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HERAUSGEGEBEN VON
Dp FRANZ HARTMANN
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jCofusblüfen.
Ein monatlich erscheinendes Journal
enthaltend
Originalartikel und ausgewählte Übersetzungen
"cofusblüfen.
aus der orientalischen Litteratur
in Bezug auf die Grundlage der Religionen des
Ostens und der THEOSOPHIE.
Herausgegeben von
~
FRANZ HARTMANN, M. D.
Mitglied der Theos. Gesellsch. in Amerika.
Jahrgang 1895. L Semester.
Ein monatlich erscheinendes Journal
(Heft XXVIII—XXXHI.)
LEIPZIG.
enthaltend
Verlag von Wilhelm
Friedrich.
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Originalartikel und ausgewählte Übersetzungen aus der orientalischen Litteratur in Bezug auf die Grundlage der Religionen des Ostens und der THEOSOPHIE. Herausgegeben von
FRANZ HARTMANN, M. D. Mitglied der Theoa. Geaelhch. in Amerika.
Jahrgang 1895. I. Semester. (Heft XXVIII-XXXill.)
.,
LEIPZIG. Verlag von Wilhelm Friedrich.
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Inhaltsverzeichnis.
Seite
Die Meister der Weisheit I
Die buddhistische Religion in Japan. Von Zitsuzen Ashitsu
(Japan) 27
Elementargeister. Nach Mitteilungen vonH. P. Blavatsky 36, 175
Das Palladium der Weisheit. Von Sankaracharya 79, 154, 235
Willensfreiheit und Reinkarnation 107
Buddhistische Lehren 138
Das Rätsel des Daseins 211
Tibetanische Lehren. Frei nach Mitteilungen durch H. P.
Inhaltsverzeiohnis.
Blavatsky 266, 346, 424
Das Evangelium Buddhas 311, 389
Helena Petrowna Blavatsky 369, 444
Kleinigkeiten 224, 461
Seite
Briefkasten 77, 152, 232, 302, 387, 468
Die Meister der Weisheit
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Die buddhistische Religion in Japan. Von Zitsuzen Ashitsu (Japan) . . . . . . . .
27 Elementargeister. Nach Mitteilungen vonH. P.Blavatsky 36, 175 Das Palladium der Weisheit. Von Sankaracharya 79. 154, 235 Willensfreiheit und Reinkarnation . 107 Buddhistische Lehren. . . . . . 138 Das Rätsel des Daseins . . . . . 21 I Tibetanische Lehren. Frei nach Mitteilungen durch H. P. Blavatsky . . . . . 266, 346, 424 Das Evangelium Buddhas 3 I I. 389 Helena Pelrowna Blavatsky . 369, 444Kleinigkeiten . 22~ 46 I Briefkasten 77, 15 2, 23 2 , 302 , 387. 468
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Die Meister der Weisheit.
Mit dieser Nummer beginnt das vierte
Semester der „Lotusblüten" und der un-
erwartete Erfolg, welchen unser Unternehmen
in Deutschland hatte, ermutigt uns, einen
Schritt vorwärts zu thun und Thatsachen zu
erwähnen, welche wir bisher mit Still-
schweigen übergangen haben, und zwar aus
folgenden Gründen: ,
, Als die theosophische Bewegung in
Amerika, Indien und England ins Leben
kam, verdankte dieselbe das schnelle Be-
kanntwerden derselben hauptsächlich dem
grossen Aufsehen, welches die Nachricht
machte, dass diese neuen Lehren von ge-
wissen geheimnisvollen in Thibet lebenden
Die Meister der Weisheit.
Wesen, welche Adepten oder Mahatmas
(grosse Seelen) genannt werden, ausgehen
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Lotusblüten XXVIII. I
l'v1it dieser Nummer beginnt das vierte Semester der "Lotusblüten" und der unerwartete Erfolg, welchen unser Unternehmen in Deutschland hatte, ermutigt uns, einen Schritt vorwärts zu thun und Thatsachen zu erwähnen, welche wir bisher mit Still': schweigen übergangen haben, und zwar aus folgenden Gründen: , Als die theosophische Bewegung In Amerika, Indien und England ins Leben kam, verdankte dieselbe das schnelle Bekanntwerden derselben hauptsächlich dem grossen Aufsehen, welches die Nachricht machte, dass diese neuen Lehren von gewissen geheimnisvollen in Thibet lebenden Wesen, welche Adepten oder Mahatmas (grosse Seelen) genannt werden, ausgehen Lotusblüten XXVIIl.
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und durch H. P. Blavatsky, welche bei diesen
Meistern der Weisheit in die Schule ging,
zum erstenmale der Welt geoffenbart wurden.
und durch H. P. Blavatsky, welche bei diesen Meistern der Weisheit in die Schule ging, zum erstenmale der Welt geoffenbart wurden. Diese Adepten wurden von manchen als Menschen, aber dennoch als eine Art von Halbgöttern beschrieben, denen es eine Kleinigkeit war, sich von der Behausung ihres physischen Körpers frei zu machen, in ihrem Astralkörper das Universum oder wenigstens unser Sonnensystem zu durchstreifen und nach Belieben hier und dort ihren Jüngern in greifbarer Form zu erscheinen, sie mündlich oder schriftlich zu unterrichten und Phänomena aller Art hervorzubringen, um die Welt von dem Dasein geheimnisvoller Kräfte zu überzeugen.
Diese Adepten wurden von manchen als Men-
schen, aber dennoch als eine Art von Halb-
göttern beschrieben, denen es eine Kleinig-
keit war, sich von der Behausung ihres
physischen Körpers frei zu machen, in ihrem
Astralkörper das Universum oder wenigstens
unser Sonnensystem zu durchstreifen und
nach Belieben hier und dort ihren Jüngern
in greifbarer Form zu erscheinen, sie münd-
lich oder schriftlich zu unterrichten und Phä-
nomena aller Art hervorzubringen, um die
Welt von dem Dasein geheimnisvoller Kräfte
zu überzeugen.
Diese mitunter übertriebenen und von
Unberufenen ausgehenden Schilderungen er-
weckten das allgemeine Interesse an der
Sache, gaben aber auch zu verschiedenen
Irrtümern Anlass. Es wurde dadurch ein
gewisser Mahatma- und Blavatsky - Kultus
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ins Leben gerufen, welcher ganz demjenigen
entgegengesetzt war, welchen die Mahatmas
sowohl als auch H. P. Blavatsky lehrte. An
die Stelle eines persönlichen Heilandes, von
Diese mitunter übertriebenen und von Unberufenen ausgehenden Schilderungen erweckten das allgemeine Interesse an der Sache, gaben aber auch zu verschiedenen Irrtümern Anlass. Es wurde dadurch ein gewisser Mahatma- und Blavatsky - Kultus ins Leben gerufen, welcher ganz demjenigen entgegengesetzt war, welchen die ~Iahatmas sowohl als auch H. P. Blavatsky lehrte. An die Stelle eines persönlichen Heilandes, von
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dem der Religionsunterricht lehrt, wurden nun
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von gewissen, an eine äusserliche Anbetung
gewohnten Leuten ein halbes Dutzend Chris-
tusse gesetzt, deren Personen man eine gött-
dem der Religionsunterricht lehrt, wurden nun von gewissen, an eine äusserliche Anbetun g gewohnten Leuten ein halbes Dutzend Christusse gesetzt, deren Personen man eine göttliche Verehrung zollen zu müssen glaubte, und von denen man meinte, dass ein blindes Festhalten an deren Lehren gleichbedeutend mit der wahren Erkenntnis sei. Somit trat an manchen Orten ein neuer Aberglaube an die Stelle des alten. Andererseits riefen diese Enthüllungen eine grosse Erregung und Erbitterung unter denjenigen hervor, welche hieht die Fähigkeit hatten, in den Geist der von den Adepten durch H. P. Blavatsky verkündeten Lehren einzudringen ,und deren Grössenwahn es durchaus nicht zugeben wollte, dass etwas in der WeH vorhanden sei, von dem sie nichts wussten. Die Folge davon waren die .bekannten Verfolgungen und Anfeindungen, welche H. P. Blavatsky zu erdulden hatte; die Namen der Adepten, welche jedem Indier und Buddhisten heilig sind, wurden in den Schmutz der europäischen Tagespresse heruntergezogen und Religionsgeheimnisse , welche in früheren Zeiten nur den edelsten Männern geoffenbart wurden, von Zeitungsreportern , Bierhausphilosophen
liche Verehrung zollen zu müssen glaubte,
und von denen man meinte, dass ein blindes
Festhalten an deren Lehren gleichbedeutend
mit der wahren Erkenntnis sei. Somit trat
an manchen Orten ein neuer Aberglaube an
die Stelle des alten. Andererseits riefen diese
Enthüllungen eine grosse Erregung und Er-
bitterung unter denjenigen hervor, welche
nicht die Fähigkeit hatten, in den Geist der
von den Adepten durch H. P. Blavatsky ver-
kündeten Lehren einzudringen, und deren
Grössenwahn es durchaus nicht zugeben
wollte, dass etwas in der Welt vorhanden
sei, von dem sie nichts wussten. Die Folge
davon waren die bekannten Verfolgungen
und Anfeindungen, welche H. P. Blavatsky
zu erdulden hatte; die Namen der Adepten,
welche jedem Indier und Buddhisten heilig
sind, wurden in den Schmutz der europäischen
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Tagespresse heruntergezogen und Religions-
geheimnisse, welche in früheren Zeiten nur
den edelsten Männern geoffenbart wurden,
von Zeitungsreportern, Bierhausphilosophen
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und Neuigkeitskrämern auf eine Weise be-
sprochen, die jeden feinfühlenden Denker mit
Ekel erregen musste.
und Neuigkeitskrämern auf eme \Veise besprochen, die jeden feinfühlenden Denker mit Ekel erregen musste.
Um eine Wiederholung dieses Übels in
Deutschland soviel als möglich zu vermeiden,
zogen wir es vor, den Ursprung der theosophi-
schen Lehren so wenig als möglich zu berühren.
Wir wollten unsere Leser zuerst mit den be-
breffenden Lehren nud dann erst mit denjeni-
gen, von denen sie ausgehen, bekannt machen;
Um eine Wiederholung dieses Übels In Deutschland soviel als möglich zu vermeiden, zogen wir es vor, den Ursprung der theosophischen Lehren so wenig als möglich zu berühren. Wir wollten unsere Leser zuerst mit den bebreffenden Lehren nud dann erst mit denjenigen, von denen sie ausgehen, bekannt machen; damit diese Lehren durch ihren eigenen Wert und nicht durch das Gepräge, welches ihnen die Autorität verleiht, Eingang fänden. Zu diesem Zwecke haben wir auch vom Anfange an inden "Lotusblüten" eine gewisse Lehrordnung eingehalten, um vom Leichtverständlichen nach und nach auf das Schwierigere überzugehen, von der Oberfläche aus in die Tiefe des Meeres des Wissens zu dringen.
damit diese Lehren durch ihren eigenen Wert
und nicht durch das Gepräge, welches ihnen
die Autorität verleiht, Eingang fänden. Zu
diesem Zwecke haben wir auch vom Anfange
an inden „Lotusblüten" eine gewisse Lehrord-
nung eingehalten, um vom Leichtverständ-
lichen nach und nach auf das Schwierigere
überzugehen, von der Oberfläche aus in die
Tiefe des Meeres des Wissens zu dringen.
Jetzt, nachdem die von den Adepten ver-
kündeten Lehren von den sieben Prinzipien
in der Konstitution des Makrokosmos und
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Mikrokosmos, welche den Schlüssel zur ok-
kulten Wissenschaft bildet, und ohne deren
Kenntnis die europäische Wissenschaft sich
noch Jahrhunderte lang vergebens bemühen
Jetzt, nachdem die von den Adepten verkündeten Lehren von den sieben Prinzipien in der Konstitution des Makrokosmos und Mikrokosmos. welche den Schlüssel zur okkulten Wissenschaft bildet, und ohne deren Kenntnis die europäische Wissenschaft sich noch Jahrhunderte lang vergebens bemühen
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wird, in die Geheimnisse der Natur ein-
zudringen, ferner die Lehre von der Wieder-
geburt und dem Karma in Deutschland Ein-
gang gefunden haben, dürfte es angemessen
sein, über den Ursprung derselben einige Be-
wird, in die Geheimnisse der Natur e1I1zudringen, ferner die Lehre von der Wiedergeburt und dem Karma in Deutschland Eingang gefunden haben, dürfte es angemessen sein, über den Ursprung derselben einige BC'trachtungen anzustellen.
trachtungen anzustellen.
Die Geheimlehre ist älter als die Bibel
und älter als die Veden; die heiligen Schriften
aller Völker sind aus ihr hervorgegangen, sie
ist in der That so alt, als das Geschlecht des
der Erkenntnis der Wahrheit fähigen Menschen
auf Erden. Sie ist nicht das Ergebnis der
Beobachtung, Forschung und Spekulation
der Söhne der Erde, sondern wurde, wie es
in der Fabel von Prometheus allegorisch dar-
gestellt ist, den Erdenmenschen dadurch zu-
gänglich gemacht, dass die Söhne des Lichtes
des Himmels sich, als die „Töchter der Erde"
Die Geheimlehre ist älter als die Bibel und älter als die Veden; die heiligen Schriften aller Völker sind aus ihr hervorgegangen, sie ist in der That so alt, als das Geschlecht des der Erkenntnis der Wahrheit fähigen Menschen auf Erden. Sie ist nicht das Ergebnis der Beobachtung, Forschung und Spekulation der Söhne der Erde, sondern wurde, wie es in der Fabel von Prometheus allegorisch dargestellt ist, den Erdenmenschen dadurch zugänglich gemacht, dass die Söhne des Lichtes des Himmels sich, als die "Töchter der Erde" hierzu reif waren, mit ihnen verbanden, d. h., dass der geistige erleuchtete Mensch die Seele des irdischen Menschen überschattete und in ihm seine Wohnung nahm. Aus der geistigen Erkenntnis dieser dem Menschen der Erde verborgenen und ihm von seinem ihm innewohnenden Gotte mitgeteilten Wahrheit gingen die Veden, die Bibel und alle anderen
hierzu reif waren, mit ihnen verbanden, d. h.,
dass der geistige erleuchtete Mensch die Seele
des irdischen Menschen überschattete und in
ihm seine Wohnung nahm. Aus der geistigen
Erkenntnis dieser dem Menschen der Erde
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verborgenen und ihm von seinem ihm inne-
wohnenden Gotte mitgeteilten Wahrheit
gingen die Veden, die Bibel und alle anderen
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heiligen Schriften hervor, welche alle dieselbe
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ewige Wahrheit, wenn auch in verschieden-
artigen Formen ausgedrückt, enthalten, und
sie sind alle mehr oder weniger von dem
göttlichen Geiste inspiriert, je nachdem das
heiligen Schriften hervor, welche alle dieselbe ewige Wahrheit, wenn auch in verschiedenartigen Formen ausgedrückt, enthalten, und sie sind alle mehr oder weniger von dem göttlichen Geiste inspiriert, je nachdem das sie empfangende "Gefäss" fähig war, sie zu empfangen und in ihrer Reinheit wiederzugeben.
sie empfangende „Gefäss" fähig war, sie zu
empfangen und in ihrer Reinheit wieder-
zugeben.
Es ist hier nicht von einer direkten In-
spiration Gottes (Parabrahms), des unend-
lichen Weltgeistes, der allem erschaffenen
unnahbar in sich selber wohnt, die Rede,
sondern von dem jedem Menschen inne-
wohnenden göttlichen Wesen, welches, höher
stehend als das sogenannte „transcendentale
Ich", der persönliche Gott eines jeden ein-
zelnen Menschen ist*). Wir alle sind solche
Götter, aber wir erkennen es nicht. Unser
göttergleicher Zustand ist für uns verloren ge-
gangen, indem wir uns mit dem Erden-
menschen, in welchem wir uns inkarniert
Es ist hier nicht von einer direkten Inspiration Gottes (Parabrahms) , des unendlichen Weltgeistes, der allem erschaffenen unnahbar in sich selber wohnt, die Rede, sondern von dem jedem Menschen innewohnenden göttlichen Wesen, welches, höher stehend als das sogenannte "transcendentale Ich", der persönliche Gott eines jeden einzelnen Menschen ist *). Wir alle sind solche Götter, aber wir erkennen es nicht. Unser göttergleicher Zustand ist für uns verloren gegangen, indem wir uns mit dem Erdenmenschen , in welchem wir uns inkarniert haben, identifizierten und dessen Eigenschaften , Gefühle und Denkungsart uns zu elgen machten. Alle Erziehung, Moral,
haben, identifizierten und dessen Eigen-
schaften, Gefühle und Denkungsart uns zu
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eigen machten. Alle Erziehung, Moral,
*) Siehe Subba Row, „Vorträge über die Bhagavad Gita",
Lotusblüten, Vol. I.
*) Siehe Subba Row, "Vorträge über die Bhagavad (Tita", Lotusblüten, Val. 1.
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Wissenschaft, Religion und Kunst strebt
dahin, den Erdenmenschen, mit dem wir so
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innig verbunden sind, zu bekämpfen, dieses
niedrige „Selbst" überwinden zu lernen, und
Wissenschaft, Religion und Kunst strebt dahin, den Erdenmenschen , mit dem wir so innig verbunden sind, zu bekämpfen, dieses niedrige "Selbst" überwinden zu lernen, und uns wieder zu jener lichten Höhe aufzuschwingen, in welcher wir uns als unsterbliche Götter, die eine sterbliche, denkende und wollende Hülle bewahren, aber nicht mit ihr identisch sind, erkennen. Der Gott in unserem eigenen Inneren ist es, mit dem wir Eins werden müssen, ehe wir daran denken können, Eins mit dem Gott des Weltalls zu werden, und diese Vereinigung findet nicht durch eine Amalgamation des Unreinen mit dem Reinen statt, wie viele irrtümlich meinen, sondern durch ein zu Nichtswerden der eigenen täuschenden Ichheit, ein Verschwinden des irdischen W ollens und Denkens, wodurch das göttliche und freie Ich, das keine Beschränktheit kennt, in uns zu fühlen, wollen und denken fähig wird. Es ist somit nicht das beschränkte irdische Ich, welches Gott erkennt, sondern vielmehr Gott (der Gottmensch), welcher sich im irdischen Menschen selber erkennt, wenn im irdischen Menschen die Täuschung des Ichseins verschwindet. Diese Lehre ist aber deshalb geheim, weil
uns wieder zu jener lichten Höhe aufzu-
schwingen, in welcher wir uns als unsterb-
liche Götter, die eine sterbliche, denkende
und wollende Hülle bewahren, aber nicht
mit ihr identisch sind, erkennen. Der Gott in
unserem eigenen Inneren ist es, mit dem wir
Eins werden müssen, ehe wir daran denken
können, Eins mit dem Gott des Weltalls zu
werden, und diese Vereinigung findet nicht
durch eine Amalgamation des Unreinen mit
dem Reinen statt, wie viele irrtümlich meinen,
sondern durch ein zu Nichtswerden der
eigenen täuschenden Ichheit, ein Verschwin-
den des irdischen Wollens und Denkens, wo-
durch das göttliche und freie Ich, das keine
Beschränktheit kennt, in uns zu fühlen, wollen
und denken fähig wird. Es ist somit nicht
das beschränkte irdische Ich, welches Gott
erkennt, sondern vielmehr Gott (der Gott-
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mensch), welcher sich im irdischen Menschen
selber erkennt, wenn im irdischen Menschen
die Täuschung des Ichseins verschwindet.
Diese Lehre ist aber deshalb geheim, weil
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sie nur denjenigen fassbar ist, welche, wie
Sankaracharya lehrt, die Fähigkeit haben, in
sich selbst das Dauernde vom Vergänglichen
SIe nur denjenigen fassbar ist, welche, WIe Sankaracharya lehrt, die Fähigkeit haben, in sich selbst das Dauernde vom Vergänglichen zu unterscheiden *).
zu unterscheiden*).
Da dieser Punkt von höchster Wichtig-
keit ist, und eine falsche Auffassung des-
selben fortwährend zu Missverständnissen
Anlass giebt, so erlauben wir uns eine kleine
Abschweifung:
Während eines Vortrages in der 66. Ver-
sammlung deutscher Naturforscher und Ärzte
in Wien sagte Professor Dr. August Forel
Da dieser Punkt von höchster Wichtigkeit ist, und eine falsche Auffassung desselben fortwährend zu Missverständni'Ssen Anlass giebt, so erlauben wir uns eine kleine . A. bschweifung:
aus Zürich folgendes:
„Wir machen Front gegen jeden
erzwungenen Götzendienst veralteter,
unhaltbarer, kindlicher Legenden und
dogmatisierter Vorstellungen über an-
thropomorphische Eigenschaften und
Eingriffe einer angeblich mit mensch-
lichen Schwächen ausgestatteten ex-
teriorisierten Gottheit. Wir verehren
dagegen in tiefster Demut die ewige,
Während eines Vortrages 1n der 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in vVien sagte Professor Dr. ...'\.ugust F orel aus Zürich folgendes:
überall in jedem Weltatom sich offen-
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barende, aber nirgends als persönlicher
*) Siehe Sankaracharya, „Tattwa Bodha", Lotusblüten,
Vol. III, pg. 379.
"Wir machen Front gegen jeden erzwungenen Götzendienst veralteter, unhaltbarer, kindlicher Legenden und dogmatisierter Vorstellungen über anthropomorphische Eigenschaften und Eingriffe einer angeblich mit menschlichen Schwächen ausgestatteten exteriorisierten Gottheit. Wir verehren dagegen in tiefster Demut die ewige, überall in jedem Weltatom sich offenbarende, aber nirgends als persönlicher "') Siehe Sankaracharya, "Tattwa Bodha", Lotusbliiten, Vol. UI, pg. 379.
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Deus ex machina erscheinende uner-
gründliche Allmacht des unendlichen
Deus ex machina erscheinende unergründliche Allmacht des unendlichen Gottes, der zugleich das Weltall ist, im Weltall waltet, das Weltbewusstsein darstellt, und dessen winzige einzelne Teilchen niemals die Verwegenheit, ja den Grössenwahn haben sollten, das \Ve se n, die Ur g e se tz e und die Ab s ichten des Ganzen ergründet zu haben , oder gar sich mit demselben mehr oder weniger eins zu dekretieren."
Gottes, der zugleich das Weltall ist, im
Weltall waltet, das Weltbewusstsein
darstellt, und dessen winzige einzelne
Teilchen niemals die Verwegenheit, ja
den Grössenwahn haben sollten, das
Wesen, die Urgesetze und die Absich-
ten des Ganzen ergründet zu haben
oder gar sich mit demselben mehr oder
weniger eins zu dekretieren."
Mit diesen vortrefflichen Worten sind wir
vollkommen einverstanden. Nicht dasjenige
Selbst, welches das Produkt einer Täuschung
ist, kann sich mit der Wahrheit verbinden,
die Täuschung muss viel mehr zu nichts
werden, damit die Wahrheit im Menschen sich
offenbaren kann. Dies ist die alte und stets
missverstandene Lehre der alten Rosen-
kreuzer, welche sagten: „Ex Deo nascimur;
in Jesu morimur; reviviscimus in Spiritum
Sanctum"; d. h.: „Wir werden aus Gott ge-
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boren, unsere Selbstheit erstirbt im Gottes-
bewusstsein in uns und dadurch erwacht die
Selbsterkenntnis des göttlichen Geistes in uns."
)'1it diesen vortrefflichen Vlorten sind WIr vollkommen einverstanden. Nicht dasjenige Selbst, welches das Produkt einer Täuschung ist, kann sich mit der Wahrheit verbinden, die Täuschung muss viel mehr zu nichts werden, damit die Wahrheit im Menschen sich offenbaren kann. Dies ist die alte und stets missverstandene Lehre der alten Rosenkreuzer, welche sagten: "Ex Deo nascimur; in Jesu morimur; reviviscimus in Spiritum Sanctum"; d. h.: "Wir werden aus Gott gebaren, unsere Selbstheit erstirbt im Gottesbewusstsein in uns und dadurch erwacht die Selbsterkenntnis des göttlichen Geistes in uns." Dies ist die Lehre aller indischen Adepten
Dies ist die Lehre aller indischen Adepten
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und christlichen Mystiker, die Aufopferung
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der Selbstheit und die Ergebung in Gott,
und die Natur führt uns dasselbe Beispiel
und christlichen Mystiker, die Aufopferung der Selbstheit und die :Ergebung in Gott, und die Natur führt uns dasselbe Beispiel vor Augen; denn der Same kann sich nicht mit dem Baume, der aus ihm erwächst, vereinigen und ein Same bleiben; sondern indem aus dem Samen ein Baum erwächst, verschwindet der Same. Will der persönliche Mensch Eins mit Gott werden, so muss er allem persönlichen Wünschen, Wollen und Denken entsagen und Gott in sich wollen, denken und walten lassen; sein persönliches Bewusstsein muss verschwinden, damit sein Gott in ihm zum Selbstbewusstsein gelangen kann. Erst wenn der Eigendünkel und Grässenwahn des Menschen verschwindet, wird die wahre Grässe seines Gottes in ihm offenbar.
vor Augen; denn der Same kann sich nicht
mit dem Baume, der aus ihm erwächst, ver-
einigen und ein Same bleiben; sondern in-
dem aus dem Samen ein Baum erwächst,
verschwindet der Same. Will der persönliche
Mensch Eins mit Gott werden, so muss er
allem persönlichen Wünschen, Wollen und
Denken entsagen und Gott in sich wollen,
denken und walten lassen; sein persönliches
Bewusstsein muss verschwinden, damit sein
Gott in ihm zum Selbstbewusstsein gelangen
kann. Erst wenn der Eigendünkel und
Grössenwahn des Menschen verschwindet,
wird die wahre Grösse seines Gottes in ihm
offenbar.
Dieses gänzliche Aufgehen der Illusion
des Selbsts in der Gottheit, welche in der
christlichen Allegorie von Golgatha dargestellt
ist, wird von den Indiern und Buddhisten
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Nirwana genannt. Ehe aber der Mensch in
der Gottheit, im Absoluten aufgehen kann,
„wie ein Funke in der Flamme aufgeht und
zum Lichte wird", muss er zuerst Eins mit
Dieses gänzliche Aufgehen der Illusion des Selbsts in der Gottheit, welche in der christlichen Allegorie von Golgatha dargestellt ist, wird von den Indiern und Buddhisten Nirwana genannt. Ehe aber der Mensch in der Gottheit, im Absoluten aufgehen kann, "wie ein Funke in der Flamme aufgeht und zum Lichte wird", muss cr zuerst Eins mit
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seinem eigenen persönlichen „Gott" werden,
d. h. er muss sein in ihm selbst wohnendes
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und ihn überschattendes höheres Ich (den
wahren Christus, den Gottmenschen, den Er-
semem eigenen persönlichen "Gott" werden, d. h. er muss sein in ihm selbst wohnendes und ihn überschattendes höheres Ich (den ,vahren Christus, den Gottmenschen, den Erlöser) kennen lernen, welches sein wahres göttliches Selbst ist; denn nur durch dieses (den Sohn) kann er zum Urquell alles Daseins (zum Vater) gelangen. Der Mensch in seinem ursprünglichen reinen und himmlischen Zustande, ehe er sich mit dem Materiellen verband und erniedrigte, war ein göttergleiches Wesen; der natürliche Zustand des l\Ienschen, ehe er sich einem seiner Natur fremden Wesen hingab, war Gottähnlichkeit. Der ?\fensch muss wieder natürlich werden, ehe er geistig 'werden kann; d. h. er muss den in ihm wohnenden und ihn überschattenden Gottmenschen kennen lernen, in ihm aufgehen, dann erst kann er den letzten Schritt zur Vollkommenheit machen, aus dem Kreise des Todes und der Wiedergeburt (Samsara) austreten und in jenen Zustand eingehen, welcher Sat - chit -ananda (Daseinserkenntnis-Seligkei t) ist *), und in welchem der Begriff der "Selbstheit" nicht mehr existiert. Solange der Mensch
löser) kennen lernen, welches sein wahres
göttliches Selbst ist; denn nur durch dieses
(den Sohn) kann er zum Urquell alles Da-
seins (zum Vater) gelangen. Der Mensch in
seinem ursprünglichen reinen und himmlischen
Zustande, ehe er sich mit dem Materiellen ver-
band und erniedrigte, war ein göttergleiches
Wesen; der natürliche Zustand des Menschen,
ehe er sich einem seiner Natur fremden Wesen
hingab, war Gottähnlichkeit. Der Mensch
muss wieder natürlich werden, ehe er geistig
werden kann; d. h. er muss den in ihm
wohnenden und ihn überschattenden Gott-
menschen kennen lernen, in ihm aufgehen,
dann erst kann er den letzten Schritt zur
Vollkommenheit machen, aus dem Kreise des
Todes und der Wiedergeburt (Samsära) aus-
treten und in jenen Zustand eingehen, welcher
Sat-chit-ananda (Daseinserkenntnis-Seligkeit)
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ist *), und in welchem der Begriff der „Selbst-
heit" nicht mehr existiert. Solange der Mensch
*) Siebe Sankaracharya, „Tattwa Bodha", Lotusblüten,
Vol. III, pg. 411.
*) Siehe Sankaracharya, "Tattwa Bodha", Lotusblüten, Vol. III, pg. 4 I I.
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noch Körper und Form besitzt, sei es nun
ein sinnlich wahrnehmbarer (Sthula-Sharira)
oder ein Astralkörper (Sukshma-Sharira)
noch Körper und Form besitzt, seI es nun ein sinnlich wahrnehnlbarer (Sthula- Sharira) oder ein Astralkörper (Sukshma - Sharira) oder selbst ein "Gedankenkörper" (KaranaSharira), ist er mehr oder weniger an die Eigenschaften desselben gebunden. Er kann wohl zeitweise in das Be\vusstsein der hinlmlischen Selbstlosigkeit (Samadhi) eintreten, nimmt er aber wieder von seiner Hülle Besitz, so ist er auch wieder mehr oder weniger den Verhältnissen , unter denen diese !-1: Ülle besteht, unterworfen.
oder selbst ein „Gedankenkörper" (Karana-
Sharira), ist er mehr oder weniger an die
Eigenschaften desselben gebunden. Er kann
wohl zeitweise in das Bewusstsein der himm-
lischen Selbstlosigkeit (Samadhi) eintreten,
nimmt er aber wieder von seiner Hülle Besitz,
so ist er auch wieder mehr oder weniger den
Verhältnissen, unter denen diese Hülle be-
steht, unterworfen.
Über was wir uns zu einem Verständnisse
der okkulten Wissenschaft vor allem klar
werden müssen, ist, dass jeder von uns ein
Tempel Gottes ist und dass der Geist Gottes
in uns wohnt und dass wir selbst in unserem
natürlichen Zustande dieser Geist Gottes sind
und uns als solche Geister erkennen können,
sobald wir uns von unserem persönlichen
Egoismus, Grössen wahn und Eigendünkel
befreien, uns nicht zu persönlichen „Über-
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menschen" machen wollen, sondern die Ein-
heit des göttlichen Wesens, das unser wahres
Selbst ist, in allen Geschöpfen erkennen.
Gelangen wir aber zu der Erkenntnis des
Über was wir uns zu einelTI Verständnisse der okkulten Wissenschaft vor allem klar werden müssen, ist, dass jeder von uns ein Tempel Gottes ist und dass der Geist Gottes in uns wohnt und dass \vir selbst in unserem natürlichen Zustande dieser Geist Gottes sind und uns als solche Geister erkennen· können, sobald wir uns von unserem persÖnlichen Egoismus, Grössenwahn und Eigendünkel befreien, uns nicht zu persönlichen "Übermenschen" machen wollen, sondern die Einheit des göttlichen Wesens, das unser wahres Selbst ist, in allen Geschöpfen erkennen. Cielangen wir aber zu der Erkenntnis des
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Geistes Gottes in uns und lassen wir diesen
Geist in uns wirken, so wird sich auch unser
persönliches Wesen den Eigenschaften des
Geistes Gottes in uns und lassen wir diesen Geist in uns wirken, so wird sich auch unsC'r persönliches Wesen den Eigenschaften des in uns zum wahren Bewusstsein erwachendC'n himmlischen Menschen adoptieren, und wem dies gelingt, der wird dadurch selbst ein Adept; d. h. ein Mensch, in welchem die Lotusblüte der Gotteserkenntnis sich entfaltet hat, der die Täuschung des "Selbsts" überwunden hat und nur mehr im Ganzen als das Ganze lebt. Ein solcher kann dann wie der Apostel sagen: "Ich lebe, doch nicht ich lebe, sondern der Gottmensch lebt in mir." Dieser Zustand wird aber nicht dadurch erreicht, dass man sich einbildet, ein höheres Wesen als andere Menschen zu sein, er ist vielmehr das langsam hervorgebrachte Produkt der Evolution, denn die Natur macht keine Bocksprünge; seine Erreichung wird aber durch selbstloses Wollen und Denken, durch selbstlose Thätigkeit zum Wohle der Menschheit befördert.
in uns zum wahren Bewusstsein erwachenden
himmlischen Menschen adoptieren, und
wem dies gelingt, der wird dadurch selbst
ein Adept; d. h. ein Mensch, in welchem die
Lotusblüte der Gotteserkenntnis sich ent-
faltet hat, der die Täuschung des „Selbsts"
überwunden hat und nur mehr im Ganzen als
das Ganze lebt. Ein solcher kann dann wie
der Apostel sagen: „Ich lebe, doch nicht ich
lebe, sondern der Gottmensch lebt in mir."
Dieser Zustand wird aber nicht dadurch er-
reicht, dass man sich einbildet, ein höheres
Wesen als andere Menschen zu sein, er ist
vielmehr das langsam hervorgebrachte Pro-
dukt der Evolution, denn die Natur macht
keine Bocksprünge; seine Erreichung wird
aber durch selbstloses Wollen und Denken,
durch selbstlose Thätigkeit zum Wohle der
Menschheit befördert.
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Aus obigem geht hervor, dass zweierlei
Arten von Adepten denkbar sind, nämlich:
i. Solche Söhne des Lichtes, welche zur
Zeit der dritten Menschenrasse als die Söhne
Aus obigem geht hervor, dass zweierlei Arten von Adepten denkbar sind, nämlich: Solche Söhne des Lichtes, welche zur Zeit der dritten Menschenrasse als die Söhne I.
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der Weisheit die seelenlosen Hüllen der Erd-
geborenen überschatteten *), sich zwar in
der Weisheit die seelenlosen Hüllen der Erdgeborenen überschatteten *), sich zwar in menschliche Leiber inkarnierten, aber dennoch nicht an der darauf folgenden Erniedrigung teilnahmen, sondern im Besitze der Weisheit verblieben. Hierzu rechnen wir die alten Rischis und Munis.
menschliche Leiber inkarnierten, aber dennoch
nicht an der darauf folgenden Erniedrigung
teilnahmen, sondern im Besitze der Weisheit
verblieben. Hierzu rechnen wir die alten
Rischis und Munis.
2. Diejenigen, welche, obgleich in Irrtum
und Sünde verfallen, sich doch durch die
göttliche Kraft der Selbstbeherrschung und
des Gehorsams gegen das Gesetz wieder aus
dem Dunkel zum Lichte emporrangen und
auf dem Wege der geistigen Wiedergeburt
wieder zu Söhnen des Lichtes wurden.
Ein Heiliger oder ein Mensch, der einen
moralischen Lebenswandel führt, ist deshalb
noch lange kein Adept; es gehört hierzu
Diejenigen, welche, obgleich in Irrtum und Sünde verfallen, sich doch durch die göttliche Kraft der Selbstbeherrschung und des Gehorsams gegen das Gesetz wieder aus dem Dunkel zum Lichte emporrangen und auf dem Wege der geistigen Wiedergeburt wieder zu Söhnen des Lichtes wurden. 2.
nicht bloss fromme objektive Beschaulichkeit,
sondern eine Identifizierung von Subjekt und
Objekt, ein Einswerden des Erkenners mit
dem Erkannten in der göttlichen Erkenntnis;
die Dreiheit, wo von keiner Zweiheit und des-
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halb von keinem „Selbstwissen" und Selbst-
dünken die Rede sein kann. Wo die Sonne
*) Siehe „Auszüge aus dem Buche Dzyan". Lotus-
blüten, Vol. II, pg. 590.
Ein Heiliger oder ein Mensch, der einen moralischen Lebenswandel führt, ist deshalb noch lange kein Adept; es gehört hierzu nicht bloss fromme objektive Beschaulichkeit, sondern eine Identifizierung von Subjekt und Objekt, ein Einswerden des Erkenners mit dem Erkannten in der göttlichen Erkenntnis; die Dreiheit, wo von keiner Zweiheit und deshalb von keinem "Selbstwissen" und Selbstdünken die Rede sein kann. Wo die Sonne ") Siehe "Auszüge aus dem Buche Dzyan ". blüten, Val. H. pg. 590.
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der göttlichen Selbsterkenntnis im Herzen
aufgeht, da verschwindet der Wahn. Eben-
sowenig handelt es sich dabei um blosse Ge-
der göttlichen Selbsterkenntnis im Herzen aufgeht, da verschwindet der Wahn. Ebensowenig handelt es sich dabei um bIosse Gelehrsamkeit oder Belesenheit, sondern um eine Durchdringung der niederen Prinzipien (Manas etc.) durch Atma Buddhi, das Licht der Weisheit, welches der Gottheit entspringt.
lehrsamkeit oder Belesenheit, sondern um eine
Durchdringung der niederen Prinzipien (Ma-
nas etc.) durch Atma Buddhi, das Licht der
Weisheit, welches der Gottheit entspringt.
Die okkulte Wissenschaft behauptet, dass
die Menschheit noch lange nicht auf dem
Gipfelpunkte ihrer geistigen Entwicklung an-
gelangt ist, und dass in einer späteren Runde
alle Menschen in diesen götterähnlichen Zu-
stand eintreten und schon auf Erden ver-
klärte Körper bewohnen werden. In Europa
möchte es schwer sein, einen solchen Meister
der Weisheit zu finden, aber jenseits des
Himalaya- Gebirges soll es solche Adepten
geben, solche sollen es sein, welche H. P. Bla-
Die okkulte Wissenschaft behauptet, dass die Menschheit noch lange nicht auf dem Gipfelpunkte ihrer geistigen Entwicklung angelangt ist, und dass in einer späteren Runde alle Menschen in diesen götterähnlichen Zustand eintreten und schon auf Erden verklärte Körper bewohnen werden. In Europa möchte es schwer sein, einen solchen Meister der Weisheit zu finden, aber jenseits des Himalaya-Gebirges soll es solche Adepten geben, solche sollen es sein, welche H. P. Blavatsky unterrichteten und zur Gründung der "theosophischen Gesellschaft" den Anstoss gegeben haben; solche sind es auch, die noch heutzutage diejenigen ihrer Schüler in allen Teilen der Welt unterrichten, ,velche ihrem geistigen Einflusse zugänglich si nd. Dass aber ein Gedankenc&stausch und Übertragung von Ideen auf die weitesten Entfernungen, selbst
vatsky unterrichteten und zur Gründung der
„theosophischen Gesellschaft" den Anstoss ge-
geben haben; solche sind es auch, die noch
heutzutage diejenigen ihrer Schüler in allen
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Teilen der Welt unterrichten, welche ihrem
geistigen Einflusse zugänglich sind. Dass aber
ein Gedankenaustausch und Übertragung von
Tdeen auf die weitesten Entfernungen, selbst
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zwischen Europa und Asien zwischen zwei
harmonisch gestimmten Gemütern möglich
ist, davon kann sich jeder selbst überzeugen,
zwischen Europa und Asien zwischen zweI harmonisch. gestimmten Gemütern möglich ist, davon kann sich jeder selbst überzeugen, wenn er sich die Mühe nicht verdriessen lassen will, darauf hinzielende Experimente zu machen. Auch ist gar nichts "Übernatürliches" dabei. Der geistige Mensch ist nicht in seinen Körper eingesperrt, er ist überall, und sein Gedanke wirkt dort, wohin er sich durch seinen Willen versetzt.
wenn er sich die Mühe nicht verdriessen
lassen will, darauf hinzielende Experimente
zu machen. Auch ist gar nichts „Ubernatür-
liches" dabei. Der geistige Mensch ist nicht
in seinen Körper eingesperrt, er ist überall,
und sein Gedanke wirkt dort, wohin er sich
durch seinen Willen versetzt.
Der geistige Mensch ist überall, aber er
bedarf der Materie, um sich auf sie zu stützen
und aus ihr seine Kraft zu ziehen; deshalb
wird auch kein Mensch ein Adept dadurch,
dass er ausserhalb seiner selbst im Idealen
schwärmt und sich dem Spiel seiner Phantasie
hingiebt. Ein solcher Mensch lebt nicht, son-
dern er träumt. Ebensowenig wird die Adept-
schaft von demjenigen erlangt, der in seiner
Selbstheit verschlossen lebt, menschenscheu,
ein Pessimist oder Kopfhänger ist; wohl aber
entfaltet sie sich in jenen, die in selbstloser
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Absicht das Gute wollen und es auch thun.
Der geistige Mensch ist überall, aber er bedarf der Materie, um sich auf sie zu stützen und aus ihr seine Kraft zu ziehen; deshalb wird auch kein Mensch ein Adept dadurch, dass er ausserhalb seiner selbst im Idealen schwärmt und sich dem Spiel seiner Phantasie hingiebt. Ein solcher Mensch lebt nicht, sondern er träumt. Ebensowenig wird die Adeptschaft von demjenigen erlangt, der in seiner Selbstheit verschlossen lebt, menschenscheu, ein Pessimist oder Kopfhänger ist; wohl aber entfaltet sie sich in jenen, die in selbstloser Absicht das Gute wollen und es auch thun.
Wenn die Tagespresse sich herbeilässt,
von H. P. Blavatsky und okkulten Dingen zu
sprechen, so wird sie nicht müde, ihre Gläu-
Wenn die Tagespresse siclI herbeilässt, von H. P. Blavatsky und okkulten Dingen zu sprechen, so wird sie nicht müde, ihre Gläu-
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bigen zu versichern, dass die Adepten Leute
seien, welche sich angeblich im Besitze über-
natürlicher Kräfte befänden. Dies hat aber
bigen zu versichern, dass die Adepten Leute seien, welche sich angeblich im Besitze übernatürlicher Kräfte befänden. Dies hat aber noch niemals ein Theosoph behauptet. Die sogenannten "übernatürlichen" Kräfte der Meister der Weisheit bestehen nur darin, dass in ihnen gewisse mystische Kräfte, welche in der Konstitution eines jeden Menschen latent enthalten sind, durch Ausübung zu einem hohen Grade der Entfaltung gelangten, wie man sie in Europa nicht kennt, und der daher einem Zeitungsschreiber "übernatürlich" erscheint. Dass ein Mensch in seinem Grössenwahn das Dasein von Kräften, die er nicht kennt, ableugnet, ist nicht zu verwundern, und ebenso versteht es sich fast von selbst, dass er, wenn er überwiesen wird, zur leichtesten Erklärung der dargebotenen Phänomena greift, nämlich der des Betrugs. Werden doch noch heutzutage Apollonius von Tyana, Cagliostro, Paracelsus, ja selbst J esus von gewissen Leuten als Betrüger erklärt, weil sie mehr wussten als ihre Zeitgenossen und Kräfte besassen, die· der Alltagsmensch noch heutzutage nicht kennt.
noch niemals ein Theosoph behauptet. Die
sogenannten „übernatürlichen" Kräfte der
Meister der Weisheit bestehen nur darin, dass
in ihnen gewisse mystische Kräfte, welche in
der Konstitution eines jeden Menschen latent
enthalten sind, durch Ausübung zu einem
hohen Grade der Entfaltung gelangten, wie
man sie in Europa nicht kennt, und der da-
her einem Zeitungsschreiber „übernatürlich"
erscheint. Dass ein Mensch in seinem Grössen-
wahn das Dasein von Kräften, die er nicht
kennt, ableugnet, ist nicht zu verwundern, und
ebenso versteht es sich fast von selbst, dass
er, wenn er überwiesen wird, zur leichtesten
Erklärung der dargebotenen Phänomena
greift, nämlich der des Betrugs. Werden
doch noch heutzutage Apollonius von Tyana,
Cagliostro, Paracelsus, ja selbst Jesus von ge-
wissen Leuten als Betrüger erklärt, weil sie
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mehr wussten als ihre Zeitgenossen und
Kräfte besassen, die der Alltagsmensch noch
heutzutage nicht kennt.
Die im Menschen schlummernden mysti-
Lotusblüten XXVIII. 2
Die im Menschen schlummernden mystiLotusbltlten nVIlI.
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schen Kräfte wurden bereits an einer anderen
Stelle beschrieben*); über von den Adepten
hervorgebrachten Phänomena findet sich vie-
schen Kräfte wurden bereits an einer anderen Stelle beschrieben*); über von den Adepten hervorgebrachten Phänomena findet sich vieles Interessante in Sinnetts "Occult World" und in H. P. Blavatskys "In the caves and jungles of Hindostan". Wenn aber, wie es dort beschrieben ist, ein Adept einen Tiger durch seine bIosse Willenskraft (Mantrasakti) töten, ein Trinkgefäss durch die schöpferische Kraft seiner Vorstellung (Kriyasakti) aus dem Unsichtbaren hervorbringen kann u. dgl.; so geschieht dies nicht zu dem läppischen Zwecke, den ungläubigen Skeptiker zu überzeugen oder die Zuschauer in Erstaunen zu setzen, ~ondem der Adept übt seine Kraft aus, wenn er es eben für notwendig oder nützlich erachtet; eine Kritik seiner Motive steht uns nicht zu.
les Interessante in Sinnetts „Occult World"
und in H. P. Blavatskys „In the caves and
jungles of Hindostan". Wenn aber, wie
es dort beschrieben ist, ein Adept einen Tiger
durch seine blosse Willenskraft (Mantrasakti)
töten, ein Trinkgefäss durch die schöpferische
Kraft seiner Vorstellung (Kriyasakti) aus dem
Unsichtbaren hervorbringen kann u. dgl.; so
geschieht dies nicht zu dem läppischen Zwecke,
den ungläubigen Skeptiker zu überzeugen
oder die Zuschauer in Erstaunen zu setzen,
sondern der Adept übt seine Kraft aus, wenn
er es eben für notwendig oder nützlich er-
achtet; eine Kritik seiner Motive steht uns
nicht zu.
Ein Adept ist ein Mensch, der sich selber
in seinem wahren Wesen gefunden hat und
zur „göttlichen" Selbsterkenntnis gelangt ist,
dessen Lehren daher nicht auf blossem Hören-
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sagen, Voraussetzungen und Schlussfolgerun-
gen, Überlieferungen, Meinungen, Hypothesen
*) F. Hartmann. „Die weisse und schwarze Magie".
Seite 25.
Ein Adept ist ein Mensch, der sich selber in seinem wahren Wesen gefunden hat und zur "göttlichen" Selbsterkenntnis gelangt ist, dessen Lehren daher nicht auf bIossem Hörensagen, Voraussetzungen und Schlussfolgerungen, Überlieferungen. Meinungen, Hypothesen *) F. Hartmann.
"Die weisse und schwarze Magie".
Seite 25.
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und Theorien beruhen, sondern aus eigener
Erfahrung und Erkenntnis hervorgehen, und
als solche verdienen sie mehr Beachtung
und Theorien beruhen, sondern aus eigener Erfahrung und Erkenntnis hervorgehen, und als solche verdienen sie mehr Beachtung und Aufmerksamkeit als diejenigen unserer spekulativen Philosophen, deren "Geheimwissenschaft" ein auf unsicherer Grundlage aufgeführtes künstliches Gebäude ist, welches durch irgend eine neue Theorie über Nacht wie ein Kartenhaus zusammenfallen kann. Ganz verkehrt aber ist es andererseits, wenn man meint, die wahre Erkenntnis bestehe darin, dass man die Lehre der Adepten gläubig und blindlings wie ein Dogma der Kirche auffasst und ohne sie selbst zu erkennen darauf schwört. Alle die von den Adepten (Gurus) oder deren Jüngern (Chelas) verkündeten Lehren haben nicht den Zweck, als Dogmen zu gelten, an die man glaubt, ohne dass man sie begreift, sondern sie sollen vielmehr nur als Wegweiser dienen auf dem Pfade zur V 011kommenheit, den jeder selber gehen muss, wenn er zum Ziele gelangen will.
und Aufmerksamkeit als diejenigen unserer
spekulativen Philosophen, deren „Geheim-
wissenschaft" ein auf unsicherer Grundlage
aufgeführtes künstliches Gebäude ist, welches
durch irgend eine neue Theorie über Nacht
wie ein Kartenhaus zusammenfallen kann.
Ganz verkehrt aber ist es andererseits, wenn
man meint, die wahre Erkenntnis bestehe da-
rin, dass man die Lehre der Adepten gläubig
und blindlings wie ein Dogma der Kirche auf-
fasst und ohne sie selbst zu erkennen darauf
schwört. Alle die von den Adepten (Gurus)
oder deren Jüngern (Chelas) verkündeten Leh-
ren haben nicht den Zweck, als Dogmen zu
gelten, an die man glaubt, ohne dass man
sie begreift, sondern sie sollen vielmehr nur
als Wegweiser dienen auf dem Pfade zur Voll-
kommenheit, den jeder selber gehen muss,
wenn er zum Ziele gelangen will.
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Hier wirft sich nun von selbst die Frage
auf: Was ist nötig, um ein Schüler dieser
Adepten zu werden und mit den Meistern der
Weisheit in Verbindung zu treten? Da wir es
2*
Hier wirft sich nun von selbst die Frage auf: Was ist nötig, um ein Schüler dieser Adepten zu werden und mit den Meistern der Weisheit in Verbindung zu treten? Da wir es 2*
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nicht mit den physischen Körpern der Adep-
-
ten zu thun haben und örtliche Entfernung
kein Hindernis für den Austausch der Ge-
nicht mit. den physischen Körpern der Adepten zu thun haben und örtliche Entfernung kein Hindernis für den Austausch der Gedanken ist, so ist es nicht nötig, die beschwerliche Reise nach Thibet zu unternehmen, um die Adepten persönlich kennen zu lernen; wir finden sie überall, sobald wir imstande sind, uns zu ihrer Sphäre geistig zu erheben.
danken ist, so ist es nicht nötig, die beschwer-
liche Reise nach Thibet zu unternehmen, um
die Adepten persönlich kennen zu lernen; wir
finden sie überall, sobald wir imstande sind,
uns zu ihrer Sphäre geistig zu erheben.
Die Eigenschaften aber, welche von dem
Schüler verlangt werden, wurden bereits in
den drei ersten Heften der „Lotusblüten"
auseinandergesetzt*). Sie sind kurz gefasst
folgende:
1. Liebe zur Wahrheit und eine bestän-
dige Bereitschaft, sich ihr zum Opfer zu
bringen.
2. Reinheit der Gedanken, der Sprache
und des Körpers.
3. Beständiges Bestreben, seinen Mitmen-
schen nützlich zu sein.
Die Eigenschaften aber, welche von dem Schüler verlangt werden, wurden bereits in den drei ersten Heften der "Lotusblüten" auseinandergesetzt *). Sie sind kurz gefasst folgende:
4. Beständige Selbstaufopferung zum Bes-
ten des Ganzen.
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*) H. P. Blavatsky. (Die Grundlage der indischen
Mystik.) „Die Stimme der Stille. Die zwei Wege. Die
sieben Pforten."
Liebe zur Wahrheit und eine beständige Bereitschaft, sich ihr zum Opfer zu bringen. I.
Reinheit der Gedanken ~ der Sprache und des Körpers. 2.
3. Beständiges Bestreben, seinen Mitmenschen nützlich zu sein. 4. Beständige Selbstaufopferung zum Besten des Ganzen. *) H. P. Blavatsky. (Die Grundlage der indischen )Iystik.) "Die Stimme der Stille. Die zwei Wege. Die sieben Pforten."
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5. Hochhaltung der Gerechtigkeit und Be-
folgung ihres Gesetzes.
Wer diese fünf Punkte befolgt, dem er-
5. Hochhaltung der Gerechtigkeit und Befolgung ihres Gesetzes.
öffnet sich, auch ohne dass er darnach sieht,
der Pfad des Lichts, und er findet vor allem
den Meister, der in ihm selber ist. Thöricht
aber ist derjenige, welcher dasjenige, was er
thut, zu seiner Selbstverherrlichung unter-
nimmt; denn gerade dieses vermeintliche
Wer diese fünf Punkte befolgt, dem eröffnet sich, auch ohne dass er darnach sieht. der Pfad des Lichts, und er findet vor allem den Meister, der in ihm selber ist. Thöricht aber ist derjenige, welcher dasjenige, was er thut, zu seiner Selbstverherrlichung unternimmt; denn gerade dieses vermeintlich~ "Selbst", welches er verherrlichen will, muss zu Grunde gehen, damit der Meister offenbar werden kann. Der wahre Jünger der Weisheit thut nichts zur Verherrlichung seines täuschenden Selbsts, wohl aber alles zur Ehre Gottes; d. h. seines Gottes, der unsterblichen Seele in ihm, welcher sein Meister und die Verbindungsbrucke zwischen ihm und dem Gott des Weltalls ist. Alle Selbstquälerei alle guten Werke, die aus dem Egoismus hervorgehen und zum Zwecke der Selbstverherrlichung unternommen werden, erfüllen nicht ihren Zweck; nicht was der Erdenmensch thut, sondern was sein Gott in ihm wirkt und durch ihn vollbringt ist gut; der irdische Mensch kann nichts Besseres thun, als seinem inneren Meister gehorsam zu sein.
„Selbst", welches er verherrlichen will, muss
zu Grunde gehen, damit der Meister offenbar
werden kann. Der wahre Jünger der Weis-
heit thut nichts zur Verherrlichung seines
täuschenden Selbsts, wohl aber alles zur Ehre
Gottes; d. h. seines Gottes, der unsterblichen
Seele in ihm, welcher sein Meister und die
Verbindungsbrücke zwischen ihm und dem
Gott des Weltalls ist. Alle Selbstquälerei
alle guten Werke, die aus dem Egoismus her-
vorgehen und zum Zwecke der Selbstver-
herrlichung unternommen werden, erfüllen
nicht ihren Zweck; nicht was der Erden-
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mensch thut, sondern was sein Gott in ihm
wirkt und durch ihn vollbringt ist gut; der
irdische Mensch kann nichts Besseres thun,
als seinem inneren Meister gehorsam zu sein.
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Dieser Meister ist des Menschen unsterb-
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liches Selbst und sein „Gott"; die Persönlich-
keit des Menschen ist nur das körperliche
Produkt, welches dieser „Gott" jedesmal, wenn
Dieser Meister ist des Menschen unsterbliches Selbst und sein "Gott"; die Persönlichkeit des Menschen ist nur das körperliche Produkt, welches dieser "Gott" jedesmal, wenn er auf einem Planeten sich reinkarniert, hervorbringt und beseelt. Diesem Meister im Innem des Menschen gehören die geistigen Kräfte zu, welche sich im äusseren Menschen offenbaren, und sie offenbaren sich dann in ihm, wenn der äussere Mensch ganz von der Kraft des Gottmenschen, dessen Tempel er ist, durchdrungen wird. Dieser Meister ist aber noch keineswegs ein Adept, sondern er wird erst dadurch zum Adepten, dass er die hierzu nötigen Kenntnisse erlangt, und die Erlangung der Erkenntnis von allem, durch die Überwindung des Materiellen, ist der Zweck seiner Reinkarnationen. Somit hat die Schule des Jüngers der okkulten Wissenschaft gar viele Klassen, der Unterricht dauert durch viele Jahrtausende und nur die Ewigkeit vollendet ihn.
er auf einem Planeten sich reinkarniert, her-
vorbringt und beseelt. Diesem Meister im
Innern des Menschen gehören die geistigen
Kräfte zu, welche sich im äusseren Menschen
offenbaren, und sie offenbaren sich dann in
ihm, wenn der äussere Mensch ganz von der
Kraft des Gottmenschen, dessen Tempel er
ist, durchdrungen wird. Dieser Meister ist
aber noch keineswegs ein Adept, sondern er
wird erst dadurch zum Adepten, dass er die
hierzu nötigen Kenntnisse erlangt, und die
Erlangung der Erkenntnis von allem, durch
die Überwindung des Materiellen, ist der
Zweck seiner Reinkarnationen. Somit hat
die Schule des Jüngers der okkulten Wis-
senschaft gar viele Klassen, der Unterricht
dauert durch viele Jahrtausende und nur die
Ewigkeit vollendet ihn.
Was aber wollen die indischen Adepten
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bezwecken? Sicherlich nicht die Welt durch
okkulte Phänomena in Verwunderung setzen,
oder einigen Günstlingen magische Kunst-
Was aber wollen die indischen Adepten bezwecken? Sicherlich nicht die Welt durch okkulte Phänomena in Verwunderung setzen, oder einigen Günstlingen magische Kunst-
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stücke zu lehren. Der Zweck, den sie durch
ihr Hervortreten in der jetzigen Periode im
stücke zu lehren. Der Zweck, den sie durch ihr Hervortreten in der jetzigen Periode im Auge haben, ist von einem Adepten selbst in folgenden Worten gegeben:
Auge haben, ist von einem Adepten selbst
in folgenden Worten gegeben:
„Der Mensch besteht aus Ideen und wird
durch Ideen geleitet. Seine eigene subjektive
Welt ist sogar auf dieser physischen Ebene
für ihn die einzige Wirklichkeit. Für den
Okkultisten erweitert sich der Gesichtskreis
dieser inneren Welt, und sie tritt für ihn
immer in die Wirklichkeit, umsomehr, als er
die objektive Erscheinungswelt als das, was
"Der Mensch besteht aus Ideen und wird durch Ideen geleitet. Seine eigene subjektive Welt ist sogar auf dieser physischen Ebene für ihn die einzige Wirklichkeit. Für den Okkultisten erweitert sich der Gesichtskreis dieser inneren Welt, und sie tritt für ihn immer in die Wirklichkeit, umsomehr, als er die objektive Erscheinungswelt als das, was sie ist, erkennt. Sein Endziel ist die Selbsterkenntnis im Absoluten (Parabrahm). Deshalb sollte derjenige, welcher nach höherem Wissen trachtet, alle seine Begierden nach dem einen höchsten Ideale richten, und es durch völlige Selbstaufopferung, Menschenliebe, Herzensgüte und alle die höchsten Tugenden, die man auf Erden erlangen kann, zu erreichen suchen. Je mehr er sich anstrengt, dieses Ideal zu erreichen, je mehr er sein Wollen in dieser Richtung bewegt, um so grösser wird seine Kraft. Ist er einmal (innerlich) stark geworden, so entsteht auch im materiellen Organismus die Neigung, nur
sie ist, erkennt. Sein Endziel ist die Selbst-
erkenntnis im Absoluten (Parabrahm). Des-
halb sollte derjenige, welcher nach höherem
Wissen trachtet, alle seine Begierden nach
dem einen höchsten Ideale richten, und es
durch völlige Selbstaufopferung, Menschen-
liebe, Herzensgüte und alle die höchsten Tu-
genden, die man auf Erden erlangen kann,
zu erreichen suchen. Je mehr er sich an-
strengt, dieses Ideal zu erreichen, je mehr er
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sein Wollen in dieser Richtung bewegt, um
so grösser wird seine Kraft. Ist er einmal
(innerlich) stark geworden, so entsteht auch
im materiellen Organismus die Neigung, nur
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dasjenige zu thun, was mit dem hohen Be-
streben, das er verfolgt, im Einklang ist, und
dasjenige zu thun, was mit dem hohen Bestreben, das er verfolgt, im Einklang ist, und seine (edlen) Handlungen verdoppeln dann seine innere Kraft nach dem bekannten Gesetze von Wirkung und Gegenwirkung.
seine (edlen) Handlungen verdoppeln dann
seine innere Kraft nach dem bekannten Ge-
setze von Wirkung und Gegenwirkung.
„Was aber sind die praktischen Erfolge,
und wie kommen dieselben zustande? Die
Beobachtung und Erfahrung lehrt uns, dass
der Fortschritt ein Naturgesetz ist. Daraus
folgt, dass die Menschheit noch in einem un-
vollkommenen Entwicklungszustande ist und
der Vollkommenheit entgegengeht. Diese
"Was aber sind die praktischen Erfolge, und wie kommen dieselben zustande? Die Beobachtung und Erfahrung lehrt uns, dass der Fortschritt ein Naturgesetz ist. Daraus folgt, dass die Menschheit noch in einem unvollkommenen Entwicklungszustande ist und der V ollkommenheit entgegengeht. Diese Vollkommenheit wird erst dann eintreten. wenn sich in den Menschen höhere Wahrnehmungskräfte entfalten und ihnen der Standpunkt klar wird, den sie in Bezug auf ihre Stellung in der Natur einnehmen. Die höchste Vollkomlnenheit ist aber denkbar nur dann, wenn die Kraft, welche den einzelnen Menschen belebt, in Übereinstimmung wirkt mit dem Einen Leben, welches das Ganze zu diesem Zwecke bewegt, und das beste Mittel, dazu zu gelangen, ist die Erkenntnis und Wissenschaft.
Vollkommenheit wird erst dann eintreten,
wenn sich in den Menschen höhere Wahr-
nehmungskräfte entfalten und ihnen der
Standpunkt klar wird, den sie in Bezug auf
ihre Stellung in der Natur einnehmen. Die
höchste Vollkommenheit ist aber denkbar
nur dann, wenn die Kraft, welche den ein-
zelnen Menschen belebt, in Übereinstimmung
wirkt mit dem Einen Leben, welches das
Ganze zu diesem Zwecke bewegt, und das
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beste Mittel, dazu zu gelangen, ist die Er-
kenntnis und Wissenschaft.
„Wer dies begreift, dem wird es auch klar
sein, dass es der Endzweck des Gesetzes in
"Wer dies begreift, dem wird es auch klar sein, dass es der Endzweck des Gesetzes in
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der Natur ist, den Menschen vollkommen zu
machen durch die Vereinigung des mensch-
lichen Geistes mit dem Geiste, der das Ganze
der Natur ist, den Menschen vollkommen zu machen durch die Vereinigung des menschlichen Geistes mit dem Geiste, der das Ganze belebt. Indem dieser hohe Zweck beständig vor Augen gehalten wird, sollte eine intellektuelle Vereinigung gebildet werden, in welcher sich alle (gleichviel, welche Meinungen der Einzelne hat) zu diesem Zwecke verbinden. Um diesen praktischen Erfolg, die Vereinigung zu erreichen, müssen wir das höchste Ideal, welches den wahren Menschen darstellt, aufrecht erhalten; wir müssen andere auf dieses Ideal hinweisen und selbst diesem Ideale gemäss handeln. Jeder sollte mit völliger Selbstaufopferung darnach streben, selber den richtigen Weg zu gehen und ihn anderen zu zeigen. Wenn wir als ein Ganzes unsere Kräfte zur Erreichung dieses Ideals anstrengen, so kann durch dieses Zusammenwirken auf der geistigen Ebene Grosses erreicht werden. Da dieses das wichtigste Werk ist, mit dem sich ein Okkultist beschäftigen kann, so sollte jeder, der nach höherem Wissen strebt, darnach trachten, dieses Werk zu befördern. Dadurch entsteht eine geistige Flutwelle, durch welche das Ganze emporgehoben wird, und die intellek-
belebt. Indem dieser hohe Zweck beständig
vor Augen gehalten wird, sollte eine intel-
lektuelle Vereinigung gebildet werden, in
welcher sich alle (gleichviel, welche Mei-
nungen der Einzelne hat) zu diesem Zwecke
verbinden. Um diesen praktischen Erfolg,
die Vereinigung zu erreichen, müssen wir das
höchste Ideal, welches den wahren Menschen
darstellt, aufrecht erhalten; wir müssen an-
dere auf dieses Ideal hinweisen und selbst
diesem Ideale gemäss handeln. Jeder sollte
mit völliger Selbstaufopferung darnach stre-
ben, selber den richtigen "Weg zu gehen und
ihn anderen zu zeigen. Wenn wir als ein
Ganzes unsere Kräfte zur Erreichung dieses
Ideals anstrengen, so kann durch dieses
Zusammenwirken auf der geistigen Ebene
Grosses erreicht werden. Da dieses das wich-
tigste Werk ist, mit dem sich ein Okkultist
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beschäftigen kann, so sollte jeder, der nach
höherem Wissen strebt, darnach trachten,
dieses Werk zu befördern. Dadurch entsteht
eine geistige Flutwelle, durch welche das
Ganze emporgehoben wird, und die intellek-
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tuellen und geistigen Fähigkeiten unserer
Generation sich auszubreiten befähigt sind.
tuelIen und geistigen Fähigkeiten unserer Generation sich auszubreiten befähigt sind. Zu diesem Zwecke trägt die Verbreitung philosophischer Kenntnisse bei, und diese Verbreitung ist es, die wir von unsem Schülern erwarten."
Zu diesem Zwecke trägt die Verbreitung
philosophischer Kenntnisse bei, und diese
Verbreitung ist es, die wir von unsern Schü-
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lern erwarten."
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Die buddhistische Religion in Japan.
Von Zitsuzen Ashitsu (Japan).
(Journal of the Maha - Bodhi Society.)
„Buddha" ist ein Sanskrit-Wort (sein
Ursprung ist bodh, das Licht der Erkenntnis)
und gleichbedeutend mit dem chinesischen
„Kaku", welches „erleuchten" heisst. Ein
„Buddha" ist somit ein Erleuchteter, d. h.
ein Mensch, welcher Gotteserkenntnis (gött-
liche Selbsterkenntnis) erlangt hat, und ein
„Buddhist" ist ein Mensch, welcher nach dem
Lichte, das die ganze Welt erleuchtet (Atma-
Buddhi) strebt; mit anderen Worten Einer,
der nach dem Erlöser, der Wahrheitserkennt-
Die buddhistische Religion in Japan.
nis, sucht.
Buddha hat drei „Persönlichkeiten" oder
Aspekte. Der erste Aspekt ist vollkommen
farblos und formenlos und zu gleicher Zeit
Von Zitsuzen Ashitsu Oapan).
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(Journal of the Maha - Bodhi Society.)
"Buddha" ist ein Sanskrit-Wort (sein Ursprung ist bodh, das Licht der Erkenntnis) und gleichbedeutend mit dem chinesischen "Kaku", welches "erleuchten" heisst. Ein "Buddha" ist somit ein Erleuchteter, d. h. ein Mensch, welcher Gotteserkenntnis (göttliche Selbsterkenntnis) erlangt hat, und ein "Buddhist" ist ein Mensch, welcher nach dem Lichte, das die ganze Welt erleuchtet (AtmaBuddhi) strebt; mit anderen Worten Einer, der nach dem Erlöser, der Wahrheitserkenntnis, sucht. Buddha hat drei "Persönlichkeiten" oder Aspekte. Der erste Aspekt ist vollkommen farblos und formenlos und zu gleicher Zeit
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ewig, allgegenwärtig und unveränderlich.
Der zweite ist der Zustand, welchen Buddha
(die erleuchtete Seele) durch sein Thun er-
ewig, allgegenwärtig und unveränderlich. Der zweite ist der Zustand, welchen Buddha (die erleuchtete Seele) durch sein Thun erlangte; es ist der Zustand, in welchem der Mensch frei von Leidenschaft und böser Begierde und voller erleuchteter Tugend ist. In seiner dritten Eigenschaft offenbart sich Buddha allen Wesen, zu jeder Zeit und an allen Orten, um jedes Geschöpf innerlich zu belehren und zu erleuchten, je nachdem es fähig ist, zu empfangen (er ist mit anderen Worten in dieser dritten "Person" die höhere Vernunft oder der "heilige Geist"). DiesE' drei Eigenschaften gehören der intellektuellen Thätigkeit eines Buddha an und sind zu gleicher Zeit die wesentlichen Bestandteile seiner Persönlichkeit. Jeder l\1ensch hat dieselben Eigenschaften, aber nicht in jedem sind sie in deIn Grade eines Buddha entfaltet; denn was ist der Unterschied zwischen einem Buddha und einem gewöhnlichen Menschen, als dass in einem Buddha die erhabenen Tugenden, welche im gewöhnlichen Menschen noch latent und unter dem Staube der Leidenschaften verborgen sind, zu vollem Ausdruck gelangten und in ihm zur Offenbarung gekommen sind ? Wenn wir unser
langte; es ist der Zustand, in welchem der
Mensch frei von Leidenschaft und böser Be-
gierde und voller erleuchteter Tugend ist.
In seiner dritten Eigenschaft offenbart sich
Buddha allen Wesen, zu jeder Zeit und an
allen Orten, um jedes Geschöpf innerlich zu
belehren und zu erleuchten, je nachdem es
fähig ist, zu empfangen (er ist mit anderen
Worten in dieser dritten „Person" die höhere
Vernunft oder der „heilige Geist"). Diese
drei Eigenschaften gehören der intellektuellen
Thätigkeit eines Buddha an und sind zu glei-
cher Zeit die wesentlichen Bestandteile seiner
Persönlichkeit. Jeder Mensch hat dieselben
Eigenschaften, aber nicht in jedem sind sie
in dem Grade eines Buddha entfaltet; denn
was ist der Unterschied zwischen einem
Buddha und einem gewöhnlichen Menschen,
als dass in einem Buddha die erhabenen
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Tugenden, welche im gewöhnlichen Men-
schen noch latent und unter dem Staube der
Leidenschaften verborgen sind, zu vollem
Ausdruck gelangten und in ihm zur Offen-
barung gekommen sind? Wenn wir unser
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Gemüt von allem Unreinen befreien und aus
-
der Nacht der Thorheit in das Licht der
Gotteserkenntnis treten, so sind wir selbst
Gemüt von allem Unreinen befreien und aus der N acht der Thorheit in das Licht der Gotteserkenntnis treten, so sind wir selbst eins mit Buddha, dem Erleuchteten (dem "Gesalbten", welcher auch "Christus" genannt wird).
eins mit Buddha, dem Erleuchteten (dem „Ge-
salbten", welcher auch „Christus" genannt wird).
Die Persönlichkeit Buddhas ist über alle
die Zustände, welche man „Leben" und „Tod"
nennt, erhaben. Wir nennen diesen Zustand
„Nehan" oder „Nirwana". Derselbe wird
in vier Klassen geteilt, nämlich:
1. Honrai Jishoshojo Nehan ist die-
jenige Natur Buddhas, welche keinen Anfang
und kein Ende (A und Q) hat, und wie ein
vollkommener Spiegel frei von allen Begier-
Die Persönlichkeit Buddhas ist über alle die Zustände, welche man "Leben" und "Tod" nennt, erhaben. Wir nennen diesen Zustand "N ehan" oder "Nir,vana". Derselbe wird In vier Klassen geteilt, nämlich:
den ist. (Jeder Mensch kann diesen Zustand
in dem Tiefinnersten seiner Seele finden.)
2. Uyo Nehan ist der Name eines Zu-
standes (Himmels), der etwas höher als der
oben beschriebene ist, und in welchem wir
erkennen, dass unsere Erscheinung ein vor-
übergehendes Ding, unser Leben unbeständig,
und dass dasjenige, was man das „Ich-sein"
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nennt, nur eine Täuschung ist. In diesem
Zustande ist das Gemüt ganz rein, und es ist
für uns nichts (Objektives) mehr vorhanden,
Honrai ]ishoshojo Nehan ist diejenige Natur Buddhas, welche keinen Anfang und kein Ende (A und .2) hat, und wie ein vollkommener Spiegel frei von allen Begierden ist. (J eder Mensch kann diesen Zustand In dem Tiefinnersten seiner Seele finden.) I.
Uyo N ehan ist der Name eines Zustandes (Himmels), der etwas höher als der oben beschriebene ist, und in welchem wir erkennen, dass unsere Erscheinung ein vorübergehendes Ding, unser Leben unbeständig, und dass dasjenige, was man das "Ich-sein" nennt, nur eine Täuschung ist. In diesem Zustande ist das Gemüt ganz rein, und es ist für uns nichts (Objektives) mehr vorhanden, 2.
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als der Körper. Deshalb heisst dieser Zustand
„Uyo", d. h. „etwas übrig".
3. Mayo Nehan ist derjenige Zustand, in
als der Körper. Deshalb heisst dieser Zustand "Uyo", d. h. "etwas übrig".
welchem der Körper sowohl als der Intellekt
nicht mehr für uns (für die reine Vernunft,
welche sowohl denken, als auch es unterlassen
kann) vorhanden ist. Deshalb wird dieser
3. Mayo Nehan ist derjenige Zustand, in welchem der Körper sowohl als der Intellekt nicht mehr für uns (für die reine Vernunft, welche sowohl denken, als auch es unterlassen kann) vorhanden ist. Deshalb wird dieser Zustand "Mayo", d. h. "nichts mehr übrig", genannt.
Zustand „Mayo", d. h. „nichts mehr übrig",
genannt.
4. Mujusho Nehan ist der höchste Zu-
stand von Nirwana. In diesem wird völlige
Weisheit (göttliche Selbsterkenntnis) erlangt,
und für denjenigen, der ihn erlangt hat, giebt
es weder Geburt noch Tod; er wird selbst
zur göttlichen Liebe (Barmherzigkeit) und be-
schränkt sich nicht darauf, seine Seligkeit zu
geniessen, sondern teilt sich allen Wesen mit,
um sie zu erlösen. Deswegen wird die Seele
in diesem Zustande „der Erlöser" genannt.
Demgemäss giebt es für den Buddhisten
vier Bekenntnisse, nämlich:
4. Mujusho N ehan ist der höchste Zustand von Nirwana. In diesem wird völlige Weisheit (göttliche Selbsterkenntnis) erlangt, und für denjenigen, der ihn erlangt hat, giebt es weder Geburt noch Tod; er wird selbst zur göttlichen Liebe (Barmherzigkeit) und beschränkt sich nicht darauf, seine Seligkeit zu geniessen, sondern teilt sich allen Wesen mit, um sie zu erlösen. Deswegen wird die Seele in diesem Zustande "der Erlöser" genannt.
1. Ich hoffe, alle Wesen im Universum aus
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der Thorheit (avidya) zu erlösen.
2. Ich hoffe, dass ich den unerschöpflichen
Begierden entsagen kann, welche der Thor-
heit entspringen.
Demgemäss giebt es für den Buddhisten vier Bekenntnisse, nämlich: Ich hoffe, alle Wesen im Universum aus der Thorheit (avidya) zu erlösen. I.
Ich hoffe, dass ich den unerschöpflichen Begierden entsagen kann, welche der Thorheit entspringen. 2.
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3. Ich hoffe, dass ich die unendliche Weis-
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heit Buddhas erfassen werde.
4. Ich hoffe, zur höchsten Stufe der Er-
3. Ich hoffe, dass ich die unendliche Weisheit Buddhas erfassen werde.
leuchtung eines Buddha zu gelangen.
Von diesen vier Klassen von Nirwana
wird die erste und vierte Nirwana oder Ma-
hayana, und die zweite und dritte Hinayana
genannt.
4. Ich hoffe, zur höchsten Stufe der Erleuchtung eines Buddha zu gelangen.
Das Fundament der buddhistischen Reli-
gionsphilosophie ist das Gemüt (Manas), wel-
ches einem grenzenlosen Meer verglichen
werden kann, in welchem die Tausende von
Flüssen buddhistischer Lehren (Lehren der
Von diesen vier Klassen von Nirwana wird die erste und vierte Nirwana oder Mahayana, und die zweite und dritte Hinayana genannt.
Wahrheit) sich ergiessen. Die buddhistische
Religion umfasst somit das ganze Gemüt
(Seele, Vernunft). Das Gemüt (die Seele) ist
so gross und wunderbar, dass der ganze
Himmel seine Grösse nicht fassen kann, und
die Erde (das Materielle) ist zu klein, um es
zu messen. Es ist weder lang noch kurz,
weder rund noch eckig. Es ist weder aussen
noch innen, noch in der Mitte des Körpers
Das Fundament der buddhistischen Religionsphilosophie ist das Gemüt (Manas), welches einem grenzenlosen Meer verglichen werden kann, in welchem die Tausende von Flüssen buddhistischer Lehren (Lehren der Wahrheit) sich ergiessen. Die buddhistische Religion umfasst somit das ganze GemÜt (Seele, Vernunft). Das Gemüt (die Seele) ist so gross und wunderbar, dass der ganze Himmel seine Grösse nicht fassen kann, und die Erde (das Materielle) ist zu klein, um es zu messen. Es ist weder lang noch kurz, weder rund noch eckig. Es ist weder aussen no~h innen, noch in der Mitte des Körpers zu finden. Es ist farblos und formlos und überall im Universum thätig; aber zum Zwecke des Studiums es unserem Begriffsvermögen
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zu finden. Es ist farblos und formlos und
überall im Universum thätig; aber zum Zwecke
des Studiums es unserem Begriffsvermögen
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näher zu bringen, nennen wir es die „wahre
Seele" (Mind) oder die absolute Einheit (das
Wesen). Jedes Ding auf Erden oder im Him-
näher zu bringen, nennen wir es die "wahre Seele" (Mind) oder die absolute Einheit (das Wesen). Jedes Ding auf Erden oder im Himmel, die Erde, der Himmel, Berge, Flüsse, Bäume, Pflanzen, Tiere, Menschen, oder was es sonst giebt, ist nichts als persönliche Erscheinungen der alleinigen unendlichen Wirklichkeit; und da diese Einheit das einzige ist, wodurch Buddha alle Arten von Wesen erleuchtet, so ist es klar, dass Buddhas Natur das Gemüt (die Seele) selber ist.
mel, die Erde, der Himmel, Berge, Flüsse,
Bäume, Pflanzen, Tiere, Menschen, oder was
es sonst giebt, ist nichts als persönliche Er-
scheinungen der alleinigen unendlichen Wirk-
lichkeit; und da diese Einheit das einzige ist,
wodurch Buddha alle Arten von Wesen er-
leuchtet, so ist es klar, dass Buddhas Natur
das Gemüt (die Seele) selber ist.
Drei heilige Tugenden sind die wesent-
lichen Funktionen Buddhas, nämlich: die hei-
lige Weisheit, Menschsein und Mut.
1. Die heilige Weisheit wird auch „absolute
Weisheit" genannt. „Weisheit" im gewöhn-
lichen Sinne ist die Fähigkeit der Seele, zu
unterscheiden und zu beurteilen. Für sich
alleinstehend ist diese Fähigkeit absolute
Weisheit; tritt sie aber in Bezug auf die Be-
gierden des Gemütes in Thätigkeit, so wird
sie „relative Weisheit" genannt.
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2. Ein wahrer Mensch zu sein, ist das Er-
gebnis der Weisheit. Wenn das Licht der
Intelligenz durch die Wolken der Unwissen-
Drei heilige Tugenden sind die wesentlichen Funktionen Buddhas, nämlich: die heilige Weisheit, Menschsein und Mut. Die heilige Weisheit wird auch "absolute Weisheit" genannt. "Weisheit" im gewöhnlichen Sinne ist die Fähigkeit der Seele, zu unterscheiden und zu beurteilen. Für sich alleinstehend ist diese Fähigkeit absolute Weisheit; tritt sie aber in Bezug auf die Begierden des Gemütes in Thätigkeit, so wird sie "relative Weisheit" genannt. I.
Ein wahrer Mensch zu sein, ist das Ergebnis der W eisheit. Wenn das Licht der Intelligenz durch die Wolken der U nwissen2.
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heit und des Aberglaubens (Gelehrtendünkels
und Borniertheit) scheint, so werden die Men-
schen frei von Leiden und Sünde' und von
heit und des Aberglaubens (Gelehrtendünkels und Borniertheit) scheint, so werden die Menschen frei von Leiden und Sünde: und von der Erkenntnis der Wahrheit erfüllt. Der Zweck, weshalb (Gautama) Buddha nach seiner eigenen Erleuchtung strebte, war, dass er es allen Wesen ohne Unterschied zugänglich machen wollte.
der Erkenntnis der Wahrheit erfüllt. Der
Zweck, weshalb (Gautama) Buddha nach seiner
eigenen Erleuchtung strebte, war, dass er es
allen Wesen ohne Unterschied zugänglich
machen wollte.
3. Wenn auch Gautama Buddha die ersten
beiden Tugenden hatte, so hätte er doch damit
kein Wesen erlösen können, hätte er nicht
noch die dritte gehabt, nämlich den Mut; aber
er hatte diese Tugend in einem solchen Masse,
dass er sein irdisches Königreich verliess, um
der Menschheit und allen Wesen Hilfe zu
bringen *).
Nach Shara Buddhas (Sakya Munis) Ab-
scheiden von dieser Erde sammelten zwei
seiner Schüler, Kasho und Suan, seine Leh-
3. Wenn auch Gautama Buddha die ersten beiden Tugenden hatte, so hätte er doch damit kein Wesen erlösen können, hätte er nicht noch die dritte gehabt, nämlich den Mut; aber er hatte diese Tugend in einem solchen Masse, dass er sein irdisches Königreich verliess, um der Menschheit und allen Wesen Hilfe zu bringen *).
ren. Dies war das erste Buch, welches über
die Lehre Buddhas erschien, und es war be-
titelt: „Die drei Schatzkammern von Hina-
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yana (Sanzo)", d. h. die drei verschiedenen
Klassen der Lehre, nämlich:
*) Siehe Edwin Arnold, „Die Leuchte Asiens".
Leipzig, bei W. Friedrich.
Lotnsblfiten XXVIII. 3
Nach Shara Buddhas (Sakya Munis) Abscheiden von dieser Erde sammelten zwei seiner Schüler, Kasho und Suan, seine Lehren. Dies war das erste Buch, welches über die Lehre Buddhas erschien, und es war betitelt: "Die drei Schatzkammern von Hinayana (Sanzo)", d. h. die drei verschiedenen Klassen der Lehre, nämlich: *) Siehe E cl w i n Ar n 0 1cl, "Die Leuchte Asiens". Leipzig, bei W. Frieclrich. Lotnsblüten XXVIII.
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1. Kyo, ein Prinzip, d. h. die Wahrheit,
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welche dem Gesetze, welches die buddhis-
Kyo, ein Prinzip, d h. die 'Vahrheit, welche dem Gesetze, welches die buddhistische Religion lehrt, zu Grunde liegt.
tische Religion lehrt, zu Grunde liegt.
I.
2. Ritsu, das Gesetz, d. h. die Anord-
nungen, welche Buddha gab, um die mensch-
lichen Leiden zu beseitigen.
3. Ron, das Argument, d. h. die Er-
klärungen und Gründe, welche von Buddhas
Schülern und Nachfolgern angeführt wurden.
Ritsu, das Gesetz, d. h. die Anordnungen, welche Buddha gab, um die menschlichen Leiden z.u beseitigen. 2.
Ausser der Hinayana giebt es eine an-
dere Sammlung von „drei Schatzkammern",
nämlich die Mahayana, welche von Buddhas
Schülern geschrieben wurde. Sowohl die
Hinayana als auch die Mahayana waren
lange Zeit nach dem Abscheiden Buddhas
in Indien im Gebrauch. Nach einigen hun-
3. Ron, das Argument, d. h. die Erklärungen und Gründe, welche von Buddhas Schülern und Nachfolgern angeführt wurden.
dert Jahren aber wurden sie in drei Teile
geteilt. Ein Teil verbreitete sich in den
nördlichen Gegenden, in Thibet, Mongolien
und der Mandschurei; ein anderer östlich, in
China, Korea und Japan; der dritte besteht
noch im Süden, in Ceylon, Siam etc. Diese
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drei Zweige werden beziehungsweise die
Ausser der Hinayana giebt es eine andere Sammlung von "drei Schatzkammern", nämlich die Mahayana, welche von Buddhas Schülern geschrieben wurde. Sowohl die Hinayana als auch die Mahayana waren lange Zeit nach dem Abscheiden Buddhas in Indien im Gebrauch. Nach einigen hundert Jahren aber wurden sie in drei Teile geteilt. Ein Teil verbreitete sich in den nördlichen Gegenden, in Thibet, Mongolien und der Mandschurei; ein anderer östlich, in China, Korea und Japan; der dritte besteht noch im Süden, in Ceylon, Siam etc. Diese drei Zweige werden beziehungsweise die nördliche Mahayana, die östliche Mahayana und die südliche Hinayana genannt. Gegen-
nördliche Mahayana, die östliche Mahayana
und die südliche Hinayana genannt. Gegen-
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wärtig ist die östliche Mahayana in Japan
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der stärkste Zweig.
Der Unterschied zwischen Mahayana und
wärtig ist die östliche Mahayana In Japan der stärkste Zweig.
Hinayana aber ist, dass die Mahayana lehrt,
wie man durch ein Eingehen in die intellek-
tuelle Erkenntnis des Buddha Nirwana er-
langen kann; während die Hinayana den
Weg zur Seligkeit durch die Befolgung des
Gesetzes lehrt. (Das eine ist Adeptschaft und
Der Unterschied zwischen Mahayana und Hinayana aber ist, dass die Mahayana lehrt, wie man durch ein Eingehen in die intellektuelle Erkenntnis des Buddha Nirwana erlangen kann; während die Hinayana den Weg zur Seligkeit durch die Befolgung des Gesetzes lehrt. (Das eine ist Adeptschaft und Vollkommenheit; das andere blasse Heiligkeit ohne intellektuelles Verständnis.) Wenn man mich aber frägt, welches die Hauptsache in der buddhistischen Religion sei, so würde ich sagen Mahayana, denn dieses lehrt uns nicht nur das Gesetz kennen, sondern selber ein Buddha zu werden.
Vollkommenheit; das andere blosse Heilig-
keit ohne intellektuelles Verständnis.) Wenn
man mich aber frägt, welches die Haupt-
sache in der buddhistischen Religion sei, so
würde ich sagen Mahayana, denn dieses
lehrt uns nicht nur das Gesetz kennen, son-
dern selber ein Buddha zu werden.
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Elementargeister.
Nach Mitteilungen von H. P. Blavatsk,y.
(Fortsetzung.)
Welchen Zweck hat es, sich mit einem
Studium der Elementargeister zu befassen,
da sich doch verhältnismässig wenige Leute
„um den spiritistischen Firlefanz kümmern?"
Diese Frage ist gleichbedeutend mit: „Was
für einen Zweck hat es, diejenigen un-
sichtbaren Einflüsse näher kennen zu
lernen, welche die ganze Menschheit
wie Puppen bewegen, ohne dass sie
die Ursache dieser Bewegung kennt?'-
"Wir sehen, wie ganze Völkerschaften von
EIernentargeister.
psychischen Seuchen erfasst werden und
Wahnideen sie zu Handlungen führen, über
welche die ruhige Vernunft sich schaudernd
Nach Mitteilungen von H. P. BI a va t s k,:Y.
entsetzt. Solche Verirrungen des mensch-
lichen Geistes treten uns in den Zeiten der
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(Fortsetzung.)
Welchen Zweck hat es, sich mit einem Studium der Elementargeister zu befassen, da sich doch verhältnismässig wenige Leute "um den spiritistischen Firlefanz kümmern?" Diese Frage ist gleichbedeutend mit: "Was für einen Zweck hat es, diejenigen unsichtbaren Einflüsse näher kennen zu lernen, welche die ganze Menschheit wie Puppen bewegen, ohne dass sie die Ursache dieser Bewegung kennt?" Wir sehen, wie ganze Völkerschaften von psychischen Seuchen erfasst werden und Wahnideen sie zu Handlungen führen, über welche die ruhige Vernunft sich schaudernd entsetzt. Solche Verirrungen des menschlichen Geistes treten uns in den Zeiten der
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Kreuzzüge, dem Flagellantismus, der Tanz-
wut, den Hexenverfolgungen und neuerdings
im Anarchismus und Antisemitismus ent-
Kreuzzüge, dem Flagellantismus, der Tanzwut, den Hexenverfolgungen und neuerdings im Anarchismus und Antisemitismus entgegen. Solche Epidemien greifen plötzlich um sich, und vor ihnen schützt nicht frühere Übung des Geistes im vernunftgemässen Denken; denn bei ihnen hört die Mitwirkung des gesunden Menschenverstandes auf.
gegen. Solche Epidemien greifen plötzlich
um sich, und vor ihnen schützt nicht frühere
Übung des Geistes im vernunftgemässen
Denken; denn bei ihnen hört die Mitwirkung
des gesunden Menschenverstandes auf.
Hierüber lesen wir in dem in Wien er-
scheinenden „Zirkel" folgendes:
„Es dürfte kaum einem Zweifel unter-
liegen, dass, wie der Einzelne, so eine ganze
Völkerschaft, eine Nation, wenn sie längere
Zeit unter der Herrschaft krankmachender
Einflüsse (?) gestanden, geisteskrank werden
kann. Eine Geisteskrankheit wird so im
eigentlichen Sinne epidemisch, eine psy-
chische Seuche. Selbstverständlich ist da-
bei nicht das gesamte Volk erkrankt, wie
ja auch Typhus, Blattern u. dgl. Epidemien
Hierüber lesen wir in dem in Wien erscheinenden "Zirkel" folgendes:
nicht alle angreifen, aber es wird ein so
grosser Bruchteil der Nation ergriffen, dass
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das Thun und Treiben eines solchen Volkes
im grossen und ganzen den Charakter des
"Es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, dass, wie der Einzelne, so eine ganze Völkerschaft, eine Nation, wenn sie längere Zeit unter der Herrschaft krankmachender Einflüsse (?) gestanden, geisteskrank werden kann. Eine Geisteskrankheit wird so im eigentlichen Sinne epidemisch, eine psychische Seuche. Selbstverständlich ist dabei nicht das gesamte Volk erkrankt, wie ja auch Typhus, Blattern u. dgl. Epidemien nicht alle angreifen, aber es wird ein so grosser Bruchteil der Nation ergriffen, dass das Thun und Treiben eines solchen Volkes im grossen und ganzen den Charakter des geistig Abnormen erhält. Völkel weist auf die bekannte Thatsache hin, dass ein Wahn
geistig Abnormen erhält. Völkel weist auf
die bekannte Thatsache hin, dass ein Wahn
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sich durch psychische Ansteckung von einer
Person auf die andere übertragen kann, wo-
für Irrenanstalten der Beispiele genug Hefern,
sich durch psychische Ansteckung von einer Person auf die andere übertragen kann, wofür Irrenanstalten der Beispiele genug liefern, da Wärter u. dgl. nicht selten durch den beständigen Verkehr mit Irrsinnigen von deren Wahnideen infiziert und selbst irrsinnig werden. Daraus ergiebt sich von selbst die Möglichkeit, dass die Einwohnerschaft eines ganzen Landstriches, ja ein ganzes Volk, Generationen hindurch die Symptome geistiger Störungen darbieten kann. Besonders verbreiten sich Wahnideen in politischen und religiösen Dingen leicht durch Ansteckung, offenbar deshalb, weil über solche Gegenstände im allgemeinen sehr viel und sehr anhaltend gesprochen wird (wobei man sich den betreff~nden Einflüssen hingiebt). Politischer und religiöser Fanatismus, wie er in der Geschichte uns so häufig mit seinen traurigen Folgen entgegentritt, ist nichts als der Ausdruck einer perversen Geistesverfassung."
da Wärter u. dgl. nicht selten durch den be-
ständigen Verkehr mit Irrsinnigen von deren
Wahnideen infiziert und selbst irrsinnig wer-
den. Daraus ergiebt sich von selbst die Mög-
lichkeit, dass die Einwohnerschaft eines ganzen
Landstriches, ja ein ganzes Volk, Generationen
hindurch die Symptome geistiger Störungen
darbieten kann. Besonders verbreiten sich
Wahnideen in politischen und religiösen
Dingen leicht durch Ansteckung, offenbar
deshalb, weil über solche Gegenstände im
allgemeinen sehr viel und sehr anhaltend
gesprochen wird (wobei man sich den be-
treffenden Einflüssen hingiebt). Politischer
und religiöser Fanatismus, wie er in der
Geschichte uns so häufig mit seinen trau-
rigen Folgen entgegentritt, ist nichts als
der Ausdruck einer perversen Geistesver-
fassung."
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„Eine solche psychische Seuche ist z. B.
bekannt unter dem Namen Flagellantismus.
Sie kam in der Mitte des 13. Jahrhunderts
zum Ausbruche in Italien und verbreitete
"Eine solche psychische Seuche ist z. B. bekannt unter dem Namen Flagellantismus. Sie kam in der Mitte des 13. Jahrhunderts zum Ausbruche in Italien und verbreitete
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sich von da aus über Frankreich und
Deutschland, und erreichte ihren Höhepunkt
etwa 100 Jahre später, als die unter dem
sich von da aus über Frankreich und Deutschland, und erreichte ihren Höhepunkt etwa 100 Jahre später, als die unter dem Namen "der schwarze Tod" bekannte Pest einzelne Gegenden Deutschlands beinahe ent· völkerte. Zu Tausenden und Tausenden zogen die Menschen durch die Dörfer und die Städte, und überall vergrösserte sich ihre Anzahl. Sie zogen einher, Männer und Frauen, Greise und Kinder, Geistliche und Laien, Gelehrte und Ungebildete, alle bis an den Gürtel entkleidet, wahnsinnig springend und tanzend und sich unter Absingung von Busspsalmen bis aufs Blut geisselnd.
Namen „der schwarze Tod" bekannte Pest
einzelne Gegenden Deutschlands beinahe ent-
völkerte. Zu Tausenden und Tausenden
zogen die Menschen durch die Dörfer und
die Städte, und überall vergrösserte sich
ihre Anzahl. Sie zogen einher, Männer und
Frauen, Greise und Kinder, Geistliche und
Laien, Gelehrte und Ungebildete, alle bis an
den Gürtel entkleidet, wahnsinnig springend
und tanzend und sich unter Absingung von
Busspsalmen bis aufs Blut geisselnd.
Eine andere geistige Epidemie, die grauen-
vollste von allen, die je unter dem armen
Menschengeschlechte gewütet hat, waren die
Hexenverfolgungen. In diesen zeigt sich so
recht, bis zu welcher Verkehrtheit und Un-
zurechnungsfähigkeit der menschliche Geist
in einer Hinsicht sinken kann, während er
sich zugleich auf dem Gebiete der Wissen-
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schaften hoher Fortschritte rühmen kann.
Denn die Blütezeit der Hexenprozesse fällt
nicht in das als finster und abergläubisch
verschrieene Mittelalter, sondern vielmehr in
Eine andere geistige Epidemie, die grauenvollste von allen, die je unter dem armen Menschengeschlechte gewütet hat, waren die Hexenverfolgungen. In diesen zeigt sich so recht, bis zu welcher Verkehrtheit und Unzurechnungsfähigkeit der menschliche Geist in ein er Hinsicht sinken kann, während er sich zugleich auf dem Gebiete der Wissenschaften hoher Fortschritte rühmen kann. Denn die Blütezeit der Hexenprozesse fällt nicht in das als finster und abergläubisch verschrieene Mittelalter, sondern vielmehr in
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die Epoche des Übergangs zur Neuzeit, in das
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vielgepriesene Zeitalter des Humanismus, des
Wiedererwachens des menschlichen Geistes,
die Epoche des Übergangs zur ~euzeit, in das vielgepriesene Zeitalter des Humanismus, des Wiedererwachens des menschlichen Geistes, der Begünstigung der neuenKirche. Es war, als ob ein unheimliches Gift eingedrungen wäre in die Phantasie der Menschen und in Bezug auf diesen einen Punkt für die Dauer von nahezu 300 Jahren Vemunft und ruhiges Urteil zerstört hätte. Ja, war dies nicht eine psychische Erkrankung der Menschheit?
der Begünstigung der neuen Kirche. Es war,
als ob ein unheimliches Gift eingedrungen
wäre in die Phantasie der Menschen und in
Bezug auf diesen einen Punkt für die Dauer
von nahezu 300 Jahren Vernunft und ruhiges
Urteil zerstört hätte. Ja, war dies nicht eine
psychische Erkrankung der Menschheit?
Wie in dem heutigen Antisemitismus, mit
dem ich jenen Hexenwahn vergleichen will,
haben wir es da mit einem Rückschritte zu
thun. Im Jahre 1310, also etwa 200 Jahre
vor dem Ausbruche jener Geistespest, be-
schäftigte sich das Konzil von Trier mit dem
Hexenglauben und bezeichnete ihn als un-
christlich, absurd und unheilvoll und bedrohte
diejenigen mit Strafen, die ihm anhingen. Es
war im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts,
als die beiden Dominikaner Heinrich Krämer
und Jakob Sprenger in Deutschland die Auf-
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gabe hatten, gegen das Ketzertum zu wirken.
Da diese bald einsahen, dass sie es mit der
Wie in dem heutigen Antisemitismus, mit dem ich jenen Hexenwahn vergleichen will, haben wir es da mit einem Rückschritte zu thun. Im Jahre 1310, also etwa 200 Jahre vor dem Ausbruche jener Geistespest, beschäftigte sich das Konzil von Trier mit dem Hexenglauben und bezeichnete ihn als unchristlich, absurd und unheilvoll und bedrohte diejenigen mit Strafen, die ihm anhingen. Es war im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, als die beiden Dominikaner Heinrich Krämer und Jakob Sprenger in Deutschland die Aufgabe hatten, gegen das Ketzertum zu wirken. Da diese bald einsahen, dass sie es mit der Ketzerverfolgung nicht weit brachten, so suchten sie sich ein ,veiteres Gebiet ihrer
Ketzerverfolgung nicht weit brachten, so
suchten sie sich ein weiteres Gebiet ihrer
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Thätigkeit und fanden es in ihrem Ein-
schreiten gegen die Hexen. Diese schrieben
nun den Malleus maleficarum, den Hexen-
Thätigkeit und fanden es 10 ihrem Einschreiten gegen die Hexen. Diese schrieben nun den Malleus maleficarum, den Hexenhammer. Ist es zu begreifen wie dieses Buch sich seine unheilvolle Geltung errungen hat bei Geistlichen und Richtern, bei Katholiken und bei Protestanten? Es ist im schlechtesten Latein geschrieben, strotzt auf jeder Seite von den gröbsten U nwissenheiten, die doch in jener Zeit der Gelehrsamkeit auffallen mussten, es beschreibt mit aller Umständlichkeit die ~Iacht der Hexen, durch den Schornstein auf Besenstielen zu fahren und Unwetter herbeizuführen und Saaten zu verhageln, Kröten statt Menschenkinder zu gebären u. s. w. Dieses Buch fordert, dass man auf jedes biosse Gerücht hin gegen Frauen den Prozess einleite. Es lehrt Kniffe und Verstellungen, die die Richter anwenden sollen, um Geständnisse zu entlocken. Und schliesslich giebt das Buch auch eine ausführliche Anweisung über Folterungen und deren Verschärfungen, dass man beim Lesen über den nlenschlichen Fanatismus schaudert.
hammer. Ist es zu begreifen wie dieses Buch
sich seine unheilvolle Geltung errungen hat
bei Geistlichen und Richtern, bei Katholiken
und bei Protestanten? Es ist im schlechtesten
Latein geschrieben, strotzt auf jeder Seite von
den gröbsten Unwissenheiten, die doch in
jener Zeit der Gelehrsamkeit auffallen mussten,
es beschreibt mit aller Umständlichkeit die
Macht der Hexen, durch den Schornstein auf
Besenstielen zu fahren und Unwetter herbei-
zuführen und Saaten zu verhageln, Kröten
statt Menschenkinder zu gebären u. s. w.
Dieses Buch fordert, dass man auf jedes
blosse Gerücht hin gegen Frauen den Prozess
einleite. Es lehrt Kniffe und Verstellungen,
die die Richter anwenden sollen, um Geständ-
nisse zu entlocken. Und schliesslich giebt
das Buch auch eine ausführliche Anweisung
über Folterungen und deren Verschärfungen,
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dass man beim Lesen über den menschlichen
Fanatismus schaudert.
Man denke sich die Angst aller Frauen
und Mädchen jener Zeit! Nicht einen Augen-
Man denke sich die Angst aller Frauen und Mädchen jener Zeit! Nicht einen Augen-
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blick waren sie sicher. Ein unbedachtes
Wort, eine zufällige Begegnung, die Denun-
ziation eines Feindes, eines ausgescholtenen
blick waren sie sicher. Ein unbedachtes Wort, eine zufällige Begegnung, die Denunziation eines Feindes, eines ausgescholtenen Dienstboten reichten hin, um sie in den härtesten Kerker, auf die Folterbank, auf den Scheiterhaufen zu führen. Und nun war es natürlich, dass Hass, Bosheit, Missgunst und Konkurrenzneid und alle bösen Neigungen der Menschen sich dieser bequemen Handhabe bedienten, um U nschuldige und Lästige durch ...- \nzeige der Hexerei zu verderben. Waren die armen Frauen einmal in den Händen der Richter, so gab es kein Entrinnen mehr. Unter den unsäglichen Qualen der Folter, in welchen ihr Körper zermartert, ihre Glieder zerbrochen wurden, \varen sie willenlos gemacht oder zu dem verzweifelten Entschlusse gebracht worden, lieber einen qualvollen Tod herbeizuführen, als gliedweise zerrissen und verstümmelt zu werden. Es gab 22 sich steigernde Grade der Folterung. - In Quedlinburg wurden 1589 an einem Tage 133 Hexen verbrannt, im Fürstentum Neisse in 9 Jahren über 1000, darunter Kinder von 2--4 Jahren. Der Hexenrichter BaI ter Voss in Fulda rühmte sich, er habe allein bereits über 700 Hexen ver-
Dienstboten reichten hin, um sie in den
härtesten Kerker, auf die Folterbank, auf
den Scheiterhaufen zu führen. Und nun
war es natürlich, dass Hass, Bosheit, Miss-
gunst und Konkurrenzneid und alle bösen
Neigungen der Menschen sich dieser be-
quemen Handhabe bedienten, um Unschul-
dige und Lästige durch Anzeige der Hexerei
zu verderben. Waren die armen Frauen ein-
mal in den Händen der Richter, so gab es
kein Entrinnen mehr. Unter den unsäglichen
Qualen der Folter, in welchen ihr Körper
zermartert, ihre Glieder zerbrochen wurden,
waren sie willenlos gemacht oder zu dem
verzweifelten Entschlusse gebracht worden,
lieber einen qualvollen Tod herbeizuführen,
als gliedweise zerrissen und verstümmelt zu
werden. Es gab 22 sich steigernde Grade
der Folterung. — In Quedlinburg wurden
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158g an einem Tage 133 Hexen verbrannt,
im Fürstentum Neisse in 9 Jahren über 1000,
darunter Kinder von 2—4 Jahren. Der Hexen-
richter Balter Voss in Fulda rühmte sich,
er habe allein bereits über 700 Hexen ver-
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brennen lassen, und er hofft zu Gott, dass er
es noch auf iooo bringen wird. — Man hat
die Zahl der im ganzen in Deutschland wegen
brennen lassen, und er hofft zu Gott, dass er es noch auf 1000 bringen wird. - Man hat die Zahl der im ganzen in Deutschland wegen Hexerei verbrannten Frauen und Mädchen auf mehr als 2 Millionen berechnet.
Hexerei verbrannten Frauen und Mädchen
auf mehr als 2 Millionen berechnet.
Gegen Hexen genügte das Zeugnis jedes
ersten Besten. Der Hexenhammer befiehlt,
auch unehrliche Knechte und bestrafte Ver-
brecher als Zeugen zuzulassen. Ein tüchtiger
Hexenspion, und mochte er ein noch so nied-
riger Lump sein, war eine angesehene und
eine viel gefürchtete Persönlichkeit."
Ganz ähnlich verhält es sich heutzutage
mit dem Anarchismus, dem Antisemitismus,
Gegen Hexen genügte das Zeugnis jedes ersten Besten. Der Hexenhammer befiehlt, auch unehrliche Knechte und bestrafte Verbrecher als Zeugen zuzulassen. Ein tüchtiger Hexenspion, und mochte er ein noch so niedriger Lump sein, war eine angesehene und eine viel gefürchtete Persönlichkeit."
dem Nationalhass u. s. w. Der Flügelschlag
des Geistes der religiösen Intoleranz, welcher
der Welt die Pest brachte, ist verrauscht und
andere Elementarwesen ziehen in unsere
Erdatmosphäre ein; der vornehmste darunter
ist Mara der Teufel der Bosheit, und in
seinem Gefolge sind Kama die Selbstsucht,
Trischna die Begierde, Attaväda der Grössen-
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wahn, Visikitscha der Zweifel, Silabhat-para-
masa der Aberglaube im Gewande der
Wissenschaft.
Ganz ähnlich verhält es sich heutzutage mit dem Anarchismus, dem Antisemitismus, dem Nationalhass u. s. w. Der Flügelschlag des Geistes der religiösen Intoleranz, welcher der Welt die Pest brachte, ist verrauscht und andere Elementarwesen ziehen in unsere Erdatmosphäre ein; der vornehmste darunter ist Mara der Teufel der Bosheit, und in seinem Gefolge sind Kama die Selbstsucht, Trischna die Begierde, Attavada der Grössenwahn, Visikitscha der Zweifel, Silabhat-paramasa der Aberglaube im Gewande der Wissenschaft.
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Damit ist noch nichts gedient, dass man
sagt, der Gedanke des einen Menschen steckt
einen andern an. Nichts in der Welt, nicht
Damit ist noch nichts gedient, dass man sagt, der Gedanke des einen Menschen steckt einen andern an. Nichts in der Welt, nicht einmal eine Idee wächst ohne Zufluss von aussen. Der Keim eines Baumes wird in die Erde und der Keim einer Idee in das Gemüt des Menschen gesetzt, aber kein Same wächst, ,venn er nicht Zufluss von jenen Elementen erhält, die seiner Natur entsprechen. Diese Elemente aber sind in psychischer Beziehung die Elementarwesen (Farmen der Ausflüsse des Willens und der Gedanken), welche die Astralseele (Kamarupa) der Erde bewohnen, und in der Astralseele des l\1enschen ihre Kinder erzeugen. Der göttliche Geist des Menschen aber ist über alle Elementargeister , Teufel und Dämonen erhaben, und deshalb ist auch derjenige der Herr aller Geister, der sich nicht von fremden Einflüssen beeinflussen lässt, sondern sich seines wahren geistigen Wesens bewusst geworden ist, und in diesem, seinem höheren Selbstbewusstsein sich einen Zauberkreis bildet, in den kein niedriger Einfluss eindringen kann.
einmal eine Idee wächst ohne Zufluss von
aussen. Der Keim eines Baumes wird in
die Erde und der Keim einer Idee in das
Gemüt des Menschen gesetzt, aber kein Same
wächst, wenn er nicht Zufluss von jenen
Elementen erhält, die seiner Natur ent-
sprechen. Diese Elemente aber sind in
psychischer Beziehung die Elementarwesen
(Formen der Ausflüsse des Willens und der
Gedanken), welche die Astralseele (Kama-
rupa) der Erde bewohnen, und in der Astral-
seele des Menschen ihre Kinder erzeugen. Der
göttliche Geist des Menschen aber ist über
alle Elementargeister, Teufel und Dämonen
erhaben, und deshalb ist auch derjenige der
Herr aller Geister, der sich nicht von fremden
Einflüssen beeinflussen lässt, sondern sich
seines wahren geistigen Wesens bewusst ge-
worden ist, und in diesem, seinem höheren
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Selbstbewusstsein sich einen Zauberkreis bil-
det, in den kein niedriger Einfluss eindringen
kann.
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Die Bewohner der vier Elemente.
Wenn es auch nicht für „exakt wissen-
schaftlich" gelten mag, so ist es doch nicht
11.
umsoweniger wahr, wenn der Dichter sagt:
„Die Welt ist ein Gottesgedanke." Erst
kommt das Gefühl, dann die Idee, dann der
Die Bewohner der vier Elemente.
bestimmte Gedanke und zuletzt folgt die Be-
kleidung des Gedankens mit einer materiellen,
dem äusserlichen Auge sichtbaren Form. Die
ganze Schöpfung ist eine Summe von Ge-
Wenn es auch nicht für ,.exakt wissenschaftlich" gelten mag, so ist es doch nicht umsoweniger wahr, wenn der Dichter sagt: "Die Welt ist ein Gottesgedanke." Erst kommt das Gefühl, dann die Idee dann der bestimmte Gedanke und zuletzt folgt die Bekleidung des Gedankens mit einer materiellen, dem äusserlichen Auge sichtbaren Form. Die ganze Schöpfung ist eine Summe von Gedanken, die dem Geiste der Welt entsprungen sind und denen die Idee der Schöpfung zu Grunde liegt. Die sinnlich wahrnehmbare äussere Erscheinungswelt besteht aus diesC'n Gedanken, insofern sie sich mit l\faterie bekleidet haben und ins objektive Dasein getreten sind; die innere "übersinnliche" \Vclt enthält ähnliche Formen und \Vesen, die ebenso wie wir aus Äther (Akasha) gebildet, aber nicht mit so grobem Stoffe bekleidet, nicht so \vie unsere Körper "verdichtet" sind. Der alltägliche Naturforscher erforscht die äusserlichen Erscheinungen in der Natur, und bildet sich vielleicht dabei ein. alle ihre Schätze
danken, die dem Geiste der Welt entsprungen
sind und denen die Idee der Schöpfung zu
Grunde liegt. Die sinnlich wahrnehmbare
äussere Erscheinungswelt besteht aus diesen
Gedanken, insofern sie sich mit Materie be-
kleidet haben und ins objektive Dasein ge-
treten sind; die innere „übersinnliche" Welt
enthält ähnliche Formen und Wesen, die
I
ebenso wie wir aus Äther (Akasha) gebildet,
aber nicht mit so grobem Stoffe bekleidet,
nicht so wie unsere Körper „verdichtet" sind.
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Der alltägliche Naturforscher erforscht die
äusserlichen Erscheinungen in der Natur, und
bildet sich vielleicht dabei ein, alle ihre Schätze
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zu kennen; aber ausser diesen Naturforschern
giebt es noch andere, welche tiefer ins Innere
der Natur eindringen und die Reiche kennen,
zu kennen; aber ausser diesen Naturforschem giebt es noch andere, welche tiefer ins Innere der Natur eindringen und die Reiche kennen, welche hinter ihrem Schleier verborgen sind. Sie finden auch dort nichts "Übernatürliches"; wohl aber Dinge, welche einer anderen Oktave als der unsrigen im grossen Leierkasten der Natur angehören, und von deren Vorhandensein deshalb diejenigen Gelehrten, welche ihre ganze Wissenschaft aus der Betrachtung des Sinnlich-Materiellen schöpfen, nichts wissen können. Wem sich aber dieses tiefer gelegene Reich der Natur erschlossen hat, dem eröffnet sich dadurch auch eine neue Welt von ungeahntem Reichtum, und mit Staunen erblickt er Leben und Formen in allem; die neuaufgeschlagene Seite im Buche der Natur vennehrt seine Bewunderung der Allmacht des Schöpfers und die Herrlichkeit seiner Offenbarung in der Natur.
welche hinter ihrem Schleier verborgen sind.
Sie finden auch dort nichts „Übernatürliches";
wohl aber Dinge, welche einer anderen Ok-
tave als der unsrigen im grossen Leierkasten
der Natur angehören, und von deren Vor-
handensein deshalb diejenigen Gelehrten, wel-
che ihre ganze Wissenschaft aus der Betrach-
tung des Sinnlich-Materiellen schöpfen, nichts
wissen können. Wem sich aber dieses tiefer
gelegene Reich der Natur erschlossen hat,
dem eröffnet sich dadurch auch eine neue
Welt von ungeahntem Reichtum, und mit
Staunen erblickt er Leben und Formen in
allem; die neuaufgeschlagene Seite im Buche
der Natur vermehrt seine Bewunderung der
Allmacht des Schöpfers und die Herrlichkeit
seiner Offenbarung in der Natur.
Da jedes Ding seinen Astralkörper hat,
oder richtiger gesagc, da die äussere Erschei-
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nung eines jeden Dinges auf der physischen
Ebene nichts als die materielle Verdichtung
oder Verkörperung eines astralischen Dinges
ist, das auch ohne dieses materielle Gewand
Da jedes Ding seinen Astralkörper hat, oder richtiger gesag (, da die äussere Erscheinung eines jeden Dinges auf der physischen Ebene nichts als die materielle Verdichtung oder Verkörperung eines astralischen Dinges ist, das auch ohne dieses materielle Gewand
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existieren kann und existierte, ehe der phy-
sische Körper vorhanden war, so finden sich
auch auf der Astralebene die Typen von allen
existieren kann und existierte, ehe der physische Körper vorhanden war, so finden sich auch auf der Astralebene die Typen von allen Dingen, deren materielle Erscheinungen wir in der äusserlichen Natur wahrnehmen; die Luft, das Feuer, das Wasser, die Erde in ihren verschiedenen Formen und Gestalten, mit ihren verschiedenen Bewohnern, die dem Mineralreiche, dem Pflanzen- oder Tierreiche angehören. Aber ausser -diesen hat die Astralebene noch die ihr allein eigentümlichen Geschöpfe, welche auf der physischen Ebene noch nicht zur Verkörperung gelangt sind. Hierzu gehören vor allem die "Geister" der vier Elemente, und in Bezug auf sie sagt H. P. Blavatsky wie folgt:
Dingen, deren materielle Erscheinungen wir
in der äusserlichen Natur wahrnehmen; die
Luft, das Feuer, das Wasser, die Erde in
ihren verschiedenen Formen und Gestalten,
mit ihren verschiedenen Bewohnern, die dem
Mineralreiche, dem Pflanzen- oder Tierreiche
angehören. Aber ausser diesen hat die Astral-
ebene noch die ihr allein eigentümlichen Ge-
schöpfe, welche auf der physischen Ebene
noch nicht zur Verkörperung gelangt sind.
Hierzu gehören vor allem die „Geister" der
vier Elemente, und in Bezug auf sie sagt
H. P. Blavatsky wie folgt:
„Eine andere Art von Elementarwesen,
welche in dem gegenwärtigen Manvantara
nicht zu Menschen werden, sondern sozusagen
eine ihnen eigentümliche Stufe auf der Leiter
der Evolution einnehmen, können im Ver-
gleiche mit anderen als „Naturgeister" oder
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als kosmische Handlungskräfte bezeichnet
werden, von denen jede Klasse ihrem eige-
nen Elemente angehört und niemals in das
Gebiet der anderen eindringt. Dies sind die
"Eine andere Art von Elementarwesen, welche in dem gegenwärtigen Manvantara nicht zu Menschen werden, sondern sozusagen eine ihnen eigentümliche Stufe auf der Leiter der Evolution einnehmen, können im Vergleiche mit anderen als "Naturgeister" oder als kosmische Handlungskräfte bezeichnet werden, von denen jede Klasse ihrem eigenen Elemente angehört und niemals in das Gebiet der anderen eindringt. Dies sind die
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Wesen, welche Tertullian „die Fürsten der
Mächte der Luft" nannte.
„In den Schriften der Kabalisten des
Wesen, welche Tertullian "die Fürsten der l\.fächte der Luft" nannte.
Ostens, sowie in denen der Rosenkreuzer
und Alchemisten des Westens wird von diesen
Wesen gesagt, dass sie in den vier Reichen
der Natur, Erde, Feuer, Luft und Wasser
geboren und aus diesen Elementen entstan-
,,1n den Schriften der Kabalisten des Ostens, sowie in denen der Rosenkreuzer und Alchemisten des Westens wird von diesen Wesen gesagt, dass sie in den vier Reichen der Natur, Erde, Feuer, Luft und Wasser geboren und aus diesen Elementen entstanden sind. Sie werden Gnomen, Salamander Sylphen und U ndinen genannt. Sie sind ~aturkräfte (vergleichbar mit Licht, Wärme, Luft und Elektrizität) und (wie diese) dienen sie entweder als blinde Werkzeuge zur Ausführung der Naturgesetze, oder sie können, wie bereits im vorhergehenden Kapitel beschrieben wurde, von entkörperten Geistern, seien dieselben nun rein oder unrein, von Adepten der weissen Magie und von Zauberkünstlern und Hexen (Fakiren, Derwischen, Mediums u. s. w.) verwendet werden, um gewisse Phänomene hervorzubringen. Der Adept beherrscht diese Geister, das lVIedium wird von denselben beherrscht. Sie werden niemals zu l\.fenschen.
den sind. Sie werden Gnomen, Salamander
Sylphen und Undinen genannt. Sie sind
Naturkräfte (vergleichbar mit Licht, Wärme,
Luft und Elektrizität) und (wie diese) dienen
sie entweder als blinde Werkzeuge zur Aus-
führung der Naturgesetze, oder sie können,
wie bereits im vorhergehenden Kapitel be-
schrieben wurde, von entkörperten Geistern,
seien dieselben nun rein oder unrein, von
Adepten der weissen Magie und von Zauber-
künstlern und Hexen (Fakiren, Derwischen,
Mediums u. s. w.) verwendet werden, um ge-
wisse Phänomene hervorzubringen. Der Adept
beherrscht diese Geister, das Medium wird
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von denselben beherrscht. Sie werden nie-
mals zu Menschen.
„Diese „Geister der vier Elemente" finden
sich in den Mythen und Märchen, in den
"Diese "Geister der vier Elemente" finden sich in den Mythen und 1'Iärchcn, in den
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Volkssagen und in der Dichtung aller Na-
tionen, der alten sowohl als der neueren,
unter vielerlei Namen, wie z. B. Feeen, Paris,
V olkssagen und in der Dichtung aller Kationen, der alten sowohl als der neueren, unter vielerlei Namen, wie z. B. Feeen, Paris, Devs, Dschins, Satyre, Faunen, Elfen, Kobolde, Nixen, Nymphen u. s. w. In jedem Teile der Welt und in jedem Zeitalter wurden sie von hierzu begabten Personen gesehen und beobachtet, von den einen gefürchtet, von anderen angerufen oder verehrt. Ist es denn vernünftig, anzunehmen, dass alle die Tausende, welche diese Naturgeister kennen, an Hallucinationen leiden, und dass niemand einen klaren Verstand hat, ausgenommen der kurzsichtige Herr Professor auf seinem Katheder, der die Welt durch seine gefärbte Brille betrachtet und überhaupt nichts weiss, als was in seinen Büchern beglaubigt ist?
Devs, Dschins, Satyre, Faunen, Elfen, Ko-
bolde, Nixen, Nymphen u. s. w. In jedem
Teile der Welt und in jedem Zeitalter wurden
sie von hierzu begabten Personen gesehen und
beobachtet, von den einen gefürchtet, von an-
deren angerufen oder verehrt. Ist es denn
vernünftig, anzunehmen, dass alle die Tau-
sende, welche diese Naturgeister kennen, an
Hallucinationen leiden, und dass niemand
einen klaren Verstand hat, ausgenommen der
kurzsichtige Herr Professor auf seinem Ka-
theder, der die Welt durch seine gefärbte
Brille betrachtet und überhaupt nichts weiss,
als was in seinen Büchern beglaubigt ist?
„Diese Elementargeister sind die haupt-
sächlichsten Mitwirker in der Hervorbringung
von sogenannten „physischen Phänomenen"
(Tischrückerei, Tischklopferei u. s. w.) in den
spiritistischen Experimenten, und werden hier-
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zu von den entkörperten, aber niemals
sichtbaren Larven benützt, die von der
Mehrzahl der Spiritisten für „Geister ver-
storbener Menschen" gehalten werden. Sie
Lotusblüten XXVIII. 4
"Diese Elementargeister sind die hauptsächlichsten Mitwirker in der Hervorbringung .von sogenannten "physischen Phänomenen" (Tischrückerei, Tischk.lopferei u. s. w.) in den spiritistischen Experimenten, und werden hierzu von den entkörperten, aber niemals sichtbaren Larven benützt, die von der Mehrzahl der Spiritisten für "Geister verstorbener Menschen" gehalten werden. Sie Lotusblliten XXVIII.
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bringen alle Phänomene mit Ausnahme der
subjektiven hervor."
bringen alle Phänomene mit Ausnahme der subjektiven hervor."
Wer die Natur des Menschen und seine
Evolutionsgeschichte kennt, der wird in dem
Dasein der „Bewohner der vier Elemente"
gar nichts Absonderliches finden. Vor Millio-
nen von Jahren, ehe unsere Körper die jetzige
grobmaterielle Form angenommen hatten, wa-
Wer die Natur des Menschen und seine Evolutionsgeschichte kennt, der wird in dem Dasein der "Bewohner der vier Elemente" gar nichts Absonderliches finden. Vor Millionen von Jahren, ehe unsere Körper die jetzige grobmaterielle Form angenommen hatten, waren auch wir "unsichtbare Geister', d. h. unsichtbar nach dem Massstabe unserer jetzigen sinnlichen Wahrnehmung, wohl aber sichtbar un~er den Verhältnissen jener Periode. Es ist schwer, sich von unserem damaligen Zustande einen annähernden Begriff zu mache~. DiEYGeheimlehre sagt: ,,Im Anfange war der ~Iensch ein Linga-Sharira, ein Astralwesen, ins Leben gerufen durch Prana (den Atem Gottes), den Lebensgeist der Sonne des Weltalls. Die Monade, Atma-Buddhi (der Geist Gottes), aus Mahat geboren, ein Strahl des ewigen Lichtes, brütete über "der Tiefe", in welcher diese Astralwesen enthalten waren; der materielle körperliche Mensch war noch nicht vorhanden, drei Weltperioden und eine halbe waren nötig, ehe sein Organismus vollkommen wurde, und er zu denken begann."
ren auch wir „unsichtbare Geister", d. h. un-
sichtbar nach dem Massstabe unserer jetzigen
sinnlichen Wahrnehmung, wohl aber sichtbar
unter den Verhältnissen jener Periode. Es
ist schwer, sich von unserem damaligen Zu-
stande einen annähernden Begriff zu machen.
Di&Geheimlehre sagt: „Im Anfange war der
Mensch ein Linga-Sharira, ein Astralwesen,
ins Leben gerufen durch Prana (den Atem
Gottes), den Lebensgeist der Sonne des Welt-
alls. Die Monade, Atma-Buddhi (der Geist
Gottes), aus Mahat geboren, ein Strahl des
ewigen Lichtes, brütete über „der Tiefe", in
welcher diese Astralwesen enthalten waren;
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der materielle körperliche Mensch war noch
nicht vorhanden, drei Weltperioden und eine
halbe waren nötig, ehe sein Organismus voll-
kommen wurde, und er zu denken begann."
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Dasselbe lehrt auch der ägyptische Hermes,
auf dessen Tafeln es heisst: „Sein (des Men-
schen) Vater ist die Sonne (die Weisheit), seine
Dasselbe lehrt auch der ägyptische Rennes, auf dessen Tafeln es heisst: "Sein (des Menschen) Vater ist die Sonne (die Weisheit), seine 1tlutter der Mond (der Intellekt), der Wind (Akasa) trug ihn in seinem Bauche, und seine Früchte sind die Geschlechter der Menschheit."
Mutter der Mond (der Intellekt), der Wind
(Akasa) trug ihn in seinem Bauche, und seine
Früchte sind die Geschlechter der Menschheit."
„Da man sich unter der Bezeichnung
„Geist" gewöhnlich etwas ganz anderes vor-
stellt, als was ein anderer damit meint, so
wollen wir in diesen Blättern für die Be-
wohner der vier Elemente die Bezeichnung
„Elementarwesen" gebrauchen. Dieselben ha-
ben keine bestimmte Form und man könnte
sie vielleicht richtiger als Kraftherde be-
schreiben, welche instinktive Begierden, aber
"Da man sich unter der Bezeichnung "Geist" gewöhnlich etwas ganz anderes vorstellt, als was ein anderer damit meint, so wollen wir in diesen Blättern für die Be_ wohner der vier Elemente die Bezeichnung "Elementarwesen" gebrauchen. Dieselben haben keine bestimmte Form und man könnte sie vielleicht richtiger als Kraftherde beschreiben, welche instinktive Begierden, aber kein Bewusstsein (nach unseren Begriffen) besitzen *).
kein Bewusstsein (nach unseren Begriffen) be-
sitzen *).
„Diese Art von Elementarwesen besitzen
nur eines der drei Hauptattribute des Men-
schen. Sie haben weder einen unsterblichen
*) Was ist es anderes als eine Art von Leben und
Bewusstsein (freilich ganz anderer Art, als wir es empfinden),
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das die Rosenknospe bewegt, ihren Kelch dem Lichte der
Sonne zu öffnen und sich nach dem Lichte zu wenden?
Was verursacht die Wahlverwandtschaften unter chemischen
Substanzen, wenn nicht eine gewisse Art von Lebensthätig-
keit und Empfindung? Diese Eigenschaften aber gehören
nicht der toten Materie, sondern der Seele der Dinge an.
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"Diese Art von Elementarwesen besitzen nur eines der drei Hauptattribute des Menschen. Sie haben weder einen unsterblichen *) Was ist es anderes als eine Art von Leben und
Bewusstsein (freilich ganz anderer Art, als wir es empfinden), das die Rosenknospe bewegt, ihren Kelch dem Lichte der Sonne zu öffnen und sich nach dem Lich te zu wenden? Was verursacht die Wahlverwandtschaften unter chemischen Substanzen, wenn nicht eine gewisse Art von Lebensthätigkeit und Empfindung? Diese Eigenschaften aber gehÖren nicht der toten Materie, sondern der Seele der Dinge an. 4"'
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Geist, noch einen greifbaren Körper, sondern
nur Astralformen, welchen die Eigentümlich-
keiten des Elementes, dem sie angehören, zu-
Geist, noch einen greifbaren Körper, sondern nur Astralfonnen, welchen die Eigentümlichkeiten des Elementes, dem sie angehören, zukommen, und die auch an den Eigenschaften des Äthers teilnehmen. Sie sind eine Zusammensetzung von verfeinerter Materie und noch unentwickeltem Geist (Manas). Manche bleiben während mehrerer Weltperioden unverändert, haben aber keine bestimmte Indi.. vidualität; andere, die gewissen Klassen und Gattungen angehören, wechseln ihre Gestalt einem bestimmten Gesetze gemäss, das den Kabalisten bekannt ist. Die solidesten der Körper dieser Wesen sind gerade immateriell genug, um nicht mit körperlichen Augen gesehen zu werden, aber dennoch hinlänglich materiell, um dem inneren Auge des Hellsehenden sichtbar zu sein *). Sie alle existieren im Äther und können darin leben, ja sie können sogar mit dem Äther umgehen und ihn zur Hervorbringung physischer Phänomene ebenso leicht verwenden, als wir das Wasser oder die Luft zu mechanischen
kommen, und die auch an den Eigenschaften
des Äthers teilnehmen. Sie sind eine Zu-
sammensetzung von verfeinerter Materie und
noch unentwickeltem Geist (Manas). Manche
bleiben während mehrerer Weltperioden un-
verändert, haben aber keine bestimmte Indi-
vidualität; andere, die gewissen Klassen und
Gattungen angehören, wechseln ihre Gestalt
einem bestimmten Gesetze gemäss, das den
Kabalisten bekannt ist. Die solidesten der
Körper dieser Wesen sind gerade immateriell
genug, um nicht mit körperlichen Augen ge-
sehen zu werden, aber dennoch hinlänglich
materiell, um dem inneren Auge des Hell-
sehenden sichtbar zu sein*). Sie alle exi-
stieren im Äther und können darin leben,
ja sie können sogar mit dem Äther um-
gehen und ihn zur Hervorbringung physischer
Phänomene ebenso leicht verwenden, als wir
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das Wasser oder die Luft zu mechanischen
*) In H. P. Blavatsky war diese innere Wahrnehmung
so entwickelt, dass sie auf der Astralebene ebensogut wie
auf der physischen Ebene sehen konnte. Hiervon hat sich
der Verfasser dieser Zeilen hinlänglich überzeugt.
*) In H. P. Blavatsky war diese innere Wahrnehmung so entwickelt, dass sie auf der Astralebene ebensogut wie auf der physischen Ebene sehen konnte. Hiervon hat sich der Verfasser dieser Zeilen hinlänglich überzeugt.
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Zwecken verwenden können. Dabei helfen die
menschlichen Elementarwesen, die „Larven"
verstorbener Menschen mit. Ja noch mehr!
Zwecken verwenden können. Dabei helfen die menschlichen Elementarwesen , die "Larven" verstorbener Menschen mit. Ja noch mehr! Sie können den Äther so verdichten, dass sie sich daraus fühlbare Körper bilden, und sie können denselben je nach Umständen verschiedene Formen geben, so dass sie bald in dieser, bald in jener Gestalt auftreten, wobei sie als Modelle die Bilder nehmen, welche sie in dem Gedächtnisse anwesender Menschen finden. Auch ist es hierbei nicht nötig, dass die Anwesenden sich an das Aussehen der betreffenden Person, sei sie lebend oder verstorben, erinnern; sein Bild mag aus der bewussten Erinnerung schon seit Jahren verschwunden sein und dennoch im Astrallichte existieren. Die Seele erhält bleibende Kindrücke von allerlei Wahrnehmungen, sogar von zufälligen Begegnungen oder Personen, die man bloss im Vorübergehen gesehen hat. Wie eine Momentexposition einer photographischen Platte genügt, um darauf das Bild eines Gegenstandes festzuhalten , so ist es auch mit der Seele *)."
Sie können den Äther so verdichten, dass
sie sich daraus fühlbare Körper bilden, und
sie können denselben je nach Umständen
verschiedene Formen geben, so dass sie bald
in dieser, bald in jener Gestalt auftreten, wo-
bei sie als Modelle die Bilder nehmen, welche
sie in dem Gedächtnisse anwesender Men-
schen finden. Auch ist es hierbei nicht nötig,
dass die Anwesenden sich an das Aussehen
der betreffenden Person, sei sie lebend oder
verstorben, erinnern; sein Bild mag aus der
bewussten Erinnerung schon seit Jahren ver-
schwunden sein und dennoch im Astrallichte
existieren. Die Seele erhält bleibende Ein-
drücke von allerlei Wahrnehmungen, sogar
von zufälligen Begegnungen oder Personen,
die man bloss im Vorübergehen gesehen hat.
Wie eine Momentexposition einer photo-
graphischen Platte genügt, um darauf das
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Bild eines Gegenstandes festzuhalten, so ist
es auch mit der Seele*)."
*) Dies macht es erklärlich, dass die bei den Spiritisten
so beliebten „Identitätsnachweise" stets sehr zweifelhafter
Natur sind. Es giebt eine Menge von Medien, welche sich
*) Dies macht es erklärlich, dass die bei den Spiritisten so beliebten "Identitätsnachweise" stets sehr zweifelhafter Natur sind. Es giebt eine Menge von Medien, welche sich
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„Proklus lehrt, dass die höchsten Regionen
vom Zenith des Universums bis herab zum
Monde*) den Göttern und Planetengeistern
"Proklus lehrt, dass die höchsten Regionen vom Zenith des Universums bis herab zum l\Ionde *} den Göttern und Planetengeistern mit lihren Hierarchien und Klassen gehörte. Die höchsten unter diesen wären die "ÜberU ranier" oder überhimmlischen Götter mit vielen Legionen von untergeordneten Engeln und Dämonen. Diesen folgen in Stellung und in Macht die intrakosmischen Götter, deren jeder eine grosse Zahl von Dämonen unter sich hat. Sie flössen denselben ihre
mit jhren Hierarchien und Klassen gehörte.
Die höchsten unter diesen wären die „Über-
Uranier" oder überhimmlischen Götter mit
vielen Legionen von untergeordneten Engeln
und Dämonen. Diesen folgen in Stellung
und in Macht die intrakosmischen Götter,
deren jeder eine grosse Zahl von Dämonen
unter sich hat. Sie flössen denselben ihre
einbilden, Mitteilungen von Jesus, von Swedenborg, Para-
celsus, Blavatsky oder anderen bekannten „Geistern" zu
erhalten, und die in ihrer Eitelkeit so an dieser liebge-
wordenen Idee festhalten, dass es nutzlos ist, zu versuchen,
sie von diesem Aberglauben abwendig zu machen. Es sind
uns auch Medien bekannt, welche steif und fest darauf
schwören, Mitteilungen und Identitätsbeweise von Personen,
wie Don Quixote, Wilhelm Tell, Tartuffe, Goethes „Faust"
u. s. w. erhalten zu haben, die doch nie irgendwo anders
existierten, als in der Phantasie der Dichter, welche sie
schufen. Andere erhielten jahrelang Mitteilungen aus dem
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Jenseits, von angeblich Verstorbenen, und fanden dann aus,
dass die betreffenden Personen noch frisch und munter am
Leben waren. Wenn schon unsere sinnliche Welt eine
einbilden, Mitteilungen von Jesus, von Swedenborg, Para· celsus, Bla,,"atsky oder anderen bekannten "Geistern" zu erhalten, und die in ihrer Eitelkeit so an dieser liebge· wordenen Idee festhalten, dass es nutzlos ist, zu versuchen, sie von diesem Aberglauben abwendig zu machen. Es sind uns auch Medien bekannt, welche steif und fest darauf schwören, Mitteilungen und Identitätsbeweise von Personen, wie Don Quixote, Wilhelm Tell, Tartuffe, Goethes "Faust" u. s. w. erhalten zu haben, die doch nie irgendwo anders existierten, als in der Phantasie der Dichter, welche sie schufen. Andere erhielten jahrelang Mitteilungen aus dem Jenseits, von angeblich Verstorbenen, und fanden dann aus, dass die betreffenden Personen noch frisch und munter am Leben waren. Wenn schon unsere sinnliche Welt eine Welt voller Täuschungen und Gefahren ist, so ist es die Astralebene noch viel mehr.
Welt voller Täuschungen und Gefahren ist, so ist es die
Astralebene noch viel mehr.
*) Was unter dem „Zenith des Universums" und dem
„Monde" zu verstehen ist, bedarf für den Mystiker keiner
Erklärung.
*) Was unter dem "Zenith des Universums" und dem "Monde" zu verstehen ist, bedarf für den Mystiker keiner Erklärung.
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Kraft ein, je nach Belieben diesem oder jenem.
Diese sind augenscheinlich die personifizierten
Naturkräfte in ihren gegenseitigen Wechsel-
Kraft ein, je nach Belieben diesem oder jenem. Diese sind augenscheinlich die personifizierten Naturkräfte in ihren gegenseitigen Wechselwirkungen , und diese letzteren stellen die dritte Klasse von Elementarwesen dar.
wirkungen, und diese letzteren stellen die
dritte Klasse von Elementarvvesen dar.
„Proklus weist ferner mit Bezugnahme auf
den Hermetischen Grundsatz von Typen und
Prototypen *) nach, dass die unteren Sphären
ähnlich wie die überhimmlischen Sphären
ihre Unterabteilungen und Klassen von
Wesen haben, wobei die tieferstehenden
stets den höherstehenden unterworfen sind,
und von diesen geleitet werden. Er sagt,
dass die vier Elemente von Dämonen be-
"Proklus weist ferner mit Bezugnahme auf den Hermetischen Grundsatz von Typen und Prototypen *) nach, dass die unteren Sphären ähnlich wie die überhimmlischen Sphären ihre Y nterabteilungen und Klassen von Wesen haben, wobei die tieferstehenden stets den höherstehenden unterworfen sind, und von diesen geleitet werden. Er sagt, dass die vier Elemente von Dämonen bevölkert seien und stimmt mit Aristoteles darin überein , dass es in der Natur keinen leeren Raum giebt. Die Dämonen der Erde, der Luft, des Feuers und Wassers sind von einem elastischen, ätherischen, halbkörperlichen Wesen. Sie sind die zwischen den Göttern und Menschen wirkenden und ver-
völkert seien und stimmt mit Aristoteles
darin überein, dass es in der Natur keinen
leeren Raum giebt. Die Dämonen der Erde,
der Luft, des Feuers und Wassers sind von
einem elastischen, ätherischen, halbkörper-
lichen Wesen. Sie sind die zwischen den
Göttern und Menschen wirkenden und ver-
*) „Wie es Unten ist, so ist es auch Oben. Alles auf
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Erden hat sein ätherisches Vorbild im Himmel, und es
giebt nichts so Geringes auf der Welt, das nicht von etwas
ihm vorgesetzten ähnlichen Höheren abhängig wäre."
Sohar.
*) "Wie es Unten ist, so ist es auch Oben. Alles auf Erden hat sein ätherisches Vorbild im Himmel, und es giebt nichts so Geringes auf der Welt, das nicht von etwas ibm vorgesetzten ähnlichen Höheren abhängig wäre." Sohar.
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mittelnden Kräfte. Obgleich sie in Beziehung
auf Intelligenz tiefer stehen, als die sechste
mittelnden Kräfte. Obgleich sie in Beziehung auf Intelligenz tiefer stehen, als die sechste Klasse der höheren Dämonen, so stehen sie doch den Elementen und der organischen Lebensthätigkeit vor. Nach ihnen richten sich das Wachstum, das Blühen, die Eigenschaften der Pflanzen und die in diesen vorgehenden Veränderungen. Sie sind die personifizierten Ideen oder Tugenden, welche vom himmlischen H y1e in die nicht organisierte Materie sich senken, und. da das Pflanzenreich eine Stufe höher steht als das Mineralreich , so erlangen diese Ausstrahlungen der himmlischen Götter in den Pflanzen Gestalt und Wesen und werden die See 1e n derselben.
Klasse der höheren Dämonen, so stehen sie
doch den Elementen und der organischen
Lebensthätigkeit vor. Nach ihnen richten sich
das Wachstum, das Blühen, die Eigenschaften
der Pflanzen und die in diesen vorgehenden
Veränderungen. Sie sind die personifizierten
Ideen oder Tugenden, welche vom himm-
lischen Hyle in die nicht organisierte Materie
sich senken, und da das Pflanzenreich eine
Stufe höher steht als das Mineralreich, so
erlangen diese Ausstrahlungen der himm-
lischen Götter in den Pflanzen Gestalt und
Wesen und werden die Seelen derselben.
„Dies ist es, was die Lehre des Aristoteles
von den drei Prinzipien der natürlichen Kör-
per als Form bezeichnet. Seine Philosophie
lehrt, dass ausser der ursprünglichen Materie
und Kraft noch ein anderes Prinzip nötig
ist, um die Dreieinigkeit der Natur eines jeden
Dinges vollkommen zu machen, nämlich
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die Form, ein unsichtbares, aber dennoch
in einem gewissen Sinne dieses Wortes
substantielles Wesen, das von der eigent-
lichen Materie verschieden ist. So muss in
"Dies ist es, was die Lehre des Aristoteles von den drei Prinzipien der natürlichen Körper als F 0 r m bezeichnet. Seine Philosophie lehrt, dass ausser der ursprünglichen Materie und Kraft noch ein anderes Prinzip nötig ist, um die Dreieinigkeit der Natur eines jeden Dinges vollkommen zu machen, nämlich die Form, ein unsichtbares, aber dennoch in einem gewissen Sinne dieses Wortes substantielles Wesen, das von der eigentlichen Materie verschieden ist. So muss in
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einem Tiere ausser den Knochen, Fleisch,
Nerven, Gehirn, Blut u. s. w., und in einer
Pflanze ausser dem Zellgewebe, Fasern und
einem Tiere ausser den Knochen, Fleisch, Nerven, Gehirn, Blut u. s. w., und in einer Pflanze ausser dem Zellgewebe, Fasern und Saft, die durch den Organismus strömen und alle Teile desselben ernähren, und ausser den tierischen Geistern, welche die Ursache der Bewegung und chemischen Energie ist, welche im grünen Blatte in Lebenskraft verwandelt wird, noch eine substantielle Form vorhanden sein, welche Aristoteles in einem Pferde die Seele des Pferdes nannte. Proklus nennt es den Dämon der Mineralien, Pflanzen und Tiere, und die Philosophen die Elementargeister der vier Reiche der Natur."
Saft, die durch den Organismus strömen und
alle Teile desselben ernähren, und ausser den
tierischen Geistern, welche die Ursache der
Bewegung und chemischen Energie ist, welche
im grünen Blatte in Lebenskraft verwandelt
wird, noch eine substantielle Form vorhanden
sein, welche Aristoteles in einem Pferde die
Seele des Pferdes nannte. Proklus nennt es
den Dämon der Mineralien, Pflanzen und
Tiere, und die Philosophen die Elementar-
geister der vier Reiche der Natur."
Diese Wesen werden aber nur insofern
„Geister" genannt, als sie für uns unkörperlich
und unsichtbar sind. In der That fehlt ihnen
gerade der Geist; d. h. das Bewusstsein des
göttlichen Geistes in der Natur, und deshalb
werden sie auch als „seelenlose" Wesen be-
schrieben, d. h. als Wesen, denen der gött-
liche Geist fehlt, durch welchen die Seele
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das Bewusstsein der Unsterblichkeit erlangen
kann. Paracelsus sagt:
„Das Fleisch muss also verstanden werden;
dass es zweierlei ist, nämlich das Fleisch aus
Diese Wesen werden aber nur insofern "Geister" genannt, als sie für uns unkörperlich und unsichtbar sind. In der That fehlt ihnen gerade der Gei s t; d. h. das Bewusstsein des göttlichen Geistes in der Natur, und deshaib werden sie auch als "seelenlose" Wesen beschrieben, d. h. als Wesen, denen der göttliche Geist fehlt, durch welchen die Seele daS Bewusstsein der Unsterblichkeit erlangen kann. Paracelsus sagt: "Das Fleisch muss also verstanden werden; dass es zweierlei ist, nämlich das Fleisch aus
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Adam (dem Erdenmenschen), und das Fleisch,
das nicht aus Adam ist. Das Fleisch aus
Adam ist ein grobes Fleisch, denn es ist
Adam (dem Erdenmenschen), und das Fleisch, das nicht aus Adam ist. Das Fleisch aus Adam ist ein grobes Fleisch, denn es ist irdisch, und es ist zu fassen und zu binden, wie Holz oder Stein. Das andere Fleisch ist nicht aus Adam, es ist ein subtiles Fleisch, und ist nicht zu binden und zu fassen. Nun ist das Fleisch aus Adam der ßlIensch aus Adam; der ist grob wie die Erde, dieselbe ist kompakt; also dass der Mensch nicht durch eine Mauer schlüpfen kann, noch durch eine Wand, ohne dass er erst ein Loch macht; aber das Fleisch, welches nicht aus Adam ist, dem bietet das Gemäuer kein Hindernis, dieses Fleisch bedarf keiner Thüre und keines Loches, sondern geht durch 11:auern und \V ände, ohne etwas zu zerbrechen. N'un sind sie heide Fleisch und Blut und Bein und dergleichen, was zu einem Menschen gehört, und in aller Natur beschaffen wie der Mensch. Sie sind aber insofern von einander \"erschieden, als z'wei Ursprünge vorhanden sind, d. h. zwei Väter. Wie Geist und Mensch sich zu einander verhalten, also verhält es sich mit den Leuten (Elementarwesen) von denen ich schreibe, und mit den Menschen; sie sind aber vom Geist insofern verschieden,
irdisch, und es ist zu fassen und zu binden,
wie Holz oder Stein. Das andere Fleisch ist
nicht aus Adam, es ist ein subtiles Fleisch,
und ist nicht zu binden und zu fassen. Nun
ist das Fleisch aus Adam der Mensch aus
Adam; der ist grob wie die Erde, dieselbe
ist kompakt; also dass der Mensch nicht
durch eine Mauer schlüpfen kann, noch durch
eine Wand, ohne dass er erst ein Loch macht;
aber das Fleisch, welches nicht aus Adam
ist, dem bietet das Gemäuer kein Hindernis,
dieses Fleisch bedarf keiner Thüre und keines
Loches, sondern geht durch Mauern und
Wände, ohne etwas zu zerbrechen. Nun sind
sie beide Fleisch und Blut und Bein und
dergleichen, was zu einem Menschen gehört,
und in aller Natur beschaffen wie der Mensch.
Sie sind aber insofern von einander verschie-
den, als zwei Ursprünge vorhanden sind,
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d. h. zwei Väter. Wie Geist und Mensch
sich zu einander verhalten, also verhält es
sich mit den Leuten (Elementarwesen) von
denen ich schreibe, und mit den Menschen;
sie sind aber vom Geist insofern verschieden,
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als sie Blut, Fleisch und Gebein haben. Da-
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bei gebären sie Kinder und Frucht, reden,
essen, trinken und wandeln, was alles ein
als sie Blut, Fleisch und Gebein haben. Dabei gebären sie Kinder und Frucht, reden, essen, trinken und wandeln, was alles ein Geist nicht thut. Sie sind gleich dem Geiste in Geschwindigkeit (der Bewegung) und ähnlich den Menschen in Gestalt, und deshalb Leute, die Geisterart an sich haben. Der Mensch hat eine Seele, der Geist (Elementargeist) hat keine. Diese Kreaturen gleichen den Menschen mehr als dem Vieh, sind aber weder Mensch noch Vieh. Wie ein Affe, der das dem Menschen ähnlichste Tier ist, in Gebärden und Werken, so sind sie ähnlich den Menschen; allein ohne Seele, und ähnlich wie Geister, die niemand sehen kann. Dess soll sich niemand verwundern, dass es solche Kreaturen geben soll, denn Gott ist wunderbarlich in seinen Werken. Diese Dinge sind nicht täglich vor unseren Augen, sondern erscheinen gar selten und kommen uns ,vie ein Traumbild vor; wir aber haben nötig, diese grossen Wunderwerke zu ergründen, um unseren Schöpfer recht zu erkennen in seinen wunderbarlichen Offenbarungen in der Natur.
Geist nicht thut. Sie sind gleich dem Geiste
in Geschwindigkeit (der Bewegung) und ähn-
lich den Menschen in Gestalt, und deshalb
Leute, die Geisterart an sich haben. Der
Mensch hat eine Seele, der Geist (Elementar-
geist) hat keine. Diese Kreaturen gleichen
den Menschen mehr als dem Vieh, sind aber
weder Mensch noch Vieh. Wie ein Affe, der
das dem Menschen ähnlichste Tier ist, in Ge-
bärden und Werken, so sind sie ähnlich den
Menschen; allein ohne Seele, und ähnlich wie
Geister, die niemand sehen kann. Dess soll
sich niemand verwundern, dass es solche
Kreaturen geben soll, denn Gott ist wunder-
barlich in seinen Werken. Diese Dinge sind
nicht täglich vor unseren Augen, sondern er-
scheinen gar selten und kommen uns wie ein
Traumbild vor; wir aber haben nötig, diese
grossen Wunderwerke zu ergründen, um
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unseren Schöpfer recht zu erkennen in seinen
wunderbarlichen Offenbarungen in der Natur.
„Wie man sagt, dass der Mensch ein
Bildnis Gottes ist, so kann man auch sagen,
"Wie man sagt, dass der Mensch ein Bildnis Gottes ist, so kann man auch sagen,
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diese Leute sind ein Bildnis des Menschen.
Der Mensch ist nicht Gott, wenn er gleich
in Gottes Gleichnis geschaffen ist, und ebenso
diese Leute sind ein Bildnis des Menschen. Der Mensch ist nicht Gott, wenn er gleich in Gottes Gleichnis geschaffen ist, und ebenso sind auch diese Kreaturen nicht Menschen, obgleich sie nach dem Bildnis des Menschen gemacht sind. Obgleich sie tierischer Natur sind, so haben sie doch menschliche Vernunft, aber keine (göttliche) Seele, und nicht die 'Verpflichtung, Gott zu dienen und zu wandeln auf seinem Wege. Ihre Vernunft ist höher wie die der Tiere. Wie der Mensch über allen Kreaturen auf Erden der nächste ist bei Gott, so sind sie über allen anderen Kreaturen dem Menschen am nächsten *).
sind auch diese Kreaturen nicht Menschen,
obgleich sie nach dem Bildnis des Menschen
gemacht sind. Obgleich sie tierischer Natur
sind, so haben sie doch menschliche Vernunft,
aber keine (göttliche) Seele, und nicht die
Verpflichtung, Gott zu dienen und zu wandeln
auf seinem Wege. Ihre Vernunft ist höher
wie die der Tiere. Wie der Mensch über
allen Kreaturen auf Erden der nächste ist
bei Gott, so sind sie über allen anderen
Kreaturen dem Menschen am nächsten*).
„Ihrer Wohnungen sind viererlei, nämlich
nach den vier Elementen; die einen bewohnen
das Wasser, die anderen die Luft, die dritten
die Erde, die vierten das Feuer. Im Wasser
sind die Nymphen, in der Luft die Sylphen,
die Pygmäen wohnen in der Erde und die
Salamander im Feuer; sie werden auch be-
ziehungsweise Undinen, Sylvestri, Gnomen
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*) Die Sagen und Märchen der verschiedensten Völker
stimmen darin überein, dass diese Kreaturen nur dadurch
unsterblich werden können; dass sie durch ihre Vereinigung
mit dem Menschen eine unsterbliche Seele (Buddhi) erlangen.
"Ihrer Wohnungen sind viererlei, nämlich nach den vier Elementen; die einen bewohnen das Wasser, die anderen die Luft, die dritten die Erde, die vierten das Feuer. Im Wasser sind die Nymphen, in der Luft die Sylphen, die Pygmäen wohnen in der Erde und die Salamander im Feuer; sie werden auch beziehungsweise Undinen, Sylvestri, Gnomen *) Die Sagen und Märchen der verschiedensten Völker stimmen darin überein , dass diese Kreaturen nur dadurch unsterblich werden können i dass sie durch ihre Vereinigung mit dem Menschen eine unsterbliche Seele (Buddhi) erlangen.
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und Vulkani genannt. Jedes Geschlecht hat
seine eigene Wohnung (Element) und keines
verkehrt mit dem anderen; aber dem Menschen
und Vulkani genannt. Jedes Geschlecht hat seine eigene Wohnung (Element) und keines verkehrt mit dem anderen; aber dem Menschen können sie alle erscheinen, dass er erkenne und sehe, wie wunderbar Gott in seinen Werken sei, und dass er kein Element leer stehen lässt.
können sie alle erscheinen, dass er erkenne und
sehe, wie wunderbar Gott in seinen Werken
sei, und dass er kein Element leer stehen lässt.
