Franz Hartmann, Redakteur - Lotusblüten, Band VIII., 1896

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£ofusblüfen.

Ein monatlich erscheinendes Journal

enthaltend

Originalartikel und ausgewählte Übersetzungen

~ofugblüfen.

aus der orientalischen Litteratur

in Bezug auf die Grundlage der Religionen des

Ostens und der THEOSOPHIE.

Herausgegeben von

FRANZ HARTMANN, M. D.

~

Mitglied der Theos. Geacllsch. in Amerika.

Jahrgang-1896. IL Semester.

(Heft XLVI—LI.)

LEIPZIG.

Ein monatlich erscheinendes Journal

Verlag von Wilhelm Friedrich.

enthaltend

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Originalartikel und ausgewählte Übersetzungen aus der orientalischen Litteratur in Bezug auf die Grundlage der Religionen des Ostens und der THEOSOPHIE. lIerausgegeben von

FRANZ HARTMANN, M. D. Mitglied der Theo8. GeBellBch. in Amerika.

Jahrgang 1896. 11. Semester. (lieft XLVI-LI.)

LEIPZIG. Verlag von Wilhelm Friedrich.

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Inhaltsverzeichnis.

Seite

Theosophie in China. Betrachtungen über das Tao-Teh-

King 465> 547. 633, 726, 8oo, 892

Karina 485, 569, 646, 744

Theosophie im Christentum. Ein kurzer Katechismus des

echten Christentums. Von Madame Guyon. . . .510

Bruchstücke aus den Mysterien 526, 594, 683, 767, 836, 915

Sena Bheema Pratapa. Ein indischer Yogi 611

Inhaltsverzeichnis.

Die theosophische Bewegung in Deutschland und die

amerikanischen Kreuzfahrer 619

Die Philosophie der Vedanta 664

T. S. in G 705

Die Theosophische Gesellschaft in Deutschland .... 787

Seite

Der Yoga-Schlaf (Samadhi) 820

Theosophie in China. Betrachtungen über das Tao-TehKing. . . . . . . • 465, 547, 633, 726, 800, 892

Das höhere (geistliche) Leben, oder: Die Regeln des Radscha

Yoga. Nach den Vorschriften des Gautama Buddha 865

Briefkasten 542, 614, 701, 782, 860, 932

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Karma. . . . . . . . . . • . 485, 569, 646, 744 Theosophie im Christentum. Ein kurzer Katechismus des echten Christentums. Von Madame Guyon. . . • 5 10

526, 594, 683, 767, 836, 915 Ein indischer YoW. • . . . . 61 1

Bruchstücke aus den Mysterien Sena Bheema Pratapa.

Die theosophische Bewegung in Deutschland und die 6I 9 amerikanischen Kreuzfahrer •

. 664

T., S. in G. . . . . . • . . . . . . Die Theosophische Gesellschaft in Deutschland Der Yoga-Schlaf (Samadhi) .....•

705 787 . . 820

Die Philosophie der Vedanta .

.

.

.

.

Das höhere (geistliche) Leben, oder: Die Regeln des Radscha Yoga. Nach den Vorschriften des Gautama Buddha 865 Briefkasten .

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542, 614, 701, 782, 860, 932

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Original from


Theosophie in China.

Betrachtungen

über das

TAO-TEH-KING.

(Der Weg, die Wahrheit und das Licht.)

Aus dem Chinesischen des Lao-tze.

Vorbemerkung. Lao-tze, geboren 604

vor der christlichen Zeitrechnung, war ein

berühmter chinesischer Philosoph, oder viel-

mehr Theosoph, d. h. ein Erleuchteter, und

seine Lehren führten in späteren Zeiten zur

Bildung eines Religionssystems, welches

heutzutage unter den besseren Klassen in

China weit verbreitet ist.

Tao (ähnlich wie theos) bedeutet soviel

Theosophie in China.

als „das Wort" (Logos) oder „der Weg";

Lotnsbltlten XLVI. 32

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Betrachtungen Über das

TAO-TEH-KING. (Der Weg, die Wahrheit und das Licht.) Aus dem Chinesischen des Lao-tze•

• Vorbemerkung. Lao-tze, geboren 604 vor der christlichen Zeitrechnung, war ein - berühmter chinesischer Philosoph, oder vielmehr Theosoph, d. h. ein Erleuchteter, und seine Lehren führten in späteren Zeiten zur Bildung eines Religionssystems, welches heutzutage unter den besseren Klassen in China weit verbreitet ist. Tao (ähnlich wie theos) bedeutet soviel als "das Wort" (Logos) oder "der Weg"; Lotusbltlten XLVI.

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Original trom

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— 468 —

Teh: die Wahrheit oder das Gesetz; King:

„der Himmel" oder „das Licht". Tao-Teh-

King ist somit der Weg zur Erkenntnis der

Teh: die Wahrheit oder das Gesetz; King: "der Himmel" oder "das Licht". Tao·TehKing ist somit der Weg zur Erkenntnis der Wahrheit. *)

Wahrheit.*)

Ein Werk wie Tao-Teh-King ohne einen

erklärendenKommentar wiederzugeben, würde

deshalb nur wenig Wert haben, weil sich

nur wenige Leser die Mühe machen würden,

die einzelnen Paragraphen dem zu ihrem Ver-

ständnisse nötigen Studium zu unterziehen.

Bücher wie die Bhagavad Gita, Tao-Teh-

King oder die Bibel bieten hinreichenden

Stoff zur Forschung und Betrachtung für das

Ein Werk wie Tao-Teh-King ohne einen erklärenden Kommentar wiederzugeben, würde deshalb nur wenig Wert haben, weil sich nur wenige Leser die Mühe machen würden, die einzelnen Paragraphen dem zu ihrem Verständnisse nötigen Studium zu unterziehen. Bücher wie die Bhagavad Gita, Tao- TehKing oder die Bibel bieten hinreichenden Stoff zur Forschung und Betrachtung für das längste menschliche Leben. Die beigefügten Betrachtungen, welche die Anschauungen des Verfassers enthalten, sollen weder als vollständig, noch als unfehlbar gelten, noch soll damit der Intuition des Lesenden vorgegriffen werden; trotzdem werden sie manchem denkenden Leser willkommen sein.

längste menschliche Leben. Die beigefügten

Betrachtungen, welche die Anschauungen des

Verfassers enthalten, sollen weder als voll-

ständig, noch als unfehlbar gelten, noch soll

damit der Intuition des Lesenden vorgegriffen

werden; trotzdem werden sie manchem den-

kenden Leser willkommen sein.

*) Vergl. Walter Old: „The Path of Virtue." Madras,

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1894.

*) Vergl. WalterOld: "ThePathofVirtue." Madras,

18 94.

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— 469 —

I.

Der Pfad, von dem man sprechen kann,

ist nicht der ewige Pfad.1)

I.

Die Eigenschaft, welche man nennen

kann, ist nicht seine wirkliche Eigenschaft.2)

Dasjenige, was war, ehe Himmel und

Der Pfad, von dem man sprechen kann, ist nicht der ewige Pfad.!) Die Eigenschaft, welche man nennen kann, ist nicht seine wirkliche Eigenschaft. 2) Dasjenige, was war, ehe Himmel und Erde da waren, wird das "Nichtdaseiende"

Erde da waren, wird das „Nichtdaseiende"

*) Der ewige Pfad ist unbeschreiblich, man

muss ihn selbst gehen, um ihn zu kennen.

Jeder Mensch ist sich selbst der Pfad. Wenn

er sich selbst in Wahrheit findet, so hat er

den Pfad gefunden. Die Theorie allein ist

noch keine Erfahrung und verschafft keine

wahre Erkenntnis. Die Landkarte zeigt die

Richtung des Weges, ist aber nicht der Weg

selbst. Die geistige Erkenntnis kann nicht

durch Worte beschrieben, sondern nur durch

ein geistiges Erwachen erlangt werden.

2) Wenn wir der Gottheit Eigenschaften

1) Der ewige Pfad ist unbeschreiblich, man

zuschreiben, so bezeichnen wir damit nur die

Vorstellungen, welche wir uns von ihren Be-

muss ihn selbst gehen, um ihn zu kennen. Jeder Mensch ist sich selbst der Pfad. Wenn er sich selbst in Wahrheit findet, so hat er den Pfad gefunden. Die, Theorie allein ist noch keine Erfahrung und verschafft keine wahre Erkenntnis. Die Landkarte zeigt die Richtung des Weges, ist aber nicht der Weg selbst. Die geistige Erkenntnis kann nicht durch Worte beschrieben, sondern nur durch ein geistiges Erwachen erlangt werden.

ziehungen zu uns machen. Das Absolute ist

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über alles Denken und Vorstellen erhaben

und kann nicht beschrieben werden. Das

Unvergleichliche kann mit nichts verglichen

werden, und es giebt deshalb auch keine Be-

zeichnungen dafür.

32*

2) Wenn wir der Gottheit Eigenschaften zuschreiben, so bezeichnen. wir damit nur die Vorstellungen, welche wir uns von ihren Beziehungen zu uns machen. Das Absolute ist über alles Denken und V orstellen erhaben und kann nicht beschrieben werden. Das Unvergleichliche kann mit nichts verglichen werden, und es giebt deshalb auch keine Bezeichnungen dafür.

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— 47o —

-

(das nichtoffenbare Sein) genannt. Das

47° -

Dasein ist die Mutter aller Dinge.3)

Nichtdasein und Dasein sind in allem,

(das nichtoffenbare Sein) genannt. Das Dasein ist die Mutter aller Dinge. 3) Nichtdasein und Dasein sind in allem, die Namen ausgenommen, dasselbe.') Diese Identität scheinbarer Gegensätze bezeichne ich als den Urgrund, die grosse Tiefe, das offene Thor der Verwirrung.5)

die Namen ausgenommen, dasselbe.4)

Diese Identität scheinbarer Gegensätze

bezeichne ich als den Urgrund, die grosse

Tiefe, das offene Thor der Verwirrung.5)

3) „Im ewigen Sein sind alle Dinge unge-

sehen (geistig) enthalten. Dann folgt die Offen-

barung, wodurch sie ins Dasein kommen."

(Bhagavad Gita, II, 28.)

4) Die ewige Einheit verändert sich nicht,

indem die Dinge in ihr in die Erscheinung

treten oder offenbar werden, und jedem offen-

baren Dinge liegt die ewige nicht offenbare

Einheit zu Grunde.

5) Das Absolute kann nicht erkannt wer-

den, weil es zu nichts, das es erkennen könnte,

8) "Im ewigen Sein sind alle Dinge ungesehen (geistig) enthalten. Dann folgt die Offenbarung, wodurch sie ins Dasein kommen." (Bhagavad Gita, 11, 28.)

in Beziehungen steht. Die Verwirrung aber

entsteht dadurch, dass der beschränkte Ver-

stand die ewige Einheit des Wesens in allem

Dasein nicht erkennt. Wo kein Gegensatz

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ist, da ist auch keine Unterscheidung. Der

Gegensatz hegt aber bloss in den Eigenschaften

und nicht im Wesen selbst. Dieses alleinige

Wesen wird Tao genannt.

4) Die ewige Einheit verändert sich nicht, indem die Dinge in ihr in die Erscheinung treten oder offenbar werden, und jedem offenbaren Dinge liegt die ewige nicht offenbare Einheit zu Grunde.

5) Das Absolute kann nicht erkannt werden, weil es zu nichts, das es erkennen könnte, in Beziehungen steht Die Verwirrung aber entsteht dadurch, dass der beschränkte Verstand die ewige Einheit des Wesens in allem Dasein nicht erkennt. Wo kein Gegensatz ist, da ist auch keine Unterscheidung. Der Gegensatz liegt aber bloss in den Eigenschaften und nicht im Wesen selbst. Dieses alleinige Wesen wird Tao genannt.

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— 47i —

47 1

IL

Wenn die Welt von der Schönheit

spricht und sagt, dass sie schön sei, so

11. Wenn die Welt von der Schönheit spricht und sagt, dass sie schön sei, so erklärt es sich von selbst, was unter "Hässlichkeit" zu verstehen ist.· Wenn man sieht, dass das Gute gut ist, so ist auch schon das Böse erkannt Auf dieselbe Art bedingt sich gegenseitig die Erkenntnis von Sein und Nichtsein, so wie das Schwere und das Leichte, das Ferne und das Nahe, hoch und niedrig, schrill un~ dumpf, voran und hintendrein.1) Der Weise beschäftigt sich deshalb nur mit demjenigen, das ohne Vorurteil ist2) Er lehrt ohne Worte zu machen; er

erklärt es sich von selbst, was unter „Häss-

lichkeit" zu verstehen ist.

Wenn man sieht, dass das Gute gut

ist, so ist auch schon das Böse erkannt.

Auf dieselbe Art bedingt sich gegen-

seitig die Erkenntnis von Sein und Nicht-

sein, so wie das Schwere und das Leichte,

das Ferne und das Nahe, hoch und niedrig,

schrill und dumpf, voran und hintendrein.1)

Der Weise beschäftigt sich deshalb nur

mit demjenigen, das ohne Vorurteil ist.2)

Er lehrt ohne Worte zu machen; er

*) Wer das Dasein in Wirklichkeit erkennt,

der weiss auch, was das Nichtsein ist, weil

er über dem Dasein erhaben sein muss, um

es zu erkennen, und wer sich im Ewigen er-

kennt, der erkennt auch das vergängliche Da-

sein als das, was es in Wirklichkeit ist.

2) D. h. er sieht auf den Grund der Dinge

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und lässt sich nicht durch die denselben an-

hängenden veränderlichen Eigenschaften täu-

schen.

1) Wer das Dasein in Wirklichkeit erkennt, der weiss auch, was das Nichtsein ist, weil er über dem Dasein erhaben sein muss, um es zu erkennen, und wer sich im Ewigen erkennt, der erkennt auch das vergängliche Dasein als das, was es in Wirklichkeit ist. 2) D. h. er sieht auf den Grund der Dinge und lässt sich nicht durch die denselben anhängenden. veränderlichen Eigenschaften täuschen.

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-

— 472 —

wirkt ohne Anstrengung; er schafft ohne

47 2

-

zu besitzen; er handelt ohne Rücksicht

wirkt ohne Anstrengung; er schafft ohne zu besitzen; er handelt ohne Rücksicht auf den Genuss des Erfolges; er macht seine Werke, vollkommen, ohne sich dabei ein Verdienst zuzuschreiben, und da er nichts für sich in Anspruch nimmt, so kann er auch niemals etwas verlieren. 8)

auf den Genuss des Erfolges; er macht

seine Werke vollkommen, ohne sich dabei

ein Verdienst zuzuschreiben, und da er

nichts für sich in Anspruch nimmt, so

kann er auch niemals etwas verlieren.3)

3) In einem geistig selbstbewussten und

mit freiem Willen begabten Menschen ist der

Geist das Wirkende und Handelnde, ein sol-

cher Mensch handelt nicht von dem Stand-

punkte des Selbstwahnes, sondern als ein be-

wusstes und erkennendes Werkzeug des in

ihm und durch seine Kraft wirkenden Geistes

der Weisheit. (Bhagavad Gita, XIV.)

III.

Wenn Auszeichnungen unter den Leu-

ten wegen ihrer Verdienste vermieden wer-

8) In einem geistig selbstbewussten und mit freiem Willen begabten Menschen ist der Geist das Wirkende und Handelnde, ein solcher Mensch handelt nicht von dem Standpunkte des Selbstwahnes, sondern als ein bewusstes und erkennendes Werkzeug des in ihm und durch seine Kraft wirkenden Geistes der Weisheit. (Bhagavad Gita, XIV.)

den, so vermeidet man dadurch die Eifer-

sucht.1)

*) Wer sich nicht einbildet, besser als ein

anderer zu sein, und in jedem Menschen das

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wahre göttliche Wesen von der Illusion der

111. Wenn Auszeichnungen unter den Leuten wegen ihrer Verdienste vermieden werden, so vermeidet man dadurch die Eifersucht.!) !) Wer sich nicht einbildet, besser als ein anderer zu sein, und in jedem Menschen das wahre göttliche Wesen von der illusion der

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-

— 473 —

Wenn man auf seltene Dinge keinen

473

-

Wert legt, so wird der Diebstahl ver-

Wenn man auf seltene Dinge keinen Wert legt, so wird der Diebstahl vermieden. 2) Wer nicht nach sinnlichen Dingen strebt, behält seinen Seelenfrieden. So herrscht der Weise, indem er sein Herz von Begierden befreit und den Ansprüchen des Magens genügt. Er lässt seine Muskeln ruhen und stärkt seine Knochen; er behütet die Welt vor der Kenntnis des Bösen und erhält sie dadurch frei von Begierden, und er hindert durch Furcht diejenigen, welche diese Kenntnis des Bösen besitzen, daran, dieselbe auszuüben. 8)

mieden.2)

Wer nicht nach sinnlichen Dingen strebt,

behält seinen Seelenfrieden.

So herrscht der Weise, indem er sein

Herz von Begierden befreit und den An-

sprüchen des Magens genügt. Er lässt

seine Muskeln ruhen und stärkt seine

Knochen; er behütet die Welt vor der

Kenntnis des Bösen und erhält sie da-

durch frei von Begierden, und er hindert

durch Furcht diejenigen, welche diese

Kenntnis des Bösen besitzen, daran, die-

selbe auszuüben.3)

Persönlichkeit zu unterscheiden versteht, dem

sind alle gleichwertig.

2) Niemand stiehlt etwas, das er selber als

wertlos erachtet.

3) Da diese Lehren sich auf geistige Dinge

beziehen, sollten sie auch im geistigen Sinne

aufgefasst werden, wozu allerdings nicht jeder

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Bonze fähig ist. Der Weise lebt nicht, um

zu essen, sondern er isst, um zu leben, und

die Nahrung der Seele ist ihm wichtiger, als

die des Körpers. Die „Knochen" sind das

Persönlichkeit zu unterscheiden versteht, dem sind alle gleichwertig. 2) Niemand stiehlt etwas, das er selber als wertlos erachtet. 3) Da diese Lehren sich auf geistige Dinge beziehen, sollten sie auch im geistigen Sinne aufgefasst wer~en, wozu allerdings nicht jeder Bonze fähig ist. Der Weise lebt nicht, utl1 zu essen, sondern er isst, um zu leben, und die Nahrung der Seele ist ihm wichtiger, als die des Körpers. Die "Knochen" sind das

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— 474 —

474

-

Er handelt durch Nichthandeln und

regiert dadurch alles.4)

Er handelt durch Nichthandeln und regiert dadurch alles. 4)

Symbol der Kraft des Selbstbewusstseins. Die

bösartigen Unwissenden werden durch ihre

Unwissenheit vor sich selber beschützt, und

diejenigen, welche die Macht haben, Böses zu

thun, durch Furcht vor Strafe im Zaume ge-

Symbol der Kraft des Selbstbewusstseins. Die bösartigen Unwissenden werden durch ihre Unwissenheit vor sich selber beschützt, und diejenigen" welche die Macht haben, Böses zu thun, durch Furcht vor Strafe im Zaume gehalten.

halten.

4) Da er nicht aus persönlichem Willen

handelt, so wirkt der göttliche Wille durch ihn.

IV.

Tao ist grenzenlos; seine Tiefe ist der

Ursprung von allem, das ist.1)

Es macht eckige Dinge rund, es schafft

Ordnung aus Unordnung, es überschattet

den Glanz, vor ihm ist alles gleichgültig.2)

*) Das Allbewusstsein ist so unendlich als

der Raum. Aus der Tiefe des Selbstbewusst-

4) Da er nicht aus persönlichem Willen handelt, so wirkt der göttliche Wille durch ihn.

seins entspringen die Gedanken und mit ihnen

die Bilder, deren Verkörperung die Schöpfung

ist.

2) Durch die Erkenntnis wird die ursprüng-

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liche Harmonie hergestellt, welche durch die

IV. Tao ist grenzenlos; seine Tiefe ist der Ursprung von allem, das ist. 1) Es macht eckige Dinge rund, es schafft Ordnung aus Unordnung, es überschattet den Glanz, vor ihm ist alles gleichgültig. 2) 1) Das Allbewusstsein ist so unendlich als der Raum. Aus der Tiefe des Selbstbewusstseins entspringen die Gedanken und mit ihnen die Bilder, deren Verkörperung die Schöpfung ist. 2) Durch die Erkenntnis wird die ursprüngliche Hannonie hergestellt, welche durch die "

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— 475 —

Ich weiss nicht, von wem es geboren

475

-

wurde. Es ist älter als Gott.3)

Ich weiss nicht, von wem es geboren wurde. Es ist älter als Gott. S)

Nichterkenntnis verschwand. In Gott giebt

es kein Ansehen der Person; es herrscht da

kein anderer Glanz als sein eigener. Das

Selbstbewusstsein erkennt nur sich selbst.

3) Die Ewigkeit ist ungeboren und ewig.

Nichterkenntnis verschwand. es kein Ansehen der Person; kein anderer Glanz als sein Selbstbewusstsein erkennt nur

In der Gottheit wird Gott geboren, wenn er

zu schaffen beginnt. Der Schöpfer erschafft

sich selbst. Indem er die Schöpfung ins Da-

sein ruft, wird er zum Schöpfer. Das Wort

ruht in Gott, . bis es sich auszusprechen be-

ginnt; ebenso wie der Gedanke im Menschen

ruht, bis er gedacht wird.

In Gott giebt es herrscht da eigener. Das sich selbst.

V.

8) Die Ewigkeit ist ungeboren und ewig. In der Gottheit wird Gott geboren, wenn er zu schaffen beginnt.' Der Schöpfer erschafft sich selbst. Indem er dIe Schöpfung ins Dasein ruft, wird er zum Schöpfer. Das Wort ruht in Gott,' bis es sich auszusprechen beginnt; ebenso \vie der Gedanke im Menschen ruht, bis er gedacht wird.

Weder der Himmel, noch die Erde

haben eine Vorliebe für dieses oder jenes.

Für sie sind alle Personen nichts als Opfer-

bilder.1)

Der Weise kennt keine Auszeichnungen,

*) Die Lebenserscheinungen im Universum

sind nicht Selbstzweck. Sie sind nur zum

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Zwecke der Erlangung der Selbsterkenntnis

des Geistes vorhanden.

v. Weder der Himmel, noch die Erde haben eine Vorliebe für dieses oder jenes. Für sie sind alle Personen nichts als Opferbilder. 1) Der Weise kennt keine Auszeichnungen, 1) Die Lebenserscheinungen .im Universum sind nicht Selbstzweck. Sie sind nur zum Zwecke der Erlangung der Selbsterkenntnis des Geistes vorhanden.

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— 476 —

er betrachtet alle Menschen als Dinge, die

47 6 . -

zu einem heiligen Zwecke da sind.2)

er betrachtet alle Menschen als Dinge, die zu einem heiligen Zwecke da sind. 2) Der Himmelsraum ist wie ein Blasebalg; obgleich er nichts Festes enthält, so fällt er doch nicht in sich selbst zusammen, und je mehr er in Bewegung gesetzt wird, um so mehr bringt er hervor. 8) Der aufgeblasene Mensch ist bald erschöpft.4) Es giebt nichts besseres als die Selbstbeherrschung.6)

Der Himmelsraum ist wie ein Blase-

balg; obgleich er nichts Festes enthält, so

fällt er doch nicht in sich selbst zusammen,

und je mehr er in Bewegung gesetzt wird,

um so mehr bringt er hervor.3)

Der aufgeblasene Mensch ist bald er-

schöpft.4)

Es giebt nichts besseres als die Selbst-

beherrschung.5)

2) Er liebt nicht die Menschen, sondern die

Menschheit in ihnen, in welcher die Gottheit

offenbar werden soll.

3) Was aus der Tiefe des Selbstbewusstseins

entspringt, ist unerschöpflich und hat Gehalt.

4) Der aufgeblasene Mensch hat keinen

eigenen Gehalt. Bloss angelernter Kram ist

bald erschöpft.

5) Unter „Selbstbeherrschung" ist nicht zu

verstehen, dass man nur diesen oder jenen

Wunsch zu beherrschen versteht, sondern wer

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völlige Selbstbeherrschung besitzt, ist Herr

über alle seine Gedanken und über seine ganze

Natur und damit auch Herr über alles, dessen

er sich bewusst ist.

2) Er liebt nicht die Menschen, sondern die Menschheit in ihnen, in welcher die Gottheit offenbar werden soll. S) Was aus der Tiefe des Selbstbewusstseins entspringt, ist unerschöpflich und hat Gehalt. 4) Der aufgeblasene ~Iensch hat keinen eigenen Gehalt. Blass angelernter Kram ist bald erschöpft. 5) Unter "Selbstbeherrschung" ist nicht zu verstehen, dass man nur diesen oder jenen Wunsch zu beherrschen versteht, sondern wer völlige Selbstbeherrschung besitzt, ist Herr über alle seine Gedanken und über seine ganze Natur und damit auch Herr über alles, dessen er sich bewusst ist.

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— 477 —

477

VI.

Wie der Fluss im Thale, so versiegt

VI.

auch der Geist nie.1)

Ich nenne es die mütterliche Tiefe.

Die Bewegung der mütterlichen Tiefe

Wie der Fluss im Thale, so versiegt auch der Geist nie. 1)

nenne ich den Ursprung von Himmel

und Erde.2)

Es dauert ewig und bewegt sich in

sich selbst.3)

1) Das wahre Geistesbewusstsein versiegt

Ich nenne es die mütterliche Tiefe.

nie, ob auch der Körper schläft oder wacht.

2) Aus der unergründlichen Tiefe des Selbst-

Die Bewegung der mütterlichen Tiefe nenne ich den Ursprung von Himmel und Erde. 2)

bewusstseins erhebt sich die Welt der Ge-

danken.

3) Es wird nicht von aussen bewegt; es

ist selbst das Gesetz und lebt aus eigener, ihm

innewohnender Kraft. Es ist die schöpferische

Kraft, welche den Makrokosmos und Mikro-

kosmos bewegt, die „unbefleckte Jungfrau",

Es dauert ewig und bewegt sich in sich selbst 8)

welche in einem fort Gott gebiert und dazu

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keinen äusserlichen „Gatten" nötig hat.

1) Das wahre Geistesbewusstsein versiegt nie, ob auch der Körper scWäft oder wacht. 2) Aus der unergründlichen Tiefe des Selbstbewusstseins erhebt sich die Welt der Gedanken. S) Es wird nicht von aussen bewegt; es ist selbst das Gesetz und lebt aus eigener, ihm innewohnender Kraft. Es ist die schöpferische Kraft, welche den Makrokosmos und Mikrokosmos bewegt, die "unbefleckte Jungfrau", welche in einem fort Gott gebiert und dazu keinen äusserlichen "Gatten" nötig hat.

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— 478 —

VII.

Sowohl der Himmel als auch die Erde

VII.

sind von langer Dauer.1)

Das, was ihnen lange Dauer verleiht,

ist ihre Gleichgültigkeit für langes Leben.

Sowohl der Himmel als auch die Erde sind von langer Dauer. 1)

Dies ist der Grund ihres Bestehens.2)

So ist auch der Weise, dem sein eige-

nes Selbst gleichgültig ist, demungeachtet

der Grösste unter den Menschen. Ob-

gleich er nicht für sich sorgt, wird er

Das, was ihnen lange Dauer verleiht, ist ihre Gleichgültigkeit für langes Leben. Dies ist der Grund ihres Bestehens. 2) So ist auch der Weise, dem sein eigenes Selbst gleichgültig ist, demungeachtet der Grösste unter den Menschen. Obgleich er nicht für sich sorgt, wird er dennoch erhalten. 3) Da er der selbstloseste ist, so ist er am meisten beschützt.')

dennoch erhalten.3)

Da er der selbstloseste ist, so ist er

am meisten beschützt.4)

*) Die Zeitdauer einer Weltperiode (Kalpa)

nach der Berechnung derlndier ist 4,320,000,000

Jahre. (Siehe „Lotusblüten", Vol. II, pag. 492.)

2) Die Begierde ist wie ein verzehrendes

Feuer.

3) Er lebt erhaben über sich selbst.

4) Durch die Erhabenheit über das eigene

Selbst ist er auch über alles erhaben, das

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dieses Selbst berührt.

1) Die Zeitdauer einer Weltperiode (Kalpa) nach der Berechnung derIndier ist 4,320,000,000 Jahre. (Siehe "Lotusblüten", Vol. 11, pag.49 2.)

2) Die Begierde ist wie ein verzehrendes Feuer. 3) Er lebt erhaben über sich selbst.

') Durch die Erhabenheit über das eigene Selbst ist er auch über alles erhaben, das dieses Selbst berührt.

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— 479 —

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VIII.

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-

Die grösste Tugend ist wie Wasser.

Wasser ist für alle Dinge gut.

VIII.

Es dringt leicht in die unzugänglich-

sten Orte ein.

Die grösste Tugend ist wie Wasser. Wasser ist für alle Dinge gut. Es dringt leicht in die unzugänglichsten Orte ein. Deshalb ist es wie Tao. Es hat die Tugend, seine Stelle auszufüllen. Es ist tauglich wie das Herz, weil es tief ist. Es hat die Tugend des \Vohlwollens, indem es sich selbst giebt. Es ist tauglich wie die Sprache, denn es ist wahrhaftig. Es hat die Tugend der Regierung, indem es reinigt. Es hat die Tugend eines Dieners in seiner Ge$:hicklichkeit. . Es ist. tauglich wie die Handlung zur rechten Zeit. Und da es nicht streitet, so hat es keine Feinde. 1)

Deshalb ist es wie Tao.

Es hat die Tugend, seine Stelle aus-

zufüllen.

Es ist tauglich wie das Herz, weil es

tief ist.

Es hat die Tugend des Wohlwollens,

indem es sich selbst giebt.

Es ist tauglich wie die Sprache, denn

es ist wahrhaftig.

Es hat die Tugend der Regierung,

indem es reinigt.

Es hat die Tugend eines Dieners in

seiner Geschicklichkeit.

Es ist tauglich wie die Handlung zur

rechten Zeit.

Und da es nicht streitet, so hat es

keine Feinde.1)

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Die „Tugend" eines Dinges besteht in

seiner Tauglichkeit, den Zweck zu erfüllen,

for den es bestimmt ist.

1) Die "Tugend" eines Dinges besteht in seiner Tauglichkeit, den Zweck zu erfüllen, für den es bestimmt ist.

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— 480 —

IX.

Es ist ratsam, das beständige Streben

nach Reichtum aufzugeben.1)

IX

Fortwährender Gebrauch und bestän-

diges Schärfen nützt die dauerhaftesten

Dinge ab.

Es ist ratsam, das beständige Streben nach Reichtum aufzugeben. 1)

Wenn das Haus voller Juwelen ist,

wer soll sie dann beschützen?

1) Damit ist nicht bloss die Sucht nach

Besitz von Geld und anderen äusserlichen

Dingen gemeint, sondern auch die Gier nach

Fortwährender Gebrauch und beständiges Schärfen nützt die dauerhaftesten Dinge ab.

vielerlei Wissen. Paracelsus sagt: „Gott ver-

langt nicht von uns, dass wir Dummköpfe

bleiben sollen, sondern wir sollen im Gegen-

teil darnach trachten, zur wahren Erkenntnis

zu gelangen." Zwischen der wahren Erkennt-

nis, zu welcher wir gelangen, indem die

Wahrheit in unserer Seele offenbar wird, und

Wenn das Haus voller Juwelen ist, wer soll sie dann beschützen?

der Selbstwisserei, die aus dem Eigendünkel

entspringt, ist aber ein grosser Unterschied.

Die wahre Erkenntnis beginnt dort, wo die

Selbstwisserei aufhört und wo der Mensch

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einsieht, dass er selbst nichts weiss, sondern

Gott in ihm die alleinige Quelle seiner wah-

1) Damit ist nicht bloss die Sucht nach Besitz von Geld und anderen äusserlichen Dingen gemeint, sondern auch die Gier nach vielerlei Wissen. Paracelsus sagt: "Gott verlangt nicht von uns, dass wir Dummköpfe bleiben sollen, sondern wir sollen im Gegenteil darnach trachten, zur wahren Erkenntnis zu gelangen." Zwischen der wahren Erkenntnis, zu welcher wir gelangen, indem die Wahrheit in unserer Seele offenbar wird, und der Selbstwisserei, die aus dem Eigendünkel entspringt, ist aber ein grosser Unterschied. Die wahre Erkenntnis beginnt dort, wo die Selbstwisserei aufhört und wo der Mensch einsieht, dass er selbst nichts weiss, sondern Gott in ihm die alleinige Quelle seiner wahren Erkenntnis ist

ren Erkenntnis ist.

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— 481 —

Reichtum und Ruhm bringen mit sich

Sorge und Stolz.

Sich zu massigen, wenn ein gutes

Reichtum und Ruhm bringen mit sich Sorge und Stolz.

Werk geschehen ist und die Ehre sich

naht, ist der Weg zum Himmel.

X

Es ist möglich, der Auflösung zu ent-

Sich zu mässigen, wenn ein gutes Werk geschehen ist und die Ehre sich naht, ist der Weg zum Himmel.

gehen, indem man sich seine natürlichen

und geistigen Kräfte erhält und Tugend

behält.

Es ist möglich, ein Kind zu bleiben,

indem man seine Leidenschaften zügelt

und die Sanftmut walten lässt.

Es ist möglich, unbefleckt zu bleiben,

indem man das geistige Auge frei von

Unreinem hält.

Es ist möglich, unbekannt zu bleiben,

indem man die Menschen durch Liebe

regiert.

Es ist möglich, frei vom Roste zu

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x. Es ist möglich, der Auflösung zu entgehen, indem man sich seine natürlichen und geistigen Kräfte erhält und Tugend behält. Es ist möglich, ein Kind zu bleiben, indem man seine Leidenschaften zügelt und die Sanftmut walten lässt. Es ist möglich, unbefleckt zu bleiben, indem man das geistige Auge frei von Unreinem hält. Es ist möglich, unbekannt zu bleiben, indem man die Menschen durch Liebe regiert. Es ist möglich, frei vom Roste zu

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— 482 —

bleiben, indem man die Thore des Him-

mels beständig benützt.1)

Es ist möglich, vorüberzugehen ohne

bleiben, indem man die Thore des Himmels beständig benützt. l )

bemerkt zu werden, wenn man von allen

Seiten durchsichtig ist.

Die höchste Tugend ist es, zu erzeugen

und zu erhalten, hervorzubringen ohne zu

Es ist möglich, vorüberzugehen ohne bemerkt zu werden, wenn man von allen Seiten durchsichtig ist.

besitzen, ohne Hoffnung auf Belohnung

zu handeln, und ohne abzunehmen sich

auszudehnen.

1) D. h. der Mensch sollte beständig im

Bewusstsein seiner wahren Würde bleiben,

in Gott und mit Gott im Reiche der Ruhe

und Selbsterkenntnis bleiben, und wenn es

Die höchste Tugend ist es, zu erzeugen und zu erhalten, hervorzubringen ohne zu besitzen, ohne Hoffnung auf Belohnung zu handeln, und ohne abzunehmen sich auszudehnen.

auch nötig ist, dass er durch die Thore der

Sinne in das Weltliche tritt, um daran teil

zu nehmen, so sollte er dennoch innerlich seine

ewige Heimat nicht verlassen und sich wie-

der dorthin zurückziehen.

XI.

Die dreissig Speichen eines Wagen-

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rades, welche an der Nabe zusammen-

1) D. h. der Mensch sollte beständig im Bewusstsein seiner wahren Würde bleiben, in Gott und mit Gott im Reiche der Ruhe und Selbsterkenntnis bleiben, und wenn es auch nötig ist, dass er durch die Thore der Sinne in das We1tliche tritt, um daran teil zu nehmen, so sollte er dennoch innerlich seine ewige Heimat nicht verlassen und sich wieder dorthin zur11ckziehen.

XI. Die dreissig Speichen eines Wagenrades, welche an der Nabe zusammen-

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— 483 —

treffen, werden nutzbar gemacht durch

das Loch im Mittelpunkte, wo nichts ist.

Aus Thon gebildete Gefässe sind des-

treffen, werden nutzbar gemacht durch das Loch im Mittelpunkte, wo nichts ist. Aus Thon gebildete Gefässe sind deshalb nutzbar, weil sie hohl sind. l ) Der Nutzen von Thüren und Fenstern in einem Hause besteht darin, dass sie Öffnungen sind. Ein Haus ist nützlich, weil es leer ist. 2) Das Dasein ist deshalb wie der Erwerb und das Nichtdasein wie der Gebrauch. 8)

halb nutzbar, weil sie hohl sind.1)

Der Nutzen von Thüren und Fenstern

in einem Hause besteht darin, dass sie

Offnungen sind.

Ein Haus ist nützlich, weil es leer ist.2)

Das Dasein ist deshalb wie der Er-

werb und das Nichtdasein wie der Ge-

brauch.3)

x) Der Mensch ist ein aus irdischen Stoffen

gebildetes Gefäss, in welchem die göttliche

Weisheit offenbar werden soll. Wenn aber

das Gefäss voll des eigenen falschen Lichtes

ist, so hat das Licht der wahren Erkenntnis

darin keinen Raum.

2) Wäre das Haus vollgestopft, so könnte

man nicht darin wohnen. In einem mit aller-

lei Kram ausgestopftem Gehirn hat keine

Weisheit Platz.

3) Das objektive Dasein dient dazu, geistige

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Nahrung aufzunehmen, im subjektiven Zu-

stande (Devachan) erfreut sich der Mensch

der gesammelten Schätze.

Lotusblüton XL VI.

33

1) Der Mensch ist ein aus irdischen Stoffen gebildetes Gefäss, in welchem die göttliche Weisheit offenbar werden soll. Wenn aber das Gefäss voll des eigenen falschen Lichtes ist, so hat das Licht der wahren Erkenntnis darin keinen Raum. 2) Wäre das Haus vollgestopft, so könnte man nicht darin wohnen. In einem mit allerlei Kram ausgestopftem Gehirn hat keine Weisheit Platz.

S) Das objektive Dasein dient dazu, geistige Nahrung aufzunehmen, im subjektiven Zustande (Devachan) erfreut sich der Mensch der gesammelten Schätze. Lotuabltlten XLVI.

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— 484 —

XII.

Das Licht kann eines Menschen Augen

XII.

blenden, der Schall ihn taub machen, das

Schmecken den Geschmack verderben, das

Jagen verwildert ihn und kostbare Dinge

Das Licht kann eines Menschen Augen blenden, der Schall ihn taub machen, das Schmecken den Geschmack verderben, das Jagen verwildert ihn und kostbare Dinge führen ihn in Versuchung. Deshalb sorgt der Weise für seine Seele und nicht für die Sinne. Er lässt das eine unbeachtet und greift mit beiden Händen nach dem anderen. 1)

führen ihn in Versuchung.

Deshalb sorgt der Weise für seine

Seele und nicht für die Sinne.

Er lässt das eine unbeachtet und greift

mit beiden Händen nach dem anderen.1)

*) Damit ist gesagt, dass, wer nur nach

äusserlichen Dingen sieht, für geistige Dinge

erblindet, und wer nur auf die Stimme der

Leidenschaften hört, taub wird für das innere

göttliche Wort. Aus der Befriedigung ver-

kehrter Begierden entspringen üble Gewohn-

heiten und durch die Überschätzung irdischer

Dinge wird die Habsucht erweckt. Deshalb

schätzt der Weise vergängliche Dinge gering

und greift nach jenen, deren wahren Wert

er erkennt.

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(Fortsetzung folgt.)

1) Damit ist gesagt, dass, wer nur nach

äusserlichen Dingen sieht, für geistige Dinge erblindet, und wer nur auf die Stimme der Leidenschaften hört, taub wird für das innere göttliche Wort. Aus der Befriedigung verkehrter Begierden entspringen üble Gewohnheiten und durch die Überschätzung irdischer Dinge wird die Habsucht erweckt. Deshalb schätzt der \Veise vergängliche Dinge gering und greift nach jenen, deren wahren Wert er erkennt. (Fortsetzung folgt.)

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K a r m a.

(Fortsetzung.)

V.

Das Reich der Erscheinungen.

Alles was wir sehen ist eine Offenbarung;

der Wahrheit; aber die Wahrheit selbst wird

darin von niemand erkannt.

Unter dem „Reiche der Erscheinungen"

versteht man die „Körperwelt", d. h. alles,

was mit den Sinneswerkzeugen wahrgenom-

men wird; wie aber die Buchstaben einer

Schrift, selbst wenn sie noch so schön ge-

zeichnet sind, nicht der durch sie ausgedrückte

Kar m a.

Gedanke, sondern nur Symbole sind, durch

welche der im Gedanken enthaltene Sinn

äusserlich dargestellt wird, so sind auch alle

(Fortsetzung.)

Erscheinungen in der Natur, und wenn sie

auch noch so sichtbar und greifbar und kör-

perlich sind, dennoch nichts anderes als Er-

scheinungen, durch welche innerliche Kräfte

v. Generated for John Patrick Deveney (University of Chicago) on 2014-11-22 17:24 GMT / http://hdl.handle.net/2027/hvd.hnue9g Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www.hathitrust.org/access_use#pd-us-google

33*

Das Reich der Erscheinungen. Alles was wir lehen ist eine Offenbarung der Wahrheit; aber die Wahrheit leibit wird darin von niemand erkannt.

Unter dem "Reiche der Erscheinungen" versteht man die "Körperwelt", d. h. alles, was mit den Sinneswerkzeugen wahrgenommen \vird; wie aber die Buchstaben einer Schrift, selbst wenn sie noch so schön gezeichnet sind, nicht der durch sie ausgedrückte Gedanke, sondern nur Symbole sind, durch welche der im Gedanken enthaltene Sinn äusserlich dargestellt wird, so sind auch alle Erscheinungen in der Natur, und wenn sie auch noch so sichtbar und greifbar und körperlich sind, dennoch nichts anderes als Erscheinungen, durch welche innerliche Kräfte 33*

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— 486 —

-

äusserlich dargestellt sind, Symbole, durch

486

-

welche die Wirklichkeit sich darstellt, nicht

aber die Wirklichkeit und Wesenheit selbst.

äusserlich dargestellt sind, Symbole, durch welche die Wirklichkeit sich darstellt, nicht aber die Wirklichkeit und Wesenheit selbst. Die Wahrheit kann uns nicht anders äusserlich offenbar werden, als durch äusserliche Symbole, aus denen wir auf das Wesen der Dinge selbst Schlüsse ziehen können; sie selbst ist kein äusserliches Ding und kann daher nicht äusserlich wahrgenommen werden, wenn sie nicht innerlich erkannt wird. Ja noch mehr! Die wahre Wesenheit im Universum ist eine Einheit und kein Stückwerk; sie kann daher \veder stückweise, noch von einzelnen Stücken erkannt werden. Wer in seinem täuschenden Selbstwahne , der ja ein Produkt des Selbstbetrugs ist, Wahrheit zu suchen glaubt, wird sie niemals finden; die Lüge oder Täuschung kann die Wahrheit nIcht begreifen. Da die Wahrheit eine Einheit ist, kann sie nur von der Einheit selber erkannt werden. Wenn die Täuschung und der Irrtum des Selbstwahnes im Menschen überwunden ist und er sich selbst in der Einheit des Ganzen, d. h. in der Wahrheit gefunden hat, dann kann die Wahrheit selbst in ihm sich offenbaren und der Geist der Wahrheit in ihm sich selbst im Inneren und Äusseren erkennen.

Die Wahrheit kann uns nicht anders äusser-

lich offenbar werden, als durch äusserliche

Symbole, aus denen wir auf das Wesen der

Dinge selbst Schlüsse ziehen können; sie selbst

ist kein äusserliches Ding und kann daher

nicht äusserlich wahrgenommen werden, wenn

sie nicht innerlich erkannt wird. Ja noch mehr!

Die wahre Wesenheit im Universum ist eine

Einheit und kein Stückwerk; sie kann daher

weder stückweise, noch von einzelnen Stücken

erkannt werden. Wer in seinem täuschenden'

Selbstwahne, der ja ein Produkt des Selbst-

betrugs ist, Wahrheit zu suchen glaubt, wird

sie niemals finden; die Lüge oder Täuschung

kann die Wahrheit nicht begreifen. Da die

Wahrheit eine Einheit ist, kann sie nur von

der Einheit selber erkannt werden. Wenn die

Täuschung und der Irrtum des Selbstwahnes

im Menschen überwunden ist und er sich selbst

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in der Einheit des Ganzen, d. h. in der Wahr-

heit gefunden hat, dann kann die Wahrheit

selbst in ihm sich offenbaren und der Geist

der Wahrheit in ihm sich selbst im Inneren

und Ausseren erkennen.

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— 487 —

Alles habsüchtige Begehren und selbst-

süchtiges Suchen nach der Wahrheit ist des-

halb nicht nur nutzlos, sondern das grösste

Alles habsüchtige Begehren und selbstsüchtiges Suchen nach der Wahrheit ist deshalb nicht nur nutzlos, sondern das grösste Hindernis zu ihrer Erkenntnis. Viele suclren nach der Wahrheit, um sie sich anzueignen und sich damit zu schmücken und zu bereichern, anstatt dass sie sich von der Wahrheit finden lassen. Sie suchen durch den Besitz der Wahrheit zu glänzen, anstatt die Wahrheit selbst in sich leuchten zu lassen, und deshalb können sie dieselbe nicht erlangen; denn das eine Unendliche kann nicht von dem Beschränkten besessen werden; der menschliche Geist, der seine Einheit mit dem Geiste der Wahrheit im All nicht empfindet, kann das Unendliche nicht fassen; das grosse Ganze kann nur sein Bild im Einzelnen und Kleinen wiederspiegeln , und auch dann nur, wenn der Spiegel der Seele nicht durch Wissbegierde und Habsucht bewegt und durch ein Festhalten am Irrtum getrübt ist; wie sich ja auch das Bild der Sonne nur in einem klaren und ruhigen Teiche in seiner Vollkommenbeit abspiegeln kann. Gott ist grass und der Mensch ist klein. Je mehr der Mensch zappelt und strebt und seinen Eigenwillen anstrengt, um Gott zu erkennen, um so weniger wird

Hindernis zu ihrer Erkenntnis. Viele suchen

nach der Wahrheit, um sie sich anzueignen

und sich damit zu schmücken und zu be-

reichern, anstatt dass sie sich von der Wahr-

heit finden lassen. Sie suchen durch den Be-

sitz der Wahrheit zu glänzen, anstatt die

Wahrheit selbst in sich leuchten zu lassen,

und deshalb können sie dieselbe nicht er-

langen; denn das eine Unendliche kann nicht

von dem Beschränkten besessen werden; der

menschliche Geist, der seine Einheit mit dem

Geiste der Wahrheit im All nicht empfindet,

kann das Unendliche nicht fassen; das grosse

Ganze kann nur sein Bild im Einzelnen und

Kleinen wiederspiegeln, und auch dann nur,

wenn der Spiegel der Seele nicht durch Wiss-

begierde und Habsucht bewegt und durch ein

Festhalten am Irrtum getrübt ist; wie sich ja

auch das Bild der Sonne nur in einem klaren

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und ruhigen Teiche in seiner Vollkommenheit

abspiegeln kann. Gott ist gross und der

Mensch ist klein. Je mehr der Mensch zappelt

und strebt und seinen Eigenwillen anstrengt,

um Gott zu erkennen, um so weniger wird

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— 488 —

-

er zu dieser Erkenntnis gelangen. Wenn aber

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der Mensch den Irrtum fahren lässt und sich

der göttlichen Weisheit ergiebt, statt dieselbe

er zu dieser Erkenntnis gelangen. Wenn aber der Mensch den Irrtum fahren lässt und sich der göttlichen Weisheit ergiebt, statt dieselbe fangen zu wollen, so wird Gott in ihm zur Selbsterkenntnis gelangen.

fangen zu wollen, so wird Gott in ihm zur

Selbsterkenntnis gelangen.

Alles Leiden, alle Thorheit und Sünde auf

dieser Welt entspringt aus der Nichterkennt-

nis der Wahrheit; aller Unverstand der Ob-

skuranten hat seine Ursache darin, dass man

den Schein für das Wesen, Symbole für das-

jenige, was sie darstellen sollen, hält; dennoch

ist der Schein ein Nichts ohne das Wesen,

und alle Theorie, die auf dem Scheine beruht,

eine blosse Scheinwissenschaft und in Wirk-

Alles Leiden, alle Thorheit und Sünde auf dieser Welt entspringt aus der Nichterkenntnis der Wahrheit; aller Unverstand der Obskuranten hat seine Ursache darin, dass man den Schein für das Wesen, Symbole für dasjenige, was sie darstellen sollen, hält; dennoch ist der Schein ein Nichts ohne das Wesen, und alle Theorie, die auf dem Scheine beruht, eine blosse Scheinwissenschaft und in Wirklichkeit Nichtswisserei. Viele, besonders die in ihren Eigendünkel gehüllten Phantasten und Schwänner, begreifen selbst diese Thatsache nicht, und glauben vielleicht, dass wir das V orhandensein der Naturerscheinungen "leugnen wollen, was selbstverständlich ein Unsinn wäre. Da sie den Schein für die Wirklichkeit halten, so ist die Wirklichkeit selbst für sie gar nicht vorhanden und ein undenkbares Ding. Nähme man von ihnen den Schein hinweg, so bliebe nichts mehr übrig. Es hat noch kein Theosoph behauptet, dass die Er-

lichkeit Nichtswisserei. Viele, besonders die

in ihren Eigendünkel gehüllten Phantasten und

Schwärmer, begreifen selbst diese Thatsache

nicht, und glauben vielleicht, dass wir das

Vorhandensein der Naturerscheinungen leug-

nen wollen, was selbstverständlich ein Unsinn

wäre. Da sie den Schein für die Wirklichkeit

halten, so ist die Wirklichkeit selbst für sie

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gar nicht vorhanden und ein undenkbares

Ding. Nähme man von ihnen den Schein

hinweg, so bliebe nichts mehr übrig. Es hat

noch kein Theosoph behauptet, dass die Er-

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— 489 —

scheinungen in der Natur nicht wirklich vor-

handen seien; was man behauptet, ist, dass

diese Erscheinungen eben nichts als Erschei-

scheinungen in der Natur nicht wirklich vorhanden seien j was man behauptet, ist, dass diese Erscheinungen eben nichts als Erscheinungen sind, hinter denen sich die Wahrheit verbirgt. Der Schein ohne das Wesen ist ein Nichts. Wer nur den Schein, nicht aber das Wesen erkennt, der erkennt in Wirklichkeit nichts. Gott ist die Wirklichkeit und das Wesen von allem; der Mensch ohne Gott eine Larve, ein leerer Schein, der das Wesen, welches er nicht hat, auch nicht erkennen kann. Da aber Gott das Wesen von allen Dingen ist, so ist er auch das eigentliche Wesen des Menschen, und es hindert ihn nichts, seine eigene Grösse im Menschen zu erkennen, als der eigene Grössenwahn des Menschen selbst, welcher dem Menschen diese wahre Selbsterkenntnis verhüllt. Um zu erkennen, dass der Schein nur ein Schein ist, muss man die Wirklichkeit erkennen; denn sonst kann der Schein nicht von ihr unterschieden werden. y m seine eigene Unwissenheit zu begreifen, muss man Weisheit besitzen. Wer in Wirklichkeit weiss, dass er nichts weiss, der hat die wahre Erkenntnis, und alles übrige Wissen kommt ihm aus eigener Anschauung zu; denn er hat in der Wahrheit Wurzel gefasst und

nungen sind, hinter denen sich die Wahrheit

verbirgt. Der Schein ohne das Wesen ist ein

Nichts. Wer nur den Schein, nicht aber das

Wesen erkennt, der erkennt in Wirklichkeit

nichts. Gott ist die Wirklichkeit und das

Wesen von allem; der Mensch ohne Gott eine

Larve, ein leerer Schein, der das Wesen, wel-

ches er nicht hat, auch nicht erkennen kann.

Da aber Gott das Wesen von allen Dingen

ist, so ist er auch das eigentliche Wesen des

Menschen, und es hindert ihn nichts, seine

eigene Grösse im Menschen zu erkennen, als

der eigene Grössenwahn des Menschen selbst,

welcher dem Menschen diese wahre Selbst-

erkenntnis verhüllt. Um zu erkennen, dass

der Schein nur ein Schein ist, muss man die

Wirklichkeit erkennen; denn sonst kann der

Schein nicht von ihr unterschieden werden.

Um seine eigene Unwissenheit zu begreifen,

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muss man Weisheit besitzen. Wer in Wirk-

lichkeit weiss, dass er nichts weiss, der hat

die wahre Erkenntnis, und alles übrige Wissen

kommt ihm aus eigener Anschauung zu; denn

er hat in der Wahrheit Wurzel gefasst und

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— 49° —

kann sie vom Schein unterscheiden. Von

.

diesem Standpunkte der Wirklichkeit aus be-

trachtet kann man erkennen, was die Er-

-

49°

kann sie vom Schein unterscheiden. Von diesem Standpunkte der Wirklichkeit aus betrachtet kann man erkennen, was die Erscheinungswelt in Wirklic~eit ist, und nicht bloss was sie zu· sein scheint.

scheinungswelt in Wirklichkeit ist, und nicht

bloss was sie zu sein scheint.

Wer das allem Dasein zu Grunde liegende

einheitliche Wesen nicht erkennt, der kann

auch das wirkliche Wesen der Einzelerschei-

nungen nicht in Wahrheit erkennen; er sieht

nur ein scheinbar zusammengeflicktes Ganze,

nicht aber die Einheit, welche sich in einer

Vielheit von Erscheinungen offenbart. Für

ihn ist die Welt wie eine ferne Musik, von

welcher er wohl einzelne Töne vernimmt,

Wer das allem Dasein zu Grunde liegende einheitliche Wesen nicht erkennt, der kann auch das wirkliche Wesen der Einzelerscheinungen nicht in Wahrheit erkennen; er sieht nur ein scheinbar zusammengeflicktes Ganze, nicht aber die Einheit, welche sich in einer Vielheit von Erscheinungen offenbart. Für ihn ist die Welt wie eine feme Musik, von welcher er woW einzelne Töne vernimmt, die, vom Echo zurückgeworfen, zu ihm herüber schallen, aber es feWt ihm die Erkenntnis des Ganzen und deshalb auch das Verständnis dafür. Er sucht vergebens nach dem Ganzen in den einzelnen Stücken; er kann es nicht finden, weil er nicht in sich selbst die Einheit des Ganzen, d. h. die Identität seines wahren Wesens mit dem wahren Wesen aller Dinge im Weltall erkennt. Deshalb ist es auch unmöglich, irgend jemandem zu erklären, was die Gotteserkenntnis (Theosophie) ist, wenn er sie nicht schon hat. Man kann ihm

die, vom Echo zurückgeworfen, zu ihm her-

über schallen, aber es fehlt ihm die Erkennt-

nis des Ganzen und deshalb auch das Ver-

ständnis dafür. Er sucht vergebens nach dem

Ganzen in den einzelnen Stücken; er kann es

nicht finden, weil er nicht in sich selbst die

Einheit des Ganzen, d. h. die Identität seines

wahren Wesens mit dem wahren Wesen aller

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Dinge im Weltall erkennt. Deshalb ist es

auch unmöglich, irgend jemandem zu erklären,

was die Gotteserkenntnis (Theosophie) ist,

wenn er sie nicht schon hat. Man kann ihm

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— 49i —

49 1

nur sagen, was sie nicht ist, nicht aber was

sie ist. Wer sie aber schon hat, dem braucht

man sie nicht erst zu erklären. Wenn man

nur sagen, was sie nicht ist, nicht aber was sie ist. Wer sie aber schon hat, dem braucht man sie nicht erst zu erklären. Wenn man überhaupt von Dingen spricht, die über der Begriffsfähigkeit des Menschenverstandes erhaben und für ihn unerreichbar sind, so geschieht dies nicht deshalb, um die wissenschaftliche Neugierde zu befriedigen, sondern um die Menschen zu ermutigen, selbst empfinden und denken zu lernen, sie von der relativen Wertlosigkeit alles Vergänglichen zu überzeugen und sie. zu veranlassen, jenen höheren Daseinszustand in sich eintreten zu lassen, in dem allein sie jene ihre wahre Selbsterkenntnis finden können, die kein anderer für sie finden kann.

überhaupt von Dingen spricht, die über der

Begriffsfähigkeit des Menschenverstandes er-

haben und für ihn unerreichbar sind, so ge-

schieht dies nicht deshalb, um die wissen-

schaftliche Neugierde zu befriedigen, sondern

um die Menschen zu ermutigen, selbst em-

pfinden und denken zu lernen, sie von der

relativen Wertlosigkeit alles Vergänglichen zu

überzeugen und sie zu veranlassen, jenen

höheren Daseinszustand in sich eintreten zu

lassen, in dem allein sie jene ihre wahre Selbst-

erkenntnis finden können, die kein anderer

für sie finden kann.

Um die Wahrheit von dem Irrtum unter-

scheiden zu können, muss man auch den Irr-

tum kennen gelernt haben und aus demselben

hinausgewachsen sein. Solange man selbst

mit einer Thorheit identifiziert ist, wird man

auch nicht erkennen können, dass sie eine Thor-

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heit ist. Wer gänzlich in einem Traume be-

fangen ist, wird nicht einsehen können, dass

er nur träumt, erst wenn er erwacht und zu

sich selber kommt, sieht er, dass er geträumt

Um die Wahrheit von dem Irrtum unterscheiden zu können, muss man auch den Irrtum kennen gelernt haben und aus demselben hinausgewachsen sein. Solange man selbst mit einer Thorheit identifiziert ist, wird man auch nicht erkennen können, dass sie eine Thorheit ist. Wer gänzlich in einem Traume befangen ist, wird nicht einsehen können, dass er nur träumt, erst wenn er erwacht und zu sich selber kommt, sieht er, dass er geträumt

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— 492 —

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hat. So ist auch das menschliche Leben ein

Traum, den man erst geträumt haben muss,

und von dem man erwachen muss, um zu

hat. So ist auch das menschliche Leben ein Traum, den man erst geträumt haben muss, und von dem man erwachen muss, um zu wissen, dass es nichts als ein Traum war. Es ist nicht viel damit gedient, sich selber glauben zu machen, dass das Leben ein Traum sei, solange man nicht selber davon erwacht. Es ist nichts damit gedient, das Wissen dieser Welt zu verachten, solange man nicht zur wahren Erkenntnis des Ewigen gelangt ist. Die Tiefe hat Wert für den, der in der Tiefe wohnt, die Höhe für den Hohen. Der Fisch im Wasser kann nur seine U mgebung kennen, aber er weiss nichts von der Grösse des Meeres. Der Adler schwebt über dem Wasser und übersieht es in seiner Unendlichkeit. Der Fisch steckt darin, der Adler beherrscht es. So ist es mit dem Traume des menschlichen Lebens. Wer es nie geträumt hat, kennt es nicht; wer von diesem Traume befangen ist, weiss nicht, dass er träumt; wer daraus erwacht ist, der erkennt es als das, was es ist und kann es beherrschen. Durch das Leiden gelangt der Mensch zum Erwachen und zur Erkenntnis; nicht dadurch, dass er in Sünde und Irrtum verharrt und darin stecken bleibt, sondern dadurch, dass er darüber hin-

wissen, dass es nichts als ein Traum war.

Es ist nicht viel damit gedient, sich selber

glauben zu machen, dass das Leben ein

Traum sei, solange man nicht selber davon

erwacht. Es ist nichts damit gedient, das

Wissen dieser Welt zu verachten, solange man

nicht zur wahren Erkenntnis des Ewigen ge-

langt ist. Die Tiefe hat Wert für den, der

in der Tiefe wohnt, die Höhe für den Hohen.

Der Fisch im Wasser kann nur seine Um-

gebung kennen, aber er weiss nichts von der

Grösse des Meeres. Der Adler schwebt über

dem Wasser und übersieht es in seiner Un-

endlichkeit. Der Fisch steckt darin, der Adler

beherrscht es. So ist es mit dem Traume des

menschlichen Lebens. Wer es nie geträumt

hat, kennt es nicht; wer von diesem Traume

befangen ist, weiss nicht, dass er träumt; wer

daraus erwacht ist, der erkennt es als das, was

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es ist und kann es beherrschen. Durch das

Leiden gelangt der Mensch zum Erwachen und

zur Erkenntnis; nicht dadurch, dass er in

Sünde und Irrtum verharrt und darin stecken

bleibt, sondern dadurch, dass er darüber hin-

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< — 493 —

(-

auswächst und sich darüber erhebt. Deshalb

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freut sich der Himmel mehr über einen Sün-

der, der durch die Erfahrung zur Erkenntnis

auswächst und sich darüber erhebt. Deshalb freut sich der Himmel mehr über einen Sünder, der durch die Erfahrung zur Erkenntnis gekommen ist, als über neunundneunzig unwissende Gerechte, die nichts erfahren und nichts gelernt haben, und deshalb auch keine -Erkenntnis, noch die aus derselben entspringende Seligkeit besitzen können. *)

gekommen ist, als über neunundneunzig un-

wissende Gerechte, die nichts erfahren und

nichts gelernt haben, und deshalb auch keine

Erkenntnis, noch die aus derselben entsprin-

gende Seligkeit besitzen können.*)

Es handelt sich nicht darum, Theorien

kennen zu lernen, wie man selig werden

könnte, sondern um die Wahrheit selbst zu

erfassen, sie in sich aufzunehmen und zu ver-

wirklichen und dadurch selbst in den Zustand

der geistigen Selbsterkenntnis zu treten, der

die höchste Seligkeit mit sich bringt. Die

Erkenntnis der Wahrheit ist ihre Verwirk-

lichung. Die Wahrheit ist die Wirklichkeit,

das Wesen; alles was nicht in uns selbst ver-

wirklicht ist, gehört nicht zu unserem Wesen

und ist für uns nur ein Schein. Das Wesen

Es handelt sich nicht darum, Theorien kennen zu lernen, wie man selig werden könnte, ,sondern um die Wahrheit selbst zu erfassen, sie in sich aufzunehmen und zu ver• wirklichen und dadurch selbst in den Zustand der geistigen Selbsterkenntnis zu treten, der die höchste Seligkeit mit sich bringt. Die Erkenntnis der Wahrheit ist ihre Venvirklichung. Die Wahrheit ist die Wirklichkeit, das Wesen; alles was nicht in uns selbst verwirklicht ist, gehört nicht zu unserem Wesen und ist für uns nur ein Schein. Das Wesen besteht, die Erscheinung vergeht. Was wesenlos ist, kann nicht von unendlicher Dauer sein, denn die Erscheinung ist der Veränderung unterworfen, wenn sie auch für kürzere oder längere Zeit, ja für Jahrtausende unverändert

besteht, die Erscheinung vergeht. Was wesen-

los ist, kann nicht von unendlicher Dauer sein,

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denn die Erscheinung ist der Veränderung

unterworfen, wenn sie auch für kürzere oder

längere Zeit, ja für Jahrtausende unverändert

*) Lukas, XV, 7.

*) Lukas, XV, 7.

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-

zu sein scheint. Die ganze Christenheit jagt

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nach Unsterblichkeit; jeder möchte gerne in

seiner Person unsterblich sein; dennoch lehrt

zu sein scheint. Die ganze Christenheit jagt nach Unsterblichkeit; jeder mächte gerne in seiner Person unsterblich sein; dennoch lehrt uns die Bibel, "dass niemand unsterblich ist, ausser Gott" *), der das eine Wesen von allem und in allem das Wirkliche ist. Der höchste Engel oder Adept ist, für sich selbst betrachtet, nichts als eine vergängliche Erscheinung, und in den Göttern selbst ist nichts unsterblich als Gott. Darin stimmt die christliche Lehre mit dem Buddhistenturn und jedem anderen grossen Religionssystem überein. Wenn wir, \vie es alltäglich geschieht, die persönliche Erscheinung eines Menschen für den Menschen selbst halten, so können wir unter den Menschen keinen unsterblichen finden; wohl aber ist in jedem Menschen der Keim zur Erkenntnis der in ihm verborgenen Wahrheit enthalten, und je mehr diese unsterbliche Wahrheit zu seinem Bewusstsein kommt, um so mehr ist er unsterblich in ihr; denn das ewige Sein ist dann in ihm verwirklicht worden, und Gott in ihm seines Daseins bewusst.

uns die Bibel, „dass niemand unsterblich ist,

ausser Gott"*), der das eine Wesen von allem

und in allem das Wirkliche ist. Der höchste

Engel oder Adept ist, für sich selbst betrachtet,

nichts als eine vergängliche Erscheinung, und

in den Göttern selbst ist nichts unsterblich als

Gott. Darin stimmt die christliche Lehre mit

dem Buddhistentum und jedem anderen grossen

Religionssystem überein. Wenn wir, wie es

alltäglich geschieht, die persönliche Erschei-

nung eines Menschen für den Menschen selbst

halten, so können wir unter den Menschen

keinen unsterblichen finden; wohl aber ist in

jedem Menschen der Keim zur Erkenntnis der

in ihm verborgenen Wahrheit enthalten, und

je mehr diese unsterbliche Wahrheit zu seinem

Bewusstsein kommt, um so mehr ist er un-

sterblich in ihr; denn das ewige Sein ist dann

in ihm verwirklicht worden, und Gott in ihm

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seines Daseins bewusst.

Das Wort „unsterblich" wird deshalb auch

gewöhnlich nur im relativen Sinne gebraucht,

*) I. Timoth. I, 17.

Das Wort "unsterblich" wird deshalb auch gewöhnlich nur im relativen Sinne gebraucht, *) I. Timoth. I, 17.

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z. B. um anzudeuten, dass der Mensch im

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Besitze von gewissen Kräften ist, welche die

Zerstörung seines irdischen Körpers über-

z. B. um anzudeuten, dass der Mensch im Besitze von gewissen Kräften ist, welche die Zerstörung seines irdischen Körpers überdauern. Wenn das Leben und Bewusstsein im irdischen Körper aufhört thätig zu sein, so kann es desto thätiger im Astralkörper • auftreten, und stellt es auch hier seine Thätigkeit ein, so dauert es auf der rein geistigen Ebene fort. Somit ist die materielle Erscheinung des Menschen auf Erden ein vergängliches Ding, und das .Traumbild der Persön. Iichkeit überdauert ihr Verschwinden ; aber vom Standpunkte des Ewigen und Alleinigen gesehen, ist selbst die leuchtende Gedankenform des im Geiste wiedergeborenen Menschen nur eine Erscheinung, in der sich das alleinige ewige Selbst des ganzen Weltalls wiederspiegelt und offenbart. Wo noch eine V orstellung des "Ichseins" als ein vom ganzen verschiedenes vorhanden ist, da ist noch . keine vollkommen wahre Selbsterkenntnis vorhanden. Nur im Allselbstbewusstsein hört diese Täuschung auf. Da verschwindet das einzelne "Ich", und das Selbstbewusstsein der Allgegenwart tritt an dessen Stelle; da ist der Wahn der Eigenheit nicht mehr vorhanden, sondern die Gotteserkenntnis, welche ohne Unterschied

dauern. Wenn das Leben und Bewusstsein

im irdischen Körper aufhört thätig zu sein,

so kann es desto thätiger im Astralkörper •

auftreten, und stellt es auch hier seine Thätig-

keit ein, so dauert es auf der rein geistigen

Ebene fort. Somit ist die materielle Erschei-

nung des Menschen auf Erden ein vergäng-

liches Ding, und das Traumbild der Persön-

lichkeit überdauert ihr Verschwinden; aber

vom Standpunkte des Ewigen und Alleinigen

gesehen, ist selbst die leuchtende Gedanken-

form des im Geiste wiedergeborenen Menschen

nur eine Erscheinung, in der sich das alleinige

ewige Selbst des ganzen Weltalls wieder-

spiegelt und offenbart. Wo noch eine Vor-

stellung des „Ichseins" als ein vom ganzen

verschiedenes vorhanden ist, da ist noch keine

vollkommen wahre Selbsterkenntnis vorhan-

den. Nur im Allselbstbewusstsein hört diese

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Täuschung auf. Da verschwindet das einzelne

„Ich", und das Selbstbewusstsein der Allgegen-

wart tritt an dessen Stelle; da ist der Wahn

der Eigenheit nicht mehr vorhanden, sondern

die Gotteserkenntnis, welche ohne Unterschied

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— 496 —

der Person alles in der Kraft der Liebe um-

fasst. Da ist wahre Freiheit (Nirwana) und

der Person alles in der Kraft der Liebe umfasst. Da ist wahre Freiheit (Nirwana) und Daseinserkenntnisseligkeit (Sat chi t ananda m); wo aber die eigene tierische Vemunft die Stelle der Gottesweisheit einnimmt, da ist . Beschränktheit, .Gebundenheit, Täuschung und leerer Schein, :und aus dieser Täuschung des Eigenwahns entsteht die Einzelerscheinung, die Welt der Formen, in denen .jede etwas von allen anderen, nicht nur der Form, sondern auch dem Wesen nach verschiedenes zu sein wähnt, während doch alle nur eine VIelheit der Offenbarungen eines einzigen Wesens darstellen, das eine unteilbare Einheit und das Wesen von allem ist. Wer in das Selbstbewusstsein dieser Einheit eintritt, der hört auf, sich als etwas Apartes zu denken; er ist "selber" nicht mehr, und dadurch erlangt er die wahre Erkenntnis. *)

Daseinserkenntnisseligkeit (Sat chit anan-

dam); wo aber die eigene tierische Vernunft

die Stelle der Gottesweisheit einnimmt, da ist

. Beschränktheit, Gebundenheit, Täuschung und

leerer Schein, 'und aus dieser Täuschung des

Eigenwahns entsteht die Einzelerscheinung,

die Welt der Formen, in denen jede etwas

von allen anderen, nicht nur der Form, son-

dern auch dem Wesen nach verschiedenes zu

sein wähnt, während doch alle nur eine Viel-

heit der Offenbarungen eines einzigen Wesens

darstellen, das eine unteilbare Einheit und das

Wesen von allem ist. Wer in das Selbstbe-

wusstsein dieser Einheit eintritt, der hört auf,

sich als etwas Apartes zu denken; er ist „selber"

nicht mehr, und dadurch erlangt er die wahre

Erkenntnis.*)

In das Reich der Erscheinungen gehört

somit nicht nur die uns äusserlich sichtbare

Körperwelt, sondern überhaupt alles was auf

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*) Für jeden, der ron Gott und Gotteserkenntnis nichts

weiss, ist ein Aufgeben des persönlichen Selbsts gleichbe-

deutend mit Vernichtung. Aus diesem Grunde bilden sich

die verkehrten Gelehrten ein, Nirwana sei ein Versinken

im Nichts, anstatt ein Aufgehen in Gott.

In das Reich der Erscheinungen gehört somit nicht nur die uns äusserlich sichtbare Körperwelt, sondern überhaupt alles was auf *) Für jeden, der yon Gott und Gotteserkenntnis nichts weiss, ist ein Aufgeben des persönlichen Selbsts gleichbedeutend mit Vernichtung. Aus diesem Grunde bilden sich die verkehrten Gelehrten ein, Nirwana sei ein Versinken im Nichts, anstatt ein Aufgehen in Gott.

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— 497 —

Erden oder der Unterwelt, im Himmel oder

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in der Hölle vorhanden und nicht mit dem

Erden oder der U I\terwelt, im Himmel oder in der Hölle vorhanden und nicht mit dem eigenen Selbstbewusstsein identisch ist. Es gehören dahin nicht nur diejenigen "Geister", welche in körperlichen Gestalten als menschliche Erscheinungen auf Erden geboren werden, und beim Zerfall dieser Formen dieselben wieder verlassen, sondern auch alles was in Tieren und Pflanzen und im Mineralreiche lebt; denn jedes sichtbare Ding ist ein unsichtbarer "Geist", in einer sichtbaren Hülle geoffenbart; die Offenbarung ist die Erscheinung, der Kern oder "Charakter" des Wesen. Ausser diesen für uns sichtbaren Erscheinungen giebt es aber noch eine unendliche Anzahl von Geschöpfen, die für unsere äusseren Sinne nicht sichtbar sind, und sie alle sind "Geister", ob sie nun mit einer materiellen, ätherischen oder himmlischen Form bekleidet, oder so wie Licht, Wärme, Elektrizität u. s. w. formenlos sind.

eigenen Selbstbewusstsein identisch ist. Es

gehören dahin nicht nur diejenigen „Geister",

welche in körperlichen Gestalten als mensch-

liche Erscheinungen auf Erden geboren wer-

den, und beim Zerfall dieser Formen dieselben

wieder verlassen, sondern auch alles was in

Tieren und Pflanzen und im Mineralreiche lebt;

denn jedes sichtbare Ding ist ein unsichtbarer

„Geist", in einer sichtbaren Hülle geoffenbart;

die Offenbarung ist die Erscheinung, der Kern

oder „Charakter" des Wesen. Ausser diesen

für uns sichtbaren Erscheinungen giebt es

aber noch eine unendliche Anzahl von Ge-

schöpfen, die für unsere äusseren Sinne nicht

sichtbar sind, und sie alle sind „Geister", ob

sie nun mit einer materiellen, ätherischen oder

himmlischen Form bekleidet, oder so wie

Licht, Wärme, Elektrizität u. s. w. formenlos

sind.

Was ist der Mensch anderes, als ein aus

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ursprünglich formenlosen und unsichtbaren

Naturkräften zusammengesetztes sichtbares

und greifbares Ding; oder mit andern Worten

ein „Geist", der auf dem natürlichen Wege

Was ist der Mensch anderes, als ein aus ursprünglich formenlosen und unsichtbaren Naturkräften zusammengesetztes sichtbares und greifbares Ding; oder mit andern Worten ein "Geist", der auf dem natürlichen Wege

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— 498 —

der Zeugung, Geburt und Ernährung körper-

liche Gestalt angenommen hat? Er ist in

der Zeugung, Geburt und Ernährung körperliche Gestalt angenommen hat? Er ist in Wirklichkeit ein Gedanke und die ganze Welt eine Gedankenwelt, von der wir mit unsern äusserlichen Sinnen nur denjenigen Teil wahrnehmen, der sich "materialisiert" oder sichtbar verkörpert hat. Auch stellt sich in keinem Menschen sein geistiges Wesen auf einmal gänzlich, weder in seiner äussern Erscheinung, noch in seiner eigenen Vorstellung dar; denn die Erscheinung ändert sich stets, je nach dem Alter, den Gemütsbewegungen und äusserlichen Verhältnissen , und was die eigene V orstellung betrifft, so ist kein Mensch fähig, sich alles was er weiss auf einmal vorzustellen, oder alles was er nacheinander zu denken fähig ist, auf einmal zu denken. Jeder hat Kenntnisse, deren er sich nicht in einem fort bewusst ist, sondern die je nach Bedarf in seinem Bewusstsein auftreten. Damit ist aber gesagt, dass der nichtmaterielle Mensch den materiellen Körper zum Empfinden und Denken benützt. Der unsichtbare und nicht im Körper gefangene Mensch, der aber im Körper wurzelt und ihn "überschattet", benützt das Gehirn der von ihm bewohnten Persönlichkeit, um sein Wissen und Können in dieser

Wirklichkeit ein Gedanke und die ganze

Welt eine Gedankenwelt, von der wir mit

unsern äusserlichen Sinnen nur denjenigen Teil

wahrnehmen, der sich „materialisiert" oder

sichtbar verkörpert hat. Auch stellt sich in

keinem Menschen sein geistiges Wesen auf

einmal gänzlich, weder in seiner äussern Er-

scheinung, noch in seiner eigenen Vorstellung

dar; denn die Erscheinung ändert sich stets,

je nach dem Alter, den Gemütsbewegungen

und äusserlichen Verhältnissen, und was die

eigene Vorstellung betrifft, so ist kein Mensch

fähig, sich alles was er weiss auf einmal vor-

zustellen, oder alles was er nacheinander zu

denken fähig ist, auf einmal zu denken. Jeder

hat Kenntnisse, deren er sich nicht in einem

fort bewusst ist, sondern die je nach Bedarf

in seinem Bewusstsein auftreten. Damit ist

aber gesagt, dass der nichtmaterielle Mensch

den materiellen Körper zum Empfinden und

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Denken benützt. Der unsichtbare und nicht

im Körper gefangene Mensch, der aber im

Körper wurzelt und ihn „überschattet", benützt

das Gehirn der von ihm bewohnten Persönlich-

keit, um sein Wissen und Können in dieser

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— 499 —

-

Sinnesvvelt zu offenbaren und zu verwerten.

Dabei offenbart er bald diesen, bald jenen

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-

Teil seines Wesens, aber niemals das ganze

Sinneswelt zu offenbaren und zu verwerten. Dabei offenbart er bald diesen, bald jepen Teil seines Wesens, aber niemals das ganze Wesen auf einmal. Der pe}Sönliche Mensch ist die Maschine, welche die Arbeit liefert, aber nicht der Werkführer selbst; der Maschinist ist nicht die Maschine, sondern der Werkführer, welcher die Maschine arbeiten macht, wenn auch dieselbe gewissermassen und bis zu einem gewissen Grade instinktiv und selbstständig handelt und wirkt.

Wesen auf einmal. Der persönliche Mensch

ist die Maschine, welche die Arbeit liefert,

aber nicht der Werkführer selbst; der Maschi-

nist ist nicht die Maschine, sondern der Werk-

führer, welcher die Maschine arbeiten macht,

wenn auch dieselbe gewissermassen und bis

zu einem gewissen Grade instinktiv und selbst-

ständig handelt und wirkt.

Wie aber das Wesen des eigentlichen Men-

schen nicht innerhalb der Peripherie seines

physischen Körpers gefangen sitzt, so giebt es

im Weltall noch unzählige andere Geister, deren

Dasein unabhängig von ihrer Erscheinung ist.

Auf der physischen Ebene finden wir körper-

liche Erscheinungen, aus physischen Natur-

kräften zusammengesetzt, auf den höheren

oder auch tieferen Ebenen finden wir solche

Erscheinungen, wenn auch.nicht äusserlich

wahrnehmbar, aus Kräften zusammengesetzt,

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die der Natur der Kräfte, welche auf jenen

Ebenen herrschen, entsprechen. Auf der

physischen Ebene gehören die Erscheinungen

derselben in das Reich der Physik; die auf

Wie aber das Wesen des eigentlichen Menschen nicht innerhalb der Peripherie seines physischen Körpers gefangen sitzt, so giebt es im Welta11 noch unzählige andere Geister, deren Dasein unabhängig von ihrer Erscheinung ist. Auf der physischen Ebene finden .wir körperliche Erscheinungen, aus physischen Naturkräften zusammengesetzt,. auf den höheren oder auch tieferen Ebenen finden wir solche Erscheinungen, wenn auch. nicht äusserlich wahrnehmbar, aus Kräften zusammengesetzt, die der Natur der Kräfte, welche auf jenen Ebenen herrschen, entsprechen. Auf der physischen Ebene gehören die Erscheinungen derselben in das Reich der Physik; die auf

Lotnsblttten XLVI. 34

LotuabUUen XLVI.

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— 5°° —

500

den übersinnlichen Ebenen befindlichen Er-

-

scheinungen gehören in das Reich der Meta-

physik. Man kann die menschliche Vernunft

den übersinnlichen Ebenen befindlichen Erscheinungen gehören in das Reich der Metaphysik. Man kann die menschliche Vernunft nicht mit der Elle messen, und das Dasein von Elementargeistern nicht vermittelst des Fernrohres oder Mikroskopes beweisen; wird aber das eigene Bewusstsein (das nicht mit der Phantasie zu verwechseln ist) auf eine höhere Daseinsstufe gehoben, so eröffnet sich ein neues Feld für die Wahrnehmungskraft. Der physische Mensch nimmt äusserliche Dinge, der Astralmensch die Bewohner der Astralwelt, der denkende Mensch Ideen wahr. Um zu beurteilen ob es Vernunft giebt, muss man selber Vernunft haben; um zu wissen, ob ein Gott im Welta11 ist, muss man über das eigene Selbst hinaus und ins Göttliche hinein wachsen, und die Gegenwart Gottes im Welta11 in sich selber empfinden. Wo es sich um metaphysische und geistige Dinge handelt, da haben alle Meinungen der Sachverständigen in der Physik keinen besonderen Wert. Wenn von zwei Personen, von denen die eine ein Gelehrter und die andere ein Viehtreiber ist, beide in Bezug auf eine bestimmte Sache nichts wissen, so wissen dabei beide gleich viel.

nicht mit der Elle messen, und das Dasein

von Elementargeistern nicht vermittelst des

Fernrohres oder Mikroskopes beweisen; wird

aber das eigene Bewusstsein (das nicht mit der

Phantasie zu verwechseln ist) auf eine höhere

Daseinsstufe gehoben, so eröffnet sich ein

neues Feld für die Wahrnehmungskraft. Der

physische Mensch nimmt äusserliche Dinge,

der Astralmensch die Bewohner der Astral-

welt, der denkende Mensch Ideen wahr. Um

zu beurteilen ob es Vernunft giebt, muss man

selber Vernunft haben; um zu wissen, ob ein

Gott im Weltall ist, muss man über das eigene

Selbst hinaus und ins Göttliche hinein wachsen,

und die Gegenwart Gottes im Weltall in sich

selber empfinden. Wo es sich um meta-

physische und geistige Dinge handelt, da

haben alle Meinungen der Sachverständigen

in der Physik keinen besonderen Wert. Wenn

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von zwei Personen, von denen die eine ein

Gelehrter und die andere ein Viehtreiber ist,

beide in Bezug auf eine bestimmte Sache

nichts wissen, so wissen dabei beide gleich

viel. .

