.
—
—
Büchlein
„Vom Podagra"
schrieben sind,
wenn
sie
[ib. S.
181
sich trotz
— 189]
welche auch wohl vor 1530 gemancher bedenklicher Stellen als echt ,
erweisen sollten. **)
Hoffahrt nannte vertheidigte,
z.
man
es schon zu seinen Lebzeiten,
B. (4«-Ed. Bd. IV. S. 381)
„.
.
.
wogegen
fug vnd billigkeit ich das anzeig: Nicht aufi hoffart, deren
Dann
er sich selbst
ermessen solchs. mit was sie
mich zeihen:
hoffart hat kein gelehrten, kein kunst, k. nie geben, allmahl dieselbigen
verstockt, das sie erloschen seindt
..." und
öfters.
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116
-+3
bei einem
Manne, der
die Allgewalt der Naturkräfte bereits ahnte
und
für eine neue Wissenschaft zu verwerthen suchte, der er die aus seinen
Studien und practischen chemischen Versuchen erschlossenen drei vermeintlichen Grundbestandtheile der
Welt (Makro- und Mikrokosmus)
zu Grunde legte.
Es könnte
so
aber vielleicht auch
sich
finden lassen, dass
Hohenheim
selbstbewusst und
siegesgewiss
fast
noch ein besonderer Grund
Denn
schrieb.
hat eine nicht ganz geringe Wahrscheinlichkeit skeptische
und auch aus Neid
des 16. Jahrhunderts,
oft malitiöse
„groß Spottvogel
der
Fischart im Gargantua (1582)
Frohen s
dessen Lob von
Erasmus
gerade hier an den grossen
für
,
der Voltaire
wie ihn schon Johann
titulirt *),
dem
Freunden
in allen
vielen
der
dass
sich,
Erasmus, 41
Annahme
die
unverholenen Neuerer,
Tonarten gesungen
wurde, etwas herablassend oder stellenweise gar ironisch entgegengetreten
war, dass er
siegesfroh
nüchterner Welt- und Menschenkenner
als
vorwartsstrebenden jugendlichen Feuerkopf ein
oben herab behandelt hatte. Wenigstens lich wie er war,
mag Hohenheim,
etwas herausgefühlt haben.
so
doch dem grossen Kritiker und Humanisten, der gelehrten Welt den
und
für sich alle
er wusste sich
geistigen Ritterschlag
Ehren
zu
Und
empfind-
er wusste sich
in Basel
der jungen
gewohnt war
ertheilen
schuldigen Tribut in Anspruch
als
den
wenig von
nahm
—
ihm auf seinem Gebiete der Natur- und Heilkunde
vollkommen ebenbürtig**). *)
Hallenser Neudruck 1886.
**) Spricht doch Paracelsus
S. 12.
in
einer späteren Schrift
(Vom
Terpentin) einmal
geradezu eine Minderschätzung des Erasmischen Gebietes der Moralphilosophie
gegenüber der durch ihn selbst
(Hohenheim
versteht
unter
„
Naturwissenschaft), wenn
in's
Leben gerufenen Naturphilosophie aus
Philosophie" er sagt:
für
gewöhnlich
überhaupt
„Dann welcher der Philosophey
die
nicht
ergründet ist (ich meine nicht Moralem noch Ethicam, noch ander Gugelfur [Narrenspossen], damit sich Erasmus geübt vnnd vrabtreibt) wie sich die natürlichen Kraffte leichtern, der giebt eben dann ein Artzt, wie ein
einen Beckenknecht [Bäckergesellen]
feger [Kaminkehror] S,
216; Fol.-Ed.
I.
S. 1062b).
.
.
Kemmig-
(4°-Ed. VII.
Ein andermal spricht er sich über den Werth
wie sie in Erasmus ihren glänzendsten Können am Krankenbette recht despectirlich aus („Von der Frantzösichen kranckheit" 1530. 4°. S. D»r] „Es ist die gröst der philologischen Gräcistenschule
,
Vertreter hatte, für das ärztliche
verfürung der artzney bey meinen zeitten vmblanfft, das
vil die niches
au-
wenig der sprach Grecorum, wie sie die gelernt haben, Schulmeister warend, do sie Correctores. vnd do sie bey Eraümo
dersts wissen, als ein
do
sie
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^
116
Diese Verna uthung hat, wie gesagt, viel innere Wahrscheinlichkeit.
Man mag dann immerhin
Hohenheim schrieb aus verletztem
sagen,
Eigendünkel so grossspurig an das
,
den gelehrten
Orakel Europas",
Holländer, aber
dem
kleinen Malicen,
die er empfinden musste,
wenn
hätte er gewiss nicht imponirt,
„um
einfach,
er die
einen neuen
Patienten zu bekommen", de- und wehmüthig hinuntergeschluckt hätte.
Wenn man
man anerkennen müssen,
dies erwägt, so wird
Manne, der
wissensstolzen
Nun
warendt.
so etliche bücher der artzney
haben, vermeinen
außlernen,
so
dem
greckischen angefangen
auffm
dieweil die sprach die bücher regier, so regier sie
sie,
die krancken, Also lernen sie die Kriechischen bücher losen,
selbigen
dass er
seinem Skepticismus vom Arzte vor der
in
künden
sie
vnd so
auch
sie die-
vnd werden also Doctores, die
nichts,
heissen nit artzet, sunder Kriechen, kein artzet soll sich beschirmen mit der
sprach, allein mit practic".
—
Ja sogar auf dem theologischen Gebiete
geht er gegen Erasmus und andere I3ibelcomraentatoren an, wenn er die „Locustae" der Vnlgata, die Speise des Johannes in der Wüste, knospen, nicht als Heuschrecken aufgefasst haben
vom Honig
4°-Ed. VII.
S.
227; Fol.-Ed.
1. S.
als
Blatt-
Abhandlung
(In der
will.
Diese Auffassung der
1066c.)
bäumen" kehrt in vielen medicinischen Schriften gelegentlich bei Hohenheim wieder und wird in den verschiedenen handschriftlichen Matthäuscommentaren gleichfalls vorgetragen, z. B. heisst es in einem angeblich 1525 an Luther, Melanchthon und Pomeranus gesendeten Fragmente eines solchen [handschriftlich in Görlitz (1564 im December geschrieben) und in Kopenhagen] „von Locusten zu reden, solt „locustae"
„schößlein von den
als
Ihr mercken, das wir also deützschen, das Locusten heissen Sprößlein, oder
junge Zweige vnd die äußeren Spitzen an den Aesten, dieselben hat Joannes Baptista durch das wild Honig gezogen vnd geßen
.
,
damit wir aber euch
zuvorstehen geben, das Locusta auch ein Heuschrecke heisst, aber Johannes
hats nicht geßen
;
fünfferley genera
Locustarum bewehren
wir, aber sie seindt
nicht nabrung des leibes, sondern ertzney zu conteriren Lithiasin, dergleichen
Urinam zu provociren
.
.
[an anderer Stelle: „sondern ein Artzney
(Sand), so ers gessen hätt, er hätte sich gar in todt purgiret,] nicht
wohl verstanden wird, das Johannes solche
.
zum grien darumb .
thierlein vor eine
Speise
geßen habe, also starcke Medicamenta, dann wir achten er hette es über ein halb Jahr nicht getrieben auch hätte er übel Zeit gehabt, dieselben .
.
.
zu fahen, vnd vns wird weder Griechisch noch Hebreisch ein solches wiederreden.
Dann Locustae
lächerlich an, es wäre
Hase".
—
Es
ist
seind Sprößlein
erinnert, aber der griechische als
Heuschrecken
Selbständigkeit „locustae"
als
vnd
Heuschrecken.
dann sach, daß ein Heuschrecke wär
Es
sieht
als ein
uns gar
gebratener
gerade kein schlechter Einfall, der an das „Johannisbrod" zu.
Text
(axptSe;) lässt keine andere
Uebrigens zeigt
Hohenheim'scben
Uebersetzung
auch in solchen Kleinigkeiten die Denkens; denn diese Auffassung der sicli
junger Blatttriebe findet sich bei keinem anderen Matthäus-
Commentator wieder
[cf.
Toxites,
Onomastica
II.
1574.
S.
456
f.].
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^
117
£«-
Entscheidung, ob er sich von ihm behandeln lassen wolle,
im Tone
liches Gutachten verlangte,
Seiner
Würde
dem
in
streben, den
Erasmus
Doch möge
ein
„
nicht
Briefe
Herandrängen - an den Einflussreichen entdecken, ja nicht einmal das Be-
Behandlung geneigt zu machen!
seiner
Jedem unverwehrt
es
den Brief
sein,
nach seinem Gutdünken zu beurtheilen, jedenfalls Stück geistiger Arbeit unseres
Und nun
„
Antwort des
die
dieselbe
steigt
dem
sei,
dem
umgehend,
vielleicht nicht gerade
Begrüssungsformel „Salutem* dass
Grusswunsch
denselben
ist,
G emüths Verfassung
aber allezeit glückliche
—
Arzte gegenüber ein passender Glückwunsch!
nennt
echtes
es
ein
einem Arzte, dem die Sorge für das körperliche
Wohlergehen anderer anvertraut
—
ein
er
gewissenhaften Philologen der Einwand auf,
wenig widersinnig bringen
Hohenheims
Erasmus!
Bei der üblichen
erfolgt.
ist
Reformators" von absoluter Authenticität.
Mit eilender Feder, wenn auch ist
ein brief-
richtig geantwortet hat.
hat er gewiss nichts vergeben: ein Haschen nach der
Gunst des grossen Mannes, können wir
völlig
darzu-
auch
sei ja
Bewundernswerth
er die tiefe Kenntniss seines Körperzustandes, welche der
hoch-
erfahrene Arzt ihm ausgesprochen, da er ihn doch nur einmal gesehen
und gesprochen
habe.
Ein leichter Zweifel über die volle thatsächliche
Richtigkeit dieser schnellen ärztlichen Erkenntniss,
werthen medicinischen Zeilen hervor!
lugt
Scharfblickes
,Cedo nulli
1 !
war ja
nische Vielwisser auch hier in
Anwendung
für
brachte.
„Encomium
erscheinen lassen und einige Libelle des
ihren Einklang mit
Galen
dem Thatbestand werde
er
artis
sensu"
im Gegensatze zu
„arte
niedica"
(der aber
medicae" hatte
übersetzte), aber über
durch seine eigenen
schmerzhaften Empfindungen belehrt*). Schmerzen
*) „Misero
den
argwöh-
welche ihm der Herr Doctor
,
ihn den Laien in der Arzneiwissenschaft
nichtsdestoweniger 1518 in Basel ein
staunens-
zwischen
sein Motto, welches der
Es sind zwar dunkle Räthselworte gesendet hat,
dieses
wohl
doch
in
der Lebergegend
bedeutet
die
Belehrung
durch den im Vergleich mit wissenschaftlicher Erkenntniss niedriger stehen-
den Sinn des Allgemeingefühls mit dem Nebengeschmack der elendmachenden Michael Toxites spielt hierauf etwas gezwungen an, den Worten einen etwas anderen Sinn unterlegend, wenn er in der Vorrede zu
Schmerzen.
—
den „Libri XIII1. Paragraphorum Paracelsi" [Argentorati 1575. 8°; Mook Nr. 112] an den Erzbischof von Augsburg Joannes EgoJphus schreibt .
.
.
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+2
118
und Niederschläge im Harn [pinguedines renuml habe er schon lange
Der
bemerkt, ohne die Quelle der Beschwerden ergründen zu können. dritte Krankheitsvorgang, viel
Mühe verwendet
hatte
Hohenheim
auf dessen Verdeutlichung (s.
S.
111 Anm.
1>),
ist
so
ihm nichtsdestoweniger
durch seine eigene Schuld unverständlich geblieben, doch will er gern glauben, dass das seine Beschwerden verursache.
und
selbst vertraut
sein folgen will,
Medicin nur
selbst in der
kommt
dem
er dahin, die angebotene
Da
er aber
nur sich
eigenen Ueberzeugt-
Hülfe abzulehnen.
Eine „Kur* zur Beseitigung dieser Krankheitszustände zu unter-
nehmen, habe
er
dermaassen mit
augenblicklich keine Zeit.
Er
sei
Arbeiten
er
weder
wissenschaftlichen
nehmen, noch krank
überhäuft,
sein, noch
dass
sterben
(!)
—
dürfe
Medicamente das
ist ja
eine
verblümte Absage in etwas spöttischer Fassung, aber er lenkt nochmals ein,
um
den in der Heilkunde unzweifelhaft Grösseren noch
etwas
auszuholen.
was seine Leiden lindern könne ausser
Sollte es etwas geben,
Tod,
Schmerzenstiller
Hohenheim
möge
so
ihm
es
dem
mittheilen.
Wenn es ihm, dem Arzte, möglich sei, die Linderung der Schmerzen von dem ultimum remedium, der Auflösung des Leibes im Tode, zu trennen,
was
so
möge
deren
den
(von
Heilmittel ihm in
er
er so lakonisch
ihm mit wenig Worten des Weiteren
erklären,
nur angedeutet habe, und die versprochenen an-
galenisch-arabistischen
verschreiben
— —
Händen haben!)
wenn
er
abweichenden)
Abführcuren
Recept möchte
(ein
doch von ihm
er
dann wieder einmal „Zeit
zum
Doctern* habe, wolle er dieselben einnehmen.
Nach
dieser
dilatorischen
etwas
(wobei er aber doch therapeutischen
dem
verclausulirten
Behandlung der von nicht den
Würmer
Ablehnung oder mindestens
Hohenheim
Versuch
angebotenen
unterlässt,
Hülfe
Hohenheim die
aus der Nase zu ziehen) sucht
Erasmus
Arzte noch „einiges Angenehme" zu sagen. Freilich
einen
Lohn, welcher der Wissenschaft und Kunst des
Helfenden entspräche, könne er nicht versprechen
(ist
das ganz auf-
„Accedit huc, quod tu omnium optimc de vtraque medicina, Galeni nimirum atque Theophrasti, non tantum propter doctrinam tuam, qua multis scd proprio etiam sensu, vt Erasmus Roterodarans aliquando ad Theophrastum scripsit, iudicare potes. Vtranque enim es expertus. qnid vtraque poßit, non ignoras".
(aui*):
antecellis,
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119 richtig gemeint
oder
wohl aber
liegen?),
darin
soll
nicht
Froben
des schon verloren geglaubten
wenn
Erasmus
Bosheit
ironische
Die glückliche Heilung
seines Alter Ego, sei
,
grosses Geschenk*), und gewiss werde es
begrüssen,
kleine
eine
Gemüth!
ein dankbares
Fr oben
ihm
dem Arzte gelänge, auch den befreundeten Möge das Geschick es fügen, dass Hohenheims
es
zu heilen.
—
Aufenthalt in Basel verlängert werde.
Wie mag unserem Arzte
haben?
behagt
dies Antwortschreiben
Wirkliches Vertrauen zu seinem therapeutischen Können klang nicht daraus entgegen: so viel wird wohl
mag ihm,
der
ein
nicht minder freudig
seinen Beruf,
Jedem
ihm
Und wie
klar sein.
den leidenden Mitmenschen Heilung zu
bringen, so begeistert erfasst hatte, der aber darum auch Vertrauen zu
uneigennützigen Absicht und
reinen,
seiner
vom Kranken
helfen
wie
erwartete,
mag ihm
—
Macht zu
seiner
Mann
der alte kranke
erschienen sein, der bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten keine Zeit
zu finden vorgab zum „doctern", dachte er, ,habeat
also
gesund zu werden**).
Gewiss
mehr
gerührt,
Sicher hat er keinen Finger
sibi'!
den vertrockneten Gelehrten
eines besseren zu überzeugen
!
Er hat den
Brief ad acta gelegt, und wir denken, er hat recht daran gethan
Erasmus,
Die Worte des
nung würdig sei
ihm
seiner
dass er
Hohenheim
sicher, scheinen
uns ebenso undelikat, namentlich da von einem
Eintritt in die Behandlung des Arztes noch
kränkend
Hohenheim,
für
gar keine Bede war, wie
wenn keine beabsichtigte Bosheit
selbst
für den seines Werthes bewussten Arzt darin liegen
man
daran erinnern,
sich
Vermögen
*)
mit Auf in
dass
diesen
„per nie
zwei
wir
sollte.
ziemlich
Auch möge bedeutendes
mit vollem Recht annehmen zu dürfen,
Briefen
der
Verkehr
der
berühmten
beiden
Anerkennung der glücklichen Heilung F r o b e n s weist Hohenheim schon mehrfach erwähnten Briefe an die Züricher Studenten hin: .
.
.
tum a morbo etiam testis est,
Epistola
ipso liberatus (cuius
Wir verweisen
hier
Erasmus
suapte
.
nochmals auf die Vorrede zur „Bertheonea"
Sehr. S. 331 Fol.-Ed.),
wo
sich
ille
Rotero-
."). Vgl. manu conscripta nachher dem Arzte nicht einmal mehr
illa
S. 76, wie Erasmus kurz Ehre dieser Heilung geben will.
auch oben
**)
ein
diese
dein
damus quoque die
Erasmus
hinterliess!
Jedenfalls glauben
dass
keine Beloh-
Kunst versprechen könne, aber ein dankbarer Sinn
Hohenheim
.
(Chir. B. u.
über Werth und Anerkennung
eines kundigen Arztes so klar ausspricht.
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+2 Manner
Ende
sein
wir verneinen also die mehrfach auf-
erreicht hat:
Erasmus
ob wirklich
geworfene Frage,
von
Theophrastus
Das Eine erscheint uns aber
wurde.
handelt
120
eine
als
be-
wohl
sehr
aufzuwerfende Frage, ob die ruhig urtheilende Nachwelt nicht allen
Grund hat,
in
und
logischer
ethischer Hinsicht
den Brief des Arztes
von Einsiedeln über den des Weisen von Rotterdam zu stellen!
Ausdruck
Der lateinische die
fremdartigen Termini,
vielen
Gutachten
wissenschaftlichen
für
Hohenheims
in
die
Briefe ist
einem
in
sich
Gelehrten
einen
durch
medicinischen
vermeiden
nicht
Hessen, ein recht unschöner und schwerfälliger, ja für ein philologisch
geschultes Ohr
ungerecht,
oft
geradezu
dem mangelhaften
Hohenheims aufzubürden, während
lateinischen Stil
grössten Theil
in
der
Sprödigkeit
des
Stoffes
schmeichelhaftes
Erasmus
dieselbe doch
denn
liegt;
Hohenheim mit Dingen des gewöhnlichen Lebens den Briefen an Amerbach), macht sein Schwerlich aber hat
Doch wäre es
abstossender geworden.
das Vollgewicht dieser Schwerfälligkeit
beschäftigt (wie in
Stil einen viel besseren
Hohenheims
über
zum
wo sich Eindruck.
Brief ein so
Wort gesprochen, wie weiland über den Galeniker „Medicinam eius opera primum loqui coepisse".
Wilhelm Copus: Dafür
ist er
aber auch unter den „Steinbeschwerden"
seiner
späteren
neun Lebensjahre schwerlich jemals zu der Erkenntniss gekommen, dass er auch hier mit einem Reformator zusammengestossen
Medicin erst die richtige Sprache, wie jahrhundertelangen
Kämpfen
schaffen
Luther sollte.
war,
der
der
der Theologie,
nach
Für beide hatte
der
jeden Fortschritt ängstlich vermeidende und verleugnende Egoist kein
Verständniss
mehr.
Dagegen bekannte der nicht weniger berühmte
Ramus
Petrus
Pariser Antiar istoteliker
in seiner .Oratio de Basilea"
(1568) mit staunenswerthem Vorherschauen: ,ut
primum medicina
perfectaque
weder die Mitwelt, noch auf lange hinaus auch richtigen
mocht
die
das freilich
Nachwelt auf die
Gedanken über den genialen deutschen Arzt zu bringen ver-
hat.
Er
sollte
nun einmal dem
unterliegen, bis die von liche Medicin in
Galen und Hippokrates
ihm geahnte und
erstrebte naturwissenschaft-
unserem Jahrhundert zum Durchbruch
Geschichte Parteisache für der
cum Theophrasto nata
Ein Urtheil,
videatur".
anheimstellte, die Aerztc
was
bis
dahin
seit
kam und das Jahrhunderten
gewesen war.
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-2 Wenn man
Schriftzüge
die
anAmerbach
denen der Briefe
dem
121
^
zweiten Briefe an den Baseler Juristen,
„Stimmung" näher
briefe in der
Hand
dass beide von derselben
Erasmus
an
des Briefes
mit
eingehend vergleicht, namentlich mit
steht,
welcher
so ergibt
dem Erasmusunzweifelhaft,
sich
geschrieben sind, wenn auch
manche
Einzelheiten nicht allenthalben im „ductus* übereintreffen *).
Ein
rothes Wachssiegel
der Grösse des bei den Colmarer
in
Murr
Briefen (S. 98) erwähnten und bei
schluss des Briefes gebraucht worden.
abgebildeten,
nichts
diese
Stelle
worden.
überklebt
erkennen,
weiter
als
eben
Es
lässt
die Spuren der
ist
das
vom Buch-
Papier an der Stelle eingerissen und deshalb später (wohl binder)
zum Ver-
ist
Beim Oeffnen desselben
darum heute
sich
früheren Existenz
eines Siegels.
Endlich noch ein paar Worte über die Zeit, Briefwechsel
fallt
!
oder doch in voller Genesung,
nahm. Mithin
als
Erasmus
der Brief Hohenheims
den Arzt
frühestens
hergestellt
in
in
Anspruch
den
Sommer
Die folgenden Erwägungen werden zeigen, dass er auch nicht
1526.
später
viel
fallt
welche dieser
in
war Fr oben schon wieder
Jedenfalls
fallen kann.
Hohenheim kann noch wesen sein, als Erasmus an
nicht Professor und Stadtphysicus ge-
denn sonst würde dieser
ihn schrieb;
gewiss nicht verfehlt haben, ihn auf der Adresse ,Professor et Physicus Basiliensis'
Joh.
zu nennen.
Emsted
venit medicus",
Auch
die
Worte des
Erasmus im
über die Krankheit und Heilung sprechen doch gewiss nicht für
Briefe an
Frobens, „aliunde die Annahme, dass
Paracelsus als in Basel ansässiger Universitätslehrer und Stadtarzt den
berühmten Buchdrucker behandelte. Wahrscheinlich war (von Freiburg oder Strassburg?) nach
Basel zu
Hohenheim
dem Schwerkranken
gerufen worden, und war (wie es damals Brauch gewesen zu sein scheint) in Basel geblieben, bis
Genesung eingetreten war.
In diese Zeit
fällt
dann wohl auch der Briefwechsel mit Erasmus und zwar wahrscheinlich in
die
letzten
Tage
vor
der
Rückreise
Hohenheims
nach
seinem
früheren Aufenthaltsorte.
kommt eine Tironische Note für ,et' im ersten Colmarer Brief nur einmal vor und im zweiten gar nicht, welche in dem Briefe an Erasmus ganz
*) z. B.
gewöhnlich ist
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+3
122
S^-
In der Zeit dieses ersten vorübergehenden Aufenthaltes
Hohen-
heims in Basel zur Heilung Frobens wird dann auch wohl Johann Oecolompadius, der viel in Buchdruckerkreisen verkehrte, den Arzt von Einsiedeln kennen und schätzen gelernt haben, Oecolompad, der sich kurz darauf für die Berufung unseres Arztes auf die erledigte Stadtarzt- und Docentenstelle so lebhaft verwendet haben
Annahme
dieses vorübergehenden Aufenthaltes
auch die Worte des remoretur"
am
Erasmus
„ntinam
sicher
Aus
der
werden
ea fortuna quae te Basileae
natürlichsten verständlich.
Hiernach wäre der Brief an
maassen
sit
soll.
Hohenheims
Erasmus
das erste zeitlich einiger-
zu fixirende Zeugniss Hohenheim'scher Geistesarbeit,
dessen Abfassung jedenfalls Monate lang vor den Brief an Clauser und
das Baseler
Programm zu
setzen
ist.
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Googl
+3
4.
Aus Johann Rütiners Tagebuch.
Xmnter
den
handschriftlichen Schätzen
„Vadiana* genannten
«
(Reutiner)
war
der
Stadtbibliothek
das Tagebuch des dortigen Bürgers
Rütiner
^
123
a
Johann Rütiner
ein naher
parte
potiori
in St. Gallen
wird
aufbewahrt.
Freund Johannes Kesslers,
des Verfassers der oben schon erwähnten St. Galler Reformationschronik
Kessler
„Sabbata".
hat
ihm nächst
seinen
Kindern diese Chronik
gewidmet *). Johann Rütiner
Tage und
hatte von
gesaramlet*
und
(Kessler).
besass
die
nur
Kessler
habhaft werden konnte.
zu dessen
ein chronikenartiges
.