„Wir Menschen leben in der Luft und
sind von ihr umgeben wie ein Fisch von dem
Wasser umgeben ist, und können ebenso-
wenig ohne Luft leben, als ein Fisch ohne
Wasser. Gleicherweise ist das Element des
Wassers für die Undinen wie für uns die
Luft, und was uns die Luft ist, das ist für
die Gnomen die Erde, so dass sie durch
Mauern und Felsen gehen können, wie wir
durch die Luft. Desgleichen ist das Feuer
die Luft der Salamander; die Sylphen aber
"Wir Menschen leben in der Luft und sind von ihr umgeben wie ein Fisch von dem Wasser umgeben ist, und können ebensowenig ohne Luft leben, als ein Fisch ohne Wasser. Gleicherweise ist das Element des Wassers für die U ndinen wie für uns die Luft, und was uns die Luft ist, das ist für die Gnomen die Erde, so dass sie durch Mauern und Felsen gehen können, wie wir durch die Luft. Desgleichen ist das Feuer die Luft der Salamander; die Sylphen aber stehen uns am nächsten, weil ihre Luft auch unsere Luft ist. Sie sind alle unter Gottes Schirm und werden von ihm bekleidet und geführt; denn Gott ist nicht allein mächtig, den Menschen zu versorgen, sondern auch alles andere, wovon der Mensch nichts weiss und es nur langsam erfährt. Und wie wir durch die Luft die Sonne scheinen sehen, so sehen die Gnomen durch die Erde, die U ndinen
stehen uns am nächsten, weil ihre Luft auch
unsere Luft ist. Sie sind alle unter Gottes
Schirm und werden von ihm bekleidet und
geführt; denn Gott ist nicht allein mächtig,
den Menschen zu versorgen, sondern auch
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alles andere, wovon der Mensch nichts weiss
und es nur langsam erfährt. Und wie wir
durch die Luft die Sonne scheinen sehen, so
sehen die Gnomen durch die Erde, die Undinen
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durch das Wasser und die Salamander durch
das Feuer. Die Undinen sind den Menschen
ähnlich an Grösse und Gestalt; die Sylphen
durch das Wasser und die Salamander durch das Feuer. Die Undinen sind den Menschen ähnlich an Grösse und Gestalt; die Sylphen sind länger und stärker; die Gnomen sind nur ungefähr zwei Spannen lang; die Sala· mander aber veränderlich, lang und dünn.
sind länger und stärker; die Gnomen sind
nur ungefähr zwei Spannen lang; die Sala-
mander aber veränderlich, lang und dünn.
„Alles was Gott beschaffen hat, lässt er
dem Menschen offenbar werden; aber solche
Offenbarungen geschehen nicht alle Tage,
sondern so viel nötig ist, um den Glauben
daran zu erhalten*)."
Dies sind im allgemeinen die Umrisse,
mit denen Theophrastus das Wesen der Be-
wohner der vier Elemente zeichnet, und seine
Aussagen stimmen mit denen anderer Meta-
"Alles was Gott beschaffen hat, lässt er dem Menschen offenbar werden; aber solche Offenbarungen geschehen nicht alle Tage, sondern so viel nötig ist, um den Glauben daran zu erhalten *)."
physiker überein. Es mag davon jeder den-
ken, was er will, und darin finden, was er
zu finden fähig ist. Wer von diesen Dingen
keine Erfahrung und dafür kein Verständnis
hat, ist weder zu ihrer Bejahung noch zu ihrer
Verneinung berechtigt**). H. P. Blavatsky
sagt:
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*) Paracelsus, „De Nymphis, Sylphis etc."
**) Es ist nicht unsere Absicht, die Leser der „Lotus-
blüten" an Elementargeister „glauben zu machen", sondern
denen, die ihre Weltanschauung erweitern wollen, einen
Dies sind im allgemeinen die Umrisse, mit denen Theophrastus das Wesen der. Be· wohner der vier Elemente zeichnet, und seine Aussagen stimmen mit denen anderer Metaphysiker überein. Es mag davon jeder denken, was er will, und darin finden, was er zu finden fähig ist. Wer von diesen Dingen keine Erfahrung und dafür kein Verständnis hat, ist weder zu ihrer Bejahung noch zu ihrer Vemeinung berechtigt**}. H. P. Blavatsky sagt: *) Paracelsus, "De Nymphis, Sylphis etc."
**) Es ist nicht unsere Absicht, die Leser der "Lotusblüten" an Elementargeister "glauben zu machen", sondern denen, die ihre Weltanschauung erweitern wollen, einen
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„Alles dies wird in unserem degenerierten
Jahrhundert als Naturschwärmerei und Aber-
glauben erklärt; dennoch liegt in diesen
"Alles dies wird in unserem degenerierten Jaltrhundert als Naturschwärmerei und Aberglauben erklärt; dennoch liegt in diesen Theorien ein Funke von Wahrscheinlichkeit für den denkenden Menschen und sie enthalten vielleicht den Schlüssel zum Finden des "fehlenden Gliedes" derjenigen Wissenschaft, welche sich die "exakte" nennt. Diese Wissenschaft fängt an, so dogmatisch zu werden, dass sie alles, was nicht der induktiven Methode (~er Spekulation) entspringt, als phantastisch erklärt, und Professor J oseph Le Conte behauptet, dass die "besten Gelehrten" bereits den Ausdruck "Lebenskraft" mitleidig als das Überbleibsel eines veralteten Aberglaubens belächeln und statt dessen "Lebensthätigkeit" setzen wollen; als ob es eine Thätigkeit geben könnte, wo keine Kraft
Theorien ein Funke von Wahrscheinlichkeit
für den denkenden Menschen und sie ent-
halten vielleicht den Schlüssel zum Finden
des „fehlenden Gliedes" derjenigen Wissen-
schaft, welche sich die „exakte" nennt. Diese
Wissenschaft fängt an, so dogmatisch zu wer-
den, dass sie alles, was nicht der induktiven
Methode (der Spekulation) entspringt, als
phantastisch erklärt, und Professor Joseph Le
Conte behauptet, dass die „besten Gelehrten"
bereits den Ausdruck „Lebenskraft" mitleidig
als das Überbleibsel eines veralteten Aber-
glaubens belächeln und statt dessen „Lebens-
thätigkeit" setzen wollen; als ob es eine
Thätigkeit geben könnte, wo keine Kraft
Schlüssel zur eigenen Forschung zu geben. Die „Geister
der Natur" sind die Gefühlsstimmungen in der Natur;
wer keinen Sinn dafür hat, für den existieren sie nicht,
und man kann ihm das Vorhandensein derselben ebenso-
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wenig beweisen, als man das Dasein der Poesie wissen-
schaftlich beweisen kann. Verse und Reime sind noch
lange keine Poesie, sondern nur das Gewand, in welchem
sie offenbar wird. Zur Wahrnehmung der Seelenzustände
in der Natur gehört nicht bloss der Kopf, sondern vor allem
die Seele selbst.
SChlüssel zur eigenen Forschung zu geben. Die "Geister der N atur CC sind die Gefühlsstimmungen in der Natur; wer keinen Sinn dafür hat, für den existieren sie nicht, und man kann ihm das Vorhandensein derselben ebensowenig beweisen. als man das Dasein der Poesie wissenschaftlich beweisen kann. Verse und Reime sind noch lange keine Poesie, sondern nur das Gewand, in welchem sie offenbar wird. Zur Wahrnehmung der Seelenzustände in der Natur gehört nicht bloss der Kopf, sondern vor allem die Seele selbst.
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vorhanden ist! So arbeitet die „Wissenschaft"
eifrig daran, den unsterblichen, denkenden
Menschen in einen Automaten zu verwandeln,
vorhanden ist! So arbeitet die "Wissenschaft" eifrig daran, den unsterblichen, denkenden Menschen in einen Automaten zu verwandeln, der vqn einem Mechanismus getrieben wird (der unbegreiflicherweise von selber- geht). Wo eine Lebensäusserung vorhanden ist, da muss auch Lebensenergie vorhanden sein, und wie es besondere Arten von Thätigkeiten giebt, so giebt es auch verschiedene Formen von Kräften."
der von einem Mechanismus getrieben wird
(der unbegreiflicherweise von selber geht).
Wo eine Lebensäusserung vorhanden ist, da
muss auch Lebensenergie vorhanden sein,
und wie es besondere Arten von Thätigkeiten
giebt, so giebt es auch verschiedene Formen
von Kräften."
Das ist ja gerade die Ursache der Ver-
kommenheit unseres kraftlosen Geschlechtes,
dass wir unsere eigene, unserem Dasein zu
Grunde liegende Kraft nicht mehr erkennen
und nur ein Scheinleben führen im Reiche
der wissenschaftlichen Phantasie. Wir können
keine Geister sehen, weil wir nicht mehr
fähig sind, uns selbst als Geister zu erkennen,
welche den Körper beherrschen; wir werden
von unserem Körper, der doch nur ein Werk-
zeug für unsere Kraft sein sollte, und seinen
Begierden beherrscht, und je mehr wir uns
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mit der materiellen Form identifizieren, um
so mehr schwindet das Selbstbewusstsein des
Das ist ja gerade die Ursache der Verkommenheit unseres kraftlosen Geschlechtes, dass wir unsere eigene, unserem Dasein zu Grunde liegende Kraft nicht mehr erkennen und nur ein Scheinleben führen im Reiche der wissenschaftlichen Phantasie. Wir können keine Geister sehen, weil wir nicht mehr fähig sind, uns selbst als Geister zu erkennen, welche den Körper beherrschen; wir werden von unserem Körper, der doch nur ein Werkzeug für unsere Kraft sein sollte, und seinen Begierden beherrscht, und je mehr wir uns mit der materiellen Form identifizieren, um so mehr schwindet das Selbstbewusstsein des Geistes, die geistige Energie und geistige Wahrnehmung, und es bleibt nichts mehr
Geistes, die geistige Energie und geistige
Wahrnehmung, und es bleibt nichts mehr
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übrig, als die Sinnlichkeit und die „wissen-
schaftliche" Träumerei. Die Habsucht der
Menschen hat die Feen und Elfen aus unseren
Bergen und Thälern vertrieben, und an die
übrig, als die Sinnlichkeit und die "wissenschaftliche" Träumerei. Die Habsucht der Menschen hat die Feen und Elfen aus unseren Bergen und Thälern vertrieben, und an die Stelle der verlorengegangenen Empfindungsfähigkeit für die Schönheit tritt die Sucht nach Befriedigung der wissenschaftlichen Neugierde, an die Stelle der Grösse des Geistes ein bornierter Verstand.
Stelle der verlorengegangenen Empfindungs-
fähigkeit für die Schönheit tritt die Sucht
nach Befriedigung der wissenschaftlichen
Neugierde, an die Stelle der Grösse des
Geistes ein bornierter Verstand.
„In der jüdischen Kabala sind die Be-
wohner der vier Elemente unter dem allge-
meinen Namen „Schedim" bekannt und
werden in vier Klassen eingeteilt. Die Indier
nennen sie „Bhütas" und „Devas", die
Perser „Devs", die Griechen nennen sie im
Allgemeinen „Daemonen" und dieAgyptier
„Afriten". „Die alten Mexikaner," sagt Kai-
ser, „glaubten an das Vorhandensein zahlreicher
Wohnplätze für Geister verschiedener Art.
Die Seelen der Heroen stiegen zum Himmel
auf, aber die scheusslichen Larven unver-
besserlicher verkommener Menschen wander-
"In der jüdischen Kabala sind die Bewohner der vier Elemente unter dem allgemeinen Namen "Schedim" bekannt und werden in vier Klassen eingeteilt. Die Indier nennen sie "Bhutas" und "Devas", die Perser "Devs", die Griechen nennen sie im Allgemeinen "Daemonen" und die Ägyptier "Afri ten ". "Die alten Mexikaner," sagt Kaiser, "glaubten an das Vorhandensein zahlreicher Wohnplätze für Geister verschiedener Art. Die Seelen der Heroen stiegen zum Himmel auf, aber die scheusslichen Larven unverbesserlicher verkommener Menschen wanderten verzweiflungsvoll in unterirdischen Höhlen, festgebannt innerhalb der Atmosphäre der Erde, ohne den Willen und ohne die Kraft, frei zu sein. Sie verbrachten ihre Zeit damit,.
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ten verzweiflungsvoll in unterirdischen Höhlen,
festgebannt innerhalb der Atmosphäre der
Erde, ohne den Willen und ohne die Kraft,
frei zu sein. Sie verbrachten ihre Zeit damit,
Lotosblüten XXVIII. S
Lotuabli1ten XXVIII.
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mit Sterblichen (nach Art der Spiritisten) zu
verkehren, sie zum Besten zu halten oder zu
mit Sterblichen (nach Art der Spiritisten) zu verkehren, sie zum Besten zu halten oder zu erschrecken. Manche afrikanische Stämme kennen sie unter dem Namen "J owah us"*).
erschrecken. Manche afrikanische Stämme
kennen sie unter dem Namen „Jowahus"*).
„Die Bewohner der vier Elemente (und
unter den „Elementen" sind nicht deren
äussere Erscheinungen, sondern die meta-
physische Basis derselben zu verstehen), wer-
den von den Brahminen „Daityas genannt.
Die Eingeweihten wissen, dass diese Elemen-
targeister nach gewissen Himmelsgegenden
"Die Bewohner der vier Elemente (und unter den "Elementen" sind nicht deren äussere Erscheinungen, sondern die metaphysische Basis derselben zu verstehen), werden von den Brahminen "Daityas genannt. Die Eingeweihten wissen, dass diese Elementargeister nach gewissen Himmelsgegenden angezogen werden, und zwar durch eine ge-
angezogen werden, und zwar durch eine ge-
*) Auch unter uns Sterblichen giebt es viele, die in
solche „unterirdische Höhlen gebannt sind" und weder die
Kraft noch den Willen haben, frei zu sein. Hierzu gehört
jeder Mensch, der von einer falschen Vorstellung besessen,
in dieselbe vernarrt ist und an ihr festhält. Es ist z. B.
eine in der Regel vergebliche Mühe, einem Spiritisten,
welcher sich einbildet, mit einem von ihm hochverehrten
Verstorbenen in Verbindung zu sein, und von ihm durch
Tischklopfen u. s. w. Mitteilungen zu erhalten, überzeugen
zu wollen, dass dergleichen Mitteilungen nichts als die
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Wiederspiegelung seines eigenen Gefühlslebens sind, ver-
mittelt durch tierähnliche Kreaturen, die nichts weniger als
engelgleich sind. Eine im Menschen erzeugte, grossgezogene
und festgewurzelte Idee ist ein wesentlicher Bestandteil der
Natur des Menschen, den sie in Besitz genommen hat; ein
*) Auch unter uns Sterblichen giebt es viele, die in solche "unterirdische Höhlen gebannt sind" und weder die Kraft noch den Willen haben, frei zu sein. Hierzu gehört jeder Mensch, der von einer falschen Vorstellung besessen, in dieselbe vernarrt ist und an ihr festhält. Es ist z. B. eine in der Regel vergebliche Mühe, einem Spiritisten, welcher sich einbildet, mit einem von ihm hochve rehrten Verstorbenen in Verbindung zu sein: und von ihm durch Tischklopfen u. s. w. Mitteilungen zu erhalten, überzeugen zu wollen, dass dergleichen Mitteilungen nichts als die Wiederspiegelung seines eigenen Gefühlslebens sind, ver· mittelt durch tierähnliche Kreaturen, die nichts weniger als engelgleich sind. Eine im Menschen erzeugte, grossgezogene und festgewurzelte Idee ist ein wesentlicher Bestandteil der Natur des Menschen, den sie in Besitz genommen hat; ein eingefleischtes liebgewonnenes Vorurteil ist ein geistiges Glied, das nicht abgenommen werden kann ohne eine schmerzhafte Amputation.
eingefleischtes liebgewonnenes Vorurteil ist ein geistiges
Glied, das nicht abgenommen werden kann ohne eine
schmerzhafte Amputation.
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heimnisvolle Kraft, ähnlich derjenigen, welche
die Magnetnadel dem Pole zuwendet. Wenn
wir nur den Umstand im Gedächtnisse fest-
halten wollen, dass die rasend schnelle Be-
wegung der Planeten durch den Weltenraum
eine ähnliche Störung im plastischen kos-
mischen Äther hervorrufen muss, wie eine
abgefeuerte Kanonenkugel in der Luft, oder
wie ein Dampfer im Wasser, das er durch-
zieht, und wenn wir uns dieses im ver-
grösserten (kosmischen) Massstabe denken,
so ist es leicht verständlich, dass gewisse
Aspekte der Planeten eine viel grössere
Störung im Äther verursachen können, als
andere, und gewisse starke Strömungen nach
gewissen Richtungen herbeiführen können.
Diese Betrachtung lässt es als begreiflich
erscheinen, dass ganze Schwärme von freund-
lichen oder auch feindlichen Elementarwesen
in unsere Atmosphäre oder in irgend einen
bestimmten Teil derselben eingeführt werden
und dass dadurch gewisse Ursachen ge-
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schaffen werden, welche schliesslich zu sich
äusserlich geltend machenden Resultaten
führen. Wenn der Kalendermacher im vor-
aus den Eintritt einer Sonnenfinsternis be-
rechnen kann, weil er die Revolutionen der
5*
heimnisvolle Kraft, ähnlich derjenigen, welche die Magnetnadel dem Pole zuwendet. Wenn wir nur den Umstand im Gedächtnisse festhalten wollen, dass die rasend schnelle Bewegung der Planeten durch den Weltenraum eine ähnliche Störung im plastischen kosmischen Äther hervorrufen muss, wie eine abgefeuerte Kanonenkugel in der Luft, oder wie ein Dampfer im Wasser, das er durchzieht, und wenn wir uns dieses im vergrösserten (kosmischen) Massstabe denken, so ist es leicht verständlich, dass gewisse Aspekte der Planeten eine viel grössere Störung im Äther verursachen können, als andere, und gewisse starke Strömungen nach gewissen Richtungen herbeiführen können. Diese Betrachtung lässt es als begreiflich erscheinen, dass ganze Schwärme von freundlichen oder auch feindlichen Elementarwesen in unsere Atmosphäre oder in irgend einen bestimmten Teil derselben eingeführt werden und dass dadurch gewisse Ursachen geschaffen werden, welche schliesslich zu sich äusserlich geltend machenden Resultaten führen. Wenn der Kalendermacher im voraus den Eintritt einer Sonnenfinsternis be.. rechnen kann, weil er die Revolutionen der 5*
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Körper der Planeten kennt, weshalb sollte
dann derjenige, welcher das Ineinanderwirken
bestimmter geistiger Einflüsse kennt, nicht
Körper der Planeten kennt, weshalb sollte dann derjenige, welcher das Ineinanderwirken bestimmter geistiger Einflüsse kennt, nicht auch den Eintritt gewisser Epidemien, Erdbeben u. s. w. im voraus berechnen können, wie es die indischen Astrologen thun und wie es Paracelsus und andere klarsehende Menschen gethan haben *)."
auch den Eintritt gewisser Epidemien, Erd-
beben u. s. w. im voraus berechnen können,
wie es die indischen Astrologen thun und
wie es Paracelsus und andere klarsehende
Menschen gethan haben*)."
Die Elementargeister sind nicht nur
ausserhalb unseres Organismus, sondern wie
wir in unserem Körper alle vier Elemente,
Erde (Stoff), Feuer (Energie), Wasser und
Luft haben, so sind auch in unserer Natur
die Geister der vier Elemente enthalten.
*) Die Physik hat es nur mit äusserlichen Erschei-
nungen und ihren Wechselwirkungen zu thun; die Meta-
physik dagegen mit den inneren „geistigen" Zuständen der
„Seele" der Welt, welche die Ursachen aller äusserlichen
Erscheinungen und deren Wechselwirkungen sind. Weil
die moderne Wissenschaft (besonders die Medizin) sich in
Die Elementargeister sind nicht nur ausserhalb unseres Organismus, sondern WIe wir in unserem Körper alle vier Elemente, Erde (Stoff), Feuer (Energie), Wasser und Luft haben, so sind auch in unserer Natur die Geister der vier Elemente enthalten.
Einzelheiten und nebensächlichen Dingen verloren hat, so
ist sie kurzsichtig geworden und kann nur die oberfläch-
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lichen, nicht aber die tieferliegenden Ursachen sehen. Sie
sieht nur die Form, nicht aber den Geist, der die Formen
zustande bringt. Will sie in Wirklichkeit weiter fort-
schreiten, so muss sie sich von ihrer kleinlichen zu einer
höheren Auffassung emporschwingen und dasjenige kennen
lernen, was Paracelsus bereits als das „Ens Astrale"
ausführlich beschrieben hat.
*) Die Physik hat es nur mit äusserlichen Erscheinungen und ihren Wechselwirkungen zu thun; die Metaphysik dagegen mit den inneren "geistigen" Zuständen der .,Seele" der Welt, welche die Ursachen aller äusserlichen Erscheinungen und deren Wechselwirkungen sind. Weil die moderne Wissenschaft (besonders die Medizin) sich in Einzelheiten und nebensächlichen Dingen verloren hat, so ist sie kurzsichtig geworden und kann nur die oberflächlichen, nicht aber die tieferliegenden Ursachen sehen. Sie sieht nur die Form, nicht aber den Geist, der die Formen zustande bringt. Will sie in Wirklichkeit weiter fortschreiten, so muss sie sich von ihrer kleinlichen zu einer höheren Auffassung emporschwingen und dasjenige kennen lernen, was Paracelsus bereits als das ., E n s Ast r ale Cl ausführlich beschrieben hat.
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Wir brauchen, um uns von ihrem Dasein zu
überzeugen, nicht aus uns selbst herauszu-
gehen, sondern nur in uns selber zu suchen*).
Wir brauchen, um uns von ihrem Dasein zu überzeugen, nicht aus uns selbst herauszugehen, sondern nur in uns selber zu suchen*). Auch wird das Temperament eines Menschen von dem eines anderen verschieden sein, je nach dem Elemente, das in ihm vorherrschend ist, und da Gleiches sich zu Gleichem gesellt, bestimmt das in ihm vorherrschende auch die Einflüsse, welche er anzieht.
Auch wird das Temperament eines Menschen
von dem eines anderen verschieden sein, je
nach dem Elemente, das in ihm vorherrschend
ist, und da Gleiches sich zu Gleichem gesellt,
bestimmt das in ihm vorherrschende auch
die Einflüsse, welche er anzieht.
„Man sagt, dass die verschiedenen Rassen
von „Geistern" einen bestimmten Einfluss auf
gewisse menschliche Temperamente habe, und
den einen mehr beherrschen können, als den
anderen. (Der selbstbeherrschende Mensch
ist natürlich der Herr seines Temperaments.)
Ein biliöses, lymphatisches, nervöses oder
*) Für den Mystiker existiert überhaupt nichts ausser-
halb seiner selbst, weil das wahre Wesen des Menschen
(wohl zu unterscheiden von seiner persönlichen Erscheinung)
alles umfasst. Die Sonne ist das Herz unseres Systems;
von ihr strömen geistige Kräfte aus, welche durch den
Weltraum pulsieren und wieder zum Herzen zurückkehren.
"Man sagt, dass die verschiedenen Rassen von "Geistern" einen bestimmten Einfluss auf gewisse menschliche Temperamente habe, und den einen mehr beherrschen können, als den anderen. (Der selbstb~herrschende Mensch ist natürlich der Herr seines Temperaments.) Ein biliöses, lymphatisches, nervöses oder
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Im Kreislauf des „Blutes der Sonne" hat jeder Pulsschlag
eine Dauer von elf Jahren, ähnlich wie derjenige des
materiellen Menschen ungefähr eine Sekunde hat. Auf die
Richtigkeit dieser Theorie weist auch die Periodicität der
alle zehn bis elf Jahre wiederkehrenden Zunahme der
Sonnenflecken hin.
*) Für den Mystiker existiert überhaupt nichts ausserhalb seiner selbst, weil das wahre Wesen des Menschen (wohl zu unterscheiden von seiner persönlichen Erscheinung) alles umfasst. Die Sonne ist das Herz unseres Systems; von ihr strömen geistige Kräfte aus, welche durch den Weltraum pulsieren und wieder zum Herzen zurückkehren. Im Kreislauf des "Blutes der Sonne" hat jeder Pulsschlag eine Dauer von elf Jahren. ähnlich wie derjt'nige des materiellen Menschen ungefähr eine Sekunde hat. Auf die Richtigkeit dieser Theorie weist auch die Periodicität der alle zehn bis elf Jahre wiederkehrenden Zunahme der Sonnenflecken hin.
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7° -
sanguinisches Temperament kann deshalb
je nach Umständen günstig oder ungünstig
von gewissen Zuständen des Astrallichtes, die
sanguinisches Temperament kann deshalb je nach Umständen günstig oder ungünstig von gewissen Zuständen des Astrallichtes, die von bestimmten Stellungen der Planeten herrühren, beeinflusst werden, und hierauf beruht die Möglichkeit gewisser Vorhersagungen durch das Horoskop und die Astrologie. Die Richtigkeit solcher Prophezeiungen hängt natürlich nicht bloss von astronomischen Berechnungen, sondern vor allem von einer Kenntnis der okkulten Naturkräfte ab."
von bestimmten Stellungen der Planeten
herrühren, beeinflusst werden, und hierauf
beruht die Möglichkeit gewisser Vorher-
sagungen durch das Horoskop und die
Astrologie. Die Richtigkeit solcher Prophe-
zeiungen hängt natürlich nicht bloss von
astronomischen Berechnungen, sondern vor
allem von einer Kenntnis der okkulten
Naturkräfte ab."
„Wahrsagen" kommt her von „die Wahr-
heit sagen", d. h. dasjenige sagen, was man
wahrnimmt, nicht aber was man sich ein-
bildet, was man nicht sieht und was nicht
wahr ist. Es ist ein Aberglaube, zu meinen,
dass ein bestimmtes Ereignis im Leben eines
Menschen eintreten müsse, weil die plane-
tarischen Einflüsse hierzu günstig sind, denn
da hätte ja der Mensch keinen freien Willen
mehr und wäre der Narr seiner „Planeten".
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Deshalb sagt auch Paracelsus: „Unsere Nei-
gungen richten sich nach den auf uns wir-
kenden Einflüssen; ein weiser Mensch aber
herrschet über das Gestirn." (Paramirum.)
"Wahrsagen" kommt her von "die W ahrheit sagen", d. h. dasjenige sagen, was man wahrnimmt, nicht aber was man sich einbildet, was man nicht sieht und was nicht wahr ist. Es ist ein Aberglaube, zu meinen, dass ein bestimmtes Ereignis im Leben eines Menschen eintreten müsse, weil die planetarischen Einflüsse hierzu günstig sind, denn da hätte ja der Mensch keinen freien Willen mehr und wäre der Narr seiner "Planeten". Deshalb sagt auch Paracelsus: "Unsere Neigungen richten sich nach den auf uns wirkenden Einflüssen; ein weiser Mensch aber herrschet über das Gestirn." (Paramirum.)
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Eine Kenntnis der okkulten Kräfte der
Natur ist nicht das Resultat der theoretischen
Forschung und wird nicht durch das blosse
Eine Kenntnis der okkulten Kräfte der Natur ist nicht das Resultat der theoretischen Forschung und wird nicht durch das biosse Bücherlesen erworben, sondern es gehört hierzu vielmehr die eigene geistige Entwicklung, ein Erwachen eines höheren Bewusstseins, durch welches allein eine geistige Wahrnehmung möglich ist, denn lägen diese Kräfte so klar am Tage, dass sie ein jeder sehen könnte, so wären sie ja nicht okkult.
Bücherlesen erworben, sondern es gehört
hierzu vielmehr die eigene geistige Entwick-
lung, ein Erwachen eines höheren Bewusst-
seins, durch welches allein eine geistige Wahr-
nehmung möglich ist, denn lägen diese
Kräfte so klar am Tage, dass sie ein jeder
sehen könnte, so wären sie ja nicht okkult.
Überall in der Natur ist Leben, überall
Geist. Wollen wir uns von dem Unsicht-
baren einen Begriff machen, so finden wir
im Sichtbaren Symbole und Gleichnisse, die
uns dazu behilflich sind. Wir wissen z. B.,
dass das Wasser ein in der ganzen Natur
verbreiteter Körper ist, und dass es, wenn
es auch in Millionen von Tropfen zerteilt
wird, deren jeder in einer anderen Gestalt
erscheint, es dennoch stets Wasser bleibt.
Als unsichtbarer Dampf ist es in der Atmo-
sphäre verbreitet, ein Teil davon wird zu
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Nebeln verdichtet, welche die Thäler durch-
wandern, andere bilden Wolken, welche die
Überall in der Natur ist Leben, überall Geist. Wollen wir uns von dem U nsichtbaren einen Begriff machen, so finden wir im Sichtbaren Symbole und Gleichnisse, die uns dazu behilflich sind. Wir wissen z. B., dass das Wasser ein in der ganzen Natur verbreiteter Körper ist, und dass es, wenn es auch in Millionen von Tropfen zerteilt wird, deren jeder in einer anderen Gestalt erscheint, es dennoch stets Wasser bleibt. Als unsichtbarer Dampf ist es in der Atmosphäre verbreitet, ein Teil davon wird zu Nebeln verdichtet, welche die Thäler durchwandern, andere bilden Wolken, welche die höchsten Bergesgipfel umschweben; ein Teil fällt als Regen hernieder und dringt in die
höchsten Bergesgipfel umschweben; ein Teil
fällt als Regen hernieder und dringt in die
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Erde ein, die er befruchtet, ein anderer Teil
tritt als Hagel auf, der die Früchte der Erde
zerstört, oder es bildet sich Schnee oder Eis,
Erde ein, die er befruchtet, ein anderer Teil tritt als Hagel auf, der die Früchte der Erde zerstört, oder es bildet sich Schnee oder Eis, und was früher unsichtbar war, ist nun zu einem harten, greifbaren, undurchdringlichen Körper geworden und erscheint als ein Wunder dem Kinde, das den Zusammenhang nicht versteht. So tritt auch der eine Lebensatem im Weltall in verschiedenartigen Formen und Lebensthätigkeiten auf; das Formlose bildet Formen und sie lösen sich wieder auf; das Unsichtbare kann sichtbar und das Sichtbare unsichtbar werden; was giebt es da zu verwundern für denjenigen, der das Gesetz erkennt? Der einseitige Gelehrte, dessen ganze Lebensenergie von seiner Gehirnthätigkeit in Anspruch genommen wird, der nur grübeln aber nicht fühlen kann, weiss nichts vom Geist; der gefühlvolle Mensch erkennt das Dasein des Höheren durch das Gefühl, und aus dem Gefühle entspringt die Kraft seines Sehens. Deshalb haben auch die Theosophen und Dichter aller Zeiten, von Homer bis auf unsere Zeit, das Dasein der Bewohner der vier Elemente erkannt.
und was früher unsichtbar war, ist nun zu
einem harten, greifbaren, undurchdringlichen
Körper geworden und erscheint als ein
Wunder dem Kinde, das den Zusammen-
hang nicht versteht. So tritt auch der eine
Lebensatem im Weltall in verschiedenartigen
Formen und Lebensthätigkeiten auf; das
Formlose bildet Formen und sie lösen sich
wieder auf; das Unsichtbare kann sichtbar
und das Sichtbare unsichtbar werden; was
giebt es da zu verwundern für denjenigen,
der das Gesetz erkennt? Der einseitige Ge-
lehrte, dessen ganze Lebensenergie von seiner
Gehirnthätigkeit in Anspruch genommen wird,
der nur grübeln aber nicht fühlen kann, weiss
nichts vom Geist; der gefühlvolle Mensch
erkennt das Dasein des Höheren durch das
Gefühl, und aus dem Gefühle entspringt die
Kraft seines Sehens. Deshalb haben auch
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die Theosophen und Dichter aller Zeiten, von
Homer bis auf unsere Zeit, das Dasein der
Bewohner der vier Elemente erkannt.
Die Blinden verlangen Beweise, wer aber
Die Blinden verlangen Beweise, wer aber
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sehen kann, der hat weiter keinen Beweis
nötig; seine Augen beweisen ihm, dass er
sieht; wer aber nichts sieht, der kann auch
sehen kann, der hat weiter keinen Beweis nötig; seine Augen beweisen ihm, dass er sieht; wer aber nichts sieht, der kann auch nichts erkennen; der beste "Beweis" ist für ihn nur die Bestätigung einer Meinung, aber noch lange keine Erkenntnis.
nichts erkennen; der beste „Beweis" ist für
ihn nur die Bestätigung einer Meinung, aber
noch lange keine Erkenntnis.
„Die Alten, welche nur vier Elemente
benannten, beschrieben das fünfte, den Äther,
als das eine Element (die Grundlage der
anderen vier) und betrachteten es als die
Vermittlungsstufe zwischen der Welt des
Sichtbaren und des Unsichtbaren. Sie glaub-
ten, dass, wenn die Intelligenzen, welche im
Raume herrschen, sich von irgend einem
Teile der vier Königreiche, die unter ihrer
Aufsicht stehen) zurückzögen, der betreffende
"Die Alten, welche nur vier Elemente benannten, beschrieben das fünfte, den Äther, als das eine Element (die Grundlage der anderen vier) und betrachteten es als die Vermittlungsstufe zwischen der Welt des Sichtbaren und des Unsichtbaren. Sie glaubten, dass, wenn die Intelligenzen , welche im Raume herrschen, sich von irgend einem Teile der vier Königreiche, die unter ihrer Aufsicht stehen) zurückzögen, der betreffende Teil den Mächten des Bösen überlassen sei. Wer deshalb mit den unsichtbaren Geistern verkehren, oder die Bewohner der vier Elemente sich dienstbar machen wollte, der musste selber ein geistig hochstehender und weiser Mensch sein und sich an die guten Mächte halten. Der Thor aber, welcher sich selbst den Einflüssen, welche er nicht kennt, preisgiebt, weiht sich selbst dem Verderben.
Teil den Mächten des Bösen überlassen sei.
Wer deshalb mit den unsichtbaren Geistern
verkehren, oder die Bewohner der vier
Elemente sich dienstbar machen wollte, der
musste selber ein geistig hochstehender und
weiser Mensch sein und sich an die guten
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Mächte halten. Der Thor aber, welcher
sich selbst den Einflüssen, welche er nicht
kennt, preisgiebt, weiht sich selbst dem Ver-
derben.
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„Der Geist der Harmonie und Einigkeit,
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gestört durch die frevelnde Hand des unver-
ständigen Thoren, verlässt die Elemente (den
"Der Geist der Harmonie und Einigkeit, gestört durch die frevelnde Hand des unverständigen Thoren, verlässt die Elemente (den Äther) und die Strömungen vernunftloser Kräfte werden von zahllosen Ausgeburten der Materie und des Instinktes belebt. Dämonen und Teufel (Larven), Gnomen, Salamander, U ndinen und Sylphen bemächtigen sich des Gemütes des Unerfahrenen. Da sie nicht fähig sind, irgend etwas Neues zu schaffen, so dringen sie in die Tiefen seines Gedächtnisses ein. Daher auch die nervöse Erschöpfung und der Druck, welcher auf der Seele derjenigen lastet, welche diese Einflüsse anziehen. Die Elementarwesen bringen ans Licht längst verschwundene Erinnerungen aus der Vergangenheit' Formen, Bilder, welche vergessen sind, aber dennoch in den Tiefen des Gedächtnisses aufbewahrt, in den ,,Astralblättem" des Buches des Lebens in unauslöschlichen Zügen verzeichnet sind."
Äther) und die Strömungen vernunftloser
Kräfte werden von zahllosen Ausgeburten
der Materie und des Instinktes belebt. Dä-
monen und Teufel (Larven), Gnomen, Salaman-
der, Undinen und Sylphen bemächtigen sich
des Gemütes des Unerfahrenen. Da sie nicht
fähig sind, irgend etwas Neues zu schaffen, so
dringen sie in die Tiefen seines Gedächtnisses
ein. Daher auch die nervöse Erschöpfung
und der Druck, welcher auf der Seele der-
jenigen lastet, welche diese Einflüsse anziehen.
Die Elementarwesen bringen ans Licht längst
verschwundene Erinnerungen aus der Ver-
gangenheit, Formen, Bilder, welche vergessen
sind, aber dennoch in den Tiefen des Gedächt-
nisses aufbewahrt, in den „Astralblättern"
des Buches des Lebens in unauslöschlichen
Zügen verzeichnet sind."
Wer selbst geistig gross ist, der kann
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auch die ihm bekannten und tiefer als er
stehenden „Geister", seien es nun seine eigenen
Instinkte, Neigungen, Leidenschaften und Ge-
danken, oder die Gemüter anderer Menschen
Wer selbst geistig gross ist, der kann auch die ihm bekannten und tiefer als er stehenden "Geister", seien es nun seine eigenen Instinkte, Neigungen, Leidenschaften und Gedanken, oder die Gemüter anderer Menschen
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beherrschen. Dies sehen wir schon im alltäg-
lichen Leben, und brauchen uns den Beweis
dafür nicht erst aus dem , Jenseits" zu holen;
beherrschen. Dies sehen wir schon im alltäglichen Leben, und brauchen uns den Beweis dafür nicht erst aus dem ,Jenseits" zu holen; wer sich aber in das Reich der Dämonen und Elementarwesen begiebt, welche er nicht kennt, und ihnen, weil er sie für höhere Wesen hält, sein Gemüt eröffnet, der setzt sich der Gefahr aus, von ihnen "besessen" zu werden, und nicht nur physisch und moralisch, sondern auch intellektuell zu verderben, wie es die Geschichte so vieler hervorragender Spiritisten beweist.
wer sich aber in das Reich der Dämonen
und Elementarwesen begiebt, welche er nicht
kennt, und ihnen, weil er sie für höhere
Wesen hält, sein Gemüt eröffnet, der setzt
sich der Gefahr aus, von ihnen „besessen" zu
werden, und nicht nur physisch und moralisch,
sondern auch intellektuell zu verderben, wie
es die Geschichte so vieler hervorragender
Spiritisten beweist.
Es giebt vielerlei Geister, aber nur einen
Geist, aus dem sie alle entspringen. Diesen
einen Geist sollten wir kennen lernen, ehe
wir uns mit den Geistern, die von ihm stam-
men, befassen. Dieser eine Geist aber ist der
Geist Gottes im Weltall, der die Ursache des
Daseins aller Geister und somit auch die Ur-
sache des Daseins unseres eigenen Geistes ist.
Wo aber könnten wir diesen Geist eher ken-
nen lernen, als indem wir in unserer eigenen
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Seele, welche ein Tempel des göttlichen
Geistes ist, diesen Geist aufsuchen und mit
ihm verkehren? Dieser Geist ist der Geist
der Wahrheit, welcher in uns zum Wesen
Es giebt vielerlei Geister, aber nur einen Geist, aus dem sie alle entspringen. Diesen einen Geist sollten wir kennen lernen, ehe wir uns mit den Geistern, die von ihm stammen, befassen. Dieser eine Geist aber ist der Geist Gottes im Weltall, der die Ursache des Daseins aller Geister und somit auch die U rsache des Daseins unseres eigenen Geistes ist. Wo aber könnten wir diesen Geist eher kennen lernen, als indem wir in unserer eigenen Seele, welche ein Tempel des göttlichen Geistes ist, diesen Geist aufsuchen und mit ihm verkehren? Dieser Geist ist der Geist der Wahrheit, welcher in uns zum Wesen
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und „Fleisch" werden soll, damit wir ihn
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als unser eigenes wahres Selbst erkennen,
dasjenige „Selbst", um das es sich handelt,
und "Fleisch" werden soll, damit wir ihn als unser eigenes wahres Selbst erkennen, dasjenige "Selbst", um das es sich handelt, wenn in theosophischen Schriften von "Selbsterkenntnis" die Rede ist. Dieses Selbst ist der Geist, durch dessen Licht die Wahrheit in allen Dingen erkannt wird, und ausserhalb dessen alles nur Lüge und Täuschung ist, und deshalb bewährt sich auch im Studium des Spiritualismus als oberster Grundsatz die alte Lehre: Mensch, erkenne dich selbst!
wenn in theosophischen Schriften von „Selbst-
erkenntnis" die Rede ist. Dieses Selbst ist
der Geist, durch dessen Licht die Wahrheit
in allen Dingen erkannt wird, und ausserhalb
dessen alles nur Lüge und Täuschung ist,
und deshalb bewährt sich auch im Studium
des Spiritualismus als oberster Grundsatz die
alte Lehre: Mensch, erkenne dich selbst!
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(Schluss folgt.)
(Schluss folgt.)
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Briefkasten.
Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,
sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-
fasser der „Lotusblüten" im „Briefkasten" besprochen.
M. L. in E1. — Der Unterschied zwischen der Theo-
sophie und den „Geheimwissenschaften", oder mit anderen
Worten zwischen der Selbsterkenntnis und der philosophischen
Spekulation, ist derselbe, wie zwischen Praxis und Theorie.
Der spekulierende Philosoph sucht die Wahrheit auf Um-
Briefkasten.
wegen, der wirkliche Theosoph erkennt sie als eine in ihm
selbst lebendig gewordene Kraft. Der Philosoph sucht aus
der äusserlichen Beobachtung von objektiven Erscheinungen
Fragen von Abonnenten, welche ni('ht rein persönlicher Natur, sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Verfasser der "Lotusblüten" im ,,Briefkasten" besprochen.
Schlussfolgerungen in Bezug auf das wahre Wesen der
Dinge zu ziehen, der Theosoph sucht es zu erkennen, indem
er alles, was nicht zu seinem eigenen wahren Wesen gehört,
von sich abstreift, und dadurch Eins mit dem wahren Wesen
in allem wird. Der Philosoph sucht sozusagen den Himmel
M. L. in F. - Der Unterschied zwischen der Theosophie und den "Geheimwissenschaften", oder mit anderen Worten zwischen der Selbsterkenntnis und der philosophischen Spekulation, ist derselbe, wie zwischen Praxis und Theorie. Der spekulierende Philosoph sucht die Wahrheit auf Umwegen, der wirkliche Theosoph erkennt sie als eine in ihm selbst lebendig gewordene Kraft. Der Philosoph sucht aus der äusserlichen Beobachtung von objektiven Erscheinungen Schlussfolgerungen in Bezug auf das wahre Wesen der Dinge zu ziehen, der Theosoph sucht es zu erkennen, indem er alles, was nicht zu seinem eigenen wahren Wesen gehört, von sich abstreift, und dadurch Eins mit dem wahren Wesen in allem wird. Der Philosoph sucht sozusagen den Himmel durch das Fernrohr zu finden; der Theosoph trägt den Himmel in sich und wohnt selber darin; der Philosoph sucht vermittelst der Beobachtung und Logik sich einen Begriff davon zu machen, was Gott möglicherweise sein könnte; der Theosoph dringt hinaus über alles objektive Wissen in das Begrifflose , er erhebt seine Seele zu Gott, opfert ihm sein individuelles Selbst auf und erkennt am Ende Gott als sein eigenes Selbst, insofern als da von einem "Selbst" die Rede sein kann, weil dieses Selbst die Wahrheit in allem ist. Deshalb sagt auch der christliche Mystiker Joh. Scheffler: "Gott wohnt in einem Licht, dem keiner nahen kann; sei du, du selbst das Licht und du erkennst ihn dann."
durch das Fernrohr zu finden; der Theosoph trägt den
Himmel in sich und wohnt selber darin; der Philosoph
sucht vermittelst der Beobachtung und Logik sich einen
Begriff davon zu machen, was Gott möglicherweise sein
könnte; der Theosoph dringt hinaus über alles objektive
Wissen in das Begrifflose, er erhebt seine Seele zu Gott,
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opfert ihm sein individuelles Selbst auf und erkennt am
Ende Gott als sein eigenes Selbst, insofern als da von
einem „Selbst" die Rede sein kann, weil dieses Selbst die
Wahrheit in allem ist. Deshalb sagt auch der christliche
Mystiker Joh. Scheffler: „Gott wohnt in einem Licht, dem
keiner nahen kann; sei du, du selbst das Licht und du er-
kennst ihn dann."
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Die wahre Erkenntnis besteht weder in der Beschau-
lichkeit noch im theoretischen Wissen. Wo die Betrachtung
nicht ausreicht, da kommt uns die Logik zu Hilfe, sie leitet
Die wahre Erkenntnis besteht weder in der Beschaulichkeit noch im theoretischen Wissen. Wo die Betrachtung nicht ausreicht, da kommt uns die Logik zu Hilfe, sie leitet aber auf Irrwege, wenn sie auf falschen Voraussetzungen beruht. Dagegen ist ohne eigene Anschauung kein wahres Erkenneu möglich; denn ohne dieselbe ist alles sogenannte Wissen von Dingen, die man nicht selber sieht, nichts als eine blinde Spekulation.
aber auf Irrwege, wenn sie auf falschen Voraussetzungen
beruht. Dagegen ist ohne eigene Anschauung kein wahres
Erkennen möglich; denn ohne dieselbe ist alles sogenannte
Wissen von Dingen, die man nicht selber sieht, nichts als
eine blinde Spekulation.
F. K. J. in B. — Damit ist nichts gedient, dass Sie
alles für wahr halten, was in den „Lotusblüten", der
„Sphinx" u. s. w. steht; die theosophischen Lehren sind
nichts anderes als Wegweiser auf dem Wege zur eigenen
Erkenntnis. Wer sich damit zufrieden giebt, sich hinzusetzen
und den Wegweiser zu betrachten, der kommt dabei nicht
vom Fleck. Dadurch unterscheiden sich die „Schriftgelehrten"
von den Weisen, dass die ersteren wissen, was in ihren
F. R. J. in B. -
Damit ist nichts gedient, dass Sie alles für wahr halten, was in den "Lotusblüten", der "Sphinx" u. s. w. steht; die theosophischen Lehren sind nichts anderes als Wegweiser auf dem Wege zur eigenen Erkenntnis. Wer sich damit zufrieden giebt, sich hinzusetzen und den Wegweiser zu betrachten, der kommt dabei nicht vom Fleck. Dadurch unterscheiden sich die "Schriftgelehrten" von den Weisen, dass die ersteren wissen, was in ihren Büchern und Schriften steht, und die letzteren dasjenige, was sie selber erfahren und erkannt haben, selber besitzen und selber sind. In der Theosophie giebt es keine andere Autorität, als die Erkenntnis der Wahrheit. Der Ruf des Verfassers eines Buches kommt nur dann in Betracht, wenn man sich zu entscheiden hat, ob man dasselbe lesen will oder nicht. Liest man es aber, so muss man es nach seinem eigenen inneren Werte beurteilen, vorausgese~ dass man denselben erkennt. Damit ist nicht viel gedien~ dass man weiss, was in der Bibel steht; die Erkenntnis tritt erst dann ein, wenn man dasjenige erkennt, um das es sich darin handelt.
Büchern und Schriften steht, und die letzteren dasjenige,
was sie selber erfahren und erkannt haben, selber besitzen
und selber sind. In der Theosophie giebt es keine andere
Autorität, als die Erkenntnis der Wahrheit. Der Ruf des
Verfassers eines Buches kommt nur dann in Betracht, wenn
man sich zu entscheiden hat, ob man dasselbe lesen will
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oder nicht. Liest man es aber, so muss man es nach
seinem eigenen inneren Werte beurteilen, vorausgesetzt,
dass man denselben erkennt. Damit ist nicht viel gedient,
dass man weiss, was in der Bibel steht; die Erkenntnis
tritt erst dann ein, wenn man dasjenige erkennt, um das
es sich darin handelt.
Druck von Carl Otto in Meerane.
Druck von earl Otto in Meerane.
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HARVARD UNIVERSITY
Das Palladium der Weisheit.
(Viveka Chudamani.)
Von Sankaracharya.
Aus dem Sanskrit übersetzt von Mohini Chatterji.
(Fortsetzung zu Vol. IV, Seite 725.)
IV.
Die Lehre.
Die Weisen nennen diesen sichtbaren
Leib den materiellen Körper, der aus Mark,
Knochen, Fett, Fleisch, Blut u. s. w. gebildet
ist und Füsse, Brust, Arme, Rücken, Kopf
und Glieder und Organe hat. Dieser Körper
ist die Ursache, welche Veranlassung zur
Nichterkenntnis der Wahrheit und zu der
Täuschung von „Ich" und „mein" giebt. Die
Das Palladium der Weisheit.
feineren Elemente desselben sind die Essentien
von Akäsa (Äther), Luft, Feuer, Wasser und
Erde.
(Viveka Chudamani.)
Lotusblilten XXIX. 6
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Von Sankaracharya.
Aus dem Sanskrit übersetzt von Mohini Chatterji. (Fortsetzung zu Vol. IV, Seite 725.)
IV. Die Lehre.
Die Weisen nennen diesen sichtbaren Leib den materiellen Körper, der aus Mark, Knochen, Fett, Fleisch, Blut u. s. w. gebildet ist und Füsse, Brust, Arme, Rücken, Kopf und Glieder und Organe hat. Dieser Körper ist die Ursache, welche Veranlassung zur Nichterkenntnis der Wahrheit und zu der Täuschung von "Ich" und "mein" giebt. Die feineren Elemente desselben sind die Essentien von Akasa (Äther), Luft, Feuer, Wasser und Erde. Lotusblüten XXIX.
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Indem diese feineren Elemente sich mit
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einander verbinden, entstehen aus ihnen die
gröberen Elemente und die Ursachen, welche
Indem diese feineren Elemente sich mit einander verbinden, entstehen aus ihnen die gröberen Elemente und die Ursachen, welche den materiellen Körper hervorbringen. Ihre Produkte sind die Thätigkeiten der fünf Sinne, und d€r Zweck dieser Sinne ist, dem Menschen Erfahrungen zu verschaffen.
den materiellen Körper hervorbringen. Ihre
Produkte sind die Thätigkeiten der fünf Sinne,
und der Zweck dieser Sinne ist, dem Menschen
Erfahrungen zu verschaffen.
Die Thoren, welche an weltliche Gegen-
stände durch die schwer zu zerbrechenden
Bande eines starken Verlangens gebunden
sind, werden gewaltsam durch ihr eigenes
Karma getrieben, sei es zum Himmel
(Swarga), zur Erde, oder zur Hölle (Naraka).
Jedes einzelne (Element), da es an die
Eigenschaften der fünf Sinne (Ton u. s. w.)
gebunden ist, verfällt dem Tode, wie der
Elephant, der durch die Musik, der Schmetter-
Die Thoren, welche an weltliche Gegenstände durch die schwer zu zerbrechenden Bande eines starken Verlangens gebunden sind, werden gewaltsam durch ihr eigenes Karma getrieben, sei es zum Himmel (Swarga), zur Erde, oder zur Hölle (Naraka).
ling durch das Licht, der Fisch durch den
Geschmack, die Biene durch den Geruch
angezogen wird. Um wie viel mehr (wird)
dann der Mensch, der durch alle fünf Sinne
gebunden ist (vom Vergänglichen angezogen
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und zum Tode geführt).
In Bezug auf die Heftigkeit der Wirkung
des Giftes, welche sie aufweisen, sind sinn-
liche Anziehungen tödlicher noch als der Biss
Jedes einzelne (Element) ~ da es an die Eigenschaften der fünf Sinne (Ton u. s. w.) gebunden ist, verfällt dem Tode, wie der Elephant, der durch die Musik, der Schmetterling durch das Licht, der Fisch durch den Geschmack, die Biene durch den Geruch angezogen wird. Um wie viel mehr (wird) dann der Mensch, der durch alle fünf Sinne .gebunden ist (vom Vergänglichen angezogen und zum Tode geführt). In Bezug auf die Heftigkeit der Wirkung des Giftes, welche sie aufweisen, sind sinnliche Anziehungen tödlicher noch als der Biss
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der schwarzen Schlange (Naja Trapidianus).
Ein gewöhnliches Gift tötet nur denjenigen,
der es in seinen Körper aufnimmt; aber sinn-
der schwarzen Schlange (Naja Trapidianus). Ein gewöhnliches Gift tötet nur denjenigen, der es in seinen Körper aufnimmt; aber sinnliche Gegenstände können schon durch ihren bIossen Schein (durch den Reiz, welchen ihr Anblick verursacht) den: (geistigen) Tod herbeiführen.
liche Gegenstände können schon durch ihren
blossen Schein (durch den Reiz, welchen ihr
Anblick verursacht) den) (geistigen) Tod
herbeiführen.
Wer frei ist von dem so schwer zu ver-
meidenden Gebundensein durch die Begierden,
der allein ist der Erlösung fähig, aber kein
anderer, selbst wenn er alle sechs Systeme
der Philosophie (die in der Bhagavad Gita
erklärt sind) auswendig könnte.
Wer nur in sentimentaler Art für die
Freiheit schwärmt, und nur scheinbar frei
von Leidenschaft den Ozean des bedingten
Daseins zu durchkreuzen sucht, wird von dem
Haifisch der Lust erfasst, gewaltsam gepackt,
Wer frei ist von dem so schwer zu vermeidenden Gebundensein durch die Begierden, der allein ist der Erlösung fähig, aber kein anderer, selbst wenn er alle sechs Systeme der Philosophie (die in der Bhagavad Gita erklärt sind) auswendig könnte.
und in die Tiefe gezogen, ertrinkt er.
Nur derjenige, welcher den Haifisch der
Begierde durch das Schwert der über alles
erhabenen Leidenschaftslosigkeit besiegt, ge-
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langt ohne Hindernis an das jenseitige Ufer
des Daseins, welches von (äusseren) Be-
dingungen abhängig ist.
6*
Wer nur in sentimentaler Art für die Freiheit schwärmt, und nur scheinbar frei von Leidenschaft den Ozean des bedingten Daseins zu durchkreuzen sucht, wird von dem Haifisch der Lust erfasst, gewaltsam gepackt, und in die Tiefe gezogen, ertrinkt er. N ur derjenige, welcher den Haifisch der Begierde durch das Schwert der über alles erhabenen Leidenschaftslosigkeit besiegt, gelangt ohne Hindernis an das jenseitige Ufer des Daseins, welches von (äusseren) Bedingungen abhängig ist. 6*
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Das Gemüt desjenigen, welcher den
steinigen Pfad sinnlicher Lüste wandelt, wird
trübe und der Tod wartet auf ihn bei jedem
Das Gemüt desjenigen, welcher den steinigen Pfad sinnlicher Lüste wandelt, wird trübe und der Tod wartet auf ihn bei jedem Schritte; wer aber unter der Leitung eines (geistigen) Führers oder weisen Menschen der für sein geistliches Wohl sorgt, den rechten Weg geht, der wird durch seine eigene Intuition sein Ziel erreichen. Erkenne dies als die Wahrheit.
Schritte; wer aber unter der Leitung eines
(geistigen) Führers oder weisen Menschen
der für sein geistliches Wohl sorgt, den
rechten Weg geht, der wird durch seine
eigene Intuition sein Ziel erreichen. Erkenne
dies als die Wahrheit.
Wenn in dir das Verlangen nach Freiheit
vorhanden ist, so musst du sinnliche Dinge
weit hinter dir lassen, als ob sie Gift wären;
du musst immer und eifrig nach Zufriedenheit
in deinem Innern) suchen, als ob es Ambrosia
wäre; also nach Freundlichkeit, Vergebung
(für andere), Ruhe und Selbstbeherrschung.
Wer nur daran denkt, seinen eigenen Kör-
per zu pflegen, ist wie ein Mensch, der auf
einem Alligator reitend einen Fluss übersetzt
und meint, er sitze auf einem Stück Holz.
Diejenigen, welche nach Freiheit suchen,
Wenn in dir das Verlangen nach Freiheit vorhanden ist, so musst du sinnliche Dinge weit hinter dir lassen, als ob sie Gift wären; du musst immer und eifrig nach Zufriedenheit in deinem Innem) suchen, als ob es Ambrosia wäre; also nach Freundlichkeit, Vergebung (für andere), Ruhe und Selbstbeherrschung.
werden durch die Begierden, welche dem
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Körper angehören, zum grossen Tode ge-
führt. Nur der, welcher frei von solchen
Begierden ist, er allein ist fähig, die Freiheit
zu erlangen.
Wer nur daran denkt, seinen eigenen Körper zu pflegen, ist wie ein Mensch, der auf einem Alligator reitend einen Fluss übersetzt und meint, er sitze auf einem Stück Holz. Diejenigen, welche nach Freiheit suchen, werden durch die Begierden, welche dem Körper angehören, zum grossen Tode geführt. Nur der, welcher frei von solchen Begierden ist, er allein ist fähig, die Freiheit zu erlangen.
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Besiege den grossen Tod, d. h. die Be-
gierde, welche dem Körper entspringt, das
Verlangen um Weib u. s. w. Die Munis
Besiege den grossen Tod, d. h. die Begierde, welche dem Körper entspringt, das Verlangen um Weib u. s. w. Die Munis (Heiligen), welche solche Begierden besiegt haben, erlangen den himmlischen Frieden.
(Heiligen), welche solche Begierden besiegt
haben, erlangen den himmlischen Frieden.
Dieser materielle Körper, den wir gering-
schätzen, ist aus Haut, Fleisch, Blut, Nerven,
Fett, Mark und Knochen zusammengesetzt
und voller Uneinigkeit.
Dieser materielle Körper, aus den fünf
groben Elementen zusammengesetzt, welche
selbst durch fünffache Vermischung*), aus
vorhergegangenem Karma entstanden sind,
ist das Gefäss der irdischen Freuden. In
Dieser materielle Körper, den wir geringschätzen, ist aus Haut, Fleisch, Blut, Nerven, Fett, Mark und Knochen zusammengesetzt und voller Uneinigkeit.
dem wachenden Zustande dieses Körpers
nimmt man durch ihn sinnliche Dinge wahr.
Das Selbst, welches in ihm verkörpert
ist, erfreut sich durch dessen Organe der
Gegenwart sinnlicher Gegenstände, wie z. B.
Blumenkränze, Sandelholz, Frauen etc. Es
ist sich deshalb des Daseins des materiellen
Körpers während dessen wachenden Zustandes
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bewusst.
Dieser materielle Körper, aus den fünf groben Elementen zusammengesetzt, welche selbst durch fünffache Vermischung *), aus vorhergegangenem Karma entstanden sind, ist das Gefäss der irdischen Freuden. In dem wachenden Zustande dieses Körpers nimmt man durch ihn sinnliche Dinge wahr.
*) „Tattwa Bodha." Seite 41. (Separatabdruck.)
Das Selbst, welches in ihm verkörpert ist, erfreut sich durch dessen Organe der Gegenwart sinnlicher Gegenstände, wie z. B. Blumenkränze, Sandelholz, Frauen etc. Es ist sich deshalb des Daseins des materiellen Körpers während dessen wachenden Zustandes bewusst. *) "Tattwa Bodha."
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Seite 4 I.
(Separatabdruck.)
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Wisse, dass dieser materielle Körper, von
dem alle äusserlichen Offenbarungen des
Geistes (Puruscha) abhängig sind, nur gleich-
Wisse, dass dieser materielle Körper, von dem alle äusserlichen Offenbarungen des Geistes (Puruscha) abhängig sind, nur gleichsam das Haus eines Hausbesitzers ist.
sam das Haus eines Hausbesitzers ist.
Die Erzeugnisse des materiellen Körpers
sind Geburt, Altersschwäche und Tod; die
Stadien seiner Entwicklung sind Kindheit
und was darauf folgt. Auf den Körper, wel-
cher Krankheiten unterworfen ist, beziehen
sich die unzähligen Vorschriften in Betreff
der Aufführung, Moral u. s. w. und auch Ehre,
Die Erzeugnisse des materiellen Körpers sind Geburt, Altersschwäche und Tod; die St~dien seiner Entwicklung sind Kindheit und was darauf folgt. Auf den Körper, welcher Krankheiten unterworfen ist, beziehen sich die unzähligen Vorschriften in Betreff der Aufführung, Moral u. s. w. und auch Ehre, Unehre, Ansehen u. dgl.
Unehre, Ansehen u. dgl.
Der Verstand, das Hören, Fühlen, Sehen,
Riechen und Schmecken werden „Sinne" ge-
nannt, weil sie die Wahrnehmungen sinnlicher
Gegenstände vermitteln. Die Sprache, Hände,
Füsse u. s. w. werden Thätigkeitsorgane ge-
nannt; denn durch sie werden Werke voll-
bracht.
Manas, Buddhi, Ahankriti und Chitta
(Gemüt, Intuition, Selbstgefühl, Wissen) mit
ihren Funktionen werden die innerlichen
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Werkzeuge genannt. Manas, weil es Voraus-
setzungen macht und zweifelt; Buddhi, weil
es objektive Erkenntnis (Anschauung) hat;
Ahankriti (persönliches Dasein), weil es dem
Der Verstand, das Hören, Fühlen, Sehen, Riechen und Schmecken werden "Sinne" genannt, weil sie die Wahrnehmungen sinnlicher Gegenstände vermitteln. Die Sprache, Hände, Füsse u. s. w. werden Thätigkeitsorgane genannt; denn durch sie werden Werke vollbracht. Manas, Buddhi, Ahankriti und Chitta (Gemüt, Intuition, Selbstgefühl, Wissen) mit ihren Funktionen werden die innerlichen Werkzeuge genannt. Manas, weil es V oraussetzungen macht und zweifelt; Buddhi , weil es objektive Erkenntnis (Anschauung) hat; Ahankriti (persönliches Dasein), weil es dem
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Egoismus (der Begierde nach „Selbstsein")
entspringt, und Chitta, weil es die Fähigkeit
hat, Einsicht von sich selber zu nehmen.
Egoismus (der Begierde nach "Selbstsein") entspringt, und Chitta, weil es die Fähigkeit hat, Einsicht von sich selber zu nehmen.
Die Lebenskraft (Prana) wird infolge der
Verschiedenheiten ihrer Funktionen und Ver-
änderungen (indem sie) wie Gold, Wasser
etc. (erscheint), präna, apäna, vyäna, udäna,
samäna*).
Die fünf Fähigkeiten, deren erste die
Die Lebenskraft (Prana) wird infolge der Verschiedenheiten ihrer Funktionen und Veränderungen (indem sie) wie Gold, Wasser etc. (erscheint), prana, apana, vyana, udana, samana *).
Sprache ist; die fünf Organe, deren erstes
das Ohr ist; die fünf Lebensäther, angefangen
mit präna; die fünf Elemente, akäsa, buddhi
und die übrigen, avidyä (Nichterkenntnis),
aus welcher Kama (Begierde) und Karma
*) Die Quelle alles Lebens auf Erden ist die Sonne.
Leben, Licht, Bewusstsein sind im Grunde genommen
identisch. Die allen Lebensthätigkeiten zu Grunde liegende
Energie ist Prana. Darin beruht das Geheimnis der
Alchemie.
Die fünf Fähigkeiten, deren erste die Sprache ist; die fünf Organe, deren erstes das Ohr ist; die fünf Lebensäther, angefangen mit prana; die fünf Elemente, akasa, buddhi und die übrigen, avidya (Nichterkenntnis), aus welcher Kama (Begierde) und Karma
„Ihr Finger, rührt die Rosen, dass sie blüh'n,
Die Lotusblätter bildet ihre Hand;
Sie webt in dunkler Erd' in stiller Saat
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Des Frühlings Prachtgewand.
Sie malt der Abendwolken Glanz, des Pfau'n
Smaragdbesetztes Rad ist ihr Besitz;
Auf Sternen wohnt sie; ihre Diener sind
Der Regen, Wind und Blitz."
(Edw. Arnold: „Die Leuchte Asiens.")
*) Die Quelle alles Lebens auf Erden ist die Sonne.
Leben, Licht, Bewusstsein sind im Grunde genommen identisch. Die allen Lebensthätigkeiten zu Grunde liegende Energie ist Prana. Darin beruht das Geheimnis der Alchemie. "Ihr Finger, rührt die Rosen, dass sie blüh'n, Die Lotusblätter bildet ihre Hand; Sie webt in dunkler Erd' in stiller Saat Des Frühlings Prachtgewand. Sie malt der Abendwolken Glanz, des Pfau'n Smaragdbesetztes Rad ist ihr Besitz; Auf Sternen wohnt sie; ihre Diener sind Der Regen, Wind und Blitz." (Edw. Arnold: "Die Leuchte Asiens.")
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(Handeln) entspringt; alle diese zusammen-
genommen bilden einen Körper, der Sukshma
(Astralkörper) genannt wird*).
(Handeln) entspringt; alle diese zusammengenommen bilden einen Körper, der Sukshma (Astralkörper) genannt wird *).
Höre nun! — Dieser Körper, aus den fünf
feineren Elementen gebildet, wird Sukshma-
(Astralkörper) oder auch Linga- (Charakter)
-Sharira (Leib) genannt, er ist das Gebiet der
Begierden; er erfährt die Folgen seines
Karmas (vorhergehende Thaten); er hat, da
Höre nun! - Dieser Körper, aus den fünf feineren Elementen gebildet, wird Sukshma(Astralkörper) oder auch Linga- (Charakter) -Sharira (Leib) genannt, er ist das Gebiet der Begierden; er erfährt die Folgen seines Karmas (vorhergehende Thaten); er hat, da er keine Erkenntnis hat, auch keinen Anfang **), er ist das Gefäss (upadhi) des Geistes (Atma).
er keine Erkenntnis hat, auch keinen An-
fang **), er ist das Gefäss (upadhi) des Geistes
(Atma).
Der diesem Körper eigentümliche Zustand
ist ein Traumleben. Dieser ist von dem
*) Das Sthula-Sharira (der materielle Körper) ist der
sichtbare Ausdruck des (unsichtbaren) Sukshma-Sharira
(Astralleibes) und seiner Organe.
**) Wo keine Wahrheitserkenntnis ist, da ist auch
kein wahres Dasein. Ein Ding ohne wahres Selbstbewusst-
sein kann nur eine scheinbare Existenz haben, d. h. es
existiert als ein Schein, aber nicht in Wahrheit. Die
Unwissenheit ist ein Nichts, das keinen Anfang hat, und
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was aus ihr entspringt, ist nicht wesentlich, sondern scheint
nur zu sein. So ist auch ein „Mensch", der noch nicht
zum wahren Bewusstsein seines wahren Wesens gelangt ist,
nur ein menschenähnliches Ding; d. h. er existiert als eine
Zusammensetzung von Tattwas in der Form eines Menschen,
Der diesem Körper eigentümliche Zustand ist ein Traumleben. Dieser ist von dem
hat aber noch nicht angefangen, ein wirklicher Mensch
zu sein.
*) Das Sthula-Sharira (der materielle Körper) ist der sichtbare Ausdruck des (unsichtbaren) Sukshma-Sharira (Astralleibes) und seiner Organe. **) Wo keine Wahrheitserkenntnis ist, da ist auch kein wahres Dasein. Ein Ding ohne wahres Selbstbewusstsein kann nur eine scheinbare Existenz haben, d. h. es existiert als ein Schein, aber nicht in Wahrheit. Die Unwissenheit ist ein Nichts, das keinen Anfang hat, und was aus ihr entspringt, ist nicht wesentlich, sondern scheint nur zu sein. So ist auch ein "Mensch", der noch nicht zum wahren Bewusstsein seines wahren Wesens gelangt ist, nur ein menschenähnliches Ding; d. h. er existiert als eine Zusammensetzung von Tattwas in der Form eines Menschen, hat aber noch nicht angefangen, ein wirklicher Mensch zu sein.
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äusserlichen Leben durch die eigentümliche
Art, in welcher die Sinne wirken, verschieden.
In diesem Traumleben belebt (das Gemüt) von
äusserlichen Leben durch die eigentümliche Art, in welcher die Sinne wirken, verschieden. In diesem Traumleben belebt (das Gemüt) von neuem direkt das, was durch die Begierden während des Wachens geschaffen wurde *).
neuem direkt das, was durch die Begierden
während des Wachens geschaffen wurde*).
Wenn dieser Körper den Zustand des
Handelnden erlangt hat (d. h. wenn er zum
Selbstbewusstsein durch die geistige Wieder-
geburt erwacht ist), so offenbart er sich (im
Innern des Menschen). In ihm strahlt das
absolute Selbst (Atma), dessen Träger und
Gefäss der (erleuchtete) Verstand (Buddhi)
ist, und welcher (da er) von keinem Karma
Wenn dieser Körper den Zustand des Handelnden erlangt hat (d. h. wenn er zum Selbstbewusstsein durch die geistige Wiedergeburt erwacht ist), so offenbart er sich (im Innern des Menschen). In ihm strahlt das absolute Selbst (Atma), dessen Träger und Gefäss der (erleuchtete) Verstand (Buddhi) ist, und welcher (da er) von keinem Karma berührt (wird),' WIe ein unbeteiligter Zuschauer ist.
berührt (wird), wie ein unbeteiligter Zu-
schauer ist.
Denn der Geist (Atma) ist frei von allen
Verbindungen und unberührt von dem Thun
oder Lassen seiner Upadhi (Gefässe, in denen
er wohnt; d. h. Körper, mit denen er bekleidet
*) D. h. die durch die äusseren Sinne empfangenen
Eindrücke bringen während des Traumes gewisse Vor-
stellungen im Astralbewusstsein hervor, und zwar nicht nur
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während der Körper schläft, sondern auch während des
Träumens, das zur Zeit des Wachens geschieht, und auch
nach dem Tode des Körpers in Kama loca und Devachan.
Ohne dieses Traumleben gäbe es kein Spiel der Phantasie,
keine Erinnerung und auch keinen Gespensterspuk.
Denn der Geist (Atm;i) ist frei von allen Verbindungen und unberührt von dem Thun oder Lassen seiner U padhi (Gefässe, in denen er wohnt; d. h. Körper, mit denen er bekleidet *) D., h. die durch die äusseren Sinne empfangenen Eindrücke bringen während des Traumes gewisse Vorstellungen im Astralbewusstsein hervor, und zwar nicht nur während der Körper schläft, sondern auch während des Träumens, das zur Zeit des Wachens geschieht, und auch nach dem Tode des Körpers in Kama loca und Devachan. Ohne dieses Traumleben gäbe es kein Spiel der Phantasie, keine Erinnerung und auch keinen Gespensterspuk.
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ist). Dieses Linga übt seine Thätigkeit aus
als ein Instrument von Atma, gerade so wie
der Meissel und andere Werkzeuge eines
ist). Dieses Linga übt seine Thätigkeit aus als ein Instrument von Atma, gerade so wie der Meissel und andere Werkzeuge eines Zimmermanns. Deshalb ist Atma (Selbst) frei von jeder Verbindung.
Zimmermanns. Deshalb ist Atma (Selbst) frei
von jeder Verbindung.
Die Eigenschaften des Blindseins, der
Schwäche und des Geeignetseins (Tauglich-
keit) des Auges, existieren infolge des Vor-
handenseins guter oder schlechter Eigen-
schaften (desselben). Ebenso sind Taubheit,
Stummheit u. s. f. Eigenschaften des Ohres
und werden nicht als dem Selbst zugehörig
betrachtet.
Die Eigenschaften des Blindseins , der Schwäche und des Geeignetseins (Tauglichkeit) des Auges, existieren infolge des Vorhandenseins guter oder schlechter Eigenschaften (desselben). Ebenso sind Taubheit, Stummheit u. s. f. Eigenschaften des Ohres und werden nicht als dem Selbst zugehörig betrachtet.
Das Einatmen, Ausatmen, Gähnen, Niessen
etc. sind Thätigkeitsäusserungen von Prana
u. s. f.; (so lehren die Weisen)*) die Eigen-
schaft der Lebenskraft wird offenbar im Ge-
fühle von Hunger und Durst.
Das innere Organ ist in Verbindung mit
dem äusserlichen Sehen u. s. f., und das
*) Ein Weiser ist ein Mensch, welcher Selbsterkenntnis
besitzt; d.h. ein Mensch, dessen Wissen nicht auf Hören-
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sagen, sondern auf eigener Anschauung, Erfahrung und
Erkenntnis beruht. Deshalb stimmen auch alle Weisen in
solchen Dingen überein, ganz einerlei, aus welcher „Schule"
sie hervorgegangen sind.
Das Einatmen, Ausatmen, Gähnen, Niessen etc. sind Thätigkeitsäusserungen von Prana u. s. f.; (so lehren .die Weisen)*) die Eigenschaft der Lebenskraft wird offenbar im Gefühle von Hunger und Durst. Das innere Organ ist in Verbindung mit dem äusserlichen Sehen u. s. f., und das
.
*) Ein Weiser ist ein Mensch, welcher Selbsterkenntnis besitzt; d. h. ein Mensch, dessen Wissen nicht auf Hörensagen, sondern auf eigener Anschauung, Erfahrung und Erkenntnis beruht. Deshalb stimmen auch alle Weisen iIi solchen Dingen überein, ganz einerlei, aus welcher "Schule" sie hervorgegangen sind.
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Selbstsein die Folge unseres Unterscheidens.
(D. h. es entsteht dadurch, dass wir uns selbst
als etwas von anderen Dingen Verschiedenes
Selbstsein die F alge unseres U nterscheidens. (D. h. es entsteht dadurch, dass wir uns selbst als etwas von anderen Dingen Verschiedenes vorstellen.)
vorstellen.)
Das Selbst, welches dem Geniessen und
Erfahrungen unterworfen ist, wird Ahankara
(das Bewusstsein des „Ichseins") genannt*).
Es erlangt drei Zustände durch seine Ver-
bindung mit den drei Eigenschaften, Satwa,
Radscha oder Tamas**).
Durch die Annehmlichkeit der Dinge (die
Das Selbst, welches dem Geniessen und Erfahrungen unterworfen ist, wird Ahankara (das Bewusstsein des "Ichseins") genannt *). Es erlangt drei Zustände durch seine Verbindung mit den drei Eigenschaften, Satwa, Radscha oder Tamas **).
es erfährt) wird dieses „Ich" glücklich, und
durch deren Unannehmlichkeit fühlt es sich
unglücklich. Wohlbefinden und Unzufrieden-
*) Bisher war von dem Bewusstsein, welches sinnlichen
Eindrücken entspringt, die Rede; aber sobald man sich
des Daseins eines Gegenstandes bewusst wird, ist auch ein
Sich-Bewusstwerden vorhanden, dass das Selbst dieses
Bewusstwerden erfährt. Sehe ich z. B. einen Baum, so
bin ich bewusst, dass er da ist; ich bin mir aber auch be-
wusst, dass ich es bin, der diese Erfahrung macht. Dieses
„Ich-Bewusstsein" ist Ahankara, Persönlichkeit.
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**) Satwa, die Güte; Radscha, die Leidenschaft; Tamas,
die stupide Unwissenheit; mit anderen Worten: das über'
Durch die Annehmlichkeit der Dinge (die es erfährt) wird dieses "Ich" glücklich, und durch deren Unannehmlichkeit fühlt es sich unglücklich. Wohlbefinden und U nzufrieden-
menschliche, das menschliche und das unfermenschliche
(viehische) Prinzip im menschlichen Dasein; Erkenntnis,
Habsucht und Dummheit. (Siehe: „Bhagavad Gita."
Kap. XIV.)
\
*) Bisher war von dem Bewusstsein, welches sinnlichen Eindrücken entspringt, die Rede; aber sobald man sich des Daseins eines Gegenstandes bewusst wird, ist auch ein Sich-Bewusstwerden vorhanden, dass das Selbst dieses Bewusstwerden erfahrt. Sehe ich z. B. einen Baum, so bin ich bewusst, dass er da ist; ich bin mir aber auch bewusst, dass ich es bin, der diese Erfahrung macht. Dieses "Ich - Bewusstsein" ist Ahankara, Persönlichkeit. **) Satwa, die Güte; Radscha, die Leidenschaft; Tamas, die stupide Unwissenheit; mit anderen Worten: das über~ menschliche, das menschliche und das un€ermenschliche (viehische) Prinzip im menschlichen Dasein; Erkenntnis, Habsucht und Dummheit. (Siebe: "Bbagavad Gita." Kap. XIV.)
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— oo —
heit sind Eigenschaften dieses Ichs, nicht aber
das Atma, welches die ewige Seligkeit selbst
heit sind Eigenschaften dieses Ichs, nicht aber das Atma, welches die ewige Seligkeit selbst (ohne "Ich"-Begrifi) ist.
(ohne „Ich"-Begriff) ist.
Die Gegenstände sind uns lieb, nicht
wegen ihres Wertes, den sie für sich selbst
haben; sondern wegen ihrer Nützlichkeit für
das „Selbst", denn das Selbst ist dasjenige,
was alle (Geschöpfe) am meisten lieben.
Atma aber ist ewige Seligkeit, denn für
Die Gegenstände sind uns lieb, nicht wegen ihres Wertes, den sie für sich selbst haben; sondern wegen ihrer Nützlichkeit für das "Selbst", denn das Selbst ist dasjenige, \vas alle (Geschöpfe) am meisten lieben.
ihn giebt es keinen Schmerz. Die Seligkeit
des von allen Dingen abgeschiedenen Atma,
welche im traumlosen Schlafe vorhanden ist,
kann während des Wachens direkt (durch
den praktischen Okkultisten) erfahren werden,
durch Instruktion oder Mitteilung (Über-
tragung)*).
Maya (die Energie) durch welche dieses
ganze Universum hervorgebracht wird, wel-
ches die höchste beherrschende Macht, ge-
Atma aber ist ewige Seligkeit, denn für ihn giebt es keinen Schmerz. Die Seligkeit des von allen Dingen abgeschiedenen Atma, welche im traumlosen Schlafe vorhanden ist, kann während des Wachens direkt (durch den praktischen Okkultisten) erfahren werden, durch Instruktion oder Mitteilung (Übertragung) *).
*) Dass auch, während der Körper im traumlosen
Schlafe liegt, ein „transcendentales" Bewusstsein der Seele
vorhanden ist, dies beweisen die bekannten Phänomene
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von Somnambulismus, Trance u. s. w. Auch ist diese
Wissenschaft keine Errungenschaft unserer modernen Ge-
lehrten, sondern schon von Paracelsus erklärt worden, und
Heinrich Zschokke in seinen „Verklärungen" hat diese
Vorgänge vortrefflich beschrieben.
l\faya (die Energie) durch welche dieses ganze Universum hervorgebracht wird, welches die höchste beherrschende Macht, ge*) Dass auch, während der Körper im traumlosen Schlafe liegt, ein "transcendentales" Bewusstsein der Seele vorhanden ist, dies beweisen die bekannten Phänomene von Somnambulismus, Trance u. s. w. Auch ist diese 'Vissenschaft keine Errungenschaft unserer modernen Gelehrten, sondern schon von Paracelsus erklärt worden, und Heinrich Zschokke in seinen "Verklärungen" bat diese Vorgänge vortrefflich beschrieben.
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nannt avyakta (nicht offenbar) ist, und wel-
ches avidya (die Nichterkenntnis), welche
keinen Anfang hat, übertrifft, kann durch
nannt avyakta (nicht offenbar) ist, und welches avidya (die Nichterkenntnis) , welche keinen Anfang hat, übertrifft, kann durch die Weisen einen Eingriff erleiden vermittelst der Wirkung dieser Energie, ,velche die Weisheit ist *).
die Weisen einen Eingriff erleiden vermittelst
der Wirkung dieser Energie, welche die
Weisheit ist*).
Dieses Maya ist weder das Sein noch
das Nichtsein, noch ist es wesentlich beides;
es ist weder zerteilt noch unteilbar, noch
wesentlich beides; weder atomisch noch nicht
atomisch, noch wesentlich beides; es ist von
höchst wunderbarer und unbeschreiblicher
Art**).
Diese Illusion des Selbstseins kann durch
die Erkenntnis (Erfahrung) der Einheit (Nicht-
*) Mit anderen Worten: Das Licht der Erkenntnis
Dieses l\tlaya ist weder das Sein noch das Nichtsein, noch ist es wesentlich beides ; es ist weder zerteilt noch unteilbar, noch wesentlich beides ; weder atomisch noch nicht atomisch, noch wesentlich beides; es ist von höchst wunderbarer und unbeschreiblicher Art**).
kann von denjenigen, welche es besitzen, denen welche
hierfür empfänglich sind, durch Übertragung mitgeteilt
werden; wodurch dann eine innerliche Erleuchtung statt-
findet, welche den Irrtum verschwinden macht. Dies wird
in kirchlicher Sprache „die Gnade" genannt, und ist ein
innerliches Erwachen zu einem höheren Dasein, und nicht
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eine Erlangung einer neuen Theorie.
**) Wir können uns keine Vorstellung davon machen,
so lange wir nicht selbst diesen Zustand erlangt haben.
Deshalb kann sein Dasein nicht bewiesen werden, solange
er nicht erlangt ist; ist er aber erlangt, so ist er auch
schon bewiesen.
Diese Illusion des Selbstseins kann durch die Erkenntnis (Erfahrung) der Einheit (Nicht*) Mit anderen Worten: Das Licht der Erkenntnis
kann von denjenigen, welche es besitzen, denen welche hierfür empfanglich sind, durch Übertragung mitgeteilt werden; wodurch dann eine innerliche Erleuchtung stattfindet, welche den Irrtum verschwinden macht. Dies wird in kirchlicher Sprache "die Gnade" genannt, und ist ein innerliches Erwachen zu einem höheren Dasein, und nicht eine Erlangung einer neuen Theorie. **) Wir können uns keine Vorstellung davon machen, so lange wir nicht selbst diesen Zustand erlangt haben. Deshalb kann sein Dasein nicht bewiesen werden, solange er nich t erlangt ist; ist er aber erlangt, so ist er auch schon bewiesen.
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Zweiheit) Brahmas geradeso zerstört werden,
wie die Illusion (Vorstellung), dass ein am
Boden liegender Strick eine Schlange sei,
Zweiheit) Brahmas geradeso zerstört werden, wie die Illusion (Vorstellung), dass ein am Boden liegender Strick eine Schlange sei, dadurch zerstört wird, dass man ihn als einen Strick erkennt. Die Eigenschaften dieses ."Ichs" werden Radschas, Tamas und Satwa genannt und diese werden durch ihre Wirkungen erkannt *).
dadurch zerstört wird, dass man ihn als einen
Strick erkennt. Die Eigenschaften dieses
„Ichs" werden Radschas, Tamas und Satwa
genannt und diese werden durch ihre Wir-
kungen erkannt*).
Die Macht von Radschas ist Ausdehnung
(Vikshepa) und diese ist das Wesen von
Thätigkeit; von ihr wurden die vorhergehen-
den Ursachen der Thätigkeit geschaffen, und
die Veränderungen des Gemütes, nämlich An-
hänglichkeit (Neigung) und andere Eigen-
schaften, welche Leid verursachen, werden
stets durch diese Macht hervorgebracht.
Geilheit und Zorn, Habsucht, Bosheit,
Selbstsucht, Eifersucht und Neid sind die
schrecklichen Eigenschaften von Radschas;
Die Macht von Radschas ist Ausdehnung (Vikshepa) und diese ist das Wesen von Thätigkeit; von ihr wurden die vorhergehenden Ursachen der Thätigkeit geschaffen, und die Veränderungen des Gemütes, nämlich Anhänglichkeit (Neigung) und andere Eigenschaften, welche Leid verursachen, werden stets durch diese Macht hervorgebracht.
deshalb wird durch diese Eigenschaft die
Neigung zum Handeln erregt, und deshalb
ist Radschas die Ursache des Gebundenseins.
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*) Wer die Einheit und Herrlichkeit „Gottes" in
sich praktisch erfährt, für den verschwindet der Wahn
eines beschränkten und vergänglichen persönlichen Daseins
mit allen diesem Dasein zugehörigen Eigenschaften.
Geilheit und Zorn, Habsucht, Bosheit, Selbstsucht, Eifersucht und Neid sind die schrecklichen Eigenschaften von Radschas; deshalb wird durch di~e Eigenschaft die Neigung zum Handeln erregt, und deshalb ist Radschas die Ursache des Gebundenseins. *) Wer die Einheit und Herrlichkeit "Gottes" in sich praktisch erfährt, für den verschwindet der Wahn eines beschränkten und vergänglichen persönlichen Daseins mit allen diesem Dasein zugehörigen Eigenschaften.
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Die Macht von Tamas wird Einhüllung
(äveiti) genannt; durch diese Kraft erscheint
ein Ding als etwas anderes, das es nicht ist.
Die Macht von Tamas wird Einhüllung (aveiti) genannt; durch diese Kraft erscheint ein Ding als etwas anderes, das es nicht ist. Diese Kraft ist die schliessliche Ursache des bedingten Daseins des "Ichs" und die erregende Ursache zum Platzgreifen der Kraft der Ausdehnung.
Diese Kraft ist die schliessliche Ursache des
bedingten Daseins des „Ichs" und die er-
regende Ursache zum Platzgreifen der Kraft
der Ausdehnung.
Wenn man auch noch so intelligent und
gelehrt, geschickt, scharfsinnig in der Selbst-
beobachtung und gut unterrichtet in ver-
schiedenen Dingen ist, so kann man doch
nicht richtig unterscheiden, so lange man von
Tamas eingehüllt ist, sondern man hält in
seiner Unwissenheit dasjenige für wahr, was
dem Irrtum entspringt, und man verlässt sich
auf Eigenschaften von Dingen, die durch
Irrtum entstanden sind. Wehe! Gross ist die
Wenn man auch noch so intelligent und gelehrt, geschickt, scharfsinnig in der Selbstbeobachtung und gut unterrichtet in verschiedenen Dingen ist, so kann man doch nicht richtig unterscheiden, so lange man von Tamas eingehüllt ist, sondern man hält in seiner Unwissenheit dasjenige für wahr, was dem Irrtum entspringt, und man verlässt sich auf Eigenschaften von Dingen, die durch Irrtum entstanden sind. Wehe! Gross ist die einhüllende Macht von Tamas und unwiderstehlich *).
einhüllende Macht von Tamas und unwider-
stehlich*).
Fruchtloses Denken, entgegengesetzte Ge-
danken (sich widersprechende Ideen), Grübeln
*) Deshalb sagt auch Jakob Böhme: „Folget meinem
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Rat und gehet aus eurem schweren Suchen in der Ver-
nunft aus in Willen Gottes, in Gottes Geist, und werfet
die äussere Vernunft weg, so ist euer Wille Gottes Wille,
und Gottes Geist wird euch suchen in euch." („Vierzig
Fragen." I. 36.)
Fruchtloses Denken, entgegengesetzte Gedanken (sich widersprechende Ideen), Grübeln *) Deshalb sagt auch Jakob Böhme: "Folget meinem Rat und gehet aus eurem schweren Suchen in der Vernunft aus in Willen Gottes, in Gottes Geist, und werfet die äussere Vernunft weg, so ist euer Wille Gottes Wille, und Gottes Geist wird euch suchen in euch." ("Vierzig Fragen." I. 36.)
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94
über Möglichkeiten, der Irrtum, dass man
dasjenige für Wirklichkeit hält, was nicht
wirklich (substantiell) ist, alles dies gehört
über Möglichkeiten, der Irrtum, dass man dasjenige für Wirklichkeit hält, was nicht wirklich (substantiell) ist, alles dies gehört Radschas an. Wer mit Radschas verbunden ist, wird fortwährend durch dessen ausbreitende Macht verleitet.
Radschas an. Wer mit Radschas verbunden
ist, wird fortwährend durch dessen ausbrei-
tende Macht verleitet.
Unwissenheit, Trägheit, Faulheit, Schläfrig-
keit, Täuschung, Narrheit und anderes sind
die Eigenschaften von Tamas. Wer von die-
sem besessen ist, sieht nichts richtig, sondern
ist wie ein Schlafender oder wie ein Zaunpfahl.
Das reine Satwa, selbst wenn es mit die-
sen beiden gemischt ist, so wie eine Art
von Wasser sich mit einer anderen Art
mischt (d. h. so, dass man die beiden nicht
Unwissenheit, Trägheit, Faulheit, Schläfrigkeit, Täuschung, Narrheit und anderes sind die Eigenschaften von Tamas. Wer von diesem besessen ist, sieht nichts richtig, sondern ist wie ein Schlafender oder wie ein Zaunpfahl.
unterscheiden kann), wird das Mittel zur Er-
lösung; (denn) die Wiederspiegelung des ab-
soluten Selbsts (des höchsten Geistes), welche
im Satwa erscheint, offenbart wie die Sonne
eine Welt von Gegenständen *).
*) D. Ii.: Wer aus dem seinen Verstand umhüllenden
Nebel in das Licht der Erkenntnis tritt, dem eröffnet sich
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eine neue Welt von Wirklichkeiten, von deren Dasein er
vorher keine Ahnung hatte, und er erkennt, dass dasjenige,
was er für Wahrheit hielt, nur ein Schein und eine Täu-
schung war.
Das reine Satwa, selbst wenn es mit diesen beiden gemischt ist, so wie eine Art von Wasser sich mit einer anderen Art mischt (d. h. so, dass man die beiden nicht unterscheiden kann), wird das Mittel zur Erlösung; (denn) die Wiederspiegelung des absoluten Selbsts (des höchsten Geistes), welche im Satwa erscheint, offenbart wie die Sonne eine Welt von Gegenständen *). *) D. h.: Wer aus dem seinen Verstand umhüllenden
Nebel in das Licht der Erkenntnis tritt, dem eröffnet sich eine neue Welt von Wirklichkeiten, von deren Dasein er vorher keine Ahnung hatte, und er erkennt, dass dasjenige, was er für Wahrheit hielt, nur ein Schein und eine Täuschung war.
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Die Eigenschaften des vermischten Sat-
wa sind Selbstbeschränkung*), Selbstbeherr-
schung, Selbsterziehung**) u. s. f., Ehrfurcht,
Die Eigenschaften des vermischten Satwa sind Selbstbeschränkung *), Selbstbeherrschung, Selbsterziehung **) u. s. f., Ehrfurcht, Rücksichtnahme, das Streben nach Freiheit, -göttergleiche Attribute ***) und Enthaltsamkeit vom Bösen.
Rücksichtnahme, das Streben nach Freiheit,
göttergleiche Attribute***) und Enthaltsam-
keit vom Bösen.
Die Eigenschaften vom reinen Satwa sind
tiefer Friede, die Wahrnehmung des Atma
in uns, erhabenste Ruhe, Zufriedenheit, Heiter-
keit des Gemüts und die Versenkung der
Seele in das (unendliche) Selbst, wodurch ein
Vorgeschmack der ewigen Seligkeit erlangt
wird.
Das Nichtoffenbare (Avyaktam), welches
diese drei Eigenschaften (gunas) andeuten, wird
Die Eigenschaften vom reinen Satwa sind tiefer Friede, die Wahrnehmung des Atma in uns, erhabenste Ruhe, Zufriedenheit, Heiterkeit des Gemüts und die Versenkung der Seele in das (unendliche) Selbst, wodurch ein V orgeschmack der ewigen Seligkeit erlangt wird.
der ursächliche Körper (Karana Sharira) des
*) Askese, Frohsinn, Freigebigkeit, Verehrung der
Götter, das Eindringen in den Geist der heiligen Schriften,
das Gefühl der Scham, wenn man Böses ihut, Demut,
Beobachtung religiöser Übungen u. s. w.
**) Hierher gehört Wohlwollen gegen jedermann, Wahr-
heitsliebe, Entsagung, Milde, Offenheit, Vergebung, Geduld,
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Massigkeit und Reinheit.
***) Göttergleiche Attribute sind diejenigen Eigenschaften
oder Kräfte, welche uns befähigen, unsere Pflichten zu er-
füllen, ohne einen persönlichen Zweck dazu im Auge zu
haben (im Namen Gottes zu handeln). (Siehe Bhagavad
Gita, Kap. XVI.)
Lotuablütcn XXXI. -
Das Nichtoffenbare (Avyaktam), welches diese drei Eigenschaften (gunas) andeuten, wird der ursächliche Körper (Karana Sharira) des *) Askese, Frohsinn, Freigebigkeit, Verehrung der Götter, das Eindringen in den Geist der heiligen Schriften, Jas Gefühl der Scham, wenn man BÖses thut, Demu~ Beobachtung religiöser Übungen. u. s. w.
**) Hierher gehört 'Vohlwollen gegen jedermann, \Vallfheitsliebe, Entsabrung, Milde, Offenheit, Vergebung, Geduld, Mässigkeit und Reinheit. ***) Göttergleiche Attribute sind diejenigen Eigenschaften oder Kräfte, welche uns befähigen, unsere Pflichten zu erfüllen, ohne einen persönlichen Zweck dazu im Auge zu haben (im Namen Gottes zu handeln). ~Siche Bhagavad Gita, Kap. XVI.) LotuBblllten XXXI.
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Ichs genannt. Der Zustand seiner Offen-
barung ist der traumlose Schlaf, in welchem
die Funktionen aller Organe und auch die-
Ichs genannt. Der Zustand seiner Offenbarung ist der traumlose Schlaf, in welchem die Funktionen aller Organe und auch diejenigen von. Buddhi nicht in Thätigkeit sind.
jenigen von Buddhi nicht in Thätigkeit sind.
Der traumlose Schlaf ist jener Zustand,
in welchem alles (relative) Bewusstsein in
Ruhe ist, und der Verstand (Buddhi) nicht
thätig ist. Er ist als derjenige Zustand be-
kannt, in welchem kein (objektives) Erkennen
stattfindet*).
Der Körper, die Organe, die Lebenskraft,
Der traumlose Schlaf ist jener Zustand, In welchem alles (relative) Bewusstsein in Ruhe ist, und der Verstand (Buddhi) nicht thätig ist. Er ist als derjenige Zustand bekannt, in welchem kein (objektives) Erkennen stattfindet *).
die Vorstellung des Selbstseins (Ahankara)
und die übrigen, welche alle Differentiationen
(des Einen, Ewigen) sind, die Gegenstände
der Sinne, Genuss u. s. w., Akäsa und die
anderen Elemente, aus denen dieses endlose
Weltall besteht, das Nichtoffenbare (Avyak-
tam) mit eingeschlossen, sind alle der „Nicht-
geist" oder das „Nichtselbst" **).
*) D. h. es findet kein Erkennen vermittelst der
Organe des materiellen oder des Astralkörpers statt. Der
Körper liegt im traumlosen Schlafe; aber der Geist (das
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absolute Bewusstsein) schläft nicht. Der Adept ist, auch
Der Körper, die Organe, die Lebenskraft, die Vorstellung des Selbstseins (Ahankara) und die übrigen, welche alle Differentiationen (des lEinen, Ewigen) sind, die Gegenstände der Sinne, Genuss u. s. w., Akasa und die anderen Elemente, aus denen dieses endlose Weltall besteht, das Nichtoffenbare (Avyaktarn) mit eingeschlossen, sind alle der "Nichtgeist" oder das "Nichtselbst" **).
während sein Körper im Schlafe liegt, sich seines höheren
Daseins bewusst.
**) Der „Geist" oder das wirkliche „Selbst", ist das
Bewusstsein selbst, ohne Beziehung auf etwas, das Nicht-
*) D. h. es findet kein Erkennen vennittelst der Organe des materiellen oder des Astralkörpers statt. Der Körper liegt im traumlosen Schlafe; aber der Geist (du absolute Bewusstsein) schläft nicht. Der Adept ist, auch während sein Körper im Schlafe liegt, sich seines höheren Daseins bewusst. **) Der "Geist" oder das wirkliche "Selbst". ist das
Bewusstsein selbst, ohne Beziehung auf etwas, das Nicht-
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Wisse, dass Maya und alle Funktionen
von Maya, von Mahat (der Schöpfungskraft)
bis herab zum Körper Asat (Prakriti oder
Wisse, dass Maya und alle Funktionen von Maya, von Mahat (der Schöpfungskraft) bis herab zum Körper Asat (Prakriti oder unwesentliche Objektivität) sind, weil sie das Nichtselbst (d. h. nur Erscheinungen) sind, so wie die Luftspiegelung der Wüste.
unwesentliche Objektivität) sind, weil sie das
Nichtselbst (d. h. nur Erscheinungen) sind,
so wie die Luftspiegelung der Wüste.
Ich will dir jetzt die wesentliche Form
(Swarupa) des höchsten Geistes (Paramatma)
erklären. Wer sie erkennt, der wird frei von
den Fesseln und erlangt Selbständigkeit (wirk-
liches Dasein).
Ein ewiges Etwas, auf welches die Über-
zeugung in Bezug auf das „Ich" gegründet
ist, besteht für sich selbst. Es ist verschieden
von den fünf Hüllen und der Zeuge der
drei Zustände*).
Ich will dir jetzt die wesentliche Form (Swarupa) des höchsten Geistes (Paramatma) erklären. Wer sie erkennt, der wird frei von den Fesseln und erlangt Selbständigkeit (wirkliches Dasein).
bewusstsein (Persönlichkeit u. s. w.) ist. Das Aufgehen
des relativen Bewusstseins im Absoluten, ist die Grundlage
der Lehre der Indier sowohl als des Christentums. Dass
diese Lehre aber von so Wenigen begriffen und von so
Vielen bekämpft wird, daran ist Ahankara, die persön-
liche Selbstliebe, das Verlangen nach persönlichem Sonder-
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sein schuld.
*) Die fünf Hüllen oder „Leiber" sind in Sank
racharyas Tattwa Bodha beschrieben. Die drei Zustände
sind Satwa (Klarheit), Radscha (Begierde), Tamas (Be-
schränktheit).
7*
Ein ewiges Etwas, auf welches die Überzeugung in Bezug auf das "Ich" gegründet ist, besteht für sich selbst. Es ist verschieden von den fünf Hüllen und der Zeuge der drei Zustände *). bewusstsein (Persönlichkeit u. s. w.) ist. Das Aufgehen des relativen Bewusstseins im Absoluten, ist die Grundlage der Lehre der Indier sowohl als des Christentums. Dass diese Lehre aber von so Wenigen begriffen und von so Vielen bekämpft wird, daran ist Ahankara, die persönliche Selbstliebe, das Verlangen nach persönlichem Sondersein schuld. *) Die
fiinf Hüllen oder "Leiber" sind in Sank racharyas Tattwa Bodha beschrieben. Die drei Zustände sind Satwa (Klarheit), Radscha (Begierde), Tamas (Beschränktheit).
7*
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Dasjenige, welches während des Wachens,
Träumens und auch im traumlosen Schlummer
das Gemüt und dessen Funktionen kennt,
Dasjenige, welches während des Wachens, . Träumens und auch im traumlosen Schlummer das Gemüt und dessen Funktionen kennt, welche Aktivität und Passivität sind, das ist das Selbst ("Gott").
welche Aktivität und Passivität sind, das ist
das Selbst („Gott").
Der durch sich selbst alles erkennt und
den niemand sieht, der Buddhi und die
andern (Prinzipien) belebt, aber nicht von
ihnen belebt wird; der ist der Atma („Gott").
Der Atma ist dasjenige, was die ganze
Welt durchdringt, aber von nichts durch-
drungen wird, das alle Dinge erleuchtet, aber
alle Dinge können ihn nicht erleuchten.
Der durch sich selbst alles erkennt und den niemand sieht, der Buddhi und die andern (Prinzipien) belebt, aber nicht von ihnen belebt wird; der ist der Atma ("Gott").
Weil er ihnen nahe ist, so üben der Kör-
per, die Organe, Manas und Buddhi (Verstand
und Intuition) ihre Thätigkeit aus, als ob sie
(seine) Werkzeuge wären*).
Durch ihn, der die Form des ewigen
Bewusstseins hat, werden alle Dinge von
*) In der That sind diese Organe u. s. w. nicht die
Werkzeuge des höchsten Geistes; denn der höchste Geist
handelt nicht, obgleich er die Ursache des Handelns ist,
Der Atma ist dasjenige, was die ganze \Velt durchdringt, aber von nichts durchdrungen wird, das alle Dinge erleuchtet, aber alle Dinge können ihn nicht erleuchten.
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wie ja auch die Sonne die Ursache aller Lebensthätigkeit
auf der Erde ist, ohne dass sie selbst an dieser Thätigkeit
teilnimmt.
\\Teil er ihnen nahe ist, so üben der Körper, die Organe, Manas und Buddhi (Verstand und Intuition) ihre Thätigkeit aus, als ob sie (seine) Werkzeuge wären *). Durch ihn, der die Form des ewigen Bewusstseins hat, werden alle Dinge von *) In der That sind diese Organe u. s. w. nicht die \Yerkzeuge des höchsten Geistes; denn der höchste Geis} handelt nicht, obgleich er die Ursache des Handelns ist, wie ja auch die Sonne die Ursache aller Lebenstbätigkeit auf der Erde ist, ohne dass sie selbst an dieser Thätigkeit teilnimmt.
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Ahankara hinab bis zum (materiellen) Körper,
Lust u. s. w. erkannt, als ein Gefäss (des
Geistes, der auch ohne Gefäss für sich allein
Ahankara hinab bis zum (materiellen) Körper, Lust u. s. w. erkannt, als ein Gefäss (des Geistes, der auch ohne Gefäss für sich allein existiert).
existiert).
Dieser Geist (Puruscha), der wesentliche
Atma (das Wesen aller Dinge) ist ewige,
fortwährende, bedingungslose, absolute Selig-
keit, welche sich stets gleich bleibt und die
Erkenntnis selbst ist, durch deren Sprache
(Wort, Logos) die Lebenslüfte sich bewegen.
Dieses nicht offenbare geistige Bewusst-
sein fängt an sich zu offenbaren wie die
Dieser Geist (Puruscha), der wesentliche Atma (das Wesen aller Dinge) ist ewige, fortwährende, bedingungslose, absolute Seligkeit, welche sich stets gleich bleibt und die Erkenntnis selbst ist, durch deren Sprache (Wort, Logos) die Lebenslütte sich bewegen.
Morgenröte in einem reinen Herzen und
scheint wie die Mittagsonne in der „Höhle
der Weisheit", von wo sie das ganze Weltall
erleuchtet *).
Derjenige, welcher die Veränderungen
(Wirkungsweisen) von Manas und Ahankriti
kennt, und was der Körper thut, seine Organe
und die Lebenskraft darin, so wie Feuer im
*) Die Anatomen und Physiologen werden wohl ver-
geblich nach dieser „Höhle der Weisheit" suchen, die sich
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zwischen den „Augenbrauen" befindet. Für den „Ein-
siedler", welcher selber in dieser Höhle wohnt, bedarf
Dieses nicht offenbare geistige Bewusstsein fängt an sich zu offenbaren wie die Morgenröte in einem reinen Herzen und scheint wie die Mittagsonne in der "Höhle der Weisheit", von wo sie das ganze Weltall erleuchtet *).
dieser Ausdruck keiner Erklärung.
Derjenige, welcher die Veränderungen (Wirkungsweisen) von Manas und Ahankriti kennt, und \vas der Körper thut, seine Organe und die Lebenskraft darin, so wie Feuer im *) Die Anatomen und Physiologen werden wohl vergeblich nach dieser "Höhle der Weisheit" suchen, die sich zwischen den "Augenbrauen" befindet. Für den "Einsiedler", welcher selber in dieser Höhle wohnt. bedarf dieser Ausdruck keiner Erklärung.
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Eisen ist, der handelt nicht, noch gehorcht
er (seinen Organen).
Eisen ist, der handelt nicht, noch· gehorcht er (seinen Organen).
Dieser Ewige wird nicht geboren, er stirbt
nicht, er wird weder grösser noch kleiner,
er verändert sich nicht und wird durch die
Auflösung dieses Körpers nicht aufgelöst,
so wie der Raum (nicht verschwindet), wenn
Dieser Ewige wird nicht geboren, er stirbt nicht, er wird weder grösser noch kleiner, er verändert sich nicht und wird durch die Auflösung dieses Körpers nicht aufgelöst, so wie der Raum (nicht verschwindet), wenn der Krug zerbricht.
der Krug zerbricht.
Der höchste Geist (Paramatma) ist von
Prakriti (Natur) und dessen (deren) Ver-
änderungen verschieden; seine besondere
Eigenschaft ist reines Bewusstsein; er ist
nicht zusammengesetzt und offenbart diese
Unendlichkeit von Wirklichkeit und Unwirk-
lichkeit. Die der Vorstellung des „Ichs"
unterliegende Wesenheit offenbart sich in
den Zuständen des Wachens und den übrigen
(Zuständen), als der Zeuge (das Subjekt) von
Buddhi.
Der höchste Geist (Paramatma) ist von Prakriti (Natur) und dessen (deren) Veränderungen verschieden; seine besondere Eigenschaft ist reines Bewusstsein; er ist nicht zusammengesetzt und offenbart diese Unendlichkeit von Wirklichkeit und U nwirklichkeit. Die der Vorstellung des "Ichs" unterliegende Wesenheit offenbart sich in den Zuständen des Wachens und den übrigen (Zuständen), als der Zeuge (das Subjekt) von Buddhi.
O Schüler! Beherrsche dein Gemüt und
siehe du selbst diesen, den Atma, in dir als
„das bin ich"; (siehe es) in der Ruhe von
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Buddhi, (in der Klarheit des Geistes), durch-
kreuze das uferlose Meer des wechselvollen
Daseins, dessen Wogen Geburt und Tod sind,
und erfülle den Zweck deines Daseins, indem
o
Schüler! Beherrsche dein Gemüt und siehe du selbst diesen, den Atma, in dir als "das bin ich"; (siehe es) in der Ruhe von Buddhi, (in der Klarheit des Geistes), durchkreuze das uferlose Meer des wechselvollen Daseins, dessen Wogen Geburt und Tod sind, und erfülle den Zweck deines Daseins, indem
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du fest in der Form von Brahma (in der
geistigen Erkenntnis) ruhst*).
du fest in der Form von Brahma (in der geistigen Erkenntnis) ruhst *).
Der Glaube, dass das (wahre) Ich in Be-
ziehung zum Nichtich (Illusion des Sonder-
seins) stehe, bewirkt das Gebundensein. Aus
der hieraus entspringenden Nichterkenntnis
entsteht die Ursache des Geborenwerdens,
Der Glaube, dass das (wahre) Ich in Beziehung zum Nichtich (Illusion des Sonderseins) stehe, bewirkt das Gebundensein. Aus der hieraus entspringenden Nichterkenntnis entsteht die Ursache des Geborenwerdens, des Todes und des Leidens des betreffenden Individuums. Nur dieser Irrtum ist schuld daran, dass der Mensch diesen Körper ernährt, pflegt und bewahrt; er hält das Unwirkliche für das Wirkliche, so wie die sich einpuppende Raupe sich in ihren eigenen Saft einhüllt.
des Todes und des Leidens des betreffenden
Individuums. Nur dieser Irrtum ist schuld
daran, dass der Mensch diesen Körper er-
nährt, pflegt und bewahrt; er hält das Un-
wirkliche für das Wirkliche, so wie die sich
einpuppende Raupe sich in ihren eigenen
Saft einhüllt.
Höre, o Freund! Die Vorstellung des
Selbstseins in einem durch Tamas betrogenen
(Menschen) wird durch diesen Irrtum (Asat)
gestärkt. Aus einem solchen Mangel an
Unterscheidung entspringen Täuschungen,
wie die Verwechslung von Schlange und
*) Thomas von Kempis drückt dasselbe in folgenden
Worten aus: „Bestrebe dich, dein Herz von der Liebe zum
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Sichtbaren abzuziehen und zum Unsichtbaren zu erheben;
denn die ihrer Sinnlichkeit folgen, beflecken ihr Gewissen
und verlieren die Gnade Gottes." („Nachfolge Christi." L 5.)
Die geistige Erkenntnis ist in kirchlicher Sprache „das
Herz Jesu" genannt; ein Ausdruck, der für den Nicht-
mystiker keinen Sinn hat.
Höre, 0 Freund! Die Vorstellung des Selbstseins in einem durch Tamas betrogenen (Menschen) wird durch diesen Irrtum (Asat) gestärkt. Aus einem solchen Mangel an Unterscheidung entspringen Täuschungen, wie die Verwechslung von Schlange und *) Thomas von Kempis drückt dasselbe in folgenden Worten aus: "Bestrebe dich, dein Herz von der Liebe zum Sichtbaren abzuziehen und zum Unsichtbaren zu erheben; denn die ihrer Sinnlichkeit folgen, beflecken ihr Gewissen und verlieren die Gnade Gottes." ("Nachfolge Christi." 1.5.) Die geistige Erkenntnis ist in kirchlicher Sprache "das Herz Jesu" genannt; ein Ausdruck, der für den Nichtmystiker keinen Sinn hat.
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Strick. Hieraus entsteht vielfaches Leiden
für den in diesem Irrtum Befangenen. Des-
Strick. für den halb ist (Irrtum)
halb ist durch das Fürwahrhalten von Asat
(Irrtum) das „Ich" (an die Materie) gebunden.
Die einhüllende Macht von Tamas ver-
schleiert diesen Atma völlig, dessen Kräfte
unendlich und durch die unteilbare, ewige,
einheitliche Kraft der Erkenntnis offenbar
werden; (sie verschleiert ihn) so wie Rahu
Hieraus entsteht vielfaches Leiden in diesem Irrtum Befangenen. Desdurch das Fürwahrhalten von Asat das "Ich" (an die Materie) gebunden.
(der Schatten des Mondes) die Sonne ver-
finstert (uns den Anblick der Sonne entzieht).
Die einhüllende Macht von Tamas verschleiert diesen Atma völlig, dessen I~räfte unendlich und durch die unteilbare, ewige, einheitliche Kraft der Erkenntnis offenbar ,,'erden; (sie verschleiert ihn) so wie Rahu (der Schatten des Mondes) die Sonne verfinstert (uns den Anblick der Sonne entzieht).
Wenn aus dem Atma (dem Selbst) die
Erkenntnis des Individuums von seiner Ein-
heit mit demselben schwindet, — eine Er-
kenntnis, welche eine höchst reine Ausstrah-
lung hat —, so bildet sich das selbst be-
trogene Individuum ein, sein Leib (Persön-
lichkeit), welcher nicht das Selbst ist, sei das
Selbst. Dann verursacht die grosse Macht
von Radschas, Vikshepa (Ausdehnung) ge-
nannt, diesem Individuum viele Schmerzen
durch die Fesseln, mit denen es ihn bindet,
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(nämlich) Lust, Zorn u. s. w.*).
*) Hier finden wir Jakob Böhmes Lehre von den
,,Quellgeistern". Tamas ist das zusammenziehende (adstrin-
Wenn aus dem Atma (dem Selbst) die Erkenntnis des Individuums von seiner Einheit mit demselben schwindet, - eine Erkenntnis, welche eine höchst reine Ausstrahlung hat -, so bildet sich das selbst betrogene Individuum ein, sein Leib (Persönlichkeit), welcher nicht das Selbst ist, sei das Selbst. Dann verursacht die grosse Macht von Radschas, Vikshepa (Ausdehnung) genannt diesem Individuum viele Schmerzen durch die Fesseln. mit denen es ihn bindet, (nämlich) Lust, Zorn u. s. w. *).
gierende) Prinzip, die Ursache der Materialität, das al-
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*) Hier finden wir Jakob Böhmes Lehre ,"on den "Quellgeistern". Tamas ist das zusammenziehende (adstringierende) Prinzip, die Ursache der Materialität, das al-
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Ein solcher Mensch mit verkehrten Be-
griffen, der wahren Erkenntnis des Atma
durch den Hai der grossen Täuschung be-
Ein solcher Mensch mit verkehrten Begriffen, der wahren Erkenntnis des Atma durch den Hai der grossen Täuschung beraubt, ist dem bedingten Dasein unterworfen infolge der ausdehnenden Energie (Vikshepa). Seine Aufführung ist verachtungswürdig und deshalb geht er auf und nieder in dem Ocean dieses bedingten Daseins, das voll Gift ist*).
raubt, ist dem bedingten Dasein unterworfen
infolge der ausdehnenden Energie (Vikshepa).
Seine Aufführung ist verachtungswürdig und
deshalb geht er auf und nieder in dem Ocean
dieses bedingten Daseins, das voll Gift ist*).
Wie Wolken, durch die Strahlen der Sonne
hervorgebracht, dadurch sich bemerkbar
machen, dass sie die Sonne verdecken, so
macht sich die Selbstsucht, welche durch die
Verbindung mit Atma entsteht, dadurch be-
merkbar, dass sie das wahre Wesen des
Atma (des Selbsts) verhüllt.
chemistische „Salz"; Radschas die Ursache der Bewegung
oder Ausdehnung, Begierde, Empfindung, der alchemistische
„Sulphur"; Satwa die Klarheit, die Erkenntnis, der
alchemistische „Merkur", durch welchen die Härte aufgelöst
Wie Wolken, durch die Strahlen der Sonn'c hervorgebracht, dadurch sich bemerkbar machen, dass sie die Sonne verdecken, so macht sich die Selbstsucht, welche durch die Verbindung mit Atma entsteht, dadurch bemerkbar, dass sie das wahre Wesen des Atma (des Selbsts) verhüllt.
und Tamas zerstreut wird. Die Alchemie ist allerdings
ein Unsinn, wenn sie so aufgefasst wird, wie manche
unserer modernen Gelehrten sie auffassen; für den Ver-
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ständigen aber ist sie eine heilige Wissenschaft, durch welche
aus einem Menschen ein Gott gemacht werden kann.
*) D. h.: Er geht von dem objektiven in den subjek-
tiven und von diesem wieder in den objektiven Zustand
ein; mit anderen Worten, er reinkarniert sich immer wieder,
ohne dass er zur Selbsterkenntnis und dadurch zum wahren
Dasein gelangt.
chemistische "Salz"; Radschas die Ursache der Bewegung oder Ausdehnung, Begierde, Empfindung, der alchemistische "Sulphur" ; Satwa die Klarheit, die Erkenntnis, der alchemistische "Merkur", durch welchen die Härte aufgelöst und Tamas zerstreut wird. Die Alchemie ist allerdings ein Unsinn, wenn sie so aufgefasst wird, wie manche unserer modernen Gelehrten sie auffassen; für den Verständigen aber ist sie eine heilige Wissenschaft, durch welche aus einem Menschen ein Gott gemacht werden kann. *) D. h.: Er geht von dem objektiven in den subjektiven und von diesem wieder in den objektiven Zustand ein; mit anderen Worten, er reinkamiert sich immer wieder, ohne dass er zur Selbsterkenntnis und dadurch zum wahren Dasein gelangt.
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1°4
Wie an einem trüben Tage, wenn dichte
Wolken die Sonne verdecken, kalte Stürme
die Wolken hin- und hertreiben, so wird der
Wie an einem trüben Tage, wenn dichte Wolken die Sonne verdecken, kalte Stürme die Wolken hin- und hertreiben, so wird der Mensch mit betrogenem Verstande, der ohne Unterlass von Tamas eingehüllt ist, durch die mächtige ausdehnende Kraft (Vikshepa) mit vielen Qualen gepeinigt *).
Mensch mit betrogenem Verstande, der ohne
Unterlass von Tamas eingehüllt ist, durch die
mächtige ausdehnende Kraft (Vikshepa) mit
vielen Qualen gepeinigt*).
Durch diese zwei Mächte wird das Indi-
viduum gebunden; betrogen von diesen Zweien
irrt er umher und meint der Leib (die Per-
sönlichkeit) sei der Atma.
Wahrlich, der Same des bedingten Lebens
ist Tamas; der Keim davon ist die Überzeu-
gung, dass der Leib das „Ich" sei, die Selbst-
liebe ist das Blatt, Karma ist der Saft, der
Leib der Stamm, die Lebenslüfte die Zweige
und die Spitzen von diesen die Organe. Die
Durch diese zwei Mächte wird das Individuum gebunden; betrogen von diesen Zweien irrt er umher und meint der Leib (die Persönlichkeit) sei der Atma.
Blumen sind die Gegenstände (der Sinne),
die Früchte sind die verschiedenen Leiden
infolge von Verschiedenheiten des Karma
und Jiva (das individuelle Ich) die Persön-
lichkeit ist der Vogel, der sie frisst.
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*) Er ist dem Leben und dem Tode unterworfen.
Gelangt er aber einmal zu seinem wahren Selbstbewusstsein,
so ist er erhaben über jene Zustände der Materie, welche
man „Leben" und „Tod" nennt.
Wahrlich, der Same des bedingten Lebens ist Tamas; der Keim davon ist die Überzeugung, dass der Leib das "Ich" sei, die Selbstliebe ist das Blatt, Karma ist der Saft, der Leib der Stamm, die Lebenslüfte die Zweige und die Spitzen von diesen die Organe. Die Blumen sind die Gegenstände (der Sinne), die Früchte sind die verschiedenen Leiden infolge von Verschiedenheiten des Karma und Jiva (das individuelle Ich) die Persönlichkeit ist der Vogel, der sie frisst. *) Er ist dem Leben und dem Tode unterworfen. Gelangt er aber einmal zu seinem wahren Selbstbewusstsein, so ist er erhaben über jene Zustände der Materie, welche man "Leben" und "Tod" nennt.
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Das Gebundensein des Nicht-Ichs, welches
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im Irrtum wurzelt, verursacht den Strom aller
Geburt, Tod, Krankheit, Alter und andere
Das Gebundensein des Nicht-Ichs, welches im Irrtum wurzelt, verursacht den Strom aller Geburt, Tod, Krankheit, Alter und andere Übel, welche dieses Jiva befallen, das in seinem eigenen Wesen ohne Anfang und ohne Ende ist.
Übel, welche dieses Jiva befallen, das in
seinem eigenen Wesen ohne Anfang und ohne
Ende ist.
Dieses Gebundensein kann durch keine
Waffen des Angriffes oder der Verteidigung
gelöst werden, weder durch Wind, noch durch
Feuer, noch durch unzählige religiöse Werke,
sondern nur allein durch das Schwert der
unterscheidenden Erkenntnis, welches scharf
und glänzend durch die Gnade des Yoga wird.
Denn wenn ein Mensch einen einfältigen
Glauben an dasjenige hat, was die Veden
Dieses Gebundensein kann durch keine Waffen des Angriffes oder der Verteidigung gelöst werden, weder durch Wind, noch durch Feuer, noch durch unzählige religiöse Werke, sondern nur allein durch das Schwert der unterscheidenden Erkenntnis, welches scharf und glänzend durch die Gnade des Yoga wird.
lehren, so kennt er die Pflichten, welche ihm
auferlegt sind. Aus der Erfüllung dieser
Pflichten entspringt die Reinigung von Jiva;
in dem gereinigten Buddhi ist die Erkenntnis
des höchsten Selbsts, und aus dieser ent-
springt die Vernichtung des bedingten Daseins
bis in die Wurzel derselben hinab*).
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*) Es ist somit nicht nötig, dass ein Mensch in den
verschiedenen Theorien der Wissenschaft, Philosophie und
Theologie belesen und bewandert sei, um zur göttlichen
Selbsterkenntnis und dadurch zur ewigen Seligkeit zu ge-
langen. Wenn er nur reines Herzens ist und seine Pflicht
Denn wenn ein Mensch einen einfältigen Glauben an dasjenige hat, was die Veden lehren, so kennt er die Pflichten, welche ihm auferlegt sind. Aus der Erfüllung dieser Pflichten entspringt die Reinigung von Jiva; in dem gereinigten Buddhi ist die Erkenntnis des höchsten Selbsts, und aus dieser entspringt die Vernichtung des bedingten Daseins bis in die Wurzel derselben hinab*). *) Es ist somit nicht nötig, dass ein Mensch in den verschiedenen Theorien der Wissenschaft, Philosophie und Theologie belesen und bewandert sei, um zur göttlichen Selbsterkenntnis und daduIch zur ewigen Seligkeit zu gelangen. Wenn er nur reines Herzens ist und seine Pflicht
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erfullt, ohne sich um sein persönliches Selbst im Diesseits
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oder Jenseits zu kümmern, so stellt sich die geistige Selbst-
erkenntnis von selber ein, ebenso wie sich das Licht der
Sonne einstellt, wenn man aus dem Schatten ins Licht
tritt. Alle philosophischen Lehren haben daher keinen
anderen Zweck, als den Menschen dazu zu bewegen, den
Irrtum fahren zu lassen, welcher ihn hindert, die Wahrheit
zu erkennen; erkennt er den Irrtum und lässt er ihn fahren,
so offenbart sich ihm die Weisheit (Theosophie) von selbst,
und er kann nicht an derjenigen Wahrheit zweifeln, die zu
seinem eigenen Wesen geworden ist. Deshalb sagt auch
Thomas von Kempis: „Wohl dem, den die Wahrheit durch
sich selber belehrt; nicht durch vergängliche Bilder und
Worte, sondern so, wie sie ihrem Wesen nach ist."
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(Fortsetzung folgt.)
erfüllt. ohne sich um sein persönliches Selbst im Diesseits oder JenseIts zu kümmern, so stellt sich die geistige Selbsterkenntnis yon selber ein, ebenso wie sich das Licht der Sonne einstellt, wenn man aus dem Schatten ins Licht tritt. Alle philosophischen Lehren haben daher keinen anderen Zweck, als den Menschen dazu zu bewegen, den Irrtum fahren zu lassen, welcher ihn hindert, die Wahrheit zu erkennen; erkennt er den Irrtum und lässt er ihn fahren, so offenbart sich ihm die \Veisheit (Theosophie) von selbst, und er kann nicht an derjenigen " ...ahrheit zweüeln, die zu seinem eigenen Wesen gewo~den ist. Deshalb sagt auch Thomas \"on Kempis: " Wohl dem, den die ".,.ahrheit durch sich selber belehrt; nicht durch vergängliche Bilder und ,,-orte, sondern so, wie sie ihrem Wesen nach ist." (Fortsetzung folgt.)
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WBBSi
"
£ <^ ^ 2^
Willensfreiheit und Reinkarnation.
Von A. S.
Eine der meist umstrittenen, weil zu tief
in das Leben des Einzelnen sowohl wie der
Gesamtheit einschneidenden Fragen ist jene
von „der Willensfreiheit'" des Menschen.
Bei der grossen Wichtigkeit, welche die
Entscheidung dieser Frage nach der einen
oder anderen Richtung hin hat, und zwar
nicht nur für das allgemeine praktische Leben,
sondern insbesondere auch für den geistigen
Willensfreiheit und Reinkarnation.
Fortschritt und die innere Entwickelung des
Einzelnen, wie für sein Streben nach Vervoll-
kommnung und endlicher Erlösung, kann die-
selbe meines Erachtens nicht oft genug an-
Von A. S.
geregt und von den verschiedensten Seiten
betrachtet werden. Deshalb möge es auch
einem Laien in der Philosophie gestattet sein,
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von seinem Standpunkte aus dieser Frage
Eine der meist umstrittenen, weil zu tief in das Leben des Einzelnen sowohl wie der Gesamtheit einschneidenden Fragen ist Jene von "der Willensfreiheit" des Menschen. Bei der grossen Wichtigkeit, welche die Entscheidung dieser Frage nach der einen oder anderen Richtung hin hat, und zwar nkht nur für das allgemeine praktische Leben, sondern insbesondere auch fÜr den geistigen Fortschritt und die innere Entwickelung des Einzelnen, wie für sein Streben nach \T ervollkommnung und endlicher Erlösung, kann dieselbe meines Erachtens nicht oft genug angeregt und von den verschiedensten Seiten betrachtet werden. Deshalb möge es auch ei nem Laien in der Philosophie gestattet sein, von seinem Standpunkte aus dieser Frage
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näher zu treten, und in kurzen Umrissen zu
-
zeigen, zu welchem Resultate ihn eigenes
Nachdenken auf Grund Schopenhauerscher
näher zu treten, und in kurzen Umrissen zu zeigen, zu welchem Resultate ihn eigenes Nachdenken auf Grund Schopenhauerscher und orientalischer Philosophie geführt hat.
und orientalischer Philosophie geführt hat.
Um jedoch nicht gleich von Anfang an
Grund zu Missverständnis und Unklarheit zu
geben, muss ich vor allem kurz den Stand-
punkt darlegen, von welchem ich den Men-
schen betrachte.
Nach meiner Überzeugung müssen wir
strenge unterscheiden zwischen der Persön-
lichkeit oder dem Menschen, wie wir ihn vor
Um jedoch nicht gleich von Anfang an Grund zu Missverständnis und Unklarheit zu geben, muss ich vor allem kurz den Standpunkt darlegen, von welchem ich den Menschen betrachte.
uns sehen, und ihn nach seinen im alltäg-
lichen Leben hervortretenden Gesinnungen
und Handlungen beurteilen, also zwischen
der Person — und zwischen der durch eine
ungezählte Reihe von aufeinanderfolgenden
Persönlichkeiten sich hindurchziehenden In-
dividualität.
Der Unterschied zwischen Persönlichkeit
und Individualität lässt sich schon durch die
Thatsache beweisen, dass der Mensch im-
Nach meiner Überzeugung müssen wir strenge unterscheiden zwischen der Persönlichkeit oder dem Menschen, wie wir ihn vor uns sehen, und ihn nach seinen im alltäglichen Leben hervortretenden Gesinnungen und Handlungen beurteilen, also zwischen der Person - und zwischen der durch eine ungezählte Reihe von aufeinanderfolgenden Persönlichkeiten sich hindurchziehenden Individualität.
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stande ist, über sich selbst zu urteilen, sich
also gewissermassen in Subjekt und Objekt
zu spalten; was ja gar nicht möglich wäre,
Der Unterschied zwischen Persönlichkeit und Individualität lässt sich schon durch die Thatsache beweisen, dass der Mensch imstande ist, über sich selbst zu urteilen, sich also gewissermassen in Subjekt und Objekt zu spalten; was ja gar nicht möglich wäre,
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wenn nicht eine unbewusste, innere Differen-
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zierung stattfinden könnte.
Die Individualität ist das Wesentliche, das
Unsterbliche, der Kern der Persönlichkeit.
wenn nicht eine unbewusste, innere Differenzierung stattfinden könnte.
Sie ist jedoch für uns Erdenmenschen un-
fassbar, unerkennbar und deswegen auch
unerklärbar an sich, solange sie nicht in
einer irdischen Persönlichkeit Form und Ge-
stalt annimmt und sich so nach aussen hin
Die Individualität ist das Wesentliche, das Unsterbliche, der Kern der Persönlichkeit. Sie ist jedoch für uns Erdenmenschen unfassbar, unerkennbar und deswegen auch unerklärbar an sich, solange sie nicht in einer irdischen Persönlichkeit Form und Gestalt annimmt und sich so nach aussen hin in der Sinnenwelt Ausdruck verschafft.
in der Sinnenwelt Ausdruck verschafft.
Dies schliesst selbstverständlich ganz und
gar nicht aus, dass eine solche Individua-
lität auch nach ihrem Verschwinden vom
irdischen Schauplatze und in den Zwischen-
perioden ihrer verschiedenen Erdenleben in
anderen, uns unsichtbaren und unbekannten
Daseinsformen fortlebt. Sie lässt sich „wissen-
schaftlich" nicht beweisen, nur intuitiv fühlen,
und in wessen Innerem die Überzeugung von
ihrem Vorhandensein nicht lebendig ist, dem
wird keine noch so klare philosophische
Demonstration genügen, um ihn zur An-
nahme ihrer Existenz zu veranlassen.
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Durch die Verkörperung in irgend einer
irdischen Daseinsform, als deren höchste Er-
Dies schliesst selbstverständlich ganz und gar nicht aus, dass eine solche Individualität auch nach ihrem Verschwinden vom irdischen Schauplatze und in den Zwischenperioden ihrer verschiedenen Erdenleben in anderen, uns unsichtbaren und unbekannten Daseinsformen fortlebt. Sie lässt sich "wissenschaftlich" nicht beweisen, nur intuitiv fühlen, und in wessen Innerem die Überzeugung von ihrem Vorhandensein nicht lebendig ist, dem wird keine noch so klare philosophische Demonstration genügen, um ihn zur Annahme ihrer Existenz zu veranlassen. Durch die Verkörperung in irgend eIner irdischen Daseinsform, als deren höchste Er-
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scheinungsform wir den Menschen kennen,
tritt die Individualität nach aussen in Sicht-
scheinungsform wir den ~Ienschen kennen, tritt die Individualität nach aussen in Sichtbarkeit; nur müssen wir uns hüten bei Betrachtung und Beurteilung derselben die sichtbare Form mit dem unsichtbaren Wesenskem zu vermengen. Leider sind wir gewöhnt, die beiden Begriffe (Persönlichkeit und Indi,,;dualität) nicht nur nicht gehörig auseinanderzuhalten, sondern - was noch schlimmer ist den Menschen in erster Linie meist nur als Person zu fassen, der ihm zugrunde liegenden Individualität aber gar keine, oder doch nur oberflächliche Beachtung zu schenken. Darin liegt aber nach meinem Dafürhalten ein Hauptgrund, weshalb die Ansichten über die Willensfreiheit sich so diametral gegenüberstehen.
barkeit; nur müssen wir uns hüten bei Be-
trachtung und Beurteilung derselben die sicht-
bare Form mit dem unsichtbaren Wesenskern
zu vermengen. Leider sind wir gewöhnt, die
beiden Begriffe (Persönlichkeit und Individua-
lität) nicht nur nicht gehörig auseinanderzu-
halten, sondern — was noch schlimmer ist —
den Menschen in erster Linie meist nur als
Person zu fassen, der ihm zugrunde liegenden
Individualität aber gar keine, oder doch
nur oberflächliche Beachtung zu schenken.
Darin liegt aber nach meinem Dafürhalten
ein Hauptgrund, weshalb die Ansichten über
die Willensfreiheit sich so diametral gegen-
überstehen.
Der äussere Mensch mit allen seinen
physischen und moralischen Eigenschaften,
Neigungen, Leidenschaften, Begierden etc.
ist lediglich das Werkzeug, welches ein hinter
ihm verborgener Lenker (die Individualität)
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sich selbst schuf, um sich nach aussen in
Raum und Zeit bemerkbar zu machen, seine
Absichten zum Ausdruck und zur Geltung
zu bringen, und auf diese Art höhere, für
Der äussere ~Iensch mit allen seinen physischen und moralischen Eigenschaften, Neigungen, Leidenschaften, Begierden etc. ist lediglich das Vierkzeug, welches ein hinter ihm verborgener Lenker (die Individualität). sich selbst schuf, um sich nach aussen in Raum und Zeit bemerkbar zu machen, seine ..,'\.bsichten zum Ausdruck und zur Geltung zu bringen, und auf diese Art höhere, für
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III
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uns nicht sichtbare Zwecke vorzubereiten,
oder zu erfüllen. Die Bezeichnung der Men-
schen-Erscheinung als Person ist daher sehr
uns nicht sichtbare Z\vecke vorzubereiten oder zu erfüllen. Die Bezeichnung der Menschen-Erscheinung als Person ist daher sehr treffend gewählt; denn sie ist ja in der That nur die Maske, dur~h welche ein anderes Etwas, - welches Kant als das Ding an sich, Schopenhauer als den Willen, E. v. Hartmann als das Unbewusste, die Indier als Jiva bezeichnen, - in Erscheinung und Thätigkeit tritt.
treffend gewählt; denn sie ist ja in der
That nur die Maske, durch welche ein anderes
Etwas, — welches Kant als das Ding an sich,
Schopenhauer als den Willen, E. v. Hartmann
als das Unbewusste, die Indier als Jiva
bezeichnen, — in Erscheinung und Thätig-
keit tritt.
Versteht man sich einmal zu der oben
bezeichneten Auffassung von dem Wesen des
Menschen, so ist die Annahme der Lehre von
der immer neuerdings notwendigen Wieder-
verkörperung der Individualität in persön-
licher Form und Gestalt nicht nur nahe-
liegend, sondern geradezu zwingend. Diese
Lehre, welche uns den Schlüssel zur Lösung
so vieler Rätsel und scheinbarer Wider-
sprüche im menschlichen Leben giebt, ist auch
ganz besonders geeignet, in die hier in Rede
stehende Frage Licht zu bringen.
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Wenden wir uns nun unserem eigentlichen
Versteht n1an sich einn1al zu der oben bezeichneten Auffassung von dem Wesen des Menschen, so ist die Annahme der Lehre von der immer neuerdings notwendigen Wiederverkörperung der Individualität in persönlicher Form und Gestalt nicht nur naheliegend, sondern geradezu nvingend. Diese Lehre, welche uns den Schlüssel zur Lösung so vieler Rätsel und schei n barer Widersprüche im menschlichen Leben giebt, ist auch ganz besonders geeignet, in die hier in Rede stehende Frage Licht zu bringen.
Thema zu, so ist es klar, dass, wenn wir uns
über den in uns herrschenden Willen näher
orientieren wollen, wir dessen Spur bis dahin
Lotusblüten XXIX. 8
Wenden wir uns nun unserem eigentlichen Thema zu, so ist es klar, dass, wenn wir uns über den in uns herrschenden Willen näher orientieren wollen, wir dessen Spur bis dahin Lotllsbltlten XXIX.
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zurückverfolgen müssen, wo er zuerst für den
aussenstehenden Beobachter sinnenfällig, in
irgendeiner äusserlich sichtbaren und greif-
zurückverfolgen müssen, wo er zuerst für den aussenstehenden Beobachter sinnenfällig , in irgendeiner äusserlich sichtbaren und greifbaren Form erkennbar wird; d. h. bis zu dem Augenblicke, in welchem er "als Wille zum Dasein" auftritt. - Die Frage, ob es ausser den für unsere physischen Sinne wahrnehmbaren Formen der Willenserscheinungen auch noch andere, unseren groben Sinneswerkzeugen nicht wahrnehmbare giebt, mag hier unerörtert bleiben.
baren Form erkennbar wird; d. h. bis zu dem
Augenblicke, in welchem er „als Wille zum
Dasein" auftritt. — Die Frage, ob es ausser
den für unsere physischen Sinne wahrnehm-
baren Formen der Willenserscheinungen auch
noch andere, unseren groben Sinneswerk-
zeugen nicht wahrnehmbare giebt, mag hier
unerörtert bleiben.
Schopenhauer führt den Beweis, dass, wenn
wir uns in die Erforschung des Wesens der
Daseinsformen vertiefen, als das letzte für
unseren Verstand noch Erkennbare nur mehr
der Wille übrig bleibt, und zwar der Wille zum
Dasein in einer bestimmten Form und unter
bestimmten Daseinsbedingungen. Weiterführt
keine Verstandesspekulation; hier muss jedes
Grübeln und Forschen Halt machen. Zur Er-
gründung dessen, was dieser Wille ist, woher
er kommt, in welcher Weise er wirkt u. s. w.,
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dazu reichen die Kräfte des Menschenver-
standes nicht aus; ja sie können schon des-
halb nie und nimmer dazu ausreichen, weil
sie so gut wie die übrigen Eigenschaften,
Schopenhauer führt. den Beweis, dass, wenn wir uns in die Erforschung des Wesens der Daseinsformen vertiefen, als das letzte für unseren Verstand noch Erkennbare nur mehr der Wille übrig bleibt, und zwar der Wille zum Dasein in einer bestimmten Form und unter bestimmten Daseinsbedingungen. Weiter führt keine Verstandesspekulation ; hier muss jedes Grübeln und Forschen Halt machen. Zur Ergründung dessen, was dieser Wille ist, woher er kommt, in welcher Weise er wirkt u. s. w., dazu reichen die Kräfte des Menschenverstandes nicht aus; ja sie können schon deshalb nie und nimmer dazu ausreichen, weil sie so gut wie die übrigen Eigenschaften,
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Fähigkeiten und charakteristischen Merkmale
seiner Persönlichkeit nur die Schöpfungen
Fähigkeiten und charakteristischen l\lerknlale seiner Persönlichkeit nur die Schöpfungen eben dieses Willens sind. Sie alle zusammen vermögen daher den Willen ebensowenig zu erklären und zu erkennen, wie der Topf den Töpfer, wie ein Gebäude seinen Baumeister.
eben dieses Willens sind. Sie alle zusammen
vermögen daher den Willen ebensowenig zu
erklären und zu erkennen, wie der Topf den
Töpfer, wie ein Gebäude seinen Baumeister.
Wenn wir vom freien Willen im all-
gemeinen reden, so verstehen wir hierunter
freilich in der Regel nicht diesen „Willen
zum Dasein"; gleichwohl erschien es mir not-
wendig, zuerst auf diesen hinzuweisen; denn
er ist ja die Grundursache, weshalb wir im
Einzelfalle gerade so und nicht anders wollen,
und uns einbilden, für unsere Person uns
einer völlig freien und unbeschränkten
Willensentscheidung zu erfreuen. Wir ver-
Wenn wir vom freien Willen im allgemeinen reden, so verstehen wir hierunter freilich in der Regel nicht diesen "Willen zum Dasein"; gleichwohl erschien es mir notwendig, zuerst auf diesen hinzuweisen; denn er ist ja die Grundursache, weshalb wir im Einzelfalle gerade so und nicht anders wollen, und uns einbilden, für unsere Person uns einer völlig freien und unbeschränkten Willensentscheidung zu erfreuen. Wir verstehen unter dem freien Willen gemeiniglich dies. dass der Mensch, als Person, in seiner gegenwärtigen Erscheinungsform auf Erden die Fähigkeit und das Privilegium völlig freier Willensbestimmung über sein gesamtes Denken und Handeln besitze. Diese Auffassung findet nicht bloss die kräftigste Unterstützung durch die Lehre der christlichen Religion, welche sagt, der Mensch sei von Gott "geschaffen", und mit .,freiem Willen
stehen unter dem freien Willen gemeinig-
lich dies, dass der Mensch, als Person, in
seiner gegenwärtigen Erscheinungsform auf
Erden die Fähigkeit und das Privilegium
völlig freier Willensbestimmung über sein
gesamtes Denken und Handeln besitze. Diese
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Auffassung findet nicht bloss die kräftigste
Unterstützung durch die Lehre der christ-
lichen Religion, welche sagt, der Mensch sei
von Gott „geschaffen", und mit „freiem Willen
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8*
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ausgestattet" worden; d. h. er sei frei und
uneingeschränkt in seiner Wahl zwischen Gut
ausgestattet" worden; d. h. er sei frei und uneingeschränkt in seiner Wahl zwischen Gut und Böse, besitze überhaupt eine unbeschränkte, daher in jeder Beziehung verantwortliche Bestimmungsfähigkeit über sein Denken , Wollen und Handeln - sondern sie entspricht auch den allgemeinen Lebensanschauungen , und unsere gesamte Rechtspraxis ist auf sie gegründet.
und Böse, besitze überhaupt eine unbe-
schränkte, daher in jeder Beziehung verant-
wortliche Bestimmungsfähigkeit über sein
Denken, Wollen und Handeln — sondern
sie entspricht auch den allgemeinen Lebens-
anschauungen, und unsere gesamte Rechts-
praxis ist auf sie gegründet.
Ich will hier nicht näher auf den Wider-
spruch eingehen, welcher in den Begriffen
von „geschaffen" und „frei" liegt; ist es
doch bei näherer Betrachtung einleuchtend,
dass das Geschaffene eben nicht anders sein
und wollen kann, als wie es in der ihm an-
erschaffenen Natur liegt.
Wer frei von aller Voreingenommenheit
und unabhängig von anerzogenen und all-
gemein verbreiteten Anschauungen offenen
Auges sich selbst und seine Nebenmenschen
Ich will hier nicht näher auf den Widerspruch eingehen, welcher in den Begriffen von "geschaffen" und "frei" liegt; ist es doch bei näherer Betrachtung einleuchtend, dass das Geschaffene eben nicht anders sein und wollen kann, als wie es in der ihm anerschaffenen Natur liegt.
beobachtet, der wird sich bald überzeugen,
dass er selbst ebensowenig wie seine Mit-
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menschen völlig frei handelt, und dass sich
unsere sogenannten „freien Willensentschlüsse"
und Handlungen bei näherer Zergliederung
stets als beeinflusst, und demnach als unfrei
Wer frei von aller Vorei,ngenommenheit und unabhängig von anerzogenen und allgemein verbreiteten Anschauungen offenen Auges sich selbst und seine Nebenmenschen beobachtet, der wird sich bald überzeugen, dass er selbst ebensowenig wie seine Mit-, menschen völlig frei handelt, und dass sich unsere sogenannten "freienWillensentschlüsse" und Handlungen bei näherer Zergliederung stets als beeinflusst, und demnach als u n f re i
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herausstellen. „Man glaubt zu schieben, und
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man wird geschoben." Die tägliche Erfah-
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rung an uns selbst und an anderen sollte
doch als Beweis dafür genügen! Ich möchte
herausstellen. "Man glaubt zu schieben, und man wird geschoben." Die tägliche Erfahrung an uns selbst und an anderen sollte -doch als Beweis dafür genügen! Ich möchte den Menschen kennen, der von sich sagen kann, er habe immer und jederzeit genau so gehandelt, wie er gewollt und sich vorgenommen hatte! Wie unzählige fromme Entschlüsse bleiben unausgeführt, wie viele ßiIillionen von Anläufen zur Lebensbesserung ersticken schon beim ersten Versuche zur Ausführung, nicht weil es an dem ernsten und aufrichtigen Willen fehlt, sondern weil Nebenumstände sich unserem Willen entgegenstellen, denselben schwankend und zuletzt hinfällig machen, so dass das Sprichwort; "Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert," in der That seine Berechtigung hat.
den Menschen kennen, der von sich sagen
kann, er habe immer und jederzeit genau so
gehandelt, wie er gewollt und sich vorge-
nommen hatte! Wie unzählige fromme Ent-
schlüsse bleiben unausgeführt, wie viele
Millionen von Anläufen zur Lebensbesserung
ersticken schon beim ersten Versuche zur
Ausführung, nicht weil es an dem ernsten
und aufrichtigen Willen fehlt, sondern weil
Nebenumstände sich unserem Willen ent-
gegenstellen, denselben schwankend und zu-
letzt hinfällig machen, so dass das Sprich-
wort: „Der Weg zur Hölle ist mit guten
Vorsätzen gepflastert," in der That seine
Berechtigung hat.
Diese Schwäche und Schwankungsfähig-
keit, diese Beeinflussbarkeit und Abhängigkeit
unseres persönlichen Willens liegt aber nicht
in den Nebenumständen als solchen, sondern
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eben in der Beschaffenheit unseres ganzen
persönlichen Seins, welches durch den indivi-
duellen Willen zu sein, und zwar gerade
Diese Schwäche und Schwankungsfähigkeit, diese Beeinflussbarkeit und Abhängigkeit unseres persönlichen Willens liegt aber nicht in den Nebenumständen als solchen, sondern eben in der Beschaffenheit unseres ganzen persönlichen Seins, welches durch den individuellen Willen zu sein, und zwar gerade
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so zu sein, wie wir sind, uns beeinflussbar,
abhängig, schwach und schwankend erscheinen
lässt. — Schopenhauer sagt daher ganz richtig:
so zu sein, wie wir sind, uns beeinflussbar, abhängig, schwach und schwankend erscheinen lässt. - Schopenhauer sagt daher ganz richtig: "Der Mensch thut allezeit nur was er will, und thut es doch notwendig. Das liegt aber daran, dass er schon ist, was er will, denn aus dem, was er ist, folgt notwendig alles, was er jedesmal th u t." -
„Der Mensch thut allezeit nur was er will,
und thut es doch notwendig. Das liegt aber
daran, dass er schon ist, was er will, denn
aus dem, was er ist, folgt notwendig alles,
was er jedesmal thut." —
Wir müssen daher einen strengen Unter-
schied machen zwischen dem Willen an sich
(d. h. dem nicht in Erscheinung getretenen Wil-
len, oder dem Willen zum Sein) und zwischen
dem in bestimmte Erscheinungsform getrete-
nen Willen oder dem Willen zum Dasein.
Ersterer ist frei und verantwortlich; letzterer,
als das Werk oder Geschöpf des ersteren,
kann sich stets nur so äussern, wie ihm durch
jenen vorgezeichnet ward, ist also unfrei.
Da der Wille für uns nicht erkennbar ist,
Wir müssen daher einen strengen U nterschied machen zW'ischen dem Willen an sich (d. h. dem nicht in Erscheinung getretenen Willen, oder dem Willen zum Sein) und zwischen dem in bestimmte Erscheinungsform getretenen Willen oder dem Willen zum Dasein. Ersterer ist frei und verantwortlich; letzterer, als das Werk oder Geschöpf des ersteren, kann sich stets nur so äussern, wie ihm durch jenen vorgezeichnet ward, ist also unfrei.
wenn und solange er sich nicht in Thaten
umsetzt, so darf es nicht befremden, dass ich
hier von Thaten des Willens spreche; denn
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nur an der Hand dieser können wir über den
Willen urteilen.
Endlich dürfen wir nicht in einen sehr all-
gemeinen Fehler verfallen und wollen mit
Da der Wille für uns nicht erkennbar ist, wenn und solange er sich nicht in Thaten umsetzt, so darf es nicht befremden, dass ich hier von Thaten des Willens spreche; denn nur an der Hand dieser können wir über den Willen urteilen. Endlich dürfen wir nicht in einen sehr allgemeinen Fehler verfallen und wollen mit
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wünschen verwechseln. Auch im Sinne
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von guten Vorsätzen wird das Wort „Wille"
unrichtig gebraucht und sollte stets durch
wünschen verwechseln. Auch 1m Sinne von guten Vorsätzen wird das Wort "Wille" unrichtig gebraucht und sollte stets durch "Wunsch" oder ,.Bestreben" ersetzt werden. Dies würde zur Klärung des Begriffes und zur Richtigstellung unserer Ansichten über den freien Willen wesentlich beitragen. -
„Wunsch" oder „Bestreben" ersetzt werden.
Dies würde zur Klärung des Begriffes und zur
Richtigstellung unserer Ansichten über den
freien Willen wesentlich beitragen. —
Je eingehender wir über alle derartigen
Vorgänge bei uns selbst und bei anderen
nachdenken, um so richtiger erscheint die von
Schopenhauer aufgestellte Behauptung, dass
all unser bewusstes und unbewusstes Handeln,
Thun und Lassen sich auf Reize und Motive
zurückführen lasse. Ja, je genauere Rechen-
schaft wir uns über unser Verhalten in den
jeweiligen Lebenslagen abzulegen bestrebt
sind, um so mehr werden wir zur Einsicht
kommen, dass es sich in allen sogenannten
Je eingehender wir über alle derartigen V orgänge bei uns selbst und bei anderen nachdenken, um so richtiger erscheint die von Schopenhauer aufgestellte Behauptung, dass all unser bewusstes und unbewusstes Handeln, Thun und Lassen sich auf Reize und Motive zurückführen lasse. Ja, je genauere Rechenschaft wir uns über unser Verhalten in den jeweiligen Lebenslagen abzulegen bestrebt sind, um so mehr werden wir zur Einsicht kommen, dass es sich in allen sogenannten Kollisionsfällen also gerade in solchen Momenten, in welchen die Freiheit des Willens besonders klar zu Tage treten musste nicht um einen "wirklich freien" Willensakt, eine ,,freie" Wahlentscheidung, sondern "ielmehr lediglich darum handelt, welches von mehreren gleichzeitig auf uns einwirkenden Motiven das stärkere ist, um uns zur Yor-
Kollisionsfällen — also gerade in solchen
Momenten, in welchen die Freiheit des Willens
besonders klar zu Tage treten musste —
nicht um einen „wirklich freien" Willensakt,
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eine „freie" Wahlentscheidung, sondern viel-
mehr lediglich darum handelt, welches von
mehreren gleichzeitig auf uns einwirkenden
Motiven das stärkere ist, um uns zur Vor-
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nahme oder zum Unterlassen irgend einer
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Handlung etc. zu bestimmen. Wir wählen daher
strenge genommen im einzelnen Falle nicht
nahme oder --zum Unterlassen irgend einer Handlung etc. zu bestimmen. Wir wählen daher strenge genommen im einzelnen Falle nicht zwischen zwei oder mehreren möglichen Entschlüssen, oder einzuschlagenden Richtungen an sich, sondern wir wägen - (ob bewusst oder unbewusst, bleibt sich ganz gleichgültig) lediglich ab, ob dieses oder jenes Motiv stärker auf uns einwirkt, und je nachdem dies der Fall ist, entscheiden wir uns, um nicht selten nach kaum getroffener Wahl, aber nicht zu spät, unseren Irrtum einzusehen und den Entschluss zu bereuen. Das Abwägen der Motive ist das Primäre, und der daraus resultierende Entschluss das Sekundäre; also gewissermassen die notwendige Folge. In wie weit aber im Einzelfalle ein Motiv oder Reiz stärker oder weniger stark auf uns einwirkt, das können wir nicht vorausbestimmen, das ist von tausenderlei Nebenumständen abhängig, die ihrerseits selbst wieder je nach Zeit und Umständen einen ganz verschiedenen Einfluss auf uns ausüben.
zwischen zwei oder mehreren möglichen Ent-
schlüssen, oder einzuschlagenden Richtungen
an sich, sondern wir wägen — (ob bewusst oder
unbewusst, bleibt sich ganz gleichgültig) —
lediglich ab, ob dieses oder jenes Motiv stärker
auf uns einwirkt, und je nachdem dies der
Fall ist, entscheiden wir uns, um nicht selten
nach kaum getroffener Wahl, aber nicht zu
spät, unseren Irrtum einzusehen und den Ent-
schluss zu bereuen. Das Abwägen der Motive
ist das Primäre, und der daraus resultierende
Entschluss das Sekundäre; also gewisser-
massen die notwendige Folge. In wie weit
aber im Einzelfalle ein Motiv oder Reiz
stärker oder weniger stark auf uns einwirkt,
das können wir nicht vorausbestimmen, das
ist von tausenderlei Nebenumständen ab-
hängig, die ihrerseits selbst wieder je nach
Zeit und Umständen einen ganz verschiedenen
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Einfluss auf uns ausüben.