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— 5QI —

Wenn heutzutage von Gnomen und Nixen,

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Feen und Kobolden, Nymphen, Sylphen und

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Salamandern die Rede ist, so glauben die

meisten, dass es sich dabei um Kindermärchen

Wenn heutzutage von Gnomen und Nixen, Feen und Kobolden, Nymphen, Sylphen und Salamandern die Rede ist, so glauben die meisten, dass es sich dabei um Kindennärchen handle, über die "jeder Gebildete schon längst erhaben istl~. Im Grunde genommen ist aber gar nichts Erstaunliches daran, zu glauben, dass es auf der Astralebene belebte Naturkräfte giebt, die sich unter Erscheinungen, welche mit obigen Namen bezeichnet werden, darstellen können. Es ist dies nicht merkwürdiger, als dass unsichtbare Wasserdämpfe sich zu sichtbaren Wolken, ja selbst zu harten Eisgebilden verdichten, oder Naturkräfte wie Licht, Wänne u. s. w. einen Baum wachsen machen können, wenn der Same und das Erdreich hierzu vorhanden sind. Auch ist es am Ende gleichgültig, ob jemand an die Möglichkeit des V orhandenseins solcher Dinge glaubt oder daran zweifelt; wer aber in seiner Unwissenheit das Dasein übersinnlicher Daseinsstufen leugnet, und seine Gedanken nur auf die sinnliche Ebene richtet, der hat in der That einen beschränkten Gesichtskreis; er kennt von der Welt nur die äussere Schale.

handle, über die „jeder Gebildete schon längst

erhaben ist". Im Grunde genommen ist aber

gar nichts Erstaunliches daran, zu glauben,

dass es auf der Astralebene belebte Natur-

kräfte giebt, die sich unter Erscheinungen,

welche mit obigen Namen bezeichnet werden,

darstellen können. Es ist dies nicht merk-

würdiger, als dass unsichtbare Wasserdämpfe

sich zu sichtbaren Wolken, ja selbst zu harten

Eisgebilden verdichten, oder Naturkräfte wie

Licht, Wärme u. s. w. einen Baum wachsen

machen können, wenn der Same und das

Erdreich hierzu vorhanden sind. Auch ist es

am Ende gleichgültig, ob jemand an die Mög-

lichkeit des Vorhandenseins solcher Dinge

glaubt oder daran zweifelt; wer aber in

seiner Unwissenheit das Dasein übersinnlicher

Daseinsstufen leugnet, und seine Gedanken

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nur auf die sinnliche Ebene richtet, der hat

in der That einen beschränkten Gesichtskreis;

er kennt von der Welt nur die äussere Schale.

Längst sind die alten Götter Griechenlands

34*

Längst sind die alten Götter Griechenlands 34*

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— 5°2 —

S02

zum Kinderspott geworden, Zeus, Aphrodite,

Apollo u. s. w. existieren nicht mehr; aber die

Kräfte, welche unter diesen Sinnbildern dar-

zum Kinderspott geworden, Zeus, Aphrodite, Apollo u. s. w. existieren nicht mehr; aber die Kräfte, welche unter diesen Sinnbildern dargestellt wurden, habep. nie aufgehört zu sein, sie existieren auch heute noch. Die Liebe wird auch ferner fortfahren die Welt zu beherrschen, wenn sie auch nicht mehr unter dem Namen "Venus" verehrt wird, und die Kraft, welche das Weltall belebt und ehedem unter der Bezeichnung ,Jupiter Olympos" dargestellt wurde, ist auch heute noch dieselbe, wenn auch ihr Sinnbild heutzutage in Rom nur als "St. Peter" beglaubigt ist.

gestellt wurden, haben nie aufgehört zu sein,

sie existieren auch heute noch. Die Liebe

wird auch ferner fortfahren die Welt zu be-

herrschen, wenn sie auch nicht mehr unter

dem Namen „Venus" verehrt wird, und die

Kraft, welche das Weltall belebt und ehedem

unter der Bezeichnung .Jupiter Olympos"

dargestellt wurde, ist auch heute noch dieselbe,

wenn auch ihr Sinnbild heutzutage in Rom

nur als „St. Peter" beglaubigt ist.

Die Wahrheit ist ewig und ungeboren,

von Nichts erzeugt und von niemandem er-

funden. Sie ist selbstexistierend und frei und

hat keine andere Ursache ihres Daseins als

sich selbst. Die Welt der Erscheinungen da-

gegen hat eine Ursache, die nicht die Er-

scheinung selbst ist; sie ist veränderlich, an

ihre Ursache gebunden und von dieser ab-

hängig; Formen entstehen und .vergehen,

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werden erzeugt und geboren und sind nicht

das Wesen der Dinge selbst, sondern nur die

Symbole, vermittelst deren das Wesen sich

sinnbildlich darstellt; Erscheinungen können

Die Wahrheit ist ewig und ungeboren, von Nichts erzeugt und von niemandem erfunden. Sie ist selbstexistierend und frei und hat keine andere Ursache ihres Daseins als sich selbst. Die Welt der Erscheinungen dagegen hat eine Ursache, die nicht die Erscheinung selbst ist; sie ist veränderlich, an ihre Ursache gebunden und von dieser abhängig;, Formen entstehen und .vergehen, werden erzeugt und geboren und sind nicht das Wesen der Dinge selbst, sondern nur die Symbole, vermittelst deren das Wesen sich sinnbildlich darstellt; Erscheinungen können

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— 503 —

-

äusserlich oder innerlich objektiv wahrge-

5°3

nommen werden; die Wahrheit selbst wird

äusserlich oder innerlich objektiv wahrgenommen werden; die Wahrheit selbst wird von keinem Menschen erkannt, wenn sie nicht in ihm selbst und ohne sein eigenes Suchen und Forschen offenbart wird. Viele Dinge erscheinen als beziehungsweise wahr oder wahrscheinlich; aber die Wahrheit selbst ist kein Ding, sondern die eine unteilbare Wirklichkeit, das Wesen und Leben von allem, "die vollkommenste Tugend, das höchste Gute" *), unabhängig von allen Erscheinungen, und ihre Erkenntnis ist die Gottesweisheit oder "Theosophie". Wahrheit ist Klarheit und Erscheinung ist Schein; somit ist in der That die Welt der Erscheinungen die Nachtseite der ewigen Natur, und das was "okkult" oder verborgen ist, der ewige Tag, dessen Sonne nie untergeht Ohne Klarheit giebt es keine wahre Erkenntnis; ohne die Erkenntnis des Wesens werden wir nichts Wahres verstehen noch wissen. Die Erscheinungen geben uns Zeugnis vom Dasein des Wesens, und wird das Wesen erkannt, so verschwindet die Täuschung des Scheins. So kann man z. B. aus der äusserlichen Erscheinung eines Men-

von keinem Menschen erkannt, wenn sie nicht

in ihm selbst und ohne sein eigenes Suchen

und Forschen offenbart wird. Viele Dinge

erscheinen als beziehungsweise wahr oder

wahrscheinlich; aber die Wahrheit selbst ist

kein Ding, sondern die eine unteilbare Wirk-

lichkeit, das Wesen und Leben von allem,

„die vollkommenste Tugend, das höchste

Gute"*), unabhängig von allen Erscheinungen,

und ihre Erkenntnis ist die Gottesweisheit

oder „Theosophie". Wahrheit ist Klarheit und

Erscheinung ist Schein; somit ist in der That

die Welt der Erscheinungen die Nachtseite

der ewigen Natur, und das was „okkult"

oder verborgen ist, der ewige Tag, dessen

Sonne nie untergeht. Ohne Klarheit giebt

es keine wahre Erkenntnis; ohne die Erkennt-

nis des Wesens werden wir nichts Wahres

verstehen noch wissen. Die Erscheinungen

geben uns Zeugnis vom Dasein des Wesens,

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und wird das Wesen erkannt, so verschwindet

die Täuschung des Scheins. So kann man z. B.

aus der äusserlichen Erscheinung eines Men-

*) Hermes Trismegistus, XVII, 12.

*) Hennes Trlsmegistus, XVII, 12.

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sehen, aus seinen Gesichtszügen, Gang, Hal-

tung u. s. w. auf seinen Charakter mit Wahr-

schen, aus seinen Gesichtszügen, Gang, Haltung u. s. w. 'auf seinen Charakter mit Wahrscheinlichkeit Schlüsse ziehen; wo aber Seele zur Seele spricht und der Mensch geistig erkannt wird, da kommt das Äussere nicht in Betracht. Da ist dann von keiner objektiven Betrachtung die Rede; man empfindet sich eins mit dem Gegenstand der Erkenntnis und erkennt in ihm selbst das eigene Ideal, unbekümmert, ob die Erscheinung, in der es sich äusserlich repräs~ntiert, jung oder alt, schön oder hässlich, vollkommen oder unvollkommen ist. Wer aber nur an der, Erscheinung hängt, der kennt nicht das Wesen; er liebt den Schein und täuscht dadurch sich selbst.

scheinlichkeit Schlüsse ziehen; wo aber Seele

zur Seele spricht und der Mensch geistig er-

kannt wird, da kommt das Äussere nicht in

Betracht. Da ist dann von keiner objektiven

Betrachtung die Rede; man empfindet sich

eins mit dem Gegenstand der Erkenntnis

und erkennt in ihm selbst das eigene Ideal,

unbekümmert, ob die Erscheinung, in der es

sich äusserlich repräsentiert, jung oder alt,

schön oder hässlich, vollkommen oder unvoll-

kommen ist. Wer aber nur an der Erschei-

nung hängt, der kennt nicht das Wesen;

er liebt den Schein und täuscht dadurch sich

selbst.

Wie die materiellen Dinge unserer Sinnes-

welt und die ätherischen Formen auf der

Astralebene, so sind auch die Bilder, welche

wir in unserer Gedankenwelt sehen, Erzeug-

nisse, welche in das Reich der Erscheinungen

gehören. Sie existieren ebenso wirklich auf

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ihrer Daseinsstufe, als ein Baum oder Tier

auf der seinigen. „Dasein" ist ein relativer

Begriff. In unserer Gedankenwelt sind keine

Bäume und Felsen vorhanden, die man mit

Wie die materiellen Dinge unserer Sinneswelt und die ätherischen Formen auf der Astralebene , so sind auch die Bilder, welche wir in unserer Gedankenwelt sehen, Erzeugnisse, welche in das Reich der Erscheinungen gehören. Sie existieren ebenso wirklich auf w ihrer Daseinsstufe, als ein Baum oder Tier auf der seinigen. "Dasein" ist ein relativer Begrüf. In unserer Gedankenwelt sind keine Bäume und Felsen vorhanden, die man mit

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den Händen greifen kann, und für einen

Menschen, der ganz in seinen Gedanken ver-

den Händen greifen kann, und für einen Menschen, der ganz in seinen Gedanken versunken ist, existiert die äussere Welt gar nicht mel1r; er weiss davon ebensowenig, als ein gedankenloses materielles Ding von der Gedankenwelt weiss. Der Träumende zweifelt nicht an dem V orhandensein der Gegenstände, die er im Traum sieht, und weiss nicht, dass er träumt; es sei denn, dass in ihm noch ein Funke von jenem Bewusstsein vorhanden, das ihn befähigt, zwischen Traum und Wachen zu unterscheiden. Ebensowenig weiss der im Sinnesschauspiele dieser Welt vertiefte Mensch, dass alles, was ihm da vorgestellt wird, nur ein vergängliches Traumbild ist, wenn es vom Standpunkte des Ewigen betrachtet wird. Er hält diese Erscheinungswelt für.Wirklichkeit, es sei denn, dass in ihm ein Funke jenes göttlichen Bewusstseins vorhanden ist, welches ihn befähigt, das Ewige vom Vergänglichen zu unterscheiden.

sunken ist, existiert die äussere Welt gar

nicht mehr; er weiss davon ebensowenig, als

ein gedankenloses materielles Ding von der

Gedankenwelt weiss. Der Träumende zweifelt

nicht an dem Vorhandensein der Gegenstände,

die er im Traum sieht, und weiss nicht, dass

er träumt; es sei denn, dass in ihm noch ein

Funke von jenem Bewusstsein vorhanden,

das ihn befähigt, zwischen Traum und Wachen

zu unterscheiden. Ebensowenig weiss der im

Sinnesschauspiele dieser Welt vertiefte Mensch,

dass alles, was ihm da vorgestellt wird, nur

ein vergängliches Traumbild ist, wenn es vom

Standpunkte des Ewigen betrachtet wird. Er

hält diese Erscheinungswelt fürJWirklichkeit,

es sei denn, dass in ihm ein Funke jenes gött-

lichen Bewusstseins vorhanden ist, welches ihn

befähigt, das Ewige vom Vergänglichen zu

unterscheiden.

Ein Gedanke entsteht ebensowenig aus

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sich selbst, als ein Baum oder eine Wolke

aus sich selber entsteht. Das Äussere ist ein

Sinnbild des Innern; die Gesetze, welche in

beiden Gebieten herrschen, sind mit einander

Ein Gedanke entsteht ebensowenig aus sich selbst, als ein Baum oder eine Wolke aus sich selb-er entsteht. Das Äussere ist ein Sinnbild des Innem; die Gesetze, welche in beiden Gebieten herrschen, sind mit einander

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verwandt. Vom Meere und Flüssen steigen

unsichtbare Wasserdämpfe empor, welche die

verwandt. V om Meere und Flüssen steigen unsichtbare Wasserdämpfe empor, welche die Sonnenwärme erzeugt. Nach und nach verschleiert sich der Himmel, es bilden sich Nebel und diese verdichten sich zu Wolken in mancherlei Formen. Ein anfangs unbestimmtes Sehnen erwacht im Gemüte des Menschen, dann folgt die ihn erfüllende Idee, aus dieser wird schliesslich durch die Kraft des Geistes eine entsprechende Vorstellung, welche, wenn sie einmal festgewurzelt ist, viel schwerer auszurotten ist, als ein in Erdreich wurzelnder Baum.

Sonnenwärme erzeugt. Nach und nach ver-

schleiert sich der Himmel, es bilden sich Nebel

und diese verdichten sich zu Wolken in man-

cherlei Formen. Ein anfangs unbestimmtes

Sehnen erwacht im Gemüte des Menschen,

dann folgt die ihn erfüllende Idee, aus dieser

wird schliesslich durch die Kraft des Geistes

eine entsprechende Vorstellung, welche, wenn

sie einmal festgewurzelt ist, viel schwerer aus-

zurotten ist, als ein in Erdreich wurzelnder

Baum.

So können Engel sowohl als i)ämonen im

Gemüte des Menschen geboren werden, und

sind dann auch wirklich, wenn auch nicht

äusserlich sichtbar vorhanden. Viele glauben,

dass die Produkte der Phantasie und Ein-

bildung ein Nichts seien, das keine Bedeutung

hat, aber diese Produkte sind wirkliche Phan-

tasmen und in das Gemüt hinein gebildete

Formen, die, wenn sie durch den Willen be-

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lebt und erstarkt sind, eine viel längere Le-

bensdauer erlangen können, als irgend ein

lebendes Geschöpf in unserer Sinneswelt. Eine

eingewurzelte und grossgewordene fixe Idee

So können Engel sowohl als hämonen im Gemüte des Menschen geboren werden, und sind dann auch wirklich, wenn auch nicht äusserlich sichtbar vorhanden. Viele glauben, dass die Produkte der Phantasie und Einbildung ein Nichts seien, das keine Bedeutung hat, aber diese Produkte sind wirkliche Phantasmen und in das Gemüt hinein gebildete Formen, die, wenn sie durch den Willen belebt und erstarkt sind, eine viel längere Lebensdauer erlangen können, als irgend ein lebendes Geschöpf in unserer Sinneswelt. Eine eingewurzelte und grossgewordene fixe Idee

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bildet eine Erscheinung, die, wie jeder Meta-

physiker weiss, auch noch fortexistiert, wenn

bildet eine Erscheinung, die, wie jeder Metaphysiker weiss, auch noch fortexistiert, wenn die Asche ihres Erzeugers von den Winden verweht ist.

die Asche ihres Erzeugers von den Winden

verweht ist.

Gedanken sind Dinge, und jedes Ding kehrt

am Ende zu seinem Ursprunge, zu der Quelle,

aus der es geflossen ist, zurück. Diese zwei

Grundsätze müssen wir festhalten, wenn wir

das Gesetz des Karma und seiner Wirkungen

auf den verschiedenen Stufen des Daseins er-

kennen wollen. Der wesentliche Mensch ist

ein Geist; die Gedanken, welche er in sich

Gedanken sind Dinge, und jedes Ding kehrt am Ende zu seinem Ursprunge, zu der Quelle, aus der es geflossen ist, zurück. Diese zwei brundsätze müssen wir festhalten , wenn wir das Gesetz des Karma und seiner Wirkungen auf den verschiedenen Stufen des Daseins erkennen wollen. Der wesentliche Mensch ist ein Geist; die Gedanken, welche er in sich erzeugt, sind ein Teil seiner Natur; sie entspringen aus ihm, äussem sich in seinem Thun und Lassen, und die Folgen, welche daraus entstehen, wirken wieder auf ihn selber zurück, wie es ja auch nicht anders denkbar ist, wenn man den Zusammenhang zwischen Dasein, Denken und Handeln begreift. Ein Baum ist nicht die Erde, ein Sonnenstrahl nicht die Sonne, ein Gedanke ist nicht der· Mensch. Wie aber der aus dem Erdreich erstandene Baum zur Erde zurückkehrt und der aus der Sonne kommende Lichtstrahl zur Sonne gehört, so ist der Mensch, selbst wenn er seine irdische Hülle verlassen hat, aufs Innigste mit

erzeugt, sind ein Teil seiner Natur; sie ent-

springen aus ihm, äussern sich in seinem Thun

und Lassen, und die Folgen, welche daraus

entstehen, wirken wieder auf ihn selber zurück,

wie es ja auch nicht anders denkbar ist, wenn

man den Zusammenhang zwischen Dasein,

Denken und Handeln begreift. Ein Baum ist

nicht die Erde, ein Sonnenstrahl nicht die

Sonne, ein Gedanke ist nicht der Mensch.

Wie aber der aus dem Erdreich erstandene

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Baum zur Erde zurückkehrt und der aus der

Sonne kommende Lichtstrahl zur Sonne ge-

hört, so ist der Mensch, selbst wenn er seine

irdische Hülle verlassen hat, aufs Innigste mit

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den Erzeugnissen seines Wollens, Denkens und

Handelns Verbunden; sie haben ihn nie ver-

den Erzeugnissen seines W oUens, Denkens und HandeIns verbunden; sie haben ihn nie verlassen; sie sind die Bausteine, aus denen sein Charakter aufgebaut wird, und treten mit ihm wieder ins Dasein, sobald er selbst wieder in die Erscheinung tritt, d. h. wenn er sich wieder reinkarniert.

lassen; sie sind die Bausteine, aus denen sein

Charakter aufgebaut wird, und treten mit ihm

wieder ins Dasein, sobald er selbst wieder in

die Erscheinung tritt, d. h. wenn er sich wie-

der reinkarniert.

Angezogen von dem Selbstwahn, aus dem

das persönliche „Ich"-Bewusstsein entspringt,

krystallisieren sie um dieses täuschende Selbst

so wie im Winter das Wasser um einen festen

Kern gefriert und eine starre Rinde bildet.

So wird auch das Herz des Menschen durch die

seinem Eigenwillen, Eigendünkel und Egois-

mus entspringenden Gedanken und Hand-

lungen mit einer starren Kruste umgeben,

die ihn der freien geistigen Bewegung un-

Angezogen von dem Selbstwahn, aus dein das persönliche "Ich" - Bewusstsein entspringt, krystallisieren sie um dieses täuschende Selbst so wie im Winter das Wasser um einen festen Kern gefriert und eine starre Rinde bildet. So wird auch das Herz des Menschen durch die seinem Eigenwillen, Eigendünkel und Egoismus entspringenden Gedanken und Handlungen mit einer starren Kruste umgeben, die ihn der freien geistigen Bewegung unfähig macht, und je mehr er sich in diese täuschende Selbstheit vertieft, um so mehr wird er kleinlich und geistig so kurzsichtig, dass er schliesslich gar nichts mehr als dieses Wahngebilde der "Ichheit" erblicken kann. Wie aber im Frühjahre die Wärme der Sonne die starren Eismassen löst, so löst auch, nicht die wissenschaftliche Spekulation über okkulte Dinge, wohl aber die der Sonne der ewigen

fähig macht, und je mehr er sich in diese

täuschende Selbstheit vertieft, um so mehr

wird er kleinlich und geistig so kurzsichtig,

dass er schliesslich gar nichts mehr als dieses

Wahngebilde der „Ichheit" erblicken kann.

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Wie aber im Frühjahre die Wärme der Sonne

die starren Eismassen löst, so löst auch, nicht

die wissenschaftliche Spekulation über okkulte

Dinge, wohl aber die der Sonne der ewigen

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Gotteserkenntnis entspringende und über allen

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Selbstwahn erhabene Wärme der selbstlosen

Liebe, die um das Menschenherz durch Traurig-

Gotteserkenntnis entspringende und über allen Selbstwahn erhabene Wärme der selbstlosen Liebe, die um das Menschenherz durch Traurigkeit, Begehrlichkeit, Habsucht, Neid, Zorn u. s. w. gelagerten Elemente, und der durch die Kraft der Erkenntnis frei gewordene Mensch, welcher diese Elemente überwunden hat, fängt an, sein eigenes wahres Wesen zu erkennen, das über seine eigene Persönlichkeit und damit auch über das Reich der Erscheinungen, sowohl der objektiven als auch der subjektiven erhaben ist. Dadurch wird er auch von allem eigenen Suchen frei und findet die Erlösung in jenem wahren Selbstbewusstsein, wo von keiner beschränkten Selbstheit mehr die Rede ist, sondern welches identisch mit dem Bewusstsein der Gottheit im Weltall und über alles "eigene" Wünschen, Denken und Thun und folglich auch über alles Karma erhaben ist.

keit, Begehrlichkeit, Habsucht, Neid, Zorn u. s.w.

gelagerten Elemente, und der durch die Kraft

der Erkenntnis frei gewordene Mensch, wel-

cher diese Elemente überwunden hat, fängt

an, sein eigenes wahres Wesen zu erkennen,

das über seine eigene Persönlichkeit und da-

mit auch über das Reich der Erscheinungen,

sowohl der objektiven als auch der subjektiven

erhaben ist. Dadurch wird er auch von allem

eigenen Suchen frei und findet die Erlösung

in jenem wahren Selbstbewusstsein, wo von

keiner beschränkten Selbstheit mehr die Rede

ist, sondern welches identisch mit dem Be-

wusstsein der Gottheit im Weltall und über

alles „eigene" Wünschen, Denken und Thun

und folglich auch über alles Karma erhaben ist.

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(Fortsetzung folgt.)

(Fortsetzung folgt.)

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Theosophie im Christentum.

Ein kurzer Katechismus des echten Christentums.

Von Madame Guyon.*)

Aus dem Englischen ins Deutsche übertragen von

Käthe Taubert.

Frage: Was ist ein Christ sein?

Antwort: Ein Kind Gottes sein.

Frage: An was erkennt man die Kinder

Gottes?

Antwort: Die Kinder Gottes werden von

seinem Geiste geleitet.

*) Madame de la Mothe-Guyon, geb. 13. April 1648

zu Montargis in Frankreich, war eine der berühmtesten

Theosophie im Christentum.

Vertreterinnen des sogenannten „Quietismus", das heisst

der von Molinos gelehrten heiligen Gemütsruhe, welche

aber nicht mit dem verwechselt werden sollte, was man

heutzutage gewöhnlich unter „Quietismus" versteht, das aber

in hilflosem Nichtsthun besteht. Es ist das Schicksal aller

Ein kurzerKatechismusdesechtenChristentums.

grossen Wahrheiten, stets von der Menge verkannt zu werden.

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Von Madame Guyon.*) Aus dem Englischen ins Deutsche übertragen von Käthe Taubert.

Frage: Was ist ein Christ sein? Antwort: Ein Kind Gottes sein. Frage: An was erkennt man die Kinder Gottes? Antwort: Die Kinder Gottes werden von seinem Geiste geleitet. , *) Madame de la Mothe-Guyon, geb. 13. April 1648

zu Montargis in Frankreich, war eine der berühmtesten Vertreterinnen des sogenannten "Quietismus", das heisst der von Molinos gelehrten heiligen Gemütsruhe, welche aber nicht mit dem verwechselt werden sollte, was man heutzutage gewöhnlich unter "Quietismus" versteht, das aber in hilflosem Nichtsthun besteht. Es ist das Schicksal aller grossen Wahrheiten, stets von der Menge verkannt zu werden.

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— 5" —

Frage: Wie leitet sie der Geist?

I

Antwort: Er wohnt in ihnen.

Frage: Wie wohnt er in ihnen?

Frage: Wie leitet sie der Geist? Antwort: Er wohnt in ihnen. Frage: Wie wohnt er in ihnen? , An twort: Sie sind getrennt von allem, was nicht Gott ist, und wenn sie entsagt haben und von jedem erschaffenen Ding leer sind, wohnt Gott in ihnen. Fra ge : WeIcher Mittel bedient sich Gott, und welches ist das schnellste? An tw ort: Es ist die Entsagung. Frage: Was i~ Entsagung? Antwort: Die Unterwerfung des eigenen Geistes durch einen einfachen Glauben, und das Verlieren des eigenen Willens in den Willen Gottes. 1) Frage: Wie willst du beweisen, dass der heilige Geist in demjenigen wohnt, der keinen Eigenwillen mehr hat? Antwort: Wer keinen Eigenwillen mehr hat, thut immer den Willen Gottes. 2)

. Antwort: Sie sind getrennt von allem,

was nicht Gott ist, und wenn sie entsagt

haben und von jedem erschaffenen Ding leer

sind, wohnt Gott in ihnen.

Frage: Welcher Mittel bedient sich Gott,

und welches ist das schnellste?

Antwort: Es ist die Entsagung.

Frage: Was ist Entsagung?

Antwort: Die Unterwerfung des eigenen

Geistes durch einen einfachen Glauben, und

das Verlieren des eigenen Willens in den

Willen Gottes.1)

Frage: Wie willst du beweisen, dass der

heilige Geist in demjenigen wohnt, der keinen

Eigenwillen mehr hat?

Antwort: Wer keinen Eigenwillen mehr

hat, thut immer den Willen Gottes.2)

') Dies kann sicherlich auf keine andere Art geschehen,

als dass der Wille Gottes in uns zu unserem innerlichen

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Bewusstsein kommt. Wer den Willen seines höheren Selbsts

nicht geistig empfindet oder erkennt, der kann sich ihm

auch nicht unterwerfen. Die Erkenntnis des göttlichen

Willens ist der geistige Glaube.

*) Auch hier ist wohl zu unterscheiden zwischen Willen-

losigkeit und einem Aufgehen des Eigenwillens im göttlichen

1) Dies kann sicherlich auf keine andere Art geschehen, als dass der Wille Gottes in uns zu unserem innerlichen Bewusstsein kommt. Wer den Willen seines höheren Selbsts nicht geistig empfindet oder erkennt, der kann sich ihm auch nicht unterwerfen. Die Erkenntnis des göttlichen Willens ist der geistige Glaube. ~ Auch hier ist wohl zu unterscheiden zwischen Willenlosigkeit und einem Aufgehen des Eigenwillens im göttlichen

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5 12

Frage: Damit ist nicht gesagt, dass Gott

in der Seele wohnt, die seinen Willen thut?

Antwort: Hat nicht Christus gesagt: „So

Frage: Damit ist nicht gesagt, dass Gott in der Seele wohnt, die seinen Willen thut? Antwort: Hat nicht Christus gesagt: "So jemand meinen Willen thut, wird ihn meiR Vater lieben, und wir werden zu ihm kommen und in ihm wohnen." Derjenige, in dem Gott wohnt, wird vom Geiste Gottes bewegt. 8) Frage: Wieso? An twort: Weil der Geist Gott ist,.. muss er in dem Herzen, in dem er wohnt, als Herrscher regieren. Frage: Wohnt er nicht in gleicher Weise in allen Menschen? Antwort: Er wohnt in ihnen vermöge seines Wesens, aber er herrscht nicht in allen.

jemand meinen Willen thut, wird ihn mein

Vater lieben, und wir werden zu ihm kommen

und in ihm wohnen." Derjenige, in dem Gott

wohnt, wird vom Geiste Gottes bewegt.3)

Frage: Wieso?

Antwort: Weil der Geist Gott ist, muss

er in dem Herzen, in dem er wohnt, als

Herrscher regieren.

Frage: Wohnt er nicht in gleicher Weise

in allen Menschen?

Antwort: Er wohnt in ihnen vermöge

seines Wesens, aber er herrscht nicht in allen.

Willen. Wo keine Gotteserkenntnis vorhanden ist, da kann

auch kein göttlicher Wille thätig sein; denn ein unbewusster

und erkenntnisloser Wille ist nicht göttlich. Derjenige, für

den Gott ein Nichts ist, kann in das Nichts eingehen, aber

nicht in Gott. Wer keinen Eigenwillen mehr hat, thut

deshalb erst dann den Willen Gottes, wenn der Geist

Gottes in ihm zum Bewusstsein erwacht ist. Wie könnte

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er einen Willen thun, von dem er nichts weiss?

3) Gott wohnt in allen Dingen, deshalb werden aber

doch nicht alle Dinge vom Geiste Gottes bewegt, sondern

diejenigen, in denen der Geist Gottes noch nicht zum Be-

wusstsein gekommen ist, unterliegen den materiellen Gesetzen.

Es kann somit hier nur von den „Kindern Gottes", d. h.

von denjenigen, welche von seinem Geiste thatsächlich ge-

leitet werden, die Rede sein.

Willen. Wo keine Gotteserkenntnis vorhanden ist, da kann auch kein göttlicher Wille thätig sein; denn ein unbewusster und erkenntnisloser Wille ist nicht göttlich. Derjenige, für den Gott ein Nichts ist, kann in das Nichts eingehen, aber nicht in Gott. Wer keinen Eigenwillen mehr hat, thut deshalb erst dann den Willen ,Gottes, wenn der 'Geist Gottes in ihm zum BewusstseiB. erwacht ist. Wie könnte er einen Willen thun, von dem er nichts weiss? ') Gott wohnt in allen Dingen, deshalb werden aber' doch nicht alle Dinge vom Geiste Gottes bewegt, sondern diejenigen, in denen der Geist Gottes noch nicht zum Bewusstsein gekommen ist, unterliegen den materiellen Gesetzen. Es kann somit hier nur von den "Kindern Gottes", d. h. von denjenigen, welche von seinem Geiste thatsächlich geleitet werden, die Rede sein.

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Frage: Warum?

Antwort: Da die Menschen frei sind und

mit ihrer Freiheit walten wollen, haben sie,

Frage: Warum? , Antwort: Da die Menschen frei sind und mit ihrer Freiheit walten wollen, haben sie, weit entfernt, sich Gott zu unterwerfen, sich gegen ihn aufgelehnt, und Gott kann nicht durch seine Liebe in ihnen wohnen. 4) Frage: Wohnt also Gott wo immer er seine Liebe findet? Antwort: Ja! Denn wer in der Liebe wohnt, wohnt in Gott und Gott in ihm. (1. J oh. IV, 16.) 6) Frage: Ist also die Liebe Gottes unumgänglich notwendig? Antwort: Ja! Sie ist die einzige Notwendigkeit. Frage: Wieso?

weit entfernt, sich Gott zu unterwerfen, sich

gegen ihn aufgelehnt, und Gott kann nicht

durch seine Liebe in ihnen wohnen.4)

Frage: Wohnt also Gott wo immer er

seine Liebe findet?

Antwort: Ja! Denn wer in der Liebe

wohnt, wohnt in Gott und Gott in ihm. (I. Joh.

IV, 16.)«)

Frage: Ist also die Liebe Gottes unum-

gänglich notwendig?

Antwort: Ja! Sie ist die einzige Not-

wendigkeit.

Frage: Wieso?

4) Es wäre wohl viel richtiger zu sagen, dass die Menschen

sich einbilden, frei zu sein und mit ihrer eingebildeten Frei-

heit walten wollen. In der That kann Gott, d. h. die Er-

kenntnis der Wahrheit, gerade deshalb in dem Menschen

nicht offenbar werden und wirken, weil der Wille der

Menschen nicht frei, sondern durch den Irrtum gefangen,

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durch den Eigendünkel getäuscht und durch das persönliche

Begehren gebunden ist. Gott kann keinen anderen als einen

freien Willen brauchen.

6) Die Liebe Gottes aber ist nicht eine Schwärmerei

für etwas Unbekanntes oder für irgend eine Vorstellung,

die man sich von Gott macht, sondern sie ist die Gottes-

erkenntnis selbst. (I. Joh. IV, 8.)

4) Es wäre wohl viel richtiger zu sagen, dass die Menschen sich einbilden, frei zu sein und mit ihrer eingebildeten Freiheit walten wollen. In der That kann Gott, d. b. die Erkenntnis der Wahrheit, gerade deshalb in dem Menschen nicht offenbar werden und wirken, weil der Wille der Menschen nicht frei, sondern durch den Irrtum gefangen, durch den Eigendünkel getäuscht und durch das persönliche Begehren gebunden ist. Gott kann keinen anderen als einen freien Willen brauchen. 6) Die Liebe Gottes aber ist nicht eine Schwirmerei für etwas Unbekanntes oder für irgend eine Vorstellung, die man .sich von Gott macht, sondern sie ist die Gotteserkenntnis selbst. (I. Job. IV, 8.)

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Antwort: Sie ist das grösste Gebot, das

alle anderen Gebote in sich schliesst. «

Frage: Erkläre mir dies.

Antwort: Sie ist das grösste Gebot, das alle anderen Gebote in sich schliesst. Fra g e: Erkläre mir dies. Antwort: Wird uns nicht gesagt, Gott zu lieben, von ganzem Herzen und mit unserer ganzen Kraft? Dies heisst ihn lieben bis zur Ausschliessung von allem and~ren.6) Frage: Müssen wir uns nicht selbst lieben? Antwort: Nein! Nach den Worten Christi müssen wir uns selbst hassen, indem wir Gott lieben unter Ausschliessung des "Ich". Dies heisst das Gesetz und die Propheten erfüllen. ~ Frage: Ist nicht ein zweiter Teil in diesem Gebote der Liebe? Antwort: Ja! Den Nächsten zu lieben

Antwort: Wird uns nicht gesagt, Gott

zu lieben, von ganzem Herzen und mit unse-

rer ganzen Kraft? Dies heisst ihn lieben bis

zur Ausschliessung von allem anderen.6)

Frage: Müssen wir uns nicht selbst

lieben?

Antwort: Nein! Nach den Worten Christi

müssen wir uns selbst hassen, indem wir Gott

lieben unter Ausschliessung des „Ich". Dies

heisst das Gesetz und die Propheten erfüllen.7)

Frage: Ist nicht ein zweiter Teil in die-

sem Gebote der Liebe?

Antwort: Ja! Den Nächsten zu lieben

e) Weil die „Mucker" die göttliche Liebe nicht kennen,

so glauben sie dieses Gebot dadurch zu erfüllen, dass sie

alles hassen, was nicht mit ihrer eigenen Vorstellung von

„Gott" übereinstimmt. Diese ihre Vorstellung kann aber

nichts als eine Wiederspiegelung ihres eigenen Selbstwahnes

sein.

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Auch dies wird stets falsch aufgefasst, wenn es nicht

geistig verstanden wird. Das persönliche Hassen des Men-

schen ist ebenso phantastisch als sein persönliches Lieben.

Kein Mensch hasst sich in Wirklichkeit selbst, wohl aber

erscheint ihm seine eigene Persönlichkeit als ein Nichts,

wenn er einmal zwischen dem Ewigen und dem Vergäng-

lichen unterscheiden gelernt hat.

6) Weil die "Mucker" die göttliche Liebe nicht kennen, so glauben sie dieses Gebot dadurch zu erflillen, dass sie alles hassen, was nicht mit ihrer eigenen Vorstellung von "Gott" übereinstimmt. Diese ihre Vorstellung kann aber nichts als eine Wiederspiegelung ihres eigenen Selbstwahnes sein. 'i) Auch dies wird stets falsch aufgefasst, wenn es nicht geistig verstanden wird. Das persönliche Hassen des Menschen ist ebenso phantastisch als sein persönliches Lieben. Kein Mensch hasst sith in Wirklichkeit selbst, wohl aber erscheint ihm seine eigene Persönlichkeit als ein Nichts, wenn er einmal zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen unterscheiden gelernt hat.

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wie sich selbst. Wer in der Liebe wohnt,

liebt seinen Bruder.

Frage: Wieso?

Antwort: Wenn wir alle in der Liebe

WIe sich selbst. Wer in der Liebe wohnt, liebt seinen Bruder. Frage: Wie~o? An twort: Wenn wir alle in der Liebe wären, würden wir in Gott sein. Gott ist ein Wesen, das alle Dinge zu sich zurückruft und wieder in sich vereinigt.8) Frage: Was heisst es, Gott von ganzem Herzen lieben? Antwort: Das heisst, dass wir unser ganzes Herz Gott hingeben sollen, und zwar gänzlich, so dass wir nichts davon für uns oder irgend eine Kreatur zurückbehalten. Wenn gesagt ist, dass wir den Nächsten lieben müssen, so heisst das, ihn in Gott und Gottes wegen lieben, mit jener Liebe, die Gott selber in den Herzen derjenigen wirkt, in denen er wohnt. Gott von ganzer Seele lieben heisst ihn lieben mit der Totalität unseres Wesens, ohne eigene Erwägung, indem wir unsere Seele ihm abtreten, dass er mit uns thun möge nach seinem Willen, in Zeit und Ewigkeit. Ihn lieben mit unserem Denken heisst unsere Vemunft und unser ganzes Ver-

wären, würden wir in Gott sein. Gott ist ein

Wesen, das alle Dinge zu sich zurückruft und

wieder in sich vereinigt.8)

Frage: Was heisst es, Gott von ganzem

Herzen lieben?

Antwort: Das heisst, dass wir unser

ganzes Herz Gott hingeben sollen, und zwar

gänzlich, so dass wir nichts davon für uns

oder irgend eine Kreatur zurückbehalten.

Wenn gesagt ist, dass wir den Nächsten

lieben müssen, so heisst das, ihn in Gott und

Gottes wegen lieben, mit jener Liebe, die Gott

selber in den Herzen derjenigen wirkt, in

denen er wohnt. Gott von ganzer Seele lieben

heisst ihn lieben mit der Totalität unseres

Wesens, ohne eigene Erwägung, indem wir

unsere Seele ihm abtreten, dass er mit uns

thun möge nach seinem Willen, in Zeit und

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Ewigkeit. Ihn lieben mit unserem Denken

heisst unsere Vernunft und unser ganzes Ver-

*) Gott ist die eine Wesenheit, aus der alles ent-

springt und in die alles zurückkehrt. Er ist die Wesenheit

aller Wesen und noch viel mehr.

Lotusblüten XLVI. 35

~ Gott ist die eine Wesenheit, aus der alles entspringt und in die alles zurückkehrt. Er ist die Wesenheit aller Wesen und noch viel mehr.

Lotusblüten XLVI.

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standeslicht dem Vertrauen auf Gott, dem

Erschaffer und Lenker unseres Geistes, unter-

werfen. Ihn lieben mit unserer ganzen Kraft

standeslicht dem Vertrauen auf Gott, dem Erschaffer und Lenker unseres Geistes, unterwerfen. Ihn lieben mit unserer ganzen Kraft heisst die ganze Kraft unserer Seele auf Gott vereinigen durch Betrachtung der Einheit. 9) Fra g e : Warum giebt es so viele Sonderheiten in der Welt? Antwort: Der Grund davon ist, dass diejenigen, die in der Welt sind, nicht in der Liebe sind. Frage: Woran erkennt man dies? Antwort: An der Bewegung des Innern. Jene, die von Gott bewegt werden, sind Kinder Gottes. (Röm. VIII, 14.) Frage: Aber von was für einem Geiste werden jene getrieben, die' nicht von Gott bewegt sind? Antwort: Von dem Dämonischen, welcher sie mit Leidenschaft alles thun macht, was ihm beliebt, und sie ins Verderben hinabreisst; wogegen jene, welche von Gott bewegt werden, zu jeder Art von Gutem bewegt werden. Sie sind, so sagt die Schrift (1. Petri

heisst die ganze Kraft unserer Seele auf Gott

vereinigen durch Betrachtung der Einheit.9)

Frage: Warum giebt es so viele Sonder-

heiten in der Welt?

Antwort: Der Grund davon ist, dass die-

jenigen, die in der Welt sind, nicht in der

Liebe sind.

Frage: Woran erkennt man dies?

Antwort: An der Bewegung des Innern.

Jene, die von Gott bewegt werden, sind Kin-

der Gottes. (Rom. VIII, 14.)

Frage: Aber von was für einem Geiste

werden jene getrieben, die nicht von Gott

bewegt sind?

Antwort: Von dem Dämonischen, wel-

cher sie mit Leidenschaft alles thun macht,

was ihm beliebt, und sie ins Verderben hinab-

reisst; wogegen jene, welche von Gott be-

wegt werden, zu jeder Art von Gutem bewegt

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werden. Sie sind, so sagt die Schrift (I. Petri

9) Wer diese Einheit als etwas ausser ihm Befindliches

und von ihm selbst Verschiedenes betrachtet, schliesst sich

dadurch von ihr aus. Erst wenn sie in uns selbst erkannt

wird, erkennen wir uns in ihr.

~

Wer diese Einheit als etwas ausser ihm Befindliches ,und von ihm selbst Verschiedenes betrachtet, schliesst sich dadurch von ihr aus. Erst wenn sie in uns selbst erkannt wird, erkennen wir uns in ihr.

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II, 9), ein erwähltes Geschlecht, eine heilige

Nation, die nur Gehorsam und Liebe ist. So

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siehst du, dass das Verlieren des Eigenwillens

II, 9), ein erwähltes Geschlecht, eine heilige Nation, die nur Gehorsam und Liebe ist. So siehst du, dass das Verlieren des Eigenwillens in den Willen Gottes, welcher die Liebe wirkt, die Quelle alles Guten ist, während der Eigenwille die Quelle alles Bösen ist, weil der Lenker desselben der Teufel (der Eigendünkel) ist. 10) Frage: Was ist die Kirche? Antwort: Die (geistige) Vereinigung aller getreuen Christen. Frage: Ich sehe aber in den Kirchen Gottlose und Heuchler. Bilden diese die Kirche? Antwort: Nein! Sie sind in der (äusserlichen) Kirche, ohne zur (innerlichen) Kirche zu gehören. Fra~e: Wieso? An twort: Um Kinder der (wahren) Kirche zu sein, müssen wir gleich ihr vom heiligen Geiste getrieben werden. Wer sich nicht vom heiligen Geiste treiben läSst, artet aus in seiner

in den "Willen Gottes, welcher die Liebe wirkt,

die Quelle alles Guten ist, während der Eigen-

wille die Quelle alles Bösen ist, weil der

Lenker desselben der Teufel (der Eigendün-

kel) ist.10)

Frage: Was ist die Kirche?

Antwort: Die (geistige) Vereinigung aller

getreuen Christen.

Frage: Ich sehe aber in den Kirchen Gott-

lose und Heuchler. Bilden diese die Kirche?

Antwort: Nein! Sie sind in der (äusser-

lichen) Kirche, ohne zur (innerlichen) Kirche

zu gehören.

Frage: Wieso?

Antwort: Um Kinder der (wahren) Kirche

zu sein, müssen wir gleich ihr vom heiligen

Geiste getrieben werden. Wer sich nicht vom

heiligen Geiste treiben lässt, artet aus in seiner

l0) Sie sind von keinem äusserlichen und fremden Gott,

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sondern von der Liebe selber erwählt, welche in ihnen

offenbar geworden ist. Diese göttliche, d. h. über alle

Selbstsucht erhabene Liebe ist die wahre Erkenntnis, und

sie sind die Söhne des Lichts, während diejenigen, welche

von Selbstwahn, Eigendünkel und Habsucht erfüllt sind,

die Kinder der Nacht (der Nichterkenntnis) genannt werden.

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10) Sie sind von keinem äusserlichen und fremden Gott,

sondern von der Liebe selber erwählt, welche in ihnen offenbar geworden ist. Diese göttliche, d. h. über alle Selbstsucht erhabene Liebe ist die wahre Erkenntnis, und sie sind die Söhne des Lichts, während diejenigen, welche von Selbstwahn, Eigendünkel" und Habsucht erfüllt sind, die Kinder der Nacht (der Nichterkenntnis) genannt werden.

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Eigenschaft als ein Kind Gottes und der (hei-

ligen) Kirche, welche nur durch den heiligen

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Geist handeln darf.11)

Eigenschaft als ein Kind Gottes und der (heiligen) Kirche, welche nur durch den heiligen Geist handeln darf. l l) Frage: Also dieses entsetzliche Durcheinander von Leuten, welche sich gegenseitig befeinden und zu Grunde richten, ist nicht die Kirche? Antwort: Durchaus nicht! Die Kirche ist eine einzige, heilig und ruhevoll, bestehend aus schlichten Seelen, welche gleich ihrer Mutter in stillem Schweigen der Bewegung des heiligen Geistes lauschen, um seinen heiligen Willen in allen Dingen zu befolgen.

Frage: Also dieses entsetzliche Durch-

einander von Leuten, welche sich gegenseitig

befeinden und zu Grunde richten, ist nicht

die Kirche?

Antwort: Durchaus nicht! Die Kirche

ist eine einzige, heilig und ruhevoll, bestehend

aus schlichten Seelen, welche gleich ihrer

Mutter in stillem Schweigen der Bewegung

des heiligen Geistes lauschen, um seinen hei-

ligen Willen in allen Dingen zu befolgen.

Kommentar.

So einfach und klar das Obige ist, so ist

es dennoch ein tiefes, unerklärliches Geheim-

nis für alle diejenigen, die keine geistige Er-

kenntnis besitzen, und unverständlich für jeden,

der die Gegenwart des göttlichen Geistes

nicht in seinem Innern empfindet. Zur Gottes-

erkenntnis (Theosophie) giebt es keinen an-

. 11) Der „heilige Geist" ist der Geist der Selbsterkenntnis,

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d. h. der Erkenntnis der Wahrheit. Der Mensch in seinem

Innersten ist die Wahrheit selbst.

Kommentar. So einfach und klar das Obige ist, so ist es dennoch ein tiefes, unerklärliches Geheimnis für alle diejenigen, die keine geistige Erkenntnis besitzen, und unverständlich für jeden, der die Gegenwart des göttlichen Geistes nicht in seinem Innern empfindet. Zur Gotteserkenntnis (Theosophie) giebt es keinen an· . 11) Der "heilige Geist" ist der Geist der Selbsterkenntnis, d. h. der Erkenntnis der Wahrheit. Der Mensch in seinem Innersten ist die Wahrheit selbst.

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deren Schlüssel als die Gotteserkenntnis selbst.

Um den Geist Gottes zu erkennen, muss man

ihn besitzen und sich dieses Besitzes bewusst

deren Schlüssel als die Gotteserkenntnis selbst. Um den Geist Gottes zu erkennen, muss man ihn besitzen und sich dieses Besitzes bewusst sein. Wer diesen Geist der Erkenntnis nicht hat, kann Gott nicht erkennen, und für ihn ist alles Obige nichts' anderes als eine nichtssagende salbungsvolle Phraseologie. Deshalb werden auch täglich die Phrasen von der "Ergebung in den göttlichen Willen" u. dgl. gedankenlos gepredigt und wiederholt, ohne dass, wie es häufig vorkommt, weder der Prediger noch der Zuhörer die geringste Ahnung davon hat, was diese Worte eigentlich bedeuten, und es wird darüber von Theologen dogmatisiert, deren Urteil "von keinerlei Sachkenntnis getrübt ist". Deshalb wurden die Schriften der indischen Weisen zu Hilfe genommen, um die Geheimnisse der christlichen Religion klar zu machen und verkehrte Anschauungen überwinden zu helfen; denn diese Schriften führen uns in genauerer und wissenschaftlicher Ausführung dieselben Wahrheiten vor Augen, welche unter dunkeln Redensarten in der christlichen Religion verborgen sind. Wer die Wahrheit im Gewande der christlichen Phraseologie erkennt, der bedarf der indischen Weisen nicht; wer sie

sein. Wer diesen Geist der Erkenntnis nicht

hat, kann Gott nicht erkennen, und für ihn

ist alles Obige nichts anderes als eine nichts-

sagende salbungsvolle Phraseologie. Deshalb

werden auch täglich die Phrasen von der

„Ergebung in den göttlichen Willen" u. dgl.

gedankenlos gepredigt und wiederholt, ohne

dass, wie es häufig vorkommt, weder der

Prediger noch der Zuhörer die geringste

Ahnung davon hat, was diese Worte eigent-

lich bedeuten, und es wird darüber von Theo-

logen dogmatisiert, deren Urteil „von keiner-

lei Sachkenntnis getrübt ist". Deshalb wur-

den die Schriften der indischen Weisen zu

Hilfe genommen, um die Geheimnisse der

christlichen Religion klar zu machen und ver-

kehrte Anschauungen überwinden zu helfen;

denn diese Schriften führen uns in genauerer

und wissenschaftlicher Ausführung dieselben

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Wahrheiten vor Augen, welche unter dunkeln

Redensarten in der christlichen Religion ver-

borgen sind. Wer die Wahrheit im Gewande

der christlichen Phraseologie erkennt, der be-

darf der indischen Weisen nicht; wer sie

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aber — und dazu gehört die übergrosse

-

Mehrzahl der Christenheit — nicht erkennt,

dem können die Schriften der indischen Wei-

aber und dazu gehört die übergrosse Mehrzahl der Christenheit - nicht erkennt, dem können die Schriften der indischen Weisen den Weg zu dieser Erkenntnis zeigen.

sen den Weg zu dieser Erkenntnis zeigen.

Wegen Mangel an dieser Erkenntnis wur-

den die Schriften von Molinos und Madame

Guyon von nur wenigen verstanden, und

werden auch heute noch allgemein fälschlich

so aufgefasst, als ob mit der „Ergebung in

den göttlichen Willen" ein dumpfes Hin-

brüten, eine idiotische Resignation in etwas,

das nicht zu ändern ist, ein Eingehen in einen

Wegen Mangel an dieser Erkenntnis wurden die Schriften von Molinos und Madame Guyon von nur wenigen verstanden, und werden auch heute noch allgemein fälschlich so aufgefas"st, als ob mit der "Ergebung in den göttlichen Willen" ein dumpfes Hinbrüten, eine idiotische Resignation in etwas, das nicht zu ändern ist, ein Eingehen in einen gänzlich willenlosen und hilflosen Zustand gemeint sei, während doch gerade vom Gegenteil, d. h. von einer Vergeistigung und Vergöttlichung des menschlichen Willens die Red~ ist.

gänzlich willenlosen und hilflosen Zustand

gemeint sei, während doch gerade vom Gegen-

teil, d. h. von einer Vergeistigung und Ver-

göttlichung des menschlichen Willens die

Rede ist.

Die indische Philosophie lehrt uns, dass

alle Gemütszustände aus einer oder mehr von

den drei Grundursachen entspringen, näm-

lich aus der Erkenntnis, aus der Begierde

und aus der Dummheit. Aus einer Ergebung,

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welche der Dummheit ihren Ursprung ver-

dankt, kann keine Erleuchtung entspringen.

Sie ist keine Ergebung in den Willen Gottes,

Die indische Philosophie lehrt uns, dass alle Gemütszustände aus einer oder mehr von den drei Grundursachen entspringen, nämlich aus der Erkenntnis, aus der Begierde und aus der Dummheit. Aus einer Ergebung. welche der Dummheit ihren Ursprung verdankt, kann keine Erleuchtung entspringen. Sie ist keine Ergebung in den Willen Gottes,

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sondern eine Ergebung ins Unbekannte, ins

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Nichts. Man kann nicht in etwas eingehen,

von dem man gar nicht weiss oder empfindet,

sondern eine Ergebung ins Unbekannte, ins Nichts. Man kann nicht in etwas eingehen, von dem man gar nicht weiss oder empfindet, dass es vorhanden ist, und der Wille Gottes ist für niemanden vorhanden, der das Göttliche, Selbstlose, den Geist Gottes in der ihm gegebenen Willenskraft nicht erkennt.

dass es vorhanden ist, und der Wille Gottes

ist für niemanden vorhanden, der das Gött-

liche, Selbstlose, den Geist Gottes in der ihm

gegebenen Willenskraft nicht erkennt.

Ebensowenig ist eine Ergebung, welche

der Begierde, etwas zu erlangen, entspringt,

ein Eingehen in den Willen Gottes; denn so

lange der Mensch etwas für sich selber be-

gehrt, sei es auch zur „Beförderung seines

eigenen geistigen Fortschrittes", handelt er

aus Eigenwillen, und giebt denselben nicht

auf; er geht in den Willen Gottes nicht ein,

so lange es sein eigener und nicht der Wille

Gottes ist, der in ihm wirkt; denn nur der

Ebensowenig ist eine Ergebung, welche der Begierde, etwas zu erlangen, entspringt, ein Eingehen in den Willen Gottes; denn so lange de~ Mensch ~twas für sich selber begehrt, sei es auch zur "Beförderung seines eigenen geistigen Fortschrittes", handelt er aus Eigenwillen, und giebt denselben n~cht auf; er geht in den Willen Gottes nicht ein, so lange es sein eigener und nicht der Wille Gottes ist, der in ihm wirkt; denn nur der göttliche Wille und nicht der vom Eigendünkel befangene Wille kann in den Willen Gottes eingehen.

göttliche Wille und nicht der vom Eigen-

dünkel befangene Wille kann in den Willen

Gottes eingehen.

Anders dagegen ist es, wenn die Ergebung

in den göttlichen Willen aus der Erkenntnis

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der Wahrheit entspringt. Da hört aller Eigen-

dünkel und Egoismus, alle selbstsüchtige Be-

gierde auf, der Mensch ist vom göttlichen

Willen erfüllt, weil sein Wille durch die

Anders dagegen ist es, wenn die Ergebung in den göttlichen Willen aus der Erkenntnis der Wahrheit entspringt. Da hört aller Eigendünkel und Egoismus, alle selbstsüchtige Begierde auf, der Mensch ist vom göttlichen Willen erfüllt, weil sein Wille durch die

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Gotteserkenntnis göttlich geworden und nicht

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mehr „sein", sondern Gottes Wille ist. Dieser

Gotteserkenntnis göttlich geworden und nicht mehr "sein", sondern Gottes Wille ist. Dieser Wille erhebt den Menschen über das persönliche Selbst zu jenem freien, schrankenlosen Selbst, welches das eine wahre Selbst der ganzen Menschheit ist, und "Gott" genannt wird. Ein Aufgeben des Willens, ohne dass etwas Höheres an dessen Stell~ tritt, ist eine Erniedrigung und Entwürdigung, eine Verschmähung des höchsten Gutes, das uns der Schöpfer geliehen hat; ein Eingehen in den Willen Gottes, der von der Erkenntnis durchdrungen ist, ist die höchste Erhebung zu Gott und vereint den Menschen mit Gott. Deshalb sind auch alle die ,,indischen Yoga-Übungen", von denen in neuerer Zeit so viel die Rede .ist, wenn sie nicht, was unendlich selten der Fall ist, der wahren Erkenntnis entspringen, höchst verderblich, führen zu Blödsinn oder zu einem verhärteten Egoismus, und zum Verderben. Wo sie der Dummheit, Gedankenlosigkeit und Willenslosigkeit entspringen, öffnen sie bösen und dämonischen Einflüssen die Thüre; wo sie aus geistiger Habsucht unternommen werden, befestigen sie die Selbstsucht, welche ja gerade das grösste Hindernis zur Erlangung der Freiheit ist. Nur wer

Wille erhebt den Menschen über das persön-

liche Selbst zu jenem freien, schrankenlosen

Selbst, welches das eine wahre Selbst der

ganzen Menschheit ist, und „Gott" genannt

wird. Ein Aufgeben des Willens, ohne dass

etwas Höheres an dessen Stelle tritt, ist eine

Erniedrigung und Entwürdigung, eine Ver-

schmähung des höchsten Gutes, das uns der

Schöpfer geliehen hat; ein Eingehen in den

Willen Gottes, der von der Erkenntnis durch-

drungen ist, ist die höchste Erhebung zu Gott

und vereint den Menschen mit Gott. Deshalb

sind auch alle die „indischen Yoga-Übungen",

von denen in neuerer Zeit so viel die Rede

ist, wenn sie nicht, was unendlich selten der

Fall ist, der wahren Erkenntnis entspringen,

höchst verderblich, führen zu Blödsinn oder

zu einem verhärteten Egoismus, und zum

Verderben. Wo sie der Dummheit, Gedan-

kenlosigkeit und Willenslosigkeit entspringen,

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öffnen sie bösen und dämonischen Einflüssen

die Thüre; wo sie aus geistiger Habsucht

unternommen werden, befestigen sie die Selbst-

sucht, welche ja gerade das grösste Hinder-

nis zur Erlangung der Freiheit ist. Nur wer

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-

sich ganz in der Gotteserkenntnis zum Opfer

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bringt, der ist frei vom „Selbst" und wird

als ein „Sohn Gottes" von Gott erkannt.

sich ganz in der Gotteserkenntnis, zum Opfer bringt, der ist frei vom "Selbst" und wird als ein "Sohn Gottes" von Gott erkannt.

Die wahre christliche Lehre ist für jeden

ein unerklärbares Geheimnis, der nicht selber

ein Christ, d. h. ein vom Geiste der göttlichen

Selbsterkenntnis getaufter Mensch ist. Eine

göttliche Liebe, welche der Unwissenheit

(Tamas) entspringt, giebt es nicht; denn wie

könnte ein Mensch etwas lieben, von dem

Die wahre christliche Lehre ist für jeden ein unerklärbares Geheimnis, der nicht selber ein Christ, d. h. ein vom Geiste der göttlichen Selbsterkenntnis getaufter Mensch ist. Eine göttliche Liebe, welche der Unwissenheit (Tamas) entspringt, giebt es nicht; denn wie könnte ein Mensch etwas lieben, von dem er nichts weiss, und eine Liebe ausüben, von der er nichts empfindet? Wie könnte eine gottlose Liebe göttlich sein? Ebensowenig kann eine Liebe göttlich sein, wenn sie der Selbstsucht entspringt. Eine solche Liebe ist, selbst wenn sie auf Erwartungen im ,Jenseits" gerichtet ist, Eigenliebe und nicht göttliche Liebe. Giebt es doch viele Narren, die sich einbilden, sie dürften selbst ihre eigenen Frauen nicht mehr lieben und könnten sich dadurch zu Adepten machen, dass sie sich einbilden, alles zu verachten (ausgenommen ihre eigene Person). Die göttliche Liebe aber ist allgemein, sie umfasst alles und wächst dabei noch über alles hinaus. Die göttliche Liebe ist diejenige, welche der Erkenntnis

er nichts weiss, und eine Liebe ausüben, von

der er nichts empfindet? Wie könnte eine

gottlose Liebe göttlich sein? Ebensowenig

kann eine Liebe göttlich sein, wenn sie der

Selbstsucht entspringt. Eine solche Liebe ist,

selbst wenn sie auf Erwartungen im „Jen-

seits" gerichtet ist, Eigenliebe und nicht gött-

liche Liebe. Giebt es doch viele Narren, die

sich einbilden, sie dürften selbst ihre eigenen

Frauen nicht mehr lieben und könnten sich

dadurch zu Adepten machen, dass sie sich

einbilden, alles zu verachten (ausgenommen

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ihre eigene Person). Die göttliche Liebe aber

ist allgemein, sie umfasst alles und wächst

dabei noch über alles hinaus. Die göttliche

Liebe ist diejenige, welche der Erkenntnis

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Gottes in allem, ja in den geringsten Dingen

entspringt. Wer Gott liebt, der liebt auch

Gottes in allem, ja in den geringsten Dingen entspringt. Wer Gott liebt, der liebt auch sein Weib und Kind, er liebt in allen Menschen, ja sogar in seinen Feinden, den in ihnen schlummernden göttlichen Geist und strebt darnach, demselben in allen zur Offenbarung behilflich zu sein. Der eitle Thor bildet sich ein, dass er durch seinen eigenen Willen den Willen Gottes vollbringen könne; der Weise weiss, dass alles, was der Mensch aus Eigendünkel vollbringt, vor dem Auge des Ewigen eine Thorheit ist, und dass Gott keinen anderen Willen hat, als sich für sich selbst im Menschen zu offenbaren. Die Liebe des Menschen braucht einen Gegenstand, der ausser ihr ist; die Liebe Gottes ist die Liebe zu sich selbst; aber diese Liebe umfasst alles ohne Unterschied, das Grösste sowohl als das Kleinste mit ihrerVollkommenheit, sie schliesst nichts aus. Sie ist die Liebe zum Selbst, aber dieses Selbst ist das wahre Wesen von allem, das ist.

sein Weib und Kind, er liebt in allen Men-

schen, ja sogar in seinen Feinden, den in

ihnen schlummernden göttlichen Geist und

strebt darnach, demselben in allen zur Offen-

barung behilflich zu sein. Der eitle Thor

bildet sich ein, dass er durch seinen eigenen

Willen den Willen Gottes vollbringen könne;

der Weise weiss, dass alles, was der Mensch

aus Eigendünkel vollbringt, vor dem Auge

des Ewigen eine Thorheit ist, und dass Gott

keinen anderen Willen hat, als sich für sich

selbst im Menschen zu offenbaren. Die Liebe

des Menschen braucht einen Gegenstand, der

ausser ihr ist; die Liebe Gottes ist die Liebe

zu sich selbst; aber diese Liebe umfasst alles

ohne Unterschied, das Grösste sowohl als das

Kleinste mit ihrer Vollkommenheit, sie schliesst

nichts aus. Sie ist die Liebe zum Selbst,

aber dieses Selbst ist das wahre Wesen von

allem, das ist.

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Es wird wohl niemals gelingen, den Unter-

schied zwischen dem wahren göttlichen Selbst,

welches der Herr des Weltalls ist, und dem

vergänglichen Scheinselbst, welches die Per-

Es wird wohl niemals gelingen, den U nterschied zwischen dem wahren göttlichen Selbst, welches der Herr des Weltalls ist, und dem vergänglichen Scheinselbst, welches die Per-

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— 525 —

sönlichkeit des Menschen bildet, jemanden

begreiflich zu machen, der Gott, das wahre

sönlichkeit des Menschen bildet, jemanden begreiflich zu machen, der Gott, das wahre Selbst nicht erkennt; denn um das Wahre von dem Falschen zu unterscheiden, muss man das Wahre erkennen, und das Wahre wird erst dann wirklich als wahr erkannt, wenn man das Falsche als falsch erkennt. Solange die Lüge für Wahrheit gehalten wird, kann man die Wahrheit von 'ihr nicht unterscheiden. Deshalb lehrt der Weise Sankaracharya, dass die erste Bedingung zur Erlangung jener Selbsterkenntnis, welche die Gotteserkenntnis ist, der Besitz der Fähigkeit sei, das Dauernde (Ewige) vom Nichtdauernden (Vergänglichen) zu unterscheiden. Wer Gott erkennt, dem werden alle anderen Geheimnisse klar.

Selbst nicht erkennt; denn um das Wahre

von dem Falschen zu unterscheiden, muss

man das Wahre erkennen, und das Wahre

wird erst dann wirklich als wahr erkannt,

wenn man das Falsche als falsch erkennt.

Solange die Lüge für Wahrheit gehalten

wird, kann man die Wahrheit von ihr nicht

unterscheiden. Deshalb lehrt der Weise

Sankaracharya, dass die erste Bedingung zur

Erlangung jener Selbsterkenntnis, welche die

Gotteserkenntnis ist, der Besitz der Fähigkeit

sei, das Dauernde (Ewige) vom Nichtdauern-

den (Vergänglichen) zu unterscheiden. Wer

Gott erkennt, dem werden alle anderen Ge-

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heimnisse klar.

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Bruchstücke aus den Mysterien.

(Fortsetzung.)

Die Versuchung.

„Die Söhne des Himmels sahen, dasa die

Töchter der Erde schön waren, und sie ver-

banden sich mit denselben und ihre Heimat

wurde die Erde." (Aus der Geheimlehre.)

Die Geheimlehre, deren Geheimsein darin

besteht, dass sie trotz aller Erklärungen ein

ewiges Geheimnis für alle diejenigen bleiben

wird, welche keiner höheren Auffassung und

Weltanschauung als der alltäglichen, fähig

sind, lehrt uns, dass als die menschenähnlichen

aber noch tierischen Geschöpfe der Natur,

Bruchstücke aus den Mysterien.

denjenigen Grad der Entwicklung erlangt

hatten, um als Hüllen, Wohnungen und

Werkzeuge für die höhere Intelligenz zu

dienen, die höheren Intelligenzen im Weltall

(Fortsetzung.)

dieselben „überschatteten", sich in ihnen inkar-

nierten und sie belebten. So wurden die

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Die Versuchung. ,,Die SOhne des Himmels sahen, dass die Töchter der Erde schön waren, und sie verbanden sich mit denselben und ihre Heimat wurde die Erde." (Aus der Geheimlehre.)

Die Geheimlehre, deren Geheimsein darin besteht, dass sie trotz aller Erklärungen ein ewiges Geheimnis für alle diejenigen bleiben wird, welche keiner höheren Auffassung und Weltanschauung als der alltäglichen, fähig sind, lehrt uns, dass als die menschenähnlichen aber noch tierischen Geschöpfe der Natur, denjenigen Grad der Entwicklung erlangt hatten, um als Hüllen, Wohnungen und ,,"Terkzeuge für die höhere Intelligenz zu dienen, die höheren Intelligenzen im Weltall dieselben "überschatteten", sich in ihnen inkarnierten und sie belebten. So wurden die

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— 527 —

„Söhne des Lichts" von den „Töchtern der

Nacht" verfuhrt, und folgten dabei dem Ge-

setze der Notwendigkeit; denn ohne die Ver-

"Söhne des Lichts" von den "Töchtern der Nacht" verführt, und folgten dabei dem Gesetze der Notwendigkeit; denn ohne die Verbindung von Geist und Kraft hätte der Geist keine Kraft, die Kraft (Materie) keinen Geist (Intelligenz) erlangt. Der Geist ist das männliche (erzeugende), die Kraft (der Wille) das weibliche, gebärende Prinzip. Der Wille oder die Kraft ohne Geist hat keine höhere Intelligenz und muss von dem Geiste durchdrungen, geleitet und erleuchtet werden, u~d deshalb dem Geiste gehorsam sein, bis sie selbst genug Intelligenz erlangt hat, um allein ihren Weg zu finden; wird der allsehende Geist der blinden Materie unterthan, so geht seine Sehkraft verloren. Die Weisheit ist der Geist, der irdische Verstand die Materie"; der V erstand IIl1USS sich vom Geiste der Weisheit durchdringen lassen, um zur Erkenntnis zu kommen. Will der irdische Verstand die ewige Weisheit beherrschen, so wird eine Thorheit daraus, wie wir es ja im alltäglichen Leben sehen. So spielt sich das grosse Schauspiel der Welt auch im Kleinen ab, und das Leben des einzelnen Menschen ist ein Symbol des Lebens im ganzen Universum. Im Grossen wie im Kleinen giebt es keinen Sieg ohne

bindung von Geist und Kraft hätte der Geist

keine Kraft, die Kraft (Materie) keinen Geist

(Intelligenz) erlangt. Der Geist ist das männ-

liche (erzeugende), die Kraft (der Wille) das

weibliche, gebärende Prinzip. Der Wille oder

die Kraft ohne Geist hat keine höhere Intelli-

genz und muss von dem Geiste durchdrungen,

geleitet und erleuchtet werden, und deshalb

dem Geiste gehorsam sein, bis sie selbst

genug Intelligenz erlangt hat, um allein ihren

Weg zu finden; wird der allsehende Geist der

blinden Materie unterthan, so geht seine Seh-

kraft verloren. Die Weisheit ist der Geist,

der irdische Verstand die Materie"; der Ver-

stand muss sich vom Geiste der Weisheit

durchdringen lassen, um zur Erkenntnis zu

kommen. Will der irdische Verstand die

ewige Weisheit beherrschen, so wird eine

Thorheit daraus, wie wir es ja im alltäglichen

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Leben sehen. So spielt sich das grosse Schau-

spiel der Welt auch im Kleinen ab, und das

Leben des einzelnen Menschen ist ein Symbol

des Lebens im ganzen Universum. Im Grossen

wie im Kleinen giebt es keinen Sieg ohne

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— 528 —

Kampf und der Teufel wird zum Erlöser des

Menschen, wenn ihn der Mensch überwindet.

Steigen wir einmal versuchsweise vom Throne

Kampf und der 'Teufel wird zum Erlöser des Menschen, wenn ihn der Mensch überwindet. Steigen wir einmal versuchsweise vom Throne unseres Eigendünkels herab,. und betrachten wir die Menschen (das eigene Ich nicht ausgenommen), nicht als selbständige, vom Ganzen isoliert stehende Wesen, sondern als Personifikationen von verschiedenen .Naturkräften, geistigen Prinzipien und Intelligenzen; streifen wir ihnen die Maske der Persönlichkeit ab, so dass nur mehr der individuelle Charakter, als ein Symbol gewisser Eigenschaften im Organismus des Ganzen erscheint, so lassen sich aus den Handlungen der einzelnen die geistigen Strömungen im Weltall erkennen, deren Repräsentanten die einzelnen sind. Dann haben wir mit der Person eines einzelnen Menschen auch nichts mehr zu schaffen, ausgenommen insofern, als die Einzelerscheinung ein äusserlicher Ausdruck der im Ganzen stattfindenden V orgänge ist. Da hören dann alle persönlichen Beziehungen und Rücksichten auf; der Weise erscheint uns nicht mehr als ein Mensch, der die Weisheit besitzt, sondern als ein geistiger Organismus, durch den sich die Weisheit offenbart, und wir loben nicht ihn, sondern die Weis-

unseres Eigendünkels herab, und betrachten

wir die Menschen (das eigene Ich nicht aus-

genommen), nicht als selbständige, vom

Ganzen isoliert stehende Wesen, sondern als

Personifikationen von verschiedenen .Natur-

kräften, geistigen Prinzipien und Intelligenzen;

streifen wir ihnen die Maske der Persönlich-

keit ab, so dass nur mehr der individuelle

Charakter, als ein Symbol gewisser Eigen-

schaften im Organismus des Ganzen erscheint,

so lassen sich aus den Handlungen der ein-

zelnen die geistigen Strömungen im Weltall

erkennen, deren Repräsentanten die einzel-

nen sind. Dann haben wir mit der Person

eines einzelnen Menschen auch nichts mehr

zu schaffen, ausgenommen insofern, als die

Einzelerscheinung ein äusserlicher Ausdruck

der im Ganzen stattfindenden Vorgänge ist.

Da hören dann alle persönlichen Beziehungen

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und Rücksichten auf; der Weise erscheint

uns nicht mehr als ein Mensch, der die Weis-

heit besitzt, sondern als ein geistiger Organis-

mus, durch den sich die Weisheit offenbart,

und wir loben nicht ihn, sondern die Weis-

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— 529 —

heit; dem Dummen können wir dann seine

Dummheit nicht übel nehmen, sondern er-

kennen in ihm eine blinde Naturkraft, in

heit; dem Dummen können wir dann seine Dummheit nicht übel nehmen, sondern erkennen in ihm eine blinde Naturkraft, in welcher der Verstand noch nicht zur Entwicklung gelangt ist; der "Schriftgelehrte" oder Buchstabengelehrte braucht sich nicht beleidigt zu fühlen, wenn wir ihn so schildern wie er ist; denn wir bekümmern uns nicht um seine Person, sondern sehen in ihm nur eine plastische Darstellung jenes allgemeinen Prinzips, welches man den erdgebundenen Intellekt nennt, der vom Lichte der Wahrheit nichts weiss und nichts wissen will, weil er es nicht· erkennt; der Pharisäer ist für uns keine Person, sondern eine Personifikation des Prinzipes der Heuchelei und des Eigendünkels, Johannes der Täufer nicht ein einzelner Mensch, sondern eine Verkörperung der Vernunft, welche wohl der Erkenntnis vorangehen muss, aber selbst noch keine Erkenntnis ist, und sogar in Jesus von Nazareth selbst, mag er nun als Person gelebt haben oder nicht, halten wir nicht die Person, sondern das in derselben sich uns darstellende welterlösende Prinzip, nämlich die Gotieserkenntnis für das Wesentliche. Die Personen in unserer Erzählung, sowie alle persönlichen Erscheinungen

welcher der Verstand noch nicht zur Entwick-

lung gelangt ist; der „Schriftgelehrte" oder

Buchstabengelehrte braucht sich nicht beleidigt

zu fühlen, wenn wir ihn so schildern wie er

ist; denn wir bekümmern uns nicht um seine

Person, sondern sehen in ihm nur eine plas-

tische Darstellung jenes allgemeinen Prinzips,

welches man den erdgebundenen Intellekt

nennt, der vom Lichte der Wahrheit nichts

weiss und nichts wissen will, weil er es nicht

erkennt; der Pharisäer ist für uns keine Per-

son, sondern eine Personifikation des Prin-

zipes der Heuchelei und des Eigendünkels,

Johannes der Täufer nicht ein einzelner Mensch,

sondern eine Verkörperung der Vernunft, wel-

che wohl der Erkenntnis vorangehen muss,

aber selbst noch keine Erkenntnis ist, und

sogar in Jesus von Nazareth selbst, mag er

nun als Person gelebt haben oder nicht,

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halten wir nicht die Person, sondern das in

derselben sich uns darstellende welterlösende

Prinzip, nämlich die Gotteserkenntnis für das

Wesentliche. Die Personen in unserer Er-

zählung, sowie alle persönlichen Erscheinungen

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— 53o —

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in der Weltgeschichte sind nur Marionetten,

-

durch die Kräfte und Eigenschaften, welche

sie darstellen, in Bewegung gesetzt. An sich

in der Weltgeschichte sind nur Marionetten, durch die Kräfte und Eigenschaften, welche sie darstellen, in Bewegung gesetzt. An sich selbst haben sie keinen Wert.

selbst haben sie keinen Wert.

Nachdem durch das Licht der Wahrheit

im irdischen Verstande die Erkenntnis ge-

boren, und der Verstand zur Aufklärung

durch dieses Licht reif geworden war, suchte

es sich auszubreiten und alle intellektuellen

Kräfte zu erhellen, zu verklären, und unter seine

Herrschaft zu bringen.

Nachdem durch das Licht der Wahrheit im irdischen Verstande die Erkenntnis gebaren, und der Verstand zur Aufklärung durch dieses Licht reif geworden war, suchte es sich auszubreiten und alle intellektuellen Kräfte zu erhellen, zu verklären, unq. unter seine Herrschaft zu bringen.

Kehren wir wieder zu unserer halbsym-

bolischen Erzählung zurück:

Nachdem Jehoshua in Ägypten den zweiten

Grad in der „Geheimen Verbrüderung" erlangt

hatte, kehrte er nach Palästina zurück, um

seine Landsleute zu belehren und ihnen be-

hilflich zu sein, sich aus dem Zustande der

Erniedrigung, in welchem sie sich befanden,

zu erheben. Es gab für sie keine andere

Hilfe als ihn; denn er war selbst „das wahre

Licht, das jeden Menschen, der in die Welt

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kommt, erleuchtet". Unter der Maske von

Ben Pandira trat dieses Licht unter ihnen

auf, und da sie dieses Licht nicht sehen

Kehren wir wieder zu. unserer halbsymbolischen Erzählung zurück:

konnten, so verbreitete er dessen Lehren

Nachdem Jehoshua in Ägypten den zweiten Grad in der "Geheimen Verbrüderung" erlangt hatte, kehrte er nach Palästina zurück, um seine Landsleute zu belehren und ihnen behilflich zu sein, sich aus dem Zustande der Erniedrigung, in welchem sie sich befanden, zu erheben. Es gab für sie keine andere Hilfe als ihn; denn er war selbst "das wahre Licht, das jeden Menschen, der in die Welt kommt, erleuchtet". Unter der Maske von Ben Pandira trat dieses Licht unter ihnen auf, und da sie dieses Licht nicht sehen konnten, so verbreitete er dessen Lehren

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53 1

durch sein Wort. Hätten die Menschen die

Wahrheit selber sehen und erkennen können,

so hätte er ihnen nichts zu lehren gebraucht.

durch sein Wort. Hätten die Menschen die Wahrheit selber sehen und erkennen können, so hätte er ihnen nichts zu lehren gebraucht

Damals schon war die Vernunft unter den

Menschen und lehrte sie; aber die Vernunft

„war nicht selbst das Licht, sondern sollte

nur zeugen von dem Lichte", das sie beschien.

Desgleichen war dort auch ein Mensch von

Gott gesandt, namens Johannes,*) der nicht

selber die Weisheit war, wohl aber Zeugnis

Damals schon war die Vernunft unter den Menschen und lehrte sie; aber die Vernunft "war nicht selbst das Licht, sondern sollte nur zeugen von dem Lichte", das sie beschien. Desgleichen war dort auch ein Mensch von Gott gesandt, namens Johannes, *) der nicht selber die Weisheit war, wohl aber Zeugnis geben konnte von der Weisheit die in ihm offenbar wurde, und eine Anzahl Menschen, unter dem Namen Qie "Nazarener" bekannt, welche auf der Ostseite des Flusses Jordan, in der Nähe des Sees Tiberias wohnten, folgten seiner Stimme und erkannten in ihm ihren Propheten. Er war, wie jeder andere Mensch, eine Erscheinung und deshalb keine Wirklichkeit; aber das licht, das zu ihm kam, war das Wesen, die Wahrheit selbst.

geben konnte von der Weisheit die in ihm

offenbar wurde, und eine Anzahl Menschen,

unter dem Namen die „Nazarener" bekannt,

welche auf der Ostseite des Flusses Jordan,

in der Nähe des Sees Tiberias wohnten,

folgten seiner Stimme und erkannten in ihm

ihren Propheten. Er war, wie jeder andere

Mensch, eine Erscheinung und deshalb keine

Wirklichkeit; aber das Licht, das zu ihm kam,

war das Wesen, die Wahrheit selbst.

Dieser Mann war von dem Stamme der

Leviten, aus welchem die Priester gewählt

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wurden, aber die Pharisäer betrachteten ihn

*) Johannes, Oannes oder Vishnu, der personifizierte

Mikrokosmos, symbolisiert. durch den Fisch, oder der im

Ozean der Ideen personifizierte Gedanke.

Lotnsblüten XLVI. 36

Dieser Mann war von dem Stamme der Leviten, aus welchem die Priester gewählt wurden, aber die Pharisäer betrachteten ihn *)

Johannes, Oannes oder Vishnu, der personifizierte

Mikrokosmos, symbolisiert. durch den Fisch, oder der im Ozean der Ideen personifizierte Gedanke. Lotuabltiten XLVI. 36

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— 532 —

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als einen Abtrünnigen ihres Ordens, was auch

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-

nicht zu verwundern ist, da sich die Vernunft

selten mit orthodoxen Dogmen verträgt, und

als einen Abtrünnigen ihres Ordens, was auch nicht zu verwundern ist, da sich die Vernunft selten mit orthodoxen Dogmen verträgt, und er deshalb seine kirchliche Stellung mit allen ihren Sporteln und Bezügen aufgegeben, und sein Leben in Armut gewählt hatte. In raube Felle gehüllt schritt er daher; sein edles Antlitz war von zottigem Haupt- und Barthaar überschattet; seine Erscheinung war Ehrfurcht einflössend, und seine Worte wiederhallten in den Herzen der Menschen wie Donnerschläge in den Felsenklüften des Libanon.

er deshalb seine kirchliche Stellung mit allen

ihren Sportein und Bezügen aufgegeben,

und sein Leben in Armut gewählt hatte. In

rauhe Felle gehüllt schritt er daher; sein edles

Antlitz war von zottigem Haupt- und Barthaar

überschattet; seine Erscheinung war Ehrfurcht

einflössend, und seine Worte wiederhallten in

den Herzen der Menschen wie Donnerschläge

in den Felsenklüften des Libanon.

