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Flavius Philoſtratus, des Aeltern,
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ů berſekt VON
Ho fra th Fried r i dy Jakobs zu Gotha .
Drittes Bå ut och e n .
P h iloſt r a t u s
Leben des Apollonius vou Tyana. Dritte $ und vierte
Bu dy.
Stuttgart , Verlag der 3. B. M e Bler'ſchen Buchhandlung.
Für Deſtreidy in Commiſfion von Mörfchner und Jasper in Wien . 1
8
3
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Philoſtratus
Leben des Apollonius von Tyana , Dritte 8 1.
Buch.
Von dem Hyphaſis und der Größe dieſes Stroms
des Indiſchen Gebietes , und von den Wundern , die er hegt, muß man Folgendes wiſſen . Die Duellen dieſes Fluſſes entſpringen aus einer Ebene ; ſie ſind bei ihrem Urſprunge ſchiffbar , weiterhin aber werden ſie den Schiffen unzugäng lich. Sdroffe Felſenſpißen ragen in wechſelnden Reihen
aus dem Waſſer hervor , um die ſich der Strom wirbeind ſchlingen muß ,1 wodurd, die Fahrt gehindert wird . In der
Breite iſt dieſer Fluß dem Iſter 311 vergleichen , der von allen Flüſſen ,1 die Europa durdyſtrömen , für den größten
gilt. Unch wadyſen ähnliche Bäume an ſeinen Ufern , und eine öhligte Feudytigkeit dringt aus den Bäumen ,! welche die
Inder bei Hodizeiten als Saibe brauchen ; und wenn die Hochzeitgäſte das Brautpaar nicht mit dieſer Salbe beſpren = gen , ſo hält man die Ehe für unvollkommen und nicht bes
günſtigt von der Göttin der Liebe. *) Dieſer Göttin iſt , wie !
* ) Der Uphrodite.
290' Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. man ſagt, der Hain an dem Fluſſe geweiht , und der Fiſd ), der den Namen des Pfaus führt , und nur in dieſem Fluſſe
Jaad des T geſehen , un
gefunden wird. Man hat ihm gleichen Namen mit dem Vo
ob er Dao
gel gegeben , weil er einen dunkelblauen Samm und gefleckte Schuppen hat , die Schwarzfloſſen aber einen Goldglanz ha ben , und ſicy,1 wie der Fiſch will, aufwärts kümmen . Es findet ſich in dieſem Fluſſe alich ein Thier , das einem wei
antwortete
ßen Wurme gleicht; dieſen Wurm löſen die Inder auf, *) und bereiten ein Dehl daraus , aus welchem ſic Feuer ents .
wickelt, ſo daß nur ein gläſernes Gefäß es aufbewahren kann . Dieſes Thier wird für den König allein gefangen , zum Ge. brauche bei Belagerungen. Denn wenn das Fett die Mauerit berührt , ſchlägt eine Flanime daraus auf, die keinem Lörda mittel reicht , das die Menſchen gegen Brennſtoffe erfunden haben .
2. Aud) die wilden Eſel , ragt man , werden in dieſem
konig der
jonſt Einen kann, waru
bis zur Bor
ſich zu bera Weil, das den Brüſte
Andern wä
Apoloninis gewußt , H dilichen Apr
Marſchlande gefangen . Dieſe Thiere haben auf der Stirn ein Horn , mit dem ſie wie der Stier nicht ohne Muth
bunte Fiat
kämpfen . Aus dem Horne deſſeiben machen die Juder Trink
talus , der Arm iſt i Die Gipic jiingen Re
gefäße. Wer aus dieſen trinkt , erkrankt , wie man ſagt,
an demſelben Tage nicht , fühlt, wenn er verwundet wird , keinen Schmerz , geht unverdyädigt durch das Feuer , und leidet von Gifttränken keinen Nadytheil. Dieſes Gefäß, ſagt man 1, gehört dem Könige, und nur dem frönige kömmt die
* ) Wir leſen ſtatt toūrov d'oi tuxovies (mie die Rendig . Szandlarift liest ) toūr' ' Ivdoi thjxovt & c. Von dem Wurme Teloft ttut Kreiras Si waliniing und Aelian . S. Schneider. cur. poster. ad Arist. Hist. Au . p. 474. fg. und Baehr ad Ciesiae Reliųq. p. 335.
*) Bon der h getba und
Einh Anti ** ) leker
Aelia
Drittes Buch .
291
Jagd des Thieres zu . Apollonius fagt, er habe das Thier geſehen , und ſeine Natur bewundert. Als ihn Damis fragte,
ob er Das , was von dem Gefäße erzählt wird , annähme, 1
antwortete er : Idy nehme es an , wenn ich höre , daß der König der Inder hier unſterblich iſt. Denn Wer mir oder ſonſt Einem einen ſo geſunden und heilſamen Trank bieten kann, warum route ſid, der nicht ſelbſt täglid, einſchenken, und bis zur Berauſchung aus dieſem Horne trinken ? Denn damit ſich zu berauſchen , wird , denk id ), Niemand tadeln . *) 3. Hier trafen ſie aud) , ihrer Erzählung nac) , auf ein Weib , das von dem Kopfe bis zu den Brüſten (dwarz , von den Brüſten aber bis zu den Füßen ganz weiß war. Die 1
Andern wären davor , wie vor einem Ungethüm , geflohen ; Apollvniuis aber habe dem Weibe die Hand gereicht, und
gewußt , was es rey. Ein ſolches Weib nämlich iſt der In diſchen Aphrodite geheiligt , und für dieſe Göttin wird eine bunte Frau , wie bei den Aegyptern der Apis 1, **) geboren . 4. Von hier aus gingen ſie über den Arm des Cau
kaſus , der ſid, nach dem rothen Meere hinzieht.
Dieſer
Arm iſt mit verſchiedenen Arten von Gewürzen bedeckt. Die Gipfel des Berges tragen das Kinnamonion , welches jungen Nebenſdhoſien gleid )t. Zur Prüfung dieſes Gewürzes Von dem wilden Efel, den man für das Einhorn Hait , und der heilſamen Kraft feires Horns hat Kteſias Melóung
gethan ( ſ. Ctesiae Reliqq. ed. Bachr. P. 323 und 369. ), und aus ihm . Aelian , Hist. Animal , TV ,. 32.
Ueber das
Einhorn ſ. Bochart Hieroz. I , pag. 930.Beckmano ad Antig . Caryst, mirab. histor. c. 72. p . 122. fg. **) Ueber die buuten Zeid en des Apis ſ. Herodot, III, 28. An. Aelian , Hist.
XI , 10.
292
Philoſti. Leben des Apollonius von Tyana.
diene die Ziege . Denn wenn Jemand der Ziege Kinnamos mon reicht, ſchmeichelt ſie der Hand knurrend wie ein Hund , und folgt ihm ,1 wenn er fortgeht , nac) , immer mit der Sdinauze auf der Hand ; und wenn der Hirt ſie wegführt, jammert ſie , als ob ſie vom Lotus weggeriſſen würde. *)
An dem ſchroffen Theile des Berges wachſen hohe Weih raudyſtauden , und viele andere Arten , und Pfefferbäume, auf denen die Affen ernten . Die Geſtalt dieſer Bäume has ben die Reiſenden nicht unerwähnt gelaſſen , und ich will hier anzeigen , was über die Sache geſagt wird. Der Pfefs ferbaum gleid )t dem Agnos der jellenert, **) ſowohl in
andrer Rückſicht, als wegen der Fruchtbüſchel. Er wächst an felſigen ſchroffen Stellen , wohin Menſchen nicht gelangen kön : en ; aber in den Saludyten des Berges und ſeinen Ver tiefungen wohnt ein Vort von Affen , die den Indern viel werth ſind 1, weil ſie ihnen den Pfeffer abpflücken I, ***) weß halb ſie denn audy durd, Hunde und Waffen die Löwen von ihnen abwehren. Der Löwe ſtellt nämlich dem Affen nach, wenn er krank iſt I, als Heilmittel; ( denn das Fleiſd, des Afs fen heilt die Krankheit , ) †) und im Alter , als Nahrung :
denn wenn ſie für die Jagd der Hirſde und Sauen unvers *) S. oben I , 40 .
**) Viies. S. Schueider, ad Thcophr. Hist. Plant. I, 3 , 2. Epimetrum. p. 91. fg. *** ) Man vergi. Pallad . de Bragman. p. 5 . * ) Daſſelbe fagen die alten Naturforſmer. Aelian . var. hist. I , 9 . De anim . nat. V, 39. Plin . Vill , 16. 19 : Ae
griludinem fastidii tanlumi sentit , in qua medetur ei contumelia , in rabiem agente annerarum lascivia simia Guslatus deinde ( simiarum ) sanguis in remedio est .
runi,
Drittes Buch . 293 mögend geworden ſind , derſdringen ſie die eiffert, und wens den auf dieſe den Reſt ihrer Kraft. Aber die Menſchen tragen Sorge für dieſe Thiere , die ſie als Wohlthäter be : trachten , und ergreifen für ſie die Waffen gegen die Löwen. Das Verfahren bei den Pfefferbäume:1 iſt folgendes . Die Inder pflücken von den unten am Verge ſtehenden Bälle men die Frucht , und tragen ſie auf kleine Tennien zuſam men , die ſie um die Bäume her gemacht haben ,1 indem ſie jene , als ob es etwas Schyrecytes und von Menſchen Un beachtetes wäre , darauf werfen. Die Affen , die Dieſes oben von ihren unzugänglidhen Wohnpläten ſehen , ahmen bei
Nacht das Thun der Inder nach), reißen die Fruchtbüſcher von den Bäumen ab , und werfen ſie ebenfalls auf die Tens nen ; bei Anbruch des Tages aber haben die Inder Haufert
von Gewürzen , ohne Mühe , mit größter Bequemlichkeit und ſchlafend gewonnen . 5. Nachdem ſie den Berg über tiegen hatten , ſahen ſie ein ebenes Gefild , das mit waſſerreichen Gräben durch ſdynitten war. Einige dieſer , von dem Ganges abgeleiteren Gräben , gingen gerade aus , andere in ſchräger Richtung,
und dienten ſowohl zur Vegrenzung als zur Bewäſſerurg, wenn das Land durſtete .
Dieſes Land , fagen ſie , ſey Taš
beſte von Indien , und der größte der dortigen Diſtricte. Fünfzehn Tagereiſen ſind von hier bis an den Gangeo, und adytzehn von dein Meere bis zu dem Berge der Affen, an welchem ſich die Ebene hinzieht. Das ganze Erdreid, it
ſdhwarz und in Ailem ergiebig. Man ſieht dort , wie ſie ragen , Fruchthalme, die wie Nohr in die Höhe ſtehen , Vok : nen , dreimal ſo groß , wie die egyptiſdyent, aud ) Seſam
294
Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana.
und Hirſe von überſchwenglichem Maße. Aud) die Nüſſe wadſen hier , deren viele , als etwas Bewundernswürdiges, in den hieſigen Tempeln aufbewahrt werden . Die Wein
ſtöcke ſagen ſie, wüchſen zwar niedrig ,1 wie die Lydiſden und Müoniſchen , ihre Frucht aber ſey genießbar und würzig gleid, bei der Leſe. Auch einen Baum hätten ſie hier anges
troffen , der dem Lorbeerbaume gleiche; an demſelben wüdiſe eine Knoſpe der größten Granatblüthe ähnlid) , und in dieſer Kuloſpe liege ein Mpfel , dunkelblau wie der Keld, der Hya cinthe ,1 und von ſüßerm Geſdmacke, als irgend eine andere Frudyt des Jahres . * ) 6. Beim Herabſteigen von dem Gebirg kamen ſie zu
einer Drachenjagd , von der wir nothwendig ſprechen müſſen. Denn während über den Haren und die Art ſeines Fanges und Jagens von den Freunden dieſes Gegenſtandes so Vieles geſagt worden iſt, ſo wäre es einfältig , wenn
wir die Beſchreibung der muthvellen und herrlichen Jagd übergehen wollten , die auch der Mann , über den id alles 1
Dieſes ſchreibe, nicht unbeachtet gelaſſen hat. Das ganze
Indiſche Land iſt mit Drachen von unermeßlicher Länge um: gürtet ; vol von ihnen ſind die Marſden , vou die Gebirge ;
kein Hügel iſt leer von ihnen. Die Drachen der Marſdien ſind träge , und haben eine Länge von dreißig Elen ; **) kein *) Man bilt tieſe Fraicht für den Malakariſchen Mangoustan ( Garcinia Malabarica ) .
**) Aelian . de pat. an . XV , 21. erwirnt einen Intiſimen Dramen , der das Seer Alrranders erſaerdt babe , und ſiebs zig Ellen muß . Pallad . de Bragm . p. 10. gibt daſſelbe Maß als eine nicht ungewöhnliche Erſaeinung an. Uga :
Drittes Buch .
295 Kamm erhebt ſich auf ihrem Kopfe , ſondern ſie ſind den weiblichen Draden ähnlich); ihr Rücken iſt ziemlid (dywarz und weniger als an anderen geſcuppt. Einſidytsvoller als
viele andere Dichter ſpricht Homer von ihnen : denn dem Drachen in Aulis , welcher an der Quelle wohnt , legt er
einen braunrothen Rücken bei ; *) die andern Dichter aber geben dem gleichartigen Drachen in dem Hayne von Nemeå einen Kamm , **) den wir bei den Bewohnern der Marſch gegenden nicht finden . 7. Diejenigen , welche am Fuße des Gebirges und auf den Unhöhen wohnen ,1 kommen zur Jagd in die Ebene ,1 und ſind den Marſdbewohnern in Ulem überlegen . Denn ſie wachſen 311 einer größern Länge ait , bewegen ſidi rchueller 1
als die raſdeſten Füße, und Nichts entflieht ihnen. Dieſe haben auch einen Kamm , der bei den jungen nur mäßig tharchides ( V , 41 ) hatte keinen geichen , der länger war als dreißig Suen . Plinius Vill , 13 , 13 .: Generat cos .
>
( dracones ) .cl Aethiopia, Indicis pares vicenum cubito rum. - Megasthenes scribit, in India serpentes in tan tam magnitud nem adolescere , ut solidos hauriant cervos laurosque. Wie hierbei Aues duro übertreibende Heiſende
verard Bert worden ren , erhelt aus Strabo XVI , p. 155. ( Tom . VI, p . 329. ) Diodorus III , 36. *) Šlias ll , 308. **) Der Drache, welcher den Dohertes ober . Archemorus in der Asweſenheit ſeiner Amme Surpriprre getödtet hatte. G. Hy gin . fab. 74. Dieſem legt Siatius Thcb . V , 510. , ohne Zweifel nach dem Vorgange eines Griea iſmen Digters , einen stamm bei ( gloria frontis ). Der , welcher die Quelle
Dirce bewachte, heißt bei Euripid . Phoen . 807. POLVIXó λοφος.
296 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. emporſteigt, bei den Erwachſenen aber auch mit wächst und
ſic) mädytig erhebt. Die von feuerrother Farbe und ſägen :
eit
die
den ſie inde
förmigem Rücken , haben auch Bärte ; *) lie heben den Nas den hud, empor , **) und ihre Sdjuppen glänzen wie Silber. Ihre Ungäpfel ſind ein feuriger Stein ; und bei vielen ges
2011 !
heimen Dingen iſt ihre Kraft außerordentlich. Dieſe Gat:
men
tung wird den Jägern zur Beute , denn ſie einen Elephan ten umfdlingen ; denn Dieſes bringt beiden Thieren den Tod. Der Gewinn bei dem Fange des Draden ſind die Augen , die Haut und die Zähne. Dieſe ſind im Uebrigent den Zähnen der größern Eber ***) ähnlid) , aber dünner und gekrümmt, und von unbeugſamer Spibe , wie die Zähne der
vieler herbei
großen Fiſde .
8.
Die Drachen
des Gebirges
portre ihn die
016 de Denn bunte e
goldglänzende
und mi
Schuppen , und übertreffen an Länge die der Ebene. Sie
ges, we
habent
haben zottelige Bärte , und zwar goldene ; ihre Augbrau
ſchieht
nen ſind ſtärker als bei jenen . Ein furchtbares Uuge fißt tief unter den Braunen ; ihr Blick iſt frect); und ſie vernrs ſachen einen dumpfen ehernen Schall, wenn ſie ſich auf der
und ſeir
Erde fortwälzen.
den be
von ihrem feuerrothen fiamme ſtrömt
*) Der
*) Aelian. h. an. X , 25. XI, 36. Vergl. Nicand. Ther. 443. **) Virgil. Aco. V , 377 : Ferox ardensqne oculis et sibila
* ) YTE
e. >
colla Ardous attollens. Die gleich nacher erwähnten mas
gilden Kräfte der Drachen: Augen tennt Lucan. Phars , VI , 675 . ***) Evūv mit den ältern Yusgaben und dem Cod . Rehd ., welaje Lesart L. Bos (Animad . v . p. 31. ) gegen Olearius ,
T. **) Die der
ihm
ſtein drace
absci
melder ixgúav liebt , in Schuß niinmt. Bergl. Szamaker Leci, Philosir . p. 42 .
Se se
Drittes Buch . 297 ein Feuer ſtärker als von einer Fackel aus. Dieſe fangen auch
die Elephanten , *) und werden ſelbſt auf folgende Weiſe von den Indern gefangen . In ein ſafrangelbes Gewand nähen ſie goldene Buchſtaben , und legen dieſes vor ihre Höhle, .
indem ſie vermittelſt der Budiſtaben einen Schlaf herbei zaubern , durch den die ſonſt unbeſieglichen Augen des Dra:
chen überwunden werden. Außerdem ſingen ſie ihn mit nocy vielen Formeln ihrer geheimen Weisheit an , wodurch er herbeigelockt wird , ro daß er den Kopf aus der Höhle her: I
vorſtreckt **) und auf der Schrift einſdläft. Dann überfaưen ihn die Inder , und hauen mit Beilen nadı ihm und rauben aus dem abgeſchnittenen Kopfe die darin befindlichen Steine. Denn in den Köpfen der bergbewohnenden Drachen ſollen
bunte Steine enthalten ſeyn , die von auen Farben ſtrahlen , und mit geheimen Kräftent begabt ſind ,I nad, Art des Rin
ges , welchen Gyges beſeſſen haben ſoll. ***) Oft aber ge 1
ſchieht es auch ,1 daß er den Inder mit ſammt feinem Beile und ſeiner Kunſt ergreift , und mit einer Heftigkeit , die faſt den Berg erſchüttert , in ſeine Höhle hinabreißt. Dieſe *) Den Kampf der Schlange mit dem Elephanten beſchreibt Aelian Hist. An. VI , 31 . Vergl. Plin. VIII , 11.
**5 Υπεκβαλών tatt υποβαλών ( mit Τoup. Em. in Suid . T. II. p. 58. ed . Oxon .). Samater Lectt Philostr. p. 63. ***) Die geheime Straft in Sem Ringe des Gyges , des Königes
der Lybier, erwähnt Plato de Rep. II. p. 359. , und aus ihm Cicero de offic. III , 9. (38 ). Von dem Drachen : ſtein fagi Plin. XXVII, 10. ( 57 ) : Dracontites sive dracontia e cerebro fit draconum : sed oisi viventibus
abscisso nunquam gemmescit, invidia animalis , mori se sentientis. Igitur dormientibus amputant,
298
Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana.
Drachen ſollen audy die Gebirge um das rothe Meer her Bewohnen ,1 und die Reiſenden behaupten , ihr furchtbares Ziſchen gehört zu haben. Auch gehen dieſe nady dem Meere hinab , und ſchwimmen weit in demſelben hinaus. Die Zahl
der Jahre , welche dieſes Thier lebt , zu erkunden , iſt ſchwer, .
und was man davon ragt , unglaublich. Das iſt,1 was id ) von dem Drachen weiß.
9. Am Fuße des Gebirges liegt , wie ſie erzählen, eine ſehr große Stadt , Paraka genannt, in weldei viele Köpfe von Dradjen aufbewahrt werden , indem die Einwoh ner dieſe Jagd von Jugend auf üben . Sie behaupten auch , die Sprache und Abſichten *) der Thiere zu verſtehen , wenn ſie , nach Einigen , das Herz , nady Andern 1, die Leber der Drachen eſſen . Bei der Fortſetzung der Reiſe glaubten ſie eine Flöte zu hören , was von einem Hirten kam ,1 welcher ſeine Heerde ordnete. Es wurden hier weiße Hirſche geweidet ; die Inder melken dieſelben , weil ſie ihre Milch, für nahrhaft halten .
Von hier gingen ſie nun vier Tage lang durch ein 10 . ſdyönes und angebautes Land , und gelangten zu dem Thurme der Weiſen . Hier ließ der Führer das Kamel niederknien , und ſprang ab voll von Furcht und Schweiß. Jest er kannte Apollonius , wo er war , und ſagte , die Furcht des Inders beladjend , dieſer Mann , ſcheint es , würde nach der Fahrt über ein weites Meer fict) über die Nähe des Landes
*) Statt Bouhouévar vermuthet Samater ( a. a. D. S. 46.) Bowleévwv. Mir ſcheint die Ledart einer Sankſchrift Bov às vouÉVWV richtig. Die Sache ſelbſt wird auch oben ( 1 , 10. . 195 ) erwähnt.
Drittes Binch . 299 betrüben , und ſich fürdyten, weil er im Hafen iſt. Mit die
ſen Worten befahl er dem Kamel , fidy niederzulaſſen : denn hieran war er jept ſchon gewöhnt.
Das , was den Führer
mit Furcht erfüllte , war die Nähe der Weien : denn die 1
Inder fürditen Dieſe mehr als ihren eigenen König ; und der König ſelbſt , unter welchem das Land ſteht, pålegt über 1
Nües , was er ragen und thun ſou , dieſe Männer z11 be fragen , wie Die , welche Orakel der Götter beſchicken. Sie zeigen ihm dann an , was ihm zu thun nüblid, iſt; was nicht nüblid, iſt , rerbieten und widerrathen ſie ihm . 11 . Als jie nun im Begriff waren ,1 in einem nahen Dorfe einzukehren , das von dem Hügel der W - iſen nicht ganz ein Stadium entfernt lag , fahen ſie einen Jüngling herbeilaufen , der ſchwärzer war als irgend ein Inder , zwi 1
ſchen den Braunen aber einen mondförmigen glänzenden Fleck hatte. Dergleiden hatte , wie ich gehört habe , ſpiter auch Menon , der Zögling des Sophiſten Herodes , *) der aus Aethiopien war , in ſeiner Jugend; beim Eintritt in das !
männliche Alter aber minderte ſich dieſer Glanz, und
verſchwand mit der Jugendblüthe. Jener Inder aber trug einen goldenen Anker , der bei den Indern die Stelle des Heroldſtabes vertritt , weil der Anker Alles hält. 12. Dieſer Jüngling lief yun zu Apollonius hin , und redete ihn in Griecsiſcher Sprache an ; und Dieß ſchien
nid )t eben auffallend , da audiy die ſämmtlichen Einwohner des Dorfes Griechiſdy ſpradjen ; raß er ihn aber init ſei
*) In deu Vit, Sophist. II ,
1 . 10. ( p. 558) heißt dieſer Zoga ling des Sophiſten Herodes Memnon.
300 Philoftr. Leben des Apollonius von Zyana. nem Namen begrüßte , erfüllte die Andern mit Staunen,
den Apollonius aber mit Vertrauen , in Rückſicht auf ſeinen Zweck. Wir ſind , ſagte er zul Damis , zi1 wahrhaft wei ſen Männern gekoinmen : denn ſie haben Vorkenntniß der
Dinge. Zugleichy fragte er den Inder , was er zu thun ha be ? Denn er ſehnte ſich nad) der Zuſammenkunft. Der In: der antwortete : Dieſe da kehren hier ein ; d11 aber rouſt kommen , ſo wie du biſt: denn ſo befehlen Sie. In dieſem
Sie erkannte Apollonius die Pythagoriſche Sprache, und folgte mit Freuden .
13. Der Hügel , auf welchein die Weiſen wohnen , iſt, wie ſie ſagen , der Höhe nad , mit der Akropolis von Athen
zu vergleichen ; er ſteigt aus der Ebene empor, und iſt rund um auf ähnliche Weiſe von einem mächtigen Felſen geſichert, in welchem an vielen Stellen die Spuren von geſpaltenen Huis fen , die Eindrücke von Bärten und Geſichtern , und auch wohl die Form von Rücken zu ſehen iſt, wie wenn Leute hier herabgeglitten wären . Denn als Dionyſos mit Hera kles dieſen Plaß zu beſtürmen unternahm , befahr er ; wie
man ſagt, den Panen , als tauglich für die Erſchütterung, einen Angriff zu machen ; aber getroffen von den Sdreck niſſen der Weiſen ,I ſtürzte Einer über den Andern herab, und die Zeichen des mißlungenen Verſuches blieben den Felſen eingedrückt. *) Um den Hügel her ſah man eine Wolke , in welcher , wie ſie ſagen , die Weiſen wohnten , ſichtbar und *) Aehnliches wird oben ( II , 33. ) erzählt. Man hålt dieſen Feld für den , der von Andern Pornos genannt wird , und
in der Gerdichte der Feldzüge Alexanders einen Namen vat.
S. Arrian. Exped. Alex, IV, 28. Curlius VIII, 11 , 3.
Drittes Buch .
301
unſichtbar , nach Gutdünken . Ob andere Thore in dem Hü: gel wären, wüßten ſie nicht: * ) denn die Wolke um ihn her geſtatte nicht, ihn unverſchloſſen zu nennen , ſo wie man ihn 1
auch nicht für verſchloſſen halten könne. 14. Apolonius ſtieg nun , unter Leitung des Inders,
am ſüdlichen Theil des Bügels hinauf. Hier ſah er zuerſt einen Brunnen von vier Klaftern, aus dem ein Licht **) von tiefer dunkelblauer Farbe ſich zu der Mündung erhob ; und wenn zur Mittagszeit die Sonne darüber ſtand, wurde daſſelbe von ihren Strahlen aufgezogen , und ſtieg wie ein Regenbos gen in die Höhe. Späterhin erfuhr er von dieſem Brunnen , daß das Erdreich unter demſelben eine Art von Sandarach [ Operment) rey , und das Waſſer eine gewiſſe Heiligkeit habe , daher Niemand davon trinkt oder daraus ſchöpft, und daß es dem ganzen Lande umher als Gegenſtand des Eides ***)
diene. Nahe bei demſelben war ein Feuerkeſſel, aus welchem fidh eine bleifarbige Flamme erhob ; kein Raudy aber ſtieg daraus auf, noch ein Gerud), noch floß der Kefſel jemals über, ſondern Mit Wiederherſtellung der alten Lebart si dév ,> wofür Olea
rius oi ulèv gibt , teſen wir : ei uèv xai öžai đv ta 5x9g . **) Quyov het Moret , wofür Olearius åtuny (Dampf) nicht unglüdlich verbeſſert. So heißt es allerdings geich darauf ανιμασθαι την ατμών από της ακτίνος, η δer Rhediger. Sandfæriſt aber qůvýv. Mir ſớeint, daß man les fem mife : ανιμασθαι την αυτήν υπό της α . *** ) Wie der Styx den Osttern , oder die oben erwähnte Duelle bei Zyana. S. S, 6. S. 170. .
Philoſtratus. 38 Boden .
2
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Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana.
füllte ſich immer nur ſoweit an, um nicht über die Mündung überzuſprudern . Hier reinigen fid, die Inder von unvorſetlis chen Vergehungen ; daher die Weiſen jenen Brunnen den det Prüfung , das Feuer aber den Krater der Verzeihung nen : nen . Ferner ſah er zwei Fäſſe: *) von ſchwarzem Steine, dem Regen und den Winden beſtimmt. Das Faß des Regens wird geöffnet, wenn das Indiſche Land von Dürre gedrückt iſt ; wo es dann Wolken ausſendet, und das ganze Laud befeuchtet. Iſt aber Ueberfluß am Regen, ſo hemmt es dieſen dadurch ,
daß es verſchloſſen wird. Das Faß der Winde aber bewirkt, denke idy, Was der Schlauch des Ueolus wirkt. Denn durch die Deffnung des Faffes laſſen ſie einen der Winde frei , um ſeine Zeit zu wehen : und dadurch, erſtarkt das Land. Auch behaupten ſie, Bilder von Göttern angetroffen zu haben, nicht
von Indiſchen und Aegyptiſchen , was kein Wunder wäre ; ſondern ſolche , die bei den Hellenen die älteſten ſind , das Bild der Athene Polias , des Deliſchen Apoúo, des Dionyſos 1
Hylemanes, des Umykläiſchen Phöbus ; und Was ſonſt von hohem Alter iſt, das war hier von den Indern aufgeſtellt, und
wurde nach Helleniſchem Gebraudie verehrt. **). Sie ſagen, *) Nach einer Homeriſchen Dichtung , wie es ſcheint , die von
zivei faſtern auf der Sowelle des Zeus ſpricht, aus denen Gutes und Bdres für die Sterblichen kommt (Ilias XXIV , 527. ff.) ; eine Dichtung, mit welcher , nado Prato's. Pors
gange ( de Rep. II. p . 379 D.), die Sophiften häufig ſpielen . Der Schlauch des Aeolus iſt aus Odyſł. X, 19. ff. bes kannt .
** ) Athene Polias , vorzüglich berühmt durch die el;erne Statue des Phidias auf der Akropolis von Athen , von welcher Athene
€. O. Måder in einer eigenen Schrift (Gottingae, 1820. 4.)
Drittes Buch .
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ihre Wohnung liege in der Mitte des Indiſchen Landes, und die Anhöhe dieſes Hügels machen ſie zum Nabel *) derſelben . Das Feuer darauf verehren ſie als heilig, und behaupten, es unmittelbar aus den Strahlen der Sonne zu gewinnen. Ihm fingen ſie audy Tag für Tag den Humuus zur Mittagszeit. 15. Das Weſen jener Männer nun und das Leben , das fie auf ihrer Höhe führen, beſchreibt Apollonius felbſt. Denn in einer ſeiner Unterredungen mit den Aegyptern ſagt er : ,, Ich ſah die Indiſchen Brachmanen , welche auf der Erde und nicht auf der Erde wohnen, in feſter Burg ohne Befeſtigung, und ohne Beſikthum in dem Beſite von Allem.. ' So ſchreibt er nach ſeiner finnigeren Weiſe. Damiš aber ſagt von ihnete
ſie hätten ihr Lager auf der Erde , und beſtreuten die Erde mit Kräutern , welche ſie ſelbſt wählten ; er habe ſie durch die Luft wandeln ſehen 1, zwei Elen hoch über der Erde; nicht aus Gaukelei denn ſie verſchmähten eitles Streben, ſondern , um in Deni , was ſie bei dieſem Wandeln mit der Der Deliso e Apollo, der in dem uralten Heiligthume zu Delos ; der Um y tl å ide, welcher zu Umys
gehandelt hat.
ti& in Latonien verehrt wurde. In dem lekteru Zempel ſtand der berühmte Thron des Bathyrles. S. Pauſan . III, 18. 19 . Der Dionyſos Hyremanes erfaeint hier zum erſtenmake in . dem Zexte Sef Philoſtratus aus der Tihedig. Sanddrift
in welcher Tò toû Alovúoov úłnuvávou geleſen wird. Ein Bacchus úrjaus wird in dem Hymnus der Antho!ogie (Br. Anal. II. p . 527: Anth. Pal. IX , 524, 91.) ets wähnt. Beide Beinamen Tocinen ſich auf eine Berehrung des Gottes in einer Waibgegend zu beziehen . Wie Delphi den Hellenen für den Nabel der Erde galt.