Dieses Abwägen der Motive geht nun
freilich in den allermeisten Fällen so gewohn-
heitsmässig und mit solcher Raschheit vor
Dieses Abwägen der Motive geht nun freilich in den allermeisten Fällen so gewohnheitsmässig und mit solcher Raschheit vor
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sich, dass es uns nur in wichtigeren Fällen
zum klaren Bewusstsein kommt. Schon in
dieser nicht zu leugnenden Thatsache liegt
sich, dass es uns nur in wichtigeren Fällen zum klaren Bewusstsein kommt. Schon in dieser nicht zu leugnenden Thatsache liegt der Beweis, dass wir uns bei der weitaus grössten Anzahl unserer Handlungen mehr von einer Art instinktiven Triebes als wie von einer freien Willensentschliessung leiten lassen.
der Beweis, dass wir uns bei der weitaus
grössten Anzahl unserer Handlungen mehr
von einer Art instinktiven Triebes als wie
von einer freien Willensentschliessung leiten
lassen.
Hieraus ersehen wir, dass vermöge des uns
„anerschaffenen" oder durch unseren „Willen
zum Dasein" uns eigentümlichen Charakters
die jeweilig vorhandenen auf uns einstür-
menden inneren Motive in ganz verschie-
dener, ja oft geradezu entgegengesetzter Art
auf die einzelnen Personen wirken. Dazu ge-
sellen sich dann noch äussere Einwirkungen
der verschiedensten Art von Seite unserer
Umgebung und der momentanen Verhältnisse,
welche für sich wieder ganz verschieden auf
den einzelnen wirken, und einen zwingenden
Hieraus ersehen wir, dass vermöge des uns "anerschaffenen" oder durch unseren "Willen zum Dasein" uns eigentümlichen Charakters die jeweilig vorhandenen auf uns einstürmenden inneren Motive in ganz verschiedener, ja oft geradezu entgegengesetzter Art auf die einzelnen Personen wirken. Dazu gesellen sich dann noch äussere Einwirkungen der verschiedensten Art von Seite unserer Umgebung und der momentanen Verhältnisse, welche für sich wieder ganz verschieden auf den einzelnen wirken, und einen zwingenden Einfluss auf die Art unserer Entschlüsse und sogenannten "freien Willensäusserungen" ausüben. Mit anderen Worten: infolge des uns anerschaffenen oder durch unseren Willen zum Dasein uns eigentümlichen persönlichen Charakters werden wir unter bestimmten ge-
Einfluss auf die Art unserer Entschlüsse und
sogenannten „freien Willensäusserungen" aus-
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üben. Mit anderen Worten: infolge des
uns anerschaffenen oder durch unseren Willen
zum Dasein uns eigentümlichen persönlichen
Charakters werden wir unter bestimmten ge-
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gebenen Umständen und Verhältnissen gerade
so und nicht anders handeln, als wie wir
eben handeln; ja wir können eben deswegen
gar nicht anders handeln, weil wir sonst ganz
anders geartet und beanlagt, d. h. ein ganz
anderer Mensch sein müssten.
Der sogenannte „freie Wille" entpuppt
sich also bei genauerer Prüfung mehr und
mehr als eine kluge Überlegung und kalte
Verstandesarbeit. Je gewandter und schlag-
fertiger der Verstand des einzelnen ist, um
die jeweiligen Verhältnisse klar zu über-
blicken und nach ihrem Werte zu beurteilen,
gebenen Umständen und Verhältnissen gerade so und nicht anders handeln, als ,vie ,vir eben handeln; ja wir können eben des,,·egen gar nicht anders handeln, weil wir sonst ganz anders geartet und beanlagt, d. h. ein ganz anderer Mensch sein müssten.
um so weniger schwankend und zaghaft wird
das Handeln eines solchen Menschen sein*);
*) Der Einwand, dass „Verstand und Willensbestimmt-
heit" nicht immer Hand in Hand gehen, ist hier ebenso
natürlich, wie er an sich auch richtig ist. Es handelt sich
hier aber weniger um die scharfe Ausbildung des Ver-
standes in philosophischen Theorien, in Wissenschaft und
Künsten, wie um die Schärfe jenes mehr intuitiven Ver-
standes, welcher nicht nach vorgefassten Meinungen und
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Katheder-Theorien urteilt, sondern nahezu instinktiv in je-
dem einzelnen Falle sofort genau herauszufinden weiss, was
für die zu ihm gehörige Persönlichkeit in der gegebenen
Lage das Beste ist. Gerade diese Art von Verstandesschärfe
finden wir aber bei gewöhnlichen Naturkindern viel häufiger,
als bei den Gelehrten.
Der sogenannte "freie Wille" entpuppt sich also bei genauerer Prüfung mehr und mehr als eine kluge Überlegung und kalte V erstandesarbeit. Je gewandter und schlagfertiger der Verstand des einzelnen ist, um die jeweiligen Verhältnisse klar zu überblicken und nach ihrem \Verte zu beurteilen, um so weniger sch,vankend und zaghaft ,vird das Handeln eines solchen Menschen sein*); *) Der Einwand, dass "Verstand und 'Villensbestimmtheit" nicht immer Hand in Hand gehen, ist hier ebenso natürlich, wie er an sich auch richtig ist. Es handelt sich hier aber weniger um die scharfe Ausbildung des Verstandes in philosophischen Theorien, in 'Vissenschaft und Künsten, wie um die Schärfe jenes mehr intuitiven Verstandes, welcher nicht nach vorgefassten Meinungen und Katheder- Theorien urteilt, sondern nahezu instinkth' in jedem einzelnen Falle sofort genau herauszufinden weiss, was für die zu ihm gehörige Persönlichkeit in der gegebenen Lage das Beste ist. Gerade diese Art von Verstandesschärfe finden wir aber bei gewöhnlichen Naturkindern viel häufiger, als bei den Gelehrten.
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desto freier wird sein Wille erscheinen.
Nur die ungeheuere, blitzartige Schnelligkeit
des Gedankens und die meist ganz unbewusst
desto freier wird sein Wille er sc he i ne n. Nur die ungeheuere, blitzartige Schnelligkeit des Gedankens und die meist ganz unbewusst und gewohnheitsmässig vor sich gehende Gehirnthätigkeit bei der Mehrzahl solcher Entschlüsse lässt uns im gewöhnlichen Leben ganz vergessen, dass bei allen diesen Entscheidungen und \Villenskundgebungen der Verstand die Hauptrolle spielt, und nur in ernsten, verwickelteren Fällen tritt dies deutlich zu Tage. Aber gerade in solchen Momenten zeigt es sich dann deutlich, dass wir uns nur durch Abwägung der verschiedenen Pro und Contra zu einem bestimmten Entschlusse oder Willensakte drängen lassen. Ein Wille aber, welcher durch ausser ihm liegende und von ihm nicht lenkbare ~fotive bestimmt und beeinflusst wird, kann doch wahrlich nicht als "frei" bezeichnet werden! Und ich bin der Ansicht, dass es, je eher und je gründlicher wir uns von der Wahrheit überzeugen, dass wir Menschen im gewöhnlichen Leben ebenso wie die Tiere nur auf Reize und Motive hin handeln - wenn uns auch unser etwas vollkommener organisiertes Gehirn zu richtigerer Abwägung und Beurteilung der Motive befähigen mag - um so besser für uns sein
und gewohnheitsmässig vor sich gehende
Gehirnthätigkeit bei der Mehrzahl solcher
Entschlüsse lässt uns im gewöhnlichen Leben
ganz vergessen, dass bei allen diesen Ent-
scheidungen und Willenskundgebungen der
Verstand die Hauptrolle spielt, und nur in
ernsten, verwickelteren Fällen tritt dies deutlich
zu Tage. Aber gerade in solchen Momenten
zeigt es sich dann deutlich, dass wir uns nur
durch Abwägung der verschiedenen Pro und
Contra zu einem bestimmten Entschlusse oder
Willensakte drängen lassen. Ein Wille aber,
welcher durch ausser ihm liegende und von
ihm nicht lenkbare Motive bestimmt und be-
einflusst wird, kann doch wahrlich nicht als
„frei" bezeichnet werden! Und ich bin der
Ansicht, dass es, je eher und je gründlicher
wir uns von der Wahrheit überzeugen, dass
wir Menschen im gewöhnlichen Leben ebenso
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wie die Tiere nur auf Reize und Motive hin
handeln — wenn uns auch unser etwas voll-
kommener organisiertes Gehirn zu richtigerer
Abwägung und Beurteilung der Motive be-
fähigen mag — um so besser für uns sein
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wird. Ich halte diese Erkenntnis für das
einzig richtige und wirksame Mittel, um uns
wird. Ich halte diese Erkenntnis für das einzig richtige und wirksame Mittel, um uns von dem irrigen Glauben an die Freiheit des. persönlichen Willens zu befreien, und uns dann allmählich zum Begriff des wahren freien vVillens durchzuarbeiten. Erst dann kann und muss es uns aber auch gelingen, uns \virklich frei zu machen.
von dem irrigen Glauben an die Freiheit des.
persönlichen Willens zu befreien, und uns
dann allmählich zum Begriff des wahren freien
Willens durchzuarbeiten. Erst dann kann
und muss es uns aber auch gelingen, uns
wirklich frei zu machen.
Aus dem Gesagten ergiebt sich schon,
dass meine bisherigen verneinenden Behaup-
tungen sich nicht gegen den freien Willen
an sich richten, sondern lediglich dagegen,
dass wir ihn als ein jeder einzelnen Persön-
lichkeit für jede einzelne ihrer Handlungen
unfehlbar zur Verfügung stehendes und diese
durchaus bestimmendes Gut zu betrachten
haben.
Ich habe schon gleich eingangs auf die
Aus dem Gesagten ergiebt sich schon, dass meine bisherigen verneinenden Behauptungen sich nicht gegen den freien Willen an sich richten, sondern lediglich dagegen, dass wir ihn als ein jeder einzelnen Persönlichkeit für jede einzelne ihrer Handlungen unfehlbar zur Verfügung stehendes und diese durchaus bestimmendes Gut zu betrachten haben.
dringende Notwendigkeit hingewiesen, einen
möglichst genauen Unterschied zwischen Per-
sönlichkeit und Individualität festzuhalten.
Nachdem ich nun der Persönlichkeit die ab-
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solut freie Willensbestimmung abgesprochen
habe, wird es sich nun fragen, kommt diese
Eigenschaft dann doch wenigstens der In-
dividualität zu?
Ich habe schon gleich eingangs auf die dringende Notwendigkeit hingewiesen, einen möglichst gen auen Unterschied zwischen Persönlichkeit und Individualität festzuhalten. Xachdem ich nun der Persönlichkeit die absolut freie Willensbestimmung abgesprochen habe, wird es sich nun fragen, kommt diese Eigenschaft dann doch wenigstens der Indh·idualität zu?
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Mit dieser Frage sind wir aber bei einem
Problem angelangt, zu dessen Lösung die Er-
fahrungen auf Grund exakter Forschungen
Mit dieser Frage sind WIr aber bei einem Problem angelangt, zu dessen Lösung die Erfahrungen auf Grund exakter Forschungen und die Resultate wissenschaftlicher Errungenschaften nicht mehr ausreichen. Denn so lange die Wissenschaft nichts Höheres anerkennen will als den Verstand des Menschen, und, was dieser nicht mit Sonde, Mikroskop und eigenem Scharfsinn zu erforschen vermag, für sie nicht existiert, so lange \vird und kann sie auch nie zu etwas gelangen, was jenseits dieses ihres Gebietes liegt, wird niemals das zu erkennen vermögen, ,vas den Verstand denken, das Gehirn funktionieren lässt; wird also nie die Individualität oder die den Menschen belebende Seele finden. Wollen wir dieser nachforschen und sie erkennen lernen ,vas ja eigentlich die Hauptaufgabe unseres Lebens ist - so dürfen wir uns nicht scheuen, den Boden der Mystik zu betreten und unserer Intuition zu folgen, welche uns das V orhandensein eines unsterblichen Prinzips in uns verkündet. Wir müssen den auf praktischen Erfahrungen in der Selbsterkenntnis begründeten Lehren tiefsinniger Mystiker aller Zeiten und Völker Glauben schenken, die von einem höchsten Wesen er-
und die Resultate wissenschaftlicher Errun-
genschaften nicht mehr ausreichen. Denn so
lange die Wissenschaft nichts Höheres an-
erkennen will als den Verstand des Menschen,
und, was dieser nicht mit Sonde, Mikroskop
und eigenem Scharfsinn zu erforschen ver-
mag, für sie nicht existiert, so lange wird und
kann sie auch nie zu etwas gelangen, was
jenseits dieses ihres Gebietes liegt, wird nie-
mals das zu erkennen vermögen, was den
Verstand denken, das Gehirn funktionieren
lässt; wird also nie die Individualität oder
die den Menschen belebende Seele finden.
Wollen wir dieser nachforschen und sie er-
kennen lernen — was ja eigentlich die
Hauptaufgabe unseres Lebens ist — so dürfen
wir uns nicht scheuen, den Boden der Mystik
zu betreten und unserer Intuition zu folgen,
welche uns das Vorhandensein eines unsterb-
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lichen Prinzips in uns verkündet. Wir müssen
den auf praktischen Erfahrungen in der Selbst-
erkenntnis begründeten Lehren tiefsinniger
Mystiker aller Zeiten und Völker Glauben
schenken, die von einem höchsten Wesen er-
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zählen, welches in uns wohnt, in welches ganz
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und gar ein- und aufzugehen — oder richtiger
gesagt, welches ganz und gar in uns zu ver-
wirklichen — das Endziel unserer Bestimmung
zählen, welches in uns wohnt, in ·welches ganz und gar ein- und aufzugehen - oder richtiger gesagt, welches ganz und gar in uns zu verwirklichen - das Endziel unserer Bestimmung ist. Nur wer diese grundlegende Wahrheit, gleichviel in welcher Form, anerkennt und gelten lässt, wird mir in meinen weiteren Ausführungen folgen können und wollen. Die Annahme dieser Wahrheit bildet aber zugleich auch die einzige Brücke, über welche wir uns jenem übersinnlichen Reiche nähern können, in dem die Wurzel unseres Lebensbaumes steckt, und aus dem wir uns nur durch intuitives Erkennen oder direktes Schauen*) Aufschlüsse über die tieferen Geheimnisse unseres Seins holen können, und uns zum Bewusstsein des in Wahrheit freien Willens durchzuringen vermögen.
ist. Nur wer diese grundlegende Wahrheit,
gleichviel in welcher Form, anerkennt und
gelten lässt, wird mir in meinen weiteren Aus-
führungen folgen können und wollen. Die
Annahme dieser Wahrheit bildet aber zugleich
auch die einzige Brücke, über welche wir uns
jenem übersinnlichen Reiche nähern können,
in dem die Wurzel unseres Lebensbaumes
steckt, und aus dem wir uns nur durch in-
tuitives Erkennen oder direktes Schauen*)
Aufschlüsse über die tieferen Geheimnisse
unseres Seins holen können, und uns zum
Bewusstsein des in Wahrheit freien Willens
durchzuringen vermögen.
Haben wir uns einmal zu der Annahme
einer hinter unserer Persönlichkeit stehenden
*) Solange wir in unserer eigenen inneren Entwick-
lung oder Selbsterkenntnis nicht so weit gekommen sind,
dass wir uns eigener tieferer Erfahrung und inneren Schauens
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erfreuen können, müssen wir den Worten und Lehren der-
jenigen Menschen Glauben schenken, welche bereits jene
Phase der Entwicklung erreicht haben, und die Wege kennen,
auf welchen diese Stufe zu erreichen ist.
Haben wir uns einmal zu der Annahme einer hinter unserer Persönlichkeit stehenden *) Solange wir in unserer eigenen inneren Entwicklung oder Selbsterkenntnis nicht so weit gekommen sind, dass wir uns eigener tieferer Erfahrung und inneren Schauens erfreuen können, müssen wir den Worten und Lehren derjenigen Menschen Glauben schenken, welche bereits jene Phase der Entwicklung erreicht haben, und die Wege kennen, auf welchen diese Stufe zu erreichen ist.
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und diese lenkenden und beherrschenden In-
dividualität aufgerafft, so wird eine der ersten
Bemerkungen, die wir an ihr machen, diese
und diese lenkenden und beherrschenden Individualität aufgerafft, so wird eine der ersten Bemerkungen, die wir an ihr machen, diese sein, dass sie sozusagen zweierlei Pole zeigt. Der eine trachtet mit aller 1-'Iacht nach Befriedigung irdischen Wohlbefindens und persönlicher Glückseligkeit, während der andere in entgegengesetzte Richtung weist und nach dem Ewigen, Unvergänglichen, Göttlichen uns hinzieht. Schon diese einzige Beobachtung genügt, um festzustellen, dass in der Individualität zweierlei Kräfte wirksam auftreten, welche sich gegenseitig um die Oberherrschaft streiten. Diese beiden Kräfte möchte ich in Übereinstimmung mit den Mystikern aller Zeiten als die im Individuum sich geltend machenden zwei \Villen - den göttlichen und den menschlichen \Villen - bezeichnen. Ersterer muss infolge seiner Göttlichkeit absolut frei sein, wogegen letzterer nur bedingt frei oder auch ganz unfrei ist, je nach der Richtung, in welcher er sich bewegt.
sein, dass sie sozusagen zweierlei Pole zeigt.
Der eine trachtet mit aller Macht nach Be-
friedigung irdischen Wohlbefindens und per-
sönlicher Glückseligkeit, während der andere
in entgegengesetzte Richtung weist und nach
dem Ewigen, Unvergänglichen, Göttlichen
uns hinzieht. Schon diese einzige Beobach-
tung genügt, um festzustellen, dass in der
Individualität zweierlei Kräfte wirksam auf-
treten, welche sich gegenseitig um die Ober-
herrschaft streiten. Diese beiden Kräfte möchte
ich in Übereinstimmung mit den Mystikern
aller Zeiten als die im Individuum sich geltend
machenden zwei Willen — den göttlichen und
den menschlichen Willen — bezeichnen. Er-
sterer muss infolge seiner Göttlichkeit abso-
lut frei sein, wogegen letzterer nur bedingt
frei oder auch ganz unfrei ist, je nach der
Richtung, in welcher er sich bewegt.
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Es ist hier vielleicht die Bemerkung am
Platze, dass es strenge genommen überhaupt
nur einen Willen, den göttlichen Willen giebt
und dass der menschliche Wille nur ein Zerr-
Es ist hier vielleicht die Bemerkung am Platze, dass es strenge genommen überhaupt nur einen Willen, den göttlichen Willen giebt und dass der menschliche Wille nur ein Zerr-
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bild desselben ist und insolange als ein Trug-
und Scheinbild in Leben, Form und Gestalt
bild desselben ist und insolange als ein Trugund Scheinbild in Leben, Form und Gestalt fortexistieren muss, bis er den 'Veg zu seinem e rquell zurückgefunden und sich wieder ganz eins mit demselben erkannt hat. 'Vie, \vann, wodurch und warum dieses Scheinbild entstanden ist. wird aus hier nicht zu erörternden Gründen wohl nie erforscht werden können, und 1St für den praktischen Zweck der Erlösung ebenso gleichgültig. wie für einen mit dem Tode ringenden SchiffbrÜchigen die Frage, wie er ins Wasser gefallen sei. Die einzige für diesen, wie für die erlösungsbedürftige 1\fenschheit notwendige und dringende Frage ist die: ,,\Vie kann ich mich aus dieser yerzweifelten Lage befreien?"
fortexistieren muss, bis er den Weg zu seinem
Urquell zurückgefunden und sich wieder ganz
eins mit demselben erkannt hat. Wie, wann,
wodurch und warum dieses Scheinbild ent-
standen ist, wird aus hier nicht zu erörternden
Gründen wohl nie erforscht werden können,
und ist für den praktischen Zweck der Er-
lösung ebenso gleichgültig, wie für einen mit
dem Tode ringenden Schiffbrüchigen die Frage,
wie er ins Wasser gefallen sei. Die einzige
für diesen, wie für die erlösungsbedürftige
Menschheit notwendige und dringende Frage
ist die: „Wie kann ich mich aus dieser ver-
zweifelten Lage befreien?"
Absolut „freier Wille" kann nur im Verein
mit der Gottheit und wie diese als wesenlos,
form- und gestaltlos, als unabhängig von Zeit,
Raum und Kausalität, — d. h. als Wille zum
absoluten Sein gedacht werden; er kann so-
mit keinem Einzelwesen eigen sein, so lange
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dasselbe noch an dem Begriffe und der Vor-
stellung des Einzeldaseins festhält.
Von dem Augenblicke an, und wo immer
der Wille individualisiert erscheint, muss er
...-\bsoll1t ,.freier 'Ville" kann nur im 'Terein mit der Gottheit und wie diese als wesenlos, form- und gestaltlos, als unabhängig yon Zeit, Raum und Kausalität, - d. h. als 'Ville zum absoluten Sein gedacht werden; er kann somit keinem Einzelwesen eigen sein, so lange dasselbe noch an dem Begriffe und der \T orstellung des Einzeldaseins festhält. Von dem Augenblicke an, und \VO immer der \Ville individualisiert erscheint, muss er
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..........----~,....,----------
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notwendig nicht nur in einer bestimmten Form
und Gestalt in Erscheinung treten, sondern
er muss dies auch zu einer bestimmten Zeit
notwendig nicht nur in einer bestimmten Form und Gestalt in Erscheinung treten, sondern er muss dies auch zu einer bestimmten Zeit für eine bestimmte Dauer, an einem bestimmten Ort und unabhängig von bestimmten Daseinsbedingungen. - (Hiermit ist selbstverständlich nicht allein die unseren groben irdischen Sinnen zugängliche Erscheinungsform als Erdenmensch gemeint, sondern auch jedwede andere, wenn auch für unsere Sinne nicht wahrnehmbare, aber doch denkbare und mögliche Daseinsform eingeschlossen.) - Dies gilt für jedes Lebewesen, also auch für den Menschen.
für eine bestimmte Dauer, an einem bestimm-
ten Ort und unabhängig von bestimmten Da-
seinsbedingungen. — (Hiermit ist selbstver-
ständlich nicht allein die unseren groben
irdischen Sinnen zugängliche Erscheinungs-
form als Erdenmensch gemeint, sondern auch
jedwede andere, wenn auch für unsere Sinne
nicht wahrnehmbare, aber doch denkbare und
mögliche Daseinsform eingeschlossen.) — Dies
gilt für jedes Lebewesen, also auch für den
Menschen.
Mit dem Erscheinen in einer bestimm-
ten Daseinsform, unter bestimmten äusseren
und inneren Lebensbedingungen ist aber der
Grundcharakter für sein äusseres wie für sein
inneres Leben während der Periode dieses
Sonderdaseins definitiv und unabänderlich
festgesetzt. Würde ein Wesen in einer dieser
Richtungen eine wesentliche Änderung wollen
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und auch ausführen können, so hätte es eben
vor Eintritt in diese nun bestimmte Daseins-
form schon anders wollen müssen, hätte unter
anderen Umständen und Verhältnissen, mit
Lotusblüten XXIX. 9
Mit dem Erscheinen in einer bestimmten Daseinsform, unter bestimmten äusseren und inneren Lebensbedingungen ist aber der Grundcharakter für sein äusseres wie für sein inneres Leben während der Periode dieses Sonderdaseins definitiv und unabänderlich festgesetzt. Würde ein Wesen in einer dieser Richtungen eine wesentliche Änderung wollen und auch ausführen können, so hätte es eben vor Eintritt in diese nun bestimmte Daseinsform schon anders wollen müssen, hätte unter anderen Umständen und Verhältnissen , mit Lotusbltlten XXIX.
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anderen Eigenschaften ausgestattet, kurz als
eine andere Persönlichkeit in sein gegenwär-
tiges Dasein treten müssen.
anderen Eigenschaften ausgestattet, kurz als eine andere Persönlichkeit in sein gegenwärtiges Dasein treten müssen.
Ich habe den menschlichen Willen im
Gegensatze zum göttlichen Willen zum abso-
luten Sein nach Schopenhauer als Wille zum
Dasein bezeichnet, und es ergiebt sich durch
eingehendere Betrachtung der Thätigkeit und
Wirkung desselben ganz von selbst, dass, je
mehr der einzelne seinen Willen darauf richtet,
den Interessen dieses seines Sonderdaseins zu
Ich habe den menschlichen Willen im Gegensatze zum göttlichen Willen zum absoluten Sein nach Schopenhauer als Wille zum Dasein bezeichnet, und es ergiebt sich durch eingehendere Betrachtung der Thätigkeit und Wirkung desselben ganz von selbst, dass, je mehr der einzelne seinen Willen darauf richtet, den Interessen dieses seines Sonderdaseins zu dienen, je grösseren Wert er auf sein "Dnterschiedensein" von anderen Lebewesen legt, je mehr er sich also hiermit dem Bewusstsein seiner Zugehörigkeit zum göttlichen Willen, zum Allsein , entfremdet, dieser Wille zum Sonderdasein sich immer mehr kräftigen, mit stets gesteigerter Heftigkeit sich geltend machen, immer abhängiger von Zeit, Raum und Kausalität werden muss, stets neue V erbindungen und Beziehungen zu Daseinsformen eingehen und sich daher in immer ,vachsenden Gegensatz zu dem Willen zunl absoluten Sein setzen wird. Er wird daher in gleichem Verhältnisse, als dieses sein persönliches Interesse wächst und er sich immer eifriger mit
dienen, je grösseren Wert er auf sein „Unter-
schiedensein" von anderen Lebewesen legt, je
mehr er sich also hiermit dem Bewusstsein
seiner Zugehörigkeit zum göttlichen Willen,
zum Allsein, entfremdet, dieser Wille zum
Sonderdasein sich immer mehr kräftigen, mit
stets gesteigerter Heftigkeit sich geltend
machen, immer abhängiger von Zeit, Raum
und Kausalität werden muss, stets neue Ver-
bindungen und Beziehungen zu Daseinsformen
eingehen und sich daher in immer wachsen-
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den Gegensatz zu dem Willen zum absoluten
Sein setzen wird. Er wird daher in gleichem
Verhältnisse, als dieses sein persönliches Inter-
esse wächst und er sich immer eifriger mit
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dessen Daseins- und Wohlfahrtsbedingungen
befasst, immer unfreier, immer abhängiger
werden, wird sich immer mehr durch soge-
dessen Daseins- und Wohlfahrtsbedingungen befasst, inlmer unfreier, immer abhängiger werden, wird sich immer mehr durch sogenannte Utilitätsrücksichten leiten und bestimmen lassen. Er befindet sich auf einer schiefen Ebene; je mehr er sich auf seine eingebildete persönliche Freiheit zu gut thut und auf sie vertraut, um so mehr verwickelt er sich in die Maschen des Netzes seiner eigenen irdischen Persönlichkeit und der Beziehungen zu seiner ganzen Umgebung, um so weiter entfernt er sich von seinem eigentlichen, wahren Ziele, um so abhängiger und mithin "u n freier" wird er in Wirklichkeit.
nannte Utilitätsrücksichten leiten und be-
stimmen lassen. Er befindet sich auf einer
schiefen Ebene; je mehr er sich auf seine ein-
gebildete persönliche Freiheit zu gut thut und
auf sie vertraut, um so mehr verwickelt er
sich in die Maschen des Netzes seiner eigenen
irdischen Persönlichkeit und der Beziehungen
zu seiner ganzen Umgebung, um so weiter
entfernt er sich von seinem eigentlichen,
wahren Ziele, um so abhängiger und mithin
„unfreier" wird er in Wirklichkeit.
Für die Prüfung der Richtigkeit des eben
Gesagten ist es gleichgültig, ob wir an dem
Glauben einer jedesmaligen Einzelschöpfung
einer Menschen-Individualität durch einen
speziellen göttlichen Willensakt festhalten,
oder ob wir nach indischer Vorstellung das
ewige, anfangslose Bestehen der Individuali-
täten annehmen wollen. Für die geschaffene
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Individualität und deren Willen gelten aber
obige Worte noch in höherem Grade, wie für
die ungeschaffene; denn „geschaffen sein und
frei sein sind," wie Schopenhauer sagt, „zwei
9*
Für die Prüfung der Richtigkeit des eben Gesagten ist es gleichgültig, ob wir an dem Glauben einer jedesmaligen Einzelschöpfung einer Menschen-Individualität durch einen speziellen göttlichen Willensakt festhalten, oder ob wir nach indischer Vorstellung das ewige, anfangslose Bestehen der Individualitäten annehmen wollen. Für die geschaffene Individualität und deren Willen gelten aber obige Worte noch in höherem Grade, wie für die ungeschaffene; denn "geschaffen sein und frei sein sind," wie Schopenhauer sagt, "zweI 9*
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13°
sich gegenseitig ausschliessende Begriffe".
-
Die geschaffene Individualität könnte nämlich
infolge der ihr anerschaffenen, also von ihr
sich gegenseitig ausschliessende Begriffe". Die geschaffene Individualität könnte nämlich infolge der ihr anerschaffenen, also von ihr unzertrennlichen und mit ihr unlöslich verbundenen Eigenschaften und Beschaffenheiten nie und nimmermehr eine andere Willensrichtung annehmen; ein Fall, der bei der unerschaffenen nicht nur nicht ausgeschlossen ist, sondern infolge der gemachten verschiedenartigen Erfahrungen etc. im Laufe der Zeiten wohl bei jedem einzelnen Individuum einmal eintreten wird.
unzertrennlichen und mit ihr unlöslich ver-
bundenen Eigenschaften und Beschaffenheiten
nie und nimmermehr eine andere Willens-
richtung annehmen; ein Fall, der bei der un-
erschaffenen nicht nur nicht ausgeschlossen ist,
sondern infolge der gemachten verschieden-
artigen Erfahrungen etc. im Laufe der Zeiten
wohl bei jedem einzelnen Individuum einmal
eintreten wird.
(Anmerkung. Hier möchte die Frage
aufgeworfen werden, ob ich denn den Ein-
fluss, welchen Erziehung, Umgebung, Lebens-
erfahrung etc. auf das Gesamtverhalten und
den Charakter des Menschen thatsächlich aus-
üben, ganz in Abrede stellen wolle? Zur Be-
antwortung dieser Frage will ich eine ein-
schlägige, höchst klare Stelle aus Schopen-
hauers Preisschrift über die Willensfreiheit an-
führen. Er sagt dort (pg. 52): „Der Charakter
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(bei Schopenhauer Wille) ist unveränderlich;
die Motive wirken mit Notwendigkeit; aber
sie haben durch die Erkenntnis hindurchzu-
gehen, welche das Medium der Motive ist.
(Anmerkung. Hier möchte die Frage aufgeworfen werden, ob ich denn den Einfluss, welchen Erziehung, Umgebung, Lebenserfahrung etc. auf das Gesamtverhalten und den Charakter des Menschen thatsächlich ausüben, ganz in Abrede stellen wolle? Zur Beantwortung dieser Frage will ich eine einschlägige, höchst klare Stelle aus Schopenhauers Preisschrift über die Willensfreiheit anführen. Er sagt dort (pg. 52): "Der Charakter (bei Schopenhauer Wille) ist unveränderlich; die Motive wirken mit Notwendigkeit; aber sie haben durch die Erkenntnis hindurchzugehen, welche das l\1edium der Motive ist.
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Diese aber ist der mannigfachsten Erweiterung,
der immerwährenden Berichtigung in unzäh-
ligen Graden fähig; dahin arbeitet alle Er-
Diese aber ist der mannigfachsten Erweiterung, der immerwährenden Berichtigung in unzähligen Graden fähig; dahin arbeitet alle Erziehung; die Ausbildung der Vernunft durch Kenntnisse und Einsichten jeder Art ist dadurch wichtig, dass sie Motiven, für welche ohne sie der Mensch verschlossen bliebe, den Zugang öffnet. So lange er diese nicht verstehen konnte, waren sie für seinen Willen nicht vorhanden. Daher kann unter gleichen äusseren Umständen die Lage eines Menschen das zweite Mal doch in der That eine ganz andere sein als das erste Mal: wenn er nämlich in der Zwischenzeit fähig geworden ist, jene Umstände richtig und vollständig zu begreifen; wodurch jetzt Motive auf ihn wirken, denen er früher unzugänglich war..... Weiter aber als auf die Berichtigung der Erkenntnis erstreckt sich keine moralische Einwirkung."}
ziehung; die Ausbildung der Vernunft durch
Kenntnisse und Einsichten jeder Art ist da-
durch wichtig, dass sie Motiven, für welche
ohne sie der Mensch verschlossen bliebe, den
Zugang öffnet. So lange er diese nicht ver-
stehen konnte, waren sie für seinen Willen
nicht vorhanden. Daher kann unter gleichen
äusseren Umständen die Lage eines Menschen
das zweite Mal doch in der That eine ganz
andere sein als das erste Mal: wenn er näm-
lich in der Zwischenzeit fähig geworden ist,
jene Umstände richtig und vollständig zu be-
greifen; wodurch jetzt Motive auf ihn wirken,
denen er früher unzugänglich war Wei-
ter aber als auf die Berichtigung der Er-
kenntnis erstreckt sich keine moralische Ein-
wirkung.")
Zur Rechtfertigung der eben geäusserten
Ansicht und zugleich auch zur Bezeichnung
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des Weges „zum freien Willen" möchte ich
nur auf nachstehende zwei Punkte hinweisen,
die keinem aufmerksamen Beobachter des
Lebens entgehen können.
Zur Rechtfertigung der eben geäusserten Ansicht und zugleich auch zur Bezeichnung des Weges ,,zum freien Willen" möchte ich nur auf nachstehende zwei Punkte hinweisen, die keinem aufmerksamen Beobachter des Lebens entgehen können.
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I. Das Streben jedes Einzelwillens ist auf
Erreichung von Wohlbehagen und Glückselig-
keit in irgend einer Form gerichtet.
I. Das Streben jedes Einzelwillens ist auf Erreichung von Wohlbehagen und Glückseligkeit in irgend einer Form gerichtet.
In der Hoffnung, dieses ersehnte Ziel zu
erreichen, hat sich der Wille objektiviert
oder eine bestimmte Daseinsform angenommen.
Die Erfahrungen während des jeweiligen Ver-
weilens in einer solchen belehren ihn, dass auf
diese Art der gewünschte Zweck nicht er-
reicht wird; er wird daher nach Ablauf dieser
Periode an der Hand der gemachten Er-
In der Hoffnung, dieses ersehnte Ziel zu erreichen, hat sich der Wille objektiviert oder eine bestimmte Daseinsform angenommen. Die Erfahrungen während des jeweiligen Verweilens in einer solchen belehren ihn, dass auf diese Art der gewünschte Zweck nicht erreicht wird; er wird daher nach Ablauf dieser Periode an der Hand der gemachten Erfahrungen sich modifizieren und unter anderen Bedingungen demselben Ziele neuerdings zustreben, bis er endlich nach einer langen Reihe von Verkörperungen zu der Überzeugung gelangt, dass im Sonderdasein für ihn kein Ziel zu finden sei. Diese Erkenntnis wird ihn nach mannigfachen, schwierigen I<'ämpfen doch endlich dahin bringen, allmählich dem Streben nach Sonderdasein zu entsagen, und indem er diesen Entschluss fasst und in der Ausführung desselben beharrt, zerreisst er nach und nach alle die Bande, welche er bisher selbst als Fesseln um sich geschlungen hatte, und je mehr er sich auf diese \Veise Schritt für Schritt dem
fahrungen sich modifizieren und unter anderen
Bedingungen demselben Ziele neuerdings zu-
streben, bis er endlich nach einer langen
Reihe von Verkörperungen zu der Über-
zeugung gelangt, dass im Sonderdasein für
ihn kein Ziel zu finden sei. Diese Erkenntnis
wird ihn nach mannigfachen, schwierigen
Kämpfen doch endlich dahin bringen, all-
mählich dem Streben nach Sonderdasein zu
entsagen, und indem er diesen Entschluss
fasst und in der Ausführung desselben be-
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harrt, zerreisst er nach und nach alle die
Bande, welche er bisher selbst als Fesseln
um sich geschlungen hatte, und je mehr er
sich auf diese Weise Schritt für Schritt dem
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göttlichen All-Willen wieder nähert, um so
freier wird er selbst.
Hand in Hand mit dieser Erfahrung geht:
göttlichen All-Willen wieder nähert, um so freier wird er selbst.
II. die Beobachtung, dass neben dem in
einer bestimmten Richtung hin strebenden
Willen sich in unserm Inneren ein gewisses
Etwas geltend macht, welches, immer höher
strebend, uns mit dem bisher Erreichten immer
Hand in Hand mit dieser Erfahrung geht:
wieder in höherem oder geringerem Grade
unzufrieden sein lässt, ja sogar uns nach
Umständen in einen gewissen Gegensatz zu
11. die Beobachtung, dass neben dem in einer bestimmten Richtung hin strebenden Willen sich in unserm Inneren ein gewisses Etwas geltend macht, welches, immer höher strebend, uns mit dem bisher Erreichten immer wieder in höherem oder geringerem Grade unzufrieden sein lässt, ja sogar uns nach Umständen in einen gewissen Gegensatz zu unserer ganzen Strebensrichtung setzt und uns stets neuerdings die Nichtigkeit des momentan erreichten, zuvor so ersehnten Glückes erkennen lässt, uns immer wieder zu neuem Suchen und Streben anspornt. Mit ,velchem Namen wir dieses geheimnisvolle Etwas bezeichnen, ist nebensächlich, es genügt, wenn wir dessen Vorhandensein fühlen und anerkennen.
unserer ganzen Strebensrichtung setzt und
uns stets neuerdings die Nichtigkeit des
momentan erreichten, zuvor so ersehnten
Glückes erkennen lässt, uns immer wieder
zu neuem Suchen und Streben anspornt. Mit
welchem Namen wir dieses geheimnisvolle
Etwas bezeichnen, ist nebensächlich, es ge-
nügt, wenn wir dessen Vorhandensein fühlen
und anerkennen.
Das Zusammenwirken dieser beiden sub
I und II erwähnten Faktoren ist es also, wel-
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ches ganz allmählich, aber stetig an der Um-
gestaltung des Willens arbeitet, und hieraus
ergiebt sich, dass es eine ganz unrichtige
Das Zusammen,virken dieser beiden sub I und 11 erwähnten Faktoren ist es also, welches ganz allmählich, aber stetig an der U mgestaltung des Willens arbeitet, und hieraus ergiebt sich, dass es eine ganz unrichtige
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Folgerung aus dem Gesagten wäre, wenn
man behaupten wollte, solche Theorien führten
Folgerung aus dem Gesagten wäre, wenn man behaupten wollte, solche Theorien führten nicht nur zum blinden Fatalismus, sondern verleiten auch zu der Ansicht, dass es ganz gleichgültig sei, wie man lebe.
nicht nur zum blinden Fatalismus, sondern
verleiten auch zu der Ansicht, dass es ganz
gleichgültig sei, wie man lebe.
Gerade das Gegenteil ist der Fall. Ist
der Mensch auch infolge der einmal be-
stimmten Daseinsform und der Charakter-
richtung des ihm zu Grunde liegenden
Willens für dieses Erdendasein an eine ge-
wisse Grundform seiner Anschauungsweise
und Handlungsart gebunden, so ist er diesem
doch nicht so sklavisch unterworfen, dass es
ihm mit Hilfe des oben erwähnten, in seinem
Gerade das Gegenteil ist der Fall. Ist der Mensch auch infolge der einmal bestimmten Daseinsform und der Charakterrichtung des ihm zu Grunde liegenden Willens für dieses Erdendasein an eine gewisse Grundform seiner Anschauungsweise und Handlungsart gebunden, so ist er diesem doch nicht so sklavisch unterworfen, dass es ihm mit Hilfe des oben erwähnten, in seinem Innem lebenden Etwas (vulgo der Gewissensstimme) nicht gelingen könnte, in sich U nzufriedenheit mit seinem gegenwärtigen innern Zustande zu erwecken und den heissen Wunsch zu hegen, denselben zu verbessern. Je sorgfältiger er diesen Wunsch pflegt und gross zieht, um so mächtiger wird dessen Einfluss auf den Willen werden, und wenn es ihm auch nicht gelingen kann, seine drückenden Fesseln plötzlich zu zerreissen, so wird er es doch dahin bringen können, dass nach Ablegung der jetzigen Daseinsform sein an Er-
Innern lebenden Etwas (vulgo der Gewissens-
stimme) nicht gelingen könnte, in sich Un-
zufriedenheit mit seinem gegenwärtigen innern
Zustande zu erwecken und den heissen Wunsch
zu hegen, denselben zu verbessern. Je sorg-
fältiger er diesen Wunsch pflegt und gross
zieht, um so mächtiger wird dessen Einfluss
auf den Willen werden, und wenn es ihm
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auch nicht gelingen kann, seine drückenden
Fesseln plötzlich zu zerreissen, so wird er es
doch dahin bringen können, dass nach Ab-
legung der jetzigen Daseinsform sein an Er-
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fahrungen bereicherter, durch gute Vorsätze
und Entschlüsse geläuterter Wille sich künftig-
hin in edlerer Richtung bewegen und sich
fahrungen bereicherter, durch gute Vorsätze und Entschlüsse geläuterter Wille sich künftighin in edlerer Richtung bewegen und sich Daseinsbedingungen schaffen wird, die zur Erreichung seines Endzieles, d. i. wahrer Willensfreiheit oder endlicher Erlösung geeigneter sein werden.
Daseinsbedingungen schaffen wird, die zur
Erreichung seines Endzieles, d. i. wahrer
Willensfreiheit oder endlicher Erlösung ge-
eigneter sein werden.
Wenn ich daher auch darzulegen ver-
suchte, dass die gewöhnliche Ansicht von der
Freiheit des persönlichen Willens nicht stich-
haltig sei, so ergiebt sich doch aus dem zu-
letzt Gesagten, dass ich dem Menschen nicht
eo ipso alle Freiheit überhaupt abzusprechen
geneigt bin. Befindet sich der Mensch auch
infolge der ihm angeborenen Eigenschaften
bezüglich seines Handelns und Denkens in
einer gewissen Zwangslage, so lebt doch, wie
erwähnt, ein Etwas in seinem Herzen, das
Wenn ich daher auch darzulegen versuchte, dass die gewöhnliche Ansicht von der Freiheit des persönlichen Willens nicht stichhaltig sei, so ergiebt sich doch aus dem zuletzt Gesagten, dass ich dem Menschen nicht eo ipso alle Freiheit überhaupt abzusprechen geneigt bin. Befindet sich der Mensch auch infolge der ihm angeborenen Eigenschaften 'bezüglich seines Handeins und Denkens in einer gewissen Zwangslage, so lebt doch, wie erwähnt, ein Etwas in seinem Herzen, das sich fortwährend gegen diesen Zwang auflehnt. In diesem Punkte aber hat der Mensch freie Wahl, ob er auf diese Stimme hören, oder ob er sie übertäuben und allmählich ganz ersticken will. Führt ihn letzteres zu immer wachsender Sklaverei unter seine schlechten Neigungen und tierischen Begierden und zur allmählichen Ertötung jeder
sich fortwährend gegen diesen Zwang auf-
lehnt. In diesem Punkte aber hat der Mensch
freie Wahl, ob er auf diese Stimme hören,
oder ob er sie übertäuben und allmählich
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ganz ersticken will. Führt ihn letzteres zu
immer wachsender Sklaverei unter seine
schlechten Neigungen und tierischen Be-
gierden und zur allmählichen Ertötung jeder
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in ihm noch vorhandenen besseren und
edleren Regung, so wird er anderseits durch
das Aufhorchen auf die guten Einflüsterungen
In ihm noch vorhandenen besseren und edleren Regung, so wird er anderseits durch das Aufhorchen auf die guten Einflüsterungen dieser Stimme zwar seinen Grundcharakter vorläufig nicht zu ändern vermögen, aber er wird in erster Linie das Unrichtige und Thörichte seines bisherigen Thuns und Strebens erst ahnen und fühlen, dann allmählich auch erkennen; er wird infolge dessen anfangen, zuerst widerwillig seinen schlimmen Neigungen z\var noch zu folgen, gar bald aber sie verabscheuen und die Gelegenheiten meiden, wodurch dieselben gereizt und herausgefordert werden; kurz die Willenswendung wird sich in ihm vorbereiten. Und ist es ihm auch nicht möglich, gegen seine Natur zu handeln, so steht es ihm doch frei, seine Neigungen und Fähigkeiten in anderer, d. h. guter Richtung zu verwenden. Je mannhafter und ausdauernder er sich nun in dieser Richtung bewegt, um so mehr wächst zwar einerseits die Erkenntnis von seiner Unfreiheit und Gebundenheit; um so mehr erhebt er sich aber anderseits gleichzeitig doch schon aus der Zwangslage, in welcher er sich bisher befand; und je mehr er die Nichtigkeit, Zwecklosigkeit und Thorheit
dieser Stimme zwar seinen Grundcharakter
vorläufig nicht zu ändern vermögen, aber er
wird in erster Linie das Unrichtige und
Thörichte seines bisherigen Thuns und
Strebens erst ahnen und fühlen, dann all-
mählich auch erkennen; er wird infolge dessen
anfangen, zuerst widerwillig seinen schlimmen
Neigungen zwar noch zu folgen, gar bald
aber sie verabscheuen und die Gelegenheiten
meiden, wodurch dieselben gereizt und heraus-
gefordert werden; kurz die Willenswendung
wird sich in ihm vorbereiten. Und ist es
ihm auch nicht möglich, gegen seine Natur
zu handeln, so steht es ihm doch frei, seine
Neigungen und Fähigkeiten in anderer, d. h.
guter Richtung zu verwenden. Je mann-
hafter und ausdauernder er sich nun in die-
ser Richtung bewegt, um so mehr wächst
zwar einerseits die Erkenntnis von seiner
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Unfreiheit und Gebundenheit; um so mehr er-
hebt er sich aber anderseits gleichzeitig doch
schon aus der Zwangslage, in welcher er
sich bisher befand; und je mehr er die
Nichtigkeit, Zwecklosigkeit und Thorheit
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seines früheren Treibens einsieht, um so
mehr wird auch den bösen Neigungen und
Lüsten der zu ihrem Gedeihen förderliche
sClnes früheren Treibens einsieht, um so mehr wird auch den bösen Neigungen und Lüsten der zu ihrem Gedeihen förderliche Boden entzogen. Sie werden mithin naturgemäss schwächer werden, und indem sie allmählich absterben, wird der Mensch selbst immer freier und aus freiem Willen Bedingungen schaffen, die es ihm ermöglichen, in einem andern Dasein, mit anderen Kräften und Fähigkeiten ausgestattet, die langwierige Arbeit seiner Vervollkommnung fortzusetzen und so seinem Endziele, der wahren Freiheit, immer näher zu kommen.
Boden entzogen. Sie werden mithin natur-
gemäss schwächer werden, und indem sie
allmählich absterben, wird der Mensch selbst
immer freier und aus freiem Willen Be-
dingungen schaffen, die es ihm ermöglichen,
in einem andern Dasein, mit anderen Kräften
und Fähigkeiten ausgestattet, die langwierige
Arbeit seiner Vervollkommnung fortzusetzen
und so seinem Endziele, der wahren Frei-
heit, immer näher zu kommen.
Wahrhaft und ewig frei ist aber nur der
Wille desjenigen, dem es gelungen ist, seinen
Willen in volle Übereinstimmung mit dem
Willen Gottes zu bringen, und in dem Masse,
als wir uns diesem Ziele nähern, werden und
müssen wir uns auch des Wachstums unserer
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Willensfreiheit bewusst werden.
Wahrhaft und ewig frei ist aber nur der Wille desjenigen, dem es gelungen ist, seinen Willen in volle Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu bringen, und in dem Masse, als wir uns diesem Ziele nähern, werden und müssen wir uns auch des Wachstums unserer Willensfreiheit bewusst werden.
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Buddhistische Lehren.
Aus MDhammapada", dem „Pfade der Tugend", übersetzt.
Alles, was wir jetzt sind, ist das Produkt
unserer vorhergehenden Gedanken, es ist aus
unseren Gedanken gebildet. Wer einen bösen
Gedanken ausspricht oder demgemäss han-
delt, dem folgt das daraus entstehende Leid
wie ein Schatten, der ihn nicht mehr verlässt.
Wer Gutes thut, der fahre fort, es zu thun,
und freue sich nicht der Sünde; Schmerz ist
die Folge der Sünde.
Lasst uns glücklich sein und diejenigen
nicht hassen, welche uns hassen. Lasst uns
Buddhistische Lehren.
in der Freiheit wohnen; frei vom Hasse unter
denen, die uns hassen.
Die Gesundheit ist das beste Geschenk,
Zufriedenheit der grösste Reichtum, Zuver-
Aus "Dhammapada", dem .•Pfade der Tugend", übersetzt.
sicht ist die beste Verwandtschaft, Nirwana
das höchste Glück.
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A lIes,
was wir jetzt sind, ist das Produkt unserer vorhergehenden Gedanken, es ist aus unseren Gedanken gebildet. Wer einen bösen Gedanken ausspricht oder demgemäss handelt, dem folgt das daraus entstehende Leid wie ein Schatten, der ihn nicht mehr verlässt. Wer Gutes thut, der fahre fort, es zu thun, und freue sich nicht der Sünde; Schmerz ist die Folge der Sünde. Lasst uns glücklich sein und diejenigen nicht hassen, welche uns hassen. Lasst uns in der Freiheit wohnen; frei vom Hasse unter denen, die uns hassen. Die Gesundheit ist das beste Geschenk, Zufriedenheit der grösste Reichtum, Zuversicht ist die beste Verwandtschaft, Nirwana das höchste Glück.
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Wer in der Gesellschaft der Thoren geht,
leidet viel. Die Gesellschaft der Thoren ist,
wie die der Feinde, stets nachteilig. Der
Wer in der Gesellschaft der Thoren geht, leidet viel. Die Gesellschaft der Thoren ist, wie die der Feinde, stets nachteilig. Der Umgang mit Weisen ist gut, er ist wie der Umgang mit unseren Verwandten. Folget deshalb den Weisen, den Verständigen, den Wissenden und Standhaften, den Pflichttreuen und Auserwählten. Folget dem guten und weisen Menschen nach, wie der lVlond der Sonne. Wer nicht aufsteht, wenn es Zeit ist, sich zu erheben; wer, obgleich jung und kräftig, dennoch der Trägheit ergeben ist, dessen Wille und Gedanke schwächlich ist, der träge und rnüssige Mensch findet den Weg zur Erkenntnis nicht.
Umgang mit Weisen ist gut, er ist wie der
Umgang mit unseren Verwandten.
Folget deshalb den Weisen, den Verstän-
digen, den Wissenden und Standhaften, den
Pflichttreuen und Auserwählten. Folget dem
guten und weisen Menschen nach, wie der
Mond der Sonne.
Wer nicht aufsteht, wenn es Zeit ist, sich
zu erheben; wer, obgleich jung und kräftig,
dennoch der Trägheit ergeben ist, dessen
Wille und Gedanke schwächlich ist, der träge
und müssige Mensch findet den Weg zur
Erkenntnis nicht.
Wer dadurch, dass er anderen Leiden
verursacht, Freuden für sich selber erlangen
will, ist im Netze des Hasses gefangen und
wird nicht vom Hasse frei.
Die Jünger Gautamas (Buddhas) sind stets
wach und ihre Gedanken bei Tag und Nacht
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sind stets auf Buddha gerichtet*).
*) Damit ist nicht die geschichtliche Persönlichkeit
Gautamas gemeint, sondern der Gottmensch (Christus), durch
welchen Gautama und andere Buddhas, d. h. Erleuchtete,
wurden.
Wer dadurch, dass er anderen Leiden verursacht, Freuden für sich selber erlangen will, ist im Netze des Hasses gefangen und wird nicht vom Hasse frei. Die Jünger Gautamas (Buddhas) sind stets \vach und ihre Gedanken bei Tag und Nacht sind stets auf Buddha gerichtet *). *) Damit ist nicht die geschichtliche Persönlichkeit Gautamas gemeint, sondern der Gottmensch (Christus), durch welchen Gautama und andere Buddha~, d. h. Erleuchtete, wurden.
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Die Schmerzen der Trennung, das Ver-
einsamtsein, schlechte Behausung, alles dies
ist schmerzhaft. Schmerzhaft ist aber auch
Die Schmerzen der Trennung, das Vereinsamtsein , schlechte Behausung, alles dies ist schmerzhaft. Schmerzhaft ist aber auch die Gesellschaft derjenigen, die nicht unseresgleichen sind (die Gesellschaft böser Gedanken).
die Gesellschaft derjenigen, die nicht unseres-
gleichen sind (die Gesellschaft böser Ge-
danken).
Weithin leuchten die Guten, wie die schnee-
bedeckten Gipfel der Berge, die Schluchten
werden nicht gesehen, sie sind wie in der
Nacht abgeschossene Pfeile.
Wer ohne Unterlass die Pflichten des
allein Essens und allein Schlafens ausübt,
er allein wird, indem er sich selbst beherrscht,
sich der Vernichtung aller Begierden er-
freuen *).
Weithin leuchten die Guten, wie die schneebedeckten Gipfel der Berge, die Schluchten werden nicht gesehen, sie sind wie in der Nacht abgeschossene Pfeile.
Wer etwas sagt, was nicht (wahr) ist, wird
leiden. Ebenso wird derjenige leiden, welcher
etwas gethan hat und sagt: „Ich habe es
nicht gethan." Nach dem Tode sind beide
sich gleich. Sie sind Menschen, welche in
das nächste Dasein böse Werke bringen.
*) Alle die hier angeführten Lehren haben eine exote-
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rische (äusserliche) und eine esoterische (innerliche) Be-
deutung. Die Ergründung der letzteren bleibt der Intuition
Wer ohne Unterlass die Pflichten des allein Essens und allein Schlafens ausübt, er allein wird, indem er sich selbst beherrscht, sich der Vernichtung aller Begierden erfreuen *).
des Lesers überlassen.
Wer etwas sagt, was nicht (wahr) ist, wird leiden. Ebenso wird derjenige leiden, welcher etwas gethan hat und sagt: "Ich habe es nicht gethan." Nach dem Tode sind beide sich gleich. Sie sind Menschen, welche in das nächste Dasein böse Werke bringen. *) Alle die hier angeführten Lehren haben eine exoterische (äusserliche) und eine esoterische (innerliche) Bedeutung. Die Ergründung der letzteren bleibt der Intuition des Lesers überlassen.
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Vier Dinge erlangt der Leichtsinnige,
welcher seines Nachbars Weib begehrt; näm-
lich einen bösen Ruf, ein unruhiges Lager, ein
\Tier Dinge erlangt der Leichtsinnige, welcher sein~s Nachbars Weib begehrt; nämlich einen bösen Ruf, ein unruhiges Lager, ein böses Gewissen und schliesslichLeiden(Karma).
böses Gewissen und schliesslich Leiden (Karma).
Hüte dich wie eine Festung, die innen
und aussen Wälle hat. Lass keinen Augen-
blick in deiner Wachsamkeit nach; denn wer
den richtigen Augenblick sich entwischen
lässt, leidet.
Wer sich über dasjenige schämt, über das
er sich nicht zu schämen braucht, folgt einer
Hüte dich wie eine Festung, die innen und aussen Wälle hat. Lass keinen Augenblick in deiner Wachsamkeit nach; denn wer den richtigen Augenblick sich entwischen lässt, leidet.
falschen Lehre und geht den falschen Weg.
Wohlthuend ist die Sprache desjenigen,
der seine Zunge regiert, weise und ruhig
spricht und das Gesetz (des Daseins) erklärt.
Dieses Leiden des (irdischen) Daseins
kehrt immer wieder, so lange das Feuer der
Begierde glüht; wie auch ein Baum, der fest-
gewurzelt ist, feststeht, und, selbst wenn er
gefällt ist, aus der Wurzel neue Sprösslinge
treibt.
Wenn deine Begierde nach Lust kräftig
Wer sich über dasjenige schämt, über das er sich nicht zu schämen braucht, folgt einer falschen Lehre und geht den falschen \Veg.
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durch die sechsunddreissig Kanäle strömt,
so werden die Wogen der Leidenschaft dich
in den Abgrund reissen.
W ohlthuend ist die Sprache desjenigen, der seine Zunge regiert, weise und ruhig spricht und das Gesetz (des Daseins) erklärt. Dieses Leiden des (irdischen) Daseins kehrt immer wieder, so lange das Feuer der Begierde glüht; wie auch ein Baum, der festgewurzelt ist, feststeht, und, selbst wenn er gefällt ist, aus der Wurzel neue Sprösslinge treibt. \Venn deine Begierde nach Lust kräftig durch die sechsunddreissig Kanäle strömt, so werden die Wogen der Leidenschaft dich in den Abgrund reissen.
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— 142 —
Die Kanäle (Begierden) gehen nach allen
Richtungen; die Schlingpflanze der Leiden-
schaft keimt. Wenn du sie keimen siehst, so
Die Kanäle (Begierden) gehen nach allen Richtungen; die Schlingpflanze der Leidenschaft keimt. Wenn du sie keimen siehst, so schneide durch ihre Wurzel mit dem Messer des Wissens.
schneide durch ihre Wurzel mit dem Messer
des Wissens.
Die Weisen nennen nicht diejenigen
Fesseln stark, welche von Eisen oder Hanf
gemacht sind. Viel stärker sind die Fesseln,
welche die Sorge für kostbare Steine und
Ringe, ein Weib oder Söhne schmiedet.
Jene Fessel nennen die Weisen stark,
welche den Menschen hinabzieht und schwer
zu lösen ist. Ist man sie aber los, so tritt
Die Weisen nennen nicht diejenigen Fesseln stark, welche von Eisen oder Hanf gemacht sind. Viel stärker sind die Fesseln, welche die Sorge für kostbare Steine und Ringe, ein Weib oder Söhne schmiedet.
man die Pilgerschaft an, frei von Sorgen, und
man lässt Begierden und Lüste zurück.
Lasset den Zorn fahren, gebt den Stolz
auf, erhebt euch aus jeder Art von Knecht-
schaft. Kein Leid befällt denjenigen, der
weder an seinem Körper noch an seiner
Seele (Persönlichkeit) hängt, und der gar
nichts sein eigen nennt.
Wer den aufwallenden Zorn bemeistert
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wie ein schnelles Gespann, der ist der rich-
Jene
Fessel nennen die Weisen stark, welche den Menschen hinabzieht und schwer zu lösen ist. Ist man sie aber los, so tritt man die Pilgerschaft an, frei von Sorgen, und man lässt Begierden und Lüste zurück.
tige Wagenlenker; die anderen halten bloss
die Zügel in ihren Händen.
Lasset den Zorn fahren, gebt den Stolz auf, erhebt euch aus jeder Art von Knechtschaft. Kein Leid befällt denjenigen, der weder an seinem l<.örper noch an seiner Seele (Persönlichkeit) hängt, und der gar nichts sein eigen nennt. Wer den aufwallenden Zorn bemeistert wie ein schnelles Gespann, der ist der richtige Wagenlenker; die anderen halten blass die Zügel in ihren Händen,
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GC:'l\, g! _
Original tram - - - -----a--=-=-
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— H3 —
143
Sprich die Wahrheit; gieb dich keiner
Leidenschaft hin. Gieb von dem Wenigen,
das du hast, denjenigen, die es verlangen. So
Sprich die Wahrheit; gieb dich keiner Leidenschaft hin. Gieb von dem Wenigen. das du hast, denjenigen, die es verlangen. So wirst du den Göttern näher kommen.
wirst du den Göttern näher kommen.
Wen keine Begierde verlocken kann, wie
könnte er, der Auferstandene, der Allwissende,
auf einen falschen Weg geleitet werden?
Sogar die Götter beneiden den Erwachten,
der nicht vergesslich (für ewige Wahrheiten)
ist, den Glauben (Meditation) übt, weise ist,
und sich der (innerlichen) Ruhe erfreut.
Wen keine Begierde verlocken kann, wie könnte er, der Auferstandene, der Allwissende. auf einen falschen Weg geleitet werden?
Schwer ist es, ein Mensch zu werden,
schwer ist das Leben der Sterblichen, schwer
ist die Befolgung des Gesetzes, schwer ist
das Erwachen (die geistige Wiedergeburt).
„Sündige nicht, thue Gutes und halte dein
Gemüt rein!" Dies ist es, was diejenigen
lehren, welche (zum göttlichen Leben) er-
Sogar die Götter beneiden den Erwachten, der nicht vergesslich (für ewige Wahrheiten) ist, den Glauben (Meditation) übt, \veise ist~ und sich der (innerlichen) Ruhe erfreut.
wacht sind.
Die Erwachten nennen die Geduld die
höchste Busse, lange Ausdauer das höchste
Nirwana. Wer andere schlägt oder beleidigt,
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ist kein Heiliger.
Niemanden zu tadeln, niemand ein Leid
zu thun, sondern dem Gesetze gehorsam
Lotnsblüten XXIX. 10
Schwer ist es, ein Mensch zu werden, schwer ist das Leben der Sterblichen, schwer ist die Befolgung des Gesetzes, schwer ist das Erwachen (die geistige Wiedergeburt). "Sündige nicht, thue Gutes und halte dein Gemüt rein !" Dies ist es, was diejenigen lehren, welche (zum göttlichen Leben) erwacht sind. Die Erwachten nennen die Geduld die höchste Busse, lange Ausdauer das höchste Nirwana. Wer andere schlägt oder beleidigt, ist kein Heiliger. Niemanden zu tadeln, niemand ein Leid zu thun, sondern dem Gesetze g~horsam Lotusblüten XXIX.
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zu leben; massig zu sein, allein zu essen,
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allein zu schlafen und in den erhabensten
Gedanken zu wohnen; dies ist es, was die
zu leben; mässig zu sein, allein zu essen, allein zu schlafen und in den erhabensten Gedanken zu wohnen; dies ist es, was die Erleuchteten lehren.
Erleuchteten lehren.
Manche suchen, von Furcht getrieben, nach
allerlei Zufluchtsorten, sie fliehen auf Berge
und in die Wälder, zu einsamen Hainen und
heiligen Bäumen. Dies ist aber nicht der
richtige Zufluchtsort; man wird dadurch nicht
von allen Leiden frei.
Wer seine Zuflucht in Buddha sucht, d. h.
:M~anche suchen,
von Furcht getrieben, nach allerlei Zufluchtsorten, sie fliehen auf Berge und in die Wälder, zu einsamen Hainen und heiligen Bäumen. Dies ist aber nicht der richtige Zufluchtsort; man wird dadurch nicht von allen Leiden frei.
im Gesetz und in der Gemeinschaft (der Hei-
ligen), wer mit klarem Verstand die vier
heiligen Wahrheiten sieht, nämlich das Leiden,
seine Ursache, dessen Zerstörung und den
achtfachen Weg, welcher zu Ruhe führt, der
hat die richtige, die beste Zuflucht gewählt.
Wer dahin gelangt, der ist von allen Leiden frei.
Ein übernatürlicher Mensch (d. h. ein
Mensch, welcher seine Natur beherrscht) ist
nicht leicht zu finden, er wird nicht an jedem
Orte geboren. Wo ein solcher Weiser ge-
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boren wird, da ist Gedeihen.
Selig ist das Auferstehen der Erwachten;
Wer seine Zuflucht in Buddha sucht, d. h. im Gesetz und in der Gemeinschaft (der Heiligen), wer mit klarem Verstand die vier heiligen Wahrheiten sieht, nämlich das Leiden, seine Ursache, dessen Zerstörung und den achtfachen Weg, welcher zu Ruhe führt, der hat die richtige, die beste Zuflucht gewählt. vVer dahin gelangt, der ist von allen Leiden frei.
selig die Lehre des Gesetzes der Wahrheit;
Ein
übernatürlicher Mensch (d. h. ein ~lensch, welcher seine Natur beherrscht) ist nicht leicht zu finden, er wird nicht an jedem Orte geboren. Wo ein solcher Weiser geboren wird, da ist Gedeihen. Selig ist das Auferstehen der Erwachten; selig dje Lehre des Gesetzes der Wahrheit;
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selig der Friede der Gläubigen; selig die Er-
gebung derjenigen, die im Frieden sind. <
Wer nur für seine Vergnügungen lebt,
selig der Friede der Gläubigen; selig die Ergebung derjenigen, die im Frieden sind.
seine Sinne nicht beherrscht und übermässig
in seinen Genüssen, träge und schwach ist,
den wird Mara (der Versucher) sicherlich über-
wältigen, wie der Wind einen schwachen
Wer nur für seine Vergnügungen lebt, seine Sinne nicht beherrscht und übermässig in seinen Genüssen, träge und schwach ist, den wird Mara (der Versucher) sicherlich überwältigen, wie der Wind einen schwachen Baum niederwirft.
Baum niederwirft.
So wie der Regen nicht in ein gutge-
decktes Haus eindringt, so dringt die Leiden-
schaft nicht durch ein gut gesammeltes Gemüt.
Der tugendhafte Mensch ist glücklich in
dieser Welt und in jener; er ist glücklich in
beiden. Er freut sich des Guten, das er voll-
bracht hat, und freut sich noch mehr, wenn
er selbst den Weg des Guten geht.
Der leichtsinnige Mensch, wenn er auch
noch so viel predigen kann, aber das Gute
nicht thut, hat keinen Teil am Heiligtum;
So wie der Regen nicht in eIn gutgedecktes Haus eindringt, so dringt die Leidenschaft nicht durch ein gut gesammeltes Gemüt.
er ist wie ein Kuhhirt, welcher die Kühe der
anderen zählt.
Sammlung (Andacht) ist der Weg zur Un-
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sterblichkeit; Gedankenlosigkeit ist der Weg
des Todes. Wer gesammelt ist, der stirbt nicht,
die Gedankenlosen sind schon so gut wie tot.
10*
Der tugendhafte Mensch ist glücklich in dieser Welt und in jener; er ist glücklich in beiden. Er freut sich des Guten, das er vollbracht hat, und freut sich noch mehr, wenn er selbst den Weg des Guten geht. Der leichtsinnige Mensch, wenn er auch noch so viel predigen kann, aber das Gute nicht thut, hat keinen Teil am Heiligtum; er ist wie ein Kuhhirt, welcher die Kühe der anderen zählt. Sammlung (Andacht) ist der Weg zur U nsterblichkeit; Gedankenlosigkeit ist der Weg des Todes. Wer gesammelt ist, der stirbt nicht, die Gedankenlosen sind schon so gut wie tot. 10*
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Folget der Eitelkeit nicht, und auch nicht
der Lust und Begierde. Wer sich sammelt
und nachdenkt, erlangt genug Freude.
Folget der Eitelkeit nicht, und auch nicht der Lust und Begierde. Wer sich sammelt und nachdenkt, erlangt genug Freude.
Ein nach dem Guten gerichtetes Gemüt
wird dir mehr dienlich sein, als Vater oder
Mutter oder andere Verwandte.
Wer erkennt, dass sein Körper wie Schaum
und wesenlos ist wie eine Luftspiegelung, der
wird den blumengeschmückten Pfeil Maras
Ein nach dem Guten gerichtetes Gemüt wird dir mehr dienlich sein, als Vater oder Mutter oder andere Verwandte.
zerbrechen und dem König des Todes nie-
mals begegnen.
Der Tod ereilt den Zerstreuten; welcher
Blumen pflückt, wie eine Flutwelle ein un-
bewachtes Haus.
Der Hass wird durch Hass nicht vertrie-
ben, die Liebe löscht ihn aus. Dies ist eine
Wer erkennt, dass sein Körper wie Schaum und wesenlos ist wie eine Luftspiegelung, der wird den blumengeschmückten Pfeil ~faras zerbrechen und dem König des Todes niemals begegnen.
uralte RegeL
Was nützt dir, o Thor, dein geglättetes
Haar und was deine aus Ziegenhaaren ver-
fertigten Kleider? In dir selbst ist der Unrat,
aber von aussen machst du dich rein.
Wessen böse Thaten durch seine guten
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Werke bedeckt werden, der erhellt die Erde
wie der Mond, der zwischen den Wolken
hervorbricht.
Der Tod ereilt den Zerstreuten; welcher Blumen pflückt, wie eine Flutwelle eIn unbewachtes Haus. Der Hass wird durch Hass nicht vertrieben, die Liebe löscht ihn aus. Dies ist eine uralte RegeL Was nützt dir, 0 Thor, dein geglättetes Haar und was deine aus Ziegenhaaren verfertigten Kleider? In dir selbst ist der Unrat, aber von aussen machst du dich rein. Wessen böse Thaten durch seine guten \Verke bedeckt werden, der erhellt die Erde wie der Mond, der zwischen den Wolken hervorbricht.
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Wie die Biene von der Blume Honig
sammelt und ohne sie zu beschädigen weiter
fliegt, so soll der Weise auf Erden sein.
Wie die Biene von der Blume Honig sanlmelt und ohne sie zu beschädigen weiter fliegt, so soll der Weise auf Erden sein.
Denkt nicht zu gering auf das Gute; denkt
nicht in eurem Herzen: „Es wird mir nichts
nützen." Durch fallende Wassertropfen wird
der Topf gefüllt.
Lang ist die Nacht für den Wachenden;
lang der Weg für den Müden, langweilig er-
scheint das Leben dem Thoren, der das Ge-
Denkt nicht zu gering auf das Gute; denkt nicht in eurem Herzen: "Es wird mir nichts nützen." Durch fallende Wassertropfen wird der Topf gefüllt.
setz des Guten nicht kennt.
Wenn du eine Reise machst und triffst
nicht mit einem zusammen, der besser als
du oder deinesgleichen ist, so geh' nur zu-
versichtlich allein. Die Gesellschaft eines
Thoren ist wertlos.
Kommt ein verständiger Mensch auch nur
auf eine Minute mit einem Weisen zusammen,
Lang ist die Nacht für den Wachenden; lang der Weg für den Müden, langweilig erscheint das Leben dem Thoren, der das Gesetz des Guten nicht kennt.
so wird er bald die Wahrheit empfinden.
Unverständige Thoren sind sich selber die
grössten Feinde; denn sie thun das, was ihnen
bittere Früchte bringen wird.
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Findest du einen verständigen Menschen,
der dir sagt, wo du wahre Schätze finden
kannst, der dir zeigt, was du meiden sollst,
Wenn du eine Reise machst und triffst nicht mit einem zusammen, der besser als du oder deinesgleichen ist, so geh' nur zuversichtlich allein. Die Gesellschaft eines Thoren ist wertlos. Kommt ein verständiger Mensch auch nur auf eine Minute mit einem Weisen zusammen, so wird er bald die Wahrheit empfinden. Unverständige Thoren sind sich selber die grössten Feinde; denn sie thun das, \vas ihnen bittere Früchte bringen wird. Findest du einen verständigen Menschen, der dir sagt, wo du wahre Schätze finden kannst, der dir zeigt, was du meiden sollst,
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und dich tadelt, wo es dir nützlich ist, so
folge ihm nach. Es wird dir zum Nutzen und
nicht zum Schaden sein, wenn du ihm folgst.
und dich tadelt, wo es dir nützlich ist, so folge ihm nach. Es wird dir zum ~ utzen und nicht zum Schaden sein, wenn du ihm folgst.
Es giebt kein Leiden mehr für den, der der
Sorge entwachsen ist und seine Reise beendigt
hat, der sich von allen Begierden befreit und
alle seine Fesseln abgestreift hat.
Siege über den Zorn durch die Liebe, über
das Böse durch das Gute, über die Habgier
durch Freigebigkeit und über den Lügner
Es giebt kein Leiden mehr für den, der der Sorge entwachsen ist und seine Reise beendigt hat, der sich von allen Begierden befreit und alle seine Fesseln abgestreift hat.
durch Wahrheit.
Viele werden wiedergeboren; wer aber
von allen irdischen Begierden frei ist, der
geht ins Nirwana (die Herrlichkeit) ein.
Jedermann fürchtet die Strafe, jeder scheut
den Tod. Gedenke, dass du den andern
gleichst, und töte nicht, noch gieb Anlass
dazu *).
Siege über den Zorn durch die Liebe, über das Böse durch das Gute, über die Habgier durch Freigebigkeit und über den Lügner durch Wahrheit.
Wer aus Eigennutz Geschöpfe, welche
nach Leben und Glückseligkeit streben, tötet,
der wird nach seinem Tode nicht glücklich sein.
*) Das Gebot: „Du sollst nicht töten", ist nicht qua-
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lifiziert. Es bezieht sich nicht bloss auf die Tötung des
Menschen, sondern verbietet die Zerstörung von allem,
was Leben hat.
Viele werden wiedergeboren; wer aber von allen irdischen Begierden frei ist, der geht ins Nirwana (die Herrlichkeit) ein. Jedermann fürchtet die Strafe, jeder scheut den Tod. Gedenke, dass du den andern gleichst, und töte nicht, noch gieb .A.nlass dazu*). Wer aus Eigennutz Geschöpfe, welche nach Leben und Glückseligkeit streben, tötet, der wird nach seinem Tode nicht glücklich sein. *) Das Gebot: "Du sollst nicht töten", ist nicht qua-
lifiziert. Es bezieht sich nicht bloss auf die Tötung des .Menschen, sondern verbietet die Zerstörung von allem, was Leben hat.
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Sprich zu Niemandem unfreundlich. Die,
zu denen du so sprichst, werden dir in dersel-
ben Weise antworten. Zornige Sprache thut
Sprich zu Niemandem unfreundlich. Die, zu denen du so sprichst, werden dir in derselben Weise antworten. Zornige Sprache thut weh; die Schläge, die du austeilst, fallen auf dich zurück.
weh; die Schläge, die du austeilst, fallen auf
dich zurück.
Wie eine Trompete, auf die man tritt,
nicht tönt, so schweige, wenn dir Unrecht
geschieht. Wenn es in dir keinen Zorn mehr
giebt, dann wirst du Nirwana erreichen.
Wie ein Hirt mit seinem Stabe die Kühe
zum Stalle treibt, so sammeln Alter und Tod
das Leben der Menschen ein.
Schlage den ganzen Wald der Begierden
Wie eine Trompete, auf die man tritt, nicht tönt, so schweige, wenn dir Unrecht geschieht. Wenn es in dir keinen Zorn mehr giebt, dann wirst du Nirwana erreichen.
nieder; nicht bloss den einzelnen Baum. Wenn
jeder Baum und Strauch ausgerottet ist, dann
bist du frei.
Der Thor weiss es nicht, wenn er eine
böse That begeht; aber den boshaften Men-
schen brennen seine Thaten wie Feuer.
Weder das Nacktsein, noch lange Haare;
weder Schmutz, noch Fasten, noch das Liegen
Wie ein Hirt mit seinem Stabe die Kühe zum Stalle treibt, so sammeln Alter und Tod das Leben der Menschen ein.
auf dem Erdboden; weder das Bestreuen
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mit Asche, noch das Verharren in einer un-
beweglichen Stellung können einen Sterb-
lichen reinigen, der seine Begierden nicht
überwunden hat.
Schlage den ganzen Wald der Begierden nieder; nicht bloss den einzelnen Baum. Wenn jeder Baum und Strauch ausgerottet ist, dann bist du frei. Der Thor weiss es nicht, \venn er eine büse That begeht; aber den boshaften ~Ien sehen brennen seine Thaten wie Feuer. Weder das Nacktsein, noch lange Haare; weder Schmutz, noch Fasten, noch das Liegen auf dem Erdboden; weder das Bestreuen mit Asche, noch das Verharren in einer unbeweglichen Stellung können einen Sterblichen reinigen, der seine Begierden nicht überwunden hat.
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Wenn das Gebälk des Hauses gemacht
-
ist, so wird es mit Fleisch und Blut bekleidet
und es wohnen darin Alter und Tod, Eitel-
Wenn das Gebälk des Hauses gemacht ist, so wird es mit Fleisch und Blut bekleidet und es wohnen darin Alter und Tod, Eitelkeit und Täuschung.
keit und Täuschung.
Wer wenig gelernt hat, wächst auf so wie
ein Ochse; sein Fleisch nimmt zu, nicht aber
seine Erkenntnis.
Sei nicht gedankenlos. Deine guten Ge-
danken ziehen dich aus dem Sumpfe des
Bösen.
Der Thor und Vielfrass wird fett und faul;
Wer wenig gelernt hat, w~chst auf so wie ein Ochse; sein Fleisch nimmt zu, nicht aber seine Erkenntnis.
er wälzt sich schläfrig herum. Er ist wie
ein Schwein, das vom Troge gemästet wird,
und er wird immer wiedergeboren.
Das Selbst ist der Herr des Selbsts. Wer
sonst könnte es sein? Wer sein Selbst be-
herrscht, der findet einen Herrn, so wie er
Sei nicht gedankenlos. Deine guten Gedanken ziehen dich aus dem Sumpfe des Bösen.
selten gefunden wird.
Schön ist es, Freunde in der Not zu be-
sitzen; schön ist es, sich gegenseitig zu freuen;
die Erinnerung an gute Werke ist in der
Stunde des Todes willkommen; alle Sorge
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aufzugeben ist angenehm.
Die Begierde des Gedankenlosen wächst
Der Thor und Vielfrass wird fett und faul; er wälzt sich schläfrig herum. Er ist wie ein Schwein, das vom Troge gemästet wird, und er wird immer wiedergeboren.
wie Schlingpflanzen, bald hierher, bald dort-
Das Selbst ist der Herr des Selbsts. Wer sonst könnte es sein ? Wer sein Selbst beherrscht, der findet einen Herrn, so wie er selten gefunden wird. Schön ist es, Freunde in der Not zu besitzen; schön ist es, sich gegenseitig zu freuen; die Erinnerung an gute Werke ist in der Stunde des Todes willkommen; alle Sorge aufzugeben ist angenehm. Die Begierde des Gedankenlosen wächst wie Schlingpflanzen, bald hierher, bald dort-
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hin; sie ist wie ein Affe, der im Walde nach
Nüssen sucht.
Wenn der Mensch sich Zweifeln ergiebt,
voll starker Leidenschaften ist und nach dem
hin ~ sie ist wie ein Affe, der im Walde nach Nüssen sucht.
Sinnlichen strebt, so wird seine Begierde stets
wachsen, und er macht die Fesseln, welche
ihn binden, stark.
Das Unkraut schadet den Feldern, die
Wenn der Mensch sich Zweifeln ergiebt, voll starker Leidenschaften ist und nach dem Sinnlichen strebt, so wird seine Begierde stets wachsen, und er macht die Fesseln, welche ihn binden, stark.
Leidenschaften den Menschen. Was man dem
Leidenschaftslosen zum Opfer bringt, trägt
gute Frucht.
Ohne Erkenntnis giebt es keine Medita-
tion; ohne Meditation (Anschauung) keine
Erkenntnis; wer Meditation und Erkennt-
nis hat, ist dem Nirwana nah.
Wer diese verwirrende und undurchdring-
liche Welt und ihre Eitelkeit überwunden,
wer sie durchwatet hat und an das andere
Ufer gelangt ist, wer wohlbedacht, unschuldig,
Das Unkraut schadet den Feldern, die Leidenschaften den Menschen. Was man dem Leidenschaftslosen zum Opfer bringt, trägt gute Frucht.
frei von Zweifeln und Gebundenheit, in sich
selber zufrieden ist, der ist in der That ein
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Brahmane.
Ohne Erkenntnis giebt es keine Meditation; ohne Meditation (Anschauung) keine Erkenntnis; wer Meditation und Erkenntnis hat, ist dem Nirwana nah. Wer diese verwirrende und undurchdringliche Welt und ihre Eitelkeit überwunden, wer sie durchwatet hat und an das andere Ufer gelangt ist, wer wohlbedacht, unschuldig, frei von Zweifeln und Gebundenheit, in sich selber zufrieden ist, der ist in der That ein Brahmane.
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Briefkasten.
Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,
sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-
fasser der „Lotusblüten" im „Briefkasten" besprochen.
Prof. G. W. in L. — Wenn Sie sich für die Nacht-
seite der Natur interessieren und die verschiedenen Aus-
geburten des Mystizismus und Aberglaubens, die Geschichte
der Goldmachern, das Hexenwesen mit seinen traurigen
Folgen, die Verirrungen des menschlichen Geistes, welcher
Briefkasten.
die Inquisition und Folter ins Leben riefen, die krank-
haften Erscheinungen des Mediumismus, das „Wahrsagen",
die Spiritisterei, Besessenheit, Teufelsbeschwörungen u. s. w.
Fragen von Abonnenten, welrhc nirht rein persönliche.r Natur, sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Verfasser der "LotusbHiten" im "Briefkasten" besprochen.
näher kennen lernen wollen, so raten wir Ihnen dringend,
sich den kürzlich bei W. Friedrich in Leipzig erschienenen
Teil der ,,Geheimwissenschaften von Karl Kiese-
wetter" kommen zu lassen. Sie ersparen sich dadurch
den Ankauf einer ganzen Bibliothek ähnlicher Litteratur;
Prof. G. W. in L. -
\Venn Sie sich für die Nachtseite der Natur interessieren und die verschiedenen Ausgeburten des Mystizismus und Aberglaubens, die Geschichte der Goldmacherei, das Hexenwesen mit seinen traurigen Folgen, die Verirrungen des menschlichen Geistes, welcher die Inquisition und Folter ins Leben riefen, die krankhaften Erscheinungen des Mediumismus, das "Wahrsagen", die Spiritisterei, Besessenheit, Teufelsbeschwörungen u. s. w. näher kennen lernen wollen, so raten wir Ihnen dringend, sich den kürzlich bei W. Friedrich in Leipzig erschienenen Teil der "Geheimwissenschaften von Kar! Kiesewett er" kommen zu lassen. Sie ersparen sich dadurch den Ankauf einer ganzen Bibliothek ähnlicher Litteratur; denn das genannte Buch enthält eine überaus reichliche, interessante und gutgetroffene Auswahl von historischen Thatsachen, Berichten und Dokumenten, wie z. B. einen Auszug aus dem berüchtigten "Hexenhammer" (Malleus Maleficorum), und viele der in den Erzählungen betreffend die Dämonologie beschriebenen Ereignisse könnten als Illustrationen zu den in den "Lotusblüten" erscheinenden Artikeln über "Elementarwesen" verwendet werden. Das Studium dieser Art von "Geheimwissenschaften" ist allerdings nicht jedermann zu empfehlen; nämlich besonders denjenigen nicht, welche noch tief im Phänomenalen und Sinnlichen stecken, und nicht imstande sind, aus dem Sumpfe, in den sie dabei geraten, sich wieder zu erheben. Dagegen
denn das genannte Buch enthält eine überaus reichliche,
interessante und gutgetroffene Auswahl von historischen
Thatsachen, Berichten und Dokumenten, wie z. B. einen
Auszug aus dem berüchtigten „Hexenhammer" (Malleus
Maleficorum), und viele der in den Erzählungen betreffend
die Dämonologie beschriebenen Ereignisse könnten als
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Illustrationen zu den in den „Lotusblüten" erscheinenden
Artikeln über „Elementarwesen" verwendet werden. Das
Studium dieser Art von „Geheimwissenschaften" ist aller-
dings nicht jedermann zu empfehlen; nämlich besonders
denjenigen nicht, welche noch tief im Phänomenalen und
Sinnlichen stecken, und nicht imstande sind, aus dem Sumpfe,
in den sie dabei geraten, sich wieder zu erheben. Dagegen
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I~3 ,)
ist das Studium der Nachtseite der Natur für diejenigen
von Nutzen, welche die Verrirrungen des menschlichen
Geistes kennen lernen wollen, um dieselben zu vermeiden
ist das Studium der Nachtseite der Natur für diejenigen von Nutzen. welche die Verrirrungen des menschlichen Geistes kennen lernen wollen. um dieselben zu vermeiden und durch die Erkenntnis der Täuschung auf den 'Veg zur Erkenntnis der 'Vahrheit zu gelangen; nämlich zu derjenigen Selbsterkenntnis. welche nicht an den Glauben an diese oder jene Autoritäten. seien sie ..dubiös" oder nicht, gebunden ist, sondern der eigenen geistigen Anschauung und dem Verständnisse dessen, was man selber erfährt, entspringt. Diese Art von Seihsterkenntnis wird ..Theosophie" oder "Gotteserkenntnis" genannt. weil "Gott" die ewige Grundlage des Daseins der menschlichen Erscheinung. und deshalb des Menschen eigene unsterbliche 'Vesenheit ist. Haben Sie einmal lange genug im geschichtlichen metaphysischen Unrate gewühlt und durch ausdauerndes Graben im Boden der philosophischen Spekulation ..Regenwürmer" zu Tage gebracht. und wollen Sie nun statt der Nachtseite der Natur deren Lichtseite. statt dem Flitter der Phantasie das Gold der Weisheit suchen. so ist hierzu ganz besonders das ebenfalls kürzlich bei Wilhelm Friedrich erschienene Werk .. Das Meer der Theosophie von W. Q. ]udge. Übersetzt von Eduard Herrmann" zu empfehlen. Sie finden darin in gedrängter Kürze eine Darstellung jener grossartigen Lehre, welche auS derjenigen erhabenen Weltanschauung hervorgeh t. die sich jedem von selbst eröffnet. wenn er die zur Selbsterkenntnis nötige Reife erlangt hat. Diese Lehre, welche, wie der Verfasser sagt. .,jenes Meer des 'Vissens umfasst, das in der Evolution empfindender Wesen von Ufer zu Ufer sich ausbreitet, unergründlich in seinen tiefsten Tiefen und dennoch an seinen Ufern selbst dem kindlichen Verständnisse zugänglich ist", beruht nicht auf blinden Spekulationen oder auf Trugschlüssen, welche aus der Beobachtung sinnlich wahrnehmbarer Phänomene gezogen werden, sondern sie enthält dasjenige, was jene erleuchteten Menschen, welche zur
und durch die Erkenntnis der Täuschung auf den Weg
zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen; nämlich zu der-
jenigen Selbsterkenntnis, welche nicht an den Glauben an
diese oder jene Autoritäten, seien sie „dubiös" oder nicht,
gebunden ist, sondern der eigenen geistigen Anschauung
und dem Verständnisse dessen, was man selber erfährt,
entspringt. Diese Art von Selbsterkenntnis wird „Theo-
sophie" oder „Gotteserkenntnis" genannt, weil „Gott" die
ewige Grundlage des Daseins der menschlichen Erscheinung,
und deshalb des Menschen eigene unsterbliche Wesenheit ist.
Haben Sie einmal lange genug im geschichtlichen
metaphysischen Unrate gewühlt und durch ausdauerndes
Graben im Boden der philosophischen Spekulation „Regen-
würmer" zu Tage gebracht, und wollen Sie nun statt der
Nachtseite der Natur deren Lichtseite, statt dem Flitter
der Phantasie das Gold der Weisheit suchen, so ist hierzu
ganz besonders das ebenfalls kürzlich bei Wilhelm Friedrich
erschienene Werk „Das Meer der Theosophie von
W. Q. Judge, übersetzt von Eduard Herrmann"
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zu empfehlen. Sie finden darin in gedrängter Kürze eine
Darstellung jener grossartigen Lehre, welche aus derjenigen
erhabenen Weltanschauung hervorgeht, die sich jedem von
selbst eröffnet, wenn er die zur Selbsterkenntnis nötige
Reife erlangt hat. Diese Lehre, welche, wie der Verfasser
sagt> »jenes Meer des Wissens umfasst, das in der Evo-
lution empfindender Wesen von Ufer zu Ufer sich aus-
breitet, unergründlich in seinen tiefsten Tiefen und dennoch
an seinen Ufern selbst dem kindlichen Verständnisse zu-
gänglich ist", beruht nicht auf blinden Spekulationen oder auf
Trugschlüssen, welche aus der Beobachtung sinnlich wahr-
nehmbarer Phänomene gezogen werden, sondern sie enthält
dasjenige, was jene erleuchteten Menschen, welche zur
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wahren Selbsterkenntnis gelangt sind und welche wir
Adepten oder Mahatmas nennen, uns über die wesentliche
Beschaffenheit des Universums und des Menschen, sowie
wahren Selbsterkenntnis gelangt sind und welche wir Adepten oder Mahatmas nennen, uns über die wesentliche Beschaffenheit des Universums und des Menschen, sowie über die Stellung, welche der Mensch im Universum einnimmt und über die Beziehungen, in welchen er zu demselben steht, mitgeteilt haben. Das Werk handelt somit Über die Evolution, und es handelt sich dabei nicht um eine Evolutionstheorie, die vielleicht in ein paar Jahren wieder über den Haufen geworfen wird, sondern um die Offenbarung einer Wahrheitslehre, welche aufhört eine blosse Theorie zu sein, sobald man zur Erkenntnis der darin enthaltenen Wahrheit gelangt ist. Ferner handelt das Buch von den "Sieben Prinzipien", von Wiedergeburt (Reinkarnation), Karma und von den verschiedenen Daseinsstufen des Menschen, sowohl während er seinen physischen Körper bewohnt, als auch nachdem er denselben verlassen hat. Allerdings besteht die Theosophie noch lange nicht darin, daSi man weiss, was in diesem Buche steht; denn die Selbsterkenntnis kann nicht durch Lesen von Büchern, sondern nur dadurch erlangt werden, dass man selber die Wahrheit erkennt; wohl aber sind die heiden obengenannten Bücher, jedes in seiner Art, dazu geeignet, Irrtümer zu zerstreuen, und jenem Lichte Eingang zu verschaffen, durch welches die Lotusblüte der Erkenntnis der \Vahrheit sich in <ler Seele ernährt und entfaltet.
über die Stellung, welche der Mensch im Universum ein-
nimmt und über die Beziehungen, in welchen er zu dem-
selben steht, mitgeteilt haben. Das Werk handelt somit
über die Evolution, und es handelt sich dabei nicht um
eine Evolutionstheorie, die vielleicht in ein paar Jahren
wieder über den Haufen geworfen wird, sondern um die
Offenbarung einer Wahrheitslehre, welche aufhört eine
blosse Theorie zu sein, sobald man zur Erkenntnis der
darin enthaltenen Wahrheit gelangt ist. Ferner handelt
das Buch von den „Sieben Prinzipien", von Wiedergeburt
(Reinkarnation), Karma und von den verschiedenen Daseins-
stufen des Menschen, sowohl während er seinen physischen
Körper bewohnt, als auch nachdem er denselben verlassen
hat. Allerdings besteht die Theosophie noch lange nicht
darin, dass man weiss, was in diesem Buche steht; denn die
Selbsterkenntnis kann nicht durch Lesen von Büchern,
sondern nur dadurch erlangt werden, dass man selber die
Wahrheit erkennt; wohl aber sind die beiden obengenannten
Bücher, jedes in seiner Art, dazu geeignet, Irrtümer zu
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zerstreuen, und jenem Lichte Eingang zu verschaffen, durch
welches die Lotusblüte der Erkenntnis der Wahrheit sich
in der Seele ernährt und entfaltet.
Druck von Carl Otto in Meerane.
Drul:k von Carl Otto in Mccrlluc.
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Das Palladium der Weisheit.
(Viveka Chudamani.)
Von Sankaracharya.
Aus dem Sanskrit übersetzt von Mohini Chatterji.
(Fortsetzung.)
Wie in einem Teiche das Wasser, wel-
ches mit grünem Moos überwuchert ist, sich
nicht zeigt, so ist auch der Atma, welcher
von den fünf Verhüllungen umgeben ist, die
er durch seine eigene Kraft hervorgebracht
hat und welche mit Annamaya (dem materiel-
len Körper) anfangen, nicht offenbar*).
Wird das Moos hinweggeschafft, so kommt
das klare Wasser zum Vorschein, welches
Daß Palladiu'm der Weisbeil.
Hitze und Durst löschen und dem Menschen
*) Die fünf Hüllen sind: Annamaya, Pranamaya,
Manomaya, Vijnanamaya und Anandamaya. Siehe Sankara-
charya: „Tattwa Bodha", Seite 26.
(Viveka ChudamCl-ni.)
Lotuablüten XXX. 11
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Von
Su,llkBraoharya.
Aus dem Sanskrit überset1lt von :Mollini Chatterji. (Fortsetzung.)
Wie -in einem Teiche das Wasser, welches mit grünem Moos übeFwuchert ist, sich nicht zeigt, so ist auch der Atma, welcher von den fünf Verhüllungen umgeben ist, die er durch seine eigene Kraft hervorgebracht hat und welche mit Annamaya (dem materiellen Körper) anfangen, nicht offenbar*). Wird das Moos hinweggeschafft, so kommt das klare Wasser zum Vorschein, welches Hitze und Durst löschen und dem Menschen *) Die fünf Hüllen sind: Annamaya, Pranamaya, Manomaya, Vijnanamaya und Anandamaya. Siehe Sankaracharya: "Tattwa Bodha", Seite 26. Lotushltiten XXX.
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grosse Freude verursachen kann. Wenn die
fünf Verhüllungen von dem reinen Atma fort-
geschafft sind, so erscheint die ewige Selig-
grosse Freude verursachen kann. Wenn die fünf Verhüllungen von dem reinen Atma fortgeschafft sind, so erscheint die ewige Seligkeit, das alles durchdringende, sich-selbsterzeugende Licht *).
keit, das alles durchdringende, sich-selbst-
erzeugende Licht*).
Der Weise muss zwischen dem Geiste und
dem Nichtgeiste zu unterscheiden lernen; denn
nur dadurch, dass er dasjenige Selbst, wel-
ches absolutes Dasein, Bewusstsein und Selig-
keit ist, (in sich) realisiert, wird er hierdurch
diese Seligkeit selbst.
Wer den Atma erkannt hat, welcher
ohne Anhang und ohne Thätigkeit ist, frei
von aller gegenständlichen Vorstellung, so
Der Weise muss zwischen dem Geiste und dem Nichtgeiste zu unterscheiden lernen; denn nur dadurch, dass er dasjenige Selbst, welches absolutes Dasein, Bewusstsein und Seligkeit ist, (in sich) realisiert, wird er hierdurch diese Seligkeit selbst.
wie die Binse sich vom Tigergras unter-
scheidet, und wer sein Alles in dasselbe ver-
senkt hat, der findet Ruhe in der Erkenntnis,
dass das wahre Selbstsein die wahre Frei-
heit ist.
Dieser aus Nahrung erwachsene (materielle)
*) „Der Mensch hat eher nicht vollkomm'ne Seligkeit,
Bis dass die Einheit hat verschluckt die Anderheit.
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Die sel'ge Seele weiss nichts mehr von Anderheit;
Sie ist ein Licht mit Gott und eine Herrlichkeit."
Angelus Silesius.
Wer den Atma erkannt hat, welcher ohne Anhang und ohne Thätigkeit ist, frei von aller gegenständlichen Vorstellung, so wie die Binse sich vom Tigergras unterscheidet, und wer sein Alles in dasselbe versenkt hat, der findet Ruhe in der Erkenntnis, dass das wahre Selbstsein die wahre Freiheit ist. Dieser aus Nahrung erwachsene (materielle) *) "Der Mensch hat eher nicht vollkomm'ne Seligkeit,
Bis dass die Einheit hat verschluckt die Anderheit. Die sel'ge Seele weiss nichts mehr von Anderheit; Sie ist ein Licht mit Gott und eine Herrlichkeit." Angelus Silesius.
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Körper, welchen die Nahrung erhält, und
welcher ohne dieselbe zugrunde geht, der
eine Ansammlung von Haut, Fleisch, Blut,
Körper, welchen die Nahrung erhält, und welcher ohne dieselbe zugrunde geht, der eine Ansammlung von Haut, Fleisch, Blut, Knochen und Unrat ist, er ist die AnnamayaHülle; er kann nicht für das Selbst, welches ewig und rein ist, gehalten werden.
Knochen und Unrat ist, er ist die Annamaya-
Hülle; er kann nicht für das Selbst, welches
ewig und rein ist, gehalten werden.
Der Atma war vor der Geburt und dem
Tode vorhanden, und ist jetzt gegenwärtig;
wie könnte das wahre Selbst, wie könnte der
Erkenner (die Grundlage) alles Bedingten und
aller Veränderungen selbst vorübergehend,
wandelbar und differentiiert, ein blosser Be-
hälter für das Bewusstsein sein?*)
Der Körper hat Hände, Füsse u. s. w.,
nicht aber das wahre Selbst, welches, ob-
Der Atma war vor der Geburt und dem T ode vorhanden, und ist jetzt gegenwärtig; wie könnte das wahre Selbst, wie könnte der Erkenner (die Grundlage) alles Bedingten und aller Veränderungen selbst vorübergehend, wandelbar und differentiiert, ein blosser Behälter für das Bewusstsein sein? *)
gleich es keine Glieder hat, weil es unsterb-
lich ist und seine verschiedenartigen Kräfte
unzerstörbar sind, der Regierer und nicht das
Regierte ist.
*) „Es gab keine Zeit, in der ich nicht war, noch du,
noch diese Beherrscher der Menschen; noch wird irgend einer
von uns allen je aufhören zu sein." (Bhagavad Gita, II, 12.)
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Ehe aber von einem Nichtaufhören des wirklichen Daseins
des Menschen die Rede sein kann, muss der Mensch erst
zum Bewusstsein dieses wirklichen Daseins kommen; ohne
dieses hat er nur eine scheinbare Existenz, welche er für
die wirkliche hält.
Ii*
Der Körper hat Hände, Füsse u. s. W' t nicht aber das wahre Selbst, welches, obgleich es keine Glieder hat, weil es unsterblich ist und seine verschiedenartigen Kräfte unzerstörbar sind, der Regierer und nicht das Regierte ist. *) "Es gab keine Zeit t in der ich nicht war, noch du, noch diese Beherrscher der Menschen j noch wird irgend einer von uns allen je aufhören zu sein." (Bhagavad Gita, II, 12.) Ehe aber von einem Nichtaufhören des wirklichen Daseins des Menschen die Rede sein kann t muss der Mensch erst zum Bewusstsein dieses wirklichen Daseins kommen j ohne dieses hat er nur eine scheinbare Ex.istenz t welche er für die wirkliche hält. I I
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Das wahre Selbst ist der Zeuge des Kör-
pers (der Persönlichkeit) und dessen Eigen-
schaften , dessen Thätigkeiten und Verhält-
Das wahre Selbst ist der Zeuge des Körpers (der Persönlichkeit) und dessen Eigen.. schaften, delSen Thätigkeiteo und Verhältnissen ; es ist daher klar, dass keines von dißSen ein ,charakteri$tischf:\S Merkmal von Atma sein kann.
nissen; es ist daher klar, dass keines von
diesen ein charakteristisches Merkmal von
Atma sein kann.
Voller Elend, mit Fleisch bedeckt, voller
Unrat, voll Sünde, wie könnte es der Er-
kenner sein? Das Ich ist von diesen ver-
schieden.
Der sich täuschende Mensch hält das Ich
für diese Masse von Haut, Fleisch, Fett,
Knochen und Unrat; der Mensch, welcher
unterscheidet, erkennt, dass die wesentliche
Form des Ichs, welche die höchste Wahrheit
(Wirklichkeit) ist, ohne diese charakteristischen
Voller "Elend, mit Fleisch bedeckt, voller Unrat, voll Sünde, wie könnte es der Erkenner sein? Das Ich ist von diesen verschieden.
Merkmale ist.
„Ich bin der Leib" (die Person), so meint
der sich täuschende Mensch. Die Weisen er-
blicken in dem Ich etwas, das in Beziehung
sowohl zu dem Körper, als auch zu der ver-
körperten Seele steht. In Bezug auf das
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ewige Selbst ist die Überzeugung der grossen
Seele (Maha Atma), welche Unterscheidung
Der sich täuschende Mensch hält das Ich für diese Masse von Haut, Fleisch, Fett, Knochen und Unrat; der Mensch, welcher unterscheidet, erkennt, ,dass die wesentliche Form des Ichs, welche die höchste Wahrheit (Wirklichkeit) ist, ohne diese charakteristischen Merkmale ist. "Ich bin der Leib" (die Person), so meint der sich täuschende Mensch. Die Weisen erblicken in dem Ich etwas, das in Beziehung sowohl zu dem Körper, als auch zu der verkörperten Seele steht. In Bezug auf das ewige Selbst ist die Überzeugung der grossen Seele (Maha Atma), welche Unterscheidung
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und direkte Wahrnehmung besitzt: „Ich bin
Brahma; ich bin Buddhi!*)"
O du falsch Urteilender! Gieb auf die
und direkte Wahrnebmung besitzt: "Ich bin Brahma; ich bin Buddhi! *)"
Idee, dass das Ich aus einer Menge von Haut,
Fett, Knochen und Unrat bestehe; erkenne,
dass das wirkliche Selbst der alldurch-
dringende, unwandelbare Atma ist, und er-
lange hierdurch den Frieden.
o
du falsch Urteilender! Gieb auf die Idee, dass das Ich aus einer Menge von Haut, Fett, Knochen und Unrat bestehe; erkenne, dass das wirkliche Selbst der alldurchdringende , unwandelbare Atma ist, und erlange hierdurch den Frieden.
So lange der Weise nicht die Meinung
aufgiebt, dass das Ich aus dem Körper, den
Organen u. s. w. bestehe, welche alle Pro-
dukte der Täuschung (des Sonderseins) sind,
so lange hat er auch keine Aussicht auf Er-
lösung, wenn er gleich die Veden und deren
metaphysischen Sinn kennt**).
*) Damit ist nicht gemeint, dass der persönliche Mensch
sich einbilden solle, er sei Gott; sondern wenn das Gottes-
bewusstsein im Menschen eintritt, verschwindet der Begriff
seiner Persönlichkeit. Dies und nichts anderes ist Theosophie.
**) Jakob Boehme unterscheidet zwischen den wahren
Christen, in welchen der Geist Christi, d. h. die göttliche
So lange der Weise nicht die Meinung aufgiebt, dass das Ich aus dem Körper, den Organen u. s. w. bestehe, welche alle Produkte der Täuschung (des Sonderseins) sind, so lange hat er auch keine Aussicht auf Erlösung, wenn er gleich die Veden und deren metaphysischen Sinn kennt **).
Selbsterkenntnis erwacht ist, und den „Kundschaftern Gottes,
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die mit ihrem eigenen Willen in das Reich Christi ein-
gehen möchten". Letztere sind die „Schriftgelehrten",
d. h. die alles wissen, was in der Schrift steht, aber nichts
davon selber besitzen; die Theoretiker, die alles in Bezug
auf das göttliche Selbst neugierig ausspionieren, aber nicht
damit eins werden wollen.
*) Damit ist nicht gemein t, dass der persönliche Mensch
sich einbilden solle, er sei Gott; sondern wenn das Gottesbewusstsein im Menschen eintritt, verschwindet der Begriff seiner Persönlichkeit. Dies und nichts anderes ist Theosophie. **) Jakob Boehme unterscheidet zwischen den wahren Christen, in welchen der Geist Christi, d. h. die göttliche Selbsterkenntnis erwacht ist, und den "Kundschaftern Gottes, die mit ihrem eigenen Willen in das Reich Christi eingehen möchten". Letztere sind die "Schriftgelehrten", d. h. die alles wissen, was in der Schrift steht, aber nkhfS' davon selber besitzen; die Theoretiker, die alles in Bezug auf das göttliche Selbst neugierig ausspionieren, aber nicht damit eins werden wollen.
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Wie eines Menschen Idee des Ichs sich
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nicht auf den Körper bezieht, noch auf den
Schatten oder das Spiegelbild des Körpers
(den Astralkörper), noch auf den Körper, den
Wie eines Menschen Idee des Ichs sich nicht auf den Körper bezieht, noch auf den Schatten oder das Spiegelbild des Körpers (den Astralkörper), noch auf den Körper, den man im Traume sieht, oder den sich die V orstellung schafft (Gedankenkörper), so kann es auch mit dem lebenden Körper (Pranamaya) der Fall sein *).
man im Traume sieht, oder den sich die Vor-
stellung schafft (Gedankenkörper), so kann es
auch mit dem lebenden Körper (Pranamaya)
der Fall sein*).
Denn der falsche Glaube, dass das Ich
nur der Körper sei, ist der Same, aus wel-
chem Leiden in der Form von Geburt u. s. w.
entspringen. Man muss sich Mühe geben,
diese Idee aufzugeben; dann wird auch die
Anziehung zum materiellen Dasein ver-
schwinden.
Bedingt durch die fünf Thätigkeitsorgane
wird die Lebenskraft die Pranamaya-Hülle,
durch welche das verkörperte Ich alle Hand-
lungen des materiellen Körpers vollführt.
Das Pranamaya, welches eine Modifika-
Denn der falsche Glaube, dass das Ich nur der Körper sei, ist der Same, aus welchem Leiden in der Form von Geburt u. s. w. entspringen. Man muss sich Mühe geben, diese Idee aufzugeben; dann wird auch die Anziehung zum materiellen Dasein verschwinden.
tion des Lebensatems ist, und kommt und
*) D. h. den Lebenskörper (Pranamaya) kann man sich
ebenso unwesentlich vorstellen, als den materiellen Körper,
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den Astralkörper u. s. w. Nicht die Lebenserscheinung,
sondern das Lebensprinzip, auf dem diese Erscheinungen be-
ruhen, ist das Wesentliche. Dieses Lebensprinzip ist der Geist.
Bedingt durch die fünf Thätigkeitsorgane wird die Lebenskraft die Pranamaya - Hülle, durch welche das verkörperte Ich alle Handlungen des materiellen Körpers vollführt. Das Pranamaya, welches eine Modifikation des Lebensatems ist, und kommt und *) D. h. den Lebenskörper (Pranamaya) kann man sich ebenso unwesentlich vorstellen, als den materiellen Körper, den Astralkörper u. s. w. Nicht die Lebenserscheinung, sondern das Lebensprinzip, auf dem diese Erscheinungen beruhen, ist das Wesentliche. Dieses Lebensprinzip i"t der Geist.
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geht, ein und aus, wie ein Luftzug, ist auch
nicht der Atma; denn es kann für sich allein
nicht zwischen Gut und Böse, oder das wahre
geht, ein und aus, wie ein Luftzug, ist auch nicht der Atma; denn es kann für sich allein nicht zwischen Gut und Böse, oder das wahre Selbst von einem anderen unterscheiden; es ist stets von einem anderen (dem Selbst) abhängig.
Selbst von einem anderen unterscheiden; es
ist stets von einem anderen (dem Selbst) ab-
hängig.
Die Organe der Wahrnehmung mit dem
Manas zusammen bilden die Manomaya-Hülle
(Gedankenleib), welche die Ursache ist von
der Unterscheidung zwischen Ich und mein;
es ist das Produkt der Nichterkenntnis; es
erfüllt die vorhergehende Hülle, und es offen-
bart seine grosse Macht, indem es Gegen-
stände durch Namen (von einander) unter-
scheidet*).
Die Organe der Wahrnehmung mit dem Manas zusammen bilden die Manomaya-Hülle (Gedankenleib), welche die Ursache ist von der Unterscheidung zwischen Ich und mein; es ist das Produkt der Nichterkenntnis; es erfüllt die vorhergehende Hülle, und es offenbart seine grosse Macht, indem es Gegenstände durch Namen (von einander) unterscheidet *).
Das Feuer der Manomaya-Hülle, welches
durch Gegenstände (Vorstellungen) genährt
wird, als wie mit Strömen von geschmolzener
Butter, vermittelst der fünf Sinne, gleich
*) Das Kind in der Wiege, dessen Gedankenkörper
(Manomaya) während des subjektiven Zustandes (in Devachan)
sich erschöpft hat und dessen neues Manomaya (Urteils-
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kraft) noch nicht ausgebildet ist, unterscheidet nicht, oder
wenig, zwischen „mein" und „dein"; es greift mit den
Händen nach dem Monde sowohl wie nach naheliegenden
Gegenständen und lernt erst nach und nach den Begriff von
„ich" und „du".
Das Feuer der Manomaya-Hülle, welches durch Gegenstände (Vorstellungen) genährt wird, als wie mit Strömen von geschmolzener Butter, vermittelst der fünf Sinne, gleich *) Das Kind in der Wiege, dessen Gedankenkörper (Manomaya) während des subjektiven Zustandes (in Devachan) sich erschöpft hat und dessen neues Manomaya (Urteilskraft) noch nicht ausgebildet ist, unterscheidet nicht, oder wenig, zwischen "mein" und "dein"; es greift mit den Händen nach dem Monde sowohl wie nach naheliegenden Gegenständen und lernt erst nach und nach den Begriff von "ich" und "du".
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— i6a —
fünf Opferpriestern, und welches, von dem
Feuerholze der verschiedenartigen Begierden
genährt, flammt, sengt den aus den fünf
fünf Opferpriestern , und welches, von dem Feuerholze der verschiedenartigen Begierden genährt, flammt, aengt den aus den fünf Elementen gemachten Leib.
Elementen gemachten Leib.
Es giebt keinen Irrtum (Avidyä) ausser-
halb Manas. Manas selbst ist Avidyä, das
Werkzeug für die Hervorbringung der Fes-
seln des bedingten Daseins. Wenn Avidyä
zerstört ist, so ist alles zerstört, und wenn
es offenbar ist, so ist alles offenbar.
Im Traume, wo keine substantielle Wirk-
lichkeit vorhanden ist, tritt man durch die
Es giebt keinen Irrtum (Avidya) auS&el'''' halb Manas. Manas selbst ist A vidya, das Werkzeug ftlr die Hervorbringung der Fesseln des bedingten Daseins. Wenn A vidya zerstört ist, so ist alles zerstört, und wenn es offenbar ist, So ist alles offenbar.
Kraft von Manas in eine Welt des Geniessens
ein. So ist es auch im wachenden Leben,
ohne einen Unterschied. Alles dies ist eine
Offenbarung von Manas*).
Jedermann weiss, dass, wenn Manas in
den Zustand des traumlosen Schlafes ver-
fallen ist, so ist nichts (bewusstes) mehr übrig.
Somit ist der Inhalt unseres Bewusstseins
durch Manas erzeugt und hat kein wirkliches
(selbständiges) Dasein.
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*) Siehe Karl du Prel: „Die Philosophie der Mystik",
Kapitel: Träume und Spaltung des Bewusstseins.
Im Traume, wo keine substantielle Witk· lichkeit vorhanden ist, tritt man durch die Kraft von Manas in eine Welt des Geniesseßs ein. So ist es auch im wachenden Leben, ohne einen Unterschied. Alles dies ist eine Offenbarung von ~ranas*). Jederman n weiss, dass, wenn Manas in den Zustand des traumlosen Schlafes verfallen ist, so ist nichts (bewusstes) mehr übrig. Somit ist der Inhait unseres Bewusstseins durch Manas erzeugt und hat kein wirkliches (selbständiges) Dasein. *) Siehe Kar! du PreI: "Die Philosophie der Mystik". Kapitel: Träume und Spaltung des Bewusstseins.
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- i63 -
Eine Wolke wird durch den Wind zu-
sammengetrieben und wieder vom Winde zer-
streut; das Gebundensein (Knechtschaft) wird
Eine Wolke wird durch den Wind zusammengetrieben und wieder vom Winde zerstreut; das Gebundensein (Knechtschaft) wird durch Manas geschaffen und die Freiheit wird auch durch dasselbe erlangt.
durch Manas geschaffen und die Freiheit
wird auch durch dasselbe erlangt.
Wenn derselbe (Manas) Anhänglichkeit an
den Körper und alle anderen Gegenstände
verursacht hat, so bindet er dadurch den Men-
schen, so wie ein Tier durch einen Strick ge-
bunden wird; bringt er aber nachher eine
Abneigung gegen dieselben, wie gegen Gift,
hervor, so macht dieser Zustand den Men-
schen von Manas frei.
Deshalb ist Manas die Ursache der Knecht-
Wenn derselbe (Manas) Anhänglichkeit an den Körper und alle anderen Gegenstände verursacht hat, so bindet er dadurch den Menschen, so wie ein Tier durch einen Strick gebunden wird; bringt er aber nachher eine Abneigung gegen dieselben, wie gegen Gift, hervor, so macht dieser Zustand den Menschen von Manas frei.
schaft des individuellen Menschen und auch
die Ursache seiner Befreiung. Wenn Manas
(das Gemüt) durch Leidenschaft befleckt ist,
so ist er die Ursache des Gebundenseins; ist
er aber rein, frei von Leidenschaft und Irr-
tum (Thorheit), so ist er die Ursache der
Freiheit.
Wenn Unterscheidung und Leidenschafts-
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losigkeit vorherrschend sind, so wird Manas,
indem es Reinheit erlangt, der Befreiung
fähig. Deshalb müssen in dem Menschen,
Deshalb ist Manas die UrSache der Knechtschaft des individuellen Menschen und auch die Ursache seiner Befreiung. Wenn Manas (das Gemüt) durch Leidenschaft befleckt ist, so ist er die Ursache des Gebundenseins; ist er aber rein, frei von Leidenschaft und Irr. turn (Thorheit), so ist er die Ursache der Freiheit. Wenn tJ nterscheidung und Leidenschaftslosigkeit vorherrschend sind,- so witd Manas, indem es Reinheit erlangt, der Befreiung fähig. Deshalb müssen in dem Menschen,
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welcher frei zu sein wünscht und buddhi
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(Verstand) besitzt, vor allem diese zwei Eigen-
-
schaften gekräftigt werden.
In dem Urwalde von Gegenständen (Vor-
welcher frei zu sein wünscht und buddhi (Verstand) besitzt, vor allem diese zwei Eigenschaften gekräftigt werden.
stellungen) irrt der Tiger, Manas genannt,
umher; reine Menschen, welche nach Freiheit
verlangen, gehen dort nicht hin.
Manas erzeugt Gegenstände (Vorstellun-
gen) der Begierde, vermittelst des mate-
riellen Körpers (Sthula - Sharira) und des
In dem Urwalde von Gegenständen (Vorstellungen) irrt der Tiger, Manas genannt, umher; reine Menschen, welche nach Freiheit verlangen, gehen dort nicht hin.
feineren Körpers (Sukshma-Sharira) des be-
treffenden Menschen und bringt fortwährend
Verschiedenheiten der Körper, Klassen und
Bedingungen hervor, welche alle die Resul-
tate der Thätigkeit der Eigenschaften sind.
Wenn Manas das absolute Bewusstsein,
welches ohne Anhänglichkeit ist, verschleiert
hat, so erlangt es die Idee des „Ich" und
„mein", und infolge seiner Anhänglichkeit
Manas erzeugt Gegenstände (Vorstellungen) der Begierde, vermittelst des materiellen Körpers (Sthula - Sharira) und des feineren Körpers (Sukshma - Sharira) des betreffenden Menschen und bringt fortwährend Verschiedenheiten der Körper, Klassen und Bedingungen hervor, welche alle die Resultate der Thätigkeit der Eigenschaften sind.
an den Körper, die Organe und das Leben,
wandert es ohne Unterlass im Genusse der
Früchte seiner Handlungen herum.
Die Wiederverkörperungen werden da-
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durch geschaffen, dass man die Eigenschaften
von Atma jenem Dinge (der Persönlichkeit)
Wenn Manas das absolute Bewusstsein, welches ohne Anhänglichkeit ist, verschleiert hat, so erlangt es die Idee des "Ich" und "mein", und infolge seiner Anhänglichkeit an den Körper, die Organe und das Leben, wandert es ohne Unterlass im Genusse der Früchte seiner Handlungen herum. Die Wiederverkörperungen werden dadurch geschaffen, dass man die Eigenschaften von Atma jenem Dinge (der Persönlichkeit)
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- i65 -
zuschreibt, welches nicht Atma ist. Dieser
Irrtum ist veranlasst durch Manas, welches
die erste Ursache des Geborenwerdens u. s. f.
zuschreibt, welches nicht Atma ist. Di~er Irrtum ist veranlasst durch Manas, welches die erste Ursache des Geborenwerdens u. s. f. ist. Dies verursacht Leiden in einem Mensehen, der keine Unterscheidung (zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen) hat, und der mit Radschas und Tamas befleckt ist.
ist. Dies verursacht Leiden in einem Men-
schen, der keine Unterscheidung (zwischen
dem Ewigen und dem Vergänglichen) hat,
und der mit Radschas und Tamas befleckt ist.
Deshalb nennen die Weisen, welche die
Wahrheit erkannt haben, Manas „Avidyä",
durch welches das Universum bewegt wird,
wie die Wolken durch Wind*).
Deshalb sollte sich derjenige, welcher nach
Freiheit strebt, bemühen, Manas zu reinigen.
Ist das Gemüt einmal rein, so ist die Erlösung
nahe.
Wenn er das Bestreben nach Freiheit, die
Anhänglichkeit an Gegenstände ausgerottet
Deshalb nennen die Weisen, welche die Wahrheit erkannt haben, Manas "Avidya", durch welches das Universum bewegt ,vird, wie die Wolken durch Wind *).
hat und dem persönlichen Interesse in seinen
Handlungen mit heiliger Reinheit entsagt hat,
*) Zur Erklärung dieser Stelle wäre eine Auseinander-
setzung der Lehre von den sieben Prinzipien im Makro-
kosmos sowie im Mikrokosmos am Platze. Das Universum
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als Ganzes hat ebenso wie der einzelne Mensch seinen
Manas (Gemüt), und in der That sagt die Mystik (Geheim-
lehre), dass der Universalmensch überall und das ganze
Weltall in ihm selber enthalten ist. Wer sich deshalb in
Deshalb sollte sich derjenige, welcher nach Freiheit strebt, bemühen, Manas zu reinigen. Ist das Gemüt einmal rein, so ist die Erlösung nahe.
Wirklichkeit erkennt, der erkennt auch das Wesen von allem.
Wenn er das Bestreben nach Freiheit, die Anhänglichkeit an Gegenstände ausgerottet hat und dem persönlichen Interesse in seinen Handlungen mit heiliger Reinheit entsagt hat, *) Zur Erklärung dieser Stelle wäre eine Auseinandersetzung der Lehre von den sieben Prinzipien im Makrokosmos sowie im Mikrokosmos am Platze. Das Universum als Ganzes hat ebenso wie der einzelne Mensch seinen Manas (Gemüt), und in der That sagt die Mystik (Geheimlehre), dass der Universalmensch überall und das ganze Weltall in ihm selber enthalten ist. Wer sich deshalb in Wirklichkeit erkennt, der erkennt auch das Wesen VOll allem.
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166
so wäscht der dem Studium (sravana) u. s. w.
Ergebene die Leidenschaft des Gemütes weg.
Sogar der Manomaya-Leib (der Gedanken-
so wäscht der dem Studium (sravana) Q.·s;'·W. Ergebene die Leidenschaft des Gemütes weg.
körper) ist nicht das höchste Ich, weil er
einen Anfang und ein Ende hat und seine
Natur veränderlich ist; er hat Eigenschaften,
welche Leiden verursachen und ist objektiv.
Der Seher (das Subjekt) wird nicht von dem
Sogar der Manomaya-Leib (der Gedankenkörper) ist nicht das höchste Ich, ,,"eil er einen Anfang und ein Ende hat und seine Natur veränderlich ist; er hat Eigenschaften, welche Leiden verursachen und ist objektiv. Der Seher (das Subjekt) wird nicht von dem gesehen, was gesehen wird (objektiv ist).
gesehen, was gesehen wird (objektiv ist).
Buddhi mit seinen Funktionen und mit
den Organen der Empfindung verbunden,
bildet den Vijnänamaya - Leib (Erkenntnis-
körper), dessen charakteristisches Merkmal
Thätigkeit ist, und welcher die Ursache des
Kreislaufs von Geburt und Tod ist*).
Die Veränderung von Prakriti, Vijnäna-
maya (der Erkenntnisleib) genannt, begleitet
*) Wie wir sehen, bat auch der Manomaya-Leib (Ge-
dankenkörper) Organe der Empfindung. Dieser Leib erzeugt
die Ideen der vielen Möglichkeiten in Bezug auf die Gegen-
stande der Empfindung. Die Vijnänamaya-Hülle entscheidet
zwischen diesen Möglichkeiten, indem es eine derselben mit
Buddhi mit seinen Funktionen und mit den Organen der Empfindung verbunden, bildet den Vijnanamaya - Leib (Erkenntniskörper) , dessen charakteristisches Merkmal Thätigkeit ist, und welcher die Ursache des Kreislaufs von Geburt und Tod ist*).
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dem „Ichgefühl" durch die Empfindung verbindet. Fol-
gendes möge als Beispiel dienen: Ich sehe etwas; es kann
ein Pfahl sein oder ein Mensch, insofern als wir es nur
mit dem Manomaya zu thun haben. Dann wenn das
Vijnänamaya in Thätigkeit kommt, so wird eine von diesen
Die Veränderung von Prakriti, Vijnanamaya (der Erkenntnisleib) genannt, begleitet .) Wie wir sehen, hat auch der Manomaya .. Leib (Gedankenkörper) Organe der Empfindung. Dieser Leib erzeugt die Ideen der vielen Möglichkeiten in Bezug auf die Gegenstlnde der Empfindung. Die Vijnanamaya-Hülle entscheidet zwischen diesen Möglichkeiten, indem es eine derselben mit dem "IchgefühlU durch die Empfindung verbindet. Folgendes möge als Beispiel dienen: Ich sehe etwas; es kann ein Pfahl sein oder ein Mensch, insofern als wir es nur mit dem Manomaya zu thun haben. Dann wenn das Vijnanamaya in Tbitigkeit kommt, so wird eine von diesen
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die Individualität (die Hülle), welche den Atma
wiederspiegelt, sie besitzt die Fähigkeiten des
Erkennens und Handelns, und ihre Funktion
die Individualität (die Hülle), welche den Atma wieder-spiegelt. sie besitzt die Fähigkeiten des Erkennen, -und Handeins, und ihre J:4~unktion iat. den Körper, Orga.ne u. s. w. als das ,,Ich" zu spezialisieren.
ist, den Körper, Organe u. s. w. als das „Ich"
zu spezialisieren.
Dieser Leib, welcher keinen Anfang in der
Zeit hat, ist Jiva, d. h. das verkörperte Ich.
Es ist der Leiter von allen Thätigkeiten und
wird durch vorhergegangene Begierden re-
giert. Hierbei verursacht es Handlungen,
gerechte sowohl als ungerechte, und deren
Folgen *).
Es sammelt Erfahrungen, indem es durch
Dieser Leib, welcher keinen Anfang in der Zeit hat, ist Jiva, d. h. das verkörperte Ich. Es ist der Leiter von allen Thätigkeiten und wird durch vorhergegangene Begierden regiert. Hierbei verursacht es Handlungen, gerechte sowohl als ungerechte, und deren Folgen *).
verschiedene Grade von Wiederverkörperun-
gen wandert (durch das Elemental-, Mineral-,
Pflanzen- und Tierreich), und es kommt oben
zwei Möglichkeiten mit Ahankara (Selbstbewusstsein) durch
den Sinn der Empfindung associiert, und wir erlangen das
Resultat: Ich weiss, dass ich einen Pfahl sehe. Dies soll
dazu dienen, auf die zweifachen Funktionen der Organe
der Empfindung hinzudeuten, wovon oben die Rede ist.
(Man empfindet, und man empfindet, dass man empfindet,
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und urteilt darüber.)
*) Es ist die individuelle Intelligenz, abgesehen von
allen intellektuellen Thätigkeiten; dasjenige, was im Menschen
sowohl denken als auch das Denken unterlassen kann, in
welchem aber noch die Täuschung des „Ichseins", d. h. des
Es sammelt Erfahrungen, indem es durch
von anderen Dingen verschiedenen Sonderseins, existiert.
verschiedene Grade von Wiederverkörperungen wandert (durch das Elemental-, Mineral-, Pflanzen- und Tierreich), und es kommt oben zwei Möglichkeiten mit Ahankara (Selbstbewusstsein) durch den Sinn der Empfindung associiert, und wir erlangen das Resultat: Ich weiss, dass ich einen Pfahl sehe. Dies soll dazu dienen, auf die zweifachen Funktionen der Organe der Empfindung hinzudeuten, wovon oben die Rede ist. (Man empfindet, und man empfindet, dass man empfindet, und urteilt darüber.)
*) Es ist die individuelle Intelligenz, abgesehen von .allen intellektuellen Thätigkeiten; dasjenige, was im Menschen sowohl denken als auch das Denken unterlassen kann, in welchem aber noch die Täuschung des "Ichseins", d. h. des von anderen Dingen verschiedenen Sonderseins, existiert.
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hinauf und geht nach unten (d. h. es tritt ob-
jektiv auf und geht in den subjektiven Zu-
stand ein). Diesem Vijnänamaya gehören
hinauf und geht nach unten (d. h. es tritt objektiv auf und geht in den subjektiven Zustand ein). Diesem Vijnanamaya gehören die Erfahrungen durch Lust und Schmerz an, welche im Wachen, Träumen und anderen Zuständen gemacht werden.
die Erfahrungen durch Lust und Schmerz an,
welche im Wachen, Träumen und anderen
Zuständen gemacht werden.
Das Vijnänamaya ist durch seine äusserste
Nähe zu Paramätma charakterisiert, und des-
halb die objektive Grundlage desselben. Es
verursacht die Unterscheidung zwischen „Ich"
und „mein" und alle Handlungen, welche den
verschiedenen Stufen des Lebens und der
Zustände angehören, und infolge der Nicht-
erkenntnis (des Absoluten) wandert es mit
der geistigen Intelligenz (Buddhi) von einem
Dasein zum andern. (Es ist dasjenige im
Das Vijnanamaya ist durch seine äusserste Nähe zu Paramatma charakterisiert, und deshalb die objektive Grundlage desselben. Es verursacht die Unterscheidung zwischen "Ich" und "mein" und alle Handlungen, welche den verschiedenen Stufen des Lebens und der Zustände angehören, und infolge der Nichterkenntnis (des Absoluten) wandert es mit der geistigen Intelligenz (Buddhi) von einem Dasein zum andern. (Es ist dasjenige im Menschen, was sowohl den Tod des Körpers, als auch die Zwischenzustände, Devachan etc., Überdauert.)
Menschen, was sowohl den Tod des Körpers,
als auch die Zwischenzustände, Devachan etc.,
überdauert.)
Dieses Vijnänamaya, welches das Licht
des Logos wiederspiegelt, wird offenbar in
dem Lebensatem und im Herzen (der Seele).
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Dieser Atma in diesem Upadhi (Form) ein-
geschlossen, erscheint als der Handelnde und
Geniessende.
Dieses Vijnanamaya, welches das Licht des Logos wiederspiegelt, wird offenbar in dem Lebensatem und im Herzen (der Seele). Dieser Atma in diesem Upadhi (Form) eIngeschlossen, erscheint als der Handelnde und Geniessende.
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Der durch das Gemüt begrenzte Atma
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erscheint infolge der illusiven Natur (des
-
Gemütes) als verschieden (von anderen Din-
gen), so wie ein Wasserkrug u. s. w. von der
Der durch das Gemüt begrenzte Atma erscheint infolge der illusiven Natur (des Gemütes) als verschieden (von anderen Dingen), so wie ein Wasserkrug u. s. w. von der Erde, aus der er gemacht ist, verschieden zu sein scheint.
Erde, aus der er gemacht ist, verschieden zu
sein scheint.
Infolge seiner Verbindung mit einer ob-
jektiven Grundlage erscheint es, als ob
Paramätma an den Eigenschaften (dieses
Upadhi oder Trägers) teil nähme; gerade
so, wie das formlose Feuer teil zu nehmen
scheint an der Form des (glühenden) Eisens.
Der Atma ist seiner (eigenen) Natur nach
wesentlich unveränderlich. (Der Geist ändert
sich nicht, wohl aber sind seine Offenba-
rungen verschiedener Art.)
Infolge seiner Verbindung mit einer objektiven Grundlage erscheint es, als ob Paramatma an den Eigenschaften (dieses U padhi oder Trägers) teil nähme; gerade so, wie das formlose Feuer teil zu nehmen scheint an der Form des (glühenden) Eisens. Der Atma ist seiner (eigenen) Natur nach wesentlich unveränderlich. (Der Geist ändert sich nicht, wohl aber sind seine Offenbarungen verschiedener Art.)
Der Jünger sprach:
Sei es infolge von Unwissenheit, oder
aus einer anderen Ursache; der Atma er-
scheint uns stets als Jiva. Da dieses Upadhi
(Vehikel) keinen Anfang hat, so kann man
sich auch kein Ende desselben vorstellen.
Deshalb scheint es, dass die Verbindung
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von Atma und Jiva (dem höheren Teile von
Manas) nicht enden könnte, und sein be-
Der Jünger sprach: Sei es infolge von Unwissenheit, oder aus einer anderen Ursache; der Atma erscheint uns stets als Jiva. Da dieses Upadhi (Vehikel) keinen Anfang hat, so kann man sich auch kein Ende desselben vorstellen. Deshalb scheint es, dass die Verbindung von Atma und Jiva (dem höheren Teile von ~Ianas) nicht enden könnte, und sein be-
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dingtes Leben scheint ewig zu sein. Sage
-
mir deshalb, o hochverehrter Meister! wie
kann da eine Erlösung stattfinden?
dingtes Leben scheint ewig zu sein. Sage mir deshalb, 0 hochverehrter Meister! "OIe kann da eine Erlösung atattfinden?
Der hochverehrte Meister sprach:
O weiser Mann! Du hast eine gute
Frage gestellt. Höre nun aufmerksam zu.
Die täuschenden Vorstellungen, welche dem
Irrtum entspringen, sind nicht endgültig.
Wahrlich, ohne Irrtum kann der Atma,
Der hochverehrte Meister sprach:
der Unabhängige und Nichthandelnde, mit
keinem Gegenstande verbunden werden; wie
o
man ja auch glaubt, das Firmament sei blau
weiser Mann! Du hast eine gute Frage gestellt. Höre nun aufmerksam zu. Die täuschenden Vorstellungen, welche dem Irrtum entspringen, sind nicht endgültig.
(obgleich es nur blau zu sein scheint).
Der Seher des Selbsts (das Absolute) ist
ohne Thätigkeit, ohne Eigenschaften, alles
durchdringend ist er Erkenntnis und Selig-
keit (selbst). Durch die Unwissenheit von
Manas erscheint es bedingt (verbunden mit
Jiva), dies ist aber nicht so. Wenn diese
Unwissenheit verschwindet, so existiert sie
Wahrlich, ohne Irrtum kann der Atma, der Unabhängige und Nichthandelnde, mit keinem Gegenstande verbunden werden; wie man ja auch glaubt, das Firmament sei blau (obgleich es nur blau zu sein scheint).
nicht mehr; deshalb ist sie ihrer Natur nach
unwirklich (wesenlos).
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Solange dieser Irrtum vorhanden ist, so-
lange ist auch diese (scheinbare Verbindung
mit Jiva) vorhanden; gerade so wie der Wahn,
DeI" Seher des Selbsts (das Absolute) ist ohne Thätigkeit, ohne Eigenschaften, alles durchdringend ist er Erkenntnis und Seligkeit (selbst). Durch die Unwissenheit von Manas erscheint es bedingt (verbunden mit Jiva) , dies ist aber nicht so. Wenn diese Unwissenheit verschwindet, so existiert sie nicht mehr; deshalb ist sie ihrer Natur nach unwirklich (wesenlos). Solange dieser Irrtum vorhanden ist, solange ist auch diese (scheinbare Verbindung mit Jiva) vorhanden; gerade so wie der 'Vahn,
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dass ein Strick eine Schlange sei, nur während
der Dauer dieser Täuschung vorhanden ist,
aber wenn der Irrtum aufhört, so ist keine
Schlange mehr da. Gerade so ist es.
dass ein Strick eine Schlange sei, nur ·während der Dauer dieser Täuschung vorhanden ist, aber wenn der Irrtum aufhört, so ist keine Schlange mehr da. Gerade so ist es.
Die Unwissenheit hat keinen Anfang und
dies ist auch der Fall mit den Wirkungen
derselben*); aber wenn die Erkenntnis ein-
tritt, so wird die Unwissenheit, obgleich sie
keinen Anfang hat, völlig zerstört; so wie
alles das, was dem Traumleben angehört,
durch das Erwachen verschwindet. Ob-
gleich ohne Anfang, ist sie nicht ewig,
sondern völlig analog mit Präbhäva**).
Die Unwissenheit hat keinen Anfang und dies ist auch der Fall mit den Wirkungen derselben *); aber wenn die Erkenntnis eintritt, so wird die Unwissenheit, obgleich sie keinen Anfang hat, völlig zerstört; so wie alles das, was dem Traumleben angehört, durch das Erwachen verschwindet. Obgleich ohne Anfang, ist sie nicht ewig, sondern völlig analog mit Prabhava **).
*) Die Unwissenheit ist ein Nichts und wesenlos und
ebenso wesenlos ist der aus der Unwissenheit entspringende
Irrtum. In einer falschen Idee ist keine Wahrheit und
keine Wirklichkeit, sie existiert nur in der Phantasie. Weil
•der Mensch sich nicht als dasjenige erkennt, was er in Wirk-
lichkeit seinem innersten Wesen nach ist (nämlich „Gott"),
so bildet er sich ein, ein von „Gott" (d. h. von sich selber)
verschiedenes Wesen zu sein. Dadurch, dass er zur Gottes-
erkenntnis kommt, hört dieser Irrtum auf. Es ist dann
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keine Rede mehr von einer „Verbindung" mit Gott, weil
ja in Wirklichkeit niemals eine Trennung im Alleinigen
stattgefunden hat.
**) Präbhäva, vorhergehende Nichtexistenz. Ein Topf
z. B. existiert als Thon, aber nicht als Topf, solange er
nicht gemacht ist.
Lotosblüten XXX. 12
*) Die Unwissenheit ist ein Nichts und wesenlos und ebenso wesenlos ist der aus der Unwissenheit entspringende Irrtum. In einer falschen Idee ist keine Wahrheit und keine "'\Virklichkeit, sie existiert nur in der Phantasie. 'Veil -der Mensch sich nicht als dasjenige erkennt, was er in Wirklichkeit seinem innersten 'Vesen nach ist (nämlich "Gott"), so bildet er sich ein, ein von "Gott" (d. h. von sich selber) verschiedenes Wesen zu sein. Dadurch, dass er zur Gottes·erkenntnis kommt, hört dieser Irrtum auf. Es ist dann keine Rede mehr von einer "Verbindung" mit Gott, weil ja in Wirklichkeit niemals eine Trennung im Alleinigen stattgefunden hat. **) Präbhava, vorhergehende Nichtexistenz. Ein Topf z. B. existiert als Thon, aber nicht als Topf, solange er nicht gemacht ist. Lotubldton xxx. 12
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Die (scheinbare) Verbindung des Atma
mit Jiva, welche durch deren Grundlage, das
Gemüt, geschaffen ist, hat zwar keinen An-
Die (scheinbare) Verbindung des Atma mit Jiva, welche durch deren Grundlage, das Gemüt, geschaffen ist, hat zwar keinen Anfang, aber man sieht, dass sie ein Ende hat. Daher existiert diese Verbindung nicht und der Atma ist in seiner Natur und seinen Eigenschaften gänzlich von Jiva verschieden. Die Verbindung zwischen Atma und Buddhi ist auf ein falsches Wissen gegründet.
fang, aber man sieht, dass sie ein Ende hat.
Daher existiert diese Verbindung nicht und
der Atma ist in seiner Natur und seinen
Eigenschaften gänzlich von Jiva verschieden.
Die Verbindung zwischen Atma und Buddhi
ist auf ein falsches Wissen gegründet.
Diese (Täuschung der) Verbindung kann
nur durch wahre Erkenntnis enden und
auf keine andere Art. Die Erkenntnis, dass
Brahm (der höchste Geist) und Atma (das
Leben) eins und dasselbe sind, ist wahres
Wissen und in Übereinstimmung mit den
Veden.
Diese Erkenntnis kann nur durch voll-
kommene Unterscheidung zwischen dem Ich
und dem Nichtich erlangt werden; deshalb
soll man sich üben in der Unterscheidung
in Bezug auf den individuellen und den uni-
Diese (Täuschung der) Verbindung kann nur durch wahre Erkenntnis enden und auf keine andere Art. Die Erkenntnis, dass Brahm (der höchste Geist) und Atma (das Leben) eins und dasselbe sind, ist ,vahres Wissen und in Übereinstimmung mit den Veden.
versellen Geist.
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Wie das schmutzigste Wasser reines Was-
ser wird, sobald man den Schmutz davon ent-
fernt, gerade so leuchtet der Atma klar,
Diese Erkenntnis kann nur durch vollkommene Unterscheidung zwischen dem Ich und dem Nichtich erlangt werden; deshalb soll man sich üben in der Unterscheidung in Bezug auf den individuellen und den universellen Geist. Wie das schmutzigste Wasser reines Wasser wird, sobald man den Schmutz davon entfernt, gerade so leuchtet der Atma klar,
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sobald er vom Unwesentlichen befreit wird.
Deshalb muss der Atma von allem, das dem
falschen Selbst angehört, frei gemacht werden.
sobald er vom Unwesentlichen befreit wird. Deshalb muss der Atma von allem, das dem falschen Selbst angehört, frei gemacht werden.
Der höchste Geist ist somit nicht dasjenige,
was Vijnänamaya genannt wird. Da dasselbe
wandelbar ist, einen ihm eigentümlichen Cha-
rakter und ein begrenztes Bewusstsein hat,
und auch weil es objektiv ist und fähig zu
irren, so kann es nicht als ewig betrachtet
werden.
Der höchste Geist ist somit nicht dasjenige, was Vijnanamaya genannt wird. Da dasselbe wandelbar ist, einen ihm eigentümlichen Charakter und ein begrenztes Bewusstsein hat. und auch \veil es objektiv ist und fähig zu irren, so kann es nicht als ewig betrachtet werden.
Die Anandamaya-Hülle (der Verklärungs-
leib) ist der Wiederschein der absoluten Selig-
keit; dennoch ist sie nicht frei von Irrtum.
Ihre Attribute sind Freude u. dgl., und in
diesem Leibe werden die höheren Zuneigungen
(Ideale) verwirklicht (in Swarga). Dieser (ver-
klärte) Leib, dessen Dasein von der Ausübung
der Tugend abhängig ist, wird als Ananda-
maya (Verklärung) in einem tugendhaften
Menschen, der die Früchte seines eigenen
Verdienstes geniesst, von selbst offenbar.
Die hauptsächlichste Offenbarung der
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Anandamaya-Hülle ist der traumlose Schlaf.
In den Zuständen des Wachens und Träu-
mens wird sie teilweise durch das Sehen
12*
Die Anandamaya-Hülle (der Verklärungsleib) ist der Wiederschein der absoluten Seligkeit; dennoch ist sie nicht frei von Irrtum. Ihre Attribute sind Freude u. dgl., und in diesem Leibe \verden die höheren Zuneigungen (Ideale) verwirklicht (in Swarga). Dieser (verklärte) Leib, dessen Dasein von der Ausübung der Tugend abhängig ist, wird als Anandamaya (Verklärung) in einem tugendhaften l\{enschen, der die Früchte seines eigenen Verdienstes geniesst, von selbst offenbar. Die hauptsächlichste Offenbarung der Anandamaya-Hülle ist der traumlose Schlaf. In den Zuständen des Wachens und Träumens wird sie teilweise durch das Sehen 12
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*
• Original tram
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von angenehmen Gegenständen (Vorstellun-
gen) offenbar.
-
Auch dieses Anandamaya ist nicht der
von angenehmen Gegenständen (Vorstellungen) offenbar.
höchste Geist, denn es ist Bedingungen unter-
worfen. Es ist eine Modifikation von Prakriti,
ein Effekt und die Summe aller Folgen von
guten Thaten.
Den Veden gemäss ist der Atma (das
Auch dieses Anandamaya ist nicht der höchste Geist, denn es ist Bedingungen unterworfen. Es ist eine Modifikation von Prakriti, ein Effekt und die Summe aller Folgen von guten Thaten.
Selbst) dasjenige, was übrig bleibt, wenn die
fünf Hüllen (oder Leiber) abgezogen sind.
Er ist der Zeuge, die absolute Erkenntnis.
Dieser Atma ist selbst leuchtend und ver-
schieden von den fünf Hüllen; er ist der
Zeuge der drei Zustände (Wachen, Träumen
und traumloser Schlaf); er ist fleckenlos und
unwandelbar; er ist ewige Seligkeit und muss
als solche durch den weisen Brahminen er-
fahren werden.
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(Fortsetzung folgt.)
Den Veden gemäss ist der Atma (das Selbst) dasjenige, was übrig bleibt, wenn die fünf Hüllen (oder Leiber) abgezogen sind. Er ist der Zeuge, die absolute Erkenntnis. Dieser Atma ist selbst leuchtend und verschieden von den fünf Hüllen; er ist der Zeuge der drei Zustände (Wachen, Träumen und traumloser Schlaf); er ist fleckenlos und unwandelbar; er ist ewige Seligkeit und muss als solche durch den weisen Brahminen erfahren werden. (Fortsetzung folgt.)
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Elementargeister.
Nach Mitteilungen von H. P. Blavatsky.
(Schluss.)
III.
Wir haben in den vorhergehenden zwei
Kapiteln die verschiedenen Klassen der die
Astralwelt bewohnenden Wesen, Intelligen-
zen, Kräfte und Formen, und dann die Ele-
mentarwesen der vier Elemente im beson-
deren besprochen. Alle diese Wesen sind
keine Ausgeburten der Phantasie, welche für
sich keine Existenz haben, sondern sie sind
Elementargeister.
ebenso wie Licht, Elektrizität u. s. w. wirklich
vorhandene Daseinsformen, die unter gewissen
Bedingungen Gestalt annehmen, ja sogar ob-
jektiv in die Erscheinung treten können. Wer
Nach Mitteilungen von H. P. BI a va t s k y.
das Dasein von Elementargeistern, Engeln
und Teufeln bezweifelt, der braucht sich bloss
(Schluss.)
selbst zu betrachten, und er findet, je nach
seinem Zustande, die eine oder die andere
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111. Wir haben in den vorhergehenden zwei Kapiteln die verschiedenen Klassen der die Astralwelt bewohnenden Wesen, Intelligenzen, Kräfte und Formen, und dann die Elementarwesen der vier Elemente im besonderen besprochen. Alle diese Wesen sind keine Ausgeburten der Phantasie, ,veIche für sich keine Existenz haben, sondern sie sind ebenso wie Licht, Elektrizität u. s. 'v. ,virklich vorhandene Daseinsformen, die unter gewissen Bedingungen Gestalt annehmen, ja sogar objektiv in die Erscheinung treten können. Wer das Dasein von Elementargeistern , Engeln und Teufeln bezweifelt, der braucht sich bloss selbst zu betrachten, und er findet, je nach seinem Zustande, die eine oder die andere
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Klasse in sich selbst repräsentiert. Ist sein
Wille gut und seine Seele vom Geiste der
göttlichen Selbsterkenntnis durchdrungen, so
Klasse in sich selbst repräsentiert. Ist sein Wille gut und seine Seele vom Geiste der göttlichen Selbsterkenntnis durchdrungen, so findet er in sich selber einen Gott; ist sein Wollen von der Begierde zum Bösen durchdrungen, so kann er in sich selber den Teufel erblicken; ist er ganz vom Sinnlichen eingenommen, ohne ideale \Veltanschauung und ohne ein Verlangen nach etwas Höherem, als die Befriedigung seiner leiblichen Bedürfnisse oder seiner wissenschaftlichen Neugierde, so ist der l\Iensch, den der Geist Gottes (das \vahre Selbst) verlassen hat, auch nichts weiter als ein Elementarwesen in menschlicher Gestalt, in \velchem alle vier Elemente vereinigt sind, aber die Hauptsache, die ihn zum ~Ienschen stempelt, fehlt. Ferner ist es schon vor undenklichen Zeiten bekannt gewesen, dass es keine Kraft ohne Stoff giebt. Wo eine Kraft vorhanden ist, da ist auch etwas Substantielles vorhanden, in dem sie wirkt. Die Kraft selbst ist substantiell. Sie kann eine Kraftäusserung der Materie genannt werden, ebensogut als man "Materie" latente Kraft nennen kann, wobei allerdings zu bedenken ist, dass das, was wir "Materie" nennen, nicht sichtbar ist. Das, \vas man mit körper-
findet er in sich selber einen Gott; ist sein
Wollen von der Begierde zum Bösen durch-
drungen, so kann er in sich selber den Teufel
erblicken; ist er ganz vom Sinnlichen ein-
genommen, ohne ideale Weltanschauung und
ohne ein Verlangen nach etwas Höherem, als
die Befriedigung seiner leiblichen Bedürf-
nisse oder seiner wissenschaftlichen Neugierde,
so ist der Mensch, den der Geist Gottes (das
wahre Selbst) verlassen hat, auch nichts wei-
ter als ein Elementarwesen in menschlicher
Gestalt, in welchem alle vier Elemente ver-
einigt sind, aber die Hauptsache, die ihn zum
Menschen stempelt, fehlt. Ferner ist es schon
vor undenklichen Zeiten bekannt gewesen,
dass es keine Kraft ohne Stoff giebt. Wo
eine Kraft vorhanden ist, da ist auch etwas
Substantielles vorhanden, in dem sie wirkt.
Die Kraft selbst ist substantiell. Sie kann
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eine Kraftäusserung der Materie genannt
werden, ebensogut als man „Materie" latente
Kraft nennen kann, wobei allerdings zu be-
denken ist, dass das, was wir „Materie" nennen,
nicht sichtbar ist. Das, was man mit körper-
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lichen Augen sieht, ist nicht die Materie
selbst, sondern nur deren äusserliche Offen-
barung oder Erscheinung. Wenn der Mensch
lichen ...- \ugen sieht, ist nicht die Materie selbst, sondern nur deren äusserliche Offenbarung oder Erscheinung. Wenn der l\1ensch daher eine geistige Kraft hat, welche den Tod des Körpers überlebt, so muss diese Kraft auch etwas Stoffliches (im transscendentalen Sinne) sein, und wieder in die Erscheinung treten können, so wie es die Reinkarnationslehre anschaulich macht. Ist sie aber ein individuelles Wesen, so muss sie auch ihre individuelle Organisation haben, und wenn der Körper verschwindet, irgendwo im 'Veltall vorhanden sein. Diese Schlussfolgerung ist ebenso logisch, als tausend andere, auf denen die "exakte Wissenschaft" beruht.
daher eine geistige Kraft hat, welche den
Tod des Körpers überlebt, so muss diese
Kraft auch etwas Stoffliches (im trans-
scendentalen Sinne) sein, und wieder in die
Erscheinung treten können, so wie es die
Reinkarnationslehre anschaulich macht. Ist
sie aber ein individuelles Wesen, so muss
sie auch ihre individuelle Organisation haben,
und wenn der Körper verschwindet, irgendwo
im Weltall vorhanden sein. Diese Schluss-
folgerung ist ebenso logisch, als tausend
andere, auf denen die „exakte Wissenschaft"
beruht.
Diese Spekulationen führen uns zur Be-
trachtung der verschiedenen Menschen-
geister, und von diesen finden wir nun so
viele Klassen und Verschiedenheiten, als es
überhaupt Klassen von menschlichen Charak-
teren und Persönlichkeiten im Weltall giebt;
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denn wohl jeder Mensch unterscheidet sich
in irgend etwas von einem anderen Menschen,
wenn er auch mit ihm zu derselben Klasse
gehört.
Diese Spekulationen führen uns zur Betrachtung der verschiedenen Me n sc h e ngeister, und von diesen finden wir nun so viele Klassen und Verschiedenheiten, als es überhaupt Klassen von menscWichen Charakteren und Persönlichkeiten im Weltall giebt; denn \vohl jeder Mensch unterscheidet sich in irgend etwas von einem anderen Menschen, wenn er auch mit ihm zu derselben Klasse gehört.
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Menschliche Elementarwesen.
Hierunter verstehen wir jeden Menschen,
.enschliche Elementarwesen.
sei er verkörpert und auf der Erde wandelnd,
oder entkörpert in irgend einem der ver-
schiedenen Zustände, in welche die „Seele"
Hierunter verstehen wir jeden Menschen~ sei er verkörpert und auf der Erde wandelnd~ oder entkörpert in irgend einem der verschiedenen Zustände, in welche die "Seele" nach dem Tode des Körpers eingehen kann. Wir verstehen darunter jeden Menschen, abgesehen von dem ihn erleuchtenden göttlichen Geist (Atma), folglich die Persönlichkeit des l\{enschen mit allen ihren niederen Willensformen und intellektuellen Funktionen (Kama~Ianas) ohne die höhere geistige Intelligenz (Buddhi-Manas), welche bei manchen Menschen verloren gegangen, bei der Mehrzahl noch nicht zum Bewusstsein gelangt ist. Ohne diese höhere Erkenntnis oder Liebe zum Guten ist selbst der klügste 1iensch nichts als eine Summe von materiellen Daseinsformen (Tattwas), und im Grunde genommen ein Sohn der Erde, ein Elementanvesen, in welchem ein wirklicher 1vlensch, ein Sohn Gottes, geboren werden kann, der aber selber noch kein Mensch (im \vahren Sinne des \Vortes) ist.
nach dem Tode des Körpers eingehen kann.
Wir verstehen darunter jeden Menschen, ab-
gesehen von dem ihn erleuchtenden göttlichen
Geist (Atma), folglich die Persönlichkeit des
Menschen mit allen ihren niederen Willens-
formen und intellektuellen Funktionen (Kama-
Manas) ohne die höhere geistige Intelligenz
(Buddhi-Manas), welche bei manchen Menschen
verloren gegangen, bei der Mehrzahl noch
nicht zum Bewusstsein gelangt ist. Ohne
diese höhere Erkenntnis oder Liebe zum
Guten ist selbst der klügste Mensch nichts
als eine Summe von materiellen Daseins-
formen (Tattwas), und im Grunde genommen
ein Sohn der Erde, ein Elementarwesen, in
welchem ein wirklicher Mensch, ein Sohn
Gottes, geboren werden kann, der aber selber
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noch kein Mensch (im wahren Sinne des
Wortes) ist.