„Bekehret euch!" rief er, „sehet, der Tag

des Gerichts, der Tag der Erkenntnis, ist

nahe. Suchet euer Heil nicht in sinnlichen

Genüssen und begnügt euch nicht mit dem

Fürwahrhalten von Theorien, Hypothesen,

Meinungen und Beweisen, sondern sehet und

erkennet die Wahrheit selbst durch die Kraft

des Gehorsams, welche hinwegnimmt die Sün-

den der Welt; weil derjenige, welcher dem

Gesetze der Wahrheit gehorcht, keine Sünde

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begeht. Ich bin die Stimme eines Rufenden

in der Wildnis; bahnet den Weg des Herrn!"

So rief Johannes und viele folgten seinem

Ruf, und die Wildnis verwandelte sich da-

"Bekehret euch!" rief er, "sehet, der Tag des Gerichts, der T~g der Erkenntnis, ist nahe. Suchet euer Heil nicht in sinnlichen Genüssen und begnügt euch nicht mit dem Fürwahrhalten von Theorien, Hypothesen, Meinungen und Beweisen, sondern sehet und erkennet die Wahrheit selbst durch die Kraft des Gehorsams, welche hinwegnimmt die Sünden der Welt; weil derjenige, welcher dem Gesetze der Wahrheit gehorcht, keine Sünde begeht. Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wildnis; bahnet den Weg des Herrn!" So rief Johannes und viele folgten seinem Ruf, und die Wildnis verwandelte sich da·

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durch in einen Garten, in ähnlicher Weise

-

wie schon im Anfange, als „die Erde wüst und

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leer" war, Ordnung- im Chaos eintrat und das

durch in einen Garten, in ähnlicher Weise wie schon im Anfange, als "die Erde wüst und leer" war, Ordnung im Chaos eintrat und das Obere sich vom Unteren schied, als das Licht der Weisheit in der Schöpfung erschien. Und die Vernunft begoss die Weisheit mit dem Wasser der Andacht, denn sonst hätte sie ihre Gegenwart nicht erkannt; die Weisheit aber taufte die Vernunft mit dem Feuer der alleinigen Liebe und machte sie unsterblich, indem sie ihr die Erkenntnis gab.

Obere sich vom Unteren schied, als das Licht

der Weisheit in der Schöpfung erschien. Und

die Vernunft begoss die Weisheit mit dem

Wasser der Andacht, denn sonst hätte sie

ihre Gegenwart nicht erkannt; die Weisheit

aber taufte die Vernunft mit dem Feuer der

alleinigen Liebe und machte sie unsterblich,

indem sie ihr die Erkenntnis gab.

So ist auch heute noch die Vernunft,

welche nicht von der Liebe durchdrungen

ist, der wahren Erkenntnis nicht fähig, und

man muss zu ihr in Fabeln und Parabeln

sprechen, weil sie die Wahrheit ohne Maske

nicht sehen kann; denn die Wahrheit ist

Klarheit und das Klare und Durchsichtige

ist unsichtbar und nicht offenbar, solange es

nicht in irgend einer sichtbaren Form erscheint,

und die kurzsichtige Vernunft sieht auch

oft dann bloss die Form, nicht aber die

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Wahrheit selbst.

Durch das ganze Reich des Verstandes

erschallte die Stimme der Vernunft, selbst

bis zu dem Throne des Königs Herodes, der

36*

So ist auch heute noch die Vernunft, welche nicht von der Liebe durchdrungen ist, der wahren Erkenntnis nicht fähig, und man muss zu ihr in Fabeln und Parabeln sprechen, weil sie die Wahrheit ohne Maske nicht sehen kann; denn die· Wahrheit ist Klarheit und das Klare und Durchsichtige ist unsichtbar und nicht offenbar, solange es nicht in irgend einer sichtbaren Form erscheint, und die kurzsichtige Vemunft sieht auch oft dann blass die Form, nicht aber die Wahrheit selbst. Durch das ganze Reich des Verstandes erschallte die Stimme der Vernunft, selbst bis zu dem Throne des Königs Herades, der 36 *

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— 534 —

-

sozusagen der personificierte Eigendünkel

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war. Der König hörte die Stimme des Pro-

pheten, welche gleich dem Brüllen des Löwen

sozusagen der personificierte Eigendünkel war. Der König hOrte die Stimme des Propheten, welche gleich dem Brüllen des Löwen in der Wüste erklang, aber er wollte ihr nicht gehorchen; denn sie befahl ihm, der schönen Herodias, einer Tochter der Lust, zu entsagen, und da ihm die Ermahnungen des Propheten lästig waren, so liess er denselben gefangen nehmen, und dachte daran, ihn zu ersticken. Er fürchtete sich aber, die Vernunft gänzlich aus dem Wege zu schaffen, da er sich vor dem Strafgerichte, welches ihm der Prophet angekündigt hatte, fürchtete, und glaubte, dass, wenn ihm das Verhängnis nahen würde, die Vernunft am Ende doch noch ihn retten könnte. Deshalb vertrieb er den Propheten nicht gänzlich aus seinem Reiche, sondern sperrte 'ihn nur in einen unterirdischen Kerker ein. Als aber die Ver· nunft ihre Freiheit verlor, konnte das Licht der Weisheit sich auch nicht mehr offenbaren und zog sich deshalb in die Einsamkeit, in sein eigenes Wesen zurück.

in der Wüste erklang, aber er wollte ihr nicht

gehorchen; denn sie befahl ihm, der schönen

Herodias, einer Tochter der Lust, zu ent-

sagen, und da ihm die Ermahnungen des

Propheten lästig waren, so Hess er denselben

gefangen nehmen, und dachte daran, ihn zu

ersticken. Er fürchtete sich aber, die Ver-

nunft gänzlich aus dem Wege zu schaffen,

da er sich vor dem Strafgerichte, welches

ihm der Prophet angekündigt hatte, fürchtete,

und glaubte, dass, wenn ihm das Verhängnis

nahen würde, die Vernunft am Ende doch

noch ihn retten könnte. Deshalb vertrieb er

den Propheten nicht gänzlich aus seinem

Reiche, sondern sperrte ihn nur in einen

unterirdischen Kerker ein. Als aber die Ver-

nunft ihre Freiheit verlor, konnte das Licht

der Weisheit sich auch nicht mehr offenbaren

und zog sich deshalb in die Einsamkeit, in

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sein eigenes Wesen zurück.

Es giebt Wüsten im Herzen von Judäa,

wo die Sonne ihre sengenden Strahlen auf

die baumlose Wildnis hernieder sendet, wo

Es giebt Wüsten im Herzen von Judäa, wo die· Sonne ihre sengenden Strahlen auf die baumlose Wildnis hernieder sendet, wo

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— 535 —

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während der trockenen Jahreszeit nur nackte

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Felsen uns entgegenstarren und zwischen dem

Steingerölle der ausgetrockneten Flussbetten

während der trockenen Jahreszeit nur nackte F elsen uns entgegenstarren und zwischen dem • Steingerölle der ausgetrockneten Flussbetten kein Wassertropfen zu finden ist. Da zeigt sich kein Leben. Höchstens dass eine Schlange lautlos zwischen den Steinen dahingleitet, und der Adler, welcher hoch in der Luft seine Kreise zieht, auf sie lauert. Auch giebt es Einöden in der Menschenseele, wo keine Erkenntnis herrscht und nur ein Wirrsal von Meinungen und Theorien zu finden ist; wo die Hoffnung schweigt und in der endlosen Leere das Herz sich vergebens nach einem Wassertropfen der Wahrheit sehnt, und nichts sich regt als vielleicht die Schlange der Begierde und der Adler, der nach ihr hascht. Da glaubt der verschmachtende Wanderer oft wohl Oasen und Seeen und frische Quellen zu sehen, und wenn er sich nähert, findet er statt der Wirklichkeit nur eine Luftspiegelung, eine lliusion.

kein Wassertropfen zu finden ist. Da zeigt

sich kein Leben. Höchstens dass eine Schlange

lautlos zwischen den Steinen dahingleitet, und

der Adler, welcher hoch in der Luft seine

Kreise zieht, auf sie lauert. Auch giebt es

Einöden in der Menschenseele, wo keine Er-

kenntnis herrscht und nur ein Wirrsal von

Meinungen und Theorien zu finden ist; wo

die Hoffnung schweigt und in der endlosen

Leere das Herz sich vergebens nach einem

Wassertropfen der Wahrheit sehnt, und nichts

sich regt als vielleicht die Schlange der Be-

gierde und der Adler, der nach ihr hascht.

Da glaubt der verschmachtende Wanderer

oft wohl Oasen und Seeen und frische Quellen

zu sehen, und wenn er sich nähert, findet er

statt der Wirklichkeit nur eine Luftspiegelung,

eine Illusion.

In eine solche Wüste zog sich Jehoshua

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nach der Gefangennahme des Propheten

zurück, und kämpfte den Kampf mit dem

Selbst, welcher in der grossen, sowie in der

kleinen Welt ohne Unterlass gekämpft werden

In eine solche Wüste zog sich Jehoshua nach der Gefangennahme des. Propheten zurück, und kämpfte den Kampf mit dem Selbst, welcher in der grossen, sowie in der kleinen Welt ohne Unterlass gekämpft werden

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— 536 —

muss; denn die Wahrheit und die Lüge kön-

-

nen nicht in Eintracht zusammen leben; das

muss; denn die Wahrheit und die Lüge können nicht in Eintracht zusammen leben; das Leben der einen ist der anderen Tod.

Leben der einen ist der anderen Tod.

Als Jehoshua da zum ersten Male seinen

Beruf als Welterlöser empfand, da tauchte

der Teufel des „Ichs" vor ihm aus der Erde

empor, und indem er die Gestalt der Sinn-

lichkeit annahm, trat er zu ihm, flüsterte ihm

ins Ohr und sprach:

Als Jehoshua da zum ersten Male seinen Beruf als Welterlöser empfand, da tauchte der Teufel des "Ichs" vor ihm aus der Erde empor, und indem er die Gestalt der Sinnlichkeit annahm, trat er zu ihm, flüsterte ihm ins Ohr und sprach:

„Mächtiger! Wenn Du die Menschheit er-

lösen willst, so mache, dass diese Steine Brot

werden, lehre den Menschen die Kunst der

Magie, erwecke in ihnen die schlummernden

Geisteskräfte, und gieb ihnen, den Unverstän-

digen, dadurch die Macht, das Göttliche ihren

eigennützigen Zwecken dienlich zu machen.

Hörst Du nicht, wie sie in ihren Tempeln zu

Gott schreien, um ihn zu bewegen, ihren Willen

zu thun, wie sie ihn durch Vorspiegelungen

und Versprechungen zu betrügen, durch

äusserliche Opfer ihn zu bestechen, ja durch

"Mächtiger ! Wenn Du die Menschheit erlösen willst, so mache, dass diese Steine Brot werden, lehre den Menschen die Kunst der Magie, erwecke in ihnen die schlummernden Geisteskräfte, und gieb ihnen, den U nverständigen, dadurch die Macht, das Göttliche ihren eigennützigen Zwecken dienlich zu machen. Hörst Du nicht, wie sie in ihren Tempeln zu Gott schreien, um ihn zu bewegen, ihren Willen zu thun, wie sie ihn durch Vorspiegelungen und Versprechungen zu betrügen, durch äusserliche Opfer ihn zu bestechen, ja durch Drohungen ihn einzuschüchtern suchen, damit er ihnen diene, ihre Wünsche befriedige und für sie die Pflichten erfülle, welche s~e selbst nicht erfüllen wollen? Mache es ihnen bequem, so dass sie ohne Arbeit Reichtum im

Drohungen ihn einzuschüchtern suchen, damit

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er ihnen diene, ihre Wünsche befriedige und

für sie die Pflichten erfülle, welche sie selbst

nicht erfüllen wollen? Mache es ihnen be-

quem, so dass sie ohne Arbeit Reichtum im

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Überfluss haben, und die Gesetze der Natur

"

übertreten können, ohne an ihrer Gesundheit

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-

Schaden zu nehmen. Lehre ihnen die Kunst,

Überfluss haben, und die Gesetze der Natur übertreten können, ohne an ihrer Gesundheit Schaden zu nehmen. Lehre ihnen die Kunst, zu siegen ohne zu kämpfen, weise zu werden ohne zu lernen und den Geist der Materie dienstbar zu machen, so wirst Du von allen gepriesen sein."

zu siegen ohne zu kämpfen, weise zu werden

ohne zu lernen und den Geist der Materie

dienstbar zu machen, so wirst Du von allen

gepriesen sein."

Aber Jehoshuas Seele erhob sich über das

„Ich" und dessen Verlockungen und sprach:

„Ein eitler Wahn ist das „Ich" und vergäng-

lich mit allen seinen Besitzungen. Würde

der Geist dem Selbst unterthan, so verlöre

er seine Unsterblichkeit und ginge mit diesem

zu Grunde. Wie könnte die Wahrheit die

Lüge besiegen, wenn sie ihre Dienerin wäre?

Würde das Böse Herr über das Gute, so

würde es sich am Ende selber vernichten.

Durch Müssigkeit wird keine Erkenntnis ge-

Aber Jehoshuas Seele erhob sich über das "Ich" und dessen Verlockungen und sprach: "Ein eitler Wahn ist das "Ich" und vergänglich mit allen seinen Besitzungen. Würde der Geist dem Selbst unterthan, so verlöre er seine Unsterblichkeit und ginge mit diesem zu Grunde. Wie könnte die Wahrheit die Lüge besiegen, wenn sie ihre Dienerin wäre? Würde das Böse Herr über das Gute, so würde es sich am Ende selber vernichten. Durch Müssigkeit wird keine Erkenntnis gewonnen und keine Stärke erlangt ohne Überwindung der Schwäche. Die Unwissenheit kann sich nicht selbst überwinden; es giebt keine andere Erlösung aus ihr als die Kraft der Erkenntnis."

wonnen und keine Stärke erlangt ohne Über-

windung der Schwäche. Die Unwissenheit

kann sich nicht selbst überwinden; es giebt

keine andere Erlösung aus ihr als die Kraft

der Erkenntnis."

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Da nahm der Versucher die Gestalt der

Wissenschaft an und erhob seine Stimme und

sprach: „Wie' willst Du den Menschen be-

Da nahm der V ersucher die Gestalt der Wissenschaft an und erhob seine Stimme und sprach: "Wie' willst Du den Menschen be-

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-

— 538 —

weisen, welche Erkenntnis die richtige ist?

53 8 -

Stürze Dich hinunter von der Zinne des

weisen, welche Erkenntnis die richtige ist? Stürze Dich hinunter von der Zinne des Tempels in Deinem Jerusalem, wirke Wunder und sie werden an Deine Beweise glauben."

Tempels in Deinem Jerusalem, wirke Wunder

und sie werden an Deine Beweise glauben."

Hierauf antwortete Jehoshua: „Nicht bloss

an Beweise, dass die Wahrheit vorhanden ist,

sollen die Menschen glauben, sondern die

Wahrheit selbst sollen sie erkennen lernen.

Die göttliche Weisheit ist zu erhaben, um

vom beschränkten Menschenverstande be-

griffen zu werden; der grosse, unendliche

Hierauf antwortete Jehoshua: "Nicht blass an Beweise, dass die Wahrheit vorhanden ist, sollen die Menschen glauben, sondern die Wahrheit selbst sollen sie erkennen lernen. Die göttliche Weisheit ist zu erhaben, um vom beschränkten Menschenverstande begriffen zu werden; der grosse , unendliche Geist lässt sich nicht in enge Formen einzwängen; er verlöre dabei seine Freiheit. Das Edle erniedrigt sich nicht; ·wer es erkennen will, der muss zu ihm sich erheben und die Spitze des Tempels erklimmen. Um das Licht der Sonne zu finden, dazu braucht man keine Laterne; die göttliche Weisheit wird nicht im Lichte der theoretischen Spekulation, sondern in ihrem eigenen Lichte erkannt. Wer sich zu diesem Lichte erhebt, erkennt es ohne alle Beweise, dem Blinden aber verschafft der beste Beweis noch keine Erkenntnis des Lichts."

Geist lässt sich nicht in enge Formen ein-

zwängen; er verlöre dabei seine Freiheit. Das

Edle erniedrigt sich nicht; wer es erkennen

will, der muss zu ihm sich erheben und die

Spitze des Tempels erklimmen. Um das

Licht der Sonne zu finden, dazu braucht man

keine Laterne; die göttliche Weisheit wird

nicht im Lichte der theoretischen Speku-

lation, sondern in ihrem eigenen Lichte er-

kannt. Wer sich zu diesem Lichte erhebt,

erkennt es ohne alle Beweise, dem Blinden

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aber verschafft der beste Beweis noch keine

Erkenntnis des Lichts."

Als das Selbst diese Antwort erhielt, da

zeigte es sich in seiner wahren Gestalt und

Als das Selbst diese Antwort erhielt, da zeigte es sich in seiner wahren Gestalt und

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— 539 —

-

sprach: „Willst Du denn die Krücken, an

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denen die kranke Menschheit hinkt, weg-

nehmen? Willst Du das Spielzeug, was die

sprach: "Willst Du denn die Krücken, an denen die kranke Menschheit hinkt, wegnehmen? Willst Du das Spielzeug, was die Menschheit beglückt, vernichten und sie aus dem Traume erwecken, der sie erfreut? Die Menschen verlangen die Freiheit nicht, solange sie Sklaven der Thorheit sind. Stürze den Thron ihres Aberglaubens um und töte ihren Tyrannen, und sie werden morgen einen anderen Herrn haben, der sie beherrscht. An was könnte sich der Mensch halten, als an die vorgeschriebenen Meinungen, da er ja doch nicht auf seinen eigenen Füssen stehen kann ? Wenig Dank werden sie Dir für die Wahrheit geben, die sie ja doch nicht fassen können. Lass die Lüge über sie herrschen, sie wird ihnen willkommen sein. Befestige ihre Fesseln und sie werden Dir entgegenjubeln. Gieb ihnen eine gutbeglaubigte Autorität, auf die sie sich verlassen und ruhig weiter schlafen können. Siehe, ich bin der Teufel des Selbsts; mein Königreich erstreckt sich über die ganze Welt. Falle vor mir nieder und bete mich an. Opfere mir Deine Hoheit und vereinige Dich mit mir, dann werden die Menschen vor uns im Staube kriechen und Du wirst durch meine ~Iacht der Weltbeherrscher sein."

Menschheit beglückt, vernichten und sie aus

dem Traume erwecken, der sie erfreut? Die

Menschen verlangen die Freiheit nicht, so-

lange sie Sklaven der Thorheit sind. Stürze

den Thron ihres Aberglaubens um und töte

ihren Tyrannen, und sie werden morgen einen

anderen Herrn haben, der sie beherrscht. An

was könnte sich der Mensch halten, als an

die vorgeschriebenen Meinungen, da er ja

doch nicht auf seinen eigenen Füssen stehen

kann? Wenig Dank werden sie Dir für die

Wahrheit geben, die sie ja doch nicht fassen

können. Lass die Lüge über sie herrschen,

sie wird ihnen willkommen sein. Befestige ihre

Fesseln und sie werden Dir entgegenjubeln.

Gieb ihnen eine gutbeglaubigte Autorität, auf

die sie sich verlassen und ruhig weiter schlafen

können. Siehe, ich bin der Teufel des Selbsts;

mein Königreich erstreckt sich über die

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ganze Welt. Falle vor mir nieder und bete

mich an. Opfere mir Deine Hoheit und ver-

einige Dich mit mir, dann werden die Men-

schen vor uns im Staube kriechen und Du wirst

durch meine Macht der Weltbeherrscher sein."

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Indem der Teufel diese Worte sprach,

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nahm er an Grösse zu, und seine Gestalt er-

Indem der Teufel diese Worte sprach, nahm er an Grösse zu, und seine Gestalt erschien wie eine unermessliche finstere Wolke, die sich über die ganze Erde verbreitete, und welche kein Lichtstrahl durchdringen konnte. Sie beherrschte die Welt und selbst unter denen, welche nach Wahrheit suchten, gab es niemanden, der dieselbe um ihrer Schönheit und Güte willen und nicht um der V orteile wegen, welche sie ihm brachte, liebten; denn die wenigen, welche das eigene Selbst nicht über alles liebten, waren über die finstere Wolke hinausgewachsen und keine Menschen mehr, sondern Götter geworden.

schien wie eine unermessliche finstere Wolke,

die sich über die ganze Erde verbreitete, und

welche kein Lichtstrahl durchdringen konnte.

Sie beherrschte die Welt und selbst unter

denen, welche nach Wahrheit suchten, gab

es niemanden, der dieselbe um ihrer Schön-

heit und Güte willen und nicht um der Vor-

teile wegen, welche sie ihm brachte, liebten;

denn die wenigen, welche das eigene Selbst

nicht über alles liebten, waren über die

finstere Wolke hinausgewachsen und keine

Menschen mehr, sondern Götter geworden.

Aber als Jehoshua tiefer in die Herzen

der Menschen blickte, da gewahrte er, dass

die Liebe zum Selbst nur eine Eigenschaft

der äusseren Umhüllung des Herzens war

und dass im Innersten eines jeden ein Funke

der Wahrheit verborgen war. Er sah, dass,

indem dieser Funke durch den Atem der

selbstlosen Liebe zu einer Flamme entfacht

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wurde, er ein Licht verbreitete, welches die

wahre Erkenntnis war, und dass dieser geisti-

gen Entwicklung nichts anderes als der Wahn

der Selbstheit im Wege stand. Da erhob

Aber als Jehoshua tiefer in die Herzen der Menschen blickte, da gewahrte er, dass die Liebe zum Selbst nur eine Eigenschaft der äusseren Umhüllung des Herzens 'war und dass im Innersten eines jeden ein Funke der Wahrheit verborgen war. Er sah, dass, indem dieser Funke durch den Atem der selbstlosen Liebe zu einer Flamme entfacht wurde, er ein Licht verbreitete, welches die wahre Erkenntnis war, und dass dieser geistigen Entwicklung nichts anderes als der Wahn der Selbstheit im Wege stand. Da erhob

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— 54i —

sich die Gottheit im Herzen Jehoshuas und

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sprach zum Teufel des Selbsts: „Hebe Dich

sich die Gottheit im Herzen Jehoshuas und sprach zum Teufel des Selbsts: "Hebe Dich weg, Satan, und stelle Dich hinter mich," und er meinte damit zu sagen, dass der Mensch vor allem die Wahrheit und dann erst sich selber beachten soll. Als Jehoshua diese Worte gesprochen, da durchdrang das Licht der Erkenntnis die Wolken der Unwissenheit und der Teufel des Selbsts schrumpfte zusammen, bis er am Ende in seinem eigenen Nichts verschwand.

weg, Satan, und stelle Dich hinter mich," und

er meinte damit zu sagen, dass der Mensch

vor allem die Wahrheit und dann erst sich

selber beachten soll. Als Jehoshua diese

Worte gesprochen, da durchdrang das Licht der

Erkenntnis die Wolken der Unwissenheit und

der Teufel des Selbsts schrumpfte zusammen,

bis er am Ende in seinem eigenen Nichts

verschwand.

Da erschienen die Engel des Himmels

und brachten ihm geistige Nahrung und

überhäuften ihn mit so unermesslichen Schät-

zen, dass er den Verlust des Selbstwahnes

gar nicht mehr empfand.

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(Fortsetzung folgt.)

Da erschienen die Engel des Himmels und brachten ihm geistige Nahrung und überhäuften ihn mit so ,unermesslichen Schätzen, dass er den Verlust des Selbstwahnes gar ni~ht mehr empfand. (Fortsetzung folgt.)

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Briefkasten.

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,

sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-

fasser der „Lotusblüten" im ,Briefkasten" besprochen.

A. v. S. in M. — Um die Lehre der Reinkaraation

zu studieren und zu verbreiten, dazu wird es schwerlich

ein besseres Buch geben, als die höchst interessante und

lehrreiche Novelle „Der Mönch von Amalfi", von Th.

von Walter. Braunschweig 1896. Ob es ein Traum war

Briefkasten.

oder Wirklichkeit, darüber muss jeder selbst ein Urteil

fällen, vorausgesetzt, dass er diesem Umstände eine Wich-

tigkeit beilegt, die sie nicht hat. Das Dasein der Natur-

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur, sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den VerfaBSar der "Lotuabll1ten" im ,,Briefkasten" besprochen.

gesetze hängt nicht von äusserüchen Geschehnissen ab; wohl

aber sind die Naturgesetze die Ursachen der Ereignisse im

Leben. Übrigens steht der erzählte Fall durchaus nicht

vereinzelt da.

C. F. in G. — Zum Studium der Physiognomik wären

Lavaters Schriften wohl geeignet. Dieselben sind aber ver-

A. v. 8. in M. - Um die Lehre der Reinkarnation zu studieren und zu verbreiten, dazu wird es schwerlich ein besseres Buch geben, als die höchst interessante und lehrreiche Novelle "Der Mönch von Amalfi", von Th. von Walter. Braunschweig 1896. Ob es ein Traum war oder Wirklichkeit, darüber muss jeder selbst ein Urteil fällen, vorausgesetzt, dass er diesem Umstande eine Wichtigkeit beilegt, die sie nicht hat. Das Dasein der Naturgesetze hängt nicht von lusserlichen Geschehnissen ab; wohl aber sind die Naturgesetze die Ursachen der Ereignisse im Leben. Übrigens steht der erzählte Fall durchaus nicht vereinzelt da.

altet und selten, dagegen finden sie den Grundriss dieser

Lehre kurz und klar in dem „Katechismus der Ge-

sichtslesekunst" von J. W. Gessmann, Berlin 1896, be-

schrieben.

P. B. in B. — Die Bildung theosophischer Vereini-

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gungen wäre allerdings wünschenswert, und ich möchte

raten, dass Jeder, dem es um die Verbreitung der Auf-

klärung zu thun ist, darnach trachten solle, selber eine

Leuchte für das Licht der Gotteserkenntnis zu werden, und

C. F. in G. - Zum Studium der Physiognomik wären Lavaters Schriften wohl geeignet. Dieselben sind aber veraltet und selten, dagegen finden sie den Grundriss dieser Lehre kurz und klar in dem "Katechism us der Gesichtslesekunst" von J. W. Gessmann, Berlin 1896, beschrieben.

P. R. in B. - Die Bildung theosophischer Vereini. gungen wäre allerdings wünschenswert, und ich möchte raten, dass Jeder, dem es um die Verbreitung der Aufklärung zu thun ist, darnach trachten solle, selber eine Leuchte für das Licht der Gotteserkenntnis zu werden, und

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— 543 —

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durch seine Werke zu beweisen, dass er ein Theosoph ist.

Dann wird sein gutes Beispiel auf seine Umgebung wirken,

und er wird zu einem Anziehungspunkte werden, um welchen

durch seine Werke zu beweisen, dass er ein Theosoph ist. Dann wird sein gutes Beispiel auf seine Umgebung wirken, und er wird zu einem Anziehungspunkte werden, um welchen sich von selbst alle gleichIuhlenden und gleichdenkenden Elemente sammeln. Auf diese Art könnten in kurzer Zeit überall "theosophische Vereine" gegründet werden, und es bedarf dazu keiner grossen Trommel. Wo der Geist einmal vorhanden ist, da kristallisiert sich von selbst die äussere Form; aber eine Form zu bilden, ohne dass der Geist, der sie bewohnen soll, vorhanden ist, hat keinen Zweck.' Eine Form ohne Geist ist eine Larve ohne Leben und ohne Gehalt.

sich von selbst alle gleichfühlenden und gleichdenkenden

Elemente sammeln. Auf diese Art könnten in kurzer Zeit

überall „theosophische Vereine" gegründet werden, und es

bedarf dazu keiner grossen Trommel. Wo der Geist ein-

mal vorhanden ist, da kristallisiert sich von selbst die äussere

Form; aber eine Form zu bilden, ohne dass der Geist, der

sie bewohnen soll, vorhanden ist, hat keinen Zweck. Eine

Form ohne Geist ist eine Larve ohne Leben und ohne Gehalt.

F. Seh. in P. — Die drei sogenannten „Fakire",

welche seit längerer Zeit in Budapest auf der Ausstellung

Demonstrationen im Yogaschlafe (Samadhi) geben, sind

gar keine „Fakire", sondern echte Yogis, welche die

höchst beschwerliche und unangenehme Aufgabe übernom-

men haben, durch öffentliche Schaustellungen das europäische

Publikum auf solche geistige Dinge aufmerksam zu machen,

und es dadurch zu einer höheren Weltanschauung zu leiten.

Dass sie für ihre Dienste bezahlt werden, ist eine der ge-

F. Boh. in F. -

Die drei sogenannten "Fakire", welche seit längerer Zeit in Budapest auf der Ausstellung Demonstrationen im Yogasch1afe (Samadhi) geben, sind gar keine "Fakire", sondern echte Yogis, welche die höchst beschwerliche und unangenehme Aufgabe übernommen haben, durch öffentliche Schaustellungen das europäische Publikum auf solche geistige Dinge aufmerksam zu machen, und es dadurch zu einer höheren Weltanschauung zu leiten. Dass sie' fiir ihre Dienste bezahlt werden, ist eine der gewöhnlichen Zeitungslflgen. Sie erhalten für ihre Bemühungen nichts. Sie schlafen abwechselnd acht bis vierzehn Tage in einem gl1sernen Sarge, entweder vor aller Augen, oder unter der Erde begraben. Während aber der Körper im Schlafe liegt, ist der Geist bei vollem Bewusstsein, und sie erfreuen . sich einer unbeschreiblichen Seligkeit.

wöhnlichen Zeitungslügen. Sie erhalten für ihre Bemühungen

nichts. Sie schlafen abwechselnd acht bis vierzehn Tage in

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einem gläsernen Sarge, entweder vor aller Augen, oder unter

der Erde begraben. Während aber der Körper im Schlafe

liegt, ist der Geist bei vollem Bewusstsein, und sie erfreuen

sich einer unbeschreiblichen Seligkeit.

K. 8. in L. — Unter den vielen Schriften, welche

in diesem Jahre erschienen sind, und worin theosophische

Anschauungen in dramatischer Weise vermittelst der Form

von Romanen und Novellen dargestellt werden, sind be-

sonders diejenigen von Maria Janitschek zu empfehlen.

Wer ihr zuletzt erschienenes Buch „Der Schleifstein" auf-

merksam liest, findet darin eine vortreffliche Beschreibung

X. B. in L. - Unter den vielen Schriften, welche in diesem Jahre erschienen sind, und worin theosophische Anschauungen in dramatischer Weise vermittelst der Form von Romanen und Novellen dargestellt werden, sind besonders diejenigen von Maria J anitschek zu empfehlen. Wer ihr zuletzt erschienenes Buch "Der Schleifstein" aufmerksam liest, findet darin eine vortreffliche Beschreibung

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derjenigen Schule, welche der Mensch im Verlaufe seiner

Wiederverkörperungen durchzumachen hat, um seinen Cha-

rakter auszubilden und geistige Individualität zu erlangen.

derjenigen Schule, welche der Mensch im Verlaufe seiner Wiederverkörperungen durchzumachen hat, um seinen Charakter auszubilden und geistige Individualität zu erlangen.

C. S. in M. — Der Verfasser der „Lotusblüten" hat

mit der Aufnahme von Inseraten nichts zu thun und ist

nicht für deren Inhalt verantwortlich. Alle geschäftlichen

Anfragen sollten an den Verleger gerichtet werden.

P. R. in B. — Es steht jedem frei, selbst der Mittel-

punkt einer geistigen Kraft zu« werden, um welchen sich

C. 8. in :M. -

Der Verfasser der "Lotusblüten" hat mit der Aufnahme von Inseraten nichts zu thun und ist nicht für deren Inhalt verantwortlich. Alle geschäftlichen Anfragen sollten an den Verleger gerichtet werden.

alle, die nach Erkenntnis suchen, vereinigen. Dazu bedarf

es keines Diplomes und keiner Bewilligung irgend einer

Behörde im In- oder Auslande. Jeder Theosoph sollte dar-

nach trachten, nicht selber ein Licht, sondern vielmehr eine

Leuchte für das Licht der Wahrheit zu sein. Wenn es

viele solche Menschen gäbe, so wäre die Welt voll „theo-

sophischer Vereine". Aber diejenigen, welche die Wahr-

P. R. in B. - Es steht jedem frei, selbst der Mittelpunkt einer geistigen Kraft zu. werden, um welchen sich alle, die nach Erkenntnis suchen, vereinigen. Dazu bedarf es keines Diplomes und keiner Bewilligung irgend einer Behörde im In- oder Auslande. Jeder Theosoph sollte darnach trachten, nicht selber ein Licht, sondern vielmehr eine Leuchte für das Licht der Wahrheit zu sein. Wenn es viele solche Menschen gäbe, so wäre die Welt voll "theosophischer Vereine". Aber diejenigen, welche die Wahrheit nicht kennen, und nur ihr eigenes Licht leuchten lassen wollten, sind noch immer dabei zu Schanden geworden.

heit nicht kennen, und nur ihr eigenes Licht leuchten lassen

wollten, sind noch immer dabei zu Schanden geworden.

A. E. in B. — Der Zweck der „Lotusblüten" ist,

eine ausgewählte Sammlung der vorzüglichsten Erzeugnisse

tbeosophischer Litteratur alter oder neuerer Zeit, des In-

landes sowohl als des Auslandes, eine theosophische Biblio-

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thek, die für alle Zeiten brauchbar ist, zu bilden. Es

schlägt daher nicht in unser Fach ein, Besprechungen von

Büchern über Obstkultur, Freilandsbestrebungen, Steuer-

reform oder über die Zubereitung einer neuen Stiefelwichse,

wäre dieselbe auch noch so gut, zu bringen. Vielleicht

könnte Ihr Artikel in irgend einer Tageszeitung Aufnahme

finden.

G. D. in P. — Obgleich wir für H. P. Blavatsky

und W. Q. Judge stets grosse Hochachtung hatten, haben

A. E. in B. - Der Zweck der "Lotusblüten" ist, eine ausgewählte Sammlung der vorzüglichsten Erzeugnisse theosophischer Litteratur alter oder neuerer Zeit, des Inlandes sowohl als des Auslandes, eine theosophische Bibliothek, die für alle Zeiten brauchbar ist, zu bilden. Es schlägt daher nicht in unser Fach ein, Besprechungen von Büchern über Obstkultur, Freilandsbestrebungen, Steuerreform oder über die Zubereitung einer neuen Stiefelwichse, wäre dieselbe auch noch so gut, zu bringen. Vielleicht könnte Ihr Artikel in irgend einer Tageszeitung Aufnahme finden. G. D. in P. - Obgleich wir für H. P. Blavatsky und W. Q. Judge stets grosse Hochachtung hatten, haben

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wir dennoch niemals die übertriebenen Lobhudeleien für

die Erstem unterschrieben; noch weniger stimmen wir der

Abgötterei, die jetzt mit dem Anderen getrieben wird,

wir dennoch niemals die übertriebenen Lobhudeleien für die Erstem unterschrieben; noch weniger stimmen wir der Abgötterei, die jetzt mit dem Anderen getrieben wird, bei; sondern wir waren stets jedem Personenkultus und auch den Verleumdungen derselben entgegen. Die persönlichen Vorzüge sowohl als die persönlichen Fehler eines Menschen sind eine Sache, um die er sich selbst zu bekümmern hat und die einen andem nichts angehen, und haben nichts mit dem Lichte zu thun, das sich in ihm und durch ihn offenbart. Man sollte den Leuchter nicht mit dem Lichte verwechseln. Unser Heil hingt nicht davon ab, was ein anderer ist, sondern ~ as wir selbst sind. Anstatt den "Adepten" nachzulaufen, wäre es besser zur eigenen Einsicht zu kommen.

bei; sondern wir waren stets jedem Personenkultus und

auch den Verleumdungen derselben entgegen. Die persön-

lichen Vorzüge sowohl als die persönlichen Fehler eines

Menschen sind eine Sache, um die er sich selbst zu be-

kümmern hat und die einen andern nichts angehen, und

haben nichts mit dem Lichte zu thun, das sich in ihm und

durch ihn offenbart. Man sollte den Leuchter nicht mit

dem Lichte verwechseln. Unser Heil hängt nicht davon

ab, was ein anderer ist, sondern was wir selbst sind. An-

statt den „Adepten" nachzulaufen, wäre es besser zur eigenen

Einsicht zu kommen.

M. T. in W. — Die Proklamation der „Theosophischen

Gesellschaft in Amerika", welche während der Konvention

in Boston beschlossen wurde, lautet:

„Die Theosophische Gesellschaft in Amerika, durch

ihre versammelten Vertreter und Mitglieder (es waren über

300 anwesend) erklärt sich hiermit von brüderlicher Ge-

sinnung und Freundschaft für alle erfüllt, die nach der

"Wahrheit streben, sowie auch für alle Mitglieder theoso-

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phischer Vereine, wo dieselben auch sich befinden mögen.

Sie erklärt hiermit ihre völlige Sympathie und Überein-

stimmung mit allen solchen Vereinen und Personen in allem,

M. T. in W. - Die Proklamation der"Theosophischen

was theosophische Angelegenheiten betrifft, ausgenommen

Ges;llschaft in Amerika", welche während der Konvention in Boston beschlossen wurde, lautet: "Die Theosophische Gesellschaft in Amerika, durch ihre versammelten Vertreter und Mitglieder (es waren über 300 anwesend) erklärt sich hiermit von brüderlicher Gesinnung und Freundschaft für alle erfU.llt, die nach der Wahrheit streben, sowie auch für alle Mitglieder theosophischer Vereine, wo dieselben auch sich befinden mögen. Sie erklärt hiermit ihre völlige Sympathie und überein. stimmung mit allen solchen Vereinen und Personen in allem, was theosophische Angelegenheiten betrifft, ausgenommen deren äusserliche Leitung und Verwaltung und sie ladet dieselben zu Gedankenaustausch und Mitwirkung ein. Sie sendet Grüsse und bietet ihre Dienste allen Männern und Frauen an, einerlei zu welcher Klasse, Konfession, Rasse, oder religiösen Systemen dieselben gehören, vorausgesetzt, dass deren Bestrebungen darauf gerichtet sind Friede, Sanftmut und selbstloses Wohlwollen gegen einander zu befördern und eine solche Weltanschauung zu erlangen und zu

deren äusserliche Leitung und Verwaltung und sie ladet

dieselben zu Gedankenaustausch und Mitwirkung ein. Sie

sendet Grüsse und bietet ihre Dienste allen Männern und

Frauen an, einerlei zu welcher Klasse, Konfession, Rasse,

oder religiösen Systemen dieselben gehören, vorausgesetzt,

dass deren Bestrebungen darauf gerichtet sind Friede, Sanft-

mut und selbstloses Wohlwollen gegen einander zu beför-

dern und eine solche Weltanschauung zu erlangen und zu

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— 54& —

verbreiten, welche zur Erhebung und dem Fortschritte der

Menschheit dienlich ist. Sie reicht ihre Hand allen Reli-

verbreiten, welche zur Erhebung und dem Fortschritte der Menschheit dienlich ist. Sie reicht ihre Hand allen Religionen und religiösen Körperschaften, deren Zweck es ist, Reinheit der Gedanken und Besserung der Menschen zu erzielen und sie erklärt sich mit diesen Bestrebungen einverstanden. Sie ist allen wissenschaftlichen Gesellschaften und jedem einzelnen wahrheitsliebenden Menschen, der auf rechtschaffenem Wege nach Erkenntnis strebt, für jede neue Entdeckung dankbar, welche dazu dient, eine wissenschaftliche GIVIldlage für ethische Bestrebungen zu bilden, und sie ladet zum Beitritte alle diejenigen ein, welche in der Zukunft ein höheres DaseiJ;1 zu erlangen trachten, und deshalb in diesem Leben den richtigen Weg zur Erkenntnis kennen lernen und wandeln wollen. Cl

gionen und religiösen Körperschaften, deren Zweck es ist,

Reinheit der Gedanken und Besserung der Menschen zu

erzielen und sie erklärt sich mit diesen Bestrebungen ein-

verstanden. Sie ist allen wissenschaftlichen Gesellschaften

und jedem einzelnen wahrheitsliebenden Menschen, der auf

rechtschaffenem Wege nach Erkenntnis strebt, für jede neue

Entdeckung dankbar, welche dazu dient, eine wissenschaft-

liche Grundlage für ethische Bestrebungen zu bilden, und

sie ladet zum Beitritte alle diejenigen ein, welche in der

Zukunft ein höheres Dasein zu erlangen trachten, und des-

halb in diesem Leben den richtigen Weg zur Erkenntnis

kennen lernen und wandeln wollen."

E. K. in Bp. — Dass der Samadhi-Schlaf der drei

Yogis in Budapest für die Herren Professoren nichts anderes

sein kann als ein selbst inducierter „Hypnotismus", versteht

sich von selbst; denn eine geistlose Wissenschaft hat für

etwas Geistiges kein Verständnis, weil sie darin keine Er-

fahrung besitzt.

M. Ii. in B. — Es ist für jedermann gänzlich nutzlos,

sich in eine wirkliche E. S. Loge aufnehmen zu lassen, mit

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der Absicht, etwas dabei zu profitieren ohne für andere zu

wirken. Diese Logen haben nur den Zweck, durch eine Ver-

E. K. in Hp. -

Dass der Samadhi- Schlaf der drei Yogis in Budapest für die Herren Professoren nichts anderes sein kann als ein selbst inducierter "Hypnotismus", versteht sich von selbst; denn eine geistlose Wissenschaft hat für etwas Geistiges kein Verständnis, weil sie darin keine Erfahrung besitzt.

einigung von Kräften die selbstlose Thätigkeit nach aussen

zu erleichtern und zu befördern. Nur wer über das „Selbst"

hinausgewachsen ist, kann den geistigen Führer erkennen und

seines Unterrichtes teilhaftig werden. Wer nur für sich selbst

einen Vorteil zu erlangen hofft, wird dabei immer enttäuscht.

Druck von Carl Otto in Meerane.

M. L. in R. - Es ist für jedermann gänzlich nutzlos, sich in eine wirkliche E. S. Loge aufnehmen zu lassen, mit der Absicht, etwas dabei zu profitieren ohne für andere zu wirken. Diese Logen haben nur den Zweck, durch eine Vereinigung von Kräften die selbstlose Thätigkeit nach aussen zu erleichteni und zu befördern. Nur wer über das "Selbst hinausgewachsen ist, kann den geistigen Führer erkennen und seines Unterrichtes teilhaftig werden. Wer nur für sich selbst einen Vorteil zu erlangen hofft, wird dabei immer enttäuscht. U

Druck von earl Otto in Meerane.

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Theosophie in China.

Betrachtungen über das Tao-Teh-King.

(Der Weg, die Wahrheit und das Licht.)

Aus dem Chinesischen des Lao-tze.

(Fortsetzung.)

XIII.

Würde und Schande sind dasselbe wie

Furcht.1)

Glück und Unglück sind so wie die

Person.2)

1) Wer stolz auf seinen Besitz ist, fürchtet

sich, ihn zu verlieren. Wer sich seines Zustan-

des schämt, fürchtet sich, darin zu verbleiben.

2) Die Denkweise eines Menschen ent-

springt aus seinem Wesen, aus diesem ent-

Theosophie in China.

springen seine Handlungen, und aus diesen

sein Karma.

Lotusblüten XLVH. 37

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Betraebtnngen über das Tao-Teh-King. (Der Weg, die Wahrheit und das Licht.) Aus dem Chinesischen des Lao-tze. (Fortsetzung.)

XIII. Würde und Schande sind dasselbe wie Furcht. 1) Glück und Unglück sind so wie die Person. 2) 1) Wer stolz auf seinen Besitz ist, fürchtet sich, ihn zu verlieren. Wer sich seines Zustandes schämt, fürchtet sich, darin zu verbleiben. 2) Die Denkweise eines Menschen entspringt aus seinem Wesen, aus diesem entspringen seine Handlungen, und aus diesen sein Karma. Lotusbliiten XLVII.

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— 548 —

-

Was man von Würde und- Schande

sagt, ist folgendes: Die Schande ist Er-

548 -

niedrigung; man fürchtet sie, sei sie nun

abwesend oder gegenwärtig.

Was man von Würde und· Schande sagt, ist folgendes: Die Schande ist Erniedrigung; man fürchtet sie, sei sie nun abwesend oder gegenwärtig. Deshalb sind Würde und Schande unzertrennbar von der Furcht, welche beide verursachen. Was man von Glück und Unglück sagt, ist folgendes: Die Person ist dasjenige, welches von Glück und Unglück betroffen wird, und durch welches sie kommen; denn wie könnte mir Glück oder Unglück begegnen, wenn es keine Persönlichkeit gäbe? S) Deshalb kann ein Mensch durch den Zufall des guten Glückes eine Zeitlang in der Lage sein, die Welt zu regieren. 4) Aber durch die Kraft der Liebe kann er sie für immer beherrschen.

Deshalb sind Würde und Schande un-

zertrennbar von der Furcht, welche beide

verursachen.

Was man von Glück und Unglück sagt,

ist folgendes: Die Person ist dasjenige,

welches von Glück und Unglück betroffen

wird, und durch welches sie kommen; denn

wie könnte mir Glück oder Unglück be-

gegnen, wenn es keine Persönlichkeit gäbe?3)

Deshalb kann ein Mensch durch den

Zufall des guten Glückes eine Zeitlang in

der Lage sein, die Welt zu regieren.4)

Aber durch die Kraft der Liebe kann

er sie für immer beherrschen.

3) Wer über seine Persönlichkeit erhaben

ist, der ist auch erhaben über alles, was die-

selbe betrifft.

4) Das Wort „Zufall" ist nicht mit „Un-

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gefähr" zu verwechseln. Es bedeutet das-

jenige, was uns zufällt, und es fällt uns nichts

zu, ohne einen Grund.

S) Wer über seine Persönlichkeit erhaben ist, der ist auch erhaben über alles, was dieselbe betrifft.

4) Das Wort "Zufall" ist nicht mit "Ungefähr" zu verwechseln. Es bedeutet dasjenige, was uns zufällt, und es fällt uns nichts zu, ohne einen Grund.

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— 549 —

-

XIV.

549

-

Je — Klarheit ist das, was man nicht

sehen kann, wenn man es anschaut.

He — Stille ist das, was man nicht

XIV.

hören kann, wenn man darauf horcht.

Ve — Leere ist das, was man nicht

Je

fassen kann, wenn man darnach greift.1)

- Klarheit ist das, was man nicht sehen kann, wenn man es anschaut

!) Je-He-Ve (Jehovah). Klarheit, Stille,

Leere. — Die stille Ewigkeit. Jane Lead sagt:

„Als ich über das hohe und wichtige Werk

nachdachte, wurde mein Geist plötzlich in eine

He - Stille ist das, was man nicht hören kann, wenn man darauf horcht

hohe Region versetzt, wo alles ruhig und

still war und wo ich weder Formen noch

Bilder sah. Aber da war ein wunderbares

Licht, das in mich strömte wie ein Fluss. Da

wurde mir offenbar in mir selbst, dass dies

Ve - Leere ist das, was man nicht fassen kann, wenn man damach greift. 1)

das schöpferische Licht war, aus dem alle Dinge

entspringen, und dass die neue Schöpfung,

auf welche wir hoffen, aus der Stille dieses

Lichtes hervorgehen muss, mit welcher das

Wesen der Seele sich vermischen muss, und

dass aus dieser Verbindung die verschiedenen

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wunderbaren Erscheinungen in der Welt her-

1) Je - He -Ve (Jehovah). Klarheit, Stille, Leere. - Die stille Ewigkeit. Jane Lead sagt: "Als ich über das hohe und wichtige Werk nachdachte, wurde mein Geist plötzlich in eine hohe Region versetzt, wo alles ruhig und still war und wo ich weder Formen noch Bilder sah. Aber da war ein wunderbares Licht, das in mich strömte wie ein Fluss. Da wurde mir offenbar in mir selbst, dass dies das schöpferische Licht war, aus dem alle Dinge entspringen, und dass die neue Schöpfung, auf welche wir hoffen, aus der Stille dieses Lichtes hervorgehen muss, mit welcher das Wesen der Seele sich vermischen muss, und dass aus dieser Verbindung die verschiedenen wunderbaren Erscheinungen in der Welt hervorgehen würden." (J ane Lead: "The wonders of creation.")

vorgehen würden." (Jane Lead: „The won-

ders of creation.")

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— 55° —

-

Da diese das Unerkennbare sind, so

55° -

kann man sie als eine Einheit betrachten.2)

Es ist oben nicht hell und unten nicht

Da diese das Unerkennbare sind, so kann man sie als eine Einheit betrachten. 2) Es ist oben nicht hell und unten nicht dunkel. 8) Unendlich in seinem Wirken, ist es dennoch namenlos. Indem es ausgeht, tritt es in sich selbst ein.() Dies ist die Offenbarung des Nichtoffenbaren, die Form des Wesenlosen. Dies ist das unergründliche Geheimnis. Geht man vor ihm her, so sieht man sein Gesicht nicht. Geht man hinter ihm, so wird seine Rückseite nicht gesehen. Dennoch hat derjenige den Pfad ge-

dunkel.8)

Unendlich in seinem Wirken, ist es

dennoch namenlos. Indem es ausgeht,

tritt es in sich selbst ein.4)

Dies ist die Offenbarung des Nicht-

offenbaren, die Form des Wesenlosen.

Dies ist das unergründliche Geheimnis.

Geht man vor ihm her, so sieht man

sein Gesicht nicht.

Geht man hinter ihm, so wird seine

Rückseite nicht gesehen.

Dennoch hat derjenige den Pfad ge-

2) Diese Dreieinigkeit ist Tao. In ihm ist

das Erkennende, das Erkannte und die Er-

kenntnis eins, und deshalb ist in dem klaren

Verstand nichts Objektives vorhanden.

3) Im Lichte selbst giebt es kein „oben"

und „unten". Hell und dunkel sind durch

unsere eigenen Zustände bedingt.

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4) Je mehr das höhere Bewusstsein sich

klärt, um so mehr Selbsterkenntnis tritt ein.

2) Diese Dreieinigkeit ist Tao. In ihm ist das Erkennende, das Erkannte und die Erkenntnis eins, und deshalb ist in dem klaren Verstand nichts Objektives vorhanden. 8) Im Lichte selbst giebt es kein "oben" und "unten". Hell und dunkel sind durch unsere eigenen Zustände bedingt. () Je mehr das höhere Bewusstsein sich klärt, um so mehr Selbsterkenntnis tritt ein.

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funden, der nach der alten Weisheit des

Tao lebt.5)

5) Nur das Göttliche im Menschen kann

funden, der nach der alten Weisheit des Tao lebt. 6)

die Gottheit, d. h. sich selber, erkennen. Für

alles, was nicht göttlich ist, und folglich auch

für den menschlichen irdischen Verstand, bleibt

dieses Licht ein unergründliches Geheimnis.

„Christus" im Menschen spricht: „Ich bin das

Licht." Wer dieses Licht kennen will, muss

6) Nur das Göttliche im Menschen kann

in dasselbe eingehen und in seiner Persön-

die Gottheit, d. h. sich selber, erkennen. Für alles, was nicht göttlich ist, und folglich auch für den menschlichen irdischen Verstand, bleibt dieses Licht ein unergründliches Geheimnis. ~,Christus" im Menschen spricht: "Ich bin das Licht." Wer dieses Licht kennen will, muss in dasselbe eingehen und in seiner Persönlichkeit darin aufgehen. Diejenigen, welche in ihrem Eigendünkel sich "Jesus" gegenüberstellen und ihn im Äusseren suchen, erkennen ihn nicht. Wohl aber derjenige, der in "Jesus", d. h. im Lichte der göttlichen Selbsterkenntnis lebt. Diese göttliche Selbsterkenntnis ist die göttliche Liebe, d. h. die Liebe zum höchsten Guten, welche ganz in diesem Gegenstande ihrer Anbetung aufgeht und dadurch Eins mit demselben wird. Wer ausser "Jesus" (Tao) auch noch sich selber .liebt, der liebt nur sich selbst und kennt "Jesus" nicht; denn man kann die ewige Wahrheit nicht in sich aufnehmen, so lange man selber die Nichtwahrheit ist und an derselben festhält.

lichkeit darin aufgehen. Diejenigen, welche

in ihrem Eigendünkel sich „Jesus" gegenüber-

stellen und ihn im Äusseren suchen, erkennen

ihn nicht. Wohl aber derjenige, der in „Jesus",

d. h. im Lichte der göttlichen Selbsterkenntnis

lebt. Diese göttliche Selbsterkenntnis ist die

göttliche Liebe, d. h. die Liebe zum höchsten

Guten, welche ganz in diesem Gegenstande

ihrer Anbetung aufgeht und dadurch Eins mit

demselben wird. Wer ausser „Jesus" (Tao)

auch noch sich selber liebt, der liebt nur sich

selbst und kennt „Jesus" nicht; denn man kann

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die ewige Wahrheit nicht in sich aufnehmen,

so lange man selber die Nichtwahrheit ist und

an derselben festhält.

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XV.

Die alten Philosophen waren in ihrer

xv.

geheimnisvollen Bekanntschaft mit den

Tiefen gut bewandert.1)

Sie waren unergründlich in ihrer Tiefe.

Die alten Philosophen waren in ihrer geheimnisvollen Bekanntschaft mit den Tiefen gut bewandert. 1) Sie waren unergründlich in ihrer Tiefe. Sie waren so tief, dass ich mir davon keine Vorstellung machen kann. Sie waren vorsichtig wie jemand, der über einen angeschwollenen Fluss setzt. Sie waren so zurückhaltend wie jemand, der seiner Umgebung misstraut. Sie waren so aufmerksam wie jemand, der in der Fremde reist. Sie zogen sich zurück wie der Schnee vor der Sonne. Sie waren anspruchslos wie frisch geschlagenes Holz. Sie waren bescheiden wie das ThaI. Sie waren dunkel wie trübes Wasser.

Sie waren so tief, dass ich mir davon

keine Vorstellung machen kann.

Sie waren vorsichtig wie jemand, der

über einen angeschwollenen Fluss setzt.

Sie waren so zurückhaltend wie jemand,

der seiner Umgebung misstraut.

Sie waren so aufmerksam wie jemand,

der in der Fremde reist.

Sie zogen sich zurück wie der Schnee

vor der Sonne.

Sie waren anspruchslos wie frisch ge-

schlagenes Holz.

Sie waren bescheiden wie das Thal.

Sie waren dunkel wie trübes Wasser.

1) D. h. sie waren dem göttlichen Lichte

näher und deshalb davon erleuchtet. Ihr Wissen

war tief, wo das unsere oberflächlich ist; ihre

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Weisheit bestand nicht aus angesammeltem

Kram, sondern in der Selbsterkenntnis.

1) D. h. sie waren dem göttlichen Lichte näher und deshalb davon erleuchtet. Thr Wissen war tief, wo das unsere oberflächlich ist; ihre Weisheit bestand nicht aus angesammeltem Kram, sondern in der Selbsterkenntnis.

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-

Kann man nicht trübes Wasser nehmen

und es dadurch klar machen, dass man

Kann man nicht trübes Wasser nehmen und es dadurch klar machen, dass man es ruhig stehen lässt? 2) Kann man nicht ein unbewegliches Ding nehmen und es beweglich machen, indem man es beständig bewegt? 8) Diejenigen, welche diesem Pfade folgen, brauchen nicht erneuert zu werden. 4)

es ruhig stehen lässt?2)

Kann man nicht ein unbewegliches

Ding nehmen und es beweglich machen,

indem man es beständig bewegt?3)

Diejenigen, welche diesem Pfade folgen,

brauchen nicht erneuert zu werden.4)

2) Wer sein eigenes Licht anzündet, um

damit die Sonne zu suchen, wird von seinem

Lichte geblendet und sieht die Sonne nicht.

Wer auf die Stimme seines Eigendünkels hört,

der hört nicht die Stimme der Stille. Jakob

Boehme sagt: „Wenn Du von Sinnen und

Willen Deiner Selbstheit stille stehest, so wird

in Dir das ewige Hören, Sehen und Sprechen

offenbar, und höret und siehet Gott durch

Dich. Dein eigen Hören, Wollen und Sehen

verhindert Dich, dass Du Gott nicht siehest

noch hörst." („Vom übersinnlichen Le-

2) Wer sein eigenes Licht anzündet, um damit die Sonne zu suchen, wird von seinem Lichte geblendet und sieht die Sonne nicht. Wer auf die Stimme seines Eigendünkels hört, der hört nicht die Stimme der Stille. Jakob Boehme sagt: "Wenn Du von Sinnen und Willen Deiner Selbstheit stille stehest, so wird in Dir das ewige Hören, Sehen und Sprechen offenbar, und höret und siehet Gott durch Dich. Dein eigen Hören, Wollen und Sehen verhindert Dich, dass Du Gott nicht siehest noch hörst." ("Vom übersinnlichen Leben Cl, I, 3.)

ben", I, 3.)

3) Dadurch, dass die im Menschen schlum-

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mernden geistigen Kräfte erweckt werden,

werden sie lebendig.

4) Sie brauchen nicht in frische Gefässe ge-

füllt, d. h. nicht reinkarniert zu werden.

8) Dadurch, dass die im ~Ienschen schlummernden geistigen Kräfte erweckt werden, werden sie lebendig. 4) Sie brauchen nichtin frische Gefässe gefüllt, d. h. nicht reinkarniert zu werden.

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Da sie von allem Eigentume frei sind,

Da sie von allem Eigentume frei sind, so werden sie alt, ohne dass man sie zu füllen braucht.

so werden sie alt, ohne dass man sie zu

füllen braucht.

XVI.

Schütte alles aus, was in Dir ist, und

bleibe dann, wo Du bist.1)

Alle Dinge treten einmütig ins Leben

ein, und wohin sehen wir sie zurück-

kehren ?2)

*) Eckhart sagt: „Thue alles von Dir weg,

XVI.

was nicht Gott ist, so bleibt dann nur noch

Gott übrig." — Bist Du einmal in das geistige

Bewusstsein eingetreten, so bleibe darin. Um-

Schütte alles aus, was in Dir ist, und bleibe dann, wo Du bist.!) Alle Dinge treten einmütig ins Leben ein, und wohin sehen wir sie zurückkehren? 2)

gieb Dich mit einem Zauberkreis geistiger

Willenskraft, der allen sinnlichen Gedanken

den Eingang verwehrt.

2) Wir sehen nur die Formen, in denen

sich das Wesen offenbart, nicht aber das We-

sen selbst, welches in den Formen offenbar

wird und dann wieder in sich selbst, ins

Nichtoffenbare zurückkehrt. Wenn wir z. B.

durch die Maske der Persönlichkeit hindurch-

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blicken können, so werden wir in manchem

Menschen etwas ganz anderes sehen, als was

1) Eckhart sagt: "Thue alles von Dir weg,

er zu sein scheint.

was nicht Gott ist, so bleibt dann nur noch Gott übrig." - Bist Du einmal in das geistige Bewusstsein eingetreten, so bleibe darin. U mgieb Dich mit einem Zauberkreis geistiger Willenskraft, der allen sinnlichen Gedanken den Eingang verwehrt. 2) Wir sehen nur die Formen, in denen sich das Wesen offenbart, nicht aber das Wesen selbst, welches in den Formen offenbar wird und dann wieder in sich selbst, ins Nichtoffenbare zurückkehrt. Wenn wir z. B. durch die Maske der Persönlichkeit hindurchblicken können, so werden wir in manchem Menschen etwas ganz anderes sehen, als was er zu sein scheint.

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Alles stirbt, nachdem es eine Weile

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-

geblüht hat, bis auf die Wurzel ab.8)

Alles stirbt, nachdem es eine Weile geblüht hat, bis auf die Wurzel ab. 8) Dieses Zurückkehren nach dem ersten Ursprunge wird der Friede genannt. Es ist das Eingehen in das Unvermeidliche. 4) Dieses Eingehen ins Unvermeidliche wird die Erhaltung genannt. 5) Wer diese Erhaltung kennt, hat das Recht, "leuchtend" genannt zu werden.6) Wer sie erkennt, der verlängert nicht sein eigenes Leiden. '1)

Dieses Zurückkehren nach dem ersten

Ursprunge wird der Friede genannt. Es

ist das Eingehen in das Unvermeidliche.4)

Dieses Eingehen ins Unvermeidliche

wird die Erhaltung genannt.5)

Wer diese Erhaltung kennt, hat das

Recht, „leuchtend" genannt zu werden.6)

Wer sie erkennt, der verlängert nicht

sein eigenes Leiden.7)

3) Die Wurzel des Menschen ist der Geist.

Wenn alles Vergängliche abgeschieden ist,

bleibt nur der Wille zum Guten oder der Wille

zum Bösen zurück. In diesem Willensgeiste

besteht die Wurzel der geistigen Individualität.

4) Das Unvermeidliche ist das Ewige.

Boehme sagt: „Wer in der Zeit lebt wie in

der Ewigkeit und in der Ewigkeit wie in der

Zeit, der ist befreit von allem Streit."

5) Wer in seinem Bewusstsein im Ewigen

lebt, der lebt im Unvergänglichen.

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6) Er lebt im ewigen Lichte der Gottes-

erkenntnis.

*) Er begeht keine bösen Handlungen, die

üble Folgen nach sich ziehen.

8) Die Wurzel des Menschen ist der Geist. Wenn alles Vergängliche abgeschieden ist, bleibt nur der Wille zum Guten oder der Wille zum Bösen zurück. In diesem Willensgeiste besteht die Wurzel der geistigen Individualität.

4) Das Unvermeidliche ist das Ewige. Boehme sagt: "Wer in der Zeit lebt wie in der Ewigkeit und in der Ewigkeit wie in der Zeit, der ist befreit von allem Streit." 5) Wer in seinem Bewusstsein im Ewigen lebt, der lebt im Unvergänglichen. 6) Er lebt im ewigen Lichte der Gotteserkenntnis. 7) Er begeht keine bösen Handlungen, die üble Folgen nach sich ziehen.

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Wer die Erhaltung kennt, gehört der

grossen Seele an.8)

Wer die Erhaltung kennt, gehört der grossen Seele an. 8) Wessen Seele gross ist, waltet vor. 9) Wer vorwaltet, der ist ein König. Da er ein König ist, so ist er himmlisch. Da er himmlisch ist, ist er Tao. 10) Da er Tao ist, so ist er ewig. Wenn auch sein Körper zu Grunde geht, so erleidet er dadurch kein Übel.

Wessen Seele gross ist, waltet vor.9)

Wer vorwaltet, der ist ein König.

Da er ein König ist, so ist er himmlisch.

Da er himmlisch ist, ist er Tao.10)

Da er Tao ist, so ist er ewig. Wenn

auch sein Körper zu Grunde geht, so

erleidet er dadurch kein Übel.

8) Eine grosse Seele (Mahatma) ist nicht

nur ein grosser Geist. Es gehört dazu auch

ein grosses Gemüt. Geist ohne Gemüt ist

seelenlos und ohne Substanz.

9) Er herrscht in seinem eigenen Reich.

10) Er ist selbst das Licht, die Wahrheit

und das Leben.

XVII.

In dem ersten Zeitalter der Menschheit

erkannten die Menschen ihre Vorgesetzten.1)

1) Der „Vorgesetzte" eines Menschen ist

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das sich in ihm verkörpernde höhere Selbst,

8) Eine grosse Seele (Mahatma) ist nicht nur ein grosser Geij;t. Es gehört dazu auch ein grosses Gemüt. Geist ohne Gemüt ist seelenlos und ohne Substanz. 9) Er herrscht in seinem eigenen Reich. Er ist selbst das Licht, die Wahrheit und das Leben. 10)

XVII. In dem ersten Zeitalter der Menschheit erkannten die Menschen ihreVorgesetzten.!) 1) Der "Vargesetzte" eines Menschen ist

das sich in ihm verkörpernde höhere Selbst,

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— 557 —

In dem zweiten dienten und schmeichel-

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-

ten sie ihnen.2)

In dem zweiten dienten und schmeichelten sie ihnen. 2) Im dritten fürchteten sie sich vor denselben. Im vierten verachteten sie diese. 8) Wo es an Glauben fehlt, da ist die vertrauenerweckende Kraft nicht vorhanden:!)

Im dritten fürchteten sie sich vor den-

selben.

Im vierten verachteten sie diese.3)

Wo es an Glauben fehlt, da ist die ver-

trauenerweckende Kraft nicht vorhanden.4)

sein eigener persönlicher Gott (Karana

Sharira). Im ersten Zeitalter waren die

Menschen ätherischer Natur mit geistiger

Wahrnehmung begabt, und konnten deshalb

die „Götter", d. h. die Himmelsbewohner,

welche in ihnen Wohnung nahmen, erkennen.

Je mehr der Mensch im Materiellen versank,

um so mehr wurde er selbst materiell und

verlor seine geistige Erkenntnis.

2) Der von der Selbstheit erfüllte Mensch

kennt Christus nicht, und sucht ihn im äusse-

ren. Er macht sich selbst einen Gott, der

sein eigener persönlicher Gott (Karana Shari ra). Im ersten Zeitalter waren die Menschen ätherischer Natur mit geistiger Wahrnehmung begabt, und konnten deshalb die "Götter', d. h. die Himmelsbewohner, welche in ihnen Wohnung nahmen, erkennen. Je mehr der Mensch im Materiellen versank, um so mehr wurde er selbst materiell und verlor seine geistige Erkenntnis.

ihm schliesslich zum Popanz wird.

3) Wenn die Menschen einsehen, dass die

Götter ihre selbstsüchtigen Wünsche nicht

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erfüllen, so beginnen sie dieselben zu ver-

achten.

4) Wer an sein höheres Selbst (Jesus) nicht

glaubt, setzt kein Vertrauen darein.

2) Der von der Selbstheit erfüllte Mensch kennt Christus nicht, und sucht ihn im äusseren. Er macht sich selbst einen Gott, der ihm schliesslich zum Popanz wird.

8) Wenn die Menschen einsehen, dass die Götter ihre selbstsüchtigen Wünsche nicht erfüllen, so beginnen sie dieselben zu verachten. 4) Wer an sein höheres Selbst (Jesus) nicht glaubt, setzt kein Vertrauen darein.

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— 55« —

Wie vorsichtig waren sie in ihren Aus-

55 8 -

drücken!5)

Wie vorsichtig waren sie in ihren Ausdrücken! 5) Wenn sie ein gutes Werk gethan hatten, so sagten sie: "Wir sind naturgemäss!"6)

Wenn sie ein gutes Werk gethan hatten,

so sagten sie: „Wir sind naturgemäss!"6)

5) Die Genauigkeit der Ausdrucksweise

ist besonders in den heiligen Schriften der

Orientalen zu finden.

6) Der geistige Mensch ist aus dem Lichte

Gottes geboren. Handelt der Mensch in der

Kraft des Guten, so handelt er seiner wahren

Natur gemäss. Das Böse ist ein fremdartiger

unnatürlicher Zustand.

5) Die Genauigkeit der Ausdrucksweise ist besonders in den heiligen Schriften der Orientalen zu finden.

XVIII.

Geht der grosse Tao verloren, so fol-

gen die Menschen der Barmherzigkeit und

dem Pflichtgefühl gegen den Nächsten.

Wird der Weisheit Ehre erwiesen, so

füllt sich die Welt mit Pfuschern.

6) Der geistige Mensch ist aus dem Lichte Gottes geboren. Handelt der Mensch in der Kraft des Guten, so handelt er seiner wahren Natur gemäss. Das Böse ist ein fremdartiger unnatürlicher Zustand.

Werden Familienbande getrennt, so

treten Kindespflicht und elterliche Nach-

sicht an deren Stelle.

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Wenn die Welt voller Unfrieden ist,

XVIII. Geht der grosse Tao verloren, so folgen die Menschen der Barmherzigkeit und dem Pflichtgefühl gegen den Nächsten. Wird der Weisheit Ehre erwiesen, so füllt sich die Welt mit Pfuschern. Werden Familienbande getrennt, so treten Kindespflicht und elterliche N achsicht an deren Stelle. Wenn die Welt voller Unfrieden ist,

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— 559 —

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so giebt es Patrioten an allen Orten und

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Enden.1)

*) Obige Sätze sind schwer zu verstehen,

so giebt es Patrioten an allen Orten und Enden. 1)

wenn wir nicht zwischen göttlicher Weisheit

und menschlichem Thun zu unterscheiden

verstehen. Die göttliche Weisheit wirkt in

der Kraft der selbstlosen Liebe; die mensch-

lichen Tugenden entspringen dem Wahne der

1) Obige Sätze sind schwer zu verstehen, wenn wir nicht zwischen göttlicher Weisheit und menschlichem Thun zu unterscheiden verstehen. Die göttliche Weisheit wirkt in der Kraft der selbstlosen Liebe; die menschlichen Tugenden entspringen dem Wahne der Selbstheit. Der Weise handelt im Geiste Gottes, der bloss moralische Mensch in seinem eigenen Geiste. Der Weise verlangt nichts für sich selbst; der Moralist erwartet Belohnung. In dem einen handelt der Gottmensch, im anderen der irdische Mensch. In dem vom Wahne der "Ichheit" befangenen Menschen ist es das ,,Ich", welches will, denkt und handelt. In dem über alle "Ichheit" erhabenen Menschen will, denkt und handelt der in ihm zum Bewusstsein gekommene göttliche Geist.

Selbstheit. Der Weise handelt im Geiste

Gottes, der bloss moralische Mensch in seinem

eigenen Geiste. Der Weise verlangt nichts

für sich selbst; der Moralist erwartet Beloh-

nung. In dem einen handelt der Gottmensch,

im anderen der irdische Mensch. In dem vom

Wahne der „Ichheit" befangenen Menschen ist

es das „Ich", welches will, denkt und handelt.

In dem über alle „Ichheit" erhabenen Men-

schen will, denkt und handelt der in ihm zum

Bewusstsein gekommene göttliche Geist.

XIX.

Würden die Leute ihre Selbstheiligkeit

und Selbstweisheit aufgeben, so würde es

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für sie sehr vorteilhaft sein.1)

*) Wo der Eigenwahn den Raum erfüllt,

da kann die Wahrheit nicht eindringen.

XIX Würden die Leute ihre Sel1:>stheiligkeit und Selbstweisheit aufgeben, so würde es für sie sehr vorteilhaft sein. 1) 1) Wo der Eigenwahn den Raum erfüllt, da kann die Wahrheit nicht eindringen.

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— 56o —

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Würden sie ihre eigene Liebe und ihr

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eigenes Pflichtgefühl gegen den Nächsten

aufgeben, so würden sie zu ihren natür-

Würden sie ihre eigene Liebe und ihr eigenes Pflichtgefühl gegen den Nächsten aufgeben, so würden sie zu ihren natürlichen Verhältnissen zurückkehren. 2) Würden sie den Auszeichnungen und dem Gewinn entsagen, so gäbe es unter ihnen keine Diebe mehr. 8) Die Kultivierung dieser drei Dinge ist nicht gelungen.') Deshalb sollten sie dorthin zurückkehren, von wannen sie gekommen sind. 5)

lichen Verhältnissen zurückkehren.2)

Würden sie den Auszeichnungen und

dem Gewinn entsagen, so gäbe es unter

ihnen keine Diebe mehr.8)

Die Kultivierung dieser drei Dinge ist

nicht gelungen.4)

Deshalb sollten sie dorthin zurück-

kehren, von wannen sie gekommen sind.5)

2) Höher als die Liebe gegen den Nachbar

steht diejenige Liebe, welche keinen Unter-

schied macht zwischen „mein" und „dein",

sondern sich selbst als das alleinige Wesen

in allen Formen erkennt.

3) Gäbe es keine Selbstsucht mehr, so gäbe

es auch keinen Kampf ums Dasein.

4) Alle auf Selbstsucht gegründete Moral

und Tugend hat keine wahre Erkenntnis zur

Folge; alles Wissen hat keinen wirklichen

Wert, wo es an der Grundlage alles wahren

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Wissens, der Erkenntnis der Wahrheit fehlt.

5) Ins Nichts. Die Menschen sollten die

göttliche Weisheit in sich selbst und in allem

2) Höher als die Liebe gegen den Nachbar steht diejenige Liebe, welche keinen U nterschied macht zwischen "mein" und "dein", sondern sich selbst als das alleinige Wesen in allen Formen erkennt. 8) Gäbe es keine Selbstsucht mehr, so gäbe es auch keinen Kampf ums Dasein. 4) Alle auf Selbstsucht gegründete Moral und Tugend hat keine wahre Erkenntnis zur Folge; alles Wissen hat keinen wirklichen Wert, wo es an der Grundlage alles wahren Wissens, der Erkenntnis der Wahrheit fehlt.

"

5) Ins Nichts. Die Menschen sollten die göttliche Weisheit in sich selbst und in allem

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— 56i —

-

Du aber, stehe auf in Deiner einge-

borenen Einfachheit, erfasse die Wahrheit,

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-

zügle die Selbstsucht und mache Dich

Du aber, stehe auf in Deiner eingeborenen Einfachheit, erfasse die Wahrheit, zügle die Selbstsucht und mache Dich vom Ehrgeiz frei. 6)

vom Ehrgeiz frei.6)

erkennen, anstatt sich auf ihre eigenen selbst-

gemachten Vorzüge zu berufen. Thomas

von Kempen sagt: „Wer sich selbst recht

erkennt, der denkt gering von sich und findet

keinen Gefallen an menschlichen Lobsprüchen."

(II, i.)

6) Wen Gott über das eigene Selbst er-

hebt, der tritt in die Wahrheit ein.

XX

erkennen, anstatt sich auf ihre eigenen selbstgemachten Vorzüge zu berufen. Thomas von Kempen sagt: "Wer sich selbst recht erkennt, der denkt gering von sich und findet keinen Gefallen an menschlichen Lobsprüchen." (II, 1.)

Gieb auf Deine Gelehrtheit und er-

spare Dir Sorge.

Der Unterschied zwischen „immerhin"

und „ja" ist schliesslich nicht gross.

Hilf uns das Gute vom Bösen zu

unterscheiden.

Denn man muss immer sorgsam in

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Bezug auf Unterscheidungen sein.

6) Wen Gott über das eigene Selbst erhebt, der tritt in die Wahrheit ein.

xx. Gieb auf Deine Gelehrtheit und erspare Dir Sorge. Der Unterschied zwischen "immerhin" und "ja" ist schliesslich nicht gross. Hilf uns das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Denn man muss immer sorgsam in Bezug auf Unterscheidungen sein.

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— 56z —

-

Aber ach! Die Menschen wollen nie

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frei von ihrer Narrheit sein.

Sie sind so voll von Ehrgeiz als der

Aber ach! Die Menschen wollen nie frei von ihrer Narrheit sein. Sie sind so voll von Ehrgeiz als der Ochse im Stall voll Begierde.

Ochse im Stall voll Begierde.

Ich stehe allein in meiner Bescheiden-

heit, denn ich habe keine Sucht zu glänzen.

Ich bin unentwickelt wie ein kleines

Kind.

Ich bin heimatslos wie ein Kind ohne

Heimat.

Alle anderen haben Überfluss an guten

Dingen; aber ich bin wie ein Verlassener.

Ich stehe allein in meiner Bescheidenheit, denn ich habe keine Sucht zu glänzen. Ich bin unentwickelt wie ein kleines Kind.

Wie thöricht und beschränkt bin ich!

Ich kenne mich nicht mehr aus!

Jedermann schimmert mit Wissen, nur

ich allein bin in meinem Dunkel.

Alle können gut unterscheiden, nur

ich bin dumm.

Ich werde herumgeworfen wie das

Meer, ich schaukle hin und her und komme

niemals zur Ruhe.

Ich bin heimatslos wie ein Kind ohne Heimat. Alle anderen haben Überfluss an guten Dingen; aber ich bin wie ein Verlassener. Wie thöricht und beschränkt bin ich! Ich kenne mich nicht mehr aus! Jedermann schimmert mit Wissen, nur ich allein bin in meinem Dunkel. Alle können gut unterscheiden, nur ich bin dumm. Ich werde herumgeworfen wie das Meer, ich schaukle hin und her und komme niemals zur Ruhe. Jedermann hat sein Geschäft; nur ich allein bin unfähig und unbeachtet.

Jedermann hat sein Geschäft; nur ich

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allein bin unfähig und unbeachtet.

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— 563 —

Ich bin den Menschen entfremdet, aber

ich bin selig an meiner Mutter Brust.1)

!) Joh. Scheffler sagt: „Ein Mensch, der

Ich bin den Menschen entfremdet, aber ich bin selig an meiner Mutter Brust. 1)

siehet Gott, ein Tier den Erdkloss an. Aus

diesem was er ist ein jeder sehen kann." —

Alle tierische Vervollkommnung kann nur

ein prächtiges Tier, aber keinen Menschen

schaffen. Wo der Tiermensch aufhört, da

1) J oh. ScheIDer sagt: "Ein Mensch, der

fängt der Gottmensch an. Wer selber nichts

ist, in dem kann Gott alles sein. Alles Ir-

siehet Gott, ein Tier den Erdkloss an. Aus diesem was er ist ein jeder sehen kann." Alle tierische Vervollkommnung kann nur ein prächtiges Tier, aber keinen Menschen schaffen. Wo der Tiermensch aufbört, da fängt der Gottmensch an. Wer selber nichts ist, in dem kann Gott alles sein. Alles Irdische, das irdische Selbst mit eingeschlossen, ist nur ein Schein; Gott allein ist die Wahrheit. Wer am wenigsten an der Täuschung festhält, der kommt der Wahrheit am nächsten.

dische, das irdische Selbst mit eingeschlossen,

ist nur ein Schein; Gott allein ist die Wahr-

heit. Wer am wenigsten an der Täuschung

festhält, der kommt der Wahrheit am nächsten.

XXI.

Die grösste Tugend besteht darin, dass

man einfach Tao nachfolgt.1)

Tao ist unerfassbar, unerforschlich.2)

*) „Wer mir nachfolget, der wandelt nicht

in der Finsternis." (Joh. VIII, 12.) „Ich bin

das Licht der Welt. — Ohne mich könnt' Ihr

nichts thun." (Joh. IX, 5, und XV, 5.)

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2) „Der natürliche Mensch vernimmt nichts

vom Geiste Gottes; es ist ihm eine Thorheit."

(I. Korinth. II, 14.)

Lotusblüten XLVII. 38

XXI. Die grösste Tugend besteht darin, dass man einfach Tao nachfolgt. 1) Tao ist unerfassbar, unerforschlich. 2) 1) "Wer mir nachfolget, der wandelt nicht in der Finsternis." (Joh. VIII, 12.) "Ich bin

das Licht der Welt. - Ohne mich könnt' Ihr nichts thun." (Joh. IX, 5, und XV, 5.) 2) "Der natürliche Men~ch vernimmt nichts vom Geiste Gottes; es ist ihm eine Thorheit." (I. Korinth. 11, 14.) Lotusb1tlten XLVII.

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— 5Ö4 —

Unerforschlich, unerfassbar, und den-

noch enthält er Formen.

Unerfassbar, unerforschlich, und den-

Unerforschlich, unerfassbar, und dennoch enthält er Formen.

noch enthält er Dinge.3)

Er ist tief und dunkel, aber er hat eine

Wesenheit.

Ein wirkliches Wesen, in welchem Sub-

Unerfassbar, unerforschlich, und dennoch enthält er Dinge.8)

stanz ist.4)

Von aller Ewigkeit an bis jetzt ist sein

Wesen unverändert geblieben.5)

Es ist allen Dingen von ihrer Geburt

an zu eigen.6)

Er ist tief und dunkel, aber er hat eine Wesenheit.

3) „Alles ist durch das Wort erschaffen,

und ohne dasselbe ist nichts da, was erschaffen

ist." (Joh. I, 3.)

4) Der geistige Wille ist die Substanz.

Ein wirkliches Wesen, in welchem Sub- . stanz. ist. 4)

„Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen

thue, der mich gesandt hat, und sein Werk

zur Ausführung bringe." (Joh. IV, 34.)

5) „Dies war im Anfange in Gott." (Joh. I, 2.)

6) „Christus in uns ist das Geheimnis der

Von aller Ewigkeit an bis jetzt ist sein Wesen unverändert geblieben. 5)

Erlösung, die Hoffnung dieser Herrlichkeit."

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(Kol. I, 27.)