.
„Sabbata"
wo
Schulbildung
seiner
ainen kostlichen schätz
Vor allem aber besass
Interesse für die Zeitereignisse,
Stadt
„gelehrte"
„gelerten bücher
er
.
.
einen regen Geist
er ihrer in seiner entlegenen
Er hatte darum seinen Freund
angeregt und sich selbst
Tagebuch angelegt, welches
gleichfalls
in lateinischer
Sprache
geschrieben ist**).
*) J.
Kessler's Sabbata, herausgeg. von E. Götzinger a. a. 0. St. Gallen I. S. 26—31. Der Widmungsbrief an .Minen getruwen und
1866,68 Theil
geliebten frund, och christenlichen bruoder Joannssen Rütiner"
ist ein
schönes
Denkmal der Freundschaft der beiden Männer: ein Freundschaftsbund, dessen Innigkeit der Zeitgenosse und Landsmann Joachim von Watt in die Worte zusammenfasste: „Kessler und Rütiner sind in ainem lib zwo seelen". **)
Codex 78 u. 79; 2 Octavbände von 284 u. 303 foliirten Blättern. Auf dem Rücken des Einbandes steht von späterer Hand: „J. Rutineri Commentationes" und so wird denn auch die Handschrift mehrfach z. B. von Pressel in seinem „Joachim Vadian" (Elberfeld 1861. 8°) citirt. Auf dem 1. Blatte des Bandes I. steht der gewöhnlich gebrauchte Titel „ Joh. Reutineri DIARIVM", gleichfalls von anderer Hand. Rütiner selbst hat nur auf die Innenseite des Einbanddeckels des 1. Bandes die Eigenthumsnotiz geschrieben: „Sum Johanns Ruthineri Sangallensis", selbst also dem Buch keinen Titel gegeben.
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-3
124
Rütiners
Dies „Diarium"
besteht aus
mit einem
ist
unterzeichnet; offenbar nennt damit der Chronist seine
denen
die
er
Mittheilung
betreffende
weibliche Namen
Namen
Gewährsmänner,
Häufig
verdankt.
Man
unterzeichnet.
kurzen
lauter einzelnen
Die Mehrzahl dieser Aufzeichnungen
Notizen.
auch
sind
darf es denn auch nicht allzu
ernsthaft mit diesen Notizen nehmen, sobald sie über den Gesichtskreis
und
die Urtheilskraft des Schreibers oder seiner Berichterstatter
Wie
gehen.
dem
sie
Zufall,
durch
den
dem
sie
hinaus-
kleinstädtischen
Sammler zugetragen sind, ihr Dasein verdanken, so ist es oft auch nur wenn ihr Werth den der gewöhnlichen Reporterberichte über-
zufällig,
steigt
und
wir
dankenswerthe
ihnen
in
Die Aufzeichnungen sind 1
überschriften
sich
Niederschrift, welche
182 b
(fol.
resp.
Die
letzte
im
ersten
Datirung
Die
Der
ist
2.
Bande
Heftung
—
Zeit-
begonnen, wie aus
Als Seiten-
und auch Monatsdaten der
vielfach Jahres-
237 a).
genau chronologische.
Weihnacht 1529
finden.
„Nativitate 29 incepi* hervorgeht.
der Notiz auf Blatt finden
über
Mittheilungen
anschauungen und beachtenswerthe Daten uns erhalten
zum August 1537 gehen
bis
im
aber
ist
Band beginnt mit
,12. Januarij 1538".
(S.
1.
Bande keine
,1. Martij
189b
1537 iar".
resp.
Geschehnisse
Ueber die Zeit der berichteten
201b.) lässt sich
aber aus diesen
Niederschriftsdaten nur
halt gewinnen,
da Ereignisse aus ganz entfernten Jahren dicht nach-
einander vielfach
und bunt durcheinander aufgezeichnet sind, wie aus
Anden
im Context enthaltenen Zeitangaben hervorgeht.
Die Handschrift Rütiners
ausserordentlich schwer zu lesen,
ist
worüber mehrfach Klage geführt wird. ist es
sehr annähernd ein
mehr
als
schwach
bestellt,
und
Mit der Latinität desselben
bietet die Entzifferung
auch in-
sofern ihre Schwierigkeiten*).
Diese Umstände haben eine Herausgabe dieser Notizensammhuig bisher verhindert,
und
es
wird wohl noch einige Zeit vergehen,
eine vollständige Publication erfolgt.
gezeigt,
*)
das
Wenige,
was
sich
Wir bei
halten es
eingehender
ehe
deshalb für an-
Durchsicht
der
Diakon Peter Ehrenzeller (Jahrbücher der Stadt St. Gallen. 1824. S. 30) erklärt, dass „eine gänzlich ungrammaticalische oft fast gar nicht zu entziffernde ist
Es
Schreibart die Herausgabe bisher anmöglich gemacht habe".
eben reinstes „Küchenlatein", bei welchem uns wohl ein Hinweis auf das
doch etwas mehr Ciceronianische Latein unserer Paracelsusbriefe gestattet
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ist.
Googl
125 Handschrift auf Hess,
Theo phrast von Hohenheim
hier mitzutheilen
den bisher
in
wenn
,
Bezügliches finden
Werthe mit
es auch an authentischem
diesem Hefte besprochenen historischen Documenten nicht
Den Hinweis auf die drei im Folgenden hauptsächlich zu besprechenden Stellen verdanken wir
entfernt in Parallele gesetzt werden kann.
Herrn Stadtbibliothekar Di er au er
in St.
Gallen.
I. [I.
84 a
Fol.
scientiae
—
84b]
„Theophrastus etiam tarn avidus
omnem Europam
5 annis zeginer fuit
peragravit
quo etiam eorum
scientias
comprehenderet
tribuit in secretis
scientijs
quia mercurium sublimatum in
laboriosissimus est
igne novit servare
quam
se
ipsum exuit
palmam
raro dormit
[84b] ocreis et calcaribus
ad
ei
nun-
3 horas
in lectum prostratus cubit subinde subinde scribit
M
Simon."
Diese Mittheilung, welche im September 1534 niedergeschrieben
zu sein
scheint, verdankt
M. Simon,
Kütiner,
der Unterschrift zu Folge, einem
über welchen wir in St. Gallen keinen weiteren Aufschluss
zu erlangen vermochten.
Derselbe wird auch an anderen Stellen des
Diariums kurz erwähnt.
Es war wohl
Wundarzt „Meister Simon".
Ueber
Gallen ansässiger
ein
in
die
scientifischen
St.
Lehr- und
Wanderjahre desselben hat Rütiner direct vor der obigen
Stelle aus
derselben Quelle berichtet*). Jedenfalls hat der Herr Bader von seinen * etc. weidlich viel Aufhebens gemacht. Er hat die „Grössen" „ Studien seiner Kunst besucht und stellt sich direct neben andere berühmte Männer seiner Zeit, z. B. Theophrastus Paracelsus, der auch (etiam
tarn avidus scientiae) grosse Studienreisen
*) [I. Fol. 84»]
parvus
fuit
gemacht habe, wie
er selbst.
„M. Simon adijt singulos suae scientiae magistros 3 annis Joa Gersstorff Argentorati qui congessit Chirurgiae libruin
Feldbuch dictus inclasum ubi .
.
.
.
.
.
Librum habet Simon 2 MallascbJofi [Vorhängschloss]
snae scientiae fontein continet
magnitudine
singnli philosophi depicti
200 fl. pro instrumentis dedit. Quicquid ipse medicatus ascribit addens probatnm est Conditorium plenum libris in hipocausto nisi Feldbuch Spiegel der Artzney Laurentij Frieß Herbarium .... satis iusta
ultra
Theophrastus etiam ..."
Digitized by
126
Hohenheim
Die Mittheilung über
Was
hatten
wir
im
schon
Hefte
I.
dieser
Simon und
Meister
getheilt*).
Hohenheims
bei
ist
von mehrfachem Interesse.
hier über seine rastlose schriftstellerische Thätigkeit gesagt wird, „
noch näher
unten
Forschungen *
Johann Rütiner zu
mit-
63)
(S.
selbst (welcher ja
besprechendem
St.
Galler
Aufenthalt als Ohren- und Augenzeuge gegenwärtig war) sind hierüber gewiss unverdächtige, nicht voreingenommene Berichterstatter.
Wir möchten dass
gut
die
Hohenheims Nachsage,
Eü tiner
er
hier noch ausdrücklich darauf
Nachricht
beglaubigte
unvereinbar
absolut
aufmerksam machen, kurzen
der
mit
ist
Trunkenbold
ein
sei
von
der
gewesen.
Schlafenszeit
verleumderischen
Obendrein
erzählt
an vielen Stellen von berühmten Trinkgenies seiner Tage,
wie Eobanus
Hessus
lichem Ausgange
und anderen, von Trinkwettkämpfen mit tödtaber den Arzt von Einsiedeln erwähnt er
w.,
u. s.
nirgends dabei, weil weder Männlein noch Weiblein etwas davon wussten unter seinen vielen Zuträgern von weit und breit.
Eine so aufreibende Arbeitsamkeit, wie die unseres Reformators,
verbunden mit einer ausgedehnten ärztlichen Thätigkeit zu Pferde und
immerwährender (damals entschieden gesundheitsschädlicher) chemischer Beschäftigung,
lässt
Wunder nehmen, dass Hohenheim dem Salzburger Oelgemälde **) aus verfallen aussah. Ob dazu die auch
uns nicht
kein hohes Alter erreichte und auf
seinem Todesjahre schon recht aus seinem
Munde
beglaubigten „lachenden Reisezufölle",
mit »guten Gesellen" wärts, die der
Mann
in
die Gelage
Rhein- und Donaugegenden und auch ander-
des Volkes in den Weinländern nicht verachtete,
sondern zu Zeiten in vollen Zügen genoss, ihr Theil beitrugen, möchte
schwer zu entscheiden
Mann *)
Offenbar hat der witzige,
sein.
schlagfertige
die Freuden des Bacchus gelegentlich nicht verschmäht
Im Anfang
des Jahres
1531 war
arbeitung des Paramirum schlussrede
an
Vadianus
er
war
mit der Auseiner Be„das Erst Buch meiner Paramirischen wercken: beschäftigt
II
Darin ich gevlissen sein wolt, rei
Hohenheim
;
Medicao zu vnterrichten
.
in St. Gallen
und schreibt darin
tag vnd nacht, mit .
."
[4°-Ed.
I.
S.
in
arbeiten, die Auditores
140; Fol.-Ed.
1.
S. 50].
Karl Aberle, Grabdenkmal, Schädel und Abbildungen des Theophrastus Paracelsus. Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. 1886/7. Heft I. Tafel 2 Fig. 7. Eine in unserem Besitz befindliche Photo-
**) Vgl.
graphie des Oelbildes im
Museum
zu Salzburg lässt den leidenden Ausdruck
noch mehr hervortreten.
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-3 kein
stocksteifer Philister
Rü tiner
£«-
127
wie
der
Oporin,
hölzerne
welchem
von
gleichfalls ein ergötzliches Histörchen Derichtet*).
Wer
war und sich Nachts mit
so intensiv geistig thätig
und Sporen
zuweilen
kaum
drei Stunden Schlaf gönnte,
Stiefeln
der mochte
ab und an zu einer energischen Ausspannung gedrängt fühlen,
sich
wie er denn auch im October 1527 nach Zürich jenen weinfrohen
—
Ferienausflug gemacht hatte
und
„hinc ad vos hilaris
profectus"
selbst an seine „lieben Zechgenossen" schreibt (es
indulgeo Nur
animum
atque
philiströse
waren
vielleicht
„Interim apud vos
Züricher, welche in Basel studirt hatten):
genio
laxo."
Menschen konnten solche gelegentliche Libationen
zu Trunkfälligkeit aufbauschen und Verleumder dies aufgreifen, den
Hohenheim
Mann
seinem Zeitalter voraneilenden
genialen,
musste eben
in jeder
Beziehung
in
um
zu verlästern**).
den Schmutz gezogen
werden, und weil man ihm im Dienste der Venus nichts vorwerfen konnte, trotzdem sein Leben so offen vor aller echt *)
zum Kastraten
diabolisch Bd.
I.
fol.
149»: „Joannes Oporinus salutaturus
2 cantharis malvasier
Erasme
*
**)
repletis
manum manu
desine laboro Chiragra
nescivit absolvere
..."
seiner .Oratio" S.
B4
das
berichtet
ihn
beliebte
Universitatis
prosit nonnihil clamavit
attonitus pictor
Jociscus
Die
Erasmum nomine
excepit
man
lag, hat
—
conceptam wesentlich
orationem anders
in
r -
Der Wahrheit näher kommen
dürfte
langjährigen Famulus Hohenheims
Johann Agricola
Augen
gestempelt***).
eine
Aeusserung eines angeblichen
Aegydius von der Wiesen,
welche
und wohlgegründeter Anmerkungen
in seinen „Deutlich*
über die Chymische Artzneyen Johannis Poppii Erst- und Anderer Theil etc. mit neuen Anmerckungen Herrn Joh. Helfrici Nunmehr zum andernmal .
. . .
Jungkens
vermehrt
.
.
Nürnberg 1686".
4<>. S. 644 f. erzählt: „ wahr, dass Paracelsns gern getruncken habe, hingegen aber, wenn er ihm etwas zu thun vorgenommen, habe er fast weder gessen noch .
aber dieses
.
etc.
.
getruncken, biss ers vollendet, alsdenn wenn er Zeit gehabt, da meiniglich lustig gewesen ***)
Man
um
Professor
.
ist er ge-
ic."
hat die albernsten, geradezu unglaublichen Kastrationsgeschichten
funden,
.
ist
er-
ihn auch noch in dieser Hinsicht herabzusetzen. Der Heidelberger
Thomas Erastus
entblödete sich
nicht,
seinem vierbändigen Werke gegen Paracelsus
diese
ebenfalls
Albernheiten
in
um
aufzutischen,
Studenten und Aerzte gegen die Paracelsischen philosophischen und mediciIst es denn nur irgend wahrscheinlich, nischen Lehren einzunehmen! dass der
Mann
ein Kastrat war,
der auf
dem
St.
Galler Oelbilde (1529;
cf.
und mehrfach betont, dass er der Venus nicht zugethan war (vgl. Heft I. S. 62 und die Vorrede zur Sterzinger Pestschrift [Mook Nr. 122]): Ein Eunuch hätte diesen verfänglichen Punkt gewiss mit S. 143) einen Vollbart zeigt
Digitized by
+3
^
128
man ihm
Manier, den verhassten wissenschaftlichen Gegner, wenn sonst nichts anhaben kann,
moralisch
wie die Wissenschaft selbst.
Hohenheim
In diesem Puncte
und seinen Gegnern
jeder der letzteren
lässt
schlecht zu machen, ist so alt
sich
in
bis
Kampf zwischen
Theophrast
denn nicht
dem
vor
aber hat nicht
gehuldigt, Bene qui latuit, bene vixit.
Hohenheims, welche
Die weiten ärztlichen Wanderungen jedenfalls
der
bürgerlichen Moral
seiner
Richterstuhl der Geschichte controlliren.
dem weltweisen Spruche
ist
recht ungleicher;
ein
von der Balkanhalbinsel
sich
nach Spanien und von Italien
bis
England und Schweden erstreckten, werden hier auch erwähnt und aus
kleinstädtischen Kreisen seines engeren Vaterlandes als etwas Bekanntes aufs neue noch zu seinen Lebzeiten beglaubigt.
peragravit*
ist ja
auch entschieden nicht zu
seine eigenen Aeusserungen in der Grossen
echten Schriften
in
„Omnem Europam
Wundarznei und
Wir müssen
Anschlag bringt.
wenn man
viel gesagt,
in
anderen
ein weiteres Ein-
gehen auf diese Reisen für die Biographie zurückstellen und machen
—
Dass Paracelsus unbeweibt Gründe, als der bibelkundige Mann seinen Zeitgenossen, denen das Heirathen damals mit zur Reinen Lehre gehörte, kund zu thun für gut fand. Auf welcher Strecke seines langen Wanderlebens Hohenheim zur Hochzeit hätte schreiten sollen, hat keiner seiner Hohnsprecher bisher angegeben, nur der Poöt Julius von der Traun hat ihm eine Tochter angedichtet, die zu ihm passt, wie das fünfte Rad am Wagen. Vor ihm hatte schon eine Schwindlerin den nicht unschlauen Gedanken gehabt, sich der Bekanntschaft mit einem natürlichen Sohne Theopbrasts, dem Grafen Karl von Öttingen, zu rühmen. (Siehe A. Rhamm, die bezüglichen Goldmacher am Hofe des Herzogs Julius von verschämtem Stillschweigen ubergangen.
blieb, hatte wahrscheinlich viel tiefer liegende
Braunschweig, als
Wolfenbüttel.
1883.
8°.
S. 15).
Hohenheim urtheilte über das „schöne Geschlecht" überhaupt anders wir Modernen, auch als Arzt. Ohne uns hier weiter darauf einzulassen,
setzen wir
einen seiner characteristischsten Aussprüche hierher:
ducus der Frawen [Hysterie, Hystero-Epilepsie
dann der ander: auß vrsachen, die dz ist,
sie
schmecken
hat:
ist
vnd die Wilden Veyel
die
Frawen
[viola canina],
sind des grads beraubt,
halb Potentia abgehet: Nit änderst zuverstehn, dann als so einer
vnd
sie,
gleich als zween Veyel, nemmlich die do
[viola odorata],
do nit schmecken. Dann hat,
„Diser Ca-
geweitiger in
sind in jhrer Microcosmischen arth beraubt der grossen Potentz,
Mann
so der
etc.], greifft
Frawen seind nur halbe Creaturen,
ein
ander wird geborn, der hatts nur halb: jhr Haar
darum jhn all sein ist
die die
Glider
halb Haar,
vnd alle kranckheit, so sie kommen auff halbe Exalso sind sie den Frawen tödtlich, so sie den Mannen nur halb tödlich u.s.w. [De Caduco Matricis, 4<MEd. IV. S.404; Fol.-Ed. I. S.622.]
jhr Hertz halb Hertz: tation,
sind"
.
.
Digitized by
Googl
129
-+3
sc-
hier nur darauf aufmerksam, dass alle die vielfachen
Hohenheim
auch noch
Länder machen
ferne
zu seinem Tode
bis
nach
auf Irrthum beruhen *). Von Basel (1528)
lassen, in
und
Oesterreich
Alpen- und
die
Es war wohl nicht mehr der Wissensdurst,
Karpathenländer hinaus. der diese letzten
gingen seine Wanderungen
Salzburg (1541)
mehr über Süddeutschland,
nicht
Angaben, welche
der Baseler Professur grosse Reisen in
Wanderungen des
gereiften Mannes, der auf der
Höhe
Wissens, Könnens und Schaffens stand, veranlasste, sondern meist
seines
äusserliche
Momente, welche
sich hier in
Kürze nicht einzeln darlegen
lassen.
M. Simon
berichtete also
dem
celsus 5 Jahre Zigeuner gewesen überhaupt das natürlich
von
den Türken
besetzten,
fonf Jahre gedauert
verfolgen
verstehen will, so ist damit
im Zigeunerlande, im
Ungarn gemeint**),
südlichen,
Land zu Land,
Unstreitig haben
können.
Beispiel jener übertreibenden
zeitweilig sogar von Ort zu
wir
Asien und Afrika***)
und
versetzte
Die noch
am
llt ate lässt
schon
auch nach Kon-
bis
unser Jahr-
in
leichtesten als untergeschoben zo erkennende Schrift
Paracelsus noch
ein
ausgedehnten
Was mag man
hundert hinein gläubig hingenommen wurde. *)
aber
hier
Mythenbildung über die
Reisen unseres Helden vor uns, die ihn schliesslich stantinopel,
damals
wohl nicht gerade
die
haben wird, da wir ihn auch auf dieser Lebens-
etappe ziemlich genau von Ort
Falls
Wanderleben Hohenheims
seine Abwesenheit
Rütiner, dass Paraman nicht darunter
biederen sei.
sich in
De Pe sti-
1532 in Preussen sein [4°-Ed. IU.
S. 49],
Eine ihr ganz nahestehende, geradezu zur Verspottung Hohenheims abgefasste Schrift ist „Azoth sive de ligoo et linea vitae", und ähnlich verhält es sich mit der heute noch als Paracelsisch citirten Schrift
Physicorum".
Ohne
genommen, ohne
Hohenheim,
alle
alle
„De Tinctura
Kritik sind diese Falsificate von
Huser
auf-
Kritik sind sie von den Geschichtsschreibern gegen
der nie dergleichen Blödsinn geschrieben hat,
als echt ver-
werthet worden.
genannten Nomaden waren schon über Im Oesterreichischen Ungarn wurden sie nicht ge-
**) Die damals zeginer, zyginger, ziginger
Europa
verbreitet.
duldet und gemeinhin als Verräther und türkische Spione behandelt, wofür
auch
Rütiner
eine Mittheilung bringt,
patitur unus Zeginer ***)
Während
Hohenheim
ausdrücklich in
„In
II. 63b.
subito suspenduntur
proditores
dem an
die
tota
Hungaria non
maxime habentur."
Kärntner Stände gesen-
„daß ich Asiani vnd Aphricam erfahren hab, vnd dieselbigen Blätter vmbkert, ist nit" u. s. w. [40-Ed. II. S.253; Fol.-Ed. I. S.285c] deten Buche von den tartarischen Krankheiten sagt:
9
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130 jenen
Zeiten
haben*).
nicht
alles
Wundermann im Volke
den
über
um
scheinliches über ihn zu verbreiten; jene
herabzusetzen,
um
diese
erzählt
Unwahr-
Wetteiferten doch Gelehrte und Ungelehrte darin,
Anhänger
ihn und seine
ihn als Priester geheimer Weisheit
und un-
fehlbaren Arzt zu verehren**).
Hohenheim begierig war
und
bekannt.
„Ich
habe auch
nam
der
er in
Und wie
sei.
Ungarn, der Walachei, er allenthalben
erzählt er geradezu in der Grossen Wundarznei***):
gesehen von einem Zigeiner,
in Crabaten [Croatien]
ein Safft
zu lernen
nicht verschmähte,
selbst die unscheinbarste Quelle
Auch
ist ja
dass
erzählt selbst,
Siebenbürgen, Croatien gewesen
von einem Kraut
.
wenn
.
auch sonst die
er
Zigeuner unseres Wissens nicht viel erwähnt und ihre Kenntnisse nicht Meister Simon wird daher hier als Reporter nicht allzu
weiter preist. ernsthaft zu
mehr
als
nehmen
sein,
zumal
wohl selber von Zigeunerweisheit
er
gut gehalten haben mag.
Wenn Rütiner dann weiter Simon an Hohenheim
erstatter
Palme in den geheimen Wissenim Feuer zu sublimiren und fix lässt sich daraus wohl die Werthdie
weil er Quecksilber
schaften verlieh,
zu machen
noch berichtet, dass sein Bericht-
verstanden habe,
schätzung erkennen, welche
so
Simon
bei
Rütiner
dessen Kenntnisse in chemischen Dingen,
genoss, weniger aber
womit
er
sich
wohl Laien
gegenüber gebrüstet haben mag.
*)
Einen Nachklang dieser Legendenbildung haben wir noch in
vielerlei
Schweizer,
Salzburgcr, Wiener und selbst Rheinischen und Ostpreussischen Sagen, welche ein lebhaftes Bild geben, allerlei
**)
wie geschäftig die Phantasie des Volkes gewesen,
um ihn zu wehen. Wolfgang Menzel während
Märchengehilde
der ersten Cholerazeit (ca. 1830) Konnte doch noch beobachten, wie in Salzburg das Volk am Grabmale Hohenheims kniete und Hülfe erflehte gegen diese „Pest" der Neuzeit! (Geschichte der Hierher zu rechnen ist auch die schon Deutschen. 3. Aufl. 1837. S. 765).
—
Anhorns Magiologia und Johann Weichard Valvasor, Die Ehre des Herzogthums Crain, Laybach 1689. Fol. Bd. I. S. 367b—368a) Sage von dem Schimmel Hohenheims, der den
im
17.
Jahrhundert gedruckte (Barthol.
Tagsatzung nach Baden durch sauf, Salzburger Volkssagen, erzählt.)
Stadtpfeifer Steucheler von St. Gallen zu einer die Luft trug. ***) I.
Buch
2.
(Auch bei Fr
Träctat
2.
Capitel;
ei
Chir. B. u. Sehr. 4»-Ed.
I.
S.
59;
Fol.-Ed. 22b.
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131
IL Eine zweite kurze Notiz über Paracelsus findet sich in demselben I.