Um diese verschiedenen Klassen von
Charakteren (Geistern), wie wir sie im Dies-
Um diese verschiedenen Klassen ,"on Charakteren (Geistern), wie wir sie im Dies-
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seits oder im „Jenseits" finden, auch nur
flüchtig zu besprechen, dazu fehlt uns der
seits oder im "Jenseits" finden, auch nur flüchtig zu besprechen, dazu fehlt uns der Raum. Jeder Mensch beschäftigt sich mit diesem Studium mehr oder weniger sein ganzes Leben lang, und es ist der Zweck aller belletristischen Litteratur und des Theaters, sich über die verschiedenen Charaktere, denen wir im menschlichen Leben begegnen, klar zu werden; ein Zweck, welcher deshalb niemals völlig erreicht werden kann, weil sich die geistigen, wie auch die körperlichen Eigenschaften des Menschen beständig verändern, so lange der Mensch noch nicht zu seinem wahren Gottesbewusstsein gekommen ist. Alle unsere "Psychologen" haben es nicht mit der wirklichen Seele des Menschen, sondern nur mit den stets wechselnden Eigenschaften des Kama rupa, mit dem niederen Teile von 1'Ianas, wenn nicht gar bloss mit physiologischen V orgängen zu thun. Die wahre Seele des Menschen, psyche, ist kein Gegenstand der materiellen Wissenschaft, sondern der geistigen Erkenntnis.
Raum. Jeder Mensch beschäftigt sich mit
diesem Studium mehr oder weniger sein
ganzes Leben lang, und es ist der Zweck
aller belletristischen Litteratur und des Thea-
ters, sich über die verschiedenen Charaktere,
denen wir im menschlichen Leben begegnen,
klar zu werden; ein Zweck, welcher deshalb
niemals völlig erreicht werden kann, weil
sich die geistigen, wie auch die körperlichen
Eigenschaften des Menschen beständig ver-
ändern, so lange der Mensch noch nicht zu
seinem wahren Gottesbewusstsein gekommen
ist. Alle unsere „Psychologen" haben es nicht
mit der wirklichen Seele des Menschen, son-
dern nur mit den stets wechselnden Eigen-
schaften des Kama rupa, mit dem niederen
Teile von Manas, wenn nicht gar bloss mit
physiologischen Vorgängen zu thun. Die
wahre Seele des Menschen, psyche, ist kein
Gegenstand der materiellen Wissenschaft,
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sondern der geistigen Erkenntnis.
Die Elemente, aus denen diese mensch-
lichen Elementargeister zusammengesetzt sind,
werden von denjenigen Natureigenschaften
Die Elemente, aus denen diese mensch.. lichen Elementargeister zusammengesetzt sind, werden von denjenigen Natureigenschaften
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gebildet, welche im Organismus des Menschen
zu Kräften geworden sind. Sie bilden alle
gebildet, welche im Organismus des Menschen zu Kräften geworden sind. Sie bilden al1E( die Tugenden und Laster, welche dem Egoismus entspringen. Dahin gehören die Habsucht, der Geiz, die Unzufriedenheit, Begierde, Zorn, Eitelkeit, Stolz, Grössenwahn, Neid, Eigendünkel, überhaupt alle menschlichen Leidenschaften, welche Formen seines Selbstwillens sind. Ferner gehören dazu alle die 'Vorstellungen, Meinungen, Vorurteile und Theorien, welche sich der Mensch angeeignet hat, die in ihm eingewurzelt und "Fleisch" geworden sind. Das einzige, was in diesen Elementargeistern wahrer Mensch ist, ist derjenige Teil seines Wesens, ,velcher die "\Vahrheit will und von der Wahrheit durchdrungen ist. Da es aber verhältnismässig nur wenige :Nlenschen giebt, in denen die Wahrheit zur lebendigen Kraft geworden ist, so findet man im alltäglichen Leben auch mehr Elementarmenschen, als wirkliche Menschen, und es wäre wohl oft eine Diogenes - Laterne nötig, um unter den vielen Scheinmenschen ein Wesen zu finden, das in Wirklichkeit ein wahrer Mensch ist.
die Tugenden und Laster, welche dem Egois-
mus entspringen. Dahin gehören die Hab-
sucht, der Geiz, die Unzufriedenheit, Begierde,
Zorn, Eitelkeit, Stolz, Grössenwahn, Neid,
Eigendünkel, überhaupt alle menschlichen
Leidenschaften, welche Formen seines Selbst-
willens sind. Ferner gehören dazu alle die
Vorstellungen, Meinungen, Vorurteile und
Theorien, welche sich der Mensch angeeignet
hat, die in ihm eingewurzelt und „Fleisch"
geworden sind. Das einzige, was in diesen
Elementargeistern wahrer Mensch ist, ist der-
jenige Teil seines Wesens, welcher die Wahr-
heit will und von der Wahrheit durchdrungen
ist. Da es aber verhältnismässig nur wenige
Menschen giebt, in denen die Wahrheit zur
lebendigen Kraft geworden ist, so findet
man im alltäglichen Leben auch mehr Ele-
mentarmenschen, als wirkliche Menschen, und
es wäre wohl oft eine Diogenes - Laterne
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nötig, um unter den vielen Scheinmenschen
ein Wesen zu finden, das in Wirklichkeit ein
wahrer Mensch ist.
Die psychischen Eigenschaften, mit denen
Die psychischen Eigenschaften, mit denen
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der Mensch sein physisches Dasein verlässt,
sind diejenigen, mit welchen er in das „Jen-
seits", d. h. ins subjektive Leben eintritt. In
der l\'Iensch sein physisches Dasein verlässt, sind diejenigen, mit welchen er in das "Jenseits", d. h. ins subjektive Leben eintritt. In jenem Leben aber findet eine Scheidung zwischen der geistigen und der materiellen Natur des ~!Ienschen (zwischen Kama-Manas und Buddhi-l\'Ianas) statt, und es ist somit erklärlich, dass mancher Spiritist, \velcher sich einbildet. mit den erhabenen Geistern edler verstorbener ~lenschen Verkehr zu pflegen, in der That sich nur mit dem von diesen auf der Erde zurückgelassenen Unrat beschäftigt. Deshalb lauten auch die Mitteilungen Verstorbener, wenn sie nicht der Phantasie des Mediums entspringen, gemäss den Ansichten und Vorstellungen, welche sie während des Lebens angenommen hatten. Die "Geister" der Griechen und Römer wussten viel vom Hades und vom Elysium zu erzählen; der Katholik spricht vom Fegefeuer und der Protestant weiss nichts davon.
jenem Leben aber findet eine Scheidung
zwischen der geistigen und der materiellen
Natur des Menschen (zwischen Kama-Manas
und Buddhi-Manas) statt, und es ist somit er-
klärlich, dass mancher Spiritist, welcher sich
einbildet, mit den erhabenen Geistern edler
verstorbener Menschen Verkehr zu pflegen,
in der That sich nur mit dem von diesen
auf der Erde zurückgelassenen Unrat be-
schäftigt. Deshalb lauten auch die Mittei-
lungen Verstorbener, wenn sie nicht der
Phantasie des Mediums entspringen, gemäss
den Ansichten und Vorstellungen, welche sie
während des Lebens angenommen hatten.
Die „Geister" der Griechen und Römer wussten
viel vom Hades und vom Elysium zu er-
zählen; der Katholik spricht vom Fegefeuer
und der Protestant weiss nichts davon.
Was aber den geistigen Verkehr mit
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Menschengeistern betrifft, so wissen wir ja
aus unserer alltäglichen Erfahrung, dass wir
uns dem Geiste eines Menschen, sei nun sein
Körper lebendig oder tot, stets nähern kön-
Was aber den geistigen Verkehr mit Menschengeistern betrifft, so wissen wir ja aus unserer alltäglichen Erfahrung, dass wir uns dem Geiste eines Menschen, sei nun sein Körper lebendig oder tot, stets nähern kön-
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nen, wenn wir imstande sind, in seinen Ideen-
kreis einzutreten, seinem Gedankengange zu
folgen und mit ihm zu fühlen und zu em-
nen, wenn wir imstande sind, in seinen Ideenkreis einzutreten, seinem Gedankengange zu folgen und mit ihm zu fühlen und zu empfinden. Schreibe ich etwas im Geiste dieses oder jenes Lebendigen oder Verstorbenen, so schreibt derselbe Geist, der ihn beseelt hat, auch durch mich, und ohne dass der Verstorbene oder Abwesende etwas davon weiss, spricht sich sein Charakter in dem, was ich schreibe, aus, und entspricht dem Charakter des Betreffenden, je nach meiner Fähigkeit, mich mit seinem Wollen und Denken zu identifizieren.
pfinden. Schreibe ich etwas im Geiste die-
ses oder jenes Lebendigen oder Verstorbe-
nen, so schreibt derselbe Geist, der ihn be-
seelt hat, auch durch mich, und ohne dass
der Verstorbene oder Abwesende etwas da-
von weiss, spricht sich sein Charakter in dem,
was ich schreibe, aus, und entspricht dem
Charakter des Betreffenden, je nach meiner
Fähigkeit, mich mit seinem Wollen und
Denken zu identifizieren.
Die Seele des Verstorbenen hat damit
gar nichts zu thun. Mache ich mir seine
Denkungsart zu eigen, so ist sie die meinige
so gut wie die seine, und umgekehrt, ohne
dass ich oder er etwas dabei verliert.
Menschengeister.
Wie alle Menschen in Bezug auf ihr
irdisches Wesen mit seinem Wollen und
Denken, Empfinden und Handeln Elementar-
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wesen sind, so sind auch alle Geister, seien
sie nun lebendig oder gestorben, je nach dem
Grade, in welchem der Geist in ihnen zur
Die Seele des Verstorbenen hat damit gar nichts zu thun. Mache ich mir seine Denkungsart zu eigen, so ist sie die meinige so gut wie die seine, und umgekehrt, ohne dass ich oder er etwas dabei verliert. ~en8chengeister.
Wie alle Menschen in Bezug auf ihr irdisches Wesen mit seinem Wollen und Denken, Empfinden und Handeln Elementarwesen sind, so sind auch alle Geister, seien sie nun lebendig oder gestorben, je nach dem Grade, in welchem der Geist in ihnen zur
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Kraft geworden ist. Ohne diese geistigen
Kräfte giebt es keine geistigen Funktionen;
denn es ist die Kraft, welche die Funktion
Kraft geworden ist. Ohne diese geistigen Kräfte giebt es keine geistigen Funktionen; denn es ist die Kraft, welche die Funktion ausübt, und nicht die Funktion, welche den Geist erschafft. Der Geist kann aber in einem Menschen zum Selbstbewusstsein gekommen sein, oder auch nicht. Ist der Geist eines ~Ienschen während des Lebens zum Selbstbewusstsein gekommen, so ist kein Grund vorhanden, um anzunehmen, dass dieses geistige Selbstbewusstsein nach dem Tode des Körpers verschwinden sollte; denn es hat ja mit dem Körper gar nichts zu thun; der Körper ist nur das Gefäss, in dem es sich offenbart; im Gegenteile wird dieses geistige Selbstbewusstsein nach dem Wegfalle von allem, was hinderlich ist, nur um so klarer sein. Hat aber der Mensch zeitlebens nur ein alltägliches Traumleben geführt, und ist er nicht von seinem geistigen Schlafe erwacht, so wird er auch jenseits des materiellen Daseins geistig unbewusst sein, oder ein Traumleben führen, das allerdings dem irdischen Leben nicht an scheinbarer Wirklichkeit nachstehen mag*). Auch versteht es sich
ausübt, und nicht die Funktion, welche den
Geist erschafft. Der Geist kann aber in
einem Menschen zum Selbstbewusstsein ge-
kommen sein, oder auch nicht. Ist der Geist
eines Menschen während des Lebens zum
Selbstbewusstsein gekommen, so ist kein
Grund vorhanden, um anzunehmen, dass dieses
geistige Selbstbewusstsein nach dem Tode
des Körpers verschwinden sollte; denn es
hat ja mit dem Körper gar nichts zu thun;
der Körper ist nur das Gefäss, in dem es
sich offenbart; im Gegenteile wird dieses
geistige Selbstbewusstsein nach dem Wegfalle
von allem, was hinderlich ist, nur um so
klarer sein. Hat aber der Mensch zeitlebens
nur ein alltägliches Traumleben geführt, und
ist er nicht von seinem geistigen Schlafe er-
wacht, so wird er auch jenseits des materiellen
Daseins geistig unbewusst sein, oder ein
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Traumleben führen, das allerdings dem irdi-
schen Leben nicht an scheinbarer Wirklich-
keit nachstehen mag*). Auch versteht es sich
*) Siehe: A. Besant. „Der Tod — und was dann?"
Lotusblüten, vol. III, pag. 413.
*) Siehe: A. Besant. "Der Tod -
und was dann?"
Lotusblüten, vol. 111, pag. 413.
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wohl von selbst, dass, wenn es Menschen-
geister giebt, dieselben innerhalb des Welt-
alls und nicht ausserhalb desselben vorhan-
wohl von selbst, dass, wenn es Menschengeister giebt, dieselben innerhalb des Weltalls und nicht ausserhalb desselben vorhanden sind.
den sind.
Der eigentliche Menschengeist (Atma-
Buddhi-Manas) gehört nicht zu den Elementar-
geistern, und deshalb auch nicht in den
Rahmen dieser Betrachtung. Er ist über
alle Geister erhaben, unsterblich. Da es aber
für unsere Zwecke von höchster Wichtigkeit
ist, sich klar zu werden, welcher Unterschied
zwischen Geist und „Geistern" ist, so wird
Der eigentliche Menschengeist (AtmaBuddhi-Manas) gehört nicht zu den Elementargeistern , und deshalb auch nicht in den Rahmen dieser Betrachtung. Er ist über alle Geister erhaben, unsterblich. Da es aber für unsere Zwecke voq höchster Wichtigkeit ist, sich klar zu werden, \velcher Unterschied zwischen Geist und "Geistern" ist, so wird es nötig sein, den beiden im lVlenschen enthaltenen Naturen eine kurze Betrachtung zu schenken. Vielleicht wird dadurch der eine oder der andere in sich selbst auf den IJ nterschied zwischen dem Ewigen, U nvergänglichen und dem Zeitlichen, Vergänglichen In seinem Wesen aufmerksam \verden.
es nötig sein, den beiden im Menschen ent-
haltenen Naturen eine kurze Betrachtung zu
schenken. Vielleicht wird dadurch der eine
oder der andere in sich selbst auf den Unter-
schied zwischen dem Ewigen, Unvergäng-
lichen und dem Zeitlichen, Vergänglichen in
seinem Wesen aufmerksam werden.
Diese Zweiheit der Menschennatur ist von
allen grossen Philosophen und Dichtern an-
erkannt und beschrieben worden. Bekannt
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sind die Worte Goethes im Faust:
„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.
Die eine will sich von der andern trennen." etc.
Diese Zweiheit der Menschennatur ist von allen grossen Philosophen und Dichtern anerkannt und beschrieben worden. Bekannt sind die Worte Goethes im Faust: "Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust. Die eine will sich von der andern trennen." ctc.
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Die eine dieser Seelen wohnt in dem Lichte
der Erkenntnis der Wahrheit, die andere im
Wiederscheine der Vernunft, im Reiche der
Begierde, der selbstsüchtigen Spekulation und
Die eine dieser Seelen wohnt in dem Lichte der Erkenntnis der vVahrheit, die andere im Wiederscheine der Vernunft, im Reiche der Begierde, der selbstsüchtigen Spekulation und Theorien. Die eine strebt nach der Erkenntnis der ewigen Wahrheit, die nur eine einzige und nicht zusammengesetzter Natur ist; die andere hängt an der Vielwisserei. Die eine hat nur einen einzigen Gott, ein einziges unendliches Ideal; die andere hat vielerlei beschränkte Ideale und Abgötter. Die eine ist leicht zu erkennen, sobald einmal der Wille zu ihrer Erkenntnis vorhanden ist; die andere wird niemals erkannt, weil sie nicht beständig ist. Ein Dichter der Neuzeit äussert sich darüber in folgenden Worten:
Theorien. Die eine strebt nach der Erkennt-
nis der ewigen Wahrheit, die nur eine einzige
und nicht zusammengesetzter Natur ist; die
andere hängt an der Vielwisserei. Die eine
hat nur einen einzigen Gott, ein einziges un-
endliches Ideal; die andere hat vielerlei be-
schränkte Ideale und Abgötter. Die eine
ist leicht zu erkennen, sobald einmal der
Wille zu ihrer Erkenntnis vorhanden ist; die
andere wird niemals erkannt, weil sie nicht
beständig ist. Ein Dichter der Neuzeit äussert
sich darüber in folgenden Worten:
„In jedem Menschen wohnen zwei Naturen,
Die eine ist ein Kind des Tageslichts,
Sie zeigt allüberall der Sonne Spuren,
Da ist nichts dunkel und verschleiert nichts.
Die magst du bis ins Innerste durchschauen,
Du nimmst nichts Fremdes, nimmst kein Rätsel wahr,
Da herrschen Einsicht, Klarheit und Vertrauen,
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Sie ist krystallhell, einfach, sonnenklar.
Die andre ist wie aus der Nacht entstanden,
Du kennst sie nicht und niemand misst sie aus;
An ihr wird Prüfung und Verstand zu schanden,
Sie ist ein fremder Gast im eignen Haus.
"In jedem Menschen wohnen zwei Naturen, Die eine ist ein Kind des Tageslichts, Sie zeigt allüberall der Sonne Spuren, Da ist nichts dunkel und verschleiert nichts. Die magst du bis ins Innerste durchschauen, Du nimmst nichts Fremdes, nimmst kein Rätsel wahr, Da herrschen Einsicht, Klarheit und Vertrauen, Sie ist krystallhell, einfach, sonnenklar. Die Du An Sie
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andre ist wie aus der Nacht entstanden, kennst sie nicht und niemand misst sie aus; ihr wird Prüfung und Verstand zu schanden, ist ein fremder Gast im eignen Haus.
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Ungreifbar wirft sie in die Wirklichkeiten
Ihr flackerndes und irres Schattenspiel,
Wie Träume, die den lichten Tag durchgleiten,
U ngreifbar wirft sie in die Wirklichkeiten Ihr flackerndes und irres Schattenspiel, Wie Träume, die den lichten Tag durchgleiten, Verwirrt die Fäden und verhext das Zie1."
Verwirrt die Fäden und verhext das Ziel."
Alle persönlichen Neigungen, Begierden
und Träume, alles dem Egoismus entsprin-
gende Wollen und Denken gehört dem
Erdenmenschen, alles selbstlose Wollen,
Denken und Thun dem Geistmenschen an.
Die Eigenschaften, Tugenden und Laster,
welche dem irdischen Menschen angehören,
Alle persönlichen Neigungen, Begierden und Träume, alles dem Egoismus entspringende Wollen und Denken gehört dem Erdenmenschen , alles selbstlose Wollen, Denken und Thun dem Geistmenschen an. Die Eigenschaften, Tugenden und Laster, welche dem irdischen Menschen angehören, finden sich auch in den Tieren; wenn sie auch im Menschen infolge seiner höheren Organisation sich auf eine andere Art offenbaren. Gattenliebe, Elternliebe, Kinderliebe. Mut, Anhänglichkeit, Treue, Freundschaft, Stolz, Neid, List, Klugheit, Verstand, Geschicklichkeit u. s. w. gehören nicht bloss den Menschen, sondern auch den Tieren an, ja der Mensch wird darin von den Tieren sogar oft noch übertroffen. Der Fisch übertrifft ihn im Schwimmen, der Vogel im Fliegen, die Ameisen und Bienen im Staatshaushalte, der Hund im Rennen, der Affe im Klettern, der Stier an physischer Kraft u. s. w. Dass manches Pferd mehr Vernunft besitzt als der Kutscher, welcher es leitet, lehrt uns die
finden sich auch in den Tieren; wenn sie
auch im Menschen infolge seiner höheren
Organisation sich auf eine andere Art offen-
baren. Gattenliebe, Elternliebe, Kinderliebe,
Mut, Anhänglichkeit, Treue, Freundschaft,
Stolz, Neid, List, Klugheit, Verstand, Ge-
schicklichkeit u. s. w. gehören nicht bloss den
Menschen, sondern auch den Tieren an, ja
der Mensch wird darin von den Tieren sogar
oft noch übertroffen. Der Fisch übertrifft
ihn im Schwimmen, der Vogel im Fliegen,
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die Ameisen und Bienen im Staatshaushalte,
der Hund im Rennen, der Affe im Klettern,
der Stier an physischer Kraft u. s. w. Dass
manches Pferd mehr Vernunft besitzt als der
Kutscher, welcher es leitet, lehrt uns die
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tägliche Erfahrung, auch steht das gepeinigte
Schwein auf dem Seciertische moralisch viel
höher als der Vivisektor, welcher es martert,
tägliche Erfahrung, auch steht das gepeinigte Schwein auf dem Seciertische moralisch viel böher als der Vivisektor, welcher es martert, um seine 'wissenschaftliche Neugierde zu befriedigen .
um seine wissenschaftliche Neugierde zu be-
friedigen.
Alle menschliche Wissenschaft bezieht
sich nur auf die Erscheinungswelt und ge-
hört dem Reiche der Erscheinungen und
dem vergänglichen Scheinmenschen an. Alle
seine sogenannten intellektuellen Errungen-
schaften sind nur materieller, aber nicht
geistiger Natur, dem geistigen Menschen
gehört das was er selber ist und was er in
sich selber erkennt. Wenn der Geist des
Menschen den Körper verlässt, so bleiben
.A.lle menschliche Wissenschaft bezieht sich nur auf die Erscheinungswelt und gehört dem Reiche der Erscheinungen und dem vergänglichen Scheinmenschen an. Alle seine sogenannten intellektuellen Errungenschaften sind nur materieller, aber nicht geistiger Natur, dem geistigen Menschen gehört das ,vas er selber ist und was er in sich selber erkennt. Wenn der Geist des l\Ienschen den Körper verlässt, so bleiben dennoch die Wahnvorstellungen und Traumbilder, ,velche der Mensch auf Erden besass, oder von denen er besessen war, im A_strallichte zurück, und können sich in der Seele eines "Medi ums" abspiegeln und zum Ausdruck gelangen. Deshalb finden wir, dass ein !vfensch, der von verkehrten Meinungen befangen ist, dadurch, dass er stirbt, nicht weiser oder verständiger geworden zu sein scheint, wenn sein Elementarwesen durch ein Medium eine Mitteilung macht. Der tierische
dennoch die Wahnvorstellungen und Traum-
bilder, welche der Mensch auf Erden besass,
oder von denen er besessen war, im Astral-
lichte zurück, und können sich in der Seele
eines „Mediums" abspiegeln und zum Aus-
druck gelangen. Deshalb finden wir, dass
ein Mensch, der von verkehrten Meinungen
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befangen ist, dadurch, dass er stirbt, nicht
weiser oder verständiger geworden zu sein
scheint, wenn sein Elementarwesen durch ein
Medium eine Mitteilung macht. Der tierische
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Instinkt, die Zuneigung z. B., welche eine
Mutter für ihr Kind fühlt (und welche sie
mit den Tieren gemein hat), gehört ihren
Instinkt, die Zuneigung z. B. , welche eine Mutter für ihr Kind fühlt (und welche sie mit den Tieren gemein hat), gehört ihren Elementarbestandteilen an, und mag in einer spiritistischen Sitzung in der gewohnten Weise ihren Ausdruck finden. Der wahre Geist dieser Mutter weiss nichts davon. Hat er sich einmal vom Irdischen losgetrennt, so ist er auch über alles Irdische erhaben; wird nicht mehr davon angezogen und weiss deshalb nichts mehr davon, was auf der Erde vor sich geht. Wäre dies nicht der Fall, so könnte die Betrachtung der V orgänge auf Erden selbst den Himmel zur Hölle machen; es gäbe da auch in Gott keine Ruhe mehr.
Elementarbestandteilen an, und mag in einer
spiritistischen Sitzung in der gewohnten Weise
ihren Ausdruck finden. Der wahre Geist dieser
Mutter weiss nichts davon. Hat er sich ein-
mal vom Irdischen losgetrennt, so ist er auch
über alles Irdische erhaben; wird nicht mehr
davon angezogen und weiss deshalb nichts
mehr davon, was auf der Erde vor sich geht.
Wäre dies nicht der Fall, so könnte die Be-
trachtung der Vorgänge auf Erden selbst
den Himmel zur Hölle machen; es gäbe da
auch in Gott keine Ruhe mehr.
Wer diesen göttlichen Geist kennen lernen
will, der wird ihn vergebens in Büchern, in
Kirchen oder Hörsälen, in äusseren Beob-
achtungen oder in philosophischen Speku-
lationen suchen; er muss, um ihn zu finden,
allem eigenen Wollen und Wissen entsagen
und — nicht die Elementargeister —, wohl
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aber den Geist der göttlichen Selbsterkenntnis
in sich entfalten und zur lebendigen Kraft
werden lassen.
Wer diesen göttlichen Geist kennen lernen will, der wird ihn vergebens in Büchern, in Kirchen oder Hörsälen, in äusseren Beobachtungen oder in philosophischen Spekulationen suchen; er muss, um ihn zu finden,. allem eigenen Wollen und Wissen entsagen und - nicht die Elementargeister -, wohl aber den Geist der göttlichen Selbsterkenntnis in sich entfalten und zur lebendigen Kraft werden lasseq.
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Adepten.
Ein „Adept" ist ein Mensch, sei er nun
in einem physischen Körper auf Erden wan-
Adepten.
delnd, oder ohne diese materielle Bekleidung,
dessen Persönlichkeit von diesem Lichte der
göttlichen Selbsterkenntnis durchdrungen ist;
Ein "Adept" ist ein Mensch, sei er nun In einem physischen Körper auf Erden wandelnd, oder ohne diese Inaterielle Bekleidung ~ dessen Persönlichkeit von diesem Lichte der göttlichen Selbsterkenntnis durchdrungen ist; mit anderen Worten, der sich ganz seinen göttlichen Wesen "adaptiert", oder, wie man gewöhnlich sich ausdrückt, sich in seinem Gott ergeben hat; ein Mensch, in welchem das göttliche Ich, die reine Vernunft will, denkt, ,vahrnimmt, spricht und handelt.
mit anderen Worten, der sich ganz seinen
göttlichen Wesen „adaptiert", oder, wie man
gewöhnlich sich ausdrückt, sich in seinem
Gott ergeben hat; ein Mensch, in welchem
das göttliche Ich, die reine Vernunft will,
denkt, wahrnimmt, spricht und handelt.
Um ein Adept zu werden, dazu braucht
man auf keine hohe Schule zu gehen; Gott
bedarf nicht der menschlichen Meinungen.
Was sollte sich derjenige um wissenschaft-
liche Theorien und Hypothesen bekümmern,
der alles durch eigene Anschauung kennt,
alles hat und selbst alles ist? Ob es aber
heutzutage solche wirkliche Adepten giebt,
dies ist eine müssige Frage; müsste man doch
selbst ein Adept sein, um erkennen zu können,
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ob ein anderer Mensch ein Adept ist. Ein
Adept ist ein Meister in der Selbsterkennt-
nis, und in welchem Grade ein Mensch Selbst-
erkenntnis besitzt, darüber kann niemand ent-
13*
Um ein Adept zu werden, dazu braucht man auf keine hohe Schule zu gehen; Gott bedarf nicht der menschlichen Meinungen. Was sollte sich derjenige um wissenschaftliche Theorien und Hypothesen bekümmern, der alles durch eigene Anschauung kennt, alles hat und selbst alles ist? Ob es aber heutzutage solche wirkliche Adepten giebt, dies ist eine müssige Frage; müsste man doch selbst ein Adept sein, um erkennen zu können, ob ein anderer Mensch ein Adept ist. Ein Adept ist ein Meister in der Selbsterkenntnis, und in welchem Grade ein Mensch Selbsterkenntnis besitzt, darüber kann niemand ent13 *
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— 190 —
scheiden als Gott, das eigene göttliche Selbst.
Auch kann sich niemand selbst zum Adepten
machen; er kann nur das eigene „Selbst"
scheiden als Gott, das eigene göttliche Selbst. Auch kann sich niemand selbst zum Adepten machen; er kann nur das eigene "Selbst" gänzlich aufgeben und selbstlos zum Heile des Ganzen thätig sein. Dadurch wird er ein Werkzeug Gottes und Gott wird in ihm zur lebendigen Kraft. Nur so kann ein Mensch zum Adepten werden, indem der Adept in ihm geboren wird. In dieser geistigen Wiedergeburt ist der geistige Mensch der Kern, die Persönlichkeit, die Hülle und Nahrung, ,velche verzehrt \vird, indem sich die Lotusblüte der Weisheit in der Seele entfaltet.
gänzlich aufgeben und selbstlos zum Heile
des Ganzen thätig sein. Dadurch wird er
ein Werkzeug Gottes und Gott wird in ihm
zur lebendigen Kraft. Nur so kann ein Mensch
zum Adepten werden, indem der Adept in
ihm geboren wird. In dieser geistigen Wie-
dergeburt ist der geistige Mensch der Kern,
die Persönlichkeit, die Hülle und Nahrung,
welche verzehrt wird, indem sich die Lotus-
blüte der Weisheit in der Seele entfaltet.
Da ein Adept ein zu völligem geistigen
Selbstbewusstsein erwachter Mensch ist, so
ist er auch von dem Vorhandensein seines
Körpers unabhängig und kann ohne den-
selben selbstbewusst leben, wollen, denken
und handeln; Zeit und Raum existieren für
ihn nicht mehr; er kann seine Seele, so wie
der Mensch seine Gedanken, hinversetzen
wo er will, und wohin er sich so versetzt,
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da ist auch sein Bewusstsein und seine Wahr-
nehmungsfähigkeit, und er unterrichtet seine
Schüler dadurch, dass er ihre Gedanken mit
den Lichtstrahlen seines Geistes inspiriert.
Da ein . .\ .dept ein zu völligem geistigen Selbstbewusstsein erwachter Mensch ist, so ist er auch von dem V orhandensein seines Körpers unabhängig und kann ohne denselben selbstbewusst leben, wollen, denken und handeln; Zeit und Raum existieren für ihn nicht mehr; er kann seine Seele, so 'wie der Mensch seine Gedanken, hinversetzen wo er will, und wohin er sich so versetzt, da ist auch sein Bewusstsein und seine Wahrnehmungsfähigkeit, und er unterrichtet seine Schüler dadurch, dass er ihre Gedanken mit den Lichtstrahlen seines Geistes inspiriert.
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— igi —
Ein Adept, der seinen irdischen Körper ver-
lassen hat, aber dennoch in der Erdatmosphäre
weilt, um der Menschheit zu helfen, wird im
Ein Adept, der seinen irdischen Körper yerlassen hat, aber dennoch in der Erdatmosphäre 'veilt, um der Menschheit zu helfen, ,vird 1m Indischen ein Nirmanakaya genannt*).
Indischen ein Nirmanakaya genannt*).
Ein solcher von der göttlichen Weisheit
durchdrungener Mensch wird durch diese
Durchdringung selber ein Gott, indem das
göttliche Wesen zu seinem eigenen Wesen,
das Logos in ihm „Fleisch" (Manas) wird.
Solche Adepten existieren auch noch heut-
zutage in Tibet, und solche sind es, die zur
Gründung jener Weltvereinigung, welche
Ein solcher von der göttlichen \Veisheit durchdrungener Mensch wird durch diese Durchdringung selber ein Gott, indem das göttliche Wesen zu seinem eigenen Wesen, das Logos in ihm "Fleisch" (Manas) wird. Solche Adepten existieren auch noch heutzutage in Tibet, und solche sind es, die zur Gründung jener Weltvereinigung, welche man die "Theosophische Gesellschaft" nennt, Anlass gegeben haben und mit ihr gewisse Beziehungen unterhalten **).
man die „Theosophische Gesellschaft" nennt,
Anlass gegeben haben und mit ihr gewisse
Beziehungen unterhalten **).
Ein Adept ist somit ein Mensch, der sich
durch die ihm innewohnende Kraft Gottes
zu Gott emporgeschwungen hat, dessen
irdischer Teil (Kama-Manas) im Göttlichen
(Atma-Buddhi-Manas) aufgegangen ist. Im
*) Siehe: H. P. Blavatsky. „Die zwei Wege." Lotus-
blüten III.
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**) H. P. Blavatsky war eine Schülerin dieser Adepten,
d. h. sie war ein Geist, welcher diese Inkarnation annahm,
um die Menschheit auf die herannahende Periode des Kali-
Yugas vorzubereiten.
Ein Adept ist somit ein ~1ensch, der sich durch die ihm innewohnende Kraft Gottes zu Gott emporgeschwungen hat, dessen irdischer Teil (Kama-Manas) im Göttlichen (Atma-Buddhi-Manas) aufgegangen ist. Im *) Siehe: H. P. Blavatsky. "Die zwei Wege." LotusblÜten III. **) H. P. BJavatsky war eine Schülerin dieser Adepten, d. h. sie war ein Geist, welcher diese Inkarnation annahm, um die Menschheit auf die herannahende Periode des KaliYllgas vorzubereiten.
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Gegensatze zu diesen giebt es andere Wesen,
welche das göttliche Licht zu sich herab-
gezogen, es erniedrigt und prostituiert haben.
Gegensatze zu diesen giebt es andere Wesen, welche das göttliche Licht zu sich herabgezogen, es erniedrigt und prostituiert haben. Die Adepten werden "Söhne des Lichtes", die entgegengesetzte Klasse "Brüder des Schattens" genannt.
Die Adepten werden „Söhne des Lichtes",
die entgegengesetzte Klasse „Brüder des
Schattens" genannt.
Die Brüder des Schattens.
In Bezug auf diese sagt H. P. Blavatsky
folgendes:
„Die Welt wird durch dasselbe Gesetz
des Gleichgewichts und der Harmonie er-
halten, auf welchem es aufgebaut ist. Die
centripetale Kraft hätte ohne die centrifugale
nicht in den harmonischen Umdrehungen
der Himmelskörper offenbar werden können.
Alle Formen sind die Produkte dieser zwei-
fachen Kraft in der Natur. Um uns ein
Die Brüder des Schattens.
Bild von der Sache zu machen, wollen wir
„Geist" als die centrifugale und die „Seele"
In Bezug auf diese sagt H. P. Blavatsky folgendes:
als die centripetale geistige Energie be-
trachten. Sind beide in vollkommener Har-
monie, so bringen beide nur ein einziges
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Resultat hervor, wird aber die centripetale
Bewegung der Seele nach dem Centrum,
"Die Welt wird durch dasselbe Gesetz des Gleichgewichts und der Harmonie erhalten, auf welchem es aufgebaut ist. Die centripetale Kraft hätte ohne die centrifugale nicht in den harmonischen Umdrehungen der Himmelskörper offenbar werden können. Alle Formen sind die Produkte dieser zweifachen I(raft in der Natur. Um uns ein Bild von der Sache zu ll1achen, wollen wir "Geist" als die centrifugale und die "Seele" als die centripetale geistige Energie betrachten. Sind beide in vollkommener Harmanie, so bringen beide nur ein einziges Resultat hervor, wird aber die centripetale Bewegung der Seele nach dem Centrum, welches sie anzieht (Gott), unterbrochen oder
welches sie anzieht (Gott), unterbrochen oder
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beschädigt, ihr Emporsteigen durch eine
schwerere materielle Last, als sie zu tragen
fähig ist, gehindert, so wird die Harmonie
beschädigt, ihr Emporsteigen durch eine schwerere materielle Last, als sie zu tragen fähig ist, gehindert, so wird die Harmonie des Ganzen, welche ihr Leben war, zerstört. Das individuelle Leben (der Seele) kann nur erhalten werden, wenn es durch diese zweifache Kraft unterstützt wird. Die geringste Abweichung vom Gesetze der Harmonie schädigt es, und wird es einmal unwiderruflich zerstört, so trennen sich die beiden Kräfte und die Form (Individualität) geht nach und nach verloren. Nach dem Tode der Gottlosen und Verworfenen kommt der entscheidende Augenblick. Wenn während -des Lebens die schliessliche und verzweifelte .A.nstrengung des inneren Ichs, sich mit dem schwachleuchtenden Strahle seiner göttlichen ~Ionade zu vereinigen, vernachlässigt wird, wenn dieser Strahl mehr und mehr in eine sich verdickende Kruste von Materie verhÜllt wird, so folgt die Seele, wenn sie vom Leibe frei geworden ist, ihren irdischen Anziehungen, sie wird magnetisch in die materielle Atmosphäre von Kama -loca angezogen und dort festgehalten. Da sinkt sie tiefer und tiefer, bis sie endlich, wenn sie ,vieder zum Bewusstsein gelangt, sich in
des Ganzen, welche ihr Leben war, zerstört.
Das individuelle Leben (der Seele) kann nur
erhalten werden, wenn es durch diese zwei-
fache Kraft unterstützt wird. Die geringste
Abweichung vom Gesetze der Harmonie
schädigt es, und wird es einmal unwider-
ruflich zerstört, so trennen sich die beiden
Kräfte und die Form (Individualität) geht
nach und nach verloren. Nach dem Tode
der Gottlosen und Verworfenen kommt der
entscheidende Augenblick. Wenn während
des Lebens die schliessliche und verzweifelte
Anstrengung des inneren Ichs, sich mit dem
schwachleuchtenden Strahle seiner göttlichen
Monade zu vereinigen, vernachlässigt wird,
wenn dieser Strahl mehr und mehr in eine
sich verdickende Kruste von Materie ver-
hüllt wird, so folgt die Seele, wenn sie vom
Leibe frei geworden ist, ihren irdischen An-
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ziehungen, sie wird magnetisch in die ma-
terielle Atmosphäre von Kama - loca an-
gezogen und dort festgehalten. Da sinkt sie
tiefer und tiefer, bis sie endlich, wenn sie
wieder zum Bewusstsein gelangt, sich in
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jenem Zustande erblickt, welchen die Alten
Hades und wir Avitchi nennen. Die Ver-
nichtung einer solchen Seele geht niemals
jenem Zustande erblickt, welchen die . .- \lten H ades und wir A. ,"i tch i nennen. Die'~ernichtung einer solchen Seele geht niemals plötzlich yor sich, sie kann Yielleicht Jahr-hunderte dauern, denn die X atur bewegt sich nicht in Sprüngen. Da die Astralseele der Persönlichkeit aus Elementen gebildet ist, hat das Gesetz der E"olution eine ge\\isse Zeit nötig, um zu wirken. Dann beginnt das schreckliche "\\Terk der ergeltung, das Y i n - y u a n der buddhistischen Initiaten.
plötzlich vor sich, sie kann vielleicht Jahr-
hunderte dauern, denn die Natur bewegt
sich nicht in Sprüngen. Da die Astralseele
der Persönlichkeit aus Elementen gebildet
ist, hat das Gesetz der Evolution eine gewisse
Zeit nötig, um zu wirken. Dann beginnt
das schreckliche Werk der Vergeltung, das
Yin-yuan der buddhistischen Initiaten.
„Diese Klasse von Geistern wird „erd-
gebundene Elementarwesen" oder „Erdgeister"
genannt und sind von den oben beschriebenen
Geistern der Elemente zu unterscheiden.
Es giebt aber noch eine andere und noch
gefährlichere Klasse. Diese sind im Osten
unter dem Xamen der „Brüder des
Schattens" bekannt. Sie sind lebende
,r
Menschen, welche von erdgebundenen Ele-
mentarwesen besessen sind; sie sind zeit-
weise deren Meister, fallen aber am Ende
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diesen schrecklichen Wesen zum Opfer*).
*) Wer denkt hier nicht an „Faust", welchen der Sage
gemäss am Ende seiner Laufbahn der Teufel, dem er sich
"Diese Klasse ,"on Geistern wird .,erdgebundene Elementarwesen" oder .,Erdgeister" genannt und sind "on den oben beschriebenen Geistern der Elemente zu unterscheiden. Es giebt aber noch eine andere und noch gefährlichere Klasse. Diese sind im Osten unter dem Xamen der "Brüder des Schattens" bekannt. Sie sind lebende :\Ienschen, welche von erdgebundenen Elementarwesen besessen sind; sie sind zeitweise deren ßleister, fallen aber am Ende diesen schrecklichen Wesen zum Opfer*).
„verschrieben" hatte, geholt hat. Etwas Wahres ist an der
Geschichte, man muss es nur richtig erfassen.
*) 'Verdenkt hier nicht an "Faust". welchen der Sage gemäss am Ende seiner Laufbahn der Teufel, dem er sich "verschrieben" hatte, geholt hat. Etwas W abres ist an der Geschichte. man muss es nur richtig erfassen.
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In Sikkhim und Tibet werden diese „Zauberer"
Dug-pas (Rotkappen) genannt, und sie sind
zu unterscheiden von den Geluk-pas (Gelb-
In Sikkhim und Tibet werden diese "Zauberer" Du g -pas (Rotkappen) genannt, und sie sind zu unterscheiden von den Geluk-pas (Gelbkappen), zu welchen die Jünger der weissen l\Iagie gehören. Dies ist aber nicht so zu verstehen, als ob in ganz Bhutan und Sikkhim, wo die Religion der B h 0 n s zu Hause ist, welche allgemein Dug - pas genannt werden, die ganze Bevölkerung von Teufeln besessen und Zauberer wären. l\1an findet unter diesem V olk ebenso gute Leute als anderswo; wir beziehen uns nur auf die Elite ihrer Lamaserien , auf einen inneren Kreis von Priestern, Teufelstänzern und Fetischanbetern, deren schauderhafte und geheimnisvolle Orgien und Ceremonien dem grässten Teile der Bevölkerung unbekannt sind.
kappen), zu welchen die Jünger der weissen
Magie gehören. Dies ist aber nicht so zu ver-
stehen, als ob in ganz Bhutan und Sikkhim,
wo die Religion der Bhons zu Hause ist,
welche allgemein Dug-pas genannt werden,
die ganze Bevölkerung von Teufeln besessen
und Zauberer wären. Man findet unter
diesem Volk ebenso gute Leute als anders-
wo; wir beziehen uns nur auf die Elite ihrer
Lamaserien, auf einen inneren Kreis von
Priestern, Teufelstänzern und Fetischanbetern,
deren schauderhafte und geheimnisvolle Or-
gien und Ceremonien dem grössten Teile der
Bevölkerung unbekannt sind.
„Es giebt somit zwei Klassen von „Brü-
dern des Schattens"; die lebendigen und die
toten. Beide sind heimtückisch, schlau, rach-
süchtig, und suchen stets ihr eigenes Leiden
an der Menschheit zu rächen. So werden
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sie, bis sie schliesslich die Vernichtung (ihrer
Individualität) ereilt, zu Vampyren, Gespen-
stern, und zu den vorzüglichsten Mitwir-
kern in spiritistischen Sitzungen (wo
"Es giebt sOlnit zwei Klassen von "Brüdern des Schattens"; die lebendigen und die toten. Beide sind heimtücki~ch, schlau, rachsüchtig, und suchen stets ihr eigenes Leiden an der ~Ienschheit zu rächen. So werden sie, bis sie schliesslich die Vernichtung (ihrer Individualität) ereilt, zu Vampyren, Gespenstern, und zu den vorzüglichsten :rvIitwirkern in spiritistischen Sitzungen (wo
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sie unter den verschiedenartigsten Masken
und unter angenommenen Namen erscheinen).
Sie sind die Berühmtheiten auf der Bühne
sie unter den verschiedenartigsten 1\Iasken und unter angenommenen Kamen erscheinen). Sie sind die Berühmtheiten auf der Bühne der sogenannten "Geistermaterialisationen", und bringen diese Phänomene mit Hilfe der intelligenteren unter den natürlich geboreneren Elementarwesen hervor, die sich stets und gerne in der Sphäre der ersteren aufhalten *). Henry Konrath, der bekannte deutsche Kabalist, giebt in seinem jetzt selten gewordenen 'Verke "Amphitheatrum Sapien tiae Aeternae" eine Zeichnung mit Darstellungen der vier Klassen dieser menschlichen Elementarwesen. Ist der l\fensch einmal durch die Pforte der Initiation gegangen, (zur geistigen Selbsterkenntnis) durch die Wiedergeburt gelangt, hat er einmal den
der sogenannten „Geistermaterialisationen",
und bringen diese Phänomene mit Hilfe der
intelligenteren unter den natürlich gebore-
neren Elementarwesen hervor, die sich stets
und gerne in der Sphäre der ersteren auf-
halten *). Henry Konrath, der bekannte deut-
sche Kabalist, giebt in seinem jetzt selten ge-
wordenen Werke „Amphitheatrum Sa-
pientiae Aeternae" eine Zeichnung mit
Darstellungen der vier Klassen dieser mensch-
lichen Elementarwesen. Ist der Mensch ein-
mal durch die Pforte der Initiation gegangen,
(zur geistigen Selbsterkenntnis) durch die
Wiedergeburt gelangt, hat er einmal den
*) Zu diesen Elementarwesen gehöreD auch diejenigen,
durch welche Phänomene ähnlich denjenigen von Miss Annie
Abbot auch in Deutschland produzierten hervorgebracht
werden. Wer die Sache wirklich selbst untersucht hat, der
weiss, dass sie nicht auf „Kunststücken, die jeder nach-
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machen kann, wenn es ihm gezeigt wird", beruht, und die
„"Wissenschaft" befindet sich dabei auf einer ganz falschen
Fährte, weil sie das Vorhandensein von Elementarwesen
nicht kennt. Der Poruthü Madan z. B. ist ein Dämon
von herkulischer Kraft, dem es Vergnügen macht, eine Ver-
sammlung von kurzsichtigen Professoren und „Sachverstän-
digen" (?) zum Besten zu halten.
*) Zu diesen Elementarwesen gehören auch diejenigen, durch welche Phänomene ähnlich denjenigen von Miss Annie Abbot auch in Deutschland produzierten hervorgebracht werden. \Ver die Sache wirklich selbst untersucht hat, der weiss, dass sie nicht auf "Kunststücken, die jeder nachmächen kann, wenn es ihm gezeigt wird", beruht, und die ,,'Vissenschaft" befindet sich dabei auf einer ganz falschen Fährte, weil sie das Vorhandensein von Elementarwesen nicht kennt. Der Poruthu Madan z. B. ist ein Dämon von herkulischer Kraft, dem es Vergnügen macht, eine Yersammlung von kurzsichtigen Professoren und "Sachverständigen" {?) zum Besten zu halten.
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Schleier der Isis, dieser geheimnisvollen und
eifersüchtigen Göttin gehoben, so hat er nichts
mehr zu fürchten. Aber so lange ihm dies
Schleier der Isis, dieser geheimnisvollen und eifersüchtigen Göttin gehoben, so hat er nichts mehr zu fürchten. Aber so lange ihm dies nicht gelungen ist, ist er in steter Gefahr*).
nicht gelungen ist, ist er in steter Gefahr*).
Die Magier und Theurgen warnten stets
vor der „Beschwörung" (Anrufung) der See-
len. Psellus sagt: „Rufe sie (die Seele) nicht,
damit nicht, wenn sie dich wieder verlässt,
etwas (Unreines) an ihr hängen bleibt"; und
in Bezug auf die Elementarwesen sagt er:
„Du sollst sie nicht sehen, ehe dein Körper
Die Magier und Theurgen warnten stets vor der "Beschwörung" (Anrufung) der Seelen. Psellus sagt: "Rufe sie (die Seele) nicht, damit nicht, wenn sie dich wieder verlässt, etwas (Unreines) an ihr hängen bleibt"; und in Bezug auf die Elementarwesen sagt er: ,.Du sollst sie nicht sehen, ehe dein Körper initiiert worden ist; denn sie locken und verführen die Seelen der Uneingeweihten." Die Gründe, welche gegen diesen Umgang mit den Verstorbenen angegeben werden, sind folgende;
initiiert worden ist; denn sie locken und
verführen die Seelen der Uneingeweihten."
Die Gründe, welche gegen diesen Umgang
mit den Verstorbenen angegeben werden,
sind folgende:
i. Jamblichus sagt: „Es ist äusserst schwer,
einen guten Dämonen von einem bösen zu
unterscheiden."
*) Die persönliche Eitelkeit vieler „Medien" macht es
den Elementargeistern leicht, sich für grosse Persönlichkeiten
auszugeben. Mancher denkt sich: „Ja, das glaube ich wohl,
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dass hohe Geister nicht mit jedem verkehren, aber mit mir
verkehren sie gewiss." So bildet sich denn mancher ein,
dass Goethe und Schiller ihm seine Verse in die Feder
diktieren oder durch den Tisch herausbuchstabieren, während
doch diese „Geister" nichts anderes sind als Elementarwesen,
die mit seiner Phantasie ein Spiel treiben, ohne dass er es weiss.
Jamblichus sagt: "Es ist äusserst schwer, einen guten Dämonen von einem bösen zu unterscheiden." I.
*) Die persönliche Eitelkeit vieler "Medien" macht es den Elementargeistern leicht, sich für grosse Persönlichkeiten auszugeben. Mancher denkt sich: "Ja, das glaube ich wohl, dass hohe Geister nicht mit jedem verkehren, aber mit mir verkehren sie gewiss." So bildet sich denn mancher ein, dass Goethe und Schiller ihm seine Verse in die Feder diktieren oder durch den Tisch herausbuchstabieren, während doch diese "Geister" nichts anderes sind als Elementarwesen, die mit seiner Phantasie ein Spiel treiben, ohne dass er es weiss.
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2. AVenn es der Larve eines guten Men-
schen gelingt, die Dichtigkeit der Erdatmo-
sphäre, welche ihr stets drückend und zuwider
'Venn es der Larve eines guten Menschen gelingt, die Dichtigkeit der Erdatmosphäre, welche ihr stets drückend und zlHvider . ist, zu durchdringen, so findet sie eine andere Gefahr, die sie nicht vermeiden kann. Die Seele kann sich nämlich der materiellen Welt nicht nähern, ohne etwas Unreines anzuziehen. Sie befleckt dadurch ihre Reinheit, und hat dann dafür zu leiden. Der wahre Theurgist wird es vermeiden, einem Bewohner der höheren Sphären mehr leiden zu machen, als es zum Heile der lVIenschheit unumgänglich nötig ist. Nur diejenigen, welche der schwarzen Magie verfallen sind, wie z. B. die Dugpas von Bhfitan und Sikkhim, erzwingen durch kräftige Beschwörungen und Nekromantik die unreinen Seelen von Bösewichtern, welche bereit sind, sie in ihren selbstsüchtigen Plänen zu unterstützen *). 2.
ist, zu durchdringen, so findet sie eine andere
Gefahr, die sie nicht vermeiden kann. Die
Seele kann sich nämlich der materiellen Welt
nicht nähern, ohne etwas Unreines anzuziehen.
Sie befleckt dadurch ihre Reinheit, und hat
dann dafür zu leiden. Der wahre Theurgist
wird es vermeiden, einem Bewohner der
höheren Sphären mehr leiden zu machen, als
es zum Heile der Menschheit unumgänglich
nötig ist. Nur diejenigen, welche der schwar-
zen Magie verfallen sind, wie z. B. die Dug-
pas von Bhutan und Sikkhim, erzwingen durch
kräftige Beschwörungen und Nekromantik
die unreinen Seelen von Bösewichtern, welche
bereit sind, sie in ihren selbstsüchtigen Plänen
zu unterstützen*).
Etwas ganz anderes ist der Verkehr mit
*) Wie glücklich dürfen wir uns schätzen, dass unsere
Gelehrtenwelt von solchen Dingen nichts weiss und sie
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ableugnet. Würden unsere Vivisektoren die schwarze Magie
kennen, sie würden nicht zögern, unzählige Seelen dem
ewigen Verderben zu weihen, um sich Gelegenheit zu ver-
schaffen, mit einer „neuen Entdeckung" vor der Welt Parade
zu machen.
Etwas ganz anderes ist der Verkehr mit *) Wie glücklich diirfen wir uns schätzen, dass unsere Gelehrtenwelt von solchen Dingen nichts weiss wld sie ableugnet. Würden unsere Vivisektoren die schwarze Magie kennen, sie würden nicht zögern, unzählige Seelen dem ewigen Verderben zu weihen, um sich Gelegenheit zu verschaffen, mit einer "neuen Entdeckung" vor der Welt Parade zu machen.
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dem Augoides (dem geistigen Selbst) ver-
mittelst der mediumistischen Kräfte subjektiv
thätiger Medien (Inspiration und Trance), wo-
dem Augoides (dem geistigen Selbst) vermittelst der mediumistischen Kräfte subjektiv thätiger Medien (Inspiration und Trance), wovon an einer andern Stelle die Rede sein wird *).
von an einer andern Stelle die Rede sein wird * l.
„Diese Elementarwesen und Teufel suchen
von den Körpern von Tölpeln und Idioten
Besitz zu ergreifen, und wenn es ihnen ge-
lingt, so bleiben sie dort; bis sie durch einen
mächtigen und reinen Willen vertrieben
werden. (Die Erklärung dafür ist, dass sie
selbst Formen von Wille und Vorstellung
sind). Jesus und Apollonius und andere be-
"Diese Elementarwesen und Teufel suchen von den Körpern von Tölpeln und Idioten Besitz zu ergreifen, und wenn es ihnen gelingt, so bleiben sie dort; bis sie durch einen mächtigen und re ine n Willen vertrieben werden. (Die Erklärung dafür ist, dass sie selbst Formen von 'Vi1le und Vorstellung sind). J esus und A pollonius und andere besassen die Kraft, die Atmosphäre innerhalb
sassen die Kraft, die Atmosphäre innerhalb
*) Um nicht missverstanden zu werden, ist es nötig
hier zu bemerken, dass ein Verkehr mit dem eigenen geistigen
Selbst nicht nur keine Unmöglichkeit, sondern sogar dringend
geboten ist. Ebenso ist ein Verkehr mit Verstorbenen, oder
vielmehr mit Sterbenden möglich. Solange die Seele nicht
von dem Leibe geschieden ist (und dies geschieht oft lange,
nachdem der Tod anscheinend schon eingetreten ist), kann
die Sehnsucht oder der Gedanke des Scheidenden einen ent-
fernten Freund beeinflussen, er kann ihm unter Umständen
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seine Gegenwart offenbaren, sich ihm in einem Traum oder
einer Vision zeigen, ja sogar objektiv sichtbar werden. Kein
wahrer echter Menschengeist eines Verstorbenen kann sich
aber „materialisieren" oder die bekannten „physischen Mani-
festationen" (Tischrücken u. dergl.) hervorbringen. Dies
geschieht durch Elcmentarwesen, welche es lieben, die Aber-
gläubischen zum Besten zu halten.
"') Um nicht missverstanden zu werden, ist es nötig hier zu bemerken, dass ein Verkehr mit dem eigenen geistigen Selbst nicht nur keine Unmöglichkeit, sondern sogar dringend geboten ist. Ebenso ist ein Verkehr mit Verstorbenen, oder vielmehr mit Sterbenden möglich. Solange die Seele nicht von dem Leibe geschieden ist (und dies geschieht oft lange, nachdem der Tod anscheinend schon eingetreten ist), kann die Sehnsucht oder der Gedanke des Scheidenden einen entfernten Freund beeinflussen, er kann ihm unter Umständen seine Gegenwart offenbaren, sich ihm in einem Traum oder ,einer Vision zeigen, ja sogar objektiv sichtbar werden. Kein wahrer echter Menschengeist eines Verstorbenen lmnn sich .aber "materialisieren" oder die bekannten "physischen Manifestationen~' (Tischrücken u. dergI.) hervorbringen. Dies .geschieht durch Elementarwesen, welche ei lieben, die Aber·· gläubischen zum Besten zu halten.
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und ausserhalb des Besessenen so zu reinigen;
-
dass die bösen Geister weichen mussten.
Gewisse Chemikalien und Räucherungen sind
und ausserhalb des Besessenen so zu reinigen; dass die bösen Geister ,veichen mussten. Gewisse Chemikalien und Räucherungen sind besonders unangenehm für diese Elementarwesen (die ja selbst halbmaterieller Natur sind). Dies war schon Zoroaster bekannt, und der berühmte Elektriker J\'Ir. Crom,vell F. Varley, hat in dieser Richtung erfolgreiche Versuche durch die An,vendung von Dämpfen von salpetriger Säure gemacht. Die Indier, Chinesen, Afrikaner und andere Völker benützen hierzu verschiedenartige Kräuter. (Dass die Dummheit darüber lacht, ist nicht zu verwundern; die Dummheit spottet über alles, nur nicht über sich seIhst.) Reine, oder auch solche Menschengeister, die nicht geradezu bösartig sind, haben dabei nichts zu fürchten; denn da sie von irdischer l\Iaterie frei geworden sind, so können irdische Substanzen auf sie keinen Einfluss ausüben. Solche Geister sind wie ein Hauch. Anders verhalten sich die (halbmateriellen) erdgebundenen Elementarwesen und die Geister der vier Elemente in der Natur.
besonders unangenehm für diese Elementar-
wesen (die ja selbst halbmaterieller Natur
sind). Dies war schon Zoroaster bekannt,
und der berühmte Elektriker Mr. Cromwell
F. Varley, hat in dieser Richtung erfolg-
reiche Versuche durch die Anwendung von
Dämpfen von salpetriger Säure gemacht.
Die Indier, Chinesen, Afrikaner und andere
Völker benützen hierzu verschiedenartige
Kräuter. (Dass die Dummheit darüber lacht,
ist nicht zu verwundern; die Dummheit
spottet über alles, nur nicht über sich selbst.)
Reine, oder auch solche Menschengeister, die
nicht geradezu bösartig sind, haben dabei
nichts zu fürchten; denn da sie von irdischer
Materie frei geworden sind, so können
irdische Substanzen auf sie keinen Einfluss
ausüben. Solche Geister sind wie ein Hauch.
Anders verhalten sich die (halbmateriellen)
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erdgebundenen Elementarwesen und die Geis-
ter der vier Elemente in der Natur.
Für solche fleischlichen erdgebundenen
Larven, verkommene menschliche Geister,
Für solche fleischlichen erdgebundenen Larven, verkommene menschliche Geister,.
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erhofften die alten Kabalisten eine Reinkar-
nation. Aber wann und wie? In einem
hierzu geeigneten Augenblicke, unter Mit-
erhofften die alten Kabalisten eine Reinkarnation. Aber wann und wie? In einem hierzu geeigneten Augenblicke, unter Mithilfe einer aufrichtigen Begierde zu seiner Besserung und Bekehrung von Seiten einer willensstarken, mit ihm sympathisierenden Person, oder auch vermittelst einer Begierde, die aus dem· verkommenen Geiste selber entspringt, vorausgesetzt, dass dieselbe stark genug ist, um ihn zu befähigen, die sündhafte Materie, mit der er belastet ist, abzuwerfen. Er verliert dann alles Bewusstsein; die ehedem klare und glänzende Monade wird wieder im Wirbel der irdischen Evolution gefangen, muss wieder durch die unteren Naturreiche wandern und atmet schliesslich wieder als ein menschliches Kind. Die Zeit auszurechnen, welche hierzu nötig ist, ist eine Unmöglichkeit und ein solches Bemühen wäre sehr überflüssig, da es in der Ewigkeit kein Zeitmass giebt *).
hilfe einer aufrichtigen Begierde zu seiner
Besserung und Bekehrung von Seiten einer
willensstarken, mit ihm sympathisierenden
Person, oder auch vermittelst einer Begierde,
die aus dem verkommenen Geiste selber
entspringt, vorausgesetzt, dass dieselbe stark
genug ist, um ihn zu befähigen, die sündhafte
Materie, mit der er belastet ist, abzuwerfen.
Er verliert dann alles Bewusstsein; die ehe-
dem klare und glänzende Monade wird
wieder im Wirbel der irdischen Evolution
gefangen, muss wieder durch die unteren
Naturreiche wandern und atmet schliesslich
wieder als ein menschliches Kind. Die Zeit
auszurechnen, welche hierzu nötig ist, ist eine
Unmöglichkeit und ein solches Bemühen
wäre sehr überflüssig, da es in der Ewigkeit
kein Zeitmass giebt*).
*) In obigem finden wir den Schlüssel zur Erklärung
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der Lehre von der Erlösung der „armen Seelen" im „Fege-
feuer" und der Seelenwanderung. Beide dieser Lehren
sind ein Aberglaube, wenn man sie so auffasst, wie sie
heutzutage gelehrt oder betrachtet werden, erscheinen aber
weniger albern, wenn man anfängt, sie richtig zu verstehen.
*) In obigem finden wir den Schlüssel zur Erklärung der Lehre von der Erlösung der "armen Seelen" im "Fegefeuer" und der Seelenwanderung. Heide dieser Lehren sind ein Aberglaube, wenn man sie so auffasst, wie sie heutzutage gelehrt oder betrachtet werden, erscheinen aber weniger albern, wenn man anfängt, sie richtig zu verstehen.
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Porphyrius sagt in Bezug auf diese Ele-
mentarwesen:
„Diese unsichtbaren Wesen wurden von Menschen als
Porphyrius sagt In Bezug auf diese Elernentarwesen:
Götter verehrt. Man glaubt allgemein, dass sie sehr bös-
artig werden können, und der Beweis davon ist, dass ihr
Zorn sich gegen diejenigen entflammt, welche ihnen nicht
die Verehrung darbringen, zu welcher sie sich berechtigt
"Diese unsichtbaren 'Vesen wurden von }\Ienschen als Götter verehrt. Man glaubt allgemein, dass sie sehr bÖsartig werden können, und der Beweis davon ist, dass ihr Zorn sich gegen diejenigen entflammt, welche ihnen nicht die Verehrung darbringen, zu welcher sie sich berechtigt glauben*).
glauben *).
Homer sagt darüber folgendes:
„Unsere Götter erscheinen uns, wenn wir ihnen Opfer
bringen. Sie setzen sich zu unserer Tafel und neh-
men an dem Festgelage teil. Wenn sie einem ein-
samen Wanderer auf seinem Wege begegnen, so dienen
sie ihm als Führer und offenbaren sich ihm. Unsere
Frömmigkeit bringt uns denselben nahe, ebenso wie Ver-
brechen und Blutvergiessen die Cyklopen und das wilde
Geschlecht der Riesen vereinigt**)."
Horner sagt darüber folgendes:
„Hieraus geht hervor, dass diese „Götter"
freundliche und wohlwollendeDämonen waren,
"Unsere Götter erscheinen uns, wenn wir ihnen Opfer bringen. Sie set zen sie h zu uns e r e r Ta fe 1 und ne h men an dem Festgelage teil. Wenn sie einem einsamen Wanderer auf seinem 'Vege begegnen, so die ne n sie ihm als Führer und offenbaren sich ihm. Unsere Frömmigkeit bringt uns denselben nahe, ebenso wie Yerbrechen und Blutvergiessen die Cyklopen und das wilde Geschlecht der Riesen vereinigt **)."
aber keine „Teufel", seien sie nun entkörperte
Geister oder Elementarwesen.
„Ferner sagt Porphyrius, der ein Schüler
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von Plotinus war:
„Die Dämonen sind unsichtbar, aber sie verstehen es,
sich mit Materie zu bekleiden und Formen tind Gestalten
verschiedener Art anzunehmen. Dies ist daraus zu erklären,
*) „Von den Opfern für die Götter und Dämonen."
Kap. II.
**) „Odyssee", VII.
"Hieraus geht hervor, dass diese "Götter" freundliche und wohlwollendeDämonen waren, aber keine "Teufel", seien sie nun entkörperte Geister oder Elernentarwesen. "Ferner sagt Porphyrius, der eIn Schüler von Plotinus war: "Die Dämonen sind unsichtbar, aber sie verstehen es, sich mit :\Iater:e 7.U beldci<1en und Formen und Gestalten verschiedener Art anzunehmen. Dies ist daraus zu erklären, *) .. Von den Opfern für die Götter und Dämonen."
Kap. H. H) "Odyssee", VII.
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dass sie in ihrer Natur viel Stoffliches haben. Ihr
Aufenthaltsort ist in der Nähe der Erde, und wenn sie
der Oberaufsicht der guten Dämonen entwischen
dass sie in ihrer Natur viel Stoffliches haben. Ihr Aufenthaltsort ist in der Nähe der Erde, und wenn sie der Oberaufsicht der guten Dämonen entwischen können, so giebt es keine Unthat, die sie sich nicht zu begehen wagen. Mitunter wenden sie Gewalt, mitunter Schlauheit an." *)
können, so giebt es keine Unthat, die sie sich
nicht zu begehen wagen. Mitunter wenden sie Gewalt,
mitunter Schlauheit an."*)
Ferner sagt er:
„Es ist ein Kinderspiel für diese Dämonen, in uns
schlechte Leidenschaften zu erregen, die menschliche Gesell-
schaft und ganze Nationen mit aufwühlerischen Ideen zu
erfüllen, welche Krieg, Revolution und anderes Unglück
verursachen, und uns glauben zu machen, dass dies das
Werk der Götter sei. Diese Geister vertreiben sich die
Ferner sagt er:
Zeit damit, die Sterblichen zu belügen und zu betrügen; sie
machen ihnen Täuschungen und Wunder vor. Ihr Haupt-
"Es ist ein Kinderspiel für diese Dämonen, in uns schlechte Leidenschaften zu erregen, die menschliche Gesellschaft und ganze Nationen mit aufwühlerischen Ideen zu erfüllen, welche Krieg, Revolution und anderes Unglück verursachen, und uns glauben zu machen, dass dies das Werk der Götter sei. Diese Geister vertreiben sich die Zeit damit, die Sterblichen zu belügen und zu betrügen; sie machen ihnen Täuschungen und Wunder vor. Ihr Hauptbestreben besteht darin, glauben zu machen, dass sie GL tter oder die Seelen Verstorbener seien."**)
bestreben besteht darin, glauben zu machen, dass
sieGctter oder die Seelen Verstorbener seien."**)
Jamblichus, ein Neuplatonist und Magier,
lehrt folgendes:
„Gute Dämonen erscheinen uns in Wirklichkeit; böse
können sich uns nur in der Gestalt von schattenhaften
Phantomen offenbaren."***)
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„Die guten fürchten das Licht nicht, die bösen
haben Dunkelheit nötig. Die Empfindungen, welche
sie in uns erregen, machen uns an das Dasein und die Wirk-
lichkeit von Dingen, welche sie uns zeigen, glauben, obgleich
dieselben nicht vorhanden sind."
*) „Über die Opfer für die Götter und Dämonen."
Kap. H.
**) Ibid.
Jamblichus, ein Neuplatonist und l\'1agier, lehrt folgendes:
***) „De Mysteriis Egyptqrum."
Lotusblüten XXX. 14
"Gute Dämonen erscheinen uns in Wirklichkeit; l,öse können sich uns nur in der Gestalt von schattenhaften Phan tomen offenbaren." ***) "Die guten fürchten das Licht nicht, die bösen haben Dunkelheit nötig. Die Empfindungen, welche sie in uns erregen, machen uns an das Dasein und die Wirklichkeit von Dingen, welche sie uns zeigen, glauben, obgleich dieselben nicht vorhanden sind." *) "Über die Opfer für die Götter und Dämonen. ,. Kap. H. **) Ibid. ***) "De Mysteriis Egypt~rum." LotusbUlten XXX.
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„Auch die besten und erfahrensten Theu-
maturgen fanden es mitunter gefährlich, sich
mit den Elementarwesen abzugeben, und
"Auch die besten und erfahrensten Theumaturgen fanden es mitunter gefährlich, sich mit den Elementarwesen abzugeben, und Jamblichus sagt darüber:
Jamblichus sagt darüber:
„Die Götter, Engel und Dämonen, wie auch die Seelen
können durch Anrufungen und Gebete uns nahegebracht
werden. Wird aber dabei ein Versehen gemacht, so kann
es euch übel ergehen. Glaubet nicht, dass ihr es mit wohl-
wollenden Gottheiten zu thun habt, welche durch euer
ernstes Gebet berufen zu euch kommen; sie sind nur böse
Dämonen in der Maske von guten, denn die Elementar-
"Die Götter, Engel und Dämonen, wie auch die See I e 11 können durch Anrufungen und Gebete uns nahegebracht werden. Wird aber dabei ein Versehen gemacht, so kann es euch übel ergehen. Glaubet nicht, dass ihr es mit wohlwollenden Gottheiten zu thun babt, welche durch euer ernstes Gebet berufen zu euch kommen j sie sind nur böse Dämonen in der Maske von guten, denn die Elementarwesen bekleiden sich oft mit einem den guten ähnlichen Aussehen und stellen eine viel höhere Rangklasse vor, als ihnen gebührt. Sie verraten sich in der Regel durch ihre Prahlerei." *)
wesen bekleiden sich oft mit einem den guten ähnlichen
Aussehen und stellen eine viel höhere Rangklasse vor, als
ihnen gebührt. Sie verraten sich in der Regel durch ihre
Prahlerei."*)
„Zu allen Zeiten war es unter den Theu-
maturgen die Regel, dass derjenige, welcher
sich mit dem Verkehr mit Geistern befassen
\ IA, reines Herzens sein und die Bedingungen
kennen muss, unter denen das vollkommene
Gleichgewicht zwischen den vier Elementen
hergestellt und erhalten bleibt. Vor allem
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musste er die darauf bezüglichen Vorschriften
genau kennen. Er musste die geistige Atmo-
sphäre innerhalb des Zirkels, in welchem er
reine Geister anziehen wollte, reinigen und
*) Jamblichus. „Über den Unterschied zwischen
den Dämonen."
"Zu allen Zeiten war es unter den Theumaturgen die Regel, dass derjenige, welcher sich mit dem Verkehr mit Geistern befassen \ ~J, reines Herzens sein und die Bedingungen kennen muss, unter denen das vollkommene Gleichgewicht zwischen den vier Elementen hergestellt und erhalten bleibt. V or allem musste er die darauf bezüglichen Vorschriften genau kennen. Er musste die geistige Atmosphäre innerhalb des Zirkels, in welchem er reine Geister anziehen wollte, reinigen und *)
J am blich uso
"Über den Unterschied zwischen
den Dämonen."
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die Elemente ins Gleichgewicht bringen, um
den Eintritt der Geister der vier Elemente
in ihre betreffenden Sphären zu verhindern.
die Elemente ins Gleichgewicht bringen, um den Eintritt der Geister der vier Elemente in ihre betreffenden Sphären zu verhindern. Wehe demjenigen, der da etwas unternimmt, was er nicht versteht. Bei jedem Schritte bedrohen ihn Gefahren. Er ruft Kräfte ins Dasein, die er nicht beherrschen kann; er erweckt die Hüter der Schwelle, welche nur ihrem Herrn den Durchgang gestatten."
Wehe demjenigen, der da etwas unternimmt,
was er nicht versteht. Bei jedem Schritte
bedrohen ihn Gefahren. Er ruft Kräfte ins
Dasein, die er nicht beherrschen kann; er er-
weckt die Hüter der Schwelle, welche nur
ihrem Herrn den Durchgang gestatten."
Ein gewisser, unsterblich gewordener Al-
chemist sagt:
„Wenn du einmal beschlossen hast, ein Mitarbeiter im
Geiste des lebendigen Gottes zu werden, so sieh zu, dass
du ihn in seinem Werke nicht hinderst; denn wenn deine
Wärme das natürliche Verhältnis übersteigt, so wirst du
die feuchten Naturen aufregen; sie werden sich gegen das
Centraifeuer wenden und das Centralfeuer gegen sie, und
es wird eine schreckliche Teilung im Chaos eintreten."
Alles das obige wird, wenn auch in einer
verunstalteten Form, in verschiedenen Reli-
gionssystemen gelehrt, obgleich „in unseren
Ein gewisser, unsterblich gewordener Alchemist sagt:
aufgeklärten Zeiten" kaum irgend ein Pre-
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diger es wagen dürfte, diesen Gegenstand
zu berühren, wollte er sich nicht dem Ge-
lächter der „Aufgeklärten", die von alledem
nichts verstehen, aussetzen. Die Geister, von
"Wenn du einmal beschlossen hast, ein Mitarbeiter im Geiste des lebendigen Gottes zu werden, so sieh zu, dass du ihn in seinem Werke nicht hinderst; denn wenn deine Wärme das natürliche Verhältnis übersteigt, so wirst du die feuchten Naturen aufregen; sie werden sich gegen das Centralfeuer wenden und das Centralfeuer gegen sie, und es wird eine schreckliche Teilung im Chaos eintreten."
denen die Philosophen des Altertums sprechen,
14*
Alles das obige wird, wenn auch in einer verunstalteten Form, in verschiedenen Religionssystemen gelehrt, obgleich "in unseren aufgeklärten Zeiten" kaum irgend ein Prediger es wagen dürfte, diesen Gegenstand zu berühren, wollte er sich nicht dem Gelächter der "Aufgeklärten", die von alledem nichts verstehen, aussetzen. Die Geister, von denen die Philosophen des Altertums sprechen, '4 *
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sind nicht tot und nicht verreist, sie sind
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noch immer vorhanden. Die moderne Welt-
weisheit hat nicht dem Geisterreiche ein
Ende gemacht, sondern sie hat nur die
sind nicht tot und nicht verreist, sie sind noch immer vorhanden. Die moderne Welt,veisheit hat nicht dem Geisterreiche ein Ende gemacht, sondern sie hat nur die geistige Erkenntnisfähigkeit herabgeschraubt, wo nicht vernichtet. Die Dämonen sitzen auch heute noch an unseren Tischen, aber wir können sie nicht mehr sehen, weil wir selber zu sehr materiell und ungeistig geworden sind, und weil wir sie nicht sehen . können, bilden wir uns in unserem Eigendünkel ein, dass es keine anderen Wesen als die uns körperlich sichtbaren gäbe.
geistige Erkenntnisfähigkeit herabgeschraubt,
wo nicht vernichtet. Die Dämonen sitzen
auch heute noch an unseren Tischen, aber
wir können sie nicht mehr sehen, weil wir
selber zu sehr materiell und ungeistig ge-
worden sind, und weil wir sie nicht sehen
können, bilden wir uns in unserem Eigen-
dünkel ein, dass es keine anderen Wesen
als die uns körperlich sichtbaren gäbe.
Trotz unseres Unglaubens spazieren aber
diese Geister in uns selbst ein und aus,
rufen in uns diese oder jene Gemüts-
bewegungen ins Leben, verursachen die Ent-
stehung von Leidenschaften aller Art, über-
wältigen unsere Vernunft, beeinflussen unser
Wollen und Denken, und wir können unseren
Feinden umsoweniger gegen übertreten, je
mehr wir vor ihnen die Augen verschliessen.
Um je weniger der Mensch sich selber und
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seine Natur erkennt, um so weniger kann
er sich selbst beherrschen. So nimmt die
moralische Verkommenheit in Europa täglich
Trotz unseres Unglaubens spazieren aber diese Geister in uns selbst ein und aus, rufen in uns diese oder jene Gemütsbewegungen ins Leben, verursachen die Entstehung von Leidenschaften aller Art, überwältigen unsere Vernunft, beeinflussen uns~r Wollen und Denken, und wir können unseren Feinden umsoweniger gegenübertreten, je mehr wir vor ihnen die Augen verschliessen. Um je weniger der Mensch sich selber und seine Natur erkennt, um so weniger kann er sich selbst beherrschen. So nimmt die moralische Verkommenheit in Europa täglich
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mehr überhand, unsichtbare Einflüsse be-
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herrschen die Gemüter der Menschen und
führen sie ins Verderben. Sie verleiten zu
Verbrechen, vor welchen die Weltverbesserer
mehr überhand , unsichtbare Einflüsse beherrschen die Gemüter der Menschen und führen sie ins Verderben. Sie verleiten zu Verbrechen, vor welchen die Weltverbesserer ratlos und hilflos dastehen; die geistlose Wissenschaft aber tappt wie ein Blinder im Dunkeln herum und findet nicht das, was sie sucht, weil sie die Ursachen solcher Erscheinungen immer nur dort sucht, 'wo sie nicht sind.
ratlos und hilflos dastehen; die geistlose
Wissenschaft aber tappt wie ein Blinder im
Dunkeln herum und findet nicht das, was sie
sucht, weil sie die Ursachen solcher Er-
scheinungen immer nur dort sucht, wo sie
nicht sind.
Was ist die Ursache dieser geistigen
Verdummung und Kurzsichtigkeit, als die
durch die Vielheit bedingte Oberflächlichkeit,
welche uns hindert, die Einheit des Ganzen
im Innern der Dinge zu sehen. „Je mehr
sich das äussere Auge öffnet, um so mehr
schliesst sich das innere Auge," sagt die
Bhagavad Gita. Je mehr sich der Geist nach
Aussen und an der Oberfläche bewegt, um
so weniger blickt sein Auge nach Innen,
um so weniger erkennt er sich selbst, sein
wahres Wesen in der Tiefe seiner Natur.
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Wenn unser jetziges Zeitalter ein Zeitalter
der Aufklärung genannt zu werden verdient,
Was ist die Ursache dieser geistigen Verdummung und Kurzsichtigkeit, als die durch die Vielheit bedingte Oberflächlichkeit, welche uns hindert, die Einheit des Ganzen im Innern der Dinge zu sehen. "Je mehr sich das äussere Auge öffnet, um so mehr schliesst sich das innere Auge," sagt die Bhagavad Gita. Je mehr sich der Geist nach Aussen und an der Oberfläche bewegt, um so weniger blickt sein Auge nach Innen, um so weniger erkennt er sich selbst, sein wahres Wesen in der Tiefe seiner Natur. Wenn unser jetziges Zeitalter ein Zeitalter der Aufklärung genannt zu werden verdient, so ist es ein solches nur in einer ganz materiellen Richtung, dagegen aber eine Pe-
so ist es ein solches nur in einer ganz ma-
teriellen Richtung, dagegen aber eine Pe-
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riode des Schlafes in Bezug auf die Erkennt-
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nis der Wahrheit, und ohne diese geistige
Erkenntnis wird auch die wahre Bedeutung
der materiellen Vorgänge in unserer Er-
riede des Schlafes in Bezug auf die Erkenntnis der Wahrheit, und ohne diese geistige Erkenntnis wird auch die wahre Bedeutung der materiellen V orgänge in unserer Erscheinungswelt nicht erkannt. "Zu dieser Selbsterkenntnis aber gelangen" - so heisst es in den Upanischaden - ,.nur diejenigen, welche den Ewigen erkennen, die einsame fleckenlose Wahrheit, die über alle Täuschung erhaben ist. Sie erlangen diese Erkenntnis durch ausdauerndes Bestreben, nicht aber durch flatterhaftes Studieren und Vielwisserei *)."
scheinungswelt nicht erkannt. „Zu dieser
Selbsterkenntnis aber gelangen" — so heisst
es in den Upanischaden — ,.nur diejenigen,
welche den Ewigen erkennen, die einsame
fleckenlose Wahrheit, die über alle Täuschung
erhaben ist. Sie erlangen diese Erkenntnis
durch ausdauerndes Bestreben, nicht aber
durch flatterhaftes Studieren und Viel-
wisserei *)."
Es ist im Innern gerade so wie im
Äussern. Es ist heutzutage Mode geworden,
alljährlich vermittelst Eisenbahn und Dampf-
schiff einen grossen Teil der Welt zu durch-
jagen, um sich Erholung und Zerstreuung zu
verschaffen und die Welt kennen zu lernen.
Hierdurch erlangt man eine Menge von
oberflächlichen Eindrücken, die schnell wieder
vergessen sind, lernt aber nichts gründlich
kennen und das Vergnügen dabei ist in der
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Regel derartig, dass man froh ist, wieder
*) „Das Palladium der Weisheit." Lotusblüten XXV,
Pag, 725.
Es ist im Innern gerade so wie im .A.ussern. Es ist heutzutage Mode geworden, alljährlich vermittelst Eisenbahn und Dampfschiff einen grossen Teil der Welt zu durchjagen, um sich Erholung und Zerstreuung zu verschaffen und die Welt kennen zu lernen. Hierdurch erlangt man eine Menge von oberflächlichen Eindrücken, die schnell wieder vergessen sind, lernt aber nichts gründlich kennen und das Vergnügen dabei ist in der Regel derartig, dass man froh ist, wieder *) "Das Palladium der \Veisheit." Lotusblüten XXV, pag. 72 5.
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nach Hause zu kommen. Desgleichen ist
die Erziehung heutzutage darauf gerichtet,
möglichst viel Dinge oberflächlich kennen
nach Hause zu kommen. Desgleichen ist die Erziehung heutzutage darauf gerichtet, möglichst viel Dinge oberflächlich kennen zu lernen, eine Menge von Büchern zu durchblättern, aber in keinem Gegenstande in die Tiefe zu dringen und keiner findet die himmlische Ruhe, in welcher die Wahrheitserkenntnis und diese wahre Seligkeit thront. Widmet sich aber einmal einer einer Spezialität, so verliert er sich in der Regel in den Kleinlichkeiten der Oberfläche, weil er die Einheit des Ganzen nicht kennt. Er gleicht einem Mineralogen, der am Abhange eines Berges im Schweisse seines Angesichts taubes Gestein zerklopft; aber von den goldführenden Adern im Innern und den erfrischenden Strömen, die in der Tiefe rauschen, weiss er nichts und spottet des erfahrenen Bergmannes, der ihm davon spricht.
zu lernen, eine Menge von Büchern zu
durchblättern, aber in keinem Gegenstande
in die Tiefe zu dringen und keiner findet die
himmlische Ruhe, in welcher die Wahrheits-
erkenntnis und diese wahre Seligkeit thront.
Widmet sich aber einmal einer einer Spe-
zialität, so verliert er sich in der Regel in den
Kleinlichkeiten der Oberfläche, weil er die
Einheit des Ganzen nicht kennt. Er gleicht
einem Mineralogen, der am Abhange eines
Berges im Schweisse seines Angesichts
taubes Gestein zerklopft; aber von den gold-
führenden Adern im Innern und den er-
frischenden Strömen, die in der Tiefe rauschen,
weiss er nichts und spottet des erfahrenen
Bergmannes, der ihm davon spricht.
Wer die Geister kennen lernen will, die
sich im Weltall bewegen, der sollte vor
allem den Geist kennen lernen, der das
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ganze Weltall bewegt und aus dem alle
Geister entspringen. Dies ist das Endziel
aller wahren Religion und die Grundlage
der wirklichen Wissenschaft. Diese Er-
Wer die Geister kennen lernen will, die sich im Weltall bewegen, der sollte vor allem den Geist kennen lernen, der das ganze Weltall bewegt und aus dem alle Geister entspringen. Dies ist das Endziel aller wahren Religion und die Grundlage der wirklichen Wissenschaft. Diese Er-
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kenntnis wird Theosophie oder Gottes-
erkenntnis genannt. Sie ist die Erkenntnis
desjenigen, welcher in allen Dingen die
kenntnis wird Theosophie oder Gotteserkenntnis genannt. Sie ist die Erkenntnis desjenigen, welcher in allen Dingen die Grundursache ihres Daseins und deshalb auch unser eigenes wahres innerstes Selbst ist, nicht desjenigen "Selbsts", welches eine vorübergehende Erscheinung, vergänglich und sterblich ist, sondern des göttlichen Selbsts, welches ohne irgend welche Beschränkung in grenzenloser Liebe das Ganze umfasst, durchdringt und erhält.
Grundursache ihres Daseins und deshalb
auch unser eigenes wahres innerstes Selbst
ist, nicht desjenigen „Selbsts", welches eine
vorübergehende Erscheinung, vergänglich
und sterblich ist, sondern des göttlichen
Selbsts, welches ohne irgend welche Be-
schränkung in grenzenloser Liebe das Ganze
umfasst, durchdringt und erhält.
Gott kennen zu lernen ist aber keinem
Menschen beschieden, weil er alles in
allem und in allem das Höchste ist. Gott
allein kann sich selber erkennen, und um
sich selbst als Gott zu erkennen, müsste der
Mensch selbst zu Gott werden und somit
aufhören ein Mensch zu sein, d. h. er müsste
aus sich selber heraustreten, alle Beschränkt-
heit aufgeben, selbst das Ewige, Unendliche
werden und sich als solches erkennen. Kein
Mensch kann zur Spitze einer Leiter ge-
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langen, ohne die Zwischenstufen zu ersteigen,
und desgleichen muss der Mensch erst die hö-
heren Daseinsstufen erreichen, ehe er zur höch-
sten gelangen kann. Deshalb muss der nach
Gott kennen zu lernen ist aber keinem Menschen beschieden, weil er alles in allem und in allem das Höchste ist. Gott allein kann sich selber erkennen, und um sich selbst als Gott zu erkennen, müsste der Mensch selbst zu Gott werden und somit aufhören ein Mensch zu sein, d. h. er müsste aus sich selber heraustreten, alle Beschränktheit aufgeben, selbst das Ewige, Unendliche werden und sich als solches erkennen. Kein Mensch kann zur Spitze einer Leiter gelangen, ohne die Zwischenstufen zu ersteigen, und desgleichen muss der Mensch erst die höheren Daseinsstufen erreichen, ehe er zur höchsten gelangen kann. Deshalb muss der nach
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Wahrheit suchende erst seinen eigenen
inneren Führer kennen lernen und mit ihm
Eins werden, ehe er durch diesen Führer,
Wahrheit suchende erst seinen eigenen inneren Führer kennen lernen und mit ihm Eins werden, ehe er durch diesen Führer, der allein der Anschauung Gottes fähig ist, zur göttlichen Selbsterkenntnis gelangen kann. Dies ist das grosse Geheimnis. Es ist das "leuchtende Selbst", ein göttlicher Strahl jenes "Ichs", dessen Schatten die menschliche Persönlichkeit ist. Die Betrachtung des höheren Selbsts und der Beziehungen, welche es während seiner Inkarnationen sowohl als auch in den Zwischenpausen derselben zu der Persönlichkeit des Menschen hat, gehört nicht in einen Artikel über "Elementarwesen" und behalten wir uns eine Besprechung dieses Gegenstandes in einem besonderen Abschnitte vor.
der allein der Anschauung Gottes fähig ist,
zur göttlichen Selbsterkenntnis gelangen
kann. Dies ist das grosse Geheimnis. Es ist
das „leuchtende Selbst", ein göttlicher Strahl
jenes „Ichs", dessen Schatten die menschliche
Persönlichkeit ist. Die Betrachtung des
höheren Selbsts und der Beziehungen, welche
es während seiner Inkarnationen sowohl als
auch in den Zwischenpausen derselben zu
der Persönlichkeit des Menschen hat, gehört
nicht in einen Artikel über „Elementarwesen"
und behalten wir uns eine Besprechung dieses
Gegenstandes in einem besonderen Ab-
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schnitte vor.
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Das Rätsel des Daseins.
Vergebens sucht der irrende Verstand
Des Daseins Rätsel zu ergründen.
--
Das Dasein wird durchs Dasein nur erkannt;
Wer's kennen will, der muss sich selber rinden.
Vergebens zerbrechen sich die Gelehrten
und Philosophen die Köpfe, um das Rätsel
des Daseins zu lösen. Wie vor Jahrtausenden,
so steht auch jetzt noch die unerbittliche
Sphinx am Wege und giebt denjenigen, die
auf dem Wege des Lebens an ihr vorüber-
gehen, dieses Rätsel auf, und jeder, der es
nicht zu lösen vermag, wird in den Abgrund
gestürzt. Wie könnte es auch anders sein;
denn was hilft dem Menschen alle seine
Das Rätsel des Daseins.
Wissenschaft, Theorien und Meinungen in
Bezug auf dieses und jenes, solange er sein
eigenes Dasein nicht kennt? An was soll er
sich innerlich halten, wenn er in seinem
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Innern keinen Halt findet? Wie kann er sich
Vergebens sucht der irrende Verstand Des Daseins Rätsel FoU ergründen. Das Dasein wird durohs Dasein Dur erkannt; Wer's kennen will, der muss sieh selber finden.
Vergebens zerbrechen sich die Gelehrten und Philosophen die Köpfe, um das Rätsel des Daseins zu lösen. Wie vor Jahrtausenden, so steht auch jetzt noch die unerbittliche Sphinx am Wege und giebt denjenigen, die auf dem Wege des Lebens an ihr vorübergehen, dieses Rätsel auf, und jeder, der es nicht zu lösen vermag, wird in den Abgrund gestürzt. Wie könnte es auch anders sein; denn was hilft dem Menschen alle seine Wissenschaft, Theorien und Meinungen in Bezug auf dieses und jenes, solange er sein eigenes Dasein nicht kennt? An was soll er sich innerlich halten, wenn er in seinem Innern keinen Halt findet? Wie kann er sich
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auf sich selber verlassen, wenn er sein wirk-
liches Selbst nicht kennt, und alles äusser-
liche nur ein Schein, eine Täuschung ist? Und
auf sich selber verlassen, wenn er sein wirkliches Selbst nicht kennt, und alles äusserliche nur ein Schein, eine Täuschung ist? Und dennoch ist die Lösung des Daseinsrätsels ein ganz einfaches Ding; es gehört dazu sehr wenig Belesenheit; ein Bauer kann es ebensoleicht lösen, als ein Gelehrter; es gehört weiter nichts dazu, als dass man selbst in das wahre Dasein eintritt. Damit wird dann von selbst auch das falsche Dasein erkannt. •
dennoch ist die Lösung des Daseinsrätsels ein
ganz einfaches Ding; es gehört dazu sehr
wenig Belesenheit; ein Bauer kann es eben-
soleicht lösen, als ein Gelehrter; es gehört
weiter nichts dazu, als dass man selbst in
das wahre Dasein eintritt. Damit wird dann
von selbst auch das falsche Dasein erkannt.
Die folgenden Blätter sind einem Briefe
eines Theosophen (d. h. eines Menschen, wel-
cher zur Selbsterkenntnis gekommen ist) ent-
nommen, und sollen dazu dienen, uns den
Weg zur Lösung des Daseinsrätsels zu zeigen:
„Die Welt (der Körper) hat Leben, die
Ewigkeit (der Geist) ist das Leben selbst.
Das Innere sowohl als das Äussere lebt; die
Ursache dieses Lebendigseins ist das Leben
und die Wirkungen des Lebens entstehen
durch dessen Thätigkeit. Das Leben ist das
Gesetz, das Lebendigsein ist dessen Offen-
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barung. Das Leben erscheint der Vernunft
Die folgenden Blätter sind einem Briefe eines Theosophen (d. h. eines Menschen, welcher zur Selbsterkenntnis gekommen ist) entnommen, und sollen dazu dienen, uns den Weg zur Lösung des Daseinsrätsels zu zeigen:
als Gesetz und den Sinnesorganen stellt es
sich als Offenbarungen dar. Alle Teile in
der Natur werden durch das einheitliche
"Die Welt (der Körper) hat Leben, die Ewigkeit (der Geist) ist das Leben selbst. Das Innere sowohl als das Äussere lebt; die Ursache dieses Lebendigseins ist das Leben und die Wirkungen des Lebens entstehen durch dessen Thätigkeit. Das Leben ist das Gesetz, das Lebendigsein ist dessen Offenbarung. Das Leben erscheint der Vernunft als Gesetz und den Sinnesorganen stellt es sich als Offenbarungen dar. Alle Teile in der Natur \verden durch das einheitliche
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Ganze belebt; die Körper in der Natur durch
-
die Natur, die Seele des Menschen durch die,
allem zugrunde liegende Ewigkeit, welche
Ganze belebt; die Körper in der K atur durch die Natur, die Seele des 1vlenschen durch die, allem zugrunde liegende E\\rigkeit, welche unsere wirkliche Heimat, unser Ursprung, unser Selbst (Atma) ist. Wenn das E\\ige sich offenbart, so treten eine Reihe von Wirkungen und Gegenwirkungen ins Dasein, welche ihrerseits wieder Ursachen ferner liegender Wirkungen sind. Somit ist die ganze Natur das Reich der BeweguI)g, das Reich von scheinbaren (nicht aus sich selbst entsprungenen) Ursachen und \Virkungen, das Reich der Veränderungen der Eigenschaften und Gegensätze, die E\vigkeit aber das Wesen, die Einheit, in der es keine Zweiheit, keinen Gegensatz und keine eränderung giebt.
unsere wirkliche Heimat, unser Ursprung,
unser Selbst (Atma) ist. Wenn das Ewige
sich offenbart, so treten eine Reihe von
Wirkungen und Gegenwirkungen ins Dasein,
welche ihrerseits wieder Ursachen ferner
liegender Wirkungen sind. Somit ist die
ganze Natur das Reich der Bewegung, das
Reich von scheinbaren (nicht aus sich selbst
entsprungenen) Ursachen und Wirkungen,
das Reich der Veränderungen der Eigen-
schaften und Gegensätze, die Ewigkeit aber
das Wesen, die Einheit, in der es keine Zwei-
heit, keinen Gegensatz und keine Veränderung
giebt.
Dasjenige, welches im Menschen veränder-
lich ist, gehört der Natur, dasjenige, was in
ihm ewig ist, der Ewigkeit an, und ist eins
mit dem Leben, welches das Gesetz selber
ist. Das Wechselvolle in der Natur wirkt
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auf dasjenige ein, was in uns veränderlich
ist und bringt in uns entgegengesetzte Be-
wegungen und Empfindungen hervor. Die
Ewigkeit verursacht in uns keine Verände-
,r
Dasjenige, welches im Menschen veränderlich ist, gehört der Natur, dasjenige, was in ihm ewig ist, der Ewigkeit an, und ist eins mit dem Leben, welches das Gesetz selber ist. Das Wechselvolle in der Natur wirkt auf dasjenige ein, was in uns veränderlich ist und bringt in uns entgegengesetzte Bewegungen und Empfindungen hervor. Die Ewigkeit verursacht in uns keine Verände-
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rung (das wahre Selbstbewusstsein bleibt
sich immer gleich), es offenbart sich nur in
der Seele als ein vollkommener Frieden, eine
rung (das wahre Selbstbewusstsein bleibt sich immer gleich), es offenbart sich nur in der Seele als ein vollkommener Frieden, eine beglückende Seligkeit, eine reine, erhabene, erlösende ~Iacht~ sich selbsterkennende Freiheit und selbstbewusste Unsterblichkeit; eine Selbsterkenntnis der Einheit des wahren Selbsts mit dem Wesen von allem.
beglückende Seligkeit, eine reine, erhabene,
erlösende Macht, sich selbsterkennende Frei-
heit und selbstbewusste Unsterblichkeit; eine
Selbsterkenntnis der Einheit des wahren
Selbsts mit dem Wesen von allem.
Die Ewigkeit offenbart sich in uns als
Ruhe, die Natur (das Reich der Eigen-
schaften) verursacht Unruhe. Die Ewigkeit
offenbart die Wahrheit; die Thätigkeit der
Natur giebt Anlass zur Täuschung. Das
Ewige in uns offenbart sich unserer Selbst-
betrachtung als unser wahres Dasein, wel-
ches selbstexistierend, ewig, unerschaffen,
unabhängig von allem, nur auf sich selbst
beruhend, unnahbar, sich seiner selbst be-
wusst ist und in nichts als in sich selber
wohnt; aber die Naturkräfte wirken in un-
Die Ewigkeit offenbart sich in uns als Ruhe, die Natur (das Reich der Eigenschaften) verursacht Unruhe. Die Ewigkeit offenbart die Wahrheit; die Thätigkeit der Natur giebt Anlass zur Täuschung. Das Ewige in uns offenbart sich unserer Selbstbetrachtung als unser wahres Dasein, welches selbstexistierend , ewig, unerschaffen, unabhängig von allem, nur auf sich selbst beruhend, unnahbar, sich seiner selbst bewusst ist und in nichts als in sich selber wohnt; aber die Naturkräfte wirken in unserem Organismus als erregende Ursachen, veranlassen Freuden und Leiden, Lust und Schmerz, selbstsüchtige Hoffnungen und Sorgen, persönliche Neigungen und Abneigungen, individuelles Lieben und Hassen, die Täuschung des von anderen getrennten Selbst-
serem Organismus als erregende Ursachen,
veranlassen Freuden und Leiden, Lust und
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Schmerz, selbstsüchtige Hoffnungen und Sor-
gen, persönliche Neigungen und Abneigun-
gen, individuelles Lieben und Hassen, die Täu-
schung des von anderen getrennten Selbst-
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seins mit den aus dieser Täuschung entsprin-
genden Wahnvorstellungen, nämlich (falsches)
Selbstbewusstsein, Eigendünkel, Selbsterhal-
seins mit den aus dieser Täuschung entspringenden Wahnvorstellungen, nämlich (falsches) Selbstbewusstsein, Eigendünkel, Selbsterhaltungstrieb, Habsucht, Begierden, Leidenschaften, Tugenden und Laster, entgegengesetzte Empfindungen, Wünsche und Gedanke.n, in kurzem alles, \vas dem Kampfe der Gegensätze in uns entspringt und nur von vorübergehender Dauer ist. Alles dies gehört nicht unserem eigentlichen Wesen, sondern nur der Natur, an die wir gebunden sind, an; es ist das Leben der Natur in uns, und wir nennen es "unser Leben", weil wir unser wahres Dasein, das über Tod und Leben erhaben ist, vergessen haben und uns mit den Zuständen identifizieren, welche das Spiel der Naturkräfte in dem Organismus, den wir bewohnen, hervorgebracht hat.
tungstrieb, Habsucht, Begierden, Leiden-
schaften, Tugenden und Laster, entgegen-
gesetzte Empfindungen, Wünsche und Ge-
danken, in kurzem alles, was dem Kampfe
der Gegensätze in uns entspringt und nur
von vorübergehender Dauer ist. Alles dies
gehört nicht unserem eigentlichen Wesen,
sondern nur der Natur, an die wir gebunden
sind, an; es ist das Leben der Natur in uns,
und wir nennen es „unser Leben", weil wir
unser wahres Dasein, das über Tod und
Leben erhaben ist, vergessen haben und
uns mit den Zuständen identifizieren, welche
das Spiel der Naturkräfte in dem Organis-
mus, den wir bewohnen, hervorgebracht hat.
Aus dieser Nichterkenntnis unseres wah-
ren ewigen Daseins entspringt unser eigenes
Teilnehmen in allem, was der menschliche
Organismus, mit dem wir „behaftet" sind,
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erfährt, das er duldet oder geniesst. Wir
teilen die Freuden unseres Körpers und
auch seine Leiden. In demselben Grade, in
welchem wir uns mit dem, was in uns
Aus dieser Nichterkenntnis unseres \vahren ewigen Daseins entspringt unser eigenes Teilnehmen in allem, was der menschliche Organismus, mit dem wir "behaftet" sind, erfährt, das er duldet oder geniesst. Wir teilen die Freuden unseres Körpers und auch seine Leiden. In demselben Grade, in welchem wir uns mit dem, \vas in uns
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sterblich oder veränderlich ist, identifizieren,
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müssen wir selbst sterben oder uns ver-
sterblich oder veränderlich ist, identifizieren, müssen wir selbst sterben oder uns verändern, und in demselben Grade, in "'elchem wir in uns die Erkenntnis des Ewigen zur Offenbarung gelangen lassen, erkennen wir auch unser eigenes wahres Wesen und Dasein, welches von nichts Äusserlichem berührt werden kann.
ändern, und in demselben Grade, in wel-
chem wir in uns die Erkenntnis des Ewigen
zur Offenbarung gelangen lassen, erkennen
wir auch unser eigenes wahres Wesen und
Dasein, welches von nichts Ausserlichem be-
rührt werden kann.
Die Pforte, welche aus dem Reiche der
Nichterkenntnis zur wahren Selbsterkenntnis
(Gotteserkenntnis) führt, wird von jedem nur
durch die eigene Erfahrung auf dem Wege
der Enttäuschung erreicht (Karma). Wo
der Weg des Leidens anfängt, da beginnt
auch der Weg der Erlösung. Erst wenn
wir durch eigene Erfahrung die Wertlosig-
keit der niederen Ideale, an denen wir hängen,
einzusehen gelernt haben, sind wir bereit, die-
selben zu verlassen und unser Herz höheren
Idealen zu eröffnen. Nachdem wir selbst
Die Pforte, welche aus dem Reiche der Nichterkenntnis zur wahren Selbsterkenntnis (Gotteserkenntnis) führt, wird von jedem nur durch die eigene Erfahrung auf dem Wege der Enttäuschung erreicht (Karma). Wo der Weg des Leidens anfängt, da beginnt auch der Weg der Erlösung. Erst wenn wir durch eigene Erfahrung die Wertlosigkeit der niederen Ideale, an denen wir hängen, einzusehen gelernt haben, sind wir bereit, dieselben zu verlassen und unser Herz höheren Idealen zu eröffnen. Nachdem wir selbst den Kreislauf der Natur oft genug durchwandert haben, erkennen wir die hin und her flutenden Wogen der Gegensätze, durch welche nichts Neues geschaffen wird, den Kreislauf, in dem kein wirklicher Fortschritt ~tattfindet; das sich ewig um seine Achse
den Kreislauf der Natur oft genug durch-
wandert haben, erkennen wir die hin und
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her flutenden Wogen der Gegensätze, durch
welche nichts Neues geschaffen wird, den
Kreislauf, in dem kein wirklicher Fortschritt
stattfindet; das sich ewig um seine Achse
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drehende Rad (Sansara), das dabei nicht von
der Stelle kommt. Wir sehen, wie dieser
Lauf immer wieder in seinen Anfangspunkt
drehende Rad (Sansara), das dabei nicht von der Stelle kommt. Wir sehen, wie dieser Lauf immer wieder in seinen Antangspunkt zurückkehrt, wie die Natur (Satwa) ihre eigenen Kinder verschlingt, wie auf den Tag die Nacht, auf den Sommer der Winter, auf die Geburt Jugend, Begattung, Alter und Tod, auf Schönheit Hässlichkeit, auf Jugendkraft Altersschwäche, auf intellektuelle Stärke greisenhafter Blödsinn folgt, und die Seele sehnt sich hinaus aus diesem sich immer drehenden Kreise, und sucht nach einem Ruheplatz. Sie strebt hinaus aus dem Reiche der Schatten und findet sich selbst in dem Licht. Die Seele, welche tausendmal dieselben bitteren Enttäuschungen erfahren hat, deren Hoffnungen immer und immer wieder zu schanden wurden, die von allem verlassen sich auf sich allein angewiesen sieht und erkennen lernt, dass ausser der in ihr wohnenden höheren Kraft es nichts giebt, auf das sie sich zuverlässig stützen kann, fängt an einzusehen, dass die Erde leer und wüst und dunkel ist; dass die Bilder, welche die Seele erfüllten, keinen dauernden \Vert besitzen, und dass die Welt der Seele nichts bieten kann, das würdig wäre, dass
zurückkehrt, wie die Natur (Satwa) ihre
eigenen Kinder verschlingt, wie auf den
Tag die Nacht, auf den Sommer der Winter,
auf die Geburt Jugend, Begattung, Alter
und Tod, auf Schönheit Hässlichkeit, auf
Jugendkraft Altersschwäche, auf intellek-
tuelle Stärke greisenhafter Blödsinn folgt,
und die Seele sehnt sich hinaus aus diesem
sich immer drehenden Kreise, und sucht
nach einem Ruheplatz. Sie strebt hinaus
aus dem Reiche der Schatten und findet
sich selbst in dem Licht. Die Seele, welche
tausendmal dieselben bitteren Enttäuschungen
erfahren hat, deren Hoffnungen immer und
immer wieder zu schanden wurden, die von
allem verlassen sich auf sich allein ange-
wiesen sieht und erkennen lernt, dass ausser
der in ihr wohnenden höheren Kraft es nichts
giebt, auf das sie sich zuverlässig stützen
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kann, fängt an einzusehen, dass die Erde
leer und wüst und dunkel ist; dass die Bilder,
welche die Seele erfüllten, keinen dauernden
Wert besitzen, und dass die Welt der Seele
nichts bieten kann, das würdig wäre, dass
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sie darnach ein Verlangen trüge. Sie fühlt,
-
dass das äusserliche Leben ein Scheinleben
ist; dass das Leben der Natur, das sie
sie darnach ein Verlangen trüge. Sie fühlt, dass das äusserliche Leben ein Scheinleben ist; dass das Leben der Natur, das sie empfand, nicht ihr eigenes wahres Leben ist, welches in dem seligen Bewusstsein des wahren Daseins besteht. Dann fängt sie an, sich nach der Erkenntnis ihres wahren Daseins zu sehnen, frei zu werden aus den Banden der Gegensätze und in der unteilbaren ewigen Einheit Ruhe zu finden. In demselben Grade, als sie die Welt der Täuschungen verlässt, wird auch sie von denselben verlassen; Indem sie den Wahn der Eigenheit aufgiebt und emporsteigt zu den Regionen der Selbstlosigkeit, verschwindet das Reich der Selbstsucht mit seinen Ausgeburten unter ihren Füssen, und vor ihr erscheint die Morgenröte eines neuen Tages der Freiheit und Unsterblichkeit. Der Egoismus schwindet, und das Herz wird erfüllt mit einer Empfindung eines allesumfassenden Selbstbewusstseins, welches keine Eigenheit und Getrenntheit kennt, sondern sich als eins mit dem Leben in allem filhlt und erkennt.
empfand, nicht ihr eigenes wahres Leben
ist, welches in dem seligen Bewusstsein des
wahren Daseins besteht. Dann fängt sie an,
sich nach der Erkenntnis ihres wahren Da-
seins zu sehnen, frei zu werden aus den
Banden der Gegensätze und in der unteil-
baren ewigen Einheit Ruhe zu finden. In
demselben Grade, als sie die Welt der
Täuschungen verlässt, wird auch sie von
denselben verlassen; indem sie den Wahn
der Eigenheit aufgiebt und emporsteigt zu
den Regionen der Selbstlosigkeit, verschwin-
det das Reich der Selbstsucht mit seinen
Ausgeburten unter ihren Füssen, und vor ihr
erscheint die Morgenröte eines neuen Tages
der Freiheit und Unsterblichkeit. Der Egois-
mus schwindet, und das Herz wird erfüllt
mit einer Empfindung eines allesumfassenden
Selbstbewusstseins, welches keine Eigenheit
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und Getrenntheit kennt, sondern sich als eins
mit dem Leben in allem fühlt und erkennt.
So lebt das Äusserliche in einem bestän-
digen Wechsel und das Ewige in beständiger
Lotublütta XXX. 15
So lebt das Äusserliche in einem beständigen Wechsel und das Ewige in beständiger Loh.blltu
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xxx.
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Einheit mit sich selbst; unser irdisches Be-
wusstsein bewegt sich in fortwährenden Rei-
bungen, unser ewiges Selbstbewusstsein ruht
Einheit mit sich selbst; unser irdisches Bewusstsein bewegt sich in fortwährenden Reibungen, unser ewiges Selbstbewusstsein ruht im ewigen Frieden. Wenn wir die Welt auf uns einwirken lassen, so wird unser Körper belebt, lassen wir aber das Ewige in uns offenbar werden, so erkennt sich die Seele im ewigen Dasein. Je grösser die Einwirkung der Sinneseindrücke auf den Körper ist, umsomehr erfreut sich der Körper des Daseins, er sehnt sich beständig nach Anregung, damit er weiss, dass er lebt. Für den Körper (Kama-Manas) ist das Leben der Seele ein unbegreifliches Ding und die Unsterblichkeit ein Wort ohne Sinn, denn der irdische Teil des Menschen hat kein wahres Leben und ist nicht unsterblich. Es gehört Unsterblichsein dazu, um die U Ilsterblichkeit zu erkennen, weil kein Ding von etwas anderem als von sich selbst wahre Erkenntnis (Selbsterkenntnis) besitzen kann; es muss dasjenige selber sein, was es in sich selber erkennen will. Lassen wir aber das Ewige in der Seele offenbar werden, so erwacht in uns das wahre Leben der Seele, der Schein verschwindet und an dessen Stelle tritt die Erkenntnis der Wahrheit' welche zur Freiheit und Ruhe führt.
im ewigen Frieden. "Wenn wir die Welt auf
uns einwirken lassen, so wird unser Körper
belebt, lassen wir aber das Ewige in uns offen-
bar werden, so erkennt sich die Seele im
ewigen Dasein. Je grösser die Einwirkung
der Sinneseindrücke auf den Körper ist, um-
somehr erfreut sich der Körper des Daseins,
er sehnt sich beständig nach Anregung, da-
mit er weiss, dass er lebt. Für den Körper
(Kama-Manas) ist das Leben der Seele ein un-
begreifliches Ding und die Unsterblichkeit ein
Wort ohne Sinn, denn der irdische Teil des
Menschen hat kein wahres Leben und ist nicht
unsterblich. Es gehört Unsterblichsein dazu,
um die Unsterblichkeit zu erkennen, weil
kein Ding von etwas anderem als von sich
selbst wahre Erkenntnis (Selbsterkenntnis)
besitzen kann; es muss dasjenige selber sein,
was es in sich selber erkennen will. Lassen
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wir aber das Ewige in der Seele offenbar
werden, so erwacht in uns das wahre Leben
der Seele, der Schein verschwindet und an
dessen Stelle tritt die Erkenntnis der Wahr-
heit, welche zur Freiheit und Ruhe führt.
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Wirkt dagegen die äussere Welt auf die
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innere ein, so entsteht Bewegung nach aussen,
und das wahre Selbstbewusstsein verschwindet
in demselben Grade, als das äussere Leben
Wirkt dagegen die äussere Welt auf die innere ein, so entsteht Bewegung nach aussen, und das wahre Selbstbewusstsein verschwindet in demselben Grade, als das äussere Leben in Thätigkeit tritt; denn das Leben der Seele ist äusserliche Ruhe und innerliche Bewegung, äusserliches Unbewusstsein und Empfindungslosigkeit, dagegen innerliche Erleuchtung; es ist äusserliches Nichtsein, dagegen innerliches Allselbstbewusstsein.
in Thätigkeit tritt; denn das Leben der Seele
ist äusserliche Ruhe und innerliche Bewegung,
äusserliches Unbewusstsein und Empfindungs-
losigkeit, dagegen innerliche Erleuchtung; es
ist äusserliches Nichtsein, dagegen innerliches
Allselbstbewusstsein.
Die Leben sthätigkeit der Seele besteht in
der Ausübung ihrer Kräfte, welche innerliche
(höhere) und äusserliche (niedere) sind. Durch
ihre inneren Kräfte reicht sie hinauf in das
Reich des Geistes; durch ihre niederen Kräfte
ist sie an das Materielle gebunden. Wird
sie hingerissen vom Strudel der Welt und
nimmt sie teil am zwecklosen und nie enden-
den Tanze der Gegensätze, so werden ihre
höheren Funktionen gelähmt und unthätig;
das wahre Selbstgefühl der inneren Wahr-
heit und Hoheit wird durch die Täuschung
des vergänglichen Selbsts herabgestimmt
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und verdunkelt und die Lebensthätigkeit be-
schränkt sich schliesslich auf die Ausübung
Die Lebensthätigkeit der Seele besteht in der Ausübung ihrer Kräfte, welche innerliche (höhere) und äusserliche (niedere) sind. Durch ihre inneren Kräfte reicht sie hinauf in das Reich des Geistes; durch ihre niederen Kräfte ist sie an das Materielle gebunden. Wird sie hingerissen vom Strudel der Welt und nimmt sie teil am zwecklosen und nie endenden Tanze der Gegensätze, so werden ihre höheren Funktionen gelähmt und unthätig; das wahre Selbstgefühl der inneren Wahrheit und Hoheit wird durch die Täuschung des vergänglichen Selbsts herabgestimmt und verdunkelt und die Lebensthätigkeit beschränkt sich schliesslich auf die Ausübung derjenigen Funktionen, welche dem niederen 15 *
derjenigen Funktionen, welche dem niederen
15*
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und dem tierischen Teile unseres Organismus
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angehören. Der materielle Verstand (Kama-
Manas), die Phantasie, Theorien und Mei-
nungen, persönliche Neigungen und Ab-
und dem tierischen Teile unseres OrganismuS' angehören. Der materielle Verstand (Kama-Manas), die Phantasie, Theorien und Mei-. nungen , persönliche Neigungen und Abneigungen, persönliche Wünsche und Begierden, alles das gehört zu der Täuschung des. "Selbsts". In diesem Falle ist die Seele wie ein Spiegel, in welchem die Trugbilder der Welt als Wirklichkeiten erscheinen und wirhalten das Leben dieser Bilder in unserer Seele für unser eigenes Leben. Dann fangen diese niederen Kräfte der Seele, deren eigentlicher Zweck es ist, den höheren Kräften zu dienen, gleichsam unabhängig zu leben an, und ihr Zweck ist kein anderer,' als die Erhaltung und Befriedigung des eigenen Selbsts. Dies ist die Ursache von allen den vielerlei Arten, in denen der Egoismus sich offenbart und welches der Nichterkenntnis des wahren Selbsts entspringt, jenes Selbsts, welches nur wenige kennen und welches im gewöhn-lichen Sprachgebrauche "Gott" genannt wird.
neigungen, persönliche Wünsche und Begier-
den, alles das gehört zu der Täuschung des
„Selbsts". In diesem Falle ist die Seele wie
ein Spiegel, in welchem die Trugbilder der
Welt als Wirklichkeiten erscheinen und wir
halten das Leben dieser Bilder in unserer Seele
für unser eigenes Leben. Dann fangen diese
niederen Kräfte der Seele, deren eigentlicher
Zweck es ist, den höheren Kräften zu dienen,
gleichsam unabhängig zu leben an, und ihr
Zweck ist kein anderer, als die Erhaltung
und Befriedigung des eigenen Selbsts. Dies
ist die Ursache von allen den vielerlei Arten,
in denen der Egoismus sich offenbart und
welches der Nichterkenntnis des wahren
Selbsts entspringt, jenes Selbsts, welches nur
wenige kennen und welches im gewöhn-
lichen Sprachgebrauche „Gott" genannt wird.
Dann beginnt die rastlose Jagd nach der
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Befriedigung persönlicher Wünsche, welche
um so mehr wachsen, je mehr man sie nährte
Da pflegt man persönliche Zuneigungen und
Dann beginnt die rastlose Jagd nach derBefriedigung persönlicher Wünsche, welche um so mehr wachsen, je mehr man sie nährt, Da pflegt man persönliche Zuneigungen und.
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Freundschaften, täuschende Kenntnisse, phan-
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tastische Hoffnungen, verderbliche Freuden,
alles Dinge, welche nicht von langer Dauer
Freundschaften, täuschende Kenntnisse, phantastische Hoffnungen, verderbliche Freuden, alles Dinge, welche nicht von langer Dauer sein können. weil sie innerhalb des Kreislaufs unseres beständig wechselnden Daseins geboren werden und sterben.
sein können, weil sie innerhalb des Kreis-
laufs unseres beständig wechselnden Daseins
geboren werden und sterben.
Wie aber die Seele die Welt der Er-
scheinungen in sich aufnehmen kann, so kann
sie auch vermittelst ihrer höheren Kräfte
das Reich des Ewigen in sich aufnehmen,
sobald die niedere Thätigkeit zum Stillstand
gebracht wird. Werden die äusseren Sinne
beherrscht und das Denkvermögen am Zügel
gehalten, so dass es zu völliger Ruhe kommt,
so fängt die Seele an, ihr wahres Dasein zu
Wie aber die Seele die Welt der Erscheinungen in sich aufnehmen kann, so kann sie auch vermittelst ihrer höheren Kräfte das Reich des Ewigen in sich aufnehmen, sobald die niedere Thätigkeit zum Stillstand gebracht wird. Werden die äusseren Sinne beherrscht und das Denkvermögen am Zügel gehalten, so dass es zu völliger Ruhe kommt, so fängt die Seele an, ihr wahres Dasein zu empfinden, das wahre Bewusstsein erwacht in ihr, die Täuschungen der Welt verschwinden, sie wird selbstleuchtend und selbsterkennend ; sie tritt ein in das wahre Dasein der Einheit in allem, unabhängig von Raum und Zeit, und indem sie sich zu einem höheren Zustande entfaltet und sich darin ausbreitet, erlangt sie auch höhere Fähigkeiten und ~ine höhere Wahrnehmung. Sie wird beständig reiner, heiliger und stärker und findet vollkommene Freiheit in dem Eingehen zur ewigen Ruhe."
empfinden, das wahre Bewusstsein erwacht in
ihr, die Täuschungen der Welt verschwinden,
sie wird selbstleuchtend und selbsterkennend;
sie tritt ein in das wahre Dasein der Einheit
in allem, unabhängig von Raum und Zeit, und
indem sie sich zu einem höheren Zustande
entfaltet und sich darin ausbreitet, erlangt
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sie auch höhere Fähigkeiten und eine höhere
Wahrnehmung. Sie wird beständig reiner,
heiliger und stärker und findet vollkommene
Freiheit in dem Eingehen zur ewigen Ruhe."
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Origillal fram
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Kleinigkeiten.
Die kommende Inquisition, Folter
\ ~\~~i~~:~(Sfi~:~'~:'~';I"1 W'W'W'.~~'W -.- w~~ -- ",.!!<''WI~11
und Vivisektion.
Noch ist es nicht lange her, dass jene
Dreiheit von Bosheit, Dummheit und Grössen-
IlllllllllllllllllltlllJHIIU'1 '111111"
I
I III1ItlllltllIlItIlIlUfIiIlUnIUlIlIlllnHllllltlltlllllltIlHIt"lItIH' 'I,n""."'tn,"
wahn, welche man früher mit dem Namen
„Teufel" bezeichnete, unter der Maske der
Religion auftrat und die Inquisition und
Ketzergerichte einführte. Hunderttausende
fielen in kurzer Zeit diesem Scheusal zum
Opfer, Torquemada allein verbrannte inner-
halb vier Jahren über zehntausend Personen
lebendig und verurteilte achtzigtausend zur
Kleinigkeiten.
Folter. Das harmlose Publikum bildet sich
ein, dass der Geist, der diese Abscheu-
lichkeiten ins Leben rief, für immer vom
Schauplatz verschwunden sei und dass das
jetzige „Zeitalter der Humanität" eine Wieder-
holung ähnlicher Schandthaten unmöglich
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Die kommende Inquisition, Folter und Vivisektion. Noch ist es nicht lange her, dass jene Dreiheit von Bosheit, Dummheit und Grössenwahn, welche man früher mit dem Namen "Teufel" bezeichnete, unter der Maske der Religion auftrat und die Inquisition und Ketzergerichte einführte. Hunderttausende fielen in kurzer Zeit diesem Scheusal zum Opfer, Torquemada allein verbrannte innerhalb vier Jahren über zehntausend Personen lebendig und verurteilte achtzigtausend zur Folter. Das harmlose Publikum bildet sich ein, dass der Geist, der diese Abscheulichkeiten" ins Leben rief, für immer vom Schauplatz verschwunden sei und dass das jetzige "Zeitalter der Humanität" eine Wiederholung ähnlicher Schandthaten unmöglich
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mache; aber alle Zeichen deuten darauf hin,
dass derselbe Teufel nur ein wenig geruht
und frische Kräfte gesammelt, nun aber bereits
mache; aber alle Zeichen deuten darauf hin, dass derselbe Teufel nur ein wenig geruht und frische Kräfte gesammelt, nun aber bereits sein Handwerk wieder begonnen hat; diesmal aber unter einer anderen Maske, unter dem Deckmantel der Wissenschaft.
sein Handwerk wieder begonnen hat; diesmal
aber unter einer anderen Maske, unter dem
Deckmantel der Wissenschaft.
Den „Eingeweihten" ist es nicht unbe-
kannt, dass mit der kirchlichen Inquisition
die Tortur nicht aufgehört hat, und wurde sie
im allgemeinen auf das Tierreich beschränkt
und nur Hunde und Katzen, Kaninchen,
Kälber u. s. w. der Vivisektion unterworfen.
Im angeblichen „Interesse der Wissenschaft",
aber in der That völlig zwecklos und nutz-
los, oder höchstens um die Neugierde dieses
oder jenes Studenten zu befriedigen und ihm
Den "Eingeweihten" ist es nicht unbekannt, dass mit der kirchlichen Inquisition die Tortur nicht aufgehört hat, und wurde sie im allgemeinen auf das Tierreich beschränkt und nur Hunde und Katzen, Kaninchen, Kälber u. s. w. der Vivisektion unterworfen. Im angeblichen "Interesse der Wissenschaft", aber in der That völlig zwecklos und nutzlos, oder höchstens um die Neugierde dieses oder jenes Studenten zu befriedigen und ihm dasjenige vor Augen zu führen, was jeder vernünftige Mensch ohnehin schon weiss, wurden und werden heutzutage Tausende von Tieren zu Tode gequält. So bewies z. B. Professor Mantegazza, dass ein ausserordentlich grosser Schmerz einem Tiere dadurch verursacht werden kann, dass man ihm Nägel durch die Füsse schlägt und es an ein Brett annagelt, weil dann jede Bewegung, die es zu machen versucht, die Schmerzen vermehrt.
dasjenige vor Augen zu führen, was jeder
vernünftige Mensch ohnehin schon weiss,
wurden und werden heutzutage Tausende von
Tieren zu Tode gequält. So bewies z. B.
Professor Mantegazza, dass ein ausserordent-
lich grosser Schmerz einem Tiere dadurch
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verursacht werden kann, dass man ihm Nägel
durch die Füsse schlägt und es an ein Brett
annagelt, weil dann jede Bewegung, die es
zu machen versucht, die Schmerzen vermehrt.
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— 226 —
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Es ist nutzlos, auf eine nähere Beschreibung
ähnlicher Verirrungen der „Repräsentanten
Es ist nutzlos, auf eine nähere Beschreibung ähnlicher Verirrungen der "Repräsentanten der Wissenschaft' einzugehen, bei denen man nicht weiss, ob der Wahnsinn derjenigen, welche sie ins Werk setzen, oder die Unwissenheit der Behörden, welche sie duldet, grösser ist. Baron Ernst von Weber hat die Sache ans Tageslicht gezogen, aber man hat sich damit beruhigt, dass es sich doch ja bloss um Tiere handle, und dass vielleicht das eine oder das andere Experiment für das Wohlbehagen der Menschen von Nutzen sein könnte.
der Wissenschaft" einzugehen, bei denen man
nicht weiss, ob der Wahnsinn derjenigen,
welche sie ins Werk setzen, oder die Un-
wissenheit der Behörden, welche sie duldet,
grösser ist. Baron Ernst von Weber hat die
Sache ans Tageslicht gezogen, aber man hat
sich damit beruhigt, dass es sich doch ja
bloss um Tiere handle, und dass vielleicht
das eine oder das andere Experiment für
das Wohlbehagen der Menschen von Nutzen
sein könnte.
Nun aber hat ein Dr. Koch eine Bro-
schüre veröffentlicht unter dem Titel: „Me-
dizinische Experimente an lebenden
Wesen", aus dem wir sehen, dass die Vivi-
sektion auch gegen Menschen im Gange ist
und täglich mehr zur Mode wird. Das vierte
Kapitel der Schrift handelt von dem Nutzen,
der auf diese Art aus Waisenkindern gezogen
wird, weil, wie die Doktoren behaupten,
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„Kälber zu teuer sind", und welchen
die abscheulichsten Krankheiten eingeimpft
werden, an denen dann auch die Mehrzahl
stirbt. Dr. Kochs Buch enthält die Einzel-
Nun aber hat ein Dr. Koch eine Bro· schüre veröffentlicht unter dem Titel: "Medizinische Experimente an lebenden Wesen", aus dem wir sehen, dass die Vivisektion auch gegen Menschen im Gange ist und täglich mehr zur Mode wird. Das vierte Kapitel der Schrift handelt von dem Nutzen, der auf diese Art aus Waisenkindern gezogen wird, weil, wie die Doktoren behaupten, "Kälber zu teuer sind", und welchen die abscheulichsten Krankheiten eingeimpft werden, an denen dann auch die Mehrzahl stirbt. Dr. Kochs Buch enthält die Einzel-
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heiten solcher Experimente nebst den Photo-
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graphien der Opfer, so dass in Bezug auf die
Wahrheit seiner Behauptungen kaum ein
heiten solcher Experimente nebst den Photographien der Opfer, so dass in Bezug auf die Wahrheit seiner Behauptungen kaum ein Zweifel sein kann. Nehmen wir dazu den zunehmenden Übergang der Mediziner ins ehedem feindliche Lager der Spiritisten und Hypnotiseure, so fehlt nur noch ein kleiner Schritt bis zum Reiche des Teufels, dem Gebiete der schwarzen Magie. Dies bedeutet aber nicht etwa einen Fortschritt, sondern einen verderblichen Rückschritt, welcher die Menschheit vom Wege der Erkenntnis ablenkt und sie zur Roheit, moralischen Verkommenheit und zum Verderben führt.
Zweifel sein kann. Nehmen wir dazu den
zunehmenden Übergang der Mediziner ins
ehedem feindliche Lager der Spiritisten und
Hypnotiseure, so fehlt nur noch ein kleiner
Schritt bis zum Reiche des Teufels, dem Ge-
biete der schwarzen Magie. Dies bedeutet
aber nicht etwa einen Fortschritt, sondern
einen verderblichen Rückschritt, welcher die
Menschheit vom Wege der Erkenntnis ab-
lenkt und sie zur Roheit, moralischen Ver-
kommenheit und zum Verderben führt.
Das Kalb, vor dem die Repräsentanten
der modernen Wissenschaft anbetungsvoll
auf den Knien liegen, ist das eigene ver-
gängliche Selbst. Um diesem Selbst jeden
möglichen sinnlichen Genuss, jedes mögliche
Wohlbehagen zu verschaffen, dazu ist dieser
Wissenschaft kein Mittel zu niedrig. So
folterte der Marschall von Frankreich Gilles
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de Laval mehr als zweihundert Frauen und
Kinder auf die ausgesucht grausamste Weise
zu Tode, um, wie er glaubte, ein Mittel zu
finden, das den Sterbenden entfliehende Leben
Das Kalb, vor dem die Repräsentanten der modemen Wissenschaft anbetungsvoll auf den Knien liegen, ist das eigene vergängliche Selbst. Um diesem Selbst jeden möglichen sinnlichen Genuss, jedes mögliche Wohlbehagen zu verschaffen, dazu ist dieser Wissenschaft kein Mittel zu niedrig. So folterte der Marschall von Frankreich Gilles de Laval mehr als zweihundert Frauen und Kinder auf die ausgesucht grausamste Weise zu Tode, um, wie er glaubte, ein Mittel zu finden, das den Sterbenden entfliehende Leben
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sammeln und sich ein „Lebenselixir" daraus
machen zu können. So tötete eine russische
sammeln und sich ein "Lebenselix.iru daraus machen zu können. So tötete eine russische Fürstin im vorigen Jahrhundert täglich eine von ihren Leibeigenen, um sich in deren Blut zu baden und dadurch, wie sie meinte, ihre Schönheit zu konservieren. So werden heutzutage von Vivisektoren Tausende von Tieren zu Tode gefoltert in der zweifelhaften Hoffnung, vielleicht diese oder jene Theorie zu bestätigen, um sich dadurch in der Gelehrtenwelt einen Namen zu machen, und bereits Menschen diesem thörichten Zwecke geopfert. Schlimmer noch als dies sind die albernen Experimente mit Hypnotismus, welche von , Gelehrten" ohne Vernunft gemacht werden, die von den Grundgesetzen, auf denen der sogenannte Hypnotismus beruht, nichts wissen, und nichts wissen können, weil ihnen der Schlüssel hierzu, die Kenntnis der seelischen Konstitution des Menschen, fehlt. Einen Menschen zu hypnotisieren, heisst, sich dessen Willen zu unterwerfen, indem man seine Willenskraft lähmt und die eigene an dessen Stelle setzt. Dadurch, dass ein Mensch dieser Prozedur häufig unterworfen wird, verliert er nach und nach die Kraft seines freien Willens und wird zur
Fürstin im vorigen Jahrhundert täglich eine
von ihren Leibeigenen, um sich in deren
Blut zu baden und dadurch, wie sie meinte,
ihre Schönheit zu konservieren. So werden
heutzutage von Vivisektoren Tausende von
Tieren zu Tode gefoltert in der zweifelhaften
Hoffnung, vielleicht diese oder jene Theorie
zu bestätigen, um sich dadurch in der Ge-
lehrtenwelt einen Namen zu machen, und
bereits Menschen diesem thörichten Zwecke
geopfert. Schlimmer noch als dies sind
die albernen Experimente mit Hypnotismus,
welche von , Gelehrten" ohne Vernunft ge-
macht werden, die von den Grundgesetzen,
auf denen der sogenannte Hypnotismus be-
ruht, nichts wissen, und nichts wissen können,
weil ihnen der Schlüssel hierzu, die Kenntnis
der seelischen Konstitution des Menschen,
fehlt. Einen Menschen zu hypnotisieren,
heisst, sich dessen Willen zu unterwerfen,
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indem man seine Willenskraft lähmt und die
eigene an dessen Stelle setzt. Dadurch, dass
ein Mensch dieser Prozedur häufig unter-
worfen wird, verliert er nach und nach die
Kraft seines freien Willens und wird zur
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hilflosen Puppe, mit der jeder stärkere
machen kann, was er will. Selbst eine ein-
hypnotisierte Moral hätte für den betreffen-
hilflosen Puppe, mit der jeder stärkere machen kann, was er will. Selbst eine einhypnotisierte Moral hätte für den betreffenden Menschen keinen Wert, da sie nicht seinem freien Willen entspringt und deshalb seiner Entwicklung nicht förderlich ist. Wie könnte aber der von Selbstsucht erfüllte Gelehrte, dessen Moral nur erkünstelt ist, einem anderen Menschen Tugend einhypnotisieren ? Geht doch sein ganzes Streben nur darauf hin, seine wissenschaftliche Neugierde zu befriedigen und seinen Namen vor der Welt glänzen zu machen. Ehedem war es die Lüge unter der Maske der Religion, welche die Menschheit täuschte; jetzt ist es dieselbe Lüge unter der Maske der Wissenschaft, welche die ganze Welt betrügt, und dagegen giebt es kein anderes Mittel, als die Vernunft.
den Menschen keinen Wert, da sie nicht
seinem freien Willen entspringt und deshalb
seiner Entwicklung nicht förderlich ist. Wie
könnte aber der von Selbstsucht erfüllte
Gelehrte, dessen Moral nur erkünstelt ist,
einem anderen Menschen Tugend einhypno-
tisieren? Geht doch sein ganzes Streben nur
darauf hin, seine wissenschaftliche Neugierde
zu befriedigen und seinen Namen vor der
Welt glänzen zu machen. Ehedem war es
die Lüge unter der Maske der Religion,
welche die Menschheit täuschte; jetzt ist es
dieselbe Lüge unter der Maske der Wissen-
schaft, welche die ganze Welt betrügt, und
dagegen giebt es kein anderes Mittel, als die
Vernunft.
Die Vernunft lehrt uns, dass die wahre
Heilung von Krankheiten und die Erhaltung
der Gesundheit darin besteht, dass der Körper
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von allen Unreinigkeiten befreit und rein er-
halten wird; die „Wissenschaft" dagegen hat
ausgefunden, wie man den Körper vermittelst
einer „Durchseuchungsmethode" gegen An-
Die Vern unft lehrt uns, dass die wahre Heilung von Krankheiten und die Erhaltung der Gesundheit darin besteht, dass der Körper von allen Unreinigkeiten befreit und rein erhalten wird; die "Wissenschaft" dagegen hat ausgefunden, wie man den Körper vermittelst einer "Durchseuchungsmethode" gegen An-
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steckungen „immun" machen kann, d. h. durch
eine Vergiftung des Lebensäthers (Prana) wird
derselbe so verunreinigt, dass er gegen noch
steckungen "immun" machen kann, d. h. durch eine Vergiftung des Lebensäthers (Prana) wird derselbe so verunreinigt, dass er gegen noch weitere Verunreinigungen abgehärtet erscheint.
weitere Verunreinigungen abgehärtet er-
scheint.
Gehen wir noch einen Schritt weiter, so
Hesse sich dasselbe Prinzip auch auf die Moral
und Religion anwenden, und vielleicht wer-
den die Philosophen der Zukunft auf den Ge-
danken kommen, dass es, um sich Gewissens-
bisse zu ersparen, bequemer ist, sich durch
einen unmoralischen Lebenswandel gegen die
Mahnungen des bösen Gewissens abzuhärten,
als sich die Mühe zu geben, seine moralischen
Gehen wir noch einen Schritt weiter, so Hesse sich dasselbe Prinzip auch auf die Moral und Religion anwenden, und vielleicht werden die Philosophen der Zukunft auf den Gedanken kommen, dass es, um sich Gewissensbisse zu ersparen, bequemer ist, sich durch einen unmoralischen Lebenswandel gegen die Mahnungen des bösen Gewissens abzuhärten, als sich die Mühe zu geben, seine moralischen Schwächen zu überwinden.
Schwächen zu überwinden.
Wie aber durch eine Abstumpfung der
Sinne keine höhere Empfänglichkeit gegen
Sinneswahrnehmungen, und durch eine Ab-
härtung gegen die Einflüsterungen des Ge-
wissens wohl Gewissenlosigkeit, aber keine
erhöhte Fähigkeit zwischen Gutem und Bösem
zu unterscheiden erlangt wird, so kann auch
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durch eine Durchseuchung mit tierischen Gift-
stoffen kein normaler körperlicher Gesund-
heitszustand erzeugt werden. Die Gesetze der
Wie aber durch eine Abstumpfung der Sinne keine höhere Empfänglichkeit gegen Sinneswahrnehmungen, und durch eine Abhärtung gegen die Einflüsterungen des Gewissens wohl Gewissenlosigkeit, aber keine erhöhte Fähigkeit zwischen Gutem und Bösem zu unterscheiden erlangt wird, so kann auch durch eine Durchseuchung mit tierischen Giftstoffen kein normaler körperlicher Gesundheitszustand erzeugt werden. Die Gesetze der
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Natur sind unabänderlich. Ihre Wirkungen
lassen sich vielleicht eine Zeitlang verzögern,
aber nicht abwenden. Das durch die Durch-
Natur sind unabänderlich. Ihre Wirkungen lassen sich vielleicht eine Zeitlang verzögern, aber nicht abwenden. Das durch die Durch· seuchungsmethode im Körper angestaute Gift wird über kurz oder lang Verheerungen anrichten, welche infolge der stattgehabten Verzögerung schlimmer sind als diejenigen, welche durch die Durchseuchung verhindert wurden. Dass aber die moderne "Wissenschaft" von alledem nichts weiss, davon ist die Ursache, dass sie selbst nur eine Scheinwissenschaft ist, und ihre Dogmatik nur auf einer oberflächlichen Beurteilung von äusserlichen Erscheinungen, nicht aber auf einer wahren Erkenntnis des wirklichen Wesens des Menschen beruht.
seuchungsmethode im Körper angestaute Gift
wird über kurz oder lang Verheerungen an-
richten, welche infolge der stattgehabten Ver-
zögerung schlimmer sind als diejenigen, wel-
che durch die Durchseuchung verhindert wur-
den. Dass aber die moderne „Wissenschaft"
von alledem nichts weiss, davon ist die Ur-
sache, dass sie selbst nur eine Scheinwissen-
schaft ist, und ihre Dogmatik nur auf einer
oberflächlichen Beurteilung von äusserlichen
Erscheinungen, nicht aber auf einer wahren
Erkenntnis des wirklichen Wesens des Men-
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schen beruht.
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Briefkasten.
Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,
sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-
fasser der „Lotusblüten" im „Briefkasten" besprochen.
Dr. H. S. in Adyar. — Die Katzbalgereien, welche
zwischen verschiedenen Mitgliedern der T. S. stattfinden,
haben für uns kein Interesse, und die Abstimmungen der
in Adyar versammelten Konvention, deren Zusammen-
setzung wir aus persönlicher Erfahrung kennen, absolut
gar keinen Wert.
Briefkasten.
Gr. E.. in W. — Es liegt nicht in der Absicht der
„Lotusblüten", sich um die Reibereien, welche unter den
Mitgliedern irgend einer Sekte, Kirche oder „theosophischen
}<'ragtln von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur, sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Verfasser der "Lotusblflten" im ,,Briefkasten" besprochell.
Gesellschaft" stattfinden, zu bekümmern, noch für irgend
eine Person oder gegen eine solche Partei zu ergreifen. Die
Theosophie oder Gotteserkenntnis ist die Selbsterkenntnis
und hat nichts mit blossen Meinungen und Theorien zu thun.
Eine auf Überredung gestützte Überzeugung ist noch lange
keine Erkenntnis.
Dr. H. 8. in Adyar. - Die Katzbalgereien, welche zwischen verschiedenen Mitgliedern der T. S. stattfinden, haben für uns kein Interesse, und die Abstimmungen· der in Adyar versammelten Konvention, deren Zusammensetzung wir aus persönlicher Erfahrung kennen, ab sol u t gar keinen Wert.
Es giebt zweierlei Klassen von Leuten, nämlich die-
jenigen, welche keine geistige Erkenntnis haben und die
Wahrheit nicht sehen können. Diese suchen nach Wahr-
scheinlichkeiten und klammern sich an das, was wahr-
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scheinlich, aber deshalb dennoch nicht wahr ist; sie ver-
schliessen ihre Augen der Wahrheit und fordern „Beweise"
von deren Vorhandensein; die andere Klasse erkennt die
Wahrheit durch die Kraft der geistigen Erkenntnis und be-
darf daher keiner Beweise mehr.
G. R. in W. -
Es liegt nicht in der Absicht der "Lotusblüten", sich um die Reibereien, welche unter den Mitgliedern irgend einer Sekte, Kirche oder "theosophischen Gesellschaft" stattfinden, zu. bekümmern, noch für irgend eine Person oder gegen eine solche Partei zu ergreifen. Die Theosophie oder Gotteserkenntnis ist die Selbsterkenntnis und hat nichts mit bIossen Meinungen und Theorien zu thun. Eine auf Überredung gestützte Überzeugung ist noch lange keine Erkenntnis. Es giebt zweierlei Klassen von Leuten, nämlich diejenigen, welche keine geistige Erkenntnis haben und die Wahrheit nicht sehen können. Diese suchen nach 'Vahrscheinlichkeiten und klammern sich an das, was wahrscheinlich, aber deshalb dennoch nicht wahr ist; sie verschliessen ihre Augen der Wahrheit und fordern "Beweise" von deren Vorhandensein ; die andere Klasse erkennt die Wahrheit durch die Kraft der geistigen Erkenntnis und be· darf daher keiner Beweise mehr.
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Die Einen, welche wir „Theosophisten" nennen
wollen, legen zur Beurteilung des Ewigen denjenigen Mass-
stab an, welcher nur zur Beurteilung äusserlicher Dinge
Die Einen, welche wir "Theosophisten" nennen wollen, legen zur Beurteilung des Ewigen denjenigen Massstab an, welcher nur zur Beurteilung äusserlicher Dinge anwendbar ist. "Was soll man für wahr halten, wem soll man glauben?" ist ihr Feldgeschrei. Die wahren Theosophen dagegen erkennen die Wahrheit im Lichte der Wahrheit selbst, hängen sich an die Aussagen von gar keiner Person, lassen sich von keiner Rednergabe blenden, verlangen keine Theorien und Hypothesen, sondern sehen dasjenige, was wirklich ist, und sehen es aus keinem andern Grunde, als deshalb, weil sie die Fähigkeit haben, zu sehen. Wer die geistige Erkenntnis hat, der hat sie; wer sie nicht hat, der hat sie nicht. Demgemnss wird sich ....oraussichtlich die"Theosophiscbe Gesellschaft" naturgemäss in zwei Teile trennen; nämlich in diejenigen, welche noch unreif zur Erlangung der wahren Erkenntnis sind, und einer äusserlichen Stütze bedürfen. Diese werden eine Kirche, Sekte oder Vereinigung bilden, welche sich von anderen ähnlichen Sekten nur dadurch unterscheidet, dass in ihr theosophische Lehren verkündet oder J{eprcdigt werden. Die Mitglieder dieser Sekte werden gläubig annehmen, was ihnen von den Führern, denen sie blindlings folgen, gesagt wird. Die Angehörigen der anderen Klasse, welche hauptsächlich in den Vereinigten Staaten Amerikas vertreten ist, werden niemanden blindlings folgen, wohl aber mit denjenigen auf demselben Wege zusammengehen, mit denen sie auf annähernd ähnlicher Stufe der Erkenntnis stehen Diejenigen, welche das Licht der Wahrheit besitzen, werden es auch in demjenigen erkennen, der es besitzt. Der Streit in Bezug auf Herrn W. Q. Judge dreht sich nur um den ein e n Punkt, ob cr in Verbindung mit den "Meistern" ist, oder nicht. Darüber kann aber ausser ihm niemand eine völlig zuverlässige Antwort geben, als die "Meister" selbst. Sie allein wissen, ob sie mit ibm in
anwendbar ist. „Was soll man für wahr halten, wem soll
man glauben?" ist ihr Feldgeschrei. Die wahren Theo-
sophen dagegen erkennen die Wahrheit im Lichte der
Wahrheit selbst, hängen sich an die Aussagen von gar
keiner Person, lassen sich von keiner Rednergabe blenden,
verlangen keine Theorien und Hypothesen, sondern sehen
dasjenige, was wirklich ist, und sehen es aus keinem andern
Grunde, als deshalb, weil sie die Fähigkeit haben, zu sehen.
Wer die geistige Erkenntnis hat, der hat sie; wer sie nicht
hat, der hat sie nicht.
Demgemäss wird sich voraussichtlich die „Theosophische
Gesellschaft" naturgemäss in zwei Teile trennen; nämlich
in diejenigen, welche noch unreif zur Erlangung der wahren
Erkenntnis sind, und einer äusserlichen Stütze bedürfen.
Diese werden eine Kirche, Sekte oder Vereinigung bilden,
welche sich von anderen ähnlichen Sekten nur dadurch
unterscheidet, dass in ihr theosophische Lehren verkündet
oder gepredigt werden. Die Mitglieder dieser Sekte werden
gläubig annehmen, was ihnen von den Führern, denen sie
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blindlings folgen, gesagt wird.
Die Angehörigen der anderen Klasse, welche haupt-
sächlich in den Vereinigten Staaten Amerikas vertreten ist,
werden niemanden blindlings folgen, wohl aber mit den-
jenigen auf demselben Wege zusammengehen, mit denen
sie auf annähernd ähnlicher Stufe der Erkenntnis stehen
Diejenigen, welche das Licht der Wahrheit besitzen, werden
es auch in demjenigen erkennen, der es besitzt.
Der Streit in Bezug auf Herrn W. Q. Judge dreht
sich nur um den einen Punkt, ob er in Verbindung mit
den „Meistern" ist, oder nicht. Darüber kann aber ausser
ihm niemand eine völlig zuverlässige Antwort geben, als
die „Meister" selbst. Sie allein wissen, ob sie mit ihm in
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Verbindung sind oder nicht. Äusserliche Wahrscheinlich-
keiten sind kein Beweis dafür. Wäre z. B. Christus vom
Kreuze herabgestiegen, um zu beweisen, dass er ein Gott
Verbindung sind oder nicht. Äusserliche Wahrscheinlichkeiten sind kein Beweis dafür. Wäre z. B. Christus vom Kreuze herabgestiegen, um zu beweisen, dass er ein Gott sei, so hätte dies nichts anderes bewiesen, als dass er herabsteigen konnte. Deshalb sollte jeder, der nach Wahrheitserkenntnis strebt, darnach trachten, sein höheres Selbst, seinen "Meister" zu finden, dann wird ihm alles andere klar werden. Viele scheinen zu glauben, dass "okkulte Kräfte" nur Dinge seien, von denen man träumt und für die man schwärmt, die man aber nicht erlangen kann. Erlangt sie jemand, so hält die Welt ihn für einen Betrüger. Deshalb ist die Kunst des Schweigens ein von allen Okkultisten anerkanntes Gebot.
sei, so hätte dies nichts anderes bewiesen, als dass er
herabsteigen konnte. Deshalb sollte jeder, der nach Wahr-
heitserkenntnis strebt, darnach trachten, sein höheres Selbst,
seinen „Meister" zu finden, dann wird ihm alles andere
klar werden.
Viele scheinen zu glauben, dass „okkulte Kräfte" nur
Dinge seien, von denen man träumt und für die man
schwärmt, die man aber nicht erlangen kann. Erlangt sie
jemand, so hält die Welt ihn für einen Betrüger. Deshalb
ist die Kunst des Schweigens ein von allen Okkultisten
anerkanntes Gebot.
Herrn Grafen L. in D. — Diejenigen, denen
nichts an der Wahrheit, wohl aber alles daran gelegen ist,
was die nach dem Scheine urteilende Welt von ihnen denken
möchte, eignen sich nicht zur Erlangung der Theosophie.
Ihre Bewerbung um das Amt eines obersten Kirchenrates
in der jetzt im Entstehen begriffenen „theosophischen Kirche"
werden wir gerne unterstützen, und Sie deshalb an Mrs. B.
empfehlen.
Generated for John Patrick Deveney (University of Chicago) on 2014-11-22 17:17 GMT / http://hdl.handle.net/2027/hvd.hnue9e Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www.hathitrust.org/access_use#pd-us-google
Druck von Carl Otto in Meerane.
Herrn Grafen L. in D. -
Diejenigen, denen nichts an der Wahrheit, wohl aber alles daran gelegen ist, was die nach dem Scheine urteilende Welt von ihnen denken möchte, eignen sich nicht zur Erlangung der Theosophie. Ihre Bewerbung um das Amt eines obersten Kirchenrates in der jetzt im Entstehen begriffenen "theosophischen Kirche" werden wir gerne unterstützen, und Sie deshalb an Mrs. B. empfehlen.
Druck von earl Otto in Meerane.
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Das Palladium der Weisheit.
(Viveka Chudamani.)
Von Sankaracharya.
Aus dem Sanskrit übersetzt von Mohini Chatterji.
(Schluss.)
Der Jünger sprach:
Wenn die fünf Hüllen ihrer Unwesent-
lichkeit halber abgezogen werden, so sehe ich
nichts, o Meister, dass irgend etwas übrig
bleibt als eine universelle Verneinung. Was
bleibt denn vorhanden, das der weise
Brahmine als das Ich und das Nicht-Ich er-
kennen könnte?
Der Meister sprach:
Das Palladium der Weisheit.
O weiser Mann! Du hast gut gesprochen;
du bist geschickt im Unterscheiden. Atma
ist dasjenige, welches von allen veränder-
lichen Dingen, wie Egoismus u. s. w. leer ist.
(Viveka Chudamani.)
LotnsblUten XXXI. 16
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Von Sankaracharya.
Aus dem Sanskrit übersetzt von Mohini Chatterji. (Schlu .)
Der Jünger sprach: Wenn die fünf Hüllen ihrer U nwesentlichkeit halber abgezogen werden, so sehe ich nichts, 0 Meister, dass irgend etwas übrig bleibt als eine universelle Verneinung. Was bleibt denn vorhanden, das der weise Brahmine als das Ich und das Nicht-Ich erkennen könnte? Der Meister sprach:
o
weiser ~1ann! Du hast gut gesprochen; du bist geschickt im Unterscheiden. Atma ist dasjenige, welches von allen veränderlichen Din en, wie Egoisnlus u. s. w. leer ist. Lotusblüten XXXI.
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Wisse, dass derjenige Erkenner Atma ist,
durch welchen alles erkannt wird, und der
von Nichts durch den Scharfsinn des Intel-
Wisse, dass derjenige Erkenner Atma ist, durch welchen alles erkannt wird, und der von Nichts durch den Scharfsinn des Intellektes erkannt wird.
lektes erkannt wird.
Wer irgend etwas erkennt, der ist dessen
Zeuge. In Bezug auf ein Objekt, das niemand
wahrnimmt, kann dasjenige, was das Dasein
charakterisiert, der Zeuge, richtig als keiner
bezeichnet werden.
Der Atma ist die als Zeuge gegenwärtige
Wesenheit, denn durch sich selbst wird er
Wer irgend etwas erkennt, der ist dessen Zeuge. In Bezug auf ein Objekt, das niemand wahrnimmt, kann dasjenige, was das Dasein charakterisiert, der Zeuge, richtig als keiner bezeichnet werden.
wahrgenommen. Deshalb ist dieser Atma
selbst der Zeuge, und nicht ein anderer*).
Die Offenbarung dieses Atma ist ein und
dieselbe in den Zuständen des Wachens, des
Träumens und des traumlosen Schlafes; es
ist die eine innerliche Offenbarung des Selbst-
*) Mit anderen Worten: Das göttliche Dasein erkennt
sich selbst. Niemand kann sein Dasein als göttlich erkennen,
so lange dasselbe nicht göttlich ist. Tritt er aber ins gött-
liche Dasein ein, so ist da von keinem „Ich" und „Du",
. Der Atma ist die als Zeuge gegenwärtige Wesenheit, denn durch sich selbst wird er \vahrgenommen. Deshalb ist dieser Atma selbst der Zeuge, und nicht ein anderer*).
von keinem Erkenner, der von dem als göttlich Erkannten
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verschieden und deshalb nicht göttlich ist, die Rede, sondern
nur von der göttlichen Erkenntnis, dem göttlichen Sein, der
Seligkeit selbst. Erkenner, Erkanntes und die Erkenntnis
sind dann eins. Nur Gott kann sich selber als Gott, das
Absolute sich selbst als das Absolute, das zu nichts und
folglich auch zu keinem eingebildeten „Ich" in Beziehung
Die Offenbarung dieses Atma ist ein und dieselbe in den Zuständen des Wachens, des Träumens und des traumlosen Schlafes; es ist die eine innerliche Offenbarung des Selbst*) Mit anderen Worten: Das göttliche Dasein erkennt sich selbst. Niemand kann sein Dasein als göttlich erkennen, so lange dasselbe nicht göttlich ist. Tritt er aber ins göttliche Dasein ein t so ist da von keinem "Ich" und "Du", von keinem Erkenner, der von dem als göttlich Erkannten verschiec1en und deshalb nicht göttlich ist, die Rede, sondern nur von der göttlichen Erkenntnis, dem göttlichen Sein, der Seligkeit selbst. Erkenner t Erkanntes und die Erkenntnis sind dann eins. N ur Gott kann sich selber als Gott, das Absolute sich selbst als das Absolute, das zu nichts und folglich auch zu keinem eingebildeten "Ich" in Beziehung
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bewusstseins in allen Formen des Ichs, und
der Zeuge von allen Formen und Verände-
rungen, wie (z. B.) Egoismus, Verstand u. s. w.,
bewusstseins in allen Formen des Ichs, und der Zeuge von allen Formen und Veränderungen, wie (z. B.) Egoismus, Verstand u. s. w., und er offenbart sich als absolutes Bewusstsein und Seligkeit. Erfahre dies als Atma (Geist) in deinem eigenen Herzen.
und er offenbart sich als absolutes Bewusst-
sein und Seligkeit. Erfahre dies als Atma
(Geist) in deinem eigenen Herzen.