Es ist allen Dingen von ihrer Geburt an zu eigen. 6) 8) "Alles ist durch das Wort erschaffen, . und ohne dasselbe ist nichts da, was erschaffen ist." (Joh. I, 3.) 4) Der geistige Wille ist die Substanz. "Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen thue, der mich gesandt hat, und sein Werk zur Ausführung bringe." (Joh. IV, 34.) 5) "Dies war im Anfange in Gott." (Joh. 1,2.) 6) "Christus in uns ist das Geheimnis der Erlösung, die Hoffnung dieser Herrlichkeit." (KaI. I, 27.) /

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— 565 —

Wie kann ich den Ursprung der Dinge

wissen?

Ich erkenne durch Tao.')

\Vie kann ich den Ursprung der· Dinge wissen? Ich erkenne durch Tao. 7)

") „Der Geist Gottes erforschet die Tiefen

der Gottheit." — Boehme sagt: „Ich bin auch

nicht in den Himmel gestiegen und habe alle

Werke und Geschöpfe Gottes gesehen; son-

dern der Himmel ist in meinem Geiste offen-

bar geworden, dass ich im Geiste erkenne

die Werke und Geschöpfe Gottes. Auch ist

7) "Der Geist Gottes erforschet die Tiefen der Gottheit." - Boehme sagt: "Ich bin auch nicht in den Himmel gestiegen und habe alle Werke und Geschöpfe Gottes gesehen; sondern der Himmel ist in meinem Geiste offenbar geworden, dass ich im Geiste erkenne die Werke und Geschöpfe Gottes. Auch ist der Wille dazu nicht mein natürlicher Wille, sondern des Geistes Trieb." ("Aurora", Vorrede, 95.) - "Folget meinem Rat und gehet aus eurem schweren Suchen in der Vernunft aus in den Willen Gottes, in Gottes Geist (Weisheit), und werfet die äussere Vernunft weg, so ist euer Wille Gottes Wille, und Gottes Geist wird euch suchen in euch." ("Vierzig Fragen", I, 36.) - Im Tao ist alle Erkenntnis. Er war schon vor der Erschaffung der Welt. Deshalb beschreibt auch Gautama seinen Zustand, nachdem er ein Buddha geworden, d. h. nachdem er ins Licht (Tao) gekommen war, wie folgt: "Als ich das Gemüt auf die erinnernde Erkenntnis früherer Daseinsformen richtete, da erinnerte ich mich an manche derselben, als wie an ein früheres Leben, dann an zwei Leben, dann 38 *

der Wille dazu nicht mein natürlicher Wille,

sondern des Geistes Trieb." („Aurora",

Vorrede, 95.) — „Folget meinem Rat und

gehet aus eurem schweren Suchen in der

Vernunft aus in den Willen Gottes, in Gottes

Geist (Weisheit), und werfet die äussere Ver-

nunft weg, so ist euer Wille Gottes Wille,

und Gottes Geist wird euch suchen in euch."

(„Vierzig Fragen", I, 36.) — Im Tao ist

alle Erkenntnis. Er war schon vor der Er-

schaffung der Welt. Deshalb beschreibt auch

Gautama seinen Zustand, nachdem er ein

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Buddha geworden, d. h. nachdem er ins Licht

(Tao) gekommen war, wie folgt: „Als ich

das Gemüt auf die erinnernde Erkenntnis

früherer Daseinsformen richtete, da erinnerte

ich mich an manche derselben, als wie an ein

früheres Leben, dann an zwei Leben, dann

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5 66

— 566 —

an drei u. s. w. bis zu hunderttausend Leben;

dann an die Zeiten während mancher Welten-

an drei u. s. w. bis zu hunderttausend Leben; dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen und Weltenvergehungen. Das Nichtwissen war zerteilt und das Wissen gewonnen." (K. E. Neumann: "Die Reden Gotama Buddhas.")

entstehungen und Weltenvergehungen. Das

Nichtwissen war zerteilt und das Wissen ge-

wonnen." (K. E. Neumann: „Die Reden

Gotama Buddhos.")

XXII.

Wer sich demütigt, wird bis zum Ende

bewahrt bleiben.1)

*) Die okkulte Wissenschaft ist voller Para-

doxen, weil da jede Lehre von zwei ganz

entgegengesetzten Standpunkten, von dem

geistigen und dem materiellen Standpunkte

aufgefasst werden kann. So ist auch die

wahre Demut etwas ganz anderes, als was

gewöhnlich darunter verstanden wird. Wahre

Demut ist es, wenn der Mensch die Grösse

seines Gottes erkennt, in welcher das eigene

sterbliche Selbst in seinem Nichts verschwindet.

XXII.

Diese Demut erhöht Gott im Menschen und

den Menschen in ihm. Die selbstgemachte

und heuchlerische Scheindemut ist eine hün-

Wer sich demütigt, .wird bis zum Ende bewahrt bleiben. 1)

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dische, pfäffische Frömmelei und eine Ent-

würdigung.

1) Die okkulte Wissenschaft ist voller Paradoxen, weil da jede Lehre von zwei ganz entgegengesetzten Standpunkten, von dem geistigen und dem materiellen Standpunkte aufgefasst werden kann. So ist auch die wahre Demut etwas ganz anderes, als was gewöhnlich darunter verstanden wird. Wahre Demut ist es, wenn der Mensch die Grösse seines Gottes erkennt, in. welcher das eigene sterbliche Selbst in seinem Nichts verschwindet. Diese Demut erhöht Gott im Menschen und den Menschen in ihm. Die selbstgemachte und heuchlerische Scheindemut ist eine hündische, pfäffische Frömmelei und eine Entwürdigung.

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— 567 —

Wer sich beugt, wird aufgerichtet

werden.2)

Wer sich ausgiesst, wird erfüllt.8)

Wer sich beugt, wird aufgerichtet werden. 2) Wer sich ausgiesst, wird erfüllt. 3)

Wer sich abnützt, wird erneuert.4)

Wer sich unterwirft, wird erhöht.5)

Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt.6)

Deshalb hält sich der Weise an die

Einheit und steht für alle als ein Beispiel

zur Nachahmung da.7)

2) Wo die eigene Vernunft sich vor der

Wer sich abnützt, wird erneu'ert.')

Weisheit beugt, da tritt die Kraft der Weis-

heit in sie ein und richtet sie auf.

s) Wer die Irrtümer fahren lässt, in den

Wer sich unterwirft, wird erhöht. 5) Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt.6)

dringt die Erkenntnis ein.

4) Je mehr die Liebe giebt, um so mehr

gewinnt sie an Kraft.

5) Wer dem Gesetze der Natur gemäss

handelt, der beherrscht die Natur.

Deshalb hält sich der Weise an die Einheit und steht für alle als ein Beispiel zur Nachahmung da. 7)

*) Je höher die Aufgeblasenheit sich er-

hebt, um so tiefer ist ihr Fall.

7) Der Weise hält fest an der Erkenntnis

der Einheit Gottes in allen Dingen, und durch

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das Licht der Wahrheit, die ihn erfüllt, wird

er eine Leuchte für alle.

2} Wo die eigene Vemunft sich vor der

Weisheit beugt, da tritt die Kraft der Weisheit in sie ein und richtet sie auf. S) Wer die Irrtümer fahren lässt, in den dringt die Erkenntnis ein. .

') Je mehr die Liebe giebt, um so mehr gewinnt sie an Kraft.

.5) Wer dem Gesetze der Natur gemäss handelt, der beherrscht die Natur. 6) Je höher die Aufgeblasenheit sich er-

hebt, um so tiefer ist ihr Fall.

7) Der Weise hält fest an der Erkenntnis der Einheit Gottes in allen Dingen, und durch das Licht der Wahrheit, die ihn erfüllt, wird er eine Leuchte für alle.

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Original fram

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— 568 —

·568

Er ist kein Prahler und deshalb leuch-

-

tet er.

Er ist nicht selbstsüchtig und wird

Er ist kein Prahler und deshalb leuchtet er. Er ist nicht selbstsüchtig und wird deshalb gepriesen. . Er ist nicht ·eitel und deshalb schätzt man ihn. Er ist nicht hochmütig und deshalb wird er geehrt. Und weil er mit niemandem wetteifert, so ist niemand sein Feind. Der alte Spruch: "Wer sich demütigt, wird bis zum Ende bewahrt bleiben." 8) Wahrlich! es ist kein leeres Geschwätz! Er wird zweifellos in·Frieden nach seiner Heimat zurückkehren.

deshalb gepriesen.

. Er ist nicht eitel und deshalb schätzt

man ihn.

Er ist nicht hochmütig und deshalb

wird er geehrt.

Und weil er mit niemandem wetteifert,

so ist niemand sein Feind.

Der alte Spruch: „Wer sich demütigt,

wird bis zum Ende bewahrt bleiben."8)

Wahrlich! es ist kein leeres Geschwätz!

Er wird zweifellos in Frieden nach seiner

Heimat zurückkehren.

8) Das Ende ist der Zeitpunkt, wenn am

Ende der Schöpfungsperiode alle Geschöpfe,

selbst die „Engel" wieder in die Gottheit

eingehen, aus der sie geflossen sind.

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(Fortsetzung folgt.)

8) .Das Ende ist der Zeitpunkt, wenn am End~ der Schöpfungsperiode alle Geschöpfe, selbst die "Engel" wieder 'in die Gottheit eingehen, aus der sie geflossen sind. (Fortsetzung folgt.)

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K a r m a.

(Fortsetzung.)

VI.

Selbstbewusstsein.

„Am Dinge zweifeln kannst du, was und ob es sei;

An deinem Ich fällt dir gewiss kein Zweifel-bei.

Dies ist der Ausgangspunkt. Sei deiner nur

gewiss!

Zu allem Wissen kommst du so ohn' Hindernis."

F. Rückert: „Die Weisheit des Brahmanen."

Es giebt viele Leute, die gerade deshalb,

weil sie keine eigene Einsicht haben, alles

„bewiesen" haben wollen; dennoch wird es

Kar m a.

schwerlich jemanden geben, der so unver-

ständig ist, dass er nicht, auch ohne dass man

ihm Kapitel und Vers irgend einer „anerkann-

(Fortsetzung.)

ten wissenschaftlichen Autorität" citiert, be-

greift, dass er ein Bewusstsein hat. Er weiss

es ganz bestimmt und zweifellos, und aus

keinem anderen Grunde, als weil er sich dessen

oewusst ist, d. h. er weiss, dass ein Bewusst-

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VI.

Selbstbewusstsein. "Am Dinge zweifeln kannst du I was und ob es sei; An deinem Ich ßllt dir rewiss kein Zweifel· bei.

Dies ist der Ausgangspunkt.

Sei deiner nur gewiss! Zu allem Wissen kommst du so ohn' Hindernis." F. Rflckert: "Die Weisheit des Brahmanen."

Es giebt viele Leute, die gerade deshalb, . weil sie keine eigene Einsicht haben, alles "bewiesen" haben wollen; dennoch wird es schwerlich jemanden geben, der so unverständig ist, dass er nicht, auch ohne dass man ihm Kapitel und Vers ~gend einer "anerkannten wissenschaftlichen Autorität" citiert, begreift, dass er ein Bewusstsein hat. Er weiss es ganz bestimmt und zweifellos, und aus keinem anderen Grunde, als weil er sich dessen bewusst ist, d. h. er weiss, dass ein Bewusst-

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57 0

— 57° —

sein vorhanden ist und dass dasselbe eine

Kraft ist, die er sein eigen nennt.

sein vorhanden ist und dass daSselbe eine Kraft ist, die er sein eigen nennt.

Ist aber diese Kraft oder dieser Zustand

in der That unser persönliches Eigentum?

Was wird aus ihr und wohin entflieht sie, wenn

unser Körper schläft? Läge ihr nicht ein un-

bekanntes Etwas zu Grunde, welches wir unser

„Ich" nennen und wäre das Bewusstsein nur

Ist aber diese Kraft oder dieser Zustand in der That unser persönliches Eigentum? Was wird aus ihr und wohin entflieht sie, wenn unser Körper schläft? Läge ihr nicht ein unbekanntes Etwas zu Grunde, welches wir unser "Ich" nennen und wäre das Bewusstsein nur eine während des W achens in unserem Organismus auftretende Erscheinung, so wäre der Mensch auch in seinem innersten Wesen nur ein vorübergehendes Produkt zeitweilig in ihm wirkender Naturkräfte; er würde, so oft er einschläft, aufhören, derselbe Mensch zu sein, und beim jedesmaligen Erwachen wäre er ein anderer; ja er wäre ein wesentlich anderer Mensch, so oft der durch seine Gedanken und Empfindungen hervorgerufene Bewusstseinszustand sich änderte. Dies könnte möglicherweise auch bei einem Menschen der Fall sein, der ~ kein wirkliches Selbstbewusstsein hat. Es giebt ja viele, die niemals e~nen eigenen Gedanken, kein ernstes Wollen haben, und nie aus eigener Kraft handeln, sondern sozusagen nur lebendige Spiegel sind, in denen die Empfindungen,

eine während des Wachens in unserem Or-

ganismus auftretende Erscheinung, so wäre

der Mensch auch in seinem innersten Wesen

nur ein vorübergehendes Produkt zeitweilig

in ihm wirkender Naturkräfte; er würde, so

oft er einschläft, aufhören, derselbe Mensch

zu sein, und beim jedesmaligen Erwachen

wäre er ein anderer; ja er wäre ein wesent-

lich anderer Mensch, so oft der durch seine

Gedanken und Empfindungen hervorgerufene

Bewusstseinszustand sich änderte. Dies könnte

möglicherweise auch bei einem Menschen der

Fall sein, der gar kein wirkliches Selbst-

bewusstsein hat. Es giebt ja viele, die nie-

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mals einen eigenen Gedanken, kein ernstes

Wollen haben, und nie aus eigener Kraft

handeln, sondern sozusagen nur lebendige

Spiegel sind, in denen die Empfindungen,

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- 57i —

57 1

Wünsche und Gedanken ihrer Umgebung sich

wiederspiegeln. Man nennt solche Personen

auch „Medien". Sie haben stets die Meinung

Wünsche und Gedanken ihrer Umgebung sich wiederspiegeln. Man nennt solche Pers'onen auch "Medien".. Sie haben stets die Meinung desjenigen, unter dessen Einflusse sie gerade stehen, sie wechseln ihren "Glauben", so oft sie die Lust dazu verspüren, thun stets, was ihnen gerade beliebt, insofern sie nicht durch Furcht vor Strafe davon abgehalten werden, und leben in einem Zustande von "chronischem Hypnotismus", wobei sie dennoch träumen, selbständig zu sein.

desjenigen, unter dessen Einflusse sie gerade

stehen, sie wechseln ihren „Glauben", so oft

sie die Lust dazu verspüren, thun stets, was

ihnen gerade beliebt, insofern sie nicht durch

Furcht vor Strafe davon abgehalten werden,

und leben in einem Zustande von „chronischem

Hypnotismus", wobei sie dennoch träumen,

selbständig zu sein.

Dagegen giebt es aber auch andere, welche,

ich möchte sagen „sich bewusst sind, dass sie

bewusst sind", d. h. sie erkennen in sich eine

geistige Bewusstseinskraft, welche höher als

alles persönliche Bewusstsein, persönliche Em-

pfindung und persönliches Denken ist; eine

lebendige Kraft, welche man früher mit dem

Namen „Glaube" bezeichnete, und die hoch

über allem nur wissenschaftlichen „Glauben"

oder „Fürwahrhalten von Meinungen" steht.

Der Glaube, von dem hier die Rede ist, ist das

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Selbstbewusstsein „Gottes" im Menschen, mit

anderen Worten: das Selbstbewusstsein seines

wahren »göttlichen „Ichs", .in welchem keine

Täuschung der Getrenntheit und des Gesondert-

Dagegen giebt es aber auch andere, welche, ich möchte sagen "sich bewusst sind, dass sie bewusst .sind", d. h. sie erkennen in sich eine geistige Bewusstseinskraft, welche höher als alles persönliche Bewusstsein, persönliche Empfindung und Persönliches Denken ist; eine lebendige Kraft, welche man früher mit dem Namen "Glaube" bezeichnete, und die hoch über allem nur wissenschaftlichen "Glauben" oder "Fürw'ahrhalten von Meinungen" steht. Der Glaube, von dem hier die Rede ist, ist das Selbstbewusstsein "Gottes" im Menschen, mit anderen Worten: das Selbstbewusstsein seines wahren .göttlichen "Ichs",.in welchem keine Täuschung der Getrenntheit und des Gesondert-

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seins von anderen Wesen existiert. Es ist,

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wenn nicht die klare Erkenntnis, so doch die

dunkle Vorahnung und Empfindung der gött-

lichen, über alle Selbstheit erhabenen Liebe.

seins von anderen Wesen existiert. Es ist, wenn nicht die klare Erkenntnis, so doch die dunkle Vorahnung und Empfindung der göttlichen, über alle Selbstheit erhabenen Liebe.

Friedrich Rückert drückt diese Idee in

folgenden Worten aus:

Mein wandelbares Ich, das ist und wird und war,

Ergreift im dein'gen sich, das ist unwandelbar.

Denn du bist, der du warst, und bist und sein wirst, du!

Es strömt aus deinem Sein mein Sein dem deinen zu.

Ich hätf in jeder Nacht mich, der ich war, verloren,

Und wär' an jedem Tag, als der nicht war, geboren;

Friedrich Rückert drückt diese Idee in folgenden Worten aus:

Hätf ich mich nicht, dass ich derselbe bin, begriffen,

Weil ich in dir, der ist, bin ewig inbegriffen.

Du bist schon, weil ich bin; denn also fühl' ich mich,

Dass ich durch mich nichts bin und alles bin durch dich.

Der du zum lebenden Beweise dir mich schufest;

Mein wandelbares Ich; das ist und wird und war, Ergreift im dein'gen sich, das ist unwandelbar. Denn du bist, der du warst, und bist und sein wirst, du! Es strömt aus deinem Sein mein Sein dem deinen zu.

Dich zu beweisen ist, wozu du mich berufest.

Dich zu beweisen durch mich selbst mir und der Welt,

Die den Beweis von dir nicht kennt, den sie enthält.

Damit ist aber gesagt, dass der Mensch

gar kein wirkliches und dabei „eigenes" und

separates Bewusstsein hat, sondern dass das

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persönliche Selbstbewusstsein im Grunde ge-

Ich hätt' in jeder Nacht mich, der ich war, verloren, Und wir' an jedem Tag, als der nicht war, geboren; Hätt' ich mich nicht, dass ich derselbe bin, begriffen, Weil ich in dir, der ist, bin ewig inbegriffen.

nommen nur eine Täuschung, das wahre

Selbstbewusstsein dagegen das ihm innewoh-

nende, wenn auch noch schlummernde Gottes-

Du bist schon, weil ich bin; denn also fühl' ich mich, Dass ich durch mich nichts bin und alles bin durch dich. Der du zum lebenden Beweise dir mich schufest; Dich zu beweisen ist, wozu du mich berufest. Dich zu beweisen durch mich selbst mir und der Welt, Die den Beweis von dir nicht kennt,· den sie enthält.

Damit ist aber gesagt, dass der Mensch gar kein wirkliches und dabei "eigenes" und separates Bewusstsein hat, .sondern dass das persönliche Selbstbewusstsein im Grunde genommen nur' eine Täuschung, das w~e Selbstbewusstsein ,dagegen das ihm innewohnende, wenn auch noch schlummernde Gottes-

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— 573 —

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bewusstsein ist. Ein handgreiflicher wissen-

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schaftlicher Beweis dafür lässt sich für den

unverständigen Skeptiker ebensowenig er-

bewusstsein ist. Ein handgreiflicher wissenschaftlicher Beweis dafür lässt sich für den unverständigen Skeptiker ebensowenig erbringen, als ein Mensch einem Holzblocke bew~isen kann, dass er ein Bewusstsein hat. Es handelt sich in geistigen Dingen nicht um Beweise, sondern, um das Verständnis. Anstatt sich darum zu streiten, ob es einen Gott des Weltalls gäbe oder nicht, sollte jeder darauf bedacht sein, in seinem eigenen Wesen sich der Entwicklung göttlicher 'Eigenscha~en fähig zu machen, und dadurch ein lebendiger Beweis des göttlichen Daseins zu werden.

bringen, als ein Mensch einem Holzblocke be-

weisen kann, dass er ein Bewusstsein hat. Es

handelt sich in geistigen Dingen nicht um

Beweise, sondern um das Verständnis. Anstatt

sich darum zu streiten, ob es einen Gott des

Weltalls gäbe oder nicht, sollte jeder darauf

bedacht sein, in seinem eigenen Wesen sich

der Entwicklung göttlicher Eigenschaften

fähig zu machen, und dadurch ein lebendiger

Beweis des göttlichen Daseins zu werden.

Dieses göttliche Selbstbewusstsein, in wel-

chem aber keine Vorstellung oder Empfindung

von „Selbst", im gewöhnlichen Sinne dieses

Wortes, zu finden ist, liegt dem Scheinselbst-

bewusstsein oder dem „persönlichen" Bewusst-

sein zu Grunde und sollte dasselbe durch-

dringen, durchleuchten und am Ende ganz in

sich absorbieren, so dass im Menschen alle

weltlichen Gedanken und Empfindungen aus

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seinem Gemüte verschwinden und nur noch

das Allselbstbewusstsein Gottes übrig bleibt.

Dies ist die Vereinigung der menschlichen

Seele mit Gott, die Aufopferung auf Golgatha

Dieses göttliche Selbstbewusstsein, in welchem aber keine Vorstellung oder EmpfindWlg von "Selbst", im gewöhnlichen Sinne dieses W ortes, zu finden ist, liegt dem Scheinselbstbewusstsein oder dem "persönlichen" Bewusstsein zu Grunde und sollte dasselbe durchdringen, durchleuchten und am Ende ganz in sich absorbieren, so dass im Menschen alle weltlichen Gedanken und Empfindungen aus seinem Gemüte verschwinden und nur noch das Allselbstbewusstsein Gottes übrig bleibt. Dies' ist die Vereinigung der menschlichen Seele mit Gott, die Aufopferung auf Golgatha

.

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— 574 —

-

und die Auferstehung in der Verklärung. In

574

jedem Menschen ist bei seiner Geburt der

Keim zur Offenbarung dieses göttlichen Selbst-

und die Auferstehung in der Verklärung. In jedem Menschen ist bei seiner Geburt der Keim zur Offenbarung- dieses göttlichen Selbstbewusstseins enthalten. In vielen bleibt es, solange sie leben, nur eine abstrakte Idee, ein mathematischer Punkt, der keinerlei Ausdehnung hat und deshalb dem menschlichen Verstande nicht fassbar ist. In anderen erwacht die latente Kraft und breitet sich aus, und in einigen erblüht sie und trägt die reife Frucht der Erkenntnis der Wahrheit.

bewusstseins enthalten. In vielen bleibt es,

solange sie leben, nur eine abstrakte Idee, ein

mathematischer Punkt, der keinerlei Aus-

,0.

dehnung hat und deshalb dem menschlichen

Verstande nicht fassbar ist. In anderen er-

wacht die latente Kraft und breitet sich aus,

und in einigen erblüht sie und trägt die reife

0

Frucht der Erkenntnis der Wahrheit.

Und nun wirft sich uns hier die Frage auf,

ob wir auch in geistiger Beziehung voll-

kommen, nämlich dreidimensionale Wesen

sind, wie wir es in körperlicher Beziehung zu

sein scheinen. Wir wissen, dass drei die Zahl

der Form ist*). Zu einem vollkommenen

Wesen gehört eine vollkommene Form; zu

einer geistigen Vollkommenheit gehört die

Einheit der Dreiheit, die „heilige Dreieinig-

keit", in welcher das Erkennende (der Geist),

das Erkannte (die Wahrheit) und die Erkennt-

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nis selbst zu einem unteilbaren Ganzen (der

Weisheit) vereinigt sind. Ohne diese Dreiheit

giebt es kein vollkommenes Selbstbewusstsein,

Und nun wirft sich uns hier die Frage auf, ob wir auch in geistiger Beziehung vollkommen, nämlich dreidimensionale Wesen sind, wie wir es in körperlicher Beziehung zu sein scheinen. Wir wissen, dass drei die Zahl der Form ist *). Zu einem vollkommenen Wesen gehört eine vollkommene Form; zu einer geistigen V ollkommenheit gehört die Einheit der Dreiheit, die ,,heilige Dreieinigkeit''; in we1c1.J.er das Erkennende (der Geist), das Erkannte (die Wahrheit) und die Erkenntnis selbst zu einem unteilbaren Ganzen (der W.eisheit) vereinigt sind. Ohne diese Dreiheit giebt es kein ,vollkommenes Selbstbewusstsein,

*) „Lotusblüten," Bd. IV, S. 684.

*) "Lotusblüten, " Bd. IV, S. 684.

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— 575 —

ebensowenig als es eine denkbare Form giebt,

.575

die nicht drei Raumdimensionen, nicht mehr

ebensowenig als es eine denkbare Form giebt, die nicht drei Raumdimensionen , nicht mehr und nicht weniger, nämlich Höhe, Breite und Tiefe hat.

und nicht weniger, nämlich Höhe, Breite und

Tiefe hat.

Ein mathematischer Punkt ist undenkbar;

sowie er durch ein Symbol dargestellt wird,

hört er auf, eine unteilbare Grösse zu sein.

Im Geistigen korrespondiert er mit dem Un-

bewusstsein, in welchem das Selbstbewusstsein

noch nicht erwacht und offenbar ist. Die

erste denkbare Raumdimension beginnt dort,

wo der Punkt offenbar wird, der aber dann,

Ein mathematischer Punkt ist undenkbar; sowie er durch ein Symbol dargestellt wirq, hört er auf, eine unteilbare Grösse zu sein. Im Geistigen korrespondiert er mit dem U nbewusstsein, in welchem das Selbstbewusstsein noch nicht erwacht und offenbar ist. Die erste denkbare Rcmmdimension beginnt dort, wo der Punkt offenbar wird, der aber· dann, wenn er auch noch so klein ist, schon eine Linie oder Zusammensetzung von unendlich kleinen Punkten darstellt. Geistig betrachtet stellt diese erste Raumdimension die Wirkung einer Kraft von einem Mittelpunkte nach zwei einander entgegengesetzten Richtungen dar, Aktion und Reaktion, Centripetal- und Centrifugalkraft, die mit dem nicht offenbaren mathematischen Mittelpunkte eine Dreiheit bilden. Man mag sich z. B. einen Magneten in noch so. kleine Stücke geteilt denken, so wird doch jedes derselben seine zwei Pole haben; ebenso hat der Wille des Menschen, wenn er auch noch so gering ist, schon den

wenn er auch noch so klein ist, schon eine

Linje oder Zusammensetzung von unendlich

kleinen Punkten darstellt. Geistig betrachtet

stellt diese erste Raumdimension die Wirkung

einer Kraft von einem Mittelpunkte nach

zwei einander entgegengesetzten Richtungen

dar, Aktion und Reaktion, Centripetal- und

Centrifugalkraft, die mit dem nicht offenbaren

mathematischen Mittelpunkte eine Dreiheit

bilden. Man mag sich z. B. einen Magneten

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in noch so kleine Stücke geteilt denken, so

wird doch jedes derselben seine zwei Pole

haben; ebenso hat der Wille des Menschen,

wenn er auch noch so gering ist, schon den

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— 576 —

Impuls in sich, nach zwei entgegengesetzten

Richtungen, nach dem Lichte und nach der

Dunkelheit sich zu bewegen. Die dunkle

Impuls in sich, nach zwei entgegengesetzten Richtungen, nach· dem Lichte und nach der Dunkelheit sich zu bewegen. Die dunkle V orahnung eines höheren Daseins, der noch nicht erkennende Glaube, ist der mathematische Punkt im geistigen Bewusstsein des Menschen; er wird offenbar durch die sich entfaltende Kraft, welche die Seele nach oben erhebt.

Vorahnung eines höheren Daseins, der noch

nicht erkennende Glaube, ist der mathematische

Punkt im geistigen Bewusstsein des Menschen;

er wird offenbar durch die sich entfaltende

Kraft, welche die Seele nach oben erhebt.

In der zweiten Raumdimension finden wir

die Ebene, die man sich als eine Reihe neben-

einander liegender paralleler Linien, oder als

von einem Mittelpunkte ausgehende parallele

Strahlen denken kann, welche zusammen eine

Fläche bilden. Ein Wesen, welches in der

ersten Raumdimension existieren würde, könnte

von nichts eine Erkenntnis haben, als von sei-

nem eigenen Gegensatz, da ja alles, was

ausserhalb dieser Linie wäre, nicht in den Be-

reich seines Bewusstseins kommen könnte.

Ebenso kann auch ein Wesen der zweiten

In der zweiten Raumdimension finden wir die Ebene, die man sich als eine Reihe nebeneinander liege.nder paralleler Linien, oder als von einem Mittelpunkte ausgehende parallele Strahlen denken kann, welche zusammen eine Fläche bilden. Ein Wesen, welches in der ersten Raumdimension existieren würde, könnte von nichts eine Erkenntnis haben, als von seinem eigenen Gegensatz, da ja alles, was ausserhalb dieser Linie wäre, nicht in den Bereich seines Bewusstseins. kommen könnte. Ebenso kann auch ein Wesen der zweiten Raumdimension sich nur derjenigen Dinge bewusst werden, welche innerhalb dieser Ebene liegen. Unter den Bewohnern dieser Ebene könnte sich eine Wissenschaft entwickeln, welche genau alle die Erscheinungen dieser Ebene kennt und beschreibt, und dennoch

Raumdimension sich nur derjenigen Dinge

bewusst werden, welche innerhalb dieser Ebene

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liegen. Unter den Bewohnern dieser Ebene

könnte sich eine Wissenschaft entwickeln,

welche genau alle die Erscheinungen dieser

Ebene kennt und beschreibt, und dennoch

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absolut gar nichts von etwas Höherem, was

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über dieser Ebene liegt, weiss oder begreift.

Dies ist in der That der Standpunkt der

absolut gar nichts von etwas Höherem, was über dieser Ebene liegt, weiss oder begreift.

menschlichen Wissenschaft so lange in ihr

keine Gotteserkenntnis vorhanden ist, und wie

ein zweidimensionaler Raum etwas undenk-

bares und wesenloses ist, da selbst das dünnste

Stück Papier, welches eine Ebene darstellen

.

folglich zur dritten Raumdimension gehört,

so ist auch alles, was die materielle Wissen-

schaft zü kennen vermeint, im Grunde ge-

nommen wesenlos und nichts als eine leere

Erscheinung; denn zu einem intellektuell fass-

baren Wesen gehören drei Begriffe: Länge,

Breite und Höhe, und wo eine von diesen

dreien fehlt, haben auch die zwei anderen

keinen Sinn. Ein Dreieck, an welchem die

eine Seite fehlt, ist gar kein Dreieck, sondern

nur ein von zwei mathematischen Linien ge-

bildeter Winkel, der auf keinerlei Art körper-

lich dargestellt werden kann.

Wir wissen, dass wir körperlich drei-

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.

Dies ist in der That der Standpunkt der menschlichen Wissenschaft so lange in ihr keine Gotteserkenntnis vorhanden ist, und wie ein zweidimensionaler Raum etwas undenkbares und wesenloses ist, da s~lbst das' dünnste Stück Papier, welches eine Ebene darstellen soll, immer noch eine gewisse Dicke hat und folglich zur dritten Raumdimension gehört,' so ist auch alles, was die materielle Wissenschaft ZU kennen vermeint, im Grunde genommen wesenlos und nichts als eine leere Erscheinung; denn zu einem int~llektuell fassbaren Wesen gehören drei Begriffe: Länge, Breite und Höhe, und wo eine von diesen .dreien fehlt, haben auch die zwei anderen keinen Sinn. Ein Dreieck, an welchem die eine Seite fehlt, ist gar kein Dreieck, sondern nur ein von zwei mathematischen Linien gebildeter Winkel, der auf keinerlei Art körperlich dargestellt werden kann.

soll, immer noch eine gewisse Dicke hat und

dimensionale Wesen sind, denn unsere Kör-

per haben Länge, Breite und Dicke; aber

Wir wissen, dass wir körperlich dreidimensionale Wesen sind, denn unsere KörPer habeI!- Länge, Breite und Dicke; aber

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geistig betrachtet sind vielleicht die meisten

Erdbewohner nur zweidimensionale Wesen,

geistig betrachtet. sind vielleicht die meisten Erdbewohner nur zweidimensionale Wesen, d. h. sie sind sich nur derjenigen Dinge bewusst, .welche in ihrer eigenen körperlichen Daseinsebene liegen. Um sich der dreidimensionalen Welt, welche sie, ohne dass sie es wissen, umgiebt, bewusst zu werden, müssen sie sich erst selbst zu geistig dreidimensionalen Wesen entwickeln und aus der Länge und Breite der Ebene in die Höhe des vollkommenen Dreiecks emporwachsen.

d. h. sie sind sich nur derjenigen Dinge bewusst,

welche in ihrer eigenen körperlichen Daseins-

ebene liegen. Um sich der dreidimensionalen

Welt, welche sie, ohne dass sie es wissen,

umgiebt, bewusst zu werden, müssen sie sich

erst selbst zu geistig dreidimensionalen Wesen

entwickeln und aus der Länge und Breite der

Ebene in die Höhe des vollkommenen Drei-

ecks emporwachsen.

Wir können das Dasein im Ganzen mit

einer Pyramide vergleichen. Sie ist das Sinn-

bild der vollkommenen Form. Ihre Spitze ist

der Punkt, von welchem das Licht ausstrahlt,

welches ihr Inneres von Oben nach unten

durchdringt; ihr Fuss ist das Materielle, das

Dunkel. Die Menschheit ohne Gotteserkennt-

nis ist vergleichbar mit dem Gewürm, das

sich in der Erde unter dem Fusse der Pyramide

bewegt, von dem Lichte von oben nichts

weiss, und alles zu wissen glaubt, wenn es

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die Formen der Geschöpfe kennt, die mit ihm

umher krabbeln und kriechen. Sowohl der

ihn umgebende Weltenraum, als auch die darin

Wir können das Dasein im GaPlzen mit einer Pyramide vergleichen. Sie ist das Sinnbild der vollkommenen Form. Ihre Spitze ist der Punkt, von welchem das Licht ausstraWt, welches ihr Inneres von oben nach unten durchdringt; ihr Fuss ist das Materielle, das Dunkel. Die Menschheit ohne Gotteserkenntnis ist vergleichbar mit dem Ge\vürm, das. sich in der Erde unter dem F usse der Pyramide bewegt, von dem Lichte von oben nichts weiss, und alles zu wissen glaubt, wenn e~ die Formen der Geschöpfe kennt, die mit ihm umher krabbeln und kriechen. Sowohl der ihn umgebende WeltenrauI?' als auch die darin \valtenden Kräfte, insoferne sie nicht objektiv

waltenden Kräfte, insoferne sie nicht objektiv

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auftreten, sind ihm ein Nichts und die All-

-

gegenwart Gottes ein Wort ohne Sinn.

Aus dieser Unfähigkeit, das Nichtoffenbare

auftreten, sind ihm ein Nichts und die Allgegenwart Gottes ein Wort ohne Sinn.

und Geistige zu erkennen, eben weil es nicht

objektiv ist und jenseits der „Bewusstseins-

schwelle" des materiellen Menschen liegt, ent-

springt der Wirrwarr und die unzähligen Miss-

verständnisse, welche in Bezug auf Worte

Aus diese~ Unfähigkeit, das Nichtoffenbare und Geistige zu erkennen, eben weil es nicht objektiv ist urid jenseits d.er "Bewusstseins-' schwelle" des materiellen Menschen liegt, entspringt der Wirrwarr und die unzähligen Missverständnisse, welche in Bezug auf Worte herrschen, welche geistige und göttliche Dinge betreffen.. Ist z. B. von "Gott" die Rede, so stellt sich der an irdische objektive V orstellungen gewöhnte Menschenverstand unwillkürlich irgend ein objektives Wesen ,einen Mitbewohner seiner eigenen zweiten Raumdimension vor, und daraus entspringen die verkehrtesten Auffassungen, 'v elche der Wahrheit geradezu entgegengesetzt sind.

herrschen, welche geistige und göttliche Dinge

betreffen. Ist z. B. von „Gott" die Rede, so

stellt sich der an irdische objektive Vorstellun-

gen gewöhnte Menschenverstand unwillkürlich

irgend ein objektives Wesen, einen Mitbe-

wohner seiner eigenen zweiten Raumdimension

vor, und daraus entspringen die verkehrtesten

Auffassungen, welche der Wahrheit geradezu

entgegengesetzt sind.

Wir können nichts anderes erkennen als

dasjenige, was innerhalb unseres eigenen Be-

wusstseinskreises enthalten ist, aber dieses

Bewusstsein kann sich entweder nur als eine

Ebene darstellen, in welcher nur dasjenige

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erkannt werden kann, was in dieser Ebene

liegt, und sowohl das, was darüber, als auch

was darunter ist, in derselben nicht offenbar

Lotusblüten XLVII. 39

Wir können nichts anderes erkennen als dasjenige, was innerhalb unseres eigenen Bewusstseinskreises enthalten ist, aber dieses Bewusstsein kann sich entweder nur als eine Ebene darstellen, in welcher nur dasjenige erkannt werden kann, was in dieser Ebene liegt, und sowohl das, was. darüber, als auch was darunter ist, in derselben nicht offenbar Lo'nabUlten XLVIl.

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werden kann, oder es mag als ein vollkomme-

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nes Dreieck gedacht werden, in welchem alle

Höhe und Tiefe, Länge und Breite enthalten

werden kann, .oder es mag als ein vollkommenes Dreieck gedacht werden, in welchem alle Höhe und Tiefe, Länge und Breite enthalten ist. Wer sich nur des Niederen bewusst ist, der hat für das Höhere keine Erkenntnis; wer nur die Erscheinungen sieht, nicht aber die denselben zu Grunde liegende Wesenheit, für den ist das wahre Wesen der Dinge nicht vorhanden, und er irrt sich, indem er die Erscheinung für das Wesen hält. Er sieht die Thätigkeit des Lebens in den einzelnep F armen, aber weiss nichts von einem Leben selbst, das alle Formen durchdringt, und dessen Offenbarung in den Formen deren. Lebendigsein . ist, und weil er von der Ursache dieser Lebensthätigkeit rtichts weiss, so hält er dieselbe für ein Produkt der Form und verwechselt beständig die Wirkung einer Ursache mit der Ursache, welche die Wirkung erzeugt. Heiligkeit, Erhabenheit, Gerechtigkeit, Selbst!osigkeit u. dergI. sind für solche Menschen entweder leere Worte oder künstliche, auf gegenseitiger Übereinkunft beruhende Abmachungen, soziale dem Gesetze der Notwendigkeit entspringende Zustände u. s. w.; denn die Bewohner der zweiten Raumdimension sehen nicht was über ihnen ist, sondern nur was

ist. Wer sich nur des Niederen bewusst ist,

der hat für das Höhere keine Erkenntnis; wer

nur die Erscheinungen sieht, nicht aber die

denselben zu Grunde liegende Wesenheit, für

den ist das wahre Wesen der Dinge nicht

vorhanden, und er irrt sich, indem er die Er-

scheinung für das Wesen hält. Er sieht die

Thätigkeit des Lebens in den einzelnen For-

men, aber weiss nichts von einem Leben selbst,

das alle Formen durchdringt, und dessen Offen-

barung in den Formen deren Lebendigsein,

ist, und weil er von der Ursache dieser Lebens-

thätigkeit nichts Weiss, so hält er dieselbe für

ein Produkt der Form und verwechselt be-

ständig die Wirkung einer Ursache mit der

Ursache, welche die Wirkung erzeugt. Heilig-

keit, Erhabenheit, Gerechtigkeit, Selbstlosig-

keit u. dergl. sind für solche Menschen ent-

weder leere Worte oder künstliche, auf gegen-

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seitiger Übereinkunft beruhende Abmachun-

gen, soziale dem Gesetze der Notwendigkeit

entspringende Zustände u. s. w.; denn die Be-

wohner der zweiten Raumdimension sehen

nicht was über ihnen ist, sondern nur was

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neben ihnen erscheint; für Prinzipien haben

sie keine Augen und keinen Begriff.

Wir können das Dasein an sich als ein

neben ihnen erscheint; für Prinzipien haben sie keine Augen und keinen Begriff.

Dreieck betrachten, dessen Basis die Unwissen-

heit (Tamas) ist. Die beiden Seiten stellen

die Begierde (Rajas) dar; an der Spitze ist

der Sitz der Erkenntnis (Sattwa). Deshalb

kann auch jedes Ding auf dreierlei Art ver-

Wir können das Dasein an sich als ein Dreieck betrachten, dessen Basis die Unwissenheit (Ta.mas) ist. Die beiden Seiten stellen die Begierde (Rajas) 'dar; an der Spitze ist der Sitz der Erkenntnis. (Sattwa). Deshalb kann auch jedes Ding auf dreierlei Art verstanden, respektive missverstanden werden. Der Unwissende sieht es so, wie es ihm seine Unwissenheit darstellt, der Begehrliche so, wie es ihm seine Begierde vorspiegelt, der Erkennende erkennt es im Lichte der Wahrheit, so wie es in Wirklichkeit ist. Der Unwissende sieht die Worte des Märchens, versteht sie aber nicht; der Begehrliche versteht die Worte, fasst aber deren Bedeutung falsch auf; der Erkennende ~rkennt den im ~Iärchen verborgenen Sinn.

standen, respektive missverstanden werden.

Der Unwissende sieht es so, wie es ihm

seine Unwissenheit darstellt, der Begehrliche

so, wie es ihm seine Begierde vorspiegelt,

der Erkennende erkennt es im Lichte der

Wahrheit, so wie es in Wirklichkeit ist. Der

Unwissende sieht die Worte des Märchens,

versteht sie aber nicht; der Begehrliche ver-

steht die Worte, fasst aber deren Bedeutung

falsch auf; der Erkennende erkennt den im

Märchen verborgenen Sinn.

Es wäre geradezu lächerlich, wenn es

nicht zu traurig wäre, die Verirrungen zu

betrachten, zu welchen eine verkehrte Aus-

legung der Lehren der Weisheit diejenigen

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geführt hat, welche nicht fähig waren, sich

über ihr geistig zweidimensionales Dasein zu

39*

Es wäre geradezu lächerlich, wenn es nicht zu traurig wäre, die Verirrungen zu betrachten, zu welchen eine verkehrte Auslegung der Lehren der Weisheit diejenigen geführt hat, welche nicht fähig waren, sich über ihr geistig zweidimensionales Dasein zu 39*

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— 582 —

erheben. Die Gewohnheit, alles als in der

materiellen Ebene liegend zu betrachten und

erheben. Die Gewohnheit, alles als in der .materiellen Ebene liegend zu betrachten und die Unfähigkeit, geistige Dinge vom geistigen Standpunkte aufzufassen, haben unfassbares Unheil über die Welt gebracht und Millionen von Menschenopfern verscWungen. Kreuzzüge, Inquisition, Folter, Religionskriege aller Art, Intoleranz, Dogmatismus und Pfaffenturn haben alle ihren Ursprung in der Unfähigkeit des staubgeborenen Intellektes, sich über seine Flachheit ins Reich der geistigen Erkenntnis zu erheben, in Folge dessen er göttliche Dinge mit menscWich-tierischem Massstabe misst.

die Unfähigkeit, geistige Dinge vom geisti-

gen Standpunkte aufzufassen, haben unfass-

bares Unheil über die Welt gebracht und

Millionen von Menschenopfern verschlungen.

Kreuzzüge, Inquisition, Folter, Religions-

kriege aller Art, Intoleranz, Dogmatismus

und Pfaffentum haben alle ihren Ursprung

in der Unfähigkeit des staubgeborenen In-

tellektes, sich über seine Flachheit ins Reich

der geistigen Erkenntnis zu erheben, in Folge

dessen er göttliche Dinge mit menschlich-tie-

rischem Massstabe misst.

Wir brauchen nicht unter die Indianer zu

gehen, um nach solchen „Flachköpfen" zu

suchen, die Akademien der Gelehrten und

die Seminarien der Theologen wimmeln da-

von. Da finden wir überall höchst belesene,

unterrichtete und gelehrte Personen, welche

auf dem Gipfelpunkte des heutigen Wissens

angelangt sind, aber weil sie keine geistige

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Erkenntnis besitzen, auch unfähig sind, geis-

tige Dinge von einem höheren als dem ir-

dischen Standpunkte zu betrachten und zu

beurteilen. Sie „glauben an Gott", aber sie

Wir brauchen nicht unter die Indianer zu gehen, um nach solchen "Flachköpfen" zu suchen, die Akademien der Gelehrten und die Seminarien der Theologen wimmeln davon. Da finden wir überall höchst belesene, unterrichtete und gelehrte Personen, welche . . auf dem Gipfelpunkte des heutigen Wissens angelangt sind, aber weil sie keine geistige Erkenntnis besitzen, auch unfähig sind, geistige Dinge von eInem höheren als dem irdischen Standpunkte zu betrachten und zu beurteilen. Sie "glauben an Gott", aber sie

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— 583 —

Stellen sich unter ihm ein mit ihnen auf der-

selben Ebene, wenn auch in seinen Eigen-

schaften vollkommeneres Wesen dar, welches

objektiv und äusserlich ist, und mit dem man

stellen sich unter ihm ein mit ihnen auf derselben Ebene, wenn auch in seinen Eigenschaften vollkommeneres Wesen dar, welches objektiv und äusserlich ist, und mit dem man sich deshalb in Verhandlungen einlassen kann. Sie bedenken nicht, dass sie sich durch diese .Anmassung auf gleiche Stufe mit Gott stellen wollen. Es ist für sie nichts anderes denkbar, als was in ihrer eigenen Bewusstseinsebene liegt.

sich deshalb in Verhandlungen einlassen kann.

Sie bedenken nicht, dass sie sich durch diese

Anmassung auf gleiche Stufe mit Gott stellen

wollen. Es ist für sie nichts anderes denk-

bar, als was in ihrer eigenen Bewusstseins-

ebene liegt.

So bildet sich z. B. der kurzsichtige fromme

Schwärmer ein, er müsse, um das Gesetz zu

befolgen, welches sagt: „Du sollst Gott lieben

über alles", die Menschen verachten; er sieht

nur sich selbst und seine eingebildeten eige-

nen Interessen; er steht nicht hoch genug,

um auf sich selbst und alle Menschen herab-

zublicken und sie als Gefässe, in denen Gott

sich offenbart, zu erkennen.

Seine „Liebe" ist ein kleines Ding, das

sich nur in der Ebene bewegt und von einem

Gegenstande in dieser Ebene zu einem an-

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dern daselbst übertragen werden kann. Er

weiss nichts von jener Liebe, die alles in

dieser Ebene umfasst, aber auch hoch über

.

So bildet sich z. B. der kurzsichtige fromme Schwärmer ein, er müsse, um das Gesetz zu befolgen, weIches sagt: "Du sollst Gott lieben über alles", die Menschen verachten; er sieht nur sich selbst und seine eingebildeten eigenen Interessen; er steht nicht hoch genug, um auf sich selbst und alle Menschen herabzublicken und sie als Gefässe, in denen Gott sich offenbart, zu erkennen. Seine "Liebe" ist ein kleines Ding, das sich nur in der Ebene bewegt und von einem Gegenstande in dieser Ebene meinem andem daselbst übertragen werden kann. Er weiss nichts von jener Liebe, die alles in dieser Ebene umfasst, aber auch hoch über

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— 584 —

ihr steht. Die irdische Liebe wird von einem

Gegenstande genommen und einem andern

gegeben; aber die göttliche Liebe erfüllt alle

Dinge in dieser Welt, und wenn sie dieselben

ihr steht. Die irdische Liebe wird von einem Gegenstande genommen und einem andem gegeben; aber die göttliche Liebe erfüllt alle Dinge in dieser Welt, und w~nn sie dieselben erfüllt hat, so ist sie deshalb doch nicht weniger geworden, sondern reicht noch weit über alle Dinge bis zu ihrem Ursprunge hinauf.

erfüllt hat, so ist sie deshalb doch nicht

weniger geworden, sondern reicht noch weit

über alle Dinge bis zu ihrem Ursprunge

hinauf.

Es giebt keine Lehre der Weisheit und

keine Stelle in der Bibel, die nicht durch den

Unverstand verkehrt und der Wahrheit ge-

radezu entgegengesetzt ausgelegt und ange-

wendet werden kann. .Das der zweiten Di-

mension angehörige gehaltlose und wesenlose

Scheinselbst ist nur der leere Schatten des

wahren und höheren Selbsts, es kann die

Wahrheit nicht fassen und da sein ganzes

Dasein ein Selbstbetrug ist, so ist auch sein

ganzes Wissen und Können in Bezug auf

alles, was jenseits seines Schattenreiches liegt,

Selbsttäuschung und Betrug. Auch kann

Es giebt keine Lehre der Weisheit und. keine Stelle in der Bibel, die nicht durch den Unverstand verkehrt und der Wahrheit geradezu entgegengesetzt ausgelegt und angewendet werden kann. .Das der zweiten Dimension angehörige gehaltlose und wesenlose Scheinselbst ist nur der leere Schatten des wahren und höheren Selbsts, es kann die Wahrheit nicht fassen und da sein ganzes Dasein ein Selbstbetrug ist, so ist auch sein ganzes Wissen und Können' in ~ezug auf alles, was jenseits seines Schattenreiches liegt, . Selbsttäuschung und Betrug. Auch kann dieses "Selbst" nicht begreifen, dass die materielle Welt nur ein Traumbild oder Schattenspiel sei, denn es ist ja selbst nichts als ein Schatten und Traum, hält sich aber dabei für etwas Wirkliches, weil es die Wahrheit nicht

dieses „Selbst" nicht begreifen, dass die ma-

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terielle Welt nur ein Traumbild oder Schatten-

spiel sei, denn es ist ja selbst nichts als ein

Schatten und Traum, hält sich aber dabei für

etwas Wirkliches, weil es die Wahrheit nicht

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kennt. Aus diesem Grunde haben die Ge-

lehrten des Schattenreiches kein Verständnis

für das ewig Wirkliche, und die theosophi-

kennt. Aus diesem Grunde haben die Gelehrten des Schattenreiches kein Verständnis für das ewig Wirkliche, und die theosophischen Lehren sind ein Unsinn für alle, die keine Spur von Gotteserkennt,nis besitzen. Selbst die Tugenden solcher Personen stinken und beruhen im besten Falle auf erkünstelter Nachahmung, nicht aber aus eigener geistiger Kraft. Dem eigenen wahren Wesen können sie nicht entspringen, da ein solches entweder • gar nicht vorhanden oder noch nicht zu ihrem Bewusstsein gekommen ist. 'Das wahre Selbstbewusstsein in solchen Personen ist der noch nicht fassbare mathematische Punkt in der Ebene der Illusion. Wie das höchste Ideal des selbstsüchtigen Gelehrten des Schattenreiches in der Be~edigung seiner wissenschaftlichen Neugierde besteht, so besteht das Ideal des egoistischen Moralisten in der Wertschätzung seiner von Eigendünkel erfüllten Moral.

schen Lehren sind ein Unsinn für alle, die

keine Spur von Gotteserkenntnis besitzen.

Selbst die Tugenden solcher Personen stinken

und beruhen im besten Falle auf erkünstelter

Nachahmung, nicht aber aus eigener geistiger

Kraft. Dem eigenen wahren Wesen können

sie nicht entspringen, da ein solches entweder

• gar nicht vorhanden oder noch nicht zu ihrem

Bewusstsein gekommen ist. Das wahre Selbst-

bewusstsein in solchen Personen ist der noch

nicht fassbare mathematische Punkt in der

Ebene der Illusion. Wie das höchste Ideal

des selbstsüchtigen Gelehrten des Schatten-

reiches in der Befriedigung seiner wissen-

schaftlichen Neugierde besteht, so besteht das

Ideal des egoistischen Moralisten in der Wert-

schätzung seiner von Eigendünkel erfüllten

Moral.

Das Scheinbewusstsein und Scheinselbst

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hat seinen Sitz in der Phantasie, das wahre

Selbstbewusstsein hat seinen Sitz in der Seele.

Seelenlose Menschen haben keine geistige

Empfindung und deshalb keine wahre Er-

Das Scheinbewusstsein und Scheinselbst hat seinen Sitz in der Phantasie, das wahre Selbstbewusstsein hat seinen Sitz in der Seele. Seelenlose Menschen haben keine geistige Empfindung und deshalb keine wahre Er-

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kenntnis. Der wissenschaftliche Träumer und

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-

der moralische Schwärmer haben keinen

kenntnis. Der wissenschaftliche Träumer und der moralische Schwärmer haben keinen innerlichen Halt; sie sind schillernde Blasen im Reiche der Phantasie; sie denken nur mit dem Kopf und empfinden nicht mit dem Herzen. Deshalb sagt F. Rückert:

innerlichen Halt; sie sind schillernde Blasen

im Reiche der Phantasie; sie denken nur mit

dem Kopf und empfinden nicht mit dem Her-

zen. Deshalb sagt F. Rückert:

„Solange du nur denkst, ohn' es in dir zu fühlen,

Wird ein Gedanke nur den andern weiter spülen.

Nicht wahr ist, was du denkst, nur was du fühlst ist wahr;

Durchs Denken machst du dir nur das Gefühlte klar."

Wie aber kann der Mensch sich fähig •

machen, die Wahrheit in -sich zu empfinden

und dadurch zu einem höheren Bewusstsein

und zu geistiger Erkenntnis zu gelangen?

Die Antwort darauf lautet: Er muss weniger

"Solange du nur denkst, ohn' es in dir zu fühlen, Wird ein Gedanke nur den andern weiter spülen. Nicht wahr ist, was du denkst, nur was du fühlst ist wahr; Durchs Denken machst du dir nur dai Gefühlte klar."

im Kopfe und mehr im Herzen leben, und

dort die Wahrheit in sich aufnehmen; d. h.

er muss nicht ausschliesslich seine Vorstellung,

sondern vielmehr seinen guten Willen kulti-

vieren und ein reines Gemüt haben, in wel-

chem die Wahrheit eindringen und offenbar

werden kann. Die Engelsbotschaft, welche

Wie aber kann der Mensch sich fähig· machen, die Wahrheit in 'Sich zu empfinden und dadurch zu einem höheren Bewusstsein und zu geistiger Erkenntnis zu gelangen? Die Antwort darauf lautet: Er muss weniger im Kopfe und mehr im Herzen leben, und dort die Wahrheit in sich aufnehmen; d. h. er muss nicht ausschliesslich seine Vorstellung, sondern vielmehr seinen guten Willen kultivieren und ein reines Gemüt haben, in welchem die Wahrheit eindringen und offenbar werden kann. Die Engelsbotschaft , welche erschallt, so oft die wahre Selbsterkenntnis im Menschen geboren wird, heisst nicht "Friede sei den Menschen, die den Kopf voll philosophischer Spekulationen haben", sondern "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den

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erschallt, so oft die wahre Selbsterkenntnis

im Menschen geboren wird, heisst nicht

„Friede sei den Menschen, die den Kopf voll

philosophischer Spekulationen haben", sondern

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den

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Menschen, auf Erden, die eines guten Willens

sind."

Jedem Menschen ist bei seinem Erscheinen

1vlenschen. auf Erden, die eines guten Willens sind."

ein gewisser Teil Lebenskraft mitgegeben.

Es ist die Summe, die ihm zugeteilt ist, um

auf Erden „sein Geschäft zu betreiben", und

es steht ihm frei, dieselbe zu verschwenden,

oder sie zum Erwerb von nützlichen Dingen

zu verwenden; aber er kann dieselbe Summe

Jedem Menschen ist bei seinem Erscheinen ein gewisser Teil Lebenskraft mitgegeben. Es 1st die Summe, die ihm zugeteilt ist, um auf Erden "sein Geschäft zu betreiben", und es steht ihm frei, dieselbe zu verschwenden, oder sie zum Erwerb von nützlichen Dingen zu verwenden; aber er kann dieselbe Summe nicht zweimal ausgeben, da er sie nur einmal hat. Mancher vergeudet diese Kräfte auf der tierischen Ebene zur Beförderung seiner sinnlichen Begierden und Leidenschaften, andere verwenden sie zur Ansammlung von allerlei Kenntnissen, die im Grunde genommen nutzlos sind und für sie keinen Wert mehr haben, wenn sie das irdische Leben verlassen, wieder andere, besonders religiöse Schwärmer, vergeuden ihre Kräfte in Träumen in Bezug auf das Jenseits und in gehaltloser Schwärmerei. . Wir wissen aber, dass ein Baum nicht gedeiht, wenn auch die Krone noch so sehr gepflegt und dabei dem Kern oder der Wurzel die Nahrung entzogen wird. Der Mensch kann mit einem Tempel verglichen werden, dessen Kuppel der Kopf ist, während im

nicht zweimal ausgeben, da er sie nur einmal

hat. Mancher vergeudet diese Kräfte auf der

tierischen Ebene zur Beförderung seiner sinn-

lichen Begierden und Leidenschaften, andere

verwenden sie zur Ansammlung von allerlei

Kenntnissen, die im Grunde genommen nutz-

los sind und für sie keinen Wert mehr haben,

wenn sie das irdische Leben verlassen, wieder

andere, besonders religiöse Schwärmer, ver-

geuden ihre Kräfte in Träumen in Bezug

auf das Jenseits und in gehaltloser Schwär-

merei. Wir wissen aber, dass ein Baum nicht

gedeiht, wenn auch die Krone noch so sehr

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gepflegt und dabei dem Kern oder der Wur-

zel die Nahrung entzogen wird. Der Mensch

kann mit einem Tempel verglichen werden,

dessen Kuppel der Kopf ist, während im

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-

Innern das Heiligtum sich befindet. Der mo-

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derne Philosoph und Schwärmer sitzt sein

Lebenlang in der Kuppel und sieht zur Dach-

Innem das Heiligtum sich befindet. Der moderne Philosoph und Schwärmer sitzt sein Lebenlang ,in der Kuppel und sieht zur Dachluke hinaus, neugierig zu sehen, was in der Welt vor sich geht, und während er seine wissenschaftlichen Beobachtungen anstellt, bleibt es im Innem dunkel oder es nisten sich vielleicht schädliche Tiere im Heiligtum ein. Wer aber im Heiligtum bleibt, der wird auch dort seine göttliche Nahrung empfangen; denn dort ist der Mittelpunkt, auf welchen sich die göttlichen Kräfte des Weltalls konzentrieren, und je mehr der göttliche Funke in diesem Centrum diesen Kräften entgegenstrebt, um so mehr werden sie ihn beleben, bis er selber zum Lichte wird, welches das Innere. des Tempels bis hinauf zur Kuppel erleuchtet. Das ist der Sinn der Bibelstelle, welche sagt, dass, wer den Altar bedient, auch vom Altare leben solle, und welche von den Unwissenden dahin verstanden wird, dass wer eine fette Pfarrei erwischt, auch davon tüchtige Spesen erhalten solle.

luke hinaus, neugierig zu sehen, was in der

Welt vor sich geht, und während er seine

wissenschaftlichen Beobachtungen anstellt,

bleibt es im Innern dunkel oder es nisten

sich vielleicht schädliche Tiere im Heiligtum

ein. Wer aber im Heiligtum bleibt, der wird

auch dort seine göttliche Nahrung empfangen;

denn dort ist der Mittelpunkt, auf welchen

sich die göttlichen Kräfte des Weltalls kon-

zentrieren, und je mehr der göttliche Funke

in diesem Centrum diesen Kräften entgegen-

strebt, um so mehr werden sie ihn beleben,

bis er selber zum Lichte wird, welches das

Innere des Tempels bis hinauf zur Kuppel

erleuchtet. Das ist der Sinn der Bibelstelle,

welche sagt, dass, wer den Altar bedient,

auch vom Altare leben solle, und welche von

den Unwissenden dahin verstanden wird, dass

wer eine fette Pfarrei erwischt, auch davon

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tüchtige Spesen erhalten solle.

Die Gotteserkenntnis (Theosophie) ist eine

heilige Wissenschaft und deshalb für alle, die

keine Anlage zur Heiligkeit in sich haben,

Die Gotteserkenntnis (Theosophie) ist eine heilige Wissenschaft und deshalb für alle, die keine Anlage zur Heiligkeit in sich haben,

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ein undurchdringliches Geheimnis. Der Hund

und der Affe können zu allerlei Künsten

dressiert werden und bleiben deshalb dennoch

das, was sie sind. Der Mensch, dessen Be-

ein undurchdringliches Geheimnis. Der Hund und der Affe können zu allerlei Künsten dressiert werden und bleiben deshalb dennoch das, was sie sind. Der Mensch, dessen Bewusstsein nicht über das Selbstbewusstsein seiner Persönlichkeit hinausreicht, kann in allen möglichen Systemen, Wissenschaften und Künsten wohl unterrichtet, eiQ. scharf.;, sinniger Philosoph und spitzfindiger Kritiker sein, aber die höchste Entwicklung in der zweidimensionalen Ebene kann noch hicht einen Funken von wahrer Erkenntnis erzeugen. Ebenso wird der fromme Schwärmer sich vergebens abmühen, Gott zu bereden, seiner Persönlichkeit das ewige Leben zu verleihen; denn da seine Persönlichkeit gerade dasjenige ist, was verschwinden muss, um die Erkenntnis der Unsterblichkeit eintreten zu lassen, so können alle Götter des Universums diese Illusion nicht zur Wirklichkeit machen.

wusstsein nicht über das Selbstbewusstsein

seiner Persönlichkeit hinausreicht, kann in

allen möglichen Systemen, Wissenschaften

und Künsten wohl unterrichtet, ein scharf-

sinniger Philosoph und spitzfindiger Kritiker

sein, aber die höchste Entwicklung in der

zweidimensionalen Ebene kann noch nicht

einen Funken von wahrer Erkenntnis er-

zeugen. Ebenso wird der fromme Schwär-

mer sich vergebens abmühen, Gott zu be-

reden, seiner Persönlichkeit das ewige Leben

zu verleihen; denn da seine Persönlichkeit

gerade dasjenige ist, was verschwinden muss,

um die Erkenntnis der Unsterblichkeit ein-

treten zu lassen, so können alle Götter des

Universums diese Illusion nicht zur Wirklich-

keit machen.

Die Kraft, welche diese Täuschung der

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Selbstheit, diesen Grössenwahn eines Spiegel-

bildes überwindet, ist nicht die Theorie, son-

dern die Erkenntnis der Einheit des Lebens

im ganzen Universum; mit andern Worten,

Die Kraft, welche diese Täuschung der Selbstheit, diesen Grqssenwahn eines Spiegelbildes überwindet, ist nicht die Theorie, sondern die Erkenntnis der Einheit des Lebens im ganzen Universum; mit andern Worten,

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— 59° —

59°

die göttliche Liebe, welche das Dasein Gottes

in allen Geschöpfen erkennt. „Wer die Viel-

-

heit der Erscheinungen kennt, der kennt ein

die göttliche Liebe, welche das Dasein Gottes in allen Geschöpfen erkennt. "Wer die Vielheit der Erscheinungen kennt, der kennt ein wesenloses Nichts; wer aber den Einen in allem erkennt, der hat die wahre Erk~nntnis."

wesenloses Nichts; wer aber den Einen in

allem erkennt, der hat die wahre Erkenntnis."

Diese göttliche Liebe, welche die Grund-

lage aller Spiritualität oder geistigen Erkennt-

nis ist, kann sogar in einem nicht wissen-

schaftlich gebildeten Menschen offenbar wer-

den," oder auch in einem Menschen, dessen

Persönlichkeit mit moralischen Schwächen

behaftet ist; ja sie wird sich in einem solchen

viel leichter offenbaren, als in einem von

Eigendünkel besessenen oder von dem Ge-

fühle seiner eigenen Vollkommenheit erfüllten,

Diese göttliche Liebe, welche die Grund~age aller Spiritualität oder geistigen Erkenntnis ist,· kann sogar in einem nicht wissenschaftlich gebildeten Menschen offenbar werden,' oder auch in einem Menschen, dessen Persönlichkeit mit moralischen Schwächen behaftet ist; ja sie wird' sich in einem solchen viel leichter offenbaren, als in einem von Eigendünkel besessenen oder von dem Gefühle seiner eigenen Vollkommenheit erfüllten,. selbstgefälligen' Moralisten. Wer sich einbildet, besser als andere Leute zu sein, der hängt an seinem Selbst; er trennt sich von der Menschheit los und erkennt nicht die Grösse Gottes in allem. Um je mehr er sein eingebildetes Selbst verherrlicht, um so eIn grösseres Hindernis schafft er sich in der Gotteserkenntnis; je weniger er an sich und von sich selbst denkt, um so leichter wird sein wahres Ich in ihm zum Bewusstsein kommen. Deshalb heisst es in der Bibel, dass

selbstgefälligen Moralisten. Wer sich einbil-

det, besser als andere Leute zu sein, der hängt

an seinem Selbst; er trennt sich von der

Menschheit los und erkennt nicht die Grösse

Gottes in allem. Um je mehr er sein ein-

gebildetes Selbst verherrlicht, um so ein

grösseres Hindernis schafft er sich in der

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Gotteserkenntnis; je weniger er an sich und

von sich selbst denkt, um so leichter wird

sein wahres Ich in ihm zum Bewusstsein

kommen. Deshalb heisst es in der Bibel, dass

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59!

— 59i —

die Letzten auf Erden die Ersten im Himmel,

und die Ersten auf Erden die Letzten im Him-

die Letzten auf Erden die Ersten im Himmel, und die Ersten auf Erden die Letzten im Himmel (im Gottesbewusstsein) sein werden.

mel (im Gottesbewusstsein) sein werden.

Nicht darin besteht die Gotteserkenntnis,

dass man nach Gott über den Wolken sucht,

oder sich einbildet, ihn dort zu sehen; nicht

darin, dass man für den Himmel schwärmt

und die Menschen verachtet, sondern wie ein

Baum, der um so stärker in der Erde wur-

Nicht darin besteht die Gotteserkenntnis, dass man nach Gott über den Wolken sucht, oder sich einbildet, ihn dort zu sehen; nicht darin, dass man für den Himmel schwärmt und die Menschen verachtet, sondern wie ein Baum, der um so stärker 'in der Erde wurzelt, je höher sein Stamm gegen den Himmel wächst, so muss die Liebe zur Gottheit in der Liebe zu allem, was in den Menschen göttlicher Natur ist, wurzeln. Der wahre Okkultist muss dasjenige sehen können, \vas' für andere unsichtbar ist; d. h. er muss die Gegenwart Gottes in allen Geschöpfen, sogar in den Tieren, Pflanzen und St~inen erkennen; dann wird er alle Geschöpfe und Gott über alles lieben und bestrebt sein, die Offenbarung Gottes zu dessen Verherrlichung nicht nur in seiner eigenen Person, sondern in allen .Wesen durch Entfernung der Hindernisse, welche derselben entgegenwirken, zu fördern.

zelt, je höher sein Stamm gegen den Himmel

wächst, so muss die Liebe zur Gottheit in

der Liebe zu allem, was in den Menschen

göttlicher Natur ist, wurzeln. Der wahre

Okkultist muss dasjenige sehen können, was

für andere unsichtbar ist; d. h. er muss die

Gegenwart Gottes in allen Geschöpfen, sogar

in den Tieren, Pflanzen und Steinen erken-

nen; dann wird er alle Geschöpfe und Gott

über alles lieben und bestrebt sein, die Offen-

barung Gottes zu dessen Verherrlichung nicht

nur in seiner eigenen Person, sondern in allen

Wesen durch Entfernung der Hindernisse,

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welche derselben entgegenwirken, zu fördern.

Dies geschieht nicht dadurch, dass man

darnach trachtet, die Leiden der Menschheit

bei Seite zu schaffen, und dabei die Ursachen

Dies geschieht nicht dadurch, dass man damach trachtet, die Leiden der Menschheit bei Seite zu schaffen, und dabei die Ursachen

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59 2

— 592 —

dieser Leiden unberührt lässt; ebenso gut

kqnnte man versuchen, einen Strom an seiner

dieser Leiden unberührt lässt; ebenso gut kqnnte man versuchen, einen Strom an seiner Mündung auszuschöpfen, ohne auf dessen Quellen Rücksicht zu nehmen. Das Leiden selbst ist der grösste Lehrmeister und der beste Führer auf dem Wege zur Erkenntnis. Das Böse ist der Diener des Guten; es handelt sich nicht darum, es zu beseitigen, sondern es zu überwinden. Wer ein behagliches Faulenzerleben führen kann, hat keine Veranlassung, sich um eine höhere Stufe des Daseins zu kümmern; sondern es vermehrt sich die Sucht nach sinnlichen Genüssen, je mehr sich Gelegenheit bietet, sie zu befriedigen. Das Gesetz des Karma versteht es besser, die Welt zu verbessern, als alle H umanitarier und Sozialisten. Wohl denen, die dieses Gesetz erkennen.

Mündung auszuschöpfen, ohne auf dessen

Quellen Rücksicht zu nehmen. Das Leiden

selbst ist der grösste Lehrmeister und der

beste Führer auf dem Wege zur Erkenntnis.

Das Böse ist der Diener des Guten; es han-

delt sich nicht darum, es zu beseitigen, son-

dern es zu überwinden. Wer ein behagliches

Faulenzerleben führen kann, hat keine Ver-

anlassung, sich um eine höhere Stufe des Da-

seins zu kümmern; sondern es vermehrt sich

die Sucht nach sinnlichen Genüssen, je mehr

sich Gelegenheit bietet, sie zu befriedigen.

Das Gesetz des Karma versteht es besser, die

Welt zu verbessern, als alle Humanitarier

und Sozialisten. Wohl denen, die dieses Ge-

setz erkennen.

Wir brauchen kein neues Kirchensystem,

sondern Aufklärung, keine neuen Vorschrif-

ten für die eigene Moral, die uns lehren, wie

wir um so viel besser sein können als andere

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Leute; sondern wir brauchen die selbstlose

Liebe; keine leere Predigt, sondern die That.

Ein gutes Beispiel ist mehr wert als tausend

Folianten philosophischer Spekulation. Bis-

Wir brauchen kein neues Kirchensystem, sondern Aufklärung, keine neuen V orschriften für die eigene Moral, die uns lehren, wie wir um so viel besser sein können als andere Leute; sondern wir brauchen die selbstlose Liebe; keine leere Predigt, sondern die That. Ein gutes Beispiel ist mehr wert als tausend F olianten phi~osophischer SPekulation. Bis-

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593

her wurde die Teufelsbotschaft der Begierde

gepredigt; Verherrlichung des persönlichen

Selbsts, Bevorzugung im Jenseits, Unsterb-

her \vurde die Teufelsbotschaft der Begierde gepredigt; Verherrlichung des persönlichen Selbsts, Bevorzugung im Jenseits, Unsterblichkeit oder Täuschung des Grössenwahns, und allerlei Systeme wurden erfunden, welche es ermöglichen sollten, Gott zu betrügen und für geistlose l:arven einen guten Sitz im Himmel zu erschleichen. Dieses Zeitalter hat seinen Abschluss gefUnden, eine neue Ära beginnt. Das Evangelium der über alle Selbstsucht und über allen Selbstwahn erhabenen göttlichen Liebe, welches bisher ein grosses Geheimnis war, weil es nur wenige verstehen konnten, fängt an, den Menschen verständlich zu werden, und je mehr sie diese Kraft in sich aufnehmen und in ihrem Leben verwirklichen, um so mehr wird in ihnen das Bewusstsein ihres wahren. göttlichen Selbsts offenbar werden. Dieses Evangelium zu predigen, dazu bedarf es keiner Sekte und keiner kirchlichen Autorität. Hierzu berufen ist jedermann; vor allen aber diejenigen, in welchen diese Liebe zu ihrem Selbstbewusstsein gekommen ist.

lichkeit der Täuschung des Grössenwahns,

und allerlei Systeme wurden erfunden, welche

es ermöglichen sollten, Gott zu betrügen und

für geistlose Larven einen guten Sitz im

Himmel zu erschleichen. Dieses Zeitalter hat

seinen Abschluss gefunden, eine neue Ära be-

ginnt. Das Evangelium der über alle Selbst-

sucht und über allen Selbstwahn erhabenen

göttlichen Liebe, welches bisher ein grosses

Geheimnis war, weil es nur wenige verstehen

konnten, fängt an, den Menschen verständlich

zu werden, und je mehr sie diese Kraft in

sich aufnehmen und in ihrem Leben verwirk-

lichen, um so mehr wird in ihnen das Be-

wusstsein ihres wahren göttlichen Selbsts

offenbar werden. Dieses Evangelium zu pre-

digen, dazu bedarf es keiner Sekte und keiner

kirchlichen Autorität. Hierzu berufen ist jeder-

mann; vor allen aber diejenigen, in welchen

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diese Liebe zu ihrem Selbstbewusstsein ge-

kommen ist.

(Fortsetzung folgt.)

(Fortsetzung folgt.)

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Bruchstücke aus den Hysterien.

(Fortsetzung.)

Die Bergpredigt.

Auch in der Wissenschaft giebt es keine

Klarheit ohne die Erkenntnis der Wahrheit.

Die Wissenschaft beschäftigt sich mit

äusserlichen Erscheinungen, die Philosophie

mit Wahrscheinlichkeiten, die Theosophie mit

dem innerlichen Leben, in welchem die Wahr-

heit sich offenbart; sie ist die Erkenntnis der

Wahrheit selbst und lehrt nichts anderes als

sich selbst; sie stützt sich auf keine Beweise;

wird die Wahrheit erkannt, so ist die Er-

Bruchstücke aus den Mysterien.

kenntnis da. Damit ist alles gesagt.

Ben Pandira war nun stark geworden,

indem er durch die ihm innewohnende Kraft

(Fortsetzung.)

Jehoshuas den Wahn der Eigenheit zurück-

gedrängt hatte; die Erkenntnis war zu ihm

gekommen und er empfand nun den Beruf,

ihre Lehren zu verkünden. Früher hatte

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Die Bergpredigt. Auch in der Wissenschaft gieht es keine Klarheit ohne die Erkenntnis der Wahrheit.

Die Wissenschaft beschäftigt sich mit äusserlichen Erscheinungen, die Philosophie mit Wahrscheinlichkeiten, die Theosophie mit dem innerlichen Leben, in welchem die Wahrheit sich offenbart; sie ist die Erkenntnis der Wahrheit selbst und lehrt nichts anderes als sich selbst; sie stützt sich auf keine Beweise; wird die Wahrheit erkannt, so ist die Erkenntnis da. Damit ist alles gesagt. Ben Pandira war nun stark geworden, indem er durch die ihm innewohnende Kraft Jehoshuas den Wahn der Eigenheit zurückgedrängt hatte; die Erkenntnis war zu ihm gekommen und er empfand nun den Beruf, 'ihre Lehren zu verkünden. Früher hatte

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595

er die Gegenwart des Geistes der Wahrheit

empfunden, so wie ein blinder Mann die

Wärme des Sonnenlichtes empfindet, obgleich

er die Gegenwart des Geistes der Wahrheit empfunden, so wie ein blinder Mann die Wärme des Sonnenlichtes empfindet, obgleich er das Licht selbst nicht erblicken kann, aber jetzt waren seine Augen geöffnet; es war helle in seinem Verstande geworden, und er erkannte das Licht, welches seine Seele erleuchtete. Liebe und Verstand hatten sich in ihm vereinigt, und aus diesen beiden entstand das Licht, durch welches die Wahrheit ihm offenbar wurde. So wurde er selbst von dem Geiste der Wahrheit durchdrungen, und er erkannte diesen Geist als sein wahres ewiges Selbst, welches für alle Menschen der eine Weg zur Unsterblichkeit ist.

er das Licht selbst nicht erblicken kann, aber

jetzt waren seine Augen geöffnet; es war

helle in seinem Verstande geworden, und er

erkannte das Licht, welches seine Seele er-

leuchtete. Liebe und Verstand hatten sich in

ihm vereinigt, und aus diesen beiden entstand

das Licht, durch welches die Wahrheit ihm

offenbar wurde. So wurde er selbst von dem

Geiste der Wahrheit durchdrungen, und er

erkannte diesen Geist als sein wahres ewiges

Selbst, welches für alle Menschen der eine

Weg zur Unsterblichkeit ist.

Er lehrte in vielen Städten und Dörfern

von Galiläa; ja in alle Zweige der Wissen-

schaft und Philosophie drang ein Strahl der

Erkenntnis ein, sobald die Wahrheit erschien.

Die Ruhe und das Licht, welches in seinem

Innern herrschte, erfüllte sein ganzes Wesen

und verklärte sogar die äussere Erscheinung.

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Von Ort zu Ort wanderte er und erweckte

die schlafenden Erinnerungen an längstver-

gessene geistige Lehren, und wo er erschien,

da erwachte die Liebe und aus dieser ent-

LotusblütBU XLVII. 40

Er lehrte in vielen Städten und Dörfern von Galiläa; ja in alle Zweige der Wissenschaft und Philosophie drang ein Strahl der Erkenntnis ein, sobald die Wahrheit erschien. Die Ruhe und das Licht, welches in seinem Innern herrschte, erfüllte sein ganzes Wesen und verkl~rte sogar die äussere Erscheinung. Von Ort zu Ort wanderte er und erweckte die schlafenden Erinnerungen an längstvergessene geistige Lehren, und wo er erschien, da erwachte die Liebe und aus dieser eutLutuabltltün XLVII.

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sprang die Erkenntnis; selbst durch die ver-

schlossenen Thüren der Menschenherzen drang

der Geist der Wahrheit ein; aber wenn die

sprang die Erkenntnis; selbst durch die v~r­ schlossenen Thüren der Menschenherzen drang der Geist der Wahrheit ein; aber wenn die Synagogen ihm den Eintritt verwehrten, so wählte er als seinen Hörsaal die freie Natur, und die Sterne am Himmel gaben Zeugnis für ihn. Auch machte er nicht viele Worte und bedurfte keiner weitschweifigen Redensarten, denn das Wort der Wahrheit sprach sich selbst durch ihn aus. Er hatte nicht nötig, Ideen zu sammeln und sie zu neuen Gedanken zusammenzusetzen; denn alles, was er lehrte, war von der einen Idee durchdrungen, welche in den wenigen Worten ausgedrückt werden kann: "Mensch, erkenne Dich selbst I"

Synagogen ihm den Eintritt verwehrten, so

wählte er als seinen Hörsaal die freie Natur,

und die Sterne am Himmel gaben Zeugnis

für ihn. Auch machte er nicht viele Worte

und bedurfte keiner weitschweifigen Redens-

arten, denn das Wort der Wahrheit sprach

sich selbst durch ihn aus. Er hatte nicht

nötig, Ideen zu sammeln und sie zu neuen

Gedanken zusammenzusetzen; denn alles, was

er lehrte, war von der einen Idee durch-

drungen, welche in den wenigen Worten

ausgedrückt werden kann: „Mensch, erkenne

Dich selbst!"

Unter den Rednern- dieser Welt giebt es

viele menschliche Papageien, welche nur

mechanisch die Phrasen wiederholen, welche

ihnen beigebracht worden sind, ohne deren

Sinn zu verstehen; andere holen sich aus der

Rumpelkammer der Phantasie von klugen

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Menschen erfundene Theorien, suchen sich

dabei das, was ihnen am hübschesten dünkt,

heraus und konstruieren daraus ein neues

Spielzeug, um damit dem Publikum die Zeit

Unter den Rednern' dieser Welt. giebt es viele menschliche Papageien, welche nur mechanisch die Phrasen wiederholen, welche ihnen beigebracht worden sind, ohne deren Sinn zu verstehen; andere holen sich aus der .Rumpelkammer der Phantasie von klugen Menschen erfundene Theorien, suchen sich dabei das, was ihnen am hübschesten dünkt, heraus und konstruieren daraus ein neues Spielzeug, um damit dem Publikum die Zeit

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597

zu vertreiben; wieder andere werden durch

einen fremden Geist, den sie selbst nicht

kennen, zum Sprechen gebracht, und da sie

zu vertreiben; wieder andere werden durch einen fremden Geist, den sie selbst nicht kennen, zum Sprechen gebracht, und da sie ihn nicht kennen, wissen sie nicht, ob es der Geist der Wahrheit oder der Lüge ist; wer aber durch die Kraft der Erkenntnis mit dem Geiste der Wahrheit vereinigt ist, der erkennt ihn auch, denn dieser Geist ist er selbst. So braucht der Vogel im Walde keinen Schulmeister, der ihm vermittelst einer Drehorgel das. Singen lehrt, und in wem das Wort der Wahrheit spricht, dem braucht es nicht erst vorgeorgelt zu werden. Wenn das Herz die Wahrheit empfindet, so entspringen daraus die Gedanken und aus den Gedanken das Wort. Da vernimmt dann das Ohr die Worte, der Verstand fasSt die Gedanken auf, aber der darin enthaltene Geist wird nur vom Geiste erkannt. W ohI denen, die nicht auf . äussere Worte zu hören brauchen, sondern in denen die Wahrheit selbst auf dem Berge des ·Glaubens sitzt und sie durch ihr eigenes Wort belehrt.

ihn nicht kennen, wissen sie nicht, ob es der

Geist der Wahrheit oder der Lüge ist; wer

aber durch die Kraft der Erkenntnis mit dem

Geiste der Wahrheit vereinigt ist, der erkennt

ihn auch, denn dieser Geist ist er selbst. So

braucht der Vogel im Walde keinen Schul-

meister, der ihm vermittelst einer Drehorgel

das Singen lehrt, und in wem das Wort der

Wahrheit spricht, dem braucht es nicht erst

vorgeorgelt zu werden. Wenn das Herz die

Wahrheit empfindet, so entspringen daraus

die Gedanken und aus den Gedanken das

Wort. Da vernimmt dann das Ohr die Worte,

der Verstand fasst die Gedanken auf, aber

der darin enthaltene Geist wird nur vom

Geiste erkannt. Wohl denen, die nicht auf

äussere Worte zu hören brauchen, sondern

in denen die Wahrheit selbst auf dem Berge

des Glaubens sitzt und sie durch ihr eigenes

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Wort belehrt.