Bande
des Diariums Fol. 124 T :
„Theophrastus medicus iam moratur super Hohetwiel pronosticatus est Hulricho introitum in suas ditiones
donatus munere. Sebastianus Franck iam Ulmae degit.
summus
Christianus Entfelder in
Moravia iam
destitit
pastor catabaptistarum
Augustae persuasus
degit.
Andreas pinguis." Ueber den Berichterstatter dicke Andreas"?) konnten wir
fahrung bringen.
mann
vor
auch
hier
Andreas pinguis
in
St.
Er kommt noch mehrfach im Diarium
und scheint vielfach auf Reisen gewesen zu die
(Fett?
drei
—
„der
Gallen nichts Näheres in Er-
kurzen Notizen über
als
sein
;
Gewährs-
daher wohl
vielgenannte Männer
drei
jener Zeit.
Niedergeschrieben
ist
diese
Notiz
Jahres 1534 (frühestens im September). der späteste Termin,
auf welchen
man
gegen Ende
des
Der Sommer 1534 wäre
also
gleichfalls
diesen
hier
zum
kundgegebenen, sonst nirgends erwähnten, Aufenthalt
ersten
auf der schwäbischen Feste nahe dem Bodensee verlegen könnte.
wird aber wahrscheinlich etwas früher anzusetzen
Mal
Hohenheims Er
sein.
Sebastian Franck von Wörd, der 1532 Seifensieder in Essim Sommer 1533 nach Ulm (Allg. deutsche Biogr. VII. Band S. 214 ff.). Wann Chr. Endtfelder nach Augsburg
lingen gewesen war, verzog
kam, wissen wir nicht anzugeben*). *)
und Seb. Franck die Schrift dea Münsterischen Archivars Ludwig Keller, Die Reformation u. s. w. Leipzig 1885 S.462f. 438 u. öfters. Es könnte vielleicht Wunder nehmen, dass Hohenheim hier gerade mit zwei Anhängern der „altevangelischen Gemeinden" (Wiedertäufer) in einem Athem genannt wird. Es ist aber wohl nur zufällig. Dass irgend einmal in seinem Leben Beziehungen des Theophrastus zu den „ Gemeinden" bestanden haben sollten, darüber ist uns keine Kunde zugekommen. Dass manche Männer aus dem Baseler Kreise, in welchem Paracelsus verkehrte, Anhänger dieser Richtung gewesen seien, wie Keller (I. c.) wahrscheinlich zu machen sucht, wollen wir nur erwähnen. In den theologischen AbVergl. über ihn
—
—
9*
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-3
Herzog Ulrich von Württemberg
Der 1516 vertriebene
vielfach auf
der ersten Zeit seines Exils
hatte in
Im
Mömpelgart.
weilt, später in
Höh entwiel
1534 zog er
Jahre
als
ge-
Landes-
Die von Andreas hier mit heimgebrachte
herr wieder in Stuttgart ein.
Fama
132
von einer Prophezeiung Paracelsi, Ulrich werde wieder in sein
angestammtes Land zurückkehren, muss in den
Anfang dieses Jahres
also
vor 1534, oder spätestens
fallen.
den zahlreichen „Prognosticationen*
In
Hohenheims,
welche
heute noch gedruckt vorliegen, haben wir keine derartige Voraussage
Das Büchlein könnte verloren sein, oder Ulrich hatte
angetroffen.
privatim
die Prognose des angeblichen Astrologen über die Aspecten
der beabsichtigten Rückeroberung seines Stammlandes einholen lassen.
Mag dann wohl
der
dem
Herzog nach
Eintreffen
der
günstigen Voraussagung oder auch schon früher den gelehrten und
ihm
dass
sein,
gewogenen Mann reich beschenkte.
Hohenheims
Der Aufenthalt 1533 oder Anfang 1534
ist
damit
Hohentwiel im
auf
freilich nicht erklärt;
Jahre
denn das
feste
handlangen unter Hohenheims Namen wird aber auch diese Secte der Täufer dort spricht er von dem „Menschentand der unvernunftigen
verworfen;
Täuffer, Hufiiten, bickhardter" u. s. w. [secret. der Schrift „De origine morborum invisibilium"
In
spricht er sich gleichfalls
aus,
secretor. Theologiae].
I. S. 265 ff.] mehrfach recht scharf gegen die „Wiedertauffer*
[4°-Ed.
gegen ihren „mißbrauch eines tollen glaub ens"; er erklärt
geradezu für geisteskrank, wie die mit
dem
sie
dort
grossen Veitstanz behafteten
—
und diese Schrift ist noch vor den Münster'schen Auswuchsen des Täuferthums geschrieben!! Ganz im Gegensatz hiezu lässt Fabre d'Olivet („Theophrastus Paracelsus oder der Arzt. des Mittelalters".
2 Bde.
8°.)
Historischer
Deutsch von Dr. Eduard Liber.
unseren Helden mit Thomas
Münzer
2.
Roman
aus den Zeiten
Ausg. Magdeburg 1842.
und anderen „Taufgesinnten"
intime Freundschaft pflegen und selbst als tapferen Secken in der Schlacht bei
Frankenhausen (1525) mitkämpfen, bat aber hierfür unseres Wissens
keinen auch nur scheinbaren historischen Anhaltspunkt. Original
„Un mSdecin
zu Gebote.)
—
d'autrefois".
Hingegen
scheint
2 Vol.
uns
Paris 1838.
kein
Zweifel
(Das französische 8°
stand uns nicht
darüber
bestehen zu
können, dass Hohenheim mit Sebastian Franck im Jahre 1529 in Nürnberg in Verkehr getreten ist. Inwieweit die Ansichten Theophrasts auf
Franck
Einfluss
gewannen und umgekehrt, das
suchen. Die Aeusserung (S.
Franck s
53 Anm.) mitgetheilt.
bleibt noch zu unter-
über unseren Arzt haben wir schon oben
Ueber die Zugehörigkeit
Francks
zu den Tauf-
gesinnten können wir unseren Zweifel nicht unterdrücken.
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+3
133
g*-
Schloss gelangte bekanntlich erst 1538 wieder in den Besitz des Herzogs
Ulrich.
Andreas pinguis bleibt dafür verantwortlich.
In dem keinerlei
geheimen
und Staatsarchiv
Haus-
Stuttgart
in
war
Kunde über Hohenheims Verkehr mit Herzog Ulrich mehr
vorhanden.
III.
Im
zweiten Bande des „Diariums" Fol. 25 v bis 26 r hat
Rütiner
die folgende Anecdote aufgezeichnet:
„Eo tempore quo Theophrastus Paracelsus Christianum Studer
curavit
Tischmaychers
Caspari
lesum curaturus os aliquod exemit
fit
filium
illum ad Undenarios sive magistros chirurgiae
nominando eos arschkratzer autem tempore culinam in aula
fecit
citavit
contempsit
ad senatum
eo
Hieronymo Schowinger
per illum Bartholomaeus obtinuit ut 14 diebus
Vicario
tandem conquestus nullus promovit
3 consulibus
distulit
Tandem Müller
Deinde
manu
in
contractus
per ordinem [26
narrando caussam
regenwurm
obligat
r
Tribuno plebis Andreae
]
iubet
ille
ut
una nocte vivos
3 die sanatus. 0 Gasp. Tischmacher.
Ein prächtiges Beispiel
des
untadeligen Küchenlateins
unseres
„gelehrten" Chronisten! Zugleich welch' köstliche Kleinstädter-Geschichte
mit drolligstem Ausgang
!
Wer
August Bürgers berühmte
Abt
in
wird da nicht unwillkürlich an Gottfried
St.
Galler Ballade erinnert! Kaiser und
Minuskeln sind bestens vertreten
Niedergeschrieben
ist
diese
kleine
;
nur der kluge Schäfer Geschichte
erst
fehlt.
im März
1537, aber ereignet hat sie sich schon im Jahre 1531. Doch sparen wir uns das historische Beiwerk für später und sehen wir uns diese schnurrige Schicksalstragödie, diese süperbe Heilungsgeschichte
Humor
an!
mit
—
Hindernissen
Kaspar Tisch mach er, sehen Abtes, hatte einen
zunächst
einmal
mit
dem
ein Kleinbürger der Stadt des
nöthigen
Bürger'
kranken Sohn, dessen Behandlung er
dem
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+3
^
134
berühmten Arzte aus der Fremde
Der Knabe
anvertraute.
an
litt
einem üebel der Hand, etwa an einem cariösen Process eines Handknochens, bei welchem der erfahrene Wundarzt den kranken Knochen (oder Knochensplitter?) entfernen musste, natürlich durch einen Schnitt.
Da List er
noch
nicht
uns nicht
Wunder nehmen,
und
geboren war
Operationsmethode noch nicht einmal dass
eine entzündliche Schwellung der
dem Hand
in
also
die
aseptische
den Windeln lag,
folgte
:
kann es
chirurgischen
kleinen
Eingriff
die so sehr gefürchtete
„Contractur" war da*). Unserem in Belagerungen und Schlachten, in
im
Spitälern wie
Malheurs,
kleinen
Verlauf unter seiner
dessen
Um
bange
ob
dieses
sachkundigen
Pflege
Anders dachte der ängstliche
nicht anders als günstig sein konnte**).
*)
und ärmlichen
freien Felde, in fürstlichen Schlössern
Hütten erprobten Heilkünstler ward gewiss nicht
Tragikomödie nicht den historischen Ernst ganz zu verlieren, Anmerkung darauf hin, dass es sich nach Hohen-
bei dieser
weisen wir hier in der
heim'scher Eintheilung der „Contracturen" hier nur um eine „Contractora ex laesione" handeln kann [4<>-Ed. Bd. IV. S. 94; FoL-Ed. I. S. 507] oder, Basilius wie er es an anderer Stelle nennt, „Contractara vulnerum .
Amerbach
hat sich in einem Baseler Colleg Ober die
folgendes als Paracelsische Ansicht notirt: Medici.
Et sunt
in
Oporinus'
Sehr. Fol.-Ed. S. 467 c]. soll in seiner
eins Glidts, ex Imperitia
den Gleichen [Gelenken], das
veniat ex Spasmo, ut Mollificieren, deinde
„Es
„Krümmi
Cur
mollificiert
Wunden darüber
cum manu
sie
starren.
Cura:
Si
Rectificirn" [Chir. B. u.
Collegienheft sagt
ziemlich dasselbe:
werden, vnd darnach gelegt werden, wie
[ib. S. 561b], und beschreibt dann einige Salben und Bader zur Erweichung und Methoden mechanischer Corrcction der verkehrten Stellung. Zu solchen Folgezustanden fehlerhafter Behandlung kam es in unserem Falle überhaupt nicht, da der kundige Therapeut dem bis auf die sonst naturgemässe Schwellung vorzubeugen wusste. Ueber die Wundheilung sagt Hohenheim schon ganz richtig in der „Grossen Wundarznei" [1. Buch, 1. Tractat, 2. Capitel], dass nicht der Arzt, sondern die Natur selbst (der „angeborne Balsam") die Wunden, die Knochen-
recht ist"
—
**) .
brüche
u. dgl. heile,
und nennt, auf den Naturheil ungsprocess vertrauend, Wunde „wol beschirmen und behüten
den einen guten Wundarzt, der eine
kann", zumal er schon wusste, dass die Luft
Wunden
„
Keim einer antiseptischen Wundbehandlung bei unserem deutschen Chirurgen finden.
mal folgendermaassen
:
vergiften" kann.
kann man
Den
also schon
Die Wundinfection schildert er ein-
„wie ein Ey, deß Schalen zerbrochen wirdt, so kompt
vnd verderbt das inwendige dem Ey: Also ists auch mit dem Menschen, so bald er ein Öffnung seine Leibs von aussen an vberkompt das Grob vnd das Vnrein, das Rein vnd Fein bald vergifftet vnd besudlet (die Feulung so auß den eussern Elementen entspringt in den der frembde Lufft hinein,
.
innern)
.
... So
.
ist billich
hierauff,
dz
man da
verhüte, dz das eusser
Wesen
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135
£«~
Vater, und die salbadernden Nachbarn, Frau Basen und Gevattern machten die Sache vermutblich noch schlimmer als sie war. Wie werden die schadenfrohen Zunftgenossen von der niederen Chirurgie, welche den bösen Ausgang solcher instrumentalen Eingriffe aus der bisherigen Praxis nur zu gut kannten, das Feuer der Entrüstung ge-
schürt haben!
Für
seinen Eingriff
und dessen Folgen
sollte sich der
waghalsige
Operateur vor dem Forum der wohlweisen „Undenarij"*), den Vertretern der löblichen Baderzunft („Magistri Chirurgiae*) verantworten.
Warum
war er auch gleich mit dem Schneiden
Hohenheim, wie
er sagt),
unter
lehnte
aber
das Erscheinen
Bezeichnung ihrer
sehr derber
bei der
Doctor der Medicin und Chirurgie
Hand!
(, beider
Arznei",
vor diesen Zunftmeistern,
klysmatischen
Handleistungen,
Würde, vor einem solchen halbfachmännischen Forum die Gründe für seine echtchirurgischen Maassnahmen darzulegen, deren präcise Wirkungen er
ganz energisch
Selbstredend fand er es unter seiner
ab.
allein kannte.
Tischmacher,
der
geängstete
dem
verklagte seinen Arzt vor
Senat.
Vater, ging aber weiter und
Doch unser Doctor, dem ganz
Wind schon um die Nase gepfiffen hatte, liess sich den Sturm im Glase Wasser nicht weiter kümmern. Er verlangte nur ein paar
anderer
Wochen
Zeit; dann
würden die verordneten Mittel schon
die entzünd-
lichen Erscheinungen beseitigen, und die vorhergesagte Heilung nach
Wunsch
sich einstellen. Auf Verwenden zweier dem Arzte gewogener Männer hatte denn auch der Rath ein Einsehen, und vierzehn Tage
Aufschub wurden
bewilligt.
Als die Steifigkeit der
war
(vielleicht hatte der
Hand auch dann noch
nicht ganz geschwunden
Rath die Frist zu kurz bemessen),
obstinate Spiessbürger wieder von Pontius zu Pilatus.
eilte
der
Die „3 consules"
komme Darumb ist die Artzney [d. h. die von aussen angewandten Mittel] beschaffen, dz sie fürkorome, vnd darzwischen ein Wandt sey, das solches nit besehene" [Chir. B. u.
in dz inner nit
.
.
Sehr. 4°-Ed. S. 249/50; Fol.-Ed. S. 93]. *)
In St Gallen gab es
seit
der Mitte des 14. Jahrhunderts einen
kleinen
Rath
von 18 Mitgliedern (die eigentliche Regierung). Diesem war zur Berathung wichtigerer Gegenstände ein grosser Rath von 66 Mitgliedern, je 11 aus jeder der 6 Zünfte, an die Seite gestellt Ein Undenarius oder Elfer
war
also ein Vertreter seiner Zunft,
Diaiti,
136
um
Beistand angerufen, endlich wird als der Letzte
secundum ordinera der
kleinstädtischen Potentaten der „tribunus plebis"
wurden vergeblich
in
Bewegung
gesetzt
—
Mann
der
den nicht eingeborenen Doctor!
dem sturmerprobten
über
»sein Recht*
wollte
Die
Wogen
zusammenzuschlagen.
Arzte
Hohenheim
etwas ganz Besonderes geschehen! gewiss, die erforderliche Zeit war
um,
haben gegen
der Entrüstung drohten
Da musste
war seiner Sache
der Schelm regte sich in ihm.
Er hatte seinen Spott mit der ganzen blinden, unwissenden Gevatterschaft.
Noch
und
einige Tage,
die
Heilung war
Wenn
sicher.
einfachen Anweisungen nicht zufrieden waren
seinen neuen,
mit
sie
und ihm
nicht vertrauen wollten, dass die Heilung nur eine Frage der Zeit sei*),
dann
Wunder
sollten sie ihr blaues
sehen!
„Bindet lebende Regenwürmer für eine Nacht auf!", so lautete sein
Orakelspruch.
(Es
ist
gleichgültig,
ob
Hohenheim
mirakulose Mittel ad hoc erfunden hat, oder ob er auf seinen
dieses
Wan-
derungen schon einmal diese Panacee von einem alten Weibe, einem Quacksalber oder Zigeuner hatte anwenden sehen und sich übermüthig als
Erzschelm der untrüglichen Weisheit eines Gescheiten oder Ein-
faltigen erinnerte)
— Die
Regenwürmer wurden aufgebunden, und
er-
wartungsvoll harrte die Menge!
Der Schalk hatte gesiegt, in drei
Tagen war
Innerlich
die
Thoren hatten ihr Wundermittel:
die Heilung geschehen
lächelnd
— durch
ob der Glaubensseligkeit
Regenwürmer! der
Menge nahm
unser Arzt die Glückwünsche für die „grosse Kur" entgegen.
Ein schöneres Beispiel legentlich
für
die
Hoh enhe
i
m'sche Manier
mit den Thoren seinen Fastnachtsscherz zu treiben,
Narren
die Schelle
kennt,
kaum
für diese als
ge-
,
dem
anzuhängen, Hesse sich von dem, der den Schelm
erfinden,
und wir wollen dem biederen Rütiner auch
wahr verbürgte niedliche Anecdote unseres vielgeprüften
Arztes dankbar sein.
*) Vielleicht ist es nicht
unnöthig, folgende Stelle aus einer Baseler Vorlesaug
„si nunc scio, quam diu adhuc tempus est, vt non habeo medicamen accommodum, & adhuc quinque hebdomadae
de Tartaro hierherzusetzen: creticet: si
restant ad creticura diem,
tunc do aliquid pro forma,
Tsque creticus dies
venit, postea per se curatur, quia cretica dies liberat: sed
non creticant ad mortem: nam
in talibus
bent". [4<>-Ed. III. Bd. S. 306/7; Fol.-Ed.
I.
hoc in morbis, qui
medicamina statim applicari
de*
Bd. S. 430.
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137 Der gute
wo
Tischmacher
auch nach sechs Jahren,
freilich hatte
er das Mirakel in Küchenlatein verewigen liess, noch nicht begriffen,
dass der Wundermann aus der Fremde, den
er so mitleidlos vor die
Richter ziehen wollte, seinen Spott mit ihm getrieben.
würmer haben
ihm
bei
und
Hohenheim
heiligstem Ansehen gestanden, als
zum und
in
diesen, natürlich
Rhinoceros angeschwollenen Mythos treu bewahrt und oft erzählt endlich auch bei passender Gelegenheit
Rütiner
chronisten Johannes
Buch
nisches
')
lange
den kleinen Scherz
Der Kleinstädter hatte
schon lange vergessen hatte.
Die Regen-
noch
gewiss
seinesgleichen
übermittelt!
Wer Lust haben
sollte,
dem
gewissenhaften Stadt-
zur Eintragung in sein gelehrtes latei*)
die
Regenwürmerposse ernsthaft zu nehmen, dem
wollen wir einige historische Notizen nicht vorenthalten. Regenwurmpr&parate,
Dioscorides
schon
die
Apotheken
angibt,
, Regen wurmöl"
heute ihre Rolle;
Man
verlangt.
Hippokratikern und
spielen
z.
findet
ja
in
der
Volksmedicin
noch
B. wird noch heute gelegentlich in den
im
16.
Jahrhundert
allenthalben
bei
wie bei Jatrochemikern derartige Mittel
Galenisten,
zur Bereitung und Benutzung empfohlen. Man sehe nur z. B. die Receptsammlungen eines Michael Bapst von Rochlitz durch und des gelehrten Hexen wahnbekämpfers Dr. Johann Weyer (Wieras) „Artzney Bach: Von etlichen biß anher vnbekandten vnd vnbeschriebenen Kranckheiten als da sind, der Scharbauch [Scorbut], Varen, oder lauffende Varen Darch Johann Weyern, Cleuischen Doctorem Medicam selbst verfertigt, vnd in Teutsche Spraach gebracht. Getruckt zu Franckfurtam Mayn, 1580". [Colophon. „Getr. z. Frkfrt. a. M., durch Nicolaum Bassee, Im Jar, M.D.LXXX." 8°], wo man Regenwurmöl, -pulver, -wasser u. s. w. empfohlen findet. Auch in ,
.
.
.
.
.
.
.
.
Paracelsischen Recepten werden einmal „lumbrici terrestres* als Nebenmittel
zur Präparation genannt für die
am
(4<>-Ed.
Bd. IV. S. 114; Fol.-Ed.
Anwendung lebender RegenwQrmer gegen
Finger war von jeher und
thetische
ist
ja
zum
S. 514).
Theil mit der
Fol.-Ed.
I.
betrachten
In
„Wurm"
in der Paracelsischen
Samm-
Hippokratischen Sammlung, was
Unsicherheit des Autors betrifft, wohl in Parallele setzen könnte
Beleg finden.
Ja selbst
noch heute ein Lieblingsfeld für sympa-
und andere Wunderkuren) kann man
lung—die man
I.
Panaritien (der
dem „LiberPrincipiorum
—
einen
[4°-Ed. Bd. VII. S. 278
ff.;
1088 ff.], einer Schrift, welche sicher als untergeschoben zu wenn auch einige allgemeine Redewendungen sehr an Hohenheims
S.
ist,
Art erinnern, findet sich folgende Empfehlung der „allerschlechtisten vnnd
man Regen wurm nennet": „Nemmet einen nach anseheu der Person vnd des schmertzens . bindet jhn mit einem leinen Tüchlin auff den Finger, oder an das orth, da der schmertzen am grossesten ist, vnd laßt ihn also ligen jjiüi Stund, oder so lang er lebt: Vnd wann er ist gestorben, so ist der Morbus Curiert, vnnd gleicherweise auch gestorben. Nicht das diß ein Gaukelspiel, ein
gemeinisten Erdwürmen,
Regenwurm, groß oder .
die
klein,
.
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138 Doch
verlassen wir diese
5r-
Komödie aus dem , Sommernachtstraum",
und wenden wir uns zur ernsten Historie zurück! beiläufigen
Erwähnungen
ist dieser
Schwank auch
In seinen kleinen für eine ernste
Be-
trachtung des Hohenheim'schen Lebensganges nicht ganz ohne Werth, wie wir darthun werden.
Zunächst die Zeitbestimmung: „Eo tempore, quo Theophrastus Paracelsus Christianum Studer curavit*. Christian
St u der
ist
eine in der St. Galler Reformationsgeschichte
Er war
wohlbekannte Persönlichkeit.
zweimal Bürgermeister
schon
gewesen und wurde zum dritten Male 1531 zu diesem Amte erwählt.
»Demnach
monat IV das burgermeisteramt sch warlich
er aber ettliche
[mit Mühe] kranckhait halber versehen,
ist
am
30.
legen" und noch io demselben Jahre
Kessler*). Zu dem Schwerkranken war auch
er gar
zu bett niderge-
December gestorben. So
berichtet Johannes
von Hohenheim St.
worden,
gerufen
der berühmte
der
sich
Theophrastus
im Jahre 1531
in
Gallen längere Zeit aufhielt.
Kessler
erwähnt
Hohenheims
gleichfalls
dem Jahre 1531
kurz
diese
Krankenbehandlung
desselben Jahres sichtbaren
im August (Hall ey'schen) Kometen: „Dißen cometen
habend dutet und ußgelegt
Theophrastus von Hochenheim**),
unter
bei Besprechung des
zu der zit hie zu Sant Gallen wonend, burgermaistern Christian Studer artznende, und vorgemelter Joann Schoner* ***)
aufi Krafft
dieser Schrift.
."
u.
s.
w. im
9.
Capitel
Regenwürmerkur nicht auch literarische Producte abgegeben hat?! Sabbata IL S. 285 u. 334.
St. Galler
*) '*)
die
—
288].
vnnd Wirckung der Natur
Aberglaub, vnd vnrecht sey, sonder geschieht«
.
[II. S.
—
Wer weiss, ob die Grundlage für dies oder ähnliche
Man achte darauf, dasa der deutsch schreibende Kessler unseren Helden „Theophrastus von Hochenheim" nennt, hingegen der lateinisch Rütiner (der seinen Freund Kessler immer „Ahenarius" heisst) „Theophrastus" oder „Theophrastus Paracelsus".
schreibende
'*)
Gemeint ist „Coniectur odder abnemliche außlegüg Joannis Schöners vber den Cometen so jm Augstmonat/ des 2tt.2).XX£i. jars erschinen ist/ zu ehren einem erbern Rath/ vnd graainer burgerschafft der stat Nürmberg aufigangen" Nürnberg bei Friedrich Peypus in 4° erschienen. [München, Hofu. Staatsbibl „Gedruckt zu Meydeburg/ ein Nachdruck mit dem Colophon :
;
durch Heinrich Ottinger
Schöner
kl.
4<>.