Der Thor, welcher das Bild der Sonne in
dem Wasser eines Kruges sieht, meint, es sei
die Sonne (selbst). Gleicherweise glaubt ein
Unwissender, welcher den Wiederschein des
Logos in einem der Upadhis (Vehikel oder
Leiber) sieht, es sei dies das wirkliche Selbst.
So wie der Weise die Sonne selbst an-
sieht und nicht den Krug, das Wasser oder
das Spiegelbild, so schaut der Weise nach
Der Thor, welcher das Bild der Sonne in dem Wasser eines Kruges sieht, meint, es sei die Sonne (selbst). Gleicherweise glaubt ein Unwissender, welcher den Wiederschein des Logos in einem der U padhis {Vehikel oder Leiber} sieht, es sei dies das wirkliche Selbst.
dem selbstleuchtenden Atma, durch welches
die drei Upadhis offenbar sind.
So kommt es, dass das Individuum, wel-
ches den Körper, den Intellekt (das objektive
•
steht, erkennen. Deshalb sagt auch der von so wenigen
verstandene Joh. Scheffler ganz richtig:
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„In Gott wird nichts erkannt; er ist ein ewig Ein.
Was man in ihm erkennt, das muss man selber sein.
Gott wohnet in sich selbst: sein Wesen ist sein Haus;
Drum gehet er auch nie aus seiner Gottheit aus."
(„Cherubinischer Wandersmann.")
16*
So wie der Weise die Sonne selbst an· sieht und nicht den Krug, das Wasser oder das Spiegelbild, so schaut der Weise nach • dem selbstleuchtenden Atma, durch welches die drei Upadhis offenbar sind. So kommt es, dass das Individuum, wel· ches den Körper, den Intellekt (das objektive steht, erkennen. Deshalb sagt auch der von so wenigen verstandene Joh. Scheffler ganz richtig: "In Gott wird nichts erkannt; er ist ein ewig Ein. \Vas man in ihm erkennt, das muss man selber sein. Gott wohnet in sich selbst: sein Wesen ist sein Haus; Dnun gehet er auch nie aus seiner Gottheit aus." ("Cherubinischer Wandersmann.") 16*
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Denken) und den Wiederschein des (abso-
luten) Bewusstseins verlässt, sündlos, leiden-
schaftslos und todlos dadurch wird, dass es
Denken) und den Wiederschein des (absoluten) Bewusstseins verlässt, sündlos, leidenschaftslos und todlos dadurch wird, dass es den sich selbst erleuchtenden Atma erkennt, welcher der Seher und selbst die ewige Erkenntnis ist; verschieden von Wirklichkeit und von Unwirklichkeit, ewig, alles durchdringend, über alles erhaben, leer nach aussen und innen, den Einzigen Einen, in dem Centrum der Weisheit.
den sich selbst erleuchtenden Atma erkennt,
welcher der Seher und selbst die ewige Er-
kenntnis ist; verschieden von Wirklichkeit
und von Unwirklichkeit, ewig, alles durch-
dringend, über alles erhaben, leer nach aussen
und innen, den Einzigen Einen, in dem Cen-
trum der Weisheit.
Der Weise, welcher (selber) Brahm wird,
indem er ihn erkennt, ist frei von Leid und
voll Seligkeit. Er fürchtet nichts von irgend
etwas. Ohne die Erkenntnis des wahren
Selbsts steht kein anderer Weg zum Entrinnen
aus den Banden des bedingten Daseins für
diejenigen offen, welche nach Freiheit ver-
langen.
Die Verwirklichung der Einheit mit Brahm
ist die Ursache der Befreiung vom bedingten
Dasein, durch welche der eine Brahm, welcher
die Seligkeit ist, von den Weisen erlangt wird.
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Der Weise, welcher Brahm wird, kehrt
Der Weise, welcher (selber) Brahm wird, indem er ihn erkennt, ist frei von Leid und voll Seligkeit. Er fürchtet nichts von irgend etwas. Ohne die Erkenntnis des wahren Selbsts steht kein anderer Weg zum Entrinnen aus den Banden des bedingten Daseins für diejenigen offen, welche nach Freiheit verlangen.
nicht zum bedingten Dasein zurück; deshalb
muss die Einheit des Selbsts mit Brahm völlig
verwirklicht werden.
Die Verwirklichung der Einheit mit Brahm ist die Ursache der Befreiung vom bedingten Dasein, durch welche der eine Brahm, welcher die Seligkeit ist, von den Weisen erlangt wird. Der Weise, welcher Brahm wird, kehrt nicht zum bedingten Dasein zurück; deshalb muss die Einheit des Selbsts mit Brahm völlig verwirklicht werden.
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Brahm, welches die Wahrheit, Erkenntnis
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und Ewigkeit ist, rein, selbstexistierend, gleich-
förmig, ungemischte Seligkeit, stets über
Brahm, welches die Wahrheit, Erkenntnis und Ewigkeit ist, rein, selbstexistierend, gleichförmig, ungemischte Seligkeit, stets über alles erhaben.
alles erhaben.
Weil es ausserhalb Brahm gar kein (wirk-
liches) Dasein giebt, ist es die Wahrheit
(Wirklichkeit), das Höchste, das Einzige.
Wenn die höchste Wirklichkeit (Wahrheit)
völlig zur Thatsache geworden ist, so ist
nichts mehr als diese vorhanden.
Infolge der Nichterkenntnis (der Wahr-
heit) erscheint das Weltall als eine Vielheit,
Weil es ausserhalb Brahm gar kein (wirkliches) Dasein giebt, ist es die Wahrheit (Wirklichkeit), das Höchste, das Einzige. Wenn die höchste Wirklichkeit (Wahrheit) völlig zur Thatsache geworden ist, so ist nichts mehr als diese vorhanden.
aber in Wirklichkeit ist dieses alles Brahm
(welches bleibt), wenn alle fehlerhaften Ge-
mütszustände (irrigen Vorstellungen) aufge-
geben sind.
Der Wassertopf, welcher aus Lehm ge-
macht ist, ist nicht vom Lehm verschieden, seine
wesentliche Natur bleibt immer Lehm. Die
Gestalt des Topfes hat an sich selbst keine
Existenz; sie ist nur ein Name, durch eine
Vorstellung erzeugt.
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Niemand kann den Wassertopf für sich
selbst und verschieden vom Lehm (aus dem
Infolge der Nichterkenntnis (der V{ahrheit) erscheint das Weltall als eine Vielheit, aber in Wirklichkeit ist dieses alles Brahm (welches bleibt), wenn alle fehlerhaften Gemütszustände (irrigen Vorstellungen) aufgegeben sind.
er besteht) sehen. Deshalb ist der Wasser-
Der Wassertopf, welcher aus Lehm gemacht ist, ist nicht vorn Lehm verschieden, seine wesentliche Natur bleibt immer Lehm. Die Gestalt des Topfes hat an sich selbst keine Existenz; sie ist nur ein Name, durch eine Vorstellung erzeugt. Niemand kann den Wassertopf für sich selbst und verschieden vom Lehm (aus dem er besteht) sehen. Deshalb ist der Wasser-
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topf (an sich) eine Vorstellung, die der Ein-
bildung entspringt; der Lehm ist das einzige
Wesentliche (dabei).
topf (an sich) eine Vorstellung, die der Einbildung entspringt; der Lehm ist das einzige Wesentliche (dabei).
Alles, was Brahm, welcher die Wirklich-
keit ist, hervorbringt, ist selber auch wirklich,
und es ist daran nichts davon (von der Wirk-
lichkeit) verschieden. Wer behauptet, dass
es (verschieden) sei, der ist nicht frei von
Täuschung, sondern gleicht einem Menschen,
der im Schlafe spricht.
Brahm ist dieses Weltall, so lehren die
Alles, was Brahm, welcher die Wirklichkeit ist, hervorbringt, ist selber auch ,...·irklich, und es ist daran nichts davon (von der Wirklichkeit) verschieden. Wer behauptet, dass es (verschieden) sei, der ist nicht frei von Täuschung, sondern gleicht einem Menschen, der im Schlafe spricht.
ausgezeichneten Sprüche der Atharva Veda.
Deshalb ist dieses ganze Weltall Brahm, und
was man davon als etwas von Brahm ver-
schiedenes ansieht, hat keine Existenz*).
*) Leute, welche diese Lehre nicht richtig begreifen
konnten, haben Sankaracharya des „Pantheismus" beschul-
digt, obgleich eine solche Auffassung schon durch den
folgenden Vers widerlegt wird. Allerdings ist alles, was
in Wirklichkeit da ist, Brahm, der Alleinige, ausser welchem
nichts existiert; aber die materiellen Erscheinungen, welche
wir sehen, haben kein wirkliches Dasein für sich, sondern
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sind, wie wir selbst, nichts als Erscheinungen, die ohne das
Wesen (Gott) keine Wesenheit haben. Gäbe es ausser
Brahm noch eine andere Wirklichkeit, so wären zwei Gott-
heiten im Weltall das Höchste. Deshalb sagt auch der
Brahm ist dieses Weltall, so lehren die ausgezeichneten Sprüche der Atharva \Teda. Deshalb" ist dieses ganze Weltall Brahul, und was man davon als etwas ,"on Brahm yerschiedenes ansieht, hat keine Existenz *).
christliche Mystiker Eckhart, der Meister: „Gottes Leben
*) Leute, welche diese Lehre nicht richtig begreifen konnten, haben Sankaracharya des "Pantheismus" beschuldigt, obgleich eine solche Auffassung schon durch den folgenden Vers widerlegt wird. Allerdings ist alles, was in Wirklichkeit da ist, Brahm, der Alleinige, ausser welchem nichts existiert; aber die materiellen Erscheinungen, welche wir sehen, haben kein wirkliches Dasein für sich, sondern sind, wie wir selbst, nichts als Erscheinungen, die ohne das \Vesen (Gott) keine Wesenheit haben. Gäbe es ausser Brahm noch eine andere 'Virklichkeit, so wären zwei Gottheiten im 'Veltall das Höchste. Deshalb sagt auch der christliche Mystiker Eckhart, der Meister: "Gottes Leben
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Wenn dieses Weltall (der Erscheinungen)
eine Wirklichkeit ist, dann ist der Atma end-
lich, dann haben die Veden keine Authentität
Wenn dieses Weltall (der Erscheinungen) eine Wirklichkeit ist, dann ist der Atma endlich, dann haben die Veden keine Authentität und es giebt dann keinen Iswara (Logos). Diese drei Behauptungen wird kein grosser Geist annehmen.
und es giebt dann keinen Iswara (Logos).
Diese drei Behauptungen wird kein grosser
Geist annehmen.
Der Herr, der Erkenner von allen Dingen
in ihrem wahren Wesen sagte: „Ich bin nicht
von ihnen verschieden, noch sind sie ver-
schieden von mir."
Wenn dieses Weltall eine Wirklichkeit
wäre, so müsste man es im traumlosen Schlum-
mer sehen. Da aber in diesem Zustande
nichts gesehen wird, so ist es ebenso un-
wesentlich als Träume*).
Deshalb ist kein wirkliches Dasein des
Der Herr, der Erkenner von allen Dingen in ihrem wahren Wesen sagte: "Ich bin nicht von ihnen verschieden, noch sind sie ver-schieden von mir."
Weltalls als verschieden von dem höchsten
ist mein Leben, seine Substanz ist die meinige. In dem
ewig unwandelbaren Sein ist kein „Ich" und „Du", sondern
nichts als Gott in Gott. Darum ist auch die Seele (in jedem
Dinge) nicht Gott „gleich" oder „ähnlich", sondern ganz und
gar eins mit ihm und eben dasselbe, was er ist." (592, 11.)
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*) Im traumlosen Schlummer zieht sich der Geist in
sein Inneres zurück; er verlässt seine Beziehungen zur Welt
der Erscheinungen und wohnt in seinem eigenen Selbst-
\Venn dieses \Veltall eine Wirklichkeit wäre, so müsste man es im traumlosen Schlummer sehen. Da aber in diese~ Zustande nichts gesehen wird, so ist es ebenso un"'esentlich als Träume *).
bewusstsein, welches für ihn die einzige Wirklichkeit ist.
Deshalb ist kein wirkliches Dasein des Weltalls als verschieden von dem höchsten ist mein Leben. seine Substanz ist die meinige. In dem ewig unwandelbaren Sein ist kein "Ich" und .. Du", sondern nichts als Gott in Gott. Darum ist auch die Seele lin jedem Dinge) nicht Gott "gleich" oder "ähnlich", sondern ganz und gar eins mit ihm und eben dasselbe, was er ist." (592, I I.) *) Im traumlosen Schlummer zieht sich der Geist in sein Inneres zurück; er verlässt seine Beziehungen zur Welt der Erscheinungen und wohnt in seinem eigenen Selbstbewusstsein, welches für ihn die eil1Zi~e Wirklichkeit ist.
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Atma vorhanden; seine deutliche Wahrneh-
mung ist ebenso unwirklich, als die (Vorstel-
Atma vorhanden; seine deutliche \Y·ahrnehmung ist ebenso unwirklich, als die (Vorstellung) von einer Schlange in einem Strick. Was für eine Wahrheit könnte in demjenigen sein, das nur durch Irrtum offenbar wird?
lung) von einer Schlange in einem Strick.
Was für eine Wahrheit könnte in demjenigen
sein, das nur durch Irrtum offenbar wird?
Alles, was von einer unwissenden Person
durch Irrtum wahrgenommen wird, ist, ab-
gesehen von Brahm, ein Nichts; das (was
man da für) Silber (hält,) ist in Wahrheit
nichts als Perlmutter. So wird Brahm immer
wieder mit Formen bekleidet, aber sie sind
nichts als Namen, die man ihm zuschreibt.
Deshalb ist das höchste Brahm die einzige
Alles, was von einer unwissenden Person durch Irrtum wahrgenommen wird, ist, abgesehen von Brahm, ein Nichts; das (was man da für) Silber (hält ,) ist in Wahrheit nichts als Perlmutter. So ,vird Brahm immer wieder mit Formen bekleidet, aber sie sind nichts als Namen, die man ihm zuschreibt.
Wirklichkeit, ohne einen Zweiten, es ist reine
Weisheit, das fleckenlose Eine, absoluter
Friede ohne Anfang und ohne Ende, ohne
Thätigkeit und die Substanz der unaufhör-
lichen Seligkeit.
Wenn alle die Verschiedenheiten, welche
Maya (der Irrtum) erzeugt hat, verschwun-
den sind, (so bleibt) ein von sich selbst erleuch-
tetes Etwas, welches ewig, feststehend, flecken-
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los, unermesslich, formlos, nicht offenbar, na-
menlos und unzerstörbar ist.
Die Weisen erkennen dies als die höchste
Deshalb ist das höchste Brahm die einzige Wirklichkeit, ohne einen Zweiten, es ist reine Weisheit, das fleckenlose Eine, absoluter Friede ohne Anfang und ohne Ende, ohne Thätigkeit und die Substanz der unaufhörlichen Seligkeit. Wenn alle die Verschiedenheiten, welche Maya (der Irrtum) erzeugt hat, verschwunden sind, (so bleibt) ein von sich selbst erleuchtetes Etwas, welches ewig, feststehend, fleckenlos, unermesslich, formlos, nicht offenbar, namenlos und unzerstörbar ist. Die \Veisen erkennen dies als die höchste
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Wahrheit, welche absolutes Bewusstsein ist,
und in welcher der Erkenner, das Erkannte
und die Erkenntnis vereint, unendlich und
Wahrheit, welche absolutes Bewusstsein ist, und in welcher der Erkenner, das Erkannte und die Erkenntnis vereint, unendlich und unveränderlich sind.
unveränderlich sind.
Brahm ist das unendliche, ewige, alles-
durchdringende Licht, das man weder nehmen
noch lassen kann, es ist dem Gemüte (Manas)
unbegreiflich und die Sprache kann es nicht
ausdrücken; es ist unermesslich, ohne An-
fang und ohne Ende.
Brahm und Atma, welche beziehungsweise
Brahm ist das unendliche, ewige, allesdurchdringende Licht, das man weder nehmen noch las5en kann, es ist dem Gemüte (Manas) unbegreiflich und die Sprach~ kann es nicht ausdrücken; es ist unermesslich, ohne Anfang und ohne Ende.
mit den Ausdrücken „das" und „du" bezeich-
net werden, sind identisch, wie es die im
Lichte der Veden geführte Untersuchung
völlig beweist.
Die Identität dieser beiden, welche da-
selbst angedeutet und behauptet wird, ist,
da sich deren Attribute gegenseitig aus-
schliessen (wenn der Atma mit dem Upadhi
verbunden ist), ebensowenig eines (äusser-
lichen) Beweises fähig, als wie (z. B.) die Iden-
tität eines Leuchtkäfers mit der Sonne, eines
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Königs und Sklaven, eines Brunnens mit
Brahm und Atma, welche beziehungsweise mit den Ausdrücken "das" und "du" bezeichnet werden, sind identisch, wie es die im Lichte der Veden geführte Untersuchung völlig beweist.
dem Ocean, des Atoms und des Berges*).
*) Wer die Fähigkeit besitzt, Gott in allem zu erkennen,
der braucht keinen weiteren Beweis, dass Gott das Wesen
Die Identität dieser beiden , welche daselbst angedeutet und behauptet wird, ist, da sich deren Attribute gegenseitig ausschliessen (wenn der Atma mit dem Upadhi verbunden ist), ebensowenig eines (äusserlichen) Beweises fähig, als wie (z. B.) die Identität eines Leuchtkäfers mit der Sonne, eines Königs und Sklaven, eines Brunnens mit dem Ocean, des Atoms und des ~erges*). *) Wer die Fähigkeit besitzt, Gott in allem zu erkennen, der braucht keinen weiteren Beweis, dass Gott das \Vesen
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Der Unterschied wird durch die Bedingun-
gen (Eigenschaften der Formen) geschaffen; in
Wirklichkeit ist für Atma keine Grundlage,
Der Unterschied wird durch die Bedingungen (Eigenschaften der Formen) geschaffen; in Wirklichkeit ist für Atma keine Grundlage, die Bedingungen schafft. Höre! Maya (der Lebensstrom) des Logos (Iswara) ist die erste Ursache von Mahat (Schöpfergeist) , und die fünf Hüllen sind die Produkte von Jiva (dem höheren Teile von lVlanas) *).
die Bedingungen schafft. Höre! Maya (der
Lebensstrom) des Logos (Iswara) ist die erste
Ursache von Mahat (Schöpfergeist), und die
fünf Hüllen sind die Produkte von Jiva (dem
höheren Teile von Manas)*).
Wenn diese zwei Upadhis, das des Atma
und das von Jiva, völlig verschwunden sind,
so ist weder Atma noch Jiva da. Der König
hat sein Königreich, der Krieger seine Waffen;
von allen Dingen, Menschen und Tieren ist; denn seine
eigene Wahrnehmung und Empfindung ist ihm Beweis
genug. Wer aber dieser Unterscheidung nicht fahig ist,
dem kann dieser Beweis auch nicht geliefert werden; denn
er erkennt nur die Formen der Dinge, welche nicht identisch
sind, nicht aber das identische Wesen, dessen Offenbarung
die Formen sind. Wie die Menschheit in allen Menschen
nur eine einzige und in allen dieselbe ist, wenn auch die
Wenn diese zwei U padhis, das des Atma und das von Jiva, völlig verschwunden sind, so ist \veder Atma noch Jiva da. Der König hat sein Königreich, der Krieger seine \Vaffen ;
Menschen nicht alle von einerlei Grösse, Gestalt, Farbe u. s. w.
sind, so ist auch die Gottheit in allen Geschöpfen dieselbe;
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aber nicht in allen gleichmässig offenbar. Würde dies all-
gemein begriffen, so gäbe es keine Menschenbedrückung und
keine Tierquälerei.
*) Der Geist Gottes im Weltall macht keinen Unter-
schied der Person; es ist der Erdgeist, der Geist der Natur,
welcher die Formen schafft.
von allen Dingen, Menschen und Tieren ist; denn seine eigene 'Vahrnehmung und Empfindung ist ihm Beweis genug. 'Ver aber dieser Unterscheidung nicht fihig ist, dem kann dieser Beweis auch nicht geliefert werden; denn er erkennt nur die Formen der Dinge, welche nicht identisch sind, nicht aber das identische Wesen, dessen Offenbarung die Formen sind. 'Vie die Menschheit in allen :Menschen nur eine einzige und in allen dieselbe ist, wenn auch die Menschen nicht alle von einerlei GrÖsse, Gestalt, Farbe u. s. w. sind, so ist auch die Gottheit in allen Geschöpfen dieselbe; aber nicht in allen gleichmässig offenbar. '\Vürde dies allgemein begriffen, so gäbe es keine Menschenbedruckung und keine Tierquälerei. *) Der Geist Gottes im 'Yeltall macht keinen Unterschied der Person; es ist der Erdgeist, der Geist der Natur, welcher die Formen schafft.
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ohne sie giebt es keinen König und keinen
Krieger*).
Deshalb sagte das Sruti (Veda), dass die
ohne sie giebt es keinen König und keinen Krieger*).
Zweiheit, welche (durch die Illusion) in Brahma
entstanden ist, durch die Erkenntnis fortge-
schafft wird; dann verschwinden Atma und Jiva.
Durch logische Schlussfolgerungen kann
die Identität von Atma mit Brahm erfasst
Deshalb sagte das Sruti (Veda), dass die Zweiheit, welche (durch die Illusion) in Brahma entstanden ist, durch die Erkenntnis fortgeschafft wird; dann verschwinden Atma undJiva.
werden, wenn man jede Vorstellung von dem,
was sichtbar ist, als unwesentlich und durch
das Gemüt erzeugt, aufgegeben hat, so wie
die Idee einer Schlange in einem Strick, oder
wie einen Traum**).
*) Gott (Brahma) erzeugt sich selber, indem in der
Gottheit (Parabrahm) die Idee zur Schöpfung eines Welt-
alls ins Dasein tritt. Hört das Weltall auf zu sein, so ist
auch kein Gott desselben, sondern nur noch das Absolute,
Durch logische Schlussfolgerungen kann die Identität von Atma mit Brahm erfasst werden, wenn man jede Vorstellung von dem, was sichtbar ist, als unwesentlich und durch das Gemüt erzeugt, aufgegeben hat, so wie die Idee einer Schlange in einem Strick, oder wie einen Traum **).
das Alleinige, das zu Nichts in Beziehung steht, und das
kein Mensch mit seinem menschlichen Verstande be-
greifen kann.
**) Das Vergängliche im Menschen (der Intellekt) kann
das Ewige nicht erfassen, aber das Ewige im Menschen
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(die Weisheit) erkennt sich selbst. Deshalb muss derjenige,
welcher zur Gotteserkenntnis (Theosophie) gelangen will,
seine Seele zum Throne des Ewigen erheben; oder, mit
anderen Worten, das Ewige in sich aufnehmen.
„Nehmt die Gottheit auf in eurem Herzen,
Und sie steigt herab vom Weltenthron." (Schiller.)
*) Gott (Brahma) erzeugt sich selber, indem in der Gottheit (Parabrahm) die Idee zur Schöpfung eines W" eltalls ins Dasein tritt. Hört das 'Veltall auf zu sein, so ist auch kein Gott desselben, sondern nur noch das Absolute, das Alleinige, das zu Nichts in Beziehung steht, und das kein Mensch mit seinem menschlichen Verstande begreifen kann. **) Das Vergängliche im Menschen (der Intellekt) kann das Ewige nicht erfassen, aber das Ewige im Menschen (die Weisheit) erkennt sich selbst. Deshalb muss derjenige, welcher zur Gotteserkenntnis (Theosophie) gelangen will, seine Seele zum Throne des Ewigen erheben; oder, mit anderen Worten, das Ewige in sich aufnehmen. "Nehmt die Gottheit auf in eurem Herzen, Und sie steigt herab vom 'Veltenthron." (Schiller.)
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Nachdem nun diese Attribute erforscht
worden sind, ist somit die Identität (von Atma
und Brahm) dargelegt; geradeso wie eine
Nachdem nun diese Attribute erforscht worden sind, ist somit die Identität (von Atma und Brahm) dargelegt; geradeso wie eine Redensart, welche ihre ursprüngliche (äusserliehe) Bedeutung verliert und einen neuen (tieferen) Sinn erhält. Aber um diese Identität zu erfassen, muss weder die buchstäbliche noch die sinnbildliche Bedeutung übersehen werden; beide müssen vereint werden, um die Identität des Logos und Parabrahms zu realisieren *).
Redensart, welche ihre ursprüngliche (äusser-
liche) Bedeutung verliert und einen neuen
(tieferen) Sinn erhält. Aber um diese Iden-
tität zu erfassen, muss weder die buchstäb-
liche noch die sinnbildliche Bedeutung über-
sehen werden; beide müssen vereint werden,
um die Identität des Logos und Parabrahms
zu realisieren*).
„Dieser Devadatta (Gottessohn) ist: ich
selbst." — Hier ist die Identität angezeigt
*) Der Mensch spricht von „sich selbst" und „Gott",
als ob dies zwei wesentlich verschiedene Dinge wären;
weil er, auf dem menschlichen Standpunkte stehend, nicht
Gott ist und sich nicht als Gott wahrnehmen kann. Hat
er aber einmal die Gegenwart Gottes in sich selbst erkannt
und Gott als sein eigenes wahres Wesen empfunden und
erfahren, so erkennt er sich selbst als die Wirklichkeit
(„Gott"), und kann in Wahrheit sagen: „Ich bin die Wahr-
heit (Wirklichkeit) selbst." Da aber diejenigen, welche die
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Wahrheit (Gott) nicht kennen, sich unter dem „ich" und
dem „selbst" stets etwas Beschränktes und Persönliches
vorstellen, so hat obiger Ausspruch für sie auch keinen
Sinn. Darin besteht das Wesen der „Geheimlehre", dass
"Dieser Devadatta (Gottessohn) ist: ich selbst." Hier ist die Identität angezeigt
man, um sie zu begreifen, fähig sein muss, selber zu denken
und nicht nur die äusserliche Bedeutung der Worte, son-
dern deren tieferen, esoterischen Sinn zu erfassen.
*) Der Mensch spricht von "sich selbst" und "Gott", als ob dies zwei wesentlich verschiedene Dinge wären; weil er, auf dem menschlichen Standpunkte stehend, nicht Gott 1st und sich nicht als Gott wahrnehmen kann. Hat er aber einmal die Gegenwart Gottes in sich selbst erkannt und Gott als sein eigenes wahres Wesen empfunden und erfahren, so erkennt er sich selbst als die Wirklichkeit ("Gott"), und kann in "\Vahrheit sagen: "Ich bin die Wahrheit (Wirklichkeit) selbst." Da aber diejenigen, welche die Wahrheit (Gott) nicht kennen, sich unter dem "ich" und dem "selbst" stets etwas Beschränktes und Persönliches vorstellen, so hat obiger Ausspruch für sie auch keinen Sinn. Darin besteht das Wesen der "Geheimlehre", dass man, um sie zu begreifen, flihig sein muss, selber zu denken und nicht nur die äusserliche Bedeutung der Worte, sondern deren tieferen, esoterischen Sinn zu erfassen.
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durch die Verwerfung der entgegengesetzten
Attribute der Bezeichnungen. In ähnlicher
Weise wird die Identität in dem Spruche
durch die Verwerfung der entgegengesetzten Attribute der Bezeichnungen. In ähnlicher Weise wird die Identität in dem Spruche "Das bist du" hergestellt, indem man die entgegengesetzten Attribute in beiden Bezeichnungen verwirft *).
„Das bist du" hergestellt, indem man die
entgegengesetzten Attribute in beiden Be-
zeichnungen verwirft*).
Die Weisen erkennen die vollkommene
Identität von Atma mit Parabrahm, indem
sie den Standpunkt des Logos erlangen. In
Hunderten von weisen Sprüchen wird die
Identität von Brahm und Atma verkündet**).
Entsage der falschen Vorstellung, welche
du dir gebildet hast, und verstehe durch dei-
nen gereinigten Intellekt (Manas), dass du
(Atma) das edle, selbstexistierende Brahm
bist, welches vollkommene Erkenntnis ist***).
Die Weisen erkennen die vollkommene Identität von Atma mit Parabrahm, indem sie den Standpunkt des Logos erlangen. In Hunderten von weisen Sprüchen wird die Identität von Brahm und Atma verkündet **).
*) D. h. indem wir uns von allem losmachten, was uns
von unserm göttlichen, wahren Wesen zu trennen scheint
und was nichts anderes als ein Produkt des Irrtums und
Selbstbetruges ist.
**) Wir finden diese Lehre in allen grossen Religions-
systemen, aber nach unserem Erachten ist sie nirgends so
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klar und wissenschaftlich auseinandergesetzt als in San-
karacharyas Schriften.
***) Verstehe, dass zwischen deinem Gott und dem Gott
des Weltalls kein Unterschied ist.
Entsage der falschen Vorstellung, welche du dir gebildet hast, und verstehe durch deinen gereinigten Intellekt (Manas), dass du (Atrna) das edle, selbstexistierende Brahm bist, welches vollkommene Erkenntnis ist***). *) D. h. indem wir uns von allem losmachten, was uns von unscrm göttlichen, wahren 'Vesen zu trennen scheint und was nichts anderes als ein Produkt des Irrtums und Selbstbetruges ist.
**) 'Vir finden diese Lehre in allen grossen Religionssystemen, aber nach unserem Erachten ist sie nirgends so klar und wissenschaftlich auseinandergesetzt als in Sankaracharyas Schriften. ***) Verstehe, dass zwischen deinem Gott und dem Gott des eltalls kein Unterschied ist.
"T
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Sowie der aus Thon gemachte Topf als
Thon zu betrachten ist, so ist alles Atma, was
Sowie der aus Thon gemachte Topf als Thon zu betrachten ist, so ist alles Atma, was aus .A.tma entsprungen ist, und alles ist Atma, und es giebt nichts, das von ihm (wirklich) verschieden wäre. Deshalb bist du "Das" (That) .- absoluter Friede, fleckenlos, gross Brahm ohnegleichen.
aus Atma entsprungen ist, und alles ist Atma,
und es giebt nichts, das von ihm (wirklich)
verschieden wäre. Deshalb bist du „Das"
(That) — absoluter Friede, fleckenlos, gross
— Brahm ohnegleichen.
So wie in Träumen Ort, Zeit, Gegen-
stände und Urteil alle unwirklich sind, so
ist auch diese Welt, die Schöpfung des Irr-
tums, unwirklich, und so ist es auch mit die-
sem Körper (Persönlichkeit), den Sinnen, den
Lebenslüsten, dem (falschen) Selbstbewusst-
sein (Egoismus) u. s. w. Wisse deshalb, dass
du „Das" bist — absoluter Friede, flecken-
los, gross — Brahm ohnegleichen.
So wie in Träumen Ort, Zeit, Gegenstände und Urteil alle unwirklich sind, so ist auch diese Welt, die Schöpfung des Irrtums, unwirklich, und so ist es auch mit diesem Körper (Persönlichkeit), den Sinnen, den Lebenslüsten , dem (falschen) Selbstbewusstsein (Egoismus) u. s. w. Wisse deshalb, dass du "Das" bist - absoluter Friede, fleckenlos, gross - Brahm ohnegleichen.
Realisiere, dass du „Das" bist, — Brahm,
welches weit über alle Klassen, weltliche
Weisheit, Familie und Stamm erhaben ist,
frei von Name, Form, Eigenschaften und
Fehlern, über Zeit, Raum und Gegenständen
des Bewusstseins erhaben*).
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*) Turiya, Bewusstsein oder Atma kann nur in Paradoxen
erklärt werden, da es kein Objekt von irgend einem Subjekt
ist. Das höchste Bewusstsein in der Natur (Atma ist
absolut) ist Iswara; das siebente Prinzip des Makrokosmos.
Wenn das Individuum seine Identität mit Iswara (durch
Realisiere, dass du "Das·" bist, - Brahm, welches weit über alle Klassen, weltliche Weisheit, Familie und Stamm erhaben ist, frei von Name, Form, Eigenschaften und Fehlern, über Zeit, Raum und Gegenständen des Bewusstseins erhaben *). *) Turiya, Bewusstsein oder Atma kann nur in Paradoxen erklärt werden, da es kein Objekt von irgend einem Subjekt ist. Das höchste Bewusstsein in der Natur (Atma ist absolut) ist Iswara; das siebente Prinzip des Makrokosmos. \Venn das Individuum seine Identität mit Iswara (durch
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Realisiere, dass du „Das" bist, — Brahm
das Höchste, über alle Sprache erhaben,
das aber durch das Auge der reinen Weis-
Realisiere, dass du "Das" bist, - Brahm das Höchste, über alle Sprache erhaben, das aber durch das Auge der reinen Weisheit erkannt werden kann. Es ist reines, absolutes Bewusstsein, die ewige Substanz *). Realisiere, dass du "D as" bist, - Brahm, \velches durch die sechs menschlichen Schwächen (Hunger, Durst, Habgier, Wahn, Zerfall
heit erkannt werden kann. Es ist reines,
absolutes Bewusstsein, die ewige Substanz*).
Realisiere, dass du „Das" bist, — Brahm,
welches durch die sechs menschlichen Schwä-
chen (Hunger, Durst, Habgier, Wahn, Zerfall
eigene Erfahrung) erkennt, so ist Atma selbst offenbar. Es
gab nie eine Zeit, in der Atma nicht war, und es wird nie
eine Zeit geben, in der er nicht ist. Er wächst nicht und
wird nicht verringert. Tritt der Mensch in die Freiheit,
so ist er (Atma) für ihn und es ist sonst nichts da. Turiya
hat somit keine Verbindung mit Handeln und kann durch
keinerlei Handeln erlangt werden. Es kann durch Buddhi
nicht wahrgenommen werden; wird aber Turiya erlangt,
so wie es nur durch Initiationen, welche für uns unbegreif-
lich sind, erlangt werden kann, so ändern sich alle unsere
Fähigkeiten. St. Paul kann es nicht nennen. „Ob im Kör-
per oder ausser dem Körper; ich weiss es nicht." (Corinth.)
eigene Erfahrung) erkennt, so ist Atma selbst offenbar. Es gab nie eine Zeit, in der Atma nicht war, und es wird nie eine Zeit geben, in der er nicht ist. Er wächst nicht und wird nicht verringert. Tritt der Mensch in die Freiheit, so ist er (Atma) für ihn und es ist sonst nichts da. Turiya hat somit keine Verbindung mit Handeln und kann durch keinerlei Handeln erlangt werden. Es kann durch Buddhi nicht wahrgenommen werden; wird aber Turiya erlangt, so wie es nur durch Initiationen, welche für uns unbegreiflich sind, erlangt werden kann, so ändern sich alle unsere Fähigkeiten. St. Paul kann es nicht nennen. "Ob im Körper oder ausser dem KÖrper; ich weiss es nicht." (Corinth.) Iswara ist das höchste (göttliche) relative Bewusstsein in der Natur, eines jeden Menschen persönlicher Gott (Logos). In der Tiefe von Pralaya tdem in sieb selbst Versenktsein) ist er "eins mit dem Vater" tBrahm), während der Manvantara (Evolutionsperiode des 'Veltalls) ist er der fortwährend tbätige Erlöser der Welt. (Siehe Subba Rows "Vorträge über die Bhagavad Gita". Lotusblüten, Vol. I.)
Iswara ist das höchste (göttliche) relative Bewusstsein
in der Natur, eines jeden Menschen persönlicher Gott (Logos).
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In der Tiefe von Pralaya (dem in sich selbst Versenktsein)
ist er „eins mit dem Vater" (Brahm), während der Manvantara
(Evolutionsperiode des Weltalls) ist er der fortwährend thätige
Erlöser der Welt. (Siehe Subba Rows „Vorträge über die
Bhagavad Gita". Lotusblüten, Vol. I.)
*) „Substance" kommt von sub — unten, und sto =
stehen, und bedeutet das dem Dasein unterstehende; die
allem unterliegende Grundlage.
*) "Substance" kommt von sub
= unten,
=
und sto stehen, und bedeutet das dem Dasein unterstehende; die allem unterliegende Grundlage.
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und Tod) nicht berührt wird; der Yogi er-
fährt es in seinem Herzen (in Samadhi); es
kann durch die Sinne nicht wahrgenommen
und Tod) nicht berührt wird; der Yogi erfährt es in seinem Herzen (in Samadhi); es kann durch die Sinne nicht ,vahrgenommen ,,"erden; es ist nicht wahrnehmbar für den Verstand oder das Gemüt.
werden; es ist nicht wahrnehmbar für den
Verstand oder das Gemüt.
Realisiere, dass du bist „Das", — Brahm,
auf welchem die Welt beruht, welche durch
Nichterkenntnis entstand. Es erhält sich
selbst; es ist verschieden von (relativer) Wahr-
heit und von Unwahrheit, unteilbar, und über
alle geistige Vorstellung erhaben*).
Realisiere, dass du bist „Das", -— Brahm,
welches keine Geburt, kein Wachstum, Wech-
Realisiere, dass du bist "Das", - Brahm, auf welchem die Welt beruht, welche durch Nichterkenntnis entstand. Es erhält sich selbst; es ist verschieden von (relativer) Wahrheit und von Unwahrheit, unteilbar, und über alle geistige Vorstellung erhaben *).
sel oder Verminderung der Substanz, keine
Krankheit und keinen Tod hat; es ist unzer-
störbar, die Ursache der Evolution des Welt-
alls, dessen Erhaltung und Zerstörung (der
Formen).
Realisiere, dass du bist „Das", — Brahm,
welches das Aufhören aller Teilbarkeit (Viel-
heit) ist, welches seine Natur nie verändert
und so unbewegt ist wie ein wogenloses
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Meer, ewig, unbedingt und ungeteilt.
*) Wir müssen unterscheiden zwischen der (absoluten)
Wahrheit selbst und dem (relativen) Wahrsein. (Siehe
Realisiere, dass du bist "Das", - Brahm, ,velches keine Geburt, kein Wachstum, \VechseI oder Verminderung der Substanz, keine Krankheit und keinen Tod hat; es ist unzerstörbar, die Ursache der Evolution des Weltalls, dessen Erhaltung und Zerstörung (der Formen).
F. Hart mann. „Magie", Seite 240.)
Realisiere, dass du bist" Das", - Brahm, welches das Aufhören aller Teilbarkeit (Vielheit) ist, ,,"elches seine Natur nie verändert und so unbewegt ist wie ein ,vogenloses Meer, ewig, unbedingt und ungeteilt. *) 'Vir müssen unterscheiden 7.wischen der (absoluten) 'Vabrheit selbst und dem (relati'ven) 'Vahrsein. (Siebe F. Hnrtmann. "Magie", Seite 240')
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Realisiere, dass du bist „Das", — ßrahm,
welches die einzige Wirklichkeit ist, der Grund
der Vielheit, der Grund, welcher allen Ur-
Realisiere, dass du bist "Das", - Brahm, 'welches die einzige Wirklichkeit ist, der Grund der Vielheit, der Grund, welcher allen U rsachen zu Grunde liegt, verschieden von dem Gesetze der Ursache und Wirkung ist *).
sachen zu Grunde liegt, verschieden von dem
Gesetze der Ursache und Wirkung ist*).
Realisiere, dass du bist „Das", — Brahm,
welches ohne Änderung (Modifikation), sehr
gross, unzerstörbar, das Höchste, verschieden
von allen zerstörbaren Elementen, und das
unsterbliche Logos ist; ewige, unzerstörbare
Seligkeit, frei von Befleckung.
Realisiere, dass du bist „Das", —• Brahm,
welches sich als Vieles offenbart durch die
Illusionen von Name, Form, Eigenschaften,
Realisiere, dass du bist "Das", - Brahm, welches ohne Änderung (Modifikation), sehr gross, unzerstörbar, das Höchste, verschieden von allen zerstörbaren Elementen, und das unsterbliche Logos ist; ewige, unzerstörbare Seligkeit, frei von Befleckung.
Veränderung; das aber für immer unverän-
derlich ist wie Gold (in verschiedenen Schmuck-
sachen).
*) Eine Ursache tritt erst dann ins Dasein, wenn eine
Wirkung stattfindet. Ehe die Wirkung eintritt, ist nur die
latente Ursache" (Energie), nicht aber die thätige Kraft
vorhanden. Das Gesetz von Ursache und Wirkung (Karma)
gehört dem Phänomenalen, dem Kreislaufe der Natur, an.
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So ist der Sinn nicht das, was den Gedanken schafft,
obgleich aus dem Sinn der Gedanke und aus diesem das
Wort entspringt; der Sinn ist dabei nicht thätig, sondern
bleibt unveränderlich, wie auch sein Ausdruck in Gedanken
und Worten sich ändern mag.
Realisiere, dass du bist "Das", - Brahm, 'welches sich als Vieles offenbart durch die Illusionen von Name, Form, Eigenschaften, Veränderung; das aber für immer unveränderlich ist wie Gold (in verschiedenen Schmucksachen).
LotusMüten XXXI. IT
*) Eine Ursache tritt erst dann ins Dasein, wenn eine Wirkung stattfindet. Ehe die Wirkung eintritt, ist nur die ."latente Ursache" (Energie), nicht aber die thätige Kraft vorhanden. Das Gesetz von Ursache und Wirkung (Karma) I gehört dem Phänomenalen, dem Kreislaufe der Natur, an. So ist der Sinn nicht das, was den Gedanken schafft, obgleich aus dem Sinn der Gedanke und aus diesem das \Vort entspringt; der Sinn ist dabei nicht thätig, sondern bleibt unveränderlich, wie auch sein Ausdruck in Gedanken und Worten sich ändern mag. Lotullhlfitcn XXXI.
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Realisiere, dass du bist „Das", — Brahm,
welches selbst leuchtet, welches (noch) über
dem Logos, alles durchdringend, einheitlich,
Realisiere, dass du bist "Das", - Brahm, welches selbst leuchtet, welches (noch) über dem Logos, alles durchdringend, einheitlich, Wahrheit, Bewusstsein, Seligkeit ist, ohne Ende und unsterblich.
Wahrheit, Bewusstsein, Seligkeit ist, ohne
Ende und unsterblich.
Durch vernünftige logische Schlussfolge-
rung und durch die (Kraft der) Intuition
realisiere, dass du Atma bist; (begreife es),
so wie man den Sinn eines Wortes begreift.
Die Gewissheit dieser Wahrheit wird zweifel-
los eintreten, ebenso (sicher) wie (die Ge-
wissheit) des Wassers, (welches du) in deiner
hohlen Hand (hältst)*).
Durch vernünftige logische Schlussfolgerung und durch die (Kraft der) Intuition realisiere, dass du Atma bist; (begreife es), so wie man den Sinn eines Wortes begreift. Die Gewissheit dieser Wahrheit wird zweifellos eintreten, ebenso (sicher) wie (die Gewissheit) des Wassers, (welches du) in deiner hohlen Hand (hältst) *).
Wenn du die höchste reine Wahrheit (in
dir selber) verwirklicht hast und durch die-
selbe aufrecht erhalten wirst, und stets treu
in dem Atma (im wahren Selbstbewusstsein)
bleibst, so wie ein König während der Schlacht
auf seine Armee vertraut, so senke dieses
objektive Weltall in Brahm ein.
Brahm, die Wahrheit die höchste und allei-
nige Wirklichkeit, welche sowohl von (rela-
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*) Trage Gott in deinem Bewusstsein, so wie du Wasser
in deiner hohlen Hand trägst, ohne es zu verschütten, und
du wirst ihn ebenso sicher wie dieses Wasser erkennen.
Wenn du die höchste reine Wahrheit (in dir selber) verwirklicht hast und durch dieselbe aufrecht erhalten wirst, und stets treu in dem Atma (im wahren Selbstbewusstsein) bleibst, so wie ein König während der Schlacht auf seine Armee vertraut, so senke dieses objektive Weltall in Brahm ein. Brahm, die Wahrheit die höchste und alleinige Wirklichkeit, welche sowohl von (rela*) Trage Gott in deinem Bewusstsein, so wie du Wasser in deiner hohlen Hand trägst, ohne es zu verschütten, und du wirst ihn ebenso sicher wie dieses Wasser erkennen.
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tivem) Wahrsein als auch von (relativem)
Unwahrsein verschieden ist, ist das Centrum
der Weisheit (wörtlich, die metaphysische
tivem) Wahrsein als auch von (relativem) Unwahrsein verschieden ist, ist das Centrum der Weisheit (wörtlich, die metaphysische "Höhle zwischen den Augenbrauen") ; wer in diesem Centrum wohnt, wird nicht wiedergeboren.
„Höhle zwischen den Augenbrauen"); wer
in diesem Centrum wohnt, wird nicht wieder-
geboren.
Selbst wenn die Substanz (die Wahrheit)
intellektuell aufgefasst wird, so ist (dennoch)
die Begierde (zum persönlichen Dasein), welche
keinen Anfang hat (und welche ausgedrückt
ist in den Worten): „Ich bin der Handelnde
und auch der Geniessende", stark und fest
und die Ursache des bedingten (und deshalb
nur scheinbaren) Daseins. Von dieser Be-
gierde kann man durch grosse Anstrengung
Selbst wenn die Substanz (die Wahrheit) intellektuell aufgefasst wird, so ist (dennoch) die Begierde (zum persönlichen Dasein), welche keinen Anfang hat (und welche ausgedrückt ist in den Worten): "Ich bin der Handelnde und auch der Geniessende", stark und fest und die Ursache des bedingten (und deshalb nur scheinbaren) Daseins. Von dieser Begierde kann man durch grosse Anstrengung (festen Willen) frei werden, indem man realisiert, dass der Atma (das wahre Selbst) Brahm ist. Die Weisen auf Erden nennen das Freiwerden von dieser Begierde (das Hinschwinden des falschen Egoismus) Emancipation *).
(festen Willen) frei werden, indem man rea-
lisiert, dass der Atma (das wahre Selbst)
Brahm ist. Die Weisen auf Erden nennen
das Freiwerden von dieser Begierde (das
Hinschwinden des falschen Egoismus) Eman-
cipation *).
*) Deshalb kommt man mit blossen Theorien und
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objektivem Wissen, und auch mit „okkulten Übungen"
von Worten nicht zum Zweck und erlangt nicht die Frei-
heit, wenn keine Erhebung der Seele (wahre Andacht)
und Unterscheidung des Ewigen vom Vergänglichen vor-
handen ist.
17*
*) Deshalb kommt man mit bIossen Theorien und objektivem Wissen, und auch mit "okkulten Übungen" yon Worten nicht zum Zweck und erlangt nicht die Freiheit, wenn keine Erhebung der Seele (wahre Andacht) und Unterscheidung des Ewigen vom Vergänglichen vorhanden ist. 17*
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Die irrige (verkehrte) Auffassung, durch
welche die Eigenschaft eines Dinges einem
anderen zugeschrieben wird; wie z. B., dass
Die irrige (verkehrte) Auffassung, durch 'welche die Eigenschaft eines Dinges einem anderen zugeschrieben wird; wie z. B., dass Atma der Egoismus, der Körper (persönlichkeit), die Sinne u. s. w. sei, muss von den Weisen durch Ergebung in Atma (den Geist) überwunden werden.
Atma der Egoismus, der Körper (Persönlich-
keit), die Sinne u. s. w. sei, muss von den
Weisen durch Ergebung in Atma (den Geist)
überwunden werden.
Hast du den Atma als den Zeugen des
Gemütes (Manas) und dessen Funktionen er-
kannt und durch ein reines Leben erfahren,
dass Atma das (göttliche) Selbst ist, so gieb
auf den Irrtum, der dich den Nichtgeist als
Geist wahrnehmen macht.
Wenn du dem Wege der Welt, dem Kör-
per und den Schriften (dem Anhängen an
das geschriebene Wort)*) entsagt hast, so
gieb auf die irrige Vorstellung, dass der Atma
Hast du den Atma als den Zeugen des Gemütes (Manas) und dessen Funktionen erkannt und durch ein reines Leben erfahren, dass Atma das (göttliche) Selbst ist, so gieb auf den Irrtum, der dich den Kichtgeist als Geist wahrnehmen macht.
das Nicht-Atma sei.
Wahre Erkenntnis wird deshalb nicht er-
langt, weil man Begierde, nach den Dingen
*) Wer keine Theorien mehr nötig hat, der kann ge-
trost allen Theorien entsagen. Dies tritt aber erst dann
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ein, wenn die Selbsterkenntnis sich einfindet. Wer sich
bloss einbildet, dass er schon alles wisse und keinen Unter-
richt mehr nötig habe, der verharrt im Irrtum und hindert
sich selbst, den Weg zur Erkenntnis zu finden.
Wenn du dem Wege der Welt, dem Körper und den Schriften (dem Anhängen an das geschriebene Wort) *) entsagt hast, so gieb auf die irrige Vorstellung, dass der Atma das Nicht-Atma sei. Wahre Erkenntnis wird deshalb nicht erlangt, weil man Begierde. nach den Dingen *) Wer keine Theorien mehr nötig hat, der kann getrost allen Theorien entsagen. Dies tritt aber erst dann ein, wenn die Selbsterkenntnis sich einfindet. Wer sich bloss einbildet, dass er schon alles wisse und keinen Unterricht mehr nötig habe, der verharrt im Irrtum und hindert ~ich selbst, den Weg zur Erkenntnis zu finden.
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dieser Welt, nach Schriften (d. h. Anhängen
an Theorien, Autoritäten glauben) und dem
Körper (körperlichem Dasein) hat.
dieser Welt, nach Schriften (d. h. Anhängen an Theorien, Autoritätenglauben) und dem Körper (körperlichem Dasein) hat.
Diese tyrannische Dreiheit von Begierde
wird von denjenigen, welche Erkenntnis ha-
ben, die eiserne Fessel genannt, welche die
Füsse desjenigen bindet, der nach der Frei-
heit aus dem Kerker des bedingten Daseins
strebt. Wer von dieser (Fessel) frei ist, er-
langt die Freiheit.
Diese tyrannische Dreiheit von Begierde wird von denjenigen, welche Erkenntnis haben, die eiserne Fessel genannt, welche die Füsse desjenigen bindet, der nach der Freiheit aus dem Kerker des be~ingten Daseins strebt. Wer von. dieser (Fessel) frei ist, erlangt die Freiheit.
Wie durch eine Mischung mit Wasser,
oder durch Reibung das Sandelholz einen
vorzüglichen Geruch verbreitet, der alle üblen
Gerüche vertreibt, so wird die göttliche Liebe*)
(Aspiration) offenbar, wenn die äusserliche
Begierde hinweggewaschen ist.
Die Liebe zum Höchsten (Atma) wird
durch den Staub sterblicher Begierden, welche
innerlich lauern, bedeckt, aber sie wird rein
und verbreitet einen süssen Geruch durch die
Berührung mit Weisheit, so wie das Sandelholz.
*) Die Liebe zum Höchsten ist die Liebe zur Selbst-
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erkenntnis, und nicht zu verwechseln mit der Begierde nach
dem Besitz irgend eines eingebildeten Gegenstandes. Es ist
Wie durch eine Mischung mit Wasser, oder durch Reibung das Sandelholz einen vorzüglichen Geruch verbreitet, der alle üblen Gerüche vertreibt, so wird .die göttliche Liebe *) (Aspiration) offenbar, wenn die äusserliche Begierde hinweggewaschen ist.
die Liebe zur Liebe selbst, welche durch die That realisiert
und offenbar wird.
Die Liebe zum Höchsten (Atma) wird durch den Sta~b sterblicher Begierden, welche innerlich lauern, bedeckt, aber sie wird rein und verbreitet einen süssen Geruch durch die Berührung mit Weisheit, so wie das Sandelholz. *) Die Liebe zum Höchsten ist die Liebe zur Selbsterkenntnis, und nicht ZU verwechseln mit der Begi~de nach dem Besitz irgend eines eingebildeten Gegenstandes. Es ist die Liebe zur Liebe selbst, welche durch die That realisiert und offenbar wird.
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Die Liebe zum Atma ist durch das Netz
un geistiger Begierden (teilweise) erstickt, aber
durch stete Ergebung in Atma werden die-
Die Liebe zum Atma ist durch das Ketz ungeistiger Begierden (teilweise) erstickt, aber durch stete Ergebung in Atma werden dieselben zerstört und die göttliche Liebe (Selbsterkenntnis) wird offenbar.
selben zerstört und die göttliche Liebe (Selbst-
erkenntnis) wird offenbar.
In dem Grade, als das Gemüt Festigkeit
erlangt durch seine Ergebung in Atma, ent-
sagt es allem Verlangen nach äusserlichen
Dingen. Wenn alle Begierden völlig er-
schöpft sind, so hindert nichts die Realisie-
rung des (idealen) Atma.
Durch ein beständiges Ruhen in Atma
verschwindet das individualisierte Gemüt des
Yogi (die Vorstellung des Ichs) und seine Be-
In dem Grade, als das Gemüt Festigkeit erlangt durch seine Ergebung in Atma, entsagt es allem Verlangen nach äusserlichen Dingen. Wenn alle Begierden völlig erschöpft sind, so hindert nichts die Realisierung des (idealen) Atma.
gierden werden erschöpft. Thue deshalb hin-
weg die irrige Vorstellung, dass der Nicht-
geist Geist sei.
Die Eigenschaft von Tamas wird durch
die zwei anderen Eigenschaften, Radschas
und Satwa, hin weggeschafft; Radschas wird
fortgenommen durch Satwa und (das unreine)
Satwa durch gereinigtes Satwa. Nimm des-
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halb deine Zuflucht zu Satwa (Wahrsein) und
entferne die irrige Vorstellung, dass Nicht-
geist Geist sei.
Durch ein beständiges Ruhen in Atma verschwindet das individualisierte Gemüt des Yogi (die Vorstellung des Ichs) und seine Begierden werden erschöpft. Thue deshalb hinweg die irrige Vorstellung, dass der Nichtgeist Geist sei. Die Eigenschaft von Tamas wird durch die zwei anderen Eigenschaften, Radschas und Satwa, hinweggeschafft ; Radschas wird fortgenommen durch Satwa und (das unreine) Satwa durch gereinigtes Satwa. Nimm deshalb deine Zuflucht zu Satwa (Wahrsein) und entferne die irrige Vorstellung, dass Kichtgeist Geist sei.
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Wenn du die Überzeugung erlangt hast,
dass dein Körper das vergangene Karma
liebt (Genüsse, welche er empfunden hat, wie-
\Venn du die Überzeugung erlangt hast, dass dein Körper das vergangene Karma liebt (Genüsse, ,velche er empfunden hat, wieder empfinden möchte), so werde fest und ruhig und mit starkem Willen überwinde die irrige Vorstellung, dass Nichtgeist Geist sei.
der empfinden möchte), so werde fest und
ruhig und mit starkem Willen überwinde die
irrige Vorstellung, dass Nichtgeist Geist sei.
Dadurch, dass du (in dir selbst) erfährst:
„Ich bin nicht Jiva (Persönlichkeit), sondern
Parabrahm", lasse ab von der falschen Mei-
nung, dass Nichtgeist Geist sei, welche durch
die Kraft der Begierde (zum persönlichen
Dasein) entstanden ist.
Wenn du durch die Schrift belehrt worden
bist und durch logische Schlussfolgerung und
durch Erfahrung zu dem Verständnisse der
Dadurch, dass du (in dir selbst) erfährst: "Ich bin nicht Jiva (Persönlichkeit), sondern Parabrahm", lasse ab von der falschen Meinung, dass Nichtgeist Geist sei, welche durch die Kraft der Begierde (zum persönlichen Dasein) entstanden ist.
alles durchdringenden Natur deines Atma
gekommen bist, so entferne die irrige Auf-
fassung, dass Nichtgeist Geist sei, welche
durch das Nachdenken von diesem Etwas
irgendwo auftauchen könnte*).
*) Sankaracharya zeichnet sich vorzüglich durch Vor-
sichtigkeit seiner Ausdrucksweise aus. Würde er sagen,
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dass die falsche Auffassung, dass Nichtgeist Geist sei,
durch dein Nachdenken in deinem Gemüte auftauchen
könnte, so würde er damit das Selbst (Atma) mit Ahankara
(Egoismus) und Manas (Gemüt) identifizieren. Aber in
diesem höchsten Zustande hat der selbstbewusste und selbst-
Wenn du durch die Schrift belehrt ,vorden bist und durch logische Schlussfolgerung und durch Erfahrung zu dem Verständnisse der alles durchdringenden Natur deines Atma gekommen bist, so entferne die irrige Auffassung, dass Nichtgeist Geist sei, \velche durch das Nachdenken von diesem Etwas irgendwo auftauchen könnte*). *) Sankaracharya zeichnet sich vorzüglich durch Vorsichtigkeit seiner Ausdrucksweise aus. Würde er sagen, dass die falsche Auffassung, dass Nichtgeist Geist sei, durch dein Nachdenken in deinem Gemüte auftauchen könnte, so würde er damit das Selbst (Atma) mit Ahankara (Egoismus) und Manas (Gemüt) identifizieren. Aber in diesem höchsten Zustande hat der selbstbewusste und selbst-
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Für den Muni (Weisen) giebt es keine
Thätigkeit in Bezug auf Geben oder Nehmen;
verlasse deshalb eifrig durch Ergebung in den
Für den ~Iuni ('Veisen) giebt es keine Thätigkeit in Bezug auf Geben oder Nehmen; verlasse deshalb eifrig durch Ergebung in den Einen den Irrwahn, dass ~ichtgeist Geist sei.
Einen den Irrwahn, dass Nichtgeist Geist sei.
Um die Überzeugung der Selbstidentität
mit Brahm zu stärken, lass ab von der fal-
schen Vorstellung, dass Nichtgeist Geist sei,
durch die Erkenntnis der Identität des Selbsts
und Brahms, welche aus solchen Aussprüchen
als „du bist Das" (Tatwam asi), entspringt.
Solange die Meinung: „Ich bin dieser
Dm die Überzeugung der Selbstidentität mit Brahm zu stärken, lass ab von der falschen Vorstellung, dass Nichtgeist Geist sei, durch die Erkenntnis der Identität des Selbsts und Brahms, welche aus solchen Aussprüchen als "du bist Das" (Tatwam asi), entspringt.
Körper (Persönlichkeit)" nicht völlig aufge-
geben ist, beherrsche dich selbst mit grosser
Sammlung und durch grosse Anstrengung
(festen Willen) entferne den irrigen Begriff,
dass Nichtgeist Geist sei.
O weiser Mann! Solange die Idee vor-
handen ist, dass eine Jiva und eine Welt
(wirklich) vorhanden seien, wenn sie (diese
Idee) auch nur wie ein Traum erscheint, (so
existierende Atma nichts mehr mit „ich" und „mein" zu
thun, er denkt nicht, sondern erkennt sich selbst; etwas,
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das nicht er selbst ist, könnte irgendwo (in dem Gemüte,
das er nicht mehr „sein eigen" nennt) auftauchen. Er sieht
Solange die Meinung: "Ich bin dieser Körper (Persönlichkeit)" nicht völlig aufgegeben ist, beherrsche dich selbst mit grosser Sammlung und durch grosse Anstrengung (festen Willen) entferne den irrigen Begriff, dass Nichtgeist Geist sei.
auf das, was er ehedem für sein Selbst hielt, wie auf etwas
Fremdes herab.
o
weiser Mann! Solange die Idee vorhanden ist, dass eine Jiva und eine Welt (wirklich) vorhanden seien, wenn sie (diese Idee) auch nur wie ein Traum erscheint, (so existierende Atma nichts mehr mit "ich" und "mein" zu thun, er denkt nicht, sonuern erkennt sich selbst; e t was, das nicht er selbst ist, könnte ir gen d wo (in dem Gemüte, das er nicht mehr "sein eigen" nennt) auftauchen. Er sieht auf das, was er ehedem für sein Selbst hielt, wie auf etwas Fremdes herab.
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"-9 -J
lange) fahre fort ohne Unterlass die Vorstel-
lung zu entfernen, dass Nichtgeist Geist sei*).
Gieb keine Unterbrechung durch Verges-
lange) fahre fort ohne Unterlass die V orstellung zu entfernen, dass Nichtgeist Geist sei *).
senheit zu, weder durch den Schlaf, noch
durch Nachrichten über weltliche Dinge, noch
durch Sinneswahrnehmungen, sondern medi-
tiere über das Selbst in dem Selbst. (D. h.
Gieb keine Unterbrechung durch Vergessenheit zu, weder durch den Schlaf, noch durch Nachrichten über weltliche Dinge, noch durch Sinneswahrnehmungen, sondern meditiere über das Selbst in dem Selbst. (D. h. bleibe fortwährend, was du auch äusserlich thust, während des Schlafens und Wachens, innerlich deines göttlichen Daseins bewusst) **).
bleibe fortwährend, was du auch äusserlich
thust, während des Schlafens und Wachens,
innerlich deines göttlichen Daseins bewusst) **).
*) Auf dieser Lehre, dass die Welt nur die Vorstellung
des wahren Selbstes ist (welches in jedem Menschen und
Dinge wohnt), beruht die ganze neuere Philosophie, wie sie
Schopenhauer erklärt.
**) Wie alle Worte, welche sich auf geistige Dinge be-
ziehen, so ist auch das Wort „Meditation" beständig ver-
kehrten Auffassungen ausgesetzt. Unter „geistiger Meditation"
ist weder ein „Grübeln", noch ein „Kopfzerbrechen", noch
ein Nachdenken über irgend ein Objekt oder Vorstellung
zu verstehen; denn wenn der Gegenstand meiner Anschauung
das Produkt meiner eigenen Vorstellung ist, so sehe ich
nichts, als was ich mir selber vorstelle oder einbilde, und
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die Wirklichkeit kann in mir nicht offenbar werden. Unter
*) Auf dieser Lehre, dass die Welt nur die Vorstellung <les wahren Selbstes ist {welches in jedem Menschen und Dinge wohnt), beruht die ganze neuere Philosophie, wie sie Schopenhauer erklärt.
Meditation ist deshalb eine völlige Hingebung an den in uns
nach Offenbarung strebenden Geist der Selbsterkenntnis,
eine Eröffnung des Herzens, welche das Eindringen des
Lichtes der Wahrheit ermöglicht, eine Erhebung der Seele
zu jener Höhe, in der es kein „Selbst" mehr giebt, ein
Eintreten in die Freiheit, ein Aufgehen in der Erkenntnis
**) Wie alle Worte, welche sich auf geistige Dinge beziehen, so ist auch das \Vort "Meditation" beständig verkehrten Auffassungen ausgesetzt. Unter "geistiger Meditation" ist weder ein "Grübeln", noch ein "Kopfzerbrechen", noch ein Nachdenken über irgend ein Objekt oder Vorstellung zu verstehen; denn wenn der Gegenstand meiner Anschauung das Produkt meiner eigenen Vorstellung ist, so sehe ich nichts, als was ich mir selber vorstelle oder einbilde, und die Wirklichkeit kann in mir nicht offenbar werden. Unter Meditation ist deshalb eine völlige Hingebung an den in uns nach Offenbarung strebenden Geist der Selbsterkenntnis, eine Eröffnung des Herzens, welche das Eindringen des Lichtes der Wahrheit ermöglicht, eine Erhebung der Seele der es kein "Selbst" mehr giebt, ein zu jener Höhe, Eintreten in die Freiheit, ein Aufgehen in der Erkenntnis zu verstehen. Der neugierige Forscher bleibt in seiner Sclbstheit und sucht das Licht der Weisheit zu sich henmtf'T-
zu verstehen. Der neugierige Forscher bleibt in seiner
Selbstheit und sucht das Licht der Weisheit zu sich herunter-
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Wenn du diesen Körper (Persönlichkeit),
der aus Fleisch und Unreinigkeiten besteht,
und aus den Unreinigkeiten von Vater und
Wenn du diesen Körper (Persönlichkeit), der aus Fleisch und Unreinigkeiten besteht, und aus den Unreinigkeiten von Vater und Mutter entstanden ist, verlassen hast, so wie ein verworfenes Ding, so werde Brahm und verlange das Ende.
Mutter entstanden ist, verlassen hast, so wie
ein verworfenes Ding, so werde Brahm und
verlange das Ende.
Wenn du den Atma in Paramatma versenkt
hast, so wie der von einem Wasserkruge ein-
geschlossene Raum im freien Raum aufgeht
(wenn der Krug zerbricht), so bleibe für immer
stillschweigend in diesem Zustande*).
zuziehen, es zu zwingen, ihm dienstbar zu werden. Dabei
rindet er ewig nichts als die Illusion seines vergänglichen
Selbsts mit den dazu gehörigen Illusionen, Theorien, Meinungen
und Vielwisserei. Der Weise, dessen Gedanke in der ewigen
Wenn du den Atma in Paramatma versenkt hast, so wie der von einem Wasserkruge eingeschlossene Raum im freien Raum aufgeht (wenn der Krug zerbricht), so bleibe für immer stillschweigend in diesem Zustande *).
Einheit seine Zuflucht sucht, findet dort seinen Meister und
durch ihn die Erkenntnis und Seligkeit. Meditation im
wahren Sinne des Wortes ist kein Fortschritt des vergäng-
lichen thörichten Selbsts mit seinem imaginären Wissen und
Wollen, sondern ein Zerbrechen der harten materiellen
Schale, dem Produkte der Unwissenheit (Tamas), welche
die Erkenntnis verhindert, und durch dieses Zerbrechen wird
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unsere eingebildete Selbstheit vernichtet, und „Gott" (das
wahre Selbst) erlangt Selbsterkenntnis in uns. Dieses wahre
Selbst schläft nicht, wenn auch der Körper im Schlafe liegt
und die richtige Meditation ist daher eine ununterbrochene,
zuziehen, es zu zwingen, ihm dienstbar zu werden. Dabei findet er ewig nichts als die Illusion seines vergänglichen Sclb:.:;ts mit den dazu gehörigen Illusionen, Theorien, Meinung('n und Vielwisserei. Der 'Veise, dessen Gedanke in der ewigen Einheit seine Zuflucht sucht, findet dort seinen Meister und durch ihn die Erkenntnis und Seligkeit. Meditation im wahren Sinne des Wortes ist kein Fortschritt des vergänglichen thÖrichten Selbsts mit seinem imaginären Wissen und 'Vollen, sondern ein Zerbrechen der harten materiellen Schale, dem Produkte der Unwissenheit (Tamas), welche die Erkenntnis verhindert, und durch dieses Zerbrechen wird lillsere eingebildete Selbstheit vernichtet, und "Gott" (das wahre Selbst) erlangt Selbsterkenntnis in uns. Dieses wahre Selbst schläft nicht, wenn auch der Körper im Schlafe liegt und die richtige Meditation ist daher eine ununterbrochene, sowohl während des Schlafes, als auch während dem wachenden Zustande und dessen Beschäftigungen.
sowohl während des Schlafes, als auch während dem wachen-
den Zustande und dessen Beschäftigungen.
*) Siehe: H. P. Blavatsky: „Die Stimme der Stille."
Lotusblüten i, 2 und 3.
*) Siehe: H. P. Blavatsky: "Die Stimme der Stille." Lotusbliiten
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gl
I, 2
und 3.
Original tram
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2ÖI
Wenn (man) das Selbsterleuchtete, urgründ-
liche Brahm (die Grundlage alles Daseins)
durch das Logos geworden ist, so muss der
Wenn (man) das Selbsterleuchtete, urgründliehe Brahm (die Grundlage alles Daseins) durch das Logos geworden ist, so muss der Makrokosmos sowohl als der Mikrokosmos verlassen werden, so wie ein Topf mit Unrat (weggeworfen wird) *).
Makrokosmos sowohl als der Mikrokosmos
verlassen werden, so wie ein Topf mit Un-
rat (weggeworfen wird)*).
Wenn der Begriff des „Ichs" (in das wahre
Selbst) übertragen worden ist, wie er dem
Atma innewohnt, welches Bewusstsein, Wahr-
heit und Seligkeit ist, und wenn alle Attri-
bute aufgegeben worden sind, so werde für
immer Eins.
Wenn du als das „Ich" dasjenige Brahm
(Gottesbewusstsein) realisierst, in welchem die-
ses Weltall wie eine Stadt in einem Spiegel
reflektiert ist, so wirst du dein Endziel er-
Wenn der Begriff des "Ichs" (in das wahre Selbst) übertragen ,vorden ist, "rie er dem Atma inne,vohnt, welches Bewusstsein, Wahrheit und Seligkeit ist, und wenn alle Attribute aufgegeben worden sind, so werde für immer Eins.
reichen.
*) Was sollte der sich seiner Freiheit bewusste gott-
liche Geist, welcher die ganze Erscheinungswelt mit ihren
Zufällen als ein unwesentliches Produkt der Täuschung er-
kannt hat, noch mit dieser Welt und ihren Thorheiten zu
schaffen haben wollen? Würden unsere Spiritisten dies er-
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kennen und zwischen Geist und Nichtgeist zu unterscheiden
wissen, so würden sie auch den Verkehr mit dem göttlichen
Geiste der Unterhaltung mit den irdischen Überbleibseln
(Elementarwesen oder Larven) verstorbener Erdenbewohner
vorziehen.
Wenn du als das "Ieh" dasjenige Brahm (Gottesbewusstsein) realisierst, in welchem dieses Weltall wie eine Stadt in einem Spiegel reflektiert ist, so wirst du dein Endziel erreichen. *) Was sollte der sich seiner Freiheit bewusste göttliche Geist, welcher die ganze Erscheinungswelt mit ihren Zufällen als ein unwesentliches Produkt der Täuschung erkannt hat, noch mit dieser Welt und ihren Thorheiten zu schaffen haben wollen? Würden unsere Spiritisten dies er· kennen und zwischen Geist und Nichtgeist zu unterscheiden wissen, so würden sie auch den Verkehr mit dem göttlichen Geiste der Unterhaltung mit den irdischen Überbleibseln (Elementarwesen oder Laryen) verstorbener Erdenbewohner vorziehen.
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Wenn du das ursprüngliche Bewusstsein,
die absolute Seligkeit, deren Natur die Wahr-
heit ist und welche ohne Form und Thätig-
Wenn du das ursprüngliche Bewusstsein, die absolute Seligkeit, deren Natur die Wahrheit ist und welche ohne Form und Thätigkeit ist, erlangt hast, so verlasse diesen illusorischen Leib, der vom Atma angenommen wurde, so wie ein Schauspieler seine Kleidung (für die Rolle, die er spielen will) *).
keit ist, erlangt hast, so verlasse diesen illu-
sorischen Leib, der vom Atma angenommen
wurde, so wie ein Schauspieler seine Klei-
dung (für die Rolle, die er spielen will)*).
Das objektive Weltall vom (Standpunkte
des) Logos (betrachtet), ist eine Täuschung,
und dieses (objektive Weltall) ist nicht das
„Ich" (des Logos), weil es (nicht ewig und
selbstexistierend, sondern) vergänglich ist.
Wie könnte denn der Begriff „Ich erkenne
*) Wer diesen Grad von Selbsterkenntnis und die
dadurch bedingte völlige Herrschaft über seine Natur er-
langt hat, der kann auch aus seinem Körper aus- und ein-
gehen, wie er will, gerade so, wie wir aus unserer Wohnung
aus- und eingehen können. Dies erklärt auf ganz natürliche
Das objektive Weltall vom (Standpunkte des) Logos (betrachtet), ist eine Täuschung, und dieses (objektive Weltall) ist nicht das "Ich" (des Logos), weil es (nicht ewig und selbstexistierend , sondern) vergänglich ist. Wie könnte denn der Begriff "Ich erkenne
Weise viele von den Unwissenden entweder als Wunder
angestaunte, oder als „Betrügereien" bezeichnete verschiedene
durch indische Yogis verursachten Phänomene, welche des-
halb, dass die Mehrzahl unserer europäischen Gelehrten die
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Gesetze des Geistes in der Natur nicht kennen, und diese
Thatsachen nicht erklären können, nichts destoweniger
Thatsachen sind. H. P. Blavatsky hat diese Thatsachen
bewiesen, aber ihre Beweise waren nur denjenigen wenigen
verständlich, welche Verstand genug hatten, um sie zu
begreifen.
*) Wer diesen Grad von Selbsterkenntnis und die dadurch bedingte völlige Herrscbaft über seine Natur erlangt bat, der kann auch aus seinem Körper aus- und eingehen, wie er will, gerade so, wie wir aus unserer Wohnung aus- und eingehen können. Dies erklärt auf ganz natürliche Weise viele von den Unwissenden eutweder als Wunder angestaunte, oder als "Betrügereien" bezeicbnete verschiedene durch indiscbe Yogis verursachten Phänomene, welche desbalb, dass die Mehrzabl unserer europäischen Gelehrten die Gesetze des Geistes in der Natur nicbt kennen, und diese Tbato;achen nicbt erklären können, nichts destoweniger Thatsachen sind. H. P. Blavatsky bat diese Thatsacben bewiesen, aber ibre Beweise waren nur denjenigen wenigen verständlich, welcbe Verstand genug hatten, um sie zu begreifen.
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alles" verwirklicht werden in Bezug auf ver-
gängliche Dinge, (wie) Egoismus u. s. w.*).
Die Substanz (Wesenheit) „Ich" ist der
alles" verwirklicht werden in Bezug auf vergängliche Dinge, (wie) Egoismus u. s. w. *).
Zeuge des Egoismus (Ichseins) u. s. w., weil
es (dieses „Ich" von sich selbst) stets wahr-
genommen wird, sogar im traumlosen Schlafe,
und die (heilige) Schrift nennt es ungeboren
Die Substanz (Wesenheit) ,Jch" ist der Zeuge des Egoismus (Ichseins) u. s. w., ,veil es (dieses "Ich" von sich selbst) stets wahrgenommen wird, sogar im traumlosen Schlafe, und die (heilige) Schrift nennt es ungeboren und ewig ("Gott"); deshalb ist der Atma (absolute Wahrheit) verschieden vom (relativen) Wahrsein und Unwahrsein.
und ewig („Gott"); deshalb ist der Atma (ab-
solute Wahrheit) verschieden vom (relativen)
Wahrsein und Unwahrsein.
Der ewige unwandelbare Atma allein kann
der Erkenner sein von allen Verschieden-
heiten derjenigen (Dinge), welche verschieden
sind. Das Wesen dieser beiden (der Dinge
und ihrer Verschiedenheiten) ist unwirklich,
(eine blosse Vorstellung), weil es (als unwe-
sentlich) oft und klar in den Empfindungen
des (irdischen) Gemütes, im Traume und im
traumlosen Schlafe wahrgenommen wird**).
*) Dieser Begriff kann deshalb nicht verwirklicht wer-
den, weil er nicht wahr ist. Ein Mensch, der sich in seiner
Selbstheit einbildet, ein Gott (Übermensch) zu sein, ist kein
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Gott, sondern ein Narr. Wo der (illusorische) Mensch
Der ewige unwandelbare Atma allein kann der Erkenner sein von allen Verschiedenheiten derjenigen (Dinge), welche verschieden sind. Das Wesen dieser beiden (der Dinge und ihrer Verschiedenheiten) ist unwirklich, (eine bIosse Vorstellung), weil es (als un,,~e sentlich) oft und klar in den Empfindungen des (irdischen) Gemütes, im Traume und im traumlosen Schlafe wahrgenommen wird **).
aufhört, da fängt erst das göttliche (unendliche) Dasein an.
**) Das wahre Gottesbewusstsein bleibt sich ewig gleich,
alles andere ist nur Schein und der Veränderung unterworfen.
Schon der dem tierischen Zustande entwachsene Mensch
*) Dieser Begriff kann deshalb nicht verwirklicht werden, weil er nicht wahr ist. Ein Mensch, der sich in seiner Selbstheit einbildet, ein Gott (übermensch) zu sein, ist kein Gott, sondern ein Narr. Wo der (illusorische) Mensch aufhört, da fängt erst das göttliche (unendliche) Dasein an. **) Das wahre Gottesbewusstsein bleibt sich ewig gleich, alles andere ist nur Schein und der Veränderung unterworfen. Schon der dem tierischen Zustande entwachsene Mensch
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Verlasse deshalb die Idee des „Ichs" in
Verbindung mit einem Haufen Fleisch und
auch die Idee (des „Ichs") selbst, welche ein
Verlasse deshalb die Idee des "Ichs" in Verbindung mit einem Haufen Fleisch und auch die Idee (des "Ichs") selbst, welche ein Produkt von Buddhi ist. Wenn du den Atma erkannt hast, den weder die Vergangenheit noch die Gegenwart noch die Zukunft berührt, so erlange den Frieden.
Produkt von Buddhi ist. Wenn du den Atma
erkannt hast, den weder die Vergangenheit
noch die Gegenwart noch die Zukunft be-
rührt, so erlange den Frieden.
Verlasse die Idee des „Ichs" in (Bezug
auf) Familie, Geschlecht, Name, Form, und
Lebensstellung, welche alle von diesem phy-
sischen Körper herrühren, und wenn du
weiss im wachenden Zustande, dass seine Begierden und
Empfindungen nicht ihn selbst, sondern seine Natur, mit
der er verbunden ist, angehen. Im Traume sieht er, wie
auch sein vermeintliches „Ich" verschiedene Formen an-
nimmt, und im traumlosen Zustande (Trance) spricht die
betreffende Individualität von der Persönlichkeit, mit der
sie behaftet ist, als wie von einem anderen Wesen. (Siehe
Verlasse die Idee des "Ichs" in (Bezug auf) Familie, Geschlecht, Name, Form, und Lebensstellung, welche alle von diesem physischen Körper herrühren, und wenn du
Justin. Kerner: „Die Seherin von Prevorst", Heinr.
Zschokkes „Verklärungen" u. s. w.) Näheres darüber
findet sich in der Bhagavad Gita, Kap. XIII, auseinander-
gesetzt: „Über alle Wesen erhaben, wohnt er (der Geist
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Gottes) dennoch in allen, in sich selbst unbewegt, bewegt
er sich dennoch in allen. Er ist zu geistig, um von mate-
riellen Wesen begriffen zu werden, er ist fern und doch
nahe. Er ist das Licht in allen Dingen, die Licht haben
und über alles Dunkel erhaben. Er ist das Erkennen, der
weiss im wachenden Zust"lDde, dass seine Begierden und Empfindungen nicht ihn selbst, sondern seine Natur, mit der er verbunden ist, angehen. Im Traume sieht er, wie auch sein vermeintliches "Ich" verschiedene Fonnen annimmt, und im traumlosen Zustande (Trance) spricht die betreffende Individualität ,"on der Persönlichkeit, mit der sie behaftet ist, als wie von einem anderen \Vesen. (Siehe Justin. Kerner: "Die Seherin von Prevorst", Heinr. Z s eh 0 k k es" V erklärungen" u. s. w.) Näheres darüber findet sich in der Bhagavad Gita, Kap. XIII, auseinandergesetzt : "Über alle Wesen erhaben, wohnt er (der Geist Gottes) dennoch in allen, in sich selbst unbewegt, bewegt er sich dennoch in allen. Er ist zu geistig, um von materiellen Wesen begriffen zu werden, er ist fern und doch nahe. Er ist das Licht in allen Dingen, die Licht haben und über alles Dunkel erhaben. Er ist das Erkennen, der Erkenner und der Gegenstand der Erkenntnis. der in dem Herzen von allen (Dingen) wohnt."
Erkenner und der Gegenstand der Erkenntnis, der in dem
Herzen von allen (Dingen) wohnt."
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-?6-.)
(dann) auch die Eigenschaften des Linga-
Sharira verlassen hast, wie (z. B.) das GefĂźhl,
dass du der Handelnde seiest u. s. w., so
(dann) auch die Eigenschaften des LingaSharira verlassen hast, wie (z. B.) das GefĂźhl, dass du der Handelnde seiest u. s. w., so werde (du) die wesentliche Form, welche absohlte Seligkeit ist.
werde (du) die wesentliche Form, welche ab-
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solute Seligkeit ist.
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Tibetanische Lehren.
Frei nach Mitteilungen durch H. P. Blavatsky.*)
I.
Es giebt viele Leute, deren höchstes denk-
bares Ideal in Bezug auf geistige Dinge die
Befriedigung der wissenschaftlichen Neugierde
ist, während andere, die entweder unfähig
zum Selbstdenken oder zu bequem dazu sind,
ihr Ideal in der Gefühlsschwärmerei suchen.
Die Theosophie oder Gotteserkenntnis wird
aber weder durch das theoretische Wissen,
noch durch das Herumschwärmen der Phan-
Tibetanische Lehren.
tasie im Unsichtbaren, sondern nur durch
das eigene geistige Werden erlangt. Wer
die göttliche Weisheit kennen lernen will,
*) Diese Lehren sind zum grossen Teile nach mündlichen
Frei nach Mitteilungen durch H. P. Blavatsky.*)
Mitteilungen von H. P. Blavatsky niedergeschrieben, und
enthalten manche okkulten Geheimnisse, deren Veröffent-
lichung früher untersagt war und erst seit kurzem gestattet
wurde. H.
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1. Es giebt viele Leute, deren höchstes denkbares Ideal in Bezug auf geistige Dinge die Befriedigung der wissenschaftlichen Neugierde ist, \vährend andere, die entweder unfähig zum Selbstdenken oder zu bequem dazu sind, ihr Ideal in der Gefühlsschwärmerei suchen. Die Theosophie oder Gotteserkenntnis wird aber ,veder durch das theoretische Wissen, noch durch das Herumschwärmen der Phantasie im Unsichtbaren, sondern nur durch das eigene geistige Werden erlangt. Wer die göttliche Weisheit kennen lernen will, *) Diese Lehren sind zum grossen Teile nach mündlichen Mitteilungen von H. P. Blavatsky niedergeschrieben, und enthalten manche okkulten Geheimnisse, deren VeröffentHebung früher untersagt war und erst seit kurzem gestattet H. wurde.
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der muss sie erlangen, und er erlangt sie
nur dadurch, dass er selbst weise wird. Um
aber weise zu werden, dazu gehört das
der muss sie erlangen, und er erlangt sie nur dadurch, dass er selbst weise wird. Um aber weise zu werden, dazu gehört das Wollen und das Wollen führt nur dann zum Ziel, wenn .es verständig geleitet wird. Deshalb gehört zum Wollen das Wissen und keines von beiden hat ohne das andere einen wirklichen Wert. Wollen und Wissen bilden die Grundlage des Dreiecks, dessen Spitze das Werden ist und das Ganze stellt die Erkenntnis des wahren Seins, die Theosophie im wahren Sinne des Wortes dar.
Wollen und das Wollen führt nur dann
zum Ziel, wenn es verständig geleitet wird.
Deshalb gehört zum Wollen das Wissen und
keines von beiden hat ohne das andere einen
wirklichen Wert. Wollen und Wissen bilden
die Grundlage des Dreiecks, dessen Spitze
das Werden ist und das Ganze stellt die Er-
kenntnis des wahren Seins, die Theosophie
im wahren Sinne des Wortes dar.
Weisheit beruht auf Güte, Güte auf Liebe,
Liebe auf Selbstlosigkeit. Man kann ein sehr
gelehrter Mensch sein, ohne deshalb gut und
selbstlos zu sein; ja man findet oft die grösste
Schlauheit, Belesenheit, Spitzfindigkeit und
Raffiniertheit gerade unter schlechten Men-
schen, Verbrechern Narren und Personen,
deren höchstes Ideal das eigene Selbst mit
seinem Selbstwissen, Selbstwähnen, Selbst-
wollen und Selbsthaben ist. Andererseits
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giebt es viele, die von dem besten Willen
durchdrungen und von den besten Absichten
erfüllt sind; da sie sich aber nicht klar sind
über den Zweck, den sie verfolgen, und über
Lotnsblüten XXXI. 18
Weisheit beruht auf Güte, Güte auf Liebe, Liebe auf Selbstlosigkeit. Man kann ein sehr gelehrter Mensch sein, ohne deshalb gut und selbstlos zu sein; ja man findet oft die grösste Schlauheit, Belesenheit, Spitzfindigkeit und Raffiniertheit gerade unter schlechten Menschen , Verbrechern Narren und Personen, deren höchstes Ideal das eigene Selbst mit seinem Selbstwissen , Selbstwähnen , Selbstwollen und Selbsthaben ist. Andererseits giebt es viele, die von dem besten Willen durchdrungen und von den besten Absichten erfüllt sind; da sie sich aber nicht klar sind über den Zweck, den sie verfolgen, und über Lotuabldten )(XJ(I.
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die Mittel, welche zu dessen Erreichung nötig
-
sind, so sind ihre Bestrebungen denen eines
Kindes zu vergleichen, welches im Finstern
die Mittel, welche zu dessen Erreichung nötig sind, so sind ihre Bestrebungen denen eines Kindes zu vergleichen, welches im Finstern tappt. Nicht umsonst sagt ein Sprüchwort, dass der Boden der Hölle mit guten "lorsätzen gepflastert sei, denn ein 1I\Tollen ohne Erkenntnis führt zu Schwärmerei, Aberglauben und Fanatismus und allen den bekannten Übeln, welche daraus entspringen.
tappt. Nicht umsonst sagt ein Sprüchwort,
dass der Boden der Hölle mit guten Vor-
sätzen gepflastert sei, denn ein Wollen ohne
Erkenntnis führt zu Schwärmerei, Aber-
glauben und Fanatismus und allen den be-
kannten Übeln, welche daraus entspringen.
Die Welt hat heutzutage keine Vermeh-
rung der bereits bestehenden Morallehren,
wohl aber ein Verständnis derselben und
was durch sie bezweckt werden soll, nötig.
Es handelt sich nicht mehr um die Erfor-
schung des „Wie?", wohl aber um ein Er-
kennen des „Warum?". Die Lehren des Chris-
tentums, wenn sie richtig verstanden werden,
geben uns hinreichenden Aufschluss darüber,
wie wir sein sollen, aber nur dem geistig
Erleuchteten wird dabei auch das warum
wir so sein sollen klar. Der menschliche
Verstand in seiner Entwicklung ist auf der-
Die Welt hat heutzutage keine Vermehrung der bereits bestehenden Morallehren, wohl aber ein Verständnis derselben und was durch sie bezweckt werden soll, nötig. Es handelt sich nicht mehr um die Erforschung des "Wie?", wohl aber um ein Erkennen des "Warum?". Die Lehren des Christentums, wenn sie richtig verstanden werden, geben uns hinreichenden Aufschluss darüber, wie wir sein sollen, aber nur dem geistig Erleuchteten wird dabei auch das warum wir so sein sollen klar. Der menschliche V erstand in seiner Entwicklung ist auf derjenigen Stufe angelangt, dass er von allem, was man vom Menschen verlangt, dass er es unternehmen soll, erst wissen will, was dadurch zu erreichen ist und auf welche Weise
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jenigen Stufe angelangt, dass er von allem,
was man vom Menschen verlangt, dass er es
unternehmen soll, erst wissen will, was da-
durch zu erreichen ist und auf welche Weise
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es erreicht wird, ehe er es unternimmt. Wenn
es z. B. heisst: „Liebe Gott über alles und
deinen Nächsten wie dich selbst," so ist in
es erreicht wird, ehe er es unternimmt. Wenn es z. B. heisst: "Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst ," so ist in diesen Worten allerdings die höchste Weisheit ausgedrückt für denjenigen, welcher Gott in sich selbst und in seinem Nächsten erkennt, wer sich aber unter "Gott" und "selbst" etwas anderes vorstellt, als was es in \Virklichkeit ist, für den haben diese Worte keinen Sinn und man kann von ihm nicht verlangen, dass er sie befolgt. Hat er aber gar verkehrte Begriffe in Bezug auf die Bedeutung dieser Lehre, so wird seine Auffassung und ebenso die Befolgung derselben eine verkehrte sein.
diesen Worten allerdings die höchste Weis-
heit ausgedrückt für denjenigen, welcher Gott
in sich selbst und in seinem Nächsten erkennt,
wer sich aber unter „Gott" und „selbst" et-
was anderes vorstellt, als was es in Wirklich-
keit ist, für den haben diese Worte keinen
Sinn und man kann von ihm nicht verlangen,
dass er sie befolgt. Hat er aber gar verkehrte
Begriffe in Bezug auf die Bedeutung dieser
Lehre, so wird seine Auffassung und ebenso
die Befolgung derselben eine verkehrte sein.
Die Grundlage zur Erlangung alles wahren
Wissens ist die Freiheit von Irrtum und diese
Freiheit von irrigen Theorien wird dadurch
erlangt, dass man von der richtigen Lehre
unterrichtet wird. Ein solcher Unterricht ist
an sich selbst noch lange keine eigene Er-
kenntnis der Wahrheit, die ja nur durch
eigene Anschauung, durch eigene Erfahrung,
eigenes Werden und Sein erlangt werden
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kann, aber sie dient dazu, die Hindernisse
zu beseitigen, welche diesem eigenen An-
schauen, Erfahren, Werden und Sein im
18*
Die Grundlage zur Erlangung alles wahren Wissens ist die Freiheit von Irrtum und diese Freiheit von irrigen Theorien wird dadurch erlangt, dass man von der richtigen Lehre unterrichtet wird. Ein solcher Unterricht ist· an sich selbst noch lange keine eigene Erkenntnis der Wahrheit, die ja nur durch eigene Anschauung, durch eigene Erfahrung, eigenes Werden und Sein erlangt werden kann, aber sie dient dazu, die Hindernisse zu beseitigen, welche diesem eigenen Anschauen, Erfahren, Werden und Sein 1m 18 ""
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Wege stehen. Kein Mensch kann einem
-
anderen Gott oder die göttliche Weisheit
offenbaren, das kann nur Gott in seiner Weis-
'Vege stehen. Kein ~Iensch kann einem anderen Gott oder die göttliche Weisheit offenbaren, das kann nur Gott in seiner Weisheit selber thun, aber Gott ist überall und seine Weisheit ist ein Licht, welches die Seele eines jeden Menschen erleuchtet, sobald es in ihm zur lebendigen Kraft geworden ist, welche die Finsternis überwindet. Mit anderen Worten, die Wahrheit ist ein Same, aus welchem, wenn er im Herzen erstarkt, die Selbsterkenntnis wächst, welche den Gegensatz der Wahrheit, den Irrtum und die Lüge überwindet. Wo diese Selbsterkenntnis eintritt, da hören alle wissenschaftlichen und unwissenschaftlichen Meinungen, Schlussfolgerungen, Hypothesen und Theorien, alles Wähnen und Dünken auf; wo die Erkenntnis der Wahrheit eintritt, da ist sie; damit ist alles gesagt, denn das V orhandensein von Meinungen beruht auf diesen oder jenen Gnlnden, die ausser ihnen selbst liegen; die Selbsterkenntnis der Wahrheit und Wirklichkeit beruht aber auf nichts anderem, als auf dem Dasein der Wahrheit selbst.
heit selber thun, aber Gott ist überall und
seine Weisheit ist ein Licht, welches die Seele
eines jeden Menschen erleuchtet, sobald es
in ihm zur lebendigen Kraft geworden ist,
welche die Finsternis überwindet. Mit an-
deren Worten, die Wahrheit ist ein Same,
aus welchem, wenn er im Herzen erstarkt,
die Selbsterkenntnis wächst, welche den Ge-
gensatz der Wahrheit, den Irrtum und die
Lüge überwindet. Wo diese Selbsterkennt-
nis eintritt, da hören alle wissenschaftlichen
und unwissenschaftlichen Meinungen, Schluss-
folgerungen, Hypothesen und Theorien, alles
Wähnen und Dünken auf; wo die Erkenntnis
der Wahrheit eintritt, da ist sie; damit ist
alles gesagt, denn das Vorhandensein von
Meinungen beruht auf diesen oder jenen
Gründen, die ausser ihnen selbst liegen; die
Selbsterkenntnis der Wahrheit und Wirk-
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lichkeit beruht aber auf nichts anderem, als
auf dem Dasein der Wahrheit selbst.
Die folgenden Erklärungen sind weder
von H. P. Blavatsky noch von dem Ver-
Die folgenden Erklärungen sind weder von H. P. Blavatsky noch von dem Ver-
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27 1
fasser derselben erfunden worden, sie sind
von keinem Menschen erdacht, ausgeklügelt
oder ersonnen worden, auch beruhen sie nicht
fasser derselben erfunden worden, sie sind von keinem Menschen erdacht, ausgeklügelt oder ersonnen worden, auch beruhen sie nicht auf Inspiration von unbekannten geistigen Einflüssen, spiritistischen Mitteilungen aus dem ,,}enseits" u. dergI., sondern sie sind Mitteilungen jener Weisen des Ostens, welche zur göttlichen Selbsterkenntnis gelangt sind, und enthalten Geheimnisse, welche früher nur unter dem Schleier von Allegorien und Parabeln besprochen wurden, um diejenigen, welche für deren Empfängnis fähig waren, zum eigenen Nachdenken anzuregen. Sie sind dazu bestimmt, Anfängern auf dem Wege des Lichtes den Weg zu weisen, den jeder selber zu gehen hat. Das Wort "Anfänger" hat aber hier eine grosse Bedeutung, denn erst dort, wo der denkende und grübelnde sterbliche Mensch seine Vollkommenheit erreicht hat und an der Grenze seines Daseins als Mensch angelangt ist, da fängt Gott (der unsterbliche Gottmensch im Menschen) an. Der Meister in der irdischen Naturwissenschaft muss, wenn er die göttlichen Gehein1nisse in der Natur kennen lernen will, wieder wie ein Kind in dieser höheren Sphäre lernen, ein Anfänger in der geistigen Erkenr,'_·
auf Inspiration von unbekannten geistigen
Einflüssen, spiritistischen Mitteilungen aus
dem „Jenseits" u. dergl., sondern sie sind
Mitteilungen jener Weisen des Ostens, welche
zur göttlichen Selbsterkenntnis gelangt sind,
und enthalten Geheimnisse, welche früher nur
unter dem Schleier von Allegorien und Pa-
rabeln besprochen wurden, um diejenigen,
welche für deren Empfängnis fähig waren,
zum eigenen Nachdenken anzuregen. Sie
sind dazu bestimmt, Anfängern auf dem Wege
des Lichtes den Weg zu weisen, den jeder
selber zu gehen hat. Das Wort „Anfänger"
hat aber hier eine grosse Bedeutung, denn
erst dort, wo der denkende und grübelnde
sterbliche Mensch seine Vollkommenheit er-
reicht hat und an der Grenze seines Daseins
als Mensch angelangt ist, da fängt Gott (der
unsterbliche Gottmensch im Menschen) an.
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Der Meister in der irdischen Naturwissen-
schaft muss, wenn er die göttlichen Geheim-
nisse in der Natur kennen lernen will, wieder
wie ein Kind in dieser höheren Sphäre ler-
nen, ein Anfänger in der geistigen Erkenn',-
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nis werden, darin aufwachsen und sich ent-
wickeln.
Wie der irdische materielle Mensch die
zum Dasein und zur Entwicklung seines Kör-
nls werden, darin aufwachsen und sich entwickeln.
pers nötige Nahrung aus der ihn umgeben-
den materiellen Welt empfängt und zu deren
Aufnahme und Assimilierung gewisse Kör-
perorgane hat, so nimmt der Mensch die zu
seinem geistigen Wachstum und Kräftigung
Wie der irdische materielle Mensch die zum Dasein und zur Entwicklung seines Körpers nötige Nahrung aus der ihn umgebenden materiellen Welt empfängt und zu deren Aufnahme und Assimilierung gewisse Körperorgane hat, so nimmt der Mensch die zu seinem geistigen Wachstum und Kräftigung nötige Nahrung aus der ihn umgebenden geistigen Welt und er besitzt hierzu gewisse Organe, wenn auch dieselben oder deren Funktionen unseren modernen Physiologen unbekannt sind*). Nicht im Wissen allein, noch im Träumen und Schwärmen besteht das geistige Wachstum oder der Besitz geistiger und magischer Kräfte. Dies wird nur durch das geistige Wachstum und die geistige Ent-
nötige Nahrung aus der ihn umgebenden geis-
tigen Welt und er besitzt hierzu gewisse Or-
gane, wenn auch dieselben oder deren Funk-
tionen unseren modernen Physiologen un-
bekannt sind*). Nicht im Wissen allein, noch
im Träumen und Schwärmen besteht das
geistige Wachstum oder der Besitz geistiger
und magischer Kräfte. Dies wird nur durch
das geistige Wachstum und die geistige Ent-
*) Gerade diejenigen körperlichen Organe, welche heut-
zutage von den Menschen am allermeisten zur Befriedigung
sinnlicher Gelüste missbraucht werden, sind auch diejenigen,
von denen die geistige Entwicklung abhängig ist. Würden
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unsere Physiologen, Mediziner und Theologen deren geistige
Funktionen kennen, so bekäme die Moral eine vernünftige
Grundlage. Zugleich aber wäre damit der Weg zur Aus-
übung der schwarzen Magie geöffnet; denn alles, was m.in
zu gebrauchen versteht, kann man sowohl zu guten als auch
zu bösen Zwecken verwenden.
*) Gerade diejenigen körperlichen Otgane, welch'2 heutzutage von den Menschen am allermeisten zur Befriedigung sinnlicher Gelüste missbraucht werden, sind auch diejenigen, von denen die geistige Entwicklung abhängig ist. 'Vürden unsere Physiologen, Mediziner und Theologen deren geistige Funktionen kennen, so bekäme die Moral eine vernünftige Grundlage. Zugleich aber wäre damit der Weg zur Ausübung der schwarzen Magie geöffnet; denn alles, was m:m zu gebrauchen versteht, kann man sowohl zu guten als a~1Ch zu bösen Zwecken verwenden.
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Wicklung erlangt. Diese aber bedarf der Er-
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nährung und wie ein körperlich gemästeter
Mensch deshalb doch arm an Gedanken, oder
wicklung erlangt. Diese aber bedarf der Ernährung und wie ein körperlich gemästeter Mensch deshalb doch arm an Gedanken, oder ein an Vorstellungen und Phantasien reicher Mensch körperlich mager sein kann, so kann auch ein Mensch in allen Wissenschaften bewandert, gelehrt und scharfsinnig und dennoch arm an Geist oder "Seele" sein. Um aber dies auf eine wissenschaftliche Weise zu erklären, dazu ist es nötig, einen Blick auf die Zusammensetzung der Konstitution des Weltalls, sowie des Menschen zu werfen, so wie die tibetanischen Weisen dieselben lehren und wie sie auch in den indischen Veden, wenn auch verhüllt, beschrieben ist:
ein an Vorstellungen und Phantasien reicher
Mensch körperlich mager sein kann, so kann
auch ein Mensch in allen Wissenschaften be-
wandert, gelehrt und scharfsinnig und dennoch
arm an Geist oder „Seele" sein. Um aber
dies auf eine wissenschaftliche Weise zu er-
klären, dazu ist es nötig, einen Blick auf die
Zusammensetzung der Konstitution des Welt-
alls, sowie des Menschen zu werfen, so wie
die tibetanischen Weisen dieselben lehren und
wie sie auch in den indischen Veden, wenn
auch verhüllt, beschrieben ist:
Nach dieser Erklärung ist sowohl der Or-
ganismus der grossen Welt, als auch der-
jenige des Menschen (Makrokosmos und Mi-
krokosmos) aus sieben Prinzipien oder Kräf-
ten gebildet, von denen jedes mit sich selbst
im innigsten Zusammenhange steht, so dass
der Geist im grossen Ganzen auf den Geist
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im Menschen, das Materielle im Menschen
auf das Materielle im grossen Ganzen wirkt
u. s. w. Diese Lehre ist auch im Sohar ent-
halten, wo es heisst: „Alles, was auf Erden
Nach dieser Erklärung ist sowohl der Organismus der grossen Welt, als auch derjenige des Menschen (Makrokosmos und Mikrokosmos) aus sieben Prinzipien oder Kräften gebildet, von denen jedes mit sich selbst im innigsten Zusammenhange steht, so dass der Geist im grossen Ganzen auf den Geist im Menschen, das Materielle im Menschen auf das Materielle im grossen Ganzen wirkt u. s. w. Diese Lehre ist auch im Sohar enthalten, wo es heisst: "Alles, was auf Erden
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vorhanden ist, hat sein ätherisches Vorbild
im Überirdischen, und es giebt nichts so
Kleines oder Unbedeutendes in der Welt, dass
vorhanden ist, hat seIn ätherisches \Torbild im Überirdischen, und es giebt nichts so Kleines oder Unbedeutendes in der Welt, dass es nicht von etwas ihm vorgesetzten Höherem abhängig wäre, so dass, wenn das l..T ntere sich regt, das ihm vorgesetzte Obere sich ihm entgegenregt." *)
es nicht von etwas ihm vorgesetzten Höhe-
rem abhängig wäre, so dass, wenn das Un-
tere sich regt, das ihm vorgesetzte Obere sich
ihm entgegenregt."*)
Die exoterische Einteilung dieser sieben
Prinzipien ist bereits wiederholt in den „Lo-
tusblüten erwähnt worden**). Sie ist folgende,
wobei wir von unten nach oben rechnen
wollen.
I. Sthula-Sharira***). — Im Mikrokos-
mos des Menschen ist dies der menschliche
Körper, die materielle Form, welche der
Mensch auf Erden bewohnt, der materielle
Organismus, vermittelst dessen er mit der
Die exoterische Einteilung dieser sieben Prinzipien ist bereits wiederholt in den "Lotusblüten erwähnt worden **). Sie ist folgende, wobei wir von unten nach oben rechnen wollen.
materiellen Welt in Verbindung steht. Da
dieser Körper nicht zum eigentlichen Wesen
des Menschen gehört, sondern nur sozusagen
das Haus ist, welches er bewohnt, oder das
*) Vergl. F. Hart mann, „Magie, oder das Gesetz des
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Geistes in der Natur". Leipzig, 1894.
**) Lotusblüten, vol. I, pag. 249.
***) Wir ziehen es vor, die bereits bekannten Sanskrit-
namen an Stelle der tibetanischen Bezeichnungen zu setzen.
I. Sthula-Sharira***). - Im Mikrokosmos des Menschen ist dies der menschliche Körper, die materielle Form, welche der Mensch auf Erden bewohnt, der materielle Organismus, vermittelst dessen er mit der materiellen Welt in Verbindung steht. Da dieser Köt'pQr nicht zum eigentlichen Wesen des Menschen gehört, sondern nur sozusagen das Haus ist, welches er bewohnt, oder das *) Vergl. F. Hartmann, "Magie, oder das Gesetz des
Geistes in der X atur".
Leipzig, 1894.
**) Lotusblüten, yol. I, pag. 249. ***) Wir ziehen es Yor, die bereits bekannten Sanskr;t-
namen an Stelle der tibetanischen Bezeichnungen zu setzen.
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Kleid, welches er anhat, so wird auch in
der esoterischen Lehre dieses Prinzip gar
nicht mitgerechnet und in den geheimen
Kleid, \velches er anhat, so wird auch in der esoterischen Lehre dieses Prinzip gar nicht mitgerechnet und in den geheimen Schriften der Indier überhaupt nicht davon gesprochen, wenn von dem "Haushälter", d. h. von dem Menschen die Rede ist.
Schriften der Indier überhaupt nicht davon
gesprochen, wenn von dem „Haushälter",
d. h. von dem Menschen die Rede ist.
Im Makrokosmos ist es die äussere mate-
rielle Erscheinungswelt, die an sich auch
nichts Wesentliches, sondern eben nur eine
Fülle von Formen oder Erscheinungen, von
sozusagen mit Materie bekleideten Astral-
bildern ist. Die „Materie" aber, aus der
diese materielle Welt besteht, ist auch weiter
nichts als Schwingungen einer Substanz,
welche wir in Ermangelung einer besseren
Bezeichnung Äther (Akäsha) nennen wollen.
Im Makrokosmos ist es die äussere materielle Erscheinungswelt, die an sich auch nichts Wesentliches, sondern eben nur eine Fülle von Formen oder Erscheinungen, von sozusagen mit Materie bekleideten Astralbildern ist. Die "Materie" aber, aus der diese materielle Welt besteht, ist auch weiter nichts als Schwingungen einer Substanz, welche wir in Ermangelung einer besseren Bezeichnung Äther (Akasha) nennen wollen.
Dass der menschliche Körper durch die
in der Menschennatur enthaltenen Kräfte er-
zeugt und geboren wird und die Elemente zu
seiner Ernährung und Wachstum aus der ihn
umgebenden materiellen Welt erhält, bedarf
keines Beweises. Er ist aufs innigste mit
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derselben verbunden, sein Dasein hängt vom
Dasein derselben ab und er könnte ohne sie
nicht existieren, wohl aber sie ohne ihn.
Dass der menschliche Körper durch die in der Menschennatur enthaltenen Kräfte erzeugt und geboren \vird und die Elemente zu seiner Ernährung und Wachstum aus der ihn umgebenden materiellen Welt erhält, bedarf keines Beweises. Er ist aufs innigste mit derselben verbunden, sein Dasein hängt vom Dasein derselben ab und er könnte ohne sie nicht existieren, \vohl aber sie ohne ihn.
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Würde die Natur es so machen wie unsere
Theoretiker und Schwärmer und sich damit
begnügen, sich bloss vorzustellen, wie es wohl
Würde die Natur es so machen 'wie unsere Theoretiker und Schwärmer und sich damit begnügen, sich bloss vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn ein Mensch zu Stande käme, oder wie die Frommen, es beim guten Willen bewenden Hesse, aber nicht die Fähigkeit hätte, einen l\fenschen zuwege zu bringen und zu ernähren, so käme keiner zu Stande. So aber dient der tierische Körper des l\fer.sehen als ein Werkzeug, durch welches die in ihm verkörperten Naturkräfte einen Menschen nicht bloss theoretisch, sondern praktisch erzeugen, ernähren und entwickeln und ähnlich verhält es sich mit den anderen Prinzipien in der Konstitution des Menschen. In dem eigenen geistigen Wachstum und nicht in dem Studium geschichtlicher wunderbarer Ereignisse, noch in dem Suchen nach b€glaubigten "okkulten" Phänomenen oder dem Fünvahrhalten von wissenschaftlichen oder kirchlichen Dogmen besteht das Wesen der Theosophie.
wäre, wenn ein Mensch zu Stande käme,
oder wie die Frommen, es beim guten Wil-
len bewenden liesse, aber nicht die Fähigkeit
hätte, einen Menschen zuwege zu bringen
und zu ernähren, so käme keiner zu Stande.
So aber dient der tierische Körper des Men-
schen als ein Werkzeug, durch welches die
in ihm verkörperten Naturkräfte einen Men-
schen nicht bloss theoretisch, sondern prak-
tisch erzeugen, ernähren und entwickeln und
ähnlich verhält es sich mit den anderen Prin-
zipien in der Konstitution des Menschen. In
dem eigenen geistigen Wachstum und nicht
in dem Studium geschichtlicher wunderbarer
Ereignisse, noch in dem Suchen nach be-
glaubigten „okkulten" Phänomenen oder dem
Fürwahrhalten von wissenschaftlichen oder
kirchlichen Dogmen besteht das Wesen der
Theosophie.
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II. Linga-Sharira. — Der Astralleib,
auch der fluidische oder ätherische Körper,
Doppelgänger u. dergl. genannt, welcher zu
fein ist, um mit unseren körperlichen mate-
11. Linga-Sharira. - Der Astralleib. auch der ßuidische oder ätherische Körp(r, Doppelgänger u. dergl. genaHnt, welcher zu fein ist, um mit unseren körperlichen mate-
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riellen Sinnen wahrgenommen zu werden*).
Dieser Astralkörper erfüllt und durchdringt
den physischen Körper in allen seinen Tei-
len und in der That ist er nicht sowohl ein
riellen Sinnen wahrgenommen zu werden *). Dieser Astralkörper erfüllt und durchdringt den physischen Körper in allen seinen Teilen und in der That ist er nicht sowohl ein Produkt des letzteren, sondern der physische Körper ist nach der Beschaffenheit des j\stralkörpers aufgebaut und sozusagen dessen materielle Bekleidung. Ob die Theorie von dem Dasein eines Astralkörpers von der offiziellen Wissenschaft beglaubigt ist oder nicht, kann uns völlig gleichgültig sein; das beste Mittel, um sich von dessen Dasein zu überzeugen, besteht darin, dass man selber die Fähigkeit erlangt, sein Bewusstsein auf diese Ebene zu versetzen und während der materielle Körper im Schlafe liegt, sich von demselben frei zu machen und im Astralkörper selbständig zu handeln. Dass dies möglich ist, davon finden sich hinlänglich Beweise in Büchern über "Geheimwissenschaften", aber alle diese "Beweise" können die eigene Erfahrung nicht ersetzen. Die Erkenntnis der Wahrheit wird nicht durch "Beweise" von deren Vorhandensein, sondern nur durch die Erfahrung selber erlangt.
Produkt des letzteren, sondern der physische
Körper ist nach der Beschaffenheit des
Astralkörpers aufgebaut und sozusagen dessen
materielle Bekleidung. Ob die Theorie von
dem Dasein eines Astralkörpers von der offi-
ziellen Wissenschaft beglaubigt ist oder nicht,
kann uns völlig gleichgültig sein; das beste
Mittel, um sich von dessen Dasein zu über-
zeugen, besteht darin, dass man selber die
Fähigkeit erlangt, sein Bewusstsein auf diese
Ebene zu versetzen und während der mate-
rielle Körper im Schlafe liegt, sich von dem-
selben frei zu machen und im Astralkörper
selbständig zu handeln. Dass dies möglich
ist, davon finden sich hinlänglich Beweise in
Büchern über „Geheimwissenschaften", aber
alle diese „Beweise" können die eigene Er-
fahrung nicht ersetzen. Die Erkenntnis der
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Wahrheit wird nicht durch „Beweise" von
deren Vorhandensein, sondern nur durch die
Erfahrung selber erlangt.
*) Siehe: „Lotusblüten", vol. I: „Die sieben Prin-
zipien."
*) Siehe: "Lotusblüten", zipien. "
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voI. I:
"Die sieben Prin-
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Dem Astralkörper im Mikrokosmos ent-
spricht im Makrokosmos das Astrallicht, und
zwar bei alltäglichen Menschen die niedere
Dem Astralkörper im Mikrokosmos entspricht im Makrokosmos das Astrallicht, und zwar bei alltäglichen Menschen die niedere Region desselben; denn wie wir in der Seele des ~.fenschen zwei Regionen unterscheid.en, diejenige, in welcher die tierischen Instinkte und Leidenschaften herrschen, und die andere, in welcher hohe und reine Gefühle und Gedanken wohnen, so ist auch im Astralkörper unseres Planeten zwischen dem niederen Teile des Astrallichtes, in welchem die niedrigen Elementarwesen hausen *), und der von reinen Geistern bewohnten höheren Region zu unterscheiden.
Region desselben; denn wie wir in der Seele
des Menschen zwei Regionen unterscheiden,
diejenige, in welcher die tierischen Instinkte
und Leidenschaften herrschen, und die andere,
in welcher hohe und reine Gefühle und Ge-
danken wohnen, so ist auch im Astralkörper
unseres Planeten zwischen dem niederen
Teile des Astrallichtes, in welchem die nied-
rigen Elementarwesen hausen *), und der von
reinen Geistern bewohnten höheren Region
zu unterscheiden.
Wie der physische Körper seine Organe
hat, um materielle Nahrung aufzunehmen,
und wie er vermittelst derselben die für
ihn assimilierbaren Elemente aufnimmt und
nach seinen alchemischen Gesetzen verar-
beitet, Brot in Blut und Fleisch verwandelt
(was die Chemie ohne Beihilfe der Lebens-
kraft nicht kann) u. s. w., so hat auch der
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Astralkörper seine Organe, vermittelst wel-
cher er die aus dem Astrallichte unseres Pla-
neten ihm zukommenden Einflüsse ergreift,
*) Lotusblüten, vol. IV: „Elementargeister".
\Vie der physische Körper seine Organe hat, um materielle Nahrung aufzunehmen, und wie er vermittelst derselben die für ihn assimilierbaren Elemente aufnimmt und nach seinen alchemischen Gesetzen verarbeitet, Brot in Blut und Fleisch verwandelt (,vas die Chemie ohne Beihilfe der Lebenskraft nicht kann) u. s. 'v., so hat auch der Astralkörper seine Organe, vermittelst welcher er die aus dem Astrallichte unseres Planeten ihm zukommenden Einflüsse ergreift, *) Lotusbliiten, vo1. IV: "Elementargeister".
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die ihm assimilierbaren in sich aufnimmt und
die nicht verwendbaren abscheidet. Selbst-
verständlich weiss die offizielle materielle
die ihm assimilierbaren in sich aufnimmt und die nicht verwendbaren abscheidet. Selbstverständlich weiss die offizielle materielle Wissenschaft von diesen Organen nichts, da sie ja den Astralkörper selbst nicht kennt, aber in den Büchern der Orientalen sind diese Organe und deren Funktionen beschrieben *).
Wissenschaft von diesen Organen nichts, da
sie ja den Astralkörper selbst nicht kennt,
aber in den Büchern der Orientalen sind diese
Organe und deren Funktionen beschrieben*).
Da der physische Körper der körperliche
Ausdruck oder das Ebenbild des Astralkör-
pers ist, so finden sich auch in demselben die
Organe des Astralkörpers ausgeprägt, aber
die Funktionen derselben sind entweder (wie
z. B. diejenige der Milz) unseren Physiologen
unbekannt, oder solche Organe (besonders
diejenigen des Gehirnes, welches sich schnell
nach dem Tode verändert) sind in Leichnamen
infolge der eingetretenen Erschlaffung der
Gewebe nicht mehr wahrnehmbar, und wieder
Da der physische Körper der körperliche Ausdruck oder das Ebenbild des Astralkörpers ist, so finden sich auch in demselben die Organe des Astralkörpers ausgeprägt, aber die Funktionen derselben sind entweder (wie z. B. diejenige der Milz) unseren Physiologen unbekannt, oder solche Organe (besonders diejenigen des Gehirnes, welches sich schnell nach dem Tode veränd~rt) sind in Leichnamen infolge der eingetretenen Erschlaffung der Gewebe nicht mehr wahrnehmbar, und wieder andere, wie z. B. die Zirbeldrüse, das Organ des Hellsehens, ist in dem jetzigen Zustande unserer Ci vilisation bei den meisten ]Vlenschen teils atrophiert, teils ihre Funktion durch Alkoholgenuss, Bier und Wein paralisiert. Die moderne Medizin nähert sich immer mehr
andere, wie z. B. die Zirbeldrüse, das Organ
des Hellsehens, ist in dem jetzigen Zustande
unserer Civilisation bei den meisten Menschen
teils atrophiert, teils ihre Funktion durch Al-
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koholgenuss, Bier und Wein paralisiert. Die
moderne Medizin nähert sich immer mehr
*) Lotusblüten, vol. II: „Die Physiologie des Astrai-
körpers."
*) Lotusbliiten vol. II: "Die Physiologie des AstraiI
körpers."
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der Erkenntnis, dass alle innerlichen Krank-
heiten im Nervensystem ihren Ursprung ha-
der Erkenntnis, dass alle innerlichen Krankheiten im K ervensystem ihren Ursprung haben. Dass aber das Nervensystem nicht aus eigener Machtvollkommenheit diese Krankheiten erzeugt, ist auch einleuchtend. Hinter dem Nervensysteme stehen die Nadi und Chakrams des Astralkörpers, welche der Anatom nicht finden kann, welche aber die verschiedenen Arten der Lebenskraft (Lebensäther) in sich aufnehmen und sie den Nenren zur Fortleitung übermitteln *).
ben. Dass aber das Nervensystem nicht aus
eigener Machtvollkommenheit diese Krank-
heiten erzeugt, ist auch einleuchtend. Hinter
dem Nervensysteme stehen die Nadi und
Chakrams des Astralkörpers, welche der Ana-
tom nicht finden kann, welche aber die ver-
schiedenen Arten der Lebenskraft (Lebens-
äther) in sich aufnehmen und sie den Nerven
zur Fortleitung übermitteln*).
*) Es ist in verschiedenen Büchern von einer indischen
„Wissenschaft des Atems" die Rede, wodurch man angeblich
ganz erstaunliche Dinge zuwege bringen kann, und manche
haben sich, aber ohne Erfolg, bemüht, die darin gegebenen
Vorschriften zu befolgen, indem sie bald durch das eine,
bald durch das andere Nasenloch atmeten. Der Grund des
Misslingens liegt darin, dass in dieser Lehre nicht von dem
körperlichen Atmen vermittelst der Lungen, sondern von
einem „geistigen" Atmen der Seele vermittelst des Astral-
körpers die Rede ist. Dieses geistige Atmen lässt sich nicht
durch äusserliche Dinge erzwingen; ist aber der Mensch
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einmal auf der dazu nötigen Stufe der geistigen Entwicklung
angelangt, so tritt es von selber ein. Dieser Geisteshauch,
*) Es ist in verschiedenen Büchern von einer indischen ,,\Yissenschaft des Atems" die Rede, wodurch man angeblich ~nz erstaunliche Dinge zuwege bringen kann, und manche haben sich, aber ohne Erfolg, bemüht, die darin gegebenen Y orschriften zu befolgen. indern sie bald durch das eine, bald durch das andere Nasenloch atmeten. Der Grund des Misslingens liegt darin, dass in dieser Lehre nicht von dem körperlichen Atmen vermittelst der Lungen, sondern von einem "geistigen" Atmen der Seele vermittelst des Astralkörpers die Rede ist. Dieses geistige Atmen lässt sich nicht durch äusserliche Dinge erzwingen; ist aber der Mensch einmal auf der dazu nötigen Stufe der geistigen Entwicklung angelangt, so tritt es von selber ein. Dieser Geisteshauch, oer die schöpferische Kraft in sich trägt, ist es, von dem RÜckert sagt:
der die schöpferische Kraft in sich trägt, ist es, von dem
Rücken sagt:
„Ich sehe klar genug, was ich zu sehen brauche;
Die ganze Schöpfung lebt von Gottes Lebenshauche;
Wie sie den Hauch empfing, das ist von Nacht umfangen;
Wir aber preisen Gott, dass sie den Hauch empfangen."
(„Die Weisheit des Brahmanen.")
"Ich sehe klar genug, was ich zu sehen brauche; Die ganze Schöpfung lebt von Gottes Lebenshauche ; W"ie sie den Hauch empfing, das ist von Nacht umfangen; \Vir aber preisen Gott, dass sie den Hauch empfangen." ("Die \Veisheit des Brahmanen.")
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III. Prana. Die Lebenskraft. — Da-
durch unterscheidet sich das Scheinwissen von
III. Prana. Die Lebenskraft. - Dadurch unterscheidet sich das Scheinwissen von der wahren Erkenntnis, dass es den Schein für das Wesen hält. Aus diesem Grunde werden auch die Offenbarungen des einen und unteilbaren Lebensprinzips, welches sich in den verschiedenen Erscheinungsformen der Materie äussert, von vielen für das Leben selbst und die Lebensthätigkeit für ein Erzeugnis der Formen gehalten. Dem ist aber nicht so. Die Sonne ist die Quelle alles Lebens in unserem Planetensystem und diese eine Kraft, welche von der Sonne kommt und wieder zu ihr zurückströmt, äussert ihre Thätigkeit dadurch in der Materie, dass sie Formen entwickelt und dieselben belebt.
der wahren Erkenntnis, dass es den Schein
für das Wesen hält. Aus diesem Grunde
werden auch die Offenbarungen des einen
und unteilbaren Lebensprinzips, welches sich
in den verschiedenen Erscheinungsformen der
Materie äussert, von vielen für das Leben
selbst und die Lebensthätigkeit für ein Er-
zeugnis der Formen gehalten. Dem ist aber
nicht so. Die Sonne ist die Quelle alles Le-
bens in unserem Planetensystem und diese
eine Kraft, welche von der Sonne kommt
und wieder zu ihr zurückströmt, äussert ihre
Thätigkeit dadurch in der Materie, dass sie
Formen entwickelt und dieselben belebt.
Alles in der Welt hat dieser Lehre ge-
mäss nur ein einziges Leben, aber jedes We-
sen nimmt an diesem einen Leben mehr oder
weniger teil, je nachdem die Thätigkeit die-
ses Lebens sich in ihm offenbart. Auch der
einzelne Mensch hat, im Grunde genommen,
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kein eigenes Leben, er kann nur diejenige
Lebensthätigkeit sein eigen nennen, welche
als eine Teilwirkung des Ganzen sich wäh-
rend einer gewissen Periode in ihm offenbart;
Alles in der Welt hat dieser Lehre gemäss nur ein einziges Leben, aber jedes Wesen nimmt an diesem einen Leben mehr oder weniger teil, je nachdem die· Thätigkeit dieses Lebens sich in ihm offenbart. Auch der einzelne Mensch hat, im Grunde genommen, kein eigenes Leben, er kann nur diejenige Lebensthätigkeit sein eigen nennen, welche als eine Teilwirkung des Ganzen sich während einer gewissen Periode in ihm offenbart;
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— 282 —
er erhält seine Lebenskraft aus der Natur
und giebt dieselbe wieder an dieselbe zurück,
gerade so, wie er seinen Geist aus Gott, seine
er erhält seine Lebenskraft aus der Natur und giebt dieselbe wieder an dieselbe zurück, gerade so, wie er seinen Geist aus Gott, seine Substanz aus der Erde empfängt und beide am Ende wieder dahin zurückkehren, woraus sie hervorgegangen sind.
Substanz aus der Erde empfängt und beide
am Ende wieder dahin zurückkehren, woraus
sie hervorgegangen sind.
Das Leben im Mikrokosmos und das des
Makrokosmos sind eins und dasselbe und wie
im Menschen das Blut der Träger der Lebens-
kraft ist, durch welches dieselbe bis zur
äussersten Peripherie des menschlichen Kör-
pers dringt, so existieren auch Strömungen
von Prana im Weltall, deren Ursprung die
Sonne ist und welche alle Planeten in unserem
Sonnensystem ernähren, ohne dass die Sonne
Das Leben im Mikrokosmos und das des Makrokosmos sind eins und dasselbe und wie im Menschen das Blut der Träger der Lebenskraft ist, durch welches dieselbe bis zur äussersten Peripherie des menschlichen Körpers dringt, so existieren auch Strömungen von Prana im Weltall, deren Ursprung die Sonne ist und welche alle Planeten in unserem Sonnensystem ernähren, ohne dass die Sonne (wie viele glauben) dabei erkaltet oder etwas verliert, ähnlich wie von einem musikalischen Instrumente auch nichts verloren geht dadurch, dass ein Ton von ihm ausgeht, der in die Ferne dringt*).
(wie viele glauben) dabei erkaltet oder et-
was verliert, ähnlich wie von einem musika-
lischen Instrumente auch nichts verloren geht
dadurch, dass ein Ton von ihm ausgeht, der
in die Ferne dringt*).
*) Dass Ton und Licht nicht zwei wesentlich ver-
schiedene Dinge, sondern nur verschiedene Offenbarungen
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einer und derselben einheitlichen Kraft; mit anderen Worten,
zweierlei Arten von Schwingungen in einem Äther sind,
das wurde schon von den ältesten Philosophen erklärt. „Im
Anfange war das Wort (der Ton)." — „Gott sprach, und
es ward Licht." Das Eine, dessen Offenbarungen wir als
„Licht" oder als „Schall" bezeichnen, ist auf der geistigen
*) Dass Ton und Licht nicht zwei wesentlich verschiedene Dinge, sondern nur verschiedene Offenbarungen einer und derselben einheitlichen Kraft; mit anderen Worten, zweierlei Arten von Schwingungen in einem Äther sind, das wurde schon von den ältesten Philosophen erklärt. "Im Anfange war das Wort (der Ton)." - "Gott sprach, und es ward Licht." Das Eine, dessen Offenbarungen wir als "Licht" oder als "SchaU" bezeichnen, ist auf der geistigen
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— 283 —
Während die materielle Wissenschaft vom
Leben selber, das alles erfüllt, nichts weiss
und nichts wissen kann (weil es nicht sinn-
Während die materielle Wissenschaft vom Leben selber, das alles erfüllt, nichts weiss und nichts wissen kann: (weil es nicht sinnlich wahrnehmbar ist), sondern nur die durch dasselbe hervorgebrachten Erscheinung'en kennt, lehrt uns die okkulte Wissenschaft nicht nur das Leben (Prana) selbst, sondern auch die verschiedenen Modifikationen seiner Bewegung kennen, welche Sankaracharya als U dana, Samana, Vyana, Prana und Apana bezeichnet*).
lich wahrnehmbar ist), sondern nur die durch
dasselbe hervorgebrachten Erscheinungen
kennt, lehrt uns die okkulte Wissenschaft
nicht nur das Leben (Prana) selbst, sondern
auch die verschiedenen Modifikationen seiner
Bewegung kennen, welche Sankaracharya als
Udana, Samana, Vyana, Prana und Apäna
bezeichnet*).
Die materielle Lebensthätigkeit ist aber
schliesslich nichts als die niedrigste Art der
Ebene die Quelle des Daseins. Vielleicht erklärt das Ver-
ständnis dieser Lehre auch die Stelle in Goethes „Faust":
„Die Sonne tönt nach alter Weise
In Brudersphären Wettgesang,
Und ihre vorgeschrieb'ne Reise
Vollendet sie mit Donnergang." etc.
Der „Ton", welcher bei der Erschaffung der Welt (beim Be-
ginne unseres Manvantara) erklang, klingt auch heute noch.
Dies ist es, worauf sich Meister Eckhart bezieht, wenn er
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sagt: „Unteriiesse Gott sein ewiges Sich-selbst-aussprechen
auch nur einen Augenblick, Himmel und Erde müssten
vergehen." (F. Hartmann, „Die Geheimlehre in der christ-
Die materielle Lebensthätigkeit ist aber schliesslich nichts als die niedrigste Art der
lichen Religion. Leipzig, 1895.)
*) Sankaracharya, „Tattwa Bodha oder Daseinserkennt-
nis". Aus dem Sanskrit übersetzt von F. Hartmann. Leip-
zig, 1895.
Lotnsblütcn XXXI. [9
Ebene die Quelle des Daseins. Vielleicht erklärt das Verständnis dieser Lehre auch die Stelle in Goethes "Fault": "Die Sonne tönt nach alter Weise In Brudersphären Wettgesang, Und ihre vorgeschrieb'ne Reise Vollendet sie mit Donnergang. " etc. Der "Ton", welcher bei der Erschaffung der Welt lbeim Beginne unseres l\Ian\"antara) erklang, klingt auch heute noch. Dies ist es, worauf sich Meister Eckhart bezieht, wenn er sagt: "Untcrlicsse Gott sein ewiges Sich-selbst-aussprechen auch nur einen Augenblick, Himmel und Erde müssten vergehen." (F. Hartmann, "Die Geheimlehre in der Chriitlichen Religion. Leipzig, 1895.)
*) Sankaracharya, "Tattwa Bodha oder Daseinserkenntnis". Aus dem Sanskrit Übersetzt von F. Hartmann. Leipzig, 1895. LotUl;bll1ten XXXI.
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Äusserung des geistigen Lebens, zu dessen
Bewusstsein der Mensch erwachen muss, ehe
er geistige Kräfte und damit auch das geis-
Äusserung des geistigen Lebens, zu dessen Be'wusstsein der Mensch erwachen muss, ehe er geistige Kräfte und damit auch das geistige Leben erkennen kann. Auch hier gilt diE! Theorie nichts, sondern es handelt sich um das Bewusstsein des Besitzes. Auf diesem geistigen Selbstbewusstsein beruht die Selbsterkenntnis oder "Theosophie".
tige Leben erkennen kann. Auch hier gilt
die" Theorie nichts, sondern es handelt sich
um das Bewusstsein des Besitzes. Auf die-
sem geistigen Selbstbewusstsein beruht die
Selbsterkenntnis oder „Theosophie".
IV. Kama-rupa, die Form, welche
aus der Begierde entspringt. Wo das
Leben sich in einer individuellen Form offen-
bart, da tritt es als die Begierde oder „der
Wille zum Dasein"*) auf und durch die
Thätigkeit dieses mit der Vorstellung zu ei-
nem „Geiste" verbundenen Willens entsteht
die individuelle Form. Diese individuellen For-
men werden aber ihrer Art nach verschieden
sein, je nach der Verschiedenheit des „Stoffes",
in welchem Prana thätig ist. Durch die Thä-
tigkeit von Prana in der sinnlich wahrnehm-
IV. Kama-rupa, die Form, welche aus der Begierde entspringt. Wo das Leben sich in einer individuellen Form offenbart , da tritt es als die Begierde oder "der Wille zum Dasein" *) auf und durch die Thätigkeit dieses mit der Vorstellung zu einem "Geiste" verbundenen Willens entsteht die individuelle Form. Diese individuellen Formen werden aber ihrer Art nach verschieden sein, je nach der Verschiedenheit des "Stoffes", in welchem Prana thätig ist. Durch die Thätigkeit von Prana in der sinnlich wahrnehmbaren ~Iaterie werden sinnlich \vahmehmbare Formen erzeugt; durch dieselbe Thätigkeit von Prana auf der Astralebene werden .A.s-
baren Materie werden sinnlich wahrnehmbare
Formen erzeugt; durch dieselbe Thätigkeit
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von Prana auf der Astralebene werden As-
*) Schopenhauer hat, wie er selbst sagt, diese Lehre
dem persischen Oupnekhat entnommen, welcher ein Auszug
aus den indischen Veden ist.
*) Schopenhauer hat.
wie er selbst sagt. diese Lehre dem persischen Oupnekhat entnommen, welcher ein AUSlUg aus den indischen Veden ist.
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tralwesen (Elementargeister) ins Dasein ge-
rufen, und auf der intellektuellen Ebene ent-
steht die Welt der Gedanken, welche auch,
tralwesen (Elementargeister) ins Dasein gerufen, und auf der intellektuellen Ebene entsteht die Welt der Gedanken, welche auch, aber allerdings in ihrer Art, eine Formen'\Jelt ist; denn Gedankenbilder sind Dinge, deren Natur jeder untersuchen kann, wenn er sich in seine eigene Gedankenwelt begiebt; wären sie nicht substantiell, so wären sie nichts und nicht vorhanden. Durch die Kraft der Einbildung bildet der Mensch die Bilder, welche seine Phantasie erschafft, in seinem Geiste zu Formen, führt sie in sein Gemüt ein, belebt sie mit seinem Willen und bewahrt sie in seiner Gedächtniskammer (seinem Astrallichte) auf.
aber allerdings in ihrer Art, eine Formen-
welt ist; denn Gedankenbilder sind Dinge,
deren Natur jeder untersuchen kann, wenn
er sich in seine eigene Gedankenwelt be-
giebt; wären sie nicht substantiell, so wären
sie nichts und nicht vorhanden. Durch die
Kraft der Einbildung bildet der Mensch die
Bilder, welche seine Phantasie erschafft, in
seinem Geiste zu Formen, führt sie in sein
Gemüt ein, belebt sie mit seinem Willen und
bewahrt sie in seiner Gedächtniskammer (sei-
nem Astrallichte) auf.
Und wie das Astrallicht des Mikrokos-
mos mit den von ihm selbst geschaffenen
Phantasiegebilden erfüllt ist, die zwar ebenso
wie der irdische Mensch selbst nur Produkte
der Vorstellung sind, aber nichtsdestoweniger
für ihn in Wirklichkeit existieren und durch
die magische Kraft der Erinnerung jederzeit
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vor den Richterstuhl der Vernunft citiert
werden können, so ist auch das Gedächtnis
des Makrokosmos, das Astrallicht der grossen
Welt mit lebendigen, wenn auch äusserlich
IQ *
Und wie das Astrallicht des Mikrokosmos mit den von ihm selbst geschaffenen Phantasiegebilden erfüllt ist, die zwar ebenso wie der irdische Mensch selbst nur Produkte der Vorstellung sind, aber nichtsdestoweniger für ihn in Wirklichkeit existieren und durch die magische Kraft der Erinnerung jederzeit vor den Richterstuhl der V ernunft citiert werden können, so ist auch das Gedächtnis des Makrokosmos, das Astrallicht der grossen Welt mit lebendigen, wenn auch äusserlich 19*
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nicht sinnlich wahrnehmbaren Formen erfüllt,
-
welche der Mensch, als Universalwesen be-
trachtet, durch seinen Geist erzeugt und in
nicht sinnlich wahrnehmbaren Formen erfüllt, welche der Mensch, als Universalwesen betrachtet, durch seinen Geist erzeugt und in seiner Seele geboren hat. Himmel und Hölle sind im Mikrokosmos sowohl als im Makrokosmos vorhanden, Götter, Engel und Teufel und ein jedes dieser Wesen wirkt auf das mit ihm correspondierende Wesen ein, so wie es im Sohar beschrieben ist. Jedes Geschöpf, sei es noch so "materiell", ist eine personifizierte Kraft und gleiche Kräfte vermischen sich. So kommt es, dass die "Geister", von denen die Menschen besessen sind, von den mit ihrer Natur correspondierenden geistigen Kräften im Äther des Raumes ihre Nahrung erhalten.
seiner Seele geboren hat. Himmel und Hölle
sind im Mikrokosmos sowohl als im Makro-
kosmos vorhanden, Götter, Engel und Teufel
und ein jedes dieser Wesen wirkt auf das
mit ihm correspondierende Wesen ein, so
wie es im Sohar beschrieben ist. Jedes Ge-
schöpf, sei es noch so „materiell", ist eine per-
sonifizierte Kraft und gleiche Kräfte ver-
mischen sich. So kommt es, dass die „Geis-
ter", von denen die Menschen besessen sind,
von den mit ihrer Natur correspondierenden
geistigen Kräften im Äther des Raumes ihre
Nahrung erhalten.
Man spricht von ansteckenden und von
nichtansteckenden Krankheiten. In der That
ist gar keine Krankheit ansteckend, wenn
nicht schon im Körper desjenigen, welcher
angesteckt werden soll, der Keim zu der be-
treffenden Krankheit enthalten ist. Dasselbe
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ist auch bei psychischen Ansteckungen der
Fall. Ein Mensch, in welchem kein Keim
zum Bösen enthalten ist, kann weder durch
„Hypnotismus" noch durch „Suggestion" zum
Man spricht von ansteckenden und von nichtansteckenden Krankheiten. In der That ist gar keine Krankheit ansteckend, wenn nicht schon im Körper desjenigen, welcher angesteckt werden soll, der Keim zu der betreffenden Krankheit enthalten ist. Dasselbe ist auch bei psychischen Ansteckungen der Fall. Ein Mensch, in welchem kein Keim zum Bösen enthalten ist, kann weder durch "Hypnotismus" noch durch "Suggestion" zum
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Bösen verleitet werden, aber in jedem Men-
schen, in welchem die Keime des Bösen nicht
ausgerottet sind, sind dieselben vorhanden,
Bösen verleitet werden, aber in jedem Menschen, in welchem die Keime des Bösen nicht ausgerottet sind, sind dieselben vorhanden, denn hätte er schon von Anfang an keine solchen in sich, so wäre er kein treues Abbild seiner Mutter, der Natur, kein vollständiger Mensch, sondern eine übernatürliche, nur einer einseitigen Entwicklung fähige Missgeburt.
denn hätte er schon von Anfang an keine
solchen in sich, so wäre er kein treues Abbild
seiner Mutter, der Natur, kein vollständiger
Mensch, sondern eine übernatürliche, nur einer
einseitigen Entwicklung fähige Missgeburt.
Leidenschaften werden durch Leidenschaft
erhalten und genährt; die Begierde durch die
Erfüllung ihrer Wünsche gereizt, ruft uner-
sättlich nach mehr und immer neuen Reizen.
Die Erinnerung an den Genuss, welchen die
Befriedigung einer Lust gewährte, ruft den
Wunsch nach Wiederholung derselben ins
Dasein; die in der Seele erzeugten Schwin-
gungen breiten sich aus wie die Kreise, wel-
che ein ins Wasser geworfener Stein aut
dem Wasserspiegel verursacht; gleichtönende
Schwingungen und Akkorde vermischen sich
Leidenschaften werden durch Leidenschaft erhalten und genährt; die Begierde durch die Erfüllung ihrer Wünsche gereizt, ruft unersättlich nach mehr und immer neuen Reizen. Die Erinnerung an den Genuss, welchen die Befriedigung einer Lust gewährte, ruft den Wunsch nach Wiederholung derselben ins Dasein; die in der Seele erzeugten Schwingungen breiten sich aus wie die Kreise, welche ein ins Wasser geworfener Stein aut dem 'Vasserspiegel verursacht; gleichtönende Schwingungen und Akkorde vermischen sich und aus einem kleinen Wunsche kann eine grosse Leidenschaft wachsen, wenn nicht die \\T eisheit die Oberherrschaft erhält.
und aus einem kleinen Wunsche kann eine
grosse Leidenschaft wachsen, wenn nicht die
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Weisheit die Oberherrschaft erhält.
„Die Flamme wächst vom Zug der Luft und mehrt den Zug;
So hält sich Leidenschaft durch Leidenschaft im Flug."
; Rückert.)
"Die Flamme wächst vom Zug der Luft und mehrt den Zug; So hält sich Leidenschaft durch l.eidenschaft im Flug." : Rückert.)
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So bevölkert der Mensch die Seele der
Welt mit den Ausflüssen seiner Phantasie
und diese Ausflüsse wirken wieder auf das
Gemüt des Einzelnen ein und ernähren die
Geschöpfe, welche in seiner eigenen Welt
existieren und deren Schöpfer er ist, wenn
er auch nichts davon weiss*). So findet auch
in ihm ein beständiges Wollen und Werden
statt, solange es aber an dem nötigen Wissen
fehlt, werden seine Geschöpfe nicht nach dem
Willen des Schöpfers, sondern nur unvoll-
kommene sein. Was sind Instinkte, Begier-
den und Leidenschaften anderes als Formen
des Willens, in welchen der Gedanke noch
nicht zum Selbstbewusstsein gekommen ist,
und wie könnten Gedanken vollkommen sein,
solange sie nicht von dem Lichte der Erkennt-
nis der Wahrheit durchdrungen sind?
V. Manas. Der „Menschengeist" oder
das „Gemüt". Wenn wir in der Seele des
Menschen aus der Region blinder tierischer In-
stinkte und gedankenloser Begierden aufwärts
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steigen, so gelangen wir in eine höhere Region,
wo höhere Geistesthätigkeiten und bewusste
Seelenkräfte walten, in die Region des Den-
*) F. Hartmann, „Magic", pag. 119.
•
••.
So bevölkert der Mensch die Seele der / Welt mit den Ausflüssen seiner Phantasie und diese Ausflüsse wirken wieder auf das Gemüt des Einzelnen ein und ernähren die Geschöpfe, welche in seiner eigenen Welt existieren und deren Schöpfer er ist, wenn er auch nichts davon weiss*). So findet auch in ihm ein beständiges Wollen und Werden statt, solange es aber an dem nötigen Wissen fehlt, werden seine Geschöpfe nicht nach dem Willen des Schöpfers, sondern nur unvollkommene sein. Was sind Instinkte, Begierden und Leidenschaften anderes als Formen des Willens, in welchen der Gedanke noch nicht zum Selbstbewusstsein gekommen ist, und wie könnten Gedanken vollkommen sein, solange sie nicht von dem Lichte der Erkenntnis der Wahrheit durchdrungen sind? V. Manas. Der "Menschengeist" oder das "Gemüt". Wenn wir in der Seele des Menschen aus der Region blinder tierischer Instinkte und gedankenloser Begierden aufwärts steigen, so gelangen wir in eine höhere Region, wo höhere Geistesthätigkeiten und bewusste Seelenkräfte \valten, in die Region des Dcn*) F. Hartmann, " 1\lagic", pag.
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kens und menschlichen Empfindens, wodurch
der Mensch sich vom Tiere zu unterscheiden
bestimmt ist. Aber auch in dieser Region fin-
det kein plötzlicher Übergang vom Niederen
kens und menschlichen Empfindens, wodurch der Mensch sich vom Tiere zu unterscheiden bestimmt ist. Aber auch in dieser Region findet kein plötzlicher Übergang vom Niederen zum Höheren statt. Je tiefer wir uns dieselbe vorstellen, um so mehr finden wir die Gedanken und Gefühle von niederen Instinkten beherrscht und geleitet; je höher wir emporsteigen, um so mehr finden wir dieselben von dem von oben kommenden Lichte der Wahrheitserkenntnis durchdrungen und man unterscheidet deshalb auch in Manas zwei Pole, nämlich denjenigen Teil der Seele, welcher vom Irdischen angezogen wird, irdisch denkt und fühlt, irdische Wünsche, Begierden und Leidenschaften hat, und den höheren Teil, welcher nach dem Göttlichen und Ewigen strebt und dem Lichte der geistigen Wahrheitserkenntnis zugänglich ist.
zum Höheren statt. Je tiefer wir uns die-
selbe vorstellen, um so mehr finden wir die
Gedanken und Gefühle von niederen Instinkten
beherrscht und geleitet; je höher wir empor-
steigen, um so mehr finden wir dieselben von
dem von oben kommenden Lichte der Wahr-
heitserkenntnis durchdrungen und man un-
terscheidet deshalb auch in Manas zwei
Pole, nämlich denjenigen Teil der Seele, wel-
cher vom Irdischen angezogen wird, irdisch
denkt und fühlt, irdische Wünsche, Begierden
und Leidenschaften hat, und den höheren Teil,
welcher nach dem Göttlichen und Ewigen
strebt und dem Lichte der geistigen Wahr-
heitserkenntnis zugänglich ist.
Auch hierfür giebt es keinen wissenschaft-
lichen Beweis, welchen die sogenannte exakte
Wissenschaft zulässig finden würde; wohl
aber lehrt es die eigene Erfahrung und Be-
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obachtung seiner selbst. Jeder vernünftige
Mensch hat diesen Zwiespalt der Natur schon
an sich selber erfahren, die grössten Poeten
Auch hierfür giebt es keinen wissenschaftlichen Beweis, welchen die sogenannte exakte Wissenschaft zulässig finden würde; wohl aber lehrt es die eigene Erfahrung und Beobachtung seiner selbst. Jeder vernünftige Mensch hat diesen Zwiespalt der Natur schon an sich selber erfahren, die grössten Poeten
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haben diese Zweiheit der Seele besungen und
Joh. Scheffler (Angelus Silesius) lehrt uns,
(wenn wir es nicht schon ohnehin wissen), dass
haben diese Zweiheit der Seele besungen und J oh. ScheIDer (Angelus Silesius) lehrt uns, (wenn wir es nicht schon ohnehin wissen), dass jeder Mensch seine Stellung im Weltall darnach beurteilen kann, wenn er beobachtet, ob er seinen Geist mehr nach dem Vergänglichen oder mehr nach dem Ewigen gerichtet findet *).
jeder Mensch seine Stellung im Weltall dar-
nach beurteilen kann, wenn er beobachtet,
ob er seinen Geist mehr nach dem Vergäng-
lichen oder mehr nach dem Ewigen gerichtet
findet*).
Der niederen Gedankenregion im Mikro-
kosmos entspricht die niedere Region des
Astrallichtes im Makrokosmos, und wie das
Gemüt des Menschen seine Bewohner hat,
so hat auch die Seele der Welt ihre Bevöl-
kerung. Gedanken und Empfindungen kom-
men und gehen und wo sie ihresgleichen
finden und sich wohnlich fühlen, da bleiben
sie und das Obere ernährt das Untere und
zieht es gross, während das Untere das Obere
dadurch an sich zieht, dass es für dasselbe
Der niederen Gedankenregion im Mikrokosmos entspricht die niedere Region des Astrallichtes im Makrokosmos, und wie das Gemüt des Menschen seine Bewohner hat, so hat auch die Seele der Welt ihre Bevölkerung. Gedanken und Empfindungen kommen und gehen und wo sie ihresgleichen finden und sich wohnlich fühlen, da bleiben ~ie und das Obere ernährt das Untere und zieht es gross, während das Untere das Obere dadurch an sich zieht, dass es für dasselbe empfänglich ist. Ideen sind Dinge, die einmal gebildet, seien sie wahr oder falsch, wie Fixsterne am Gedankenhimmel fortbestehen und deren Strahlen von dafür empfänglichenGemütern aufgenommen und zu
empfänglich ist. Ideen sind Dinge, die ein-
mal gebildet, seien sie wahr oder falsch,
wie Fixsterne am Gedankenhimmel fort-
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bestehen und deren Strahlen von dafür em-
pfänglichen Gemütern aufgenommen und zu
*) „Ein Mensch, der siehet Gott, ein Tier den Erdkloss an;
Aus diesem was er ist, ein jeder sehen kann."
*) "Ein Mensch, der siehet Gott, ein Tier den Erdkloss an;
Aus diesem was er ist, ein jeder sehen kann. Cl
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neuen Formen verarbeitet werden. Des-
halb finden neue Ideen auch nur dann all-
gemein Eingang, wenn die Menschheit zu
neuen Fonnen verarbeitet werden. Deshalb finden neue Ideen auch nur dann allgemein Eingang, wenn die Menschheit zu deren Aufnahme reif geworden ist. Sind aber mehrere Gemüter reif für die Empfängnis derselben Idee, so findet sie in ihnen Eingang, und so kommt es z. B. oft vor, dass jemand eine Idee zu einer Erfindung erhält, welche gerade ein anderer, von dem er nichts weiss, erfunden hat und sich dann selbst für den ersten Erfinder hält.
deren Aufnahme reif geworden ist. Sind
aber mehrere Gemüter reif für die Empfäng-
nis derselben Idee, so findet sie in ihnen Ein-
gang, und so kommt es z. B. oft vor, dass
jemand eine Idee zu einer Erfindung erhält,
welche gerade ein anderer, von dem er nichts
weiss, erfunden hat und sich dann selbst für
den ersten Erfinder hält.
Die niedere Region von Manas ist die
Schatzkammer seiner vergänglichen Kostbar-
keiten, seiner Meinungen, Theorien, Schluss-
folgerungen, Hypothesen und angenommenen
Glaubensartikel. In diese Rumpelkammer
gehört all sein Dünken und Wähnen, alle
seine persönlichen Neigungen und Abneigun-
gen, sein persönliches Lieben und Hassen,
seine Titel, Würden und Auszeichnungen,
überhaupt alles, was seinem Schein - Selbst
angehört und deshalb nicht unsterblich sein
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kann. Diese Natur hat der Mensch mit dem
Tiere gemein, denn auch das Tier denkt und
empfindet, und abgesehen von der im Men-
schen nach Bewusstwerden ringenden Gottes-
Die niedere Region von Manas ist die Schatzkammer seiner vergänglichen Kostbarkeiten, seiner Meinungen, Theorien, Schlussfolgerungen, Hypothesen und angenommenen Glaubensartikel. In diese Rumpelkammer gehört all sein Dünken und Wähnen, alle seine persönlichen Neigungen und Abneigungen, sein persönliches Lieben und Hassen, seine Titel, Würden und Auszeichnungen, überhaupt alles, was seinem Schein - Selbst angehört und deshalb nicht unsterblich sein kann. Diese Natur hat der Mensch mit dem Tiere gemein, denn auch das Tier denkt und empfindet, und abgesehen von der im Menschen nach Bewusstwerden ringenden Gottes-
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natur ist der Mensch auch nichts anderes, als
ein hochentwickeltes Tier und das Tier ein
natur ist der Mensch auch nichts anderes, als ein hochentwickeltes Tier und das Tier ein noch unvollendeter Mensch..
noch unvollendeter Mensch.
Mit dem niederen Teile von Manas schliesst
die Reihe derjenigen Prinzipien ab, welche
dem sterblichen Menschen angehören. Was
darüber hinausliegt, gehört Gott, dem unsterb-
lichen Gottmenschen an. Stirbt der irdische
Mensch, so geht es mit seinem Bewusstsein, sei-
l\Iit dem niederen Teile von Manas schliesst die Reihe derjenigen Prinzipien ab, welche dem sterblichen Menschen angehören. Was darüber hinausliegt, gehört Gott, dem unsterblichen Gottmenschen an. Stirbt der irdische ~Iensch. so geht es mit seinem Bewusstsein, seiner Erinnerung, seinem Wahrnehmen, seinem 'Vissen, \Vollen und Können und all seiner I-Ierrlichkeit zu Ende. Nichts bleibt am Ende Übrig, als dasjenige, was in ihm zum Bewusstsein seiner Unsterblichkeit gekommen ist; dies ist aber das Unsterbliche in ihm selbst und zwar der vom Lichte (Buddhi) des göttlichen Geistes (Atrna) durchdrungene Teil seiner Seele (l\lanas).
ner Erinnerung, seinem Wahrnehmen, seinem
AVissen, Wollen und Können und all seiner
Herrlichkeit zu Ende. Nichts bleibt am Ende
übrig, als dasjenige, was in ihm zum Bewusst-
sein seiner Unsterblichkeit gekommen ist;
dies ist aber das Unsterbliche in ihm selbst
und zwar der vom Lichte (Buddhi) des gött-
lichen Geistes (Atma) durchdrungene Teil
seiner Seele (Manas).