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Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana.
Sonne über der Erde thun , dem Gotte nah und gefällig gå fenn. Das Feuer, das Sie von dem Strahle nehmen , obgleich börperfidyer Natur, gebranchen ſie nicht auf dem Altar, troch bewahren ſie es in Gefäßen ; ſondern wie der Lichtglanz,
der von der Sonne und dem Waſſer zurückgeworfen wird, widzeint es in der Höhe und ſchwimmt in dem Aether. Am Eage beten ſie zu der Sonne für die Jahreszeiten , welche die Sonne beherrſcht, damitſie der Erde zu gehöriger Zeit erfdheis
nen , und das Indiſche Land fidh der Wohlfahrt freue ; bei Nacht aber bitten ſie den Strahl, nicht zu zürnen auf die Nacht, funderu zi weiten , wie ſie ihn genom mien hätten . Dieß iſt
denn Dad , was Apolloning, von dent Brachmanen fagt , daß fie auf der Erde ſind und nicht auf der Erde. Der Aus drud aber min feſter Burg ohne Befeſtigung" bezeichuet die Luft, unter der ſie leben. Denn ob ſie gleich unter freiem þinmel zu wohnen Tcheinen , verbreiten fie doch einen Schats ten über fid ), und werden vom Regen nicht beneft, und
find im Sonnenſchein , wenn es ihnen gefällt. Die Worte epohne Belitung find fie im Beſibe von Atem " legt Damis to ans : Alle die Bäche, die den Bacchanten aus der Erde aufſpringen ,1 wenn Dionyſus fie und die Erde erſchüttert, *)
ftrömen auch dieſen Indern ; ſie genießen ſie und gewähren fie Andern. Mit Recht alſo ſagte Apollonius , da ſie ohne
Zubereitung Alles, was ſie wollen , von ſelbſt erhalten , daß 1
prie Das haben 1, was ſie nicht haben . Ihr Haar tragen ſie
kang, wie vor Zeiten die Lacedämonier , auch die Thurier,
6. Euripid . Bacch. 403. ff. Philostr. Imagg. I, 18. und baſe:bſt sie Anmerkungen s. 316 und 317.
DrittesBuch
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Tarentiner und Melier, und Undere, bei denen Lakon ifchiye Sitte in Anſehen ſtand. *) Das Haupt umbinden ſie mit einer weißen Mitra ; ihre Füße find natt. Die Form iht rer Sleidung kommtden ärmeloren Untergewändern ** ) gleich ; der Stoff derſelben iſt eine Wolle, welche die Evde von ſelbſter zeugt, ***) weiß wie die Pamphytiſche, aber weider, und ſo fett, daß das Dehl davon abfließt. t) Hieraus verfertigen ſie ihre heis lige Kleidung ; und wann ein Underer außer dieſen Indern file andreißen will. , läßt die Erde die Wolie nicht fahren. Die Kraft des Ringes und Stabes , welches Beides fie tragen ,
vermag Alles ; aber beide werden als ein Geheimniß geehrt. 16. Uis Apollonius ankain , gingen ilym die andern Weis fen entgegen , und reichten ihm die Hand ; Farcas aber fast
auf einem hoheu Sefſel. Dieſer Seſſel war von ſchwarzem Erz und mit goldenen Bildern verziert; die Seſſe! der Une dern waren ebenfalls von Erf , aber ohue Verzierung und weniger hod ); denn ſie ſaßen unter dem Jarchas. Bei'm Ers bliden des Apolonius begrüßte er ihn in Helleniſdier Spra-:-)
* ) S. C. D. Maúer in den Dorierr . 225. S. 270. und Mane ſo's Sparta 1, s . S. 198.
**) ' EEwuides. S. Perizonius zu Aelian's Var. Hisce IX , 34 . ****) Max råth auf Usbert ( Pliy . XIX , 1. 4 .: Nascicur in de
- sertis adustisque sole Indiac.)., Umiant. Bergflams, Bergs haar genannt. Ueberdie Verarbeitung deſſelben bei Alten und Nieuern ſ. Hoc in Erfe und Grubers Encyclop . 6r Theil. S. 43.
+ ) Mit Bezielung auf Odyff. VII, 107. von den Gewändern
bes σφάater : καιροσέων δ' οθονέων απολείβεται υγρό έλαιον .
Wat Philoftratus gewiß anders verftand, als Hote.
306 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. che, und forderte ihm den Brief des Inders ab ; und ats Apoữonius ſeine Ahnungsgabe bewunderte , rette er hinzu, es fehle ein Buchſtab in dem
Briefe , nämlich ein Delta,
Das Jener beim Schreiben überſeren hatte : und es zeigte ſich, daß dem ſo war. Nachdem er nun den Brief geleſen hatte, ſagte
er : wie denkt Ihrvon uns ? - Wie anders, erwifderte Apollos nius, als die Reiſe zeigt, die ich um Euertwillen unternom
men habe,I wie noch kein andrer Menſch des Landes , and dem ich komme. wiſſen als Du ?
-
Was glaubſt Du aber , daß wir mehr Ich glaube, antwortete Apovonius , daß
Eure Kenntniſſe tiefſinniger und um Vieles göttlicher ſind. Sollte ich, aber bei Euch nicht mehr finden als ich ſelbſt weiß, ho werde ich wenigſtens gelernt haben , daß Ihr Nichts be: figet, was ich lernen könnte. Der Inder nahm hierauf das Wort und ſagte : Undre pflegen die Ankommenden zu fragen, woher und zu welchem Zwecke ſie kommen ; unſerer
Weisheit erſtes Zeichen ſey alſo dieſes, daß uns der Fremds ling nicht unbekannt iſt. Prüfe denn alſo Dieſes zuerſt. Hier: auf ſagte er dem Apolonius ſeine Abkunft, von Vater und
Mutter her , und was er in Aegä gethan, und wie Damis 1
ju ihm gekommen, und was ſie Bedeutendes auf dein Wege borgenommen oder von Undern geſehen hatten . Dieſes ques
fagte der Inder in ununterbrochner Rede und mit größter Klarheit, nicht anders , als ob erſelbſt an der Reiſe Theil genoms Da nun Apollonius hierüber ſtaunte, und ihn fragte, woher er dieſe Kenntniß habe ? antwortete Jarchad :
men hätte.
auch Du kommſt mit dieſer Weisheit begabt, aber noch nicht mit aller . Und wirſt Du mich , ſagte Apollonius , die ganze Weisheit lebren ? - Allerdings und in neidloſer fülle, -
307 Drittes Buch. antwortete er ; denn Dieß iſt weiſer, als das Niſſenswürdige mißgünſtig zu verbergen . Außerdem , Apollonius , ſehe ich) aud), daß Du reich von der Mnemoſyne [an Gedächtnißkraft] biſt, die wir unter allen Göttern am meiſten lieben .
Erſchauſt Du aud) , ſagte Apollonius , die Art meiner , Natur ?
Wir ſehen , antwortete Jarchas , alle Eigenithümlich keiten der Seele , indem wir ſie aus tauſendfältigen Merk: malen erforſchen . Da aber jeßt die Mittagszeit naht ,1 und wir uns für Das zuſchicken müſſen , was den Göttern ange nehm iſt, ſo wollen wir jezo Dieſes verrichten , und uns dann über Alles, was Du willſt , beſprechen . Du kannſt Atlem , was wir thun, beiwohnen. Id) würde midy andy , antwortete Apollonius, an dem Kaukaſus und Indus verfündigen , über die ich geſetzt habe, um zu Eud) zu kommen, wenn id; mich nicht mit Atem ſäts 1
1
1
tigen wollte,1 was Ihr thut. Wohlan, fagte Jardias , fattige Did damit , und laß uns
gehn.
19. Ars ſie nun zu einer Waſſerquelle gekommen waren, welche Damis , der ſie ſpäter fah , mit der Dirce in Böd: . tien vergleicht, legten ſie zuerſt die Kleider ab ; dann ralbe ten fie fid, die Köpfe mit einem bernſteinartigen Mittel, das
fie ſo erwärmte, daß ihr Lett dampfte , und der Schweiß das von herabfloß ,1 wie in einem Schwibbade geſchieht. Da:in warfen ſie ſich in das Waſſer, und zogen ,1 nach volbrachtem
Bade, bekränzt, und vou des Hymnus, nach dem Seiligthume. Hier ſtellten ſie ſich in der Form eines Chores auf , wobei Farcas der Koryphaus war
und ſchlugen mit aufrechten
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Philoſtr. Leben des Apollonius von Lyana .
Stäben die Erde. Dieſe krümmte leds nun wie eine Wetter
und hob ſie gegen zwei Ellen in die Luft empor. Jeßt fangen fie ein Lied , wie der Påan des Sophokles , *) den fle in Athen dem Asklepios fingen . Nachdem ſie ſich aber wie: der zur Erde herabgeraffen hatten , rief Yardjas den Jüngs ling, welcher den Anker trug , und ragte zu ihm : Sorge für
des Apoúonius Gefährten.
Und Dieſer , ſchneller als die I
.
dynellſten der Bögel , ging und kehrte wieder , und ſagte : Ich habe für ſie geſorgt. Nachdem ſie nun auch die übrigen
heiligen Gebräuche verrichtet hatten , ruhten ſie auf ihren 1
Siten ; Jarchas aber ſagte zu dein Jüngling : Bringe für den weiſen Apollonius den Thron des Phraotes her , um darauf des Geſpräches zu pflegen. 18. Als er fid) geſetzt hatte , fagte Jarchas : Frage jetzt, was Dir beliebt : denn Du biſt zu Männern gekommen, die Alles kennen . Hierauf fragte Apollonius , ob fie fich audy ſelbſt kennten ; weil er glaubte, daß fie, ſo wie die Hellenen ,
die Selbſterkenntniß für ſchwer hielten. Er aber antwortete mit einer unerwarteten Wendung : Wir kennen Alles , weil wir zuvörderſt uns felbft kennen : denn Niemand von uns kann ſich dieſer Weisheit nähern, ohne ſicy erſt ſelbſt zu kens nen . Da ſich nun Apollonius erinnerte , was er von Phraðs tes gehört hatte , und daß , Wer ſich der Philoſophie widmen will , fid) vorher einer Selbſtprüfung unterzieht, pflichtete er dieſem Ausſpruche bei : denn er war anch von ſelbſt dieſer
decolor
*) Die Beziehung des Sophorleiſoen Paan auf den Abrlepios tennen wir nur aus unſrer Stelle. Nach Suitas v. Zogoxans hat diefer Didater. mehrere Gedichte desſelbex Utt gefoprieben .
30g Drittes Buch. Ueberzeugung. – Afro fragte er jestweiter ,, wofür fie ſie fich Und warum? hielten ? Für Götter, antwortete Jardhas. Weil wir gute Menfchen find. fragte er weiter. In dieſem Ausſpruche fand Apolonius ro vielen Ber : ſtand , daß er ihn in der Folge bei Domitianus in ſeiner
Bertheidigungsrede gebrauchte.
19. Hierauf feste er das Fragen fort , und ſagte : wie denkt Ihr über die Seele ? - Wie Pythagoraš Euc ), und wir die Aegypter belehrt haben. Behaupteſt Du alfo audy, fragte Apollonius , wie Pythagoras fid) für den Euphorbus erklärte, *) ſo vor dem Eintritt in dieſen Leib Einer der Zroer oder der Uchäo oder ſonſt Einer geweſen zu ſeyu ? 1
-
Hierauf ſagte der Inder : Troja iſt durch den Feldzug der Achäer , Ihr durd, die Sagen davon zu Grunde gegangen.
Denn in dem Glauben , daß nur die Krieger vor Troja's . Mauern Männer geweſen , vernachläßigt ihr die vielen gött: licheren Männer, die Euer Land , und te
ten und Indien
hervorgebracht hat. Da Du midy aber über meinen frühern Leib befragt hart, ro rage mir , Wen Du unter den Kriegern gegen und für Troja für den Bewundernswürdigſten hältſt ? Den Achilles, antwortete Apollonius , den Sohn des Peleus I
und der Thetis. Denn Dieſen preist Homer als den Schöns ften, und nennt ihn vor allen Achäern groß , und kennt**) große Thaten von ihm. Auch die beiden Ajar und den Nis reus achtete er hody, als Männer, die nady Jenem yön und *) G.Herdengeſah. 19. ( S. 106. der Ueberf.). **) Oide mit den alten Ausgaben und der Mehdig. Syandfahr..
ſtatt Olearius 788. S. Meineke ad Menandri reliqq. p . 103.
310 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. edel zu heißeu verdienen. – Dieſem gemäß, erwiederte Jar: chas, denke audy meinen Vorgebornen , oder vielmehr den vors geborenen Leib. Denn dafür hielt auch Pythagoras den Euphorbos .
20. Es gab eine Zeit, fuhr er fort , wo Aethiopier hier wohnten , ein Indiſches Geſchlecht. Ein Aethiopien gab es 1
nody nicyt , ſondern die Gränzen Aegyptens ſtredten fidy vis über Meroë und die Waſſerfälle hinaus ; und wie es die
Duellen des Nil in ſich ſchloß , ſo endigte es mit dem Aus: 1
fluſſe deſſelben. Zu der Zeit nun , wo die Aethiopier hier als Unterthanen des Königes Ganges wohnten, nährte das Land
ſie reichlich , und die Götter ſorgten für ſie. Als ſie aber dieſen König getödtet hatten , galten ſie den andern Indern nicht mehr für rein , und die Erde ſelbſt duldete ihr. Weilen nicht. Sie verdarb die Frücyte, die ſie fäeten , bevor ſie Xeh . ren gewannen ; die Geburten der Weiber ließ ſie nicht zur Reife kommen , und ihre Heerden nährte ſie nur kümmer:
lich. *) Und wo ſie eine Stadt gründeten , wichy der Boden und Tenkte fid hinab. 2o ſie hingingen , verfolgte ſie die Geſtalt des Ganges I, und erfüllte ihre Verſammlungen mit Sdyrecenifſen ; was auch nidit eher nacließ , als bis wir die
Thäter und Die, welche den Moro begangen hatten , der Erde opferten. Dieſer Ganges war ein Sohn des gleichnamigen Fluſſes, zwölf Ellen hoch, **) und ſchön wie kein anderer
Menſd. Seineu Vater , welcher das Judiſche Land übers ſchwemmte, lenkte er nach dem rothen Meere hin , und bes . *) Bergl. die Beſchreibung der Pept bei Sophones Oedip. Tyr. 25. ff.
>
if,
.
311 Drittes Buch . freundete ihn dem Lande; daher ihm dieſes, ſo lange er lebte, alles im Ueberfluſſe trug, und ſeinen Tod rädyte. Nun aber läßt Homer den Achilles der Helena wegen nach Troja ziehn , und ihn zwölf Städte vom Meere her , und eilf auf dem
Lande, erobern , und über die Entführung eines Weibes
durch den König in einen Zorn gerathen , der ihn unbeugſam und wild machte ; damit wollen wir den Inder vergleichen . Dieſer hat ſechszig Städte erbaut, welche die berühmteſten des Landes ſind ; Niemand aber hält es für rühmlicher, eine Stadt zu zerſtören , als eine Stadt zu erbauen . Die Scy
then , die über den Kaukaſus in dieſes Land einfielen, trieb er zurück. Nun iſt es aber ohne Zweifel weit beſſer , ſidy durch Befreiung ſeines Landes als einen tapfern Mann zu bewähren, als eine Stadt zu unterjochen , und zwar um ei ues Weibes willen , das wahrſcheinlich nicht wider Willen entführt worden war. Da Ganges feruer mit dem Beherrſcher
des Landes, wo jest Phraotes regiert , im Bündniſfe ſtand, und Jener ihm auf eine geſeswidrige und freche Weiſe ſein Weib entriß , löste er doch den beſchworneu Bund nicht auf, ſondern ſagte , er habe ihn mit einem ſolchen Schwure bes
feſtigt, daß er auch bei allem erlittenen Unrechte Jenen nicht kränken werde.
91. Noch Mehreres würde ich von dieſem Manne erzähs len, wenn ich mich nicht ſcheute, mein eigenes Lob zu melden .
Denn jener Mann bin ich ſelbſt ; und ich habe Dieſes kund gegeben , als ich vier Jahre alt war. Denn da jener Gans ges einſt ſieben demantene Schwerter in die Erde geſtedt hatte,
um das Land vor dem Nahen eines Sdredniſſes zu bewah. ren ,
und die Götter befahlen , an der Stelle, wo er fle eins
312 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. gefteckt , zu opfern, ohne doch den Out zu begeidjnen , führte
id , als ein kleiner Ferrabe die Ueberbringer des Götterfprus ches zu der Stelle des Grabens , und befahl ihuext, hier zu ſuchen, wo ich behauptete , daß fie aufbewahrt wären .
32. Wundere Dich nun nidyt über midy, da ich aus einem Suder in einen Inder übergegangen bin . Dieſer hier - er ift zeigte auf einen Jüngling von etwa zwanzig Jahren mehr als irgend ein anderer Menſcy für die Philoſophie ges boren : denn er iſt ſtarf , wie Du ſiehſt, und ſein Leib ift edet gebildet, und hält Feiter und Wunden ans ; und bei Was fehlt allem Dem iſt er ein Feind der Philoſophie. denn alſo, ſagte Apolonius, den juugen Menſchen ? deitu es iſt etwas Außerordentliches , daß er bei dieſen Anlagen det Natur die Philoſophie nicht liebt, und zum Lernen kein Ver: langen hat , uneradytet er in Verbindung mit Euch iſt. Er iſt nidit in unſerer Verbindung , antwortete Farcas, -
ſondern wider Willen wird er , wie Löwen , feft gehalten . So
gefangen , ſieht er uns ſcheel an, weil wir ihn zähmen wolten und ihm ſdymeicheln . Dieſer Jüngling iſt nämlidi Palamedes , welcher mit vor Troja war. Thm iſt Odyſſeus und Sponte: rus höchſt zuwider , indem Fener Ränke gegen ihn fdymiedete , um derentwilen er geſteinigt wurde ; Dieſer aber ihn nicht eines Verſes gewürdigt hat. Und weil ihm weder die Weis : heit, die er beſaß, Etwas genübt, nudi Homerus ihn gelobt hat , durch den doch ro Biele , und nicht immer die Uchts barften, zum Ruhm gelangt find, und er ohne Sdjuld und Uwredyt dem Obuffeurs untergelegen hat, ift er der Pyilofophie grammud bejammert ſein Sdjidfal. Er ift aber der Palas
Drittes Buch .
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meber, welcher auch ſchreibt , ohne die Buchſtaben gelernt zu haben . * ) 33. Während ſie ſich ſo unterredeten , trat ein Bote zu Fardas und ſagte: Der König wird um die Nachmittago
zeit kommen , um ſich wegen ſeiner Angelegenheiten mit Dir hall beſprechen . Farchas antwortete : Er mag kommen : denn er wird beſſer von daunen gehu , ta er einen Helleniſchen Manu hier kennen lernen wird.
wieder zu dem vorigen Geſpräch.
Hierauf wendete er ſich Er fragte alſo den Upola
lonius , welchen Leib er früher bewohnt habe, und Wer er geweſen ſey ? Dieſer antwortete : ich gedenke ſeiner wes nig , weil er mir unrühmlich war. Du hältſt es alſo für
unrühmlich, fiel Jarchas ein , Steuermann eines Aegyptiſchen Schiffes geweſen zu feyn ? denn Dieß biſt Du, wie ich ſehe, Du fagit recht , antwortete Apollonius ; denn Dieß war id, in der That. Id halte aber dieſes Geſdjäft vidt blod für uurühmlich, ſondern für ein veracytetes. Zwar geweſen .
iſt es den Menſchen eben ſo viel werth, als die Verwaltung einer Herrſchaft , oder die Anführung eines Speeres ; aber 1
durch die Seefahrer iſt es ist ſchlechten Ruf gekommen. Selbſt die waterfte meiner Thaten hat man damals nicht einmal des Lobes werth geachtet. Und Wað nennſt Du denn,
verfebte Faydjas , Deine wackre That ? Etwa, daß Du Dein Schiff im ſchnellſten Laufe um Marea oder Sunium **) ge *) Von Palamedes 1. die Szerdengeſchichten , C. 84. ff. der Ueberf. und aner Szomer's Schweigen von ihm Etenbar. S. 109. ff. ***) Malea (Cap . Matapan ) , das äußerſte Vorgebirge von Lato:
nien, das Sarecken der alten Schiffahrt; Sunium , das ſūds lidhofte Borgebirge von Attita .
314 Philoſtr. Leben des 'Apollonius von Tyana.
$
lenkt haſt ? oder daß Du deutlich erkannteſt, woher der Wind kommen werde , ob vom Vordertheile des Schiffs oder vom Spiegel her ? oder daß Du Dein Fahrzeug in den Untiefen von Eubia , wo so viele Felſenſpißen ſtecken, durch die Ges fahr gerettet haſt ? 24. Da Du midy, antwortete Apollonius , auf die Ges didyte meines Seelebens bringſt, ſo höre, was ich damals Gefundes gethan zu habent glaube. Phönicifdhe Seeräuber las gen im Meere auf der Lauer, und ſchweiften in den Städten umher ,1 um auszuforſchen , Was Dieſer oder Feiter geladen habe. Da nun die Unterhändler der Räuber ſahen , daß mein Schiff eine reiche Fracht hatte , nahmen ſie mich bei Seite, und forſchten, wie groß mein Antheil an dem Frachts I
gelde rer. Ich ſagte , tauſend Drachmen ; denn es gehörten vier Piloten zu dem Schiffe. – Haſt Du ein Haus ? fragten Eine flechte Hütte , antwortete ich , auf der ſie weiter. Möchs Inſel Pharus, wo vor Zeiten Proteus *) wohnte. teſt Du wohl, fragten ſie, nun das Meer mit dem Lande, die
Hütte mit einem Hauſe vertauſchen , ein gehnfaches Frachts geld nehmen , und did den tauſendfältigen Uebein entziehen, die einen Piloten auf ſtürmiſcher See bedrohen ? – Ich ants .
wortete : ich möchte Dieß ſchon ; aber zum Rauben könnte ich
mich nicht verſtehen, nadidem ich durd, ro Vieles gewillig ter worden, und in meiner Kunſt den Preis verdiente. Da ſie nun nod) weiter herausgingen , und mir zehntauſend Drachmen verſprachen , wenn ich ihren Willen thäte ; forderte id) ſie auf, ſich zu erklären , indem id, Nichts unterlaſſen würde , um
*) S. I, 6. (S. 169 der Ueberſ.).
Drittes Buch.
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mich ihnen ganz als ihrén Mann zu beweiſen. Sie ſagten hierauf, ſie wären Ugenten der Piraten, und bäten mich, ihnen die Gelegenheit, das Schiff zu nehmen , nicht zu entziehen , und wenn id, abſegelte , nicht nach der Stadt zu fahren, ſondern mich hinter dem Vorgebirge vor Anker zu legen : denn die Schiffe der Corſaren ſtänden zum Empfange bereit; aud) wouls ten ſie ſich durch einen Eid verpflichten, mich ſelbſt nicht zu
tödten, und Jeden , den ich mir ausbedingen würde, zu ſchos nen. Ich hielt es nun nicht für ſicher , ihnen abzurathen, weil id) fürchten mußte ,1 daß ſie das Sdriff auf der Höhe angreifen , und wir in offner See umkommen möchten ; ich
bewies mich ihnen alſo willfährig und verlangte eidlidhe Be: kräftigung ihres Verſprechens. *) Uls ſie nun den Eid abge legt hatten denn die Unterredung fiel in einem Tempel vor ſagte ich : gehet zu den Schiffen der Piraten ; wir werden in der Nacht die Anker lichten. Und ſie gewannent noch größeres Vertrauen zu mir , da ich über die Geldrors ten ſpracy, und gute Münze bedang , die Bezahlung aber nicht eher verlangte 1, als bis ſie das Schiff in ihrer Ges
walt hätten.
Sie gingen alſo fort; ich aber ſtach in die
See, über das Vorgebirg hinaus.
Dieß alſo, ſagte Jardias, hältſt Du für Zhaten der Ges Und der Menſchlichkeit überdieß, erwiedertę Apollonius. Denn das Leben der Menſchen nicht verkauft,
rechtigkeit ?
Die Worte príť aúróv å noxtaival find aus der Bor: hergehenben entſtanden, und hier zu tilgen, wie im Rheinis
ſehen Muſeum für Philologie ( ar Jahrgang. S. 18 ff.) gezeigt worden iſt.
316 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. die Güter der Kaufleute nicht verbandelt, und ſelbſt, obgleida
ein Schiffer, den Vortheil verſchmäht zu haben , Das ſchließt eine Menge von Tugenden in ſich.
35. Lächelnd ſagte der Inder hierauf : Dir fcheint alſo Enthaltung vom Unrecht Gerechtigkeit zu ſeyn ? und po glaube ich ., denken alle Hellenen. Denn , wie idy von Aegyptiſchen Reiſenden gehört habe 1, ſo kommen von Rom Regenten zu Eud ), die das bloße Beil gegen Euch erheben , ohne noch zu wiſſen , ob ſie über dylechte Leute herrfden werden ;
und wenn ſie das Recht nidyt verkaufen , nennt Ihr ſie ge: recht. Eben ſo , höre id ), verfahren dort auch die Sklaven händler. Denn wenn dieſe Eud) Kariſche Straven zuführen, und ihren Charakter ſchildern , erwähnen ſie es als ein Lob, daß der Sklave nicht ſtiehlt. So urtheilt Ihr denn auch
über die Obrigkeiten, denen Ihr unterworfen ſeyd ; und wenn Ihr fie mit eben folchen Lobſprüdyen fdymückt, wie die Sklas pen, glaubt Ihr ſie hody geehrt zu haben . Auch die weiſe: ften Eurer Didyter geſtatten Eudy nidyt , wenn Ihr audy
pout, gut und gerecht zu ſeyn. Denn den Minos, der an Grauſamkeit Alle übertraf , *) und die Bewohner der Inſeln
und der Meeresufer mit ſeiner Madyt unterjochte , ehren ſie 1
mit dem
Zepter der Gerechtigkeit, und leben ihn im Hades
*) In Bezießung, wiees ſcheint, auf das Beiwort óhoogpov, das Homet (Od. XI, 321.) dem Minos ertheilt ; der aud
bei Satul . (Nupt. Pelei et Thet. 75) , nach dem Vorgange Alexandriniſcher Dichter, injusius rex genannt wird. Die Szerrſchaft, die er auf dem Meere ausübte , iſt bekannt. S. Hock Kreta
Theil. S. 181. ff.
317
Drittes Buch .
zum Richter über die Seelen . · Dem Tantalus hingegen , weil er gut war, und ſeinen Freunden Antheil an der Un fterblichkeit der Götter gab , verſagen ſie Speiſe und Trant; ja Einige hängen Steine über ſeinen Haupte* ) auf , und verhöhnen auf eine ſo ſchmähliche Weiſe einen edeln und gött: lichen Mann, den ſie mit einem See von Nektar umgeben follten , weil er ihnen ſo reidlich und menſchenfreundrid, da : Bei dieſen Worten zeigte er von zu koſten gegeben hat. 'auf ein Bild linker Hand mit der Aufſchrift Tantalo s. .
*
Dieſes Bild war vier Ellen hoch , und glich einem fünfzig jährigen Manne, und war nach Argoliſcher Weiſe bekleidet, bis auf die Chlamys, die er wie die Theſſalier trug. In der 1
1
Hand hielt er eine Schale , groß genug für einen durſtigen 1
Mann : und in ihr ſchäumte das Naß eines ungemiſditen Trankes , ohne den Rand der Schale zu überſteigen. Was fie hiervon glauben , und bei welcher Veranlaſſung ſie davon !
trinken , wil ich ſogleich nad)her anzeigen . Man muß aber annehmen , daß Tantalus, weil er ſeine Zunge nicht mäßigte, 1
und den Menſchen von dem Nektar mittheilte, **) zwar von
den Dichtern gezüdytigt, von den Göttern aber keineswegs * ) Dieſe Strafe des Lantalus wird zuerſt in einem Bruchſtück des Archilochus erwähnt, dem nadober mehrere Lyrifer gefolgt ſind. Auf dein Gemälde des Polygnotus in der Lermoge zu
Delphi war Tantalus mit den andern Strafen, welche die Homeriſche Poeſie ihm auferlegt , umgeven?, 116 auch das Fels: ſtåck über ſeinem Haupte aufgehängt. S. Pauſanias X, 31. und sie zabireichen Stellen der Miten bei Porſon zu Euripid. Orefi. 5. **) Nach Þisi Sar Olimp. I, 61. f. Philoſtratus. 35 Bochn .
3
318 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. angeklagt werde. Denn wäre er den Göttern verhaßt , po würden ihn die Inder , die den Göttern am meiſten befreuns det ſind , und Nichts thun, was von dem Göttlichen abweichte nicht für einen guten Mann halten.
26. Indem ſie nun in dieſer Unterredung begriffen was ren , hörten fie von dem Dorfe her Geräuſdy: denn der König war angekommen , umgeben mit dem Prunke der. Me: 1
diſchen Urt, und voll Hochmuthed. Unwillig hierüber ſagte Jarchas : wenn Phraotes hier einkehrte, würdeſt Du überall, wie in deu Myſteriert, ein tiefes Sdyweigen ſehen . Hieraus erkannte Apollonius, daß der König nicht um ein Weniges, 9
ſondern um das Ganze der Philoſophie dem Phraotes nach : ſtand ; und da er die Weiſen ganz unbekümmert, und keine
Anſtalten zum Empfange des Königes rah , der dod) zur Mittagszeit kommen wollte, ſagte er : wo wird der König weilen ?
Hier, antworteten fie. Denn Das , weshalb er
komint, beſprechen wir bei Nacyt; Dieſes iſt auch die beſſere Zeit zu Berathungen . - Und wird ihm, ſagte Apolonius, eine Tafel vorgeſeht werden ? Ja wohl ! und eine reid )lidie ſos
gar, auf der Nidits von Dem fehlen wird, was es hier gibt. Wir ſelbſt leben von magerer Speist Ihr reichlich hier ? Koſt: denn ob wir ſchon Vieles genießen könnten , iſt und
doch das Wenigere angenehm. Für den König aber bedarf es Viel : denn er will es ro. Von beſeelten Weſen wird er zwar nicht eſſen ; denn Dieß iſt hier nid )t geſtattet, ſondern
Naſcwerk, Wurzeln und Früchte aller Art, Vo viel jeßt das Indiſche Land hervorbringt, und die Zeiten des nächſten Jahs res verleihen werden . – Aber ſier ', da iſt er ſelbſt. 27. Der König trat jeßt heran zugleidy mit ſeinem Brus
Drittes Buch .
der und Sohne, ſtrahlend von Gold und Edelſteinen . Apok lonins wollte aufſtehn ; aber Jarchas ,hielt ihn auf feinem Site zurück : denn Dieß ſey ihrer väterlichen Weiſe nicht gex
mäß. Bei dieſer Zuſammenkunft nun war Damis; wie er ragt ,' nid) t ſelbſt gegenwärtig , weil ex dieſen Tag in dem Dorfe zubrachte , ſchrieb aber in ſein Gedenkbuch , was er von Apollonius gehört hatte. Er erzählt alſo , der König
habe die Hand nach den Männern ausgeſtreckt, als ob er 38 ihnen betete ; ſie hätten ihm zugenidt, als ob ſie ihm ſeine
Bitte gewährten , und er habe über dieſe. Gewährung große Freude gezeigt, nicht anders, als rey er in das Drakel eines Gottes gekommen .