14 SS.
findet
sich
in
unserem
Besitz.]
beweist sich hier als echter Astrolog, der nur die Aussagen des
Digitized by
Googl
139 Mithin hätte die Behandlung des Bürgermeisters S tu der durch
Paracelsus
zu derselben Zeit stattgefunden, als derselbe seine erste
Kometenschrift Büchleins
an
in St. Gallen
„Sampstag nach Bartholomei
Hohenheim
war aber schon
denn schon am
Watt**)
drei
März
15.
Bücher des
Die Vorrede
verfasste.
den Züricher Reformator
Leo Jud*)
Anno
[24. August]
viel früher
hatte
er
nach
dieses ist
kleinen
datirt
vom
9R.2>.$uj."
Gallen gekommen; dem Joachim von
St.
daselbst
„Opus Paramirum" gewidmet,
üeber die
Ptolem&us und der arabischen Astrologen wiedergibt, während Hohenheim in seiner Schrift alle Astrologie „eine Matter der Snperstition" nennt. *)
—
Leo Jud
(Judä), ein geborener Elsässer, seit 1523 Prediger in Zürich, war wohl im Herbst 1527 daselbst mit Hohenheim bekannt geworden. Er scheint ihm näher getreten zu sein als andere Züricher, mit welchen Hohenheim damals verkehrte; denn dieser wendet sich von St. Gallen an Jud in seinem Widmungsbrief zu dem Kometenbüchlein „als min gemeinisten zu Zürich*
und
bittet ihn die
Drucklegung des Schriftchens zu veranlassen.
Jud kam
diesem Wunsche sofort nach; er schreibt unter Beifügung einiger gedruckter
Exemplare kurz nachher an unseren Arzt: „hab ichs von stund an vberlesen, vnd dieselbe Nacht noch in Truckerey geben, die ist gleich worden truckt". Dafür, dass Hohenheim gerade Jud in Zürich näher getreten ist, könnte man zwei äussere Momente als Erklärung anführen. Zunächst den Umstand, dass Jud in seiner Jugend eine Zeit lang mit Arzneiwissenschaft sich beschäftigt und zwei Jahre bei einem Apotheker in Basel practicirt hatte. Zweitens war er später viel kränklich, wie sein Briefwechsel mit Yadian beweist, der ihm ärztliche Anweisungen gab. Auch gerade im Jahre 1527 war er krank und klagt im Juli gegen Vadian darüber, dass die von diesem verordneten Arzneien nicht hülfen, ja eher Schaden brächten (vgl. Carl Pestalozzi, Leo Judä. Elberfeld 1860. 8°. S. 3 u. 82). Es war also recht wohl möglich, dass Jud dem Baseler Professor, der seine Herbstferien 1527 in Zürich verbrachte, seine Leiden klagte und ihm durch dessen Behandlung persönlich näher trat. Weitere Gelegenheiten eines persönlichen Verkehrs können wir einstweilen nicht nachweisen. Mit dem bekannten Reformator St. Gallens, dem Stadtarzte und vielmaligen
—
**)
Bürgermeister
Joachim von Watt
(Vadianus) könnte
Hohenheim
viel-
von Villach her bekannt gewesen sein, wo ersterer als öffentlicher Lehrer von der Stadt kurze Zeit angestellt war im Anfange des leicht schon
Jahr ist nicht genau bekannt; Rü tiner schreibt I. 183b, dass 1508 nach Villach kam, was aber nicht ganz feststeht). Vielleicht
16. saec. (das
Vadian
hatte gar der Vater
Wilhelm von Hohenheim
(Lehrer an der dortigen
Bergschule?) den (15jährigen) Sohn Theophrastus den Unterricht
Vadians
—
Wir geben dies als das, was es ist, eine schwankende Vermuthung. Im Anfang seines St. Galler Aufenthaltes hat Paracelsus dem „Ehrwirdigen Hochgelerten Bürgermeister, Doctor der Artzney und
geniessen lassen
—
(?).
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140
^
Art der Erkrankung des Bürgermeisters Näheres in Erfahrung bringen.
wann Studer
in
Hohenheims
zu dessen Tode sein Arzt war.
Bartholomäus
lässt
Wochen
27
Behandlung
konnten wir nichts sich
feststellen,
und ob
dieser bis
lässt
trat
Durch den unten anzuführenden Brief
Schobingers
dass Paracelsus
Studer
Ebensowenig
sich
nur das eine sicherstellen,
im Hause des schwerkranken Bürger-
meisters wohnte. •
Auch
Punct der Rütiner'schen Anecdote erregt
ein anderer
in
tempore culinam in aula fecit Hieronymo Schowinger Vicario, per illum .* Bartholomaeus obtinuit etwa unser historisches Interesse, die Worte: ,eo
.
.
Landsmann und Collegen die drei Opas Pararoiram zugeeignet „das deiner vnd meiner vn-
Physicus" Vadian in aller Höflichkeit als ersten Bücher des
vergessen werd, bey menniglichen so der Artxney vnterworffen sind"; aber einen näheren, dauernden Verkehr
erwähnt
Jedenfalls
Watt
historische Schriften Ja, er scheint der
3. Bd.,
Nennung
zu gehen, wenn er
z.
hatte
diese
Widmung
„Diarium"
nicht zur Folge.
Watts
in
seinem
St.
Gallen 1879) unseren Arzt mit keiner Silbe.
seines
(J.
v.
deutsche
Namens fast geflissentlich aus dem Wege dem Kometen des Jahres 1531 er-
B. weitläufig von
zählt und sich auf die .verstendigen des gestirns" bezieht, ohne des Paracelsus und seiner Kometenschrift zu gedenken. Aach 1532 notirt er „diser tagen giengend buechli nJa von wegen etlicher sternen und selzamer erschinungen des gestirns und ward mengerlei ußlegung geschoben " [1. c. S. 317], nennt
aber hier erhaltene)
Hohenheim ,
Auflegung
sicher erschien,
„Ex
da
ebensowenig, dessen (nicht mehr im Originaldruck Cometen vnd Virgultae . An. XXXII*, damals
defi
Huser
.
so
sie
antiquis impressis Exempl."
Bd. X. Fasciculus zum Appendix fallender ist es,
meister
dass
Watt
seine
1.
.
Kometenschrift von 1531
Sammelausgabe aufnahm [4°-Ed.
50— 57;
Fol.-Ed. II. S. 644].
Noch
auf-
diesem seinem «Diarium* auch den Bürger-
in
Christian Studer
in S.
gut wie die
nicht nennt,
welcher doch eine bedeutende
Kessler viel genannt und gepriesen wird. Auch dessen Tod erwähnt er in diesem Tagebuche am Ende des Jahres 1531 nicht im geringsten, während er des kurz zuvor in Basel verstorbenen Öcolom päd mit reichlichen rühmenden Worten gedenkt. Sollte Vadian vielleicht der erste Arzt des kranken Bürgermeisters Studer gewesen sein nnd durch die Berufung Hohenheims, der ihn in seiner Dedication offen zum Aufgeben der Galenischen Irrthümer aufgefordert hatte [4.0-Ed. I. S. 67; Fol.-Ed. I. S. 24c], sich von Beiden verletzt gefühlt haben? Allem Anschein nach hat Hohenheim Recht behalten, wenn er in seiner Nachrede an Dr. J. v. Watt sagte [11. cc. S. 140 resp. 50]: „Der in der Medicin ein Humorist ist [d. h. noch an die Humores Galens glaubt], der preist Theophrastum nit: Der in der Astronomy ein Irrer ist, der nimpt nichts an was ich jhm sag". Bolle in seiner Heimathstadt spielte und
z.
B. von
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-3
141
Bartholomaus Schobinger erwirkte für Hohenheim unHieronymus Schobinger, die Frist
ter Beistand des „Vicarius*
14 Tagen zur Vollendung
von
müsste
haben,
obiger Wundbehandlung.
Bartholomäus Schobinger Hohenheim
Demnach
nahe gestanden
dem
denn sein Eintreten für den angeklagten Arzt erschien
Chronisten
Rütiner
im Verfolge unserer Untersuchungen Die beiden hier genannten
tholomäus*) war
So
selbstverständlich.
St. Galler
es sich
stellte
denn auch
heraus.
Schobinger
Bürger;
sind Brüder.
Hieronymus
Bar-
war Statthalter
der vier Orte und als solcher wohl beim Rathe von Einfluss**). liess
wohl
sich zur selben Zeit eine „culina"
in seinem
chemische Küche,
Laboratorium
eine
ein
Hofe bauen,
Er d. h.
mit Oefen, Re-
torten etc. zu alchemistischen oder wahrscheinlicher zu blossen Destil-
lationszwecken
;
überwachen und
Hohenheim die
mochte diesen Bau
als Sachverständiger
Anweisungen zur Herstellung der verschiedenen
Einrichtungen geben.
Auch Bartholomäus Schobinger hat Tage
die chemische Wissenschaft seiner
sich nachweislich für
interessirt.
Er war, wie eine
Familienchronik sagt***), ein „hochverstendig und weltweiser Mann",
dem
nichts
lieber
war,
als
die
«Natur und Eigenschaft
aller natür-
lichen, wie auch durchaus allerlei geheime, schöne
und nützliche Künste
zu erforschen*. Er hinterliess zwei
in deutscher Sprache,
,
Kunstbücher"
wie auch etliche „alchimistische und andere geheime Bücher in Latein-
Sprach«, theils von ihm geschrieben, theils nur glossirtf). *)
Barth. Schobinger [1500
— 1585]
war Eisenhändler, seit 1550 Bathsherr vornehmer Familien) incorporirt 1525, anlässlich seiner Heirath mit Anna, der Tochter des Zunftmeisters Michael Schappeler. Wie aus einer Bemerkung in Kesslers Sabbata [II., S. 512] hervorgeht, hiess seine zweite Frau Helena Studer, was insofern von Interesse ist, als Bartholomäus in dem unten abgedruckten Briefe berichtet, Hohenheim habe im Hause seines „Hern schwchers sellig" gewohnt (Vgl. Bürgerbuch der Stadt St. Gallen. St. Gallen 1887. S. 388/39.)
und der Notensteiner Innung
**)
(der Gesellschaft
Hieronymus Schobinger,
geb. 1477 in Gossau, gest. 1560, war eine Zeit lang Landeshauptmann zu Wyl, d. h. Vertreter der vier eidgenössischen Schatzorte in der Fürstlich-St Gallischen Landschaft; Watt nennt ihn häufig
in seinem Diarium als „stathalter Schowinger", daneben als „ain erlich, from mandli", „gar guter Vernunft". ***) Eine noch heute im Familienbesitze der Schobinger in St. Gallen befindliche, von Dr. Sebastian Schobinger [1579—1652] angelegte „Genealogie". •{•)
Er besass auch eine nicht unbedeutende Bibliothek, deren Verzeichniss in einem Mscr. Rütiners [Ms. 80] sich noch heute auf der Stadtbibliothek in
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142 Für Rütiner
ist
Durch seine Vorliebe mit
Bartholomäus S c hob in ger meist der Bericht-
über alchemistische
erstatter
Hohenheim Der
der beiden
und dergleichen Dinge*).
astrologische
,
für die
Chemie wurde wohl auch der Verkehr
veranlasst.
Hohenheim,
Autor über
einzige
£«-
Männer erwähnt,
ist, soviel
welcher diesen Verkehr
Leonard Meister.
wir sehen,
Derselbe schreibt**): „Andre Handschriften, besonders auch sein wichtiger,
sehr vertraulicher Briefwechsel mit Bartholomäus
Schobinger
zu St. Gallen, waren vormals an lezterm Orte in der Schobingerischen Famillie verwahret."
Meister verdankt diese Notiz dem Melchior Goldast von Haiminsfeld, welcher in seinen „ Rerum Alamannicarum scriptores "***) berichtet:
Barth olomaeum [Sch.]
„
qui super naturae arcanis ausus est
Alexandro descendere.
Suchten,
a
cognomine Divitem Philosophum,
cum Theophrasto Paracelso
extant apud Schobingeros
Scripta
et
quibus familiarissimus erat, in certaraen ,
cum
si
aliis
eompa-
rentur, auro contra cara."
Da Goldast
diese
Mittheilung
einem
von
Enkel f)
unseres
Bartholomäus Schobinger erhalten hatte, so war die Quelle nicht zu
wenn uns auch von vornherein
verachten,
Hohenheims
und
von Suchten ff) St,
*)
die Nebeneinanderstellung
seines viel später lebenden
Anhängers Alexander
kein grosses Vertrauen erwecken wollte.
Gallen befindet (44 SS.), darunter Destillirbücher , Schriften von Lull,
Paracelsus, Gersdorf u. s. w. »Ille Raymundus z. B. I. fol. 133.
[Lullius]
Gallusque fuit ubique sibi convenit de villa nova
.
.
.
Bartholomaeus Schowinger
[trecentos florinos] ut
über
vixit
quam plurima
Raymundus
viveret
."
.
dixit
tempore Alber ta [MagniJ scripsit.
ad
folgt
Item Arnoidas
me ego darem
3c
fi
allerhand „Magisches*
Agrippa. —
Albertus Magnus, Thomas Aquinas, Cornelius 237. b. wird von dem Innsbrucker Astrologen Joannes Collinitius
I. fol.
erzählt
und dann fortgefahren:
„Haec ab
illo
astrologo
.
.
.
audivit Barthol.
Schowinger, qni non nihil coromertij et societatis cum eo habuit Oenisponti quia etiam plurimum incubuit chiromantiae **) „Helvetiens II.
***) f)
ff)
Band.
Tomus
III.
berühmte Männer Zürich 1799.
8°.
in
und vieles andere. Bildnissen von H. Pfenninger". .
2. Aufl.
S. 33.
Francofordiae 1661. Fol.
in der Einleitung de auctoribus, Bl.§
r
2
.
Dem Bartholomäus Schobinger Patricius et J. C. Sanctgallensis (1566—1604). Alexander von Suchten lebte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und war mit Michael Toxites befreundet; wir halten ihn für einen der geistig bedeutendsten Paracelsisten
und kommen später einmal eingehend auf
ihn und seine wichtigen Schriften zurück.
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-3
143 werden
Familienpapiere
Schobinger'sche
noch
heute
auf
der
Stadibibliothek zu St. Gallen verwahrt. Allein es war weder dort, noch
im Besitze der Familie selbst ein Brief oder sonst ein Manuscript von Theophrastus aufzufinden. Auch anderweitige alchemistische Handschriften oder Briefschaften sollen nicht
Hohenheims mit dunkelem „THEOFRASTVS PARRACELSVS 1529«
ein Oelbild
Farnilienbesitze in die
gekommen
wo
sein,
Sammlung
es
mehr vorhanden
Nur
sein.
Vollbart und der Aufschrift soll
aus Schobinger'schem
des historischen Vereins in St. Gallen
noch heute verwahrt wird*).
Dies Bild wäre
dem Untergange entronnene Zeuge, dass Familie Schobinger mit dem Arzte von
also in St. Gallen der einzige
einmal
Glied dieser
ein
Einsiedeln in Beziehung gestanden hat.
Während
in
so
St.
Gallen
Nordsee
Leyden
in
unsere Nachfragen
selbst
waren, weil dort jede Spur verloren
ist,
Briefe von Bartholomäus
welche Zeugniss geben, dass der Mann sowohl mit
mit Suchten In
J.
nahem Verkehre
in
der reichen
Sammlung
erfolglos
am Strande der Schobinger erhalten,
haben sich
Hohenheim
als
stand.
„chymischer*'
IsaacVoss zusammengebracht und
Manuscripte,
welche
die Leydener Universität später
käuflich erworben hat, finden sich nämlich
auch zwei Briefe unseres
Schobinger, der eine an einen Ungenannten in Waldshut, der andere an Alexander von Suchten in Danzig Den ersten theilen wir hier gerichtet, datirt vom April 1576**). Bartholomäus
vollständig mit, weil er für die Paracelsus-Forschung mehrfaches Interesse bietet.
»Waldshut. Ewer schreiben hab
*)
Wir Hessen Karl
ich empfangen,
vnd desselben frundtlich
vnd erpieten mit freuden vernommen, insonder dz
inhalt
vor Jahren für unsere
es
Aberle
sich
mein
Sammlungen pbotographiren.
Prof.
wird es in der Fortsetzung seiner schon oben erwähnten Ab-
handlung auf Tafel 4 wiedergeben lassen. „Codex Vossianus Chymicus Folio Nr. 2" bilden die beiden ersten Blatter des Bandes. Es ist eine Abschrift beider Briefe auf einem Bogen, welche etwa ums Jahr 1600 angefertigt ist. Der Bogen, worauf sie stehen war früher zusammengefaltet und ist später mit ganz heterogenem
**) Diese Briefe in
,
Stoffe
zusammengeheftet worden.
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&~
144 Gnädiger
her
der
auch ihr,
Probst,
Daran tunt
hitzigcklich ergeben.
ir
der Alchimia
euch
vnd auch auf disen tag
diese kunst hat vor vil iaren,
herren vnd Reicher leuth, deren ich noch
vil
mit irem grossen schaden verfuert vnd ain
vil
nit
Dan
gar wol vnd recht.
grosser
weiß vnd kenn,
Dz
verderbt.
tail
aber üwer lust zu der nutzlichen vnd lustigen kunst der distilation,
durch welliche
man auß
als die aller subtilist substantz
feurs schaiden vnd außziehen
ainer ieden materi die 5* essentia,
vnd höchste
mag,
krafft
dieselbige
durch hitz
deß
vnd anderi arbeit,
man den menschen in gsundhait enthaltten, oder dem kranckhen mit gwissen artzneien zehilf kommen vnd gsund
durch welche
machen mag. dz mer uß
liebe
ist
Got seinen geliebten (welche
die kunst, die
deß nechsten, dann von
zehelffen bgeren) erofnet
vnd
den menschen Es hatTheophrastus,
ihrs aignen nutz
mittailt.
den ich gar wol kent, vnd in 27. wochen in mines Hern schwehers selligHaus ghalten, fil buechervon solchen dingen ains tails verporgelich, vnd ains tails die er warlich selb nit verstanden, hinder im verlassen. Dan der Schulmaister von welchem er sein kunst gheb, hat in in vilen stuckhen betrogen, zum teil die wahrhaft verhaltten vnd der mer tail, so er in gelehrt, nit genug verständig ,
underwisen, wie es sich dann in zeit so er bi mir gewesen,
im werckh befunden, dz recht verstanden hat,
offt
er ettlich ding, die er gschriben, selb nit
vnd
dises ist die vrsach,
dz seine hinder
hilf kommen buecher vnder ain [2. Seite] nammen getruckht, die Theophrastus weder gesehen noch gemacht hat. Dan ich ken des Theophrasti stilum wol, wie sein brauch in seinem schrei-
im verlassne buecher vnd kunst, wenigen zenutz vnd
mögen,
es
werden auch
ben gewesen
Dz
auch [noch?] vil
ist.
sich
der Herr erbeut,
wo
er
mir in solchen
dingen
dienen vnd vnder weisen konde, dz wolle er trülich vnd gern thun, dz mich werlich wol erfrewet,
vmb in
vnd den Herren auff dz höchst
solche gutwilligkait danck sag.
glichen
erborn vnd
der
eren
verdienen.
Dan
Wolte gen ich
in baide solchs
bin von
natur dazu
von iugend auf biß auf dise stund dahin genaigt,
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Googl
145 elz
St-
ich zu allen ehrlichen vnd nutzlichen kunsten für alle richtumb
gwalt vnd wollust ain fröd vnd lust hab.
Bartholomaeus Schobinger avus*)".
Schobinger
In diesem Briefe trennt
zunächst wohlweislich die
Goldmacherkunst, welche so viele betrogen hat, von der Arzneien bereitenden Alchemie, der
nutzlichen und lustigen Kunst der Distilation*.
„
Man hat bisher diese beiden Disciplinen, welche beide unter dem Namen „Alchymie" gingen, viel zu wenig auseinander gehalten und damit
grosse Verwirrung
Beachtet offenbar
man
angerichtet,
die
heute noch andauert.
bis
—
diesen Unterschied durchgehends
nur darum den
Namen Spagirik
Hohenheim um damit
geschaffen,
hat ein
allemal die arznei liehe Alchemie von der ars transmutatoria zu
für
trennen;
kam
später
die
Bezeichnung
Iatrochemie
man gegen manchen Autor gerecht werden, den man
Gebrauch,
in
welche sich vor der Mitte des 16. saec. nicht belegen lässt als
—
so wird
Goldmacher
verdammt, und manchen scheinbaren Zwiespalt lösen**).
Von Werth
die Mittheilung
ist
heim gut gekannt Schwagers
habe,
aufhielt***).
sich
Christian Studer Wohnung erhielt, als
dass er
Hohen-
Ohne Zweifel
der
ist
Bürgermeister
dessen Hause Paracelsus
dieser
Schwager f),
er die
Heilung dieses Schwerkranken übernahm.
Leider erfahren wir dadurch nicht,
wurde und ob er
Schobingers,
da derselbe 27 Wochen im Hause seines
es bis zu dessen
in
wann Theophrastus Studers Arzt
Ableben
blieb.
Hohenheim
als
wahrscheinlich an, so würde
die
Behandlung Studers übernommen haben und
Nimmt man
letzteres
etwa Ende Juni 1531 in dessen
Behausung
übergesiedelt sein. *)
Schobinger, welcher das hohe Alter von 85 Jahren erreichte, unterschreibt sieb hier „avus"
Juristen **)
im Gegensatz zu seinem schon oben erwähnten Enkel, dem
Barth. Schobinger, dem Freunde Goldasts.
Wie z. B. Joh. Fischart vielfach sich über die Schwindel- Alchemisten lustig machen und dann wieder einen „alchemistischen" Tractat ganz ernsthaft als etwas
Vortrefflliches
bevorworten
kann.
(Vgl.
Camillus Wendeler,
»Fischart als Herausgeber alchimistischer Schriften",
VI. Bd.
1877.
Jahrhundert ***)
S.
486—509, und
Ludwig Geiger,
Archiv
f.
Lit.-Gesch.
„Aus dem sechszehnten
III. Allg. Zeitung. Beilage Nr. 314 v. 9. Nov. 1880. S. 4610.) Die Mittheilung, welche sich im Handschriften-Catalog der Vadiana (S. 36 f.) findet, Schobiuger habe auf seinem Schlosse Horn mit Paracelsus ,
über Alchemie verhandelt, wird also durch unseren Brief keineswegs bestätigt, t) Vgl. S. 141
Anm.
*)
10
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+2 Was Schobinger
Hohenheim
146
des weiteren über Bücher
welche
berichtet,
so sind damit unter seinem ihm verlassen Namen nach seinem Tode erschienene Abhandlungen gemeint der
Brief dürfte
14
»hinter
etwa
,
1576 geschrieben
—
—
sein
welche
theils
deshalb
schwerverständlich ausgefallen seien, weil der Autor absichtlich dunkel schrieb („verporgelich"), theils weil er die von
nicht voll beherrschte und verstand.
ihm behandelten Dinge
Diese letztere starke Behauptung
dann mit der Beobachtung zu stützen, welche er Hohenheims Anwesenheit in St. Gallen mehrfach gemacht haben „im werckh* „etlich ding, die er will, dass derselbe nämlich gschriben, selb nit recht verstanden" habe, was also besagen will, dass Theophrastus beim chemischen Ausarbeiten von ihm (handschriftlich) mitgeführter Processe, diese selbst manchmal nicht ganz verstand, dass früher gemachte Notizen sich beim eigenen practischen Nacharbeiten als lückenhaft und falsch erwiesen *). Dieser Beweis für seine gewagte Behauptung ist also recht wurmstichig denn solche gesucht Schobinger bei
;
legentlich aufgezeichnete, von anderen erhaltene Darstell ungs Vorschriften
chemischer Präparate (wie
im
l.
man
sie
uns beispielsweise heute noch in den schon
Hefte [S. 75 J kurz besprochenen „Manualia* erhalten sind), darf selbstredend doch nicht Hohenheim zur Last legen, der ja auch
betrogen sein konnte, wie andere. Ausserdem darf man dabei auch die Erwägung nicht unterlassen, dass Theophrastus manchmal seine dem alchemistischen St. Galler Dilettanten Gründe haben mochte ,
nicht alles auf die Nase zu hängen.
Dem welche
ürtheil
Schobingers über den geringen „Nutz und
Hohenheims
Schriften brächteu, kann kein
zugestehen, selbst wenn
welche
beschränkt,
man
sich
es natürlich
bloss
mit
nur auf diejenigen Schriften
practischen
metallurgischen Dingen beschäftigen; der gute
Augen
alchemistischen
Mann
will sich in
eines anderen Dilettanten mit diesem weisen Urtheil auf
Hohenheims
Hilf",
Kenner Beachtung
und den
Kosten
was man ihm nachsichtig
eine gewisse Folie verleihen,
lächelnd verzeihen mag.