Vielleicht verlohnt es sich der Mühe, das-

jenige, was Jehoshua auf dem Berge lehrte,

einer näheren Betrachtung zu unterziehen.

40*

Vielleicht verlohnt es sich der Mühe, ·dasjenige, was Jehoshua auf dem Berge lehrte, einer näheren Betrachtung zu unterziehen. 40 *

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In der griechischen Übersetzung eines alten

syrio-chaldäischen Manuskripts findet sich

hierüber Folgendes*):

In der griechischen Übersetzung eines alten syrio-chaldäischen Manuskripts findet sich hierüber Folgendes *):

1. Als Jesus aber das Volk sah,

ging er auf einen hohen Berg, und

nachdem er sich gesetzt hatte, kamen

seine Jünger zu ihm.

Als alle intellektuellen Kräfte des Men-

schen nach der Erkenntnis der Wahrheit

strebten, da erschien die Wahrheit auf dem

Als J esus aber das Volk sah, ging er auf einen hohen Berg, und nachdem er sich gesetzt hatte, kamen seine Jünger zu ihm. I.

Gipfel des Berges des Glaubens, und nach-

dem sie von der höchsten Region der Seele

Besitz ergriffen hatte, sammelten sich die hei-

ligsten Empfindungen um sie.

2. Und er öffnete seinen Mund und

lehrte sie und sprach:

Da ölfhete sich das Herz des Menschen

und das Licht erhellte den Verstand und die

Stimme der Weisheit sprach:

Als alle intellektuellen Kräfte des Menschen nach der Erkenntnis der Wahrheit strebten, da erschien die Wahrheit auf dem Gipfel des Berges . . des Glaubens, und. nachdem sie von der höchsten Region der Seele Besitz ergriffen hatte, sammelten sich die heiligsten Empfindungen um sie.

3. Unsterblich**) sind, die da den

*) Vergl. Matthäus, Kap. V.

**) Makarios. Frei von Karma oder Tod. Erlöst,

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unsterblich.

Und er öffnete seinen Mund und lehrte sie und sprach: 2.

Da öffnete sich das Herz des Menschen und das Licht erhellte den Verstand und die Stimme der Weisheit sprach: 3. Unsterblich**) sind, die da den *) Vergl. Mattbäus, Kap. V. **) Makario s.

Frei von Karma oder Tod.

Erlöst,

unsterblich.

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599

Geist der Selbsterkenntnis atmen*);

-

denn ihnen gehört die Überwelt**).

Der Atem Gottes im Weltall ist die geistige

Geist der Selbsterken ntnis atmen *); denn ihnen gehört die Überwelt**). .

Liebe, und ohne deren Besitz giebt es keine

wahre Erkenntnis. Nicht durch Träumen

und Schwärmen, noch durch Dünken und

Wähnen, oder durch Schlusszieherei wird das

Reich Gottes in der Seele sich offenbaren,

Der Atem Gottes im Weltall ist die geistige Liebe, und ohne deren Besitz giebt es keine wahre Erkenntnis. Nicht durch Träumen und Schwärmen, noch durch Dünken und Wähnen, oder durch Schlusszieherei wird das Reich Gottes in der Seele sich offenbaren, sondern nur durch das Erwachen zum Bewusstsein der Unsterblichkeit.

sondern nur durch das Erwachen zum Be-

wusstsein der Unsterblichkeit.

4. Unsterblich sind, die da trauern,

denn es wird für sie gesorgt werden.

Wenn die Seele, nachdem sie durch viele

Jahrtausende im Sinnlichen gefangen lag, sich

ihrer Erniedrigung bewusst wird, so ist ihr

bereits die Erlösung nahe; denn ohne das

Erwachen der erlösenden Kraft der Gottes-

erkenntnis hätte sie ihren Zustand der Er-

niedrigung nicht empfinden und einsehen

können.

*) Pneuma. Wind. Luft. Seele. Geist.

**) Ouranoi. Das Firmament. Der Äther. Der Wohn-

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sitz der Seligen. Die höheren Regionen des Astrallichtes.

Die Ewigkeit.

4. Unsterblich sind, die da tr auern, denn es wird für sie gesorgt werden. Wenn die Seele, nachdem sie durch viele Jahrtausende im Sinnlichen gefangen lag, sich ihrer Erniedrigung bewusst wird, so ist ihr bereits. die Erlösung nahe; denn ohne das Erwachen der erlösenden Kraft der Gotteserkenntnis hätte sie ihren Zustand der Erniedrigung nicht empfinden und einsehen können. *) P neu m a.

Wind.

Luft.

Seele.

Geist.

**) Ouranoi. Das Firmament. Der Äther. Der Wohnsitz der Seligen. Die höheren Regionen des Astrallichtes. Die Ewigkeit.

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-

5. Unsterblich sind, die da Ruhe

haben; denn sie werden Erben des

5. Unsterblich sind, die· da Ruhe liaben; denn sie werden Erben des Reiches der Erde sein.

Reiches der Erde sein.

Die Ruhe der Seele ist die Freiheit von

allen Begierden und Leidenschaften. Nur in

einer ruhigen Seele kann das Ebenbild Gottes

in seiner Klarheit sich wiederspiegeln.

6. Unsterblich sind, die da nach

gerechtem Wandel*) hungern und

Die Ruhe der Seele ist die Freiheit von allen Begierden und Leidenschaften. Nur in einer ruhigen Seele kann das Ebenbild Gottes In seiner Klarheit sich wiederspiegeln.

dürsten; denn ihr Verlangen soll ge-

stillt werden.

Der gerechte Wandel besteht in der Er-

füllung der Pflicht. Wer ernstlich darnach

verlangt, seine Pflicht zu erfüllen, der erfüllt

sie auch nach dem Grade seiner Erkenntnis,

und seine Erkenntnis wächst durch die Er-

füllung der Pflicht.

7. Unsterblich sind die Barmherzi-

6. Un sterblich sin d, die da na ch ger e c h t e m Wa n d e 1*) h u n ger nun d dürsten; denn ihr Verlangen soll gestillt werden.

gen, denn sie werden Barmherzigkeit

erlangen.

Die wahre Barmherzigkeit entspringt aus

der selbstlosen Liebe, welche die Erkenntnis,

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*) Dikaiosune. Richtiger Wandel. Erfüllung der

Pflicht.

Der gerechte Wandel besteht in der Erfüllung der Pflicht. Wer ernstlich darnach verlangt, seine Pflicht zu erfüllen, der erfüllt sie auch nach dem Grade seiner Erkenntnis, und seine Erkenntnis wächst' durch die Erfüllung der Pflicht. 7. Unsterblich sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Die wahre Barmherzigkeit entspringt aus der selbstlosen Liebe, welche die Erkenntnis, *) Dikaio sune. Pflicht.

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gl

Richtiger Wandel.

Erfüllung der

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der Einheit Gottes in allen Geschöpfen ist.

Sie ist daher eine geistige Kraft, welche dem

der Einheit ~ottes in allen Geschöpfen ist. Sie ist daher eihe geistige Kraft, welche dem unsterblichen Menschen angehört, und wen sie erfüllt, <;lessen Seele ist unsterblich in ihr.

unsterblichen Menschen angehört, und wen

sie erfüllt, dessen Seele ist unsterblich in ihr.

8. Unsterblich sind die, welche rei-

nen Herzens sind, denn sie werden

das Höchste*) schauen.

Wer reines Herzens ist, der ist frei von

der Selbstsucht und „übermenschlich". Er

hat bereits die Klarheit der Seele, in welcher

die Blume der Erkenntnis sich durch das

.

8. Unsterblich sind die, welche reinen Herzens sind, denn sie werden das Höchste*) scha uen..

Licht der Wahrheit entfaltet, wie die Lotus-

blume auf einem stillen Teiche.

9. Unsterblich sind die Friedferti-

gen, denn sie werden .Kinder Gottes

heissen.

Diejenigen Seelenkräfte, welche durch die

Wer reines Herzens ist, der ist frei von der Selbstsucht und "übermenschlich". Er hat bereits die Klarheit der Seele, in welcher die Blume der Erkenntnis sich durch das Licht der Wahrheit entfaltet, wie die Lotusblume auf einem stillen Teiche.

Erkenntnis zur Ruhe gelangt sind, haben den

Frieden und gehören dem unsterblichen Teile

der Menschennatur an. Die Zufriedenheit ist

der Weg zur Erkenntnis.**)

*) Theos. Das Höchste. Das göttliche Dasein. Gott,

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der nicht definierbar ist, weil er alles in allem umfasst.

**) Alle Eigenschaften ' oder Tugenden (Kräfte) haben

drei verschiedene Daseinszustände (Tattwas) und stellen

sich ganz verschieden dar, je nachdem sie aus der Dumm-

9. Unsterblich sind die Friedfe rtigen, den n sie werden .Kinder Gottes heissen. Diejenigen Seelenkräfte, welche durch die Erkenntnis zur Ruhe gelangt sind, haben den Frieden und gehören dem unsterblichen Teile der Menschennatur an. Die Zufriedenheit ist der Weg zur Erkenntnis.**) *) T h e 0 s. Das Höchste. Das göttliche Dasein. Gott, der nicht definierbar i;st, weil er alles in allem umfasst. **) Alle Eigenschaften' oder Tugenden (Kräfte) haben drei verschiedene Daseinszustände (Tattwas) und stellen sich ganz verschieden dar, je nachdem sie aus der Dumm-

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— Ö02

10. Unsterblich s"ind diejenigen,

welche um der Gerechtigkeit willen

U nsterbli ch sind diejenig en, welche um der Gerechtigkeit willen verbannt wurden; denn ihre Heimat ist die Überwelt. 10.

verbannt wurden, denn ihre Heimat

ist die Überwelt.

Verbannt sind diejenigen, welche, um der

Menschheit zu helfen', freiwillig zur Erde

herniedersteigen und dort menschliche Ge-

stalt annehmen (sich inkarnieren). Sie ge-

hören nicht dieser Welt, sondern der Über-

welt an.*)

Verbannt sind diejenigen, welche, um der Menschheit zu helfen: freiwillig zur Erde herniedersteigen und dort menschliche Gestalt annehmen (sich inkarnieren). Sie gehören nicht dieser Welt, sondern der Überwelt an.*)

11. Unsterblich seid ihr, wenn man

euch schmähet und verbannet, und

euch um meinetwillen fälschlich

allerlei Böses nachredet.

Die Wahrheit wird stets auf Erden ge-

kreuzigt und verbannt; aber gerade diese Ver-

folgung durch den Unverstand befestigt das

höhere Selbstbewusstsein, d. h. das Vertrauen

in Gott.

heit (Tamas), aus der Begierde (Rajas) oder aus der Er-

kenntnis (Sattwa) entspringen. So hat auch die Zufrieden-

heit erst dann einen wirklichen "Wert, wenn sie aus dem

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Selbstbewusstsein der Erhabenheit über alles, nicht aber

der stumpfsinnigen Gleichgültigkeit oder dem Eigendünkel

Unsterblich seid ihr, wenn man euch schmähet und verbannet, und euch um meinetwillen fälschlich allerlei Böses nachredet. 11.

entspringt.

*) Nirmanakaya's. Siehe „Lotusblüten", III.

Die Wahrheit wird stets auf Erden gekreuzigt und verbannt; aber gerade diese Verfolgung durch den Unverstand befestigt das höhere Selbstbewusstsein, d. h. das Vertrauen in Gott. heit (Tamas) , aus der Begierde (Rajas) oder aus der Er~ kenntnis (Sattwa) entspringen. So hat auch die Zufriedenheit erst dann einen wirklichen Wert, wenn sie aus dem SelbstQewusstsein der Erhabenheit über alles, nicht aber der stumpfsinnigen Gleichgültigkeit oder dem Eigendünkel entspringt. *) Nirmanakaya's.

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Siehe "Lotusblüten", IlI.

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-

— 603 —

60 3

12. Freuet euch und frohlocket;

denn gross wird euer Lohn sein in der

Fr e u e t eu c h und fr 0 h 10 c k e t; denn gross wird euer Lohn sein in der Überwelt; denn so wurden die Propheten, die vor euch gewesen, verfolgt.,

Überwelt; denn so wurden die Pro-

12.

pheten, die vor euch gewesen, ver-

folgt.

Die Belohnung besteht in der Vereinigung

mit jenen hohen Geistern (Mahatmas), welche .

die Thorheit der Welt überwunden haben ■

und unter sich durch die Einheit des

Zweckes, den sie verfolgen, verbunden sind.

Wie die Sonne nicht dadurch berührt wird,

dass einer ihrer Strahlen in eine Schmutz-

lache scheint, so ist auch der Geist nur wie

Die Belohnung besteht in der Vereinigung mit jenen hohen Geistern (Mahatmas), welche . die Thorheit der Welt überwunden haben und unter sich durch die Einheit des Zweckes, den sie verfolgen, verbunden sind. Wie die Sonne nicht dadurch berührt wird, dass einer ihrer Strahlen in eine Schmutzlache scheint, so ist auch der Geist nur wie ein unbeteiligter Zuschauer hoch über allem Materiellen erhaben.

ein unbeteiligter Zuschauer hoch über allem

Materiellen erhaben.

13. Ihr seid das Salz der Erde. Wenn

aber das Salz geschmacklos wird,

womit wird man salzen? Es taugt zu

nichts weiter, als dass es weggewor-

fen und von den Leuten zertreten wird.

Das Salz der Erde ist das Licht der Weis-

heit in den höheren Seelenkräften, welches

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als die Intuition auch die niederen Verstandes-

kräfte durchdringt. Sucht sich der staub-

geborene Verstand der in Bildern und Alle-

13. IhrseiddasSalzderErde. Wenn

aber das Salz geschmacklos wird, womit wird man salzen? Es taugt zu nichts weiter, als dass es weggeworfen und von den Leuten zertreten wird. Das Salz der Erde ist das Licht der Weisheit in den höheren Seelenkräften, welches als die Intuition auch die niederen Verstandeskräfte durchdringt. Sucht sich der staubgeborene Verstand der in Bildern und Alle-

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— 604 —

gorien dargestellten ewigen Wahrheiten zu

bemächtigen und sie seiner eigenen Be-

gorien dargestellten ewigen Wahrheiten zu bemächtigen und sie seiner eigenen Beschränktheit anzupassen, so wird das Hohe und Edle seine Schönheit und das Salz seinen Geschmack verlieren. Eine Wissenschaft ohne Geist i~t eine Thorheit, und eine bloss intellektuelle Religion, wo die E~pfindung · fehlt, hat keinen Wert. Ein Glaube, der nur auf Berechnung beruht, ist ohne Leben.*)

schränktheit anzupassen, so wird das Hohe

und Edle seine Schönheit und das Salz seinen

Geschmack verlieren. Eine Wissenschaft ohne

Geist ist eine Thorheit, und eine bloss in-

tellektuelle Religion, wo die Empfindung

fehlt, hat keinen Wert. Ein Glaube, der nur

auf Berechnung beruht, ist ohne Leben.*)

14. Ihr seid das Licht der Welt. Eine

Stadt, die auf den Bergen liegt, kann

nicht verborgen werden.

Die vom Lichte der Weisheit durch-

drungenen oberen Seelenkräfte sind das Licht,

welches die unteren Seelenkräfte erleuchten,

im Mikrokosmos sowohl als im Makrokos-

mos. Die göttliche Weisheit ist niemandem

verborgen, der sich nicht vor ihr verbirgt.

Wer aber seinen Blick nur auf die Erde

richtet, der kann den Himmel nicht sehen.

*) Deshalb ist es auch nicht unser Zweck, die göttlichen

14. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf den Bergen liegt, kann nicht verborgen werden.

Geheimnisse dem glaubenslosen Grübler mundgerecht zu

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machen, sondern vielmehr nur Andeutungen zu geben,

durch welche der "Wahrheitsliebende veranlasst wird, die

bloss äusserliche Auslegung solcher Allegorien aufzugeben,

und durch die Kraft seiner eigenen Einsicht selbst tiefer

in die Geheimnisse einzudringen.

Die vom Lichte der Weisheit durchdrungenen oberen Seelenkräfte sind das Licht, welches die unteren Seelenkräfte erleuchten, im Mikrokosmos sowohl als im Makrokosmos. Die göttliche Weisheit ist niemandem verborgen, der sich nicht vor ihr verbirgt. Wer aber seinen Blick nur auf die Erde richtet, der kann den Himmel nicht sehen. *) Deshalb ist es auch nicht unser Zweck, die göttlichen

Geheimnisse dem glaubenslosen Grübler mundgerecht zu machen, sondern vielmehr nur Andeutungen zu geben, durch welche der Wahrheitsliebende veranlasst wird, die bloss äusserliche Auslegung solcher Allegorien aufzugeben, und durch die Kraft seiner eigenen Einsicht selbst tiefer in die Geheimnisse einzudringen.

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60 5

— 6o5 —

15. Auch zündet man keine Lampe

an, um sie unter einen Scheffel zu

stellen, sondern um sie auf einen Stän-

15. Auch zündet man keine Lampe

der zu setzen, damit sie allen im'Hause

an, um sie unter einen Scheffel zu stellen, sondern um sie auf einen Ständer zu setzen, damit sie allen im·Hause le u ch t e.

leuchte.

Es genügt nicht, sich bewusst zu sein,

dass man einen gewissen Grad von geistiger

Erkenntnis besitzt, sondern der Wille und

die Gedanken sollten vielmehr beständig auf

das Göttliche gerichtet sein, damit der Funke

zum Licht werde und die ganze Seele erleuchte.

16. So lasset auch euer Licht vor

den Menschen scheinen, damit sie eure

Es genügt nicht, sich bewusst zu sein, dass man einen gewissen Grad von geistiger Erkenntnis besitzt, sondern der Wille und die Gedanken sollten vielmehr beständig auf das Göttliche gerichtet sein, damit der Funk.e zum Licht werde und die ganze Seele erleuchte.

guten (magischen) Werke sehen, und

die Herrlichkeit eures Vaters vermeh-

ren, der in der Überwelt ist.

Da der Mensch an sich selber, vom geisti-

gen Standpunkte betrachtet, ein Nichts ist, so

kann er auch aus eigenem Willen nichts

Gutes hervorbringen, und nur dasjenige, was

er in der in ihm offenbar gewordenen Kraft

der Weisheit thut, ist gut. Diese Kraft aber

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ist das Eigentum seines „Vaters in der Über-

welt", d. h. des in ihm fleischgewordenen

geistigen Ichs, dessen Repräsentant seine ir-

16. So las set auch euer Licht vor

den Menschen scheinen, damit sie eu!e gu ten {magischen) Werke sehen, und die Herrlichkeit eures Vaters vermehren, der in d er Übe rw elt ist. Da der Mensch an sich selber, vom geistigen Standpunkte betrachtet, ein Nichts ist, so kann er auch aus eigenem Willen nichts . Gutes hervorbringen, und nur dasjenige, was er in der in ihm offenbar gewordenen Kraft der Weisheit thut, ist gut. Diese Kraft aber ist das Eigentum seines "Vaters in der Überwelt", d. h. des in ihm fleischgewordenen geistigen Ichs, dessen Repräsentant seine ir-

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606

— 6o6 —

tiische Erscheinung ist, und was „Gott" in

uns und durch uns vollbringt, vermehrt seine

llische Erscheinung ist, und was "Gott" in uns und durch uns vollbringt, vermehrt seine eigene Kraft und Herrlichkeit.

eigene Kraft und Herrlichkeit.

»

17. Denkt nicht, dass ich gekommen

sei, um die Formen des Gesetzes oder

die Inspiration (die Propheten) abzu-

schaffen. Ich bin nicht gekommen, um

zu zerstören, sondern um zu erfüllen.

Die Wahrheit wird durch die Form offen-

17. Denkt nicht, d-ass ich gekomm en

bar. Es handelt sich nicht darum, die Form

zu zerstören, sondern den Geist in derselben

sei, um die Formen des Gesetzes oder die Inspiration (die Propheten) abzuschaffen. Ich bin nicht gekommen, um zu zerstören, sondern um zu erfüllen.

zu erkennen. Auch soll der Verstand nicht

abgeschafft, sondern erleuchtet werden.

18. Amen!*) denn ich sage euch: Bis

dass das Firmament und die Erde ver-

gehen, wird nicht ein Buchstabe oder

ein Accent aus dem Gesetze verschwin-

den, bis alles geschieht.

Solange es Formen giebt, welche dem

Die Wahrheit wird durch die Form offenbar. Es handelt sich nicht darum, die Form zu zerstören, sondern den Geist in derselben zu erkennen. Auch soll der Verstand nicht abgeschafft, sondern erleuchtet werden.

Gesetze des Karma unterworfen sind, wird

das Gesetz des Karma wirken und neue For-

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men schaffen, wenn die alten untauglich ge-

worden sind.

*) OM. Siehe „Lotusblüten", XL. Januar 1896.

18. Amen!*) denn ich sage euch: Bis

dass das Firmament und die Erde vergehen, wird nicht ein Buchstabe oder ein Accent aus dem Gesetze verschwinden, bis alles geschieht. Solange es Formen giebt, welche dem Gesetze des Karma unterworfen sind, wird das Gesetz des Karma wirken und neue Formen schaffen, wenn die alten untauglich geworden sind. *) OM.

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Siehe "Lotusblüten", XL. Januar 1896.

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— 607 —

60 7

Dies sind einige der Lehren, welche der

Geist der Wahrheit auf dem Berge des Glau-

bens verkündete. Andächtig lauschten die

Dies sind einige der Lehren, welche der Geist .der Wahrheit auf dem Berge des Glaubens verkündete. Andächtig lauschten die Jünger und Ben Pandira fand, dass alles, was die Wahrheit lehrte, eigentlich nichts Neues! sondern ganz selbstverständlich war und keiner Beweise bedurfte, sobald man es richtig begriff. Dennoch können diese Lehren nicht oft genug wiederholt und dem Gedächtnisse eingeprägt werden; denn das vom Sinnlichen befangene Gemüt ist nur zu sehr geneigt, sie wieder zu vergessen oder sie nicht zu beachten. Auch hat die Erinnerung an dieselben erst dann einen wirklichen Wert, wenn diese Lehren befolgt und ihre V orschriften ausgeübt werden. Darin allein besteht die praktische okkulte Wissenschaft, dass man die ewige Wahrheit, welche man im Innern des Herzens empfindet und erkennt, in sich selbst durch die That zur Verwirklichung bringt. Sie wird dann im Menschen zur lebendigen Kraft, welche der Seele als Nahning dient. Wie ein Hungriger nicht dadurch gesättigt wird, dass er weiss, was auf dem Küchenzettel steht, so kann auch die Seele durch eine blasse Kenntnis der Theorie nicht erstarken. Ohne die innerliche

Jünger und Ben Pandira fand, dass alles, was

die Wahrheit lehrte, eigentlich nichts Neues,

sondern ganz selbstverständlich war und

keiner Beweise bedurfte, sobald man es rich-

tig begriff. Dennoch können diese Lehren

nicht oft genug wiederholt und dem Gedächt-

nisse eingeprägt werden; denn das vom Sinn-

lichen befangene Gemüt ist nur zu sehr ge-

neigt, sie wieder zu vergessen oder sie nicht

zu beachten. Auch hat die Erinnerung an

dieselben erst dann einen wirklichen Wert,

wenn diese Lehren befolgt und ihre Vor-

schriften ausgeübt werden. Darin allein be-

steht die praktische okkulte Wissenschaft,

dass man die ewige Wahrheit, welche man

im Innern des Herzens empfindet und erkennt,

in sich selbst durch die That zur Verwirk-

lichung bringt. Sie wird dann im Menschen

zur lebendigen Kraft, welche der Seele als

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Nahrung dient. Wie ein Hungriger nicht

dadurch gesättigt wird, dass er weiss, was

auf dem Küchenzettel steht, so kann auch

die Seele durch eine blosse Kenntnis der

Theorie nicht erstarken. Ohne die innerliche

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— 6o8 —

608

Aufnahme der Wahrheit ist alles blosse Wis-

-

sen nichts weiter als Dunst.

Wer aber diese Lehre in sich aufgenom-

Aufnahme der Wahrheit ist alles blasse Wissen nichts weiter als Dunst.

men und die Wahrheit dadurch in sich selber

verwirklicht hat, der hat keine Instruktionen

nötig, nach denen er sich zu richten braucht,

denn er richtet sich nach der Wahrheit selbst,

welche zu seinem eigenen Wesen geworden

ist und die Wahrheit selbst spricht sich in

Wer aber diese Lehre in sich aufgenommen und die Wahrheit dadurch in sich selber verwirklicht hat, der hat keine Instruktionen nötig, nach denen er sich zu richten braucht, denn er richtet sich nach der Wahrheit selbst, \velche zu seinem eigenen Wesen geworden ist und die Wahrheit selbst spricht sich in seinem \Vollen, Denken und Sprechen und in seinen Handlungen aus. Nicht durch äusserliche Worte und von Menschen gemachte Verordnungen, sondern durch die Erkenntnis der Wahrheit selbst, welche in ihm zum Gesetze geworden ist, wird er belehrt, was er thun und was er lassen solL Noch immer sitzt Jesus auf dem Berge des Glaubens und spricht zu jedem, der ihn hören will, die folgenden Worte: "Bildet euch nicht ein, dass euer eigenes Selbst etwas Besseres, als dasjenige anderer Menschen sei, sondern erkennet euch als Werkzeuge der göttlichen Kraft in euch und schreibet alles Gute nicht euch selbst, sondern der Kraft des Guten zu, welche in euch offenbar wird; denn das Selbst gehört der Vergänglichkeit und die Selbstlosig-

seinem Wollen, Denken und Sprechen und

in seinen Handlungen aus. Nicht durch äusser-

liche Worte und von Menschen gemachte

Verordnungen, sondern durch die Erkenntnis

der Wahrheit selbst, welche in ihm zum Ge-

setze geworden ist, wird er belehrt, was er

thun und was er lassen soll. Noch immer

sitzt Jesus auf dem Berge des Glaubens und

spricht zu jedem, der ihn hören will, die fol-

genden Worte: „Bildet euch nicht ein, dass

euer eigenes Selbst etwas Besseres, als das-

jenige anderer Menschen sei, sondern erkennet

euch als Werkzeuge der göttlichen Kraft in

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euch und schreibet alles Gute nicht euch

selbst, sondern der Kraft des Guten zu, welche

in euch offenbar wird; denn das Selbst ge-

hört der Vergänglichkeit und die Selbstlosig-

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— 609 —

-

keit der Unsterblichkeit an, und wenn eure

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guten Thaten nicht an Selbstlosigkeit die-

jenigen der Scheinheiligen und Pharisäer,

keit der Unsterblichkeit an, und wenn eure guten Thaten nicht an Selbstlosigkeit diejenigen der Scheinheiligen und Pharisäer, welche im Selbstwahne zu handeln gewohnt sind, übertreffen, so werdet ihr nicht in das Reich der Überwelt eingehen."

welche im Selbstwahne zu handeln gewohnt

sind, übertreffen, so werdet ihr nicht in das

Reich der Überwelt eingehen."

„Wer sein eigenes ewiges Wesen als eine

Einheit in allen Geschöpfen erkennt, der wird

kein lebendes Wesen töten; denn er weiss,

dass, wer eine lebende Form zerstört, dadurch

einen Teil der Offenbarung seines eigenen

Geisteslebens vernichtet. Auch wird er, wenn

er sein eigenes wahres Selbst in den anderen

erkennt, niemanden hassen, denn sein Hass

fiele dabei auf ihn selbst zurück."

„Wer eine Verpflichtung eingegangen ist,

"Wer sein eigenes ewiges Wesen als eine Einheit in allen Geschöpfen erkennt, der wird kein lebendes 'Vesen töten; denn er weiss, dass, wer eine lebende Form zerstört, dadurch einen Teil der Offenbarung seines eigenen Geisteslebens vernichtet. Auch wird er, wenn er sein eigenes wahres Selbst in den anderen erkennt, niemanden hassen, denn sein Hass fiele dabei auf ihn selbst zurück."

dem kann seine Schuld nicht vergeben wer-

den, bis sie auf den letzten Heller bezahlt

ist; denn sonst wäre die Gerechtigkeit nicht

gerecht gegen sich selbst. Ist aber die Schuld

bezahlt, so ist sie vergeben."

„Wer eine Falschheit auch nur ansieht,

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um nach ihr zu gelüsten, der hat schon in

seinem Herzen seine Verbindung mit der

Wahrheit gebrochen; denn die Wahrheit wird

"Wer eine Verpflichtung eingegangen ist, dem kann seine Schuld nicht vergeben werden, bis sie auf den letzten Heller bezahlt ist; denn sonst wäre die Gerechtigkeit nicht gerecht gegen sich selbst. Ist aber die Schuld bezahlt, so ist sie vergeben." "Wer eine Falschheit auch nur ansieht, um nach ihr zu gelüsten, der hat schon in .seine~ Herzen seine Verbindung mit der Wahrheit gebrochen; denn die Wahrheit wird

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nur von demjenigen erkannt, der sie von

-

ganzem Herzen liebt. Nur das Wahre im

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-

Menschen kann die Wahrheit erkennen; der

Schein huldigt dem Schein."

nur von demjenigen erkannt, der sie von ganzem Herzen .liebt. Nur das Wahre im Menschen kann die Wahrheit erkennen; der Schein huldigt dem Schein."

Solche und ähnliche sind die Gesetze,

welche die Wahrheit lehrt. Den „Christen",

d. h. denjenigen oberen Seelenkräften, welche

vom Geiste der Wahrheit durchdrungen sind,

sind diese Lehren von selber klar, aber den

, Juden", d. h. den niederen Verstandeskräften,

welche die Wahrheit nicht direkt erkennen,

sondern auf Umwegen nach ihr suchen, müssen

diese Lehren erst erklärt und auseinander-

gesetzt und ihre Wahrheit bewiesen werden.

Solche und ähnliche sind die Gesetze, welche die Wahrheit lehrt. Den "Christen", d. h. denjenigen oberen Seelenkräften, welche vom Geiste der Wahrheit durchdrungen sind, sind diese Lehren von selber klar, aber den ,Juden", d. h. den niederen Verstandeskräften, welche die Wahrheit nicht direkt erkennen, sondern aufUmwegen nach ihr suchen, müssen diese Lehren erst erklärt und auseinandergesetzt und ihre Wahrheit bewiesen werden. Die Wahrheit ist einfach und sie erkennt sich selbst, aber sie umfasst die ganze Welt, und ihre volle Erkenntnis erfordert die Erforschung aller ihrer Gesetze auf allen Stufen des Daseins; weil das ganze Universum eine Offenbarung der ewigen Wirklichkeit ist.

Die Wahrheit ist einfach und sie erkennt sich

selbst, aber sie umfasst die ganze Welt, und

ihre volle Erkenntnis erfordert die Erforschung

aller ihrer Gesetze auf allen Stufen des Da-

seins; weil das ganze Universum eine Offen-

barung der ewigen Wirklichkeit ist.

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(Fortsetzung folgt.)

(Fortsetzung folgt.)

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Sena Bheema Pratapa.

Ein indischer Yogi.

Seit einiger Zeit befindet sich der angeb-

lich in Budapest „entlarvte Fakir" Sena

Bheema Pratapa auf Besuch bei dem Ver-

11

fasser der „Lotusblüten" in Hallein bei Salz-

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11" I 1ll111IIlUII

I

....

burg. Wir haben über denselben folgendes

zu berichten:

Herr Pratapa ist, wie bereits in den „Lotus-

blüten" bemerkt wurde, gar kein „Fakir",

sondern ein Yogi. Der Schlaf, in welchen

er sich ohne irgendwelche Beihilfe eines

Magnetiseurs, Hypnotiseurs oder dgl. versetzt,

ist derjenige geistige Bewusstseinszustand,

Sena Bheema Pratapa.

welcher in den Büchern über die Yoga-Philo-

sophie als Samadhi bezeichnet ist. Die so-

genannte „Entlarvung" in Budapest, über

welche in den Zeitungen das unsinnigste

Ein indischer Yogi.

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Lotnsblüten XLVII. 41

Seit einiger Zeit befindet SIch der angeblich in Budapest "entlarvte· Fakir" Sena Bheema Pratapa auf Besuch bei dem Verfasser der "Lotusblüten" in Hallein bei Salzburg. Wir haben' über denselben folgendes zu berichten: Herr Pratapa ist, wie bereits in den "Lotusblüten" bemerkt wurde, gar kein "Fakir', sondern ein Yogi. Der Schlaf, in welchen er sich ohne irgendwelche Beihilfe eines Magnetiseurs, Hypnotiseurs oder dgl. versetzt, ist derjenige' geistige Bewusstseinszustand, welcher in den Büchern über die Y oga-Philosophie als Samadhi bezeichnet ist. Die sogenannte "Entlarvung" in Budapest, über welche in den Zeitungen das unsinnigste LotusblUten XLVII.

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— 6l2 —

-

Zeug geschrieben wurde, hat nie stattgefun-

612

den, und ist auf einen Privatstreit von zwei

„Impressarien" zurückzuführen, bei welchem

Zeug geschrieben wurde, hat nie stattgefunden, und ist auf einen Prlvatstreit von zwei "Impressarien" zurückzuführen, bei welchem der betreffende, Yogi nicht der "Entlarvte", sondern das Opfer einer Intrigue ward.

der betreffende Yogi nicht der „Entlarvte",

sondern das Opfer einer Intrigue ward.

Herr Pratapa ist ein wohlhabender Ksha-

triya, welcher für seine Schaustellungen kein

Geld verlangte und auch ausser dem Ersatz

seiner Reisekosten keines erhielt. Infolge

eines Gelübdes entschloss er sich, diese öffent-

lichen Schaustellungen zu geben, und zwar

lediglich zu dem Zwecke, das europäische

Publikum zum Nachdenken über diese ihm

heiligen und religiösen Dinge zu bewegen.

Herr Pratapa ist ein wohlhabender Kshatriya, welcher für seine Schaustellungen kein Geld verlangte und auch ausser dem Ersatz seiner Reisekosten keines erhielt. Infolge eines Gelübdes entschloss er sich, diese öffentlichen Schaustellungen zu geben, und zwar lediglich zu dem Zwecke, das europäische Publikum zum Nachdenken über diese ihm heiligen und religiösen Dinge zu bewegen. Seine Absicht dabei ist lediglich, das Vorhandensein eines von der äusserlichen Lebensfähigkeit des Körpers unabhängigen Seelenlebens so anschaulich als möglich zu machen. Zu diesem Zwecke musste er sich eines Impressario bedienen und .nahm deshalb das Angebot eines solchen -in Budapest an. Bald jedoch fand er aus, dass es, was ihm jeder Europäer hätte voraussagen können, diesem Geschäftsmann nur darum zu thun war, Geld zu verdienen, und da es Pratapa nicht gefiel, diese religiösen Dinge zu so gemeinen

Seine Absicht dabei ist lediglich, das Vor-

handensein eines von der äusserlichen Lebens-

fähigkeit des Körpers unabhängigen Seelen-

lebens so anschaulich als möglich zu machen.

Zu diesem Zwecke musste er sich eines Im-

pressario bedienen und nahm deshalb das

Angebot eines solchen in Budapest an. Bald

jedoch fand er aus, dass es, was ihm jeder

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Europäer hätte voraussagen können, diesem

Geschäftsmann nur darum zu thun war, Geld

zu verdienen, und da es Pratapa nicht ge-

fiel, diese religiösen Dinge zu so gemeinen

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— 613 —

-

Zwecken missbraucht zu sehen, so gab er

61 3 -

diese Stellung auf und nahm das Angebot

eines anderen Impressario an, von welchem

Zwecken missbraucht zu sehen, so gab er diese Stellung auf und nahm das Angebot eines anderen Impressario an, von welchem er voraussetzte, dass dessen Absichten reinere wären. Unglücklicherweise scheint er hierbei aus dem Regen in die Traufe gekommen zu sein, denn nun wurde von Impressario No. I eine sogenannte "Entlarvung" in Scene gesetzt, deren Lächerlichkeit und U nwahrheit nur denjenigen völlig begreiflich ist, welche wissen, um was es sich dabei handelte. Auch wurde in den deutschen Zeitungen von Budapest die Sache bereits einigermassen richtig gestellt. Die übrigen Zeitungen aber, welche die Lügenberichte mit Freuden aufnahmen, haben die Berichtigungen derselben völlig ignoriert. So war es bisher noch mit allen "Entlarvungen", denen wir beizuwohnen das Vergnügen hatten; von den sogenannten "Entlarvungen" von H. P. Blavatsky und W. Q. Judge angefangen, bis zu derjenigen Pratapas. Es wird dabei nichts "entlarvt" als die U nwissenheit der Entlarver und die Leichtgläubigkeit des nichtdenkenden Teiles des Publikums.

er voraussetzte, dass dessen Absichten reinere

wären. Unglücklicherweise scheint er hier-

bei aus dem Regen in die Traufe gekommen

zu sein, denn nun wurde von Impressario

No. I eine sogenannte „Entlarvung" in Scene

gesetzt, deren Lächerlichkeit und Unwahr-

heit nur denjenigen völlig begreiflich ist,

welche wissen, um was es sich dabei han-

delte. Auch wurde in den deutschen Zeitun-

gen von Budapest die Sache bereits einiger-

massen richtig gestellt. Die übrigen Zei-

tungen aber, welche die Lügenberichte mit

Freuden aufnahmen, haben die Berichti-

gungen derselben völlig ignoriert. So war

es bisher noch mit allen „Entlarvungen",

denen wir beizuwohnen das Vergnügen hat-

ten; von den sogenannten „Entlarvungen"

von H. P. Blavatsky und W. Q. Judge an-

gefangen, bis zu derjenigen Pratapas. Es

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wird dabei nichts „entlarvt" als die Un-

wissenheit der Entlarver und die Leicht-

gläubigkeit des nichtdenkenden Teiles des

Publikums.

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Briefkasten.

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,

sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-

fasser der „Lotusblüten" im „Briefkasten" besprochen.

T. F. in Ij. — Es ist sehr angenehm, von äusser-

Hchen kirchlichen Dingen, Glaubenssätzen und Lehren frei

zu sein, wenn man einmal darüber hinausgewachsen und

ein Mitglied der inneren Kirche geworden ist. Solange

man aber sogar von äusserlichen Lehren nichts versteht,

.Briefkasten.

kann man sich nicht über dieselben erheben. Wer selber

zu gehen fähig ist, braucht keine Krücke; aber für den

Krüppel ist sie eine Notwendigkeit. Vielleicht würde es

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur, sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Verfuser der "Lotusbltiten" im ,,Briefkasten" besprochen.

sich empfehlen, den Katechismus zu lernen, aber nicht in

ihm stecken zu bleiben.

F. B. in P. ■— Eine Übersetzung der Yoga-Philo-

sophie von Fatanjali ohne einen ausführlichen Kommentar

zu bringen, halten wir nicht bloss für nutzlos, sondern

geradezu für gemeinschädlich, da sie nur dazu dienen

T. F. in L. -

Es ist sehr angenehm, von äusserlichen kirchlichen Dingen, Glaubenssätzen und Lehren frei zu sein, wenn man einmal darüber hinausgewachsen und ein Mitglied der inneren Kirche geworden ist. Solange' man aber sogar von äusserlichen Lehren nichts versteht, kann man sich nicht über dieselben erheben. Wer selber zu gehen fähig ist, braucht keine Krücke; aber für den Krüppel ist sie eine Notwendigkeit. Vielleicht würde es sich empfehlen, den Katechismus zu lernen, aber nicht in ihm stecken zu bleiben.

würde, unreife Köpfe zu verwirren und allerlei Verkehrt-

heiten die Thüre zu öffnen. Der erste Schritt in der Ver-

einigung der Seele mit Gott ist die Reinigung. Den-

jenigen unserer Mystiker, welche diesen ersten Schritt ge-

than haben, sündenlos und selbstlos geworden sind, wird

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es nicht an dem nötigen Unterricht zu weiteren Schritten

fehlen. Für alle unreinen Geister haben die Yogavorschriften

keinen Zweck. Solche wurden diese Lehren sicherlich

missverstehen, und durch deren Ausübung nur teuflische

Einflüsse an sich ziehen.

F. B. in P. - Eine übersetzunR der Yoga - Philosophie von Patanjali ohne einen ausführlichen Kommentar zu bringen, halten wir nicht bloss für nutzlos, sondern geradezu für gemeinschädlich , da sie nur dazu dienen würde, unreife Köpfe zu verwirren und allerlei Verkehrtheiten die Thüre zu öffnen. Der erste Schritt in der Vereinigung der Seele mit Gott ist die Re i n i gu n g. Denjenigen unserer Mystiker, welche diesen ersten Schritt gethan haben, sündenlos und selbstlos geworden sind, wird es nicht an dem nötigen Unterricht zu weiteren Schritten fehlen. Für alle unreinen Geister haben die Yogavorschriften keinen Zweck. Solche würden' diese Lehren sicherlich missverstehen, und durch deren Ausübung nur teuflische Einflüsse an sich ziehen.

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61 5

— 6i5 —

W. S. in Ii. — Die jetzt von Amerika sich über

Europa ausbreitende theosophische Bewegung halte ich für

w. 8. in L. - Die jetzt von Amerika sich über Europa. ausbreitende theosophische Bewegung halte ich für das grösste und bedeutendste Ereignis in diesem Jahrhunderte. Ob es den damit betrauten Personen gelingen wird, ihre äusserst schwierige Aufgabe zu erfüllen, und die dabei auftretenden grossen Hindernisse zu überwältigen, dies wird die Zukunft lehren. Da diese universelle Verbindung gar keine Partei oder Sekte repräsentiert, so ist an eine Wiedervereinigung der T. S. in A. mit irgend einer Sekte ebensowenig zu denken, als dass die Welt die Eisenbahnen abschaffen und wieder zu den alten Postkutschen zurückkehren, oder statt des elektrischen Lichtes wieder die Beleuchtung mit Unschlittkerzen einfUhren sollte. In der Evolution giebt es kein Stillesitzen. Wer nicht mit ihr vorwärts schreitet, der bleibt zurück. Allerdings wird es auch in Deutschland nicht an Kurzsichtigen fehlen, welche sich dem Fortschritte entgegensteRlmen möchten. So wie wir den "Kreuzzug" auffassen, handelt es sich weder um überredungskünste, noch um irgendwelche Bekehrungsversuche , noch um das Propagandamachen für irgend einen Verein, sondern um eine Botschaft der Liebe an die ganze Menschheit, und um die Anknüpfung eines Freundschaftsbundes in der ganzen Welt, mit allen und jeden, denen der Sieg der Wahrheit über den Irrtum am Herzen liegt.

das grösste und bedeutendste Ereignis in diesem Jahr-

hunderte. Ob es den damit betrauten Personen gelingen

wird, ihre äusserst schwierige Aufgabe zu erfüllen, und die

dabei auftretenden grossen Hindernisse zu überwältigen,

dies wird die Zukunft lehren. Da diese universelle Ver-

bindung gar keine Partei oder Sekte repräsentiert, so ist

an eine Wiedervereinigung der T. S. in A. mit irgend einer

Sekte ebensowenig zu denken, als dass die Welt die Eisen-

bahnen abschaffen und wieder zu den alten Postkutschen

zurückkehren, oder statt des elektrischen Lichtes wieder

die Beleuchtung mit Unschlittkerzen einführen sollte. In

der Evolution giebt es kein Stillesitzen. Wer nicht mit ihr

vorwärts schreitet, der bleibt zurück. Allerdings wird es

auch in Deutschland nicht an Kurzsichtigen fehlen, welche

sich dem Fortschritte entgegenstemmen möchten. So wie

wir den „Kreuzzug" auffassen, handelt es sich weder um

Überredungskünste, noch um irgendwelche Bekehrungsver-

suche, noch um das Propagandamachen für irgend einen

Verein, sondern um eine Botschaft der Liebe an die ganze

Menschheit, und um die Anknüpfung eines Freundschafts-

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bundes in der ganzen Welt, mit allen und jeden, denen der

Sieg der Wahrheit über den Irrtum am Herzen liegt.

K. H. in P. — Sie möchten gerne nur solche Leute

um sich haben, die Ihnen sympathisch sind. Diese Eigen-

schaft hat der Mensch mit den Tieren gemein. Wer aber

über die Tiematur hinausgewachsen ist, der ist auch über

persönliche Neigungen und Abneigungen erhaben, der wird

wenigstens nicht mehr von denselben beherrscht. Der

Theosoph sieht und liebt das Gute in allen Geschöpfen

und betrachtet die persönlichen Eigenschaften derselben als

nebensächliche und veränderliche Dinge. Es ist ebenso

thöricht, einen Menschen wegen seiner persönlichen Fehler

K. H. in P. - Sie möchten gerne nur solche Leute um sich haben, die Ihnen sympathisch sind. Diese Eigenschaft hat der Mensch mit den Tieren gemein. Wer aber über die Tiernatur hinausgewachsen ist, der ist auch über pet'sönliche Neigungen und Abneigungen erhaben, der wird wenigstens nicht mehr von denselben beherrscht. Der Theosoph sieht und liebt das Gute in allen Geschöpfen und betrachtet die persönlichen Eigenschaften derselben als nebensächliche und veränderliche Dinge. Es ist ebenso thörichl, einen Menschen wegen seiner persönlichen Fehler

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— 6i6 —

zu verdammen, als wenn man ihn deshalb verachten wollte,

weil er einen zerrissenen Rock hat, oder ein Kleid trägt,

zu verdammen, als wenn man ihn deshalb verachten wollte, weil er einen zerrissenen Rock hat, oder ein Kleid trägt, das nicht nach der neuesten Mode ist.

das nicht nach der neuesten Mode ist.

R. 8. in B. — Ich glaube, dass es Gott gleichgültig

sein wird, ob Sie Vegetarianer sind oder nicht; da er selbst

weder Vegetarianer noch Nichtvegetarianer ist. Ob sich

Ihre Lebensweise mit der höheren Lebensanschauung, nach

welcher Sie streben, verträgt, müssen Sie selbst beurteilen.

R. 8. in B. - Ich glaube, dass es Gott gleichgültig sein wird, ob Sie Vegetarianer sind oder nicht; da er selbst weder Vegetarianer noch Nichtvegetarianer ist. Ob sich Ihre Lebensweise mit der höheren Lebensanschauung, nach welcher Sie streben, verträgt, müssen Sie selbst beurteilen. Thatsache ist, dass der Mensch, welcher Tiere tötet und deren Fleisch isst, sich gewisserrnassen auf eine tierische Stufe stellt. Solange dies eine Notwendigkeit seiner Natur ist, ist es gut; wer aber dieser Notwendigkeit entwachsen ist, hat es nicht mehr nötig. Anders verhält es sich mit dem Genuss von Alkohol. Dieser ist gar nirgends nötig, als wo er schon zu einem Bedürfnisse geworden ist. Er ist der grösste Feind der geistigen Entwicklung und lähmt die Thätigkeit der Organe des Geistes im Körper.

Thatsache ist, dass der Mensch, welcher Tiere tötet und

deren Fleisch isst, sich gewissermassen auf eine tierische

Stufe stellt. Solange dies eine Notwendigkeit seiner Natur

ist, ist es gut; wer aber dieser Notwendigkeit entwachsen

ist, hat es nicht mehr nötig. Anders verhält es sich mit

dem Genuss von Alkohol. Dieser ist gar nirgends nötig,

als wo er schon zu einem Bedürfnisse geworden ist. Er

ist der grösste Feind der geistigen Entwicklung und lähmt

die Thätigkeit der Organe des Geistes im Körper.

K. D. in "W. — Was die Theosophen glauben? —

Ein Theosoph glaubt das, was er "Wahres empfindet, ein-

sieht und erkennt; einerlei ob er zu einem theosophischen

Vereine gehört oder nicht. Die „theosophische Gesell-

schaft" als solche hat gar keine Glaubensartikel. Sie hat

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einen Zweck aber keine Dogmen. Wenn dennoch die

meisten Mitglieder die Lehren von Karma, von der

Wiederverkörperung, „Sieben Prinzipien" u. s. w. für wahr

halten, so ist der Grund darin zu suchen, dass sie dieselben

vernünftig finden und begreifen. Die Theosophie ist die

eigene Gotteserkenntnis und hat nichts mit vorgeschriebenen

Glaubensartikeln oder Systemen zu thun. Auch sucht der

Theosoph seine Weisheit weder in „Sankt Blavatsky", noch

in „Sankt Judge", noch dem Glauben an irgend einen

K. D. in W.-Was die Theosophen glauben?Ein Theosoph glaubt das, was er Wahres empfindet, einsieht und erkennt; einerlei ob er zu einem theosophischen Vereine gehört oder nicht. Die "theosophische Gesellschaft" als solche hat gar keine Glaubensartikel. Sie hat einen Zweck aber keine Dogmen. Wenn dennoch die meisten Mitglieder die Lehren von Karma, von der Wiederverkötperung, "Sieben Prinzipien" u. s. w. flir wahr halten, so ist der Grund darin zu suchen, dass sie dieselben vernünftig finden und begreifen. Die Theosophie ist die eigene Gotteserkenntnis und hat nichts mit vorgeschriebellen Glaubensartikeln oder Systemen zu thun. Auch sucht der Theosoph seine Weisheit weder in "Sankt Blavatsky", noch in "Sankt Judge", noch dem Glauben an irgend einen anderen "Heiligen" oder "Adepten", sondern in seiner eigenen Wahrheitserkenntnis. Sein "Hauptquartier der

anderen „Heiligen" oder „Adepten", sondern in seiner

eigenen Wahrheitserkenntnis. Sein „Hauptquartier der

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— 6i 7 —

Theosophie" ist in seinem eigenen Herzen und seine „okkulte

Lehranstalt" in seiner Intuition.

A. F. in N. — Die mir eingesandte Probenummer

Theosophie" ist in seinem eigenen Herzen und seine "okkulte Lehranstalt" in seiDer Intuition.

halte ich keiner Besprechung wert, da sie nichts weiter

enthält als einen Abklatsch von unverdauten und miss-

verstandenen Sätzen aus Nietzsche. Das Ganze macht den

Eindruck, als ob der liebe Gott plötzlich vom Grössenwahn

befallen worden wäre, und sich einbilde, D. E. in Berlin

;A. F. in N. -

Die mir eingesandte Probenummer halte ich keiner Besprechung wert, da sie nichts weiter enthält als einen Abklatsch von unverdauten und missverstandenen Sätzen aus Nietzsche. Das Ganze macht den Eindruck, als ob der liebe Gott plötzlich vom Grössenwahn . befallen worden wäre, und sich einbilde, D. E. in Berlin zu sein. Der Verfasser verwechselt augenscheinlich das persönliche mit dem göttlichen "Selbst".

zu sein. Der Verfasser verwechselt augenscheinlich das

persönliche mit dem göttlichen „Selbst".

C. W. in Z. Von allem Autoritätenglauben ist der

an die Wahrheit der Zeitungsberichte der allerverdächtigste.

Ein moderner Zeitungsberichterstatter ist „ein Teil von

jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute

schafft." Irgend eine Lüge oder Verleumdung ist ihm

willkommen, wenn er nur damit dem Publikum eine neue

Sensation verschaffen kann, und es finden sich dann immer

noch genug Leute, die alles glauben, was in der Zeitung

steht, nur weil es darin gedruckt ist. Dagegen haben aber

solche Sensationsberichte, selbst wenn sie erlogen sind,

mitunter den Vorteil, dass sie die grosse Menge auf That-

.

sachen aufmerksam machen, welche man sonst nicht be-

C. W. in Z. Von allem Autoritätenglauben ist der an die WahriJ.eit der Zeitungsberichte der allerverdächtigste. Ein moderner Zeitungsberichterstatter ist "ein T~l von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. " Irgend eine Lüge oder Verleumdung ist ihm willkommen, wenn er nur damit dem Publikum eine neue Sensation verschaffen kann, und es finden sich dann immer noch genug Leute, die alles glauben, was in der Zeitung steht, nur weil es darin gedruckt ist. Dagegen haben aber solche Sensationsberichte , selbst wenn sie erlogen sind, mitunter den Vorteil, dass sie die grosse Menge auf Thatsachen aufmerksam machen, welche man sonst nicht beachtet hätte, und da giebt es denn doch manche, die sich hierdurch zum eigenen Denken angeregt fühlen. Selbst wenn alle. "okkulten Phänomene" als "Schwindel" erklärt würden, so würde dies nur beweisen, dass 'sich geistige Zustände nicht durch äusserliche Phänomene beweisen lassen, und dass alles, was der Erscheinungswelt angehört, nichts als Erscheinung ist. Die wahre okkulte Wissenschaft besteht nicht im Glauben an "okkulte Phänomene", sondern in dem Erwachen der in uns selbst verborgenen und daher "okkulten" geistigen Kräfte.

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achtet hätte, und da giebt es denn doch manche, die sich

hierdurch zum eigenen Denken angeregt fühlen. Selbst

wenn alle. „okkulten Phänomene" als „Schwindel" erklärt

würden, so würde dies nur beweisen, dass sich geistige

Zustände nicht durch äusserliche Phänomene beweisen lassen,

und dass alles, was der Erscheinungswelt angehört, nichts

als Erscheinung ist. Die wahre okkulte Wissenschaft be-

steht nicht im Glauben an „okkulte Phänomene", sondern

in dem Erwachen der in uns selbst verborgenen und daher

„okkulten" geistigen Kräfte.

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— 618 —

618

C. J. Q. in H". Dem von Ihnen in Nürnberg ge-

gründeten theosophischen Vereine wünschen wir viel Glück

c.

und gutes Gedeihen, und vor allem eine Fernhaltung von

J. G. in N.

Dem von Ihnen in Nürnberg gegründeten theosophischen Vereine wünschen wir viel Glück und gutes Gedeihen, und vor allem eine Fernhaltung von allen sektiererischen Einflüssen, welche ja stets das grösste Hindernis in der EntwickluI:1g der Freiheit des Denkens sind. Nicht um für einen Verein Propaganda zu machen, sondern um unter uns selbst und für andere der Erkenntnis der Wahrheit Raum zu verschaffen, ist unser Zweck, und um diesen Zweck zu erfiillen, dazu ist uns Ihre Vereinigung herzlich willkommen.

allen sektiererischen Einflüssen, welche ja stets das grösste

Hindernis in der Entwicklung der Freiheit des Denkens

sind. Nicht um für einen Verein Propaganda zu machen,

sondern um unter uns selbst und für andere der Erkennt-

nis der Wahrheit Raum zu verschaffen, ist unser Zweck,

und um diesen Zweck zu erfüllen, dazu ist uns Ihre Ver-

einigung herzlich willkommen.

F. E. in B. — Gott beschütze uns vor unseren Ver-

teidigern; gegen unsere Feinde können wir uns selber wahren.

Herrn Paul Zillmann in Zehlendorf- Berlin.

— Besten Dank für die Übersendung einer Probenummer

der „Metaphysischen Rundschau", welche sowohl in

Bezug auf Inhalt als auch Ausstattung unsere Erwartungen

übertroffen hat. Wir wünschen Ihnen zu dem Gelingen

Ihres Unternehmens von Herzen Glück und würden mit

Vergnügen den Inhalt Ihres Journals besprechen, wenn wir

F. E. in B. -

Gott beschütze uns vor unseren Verteidigern; gegen unsere Feinde können wir uns selber wahren.

in den „Lotusblüten" Raum dazu hätten.

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Druck von Carl Otto in Meerane.

Herrn Paul Zillmann in Zehlendort-Berlin. Besten Dank ftir die Übersendung einer Probenummer der "M etaphysischen Rundschau", welche sowohl in Bezug auf Inhalt als auch Ausstattung unsere Erwartungen übertroffen hat. Wir wünschen Ihnen zu dem Gelingen Ihres Unternehmens von Herzen Glück und würden mit Vergnügen den Inhalt Ihres Journals besprechen, wenn wir in den "Lotusblüten" Raum dazu hätten.

Druck Ton earl Otto in Meerane.

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Die theosophische Bewegung in Deutschland

und die amerikanischen „Kreuzfahrer".

Ein Lichtstrahl vom Osten fällt auf einen

klaren Spiegel im Westen und strahlt von

dort wieder zurück. Da flattern die in ihren

Träumen gestörten Nachtvögel erschreckt

aus ihren Höhlen empor und wundern sich,

was es bedeute. Von Amerika, dem Lande

des Fortschrittes, dem Lande der Zukunft,

ertönte ein Schlachtenruf und fordert die

Menschheit auf zum Siege — nicht über diese

oder jene Person, Partei, Kirche, Sekte oder

System, sondern zum Siege der eigenen

Wahrheitserkenntnis über den Irrtum, zum

Die theosophische Bewegung in Deutschland

Zerbrechen der Fesseln der Unwissenheit

durch eigenes Denken, zum Eingehen in das

Licht — nicht durch den blinden Glauben

an dieses oder jenes Dogma oder an diese

und die amerikanisehen "Kreuzfahrer".

oder jene Person, sondern durch die Er-

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Lotnsblüten XLVIII. 42

Ein Lichtstrahl vom Osten fällt auf einen klaren Spiegel im Westen und strahlt von dort wieder zurück. Da flattern die in ihren Träumen gestörten Nachtvögel erschreckt aus ihren Höhlen empor und wundern sich, was es bedeute. Von Amerika, dem Lande des Fortschrittes, dem Lande der Zukunft, ertönte ein Schlachtenruf und fordert die Menschheit auf zum Siege - nicht über diese oder jene Person, Partei, Kirche, Sekte oder System, sondern zum Siege der eigenen Wahrheitserkenntnis über den Irrtum, zum Zerbrechen der Fesseln der Unwissenheit durch eigenes Denken, zum Eingehen in das Licht - nicht durch den blinden Glauben an dieses oder jenes Dogma oder an diese oder jene Person, sondern durch die ErLo~u8blüten

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XLVIII.

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Ö20

620

Öffnung des Herzens zum Lichte der ewigen

-

Wahrheit, das keiner bestimmten Partei oder

Nation angehört, sondern der ganzen Mensch-

öffnung des Herzens zum Lichte der ewigen Wahrheit, das keiner bestimmten Partei oder Nation angehört, sondern der ganzen Menschheit zugänglich ist.

heit zugängüch ist.

Schon oft ist in Deutschland dieser Ruf

erschallt; von allen unseren grossen Philo-

sophen und Dichtern ist er ausgegangen,

aber wenige haben ihn verstanden. Auch

jetzt wird er wieder von vielen falsch auf-

gefasst. Bereits stecken die Dunkelmänner

ihre Köpfe zusammen und flüstern sich ihren

Argwohn ins Ohr. Wie vor alten Zeiten die

Schon oft ist in Deutschland dieser Ruf erschallt; von allen unseren grossen Philosophen und Dichtern ist er ausgegangen, aber wenige haben ihn verstanden. Auch jetzt wird er wieder von vielen falsch aufgefasst. Bereits stecken die Dunkelmänner ihre Köpfe zusammen und flüstern sich ihren Argwohn ins Ohr. Wie vor alten Zeiten die Juden sprachen, als das neue Licht der Welt erschien: "Was kann Gutes aus Nazareth kommen ?", so fragen jetzt die modernen Pharisäer und Buchstabengelehrten : "Was kann uns Amerika nützen? Haben wir nicht unsere "germanische Theosophie", unseren Kant und Schopenhauer, unsere beglaubigten Autoritäten, bei denen wir uns darauf verlassen können, dass alles wahr ist, was in ihren Büchern steht? Sind unsere Bischöfe, Prälaten und Konsistorialräte nicht hinreichend, um den religiösen Bedürfnissen des Volkes zu genügen? Weshalb sollten wir den Fremden Glauben schenken?"

Juden sprachen, als das neue Licht der Welt

erschien: „Was kann Gutes aus Nazareth

kommen ?", so fragen jetzt die modernen Pha-

risäer und Buchstabengelehrten: „Was kann

uns Amerika nützen? Haben wir nicht un-

sere „germanische Theosophie", unseren Kant

und Schopenhauer, unsere beglaubigten Au-

toritäten, bei denen wir uns darauf ver-

lassen können, dass alles wahr ist, was in

ihren Büchern steht? Sind unsere Bischöfe,

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Prälaten und Konsistorialräte nicht hin-

reichend, um den religiösen Bedürfnissen des

Volkes zu genügen? Weshalb sollten wir

den Fremden Glauben schenken?"

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621 —

621

Wer so spricht, von dem kann man sicher

annehmen, dass er gar nicht weiss, um was

es sich handelt. Es ist ja von gar keinem

Wer so spricht, von dem kann man sicher annehmen, dass er gar nicht weiss, um was es sich handelt. Es ist ja von gar keinem Auftischen neugebackener Theorien und Glaubensartikel und von keinem Streite über Meinungsverschiedenheiten die Rede, wohl aber davon, dass durch die in die Herzen einströmende Kraft der Erkenntnis die Mensch~n, gleichviel, welcher Nation sie angehören, angeregt werden sollen, sich nicht wie bisher mit dem biossen Fürwahrhalten von Theorien und Glaubenssätzen und dem Dreschen von leerem Stroh zu begnügen, sondern die in ihnen selbst schlummernde geistige Kraft zur Entfaltung zu bringen, indem sie die Hindernisse beseitigen, welche sich der Entwicklung derselben in den Weg stellen. Hierzu braucht kein Mensch seine religiöse Überzeugung zu opfern oder seine Kirche zu verlassen, sondern nur sich zu bemühen, dasjenige, was in seiner Religion und Kirche Wabres enthalten ist, auch richtig zu erfassen und auszuüben. Es handelt sich nicht um eine Bekehrung von einer Meinung zu einer anderen, sondern um eine Vertiefung, Erhebung und Erweiterung der Erkenntnis der Wahrheit. Auch ist das Licht,

Auftischen neugebackener Theorien und Glau-

bensartikel und von keinem Streite über

Meinungsverschiedenheiten die Rede, wohl

aber davon, dass durch die in die Herzen

einströmende Kraft der Erkenntnis die Men-

schen, gleichviel, welcher Nation sie ange-

hören, angeregt werden sollen, sich nicht wie

bisher mit dem blossen Fürwahrhalten von

Theorien und Glaubenssätzen und dem

Dreschen von leerem Stroh zu begnügen,

sondern die in ihnen selbst schlummernde

geistige Kraft zur Entfaltung zu bringen,

indem sie die Hindernisse beseitigen, welche

sich der Entwicklung derselben in den Weg

stellen. Hierzu braucht kein Mensch seine

religiöse Überzeugung zu opfern oder seine

Kirche zu verlassen, sondern nur sich zu be-

mühen, dasjenige, was in seiner Religion und

Kirche Wahres enthalten ist, auch richtig zu

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erfassen und auszuüben. Es handelt sich

nicht um eine Bekehrung von einer Meinung

zu einer anderen, sondern um eine Vertie-

fung, Erhebung und Erweiterung der Er-

kenntnis der Wahrheit. Auch ist das Licht,

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nach dem wir streben sollen, nicht das Licht

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von einer Person, noch von einem „unbe-

kannten Adepten", sondern das Licht der

nach dem wir streben sollen, nicht das Licht von einer Person, noch von einem "unbekannten Adepten", sondern das Licht der Wahrheit, dessen Leuchte wir selbst werden sollen und selber sind, sobald wir uns selbst in Wahrheit erkennen.

Wahrheit, dessen Leuchte wir selbst werden

sollen und selber sind, sobald wir uns selbst

in Wahrheit erkennen.

Die Selbsterkenntnis oder „Gotteserkennt-

nis" (Theosophia) ist weder „indisch", noch

„germanisch", noch „amerikanisch", da Gott

kein Indier, kein Germane und auch kein

Amerikaner ist. Es wäre ebenso thöricht,

von einer „germanischen" und „amerikani-

schen" Naturwissenschaft zu sprechen. Die

Natur ist eine Einheit und gehört allen

Menschen und allen Nationen gleichmässig

an. Die Kenntnis der Natur kann bei dem

Die Selbsterkenntnis oder "Gotteserkenntnis" (Theosophia) ist weder "indisch", n,och "germanisch", noch "amerikanisch", da Gott kein Indier, kein Germane und auch kein Amerikaner ist. Es wäre ebenso thöricht, von einer "germanischen" und "amerikanischen" Naturwissenschaft zu sprechen. Die Natur ist eine Einheit und gehört allen Menschen und allen Nationen gleichmässig an. Die Kenntnis der Natur kann bei dem einen Menschen vollkommener als bei einem anderen sein, und wenn ein Gelehrter in einer Nation eine Entdeckung macht, so werden die anderen Nationen nicht zögern, sie sich nutzbar zu machen. Niemand würde sich weigern, die Entdeckung eines neuen Planeten anzuerkennen, weil er nicht von ihm selbst, sondern von einem anderen entdeckt worden ist. So ist es auch mit der Erkenntnis der Wahrheit.

einen Menschen vollkommener als bei einem

anderen sein, und wenn ein Gelehrter in

einer Nation eine Entdeckung macht, so

werden die anderen Nationen nicht zögern,

sie sich nutzbar zu machen. Niemand würde

sich weigern, die Entdeckung eines neuen

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Planeten anzuerkennen, weil er nicht von

ihm selbst, sondern von einem anderen ent-

deckt worden ist. So ist es auch mit der

Erkenntnis der Wahrheit.

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— 6^3 —

Aber es handelt sich hier auch gar nicht

um eine neue Entdeckung, sondern nur um

die Realisierung des längst allgemein an-

Aber es handelt sich hier auch gar nicht um eine neue Entdeckung, sondern nur um die Realisierung des längst allgemein anerkannten Ideales der Einheit der allen Erscheinungen zu Grunde liegenqen Wesenheit, von welcher bisher nur in gelehrten philosophischen Schriften die Rede war, welche aber jetzt allgemein zur Verwirklichung gelangen soll, indem die Menschen aller Nationen diese Einheit des Wesens in allem nicht nur theoretisch annehmen, sondern auch durch die That bestätigen. Die Absicht der "Kreuzfahrer" ist deshalb nicht, uns ein neues System aufzuoktroyieren, sondern den Bund der Freundschaft und Liebe, der naturgemäss unter allen Völkern bestehen sollte, zu bekräftigen. Ob eine solche Bewegung von diesem oder von jenem Lande ausgeht, bleibt sich gleich. Ferne davon, eine Ausnahmsstellung einnehmen oder sich über andere erheben zu wollen, suchen dieselben vielmehr mit allen Vereinen und Gesellschaften, welche den Zweck verfolgen, die Menschheit zu veredeln, Verbindungen anzuknüpfen, und in jedem Menschen, der die Wahrheit um ihrer selbst willen liebt, einen Mitarbeiter an dem grossen

erkannten Ideales der Einheit der allen Er-

scheinungen zu Grunde liegenden Wesen-

heit, von welcher bisher nur in gelehrten

philosophischen Schriften die Rede war,

welche aber jetzt allgemein zur Verwirk-

lichung gelangen soll, indem die Menschen

aller Nationen diese Einheit des Wesens in

allem nicht nur theoretisch annehmen, son-

dern auch durch die That bestätigen. Die

Absicht der „Kreuzfahrer" ist deshalb nicht,

uns ein neues System aufzuoktroyieren, son-

dern den Bund der Freundschaft und Liebe,

der naturgemäss unter allen Völkern be-

stehen sollte, zu bekräftigen. Ob eine solche

Bewegung von diesem oder von jenem

Lande ausgeht, bleibt sich gleich. Ferne

davon, eine Ausnahmsstellung einnehmen

oder sich über andere erheben zu wollen,

suchen dieselben vielmehr mit allen Ver-

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einen und Gesellschaften, welche den Zweck

verfolgen, die Menschheit zu veredeln, Ver-

bindungen anzuknüpfen, und in jedem Men-

schen, der die Wahrheit um ihrer selbst wil-

len liebt, einen Mitarbeiter an dem grossen

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— 624 —

Werke der Befreiung der Menschheit zu ge-

winnen.

Der leitende Gedanke, welcher dieser Be-

Werke der Befreiung der 1Vlenschheit zu ge. Wlnnen.

wegung zu Grunde liegt, ist, dass jeder

Mensch sich bestreben soll, sein eigenes

wahres Selbst und die ihm innewohnenden

göttlichen Kräfte kennen zu lernen. Die

Wahrheit ist alles. Alles, was nicht wahr

Der leitende Gedanke, welcher dieser Bewegung zp Grunde liegt, ist, dass jeder Mensch sich bestreben soll, sein eigenes wahres Selbst und die ihm innewohnenden göttlichen Kräfte kennen zu lernen. Die Wahrheit ist alles. Alles, was nicht wahr ist, ist auch nicht wirklich und wesentlich, sondern nur Schein. Wenn wir unser wahres Selbst wirklich erkennen, so erkennen wir die Wahrheit. Dies ist keine neue Theorie, sondern wurde schon seit Jahrtausenden den Menschen gepredigt. Auch die deutschen Mystiker predigen es. So sagt z. B. Jakob Boehme:

ist, ist auch nicht wirklich und wesentlich,

sondern nur Schein. Wenn wir unser wahres

Selbst wirklich erkennen, so erkennen wir die

Wahrheit. Dies ist keine neue Theorie, son-

dern wurde schon seit Jahrtausenden den

Menschen gepredigt. Auch die deutschen

Mystiker predigen es. So sagt z. B. Jakob

Boehme:

„Der rechte (himmlische) Mensch, welchen Gott schuf,

welcher allein der wahre Mensch ist, der ist noch in diesem

verderbten (irdischen) Menschen verborgen, und so er sich

selbst verleugnet in seiner tierischen Gestalt, und lebt nicht

nach dessen Trieb und Willen, sondern ergiebt sich in

Gott in Sinnen und Gedanken, so lebt dieser Mensch in

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Gott und es wirkt Gott in ihm das Wollen und Thun;

denn es ist alles in Gott. Der rechte heilige Mensch, so

in dem monstrosischen (tierischen) verborgen ist, ist

sowohl im Himmel als in Gott, und der Himmel ist in

ihm, und das Herz oder Licht Gottes ist in ihm geboren.

Das ist Gott in ihm." (Briefe, I, 10.)

"Der rechte (himmlische) Menscb, welchen Gott schuf, welcher allein der wahre Mensch ist, der ist nocb in diesem verderbten (irdiscben) Menschen verborgen, und so er sich selbst verleugnet in seiner tierischen Gestalt, und lebt nicht nach dessen Trieb und Willen, sondern ergiebt sich in Gott in Sinnen und Gedanken, so lebt dieser Mensch in Gott und es wirkt Gott in ihm das Wollen und Tbun; denn es ist alles in Gott. Der rechte heilige Mensch, so in dem monstrosischen (tierischen) verborgen ist, ist sowohl im Himmel als in Gott, und der Himmel ist in ihm, und das Herz oder Licht Gottes ist in ihm geboren. Das ist Gott in ihm." (Briefe, I, 10.)

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Würde jeder Mensch erkennen, dass in

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ihm selbst eine göttliche Natur und göttliche

Kraft enthalten ist, deren Entfaltung und

Würde jeder Mensch erkennen, dass in ihm selbst eine göttliche Natur und göttliche Kraft enthalten ist, deren Entfaltung und Offenbarung nichts anderes im Wege steht, als der Selbstwahn, die Selbstsucht, der Eigendünkel und Egoismus mit seinem Gefolge, so würde auch jeder sich bestreben, dieser göttlichen Natur gemäss zu denken, zu wollen und zu handeln und es würde besser werden in dieser Welt.

Offenbarung nichts anderes im Wege steht,

als der Selbstwahn, die Selbstsucht, der Eigen-

dünkel und Egoismus mit seinem Gefolge,

so würde auch jeder sich bestreben, dieser

göttlichen Natur gemäss zu denken, zu wollen

und zu handeln und es würde besser werden

in dieser Welt.

„Längst that der Himmel sich herab zur Erde neigen,

Wann wird die Erde wohl empor zum Himmel steigen?"

Der Himmel ist schon längst auf der Erde,

aber er findet kein Entgegenkommen, denn

man erkennt ihn nicht. Der Himmel wird

auf Erden erst dann offenbar werden, wenn

von der Mehrzahl der Menschen jeder er-

kennt, dass alle anderen Menschen nicht nur

seine „Brüder" und „Schwestern" sind (denn

auch Brüder betrügen sich gegenseitig), son-

dern jeder eins mit dem „anderen" ist und sie

nur in der Vorstellung und Form von einan-

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der verschieden erscheinen.

"Längst that der Himmel sich herab zur Erde neigen, Wann wird die Erde wohl empor zum Himmel steigen?"

Auch dies ist keine neue Theorie; sie ist

allen Philosophen bekannt. In der That hat

es seit Jahrhunderten bei uns nicht an philo-

Der Himmel ist schon längst auf der Erde, aber er findet kein Entgegenkommen, denn man erkennt ihn nicht. Der Himmel wird auf Erden erst dann offenbar werden, wenn von der Mehrzahl der Menschen jeder erkennt, dass alle anderen Menschen nicht nur seine ,,Brüder" und "Schwestern" sind (denn auch Brüder betrügen sich gegenseitig), sondern jeder eins mit dem "anderen" ist und sie nur in der Vorstellung und Form von einander verschieden erscheinen. Auch dies ist keine neue Theorie; sie ist allen Philosophen bekannt. In der That hat es seit Jahrhunderten bei uns nicht an philo-

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sophischen Lehren, Wahrscheinlichkeitstheo-

rien, logischen Beweisen von Hypothesen und

sophischen Lehren, Wahrscheinlichkeitstheorien, logischen Beweisen von Hypotbesen und von Moralpredigten, die niemand befolgt, gefehlt. Es hat aber bisher nur wenige gegeben, welche begriffen, dass das Ideale nicht notwendigerweise stets nur eine Theorie bleiben muss, sondern dass es durch die That verwirklicht werden kann, und diese wenigen wurden noch immer von dem grossen Haufen gekreuzigt und verlacht. Deutschland hat dabei keine Ausnahme gemacht. Auch hier fehlte es nicht an Märtyrern der Freiheit des Denkens und der Wahrheit, auch hier wurden die grössten Geister nur von wenigen e~kannt, und hier war es, wo Jakob Boehme schrieb: "Das, was jetzt von meinen Landsleuten verworfen wird, wird in späteren Zeiten von fremden Völkern mit Freuden aufgenommen werden."

von Moralpredigten, die niemand befolgt, ge-

fehlt. Es hat aber bisher nur wenige ge-

geben, welche begriffen, dass das Ideale nicht

notwendigerweise stets nur eine Theorie blei-

ben muss, sondern dass es durch die That

verwirklicht werden kann, und diese wenigen

wurden noch immer von dem grossen Haufen

gekreuzigt und verlacht. Deutschland hat

dabei keine Ausnahme gemacht. Auch hier

fehlte es nicht an Märtyrern der Freiheit des

Denkens und der Wahrheit, auch hier wurden

die grössten Geister nur von wenigen erkannt,

und hier war es, wo Jakob Boehme schrieb:

„Das, was jetzt von meinen Landsleuten ver-

worfen wird, wird in späteren Zeiten von

fremden Völkern mit Freuden aufgenommen

werden."

Seine Prophezeiung ist in Erfüllung ge-

gangen. Die Lehre der Erhabenheit über

das eigene Selbst, welche in Europa aus-

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gestreut Avurde und nur selten zum Keimen

kam, brachte in Amerika eine Saat hervor,

welche thatsächlich Früchte trug. Durch sie

kam vor einundzwanzig Jahren in New-York

Seine Prophezeiung ist in Erfüllung gegangen. Die Lehre der Erhabenheit über das eigene Selbst, welche in Europa ausgestreut wurde und nur selten zum Keimen kam, brachte in Amerika eine Saat hervor, welche thatsächlich Früchte trug. Durch sie kam vor einundzwanzig Jahren in New-York

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eine Vereinigung von edeldenkenden Personen

zu Stande, welche, wenn sie auch äusserlich

verschiedenen Richtungen angehörten, den-

eine Vereinigung von edeldenkenden Personen zu Stande, welche, wenn sie auch äusserlich verschiedenen Richtungen angehörten, dennoch eins waren in dem Bewusstsein, dass es keinen anderen Weg zur Erlösung aus Irrtum und Sünde giebt, als die Erkenntnis der Wahrheit, und dass diese Erkenntnis nicht durch wissenschaftliche oder religiöse Schwärmerei, sondern nur durch die Selbstbeherrschung. durch die Kraft der Weisheit erlangt werden kann. Der Zweck dieser Vereinigung war deshalb:

noch eins waren in dem Bewusstsein, dass

es keinen anderen Weg zur Erlösung aus

Irrtum und Sünde giebt, als die Erkenntnis

der Wahrheit, und dass diese Erkenntnis

nicht durch wissenschaftliche oder religiöse

Schwärmerei, sondern nur durch die Selbst-

beherrschung, durch die Kraft der Weis-

heit erlangt werden kann. Der Zweck dieser

Vereinigung war deshalb:

Einen Kern von Leuten ohne Unter-

schied der-Rasse oder Religion, wel-

cher sie angehören, zu bilden, um den

die (ja schon längst allgemein theore-

tisch anerkannten) Grundsätze der all-

gemeinen Menschenverbrüderung kry-

stallisieren und dadurch zur that-

sächlichen Verwirklichung gelangen

sollten.

Von Dogmatik, Besserwissen, Autoritäten-

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glauben, Unterwerfung unter den Willen

eines Oberen, Personenkultus u. dgl. war da

nirgends die Rede. Diese Vereinigung

wurde eine „theosophische" genannt, man

Einen Kern von Leuten ohne Unterschied der-Rasse oder Religion, welcher sie angehören, zu bilden, um den die (ja schon längst allgemein theoretisch anerkannten) Grundsätze der allgemeinen Menschenverbrüderun g krystallisieren und dadurch zur thatsächlichen Verwirklichung gelangen soll te n. Von Dogmatik, Besserwissen, Autoritätenglauben, Unterwerfung unter den Willen eines Oberen, Personenkultus u. dgl. war da nirgends die Rede. Diese Vereinigung wurde eine "theosophische" genannt, man

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-

hätte sie ebensogut eine „freimaurerische"

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nennen können, da sie dieselben Zwecke ver-

folgte, wie die echte Freimaurerei, nämlich

hätte sie ebensogut eine "freimaurerische" nennen können, da sie dieselben Zwecke verfolgte, wie die echte Freimaurerei, .nämlich die Erbauung des Tempels der Weisheit im eigenen Herzen, frei von allem blinden Autoritätenglauben , und die Veredlung der Menschheit durch die Verbreitung einer höheren Weltanschauung. Man hätte sie auch "katholisch" nennen können; denn .,katholisch" heisst "allgemein", und ihre Verfassung war gross genug, um die Anhänger eines jeden Religionssystems aufzunehmen. Es wurde niemand aufgefordert, seinen Glauben zu wechseln, sondern nur jedem geraten, selbst nach der Erkenntnis der Wahrheit zu streben, sich nicht mit der Theorie des Vorhandenseins seines Ideales zu begnügen, sondern die Verwirklichung dieses Ideales in sich selbst zu erringen.

die Erbauung des Tempels der Weisheit im

eigenen Herzen, frei von allem blinden

Autoritätenglauben, und die Veredlung der

Menschheit durch die Verbreitung einer

höheren Weltanschauung. Man hätte sie

auch „katholisch" nennen können; denn

„katholisch" heisst „allgemein", und ihre Ver-

fassung war gross genug, um die Anhänger

eines jeden Religionssystems aufzunehmen.

Es wurde niemand aufgefordert, seinen

Glauben zu wechseln, sondern nur jedem

geraten, selbst nach der Erkenntnis der

Wahrheit zu streben, sich nicht mit der

Theorie des Vorhandenseins seines Ideales

zu begnügen, sondern die Verwirklichung

dieses Ideales in sich selbst zu erringen.