Der Bruder des Königs aber ' und rein
Sohn 1, der ein ſehr ſchöner Jüngling war, wurden nicht bet ſer angeſehr , als ob ſie Sklaven des Gefolges geweſen wä ren. Hierauf erhob ſich der Inder , und befahl dem Sfönige
mit vernehmlicher Stimme , Speiſe zu ſid) zu nehmen ; und da er auch Dieſes mit Vergnügen annahm , kamen von ſelbft vier Pythiſche Tripoden herbei ganz nach der Weiſe der HD meriſden, *) und außerdem Weiuſchenken von ſchwarzem Erge, wie bei den Hellenen eirt Ganymed oder Pelops. **) Die Erde breitete Kräuter unter, weider als Betten ; und Naſdı: werk und Brod und Kohl und Sommerfrädyte kamen RACE *) In Beziehung auf die gordnen Kripcden in der Werkſtatt des Sephåſtos, die von ſelbſt in die Verſammlung der Gotte
routen , und wieder zurückfelirten, T. II. XVIII, 373. **) Nach Pindar Or. I, 42. fam Pelops als Mundſchenk za den Götterii, ele dein Ganymedes dieſes Aint zu Theil wurde.
Lucian is Charið. 7. Vergl. Bóưy. Explic, ad Pindar. p. 108. 3 *
2
Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. 320 der Ordnung berbei , ſchöner geordnet, als von Köden (Tas
felſcymückerit) hätte geſchehen können. In zweien der tris poden quoc Wein ; die beiden andern boten Waſſerquellen, der eine warmes , der andre kaltes . Die Edelſteine, die von
den Fudern zu den Hellenen kommen , werden hier ihrer Kleinheit wegen in Ringe und Halsbänder gefaßt ; bei den Indern ſelbſt dienen diefelben Arten , ihrer Größe halber, zu Kühlgefäßeu , Gießkannen und Miſchkeſſeln ,1 groß genug, 1
um vier durſtige Männer zur Sommerzeit 311 befriedigen. Die ehernen Mundrdenken aber ſchöpften Wein und Waſſer
in gehörigem Maße , und ließen die Becher , wie bei einem Trinkfeſte , in der Runde gehn . Die Gäſte lagen , wie bei einem Mahle, ohne daß doch der König den erſten Plaß eiy
nahm , was bei Helenen und Römern für eine Ehrenſache gehalten wird , foudern wie es ricky traf und wo Jeder hinkam.
28. Beim Fortgange des Mahles ragte Jarchas : Ich trinke Dir hier , o König , einen Helleniſchen Mann zu ; und zeigte dabei auf Apollonius, der unter ihm ſaß , und deutete mit der Hand an , daß er ein edler und göttlider Maun revy. Der König antwortete : ich habe gehört, daß er und die Begleiter, die in dem Dorſe weilen , dem Phraotes Angehören . Ganz recht, ſagte Jarchas , und der Wahrheit gemäß haſt Du gehört : denn Phraotes bewirthet ſie audy hier . Was iſt ſein Geſchäft ? fragte Iener weiter. Was wohl anders , erwiederte Jardjas , als was Jener treibt ? Damit , ſagte der König , gibſt Du dem Fremden ein
fchlechtes Lob , wenn er eine Sadye treibt, die aud) Fenem nid )t geſtattet hat , ein tüchtiger Mann zu ſeyn . Hierauf fagte Jardhas : urtheile beſcheidener,
König , über die Phis
Drittes Buch.
322
loſophie und den Phraotes . So lange Du noch ein Kuale i warſt, geſtattete Dir die Jugend dergleichen ; jetzt aber, da
Du zum Manne geworden biſt , laß uns unverſtändige und leidytfertige Reden meiden . Apollonins aber, welchem Farchas zum Dolmetſcher diente , ragte : und was hat Dir, o Kö nig, Deine Enthaltung von der Philoſophie verliehen ? Mir , erwiederte er, jede Tugend , und eines zu feyn mit Dieſen Hochmuth niederzuſchlagen , ſagte der Sonne. Apollonius : wenn Du ein Philofoph wäreit, ſo würdeſt Du Und Du, mein Beſter, ſagte der Stö Dieß nidyt glauben . nig, was glaubſt Du denn , da Du ein Philoſoph biſt, von Daß ich, antwortete er , ein guter Mann wäre, Dir ? Da erhob der König dic wäre id) wirklid) ein Philoſoph. Hand zum Himmel, und ſagte : Bei der Sonne, Du biſt voll Apollonius aber nahm von Phraotes hierher gekommert. dieſes Wort als einen Fund auf , und ſagte : ſo bin id, doda nicht vergebens gereist , wenn ich vou des Phraotes bin. Wenn Du aber jetzt mit ihm zuſammen kommen ſollteſter würdeſt Du ſagen , daß er voll von mir ſeyy. Er wollte mei: netwegen an Didy ſchreiben ; aber da er ſagte, Du reyſt ein guter Maut, bat id, ihn, ſich nicht mit einem Briefe zu be: -
-
mühen , da ja audy an ihn Niemand meinetwegen geſchrieben habe. 29. Hier endete nun die erſte Aeußerung des Königliden Uebermuthes. Denn da er hörte , daß Phraotes ihu lobe, vergaß er ſein Mißtraneit, und ſagte mit gemäßigtem Tone : Sey mir willkoininen , guter Fremdling .
Auch Du , o Kirs
nig , verſekte Apolonius; denn es iſt , als wäreſt Du erſt Was hat Did) zu uns geführt ? ſagte der jeft gekommer:. -
$22
Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana.
König.
Dieſe Götter und weiſen Männer , antwortete fit von mir unter den Hellenen die Rede , Fremd:
er .
hing ?
So viel als hier von den Hellenen .
Idy achte,
Fagte der König , von dem Thun der Hellenen Nichts der Rede werth. - Dieß, antwortete Apollonius , 'werde ich ih : ben melden , und ſie werden Didy in Olympia krönen . * ). -
30. Apollonius neigte ſich jeßt zu Jarchas hin , und Kigte : laß Dieſer in ſeinem Raufde. Sage mir aber , wes:
halt Ihr ſeine Begleiter, den Bruder , wie Ihr ſagt , und den Sohn, nicht des gemeinſamen Tiſches oder anderer Ehre 1
würdigt.
Weil ſie , antwortete Jardhas, einſt zu regieren
glauben .
Judem man ſie nun ießt vernadıläßigt, ſoứen ſie
brnen , Andere nicht zu vernadıläßigen .
Da er ferner
axt;izehn Weiſe ſah , fragte er den Jarchas , was dieſe Zahl Befage. Denn ſie iſt keine der Quadratzahlen, nod, eine von denen, die ſonſt in Ehren ftehu , wie die zehn, die zwölf, bie fedis zehn , und andere mehr. **) Hierauf verſette der Inder : wir laſſen uns nicht von der Zahl beherrſchen , noch anterwirft die Zahl ſich uns, ſondern wir werden nach dem Maße der Weisheit und Tugend geſchätzt; daher ſind uns
Rrer bisweilen mehrere als jetzt, bisweilen weniger. Mein Großvater wurde, wie ich gehört habe, zu ſieben und acht: zig Undern aufgenommen , und war der Jüngſte von Auen. In ſeinem hundert und dreißigſten Jahre war er hier allein zurück geblieben, weil Keiner von Jenen mehr am Leben war, Ars einen ihrer Wohlthåter. Es iſt nicht nöthig , auf die Ironie in dieſen Worten aufmerkſam zu machen . ** ) Mit Beziehung auf die Pythagoreiſche Zahlentheorie. 6. hier:
über Szeinr. Ritter Gefch. der Pythag. Philoſ. 6.80. ff.
323 Drittes Buch . and aud ſonſt im Indiſchen Lande fich keine edle philoſophis . ſche Natur fand . Einſtmals prieſen ihn die Aegypter vor Undern glücklich, weil er vier Jahre allein dieſen Thron bea 書
herrſcht habe ; er aber vat ſie, den Indern ihren Mangel an
Meiſen vorzurücken. Aber in Rückſicht auf den bei den Eles ern herrſchenden Gebrauch , wovon wir auch durch die Aes gypter gehört haben , und von den Vorſtänden der Olympis ſchen Spiele, den Hellanoditen, *) deren jedesmal zehn ſind,
billigen wir das hierüber obwaltende Geſet keineswegs. Denn ſie überlaſſen die Wahl jener Männer dem Looſe, wo bei keine Ueberlegung Statt findet. Denu das koos kann
auch auf Einen der Schledyteren fallen . Wenn ſie aber auch die Männer mehr mit Rückſicht auf ihren Werth, als nad) dem Looſe wählten , ſo würden ſie doch auf gleiche Weiſe
fehlen . Denn da die Zahl zehn unverbrüchlid) iſt , ſo wird, wenn die Anzahl der gerechten Männer größer iſt, Einigen die damit verknüpfte Ehre entzogen ; oder wenn keine zehn Gerechte vorhanden ſind ,I unwürdigen gegeben . Daher wür den die Eleer weiſer handeln , wenn ſie in Rückſicht auf die
Sahl bald Dieſes bald Jenes, in der Gered)tigkeit aber immer Daſſelbe befolgten . 31. Bei dieſem ernſten Geſpräche ſudhte der König ſie
zu ſtören, indem er ſie bei jeder Rede unterbrach , und ims
meč etwas Aberwitiges und Unverſtändiges ragte. Er fragte fie alſo wiederum , Was ſie denn verhandelten. Apollonius *) Die ſtrenge Gerechtigkeit, mit der die Seellanoditen ihr Amt
verwalteten , war faſt ſprichwörtlich . 6. die Anmert, zu Phins loftr. Image, II, 6. s. 431 ,
1
324 Philoftr. Leben des Apolonius von Tyana. aber ſagte : wir ſprechen von großen Dingen , die bei den 1
Hellenen in Anſehen stehen; Du wirſt ſie aber für geringfüs gig halten : denn Du erklärſt Dich ja für einen Feind des Helleniſden . - So bin ich wirklid ), fagte der König ; aber idy will doch davon hören. Es kommt mir vor , als ob ihr von den Athenern ſprächt, den Knechten des Xerres. Wir ſprachen über andere Dinge , erwiederte Apollonius; da Du aber auf eine unpaſſende Art und nicht der Wahrheit gemäß die Athe:
ner erwähnt hart , ſo rage mir , o König, ob Du Knechte haft. — Zwei Myriaden, antwortete er ; und ich kaufe deren Dann fragte keine , ſondern ſie werden mir Alle geboren . er weiter durch das Organ des Jardjas, ob er von ſeinen
Sklaven weg liefe, oder von ihm die Sklaven. Dieſe Frage, antwortete der König mit Uebermuth , geziemt einem Skla : vo . Dody will icy darauf antworten . Der, welcher davon
läuft, iſt der Knedit, und noch überdieß ein ſchlechter Knedit ; der Herr aber läuft nicht vor Dem , der er foltern und auss peitſchen (affen kann . - Dennoc ), u König, erwiederte Apol:
Conius, haſt Du dargethan, daß Xerres der Knecht der Athe: ner wai', und daß er als ein ſchlechter Knecht vor ihnen ges
laufen iſt. Denn nach der Niederlage in der Seeſchlacht *) Aloh er voll Furdyt wegen der Brücke am Hellespont, auf eis Gleichwohl, ſagte der König, hatte nem einzigen Schiffe. Für dieſe Kühna er Athen mit ſeinen Händen angezündet. -
heit, antwortete Apollonius , hat er gebüßt wie kein Andes 1
rer. Denn vor Denen , die er vernichtet 311 haben glaubte, '
lief er davon. Betrachte id) ihn nach der Geſinnung, mit *) Bei Salamis .
325 Drittes Bud ). der er den Feldzug unternahm, ſo glaube idy, daß Einige mit Recht gemeint baben, er rey Zeus ; bei ſeiner Flucht aber ſehe ich den allerunglücklichſten Menſchen in ihm. Denn wäre er unter den Händen der . Hellenen geblieben , Wer würde mit glänzendern Worten geprieſen worden feyu? Wem würden die Hellenen ein größeres Grabmal aufgebaut haben ? Welder Waffenkampf, welcher muſikaliſche Wettſtreit würde nicht für ihn angeſtellt worven ſeyn ? Denn wenn ein Melicertes und Palämon * ) und Pelops ,. ein eingewanderter Lydier , von Denen Jene nod) als Säuglinge ſtarben, Diefer aber Urkadieu und Argolis und das ganze Land innerhalb des Iſthmus unterworfen hatte , dennod, der Ehre göttlichen Auta denkens von den Hellenen **) gewürdigt wurden , was würde
nicht dem Xerres von Männern zu Theil worden ſeyn ,
die
von Natur den Tugenden Achtung zollen, und es für eignen Ruhm halten , Diejenigen zu loben , die ſie beſiegt haben !
32. Indem Upollonius Dieſes ſagte, brad, der König in Thränen aus, und ſagte : was für Männer, o Freund, ſteuſt Du mir in den Hellenen dar !
Woher biſt Du denn alſo
*) Der Sohn der ſo wird bald Melicertes, bald Palåmon genannt. Seier wird von ihnen als von zwei verſchiedenen Perſonen geſprochen.
**) Dem Palámon wurden die Iſthmiſchen Spiele gefeiert. Þaus ſan i -as I , 44, 8. VIII, 48, 2. Pelops hatte in dem Sainz von Olympia eine ihm allein geweihte Stelle, und wurde von den Eleern allen Szeroen ſo weit vorgezogen , als Zeug den
andern Göttern. Pa ufan. V, 13 , 1. Ebendaſelbſt war ihm ein Artar von Sjeralles gegründet, und ein Grabhügel. S. #pollodor. II , 7 , 3. und Bdah's Soininentar zu Pins dar S, 112 ,
326 Philoftr. Leben des Appollonius von Tyana. übel gegen ſie geſtimmt ? - Die Aegyptiſden Reiſenden, O Fremdling , antwortete der König, welche zu uns kommen , ſeben den Stamm der Hellenen herab , indem ſie ſich ſelbſt für heilige und weiſe Männer , und für die Urheber der Dpfergebräuche und Weihe erklären , welche die Helenen
beobachten ; an dieſen aber ſey nichts Geſundes : ſie wären hoch müthige Freyler, zuſammengelaufenes Volk, nichts als Judit: loſigkeit und Aufruhr ; Fabelhanſen, Großprahler und Auf ſchneider ; arm wären ſie auch, und thäten damit groß, nicht, als ob es etwas Edles wäre , ſondern um ihr Stehlen da: durch zu rechtfertigen. Jezt aber, da id) Dich hierüber ſpre: chen höre , und daß fie ehrliebende und gute Leute ſind, föhne
ich mich mit den Helenen aus , und geſtehe ihnen meinen Beifai und meine Bereitwilligkeit zu, Alles, was ich vermag, für ſie zu wünſchen , den Aegyptern aber forthin keinen Glaus ben zu ſchenken . Jarchas aber ſagte: Idh wußte , o Kö: nig, daß Deine Ohren durch dieſe Aegypter beſtochen waren ;
doch habe ich Nichts über die Hellenen gegen Didy ſagen wol
len , bis Du einen ſolchen Berather gefunden hätteſt. Jest, da Du durch einen weiſen Mann z11 beſſerer Einſicht gelangt biſt, laß uns den Freundſchaftsbedyer des Tantalus trinken, und uns dann zum Schlafe begeben , wegen der Verhand:
lungen , die uns in der Nacht erwarten . Mit Helleniſchen Geſchidyten aber , die an Fülle und Zahl Aues übertreffen , will id) Dich forthin reichlich bewirthen , ſo oft Du kommſt. Nach dieſen Worten ging er vor den Andern her, und büdte -
ſich zilerſt auf die Schale; dieſe aber genügte für Alle. Denn das Getränt quod reidylich auf, wie bei Duellen, die aus der
Drittes Buch .
327
Erde aufſprudeln . * ) Audi Apoữonius trank : denn die Inder haben dieſen Trank zu Gunſten der Freundſchaft erfunden ; und ſie machen den Tantalus zum Spender deſſelben , weil er den Menſchen ſo viele Liebe bewieſen . 33. Nachdem ſie getrunken hatten , empfing fie die Erde
auf Lagern , die fie von ſelbſt unterbreitete. Um Mitternacht 1
erhoben ſie ſich erſt, und feierten (dywebend den Lidtſtrahl mit Geſang, wie am Mittag ; **) dann verhandelten ſie mit dem Könige, was er wünſchyte. Bei dieſen Verhandlungen
war, wie Damis ſagt ; Apollonius- nicht gegenwärtig ; doch meint er, der König habe dieſe Zuſammenkunft wegen gewiſ fer Geheimniffe der Herrſchaft veranſtaltet. Beim Anbruche des Tages trat er , nach roubrachtem Opfer , zu Apollonius,
und lud ihn in ſeine königliche Burg ein , indem er hinzu: feste, er wolle ihn ſo von fidy entſenden , daß ihn die Helle: Apollonius dankte ihm zwar , fand
nen beneiden ſollten .
aber nicht für gut, fidi einem Manne zu übergeben, der ihm nicht gleid, wäre. Ueberdieß ſen er ſchon über Gebühr auf der Reiſe abweſend ,
und fürchte , feine zurückgelaſſenen
Freunde möchten glauben , er vernadyläßige ſie. Da nun der König ſagte, er flehe darum , und auf eine unwürdige Weiſe in ihn drang , ſagte er : wenn ſich ein König, bei Dem, was er wünſcht , auf eine herabwürdigende Weiſe ausdrückt, ſo muß man glauben ,1 daß er eine Falle legt. Da trat denn auch Jardyas hinzu und ſagte : Du handelft iingerecht gegen
Berglichen mit der Anführung dieſer Stelle bei Euſebius adv. Hieroclem 21. iſt die Lesart ungewiß. S. Hamaker Lectt. Philostr. p. 54 . **) S. oben 14. Sap.
sq.
328
Philoftr. Leben des Apollonius von Lyana.
das heilige Haus 1, wenn Du den Mann wider reinen Willen
von hier entführſt. Då er Einer von Denen iſt, welche die Zukunft voraus wiſſen, ſo weiß er, daß ihm das Zuſammens reyn mit Dir keinen Nuben bringen wird, und vielleicht auch für Dich nicht gut iſt.
Er kehrte alſo in das Dorf zu
rück: denn die Sabung der Weiſen geſtattete dem Könige nidyt, länger als Einen Tag bei ihnen zu verweilen. 34. Hierauf fagte Farchas zu dem Boter : wir wollen auch den Damis unſrer Geheimniſfe hier würdigen ; er mag
kommen ; für die uebrigen aber ſorge in dein Dorfe. Als Da mis tam, Tebten ſte fich wieder, nady ihrer Weiſe, zuſammen , und geſtatteten dem Appllonius; fie zu befragen. Er fragte alſo ,1 woraus ſie glaubten , daß die Welt beſtände. Aus Eles menten , antworteten ſie. Uus viereri ? fragte er weiter. Nicht Und was
aus vieren, ſagte Jardias, ſondern aus fünfen .
möchte denn das fünfte feyn außer dem Waſſer , der Luft, 1
Der Nether , fagte Sarcas, der Erde und dem Feier ? den man für den Urquell der Götter 311 halten hat. Deni
Alles, was die Luft einathmet, iſt ſterblich); was den Aether trinkt, unſterblic, und göttlicy. *)
Ferner fragte er , wel
ches Element das erſte rey. Jarchas antwortete : üle 341 gleid ): denn das Lebendige wird nicht theilweiſe geboren . *) Daß die Indiſchen Philoſophen den vier Elementen noch ein fünftes beigeſeüt, aus dem der Himmel und die Geſtirne bes
ſtånden , ſagt auch Oneritritus bei Strabo XV , 5 . (59.) Theit VI, S. 126. Auch Ariftoteles ſtimmte Bei.
Diogen . Laert. V, 32. Cicero Academ . qu. II, 41.: Ze noni et reliquis fere Sluicis aether pidetur summus deus, menlc praeditus. S. Sreuzer's Symbolik 3. th. S. 301 .
Drittes Buch .
329
Soll id, die Welt für ein Lebendiges halten ? fragte Apollo Wenn Du vernünftig urtheilen willſt, allerdings:
nius.
denn ſie erzeugt und begabt Alles mit Leben . *) – Solen wir ſie alſo weiblich, nennen , oder von entgegengeſekter
männlicher Natur ? – Beides , ſagte Jarchas : denn indem ſie fich ſelbſt beiwohnt , vertritt ſie die Stelle der Mutter und des
Vaters bei der Erzeugung, und hegt eine heißere Liebe zu fídy ſelbſt , als ein Anderes zu einem Andern ,1 indem ſie ſich ſelbſt vereinigt imd verbindet : und es iſt nid)t ungereimt, mit Und ſo wie die Bewegung ſidi ſelbſt verbunden zu reon. des Thieres das Werk der Hände und Füße iſt , und ihm
ein innerer Verſtand beiwohut, durch den es in Bewegung geſeßt wird ; ſo glauben wir aud ), daß ſich die Theile der Welt tauglic) darbieten für Alles, was geboren und anfans gen wird. Denn auch die Üebel , die aus der Trockenheit
kommen , kommen zufolge jenes ihr inwohnenden Verſtans des , wenn die Gereditigkeit von den Menſchen weicht und ungeehrt iſt. Es wird aber jenes Sebende nicht durch eine Hand regiert , ſondern durch viele geheime Hände, deren es ſich bedient ; und unbezwinglich wegen ſeiner Größe , bewegt es fid, dod mit reichter Lenkſamkeit.
35. Id weiß nun zwar kein Beiſpiel, das dieſem Gegens ſtande angemeſſen wäre , der ſo groß iſt, und doch unſerm Begriffe ſo fern liegt ; doc) mag ins dazu ein Schiff dienen ,
dergleichen die Aegypter bauen , um unſer Meer zu befahren, und ihre Aegyptiſchen Waaren gegen die Indiſchen umzuſes Ueber das Leben der Welt f. die Meinungen der Alten in
Cudworth Systema intellect. c. IV . p. 6og. ff.
330 Philoftr. Leben des Apollonius vou Tyana. ßen . Denn da auf dem rothen Meere ein Geſet gilt, das
der König Erythras *) gegeben hat , als er jenes Meer Ves herrſchte, und das den Aegyptern verbietet, es mit langen Schiffen zır befahren , und ihnen nur ein rundes zum Ges 1
brauche geſtattet , ſo haben ſie ein Fahrzeug erfonnen ,
das
für viele, ſo viel ſie bei Undern ſiud, gelten kann. Sie führen alſo das Geripp mit alen den Theilen und Fugen
auf, aus denen ein Schiff zuſammengeſetzt iſt, verſehen es mit hohen Wänden und Maſten , fügen auch auf dem Ver decke mehrere Steuer an, und daun ſegelt es mit vielen Pilo: ten aus, die unter dem Aelteſten und Erfahrenſten ſtehen, und
Vielen , die auf dem Vordertheile Befehlen , und trefflichen wohlgeübten Matroſen , welche auf die Maſte und zu den Segeln hinauf ſteigen. Auch bewaffuete Manuſchaft iſt auf dieſem Schiffe: denn es muß gegen die Barbaren in den Buchten, die zur Rechten der Einfahrt liegen , gerüſtet ſeyn, 1
wenn ſie einen Verſud, zur Plünderung machen ſollten . So können wir uns alſo auch dieſe Welt vorſtellen , indein wir ſie und dem Schiffe ähnlich denken . Denn die erſte und vor: nehmſte Stelle darin muß Gott, ihren Urheber, zugetheilt werden ; die nächſte nadı ihr den Göttern ,I welche Theile der Welt regieren . Wir ſtimmen nämlid) mit den Dichterit zuſammen , wenn ſie ſagen , daß viele Götter im Himmel ſind, *) Erythras , ein Sohn be& Perſeus, wie Einige Tagten , regierte an dem Arabiſchen Meerbuſen , StraboXVI, 20. (Tom. VI .
p. 440.). Nearđjus fand naa) Arria nu s (Indic. 37 , 3.) >
auf der Inſer Organa das Grab des arteſten Königs jener Gegend, Erythras, von demn das Erythráiſte Meer den Na men haben ſollte.
Drittes Buch . viele im Meere , viele in den Quellen und Gewäſſern , auch auf der Erde, und ſelbſt unter der Erde einige. unterirdiſche Gebiet aber , wenn es eines gibt , wollen
331
viele Das wir,
da ſie es furchtbar und verderblich ſchildern, von der Welt abrondern. 36. Während dieſes Vortrages, fagt Damis , rey er ganz
außer ſich geweſen vor Staunen, und habe , ſich der Ausru fungen nicht enthalten können. Denn nie habe er geglaubt,
daß ein Inder es in der Helleniſchen Spradje ſo weit habe bringen , rod, daß er, wenn er auch die Sprache wüßte, rol
che Dinge mit ſo vieler Geläufigkeit und Schönheit vortra gen könne. Audy rühmt er ſeinen Blick , ſein Lächeln , und
daß er ſeine Gedanken nicht ohne höhere Begeiſterung vor: zutragen ſchien. Apolonius , welcher mit beſcheidnem Anſtande und ohne Geräuſch geſprochen , habe doch nach dem Inder noch gewonnen ; und wenn er Etwas im Siten vortrug,
wie er Dieß häufig that , habe er dem Jarchas geglichen. I
37. Nadidem nun auch die Andern das Geſagte in der vaterländiſchen Sprache *) geprieſen hatten , fragte Apollo nins wiederum , ob er den Umfang des Landes oder des Mees res größer glaube ? Wenn man , ragte Jarchas, das Land nach
dem Meere (chätzt, ſo ſchließt das Meer in flüſſige Weren ſieht, erklären inüſſen : denn
wird das Land größer reyn : denn es fidy; wenn man aber auf das ganze ſo werden wir das Land für weniger das Waſſer trägt aud) das Land.
38. Während dieſer Geſprädie trat der Bote zu den
*) Iatemüą (ſtatt apáry) nach son's richtiger Berber: ſerung zu Gregor. Cor. p. 75. ( 177.).
332 Philoſtr. Leben des Apollonius von Lyana. Weiſen , denen er hälfsbedürftige Inder zuführte. Unter Dieſen war ein Weib, das ſie wegen ihres Sohnes anflehte. Sie erzählte, er fer ſechszehn Jahre alt, und feit -zwei Jah : ren beſeſſen . Das Weſen des Dämon's, welcher Gewalt über ihn habe , ſey höhniſch und lügenhaft. Da uun Einer der
Weiſen fragte , woher ſie Dieß behaupte ? ſagte ſie : Der Knabe rey von beſonders angenehmer Geſtalt ; daher liebe ihn der Dämon , und geſtatte ihm nicht, vernünftig zu ſeyn ,
noch zu einem Lehrer oder Bogenſchützen zu gehu , nod) izu Hauſe zu bleiben ; fondern treibe ihn in öde Gegenden hinaus.
Auch ſeine eigene Stimme, fuhr ſie fort, hat der Knabe nidyt; ſondern er ſpricht in einem tiefen und hohlen Tone wie die Männer, und ſchaut mehr mit fremden Augen , *) als ſeinen
eignen . Id weine nun hierüber und härme mich ab, und ermahne meinen Sohn , ſo viel ich vermag ; er aber kennt mid , nicht. Als ich fnun hierher zu gehen beſchloß ich faßte dieren Entſchluß im vorigen Jahre – ſprach fid) der
Dämon durch das Organ des Knaben aus , und ſagte ,1 er rey der Geiſt eines Mannes , der im Kriege geblieben fey ; bei ſeinem Tode habe er ſeine Frau geliebt ; da ſie aber ge gen fein Bett gefrevelt, und drei Tage nady ſeinem Tode ei:
nen Andern geheirathet habe , ſey ihm von dieſer Zeit die Lieve zu dem weiblichen Geſchlechte verhaßt worden , und er habe ſid) zu dieſem Knaben gewendet. Er verſprad, mir, I
wenn ich ihn nicht bei Euch verklagte ,1 dem Sinaben viel
Schönes und Gutes zu erweiſen. Id ließ vrid) hierdurdy * ) Mit den Augen des Dåmon's , der ihn reben läßt , was er ſelbſt will, nicht , was wirklich iſt .
333 Drittes Buch . bewegen ; er aber hält mic, nun ſchon lange Zeit hilt , und hat mein Haus allein in ſeiner Gewalt, und ſinnt auf Nichts, als auf Frevel und Trug. Der Weiſe fragte hierauf weiter,
ob der Knabe in der Nähe ſer. Sie verneinte es .
Zwar
haben ſie Ates gethan , um ihn hierher zu bringen ; der Däs mon aber , reßte ſie hinzu, droht mit Felſen und Abgründen, und will meinen Sohn ermorden , wenn ich ihn hier vor Ges richt ſtellte. Sey getroſt, ragte der Weiſe , er wird Deinen
Sohn nicht tödten, wenn er Dieß hier ließt ; und dabei zog er ei: sen Brief hervor, und gab ihn dem Weibe. Der Brief aber war an den Geiſt gerichtet, und enthielt ſchreckende Drohungeni. Ferner kam auch ein lahmer Mann , der ſchon dreißig Jahr alt und ein eifriger Löwenjäger war. Bei dem An : falle eines Löwen auf ihn war ihm der Schenkelknochen aus gersichen, und das eine Boin war fürzer ; aber durch Streis cheln des Schenkels mit der Hand wurde ſein Gang wieder:
hergeſtellt. – Ein Andrer, welcher die Augen verloren hatte, -
wurde mit der vollen Sehkraft entlaſſen ; und noch ein Anderer , dem die eine Hand gelähmt war , ging ges
heilt weg. Einem Weibe , das ſchon ſiebenmal ſchwere Niederkunften gehabt Fatte , und durch ihren Mann die Weiſen um Hülfe bat , wurde auf folgende Weiſe geholfen. I
Es wurde dem Manne befohlen , wenn das Weib gebären
wolle , einen lebendigen Haren an den ſie in Kindesriöthen wäre, mit dieſem und den Haſen zugleich loszulaſſen : nicht ſogleich hinaus ließe, würde ihr die Gebärmutter ausfallen . Philoſtratus. 38 Bodon .
Ort zu bringen , wo um ſie herumzugehn , denn wenn man ihn zugleid, mit dem Kinde !