Wenn von der Unsterblichkeit des Men-
schen die Rede sein soll, so muss man sich
vor allem klar darüber werden, was damit
gemeint ist. Unsterblich ist das einem jeden
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Dinge zu Grunde liegende Wesen. Nur die
Form, in der es sich offenbart, kommt und
verändert sich und verschwindet. Die Materie
ist unsterblich; wie viel Formen im Weltall
Wenn von der Unsterblichkeit des Menschen die Rede sein soll, so muss man sich vor allem klar darüber werden, was damit gemeint ist. Unsterblich ist das einem jeden Dinge zu Grunde liegende Wesen. Nur die Form, in der es sich offenbart, kommt und verändert sich und verschwindet. Die Materie ist unsterblich; ,vie viel Formen im Weltall
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entstehen und vergehen, es ist kein Grund
denkbar, um anzunehmen, dass die im Welt-
all enthaltene Materie weniger wird. Die den
entstehen und vergehen, es ist kein Grund denkbar, um anzunehmen, dass die im Weltall enthaltene l\faterie weniger wird. Die den Stoff bewegende Kraft ist unsterblich; das Gesetz der Erhaltung der Energie lehrt uns, dass in der Natur wohl eine Kraft in eine andere umgesetzt wird, latent oder aktiv sein kann, dass aber die Energie an sich nicht verloren geht und man sie nicht aus der Welt schaffen kann. Ein Baum, ein Stein u. s. w. ist seinem Wesen nach auch unsterblich, seine ~Iaterie·wird niemals zu Nichts, aber er weiss nichts davon, er ist sich der U nsterblichkeit nicht bewusst. Deshalb fängt die U 11sterblichkeit auch für den Menschen erst dort an, wo er zu dem Bewusstsein seiner U nsterblichkeit erwacht. Ein auf wissenschaftlichen Scheingründen gegründeter "Glaube" an die Unsterblichkeit, wie man ihn z. B. auf spiritistischen Phänomenen ableiten will, hat höchstens den Wert, die Wahrscheinlichkeit der Möglichkeit einer bewussten U nsterblichkeit darzuthun, aber der einzige wirkliche Beweis der Unsterblichkeit besteht darin, dass man sich seines Unsterblichseins bewusst wird. Das Selbstbewusstsein beruht auf keinen Wahrscheinlichkeitsgründen und
Stoff bewegende Kraft ist unsterblich; das
Gesetz der Erhaltung der Energie lehrt uns,
dass in der Natur wohl eine Kraft in eine
andere umgesetzt wird, latent oder aktiv sein
kann, dass aber die Energie an sich nicht ver-
loren geht und man sie nicht aus der Welt
schaffen kann. Ein Baum, ein Stein u. s. w.
ist seinem Wesen nach auch unsterblich,
seine Materie wird niemals zu Nichts, aber er
weiss nichts davon, er ist sich der Unsterb-
lichkeit nicht bewusst. Deshalb fängt die Un-
sterblichkeit auch für den Menschen erst dort
an, wo er zu dem Bewusstsein seiner Un-
sterblichkeit erwacht. Ein auf wissenschaft-
lichen Scheingründen gegründeter „Glaube"
an die Unsterblichkeit, wie man ihn z. B.
auf spiritistischen Phänomenen ableiten will,
hat höchstens den Wert, die Wahrscheinlich-
keit der Möglichkeit einer bewussten Un-
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sterblichkeit darzuthun, aber der einzige wirk-
liche Beweis der Unsterblichkeit besteht da-
rin, dass man sich seines Unsterblichseins be-
wusst wird. Das Selbstbewusstsein beruht
auf keinen Wahrscheinlichkeitsgründen und
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Schlussfolgerungen, es hat keinen anderen
Grund seines Daseins, als sein Dasein selbst,
es beruht auf sich selbst allein und ist des-
Schlussfolgerungen, es hat keinen anderen Grund seines Daseins, als sein Dasein selbst, es beruht auf sich selbst allein und ist deshalb unsterblich und ewig.
halb unsterblich und ewig.
„Die Ewigkeit umfasst die Ewigkeit allein,
Was in dir Ewiges denkt, das muss unsterblich sein."
(Rückert.)
Es kann wohl für den Menschen keine
wichtigere Frage geben, als wie man unsterb-
lich werden kann. Die Wissenschaft, welche
uns diese Kunst lehrt, ist die höchste von
allen Wissenschaften, denn sie verleiht uns den
"Die Ewigkeit umfasst die Ewigkeit allein, 'Vas in dir Ewiges denkt, das roms unsterblich sein. '"
Besitz von etwas, das unvergänglich ist und
nie mehr verschwinden kann, selbst wenn alle
irdische Gelehrsamkeit im Meere des Irrtums
(R ückert.)
versunken ist. Diese Erkenntnis der Unsterb-
lichkeit wird aber durch keinerlei Festhalten
von wissenschaftlichen Theorien, noch durch
Es kann wohl für den ~[enschen keine wichtigere Frage geben, als \vie man unsterblich werden kann. Die Wissenschaft, welche uns diese Kunst lehrt, ist die höchste von allen Wissenschaften, denn sie verleiht uns den Besitz von etwas, das unvergänglich ist und nie mehr verschwinden kann, selbst "renn alle .irdische Gelehrsamkeit im Meere des Irrtums versunken ist. Diese Erkenntnis der U nsterblichkeit wird aber durch keinerlei Festhalten von wissenschaftlichen Theorien, noch durch ein Fürwahrhalten von kirchlichen Dogmen erlangt, sie ist eine erhabene Kunst, die nur durch die Ausübung erreicht werden kann. Der Wissensdurst verlangt nach Theorien und Hypothesen; der hilfsbedürftige Geist klammert sich heute an diese, morgen an jene ~leinungen an, aber die zur bewussten Unsterblichkeit bestimmte Seele bedarf der gött-
ein Fürwahrhalten von kirchlichen Dogmen
erlangt, sie ist eine erhabene Kunst, die nur
durch die Ausübung erreicht werden kann.
Der Wissensdurst verlangt nach Theorien und
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Hypothesen; der hilfsbedürftige Geist klam-
mert sich heute an diese, morgen an jene
Meinungen an, aber die zur bewussten Un-
sterblichkeit bestimmte Seele bedarf der gött-
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lichen Nahrung*) und diese Nahrung erhält
sie dadurch, dass der göttliche Funke (Atma-
Buddhi) im Menschen durch den Einfluss des
lichen Nahrung*) und diese Nahrung erhält sie dadurch, dass der göttliche Funke (AtmaBuddhi) im Menschen durch den Einfluss des göttlichen Geistes (Atma-Buddhi) im Makrokosmos genährt, gestärkt und zum Wachsturn gebracht wird, wodurch der irdische Teil seines Gemütes (Karna. Manas) immer mehr von diesem göttlichen Lichte durchdrungen, erleuchtet und in die göttliche Seele (Atma-Buddhi-Manas) verwandelt wird.
göttlichen Geistes (Atma-Buddhi) im Makro-
kosmos genährt, gestärkt und zum Wachs-
tum gebracht wird, wodurch der irdische
Teil seines Gemütes (Kama-Manas) immer
mehr von diesem göttlichen Lichte durch-
drungen, erleuchtet und in die göttliche Seele
(Atma-Buddhi-Manas) verwandelt wird.
Durch dieses Eindringen des göttlichen
Lichtes der Selbsterkenntnis (Theosophie) in
die höheren Regionen der Seele und von
diesen in die tieferen Regionen findet diese
Verwandlung statt und es erlangt der Mensch
jene Tugenden, welche ihn zu der Reali-
*) In der katholischen Kirche steht deshalb die (aus
dem Buddhismus des Xordens abstammende) Ceremonie der
„heiligen Kommunion" höher als alle Dogmatik und Predigt.
Sie ist ein Symbol der Vereinigung der menschlichen Seele
mit Gott durch die Verwandlung von Kama - Manas in
Atma-Buddhi-Manas. In den kalten, nichtswissenden und
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alles bezweifelnden protestantischen Sekten hat dieses Symbol
seine hohe Bedeutung verloren, und statt einer Vereinigung
Durch dieses Eindringen des göttlichen Lichtes der Selbsterkenntnis (Theosophie) in die höheren Regionen der Seele und von diesen in die tieferen Regionen findet diese Verwandlung statt und es erlangt der Mensch jene Tugenden, welche ihn zu der Reali-
der Seele mit Gott bedeutet es nur mehr eine Verbrüderung
der in der Kirche anwesenden Persönlichkeiten, welche aber
auch nur innerhalb der Kirche geheuchelt wird, und nicht
mehr existiert, wenn man zur Thüre herauskommt.
1<) In der katholischen Kirche steht deshalb die (aus
dem Buddhismus des ~ ordens abstammende) Ceremonie der "heiligen Kommunion" höher als alle Dogmatik und Predigt. Sie ist ein Symbol der Vereinigung der menschlichen Seele mit Gott durch die Verwandlung von Kama - Manas in Atma-Buddhi-Manas. In den kalten, nichtswissenden und alles bezweifelnden protestantischen Sekten hat dieses Symbol seine hohe Bedeutung verloren, und statt einer Vereinigung der Seele mit Gott bedeutet es nur mehr eine Verbrüderung der in der Kirche anwesenden Persönlichkeiten, welche aber auch nur innerhalb der Kirche geheuchelt wird, und nicht mehr existiert, wenn man zur Thüre herauskommt.
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sicrung der göttlichen und unsterblichen
Form seines Daseins befähigen und welche
von Sankaracharya beschrieben sind*). In-
sierung der göttlichen und unsterblichen F arm seines Daseins befähigen und welche von Sankaracharya beschrieben sind *). Indem er aufhört, durch sein Bewusstsein an eine beschränkte und vergängliche Form gebunden zu sein, erlangt er die Freiheit, geistige Allgegen\vart und geistige Allwissenheit; seine vom göttlichen Lichte erleuchtete Seele breitet sich aus durch ihre Liebe zum Ganzen und umfasst durch die Kraft der göttlichen Liebe, \\~elche die göttliche Selbsterkenntnis, die Erkenntnis Gottes in allem ist, das Ganze in sich.
dem er aufhört, durch sein Bewusstsein an
eine beschränkte und vergängliche Form ge-
bunden zu sein, erlangt er die Freiheit, geis-
tige Allgegenwart und geistige Allwissen-
heit; seine vom göttlichen Lichte erleuchtete
Seele breitet sich aus durch ihre Liebe zum
Ganzen und umfasst durch die Kraft der
göttlichen Liebe, welche die göttliche Selbst-
erkenntnis, die Erkenntnis Gottes in allem ist,
das Ganze in sich.
Manas ist die „Brücke", welche vom Ir-
dischen zum Ewigen, vom Vergänglichen zum
Unvergänglichen, von der Isoliertheit der
Form zur göttlichen Einheit im Ganzen
führt**). Ist diese Brücke überschritten, so
kann sie der Adept getrost abbrechen, mys-
tische Schwärmer aber, welche sich einbilden,
in ihrer Selbstheit Götter zu sein, brechen
diese Brücke ab, ehe sie hinübergeschritten
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*) Sankaracharya, „Tattwa Bodha". Leipzig.
**) Daher die Bezeichnung „Pontifex maximus".
Der Papst soll im Kirchentume den Erbauer der Brücke
vorstellen, durch welche der Mensch zu seinem Gott gelangt.
Man a s ist die "Brücke", welche vom Irdischen zum E\vigen, vom Vergänglichen zum Unvergänglichen, von der Isoliertheit der Form zur göttlichen Einheit im Ganzen führt **). Ist diese BrÜcke überschritten, so kann sie der Adept getrost abbrechen, mystische Schwärmer aber, welche sich einbilden, in ihrer Selbstheit Götter zu sein, brechen diese Brücke ab, ehe sie hinübergeschritten *) Sankaracharya, "Tattwa Bodha".
Leipzig.
**) Daher die Bezeichnung "Pontifex maximus". Der Papst soll im Kirchentume den Erbauer der Brücke vorstellen, durch welche der Mensch zu seinem Gott gelaugt.
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sind und verschliessen sich dadurch den Weg
zur Unsterblichkeit.
VI. Buddhi. Die göttliche Seele.
sind und verschliessen sich dadurch den Weg zur Unsterblichkeit.
VII. Atma. Der göttliche Geist. Es
ist zwecklos und irreleitend, sich den höhe-
ren Teil von Manas, Buddhi und Atma als
drei von einander getrennte und verschie-
dene Dinge vorzustellen, denn der göttliche
VI. Buddhi.
Geist (Atma) ist für den Menschen ein Nichts,
Die göttliche Seele.
solange er ihm nicht offenbar wird. Er kann
sich nur vermittelst des Lichtes (Buddhi)
VII. A tma. Der göttliche Geist. Es ist zwecklos und irreleitend, sich den höheren Teil von Manas, Buddhi und Atma als drei von einander getrennte und verschiedene Dinge vorzustellen, denn der göttliche Geist (Atrna) ist für den Menschen ein Nichts, solange er ihm nicht offenbar wird. Er kann sich nur vermittelst des Lichtes (Buddhi) offenbaren und diese Offenbarung findet nur vermittelst des höheren Teiles von Manas statt.
offenbaren und diese Offenbarung findet nur
vermittelst des höheren Teiles von Manas statt.
Atma-Buddhi-Manas ist somit die gött-
liche Dreieinigkeit, welche den göttlichen
und wahren Menschen darstellt, während der
irdische vergängliche Mensch aus den vier
niederen Grundteilen, Linga-Sharira, Prana,
Kama-rupa und dem niederen Teile von Manas
zusammengesetzt ist, welche, zu einem Ganzen
vereinigt, sein Sthula-Sharira, d. h. seinen
physischen Körper bewohnen.
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Diese göttliche Dreieinigkeit ist nicht im
menschlichen Körper eingeschlossen und von
demselben begrenzt, sondern das Dasein des
Atma-Buddhi-Manas ist somit die göttliche Dreieinigkeit, welche den göttlichen und wahren Menschen darstellt, während der irdische vergängliche Mensch aus den vier niederen Grundteilen, Linga-Sharira, Prana, Kama-rupa und dem niederen Teile von Manas zusammengesetzt ist, welche, zu einem Ganzen vereinigt, sein Sthula - Sharira , d. h. seinen physischen Körper be,vohnen. Diese göttliche Dreieinigkeit ist nicht im menschlichen Körper eingeschlossen und von demselben begrenzt, sondern das Dasein des
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geistigen Menschen erstreckt sich soweit, als
sich die Sphäre seines geistigen Selbstbewusst-
seins erstreckt. In diesem geistigen Selbst-
geistigen Menschen erstreckt sich soweit, als sich die Sphäre seines geistigen Selbstbewusstseins erstreckt. In diesem geistigen Selbstbewu'sstsein ist er auch nicht an seinen physischen Körper gebunden, sondern wenn dasselbe in ihm erwacht und er dadurch in den erkennenden Besitz seiner göttlichen (mystischen) Kräfte gelangt ist, so steht es ihm frei, diesen Körper nach Belieben zu verlassen, so wie man einen Rock auszieht, und unbehindert von demselben auf einer anderen Daseinsstufe thätig zu sein. Diejenigen, welche auf dieser Stufe der menschlichen Vollkommenheit angelangt sind, werden "Adepten", "Mahatmas" oder "Meister" genannt.
bewusstsein ist er auch nicht an seinen phy-
sischen Körper gebunden, sondern wenn
dasselbe in ihm erwacht und er dadurch in
den erkennenden Besitz seiner göttlichen
(mystischen) Kräfte gelangt ist, so steht es
ihm frei, diesen Körper nach Belieben zu
verlassen, so wie man einen Rock auszieht,
und unbehindert von demselben auf einer
anderen Daseinsstufe thätig zu sein. Die-
jenigen, welche auf dieser Stufe der mensch-
lichen Vollkommenheit angelangt sind, werden
„Adepten", „Mahatmas" oder „Meister" ge-
nannt.
Die Summe solcher Intelligenzen, denn
wir können sie kaum mehr als „Menschen" be-
zeichnen, nachdem mit diesem Worte allge-
mein so niedrige Begriffe verbunden sind,
stellt im Mikrokosmos das mit Buddhi-Manas
im Makrokosmos korrespondierende und mit
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ihm identische Prinzip dar. Diese Intelligenzen
können diejenigen Menschen, welche für
ihren Einfluss empfänglich sind, durch diesen
Einfluss belehren; ähnlich wie ein gewöhn-
Die Summe solcher Intelligenzen, denn wir können sie kaum mehr als "Menschen" bezeichnen, nachdem mit diesem Worte allgemein so niedrige Begriffe verbunden sind, stellt im Mikrokosmos das mit Buddhi-Manas im l\'!akrokosmos korrespondierende und mit ihm identische Prinzip dar. Diese Intelligenzen können diejenigen Menschen, welche für ihren Einfluss empfänglich sind, durch diesen Einfluss belehren; ähnlich wie ein gewöhn-
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licher Mensch seine Gedanken auf einen an-
deren mit ihm harmonierenden Menschen
übertragen kann. So kommt es, dass ein
licher Mensch seine Gedanken auf einen anderen mit ihm harmonierenden Menschen übertragen kann. So kommt es, dass ein in dem einen Weltteile lebender Meister seinen in einem anderen Weltteile lebenden Schüler unterrichten und sich ihm mitteilen kann, oJ1ne dass eine körperliche Annäherung, persönliche Bekanntschaft oder Briefwechsel dazu nötig ist. Auch ist es hierbei nicht nötig, dass der Schüler selbst schon auf der Stufe eines Heiligen oder Adepten angelangt sei, er mag gar manche persönlichen Fehler besitzen und dennoch infolge seiner psychischen Organisation zum geistigen Verkehre mit einem Adepten geeignet sein *).
in dem einen Weltteile lebender Meister sei-
nen in einem anderen Weltteile lebenden
Schüler unterrichten und sich ihm mitteilen
kann, ohne dass eine körperliche Annäherung,
persönliche Bekanntschaft oder Briefwechsel
dazu nötig ist. Auch ist es hierbei nicht
nötig, dass der Schüler selbst schon auf der
Stufe eines Heiligen oder Adepten angelangt
sei, er mag gar manche persönlichen Fehler
besitzen und dennoch infolge seiner psy-
chischen Organisation zum geistigen Verkehre
mit einem Adepten geeignet sein*).
*) Wer dies begreift, der wird auch einsehen, wie
thöricht es war, H. P. Blavatsky wegen ihrer persönlichen
Eigentümlichkeiten anzugreifen, und den Wert der uns durch
sie zugekommenen Lehren von ihrer Unfehlbarkeit abhängig
machen zu wollen. Dies hiesse ein Kunstwerk nach der
Form des Werkzeuges, mit dem es gemacht ist, zu beurteilen.
Die uns durch H. P. Blavatsky zugekommenen Lehren sind
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nicht von H. P. Blavatsky erfunden, und nicht dazu bestimmt,
blindlings geglaubt zu werden, sondern um uns den Weg
zur Wahrheit zu weisen, wenn man sie einmal begriffen hat.
Sie sind die Lehren der asiatischen Meister, und was den
Meister mit seinem Schüler verbindet, ist nicht die Gelehrt-
heit des Schülers, noch die Eleganz der Manieren, sondern
das gegenseitige Vertrauen, die Anhänglichkeit des Schülers
und die zur Einwirkung nötige Organisation.
Lotnsblüten XXXI. 20
*) Wer dies begreift, der wird auch einsehen, wie thöricht es war, H. P. Blavatsky wegen ihrer persönlichen Eigentümlichkeiten anzugreifen, und den Wert der uns durch sie zugekommenen Lehren von ihrer Unfehlbarkeit abhängig machen zu wollen. Dies hiesse ein Kunstwerk nach der Form des Werkzeuges, mit dem es gemacht ist, zu beurteilen. Die uns durch H. P. Blavatsky zugekommenen Lehren sind nicht von H. P. Blavatsky erfunden, und nicht dazu bestimmt~ blindlings geglaubt zu werden, sondern um uns den Weg zur Wahrheit zu weisen, wenn man sie einmal begriffen hat. Sie sind die Lehren der asiatischen Meister, und was den Meister mit seinem Schüler verbindet, ist nicht die Gelehrtheit des Schülers, noch die Eleganz der Manieren, sondern das gegenseitige Vert=auen, die Anhänglichkeit des Schülc-rs und die zur Einwirkung nötige Organisation. LotusbUlten XXXI.
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Wer aber in den Verkehr mit diesen hö-
-
heren Intelligenzen treten will, der muss die-
Wer aber in den Verkehr mit diesen höheren Intelligenzen treten will, der muss diesen höheren geistigen Einflüssen sein Herz eröffnen und durch sie den Sieg über seine nach dem Niedrigen gerichteten Seelenkräfte erringen. Wenn er dabei auch manches Mal unterliegt, so ist er deshalb nicht gezwungen, liegen zu bleiben, sondern es steht in seiner Macht, sich wieder zu erheben. Je mehr er durch die Kraft seines eigenen göttlichen Geistes sich selbst überwindet, um so mehr erlangt er die Herrschaft über sich selbst und seine eigene geistige Erkenntnis wird eins mit der Erkenntnis aller grossen Seelen, seien sie noch im Besitze von sichtbaren Körpern oder Nirmanakayas, welche, unseren körperlichen Sinnen unerreichbar, die Sphäre unseres Planeten bewohnen.
sen höheren geistigen Einflüssen sein Herz
eröffnen und durch sie den Sieg über seine
nach dem Niedrigen gerichteten Seelenkräfte
erringen. Wenn er dabei auch manches Mal
unterliegt, so ist er deshalb nicht gezwungen,
liegen zu bleiben, sondern es steht in seiner
Macht, sich wieder zu erheben. Je mehr er
durch die Kraft seines eigenen göttlichen Geis-
tes sich selbst überwindet, um so mehr erlangt
er die Herrschaft über sich selbst und seine
eigene geistige Erkenntnis wird eins mit der
Erkenntnis aller grossen Seelen, seien sie
noch im Besitze von sichtbaren Körpern oder
Nirmanakayas, welche, unseren körper-
lichen Sinnen unerreichbar, die Sphäre unse-
res Planeten bewohnen.
Die Kraft, welche den Schüler mit dem
Meister verbindet, ist die Liebe. Wer seinen
Meister nicht schätzt, seinem Einflusse miss-
traut, ihn zurückstösst oder nur mit halbem
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Ohre auf die innere Stimme lauscht, dem
können sich diese höheren Intelligenzen nicht
mitteilen, weil er nicht fähig ist, sie zu em-
pfangen und in sich aufzunehmen. Der
Die Kraft, welche den Schüler mit dem Meister verbindet, ist die Liebe. Wer seinen Meister nicht schätzt, seinem Einflusse misstraut. ihn zurückstösst oder nur mit halbem Ohre auf die innere Stimme lauscht, dem können sich diese höheren Intelligenzen nicht mitteilen, weil er nicht fähig ist, sie zu empfangen und in sich aufzunehmen. Der
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Zweifel ist die Waffe, mit der man sich
gegen den blinden Glauben verteidigt, aber
auch das Werkzeug, mit dem man geistigen
Zweifel ist die Waffe, mit der man sich gegen den blinden Glauben verteidigt, aber auch das Werkzeug, mit dem man geistigen Selbstmord begeht. Die Liebe zwischen dem Meister und Schüler ist aber keine sentimentale Schwärmerei, sondern so wie die wahre Liebe zu Gott, d. h. der l\leister sieht im Schüler sein ihm immer ähnlicher werdendes Ebenbild und der Schüler erkennt im Meister das sich in ihm selber verwirklichende Ideal. Somit ist der Meister dem Schüler keine "fremde Person" oder ein ihm "unbekannter Oberer", dem er blindlings gehorchen müsste, sondern sein eigenes höheres und der Gottheit näherstehendes Selbst, ein Lichtstrahl aus jener Quelle, in der sich alle in Einem zusammenfinden.
Selbstmord begeht. Die Liebe zwischen dem
Meister und Schüler ist aber keine sentimen-
tale Schwärmerei, sondern so wie die wahre
Liebe zu Gott, d. h. der Meister sieht im Schü-
ler sein ihm immer ähnlicher werdendes Eben-
bild und der Schüler erkennt im Meister das
sich in ihm selber verwirklichende Ideal.
Somit ist der Meister dem Schüler keine
„fremde Person" oder ein ihm „unbekannter
Oberer", dem er blindlings gehorchen müsste,
sondern sein eigenes höheres und der Gott-
heit näherstehendes Selbst, ein Lichtstrahl
aus jener Quelle, in der sich alle in Einem
zusammenfinden.
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Briefkasten.
Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,
sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-
fasser der „Lotusblüten" im „Briefkasten" besprochen.
C. S. in F. — Um sich „in der Theosophie auszu-
bilden", dazu ist jeder Platz geeignet, denn es handelt sich
dabei ja um nichts anderes, als dass man sein eigenes
wahres Selbst findet und die Herrschaft über sich selbst
erlangt. Wer Gott im Herzen trägt, der kann ihn an je-
Briefkasten.
dem Orte finden und das Leben selbst bietet ihm genug
Gelegenheit, sich in der Selbstüberwindung zu üben. Was
aber die „theosophischen Lehren" betrifft, so ist auch hier
Fragtm von Abonnenten, welche nieht rein persönlicher Natur, sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Verfasser der "LotuBbltlten" im "Briefkasten" besprochell.
der geistige Unterricht der beste. Dieser wird durch den
geistigen und unsichtbaren Lehrer erteilt, welcher zu jedem
Menschen vermittelst der Intuition spricht, sobald der
Mensch durch die Ausübung der Selbsterkenntnis und
Selbstbeherrschung die nötige Selbstlosigkeit und geistige
Kraft erlangt hat, um ihn zu verstehen. Der Meister ist
C. 8. in F. - Um sich "in der Theosophie auszubilden oe, dazu ist jeder Platz geeignet, denn es handelt sich dabei ja um nichts anderes, als dass man sein eigenes wahres Selbst findet und die Herrschaft über sich selbst erlangt. Wer Gott im Herzen trägt, der kann ihn an jedem Orte finden und das Leben selbst bietet ihm genug Gelegenheit, sich in der Selbstüberwindung zu üben. Was aber die "theosophischen Lehren" betrifft, so ist auch hier der geistige Unterricht der beste. Dieset wird durch den geistigen und unsichtbaren Lehrer erteilt, welcher zu jedem Menschen vermittelst der Intuition spricht, sobald der Mensch durch die Ausübung der Selbsterkenntnis und Selbstbeherrschung die nötige Selbstlosigkeit und geistige Kraft erlangt hat. um ihn zu verstehen. Der Meister ist stets bereit, denjenigen zu unterrichten. der auf ihn hört.
stets bereit, denjenigen zu unterrichten, der auf ihn hört.
F. K. in B. — Uns ist bis jetzt noch nichts von
einer aus sich selbst entspringenden bösen Kraft im Uni-
versum bekannt. Wir können uns nur eine einzige Quelle
denken, aus der alle Kräfte kommen und diese Quelle ist
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gut, weil es gut ist, dass sie Kräfte in der Natur erzeugt.
Ob die Energie, welche die Natur von der göttlichen Quelle
erhält, relativ gut oder böse ist, dies hängt von der Art
ihrer Verwendung ab. Alles „Böse" ist eine Verkehrung
des Guten (Diabolus est Deus inversus) und ent-
F. K. in B. - Uns ist bis jetzt noch nichts von einer aus sich selbst entspringenden bösen Kraft im Universum bekannt. Wir können uns nur eine einzige Quelle denken, aus der alle Kräfte kommen und diese Quelle ist gut, weil es gut ist, dass sie Kräfte in der Natur erzeugt. Ob die Energie, welche die Natur von der göttlichen QueUe erhält, relativ gut oder böse ist, dies hängt von der Art ihrer Verwendung ab. Alles "Böse" ist eine Verkehrung des Guten (Diabolus est Deus inversus) und ent-
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springt aus dem Wahne der Selbstheit und des Sondersems.
Wenn der geistige Einfluss von oben nachlässt, so gewinnen
im Menschen die niederen Kräfte die Oberhand, sie er-
springt aus dem Wahne der Selbstheit und des Sonderseins. Wenn der geistige Einfluss von oben nachlässt, so gewinnen im Menschen die niederen Kräfte die Oberhand, sie erzeugen sich aber nicht von selbst, sondern ihr Dasein beruht auf dem bereits vorhergegangenen Einflusse von oben und sie erschöpfen sich schliesslich, wenn die von ihnen angesammelte Energie zu Ende geht. Deshalb kommt das absolut Gute von Gott, das relativ Gute und Böse aus der Verkehrtheit der Menschennatur. Es giebt eine geistige sowie eine physische "Astronomie"; die erstere lehrt die Gesetze der Bewegungen geistiger Einflüsse im Weltall, die letztere die Gesetze der Bewegung der sichtbaren Himmelskörper. Die Weisen lehren uns, dass die geistige Flutwelle, welche jetzt über Europa zieht, mit die~em Jahrhundert verschwinden wird. Naturgemäss wird dann die angesammelte Energie, durch höheren Zufluss nicht mehr so wie jetzt beherrscht, sich auf der niederen Ebene äussern und einen mehr oder weniger allgemeinen Ausbruch der menschlichen Leidenschaften hervorbringen. Wir sehen daher einer Periode ,'on geistiger Umnachtung sowohl als äusserlichen Umwäl7.ungen in wenigen Jahren entgegen und es liegt deshalb im Interesse eines jeden, in dieser letzten Stunde noch so viel geistiges Licht in sich aufzunehmen, als er aufnehmen kann.
zeugen sich aber nicht von selbst, sondern ihr Dasein be-
ruht auf dem bereits vorhergegangenen Einflusse von oben
und sie erschöpfen sich schliesslich, wenn die von ihnen
angesammelte Energie zu Ende geht. Deshalb kommt
das absolut Gute von Gott, das relativ Gute und Böse aus
der Verkehrtheit der Menschennatur.
Es giebt eine geistige sowie eine physische „Astronomie";
die erstere lehrt die Gesetze der Bewegungen geistiger Ein-
flüsse im Weltall, die letztere die Gesetze der Bewegung
der sichtbaren Himmelskörper. Die Weisen lehren uns,
dass die geistige Flutwelle, welche jetzt über Europa zieht,
mit diesem Jahrhundert verschwinden wird. Naturgemäss
wird dann die angesammelte Energie, durch höheren Zu-
fluss nicht mehr so wie jetzt beherrscht, sich auf der
niederen Ebene äussern und einen mehr oder weniger all-
gemeinen Ausbruch der menschlichen Leidenschaften her-
vorbringen. Wir sehen daher einer Periode von geistiger
Umnachtung sowohl als äusserlichen Umwälzungen in we-
nigen Jahren entgegen und es liegt deshalb im Interesse
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eines jeden, in dieser letzten Stunde noch so viel geistiges
Licht in sich aufzunehmen, als er aufnehmen kann.
M. H. in G. — Der Grundstein, auf welchem die
„theosophische Gesellschaft" aufgebaut ist, wie aus ihrer
Konstitution ersichtlich ist, ist die Liebe, d. h. die inner-
liche Verbrüderung der ganzen Menschheit ohne Rücksicht
auf äusserliche Scheidewände. Die Wissenschaft, d. h.
das Studium der vergleichenden Theologie, der okkulten
Wissenschaften u. -s. w., kommt erst in zweiter Linie und
man kann ein sehr guter Theosoph sein, ohne z. B. den
Unterschied zwischen dem Tetragsammaton und der Te-
tractys gelernt zu haben. Was der angehende Theosoph
M. R. in G. - Der Grundstein, auf welchem die "theosophische Gesellschaft" aufgebaut ist, wie aus ihrer Konstitution ersichtlich ist, ist die Liebe, d. h. die innerliche Verbrüderung der ganzen Menschheit ohne Rücksicht auf äusserliche Scheidewände. Die Wissenschaft, d. h. das Studium der vergleichenden Theologie, der okkulten Wissenschaften u. ·s. w., kommt erst in zweiter Linie und man kann ein sehr guter Theosoph sein, ohne z. B. den Unterschied zwischen dem Tetragsammaton und der Tetractys gelernt zu haben. Was der angehende Theosoph
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am nötigsten braucht, ist die Übung der selbstlosen Liebe,
denn nur durch die Kraft dieser göttlichen Liebe kann er
dasjenige Selbst erkennen, welches göttlicher Natur und
am nötigsten braucht, ist die übung der selbstlosen Liebe, denn nur durch die Kraft dieser göttlichen Liebe kann er dasjenige Stlbst erkennen, welches göttlicher Natur und deshalb selbstlos ist. Der 'Vah!spruch der" theosophischen Gesellschaft" ist: "Es giebt keine höhere Religion, als die Wahrheit." Damit ist gesagt. dass die 'Vahrheit höher steht, als die "öffentliche Meinung". 'Ver der öffentlichen Meinung die "-ahrheit zum Opfer bringt, der begeht geistigen Selbstmord. 'Vo der Selbsterhaltungstrieb einer Gesellschaft, Kirche oder Sekte anfängt. da hört das Reich der Gottesweisheit auf. Wer an das "Selbst" gebunden ist, der ist nicht frei.
deshalb selbstlos ist.
Der Wahlspruch der „theosophischen Gesellschaft" ist:
„Es giebt keine höhere Religion, als die Wahrheit." Da-
mit ist gesagt, dass die Wahrheit höher steht, als die
„öffentliche Meinung". AVer der öffentlichen Meinung die
Wahrheit zum Opfer bringt, der begeht geistigen Selbst-
mord. Wo der Selbsterhaltungstrieb einer Gesellschaft, Kirche
oder Sekte anlangt, da hört das Reich der Gottesweisheit
auf. Wer an das „Selbst" gebunden ist, der ist nicht frei.
Dr. F. D. in W. — Das Menschenherz enthält viele
Rätsel und man kann andere erst dann richtig beurteilen,
wenn man sich selbst genau kennen gelernt hat. Wer ein-
mal den Schleier gelüftet hat, in welchem die Geheimnisse
der Menschennatur eingehüllt sind, dem wird manches auch
ohne äusserliche Erklärung klar, was den in T a m a s verhüll-
ten Menschen trotz aller „Erklärungen" unverständlich bleibt.
Die zu Tage tretenden Gegensätze im Charakter der
von Ihnen erwähnten Personen erklären sich dadurch, dass
dieselben sich in eine geistige Sphäre eindrängten, für wel-
Dr. F. D. in W. -
Das Menschenherz enthält viele Rätsel und man kann andere erst dann· richtig beurteilen, wenn man sich selbst genau kennen gelernt hat. Wer einmal den Schleier gelüftet hat, in welchem die Geheimnisse der Menschennatur eingehüllt sind, dem wird manches aucb ohne äusserliche Erklärung klar, was den in Ta m a s verbüllten ~Ienscben trotz aller "Erklärungen" unverständlich bleibt. Die zu Tage tretenden Gegensätze im Charakter der yon Ihnen erwähnten Personen erklären sich dadurch, dass dieselben sich in eine geistige Sphäre eindrängten, fiir welche sie noch nicht reif waren und dadurch Kräfte ins Leben riefen, welche sie nicht zu beberrschen verstanden. Gerade so wie dort, wo die Sonne auf einen Acker scheint und der Regen fallt, sich die im Erdreich enthaltenen Keime, seien sie nÜtzlich oder nutzlos, entfalten und Kraut sowohl als Unkraut wächst, so ist es auch mit der geistigen Befruchtung und Entwicklung. 'Vo das geistige Licht der Erkenntnis die Seele befruchtet, da entwickeln sich die im Herzen schlummernden Eigenschaften; wen die Har.d des ~Ieisters berührt, der ist nicht mehr f:ihig zu heucheln, seine guten sowohl als seine schlechten Eigenschaften kommen zum Vorschein. "Tohl ihm, wenn er dann die männ-
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che sie noch nicht reif waren und dadurch Kräfte ins
Leben riefen, welche sie nicht zu beherrschen verstanden.
Gerade so wie dort, wo die Sonne auf einen Acker scheint
und der Regen fallt, sich die im Erdreich enthaltenen
Keime, seien sie nützlich oder nutzlos, entfalten und Kraut
sowohl als Unkraut wächst, so ist es auch mit der geis-
tigen Befruchtung und Entwicklung. Wo das geistige Licht
der Erkenntnis die Seele befruchtet, da entwickeln sich die
im Herzen schlummernden Eigenschaften; wen die Hand
des Meisters berührt, der ist nicht mehr fähig zu heucheln,
seine guten sowohl als seine schlechten Eigenschaften kom-
men zum Vorschein. Wohl ihm, wenn er dann die mann-
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liehe Kraft der Selbstbeherrschung besitzt, um das Gute
zu wählen und sich über seine bösen Neigungen zu erheben;
denn darin liegen gerade die Gefahren der „Chelaschaft",
liche Kraft. der Selbstbeherrschung besitzt, um das Gute zu wählen und sich über seine bösen Neigungen zu erheben; denn darin liegen gerade die Gefahren der "Chelaschaft", dass, wer den Kampfplatz betritt, auch die zum Siege nötige Charakterfestigkeit haben muss, um zu kämpfen und sich nicht von seinen eigenenSchwachheitenüberwiltigen zulassen. Deshalb ist es auch erklärlich, dass "Viele berufen, aber Wenige auserwählt" sind und dass viele der "Berufenen" der Welt das Schauspiel einer erbärmlichen Niederlage bieten. W er sich wie eine Wetterfahne nach jedem Winde dreht, der hat noch keine eigene Überzeugung, wem konventionelle Rücksicht und die Meinung der nach dem Scheine urteilenden Welt, "Respektabilität" nach aussen u. s. w. das Höchste ist, der ist durch diese Dinge gebunden und steht noch nicht auf derjenigen Stufe, auf welcher er frei von allen irdischen Täuschungen ist. Diese Stufe ist aber für das "schöne Geschlecht" im allgemeinen viel schwerer zu erreichen als fiir den Mann, da in der Frau gewöhnlich das Gefühlsleben kräftiger ist als der analysierende Verstand und sie infolge ihrer gesellschaftlichen Stellung mehr als der Mann auf Äusserlichkeiten Rücksicht zu nehmen gezwungen ist.
dass, wer den Kampfplatz betritt, auch die zum Siege nötige
Charakterfestigkeit haben muss, um zu kämpfen und sich
nicht von seinen eigenen Schwachheiten überwältigen zulassen.
Deshalb ist es auch erklärlich, dass „Viele berufen, aber
Wenige auserwählt" sind und dass viele der „Berufenen"
der Welt das Schauspiel einer erbärmlichen Niederlage bieten.
Wer sich wie eine Wetterfahne nach jedem Winde dreht,
der hat noch keine eigene Überzeugung, wem konventionelle
Rücksicht und die Meinung der nach dem Scheine urteilen-
den Welt, „Respektabilität" nach aussen u. s. w. das
Höchste ist, der ist durch diese Dinge gebunden und steht
noch nicht auf derjenigen Stufe, auf welcher er frei von
allen irdischen Täuschungen ist. Diese Stufe ist aber für
das „schöne Geschlecht" im allgemeinen viel schwerer zu
erreichen als für den Mann , da in der Frau gewöhnlich
das Gefühlsleben kräftiger ist als der analysierende Ver-
stand und sie infolge ihrer gesellschaftlichen Stellung mehr
als der Mann auf Äusserlichkeiten Rücksicht zu nehmen
gezwungen ist.
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B. K. in A. (Madras). — Dasjenige, was von einem
niederen Standpunkte aus betrachtet für „gesunden Men-
schenverstand" gehalten wird, wird von einem höheren Stand-
punkte gesehen mitunter als grosse Beschränktheit erkannt.
Es gab eine Zeit, in der es dem „gesunden Menschenverstande"
widersprach, zu glauben, dass die Erde sich drehe. Wenn
schon in Bezug auf die Beurteilung äusserlicher Dinge die
Sinneswahrnehmungen trügerisch sind, um wie viel weniger
sind äusserliche Wahrnehmungen zur Beurteilung geistiger
Wahrheiten geeignet. Das Geistige muss geistig erkannt
werden. Dazu gehört aber jenes „Licht von Osten", das
nicht im Lesen von orientalischen Büchern besteht, sondern
B. K. in A. (Madras). - Dasjenige, was von einem niederen Standpwikte aus betrachtet für "gesunden Menschenverstand" gehalten wird, wird von einem höheren Standpunkte gesehen mitunter als grosse Beschränktheit erkannt. Es gab eine Zeit, in der es dem "gesunden Menschenverstande" widersprach, zu glauben, dass die Erde sich drehe. Wenn schon in Bezug auf die Beurteilung äusserlicher Dinge die Sinneswahrnehmungen trügerisch sind, um wie viel weniger sind äusserliche viabrnehmungen zur Beurteilung geistiger Wahrheiten geeignet. Das Geistige muss geistig erkannt werden. Dazu gehört aber jenes "Licht von Osten", das nicht im Lesen von orientalischen Büchern besteht, sondern
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HARVARD UNIVERSITY
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3 06
in der Erleuchtung der Seele durch den Geist der Wahr-
heitserkenntnis.
J. C. E. in H. — In Beantwortung Ihres Schreibens
in der Erleuchtung der Seele durch den Geist der 'Vahrheit..erkenntnis.
kann ich nur wiederholen, dass die Theosophie kein Lehr-
system, keine Dogmatik, keine veränderliche objektive An-
schauungsweise, sondern die eigene geistige Erkenntnis ist,
die durch kein Anpredigen oder Bekehren oder Annehmen
J. C. E. in H. -
In Beantwortung Ihres Schreibens kann ich nur wiederholen, dass die Theosophie kein Lehrsystem, keine Dogmatik, keine veränderliche objektive AnscbauuDgSweise, sondern die eigene geistige Erkenntnis ist, die durch kein Anpredigen oder Bekehren oder Annehmen von Dogmen und Fdrwahrhalten von Meinungen, sondern nur durch das eigene geistige Wachstum, das Aufblühen der Seele im Lichte der Wahrheit erlangt werden kann. Da hilft kein objektives 'Vissen, kein Auswendiglernen von Citaten berühmter Gelehrter, kein Pfaffengeschwätz, keine salbungsvollen Redensarten und fromme Traktätchen, sondern wie eine Pflanze im Garten nur durch die Kraft der Sonne wächst, so kann sich die Lotusblume der göttlichen Selbsterkenntnis nur durch den Einfluss des göttlichen Lichtes der Wahrheit entfalten, dessen 'Virkung nicht von dem Eigenwillen des Menschen, sondern von nichts anderem, als von dem Dasein dieses Lichtes abhängig ist. Wir können uns dem Einflusse dieses Lichtes unterwerfen und ihm unser Herz eröffuen, nicht aber dasselbe erzeugen. Dass Sie gewissen Leuten nicht begreülich machen können, was Theosophie ist, das glaube ich gerne. Ich kann es anch nicht. Wir können niemandem eine geistige Einsicht geben, wenn er nicht in sich selbst die Kraft dazu bat. 'Ver einmal einsieht, was die Gotteserkenntnis ist, der bat sie auch schon und ist folglich ein Theosoph. Wir können niemanden Gott offenbaren, dies kann nur Gott selber thun. Wir können nur dazu beitragen, die Hindernisse entfernen zu helfen, welche der Selbstoffenbarung Gottes im Herzen des Menschen hinderlich sind und dies geschieht durch die Ausbreitung theosophischer Litteratur, welche wohl theosophische Lehren enthält, nicht aber die Gotteserkenntnis selber ist und es auch nicht sein kann.
von Dogmen und Fürwahrhalten von Meinungen, sondern
nur durch das eigene geistige Wachstum, das Aufblühen
der Seele im Lichte der Wahrheit erlangt werden kann.
Da hilft kein objektives Wissen, kein Auswendiglernen
von Citaten berühmter Gelehrter, kein Pfaffengeschwätz,
keine salbungsvollen Redensarten und fromme Traktätchen,
sondern wie eine Pflanze im Garten nur durch die Kraft
der Sonne wächst, so kann sich die Lotusblume der gött-
lichen Selbsterkenntnis nur durch den Einfluss des gött-
lichen Lichtes der Wahrheit entfalten, dessen Wirkung
nicht von dem Eigenwillen des Menschen, sondern von
nichts anderem, als von dem Dasein dieses Lichtes abhängig
ist. Wir können uns dem Einflusse dieses Lichtes unterwerfen
und ihm unser Herz eröffnen, nicht aber dasselbe erzeugen.
Dass Sie gewissen Leuten nicht begreiflich machen kön-
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nen, was Theosophie ist, das glaube ich gerne. Ich kann es
auch nicht. Wir können niemandem eine geistige Einsicht
geben, wenn er nicht in sich selbst die Kraft dazu hat.
Wer einmal einsieht, was die Gotteserkenntnis ist, der hat
sie auch schon und ist folglich ein Theosoph. Wir können
niemanden Gott offenbaren, dies kann nur Gott selber
dran. Wir können nur dazu beitragen, die Hindernisse
entfernen zu helfen, welche der Selbstoffenbarung Gottes
im Herzen des Menschen hinderlich sind und dies geschieht
durch die Ausbreitung theosophischer Litteratur, welche
wohl theosophische Lehren enthält, nicht aber die Gottes-
erkenntnis selber ist und es auch nicht sein kann.
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HARVARD UNIVERSITY
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B. D. in E. (England). — Ihr Vorschlag, das Amt
eines Präsidenten und Vicepräsidenten der „Theosophischen
Gesellschaft" abzuschaffen und aus derselben eine Art von
B. D. in E. (England). - Ihr Vorschlag, das Amt eines Präsidenten und Vicepräsidenten der"Theosophischen Gesellschaft" abzuschaffen und aus derselben eine Art von .. freier Gemeinde" mit einem alljährlich neu zu wählenden ..obersten Kirchenrate" zu machen, wäre vortrefflich, wenn die T. S. auf keiner höheren Stufe stände, oder keine höheren Zwecke hätte, als viele hundert andere ähnliche Gesellschaften, die sich mit der Untersuchung von diesem und jenem befasst, wie z. B. die ..Royal Asiatic Society" oder die "Society for Psychic Research", WO es sich nicht um die Selbsterkenntnis, sondern nur um Meinungen, nicht um die Wahrheit, sondern bloss um Wahrscheinlichkeiten handelt und wo die Meinung des einen ebenso sehr ins Gewicht flillt, als die eines anderen, da ja alle etwas Bestimmtes nicht wissen. Die Theosophische Gesellschaft aber steht auf einer ganz anderen Stufe und hat einen viel höheren Zweck. Sie unterscheidet sich von allen anderen ähnlichen Gesellschaften dadurch, dass ihre geistigen Führer und Lehrer die indischen Meister jenseits des Himalayas sind. Diese Meister, welche auf einer viel höheren Stufe der Evolution stehen als die grössten Gelehrten der Welt, sind Menschen, welche die geistige Selbsterkenntnis erlangt haben und sich um keine wissenschaftlichen Meinungen und kirchliche Glaubensartikel bekümmern j die theosophische Gesellschaft aber hat es nötig, an ihrer Spitze Personen zu haben, welche mit diesen Meistern in Verbindung stehen und als deren (wenn auch unvollkommene) Vermittler dienen können. Von solchen ist uns nur ein einziger bekannt, der zugleich auch die Fähigkeit hat, das wackelige Gebäude der T. S. zusammenzuhalten und anstatt seine Resignation zu verlangen,sollten wir ihm vielmehr dankbar sein, wenn er seine Stelle behält, wenn auch diejenigen, denen es an tieferer Einsicht mangelt (und diese sind heutzutage überall in der Mehrheit), ihn nicht verstehen.
„freier Gemeinde" mit einem alljährlich neu zu wählenden
„obersten Kirchenrate" zu machen, wäre vortrefflich, wenn
die T. S. auf keiner höheren Stufe stände, oder keine
höheren Zwecke hätte, als viele hundert andere ähnliche
Gesellschaften, die sich mit der Untersuchung von diesem
und jenem befasst, wie z. B. die „Royal Asiatic Society"
oder die „Society for Psychic Research", wo es sich nicht
um die Selbsterkenntnis, sondern nur um Meinungen, nicht
um die Wahrheit, sondern bloss um Wahrscheinlichkeiten
handelt und wo die Meinung des einen ebenso sehr ins
Gewicht fällt, als die eines anderen, da ja alle etwas Be-
stimmtes nicht wissen.
Die Theosophische Gesellschaft aber steht auf einer
ganz anderen Stufe und hat einen viel höheren Zweck.
Sie unterscheidet sich von allen anderen ähnlichen Gesell-
schalten dadurch, dass ihre geistigen Führer und Lehrer
die indischen Meister jenseits des Himalayas sind. Diese
Meister, welche auf einer viel höheren Stufe der Evolution
stehen als die grössten Gelehrten der Welt, sind Menschen,
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welche die geistige Selbsterkenntnis erlangt haben und sich
um keine wissenschaftlichen Meinungen und kirchliche
Glaubensartikel bekümmern; die theosophische Gesellschaft
aber hat es nötig, an ihrer Spitze Personen zu haben,
welche mit diesen Meistern in Verbindung stehen und als
deren (wenn auch unvollkommene) Vermittler dienen können.
Von solchen ist uns nur ein einziger bekannt, der zugleich
auch die Fähigkeit hat, das wackelige Gebäude der T. S.
zusammenzuhalten und anstatt seine Resignation zu ver-
langen, sollten wir ihm vielmehr dankbar sein, wenn er
seine Stelle behält, wenn auch diejenigen, denen es an
tieferer Einsicht mangelt (und diese sind heutzutage über-
all in der Mehrheit), ihn nicht verstehen.
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308
Damit ist nicht gesagt, dass man blindlings alles nach-
beten und als unfehlbar annehmen müsse, was ein solcher
Vermittler sagt, sondern es handelt sich darum, selber den
Damit ist nicht gesagt, dass man blindlings alles nachbeten und als unfehlbar annehmen müsse, was ein solcher Vermittler sagt:, sondern es handelt sich darum, selber den "\Veg zur Wahrheit zu finden. Hiezu ist aber diese geistige Führung von ausserordentlich grossem Nutzen, wenn nicht geradezu eine Notwendigkeit und es sollten diejenigen, welche alles verwerfen wollen was über ihrem beschränkten Horizonte steht, bedenken, dass es ja gerade der Zweck der T. S. ist, sie aus dieser Beschränktheit zu befreien und ihren Horizont zu erweitern, damit ihre Seele der innerlichen Edeuchtung durch die Hilfe der Meister zugänglich wird.
Weg zur Wahrheit zu finden. Hiezu ist aber diese geis-
tige Führung von ausserordentlich grossem Nutzen, wenn
nicht geradezu eine Notwendigkeit und es sollten diejenigen,
welche alles verwerfen wollen was über ihrem beschränkten
Horizonte steht, bedenken, dass es ja gerade der Zweck
der T. S. ist, sie aus dieser Beschränktheit zu befreien und
ihren Horizont zu erweitern, damit ihre Seele der inner-
lichen Erleuchtung durch die Hilfe der Meister zugänglich
wird.
M. V. in E. — Sie finden alle Ihre Fragen in Sanka-
racharyas „Atma Bodha" und im „Palladium der
Weisheit" beantwortet. Diese Werke enthalten die
Lehren der alten indischen Weisen; seine „Tattwa
Bodha" liefert die wissenschaftliche Erklärung und Be-
gründung dazu.
K. G. in J. — Es giebt zweierlei „unsichtbare Führer"
und „unbekannte Obere", die wahren und die falschen.
Die wahren sind bloss deshalb nicht sichtbar, weil wir noch
nicht die Fähigkeit erlangt haben, sie, die Geistigen, mit
M. V. in R. - Sie finden alle Ihre Fragen in Sankaracharyas "Atma Bodha" und im "Palladium der Weisheit" beantwortet. Diese Werke enthalten die Lehren der alten indischen Weisen; seine "T a t t w a B 0 d h a" liefert die wissenschaftliche Erklärung und Begründung dazu.
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geistigem Auge zu sehen; die falschen sind diejenigen, welche
wohl sichtbar wären, wenn sie sich nicht absichtlich ver-
stecken würden, um .ihre Anhänger irre zu leiten und zu
mystifizieren. Der unsichtbare geistige Führer eines jeden
Menschen ist sein eigenes geistiges Ich. Über diesem steht
noch ein höheres, das Logos. Das geistige Ich gehört
einer höheren Welt an, als das irdische Ich. Wer sein
eigenes geistiges Ich, seinen Meister gefunden hat, der lernt
durch ihn auch die anderen mit ihm verbundenen Meister
kennen. Darin und nicht in äusserlichen Ceremonien, Hokus-
K. G. in J. - Es giebt zweierlei "unsichtbare Führer" und "unbekannte Obere", die wahren und die falschen. Die wahren sind bloss deshalb nicht sichtbar, weil wir noch nicht die Fähigkeit erlangt haben, sie, die Geistigen, mit geistigem Auge zu sehen; die falschen sind diejenigen, welche wohl sichtbar wären, wenn sie sich nicht absichtlich verstecken würden, um .ihre Anhänger irre zu leiten und zu mystifizieren. Der unsichtbare geistige Führer eines jeden Menschen ist sein eigenes geistiges Ich. Über diesem steht noch ein höheres, das Logos. Das geistige Ich gehört einer höheren Welt an, als das irdische Ich. Wer sein eigenes geistiges Ich, seinen Meister gefunden hat, der lernt durch ihn auch die anderen mit ihm verbundenen Meister kennen. Darin und nicht in äusserlichen Ceremonien, Hokuspokus und Firlefanz, besteht das Wesen der Initiation.
pokus und Firlefanz, besteht das Wesen der Initiation.
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HARVARD UNIVERSITY
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E. G. in N. — Da, wie uns Gautama Buddha klarer
als jeder andere lehrt, dass alle Übel in dem Wahne der
E. G. in N. -
Da, wie uns Gautama Buddha klarer als jeder andere lehrt, dass alle Übel in dem Wahne der Selbstheit ihren Ursprung haben, und dass die Heilung von allen Übeln und die wahre Erlösung darin besteht, sich von dem Wahne des Selbstseins frei zu machen, so kann auch die beständige innere Unruhe, über welche Sie klagen, keinen anderen Grund als diesen Selbstwahn haben, und das Mittel dagegen liegt klar auf der Hand. Wer sich beständig darnach sehnt, "es im Geistigen vorwärts zu bringen", sich stündlich darüber bekümmert, "dass es mit seiner geistigen Entwicklung nicht schnell genug vorwärts geht", immer nur auf sich selbst und auf seinen (wenn auch geistigen) Vorteil bedacht ist, der steckt ebenso sehr im Irrtume, und ist ebenso sehr in der Habsucht und im Grössenwahne besessen, als derjenige, dessen ganzes Sinnen und Trachten auf den Erwerb von weltlichen Illusionen gerichtet ist. Die Illusion des Selbsts ist aber gerade dasjenige, was der wahren Selbsterkenntnis (Goueserkenntnis) im Wege steht. Nur wenn diese Täuschung verschwindet, kann das an keinen Raum gebundene, unbeschränkte, freie Selbst (die Wahrheit) im Menschen offenbar werden.
Selbstheit ihren Ursprung haben, und dass die Heilung von
allen Übeln und die wahre Erlösung darin besteht, sich von
dem Wahne des Selbstseins frei zu machen, so kann auch
die beständige innere Unruhe, über welche Sie klagen, keinen
anderen Grund als diesen Selbstwahn haben, und das Mittel
dagegen liegt klar auf der Hand. Wer sich beständig darnach
sehnt, „es im Geistigen vorwärts zu bringen", sich stündlich
darüber bekümmert, „dass es mit seiner geistigen Ent-
wicklung nicht schnell genug vorwärts geht", immer nur
auf sich selbst und auf seinen (wenn auch geistigen)
Vorteil bedacht ist, der steckt ebenso sehr im Irrtume, und
ist ebenso sehr in der Habsucht und im Grössenwahne be-
sessen, als derjenige, dessen ganzes Sinnen und Trachten
auf den Erwerb von weltlichen Illusionen gerichtet ist. Die
Illusion des Selbsts ist aber gerade dasjenige, was der
wahren Selbsterkenntnis (Gotteserkenntnis) im Wege steht.
Nur wenn diese Täuschung verschwindet, kann das an keinen
Raum gebundene, unbeschränkte, freie Selbst (die Wahrheit)
im Menschen offenbar werden.
N. M. in H. — Jeder Mensch hat, wenn er nicht
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ganz seelenlos auf die Welt gekommen oder seelenlos ge-
worden ist, seinen geistigen Führer und Lehrer bei sich
selbst, und braucht deshalb nicht in der Ferne nach einem
solchen zu suchen. Es handelt sich um nichts anderes, als
um diesen inneren Führer zu finden und mit ihm bekannt
zu werden. Dies ist der Anfang und das Ende aller
Theosophie, und deshalb wurde auch der Weg hierzu bereits
in den ersten drei Nummern der „Lotusblüten" („Auszüge
aus dem Buche der goldenen Lehren") beschrieben.
Druck von Carl Otto in Meerane.
N. M. in H. - Jeder Mensch hat, wenn er ni~t ganz seelenlos auf die Welt gekommen oder seelenlos geworden ist, seinen geistigen Führer und Lehrer bei sich selbst, und braucht deshalb nicht in der Ferne nach einem solchen zu suchen. Es handelt sich um nichts anderes, als um diesen inneren Führer zu finden und mit ihm bekannt zu werden. Dies ist der Anfang und das Ende aller Theosophie, und deshalb wurde auch der Weg hierzu bereits in den ersten drei Nummern der "Lotusblüten" ("Auszüge aus dem Buche der goldenen Lehren") beschrieben.
Druck von earl Otto in Meerane.
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HARVARD UNIVERSITY
Im Verlage von Wilhelm Friedrich in Leipzig
erschien:
Die Geheimwissenschaften.
Zweiter Teil der Geschichte des Okkultismus.
~M~4M.Ji;~~M Im Verlage von Wtlhelm Frledrlch in Leipzig erschien:
Von
Die
Karl Kiesewetter.
Ein starker Band Oktav mit 12 Illustrationen.
Preis broschiert Mark 16,—; gebunden Mark 18,—.
Es ist eine unbestrittene Thatsache, dass kein einziges Buch der
hierhergehörigen deutschen Litteratur einen nur annähernd ähnlichen
Erfolg gehabt hat, als Kiesewetters „Geschichte des neueren Okkul-
Zweiter Teil der Geschichte des Okkultismus. Von
tismus". Mit seltener Einstimmigkeit sprachen sich die grössten und
"arl lCieselVetter.
besten Organe der deutschen Presse in eingehenden Rezensionen
rühmend über das Buch aus, und selbst Blätter, die sonst dem
Okkultismus gegenüber eine ablehnende, ja eine feindselige Haltung
Ein starker Band Oktav mit 12 Illustrationen. Preis broschiert Mark 16,-; gebunden Mark 18,-.
einnahmen, sind zum Gegenteil bekehrt worden. So sagt die „Kreuz-
zeitung", welche dem Buch eine 18 Spalten füllende Artikelserie
widmet:
„Der allerwichtigste und allernotwendigste Schritt zur Begrün-
dung einer Wissenschaft des Okkultismus, wie man neuerdings im
Gegensatz zu dem übel beleumundeten einseitigen Spiritismus sagt,
ist aber offenbar eine kritische Darstellung seiner Geschichte. Dieser
Schritt ist jetzt gethan, und schon die objektive Darstellung der ver-
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schiedenen seit dem 16. Jahrhundert aufgetretenen wissenschaftlichen
Ansichten über die okkulten Erscheinungen des Seelenlebens von
einem offenbar philosophisch geschulten Manne auf diesem Gebiet ist
ein grundlegendes Werk."
In gleichem Sinne sprechen sich Dr. Carl Freiherr du Prel in
der „Münchener Allgemeinen Zeitung", Dr. Julius Stinde im
„Daheim" und Dr. Max Dessoir im „Litterarischen Mercur"
aus, während die in Amsterdam erscheinende „Kunstwereld" (Jahr-
gang 1894, Nr. 22) sagt: „der Bericht der Mailändischen
Kommission und das Werk von Kiesewetter ist das erste
Licht eines anbrechenden neuen Morgens".
T|r ~w ~tfT ~w Ur "w w" ~3r ~w "Sr *W~rlr ttt wr "w -ar ~W
Geheimwissens~harten.
Es ist eine unbestrittene Thatsache, dass kein einziges Buch der hierhergehörigen deutschen Litteratur einen nur annähernd ähnlichen Erfolg gehabt hat, als Kiesewetters "Geschichte des neueren Okkultismus". Mit seltener Einstimmigkeit sprachen sich die grössten und besten Organe der deutschen Presse in eingehenden Rezensionen rühmend über das Buch aus, und selbst Blätter, die sonst dem Okkultismus gegenüber eine ablehnende, ja eine feindselige Haltung einnahmen, sind turn Gegenteil bekehrt worden. So sagt die "Kreuzz ei tun g ", welche dem Buch eine 18 Spalten füllende Artikelserie widmet: "Der allerwichtigste und allernotwendigste Schritt zur Begründung einer Wissenschaft des Okkultismus, wie man neuerdings im Gegensatz zu dem übel beleumundeten einseitigen Spiritismus sagt, ist aber offenbar eine kritische Darstellung seiner Geschichte. Dieser Schritt ist jetzt gethan, und schon die objektive Darstellung der verschiedenen seit dem 16. Jahrhundert aufgetretenen wissenschaftlichen Ansichten über die okkulten Erscheinungen des Seelenlebens von einem offenbar philosophisch geschulten Manne auf diesem Gebiet ist ein grundlegendes Werk." In gleichem Sinne sprechen sich Dr. earl Freiherr du Prel in der "Münchener Allgemeinen Zeitung", Dr. Julius Stinde im "Daheim" und Dr. Max Dessoir im "Litterarischen Mercur" aus, während die in Amsterdam erscheinende "K uns t wer eid" (Jahrgang 1894, Nr. 22) sagt: "der Bericht der Mailändischen Kommission und das 'Verk von Kiesewetter ist das erste Licht eines anbrechenden neuen Morgens".
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Origillal fram
HARVARD UNIVERSITY
Das Evangelium Buddhas.*
Die folgenden Auszüge aus den heiligen Schriften der
Buddhisten haben nicht den Zweck, als „kulturhistorische
Abhandlung" zu dienen, noch die Vorzüge irgend eines
religiösen Systems über ein anderes zu betonen; sie sollen
lediglich ein Wegweiser auf dem Pfade der Selbsterkenntnis
sein, den Leser dazu bewegen, selbst über die Tiefen der
darin enthaltenen Wahrheiten nachzudenken und sich zu
einer höheren als der alltäglichen Gedankenregion zu erheben.
Es handelt sich hier nicht um die Verehrung irgend einer
historischen Persönlichkeit; denn unter „Buddha" ist die
Wahrheit oder das Licht zu verstehen, durch dessen innere
Erleuchtung Gautama Siddharta, sowie mancher andere ein
„Buddha", d. h. ein Erleuchteter geworden ist. Der
historische Gautama Buddha, gleich dem mythischen Jesus
von Nazareth, ist als Person nur insofern ein Gegenstand
der Hochachtung, als er in seiner Person uns ein Vorbild
Das Evangelium Buddhas.*)
darstellt von dem, was wir selbst sein und werden sollen.
Das Evangelium Buddhas ist die Himmelsbotschaft, welche
die Wahrheit selbst den Menschen in ihren Herzen verkündet.
*) „The Gospel of Buddha." Aus dem Original,
Pali-Texte übersetzt. Paul Carus. Chicago, 1895.
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Lotusblüten XXXII. 21
Die folgenden Auszüge aus den heiligen Schriften der Buddhisten haben nicht den Zweck, als "kulturhistorische Abhandlung" zu dienen, noch die Vorzüge irgend eines religiösen Systems über ein anderes zu betonen; sie sollen lediglich ein Wegweiser auf dem Pfade der Selbsterkenntnis sein, den Leser dazu bewegen, selbst über die Tiefen der darin enthaltenen Wahrheiten nachzudenken und sich zu einer höberen als der alltäglichen Gedankenregion zu erheben. Es handelt sich hier nicht um die Verehrung irgend einer histprischen Persönlichkeit; denn unter "Buddha" ist die Wahrheit. oder das Licht zu verstehen, durch dessen innere Erleuchtung Gautama Siddharta, sowie mancher andere ein "Buddha", d. h. ein Erleuchteter geworden ist. Der historische Gautama Buddha, gleich dem mythischen Jesus von N azareth, ist als Person nur insofern ein Gegenstand der Hochachtung, als er in seiner Person uns ein Vorbild darstellt von dem, was wir selbst sein und werden sollen. Das Evangelium Buddhas ist die Himmelsbotschaft, welche die Wahrheit selbst den Menschen in ihren Herzen verkündet.
*) "The Gospel of Buddha." Aus dem OriginalPali- Texte übersetzt. Paul Canls. Chicaga, 1895. Lotusblüten XXXII.
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21
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HARVARD UNIVERSITY
— 312 —
3 12
Buddham saranara gacchämi.
Dbammam saranam gacohämi.
Sangham saranam gacchämi.
Buddham saranam gacchami. Dbammam laranam gacohami. 8angham saranam gacchami.
Ich nehme meine Zuflucht in Buddha (im Lichte
der Weisheit).
Ich nehme meine Zuflucht im Gesetze (der Wahr-
heit).
Ich nehme meine Zuflucht in der (geistigen) Ge-
Ich nehme meine Zuflucht in Buddha (im Lichte der Weiaheit). Ich nehmc meine Zuflucht im Gesetze (der Wabrheit). Ich nehme meine ~uflucht in der (geistigen) Gemeinschaft der (unsterblicben) Weisen.
meinschaft der (unsterblichen) Weisen.
I.
Willkommen.
Freut euch der frohen Botschaft! Buddha,
unser Herr, hat die Wurzel aller Übel ge-
funden. Er hat uns den Weg zur Erlösung
gezeigt.
Buddha (das Licht der geistigen Erkennt-
1.
nis) zerstreut die Täuschungen unseres Geis-
tes und erlöst uns aus den Schrecken des
Todes.
Willkommen.
Buddha, unser Herr, bringt Trost allen
jenen, die ermüdet und beladen sind, er ist
die Wiederherstellung des Friedens für alle,
Freut euch der frohen Botschaft! Buddha, unser Herr, hat die Wurzel aller Übel gefunden. Er hat uns den Weg zur Erlösung gezeigt.
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die unter der Last des Lebens ermattet sind.
Er giebt den Schwachen Mut, selbst wenn
sie schon nahe daran sind, Selbstvertrauen
und Hoffnung aufzugeben.
Buddha (das Licht der geistigen Erkenntnis) zerstreut die Täuschungen unseres Geistes und erlöst uns aus den Schrecken des Todes. Buddha, unser Herr, bringt Trost allen jenen, die ermüdet und beladen sind, er ist die Wiederherstellung des Friedens für alle, die unter der Last des Lebens ermattet sind. Er giebt den Schwachen Mut, selbst wenn sie schon nahe daran sind, Selbstvertrauen und Hoffnung aufzugeben.
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HARVARD UNIVERSITY
— 313 —
-
Ihr, die ihr an den Trübsalen des Lebens
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leidet; ihr, die ihr kämpfen und ausharren
müsst, die ihr nach dem Leben der Wahrheit
Ihr, die ihr an den Trübsalen I des Lebens leidet; ihr, die ihr kämpfen und ausharren müsst, die ihr nach dem Leben der Wahrheit Sehnsucht im Herzen tragt, freut euch über die frohe Botschaft!
Sehnsucht im Herzen tragt, freut euch über
die frohe Botschaft!
Es giebt einen Balsam für den Verwun-
deten und Brot für den Hungrigen. Es giebt
Wasser für den Durstigen und Hoffnung für
den Verzweifelnden. Licht ist da für die-
jenigen, welche in der Dunkelheit sind, und
ein unerschöpflicher Segen für den Recht-
schaffenen.
Heilt eure Wunden, ihr Verwundeten, und
sättigt euch, ihr, die ihr hungrig seid. Ruhet
Es giebt einen Balsam für den Verwundeten und Brot für den Hungrigen. Es giebt Wasser für den Durstigen und Hoffnung für den Verzweifelnden. Licht ist da für diejenigen, welche in der Dunkelheit sind, und ein unerschöpflicher Segen für den Rechtschaffenen.
euch aus, ihr Ermüdeten, und ihr Durstigen
löscht euern Durst. Seht hinauf in das Licht,
ihr, die ihr im Dunkeln sitzt, und freut euch,
ihr Verlorenen.
Vertrauet in die Wahrheit (Wirklichkeit),
ihr, die ihr die Wahrheit liebt; denn das Reich
der Rechtschaffenheit ist auf der Erde ge-
gründet; die Finsternis des Irrtums ist von
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dem Lichte der Wahrheit vertrieben. Wir
können unseren Weg sehen, und unsere
Schritte können fest und sicher sein.
21*
Heilt eure Wunden, ihr Verwundeten, und sättigt euch, ihr, die ihr hungrig seid. Ruhet euch aus, ihr Ermüdeten, und ihr Durstigen löscht euern Durst. Seht hinauf in das Licht, ihr, die ihr im Dunkeln sitzt, und freut euch, ihr Verlorenen. Vertrauet in die Wahrheit (Wirklichkeit), ihr, die ihr die Wahrheit liebt; denn das Reich der Rechtschaffenheit ist auf der Erde gegründet; die Finsternis des Irrtums ist von dem Lichte der Wahrheit vertrieben. Wir können unseren Weg sehen, und unsere Schritte können fest und sicher sein. 21*
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HARVARD UNIVERSITY
— 314 —
Buddha, unser Herr, hat die Wahrheit ge-
offenbart*).
Die Wahrheit heilt unsere Krankheiten
Buddha, unser Herr, hat die \Vahrheit geoffenbart *).
und erlöst uns vom Verderben, die Wahrheit
giebt uns Kraft im Leben und im Tode; die
Wahrheit allein kann die Übel des Irrtums
besiegen.
Die 'Vahrheit heilt unsere Krankheiten und erlöst uns vom Verderben, die 'Vahrheit giebt uns Kraft im Leben und im rode; die \Vahrheit allein kann die Übel des Irrtums besiegen.
Freut euch der frohen Botschaft.
II.
Samsära und Nirväna.
Blicke umher und betrachte das Leben!
Alles ist vergänglich und nichts besteht.
Du siehst Geburt und Tod, Wachstum und
Verwelken, Verbindung und Trennung.
Die Herrlichkeit der Welt ist wie eine
Blume; sie steht am Morgen in voller Blüte
und welkt in der Hitze des Tages.
*) Buddha ist die Wahrheit. Kein Mensch kann einem
Freut euch der frohen Botschaft.
anderen die Wahrheit offenbaren, dies kann nur die Wahrheit
selber thun. Ein Mensch, in dem die Wahrheit offenbar
geworden ist, ist ein Buddha; er ist die Wahrheit selbst,
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weiche in ihm selber verkörpert ist.
ll.
Samsara und Nirvana. Blicke umher und betrachte das Leben! Alles ist vergänglich und nichts besteht. Du siehst Geburt und Tod , Wachstum und Verwelken, Verbindung und Trennung. Die Herrlichkeit der Welt ist wie eine Blume; sie steht am Morgen in voller Blüte und welkt in der Hitze des Tages. *) Buddha ist die Wahrheit. Kein Mensch kann einem anderen die Wahrheit offenbaren, dies kann nur die Wahrheit selber thun. Ein ~Iensch, in dem die Wahrheit offenbar geworden ist, ist ein Buddha; er ist die 'Vahrheit selbst, welche in ihm selber verkörpert ist.
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Wo du auch hinblickst, siehst du ein
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Rennen und Ringen, ein eifriges Jagen nach
Lust, eine feige Flucht vor Schmerz und
Wodu auch hinblickst, siehst du ein Rennen und Ringen, ein eifriges Jagen nach Lust, eine feige Flucht vor Schm~rz und Tod, einen Jahrmarkt, in welchem Täuschungen feilgeboten werden, und die Flammen der brennenden Begierde lodern auf. Die Welt ist voll von wechselnden Erscheinungen und ,,.erwandlungen. Alles ist Samsara.
Tod, einen Jahrmarkt, in welchem Täuschun-
gen feilgeboten werden, und die Flammen
der brennenden Begierde lodern auf. Die Welt
ist voll von wechselnden Erscheinungen und
Verwandlungen. Alles ist Samsära.
Giebt es nichts Dauerndes in der Welt?
Ist in diesem allgemeinen Wirbel kein Ruhe-
platz, wo das geängstigte Herz Frieden finden
kann? Giebt es nichts, das von ewiger
Dauer ist?
Wird die Sorge nie aufhören? Können
die brennenden Begierden nicht ausgelöscht
werden? Wann wird das Gemüt ruhig und
gefasst werden?
Buddha, unser Herr, war bekümmert
wegen der Übel des Lebens. Er sah die
Eitelkeit weltlicher Glückseligkeit und suchte
Giebt es nichts Dauerndes in der Welt? Ist in diesem allgemeinen Wirbel kein Ruheplatz, wo das geängstigte Herz Frieden finden kann? Giebt es nichts, das von ewiger Dauer ist?
Erlösung in dem Einen, das nicht welken
oder vergehen, sondern für immer und ewig
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bleiben wird.
Ihr, die ihr nach dem Leben trachtet,
wisset, dass die Unsterblichkeit im Vergäng-
Wird die Sorge nIe aufhören? Können die brennenden Begierden nicht. ausgelöscht werden? Wann wird das Gemüt ruhig und gefasst werden? Buddha, unser Herr, war bekümmert wegen der Übel des Lebens. Er sah die Eitelkeit weltlicher Glückseligkeit und suchte Erlösung in dem Einen, das nicht welken oder vergehen, sondern für immer und eWig bleiben wird. Ihr, die ihr nach dem Leben trachtet, wisset, dass die Unsterblichkeit im Vergäng-
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liehen verborgen ist. Ihr, die ihr nach einer
Glückseligkeit strebt, welche keine Samen
der Enttäuschung und des Bedauerns enthält,
lichen verborgen ist. Ihr, die ihr nach einer Glückseligkeit strebt, welche keine Samen der Ent!äUSchung und des Bedauerns enthält, folget dem Rate des grossen Meisters und führet ein Leben voll Rechtschaffenheit. Ihr, die ihr euch nach Reichtümern sehnt, kommt und empfanget unsterbliche Schätze.
folget dem Rate des grossen Meisters und
führet ein Leben voll Rechtschaffenheit. Ihr,
die ihr euch nach Reichtümern sehnt, kommt
und empfanget unsterbliche Schätze.
Die Wahrheit ist ewig, sie kennt weder
Geburt noch Tod; sie hat weder Anfang noch
Ende. Rufet die Wahrheit an, o Sterbliche!
Lasset die Wahrheit von eurer Seele Besitz
ergreifen.
Die Wahrheit ist der unsterbliche Teil der
Seele. Reichtum besteht im Besitze der
Wahrheit und ein Leben in Wahrheit ist
wahre Glückseligkeit.
Nehmt die Wahrheit in euerem Geiste aut,
Die Wahrheit ist ewig, sie kennt weder Geburt noch Tod; sie hat weder Anfang noch Ende. Rufet die Wahrheit an, 0 Sterbliche! Lasset die Wahrheit von eurer Seele Besitz ergreifen.
denn die Wahrheit ist das Abbild des Ewigen;
sie stellt den Unwandelbaren dar, sie offen-
bart den Unendlichen; die Wahrheit bringt
den Menschen das Geschenk der Unsterb-
lichkeit.
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Buddha ist die Wahrheit; lasse Buddha in
deinem Herzen wohnen. Lösche aus in deiner
Seele jede Begierde, welche Buddha entgegen-
Die Wahrheit ist der unsterbliche Teil der Seele. Reichtum besteht im Besitze der Wahrheit und ein Leben in Wahrheit ist wahre Glückseligkeit. Nehmt die Wahrheit in euerem Geiste aut, denn die Wahrheit ist das Abbild des Ewigen; sie stellt den Unwandelbaren dar, sie offenbart den Unendlichen; die Wahrheit bringt den Menschen das Geschenk der U nsterblichkeit. Buddha ist ,die Wahrheit; lasse Buddha in deinem Herzen wohnen. Lösche au~ in deiner Seele jede Begierde, welche Buddha entgegen-
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gesetzt ist, und am Ende deiner geistigen
Evolution wirst du so wie Buddha werden.
Dasjenige in deiner Seele, welches nicht
gesetzt ist, und am Ende deiner geistigen Evolution wirst du so wie Buddha werden.
in Buddha sich entfalten kann oder will, muss
zu Grunde gehen; denn es ist nur eine
Täuschung und nicht wirklich; es ist die
Quelle deines Irrtums, die Quelle deines Elends.
Ihr könnt eure Seele unsterblich machen,
Dasjenige in deiner Seele, welches nicht in Buddha sich entfalten kann oder will, muss zu Grunde gehen; denn es ist nur eine Täuschung' und nicht wirklich; es ist die Quelle deines Irrtums, die Quelle deiaes Elends.
indem ihr sie mit der Wahrheit erfüllt. Wer-
det deshalb gleich Gefässen, die geeignet sind,
das Ambrosia der Worte des Meisters zu
empfangen. Reinigt euch von Sünden und
heiliget euer Leben. Es giebt keinen andern
Weg, um zur Wahrheit zu gelangen.
Lernet zwischen dem Selbst und der Wahr-
heit zu unterscheiden. Das Selbst ist die Ur-
sache der Selbstsucht und die Quelle der
Sünde; die Wahrheit hängt sich an kein Selbst;
Ihr könnt eure Seele unsterblich machen, indem ihr sie mit der Wahrheit erfüllt. Werdet deshalb gleich Gefässen, die geeignet sind, das Ambrosia der Worte des Meisters zu empfangen. Reinigt euch von Sünden und heiliget euer Leben. Es giebt keinen andern Weg, um zur Wahrheit zu gelangen.
sie ist allgemein und führt zur Gerechtigkeit
und Rechtschaffenheit.
Das Selbst, dasjenige, welches denen, die
sich selbst lieben, als ihr eigenes Wesen er-
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scheint, ist nicht das Ewige, Unendliche und
Unvergängliche. Suchet nicht nach dem
Selbst, sondern suchet nach der Wahrheit.
Lernet zwischen dem Selbst und der Wahrheit zu unterscheiden. Das Selbst ist die U rsache der Selbstsucht und die Quelle der Sünde; die Wahrheit hängt sich an kein Selbst; sie ist allgemein und führt zur Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit. Das Selbst, dasjenige, welches denen, die sich selbst lieben, als ihr eigenes Wesen erscheint, ist nicht das Ewige, Unendliche und Unvergängliche. Suchet nicht nach dem Selbst, sondern suchet nach der Wahrheit.
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Wenn wir unsere Seelen von unserer
kleinlichen Selbstheit befreien, anderen nichts
Wenn WIr unsere Seelen von unserer kleinlichen Selbstheit befreien, anderen nichts Böses wünschen und so klar werden wie ein krystallheller Diamant, der das Licht der Wahrheit wiederspiegelt; welch ein herrliches Bild wird sich uns zeigen, indem wir die Dinge in uns wie in einem Spiegel erblicken, und zwar- so wie sie in 'Virklichkeit sind, ohne die Zuthat von brennenden Begierden, ohne die Verzerrungen , welche der Irrtum hervorbringt, und ohne die durch die sündhafte Unruhe hervorgebrachte Erregung!
Böses wünschen und so klar werden wie ein
krystallheller Diamant, der das Licht der
Wahrheit wiederspiegelt; welch ein herrliches
Bild wird sich uns zeigen, indem wir die
Dinge in uns wie in einem Spiegel erblicken,
und zwar so wie sie in Wirklichkeit sind,
ohne die Zuthat von brennenden Begierden,
ohne die Verzerrungen, welche der Irrtum
hervorbringt, und ohne die durch die sünd-
hafte Unruhe hervorgebrachte Erregung!
Wer das Selbst sucht, der muss zwischen
dem falschen Selbst und dem wahren Selbst
zu unterscheiden lernen. Sein „Ich" und sein
Egoismus sind das falsche Selbst. Sie sind
wesenlose Illusionen und vorübergehende Zu-
sammensetzungen. Nur derjenige allein, wel-
cher sein Selbst mit der Wahrheit identifiziert,
wird ins Nirväna eingehen, und wer in Nir-
väna eingegangen ist, der hat die Buddha-
schaft erlangt; er hat die höchste Seligkeit
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gewonnen; er ist Eins geworden mit dem,
das ewig und unsterblich ist.
Alle zusammengefügten Dinge werden
wieder aufgelöst werden; Welten werden in
Wer das Selbst sucht, der muss zwischen dem falschen Selbst und dem wahren Selbst zu unterscheiden lernen. Sein "Ich" und sein Egoismus sind das falsche Selbst. Sie sind wesenlose Illusionen und vorübergehende Zusammensetzungen. Nur derjenige allein, welcher sein Selbst mit der Wahrheit identifiziert, wird ins Nirvana eingehen; und wer in Kirvana eingegangen ist, der hat die Buddhaschaft erlangt; er 'h:at die höchste Seligkeit gewonnen; er ist Eins geworden mit dem, das ewig und unsterblich ist. Alle zusammengefügten Dinge werden wieder aufgelöst werden; Welten werden in
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Stücke gehen und unsere individuellen Er-
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scheinungen zerstreut werden, aber die Worte
des Buddha werden ewig bestehen.
Stücke gehen und unsere individuellen Erscheinungen zerstreut werden, aber die Worte des Buddha werden ewig bestehen.
Die Auslöschung des Selbsts ist die Er-
lösung; die Vernichtung des Selbsts ist die
Bedingung der Erleuchtung; die Ausrottung
des Selbsts ist Nirväna. Glückselig ist der-
jenige, welcher aufhört der Lust zu leben
und in der Wahrheit ruht. Wahrlich, sein
Die Auslöschung des Selbsts ist die Erlösung: die Vernichtu ng des Selbsts ist die Bedingung der Erleuchtung; die Ausrottung des Selbsts ist Nirvana. Glückselig ist derjenige, welcher aufhört der Lust zu leben und in der Wahrheit ruht. Wahrlich, sein Gesammeltsein und seine Seelenruhe sind die höchste Seligkeit.
Gesammeltsein und seine Seelenruhe sind die
höchste Seligkeit.
Lasst uns unsere Zuflucht in Buddha su-
chen, denn er hat das ewig Dauernde in dem
Vergänglichen gefunden. Lasst uns unsere
Zuflucht suchen in demjenigen, welches un-
veränderlich ist im Wechsel des Daseins.
Lasst uns unsere Zuflucht in der Wahrheit
suchen, welche durch die Erleuchtung Buddhas
offenbar ist.
III.
Die Wahrheit ist der Erlöser.
Die Dinge dieser Welt und ihre Be-
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wohner sind dem Wechsel unterworfen; sie
sind die Produkte von Dingen, die vor ihnen
Lasst uns unsere Zuflucht in Buddha suehen, denn er hat das ewig Dauernde in dem Vergänglichen gefunden. Lasst uns unsere Zuflucht suchen in demjenigen, welches unveränderlich ist im Wechsel des Daseins. Lasst uns unsere Zuflucht in der Wahrheit suchen, welche durch die Erleuchtung Buddhas offenbar ist.
III.
Die Wahrheit ist der Erlöser. Die Dinge dieser Welt und ihre Bewohner sind dem Wechsel unterworfen; sie sind die Produkte von Dingen, die vor ihnen
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existierten; alle lebenden Geschöpfe sind das,
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was sie durch ihr vorhergehendes Thun ge-
worden sind; denn das Gesetz von Ursache
existierten; alle lebenden Geschöpfe sind das, was sie durch ihr vorhergehendes Thun geworden sind; denn das Gesetz von Ursache und Wirkung ist einheitlich und hat keine Ausnahmen.
und Wirkung ist einheitlich und hat keine
Ausnahmen.
Aber in den wechselnden Dingen ist die
Wahrheit verborgen. Die Wirklichkeit der
Dinge besteht in deren Wahrheit. (Die Wahr-
heit ist das, was die Dinge wirklich macht.)
Die Wahrheit ist das Dauernde in dem Ver-
gänglichen.
Und die Wahrheit begehrt zu erscheinen
(offenbar zu werden); die Wahrheit sehnt sich,
bewusst zu werden; die Wahrheit strebt dar-
Aber in den wechselnden Dingen ist die Wahrheit verborgen. Die Wirklichkeit der Dinge besteht in deren Wahrheit. (Die Wahrheit ist das, was die Dinge wirklich macht.) Die Wahrheit ist das Dauernde in dem Vergänglichen.
nach, sich selbst zu erkennen.
Wahrheit ist in einem Steine, denn der
Stein ist da, und keine Macht in der Welt,
weder Gott noch Mensch, kann sein Dasein
vernichten; aber der Stein hat kein Bewusst-
sein.
Wahrheit ist in der Pflanze und ihr Leben
kann sich ausbreiten; die Pflanze wächst,
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blüht und bringt Frucht. Ihre Schönheit ist
wunderbar; aber sie hat kein Bewusstsein.
Und die Wahrheit begehrt zu erscheinen (offenbar zu werden); die Wahrheit sehnt sich, bewusst zu werden; die Wahrheit strebt darnach, sich selbst zu erkennen. Wahrheit ist in einem Steine, denn der Stein ist da, und keine Macht in der Welt, weder Gott noch Mensch, kann sein Dasein vernichten; aber der Stein hat kein Bewusstsein. Wahrheit ist in der Pflanze und ihr Leben kann sich ausbreiten; die Pflanze wächst, blüht und bringt Frucht. Ihre Schönheit ist wunderbar; aber sie hat kein Bewusstsein.
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Wahrheit ist in dem Tiere, es bewegt sich
frei und nimmt seine Umgebungen wahr; es
unterscheidet und lernt zu wählen. Da ist
Wahrheit ist in dem Tiere, es bewegt sich frei und nimmt seine U mgebungen wahr; es unterscheidet und lernt zu wählen. Da ist Bewusstsein vorhanden; aber noch nicht das Bewusstsein der Wahrheit. Es ist nur ein Bewusstsein des "Selbsts".
Bewusstsein vorhanden; aber noch nicht das
Bewusstsein der Wahrheit. Es ist nur ein
Bewusstsein des „Selbsts".
Das Bewusstsein des Selbsts verschleiert
das Auge des Geistes und verbirgt die Wahr-
heit. Es ist der Ursprung des Irrtums, es ist
die Quelle der Täuschung, der Same der Sünde.
Aus dem Selbst wird die Selbstsucht ge-
boren. Es giebt kein anderes Übel, als das-
jenige, welches dem Selbst entspringt. Es
giebt kein Unrecht, als dasjenige, .welches
durch die Bejahung des Selbsts geschieht.
Das Selbst ist der Anfang von allem
Das Bewusstsein des Selbsts verschleiert das Auge des Geistes und verbirgt die Wahrheit. Es ist der Ursprung des Irrtums. es ist die Quelle der Täuschung, der Same der Sünde.
Hassen, von Bosheit und Verleumdung, von
Unverschämtheit und Schamlosigkeit, Dieb-
stahl, Raub, Unterdrückung und Blutver-
giessen. Das Selbst ist Mära, der Versucher,
der Übelthäter, der Erzeuger von Unheil.
Das Selbst verlockt durch Vergnügungen.
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Das Selbst verspricht ein Feeenparadies. Das
Selbst ist der Schleier der Mäyä, der Zauberer.
Aus dem Selbst wird die Selbstsucht geboren. Es giebt kein anderes Übel, als dasjenige, welches dem Selbst entspringt. Es giebt kein Unrecht, als dasjenige, .welches durch die Bejahung des Selbsts geschieht. Das Selbst ist der Anfang von allem Hassen, von Bosheit und Verleumdung, von Unverschämtheit und Schamlosigkeit, Diebstahl, Raub, Unterdrückung und Blutvergiessen. Das Selbst ist Mara, der Versucher, der Übelthäter, der Erzeuger von Unheil. Das Selbst ver1o~kt durch Vergnügungen. Das Selbst verspricht ein Feeenparadies. Das Selbst ist der Schleier der Maya, der Zauberer.
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Aber die Vergnügungen des Selbsts sind un-
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wesentlich, sein paradiesisches Labyrinth ist
die Strasse zur Hölle, und seine welkende
Aber die Vergnügungen des Selbsts sind unwesentlich, sein paradiesisches Labyrinth ist die Strasse zur Hölle, und seine welkende Schönheit entzündet die Flammen der Begierden, die man nie sättigen kann.
Schönheit entzündet die Flammen der Be-
gierden, die man nie sättigen kann.
Wer wird uns von der Macht des Selbsts
befreien? Wer wird uns aus der Trübsal
erretten? Wer wird uns wieder zu einem
segensreichen Leben verhelfen?
Trübsal ist in der Welt Samsära, viel
Not und Pein; aber grösser als alle Trübsal
ist der Segen der Wahrheit. Die Wahrheit
verschafft dem Sehnen der Seele den Frieden;
sie besiegt den Irrtum, sie löscht die Flam-
Wer wird uns von der Macht des Selbsts befreien? Wer wird uns aus der Trübsal erretten? "\Ver wird uns wieder zu eInem segensreichen Leben verhelfen?
men der Begierde und führt nach Nirväna.
Selig ist, wer den Frieden Nirvänas ge-
funden. Er ist in Ruhe mitten unter den
Kämpfen und Mühsalen des Lebens; er ist
über alle Veränderungen erhaben; er steht
über Geburt und Tod; er wird von den Übeln
des Lebens nicht berührt.
Selig ist, wer eine Verkörperung der
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Wahrheit geworden ist; denn er hat seinen
Trübsal ist in der Welt Samsara, ,"iel Kot und Pein; aber grösser als alle Trübsal ist der Segen der Wahrheit. Die Wahrheit verschafft dem Sehnen der Seele den Frieden; sie besiegt den Irrtum, sie löscht die Flammen der Begierde und führt nach Nirvana.
Zweck erfüllt, und ist eins mit sich selbst und
Selig ist. wer den Frieden Nirvanas gefunden. Er ist in Ruhe mitten unter den Kämpfen und Mühsalen des Lebens; er ist über' alle Veränderungen erhaben; er steht über Geburt und Tod; er wird von den Übeln des Lebens nicht berührt. Selig ist, wer eine Verkörperung der Wahrheit geworden ist; denn er hat seinen Zweck erfüllt, und ist eins mit sich selbst und
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der Wahrheit. Er überwindet, wenn er auch
verwundet werden kann; er ist glorreich und
glücklich, wenn er auch zu leiden hat; er ist
der Wahrheit. Er überwindet, wenn er auch verwundet werden kann; er ist glorreich und glücklich, wenn er auch zu leiden hat; er ist stark, wenn er auch durch die Last seines Werkes niedergedrückt wird; er ist unsterblieh, obgleich er stirbt. Das Wesen seiner Seele ist die Unsterblichkeit.
stark, wenn er auch durch die Last seines
Werkes niedergedrückt wird; er ist unsterb-
lich, obgleich er stirbt. Das Wesen seiner
Seele ist die Unsterblichkeit.
Selig ist, wer den heiligen Zustand der
Buddhaschaft erreicht hat; denn er ist fähig,
seinen Mitmenschen Erlösung zu bringen.
Die Wahrheit hat ihre Wohnung in ihm auf-
geschlagen; vollkommene Weisheit erleuchtet
seinen Verstand und die Rechtschaffenheit
beseelt die Absicht in allen seinen Handlungen.
Die Wahrheit ist eine lebendige, fürs Gute
wirkende Kraft, unzerstörbar und unbesieg-
bar. Lasst die Wahrheit in eurer Seele offen-
bar werden und verbreitet sie unter den
Selig ist, wer den heiligen Zustand der Buddhaschaft erreicht hat; denn er ist fähig, seinen 1tIitmenschen Erlösung zu bringen. Die Wahrheit hat ihre Wohnung in ihm aufgeschlagen; vollkommene Weisheit erleuchtet seinen Verstand und die Rechtschaffenheit beseelt die Absicht in allen seinen Handlungen.
Menschen; denn die Wahrheit allein ist der
Erlöser von Sünde und Trübsal. Die Wahr-
heit ist Buddha und Buddha ist die Wahrheit.
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Gesegnet sei Buddha.
Die Wahrheit ist eine lebendige, fürs Gute wirkende Kraft, unzerstörbar und unbesiegbar. Lasst die Wahrheit in eurer Seele offenbar werden und verbreitet sie unter den ~fenschen; denn die Wahrheit allein ist der Erlöser von Sünde und Trübsal. Die Wahrheit ist Buddha und Buddha ist die Wahrheit. Gesegnet sei Buddha.
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IV.
Buddhas Geburt.
In Kapilavastu herrschte ein Shäkya-
IV.
König, der starken Herzens und von jeder-
mann hochgeachtet war. Er war ein Nach-
Buddhas Geburt.
komme der Ikshväku, welche sich Gautama
nennen, und sein Name war Shuddhodana
oder „Reiner Reis".
In Kapilavastu herrschte ein ShakyaKönig, der starken Herzens und von jedermann hochgeachtet war. Er war ein Nachkomme der Ikshvaku, welche sich Gautama nennen, und sein Name war Shuddhodana oder "Reiner Reis".
Seine Frau Mäyä-devi war so schön als
wie die Wasserlilie und ihre Seele so rein
wie der Lotus. Wie die Himmelskönigin so
lebte sie auf der Erde, unbefleckt von Be-
gierde und fehlerlos.
Der König, ihr Gemahl, ehrte sie in ihrer
Heiligkeit, und der Geist der Wahrheit stieg
auf sie herab.
Als sie erkannte, dass die Stunde nahe
war, Mutter zu, werden, bat sie den König,
sie nach Hause zu ihren Eltern zu senden,
und Shuddhodana, der sehr für seine Frau
und das Kind, das sie unter dem Herzen
Seine Frau Maya-devt war so schön als wie die Wasserlilie und ihre Seele so rein wie der Lotus. Wie die Himmelskönigin so lebte sie auf der Erde, unbefleckt von Begierde und fehlerlos.
trug, besorgt war, willfahrte ihrer Bitte gern.
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Als sie durch den Garten von Lumbint
ging, kam die Stunde; ihr Lager wurde unter
Der König, ihr Gemahl, ehrte sie in ihrer Heiligkeit, und der Geist der Wahrheit stieg auf sie herab. Als sie erkannte, dass die Stunde nahe war, Mutter zu werden, bat sie den König, sie nach Hause zu ihren Eltern zu senden, und Shuddhodana, der sehr für seine Frau und das Kind, das sie unter dem Herzen trug, besorgt war, willfahrte ihrer Bitte gern. . Als sie durch den Garten von Lumbint ging, kam die Stunde; ihr Lager wurde unter
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einem hohen Atlasbaum bereitet, und das
Kind kam auf die Welt, strahlend und voll-
kommen, wie die aufgehende Sonne.
einem hohen Atlasbaum bereitet, und das Kind kam auf die Welt, strahlend' und vollkommen, wie die aufgehende Sonne.
Alle Welten wurden mit Licht überflutet.
Die Blinden erlangten ihre Sehkraft, indem
sie sich darnach sehnten, die nahende Herr-
lichkeit des Herrn zu sehen; Taube und
Stumme sprachen miteinander von den guten
Anzeichen, welche die Geburt Buddhas ver-
kündeten. Die Verkrüppelten wurden gerade,
Alle Welten wurden mit Licht überflutet. Die Blinden erlangten ihre Sehkraft, indem sie sich damach sehnten, die nahende Herrlichkeit des Herrn zu sehen; Taube und Stumme sprachen miteinander vor- den guten Anzeichen, welch~ die Geburt Buddhas verkündeten. Die Verkrüppelten wurden gerade, und die Lahmen konnten gehen. Alle Gefangenen wurden von ihren Ketten frei und alle Höllen wurden ausgelöscht.
und die Lahmen konnten gehen. Alle Ge-
fangenen wurden von ihren Ketten frei und
alle Höllen wurden ausgelöscht.
Am Firmamente bildeten sich keine Wol-
ken und die unreinen Ströme wurden klar;
himmlische Musik ertönte in der Luft und
die Engel jubelten freudevoll, nicht aus selbst-
süchtiger oder teilweiser Freude, sondern des
Gesetzes willen; denn die in dem Ocean des
Schmerzes versunkene Schöpfung sollte jetzt
Erlösung erlangen.
Die Stimmen der Tiere schwiegen, alle bös-
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willigen Wesen erhielten ein liebendes Herz,
und Friede herrschte auf Erden. Nur Mära,
der Böse, er allein trauerte und freute sich nicht.
Am Firmamente bildeten sich keine W 01ken und die unreinen Ströme wurden klar; himmlische Musik ertönte in der Luft und die Engel jubelten freudevoll, nicht aus selbstsüchtiger oder teilweiser Freude, sondern des Gesetzes willen; denn die in dem Ocean des Schmerzes versunkene Schöpfung sollte jetzt Erlösung erlangen. Die Stimmen der Tiere schwiegen, alle böswilligen Wesen erhielten ein liebendes Herz, und Friede herrschte auf Erden. Nur Mara, der Böse, er allein trauerte und freute sich nicht.
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DieNäga-Könige, welche ernstlich wünsch-
-
ten, ihre Ehrfurcht für das höchst ausgezeich-
nete Gesetz darzuthun, so wie sie frühere
DieXaga-Könige, welche ernstlich wünschten, ihre Ehrfurcht für das höchst ausgezeichnete Gesetz darzuthun, so wie sie frühere Buddhas verehrt hatten, gingen hin, um den Büdhisattva zu treffen. Sie streuten MandaraBlumen vor ihm aus und freuten sich mit· herzlicher Lust, ihre ehrfurchtsvolle Andacht darzubringen.
Buddhas verehrt hatten, gingen hin, um den
BÖdhisattva zu treffen. Sie streuten Mandära-
Blumen vor ihm aus und freuten sich mit
herzlicher Lust, ihre ehrfurchtsvolle Andacht
darzubringen.
Der königliche Vater dachte über die Be-
deutung dieser Zeichen nach, und war bald
voller Freude und bald sehr bekümmert.
Die Königin-Mutter sah ihr Kind und die
Bewegung, welche seine Geburt erzeugt hatte,
und in ihrem schüchternen Frauenherzen
fühlte sie die Schmerzen des Zweifels.
An ihrem Lager stand ein altes Weib und
flehte zum Himmel um Segen für das Kind.
Damals lebte in dem Wäldchen Asita, ein
Weiser, als Eremit. Er war ein Brahmine
von würdigem Aussehen, berühmt nicht nur
Der königliche Vater dachte über die Bedeutung dieser Zeichen nach, und war bald voller Freude und bald sehr bekümmert.
wegen seiner Weisheit und Gelehrsamkeit,
sondern auch wegen seiner Kunst im Zeichen-
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deuten; und der König lud ihn ein, das
königliche Kind zu sehen.
Die Königin-Mutter sah ihr Kind und die Bewegung, welche seine Geburt erzeugt hatte, und in ihrem schüchternen Frauenherzen fühlte sie die Schmerzen des Zweifels. .A.n ihrem Lager stand ein altes V"leib und flehte zum Himmel um Segen für das Kind. Damals lebte in dem Wäldchen Asita, ein \Veiser, als Eremit. Er \var ein Brahmine von würdigem Aussehen, berühmt nicht nur wegen seiner Weisheit und Gelehrsamkeit, sondern ~uch wegen seiner Kunst im Zeichendeuten ; und der König lud ihn ein, das königliche Kind zu sehen.
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Der Seher betrachtete den Prinzen und
fing an zu weinen und tief zu seufzen; und
als der König Asitas Thränen sah, da wurde
Der Seher betrachtete den Prinzen und fing an zu weinen und tief zu seufzen; und als der König Asitas Thränen sah, da wurde ihm bange und er sprach: "Weshalb hat der Anblick meines Sohnes Dir Kummer und Schmerz gemacht?"
ihm bange und er sprach: „Weshalb hat der
Anblick meines Sohnes Dir Kummer und
Schmerz gemacht?"
Aber Asitas Herz war freudevoll, und da
er sah, dass der König verwirrt war, sprach
er zu ihm und sagte:
„Der König, gleich dem Vollmonde, sollte
sich sehr freuen; denn es ist ihm ein wunder-
bar grosser Sohn zu teil geworden.
„Nicht Brahma bete ich an, wohl aber
dieses Kind, und die Götter werden aus ihren
Tempeln herniedersteigen von ihren Ehren-
plätzen und es anbeten.
Aber Asitas Herz war freudevoll, und da er sah, dass der König verwirrt war, sprach er zu ihm und sagte:
„Verbanne alle Sorge und Zweifel. Die
geistigen Zeichen, welche offenbar wurden,
bedeuten, dass dieses jetzt geborene Kind der
ganzen Welt Erlösung bringen wird.
„Ich dachte daran, dass ich selbst alt bin,
und ich konnte deshalb meine Thränen nicht
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zurückhalten; denn ich sehe mein Ende nahen.
"Der König, gleich dem Vollmonde, sollte sich' sehr freuen; denn es ist ihm ein wunderbar grosser Sohn zu teil geworden.
Aber dieser Dein Sohn wird die Welt be-
Lotusblüten XXXII. 22
,.Nicht Brahma bete ich an, wohl aber dieses Kind, und die Götter werden aus ihren Tempeln herniedersteigen von ihren Ehrenplätzen und es anbeten. "Verbanne alle Sorge und Zweifel. Die geistigen Zeichen, welche offenbar wurden, bedeuten, dass dieses jetzt geborene Kind der ganzen Welt Erlösung bringen wird. "Ich dachte daran, dass ich selbst alt bin, und ich konnte deshalb meine Thränen nicht zurÜckhalten; denn ich sehe mein Ende nahen. Aber dieser Dein Sohn wird die Welt beLotulblttteD XXXII.
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herrschen. Er ist zum Segen von allem, das
lebt, geboren.
„Seine reine Lehre wird dem Ufer glei-
herrschen. Er ist zum Segen ,·on allem, das lebt, geboren.
chen, das die Schiffbrüchigen aufnimmt. Die
Kraft seines Gedankens wird wie der kühle
See sein, und alle Geschöpfe, die von der
Dürre der Lust schmachten, können nach
Lust davon trinken. 4
"Seine reine Lehre ,vird dem Ufer gleichen, das die Schiffbrüchigen aufnimmt. Die Kraft seines Gedankens wird wie der kühle See sein, und alle Geschöpfe, die von der Dürre der Lust schmachten, können nach Lust davon trinken.
„Er wird über dem Feuer der Habsucht
die Wolke seiner Gnade aufsteigen lassen,
damit der Regen des Gesetzes es auslöschen
kann.
„Die schweren Pforten der Verzagtheit
wird er öffnen und allen Geschöpfen, die in
den selbstgeknüpften Maschen der Thorheit
und Unwissenheit gefangen sind, die Frei-
heit geben.
„Der König des Gesetzes ist erschienen,
um alle aus der Gefangenschaft zu befreien,
die arm, elend und hilflos sind."
Als die königlichen Eltern Asitas Worte
"Er wird über dem Feuer der Habsucht die Wolke seiner Gnade aufsteigen lassen, damit der Regen des Gesetzes es auslöschen kann.
hörten, freuten sie sich im Herzen und nann-
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ten das neugeborene Kind Siddhärtha, d. h.
„Der, welcher seine Bestimmung erfüllt hat".
"Die schweren Pforten der Verzagtheit wird er öffnen und allen Geschöpfen, die in den selbstgeknüpften Maschen der Thorheit und Unwissenheit gefangen sind, die Freiheit geben. "Der König des Gesetzes ist erschienen, um alle aus der Gefangenschaft zu befreien, die arm, elend und hilflos sind." Als die königlichen Eltern Asitas Worte hörten, freuten sie sich im Herzen und nannten das neugeborene Kind Siddhartha, d. h. "Der, welcher seine Bestimnlung erfüllt hat".
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Und die Königin sprach zu ihrer Schwester
Prajäpati: „Eine Mutter, welche einen künfti-
gen Buddha geboren hat, wird niemals ein
anderes Kind gebären. Bald werde ich diese
Und die I<:önigin sprach zu ihrer Schwester Prajapatl: "Eine Mutter, ·welche einen künftigen Buddha geboren" hat, wird niemals ein anderes Kind gebären. Bald werde ich diese Welt verlassen, meinen Gemahl, den König, und mein Kind. Wenn ich dahingegangen bin, sei Du eine Mutter für ihn."
Welt verlassen, meinen Gemahl, den König,
und mein Kind. Wenn ich dahingegangen
bin, sei Du eine Mutter für ihn."
Und Prajäpati vergoss Thränen und gab
das Versprechen.
Als die Königin von den Lebenden ge-
schieden war, da nahm Prajäpati den Knaben
zu sich und zog ihn auf. Und wie der Mond
allmählich wächst, so nahm das königliche
Kind täglich an Geist und an Körper zu, und
Wahrhaftigkeit und Liebe wohnten in seinem
Herzen.
V.
Die Bande des Lebens.
Und Prajapatt vergoss Thränen und gab das Versprechen.
Als Siddhärtha ein Jüngling geworden
war, wünschte sein Vater ihn zu verheiraten,
und er sandte Boten zu allen seinen Verbün-
deten und befahl denselben, ihre Prinzessinnen
Als die Königin von den Lebenden geschieden war, da nahm Prajapati den Knaben zu sich und zog ihn auf. Und wie der Mond allmählich wächst, so nahm das königliche Kind täglich an Geist und an Körper zu, und Wahrhaftigkeit und Liebe wohnten in seinem Herzen.
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zu bringen, damit der Prinz eine davon als
sein Weib wählen könne.
22*
v. Die Bande des Lebens. Als Siddhartha ein Jüngling geworden ,,,ar, wünschte sein Vater ihn zu verheiraten, und er sandte Boten zu allen seinen Verbündeten und befahl denselben, ihre Prinzessinnen zu bringen, damit der Prinz eine davon als sein Weib wählen -könne. 22 *
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Aber die Verbündeten antworteten und
sprachen: „Der Prinz ist jung und zart, und
er hat noch keine Wissenschaften gelernt.
Aber die Verbündeten antworteten und sprachen: "Der Prinz ist jung und zart, und er hat noch keine Wissenschaften gelernt. Er würde nicht fähig sein, unsere Tochter zu ernähren, und wenn ein Krieg ausbrechen würde, so wäre er nicht imstande, sich mit dem Feinde zu messen.
Er würde nicht fähig sein, unsere Tochter zu
ernähren, und wenn ein Krieg ausbrechen
würde, so wäre er nicht imstande, sich mit
dem Feinde zu messen.
Der Prinz war kein Lärmer, sondern zu-
rückgezogen in seinem Wesen. Er hielt sich
gerne unter dem grossen Jambu-Baume im
Garten seines Vaters auf. Er beobachtete das
Treiben der Welt und widmete sich dem
Nachdenken.
Und der Prinz sprach zu seinem Vater:
„Lade Deine Verbündeten ein, damit sie mich
sehen und meine Kraft prüfen können." Und
der Vater that, was der Sohn ihm riet.
Der Prinz war kein Lärmer, sondern zurückgezogen in seinem Wesen. Er hielt sich gerne unter dem grossen J ambu - Baume im Garten seines Vaters auf. Er beobachtete das Treiben der Welt und widmete sich dem Nachdenken.
Als die Verbündeten kamen, und die Be-
wohner der Stadt Kapilavastu sich versammelt
hatten, um die Tapferkeit und die Kenntnisse
des Prinzen zu prüfen, da bewies er sich als
ein Mann in allen Thaten, sowohl des Kör-
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pers als des Geistes, und unter den Jüng-
lingen und Männern Indiens war keiner, der
ihn übertreffen konnte, weder an körperlicher
noch an geistiger Kraft und Kunst.
D nd der Prinz sprach zu seinem Vater: "Lade Deine Verbündeten ein, damit sie mich sehen und meine Kraft prüfen können." Und der Vater that, was der Sohn ihm riet. Als die VerbündeteQ kamen, und die Bewohner der Stadt Kapilavastu sich versammelt hatten, um die Tapferkeit und die Kenntnisse des Prinzen zu prüfen, da bewies er sich als ein Mann in allen Thaten, sowohl des Körpers als des Geistes, und unter den Jünglingen und Männern Indiens war keiner, der ihn übertreffen konnte, weder an körperlicher noch an geistiger Kraft und Kunst.
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Er beantwortete alle Fragen der Weisen;
aber wenn er sie befragte, so konnten ihm
selbst die Weisesten unter ihnen keine Ant-
Er beantwortete alle Fragen der Weisen; aber wenn er sie befragte, so konnten ihm selbst die Weisesten unter ihnen keine Antwort geben.
wort geben.
Dann wählte sich Siddhärtha ein Weib.
Er wählte sich Yashodarä, seine Muhme, die
edle Tochter des Königs von Koli, aus. Und
Yashodharä wurde dem Prinzen vermählt.
In ihrer Ehe wurde ein Sohn geboren,
den sie Rähula nannten, und der König
Shuddhodana, froh, dass seinem Sohne ein Erbe
geboren ward, sprach: „Der Prinz hat einen
Dann wählte sich Siddhartha ein Weib. Er wählte sich Yashodara, seine Muhme, die edle Tochter des Königs von Koli, aus. Und Yashodhara wurde dem Prinzen vermählt.
Sohn erzeugt und wird ihn ebenso sehr lieben,
als ich den Prinzen liebe. Dies wird ein
starkes Band sein, welches Siddhärthas Herz
an die Interessen der Welt binden wird, und
das Reich der Shäkyas wird unter dem Scepter
meiner Nachkommen bleiben."
Der Prinz Siddhärtha, ohne dabei einen
selbstsüchtigen Zweck zu verfolgen, aber
indem er auf sein Kind und die Welt im
In ihrer Ehe wurde ein Sohn geboren, den sie Rahula nannten, und der König Shuddhodana, froh, dass seinem Sohne ein Erbe geboren ward, sprach: "Der Prinz hat einen Sohn erzeugt und wird ihn ebenso sehr lieben, als ich den Prinzen liebe. Dies wird ein starkes Band sein, welches Siddharthas Herz an die Interessen der Welt binden wird, und das Reich der Shakyas wird unter dem Scepter meiner Nachkommen bleiben."
allgemeinen Rücksicht nahm, kam seinen
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religiösen Verpflichtungen nach. Er badete
seinen Körper in dem heiligen Ganges und
reinigte sein Herz in den Wassern des Ge-
Der Prinz Siddhartha, ohne dabei eInen selbstsüchtigen Zweck zu verfolgen, aber indem er auf sein Kind und die Welt im allgemeinen Rücksicht nahm, kam seinen religiösen Verpflichtungen nach. Er badete seinen Körper in dem heiligen Ganges und reinigte sein Herz in den Wassem des Ge-
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setzes. So wie die Menschen ihren Kindern
Ruhe zu geben wünschen, so sehnte er sich
setzes. So wie die Menschen ihren Kindern Ruhe zu geben wünschen, so sehnte er sich darnach, der Welt den Frieden zu geben.
darnach, der Welt den Frieden zu geben.
VI.
Die drei Wehe.
Der Palast, welchen der König dem Prin-
zen gegeben hatte, strahlte durch seinen
Reichtum an allem irdischen Luxus, denn
der König wünschte seinen Sohn glücklich
zu sehen.
Aller betrübende Anblick, alles Elend und
alle Kenntnis desselben wurden Siddhärtha
VI.
vorenthalten und er wusste nicht, dass es in
der Welt Leiden giebt.
Die drei Wehe.
Aber wie der gefesselte Elefant sich nach
der Wildnis des Jungels sehnt, so war der
Prinz begierig, die Welt zu sehen, und er bat
Der Palast, welchen der König dem Prinzen gegeben hatte, strahlte durch seinen Reichtum an allem irdischen Luxus, denn der König wünschte seinen Sohn glücklich zu sehen.
seinen Vater um die Erlaubnis dazu.
Und Shuddhodana befahl, dass man einen
mit Juwelen bedeckten Wagen mit vier statt-
lichen Pferden bereit halten und die Strassen,
durch die sein Sohn fahren würde, schmücken
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solle.
Aller betrübende Anblick, alles Elend und alle Kenntnis desselben v.rurden Siddhartha vorenthalten und er wusste nicht, dass es in der Welt Leiden giebt. Aber wie der gefesselte Elefant sich nach der Wildnis des JungeIs sehnt, so war der Prinz begierig, die Welt zu sehen, und er bat seinen Vater um die Erlaubnis dazu. Und Shuddhodana befahl, dass man einen mit Juwelen bedeckten· Wagen mit vier stattlichen Pferden bereit halten und die Strassen~ durch die sein Sohn fahren würde, schmücken solle.
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Da wurden die Strassen der Stadt mit
Vorhängen und Bannern geschmückt, und
Da wurden die Strassen der Stadt mit Vorhängen und Bannern geschmückt, und die Zuschauer stellten sich auf beiden Seiten auf, gierig den Anblick des Erben des Thrones zu erhaschen. So fuhr Siddhartha mit Channa, seinem Rosselenker, durch die Strassen der Stadt, hinaus aufs Land, das von kleinen Strömen bewässert und mit freundlichen Bäumen bewaldet war.
die Zuschauer stellten sich auf beiden Seiten
auf, gierig den Anblick des Erben des Thrones
zu erhaschen. So fuhr Siddhärtha mit Channa,
seinem Rosselenker, durch die Strassen der
Stadt, hinaus aufs Land, das von kleinen
Strömen bewässert und mit freundlichen Bäu-
men bewaldet war.
Da trafen sie am Wege einen alten Mann.
Als der Prinz den gebeugten Körper des-
selben, sein runzliges Gesicht und kummer-
volles Antlitz sah, da sprach er zu seinem
Rosselenker: „Was ist dieses Geschöpf? Sein
Kopf ist grau, seine Augen triefen, und sein
Körper ist verschrumpft. Er kann sich kaum
an seinem Stocke aufrecht erhalten."
Der Rosselenker kam sehr in Verlegen-
heit und wagte es kaum, die Wahrheit zu
sagen. Er sprach: Dies sind die Erschei-
nungen des Alters. Dieser Mensch war einst-
Da trafen sie am Wege einen alten Mann. Als der Prinz den gebeugten Körper desselben, sein runzliges Gesicht und kummervolles Antlitz sah, da sprach er zu seinem Rosselenker: "Was ist dieses Geschöpf? Sein Kopf ist grau, seine Augen triefen, und sein Körper ist verschrumpft. Er kann sich kaum an seinem Stocke aufrecht erhalten."
mals ein säugendes Kind, dann ein Jüngling
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voll brausenden Lebens, aber jetzt, nachdem
Jahre dahingegangen sind, ist seine Schön-
heit fort und die Kraft seines Lebens ist ver-
schwendet."
Der Rosselenker kam sehr in Verlegenheit und wagte es kaum, die Wahrheit zu sagen. Er sprach: Dies sind die Erscheinungen des Alters. Dieser Mensch war einstmals ein säugendes Kind, dann ein Jüngling voll brausenden Lebens, aber jetzt, nachdem Jahre dahingegangen sind, ist seine Schönheit fort und die Kraft seines Lebens ist verschwendet..,
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Diese Worte des Rosselenkers machten
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auf Siddhärtha einen grossen Eindruck, und
Diese Worte des Rosselenkers machten auf Siddhartha einen grossen Eindruck, und er seufzte wegen dem Weh, welches das Alter mit sich bringt. .,Wie kann der Mensch Lust oder Freude haben," so dachte er bei sich selbst, "wenn er weiss, 'wie frühe sie verdorren und schwinden!"
er seufzte wegen dem Weh, welches das Alter
mit sich bringt. „Wie kann der Mensch Lust
oder Freude haben," so dachte er bei sich
selbst, „wenn er weiss, wie frühe sie verdorren
und schwinden!"
Und als sie weiter fuhren, sahen sie einen
Kranken am Wege, der mühsam nach Atem
rang; sein Körper war entstellt, von Krämpfen
erschüttert und er stöhnte vor Schmerz.
Der Prinz fragte seinen Rosselenker: „Was
ist das für ein Mensch?" und der Rosselenker
antwortete und sprach: Dieser Mann ist krank.
Die vier Elemente seines Körpers sind ver-
wirrt und ausser Ordnung geraten. Wir alle
sind solchen Zuständen ausgesetzt, die Armen
Und als sie weiter fuhren, sahen sie einen Kranken am Wege, der mühsam nach Atem rang; sein Körper war entstellt, von Krämpfen erschüttert und er stöhnte vor Schmerz.
sowohl als die Reichen, die Unwissenden und
die Weisen, alle Geschöpfe, die Körper haben,
können davon befallen werden."
Da wurde Siddhärtha noch mehr bewegt.
Alle Vergnügungen erschienen ihm jetzt wert-
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los und ihn ekelte vor den Freuden des Lebens.
Der Rosselenker trieb die Pferde an, um
schneller diesem betrübenden Anblicke zu
Der Prinz fragte seinen Rosselenker: ,,\Vas ist das für ein Mensch?" und der Rosselenker antwortete und sprach: Dieser Mann ist krank. Die vier Elemente seines Körpers sind ver,virrt und ausser Ordnung geraten. Wir alle sind solchen Zuständen ausgesetzt, die Armen sowohl als die Reichen, die Unwissenden und die Weisen, alle Geschöpfe, die Körper haben, können davon befallen werden." Da wurde Siddhartha noch mehr bewegt. AlleVergnügungen erschienen ihm jetzt wertlos und ihn ekelte vor den Freuden des Lebens. Der Rosselenker trieb die Pferde an, um schneller diesem betrübenden Anblicke zu
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entrinnen, aber sie hielten plötzlich in ihrem
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feurigen Laufe an.
Vier Menschen kamen den Weg entlang
entrinnen, aber sie hielten plötzlich in ihrem feurigen Laufe an.
und trugen einen Leichnam, und der Prinz,
schaudernd beim Anblicke des leblosen Kör-
pers, fragte den Rosselenker: „Was ist das,
was da getragen wird? Da sind Bänder und
Vier Menschen kamen den Weg entlang und trugen einen Leichnam, und der Prinz, schaudernd beim Anblicke des leblosen Körpers, fragte den Rosselenker: "Was ist das, was da getragen wird? Da sind Bänder und Blumenkränze, aber die Leute, welche folgen, sind mit Kummer erfüllt."
Blumenkränze, aber die Leute, welche folgen,
sind mit Kummer erfüllt."
Darauf antwortete der Rosselenker: „Dies
ist ein toter Mensch. Sein Körper ist steif,
sein Leben ist fort, seine Gedanken stehen
still, seine Familie und die Freunde, die ihn
liebten, tragen jetzt den Leichnam zu Grabe."
Da befiel den Prinzen Angst und Schrecken,
und er fragte: „Ist dies der einzige tote
Mensch, oder giebt es noch mehr solche in
der Welt?"
Mit schwerem Herzen antwortete der
Wagenlenker: „So ist es überall in der Welt.
Wer zu leben anfängt, muss aufhören zu
Darauf antwortete der Rosselenker: "Dies ist ein toter Mensch. Sein Körper ist steif, sein Leben ist fort, seine Gedanken stehen still, seine Familie und die Freunde, die ihn liebten, tragen jetzt den Leichnam zu Grabe."
leben. Vor dem Tode giebt es kein Ent-
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rinnen."
Mit zurückgehaltenem Atem und stam-
melnd rief der Prinz aus: „O weltliche Men-
Da befiel den Prinzen Angst und Schrecken, und er fragte: "Ist dies der einzige tote Mensch, oder giebt es noch mehr solche in der Welt?" Mit schwerem Herzen antwortete der Wagenlenker: "So ist es überall in der Welt. Wer zu leben anfängt, muss aufhören zu leben. Vor dem Tode giebt es kein Ent,rinnen." Mit zurückgehaltenem Atem und stammelnd rief der Prinz aus: ,,0 weltliche Men-
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schen! Wie unheilvoll ist eure Täuschung!
Eure Körper werden ohne Erbarmen in Staub
sehen! Wie unheilvoll ist eure Täuschung! Eure Körper werden ohne Erbarmen in Staub zerfallen, dennoch lebt ihr sorglos und ohne an dieses Ende zu denken."
zerfallen, dennoch lebt ihr sorglos und ohne
an dieses Ende zu denken."
Als der Rosselenker den tiefen Eindruck
sah, den das Gesehene auf des Prinzen Ge-
müt machte, da wandte er seine Pferde und
fuhr zurück nach der Stadt.
Als sie an den Palästen der Edelleute
vorüberfuhren, sah KrishäGautami, eine junge
Prinzessin und Nichte des Königs, Siddhärtha
Als der Rosselenker den tiefen Eindruck sah, den das Gesehene auf des Prinzen Gemüt machte, da wandte er seine Pferde und fuhr zurück nach der Stadt.
in seiner männlichen Schönheit, und als sie
den tiefen Ernst, der auf seinem Antlitze
lagerte, sah, rief sie aus: „Glücklich ist der
Vater, der Dich erzeugte; glücklich die Mutter,
die Dich säugte; glücklich die Frau, die einen
so herrlichen Herrn ihren Mann nennt."
Der Prinz hörte dies, grüsste und sprach:
„Glücklich sind diejenigen, welche die Er-
Als sie an den Palästen der Ed~l1eute vorüberfuhren, sah Krisha GautamI. eine junge Prinzessin und Nichte des Königs, Siddhartha in seiner männlichen Schönheit, und als sie den tiefen Ernst, der auf seinem Antlitze ragerte, sah, rief sie aus: "Glücklich ist der Vater, der Dich erzeugte; glücklich die l\tIutter, die Dich säugte; glücklich die Frau, die einen so herrlichen Herrn ihren Mann nennt."
lösung gefunden. Ich sehne mich nach
Seelenruhe und bin entschlossen, die Seligkeit
Nirvänas zu suchen." Dann gab er ihr sein
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kostbares Perlenhalsband, das er trug, als
Belohnung für den Unterricht, den er von
ihr erhalten hatte, und kehrte nach Hause
zurück.
Der Prinz hörte dies, grüsste und sprach: "Glücklich sind diejenigen, welche die Erlösung gefunden. Ich sehne mich nach Seelenruhe und bin entschlossen, die Seligkeit Nirvanas zu suchen." Dann gab er ihr sein kostbares Perlenhalsband , das er trug, als Belohnung für den Unterricht, den er von ihr erhalten hatte, und kehrte nach Hause zurück.
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Siddhärtha blickte mit Geringschätzung
auf die Kostbarkeiten seines Palastes. Seine
Frau hiess ihn willkommen und bat ihn, die
Siddhartha blickte mit Geringschätzung auf die Kostbarkeiten seines Palastes. Seine , Frau hiess ihn willkommen und bat ihn, die Ursache seines Kummers zu sagen; und er sprach: "Ich sah überall den Eindruck der Veränderung; deshalb ist mein Herz schwer. Die l\tlenschen werden alt, erkranken und sterben. Diese Kenntnis genügt, um mir den Geschmack am Leben zu nehmen."
Ursache seines Kummers zu sagen; und er
sprach: „Ich sah überall den Eindruck der
Veränderung; deshalb ist mein Herz schwer.
Die Menschen werden alt, erkranken und
sterben. Diese Kenntnis genügt, um mir den
Geschmack am Leben zu nehmen."
Als der König, sein Vater, erfuhr, dass
das Herz des Prinzen sich dem Vergnügen
abgewendet hatte, da überwältigte ihn die
Sorge und der Kummer drang in sein Herz
wie ein Schwert.
VII.
Buddhas Entsagung.
Es war Nacht. Der Prinz fand auf seinen
weichen Kissen keine Ruhe; er erhob sich
und ging hinaus in den Garten. „Wehe!"
rief er aus, „die Welt ist voll Finsternis und
Unwissenheit! Giebt es denn keinen, der die
Als der König. sein Vater, erfuhr, dass das Herz des Prinzen sich dem Vergnügen abgewendet hatte, da überwältigte ihn die Sorge und der Kummer drang in sein Herz wie ein Schwert.
Leiden des Daseins heilen kann?" Und er
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seufzte im Übermass seines Schmerzes.
VII.
Buddhas Entsagung. Es war Nacht. Der Prinz fand auf seinen weichen Kissen keine Ruhe; er erhob sich und ging hinaus in den Garten. "vVehe!" rief er aus, "die Welt ist voll Finsternis und Unwissenheit! Giebt es denn keinen, der die Leiden des Daseins heilen kann?" Und er seufzte im Übermass seines Schmerzes.
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Siddhärtha setzte sich unter den grossen
Jambu-Baum und gab sich dem Nachdenken
hin. Er dachte nach über Leben und Tod
Siddhartha setzte sich unter den grossen Jambu-Baum und gab sich dem Nachdenken hin. Er dachte nach über Leben und Tod und die Übel des Zerfalles. Er sammelte seinen Geist. und wurde dadurch frei von Verwirrung. Alle niedrigen Begierden verschwanden aus seinem Herzen und eine vollkommene Ruhe kam über ihn.
und die Übel des Zerfalles. Er sammelte
seinen Geist und wurde dadurch frei von
Verwirrung. Alle niedrigen Begierden ver-
schwanden aus seinem Herzen und eine voll-
kommene Ruhe kam über ihn.
In diesem Zustande der Verzückung sah
er mit geistigem Auge alle Trübsal und
Kummer der Welt. Er sah die Leiden, wel-
che die Lust mit sich bringt und die unver-
meidliche Gewissheit des Todes, der über
jedes Wesen verhängt ist; und ein tiefes
Mitleid ergriff sein Herz.
Während der Prinz über das Rätsel des
Übels nachdachte, sah er mit geistigem Auge
unter dem Jambu-Baum eine erhabene Gestalt,
voll Majestät, ruhig und würdevoll.
In diesem Zustande der Verzückung sah er mit geistigem Auge alle Trübsal und Kummer der Welt. Er sah die Leiden, welche die Lust mit sich bringt und die unvermeidliche Gewissheit des Todes, der über jedes Wesen verhängt ist; und ein tiefes Mitleid ergriff sein Herz.
„Woher kommst Du, und wer bist Du?"
fragte der Prinz.
Die Erscheinung antwortete ihm und
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sprach: „Ich bin ein Shramana*). Der Ge-
danke des Altwerdens, der Krankheit und
*) Asketiker.
Während der Prinz über das Rätsel des Übels nachdachte, sah er mit geistigem Auge unter dem J ambti-Baum eine erhabene Gestalt, voll Majestät, ruhig und würdevoll. "Woher kommst Du, und Vler bist Du?" fragte der Prinz. Die Erscheinung antwortete ihm und sprach: "Ich bin ein Shramana *). Der Gedanke des Altwerdens, der Krankheit und *) Asketiker.
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des Todes betrübte mich, und ich verliess
-
meine Heimat, um den Weg zur Erlösung
zu finden. Alle Dinge eilen ihrem Unter-
des Todes betrübte mich, und ich verliess meine Heimat, um den Weg zur Erlösung zu finden. Alle Dinge eilen ihrem U ntergange entgegen; nur die Wahrheit bleibt ewig. Alles verändert sich und es giebt nichts, das beständig ist; dennoch sind die Worte der Buddhas unwandelbar. Ich sehne mich nach jener Glückseligkeit, die nicht verdirbt, nach dem Schatze, der niemals verloren geht, nach qem Leben, das weder Anfang noch Ende hat. Deshalb habe ich alle weltlichen Gedanken verworfen. Ich habe mich in ein abgelegenes ThaI zurückgezogen, um in Einsamkeit zu leben; ich erbettle Nahrung und widme mich dem einen Dinge, das nötig ist."
gange entgegen; nur die Wahrheit bleibt ewig.
Alles verändert sich und es giebt nichts, das
beständig ist; dennoch sind die Worte der
Buddhas unwandelbar. Ich sehne mich nach
jener Glückseligkeit, die nicht verdirbt, nach
dem Schatze, der niemals verloren geht, nach
dem Leben, das weder Anfang noch Ende
hat. Deshalb habe ich alle weltlichen Ge-
danken verworfen. Ich habe mich in ein ab-
gelegenes Thal zurückgezogen, um in Ein-
samkeit zu leben; ich erbettle Nahrung und
widme mich dem einen Dinge, das nötig ist."
Siddhärtha sprach: „Kann in dieser Welt
voll Unruhe der Frieden gefunden werden?
Ich bin von der Leerheit des Vergnügens
überzeugt und Belustigung ekelt mich an.
Alles drückt mich nieder und selbst das Da-
sein scheint mir unerträglich zu sein."
Der Shramana antwortete: „Wo Hitze ist,
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da ist auch die Möglichkeit der Kälte; die
Geschöpfe, welche dem Schmerz unterworfen
sind, haben auch die Fähigkeit, sich zu freuen;
der Ursprung des Übels weist darauf hin, dass
Siddhartha sprach: "Kann in dieser Welt voll Unruhe der Frieden gefunden werden? Ich bin von der Leerheit des Vergnügens überzeugt und Belustigung ekelt mich an. Alles drückt mich nieder und selbst das Dasein scheint mir unerträglich zu sein." Der Shramana antwortete: "W0 Hitze ist, da ist auch die Möglichkeit der Kälte; die Geschöpfe, welche dem Schmerz unterworfen sind, haben auch die Fähigkeit, sich zu freuen: der Ursprung des Übels weist darauf hin, dass
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das Gute sich entwickeln kann; denn diese
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Dinge bedingen sich gegenseitig. Wo des-
halb viel Leiden ist, da wird grosse Seligkeit
das Gute sich entwickeln kann; denn diese Dinge bedingen sich gegenseitig. Wo deshalb viel Leiden ist, da wird grosse Seligkeit sein, wenn Du nur Deine Augen öffnest, um sie zu finden. So wie ein Mensch, der in eine Schmutzlache gefallen ist, nach einem grossen Teiche in der Nähe voll klaren Wassers, das mit Lotusblumen bedeckt ist, suchen soll, so sollst Du nach dem grosset todlosen See von Kirvana suchen, um die Unreinigkeit der Sünde abzuwaschen. Wird dieser See nicht gesucht, so ist es nicht die Schuld des Seees, und so auch, wenn es einen segenbringenden Weg giebt, welcher den durch die Sünde festgehaltenen Menschen zur Erlösung in Xirvana führt, und er diesen \Veg nicht geht, so ist es nicht die Schuld dieses vVeges, sondern des ~Ienschen. Und wenn ein ~Iensch, der an einer Krankheit darniederliegt , ,veiss, dass ein ..:-\.rzt in der Nähe ist, der ihn heilen kann, und er nimmt seine Hilfe nicht in Anspruc1:l, so ist es nicht des Arztes Schuld. Ebenso, wenn ein ~fensch an der Krankheit des Bösethuns darniederliegt, und nicht den geistigen Führer der Erleuchtung sucht, so ist dies nicht die Schuld dieses FÜhrers, der alle Sünde zerstört."
sein, wenn Du nur Deine Augen öffnest, um
sie zu finden. So wie ein Mensch, der in
eine Schmutzlache gefallen ist, nach einem
grossen Teiche in der Nähe voll klaren
Wassers, das mit Lotusblumen bedeckt ist,
suchen soll, so sollst Du nach dem grossen
todlosen See von Nirväna suchen, um die
Unreinigkeit der Sünde abzuwaschen. Wird
dieser See nicht gesucht, so ist es nicht die
Schuld des Seees, und so auch, wenn es einen
segenbringenden Weg giebt, welcher den
durch die Sünde festgehaltenen Menschen
zur Erlösung in Xirväna führt, und er diesen
Weg nicht geht, so ist es nicht die Schuld
dieses Weges, sondern des Menschen. Und
wenn ein Mensch, der an einer Krankheit
darniederliegt, weiss, dass ein Arzt in der
Nähe ist, der ihn heilen kann, und er nimmt
seine Hilfe nicht in Anspruch, so ist es nicht
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des Arztes Schuld. Ebenso, wenn ein Mensch
an der Krankheit des Bösethuns darnieder-
liegt, und nicht den geistigen Führer der Er-
leuchtung sucht, so ist dies nicht die Schuld
dieses Führers, der alle Sünde zerstört." .
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Der Prinz hörte auf die edlen Worte seines
Besuchers und sprach: „Du bringst mir gute
Nachricht; denn jetzt erkenne ich, dass meine
I)er Prinz hörte auf die edlen Worte seines Besuchers und sprach: "Du bringst mir gute Nachricht; denn jetzt erkenne ich, dass meine Bestimmung erfüllt sein wird. Mein Vater rät mir, das Leben zu geniessen und weltliche Pflichten zu übernehmen, die mir und meinem Hause Ehren bringen werden. Ersagt mir, dass ich noch zu jung bin und meine Pulse zu kräftig, um ein religiöses Leben zu führen."
Bestimmung erfüllt sein wird. Mein Vater
rät mir, das Leben zu geniessen und welt-
liche Pflichten zu übernehmen, die mir und
meinem Hause Ehren bringen werden. Er sagt
mir, dass ich noch zu jung bin und meine Pulse
zu kräftig, um ein religiöses Leben zu führen."
Die ehrwürdige Erscheinung schüttelte das
Haupt und antwortete: „Du solltest wissen,
dass, um die Wahrheit zu suchen, es keine
Zeit giebt, die dazu nicht gelegen ist."
Ein Freudenschauer durchbebte Siddhär-
thas Herz. „Jetzt ist es Zeit," sprach er, „die
Wahrheit zu suchen. Jetzt ist es Zeit, alle
Bande zu trennen, die mich verhindern
würden, vollkommene Erleuchtung zu finden;
jetzt ist es Zeit, um in die Wildnis zu wan-
dern, ein Bettlerleben zu führen und den
Weg zur Erlösung zu finden*)."
Die ehrwürdige Erscheinung schüttelte das Haupt und antwortete: "Du sol~test wissen, dass, um die Wahrheit zu suchen, es keine Zeit giebt, die dazu nicht gelegen ist."
*) Es ist liier von keinem selbstsüchtigen Betteln die
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Rede; sondern ein Buddha ist der Wohlthäter derjenigen,
die ihm opfern; d. h. er ist die personifizierte göttliche
Liebe selbst, welche als siebenfacher Segen auf diejenigen
niedersteigt, welche sich ihr in selbstloser Liebe nahen.
(Bhagavad Gita, IX, 26.)
Ein Freudenschauer durchbebte Siddharthas Herz. "Jetzt ist es Zeit," sprach er, "die Wahrheit zu suchen. Jetzt ist es Zeit, alle Bande zu trennen, die mich verhindern würden, vollkommene Erleuchtung zu finden; jetzt ist es Zeit, um in die Wildnis zu wandern, ein Bettlerleben zu führen und den Weg zur Erlösung zu finden*)." *) Es ist hier von keinem selbstsüchtigen Betteln die Rede; sondern ein Buddha ist der Wohlthäter derjenigen, die ihm opfern; d. h. er ist die personifizierte göttliche Liebe selbst, welche als siebenfacher Segen auf diejenigen niedersteigt, welche sich ihr in selbstloser Liebe naben. lBhagavnd Gitn, IX, 26.)
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Der himmlische Bote hörte Siddhärthas
Entschluss und lobte ihn.
„Jetzt ist es in der That Zeit, die Wahr-
Der himmlische Bote hörte Siddharthas Entschluss und lobte ihn.
heit zu suchen," fügte er hinzu. „Gehe,
Siddhärtha, und erfülle Deine Bestimmung;
denn Du bist Boddhisattva*), der erwählte
Buddha; Du bist zum Retter und Erlöser
der Welt bestimmt.
"Jetzt ist es in der That Zeit, die Wahrheit zu suchen ,u fügte er hinzu. "Gehe, Siddhartha, und erfülle Deine Bestimmung; denn Du bist Büddhisattva *), der erwählte Buddha; Du bist zum Retter und Erlöser der Welt bestimmt.
„Du bist Tathagata**), der Vollkommene;
denn Du wirst das Gesetz der Gerechtigkeit
erfüllen, und Dharma-räja***), der König der
Wahrheit, sein. Du bist Bhagavantf), der
Gesegnete, denn Du bist dazu berufen, der
Retter und Erlöser der Welt zu werden.
„Erfülle Du die Vollkommenheit der Wahr-
heit. Wenn auch ein Blitzstrahl auf Dein
Haupt niederfährt, gieb nie den Verlockungen
nach, welche die Menschen vom Pfade der
Wahrheit abwendig machen. Wie die Sonne
zu jeder Zeit ihren eigenen Lauf und nie
"Du bist Tathagata **), der Vollkommene; denn Du wirst das Gesetz der Gerechtigkeit erfüllen, und Dharma-raja ***), der König der Wahrheit, sein. Du bist Bhagavantt), der Gesegnete, denn Du bist dazu berufen, der Retter und Erlöser der Welt zu werden.
einen anderen nimmt, so verlasse nie den
*) Einer, dessen Wesen (Sattwa) das Licht (bödhi) ist.
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**) Die personifizierte Vollkommenheit.
***) Dharma. Das Gesetz des Daseins. Die Wahrheit,
f) Der Verdienstvolle.
"Erfülle Du die Vollkommenheit der Wahrheit. Wenn auch ein Blitzstrahl auf Dein Haupt niederfährt, gieb nie den Verlockungen nach, welche die Menschen vom Pfade der Wahrheit abwendig machen. Wie die Sonne zu jeder Zeit ihren eigenen Lauf und nie einen anderen nimmt, so verlasse nie den *) Einer, dessen Wesen (Sattwa) das Licht (bodhi) ist. **) Die personifizierte Vollkommenheit. ***) Dharma.
Das Gesetz des Daseins. Die Wahrheit.
t) Der Verdienstvolle.
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Pfad der Gerechtigkeit, und Du wirst ein
Buddha werden.
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„Harre aus in Deinem Suchen, und Du
Pfad der Gerechtigkeit, und Du wirst eIn Buddha werden.
wirst finden, was Du suchst. Verfolge das,
was Du Dir vorgesetzt hast, ohne zu wanken,
und Du wirst die Krone erlangen. Kämpfe
ernsthaft und Du wirst siegen. Die Segnun-
gen aller Götter, aller Heiligen, und aller, die
"Harre aus in Deinem Suchen, und Du wirst finden, was Du suchst. Verfolge das, was Du Dir vorgesetzt hast, ohne zu wanken, und Du wirst die Krone erlangen. Kämpfe ernsthaft und Du wirst siegen. Die Segnungen aller Götter, aller Heiligen, und aller, die nach dem Lichte suchen, ruhen auf Dir und himmlische Weisheit leitet Deine Schritte. Du wirst Buddha werden, unser Meister und Herr, Du wirst die \Velt erleuchten und die Menschheit vom Verderben retten."
nach dem Lichte suchen, ruhen auf Dir und
himmlische Weisheit leitet Deine Schritte.
Du wirst Buddha werden, unser Meister und
Herr, Du wirst die Welt erleuchten und die
Menschheit vom Verderben retten."
Nachdem die Erscheinung dies gesprochen,
verschwand sie, und Siddhärthas Seele war
mit Frieden erfüllt. Er sprach zu sich selbst:
„Ich bin zum Bewusstsein der Wahrheit
erwacht und habe mich entschlossen, meine
Bestimmung zu erfüllen. Ich will alle Bande
lösen, die mich an die Welt binden; ich will
meine Heimat verlassen, um den Weg der
Erlösung zu suchen.
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„Die Buddhas sind Wesen, deren Worte
nicht irren können; in ihren Reden gehen sie
von der Wahrheit nicht ab.
Lotusbltiten XXXII. 23
Nachdem die Erscheinung dies gesprochen, versch\vand sie, und Siddharthas Seele war mit Frieden erfüllt. Er sprach zu sich selbst: "Ich bin zum Bewusstsein der Wahrheit erwacht und habe mich entschlossen, meine Bestimmung zu erfüllen. Ich will alle Bande lösen, die mich an die Welt binden; ich will meine Heimat verlassen, um den Weg der Erlösung zu suchen. "Die Buddhas sind Wesen, deren Worte nicht irren können; in ihren Reden gehen sie von der Wahrheit nicht ab. Lotusblüten XXXII.
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„Denn wie das Herniederfallen eines in
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die Luft geworfenen Steines, wie der Tod
eines Sterblichen, wie der Sonnenaufgang am
"Denn wie das Herniederfallen eInes In die Luft geworfenen Steines, wie der Tod eines Sterblichen, wie der Sonnenaufgang am Morgen, wie das Gebrülle des Löwen, wenn er seine Höhle verlässt, wie die Entbindung einer schwangeren Frau, wie alle diese Dinge bestimmt und sicher sind, ebenso ist das Wort der Buddhas sicher und kann sich nicht irren.
Morgen, wie das Gebrülle des Löwen, wenn
er seine Höhle verlässt, wie die Entbindung
einer schwangeren Frau, wie alle diese Dinge
bestimmt und sicher sind, ebenso ist das Wort
der Buddhas sicher und kann sich nicht irren.
„Wahrlich! Ich will ein Buddha werden."
Der Prinz kehrte zurück in das Schlaf-
zimmer seiner Frau, um einen letzten Ab-
schiedsblick auf diejenigen zu werfen, welche
ihm lieber waren als alle Schätze der Erde.
Er sehnte sich darnach, noch einmal seinen
Knaben in seine Arme zu nehmen und ihm
einen Abschiedskuss zu geben; aber das Kind
lag in den Armen der Mutter, und er hätte
ihn nicht aufnehmen können, ohne beide zu
wecken.
Da stand Siddhärtha und betrachtete sein
"Wahrlich! Ich will ein Buddha werden."
schönes Weib und seinen geliebten Sohn, und
sein Herz trauerte. Der Schmerz der Trennung
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kam gewaltsam über ihn, und obgleich er fest
Der Prinz kehrte zurück in das Schlafzimmer seiner Frau, um einen letzten Abschiedsblick auf diejenigen zu werfen, welche ihm lieber waren als alle Schätze der Erde. Er sehnte sich darnach, noch einmal seinen Knaben in seine Arme zu nehmen und ihm einen Abschiedskuss zu geben; aber das Kind lag in den Armen der Mutter, und er hätte ihn nicht aufnehmen können, ohne beide zu wecken.
entschlossen war, dass nichts, sei es gut oder
böse, ihn in seinem Vorsatz erschüttern solle,
Da stand Siddhartha und betrachtete sein schönes Weib und seinen geliebten Sohn, und sein Herz trauerte. Der Schmerz der Trennung kam gewaltsam über ihn, und obgleich er fest entschlossen war, dass nichts, sei es gut oder böse, ihn in seinem Vorsatz erschüttern solle,
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so flössen dennoch die Thränen reichlich von
seinen Augen, und es überstieg seine Kraft,
dieselben zurückzuhalten oder zu unterdrücken.
so flossen dennoch die Thränen reichlich von seinen Augen, und es überstieg seine Kraft, dieselben zurückzuhalten oder zu unterdrücken.
Mit männlichem Mute riss der Prinz sich
los; er unterdrückte seine Gefühle, löschte
aber das Gedächtnis daran nicht aus. Er
bestieg sein Ross Kantaka, und da er die
Thore der Burg weit offen fand, so ritt er
hinaus in die stille Nacht, nur von seinem
treuen Rosselenker Channa begleitet.
Mit männlichem Mute riss der Prinz sich los; er unterdrückte seine Gefühle, löschte aber das Gedächtnis daran nicht aus. Er bestieg sein Ross Kantaka. und da er die Thore der Burg weit offen fand, so ritt er hinaus in die stille Nacht, nur von seinem treuen Rosselenker Channa begleitet.
So entsagte der Prinz Siddhärtha den
Lüsten der Welt, opferte sein Königreich auf,
trennte alle Bande und ging hinaus in die
Heimatlosigkeit.
Dunkelheit war auf der Erde, aber am
Himmel strahlten die Sterne.
(Fortsetzung folgt.)
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23*
So entsagte der Prinz Siddhartha den LÜsten der Welt, opferte sein Königreich auf, trennte alle Bande und ging hinaus in die Heimatlosigkeit. Dunkelheit war auf der Erde, aber am Himmel strahlten die Sterne. (Fortsetzung folgt.)
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Tibetanische Lehren.
Frei nach Mitteilungen durch H. P. Blavatsky.
IL
„Wer auf dem Gipfel eines Berges steht,
übersieht alle Menschen; in ähnlicher Weise
können sich die Weisen und von Sorge Befreiten
über das Paradies der Götter hinaus erheben,
und wenn sie von dort aus Einsicht bekommen
haben , dass der Mensch der Geburt und dem
Tode und allen Arten von Sorgen unterworfen
ist, dann überschreiten sie die Schwelle der
Unsterblichkeit."
Ans Tehed-du brjod-pai tsoms
von Bkah-hgyur.
Tibetanische Lehren.
Schon seit längerer Zeit beabsichtigte ich,
Mitteilungen zu machen über* die Ansichten
des verehrungswürdigen Chohan-Lama — des
Oberleiters der Urkunden-Sammlungen jener
Frei nach Mitteilungen durch H. P. Blavatsky.
Bibliotheken, in welchen sich die auf die eso-
terischen Lehren der Ta-loi und Ta-shühlumpo
Lamas Rim-boche in Tibet bezüglichen Manu-
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skripte aufbewahrt befinden — bezüglich eini-
11. "Wer auf dem Gipfel eines Berges steht, übereieht alle Menschen; in ähnlicher Weise können sich die Weisen und von Sorge Befreiten fiber das Paradies der Götter hinaus erheben, und weu sie von dort au Einsicht bekommen haben, dass der Mensch der Geburt und dem Tode und allen Arten von Sorgen unterworfen ist, dann fibersohreiten sie die Schwelle der Unsterblichkeit." Aus Tehed·du brjod·pai tsoms von Bkah· hgyur.
Schon seit längerer Zeit beabsichtigte ich, Mitteilungen zu machen über' die Ansichten des verehrungswürdigen Chohan-Lama - des Oberleiters der Urkunden-Sammlungen jener Bibliotheken, in welchen sich die auf die esoterischen Lehren der Ta-Ioi und Ta-shühlumpo Lamas Rim-boche in Tibet bezüglichen Manuskripte aufbewahrt befinden - bezüglich eini-
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ger Behauptungen, welche der Verfasser von
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„Buddha and early Buddhism" aufgestellt hat.
Ich verdanke es der brüderlichen Gefälligkeit
ger Behauptungen, welche der Verfasser von "Buddha and early Buddhism" aufgestellt hat. Ich verdanke es der brüderlichen Gefälligkeit und Freundlichkeit eines Schülers des gelehrten Chohan, dessen tiefes Wissen und Verständnis des esoterischen wie exoterischen Buddhismus in Tibet von keinem anderen erreicht wird, dass ich nunmehr im. Stande bin, einzelne der Lehren mitzuteilen, welche direkten Bezug auf besagte Behauptungen haben. Es ist meine feste Überzeugung, dass die Briefe des gelehrten Chohans mit den sie begleitenden Erläuterungen zu keiner günstigeren Zeit hätten eintreffen können. Ganz abgesehen davon, dass viele und verschiedenartige Missverständnisse über unsere Lehre existieren, wurde uns schon wiederholt von sehr einsichtsvollen Spiritualisten der bitterste V orwurf gemacht, dass wir sie hinsichtlich der Stellung, welche Hindus und Buddhisten in Wahrheit gegenüber den "Geistern der Verstorbenen" einnehmen, und bezüglich ihres Glaubens über dieselben unrichtig belehrten. Denn nach der Ansicht einiger Spiritualisten "findet sich allenthalben im buddhistischen Glauben ganz bestimmt und in Übereinstimmung mit dem modernen Spiritualismus die
und Freundlichkeit eines Schülers des ge-
lehrten Chohan, dessen tiefes Wissen und
Verständnis des esoterischen wie exoterischen
Buddhismus in Tibet von keinem anderen
erreicht wird, dass ich nunmehr im Stande
bin, einzelne der Lehren mitzuteilen, welche
direkten Bezug auf besagte Behauptungen
haben. Es ist meine feste Überzeugung, dass
die Briefe des gelehrten Chohans mit den sie
begleitenden Erläuterungen zu keiner günsti-
geren Zeit hätten eintreffen können. Ganz
abgesehen davon, dass viele und verschieden-
artige Missverständnisse über unsere Lehre
existieren, wurde uns schon wiederholt von
sehr einsichtsvollen Spiritualisten der bitterste
Vorwurf gemacht, dass wir sie hinsichtlich der
Stellung, welche Hindus und Buddhisten in
Wahrheit gegenüber den „Geistern der Ver-
storbenen" einnehmen, und bezüglich ihres
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Glaubens über dieselben unrichtig belehrten.
Denn nach der Ansicht einiger Spiritualisten
„findet sich allenthalben im buddhistischen
Glauben ganz bestimmt und in Übereinstim-
mung mit dem modernen Spiritualismus die
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Gegenwart und die beschützende Rolle dahin-
geschiedener Geister betont", und sie beschul-
digen die Theosophen, diesen Glauben ver-
Gegenwart und die beschützende Rolle dahingeschiedener Geister betont", und sie beschuldigen die Theosophen, diesen Glauben verfälscht zu haben. Ja, diese hatten z."B. sogar die Kühnheit zu behaupten, dass "dieser Glaube an die Beeinflussung durch abgeschiedene Menschengeister" im Osten mit dem Anathema maranatha belegt sei, während man doch findet, dass er in Wirklichkeit "ein im ganzen Buddhismus hervortretendes Prinzip ist';.
fälscht zu haben. Ja, diese hatten z. B. sogar die
Kühnheit zu behaupten, dass „dieser Glaube
an die Beeinflussung durch abgeschiedene
Menschengeister" im Osten mit dem Anathema
maranatha belegt sei, während man doch
findet, dass er in Wirklichkeit „ein im ganzen
Buddhismus hervortretendes Prinzip ist".