Wer die Bewegung des Zeitgeistes in

der Richtung des Idealen, welche jetzt

die Welt durchzieht und den Sturz des

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blinden Materialismus herbeigeführt hat, ge-

nau studiert, der wird finden, dass diese

„theosophische Gesellschaft" teils direkt, teils

indirekt das Werkzeug war, wodurch der

Wer die Bewegung des Zeitgeistes in der Richtung des Idealen, welche jetzt die Welt durchzieht und den Sturz des blinden Materialismus herbeigeführt hat, genau studiert, der wird finden, dass diese "theosophische Gesellschaft" teils direkt, teils indirekt das Werkzeug war. wodurch der

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Anstoss zu dieser Bewegung gegeben, und

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durch welches sie verbreitet wurde. Die

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-

Zahl der Zweigvereine, aus welcher diese

Gesellschaft besteht, hat für uns keinen Wert

Anstass zu dieser Bewegung gegeben, und durch welches sie verbreitet wurde. Die Zahl der Zweigvereine, aus welcher diese Gesellschaft besteht, hat für uns keinen Wert und ebensowenig die "Respektabilität" gewisser Mitglieder; wohl aber der Umstand, dass sie ein Sammelplatz von Ideen wurde, welche ewige Wahrheiten repräsentieren, die von der Menschheit in Vergessenheit geraten waren und nun ihre Auferstehung feierten.

und ebensowenig die „Respektabilität" ge-

wisser Mitglieder; wohl aber der Umstand,

dass sie ein Sammelplatz von Ideen wurde,

welche ewige Wahrheiten repräsentieren,

die von der Menschheit in Vergessenheit

geraten waren und nun ihre Auferstehung

feierten.

Was war die Geschichte dieser Gesell-

schaft? — Wer die Geschichte früherer Ver-

eine kennt, welche ähnliche Zwecke verfolg-

ten, der hätte auch die Geschichte dieser

Gesellschaft leicht prophezeien können: Ein

fortwährender Kampf gegen die Feinde

im Innern, ein Kampf gegen Dogmatismus

und Jesuitismus, die sich unter den verschie-

densten Masken in sie einzudrängen ver-

suchten und auch heute noch ihre erbittertsten

Feinde sind. Es handelt jeder seiner Natur

gemäss. Wer kurzsichtig ist, wird seine

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Kurzsichtigkeit nicht dadurch verlieren, dass

er sich in einen Verein für Fernsichtige auf-

nehmen lässt, und erlangt er gar eine lei-

Was war die Geschichte dieser Gesellschaft? - Wer die Geschichte früherer Vereine kennt, welche ähnliche Zwecke verfolgten, der hätte auch die Geschichte dieser Gesellschaft leicht prophezeien können: Ein fortwährender Kampf gegen die Feinde im Innern, ein Kampf gegen Dogmatismus und Jesuitismus, die sich unter den verschiedensten Masken in sie einzudrängen versuchten und auch heute noch ihre erbittertsten Feinde sind. Es handelt jeder seiner Natur gemäss. Wer kurzsichtig ist, wird seine Kurzsichtigkeit nicht dadurch verlieren, dass er sich in einen Verein für Fernsichtige aufnehmen lässt, und erlangt er gar eine lei-

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63 0

tende Stellung darin, so verfehlt er sowohl

-

als der Verein seinen Zweck. Solange die

Erkenntnislosen die Majorität in der Mensch-

tende Stellung darin, so verfehlt er sowohl als der Verein seinen Zweck. Solange die Erkenntnislosen die Majorität in der Menschheit haben, wird auch jeder Verein als solcher an Erkenntnis verlieren, je allgemeiner er wird, und je mehr Leute ohne Erkenntnis in ihm aufgenommen werden. Dann muss naturgemäss ein Zeitpunkt eintreten, in welchem der erkrankte Verein zu Grunde geht, wenn er sich nicht durch einen Reinigungsprozess erholt.

heit haben, wird auch jeder Verein als sol-

cher an Erkenntnis verlieren, je allgemeiner

er wird, und je mehr Leute ohne Erkenntnis

in ihm aufgenommen werden. Dann muss

naturgemäss ein Zeitpunkt eintreten, in wel-

chem der erkrankte Verein zu Grunde geht,

wenn er sich nicht durch einen Reinigungs-

prozess erholt.

So erging es dem Christentume, das nahe

daran war, durch das Pfaffentum erstickt zu

werden, wenn es nicht durch die Reformation

gerettet worden wäre; so würde es dem Pro-

testantismus ergehen, wenn nicht immer wieder

neue Sekten entständen, welche gegen manche

darin herrschende Dogmen protestieren. So

erging es den „Rosenkreuzern", „Illuminaten"

und anderen mystischen Verbindungen im

Mittelalter. In allen schlichen sich fremd-

artige Elemente ein, nahmen überhand und

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das wuchernde Unkraut erstickte zuletzt die

aufgehende gute Saat. Auch die „Theoso-

phische Gesellschaft" fiel unter dieses Gesetz.

In Europa erkrankte sie am Personenkultus,

So erging es dem Christentume, das nahe daran war, durch das Pfaffenturn erstickt zu werden, wenn es nicht durch die Reformation gerettet worden wäre; so würde es dem Protestantismus ergehen, \venn nicht immer wieder neue Sekten entständen, welche gegen manche darin herrschende Dogmen protestieren. So erging es den "Rosenkreuzern", "Illuminaten" und anderen mystischen Verbindungen im l\littelalter. In allen schlichen sich fremdartige Elemente ein, nahmen überhand und das wuchernde Unkraut erstickte zuletzt die aufgehende gute Saat. Auch die "Theosophische Gesellschaft" fiel unter dieses Gesetz. In Europa erkrankte sie am Personenkultus,

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-

an persönlicher Eitelkeit, Herrschsucht und am

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Autoritätenglauben. In Amerika aber stiess

sie die Krankheitserreger von sich und blieb

an persönlicher Eitmkeit, Herrschsucht und am Autoritätenglauben. In Amerika aber stiess sie die Krankheitserreger von sich und blieb ziemlich gesund. In England gelangten ge-· wisse Personen, welche den Geist, welcher die Gründer dieser Gesellschaft beseelte, nicht erfassen konnten, in leitende Stellungen und verfielen ihrer Natur gemäss den sektiererischen Einflüssen, an welche sie durch Erziehung und Gewohnheit gebunden waren. In Amerika, wo der einzelne mehr an selbständiges Denken und Handeln gewohnt ist, errang die Freiheit des Denkens den Sieg und die Krise wurde überwunden. In Deutschland hat der Weizen bis j~tzt nur im Verborgenen geblüht und es ist deshalb auch noch nicht viel von dem ihn begleitenden Unkraut aufgegangen; doch wird auch hier das Gesetz des Geistes in der Natur seinen Lauf haben, wie überall in der Welt.

ziemlich gesund. In England gelangten ge-

wisse Personen, welche den Geist, welcher

die Gründer dieser Gesellschaft beseelte, nicht

erfassen konnten, in leitende Stellungen und

verfielen ihrer Natur gemäss den sektiereri-

schen Einflüssen, an welche sie durch Er-

ziehung und Gewohnheit gebunden waren.

In Amerika, wo der einzelne mehr an selb-

ständiges Denken und Handeln gewohnt ist,

errang die Freiheit des Denkens den Sieg und

die Krise wurde überwunden. In Deutsch-

land hat der Weizen bis jetzt nur im Ver-

borgenen geblüht und es ist deshalb auch

noch nicht viel von dem ihn begleitenden

Unkraut aufgegangen; doch wird auch hier

das Gesetz des Geistes in der Natur seinen

Lauf haben, wie überall in der Welt.

Die „Lotusblüten" aber werden fortfahren

zu wirken im Geiste, der in dem ebenerwähn-

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ten Satze der Verfassung der „Theosophischen

Gesellschaft" ausgedrückt ist, unbekümmert

um den Beifall oder die Missgunst dieser

oder jener Partei; da es sich für uns nicht

Die "Lotusblüten" aber werden fortfahren zu wirken im Geiste, der in dem ebenerwähnten Satze der V erfassung der "Theosophischen Gesellschaft" ausgedrückt ist, unbekümmert um den Beifall oder die Missgunst dieser oder jener Partei; da es sich für uns nicht

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um Parteien oder Personen" sondern um Prin-

zipien handelt. Es ist da nicht von einer

Stellungnahme für eine Partei gegen eine

um Parteien oder Personen~ sondern um Prinzipien handelt. Es ist da nicht von einer Stellungnahme für eine Partei gegen eine -andere Partei, sondern von dem Fernhalten alles und jeden Parteigeistes die Rede. Nur auf diese Weise kann die "Theosophische Gesellschaft" in ihrer Freiheit und Reinheit erhalten bleiben. Diesem Grundsatze gemäss handeln auch die amerikanischen "Kreuzfahrer", und deshalb sind sie uns willkommen und wir wünschen ihren Bestrebung~n den besten Erfolg.

•andere Partei, sondern von dem Fernhalten

alles und jeden Parteigeistes die Rede. Nur

auf diese Weise kann die „Theosophische Ge-

sellschaft" in ihrer Freiheit und Reinheit er-

halten bleiben. Diesem Grundsatze gemäss

handeln auch die amerikanischen „Kreuz-

fahrer", und deshalb sind sie uns willkommen

und wir wünschen ihren Bestrebungen den

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besten Erfolg.

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Theosophie in China.

Betrachtungen über das Tao-Teh-King.

(Der Weg, die Wahrheit und das Licht.)

Aus dem Chinesischen des Lao-tze.

(Fortsetzung.)

XXIII.

Massige Deine Sprache und erhalte

Dich selbst.1)

Ein Orkan überdauert den Morgen nicht.

Ein Regenschauer dauert nicht länger

als der Tag.

Wer sonst, als nur Himmel und Erde

haben die Macht, diese Dinge zu schaffen?

Und wenn Himmel und Erde damit

Theosophie in China.

l) In der Ruhe des Geistes erhält sich

die Kraft.

Betraehtungen über das Tao-Teh-King. Generated for John Patrick Deveney (University of Chicago) on 2014-11-22 17:25 GMT / http://hdl.handle.net/2027/hvd.hnue9g Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www.hathitrust.org/access_use#pd-us-google

(Der Weg, die Wahrheit und das Licht.) Aus dem Chinesischen des Lao-tze. (Fortsetzung.)

XXIII. Mässige Deine Sprache und erhalte Dich selbst 1) Ein Orkan überdauert den Morgen nicht. Ein Regenschauer dauert nicht länger als der Tag. Wer sonst, als nur Himmel und Erde haben die Macht, diese Dinge zu schaffen? Und wenn Himmel und Erde damit 1) In der Ruhe des Geistes erhält sich die Kraft.

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— 634 —

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nicht lange fortfahren können, wie könnte

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es der Mensch?2)

Wenn deshalb ein Mensch in allen

nicht .lange fortfahren können, wie könnte es der Mensch?2) Wenn deshalb ein Mensch in allen Dingen mit Tao übereinstimmt, so ist er durch diese Übereinstimmung mit Tao identisch. 8) Ein tugendhafter Mensch ist mit der Tugend vereint.4) Ein lasterhafter Mensch ist Eins mit dem Laster. "Ver Eins mit Tao ist, den heissen die Tao-Jünger freudig willkommen. Wer mit der Tugend identifiziert ist, den empfangen die Tugenhaften gern. Wer mit dem Laster identifiziert ist, dem dienen die Lasterhaften gern mit Laster. Denn wo das Vertrauen fehlt, kommt ihm das Zutrauen nicht entgegen. 5)

Dingen mit Tao übereinstimmt, so ist er

durch diese Ubereinstimmung mit Tao

identisch.3)

Ein tugendhafter Mensch ist mit der

Tugend vereint.4)

Ein lasterhafter Mensch ist Eins mit

dem Laster.

Wer Eins mit Tao ist, den heissen die

Tao-Jünger freudig willkommen.

Wer mit der Tugend identifiziert ist,

den empfangen die Tugenhaften gern.

Wer mit dem Laster identifiziert ist,

dem dienen die Lasterhaften gern mit

Laster.

Denn wo das Vertrauen fehlt, kommt

ihm das Zutrauen nicht entgegen.5)

2) Der Zorn frisst sich selber auf.

3) Siehe I. Korinth., 15 u. 17.

4) Wer Eins mit der Wahrheit ist, der ist

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mit ihr identisch.

5) Wenn sich das Bewusstsein in den Glau-

ben erhebt, so erwacht der Glaube in ihm.

2) Der Zorn frisst sich selber auf. 8) Siehe I. Korinth., 15 u. 17. 4) Wer Eins mit der Wahrheit ist, der ist mit ihr identisch. 5) Wenn sich das Bewusstsein in den Glauben erhebt, so erwacht der Glaube in ihm.

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— 635 —

-

XXIV.

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Wer auf den Fussspitzen steht, kann

nicht stille stehen.1)

XXIV.

Wer auf einem anderen reitet, der

kommt nicht selbst vorwärts.2)

Wer sich glänzen macht, leuchtet nicht

Wer auf den Fussspitzen steht, kann nicht stille stehen. 1)

selbst.3)

Durch Selbstschätzung erlangt man

keine Achtung.

Im Selbstlob liegt kein Verdienst.

Wer auf einem anderen reitet, der kommt nicht selbst vorwärts. 2) Wer sich glänzen macht, leuchtet nicht selbst. S) Durch Selbstschätzung erlangt man keine Achtung. Im Selbstlob liegt kein Verdienst Wer sich selbst überhebt, steht nicht hoch. Diese Dinge haben mit Tao ebenso

Wer sich selbst überhebt, steht nicht

hoch.

Diese Dinge haben mit Tao ebenso

1) Wer voll Selbstsucht ist, streckt ver-

geblich seinen Hals, um das Göttliche zu er-

fassen, welches nur dem in Gott zur Ruhe

gekommenen und in der Selbsterkenntnis fest-

stehenden zu eigen ist.

2) Wer auf Autoritäten herumreitet, und

nichts anderes weiss, als was auf Hörensagen

beruht, der schreitet in der Erkenntnis nicht

voran.

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3) Wer sich mit fremdem Schein umgiebt,

leuchtet nicht in seinem eigenen Licht.

Lotusblüten XLVIII. 43

1) Wer voll Selbstsucht ist, streckt ver-

geblich seinen Hals, um das Göttliche zu erfassen, welches nur dem in Gott zur Ruhe gekommenen und in der Selbsterkenntnis feststehenden zu eigen ist.

2) Wer auf Autoritäten herumreitet, und nichts anderes weiss, als was auf Hörensagen beruht, der schreitet in der Erkenntnis nicht voran. 3) Wer sich mit fremdem Schein umgiebt, leuchtet nicht in seinem eigenen Licht. J_otusbll1ten XLVIlI.

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43

Origillal from

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— 636 —

wenig zu schaffen, als Abfälle und Exkre-

mente mit dem Körper.

Deshalb wollen Tao- Menschen nicht

wenig zu schaffen, als Abfälle und Exkremente mit dem Körper. Deshalb wollen Tao - Menschen nicht mit denselben zusammen sein.')

mit denselben zusammen sein.4)

4) Tao-Menschen sind diejenigen, in wel-

chen Tao (Christus) lebt und zum Bewusstsein

gekommen ist. (Siehe Koloss. I, 27.)

XXV.

Ehe Himmel und Erde ins Dasein

traten, war die Natur in ihrer ursprüng-

lichen Substanz.1)

Sie war ungetrübt.2)

') Tao-Menschen sind diejenigen, in welchen Tao (Christus) lebt und zum Bewusstsein gekommen ist. (Siehe Koloss. I, 27.)

*) Das Wort „Substanz" (sub-sto) bedeutet

dasjenige, was allem Dasein zu Grunde liegt.

Akäsa, (fälschlich) „Äther" genannt; der „Geist",

„Wille" oder „Raum"; die „Ewigkeit", „Gott".

3) „Was stille und ohne Wesen in sich ist,

das hat keine Finsternis in sich, sondern ist

bloss eine stille, helle, lichte Wonne ohne

Wesen, und das ist die Ewigkeit ohne Etwas,

und heisset vor allem anderen „Gott". Gott

xxv.

ist in sich selbst die lichte, helle und klare

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Ewigkeit ohne Wesen." (Jakob Boehme:

„Dreifaches Leben", II, 7.5.)

Ehe Himmel und Erde ins Dasein traten, war die Natur in ihrer ursprünglichen Substanz. 1) Sie war ungetrübt. 2) 1) Das Wort "Substanz" (sub-sto) bedeutet dasjenige, was allem Dasein zu Grunde liegt. Akasa, (fälschlich) ,,Äther" genannt; der "Geist", "die"EWlg . k el·t", "G 0 tt" . "Wille ". 0 der"R aum; 2) "Was stille und ohne Wesen in sich ist,

das hat keine Finsternis in sich, sondern ist bloss eine stille, helle, lichte Wonne ohne Wesen, und das ist die Ewigkeit ohne Etwas, und heisset vor allem anderen "Gott". Gott ist in sich selbst die lichte, helle und klare Ewigkeit ohne Wesen." (Jakob Boehme: "Dreifaches Leben", 11, 7S.)

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— 637 —

Sie war unergründlich.3)

-

Sie war selbstexistierend und nicht zu-

sammengesetzt.4)

637

-

Sie war allgegenwärtig und durch nichts

Sie war unergründlich. S) Sie war selbstexistierend und nicht zusammengesetzt.4.) Sie war allgegenwärtig und durch nichts beschränkt. Sie muss als die Universalmutter be-. trachtet werden. Ihren Namen weiss ich nicht, aber ich nenne sie Tao.5)

beschränkt.

Sie muss als die Universalmutter be-.

trachtet werden.

Ihren Namen weiss ich nicht, aber ich

nenne sie Tao.5)

3) „Wenn Du ansiehest die Tiefe, die Sterne,

die Elemente, die Erde, so begreifst Du mit

Deinen Augen nicht die helle und klare Gott-

heit, ob sie wohl allda und drinnen ist. So

Du aber Deine Gedanken erhebest und denkest,

wo Gott sei, so ergreifst Du die siderische

Geburt (Astralweit). Wenn Du aber den Glau-

ben schöpfest an den Gott, der in Heiligkeit

darin regieret, so brichst Du durch den Himmel,

und ergreifst Gott bei seinem heiligen Herzen."

(Jakob Boehme: „Aurora", XXIII, n.)

4) Die erschaffene Vielheit der Formen ging

aus der unerschaffenen ewigen Einheit hervor,

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sowie die Gedanken eines Menschen aus sei-

nem Geiste entspringen.

5) Da Gott kein besonderes Ding ist, so

S) "Wenn Du ansiehest die Tiefe, die Sterne,

lässt er sich auch nicht definieren.

43*

die Elemente, die Erde, so begreifst Du mit Deinen Augen nicht die helle und klare Gottheit, ob sie wohl allda und drinnen ist. So Du aber Deine Gedanken erhebest und denkest, wo Gott sei, so ergreifst Du die siderische Geburt (Astralwelt). Wenn Du aber den Glauben schöpfest an den Gott, der in Heiligkeit darin regieret, so brichst Du durch den Himmel, und ergreifst Gott bei seinem heiligen Herzen." (J ako b Boehme: "Aurora", XXIII, 11.) 4.) Die erschaffene Vielheit der Formen ging aus der unersch~enen ewigen Einheit hervor, sowie die Gedanken eines Menschen aus seinem Geiste entspringen.

5) Da Gott kein besonderes Ding ist, so lässt er sich auch nicht definieren. 43 *

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— 638 —

Wenn ich ihr eine Eigenschaft beilegen

soll, so will ich sie „grenzenlos" nennen.

Da sie grenzenlos ist, so sage ich, sie

Wenn ich ihr eine Eigenschaft beilegen soll, so will ich sie "grenzenlos" nennen. Da sie grenzenlos ist, so sage ich, sie ist unerforschlich. Da sie unerforschlich ist, sage ich, sie ist unnahbar. Da sie unnahbar ist, so nenne ich sie das "Allgegenwärtige". Somit ist Tao das Höchste. Der Himmel ist das Höchste. Die Erde ist das Höchste. Der König ist der Höchste. 6) Im Universum sind vier Arten von Oberherrschaft, und die Regierung ist eine. Der Mensch wird durch die Erde regiert. Die Erde wird durch den Himmel regiert.7}

ist unerforschlich.

Da sie unerforschlich ist, sage ich, sie

ist unnahbar.

Da sie unnahbar ist, so nenne ich sie

das „Allgegenwärtige".

Somit ist Tao das Höchste.

Der Himmel ist das Höchste.

Die Erde ist das Höchste.

Der König ist der Höchste.6)

Im Universum sind vier Arten von

Oberherrschaft, und die Regierung ist eine.

Der Mensch wird durch die Erde re-

giert.

Die Erde wird durch den Himmel

regiert.7)

6) Sie sind alle vier Eines in ihrem Wesen.

Tao ist der „Raum", der Raum (das Bewusst-

sein) der Himmel; der Himmel in der Sub-

stanz und das Selbstbewusstsein der König

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des Himmels.

Der Gedanke beherrscht die Materie.

6) Sie sind alle vier Eines in ihrem Wesen. Tao ist der "Raum", der Raum (das Bewusstsein) der Himmel; der Himmel in der Substanz und das Selbstbewusstsein der König des Himmels.

7) Der Gedanke beherrscht die Materie.

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— 639 —

-

Der Himmel wird durch Tao regiert.8)

639

-

Und Tao regiert sich selbst.9)

8) Die Weisheit beherrscht den Gedanken.

Der Himmel wird durch Tao regiert. 8) Und Tao regiert sich selbst. 9)

9) Er ist selbst das Gesetz und das geistige

Leben.

XXVI.

Schwere liegt der Leichtigkeit zu

Grunde.1)

8) Die Weisheit beherrscht den Gedanken.

Ruhe liegt der Bewegung zu Grunde.2)

Deshalb verliert der Weise niemals

9) Er ist selbst das Gesetz und das geistige

seinen innerlichen Halt und seine Ruhe

von Tag zu Tag.

Leben.

*) Ohne den Begriff der Schwere gäbe es

keine Leichtigkeit. Ohne die Stufen könnte

man keine Treppe hinaufsteigen. Wo nichts

zu überwinden ist, giebt es keine Überwindung,

und ohne Kampf keinen Sieg.

XXVI. liegt der Leichtigkeit zu

2) Alle Bewegung geht von einem Punkte

der Ruhe aus. Im Mittelpunkte ist die Ruhe,

Schwere Grunde. 1) Ruhe liegt der Bewegung zu Grunde. 2) Deshalb verliert der Weise niemals seinen innerlichen Halt und· seine Ruhe von Tag zu Tag.

an der Peripherie des Rades die grösste Be-

wegung. Wer ruhig in seinem Selbstbewusst-

sein feststeht, kann doch seine Gedanken in

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die Ferne senden, ohne deshalb ausser sich

zu geraten.

1) Ohne den Begriff der Schwere gäbe es keine Leichtigkeit. Ohne die Stufen könnte man keine Treppe hinaufsteigen. Wo nichts zu überwinden ist, giebt es keine Überwindung, und ohne Kampf keinen Sieg. 2) Alle Bewegung geht von einem Punkte der Ruhe aus. Im Mittelpunkte ist die Ruhe, an der Peripherie des Rades die grösste Bewegung. Wer ruhig in seinem Selbstbewusstsein feststeht, kann doch seine Gedanken in die Ferne senden, ohne deshalb ausser sich zu geraten.

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— 640 —

Wenn ihm auch prächtige Paläste an-

gehören, so wohnt er doch friedlich und

Wenn ihm auch prächtige Paläste angehören, so wohnt er doch friedlich und ohne Anhänglichkeit in ihnen. 8) Ach! Weshalb sollte ein König, der viele Rosselenker hat, inmitten seiner grossen Besitzungen mit wertlosen Dingen spielen? 4) Durch Leichtsinn verliert er seine Diener und durch Unstandhaftigkeit seinen Thron. 5)

ohne Anhänglichkeit in ihnen.3)

Ach! Weshalb sollte ein König, der viele

Rosselenker hat, inmitten seiner grossen

Besitzungen mit wertlosen Dingen spielen?4)

Durch Leichtsinn verliert er seine Die-

ner und durch Unstandhaftigkeit seinen

Thron.5)

3) Er identifiziert sich nicht mit seinem mate-

riellen oder intellektuellen Besitz, sondern bleibt

in seinem Bewusstsein über demselben erhaben.

4) Die „Rosselenker" sind die Erkenntnis-

kräfte; der König ist der Mensch. Weshalb

sollte der Mensch, der sich selbst (d. h. sein

innerstes Wesen) als Gott erkennt, sich mit ver-

gänglichen Dingen, die keinen wahren Wert

haben, belasten?

5) Der Mensch sollte seine Neigungen und

Kräfte beherrschen, anstatt sich von denselben

beherrschen zu lassen. Dies geschieht durch

3) Er identifiziert sich nicht mit seinem materiellen oder intellektuellen Besitz, sondern bleibt in seinem Bewusstsein über demselben erhaben. 4) Die "Rosselenker" sind die Erkenntniskräfte ; der König ist der Mensch. Weshalb sollte der Mensch, der sich selbst (d. h. sein , innerstes W es~m) als Gott erkennt, sich mit vergänglichen Dingen, die keinen wahren Wert haben, belasten? 5) Der Mensch sollte seine Neigungen und Kräfte beherrschen, anstatt sich von denselben beherrschen zu lassen. Dies geschieht durch die Kraft Gottes im Menschen, und nicht durch den Willen des tierischen Selbsts. "Gottesfurcht", d. h. die Furcht, etwas zu thun, was der göttlichen Weisheit entgegengesetzt ist, und das Bestreben, dies zu vermeiden, ist "aller Weisheit Anfang".

die Kraft Gottes im Menschen, und nicht durch

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den Willen des tierischen Selbsts. „Gottes-

furcht", d. h. die Furcht, etwas zu thun, was

der göttlichen Weisheit entgegengesetzt ist,

und das Bestreben, dies zu vermeiden, ist

„aller Weisheit Anfang".

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641 —

XXVII.

Wer richtig geht, der wirbelt keinen

Staub hinter sich auf.

XXVII.

Wer gut spricht, erregt keinen Wider-

spruch.

Wer richtig geht, der wirbelt keinen Staub hinter sich auf. Wer gut spricht, erregt keinen Widerspruch. Wer gut rechnen kann, braucht keine Arithmetik. Der sorgsame Wächter braucht keine Riegel und Bolzen, und niemand kann was er verschlossen hält öffnen. Der gute Binder braucht keinen Strick, und niemand kann was ergebunden hält1ösen. Der Weise ist eine beständige und gute Hilfsquelle für seine Gefährten. Er stösst niemanden zurück. Er weiss alles gut zu bewahren. Er verachtet nichts. Seine Vernunft umfasst alles. Gute Menschen unterrichten sich gegenseitig; böse Menschen sind die Erde, in welcher sie graben. 1)

Wer gut rechnen kann, braucht keine

Arithmetik.

Der sorgsame Wächter braucht keine

Riegel und Bolzen, und niemand kann

was er verschlossen hält öffnen.

Der gute Binder braucht keinen Strick,

und niemand kann was er gebunden hält lösen.

Der Weise ist eine beständige und gute

Hilfsquelle für seine Gefährten.

Er stösst niemanden zurück.

Er weiss alles gut zu bewahren.

Er verachtet nichts.

Seine Vernunft umfasst alles.

Gute Menschen unterrichten sich gegen-

seitig; böse Menschen sind die Erde, in

welcher sie graben.1)

*) Der gute Mensch ist der himmlische

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Mensch, der böse Mensch ist die niedere See-

lenregion mit ihren Leidenschaften und ihrem

verkehrten Wissen.

1) Der gute Mensch ist der himmlische

Mensch, der böse Mensch ist die niedere Seelenregion mit ihren Leidenschaften und ihrem verkehrten Wissen.

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Wer deshalb seinen Lehrer nicht ehrt

und das, woraus er schöpft, nicht achtet,

der betrügt sich selbst, wenn er sich auch

für weise hält.2)

Wer deshalb seinen Lehrer nicht ehrt und das, woraus er schöpft, nicht achtet, der betrügt sich selbst, wenn er sich auch für weise hält. 2) Dies ist ebenso wichtig als sonderbar.

Dies ist ebenso wichtig als sonderbar.

2) Der Lehrer oder „Meister" ist der Gott-

mensch, der im Menschen und über ihm wohnt.

Die niedere Natur ist deshalb beachtenswert,

weil man, indem man sie durch die Kraft der

höheren erkennt und überwindet, zur wahren

Weisheit gelangt.

XXVIII.

Wer, nachdem er die Mannesnatur er-

fahren hat, in sich die weibliche Natur

erhält, wird ein Universalkanal (für die

2) Der Lehrer oder "Meister". ist der Gottmensch, der im Menschen und über ihm wohnt. Die niedere Natur ist deshalb beachtenswert, weil man, indem man sie durch die Kraft der höheren erkennt und überwindet, zur wahren Weisheit gelangt.

Weisheit) werden.1)

1) Das männliche Element in der Menschen-

natur ist der Verstand, das weibliche ist die

Liebe. Wo der Verstand nicht zum kalt be-

rechnenden tierähnlichen Intellekte herunter-

sinkt, wie es bei lieblosen Schulgelehrten der

Fall ist, sondern mit der Liebe verbunden

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bleibt, da wird die Liebe durch den Verstand

XXVIII. Wer, nachdem er die Mannesnatur erfahren hat, in sich die weibliche Natur erhält, wird ein Universalkanal (für die Weisheit) werden. 1) 1) Das männliche Element in der Menschennatur ist der Verstand, das weibliche ist die Liebe. Wo der Verstand nicht zum kalt berechnenden tierähnlichen Intellekte heruntersinkt, wie es bei lieblosen Schulgelehrten der Fall ist, sondern mit der Liebe verbunden bleibt, da wird die Liebe durch den Verstand

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— 643 —

Die ewige Kraft wird ihn nie verlassen,

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-

da er derselben als Durchgang dient. Er

Die ewige Kraft wird ihn nie verlassen, da er derselben als Durchgang dient. Er wird wieder ein kleines Kind werden. 2) Wer, nachdem er das Licht kennen gelernt hat, im Dunkel bleibt, wird allen eine Leuchte sein. 8)

wird wieder ein kleines Kind werden.2)

Wer, nachdem er das Licht kennen

gelernt hat, im Dunkel bleibt, wird allen

eine Leuchte sein.3)

erleuchtet und der Verstand durch die Liebe

erwärmt. Aus dieser Verbindung wird im

Menschen die Selbsterkenntnis, d. h. die gött-

liche Weisheit geboren.

2) Er kramt nicht sein eigenes zusammen-

gestoppeltes Wissen aus, sondern die in ihm

zum Bewusstsein gekommene Wahrheit spricht

durch ihn. Indem er seinen Eigenwillen und

Eigendünkel verlässt, wird er wieder wie ein

gelehriges Kind und sein Gemüt wie eine un-

erleuchtet und der Verstand durch die Liebe erwärmt. Aus dieser Verbindung wird im Menschen die Selbsterkenntnis, d. h. die göttliche Weisheit geboren.

beschriebene Tafel, auf welche die Weisheit

schreiben kann, während auf einer besudelten

kein Platz dazu vorhanden ist. „Alle, die

durch den Geist Gottes sich leiten lassen

(welcher der Geist der göttlichen Selbsterkennt-

nis oder die Liebe ist), sind Kinder Gottes."

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(Römer VIII, 14.)

2) Er kramt nicht sein eigenes zusammengestoppeltes Wissen aus, sondern die in ihm

3) Er wird nicht in einer Welt glänzen

wollen, die selbst so voll des eitlen Scheines

ist, dass das wahre Licht in ihr nicht gesehen

werden kann.

zum Bewusstsein gekommene Wahrheit spricht durch ihn. Indem er seinen Eigenwillen und Eigendünkel verlässt, wird er wieder wie ein gelehriges Kind und sein Gemüt wie eine unbeschriebene Tafel, auf welche die Weisheit schreiben kann, während auf einer besudelten kein Platz dazu vorhanden ist. "Alle, die durch den Geist Gottes sich leiten lassen (welcher der Geist der göttlichen Selbsterkenntnis oder die Liebe ist), sind Kinder Gottes." (Römer VIII, 14.) 3) Er wird nicht in einer Welt glänzen wollen, die selbst so voll des eitlen Scheines ist, dass das wahre Licht in ihr nicht gesehen werden kann.

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— 644 —

644

-

Da er eine allgemeine Leuchte ist, wird

ihn die ewige Kraft nicht verfehlen.4)

Da er eine allgemeine Leuchte ist, wird ihn die ewige Kraft nicht verfehlen. 4) Er wird zum Allvollkommenen zurückkehren. 5) Wet:' die Herrlichkeit kennt und dennoch in Demut bleibt, ist ein allgemeines ThaI. Da er ein allgemeines ThaI ist, wird die ewige Kraft ihn erfüllen. Er wird zur ursprünglichen Einfachheit zurückkehren. Diese ursprüngliche Einfachheit ist dasjenige, welches, wenn es sich als Vielheit offenbart, die unzähligen Gefässe des Lebens entstehen macht. 6)

Er wird zum Allvollkommenen zurück-

kehren.5)

Wer die Herrlichkeit kennt und dennoch

in Demut bleibt, ist ein allgemeines Thal.

Da er ein allgemeines Thal ist, wird

die ewige Kraft ihn erfüllen.

Er wird zur ursprünglichen Einfachheit

zurückkehren.

Diese ursprüngliche Einfachheit ist das-

jenige, welches, wenn es sich als Vielheit

offenbart, die unzähligen Gefässe des Le-

bens entstehen macht.6)

4) Die ewige Kraft ist das ewige Licht, wel-

ches nach Offenbarung strebt, und die Erkennt-

nis dringt in ihn ein, weil er ihr zugänglich ist.

5) Das Allvollkommene ist Nirwana,' der

Zustand der Allseligkeit, in welchem kein

Selbstwahn existiert, sondern wo der Geist sich

seiner Allgegenwart und Einheit bewusst ist.

6) Das ganze Universum mit seinen vielen

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Erscheinungen ist sozusagen nur ein Traum,

welchen Brahma träumt. Wenn Brahma er-

wacht, so verschwindet die Schöpfung und er

kehrt wieder in sein Selbstbewusstsein zurück.

4) Die ewige Kraft ist das ewige Licht, welches nach Offenbarung strebt, und die Erkenntnis dringt in ihn ein, weil er ihr zugänglich ist.

5) Das Allvollkommene ist Nirwana: der Zustand der Allseligkeit , in welchem kein Selbstwahn existiert, sondern wo der Geist sich seiner Allgegenwart und Einheit bewusst ist. 6) Das ganze Universum mit seinen vielen Erscheinungen ist sozusagen nur ein Traum, welchen Brahma träumt. Wenn Brahma erwacht, so verschwindet die Schöpfung und er kehrt wieder in sein Selbstbewusstsein zurück.

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— 645 —

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-

Der Weise, welcher es erfasst, wird da-

durch der grösste von allen Herrschern.7)

Der Weise, welcher es erfasst, wird dadurch der grässte von allen Herrschern. 7) Eine freie Regierung ist diejenige, welche niemanden übersieht oder schädigt. 8)

Eine freie Regierung ist diejenige, wel-

che niemanden übersieht oder schädigt.8)

") Durch seine Übereinstimmung mit dem

König des Weltalls wird er selbst der König

des Weltalls.

8) Die göttliche Gerechtigkeit wäre nicht

vollkommen, wenn sie nicht für alle gleich

wäre. Vor Gott gilt eine Ameise ebensoviel

wie ein Mensch.

(Fortsetzung folgt.)

7) Durch seine Übereinstimmung mit dem

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König des Weltalls wird er selbst der König des Weltalls.

8) Die göttliche Gerechtigkeit wäre nicht vollkommen, wenn sie nicht für alle gleich wäre. V or Gott gilt eine Ameise ebensoviel wie ein Mensch. (Fortsetzung folgt.)

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K a r m a.

(Fortsetzung.)

VII.

Verwirklichung.

„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,

Und grün des Lebens goldner Baum."

(Goethe.)

Irgend jemand hat gesagt, dass das höchste

Ideale auch das einzige thatsächlich Reale sei,

und dies ist eine für jeden, der es einsieht,

selbstverständliche Wahrheit; aber sie kann

von niemandem anders als durch die Erfahrung

Kar

völlig erkannt werden, indem sich das Ideale

im Menschen selber verwirklicht. Das höchste

Ideal ist das höchste vollkommene Dasein,

und dieses kann nicht auf irgend eine andere

In

a.

(Fortsetzung. )

Art, als durch das Dasein selber erkannt wer-

den. Alle vergänglichen Dinge und Zustände

haben einen ausser ihnen selbst liegenden

VII.

Grund; sie sind von einer Ursache abhängig,

die nicht sie selber sind; sie sind Erzeugnisse

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Verwirklichung. "Grau, teurer Freund, ist aUe Theorie, Und gr11n des Lebens goldner Baum." (Goethe.)

Irgend jemand hat gesagt, dass das höchste Ideale auch das einzige thatsächlich Reale sei, und dies ist eine für jeden, der es einsieht, selbstverständliche Wahrheit; aber sie kann von niemandem anders als durch die Erfahrung völlig erkannt werden, indem sich das Ideale im Menschen selber verwirklicht. Das höchste Ideal ist das höchste vollkommene Dasein, und dieses kann nicht auf irgend eine andere Art, als durch das Dasein selber erkannt werden. Alle vergänglichen Dinge und Zustände haben einen ausser ihnen selbst liegenden Grund; sie sind von einer Ursache abhängig, die nicht sie selber sind; sie sind Erzeugnisse

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— 647 —

des Menschen oder der Natur. Das höchste,

unvergängliche, unendliche Dasein ist uner-

schaffen, unveränderlich, vollkommen; es ist

des Menschen oder der Natur. Das höchste, unvergängliche, unendliche Dasein ist unerschaffen, unveränderlich, vollkommen; es ist sein eigener Grund oder vielmehr grundlos und unergründbar. Es ist, weil es ist. Die Wahrheit ist Wahrheit, nicht weil sie irgend jemand dazu gemacht hätte, sonden:t weil sie die Wahrheit ist. Niemand wird so thörlcht sein, zu verlangen, dass man ihm beweisen solle, dass die W ahrheit Wahrheit ist; wohl aber ist die Wahrheit für niemanden vorhanden, der nicht fähig ist, sie zu erkennen. Wir können aus diesen oder jenen Gründen darauf schliessen, dass ein Ding wahr oder unwahr sei, und dadurch gelangen wir zur Annahme . einer 'Wahrscheinlichkeit, die sich sogar zur bestimmten Überzeugung steigern kann; aber auch die' logische Überzeugung ist noch lange keine wahre Erkenntnis. Diese wird nicht anders als durch die Offenbarung der Wahrheit in uns selber erlangt. Wer diesen Unterschied zwischen der Annahme einer Wahrscheinlichkeit und der \\Tirklichen Wahrheitserkenntnis nicht begreift, der hat die Wahrheit noch niemals wirklich erkannt, weil sich die erstere zur letzteren wie ein un~ewisses Dämmerlicht zur Sonnenklarheit verhält.

sein eigener Grund oder vielmehr grundlos

und unergründbar. Es ist, weil es ist. Die

Wahrheit ist Wahrheit, nicht weil sie irgend

jemand dazu gemacht hätte, sondern weil sie

die Wahrheit ist. Niemand wird so thöricht

sein, zu verlangen, dass man ihm beweisen

solle, dass die Wahrheit Wahrheit ist; wohl

aber ist die Wahrheit für niemanden vorhan-

den, der nicht fähig ist, sie zu erkennen. Wir

können aus diesen oder jenen Gründen darauf

schliessen, dass ein Ding wahr oder unwahr

sei, und dadurch gelangen wir zur Annahme

einer-Wahrscheinlichkeit, die sich sogar zur

bestimmten Überzeugung steigern kann; aber

auch die logische Uberzeugung ist noch lange

keine wahre Erkenntnis. Diese wird nicht

anders als durch die Offenbarung der Wahr-

heit in uns selber erlangt. Wer diesen Unter-

schied zwischen der Annahme einer Wahr-

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scheinlichkeit und der wirklichen Wahrheits-

erkenntnis nicht begreift, der hat die Wahr-

heit noch niemals wirklich erkannt, weil sich

die erstere zur letzteren wie ein ungewisses

Dämmerlicht zur Sonnenklarheit verhält.

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— 648 —

Alles blosse Wissen in Bezug auf geistige

Dinge ist deshalb noch lange keine geistige

Erkenntnis; die Theorie ist niemals ihr eigener

Zweck, sondern nur das Mittel, um zum wirk-

Alles bIosse Wissen in Bezug auf geistige Dinge ist deshalb noch lange keine geistige Erkenntnis; die Theorie ist niemals ihr eigener Zweck, sondern nur das Mittel, um zum wirk_ lichen Zwecke des Wissens zu gelangen, welcher die Erkenntnis der Wahrheit durch die Erfahrung ist. Dies hat auch Goethe erkannt, und er lässt deshalb seinen "Fau~t", nachdem derselbe "Philosophie , Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie" studiert hat, zu der Erkenntnis kommen, dass alles in der Natur nur ein Schauspiel ist, und dass er noch weit von der wahren Erkenntnis entfernt ist.

lichen Zwecke des Wissens zu gelangen, wel-

cher die Erkenntnis der Wahrheit durch die

Erfahrung ist. Dies hat auch Goethe erkannt,

und er lasst deshalb seinen „Faust", nachdem

derselbe „Philosophie, Juristerei und Medizin,

und leider auch Theologie" studiert hat, zu

der Erkenntnis kommen, dass alles in der

Natur nur ein Schauspiel ist, und dass er noch

weit von der wahren Erkenntnis entfernt ist.

„Ich fühl's, vergebens hab' ich alle Schätze

Des Menschengeist's auf mich herbeigerafft,

Und wenn ich mich am Ende niedersetze,

Quillt innerlich doch keine neue Kraft.

Ich bin nicht um ein Haar breit höher,

Bin dem Unendlichen nicht näher."

Die wahre Erkenntnis tritt erst dann ein,

wenn der Erkennende und das Erkannte eins

in der Erkenntnis geworden sind. Da ist dann

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keine Getrenntheit von Objekt und Subjekt,

und folglich auch keine in ihrem Selbstwahne

gefangene Persönlichkeit mehr vorhanden, die

über diesen oder jenen Gegenstand viel oder

wenig weiss, sondern die Weisheit Gottes,

"Ich fühl's, vergebens hab' ich alle Schätze Des Menschengeist's auf mich herbeigerafft, Und wenn ich mich am Ende niedersetze, Quillt innerlich doch keine neue Kraft. Ich bin nicht um ein Haar breit höher, Bin dem Unendlichen nicht näher."

Die wahre Erkenntnis tritt erst dann ein, wenn der Erkennende und das Erkannte eins in der Erkenntnis geworden sind. Da ist dann keine Getrenntheit von Objekt und Subjekt, und folglich. auch keine in ihrem Selbstwahne gefangene Persönlichkeit mehr vorhanden, die über diesen oder jenen Gegenstand viel oder wenig weiss, sondern die Weisheit Gottes,

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— '649 —

welche alles in sich selber erkennt und sich

in der Seele des Menschen wiederspiegelt.

Dies ist deshalb nicht Vielwisserei, sondern

ein geistiges Erwachen zu einem höheren und

welche alles in sich selber erkennt und sich in der Seele des Menschen wiederspiegelt. Dies ist deshalb nicht Vielwisserei, sondern ein geistiges Erwachen zu einem höheren und ni~htpersöt:llichen Dasein, oder mit anderen Worten, die "geistige Wiedergeburt", über welche schon vieles geschrieben und gesprochen worden ist, und die dennoch niemand begreift, wenn er sie nicht in sich selber erfährt; ebenso wenig als ,ein Schlafender begreifen kann, was das Erwachen ist, so lange er nicht selber erwacht. Deshalb ist auch diese Lebre "okkult", d. h. verborgen, denn sie bleibt trotz aller Erklärungen ein unerklärliches Rätsel für alle, die nicht das Ewige vom Vergänglichen unterscheiden können. Sie ist der "Stein des Anstosses", über welchen diejenigen nicht hinwegkommen, welche an ihrem eigenen "Ich" festgenagelt sind. Wer dieses "Ich" überwindet, der hat den Drachen an der Schwelle des Tempels überwunden, dem öffnet sich die Thüre der Initiation; denn erst dann, wenn kein "Selbst" mehr da ist, das etwas sein oder wissen will, kann das Allsein und die Allwissenheit offenbar werden. Erst wenn kein anderes Ideal mehr vorhanden ist, kann das höchste Ideal sich im Menschen

nicht persönlichen Dasein, oder mit anderen

Worten, die „geistige Wiedergeburt'", über

welche schon vieles geschrieben und gespro-

chen worden ist, und die dennoch niemand

begreift, wenn er sie nicht in sich selber er-

fährt; ebenso wenig als ein Schlafender be-

greifen kann, was das Erwachen ist, so lange

er nicht selber erwacht. Deshalb ist auch

diese Lehre „okkult", d. h. verborgen, denn

sie bleibt trotz aller Erklärungen ein uner-

klärliches Rätsel für alle, die nicht das Ewige

vom Vergänglichen unterscheiden können.

Sie ist der „Stein des Anstosses", über wel-

chen diejenigen nicht hinwegkommen, welche

an ihrem eigenen „Ich" festgenagelt sind. Wer

dieses „Ich" überwindet, der hat den Drachen

an der Schwelle des Tempels überwunden,

dem öffnet sich die Thüre der Initiation; denn

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erst dann, wenn kein „Selbst" mehr da ist,

das etwas sein oder wissen will, kann das

Allsein und die Allwissenheit offenbar werden.

Erst wenn kein anderes Ideal mehr vorhanden

ist, kann das höchste Ideal sich im Menschen

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— 650 —

verwirklichen. Deshalb lehren uns die in-

dischen Veden, dass alles, was wirklich ist,

Brahma, und ausser ihm nichts ist, und die

verwirklichen. Deshalb lehren uns die indischen Veden, dass alles, was wirklich ist, Brahma, und ausser ihm nichts ist, und die christlichen Mystiker bekennen dieselbe Wahrheit.

christlichen Mystiker bekennen dieselbe Wahr-

heit.

„Gott ist die ew'ge Ruh, weil er nichts sucht noch will;

Willst du in Gleichem nichts, so bist du ebenso viel.

Sobald du etwas liebst, so Hebst du nichts fürwahr;

Gott ist nicht dies noch das, drum lass das Etwas gar.

Wer nichts begehrt, nichts hat, nichts weiss, nichts liebt,

nichts will,

Der hat, der weiss, begehrt und liebt noch immer viel."

(Angelus Silesius.)

Ein solcher Mensch ist über alles persön-

"Gott ist die ew'ge Ruh, weil er nichts sucht noch will; Willst du in Gleichem nichts, so bist du ebenso viel. Sobald du etwas liebst, so liebst du nichts fürwahr; Gott ist nicht dies noch das, drum lass das Etwas gar. Wer nichts begehrt, nichts hat, nichts weiss, nichts liebt, nichts will, Der hat, der weiss, begehrt und liebt noch immer viel."

liche Sein, Haben und Lieben hinausgewach-

sen; er ist im Allsein aufgegangen wie die

Knospe im Sonnenschein, er liebt nicht selbst,

sondern ist eins mit der Kraft der Liebe, die

alles und auch das Geringste in sich ein-

schliesst. Dies ist das „Eingehen in Christus",

von dem die meisten Theologen nichts wissen

wollen, weil ihnen ihr eigenes Selbst mehr

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als Gott gilt.

Es versteht sich deshalb auch von selbst,

(Angelus Silesius.)

dass niemand das göttliche Ideal sich dienst-

bar machen und es nach seinem Belieben in

sich verwirklichen kann; er kann dasselbe

Ein solcher Mensch ist über alles persönliche Sein, Haben und Lieben hinausgewachsen; er ist im Allsein aufgegangen wie die Knospe im Sonnenschein, er liebt nicht selbst, sondern ist eins mit der Kraft der Liebe, die alles und auch das Geringste in sich einschliesst. Dies ist das "Eingehen in Christus", von dem die meisten Theologen nichts wissen wollen, weil ihnen ihr eigenes Selbst mehr als Gott gilt. Es versteht sich deshalb auch von selbst, dass niemand das göttliche Ideal sich dienstbar machen und es nach seinem Belieben in sich verwirklichen kann; er kann dasselbe

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— 651 —

nicht zu sich herunterziehen und es auf keiner-

lei Weise sich aneignen, als indem er sich zu

demselben erhebt, aus der Beschränktheit in

nicht zu sich herunterziehen und es auf keinerlei Weise sich aneignen, als indem er sich zu demselben erhebt, aus der Beschränktheit in die Freiheit tritt und in dieses Ideal eingeht. Indem er sein eigenes "Ich" aufopfert und es mit dem Idealen, dem "Nicht - Ich" vereint, verwirklicht sich dasselbe in ihm. Auch kann da von keinem Karma dann die Rede mehr sein, denn wo kein "Selbst" mehr vorhanden ist, welches handelt, können auch für dieses nichtvorhandene Selbst keine Folgen nichtstattgehabter Handlungen eintreten.

die Freiheit tritt und in dieses Ideal eingeht.

Indem er sein eigenes „Ich" aufopfert und es

mit dem Idealen, dem „Nicht-Ich" vereint,

verwirklicht sich dasselbe in ihm. Auch

kann da von keinem Karma dann die Rede

mehr sein, denn wo kein „Selbst" mehr vor-

handen ist, welches handelt, können auch für

dieses nichtvorhandene Selbst keine Folgen

nichtstattgehabter Handlungen eintreten.

Gott braucht keines Menschen Hilfe, und

kann dennoch ohne die Hilfe des Menschen

nichts im Menschen vollbringen. So paradox

dieser Ausspruch klingen mag, ist er den-

noch leicht zu begreifen. Wie ein Mensch

sich wohl dem Lichte der Sonne aussetzen,

aber das von der Sonne strahlende Licht

nicht anziehen oder vermehren kann, so kann

auch kein Mensch aus eigener persönlicher

Kraft die göttliche Weisheit erringen, oder,

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wie so viele es gern thun möchten, sich in

dieselbe hineindrängen. Wie aber auch das

Licht der Sonne nicht dorthinein scheinen

kann, wo ihm der Eingang verschlossen ist,

Lotusblüten XLVIII. 44

Gott braucht keines }\fenschen Hilfe, und kann dennoch ohne die Hilfe des Menschen nichts im Menschen vollbringen. So paradox dieser Ausspruch klingen mag, ist er den.; noch leicht zu begreifen. \Vie ein Mensch sich wohl dem Lichte der Sonne aussetzen, aber das von der Sonne strahlende Licht nicht anziehen oder vermehren kann, so kann auch kein Mensch aus eigener persönlicher Kraft die göttliche Weisheit erringen, oder, wie so viele es gern thun möchten, sich in dieselbe hineindrängen. Wie aber auch das Licht der Sonne nicht dorthinein scheinen kann, wo ihm der Eingang verschlossen ist, LotusbUiten XLVIII.

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so kann auch der Geist der Selbsterkenntnis

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nur dort offenbar werden, wo nichts vor-

handen ist, das diese Offenbarung hindert.

so kann auch der Geist der Selbsterkenntnis nur dort offenbar werden, wo nichts vorhanden ist, das diese Offenbarung hindert. Es ist da nicht ein Kampf der Persönlichkeit gegen sich selbst, keine Überwindung der Materie durch das Materielle, sondern ein Kampf des Geistes gegen die Materie, wobei der Geist nur dann siegen kann, wenn er in der Materie zum Bewusstsein erwacht, und die Freiheit des Willens im Menschen besteht darin, dass er dem Willen des Geistes gehorcht und die Materie durch den Geist unterjocht. Stark nach Unten und gehorsam gegen das Obere; dies ist auch das Gesetz dieser Welt. Wer nach Oben stark sein will und nach Unten schwach ist, der übergiebt sich dem, was unter ihm steht. Das Symbol des Gehorsams gegen das Hohe und des Schutzes gegen das Niedere ist das Herz.

Es ist da nicht ein Kampf der Persönlichkeit

gegen sich selbst, keine Überwindung der

Materie durch das Materielle, sondern ein

Kampf des Geistes gegen die Materie, wobei

der Geist nur dann siegen kann, wenn er in

der Materie zum Bewusstsein erwacht, und

die Freiheit des Willens im Menschen besteht

darin, dass er dem Willen des Geistes gehorcht

und die Materie durch den Geist unterjocht.

Stark nach Unten und gehorsam gegen das

Obere; dies ist auch das Gesetz dieser Welt.

Wer nach Oben stark sein will und nach Unten

schwach ist, der übergiebt sich dem, was

unter ihm steht. Das Symbol des Gehorsams

gegen das Hohe und des Schutzes gegen das

Niedere ist das Herz.

„Das Herz ist unten eng und oben weit;

Dass es Gott offen sei, versperrt der Irdigkeit.

Erweitere dein Herz, so gehet Gott hinein;

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Du sollst sein Himmelreich, er will dein König sein."

(Angelus Silesius.)

Somit hat auch alles eigene Wissen in

Bezug auf das Höhere nur einen negativen

und bloss in Bezug auf das Niedere einen

"Das Herz ist unten eng und oben weit; Dass es Gott offen sei, versperrt der Irdigkeit. Erweitere dein Herz, so gebet Gott hinein; Du sollst sein Himmelreich, er will dein König sein." (Angelu s S ilesius.)

Somit hat auch alles eigene Wissen In Bezug auf das Höhere nur einen negativen und bloss in Bezug auf das Niedere einen

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positiven Wert. Man kann dadurch nichts

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für sich selber erringen, sondern nur lernen

dem Höheren zu gehorchen, damit dasselbe

positiven Wert. Man kann dadurch nichts für sich selber erringen, sondern nur lernen dem Höheren zu gehorchen, damit dasselbe das Niedrige überwältigen und offenbar werden kann. Hierdurch wird die Nichterkenntnis und Thorheit überwunden, und durch die Vereinigung mit dem Wahren die wahre Erkenntnis erlangt. Die Wahrheit ist immer heilig, und es kann deshalb auch keine wahre Erkenntnis ohne Heiligkeit geben. Eine Wissenschaft, welche Humanität und Gerechtigkeit und alles Heilige mit Füssen tritt, kann sich wohl in der Schmutzlache wälzen, in welche die Sonne der Wahrheit ihre Strahlen sendet, aber die Wahrheit selber erkennt sie nicht.

das Niedrige überwältigen und offenbar wer-

den kann. Hierdurch wird die Nichterkennt-

nis und Thorheit überwunden, und durch die

Vereinigung mit dem Wahren die wahre Er-

kenntnis erlangt. Die Wahrheit ist immer i

heilig, und es kann deshalb auch keine wahre

Erkenntnis ohne Heiligkeit geben. Eine

Wissenschaft, welche Humanität und Gerech-

tigkeit und alles Heilige mit Füssen tritt,

kann sich wohl in der Schmutzlache wälzen,

in welche die Sonne der Wahrheit ihre

Strahlen sendet, aber die Wahrheit selber

erkennt sie nicht.

Das Wissen ist eine Vorstufe zur Erkennt-

nis, nicht aber die Erkenntnis selbst, und es

gehören zum wahren Erkennen ausser dem

blossen Wissen noch andere Dinge, so wie

sie uns die „Yoga-Philosophie", d. h. die

Lehre von der Vereinigung des Menschen

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mit Gott, oder mit anderen Worten das

Einswerden von Objekt und Subjekt in der

Erkenntnis des Höchsten beschreibt. Hierzu

gehört vor allem die Kraft der Erkenntnis

44*

I

Das Wissen ist eine V orstufe zur Erkenntnis, nicht aber die Erkenntnis selbst, und es gehören zum wahren Erkennen ausser dem bIossen Wissen noch andere Dinge, so wie sie uns die "Yoga-Philosophie", d. h. die Lehre von der Vereinigung des Menschen mit Gott, oder mit anderen Worten das Einswerden von Objekt und Subjekt in der Erkenntnis des Höchsten beschreibt. Hierzu gehört vor allem die Kraft der Erkenntnis 44*

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selbst, d. h. die Fähigkeit, das Wahre vom

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Falschen, das Ewige vom Vergänglichen zu

unterscheiden. Geist kann nur durch die

selbst, d. h. die Fähigkeit, das Wahre vom Falschen, das E\vige vom Vergänglichen zu unterscheiden. Geist kann nur durch die Kraft des Geistes erkannt \verden; wer geistig erkennen will, muss selber Geist haben. Der grübelnde Verstand allein kann sich zum Geistigen nicht erheben; er ist irdischer Natur und an das Materielle und Sinnliche gebunden; nur der vom Geiste getragene Gedanke tritt durch Geisteskraft in das Reich des Geistigen ein. Durch diese Kraft wird die Unwissenheit und der Irrtum, welche die Ursache ist, dass man die Täuschung für Wahrheit hält, überwunden. Es ist dies der Sieg des \vahren Glaubens über die wissenschaftlichen Hirngespinste der Phantasie.

Kraft des Geistes erkannt werden; wer geis-

tig erkennen will, muss selber Geist haben.

Der grübelnde Verstand allein kann sich zum

Geistigen nicht erheben; er ist irdischer Natur

und an das Materielle und Sinnliche gebunden;

nur der vom Geiste getragene Gedanke tritt

durch Geisteskraft in das Reich des Geistigen

ein. Durch diese Kraft wird die Unwissen-

heit und der Irrtum, welche die Ursache ist,

dass man die Täuschung für Wahrheit hält,

überwunden. Es ist dies der Sieg des wahren

Glaubens über die wissenschaftlichen Hirn-

gespinste der Phantasie.

Die zweite Stufe ist die Wunschlosigkeit,

oder besser gesagt, das Erhabensein über alle

dem Selbstwahn entspringenden Begierden

nach Erlangung von irgend etwas für sich

selbst, sei es in diesem oder einem zukünf-

tigen Leben, auf Erden oder im Himmel. Die

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Klarheit tritt erst in der Ruhe ein. Wo Un-

zufriedenheit vorhanden ist, kann keine inner-

liche Erleuchtung stattfinden. Der Sucher

nach Wahrheit muss nichts für sich selbst zu

Die zweite Stufe ist die W unschlosigkeit, oder besser gesagt, das Erhabensein über alle dem Selbstwahn entspringenden Begierden nach Erlangung von irgend etwas für sich selbst, sei es in diesem oder einem zukünftigen Leben, auf Erden oder im Himmel. Die Klarheit tritt erst in der Ruhe ein. Wo U nzufriedenheit vorhanden ist, kann keine innerliche Erleuchtung stattfinden. Der Sucher nach Wahrheit muss nichts für sich selbst zu

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finden hoffen, sondern selbst in die Wahrheit

eingehen, damit sein Selbstwahn in ihr auf-

gehe und verschwinde und er eins mit ihr in

finden hoffen, sondern selbst in die Wahrheit eingehen, damit sein Selbstwahn in ihr aufgehe und verschwinde und er eins mit ihr in ihrer Erkenntnis sei. Es genügt nicht, sich einzubilden oder sich vorzunehmen, dass man nichts für sich selbst verlange, sondern der "IchbegrifP' selbst soll durch die unbeschränkte Wahrheitsempfindung, welche identisch mit der göttlichen Liebe ist, verdrängt werden. Wenn es mit dem Selbstwahn vorbei ist, dann ist es auch mit allem Selbstsein, Selbsthaben, Selbstwissen, Selbstwollen, aller Selbstgerechtigkeit und Selbstherrlichkeit zu Ende. Da tritt - nicht das Nichts -, sondern die Gottes\veisheit an die Stelle der Täuschung des "Selbsts", und nicht "wir", sondern Gott will, denkt und handelt in und durch uns; indem unser Be\vusstsein in seinem aufgeht, \vird sein Bewusstsein uns zu eigen.

ihrer Erkenntnis sei. Es genügt nicht, sich

einzubilden oder sich vorzunehmen, dass man

nichts für sich selbst verlange, sondern der

„Ichbegriff" selbst soll durch die unbeschränkte

Wahrheitsempfindung, welche identisch mit

der göttlichen Liebe ist, verdrängt werden.

Wenn es mit dem Selbstwahn vorbei ist, dann

ist es auch mit allem Selbstsein, Selbsthaben,

Selbstwissen, Selbstwollen, aller Selbstgerech-

tigkeit und Selbstherrlichkeit zu Ende. Da tritt

— nicht das Nichts —, sondern die Gottesweis-

heit an die Stelle der Täuschung des „Selbsts",

und nicht „wir", sondern Gott will, denkt und

handelt in und durch uns; indem unser Be-

wusstsein in seinem aufgeht, wird sein Be-

wusstsein uns zu eigen.

Die dritte Stufe ist die völlige Selbstbe-

herrschung, und dazu genügt es nicht, dass

man von Zeit zu Zeit die Ausbrüche seiner

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Leidenschaften beherrscht, sondern es handelt

sich vielmehr darum, vollständig nicht nur

Herr über seine Gedanken und Empfindungen,

ja sogar über alle Organe des Körpers zu wer-

Die dritte Stufe ist die völlige Selbstbeherrschung, und dazu genügt es nicht, dass man von Zeit zu Zeit die Ausbrüche seiner Leidenschaften beherrscht, sondern es handelt sich vielmehr darum, vollständig nicht nur Herr über seine Gedanken und Empfindungen, ja sogar über alle Organe des Körpers zu wer-

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den. Das eigene Denken zu beherrschen ist eine

seltene Kunst. Wer versucht, auch nur eine

Minute lang an einem einzigen Gedanken

den. Das eigene Denken zu beherrschen ist eine seltene Kunst. Wer versucht, auch nur eine Minute lang an einem einzigen Gedanken festzuhalten , ohne einen anderen in sein Bewusstsein treten zu lassen, wird finden, dass dies schwerer ist als man zu glauben geneigt ist. Da das Denken mit dem Atmen zusammenhängt, so lehrt uns die Yoga-Philosophie gewisse Methoden, wie wir durch den Atem das Festhalten eines Gedankens erleichtern und dadurch Herr über unser Denken werden können. Wo aber der Geist die Materie völlig beherrscht, da ist er auch Herr über die ätherischen Schwingungen (Akasa), die dem Aufbau des sichtbaren Körpers zu Grunde liegen, und beherrscht diesen durch jene.

festzuhalten, ohne einen anderen in sein Be-

wusstsein treten zu lassen, wird finden, dass

dies schwerer ist als man zu glauben geneigt

ist. Da das Denken mit dem Atmen zu-

sammenhängt, so lehrt uns die Yoga-Philo-

sophie gewisse Methoden, wie wir durch den

Atem das Festhalten eines Gedankens er-

leichtern und dadurch Herr über unser

Denken werden können. Wo aber der Geist

die Materie völlig beherrscht, da ist er

auch Herr über die ätherischen Schwingun-

gen (Akäsa), die dem Aufbau des sichtbaren

Körpers zu Grunde liegen, und beherrscht

diesen durch jene.

Die vierte Stufe ist die innerliche Erleuch-

tung. In der Klarheit kann die Wahrheit sich

offenbaren. Wenn der Mensch aufgehört hat

ein eigenes Licht zu sein, so kann er eine

Leuchte werden, in welcher das Licht Gottes

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offenbar wird. Wenn er aufhört seine eigenen

Irrtümer und Begierden sprechen zu lassen,

so kann sich das Wort der Wahrheit in ihm

vernehmlich machen.

Die vierte Stufe ist die innerliche Erleuch. tung. In der Klarheit kann die Wahrheit sich offenbaren. Wenn der Mensch aufgehört hat ein eigenes Licht zu sein, so kann er eine Leuchte werden, in welcher das Licht Gottes offenbar wird. Wenn er aufhört seine eigenen Irrtümer und Begierden sprechen zu lassen, so kann sich das Wort der Wahrheit in ihm vernehmlich machen.

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Böhme sagt:

„Wenn du von Sinnen und Willen deiner Selbstheit

stille stehest, so wird in dir das ewige Hören, Sehen und

Böhme sagt:

Sprechen offenbar, und höret und siehet Gott durch dich.

Dein eigen Wollen, Hören und Sehen verhindert dich, dass

du Gott nicht siehest noch hörest. Wenn du stille schweigest,

Wenn du von Sinnen und Willen deiner Selbstheit stille stehest, so wird in dir das ewige Hören, Sehen und Sprechen offenbar, und höret und siehet Gott durch dich. Dein eigen Wollen, Hören und Sehen verhindert dich, dass du Gott nicht siehest noch hörest. Wenn du stille schweigest, so bist du das, was Gott vor Natur und Kreatur war, daraus er deine Natur und Kreatur machte. So hörest und siehest du mit dem, 'Womit Gott in dir sah und hörte, ehe dein eigen Wollen, Sehen und Hören anfing." ("Übersinnliches Leben." 1, 3 u. 4.)

so bist du das, was Gott vor Natur und Kreatur war, daraus

n

er deine Natur und Kreatur machte. So hörest und siehest

du mit dem, womit Gott in dir sah und hörte, ehe dein

eigen Wollen, Sehen und Hören anfing." („Übersinnliches

Leben." I, 3 u. 4.)

Die höchste Stufe ist diejenige der voll-

kommenen Erkenntnis und Seligkeit, in wel-

cher die vollständige Vereinigung stattge-

funden hat,- wobei nun kein Objekt und Sub-

jekt, kein „ich und du", kein „mein und dein"

mehr vorhanden, sondern das individuelle Be-

wusstsein des Menschen im Allbewusstsein

Gottes aufgegangen und eins mit demselben

geworden ist; oder mit anderen Worten, das

individuelle Bewusstsein hat alle Schranken

der Individualität überwunden und ist zum

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Allbewusstsein Gottes geworden. Ein solcher

Mensch wäre nun ein „Mahatma", „Jivan-

Die höchste Stufe ist diejenige der vollkommenen Erkenntnis und Seligkeit, in \velcher die vollständige Vereinigung stattgefunden hat" wobei nun kein Objekt und Subjekt, kein ,)ch und du", kein "mein und dein" mehr vorhanden, sondern das individuelle Bewusstsein des Menschen im Allbewusstsein Gottes aufgegangen und eins mit demselben geworden ist; oder mit anderen Worten, das individuelle Bewusstsein hat alle Schranken der Individualität überwunden und ist zum Allbewusstsein Gottes geworden. Ein solcher Mensch wäre nun ein "Mahatma", ,,]ivanMukta" oder "Buddha", von denen es aber in unserer Evolutionsperiode wohl nur sehr wenige giebt.

Mukta" oder „Buddha", von denen es aber in

unserer Evolutionsperiode wohl nur sehr

wenige giebt.

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— 658 —

Um auch nur die niederen Grade dieser

Erleuchtung zu erlangen, dazu gehören als

"U m auch nur die niederen Grade dieser

vorbereitende Schritte alle die Tugenden,- wel-

che die Weisheit lehrt, nämlich Reinheit der

Erleuchtung zu erlangen, dazu gehören als vorbereitende Schritte alle die Tugenden; welche die Weisheit lehrt, nämlich Reinheit der Empfindung, des Denkens und des Körpers, Entsagung in Bezug auf das Niedere und Ergebung in das Höhere, lebendiger Glaube und göttliches Selbstvertrauen, innerliche Sammlung und Erhebung, Festigkeit und Ausdauer, Charakterstärke und Überwindung des Wankelmuts, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Freiheit des Denkens, Gewissenhaftigkeit, Gleichmut, Pflichterfüllung, Treue, Bescheidenheit, Keuschheit, Fleiss u. s. w., kurz gesagt alles, wodurch man zu der höchsten von allen Tugenden, der Kraft der über alle Selbstsucht erhabenen göttlichen Liebe, gelangt. Diese Liebe ist das Höchste, und nicht mit der erbärmlichen angelernten "Moral" zu vergleichen, welche dem Selbstwahn und Eigendünkel entspringt. Sie ist die höchste Kraft, weil durch sie die harte Kruste, welche den einzelnen Menschen von der Menschheit und von Gott trennt, aufgelöst \vird, so wie ein im Wasser schwimmender Eisberg durch die Wärme der Sonne und des Wassers wieder zu Wasser wird.

Empfindung, des Denkens und des Körpers,

Entsagung in Bezug auf das Niedere und

Ergebung in das Höhere, lebendiger Glaube

und göttliches Selbstvertrauen, innerliche

Sammlung und Erhebung, Festigkeit und

Ausdauer, Charakterstärke und Überwindung

des Wankelmuts, Gerechtigkeit und Barm-

herzigkeit, Freiheit des Denkens, Gewissen-

haftigkeit, Gleichmut, Pflichterfüllung, Treue,

Bescheidenheit, Keuschheit, Fleiss u. s. w.,

kurz gesagt alles, wodurch man zu der höch-

sten von allen Tugenden, der Kraft der über

alle Selbstsucht erhabenen göttlichen Liebe,

gelangt. Diese Liebe ist das Höchste, und

nicht mit der erbärmlichen angelernten „Moral"

zu vergleichen, welche dem Selbstwahn und

Eigendünkel entspringt. Sie ist die höchste

Kraft, weil durch sie die harte Kruste, welche

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den einzelnen Menschen von der Menschheit

und von Gott trennt, aufgelöst wird, so wie

ein im Wasser schwimmender Eisberg durch

die Wärme der Sonne und des Wassers wieder

zu Wasser wird.

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6.59

Alles dies wird in allen Religionssystemen,

-

das Christentum mit eingeschlossen, gelehrt,

und man kann daraus ersehen, dass alle.unsere

Alles dies wird in allen Religionssystemen, das Christentum mit eingeschlossen, gelehrt, und man kann daraus ersehen, dass alle.unsere Religionssysteme nichts mehr und nichts weniger als V orschulen zur praktischen Ausübung des Yoga sind; der Endzweck aller Theorie ist die Anleitung zur schliesslichen Vereinigung mit Gott und der dadurch zu erlangenden Erlösung vom Karma. Die wahre Religion ist deshalb eine notwendige Bedingung zur Erlangung des wahren Wissens, welches in der Erkenntnis der Wahrheit besteht, und der Endzweck aller Wissenschaft ist die religiöse Erkenntnis, d. h. die wahre Erkenntnis des Menschen und seiner Stellung in der Natur. Deshalb ist auch die wahre Wissenschaft ein erhabenes und heiliges Ding, das nicht zu gemeinen und teuflischen Zwecken missbraucht werden sollte. Das verkehrte, im Schmutze wühlende Wissen ist kein wahres Wissen und beruht auf dem Schein; das wahre \Vissen beruht auf keinen "augenscheinlichen" Beweisen, sondern auf der Erkenntnis der Wahrheit. Das falsche Wissen beruht auf einem Missbrauch der Erkenntnis und ist deshalb im Gegensatze zur Weisheit. Die wahre Wissenschaft kann nicht mit der Weis-

Religionssysteme nichts mehr und nichts

weniger als Vorschulen zur praktischen Aus-

übung des Yoga sind; der Endzweck aller

Theorie ist die Anleitung zur schliesslichen

Vereinigung mit Gott und der dadurch zu

erlangenden Erlösung vom Karma. Die

wahre Religion ist deshalb eine notwendige

Bedingung zur Erlangung des wahren Wissens,

welches in der Erkenntnis der Wahrheit be-

steht, und der Endzweck aller Wissenschaft

ist die religiöse Erkenntnis, d. h. die wahre

Erkenntnis des Menschen und seiner Stellung

in der Natur. Deshalb ist auch die wahre

Wissenschaft ein erhabenes und heiliges Ding,

das nicht zu gemeinen und teuflischen Zwecken

missbraucht werden sollte. Das verkehrte, im

Schmutze wühlende Wissen ist kein wahres

Wissen und beruht auf dem Schein; das wahre

Wissen beruht auf keinen „augenscheinlichen"

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Beweisen, sondern auf der Erkenntnis der

Wahrheit. Das falsche Wissen beruht auf

einem Missbrauch der Erkenntnis und ist

deshalb im Gegensatze zur Weisheit. Die

wahre Wissenschaft kann nicht mit der Weis-

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heit im Widerspruch sein, sondern sie ist ge-

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rade insofern wahr, als sie Weisheit, d. h.

Erkenntnis der Wahrheit enthält. Die Theorie

heit im Widerspruch sein, sondern sie ist gerade insofern wahr, als sie Weisheit, d. h. Erkenntnis der Wahrheit enthält. Die Theorie ist blind und sucht nach Autoritäten, auf die sie sich stützen kann; die Weisheit erkennt sich selbst; sie braucht keine fremde Stütze; sie steht fest in sich selbst. Das biosse Wissen erkennt nichts von Gott; es ist beschränkt und hat für das Unendliche keinen Begriff; die Weisheit erkennt sich selbst als eine göttliche Kraft.

ist blind und sucht nach Autoritäten, auf die

sie sich stützen kann; die Weisheit erkennt

sich selbst; sie braucht keine fremde Stütze;

sie steht fest in sich selbst. Das blosse

Wissen erkennt nichts von Gott; es ist be-

schränkt und hat für das Unendliche keinen

Begriff; die Weisheit erkennt sich selbst als

eine göttliche Kraft.

Die Lehre der Weisheit aber ist und

bleibt immer ein Unsinn für jeden, der ihren

Sinn nicht empfinden oder begreifen kann,

und deshalb wird sie von den Thoren verlacht.

In unserem beinahe gänzlich dem Scheinleben

ergebenen Zeitalter sehen sowohl die ober-

flächlich Gelehrten als auch die Ungelehrten

in den Schriften der Weisen nichts als Worte.

Sie streiten sich um die Buchstaben und ver-

kennen gänzlich den Geist. Der vom Irrsinn

des Skepticismus verführte oder vom wissen-

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schaftlichen Aberglauben verblendete Mensch

leugnet das Dasein des alleinigen Gottes, der

in ihm selber wohnt, und sucht als ein intellek-

tuelles Tier ohne Gott göttergleich zu werden,

Die Lehre der Weisheit aber ist und bleibt immer ein Unsinn für jeden, der ihren Sinn nicht empfinden oder' begreifen kann, und deshalb wird sie von den Thoren verlacht. In unserem beinahe gänzlich dem Scheinleben ergebenen Zeitalter sehen sowohl die oberfläcWich Gelehrten als auch die Ungelehrten in den Schriften der Weisen nichts als Worte. Sie streiten sich um die Buchstaben und verkennen gänzlich den Geist. Der vom Irrsinn des Skepticismus verführte oder vom wissenschaftlichen Aberglauben verblendete Mensch leugnet das Dasein des alleinigen Gottes, der in ihm selber wohnt, und sucht als ein intellektuelles Tier ohne Gott göttergleich zu werden,

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der Weise weiss, dass er an sich selbst nichts,

wohl aber in Gott alles ist. Der Spruch der

Weisen lautete „Eritis Deus", d. h. werdet

der Weise weiss, dass er an sich selbst nichts, wohl aber in Gott alles ist. Der Spruch der Weisen lautete "Eritis Deus", d. h. werdet Gott (durch die Ergebung in das Gottesbewusstsein) ; diesem entgegen steht der Spruch der Thorheit: "Eritis sicu t deus", werdet wie Gott (ohne Gott). Das eine ist die Auflösung des Selbstwahns und Eigendünkels durch die Kraft der Liebe; das andere die Aufblähung des Eigendünkels bis zur eingebildeten Gottähnlichkeit. Das eine ist der Schlüssel zur weissen , das andere der Schlüssel zur schwarzen Magie. Das eine führt zur Verwirklichung des göttlichen Ideales im Menschen, das andere zur Herstellung einer Karikatur. Das eine führt zur Erkenntnis der Unsterblichkeit, das andere zur geistigen Erstarrung und zum ewigen Tod.

Gott (durch die Ergebung in das Gottes-

bewusstsein); diesem entgegen steht der

Spruch der Thorheit: „Eritis sicut deus",

werdet wie Gott (ohne Gott). Das eine ist

die Auflösung des Selbstwahns und Eigen-

dünkels durch die Kraft der Liebe; das andere

die Aufblähung des Eigendünkels bis zur

eingebildeten Gottähnlichkeit. Das eine ist

der Schlüssel zur weissen, das andere der

Schlüssel zur schwarzen Magie. Das eine

führt zur Verwirklichung des göttlichen Ideales

im Menschen, das andere zur Herstellung

einer Karikatur. Das eine führt zur Erkennt-

nis der Unsterblichkeit, das andere zur geis-

tigen Erstarrung und zum ewigen Tod.

Da das Beschränkte das Unbeschränkte

nicht fassen, das Vergängliche das Unver-

gängliche nicht unterjochen, das Gefangene

die Freiheit nicht in sich begreifen kann, so

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kann auch kein Mensch, und wäre er auch

noch so gelehrt, die Wahrheit zu sich herab-

ziehen und sie sich zu eigen machen; der

einzige Weg, zur wahren Erkenntnis zu

Da das Beschränkte das Unbeschränkte nicht fassen, das Vergängliche das U nvergängliche nicht unterjochen, das Gefangene die. Freiheit nicht in sich begreifen kann, so kann auch kein Mensch, und wäre er auch noch so gelehrt, die Wahrheit zu sich herabziehen und sie sich zu eigen machen; der einzige Weg, zur wahren Erkenntnis zu

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kommen, ist durch ein Eingehen in die

-

Wahrheit selbst. Auch kann dies niemand

aus eigenem Willen thun. Es geht nichts in

kommen, ist durch ein Eingehen in die Wahrheit selbst. Auch kann dies niemand aus eigenem Willen thun. Es geht nichts in Gott ein, das nicht aus Gott kommt. Je höher der Eigendünkel sich erhebt, um so tiefer ist auch sein Fall. Der Mensch kann als Mensch Gott nicht dienen, denn er ist ohne Gott ein Nichts. Er kann Gott keinen "Gefallen erweisen"; er kann nur die Täuschung aufgeben und dadurch sich fähig machen, die Wahrheit zu empfangen. Der Mensch opfert einen Wahn, und damit bringt er ein Nichts zum Opfer. Gott opfert sich selbst im l\tlenschen, und nur durch dieses Opfer kann seine göttliche Natur im Menschen offenbar werden. Die "Bhagavad Gita" sagt: "Brahma selbst ist das Opfer. Er ist des Opferfeuers Nahrung und das Opferfeuer selbst. Er opfert sich selbst für sich selbst." *)

Gott ein, das nicht aus Gott kommt. Je

höher der Eigendünkel sich erhebt, um so

tiefer ist auch sein Fall. Der Mensch kann

als Mensch Gott nicht dienen, denn er ist

ohne Gott ein Nichts. Er kann Gott keinen

„Gefallen erweisen"; er kann nur die Täuschung

aufgeben und dadurch sich fähig machen, die

Wahrheit zu empfangen. Der Mensch opfert

einen Wahn, und damit bringt er ein Nichts

zum Opfer. Gott opfert sich selbst im Men-

schen, und nur durch dieses Opfer kann seine

göttliche Natur im Menschen offenbar werden.

Die „Bhagavad Gita" sagt: „Brahma selbst ist

das Opfer. Er ist des Opferfeuers Nahrung

und das Opferfeuer selbst. Er opfert sich selbst

für sich selbst."*)

Aus einem Keime würde sich niemals eine

Pflanze entwickeln, wenn nicht die Wärme

in ihn eindringen und in ihm die Lebens-

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thätigkeit hervorrufen würde. So wird der

freie Wärmestrahl in dem Keime gebunden;

*) Kap. IV, 24.

Aus einem Keime würde sich niemals eine Pflanze entwickeln, wenn nicht die Wärme in ihn eindringen und in ihm die Lebensthätigkeit hervorrufen würde. So wird der freie Wärmestrahl in dem Keime gebunden; *) Kap. IV, 24.

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er verliert dadurch seine Freiheit und opfert

sich selbst. Damit ist er aber nicht zu Nichts

geworden; denn durch dieses Eingehen ist er

nun befähigt, in dem Organismus, der ihn um-

er verliert dadurch seine Freiheit und opfert sich selbst. Damit ist er aber nicht zu Nichts ge\vorden; denn durch dieses Eingehen ist er nun befähigt, in dem Organismus, der ihn umschliesst, seine Kraft zu entfalten und aus dem Keim eine Pflanze zu machen. Der irdische Mensch ist der Keim, der ohne Geist auch keinen Geist offenbaren kann. Der Geist ist die Kraft der Erkenntnis, die niemand selber erzeugen kann. Durch die Wirkung dieser Kraft im Menschen wird die Erkenntnis im Menschen offenbar und damit tritt er selbst In die "Vahrheit ein.

schliesst, seine Kraft zu entfalten und aus dem

Keim eine Pflanze zu machen. Der irdische

Mensch ist der Keim, der ohne Geist auch

keinen Geist offenbaren kann. Der Geist ist

die Kraft der Erkenntnis, die niemand selber

erzeugen kann. Durch die Wirkung dieser

Kraft im Menschen wird die Erkenntnis im

Menschen offenbar und damit tritt er selbst

in die Wahrheit ein.