Auch
die alte Litanei, dass unter den sub
nomine Paracelsi erschie-
nenen Schriften viele untergeschoben seien, wird durch Schobingers Laien urtheil
ebensowenig
beweiskräftig,
Aeusserungen Oporins, trotzdem
sie ja für
als
durch
die
bekannten
unseren jetzigen Besitz hie
und da der Wirklichkeit entsprechen. *)
4
Ein ewiges Lamento der „Alchemisten* sind diese fehlerhaft uberlieferten „ Processe", die nicht etwa blos bei Gold- und Silberköchen vorkommen.
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-3
Die Jahre
5.
5~
147
1532-1535.
Gang unserer Untersuchungen nun einmal auf
a uns der
die St. Galler Zeit unseres
um
führt hat, wollen wir,
medicinischen Reformators ge-
auf St. Gallen Bezügliche zusammen-
auch eine Notiz nicht unerwähnt lassen,
zustellen,
Conrad Gesner In
alles
„Bibliotheca
seiner
welche sich bei
findet.
berichtet
universalis"
Gesner
(Tiguri
1545. Fol. S. 644): „Composuit etiam ad abbatem S. Galli nescio quae
quae publicata non puto".
theologica opera,
—
Wahrheit beruht
auf
Falls diese Mittheilung
und wir können dem gegenwärtig keinen
Beweis entgegensetzen
—
Diethelm Blaurer
zu verstehen sein, welcher 1530 ans Regiment,
aber
1532
erst
von
so
Wyl
erwies sich in St. Gallen
wird darunter niemand anders als Abt
nach
als
St.
mation herbeigeführten Aenderungen, aber
annehmen, dass diese von ,ad
Abbatem
hätten;
S. Galli'
denn
es
heims Namen
Gesner
man
aller
darf deshalb noch nicht
erwähnten theologischen Schriften
handschriftlich
theologischen Inhalts unter erhalten,
Ä.nno
1530.
z.
B.
»Vom Nachtmal
Rom
geradezu pole-
Christi ad
dementem VII.
Zu dem Siebenden demente, Obersten
Rom" und
andere.
„Offene Briefe"
Hohen-
welche sich an katholische
Würdenträger wenden und trotzdem einen gegen
zu
durch die Refor-
gerade einen orthodox-katholischen Inhalt gehabt
sind Schriften
mischen Inhalt haben,
Diethelm
Gallen selbst kam.
grimmiger Feind
Bischoff der Pfarr
sind ja häufig Streitschriften
gegen die Adressaten.
Es hat uns durchaus nicht gelingen wollen, in sonst
irgendwo eine Spur
heims gerichtet in
zu
entdecken,
welche
gewesen wären.
Gallen oder
St.
von theologischen Abhandlungen
an
oder
Wir müssen
gegen einen
Hohen-
St. Galler
diese Frage also
Abt
vollkommen
suspenso lassen. 10*
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^
^
148
Anders steht die Sache, wenn wir uns die Frage vorlegen, ob
Hohenheim Schriften
hat.
Im
verneinen.
überhaupt
Nach dem heutigen Stande
suchungen sind wir durchaus nicht zu
— 1535
1530
den Jahren
in
verfasst
Gegentheil,
der Lage,
in
besteht
es
Momenten, welche uns zur Bejahung
diese
eine
dieser
theologische
unserer Unter-
Frage absolut
von
Anzahl
ganze
Frage zu drängen ge-
eignet sind.
Auf dem
ganzen
Hohenheims
ist
Gebiete
Huser
2) bei
schen
Frage
Hand an
und
Untersuchung herantritt
die
vor
1)
von ihm selbst nichts rein Theologisches veröffentlicht findet,
allem
erst
kurzer
Thätigkeit
schriftstellerischen
theologischer Schriften.
nach seiner Autorschaft
Wer
der
kein Punct schwieriger zu entscheiden, als die
sehr wenig dergleichen antrifft und 3) beachtet,
dass
mit dem Jahre 1618 von Johannes Stariz im Lucas Jennis'Verlag
(in
Frankfurt
M.)
a.
die
Publikation
weniger
einiger
dem Namen Hohenheims begonnen
theologischer Abhandlungen unter
wurde, der wird nicht lange schwanken und schnell von der Unechtheit
So sah denn auch Friedrich
dieser Elaborate überzeugt sein.
die Sache an, der doch gründlicher als irgend ein anderer vor
Bibliographie
Hohenheims
erforschte. Die einzigen positiven
welche ihm aufgestossen waren, die Daniel Georg »Polyhistor Literarius" *), hat er mit
Hohn
Morhofs
abgefertigt**),
Mook
ihm
die
Angaben, in
seinem
und doch
entsprechen diese buchstäblich der Wahrheit.
Wir kennen
bis
heute 123 theologische Tractate,
Hohenheims Namen erhalten Morhof genannten Isaac Voss'schen
welche hand-
Davon sind 92
schriftlich unter
sind.
in der von
Bibliothek noch heute
zu finden unter den oben schon genannten ,Codices Vossiani Chymici 4 in
Leiden.
Im Originalmanuscript
ist
uns keine dieser zahlreichen theo-
logischen Abhandlungen begegnet.
Die ältesten von uns aufgefundenen
Manuscripte sind 1564 und 1567 in Görlitz geschrieben und waren nachweislich dem grössten Paracelsushandschriften-Sammler jener Tage, Johannes Scultetus Montanus bekannt und wahrscheinlich aus seinen Sammlungen abgeschrieben***). *) 8.
**)
Edit, Lubecae 1732. Bd.
.Theophrastus Paracelsus.
***) Vgl.
Heftl.
S.
71 Anm.
I. S.
92
u.
100; Bd.
II. S. 119.
Eine kritische Studie".
Würzbarg
1876. S. 15, 16.
*•) u. S. 78.
V Digitized by
149
-ms
Bei unserer heutigen Kenntniss dieses umfangreichen theologischen Materials scheint es
Theil
kaum mehr
uns
gegangen zu betrachten. je tiefer
um
Standpuncte
Marx um
von
der
dem
von
so weiter
Feder hervor-
Geist
in
Hohenheim'schen
Geistes ein-
scheinbar so einfachen und sicheren
versuchten
Geistesproducte*) hinweg,
Hohenheims
einen
wenigstens
Hohenheims
Ueberhaupt fuhren unsere Untersuchungen,
wir in die Schaffenswerkstatt
dringen,
dass
vermeidlich,
dieser Schriften als wirklich aus
Sichtung
Paracelsischer
mehr müssen wir uns überzeugen,
so
Staunens werther Weise sehr weit aus-
einander liegende Gebiete menschlichen Denkens und Forschens (Natur-
und Theologie, Astronomie und Medicin, Kosmogonie und
philosophie
Chemie, Meteorologie und Pharmaceutik) zu durchmessen bestrebt war
—
und dass
er,
nirgends an andere Autoritäten sich anlehnend, rein
aus sich selbst heraus in originaler
So nimmt eine
er
Weise seine Gedanken entwickelte.
denn auch in seinen theologischen Anschauungen
ganz separate Stellung
ein.
Der grösste Theil der von uns gelesenen
Abhandlungen und gerade diejenigen, welche die meisten Wahrscheinlichkeitsgründe der Echtheit entgegenbringen, lassen sich in
keine der
damaligen theologischen Parteischablonen zwängen.
Weiter können wir hier auf diese allgemeinen Fragen nicht
ein-
Wir möchten nur noch auf den einen Punct aufmerksam
gehen.
machen, der bei der Entscheidung dieser theologischen Echtheitsfrage
Gewicht
ins
Im Inventarium
fällt:
des Nachlasses
Hohenheims
fin-
den sich nur fünf gedruckte Bücher genannt, darunter vier theologische, eine
lateinische
Bibel,
ein
Neues Testament, eine Hieronymus Evangelienetliche vnnd allerley ge-
lateinisches
Handconcordanz und commentar — endlich „Mehr biblische
des
schribne Collectur in Theologia, so Theophrastus soll concipirt haben".
— Die
Bibel, die so lange absichtlich in den Hintergrund
gedrängte, war also für wie in der ebensolange lichen
Hohenheim
ein Gebiet, auf
dem
er ähnlich
vernachlässigten Natur seine ganz eigenthüm-
Forschungen anstellte, die allerdings durch seine unzureichenden
Kenntnisse
Schranken
der
in
gehalten
griechischen
wurden.
und
hebräischen
Er vermochte
Sprache
indess
selbst
in
engen
aus
der
Vulgata eigenthümliche Ansichten über die Religionsfrage zu gewinnen,
*)
Vgl. Heft
I.
S.
38
ff.
-
Digitized by
150
*+.
welche auf Zeitgenossen und Spätere nicht geringen Einfluss ausgeübt zu haben scheinen und ihm noch heute den ungerechten Vorwurf der
Dass der dem Pietismus schon nahe-
Theosophie u. dgl. zuziehen. stehende Valentin
Weigel
wie so lange behauptet
nicht,
auf
ist,
Paracelsus sich stützte, hat in diesem Jahre Israel in seiner gründlichen
Schrift*)
ist
Böhme
und ob der Theosoph Jacob
nachgewiesen,
(1575—1624) aus Paracelsischen
Schriften seine Weisheit gesogen hat,
uns noch fraglich.
Gerade
in der
Periode des
Hohenheim'schen
Lebens, auf welche
wir hier noch kurz das Interesse des Lesers lenken wollen,
1532—1534
Jahren
in
theologische Themata den
scheinen auch
den
Geist
wenigstens weisen einige seiner
unseres Arztes beschäftigt zu haben, Schriften geradezu auf diese Zeit hin.
Den
1531 hatte Theophrastus in und dort namentlich mehrere Bücher des »Opus
grössten Theil des Jahres
St. Gallen verweilt
medicinae Paramirum"
zum Abschluss
im Anfange des Jahres 1532
scheinlich
Wahr-
gebracht**).
verliess
diese Stadt.
er
Der
Aufenthalt daselbst war ihm wohl aus mehreren Ursachen verleidet.
Durch
die
am
Schlacht bei Kappel
12. October
1531,
welche
dem Reformator Huldreich Zwing Ii den Tod gebracht und der Sache der Reformation in der östlichen Schweiz einen schweren Schlag versetzt
hatte,
wesentlich seiner
**)
in
Stadt und Landschaft St. Gallen
Die Macht des Abtes
Anhänger vertrieb allenthalben
canten"
*)
war auch die Lage
verändert worden.
(evangelische
Geistliche),
der
in
und
nur
M. Valentin Weigels Leben and Schriften. von August Israel. Zschopau 1888. 8°. Die
„paramirischen"
Diethelm und
Umgegend mit
die
bitteren
„Prädi-
Kämpfen
Nach den Quellen dargestellt (167 SS.)
Schriften („Opus" und „Volumen"), welche sich in
verschiedener Weise mit den Ursachen und der Entstehung der Krankheiten
und 1531 entworfen und (Volumen) in Nürnberg-Beritzhausen, das Paramir. II. (Opus) in St. Gallen, vgl. Heft I. S. 66 f.), sondern Hohenheim hatte sich schon seit Jahren mit dem Gedanken dazu getragen befassen, sind nicht etwa erst in den Jahren 1530 sofort ausgeführt
worden
(das Paramir.
I.
und wohl auch einzelnes davon zu Papier gebracht; denn er spricht schon davon in Schriften aus dem Jahre 1527, in den „Morbis ex Tartaro orinndis" Das Paramirum I. behandelt im und der Schrift „De vita longa." allgemeinen die fünf verschiedenen krankmachenden Potenzen; das Para-
—
mirum
II.
gibt
eine
Hohenheims Augen
Schilderung
der
speciellen
Entstehung einiger,
in
besonders wichtiger, Krankheitsgruppen.
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Googl
151 vermochte
sich in der Stadt
selbst
die reformatorische Partei zu be-
Die Führung übernahm für das schwere Jahr 1532
haupten.
von Watt,
Zum
man
den
einstimmig
jetzt
zweiten Male geräth
zum Bürgermeister
Hohenheim
der religiösen Parteiungen,
steine
SS»-
Joachim ernannte.
hier zwischen die
Mühl-
und hier war der Kampf noch un-
Basel im Jahre
1527.
Ausserdem hatte er
hier in St. Gallen den energischen Bürgermeister
Joachim von Watt
gleich
erbitterter
Gegner,
als
als
in
wenn unsere oben ausgesprochenen Vermuthungen Sicher war
Kichtige trafen.
am Galenismus
fest
nischer Reformation
ihm
Watt
Hohenheims medici-
und wollte offenbar von nichts wissen,
das
nicht geneigt; denn der hielt
wie heftiger Eiferer er auch
ein
Und darin war der parteiMann nach seinem Herzen. Tod Studers dazu benutzt worden,
war für die „Reformation des Glaubens*. lose
Theophrastus
war auch der
Vielleicht
Hohenheim
gleichfalls kein
in St. Gallen
Der Clique der
zu discreditiren.
ortsein-
gesessenen (galenistischen) Aerzte war der fremde heterodoxe Doctor, der
seines
trieb
und
stellte,
Hehl machte
neuen und besseren Wissens kein
schriftstellerische
und practische Thätigkeit
ihr Heiligstes ohne Scheu
überall
sie
Hohenheims
Wenn auch auf Esch er,
Zweifel
mündlichen
entgegensetzen,
seines
Urnäsch-
ist,
Ueberlieferungen
so
können wir den von
doch
keinen
ernsten
Hohenheim längere Zeit in den lassen. Die Dörfer Hundwil und Urnäsch
welche
Appenzeller Landen weilen
waren Etappen
ins
wie unsere obigen Untersuchungen
98) gelehrt haben, kein grosser Verlass erwähnten
in St. Gallen
und von dort führen nur
ganz unsichere Spuren nach Süden ins Appenzeller Land,
(S.
Enge
gewiss lange ein Stein des Anstosses gewesen.
nicht weit ins Jahr 1532 gedauert zu haben,
ihm
dessen
,
die
vor allem Volk an den Pranger
Jedenfalls scheint uns der Aufenthalt
thal.
in
Weges; an
viele
Oertlichkeiten
im Thaie
des
Urnäschbaches von der ersten Mühle bis zu dem Rossfall oben im Thal sollen sich
Sagen über den wanderlustigen Mann knüpfen, wie Es eher
berichtet.
Auch
Manuscript
stammend,
und
ein später in einzelne Blätter zertheiltes medicinisches
eine Pergamentrolle
in Privatbesitz
soll
sich
dort,
von
ihm her-
befunden haben.
Unsere mehrfachen Versuche, in den Appenzeller Landen genauere Nachrichten über dies alles zu erlangen, waren bisher erfolglos. Theils blieben unsere Anfragen unbeantwortet, theils
waren die Ergebnisse der
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+3
152
Auch gelang
Nachforschungen absolut negativer Natur. nicht, die Paracelsus-Sagen aus
es
uns bisher
dem Urnäschthale irgendwo gedruckt
zu finden.
Im Thale Zeit
der Urnäsch muss
aufgehalten
sich
Gais gekommen, gewinnen
Höhener
auf
Ruhe
sich
auch ein Licht-
Confundirung
der
treffen,
Familie
Wir
welche uns vermuthungs-
St.
war
Hohenheim dem
Gallen entflohen und
und anderen Partei-
diesen ärmlichen
Thälern
Obgleich auch diese von Religionswirren nicht ganz
gesucht.
frei blieben;
religiösen
hatte in
denn auch
in
Hundwil
z.
B. wurde der „Prädicant"
Abt Diethelm verjagt und ganze Gemeinden zur Rückkehr alte
von die
in
Kirche gezwungen.
Wenn man Hohenheims parteien betrachtet,
Jahren
vor 1531
Zwingiis
so
fühlte,
Stellung zu den damaligen Religions-
kann man vielleicht finden,
vielleicht
dem
dass er in
nur insofern er bei denen,
welche
in
Althergebrachten gebrochen hatten, auch eine
grössere Geneigtheit voraussetzte für seine reformatorischen Ideen
Gebiete
den
Hinneigung zur Reformation Luthers und
einige
Glaubenssachen mit
dem
nach
entfernt,
Städtlein Gais räumlich noch viel näher bringt.
Vielleicht
hader in
Hundwil
Gais mit dem Hohenheimer von Einsiedeln.
in
dem
auch damals
er
Dadurch Hesse erwähnte
oben
die
werden unten noch eine Ortsangabe weise
aber doch wohl längere
ist
welches nur wenige Stunden von
gleichfalls in Ausserroden liegt.
blick
Hohenheim
Vermuthlich
haben.
und Naturkunde.
der Heil-
dem
In
Briefe
an
auf
den
Magistrat der Stadt Nürnberg spricht er diesen Gedanken ja geradezu
aus*) und auch
Joachim von Watt gegenüber
hat er sich ähnlich
geäussert.
Die altbekannten Aeusserungen über (1530) kann
*)
man
Er sagt dort
ja auch als Beleg
in
dem
ersten
Entwurf geradezu,
seiner Schriften halber in das freidenkende,
berg begeben habe.
Luther im Paragranum
heranziehen; dieselben
dass er sich des
athmen Druckes
dem Evangelium geneigte Nürndie Warverschweigen: Vnd ich als ein
„Dieweil nun aber das Evangelium vermag,
heit zu eröffnen,
vnd die mit nichten zu
Doctor deren
[sc.
der Wahrheit]
bekandt, vnd jr als Beschirmer des hab ich mich auffsolchs
Evangelions, vnd der Warheit Fruchtbringer,
gen Nürnberg gefügt,
raein
erst
Buch fürgehalten, erlaubt worden."
Aehnlich spricht er auch in der definitiven Redaction des Briefes. u.
Sehr. Fol.-Ed. S. 679
[Chir. B.
f.]
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-•3
153
£+-
keine directe Parteinahme für den Wittenberger Reformator, verhalten sich aber
Auch
auch nicht ablehnend*).
handschriftliche theologische
Manuscripte, welche die Jahrzahl 1530 tragen, schweigen meist von den reformatorischen Parteien oder polemisiren doch nur milder im
Vorübergehen und verdeckt gegen dieselben.
Ablehnender verhält er
sich
schon in der Auslegung der Nürnberger Papstbilder**), welche
sich
polemisch gegen
die parteiische
Osiander'sche Erklärung (1527
erschienen) derselben Bilder wendet.
—
Später
nach
dem
—
Jahre 1531
Im
keine Rede mehr.
Protestanten
von einer Schonung der
ist
wenn
Gegentheil,
er
auch die
römische Hierarchie und die äusseren Formen des Gottesdienstes und
Ceremonien bekämpft, so verwirft er alle dissentirenden
die sonstigen
„Secten" fast noch heftiger, wie wir aus folgen-
religiösen Parteien als den,
theologischen Paracelsushandschriften entnommenen,
Stellen
beispielsweise ersehen können***):
,Bis
des
einer
Luthers und Zwinglers
falscherey alle
außgelernet und erfahret, hätte er im Evangelio die zeit verzehret, so
wäre „
er
(Matthäus-Commentar.)
von Gott gelehret".
Von diesem unkraut wachsen
täglich noch
unter allen Religionen der Christum habe
Papst
falschen Propheten, die wollen den
wol an wie ein warmer Wind, aber so
sich sie
.
dem
einen neuen Schnee samt
dann das
erste, das ist
nun
alles
alten.
mehr Unkräuter,
.... Niemand
Ketzer, Wiedertäufer, Sacramentierer .
.
ist
Das sind nun die
vertreiben
und lassen verlaßen
sie abziehen,
Jetzt ist das letzte böser
ein Winter ..." (Sermones
in
similitudines et parabolas Christi.)
im Tempel, und
„Sie beten
nehm, denn
es
soll nichts,
luthersche, täuferische, die sich
und
Summa
zwinglische,
sie sind
so
berühmen des heiligen Geistes und daß
im Evangelio, darumb schreien
*) 4<»-Ed.
ihr gebet ist gott nicht angein
Bd.
II. S.
sie,
sind sie
Papisten, allemal
sie
gerecht sind
ich bin recht, meines ist recht,
16; Bd. V. S. 165 u. 184; Fol.-Ed.
I.
S. 202,
143
150.
q.
Bd.X. Appendix S. 139-189; Fol.-Ed. Bd. II. S. 574-594. Wir haben nur aus solchen Abhandlungen hier Stellen entnommen,
**) 4<>-Ed. '**)
uns
Hohenheims
Autorschaft
wahrscheinlich
erscheint.
Garantie für Originalität können wir heute noch nicht bei
bei
denen
Eine absolute allen
citirten
Schriften übernehmen.
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^ Wort
sage das
ich
ichs euch sage
Nun
^
164
Gottes,
hie
Wort wie
Christus und sein
ist
mir nach, ich bin der euch das Evangelium bringt.
;
seht was das für ein Gräuel sei in den Pharisäern*
.
(ibidem).
.
Einmal vergleicht er die Römische Kirche und die Reformationsparteien
sind
(die
doch nicht tödtlich",
helfen
mit
Propheten")
falschen
„
Krankheiten;
mit denen, welchen „nienen [nirgends] zu helfen
erstere
und sind schnell
ist,
und
ist,
mit solchen „denen nicht zu
letztere
tödtlich, also
daß
sie
davon sterben".
Beide seien verderbtes Christenthum, aber die Protestanten stehen
dem wahren Christenthum noch
ferner.
(De miraculis Christi
super infirmos.)
Ueber
Unduldsamkeit der verschiedenen
die
Reich der Himmeln und
ist
desselben
thum
seid
sein,
ihr
daß entweder [jeder] Theil den Seinen
dem Feuer .
.
.
Schriften beisteht, lobet, und sein
und nur
der nicht
Reden für Heilig-
Also auch die unvernünftigen Täufer,
nur Kopf ab.
hält,
gericht auf denbeistehe,
Also auch mit den Zwinglischen,
zu.
Hussiten, Bickhardter, was nicht ihren Menschentand nur aus der Kirche geworfen,
Und
sie
werden. ist
selber sein
aus
die
ein
vom
geisselt
er
die
ist
selig
Zwietracht unter den Religions-
„Als ein Exempel, ich setze die bäpstliche Ordnung
Nun
Teufel;
alles
itzt nichts
wahr,
sie
wird unter ihnen selbst uneins und sie
der
als
Luther
H ...
die andere.
wider den Bapst,
auch
Es körnt der
hinzu,
macht
Täufer auch
die Uneinigkeit
darein
da
ist
Es körnt
zu vermuthen, als Uneinigkeit bösen Geists.
hernach Zwinglius grösser.
darum
(Matthäus-Commentar.)
selbst schelten einander Dieb, Schelmen, wie eine
Nun
hält,
Ethnicum [Goi, Heide].
der Kirchen geworfFen sollen
der von ihnen ausgeworfen wird".
parteien. ist
die,
als
Sie sein aber nicht in der ewigen Kirchen,
Vielfach
Par-
in das
auf der rechten Bahn, und will nicht
Papistisch, nicht lutherisch selbigen,
religiösen'
„Der da will
teien spricht er sich folgendermaassen aus:
noch
und andere Secten
ohne Zahl, so nun bei meinen Zeiten verlaufen sind und täglich
werden, die lichsten
aus.
alle
untereinander schänden einander
Nun
einer
besser dann der ander*.
ist
wie der ander.
(De miraculis super
zum Schänd-
Keiner ein Deut obsessos.)
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155
Und wenn
£+-
dann einmal schreibt: »Darum ihr seid nicht
er
aus Christo noch aus den Aposteln, darum mischet ihr selbst ein
Pludermus durcheinander, durch euren unreinen
Wege
indem
Geist,
ihr
Mann beflecket, den in des Bapsts Weg, den in dem lutherischen Weg, den in des Zwingeis weg, den in den täuferischen weg, jedoch dass vielfältig in mancherlei
werde,
verführet
alles
den armen
auch der Gerechte
dass
bestehen
nicht
werde mügen, oder schwerlich, dass ihr ihn nicht auch bekrieget, aber Gott verkürzt euch die Tage, nemlich als den Zwinglischen
und andern mehr, sind:
die
da gar voller Satanischer Geist gewesen
wird andern auch geschehen"
also
welche er jedenfalls nicht so bekanntlich von
Watt
tief
so sieht
bei
man direct Kappel,
mitempfinden konnte,
wie
es
seinem maasslosen Eifer für die Er-
in
neuerung des Glaubens geschehen
Mit solchen Gesinnungen, die ins Gesicht geschleudert
—
Schlacht
den Anschluss an die so folgenschwere
ist.
jedem
er ja gewiss nicht
haben wird
(es ist ja
so schroff
auch wohl keine dieser
Schriften zur Veröffentlichung bestimmt gewesen; siehe S. 162 unten),
Hohenheim
hat
Schreckensjahre nach der Niederwerfung der
die
Zwinglianer und seinem Abschiede von St. Gallen, der gewiss auch mit darin begründet war,
im Appenzeller Lande durchlebt.
dort recht ärmlich ergangen sein; ja es
1532—1534
seines Lebens, welche die Jahre
wir
uns
selbst
Hohenheim
hier
zu
hüten
Dennoch werden
bergen.
den
Nachreden,
böswilligen
dem
Kaffeesatze?!)