Wie jeder Indier, gleichgültig welcher
Kaste oder Bildungsstufe er angehört, „über
die Beeinflussung durch die Geister der Ver-
storbenen" denkt, ist überall in Indien so ge-
nau bekannt, dass es wahrlich Zeitvergeudung
wäre, die so oft wiederholte Geschichte wieder
anzuführen. Es giebt einzelne zum modernen
Spiritismus Übergetretene, wie Babu Peary
chand Mittra, für welchen ein solcher Um-
gang infolge der ausserordentlichen Rein-
heit seines Lebens persönlich keine Nach-
teile bringen würde, selbst wenn er gegen
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physikalische Phänomene nicht vollkommen
gleichgültig wäre und sich nur an die rein
Wie jeder Indier, gleichgültig welcher Kaste oder Bildungsstufe er angehört, "über die Beeinflussung durch die Geister der \T erstorbenen" denkt, ist überall in Indien so genau bekannt, dass es wahrlich Zeitvergeudung wäre, die so oft wiederholte Geschichte wieder anzuführen. Es gicbt einzelne zum modemen Spiritismus Übergetretene, wie Babu Peary chand Mittra, für welchen ein solcher U mgang infolge der aussero rdentlichen Reinheit seines Lebens persönlich keine Nachteile bringen würde, selbst wenn er gegen physikalische Phänomene nicht vollkommen gleichgültig wäre und sich nur an die rein geistige und subjektive Seite solchen Verkehrs halten würde. Wenn man jedoch neuer-
geistige und subjektive Seite solchen Ver-
kehrs halten würde. Wenn man jedoch neuer-
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dings meine Ansicht zu erfahren erwartet, so
bleibe ich fest bei meiner stets geäusserten
Überzeugung stehen: dass es nicht einen
dings meine Ansicht zu erfahren erwartet, so bleibe ich fest bei meiner stets geäusserten Überzeugung stehen: dass es nicht einen einzigen Indier giebt, welcher nicht schon die bIosse Idee des Wiedererscheinens eines abgeschiedenen "Geistes", den er stets als unrein betrachten würde, verabscheut, und dass mit oben bezeichneten wenigen Ausnahmen kein Indier glaubt, dass - Selbstmörder oder durch plötzliches Unglück Getötete ausgenommen - andere als böse Geister zur Erde zurückkehren können. Wir wollen daher die Indier ganz ausser dem Spiele lassen und ich will darlegen, wie die Buddhisten des Nordens über diese Frage deQken, in der Hoffnung, zu gelegener Zeit auch die Ansichten der Buddhisten des Südens ang-eben zu können. Wenn wir aber von "Buddhisten" sprechen, so sind damit nicht auch alle über ganz China und Japan zerstreuten, zahllosen heretischen Sekten inbegriffen, die alles Recht auf diesen Namen verloren haben. Mit diesen haben wir nichts zu schaffen. Wir befassen uns nur mit den buddhistischen Kirchen des Nordens und Südens - sozusagen den katholischen und protestantischen Buddhisten.
einzigen Indier giebt, welcher nicht schon
die blosse Idee des Wiedererscheinens eines
abgeschiedenen „Geistes", den er stets als
unrein betrachten würde, verabscheut, und
dass mit oben bezeichneten wenigen Aus-
nahmen kein Indier glaubt, dass — Selbst-
mörder oder durch plötzliches Unglück Ge-
tötete ausgenommen — andere als böse Geis-
ter zur Erde zurückkehren können. Wir wol-
len daher die Indier ganz ausser dem Spiele
lassen und ich will darlegen, wie die Buddhis-
ten des Nordens über diese Frage denken, in
der Hoffnung, zu gelegener Zeit auch die
Ansichten der Buddhisten des Südens an-
geben zu können. Wenn wir aber von
„Buddhisten" sprechen, so sind damit nicht
auch alle über ganz China und Japan zer-
streuten, zahllosen heretischen Sekten inbe-
griffen, die alles Recht auf diesen Namen
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verloren haben. Mit diesen haben wir nichts
zu schaffen. Wir befassen uns nur mit den
buddhistischen Kirchen des Nordens und
Südens — sozusagen den katholischen und
protestantischen Buddhisten.
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Das Thema der Mitteilungen meines ge-
lehrten Correspondenten stützt sich auf ein-
Das Thema der Mitteilungen meines gelehrten Correspondenten stützt sich auf einzelne von mir direkt mit der bescheidenen Bitte um Beantwortung an ihn gerichtete Fragen und auf folgende Stelle aus dem Buche "Buddha and early Buddhism":
zelne von mir direkt mit der bescheidenen
Bitte um Beantwortung an ihn gerichtete
Fragen und auf folgende Stelle aus dem
Buche „Buddha and early Buddhism":
„Ich habe mich ziemlich weitläufig über
den Supernaturalismus ausgelassen, weil er
für unser Thema von grösster Wichtigkeit
ist. Es ist klar, dass der Buddhismus ein
sorgfältig ausgearbeitetes System ist, zur An-
nullierung des Einflusses böser Geister durch
die Hilfe von guten Geistern, welche mit
Aufbietung all ihrer Kräfte gegen jene an-
kämpfen, unterstützt durch den Körper oder
einen Teil des Körpers ihres obersten Schutz-
"Ich habe mich ziemlich weitläufig über den Supernaturalismus ausgelassen, weil er für unser Thema von grösster Wichtigkeit ist. Es ist klar, dass der Buddhismus ein sorgfältig ausgearbeitetes System ist, zur Annullierung des Einflusses böser Geister durch die Hilfe von guten Geistern, welche mit Aufbie~ung all ihrer Kräfte gegen jene ankämpfen, unterstützt durch den Körper oder einen Teil des Körpers ihres obersten Schutzgeistes. Die buddhistischen Tempel, die buddhistischen Gebräuche, die buddhistische Liturgie, alles scheint auf dieser einen Idee aufgebaut, dass ein toter Körper oder doch Teile eines solchen hiezu erforderlich seien. Was sind nun diese Schutzgeister? Jeder Buddhist, gleichviel ob der alten oder der modernen Schule angehörig, wird sofort zugeben, dass ein Geist, der noch nicht zur Bodhischaft oder zum geistigen Erwachen gelangt ist,
geistes. Die buddhistischen Tempel, die bud-
dhistischen Gebräuche, die buddhistische Li-
turgie, alles scheint auf dieser einen Idee auf-
gebaut, dass ein toter Körper oder doch Teile
eines solchen hiezu erforderlich seien. Was
sind nun diese Schutzgeister? Jeder Buddhist,
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gleichviel ob der alten oder der modernen
Schule angehörig, wird sofort zugeben, dass
ein Geist, der noch nicht zur Bodhischaft
oder zum geistigen Erwachen gelangt ist,
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kein guter Geist sein kann. Er kann nichts
Gutes wirken, ja mehr noch, er muss Böses
kein guter Geist sein kann. Er kann nichts Gutes wirken, ja mehr noch, er muss Böses anrichten."
anrichten."
„Die Antwort der Buddhisten des Nordens
ist, dass die guten Geister, die Buddhas, die
verstorbenen Propheten sind. Sie kommen
aus gewissen „Gefilden der Erleuchteten", um
mit der Erde in Verbindung zu treten"."
Mein gelehrter tibetanischer Freund
schreibt:
"Die Antwort der Buddhisten des Nordens ist. dass die guten Geister, die Buddhas, die verstorbenen Propheten sind. Sie kommen aus gewissen "Gefilden der Erleuchteten", um mit der Erde in Verbindung zu treten","
„Gestatten Sie mir zu sagen, dass gewisse
Mönche und Laien die lächerlichsten und
unsinnigsten Berichte über den tibetanischen
Volksglauben verbreiten. Die Mitteilungen
des Kapuziners della Penna über die Brüder-
schaft „Byang-tsiub" sind einfach albern. In-
dem er aus dem Bkah-hgyur und anderen
tibetanischen Gesetzbüchern einzelne Stellen
buchstäblich anführt, schmückt er sie mit
seinen eigenen Erklärungen aus. So spricht
Mein schreibt:
er von der fabelhaften „Geisterwelt, in wel-
cher der göttergleiche Lha" wohnt, und fügt
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hinzu, dass die Tibetaner glauben, „dieser
Ort befinde sich in der Luft über einem gros-
gelehrter
tibetanischer
Freund
sen, etwa einhundertundsechzigtausend Meilen
"Gestatten Sie mir zu sagen, dass gewisse Mönche und Laien die lächerlichsten und unsinnigsten Berichte über den tibetanischen V olksglauben verbreiten. Die Mitteilungen des Kapuziners della Penna über die Brüderschaft ,,Byang-tsiub" sind einfach albern. Indem er aus dem Bkah - hgyur und anderen tibetanischen Gesetzbüchern einzelne Stellen buchstäblich anführt, schmückt er sie mit seinen eigenen Erklärungen aus. So spricht er von der fabelhaften "Geisterwelt, .in welcher der göttergleiche Lha" wohnt, und fügt hinzu, dass die Tibetaner glauben, "dieser Ort befinde sich in der Luft über einem grossen, etwa einhundertundsechzigtausend Meilen
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hohen und zweiunddreissigtausend Meilen im
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Umfange messenden Berge, dessen vier Sei-
ten im Osten aus Krystall, im Westen aus
hohen und zweiunddreissigtausend Meilen im Umfange messenden Berge, dessen vier Seiten im Osten aus Krystall, im Westen aus rotem Rubin, im Norden aus Gold, im Süden aber aus dem kostbaren grünen Steine lapis lazuli - bestehen. In diesem Orte der Glückseligkeit verbleiben sie - die Lha so lange es ihnen beliebt, um dann in das Paradies anderer Welten überzusiedeln.
rotem Rubin, im Norden aus Gold, im Süden
aber aus dem kostbaren grünen Steine —
lapis lazuli — bestehen. In diesem Orte der
Glückseligkeit verbleiben sie — die Lha —
so lange es ihnen beliebt, um dann in das
Paradies anderer Welten überzusiedeln.
„Wenn mich die Erinnerung an meine
Lehrzeit in der Missionär-Schule zu Lahuola
nicht täuscht, so passt diese Beschreibung
viel besser auf das „von Gott vom Himmel
herabgesandte neue Jerusalem" in der Vision
des heiligen Johannes, auf jene zwölftausend
Meilen umfassende Stadt, deren Mauern von
Jaspis, die Häuser aus purem Gold, die Grund-
mauern der Umfassung mit jeglicher Art
kostbarer Steine verziert waren und deren
zwölf Thore aus zwölf Perlen bestanden, als
auf die Stadt Jang-chhub, wie sie sowohl im
Bkah-hgyur wie in der Idee der Tibetaner
"Wenn mich die Erinnerung an meine Lehrzeit in der Missionär-Schule zu Lahuola nicht täuscht, so passt diese Beschreibung viel besser auf das "von Gott vom Himmel herabgesandte neue J erusalem" in der Vision des heiligen J ohannes, auf jene zwölftausend Meilen umfassende Stadt, deren Mauern von Jaspis, die Häuser aus purem Gold, die Grundmauern der Umfassung mit jeglicher Art kostbarer Steine verziert waren und deren zwölf Thore aus zwölf Perlen bestanden, als auf die Stadt Jang-chhub, wie sie sowohl im Bkah-hgyur wie in der Idee der Tibetaner zu finden ist. Ich will vorausschicken, dass der heilige Kanon der Tibetaner, der Bkahhgyur und der Bstan-hgyur eintausendsiebenhundertundsieben verschiedene erke um-
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zu finden ist. Ich will vorausschicken, dass
der heilige Kanon der Tibetaner, der Bkah-
hgyur und der Bstan-hgyur eintausendsieben-
hundertundsieben verschiedene Werke um-
"r
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fasst — wovon eintausenddreiundachtzig für
das Volk bestimmt und sechshundertvierund-
zwanzig geheime Bände sind — deren erstere
fasst - wovon eintausenddreiundachtzig für das Volk bestimmt und sechshundertvierundzwanzig geheime Bände sind - deren erstere dreihundertfünfzig , die letzteren siebenundsiebzig Foliobände zäh~en.
dreihundertfünfzig, die letzteren siebenund-
siebzig Foliobände zählen.
„Jede Ortsbeschreibung in unserem Reli-
gionssysteme ist sinnbildlich aufzufassen; jeder
Name und jedes Wort ist absichtlich ver-
schleiert, und ehe ein Schüler weiter einge-
weiht wird, muss er sich mit der Art der
Deutung sowohl wie mit dem Verständnisse
und der Erlernung des geheimen Ausdruckes
oder der synonymen Bedeutung fast jedes
,,]ede Ortsbeschreibung in unserem Religionssysteme ist sinnbildlich aufzufassen; jeder Name und jedes Wort ist absichtlich verschleiert, und ehe ein Schüler weiter eingeweiht wird, muss er sich mit der Art der Deutung sowohl wie mit dem Verständnisse und der Erlernung des geheimen Ausdruckes oder der synonymen Bedeutung fast jedes einzelnen Wortes unserer Religionssprache vertraut gemacht haben. Das enchorische oder hieratische System ist ein Kinderspiel im Vergleiche mit der Entzifferung unserer heiligen Rätselsprache. Sogar in auch dem Volke zugänglichen Bänden hat jeder Satz einen doppelten Sinn, einen für das Verständnis der Uneingeweihten und einen anderen für jene, welche den Schlüssel zu den Schriften (die innerliche Erleuchtung) erhalten haben.
einzelnen Wortes unserer Religionssprache
vertraut gemacht haben. Das enchorische
oder hieratische System ist ein Kinderspiel im
Vergleiche mit der Entzifferung unserer heili-
gen Rätselsprache. Sogar in auch dem Volke
zugänglichen Bänden hat jeder Satz einen
doppelten Sinn, einen für das Verständnis der
Uneingeweihten und einen anderen für jene,
welche den Schlüssel zu den Schriften (die
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innerliche Erleuchtung) erhalten haben.
„Wenn schon die Bemühungen so wohl-
gesinnter, gelehrter und gewissenhafter For-
scher, wie jene der Verfasser von „Buddhist
"Wenn schon die Bemühungen so wohlgesinnter, gelehrter und gewissenhafter F orscher, wie jene der Verfasser von "Buddhist
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records of the Western World" und von
„Buddha and early Buddhism" — deren poe-
records of the Western W orld" und von "Buddha and early Buddhism" - deren poetische Hypothesen samt und sonders mit der grössten Leichtigkeit über den Haufen geworfen und widerlegt werden können sich als wertlos erweisen, dann müssen sich wahrlich die Versuche der Vorgänger und Nachfolger eines Abbe Huc, Gabet und anderer als traurige Misserfolge erweisen, denn die ersteren hatten keinen, die letzteren aber einen sehr triftigen Grund, die unvergleichlichen und herrlichen Lehren unseres hochverehrten Meisters Shakya Thub-pa absichtlich zu entstellen.
tische Hypothesen samt und sonders mit
der grössten Leichtigkeit über den Haufen
geworfen und widerlegt werden können —
sich als wertlos erweisen, dann müssen sich
wahrlich die Versuche der Vorgänger und
Nachfolger eines Abbe Huc, Gabet und an-
derer als traurige Misserfolge erweisen, denn
die ersteren hatten keinen, die letzteren aber
einen sehr triftigen Grund, die unvergleich-
lichen und herrlichen Lehren unseres hoch-
verehrten Meisters Shakya Thub-pa absicht-
lich zu entstellen.
„Im „Theosophist" vom Oktober 1881 be-
richtet ein Korrespondent, dass Gautama, der
Buddha, der Weise, „darauf bestand, dass alle
Befähigten eingeweiht werden sollten". Das
ist ganz richtig; so lautete die ursprüngliche
Bestimmung des erhabenen Song-Gyas, wel-
che eine Zeitlang, und ehe er der All-Weise
geworden war, thatsächlich aufrecht erhalten
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wurde. Aber drei oder vier Jahrhunderte
nach seinem Weggang aus dem irdischen
Getümmel, als Asoka, der grosse Erneuerer
unserer Religion, die Welt verlassen hatte,
"Im "Theosophist" vom Oktober I 88 I berichtet ein Korrespondent, dass Gautama, der Buddha, der Weise, "darauf bestand, dass alle Befähigten eingeweiht werden sollten". Das ist ganz richtig; so lautete die ursprÜngliche Bestimmung des erhabenen Song-Gyas, welche eine Zeitlang, und ehe er der All-Weise geworden war, thatsächlich aufrecht erhalten wurde. Aber drei oder vier Jahrhunderte nach seinem Weggang aus dem irdischen Getümmel, als Asoka, der grosse Erneuerer unserer Religion, die Welt verlassen hatte,
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mussten die initiierten Arhats infolge der ge-
heimen, aber stetig fortdauernden Opposition
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der Brahminen gegen unser Religions-System
mussten die initiierten Arhats infolge der geheimen, aber stetig fortdauernden Opposition der Brahminen gegen unser Religions-System einer nach dem andern das Land verlassen und jenseits des Hymalayas Sicherheit suchen.
einer nach dem andern das Land verlassen
und jenseits des Hymalayas Sicherheit suchen.
„So kam es, dass, obwohl der populäre
Buddhismus sich in Tibet nicht vor dem sie-
benten Jahrhundert ausbreitete, die in die
Geheimnisse und das esoterische System der
arischen Wiedergeborenen initiierten Buddhis-
ten ihr Vaterland Indien verliessen und bei
den vorbuddhistischen Mönchen Zuflucht such-
ten, bei jenen Asketen, welche die gute Lehre
schon vor der Zeit des Shäkya-Muni besassen.
Diese Mönche bewohnten seit undenklichen
"So kam es, dass, obwohl der populäre Buddhismus sich in Tibet nicht vor dem siebenten Jahrhundert ausbreitete, die in die Geheimnisse und das esoterische System der arischen Wiedergeborenen initiierten Buddhisten ihr Vaterland IndieB verliessen und bei den vorbuddhistischen Mönchen Zuflucht suchten, bei jenen Asketen, welche die gute Lehre schon vor der Zeit des Shakya-Muni besassen. Diese Mönche bewohnten seit undenklichen Zeiten die Gegend j~nseits der Hymalayakette. Sie sind die direkten Nachkommen jener arischen Weisen, welche bei der vorhistorischen Auswanderung aus "Lake Manasasarovara" über die Schneegebirge in die heissen Ebenen der sieben Flüsse ihre brahminischen Brüder nicht begleiteten, sondern es vorzogen, in ihren unzugänglichen und unbekannten sicheren Plätzen zu verbleiben. So ist es· denn kein Wunder, dass die esoterische Lehre der Arier und die Lehre unserer Arhats sich
Zeiten die Gegend jenseits der Hymalayakette.
Sie sind die direkten Nachkommen jener
arischen Weisen, welche bei der vorhistori-
schen Auswanderung aus „Lake Manasasaro-
vara" über die Schneegebirge in die heissen
Ebenen der sieben Flüsse ihre brahminischen
Brüder nicht begleiteten, sondern es vorzogen,
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in ihren unzugänglichen und unbekannten
sicheren Plätzen zu verbleiben. So ist es
denn kein Wunder, dass die esoterische Lehre
der Arier und die Lehre unserer Arhats sich
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als nahezu identisch erweisen. Wie es über
unseren Häuptern nur eine Sonne giebt, so
existiert auch nur eine Wahrheit; aber es
als nahezu identisch erweisen. Wie es über unseren Häuptern nur eine Sonne giebt, so existiert auch nur eine Wahrheit; aber es hat den Anschein, als müsste diese ewige Wahrheit immer wieder von neuem verkündet werden, um sie den dunkelfarbigen wie den weissen Völkerschaften immer neuerdings ins Gedächtnis zurückzurufen. Der einzige Grund, weshalb die Wahrheit vor den Augen der profanen Menschheit ferne gehalten werden muss, ist der, dass sie von menschlichen Übertreibungen rein und unbesudelt erhalten werde - sind ja doch sogar ihre eigenen Bekenner zuweilen bestrebt, sie ihren eigenen selbstsüchtigen Zwecken an~upassen und so deren reines Gesicht zu entstellen und zu verunstalten. Seit den Tagen der frühesten universellen Mysterien, bis zur Zeit unseres berühmten Shakya Tathagata Buddha, welcher die Lehre kürzer zusammenfasste und zum Heile für alle interpretierte, wurde die göttliche Stimme des Selbsts - K wan-yin genannt - stets nur in der heiligen Einsamkeit der vorbereitenden Mysterien vernommen.
hat den Anschein, als müsste diese ewige
Wahrheit immer wieder von neuem verkündet
werden, um sie den dunkelfarbigen wie den
weissen Völkerschaften immer neuerdings
ins Gedächtnis zurückzurufen. Der einzige
Grund, weshalb die Wahrheit vor den Augen
der profanen Menschheit ferne gehalten wer-
den muss, ist der, dass sie von menschlichen
Übertreibungen rein und unbesudelt erhalten
werde — sind ja doch sogar ihre eigenen
Bekenner zuweilen bestrebt, sie ihren eigenen
selbstsüchtigen Zwecken anzupassen und so
deren reines Gesicht zu entstellen und zu
verunstalten. Seit den Tagen der frühesten
universellen Mysterien, bis zur Zeit unseres
berühmten Shäkya Tathägata Buddha, wel-
cher die Lehre kürzer zusammenfasste und
zum Heile für alle interpretierte, wurde die
göttliche Stimme des Selbsts — Kwan-yin
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genannt — stets nur in der heiligen Einsam-
keit der vorbereitenden Mysterien vernommen.
„Unser in der ganzen Welt bekannter
und verehrter Tsong-kha-pa macht uns am
"Unser in der ganzen Welt bekannter und verehrter Tsong-kha-pa macht uns am
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Schlusse seiner fünften Dam-ngag darauf auf-
merksam, dass jede heilige Wahrheit, welche
die Unwissenden in ihrem wahren Lichte nicht
Schlusse seiner fünften Dam-ngag darauf aufmerksam, dass jede heilige Wahrheit, welche die Unwissenden in ihrem wahren Lichte nicht zu erfassen und zu verstehen vermögen, in eine dreifache Hülle verborgen werden muss, durch welche sie gesichert wird, ebenso wie die Schildkröte ihren Kopf durch ihre Schale deckt;' und dass sie nur jenen gezeigt werden darf, welche mit allem Eifer nach dem Zustande von Anuttaru Samyak Sambodhi - oder eines dankbar empfänglichen, erleuchteten Herzens streben. .
zu erfassen und zu verstehen vermögen, in
eine dreifache Hülle verborgen werden muss,
durch welche sie gesichert wird, ebenso wie
die Schildkröte ihren Kopf durch ihre Schale
deckt; und dass sie nur jenen gezeigt werden
darf, welche mit allem Eifer nach dem Zustande
von Anuttaru Samyak Sambodhi — oder eines
dankbar empfänglichen, erleuchteten Herzens
streben.
„Desgleichen liegt auch den dem Volke,
und seit letzterer Zeit sogar europäischen
Forschern zugänglichen heiligen Schriften ein
doppelter Sinn zu Grunde. Ich möchte nun
die — ich fühle mich leider veranlasst zu
sagen — nur zu absichtlich eingeschobenen
Irrtümer in den Schriften der Jesuiten be-
richtigen. Es unterliegt ja gar keinem Zweifel,
dass die chinesischen und tibetanischen Schrif-
ten, die sogenannten Text-Bücher von China
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und Japan, — von welchen verschiedene durch
unsere bedeutendsten Gelehrten geschrieben
wurden, unter denen sich manche zwar sehr
fromm und heiligmässige, aber doch uneinge-
"Desgleichen liegt auch den dem Volke, und seit letzterer Zeit sogar europäischen Forschern zugänglichen heiligen Schriften ein doppelter Sinn zu Grunde. Ich möchte nun die - ich fühle mich leider veranlasst zu sagen - nur zu absichtlich eingeschobenen Irrtümer in den Schriften der Jesuiten berichtigen.. Es unterliegt ja gar keinem Zweifel, dass die chinesischen und tibetanischen Schriften, die sogenannten Text-Bücher von China und Japan, -- von welchen verschiedene durch unsere bedeutendsten Gelehrten geschrieben wurden, unter denen sich manche zwar sehr fromm und heiligmässige, aber doch uneinge-
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weihte Männer befanden, die über Dinge Aus-
legungen schrieben, welche sie selbst niemals
richtig verstanden — eine ganze Menge von
weihte Männer befanden, die über Dinge Auslegungen schrieben, welche sie selbst niemals richtig verstanden - eine ganze Menge von mythologischen und legendenhaften Dingen enthalten, welche mehr in das Gebiet der Volksund Ammen - Märchen gehören, als für eine Erklärung der durch den Welterlöser verkündeten Religion der Weisheit gelten können. Aber in den eigentlichen kanonischen Büchern findet sich hiervon nichts; obwohl aber jene in den Bibliotheken der meisten Lamaserien zum Gebrauche vorhanden sind, so werden sie doch nur von jenen Frommen und Gläubigen, deren Beschränktheit ihnen nicht gestattet, die Schwelle des Realen jemals zu überschreiten, vollständig geglaubt. Zu dieser Sorte von Büchern gehört ,~the Buddhist Cosmos", von dem Bonzen Jin-ch'an in Peking verfasst; "the Shing-Gas-ki" oder "the records of the Enligthement ofTathagata", von \VangTuh im siebentenJahrhundert geschrieben; "the Hi-shai Sutra oder das Buch der Schöpfung", verschiedene Bücher über Himmel und Hölle und so weiter - nichts als eine Zusammenstellung von poetischen Phantasien, ,vie sich solche als Aberglaube aus dem Symbolismus entwickelt haben.
mythologischen und legendenhaften Dingen
enthalten, welche mehr in das Gebiet der Volks-
und Ammen-Märchen gehören, als für eine
Erklärung der durch den Welterlöser ver-
kündeten Religion der Weisheit gelten können.
Aber in den eigentlichen kanonischen Büchern
findet sich hiervon nichts; obwohl aber jene
in den Bibliotheken der meisten Lamaserien
zum Gebrauche vorhanden sind, so werden
sie doch nur von jenen Frommen und Gläu-
bigen, deren Beschränktheit ihnen nicht ge-
stattet, die Schwelle des Realen jemals zu
überschreiten, vollständig geglaubt. Zu dieser
Sorte von Büchern gehört ,.the Buddhist
Cosmos", von dem Bonzen Jin-ch'an in Peking
verfasst; „the Shing-Gas-ki" oder „the records
of the Enligthement of Tathägata", von Wang-
Tuh im siebenten Jahrhundert geschrieben; „the
Hi-shai Sutra oder das Buch der Schöpfung",
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verschiedene Bücher über Himmel und Hölle
und so weiter — nichts als eine Zusammen-
stellung von poetischen Phantasien, wie sich
solche als Aberglaube aus dem Symbolismus
entwickelt haben.
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„Aber die Werke, deren unser schola-
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stischer Autor, der Mönch Della Penna er-
wähnt — oder welche er, wie ich mich rich-
"Aber die Werke, deren unser scholastischer Autor, der Mönch Della Penna erwähnt - oder welche er, wie ich mich richtiger ausdrücken sollte, falsch citiert - enthalten keine Phantasien, sondern einfach Anweisungen für künftige Generationen, welche dann vielleicht auch den Schlüssel gefunden haben werden, um sie auch im rechten Sinne zu lesen. Die "Lah", von welchen Della Penna nur spricht, um die ganze Sache lächerlich zu machen, oder "diejenigen, welche sich zu dem Grade der Heiligen dieser Welt emporgearbeitet haben", sind eben einfach die Arhats, die vielfach verschiedenen Grade von Adepten, welche gemeiniglich unter dem Namen Bhante oder Brüder bekannt sind. In dem unter dem Titel A vatamsaka Sutra bekannten Buche finden wir in dem Abschnitte über das ,,höchste Atma - das Selbst -, welches sich in dem Charakter der Arhats und der Pratyeka Buddhas manifestiert", die Behauptung aufgestellt, dass infolgedessen, "weil vom Anfange an alle mit Gefühl begabten Wesen die Wahrheit verwirrt, verdreht und sich dem Falschen zugewendet haben, eine Geheimwissenschaft, genannt Aaya Vijiiana,
tiger ausdrücken sollte, falsch citiert — ent-
halten keine Phantasien, sondern einfach
Anweisungen für künftige Generationen,
welche dann vielleicht auch den Schlüssel
gefunden haben werden, um sie auch im
rechten Sinne zu lesen. Die „Lah", von
welchen Della Penna nur spricht, um die
ganze Sache lächerlich zu machen, oder
„diejenigen, welche sich zu dem Grade der
Heiligen dieser Welt emporgearbeitet haben",
sind eben einfach die Arhats, die vielfach
verschiedenen Grade von Adepten, welche
gemeiniglich unter dem Namen Bhante oder
Brüder bekannt sind. In dem unter dem
Titel Avatamsaka Sutra bekannten Buche
finden wir in dem Abschnitte über das
„höchste Atma — das Selbst —, welches sich
in dem Charakter der Arhats und der
Pratyeka Buddhas manifestiert", die Behaup-
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tung aufgestellt, dass infolgedessen, „weil
vom Anfange an alle mit Gefühl begabten
Wesen die Wahrheit verwirrt, verdreht und
sich dem Falschen zugewendet haben, eine
Geheimwissenschaft, genannt Aaya Vijnäna,
Lotnsblüton XXXII. 24
/
LotulbUltcn XXXII.
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sich herausgebildet habe". „Wer ist aber im
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Besitze des wahren geheimen Wissens?" „Die
erhabenen Lehrer auf den schneebedeckten
sich herausgebildet habe". "Wer ist aber im Besitze des wahren geheimen Wissens?" "Die erhabenen Lehrer auf den schneebedeckten Bergen", lautet die Antwort im Buche des Gesetzes. Der schneebedeckte Berg ist "der 160,000 Meilen hohe Berg". Wir wollen nun sehen, was dies sagen will. Wenn wir die letzten drei ZiffersteIlen einfach weglassen, so haben wir 1 60 Meilen; eine tibetanische Meile entspricht nahezu fünf englischen Meilen; wir haben somit 78o Meilen von einem gewissen heiligen Orte aus in der Richtung eines bestimmten Weges nach Westen hin, Dies wird sogar aus Della Pennas weiterer Beschreibung jedermann vollständig klar, der nur einen Schein von der Wahrheit besitzt. "Nach ihrer Lehre," sagt der Mönch weiter, "befindet sich im Westen von dieser Welt eine ewige Welt, ein Paradies, und in diesem lebt ein Heiliger, Ho-pahme genannt, was sagen will, ein Heiliger umstrahlt vom Glorienscheine unendlichen Lichtes. Dieser Heilige ist im Besitze einer grossen Menge besonderer "Kräfte", die man all zusammen als "chang-chub" bezeichnet; und in einer Fussnote bemerkt er, dass unter diesem Worte die Geister derjenigen zu verstehen selen,
Bergen", lautet die Antwort im Buche des
Gesetzes. Der schneebedeckte Berg ist „der
16o,ooo Meilen hohe Berg". Wir wollen nun
sehen, was dies sagen will. Wenn wir die
letzten drei Zifferstellen einfach weglassen,
so haben wir 16o Meilen; eine tibetanische
Meile entspricht nahezu fünf englischen Mei-
len; wir haben somit 78o Meilen von einem
gewissen heiligen Orte aus in der Richtung
eines bestimmten Weges nach Westen hin.
Dies wird sogar aus Della Pennas weiterer
Beschreibung jedermann vollständig klar, der
nur einen Schein von der Wahrheit besitzt.
„Nach ihrer Lehre," sagt der Mönch weiter,
„befindet sich im Westen von dieser Welt
eine ewige Welt, ein Paradies, und in diesem
lebt ein Heiliger, Ho-pahme genannt, was
sagen will, ein Heiliger umstrahlt vom Glo-
rienscheine unendlichen Lichtes. Dieser Hei-
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lige ist im Besitze einer grossen Menge be-
sonderer „Kräfte", die man all zusammen als
„chang-chub" bezeichnet; und in einer Fuss-
note bemerkt er, dass unter diesem Worte
die Geister derjenigen zu verstehen seien,
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welche infolge ihrer Vollkommenheit kein
Verlangen darnach tragen, Heilige zu wer-
den, und die irdischen Körper der zur Wieder-
welche infolge ihrer Vollkommenheit kein Verlangen darnach tragen, Heilige zu werden, und die irdischen Körper der zur Wiederverkörperung gelangten Lamas derartig erziehen und vorbereiten, dass sie zu Helfern der Menschheit werden können."
verkörperung gelangten Lamas derartig er-
ziehen und vorbereiten, dass sie zu Helfern
der Menschheit werden können."
„Dies beweist, dass diese ganz unbegrün-
deterweise als tot angenommenen „chang-
chubs" lebendige Bodhisatwas oder Bhante
sind, die im tibetanischen Volke unter ver-
schiedenen Namen, wie z. B. Lha oder
„Geister" bekannt sind, weil man ja annimmt,
dass sie ein mehr geistiges als körperliches
Leben führen. Nach ihrem Tode verzichten
sie bisweilen auf Nirväna — oder die ewig
"Dies beweist, dass diese ganz unbegründeterweise als tot angenommenen "changchubs" lebendige Bodhisatwas oder Bhante sind, die im tibetanischen Volke unter verschiedenen Namen, wie z. B. Lha oder "Geister" bekannt sind, weil man ja annimmt, dass sie ein mehr geistiges als körperliches Leben führen. Nach ihrem Tode verzichten sie bis\veilen auf Nirvana - oder die ewig glückselige Ruhe oder das Vergessen der Persönlichkeit - um zum Besten ihrer Anhänger und der Menschheit im allgemeinen in ihren vergeistigten Astral-Leibern noch fortzuleben.
glückselige Ruhe oder das Vergessen der
Persönlichkeit — um zum Besten ihrer An-
hänger und der Menschheit im allgemeinen
in ihren vergeistigten Astral-Leibern noch
fortzuleben.
„Ich hoffe, dass meine Ansichten wenig-
stens einzelnen Theosophen klar sein werden,
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wenn ich auch sicher bin, dass viele gegen
diese Erklärung sich auflehnen werden.
Gleichwohl bleibe ich bei meiner Behauptung
stehen, dass es für ein vollkommen reines
24*
"Ich hoffe, dass meine Ansichten wenigstens einzelnen Theosophen klar sein werden, wenn ich auch sicher bin, dass viele gegen diese Erklärung sich auflehnen werden. Gleichwohl bleibe ich bei meiner Behauptung stehen, dass es für ein vollkommen reines 24 :+:
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„Ich" gar nicht möglich ist, nach seiner Be-
freiung von dem physischen Körper in sei-
ner eigenen Persönlichkeit, in welcher es auf
"Ich" gar nicht möglich ist, nach seiner Befreiung von dem physischen Körper in seiner eigenen Persönlichkeit, in welcher es auf Erden wandelte, noch ferner in der irdischen Atmosphäre zu verweilen. Von dieser allgemeinen Regel sind nur drei Klassen ausgenommen:
Erden wandelte, noch ferner in der irdischen
Atmosphäre zu verweilen. Von dieser all-
gemeinen Regel sind nur drei Klassen aus-
genommen:
„Der heilige Vorsatz, welcher einen Bodhi-
satwa, einen Sravaka oder Rahat veranlasst,
denjenigen, welche hinter ihm, dem zum
Leben gelangten, zurückgeblieben sind, zu
dem gleichen Glücke zu verhelfen, in welchem
Falle er seinen Flug nach aufwärts einstellen
wird, um diese entweder durch innerliche
oder äussere Belehrung zu fördern; oder
zweitens diejenigen, welche zwar ein reines,
harmloses und vergleichsweise sündenfreies
Leben geführt haben, aber sich in eine zu den
"Der heilige Vorsatz, welcher einen Bodhisatwa, einen Sravaka oder Rahat veranlasst, denjenigen, welche hinter ihm, dem zum Leben gelangten, zurückgeblieben sind, zu dem gleichen Glücke zu verhelfen, in welchem Falle er seinen Flug nach aufwärts einstellen wird, um diese entweder durch innerliche oder äussere Belehrung zu fördern; oder zweitens diejenigen, welche zwar ein reines, harmloses und vergleichsweise sündenfreies Leben. geführt haben, aber sich in eine zu den menschlichen Mayas in Beziehung stehende Idee derartig verbissen haben, dass sie vollständig in diesen sie gänzlich beherrschenden Gedanken befangen aus dem Leben scheiden, und drittens jene Menschen, in welchen eine intensive, heilige Liebe, wie z. B. die Liebe einer Mutter zu ihren verwaisten Kindern, einen von dieser grenzenlosen Liebe immer
menschlichen Mäyäs in Beziehung stehende
Idee derartig verbissen haben, dass sie voll-
ständig in diesen sie gänzlich beherrschenden
Gedanken befangen aus dem Leben scheiden,
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und drittens jene Menschen, in welchen eine
intensive, heilige Liebe, wie z. B. die Liebe
einer Mutter zu ihren verwaisten Kindern,
einen von dieser grenzenlosen Liebe immer
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• - 363 -
genährten unbezwinglichen Wunsch erzeugt
oder gebiert, mit diesen noch Lebenden in
ihrem Inneren zu verkehren.
genährten unbezwinglichen Wunsch erzeugt oder gebiert, mit diesen noch Lebenden In ihrem Inneren zu verkehren.
„Die Zeitdauer dieser Ausnahmszustände
ist je nach den einzelnen Fällen verschieden.
In dem ersten Falle ist der Bodhisatwa in-
folge des in dem Zustande von Anuttara
Samyak Sambodhi — dem Zustande höchster
Heiligkeit und Erleuchtung des Herzens —
erworbenen Wissens an keine bestimmte
Grenze gebunden. Da er schon im Leben
"Die Zeitdauer dieser Ausnahmszustände ist je nach den einzelnen Fällen verschieden. In dem ersten Falle ist der Bodhisatwa infolge des in dem Zustande von Anuttara Samyak Sambodhi - dem Zustande höchster Heiligkeit und Erleuchtung des Herzens erworbenen Wissens an keine bestimmte Grenze gebunden. Da er schon im Leben sich daran gewöhnt hat, nicht nur stundensondern auch tagelang in seinem Astralkörper zu verweilen, so ist er nach dem Tode befähigt, sich selbst seine eigenen U mgebungsverhältnisse zu schaffen, welche alle darauf gerichtet sind, das natürliche Bestreben der übrigen Prinzipe nach Wiedervereinigung mit ihren zugehörigen Elementen hintanzuhalten, und er kann zur Erde herabsteigen, um für Jahrhunderte oder sogar Millionen von Jahren daselbst zu verbleiben. Im zweiten Falle wird die Erdgebundenheit nur so lange dauern, bis die ungeheuere Gewalt der magnetischen Anziehung an den Gegenstand des Gedankens - auf welchen der Sterbende im Augenblick
sich daran gewöhnt hat, nicht nur stunden-
sondern auch tagelang in seinem Astralkörper
zu verweilen, so ist er nach dem Tode be-
fähigt, sich selbst seine eigenen Umgebungs-
verhältnisse zu schaffen, welche alle darauf
gerichtet sind, das natürliche Bestreben der
übrigen Prinzipe nach Wiedervereinigung mit
ihren zugehörigen Elementen hintanzuhalten,
und er kann zur Erde herabsteigen, um für
Jahrhunderte oder sogar Millionen von Jahren
daselbst zu verbleiben. Im zweiten Falle wird
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die Erdgebundenheit nur so lange dauern,
bis die ungeheuere Gewalt der magnetischen
Anziehung an den Gegenstand des Gedankens
— auf welchen der Sterbende im Augenblick
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des Todes vollständig konzentriert war —
sich abschwächt und allmählich ganz dahin-
schwindet. Im dritten Falle aber wird die
des Todes vollständig konzentriert war sich abschwächt und allmählich ganz dahinschwindet. Im dritten Falle aber wird die Anziehung entweder durch den Tod oder durch die moralische Unwürdigkeit des geliebten Hinterbliebenen ihr Ende finden. Sie kann in keinem Falle länger als eine Lebenszeit dauern.
Anziehung entweder durch den Tod oder
durch die moralische Unwürdigkeit des ge-
liebten Hinterbliebenen ihr Ende finden. Sie
kann in keinem Falle länger als eine Lebens-
zeit dauern.
/
„Bei allen anderen Arten von Erschei-
nungen oder Mitteilungen wird sich der
„Spirit" stets als ein böser ,bhüta' oder ,ro-
lang', im besten Falle noch als die seelenlose
Hülle eines ,Elementals' entpuppen. Die ,gute
Lehre' wurde verworfen auf Grund der un-
bewiesenen Anschuldigung, dass nur Adep-
ten' auf das Privilegium der Unsterblichkeit
Anspruch machen können. Aber niemals
wurde von irgend einem orientalischen Adep-
ten oder Initiierten ein solcher Anspruch er-
hoben. Freilich ist es wahr, dass unser Meister
"Bei allen anderen Arten von Erscheinungen oder Mitteilungen wird. sich der "Spirit" stets als ein böser ,bhuta' oder ,rolang', im besten Falle noch als die seelenlose Hülle eines ,Elementals' entpuppen. Die ,gute Lehre' wurde vef,worfen auf Grund der unbewiesenen Anschuldigung, dass nur ,Adepten' auf das Privilegium der Unsterblichkeit Anspruch machen können. Aber niemals wurde von irgend einem orientalischen Adepten oder Initiierten ein solcher Anspruch erhoben. Freilich ist es wahr, dass unser Meister lehrt, ,dass die U nsterblic~keit von Bedingungen abhängig sei', und dass die Wahrscheinlichkeit, sie zu erreichen, für einen Adepten, welcher mit Erfolg ,Alaya-Vijiiana', die Krone der Weisheit, zu erwerben bestrebt war, zehnmal grösser ist als für einen !\fen-
lehrt, ,dass die Unsterblichkeit von Bedin-
gungen abhängig sei', und dass die Wahr-
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scheinlichkeit, sie zu erreichen, für einen
Adepten, welcher mit Erfolg Alaya-Vijftana',
die Krone der Weisheit, zu erwerben bestrebt
war, zehnmal grösser ist als für einen Men-
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schen, welcher die in seinem Innern schlum-
mernden Kräfte seines eigenen Ichs gar nicht
kennt und sie in ihrem Schlummer ungestört
sehen, welcher die in seinem Innern schlummernden Kräfte seines eigenen Ichs gar nicht kennt und sie in ihrem Schlummer ungestört verharren lässt, bis es zu spät ist, sie in diesem Leben noch zu erwecken. Aber der Adept weiss auf Erden nicht mehr, noch verfügt er hienieden über höhere Kräfte als jeder gewöhnliche gute Mensch wissen und vermögen wird, wenn er in seinen fünften oder gar schon in den sechsten cyklischen Kreislauf eingetreten ist. Unser gegenwärtiges Menschengeschlecht befindet sich noch in der vierten der sieben grossen cyklischen Runden. Die Menschheit ist noch ein Kind, das kaum den Windeln entwachsen ist, und der erhabenste Adept unseres Zeitalters weiss weniger wie ein Kind in der siebenten Runde. Und wie die Menschheit als Gesamtheit noch ein Kind ist, so ist auch der einzelne Mensch , ein solches in seinem gegenwärtigen Entwicklungszustande. Wie man vernünftigerweise nicht erwarten kann, dass ein kleines, wenn auch noch so begabtes .Kind sich seines ganzen Lebens bis zur Stunde seiner Geburt Tag für Tag mit 'all den verschiedenartigen Eindrücken jedes einzelnen, sowie der verschiedenen Kleidchen erinnern sollte, die man
verharren lässt, bis es zu spät ist, sie in diesem
Leben noch zu erwecken. Aber der Adept
weiss auf Erden nicht mehr, noch verfügt er
hienieden über höhere Kräfte als jeder ge-
wöhnliche gute Mensch wissen und vermögen
wird, wenn er in seinen fünften oder gar
schon in den sechsten cyklischen Kreislauf
eingetreten ist. Unser gegenwärtiges Men-
schengeschlecht befindet sich noch in der
vierten der sieben grossen cyklischen Run-
den. Die Menschheit ist noch ein Kind, das
kaum den Windeln entwachsen ist, und der
erhabenste Adept unseres Zeitalters weiss
weniger wie ein Kind in der siebenten Runde.
Und wie die Menschheit als Gesamtheit noch
ein Kind ist, so ist auch der einzelne Mensch
ein solches in seinem gegenwärtigen Ent-
wicklungszustande. Wie man vernünftiger-
weise nicht erwarten kann, dass ein kleines,
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wenn auch noch so begabtes Kind sich seines
ganzen Lebens bis zur Stunde seiner Geburt
Tag für Tag mit all den verschiedenartigen
Eindrücken jedes einzelnen, sowie der ver-
schiedenen Kleidchen erinnern sollte, die man
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ihm täglich anzog; so war auch noch kein
-
„Ich" ausser jenes eines Adepten, der Samma-
Sambuddha erreicht hat — während welches
ihm täglich anzog; so war auch noch kein ,,Ich" ausser jenes eines Adepten. der SammaSambuddha erreicht hat - während welches Zustandes der Erleuchtete die ganze Reihenfolge seiner früheren Lebensläufe und all seiner Geburten auf anderen Welten überschaut - fähig, sich seine vielen und verschiedenartigen einzelnen Leben ins Gedächtnis zurückzurufen. Einmal aber muss diese Zeit doch kommen! Für jeden Menschen, der nicht so vollständig in Sinnenlust aufgegangen ist, dass er sich dadurch selbst nach einer Reihe solcher Sünden - Leben zu gänzlicher Vernichtung verdammt, wird dieser Tag anbrechen, sobald er den Zustand absoluter Freiheit von jeglicher Sünde, Begehrlichkeit erlangt hat, und dann wird es ihm keine grössere Anstrengung kosten, sich all seiner vergangenen Leben zu erinnern, wie einem Menschen unseres Zeitalters, sich die einzelnen Tage seines Lebens wieder ins Gedächtnis zurückzurufen I"
Zustandes der Erleuchtete die ganze Reihen-
folge seiner früheren Lebensläufe und all
seiner Geburten auf anderen Welten über-
schaut — fähig, sich seine vielen und ver-
schiedenartigen einzelnen Leben ins Gedächt-
nis zurückzurufen. Einmal aber muss diese
Zeit doch kommen! Für jeden Menschen,
der nicht so vollständig in Sinnenlust auf-
gegangen ist, dass er sich dadurch selbst
nach einer Reihe solcher Sünden-Leben zu
gänzlicher Vernichtung verdammt, wird dieser
Tag anbrechen, sobald er den Zustand ab-
soluter Freiheit von jeglicher Sünde, Begehr-
lichkeit erlangt hat, und dann wird es ihm
keine grössere Anstrengung kosten, sich all
seiner vergangenen Leben zu erinnern, wie
einem Menschen unseres Zeitalters, sich die
einzelnen Tage seines Lebens wieder ins
Gedächtnis zurückzurufen!"
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Ich möchte hier noch ein paar erklärende
Worte zu einer früheren Stelle über Kwan-yin
anfügen. Diese göttliche Kraft wurde später
von den Kirchenvorstehern der chinesischen
Ich möchte hier noch ein paar erklärende Worte zu einer früheren Stelle über K wan-yin anfügen. Diese göttliche Kraft wurde später von den Kirchenvorstehern der chinesischen
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Buddhisten zu einer bestimmten doppel-
geschlechtlichen Gottheit mit tausend Händen
und tausend Augen anthropomorphisiert, und
Buddhisten zu einer bestimmten doppelgeschlechtlichen, Gottheit mit tausend Händen und tausend Augen anthropomorphisiert, und Kwan-shai-yin Bodhisatwa, die Gottheit der Stimme, genannt; in Wirklichkeit aber verstand man darunter die Stimme des im Menschen verborgenen, stets vorhandenen, göttlichen Bewusstseins, die Stimme seines wahren Ichs, welche nur durch .ausserordentliche moralische Reinheit zur vollen Kraft erweckt und ganz verstanden werden kann. Daher kommt es, dass K wan-yin als der Sohn von Amitabha - Buddha bezeichnet wird, welcher den Erlöser erzeugte, den allbarmherzigen Bodhisatwa, die "Stimme", oder das "Wort", welches überallhin ausgegossen wird, der "Laut", welcher in Ewigkeit nicht verhallt. Während die Brahmanen von der Ewigkeit des "Lautes" auf die Ewigkeit der Veden schliessen , schliessen die Buddhisten durch Synthese auf die Ewigkeit von Amitabha, denn er war ja der erste, welcher die Ewigk~it des aus sich selbst geborenen K wan-yin bewies. K wan-yin ist gleichbedeutend mit Vachi'shwara, oder der Gottes-Stimme der Brahmanen. Beide entstammen derselben Urquelle, wie der Logos der Neu-Platoniker
Kwan-shai-yin Bodhisatwa, die Gottheit der
Stimme, genannt; in Wirklichkeit aber ver-
stand man darunter die Stimme des im Men-
schen verborgenen, stets vorhandenen, gött-
lichen Bewusstseins, die Stimme seines wahren
Ichs, welche nur durch ausserordentliche mo-
ralische Reinheit zur vollen Kraft erweckt
und ganz verstanden werden kann. Daher
kommt es, dass Kwan-yin als der Sohn von
Amitabhä-Buddha bezeichnet wird, welcher
den Erlöser erzeugte, den allbarmherzigen
Bodhisatwa, die „Stimme", oder das „Wort",
welches überallhin ausgegossen wird, der
„Laut", welcher in Ewigkeit nicht verhallt.
Während die Brahmanen von der Ewigkeit
des „Lautes" auf die Ewigkeit der Veden
schliessen, schliessen die Buddhisten durch
Synthese auf die Ewigkeit von Amitabhä,
denn er war ja der erste, welcher die Ewig-
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keit des aus sich selbst geborenen Kwan-yin
bewies. Kwan-yin ist gleichbedeutend mit
Vächishwara, oder der Gottes-Stimme der
Brahmanen. Beide entstammen derselben
Urquelle, wie der Logos der Neu-Platoniker
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Griechenlands; denn die „in Erscheinung
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getretene Gottheit" und deren „Stimme" be-
findet sich im wahren Ich des Menschen, in
Griechenlands; denn die "in Erscheinung getretene Gottheit" und deren "Stimme" befindet sich im wahren Ich des Menschen, in seinem Gewissen, so dass das wahre Ich der unsichtbare Vater, die "Stimme des Ichs" aber der Sohn ist, und jeder von heiden das Relativum und Korrelativum zum anderen bildet. Sowohl Vachishwara wie K wan-yin spielten und spielen noch eine hervorragende Rolle bei den Initiations-Gebräuchen und den Mysterien der brahmanischen wie der buddhistischen Religionen.
seinem Gewissen, so dass das wahre Ich der
unsichtbare Vater, die „Stimme des Ichs" aber
der Sohn ist, und jeder von beiden das Re-
lativem und Korrelativum zum anderen bildet.
Sowohl Vächishwara wie Kwan-yin spielten
und spielen noch eine herv orragende Rolle
bei den Initiations-Gebräuchen und den My-
sterien der brahmanischen wie der buddhis-
tischen Religionen.
Ich möchte hier noch eigens erwähnen,
dass nicht ausschliesslich Adepten, und noch
viel weniger lediglich Brahmanen, Buddhisten
oder sonstige „Asiaten" zu Bodhisatwas oder
Rahats werden können, sondern überhaupt
alle Menschen jedweder Nationalität und
jeder Religion, welche ein lauteres, heiliges
Leben führen, wofern sie nur während ihres
Lebens eifrig bestrebt sind, für das beste der
Menschheit zu wirken.
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(Fortsetzung folgt.)
Ich möchte hier noch eigens erwähnen, dass nicht ausschliesslich Adepten, und noch viel weniger lediglich Brahmanen, Buddhisten oder sonstige "Asiaten" zu Bodhisatwas oder Rahats werden können, sondern überhaupt alle Menschen jedweder Nationalität und ieder Religion, welche ein lauteres, heiliges Leben führen, wofern sie nur während ihres Lebens eifrig bestrebt sind, für das beste der Menschheit zu wirken. (F ortsetzung folgt.)
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Helene Petrowna Btatsky.
ochon oft war in diesen Blättern von jener
rätselhaften Erscheinung, H. P. Blavatsky
genannt, die Rede, einer Persönlichkeit, wel-
che nach der Ansicht gewisser Verehrer als die
Inkarnation einer Gottheit, nach anderen, die
sie nur oberflächlich oder auch gar nicht
kannten, als die „grösste Betrügerin dieses
Jahrhunderts" zu betrachten ist. Sicher ist,
dass H. P. Blavatsky die mystische Bewegung,
welche sich jetzt in allen Teilen der Welt
bemerkbar macht, ins Leben rief, oder, rich-
tiger gesagt, dass diese Bewegung durch ihre
Vermittlung ins Dasein gerufen wurde. Eine
Belene Petrowna Blavatsky.
Lebensgeschichte von H. P. Blavatsky wäre
deshalb für den Kulturhistoriker von grossem
Interesse und es existieren bereits, abgesehen
von einer Unzahl von Zeitungsartikeln, meh-
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rere Biographien dieser Persönlichkeit, die
Schon oft war in diesen Blättern von jener rätselhaften Erscheinung, H. P. Blavatsky genannt, die Rede, einer Persönlichkeit, welche nach der Ansicht gewisser Verehrer als die Inkarnation einer Gottheit, nach anderen, die sie nur oberflächlich oder auch gar nicht kannten, als die "grösste Betrügerin dieses Jahrhunderts" zu betrachten ist. Sicher ist, dass H. P. Blavatsky die mystische Bewegung, welche sich jetzt in allen Teilen der Welt bemerkbar macht, ins Leben rief, oder, richtiger gesagt, dass diese Bewegung durch Ihre Vermittlung ins Dasein gerufen wurde. Eine Lebensgeschichte von H. P. Blavatsky wäre deshalb für den Kulturhistoriker von grossem Interesse und es existieren bereits, abgesehen von einer Unzahl von Zeitungsartikeln, mehrere Biographien dieser Persönlichkeit, die
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sich aber alle mehr mit ihren äusserlichen
Eigenschaften als mit ihrem innerlichen Leben
beschäftigen; was ungefähr ebensoviel heisst,
sich aber alle mehr mit ihren äusserlichen Eigenschaften als mit ihrem innerlichen Leben beschäftigen; was ungefähr ebensoviel heisst, als wenn man die Qualität eines Weines nach der Form der Flasche, in welcher er aufbewahrt ist, beurteilen wollte.
als wenn man die Qualität eines Weines nach
der Form der Flasche, in welcher er aufbe-
wahrt ist, beurteilen wollte.
Für den Mystiker haben dergleichen
Ausserlichkeiten keinen Wert, und er küm-
mert sich wenig um das, was bloss geschicht-
liches Interesse hat und der Vergangenheit
angehört. Ebenso ferne steht ihm der Per-
sonenkultus und es liegt ihm nichts daran,
ob diese oder jene Person von der Menge
gelobt oder getadelt wird; da ja die Persön-
lichkeit des Menschen nur eine vorübergehende
Für den Mystiker haben dergleichen Äusserlichkeiten keinen Wert, und er kümmert sich wenig um das, was blass geschichtliches Interesse hat und der Vergangenheit angehört. Ebenso ferne steht ihm der Personenkultus und es liegt ihm nichts daran, ob diese oder jene Person von der Menge gelobt oder getadelt wird; da ja die Persönlichkeit des Menschen nur eine vorübergehende Erscheinung ist, und nur das Wahre, was diese Erscheinung belebt, von Dauer ist.
Erscheinung ist, und nur das Wahre, was diese
Erscheinung belebt, von Dauer ist.
Etwas anderes ist es dagegen, die mystische
Entfaltung in einer Person zu studieren, wel-
che, ohne es selbst zu wollen oder auch nur
zu wünschen, sich in dieser Richtung hervor-
ragend ausgezeichnet hat, so dass sie mit
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Recht die Sphinx des neunzehnten Jahrhun-
derts genannt wurde. Die Betrachtung dieser
Entwicklung wird demjenigen, der den Okkul-
tismus studieren will, mehr nützen, als ganze
Etwas anderes ist es dagegen, die mystische Entfaltung in einer Person zu studieren, welche, ohne es selbst zu wollen oder auch nur zu wünschen, sich in dieser Richtung hervorragend ausgezeichnet hat, so dass sie mit Recht die Sphinx des neunzehnten Jahrhunderts genannt wurde. Die Betrachtung dieser Entwicklung wird demjenigen, der den Okkultismus studieren will, mehr nützen, als ganze
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Folianten von Theorien über Geheimwissen-
schaften, geschichtliche Ereignisse u. s. w.;
denn er erhält dadurch ein klares Bild von
Folianten von Theorien über Geheimwissenschaften, geschichtliche Ereignisse u. s. w.; denn er erhält dadurch ein klares Bild von den Vorgängen. welche in dem geheimnisvollen Reiche des Geistes vor sich gehen können, wenn die hierzu nötigen Bedingungen gegeben sind. Die hier folgenden höchst interessanten und lehrreichen Mitteilungen sind von Vera Petrowna Jelihofsky, einer Schwester von H. P. Blavatsky. Ihr Zweck ist nicht, H. P. Blavatsky· zu vergöttern, sondern sie so darzustellen, wie sie in Wirklichkeit war.
den Vorgängen, welche in dem geheimnis-
vollen Reiche des Geistes vor sich gehen
können, wenn die hierzu nötigen Bedingungen
gegeben sind. Die hier folgenden höchst
interessanten und lehrreichen Mitteilungen
sind von Vera Petrowna Jelihofsky, einer
Schwester von H. P. Blavatsky. Ihr Zweck
ist nicht, H. P. Blavatsky zu vergöttern, son-
dern sie so darzustellen, wie sie in Wirklich-
keit war.
Meine Schwester, Helene Petrowna Bla-
vatsky, geborene von Hahn, besser bekannt
unter ihrem Schriftstellernamen Radha-Bai,
unter welchem sie ihre russischen Schriften
herausgab, war selbst in unserer an bedeu-
tenden Menschen so reichen Zeit eine hervor-
ragende Persönlichkeit. Obwohl ihre Werke
dem grossen Publikum wenig bekannt sind,
so gaben sie doch den Anstoss zu einer
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geistigen Bewegung und zur Organisation
einer auf die in ihnen verkündeten Lehren —
welche ihre Schüler gern für „Offenbarungen"
ausgeben — gegründeten Gesellschaft — ich
Meine Schwester, Helene Petrowna Blavatsky, gehorene von Hahn, besser bekannt unter ihrem Schriftstellernamen Radha-Bai, unter welchem sie ihre russischen Schriften herausgab, war selbst in unserer an bedeutenden Menschen so reichen Zeit eine hervorragende Persönlichkeit. Obwohl ihre \\Terke dem grossen Publikum wenig bekannt sind, so gaben sie doch den Anstoss zu einer geistigen Bewegung und zur Organisation einer auf die in ihnen verkündeten Lehren welche ihre Schüler gern für "Offenbarungen" ausgeben - gegründeten Gesellschaft - ich
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meine nämlich die theosophische Gesellschaft,
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welche in Amerika, England und Indien so
allgemeine Verbreitung und Anerkennung
meine nämlich die theosophische Gesellschaft, welche in Amerika, England und Indien so allgemeine Verbreitung und Anerkennung gefunden hat, ja in geringerem Grade sich auch in Europa Eingang verschaffte.
gefunden hat, ja in geringerem Grade sich
auch in Europa Eingang verscharrte.
H. P. Blavatsky war es, welche 1875 den
Plan zur Gründung dieser Gesellschaft fasste
und auch ausführte. Sie lebte damals in
New-York, aber weshalb sie sich gerade dort
niedergelassen hatte, dafür wusste sie wohl
schwerlich selbst einen Grund anzugeben,
ausser dass sie sich, wie wir aus ihren Briefen
ersehen werden, durch eine unbezwingliche,
H. P. Blavatsky war es, welche 1875 den Plan zur Gründung dieser Gesellschaft fasste und auch ausführte. Sie lebte damals in New-York, aber weshalb sie sich gerade dort niedergelassen hatte, dafür wusste sie wohl schwerlich selbst einen Grund anzugeben, ausser dass sie sich, wie wir aus ihren Briefen ersehen werden, durch eine unbezwingliche, ihr selbst dazumal ganz unerklärliche Gewalt dorthin gezogen fühlte.
ihr selbst dazumal ganz unerklärliche Gewalt
dorthin gezogen fühlte.
Ohne Geldmittel, ohne irgendwelche ein-
flussreiche Bekanntschaft oder Protektion,
ohne jedweden anderen Rückhalt als das
Vertrauen auf ihren unbeugsamen Mut und
ihre nie erlahmende Energie, brachte es diese
zweifellos aussergewöhnliche Frau in weniger
als vier Jahren dahin, dass sie eine Reihe
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von ihr vollständig ergebenen Anhängern
für ihre Lehren erworben hatte, welche sich
ohne Bedenken bereit erklärten, ihr Vater-
land zu verlassen und mit ihr nach Indien
Ohne Geldmittel, ohne irgendwelche einflussreiche Bekanntschaft oder Protektion, ohne jedweden anderen Rückhalt als das Vertrauen auf ihren unbeugsamen Mut und ihre nie erlahmende Energie, brachte es diese zweifellos aussergewöhnliche Frau in weniger als vier Jahren dahin, dass sie eine Reihe von ihr vollständig ergebenen Anhängern für ihre Lehren erworben hatte, welche sich ohne Bedenken bereit erklärten, ihr Vaterland zu verlassen und mit ihr nach Indien
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zu gehen; und in nicht ganz fünfzehn Jahren
hatte sie Tausende von Schülern, welche sich
nicht nur zu ihren Lehren bekannten, son-
zu gehen; und in nicht ganz fünfzehn Jahren hatte sie Tausende von Schülern, welche sich nicht nur zu ihren Lehren bekannten, sondern auch behaupteten, sie sei "die hervorragendste Lehrerin unserer Zeit, die Sphinx des Jahrhunderts" und die einzige Person in Europa, welche in die okkulte Wissenschaft des Ostens eingeweiht sei - ja, würde es sich mit der von ihr selbst ihnen gelehrten Philosophie vereinbaren lassen, so wären' sie mit wenigen Ausnahmen wahrlich bereit gewesen, sie heilig zu sprechen.
dern auch behaupteten, sie sei „die hervor-
ragendste Lehrerin unserer Zeit, die Sphinx
des Jahrhunderts" und die einzige Person in
Europa, welche in die okkulte Wissenschaft
des Ostens eingeweiht sei — ja, würde es sich
mit der von ihr selbst ihnen gelehrten Philo-
sophie vereinbaren lassen, so wären sie mit
wenigen Ausnahmen wahrlich bereit gewesen,
sie heilig zu sprechen.
Es wird wenige Länder geben, in welchen
der Tod von H. P. Blavatsky nicht einen
tiefen Eindruck hinterliess. Aus allen Welt-
teilen liefen Kundgebungen der verschieden-
sten Art ein, als die Nachricht von dem Tode
dieser armen russischen Frau bekannt wurde,
welche ihre grosse Berühmtheit ausschliesslich
ihrer persönlichen Genialität verdankte. Eine
Zeitlang wurde ihr Name in der Presse der
ganzen Welt genannt. Es lässt sich freilich
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nicht leugnen, dass man mehr im schlimmen
als im guten Sinne über sie sprach; aber sie
war doch zum allgemeinen Gesprächsthema
geworden, und wenn die Einen sie auch durch
Es wird wenige Länder geben, in welchen der Tod von H. P. Blavatsky nicht einen tiefen Eindruck hinterliess. Aus allen Weltteilen liefen Kundgebungen der verschiedensten Art ein, als die Nachricht von dem Tode dieser armen russischen Frau bekannt wurde, welche ihre grosse Berühmtheit ausschliesslich ihrer persönlichen Genialität verdankte. Eine Zeitlang wurde ihr Name in der Presse der ganzen Welt genannt. Es lässt sich freilich nicht leugnen, dass man mehr im schlimmen als im guten Sinne über sie sprach; aber sie war doch zum allgemeinen Gesprächsthema geworden, und wenn die Einen sie auch durch
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Berg und Thal verfolgten und nicht laut genug
über das von ihr angerichtete Unheil klagen
konnten, so wurde sie anderseits wieder in
Berg und ThaI verfolgten und nicht laut genug über das von ihr angerichtete Unheil klagen konnten, so wurde sie anderseits wieder in etwa zwanzig theosophischen Zeitschriften als ihre "erleuchtete" Prophetin und die Erlöserin der Menschheit gepriesen - der Menschheit, welche ohne die von ihr in ihren Werken, insbesondere aber in der secret Doctrine verkündeten Offenbarungen - nach der Behauptung dieser Journale - durch die materialistische Richtung des Zeitgeistes ins Verderben gestürzt worden wäre.
etwa zwanzig theosophischen Zeitschriften als
ihre „erleuchtete" Prophetin und die Erlöse-
rin der Menschheit gepriesen — der Mensch-
heit, welche ohne die von ihr in ihren Werken,
insbesondere aber in der secret Doctrine ver-
kündeten Offenbarungen — nach der Behaup-
tung dieser Journale — durch die materia-
listische Richtung des Zeitgeistes ins Ver-
derben gestürzt worden wäre.
Meine Aufgabe ist es nicht, zu entscheiden,
ob ihre Freunde und begeisterten Anhänger
oder ihre erbitterten Gegner recht haben.
Meine Absicht geht nur dahin dem Publikum
einzelne von dieser Streitfrage unabhängige
Familien-Erinnerungen mitzuteilen und einige
Briefe von unzweifelhaftem Interesse zu ver-
öffentlichen.
Aus der Menge des mir zur Verfügung
stehenden Materials könnte ich leicht einige
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Bände füllen, aber ich will nur das Interessan-
teste auswählen, und hie und da meine per-
sönlichen Erinnerungen mit einflechten.
Meine Aufgabe ist es nicht, zu entscheiden, ob ihre Freunde und begeisterten Anhänger oder ihre erbitterten Gegner recht haben. Meine Absicht geht nur dahin dem Publikum einzelne von dieser Streitfrage unabhängige Familien-Erinnerungen mitzuteilen und einige Briefe von unzweifelhaftem Interesse zu veröffentlichen. Aus der Menge des mir zur Verfügung stehenden' Materials könnte ich leicht einige Bände füllen, aber ich will nur das Interessanteste auswählen, und hie und da meine persönlichen Erinnerungen mit einflechten.
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Unsere Mutter, Mdm. Helene von Hahn,
geborene Fadeew, starb in ihrem siebenund-
zwanzigsten Jahre. Aber trotz ihres so früh-
Unsere Mutter, Mdm. Helene von Hahn, geborene Fadeew, starb in ihrem siebenundzwanzigsten Jahre. Aber trotz ihres so frühzeitigen Todes hatte sie sich doch bereits einen solchen litterarischen Ruf erworben, dass man sie "die russische George Sand" nannte - ein Name, welcher ihr von unserem besten Kritiker Belinsky beigelegt wurde. Im Alter von 17 Jahren hatte sie sich mit dem Artillerie-Hauptmann Peter von Hahn vermählt und gar bald war ihre Zeit durch die Überwachung der Erziehung ihrer drei Kinder völlig in Anspruch genommen. Helene, ihre älteste Tochter, war ein ungewöhnliches Kind, und zog schon von zartester Kindheit an die Aufmerksamkeit aller auf sich, mit welchen sie in Berührung kam. Alle Geschicklichkeit und Erfahrung ihrer Lehrer wollte nicht ausreichen, um ihr unbändiges Naturell zu besiegen: sie lehnte sich gegen jede Ordnung auf, und wollte ausser ihrem guten Willen und ihren persönlichen Liebhabereien keinen Herrn über sich anerkennen. Sie war verschlossen, originell, manchmal heftig bis zur Roheit.
zeitigen Todes hatte sie sich doch bereits
einen solchen litterarischen Ruf erworben,
dass man sie „die russische George Sand"
nannte — ein Name, welcher ihr von unserem
besten Kritiker Belinsky beigelegt wurde.
Im Alter von 17 Jahren hatte sie sich mit dem
Artillerie-Hauptmann Peter von Hahn ver-
mählt und gar bald war ihre Zeit durch die
Überwachung der Erziehung ihrer drei Kinder
völlig in Anspruch genommen. Helene, ihre
älteste Tochter, war ein ungewöhnliches Kind,
und zog schon von zartester Kindheit an die
Aufmerksamkeit aller auf sich, mit welchen
sie in Berührung kam. Alle Geschicklichkeit
und Erfahrung ihrer Lehrer wollte nicht aus-
reichen, um ihr unbändiges Naturell zu be-
siegen; sie lehnte sich gegen jede Ordnung auf,
und wollte ausser ihrem guten Willen und
ihren persönlichen Liebhabereien keinen Herrn
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über sich anerkennen. Sie war verschlossen,
originell, manchmal heftig bis zur Roheit.
Als wir nach dem Tode unserer Mutter zu
den Verwandten derselben zogen, erschöpfte
Lotusblüten XXXII. 25
Als ,vir nach dem Tode unserer Mutter zu den Verwandten derselben zogen, erschöpfte Lotusblfiten XXXII.
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Helene die Geduld all unserer Lehrer, denn
sie konnte sich absolut nicht an einen regel-
mässigen Stundenplan binden, trotzdem aber
Helene die Geduld all unserer Lehrer, denn sie konnte sich absolut nicht an einen regelmässigen Stundenplan binden, trotzdem aber setzte sie dieselben durch ihre ganz hervorleuchtenden Fähigkeiten, insbesondere durch die Leichtigkeit, mit welcher sie fremde Sprachen bemeisterte, sowie durch ihr musikalisches Talent in Erstaunen. Sie besass den Charakter eines energischen Knaben mit . all seinen guten und schlechten Eigenschaften; sie kannte kein höheres Vergnügen als Reisen und Abenteuer, achtete keiner Gefahr und war für Wamungen wenig zugänglich.
setzte sie dieselben durch ihre ganz hervor-
leuchtenden Fähigkeiten, insbesondere durch
die Leichtigkeit, mit welcher sie fremde
Sprachen bemeisterte, sowie durch ihr musi-
kalisches Talent in Erstaunen. Sie besass
den Charakter eines energischen Knaben mit
all seinen guten und schlechten Eigenschaften;
sie kannte kein höheres Vergnügen als Reisen
und Abenteuer, achtete keiner Gefahr und
war für Warnungen wenig zugänglich.
Als die Mutter starb, war sie, trotzdem
ihre älteste Tochter erst 11 Jahre alt war,
gleichwohl mit nur zu wohl begründeten
Sorgen für deren Zukunft erfüllt, so dass sie
den Ausspruch that:
„O! Vielleicht ist es am besten für mich,
dass ich sterbe; so wird es mir wenigstens
erspart zu sehen, was aus Helene wird! Eines
jedoch scheint mir gewiss, ihr Leben wird
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sich nicht wie das anderer Frauen gestalten,
und sie wird viel zu leiden haben."
Dies war wirklich ein prophetisches Wort!
Als die Mutter starb, war sie, trotzdem ihre älteste Tochter erst 11 Jahre alt war, gleichwohl mit nur zu wohl begründeten Sorgen für deren Zukunft erfüllt, so dass sie den Ausspruch that: "O! Vielleicht ist es am besten für mich, dass ich sterbe; so wird es mir wenigstens erspart zu sehen, was aus Helene wird! Eines jedoch scheint mir gewiss, ihr Leben wird sich nicht wie das anderer Frauen gestalten, und sie wird viel zu leiden haben." Dies war wirklich ein prophetisches Wort!
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Mit siebzehn Jahren vermählte sich H. P.
Blavatsky mit einem Manne, der dreimal so
alt war wie sie selbst; aber schon nach weni-
l\fit siebzehn Jahren vermählte sich H. P. Blavatsky mit einem Manne, der dreimal so alt war wie sie selbst; aber schon nach wenigen Monaten verliess sie denselben wieder in derselben überstürzten und halsstarrigen Weise, wie sie ihn zuerst geheiratet hatte. Sie verliess ihn unter dem Vorwande, mit ihrem Vater zu leben, aber ehe sie an dem W ohnorte desselben eintraf, verschwand sie, und es gelang ihr, sich in so vollständiges Dunkel zu hüllen, dass jahrelang niemand ihren Aufenthalt erfuhr und wir sie bereits für tot hielten. Ihr Gemahl war der Vice-Gouvemeur der Provinz Erivan in Transkaukasien. Er war in jeder Hinsicht ein Ehrenmann, der nur den einen Fehler beging, ein junges Mädchen zu heiraten, welches vor ihm nicht den geringsten Respekt hatte und das ihm ganz offenherzig schon zuvor gesagt hatte, der einzige Grund, weshalb sie ihm vor anderen Bewerbern um ihre Hand den Vorzug gegeben habe, sei der, dass sie sich weniger Skrupel daraus mache, ihn, wie irgend einen anderen unglücklich zu machen.
gen Monaten verliess sie denselben wieder
in derselben überstürzten und halsstarrigen
Weise, wie sie ihn zuerst geheiratet hatte.
Sie verliess ihn unter dem Vorwande, mit ihrem
Vater zu leben, aber ehe sie an dem Wohn-
orte desselben eintraf, verschwand sie, und
es gelang ihr, sich in so vollständiges Dunkel
zu hüllen, dass jahrelang niemand ihren Aufent-
halt erfuhr und wir sie bereits für tot hielten.
Ihr Gemahl war der Vice-Gouverneur der
Provinz Erivan in Transkaukasien. Er war
in jeder Hinsicht ein Ehrenmann, der nur
den einen Fehler beging, ein junges Mädchen
zu heiraten, welches vor ihm nicht den ge-
ringsten Respekt hatte und das ihm ganz
offenherzig schon zuvor gesagt hatte, der ein-
zige Grund, weshalb sie ihm vor anderen Be-
werbern um ihre Hand den Vorzug gegeben
habe, sei der, dass sie sich weniger Skrupel
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daraus mache, ihn, wie irgend einen anderen
unglücklich zu machen.
Noch vor der Hochzeit sagte sie zu ihm:
„Sie begehen einen grossen Missgriff, indem
25*
Noch vor der Hochzeit sagte sie zu ihm: "Sie begehen einen grossen ~Iissgriff, indem 25 *
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....
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Sie mich heiraten. Sie sind sich vollkommen
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bewusst, dass Sie dem Alter nach recht wohl
mein Grossvater sein könnten. Sie wollen
Sie mich heiraten. Sie sind sich vollkommen bewusst, dass Sie dem Alter nach recht wohl mein Grossvater sein könnten. Sie wollen jemand unglücklich machen, aber dieser jemand werde nicht ich sein. Ich für meinen Teil fürchte mich nicht vor Ihnen; aber ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie durch unsere Verbindung nichts erreichen werden!"
jemand unglücklich machen, aber dieser je-
mand werde nicht ich sein. Ich für meinen
Teil fürchte mich nicht vor Ihnen; aber ich
mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie durch
unsere Verbindung nichts erreichen werden!"
Er konnte sich also nie beklagen, dass er
getäuscht worden sei.
Den grössten Teil ihrer Jugend, ja fast
ihr ganzes Leben weilte H. P. Blavatsky
ausserhalb Europa. In der letzten Zeit be-
hauptete sie, viele Jahre in Tibet, im Hima-
laya und im nördlichen Indien zugebracht
zu haben, woselbst sie Sanskrit gelernt habe
und zugleich mit dieser Litteratur in die
okkulten Wissenschaften eingeweiht worden
sei, in welchen die Adepten, Weisen oder
Er konnte sich also nie beklagen, dass er getäuscht worden sei.
Mahatmas so bewandert sind; eine Behauptung,
wegen welcher sie in späterer Zeit so viel-
fache Angriffe zu erleiden hatte. So lauten
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wenigstens ihre Angaben über ihr Thun so-
wohl uns, ihren Verwandten, gegenüber, so-
Den grössten Teil ihrer Jugend, ja fast ihr ganzes Leben weilte H. P. Blavatsky ausserhalb Europa. In der letzten Zeit behauptete sie, viele Jahre in Tibet, im Himalaya und im nördlichen Indien zugebracht zu haben, woselbst sie Sanskrit gelernt habe und zugleich mit dieser Litteratur in die okkulten Wissenschaften eingeweiht worden sei, in welchen die Adepten , Weisen oder Mahatmas so bewandert sind ; eine Behauptung, wegen welcher sie in späterer Zeit so vielfache Angriffe zu erleiden hatte. So lauten wenigstens ihre Angaben über ihr Thun sowohl uns, ihren Verwandten, gegenüber, sowie auch gegen Mr. Sinnett, welcher unter dem Titel "Incidents in the Life of Madame
wie auch gegen Mr. Sinnett, welcher unter
dem Titel „Incidents in the Life of Madame
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H. P. Blavatsky" ihre Lebensbeschreibung in
englischer Sprache veröffentlichte. Erst nach-
dem die für ihre gesetzliche Trennung von
H. P. Blavatsky" ihre Lebensbeschreibung in englischer Sprache veröffentlichte. Erst nachdem die für ihre gesetzliche Trennung von ihrem Gemahle erforderliche Frist von zehn Jahren abgelaufen war, kehrte Madame Blavatsky wieder nach Russland zurück.
ihrem Gemahle erforderliche Frist von zehn
Jahren abgelaufen war, kehrte Madame Bla-
vatsky wieder nach Russland zurück.
Nach ihrer Heimkehr ins Vaterland Hess
sie sich zuerst imGouvernement Pskoff nieder,
wo ich dazumal mit unserem Vater weilte.
Obwohl wir sie erst einige Wochen später
erwarteten, so wusste ich sonderbarerweise
doch, sowie sie die Hausglocke zog, dass sie an-
gekommen sei und eilte ihr entgegen. Zufällig
fand an demselben Abend im Hause meines
Schwiegervaters, in welchem ich lebte, gerade
Nach ihrer Heimkehr ins Vaterland liess sie sich zuerst imGouvernement Pskoff nieder, wo ich dazumal mit unserem Vater weilte. Obwohl wir sie erst einige Wochen später erwarteten, so wusste ich sonderbarerweise doch, sowie sie die Hausglocke zog, dass sie angekommen sei und eilte ihr entgegen. Zufällig fand an demselben Abend im Hause meines Schwiegervaters, in welchem ich lebte, gerade Gesellschaft statt. Seine Tochter feierte am gleichen Abend Hochzeit, die Gäste sassen bei der Tafel und die Thürklingel ging fortwährend. Trotzdem war ich so sicher, dass sie gekommen sei, dass ich zum allgemeinen Erstaunen plötzlich von der Hochzeitstafel aufsprang, um selbst die Thüre zu öffnen, weil ich nicht wollte, dass ein Diener dies besorge.
Gesellschaft statt. Seine Tochter feierte am
gleichen Abend Hochzeit, die Gäste sassen
bei der Tafel und die Thürklingel ging fort-
während. Trotzdem war ich so sicher, dass
sie gekommen sei, dass ich zum allgemeinen
Erstaunen plötzlich von der Hochzeitstafel
aufsprang, um selbst die Thüre zu öffnen,
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weil ich nicht wollte, dass ein Diener dies
besorge.
Vor Freude überwältigt fielen wir uns
gegenseitig in die Arme und vergassen im
V or Freude überWältigt fielen wir uns gegenseitig in die Arme und vergassen im
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Augenblicke ganz das Auffallende dieses Vor-
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ganges. Ich führte sie sofort in mein Zimmer
und wurde noch denselben Abend überzeugt,
Augenblicke ganz das Auffallende dieses Vorganges. Ich führte sie sofort in mein Zimmer und wurde noch denselben Abend überzeugt, dass meine Schwester wunderbare Kräfte erworben habe. Ob \vach oder schlafend, machten sich fortgesetzt mysteriöse Bewegungen, sonderbare Laute, leise Klopftöne , die von allen Seiten her kamen - aus den Möbels, von den Fensterscheiben, von der Decke, vorn Boden und aus den Wänden -, bemerkbar. Sie waren sehr deutlich vernehmbar und schienen mit Intelligenz zu handeln, indem ein- oder dreimal für "Ja", und zweimal für "Nein" klopften.
dass meine Schwester wunderbare Kräfte er-
worben habe. Ob wach oder schlafend, mach-
ten sich fortgesetzt mysteriöse Bewegungen,
sonderbare Laute, leise Klopftöne, die von
allen Seiten her kamen — aus den Möbels,
von den Fensterscheiben, von der Decke, vom
Boden und aus den Wänden —, bemerkbar.
Sie waren sehr deutlich vernehmbar und
schienen mit Intelligenz zu handeln, indem
ein- oder dreimal für „Ja", und zweimal für
„Nein" klopften.
Meine Schwester forderte mich auf, im
Gedanken Fragen zu stellen. Ich that dies,
und wählte eine Frage über einen Vorfall,
der nur mir allein bekannt war. Durch Buch-
stabieren erhielt ich eine so richtige und ge-
nau passende Antwort, dass ich völlig in
Erstaunen gesetzt wurde. Ich hatte oftmals
schon von Geisterklopfen gehört, aber ich
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hatte bisher nie Gelegenheit gehabt, ihr Wissen
auf die Probe zu stellen.
Es dauerte gar nicht lange, so sprach man
in der ganzen Stadt von den „Wundern",
Meine Schwester forderte mich auf, im Gedanken Fragen zu stellen. Ich that dies, und wählte eine Frage über einen Vorfall, der nur mir allein bekannt war. Durch Buchstabieren erhielt ich eine so richtige und genau passende Antwort, dass ich völlig in Erstaunen gesetzt wurde. Ich hatte oftmals schon von Geisterklopfen gehört, aber i,ch hatte bisher nie Gelegenheit gehabt, ihr Wissen auf die Probe zu stellen. Es dauerte gar nicht lange, so sprach man in der ganzen Stadt von den ,.Wundern",
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welche in der Nähe von Madame Blavatsky
sich ereigneten. Die nicht nur Intelligenz, son-
dern sogar Hellsehen verratenden Antworten
welche in der Nähe von Madame Blavatsky sich ereigneten. Die nicht nur Intelligenz, sondern sogar Hellsehen verratenden Antworten dieser unsichtbaren Kräfte, welche Tag und' Nacht ohne irgendwelche sichtbare Mitwirkung Seite meiner Schwester rings um sie herum sich geltend machten, setzte die Anwesenden noch mehr in Staunen und Verwunderung, wie die Bewegung unbeseelter Gegenstände, welche augenscheinlich ihr Gewicht entweder verloren oder wiedergewannen, ein Phänomen, welches sie einfach durch Fixieren ihres Blickes auf den bezeichneten Gegenstand hervorrief.
dieser unsichtbaren Kräfte, welche Tag und
Nacht ohne irgendwelche sichtbare Mitwirkung
Seite meiner Schwester rings um sie herum
sich geltend machten, setzte die Anwesenden
noch mehr in Staunen und Verwunderung,
wie die Bewegung unbeseelter Gegenstände,
welche augenscheinlich ihr Gewicht entweder
verloren oder wiedergewannen, ein Phänomen,
welches sie einfach durch Fixieren ihres
Blickes auf den bezeichneten Gegenstand
hervorrief.
Alle diese Phänomene wurden dazumal
in den russischen Zeitungen ausführlich be-
schrieben. Für uns aber gab es keine ruhige
Stunde mehr, selbst dann nicht, als wir uns
für kurze Zeit auf ein mir selbst gehöriges
Landgut zurückzogen. Auch hierhin wurden
wir von Briefen und Besuchen verfolgt. Ganz
unerträglich aber wurde der Zustand, nach-
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dem durch Vermittlung der „Herren Geister",
wie unser Vater sie lachend zu nennen pflegte,
derjenige entdeckt wurde, welcher in der
Nachbarschaft einen Mord verübt hatte, und
Alle diese Phänomene wurden dazumal in den russischen Zeitungen ausführlich beschrieben. Für uns aber gab es keine ruhige Stunde mehr, selbst dann nicht, als wir uns für kurze Zeit auf ein mir selbst gehöriges Landgut zurückzogen. Auch hierhin wurden wir von Briefen und Besuchen verfolgt. Ganz unerträglich aber wurde der Zustand, nachdem durch Vermittlung der "Herren Geister", wie unser Vater sie lachend zu nennen pflegte, derjenige entdeckt 'wurde, welcher in der Nachbarschaft einen Mord verübt hatte, und
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die Polizei-Offiziere zu überzeugten Gläubigen
wurden und nach Wundern verlangten. Noch
schlimmer wurde die Sache, als Helene eines
die Polizei-Offiziere zu überzeugten Gläubigen wurden und nach Wundern verlangten. Noch schlimmer wurde die Sache, als Helene eines schönen Tages anfing, "die nur für sie sichtbaren früheren Hansbewohner" zu beschreiben, welche nach ihrer Beschreibung von den alten Leuten und Eingeborenen des Ortes als die früheren Gutsherren und deren Dienerschaft erkannt wurden, die zwar alle schon längst gestorben waren, aber doch noch in der Erinnerung der Leute fortlebten. Hierbei muss ich bemerken, dass dieses Gut nur wenige ~;Ionate lang mein Eigentum war; ich hatte es in einem mir völlig unbekannten Distrikte erworben und niemand von uns hatte jemals von den Leuten gehört, welche sie beschrieb.
schönen Tages anfing, „die nur für sie sicht-
baren früheren Hausbewohner" zu beschreiben,
welche nach ihrer Beschreibung von den alten
Leuten und Eingeborenen des Ortes als die
früheren Gutsherren und deren Dienerschaft
erkannt wurden, die zwar alle schon längst
gestorben waren, aber doch noch in der Er-
innerung der Leute fortlebten. Hierbei muss
ich bemerken, dass dieses Gut nur wenige
Monate lang mein Eigentum war; ich hatte es
in einem mir völlig unbekannten Distrikte er-
worben und niemand von uns hatte jemals
von den Leuten gehört, welche sie beschrieb.
Mein Vater war ein sehr scharfsinniger und
wissenschaftlich sehr gebildeter Mann, sein
ganzes Leben lang stets ein Skeptiker oder,
wie wir in Russland sagen, ein Voltairianer
gewesen. Die Macht der Umstände zwang
jedoch auch ihn zur Änderung seiner bisheri-
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gen Überzeugung, und es dauerte nicht lange,
so war er Tage und Nächte lang damit be-
schäftigt, unter dem Diktate der „Herren
Geister" die Geschichte seiner Ahnen, „der
Mein Vater war ein sehr scharfsinniger und wissenschaftlich sehr gebildeter Mann, sein ganzes Leben lang stets ein Skeptiker oder, wie wir in Ru~land sagen, ein V oltairianer gewesen. Die Macht der Umstände zwang jedoch auch ihn zur Änderung seiner bisherigen Überzeugung, und es dauerte nicht lange, so war er Tage und Nächte lang damit beschäftigt, unter dem Diktate der "Herren Geister" die Geschichte seiner Ahnen, "der
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tapferen Ritter von Hahn-Hahn von Rotter-
hahn", niederzuschreiben.
Schon seit ihrer Rückkehr nach Russland
tapferen Ritter von Hahn-Hahn von Rotterhahn", niederzuschreiben.
war H. P. Blavatsky zwar nicht im Stande,
ihren mediumistischen Zustand zu erklären,
aber zu jener Zeit zeigte sie noch nicht den
Abscheu und Widerwillen gegen Medium-
schaft wie in späteren Jahren. Nach etwa
Schon seit ihrer Rückkehr nach Russland war H. P. Blavatsky zwar nicht im Stande, ihren mediumistischen Zustand zu erklären, aber zu jener Zeit zeigte. sie noch nicht den Abscheu und Widerwillen gegen Mediumschaft wie in späteren J ahren. Nach etwa zehn oder zwölf J amen sprach sie nur mit Abneigung von den mediumistischen Vorgängen in ihren jüngeren Tagen - damals kannte sie die bei den Phänomenen in Wirksamkeit tretenden Kräfte noch nicht, welche ganz unabhängig von ihrem Willen ihre Thä.. tigkeit entfalteten; später, nachdem es ihr gelungen war, vollkommene Herrschaft über sie zu erlangen, hatte sie kein Verlangen mehr, daran erinnert zu werden. Aber mit achtundzwanzig Jahren besass sie noch nicht die Kraft, sie zu beherrschen.
zehn oder zwölf Jahren sprach sie nur mit
Abneigung von den mediumistischen Vor-
gängen in ihren jüngeren Tagen — damals
kannte sie die bei den Phänomenen in Wirk-
samkeit tretenden Kräfte noch nicht, welche
ganz unabhängig von ihrem Willen ihre Thä-
tigkeit entfalteten; später, nachdem es ihr
gelungen war, vollkommene Herrschaft über
sie zu erlangen, hatte sie kein Verlangen
mehr, daran erinnert zu werden. Aber mit
achtundzwanzig Jahren besass sie noch nicht
die Kraft, sie zu beherrschen.
In Bezug auf das eben Gesagte ist folgen-
des von Interesse:
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Im Sommer 1860 verliessen wir das Gou-
vernement Pskoff und begaben uns nach dem
Kaukasus, um unsere Grosseltern Fadeew
In Bezug auf das eben Gesagte ist folgendes von Interesse: Im Sommer 1860 verliessen wir das Gouvernement Pskoff und begaben uns nach dem Kaukasus, um unsere Grosseltern Fadeew
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und Madame Witte, unsere Tante, meiner
Mutter Schwester, welche Helene schon über
elf Jahre lang nicht mehr gesehen hatten, zu
und Madame Witte, unsere Tante, meiner Mutter Schwester, welche Helene schon über elf Jahre lang nicht mehr gesehen hatten, zu besuchen. Auf unserem Wege durch das Gouvernement V oronege erfuhren wir in der Stadt Zadonsk, dass der Metropolit von Kieff, der hochwürdige Isidor, den wir in unseren Kinderjahren in Tiflis kennen gelernt hatten, wo er V orstand des Exarchates St. George war, auf einer Reise nach Petersburg zufällig gerade auch in der Stadt verweile, im Augenblicke aber gerade im Kloster Gottesdienst hielt. Wir hegten grosses Verlangen, ihn zu sehen; er erinnerte sich auch unser und sandte uns Botschaft, dass er sich sehr freuen würde, uns nach der Messe zu sehen. Wir machten uns nicht ohne einige Besorgnis meinerseits auf den Weg zur Kathedrale. Unterwegs sagte ich zu meiner Schwester:
besuchen. Auf unserem Wege durch das Gou-
vernement Voronege erfuhren wir in der Stadt
Zadonsk, dass der Metropolit von Kieff, der
hochwürdige Isidor, den wir in unseren Kinder-
jahren in Tiflis kennen gelernt hatten, wo er
Vorstand des Exarchates St. George war, auf
einer Reise nach Petersburg zufällig gerade
auch in der Stadt verweile, im Augenblicke
aber gerade im Kloster Gottesdienst hielt.
Wir hegten grosses Verlangen, ihn zu sehen;
er erinnerte sich auch unser und sandte uns
Botschaft, dass er sich sehr freuen würde, uns
nach der Messe zu sehen. Wir machten uns
nicht ohne einige Besorgnis meinerseits auf
den Weg zur Kathedrale. Unterwegs sagte
ich zu meiner Schwester:
„Nimm Dich doch gefälligst in Obacht,
dass Deine kleinen Teufelchen sich ruhig ver-
halten, solange wir uns beim Metropoliten
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befinden."
Sie brach in Lachen aus und sagte, dass
sie selbst dies sehnlichst wünsche, aber gut-
stehen könne sie für nichts.
"Nimm Dich doch gefälligst in Obacht, dass Deine kleinen Teufelchen sich ruhig verhalten, solange wir uns beim Metropoliten befinden." Sie brach in Lachen aus und sagte, dass sie selbst dies sehnlichst wünsche, aber gutstehen könne sie für nichts.
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Ja! das wusste ich freilich nur zu gut.
Ich war daher zwar gar nicht erstaunt, aber
doch in peinlichster Verlegenheit, als ich, wäh-
Ja! das wusste ich freilich nur zu gut. Ich war daher zwar gar nicht erstaunt, aber doch in peinlichster Verlegenheit, als ich, während der ehrwürdige alte Herr sich mit meiner Schwester über ihre Reisen zu unterhalten begann, bereits Klopflaute vernahm - eins zwei! - eins! zwei! drei! - Es war unmöglich, dass er diese zudringlichen Wesen überhören sollte, welche entschlossen schienen, sich in die Gesellschaft einzudrängen und an der Unterhaltung sich zu beteiligen; ja, um uns zu unterbrechen, setzten sie sogar die Möbel, die Spiegel, unsere Theetassen, ja selbst den Rosenkranz aus Bernstein-Kugeln, welchen der heiligmässige alte Mann in der Hand hielt, in schwingende Bewegung. Sofort bemerkte er unsere Verlegenheit, bewies sich aber gleich als Herr der Situation, indem er fragte, welche von uns beiden das Medium sei. Als richtige Egoistin zeigte ich sogleich auf meine Schwester. Er sprach über eine Stunde mit uns, stellte in lauter Stimme Fragen an meine Schwester, und wieder nur im Gedanken an deren unsichtbare Helfershelfer, und es schien, dass er einerseits sehr erstaunt, anderseits doch erfreut war, die Phänomene selbst gesehen zu haben.
rend der ehrwürdige alte Herr sich mit meiner
Schwester über ihre Reisen zu unterhalten
begann, bereits Klopflaute vernahm — eins —
zwei! — eins! zwei! drei! — Es war unmög-
lich, dass er diese zudringlichen Wesen über-
hören sollte, welche entschlossen schienen,
sich in die Gesellschaft einzudrängen und an
der Unterhaltung sich zu beteiligen; ja, um
uns zu unterbrechen, setzten sie sogar die
Möbel, die Spiegel, unsere Theetassen, ja selbst
den Rosenkranz aus Bernstein-Kugeln, wel-
chen der heiligmässige alte Mann in der Hand
hielt, in schwingende Bewegung.
Sofort bemerkte er unsere Verlegenheit,
bewies sich aber gleich als Herr der Situation,
indem er fragte, welche von uns beiden das
Medium sei. Als richtige Egoistin zeigte ich
sogleich auf meine Schwester. Er sprach
über eine Stunde mit uns, stellte in lauter
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Stimme Fragen an meine Schwester, und
wieder nur im Gedanken an deren unsicht-
bare Helfershelfer, und es schien, dass er
einerseits sehr erstaunt, anderseits doch erfreut
war, die Phänomene selbst gesehen zu haben.
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Beim Abschiede segnete er uns und sagte,
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wir hätten gar keine Ursache, uns wegen der
Phänomene zu ängstigen.
Beim Abschiede segnete er uns und sagte, wir hätten gar keine Ursache, uns wegen der Phänomene zu ängstigen.
„Es giebt keine Kraft," sagte er, „welche
nicht sowohl ihrem Wesen wie ihrer Äusserung
nach vom Schöpfer ausgeht. Solange Ihr die
Euch verliehenen Gaben nicht missbraucht,
habt Ihr keine Nachteile zu befürchten. Es
ist uns durchaus nicht verboten, die ver-
,,Es giebt keine Kraft," sagte er, "welche nicht sowohl ihrem Wesen wie ihrer Äusserung nach vom Schöpfer ausgeht. Solange Thr die Euch verliehenen Gaben nicht missbraucht, habt Ihr keine Nachteile zu befürchten. Es ist uns durchaus nicht verboten, die verborgenen Kräfte der Natur zu erforschen. Es wird die Zeit kommen, da sie verstanden und nutzbar gemacht werden; aber jetzt ist sie noch nicht da. Möge Gottes Segen Dich begleiten, meine Tochter!"
borgenen Kräfte der Natur zu erforschen.
Es wird die Zeit kommen, da sie verstanden
und nutzbar gemacht werden; aber jetzt ist
sie noch nicht da. Möge Gottes Segen Dich
begleiten, meine Tochter!"
Er segnete Helene nochmals und machte
das Zeichen des Kreuzes über sie.
Wie oft mag H. P. Blavatsky in den
letzten Jahren sich dieser freundlichen Worte
eines der Oberhäupter der orthodoxen griechi-
schen Kirche erinnert haben, eines Mannes,
gegen welchen sie stets von Dankbarkeit
erfüllt war. —
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(Fortsetzung folgt.)
Er segnete Helene nochmals und machte das Zeichen des Kreuzes über sie. Wie oft mag H. P. Blavatsky in den letzten Jahren sich dieser freundlichen Worte eines der Oberhäupter der orthodoxen griechischen Kirche erinnert haben, eines Mannes, gegen ,velchen sie stets von Dankbarkeit erfüllt war. (Fortsetzung folgt.)
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.. Briefkasten.
Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,
sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-
fasser der „Lotusblüten" im „Briefkasten" besprochen.
A. W. in C. — Wegen Herrn Solowioffs Buch über
H. P. Blavatsky brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen;
Briefkasten.
denn abgesehen von persönlichen Ausfällen gegen die Ver-
fasserin von „Isis unveiled", welche ja in gar keinem Bezüge
zu der Sache stehen, beweist dieses übrigens ganz inter-
l"ragtln von Abonnenten, welche ni~ht rein persönlicher Natur, Bonäem von all~emeinem IfttereBae Bind, werden durch den Verfueer der "LotnablQten" im ,,Briefkasten" besproohen.
essante Buch für jeden tiefer Denkenden gerade das Gegenteil
von dem, was der Verfasser beabsichtigte. Ich kann den
Inhalt des Buches in kurzem nicht besser als durch eine
Parabel illustrieren:
„Als zum ersten Male ein Barometer erfunden wurde,
A. W. in C. - Wegen Herrn Solowioffs Buch über H. P. Blavatsky brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen; denn abgesehen von persönlichen Ausfallen gegen die Verfassenn von "Isis unveiled", welche ja in gar keinem Bezuge zu der Sache stehen, beweist dieses übrigens ganz intere.isante Buch für jeden tiefer Denkenden gerade das Gegenteil von dem, was der Verfasser beabsichtigte. Ich kann den Inhalt des Buches in kurzem nicht besser als durch eine Parabel illustrieren: "Als zum ersten Male ein Barometer erfunden wurde, welcher im voraus ankündigte, ob Sonnenschein oder Regen eintreten werde, da missverstand ein gelehrter Dummkopf die Sache und meinte, das Instrument hätte den Zweck, Wetter zu machen, und dass man angeblich Sonnenschein oder Regen hervorbringen könne, indem man das Quecksilber entweder hinauf- oder hinabschraube. Daraufhin schrieb er, da ihm dies nicht gelang, ein gelehrtes Buch, in welchem er die Sache als einen Betrug hinstellte, und die Leute, welche ebenso kurzsichtig waren, wie er, applaudierten ihm und warfen ihre Barometer fort; die Weisen aber lachten darüber. " Der Verfasser ist einer der verschiedenen Aspiranten für Chelaschaft, welcher trotz alles ihm gebotenen Entgegenkommens die Probe nicht bestehen konnte, und jetzt seinem Ärger über das Misslingen seines Planes Luft macht. Sein Buch enthält auf jeder Seite die schlagendsten Beweise seines Mangels an wahrer Erkenntnis und seiner Unf.ihigkeit, dem Geistigen sich zu nahen.
welcher im voraus ankündigte, ob Sonnenschein oder Regen
eintreten werde, da missverstand ein gelehrter Dummkopf
die Sache und meinte, das Instrument hätte den Zweck,
Wetter zu machen, und dass man angeblich Sonnenschein
oder Regen hervorbringen könne, indem man das Quecksilber
entweder hinauf- oder hinabscbraube. Daraufhin schrieb
er, da ihm dies nicht gelang, ein gelehrtes Buch, in welchem
er die Sache als einen Betrug hinstellte, und die Leute,
welche ebenso kurzsichtig waren, wie er, applaudierten ihm
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und warfen ihre Barometer fort; die Weisen aber lachten
darüber."
Der Verfasser ist einer der verschiedenen Aspiranten
für Chelaschaft, welcher trotz alles ihm gebotenen Ent-
gegenkommens die Probe nicht bestehen konnte, und jetzt
seinem Ärger über das Misslingen seines Planes Luft macht.
Sein Buch enthält auf jeder Seite die schlagendsten Beweise
seines Mangels an wahrer Erkenntnis und seiner Unfähig-
keil, dem Geistigen sich zu nahen.
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ö. F. in SS. — Eine ausführliche Besprechung der
von Ihnen gestellten Fragen wäre für den „Briefkasten"
viel zu lang. Sie finden aber eine vollständige Beantwortung
G. F. in Z. - Eine ausführliche Besprechung der von Ihnen gestellten Fragen wäre für den "Briefkasten" viel zu lang. Sie finden aber eine vollständige Beantwortung derselben und noch viel mehr in der "Geheimlehre im Christentum, nach den Erklärungen von Eckhart" (Leipzig, Verlag von Wilhelm Friedrich), deren wiederholtes Lesen ich Ihnen dringend empfehle. A. F. in N. - Die Bilder. welche wir in unserm Innern sehen, sind die Produkte 'unserer Gemütszustände und Gedanken, und sie haben insofern Wert, als wir dadurch in den Stand gesetzt werden, unsere eigene Natur besser zu beurteilen, als es ohne diese Bilder der Fall sein würde. In der ganzen Natur entspricht jede sichtbare Form einem gewissen Charakter, oder mit anderen Worten, ein bestimmter Charakter drückt sith in einer bestimmten, demselben entsprechenden Form aus. Die sichtbaren Tiere sind die äusserlichen Symbole korrespondierender "\Villensformen in dem tierischen Teile der Weltseele, und wenn wir in uns selbst Tierfonnen sehen, so zeigt uns dies, dass in unserer Seele (Kama-rupa) tierische Instinkte und Kräfte in Thätigkeit sind. Nun ist zu bemerken, dass ein Mensch, welcher ganz mit einer Leidenschaft, die von ihm Besitz ergriffen, sich identifiziert hat, diese Leidenschaft nicht erkennen kann, da er ja, um sich selbst zu sehen und zu beurteilen, aus sich selbst heraustreten, sich selbst objektiv betrachten müsste. Wenn Sie deshalb von einem Tiere träumen, welches eine Leidenschaft repräsentiert, der Sie zugethan sind, so sollte ich dies als einen Beweis annehmen, dass Sie sich von derselben schon teilweise losgesagt haben, da Ihnen das Bild sonst nicht hätte objektiv werden können. Es liegt in Ihrem eigenen Willen, sich ganz davon frei zu machen.
derselben und noch viel mehr in der „Geheimlehre im
Christentum, nach den Erklärungen von Eckhart" (Leipzig,
Verlag von Wilhelm Friedrich), deren wiederholtes Lesen
ich Ihnen dringend empfehle.
A. F. in N. — Die Bilder, welche wir in unserm
Innern sehen, sind die Produkte unserer Gemütszustände
und Gedanken, und sie haben insofern Wert, als wir dadurch
in den Stand gesetzt werden, unsere eigene Natur besser
zu beurteilen, als es ohne diese Bilder der Fall sein würde.
In der ganzen Natur entspricht jede sichtbare Form einem
gewissen Charakter, oder mit anderen Worten, ein bestimmter
Charakter drückt sich in einer bestimmten, demselben ent-
sprechenden Form aus. Die sichtbaren Tiere sind die
äusserlichen Symbole korrespondierender Willensformen in
dem tierischen Teile der Weltseele, und wenn wir in uns
selbst Tierformen sehen, so zeigt uns dies, dass in unserer
Seele (Kama-rupa) tierische Instinkte und Kräfte in Thätigkeit
sind. Nun ist zu bemerken, dass ein Mensch, welcher ganz
mit einer Leidenschaft, die von ihm Besitz ergriffen, sich
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identifiziert hat, diese Leidenschaft nicht erkennen kann, da
er ja, um sich selbst zu sehen und zu beurteilen, aus sich
selbst heraustreten, sich selbst objektiv betrachten müsste.
Wenn Sie deshalb von einem Tiere träumen, welches eine
Leidenschaft repräsentiert, der Sie zugethan sind, so sollte
ich dies als einen Beweis annehmen, dass Sie sich von der-
selben schon teilweise losgesagt haben, da Ihnen das Bild
sonst nicht hätte objektiv werden können. Es liegt in
Ihrem eigenen Willen, sich ganz davon frei zu machen.
Druck von Carl Otto in Meerane.
Druck von earl Otto in Meerane.
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," Das Evangelium Buddhas.
(Fortsetzung.)
Siddhärtha hatte seine wallenden Locken
abgeschnitten und sein königliches Gewand
für ein schlechtes erdfarbenes Kleid vertauscht.
Er hatte Channa, den Rosselenker, mit der
edlen Stute Kantaka zum Könige Shuddho-
dana gesandt, um ihm die Botschaft zu
bringen, dass der Prinz die Welt verlassen
hätte, und so wandelte der Bodhisattwa auf
der Landstrasse hin, mit einer Bettlerschale
in seiner Hand.
Trotz alledem war die Majestät seines
Geistes unter der Armseligkeit seiner Er-
scheinung nur schlecht verhüllt. Seine auf-
rechte Haltung verriet seine edle Geburt
Das Evangelium Buddhas.
und aus seinen Augen strahlte ein Feuereifer
LotusMüten XXXIII. 26
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(Fortsetzung.)
Siddhartha hatte seine wallenden Locken abgeschnitten und sein königliches Gewand für ein schlechtes erdfarbenes Kleid vertauscht, Er hatte Channa, den Rosselenker, mit der edlen Stute Kantaka zum Könige Shuddhodana gesandt, um ihm die Botschaft zu bringen, dass der Prinz dIe Welt verlassen hätte, und so wandelte der Bodhisattwa auf der Landstrasse hin, mit einer Bettlerschale In seIner Hand. Trotz alledem war die Majestät semes Geistes unter der Armseligkeit seiner Erscheinung nur schlecht verhüllt. Seine aufrechte Haltung verriet seine edle Geburt und aus seinen Augen strahlte ein Feuereifer Lotusblüten XXXIII.
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für die Wahrheit. Die Schönheit seiner Ju-
gend ward verklärt durch die Heiligkeit,
welche sein Haupt wie mit einem Schimmer
für die Wahrheit. Die Schönheit seiner J ugend ward verklärt durch die Heiligkeit, welche sein Haupt wie mit einem Schimmer umgab.
umgab.
Jedermann, der diese seltene Erscheinung
sah, blickte ihn an mit Erstaunen. Diejenigen,
welche eilig dahingingen, hielten ihre Schritte
an und sahen sich nach ihm um, und da war
keiner, der ihn nicht mit Ehrerbietung be-
grüsste.
Der Prinz betrat die Stadt Räjagriha und
Jedermann, der diese seltene Erscheinung sah, blickte ihn an mit Erstaunen. Diejenigen, welche eilig dahingingen, hielten ihre Schritte an und sahen sich nach ihm um, und da war keiner, der ihn nicht mit Ehrerbietung begrüsste.
ging von Haus zu Haus, stillschweigend
wartend, bis ihm Xahrung angeboten wurzle.
Überall, wohin der Gesegnete kam, gab man
ihm, was man hatte; die Leute beugten sich
vor ihm ehrfurchtsvoll und waren von Dank
erfüllt, weil er sich herbeigelassen hatte, sich
ihrem Hause zu nähern.
Die Alten sowohl als die Jungen waren
gerührt und sagten: „Dies ist ein edler Muni*),
sein Nahen bringt Segen. Welche Freude
für uns!"
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Und der König Bimbisära erfuhr von
Der Prinz betrat die Stadt Rajagriha und ,ging von Haus zu Haus, stillschweigend wartend, bis ihm ~ahrung angeboten wut;de. Überall, wohin der Gesegnete kam, gab man ihm, was man hatte; die Leute beugten sich vor ihm ehrfurchtsvoll und waren von Dank erfüllt, weil er sich herbeigelassen hatte, sich ihrem Hause zu nähern.
der Bewegung in der Stadt und fragte nach
*) Ein religiöser Denker. Ein Weiser.
Die Alten sowohl als die Jungen waren gerührt und sagten: "Dies ist ein edler Muni*), sein Nahen bringt Segen. Welche Freude für uns!" Und der König Bimbisara erfuhr von der Bewegung in der Stadt und fragte nach *) Ein religiöser Denker.
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Ein \Veiser.
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der Ursache derselben, und nachdem er die
Nachricht empfangen hatte, sandte er einen
seiner Beamten, um den Fremden zu be-
der Ursache derselben, und nachdem er die Nachricht empfangen hatte, sandte er einen seiner Beamten, um den Fremden zu beobachten.
obachten.
Als er hörte, dass der Fremde ein Shäkya
und von edler Geburt zu sein scheine, und
dass er sich nach dem Ufer eines Flusses
im Walde begeben hätte, um dort die in der
Schale gesammelte Nahrung zu geniessen,
da wurde sein Herz bewegt, und er zog sein
königliches Festgewand an, setzte die goldene
Krone auf sein Haupt und ging hinaus mit
Als er hörte, dass der Fremde ein Shakya und von edler Geburt zu sein scheine, und dass er sich nach dem Ufer eines Flusses im Walde begeben hätte, um dort die in der Schale gesammelte Nahrung zu geniessen, da wurde sein Herz bewegt, und er zog sein königliches Festgewand an, setzte die goldene Krone auf sein Haupt und ging hinaus mit seinen gereiften und weisen Ratgebern, um den geheimnisvollen Gast zu besuchen.
seinen gereiften und weisen Ratgebern, um
den geheimnisvollen Gast zu besuchen.
Der König sah den Muni aus dem Shäkya-
Geschlechte unter einem Baume sitzen. Bim-
bisära betrachtete seinen ruhigen Gesichts-
ausdruck und sein würdevolles Benehmen,
grüsste ihn ehrerbietig und sprach:
„O Shramana, Deine Hände sind dazu
gemacht, die Zügel eines Königreiches zu
halten und nicht, um eine Bettelschale zu
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tragen. Würde ich nicht glauben, dass Du
selbst von königlicher Abstammung bist, so
würde ich Dich bitten, die Regierung meines
26*
Der König sah den Muni aus dem ShakyaGeschlechte unter einem Baume sitzen. Bimbisara betrachtete seinen ruhigen Gesichtsausdruck und sein würdevolles Benehmen, grüsste ihn ehrerbietig und sprach: ,,0 Shramana, Deine Hände sind dazu gemacht, die Zügel eines Königreiches zu halten und nicht, um eine Bettelschale zu tragen. Würde ich nicht glauben, dass Du selbst von königlicher Abstammung bist, so würde ich Dich bitten, die Regierung meines 26~
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Landes und meine königliche Macht mit mir
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zu teilen. Das Verlangen nach Macht steht
den Edlen gut an und Reichtum ist nicht zu
Landes und meine königliche Macht mit mir zu teilen. Das Verlangen nach Macht steht den Edlen gut an und Reichtum ist nicht zu verachten. R-eich zu werden und dabei die Religion zu verlieren, ist kein guter Gewinn; wer aber alle drei, Macht, Reichtum und Religion besitzt und sie vernünftig und weise verwendet, den halte ich für einen grossen Meister."
verachten. Reich zu werden und dabei die
Religion zu verlieren, ist kein guter Gewinn;
wer aber alle drei, Macht, Reichtum und Re-
ligion besitzt und sie vernünftig und weise
verwendet, den halte ich für einen grossen
Meister."
Der grosse Shäkya - Muni erhob seine
Augen und antwortete:
„Es ist bekannt, o König, dass Du frei-
sinnig und religiös bist und Deine Worte sind
klug. Von einem guten Menschen, der einen
guten Gebrauch von seinem Reichtum macht,
sagt man mit Recht, dass er einen grossen
Schatz besitzt; aber der Geizige, der seinen
Reichtum aufhäuft, hat keinen Gewinn.
„Barmherzigkeit bringt reichliche Zinsen;
Barmherzigkeit ist der grösste Reichtum;
denn obgleich er zerstreut wird, so bringt
Der grosse Shakya - Muni erhob seine Augen und antwortete:
er doch keine Reue.
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„Ich habe alle Ketten zerbrochen, weil
ich die Befreiung suche. Wie könnte ich
wieder in die Welt zurückkehren wollen?
"Es ist bekannt, 0 König, dass Du freisinnig und religiös bist und Deine Worte sind klug. Von einem guten Menschen, der einen guten Gebrauch von seinem Reichtum macht, sagt man mit Recht, dass er einen grossen Schatz besitzt; aber der Geizige, der seinen Reichtum aufhäuft, hat keinen Gewinn. "Barmherzigkeit bringt reichliche Zinsen; Barmherzigkeit ist der grösste Reichtum; denn obgleich er zerstreut wird, so bringt er doch keine Reue. "Ich habe alle Ketten zerbrochen, weil ich die Befreiung suche. Wie könnte ich wieder in die Welt zurückkehren wollen?
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Wer die religiöse Wahrheit sucht, welche
von allen Schätzen der höchste ist, muss alles
zurücklassen, das ihn betrifft oder seine Ge-
Wer die religiöse Wahrheit sucht, welche von allen Schätzen der höchste ist, muss alles zurücklassen, das ihn betrifft oder seine Gedanken in Anspruch nimmt, er muss nur das eine Ziel verfolgen. Er muss seine Seele von Habsucht und Lüsten befreien und auch von dem Verlangen nach Macht.
danken in Anspruch nimmt, er muss nur das
eine Ziel verfolgen. Er muss seine Seele
von Habsucht und Lüsten befreien und auch
von dem Verlangen nach Macht.
„Nähre die Lust nur ein wenig, und sie
wird wachsen wie ein Kind. Übe weltliche
Gewalt aus, und Du beladest Dich mit Sorgen.
„Besser als das Königtum über der Erde,
besser als das Leben im Himmel, besser als
die Herrschaft über alle Welten ist die Frucht
der Heiligkeit.
„Der Bodhisattwa hat die täuschende Na-
tur des Reichtums erkannt, und wird nicht
Gift für Nahrung nehmen.
"Nähre die Lust nur ein wenig, und sie wird wachsen wie ein Kind. Übe weltliche Gewalt aus, und Du beladest Dich mit Sorgen.
„Wird der gefangene Fisch sich noch nach
der Angel sehnen, oder der gefangene Vogel
sich in das Netz verlieben?
„Der Kranke, welcher das Fieber hat, sucht
eine kühlende Arznei. Sollen wir ihm raten,
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dasjenige zu trinken, was das Fieber vermehrt?
Können wir das Feuer auslöschen, indem wir
"Besser als das Königtum über der Erde, besser als das Leben im Himmel, besser als die Herrschaft über alle Welten ist die Frucht der Heiligkeit.
Holz dazu tragen?
"Der Bodhisattwa hat die täuschende Natur des Reichtums erkannt, und wird nicht Gift für Nahrung nehmen. "Wird der gefangene Fisch sich noch nach der Angel sehnen, oder der gefangene Vogel sich in das Netz verlieben? "Der Kranke, welcher das Fieber hat, sucht eine kühlende Arznei. Sollen wir ihm raten, dasjenige zu trinken, was das Fieber vermehrt? Können wir das Feuer auslöschen, indem wir Holz dazu tragen?
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„Ich bitte Dich, bemitleide mich nicht.
Bemitleide lieber diejenigen, denen die Sorgen
des Königtums und die Beschwerden grosser
"Ich bitte Dich, bemitleide mich nicht. Bemitleide lieber diejenigen, denen die Sorgen des Königtums und die Beschwerden grosser Reichtümer aufgebürdet sind. Sie geniessen dieselben mit Zittern, denn beständig bedroht sie der Verlust derjenigen Güter, an denen ihre Herzen hängen, und wenn sie sterben, so können sie weder ihr Gold noch ihr Königsdiadem mit sich nehmen. Welchen v'" orzug hat ein toter König vor einem toten Bettler?
Reichtümer aufgebürdet sind. Sie geniessen
dieselben mit Zittern, denn beständig bedroht
sie der Verlust derjenigen Güter, an denen
ihre Herzen hängen, und wenn sie sterben,
so können sie weder ihr Gold noch ihr Königs-
diadem mit sich nehmen. Welchen Vorzug
hat ein toter König vor einem toten Bettler?
„Möchte ein Kaninchen, das aus dem
Rachen der Schlange gerettet wurde, wieder
in denselben zurückkehren; um verschlungen
zu werden? Würde ein Mensch, der sich an
einer Fackel die Hand verbrannt hat, sie
noch einmal aufnehmen, nachdem er sie auf
die Erde geworfen hat? Würde ein Blinder,
der sehend geworden ist, seine Augen wieder
zu verderben wünschen?
„Mein Herz begehrt keinen niederen Ge-
winn. Deshalb habe ich mein Königsdiadem
hinweggethan, und ziehe es vor, frei von den
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Beschwerden des Lebens zu sein.
"Möchte ein Kaninchen, das aus dem Rachen der Schlange gerettet wurde, wieder in denselben zurückkehren; um verschlungen zu werden? Würde ein Mensch, der sich an einer Fackel die Hand verbrannt hat, sie noch einmal aufnehmen, nachdem er sie auf die Erde geworfen hat? 'Vürde ein Blinder, der sehend geworden ist, seine Augen wieder zu verderben ~nschen?
„Versuche es deshalb nicht, mich in neuen
Verwandtschaften und Pflichten zu verstricken
"Mein Herz begehrt keinen niederen Gewinn. Deshalb habe ich mein Königsdiadem hinweggethan, und ziehe es vor, frei von den Beschwerden des Lebens zu sein. "Versuche es deshalb nicht, mich in neuen Verwandtschaften und Pflichten zu verstricken
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und hindere mich nicht an der Vollendung
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des Werkes, das ich begann.
„Es thut mir leid, Dich zu verlassen; aber
und hindere mich nicht an der.Vollendung des Werkes, das ich begann.
ich will zu den Weisen gehen, die mich die
Wahrheit lehren können, und so den Pfad
'finden, um dem Übel zu entrinnen.
„Möge Dein Land Frieden und Wohlhaben-
heit geniessen, und Weisheit auf Dein Herr-
schertum sich ausgiessen, wie die Strahlen
der Mittagsonne. Möge Deine königliche
Macht stark und die Gerechtigkeit das Scepter
in Deiner Hand sein."
Da ergriff der König ehrfurchtsvoll Shä-
kya-Munis Hand, beugte sich vor ihm und
sprach; „Mögest Du dasjenige erlangen, was
,
"Es thut mir leid, Dich zu verlassen; aber ich will zu den Weisen gehen, die mich die Wahrheit lehren können, und so den Pfad finden, um dem Übel zu entrinnen.
Du suchst, und wann Du es erlangt hast, so
"Möge Dein Land Frieden und W ohlhabenheit geniessen, und Weisheit auf Dein Herrschertum sich ausgiessen, wie die Strahlen der Mittagsonne. ~Iöge Deine königliche Macht stark und die Gerechtigkeit das Scepter in Deiner Hand sein."
bitte ich Dich, komme zurück und nimm
mich als Deinen Schüler an."
Bodhisattwa schied von dem Könige in
Freundschaft und Wohlwollen, und er nahm
sich in seinem Herzen vor, ihm seinen Wunsch
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zu erfüllen.
Da ergriff der König ehrfurchtsvoll Shakya-Munis Hand, beugte sich vor ihm und sprach; "Mögest Du dasjenige erlangen, was Du suchst, und wann Du es erlangt hast, so bitte ich Dich, komme zurück und nimm mich als Deinen Schüler an." Bodhisattwa schied von dem Könige in Freundschaft und Wohlwollen, und er nahm sich in seinem Herzen vor, ihm seinen Wunsch zu erfüllen.
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IX.
Buddhas Suchen.
Unter den Brahminen waren Aräda und
IX.
Udraka als Lehrer berühmt, und es gab da-
mals niemanden, der sie an Gelehrsamkeit
Buddhas Suchen.
und philosophischem Wissen übertraf.
Bodhisattwa ging zu ihnen und setzte sich
zu ihren Füssen. Er hörte ihre Lehren vom
Unter den Brahminen waren Arada und U draka als Lehrer berühmt, und es gab damals niemanden, der sie an Gelehrsamkeit und philosophischem Wissen übertraf.
Atmän oder dem Selbst, welches das Ego
der Seele und das Thuende von allen Dingen
ist. Er lernte ihre Ansichten über "die Seelen-
wanderung und des Gesetzes des Karma; wie
die Seelen von schlechten Menschen leiden
müssten, indem sie in Menschen einer niedri-
gen Klasse, in Tieren oder in der Hölle
wiedergeboren würden; während diejenigen,
welche sich durch Libationen und Opfer und
Bodhisattwa ging zu ihnen und setzte sich zu ihren Füssen. Er hörte ihre Lehren vom Atman oder dem Selbst, welches das Ego der Seele und das Thuende von allen Dingen ist. Er lernte ihre Ansichten über -die Seelenwanderung und des Gesetzes des Karma; wie die Seelen von schlechten Menschen leiden müssten, indem sie in Menschen einer niedrigen Klasse, in Tieren oder in der Hölle wiedergeboren würden; während diejenigen, welche sich durch Libationen und Opfer und Selbstabtötungen gereinigt hatten, Könige, Brahminen oder Devas würden und auf immer höhere Stufen des Daseins sich erhöben. Er studierte ihre Formeln und Ceremonien, sowie die Methode, durch welche sie während ekstatischen Zuständen Befreiung desEgos vom materiellen Dasein erlangten.
Selbstabtötungen gereinigt hatten, Könige,
Brahminen oder Devas würden und auf immer
höhere Stufen des Daseins sich erhöben. Er
studierte ihre Formeln und Ceremonien, sowie
die Methode, durch welche sie während ek-
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statischen Zuständen Befreiung des Egos vom
materiellen Dasein erlangten.
Aräda sagte: „Was ist das Selbst, welches
Arada sagte: "Was ist das Selbst, welches
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397
die Thätigkeiten der fünf Wurzeln der Seele,
Gefühl, Geruch, Geschmack, Sehen und Hören
wahrnimmt? Was ist dasjenige, welches in
die Thätigkeiten der fünf Wurzeln der Seele, Gefühl, Geruch, Geschmack, Sehen und Hören wahrnimmt? Was ist dasjenige, welches in den zwei Arteg der Bewegung thätig ist, in den Händen und in den Füssen? Das Rätsel der Seele stellt sich vor in den Ausdrücken: "Ich sage", "Ich weiss und nehme wahr", "Ich komme und gehe", oder "Ich bleibe da". Deine Seele ist nicht Dein Körper, sie ist nicht Dein Auge, nicht Dein Ohr, nicht Deine Nase, nicht Deine Zunge, noch Dein Geist. Das Ich ist der Riecher in der Nase, der Schmecker in der Zunge, der Seher im Auge, der Hörer im Ohr und der Denker im Geiste. Das Ich bewegt Deine Hände und Füsse. Das I ch ist Deine Seele. Das Dasein der Seele zu bezweifeln ist unreligiös, .und wer diese Wahrheit nicht einsieht, für den giebt es keinen Weg zur Erlösung. Tiefes Grübeln verschleiert leicht die klare Einsicht und verursacht Verwirrung und Unglaube, aber die Reinigung der Seele bringt uns auf den Weg des Entrinnens. Die wahre Befreiung wird dadurch erlangt, dass man sich von der grossen Menge zurückzieht, das Leben eines Einsiedlers führt, und nur von Almosen lebt. Wenn wir alle Begierden verleugnen
den zwei Artea der Bewegung thätig ist, in
den Händen und in den Füssen? Das Rätsel
der Seele stellt sich vor in den Ausdrücken:
„Ich sage", „Ich weiss und nehme wahr", „Ich
komme und gehe", oder „Ich bleibe da".
Deine Seele ist nicht Dein Körper, sie ist
nicht Dein Auge, nicht Dein Ohr, nicht Deine
Nase, nicht Deine Zunge, noch Dein Geist.
Das Ich ist der Riecher in der Nase, der
Schmecker in der Zunge, der Seher im Auge,
der Hörer im Ohr und der Denker im Geiste.
Das Ich bewegt Deine Hände und Füsse.
Das Ich ist Deine Seele. Das Dasein der
Seele zu bezweifeln ist unreligiös, und wer
diese Wahrheit nicht einsieht, für den giebt
es keinen Weg zur Erlösung. Tiefes Grübeln
verschleiert leicht die klare Einsicht und
verursacht Verwirrung und Unglaube, aber
die Reinigung der Seele bringt uns auf den
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Weg des Entrinnens. Die wahre Befreiung
wird dadurch erlangt, dass man sich von
der grossen Menge zurückzieht, das Leben
eines Einsiedlers führt, und nur von Almosen
lebt. Wenn wir alle Begierden verleugnen
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und mit Klarheit das Nichtvorhandensein
der Materie erkennen, so erreichen wir einen
Zustand völliger Leere. Hier finden wir die
Bedingungen des nichtmateriellen Lebens.
Wie das Monja-Gras, wenn es aus seiner
hornigen Umhüllung frei gemacht ist, oder
wie der aus der Gefangenschaft entronnene
Vogel, so findet das Ego, wenn es sich von
allen Beschränkungen frei gemacht hat, voll-
kommene Freiheit. Dies ist die wahre Er-
lösung, aber nur diejenigen, welche tiefen
Glauben haben, werden lernen."
Bodhisattwa fand keine Befriedigung in
diesen Lehren. Er antwortete: „Die Men-
schen sind in Knechtschaft, weil sie noch
nicht die Vorstellung des Ichs entfernt haben.
I
„Das Ding und dessen Eigenschaft sind
in unserem Denken aber nicht in der Wirk-
lichkeit von einander verschieden. Hitze ist
in unserer Vorstellung vom Feuer verschie-
den; aber in Wirklichkeit kann man die
Hitze vom Feuer nicht trennen. Du sagst:
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dass Du die Eigenschaften wegnehmen und das
Ding (an sich) bestehen lassen kannst; wenn
Du aber Deine Theorie bis zum Ende ver-
und mit Klarheit das Nichtvorhandensein der Materie erkennen, so erreichen wir einen Zustand völliger Leere. Hier finden wir die Bedingungen des nichtmateriellen Lebens. Wie das Monja-Gras, wenn es aus seiner hornigen Umhüllung frei gemacht ist, oder wie der aus der Gefangenschaft entronnene Vogel, so findet das Ego, wenn es sich von allen Beschränkungen frei gemacht hat, vollkommene Freiheit. Dies ist die ·wahre Erlösung, aber nur diejenigen, welche tiefen Glauben haben, werden lernen."
folgst, so wirst Du sehen, dass dies nicht so ist.
Bodhisattwa fand keine Befriedigung in diesen Lehren. Er antwortete: ,.Die Menschen sind in Knechtschaft, weil sie noch nicht die Vorstellung des Ichs entfernt haben. "Das Ding und dessen Eigenschaft sind In unserem Denken aber nicht in der Wirklichkeit von einander verschieden. Hitze ist in unserer Vorstellung vom Feuer verschieden; aber in Wirklichkeit kann man die Hitze vom Feuer nicht trennen. Du sagst: . dass Du die Eigenschaften wegnehmen und das Ding (an sich) bestehen lassen kannst; ,venn Du aber Deine Theorie bis zum Ende verfolgst, so wirst Du sehen, dass dies nicht so ist.
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„Ist nicht der Mensch ein sehr zusammen-
gesetzter Organismus? Bestehen wir nicht
aus verschiedenen Skandhas*), wie unsere
"Ist nicht der Mensch ein sehr zusammengesetzter Organismus? Bestehen wir nicht aus verschiedenen Skandhas *), wie unsere t Weisen sie nennen? Der Mensch besteht aus der materiellen Form, aus Empfindung, Gedanken, Neigungen und schliesslich Verstand. Dasjenige, was cian das Ego nennt, wenn man sagt: "Ich bin", ist nicht ein Wesen, das hinter den Skandhas steht; es wird durch das Zusammenwirken der Skandhas erzeugt. Da ist Seele, Empfindung, Gedanke und da ist Wahrheit, und Wahrheit ist Seele, wenn sie auf dem Pfade der Gerechtigkeit wandelt. Aber da ist kein besonderes Seelen - Ich, ausserhalb oder hinter dem Gedanken des Menschen. Wer glaubt, dass das Ego ein (von seiner Natur) verschiedenes Ding ist, der hat nicht die richtige Vorstellung von der Natur der Dinge. Schon das Suchen nach Atman ist unrecht; man geht dabei von falschen Voraussetzungen aus und wird in eine falsche Richtung geführt**).
'Weisen sie nennen? Der Mensch besteht
aus der materiellen Form, aus Empfindung,
Gedanken, Neigungen und schliesslich Ver-
stand. Dasjenige, was man das Ego nennt,
wenn man sagt: „Ich bin", ist nicht ein
Wesen, das hinter den Skandhas steht; es
wird durch das Zusammenwirken der Skan-
dhas erzeugt. Da ist Seele, Empfindung,
Gedanke und da ist Wahrheit, und Wahrheit
ist Seele, wenn sie auf dem Pfade der Ge-
rechtigkeit wandelt. Aber da ist kein be-
sonderes Seelen-Ich, ausserhalb oder hinter
dem Gedanken des Menschen. Wer glaubt,
dass das Ego ein (von seiner Natur) ver-
schiedenes Ding ist, der hat nicht die richtige
Vorstellung von der Natur der Dinge. Schon
das Suchen nach Atmän ist unrecht; man
geht dabei von falschen Voraussetzungen aus
und wird in eine falsche Richtung geführt**).
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*) Elemente oder Eigenschaften (Tattwas).
**) Wer nach Gott (der Wahrheit) sucht, als ob es
ein objektives, äusserliches und von ihm selbst verschiedenes
Ding wäre, der entfernt sich von ihm und verschliesst sich
der Erkenntnis der Gottheit, die der Grund seines eigenen
Wesens ist.
*) Elemente oder Eigenschaften tTattwas). **) Wer nach Gott (der Wahrheit) sucht, als ob es ein objektives, äusserliches und von ihm selbst verschiedenes Ding wäre, der entfernt sich von ihm und verschliesst sich der Erkenntnis der Gottheit, die der Grund seines eigenen Wesens ist.
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„Wie viel Verwirrung des Denkens kommt
von unserem Interesse in (unser) Selbst und
von unserer Eitelkeit, wenn wir denken:
"Wie viel Verwirrung des Denkens kommt von unserem Interesse in (unser) Selbst und von unserer Eitelkeit, wenn wir denken: "Ich bin so gross 1" oder "Ich habe dieses erstaunliche Werk vollbracht 1" Die Vorstellung von unserem Ich steht zwischen unserer rationellen Natur und der Wahrheit; v.erbanne si~, und Du wirst dann die Dinge sehen, so wie sie in Wirklichkeit sind. Wer richtig denkt, wird sich aus Unwissenheit befreien und Weisheit erlangen. Die Ideen: "Ich bin" und "Ich werde sein", oder "Ich werde nicht sein" finden keinen Platz in einem klaren Denker.
„Ich bin so gross!" oder „Ich habe dieses
erstaunliche Werk vollbracht!" Die Vor-
stellung von unserem Ich steht zwischen
unserer rationellen Natur und der Wahrheit;
verbanne sie, und Du wirst dann die Dinge
sehen, so wie sie in Wirklichkeit sind. Wer
richtig denkt, wird sich aus Unwissenheit
befreien und Weisheit erlangen. Die Ideen:
„Ich bin" und „Ich werde sein", oder „Ich
werde nicht sein" finden keinen Platz in
einem klaren Denker.
„Überdies, wenn Dein Ego zurückbleibt,
wie kannst Du wahre Befreiung erlangen?
Wenn das Ego in irgend einer der drei
Welten wiedergeboren werden muss, sei es
auf Erden, in der Hölle, oder selbst im Himmel,
so wird uns immer wieder das unvermeidliche
Schicksal des Daseins treffen und wir werden
in Selbstsucht und Sünde verwickelt werden.
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„Alles Zusammengesetzte ist dem Getrennt-
werden unterworfen, und wir können dem
Geboren werden, Krankheit, Greisenalter und
"Überdies, wenn Dein Ego zurückbleibt, wie kannst Du wahre Befreiung erlangen? Wenn das Ego in irgend einer der drei Welten wiedergeboren werden muss, sei es auf Erden, in der Hölle, oder selbst im Himmel, so wird uns immer wieder das unvermeidliche Schicksal des Daseins treffen und wir werden in Selbstsucht und Sünde verwickelt werden. "Alles Zusammengesetzte ist dem Getrenntwerden unterworfen, und wir können dem Geborenwerden, Krankheit, Greisenalter und
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Tod nicht entgehen. Ist dies ein gänzliches
-
Entrinnen?"
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Udraka sprach: „Siehst Du Dich nicht
von den Wirkungen des Karma umgeben?
Tod nicht entgehen. Entrinnen ?"
Was macht die Menschen in Charakter,
Stellung, Besitz und Schicksal von einander
verschieden? Es ist ihr Karma, und das
Ist dies ein gänzliches
Karma schliesst Verdienst und Schuld in sich
ein. Die Wanderung der Seele ist durch
Udraka sprach: "Siehst Du Dich nicht von den Wirkungen des Karma umgeben? Was macht die Menschen in Charakter, Stellung, Besitz und Schicksal von einander verschieden? Es ist ihr Karma, und das Karma schliesst Verdienst und Schuld in sich ein. Die Wanderung der Seele ist durch ihr Karma bedingt. Von früheren Daseinsperioden erben wir die bösen Wirkungen unserer bösen Thaten und die guten Wirkungen unserer guten Thaten. Wäre dies nicht so, wie könnte es anders sein?"
ihr Karma bedingt. Von früheren Daseins-
perioden erben wir die bösen Wirkungen
unserer bösen Thaten und die guten Wirkungen
unserer guten Thaten. Wäre dies nicht so,
wie könnte es anders sein?"
Der Tathägata dachte tief über die
Probleme der Seelenwanderung und das
Karma nach und fand die darin enthaltene
Wahrheit.
„Die Lehre vom Karma," sprach er, „kann
nicht abgeleugnet werden; denn jede Wirkung
hat ihre Ursache. Was man säet, das wird
man ernten, und was wir ernten, muss in
unseren früheren Leben gesäet worden sein.
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„Ich sehe, dass die Wanderung der Seele
dem Gesetze von Ursache und Wirkung
Der Tathagata dachte tief über die Probleme der Seelenwanderung und das Karma nach und fand die darin enthaltene Wahrheit. "Die Lehre vom Karma," sprach er, "kann nicht abgeleugnet werden; denn jede Wirkung hat ihre Ursache. Was man säet, das wird man ernten, und was wir ernten, muss in unseren früheren Leben gesäet worden sein. "Ich sehe, dass die Wanderung der Seele dem Gesetze von Ursache und Wirkung
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unterworfen ist; denn die Schicksale der
Menschen sind von ihnen selber geschaffen;
unterworfen ist; denn die Schicksale der ~{enschen sind von ihnen selber geschaffen; aber ich sehe keine Wanderung des Ichs.
aber ich sehe keine Wanderung des Ichs.
„Ist nicht diese meine Individualität eine
Zusammensetzung, materieller sowohl als
geistiger Natur? Ist sie nicht aus Eigen-
schaften zusammengesetzt, die durch eine
stufenweise Entwicklung ins Dasein kamen?
Die fünf Wurzeln der Sinnenwahrnehmungen
,.Ist nicht diese meine Individualität eine Zusammensetzung, materieller sowohl als geistiger Natur? Ist sie nicht aus Eigenschaften zusammengesetzt, die durch eine stufenweise Entwicklung ins Dasein kamen? Die fünf Wurzeln der Sinnenwahmehmungen in diesem Organismus stammen von den Vorfahren, welche diese Funktionen ausübten. Die Ideen, welche ich denke, kamen zu mir teils von anderen, die dieselben gedacht haben, und teils entstehen sie aus Zusammensetzungen von solchen Ideen in meinem eigenen Geiste. Diejenigen, welche dieselben Sinnesorgane brauchten, und dieselben Ideen dachten, ehe ich in diese meine Individualität zusammenwuchs, sind meine früheren Existenzen; sie sind ebenso sehr meine V orfahren, als mein Ich von gestern der Vater des Ich s ist, welches ich heute bin, und das Karma meiner vergangenen Thaten bedingt das Schicksal meines gegenwärtigen Daseins.
in diesem Organismus stammen von den Vor-
fahren, welche diese Funktionen ausübten.
Die Ideen, welche ich denke, kamen zu
mir teils von anderen, die dieselben gedacht
haben, und teils entstehen sie aus Zusammen-
setzungen von solchen Ideen in meinem
eigenen Geiste. Diejenigen, welche dieselben
Sinnesorgane brauchten, und dieselben Ideen
dachten, ehe ich in diese meine Individuali-
tät zusammenwuchs, sind meine früheren
Existenzen; sie sind ebenso sehr meine Vor-
fahren, als mein Ich von gestern der Vater
des Ichs ist, welches ich heute bin, und
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das Karma meiner vergangenen Thaten be-
dingt das Schicksal meines gegenwärtigen
Daseins.
„Nehmen wir an, es gäbe einen Atmän
"Nehmen wir an, es gäbe emen Atman
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(Selbst), welcher die Thätigkeiten der Sinne
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ausübt, so würde daraus folgen, dass, wenn
die Thüre des Sehens niedergerissen und das
(Selbst), welcher die Thätigkeiten der Sinne ausübt, so würde daraus folgen, dass, wenn die Thüre des Sehens niedergerissen und das Auge herausgenommen wäre, der Atman durch die dadurch vergrösserte Öffnung blicken und die Formen in seiner Umgebung noch besser sehen könnte, als vorher. Er könnte dann Töne besser hören, wenn die Ohren entfernt würden; besser riechen, wenn man die Nase abschnitte, besser schmecken, wenn die Zunge herausgerissen wäre, und besser fühlen, wenn der Körper zerstört wäre.
Auge herausgenommen wäre, der Atmän
durch die dadurch vergrösserte Öffnung
blicken und die Formen in seiner Umgebung
noch besser sehen könnte, als vorher. Er
könnte dann Töne besser hören, wenn die
Ohren entfernt würden; besser riechen, wenn
man die Nase abschnitte, besser schmecken,
wenn die Zunge herausgerissen wäre, und
besser fühlen, wenn der Körper zerstört
wäre.
„Ich erkenne die Erhaltung und das
Wandern der Seele; ich erkenne die Wahr-
heit des Karma, aber ich sehe keinen Atmän,
welcher eueren Lehren gemäss der Voll-
bringer euerer Thaten sein soll; denn dieser
Atmän, dieses „Selbst", dieses Ego in „Ich
sage" und „Ich will", ist eine Täuschung.
Wäre dieses (sogenannte) Selbst eine Wirk-
lichkeit, wie könnte es da ein Entrinnen aus
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der Selbstheit geben? Die Schrecken der
Hölle würden ohne Ende sein und es gäbe
keine Erlösung. Die Leiden unseres Daseins
würden dann nicht aus unserer Unwissenheit
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!,Ich erkenne die Erhaltung und das Wandern der Seele; ich erkenne die Wahrheit des Karma, aber ich sehe keinen Atman, welcher eueren Lehren gemäss der V 011bringer euerer Thaten sein soll; denn dieser Atman, dieses "Selbst", dieses Ego in "Ich sage" und "Ich will", ist eine Täuschung. Wäre dieses (sogenannte) Selbst eine Wirklichkeit, wie könnte es da ein Entrinnen aus der Selbstheit geben? Die Schrecken der Hölle würden ohne Ende sein und es gäbe keine Erlösung. Die Leiden unseres Daseins würden dann nicht aus unserer Unwissenheit
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und Sünde entspringen, sondern der wesent-
liche Teil unseres Wesens sein*)."
Und Bödhisattwa ging zu den Priestern,
und Sünde entspringen, sondern der wesentliche Teil unseres 'Vesens sein *)."
die in den Tempeln walteten. Aber das
Herz des mitleidsvollen Shäkya-Muni empörte
sich, als er die unnötigen Grausamkeiten
sah, welche an den Altären der Götter ver-
Und Bodhisattwa ging zu den Priestern, die in den Tempeln walteten. Aber das Herz des mitleidsvollen Shakya-Muni empörte sich, als er die unnötigen Grausamkeiten sah, welche an den Altären der Götter verübt wurden, und er sprach:
übt wurden, und er sprach:
„Nur aus Unwissenheit bereiten diese
Leute Festlichkeiten und veranstalten grosse
Versammlungen, um Opfer zu bringen. Viel
besser wäre es, der Wahrheit die Ehre zu
geben, als zu versuchen, die Götter durch
Blutvergiessen zu versöhnen.
*) Mit anderen Worten: „Wäre unser scheinbares Ich,
anstatt eine auf falscher Vorstellung beruhende Täuschung
zu sein, etwas Wirkliches, Wesentliches und folglich
Ewiges, Selbstexistierendes, aus sich selbst Hervorgegangenes,
so wäre es Gott, unendlich und unveränderlich. Es gäbe
"Nur aus Unwissenheit bereiten diese Leute Festlichkeiten und veranstalten grosse Versammlungen, um Opfer zu bringen. Viel besser wäre es, der Wahrheit die Ehre zu geben, als zu versuchen, die Götter durch Blutvergiessen zu versöhnen.
dann ebensoviele Götter in der Welt, als es vom Grössen-
wahne besessene Menschen giebt, und da diese Menschen
unvollkommen und sogar viele davon ganz verkehrter Natur
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sind, so wären diese Götter Tölpel und Teufel in Menschen-
gestalt. Es kann nur einen einzigen Gott (eine einzige
Wahrheit) im Weltall geben, und seine Wesenheit ist eines
jeden Menschen, wenn auch unbewusstes, tiefinnerstes Selbst.
Die Erkenntnis dieses alleinigen Selbsts in allen Formen
und Erscheinungen ist die göttliche Liebe, das wahre Selbst-
bewusstsein, die wahre Gotteserkenntnis und Selbsterkennt-
nis oder „Theosophie". Siehe: Bhagavad Gita. X. 20.
*) Mit anderen Vv'"orten:
Wäre unser scheinbares Ich, anstatt eine ~uf falscher Vorstellung beruhende Täuschung zu sein, etwas Wirkliches, \Vesentliches und folglich Ewiges, Selbstexistierendes, aus sich selbst Hervorgegangenes, so wäre es Gott, unendlich und unveränderlich. Es gäbe dann ebensoviele Götter in der 'Velt, als es vom Grössenwahne besessene Menschen giebt, und da diese Menschen unvollkommen und sogar viele davon ganz verkehrter Natur sind, so wären diese Götter Tölpel und Teufel in Menschengestalt. Es kann nur einen einzigen Gott (eine einzige 'Vahrheit) im Weltall geben, und seine Wesenheit ist eines jeden Menschen, wenn auch unbewusstes, tiefinnerstes Selbst. Die Erkenntnis dieses alleinigen Selbsts in allen Formen und Erscheinungen ist die göttliche Liebe, das wahre Selbstbewusstsein, die wahre Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis oder "Theosophie". Siehe: Bhagavad Gita. X. 20.
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„Was für eine Liebe kann ein Mensch
haben, der sich einbildet, dass die Zerstörung
von lebenden Geschöpfen eine Sühne für
"Was für eine Liebe kann ein Mensch haben, der sich einbildet, dass die Zerstörung von lebenden Geschöpfen eine Sühne für Übelthaten sei? Kann man durch eine neue Übelthat böse Thaten abbüssen? Können die Sünden der Menschheit dadurch hin weggenommen werden, dass man ein schuldloses Opfer schlachtet? Dies ist eine Ausübung der Religion auf Kosten der Moral.
Übelthaten sei? Kann man durch eine neue
Übelthat böse Thaten abbüssen? Können
die Sünden der Menschheit dadurch hinweg-
genommen werden, dass man ein schuldloses
Opfer schlachtet? Dies ist eine Ausübung
der Religion auf Kosten der Moral.
„Reinigt eure Herzen und tötet nicht.
Dies ist die wahre Religion.
„Ceremonien bewirken nichts; Gebete
sind leere Worte; Singen und Plärren kann
uns nicht retten. Aber die Habsucht und
Geilheit aufzugeben; frei von bösen Leiden-
schaften zu werden, allen Hass und alles Übel-
wollen zu verlassen; dies ist die wahre Opferung
und der richtige Gottesdienst.
X.
Uruvilvä, der Ort der Abtötung.
,
Bodhisattwa ging, um ein besseres System
"Reinigt eure Herzen und tötet nicht. Dies ist die wahre Religion.
zu finden, und kam zu einer Niederlassung
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von fünf Bhikshus (Bettelmönchen) in der
Wildnis von Uruvilvä, und als der Gesegnete
Lotusblüten XXXIII. 27
"Ceremonien bewirken nichts; Gebete sind leere Worte; Singen und Plärren kann uns nicht retten. Aber die Habsucht und Geilheit aufzugeben; frei von bösen Leidenschaften zu werden, allen Hass und alles Übelwollen zu verlassen; dies ist die wahre Opferung und der richtige Gottesdienst.
X.
Urnvilvä., der Ort der Abtötung. Bodhisattwa ging, um ein besseres System zu finden, und kam zu einer Niederlassung von fünf Bhikshus (Bettelmönchen) in der Wildnis von U ruvil va, und als der Gesegnete Lotubultiten XXXIII.
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4 06
das Leben dieser funf Menschen sah, welche
-
ihre Sinne tugendhaft im Zügel hielten, ihre
Leidenschaften unterdrückten und strenge
das Leben dieser fünf Menschen sah, welche ihre Sinne tugendhaft im Zügel hielten, ihre Leidenschaften unterdrückten und strenge Selbstzucht hielten, da bewunderte er ihren Eifer und gesellte sich ihnen bei.
Selbstzucht hielten, da bewunderte er ihren
Eifer und gesellte sich ihnen bei.
Mit heiligem Ernst und starkem Willen
gab Shäkya-Muni sich der Abtötung und
weisem Nachdenken hin. So strenge auch
die fünf Bhikshus mit sich selbst verfuhren,
Shäkya-Muni verfuhr noch strenger, und sie
verehrten ihn als ihren Meister.
Auf diese Weise fuhr Bodhisattwa sechs
Jahre lang fort, sich zu martern und die An-
Mit heiligem Ernst und starkem Willen gab Shakya - Muni sich der Abtötung und weisem Nachdenken hin. So strenge auch die fünf Bhikshus mit sich selbst verfuhren, Shakya-Muni verfuhr noch strenger, und sie verehrten ihn als ihren l\feister.
sprüche seiner Natur zu unterdrücken. Er
erzog seinen Körper und übte seinen Geist
in allen Arten des strengsten asketischen
Lebens. Schliesslich ass er nur mehr täglich
einen einzigen Hanfsamen. Er strebte, den
Ocean der Geburt und des Todes zu kreuzen
und an dem Ufer der Erlösung anzugelangen.
Bhodisattwa war zusammengeschrumpft
und mager geworden, und sein Körper war
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wie ein dürrer Ast; aber der Ruf seiner Heilig-
keit verbreitete sich in der Umgebung und
die Leute kamen von grosser Ferne, um ihn
Auf diese Weise fuhr Bodhisattwa sechs Jahre lang fort, sich zu martern und die Anspruche seiner Natur zu unterdrücken. Er erzog seinen Körper und übte seinen Geist in allen Arten des strengsten asketischen Lebens. Schliesslich ass er nur mehr täglich einen einzigen Hanfsamen. Er strebte, den Ocean der Geburt und des Todes zu kreuzen und an dem Ufer der Erlösung anzugelangen.
zu sehen und seinen Segen zu empfangen.
Bhodisattwa war zusammengeschrumpft und mager· geworden, und sein Körper war wie ein dürrer Ast; aber der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich in der Umgebung und die Leute kamen von grosser Ferne, um ihn zu sehen und seinen Segen zu empfangen.
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Aber der Heilige war nicht zufrieden.
Er suchte nach wahrer Weisheit, fand sie
aber nicht, und er kam zu der Überzeugung,
Aber der Heilige war nicht zufrieden. Er suchte nach wahrer Weisheit, fand sie aber nicht, und er kam zu der Überzeugung, dass die Abtötung die Begierde nicht auslöschen und Aufklärung durch ekstatische Meditation verleihen könne.
dass die Abtötung die Begierde nicht aus-
löschen und Aufklärung durch ekstatische
Meditation verleihen könne.
Unter einem Jambu - Baume sitzend, be-
trachtete er den Zustand seines Gemüts
und die Früchte seiner Abtötung. „Mein
Körper ist immer schwächer geworden," so
dachte er, „und mein Fasten hat mich in
meinem Suchen nach Erlösung nicht weiter
gebracht. Dies ist nicht der rechte Weg.
Besser wäre es, durch Nahrung und Trank
meinen Körper zu kräftigen, und dadurch
Unter einem J ambu - Baume sitzend, betrachtete er den Zustand ~ines Gemüts und die Früchte seiner Abtötung. "Mein Körper ist immer schwächer geworden," so dachte er, "und mein Fasten hat mich in meinem Suchen nach Erlösung nicht weiter gebracht. Dies ist nicht der rechte Weg. Besser wäre es, durch Nahrung und Trank meinen Körper zu kräftigen, und dadurch den Geist zu befähigen, sich zu sammeln."
den Geist zu befähigen, sich zu sammeln."
Er ging, um sich im Flusse zu baden;
als er aber aus dem Wasser herausgehen
wollte, war er zu schwach, um sich zu er-
heben. Er ergriff den überhängenden Zweig
eines Baumes, zog sich daran empor, und kam
aus dem Flusse heraus.
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Als er nach seiner Wohnung zurück-
kehrte, schwankte er und fiel auf dem Wege
nieder, und die fünf Bhikshus glaubten, er
sei tot.
27*
Er ging, um sich im Flusse zu baden; als er aber aus dem Wasser herausgehen wollte, war er zu schwach, um sich zu erheben. Er ergriff den überhängenden Zweig eines Baumes, zog sich daran empor, und kam aus dem Flusse heraus. Als er nach seiner Wohnung zurückkehrte, schwankte er und fiel auf dem Wege nieder, und die fünf Bhikshus glaubten, er sei tot. 27 *
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In der Nähe wohnte ein Besitzer von
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Viehherden, dessen älteste Tochter den Namen
Nandä führte, und es geschah, dass Nandä
In der Nähe wohnte ein Besitzer von Viehherden, dessen älteste Tochter den Namen Nanda führte, und es geschah, dass Nanda an dem Orte vorüber ging, wo der Gesegnete in Ohnmacht gefallen war. Sie bßugte sich vor ihm nieder und bot ihm Reismilch, und er nahm das Geschenk an.
an dem Orte vorüber ging, wo der Gesegnete
in Ohnmacht gefallen war. Sie beugte sich
vor ihm nieder und bot ihm Reismilch, und
er nahm das Geschenk an.
Als er gegessen hatte und seine Glieder
erfrischt waren, da wurde sein Geist wieder
klar und er wurde stark zur Empfängnis der
höchsten Erleuchtung.
Nach dieser Begebenheit nahm Bodhisattwa
wieder Nahrung zu sich. Seine Schüler, welche
die Begegnung mit Nardä gesehen hatten und
die Veränderung seiner Lebensweise bemerk-
ten, schöpften Verdacht. Sie glaubten, dass
Siddhärthas religiöser Eifer schwankend ge-
worden wäre, und dass er, den sie vorher als
Als er gegessen hatte und seine Glieder erfrischt waren, da wurde sein Geist wieder klar und er wurde stark zur Empfängnis der höchsten Erleuchtung.
ihren Meister verehrt hatten, seinem hohen
Ziele abtrünnig geworden sei.