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(Fortsetzung folgt.)

(Fortsetzung folgt.)

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Die Philosophie der Vedanta.

In Bezug auf die Philosophie der Veden

sagt Dr. Paul Deussen, Professor der Philo-

sophie an der Universität zu Kiel, folgendes:

„Während meiner Reise durch Indien sah

ich zu meiner Genugthuung, dass unsere

Brüder im Osten bisher ihre Überlieferungen

gut und wohl auch besser erhalten haben,

als die thätigeren, aber weniger zur inner-

lichen Betrachtung geneigten Zweige der

Indio-Arischen Familie in Europa, wo Empirik,

Realismus und deren natürliche Folge, der

Materialismus, täglich mehr und mehr über-

Die Philosophie der Vedanta.

hand nehmen, während die Metaphysik, das

eigentliche Centrum und Herz einer ernsten

Philosophie, nur mehr von einigen Wenigen

unterstützt werden, welche den Mut haben,

dem Geiste unseres Zeitalters die Stirne zu

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bieten.

In Bezug auf die Philosophie der Veden sagt Dr. Paul Deussen, Professor der Philosophie an der Universität zu Kiel, folgendes: "Während meiner Reise durch Indien sah ich zu meiner Genugthuung, dass unsere Brüder im Osten bisher ihre Überlieferungen gut und wohl auch besser erhalten haben, als die thätigeren, aber weniger zur innerlichen Betrachtung geneigten Zweige der Indio-Arischen Familie in Europa, wo Empi~, Realismus und deren natürliche Folge, der Materialismus, täglich mehr und mehr überhand nehmen, während die Metaphysik, das eigentliche Centrum upd Herz einer ernsten Philosophie, nur mehr von einigen Wenigen unterstützt werden, welche den Mut haben, dem Geiste unseres Zeitalters die Stirne zu bieten.

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In Indien hat dieser verkehrte und ver-

derbliche Zeitgeist die guten Überlieferungen

des glorreichen Altertums in Religion und

In Indien hat dieser verkehrte und verderbliche Zeitgeist die guten Überlieferungen des glorreichen Altertums in Religion und Philosophie noch nicht umgestürzt. Es ist zwar richtig, dass sogar hier realistische Bestrebungen, wie sie der niederen Menschennatur angemessen sind, ins Heiligtum der Metaphysik der Vedanta eingedrungen und verschiedene irrtümliche Auffassungen veranlasst haben, aber Indien ist durch dieselben bis jetzt noch nicht verführt worden, und von hundert Schülern der Vedanta gehören fünfundsiebenzig der Lehre Sankaracharyas an. Sein System enthielt, wie dies bei jedem vollkommenen philosophischen Systeme der Fall sein muss:

Philosophie noch nicht umgestürzt. Es ist

zwar richtig, dass sogar hier realistische Be-

strebungen, wie sie der niederen Menschen-

natur angemessen sind, ins Heiligtum der

Metaphysik der Vedanta eingedrungen und

verschiedene irrtümliche Auffassungen ver-

anlasst haben, aber Indien ist durch dieselben

bis jetzt noch nicht verführt worden, und von

hundert Schülern der Vedanta gehören fünf-

undsiebenzig der Lehre Sankaracharyas an.

Sein System enthielt, wie dies bei jedem

vollkommenen philosophischen Systeme der

Fall sein muss:

1. Theologie. Die Lehre von Gott oder

dem philosophischen Prinzip.

2. Kosmologie. Die Lehre vom Weltall.

3. Psychologie. Die Seelenlehre.

4. Eschatologie. Die Lehre von den

letzten Dingen, den Zuständen nach dem

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Tode."

Da man wie in allen anderen Religions-

systemen, so auch in den Upanishaden

Theologie. Die Lehre von Gott oder dem philosophischen Prinzip. I.

2.

Kosmologie. Die Lehre vom Weltall.

3. Psychologie.

Die Seelenlehre.

4. Eschatol·ogie. Die Lehre von den letzten Dingen, den Zuständen nach dem Tode." Da man wie in allen anderen Religionssystemen , so auch in den U panishaden

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zwischen der äusseren Form oder dem Buch-

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-

staben (welcher tötet) und dem Geiste (wel-

cher die Form lebendig macht) unterscheiden

zwischen der äusseren Form oder dem Buchstaben (welcher tötet) und dem Geiste (welcher die Form lebendig macht) unterscheiden muss (wozu aber nicht jedermann die nötige Fähigkeit hat), so führt uns Sankaracharya zwei Systeme vor Augen, ein exoterisches oder äusserliches für diejenigen, welche mit dem irdischen Verstande begreifen und Bilder oder Gegenstände der Anbetung haben müssen, und ein esoterisches oder innerliches und deshalb "geheimes" für die Wenigen, welche geistige Dinge geistig, d. h. intuitiv oder durch die Kraft des Glaubens erfassen können.

muss (wozu aber nicht jedermann die nötige

Fähigkeit hat), so führt uns Sankaracharya

zwei Systeme vor Augen, ein exoterisches

oder äusserliches für diejenigen, welche mit

dem irdischen Verstande begreifen und Bil-

der oder Gegenstände der Anbetung haben

müssen, und ein esoterisches oder innerliches

und deshalb „geheimes" für die Wenigen,

welche geistige Dinge geistig, d. h. intuitiv

oder durch die Kraft des Glaubens erfassen

können.

I.

Theologie.

Professor Deussen sagt: „Die Upanishaden

sind voll der phantasiereichsten Beschrei-

bungen der Natur Brahmas. Er ist der all-

durchdringende Äther (Akäsa), Geist in der

Sonne, Geist im Auge; sein Haupt ist der

Himmel, seine Augen Sonne und Mond,

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sein Atem der Wind, sein Fussschemel die

Erde. Als die Seele des Universums ist er

unendlich gross, und als die Seele in uns

unendlich klein. Im besonderen betrachtet

I.

Theologie. Professor Deussen sagt: "Die U panishaden sind voll der phantasiereichsten Beschreibungen der Natur Brahmas. Er ist der a11durchdringende Äther (Akasa), Geist in der Sonne, Geist im Auge; sein Haupt ist der Himmel, seine Augen Sonne und Mond, sein Atem der Wind, sein Fussschemel die Erde. Als die Seele des Universums ist er unendlich gross, und als die Seele in uns unendlich klein. Im besonderen betrachtet

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-

ist er Iswara, der persönliche Gott, der den

Menschen je nach ihren Thaten gerechte

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Belohnungen oder Strafen erteilt. Alle diese

ist er Iswara, der persönliche Gott, der den Menschen je nach ihren Thaten gerechte Belohnungen oder Strafen erteilt. Alle diese Beschreibungen gehören in den grossen Sack der exoterischen Theologie.

Beschreibungen gehören in den grossen Sack

der exoterischen Theologie.

Im Gegensatze zu dieser steht die esote-

rische Anschauung, welche erkennt, dass

Gott über alle menschlichen Gedanken und

Worte erhaben ist. Als der weise Bahva

vom Könige Väshkalin gefragt wurde: „Was

ist Brahma?" schwieg er still. Und als der

König seine Frage zum öfteren wiederholte,

antwortete er: „Ich sage es Dir, aber Du

verstehst es nicht. Dieser Geist (Atma) ist

Stille." Damit stimmt aber auch die Philo-

Im Gegensatze zu dieser steht die esoterische Anschauung, welche erkennt, dass Gott über alle menschlichen Gedanken und Vlorte erhaben ist. Als der weise Bahva vom Könige Vashkalin gefragt wurde: "Was ist Brahma?" schwieg er still. Und als der König seine Frage zum öfteren wiederholte, antwortete er: "Ich sage es Dir, aber Du verstehst es nicht. Dieser Geist (Atma) ist Stille." Damit stimmt aber auch die Philosophie von Kant überein. Wir wissen durch sie, dass die Organisation unseres Intellektes, der für immer an seine ihm eingeborenen V orstellungen von Raum, Zeit und Kausalität gebunden ist, eine Erkenntnis des Raumlosen, Zeitlosen und göttlich Wirklichen für immer ausschliesst. Dennoch ist der Geist, das alleinige göttliche Wesen, für uns nicht unerreichbar; er ist nicht einmal ferne von uns, denn wir besitzen ihn völlig und gänzlich in uns selbst als unsere eigene meta-

sophie von Kant überein. Wir wissen durch

sie, dass die Organisation unseres Intellektes,

der für immer an seine ihm eingeborenen

Vorstellungen von Raum, Zeit und Kausali-

tät gebunden ist, eine Erkenntnis des Raum-

losen, Zeitlosen und göttlich Wirklichen für

immer ausschliesst. Dennoch ist der Geist,

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das alleinige göttliche Wesen, für uns nicht

unerreichbar; er ist nicht einmal ferne von

uns, denn wir besitzen ihn völlig und gänz-

lich in uns selbst als unsere eigene meta-

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LotuablUten XLVill.

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physische Wesenheit; und wenn wir von der

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äusseren Welt, dem Reiche der Erschei-

nungen zu den tiefsten Geheimnissen unseres

physische Wesenheit; und wenn wir von der äusseren Welt, dem Reiche der Erscheinungen zu den tiefsten Geheimnissen unseres eigenen Inneren zurückkehren, so können wir zu Gott kommen; nicht durch objektives Wissen, sondern durch ein Eingehen in unser eigenes (göttliches) Selbst. Es ist ein grosser Unterschied zwischen. dem objektiven Wissen und der (wahren) Erkenntnis, in welcher Objekt und Subjekt Eins im Erkennen sind. Wer durch diese Erkenntnis zum wirklichen Bewusstsein von "aham brahma asmi", d. h.: "Ich bin selbst Brahm", kommt, der hat die Vollkommenheit erreicht; denn was könnte derjenige noch begehren, welcher sich selbst als eie Summe alles Daseins erkennt." - Es braucht kaum erwähnt zu werden, dass dieser Zustand nicht mit demjenigen eines Menschen, der sich einbildet, ein Gott zu sein, verwechselt werden darf; denn da in demselben der Geist des Menschen (das Subjekt) gänzlich eins mit dem Objekte (dem Allgeiste) ist, so ist da von keiner Trennung von Objekt und Subjekt, folglich auch von keinem "Ich" - Bewusstsein und von keinem okjektiven Erkennen, sondern von der göttlichen Weisheit die Rede. Dass diese Lehre dem

eigenen Inneren zurückkehren, so können wir

zu Gott kommen; nicht durch objektives

Wissen, sondern durch ein Eingehen in unser

eigenes (göttliches) Selbst. Es ist ein grosser

Unterschied zwischen dem objektiven Wissen

und der (wahren) Erkenntnis, in welcher

Objekt und Subjekt Eins im Erkennen sind.

Wer durch diese Erkenntnis zum wirklichen

Bewusstsein von „aham brahma asmi",

d. h.: „Ich bin selbst Brahm", kommt, der

hat die Vollkommenheit erreicht; denn was

könnte derjenige noch begehren, welcher sich

selbst als die Summe alles Daseins erkennt."

— Es braucht kaum erwähnt zu werden, dass

dieser Zustand nicht mit demjenigen eines

Menschen, der sich einbildet, ein Gott zu sein,

verwechselt werden darf; denn da in dem-

selben der Geist des Menschen (das Subjekt)

gänzlich eins mit dem Objekte (dem Allgeiste)

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ist, so ist da von keiner Trennung von Ob-

jekt und Subjekt, folglich auch von keinem

„Ich" - Bewusstsein und von keinem okjek-

tiven Erkennen, sondern von der göttlichen

Weisheit die Rede. Dass diese Lehre dem

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grossen Haufen nicht verständlich sein kann,

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und deshalb esoterisch sein muss, versteht

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sich von selbst.

n.

grossen Haufen nicht verständlich sein kann, und deshalb esoterisch sein muss, versteht sich von selbst.

Kosmologie.

„Auch hier finden wir wieder die Unter-

scheidung zwischen exoterischer und esoteri-

scher Lehre. Die exoterische betrachtet diese

Welt, dem natürlichen aber irrtümlichen

Realismus gemäss, als etwas Wirkliches, und

kann die völlige Unabhängigkeit derselben

ll.

von Brahm nur durch die Mythe einer

(äusserlichen) Schöpfung durch Brahm er-

Kosmologie.

klären. Eine Schöpfung in der Zeit, ähnlich

wie diejenige, welche in den Überlieferungen

,,Auch hier finden wir wieder die Unterscheidung zwischen exoterischer und esoterischer Lehre. Die exoterische betrachtet diese Welt, dem natürlichen aber irrtümlichen Realismus gemäss, als etwas Wirkliches, und kann die völlige Unabhängigkeit derselben von Brahm nur durch die Mythe einer (äusserlichen) Schöpfung durch Brahm erklären. Eine Schöpfung in der Zeit, ähnlich wie diejenige, welche in den Überlieferungen des Christentums enthalten ist, wird deshalb auch in verschiedenen Teilen der Upanishaden gelehrt. Aber eine solche Schöpfung einer materiellen Welt durch eine nichtmaterielle Ursache, die zu einem gewissen Zeitpunkte anfängt, nachdem eine Ewigkeit nutzlos vergangen ist, widerstrebt nicht nur der Vernunft und Naturwissenschaft, .sondern ist auch einer anderen wichtigen Lehre der Vedanta entgegen, welche die Anfangslosigkeit der Seelenwanderung beschreibt."

des Christentums enthalten ist, wird deshalb

auch in verschiedenen Teilen der Upani-

shaden gelehrt. Aber eine solche Schöpfung

einer materiellen Welt durch eine nicht-

materielle Ursache, die zu einem gewissen

Zeitpunkte anfängt, nachdem eine Ewigkeit

nutzlos vergangen ist, widerstrebt nicht nur

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der Vernunft und Naturwissenschaft, sondern

ist auch einer anderen wichtigen Lehre der

Vedanta entgegen, welche die Anfangslosig-

keit der Seelenwanderung beschreibt."

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Nach dieser esoterischen Lehre ist die

Welt nicht eine Schöpfung aus nichts, son-

dern eine Offenbarung Brahms, wobei die

Nach dieser esoterischen Lehre ist die Welt nicht eine Schöpfung aus nichts, sondern eine Offenbarung Brahms, wobei die Welt der Erscheinungen zu bestimmten grossen Perioden aus Brahm hervorgeht, und wieder in ihm absorbiert wird. Dieses Ausgehen von Gott und Eingehen in Gott (Evolution und Involution) ist ein ewiger Vorgang, vergleichbar mit einem Traume, welchen Brahma träumt, wenn für ihn die Zeit des Schlafes gekommen ist. Sein göttliches Wesen spiegelt sich wieder im Spiegel seiner Natur, und die Bilder, welche sich bilden, sind unsere objektive Körperwelt und wir selbst. Friedrich Rückert beschreibt dies in seiner "Weisheit des Brahminen" wie folgt:

Welt der Erscheinungen zu bestimmten

grossen Perioden aus Brahm hervorgeht, und

wieder in ihm absorbiert wird. Dieses Aus-

gehen von Gott und Eingehen in Gott (Evo-

lution und Involution) ist ein ewiger Vor-

gang, vergleichbar mit einem Traume, wel-

chen Brahma träumt, wenn für ihn die Zeit

des Schlafes gekommen ist. Sein göttliches

Wesen spiegelt sich wieder im Spiegel sei-

ner Natur, und die Bilder, welche sich bil-

den, sind unsere objektive Körperwelt und

wir selbst. Friedrich Rückert beschreibt dies

in seiner „Weisheit des Brahminen" wie folgt:

„Wohl der Gedanke bringt die ganze Welt hervor;

Der, welchen Gott gedacht, nicht den Du denkst, o Thor.

Du denkst sie, ohne dass darum entsteht die Welt,

Und ohne dass, wenn Du sie wegdenkst, sie wegfallt.

Aus Geist entstand die Welt und gehet auf in Geist,

Geist ist der Grund aus dem, in den zurück sie kreist.

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Der Geist, ein Ätherduft, hat sich in sich gedichtet,

Und Sternennebel hat zu Sonnen sich gelichtet.

Der Nebel hat in Luft und Wasser sich zersetzt.

Und Schlamm ward Erd' und Stein und Pflanz' und Tier zuletzt,

Und menschliche Gestalt, in der der Menschengeist

Durch Gottes Hauch erwacht und ihn, den Urgeist preist."

" Wohl der Gedanke bringt die ganze Welt hervor; Der, welchen Gott gedacht, nicht den Du denkst, 0 Thor. Du denkst sie, ohne dass darum entsteht die Welt, Und ohne dass, wenn Du sie wegdenkst, sie wegfällt. Aus Geist entstand die Welt und gehet auf in Geist, Geist ist der Grund aus dem, in den zurück sie kreist. Der Geist, ein Ätherduft, hat sich in sich gedichtet, Und Sternennebel hat zu Sonnen sich gelichtet. Der Nebel hat in Luft und Wasser sich zersetzt. Und Schlamm ward Erd' und Stein und Pflanz' und Tier zuletzt, Und menschliche Gestalt, in der der Menschengeist Durch Gottes Hauch erwacht und ihn, den Urgeist preist."

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„Wenn man fragt," fährt Dr. Deussen

fort, „weshalb Gott die Welt erschaffen habe,

so ist die Antwort in der Regel sehr un-

"Wenn man fragt," fährt Dr. Deussen fort, "weshalb Gott die Welt erschaffen habe, so ist die AntWort in der Regel sehr unzufriedenstellend." "Zu seiner Selbstverherrlichung ?" Wie können wir ihm solche Eitelkeit zutrau~n? - "Zu seinem Vergnügen?" Aber er war eine Ewigkeit ohne dies Spielzeug! - "Aus Liebe zu den Menschen?" Wie konnte er etwas lieben, das noch gar nicht vorhanden war, und wäre es Liebe zu nennen, Millionen von Geschöpfen zum Leiden und zu ewiger Qual zu erschaffen ? Nach der Lehre der Vedanta ist die Schöpfung ohne Anfang und ohne Ende eine Notwendigkeit der göttlichen Natur, und diese Lehre ist aufs Innigste mit derjenigen der Samsara (nach welcher Gott das wahre Wesen von Allem ist, und wir sowohl als unsere Welt nur vorübergehende Erscheinungen sind) verbunden. -

zufriedenstellend." „Zu seiner Selbstverherr-

lichung?" Wie können wir ihm solche Eitel-

keit zutrauen? — „Zu seinem Vergnügen?"

Aber er war eine Ewigkeit ohne dies Spiel-

zeug! — „Aus Liebe zu den Menschen?"

Wie konnte er etwas lieben, das noch gar

nicht vorhanden war, und wäre es Liebe zu

nennen, Millionen von Geschöpfen zum Lei-

den und zu ewiger Qual zu erschaffen? Nach

der Lehre der Vedanta ist die Schöpfung

ohne Anfang und ohne Ende eine Notwen-

digkeit der göttlichen Natur, und diese Lehre

ist aufs Innigste mit derjenigen der Samsära

(nach welcher Gott das wahre Wesen von

Allem ist, und wir sowohl als unsere Welt

nur vorübergehende Erscheinungen sind) ver-

bunden. —

„Der Mensch," sagt Sankaracharya, „ist

wie eine Pflanze. Er wächst, blüht und stirbt

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zuletzt. Aber nicht alles in ihm stirbt; denn

wie die sterbende Pflanze einen Samen

hinterlässt, von welchem je nach seiner

Eigenschaft eine neue Pflanze wächst, so

"Der Mensch," sagt Sankaracharya, "ist wie eine Pflanze. Er wächst, blüht und stirbt zuletzt. Aber nicht alles in ihm stirbt; denn wie die sterbende Pflanze einen Samen hinterlässt, von welchem je nach seiner Eigenschaft eine neue Pflanze wächst, so

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-

hinterlässt der Mensch, wenn er stirbt, sein

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Karma, d. h. seine guten und bösen Werke,

welche in einem nächsten Erdenleben ihre

hinterlässt der Mensch, wenn er stirbt, sein Karma, d. h. seine guten und bösen Werke, welche in einem nächsten Erdenleben ihre Früchte tragen. Kein Dasein ist das erste, denn es ist das Produkt vergangener Handlungen; und keines das letzte, denn die Handlungen desselben bringen die Ursachen zu einem anderen hervor. Somit ist die Samsara (wie ein kreisendes Rad) ohne Anfang und Ende, und die Evolution einer neuen Welt nach der Involution der vorhergegangenen eine naturgemässe Notwendigkeit."

Früchte tragen. Kein Dasein ist das erste,

denn es ist das Produkt vergangener Hand-

lungen; und keines das letzte, denn die Hand-

lungen desselben bringen die Ursachen zu

einem anderen hervor. Somit ist die Samsära

(wie ein kreisendes Rad) ohne Anfang und

Ende, und die Evolution einer neuen Welt

nach der Involution der vorhergegangenen

eine naturgemässe Notwendigkeit."

„Nach der esoterischen Auffassung ist in

Wirklichkeit gar keine vielfältige Welt vor-

handen, sondern alles ist Brahm (die Wahr-

heit), und dasjenige, welches wir als die Welt

betrachten, ist eine Täuschung (Mäya) oder

irrige Vorstellung, vergleichbar mit einer

Luftspiegelung, welche an sich wesenlos ist,

und welche wir nicht mehr zu fürchten

brauchen als einen Strick, den man für eine

Schlange hält, wenn man im Dunkeln darauf

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tritt. Sankaracharya vergleicht unser Leben

mit einem langen Traume. Ein Träumender

zweifelt nicht an dem wirklichen Vorhanden-

sein der Dinge, welche er im Traume sieht;

"Nach der esoterischen Auffassung ist in Wirklichkeit gar keine vielfältige Welt vorhanden, sondern alles ist Brahm (die Wahrheit), und dasjenige, welches wir als die Welt betrachten, ist eine Täuschung (Maya) oder irrige Vorstellung, vergleichbar mit einer Luftspiegelung, welche an sich wesenlos ist, und welche wir nicht mehr zu fürchten brauchen als einen Strick, den man für eine Schlange hält, wenn man im Dunkeln darauf tritt. Sankaracharya vergleicht unser Leben mit einem langen Traume. Ein Träumender zweifelt nicht an dem wirklichen V orhandensein der Dinge, welche er im Traume sieht;

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aber diese Täuschung verschwindet, sobald

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er erwacht. So mag auch unser Leben ein

Traum sein und unser Sterben wie ein Er-

aber diese Täuschung verschwindet, sobald er erwacht. So mag auch unser Leben ein Traum sein und unser Sterben wie ein Erwachen von einem schweren Traume; es kann sein, dass dann Himmel und Erde wie Traumphantome hinweggeblasen sind, und was ist dann von uns, oder richtiger gesagt, in uns, als Brahm, die ewige Wirklichkeit, die durch diesen Traum des Lebens vor uns verborgen war? - Dies ist einer der tiefsten Gedanken der Vedanta, und die Erkenntnis, dass diese Welt nur M aya oder "Illusion" ist, ist nicht das Resultat des berechnenden Verstandes, sondern der Intuition, welche dem Zurückkehren des Menschengeistes aus dieser Welt der Erscheinungen in das eigene göttliche Selbst (Atrna) entspringt." (Dieses Eingehen des Geistes in sich selbst, wenn es soweit gelingt, dass dabei alles äusserliche Bewusstsein aufhört und der Körper empfindungslos wird, wird der Yoga-Schlaf (Samadhi) genannt) "Wem dies gelingt, der erkennt eine Wirklichkeit, die sehr verschieden ist· von der scheinbaren Wirklichkeit:. eine zeitlose, raumlose , unveränderliche Wirklichkeit; und er erfährt es in sich selbst, dass alles, was ausserhalb dieser einen wahren Wirklichkeit

wachen von einem schweren Traume; es kann

sein, dass dann Himmel und Erde wie Traum-

phantome hinweggeblasen sind, und was ist

dann von uns, oder richtiger gesagt, in uns,

als Brahm, die ewige "Wirklichkeit, die durch

diesen Traum des Lebens vor uns verborgen

war? — Dies ist einer der tiefsten Gedanken

der Vedanta, und die Erkenntnis, dass diese

Welt nur Mäya oder „Illusion" ist, ist nicht

das Resultat des berechnenden Verstandes,

sondern der Intuition, welche dem Zurück-

kehren des Menschengeistes aus dieser Welt

der Erscheinungen in das eigene göttliche

Selbst (Atma) entspringt." (Dieses Eingehen

des Geistes in sich selbst, wenn es soweit

gelingt, dass dabei alles äusserliche Bewusst-

sein aufhört und der Körper empfindungs-

los wird, wird der Yoga-Schlaf (Samadhi) ge-

nannt.) „Wem dies gelingt, der erkennt eine

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Wirklichkeit, die sehr verschieden ist von

der scheinbaren Wirklichkeit: eine zeitlose,

raumlose, unveränderliche Wirklichkeit; und

er erfährt es in sich selbst, dass alles, was

ausserhalb dieser einen wahren Wirklichkeit

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erscheint, nichts als Erscheinung oder Traum-

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gebild (Mäya) ist. Diese Wahrheit haben die

grossen Philosophen aller Nationen: Plato,

erscheint, nichts als Erscheinung oder Traumgebild (Maya) ist. Diese Wahrheit haben die grossen Philosophen aller Nationen: Plato, Kant u. s. w. gelehrt. Kant bewies mit mathematischer Sicherheit, dass Raum, Zeit und Kausalität nicht objektive Wirklichkeiten, sondern nur subjektive Formen unserer Vorstellung sind, und der unumgängliche Schluss davon ist, dass die Welt, insofern sie sich im Raume erstreckt und in der Zeit läuft, durch Kausalität beherrscht wird, und nur eine intellektuelle Vorstellung ist, aber nicht das Ding an sich selbst."

Kant u. s. w. gelehrt. Kant bewies mit

mathematischer Sicherheit, dass Raum, Zeit

und Kausalität nicht objektive Wirklich-

keiten , sondern nur subjektive Formen un-

serer Vorstellung sind, und der unumgäng-

liche Schluss davon ist, dass die Welt, in-

sofern sie sich im Raume erstreckt und in

der Zeit läuft, durch Kausalität beherrscht

wird, und nur eine intellektuelle Vorstellung

ist, aber nicht das Ding an sich selbst."

III.

Psychologie.

„Alles ist somit illusiver Natur, mit Aus-

nahme des eigenen Selbsts oder Atman. Die-

ses Selbst, der Geist, kann keine Täuschung

sein; denn wer dies behaupten würde, der

würde schon dabei sich selbst widersprechen,

indem er die Wirklichkeit seines eigenen Da-

seins bezeugt. Was aber ist die Beziehung,

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welche zwischen meiner individuellen Seele

und der höchsten Weltseele, Parama-Atman

oder Brahm besteht? Die individuelle Seele

III.

Psychologie. "Alles ist somit illusiver Natur, mit Ausnahme des eigenen Selbsts oder Atman. Dieses Selbst, der Geist, kann keine Täuschung sein; denn wer dies behaupten würde, der würde schon dabei sich selbst widersprechen, indem er die Wirklichkeit seines eigenen Daseins bezeugt. Was aber ist die Beziehung, welche zwischen meiner individuellen Seele und der höchsten Weltseele, Parama-Atman oder Brahm besteht? Die individuelle Seele

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kann kein Teil von Brahma sein, denn Brahma

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ist unteilbar (er ist ohne Raum und Zeit, und

alles, was uns als Teil erscheint, ist entweder

kann kein Teil von Brahma sein, denn Brahma ist unteilbar (er ist ohne Raum und Zeit, und alles, was uns als Teil erscheint, ist entweder der Aufeinanderfolge von Zeit oder der Zusammenstellung im Raume zuzuschreiben, je nach unseren Vorstellungen); auch kann kein Ding etwas von Brahm (wesentlich) Verschiedenes sein, denn Brahm ist ekam eva advityam, d. h. der Alleinige ohne Zweiten, wie wir durch die Intuition "(das Licht des Glaubens) erkennen. Auch ist kein Ding eine Verwandlung von Brahrn, denn Brahm ist unveränderlich (wie uns Kant beweist, ist er ausserhalb der Kausalität). Folglich ist die individuelle Seele Giva) , da sie weder ein Teil Brahms, noch etwas von ihm Verschiedenes, noch eine Metamorphose desselben ist, völlig und gänzlich Paramatma selbst, und alle Eigenschaften, welche Brahma zu eigen sind, wie z. B. dass er alles durchdringt, Ewigkeit, Allmacht, gehören uns selbst an. Aham brahma asmi: "Ich bin Brahm", und folglich bin ich alles durchdringend, ewig (zeitlos), allmächtig (nicht von Kausalität in meinem Thun beschränkt). Aber diese göttlichen Eigenschaften sind in mir verborgen, wie das Feuer im Holze verborgen ist, und

der Aufeinanderfolge von Zeit oder der Zu-

sammenstellung im Raume zuzuschreiben, je

nach unseren Vorstellungen); auch kann kein

Ding etwas von Brahm (wesentlich) Verschie-

denes sein, denn Brahm ist ekam eva advi-

tyam, d. h. der Alleinige ohne Zweiten, wie

wir durch die Intuition'(das Licht des Glau-

bens) erkennen. Auch ist kein Ding eine

Verwandlung von Brahm, denn Brahm ist

unveränderlich (wie uns Kant beweist, ist er

ausserhalb der Kausalität). Folglich ist die

individuelle Seele (Jiva), da sie weder ein

Teil Brahms, noch etwas von ihm Verschie-

denes, noch eine Metamorphose desselben ist,

völlig und gänzlich Paramatma selbst, und

alle Eigenschaften, welche Brahma zu eigen

sind, wie z. B. dass er alles durchdringt,

Ewigkeit, Allmacht, gehören uns selbst an.

Aham brahma asmi: „Ich bin Brahm", und

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folglich bin ich alles durchdringend, ewig

(zeitlos), allmächtig (nicht von Kausalität in

meinem Thun beschränkt). Aber diese gött-

lichen Eigenschaften sind in mir verborgen,

wie das Feuer im Holze verborgen ist, und

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— 676 —

werden erst durch die schliessliche Erlösung

offenbar werden. Die Ursache, weshalb wir

sie nicht erkennen, ist unsere Nichterkenntnis

werden erst durch die schliessliche Erlösung offenbar werden. Die Ursache, weshalb wir sie nicht erkennen, ist unsere Nichterkenntnis oder Unwissenheit (avidya), entstanden durch die Täuschung der Selbstheit, d. h. des Wahnes eines wirklichen Daseins ausser Gott." *)

oder Unwissenheit (avidya), entstanden durch

die Täuschung der Selbstheit, d. h. des Wah-

nes eines wirklichen Daseins ausser Gott."*)

Mitunter genügt ein einfaches Beispiel,

um eine Wahrheit anschaulich zu machen,

welche ohne dasselbe kaum mit weitläufigen

Spekulationen begreiflich gemacht werden

kann. Vergleichen wir die Weltseele mit

einem See, die individuelle Seele mit einem

darin schwimmenden Stück Eis, so ist aller-

dings das Eis etwas in seiner Erscheinung

vom See Verschiedenes, aber wesentlich sind

beide dasselbe, nämlich Wasser. Löst sich

Mitunter genügt ein einfaches Beispiel, um eine Wahrheit anschaulich zu machen, welche ohne dasselbe- kaum mit weitläufigen Spekulationen begreiflich gemacht werden kann. Vergleichen wir die Weltseele mit einem See, die individuelle Seele mit einem darin schwimmenden Stück Eis, so ist allerdings das Eis etwas in seiner Erscheinung vom See Verschiedenes, aber wesentlich sind beide <:lasseIbe , nämlich Wasser. Löst sich das Eis im Wasser auf, so sind beide nicht bloss dem Wesen nach, sondern auch in der Erscheinung Eins. Durch die Entfernung der Seele (welche als ein Lichtstrahl betrachtet

das Eis im Wasser auf, so sind beide nicht

bloss dem Wesen nach, sondern auch in der

Erscheinung Eins. Durch die Entfernung der

Seele (welche als ein Lichtstrahl betrachtet

*) Über den Ursprung der Nichterkenntnis haben sich

viele Philosophen die Köpfe zerbrochen, und Kant be-

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hauptet, sie hätte keinen erkennbaren Grund. Die Bhaga-

vad Gita, Kap. XTV, giebt uns darüber Aufschluss. Des-

gleichen Sankaracharyas „Atma Bo'dha", v. 12 u. 24, und

sein „Palladium der Weisheit" (Viveka Chudamani).

Lotusblüten, Vol. V, S. 171.

*) Über den Ursprung der Nichterkenntnis haben sich

viele Philosophen die Köpfe zerbrochen, und Kant behauptet, sie bitte keinen erkennbaren Grund. Die Bhagavad Gi ta, Kap. XIV, giebt uns darüber Aufschluss. Desgleichen Sankaracharyas "Atma Bo'dha", v. 12 u. 24- und sein "Palladium der Weisheit" (Viveka Chudamani). Lotusblüten, Vol. V, S. 171.

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-

werden kann) von der Quelle der Erkenntnis

677

(der Sonne der Weisheit) entsteht der Zu-

stand der Nichterkenntnis; durch die Über-

werden kann) von der Quelle der Erkenntnis (der Sonne der Weisheit) entsteht der Zustand der Nichterkenntnis ; durch die Überwindung. des Selbstwahnes verschwindet die Nichterkenntnis und die Seele kehrt zur Erkenntnis der Einheit zurück.

windung des Selbstwahnes verschwindet die

Nichterkenntnis und die Seele kehrt zur Er-

kenntnis der Einheit zurück.

Wir dürfen Brahma nicht mit Mulapra-

krity, den Geist nicht mit der Natur, in wel-

cher er sich offenbart, verwechseln. Die

letztere ist Mäya, und kann intellektuell er-

forscht werden. Gott aber wird nur durch

seine eigene Weisheit erkannt. Wo alle

menschlichen Begriffe aufhören, da fängt die

Gotteserkenntnis (Theosophia) an.

rv.

Eschatologie.

Wir dürfen Brahma nicht mit Mulaprakrity, den Geist nicht mit der Natur, in welcher er sich offenbart, verwechseln. Die letztere ist Maya, und kann intellektuell erforscht werden. Gott aber wird nur durch seine eigene Weisheit erkannt Wo alle menschlichen Begriffe aufhören, da fängt die Gotteserkenntnis (Theosophia) an.

„Die Philosophie der Vedanta weiss nichts

von willkürlichen Belohnungen und Strafen.

Sie kennt nur ein einziges Gesetz, nämlich

das der Gerechtigkeit für alle Geschöpfe, die

dem Selbstwahn ihr Dasein verdanken; und

die Liebe, wodurch dieser Wahn aufgelöst,

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und dadurch die Erlösung erlangt wird. Für

diejenigen, welche infolge ihres Selbstwahnes

IV.

Eschatologie. "Die Philosophie der Vedanta weiss nichts von willkürlichen Belohnungen und Strafen. Sie kennt nur ein einziges Gesetz, nämlich das der Gerechtigkeit für alle Geschöpfe, die dem Selbstwahn . ihr Dasein verdanken; und die Liebe, wodurch dieser Wahn aufgelöst, und dadurch die Erlösung erlangt wird. Für diejenigen, welche infolge ihres Selbstwahnes

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— 678 —

als Einzelerscheinungen existieren, giebt es

nach dem Tode des Körpers verschieden-

artige Zustände, selige und unselige, je nach

als Einzelerscheinungen existieren, giebt es nach dem Tode des Körpers verschiedenartige Zustände, selige und unselige, je nach den Eigenschaften, die sich diese Seelen während ihres Daseins auf Erden erworben haben, und für deren Beschreibung hier nicht der geeignete Ort ist. Das wahre Wesen des Menschen aber ist Brahm; es leidet nicht, und hat keine Begierden; es ist über alle menschlichen Leiden und Freuden erhaben, die ewige Ruhe, Vollkommenheit und Seligkeit (Sat-chit-anandam, oder Daseins-Erkenntnis-Seligkeit) selbst. Himmel und Hölle und die Mittelregion sind allerdings, vom Standpunkte der Samsara gesehen, wirkliche Dinge; ebenso wirklich als unsere Welt; aber vom Standpunkte des Wahren und Ewigen sind sie alle mit ihren sämtlichen Produkten eine Täuschung (Avidya). "A harn brahma asmi", "Ich bin Brahm!" Diese Erkenntnis bringt nicht die Erlösung (moksha) hervor, sondern sie ist selbst diese Erlösung. Wer zu dieser Erkenntnis gelangt, der ist bereits von der Nichterkenntnis und vom Wahn des Selbstseins frei. Er geht dadurch nicht seines Daseins verlustig; sondern wie ein Funke, der in der Flamme in Feuer aufgeht und zum

den Eigenschaften, die sich diese Seelen wäh-

rend ihres Daseins auf Erden erworben haben,

und für deren Beschreibung hier nicht der

geeignete Ort ist. Das wahre Wesen des

Menschen aber ist Brahm; es leidet nicht,

und hat keine Begierden; es ist über alle

menschlichen Leiden und Freuden erhaben,

die ewige Ruhe, Vollkommenheit und Selig-

keit (Sat-chit-anandam, oder Daseins-Er-

kenntnis-Seligkeit) selbst. Himmel und Hölle

und die Mittelregion sind allerdings, vom

Standpunkte der Samsära gesehen, wirkliche

Dinge; ebenso wirklich als unsere Welt; aber

vom Standpunkte des Wahren und Ewigen

sind sie alle mit ihren sämtlichen Produkten

eine Täuschung (Avidya). „Aham brahma

asmi", „Ich bin Brahm!" Diese Erkenntnis

bringt nicht die Erlösung (moksha) hervor,

sondern sie ist selbst diese Erlösung. Wer

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zu dieser Erkenntnis gelangt, der ist bereits

von der Nichterkenntnis und vom Wahn des

Selbstseins frei. Er geht dadurch nicht sei-

nes Daseins verlustig; sondern wie ein Funke,

der in der Flamme in Feuer aufgeht und zum

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Lichte wird, dadurch wohl als Funke aufhört

-

zu sein, dagegen aber als Licht ein viel um-

fangreicheres und höheres Dasein erlangt,

Lichte wird, dadurch wohl als Funke aufhört zu sein, dagegen aber als Licht ein viel umfangreicheres und höheres Dasein erlangt, so verliert auch die Seele. welche in Gott eingeht, dabei nichts anderes, als den Wahn, dass sie etwas von Gott Verschiedenes seL" - Diese Erkenntnis der Einheit Gottes in allem, oder vielmehr deren intuitive Vorahnung, liegt aller Religion und Moral zu Grunde: im wahren Christentum sowohl als in der Vedanta; jedoch sind die Konsequenzen, welche in Indien aus dieser Lehre gezogen werden, viel ernster als die, welche im Christentum daraus folgen. Prof. Deussen sagt: "Das Evangelium spricht ganz richtig als obersten Grundsatz der Moral die Regel aus: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst." Aber weshalb sollte ich dies thun, da ich naturgemäss Leid und Freude nur in mir selbst und nicht in meinem Nächsten fühle? Die Antwort hierauf ist nicht in der Bibel, sondern in den Upanishaden , wo es heisst: "T at t w a m a si !" (Das bist Du!) Du sollst Deinen Nächsten lieben, weil Du selber Dein Nächster (und Dein Nächster Du selbst) bist. Es ist nur eine falsche Vorstellung, welche Dich glauben macht, dass Dein Nächster

so verliert auch die Seele, welche in Gott

eingeht, dabei nichts anderes, als den Wahn,

dass sie etwas von Gott Verschiedenes sei."

— Diese Erkenntnis der Einheit Gottes in

allem, oder vielmehr deren intuitive Vor-

ahnung, liegt aller Religion und Moral zu

Grunde: im wahren Christentum sowohl als

in der Vedanta; jedoch sind die Konsequen-

zen, welche in Indien aus dieser Lehre ge-

zogen werden, viel ernster als die, welche im

Christentum daraus folgen. Prof. Deussen

sagt: „Das Evangelium spricht ganz richtig

als obersten Grundsatz der Moral die Regel

aus: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst."

Aber weshalb sollte ich dies thun, da ich

naturgemäss Leid und Freude nur in mir

selbst und nicht in meinem Nächsten fühle?

Die Antwort hierauf ist nicht in der Bibel,

sondern in den Upanishaden, wo es heisst:

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„Tat twam asi!" (Das bist Du!) Du sollst

Deinen Nächsten lieben, weil Du selber Dein

Nächster (und Dein Nächster Du selbst) bist.

Es ist nur eine falsche Vorstellung, welche

Dich glauben macht, dass Dein Nächster

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-

etwas von Dir selbst Verschiedenes sei. Oder

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-

in den Worten der Bhagavad Gita: „Wer sich

selbst in Allem, und Alles in sich selbst er-

etwas von Dir selbst Verschiedenes sei. Oder in den Worten der Bhagavad Gita: "Wer sich selbst in Allem, und Alles in sich selbst erkennt, der wird sich nicht selbst durch sich selbst schädigen. Dies ist die Summe aller Moral, und der Standpunkt, welchen' derjenige einnimmt, der sich selbst als Brahman erkennt. Er empfindet sich selbst als Alles; er kann deshalb nichts wünschen, denn er hat bereits Alles, was zu haben ist; er schädigt niemanden, denn niemand schädigt absichtlich sich selbst. Er lebt in der Welt, umgeben von Erscheinungen, aber er lässt sich durch dieselben nicht täuschen. Er weiss, dass es nur eine Wesenheit, Brahman, den Atman, sein eigenes (göttliches) Selbst giebt, und er bethätigt seinen Glauben, und seine Erkenntnis durch die That. So denkt er an sein Ende, wie der Töpfer an das Aufhören der Drehung der Scheibe, auf welcher der Lehm formiert wird, denkt, wenn das Gefäss, das' er macht, fertig ist. Wenn sein Körper stirbt, so hört für ihn die Samsara auf. Er geht in Brahma ein, wie ein Fluss in den Ocean; er lässt Name und Form und Individualität zurück; aber er verliert nicht sein (universelles und wahres) Selbst, seinen Atman (Geist).

kennt, der wird sich nicht selbst durch sich

selbst schädigen. Dies ist die Summe aller

Moral, und der Standpunkt, welchen der-

jenige einnimmt, der sich selbst als Brahman

erkennt. Er empfindet sich selbst als Alles;

er kann deshalb nichts wünschen, denn er

hat bereits Alles, was zu haben ist; er schädigt

niemanden, denn niemand schädigt absichtlich

sich selbst. Er lebt in der Welt, umgeben

von Erscheinungen, aber er lässt sich durch

dieselben nicht täuschen. Er weiss, dass es

nur eine Wesenheit, Brahman, den Atman,

sein eigenes (göttliches) Selbst giebt, und er

bethätigt seinen Glauben, und seine Erkennt-

nis durch die That. So denkt er an sein

Ende, wie der Töpfer an das Aufhören der

Drehung der Scheibe, auf welcher der Lehm

formiert wird, denkt, wenn das Gefäss, das

er macht, fertig ist. Wenn sein Körper stirbt,

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so hört für ihn die Samsära auf. Er geht in

Brahma ein, wie ein Fluss in den Ocean; er

lässt Name und Form und Individualität zu-

rück; aber er verliert nicht sein (universelles

und wahres) Selbst, seinen Atman (Geist).

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— 681 —

-

Es ist dies nicht wie das Fallen eines Tropfen

681

Wassers in das Meer, sondern vielmehr ein

Freiwerden des ganzen Oceans vom Eise;

Es ist dies nicht wie das Fallen eines Tropfen Wassers in das Meer, sondern vielmehr ein Freiwerden des ganzen Oceans vom Eise; ein Zurückkehren desselben aus dem gefrore, nen Zustande in dasjenige, was es immer in Wirklichkeit war und welches es nie aufgehört hat zu sein, ein Zurückkehren zur Erkenntnis seiner alldurchdringenden , ewigen und allmächtigen Natur." Es ist aber gar nicht nötig, dass der Körper des Menschen stirbt, damit der Geist des Menschen zu dieser Erkenntnis gelangen, oder wenigstens bis zu einem gewissen Grade sich dessen bewusst werden kann. Wird dieser Zustand des geistigen Bewusstseins erlangt, so konzentriert sich das Bewusstsein in den Geist, und es hört damit das persönliche Bewusstsein, sowie die Empfindung des Körpers auf, so dass der Körper dabei in einem todesähnlichen Schlafe liegt, welcher mehr oder weniger vollkommen ist, je nach dem sich der Geist, und' mit ihm die Lebensthätigkeit mehr oder weniger in sein Innerstes zurückgezogen hat. Allerdings ist dabei die Seele nicht wie im Tode gänzlich vom Körper getrennt, und kann durch starke äussere Reize vielleicht auch wieder in den Körper zurückgerufen

ein Zurückkehren desselben aus dem gefrore-

nen Zustande in dasjenige, was es immer in

Wirklichkeit war und welches es nie aufge-

hört hat zu sein, ein Zurückkehren zur Er-

kenntnis seiner alldurchdringenden, ewigen

und allmächtigen Natur." Es ist aber gar

nicht nötig, dass der Körper des Menschen

stirbt, damit der Geist des Menschen zu dieser

Erkenntnis gelangen, oder wenigstens bis zu

einem gewissen Grade sich dessen bewusst

werden kann. Wird dieser Zustand des geis-

tigen Bewusstseins erlangt, so konzentriert

sich das Bewusstsein in den Geist, und es

hört damit das persönliche Bewusstsein, so-

wie die Empfindung des Körpers auf, so dass

der Körper dabei in einem todesähnlichen

Schlafe hegt, welcher mehr oder weniger

vollkommen ist, je nach dem sich der Geist,

und mit ihm die Lebensthätigkeit mehr oder

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weniger in sein Innerstes zurückgezogen hat.

Allerdings ist dabei die Seele nicht wie im

Tode gänzlich vom Körper getrennt, und

kann durch starke äussere Reize vielleicht

auch wieder in den Körper zurückgerufen

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— 682 —

-

werden. Dieser Schlaf wird der Yoga-Schlaf

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-

oder Samadhi genannt. Es ist Sache der

Wissenschaft, die dabei auftretenden körper-

werden. Dieser Schlaf wird der Yoga-Schlaf oder Samadhi genannt. Es ist Sache der Wissenschaft, die dabei auftretenden körperlichen Erscheinungen zu beobachten und darüber zu urteilen; über den geistigen Bewusstseinszustand kann nur derjenige urteilen, welcher ihn selber erfährt.

lichen Erscheinungen zu beobachten und dar-

über zu urteilen; über den geistigen Bewusst-

seinszustand kann nur derjenige urteilen,

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welcher ihn selber erfährt.

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Bruchstücke aus den Mysterien.

(Fortsetzung.)

Die Lehren des Geistes der Selbst-

erkenntnis.

Die Wahrheit bedarf keiner Erklärung, aie

ist jedem klar, sobald er sie erkennt. Wir aber

bedürfen der Erklärung, damit wir fähig werden,

sie zu erkennen.

Ks giebt eine Menge Dinge, die be-

ziehungsweise wahr sind, weil sie Wahrheit

enthalten, aber nur eine einzige absolute

Wahrheit. Wahrheit ist Wirklichkeit. Was

Bruchstücke ans den Mysterien.

wirklich ist, ist wahr; was nur wahr 'zu sein

scheint, ist nicht wirklich. Die Wahrheit er-

kennen heisst in allen Dingen dasjenige

erkennen, was deren wirkliches Wesen ist,

und es von dem blossen Schein unter-

scheiden, und dieses Wesen wird nur von

dem, was im Menschen wahr und wirklich

und wesentlich ist, erkannt. Frei ist die

Die Lehren des Geistes der Selbsterkenntnis.

Wahrheit und niemand kann sie sehen, wenn

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Lotusblüten XLVIII. 46

Die Wahrheit bedarf keiner Erkll1rung, sie ist jedem klar, sobald er .ie erkennt. Wir aber bed11rfen der Erklärung, damit wir fähig werden, sie zu erkennen.

Es giebt eine Menge Dinge, die beziehungsweise wahr sind, weil sie Wahrheit enthalten, aber nur eine einzige absolute Wahrheit. Wahrheit ist Wirklichkeit. Was wirklich ist, ist wahr; was nur wahr 'zu sein scheint, ist nicht wirklich. Die Wahrheit erkennen heisst in allen Dingen dasjenige erkennen, was deren wirkliches Wesen ist, und es von dem bIossen Schein unterscheiden, und dieses Wesen wird nur von dem, was im Menschen wahr und wirklich und wesentlich ist, erkannt. Frei ist die Wahrheit und niemand kann sie sehen, wenn Lotusbltlten XLVIII.

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sie sich nicht selbst in ihm offenbart. Niemand

kann einem anderen die Wahrheit offen-

sie sich nicht selbst in ihm offenbart. Niemand kann einem anderen die Wahrheit offenbaren, wenn sie nicht selbst offenbar wird. Niemand kann die Wahrheit sprechen, denn niemand hat sie in seinem Besitz; man kann sagen, was man für wahr hält, oder beschreiben, was man für wahr erkennt; aber die Wahrheit selbst ist niemandem unterthan, sie spricht sich selber aus, indem sie sich offenbart. "Gut ist gut und böse ist böse," dies sind Lehren, welche der Erkenntnis der W ahrheit entspringen, und welche kein Vernünftiger leugnen kann. Sie sind wahr, aber sie sind nicht die Wahrheit selbst, sondern nur ihre Lehren, und sie hören auf wahr zu sein, sobald sie sich auf irgend etwas Bestimmtes beziehen; denn unter gewissen U m5tänden ist das Gute böse und selbst das Böse wird gut, indem es seinen Zweck erfüllt. Kein Mensch kann die Wahrheit machen, erfinden oder zum Eigentum haben; er besitzt sie ebensowenig als den unendlichen Raum; sie gehört ihm nur insofern an, als er in ihr ist, und wie ein kleiner Körper einen kleinen, ein grosser aber einen grossen Raum einnimmt, so kann auch nur ein grosser Geist ein grosses Gebiet der ewigen Wahrheit er·

baren, wenn sie nicht selbst offenbar wird.

Niemand kann die Wahrheit sprechen, denn

niemand hat sie in seinem Besitz; man kann

sagen, was man für wahr hält, oder beschrei-

ben, was man für wahr erkennt; aber die

Wahrheit selbst ist niemandem unterthan, sie

spricht sich selber aus, indem sie sich offen-

bart. „Gut ist gut und böse ist böse," dies

sind Lehren, welche der Erkenntnis der Wahr-

heit entspringen, und welche kein Vernünfti-

ger leugnen kann. Sie sind wahr, aber sie

sind nicht die Wahrheit selbst, sondern nur

ihre Lehren, und sie hören auf wahr zu sein,

sobald sie sich auf irgend etwas Bestimmtes

beziehen; denn unter gewissen Umständen

ist das Gute böse und selbst das Böse wird

gut, indem es seinen Zweck erfüllt. Kein

Mensch kann die Wahrheit machen, erfinden

oder zum Eigentum haben; er besitzt sie eben-

sowenig als den unendlichen Raum; sie ge-

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hört ihm nur insofern an, als er in ihr ist,

und wie ein kleiner Körper einen kleinen,

ein grosser aber einen grossen Raum ein-

nimmt, so kann auch nur ein grosser Geist

ein grosses Gebiet der ewigen Wahrheit er-

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-

fassen; die unendliche Wahrheit umfasst nur

die sich selbst erkennende, völlig selbstlos ge-

68 5

wordene Seele, d. h. die Unendlichkeit selbst.

fassen; die unendliche Wahrheit umfasst nur die sich selbst erkennende, völlig selbstlos gewordene Seele, d. h. die Unendlichkeit selbst.

So unbegreiflich es dem in der Be-

schränktheit der Eigenheit befangenen Men-

schen auch scheinen mag, so hat es doch zu

allen Zeiten grosse und selbstlose Seelen ge-

geben, welche in menschlicher Gestalt auf

der Erde erschienen und welche man Welt-

weise nennt, weil in ihnen die einige ewige

Wahrheit sich wiederspiegelte und durch sie

So unbegreiflich es dem. in der .Beschränktheit der Eigenheit befangenen Menschen auch scheinen mag, so hat es doch zu allen Zeiten grosse und selbstlose Seelen gegeben, welche in menschlicher Gestalt auf der Erde erschienen und welche man Weltweise nennt, weil in ihnen die einige ewige Wahrheit sich wiederspiegelte und durch sie offenbar wurde. Solche Erscheinungen waren Gautama Siddharta, Sankaracharya, Plato, Pythagoras, Hermes, Krishna, Confucius und unzählige andere, deren Namen in der Geschichte teils bekannt, teils unbekannt sind. In allen solchen Gestalten ist es aber nicht die Erscheinung, welche uns ihre persönlichen Meinungen zum Besten giebt, sondern die eine ewige und unteilbare Wahrheit, welche in diesen Personen zur Selbsterkenntnis gelangt ist, und durch sie spricht, und deshalb ist auch diese göttliche O~enbarung zu allen Zeiten, wenn auch in der Form des Ausdrucks verschieden, dennoch dem Wesen nach eins und dasselbe. Dass der blinde 46 *

offenbar wurde. Solche Erscheinungen waren

Gautama Siddharta, Sankaracharya, Plato,

Pythagoras, Hermes, Krishna, Confucius und

unzählige andere, deren Namen in der Ge-

schichte teils bekannt, teils unbekannt sind.

In allen solchen Gestalten ist es aber nicht

die Erscheinung, welche uns ihre persön-

lichen Meinungen zum Besten giebt, sondern

die eine ewige und unteilbare Wahrheit,

welche in diesen Personen zur Selbsterkennt-

nis gelangt ist, und durch sie spricht, und

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deshalb ist auch diese göttliche Offenbarung

zu allen Zeiten, wenn auch in der Form des

Ausdrucks verschieden, dennoch dem Wesen

nach eins und dasselbe. Dass der blinde

46*

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— 686 -

-

Unverstand, dessen Personifikation der ge-

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lehrte Kritiker ist, dies nicht begreifen kann,

ist leicht erklärlich; denn er kann sich nicht

Unverstand, dessen Personifikation der gelehrte Kritiker ist, dies nicht begreifen kann, ist leicht erklärlich; denn er kann sich nicht über die Beschränktheit erheben, welche der Eigendünkel ihm auferlegt; seine ganze Weisheit besteht in zusammengestoppelten Theorien und Hypothesen; er lebt im Reiche des Irrtums und der Wahrscheinlichkeit, kennt aber die Wahrheit nicht; weil er nicht fähig ist, sie zu empfinden. Niedergedrückt durch die Wucht der Eitelkeit und zusammengeschrumpft durch die zusammenziehende Kraft des Eigendünkels, in seinem Selbstwahne krystallisiert und verhärtet, kann sich seine Seele nicht zum Ewigen erheben; sie bedarf der auflösenden Kraft der Liebe, ehe sie die Unendlichkeit fühlen kann. Das Vergängliche kann nicht das Unvergängliche, das Beschränkte die Freiheit nicht fassen. Deshalb sagt Rückert:

über die Beschränktheit erheben, welche der

Eigendünkel ihm auferlegt; seine ganze

Weisheit besteht in zusammengestoppelten

Theorien und Hypothesen; er lebt im Reiche

des Irrtums und der "Wahrscheinlichkeit,

kennt aber die Wahrheit nicht; weil er nicht

fähig ist, sie zu empfinden. Niedergedrückt

durch die Wucht der Eitelkeit und zusam-

mengeschrumpft durch die zusammenziehende

Kraft des Eigendünkels, in seinem Selbst-

wahne krystallisiert und verhärtet, kann sich

seine Seele nicht zum Ewigen erheben; sie

bedarf der auflösenden Kraft der Liebe, ehe

sie die Unendlichkeit fühlen kann. Das Ver-

gängliche kann nicht das Unvergängliche,

das Beschränkte die Freiheit nicht fassen.

Deshalb sagt Rückert:

„Die Ewigkeit umfasst die Ewigkeit allein,

"Was in mir Ew'ges denkt, das muss unsterblich sein."*)

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Auch Ben Pandira war nichts weiter als

eine persönliche Erscheinung, und was er

glaubte oder nicht glaubte, hätte uns nicht

*) F. Rückert, Lehrgedichte, S. 350.

"Die Ewigkeit umfasst die Ewigkeit allein, Was in mir Ew'ges denkt, das muss unsterblich sein."*)

Auch Ben Pandira war nichts weiter als eine persönliche Erscheinung, und was er glaubte oder nicht glaubte, hätte uns nicht *) F. Rückert, Lehrgedichte, S. 350.

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interessiert; aber in ihm war die Wahrheit

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zur Selbsterkenntnis geworden, und hatte in

ihm den „Sohn", den wir Jehoshua nennen,

interessiert; aber in ihm war die Wahrheit zur Selbsterkenntnis geworden, und hatte in ihm den "Sohn", den wir Jehoshua nennen, geboren, und dadurch war Ben Pandira selbst J ehoshua und ein Spiegel der Wahrheit geworden, durch welchen die Wahrheit sich aussprechen und offenbar werden konnte, wie sie es durch Krishna, Gautama, Hermes etc. that. Die Lehren, welche Pandira verkündete, waren deshalb nicht seine eigenen, sondern die Lehren der Wahrheit, welche durch den Geist der Selbsterkenntnis ihm geoffenbart wurden. *)

geboren, und dadurch war Ben Pandira selbst

Jehoshua und ein Spiegel der Wahrheit ge-

worden, durch welchen die Wahrheit sich

aussprechen und offenbar werden konnte, wie

sie es durch Krishna, Gautama, Hermes etc.

that. Die Lehren, welche Pandira verkün-

dete, waren deshalb nicht seine eigenen, son-

dern die Lehren der Wahrheit, welche durch

den Geist der Selbsterkenntnis ihm geoffen-

bart wurden.*)

Ferne sei es von uns, dem gelehrten Kri-

tiker irgend etwas beweisen zu wollen; wir

wollen ihn in seinen Träumen nicht stören.

Um aber dem wahrheitsliebenden Leser be-

hilflich zu sein, die Identität der Bedeutung

der Lehren, welche in den „heiligen Schrif-

ten" verschiedener Völker enthalten sind, zu

erkennen, lassen wir einige Vergleiche fol-

gen; wobei noch zu bemerken ist, dass es

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sich zu diesem Zwecke mehr darum handelt,

den Sinn des Urtextes richtig wiederzugeben,

als bloss die einzelnen Worte grammatika-

*) vgl- Johannes, V, 24—26.

Ferne sei es von uns, dem gelehrten Kritiker irgend etwas beweisen zu wollen; wir wollen ihn in seinen Träumen nicht stören. Um aber dem wahrheitsliebenden Leser behilflich zu sein, die Identität der Bedeutung der Lehren, welche in den "heiligen Schriften" verschiedener Völker enthalten sind, zu • erkennen, lassen wir einige Vergleiche folgen; wobei noch zu bemerken ist, dass es sich zu diesem Zwecke mehr darum handelt, den Sinn des Urtextes richtig wiederzugeben, als bloss die einzelnen Worte grammatika*) Vgl. Johannes, V, 24-26.

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lisch richtig zu übersetzen. Eine Beethoven-

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sche Symphonie auf einer Holzraspel abge-

lisch richtig zu übersetzen. Eine Beethovensche Symphonie auf einer Holzraspel abgegeigt, würde schwerlich zum richtigen Ausdruck gebracht werden können, und eine Zusammenstellung von Worten, welche im Sanskrit vielleicht sehr schön klingt, verliert in derselben Zusammenstellung in unseren modemen Sprachen leicht ihren Sinn, so sehr sie auch den hölzernen Philologen, welcher nur Worte sieht, aber den Geist nicht erkennt, befriedigen mag. Um den Geist, welcher die Worte der Lehren der Wahrheit durchdringt, zu erkennen, ist es nötig, ausser dem Wörterbuche auch noch diesen Geist selbst zu Hilfe zu nehmen.

geigt, würde schwerlich zum richtigen Aus-

druck gebracht werden können, und eine

Zusammenstellung von Worten, welche im

Sanskrit vielleicht sehr schön klingt, verliert

in derselben Zusammenstellung in unseren

modernen Sprachen leicht ihren Sinn, so sehr

sie auch den hölzernen Philologen, welcher

nur Worte sieht, aber den Geist nicht er-

kennt, befriedigen mag. Um den Geist, wel-

cher die Worte der Lehren der Wahrheit

durchdringt, zu erkennen, ist es nötig, ausser

dem Wörterbuche auch noch diesen Geist

selbst zu Hilfe zu nehmen.

Die Wahrheit spricht:

1. „Von allen Menschen, welche in mir

ihre Zuflucht nehmen, ist der Weise, welcher

in ununterbrochener Ergebung sich mir gänz-

lich weiht, der Vorzüglichste; denn der Weise

liebt mich über alles, und ich liebe ihn. Er

ist wie mein eigenes Selbst; denn in seiner

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Liebe wohnt er in mir, der ich sein Endziel

bin." („Bhagavad Gita", XII, 17 u. 318.)

2. „Erhebe dich und umfasse mich mit

deinem ganzen Wesen, und alles, was du zu

Die Wahrheit spricht: "Von allen Menschen, welche in mir ihre Zuflucht nehmen, ist der Weise, welcher in ununterbrochener Ergebung sich mir gänzlich weiht, der Vorzüglichste; denn der Weise liebt mich über alles. und ich liebe ihn. Er ist wie mein eigenes Selbst; denn in seiner Liebe wohnt er in mir, der ich sein Endziel bin." ("Bhagavad Gita", XII, 17 u. 318.) I.

"Erhebe dich und umfasse mich mit deinem ganzen Wesen, und alles, was du zu 2.

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lernen wünschest, will ich dir zeigen." (Her-

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mes, II, 3.)

3. „Wer sich zu den höchsten Regio-

lernen wünschest, will ich dir zeigen." (Hermes, 11, 3.)

nen des Gedankens erhebt und sich inner-

lich sammelt, erlangt grosse Seligkeit."

(Dhammapada.)

4. „Du sollst Gott deinen Herrn lieben

3. "Wer sich zu den höchsten Regionen des Gedankens erhebt und sich innerlich sammelt, erlangt grosse Seligkeit." (Dhammapada.)

von ganzem Herzen, von ganzer Seele und

mit deinem ganzen Gemüte." (Matthäus,

XXII, 37-)

Das Ewige ist unsterblich.

1. „Es gab keine Zeit, in der ich nicht

war, noch du, noch diese Menschenbeherr-

scher (die Söhne des Lichts), noch wird je-

mals irgend einer von uns allen aufhören zu

sein. Wie in diesem gegenwärtigen Leib

4. "Du sollst Gott deinen Herrn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit deinem ganzen Gemüte." (Matthäus, XXII, 37.)

Kindheit, Jugend und Alter nur vergäng-

liche Eigenschaften des Verkörperten sind,

so wird es auch in folgenden Daseinserschei-

nungen sein. Das Unvergängliche tritt wie-

der in anderen Formen auf. Dasjenige, was

unwesentlich ist, hat kein wahres Sein, und

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was wirklich ist, hört nie auf zu sein; aber

zwischen dem Unvergänglichen und dem,

was nur zu sein scheint, vermögen nur die

Das Ewige ist unsterblich. "Es gab keine Zeit, in der ich nicht war, noch du, noch diese Menschenbeherrscher (die Söhne des Lichts), noch wird jemals irgend· einer von uns allen aufbören zu sein. Wie in diesem gegenwärtigen Leib Kindheit , Jugend und Alter nur vergängliche Eigenschaften des Verkörperten sind, so wird es auch in folgenden Daseinserscheinungen sein. Das Unvergängliche tritt wieder in anderen Formen auf. Dasjenige, was unwesentlich ist, hat kein wahres Sein, und was wirklich ist, hört nie auf zu sein; aber zwischen dem U nvergängtichen und dem, was nur zu sein scheint, vermögen nur die I.

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Weisen zu unterscheiden." („Bhagavad

Gita", II, 12—16.)

Weisen zu unterscheiden." Gita", 11, 12-16.)

2. „Der ewige Urgrund aller Dinge ist

Gott, das Wesen desselben die Ewigkeit, und

von dieser ist die Substanz dieser Welt. Die

Kraft Gottes ist die Ewigkeit und das Werk

("B hag a v a d

der Ewigkeit ist die Welt, welche nicht etwa

"Der ewige Urgrund aller Dinge ist Gott, das Wesen desselben die Ewigkeit, und von dieser ist die Substanz dieser Welt. Die Kraft Gottes ist die Ewigkeit und das Werk der Ewigkeit ist die Welt, welche nicht etwa bloss einmal gewesen, sondern noch alle Zeit von der Ewigkeit ist, darum sie auch nimmermehr vergehen wird; denn die Ewigkeit ist unvergänglich; gleich wie auch nichts von dem Wesen der Dinge, die in der Welt sind, vergehen wird, weil die Ewigkeit das Wesen der Welt in sich begreift." (Hermes, 11, 50.) 2.

bloss einmal gewesen, sondern noch alle Zeit

von der Ewigkeit ist, darum sie auch nimmer-

mehr vergehen wird; denn die Ewigkeit ist

unvergänglich; gleich wie auch nichts von

dem Wesen der Dinge, die in der Welt sind,

vergehen wird, weil die Ewigkeit das Wesen

der Welt in sich begreift." (Hermes, II, 50.)

3. „Alle Geschöpfe, welche Leben haben,

werden ihre zusammengesetzte Form ablegen,

welche eine Summe von geistigen und ma-

teriellen Eigenschaften sind, welche ihnen in

der unsichtbaren oder sichtbaren Welt ihre

vorübergehende Individualität verleiht. (Was

geboren ist, stirbt, aber der Grund, aus dem

alle Dinge geboren sind, ist die Ewigkeit.)"

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(Maha-Parinibbana-Sutta, VI, 15.)

4. „Ehe die Berge erzeugt waren und

ehe die Erde und Welt erschaffen worden

von Ewigkeit bis zu Ewigkeit bist du Gott."

3. "Alle Geschöpfe, welche Leben haben, werden ihre zusammengesetzte Fqrm ablegen, welche eine Summe von geistigen und materiellen Eigenschaften sind, welche ihnen in der unsichtbaren oder sichtbaren Welt ihre vorübergehende Individualität verleiht. (Was geboren ist, stirbt, aber der Grund, aus dem alle Dinge geboren sind, ist die Ewigkeit.)" (Maha-Parinibbana-Sutta, VI, 15.) 4. "Ehe die Berge erzeugt waren und

ehe die Erde und Welt erschaffen worden von Ewigkeit bis zu Ewigkeit bist du Gott."

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(Psalmen, XC, 2.) — „Ehe Abraham war, bin

ich." (J o h a n n e s, VIII, 5 8.) — Durch das Wort

Jehovas sind die Himmel gemacht, und durch

(Psalmen, XC, 2.) - "Ehe Abraham war, bin ich." (J ohannes, VIII, 58.) - Durch dasWort Jehovas sind die Himmel gemacht, und durch den Hauch seines Mundes ihr ganzes Heer. (Psalmen, XXXIII, 6.)

den Hauch seines Mundes ihr ganzes Heer.

(Psalmen, XXXIII, 6.)

Somit ist das Ewige und Unver-

gängliche das Wesen von allen Dingen;

aber ein Ding ist nicht Gott, solange

es nicht zum Selbstbewusstsein seines

ihm innewohnenden göttlichen Wesens

gekommen ist. Tritt es aber in das

Allbewusstsein der göttlichen Wesen-

heit ein, indem es die Wahrheit, welche

Somit ist das Ewige und Unvergängliche das Wesen von allen Dingen; aber ein Ding ist nicht Gott, solange es nicht zum Selbstbewusstsein seines ihm innewohnenden göttlichen Wesens gekommen ist. Tritt es aber in das Allbewusstsein der göttlichen Wesen .. heit ein, indem es die Wahrheit, welche in ihm offenbar wird, erkennt, so hört es auf, "ein Ding" zu sein und erkennt sich selbst als das Wesen von allem. Es ist ein kleines Licht im grossen Licht, das im grossen Lichte aufgeht, und sich von diesem durch nichts unterscheidet.

in ihm offenbar wird, erkennt, so hört

es auf, „ein Ding" zu sein und erkennt

sich selbst als das Wesen von allem.

Es ist ein kleines Licht im grossen

Licht, das im grossen Lichte aufgeht,

und sich von diesem durch nichts

unterscheidet.

1. „In der Vereinigung mit Brahm (dem

ewigen Selbst) findet die Seele des Weisen

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die ewige Ruhe. Es betrübt ihn nichts und

er hat nach nichts ein Verlangen. Er ist für

alle Wesen der Gleiche, und gelangt zur

höchsten Ergebung in Mich. Durch dieses

"In der Vereinigung mit Brahm (dem ewigen Selbst) findet die Seele des Weisen die ewige Ruhe. Es betrübt ihn nichts und er hat nach nichts ein Verlangen. Er ist für alle Wesen der Gleiche, und gelangt zur höchsten Ergebung in Mich. Durch dieses I.

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Eingehen in Mich erlangt er meine eigene

Selbsterkenntnis, mein Wesen, meine Wahr-

heit, mein Sein, meine Grösse; und wenn er

Eingehen in Mich erlangt er meine eigene Selbsterkenntnis, mein Wesen, meine Wahrheit, mein Sein, meine Grösse; und wenn er Mich in Wirklichkeit gänzlich erkennt, so ist er auch gänzlich in Mir." ("Bhaga vad Gita", XVIII, 54-55.)

Mich in Wirklichkeit gänzlich erkennt, so

ist er auch gänzlich in Mir." („Bhagavad

Gita", XVIII, 54—55-)

2. „Gott ist die Seele der Ewigkeit, die

Ewigkeit die Seele der Welt, der Himmel

die Seele der Erde. Gott als Vater ist das

Licht und Leben, woraus der Mensch ge-

macht ist. Wenn du deshalb dich kennen

lernen willst und weisst, dass du aus dem

Lichte geboren bist, wirst du wieder in

dieses Licht und Leben eingehen." (Her-

mes, II, 50.)

2. ,.Gott ist die Seele der Ewigkeit, die Ewigkeit die Seele der Welt, der Himmel die Seele der Erde. Gott als Vater ist das Licht und Leben, woraus der Mensch gemacht ist. Wenn du deshalb dich kennen lernen willst und weisst, dass du aus dem Lichte geboren bist, wirst du wieder in dieses Licht und Leben eingehen." (Hermes, 11, 50.)

3. „Als der Palast der Gerechtigkeit voll-

endet und der Lotusteich der Reinheit her-

gestellt war, hielt der grosse König der

Herrlichkeit seinen Einzug." (Maha Suda-

nana Sutta, I, 92.) — Wenn ihr dem Wege

des Lichtes folgt, so werdet ihr das Ende

des Leidens finden." (Dhammapada, 275.)

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4. „Auch ihr seid erfüllet von ihm, der

das Oberhaupt aller Macht und Gewalt ist."

(Koloss., II, 10.) „Wer mich siehet, der

siehet den Vater, denn der Vater ist in mir

3. "Als der Palast der Gerechtigkeit vollendet und der Lotusteich der Reinheit hergestellt war, hielt der grosse König der Herrlichkeit seinen Einzug." (M aha Sudanana Sutta, I, 92.) - Wenn ihr dem Wege des Lichtes folgt, so werdet ihr das Ende des Leidens finden." (Dhammapada, 275.) 4. "Auch ihr seid erfüllet von ihm, das Oberhaupt aller Macht und Gewalt (Koloss., 11, 10.) "Wer mich siehet, siehet den Vater, denn der Vater ist in

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der ist." der mir

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und ich in ihm. Ich und der Vater sind Eins."

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(Johannes, X, 30.)

Dieses Licht der Erkenntnis ist der

und ich in ihm. Ich und der Vater sind Eins." (J ohannes, X, 30.)

Erlöser der Welt; in uns selber ist es

zu finden.

1. „Brahma ist das Licht in allen Dingen,

die Licht haben und er ist über alles Dunkel

erhaben. Er ist das Erkennen, der Erkenner

Dieses Licht der Erkenntnis ist der Erlöser der Welt; in uns selber ist es zu finden.

und das Erkannte. Er wohnt in den Herzen

von allen. Über alle Geschöpfe erhaben,

wohnt er dennoch in allen; in sich selbst

unbewegt, bewegt er sich (durch seine Kräfte)

in seiner Natur. Er ist fern und doch nahe."

(„Bhagavad Gita", XIII, 15, 16.)

2. „Der Schöpfer wohnt in allen Dingen

"Brahma ist das Licht in allen Dingen, die Licht haben und er ist über alles Dunkel erhaben. Er ist das Erkennen, der Erkenner und das Erkannte. Er wohnt in den Herzen von allen. Über alle Geschöpfe erhaben, wohnt er dennoch in allen; in sich selbst unbewegt, bewegt er sich (durch seine Kräfte) in seiner Natur. Er ist fern und doch nahe." ("Bhagavad Gita", XIII, 15, 16.) I.

und nicht bloss in einem einigen allein; er

macht auch nicht allein ein einiges, sondern

alle Dinge. Seine wirkende Kraft genügt,

alle Dinge zu machen, die unter ihm gemacht

werden. — Wenn die Seele ihren eigenen

Ursprung kennen gelernt hat, so hat sie hef-

tige Liebe und Vergessenheit alles Übels."

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(Hermes, V, 8.)

3. „Wer erkennt, dass dieser Leib. ein

Schaum ist, und erfahren hat, dass er gehalt-

"Der Schöpfer wohnt in allen Dingen und nicht bloss in einem einigen allein; er macht auch nicht allein ein einiges,. sondern alle Dinge. Seine wirkende Kraft genügt, alle Dinge zu machen, die unter ihm gemacht werden. - Wenn die Seele ihren eigenen Ursprung kennen gelernt hat, so hat sie heftige Liebe und Vergessenheit alles Übels." (Hermes, V, 8.) 2.

3. "Wer erkennt, dass dieser Leib. ein Schaum ist, und erfahren hat, dass er gehalt-

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los ist, wie eine Luftspiegelung, der bricht

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die Spitze von Maras (die Begierde) blumen-

bekränztem Pfeil und wird den Herrn des

los ist, wie eine Luftspiegelung, der bricht die Spitze von Maras (die Begierde) blumenbekränztem Pfeil und wird den Herrn des Todes nicht sehen:' (Dhammapada, 46.)

Todes nicht sehen/' (Dhammapada, 46.)

4. „Er war das wahre Licht, das jeden

Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt."

(Joh., I, 9.) „Christus in uns ist das Geheim-

nis der Erlösung, die Hoffnung dieser Herr-

lichkeit." (Koloss., I, 27.)

Es ist das eigene unsterbliche Leben

in jedem Menschen, und ist deshalb für

4. "Er war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt." (J oh., I, 9.) "Christus in uns ist das Geheimnis der Erlösung, die Hoffnung dieser Herrlichkeit." (~oloss., I, 27.)

jeden nicht ausserhalb seiner selbst,

sondern in ihm.

1. „In dem Leibe eines jeden, in welchem

es sich verkörpert hat, ist es unsterblich.

Deshalb solltest du nicht für irgend ein

Wesen trauern. („Bhagavad Gita", II, 30.)

2. „Der Mensch ist seiner Persönlichkeit

halber sterblich, aber seinem ewigen Wesen

nach unsterblich." (Hermes, II, 26.)

3. „Selig ist das Auferstehen der Er-

wachten. Selbst die Götter beneiden den-

Es ist das eigene unsterbliche Leben in jedem Menschen, und ist deshalb für jeden nicht ausserhalb seiner selbst, sondern in ihm.

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jenigen, der zum Bewusstsein seines gött-

lichen Daseins gekommen ist." (Dhamma-

pada, II, 20.)

"In dem Leibe eines jeden, in welchem es sich verkörpert hat, ist es unsterblich. Deshalb solltest du nicht für irgend ein Wesen trauern. ("Bhagavad Gita", TI, 30.) I.

"Der Mensch ist seiner Persönlichkeit halber sterblich, aber seinem ewigen Wesen nach unsterblich." (H e rm es, 11, 26.) 2.

3. "Selig ist das Auferstehen der Erwachten. Selbst die Götter beneiden denjenigen, der zum Bewusstsein seines göttlichen Daseins gekommen ist." (Dhammapada, 11, 20.)

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4. „Ich lebe, doch nicht ich, sondern

Christus lebt in mir." (Galat, II, 20.) — „Wer

den Sohn Gottes hat, der hat das Leben; wer

4. "Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir." (Galat., 11, 20.) - "Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht." (1. Joh., V, 12.)

den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben

nicht." (I. Joh., V, 12.)

Alle Äusserlichkeiten sind nur ein

vergänglicher Schein.

1. „Thoren ergehen sich in salbungsvollen

Redensarten und verschwenden ihre Zeit mit

eitlen Meinungen. Sie befolgen religiöse

Gebräuche, um dadurch Macht und Ansehen

zu erlangen, und ihr Wissen entspringt nicht

aus der Erkenntnis der Wahrheit." („Bha-

gavad Gita", II, 42.)

Alle Ä usserlichkeiten sind nur el n vergänglicher Schein.

2. „Das Irdische bringt dem Himmlischen

keinen Vorteil; aber das Himmlische bringt

Gewinn allem, was auf der Erde ist. Für

den gottlosen Menschen bin ich weit weg

und mache rächenden Dämonen Platz." (Her-

"Thoren ergehen sich in salbungsvollen Redensarten und verschwenden ihre Zeit mit eitlen Meinungen. Sie befolgen religiöse Gebräuche, um dadurch Macht und Ansehen zu erlangen, und ihr Wissen entspringt nicht aus der Erkenntnis der Wahrheit." ("Bhagavad Gita", 11, 42.) I.

mes, II, 56.)

3. „Von Angst getrieben, suchen die Men-

schen allerlei Zufluchtsorte auf; in Bergen

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und Wäldern, heiligen Hainen und Bäumen

suchen sie Schutz. Doch dies ist der rechte

Zufluchtsort nicht. Der leichtsinnige Mensch,

"Das Irdische bringt dem Himmlischen keinen Vorteil; aber das Himmlische bringt Gewinn allem, was auf der Erde ist. Für den gottlosen Menschen bin ich weit weg und mache rächenden Dämonen Platz." (Hermes, 11, 56.) 2.

3. "Von Angst getrieben, suchen die Menschen allerlei Zufluchtsorte auf; in Bergen und Wäldern, heiligen Hainen und Bäumen suchen sie Schutz. Doch dies ist der rechte Zufluchtsort nicht. Der leichtsinnige Mensch,

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-

wenn er auch viele Worte des Gesetzes her-

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-

sagen kann, und doch nicht darnach han-

delt, gleicht dem Hirten, der die Rinder an-

derer Leute zählt, aber selber keine besitzt."

(Dhammapada, 188.)

I

4. „Nicht alle, die zu mir sagen: Herr!

Herr! kommen in das Himmelreich, sondern

die den Willen meines Vaters thun, der im

Himmel ist." (Matthäus, VII, 31.)

Entsaget deshalb der Täuschung und

erkennt die Wirklichkeit durch dieThat.

1. „Wenn deine Seele die verworrenen

wenn er auch viele Worte des Gesetzes hersagen kann, und doch nicht darnach handelt, gleicht dem Hirten, der die Rinder anderer Leute zählt, aber selber keine besitzt." (Dhammapada, 188.)

Pfade der Welt des Scheines und der Täu-

4. "Nicht alle, die zu mir sagen: Herr!

schung durchschritten haben wird, so wirst

du dich nicht mehr um dasjenige kümmern,

Herr! kommen in das Himmelreich, sondern die den Willen meines Vaters thun, der im Himmel ist." (Matthäus, VTI, 31.)

was zu sein scheint und trügerisch ist. Wenn

dein Geist, nachdem er durch das, was du

von anderen gehört oder gelesen hast, von

dem Wege der Wahrheit abgeirrt war, wie-

der zurückkehrt, und in der Erkenntnis der

Wahrheit Festigkeit erlangt hat, so wirst du

zur Unsterblichkeit gelangen." (^,Bhagavad

Entsaget deshalb der Täuschung und erken nt die Wirklichkei t durch die Tha t.

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Gita", II, 53.)

2. „Du musst dich (durch die Überwin-

dung der Täuschung des „Selbsts") zu einer

"Wenn deine Seele die venvorrenen Pfade der Welt des Scheines und der Täuschung durchschritten haben wird, so wirst du dich nicht mehr um dasjenige kümmern, was zu sein scheint und trügerisch ist. Wenn dein Geist, nachdem er durch das, was du von anderen gehört oder gelesen hast, von dem Wege der Wahrheit abgeirrt war, wieder zurückkehrt, und in der Erkenntnis der Vlahrheit Festigkeit. erlangt hat, so wirst du zur Unsterblichkeit gelangen." ~,Bhagavad Gi ta", 11, 53.) I.