4
334
Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana.
40. Zu einem Manne, welcher klagte, daß er mehrere Söhne gehabt , dieſe aber immer durd, den Tod verloren hätte, ſobald ſie anfangen , Wein zu trinken , ſagte Jardias : der Tod war beſſer für ſie. Denn ſie würden dem Wahns finne nicht entgangen ſeyn, indem ſie offenbar aus auzu hißi
gem Stoffe erzeugt waren. Eure Kinder müſſen fict, alſo des Weines enthalten , ſo daß nicht einmal ein Verlangen darnach bei ihnen entſteht. Wird dir alſo wiederum ein Kind geboren, was, wie id, rehe, vor ſieben Tagen geſchehen iſt , ſo beachte, wo eine Nadyteule niſtet, und gib dem Kinde ihre Eier auszutrinken , die Du borher mäßig tochen mußt. Denn wenn es dieſe Eier verzehrt , bevor es Wein gekoſtet
hat , fo wird ihm dieſe Speiſe einen Haß gegen den Wein einfößen *) , und es wird künftig ganz vorzüglich mäßig ſeyn, indem nur die natürliche Wärme in ihm herrſcht. Vou rolchen Dingen vernahmen ſie vieles, und vol Bes wunderung über die Weisheit der Männer in jeder Rückſidit, thaten fie täglich viele Fragen an ſie, und wurden auch ſelbſt ůber Vieles vot: ihnen befragt. 41. Un den gewöhnlichen Unterredungen nahmen Beide
Theil ; die geheiinen Usterſuchungen aber, wobei ſie die weiſs
fagende Kraft der Geſtirne erwogen , die Vorkenntniß des Künftigen befprachen , und die Opfer und Anrufungen be: rührten , deren ſich die Götter erfreuen , hierüber , ſagt Damis , habe Upoüonius allein mit Jard;as verhandelt, und aus dieſen Geſprächen wären die vier Büder entſtanden , I
*) Plinius XXX , 51. Ebriosis ova noctuae per triduum data taedium ejus adducunt.
.
Drittes Buch.
335
die er über die Weiffagung der Geſtirne geſchrieben, und die auch Möragenes erwähnt; auß über die Opfer habe er ger
ſchrieben , und wie man jedem Gotte auf eine angemeſſene 1 1
1
und angenehme Weiſe opfern könne . Was die Geſtirne bez trifft, und folcherlei Mantik (Seherkunft) überhaupt, ro halte ich ſie für einen Gegenſtand, der über die menſchliche Natur , hinausgeht , und ich weiß nicht , ob ſie Jemand beſikt: die Schrift über die Opfer aber habe ich in vielen Tempeln ges
funden, und in vielen Städten und in vieles Häuſern weiſer Männer ; und ſie iſt, wenn man ſie zu leſen verſteht, *) mit feierlicher Würde und in dem Vouklang ſeiner Sprache ab: gefaßt. Damis erzähli auch ,. Jarchas habe dem Apollonius ſieben Ringe gegeben , die den Namen der ſieben Planeten
führten, und Apollonius habe nach dem Namen der Tage eis nen nach dem andern getragen. 42; Als einſt von der Vorkenntniß der Dinge die Rede
war , und Apollonius" dieſer Weisheit einen großen Werth beilegte, und die meiſten Geſpräche hierauf hinzielten , lobte ihn Jarchas deshalb und ſagte : Diejenigen , welche ſich an der Mantit erfreuen , trefflicher Apollonius, werden durch ſie
zu göttlichen Menſchen, und handeln für das Wohl Anderer. Denn Wer Das, was man ſonſt durdy Orakel auffindet, von
ſich ſelbſt weiß, und Undern, wasſie nicht wiſſen, vorherſagen
kann , den halte ich für einen gedyſt ſeligen Mann , indem er gleiche Kraft mit dem Delphiſchen Apollo hat. Und da
-) Statt sal tl åv tis & ourvevoi aúró, wofür Drea: eius xal to. äv ließt, roetat das Riqtigere zu feyn : rai el åv tis . 4
336 Philofir. Leben des Apollonius von Tyana. die Kunſt Denen , die einen Gott befragen wollen , gebietet, rein in ſeinen Tempel zu treten, oder ein ,,Weiche aus dem Heiligthum !" zu vernehmen ; ſo ſcheint mir auch der Mann , welder das Künftige voraus weiß, fidy geſund zu bewahren, keinen Flecken an ſeiner Seele, iloch Narben von Sünden *) in ſeinem Gemüthe zu haben ; ſondern er wird , ſich ſelbſt nind das Orakel in ſeiner Bruſt vernehmend , mit reinem Sinne weiſſagen : denn ſo werden ſeine Sprüche heller ** ). und wahrhafter reyn . Daher darf man ſich nicht wundern, daß Du dieſe Wiſſenſchaft umfaffeſt, da in Deiner Seele eint ſo heiterer Aether ſtrahlt. 43. Dann wendete er ſich ſcherzend zu Damið mit den Worten : und Du, Affyrier, weißt Nichts zum voraus, da Du dod, mit einem ſolchen Manne im Verkehr biſt. - Und doch, antwortete Damis , Das wenigſtens, was mir nöthig iſt. Denn
als ich zuerſt mit Apouloniyd zuſammen traf ,
erkannte
id) die Fülle reiner Weisheit , dann ſeine Kraft und Beſons nenheit, und ſeine Gewalt über fich ſelbſt ; und als ich auch *) Dieſe bildlichen Ausdrůđe ſind von Plato entlehnt, in deffen Gorgias (S. 524.) Sotrates annimmt , daß die Seelen , wenn ſie des Adrpers pedig geworden , von Dem , was ſie im Leben Bdſeb gethan , gleidſam Striemen , Sdwielen und Mars
ben an ſich tragen. Tacitus Annal. VI, 6 : Neyue frustra praeslantissimus sapientiae firmare solitus est, si recludantur
igrar.rorum mentes ,,posseadspici laniatus et ictus ; quando, ut corpora verberibus, ila saevitia, libidine , malis con sultis animus dilaceretur.
**) Eigentlich vernehmrider , yeywvótepov, nach soen's Berbeſſerung zu Gregor, Cor. p. 234 (499.), won.it Hama ker Lectt. Phil . p. 59. zuſammenſtimmt.
337 Gedächtnißkraft in ihm rah , und wie kenntnißreidy und wiſs Drittes Bucy.
begierig er war, ergriff mid ) eine dämoniſche Begeiſterung, ſo daß ich glaubte, daß,1 wenn ich mit ihm zuſammen wäre , aus
einem inwiſſenden und unweiſen Manne ein weiſer , und aus einem
Barbar ein gebildeter Mann aus mir ilerden
würde ; ' wenn ich ihm dann folgte und Eifer bewieſe, würde ich die Inder ſehen, und Euch ſehen , und mit den Hellenen verkehren, ſelbſt durch ihn zum Hellenen geworden. Ihr mögt alſo Eure Einſicht, die auf große Dinge geht, für ein Delphi oder Dodona, oder wofür Ihr ſonſt woût , halten : meine Beisheit aber mag , da es Damis iſt, der ſie beſitt, und nur für ſich allein beſikt, die Weisheit einer alten Bettles rin *) reyn , die von Schafen und dergleichen wahr ſagt. Hierüber lacten denn die Weiſen insgeſammt.
44. Als ſie aufgehört hatten , zu ladyen , brachte Jardias
die Rede wieder auf die Mantik , und ſagte: dieſe Kunſt hätte den Menſchen vieles Gute verſchafft; ihre größte Gabe aber rey die Heilkunde. Denn nie würden die weiſen Uds klepiaden zu dieſer Kunde gelangt ſeyn , wäre nicht Askles
pios der Sohn des Apollo geweſen , nady deffen Ausſprüchen and Orakeln er die in Krankheiten dienliden Mittel zuſam mengeſett , reinen Söhnen überliefert , und ſeine Schüler belehrt habe , welche Kräuter bei eiternden , und welche bei trocnen Wunden angewendet werden müßten. Ferner auch I
das rechte Maß trinkbarer Arzneien , wodurch die Waſſer
fucht abgeleitet, Blutfluß geſtillt, Ausjehrung und andre in *) Auch im Alterthume trieben , wie jest Zigeunerinnen, vors nemlid Weiber die Wahrſagerkunft.
338 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. der Tiefe wirkende * ) Uebel gehemmt werden ; dann auch die Mittel gegen giftige Thiere , und den Gebrauch der Gifte ſelbſt zur Heilung vieler Krankheiten ; Wer kann ihre Erfas
dung der Mantik entziehen ? Denn nie , meine ich, würden die Menſchen ohne vorherwiſſende Weisheit gewagt haben , die allerverderblidiſten Gifte den heilſamen beizumiſchen.
45. Da Damis auch die Unterredung aufgeſchrieben hat, welche dort über die gefabelten Thiere. , Quellen und Mens ſchen in Indien vorfiel, ro ſou dieſe auch von mir nicht übers gangen werden . Denn es möchte Gewinn renn , weder als rem zu glauben, noch utem zu mißtrauen . Apollonius fragte
alſo : gibt es hier ein Thier Martichoras ? Jardjag antwors tete : und was haſt Du von der Natur dieſes Thieres gehört ;
denn natürlid) wird auchy von ſeiner Geſtalt geſprochen.
Aterdings, erwiederte Apolonius, fagt man große und uns glaubliche Dinge. Es ren vierfüßig, gleiche dem Kopfe nadr. einem Menſchen, an Größe tomme es dem Löwen bei ; der Schwanz des Thieres habe ellenlange und dornartige Bors ſten , die es wie Pfeile gegen ſeine Verfolger ſchleudre. ** ) Ferner fragte er nach dem goldenen Waſſer , das aus einer Quelle ſprudle ; nach dem Edelſteine , der die Kraft des Magnetes habe ; nach den Menſchen ,1 die unter der Erde wohnen , den Pygmäen und Schattenfüßlern. Hierauf vers
*)leſen Statt. tà ou’rw xoīda ift vielletopt td .Úróxoida su ** ) Bon dieſem fabelhaften Zhiere, das bei. Ariſtoteles (Hist. An. II, 1, p. 319.) Manticora 6 heißt, ſ. Aelian, de Nat. Ao. IV , 11. Die Quelle der Erzählung iſt Cresias . & . Baehr. Ctesiae Reliqi: p. 280. 354. ff.
Drittes Buch.
339.
fekte Jarchas : Ueber die Thiere und Pflanzen und Quellen, die Du ſelbſt hier geſehen haſt , habe ich nicht nöthig, Dir Mehreres z11 ſagen. Es iſt jest Deine Sache, Andern davon zu erzählen ; von einem ſchießenden Thiere aber und goldnen Waſſerquellen habe ich hier nidt gehört. 1
46.
An dem Steine aber ( inhr er fort) , welcher an :
derë Steine anzieht und mit ſich vereinigt, darfſt du nicht zweifeln ; denn du kannſt den Stein ſelbſt ſehen , und alle ſeine Eigenſchaften bewundern. Die größten ſind wie der
Nagel dieſes Fingers - wobei er ſeinen Daumen zeigte. Er wird in der hohlen Erde erzeugt , in einer Tiefe vou pier Klaftern, und hat einen folchen Ueberfuß von Luft an fich , daß die Erde aufſchwilt und oft berſtet, wenn der Stein in ihrem Schooße erzeugt wird. Niemanden iſt es geſtattet, ihn zu ſuchen ; denn er entzieht ſich dem Nachforſchen , wenn er nicht mit Kunſt *) hervorgezogen wird. Wir ſind die Einzigen , die vermittelſt gewiffer Sandlungen und Worte den Pantarbes **)
denn dieſes iſt rein Name
der Erde
abgewinnen . Dieſer Stein macht die Nacht zum Tage, wie das Feuer : denn er iſt feurig nnd ſtrahlend ; und wenn man ihr bei Tage anſieht , blendet er die Augen mit tauſendfas chem Glanze. Das ihm beiwohnende Licht iſt ein Hauch ron unnennbarer Firaft. Uues Nahe zieht er in ſich hinein .
*) El ur metà óyov. Die Rend. Handſchrift tießt: El
henni yontelas uera 1. , eine Lebart, die aus einer >
Gloffe 'youv yonteias) entſtanden (meint. ** ) Auch die Sage von dieſein Steine ftammt aus Stefia 8 Indic. (bei Bähr. Ctesiae Reliqq. p. 347. p. 264. sqq.) Heliodorus fiat ſie in ſeinem Roman IV, 9. VIII, 11.
340 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. Doch was ſag' ich ? Das Nahe ? Du kannſt Steine, ſo groß Du willſt, irgendwo verſenken, in die Flüſſe und in das Meer, und
nicht etwa nahe beiſammen, ſondern zerſtreut und wie es ſich trifft; und wenn dieſer Stein zu ihnen hinabgelaſſen wird, ſammelt er ſie alle durch die Luft, die er um ſich verbreitet, und
fie legen ſich traubenweiſe unter ihn wie ein Bienenſchwarm . Nadidem er Dieſes geſagt hatte, zeigte er den Stein und reine Wirkungen . 47. Von den Pygmäen ſagte er , ſie wohnten unter der
Erde jenſeits des Ganges , und lebten nach der bekannten
Weiſe. *) Die Schattenfüßler aber und Langköpfe ,I und Alles, was die Schriften des Stylar von ihnen verkündigen , ſen nirgends auf der Erde, und gewiß nicht in Indien. **) 48. Das Gold, das die Greife auswählen ; beſteht in Steinert , die mit Goldtropfen wie mit Funken beſät find ; und das Thier bringt ſie durch die Kraft ſeines Schnabelo zu Tage. Denn dieſe Thiere leben in Judien , und ſind der *) S. Stefias lodic. u . p. 250 und 394 sqq. **) Sria poseb. Plinius XII, 1 ( 3.) : Hominum genus,
qui monocoli vocarentur , singulis cruribus, mirae perni citatis ad saltum : eosque Scia podas vocari , quod in
majori aestu humi jacentes resupini, umbra se pedum pro tegant. Ttetza Chil. VII, 766. nennt ſie teyavó todas. Die Marrote phali oder Matrones werden in verf iedene Gegenden der Erde gelegt. Sky !ax , Beſchreis ber einer Reiſe , die er nach Herodotus IV, 44. unters nahm , reßte ſie an bas rowarze Meer. Der unter dem
Namen des Srylax vorhandene Periplus gelört einer ſpätern Zeit an. S. U eert Geograph. der Or. u. R. Theit S. 285. ff. diebuhr'8 feine Schriften . 1, S. 105 .
341 Drittes Buch. Sonne geweiht ; und Diejenigen, werde in Indien die Sonne abbilden , geben den Bildern Viergeſpanne vou Greifen zu. Yn Größe und Stärke ( ſagten ſie) glidhen ſie den Löwen ;
da ſie aber die Flügel vor ihnen voraus haben , ſtellten ſie auch den Löwen nady, und ſiegten über Elephanten und Dra. chen . Sie fliegen nicht hody, ſondern wie die kurzbes ſchwingten Vögel. Denn ihre Flügel find nicht befiedert, wie bei andern Vögeln , ſondern mit einer feuerfarbenen Kaut überzogen , und reben ſie in den Stand, in treisförmi.
ger Bewegung zu Aiegen , und aus der Höhe zu kämpfen . Der Tiger allein bleibt von ihnen unbeſiegt ,1 weil ihn ſeine Schnelligkeit der Binden gleich macht. *) 49. Der Phönir, welcher alle fünfhundert Jahre nach
Uegypten tomme , fliegt (wie ſie ſagen ) während dieſer Zeit in Indien . Es gibt nur Einen : er geht aus den Strahlen hervor und leuchtet ron Gold ; an Größe und Geſtalt gleicht er dem Adler , und ſitt auf einem Neſte , das er ſich ſelbſt
AN Gewürz verfertigt, an den Quellen des Nil. Das , was die legopter von ihm erzählen , daß er mad, Aegypten fliege, bezeugen auch die Inder , indem ſie der Erzählung noch bei.
fügen , daß der in dem Neſte ſich verzehrende Phönir ſich * ) Die goldbewachenden Greife erwähnt jurrft Herodotus II) , 116. IV, 13 ; baan viele der Alten . Eine Beſchreibung
ihrer Geſtalt gibt Aerian u $ Nat. Anim.; IV , 19. Die Sagen von dieſen Cordwächtern hat Veltheim (Samms
lung von Auffågen
Lh. S. 267. ff.) zu deuten verſucht.
Bergl. Ereuzer's Symbolit. i Zi . S. 540. A18 Bes ſpann an dem Wagen der Götter und als Helmicinud toms men ſie auf alten Deuhnelern vor.
342 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. relbſt ein Sterbelied ſingt. Daſſelbe ragen verſtändige Bes obachter auch von dem Sdywan. *)
50. Von folcher Art war der Umgang , welchen Apols lonius während eines Aufenthaltes vou vier Monaten mit den Weiſen pilog , wo er an allen ihren öffentlichen und ge: heimen Beredungen Antheil nahm. Urs er nun abreiſen
wolte , bewogen ſie ihn , den Führer und die Kamele mit 1
einem Briefe an Phraotes zu ſchiđen ,1 und gaben ihm
ſelbſt einen andern Führer und andere Kamele. Dann ges leiteten ſie ihn, wobei ſie ſich und ihn glücklich prieſen ; und beim Abſchiede verkündigten ſie ihm, daß er nicht bloß nadı ſeinem Tode , ſondern lebend ſchon den Menſchen für einen Gott gelten werde . **) Hierauf kehrten ſie nach ihrer Schule zurück , indem ſie ſich immer nachy ihn umſahen , und zu ers kennen gaven , daß ſie ſich ungern von ihn trenuten . Plpollonius reiste nun , den Ganges zur Rechten , den 1
1
Synphaſis zur Linken binnen zehn Tagen von der heiligen Höhe zu dem Meere hinab.
Auf dieſem Wege zeigten fichi,
viele Strauße, viele wiide Stiere , viele Eſel, Löwen , Pans. ther und Tiger ; auch eine Gattung von Uffen ,. die von des nen bei den Pfefferbäumen verfdieden ſind.
Denn ſie ſind
ſchwarz und zottig, an Geſtalt den Hunden dhnlich, und von * ) Von dem fabelhaften Pionir ſpricht Herodot II, 73. und
viele der Alten ,deren Stellen in Bodart's Hierojoi.con P.II. VI, c. 5. geſammelt ſind.
Orientaliſche Sagen von ihm fa
in Dalberg's Abhandlung : Simorg, der Perſiſ do e Phönix ( la ben Fundgruber 088 Orient ?. 1 Bb. S. 199 ff ).
**) S. vili,.31.
Drittes Buch .
343
der Größe kleiner Männer . Indem ſie ſich nun ihrer Ges wohnheit nach von Dem , was ſie ſahen , unterhielten , gelangs
ten ſie an das Meer, wo kleine Niederlagen errichtet waren, und Transportſchiffe lagen , die den Tyrrheniſchen gliden. Das rothe Meer iſt (wie ſie erzählen ) dunkelblau , und hat den Namen von dem Könige Roth (Erythrad) , der es mit feinem Namen begabte . *)
51. Von hier fchickte Apollonius die Kamele mit fole. gendem Briefe an Jarchas.zurück : Apollonius grüßt den Farmas und die andern Weiſen .
Bu tande wor ich zu Euch gefomnien, und Ihr habt mir das Meer gegeben ; aber auch durch den şiminel zu wandeln, habt Ihr mir durch die Mittheilung Eurer Weios ; heit verlieh'n . Dieſer Gunſt werde ich gegen die Hellenen gedenken . Mit Euch werde ich des Geſpräches pflegen , als ob Ihr gegenwärtig wäret , wenn ich nicht umſonſt den Besi
cher des Tantalus getrunken habe.
Xebet , gute Philoſo:
phen , wohi .
52. Er beſtieg nun ein Schiff, und fuhr mit einem milden und günſtigen Winde ab . Auf dieſer Fahrt bewun.
derte er die Mündung des Hyphafis , wie furdytbar dieſer fich daraus ergießt. Denn, wie ſchon geſagt, geger: ſein Ende
fält er in ſchroffe und enge Felſen und Klippen ; und indem er ſich durch dieſe Bahn bricht, und durch eine Mündung in das Meer ſtürzt, **) wird er Denen, die ſid, auzunah an das ufer halten, gefährlich. *) S. oben zum 35ſten Kapitel. **) Es iſt unrichtig , tas ſich der Hoxhaſis in das Meer exs
gieße ; le vereinigt ſich vielmehr, was Einigen , mit dem
344 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. 53. Auch die Mündung des Indus erblickten fie. An
dieſer liege die Stadt Patala *) von dem Strome umfloſſen , wo die Flotte Aleranders unter dem Befehl des Nearchus, eines im Seeweſen nicht unerfahrenen Mannes , **) jufams men kam . Was aber Orthagoras von dem rothen Meere ſagt, und daß in demſelben der Bär nidit ſichtbar ſen , und die Seefahrer um Mittagszeit keinen Sdyatten werfen , und die ſichtbaren Sterne ihre Ordnung verändern , wird auch von Damis beſtätigt; und man muß glauben , daß Dieſes richs
tig und dem dortigen Himmel angemeſſen iſt. ***) Auch ers wähnen ſie ein kleines Eiland , Namens Byblos , wo die
Mäuſe, t) Muſcheln und andere Geſchöpfe dieſer Art gehn . Acefines , nach der richtigeru Ungabe aber mit dem Indud. e. manner t' Geogr. der Gr. u. Romer 5 Band ( Itos sien ). S. 12. ff. *) 6. Arrian's Histor, Indiao 23.
Near du $ wurde von Alexander (vor Chr. 326) abgerdidt, um die Rüften von Indien zu unterſuchen . Seine , buro Urrian's Indica erhaltene , Reiſe iſt gründlich erläutert von William Vincent (London 1800 und Oxford 180g. 4.) Bon Orthagoras , der bei Indiſden Gegenſtänden and von Andern angeführt wird, iſt weder Ubkunft, nodo Baters land genau betannt.
*** ) Daſſelbe fagt auch Neardus ( Urrian. Indic. 33. ), Bergl. Diodor. II, 35.
+) Sier ein Seegere opf, wie aus Arrian (Indic. 21 , 11.) erhelt, wo die Inſel, welche hier Byblos heißt, Bibatta ges nannt wird.
Die Mannſchaft des Nearchus fieg hier an's
und ſammelte Stemaufe (uvas Jaaoolovs)
unb Uuſtern, die von außerordentlicher Große warsa.
345 Drittes Bud . mal ſo groß als die Helleniſchen an den Felſen hängen. Auch findet man hier in weißen Schaalen die Perleri, die in den Muſchelt die Stelle des Herzens einnehmen . 54. In Pegada, *) im Lande der Oriten, legten ſie an . .
Bei den Driten gibt es eherne Felſen , und die Flüffe füh ren ehernen Sand und ehernen Kies. Das Land wird für
ein goldartiges gehalten , wegen der edeln Beſchaffenheit des Erjes. 55. Auch zu den Fiſcheſſern **) gelangten ſie , wie ſie
erzählen , deren Stadt Stobera iſt. Dieſe bekleideten ſich mit den Häuten der größten Fiſche ; auch die Schafe hätten etwas Fiſchartiges, und nährten ſich auf eine ungewöhnliche
Weiſe: denn die Hirten fütterten ſie mit Fiſchen , wie in 1
Karien mit Feigen. Die Karnianiſchen Inder aber, ein gut : artiges Volt , ***) wohnen an einem ſo fiſchreichen Meere, daß ſie die Fiſche nicht aufbewahren , und ſie auch nicht eins falzen, wie im Pontus , ſondern nur wenige davon verkaus
fen, die übrigen aber zappelnd dem Meere zurückgeben. 56. Auch bei Balara t) legten ſie an. Balara iſt eine Fac: *) Bei Arrianus. ( 193.) Pagala , mie Oleariu 8 aude hier bei Philoftratus fahreibt.
** ) Den Ichthyophagen . Urrian (Indic. 26.). Eines Bols tem , das ſich mit der siden Saut von Fiſden bekleidete , ges foiest baſerbst (34.) früher Erwähaung. ***) Arrian 37, 3. , wo ſie nur nicht ganz thierire
(ού πάντη θηριώδεες) beigen . +) Bielleicht der von Arrian ( 77.) Barna genannte Ort. Die Befdreibung , die er von dem Lande gibt , fimmt mit der hier gegebenen zuſammen . Die gleich nachher Selera genannte Inſel tanu teine andere peon , alb sie, welche bei
346
Philoſtr. Leben des Apollonius von Lyana.
torei, voll von Morten und Palmenhainen . Auch Lorbeere rahen ſie hier ; das Laud war von Bädien durchſihnitten ; und Gärten init allen Arten von Früchten , und andere mit jeder Art von Blumen geſchmückt, blühten hier ; endlich anch Häfen , in denen die Winde ſchweigen . Vor dieſem fande tiegt eine heilige Inſel, welche Selera heißt , in eiuer Ent: fernung von hundert Stadien. Auf ihr wohnte eine Nereïde, ein furchtbarer Dämon . Denn ſie raubte, wie man erzählte, viele Seefahrer , und geſtattete den Schiffen nicht, an der 1
!
1
Inſel Anker zu werfen . 1
57. Nidit unerwähnt dürfen wir eine andere Art von Perlen laſſen , da Apollonius dieſe Erzählung nicht als kins
diſch verachtete, ſondern ihre Bildung höchft angenehnı, und unter den Geſchäften des Meeres vorzüglich bewundernswerth fand . Auf der Seite der Inſel, nach der offenen See hin, iſt ein unermeßlicher Abgrund des Meeres, welcher eine Mus ſchel mit weißer Schaale voll von Fett erzeugt : denn ein Stein (eine Perle) erzeugt ſich nicht darinnen . Hier erwars ten ſie nun die Zeit der Windſtille , und ebnen das Meer noch überdieß durch einen Aufguß von Dehl ; worauf einer untertaudyt, folche Muſcheln zu ſuchen . Dieſer iſt im Uebri: gen ſo ausgerüſtet wie Die , welche den Meerſchwamm ab: ſchneiten ; hat aber noch überdieß ein eiſernes Täfelchen und eine Büdiſe mit Salbe. Nun nähert ſich der Inder der Muſchel, wobei er ſich der Salbe als Köter bedient ; und Arrian (31.) Norala Heißt, aude hundert Stadien vom Lande entfernt, der Sonne geweiht. Seefahrern unzugänglio . und von einer tüdiſchen Nereïbe bervohut.
Drittes Buch .
347
indem ſich die Muſchel öffnet und in dem Dufte berauſcht,
wird ſie mit einem Stadhel durchſtochen, und gibt ihren Ichor von ſich. Dieſen fängt der Inder in ſeinem eiſernen , mit Formen ausgehöhlten Täfelchen auf , und er verwandelt ſich in Steilt , und bekommt die Form der natürlichen Perle ; und dieſe Perle iſt das weiße Blut aus dem rothen Meere . Auch die Araber an dem entgegengeſetten Ufer ſollen dieſen Fang Weiterhin iſt das ganze Meer vol von großen . betreiben . Fifdyen , die hier Heerdenweiſe zuſamment leben ; als Schutwehr dagegen führen die Schiffe ein Schellengeläute an beiden Seiten . Der Schal hiervon erſchreckt die Thiere, und hält ſie ab; fich den Schiffen zu nähern. 58. Von hier ſchifften ſie nun durch die Mündungen des Euphrat den Fluß hinauf nach Babylon gu Bardanes, den fie ro wieder fanden , wie ſie ihn ſchon kannten ; danu 1
gingen ſie wieder nach Ninive ; und da Antiochin nach ges wohnter Weiſe frevelte , und an Helleniſchen Studien keineu Theil nahm , -regelte: ſie nach Seleucia hinab. Hier fanden fie ein Schiff nach Kyprus, und fuhren auf dieſem nach Pa
phos , wo Apolonius das ſymboliſche Bildniß der Aphrodite bewunderte ; und nachdem er die Prieſter über die Eigen thümlichkeit ihres Tempels belehrt hatte , begab er ſich nach Jonien, hinlänglich bewundert und reichlich geehrt von Alen , welche Weisheit achten.
348 Philoſtr . Leben des Apollonius von Zyana. Vier te B
B u ch.
Als nun die Jonier den Mann nach Epheſus gehen fahen , blieben ſelbſt die Handwerker nicht bei ihrem Geſchäft, ſondern folgten ihm nadı , inden die Einen reine Weisheit, die Andern ſein ? Geſtalt, oder ſeine Lebensart oder Kleidung , Einige auch Alles zuſammen an ihm bewunderten . Auch Göte terſprüche redeten von ihm : einer aus dem Orakel von Ros lophon nannte ihn einen Genoſſen der göttlichen Weisheit , und den wahrhaften Weiſen, und Mehrerès dergleidien ; ans dere aus Didymi, noch Ändere aus dem pergameniſchen Hei:
rigthum. *) Biele nämlich , die um Geſundheit Alehten , ers hielten Befehl von dem Gotte , zu Apollonius zu gehn ; denn Dieß rey des Gottes eigener Wille und der Beſchluß der *) Bei Rolophon in Ionien , nahe bei sfiaru 8 , war ein Lempel und Orakel Apollo'b , deffen Gründung Einige der Manto , der Tochter des Tireſias, beilegten . Strabo XIV .
p. 642. (V. p. 545) ſpricht. davon , alb von einem erroſones nen, von dem nur der Ruhm übrig rey . Es deint aber in ſpåterer Zeit wieder aufgeblüht ju reya . S. Jacob ad Luciani Alexand . 29. p. 58. Mit ihm wird an mehreru Stellen das Orcfer des Did ymáiſden Apollo , das aud das Brandidiſche heißt , erwähnt , und ebenfalls in Jonien , auf der Grenze von Karien lag. Strabo XIV . p. 634 Das pergamenirohe Heiligthum war dem 8 ). geweiht. S. Pauſan . III, 26. Wie beſucht und (Åbtle p. 50pios gefeiert eß in jenem Zeitaltec war , erhebt aus den Heiligen
Reben des Ariſtides . S. unten 11 .
349
Wiertes Bud ).
Parzen . Es kamen audy Geſandtſchaften zu ihm aus den Städten , die ihn 311 ihrem Gaſtfreunde und Berather ers nannten , und ihn über die Gründung von Altären und Bil
dern zu Rathe zogen ; was er denn Alles, theils durdy Briefe , theils durd, die Zuſage, ſelbſt zu kommen , ordnete. Als auch von Smyriin eine Geſandtſdiaft kam , und , ohne ſich über ihre Bedürfniſſe 311 erklären , ihn um einen Be :
ſud, bat , fragte er den Geſandten , wozu ſie ihn verlangten ; worauf Dieſer antwortete : zum ſehen und geſehen zu wer:
den . Hierauf antwortete Apollonius : Id, werde kommell, und mögt ihr verleihen , 0, Muſen , daß wir ans aud) ein : .
ander lieben lernen !