Als Bodhisattwa sah, dass die Bhikshus sich
von ihm abwandten, da bedauerte er ihren
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Mangel an Vertrauen, und er wurde die Ein-
samkeit seines Lebens gewahr.
Nach dieser Begebenheit nahm Bodhisattwa wieder Nahrung zu sich. Seine Schüler, welche die Begegnung mit Narda gesehen hatten und die Veränderung seiner Lebensweise bemerkten, schöpften Verdacht. Sie glaubten. dass Siddharthas religiöser Eifer schwankend geworden wäre, und dass er, den sie vorher als ihren Meister verehrt hatten, seinem hohen Ziele abtrünnig geworden sei. Als Bodhisattwa sah, dass die Bhikshus sich von ihm abwandten, da bedauerte er ihren Mangel an Vertrauen, und er wurde die Einsamkeit seines Lebens ge,vahr.
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Er unterdrückte seinen Schmerz und ging
allein hinweg; aber seine Schüler sagten:
„Siddhärtha verlässt uns, um einen ange-
Er unterdrückte seinen Schmerz und ging allein hinweg; aber seine Schüler sagten: "Siddhartha verlässt uns, um einen angenehmeren Aufenthalt zu suchen.
nehmeren Aufenthalt zu suchen.
XI.
Mära, der Böse.
Der Heilige Eine wandte seine Schritte nach
dem gelobten Bödhi-Baume, unter dessen Schat-
ten seine Hoffnung erfüllt werden sollte*).
Als er dahinschritt; bebte die Erde und ein
strahlendes Licht verklärte die Welt.
*) Bödhi ist das Licht der "Weisheit. Wo anders als
im Lichte der Weisheit und von dem „Baume der Weis-
heit" überschattet könnte der Mensch die Weisheit finden?
XI.
Damit ist aber nicht gesagt, dass die ganze Erzählung nur
eine Allegorie ist. Dem praktisch erfahrenen Okkultisten
ist es klar, dass die ganze Welt der Erscheinungen mit
M:ara, der Böse.
allen ihren geschichtlichen Ereignissen nichts als ein äusser-
licher Ausdruck, eine Verkörperung von Ideen und geistigen
Gesetzen ist. Was im Innern existiert, findet im Ausser-
Der Heilige Eine wandte seine Schritte nach dem geloQten Büdhi-Baume,unter dessen Schatten seine Hoffnung erfüllt werden sollte *). Als er dahinschritt; bebte die Erde und ein straWendes Licht verklärte die Welt.
liehen seinen Ausdruck, seine Wiederspiegelung und Analogie.
Demgemäss ist auch ein Buddha in seiner körperlichen Er-
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scheinung eine geschichtliche Person, und der Bödhi-Baum,
unter welchem Siddhärtha vor 2481 Jahren zur Weisheit
gelangte und ein Buddha wurde, existiert heute noch in
dem allen Buddhisten heiligen Orte in Buddha Gayä in
Indien.
*) Bödhi ist das Licht der Weisheit. Woanders als im Lichte der Weisheit und von dem "Baume der Weisheit" überschattet könnte der Mensch die Weisheit finden? Damit ist aber nicht gesagt, dass die ganze Erzählung nur eine Allegorie ist. Dem praktisch erfahrenen Okkultisten ist es klar, dass die ganze Welt der Erscheinungen mit allen ihren geschichtlichen Ereignissen nichts als ein äusserlicher Ausdruck, eine Verkörperung von Ideen und geistigen Gesetzen ist. Was im Innern existiert, findet im Äusser· lichen seinen Ausdruck, seine Wiederspiegelung und Analogie. Demgemäss ist auch ein Buddha in seiner körperlichen Erscheinung eine geschichtliche Person, und der Bödhi.Baum, unter welchem Siddhartha vor 2481 Jahren zur Weisheit gelangte und ein Buddha wurde, existiert heute noch in dem allen Buddhisten heiligen Orte in Buddha Gaya in Indien.
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Als er sich niederliess, erklang der Himmel
-
von Freude und alle lebenden Wesen wurden
mit Hoffnung erfüllt.
Als er sich niederliess, erklang der Himmel von Freude und alle lebenden Wesen wurden mit Hoffnung erfüllt.
Mära allein, der Herr der fünf Lüste, der
Bringer des Todes und Feind der Wahrheit,
trauerte und freute sich nicht. Mit seinen drei
Töchtern, den Versuchern und mit seinen
Scharen von bösen Dämonen ging er hin zu
dem Orte, wo der grosse Shrämana sass.
Mara allein, der Herr der fünf Lüste, der Bringer des Todes und Feind der Wahrheit, trauerte und freute sich nicht. Mit seinen drei Töchtern, den Versuchern und mit seinen Scharen von bOsen Dämonen ging er hin zu dem Orte, wo der grosse Shramana sass.
Aber Shäkya-Muni kümmerte sich nicht
um ihn.
Mära stiess furchtbare Drohungen aus und
rief einen Wirbelsturm hervor, so dass sich der
Himmel verdunkelte und das Meer brüllte und
tobte. Aber der Gesegnete unter dem Bodhi-
Baume blieb ruhig und fürchtete sich nicht.
Der Erleuchtete wusste, dass ihm kein Unheil
zugefügt werden konnte.
Die drei Töchter von Mära versuchten
den Bödhisattwa, aber er gab ihnen kein Ge-
hör, und als Mära sah, dass er in dem Herzen
Aber Shakya - Muni kümmerte sich nicht um ihn.
des siegreichen Shrämana das Feuer der Lust
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nicht entzünden konnte, da befahl er allen
seinen ihm untergebenen bösen Geistern, den
grossen Muni anzugreifen und ihn einzu-
Mara stiess furchtbare Drohungen aus und rief einen Wirbelsturm hervor, so dass sich der Himmel verdunkelte und das Meer brüllte und tobte. Aber der Gesegnete unter dem BodhiBaume blieb ruhig und fürchtete sich nicht. Der Erleuchtete wusste, dass ihm kein Unheil zugefügt werden konnte.
schüchtern.
Die drei Töchter von Mara versuchten den Bodhisattwa, aber er gab ihnen kein Gehör, und als Mara sah, dass er in dem Herzen des siegreichen Shramana das Feuer der Lust nicht entzünden konnte, da befahl er allen seinen ihm untergebenen bösen Geistern, den grossen Muni anzugreifen und ihn einzuschüchtern.
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— 4ii —
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Aber der Gesegnete sah auf dieselben
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herab, als wie man den unschuldigen Spielen
Aber der Gesegnete sah auf dieselben herab, als wie man den unschuldigen Spielen der Kinder zusieht. Aller feurige Hass der bösen Geister fruchtete nichts. Die Flammen der Hölle verwandelten sich in kühle Lüfte voll Wohlgeruch und die zuckenden Blitze \vurden in Lotusblumen verwandelt.
der Kinder zusieht. Aller feurige Hass der
bösen Geister fruchtete nichts. Die Flammen
der Hölle verwandelten sich in kühle Lüfte
voll Wohlgeruch und die zuckenden Blitze
wurden in Lotusblumen verwandelt.
Als Mära dies sah, entfloh er mit seinen
Heeren aus dem Bereiche des Bodhi-Baumes.
Von oben fiel ein Regen von himmlischen
Blumen und die Stimmen von unsichtbaren
guten Geistern wurden gehört:
„Siehe den grossen Muni! Sein Gemüt
wird vom Zorne nicht bewegt; die Schar
der Bösen hat ihm keine Furcht eingeflösst.
Er ist rein, weise, liebend und voll von Barm-
herzigkeit.
„Wie die Strahlen der Sonne das Dunkel
Als Mara dies sah, entfloh er mit seinen Heeren aus dem Bereiche des Büdhi-Baumes. Von oben fiel ein Regen von himmlischen Blumen und die Stimmen von unsichtbaren guten Geistern ,vurden gehört:
der Welt zerstreuen, so wird derjenige, wel-
cher in seinem Suchen ausharrt, die Wahrheit
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finden, und die Wahrheit wird ihn erleuchten."
"Siehe den grossen ~Iuni! Sein Gemüt wird vom Zorne nicht bewegt; die Schar der Bösen hat ihm keine Furcht eingeflösst. Er ist rein, weise, liebend und voll von Barmherzigkeit. .,Wie die Strahlen der Sonne das Dunkel der Welt zerstreuen, so wird derjenige, welcher .in seinem Suchen ausharrt, die Wahrheit finden, und die Wahrheit wird ihn erleuchten."
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4 12
— 412
XII.
Die Erleuchtung.
XII.
Nachdem Bödhisattwa Mära vertrieben
hatte, gab er sich dem Nachdenken hin. Alle
Schmerzen der Welt, die Übel, welche böse
Die Erleuchtung.
Thaten verursachen und die Leiden, welche
daraus entspringen, gingen an seinem geistigen
Auge vorüber, und er dachte:
Nachdem Bodhisattwa l\Iara vertrieben hatte, gab er sich dem Nachdenken hin. Alle Schmerzen der Welt, die Übel, welche böse Thaten verursachen und die Leiden, welche daraus entspringen, gingen an seinem geistigen Auge vorüber, und er dachte:
„Wahrlich, wenn die lebenden Kreaturen
die Folgen von allen ihren bösen Thaten sehen
würden, so würden sie sich mit Ekel von diesen
Thaten abwenden, aber die Selbstheit macht
sie blind, und sie klammern sich an ihre schäd-
lichen Neigungen.
„Sie sind nach Vergnügungen begierig, und
diese verursachen Leiden. Wenn der Tod ihre
Individualität zerbricht*), so finden sie keinen
Frieden. Ihr Durst nach Dasein bleibt, und
ihre Selbstheit erscheint in neuen Geburten.
„So fahren sie fort, sich in dem Knäuel
"WahrUch, wenn die lebenden Kreaturen die Folgen von allen ihren bösen Thaten sehen würden, so würden sie sich mit Ekel von diesen Thaten abwenden, aber die Selbstheit macht sie blind, und sie klammern sich an ihre schädlichen Neigungen.
zu bewegen und können aus der Hölle, die
*) Über die Schicksale der verschiedenen Bestandteile,
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aus denen der Mensch zusammengesetzt ist, nach dem
Tode, sowie über die Gesetze der Reinkarnation siehe
„Lotusblüten", vol.- I u. II.
"Sie sind nach Vergnügungen begierig, und diese verursachen Leiden. Wenn der Tod ihre Individualität zerbricht *), so finden sie keinen Frieden. Ihr Durst nach Dasein bleibt, und ihre Selbstheit erscheint in neuen Geburten. "So fahren sie fort, sich in dem Knäuel zu bewegen und können aus der Höll~, die *) Über die Schicksale der verschiedenen Bestandteile, aus denen der Mensch zusammengese.tzt ist, nach dem Tode, sowie über die Gesetze der Reinkarnation siehe "Lotusblüten", vol.. I u. H.
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sie selbst machen, kein Entrinnen finden.
-
Und wie leer sind alle ihre Vergnügungen,
sie selbst machen, kein Entrinnen finden. Und wie leer sind alle ihre Vergnügungen, wie nichtig ihr Bestreben! Hohl wie der Platanenbaum und gleich Seifenblasen ohne Inhalt.
wie nichtig ihr Bestreben! Hohl wie der Plata-
nenbaum und gleich Seifenblasen ohne Inhalt.
„Diese Welt ist voll Sünde und Sorge,
weil sie voll Irrtum ist. Die Menschen ver-
irren sich, weil sie meinen, dass Täuschung
besser als Wahrheit sei. Lieber als der Wahr-
heit folgen sie dem Irrtum, welcher im An-
fange lieblich anzusehen ist, aber Qual, Trüb-
sal und Elend verursacht."
"Diese Welt ist voll Sünde und Sorge, weil sie voll Irrtum ist. Die Menschen verirren sich, weil sie meinen, dass Täuschung besser als Wahrheit sei. Lieber als der Wahrheit folgen sie dem Irrtum, welcher im Anfange lieblich anzusehen ist, aber Qual, Trübsal und Elend verursacht."
Und Bodhisattwa fing an, Dharma (das
Gesetz) zu erklären. Dharma ist die Wahr-
heit. Dharma ist das heilige Gesetz (des
Geistes in der Natur). Dharma ist die (wahre)
Religion. Dharma allein kann uns von Irr-
tum, Sünde und Trübsal befreien.
Der Erleuchtete dachte über den Ursprung
des Geborenvverdens und Sterbens nach und
erkannte, dass die Unwissenheit die Wurzel
alles Übels ist. Folgendes sind die Glieder
der Kette in der Entwickelung des Lebens,
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welche man die zwölf Nidänas nennt:
„Im Anfange ist das Dasein blind und
ohne Erkenntnis, und in diesem Meere von
Und Bodhisattwa fing an, Dharma (das Gesetz) zu erklären. Dharma ist die Wahrheit. Dharma ist das heilige Gesetz (des Geistes in der Natur). Dharma ist die (wahre) Religion. Dharma allein kann uns von Irrtum, Sünde und Trübsal befreien. Der Erleuchtete dachte über den Ursprung des Geboren werdens und Sterbens nach und erkannte, dass die Unwissenheit die Wurzel alles Übels ist. Folgendes sind die Glieder der Kette in der Entwickelung des Lebens, welche man die zwölf Nidanas nennt: "Im Anfange ist das Dasein blind und ohne Erkenntnis, und in diesem Meere von
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Unwissenheit sind bildende und organisierende
Neigungen. Aus diesen bildenden und orga-
Unwissenheit sind bildende und organisierende Neigungen. Aus diesen bildenden und organisierenden Neigungen (Instinkten oder Gelüsten) entsteht Wahrnehmung oder Gefühl. Die Gefühle erzeugen Organismen, welche individuelle lebende Wesen darstellen. Diese Organismen entwickeln die sechs "Felder", nämlich die fünf Sinne und das Gemüt. Die sechs "Felder" kommen in BerQ-hrung mit Dingen. Die Berührung erzeugt Empfindung. Die Empfindung erzeugt den Durst nach individuellem Dasein. Der Durst nach Dasein erzeugt ein Anhängen an die Dinge. Dieses Anhängen verursacht 'Vachstum und F ortsetzung der Selbstheit. Die Selbstheit erzeugt erneute Geburten. Die erneuten Geburten der Selbstheit sind die Ursache des Leidens, des Alters, der Krankheiten und des Todes. Diese verursachen Klagen, Angst und Verzweiflung.
nisierenden Neigungen (Instinkten oder Gelüs-
ten) entsteht Wahrnehmung oder Gefühl. Die
Gefühle erzeugen Organismen, welche indi-
viduelle lebende Wesen darstellen. Diese Or-
ganismen entwickeln die sechs „Felder", näm-
lich die fünf Sinne und das Gemüt. Die sechs
„Felder" kommen in Berührung mit Dingen.
Die Berührung erzeugt Empfindung. Die
Empfindung erzeugt den Durst nach indivi-
duellem Dasein. Der Durst nach Dasein er-
zeugt ein Anhängen an die Dinge. Dieses
Anhängen verursacht Wachstum und Fort-
setzung der Selbstheit. Die Selbstheit erzeugt
erneute Geburten. Die erneuten Geburten der
Selbstheit sind die Ursache des Leidens, des
Alters, der Krankheiten und des Todes. Diese
verursachen Klagen, Angst und Verzweiflung.
„Die Ursache von allem Leiden liegt ganz
am Anfange; sie ist in der Unwissenheit ver-
borgen, aus welcher das Leben wächst. Ent-
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ferne die Unwissenheit, und du wirst die ver-
kehrten Neigungen zerstören, welche aus der
Unwissenheit entstehen. Zerstöre diese Nei-
gungen, und du machst die verkehrte Wahr-
"Die Ursache von allem Leiden liegt ganz am Anfange; sie ist in der Unwissenheit verborgen, aus welcher das Leben ,vächst. Entferne die Unwissenhe\t, und du wirst die verkehrten Neigungen zerstören, welche aus der Unwissenheit entstehen. Zerstöre diese Neigungen, und du machst die verkehrte Wahr-
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nehmung verschwinden, welche aus ihm ent-
springt. Zerstöre diese falsche Wahrneh-
mung, und du machst den Irrtümern in indivi-
nehmung verschwinden, welche aus ihm entspringt. Zerstöre diese falsche Wahrnehmung, und du machst den Irrtümern in individualisierten Wesen ein Ende. Zerstöre die Irrtümer in individualisierten Wesen, so sind die Täuschungen der sechs "Felder" nicht mehr da. Zerstöre die Täuschungen, so wird die Berührung mit Dingen keine falschen Begriffe mehr erzeugen. Zerstöre die falschen Begriffe, so schaffst du den Durst nach (individuellem oder beschränktem Dasein) fort. Lösche diesen Durst aus, so wirst du frei von allem krankhaften Anhängen sein. Entferne dieses Anhängen, so zerstörst du die Selbstsucht der Selbstheit. Wenn die Selbstsucht der Selbstheit verschwunden ist, so bist du erhaben über das Geborenwerden, über Alter, Krankheit und Tod und du entrinnst allem Leiden."
dualisierten Wesen ein Ende. Zerstöre die Irr-
tümer in individualisierten Wesen, so sind die
Täuschungen der sechs „Felder" nicht mehr da.
Zerstöre die Täuschungen, so wird die Be-
rührung mit Dingen keine falschen Begriffe
mehr erzeugen. Zerstöre die falschen Begriffe,
so schaffst du den Durst nach (individuellem
oder beschränktem Dasein) fort. Lösche diesen
Durst aus, so wirst du frei von allem krankhaften
Anhängen sein. Entferne dieses Anhängen, so
zerstörst du die Selbstsucht der Selbstheit.
Wenn die Selbstsucht der Selbstheit ver-
schwunden ist, so bist du erhaben über das
Geboren werden, über Alter, Krankheit und
Tod und du entrinnst allem Leiden."
Der Erleuchtete sah die vier hohen Wahr-
heiten, welche den Weg umgaben, der zum
Nirväna oder der Selbstaufopferung führt:
„Die erste hohe Wahrheit ist das Dasein
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des Leidens. Das Geborenwerden ist traurig,
das Aufwachsen voller Sorgen, Krankheit ist
traurig und traurig ist der Tod. Betrübend
Der Erleuchtete sah die vier hohen Wahrheiten, welche den Weg umgaben, der zum Nirvana oder der Selbstaufopferung führt: "Die erste hohe Wahrheit ist das Dasein des Leidens. Das Geborenwerden ist traurig, das Aufwachsen voller Sorgen, Krankheit ist traurig und traurig ist der Tod. Betrübend
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ist es, an dasjenige gebunden zu werden, was
man nicht mag. Noch betrübender ist die
Trennung von dem, was man liebt, und
ist es, an dasjenige gebunden zu werden, ,vas man nicht mag. Noch betrübender ist die Trennung von dem, was man liebt, und schmerzhaft ist die ~ehnsucht nach dem, was man nicht haben kann.
schmerzhaft ist die Sehnsucht nach dem, was
man nicht haben kann.
„Die zweite grosse Wahrheit ist die Ur-
sache des Leidens. Die Ursache des Leidens
ist die Lust. Die umgebende Welt wirkt auf
die Empfindung und erzeugt ein brennendes
Verlangen, welches nach schneller Befriedi-
gung schreit. Die Täuschung des Selbsts hat
ihren Ursprung und ihre Offenbarung in dem
Hängen an Dingen. Die Begierde zu leben,
um sich der Selbstheit zu erfreuen, verwickelt
"Die zweite grosse Wahrheit ist die U rsache des Leidens. Die Ursache des Leidens ist die Lust. Die umgebende Welt wirkt auf die Empfindung und erzeugt ein brennendes Verlangen, welches nach schneller Befriedigung schreit. Die Täuschung des Selbsts hat ihren Ursprung und ihre Offenbarung in dem Hängen an Dingen. Die Begierde zu leben, um sich der Selbstheit zu erfreuen, verwickelt uns in einem Netz von Leiden. Vergnügungen sind der Köder und das Ende ist Schmerz.
uns in einem Netz von Leiden. Vergnügun-
gen sind der Köder und das Ende ist Schmerz.
„Die dritte hohe Wahrheit ist das Auf-
hören des Leidens. Wer sich selbst über-
windet, wird frei von Lust. Er verlangt nichts
mehr und die Flamme der Begierde findet
keine Nahrung in ihm. So wird sie ausge-
löscht werden.
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„Die vierte grosse Wahrheit ist der acht-
fache Weg, der zum Aufhören des Leidens
"Die dritte hohe Wahrheit ist das Aufhören des Leidens. Wer sich selbst überwindet, wird frei von Lust. Er verlangt nichts mehr und die Flamme der Begierde findet keine Nahrung in ihm. So wird sie ausgelöscht werden. ,,Die vierte grosse Wahrheit ist der achtfache Weg, der zum Aufhören des Leidens
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führt. Die Erlösung ist für denjenigen da,
dessen Selbstheit vor der Wahrheit (Wirk-
lichkeit) verschwindet, dessen Wille auf das-
jenige gerichtet ist, was er thun soll, dessen
ganzer Wunsch die Erfüllung seiner Pflicht
ist. AVer weise ist, wird diesen Pfad betreten
und dem Leiden ein Ende machen*).
„Der achtfache Weg ist:
1. Das richtige Verständnis.
2. Der richtige Entschlus.
3. Richtige (wahre) Sprache.
4. Richtiges Thun.
5. Richtige Lebensweise.
6. Richtige Bemühung.
7. Richtiges Denken.
8. Der richtige Zustand eines ruhigen Ge-
führt. Die Erlösung ist für denjenigen da, dessen Selbstheit vor der Wahrheit (Wirklichkeit) verschwindet, dessen Wille auf dasjenige gerichtet ist, was er thun soll, dessen ganzer Wunsch die Erfüllung seiner Pflicht ist. Wer weise ist, wird diesen Pfad betreten und dem Leiden ein Ende machen *). \
müts.
„Dies ist das Dharma. Dies ist die Wahr-
"Der achtfache Weg ist: I. Das richtige Verständnis. 2. Der richtige Entschlus. 3. Richtige (wahre) Sprache. 4. Richtiges Thun. 5. Richtige Lebensweise. 6. Richtige Bemühung. 7. Richtiges Denken. 8. Der richtige Zustand eines ruhigen Gemüts.
heit. Dies ist die Religion."
Und der Erleuchtete sprach den folgenden
Vers:
*) Wenn der zur Selbsterkenntnis der Wahrheit und
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dadurch zum Alldasein gelangte Mensch wieder auf der
Erde oder einem anderen Planeten Gestalt annimmt und
geboren wird, so geschieht dies nicht zu seinem eigenen
Vorteile, sondern zum Besten der Menschheit.
"Dies ist das Dharma. Dies ist die Wahrheit. Dies ist die Religion." Und der Erleuchtete sprach den folgenden Vers: *) 'Venn der zur Selbsterkenntnis der Wahrheit und dadurch zum Alldasein gelangte Mensch wieder auf der Erde oder einem anderen Planeten Gestalt annimmt und geboren wird, so geschieht dies nicht zu seinem eigenen V orteile, sondern zum Besten der Menschheit.
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„Lange bin ich umhergewandert, lange!
Gebunden durch die Kette des Verlangens,
In vielen Geburten
"Lange bin ich umhergewandert, lange! Gebunden durch die Kette des V erlangens, In vielen Geburten . Suchte ich lange und vergebens, Woher die Unruhe im Menschen kommt; Woher seine Selbstsucht und seine Qual? Schwer zu tragen ist Samsära, Wenn Schmerz und Tod uns umringen. Gefunden! Jetzt ist sie gefunden, Die Ursache der Selbstheit. Nicht länger mehr sollst du ein Haus für mich bauen; Zerbrochen ist das Gerüste der Sünde, Der Schlussbalken der Sorge ist zertrümmert, Mein Gemüt ist in Nirväna eingegangen, Das Ende der Begierden ist endlich erreicht *).
Suchte ich lange und vergebens,
Woher die Unruhe im Menschen kommt;
Woher seine Selbstsucht und seine Qual?
Schwer zu tragen ist Samsära,
Wenn Schmerz und Tod uns umringen.
Gefunden! Jetzt ist sie gefunden,
Die Ursache der Selbstheit.
Nicht länger mehr sollst du ein Haus für mich bauen;
Zerbrochen ist das Gerüste der Sünde,
Der Schlussbalken der Sorge ist zertrümmert,
Mein Gemüt ist in Nirvana eingegangen,
Das Ende der Begierden ist endlich erreicht*)."
Da ist das Selbst, und da ist die Wahr-
heit. Wo das Selbst ist, da ist die Wahrheit
nicht. Wo die Wahrheit ist, da ist kein Selbst
vorhanden. Das Selbst ist der vergängliche
Irrtum der Samsära, seine individuelle Son-
derheit und der Egoismus, welcher Neid und
Hass gebiert. Das Selbst ist das Streben nach
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Lust und die Begierde nach dem Vergäng-
lichen. Die Wahrheit ist das richtige Ver-
Cl
ständnis der Dinge, es ist das Dauernde und
Unvergängliche, das Wirkliche in allem Da-
sein, die Seligkeit der Rechtschaffenheit**).
Da ist das Selbst, und da ist die Wahrheit. Wo das Selbst ist, da ist die Wahrheit nicht. Wo die ahrheit ist, da ist kein Selbst vorhanden. Das Selbst ist der vergängliche Irrtum der Samsara, seine individuelle Sonderheit und der Egoismus, ,velcher Neid und Hass gebiert. Das Selbst ist das Streben nach Lust und die Begierde nach dem Vergänglichen. Die 'Vahrheit ist das richtige Verständnis der Dinge, es ist das Dauernde und Unvergängliche, das Wirkliche in allem Dasein, die Seligkeit der Rechtschaffenheit **).
*) Vergl. Edwin Arnold: „Die Leuchte Asiens."
**) Vergl. Bhagavad Gita, X, und Tattwa Bodha.
"r
*) VergI. E d w i n Ar n 0 1d: "Die Leuchte Asiens." **) Vergl. Bhagavad Gita, X, und Tattwa Bodha.
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Das Vorhandensein des Selbsts ist eine
Täuschung und es giebt kein Unrecht in der
Welt, kein Laster, keine Sünde, die nicht der
Das Vorhandensein des Selbsts ist eIne Täuschung und es giebt kein Unrecht in der Welt, kein Laster, keine Sünde, die nicht der Bejahung der Selbstheit entspringt.
Bejahung der Selbstheit entspringt.
Die Erlangung der Wahrheit ist nur dann
möglich, wenn das Selbst als eine Täuschung
erkannt wird. Gerechtigkeit kann erst dann
ausgeübt werden, wenn wir uns von der Leiden-
schaft des Selbstwahnes befreit haben. Voll-
kommener Friede kann nur dort herrschen,
wo alle Eitelkeit verschwunden ist.
Selig ist derjenige, welcher das Dharma
Die Erlangung der Wahrheit ist nur dann möglich, wenn das Selbst als eine Täuschung erkannt wird. Gerechtigkeit kann erst dann ausgeübt werden, wenn wir uns von der Leidenschaft des Selbstwahnes befreit haben. Vollkommener Friede kann nur dort herrschen, wo alle Eitelkeit verschwunden ist.
begriffen hat. Selig ist derjenige, welcher
seinen Mitgeschöpfen kein Unrecht thut. Selig
ist derjenige, welcher die Sünde besiegt und
frei von Leidenschaft ist. Die höchste Selig-
keit hat derjenige erlangt, welcher alle Selbst-
sucht und Eitelkeit überwunden hat. Er ist
Buddha geworden, der Vollkommene, der
Selige, der Heilige Eine*).
*) Da die Bedingung der Buddhaschaft die völlige
Selbstlosigkeit ist, so kann es auch ebenso wenig ver-
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schiedene Buddhas geben, als es verschiedene „Christusse"
geben kann; wohl aber kann Buddha oder Christus (das
Licht) in verschiedenen Personen offenbar werden.
Selig ist derjenige, welcher das Dharma begriffen hat. Selig ist derjenige, welcher seinen Mitgeschöpfen kein Unrecht thut. Selig ist derjenige, welcher die Sünde besiegt und frei von Leidenschaft ist. Die höchste Seligkeit hat derjenige erlangt, welcher alle Selbstsucht und Eitelkeit überwunden hat. Er ist Buddha geworden, der Vollkommene, der Selige, der Heilige Eine *). *) Da die Bedingung der Buddhaschaft die völlige Selbstlosigkeit ist, so kann es auch ebenso wenig verschiedene Buddhas geben, als es verschiedene "Christusse" geben kann; wohl aber kann Buddha oder Christus (das Licht) in verschiedenen Personen offenbar werden.
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4 20
XIII.
Die ersten Bekehrungen.
Der Gesegnete verweilte in der Einsam-
keit siebenmal sieben Tage und genoss die
XIII.
Seligkeit der Erlösung.
Zu jener Zeit kamen zwei reisende Kauf-
Die ersten Bekehrungen.
leute, Tapussa und Bhallika auf dem nahen
Wege entlang, und als sie den grossen Shrä-
mana voll Majestät und Frieden sahen, nahten
Der Gesegnete verweilte in der Einsamkeit siebenmal sieben Tage und genoss die Seligkeit der Erlösung.
sie sich ihm ehrfurchtsvoll und boten ihm Reis-
kuchen und Honig an.
Dies war die erste Nahrung, welche der
Erleuchtete zu sich nahm, seit er die Buddha-
schaft erlangt hatte.
Und Buddha sprach zu ihnen und zeigte
ihnen den Weg zur Erlösung. Auf die beiden
Zu jener Zeit kamen zwei reisende Kaufleute, Tapussa und Bhallika auf dem nahen Wege entlang, und als sie den grossen Shramana voll Majestät und Frieden sahen, nahten sie sich ihm ehrfurchtsvoll und boten ihm Reiskuchen und Honig an.
Kaufleute machte die Heiligkeit des Besiegers
vonMära einen mächtigen Eindruck, sie beug-
ten sich vor ihm und sprachen: „Wir nehmen
unsere Zuflucht, Herr, in dem Gesegneten und
in dem Dharma."
Tapussa und Bhallika waren die ersten,
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welche Buddhas Laienschüler wurden.
Dies war die erste Nahrung, \velche der Erleuchtete zu sich nahm, seit er die Buddhaschaft erlangt hatte. Und Buddha sprach zu ihnen und zeigte ihnen den Weg zur Erlösung. Auf die heiden Kaufleute machte die Heiligkeit des Besiegers von Mara einen mächtigen Eindruck, sie beugten sich vor ihm und sprachen: "Wir nehmen unsere Zuflucht, Herr, in dem Gesegneten und In dem Dharma." Tapussa und Bhallika waren die ersten, ,,~e1che Buddhas Laienschüler \vurden.
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XIV.
Brahmas Bitte.
Als der Gesegnete die Buddhaschaft er-
langt hatte, sprach er wie folgt:
XIV.
„Voll Seligkeit ist das Freisein vom Hasse.
Segensvoll ist die Abwesenheit der Begierde
Brahmas Bitte.
und der Verlust alles Stolzes, der aus dem Ge-
danken „Ich bin" entspringt.
„Ich habe die tiefste Wahrheit erkannt,
Als der Gesegnete die Buddhaschaft erlangt hatte, sprach er wie folgt:
welche erhaben ist und den Frieden giebt,
aber schwer zu verstehen ist; denn die meisten
Menschen bewegen sich in der Sphäre der
weltlichen Interessen und finden ihr Glück in
weltlichen Wünschen.
"Voll Seligkeit ist das Freisein vom Hasse. Segensvoll ist die Abwesenheit der Begierde und der Verlust alles Stolzes, der aus dem Gedanken "Ich bin" entspringt.
„Der Weltmensch wird die Lehre nicht
verstehen; für ihn giebt es keine andere Selig-
keit, als die in der Selbstheit liegt, und der
Segen, der aus einem vollständigen Ergeben
in die Wahrheit entspringt, ist für ihn uner-
fasslich.
„Er wird dasjenige Entbehrung nennen,
was für den Erleuchteten die reinste Freude
ist. Er sieht Vernichtung dort, wo man Un-
"Ich habe die tiefste Wahrheit erkannt, 'welche erhaben ist und den Frieden giebt, aber schwer zu verstehen ist; denn die meisten Menschen bewegen sich in ~er Sphäre der 'weltlichen Interessen und finden ihr Glück in weltlichen Wünschen.
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sterblichkeit findet. Er betrachtet dasjenige
Lotasbltiten XXXIII. 28
"Der Weltmensch wird die Lehre nicht verstehen; für ihn giebt es keine andere Seligkeit, als die in der Selbstheit liegt, und der Segen, der aus einem vollständigen Ergeben in die vVahrheit entspringt, ist für ihn unerfasslich. "Er wird dasjenige Entbehrung nennen, was für den Erleuchteten die reinste Freude ist. Er sieht Vernichtung dort, wo man U nsterblichkeit findet. Er betrachtet dasjenige Lotll8blfiten XXXIII.
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28
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als Tod, was der Selbstüberwinder als ewiges
-
Leben erkennt.
4 22
„Die Wahrheit bleibt demjenigen verbor-
gen, der in den Ketten des Hasses und der
als Tod, was der Selbstüberwinder als ewiges Leben erkennt.
Begierde ist. Nirväna bleibt dem niedrig
denkenden Gemüte, das mit weltlichen Inter-
essen wie mit Wolken umgeben ist, un-
begreiflich und geheimnisvoll.
„Würde ich die Lehre verkünden und die
"Die Wahrheit bleibt demjenigen verborgen, der in den Ketten des Hasses und der Begierde ic;t. Nirvana bleibt dem niedrig denkenden Gemüte, das mit weltlichen Interessen WIe mit Wolken umgeben ist, unbegreiflich und geheimnisvoll.
Menschen sie nicht begreifen, so brächte es
mir nur Müdigkeit und Unannehmlichkeit."
Da stieg Brahmä Sahampati*) vom Him-
mel hernieder, bezeugte dem Gesegneten seine
Verehrung und sprach:
„Ach! Würde der Heilige, der Tathägata,
sich entschliessen, das Dharma nicht zu ver-
künden, so müsste die Welt zu Grunde gehen.
„Sei gnädig jenen, die kämpfen; habe Mit-
leid mit den Leidenden, Erbarmen mit den
Geschöpfen, die hoffnungslos in den Schlingen
der Sorge verstrickt sind.
"Würde ich die Lehre verkünden und die Menschen sie nicht begreifen, so brächte es mir nur Müdigkeit und Unannehmlichkeit."
„Es giebt Wesen, die beinahe rein von dem
Staube der Weltlichkeit sind. Wenn sie die
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*) Die Weltseele.
Da stieg Brahma Sahampati *) vom Himmel hernieder, bezeugte dem Gesegneten seine Verehrung und sprach: "Ach! ",Vürde der Heilige, der Tathagata, sich entschliessen, das Dharma nicht zu verkünden, so müsste die Welt zu Grunde gehen. "Sei gnädig jenen, die kämpfen; habe ~1:it· leid mit den Leidenden, Erbarmen mit den Geschöpfen, die hoffnungslos in den Schlingen der Sorge verstrickt sind. "Es giebt Wesen, die beinahe rein von dem Staube der Weltlichkeit sind. Wenn sie die *) Die Weltseele.
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Lehre nicht erhalten, so sind sie verloren;
aber wenn sie dieselbe hören, werden sie glau-
ben und erlöst werden."
Lehre nicht erhalten, so sind sie verloren; aber wenn sie dieselbe hören, werden sie glauben und erlöst werden."
Da sah der Gesegnete voll Barmherzigkeit
mit dem Auge eines Buddha auf alle fühlen-
den Kreaturen hernieder, und er sah unter
ihnen Seelen, welche nur wenig mit dem Staube
der Welt bedeckt, von gutem Willen geleitet
und leicht zu unterrichten waren. Er sah
einige, die sich den Gefahren der Lust und
Da sah der Gesegnete voll Barmherzigkeit mit dem Auge eines Buddha auf alle fühlenden Kreaturen hernieder, und er sah unter ihnen Seelen, welche nur wenig mit dem Staube der Welt bedeckt, von gutem Willen geleitet und leicht zu unterrichten waren. Er sah einige, die sich den Gefahren der Lust und Sünde bewusst waren.
Sünde bewusst waren.
Und der Gesegnete sprach: „Weit offen
sei das Thor der Unsterblichkeit allen, die
Ohren zum Hören haben. Mögen sie das
Dharma mit Glauben empfangen."
Da wusste Brahmä Sahampati, dass der
Gesegnete die Bitte bewilligt hatte und die
Lehre verkündigen werde.
(Fortsetzung folgt.)
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28*
Und der Gesegnete sprach: "Weit offen sei das Thor der Unsterblichkeit allen, die Ohren zum Hören haben. Mögen sie das Dharma mit Glauben empfangen." Da wusste Brahma Sahampati, dass der Gesegnete die Bitte bewilligt hatte und die Lehre· verkündigen werde. (Fortsetzung folgt.)
28*
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Tibetanische Lehren.
Frei nach Mitteilungen durch H. P. Blavatsky.
(Fortsetzung.)
HL
Die Lehren vom heiligen „Lha".
„Die Formen, anter welchen irgend ein Lebe-
wesen zur Wiederverkörperung gelangen kann,
sind von sechserlei Art. Die höchste Klasse
bilden die Lha, „Geister, erhabenste Wesen,
Götter"; sie stehen im Range zunächst den
Buddhas, und bewohnen die sechs himmlischen
Regionen. Zwei dieser Regionen gehören der
Erde an; die vier anderen jedoch, welche für
höhere Behausungen gehalten werden, liegen
im Lufträume, weit über der Erde."
Tibetanische Lehren.
„Infolge von zu frühzeitig eingetretenem
Tode wird ,Bardo' verlängert. Dies ist näm-
lich der Zwischenzustand zwischen dem Tode
Frei nach Mitteilungen durch H. P. Blavatsky.
und einer neuen Wieder-Verkörperung, welche
ja nicht unmittelbar aufeinanderfolgen; sondern
es liegt zwischen beiden ein Zwischenraum, der
(Fortsetzung.)
bei guten Menschen kürzer ist, wie bei bösen."
(Emil Schlagintweit. Buddhismus in Tibet.)
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Die hier folgenden Angaben sind aus
tibetanischen Briefen und Manuskripten zu-
111.
Die Lehren vom heiligen "Lha". "Die Formen, unter welchen irgend ein Lebe· wesen zur Wiederverkörperung gelangen kann, sind von sechserlei Art. Die höchste Klasse bilden die Lha, "Geister, erhabenste Wesen, Götter"; sie stehen im Range zunächst den Buddhas, und bewohnen die sechs himmlischen Regionen. Zwei dieser Regionen gehören der Erde an; die vier anderen jedoch, welche für höhere Behausungen gehalten werden, liegen im Luftraume, weit über der Erde." ,,Infolgc von zu frühzeitig eingetretenem Tode wird ,Bardo' verlängert. Dies ist nämlich der Zwischenzustand zwischen dem Tode und einer neuen Wieder· Verkörperung, welche ja nicht unmittelbar anfeinanderfolgen; sondern es liegt zwischen heiden ein Zwischenraum, der bei guten Menschen kürzer ist, wie bei bösen.1I (Emil Bchlagintweit. Buddhismus in Tibet.)
Die hier folgenden Angaben sind aus tibetanischen Briefen und Manuskripten zu-
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sammengestellt, oder vielmehr so wortgetreu
übersetzt, als es die mit dem Idiome ver-
knüpften Schwierigkeiten erlaubten, welche
sammengestellt, oder vielmehr so wortgetreu übersetzt, als es die mit dem Idiome verknüpften Schwierigkeiten erlaubten, welche mir als Antworten auf einzelne Fragen über die irrigen, im Abendlande verbreiteten V orstellungen vom Buddhismus des Nordens oder den Lamaismus zugesendet wurden. Die Mitteilungen stammen von einem Gelung des inneren Tempels, einem Anhänger der Bas-pa Dharma, der Geheimlehre..
mir als Antworten auf einzelne Fragen über
die irrigen, im Abendlande verbreiteten Vor-
stellungen vom Buddhismus des Nordens oder
den Lamaismus zugesendet wurden. Die Mit-
teilungen stammen von einem Gelung des
inneren Tempels, einem Anhänger der Bas-pa
Dharma, der Geheimlehre..
„Nachdem unsere in Gya-P-heling in brit-
tisch Indien lebenden Brüder die Aufmerk-
samkeit meines Meisters auf gewisse unrich-
tige und irreleitende, angeblich in Bod-Yul
und in Tibet verbreitete Behauptungen in
Bezug auf die gute Lehre (Geheimlehre)
unseres gebenedeiten Phag-pa Sang-gyas —
des allerheiligsten Buddha — gelenkt haben,
so erhielt ich von dem ehrwürdigen Ngag-pa
den Auftrag, denselben Antwort zu erteilen»
Ich werde diesem Befehle nachkommen, in-
soweit es unsere Regeln gestatten, mich über
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ein so heiliges Thema öffentlich auszusprechen.
Mehr vermag ich nicht zu thun, denn ehevor
"Nachdem unsere in Gya-P-heling in brittisch Indien lebenden Brüder die Aufmerksamkeit meines Meisters auf gewisse unrichtige und irreleitende, angeblich in Bod-Yul und in Tibet verbreitete Behauptungen in Bezug auf die gute Lehre (Geheimlehre) unseres gebenedeiten Phag-pa Sang-gyas des allerheiligsten Buddha - gelenkt haben, so erhielt ich von dem ehrwürdigen Ngag-pa den Auftrag, denselben Antwort zu ertei1e~ Ich werde diesem Befehle nachkommen, insoweit es unsere Regeln gestatten, mich übet: ein so heiliges Thema öffentlich auszusprechen. Mehr vermag ich nicht zu thun, denn ehevor nicht der Tag angebrochen ist, an welchem unser Pban-chhen-rin-po-chhe im Lande der
nicht der Tag angebrochen ist, an welchem
unser Pban-chhen-rin-po-chhe im Lande der
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P-helings (oder Fremden) wiedergeboren wird,
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und als der allgewaltige Chom-den-da, der
Überwältiger, erscheinen und mit seiner mäch-
P-helings (oder Fremden) wiedergeboren wird, und als der allgewaltige Chom-den-da, der Überwältiger, erscheinen und mit seiner mächtigen Hand alle Irrtümer und die Unwissenheit der Zeitalter zerstören wird, würde es doch jedenfalls nur von geringem Erfolge sein, wenn jemand den Versuch machen wollte, diese irrigen Ansichten auszu.rotten."
tigen Hand alle Irrtümer und die Unwissen-
heit der Zeitalter zerstören wird, würde es
doch jedenfalls nur von geringem Erfolge sein,
wenn jemand den Versuch machen wollte,
diese irrigen Ansichten auszurotten."
In Tibet existiert eine allgemein bekannte
Prophezeiung des Tsong-ka-pa, dahin lautend,
dass die wahre Lehre nur so lange in ihrer
ganzen Reinheit werde erhalten bleiben, als
Tibet vor dem Eindringen der westlichen
Nationen sich frei erhalte, deren rohe An-
schauungen über die Grundwahrheit die An-
hänger des guten Gesetzes sicher in Ver-
wirrung bringen und verblenden würden.
Wenn aber die westliche Welt in Bezug
auf Philosophie besser herangereift ist, dann
wird die Inkarnation von Pban-chhen-rin-po-
In Tibet existiert eine allgemein bekannte Prophezeiung des Tsong-ka-pa, dahin lautend, dass die wahre Lehre nur so lange in ihrer ganzen Reinheit werde erhalten bleiben, als Tibet vor dem Eindringen der westlichen Nationen sich frei erhalte, deren rohe Anschauungen über die Grundwahrheit die Anhänger des guten Gesetzes sicher in Verwirrung bringen und verblenden würden. Wenn aber die westliche Welt in Bezug auf Philosophie besser herangereift ist, dann wird die Inkarnation von Pban-chhen-rin-pochhe - dem grossen Juwel der Weisheit - eine der Tesh Laumas stattfinden, und die Strahlen der Wahrheit werden dann die ganze Welt erleuchten. Hier haben wir den wahren Schlüssel zu der Abgeschlossenheit Tibets.
chhe — dem grossen Juwel der Weisheit
— eine der Tesh Laumas stattfinden, und die
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Strahlen der Wahrheit werden dann die
ganze Welt erleuchten. Hier haben wir den
wahren Schlüssel zu der Abgeschlossenheit
Tibets.
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Unser Korrespondent fährt fort:
„Von den vielerlei irrtümlichen Ansichten,
welche in Bezug auf unseren Meister ver-
Unser Korrespondent fährt fort:
breitet werden, erlaubte er mir, die folgenden
zwei zu berichtigen: erstens den unter den
"Von den vielerlei irrtümlichen Ansichten, welche in Bezug auf unseren Meister verbreitet werden, erlaubte er mir, die folgenden zwei zu berichtigen: erstens den unter den Ro-lang-pa -Spiritualisten allgemein verbreiteten Irrtum, dass die Anhänger der guten Lehre mit Ro-lang-Geistern, oder mit Erscheinungen verstorbener Menschen Verkehr pflegen und ihnen Verehrung zollen; und zweitens, dass die Bhante-Brüder, oder ,Lha', wie sie im Volksmunde heissen, entweder ihres Körpers entledigte Geister oder Götter seien.
Ro-lang-pa-Spiritualisten allgemein verbrei-
teten Irrtum, dass die Anhänger der guten
Lehre mit Ro-lang-Geistern, oder mit Er-
scheinungen verstorbener Menschen Verkehr
pflegen und ihnen Verehrung zollen; und
zweitens, dass die Bhante-Brüder, oder ,Lha',
wie sie im Volksmunde heissen, entweder ihres
Körpers entledigte Geister oder Götter seien.
„Der erstere Irrtum findet sich in ,Buddha
and Early Buddhism', denn dieses Buch hat
die unrichtige Ansicht verbreitet, dass der
Spiritualismus im Buddhismus wurzele. Der
zweite steht in dem Werke: ,Kurzgefasster
Auszug aus dem grossen Chaos der Tibeta-
nischen Gesetze' von dem Kapuzinermönche
Della Penna und in den Erzählungen seiner
Genossen, deren einfältige Verleumdungen
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der Religion und der Gesetze Tibets im
vorigen Jahrhunderte verfasst und vor kurzer
Zeit in Mr. Markhams „Tibet" neu veröffent-
licht worden sind.
"Der erstere Irrtum findet sich in ,Buddha and Early Buddhism', denn dieses Buch hat die unrichtige Ansicht verbreitet, dass der Spiritualismus im Buddhismus wurzele. Der zweite steht in dem Werke: ,Kurzgefasster Auszug aus dem grossen Chaos der Tibetanischen Ges~tze' von dem Kapuzinermönche Della Penna und in den Erzählungen seiner Genossen, deren einfältige Verleumdungen der Religion und der Gesetze Tibets im vorigen Jahrhunderte verfasst und vor kurzer Zeit in Mr. I\-Iarkhams "Tibet" neu veröffentlicht worden sind.
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„Ich will mich zuerst gegen den ersteren
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Irrtum wenden," schreibt unser Korrespondent.
•
„Weder die Buddhisten des Nordens noch des
"Ich will mich zuerst gegen den ersteren Irrtum wenden," schreibt unser Korrespondent. "Weder die Buddhisten des Nordens noch des Südens, 'weder die in Ceylon, noch die in China, Japan oder Tibet bekennen sich zu der im Abendlande herrschenden Ansicht über die Fähigkeiten und Eigenschaften der "nackten Seelen" (Erdgebundenen)." Wir verwerfen nämlich ausnahmslos und unbedingt jeden sinnlosen Verkehr mit den Ro-Iang. Denn was sind doch jene Wesen, welche zurückkehren? und was für Geschöpfe sind die, welche nach Belieben entweder objektiv oder durch physische 1fanifestationen mit uns verkehren können? Sie sind unlautere, mit schweren Sünden behaftete Seelen, ,a-tasa-cas'; Selbstmörder, und solche 1vlenschen, welche durch einen Unfall zu früh aus dem Leben scheiden mussten, und noch so lange in der Erden-Atmosphäre zu verweilen gezwungen sind, bis die durch ihre natürliche Beschaffenheit begründete Lebenszeit vollständig abgelaufen ist.
Südens, weder die in Ceylon, noch die in
China, Japan oder Tibet bekennen sich zu
der im Abendlande herrschenden Ansicht
über die Fähigkeiten und Eigenschaften der
„nackten Seelen" (Erdgebundenen)." Wir ver-
werfen nämlich ausnahmslos und unbedingt
jeden sinnlosen Verkehr mit den Ro-lang.
Denn was sind doch jene Wesen, welche
zurückkehren? und was für Geschöpfe sind
die, welche nach Belieben entweder objektiv
oder durch physische Manifestationen mit uns
verkehren können? Sie sind unlautere, mit
schweren Sünden behaftete Seelen, ,a-tasa-cas';
Selbstmörder, und solche Menschen, welche
durch einen Unfall zu früh aus dem Leben
scheiden mussten, und noch so lange in der
Erden-Atmosphäre zu verweilen gezwungen
sind, bis die durch ihre natürliche Beschaffen-
heit begründete Lebenszeit vollständig abge-
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laufen ist.
„Kein vernünftiger Mensch, weder ein
Lama noch ein Chhippa — oder Nicht-Buddhist
— wird die Ausübung von Totenbeschwörung
~
.
"Kein vernünftiger Mensch, weder eIn Lama noch ein Chhippa - oder Nicht-Buddhist - wird die Ausübung von Totenbeschwörung
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verteidigen, welche infolge eines natürlichen
Instinktes durch alle grösseren Dharmas —
Religionen oder Gesetze — verboten sind;
verteidigen, welche infolge eines natürlichen Instinktes durch alle grösseren Dharmas Religionen oder Gesetze - verboten sind; und der Verkehr mit und die Ausnützung der Kräfte der erdgebundenen Seelen ist eben nichts anderes als Totenbeschwörung.
und der Verkehr mit und die Ausnützung
der Kräfte der erdgebundenen Seelen ist eben
nichts anderes als Totenbeschwörung.
„Nun haben die zu der zweiten und dritten
Klasse gehörigen Wesen — Selbstmörder und
Opfer von Unglücksfällen — ihre naturgemässe
Lebenszeit nicht vollendet, und sind infolge-
dessen, zwar nicht notwendigerweise bösarti-
ger Natur, aber erdgebunden. Die vorzeitig
aus ihrer Wohnung vertriebene Seele befin-
det sich in einem unnatürlichen Zustande;
der ursprüngliche Impuls, durch welchen das
"Nun haben die zu der zweiten und dritten Klasse gehörigen Wesen - Selbstmörder und Opfer von Unglücksfällen - ihre naturgemässe Lebenszeit nicht vollendet, und sind infolgedessen, zwar nicht notwendigerweise bösartiger Natur. aber erdgebunden. Die vorzeitig aus ihrer Wohnung vertriebene Seele befindet sich in einem unnatürlichen Zustande; der ursprüngliche Impuls, durch welchen das Wesen sich entwickelt hatte und ins irdische Leben eingetreten war, hat sich nicht ausgelebt - der notwendige Kreislauf ist nicht ganz vollendet worden, muss aber gleichwohl noch ganz durchgemacht werden.
Wesen sich entwickelt hatte und ins irdische
Leben eingetreten war, hat sich nicht aus-
gelebt — der notwendige Kreislauf ist nicht
ganz vollendet worden, muss aber gleichwohl
noch ganz durchgemacht werden.
„Diese unglücklichen Wesen, diese frei-
willigen oder unfreiwilligen Opfer, sind nun
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zwar erdgebunden, hängen aber sozusagen
in der magnetischen Attraktion der Erde.
Sie fühlen sich nicht, wie die erste Klasse,
durch einen unbezwinglichen Durst nach
"Diese unglücklichen Wesen, diese freiwilligen oder unfreiwilligen Opfer, sind nun zwar erdgebunden, hängen aber sozusagen in der magnetischen Attraktion der Erde. Sie fühlen sich nicht, wie die erste Klasse, durch einen unbezwinglichen Durst nach
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Nahrung für ihre Lebenskraft zu den Leben-
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digen hingezogen. Da sie sich gewöhnlich
in einem Zustande von Blindheit und Be-
Nahrung für ihre Lebenskraft zu den Lebendigen hingezogen. Da sie sich gewöhnlich in einem Zustande von Blindheit und Betäubung befinden, so haben sie meist nur den blinden Drang I so bald als möglich wieder in den Wirbel der Wiederverkörperung hineingezogen zu werden. Wir bezeichnen ihren Zustand als eine falsche Bar-do - d. i. der Zustand zwischen zwei Inkarnationen. Je nach dem Karma des einzelnen - welches ja durch sein Alter und seine \Terdienste in der letzten Lebenszeit bedingt ist - wird diese Periode von längerer oder kürzerer Dauer sein.
täubung befinden, so haben sie meist nur den
blinden Drang, so bald als möglich wieder
in den Wirbel der Wiederverkörperung hin-
eingezogen zu werden. Wir bezeichnen ihren
Zustand als eine falsche Bar-do — d. i. der
Zustand zwischen zwei Inkarnationen. Je nach
dem Karma des einzelnen — welches ja durch
sein Alter und seine Verdienste in der letz-
ten Lebenszeit bedingt ist — wird diese Pe-
riode von längerer oder kürzerer Dauer sein.
„Nur eine ganz überwältigend mächtige
Anziehungskraft, wie z. B. eine heilige Liebe
zu einem in grosser Gefahr schwebenden
Hinterbliebenen, vermag sie aus freiem An-
triebe zu den noch Lebenden zurückzuziehen;
aber die magnetische Kraft eines Ba-po oder
Totenbeschwörers — ich gebrauche dies Wort
absichtlich, denn der nekromantische Zauber
ist Dzu-tul, oder, wie ihr sagt, eine magne-
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tische Anziehung — kann sie zur Erscheinung
in unserem Kreise zwingen. Eine solche Be-
schwörung wird aber von allen Anhängern
der guten Lehre für durchaus verwerflich er-
"Nur eine ganz überwältigend mächtige Anziehungskraft, wie z. B. eine heilige Liebe zu einem in grosser Gefahr schwebenden Hinterblißbenen, vermag sie aus freiem Antriebe zu den noch Lebenden zurückzuziehen; aber die magnetische Kraft eines Ba-po oder Totenbeschwörers - ich gebrauche dies Wort absichtlich, denn der nekromantische Zauber ist Dzu-tul, oder, wie ihr sagt, eine magnetische Anziehung - kann sie zur Erscheinung in unserem Kreise zwingen. Eine solche Beschwörung ,vird aber von allen Anhängern der guten Lehre für durchaus verwerflich er-
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klart; denn eine auf diese Art beschworene
Seele leidet ganz entsetzlich, trotzdem sie
nicht selbst erscheint, sondern nur ihr Bildnis,
klärt; denn eine auf diese Art beschworene Seele leidet ganz entsetzlich, trotzdem sie nicht selbst erscheint, sondern nur ihr Bildnis, welches aus ihr selbst herausgezogen oder herausgezerrt wurde. Infolge der vorzeitigen, gewaltsamen Lostrennung von ihrem Körper ist jang-khog, die tierische Seele, noch schwer beladen mit materiellen Teilen, - es hat ja keine natürliche Auflösung und Trennung der gröberen von den feineren Molekülen stattgefunden - und der Totenbeschwörer bewirkt, indem er diese Trennung künstlich erzwingt, dass sie ähnliche Leiden erduldet, als wenn uns, um mich so auszudrücken, bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen würde.
welches aus ihr selbst herausgezogen oder
herausgezerrt wurde. Infolge der vorzeiti-
gen, gewaltsamen Lostrennung von ihrem
Körper ist jang-khog, die tierische Seele,
noch schwer beladen mit materiellen Teilen,
— es hat ja keine natürliche Auflösung und
Trennung der gröberen von den feineren
Molekülen stattgefunden — und der Toten-
beschwörer bewirkt, indem er diese Trennung
künstlich erzwingt, dass sie ähnliche Lei-
den erduldet, als wenn uns, um mich so aus-
zudrücken, bei lebendigem Leibe die Haut
abgezogen würde.
„Ist daher die Beschwörung der Seelen
der ersten Klasse — die in schweren Sünden
befangenen Seelen — für die Lebenden sehr
gefährlich, so ist es eine ganz unbeschreibliche
Grausamkeit gegen die Verstorbenen, wenn
man die Seelen der zweiten und dritten Klasse
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zur Erscheinung zwingt.
„Ist jemand eines natürlichen Todes ge-
storben, so liegen die Verhältnisse ganz an-
ders. In diesem Falle befindet sich die Seele
"Ist daher die Beschwörung der Seelen der ersten Klasse - die in schweren Sünden befangenen Seelen - für die Lebenden sehr gefährlich, so ist es eine ganz unbeschreibliche Grausamkeit gegen die Verstorbenen, wenn man die Seelen der zweiten und dritten Klasse zur Erscheinung zwingt. "Ist jemand eines natürlichen Todes gestorben, so liegen die Verhältnisse ganz anders. In diesem Falle befindet sich die Seele
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fast ganz, und bei grosser Reinheit sogar
völlig ausserhalb des Nekromanten zugäng-
lichen Bereiches, und somit auch ausser dem
fast ganz, und bei grosser Reinheit sogar völlig ausserhalb des Nekromanten zugänglichen Bereiches, und somit auch ausser dem Bereiche eines Kreises von Beschwörern oder Spiritualisten, welche sich selbst gar nicht bewusst sind, dass sie sich wirklich mit nekromantischen Sang.nyag oder magnetischen Beschwörungen befassen. Je nach dem im letzten Leben erworbenen Karma wird die Zeit der Dunkelheit - die meistenteils in einem Zustande der Erstarrung und U nempfindlichkeit verläuft - sich von wenigen Minuten zu einer Durchschnittsdauer von einigen Wochen oder auch Monaten erstrecken. Während. dieser Zeit bereitet sich jang-khog die Tierseele - in feierlicher Ruhe vor, um entweder - wenn sie ihre siebente Evolution als Mensch erreicht hat - in eine höhere Sphäre überzugehen, oder für die Wiederverkörperung in einer höheren Form, wofern sie die letzte Stunde noch nicht beendet hat.
Bereiche eines Kreises von Beschwörern oder
Spiritualisten, welche sich selbst gar nicht
bewusst sind, dass sie sich wirklich mit nekro-
mantischen Sang-nyag oder magnetischen Be-
schwörungen befassen. Je nach dem im letz-
ten Leben erworbenen Karma wird die Zeit
der Dunkelheit — die meistenteils in einem
Zustande der Erstarrung und Unempfindlich-
keit verläuft — sich von wenigen Minuten
zu einer Durchschnittsdauer von einigen Wo-
chen oder auch Monaten erstrecken. Wäh-
rend dieser Zeit bereitet sich jang-khog —
die Tierseele — in feierlicher Ruhe vor, um
entweder — wenn sie ihre siebente Evolution
als Mensch erreicht hat — in eine höhere
Sphäre überzugehen, oder für die Wieder-
verkörperung in einer höheren Form, wofern
sie die letzte Stunde noch nicht beendet hat.
„Auf keinen Fall ist sie zu dieser Zeit
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gewillt noch auch fähig, den noch Lebenden
irgendwelche Gedanken mitzuteilen. Aber
wenn nach Ablauf dieser Dunkelheits-Periode
das neue Ich mit vollem Bewusstsein die
".i\.uf keinen Fall ist sie zu dieser Zeit gewillt noch auch fähig, den noch Lebenden irgendwelche Gedanken mitzuteilen. Aber wenn nach Ablauf dieser Dunkelheits-Periode das neue Ich mit vollem Bewusstsein die
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glückseligen Gefilde von Devachan betritt,
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wenn aller irdische Schmutz von ihm abge-
fallen ist, und sein geistiges Auge klar und
glückseligen Gefilde von Devachan betritt, wenn aller irdische Schmutz von ihm abgefallen ist, und sein geistiges Auge klar und ungetrübt alle Vorgänge und Verhältnisse seines verflossenen Lebens überblickt, dann vermag dasselbe - wie ja auch manchmal geschieht -, wenn es alle diejenigen erblickt, welche es auf Erden einstens geliebt und von welchen es wieder geliebt worden war, lediglich durch die Anziehungskraft der Liebe, die Geister der Lebenden zu sich emporzuziehen, um mit ihnen zu verkehren, so dass diese, wenn sie wieder in ihren normalen Zustand zurückkehren, sich einbilden, derselbe sei zu ihnen herabgestiegen.
ungetrübt alle Vorgänge und Verhältnisse
seines verflossenen Lebens überblickt, dann
vermag dasselbe — wie ja auch manchmal
geschieht —, wenn es alle diejenigen erblickt,
welche es auf Erden einstens geliebt und von
welchen es wieder geliebt worden war, ledig-
lich durch die Anziehungskraft der Liebe, die
Geister der Lebenden zu sich emporzuziehen,
um mit ihnen zu verkehren, so dass diese,
wenn sie wieder in ihren normalen Zustand
zurückkehren, sich einbilden, derselbe sei zu
ihnen herabgestiegen.
„Es besteht demnach zwischen unseren
Ansichten und jenen der abendländischen
Ro-lang-pa oder Spiritualisten ein ganz
wesentlicher Unterschied hinsichtlich dessen,
was sie in ihren Versammlungen oder bei
ihren unbewussten Totenbeschwörungen zu
sehen und womit sie in Verkehr zu treten
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wähnen. Wir sagen, dies sind nur die physi-
schen Überreste und seelenlosen Überbleibsel
der letzten Persönlichkeit, das was abgestossen,
weggeworfen und zurückgelassen wurde,
"Es besteht demnach zwischen unseren Ansichten und jenen der abendländischen Ro-lang-pa oder Spiritualisten ein ganz wesentlicher Unterschied hinsichtlich dessen, was sie in ihren Versammlungen oder bei ihren unbewussten Totenbeschwörungen zu sehen und womit sie in Verkehr zu treten wähnen. Wir sagen, dies sind nur die physischen Überreste und seelenlosen Überbleibsel der letzten Persönlichkeit, das was abgestossen, weggeworfen und zurückgelassen wurde, I
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nachdem die feineren Teile ins grosse Jenseits
-
hinübergegangen sind.
„Diese Überreste bewahren noch ein Bruch-
nachdem die feineren Teile ins grosse Jenseits hinübergegangen sind.
teil von Verstand und Erinnerungsvermögen,
und da sie ja unzweifelhaft einst einen Teil
der Wesenheit bildeten, so besitzen sie auch
noch einen geringen Teil der Interessen der-
selben; aber sie sind nicht das wirkliche
"Diese Überreste bewahren noch ein Bruchteil von Verstand und Erinnerungsvermögen, und da sie ja unzweifelhaft einst einen Teil der Wesenheit bildeten, so besitzen sie auch noch einen geringen Teil der Interessen derseIben; aber sie sind nicht das wirkliche Wesen. Sie bestehen zwar aus einer verfeinerten Materie, sind aber gleichwohl stofflicher Natur, und deswegen müssen sie früher oder später in Abgründe versinken, wo sie die notwendigen Bedingungen für ihre Auflösung in Atome finden.
Wesen. Sie bestehen zwar aus einer ver-
feinerten Materie, sind aber gleichwohl stoff-
licher Natur, und deswegen müssen sie früher
oder später in Abgründe versinken, wo sie
die notwendigen Bedingungen für ihre Auf-
lösung in Atome finden.
„Von dem toten Körper lösen sich alle
übrigen Grundteile los. Schon nach wenigen
Stunden ist das zweite Prinzip — die Lebens-
kraft — vollkommen erloschen, und sowohl
von der irdischen wie von der ätherischen
Hülle befreit. Der dritte Grundteil — der
lebensfähige Doppelgänger — löst sich erst
ganz auf, wenn die letzten Teile des Körpers
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vermodern. Nun bleibt nur mehr das vierte,
fünfte, sechste und siebente Prinzip übrig:
der Begierden-Körper, die Menschen-Seele,
die Geist-Seele und der reine Geist, welcher
"Von dem toten Körper lösen sich alle übrigen Grundteile los. Schon nach wenigen Stunden ist das zweite Prinzip - die Lebenskraft - vollkommen erloschen, und sowohl von der irdischen wie von der ätherischen Hülle befreit. Der dritte Grundteil - der lebensfähige Doppelgänger - löst sich erst ganz auf, wenn die letzten Teile des Körpers vermodern. Nun bleibt nur mehr das vierte, fünfte, sechste und siebente Prinzip übrig: der Begierden-Körper, die Menschen-Seele, die Geist-Seele und der reine Geist, welcher
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ein Lichtstrahl des Ewigen ist. Die letzten
beiden, gleichviel ob getrennt von dem per-
sönlichen Ich, oder ob in Vereinigung mit
ein Lichtstrahl des Ewigen ist. Die letzten beiden , gleichviel ob getrennt von dem persönlichen Ich, oder ~b in Vereinigung mit demselben, bilden die ewig fortdauernde Individualität und können nicht zu Grunde gehen. Der Rest - nämlich das astrale Ich und was in ihm noch . von Willen vorhanden ist - geht in einen Zustand der Schwangerschaft über, noch ehe der physische Körper ganz zerfallen ist.
demselben, bilden die ewig fortdauernde In-
dividualität und können nicht zu Grunde
gehen. Der Rest — nämlich das astrale Ich
und was in ihm noch von Willen vorhanden
ist — geht in einen Zustand der Schwanger-
schaft über, noch ehe der physische Körper
ganz zerfallen ist.
„Zur Ausführung irgend einer bewussten
Handlung während dieses Zustandes muss
der Verstorbene daher die Fähigkeiten eines
Adepten besitzen, oder von einer intensiven,
unsterblichen und heiligen Liebe zu einer
auf Erden zurückgebliebenen Persönlichkeit
durchdrungen sein; weil sonst das astrale Ich
entweder ein bhüta — oder ro-lang im Tibe-
tanischen — wird, oder auf seiner Wande-
rung zu höheren Sphären weiterschreitet.
„Im ersteren Falle kann der Lha oder
„Menschen-Geist" ganz nach seinem Belieben
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auf unbestimmte Zeit unter den Lebenden
"Zur Ausführung irgend einer bewussten Handlung während dieses Zustandes muss der Verstorbene daher die Fähigkeiten eines Adepten besitzen, oder von einer intensiven, unsterblichen und heiligen Liebe zu einer auf Erden zurückgebliebenen Persönlichkeit durchdrungen sein; weil sonst das astrale Ich entweder ein bhfita - oder ra-lang im Tibetanischen - wird, oder auf seiner Wanderung zu höheren Sphären weiterschreitet.
verweilen, im letzteren Falle aber wird der
sogenannte „Geist" sein endliches Hinüber-
gehen nur für eine kurze Zeit verzögern und
"Im ersteren Falle kann der Lha oder .,~fenschen-Geist" ganz nach seinem Belieben auf unbestimmte Zeit unter den Lebenden verweilen, im letzteren Falle aber wird der sogenannte "Geist" sein endliches Hinübergehen nur für eine kurze Zeit verzögern und
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aufschieben können; je nachdem sein Begier-
den-Leib infolge der Intensität der die Seele
beherrschenden Liebessehnsucht und deren
aufschieben können; je nachdem sein Begierden-Leib infolge der Intensität der die Seele beherrschenden Liebessehnsucht und deren Unlust, sich von den Geliebten zu trennen, kürzer oder länger fortbesteht.
Unlust, sich von den Geliebten zu trennen,
kürzer oder länger fortbesteht.
„Sowie dieser Wille einmal nachlässt und
erlahmt, wird er sich auflösen, und das geis-
tige Ich verliert für eine Zeitlang seine
Persönlichkeit und alle Erinnerung an die-
selbe, und schwingt sich in höhere Regionen
empor. So lautet unsere Lehre. Niemand
kann als Schutzgeist der Sterblichen auftreten,
als die Auserwählten, die Vollkommenen, die
"Sowie dieser Wille einmal nachlässt und erlahmt, wird er sich auflösen, und das geistige Ich verliert für eine Zeitlang seine Persönlichkeit und alle Erinnerung an dieselbe, und schwingt sich in höhere Regionen empor. So lautet unsere Lehre. Niemand kann als Schutzgeist der Sterblichen auftreten, als die Auserwählten, die Vollkommenen, die Byang-tsiub oder die Bodhisattwas allein sie, welche das" grosse Geheimnis des Lebens und des Todes durchschaut haben - denn sie allein sind fähig, ihr Verweilen auf Erden nach dem Tode beliebig zu verlängern. In die gewöhnliche Volkssprache übersetzt ist dieses Beschützen ("überschatten") nichts anderes, als zum Besten der Menschheit immer und immer wieder geboren zu werden!"
Byang-tsiub oder die Bodhisattwas allein —
sie, welche das grosse Geheimnis des Lebens
und des Todes durchschaut haben — denn
sie allein sind fähig, ihr Verweilen auf Erden
nach dem Tode beliebig zu verlängern. In
die gewöhnliche Volkssprache übersetzt ist
dieses Beschützen („überschatten") nichts an-
deres, als zum Besten der Menschheit immer
und immer wieder geboren zu werden!"
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Wenn die Spiritualisten nicht jeder Geister-
Erscheinung, die sich unter irgend einem
Namen wie „Peter oder John" einführt, die
Kraft beimessen würden, lebenden Personen
Wenn die Spiritualisten nicht jeder GeisterErscheinung, die sich unter irgend einem 1\amen wie "Peter oder John" einführt, die Kraft beimessen würden, lebenden Personen
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als „Führer und Schutzgeist" zu dienen, son-
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dern die Macht, einzelne auserwählte Männer
oder Frauen als Werkzeuge der Inspiration
als "Führer und Schutzgeist" zu di~nen, sondern die Macht, einzelne auserwählte Männer oder Frauen als Werkzeuge der Inspiration zu benutzen, lediglich auf solche Bodhisattwas oder heilige Initiierte - gleichviel ob sie im irdischen Leben Buddhisten oder Christen, Brahmanen oder Muselmänner waren - beschränken würden, in einzelnen Ausnahmsfällen auch noch auf wirklich hervorragend heilige Charaktere, welche nach ihrem Hinscheiden noch einen bestimmten Zweck zu erfüllen, .eine wirklich segenbringende Aufgabe noch zu lösen haben, dann würden sie der Wahrheit näher sein, wie auf ihrem gegenwärtigen Standpunkte.
zu benutzen, lediglich auf solche Bodhisattwas
oder heilige Initiierte — gleichviel ob sie im
irdischen Leben Buddhisten oder Christen,
Brahmanen oder Muselmänner waren — be-
schränken würden, in einzelnen Ausnahms-
fällen auch noch auf wirklich hervorragend
heilige Charaktere, welche nach ihrem Hin-
scheiden noch einen bestimmten Zweck zu
erfüllen, eine wirklich segenbringende Auf-
gabe noch zu lösen haben, dann würden sie
der Wahrheit näher sein, wie auf ihrem
■ gegenwärtigen Standpunkte.
Es ist geradezu ein Sakrilegium, und ein
betrübender Anblick für jeden, der nur das
geringste intuitive Gefühl für die Ehrfurcht
gebietende Heiligkeit des Geheimnisses des
physischen Hinscheidens hat — ganz abge-
sehen von den Lehren der Adepten —, wenn
die Spiritualisten nach ihrer jetzigen Methode
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jedem „Elementarwesen" und jedem „Ele-
mentar', welches mit fremden Federn ge-
schmückt zu keinem höheren und besseren
Zwecke erscheint, als um zu sagen: „Wie
Lotusbliiten XXXIII. 29
Es ist geradezu ein Sakrilegium, und ein betrübender Anblick für jeden, der nur das geringste intuitive Gefühl für die Ehrfurcht gebietende Heiligkeit des Geheimnisses des physischen Hinscheidens hat - ganz abgesehen von den Lehren der Adepten -, wenn die Spiritualisten nach ihrer jetzigen Methode jedem "Elementarwesen " und jedem "Elemental", .welches mit fremden Federn geschmückt zu keinem höheren und besseren Zwecke erscheint, als um zu sagen: "Wie LotuBbllten XXXIII.
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geht es Ihnen, Herr So und So?", oder um
Thee zu trinken und Kuchen zu essen, dieses
heilige Vorrecht zusprechen.
geht es Ihnen, Herr So und So?", oder um Thee zu trinken und Kuchen zu essen, dieses heilige Vorrecht zusprechen.
Weiter schreibt Della Penna: „Diese chang-
chüb — die Schüler des obersten der Heili-
gen — sind selbst noch nicht zur Heiligkeit
gelangt, aber sie besitzen fünf Tugenden im
höchsten Grade — Liebe, sowohl im Zeit-
lichen als im Geistigen; vollkommene Be-
folgung des Gesetzes; ausserordentliche Ge-
Weiter schreibt Della Penna: "Diese changchüb - die Schüler des obersten der Heiligen - sind selbst noch nicht zur Heiligkeit gelangt, aber sie besitzen fünf Tugenden im höchsten Grade - Liebe, sowohl im Zeitlichen als im Geistigen; vollkommene Befolgung des Gesetzes; ausserordentliche Geduld; unübertrefflichen Eifer im Streben nach Vervollkommnung und erhabenste Verzückung." •
duld; unübertrefflichen Eifer im Streben
nach Vervollkommnung und erhabenste Ver-
zückung." *
Ich möchte nur wissen, wie sie all' diese
Eigenschaften besitzen können, insbesondere
die letztgenannte — Trance-Zustand —, wenn
sie physisch bereits tot sein sollen!
„Diese chang-chüb haben ihren Lebenslauf
vollendet und sind von weiteren Verwand-
lungen (transmigrations) befreit; sie gehen
nur von dem Körper eines Lama in den eines
anderen über; aber der Lama (worunter der
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Dalai-Lama zu verstehen ist) ist stets und immer
mit der Seele des nämlichen chang-chüb be-
gabt, selbst wenn er zum Wohle der Men-
Ich möchte nur wissen, WIe SIe all' diese Eigenschaften besitzen können, insbesondere die letztgenannte - Trance-Zustand -, wenn sie physisch bereits tot sein sollen! "Diese chang-chüb haben ihren Lebenslauf vollendet und sind von weiteren Verwandlungen (transmigrations) befreit; sie gehen nur von dem Körper eines Lama in den eines anderen über; aber der Lama (worunter der Dalai-Lama zu verstehen ist) ist stets und immer mit der Seele des nämlichen chang-chüb begabt, selbst wenn er zum Wohle der Men-
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schen und um sie im Gesetze zu unterrichten
— was ja der Zweck ist, weshalb sie noch
nicht Heilige werden wollen — in anderen
sehen und um sie im Gesetze zu unterrichten - was ja der Zweck ist, weshalb sie noch nicht Heilige werden ,vollen - in anderen Körpern wohnt, da diese ja sonst keine Möglichkeit hätten, lehrend aufzutreten. Aus Mitleid und Erbarmen wollen sie chang-chüb verbleiben, um die Lebenden im Gesetze zu unterweisen, um es ihnen dadurch zu ermöglichen, den mühevollen Weg ihrer Transmigrationen rasch zu vollenden. Ja noch mehr, diese chang-chüb können, wenn sie wollen, sich sowohl in diese wie auch auf andere Welten versetzen, und zu gleicher Zeit zu demselben Zwecke auch an anderen Orten weilen.
Körpern wohnt, da diese ja sonst keine Mög-
lichkeit hätten, lehrend aufzutreten. Aus Mit-
leid und Erbarmen wollen sie chang-chüb
verbleiben, um die Lebenden im Gesetze zu
unterweisen, um es ihnen dadurch zu ermög-
lichen, den mühevollen Weg ihrer Trans-
migrationen rasch zu vollenden. Ja noch mehr,
diese chang-chüb können, wenn sie wollen,
sich sowohl in diese wie auch auf andere
Welten versetzen, und zu gleicher Zeit zu
demselben Zwecke auch an anderen Orten
weilen.
„Diese ziemlich unklare Beschreibung giebt
ihrem inneren Sinne nach zwei Thatsachen
zu: erstens, dass die tibetanischen Buddhisten
— wir sprechen von den gebildeten Klassen —
nicht an die Wiederkehr der abgeschiede-
nen Geister glauben, denn wenn eine Seele
nicht während ihres Erdenlebens so geläutert
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wird, dass sie sich in den Zustand der Bodhi-
sattwaschaft — dem höchsten Grade der
Vollkommenheit nächst Buddha — erhebt,
so würden selbst Heilige im gewöhnlichen
29*
"Diese ziemlich unklare Beschreibung giebt ihrem inneren Sinne nach zwei Thatsachen zu: erstens, dass die tibetanischen Buddhisten - wir sprechen von den gebildeten Klassen nicht an die Wiederkehr der abgeschiedenen Geister glauben, denn wenn eine Seele nicht während ihres Erdenlebens so geläutert wird, dass sie sich in den Zustand der Büdhisattwaschaft dem höchsten Grade der V ollkommenheit nächst Buddha - erhebt, .so würden selbst Heilige im gewöhnlichen 21)*
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Sinne des Wortes nicht imstande sein,, nach
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ihrem Tode die Menschen zu belehren und
zu leiten; — zweitens, dass sie zwar that-
Sinne des Wortes nicht imstande sein,. nach ihrem Tode die Menschen zu belehren und zu leiten; - zweitens, dass sie zwar thatsächlich die Lehren von der Schöpfung, von Gott, von der Seele - (im christlichen und spiritualistischen Sinne) - und von einem zukünftigen Leben der Persönlichkeit des Verstorbenen verwerfen, aber gleichwohl glauben, dass der Mensch mit einer so mächtigen Willenskraft ausgerüstet sei, dass es nur von ihm abhängt, ein Bodhisattwa zu werden und die Macht zu erwerben, seine künftigen Existenzen in die Bahnen einer physischen oder einer nur halb-materiellen Gestalt zu lenken.
sächlich die Lehren von der Schöpfung, von
Gott, von der Seele — (im christlichen und
spiritualistischen Sinne) — und von einem zu-
künftigen Leben der Persönlichkeit des Ver-
storbenen verwerfen, aber gleichwohl glau-
ben, dass der Mensch mit einer so mächtigen
Willenskraft ausgerüstet sei, dass es nur von
ihm abhängt, ein Bodhisattwa zu werden und
die Macht zu erwerben, seine künftigen
Existenzen in die Bahnen einer physischen
oder einer nur halb-materiellen Gestalt zu
lenken.
„Die Anhänger des Lamaismus glauben
an die Unzerstörbarkeit der Materie, als eines
Elementes. Sie verwerfen die Unsterblich-
keit und sogar das weitere Fortleben des
persönlichen Ichs, weil ihre Lehre das
Fortleben des individuellen Ichs allein in
Aussicht stellt — d. i. des Gesamtergebnisses
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der Summe aller jener verschiedenen persön-
lichen Iche, welche während der langen
Reihenfolge verschiedener Existenzen durch
dieses eine Ich dargestellt waren. Das letz-
"Die Anhänger des Lamaismus glauben an die Unzerstörbarkeit ·der l\laterie, als eines Elementes. Sie verwerfen die U nsterblichkeit und sogar das weitere Fortleben des persönlichen Ichs, weil ihre Lehre das Fortleben des individuellen Ichs allein in Aussicht stellt - d. i. des Gesamtergebnisses der Summe aller jener verschiedenen persönlichen lche, welche während der langen Reihenfolge verschiedener Existenzen durch dieses eine Ich dargestellt waren. Das letz-
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tere kann auch ewige Fortdauer erlangen —
wobei zu bemerken, dass das Wort ewig bei
ihnen nur im Sinne der Zeitdauer eines gro-
tere kann auch ewige Fortdauer erlangen ,vobei zu bemerken, dass das Wort ewig bei ihnen nur im Sinne der Zeitdauer eines grossen Cyklus gebraucht wird -, ewig inbezug auf seine Gesamt-Individualität, was jedoch nur geschehen kann durch die Erreichung des Zustandes eines Dhyan-Chohans, eines "himmlischen Buddhas", oder, wie die christlichen Kabbalisten sich ausdrücken, eines Planeten-Geistes oder eines Elohim, welche Teile des "bewussten Ganzen" sind, gebildet durch die Verschmelzung der Intelligenzen in ihrer universellen Gesamtheit; wogegen Nirvana das "unbewusste Ganze" ist. Derjenige, welcher ein Tong-pa-nyi wird, welcher den Zustand absoluter Befreitheit von jeglicher Begierde und allem Streben nach persönlichem Leben und somit den höchsten Zustand eines Heiligen erreicht hat - lebt in einem Zustande des Nicht-Daseins, und kann den Sterblichen nicht mehr helfend entgegenkommen. Er ist in ,Nipang'; denn er hat das Ende von ,Thar-Iam', des Pfades der Erlösung oder Befreiung von ferneren Wanderungen, erreicht. Er ist nicht mehr imstande, eine Tul-pa - d. i. eine freiwillige Inkarnation, sei es nur yorübergehend oder
ssen Cyklus gebraucht wird —, ewig inbezug
auf seine Gesamt-Individualität, was jedoch
nur geschehen kann durch die Erreichung
des Zustandes eines Dhyan-Chohans, eines
„himmlischen Buddhas", oder, wie die christ-
lichen Kabbalisten sich ausdrücken, eines
Planeten-Geistes oder eines Elohim, welche
Teile des „bewussten Ganzen" sind, gebildet
durch die Verschmelzung der Intelligenzen
in ihrer universellen Gesamtheit; wogegen
Nirväna das „unbewusste Ganze" ist. Der-
jenige, welcher ein Tong-pa-nyi wird, —
welcher den Zustand absoluter Befreitheit
von jeglicher Begierde und allem Streben
nach persönlichem Leben und somit den
höchsten Zustand eines Heiligen erreicht hat
— lebt in einem Zustande des Nicht-Daseins,
und kann den Sterblichen nicht mehr helfend
entgegenkommen. Er ist in ,Nipang'; denn
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er hat das Ende von ,Thar-lam', des Pfades
der Erlösung oder Befreiung von ferneren
Wanderungen, erreicht. Er ist nicht mehr
imstande, eine Tul-pa — d. i. eine freiwillige
Inkarnation, sei es nur vorübergehend oder
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für eine ganze Lebenszeit — in dem Körper
eines lebenden Menschen auf sich zu nehmen;
denn er ist ja ein ,Dang-ma' oder eine absolut
für eine ganze Lebenszeit - in dem Körper eines lebenden Menschen auf sich zu nehmen; denn er ist ja ein ,Dang-ma' oder eine absolut geläuterte Seele. Von nun an ist er frei von jeglicher Gefahr von ,Dal-jor' oder der Wiederverkörperung als Mensch; denn er hat die sieben Formen des Daseins - den Nichteingeweihten werden nur sechs mitgeteilt - , welche der \Vanderung unterworfen sind~ glücklich durchschifft. Von ihm heisst es im Buche Khiu-ti: "Mit völligem Gleichmute überblickt er die nach aufwärts führenden \Vanderungen durch alle Sphären als Gesamtperiode , welche alle einzelnen, kürzeren Zeiträume persönlicher Existenz umfasst."
geläuterte Seele. Von nun an ist er frei von
jeglicher Gefahr von ,Dal-jor' oder der Wieder-
verkörperung als Mensch; denn er hat die
sieben Formen des Daseins — den Nichtein-
geweihten werden nur sechs mitgeteilt —,
welche der Wanderung unterworfen sind,
glücklich durchschifft. Von ihm heisst es im
Buche Khiu-ti: „Mit völligem Gleichmute
überblickt er die nach aufwärts führenden
Wanderungen durch alle Sphären als Ge-
samtperiode, welche alle einzelnen, kürzeren
Zeiträume persönlicher Existenz umfasst."
„Da es jedoch mehr Mut erfordert, sich
dem Sein als dem Nicht-Sein zuzuwenden,
das Leben statt des Todes zu wählen, so
giebt es auch unter den Bodhisattwas und
Lhas nur wenige — ja sie sind so selten zu
finden wie die Blume Udambara —, welche
freiwillig darauf verzichten, das Glück voll-
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kommener Freiheit zu erreichen, und in ihrem
persönlichen Selbst — entweder in dem
Menschenauge sichtbaren oder unsichtbaren
Formen — zu verbleiben, um ihre schwäche-
"Da es jedoch mehr ~lut erfordert, sich dem Sein als dem Nicht- Sein zuzuwenden, das Leben statt des Todes zu wählen, so giebt es auch unter den Bodhisattwas und Lhas nur wenige - ja sie sind so selten zu finden wie die' Blume Udambara -, welche freiwillig darauf verzichten, das Glück voll/kommener Freiheit zu erreichen, und in ihrem , persönlichen Selbst entweder in dem 1\fenschenauge sichtbaren oder unsichtbaren Formen - zu verbleiben. um ihre schwäche-
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Origi al fram
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ren Brüder zu belehren und ihnen vorwärts
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zu helfen.
„Einzelne von diesen verlängern ihr Erden-
ren Brüder zu belehren und ihnen vorwärts zu helfen.
leben, wenn auch nicht zu ganz übernatür-
lichen Grenzen; andere werden Dhyan-Chohans,
eine Klasse von Planeten-Geistern oder Devas,
welche sozusagen die Schutzengel der Men-
schen, und die einzige der sieben Klassen der
Geister-Hierarchie unseres Systemes sind, wel-
"Einzelne von diesen verlängern ihr Erdenleben, wenn auch nicht zu ganz übernatürlichen Grenzen; andere werden Dhyan-Chohans, eine Klasse von Planeten-Geistern oder Devas, welche sozusagen die Schutzengel der Menschen, und die einzige der sieben Klassen der Geister-Hierarchie unseres Systemes sind, welche ihre Persönlichkeit beibehalten. Anstatt die Früchte ihrer Thaten einzuheimsen, opfern sich diese heiligen Lhas in der unsichtbaren Welt, wie der Sang-Gyas, unser I-Ierr (Buddha) - es auf dieser Erde that, und verbleiben in Devachan - in jener Welt der Seligkeit, welche der Erde noch am nächsten liegt." " L UCI. f er. "
che ihre Persönlichkeit beibehalten. Anstatt
die Früchte ihrer Thaten einzuheimsen, opfern
sich diese heiligen Lhas in der unsichtbaren
Welt, wie der Sang-Gyas, unser Herr —
(Buddha) — es auf dieser Erde that, und ver-
bleiben in Devachan — in jener Welt der
Seligkeit, welche der Erde noch am näch-
sten liegt."
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„Lucifer."
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$ £ 4. £ £ £ & 4. £ ■£ 4tü •£ £ ^ £ £ £
Helene Petrowna Blavatsky.
(Fortsetzung.)
II.
Die folgenden vier Jahre lebte H. P. Bla-
vatsky ausschliesslich im Kaukasus. Stets
von einem Triebe nach Thätigkeit angestachelt,
unausgesetzt thätig und voll von allerlei
Plänen, Hess sie sich zuerst einige Zeit in
Imeretia und dann in Mingrelia, an der Küste
des schwarzen Meeres nieder, woselbst sie
sich in Handelsgeschäfte mit den in diesen
Gegenden so überreich vorhandenen feinen
Holzarten einliess. Später zog sie weiter
Belene Petrowna Blavatsky.
nach Süden, nach Odessa, wo sich auch unsere
Tanten nach dem Tode des Grossvaters an-
gesiedelt hatten. Dort übernahm sie die Ober-
leitung einer Fabrik für künstliche Blumen,
(Fortsetzung.)
wendete sich aber bald wieder anderen Unter-
nehmungen zu, um auch von diesen sich in
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11. Die folgenden vier Jahre lebte H~ P. Blavatsky ausschliesslich im Kaukasus. Stets von einem Triebe nach Thätigkeit angestachelt, unausgesetzt thätig und voll von allerlei Plänen, liess sie sich zuerst einige Zeit in 1meretia und dann in Mingrelia, an der Küste des schwarzen Meeres nieder, woselbst sie sich in Handelsgeschäfte mit den in diesen Gegenden so überreich vorhandenen feinen I-Iolzarten einliess. Später zog sie weiter nach Süden, nach Odessa, wo sich auch unsere Tanten nach dem Tode des Grossvaters angesiedelt hatten. Dort übernahm sie die Oberleitung einer Fabrik für künstliche Blumen, wendete sich aber bald wieder anderen U nternchmungen zu, um auch von diesen sich in
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kurzer Zeit wieder zurückzuziehen, trotzdem
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sie thatsächlich im allgemeinen von günstigem
Erfolge begleitet waren.
kurzer Zeit wieder zurückzuziehen, trotzdem sie thatsächlich im allgemeinen von günstigem Erfolge begleitet waren.
Sie kümmerte sich bei ihren Handlungen
nie darum, ob sie auch mit ihrer Stellung in
Einklang ständen; sie hielt jedes ehrliche
Geschäft für gleich gut. Gleichwohl muss
es als auffällig erscheinen, dass sie nicht darauf
verfiel, sich einer ihrer hohen Begabung mehr
entsprechenden Beschäftigung zu widmen,
Sie kümmerte sich bei ihren Handlungen nie darum, ob sie auch mit ihrer Stellung in Einklang ständen; sie hielt jedes ehrliche Geschäft für gleich gut. Gleichwohl muss es als auffällig erscheinen, dass sie nicht darauf verfiel, sich einer ihrer hohen Begabung mehr entsprechenden Beschäftigung zu widmen, statt sich mit solchen Handelsgeschäften zu befassen; dass sie sich nicht z. B. auf Litteratur oder Musik verlegte, was ihren geistigen Fähigkeiten viel mehr entsprochen haben würde, zumal sie ja in ihrer Jugend nie mit Handelsgeschäften zu thun gehabt hatte.
statt sich mit solchen Handelsgeschäften zu
befassen; dass sie sich nicht z. B. auf Litte-
ratur oder Musik verlegte, was ihren geistigen
Fähigkeiten viel mehr entsprochen haben
würde, zumal sie ja in ihrer Jugend nie mit
Handelsgeschäften zu thun gehabt hatte.
Nach Verlauf von weiteren zwei Jahren
begab sie sich wieder ins Ausland, zuerst
nach Griechenland, dann nach Ägypten. Sie
war ihr ganzes Leben hindurch ruhelos und
auf der Wanderschaft; stets war sie, sozusagen,
auf der Suche nach einem unbekannten Ziele,
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nach irgend einer Aufgabe, welche ausfindig
zu machen und zu erfüllen ihre Pflicht war.
Ihr Wanderleben und ihre Unstätigkeit fand
erst ein Ende, nachdem sie die Wissenschaft-
Nach Verlauf von weiteren zwei Jahren begab sie sich wieder ins Ausland, zuerst nach Griechenland, dann nach Ägypten. Sie war ihr ganzes Leben hindurch ruhelos und auf der Wanderschaft; stets war sie, sozusagen, auf der Suche nach einem unbekannten Ziele, nach irgend einer Aufgabe, welche ausfindig zu machen und zu erfüllen ihre Pflicht war. Ihr Wanderleben und ihre Unstätigkeit fand erst ein Ende, nachdem sie die wissenschaft-
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lichen, menschenfreundlichen und spirituellen
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Probleme der Thosophie kennen gelernt hatte.
Erst da machte sie Halt, gleich wie ein
lichen, menschenfreundlichen und spirituellen Probleme der Thosophie kennen gelernt hatte. Erst da machte sie Halt, gleich wie ein Schiff, dass nach jahrelangen Wanderungen sich im sicheren Hafen geborgen fühlt, die Segel einstreicht, und zum letztenmal den Anker auswirft.
Schiff, dass nach jahrelangen Wanderungen
sich im sicheren Hafen geborgen fühlt, die
Segel einstreicht, und zum letztenmal den
Anker auswirft.
Mr. Sinnett, ihr Biograph, behauptet, dass
Madame Blavatsky schon viele Jahre, ehe sie
definitiv nach Amerika reiste, in geistigem
Verkehre mit jenen seltsamen Wesen gestan-
den sei, welche sie später als ihre Meister
bezeichnete, mit den Mahatmas in Ceylon und
Tibet, und dass sie nur auf deren direkten
Befehl von Ort zu Ort und «von Land zu
Land wanderte. Ob diese Behauptung richtig
ist, vermag ich nicht zu sagen. Uns, ihren
Mr. Sinnett, ihr Biograph, behauptet, dass Madame Blavatsky schon viele Jahre, ehe sie definitiv nach Amerika reiste t in geistigem Verkehre mit jenen seltsamen Wesen gestanden sei t welche sie später als ihre Meister bezeichnete, mit den Mahatmas in Ceylon und Tibet, und dass sie nur auf deren direkten Befehl von Ort zu Ort und ·von Land zu Land wanderte. Ob diese Behauptung richtig ist, vermag ich nicht zu sagen. Uns, ihren nächsten Anverwandten gegenüber, erwähnte sie dieser rätselhaften Wesen erst in der Zeit von 1873/74, als sie sich in New-York befand.
nächsten Anverwandten gegenüber, erwähnte
sie dieser rätselhaften Wesen erst in der Zeit
von 1873/74, als sie sich in New-York befand.
Thatsache aber ist es, dass ihre Abreise
von Paris nach Amerika ebenso plötzlich wie
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unmotiviert stattfand, und sie weigerte sich
viele Jahre, uns Aufschluss zu geben, was
sie zu diesem Schritte veranlasst habe. Dann
aber erklärte sie, dass eben diese Meister ihr
Thatsache aber ist es, dass ihre Abreise von Paris nach Amerika ebenso plötzlich wie unmotiviert stattfand, und sie weigerte sich viele Jahre, uns Aufschluss zu geben, was sie zu diesem Schritte veranlasst habe. Dann aber erklärte sie, dass eben diese Meister ihr
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den Befehl hierzu gegeben hätten, ohne ihr
dazumal irgend einen .Grund dafür anzugeben.
Dass sie uns hiervon nichts gesagt hatte,
den Befehl hierzu gegeben hätten, ohne ihr dazumal irgend einen .Grund dafür anzugeben. Dass sie uns hiervon nichts gesagt hatte,. erklärte sie damit, dass wir sie doch nicht verstanden und ihr nicht geglaubt haben würden; und das wäre auch ganz natürlich gewesen.
erklärte sie damit, dass wir sie doch nicht
verstanden und ihr nicht geglaubt haben
würden; und das wäre auch ganz natürlich
gewesen.
Von nun an hatte sie für nichts anderes
mehr Interesse, und niemals mehr Hess sie von
diesem Zeitpunkte an das Ziel aus dem Auge,
welches nun mit einemmal klar vor ihrem
Geiste stand, nämlich dafür Sorge zu tragen,
dass die Lehren jener ältesten Philosophie
weit über die ganze Welt verbreitet werden
sollten, welche von der unendlichen Wichtig-
keit der geistigen Dinge im Vergleich mit
den materiellen Angelegenheiten Zeugnis ab-
. Von nun an hatte sie für nichts anderes mehr Interesse, und niemals mehr liess sie von diesem Zeitpunkte an das Ziel aus dem Auge, . welches nun mit einemmal klar vor ihrem Geiste stand, nämlich dafür Sorge zu tragen,. dass die Lehren jener ältesten Philosophie weit über die ganze Welt verbreitet werden sollten, welche von der unendlichen Wichtigkeit der geistigen Dinge im Vergleich mit den materiellen Angelegenheiten Zeugnis ablegen, sowie für die physischen Kräfte in der Natur sowohl wie im lVIenschen, und für die Unsterblichkeit der Seele und des Geistes des l\Ienschen.
legen, sowie für die physischen Kräfte in der
Natur sowohl wie im Menschen, und für die
Unsterblichkeit der Seele und des Geistes
des Menschen.
In einem Briefe an mich schreibt sie:
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„Die Menschheit hat den Glauben und ihre
höchsten Ideale verloren. Diese sind durch
den Materialismus und durch eine Pseudo-
In einem Briefe an mich schreibt sie: ,.
"Die Menschheit hat den Glauben und ihre höchsten Ideale verloren. Diese sind durch den }laterialismus und durch eine Pseudo·-
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Wissenschaft vernichtet worden. Die Kinder
unseres Zeitalters besitzen keine Glaubens-
kraft mehr; sie verlangen nach Beweisen, und
Wissenschaft vernichtet worden. Die Kinder unseres Zeitalters besitzen keine Glaubenskraft mehr; sie verlangen nach Beweisen, und zwar nach wissenschaftlich begründeten Be'weisen - sie sollen sie haben. Theosophie, die Quelle aller menschlichen Religion, ,vird sie ihnen geben."
zwar nach wissenschaftlich begründeten Be-
weisen — sie sollen sie haben. Theosophie,
die Quelle aller menschlichen Religion, wird
sie ihnen geben."
Nach kurzer Zeit waren ihre Briefe voll
von Beweisen, die sich gegen den Missbrauch
mit dem Spiritismus wendeten, welchen sie
spirituellen Materialismus nannte und mit
Unwillensbezeigungen gegen mediumistische
Sitzungen, woselbst Verstorbene wieder zu-
rückgerufen werden — „gegen die Materiali-
sation der Dahingeschiedenen", der Bewohner
des Landes, wo ewiger Frühling herrscht —
und welche nach ihrer Ansicht nichts sind
Nach kurzer Zeit waren ihre Briefe voll von Beweisen, die sich gegen den Missbrauch mit dem Spiritismus wendeten, welchen sie spirituellen Materialismus nannte und mit· Unwillensbezeigungen gegen mediumistische Sitzungen, woselbst Verstorbene wieder zurückgerufen '\verden - "gegen die Materialisation der Dahingeschiedenen", der Bewohner des Landes, wo ewiger Frühling herrscht und welche nach ihrer Ansicht nichts sind als Schattengestalten, Kobolde und lügenhafte Elementargeister, die gar oft gefährlich sind, und ausserdem einen schlimmen Einfluss ausüben auf die Gesundheit der Medien, ihrer passiven Opfer.
als Schattengestalten, Kobolde und lügenhafte
Elementargeister, die gar oft gefährlich sind,
und ausserdem einen schlimmen Einfluss aus-
üben auf die Gesundheit der Medien, ihrer
passiven Opfer.
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Ein Besuch bei den Gebrüdern Eddy, den
berühmten Medien von Vermont, bildete den
Tropfen, der das Mass bei ihr zum Überlaufen
brachte. Von dieser Zeit an war sie die
Ein Besuch bei den Gebrüdern Eddy, den berühmten Medien von Vermont, bildete den Tropfen, der das Mass bei ihr zum Überlaufen brachte. Von dieser Zeit an war sie die
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geschworene Feindin aller spiritualistischen
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Schaustellungen.
Auf dem Landsitze der Eddys machte sie
geschworene Feindin aller spiritualistischen Schaustellungen.
auch die Bekanntschaft des Col. H. S. Olcott,
der ihr erster Schüler, ihr ergebenster Freund,
der zukünftige Präsident der theosophischen
Gesellschaft wurde, des Kindes ihrer eigenen
Schöpfung, auf welche fortan all ihr Denken
konzentriert war. Er hatte sich dort einge-
Auf dem Landsitze der Eddys machte sie auch die Bekanntschaft des Co!. H. S. Olcott, der ihr erster Schüler, ihr ergebenster Freund, der zukünftige Präsident der theosophischen Gesellschaft wurde, des Kindes ihrer eigenen Schöpfung, auf welche fortan all ihr Denken konzentriert war. Er hatte sich dort eingefunden als strenger Beobachter spiritualistischer Phänomene, um zu forschen und Bericht zu erstatten über die vermittelst der Mediumschaft der beiden Brüder zustande kommenden Materialisationen, von welchen man damals in ganz Amerika sprach. Er schrieb auch ein Buch über die dortigen Vorgänge, eine Studie unter dem Titel: "People from the other world", - doch war dies der letzte Dienst, den er der Verbreitung des modernen Spiritualismus leistete. Er bekehrte sich zu den Anschauungen von H. P. Blavatsky, für deren Verbreitung die amerikanischen Zeitungen gerne sorgten. Da sie beide Todfeinde des Materialismus waren, so waren sie der Ansicht, dass der Spiritualismus der Menschheit insofern zwar einen grossen Dienst erwiesen
funden als strenger Beobachter spiritualisti-
scher Phänomene, um zu forschen und Bericht
zu erstatten über die vermittelst der Medium-
schaft der beiden Brüder zustande kommen-
den Materialisationen, von welchen man da-
mals in ganz Amerika sprach. Er schrieb
auch ein Buch über die dortigen Vorgänge,
eine Studie unter dem Titel: „People from
the other world", — doch war dies der letzte
Dienst, den er der Verbreitung des modernen
Spiritualismus leistete. Er bekehrte sich zu den
Anschauungen von H. P. Blavatsky, für deren
Verbreitung die amerikanischen Zeitungen
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gerne sorgten. Da sie beide Todfeinde des
Materialismus waren, so waren sie der An-
sicht, dass der Spiritualismus der Menschheit
insofern zwar einen grossen Dienst erwiesen
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habe, als er den Irrtum des materialistischen
Glaubens darlegte, dass jedoch, nachdem
durch ihn die Existenz unsichtbarer und un-
habe, als er den Irrtum des materialistischen Glaubens darlegte, dass jedoch, nachdem durch ihn die Existenz unsichtbarer und unmaterieller Kräfte in der Natur bewiesen sei, seine Rolle nun auch ausgespielt sei, und dass man zu verhindern suchen müsse, dass die l\lenschheit in einen anderen Irrtum verfalle, nämlich in Aberglauben und schwarze l\lagie.
materieller Kräfte in der Natur bewiesen sei,
seine Rolle nun auch ausgespielt sei, und
dass man zu verhindern suchen müsse, dass
die Menschheit in einen anderen Irrtum ver-
falle, nämlich in Aberglauben und schwarze
Magie.
Da wir diesen ganz plötzlich erfolgten
Frontwechsel bei einer Persönlichkeit nicht
begreifen konnten, welche wir als ein sehr
starkes Medium kennen gelernt hatten, und
die selbst noch vor kurzer Zeit Vice-Präsi-
dentin der spiritualistischen Gesellschaft in
Kairo war, so schrieb sie uns, wir möchten
doch die Vergangenheit, die Zeit ihrer un-
glückseligen Mediumschaft vergessen, welcher
sie sich, wie sie sich ausdrückte, nur aus Un-
kenntnis der Wahrheit überlassen hatte.
Von Ncw-York aus schrieb sie uns: „Ich
Da ,vir diesen ganz plötzlich erfolgten Frontwechsel bei einer Persönlichkeit nicht begreifen konnten, ,velche wir als ein sehr starkes Medium kennen gelernt hatten, und die selbst noch vor kurzer Zeit Vice-Präsidentin der spiritualistischen Gesellschaft in Kairo war, so schrieb sie uns, wir möchten doch die Vergangenheit, die Zeit ihrer unglückseligen Mediumschaft vergessen, welcher sie sich, wie sie sich ausdrückte, nur aus U 11kenntnis der Wahrheit überlassen hatte.
habe mich an eine gewisse Gruppe von Theo-
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sophen, einen Zweigverein der Indo-Arischen
Genossenschaft, angeschlossen, welche hier
gegründet wurde, und zwar nur aus dem
Grunde, weil sie mit aller Kraft ankämpft
V Oll New-Y ork aus schrieb sie uns: "Ich habe mich an eine gewisse Gruppe von Theosophen, einen Zweigverein der lndo-Arischen Genossenschaft, angeschlossen, welche hier gegründet ,vurde, und zwar nur aus dem (-irunde, ,,,eil sie mit aller Kraft ankämpft
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gegen die Auswüchse, den Aberglauben und
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die Missbräuche der falschen Propheten des
toten Buchstabens — gegen die zahllosen
gegen die Auswüchse, den Aberglauben und die Missbräuche der falschen Propheten des toten Buchstabens - gegen die zahllosen Calchase aller exoterischen Religionen, sowie gegen den Geisterblödsinn. Wir sind Spiritualisten, wenn ihr uns so nennen wollt, aber nicht nach Art der Amerikaner, sondern nach den Regeln der alten Alexandriner,"
Calchase aller exoterischen Religionen, sowie
gegen den Geisterblödsinn. Wir sind Spiri-
tualisten, wenn ihr uns so nennen wollt, aber
nicht nach Art der Amerikaner, sondern nach
den Regeln der alten Alexandriner."
Zur selben Zeit schickte sie uns auch Aus-
schnitte aus amerikanischen Zeitungen, in
welchen sowohl ihre Artikel, sowie auch die
Kritiken ihrer Schriften veröffentlicht waren,
woraus wir ersehen konnten, dass ihre An-
sichten viel Beifall fanden. Ihre vorzügliche
Befähigung als Kritikerin zeigte sich vor
allem in einer Reihe von Artikeln über Pro-
fessor Huxleys Vorträge in Boston und New-
York, welche allgemeines Aufsehen erregten.
Worüber wir uns am meisten wunderten, war
das tiefe Wissen, das umfassende Verständnis,
Zur selben Zeit schickte sie uns auch Ausschnitte aus amerikanischen Zeitungen, in welchen sowohl ihre Artikel, sowie auch die Kritiken ihrer Schriften veröffentlicht waren, woraus wir ersehen konnten, dass ihre Ansichten viel Beifall fanden. Ihre vorzügliche Befähigung als Kritikerin zeigte sich vor allem in einer Reihe von Artikeln über Professor Huxleys Vorträge in Boston und NewY ork, welche allgemeines Aufsehen erregten. Worüber wir uns am meisten wunderten, war das tiefe Wissen, das umfassende Verständnis, welches so plötzlich in all ihren Schriften zutage trat. Woher hatte sie nur all die verschiedenartigen und geheimnisvollen Kenntnisse, von welchen bis zu diesen Tagen an iht' nie etwas zu bemerken war? Sie selbst wusste es nicht! Um diese Zeit sprach sie
welches so plötzlich in all ihren Schriften zu-
tage trat. Woher hatte sie nur all die ver-
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schiedenartigen und geheimnisvollen Kennt-
nisse, von welchen bis zu diesen Tagen an
ihi- nie etwas zu bemerken war? Sie selbst
wusste es nicht! Um diese Zeit sprach sie
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auch uns gegenüber zum ersten Male von
ihren Meistern, oder vielmehr von ihrem
Meister, aber noch in sehr unbestimmten Aus-
auch uns gegenüber zum ersten Male von ihren ~Ieistern, oder vielmehr von ihrem l\Ieister, Cfber noch in sehr unbestimmten Ausdrücken, indem sie ihn manchmal als "die Stimme", dann als Sahib (oder l\feister), oder als "der, welcher mich inspiriel"r'. bezeichnet, als wenn sie dazumal selbst die Quelle dieser geistigen Beeinflussung noch nicht gekannt hätte. Dies war uns kein Behelf, um sie zu verstehen, und wir fingen bereits an, für ihre geistige Gesundheit zu fürchten.
drücken, indem sie ihn manchmal als „die
Stimme", dann als Sahib (oder Meister), oder
als „der, welcher mich inspiriert", bezeichnet,
als wenn sie dazumal selbst die Quelle dieser
geistigen Beeinflussung noch nicht gekannt
hätte. Dies war uns kein Behelf, um sie zu
verstehen, und wir fingen bereits an, für ihre
geistige Gesundheit zu fürchten.
In einem Briefe von 1874 schrieb sie an
mich: „Ich beschäftige mich mit der Ab-
fassung eines grossen Werkes über Theologie,
alte Glaubensformen und die Geheimnisse
okkulter Wissenschaften; aber fürchte nichts
für mich: ich bin meiner Sache sicher. Ich
für meine Person wäre wohl kaum imstande,
über diese abstrakten Gegenstände etwas zu
sagen, aber alle wichtigen Stellen werden mir
diktiert —. Alles was ich schreiben werde
ist nicht aus mir selbst; ich bin nichts als die
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Feder; der Kopf, welcher für mich denkt, ist
der eines Wesens, das alles weiss . .
Ein andermal schrieb Helene an unsere
In einem Briefe von 18i4 schrieb sie an mich: "Ich beschäftige mich mit der Abfassung eines grossen Werkes über Theologie, alte Glaubensformen und die Geheimnisse okkulter \Vissenschaften; aber fürchte nichts fUr mich; ich bin meiner Sache sicher. Ich für meine Person wäre wohl kaum imstande, Über diese abstrakten Gegenstände envas zu sagen, aber alle wichtigen Stellen werden mir diktiert - . ..:\lles was ich schreiben werde ist nicht aus mir selbst; ich bin nichts als die Feder; der Kopf. welcher für mich denkt. ist der eines 'Yesens, das alles weiss . . ..
Tante N. A. Fadeew:
Ein andermal schrieb Helene an unsere Tante ~ .•-\. Fadl'ew:
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„Sage mir, meine liebe Freundin, hast Du
Interesse für die Geheimnisse der psychischen
Philosophie? . . . Das was ich Euch nun er-
"Sage mir, meine liebe Freundin, hast Du Interesse für die Geheimnisse der psychischen Philosophie? ... Das was ich Euch nun erzählen werde, ist gewiss ein interessantes Problem für Forscher in der Psychologie. Unter den l\'Iitgliedern unserer kleinen erst vor kurzem gegründeten Gesellschaft solcher ~Ienschen, welche das Studium orientalischer Sprachen betreiben wollen, sich für die übersinnlichen Dinge in der Natur, sowie für die im Menschen verborgenen geistigen Kräfte interessieren, befinden sich viele sehr gelehrte l\'Iänner; z. B. Professor Wilder, Archäolog und Orientalist, sowie verschiedene andere, welche mir wissenschaftliche Fragen vorlegen, und mir die Versicherung geben, dass ich sowohl in positiven wie in abstrakten Wissenschaften besser bewandert sei, wie sie selbst, und auch die alten Sprachen besser beherrsche. Es ist dies eine unerklärliche Thatsache, aber gleichwohl durchaus wahr! ... Nun, was sagst Du dazu, meine alte Lerngenossin ? .. Erkläre mir doch gefälligst, wie es denn möglich ist, dass ich, die ich, wie Dir nur zu wohl bekannt ist, bis zu meinem vierzigsten Jabre in krasser Unwissenheit befangen war, nun plötzlich eine "Gelehrte" geworden bin, ein Muster der
zählen werde, ist gewiss ein interessantes
Problem für Forscher in der Psychologie.
Unter den Mitgliedern unserer kleinen erst
vor kurzem gegründeten Gesellschaft solcher
Menschen, welche das Studium orientalischer
Sprachen betreiben wollen, sich für die über-
sinnlichen Dinge in der Natur, sowie für die
im Menschen verborgenen geistigen Kräfte
interessieren, befinden sich viele sehr gelehrte
Männer; z. B. Professor Wilder, Archäolog
und Orientalist, sowie verschiedene andere,
welche mir wissenschaftliche Fragen vorlegen,
und mir die Versicherung geben, dass ich
sowohl in positiven wie in abstrakten Wissen-
schaften besser bewandert sei, wie sie selbst,
und auch die alten Sprachen besser beherrsche.
Es ist dies eine unerklärliche Thatsache, aber
gleichwohl durchaus wahr! . . . Nun, was sagst
Du dazu, meine alte Lerngenossin? .. Erkläre
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mir doch gefälligst, wie es denn möglich ist,
dass ich, die ich, wie Dir nur zu wohl bekannt
ist, bis zu meinem vierzigsten Jahre in krasser
Unwissenheit befangen war, nun plötzlich eine
„Gelehrte" geworden bin, ein Muster der
Lotosblüten XXXIII. 3°
Lotu8b16 ten XXXIII.
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Gelehrsamkeit selbst in den Augen wirklicher
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„Gelehrter"? Das ist ein unerklärbares Ge-
heimnis. Ja, ich bin wahrlich ein psycholo-
gisches Rätsel, eine Sphinx und ein Geheim-
Gelehrsamkeit selbst in den Augen wirklicher "Gelehrter"? Das ist ein unerklärbares Geheimnis. Ja, ich bin wahrlich ein psychologisches Rätsel, eine Sphinx und ein Geheimnis für mich selbst sowohl wie für künftige Generationen.
nis für mich selbst sowohl wie für künftige
Generationen.
„Stelle Dir mich-nur vor, meine Liebste,
mich, die nie Lust hatte, etwas zu lernen,
die weder in der Chemie, noch Zoologie, noch
Physik die geringsten Kenntnisse hatte und
auch in Geschichte und Geographie nur sehr
wenig wusste; stelle Dir diese selbe Person
vor, wie sie aus sich selbst heraus vor den
berühmtesten Professoren und Doktoren der
Wissenschaft über gelehrte Themate spricht,
und nicht nur ihren Ansichten entgegentritt,
sondern sie sogar überzeugt! Ich versichere
"Stelle Dir mi ch "nur vor, meine Liebste, mi c h, die nie Lust hatte, etwas zu lernen, die weder in der Chemie, noch Zoologie, noch Physik die geringsten Kenntnisse hatte und auch in Geschichte und Geographie nur sehr wenig wusste; stelle Dir diese selbe Person vor, wie sie aus sich selbst heraus vor den berühmtesten Professoren und Doktoren der Wissenschaft über gelehrte Themate spricht, und nicht nur ihren Ansichten entgegentritt, sondern sie sogar überzeugt! Ich versichere Dich, und Du kannst mir aufs Wort glauben, dass ich nicht scherze, wenn ich sage, ich fürchte mich vor mir selbst. J awobl, ich fürchte mich, weil ich die Vorgänge nicht verstehe! . . . Denke nur, dass mir alles, 'vas ich jetzt lese, als längst bekannt erscheint Ich sehe und erkenne die Irrtümer in Artikeln von solchen hervorragenden Gelehrten wie TyndalI, Herbert Spencer, Huxley und an-
Dich, und Du kannst mir aufs Wort glauben,
dass ich nicht scherze, wenn ich sage, ich
fürchte mich vor mir selbst. Jawohl, ich
fürchte mich, weil ich die Vorgänge nicht
verstehe! . . . Denke nur, dass mir alles,
was ich jetzt lese, als längst bekannt erscheint.
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Ich sehe und erkenne die Irrtümer in Artikeln
von solchen hervorragenden Gelehrten wie
Tyndall, Herbert Spencer, Huxley und an-
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deren. Ich spreche mit Überzeugung gegen
die von gelehrten Theologen aufgestellten
deren. Ich spreche mit Überzeugung gegen die von gelehrten Theologen aufgestellten Behauptungen, und es stellt sich heraus, dass ich recht habe! . . . Woher kommt nur dieses Wissen? . . . Ich weiss es nicht, und ich fühle mich manchmal versucht, zu glauben, dass mein Geist, meine eigene Seele, mir nicht mehr gehören ..."
Behauptungen, und es stellt sich heraus, dass
ich recht habe! . . . Woher kommt nur die-
ses Wissen? . . . Ich weiss es nicht, und ich
fühle mich manchmal versucht, zu glauben,
dass mein Geist, meine eigene Seele, mir
nicht mehr gehören . . ."
Als das Buch Isis Unveiled in Lieferungen
erschien, wurde es in den Zeitungen bespro-
chen und kritisiert. Sie sandte uns solche
Kritiken; sie waren äusserst schmeichelhaft
und brachten uns zu der Überzeugung, dass
sie wirklich einen litterarischen Ruf erworben
hatte; aber sie enthielten gleichwohl so auf-
fallende und sonderbare Mitteilungen, dass
wir unsere Angst um Helene nicht los wur-
den. Die Berichte von Olcott, von Judge (dem
Präsidenten des amerikanischen Teiles der
Theosophischen Gesellschaft), sowie einer An-
.A.ls das Buch Isis U nveiled in Lieferungen erschien, \vurde es iQ den Zeitungen besprochen und kritisiert. Sie sandte uns solche Kritiken; sie waren äusserst schmeichelhaft und brachten uns zu der Überzeugung, dass sie wirklich einen litterarischen Ruf erworben hatte; aber sie enthielten gleichwohl so auffallende und sonderbare J\,fitteilungen, dass \vir unsere Angst um Helene nicht los wurden. Die Berichte von Olcott, von J udge (dem Präsidenten des amerikanischen Teiles der Theosophischen Gesellschaft), sowie einer Anzahl von Reportern des "Heraid" und der "Times" von New - York und anderer Zeitungen sprachen alle von ausserordentlichen Phänomenen. Von diesen werde ich später erzählen. Dieses Kapitel will ich mit der Bemerkung beschliessen, dass, obwohl Madame
zahl von Reportern des „Herald" und der
„Times" von New - York und anderer Zei-
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tungen sprachen alle von ausserordentlichen
Phänomenen. Von diesen werde ich später
erzählen. Dieses Kapitel will ich mit der
Bemerkung beschliessen, dass, obwohl Madame
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30 *
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Blavatsky selbst keine sehr hohe Meinung
von ihrem ersten grossen Werke hatte, das
sie sogar als schlecht geschrieben, unverständ-
Blavatsky selbst keine sehr hohe ~Ieinung von ihrem ersten grossen Werke hatte, das sie sogar als schlecht geschrieben, unverständlich und ohne grosse Vlirksamkeit bezeichnete. sie sich dessenungeachtet über die wirklich ungewöhnlichen Triumphe und Ehrenbezeigungen, die ihr infolgedessen zu teil wurden, hoch erfreut zeigte,. Abgesehen von zahllosen Artikeln, "{elche über dieses Buch erschienen, wurde ihr auch die Ehre zu teil, für dasselbe zwei Diplome und eine ~Ienge Briefe von wissenschaftlich hervorragenden ~Iännern zu erhalten, wie z. B. von Layman, John Draper und Alfred Russel Wallace. Der letztere schrieb in einem Briefe an sie wie folgt: "Ich bin wahrhaftig erstaunt, meine Verehrteste , über die Tiefe Ihres Wissens. Ich fühle mich Ihnen zu Dank verpflichtet, dass Sie mir die Augen geöffnet haben für die Erkenntnis einer Welt von Dingen, von deren V orhandensein ich vorher gar keine Ahnung hatte, denn ich kannte nicht den von Ihnen der Wissenschaft gezeigten Gesichtspunkt, welcher Probleme löst, die bisher unlösbar schienen ..."
lich und ohne grosse Wirksamkeit bezeichnete,
sie sich dessenungeachtet über die wirklich
ungewöhnlichen Triumphe und Ehrenbezei-
gungen, die ihr infolgedessen zu teil wurden,
hoch erfreut zeigte. Abgesehen von zahllosen
Artikeln, welche über dieses Buch erschie-
nen, wurde ihr auch die Ehre zu teil, für
dasselbe zwei Diplome und eine Menge Briefe
von wissenschaftlich hervorragenden Männern
zu erhalten, wie z. B. von Layman, John
Draper und Alfred Russel Wallace. Der
letztere schrieb in einem Briefe an sie wie
folgt: „Ich bin wahrhaftig erstaunt, meine Ver-
ehrteste, über die Tiefe Ihres Wissens. Ich
fühle mich Ihnen zu Dank verpflichtet, dass
Sie mir die Augen geöffnet haben für die
Erkenntnis einer Welt von Dingen, von deren
Vorhandensein ich vorher gar keine Ahnung
hatte, denn ich kannte nicht den von Ihnen
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der Wissenschaft gezeigten Gesichtspunkt,
welcher Probleme löst, die bisher unlösbar
schienen . . ."
Diplome erhielt sie von englischen Frei-
Diplome erhielt SIe von englischen Frei-
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maurer-Logen und von Benares (von der Ge-
sellschaft Svat-Bai), welche ihr die Berech-
tigung zum Eintritt in die höheren Grade
maurer-Logen und von Benares (von der Gesellschaft Svat - BaI), welche ihr die Berechtigung zum Eintritt in die höheren Grade ihrer Brüderschaft zusprachen. Dem ersteren war ein Rosenkranz von Rubinen, dem letzteren eine äusserst wertvolle alte Abschrift der Bhagavad Gita, der indischen Bibel, beigelegt. Aber noch merkwürdiger als diese Ehrenbezeigungen ist die Thatsache, dass der Reverend-Doktor der Episcopal-Kirche der Universität in New-York dieses Buch, Isis U nveiled, für seine Vorträge benutzte. Eine ganze Reihe von Sonntagen lag es auf seinem Pulte,' und als Rev. Me. Kerty seine Predigt - Themata dem dritten Kapitel des ersten Bandes entnahm, waren seine Zuhörer erbaut von den wuchtigen Schlägen und der scharfen Verurteilung, welche auf die Anhänger des Materialismus der Schule eines August Comte und ähnlicher herabfielen.
ihrer Brüderschaft zusprachen. Dem ersteren
war ein Rosenkranz von Rubinen, dem letz-
teren eine äusserst wertvolle alte Abschrift
der Bhagavad Gita, der indischen Bibel, bei-
gelegt. Aber noch merkwürdiger als diese
Ehrenbezeigungen ist die Thatsache, dass der
Reverend-Doktor der Episcopal-Kirche der
Universität in New-York dieses Buch, Isis
Unveiled, für seine Vorträge benutzte. Eine
ganze Reihe von Sonntagen lag es auf sei-
nem Pulte, und als Rev. Mc. Kerty seine
Predigt - Themata dem dritten Kapitel des
ersten Bandes entnahm, waren seine Zuhörer
erbaut von den wuchtigen Schlägen und der
scharfen Verurteilung, welche auf die An-
hänger des Materialismus der Schule eines
August Comte und ähnlicher herabfielen.
H. P. Blavatsky blieb bis zu ihrem Tode
Russin und eine gute Patriotin; die gute
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Meinung und die Anerkennung von Seite
ihrer Landsleute bildete immer ihren Haupt-
stolz und reizte am meisten ihren Ehrgeiz.
Ihre Werke waren in Russland durch die
H. P. Blavatsky blieb bis zu ihrem Tode Russin und eine gute Patriotin; die gute Meinung und die Anerkennung von Seite ihrer Landsleute bildete immer ihren Hauptstolz und reizte am meisten ihren Ehrgeiz. Ihre Werke waren in Russland durch die
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Censur verboten — (obgleich sie der Mehrzahl
des Volkes unzugänglich sind, da sie ja in
englischer Sprache abgefasst sind, einer Spra-
Censur yerboten - (obgleich sie der :\Iehrzahl des Volkes unzugänglich sind, da sie ja in englischer Sprache abgefasst sind, einer Sprache, die in Russland nur wenig bekannt ist) und hatten dort nur einen kleinen Leserkreis. Es war für sie daher um so ehrenvoller, wenn diejenigen, welche sie gelesen hatten, sich ganz ,"on freien StÜcken in ähnlich anerkennender und lobender \Veise ausdrückten, wie der hochwürdige Erzbischof . ..'\1vasoysky (der Bruder unseres rühmlichst bekannten ~Ialers) und der Sohn unseres berühmten Geschichtsforschers Serge SoloYioff, der allbekannte Xoyellist \Tsevolod Solovioff.
che, die in Russland nur wenig bekannt
ist) — und hatten dort nur einen kleinen
Leserkreis. Es war für sie daher um so ehren-
voller, wenn diejenigen, welche sie gelesen
hatten, sich ganz von freien Stücken in ähn-
lich anerkennender und lobender Weise aus-
drückten, wie der hochwürdige Erzbischof Ai-
vasovsky (der Bruder unseres rühmlichst be-
kannten Malers) und der Sohn unseres be-
rühmten Geschichtsforschers Serge Solovioff,
der allbekannte Novellist Vsevolod Solovioff.
Aivasovsky ersuchte mich, ihm „Isis
Unveiled" und Olcotts „People from the
other World" zu leihen. Nachdem er beide
gelesen hatte, schrieb er mir, dass nach seiner
Ansicht „es nie ein wunderbareres Ereignis
gegeben habe und geben werde, als die Ab-
fassung eines Buches wie Isis Unveiled, durch
eine Frau und in der Zeit von wenigen
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Monaten, denn nach gewöhnlichem Mass-
stabe würden wohl zehn Jahre kaum hin-
reichen für einen wissenschaftlich gebildeten
Mann, um ein solches Werk zu vollenden."
. .A lvasovsky ersuchte mich, ihm "Isis U nveiled" und Olcotts "People from the other WorId" zu leihen. Nachdem er beide gelesen hatte, schrieb er mir, dass nach seiner Ansicht "es nie ein wunderbareres Ereignis gegeben habe und geben werde, als die Abfassung eines Buches wie Isis U nveiled, durch eine Frau und in der Zeit von wenigen ::\Ionaten, denn nach ge\vöhnlichem l\fassstabe würden wohl zehn Jahre kaum hinreichen für einen wissenschaftlich gebildeten ~Iann, um ein solches \Verk zu vollenden."
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M. V. Solovioff schreibt in einem Briefe
vom 7. Juli 1884, nachdem er das französische
Manuskript desselben Buches gelesen hatte,
~L
V. Solovioff schreibt in einem Briefe vom 7. Juli 1884, nachdem er das französische Manuskript desselben Buches gelesen hatte, also: "Ich habe den zweiten Teil von Isis Unveiled gelesen, und bin nun vollkomlnen überzeugt, dass es ein wahres Wunderwerk ist."
also: „Ich habe den zweiten Teil von Isis Un-
veiled gelesen, und bin nun vollkommen über-
zeugt, dass es ein wahres Wunderwerk ist."
Sie stimmten also vollständig überein in
ihrem Urteile! M. V. Solovioff und der Erz-
bischof Aivasovsky haben beide zu wieder-
holten Malen gegen mich geäussert, es scheine
ihnen ganz unnötig, von anderen Wunder-
dingen meiner Schwester zu sprechen, nach
dem, was sie durch die Abfassung dieses
Buches geleistet habe.
Was die sogenannten natürlichen oder
Sie stimmten also vollständig überein in ihrem Urteile! M. V. Solovioff und der Erzbischof Alvasovsky haben beide zu wiederholten Malen gegen mich geäussert, es scheine ihnen ganz unnötig, von anderen Wunderdingen meiner Schwester zu sprechen, nach dem was sie durch die Abfassung dieses Buches geleistet habe.
psychologischen Kunststückchen (tricks), wie
sie H. P. Blavatsky selbst nannte, anbelangt
\
und von welchen sie selbst stets in abfälligem,
verächtlichem Tone sprach, so wäre es sowohl
für sie selbst wie für ihre Gesellschaft besser
gewesen, wenn man weniger oder überhaupt
gar nicht davon gesprochen hätte. Ihre
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Freunde haben ihr durch die Veröffent-
lichung von Büchern, wie z. B. The occult
World von Mr. Sinnett, einen sehr schlechten
Dienst erwiesen. Anstatt, wie sie meinten,
t
Was die sogenannten natürlichen oder psychologischen Kunststückehen (tricks), wie sie H. P. Blavatsky selbst nannte, anbelangt und von welchen sie selbst stets in abfälligem, verächtlichem Tone sprach, so wäre es sowohl für sie selbst wie für ·ihre Gesellschaft besser gewesen, wenn man weniger oder überhaupt gar nicht davon gesprochen hätte. Ihre Freunde haben ihr durch die Veröffentlichung von Büchern, wie z. B. The occult W orId von Mr. Sinnett, einen sehr schlechten Dienst erwiesen. Anstatt, wie sie meinter.,
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dadurch ihren Ruhm zu vergrössern, be-
reiteten die Erzählungen von den Wunder-
werken der Gründer der Theosophischen
dadurch ihren Ruhm zu vergrössern, bereiteten die Erzählungen von den W under,verken der Gründer der Theosophischen Gesellschaft dieser eine 1tlenge von U nannehmlichkeiten, indem sie nicht bloss die Skeptiker reizten, sondern von allen feinfühligen Menschen als Betrug bezeichnet ,vurden und ihnen den ,\rorwurf des Charlatanismus eintrugen *).
Gesellschaft dieser eine Menge von Unan-
nehmlichkeiten, indem sie nicht bloss die Skep-
tiker reizten, sondern von allen feinfühligen
Menschen als Betrug bezeichnet wurden und
ihnen den'Vorwurf des Charlatanismus ein-
trugen*).
*) Welche Gründe, sogar auch in Deutschland, eine
gewisse Klasse von Leuten dazu bewog, H. P. Blavatsky,
nachdem sie dieselbe erst thörichter Weise in den Himmel
erhoben hatten, dann in ebenso thörichter Weise als „ge-
wissenlose Betrügerin" zu verdammen, lässt sich leider aus
persönlichen Rücksichten nicht erörtern. Neid und Grössen-
wahn sind Kräfte, welche die Seele von Schwächlingen oft
unwiderstehlich bewegen, und die Zahl der Schwätzer und
Narren ist Legion. H.
(Fortsetzung folgt.)
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*) \\; elche
Gründe, sogar auch in Deutschland, eine gewisse Klasse '\'on Leuten dazu bewog, H. P. Blavatsky, rw::hdem sie dieselbe e~t thörichter \\'eise in den Himmel erhoben hatten, dann in ebenso thijrich ter ".eise als "gewissenlose Betrügerin" zu verdammen, lässt sich leider aus persÖnlichen Rücksichten nicht erörtern. Xeid und Grössenwahn sind Kräfte, welche die Seele von Schwächlingen oft unwiderstehlich bewegen, und die Zahl der Schwätzer und Karren ist Legion. H. (Fortsetzung folgt.)
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Kleinigkeiten.
Der Versuch einer gewissen Partei, die
„Theosophische Gesellschaft" in eine ortho-
doxe brahminische Sekte umzuwandeln, und
in ihr bestimmte Glaubensartikel einzuführen,
hat, wie es vorauszusehen war, mit einem
kläglichen Fiasko dieser Partei geendigt; denn
bei der anfangs Mai stattgehabten Konven-
tion der theosophischen Vereine, welche in
Boston (Mass.) abgehalten wurde, gaben die-
selben ihrer Abneigung gegen allen Dogma-
tismus dadurch Ausdruck, dass die „Theo-
sophische Gesellschaft in Amerika" mit über-
wältigender Stimmenmehrheit (191 gegen 10)
ihre Unabhängigkeit erklärte und W.Q.Judge
Kleinigkeiten.
zum Präsidenten für Lebenszeit ernannte. Die
„Theosophische Gesellschaft in Amerika" ist
somit eine Gesellschaft zur freien Forschung,
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Der Versuch einer gewissen Partei, die "Theosophische Gesellschaft" in eine orthodoxe brahminische Sekte umzuwandeln, und in ihr bestimmte Glaubensartikel einzuführen, hat, wie es vorauszusehen war, mit einem kläglichen Fiasko dieser Partei geendigt: denn bei der anfangs Mai stattgehabten Konvention der theosophischen Vereine, welche in -Boston (Mass.) abgehalten wurde, gaben die-selben ihrer Abneigung gegen allen Dogmatismus dadurch Ausdruck, dass die "Theosophische Gesellschaft in Amerika" mit überwältigender Stimmenmehrheit (191 gegen 10) ihre Unabhängigkeit erklärte und W.Q.Judge zum Präsidenten für Lebenszeit ernannte. Die "Theosophische Gesellschaft in Amerika" ist somit eine Gesellschaft zur freien Forschung,
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in welcher es jedem Mitgliede frei steht, zu
glauben, was er für gut findet, oder soweit
seine Erkenntnisfähigkeit reicht, ohne sich an
in welcher es jedem ~Iitgliede frei steht, zu glauben, was er für gut findet, oder soweit seine Erkenntnisfähigkeit reicht, ohne sich an die Rockschösse irgend eines anderen zu hängen, wenn er auf eigenen Füssen stehen kann. Damit ist jenen \vohlmeinenden, aber höchst kurzsichtigen Personen die ihnen gebührende Antwort gegeben, welche nahe daran waren, das Werk von H. P. Blavatsky durch ihren Unverstand zu zerstören, indem sie einen blinden Autoritätenglauben an die Stelle des eigenen Denkens setzen, und eine Art von Hierarchie in der T. S. einführen wollten. Allerdings glauben diese vom Selbstwahn geblendeten Gegner der Freiheit zu wissen, dass die Wahrheit das Höchste sei; aber diejenige Wahrheit, welche für sie das Höchste ist, ist ihre eigene; d. h. dasjenige, was sie für wahr halten, und das sie um jeden Preis anderen einimpfen wollen; von der Wahrheit selbst aber, die über alles und deshalb auch über allen Autoritätenglauben und alle persönlichen Meinungen erhaben ist~ wissen sie nichts. Die "Theosophische Gesellschaft in Amerika" ist fr ei, und eine Anzahl von theosophischen Vereinen in Europa haben sich ihr
die Rockschösse irgend eines anderen zu
hängen, wenn er auf eigenen Füssen stehen
kann. Damit ist jenen wohlmeinenden, aber
höchst kurzsichtigen Personen die ihnen ge-
bührende Antwort gegeben, welche nahe da-
ran waren, das Werk von H. P. Blavatsky
durch ihren Unverstand zu zerstören, indem
sie einen blinden Autoritätenglauben an die
Stelle des eigenen Denkens setzen, und eine
Art von Hierarchie in der T. S. einführen
wollten. Allerdings glauben diese vom Selbst-
wahn geblendeten Gegner der Freiheit zu
wissen, dass die Wahrheit das Höchste sei;
aber diejenige Wahrheit, welche für sie das
Höchste ist, ist ihre eigene; d.h. dasjenige,
was sie für wahr halten, und das sie um
jeden Preis anderen einimpfen wollen; von der
Wahrheit selbst aber, die über alles und
deshalb auch über allen Autoritätenglauben
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und alle persönlichen Meinungen erhaben ist,
wissen sie nichts.
Die „Theosophische Gesellschaft in Ame-
rika" ist frei, und eine Anzahl von theoso-
phischen Vereinen in Europa haben sich ihr
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angeschlossen; andere werden nachfolgen,
wenn sie reif dafür geworden sind. Die
Umwälzung welche in der T. S. stattfand,
angeschlossen; andere werden nachfolgen~ wenn sie reif dafür geworden sind. Die Umwälzung welche in der T. S. sfattfand, war ein naturgemässer Vorgang, der zur Reinigung dieser Gesellscqaft in dem jetzigen Stadium ihres Wachstums nötig war; denn nachdem die T. S. zwanzig Jahre lang bestanden hat, war es nötig, dass diejenigen, welche nicht die Fähigkeit besitzen, zu erkennen, was das Wesen der Theosophie ist, zurückbleibec. und dem Fortschritte der theosophischen Bewegung nicht als ein unüberwindliches Hindernis im Wege stehen. Was die "Lotusblüten" betrifft, so bleiben dieselben wie bisher ihrem V orsatze getreu~ sich von aller Vereinsmeierei und allem Parteigetriebe fern zu halten, und nur zur allgemeinen Aufklärungund Erbauung ihren Beitrag zu leisten, und halten es deshalb gern mit jenen, die nicht bloss "keiner Partei angehören" (und dabei eine Partei für sich selbst bilden), sondern über allen Parteigeist erhaben sind, und ihre Zuflucht nicht in den l\{einungen von dieser oder jener Person, sondern in der eigenen geistigen Erkenntnis, im höheren Denken und Fühlen suchen.
war ein naturgemässer Vorgang, der zur
Reinigung dieser Gesellschaft in dem jetzi-
gen Stadium ihres Wachstums nötig war;
denn nachdem die T. S. zwanzig Jahre lang be-
standen hat, war es nötig, dass diejenigen,
welche nicht die Fähigkeit besitzen, zu er-
kennen, was das Wesen der Theosophie ist,
zurückbleiben und dem Fortschritte der theo-
sophischen Bewegung nicht als ein unüber-
windliches Hindernis im Wege stehen.
Was die „Lotusblüten" betrifft, so bleiben
dieselben wie bisher ihrem Vorsatze getreu,
sich von aller Vereinsmeierei und allem Par-
teigetriebe fern zu halten, und nur zur all-
gemeinen Aufklärung und Erbauung ihren
Beitrag zu leisten, und halten es deshalb
gern mit jenen, die nicht bloss „keiner Partei
angehören" (und dabei eine Partei für sich
selbst bilden), sondern über allen Parteigeist
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erhaben sind, und ihre Zuflucht nicht in den
Meinungen von dieser oder jener Person, son-
dern in der eigenen geistigen Erkenntnis, im
höheren Denken und Fühlen suchen.
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In der von Dr. Julius Riffert redigierten
„wissenschaftlichen Beilage" der „Leipziger
Zeitung" Xo. 56 befindet sich eine „Kritik"
In der von Dr. Julius Riffert redigierten "wissenschaftlichen Beilage" der "Leipziger Zeitung" K o. 56 befindet sich eine "Kritik" der "Lotusblüten", 'welche als ein historisches "Kuriosum" der Nachwelt überliefert zu 'werden verdient.
der „Lotusblüten", welche als ein historisches
„Kuriosum" der Nachwelt überliefert zu wer-
den verdient.
Lotusblüten. Theosophische Monatsschrift. Her-
ausgegeben von Franz Hartmann. Leipzig, Wilhelm
Friedrich. Jahrgang 10 Mark. Einzelne Hefte i Mark. —
Die Zeitschrift predigt einen Pantheismus phantastischer
Art, der sich auf die entsprechenden Lehren des Buddhis-
mus stützt. Dürfen wir dem Leitartikel, der an der Spitze
des uns vorliegenden Januarheftes steht, vollen Glauben
schenken, so hat das Unternehmen einen unerwartet grossen
Erfolg gehabt, und diese Thatsache ist uns viel bemerkens-
Lot u s b 1ü te n. Theosophische Monatsschrift. Herausgegeben von Franz Hartmann. Leipzig, 'Vilhelm Friedrich. Jahrgang 10 Mark. Einzelne Hefte 1 Mark.Die Zeitschrift predigt einen Pantheismus phantastischer Art, der sich auf die entsprechenden Lehren des Buddhismus stützt. Dürfen wir dem Leitartikel, ~r an der Spitze des uns vorliegenden Januarheftes steht, vollen Glauben schenken, so hat das Unternehmen einen unerwartet grossen Erfolg gehabt, und diese Thatsache ist uns "iel bemerkenswerter, als alles das wunderliche Gerede von Adepten, Xirwana, Elementargeistern u. s. w. Sie ist nicht bloss ein Zeugnis für den Rückgang, den in gewissen Bevölkerungsschichten die religiöse Erkenntnis genommen hat, sondern vor allem auch für eine geistige Entartung der betreffenden Kreise. Dass alle die Gedanken, die hier als das Keueste beigebracht werden, soweit sie überhaupt für die menschliche Geistesentwickelung Bedeutung haben, in der deutschen Philosophie und hauptsächlich im mittelalterlichen Mysticismus schon ihre Auswirkung gefunden haben, davon weiss dieses Geschlecht nicht das Mindeste, denn um Philosophie kümmert es sich nicht, ausser dass es vielleicht v. Hartmann und Nietzscbe eines Blickes würdigt. Aber das ErkenntnisBedürfnis will schliesslich befriedigt sein und so geht man beim Buddhismus zu Gaste und nimmt mit einer Art schauerlichen Vergnügens die Sätze dieses phantastisch aufgeputzten Materialismus entgegen, der es ja versteht, im Gewande einer scheinbaren ethischen Strenge einherzugehen. Und
werter, als alles das wunderliche Gerede von Adepten,
Nirwana, Elementargeistern u. s. w. Sie ist nicht bloss ein
Zeugnis für den Rückgang, den in gewissen Bevölkerungs-
schichten die religiöse Erkenntnis genommen hat, sondern
vor allem auch für eine geistige Entartung der betreffenden
Kreise. Dass alle die Gedanken, die hier als das Neueste
beigebracht werden, soweit sie überhaupt für die mensch-
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liche Geistesentwickelung Bedeutung haben, in der deutschen
Philosophie und hauptsächlich im mittelalterlichen Mysticis-
mus schon ihre Auswirkung gefunden haben, davon weiss
dieses Geschlecht nicht das Mindeste, denn um Philosophie
kümmert es sich nicht, ausser dass es vielleicht v. Hartmann
und Nietzsche eines Blickes würdigt. Aber das Erkenntnis-
Bedürfnis will schliesslich befriedigt sein und so geht man
beim Buddhismus zu Gaste und nimmt mit einer Art schauer-
lichen Vergnügens die Sätze dieses phantastisch aufgeputzten
Materialismus entgegen, der es ja versteht, im Gewande
einer scheinbaren ethischen Strenge einherzugehen. Und
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während man den erhabenen Wundern des Christentums
als aufgeklärter Mensch des neunzehnten Jahrhunderts den
Rücken wendet, lässt man sich die Märchen indischer und
während man den erhabenen Wundern des Christentums als aufgeklärter Mensch des neunzehnten Jahrhunderts den Rücken wendet, lässt man sich die Märchen indischer und japanischer Adepten gutwillig aufnötigen. Da die Anhänger einer solchen Theosophie in Ermangelung der sittlichen Kraft für das Christentum ohnehin verloren gehen, so beklagen wir die Zunahme dieser Bestrebungen hauptsächlich im nationalen Interesse: sie ist die Quittung auf den sich vollziehenden Niedergang der hö4eren Denkfähigkeit.
japanischer Adepten gutwillig aufnötigen. Da die Anhänger
einer solchen Theosophie in Ermangelung der sittlichen
Kraft für das Christentum ohnehin verloren gehen, so be-
klagen wir die Zunahme dieser Bestrebungen hauptsächlich
im nationalen Interesse: sie ist die Quittung auf den sich
vollziehenden Niedergang der höheren Denkfähigkeit.
B. K.
In Bezug auf Astrologie, „die himmlische
Wissenschaft", sagt das in London erscheinende
„Borderland" folgendes:
„Es giebt keine Wissenschaft, welche älter,
grossartiger und mehr exakt ist, und in Bezug
auf welche zugleich das Publikum im allge-
B. K.
meinen weniger weiss, und welche von ihm
weniger geschätzt und verstanden wird, als
die Astrologie. Ohne den geringsten Versuch
zu machen, diese erhabene Wissenschaft zu
In Bezug auf Astrologie, "die himmlische \Vissenschaft", sagt das in London erscheinende "Borderland" folgendes: "Es giebt keine Wissenschaft, welche älter, grossartiger und mehr exakt ist, und in Bezug auf welche zugleich das Publikum im allgemeinen weniger weiss, und welche von ihm weniger geschätzt und verstanden wird, als die Astrologie. Ohne den geringsten Versuch zu machen, diese erhabene Wissenschaft zu begreifen, begnügt sich die gegenwärtige "gelehrte Welt" damit, diese grossartige Philosophie, deren Studium in vergangenen Jahrhunderten die grössten :Qenker beschäftigt hat, zu verwerfen, und ihr dummdreist jeden Wert abzusprechen. Dass Missverstand aus Irrtum entspringt, ist begreiflich; dass die Unwissenheit sich das Recht anmasst, über
begreifen, begnügt sich die gegenwärtige
„gelehrte Welt" damit, diese grossartige Phi-
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losophie, deren Studium in vergangenen Jahr-
hunderten die grössten Denker beschäftigt
hat, zu verwerfen, und ihr dummdreist jeden
Wert abzusprechen. Dass Missverstand aus
Irrtum entspringt, ist begreiflich; dass die
Unwissenheit sich das Recht anmasst, über
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Dinge von hoher Wichtigkeit, von denen sie
gar nichts versteht, ein Urteil zu fällen, ist
ärgerlich; dass aber viele, ohne sich je die
Dinge von hoher 'Vichtigkeit, von denen sie gar nichts versteht, ein Urteil zu fällen, ist ärgerlich; dass aber viele, ohne sich je die l\lühe zu nehmen, selber zu denken, diese unwissenden Schreier gläubig verehren und sich ihre Thorheit zu eigen machen, \väre lächerlich, wenn es nicht seh; zu bedauern wäre." Die Astrologie ist die Wissenschaft von den im Weltall wirkenden seelischen Kräften, und ist nicht ,veniger exakt als die Astronomie, welche sich nur mit der materiellen Seite des Weltalls, d. h. mit den Bewegungen der sichtbaren Himmelskörper beschäftigt. Aber ausser der geistigen Bedeutung der Astrologie hat dieselbe auch ihren materiellen Wert; denn Geist und lVlaterie sind ja nicht getrennte Dinge, sondern aufs Innigste miteinander verbunden, indem der Geist durch die Materie wirkt. Das was im Geistigen die Liebe ist, äussert sich im Materiellen durch die mechanische Anziehung oder Gravitation, und wenn die materielle "Wissenschaft" die seeliiichen Beziehungen der P~a neten unter einander kennen würde, so \vürden unsere "Sachverständigen" auch einem Erdbeben nicht so ratlos gegenüber stehen, -deren Ursachen die Astrologen längst er-
Mühe zu nehmen, selber zu denken, diese un-
wissenden Schreier gläubig verehren und sich
ihre Thorheit zu eigen machen, wäre lächerlich,
wenn es nicht seh/ zu bedauern wäre."
Die Astrologie ist die Wissenschaft von
den im Weltall wirkenden seelischen Kräften,
und ist nicht weniger exakt als die Astro-
nomie, welche sich nur mit der materiellen
Seite des Weltalls, d. h. mit den Bewegungen
der sichtbaren Himmelskörper beschäftigt.
Aber ausser der geistigen Bedeutung
der Astrologie hat dieselbe auch ihren mate-
riellen Wert; denn Geist und Materie sind
ja nicht getrennte Dinge, sondern aufs Innig-
ste miteinander verbunden, indem der Geist
durch die Materie wirkt. Das was im Geisti-
gen die Liebe ist, äussert sich im Materiellen
durch die mechanische Anziehung oder Gra-
vitation, und wenn die materielle „Wissen-
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schaft" die seelischen Beziehungen der Pla-
neten unter einander kennen würde, so
würden unsere „Sachverständigen" auch einem
Erdbeben nicht so ratlos gegenüber stehen,
deren Ursachen die Astrologen längst er-
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kannt haben. So finden wir z. B. in der
Märznummer des in Boston erscheinenden
astrologischen Journals „Stars andPeople"
kannt haben. So finden wir z. B. in der Märznummer des in Boston erscheinenden astrologischen Journals "Stars an d People" das Erdbeben von Laibach , welches am 22. April anfing und noch nicht zur Ruhe gekommen ist, bereits vorausgesagt, und es wird behauptet, dass dies nur der Anfang sei von einer Reihenfolge von Erschütterungen, die in nicht ferner Zeit die Erde von ihrem Innersten bis zur Peripherie in Erregung bringen werden. Geschieht dies, so geht damit nur dasjenige in Erfüllung, was H. P. Blavatsky bereits für das Ende dieses Jahrhunderts vorausgesagt hat.
das Erdbeben von Laibach, welches am
22. April anfing und noch nicht zur Ruhe
gekommen ist, bereits vorausgesagt, und es
wird behauptet, dass dies nur der Anfang sei
von einer Reihenfolge von Erschütterungen,
die in nicht ferner Zeit die Erde von ihrem
Innersten bis zur Peripherie in Erregung
bringen werden. Geschieht dies, so geht
damit nur dasjenige in Erfüllung, was H. P.
Blavatsky bereits für das Ende dieses Jahr-
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hunderts vorausgesagt hat.
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Briefkasten.
Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,
sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-
fasser der „Lotusbluten" im ,, Brief kasten" besprochen.
K. E. in "W. — Es scheint eine Unmöglichkeit zu
sein, einer gewissen Klasse von Leuten begreiflich zu machen,
dass die Theosophie als Grundlage weder den Mysticismus
noch den Spiritismus, weder die Gelehrtheit noch die Viel-
Briefkasten.
wisserei und ebensowenig den Autoritätenglauben, sondern
die göttliche Liebe hat, ja die göttliche Liebe selber ist.
„Göttlich" wird dieselbe genannt, weil sie selbstlos, unend-
Fragen von Abonnenten, welche ni('ht rein persönlicher Natur, sondern von allgemeinem Intere88e sind, werden durch den VerfasBer der "Lotu8hlüten" im "Briefka8ten" besprocheu.
lich und unsterblich ist, und sich ohne Unterschied auf das,
was in jedem Geschöpfe göttlicher Natur ist, erstreckt. Wäre
diese Liebe beschränkt, so könnte sie nicht „göttlich" sein.
Wer ein Ding erkennen will, muss dasselbe wahr-
nehmen; um es wahrzunehmen, muss er sich demselben
nähern; um sich ihm zu nähern oder mit demselben in
K. R. in W. -
Es scheint eine Unmöglichkeit zu sein, einer gewissen Klasse von Leuten begreiflich zu machen, dass die Theosophie als Grundlage weder den Mysticismus noch den Spiritismus, weder die Gelehrtheit noch die Vielwisserei und ebensowenig den Autoritätenglauben , sondern die göttliche Liebe hat, ja die göttliche Liebe selber ist. "Göttlich" wird dieselbe genannt, weil sie selbstlos, unendlich und unsterblich ist, und sich ohne Unterschied auf das, was in jedem Geschöpfe gÜttlicher Natur ist, erstreckt. Wäre diese Liebe beschränkt, so könnte sie nicht "göttlich" sein. Wer ein Ding erkennen will, muss dasselbe wahrnehmen; um es wahrzunehmen, muss er sich demselben nähern; um sich ihm zu nähern oder mit demselben in Berührung zu kommen, muss er davon angezogen werden. Er wird aber von der Liebe nicht angezogen, wenn er keine Liebe hat, denn auch auf dem geistigen Gebiete zieht Gleiches das Gleiche an. Wer aber diese göttliche selbstlose Liebe hat, den führt sie zu Gott und er erlangt dadurch die Gotteserkenntnis, mit anderen Worten die Theosophie. Die Liebe, genau betrachtet, ist die Erkenntnis selbst, in welcher alle Theosophie und alles wahre Christentum seine Wurzel hat.
Berührung zu kommen, muss er davon angezogen werden.
Er wird aber von der Liebe nicht angezogen, wenn er keine
Liebe hat, denn auch auf dem geistigen Gebiete zieht
Gleiches das Gleiche an. Wer aber diese göttliche selbst-
lose Liebe hat, den führt sie zu Gott und er erlangt dadurch
die Gotteserkenntnis, mit anderen Worten die Theosophie.
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Die Liebe, genau betrachtet, ist die Erkenntnis selbst, in
welcher alle Theosophie und alles wahre Christentum seine
Wurzel hat.
Druck von Carl Otto in Meerane.
Druck von Carl Otto in Meerane.
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