Geld geweis-
für
Er hat niemals die Blindheit des grossen
Glauben zu schenken.
Haufens ausgebeutet, im Gegentheil
sie stets
zu heilen gesucht.
heute lassen sich für die Appenzeller Zeit mit Sicherheit
Bis keine
mag ihm
habe dem Volke aus den Sternen und der Hand (warum
nicht auch aus den Karten und sagt,
haben,
Es
wohl die traurigste Zeit
ist
medicinischen
Ausarbeitungen nachweisen.
reichen Abhaudlungen, welche alle in St.
zum
Paramirum
Ob
II.
die
umfang-
gehören,
schon
Gallen ihre letzte Gestalt erhielten, ob namentlich der letzte
Abschnitt dieser naturphilosophischen Darstellung der Krankheitsgenese,
5 Bücher
die St.
war 5.
„De causis morborum in visibilium", noch
Gallen selbst vollendet wurde, lässt sich nicht nachweisen
Hohenheim
Theil
des
;
in
vielleicht
auch noch im Jahre 1532 damit beschäftigt. Dieser
Paramirum
II.
greift
an
vielen Stellen
weit
auf das
Digitized by
I
156
-hg
theologische Gebiet über.
Der
um
ihn tobende Streit der Zwinglianer
und Römisch -Katholischen musste seinen Geist Tag für Tag auf die theologischen Fragen lenken, und sein eigenes wissenschaftliches Arbeiten
im Laufe der Darstellung
führte ihn Gebiet. religiös
Es
angehauchte Mann nun auch selbst die Feder
stark
und theologische Themata behandelte (wie er
um
gethan hatte), zuschreiben
*)
auf das theologische
gleichfalls
somit psychologisch nur zu wohl begründet, dass der
ist
sie
sich
vom
ergriff
auch wohl schon früher
es
bewegten Herzen herunter-
heftig
*).
Mit welchen Gedanken Hohenheim überhaupt an die Abfassung theologischer Abhandlungen ging, mögen folgende Stellen zeigen, welche wir leider nur auszogsweise geben können: (Aus der Einleitung De Secretis Secretorum Totius Operis Christianae Vitae") „. verzogen vnd mich gesaumbt hab. ist die,
das die Jngendt nit
.
Warumb
ohn Vrsach
„ProloguB ich also lang
nit geschehen.
Aine
der Zeit auffgehen. vnd nichts soll
sonder der Stundt erwartten inn dz wir
für seiner Zeit herfür brechen, alle
Ist
soll für
Theologiae, .
gehn.
Zum
andern nit allein mein Jngendt. Sonder auch, das mich andere Als die Astronomey, vnnd vnnd die Werkh der Philosophey auch beschryben was da antryfft dz licht der Natur, vnd lasse ein späteren
Sachen meiner Facultät abgehalten haben.
auch die Medicin, wurden. Dz
ist,
Herpst fallen zu der H. Geschrillt, damit dieselbig wol zeyttig wirdt biß yn das endt damit verzogen vnd das weniger zuuor abgefertiget
hinderung gestandten sey Sonder in dem armuth erzogen vnnd auffgewachsen bin, dz meines Vermögens nit gewesen, meinem gefallen nach zu handeln . Die viel seltzam art der menschen hat mich gehindert vnd ohnwerth . gemacht. Das ich nit viel ansehen gehabt hab für den menschen sondern Verachtung. Denn mein zungen ist zum schwätzen nit gericht, Sonder allein zun wercken vnd warheit. dz hat die vrsach geben, dz ich bei den Logicis, Dialecticis in der Artznei vnd Philosophei vnd Astronomey nichts hab gollten also verlassen blieben bin ... dz ist die größte vrsach die mich gehiudert hat zu schreiben, dz ich nit für einen volmächtigen Christen bin geachtet worden dz mich hart betrübet hat . Nit
allein aber, dz in der die
vielmehr,
daß
,
ich in grosser
.
.
.
.
.
.
.
.
.
(Aus dem
„Prologus
in
Vitam beatam").
dergleichen bin ich, sondern ein
Arth
.
.
.
Ein Arzt braucht
darumb
.Nit ein Apostel oder
Philosophus nach der deutschen
viel
an einem kranken, biß er ihn aufsondern dz im
bringt,
ist
Vil
vnnütz vnd doch für nutz angesehen worden.
ist
nit alles arzney,
hilft ist ein kleins.
Gott hat allen
dingen die Zeit ihres wachsen geben vnd dauor nit zeitig zu es
nun dahin komt,
die Fracht.
sein.
Ehe
läuft vil für, die Prößlein, die Schößling, der Bluet,
Die alle haben
vil
zufälle
.
.
Ich gedenck dz ich blumen
sähe in der Alchimia, vermeint dz obs wer auch da, aber da war nichts.
Digitized by
+2
157
7 So finden sich denn folgende Zeitangaben in solchen Abhandlungen
unter
Hohenheims Die
„
Namen.
Vorrede vber die
Evangelistenn " *)
4.
beginnt:
„Wiewoll
in den 1532. Jahren von Christj geburt hero gar mancher der hochgelerten des glaubens sich vnderstanden, vnd vollendet haben grosse wergk vnd geschrifften ..." Zwei andere Schriften, welche unter seinem
1533
sind, nennen geradezu das Jahr
„De Coena Domini
Die Schrift:
Namen
überliefert
als ihre Entstehungszeit.
XI Theophrasti Hohen-
Libri
heimensis sacrarum literarum Medicinarumque Doctoris ad Amicos et
am Montag
dem Schlusswort die Datirung: „Geben nach Ascensionis Dominj. Im 33^?
Sie wäre also
am
Sodales * **) zeigt unter
zu...
D. Theophrast. Hohenh."
Da
26.
Mai 1533
beendigt worden.
aber die zeit kam, da war die Frucht auch da. Vil fügend [pflügen?]
hab ich verloren
in der
wars nichts
...
Werk
in
den Aquae ductum
Ich meinte vilmal ich ernte morgen, Ist ein licht in vns, so hatt gott in vns gethan, vnser
Irdische Schulmeister nit die
kam
Geometrj, biß dass ich
[Wasserader?] der lang komben
.
.
.
ist.
Die Zeit meines Schreibens
Zeugnuß meiner Arbeit,
sein ein
die zeit der
ist zeitig
geometrey
ist
.
.
.
zum
zeit der Artisterei ist zum Ende gangen, die Zeit der zum Ende gangen, der Schnee meines Elendes ist aus, die Zeit des Sommers ist hie, von wannen er kommt, das weiß ich nicht, wohin er kommt, das weiß ich nicht. Es ist da das sich lange Jar hat aufzogen, so ist auch hie die Zeit zu schreiben vom Seeligen leben, vnd vom Ewigen." Handschriftlich in Breslau, geschrieben im September 1588 in Harpers-
endt gangen, die Philosophei ist
*)
dorf in Schlesien (Stadtbibliothek, spater,
um
Cod. Rediger. Nr. 334.
1700 etwa, geschriebenes Manuscript
in
Breslauer Codex in Mills In *)
Es
am
G
ist dies eine
Fol.);
ein
Kopenhagen
Text fälschlich die Jahrzahl 1572 (Thottske Saml. Nr. 35
Fol.).
viel
hat im
Eine in
dem
Schluss dieser Vorrede befindliche Ortsangabe („Datum ")
wissen wir einstweilen nicht zu enträthseln.
Sammlung von Abhandlungen
über das Abendmahl, welche
nur in der ältesten Handschrift (Herzogl. Bibl. in
Wolfe nbüttel
„Codex
—
1. Juli Extravaganeus Nr. 160 in4° u geschrieben in Görlitz vom 12. Juni 1567 bei Montanus von einem Gelehrten, der sich mit den Buchstaben M. B. zeichnet) diesen Sammeltitel führt, während andere Manuscripte die;
selben zu den 21 Büchern
dem Wolfenbütteler Mscr.
„De limbo aeterno" rechnen, was auch in etwas spätere Hand an den Rand bemerkt
eine
hat; der Verfasser sagt im Schlussworte „vnd also wil ich beschlossen haben
vom
brot vnd wein Christi das letzte
Buch
seiner bewerung,
dan das
ist
das Eylffte Buch."
Digitized by
+3 158 Und
dem
in
fragmentarischen
sagt der Autor „aber itzt
„Liber de potentia gratiae Dei"
anno 1533
von Anfang seiner empfengnus
(bisher persona perfecta et utilis nobis in vitam aeternam) ..."
Diese beiden Jahrzahlen fanden sich nicht etwa nur in einer, sondern in allen
handschriftlichen Ueberlieferungen
deren uns von
,
der ersteren Schrift fünf*) bekannt sind und von der letzteren drei **).
Eine andere
der ersteren
Abendmahlsschrift
handlung „Quod Sanguis & Caro Christj
nahestehende Ab-
Pane
in
sit
et
Vino et quo-
modo fidelibus intelligendum" ***) hat in einer der uns bis jetzt vorgekommenen sieben Handschriften und zwar der ältesten-)-) die
„Editum Rocken h.
Schlussnotiz:
ad
socios
fideles\
Rockenheim, Rockenhausen oder wie sonst heissen?
heim
dies
dies
Hohen-
im Canton Appenzell?
Eine halbe Stunde von
dem Oertchen Gais im Canton
Bühler, den
Appenzell-
Roggenhalm
Ausserroden liegt ein Bauernhof Namens Dorfe
Soll
Schrieb
über
dem
wir mit aller Reserve vermuthungsweise hier nicht
ungenannt lassen möchten.
Auch fahrt
die oben angeführte Datirung
1533 trägt
vom Montag nach Himmel-
in allen Handschriften eine Ortsbezeichnung,
welche
aber schon der früheste Abschreiber, dessen Manuscript uns bisher zu
Händen kam,
nicht sicher lesen konnte,
sondern facsimiliren musste.
Alle späteren Schreiber malen offenbar die nämlichen Schriftzüge nach.
Der
älteste Schreiber ft) gibt die Ortsbezeichnung folgendermaassen
und müsste man den ,R"
lesen,
facsimilirte,
ersten Buchstaben
zweifellos
welches er stets genau so schreibt.
was
er
zum
ihm
bei
Aber da
Theil nicht lesen konnte, so
ist
der Vergleich
mit seinen sonstigen Schriftzügen nicht sicher beweisend. *)
In
Wolfenbuttel
und **) In
Kopenhagen Görlitz,
Bibl.
Görlitz 1564), in
b üttel
f)
I.
d.
Leiden
(c.
1570),
Offenbar
Salzburg
(c.
1600)
1620).
Oberlausitz.
Gesellsch.
d.
Wissensch, (geschrieben
Greifs wald, Universitäts-Bibliothek (1595) und
in
Wolfen-
(1603).
***) Abgedruckt Fol.
(1567 u. 1603), (c.
für ein
er offenbar
S.
in
Arnolds Kirchen- und
1500—1532.
Ketzerhistorie,
Schaffhausen 1740.
Vorlage anscheinend wenig werthvoll,
ist dieselbe werthvolle Wolfenbütteler Handschrift vom Jahre 1567 „Codex Extravag. Nr. 160", welche wir oben schon besprochen haben,
Es
ff) Gleichfalls „Cod. Extr. Nr. 160."
Digitized by
Googl
159
j
war
es ein zweisilbiger
P) begann.
Ortsname, der mit
R
(möglicherweise auch mit
Die Verführung, hier gleichfalls
„
Rockenhalm " zu
lesen,
ist natürlich gross, aber die Schriftzuge geben dafür keine Möglichkeit.
Hohenheims
Einen greifbaren Anhalt über
winnen wir Notiz,
erst wieder durch die oben (S. 131
dass er sich (Ende 1533?)
aufhielt.
Man
wusste wohl in
Canton Appenzell und
auf
St.
Aufenthaltsort ge-
gegebene Rütiner'sche
dem Hohentwiel
kurze Zeit
Gallen von seinem Verweilen im sich
interessirte
f.)
für die weiteren
Wege
des
Arztes.
Anderthalb Jahre lang (oder noch länger) verlieren wir dann den
Mann
völlig
aus den Augen.
Pfäffers wieder
auf.
Wo
Jahren?? Vielleicht gelingt
Erst
weilte es
Ende August 1535 taucht
Hohenheim
uns im Folgenden dies klarer zu
Allen Paracelsusforschern hat es
einige
er in
in diesen anderthalb
Schwierigkeit
stellen.
bereitet,
Hohenheim'schen Lebens zeitlich unterzubringen, welche uns gut beglaubigt scheint: seinen Aufenthalt in Innsbruck, Sterzing und Meran. In der Ueberschrift zur Vorrede an den Leser im Büchlein »Von der Pestilentz an die Statt Stertzingen" *) nennt sich unser Autor „Theophrastus Von Hohenheym der Heyligen Schrifft Professor eine Episode des
beider
Artzney Doctor" **) und weist damit auch auf seine vorher-
gegangenen theologischen Arbeiten recht augenscheinlich *)
Vgl. 4<>-Ed. III. S. 109
ff.;
Fol.-Ed.
in Strassburg herausgegeben
**)
I.
S. 356.
(Mook Nr.
122).
hin.
Zuerst 1576 von Mich.
Wir
citiren
Toxites
den Wortlaut im
Folgenden nach diesem Druck, da Huser kein Original-Mscr. benutzen konnte. den oben (S. 98)
Diese eigenthümliche Bezeichnung kehrt fast wörtlich in
schon als echt erwiesenen beiden Briefen an den Magistrat von
vom
Me mm in gen
1536 wieder; denn dort unterschreibt er sich ,Theophr. v. Hohenh., der heil, gschrift und beder Artzney Doctor." [Murr I.e. S. 259 Dass er handschriftlich 1533 „sacrarum literarum medicinarumque u. 261]. 10. October
doctor" heisst, haben wir eben gesehen; auch in einer anderen Abendmahlsschrift
„Coenae Domini Declaratio" nennt er sich „Aureolum Thcophrastum
Paracelsum Sacr. L. Doctorem." Beachtenswerth ist gleichfalls die Unterschrift einer von Balthasar Flöter 1567 in den „Astronomica et Astrologica"
[Mook Nr. 56] veröffentlichten (S. 219) und von Huser wieder abgedruckten „Epistola ad amicum* (4^-Ed. Bd. X. Fasciculus zum Appendix S. 48/49; Fol.-Ed. II. S. 643) betreffend die Koraetenschrift vou 1531 (oder wahrscheinlicher 1532), welche lautet
:
„Th. H. S[acrar.] L[iterarum] Professor
[,]
vtrius-
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160
-*3
£«-
Hohenheim:
In diesem aus „Meron" datirten Vorworte sagt
„Wiewol mich dz gegenwertig erträglich] Ellendt [Exil] getrieben,
Hundsketten,
die
jar,
ein vngedultig [un-
in
dann
Gunst Gewalt vnd
waren mir zuschwer vberladen, auß welcher
frembder*) Land behend zubesüchen bezwungen Inspruck heimgesucht. Die-
zwancknus
nach kurtze dich zu [be] richten weil
aber derselbigen gleichmessigen Staffierung mitelmessig
ich
erschien
[d. h. weil
er
den gleichmässig in Roth
auftretenden
Collegen gegenüber in seiner abweichenden Kleidung nicht auf-
kommen
konnte], not was fürbaß züstreichen, also Stertzingen
erlanget, do ich sonderlich
Man
vnnd
zween Freundt gefunden, den
Poschinger,
die
nit
Kern er
wenig Freündschafft mir be-
vnder welcher die Pestilentz in der Region in betrachtung meiner not ingerissen kein arcanum
wisen,
.
nit verhalten
.
.
.
.
.
.
.
.
Aber du Leser meins Ellends halben, hab kein
acht, laß mich mein vbel selber tragen
.
.
.
zwen Bresten hatt
dem selben ort, mein Armut, vnd mein Frombkeit, die Armut ward mir außgeblasen [ausposaunt],
ich
an
mir,
an
durch jren Burgermeister, den [der]**) etwan zu Inspruck die Doctor
haben
[hatte] *>
gesehen,
in
seidenen
Kleider
an
den
Fürstenhöfen, nit in zerissen lumpen an der Sonnen braten [es
war
also
im Sommer],
jetzt
wardt der Sententz
gefeit, dz ich kein
der Frombkeit halben richtet mich der Prediger,
Doctor were,
que Medicinae, artiumque Doctor, Philosophiae propagator"
„M"
— Möglicherweise hat Hohenheim schon
datirt
;
der Brief ist aus
1530 diese Titulatur für
denn es heisst eine Ueberschrift im 4. Theil des PsalmenAuslegung des Psalters Dauid des 4. teils die 4. distinctio Theoph. von Hohenheim der h. Geschrifft vnd beyder Arzneyen Doctor", und dieser Theil des Psalters hat unter dem „Eingang »um Leser" die Datirung: sich gebraucht;
commentars
„Geben zu ist
dies
„die
Zimern am
unter
den
Dürrenzimmern)
Zinstage vor Jacobj [25. Juli] im 1530."
vielen
Zimmern
Codex
Bibl. Reg. Hafnieneis
das
bei
(Vielleicht
Nördlingen gelegene
„E
Dorf
Collectione Thottiana,
in 40. Nr. 54." *)
Das scheint doch darauf hinzudeuten, dass seinem Schweizer Vaterlande gewohnt hatte.
*)
Diese verschiedenen mit gestanden, wie wir in
gut gefunden,
§)
er vor dieser Tiroler Reise in
bezeichneten Stellen
Klammern
hinzusetzen.
hatten gewiss so im Mscr.
Toxites
aus schwächlicher Rücksichtnahme
hatte vielleicht für
auf seine heimathlichen
Sterzinger Potentaten, in der Art sinnentstellend zu ändern.
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Googl
161
-+3
vnnd der Pfarrer auß, dieweil vnd ich der Venus kein zütitler*) auch mit nichten
bin,
daß
ich
selbs
[sie]§>
achtung abgefertiget,
lieb
nit
diejenigen,
da lernen [lehren],
die
thue [thun]S>, also ward ich in
doch
Ver-
gemeinem raht nach der
von
nit
Gemein, sonder wie oben wol verstanden mag werden**), hab
mich weiter mit sampt Marxen Poschinger hinweg an Meron gemacht, daselbs Ehr vnnd Glück gefunden." Also aus unerträglichen, armseligen Verhältnissen, die ihm nicht
einmal die Beschaffung neuer Kleidung gestatteten,
Noth durch
und
civile
Opposition
geistliche
Innsbruck***) entwichen, und
griff
zum Wanderstab und
abermals
aus er
Zwang und
in
Eile
nach
dort nicht in standesgemässeu
weil er
Kleidern auftrat, vermochte er kein Ansehen
Er
war
Arzt zu
als
erlangen.
zog über den Brenner nach
Sterzing und später weiter nach Meran. Diese Flucht aus drückenden Umständen haben manche Autoren
auf seinen Weggang aus Basel (1528) beziehen wollen,
Hohenheim Rath Aber
in der Dedication an
seine Professur in Basel erwähnt,
das
ist,
um
sich
selbst abgesehen davon, dass wir
von Ort zu Ort
in
wohl weil
den Sterzinger Bürgermeister und
dadurch zu legitimiren.
— 1530 Theophrast
1528
ganz entgegengesetzter Richtung verfolgen können,
schon darum nicht möglich, weil er keineswegs ohne Mittel die Universitätsstadt verliess
den Jahren 1538
—
und Oporinus
sich bald zu
'40 lässt sich dieser Aufenthalt
ihm
ohne Zwang nicht unterbringen, wie andere Autoren
Nehmen wir aber die Zeit 1534 und dem Sommer 1535 für in erwünschter Weise. »
-
—
*
zwischen
gesellte.
Auch
in
im Inn- und Eisackthale (z.
B. Murr) wollen.
dem Frühling
des Jahres
diese Episode an, so klärt sich alles
»
mhd. adulator, palpo, Zuschraeichler, Einschraeichler bei Weibern. „Zutütlen" wird von H. öfter gebraucht z. B. „der also anhangt dem gemeinen gewalt der Herren, den Reichen und sich zuschlägt vnd zutüttelt, vnd ihren weg gehet" oder in den „Defensiones" [4°-Ed. II. S. 183] „freundlich liebkoß leben, feder klauben, zuthutelen, viel gramantzen [Gaukeleien,
*) zuotutler
**)
Possen („Grimassen") treiben]." Mit feiner Ironie: nur von Bürgermeister und Geistlichen.
von R. von Freisauff berichten vier in Innsbruck spielende Sagen, darunter sogar seinen Tod. Historische Daten zur IlluBtrirung dieses Innsbrucker Aufenthaltes sind uns bis heute nicht bekannt
***) Die Salzburger Volkssagen
geworden.
Anfragen in Innsbruck selbst hatten ein negatives Ergebniss.
Dasselbe war bei Meran bisher der Fall. 11
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-+3
162
5E-
Unter schwierigen Verhältnissen jeder Art lebte er wohl in den Ausserrodener Landestheilen
zum
ausharren konnte, die ihn zwangen, sein Vaterland
Der
zu verlassen und fremde Länder aufzusuchen.
mag ihm am
Parteien
Male
widerwärtigsten gewesen sein, da er gänzlich
hegte und nur
im
durch schriftliche und mündliche Belehrung denen, die es wissen
Stillen
wollten, darüber Auskunft gewährte.
kette
nicht
zweiten
Streit der religiösen
verschiedene Ansichten über die strittigen Puncte
wohl
»Gunst gewalt
Cantons Appenzell.
des
er die Zustände, unter deren Last er
und die Hundsketten " nennt
was die meisten
das,
Da mag
dem
ihm,
freien
in ihren Parteiansichten festhielt, als
der Aesopischen Fabel*)
klar geworden
Manne, Hunds-
Wir fügen
sein.
handschriftliches Actenstück bei, welches uns die Erlebnisse
ein
im Sommer
1533 im Canton Appenzell näher bringt. Die Schlussworte vom »Montag nach Himmelfarth 1533" (s.S. 157) sagen nämlich:
„Vnd
also will Ich beschlossen haben,
Buch
Christi das letzte
Buch.
Der
entzogen
es
nun vnter euch
nit annimpt,
so
brot vnd wein ist
dem wird nit
viel
hertze vnd willen, So wolte Ich
mich
das Eylffte alle
gnade
kennte,
vnd
dieser arbeit
vnderstanden haben, dann auch mein pflüg kompt mich auff
dißmaal hartt an,
das
Ich nit wol die weill habe,
selbigen seumig zu machen, feindlich [störend]
Was
sein.
alle
so
zukommen, vnd der nit
mich vom
von wegen der krancken, so mir so
groß nodtürfftig
hülffe
aber weiter ewer hertze gegen mir
Dann,
eröffnen.
vnd
vom
Bewerung, dan das
Wiewol wan Ich euch
sein.
Ewer geneigtes nit
seiner
sej, sollent
Ir
mir
so viel Inwendiges kriges, hoffart, neidt
andere vppigkeit bej euch were, were ich lange zu euch
gezogen vnd die ding mündlich darfür außgericht, feder bracht.
Drnmb
bitte
Nit In die
Ich wollet solche bucher bein euch
Dann
behalten, vnd nit olfenen [veröffentlichen].
Ihr alle wissent,
wie die Ertzet von den Pfaffen verschmehet sein, vnd von den Predigern
,
Also sollens nichts können
,
vnd lr maul zuhalten
:
So wil ich aber von Irer hoffart vnangetast sein, Gott wirds auch
wol selbest herfürbringen, zu seiner ist.
*)
Canis
Ich hette
et lupus.
hie bey
Zeit,
wie sein Gottlich willen
mir mit etlichen Pfaffen dauon geredt.
Fabula CCXX.
Edit. Camerarii.