2. Seinen erſten Vortrag hielt er 311 Epheſus von dem Sukel des Tempels an die Epheſier, aber nid )t nach der
Weiſe der Sokratiker, *) ſondern indem er ſie von den Dina gen , die ſie trieben , abzog , und ernſtlich ermahnte , Ephe ſus, ſtatt des Leichtſinus und Uebermuthes, den er bei ih : nen gefunden , mehr mit Philoſophie und ernſten Beſtrebun:
gen zit erfüllen . Denn da ſie die Tänzer mit Luidenſchaft liebten , und relbſt Pyrrhidjien aufführten !, war alles volt rou Flötenſdall, vou von Weibmännern, und voll von Gje. tös. Du nun gleid, die Epheſier hierdurch ihre Geſinnun : gen gegen ihn änderten , wollte er cody dieſe Uebel nicht unbeadytet vernzdyläſſigen , ſondern räuinte ſie weg, und nahm die Menge dagegen ein . 3. Seine edern Reden hielt er in den Hainen bei den bedeckten Urbiingshallen . Eines Tages , als er über die * ) Durch indirecte Belehrung . Philoſtratus. 38 Boon.
5
350 Philoftr. Leben des Apollonius von Lyana. Gemeinſchaft der Güter ſprad ),1 und die Zuhörer belehrte , daß ſie ſid ) gegenſeitig Einer den Andern ernähren müßten , raßen eben Sperlinge ſtil auf den Bäumen . Da kam einer ihrer Art herbeigeflogen und ſchrie : lind es war nicht an ders , als ob er die Uebrigen zu Etwas aufriere. Sobald dieſe es hörten ,1 Tchrieen ſie ebenfalls, erhoben ſich und flos gen dem Einen nach ; Upollonius aber fuhr in ſeiner Rede fort ; und weil er wußte , weshalb die Vögel wegflogen , gab er der verſammelten Menge keine Erklärung darüber: Da aber Ale nad) ihnen aufſchanten , und Einige unverſtänt: diger Weiſe die Sache für ein Wunderzeichen : hielten, in : terbrac) er ſeinen Vortrag, und ragte : Ein Sinabe iſt mit
einem Maaße vou Waigen gefallen, hat die Körner ſchlecht aufgeleſen , und in dem Gäbchen dort viele Jerſtreut liegen laſſen . null ,
Jener Sperling , weldier zufällig dabei war, kam die andern von dem Funde zu benachridytigen , und
macht ſie zu ſeinen Tiſchgenoſſen. Hierauf liefen die Meiſten der Zuhörer nach der bezeichneten Stelle ; Apollos nius aber rekte für die Zurückgebliebenen den angefangenen Vortrag über die Gemeinſdyaſt fort ; und als die Andern voll von Verwunderung mit Uusrufungen zurückkamen, ſagte er : Ihr reht, wie die Vögel für einander ſorgen und ſich der Gemeinſchaft erfreuen ; wir aber wollen Das niďt, ſondern wenn wir ſehen , daß Einer Undern Etwas mittheilt , wer: fen wir ihm Unmäßigkeit , Schwelgerei und Anderes der gleichen vor ; und Die, weldụe er nährt, nennen wir Schma rozer und Schneidler. Was bleibt uns denn übrig, als
daß wir ' sås einſchließen, und uns gleich den Vögeln , die
Viertes Buch.
331
man mäſtet, im Dunkeln vou ſtopfen , *) bis wir vom Fette berſten ?
4. Damals wurde Epheſus von der Peſt bedroht , und ehe die Krankheit ausbrad) , **) erkannte Apollonius ihr Herannaheit, und kündigte ſie an . Und oft rief er mittent
iz: ſeinen Reden drohend aus : , 0 Erde', bleibe dir gleid) !" und Anderes dieſer Art. Daun : ,, Erhalte Dieſe !" und : ,, Du wirſt hier nid) t wandern !" Die Menſchen achteten aber
nicyt darauf, und hielten ſolche Neußerungen für Gaukelei, um deſto mehr“ , da er alle Tempel beſuchte , und das Ue
bel durdy Gebete abzuwehren ſchien . Da ſie ſich nun das bei gedankenios benahmen , glaubte er ſid, nid ) t weiter ver
-- Prichtet, Ihnen zu helfen , ſondern beſuchte das übrige Jo nien , ordnete überall Verbeſſeruiligen art , and theilte in 1
reinen Geſpräcyen immer Etwas mit , das ſeinen Zuhörern heilſam war .
5. Auf dem Wege nadh) Smyrna kamen ihm die Jo nier entgegen : denn ſie waren ebeit bei der Feier der Pa : nionien . ***) Als er aber das Jonijcie Piephisma las, worin fie ihn um Theilnahme an ihrer Verfammlung erſuchten , und darin auf einen gar nidyt goniſden Namen ſtieß
*) Sencca epist. CXXII : Aves, quae conviviis comparan tur, ut immotae fucile pinguescunt, in obscuro continen tur ; ila sine ullu exercitatione jucentibus tumor pigrum corpus invadit . el super inembra iners sagina succrescit.
**) Statt oüros ů voido úons muß mit Sì amater (Lectt. Philosir, p . 72 ) OŰno geleſen werden . ***) Þaiiionia ist ein altes, bem Poſeidon bei Mykale von dein junijden Städtiverein gefeiertes Fift ( S2 erodot I, 148. 5 *
352 Philoſtr. Leben des Appollonius von Zyana. denn es war ein Lukullus unter den Unterzeidyneten – föhrieb er einen Vrief an die Gemeinde, iind ſchult fie über dieſen Barbarismus *) ans. Denn and, einen Fabricius und An darf er dere dieſer Art fand er in den Beſchlüſſe!. Wie ſie aber taselte ; Briefe .
crhellt aus
dem
darüber vorhandenen
6. Ars er am andern Tage unter den Toniern auftrat, Das Pa: fagte er : was iſt dieſes für ein Miſdgefäß ? nioniſde, antwortetea Sie. Hierauf ſchöpfte er , ſpendete
und ſagte : Ihr Götter und Führer der Jonier , verleiht dieſer ſchönen Pfanzſtadt , daß ſie dieſes Meer in Sicher heit genieße , und dem Lande rein Unheil von ihm komme, nodi der Erderſchütterer Aegaon ** ) je die Städte erſayüt Dieſes ſagte er weijlagend , indem er, wie idy tere ! glaube, das Unglück vorherſais, das in der folgenden Zeit
Smyrna, Miletus, Ghivă , Samos und viele der Joniſdien Städte betraf. ** " )
Diodor XV, 49.) , das seine frühere politiſttje Bescut ſamteit långſt verloren hatte.
* ) Daß ſie als Syedenen Namen der Nómner , die ihnen für Bar: baren gelten můßten , annihmen , |! 110 rich dadura geraks mürdigten .
**) Aegi oil , ein alter poetiſcher Beiname des Poſeidon .
S ..
Hesych . v. diyairov. *** ) Die Stadte von Kleinaſien ſins Sfter vou Erdbeben Heims geſucht worden .
Eines der furattarſtei traf zwölf der ans
gerebenſten unter der Regierung Tiber'} ; hier meint ein fratered, das unter dem Kaiſer Marcus Aurelius vorgehmlich E. Dio Cassius
Smørna verir üstete , gemeint zu ſeyn .
LXXI, 32. p . 1196 , sind von soff Geldichte der natür lichen Veränderungen der Erdoberflame, ar Theil. S. 143, ff.
Viertes Buch.
353
7. Da er rah , daß ſid , die Smyrnäer aller Art von
Wiſſenſchaft eifrig befleißigten , beſtärkte er ſie darin und belebte ihren Eijer , und ermahnte ſie, mehr auf ficty relbſt als auf das Hengere ihrer Stadt 311 adyten . Denn wenn
ſie gleich die ſchönſte aller Städte unter der Sonne iſt, und das Meer 311m Eigenthum hat , und die Quellen des Zepfyny:
rus bejißt, *) po iſt es dody erfreulider, init Männern ge ſchmücft zl1 renni , alê mit vallen und Gemälden und Gold,
mehr als es gibt. Die Gebäude, ſagte er , bleiben auf der: ſelben Stelle , lind werden nirgends geſehen ,I als in dem Theile der Erde , fillſ dem ſie ſtehen : gute Männer aber
werden überall geſehen und überall vernommen , and ma chen die Stadt, aus der ſie ſtainment, ſo weit, als das Land
reicht, das ſie beſuchen . Ferner, ſagte er, Städte , die auf dieſe Weiſe ſchön wären , gliden dem Bilde des Zeus, dem Werke des Phiding zu Oympia : den auch dieſes ſi ze dort so , wie es dem Siniſtler gefallen habe ; die Männer aber,
die zu allem fominell , wären dem Homeriſdieit Zeus nidyt ungleich , der von dem Diclyter in vielen Geſtalten darge : ſtellt , und mit bewundernswürdigerer fiunt gebildet iſt, als der Elfenbeinerne. **) Deru Jener erſdeine auf der Erde, Dieſer aber Relle fixty überall in der Seele *** ) dar. *) Dieſe Worte fdheinen auf Etwas zu deuten , das ung unibes farnt iſt.
Die von Olearius anjeriitriin Stellen , in
tenen die Weinperatur der Luft von Siriruta gerút;mt, und von Sominees und Frühlin :38 : lüten , ceir aum oon dom Zephur , ser diserta $ fano went , rellen die Duintelheit nicht auf. ** ) Dir des Phidia
*** ) Die gewöhnliche Lizart įy to o úpavo (der cod. Rehd.
354 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. 8. Außerdem philoſophirte er mit den Sonyrnäern auch darüber, wie eine Stadt mit Sid}erheit verwaltet werden
könne, da er bemerkte , daß ſie nicht einig unter einander, ſondern getrennt in ihren Meinungen waren . Denn er ſagte , gur guten Verwaltung bedürfe eine Stadt der 1111:
einigen Eintra d t ; *) und da dieſer Ausdruck etwas Unwahrſcheinlicher und Widerſprechendes 311 enthalten (dien, ulud Apollonius bemerkte , daß ſeine Zuhörer ihm nicht in ſeiner Meinung folgten , ſagte er : Weiß und Sitwarz kann "wohl nie Daſſelbe werden , 110d) kann man vernünftiger
Weiſe das Süße mit dem Bitten zuſammenmiſchen ; in der Eintracht aber fudet zum þeile der Staaten Zwietracyt ſtatt. Das , was id ſage , laſſet uns ſo verſtehen. Die Zwietracht , die zu dem Scimerte ruft , tilld wobei fid, die
Bürger ſteinigen , ren fern von der Stadt , werde gute Kiin : derzucht, Gerebe und Männer bedarf , die 311 Worten und Thaten taugen . Ein gegenſeitiger Wetteifer aber für das Gemeinweſen , das Streben , beſſern Rati zil geben, oder einem Amte beffer vorzuſtehen als ein Anderer , oder bei Geſandtſchaften oder öffentlichen Bauten ſids vor dem Un dern auszuzeichnen , Dieß iſt, meines Bedünkens eine gute Ovvw gibt fahwerlich einen Sirn. Vielleidt abbrevirt hieß es : 'Ev to gurm oder įv rõ võ. Tiody dieſer 1
1
Permuthung habe ich überſeizt.
S2a in afer (S. 75. p. )
ſucht der Fehler in einem andern Worte, indem er és návra in anovra perwandelt. *) Mic Anjpietung auf das Problein der pythagoriſchen Phis loſophie , wie aus dein Erreite der Elemente die Didning
der Weit ſich entwictie : quid velit et possit rerum concor
355
Viertes Buch .
3 wietracht ,. *) und gegenſeitiges Anſtreben für das Ge meinſame. Den Lacedäinoniern zwar dänkte es vor Alters ein
fältig , daß der Eine Dieſes, der Andere Jenes zum Nuhen der Stadt beiträge : denn nur das Kriegsweſen bildeten ſie aus , auf dieſes wendeten Alle ihre Straft , mit dieſem allein beſchäftigten ſie ſich. Mir aber ſcheint es das Beſte , daß Jeder thue, was er weiß, **) und was er vermag. Denn wenn ſid, der Eine durd, volksmäßige Beredtſamkeit Bewun derung verſchafft , ein Anderer durd Weisheit, ein Underer burd) Verwendung ſeines Reidythums zum gemeinſamen Wohl , ein Anderer durcı Güte, ein Anderer durd , Strenge und Nachſichtloſigkeit gegen Fehlende , ein anderer endlich) durd, unbeſdholtene Reinheit der Hände ſo wird die .
Stadt in guter Lage ,I oder vielmehr in gutem Stande ***) ſeyn.
9. Indem er ſo ſprach , ſah er einen Dreimaſter aus: laufen , wobei denn die Schiffer , der eine Dieß , der Un: tere Jenes thaten , um das Schiff in See 311 bringen. Dies ſes ließ er die Zuhörer beachten , und ſagte : Seht hier die 1
dia discors bei suoraz Epist. I , 12, 19. Bergl. Ovid's Metamorph. I , 430.
*) Ohne Zweifel init Brziehung auf Seriodus , welcher in den Werten und Lagen ( 11. ff.) eine zweifache Eris unter :
scheidet, eine weilſame und eine radeinswerihe : cyali d' έρις ή δε βροτοίσιν. **) Jiach dem (primwörtlichen : quam quisque norit artem , in €
hac se crerceat .
Aristoph. Vesp . 1432 : " Eodoi tis
έκαστος, την ειδείη τέχνην. fallens : ευ κείσεται η πόλις, μάλλον δε εστήξει .
*** ; Im Original iſt der ſpielende Gegenſatz mehr in die Augen
356
Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana.
Bürgerſchaft des Schiffes , wie die Einen , welche Ruderer ſind , die Bote beſtiegen haben , die Andern die Anker lich. ten und befeſtigen ; Dieſe die Segel nad, dem Winde ridi ten ,1 Jene auf dem Hintertheil und Vordertheil Wadie hals tent . Wenn Einer von Dieſen eine reiner Obliegenheiten verabſäumt,I oder ſie ohne Verſtand und Kenntniß rerrich: tet , ſo werden ſie eine ſchlechte Fahrt , und den Sturm im Sd iff ſelbſt unter einander haben. Wenn ſie aber gegen:
ſeitig wetteifern und mit einander ſtreiten, daß Reiner (dilechs ter erſde:ne als der Andere , ſo hat dieſes Schiff überall
ſchöne Häfen : Alles iſt günſtig und heiter ; und ihre Bes dachtſamkeit wird ihr Poſeidon Aſphalios *) fenni. Mit ſolchen Reden hielt er Smyrna zuſammen. 10 , Als nun aber die Krankheit die Epheſier befiel, und kein Mittel dagegen half , berdickten ſie den Apollos
nius , und begehrten ihn zum Arzte des Uebels. Ohne ſich einen Aufſchub 311 verſtatten , ſagte er : Laßt uns gehn ! und war in Epheſus , ſo wie einſt Pythagoras , als er zus gleid, in Thurium und Metapontus **) war. Hierauf rief er die Epheſier zuſammen , und ſagte : Seyd getroſt ! heute
werde itt) Eurer Kerankheit ein Ende machen.
Zigleid)
führte er die ganze Jugend zu dem Theater , wo der U bs *) Urip halios, der Berleiner der Sicherheit. Uns ter dieſem Namen , und dem gleichbedeutenden Aleritatos,
yourde Poſeidon angerufen , wo Gefahren anzuwenden waren.
S. Acliao , nal. an . XV, 6. Vorlier muß ſtatt merd dè súdias geleſen werden : leota dé. **) Dieſe Favel erzählt Porpogrins. ( Viza Pythag. 37 . p. 34.) und samblim u 8 (c. 34. p. 115.)
Viertes Bud).
357
wehrende . *) aufgeſtellt iſt. Hier war ein Greis, wel: cher zu betteln ſchien ; er blinzelte künſtlich mit den Augen , trug einen Ranzen und ein Stück Brod darinn , war mit Lumpen bekleidet , und voll von Stymus in reinem Geſidite. Dieſen ließ er von den Epheſiern umringen. Dann ſagte er : Leſet Steine auf in Menge , und werft ſie auf den Feiad
der Götter! Und als fid; die Ephejier über die Worte wun derten , und es für grauſam hielten , einen Fremdling 3 ! tösten , der in ſo armſeliger Lage war , und durch Bitten und Flehen Mitleid 311 erregen ſudyte ; drang ' polloning in
die Epheſier , auf ihlı loszugehen , und ihn nidit entkommen zu laſſen . Da ' nun Einige den Angriff auf ihr begannen, und der Mann , welder erſt lo geblinzelt hatte , plötzlich auffd;aute , und feurige Blicke idioß, erkannten die Epheſier den Dämon , und ſteinigten ihn , indem ſie einen Hügel von Steinen um ihn her aufhäuften . Dann befahl er nadı tur : jem Verzug, die Steine wieder wegzunehmen, und das Thier, das ſie getödtet hätten , kenne:t zi1 lernen. Als nun der
Geſteinigte entblößt wurde, war er verſchwunden , und an ſeiner Stelle fand man einen Sound; an Geſtalt den Moloſſis rdien ähulid ), an Größe aber wie einer der größten Löiven ,
der von den Steinen germalint war , und Geifer anisſpie , wie tolle Hunde thuit. Uit dem Piatze aber , wo das Ges ſpenſt geſteinigt worden , iſt das Bild des A bw e h rell: aufgeſtellt. ** ) dell -- es iſt ein Herakles * ) Upotropdo 8. ein Beinaine des Sjeraties. *) Die lleverſetzung folgt hier der Verbeſſerung Spa un ater's
6. 76 : Το μεν δή τού ' Αποτροπαίου έδες ( έστι δε
7
Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana.
358 1 .
Nadidem
nun Apollonius die Epheſier von der
Krankheit gereinigt, und genug in Jonien gethan hatte, machte er ſich nad, Heras auf. Er ging alſo nadı Perga mum , wo
er ſich an dem Heiligthume des Asklepios er:
freute ; und nad)dem er Denen ,I welde den Gott um Hülfe baten , angezeigt hatte , was ſie thuu müßten , um vorbe: deutende Träume zu erhalten ,. *) und auch Viele geheilt hatte , vegab er ſich in die Gegend von Ilium , und mit al: ler alten Geſchidyte davon bekannt 1, beſuchte er die Gräber der Adjäer. Hier ſagte er Vieles über ſie, und brachte viele unblutige Opfer ; worauf er ſeinen Gefährten befati, 1
311 Sdiiffe zu geht, während er ſelbſt eine Nacht auf dem Hügel Adviùs **) zubringen wolte .. Da ihn ſeine Freunde davon abſch)cecken wollten
denn die Diosporiden und Phas
dimer ***) und eine ganze Geſellſchaft dieſer Art war jest
Ηρακλής ) έδρυται etc. ftatt: είδος έτι δε Ηρ. šori wird durch die Rehb. Handraprift beſtåtigt. Bergl. vill , 9. 9 . *) Diejenigen, welche der Hülfe des Gotte8 bedurften , ſchliefen nadi mancherlei Vorbereitungen in ſeinem Trinpel , und er: warteten hier die Erſweinung des Gottes , oder soch Irdu: me, die ſie úser ihre Krankheit und die Mittel dagegen be: lehrten .
**) Huf dein Borgebirge Sigéum am Szelespont. dieſes Grab rey nod) vorhanden .
Man glaubt,
S. Le chevalier Bed
( chreibung der Ebene von Troja E. 221. ff. und Deſſelben Reiſe nach Jroas, überſ. von Lenz. S. 182. ff. Bergl. die Seldengeſchicten S. 125. der Uere
*** ) Das heißt , wie man glaubt , ein Dioscorides und Phidis inus , die vielleicht unter den Begleitern des Apollonius von
Viertes Buch .
359
um ihn und ſagten , Adyilles zeige ſich furdytbar : denn Dieſ hätten cuch die Einwohner von Slium von ihm erfah : ren ; erwieterte er : Ich weiß aber ſehr wohl, daß ſich, Adyil
les am Umgange erfreut. Er liebte den Neſtor and Pyros gar ſehr , weil er ihm immer etwas Nüblides erzähl."., und den Phönir behandelte er aid ſeinen Erzieher und Begleiter und was ſonſt nod ), iveil ihn Phönir durch ſeine Reden
unterhielt ; und den Priamus, obgreid, reinen Feind, behan : delte er auf das Mildeſte, nadidem er ihn hatte ſpredicat hören ; und als er während des Zwiſtes mit Odyſſeus zuſammenkam ,1 *) zeigte er eine ſolche Mäßigung , daß er dem OdyiTenis weniger furchtbar als ſchön dünkte. Der Schild , und der , :vie man raat , ro furchtbar nickende Helmburity diente ihn , glaube id ), gegen die Troer ,? deren Treuloſig feit bei ſeiner Vermählung , **) und was er von ihnen er :
litten , ihm im Andenken iſt. Id , aber habe init Ilium nid )ts 311 ſchaffen , und würde gefälliger mit ihm ſprechen ,1 als ſeine vormaligen Freunde. Und ſollte er ,mid, tödten , wie Ihr ſagt , ſo werde ich das Loos von Memnon und Eyknus Der rhetoriſae Gebrauch des Pluralis von Giner Perſon iſt hin !ånglidh befannt. A18 Donſieur, irit Ujax und Phönix , ſich zu dein zúrnenden Adilles begab , und ihm Vorſoláge jur Uusjdhnung that. Vrzüglicher Bedeutung waren .
5. Iliag 1X, 225. ff.
**) Achilles wurde, nach Szomer’s Andeutung (Ilias XXII, 359.), in dein Lempel Arouo's von Paris und dein Gotte ſelbst getödtet ; voinit Spate: e eine Liebe des Peliden zur Periya reria in Verbindung brachten. Dieſe Sage iſt dann durch
die Zragiter weiter ausgebildet worden . S. die Seidengeſqich ten S. 122. f. d. Ueterſ.
360 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. haben , und Troja wird midt, vielleidyt wie den Hektor in der hohren Gruft begraben . *) Nachdem er auf dieje
Weiſe halb im Ernſt halb im Scherze mit ſeinen Gefährten geſprochen hatte, ſchritt er allein nav) dem Hügel hin ; Jene aber begaben ſich nad, dem Schiffe , da es ſoos Abend war. 13. Uis dan Apollonius in der Frühe ill ihnen fam, ſagte er : wo iſt der Parier Antiſthenes ? Dieſer hatte fid) ſeit ſieben Tagen in Jlium an ihn angeſchloſſer. Auf ſeine Antwort ſagte Apollonius : Stehſt Du in Verbindung mit Troja ? Gar ſehr , antwortete Jener : nieine Vorfahren waren Troer. antwortete er.
Biſt Du aud) ein Priamide ? – Allerdingo, Denn aus dieſem Stamme glaube id; edler
Ahnen edler Abtönniling 311 reyn . Dieſeo arſo , erwies derte Apollonius , iſt der Grund , daß mir Achilles verbietet, mit Dir umzugeben . Denn als er mir befahl , wegen ge
wiſſer Beſchwerden eine Botſdiaft an die Theffalier zu brin : gen ,I und ich ihn fragte , was id, ihm außerdem noch Unge: uehnics erzeigen könnte ? ſagte er : wenn Du den Jüngling aus Paros nidyt zum Genoſſen seiner Weisheit mad )ſt. Denn er iſt ganz Priamide I, und hört nicht auf , den Het: tor ju preiſen . Köierauf entfernte fich Antiſthenes wider Willeii .
*) Pen Memnon s. 8. Szelbengeſaidten . 78. der Ueberſ. Sykuus, Maill feigte von ihm ein Grab am Ueſépas. ein Solin Poſeidon's, wurde bei der Landung der Umier ron Achilles getdétet. Pindar Olymp. II , 145. Iſthm.
V, 49. - Der Autorud hohle Gruft (xoian xéneros) iſt von Szomer (Ilias XXIV, 797. ) ent.clnt.
361
Viertes Budy.
13. Als der Tag angebrochen war , und der Wind ſid, vom Lande her erhob , und das Schiff idion im Begriff war,
auszulaufen , ſtrönten noch mehrere Andere herbei , und fuch ten einen Plaz auf dem kleinen Fahrze !ige 311 bekommen, an die Fahrt mit Apollonius 31 machen. Denn fdyon war
die Herbſtzeit eingetreten und die See war nidyt ſicher inehr. Alle aber waren überzeugt, Apollonins hibe Macht über Sturm
und Feuer urid jede andere Gefahr ; 1111d ſo woll
ten ſie mit ihm auf einem Sdriffe ſeyn , und baten ihn , ih nen die Theilnahme an der Fahrt zi1 geſtatten . Weil 11111 die Menge für den Raum des Schiffes bei Weitem zit groß war , ſo ſah er ſich ein anderes größeres Schiff aus - es und ſagte : lagen deren viele an dent Grabe des Ujar *) dieſes hier wollen wir beſteigen : denn es iſt ſchön , ſidi) der Erhaltung mit Mehreren zu frenen. Nadidem er inn das Troiſche Vorgebirge umfahren hatte, befahl er dem Steuermanne, an der Ueoliſchen Küſte ,
Lesbos gegenüber , anzulegen , und an der Stelle Anker zil werfen , die Methymna am nädyſten wäre.
Den !ı hier ** )
liege , wie Achilles ſage, Palamedes begraben , und es be finde fid, daſelbſt ein eilenhohes Bild von ihm , von etwas .
älterem Anſehen als Palamedes. Hierauf verließ er das Schiff mit den Worten : Laßt uns , ihr seltenen ,1 den treif lichen*** Malin ehren , von dem alle Weisheit ſtammt. Plud) *) Um Rydteilchen Vorgebirge. $ *) Methyinna gegert über auf dem feſten Lande , wo auch eine von ihm benannte Start Parainedcum
lag.
leser Palaine :
des, ſeine Weisheit und ſein Saiaſal . die Speidengeja . G. 84. ff. der Ueserſ.
362 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. werden wir ſo beſſer als die Achäer ſeyn , wenn wir Den ſeiner Tigend wegen ehren , den ſie gegen alles Recht ge : törtet haben . Dieſe ſprangen alſo aus dem Schiffe. Apols lonius aber begab ſid ) zu dem Grabe, und fand bei demſel: ben das eingegrabene Bild , auf deifen Fußgeſtelle die Worte gejdyricben waren : dem göttlid)e 11 Pala inedes. Die: ſes Bild ſtellte er auf,1 ſo wie ici) es geſehen habe , umgab es mit einem Heiligthume, ſu groß wie die der Elodii *) geweihten Tempe! - denn es kann zehn Gäste bei einem Mahle faſſen unid ſprad) betend folgende Worte : ,, Ver: giß , Palamedes , den Zoril, den Du einſt unter den Achä
ern gezürrit haſt , und verleih , daß es viele weiſe Männer gebe . Ja , Palamedes , durch den die Wiſſenſchaft kam , 1110 I
die Muſen und ich) !"
14. Er begab ſich auch in das Heiligthum des Orpheue, nutiden er in Lesbos gelandet hatte. **) Hier , ſagt man , habe Orpheus vormals geweiſſagt, 1110 reibſt dem Apollo Sorge dadurch gemacyt. Denn da die Menſchen nidyt mehr um der Orakel willen nad ) Grynéitia kamen , uod iad ; Kila ru $ , noch, wo Apolloni's Dreifluß ſteht , ***) ſondern Or phens , deſſen Haupt eben aus Thracie! gekommen war , al *) Gin Beiname der auf den Wegen und Straßen verehrten Sze tate.
** ) S. die Szeldengeſdichten S. 78. der Ueberí. ***) Gr1n é um , ein Orafel Apoll's bei Gryncum in Aeolid, auch durd) aninutlige lage ausgezeichnet. Strabo XIV ,
p. 622. ( Tom . V. p. 450. ) Pauſanias 1 , 21, 7. Bon dein Drafer bei fraros ſ. oben zum 1. Kap.
Der Dreifuß weißt auf das Delphiſche Orakel bin.
- 363
Viertes Budy .
Tein Orakel ertheilte , trat der Gott 311 ihm , als er weiſ ſagte ,1 und ſprad) : Laß ab von dem Meinen ; ſchon genug hab ' id) Deinen Geſang ertragen . !
15.
Als ſie nun hierauf auf dem Meere von Eulön
ſchifften , was and Homerus für eine gefährliche und ſchwer zu befahrende Stelle erklärt , *) war dis Meer eben ,1 und
günſtiger, als die Jahreszeit hoffen ließ. Hier wurde 11111 denn überal trafen ſie stams über die Inſeln geſprochen und vom Bau und Lenkung der Sdiffe, wie Seefahrerit angemesſen iſt. Da min Damis hier bard Das , was geſprochen wiirde, tadelte, bald es illl% avúradı, bald Die, ro Etwas fragen wollten , daran hinderte ; bemerkte Apollonius , daß ihm irgend ein anderer Gegenſtand am Herzen läge , und ſagte : was fehlt Dir , Damis, daßi Du immer die Rede unterbrid)ſt ? Du biſt doch nicht ſeekrant, oder leideſt runſt von der Fahrt, daß Du dem Geſpräche ab : wie ſich das Meer dem Sdiffe illa hold biſt. Du ſiehſt terwirii , und die Fahrt fördert ; warum biſt Du alſo miß Weil , antwortete er , ein großer Gegenſtand muthig ? hafte Eilande an
por uns liegt , der vor Allem unſere Nadyfrage verdient,
ſtatt daß wir nach alten , abgenutzten Dingen fragen . Und was könnte denn das für ein Gegenſtand ſeyn , ſagte Apolo lonius , um den Du das Andere für Ueberfluß hältſt ? Du biſt, antwortete Damis , mit Adjilles zuſammen ge weſen ; und haſt wahrideiulid ; Vieles gehört , was wir noch nicht wiſſen , und Du erzählſt Dieſes nicht, und beſchreibſt 7
nid) t einmal ſeine Geſtalt, ſondern aufährſt die Inſeln und * ) Donſ . III, 174. f.
364 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. Gut erwiederte Apollo: zimmerit Schiffe mit Worten. - Ont, I
wins, wenn Ihr es nid) t für Ruhmredigkeit halten wollt, ſo will id ) Alles erzählen .
if. Da 0 aud) die Andern um dieſe Erzählung 69 : ten , und ſie zlı hören Verlangen zeigten , ſagte er : id) habe weder die Grube des Odyſſeus gegraben , 110dy durd, Blut der Lämmer die Seelen herbeigerufen , *) un mit Adilles 311 ſpredten , ſondern und Verrichtung der Gebete , mit de: 11en die Juder gll den Heroes 311 veten levren , ſagte ici :
1,0 Achilles, die große Dinge ſagt, Du feyſt geſtorben ; id) aber geſtch : Dieß nid)t 311 , ſo wie audy Pythagoras nicht, ! der Aeltervater meiner Weisheit. Wenn nun die Wahrheit Qui unſerer Seite iſt ,1 ſo zeige 1118 Deine Geſtalt.
Denn
nid)t wenig werden meine Augen Dir nüten , wenn ſie Dein Daſenn lezengeni." Hicrauf entſtand eine ſchwadie Erſcyüt: terung im ten Hügel her , und eiu fünfeilenhoher Jüngling
trat heralis , init der Chlamys nad Theſſaliſder Weiſe be kleidet , in ſeiner Geſtalt aber , frei von dem Uebermuth . den Einige dem Adilles beilegen. Sein Anblick war furdytbar,
aber der Seiterfeit uidit entfremdet ; ſeine Schönheit aber ſcheint mir noc, feinen würdigen Lobredner gefunden g ! has Qen , obſdıon somerus Vieles darüber ſagt ; ſondern id;
halte fic für unausſpredslid ), ſo daß ſie durch, Beſdreibuns gen mehr zeritört , als ihrer angemeſſen geprieſen wird . 30 erſt erfdien er ſo groß ; wie id) geſagt habe ; dann wurde er !
größer , ja doppelt ſo groß , und mehr.
Mir wenigſtens
*) Mit Beziehung a : f tag Werfahren des Odyſſeus in ter Tic: 7yomaniie. Diuit. XI, 55. f.
Biertes Bud).
365
ſchien er zwölf Ellen *) hoch , nachdem er ſeine vollkommen: fte Größe erreicht hatte ; und ſeine Schönheit nahm mit der
Länge zu. Sein Haupthaar hat er , wie'er verſichert, nie verſchnitten ,1 ſondern es dem Spercheos unverlett bewahrt denn von dieſem Fluſſe hatte er ſich zuerſt weiſſagen laſſen — **) und um rein Kinn keimte der erſte Bart. Er redete mich an und ſagte : es iſt mir erfreulid ), mit Dir zuſammen zu kommen 1, da ich ſchon längſt einen ſolchen Mann gewünſcht
habe. Die Theſſalier haben ſchon ſeit langer Zeit mir die Todtenopfer zu bringen unterlaſſen ; ***) dody will id, ihnen noch nicht zürnen. Denn thäte ich Das , fo würde ihr Uns 1
tergang ſichrer reyn , als der Hellenen hier t) . Nur mit Milde alſo wil id, ihnen den Rath geben , nid )t gegen den
Gebrauch zu frevela , und ſich nicit ſchlechter zu beweiſen, als dieſe Troer , die mir , trotz dem Verluſte ſo vieler Mäna ner durch mich , dennod, im Namen der Stadt opfern , die Erſtlinge der Jahreszeiten barbringen , und mich um Auss
föhnung bitten , was ich ihnen jedoch nicht zugeſtehen werde. Denn der Eidbrud) , deſſen ſie ſich gegen mid) ſchuldig ges macht haben , wird nie geſtatten , daß Ilium ſeine alte Ges 1
ſtalt wieder bekomme, oder die Blüthe erhalte , die vielen *) Ueber das Maß der Menſchen in der Heroen - Zeit ſ. die Herdengeſchichten S. 28. ff. der Ueberſ.
**) S. Jlias XXIII , 143. ff. Ein von dieſem Fluſſe, der nade Einigen des Peleus Eidam war ( Apollodor. iſl, 13 , 1. 1.) , erhaltenes Oratet erwähnt ein Scholiaft bei Heyne ad Iliad. Vol. VIII. p. 388.
***) S. die Szelbengeſchichten S, 137. f. der Ueberſ. +) Nach Ilias I, 1. 3. Philoſtratus. 38 Bodin .
6
366
Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana.
andern zerſtörten Städten zu Theil geworden iſt; ſondern ihr Zuſtand wird um Nichts beſſer reyn , als wenn ſie ge
ſteru erobert worden wären. Damit ich alſo den Theffaliern nicht Gleiches thue , po melde dem Volte als mein Bots ſchafter , was id) geſagt habe .
Ich werde Deinen Auftrag
erfülen , antwortete idy: denn die Abſicht des Auftrages iſt, ihren Untergang zu hindern . Aber ich , Achilles, bitte Et: was von Dir. Id verſtehe ,1 antwortete er ; ſicher Etwas
von den Troiſchen Geſchidyten. Wohlau , thue fünf Fragen, 1
was Du ſelbſt willſt und die Parzen geſtatten . Id, fragte alſo zuerſt, ob er ſo 1, wie die Dichter, erzählen , begraben worden . Ich liege , ſagte er , wie es inir und dem Pas
troklus am Erfreulichſten wat : denn wir vereinigten uns von früher Jugend an , und der goldene Uſdenkrug faßt uns Beide wie Einen . *) Was aber die Klage der Muſen
und Nereïden **) betrifft, von der ſie erzählen , so ſind die Mulſen nie hieher gekominen ; die Nereïden aber kommen 1
1
noch jeßt.
Hierauf fragte ich weiter , ob ihm Polyrena Er antwortete , Dieſes rep wahr ; fie ren aber nicht von den Uchäern geopfert worden , ſondern von ſelbſt zu ſeinem Grabe gekommen ; und um fid ) und ſeine Liebe zu ehren , habe ſie ſich in das aufgerichtete Sdwert geſtürzt. ***) – Drittens fragte ich : iſt Helena nach Troja gekommen , oder hat Homerus für gut gefunden . Dieſes ro anzunehmen ? Wir wurden , antwortete er , lange Zeit geopfert worden ?
*) S. die Szeldengeſchichten S. 125. der Ueberſ. ** ) Dout. X.XIV , 47. ff. Bergl. die Szelbengeſchichten S. 224. der Ueberf.
*** ) S. Heldengerah. S. 133 der Ueberí.
Biertes Buch .
367
getäuſcht, indem wir Geſandte an die Troer ſchickten , und ihrentwegen Sóladten lieferten , , als ob ſie wirktid) in 1
Ilium wäre. Sie aber wohnte, nach dem Raube des Paris
in Aegopter , in dem Hauſe des Proteus. *) Nachdem man aber hiervon überzeugt worden war, kämpften wir noch Nun kam uin Troja , um nicht mit Schmach abzuziehen. ich aud) 311 der vierten Frage , indem ich ihm meine Ver: wunderung 311 erkennen gab , daß Hellas zu gleid )er Zeit
so viele und ſo ausgezeichnete Männer erzeugt habe , als Homerus gegen Troja aufſtellt. Hierauf antwortete Achiks les : auch die Barbaren ſtanden uns nicht weit nach); ro ers Zum fünften giebig war die ganze Erde an Tugend. fragte ich : wie kommt es , daß Homerus den Palamedes nicht kennt ; oder wenn er ihu kennt, warum hat er ihı von Eus Wenn, antwortete Achilles, rer Geſchichte ausgeſchloſſen ? Palamedes nicht nach Troja gekommen iſt , ſo hat es auch kein Troja gegeben . Da aber dieſer weiſe und tapfere
Mann nach Odyſſeus Wunſch und Willen umgekommen iſt ſo führt ihn Homerus in ſeinen Gedichten nicht auf, um nicht die Schmad, des Odyſſeus zu ſingen . **) Judem ihu nun Achilles hierbei beklagte ,1 und ſeine Größe und Schön heit , ſeine Jugend und reiuen Striegsmuth pries , und wie
er Ade an Sittſamkeit übertroffen , und vielen Umgang mit den Muſen gepflogen habe , fuhr er fort : Wohlan , Apollo nius (denn Weiſe ſind Weiſen befreundet) , trage Sorge für
rein Grab , und ſtelle fein Bildniß auf , das ſo fdmählich *) Szerobot. II ,
112-120 .
**) S, die Szeldengeſah . S. 62. der Ueberf. 6 *
368 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. weggeworfen worden iſt. Es liegt in Aeolis , dein Lesbi den Methymna gegenüber. Nadidem er nun Dieß , und außerdem noch das , tent
Pariſchen Jüngling Betreffende, geſagt hatte , entſchwand er mit einem mäßigen Wetterleudyten ; und ſchon fingen auch die Hähne an , zu krähen . Dergleichen alſo begab ſich auf dem Schiffe. 17. Nachdem er in den Piraeus eingefahren war , was zur Zeit der Myſterien geſchah , wenn Athen am volkreich : ſten iſt , eilte er unverzüglic ) von dem Schiffe nach der Stadt hinauf. Unterwegs traf er mit vielen Philoſophiren : den zuſammen , die nac, Philéra *) hivabgingen . Einige von ihnen ſonnten ſich unbekleidet : denn der Herbſt iſt in
Athen ſehr ſonnenreich ; Andere waren in Büder vertieft ; Andere übten ſídı mündlid ) ; nod) Andere ſtritten mit eins ander. Seiner aber ging an ihm vorüber , ſondern Alle ca ben zu verſtehen , daß ſie ihn erkannteit , kehrten mit ihm um , und begrüßten ihn freudig . Aud) zehn Jünglinge be gegneten ihm , und ſagten , die Hände nach der Akropolis
ausſtreckend : bei der Athene dort , wir gingen eben nacky Gr dem Piräeus, um zu Dir nad, Jonien zu fahren ! nahi fie freundlid , auf, und bezeug te ihnen ſeine Freude über ihr Philofophiren .
18. Es war gerade der Tag der Epidaurien. **) Die *) Statt þáanpa rohreibt Olearius Telpaiã, weil Urol lonius vom Piraeus, und nicht von Phalerus aus nach Athen hinaufging.
**) Um aďten Tage der Myſterien , dem Epidauriſchen Uskles
Viertes Buch . 369 Epidaurien werden , nady öffentiidser Bekanntmachung und
wiederholten Opfern , *) rach alter Sitte mit Weihungen begangen . Dieſen Gebraud) führten fie des Asklepios wegen ein , der von ihnen eingeweiht wurde ,1 als er zu ſpät , nach beendigten Myſterien , von Epidaurus kam .
Viele fetten
jest die Weihen hintan , und waren mit Apollonius be : ſchäftigt ; und Dieſes lag ihnen mehr am Herzen , als die Weihen zu empfange !!. Apollonius aber befahl ihnen , unter 1
dem Verſprechen , ſich wieder mit ihnen zuſammenzufinden , 1
für iert an den heiligen Handlungen Theil zu nehmen : denn auch er ſelbſt wolle rich weihen laſſen . Der Hieros phant weigerte ſich aber, ihm den Zutritt zu geſtatten : denn
es ren ihm nicht erlaubt , einen Zauberer aufzunehmen , oder 1
das Heiligthum vor: Eleuſis einem Manne zu öffnen , dér fich durch den Verkehr mit Dämonen befickt habe . Ohne hierdurdy den Muth zu verlieren , antwortete Upollonius : noch haft Du die größte Berdultigung , die mir gemadyt werden kann , nicht berührt, daß ich, von den Weihen mehr weiß, als Du . Ich kam aber in der Erwartung , von einem 1
manne geweiht zu werden , welcher weiſer wäre als id). Da nun die Umſtehenden es billigten , daß er ſo kräftig und ſeiner Würde gemäß antwortete , lid der Hierophant rah , pios zu Ehren genannt. Meursii Eleusis c . 29.
Vergl. Paufani a $ II, 26 , & .
*) Wir leſen ſtatt noooonoiv ( mmt Moſes Dů Souir ju Lucian.
Tom . Ill . p. 423.) Tepóc' o noiv, und ſtatt Die
τα ερεία δεύρο mit 20trurfiue δεύτερον.
folgenden Worte ¿ni Jvoia deviépg ſind vielleicht aus einem Smoljon eniſtanie ,
370 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. 1
daß die Menge ſeine Zurückweiſung nicht billigte, änderte er den Ton 1, und ſagte : wohlan , Du ſouft geweiht werden :
denn Du (dieinſt ein weiſer Mann 311 ſeyn .
Apollonius
aber autwortete : ich werde fünftig aufgenommen werden, und ein Anderer (er na!ınte ihn) wird midi aufnehmen . Denn er kannte mit weijlagendem Geiſte den Hierophanten , wels
cher auf Dieſen folgte , und dem Tempel vier Jahre ſpäter vorſtand.
19. Die zahlreiden Vorträge , welche Apollonius, wie Damis erzählt , zu Athen hielt , hat Dieſer nicyt Alle auf
geſchrieben , ſondern nur die nothwendigſten und wichtigſten. Da er rah , daß die Athenäer Freunde von Opfern waren , ſo ſprac) er in ſeiner erſten Unterredung über dieſen Ges ger: ftand , und wie man jedem Gutte auf die ihın eigenthüm liche Weiſe, und zu welcher Zeit des Tages und der Nadit, Opfer und Trankopfer und Gebete darbringen müſſe. Aucy gibt es eine Sdyrift des Apoüonius , ww er in der ihm ei: genen Sprad e *) über dieſen Gegenſtand Lehren ertheilt.
3i1 Athen aber trug er ihn vorzüglich iu Rückſicht auf ſeine und der Wihenäer Weisheit vor ; dann auch 1, um die ſchmä: henden und unverſtändigen Reden des Hierophanten zu wi derlegen . Denn Wer konnte noch glauben , daß der Mann ſich mit Dämonen befleckt habe , der über die rechte Weiſe, den Göttern zu dienen, philoſophirte ? 20 , Uls er über die Trankopfer ſprad ), war Einer der
weichlidyen Jünglinge gegenwärtig , der für ſo ausſchweifend *, Dieſe Morte ſind ohne Zweifel auf den eigentrimlichen Stil des Apollonius, nicht , wie Einige meinen , auf den Kappa: dociſoen Dialett zu begieten .
371
Biertes Buch .
galt , daß er einſt in den Liedern der Magoden *) einen . Plaß bekam. Sein Vaterland war Korcyra , und er führte ſein Geſchlecht zu Altinous , dem Gaſtfreund des Odyſſeus, den Phäaken, hinauf. Apollonius ſprach, alſo , wie geſagt, über die Trankopfer , und ſchrieb vor , aus einem ſolchen Becher nicht zu trinken , ſondern ihn rein und unbefleckt für die Götter zu bewahren . Da er ferner auch verlangte, . an einen ſolchen Bedier Henkel zu machen , und den Trant an der Stelle ner.Henkel auszugießen , wo die Menſchen am wenigſten tränken , ſchlug der Jüngling ein lautes und un : anſtändiges Gelächter auf. Da warf Apvllonius einen Blick auf ihn und ſagte : nicht Du treibſt dieſen Frever , ſondern Und der Dämon , der Dich ohue Dein Wiſſen beherrſcht. .
1
I
in der That war der Jüngling beſeſſen , ohne daß man es wußte. Denn er lahte über Dinge , über die ſonſt Nie:
mand ladyte, und fing dann wieder an zu weinen ohne Ver: anlaſſung ; au ſprach er mit ſich ſelbſt und fang . Die Leute hielten Dieß für eine Wirkung jugendlicher Zügelloſiga
teit ; er folgte aber den Eingebungen des Dämon : und ro ſchrieb man audy damals dieſen Unfall ſeinem gewöhalidhen *) Die Lesart ber szandſchriften und alien Ausgaben iſt åuagóvwv, was Erazmus ( uno Olearius mit ihm) in jasovonav verandert. lidy.
Die Deutung dieſes Portes iſt dat wiltúlrs
Da bier offenbar eine Gattung gemeiner Lieder ges
meint iſt , ſo haben wir , bis ſich etwas Sicereres findet,
hayqdãy geleſen , was der Name von Pantomimen iſt. welche Männer : und Weiber:Rollen ſpielen , mit Nuola
80s und xıvaidolóyo's nahe verwandt. S. Athenae. XIV. P. 630. E.
372 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. Muthwillen zu. A18 aber Apolonius fcharfe *) und zors nige Blicke auf ihu wari , ſtieß der Dämon Töne aus , wie Einer , der gequält wird und jammert, und ſchwur , den Jüngling frei zu laſſen ,1 und keinen Menſchen wieder anzus fallen. Als jerod Apollonius voll Zornes zu ihm ſprad), wie
ein Herr zu einem ſchermiſchen , ränkevollen und ſchamloſeu Knechte, und ihm befahl , fidy mit einem fidytbaren Zeicheit zu entfernen , ſagte er : Ich will dort das Standbild ums werfen ; 1ild zeigte dabei auf ein Standbild bei der königli dien Kate , in deren Nähe Dieſes vorging . Da nun Dies res erſt in Bewegung gerieth , und dann fiel Wer könnte das Getöſe beſchreiben , das darüber entſtand, und den Beis fall der Bewunderung ? Der Jüngling aber rieb fic die Augen, als ob er aus dem Schlafe erivacyte ,1 und ſah in die Sonne, und ſdjämte ſich, da alle Augen ſid, auf ihn rid) teten . Er erſchien aber nidit mehr als der ausſchweifende Menſdy wie vorher , und blickte nicht mehr ſo ungeregelt um : her , ſondern kehrte zu ſeiner eigenthümlichen Natur zurück, nicht anders , als ob er eine heilſame Arznei genommen
hätte. Auch gab er den Gebrauc) weidlicher Kleider und Gewänder und den übrigen Sybaritiſdien Lurus auf, faßte Liebe zu Philoſophiſcher Rauheit **) und Tradit , und er: gab ſid , der Weiſe des Apollonius. 21 . Es wird erzählt, er habe die Athener wegen der Dionyſien getadelt, die von ihnen zur Zeit des Antheſterion ***)
*) Gratt δεδoικότως tefen wir δεδορκότως. 6. Annot. ad Philostr. inn . imagg. IV.
P. 603.
**) Aúxuós. S. zu den Helderigeſt . S. 93. der Ueberſ. ***) Urſprünglich der zweite Monat im Artiſmen Jahre, a!$ dies
Viertes Buch .
373
begangen werden . Er hatte nämlid, beſdiloſſen, fid in das Theater zu begeben , um Monodien und Chorgeſänge , Pas rabajen *) und Rhythmen der Urt zu vernehmen , wie in
den Komödien und Tragödien ſtattfinden. Als er aber hörte, daß ſie nady der Muſit der Flöte üppige Stellungen aufs führten , und neben der Theologie und der Poeſie des Dr: pheus **) baid wie die Horen , bald wie Nymphen und Bace chanten thaten , ſo reizte ihn Dieß in Erſtaunen , und er I
fazte : Laffet ab , die Salaminjer und vieleandre edleMän ner, die im Staube liegen , dutch Eure Tänze zu höhnen . ***) Wenn Dieß Lakoniſcher Tanz iſt,1 wohl Eud, dann , ihr Krieger ! dann übt ihr Euch zum Striege, und ich werde mit Euch tanzen. Iſt er aber weidylidy und nach dem Weibiſchen ſes mit dem Winterſolſtitium anfing.
Er entſprach dem
Februgr.
*) Monodien . Luriſche Gefänge , die nicht von dem Ehore, ſondern von Einzelnen geſungen werden . Parabilen, Mittheilungen , die der Dicter in der Komödie durch den Führer des Chors den Zuſmaniern macht, und die , weil ſie in teinem Zufainmenhange mit der Szandlung ſtehen, Aud: foreitungen beißen .
**) Orpheus galt für den Stifter und Droner der Dionyſiſchen Myſterien, Da die Schauſpiele an'ten Dionyſien aufges führt zu werden pflegten , ſo ſcheint Philoſtratus hier die Poeſie der álieren Dramen auch für einen Ausfluß oder Wiederhal fer Orrhiſchen Poeſie anzuſehen . Der größte Zueil von dieſer beſtand, in Theogonien und Kosmogonier , alſo in Iheologie. Uebrigens iſt uns der cigentliche Zuſtand der dramatiſchen Poeſie in der Zeit, von der Ph. fpiicht, wenig bekannt.
*** , D. i. Gud um den Ruhm Eurer alten That en zu bringen. &. zu Umilles Latius S. 710.
374 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. ſtrebend , was fou ich dann über Eure Trophäen ſagen ? Denn nicht gegen die Meder oder die Perſer , ſoudern ges gen Eud) ſelbſt werden ſie zeugen , wenn Ihr hinter Denen zürüdbleibt, die ſie errichtet haben . Und jene Prunlge: wänder und der Purpurglanz und die Safranfärberei, woher kommen ſie Euch ? Denn nid)t ſo war Acharnä bekleidet, nicht Kolonos ritt auf dieſe Art. *) Und wozu nenn' ich Diere ? Ein Weib aus Karien ** ) (chiffte mit Xerres gegen Euch ; und es war nichts Weibiſdes an ihr , ſondern Man : neskleidung und Waffen. Ihr aber kleidet Euch noch weich licher als die Frauen des Xerreš , ***) die Greiſe wie die .
Jünglinge und die Epheben.
Die Alten ſchwuren in dem
Tempel der Agraulos , t ) für das Vaterland zu ſterben und die Waffen zu führen ; jetzt ſchwören ſie vielleicht, für das Vaterland Bacchanale zu feiern , und den Thyrſus zu ( dywin : gen : keinen Helm tragend , roudern , wie Euripides ſagt, mit ,,weiblicher Geſtaltung Nadbild“ (dyimpflich ausgezeichs *) A carn . , ein Demos von xttita , deſſen Einwohner richa rühmten , in der Splagt bei Marathon vorzüglichen Muth S. Dissen . ad Piudar, p. 363 . bewieſen zu haben . Puch Kolonos iſt ein Demos von Attita , durch einen Lempel des Poſeidon Hippios ausgezeichnet. ** ) Die Königin Artemiſia. Serodet. VIII , 87.
***) 2Bir tefen : αβρότερον (τ. αβρότεροι ) των Ξέρξου γυναικών έτι αυτούς (π. επ' αυτούς) στέλλεσθι. Vergl. Szamacer p . 79. +) Eine Looter des Eetrops.
Den von den Epheben in ihren
Lempel zu leiftenden Eid erwähnt Demofthenes de .
falsa legat. p. 438, 18.
Viertes Buch .
375
net. *) Ich höré aber , daß Ihr auch zu Winden werdet, und die Gewänder zu Segeln aufſchüttelt, indem ihr fle hod) in der Luft aufbauſcht. Wenigſtens rolltet ihr Euch dod vor dieſen ſchämen , die Eure Bundesgenoſſen ſind, und für E ud ſo kräftig geblaſen haben , und den Boreas 1, der Euer Verwaudter ** ) und vor allen andern Winden männs
licher Natur iſt , nicht zum Weibe machen . Denn nie wäre Boreas Drithyia’s Liebhaber geworden , wenn er auch ſie hätte ' tanzen ſehen. 22 . Uuch Folgendes verbeſſerte er zu Athen . Die Uthener verſammelten ſid, in dem Theater auf der Akropos lis, und ſchauten hier dem Schlachten der Menſchen ***) zu, was dort mit größerm Eifer betrieben wurde, als ießt in Korinth. Mit großen Koſten kauften ſie hierzu Ehebrecher, Hurer , Diebe, Bertelſchneider und Menſchenräuber, und an deres Geſindel dieſer Art : dieſe bewaffneten ſie , und befah len ihnen , zu kämpfen . Uudy dagegen rette fid , Apollonius ; und da ihn die Athenäer zu ihrer Verſammlung einluden ,
ſagte er : er werde einen verunreinigten und mit Blut bez flecten Plat nid ;t betreten. Dieſes ſprad) er in einem Briefe aus , indem er hinzuſehte : id) wundere mid ), daß die Göt: tin nicht aud) die Burg verläßt , da Ihr ſolches Blut roc
* ) S. über dieſe Steře Pierſon praef. ad Moerin
p. XLII .
** ) A18 Gemahl der Orithya , der Docter des Erechtheus. die er von den Ufern des Iliſſus entführt hatte. Pants
fan. I , 19 , 5. Ibun ſchrieb Ärhen den Sturm zu , vou dem die Flotte des Xerxes bei Magneſia litt. Apollonius hat hier eine Stelle Szerodot's ( V} , 189. ) vor Augen .
** " ) Ueber die Glai iatorenſpiele in Kelas T. Welder Sylloge. Epigr. p. 62. ff.
!
376 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. ihr ausgießt.
Denn es ſcheint mir , daß Ihr noch ſo weit
kommen werdet , bei der Feier der Panathenäen der Göt::
tin nicht mehr Kinder , ſondern Hekatomben von Menſchen 311 opfern .
Und Du, Dionyſus , betrittſt Du nach ſoldiem
Blute das Theater ? Und bringen Dir dort die weiſen Uthes näer ihre Trankopfer dar ? Tritt auch Du von hier ab, Dioe uyſus ! Der Eithäron *) iſt reiner. Dieß iſt das Merkwürdigſte von Dem 1, was er damais zu Uthen philoſophirt hat , und ids aufgefunden habe.
23. Seine Geſandtſdaft für den Achilles vollbrad )te er bei den Theſſaliern bei der Verſammlung zu Pyläa, wo die
Theſſalier die Umphiktnonien **) begehen .
Sie geriethen
darüber in Furcht, und verdloßen, die dem Grabe gebühren: den Opfer wieder zu erneuern . Y enig fehlte ,1 ſo hätte er auch das Grabmol des Spartiaten Leonidas aus großer
Ehrfurcht gegen den Mann umfaßt. ***) Nis er ſid) zu der Un: höhe begab , auf welcher die Lacedämonier von den Gejdoſſen der Perſer überſchüttet worden ſeyn ſollen , hörte er, daß ſeine Begleiter mit einander ſtritten , was die höchſte Ans höhe von Hellas wäre ; wozu der Berg Oeta, der ihnen vor *) Wo Pentheus von den Bacdianter , Aftaon von ſeinen Hun : den zerriſſen wurden .
S. zu Philoftr. imagg. 1 , 14.
p . 296. **) Wahrſcheinlich auch eines der Schattenbilder alter Szelleni smer Freit;eit , die man unter der Römiſchen Szerrſoaft bei: behielt. Von dein alten Amphitinoniſden Staatenbunde und den Verſammlungen der Pylagoren in den Polen P. W a do do muth Szeleniſse Alterthunefunde 1. Zheil. S. 116. ff. ***) Umarıt , oder init Mauern eingefaßt ?
Viertes Bud.
377
Augen lag , die Veranlaſſung gab ; und nachdem er den Hü : gel erſtiegen hatte , ſagte er : Id halte Dieſes für das
Höchſte. Denn Die, welche hier für die Freiheit geſtorben find, haben dieſen Hügel dem Deta gleid, gemacht, und über mehr als Eixen Olymp erhöht. Id bewundere diere Män ner ; der Akarnanen Megiſtias aber noch vor ihnen . *) Denu da er das Schickſai kamuiter das ihnen bevorſtand, begehrte er dod ), es mit dieſen Männern zu theilen , und fürdytete nicht den Tod , ſondern nidyt mit Jenen zu ſterben.
14. Er beſuchte aber audy alle Helleniſchen Tempel, den Dodonäiſden und den Pythiſchen, und den Tempel in Abä ; er begab ſich in das Heiligthum des Amphiaraus und Trophonius , und ſtieg zu dem Muſeum auf dem Helikon empor. **) Wenn er die Tempel beſucite und ordnete, begleite:
ten ihn die Prieſter, und die Bekannten folgten ihm ; und dann waren Miſ dykefrel der Rede ***) aufgeſtellt, und *) Ueber die rutmvolle Aufopferung des Megiſtias f. Her os got VII , 221 .
**) 46 å in Phocis , mit einem Tempel und Drafer Apollo's. Pauſan. IV , 51 , 5. X. 35. 1. Amphia r a us hatte auf der Grenze von Bóo: ien und Attika ein Orafel, wo er durch Zräume belelirte. S. Welder zu Philostr. Trophonius hatte zu imagg: I , 27. p . 366. sq. Lebaséa in Bootien einen Tempel und ein unterirdiſches
Szeiligthum . Paufan. IX , 5g.
Den Sain der Muſen
auf dem Heliton am Parnaſſus und der Uganippe erwähnt
Derſelbe IX , 29 , 5. uns IX , 31 , 3. ***) Poetiſcher Ausdruck zur Bezeichnung der belebenden frohen Geſpråde , welche dort gepflogen wurden. Auf gleiche Weiſe ſagt bei Heliodor (V , 16.) ein nad Erzählung
378 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. die Durſtenden ſchöpften ans ihnen . Da nun auch die Olympiſchen Spiele in dieſe Zeit fielen , und die Eleer ihn
zur Theilnahme daran einluden , ſagte er : Ihr ſcheint mir den Ruhm der Olympiſchen Spiele herabzuwirdigen , da Ihr Geſandtſdiaften bedürft , um die Theilnehmenden einzula pen.
Als er ſich aber auf dem Iſthmus befand ,. und das
Meer um das Lediäum *) her brüllte , ſagte er ; dieſer Nas
cfen der Erde wird zerſdynitten werden, oder vielmehr nicht. Uud Dieſes war eine Weiſſazung der Durchſtechung des Iſthmus 1, weldye Neroofieben Jahre nachher beabſichtigte. Denn da verließ er ſeinen Pallaſt, und kam nad, Hellas, um
ſich dem Olympiſchen und Pythiſchen Heroldsrufe zu unter: werfen . Er ſiegte auch auf dem Iſthmus , in dem Gelange zur Either und dem Wettſtreite der Süeroide; **) und ju Olym: pia in der Tragödie. Damals ſoll ex -denn auch das Unter's nehmen auf dem Iſthmus begonnen habent, um eine Durch fahrt zu bewirken , und das Uegäiſche Meer mit dem Adria: tiſchen zu vereinigen , damit nid )t jedes Sdilf Milea zu begieriger Gart : „tvenn Du uns die Reden, nach denen wir
uns relinen , zutránfeſt, ſo würdeſt Du uns aus dein ſoon : ſten Krater bemirthen .“
*) Der weſtlice Meersufen von Korinth). Die Perſuche, den Iſthmus gil duichfteden , erwalınt Pauſanias II, 1 . 5 und 6.. Sueton. vit. Neron . 5. 19. und Mehrere. Vergl. den cem Lucian beigelegten Nero ( Tom . IX . p . 196. ed . Bip. ) .
**) Sueton . Neron . 24. : In cerlando vero ita legi obediebat, ut nunquant rscrtare ausus , sudorem quoque frontis Victorem aulem se ipsum pro brachio detergeret nuntiabat. Qua de caussa et prueconio ubique conten dit. Ueber den Wettſtreit der Szerolde ſ. Paui. V , 33, 1.
Viertes Buch .
379
umregeln brauchte , ſondern mit Abkürzung der Fahrt durch den Canal gehen könnte. Wie aber ging des Apollonius Weiſſagung aus ? Der Graben nahm ſeinen Anfang an dem
Lechäum , und war bei anhaltender Arbeit ungefähr vier Stadien vorgerückt , als Nero die Fortſetzung hemmte, ents weder weil , wie Einige ſagen, die Aegypter nacy Unterſus dung der Meere behaupteten I, die See über dem Lecháum werde ſichy ergießen , und Aegina begraben ; oder , weil er Unruhen im Reiche fürchtete. Dieß war alſo Das , was
Apolonius angekündigt hatte , daß der Iſthmus durchſchnits ten und nicht durdyſcy nitten werden würde.
35. In jener Zeit philoſophirte in Korinth Demetrius, ein Mann , welcher die ganze Kraft des Eynismus umfaßte, und den ſpäterhin Pharorinus *) in vielen reiner Reden
mit Beifal erwähnt hat. Dieſer Mann faßte zu Apollos nius eine Neigung , wie vormals Antiſthenes zu der Weide heit des Sokrates ,
folgte ihm vol Lernbegierde ,
und
führte audy die ausgezeichnetſten ſeiner eigenen Schüler dem Apollonius zu.