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Googl
163 Aber grosse
presumirn vnd andere torheit,
hoffart
Etliche, aber wenig,
Inen.
nit gar vngeschickt
die
kommen
aber grüssent mir meine gesellen
vnd gönner, vnd die Ewren, so euch
mich der weg bein euch
Hundes-
weren, so sie nit In der
ketten legen gebunden. Ihr für,
bey
viel
ist
zu mir, vnd Ich zu Inen,
offte
alle
wol bekant
wie Ich dann nit weiß,
Tregt
sein.
wo Ich
Jetzt
hin wird wandern, so ich meine krancken abgefertigt wird haben
Damit
So wird Ich mich bein euch ein wenig seumen.
seid Gott
befholen, mit allen den, so Christum von Hertzen meinen.
zu
R
.
am Montag
.
nach Ascensionis Dominj,
Geben
Im 33^
D. Theophr. Hohenh."
Er erzählt somit, dass einige katholische Geistliche
gebung
seinen heterodoxen
seien, wenn
wenn
sie
gelegen wären,
nicht an der Hundskette
sie
seiner
Um-
Anschauungen zuzustimmen geneigt gewesen d. h. also,
nicht die Furcht vor der Disciplinargewalt ihrer Oberen ge-
hindert hätte.
Jede der beiden streitenden Parteien suchte wohl den bedeutenden Arzt,
dem
ging und
das Volk so grosses Vertrauen zuwendete, der in alle Hütten es
auch mit der Bezahlung nicht genau nahm, der allent-
halben bei Schwachen und Bedürftigen practisches Christenthum übte*)
—
auf ihre Seite zu ziehen.
Seine theologischen Ansichten wurden
wohl von den Geistlichen beider Confessionen (»Pfaffen" und „Prediger") mit Achselzucken begrüsst (namentlich im Abendmahlsstreite, der damals auch
Hohenheims
Geist und Feder lebhaft beschäftigte)**),
aber es fehlte auch wohl nicht an Versuchen, ihn zu einer offenen
Parteinahme für die eigene Confession zu verlocken oder gar zu zwingen.
*)
Wie
er es in seinen theologischen Schriften allenthalben eindringlich predigt
and auch
Man
in seinen
vergl.
besonders die [40-Ed. IV. S.
auß Gott geht in
medicinischen Schriften besonders
vom Arzte
verlangt.
Bach de« Paragranum „von des Artzts Tugent" und Stelle im I. Paragraphus der Schrift „De Caduco matricis" 368—371; Fol.-Ed. I. 609 f.]: „Im Hertzen wechst der Artzt,
das
er,
4.
deß Natürlichen liechts
ist er,
der Erfahrenheit"
u. s.
w.,
welcher er auch seine religiöse Stellung der Geistlichkeit gegenüber scharf
kennzeichnet.
—
Auch
die
Vorrede zum „Spittalbuch" gibt eingehenden Auf-
„Der höchste Grundt der Artznei ist die Liebe" etc. Hohenheims Ansichten über Abendmahl und Taufe können wir hier nicht schluss hierüber.
**)
darlegen, wir wollen nur bemerken, dass er
sie
beide keineswegs, wie viele
damalige Secten, verwarf, sondern in seiner Art sehr hoch
hielt.
11*
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+3 An Andeutungen über
164
zu erwartende Vortheile („Gunst*) oder auch
an Drohungen und Verhetzungen haben.
mag
(„Gewalt")
nicht gefehlt
es
Sein stets bethätigtes Streben, sich Neutralität*) zu bewahren,
machte ihm den Aufenthalt
und wenn
er
in dieser
Gegend mehr und mehr unerträglich,
auch ärztlich thätig war, so konnte
doch
er
in
den
keineswegs wohlhabenden Thälern auf entsprechenden Entgelt schwerlich hoffen.
Was im
ihn aber zu so schleuniger Abreise nöthigte,
uns nicht
ist
Speci eilen klar geworden; genug, er schüttelte den Staub von seinen
Füssen
und wanderte durchs Oberinnthal
armseliger Verfassung
in
hinab nach Innsbruck und schliesslich nach Sterzing und Meran,
wo
er wieder zu besseren Einkünften gelangte.
Ein triftiger Grund
gegen
diese unsere Aufstellung
lässt
sich
Momente hervor-
nirgends entdecken, wohl aber können wir noch einige heben, welche unsere Auffassung weiter unterstützen.
Zunächst möchten wir auf eine Stelle der „Grossen Wundarznei"
Augenmerk
das
lenken, welche auch für die ganze rationell-empirische
Hohenheims
Methode
sagt
er,
Gegenden
dass
er
über
deren
„So
ist
Behandlung
zweckmässigste
Hochgebirg,
in
wo
den
am
aber ein grobes, rauchs Volck da, das auff solche Sachen kein
sind groß Berg, als der
gegnet, auch der
Vogel
[Splügen], der S e c h
Beffeler
ist.
Dann
Gothart Gletscher, Hocken
Schwyz?] vnd ander,
[in der
Schweytz
[der
Haken vil
be-
Splugenberg der E 1 b 1 [ Albula]
Adula Gruppe], der
m e r [Segnes in der Tödikette ?],
[Buffalora zwischen Vintschgau
[Fellaria in der Berninagruppe?], der
täding [Lappalien], Also auch vber
in
werdend, vnd
die täglich gebraucht
i
und Engadin], vnd Fei die r
Perlin [Bernina]. Aber bey disen
allen sind nienen [nirgends] keine ergründte stuck vorhanden,
*)
in
solche
den Gletschergegenden.
achtung hat, darumb bey jhnen nichts zuerholen
bei
Tractat 12.Cap.**)
3.
die beste Belehrung zu finden gehofft habe,
meisten vorkämen, also im
Bei der Be-
hübsches Beispiel abgibt.
ein
sprechung der äusserlichen Frostschäden (l.Buch
dasPensserJoch
In der Schrift „von Fasten und Casteyen" sagt
er:
dann Weiber-
Lauffen. Weiter
„damit
ir
mich aber nit
partheyisch halten, oder einigerley secten, es sei wellicherley secten es wöll,
gleichmässig oder anhängig zu sein vermeinten.
*)
Chir. B. u. Sehr. 4<>-Ed.
I. S.
.
147; Fol.-Ed. S. 54 B
."
.
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165
-»3
Krymlerthaum,
der
Sachen
Felberthaurn
der
Raurischerthaurn vnnd ligen, als im Schneeberg
£+-
wie
dergleichen,
zu
die
,
Stertzingen,
Fuschk,
hohen
die
der
Bergwerck
geschehen solcher
:c.
aber bey niemandts Hülff oder endtlich Artzney zusuchen".
vil,
Es kann für den,
welcher
Hohenheim
kennt,
Zweifel
kein
darüber bestehen, dass derselbe hier nicht beliebige, ihm
dem Namen
nach bekannte Alpengipfel nennt, sondern dass er die genannten Hochgebirgsgegenden
alle selbst
besucht hat*) und sich dort überzeugte,
dass die Bergbevölkerung an allen Orten kein brauchbares empirisches Mittel besässe zur Heilung von Frostschäden und erfrorenen Gliedern.
Es geht somit aus wohl
die hochliegenden
dieser Stelle
Bergwerke
hervor,
dass
am Schneeberg
Hohenheim
so-
zwischen Sterzing
und Fasseyer vor 1536 besucht hat, als auch über das Penser gelaufen ist. Das Penser Joch ist aber der Saumpfad von Sterzing nach Bozen, welchen Hohenheim mit Marx Poschinger
Joch
wohl auf der Reise nach
Meran
und zwar
nicht lange vorher
wäre ihm,
der« so
stieg, sonst
;
Dadurch wird
passirte.
sehr wahrscheinlich, dass Theophrast vor
denn der wenig hervorragende Alpenpfad
manches andere
hier nicht genannte Alpenjoch über-
kaum mehr im Gedächtniss gewesen.
Doch auch noch mancher andere der von ihm mag ihm noch aus den Jahren 1534/35
Alpengipfel dächtniss
es somit
1536 diese Reise machte
gehaftet
haben;
denn es scheint
uns
fast
hier genannten frisch
im Ge-
unwiderleglich
Hohenheim von Meran aus durchs Vi ntschgau dem Veltlin begab und ins Oberengadin. Durchs Oberrheinthal zog er dann im Sommer 1535 nach Ragatz -Pfaffers
nachweisbar, dass sich
nach
hinunter.
Bei diesen Wanderungen lagen ihm dann Buffalora, Bernina,
Fellariagletscher, Albula, Splügen, Adula, St. Gotthard, Tödikette u.
mehr
oder weniger direct
Der Grund, wesshalb wir annehmen, dass nach dem Veltlin
s.
w.
am Wege.
undEngadin
gewandert
Hohenheim
sei,
liegt
1534/35
im Folgenden:
In allen seinen früheren Schriften über die tartarischen Krankheiten erwähnt er niemals die auffallende
*)
A.
Rittmann,
1875. 8°,
Immunität der Bewohner des
das reformirende Deutschland and
sein Paracelsas.
Wien
nennt mit kräftiger Uebertreibung diese Stelle „ein sehr ausfuhr-
liches Yerzeichniss
aller
Gletscher seiner Heimat, wie er es
besten geographischen Lexikon schöpfen konnte."
kaum
aus
dem
(S. 45.)
r Digitized by
+3
166
Veltlin gegen derartige Erkrankungen. Erst in der letzten Tartarusvom Jahre 1537/38 preist er am Schlüsse des 15. Capitels lebhaft „Dergleichen hatt die Gesundheit »desselbigen Lands Veldtlin*. weder Germania, weder Italia, weder Francia, weder der Occident noch schrift
Dort
Orient in Europa*.
„gebornen Einwoneren
seinen
in
ist
kein
Podagra, noch Colica, noch Contractura, noch Calculus nie erfunden noch erhört worden, des ich mich Als er 1531 schrieb,
das
Buch
3.
des
zum
theil
Paramirum
groß verwunderen
muß"
hatte er offenbar von diesem Landstriche noch keine tartaro-
logische Kenntniss, so wenig wie 1527, als er in Basel dasselbe in einer
Ebenso liegt
dem Oberengadin. Die hohe Wirksamkeit
mit
es
t.
Mor
mit keinem Worte.
schriften
Pfarrer Joh.
von Brandt
z
i
erwähnt er in den früheren Tartarus-
Erst
in
der
letzten
im Augusto am
wie
er weist kein
Podagra, kein Artetica
**).
[Arthritis]*
Momente
Hohenheims
in
sind es hauptsächlich, welche uns den Aufenthalt
Innsbruck, Sterzing, Meran, dem Veltlin,
Moriz u.s.w. Und wir
in
machten.
den
Jahren
glauben,
Beweis erbracht.
1534 und
dass das
Wahrscheinlichkeitsgründe
nicht ganz gering
erscheinen wird.
1535
wahrscheinlich
Gewicht dieser inneren und
auch anderen Geschichtsforschern Freilich
ist
damit kein stricter
Ein solcher wäre erst dann vorhanden, wenn es uns
Pestepidemie, deren Auftreten Theophrastus Sterzinger Aufenthaltes hervorhebt, in diesem Zeitim Sommer 1534 nachzuweisen.
gelänge,
die
während
seines
—
Europa, derselbig
kan von gesundtheit sagen, vnnd weist von
keinem Stein noch Sand nicht,
äusseren
so inn
seuristen, der desselbigen Trancks trincket
einer Artzney gebürt, der
Diese
alle,
folgender-
sie
Engendin zu Sanct Mauritz,
inn
preifi, ist
(an
von 1537/38
in Eferdingen) schildert er
maassen: „Aber ein acetosum fontale, das ich für erfarenhab,
St.
Thema
Vorlesung abhandelte.
des Sauerbrunnens in S
laufft
*).
über dieselbe Krankheit
II.
—
räume Lange haben wir uns vergeblich bemüht, in der Kette unserer
Beweise zu finden
—
dies schliessende Glied
endlich ist uns aber auch
das gelungen. *)
II. S.
•*) ib. II. S.
317; Fol.-Ed.
319 20;
I. S.
I. S.
308.
309.
Digitized by
167
-»3
Herr Dr. von Schönherr, Archivar
in
Rath und
Kaiserl.
Statthalterei-
Innsbruck hatte die Güte, uns aus den dortigen Regierungs-
acten folgendes über die Pest mitzutheilen.
Aus Bayern wurde
und
1533
die Pest
ins Unterinnthal
verschleppt
erscheint in diesem Jahre bei Kufstein, in der Grafschaft
berg,
in
und
um
Schwatz und endlich
wo
in Hall,
Ratemden
in
erst
sie
Herbstmonaten und zwar ziemlich milde auftrat und ihren Vormarsch für dies Jahr beendete.
Innsbruck blieb damals überhaupt von der
Pest verschont.
Im Jahre 1534 herrschte von neuem die Pest in Tirol. In Sterzing trat dieselbe zuerst im Juni 1534 auf. Die ersten
Am
Fälle kamen im Spital daselbst vor.
waren darin, nach
18. Juni
einem Schreiben der Regierung von Innsbruck, eine oder zwei Personen
an der Pest gestorben.
Am
IC. Juli
waren
der Stadt Pestfalle vorgekommen, und
bereits in etlichen
der Regierung an Bürgermeister und Rath,
am
gerügt und diese Rüge
denn
„die
Dass dies noch nicht geschehen
zu sperren.
Häusern
erging deshalb ein Befehl
es
sei,
infizierten
wurde
am
Häuser" Stadtrath
mit Strafandrohung wiederholt;
23. Juli
dahin war noch kein Bericht über die Pestfalle an die Re-
bis
it
Da am
gierung erstattet worden.
5.
August
die
„
Pestillentz noch nit
gar rein*, verbot die Regierung den Kirchtag zu Sterzing (am Sonntag
nach Bartlmä) abzuhalten. die
ertheilt,
wurde nochmals der Befehl
Gleichzeitig
Häuser"
„infizirten
zu
sperren,
(k.
k.
Statth. - Arch.
Copialbuch Tyrol. 1531—1534.)
Damit wäre
also
das Auftreten der Pest im
Sommer 1534
in
Sterzing bewiesen.
Um Archivar
jedem Einwand v.
Schönherr
begegnen
ob etwa auch in den Jahren 1538
— 40
Seine gütigen Untersuchungen
hätte.
in
in Sterzing
andern Theilen Tirols);
annehmen, dass diese Stadt
schont geblieben
ist."
Sterzing
Archiv befindet, deshalb
selbst,
wo
Herrn
weil
dort eine
mit keiner Silbe
man kann
in jener Zeit
sich ein ziemlich
weitere Nachforschungen
nicht angängig,
wir
die Pest in Sterzing geherrscht
voller Sicherheit
In
haben
haben ergeben, dass in diesen
Jahren die Regierungs-Acten einer Pest gedenken (wohl aber
können,
zu
ersucht, auch darüber Recherchen anzustellen,
also
„mit
davon ver-
weit zurückgehendes
anstellen
zu
lassen,
war
geeignete Persönlichkeit zur
Digitized by
^
168
Dagegen hat der Custos am
Durchforschung des Archivs mangelt.
Museum Ferdinandeum
geborener
(ein
durch
welcher das Archiv in Sterzing genau kennt, uns
Sterzinger),
Herrn von
Herr Fischnaller
in Innsbruck,
Schönherr
die
Versicherung zukommen lassen, dass
in
den Sterzinger Rechnungsbüchern der Pfarr-Kirchpröbste, Bürgermeister
und Spitalmeister keine Angabe über verzeichnet
ist.
Es
Acten eine Erwähnung
Hohenheims
Aber den Beweis, weilte, glauben wir
die Pest in den Jahren
demselben auch nicht gelungen,
ist
in
— 40
anzutreffen.
Theophrastus 1534
dass
1538
den Sterzinger
Sterzing
in
im Vorhergehenden unzweifelhaft erbracht zu haben.
Es scheint uns daher statthaft, sowohl diese Station im angegebenen
(1532
Jahre, als die vorher im Appenzeller Ländchen verlebte Zeit
1533) und seine Reisen nach Meran und von da durch die Alpenwelt bis
(1535)
Pfaffers
Autors einzufügen. der durch
er von
vollständig
ihn
entfernt
wieder aufgefunden
als
Es
ist
der Biographie
angeregten Reformation der Medicin sich
und den anderen Hauptfragen
seiner
Theologie und Astronomie, in ebenso eigenthümlichem
matorischem Kampfe schen Weise
um
zugewandt
ihm
dass
an"
die
wurde
u.
s.
Ausübung (cf.
S.
162
,
wo fast
der
Zeit,
beinahe refor-
objectivere Erkenntniss sich in seiner energi-
war
So intensiv
hatte.
schriftstellerischer Gestaltung seiner
lästig
unseres
ein wirklicher Abschnitt seines Lebens,
sein
nach
Streben
Anschauungen auf diesen Gebieten, und
seines Berufes als Arzt zeitweise störend
„mein pflüg kompt mich auf dißmaal hartt
w.).
Erst als er auf seiner Flucht mit der widerwärtigen
der oft gesehenen Pest zusammentrifft, schreibt
wiedergewonnen,
seine
Sterzing, die er von
mehr
populäre
Schrift
er,
Welt und
der Medicin völlig
für
die
Kranken
in
Meran aus den Vätern der Stadt vergebüch zum
Drucke zusendet, macht seine medicinischen Beobachtungen im Hochgebirg,
im Veltlin und
in St. Moriz,
Kloster Pfaffers sein Consilium Schrift über das dortige Bad,
(s.
um
S.
in
verfasst
171
ff.)
und
1535 für den Abt im die alsbald gedruckte
den nächsten beiden Jahren sein
Hauptwerk, die Grosse Wundarznei, zu schreiben und glücklich weise
zum Drucke
im Rückblick auf
(in
Ulm und Augsburg)
die Appenzeller Zeit sagt
Werke „Hab abermals von jhr Händel gefallen" u. s. w.
theil-
zu befördern. Wahrscheinlich
Hohenheim
[der Medicin] gelassen,
in
in diesem
andere
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169
g«-
Eine für Theophrasts Leben bedeutungsvolle Thatsache hat sich
am
noch im Jahre 1534 ereignet: Vater
September dieses Jahres
8.
Wilhelm von Hohenheim
in
Villach
natürlich die Versuchung nahe, zu supponiren, der Sohn sei
zum
von Meran aus nach Villach
Kunde
erreicht
liegt
Theophrastus
sterbenden Vater gezogen, zumal
Aber wie konnte ihn
die Entfernung nur wenige Tagereisen beträgt. diese
ist sein
Es
gestorben.
haben? Wir wissen gar nichts über den Verkehr
zwischen Vater und Sohn aus
all
den Jahren, in welchen wir Theophrast
durchs Leben verfolgen können.
Es
ist ja
wohl nur menschlich - natürlich
wenn man annimmt,
,
dass der Sohn nach seinen langen Wanderungen durch Italien, Deutschland, Spanien, Frankreich, England, Dänemark, Schweden etc., als er
durch Preussen,
Littauen,
Polen,
Ungarn,
Windisch Mark [Krain] heimkehrte, dass
und Chemie erfahrenen Vater
(„
Walachei,
er damals
der Medicin"
Licentiaten
selben die Urkunde der Villacher Stadtbehörde
Villach
keine
aufsuchte (etwa
1523 oder '24**),
Kunde zugekommen.
auch nicht einmal
Wilhelm lichkeit
und
Bei
dem
ein regelmässiger
Croatien*),
den in Medicin nennt den-
über seinen Tod) in
aber es
uns darüber
ist
unstäten Leben des Sohnes ist
brieflicher Verkehr zwischen
Theophrastus von Hohenheim
mit Wahrschein-
anzunehmen.
Gegen
die naheliegende
1534 zum sterbenden Vater Thatsache, dass er sich erst
Vermuthung, dass der Sohn im Herbst geeilt sei,
am
12.
spricht denn doch
Mai 1538
Abscheiden und den Nachlass seines Vaters
die
direct die
Urkunde über das
in Villach ausfertigen Hess.
Auch wenn man die oben (S. 84) schon citirte Stelle in der Grossen Wundarznei liest, wo Theophrastus seinen chemischen Bildungsgang beschreibt und in nuce eine scharfe Kritik über die Entwickelung der chemischen Wissenschaft
bis
auf seine Tage
gibt,
und an welcher
Stelle
er (nur dies einemal in allen seinen Schriften) seinen Vater Wilhelm
erwähnt
*)
—
wenn man
also diese Stelle liest,
In Croatien ist Hohenheim ziemlich weit südlich in der
Gr. Wundarznei eine Begebenheit „zu
natürlich die Hafenstadt u. Sehr. 4<>-Ed. I. S.
**) •
Im
Zen gg
südlich von
wo
er sagt:
gekommen
Zeug
in
;
„
Erstlich
erzählt er doch
Krabaten*. womit
Fiume gemeint
ist.
[Chir. B.
132; Fol.-Ed. S. 48 c .].
Jahre 1524 verbrannte die ganze Stadt Villach in Folge einer "Ünvor-
sichtigkeit hei einer grossen Hochzeit.
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170
Wilhelmus von Hohenheim, mein Vater, der mich nie bekommt man durchaus den Eindruck, als wenn vom Heimgange seines Vaters noch nicht die Kunde gehabt hätte*). Wir können zum Schluss nur unser
verlassen hat",
so
der Sohn damals (1536) geringste
Bedauern darüber aussprechen, dass uns über diese Familienangelegenheiten alle Nachrichten
*)
Ob
im Stiche
lassen.
Paracelsus selbst noch 1538 in Villach an der Fugger'schen Bergschule
Vorträge über Chemie hielt (wie
K.
Ghons
chemiker war (wie E. S.
8°.
Aberle
c.
S.
40 nach Mittheilungen
Riedl
„die Goldbergbane Kärntens
.
Wien
.
1873,
16 der Zeitdauer nach (1537—1544) jedenfalls unrichtig behauptet),
Aberle (1. c. Wohnhaus Jabornegg-Alten-
Zur Ergänzung der von
wollen wir beute nicht entscheiden. S.
1.
oder ob er in der Klining im Lavantthale Hütten-
berichtet)
14 Anm.) gegebenen Nachrichten über Hohenheims angebliches
in Villach
möchten wir auf
1
fels im Arcb. Kärnten 7. Jhrg.
Aberle
f.
die Mittheilang
Gesch.
vaterl.
M. F.
Geogr.
u.
hrsg.
v.
v.
d. Gesch.
Verein
f.
Klagenfart 1862. S. 115 verweisen, welche die auch von
mitgetheilte Erzählung von
dem durch Engländer angekauften Holz„Als ich dieses Haus vor
schrank folgendermassen abweichend berichtet:
einiger Zeit besichtigte, erzählte mir der Hausbesitzer, dass einstens zwei
Engländer zu seinem Grossvater gekommen seien und ihn nach ihrem Eintritte mit den Worten angeredet hätten: Sie werden wohl wissen, dass in diesem Hause der Dr. Theophrastus Paracelsus gewohnt hat? Auf dessen
Bejahung baten die Engländer
um
die
Erlaubniss, die einstige
vom Hausherrn Bäume und klopften
Als ihnen dies
des P. besuchen zu dürfen.
war, besichtigten die Fremdlinge alle
an verschiedenen Stellen der Wände, bis
Nun baten
sie
um und
Zimmerwand hier aufbrechen zu dürfen. Erlaubniss vorgenommen wurde, zeigte sich daselbst
in dieser
das ovale Portrait des Paracelsus, welches die
beiden Engländer zu kaufen wünschten. falls
für werthvoll
worden
einem Zimmer an eine hohle Stelle kamen. in
die Erlaubniss, die
Als dies nach erhaltener eine OefFnung
sie
Wohnung
bewilligt
hielt
und
Da
die Begierde
der Hausherr das Portrait jeden-
der Engländer nach
desselben bemerkte, begehrte er dafür 400 Golddukaten,
dem
Besitze
welche sie ihm
und mit dem Portrait sehr vergnügt das Haus versind ja nicht von grossem Werthe und von zweifelhafter Authenticität aber unter Umständen können sie doch einmal eine gewisse Bedeutung in der meistens überaus schwer zu erhellenden sogleich bar auszahlten
liessen."
— Solche Geschichten ,
Lebensgeschichte unseres Helden erlangen.
—
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-2
£«-
Hohenheims für Johann Jacob
Ein Consilium
6.
171
Abt zu Pfäffers.
Russinger,
(1535.)
n
einem Miscellenbande des Pfäfferser Archivs,
Pfäfferser Handschriften aus
und
heute
(seit
dem
16.
Aufhebung des Klosters) im
aufbewahrt wird, hat
sich
und
St. Galler
ärztliches Parere
ein
der
nur
17. saec. enthält
Stiftsarchive
Theophrasts
ge-
funden, betitelt: „Concilium, für min gnedigen Heran". Dieser „gnädige Herr" ist offenbar
welcher von
1517
— 1549
k
Hohenheim am Bad
Pfäffers*),
Jahre
in
Da
letzten
Abt
Johann Jacob Russinger, war.
Pfaffers
August 1535
Ihm widmete
kleine Schrift
seine
ja
über das
welche auf Veranlassen des Abtes noch in demselben
Quarto gedruckt wurde sich
in
Hohenheim
(cf.
Mook
Nr. 8)**).