Unter Dieſen war auch der Lycier Menip
pus , **) welcher in einem Alter von fünfundzwanzig Jahs ren ſtand ,1 hinlänglich mit Geiſt begabt und wohl gebildet war : denn er grid an Geſtalt einem ſchönen und eteln Athleten. Viele hegten damals die Meinung, Mentippuis werde von einer fremden Frau geliebt. Dieſe Frau ſdien
von ſdt;öner Geſtalt zu ſeyn , von vorzüglicher Zartheit, und 1
*) S. vitae Sophist. 1, c. p. 489. Dieſer Menippus iſt nicht mit Dem zu verwedreln , der ein Smůler Ses Krates war , und in den Geffraden Lucian's
eine ſo bedeutende Rolle ſpielt.
380 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. reich ),1 wie ſie ſagten . Sie war aber Nichts von allem Dimi,
ſondern ſchien es nur zu ſeyn .
Als er nämlich eines Ta:
ges auf dem Wege nadh) Sendyreä * ) allein wandelte, be :
gegnete ihm ein Phantom in der Geſtalt eines Weibes, faßte ihn bei der Hand , und ſagte , ſie habe ihn lange ge: liebt; fie ſey aus Phönicien, und wohne in einer) Vorſtadt Tie nannte ihm die Vorſtadt - und ſette hin : Korinth's zu : wenn Du am Abend dahin kommſt , ſo werde icy Dich
mit Geſang und einem Weine bewirther , wie Du nody nie getrunken haſt. Audy wird Dich kein Nebenbuhler beunru : higen , ſondern wir werden zuſammen leben , ein ſchönes Weib mit einem ſchönen Manne. Dieſe Worte beſiegten den jungen Mann , weldier bei aller Kraft in der Philoſophie doch der Liebe unterlag ; er beſucite ſie am Abend , und 1
war and , nachher oft bei ihr , wie bei einer Geliebten , ohne Sett Etwas von ihrer geſpenſtigen Natur 311 ahnen .
riditete Apollonius ſeine Blice , wie ein Bildhauer, auf Menippus, faßte die Geſtalt des Jünglings auf und 'bes trachtete ſie. Nadıdem er ihn nun durchſchaut hatte , ſagte er : Du ſchöner,- von ſchönen Weibern aufgeſuchter Jüngling,
Du hegſt eine Sdlange an Deiner Bruſt, und eine Schlange Dich. Da ſid ) nun Menippus hierüber wunderte , ſagte er :
Du haſt ein Weib , nicht eine Ehegattin.
Glaubſt Du von
Allerdings , antwortete Menippus, ihr geliebt zu ſeyn ? Und wirſt Du nach der Zärtlichkeit , die ſie mir beweist. Es iſt ja erwünſcht , ein Weib , das uns ſie heirathen ? Und wann wird die Hochzeit ſeyn ? liebt , zu heirathen. fragte Apolonius. - Ganz in der Kürze ; vielleicht morgen. * ) Am öſtlichen Meerbuſen von Korinth .
Viertes Buch.
381 Zur Zeit des Males nun , die ſich Upollonius bemerkt hatte , trat er unter die Gäſte , die ſich ſo eben verſammelt
hatten , und ſagte : wo iſt die Holde , durch die ihr zum 'Hier , antwortete Menippus,1 und Und das Silber, und das Gold , und — auf. ſtand erröthend
Male berufen reyd ?
der übrige Sdmuck des Gemad s , wem von Eudy beiden Der Frau, antwortete Menippus : denu gehört es zu ? wobei er auf ſei meine Habe iſt nichts andres als Dieſ
- Habt ihr , fagte Apollonius , die Gärten des Tantalus geſehn, weldie ſind und nicht find ? Ja , im Homer , *) antwortete:1 ſie : denn in den Hades Für das , fuhr er fort, ſind wir nicht hinabgeſtiegen . haltet denn nun auch dieſen Schmuck : denn er iſt nichts Wirkliches, ſondern nur der Schein des Wirklichen . **) Und damit ihr verſteht, was ich ſage : die edle Braut hier iſt eine der Empuſen, die man Lamien und Graungeſtalten ***) Sie trachten nicht fowohl nach Liebesgenuß , als nennt. nach Fleiſch , vornemlid, nach dem Fleiſche der Menſchen ; und ſie locken Diejenigen , die ſie verzehren wollen , durch
nen Mantel deutete.
Liebesluſt an . +)
Die Frau ſagte hierauf : Sdyweig und
geh ! wobei ſie Ekelund Abſcheu vor dem , was ſie hörte, fli erkennen gab , und auch, wohl die Philoſophen als aber: * ) Odyss . XI , 588. s. **) Wie die Früchte , die über dem Haupte des Tautalus lowes ben , aber ihin teinen Genuß goſtotten .
***) Moquohvxeia mit Meinete zum Menander S. 145. +) Statt xai nárovoi tois copodioious muß entweder aixółdovoar , oder, was noch nåber liegt, xri naheú ovoi mit Lobec (zu Soph. Ajax. p. 409. ) geleſen werden. Philoſtratus. 38 Bichn . 7
382
Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana.
wißige Schwäßer verſpottete.
Als aber die goldnen Ge:
fäße und Das, was Silber ſchien , in den Wind ging, und Alles vor den Augen ſchwand , und die Weinſchenken und
Köche und die ganze Dienerſchaft unſichtbar wurde, ſtellte ſich das Phantom , als ob es weine , und bat, ihm die Qual der Prüfung zu erlaſſen , um es nicht zum Geſtändniß
deſſen , was es ſey, zli nöthigen . Da er aber dod) nicht ab 1
ließ , ſondern in ſie drang, geſtand ſie, eine Empuſe zu ſeyn, und daß ſie den Menippus mit Wolluſt nähre I, um ihn auf zuzehren . Denn fie pflege ſchöne und junge Leiber zu ſpei ſen ,1 weil ihr Blut rein und unvermiſdit rey . Dieſe Geſchichte , die eine der denkwürdigſten in dem
Leben des Apolonius iſt, habe ich ausführlid) erzählen müſſen. Viele kennen ſie zwar, da ſie ſich mitten in Hellas 1
begeben hat ; aber ſie haben nur ganz kurz ſo viel davou ver
nommen , daß er zu Korinth eine Lamie entdeckt habe ; was ſie aber that , und daß die Sadie den Menippus betraf, wiſſen ſie nid)t. Sie wird von Damis erzählt, und iſt aus ſeinen Berichten von mir genoinmen .
26. Damals gerieth er aud) in Streit mit Baſſus and Korinth . Dieſer Mann galt für einen Vatermörder. Er legte ſich fälſdylid Weisheit bei, und ſeine Zunge kannte
keinen Zügel.
Apollonius aber hemmte ſeine Läſterungen
ſowohl durch Briefe , als durd) Neden gegen ihn . Denn Alles ,1 was er von ihm als von einem Vatermörder ſpricht, galt für wahr. Wie ſollte auch ein ſolcier Mann in Läſte
rung verfallen ſeyn , oder Etwas geſagt haben , was nicht ſo war ?
27. 311 Olympia geſchah Folgendes von ihn .
Als er
Viertes Buch .
383
nadı Olympia reiste , begegneten ihm Geſandte der Lace: dämonier, um ihn einzuladen. Man ſah aber nichts Lakoni: ( ches an ihnen , ſondern ſie waren weid licher als die Lt, dier , *) und Sybaritiſcher Ueppigkeit vou. Als er nun Männer erblickte mit glatten Scenkeln und geſalbten Haa
ren , und ſogar ohne Bart , und mit weichen Kleidern ange than , ſchrieb er an die Ephoren , ſie ſollten durch eine öf fentliche Ausrufung das Pech, aus den Bädern verbannen, die Paratiltrien **) austreiben , und alles auf den alten 1
Fuß reten. Seitdem blühten die Ringſchulen wieder auf, und ernſte Beſtrebungen 1, ***) und gemeinſame Male kehrs ten zurück, und Lacedämon wurde ſich ſelbſt gleich. Als er nun erfuhr , daß ſie ihre heimiſchen Angelegenheiten ordne: ten 1, ſchrieb er aus Olympia einen Brief ar ſie, kürzer als eine Lakoniſdie Skytala. †) Es iſt folgender : Apollonius fagt den Ephoren ſeinen Gruß. Männern ziemt es, nicht zu fehlen ; Edeln , auch Das , was ſie fehlten , zu erkennen. 38. Als er das Standbild zu Olympia rah , fagte er : ,,Sey gegrüßt, guter Zeuð ! denn Deine Güte iſt ſo groß, daß Du Dich ſelbſt den Menſden mittheileſt." Er erklärte
*) Audāv , ſtatt aŭrõv , nach Vardena er’s Perberſes
rung in Callim . Elegiar. Fragm . p. 233. **) Weiber , die ſich ein Geſchäft daraus machten , den Leib der Weichlinge zu glitten , und mit Szülfe des Pechs von Saaren zu befreien. *** ) Σπουδαι tatt σπονδαί .
D) xutáhn. S. Paſſow's Wörterbuch. 7
384 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. aud ), den ehernen Milnn und den Sinn reiner Stellung. Denn Milon ſcheint auf einer Scheibe z11 ſtehn mit geſchloſ:. fenen Füßen ; in der Linken hält er einen Granatapfel ; au der Recyten ſind die Finger der Hand ausgeſtreckt , ſo, als
ob er ſie in Etwas ſteckte. *) Nyn erzählen die Sagen zu Olympia und Arkadien , dieſer Stylet ſem unerfd) ütterlich
geweſen , und habe von der Stelle , auf welder er ſtand, nicht wegbewegt werden können. Der reſte Halt ſeiner Fin ger werde durch das Halten des Granatapfels angezeigt ; daß ſie aber nid)t von einander getrennt werden konnten, wenn man gegen einen davon Gewalt brauchte ,I dadurch, daß die Zwiſchenräume an den geraden Fingern reſt an ein : ander ſchließen. Die Kopfbinde aber , die er trägt 1, wird für das Symbol der Sittſamkeit gehalten . Upollonius hinta gegen ſagte : es rey Dieſes wirklich ausgejounen ; das Wei: ſere aber ſey das Wahrere .
Damit ihr alſo !, fuhr er fort,
den Sinn dieſer Vorſtellung, verſtehen mögt, ſo wißt, die
Krotoniaten beſtellten dieſen Athleten zum Prieſter der Hera . Was die Kopfbinde bedeutet,1 habe ich nun nicht nöthig, zul erklären , **) nachdem id die prieſterlidtye Würde des Mans
wes erwähnt habe ; der Granatapfel aber iſt die einzige Frucht , die der Hera wäityst ; ***) die Scheibe unter ſeinen
*) Aleipovtos mit Samater S. 83. , ſtatt
διείροντες.
Mit der folgenden Beſchreibung vergr. Pauſa n. V , 14, 6.
**) Wenn man mit veränderter Interpunktion liest : ti äv εξηγοίμην έτι , μνημονεύσας etc. , 10 ft ce midt nöthig , mit Samater šti in äott zu verwandeln. ***) In dem Szeråum hielt die Göttin einen Granatapfel , deffen .
Viertes Budy.
383
Füßen bezeichnet den Sdyild, auf den der Prieſter tritt , wenn er zur Hera betet. Daſſelbe bezeichnet and, die Rechte. Dic Haltung der Finger aber und ihre Geſtiloſſenheit muß als
Eigenthümlidi keit der alten Sculptur betrachtet werden , *) 29 .
Indem nun Apollonius Dem !, was hier geſchah ,
beiwohnte , billigte er ſehr die Sorge der Eleer für Alles, und den Auſtand , mit dem ſie es verrichteten . Sie glaub ten auc , nicht weniger als die Kämpfer dem Urtheile unter worfen zu ſeyn , wiid bemühten ſid , deshalb, weder gefliſſent: lich noct) wider Willen zul fehlen. Da ihn nun reine Ge !
fährten fragten , was er über die Anordnung der Spiele von 1
den Eleern dächte ? antwortete er : ob id ſie für Weiſe hal
ten ſoll , weiß ich nicyt ; fiir Wiſſende aber zuverläſſig. 30. Wie er Diejenigen demüthigte , die ſich etwas auf ihre Schriften einbildeteil, und ihren Unverſtand rügte, wenn ſie Gegenſtände behandelten , die ihre Kräfte überſtie: gen , kann man aus Folgeidem ſehen . Ein Jüngling , der fich weiſe dünkte , kam iit dem Lempel zu ihm , und ſagte : begünſtige mich morgen mit Deiner Gegenwart ; ich werde
Etwas vorleſen. Auf die Frage , was er vorleſen würde, antwortete er : ich habe eine Rede auf den Zeus verfertigt ; und zugleich zog er unter dem Rocke das Budy vor, auf deſſen Umfang er ſid, Etwas einbildete.
Was wirſt Du
denn , ſagte Apollonius , an Zeus loben ? doch wohl den Deutung Pauſan. 11 , 19 , 4. für ein Myſteriuın er : ,
klárt. S. Welder's Zeitſchrift 1. 1. S. 10. *) Die älteſten Bilder zeichneten fin , wie üb.rhaupt durch Mangel an Bewegung , ſo beſonders durch eng zuſam mengeldloffene Füße und knapp anliegende Arme aus.
386 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. Zeus hier, und daß es auf Erden nichts ihm Gleiches gibt.
Aterdings auch Dieß , antwortete Jener ; aber auch noch Vieles vorher und nachher. Denn auch die Jahreszeiten, und was auf der Erde und über der Erde iſt, das Daſeyn der Winde und die Geſtirnę, das Alles iſt Werk des Zeus. Du ſcheinſt mir , ſagte Apollonius, ein gewaltiger Lobredo ner zu ſeyn. Deshalb , erwiederte Jener , habe id ) auch
eine Lobſdyrift auf das Podagra geſchrieben , und auf die Blindheit und Taubheit. Nun , verfeste Apollonius, 10 diließe dod, auch die Waſſerſucht und den Katarrh nicht von Deiner Weisheit aus , wenn Du einmal ſolche Gegen: ſtände loben willſt. Nod) beſſer aber wirſt Du thun, wenn Du auch den Sterbenden folgſt, und die Krankheiten rühmſt, an denen ſie geſtorben ſind. Denn dann werden ſidy die Eltern und Kinder und die andern Verwandten der Ver: ſtorbenen weniger betrüben .
Als er nun wahrnahm , daß der Dänkel des jungen
Menſchen durch dieſe Worte gezügelt war , fuhr er fort : was wird wohl ein Lobredner am Beſten preiſen , Das, was er kennt, oder was er nicht kennt ? Das was) er kennt, antwortete der Jüngling: denn wie könnte Einer Das preis ſen , was er nid)t kennt ? Haſt Du wohl ſchon das Lub Deines Vaters geſchrieben ?
S
Id , wollte es , antwortete
er ; da er mir aber ſo groß und edel ( cheint, ſo wie er auch der Schönſte von allen Menſchen iſt, die id, kenne, und ein tüdytiger Verwalter ſeines Hausweſens , und voll Eins ſicht in jeder Beziehung , habe ich Dieſes unterlaſſen ., um
meinen Vater nicht durd) ein unangemeſſenes Lob zu bes chimpfen .
387 Viertes Buch . Jett rief Apoứonius vou des Unwillens , der ihn gegen tänkelhafte Menſchen anzuwandeln pflegte, aus : D du Frevler , Deinen Vater alſo , den Du ſo gut kenuſt, als Didy ſelbſt , glaubſt Du nicht nach Würden preiſen zu können ; und den Vater der Menſdien und der Götter, den Schöpfer des Aus, mas um uns und über uns iſt, wagſt Du ſo leidyt hin zu rühmen , ohne Den zu fürchten , Den Du rühmſt, und ohne zu begreifen ; daß Du Dich an einem Ge: genſtand vergreifft, der menſchliche Kraft überſteigt! 31. Die Vorträge , welche Apollonius in Olympia hielt, betrafen die nüßlichſten Gegenſtände : denn er ſpradı über die Weisheit , die Tapferkeit, die Enthaltſamkeit, und über haupt von allen und jeden Tugenden . Hierüber ſprach er von der Schwelle des Tempels herab , und ſetzte Aue in Erſtaunen , nicht bloß durd, die Gedanken , ſondern auch durch die Form ſeiner Rede. Da umgaben ihn denn die Lacedämonier , und machten ihn in Gegenwart des Zeus zum Gaſtfreunde, zum Vater ihrer heimiſchen Jugend, zum Ord : ner ihrer Lebensweiſe und zur Zier der Alten. *) Als hier: bei ein Scorinthier aus Mißgunſt die Frage aufwarf, ob ſie nidyt aud) zu ſeiner Ehre Theophanien **) feiern wollten, *) Nach alter Verfaſſung ..wuchs in Sparta mit den Stufen des Aiters Recht und Anſehen ; dreißig Jahre berechtigten zur Theilnahme an der Polksverſammlung , ſecizig zur Wahlfånigreit zum Mitglied des Rathes . " Waqsmuth Szelleniſche Alterthumskunde. 1. hl. S. 218. Die hohe .
Udrung der Lacedåmonier gegen Bejahrte iſt allgemein be: fannt.
**) Feſte der lichtbaren Erfoheinung eines Gottes , zur Erhals tung des Andenreng einer ſeloen Begebenheit , mit der
Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. antworteten fie : Allerdings , es iſt Uues bereit. Apollonius
388
.
aber hielt ſie davon ab, um dem Neide zu entgehen. Nach: dem er nun über den Taygetus *) gegangen war , und La cedämon gleichſam neu geſtaltet , und die alte Weiſe Lykurgs in Kraft rah , ſdien es ihm nicht unerfreulic) , auch mit
den Obrigkeiten der Lacedämonier über Das , was ſie ihn etwa fragen wollten , zu verkehren .
Sie fragten ihn alſo :
wie man den Göttern dienen müſſe ? und er antwortete :
wie unſern Heroen. Ferner fragten ſie : und wie den Hes roen ? - Wie unſern Vätern. Als ſie aber weiter fragten : und wie den Menſchen ? antwortete er : dieſe Frage iſt nicht lakoniſch. Audy fragten ſie ihn , wofür er ihre Geſete hielte ? und er antwortete : für die beſten Lejrer. Die Leh. rer aber werden dann das meiſte Lob haben , wann die Schüler nicht ſaumſelig ſind. Als ſie endlich auch fragten ,
was er ihnen wegen der Tapferkeit riethe ? erwiederte er : und wozu werdet Ihr die Tapferkeit brauchen ? **) 32. Es fand ſich z11 dieſer Zeit ein Lacedämoniſcher Jüng ſing , dem man Verlegung der väterlichen Gebräuche zur
Laſt legte. 'Er war ei: Nachkomme des Kalikratidas , wel Vorausſeßung , daß er das Feſt , wenn gleich urſichts bar , orch mit ſeiner Gegenwart beglüce. Soldet Bes
ſuche , ridnular , wurden dann durch Hymnen und ,
feſtlide Reden gefeiert.
Sieraus iſt das Epiphanienfeſt
der chriſtiichen Kirche hervorgegangen.
*) Eine Gebirgkette , die ſich mitten durdy Lafonien hinzicht.
** ) Nach der Lesart der åttern Ausgaben : xai ti , zona rñ χρήσεσθε. Bergl.. Samater S. 88. våpela xeroeo9€. åανδρεία
Biertes Buch. 389 cher bei Arginuſä die Flotte befehligte , *) und aus Liebe zum Seeweſen kümmerte er ſich nicht um den Staat, ſon :
dern baute Schiffe , und fuhr nadı Karthago und Sicilien.
Da nun Apolonius hörte , daß er deshalb zur Rechenſchaft gezogen werde , hielt er es für unrecht, dieſeu Jüngling der Verurtheilung Preiß zu geben , und ſagte zu ihm : warum, mein Beſter , gehſt Du ſo finnend und gedankeuvoll um **) Id bin , antwortete er , mit einem Proceſſe her ?
bedroht , weil id, mid, mit dem Seeweſen beſchäftige, und Bar Dein Vater auch keine öffentlichen Geſchäfte treibe. Nichts weniger. ein Seemann , oder Dein Großvater ?
Sie waren Gymnaſiardıen und Ephoren und Patronomen ; ***) und Kalikratidas , mein Ahnherr , war einer der Befehls : Meinſt Du , ragte Upollonius , den bei haber der Flotte. Denſelben , antwortete der Jüngling, der iu Arginuſä ? -
ſeinem Sominando ſtarb .
Und hat Dir der Tod Deines
Ahnherrn die See nid )t verleidet ?
Ganz und gar nicht :
deun id, befahre ſie nicht, um Sdylachten zu liefern.
Aber
kennſt Du wohl eine unſeligere Klaſſe von Menſchen , als
Kauffahrer und Bootsleute ? Erſtlich 1, ſchweifen ſie umher, und ſudien irgend einen ſchlecht verſorgten Markt auf ; daun lebeit ſie mit Mäklern und Kleinhändlern, verkaufen
und laſſen kaufen , bringen ihr Capital zu ungerechten Zin *) S. Xenophon Hellen. VI, 29. Diodor XIII, 98. **) Περίεις , πιά; t παρίεις. ***) Duro Eleomenes war an die Stelle der Ephoren ein Colle:
gium von Patronomen geſext; hier werden Beyde rieben cinander genannt. S. 128.
S. C. O. Müller's Dorier. 2 Theil
390 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana . ſen aus , die es in der kürzeſten Zeit verdoppeln ſollen . Madyen jie nun gute Geſchäfte, und iſt die Fahrt glücklich, *) ſo rühmen fie ſich , daß ſie weder gefliſſentlich noch wider Willen umgeworfen haben . Reidst aber das Geſchäft für die Schulden nicht hin , po reben ſie ſich auf das Boot, laſ ſen das Sdyiff ſtranden , und berauben Andre auf die gott: loſeſte Weiſe und gar nicht unfreiwillig ihrer Habe , , indem ſie die Sache dem Schickſal zur Laſt legen . Wäre aber auch das Vort der Schiffer und Seeleute nicht von ſolcher Urt, iſt es nid )t für einen Spartiaten , deſſen Väter einſt mitten in Sparta wohnten I, Schmach und Schande , in dem Bau: che eines Sdiffes zu lieger , den eykurgus und Iphitus **) 1
1
1
311 vergeſſen , und nur an die Pracht und kaufmänniſche
Knickerei zu denken ? Und ſollte Einer, wenn ihn auch ſonſt Nidits abhielte , nicht wenigſtens das Schickſal von Sparta ſelbſt bedenken , wie es, ſo lang’ es ſich an die Erde hielt,
bis an den Himmel reichte , als es ſich aber auf das Dieer begab, ***) unterſank und verſchwand, nicht auf dein Meere allein , ſoudern ſelbſt auf dem Lande ? Diefe Worte ergriffen den Jüngling ro , daß er zur · Erde ſah und weinte , ſo weit hinter ſeinen Vätern zurück:
*) Bir refen: και εύπλοη ή ναύς , πολύν ποιούνται λόγον etc. **) Iphitus , ein Sohn des Samon , einer der älteſten Szera : tlinen , dem die Errichtung der Olympiſchen Spiele beige legt wird. S. Pa ufania V ; 4. 6. VIII , 26. 4.
***) ' Enei 8è Salarins (EÜZETO sc . ) mit den Sandſdrifs ten .
S. Sain a fer S. 89. 3
Viertes Buch.
391 zubleibert , *) und die Schiffe , auf denen er lebte , ver: kaufte. Da unn Apollonius ſeine jebige Faſſung fah , und daß er Liebe zum Lande faßte 1, führte er ihn zu den Ephos ren , und erhielt ſeine Losſpredung. 33. Auch Folgendes fiel in Lacedämon voi . Es kam
von dem Kaiſer ein Brief an die Lacedämonier , '-worin ſie geſcholten wurden , über die Schranken ihrer Freiheit hinaus
zu freveln. Dieſe Vorwürfe hatten ihnen Verläumdungen des Präfecten von Heữas zugezogen . “ Hierüber waren die Eacedämonier in Verlegenheit , und Sparta war mit ſichy ſelbſt uneinig , ob ſie den Zorn des Kaiſers durch Bitten abwehren , oder mit Stolz antworten ſollten . Deshalb er: holten ſie ſich Raths bei Apollonius über den Charakter der Antwort. Als Dieſer ihre Uneinigkeit rah, trat er öf= feutlid) unter ihnen auf , und ſprach dieſe wenigeu Worte :
„ Palamedes hat die Buchſtaben erfunden, nicht bloß, um zu ſchreiben, ſondern auch , um zu wiſſen , was man nicht ſchrei ben roll.“ Auf dieſe Weiſe hielt er die Lacedämonier ab, ſich zu dreiſt und z11 feig zu zeigen . 34.
Nadidem er nun nad, dem Olympiſdien Feſte eine
Zeitlang in Sparta verweilt hatte, und der Winter zu Ende
ging ,
begab er ſich mit dem Anfang des Frühlings nach Urs er mit dieſem Ges danken beſchäftigt war , hatte er folgenden Traum . Es kam Malea , um nad Rom zu fchiffeur.
ihm vor I, als ob eine Frau von hohem Wudis und ehrwür:
* ' Επί τοσούτον απολελείφθαι των πατέρων, ftatt έπει τοσ. ήκουσεν απολ.; mo ήκουσεν
Φεβer in
den altern Ausgaben , noch in den Sandſdriften ſteht.
392 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. digem Alter ihn umarme , und ihn väte , ihr beizuwohnen, ehe er nach Italien ( chiffe. Sie ſagte , fie rey die Umme
des Zeus ; und auf dem Haupte hatte ſie einen Stranz, der alle Gaven des Landes und Dieeres enthielt.
Indem er
ſidy nun über dieſes Traumgeſidit Rechenſchaft gab , nahm er daraus ab , daß er vorher nach Sireta (diffen müſſe, wel dhes Eiland wir für die Amme des Zeus halten, weil er da: ſelbſt an das Licht gebracht worden . Der firan ; aber wird vieieicht eine andere Inſel *) andeuten . Da nun in Ma: lea mehrere Schiffe lagen, die im Begriff waren, nady Kreta zu regeln, beſtieg er eines derſelben, das für die Gemeinde . 1
hinreichyte. Die Gemeinde nannte er ſeine Gefährten und die Silaven ſeiner Gefährten : denn audy dieſe vernadıläßigte er nid)t. Nachdem er nun bei Cydonia vorübergeſchifft , und
in Kinoſſus gelandet war , bezeugten reine Gefährten Luſt, das Labyrinth , welches dort gezeigt wird , und dem Mino : I
1
taurus , glaube ich , zur Wohnung diente , zu beſehen . Er geſtattete ihnen Dieß ; er für ſeine Perſon aber wolte , wie
er ſagte , kein Bewunderer der Ungereditigkeit des Minos ſeyn ; ſondern begab ſich nach Gortyna, um den Ida zu be: ſuchen. Nachdem er dieſes Gebirg beſtiegen , und die gott: geweihten Pläte beſucht hatte , begab er ſich auch in das Lebenäiſche Heiligthum . Dieſes iſt dem Asklepios geweiht, und wie Ujien nadı Pergamum , ' ro pflegt Kreta iu dieſes Heiligthum 31 wallfahrten ; auch viele Libyer kommen
*) Weun xai äranu vn oov die richtige
art iſt , ſo wird
auf die am Ende des Kap. erwähnte , neu entſtandene In.
rer hingedeutet. Vielleicht aber iſt wahru Pows zu leſen.
miettes But .
393
herüber zlı ihm. Denn es liegt nach dem Libyſchen Meere hint, in der Gegend vun Phäſtus , wo ein kleiner Fels das unermeßliche Meer aufhält. Lebenäon ſoll der Tempel hei ßen , weil ſid) von ihm ein Vorgebirg hinabzieht, das ei: nem Löwen gleicht, *) wie der Zufall wohl öfters das Ge : ſtein bildet . An dieſes Vorgebirg iſt die Sage geknüpft, daß dieſer Löwe einer von dem Geſpanne der Rhea rey). A13 Apolonius hier eines Tages um Mittagszeit eine Unterre : 1
dung hatte , (er unterredete ſich aber mit viele : Männern,
die das Heiligthum verehrten ,) entſtand plöblid) ein Erdbe : ben ; der Donner brüllte nid ) t von den Wolken " herab , font
dern aus der Tiefe , und das Meer zog ficty vielleidyt ſieben . Stadien zurück, ſo daß die Menge fürchtete , das zurück
weichende Meer möchte den Tempel nac ) jich ziehen , und ſie Alle mit weggeführt werden . Apollonins aber ſagte : Seyd getroſt; das Meer hat ein Land geboren . Da meinten !1 ! 1t die Umſtehenden , er deute auf die Eintracht der Elemente, und daß das Meer bem Lande nid) ts Uebles zufügen werde ; nach wenigen Tagen aber kamen Leute aus Sydonias, und brachten die Nacridit , daß an eben dem Tage zur Mittags :
zeit , wo ſich das Zķichen ereignet hatte , in der Meerenge zwiſchen Thera und Kreta eine Inſel fich aus dem Meere erhoben habe. **)
Jeht aber wollen wir, mit Unterlaſſung weiterer Aus
führlichkeit, fu den Beſchäftigungen fortgehen , die ihn in Rom nad Dem ,1 was er in Kreta gethan , erwarteten .
*) Philoſtratus ſcheint den Namen von aéwv und Balverv abzuleiten. Naci Pa uſanias II , 26 , 9. hieß der Ort, wo der Asklepiostempel lag , Lebene. **) Zhera ſelbſt war in uralter Zeit durch * * vulkaniſme
394 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. 35. Nero geſtattete das Philoſophiren nicht, ſondern hielt die Philoſophen -für ein vorwißiges Gerihlecht, das un :
ter ſeiner Beſchäftigung Wahrſagerei verſtecke. Daher wurde bisweilen der philoſophiſche Mantel vor Gericht gezogen , als eine Hülle der Wahrſagerei. Die Ändern wil id, un erwähnt laſſen ; aber Muſonius , ein Babylonier , der dem Apollonius zunäd )ſt ſtand , wurde ſeiner Weisheit wegen in das Gefängniß geworfelt, und gerieth hier in große Gefahr ; und er wäre nach der Abſicht ſeines Verfolgers geſtorben , wäre er nid)t ſo ſtark geweſen . * ) In dieſer Lage war die Philoſophie ,I als Apollonius nach Rom kam. 36. Als er von da 110d, hundert und zwanzig Stadien entfernt war, traf er im Ariciniſchen Hain **) auf den Sit: tieer Philolaus , einen Mann von beredter Zunge, aber zu weidlid ), um Etwas zu ertragen . Dieſer Mann war von Rom weggegangen , und ſo wie er ſelbſt gleichſam auf der
Fludyt war , ſo rieth er auch jedem Philofophen , dem er be : gegnete ,1 Daſſelbe zu thun .
Auch dem Apollonius rieth er,
Kräfte aus dem Meere hervorgetrieben worden ; in der folgenden Zeit entſtanden in jener Gegend mehrere kleinere Inſeln , unter denen Theraſia die vorzů , lichſte iſt. S. von Hofi Geld). der natürl. Veränderungen der Erdoberfläche. a Theil. S. 153. ff. und Leopold von Buch über die Nas tur der vulkaniſchen Erſcheinungen (in den Unnalen der Phyſie. 1827. 6tes Stůc S. 172. ff.) . *) Dieſer Babyloniſche Muſonius iſt verſchieden von C. Mus
ſonius Rufus , der ſich als Schriftſteller bekannt gemacht hat.
S.
Peerlcamp Musonii Rufi Reliquiae.
Har
lem . 1822. 8 .
**) Bei Uricia in Latium. Vo Diana und Virbius verehrt wurden .
Viertes Buch .
395
der Zeit zu weichen , und nicht nad; Rom zit gehen , wo die
Philoſophie in übelem Rufe ſtehe ; und erzählte ihm , was dort geſdial , wobei er oft hinter ſidy raly, ob ihn etwa Je mand hörte.
Und Du , fuhr er fort 1, gehſt ſo mit einem
ganzen Chor vou Philoſophen um Dich her , ſo recht der Ungunſt Preiß gegebeit , und ohne einen Begriff von den Aufſehern zu haben , die Nero an die Thore geſtellt hat, und die Dich und dieſe Schaar aufgreifen werden , ehe Du Und was ragt man denn, das Innere der Stadt betrittſt. fragte Apollonius, daß der Monard , treibt ? Er rennt auf dem
Wagen , antwortete Philolaus , und ſingt auf den römiſchen Theatern , und lebt mit den Gladiatoren. Denn er iſt audy .
Und glaubſt ſelbſt ein Gladiator und Menſchenfälächter. Du denn , fiel Apollonius ein , daß es für unterrichtete Männer ein größeres Schauſpiel gebe , als ein König ohne Würde und Zucht ? Nadı Plato's Meinung iſt der Menſch das Spiel Gottes ; *) ein König aber , der ein Spiel der
Menſden wird , und ſeine Schande an den Pöbel verſtywen : det , jll was für Betracytungen kann ein ſolcher König nid)t den Philoſophen Veranlaſſung geben ? - Allerdings, antwortete Philolaus , wenn es nur nicht mit Gefahr ges !
Wenn Du aber feſtgenommen wirſt, und Nero Didy lebendig aufzehrt, **) ohne daß Du Etwas von ſeis nem Thun zu ſehen bekommt 1, ſo wird Dir das Zuſammetis treffen mit ihm theuer zu ſtehen kommen , theurer als es * ) Plato de legg. VII. p. 803. C. Odyſſeus. U18 Uus :
ſd ,ähe.
**) Wie der Cyklop die Gefahrten des Sruck unbegränzten Haſſes wird roh auffrefren bei Homer gebraucht. Ilias IV , 35 .
396 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. dem Odyſſeus kam ,1 da er die Höhle des Cyklopen betrat. Denn dadurch , daß er dem Verlangen nicht widerſtehen konnte , ihn zu ſehen , verſchuldete er den Tod vieler ſeiner Gefährten , uin eines häßliden und rohen Anblics willen. Und glaubſt Du denn , ſagte Apollonius, daß er ſei 1
nes Augenlidytes weniger beraubt iſt , *) wenn ' er ſolche Mag ihm geſchehen , was da will, ſagte Dinge thut ? Dieſe Worte Philolaus ; rette Du wenigſtens Dieſe hier. ſprad, er mit lauterer Stimme aus , und es war , als ob er !
weinte.
37. Hier fi: g nun Damis an , wegen der jungen Leute beſorgt zu werden , die Furdit des Philoíaus möchte ſie auch um den Muth bringen ; er nahm deshaib den Apollonius bei Seite und ſagte : dieſer Haſe,** ) der Alles mit Zittern und Muthloſigkeit erfüllt , wird dieſe Jünglinge 311 Grunde richs 1
ten .
Apollonins aber antwortete : von vielem Guten , was
ir oft , ohne mein Bitten , von den Göttern zu Theil ge: : 17 wordeii imti modhte ich Das , was idy jent erfahre , für das größte halten . Denn jeħt tritt eine Prüfung der Jünglinge
ein , die entſcheiden muis , welche von ihnen wirklich Philos 1
ſophen ſind , und welche Underes mehr treiben als die Phi
loſophie. Und in der That gaben ſich die Schwächern unter
*) Gtatt εκτετυφλωσθαι αείt δer Gint εκτετυφλώ OEoJau zu fordern ; der Zuſammenhang der Rede deutet auf das Künftige hin , uad Apollonius ſcheint een Tod des Zyrannen bezeichnen zu wollen.
**) days, wie die Handſchriften reſen , ſtatt Tóyos.
Viertes Buch. 397 ihnen ſogleich zu erkennen. Denn durch die Reden des Phi
lolaus geſchreckt, gaben die Einen Krankheit vor , die An 1
dern Mangel an Reiſegeld ; der Eine ſehnte ſich nach der
Heimath , der Andere hatte ſchlimme Träume gehabt ; und ſo blieben ihm von vier und dreißig Jüngern nur acht übrig, die ihn nach Rom begleiteten ; die Uebrigen entliefen dem Nero und der Philoſophie , und gingen auf und davon. 58. Apollonius verſanımelte jett den Reit ſeiner Be gleiter , unter denen auch Menippus war , der den Umgang 1
mit der Empnre gehabt hatte , und der Aegypter Dioskorides, und Damis , und ſagte zu ihnen : ich werde Die nicht
ſchmähen , die uns verlaſſen haben , fondern vielmehr Euch 1
loben , weil Ihr Männer und mir gleich reyd. Auch werde
id ) Den , der aus Furcht vor Nero davon gegangen iſt, darum nid )t für einen Feigling halten ; hingegen Den , wel cher dieſe Furcht überwunden hat , als Philoſophen begrüßen , 1
und ihn Aües. Iehren , was ich weiß. Zuerſt aber ſcheint es mir billig , zu den Göttern zu beten , die Jenen und Euch
Dieſes in den Sinn gelegt haben ; daiin ſie uns zu Führern nehmen ; denn ohne ihren Beiſtand wird uns Nichts gelin : geu. * ) Wir ſind im Begriff, in eine Stadt zu gehn ,I die über eipen ſo großen Their der bewohnten Erde gebietet ; wie könnten wir das , wenn , und die Götter nicht führten ?
zumal in ihr eine ſo harte Tyrannei beſteht, daß es nicht geſtattet iſt, weiſe zu reyn ? Doch mag es Keinem unver:
* ) Statt oúdèv čało muß vielleidt oùdèv 02@s geleſen werden .
Philoſtratus. 38 Bochn.
8
$
398
Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana.
ſtändig dünken ,1 einen Weg zu verſuchen , auf dem viele der
Philoſophen entfliehn ; denn ich bin erſtlich der Meinung, daß es unter den Menſchen Nidyts gebe , was furchtbar ge nug ſen , um einen weiſen Mann in Beſtürzung zu reben ;
und dann würden ihm männliche Uebungen fehlen ,* ) wenn er nicht in Gefahren wäre . Außerdem habe ich zwar ſo viel von der Erde beſucht , als nicht leicht ein Anderer , und habe viele Arabiſche und Indiſche Thiere geſehn ; von dem Thiere aber , was die Menge einen Tyrannen nennt, weiß I
ich nicht, wie viele Köpfe es hat , noch ob es mit krummen Klauen und ſcharfen Zähnen verſehen iſt; und doch iſt es, wie man ſagt, ein politiſches **) Thier, und wohnt mitten in den Städten.
Und ſeine Natur iſt ſo viel wilder als der
Berg- und Waldbewohnenden , daß , während Löwen und Panther bisweilen burd ) freundliche Behandlung gezähmt werden , und ihre Natur verändern , dieſes Thier durch Streicheln nur gereizt wird , ſeine gewöhnliche Wildheit zu verſtärken , und Aųes zu verſchlingen. Von keinem rei ßenden Thiere kann man ſagen , daß es ſeine Mutter ge freffen habe ; Nero aber hat ſich auch mit dieſen Futter geſättigt. Wenn dergleichen auch von Oreſtes und Alkmäou
geſchehen iſt , ***) ſo hatten Dieſe ihre Väter zum Vorwand, *) τη δen Borten ουδ' άν προσθείη ανδρί τας μελέ tas ſobreiben wir , da der Artikel übertåſtig , und å v & oi annis εft , ανδρικάς μελέτας. **) Ars Theil des Staates ( Trólews ). ***) Welche ihre Mütter , Klytámneſtra und Eriphyle, getödtet hatten .
Viertes Buch .
399
non Denen der Eine- von dem eigenen Weibe getödtet , der Andere für einen Halsſchmuck verkauft wurde. *) Dieſer aber, der es ſeiner Mutter verdankte,. daß er von dem alten Kaiſer
an Kindesſtatt angenommen und zum Erben des Reichs ge inacht wurde , tödtete ſie durch Schiffbruck), indem er ein eigenes Fahrzeug dazu bauen ließ , durch das fie nah am Ufer umkam . **). Hält nun Einer deßhalb den Nero für furchtbar, und ſpringt darum von der Philoſophie ab , weil er es nicht für Fitter hält , Etwas zu thun , was Jeniem
unangenehm iſt, ſo müffe er wiſſen , daß Dem , der Tugend und Weisheit übt, Nidits furchtbar reyn kann. Er genießt die Gunſt und den Beiſtand der Gdtter ; das Beginnen der Frevler ,aber halte er für eitel Thorheit , wie Das , was Trunkene thun . Denn auch Dieſe halten wir für alberg, nicht aber für furchtbar. Laßt uns alſo , wenn wir ſtace find,1 nach Rom gehn : denn gegen Nero's Gebote , durch die
er die Philoſophie zurückweist, haben wir den Vers des Sophokles : Es war ja Zeus nicht, der mir die Verbot geſandt; ***) and) die Muſen nicht, nodi der weiſſagende Apollo. Wahr: ſcheinlid, kennt auch Nero ſelbſt dieſen Vers 1, da er , wie Denkt man ſagt,1 ſo viele Freude an Tragödien hat. man hier an Das , was Homerus fagt, t) daß , nachdem der Befehl des Führers ſtreitbare Männer vereinigt hat, für *) S. Apollodorus III , 6 ,
2.
**) Vergl. Sueton. Neron . 34 .
***) Sophocl. Antigone 446. +) Ilias XIII >, 130.
8 *
400 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. gleichſam Ein Helm und Ein Schild werden ; ſo wird man,
wie mich dünkt , eben Daſſelbe audy bei dieſen Männern finden. Denn durch die Worte ihres Lehrers vereinigt, waren ſie ſtark genug , um für die Philoſophie zu ſterben , und ſichy wackerer zu beweiſen 1, als die Entlaufenen. 39. Sie gelangten alſo zu den Thoren . Die hier ſte: henden Wachen befragten ſie nicht, ſondern beſchauten ihre Tracht und wunderten ſich darüber : denn ihre Weiſe ſchien ihnen etwas Heiliges zu haben 1, und nicht der Art der Bet: telprieſter *) zu gleiden. Während ſie nun in einem Wirthss hauſe am Thore ausruhten ,1 und ihre Mahlzeit einnahmen
(denn es war ſchon Abendzeit ) , trat ein trunkener Menſch, deſſen Stimme eben nid )t ſehr klangreich war , **) wie zur y Feier eines Feſtgelages , herein. Dieſer Menſch ging in Rom umher, und rang für Geld die Lieder Nero's ab. Wer ihm nun nid )t mit Aufmerkſamkeit zuhörte ,1 oder den ver
langten Sold nicht entrichtete, den durfte er als einen Maje: ftätsverbrecher belangen. Er hatte auch eine Either , und den ganzen Apparat eines Citharöden , und bewahrte in einem Käſtden eine Saite auf , die er von der Either
Nero’s für zwei Minen gekauft zu haben vorgab , und von *) Der Irisprieſter , die im Lande herumzogen , und durch maonico faltige Gaufeleien das abergläubiſche Vole herbeis zogen , und Almoſen einſammelten .
**) Statt åypocxıxãs refen die Szandſchriften åyeux @ S worin öyav hevxõs verborgen liegen möchte. topov xal hevxòv atveŪua fagt Philoftr. V , 31. Ents gegengeſet iſt govn uěhalva IV , 44.
Biertes Budy.
401
der er verſicherte , daß er ſie Niemanden verkaufen würde,
wenn er nicht ein vorzüglicher Sitharöde und ein Mitbe: werber in den Pythiſchen Spielen ſey. Nachdem dieſer Menſch nun nach ſeiner Weiſe präludirt und einen kurzen Hymnus des Nero abgeſungen hatte , ſtimmte er Liéder an, einige aus der Oreſtea , *) andere aus der Antigone , nody andere aus dieſer oder jener Tragödie Nero's ; und inodut
lirte in allen Arten von Melodien , die Nero zu biegen und abzuquälen pflegte. Da ihm nun Apollonius und ſeine
Gefährten nachläſſig zuhörten ,1 beſchuldigte er ſie , die Maje ftät des Kaiſers zu beleidigen , und Feinde der göttlidyert Stimme Nero's zu ſeyn. Sie achteten aber nicht darauf. Als nun Menippus den Apolonius fragte , wie er die Re den dieſes Menſchen beachte ? antwortete er : wie ſeinen Ges ſang. Wir wollen uns aber nicht dadurci) reizen laſſen , ſondern den Sold für ſeine Leiſtungen entridten , und ihn
den Muſen Nero's opfern laſſen . Dabei hatte es nun mit dieſem Wahuwit ſein Be wenden .
40. Mit Anbruch des Tages ließ Teleſius, einer der
Conſuln , den Apollonius zu ſich rufen , und fragte ihn : was iſt dieſe Tradit ? Sie iſt rein ,1 antwortete Jener , und Was iſt deine Weisheit ? von nichts Sterblichem . Gottesverehrung, und Erkenntniß der recyten Weiſe der
von alten Tragödien die darunter , wenn verſtert *) Rede Man iſt gamemnon , die Choëproren und Eumeniden , den des Peſqyrus ; hier werden Trauerſpiele Nierr's , wahrſcheing lich son ähnlicem Inhalte , bezeichnet.
402 Philoftr.. Leben des Apollonius von Tyana.. Unbetung und Opfer .
Gibt es denn einen Menſchen ,
0
Philofoph , der Dieß nicht wüßte ? Viele 1, ſagte Apor: tonius. Wenn aber auch Mandier Dieß recht weiß , ſo wird er soch beſſer werden , als er ſchon iſt , wenn er von einem 1 weiſern Maine hörte , daß er Das , was er weiß , recht weiß .
Als Teleſimus , ein großer und eifriger Verehrer der Gottheit , Dieſes hörte, kam ihm der Mann nach Dem , was er vormals von ihm gehört hatte, in die Gedanken . Nun hielt er nicht für gut , ihn öffentlich nach ſeinem Na
men zu fragen , wenn er vielleicyt nod ) verborgen ſeyn wolte ; 1
fondern führte ihn auf das Geſpräch von der Gottheit 311 rück , indem er eine rorzüglid)e Gabe der Unterhaltung bes
Faß. Er fragte ihn alſo , als einen weiſen Mann : was beteſt du , wenn du zu dem Altar trittſt ?
Idy bete , antwortete
Apollonius , daß Gerecytigkeit herrſche , die Geſepe nicht perlebt werden , die Weiſen arm , die Andern aber reidy gern , doch ohne Arges. Und wenn du um ſo große Dinge Auerdings , ſagte er. Witteſt , glaubſt du ſie zu erhalten ?
Ich faſſe aber llues in einem Gebete zuſammen ; und zu dem litar tretend ; rage id ): Dihr Götter , verleiht mir
Das , was ſid, gebührt. *) 1
Bir id) nnun ein guter und
kvackrer Mann , ſo werde ich mehr erlangen , als was ich fordere : feken mich aber die Götter unter die Schledyten und Nichtswürdigen , ſo wird inir das Gegentheil von ihnen kom : 1
*) S. oben 1 , 2 .
403
Viertes Buch .
men ; und ich werde die Götter nicht tadeln , wenn mir
Böſes widerfährt , da ich ſelbſt nicht gut bin . Teleſinus hörte dieſe Worte mit Bewunderung ; und da er ſich ihm gefällig beweiſen wollte , ſagte er : Beſuche alle Tempel , und ich werde einen ſdyriftlichen Befehl an die Prieſter ſenden , didy aufzunehmen , und ſich deinen Anord nungen zu fügen . Und wenn du nicht ſchreibſt, ſagte Apollonius , werden ſie mich nicht aufnehmen ?
Gewiß
nid )t, antwortete Fener; denn Dieß iſt mein Amt. Idi freue mic ) , ſagte Apollonius , daß du als ein edler Mann ein ſo hohes Amt haſt. Doch wünſchte ich , daß dui auch, Dieß von mir wüßteſt. Id bewohne am liebſten die nid)t feſt verſchloſſenen Tempel , *) und keiner der Götter weist
mid, ab , ſondern ſie machen mich zum Genoſſen ihrer Woh. So möge mir denn auch hier Dieſes geſtattet ſeyn : denn auch die Barbaren haben mir es zugeſtanden. Hier: nung.
durcy, ſagte Telejinus , haben die Barbaren den Römern ein großes Lob vorweggenommen : denn ich hätte gewünſcht, daß auch von uns Dieß geſagt würde. Apollonius wohnte alſo in den Tempeln , wandelte ſie um ,1 und zog aus dem einen in den andern . Da man ihm Dieß zum Vorwurf machte ,1 ſagte er : aud die Götter wohnen nicht zu aller
Zeit in dem Himmel, ſondern wandern nach Aethiopien , auf .
den Olympus und Athos ; und es ſcheint mir ungereimt, daß , während die Götter bei allen Völkern der Erde um : *) S. oben I , 16 .
**) Κάνταύθα tatt και τούτο.
404 Philoftr. Leben des Apollonius von Zyana. herwandeln , die Menſchen nicht auch alle Götter beſuchen . Wenn Herren ſich nicht um ihre Sclaven bekümmern , ſo
gereicht ihnen Dieß nicht zum Vorwurf : denn ſie können ſie vielleidyt als unnüße Knechte verachten ; wenn aber Knechte nicht ihre Herrn auf alle Weiſe ehren ,1 ro verdienen fie als flucywürdige und gottverhaßte Knechte die härteſten Strafen von ihnen.
41. Indem nun Apollonius in den Tempeln umher Vorträge hielt , wurden die Götter eifriger verehrt , und die
Menſchen kamen herbei , als ob ſie reichlichere Gaben von den Göttern zu empfangen hofftan. Und noch waren ſeine
Unterhaltungen nicht verdächtig gemacyt , weil er Alles öffentlid, verhandelte , und " zu Aưen ohne Ausnahme ſprach . Denn er fand ſich nicht an den Thüren *) ein , und ſuchte das Licyt und die Mächtigen nid )t auf ; ſondern empfing Die , ſo ihu beſudyten , und ſagte ihnen , was er auch dem Vorke ſagte.
42. Als aber Demetrius , der , wie ich in den Eos rinthiſchen Geſchichten *) erzählt habe , eine Neigung zu ihm
gefaßt hatte , nach ſeiner Ankunft in Rom dem Apollonius Achtung bewieſ , Angriffe auf Nero wagte , entſtand Ver
dacht, daß Apollonius Dieſes angeſtiftet, und den Deme trius dazu aufgereizt hätte. Dieſer Verdadit vermehrte ſicy, als Nero das Gyrnnaſium ,I das bewundernswürdigſte aller dortigen Gymnaſien ,1 vollendet hatte , * ) und die Einweihung * ) Um nad Römiſder Sitte die vornehmen zu begrüßen .' **) Oben Cap. 25.
***) S. 'Reimar u $ zu Dio Cass. LXI . p. 1001 . .
Mit dem
Biertes Buch .
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deffelben von Nero felbſt und dem Senat und der Ritters ſchaft in Rommit feſtlichen Opfern gefeiert wurde. Denn
Demetrius trat in demſelben Gymnaſium auf , und hielt 1
eine Rede gegen die Badenden , und daß fie fid) dadurch ſchwächten und befleckten , und zeigte , daß ſolche Dinge un
nüße Verſchwendung wären .
Daß er nun nicht ſogleich ge
tödtet wurde ,1 dabei fam ihm zu Statten , daß Nero gerade
an dieſem Tage mit ſeiner Stimme zufrieden war. Er rang aber in einer Schenke, die mit dem Gymnaſium verbunden
war , nakt bis auf einen Leibgürtel , wie 'die liederlichſten Schenkwirthe. Doch blieb Demetrius über Das , was er geſagt hatte , nicht ohne Anfechtung. Tigellinus , der das 1
Schwert des Nero führte , *) vertrieb ihn aus Rom , als ob er durdy reine Reden das Bad zerſtört hätte. 43. Dem Apollonius aber ſpürte er unvermerkt nach), ob er etwas Zadelnswerthes oder Kühnes rage. Dieſer
aber zeigte weder Veracytung nody Sorgen , wie Die, welche eine Gefahr fürchten , ſondern ſprad) über die vor: liegenden Gegenſtände ſo viel ,1 als nöthig war , inden: Tele
finus und andere Männer mit ihm philoſophirten , die bei ater Gefahr , die über der Philoſophie' ſewelte, dody keine Gefahr zu laufen glaubten ,1 wenn ſie ſich mit ihm berdyäfa tigten . Doch war er , wie ich geſagt have , nicht außer Verdadyt , vorzüglich um deſſenwillen , was er über ein Gymnaſium waren warme Bader ( thermae ) verbunden. S. Suelon . Neron . 12 .
Er war praefeclus praetorio ; eine Wurde , die mit großer Gewalt verbunden war.
406 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. Meteor fagte.
Denn da es bei einer Sonnenfinſterniß don nerte , was ſich ſelten bei dieſer Gelegenheit zuträgt , ſchaute er zum Himmel und ſagte , es wird etwas Großes ſeyn und nicht ſeyn . Damals konnten die Umſtehenden den Sinn dieſer Worte nicht errathen ; aber drei Tage nach der Sons nenfinſterniß verſtanden Aue den Ausſpruch . Denn als Nero
bei der Mahlzeit war , fiel ein Blitſtrahl auf den Tiſch, und (dilug ihm den Becher , den er eben zum Munde führte, 1
aus der Hand. Dieß nun , daß er dem Erſchlagen ſo nah
war , hatte Apollonius mit den Worten gemeint, es werde ihm Etwas widerfahren und nid )t widerfahren . Als nun Tigellinus hiervon hörte , gerieth er in Furcht über den Mann und ſeine Kenntniß göttlicher Dinge.
Deffentlich
zwar mit Beſchuldigungen gegen ihn aufzutreten , hielt er I
nicht für gut , um ſich nicht einer Gefahr von der geheimen 1
Kunſt des Mannes auszuſetzen ; fein Reden und Schweigen aber , rein Gehen und Sitzen , was er aß und bei Wem er aß , ob er opferte oder nicht opferte , Dieß ließ er mit allen Augen , deren fidy eine Regierung bedient , beobachten. 44. Nun überfiel die Römer eine Krankheit , welche
die Aerzte Katarrh nennen , wobei Huſten eintritt , und die Stimme rauh wird ; und da auch dem Nero der Hals an
ſchwoll , und ſeine Stimme dumpf und heiſer wurde , fülten
ſich die Tempel mit Flehenden an . Apolonius rab dieſen Wahuſim
des Vorks mit innerm Grimm , ſchalt aber Nie:
manden deshalb , ſondern wieß auch den Menippus 1, den dieſe Vorgänge erbitterten , zur Ruhe , und hielt ihn zurück,
indem er ihm rieth , den Göttern nachzuſehn , wenn ſie an
Biertes Buch .
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dieſen Poſlenſpielen ( Mimen ) der Thoren Gefallen fänden.
Da nun dem Tigellinus dieſe Reden Hinterbracht wurden, ließ er ihn vor ſein Tribunal rufen , um ſich wegen verletter I
Ehrfurcht gegen den Kaiſer zu vertheidigen. Auch wurde ein Ankläger gegen ihn angeſtiftet, der ſchon Viele zit Grunde gerichtet hatte 1, und voll ſoldier Olympiſchen Kränze war. Dieſer hielt eine Rolle in der Hand , worauf die Un klage geſdyrieben war ; und ſie gegen den Beklagten ſchwin
gend , wie ein Schwert, verſidyerte er , es ſer ſcharf ge ſchliffen , und werde ihn zu Grunde richten . Da aber Ti. geüinus das Blatt aufroute ,I und keine Spur von Sdırift darin fand , ſondern ein unbeſchrievenes Blatt rah , kam er auf den Gedanken , es ſey ein Dämon im Spiel. Daſſelbe rou ſpäter auch dem Domitianus mit ihm begegnet ſeyn . Er , ließ alſo den Apollonius von dortweg in das geheime Ver:
hörzimmer führen , wo der Präfect über die widtigſten Grote 1
genſtände insgeheim erkennt; entfernte die Anweſender , und fragte ihn mit Nachdruck ,1 Wer er rey. polonins nannte nun ſeinen Vater , ſein Vaterland , und zu welchem
Zwecke er Philoſophie triebe . Er ſagte , er treibe ſie , um Gott zu erkennen , und ſich und andere *) Menſchen zu ver:
ſtehen . Denn ſid) ſelbſt zu erkennen , ſer fdwerer, aís 9112 , dere zu erkennen . Und die Dämonen , fragte Tigellinus, und die Erſcheinungen von Frolen , wie prüfſt du dieſe ?
*) Gratt επί τε τω των ανδρών ξυνιέναι Perbefert Syamater (S. 93. ) Tã &avtoŨ &. Vielleict : ļni te το εαυτού και των άλλων ξ.
408 Philoſtr. Leben des Apollonius von Tyana. Wie die Mörder , antwortete Apoưonius , und gottloſe Men: ſdien . Dieſes fagte er mit Anſpielung auf den Tigellinus, der den Nero zu aller Grauſamkeit und allen Ausſchwei fungen anführte .
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Würdeſt du mir wohl , fagte Fener,
Wie ſollte ich ,1 da wenn ich dich darum bäte , weiſſagen ? Und doch erzählt man von dir, ich kein Prophet bin ? ſagte Tigellinus 1, Du habeſt geſagt , es werde etwas Großes Hierin antwortete er , haſt Du die ſeyn und nicht reyn . Wahrheit gehört. Schreibe Dieſes aber nicht auf die Gabe
der Weiſſagung, ſondern vielmehr auf die Weisheit , die Warum aber, fuhr Jener Gott weiſen Männern mittheilt. Weil !, erwiederte er, fort , fürdyteſt Du den Nero nicht ? der Gott , der ihm verleiht , furchtbar zu deinen , auch mir Wie denkſt Du von verliehen hat , ohne Furcht zu ſeyn . Nero ?
-
Beſſer als Ihr', antwortete ApoỨonius.
Ihr
Be Haltet ihn für werth , zu ſingen ; idy, zu ſchweigen . ſtürzt über dieſe Antwort , ſagte Tigellinus : Geh , aber ſtelle Und. Wer , ſagte Apollonius, Bürgen für Deine Perſon .
wird einen Leib verbärgen , den Niemand binden wird ? Dieſes (dien dem Tigellinus durchaus dämoniſch und fernt von menſchlicher Weiſe ; und gleidyſam aus Sden wider
Gott zu kämpfen , ſagte er : Geh, wohin Du willſt. Du biſt ſtärker , als ich Gewalt über Didy hätte. 45. Auch Folgendes iſt eine Wunderthat des Apollonius. Ein zur Ehe reifes Mädchen rayien geſtorben zu ſeyn , und der Bräutigam folgte der Bahre , und jammerte über deit
frühen Tod ſeiner Braut. Mit ihm trauerte Rom : denn das Mäddyen war aus einem Hauſe conſulariſchen Ranges .
409 Viertes Buch . Da nun Apollonius dazu kam , ſagte er : Sert die Bahre nieder ; ich will Eure Thränen über das Mädchen trocknen . " Zugleid, fragte er nach ihrem Namen. Die Leute glaubten , er werde eine Rede halten , wie die Leidenreden ſind , welche Trauer uud Wehklage wecken. Er aber berührte fie blos , und ſagte einige geheime Worte dazu , und erweckte ſo das Mädchen von dem ſcheinbaren Tode. Sie gab eine Stimme von ſid ),1 und kehrte in das Haus ihres Vaters zurück , wie Alceſtis , als ſie in das Leben zurückgerufen war ; und da die Verwandten dem Apollonius ein Geſchenk von hundert und fünfzigtauſend Denaren machten , ſagte er , er füge dieſe Ob er nun Summe der Ausſtattung des Mädchens bei. einen Funken des Lebens in ihr fand , der den Aerzten un : bemerkt geblieben war ( denn es ſoll geſpruht , und das Ge 1
ſicht des Mädchens gedunſtet haben ), oder ob er das er: loſchene Leben wieder anfachte und zurückrief , Dieſes zu entſcheiden ,1 iſt nicht blos mir , ſondern ſelbſt Denen , die 1
1
dabei zugegen waren , unmöglic ), auszumitteln. 46. Um jene Zeit wurde auch Muſonius in den Ge fängniſſen Nero’s feſtgehalten , der für einen der vollen detſten Philoſophen gilt. Deffentlicy ſprachen ſie nicht zu ſammen , weil Muſonius Dieſes ablehnte , damit ſie ſich nicht Beide einer Gefahr ausſeßten ; aber ſchriftlich unter : hielten ſie ſid ), indem Menippus und Damis das Gefängniß beſuchten. Die Briefe über wichtige Gegenſtände laſſen wir hier bei Seite ; die nothwendigen aber , aus denen man das
Wichtige erſehen kann , wollen wir hier beifügen.
410 Philoftr. Leben des Apollonius von Tyana. Apollonius dem Philofophen Muſonius reinen Gruß. Ich wünſde, zu Dir zu kommen , um des Geſprädys mit Dir zu pflegen , und Dein Obdad) zu theilen . Wenn Du
nid)t zweifelſt, daß Herakles einſt den Theſeus aus dem Hades erlöst hat , ſo ſchreibe, was Du wünſcheſt. Lebe wohl.
Mufonius dem Philoſophen Apollonius ſeinen Gruß. Für Das , was Du beabſichtigt hart , werde ich Dir das Lob aufbewahren. Ein Mann , der ſeine Rechtfertigung unternommen und gezeigt hat , daß er kein Unredyt begangen hat , wird ſich ſelbſt löſen . Lebe wohl.
Apollonius dem Philofophen Mufonius feinen Gruß. Als Sokrates fich von ſeinen Freunden nicht befreien Taſſen wollte , erſchien er *) vor den Ridítern , und kam um. Leve wohl.
M ufonius dem Philofophen Apollonius ſeinen Gruß . Sokrates kam un , weil er ſich nicht zur Vertheidigung gerüſteti hatte .
Ich aber werde mich vertheidigen .
Lebe
wohl.
Nach Bamaker's Verbeſſerung , der in où naonaje die Vermeinung ,ausidſot.
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47. Als Nero nach Hecas reiste , und ein öffentliches
Gebot ergehen ließ , daß Niemand zu Rom philoſophiren rolle , wendete ſich Apoúonius nach den Abendländern , welche von den Säulen *) begrenzt werden , um die Ebbe und Fluth des Oceans zu rehn , und Gadira. Uud, hätte er
Etwas von der Philoſophie der Bewohner ljener Gegenden gehört 1, und daß ſie in der Kenntniß des Göttlichen weit vorgeſchritten reyen. Alle ſeine Jünger folgten ihm , und billigten die Abreiſe und den Mann.
*) Des Herares , an der Gaditaniſden Mecrenge.
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