1535 im „Gottshufi zu Pfeffers"
selbst
aufhielt, so wird auch in diesem Jahre das „Concilium* entstanden sein.
Dies ärztliche Actenstück
nimmt einen ganzen Bogen Auf den drei vorderen
briefartig zusammengefaltet war.
das Consilium,
ein,
welcher
Seiten steht
auf der vierten Seite die Adresse oder vielmehr die
Aufschrift und Inhaltsdeclaration,
*)
Widmung lautet dort „dem hochwirdigen Fürsten vnd herren Herrn Joann Jacob Bussinger, Abbt des Gottshuß zu Pfeffers, minem gnädigen M herrenn, Hochwirdiger Fürst gnädiger Herr,
Die
.
**)
Stumpfs
.
.
Schweiler Chronik, Zürich 1548 (Vorrede 1546) schreibt darüber
Fol. 321 T 8qq. bei Besprechung von Pfäffers: „dises Bads art/ krafft vn würckung hat bey vnsern Tagen Theophrastus Paracelsus / ein berümpter Doctor der Artzney/ in einem besondren büchlin ausgestrichen/ vnd zu" eeren vnd
sonderem wolgefallen dem würdigen Herren Johans Jacoben Russinger / diser zeyt Abt zu Pfauers/ ic. durch den Truck ans liecht geben/ ic."
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„Conciltum
g*-
172
-H3
H
für min g
von doctor f
theofrastum
theofrastm" Das Consilium lautet
also:
hernn
„Concilium, für min gnedigen
krancheit sind E. gnoden geneygt, des Magens fluß
keltin,
vom
So
Heupt, vnd das gryeß,
den orten geholffen wirdt,
ist
wyther
an
ande[r]
artzny nit zu gebruchenn,
Zum magenn Ewer gnod
Soll
Einrnol
Jar zwej mol, purgierenn
all
im herbst In abnemmenden Nwenn monn,
So es im Zeychenn Scorpionis, oder visc[h]
Zu morgens ist
erbes so E.
Innemmen, vmb
ist,
die
4.
puluer gedrunken In Einem win, vnd
ein
doruff
die artzny
fasten
Brw on
stund,
iij
ein
saltz vnd schmaltz vff das wermis[t]
mag,
erliden
g.
magenn
essenn
dornoch
siu flegma
disse artzny, wird den
nemmen, vnd dem
heupt
vnd wirdt In dewig vnd starkh machenn, Also soll auch E g. gegen frwling, so es Zu Nemmenden mon ist, aber im Zeychenn Scorpionis, oder visch, thun, wie Im herbst vnd
In
vnd
de[n-]selbigen tag
ij
tag hernoch,
wie
ein
ode[r-] lesser sich halten mit der spiß,
Vnd
In der
gationen das soll E. g.
zedelin
ist
zit
vom
zwischen den zwoen herbst biß vff den
von der latwergen
steth,
all
die vff
nacht so E. g
pur-
frvling
dem
ander
will schlaffen
genn Innemmen einer halben boum nussen
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groß,
Googk
173
vnd zu Morgens auch so
den gantzenn
vil,
winther vß, Also wirdt der Hauptfliß vnd die flüß so In die gli [der,
„glich?"] fallen, verzert
werden, vnd wird ein gsun[n]derrer kopff wer-
mer
den, vnd kein fluss
aber
fa[ln
oder „fan"] vnd
winther dermessenn, han-[deln?] mit
all
purgierenn vnd die latwergen gebruc[hen]
*).
(2. Seite.)
Des gryeß halbenn, sollE.g.
vff
denNechsten
Meyenn ein wasserbad Lossen machen, mit gemeinem Brunnen wasser, vnd dorinn lassen, syedenn disse krutter, kabis krut zerschnitten ruben
%
handvoll Capilli veneris,
Bad am
dritten
ij
handvol,
handvol, wermudt krut
iij
j
handvol],
tag lassen Ernwernn,
vnd das das
alt
hinweg schütten vnd biß an Nabel Baden oder
ij
stund,
In dis
vnd Noch essens, vnd so offt Ewr gnod
for essens ein stund,
dieffer,
•
vnd das
Bad
get,
von dem puluer, das
zedelin geschriben
schwr,
tag
v.
steth
Innemmen
j
vff
dem
quintlin
Einr gebrotten schnitten, mit win vnd doruff In dz Bad sytzenn, biß die tag für sindt, vnd das all moll im andernn vff
genetzt,
funff
Jor ein moll,
Es
soll
auch E.
g.
yetz
vff
den Nechsten
herbst ein win lossen machen, in ein Sunderlich
vaßf), der wyß sy, vnd so er In mostz wyß
Im vaß
ist,
dorzu henkenn, disse nochvolgenden
stukh, vnd sy ein monath oder
6.
wochen Im
t) Vorher steht „faß" ausgestrichen. *)
Der äussere Rand des ersten Blattes
ist
etwas beschädigt, so dass stellen-
weise die letzten Buchstaben der Zeilen auf der ersten Seite fehlen.
Ergänzungen haben wir
in
Klammern
[ ]
Unsere
gesetzt.
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+3
g*-
174
vaß hengen lassen In Einem sekklin, vnd als dann vom selbigen win. So offt ewr gnod ysset zum letsten ein drunkh thün, Morgen vnd Nachtz. gryeß, zum dz ist für den Schwindel, fliß ;
Magen, zur lebernn, vnd zum gantzen üb, vnd das sindt die stukh, iij
galgan
handvoll Augentrost
handvol
iij
dictenwurzen
j
recholderbery
j
handvoll Aglat,
ij
lot
ij
lot zittwar,
muscaplüst
samen
j
In Ein
handvol benej
handvol
lot
kubeben,
Salbaien
galanga,
j
j
l
lotNegelin
handvol gundelrebenn
\
lot
2
als
,
zu-
sakh vnd In den Most gehenkht
der win for 200 moß, (3. Seite,
bezeichnet „p
Zun
zu schiahn eimoll,
ii").
odernn E.
oderlessin, sind die besten vff
beyden kleynen fingeran,
g.
all Jor
abwexlenn, zur Lebern gegen Sumer, Im
Zum
zychenn der wag,
miltz gegen winther
Im
zychen des Schützens, vnd beyde im zunemmen-
den monn, vnd vnder den knieen
all
Jor auch
weh
ein moll, vff der Sitten do die hufft
dunt,
Schrepffen vnd Baden noch alten bruch, doch
vnder der gurtell
nit
Der spiß halbenn, schwiny fleisch vnd visch nit vff
einmol mitteinandern essen, khein milch
wenig kheß, Ziger schatt
mitt,
Die Latwergen wirdt also
Nemmen
gelb gilgen wurzenn
iij
Benedictenwurzenn Ingber Imbar
Itt
j
ltt
%
ltt
gestossen, vnd durcheinandern gesotten In rot win, biß In Ein
muß, dernoch mit
j
moß
ver-
+3 rnas
verschumpt
homg
175
So-
schumpt honigs \ gsotten biß vff sin statt zu vnd dorinn gethonn diß e j ner Ladtwirgen, puluer, Negelin, Muscat, Calmus, Zitwar, yedlich iij
lot,
Langen
galangen
ij
pfeffer
lot
l
Gubeben
|
lot,
stossenn vnd
ij
zu
klein
2
lot,
durch einandernn ge-
sammen gemischt vnd
woll
bhalten,
Im winter Im summer.
ztmjschen der purgacion
vnd
nit
Dieser Abdruck gibt genau die Orthographie des Originals wieder, nur sind alle Abkürzungen aufgelöst.
Das Original
ist
deutsch ge-
nur das in unserem Abdruck cursiv Gedruckte
schrieben,
ist
später,
anscheinend gleichzeitig mit der Signatur auf der vierten Seite, bei einer Revision
durch den Verfasser (beim Ueberlesen vor der Abgabe?)
mit lateinischen Schriftzügen hinzugefügt.
Aus verfasst
einigen Stellen ergibt sich, dass das Consilium
ist.
Magen (im i
Zunächst daraus, dass Abschnitt)
ersten
die
Hohenheim
bei der
im
Sommer
Cur
für den
zweimal im Jahr vorzunehmende
im Herbst und dann im Frühling vorzunehmen, anDer Herbst war eben das zunächst Folgende. Ebenso wenn er auf Seite 2 beim Beginne des zweiten Absatzes sagt: „yetz vff den Nechsten Herbst*. Das dient unserer Vermuthung zur Stütze, dass Hohenheim das Consilium im August 1535 geschrieben hat, gleichzeitig mit der Abhandlung über das Bad PßLffers.
Purgation, zuerst ordnet.
—
Wenn
auch nicht von grossem historischen Werthe, so
Document doch interessant Art und weil man daraus
als bisher
ungedrucktes
ist dies
Beispiel seiner
Hohenheims deutschen Stil erkennen kann (im brieflichen Verkehr mit seinen Schweizer Landsleuten), sowie manches Eigenthümliche
Vorgehen
in
seinem therapeutischen und prophylactischen
Erkrankungen oder Krankheitsdispositionen. Andere Consilia Hohenheims sind im 5. Bande der Huser'schen Quartausgabe S. 104 ff. [Fol.-Ed. I. S. 684 ff.] abgedruckt; sie wurden
zum
in chronischen
zum ersten Male von Michael Toxi t es 1576 in dem Sterzinger Pestschriftchen Hohenheims (Mook
grössten Theil
Strassburg hinter
Nr. 122) veröffentlicht.
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176
7. Ein
Lehensbrief für Wilhelm Bombast von Hohenheim
vom Jahre 1473.
or einigen
Jahren gelangte aus den Händen eines Kölner
Antiquars in unseren Besitz ein Actenstück, Geschlecht der
Bomb aste von Hohenheim
nicht gerade für unseren
Theophrastus,
von historischem Interesse Es
ist ein
betrifft,
so doch für seine
Familie
ist.
Lehensbrief auf Pergament geschrieben, welchem aber
das früher daran befindliche Siegel der Grafen von
Das Actenstück
welches das
und wenn auch
Würtemberg
fehlt.
lautet:
Wir vlrich Graue zu wirtemberg vnd zu Mumppelgart Bekennen vnd tun kunt offenbar mit disem brieff, das wir vnserm lieben getruwen Wilhelmen Bonbast von Hohenhein, zu rechtem
Manlehen gelihen haben, In tragers wise,
zwey achtendteil an dem zehenden zu Beckingen grossem vnd kleinem wie den Jerg von Enslingen vor von vns zu lehen gehabt, vnd den, der Ersam vnser lieber getruwer Hern Mathias Schytt rechtlich erlangt vnd behalten hat, vnd als der lehen von vns ist, also das er den dem yetzgenanten Hern Mathis Schyten getruwlichen tragen sol, vnd wir haben Im das als vorgeschriben stet mit worten vnd mit Händen als sit vnd gewonlich lehen sint zu lihen, vnd was wir Im daran von billich vnd recht lihen, sollen vnd mögen vnd lihen Im das mit disem brieff, doch vns vnsern erben vnd mannen vnsere lehen vnd recht behalten
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177
vnd vns
daran vnschädlich, vnd er
sol
vns dauon tun vnd
gebunden sin als lehensman sinem rechten lehenhern von sinem lehen schuldig vnd pflichtig ist zutund, by dem eid den er vns herum liplich zuget vnd zu Got vnd den heiligen geschworn hat,
one geuerde, vnd des zu vrkund
alles
haben
wir vnser Insigel olfenlich
briefY
der
geben
Nach
Inuentionis
zu
ist
tun hencken an disen
an
Stutgart
hundert Siebentzig vnd dru
sant
man
gepurt als
Cristi
tag
Steffens
zalt,
viertzehen
Jare,
[Siegel.]
Sattler
Christian Friedrich
seiner
„
wie oben schon erwähnt, in
gibt,
Geschichte des Herzogthums Würtenberg unter der Regierung
der Graven«
165
— 168
Nachrichten
über
Bd. Ulm. 1768. 4°
5.
sammenstellung
urkundlicher
Bombaste von Hohenheim*), wähnung
der
(S.
doch
unserem Actenstücke
in
findet
und 320) eme Zudie
sich
Familie
der
keine Er-
dort
Belehnung eines
enthaltenen
/Wilhelm Bonbast von Hohenheim mit ,zwey achtendteil dem zehenden zu Beck in gen. (Vgl. S. 93. Anm. ***) 1
an
4
Der
hier
genannte Wilhelm
derselbe, über welchen
Sattler
„Im Jahr 1455 bemerke
ich
Bombast von Hohenheim
Wilhelm Bombasten von Hohenheim,
welcher damals 6 Schilling und acht Heller jährliches Zinses
Pfund Heller verkaufte
.
.
.
wohl
ist
folgendes berichtet:
Seine Ehegattin
um
vier
war Agnes Spetin, aus
einem alten Würtenbergischen adelichen Geschlecht ... Er war auch in
dem Jahr 1461
in
Grav Ulrichs von Würtenberg Diensten wider
Pfalzgrav Friderichen. St.
In
dem Jar 1488 begab
er
sich
unter
der
Georgengesellschafft des Nekar-Viertels in den Schwäbischen Bund.
Und 1492 war
er nebst
Jörg Bombasten
Eberhards des ältern Kriegsvölkern
Wenn dieser
scheint
*)
aber
Sattler nebenbei
Wilhelm möge
des
in
von Hohenheim unter Grav
dem Zug gen Landshut.*
die Möglichkeit
Theophrastus
uns dies doch mehr als unwahrscheinlich.
Albert
einfliessen
lässt,
Vater gewesen sein, so
Die Gattin des-
Moll
logie der
benutzte dies Material bei seiner Zusammenstellung einer GeneaHohenheimer im Wiirtemb. med. Correspondenzblatt, 1851. S. 251. 12
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178
->93
selben,
dem
Agnes Spät
,Testamentum
hervorgeht.
war gewiss nicht Hohenheims Mutter, wie aus Ph. Th. Paracelsi
Doch wollen wir
Wenn Sattler zum
1
Schlüsse
1574)
(Strassburg
hier auf diese
zweifellos
Punkte nicht näher eingehen.
168) schreibt: „Ich finde dass
(S.
Wilhelm Bombast von Riet
dem Jahre 1481 bey der Und diser könnte ebenfalls der Vater des Theophrasten gewesen seyn", so wollen wir diese Möglichkeit mit Moll (1. c.) und Aberle*) nicht ganz von Freilich ist von der Möglichkeit bis zum Beweise der Hand weisen. der Identität immer noch ein weiter Schritt. Eine weitere urkundliche Erwähnung eines Wilhelm von Hohenheim findet sich in „Fürstlich Württembergisch Dienerbuch vom IX. Herausgegeben v. Eberhard Emil von bis zum XIX. Jahrhundert.
ein
in
Hohenschule zu Tübingen aufgeschworen habe.
Stuttgart 1877.«
Georgii-Georgenau.
gr. 8°.
S.
538:
„Stromberg. Vorstmaister. (wohnen zu Kürnbach.) 1464. Wilhelm von Hohenheimb, genannt Bombast, aetatis 18 Jahr. Abkhoramen 1470.« Wenn Theophrasts Vater Wilhelm dieser ehemalige Forstmeister
der Waldungen des Stromberg
wohnhaft
in
Kürnbach, gewesen
(nordöstlich so
ist,
von Pforzheim gelegen),
müsste der 24jährige sich noch
aufs Studium der Chemie, Medicin, Metallurgie u.
und wäre 1491
nicht
34 Jahr
des Vaters Theophrasts
1534 hätte
sein Alter
alt
w. verlegt haben
s.
gewesen, wie die Salzburger Bilder
besagen**), sondern 45.
Bei seinem Tode
88 Jahre betragen.
Doch wollen wir uns uns nur darauf an, den
hier darauf nicht weiter einlassen.
Lehensbrief
bekannt zu geben.
Es
kam
Vielleicht
wird er später einmal bei der Differentialdiagnose zwischen den verschiedenen
Wilhelm Bombast von Hohenheim
oder
sonstwie
historisch verwendbar.
(Abgeschlossen im November 1888.) *)
In seiner verdienstvollen, oben schon genannten Abhandlung „Grab-Denkmal, Schädel und Abbildungen des Theophrastus Paracelsus" in den Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.
**) Vgl.
Aberle,
1.
c.
S.
36
Salzburg 1887
(8.
41
ff.)
ff.
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179
Namenregister.
Ambrosius, Marens Amerbach, Basilius
16, 59,
Bonifatius 59
„
Avicenna
53, 54,
Baden-Baden Bär, Oswald
Bapst von
Fischart,
9JL
GS
ZI
IM,
f.,
Franck, Sebastian 53, 131, 132,
ff.
u. s.
Johann 53, 82, 115, 145.
Flöter, Balthasar 54, 89, 93, 159.
Francas, Johann 79, 80. 02,
w.
Freiburg L Br.
2.
16, 49,
1,
12L
Lorenz 45, 52, 62 ff., 125, Froben, Johann 3, 18, 76, 77. 99, 100. 101, Fries,
19, 22.
Bochlitz, Michael 137.
Battus, Levinus 80.
115. 119. 121.
Blaurer, Diethelm 147, 150, 152. v. Bodenstein, Adam 85, 86, 88, 101 u. öfter.
Fuchs, Leonhard in Neuenburg
Böhme, Jacob
Föger, Sigmund 84, 85
150.
Boner, Hieronymus IL Borrichiu8, Olaus 85,
Leonhard
„
in
fiä.
Tübingen 69. ff.
Fugger 85.
öais
96, 97. 152, 158,
Bullinger, Heinrich 2. 25, 44, 5JL
Galenus 2i, 23, 37, 42, 45 u. St. Gallen 133 ff, 142, Gersdorf 125, 142,
Champier, Symphorien SL 69.
Gohory, Jacques 39, 40, 84, 92, 104.
Clauser, Christoph
Göppingen 2. Hahneroann,
Brunfels, Otto 27, 68,
Brunschwigk, Hieronymus 20.
5,
37 t 91, 102. 122.
Oollinittus, Joh. 142.
Colmar 59 ff. Coming, Hermann
Copernicus, Nicolaus
8_3_,
Copus, Wilhelm 5
12k
f.,
169,
LH
Hundwil IM, 152. Innsbruck 159, lfiQ
49.
8L
Dorn, Gerhard 89, 102, 103.
Jociscus, Andreas
Echt, Johann SL
Jud, Leo 132.
Kerner
13L
Ensisheim 64, Erasmus, Desiderius 24, 3J, 59, 99,
Ul
84, 97, 133.
f.
Hohentwiel 121 f., 159, Horst, Jacob 2k
Curio, Jacob 53.
Endtfelder, Christian
5L
Höhener 96, 152. v. Hohenheim, Wilhelm 42,
Coronobachius, Wendelin 52.
Dessenias. Bernhard
95_.
Hock, Wendelin 49, 50,
Cornariu8, Janas 82.
Danzig
S. F. Chr. 94.
Harris, Walter
85,
öfter.
ff.
6,
52
u. s.
w.
160.
Kessler, Johannes 97, 110. 123 76,
77,
v.
ff.,
HL
Lichtenfels, Cornelius 41, 57, 65, 26.
Liebenzell 2.
ff.
Raimund
Erastus, Thomas 25, 43, 44. 55, 79, 100, 12L
Lull,
Esslingen 59, 76, 83.
Luther, Martin 26 55. 70 t 77. 86. 116. t
Fedro von Rodach, Georg Figulus, Benedict 60,
142,
Sfi.
8_L
120. 152.
154
Macer, Floridus
ff.
35, 46, 48,
n
-+3
Merau 159. 105 ff. Menimingen 98, l.V.j. Montanus. Jobannes St. Moriz
180
sm-
Span von Spanau, Laurentius 22. Springer, 148. 157.
Stariz,
Hans
£»L
Johann
80. 148.
Steber, Bartholom. 52.
lfifi.
Müntzer, Thomas 132»
Stengel, Lucas 22.
Myschmes 52. Neuenbürg 6L 65. Dr.
Sterling 159. lfiZ
Nürnberg 10,
Strassburg 3 f., 49, 65. 12L Studer, Christian IM, 139_ 140_,
83. 152.
Oecolompadius, Johannes
6^ 19, 78, 122,
140.
Oporinus, Johannes 10. 16. 37. 38, 55, 57
T
78
73. 74.
ff..
82, 127,
IM,
HL
Pfäffers 159,
Philipp
L
14A IM, Stupanus, Emmanuel v.
42,
Thomasius, Christian
70,
ÜL
Tburueysser, Leonhard 32.
von Baden
Tischmacher, Caspar 133
2.
ff.
Pilatus-See ÜIL
Toxites, Michael 29,40,53,81,89, 117,
Placotomus, Johann 02.
Tübingen 1^ 16. 42. Ulrich von Württemberg 132, 133. Urnäsch 151.
Poll, Nicolaus 85.
Marx lf>0, 165Bademacber, J. Gottfr. 94.
Poschinger,
Lüä,
Veltlin 72, 105
Georg
Vetter,
Reuchlin, Ernst 21, 22.
Villach 132. 169,
4L
Reussner, Bartholom.
v.
Roggenhalm 1Ü8
ff.,
152.
Ruffach 04. Russinger, Joh. Jacob 171.
Schobinger, Bartholom. 141
ff.
Hieronymus 141
Schöner, Job. 86.
f.
8L
Johann 148.
s.
Montanus.
Sennert, Daniel 80.
Meister Simon
125.
Weyer, Johann 79, 8_L 1£L Wickram, Conrad IL Widmann, Johann (aus Gundelfingen) L Johann (aus Melchingen) 7^ 52, „ von der Wiesen, Aegidius 121,
Wildbad 2. Wilden 42. Wölflin, Wernher
IIIS,
Scultetus, Bartholom. 90. B
32.
Watt, Joachim 123, 139, 140. 151,
Weigel, Valentin 150.
Rütiner, Johann 123
Schwaz
Hü.
152. 155.
f.
L
„
58. 8_L
Waldung, Wolfgang
Rocken h. 158.
125-
f.
Rarans, Petrus 120.
Rottweil
HL
Suchten, Alexander 53. U2. 143*
Thorer, Alban
Peucer, Caspar 22.
ff.
L
Wurstisen, Christian 53,
5L
Xylotectus 12. ff.
Zimmern
1
HO.
Smetius, Heinrich 80.
Zürich
Solenander, Reinerus 79^ 8_L
Zwinger, Theodor 8^ TL Zwingli, Huldreich 77, 150, 152
Soner, Ernst 3JL
2,
25, 127. 132.
Di
jd
ff.
by
181
Berichtigungen.
Seite 16, Anmerkung Zeile 3 von oben: Lies Fol.-Ed. statt Fol. 0
Komma
Seite 19, Anmerkung Zeile 2 von unten: setze ein Seite 21, Anmerkung Zeile 5 von oben: setze
Seite 28, Zeile 23 von oben:
statt
;
„
hinter ernannt
vor Lubecae.
,
Seite 38, Anmerkung Zeile 6 von unten: haltt statt
balltt.
Seite 41, Anmerkung füge bei: Leonhard Fuchs nennt Hohenheim „Morophrastus"
Seite 80, Seite 85,
Seite 86,
am Anfang
des
Ausgabe
1555.
Anmerkung Anmerkung Anmerkung
Ebenda
v.
8°.
Anmerkung Anmerkung
Seite 130,
Zeile
Freitag statt Freytag.
Guayacanum
16 von oben: setze
von unten
Seite 101, Zeile 23 von oben: setze Seite 109,
lies
Zeile 12 von unten: Zeile
ist
.
statt
Guaycanum.
hinter hatten.
zu lesen: LIII. Bd.] S. 17, 99 und 102).
hinter quaedam.
"
22 von oben
Zeile 2
libri III. (Pariser
112.)
S.
13 von unten:
Zeile
Zeile 13
m
Buchs der Paradoxorum medicinae
2.
von unten
setze ]) statt
:
].
lies: Freisauff.
Seite 177, Zeile 17 von oben lies: Hohenhein statt Hohenheim.
Die LichtdrucktafelD, welche diesem Hefte beigegeben hergestellt.
sich
Nur
sind,
im Original auf der Rückseite
Pause
wurden nach Originalphotographien der Briefe
die Adresse auf der dritten Tafel,
dem
Briefe an Erasmus, (welche
des Briefbogens befindet), wurde nach einer
vervielfältigt.
Die
Abbildung des Handsiegels
Schlüsse des Textes,
ist
Hohenheims
(siehe
S.
178),
am
nach einer von den Baseler Briefen genommenen Pause in
Holz geschnitten worden. Tafel I gehört zu Seite 61. Tafel II Tafel
HI
„
„
Seite 72
„
„
Seite 103
f.
f.
Job. Conr. Herbcrt'scho Hof buchdruckerei (Fr. Herbert) in DarniBtadt.
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Stanford
University
Library
Stanford, California
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