"Du musst dich (durch die Überwindung der Täuschung des "Selbsts") zu einer 2.

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unermesslichen Grösse machen, und aus allen

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deinen Hüllen herausgehen. Du musst dich

über alle Zeit und über alles Vergängliche

unermesslichen Grösse machen, und aus allen deinen Hüllen herausgehen. Du musst dich über alle Zeit und über alles Vergängliche erheben, und die Ewigkeit werden. Dann, wenn du dich selbst, dein wahres Wesen, als das Wesen von allen Dingen erkennst, wirst du Gott verstehen. Du musst höher werden als alle Höhen und tiefer als alle Tiefen; denn wenn du dich nicht Gott gleich machen kannst, so kannst du ihn nicht begreifen, weil er nur von seines Gleichen, d. h. von ihm selber, begriffen wird." (Hermes, II, 78.)

erheben, und die Ewigkeit werden. Dann,

wenn du dich selbst, dein wahres Wesen, als

das Wesen von allen Dingen erkennst, wirst

du Gott verstehen. Du musst höher werden

als alle Höhen und tiefer als alle Tiefen;

denn wenn du dich nicht Gott gleich machen

kannst, so kannst du ihn nicht begreifen, weil

er nur von seines Gleichen, d. h. von ihm

selber, begriffen wird." (Hermes, II, 78.)

3. „Andacht ohne Erkenntnis ist nichts,

und Erkenntnis wird nicht ohne Andacht er-

langt. (Es entspringt eins aus dem anderen.)

Wer beides hat, ist dem Nirwana nahe."

(Dhammapada, 372.)

4. „Wer in mir bleibet und ich in ihm,

der bringt viele Frucht, denn ohne Mich (ohne

den Geist der Selbsterkenntnis in euch) könnt

ihr nichts thun." (Joh., XV. 5.)

Nehmet auf die Lehren der Weisheit

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und befolget sie.

1. „Wer sich mit Gott vereinigen will, der

soll sich stets in der Ergebung in Gott üben,

3. "Andacht ohne Erkenntnis ist nichts, und Erkenntnis wird nicht ohne Andacht erlangt. (Es entspringt eins aus dem anderen.) Wer beides hat, ist dem Nirwana nahe." (Dhammapada, 372.) . 4. "Wer in mir bleibet und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne Mich (ohne den Geist der Selbsterkenntnis in euch) könnt . ihr nichts thun." (J oh., XV. 5.) Nehmet auf die Lehren der Weisheit und befolget sie. "Wer sich mit Gott vereinigen will, der soll sich stets in der Ergebung in Gott üben, I.

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in seinem Innern soll seine Wohnung sein.

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Er soll Herr seiner Gedanken und Empfin-

dungen werden und sich selbst beherrschen,

in seinem Innern soll seine Wohnung sein. Er soll Herr seiner Gedanken und Empfindungen werden und sich selbst beherrschen, ohne irgend eine Belohnung (im Diesseits oder Jenseits) für sich selbst zu erwarten, und sich an nichts Äusserliches hängen." ("Bhaga vad Gita", VI, 10.)

ohne irgend eine Belohnung (im Diesseits

oder Jenseits) für sich selbst zu erwarten,

und sich an nichts Ausserliches hängen."

(„Bhagavad Gita", VI, 10.)

2. „Warum übergiebst du dich dem Tode,

da du es doch in deiner Macht hast an der

Unsterblichkeit teilzunehmen? O ihr staub-

geborenen Menschen, die ihr euch der Be-

täubung, dem Schlafe und der Nichterkennt-

nis der Wahrheit überliefert habt! werdet

nüchtern und hört auf, euch zu übersättigen;

sonst überfällt euch der tierische und un-

vernünftige Schlaf!" (Hermes, II, 75.)

3. „Stets wachend tragen Gotamas Jünger

"Warum übergiebst du dich dem Tode, da du es doch in deiner Macht hast an der Unsterblichkeit teilzunehmen? 0 ihr staubgeborenen Menschen, die ihr euch der Betäubung, dem Schlafe und der Nichterkenntnis der Wahrheit überliefert habt I werdet nüchtern und hört auf, euch zu übersättigen; sonst überfällt euch der tierische und unvernünftige Schlaf!" (H e r m es, 11, 75.) 2.

Buddha (das Licht der Erkenntnis) im Herzen

bei Tag und Nacht. Wie eine Grenzfestung

von innen und aussen verteidigt wird, so soll

jeder sein Wollen und Denken behüten und

nicht einen Augenblick entfliehen lassen; denn

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wer den rechten Zeitpunkt versäumt, kommt

zu Schaden. (Dhammapada, 318.)

4. „Die Wahrheit kommt nicht in eines

Ruchlosen Seele und wohnet nicht in einem

3. "Stets wachend tragen Gotamas Jünger Buddha (das Licht der Erkenntnis) im Herzen bei Tag und Nacht. Wie eine Grenzfestung von innen und aussen verteidigt wird, so soll jeder sein Wollen und Denken behüten und nicht einen Augenblick entfliehen lassen; denn wer den rechten Zeitpunkt versäumt, kommt zu Schaden. (Dhammapada, 318.) 4. "Die Wahrheit kommt nicht in eines

Ruchlosen Seele und wohnet nicht in einem

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I .eine, welcher der Sünde sich unterwirft."

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(Weisheit, I, 4.) — „Was (in euch) aus Gott

geboren ist, überwindet die Welt. (I. J oh., V, 4.)

Leibe, welcher der Sünde sich unterwirft." (Weisheit, I, 4.) - "vVas (in euch) aus Gott geboren ist, überwindet die Welt. (I.J oh., V, 4.) "Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist geben, und das steinerne Herz aus eurem Fleische wegnehmen." (Hes., XI, 19.)

„Ich will euch ein neues Herz und einen neuen

Geist geben, und das steinerne Herz aus eu-

rem Fleische wegnehmen." (Hes., XI, ig.)

Wer die Wahrheit liebt, dem wird

sie offenbar werden.

1. „Wer Mich in Allem sieht und Alles

in Mir, den verlasse Ich nicht und er ver-

lässt Mich nicht. Wer Mich in jedem Wesen

erkennt, wohnt in Mir. Wer durch seine

Ergebung mit Brahma vereinigt ist, sieht

Alles in Einem; er sieht die Seele in Allem

und Alles in der Seele. Ich bin der Ur-

Wer die Wahrheit liebt, dem wird sie f fe n bar wer den.

sprung von allem, das ganze Weltall ent-

springt aus Mir. Die Weisen, welche Mich

°

erkennen, beten Mich an." („Bhagavad

Gita", VI, 30, 3, X, 8.)

2. „Indem das ewige Licht der Erkennt-

"Wer Mich in Allem sieht und Alles in Mir, den verlasse Ich nicht und er verlässt Mich nicht. W er Mich in jedem Wesen erkennt, wohn~ in Mir. Wer dur€h seine Ergebung mit Brahma vereinigt ist, sieht Alles in Einem; er sieht die Seele in Allem und Alles in der Seele. Ich bin der U rsprung von allem, das ganze Weltall entspringt aus Mir. Die Weisen, welche Mich erkennen, beten Mich an." ("Bhagavad Gi taU, VI, 30, 3, X, 8.) I.

nis ununterbrochen auf und in das ganze

Gemüt scheint, erleuchtet es die ganze Seele

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und erlöst sie von äusserlichen Anziehungen.

Es zieht sie vom Körper ab und verändert

sie völlig in das Wesen Gottes; denn es ist

möglich, o Sohn! göttlich zu werden, wäh-

Lotusblflten XLVIII. 47

"Indem das ewige Licht der Erkenntnis ununterbrochen auf und in das ganze Gemüt scheint, erleuchtet es die ganze Seele und erlöst sie von äusserlichen Anziehungen. Es zieht sie vom Körper ab und verändert sie völlig in das Wesen Gottes; denn es ist möglich, Sohn! göttlich zu werden, wäh2.

°

Lotusbl1lten XLVIII.

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— 7°° —

-

rend die Seele noch im Körper des Men-

700

-

schen wohnt, wenn sie die Schönheit des

Guten betrachtet." (Hermes, IV, 18.)

rend die Seele noch im Körper des Menschen wohnt, wen.n sie die Schönheit des Guten betrachtet." (Hermes, IV, 18.)

3. „Selbst (das göttliche Selbst) ist der

Herr des (irdischen) Selbsts; wer könnte sonst

wohl sein Herr sein? Einen besseren Herrn

findest du nimmer, als wenn du Herr deiner

Selbst bist." (Dhammapada, 160.)

4. „Das Licht (der Weisheit) leuchtet in

3. "Selbst (das göttliche Selbst) ist der Herr des (irdischen) Selbsts; wer könnte sonst wohl sein Herr sein? Einen besseren Herrn findest du nimmer, als wenn du Herr deiner Selbst bist." (D h a m m a pa da, I 60.~

der Finsternis, aber die Finsternis fasst es

nicht." (Joh., I, 5.)

Dies sind einige Beispiele der Lehren der

Wahrheit, welche der Geist der Selbsterkennt-

nis durch die Weisen der Indier, Ägyptier,

Buddhisten und Christen lehrte. Als aber

die Schriftgelehrten sie vernommen hatten,

da wussten sie nichts besseres damit anzu-

fangen, als sich darüber zu streiten, welche

von den obengenannten religiösen Gemein-

4. "Das Licht (der Weisheit) leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis fasst es nicht." (J ob., I, 5.)

schaften sie wohl von den anderen abge-

schrieben hätten; denn dass es eine eigene An-

schauung und Erkenntnis der ewigen Wahr-

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heit giebt, erkannten sie nicht, und da ihre

eigene Weisheit eine geborgte oder gestohlene

war, so konnten sie es auch nicht begreifen.

(Fortsetzung folgt.)

Dies -sind einige Beispiele der Lehren der Wahrheit, welche der Geist der Selbsterkenntnis durch die Weisen der Indier, Ägyptier, Buddhisten und Christen lehrte. Als aber die Schriftgelehrten sie vernommen hatten, da wussten sie nichts besseres damit anzufangen, als sich darüber zu streiten, welche von den obengenannten religiösen Gemeinschaften sie wohl von den anderen abgeschrieben hätten; denn dass es eine eigene Anschauung und Erkenntnis der ewigen Wahrheit giebt, erkannten sie nicht, und da ihre eigene Weisheit eine geborgte oder gestohlene war, so konnten sie es auch nicht begreifen. (Fortsetzung folgt.)

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Briefkasten.

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,

sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-

fasser der „Lotusbluten" im „Briefkasten" besprochen.

N". B. in E, — Wenn Sie sich mit dem schwierigen

Studium der Astrologie beschäftigen wollen, so würde ich

Ihnen raten, vorläufig alle kompendiösen und schwer begreif-

lichen Bücher über diesen Gegenstand beiseite zu lassen, und

Gessmanns „Katechismus der Stemdeutekunst" (Berlin 1896)

zur Hand zu nehmen, worin Sie die Anfangsgründe dieser

Briefkasten.

Wissenschaft kurz und bündig dargelegt finden.

F. M. in M. — Wenn sich die Wissenschaft mit

Dingen beschäftigt, welche der Religion angehören, so be-

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persllnlicher Natur, sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Verfuser der ,,LotuBblflten" im ,,Briefkaaten" besprochen.

geht sie jedesmal den Fehler, dass sie das Unwesentliche

für das Wesentliche hält, und das Wesentliche dabei ganz

übersieht. Die Wissenschaft ist gänzlich auf das Phäno-

menale, Sichtbare und Greifbare angewiesen; das Geistige

existiert nicht für denjenigen, der keine geistige Wahrneh-

mung hat. Phänomene beweisen nichts anderes, als dass

N. B. in K. - Wenn Sie sich mit dem schwierigen Studium der Astrologie beschäftigen wollen, so würde ich Ihnen raten, vorläufig alle kompendiösen und schwer begreiflichen Bücher über diesen Gegenstand beiseite zu lassen, und Gessmanns "Katechismus der Sterndeutekunst" (Berlin 1896) zur Hand zu nehmen, worin Sie die Anfangsgründe dieser Wissenschaft kurz und bündig dargelegt finden.

sie vorhanden sind. Sie sind nur Darstellungen von Wahr-

heiten, nicht aber die Wahrheit selbst. Sie dienen dazu,

den Menschen auf das Vorhandensein gewisser Naturgesetze

aufmerksam zu machen, nicht aber um einen blinden Glauben

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an geheimnisvolle Vorgänge, über die man sich verwundert,

ohne nach dem Grund derselben zu forschen, zu erzeugen.

Darstellungen von Phänomenen haben den Zweck, die Men-

schen zum eigenen Denken zu veranlassen und dieser Zweck

wird erfüllt, selbst wenn die Darstellung nur eine Nach-

47*

F. M. in M. - Wenn sich die Wissenschaft mit Dingen beschäftigt, welche der Religion angehören, so begeht sie jedesmal den Fehler, dass sie das Unwesentliche fiir das Wesentliche hilt, und das Wesentliche dabei ganz übersieht. Die Wissenschaft ist gänzlich auf das Phinomenale, Sichtbare und Greifbare angewiesen; das Geistige existiert nicht für denjenigen, der keine geistige Wahmehmung hat. Phänomene beweisen nichts anderes, als dass sie vorhanden sind. Sie sind nur Darstellungen von Wahrheiten, nicht aber die Wahrheit selbst. Sie dienen dazu, den Menschen auf das Vorhandensein gewisser Naturgesetze aufmerksam zu machen, nicht aber um einen blinden Glauben an geheimnisvolle Vorgänge, über die man sich verwundert, ohne nach dem Grund derselben zu forschen, zu erzeugen. Darstellungen von Phänomenen haben den Zweck, die Menschen zum eigenen Denken zu veranlassen und dieser Zweck wird erfüllt, selbst wenn die Darstellung nur eine Nach-

47*

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— 7°2 —

7°2

ahmung ist, wie es ja täglich auf der Bühne geschieht, wo

der darstellende Schauspieler nicht in Wirklichkeit umge-

bracht wird, und die Heroine nicht in Wirklichkeit heiratet,

ahmung ist, wie es ja täglich auf der Bühne geschieht, wo der darstellende Schauspieler nicht in Wirklichkeit umgebracht wir~ und die Heroine nicht in Wirklichkeit heiratet, ohne dass es jemandem einfallen wird, die Theatervorstellung deshalb als einen Betrug zu betrachten. Sind aber die Darstellungen noch dazu echt, so gewinnen sie zwar nicht an Wert, wohl aber an Interesse.

ohne dass es jemandem einfallen wird, die Theatervorstellung

deshalb als einen Betrug zu betrachten. Sind aber die

Darstellungen noch dazu echt, so gewinnen sie zwar nicht

an Wert, wohl aber an Interesse.

F. B. in W. — Der Grund, weshalb ein Mensch, der

sich selber in Wahrheit erkennt, sich niemals allein befindet,

ist der Umstand, dass er stets bewusst in der Gegenwart

Gottes ist und sich deshalb nicht langweilen kann. Das

heisst, er ist sich bewusst, dass alle Menschen dem Wesen

nach Eines sind und er erkennt sich selbst in der All-

gegenwart dieser Einheit, nachdem er die Täuschung der

Vielheit, welche den Einzelerscheinungen zu Grunde liegt,

F. B. in W. - Der Grund, weshalb ein Mensch, der sich selber in Wahrheit erkennt, sich niemals allein befindet, ist der Umstand, dass er stets bewusst in der Gegenwart Gottes ist und sich deshalb nicht langweilen kann. Das heisst, er ist sich bewusst, dass alle Menschen dem Wesen nach Eines. sind und er erkennt si ch selbst in der Allgegenwart dieser Einheit, nachdem er die Täuschung der Vielheit, welche den EinzelerscheiJlungen zu Grunde liegt, überwunden hat. Er lebt dann in Allem und Alle in ihm. Um dies durch ein Beispiel klar zu machen, vergleichen wir die Allseele mit dem Meere, die Einzelerscheinungen darin mit im Wassel schwimmenden Eisstücken. Diese Eisstücke sind ihrem Wesen nach Wasser und nur ihre Erschemumgen als gefrorene Stücke verleihen jedem eine vorübergehende Individualität. Kommt die Wärme dazu, so werden sie wieda- zu W user und werden nun nicht einzelne Teile des Wassers, sondern sie bilden mit ihrer Umgebung den Ocem selbst. Ebenso beruht auch das iDdiYiduelle Sonderbewusstsein des Menschen nur auf dem Selbstwahn, der durch die Getrenntheit der Erscheinungen entsteht. Man sollte nicht sagen: "Der Mensch hat eine Seele, ce sondern "es ist Alles Seele. ce Wenn sich durch die Wärme der Liebe der Selbitwahn auflöst, so verschwindet die harte Kruste, welche den Sonderling von anderen Meascben trennt. DaDD erkennt sich der Mensch, ni~ als einen abgesonderten Teil des GaDzen, sondern als das Ganze selbst.

überwunden hat. Er lebt dann in Allem und Alle in ihm.

Um dies durch ein Beispiel klar zu machen, vergleichen

wir die Allseele mit dem Meere, die Einzelerscheinungen

darin mit im Wasser schwimmenden Eisstücken. Diese

Eisstücke sind ihrem Wesen nach Wasser und nur ihre

Erscheinungen als gefrorene Stücke verleihen jedem eine

vorübergehende Individualität. Kommt die Wärme dazu,

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so werden sie wieder zu Wasser und werden nun nicht

einzelne Teile des Wassers, sondern sie bilden mit ihrer

Umgebung den Ocean selbst Ebenso beruht auch das

individuelle Sonderbewusstsein des Menschen nur auf dem

Selbstwahn, der durch die Getrenntheit der Erscheinungen

entsteht. Man sollte nicht sagen: „Der Mensch hat eine

Seele," sondern „es ist Alles Seele." Wenn sich durch die

Wärme der Liebe der Selbstwahn auflöst, so verschwindet

die harte Kruste, welche den Sonderling von anderen

Menschen trennt. Dann erkennt sich der Mensch, nicht

als einen abgesonderten Teil des Ganzen, sondern als das

Ganze selbst.

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— 703 —

7°3

B. V. in Ii. — Ob man Herr über seine Gedanken

und selber zu denken fähig ist, erkennt man daran, dass

man fähig ist, nach Belieben einen einielnen Gedanken

B. V. in L. - Ob man Herr ilber seine Gedanken

festzuhalten, ohne dass einem ein anderer Gedanke da-

zwischen kommt. Nur wer Herr über seine Gedanken

und selber zu denken fli.hig ist, erkennt man dann, dass man flibig ist, nach Belieben einen ewelnen Gedanken festzuhalten , ohne dass einem ein anderer Gedanke dazwischen kommt. Nur wer Herr über seine Gedanken und Empfindungen ist, der ist Herr über sich selbst. Versuchen Sie es gefälligst, auch nur zwei Minuten einen einzigen Gedanken festzuhalten , ohne sich dabei etwas anderes "einfallen" zu lassen.

und Empfindungen ist, der ist Herr über sich selbst.

Versuchen Sie es gefälligst, auch nur zwei Minuten einen

einzigen Gedanken festzuhalten, ohne sich dabei etwas

anderes „einfallen" zu lassen.

P. M. in B. — Es ist kein Grund vorhanden, wes-

halb Sie sich an eine englische oder an eine amerikanische

„theosophische Gesellschaft" anklammern sollen. Ich glaube,

dass die „Theosophen" in Deutschland stark genug sind,

um auf eigenen Füssen zu stehen und unter sich selbst eine

Vereinigung zu bilden, anstatt sich am Gängelbande fuhren

zu lassen.

L. R. in M. — Auf dem Internationalen Kongress

P. M. in B. - Es ist kein Grund vorhanden, weshalb Sie sich an eine englische oder an eine amerikanische "theosophische Gesellschaft" anklammern sollen. Ich glaube, dass die ."Theosophen" in Deutschland stark genug sind, um auf eigenen Füssen zu stehen und unter sich selbst eine Vereinigung zu bilden, anstatt sich am Gängelbande fUhren zu lassen.

der „Psychologen" in München betonte der Präsident in

seiner Eröffnungsrede, dass ein Zusammengehen mit den

Okkultisten unmöglich sei, da dieselben, anstatt Beweise zu

bringen, von ihren Gegnern verlangen, dass dieselben die

von ihnen aufgestellten Behauptungen durch Beweise wider-

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legen sollen. Diese Ansicht geht von dem gänzlich falschen

Grundsatze aus, dass die okkulte Erkenntnis auf äusserlichen

Beweisen beruhe. So lange die Wissenschaft einer geistigen

Anschauung nicht fähig ist, kann auch von einer Überein-

stimmung derselben mit dem Okkultismus keine Rede sein.

Die geistige Erkenntnis hat nichts mit Meinungen und Be-

L. R. in M. - Auf dem Intemationalen Kongress der "Psychologen" in München betonte der Präsident in seiner Eröffnungsrede , dass ein Zusammengehen mit den Okkultisten unmöglich sei, da dieselben, anstalt Beweise zu bringen, von ihren Gegnern verlangen, dass dieselben die von ihnen aufgestellten Behauptungen durch Beweise widerlegen sollen. Diese Ansicht geht von dem gänzlich falschen Grundsatze aus, dass die okkulte Erkenntnis auf äusserlichen Beweisen beruhe. So lange die Wissenschaft einer geistigen Anschauung nicht fli.hig ist, kann auch von einer Übereinstimmung derselben mit dem Okkultismus keiBe Rede sein. Die geistige Erkenntnis hat nichts mit Meinungen und Beweisen zu thun. Die materielle Wissenschaft beruht auf äusserlichen Beweisen; die geistige Anschauung ist ihr eigener Beweis. Die. Wissenschaft hat ihre Gründe; die Erkenntnis ist ihr eigener Grund. Man darf eine Bildergallerie nicht mit einem chemischen Laboratorium, eine Vorstellung auf dem Theater nicht mit wirklich stattfindenden

weisen zu thun. Die materielle Wissenschaft beruht auf

äusserlichen Beweisen; die geistige Anschauung ist ihr

eigener Beweis. Die "Wissenschaft hat ihre Gründe; die

Erkenntnis ist ihr eigener Grund. Man darf eine Bilder-

gallerie nicht mit einem chemischen Laboratorium, eine

Vorstellung auf dem Theater nicht mit wirklich stattfindenden

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— 7°4 —

Vorgängen, die Religion nicht mit der Wissenschaft ver-

wechseln. In den Schriften der Okkultisten sind wissen-

schaftliche Beweise ganz nebensächlich, weil es sich nicht

Vorgängen, die Religion nicht mit der Wissenschaft verwechseln. In den Schriften der Okkultisten sind wissenschaftliche Beweise ganz nebensächlich, weil es sich nicht um das Wissen, sondern um die Anschauung welche dem Wissen vorhergehen muss, handelt. Solche Schriften haben den Zweck, dem Leser Symbole vor Augen zu fUhren und ihn dadurch anzuregen, sich selber zu jener Höhe emporzuschwingen und in jene geistige Tiefe sich zu versenken, wo er der eigenen Anschauung fähig wird. Da findet er dann den Beweis in sich selbst.

um das Wissen, sondern um die Anschauung welche dem

Wissen vorhergehen muss, handelt. Solche Schriften haben

den Zweck, dem Leser Symbole vor Augen zu führen und

ihn dadurch anzuregen, sich selber zu jener Höhe empor-

zuschwingen und in jene geistige Tiefe sich zu versenken, wo

er der eigenen Anschauung lähig wird. Da findet er dann

den Beweis in sich selbst.

L. E. in M. — Sie fragen, an welche „theosophische

Gesellschaft" Sie sich anschüessen sollen? — An diejenige,

welche die in der Konstitution der T. S. ausgesprochenen

drei Punkte nicht bloss auf dem Papiere angiebt, sondern

befolgt. Wenn Sie keine solche Gesellschaft finden können,

so halten Sie selbst an diesen Grundsätzen fest, und Sie

werden dann selbst der Mittelpunkt einer Vereinigung sein,

um welchen sich andere Mitglieder sammeln. Wenn gewisse

Schwärmer in Deutschland ihr Geld ins Ausland senden

L. R. in M. -

Sie fragen, an welche "theosophische Gesellschaft" Sie sich ansch1iessen sollen? - An diejenige, welche die in der Konstitution der T. S. ausgesprochenen drei Punkte nicht bloss auf dem Papiere angiebt, sondern befolgt. Wenn Sie keine solche Gesellschaft finden können, so halten Sie selbst an diesen Grundsätzen fest, und Sie werden dann selbst der Mittelpunkt einer Vereinigung sein, um welchen sich andere Mitglieder sammeln. Wenn gewisse Schwärmer in Deutschland ihr Geld ins Ausland senden wollen, so gönnen wir ihnen dieses Vergnügen, das ungefähr ebensoviel nützen wird, als wenn sie es nach Timbuktu senden wUrden, um sich die Gunst eines Kaffernhäuptlings zu erwerben. Der wirkliche Theosoph sucht sein Heil nicht in äusserlichen Dingen, sondern in der Gotteserkenntnis. "Non sit alterius qui suus esse potest." (Paracelsus.)

wollen, so gönnen wir ihnen dieses Vergnügen, das ungefähr

ebensoviel nützen wird, als wenn sie es nach Timbuktu

senden würden, um sich die Gunst eines Kaffernhäuptlings

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zu erwerben. Der wirkliche Theosoph sucht sein Heil

nicht in äusserlichen Dingen, sondern in der Gotteserkennt-

nis. „Non sit alterius qui suus esse potest." (Para-

celsus.)

K. Z. in TS. — Die wahre okkulte Wissenschaft be-

ruht nicht auf dem Glauben an Gespenster und Hexen,

Spiritismus und Zauberei, sondern auf der Erkenntnis des

Ewigen. Sie ist deshalb „okkult", d. h. „verborgen", weil

das Vergängliche das Ewige nicht begreifen kann.

Druck von Carl Otto in Meerane.

K. Z. in N. - Die wahre okkulte Wissenschaft beruht nicht auf dem Glauben an Gespenster und Hexen, Spiritismus und Zauberei, sondern auf der Erkenntnis des Ewigen. Sie ist deshalb "okkult", d. h. "verborgen", weil das Vergängliche das Ewige nicht begreifen kann.

Druck von earl Otto in Meerane.

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T. S. in G.

Der erste Kongress

der neuorganisierten

„Theosophischen Gesellschaft in Deutschland",

versammelt in Berlin am 29. August 1896,

in Anwesenheit der amerikanischen Kreuzfahrer.

Ansprache,

gehalten von Dr. Franz Hartmann.

Meine Damen und Herren!

Alle unter Ihnen, die mit meinen Schriften

bekannt sind, wissen, dass ich ein Feind aller

Vereinsmeierei bin; und zwar bin ich es des-

halb, weil die meisten Vereine nicht auf

Prinzipien, sondern auf Theorien gegründet

T. S. in G.

sind. Eine Anzahl gleichgesinnter Leute

findet sich zusammen, die an gewissen Mei-

nungen oder Glaubensartikeln festhalten und

bekämpfen nun jeden, der eine andere oder

Lotusblttten XLIX. 48

Der erste Kongress Generated for John Patrick Deveney (University of Chicago) on 2014-11-22 17:25 GMT / http://hdl.handle.net/2027/hvd.hnue9g Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www.hathitrust.org/access_use#pd-us-google

der neuorganisierten

"Theosophischen Gesellschaft in Deutschland", versammelt in Berlin am 29. August 1896, in Anwesenheit der amerikanischen Kreuzfahrer.

Ansprache, gehalten von Dr. Franz Hartmann. Meine Damen und Herren! Alle unter Ihnen, die mit meinen Schriften bekannt sind, wissen, dass ich ein Feind aller Vereinsmeierei bin; und zwar bin ich es deshalb, weil die meisten Vereine nicht auf Prinzipien, sondern auf Theorien gegründet sind. Eine Anzahl gleichgesinnter Leute findet sich zusammen, die an gewissen Meinungen oder Glaubensartikeln festhalten und bekämpfen nun jeden, der eine andere oder LoiusbUiten XLIX.

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706

-

entgegengesetzte Meinung hat. Eine Aus-

706

-

nahme hiervon, die einzige, welche mir be-

kannt ist, ist die vor 21 Jahren in Amerika

entgegengesetzte Meinung hat. Eine Ausnahme hiervon, die einzige, welche mir bekannt ist, ist die vor 21 Jahren in Amerika gegründete "Theosophische Gesellschaft", welcher ich im Jahre 1882 in New-York beigetreten bin. Dieser Gesellschaft gehöre ich an, weil sie ausser dem Prinzip der allgemeinen Menschenverbruderung gar kei ne Theorie oder Meinung vertritt. Oie Mitglieder können- unter sich glauben oder denken was sie wollen, sie können Christen oder Juden, Buddhisten, Muhamedaner, Brahminen, Theisten, Pantheisten, Materialisten, Spiritualisten oder auch, wenn sie wollen, "Atheisten" sein, und wenn es ihnen Vergnügen macht, ihre persönlichen Meinungen unter sich austauschen, gerade so, als ob sie Botaniker, Chemiker, Astronomen, Mediciner u. dgl. wären. Es ist mir gleichgültig, ob dieses oder jenes Mitglied Katholik, Protestant, Buddist, Presbyterianer, Kongregationalist, Baptist oder irgend etwas anderes ist, ob er an den Papst, an den Erzbischof von Canterbury, an Madame Blavatsky, an W. Q. Judge, an Mr~. Besant, oder irgend jemand anderen glaubt. Sogar die Meinungen des Präsidenten der "Theosophischen Gesellschaft" sind

gegründete „Theosophische Gesellschaft", wel-

cher ich im Jahre 1882 in New-York beige-

treten bin. Dieser Gesellschaft gehöre ich

an, weil sie ausser dem Prinzip der allge-

meinen Menschenverbrüderung gar keine

Theorie oder Meinung vertritt. Die Mitglie-

der können unter sich glauben oder denken

was sie wollen, sie können Christen oder

Juden, Buddhisten, Muhamedaner, Brahmi-

nen, Theisten, Pantheisten, Materialisten,

Spiritualisten oder auch, wenn sie wollen,

„Atheisten" sein, und wenn es ihnen Ver-

gnügen macht, ihre persönlichen Meinungen

unter sich austauschen, gerade so, als ob sie

Botaniker, Chemiker, Astronomen, Mediciner

u. dgl. wären. Es ist mir gleichgültig, ob

dieses oder jenes Mitglied Katholik, Protestant,

Buddist, Presbyterianer, Kongregationalist,

Baptist oder irgend etwas anderes ist, ob er

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an den Papst, an den Erzbischof von Canter-

bury, an Madame Blavatsky, an W. Q. Judge,

an Mrs. Besant, oder irgend jemand anderen

glaubt. Sogar die Meinungen des Präsiden-

ten der „Theosophischen Gesellschaft" sind

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— 707 —

-

seine eigene Sache und haben nichts mit

irgend einer von der Gesellschaft aufgestellten

7°7

Doktrin zu thun. Mit allen Sekten, Systemen,

seine eigene Sache und haben nichts mit irgend einer von der Gesellschaft aufgestellten Doktrin zu thun. Mit allen Sekten, Systemen, Meinungen und Theorien hat dieselbe nichts zu schaffen. Sie strebt darnach, über allen Dogmatismus erhaben zu sein und aus allem Sektierertum hinauszuwachsen. Sie stellt kein anderes Dogma auf, als die Liebe zur Wahrheit, und damit ist auch allen Streitigkeiten über Meinungsverschiedenheiten, welche die Gesellschaft als solche betreffen könnten, der Boden entzogen. Der einzige Grundstein, auf welchem die "Theosophische Gesellschaft" aufgebaut ist, ist die Liebe zur Wahrheit; der Zweck der Gesellschaft ist in ihrer Verfassung ausgedrückt und lautet: "Einen Kern zu bilden, um welchen die (ja allgemein theoretisch anerkannten) Ideen der allgemeinen ~lenschenver­ brüderung krystallisieren und zur thatsächlichen Verwirklichung gelangen können." Wie Sie sehen, handelt es sich da gar nicht um die Feststellung irgend einer Theorie, sondern um die praktische Ausübung eines bereits bekannten Prinzips. Gepredigt wurde über dieses Prinzip bereits genug, es handelt sich jetzt darum, es zu verwirklichen. 48 *

Meinungen und Theorien hat dieselbe nichts

zu schaffen. Sie strebt darnach, über allen

Dogmatismus erhaben zu sein und aus allem

Sektierertum hinauszuwachsen. Sie stellt kein

anderes Dogma auf, als die Liebe zur Wahr-

heit, und damit ist auch allen Streitigkeiten

über Meinungsverschiedenheiten, welche die

Gesellschaft als solche betreffen könnten, der

Boden entzogen. Der einzige Grundstein,

auf welchem die „Theosophische Gesellschaft"

aufgebaut ist, ist die Liebe zur Wahrheit;

der Zweck der Gesellschaft ist in ihrer Ver-

fassung ausgedrückt und lautet: „Einen

Kern zu bilden, um welchen die (ja

allgemein theoretisch anerkannten)

Ideen der allgemeinen Menschenver-

brüderung krystallisieren und zur that-

sächlichen Verwirklichung gelangen

können." Wie Sie sehen, handelt es sich

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da gar nicht um die Feststellung irgend einer

Theorie, sondern um die praktische Ausübung

eines bereits bekannten Prinzips. Gepredigt

wurde über dieses Prinzip bereits genug, es

handelt sich jetzt darum, es zu verwirklichen.

48*

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— 7oS —

70S

Das Ideal wird nicht dadurch verwirklicht,

-

dass man es bloss von der Ferne betrachtet,

oder bloss glaubt, dass es vorhanden sei, es

Das Ideal wird nicht dadurch verwirklicht, dass man es blass von der Ferne betrachtet, oder bloss glaubt, dass es vorhanden sei, es kann nur verwirklicht werden durch die That. Die Theosophie als solche hat deshalb auch gar nichts mit dem Glauben an sieben Prinzipien, Wiederverkörperung, Adepten, Spiritismus u. s. w. zu thun. Es steht selbstverständlich jedem Mitgliede frei, sich mit irgend einem Zweige der materiellen oder geistigen Wissenschaft zu beschäftigen, aber die Theosophie selbst ist keine Dogmatik, sondern die Gotteserkenntnis, welche alles umfasst.

kann nur verwirklicht werden durch die That.

Die Theosophie als solche hat deshalb auch

gar nichts mit dem Glauben an sieben Prin-

zipien, Wiederverkörperung, Adepten, Spiri-

tismus u. s. w. zu thun. Es steht selbstver-

ständlich jedem Mitgliede frei, sich mit irgend

einem Zweige der materiellen oder geistigen

Wissenschaft zu beschäftigen, aber die Theo-

sophie selbst ist keine Dogmatik, sondern

die Gotteserkenntnis, welche alles umfasst.

Der allgemeinen Menschenverbrüderung

liegt die allgemeine Menschenliebe zu Grunde,

und diese Liebe ist nicht eine blosse Theorie,

noch eine phantastische Schwärmerei, son-

dern sie besteht in der Erkenntnis, dass alle

Menschen, ja sogar alle Kreaturen ihrem

Wesen nach eine Einheit, wenn auch in ihren

Formen, Erscheinungen und deren Eigen-

schaften von einander verschieden sind.

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Hier ist nun eine Erläuterung nötig, und es

könnte mir der Vorwurf gemacht werden, dass

ich als ein Repräsentant der „Theosophischen

Gesellschaft" bereits ein Dogma, nämlich die

Der allgemeinen Menschenverbrüderung liegt die allgemeine Menschenliebe zu Grunde, und diese Liebe ist nicht eine blasse Theorie, noch eine phantastische Schwärmerei, sondern sie besteht in der Erkenntnis, dass alle Menschen, ja sogar alle Kreaturen ihrem Wesen nach eine Einheit, wenn auch in ihren Formen, Erscheinungen und deren Eigenschaften von einander verschieden sind. Hier ist nun eine Erläuterung nötig, und es könnte mir der Vorwurf gemacht werden, dass ich als ein Repräsentant der "Theosophischen Gesellschaft" bereits ein Dogma, nämlich die

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— 709 —

-

Einheit des Wesens von allem aufgestellt

7°9

-

habe. Ich bitte deshalb zu bedenken, dass

alles, was ich in Bezug auf irgend eine

Einheit des Wesens von allem aufgestellt habe. Ich bitte deshalb zu bedenken, dass alles, was ich in Bezug auf irgend eine Theorie vorbringe, oder was irgend ein anderer sagt, nicht als eine offizielle Erklärung der Gesellschaft anzusehen ist; sondern ich benütze nur die Freiheit, die jedem Mitgliede zusteht, meine eigene Anschauungsweise zu erklären und zu verteidigen.

Theorie vorbringe, oder was irgend ein an-

derer sagt, nicht als eine offizielle Erklärung

der Gesellschaft anzusehen ist; sondern ich

benütze nur die Freiheit, die jedem Mitgliede

zusteht, meine eigene Anschauungsweise zu

erklären und zu verteidigen.

Meine Idee von der Einheit Gottes in

allem stimmt mit derjenigen überein, wie wir

sie in den Schriften der Philosophen aller

Nationen, vielleicht aber am deutlichsten in

den Schriften Sankaracharyas ausgedrückt

finden. Da heisst es: „Alles ist Geist (Atma).

Der Geist ist das eine Wesen aller Dinge,

das sich als eine Vielheit von verschieden-

artigen Erscheinungen offenbart." — Anstatt

mich aber in philosophische Auseinander-

setzungen zu vertiefen, will ich versuchen,

die Sache durch ein Beispiel anschaulich zu

Meine Idee von der Einheit Gottes in allem stimmt mit derjenigen überein, wie wir sie in den Schriften der Philosophen aller Nationen, vielleicht aber am deutli chsten in den Schriften Sankaracharyas ausgedrückt finden. Da heisst es: "Alles ist Geist (Atm a ). Der Geist ist das eine Wesen aller Dinge, das sich als eine Vielheit von verschiedenartigen Erscheinungen offenbart." - Anstatt mich aber in philosophische Auseinandersetzungen zu vertiefen, will ich versuchen, die Sache durch ein Beispiel anschaulich zu machen:

machen:

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So wie ich die Welt betrachte, giebt es

nur eine einzige Weltseele; die individuellen

Menschenseelen darin sind nicht in ihrem

innersten Wesen von einander verschieden;

So wie ich die Welt betrachte, giebt es nur eine einzige Weltseele; die individuellen Menschenseelen darin sind nicht in ihrem innersten Wesen von einander verschieden;

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alle wurzeln in Gott. Betrachten wir die

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Seele der Welt als einen grossen Ozean, so

finden wir, dass alles darin "Wasser ist.

alle wurzeln in Gott. Betrachten wir die Seele der Welt als einen grossen Ozean, so finden wir, dass alles darin Wasser ist. Stellen wir uns vor, dass darin Eisklötze oder Eisberge herumschwimmen, so sind auch diese ihrem Wesen nach nichts anderes, als Wasser, nur mit dem Unterschiede, dass der Zustand, in welchem sie sich befinden, zeit\\reilig ein anderer ist, als derjenige ihrer Umgebung. Sie unterscheiden sich von ihrer flüssigen Nachbarschaft nicht durch ihr Wesen, sondern durch ihr Gefrorensein. Darin besteht ihre Individualität. Haben sich aber einmal Eisklötze oder Eisberge gebildet, so unterscheidet sich jeder von dem andern durch seine individuellen Eigenschaften, durch die Art seiner Krystal1isation, durch seine Reinheit, Form, Grösse u. s. w. von den übrigen. Kommt dann die Sonnenwärme dazu, so schmelzen sie alle, es vergeht die Form oder Erscheinung mit ihren individuellen Eigenschaften; es ist alles nur mehr Wasser.

Stellen wir uns vor, dass darin Eisklötze oder

Eisberge herumschwimmen, so sind auch diese

ihrem Wesen nach nichts anderes, als Wasser,

nur mit dem Unterschiede, dass der Zustand,

in welchem sie sich befinden, zeitweilig ein

anderer ist, als derjenige ihrer Umgebung.

Sie unterscheiden sich von ihrer flüssigen

Nachbarschaft nicht durch ihr Wesen, sondern

durch ihr Gefrorensein. Darin besteht ihre

Individualität. Haben sich aber einmal Eis-

klötze oder Eisberge gebildet, so unterscheidet

sich jeder von dem andern durch seine indi-

viduellen Eigenschaften, durch die Art seiner

Krystallisation, durch seine Reinheit, Form,

Grösse u. s. w. von den übrigen. Kommt dann

die Sonnenwärme dazu, so schmelzen sie alle,

es vergeht die Form oder Erscheinung mit

ihren individuellen Eigenschaften; es ist alles

nur mehr Wasser.

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In ähnlicher Weise betrachte ich die Seele

der Welt und die in ihr existierenden indi-

viduellen Menschenerscheinungen. Wir soll-

ten nicht sagen: „Wir haben eine Seele",

In ähnlicher Weise betrachte ich die Seele der Welt und die in ihr existierenden individuellen Menschenerscheinungen. Wir sollten nicht sagen: "Wir haben eine Seele",

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sondern wir selbst sind Seele; unsere körper-

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liche Organisation ist der sichtbare Ausdruck

der in uns wirkenden Seelenthätigkeit. Die

sondern wir selbst sind Seele; unsere körperliche Organisation ist der sichtbare Ausdruck der in uns wirkenden Seelenthätigkeit. Die Seele, das Selbst, aus dem unser Selbstbewusstsein stammt, ist unser· Wesen; der Körper eine vorübergehende Erscheinung. In dem grossen wahren Selbst haben sich durch den Wahn des Eigendünkels unzählbare individuelle Scheinselbste gebildet, die doch in ihrem innersten Wesen nur Eins sind, gerade so, wie die unzähligen Eisnadeln im Eismeere alle aus Wasser bestehen. Dadurch, dass dieses Scheinselbst ein individuelles Dasein erlangt, nimmt es auch individuelle Eigenschaften an, die sich von einander unterscheiden und sich gegenseitig bekämpfen. Da ist der eine Klotz gelehrt, der andere dumm, der eine folgt seiner Tiernatur, in einem andem ist die höhere Gottesnatur erwacht, der eine ist schön, der andere hässlich, der eine gut, der andere bös u. s. w.; dem eigentlichen Wesen nach aber sind sie alle gleich. Wie die Kälte das Wasser gefrieren macht, so zieht der Eigendünkel eine harte Kruste von Selbstsucht um die Herzen der Menschen. Kommt aber dann die Wärme der göttlichen Liebe, d. h.

Seele, das Selbst, aus dem unser Selbst-

bewusstsein stammt, ist unser Wesen; der

Körper eine vorübergehende Erscheinung.

In dem grossen wahren Selbst haben sich

durch den Wahn des Eigendünkels unzähl-

bare individuelle Scheinselbste gebildet, die

doch in ihrem innersten Wesen nur Eins

sind, gerade so, wie die unzähligen Eisnadeln

im Eismeere alle aus Wasser bestehen. Da-

durch, dass dieses Scheinselbst ein indivi-

duelles Dasein erlangt, nimmt es auch indi-

viduelle Eigenschaften an, die sich von ein-

ander unterscheiden und sich gegenseitig

bekämpfen. Da ist der eine Klotz gelehrt,

der andere dumm, der eine folgt seiner Tier-

natur, in einem andern ist die höhere Gottes-

natur erwacht, der eine ist schön, der an-

dere hässlich, der eine gut, der andere bös

u. s. w.; dem eigentlichen Wesen nach aber

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sind sie alle gleich. Wie die Kälte das

Wasser gefrieren macht, so zieht der Eigen-

dünkel eine harte Kruste von Selbstsucht

um die Herzen der Menschen. Kommt aber

dann die Wärme der göttlichen Liebe, d. h.

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die Erkenntnis der Einheit des Wesens dazu,

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so löst sich die Kruste des Egoismus und

die Erkenntnis der Einheit des Wesens dazu, so löst sich die Kruste des Egoismus und der Mensch erkennt sich als Ganzes im Ganzen. Wie ein durch die Wärme geschmolzenes Stück Eis nicht mehr ein abgesondertes Stück Wasser, sondern mit allen anderen Teilen des Meeres zusammen das Meer bildet, so bildet die von der Unendlichkeit erfüllte Seele, in welcher der Egoismus verschwunden ist, kein abgesondertes Stück der Weltseele, sondern an die Stelle ihres Eigendünkels ist dann das Allbewusstsein getreten. Je mehr aber der Mensch sein eigenes wahres Ich in allen Geschöpfen erkennt, um so mehr wird er dieses göttliche Selbst, das Selbst aller Wesen, in allen anderen Erscheinungen lieben, und um so mehr wird auch Frieden und Glück auf der Erde sein. Dies ist keine fromme Schwärmerei, sondern die logisch beweisbare Wissenschaft der wahren Religion.

der Mensch erkennt sich als Ganzes im Gan-

zen. Wie ein durch die Wärme geschmol-

zenes Stück Eis nicht mehr ein abgesonder-

tes Stück Wasser, sondern mit allen anderen

Teilen des Meeres zusammen das Meer bil-

det, so bildet die von der Unendlichkeit er-

füllte Seele, in welcher der Egoismus ver-

schwunden ist, kein abgesondertes Stück der

Weltseele, sondern an die Stelle ihres Eigen-

dünkels ist dann das Allbewusstsein getreten.

Je mehr aber der Mensch sein eigenes wah-

res Ich in allen Geschöpfen erkennt, um so

mehr wird er dieses göttliche Selbst, das

Selbst aller Wesen, in allen anderen Erschei-

nungen lieben, und um so mehr wird auch

Frieden und Glück auf der Erde sein. Dies

ist keine fromme Schwärmerei, sondern die

logisch beweisbare Wissenschaft der wahren

Religion.

Die Grundlage aller wahren Religion ist

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die Erkenntnis der Wahrheit. Etwas anderes

ist es mit den religiösen Systemen, die auf

dieser Erkenntnis aufgebaut sind. Diese

mögen ihren Ursprung in diesen oder jenen

Die Grundlage aller wahren Religion ist die Erkenntnis der Wahrheit. Etwas anderes ist es mit den religiösen Systemen, die auf dieser Erkenntnis aufgebaut sind. Diese mögen ihren Ursprung in diesen oder jenen

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Überlieferungen haben; sie sind nur For-

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men, welche, wie uns die Geschichte lehrt,

Veränderungen unterworfen sind. Wie der

Überlieferungen haben; sie sind nur Formen, welche, wie uns die Geschichte lehrt, Veränderungen unterworfen sind. Wie der menschliche Organismus ein Gefäss ist, in dem sich der Geist offenbart, so sind die religiösen Systeme Organismen, deren Leben die Erkenntnis der Wahrheit ist. Ohne Erkenntnis der Wahrheit giebt es keine wahre Religion und keine wahre Wissenschaft; je mehr aber ein System von dieser Erkenntnis durchdrungen ist, um so mehr ist es wahr.

menschliche Organismus ein Gefäss ist, in

dem sich der Geist offenbart, so sind die

religiösen Systeme Organismen, deren Leben

die Erkenntnis der Wahrheit ist. Ohne Er-

kenntnis der Wahrheit giebt es keine wahre

Religion und keine wahre Wissenschaft; je

mehr aber ein System von dieser Erkennt-

nis durchdrungen ist, um so mehr ist es wahr.

Diese Erkenntnis der Wahrheit ist die

„Theosophie", oder, wie sie in der Bibel

(I. Korinther II, 7) genannt wird, die „ver-

borgene Weisheit Gottes"; — „verborgen",

oder „okkult", weil sie nicht mit dem ir-

dischen Menschenverstande, sondern nur geis-

tig mit dem Herzen empfunden und geistig

erkannt werden kann. Sie besteht nicht in

heimlich gehaltenen Theorien oder in grosser

Belesenheit, sondern in einem geistigen Er-

wachen, durch welches der Mensch fähig

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wird, abgesehen von allen erlernten Mei-

nungen, auf dem Wege der Intuition immer

tiefer in die göttlichen Geheimnisse der Na-

tur einzudringen; nicht durch Hellseherei

Diese Erkenntnis der Wahrheit ist die "Theosophie" , oder, wie sie in der Bibel (I. Korinther 11, 7) genannt wird, die "verborgene Weisheit Gottes" ; - "verborgen", oder "okkult", weil sie nicht mit dem irdischen Menschenverstande, sondern nur geistig mit dem Herzen empfunden und geistig erkannt werden kann. Sie besteht nicht in heimlich gehaltenen Theorien oder in grosser Belesenheit, sondern in einem geistigen Erwachen, durch welches der Mensch fähig wird, abgesehen von allen erlernten Meinungen, auf dem Wege der Intuition. immer tiefer in die göttlichen Geheimnisse der Natur einzudringen; nicht durch Hellseherei

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oder Somnambulismus, sondern indem die

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Wahrheit selbst immer mehr in ihm offen-

bar wird.

oder Somnambulismus, sondern indem die Wahrheit selbst immer mehr in ihm offenbar wird.

Das grösste Geheimnis ist der Mensch

selbst in seinem innersten Wesen, und die

höchste Wissenschaft ist die Selbsterkennt-

nis. Da das innerste Wesen eines jeden

Menschen und sein Ursprung die Gottheit

ist, so ist die wahre Selbsterkenntnis auch

die Gotteserkenntnis. Es giebt nur eine ein-

zige Wahrheit oder Wesenheit, ein einziges

wahres Selbst, das Alles in Allem erfüllt.

Dies ist Gott. Nicht der Gott der pantheis-

tischen Weltanschauung, welcher „das Welt-

all" heisst, sondern die Gottheit, aus welcher

das Weltall entsprang, so wie die Gedanken

eines Menschen seinem Geiste entspringen.

Der Gedanke ist aber nicht der Mensch, und

die Welt ist nicht Gott. Gott ist das Wesen,

die Welt seine Offenbarung in der Erschei-

nung der Natur.

Es giebt zweierlei Arten, den Menschen

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zu betrachten: die sogenannte „wissenschaft-

liche", welche aber in Wirklichkeit sehr un-

wissenschaftlich und kurzsichtig ist, weil sie

das Wesentliche am Menschen nicht kennt,

Das grösste Geheimnis ist der Mensch selbst in seinem innersten Wesen, und die höchste Wissenschaft ist die Selbsterkenntnis. Da das innerste Wesen eines jeden Menschen und sein Ursprung die Gottheit ist, so ist die wahre Selbsterkenntnis auch die Gotteserkenntnis. Es giebt nur eine einzige Wahrheit oder Wesenheit, ein einziges wahres Selbst, das Alles in Allem erfüllt. Dies ist Gott. Nicht der Gott der pantheistischen Weltanschauung, welcher "das Weltall" heisst, sondern die Gottheit, aus welcher das Weltall entsprang, so wie die Gedanken eines Menschen seinem Geiste entspringen. Der Gedanke ist aber nicht der Mensch, und die Welt ist nicht Gott. Gott ist das Wesen, die Welt seine Offenbarung in der Erscheinung der Natur. Es giebt zweierlei Arten, den Menschen zu betrachten: die sogenannte "wissenschaftliehe", welche aber in Wirklichkeit sehr unwissenschaftlich und kurzsichtig ist, weil sie das Wesentliche am Menschen nicht kennt,

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und die geistige oder theosophische. Die

erstere sieht den Menschen als einen mate-

riellen Körper, welcher auf eine unbegreif-

und die geistige oder theosophische. Die erstere sieht den Menschen als einen materiellen Körper, welcher auf eine unbegreifliche Weise Erscheinungen hervorbringt, die man Leben und Denken, Empfinden und Wollen nennt, die aber niemand erklären kann. Die geistige Anschauung erkennt den Menschen als Geist, einen Körper bewohnend, in dem sich dieser Geist offenbart und welchen er als sein Werkzeug benutzt. Wir müssen es jed~m Vernünftigen überlassen, zu beurteilen, welche von diesen Anschauungen die richtige ist.

liche Weise Erscheinungen hervorbringt, die

man Leben und Denken, Empfinden und

Wollen nennt, die aber niemand erklären

kann. Die geistige Anschauung erkennt den

Menschen als Geist, einen Körper bewoh-

nend, in dem sich dieser Geist offenbart und

welchen er als sein Werkzeug benutzt. Wir

müssen es jedem Vernünftigen überlassen,

zu beurteilen, welche von diesen Anschau-

ungen die richtige ist.

Niemand wird so kurzsichtig sein, zu

glauben, dass die Pflanzen die Erzeuger des

Lichtes seien, das sie wachsen macht. Sie

sind Organismen, durch den Einfluss des

Lichtes aufgebaut. Nicht ihr eigenes Licht,

sondern das Licht der Sonne durch sie bringt

Leben und Farben in ihnen hervor. Nicht

der Körper erzeugt den Geist, sondern der

Geist formt den Körper und benutzt ihn,

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um in ihm Leben und Bewusstsein, Empfin-

dung, Denken und Wollen zu offenbaren.

Wo kein Geist, kein Leben ist, da wird auch

kein Gedanke, keine Lebensthätigkeit offen-

Niemand wird so kurzsichtig sein, zu glauben, dass die Pflanzen die Erzeuger des Lichtes seien, das sie wachsen macht. Sie sind Organismen, durch den Einfluss des Lichtes aufgebaut. Nicht ihr eigenes Licht, sondern das Licht der Sonne durch sie bringt Leben und Farben in ihnen hervor. Nicht der Körper erzeugt den Geist, sondern der Geist formt den Körper und benutzt ihn, um in ihm Leben und Bewusstsein, Empfindung, Denken und Wollen zu offenbaren. Wo kein Geist, kein Leben ist, da wird auch kein Gedanke, keine Lebensthätigkeit offen-

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bar. Nicht das Denken verfertigt den Geist,

sondern durch die Gegenwart des Geistes

wird die Thätigkeit des Denkens ermöglicht.

bar. Nicht das Denken verfertigt den Geist, sondern durch die Gegenwart des Geistes wird die Thätigkeit des Denkens ermöglicht. Der Geist steht höher als. das Denken. Man kann denken, wenn man Geist hat; man kann aber auch das Denken unterlassen, ohne deshalb geistlos oder ohne Bewusstsein zu sein. Mit anderen Worten: es giebt ein Bewusstsein, das über alles objektive Betrachten, Empfinden 1,lnd Denken erhaben ist, wo aller Begriff von "Selbstheit" aufhört, wo der Mensch in die Wahrheit, in das Licht, in Gott eingeht und dasjenige, was das Gehirn nicht erfassen kann, geistig mit der Seele erkennt. Dies ist eine geistige Thätigkeit, welche nur derjenige ausüben kann, welcher diese geistige Kraft besitzt. Sie wird in der kirchlichen Sprache "der lebendige Glaube" genannt, obgleich nur wenige von denen, die diese Worte gebrauchen, wissen, wovon dabei die Rede ist. Sie ist nicht die Phantasie, sondern die Intuition oder Wahrheitsempfindung , vermittelst welcher der Mensch die Wahrheit, welche seine Seele erfüllt, auch ohne äusserliche Beweise erkennt. Sie hat nichts mit religiöser Schwärmerei zu thun; sondern sie ist die Kraft Gottes im

Der Geist steht höher als das Denken. Man

kann denken, wenn man Geist hat; man kann

aber auch das Denken unterlassen, ohne des-

halb geistlos oder ohne Bewusstsein zu sein.

Mit anderen Worten: es giebt ein Bewusst-

sein, das über alles objektive Betrachten,

Empfinden und Denken erhaben ist, wo aller

Begriff von „Selbstheit" aufhört, wo der

Mensch in die Wahrheit, in das Licht, in

Gott eingeht und dasjenige, was das Gehirn

nicht erfassen kann, geistig mit der Seele

erkennt. Dies ist eine geistige Thätigkeit,

welche nur derjenige ausüben kann, welcher

diese geistige Kraft besitzt. Sie wird in der

kirchlichen Sprache „der lebendige Glaube"

genannt, obgleich nur wenige von denen,

die diese Worte gebrauchen, wissen, wovon

dabei die Rede ist. Sie ist nicht die Phan-

tasie, sondern die Intuition oder Wahrheits-

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empfindung, vermittelst welcher der Mensch

die Wahrheit, welche seine Seele erfüllt,

auch ohne äusserliche Beweise erkennt. Sie

hat nichts mit religiöser Schwärmerei zu

thun; sondern sie ist die Kraft Gottes im

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— 7i7 —

Menschen, welche die Tiefen der Gottheit

erforscht. Sie ist der einzige Schlüssel zur

Gotteserkenntnis oder „Theosophie", und des-

Menschen, welche die Tiefen der Gottheit erforscht. Sie ist der einzige Schlüssel zur Gotteserkenntnis oder "Theosophie", und deshalb lehrte der weise Sankaracharya schon vor mehr als zweitausend Jahren, dass die erste Bedingung zur Erlangung der wahren Erkenntnis der Besitz jener Kraft sei, welche den Menschen befähigt, das Ewige vom Vergänglichen, das Wesen von der Erscheinung zu unterscheiden.

halb lehrte der weise Sankaracharya schon

vor mehr als zweitausend Jahren, dass die

erste Bedingung zur Erlangung der wahren

Erkenntnis der Besitz jener Kraft sei, welche

den Menschen befähigt, das Ewige vom Ver-

gänglichen, das Wesen von der Erscheinung

zu unterscheiden.

Alle Menschen besitzen diese geistige

Kraft oder Energie; aber nicht in allen ist

sie ausgebildet oder entwickelt. Jeder Mensch

hat in seiner Seele einen göttlichen Funken,

der durch die Wärme der Liebe zur Flamme

angefacht werden kann. Der Sitz dieses

Funkens ist nicht im Gehirne, sondern im

Herzen; wird aber im Herzen der Funke zur

Flamme, so erleuchtet ihr Licht auch den

Verstand. Der Grund aber, weshalb so

wenige Menschen vom Lichte der Gottes-

weisheit Erleuchtung empfangen, ist, dass

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die meisten von diesem innerlichen Leben

nichts wissen und deshalb auch nicht darnach

Alle Menschen besitzen diese geistige Kraft oder Energie; aber nicht in allen ist sie ausgebildet oder entwickelt. Jeder Mensch hat in seiner Seele einen göttlichen Funken, der durch die Wärme der Liebe zur Flamme angefacht werden kann. Der Sitz dieses Funkens ist nicht im Gehirne, sondern im Herzen; wird aber im Herzen der Funke zur Flamme, so erleuchtet ihr Licht auch den Verstand. Der Grund aber, weshalb so wenige Menschen vom Lichte der Gottesweisheit Erleuchtung empfangen, ist, dass die meisten von diesem innerlichen Leben nichts wissen und deshalb auch nicht darnach streben. Die Welt ist voll von sogenannten Verstandesmenschen, welche nur einen Kopf

streben. Die Welt ist voll von sogenannten

Verstandesmenschen, welche nur einen Kopf

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— 7i8 —

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aber kein Herz haben, und ihr Leben lang

-

so zu sagen ausser sich selbst sind. Andere

schwelgen in ihren Empfindungen und ver-

aber kein Herz haben, und ihr Leben lang so zu sagen ausser sich selbst sind. Andere schwelgen in ihren Empfindungen und verlieren dabei den Verstand. Zum wahren Erkennen aber ist beides nötig, Herz und Gehirn, Seele und Verstand. Man hat das im Herzen wohnende Licht der Erkenntnis mit der Sonne verglichen, das Licht des Verstandes mit dem Mond. Der Mond hat kein eigenes Licht, er leuchtet nur infolge des Wiederscheins, den das Licht der Sonne auf seiner Oberfläche erzeugt. Ein Verstand ohne Liebe ist ohne wahre Erkenntnis; er giebt ein falsches, trügerisches Licht. Dennoch ist der Mond und auch der Verstand nicht zu entbehren. Wo die Sonne nicht leuchtet, da thut der Mond gute Dienste. Wo es an Weisheit mangelt, da hilft oft die Wissenschaft. Das Herz sollte die Wahrheit empfinden und der Verstand diese Erkenntnis prüfen. Dann findet sich der Mensch in der wahren Weisheit zurecht.

lieren dabei den Verstand. Zum wahren

Erkennen aber ist beides nötig, Herz und

Gehirn, Seele und Verstand. Man hat das

im Herzen wohnende Licht der Erkenntnis

mit der Sonne verglichen, das Licht des Ver-

standes mit dem Mond. Der Mond hat kein

eigenes Licht, er leuchtet nur infolge des

Wiederscheins, den das Licht der Sonne aut

seiner Oberfläche erzeugt. Ein Verstand ohne

Liebe ist ohne wahre Erkenntnis; er giebt

ein falsches, trügerisches Licht. Dennoch ist

der Mond und auch der Verstand nicht zu

entbehren. Wo die Sonne nicht leuchtet,

da thut der Mond gute Dienste. Wo es an

Weisheit mangelt, da hilft oft die Wissen-

schaft. Das Herz sollte die Wahrheit empfinden

und der Verstand diese Erkenntnis prüfen.

Dann findet sich der Mensch in der wahren

Weisheit zurecht.

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Diese Erkenntnis ist daher nicht das Pro-

dukt des Grübelns und Forschens, des Dün-

kens, Klügeins und Wähnens, der Recht-

haberei oder Schwärmerei, sondern ein geisti-

Diese Erkenntnis ist daher nicht das Produkt des Grübelns und Forschens, des Dünkens, Klügelns und Wähnens, der Rechthaberei oder Schwärmerei, sondern ein geisti-

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ges Erwachen, eine geistige Nahrungsauf-

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nahme, wodurch der Geist der Erkenntnis

im Herzen aufgenommen und befestigt wird.

ges Erwachen, eine geistige Nahrungsaufnahrne, wodurch der Geist der Erkenntnis im Herzen aufgenommen und befestigt wird. Dieser Geist ist aber identisch mit dem Geiste der göttlichen, d. h. der über alle Selbstheit erhabenen Liebe, und deshalb ist es der Zweck der "theosophischen Gesellschaft", diese Liebe und Erkenntnis durch thätige Ausübung zu pflegen und zu verwirklichen; denn gute Vorsätze allein genügen nicht; es bedarf der That, um das Ideale zu verwirklichen. Es giebt keine wahre Erkenntnis ohne Bewusstsein. Wer Geist erkennen will, muss geistig selbstbewusst werden. Das geistige Bewusstsein ist über alle Beschränktheit des persönlichen Eigendünkels erhaben, es ist das Bewusstsein der Gegenwart Gottes in allen Kreaturen und in dem eigenen Selbst. Aus diesem entspringt das göttliche Leben, welches sein eigenes Wesen in allen Geschöpfen erkennt.

Dieser Geist ist aber identisch mit dem Geiste

der göttlichen, d. h. der über alle Selbstheit

erhabenen Liebe, und deshalb ist es der Zweck

der „theosophischen Gesellschaft", diese Liebe

und Erkenntnis durch thätige Ausübung zu

pflegen und zu verwirklichen; denn gute

Vorsätze allein genügen nicht; es bedarf

der That, um das Ideale zu verwirklichen.

Es giebt keine wahre Erkenntnis ohne Be-

wusstsein. Wer Geist erkennen will, muss

geistig selbstbewusst werden. Das geistige

Bewusstsein ist über alle Beschränktheit des

persönlichen Eigendünkels erhaben, es ist das

Bewusstsein der Gegenwart Gottes in allen

Kreaturen und in dem eigenen Selbst. Aus

diesem entspringt das göttliche Leben, wel-

ches sein eigenes Wesen in allen Geschöpfen

erkennt.

Dies ist die Botschaft der Liebe, mit wel-

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cher die jetzt unter uns weilenden amerika-

nischen „Kreuzfahrer" unsern Erdball um-

kreisen. „Lernet euch selbst erkennen", lautet

ihre ganze Dogmatik. Da giebt es nichts zu

Dies ist die Botschaft der Liebe, mit welcher die jetzt unter uns weilenden amerikanischen "Kreuzfahrer" unsern Erdball umkreisen. "Lernet euch selbst erkennen", lautet ihre ganze Dogmatik. Da giebt es nichts zu

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beweisen und nichts zu bestreiten. Diese

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Lehre versteht sich von selbst; es handelt

sich bloss darum, sie zu begreifen und zu be-

beweisen und nichts zu bestreiten. Diese Lehre versteht sich von selbst; es handelt sich bloss darum, sie zu begreifen und zu befolgen. Dasjenige, an was die Kreuzfahrer glauben, ist nicht eine neue Theorie, sondern ein allgemeines Prinzip, das jeder erkennen kann, sobald er sich über die Täuschung des Egoismus erhebt.

folgen. Dasjenige, an was die Kreuzfahrer

glauben, ist nicht eine neue Theorie, sondern

ein allgemeines Prinzip, das jeder erkennen

kann, sobald er sich über die Täuschung des

Egoismus erhebt.

Die „Kreuzfahrer" sind die Repräsentanten

jener allgemeinen „Theosophischen Gesell-

schaft", welche vor 21 Jahren in Amerika

gegründet und vor kurzem neu organisiert

wurde. Die Geschichte dieser Gesellschaft

ist dieselbe wie diejenige aller vergänglichen

Formen: Geburt, Wachstum, Zerfall, Wieder-

geburt. Wenn sich einige Leute zusammen-

gefunden haben, welche zur Erkenntnis der

wahren Bedeutung des Lebens gelangt sind,

und sich vereinigen, um das ihnen zu teil

gewordene Licht zu verbreiten, so fühlen

Die "Kreuzfahrer" sind die Repräsentanten jener allgemeinen "Theosophischen Gesellschaft", 'welche vor 21 Jahren in Amerika gegründet und vor kurzem neu organisiert wurde. Die Geschichte dieser Gesellschaft ist dieselbe wie diejenige aller vergänglichen Formen: Geburt, Wachstum, Zerfall, Wiedergeburt. Wenn sich einige Leute zusammengefunden haben, welche zur Erkenntnis der wahren Bedeutung des Lebens gelangt sind, und sich vereinigen, um das ihnen zu teil gewordene Licht zu verbreiten, so fühlen sich diejenigen angezogen, welche nach diesem Lichte streben. Je mehr aber ein 'solcher Verein wächst und sich ausbreitet, um so mehr werden auch fremdartige und nicht dazu gehörige Elemente in ihm Eingang finden; und da ja in der ganzen Menschheit

sich diejenigen angezogen, welche nach die-

sem Lichte streben. Je mehr aber ein solcher

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Verein wächst und sich ausbreitet, um so

mehr werden auch fremdartige und nicht

dazu gehörige Elemente in ihm Eingang

finden; und da ja in der ganzen Menschheit

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— 72i —

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diejenigen, welche zur wirklichen Erkenntnis

der Wahrheit gekommen sind, nur einen

kleinen Bruchteil bilden, so werden auch in

diejenigen, welche zur wirklichen Erkenntnis der Wahrheit gekommen sind, nur einen kleinen Bruchteil bilden, so werden auch in solchen Vereinen diejenigen, welChe ein hohes Prinzip nicht zu erkennen fähig sind, schliesslieh die Mehrheit bilden. Dann tritt Herrschsucht an die Stelle der Harmonie, Grössenwahn und Personenkultus an die Stelle der Erkenntnis, Lüge an die Stelle der Wahrheit' salbungsvolle' Redeweise, Sentimentalität, Rechthaberei an die Stelle des Lichtes; der Geist verschwindet und die tote Form fällt· der Zersetzung anheim; aber aus dem guten Samen der Frucht des Baumes entstellt eine neue Form. Dies war die Geschichte der Christenheit, der Rosenkreuzer, Illuminaten, Freimaurer und aller Gesellschaften, die sich mit ~öheren Dingen be. schäftigen. Es war auch die Geschichte der "theosophischen Gesellschaft", und· sie wird sich stets wiederholen, denn dies ist der Gang der Natur. Dasjenige, worauf eine geistige Gesellschaft beruht und was sie zusammenhält, ist nicht die Anhänglichkeit an diese oder jene Person, sondern der Geist, die Erkenntnis des Prinzips. Wer dem Prinzipe treu bleibt, auf wel~hem die "theoso-

solchen Vereinen diejenigen, welche ein hohes

Prinzip nicht zu erkennen fähig sind, schliess-

lich die Mehrheit bilden. Dann tritt Herrsch-

sucht an die Stelle der Harmonie, Grössen-

wahn und Personenkultus an die Stelle der

Erkenntnis, Lüge an die Stelle der Wahr-

heit, salbungsvolle Redeweise, Sentimen-

talität, Rechthaberei an die Stelle des Lich-

tes; der Geist verschwindet und die tote

Form fällt der Zersetzung anheim; aber aus

dem guten Samen der Frucht des Baumes

entsteht eine neue Form. Dies war die Ge-

schichte der Christenheit, der Rosenkreuzer,

Illuminaten, Freimaurer und aller Gesell-

schaften, die sich mit höheren Dingen be-

schäftigen. Es war auch die Geschichte der

„theosophischen Gesellschaft", und sie wird

sich stets wiederholen, denn dies ist der

Gang der Natur. Dasjenige, worauf eine

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geistige Gesellschaft beruht und was sie zu-

sammenhält, ist nicht die Anhänglichkeit an

diese oder jene Person, sondern der Geist,

die Erkenntnis des Prinzips. Wer dem Prin-

zipe treu bleibt, auf welchem die „theoso-

Lotusblüten XLIX. 49

Lotuabltlten XLIX.

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phische Gesellschaft" aufgebaut ist, der gehört

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dieser Vereinigung an; nicht aber derjenige,

welcher nur dieser oder jener Person nachläuft

phisehe Gesellschaft" aufgebaut ist, der gehört dieser Vereinigung an; nicht aber derjenige, welcher nur dieser oder jener Person nachläuft und dabei gegen das Prinzip handelt. Es genügt nicht, auf seine Fahne zu· schreiben: "ES giebt nichts Höheres als die Wahrheit", und dabei am Irrtum festzuhalten , sondern tiur derjenige ist ein echter Theosoph, welcher durch die That beweist, dass es für ihn nichts Höheres als die WahrheÜ: giebt.

und dabei gegen das Prinzip handelt. Es

genügt nicht, auf seine Fahne zu' schreiben:

„Es giebt nichts Höheres als die Wahrheit",

und dabei am Irrtum festzuhalten, sondern

nur derjenige ist ein echter Theosoph, welcher

durch die That beweist, dass es für ihn nichts

Höheres als die Wahrheit giebt.

Der Irrtum ist eine grosse Macht. Goethe

sagt: „In Zeitungen, Encyklopädien, auf

Schulen und Universitäten ist der Irrtum zu

Hause, und fühlt sich behaglich im Bewusst-

sein der Majorität, die auf seiner Seite ist."

Diesen Irrtum zu bekämpfen, muss jedem

Einzelnen, je nach seiner Fähigkeit, über-

lassen bleiben; die „theosophische Gesell-

schaft" als solche hat nichts mit dem Kampfe

der Meinungen zu thun; sie streitet nicht

für eine Theorie, sondern sie kämpft für das

Prinzip der allgemeinen Menschenverbrüde-

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rung, und dass dieses Prinzip das richtige ist,

damit stimmen die Meinungen aller Ver-

Der Irrtum ist eine grosse Macht. Goethe sagt: "In Zeitungen, Encyklopädien, auf Schulen und Universitäten ist der Irrtum zu Haus~, und fühlt sich behaglich im Be)Vusstsein der Majorität, die auf seiner Seite ist." Diesen Irrtum zu bekämpfen, muss jedem Einzelnen, je nach seiner Fähigkeit, überlassen bleiben; die "theosophische Gesellschaft" als solche hat nichts mit dem Kampfe der Meinungen zu thun; sie streitet nicht für eine Theorie, sondern sie kämpft für das .Prinzip der allgemeinen Menschenverbrüderung, und dass dieses Prinzip das richtige ist, damit stimmen die Meinungen aller Vernünftigen überein. Würden die Menschen diesem Prinzipe gemäss handeln, so würden

nünftigen überein. Würden die Menschen

diesem Prinzipe gemäss handeln, so würden

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— 723

sie ihre eigene höhere Natur erkennen, und

dann würde auch mancher Irrtum verschwin-

den. Diese Erkenntnis der höheren Men-

sie ihre eigene höhere Natur erkennen, und dann. würde auch mancher Irrtum verschwinden. Diese Erkenntnis der höheren Menschennatur ist Theosophie. In der wahren Theosophie kann kein Irrtum sein, denn sie ist die Erkenntnis der Wahrheit selbst, und jedes System kann nur insofern richtig sein, als in ihm Theosophie oder Wahrheitserkenntnis enthalten ist. Es ist deshalb irrig, von "Theosophie und Religion", "Theosophie und Wissenschaft" und dergl. zu sprechen, als ob die Erkenntnis der Wahrheit im Gegensatze zur Religion und Wissenschaft stände. Vielmehr ist jede Religion und Wissenschaft nur gerade so viel wert, als sie Theosophie, d. h. Wahrheitserkenntnis enthält.

schennatur ist Theosophie. In der wahren

Theosophie kann kein Irrtum sein, denn sie

ist die Erkenntnis der Wahrheit selbst, und

jedes System kann nur insofern richtig

sein, als in ihm Theosophie oder Wahrheits-

erkenntnis enthalten ist. Es ist deshalb irrig,

von „Theosophie und Religion", „Theosophie

und Wissenschaft" und dergl. zu sprechen, als

ob die Erkenntnis der Wahrheit im Gegen-

satze zur Religion und Wissenschaft stände.

Vielmehr ist jede Religion und Wissenschaft

nur gerade so viel wert, als sie Theosophie,

d. h. Wahrheitserkenntnis enthält.

Es ist viel von einer geistigen Kraft die

Rede, welche hinter der modernen theoso-

phischen Bewegung steckt und sie leitet.

Man erzählt sich die abenteuerlichsten Dinge

davon. Thatsache ist, dass im Geistigen ähn-

liche Gesetze herrschen wie im Materiellen,

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wie es auch nicht anders denkbar ist, da ja

das Materielle nur der äusserliche Ausdruck

des Geistigen ist. So wie es in der sicht-

baren Natur Perioden giebt, in welcher sich

49*

Es ist viel von einer geistigen Kraft die Rede, welche hinter der modernen theosophischen Bewegung steckt und sie leitet. Man erzählt sich die abenteuerlichsten Dinge davon. Thatsache ist, dass im Geistigen .ähnliche Gesetze herrschen wie im Materiellen, wie es auch nicht anders denkbar ist, da ja das Materielle nur der äusserliche Ausdruck des Geistigen ist. . So ·wie es in der sichtbaren Natur Perioden giebt, in welcher sich 49*

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— 7^4 —

-

die Erde der Sonne nähert, und andere, in

72 4

-

denen sie sich von ihr entfernt, so giebt es

auch im Geistigen Zeitpunkte, in denen das

die Erde der Sonne nähert, und andere, in denen sie sich von ihr entfernt, so giebt es auch im Geistigen Zeitpunkte, in denen das Gemüt der Menschheit der Sonne der göttlichen Weisheit näher kommt, und Perioden, während denen es sich von der Quelle der Wahrheit entfernt. Die okkulte Wissenschaft lehrt, dass eine solche Annäherung an das Licht gegen das Ende eines jeden Jahrhunderts eintritt, und dass am Anfange des darauffolgenden Jahrhunderts sich die Menschheit wieder von diesem Lichte entfernt. Das Studium der Geschichte scheint diese Theorie zu bestätigen. Tritt nun eine solche Annäherung an die geistige Sonne ein, .so. wird sich das Licht -in denjenigen offenbaren, welche für dieses Licht zugänglich sind. Es ist da von keiner Besessenheit und von keinem in der Luft. herumfliegenden ;,Mahatma" die Rede, welcher die Menschen zu Drahtpuppen macht, die er nach seinem Belieben tanzen lässt, sondern vC?m Lichte der Wahrheit, welches allgegenwärtig ist, zu dem ein jeder Mensch Zutritt hat, und das einen jeden erleuchtet, der sein Gemüt nicht dem Einflusse dieses Lichtes verschliesst. Möge jeder den Dogmatismus und die Recht-

Gemüt der Menschheit der Sonne der gött-

lichen Weisheit näher kommt, und Perioden,

während denen es sich von der Quelle der

Wahrheit entfernt. Die okkulte Wissen-

schaft lehrt, dass eine solche Annäherung

an das Licht gegen das Ende eines jeden

Jahrhunderts eintritt, und dass am Anfange

des darauffolgenden Jahrhunderts sich die

Menschheit wieder von diesem Lichte ent-

fernt. Das Studium der Geschichte scheint

diese Theorie zu bestätigen. Tritt nun eine

solche Annäherung an die geistige Sonne ein,

so. wird sich das Licht in denjenigen offenba-

ren, welche für dieses Licht zugänglich sind.

Es ist da von keiner Besessenheit und von

keinem in der Luft herumfliegenden „Ma-

hatma" die Rede, welcher die Menschen zu

Drahtpuppen macht, die er nach seinem Be-

lieben tanzen lässt, sondern vom Lichte der

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Wahrheit, welches allgegenwärtig ist, zu dem

ein jeder Mensch Zutritt hat, und das einen

jeden erleuchtet, der sein Gemüt nicht dem

Einflusse dieses Lichtes verschliesst. Möge

jeder den Dogmatismus und die Recht-

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haberei bei Seite lassen, und dem Einflusse

des Geistes der Selbsterkenntnis sein Herz

eröffnen. Dann wird die Welt besser und

glücklicher werden; dann ist die Mission der

haberei bei Seite lassen, und dem Einflusse des Geistes der Selbsterkenntnis sein Herz eröffnen. Dann wird die Welt besser und glücklicher werden; dann ist die Mission der "theosophischen Gesellschaft" , die Mission der amerikanischen Kreuzfahrer und auch die unsere erfüllt.

„theosophischen Gesellschaft", die Mission

der amerikanischen Kreuzfahrer und auch

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die unsere erfüllt.

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Theosophie in China.

Betrachtungen über das Tao-Teh-King.

(Der Weg, die Wahrheit und das Licht.)

Aus dem Chinesischen des Lao-tze.

(Fortsetzung.)

XXIX.

Ich sehe ein, dass, wenn eih Mensch

die Welt verbessern will, so kommt er,

wenn er damit anfängt, niemals zu Ende.1)

Geistige Gefässe können nicht in der

Welt gedrechselt werden.2)

*) Es giebt viele Weltverbesserer, aber

wenige, die sich selbst bessern wollen. Die

Welt will sich belustigen, aber nichts vom

Theosophie in China.

Ewigen wissen.

2) Wer keinen Geist hat und deshalb nicht

geistlich ist, kann nicht zum Geistlichen ge-

Betraehtungen über das Tao-Teh-King. Generated for John Patrick Deveney (University of Chicago) on 2014-11-22 17:25 GMT / http://hdl.handle.net/2027/hvd.hnue9g Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www.hathitrust.org/access_use#pd-us-google

(Der Weg, die Wahrheit und das Licht.) Aus dem Chinesischen des Lao-tze. (Fortsetzung.)

XXIX Ich sehe ein, dass, Wenn eih Mensch ~ie Welt verbessern will, so kommt er, wenn er damit anfangt, niemals zu Ende. 1) Geistige Gefässe können nicht in der Welt gedrechselt werden. 2) 1) Es giebt viele Weltverbesserer, aber wenige, die sich selbst bessern wollen. Die Welt will sich belustigen, aber nichts vom Ewigen wissen. 2) Wer keinen Geist hat und deshalb nicht geistlich ist, kann nicht zum Geistlichen ge-

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-

Wer schafft, der zerstört.

Wer nimmt, verliert.

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-

Denn wo der eine vorwärts kommt,

muss notwendigerweise der andere zurück-

bleiben.

Wenn der eine heiss ist, so ist der

andere kalt. Wo einer gestärkt wird, da

wird ein anderer geschwächt; wo der eine

unterstützt wird, da wird ein anderer

untergraben.

Deshalb vermeidet der Weise allen

Ubereifer, Leichtsinn und Grossthuerei.3)

macht werden. Man kann in Schulen und

Seminarien den menschlichen Verstand noch

so gut dressieren, es kommt dadurch keine

Erkenntnis zu Stande; weil die göttliche Er-

leuchtung von Gott stammt und nicht Men-

schenwerk ist.

3) Es handelt sich nicht darum, Tanzbären

abzurichten, nach der Pfeife zu tanzen, son-

dern die Menschen zu bewegen, sich selbst

für das Licht der Erkenntnis empfänglich zu

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machen.

Wer schafft, der zerstört. Wer nimmt, verliert. Denn wo der eine vorwärts kommt, muss notwendigerweise der andere zurückbleiben. Wenn der eine heiss ist, so ist der andere kalt Wo einer gestärkt wird, da wira ein anderer geschwächt; wo der eine unterstützt wird, da wird ein anderer untergraben. Deshalb vermeidet der Weise allen Übereifer, Leichtsinn und Grossthuerei. S) macht werden. Man kann in Schulen und Seminarien den menschlichen Verstand noch so ~t dressieren, es kommt dadurch keine Erkenntnis zu Stande; weil die göttliche Erleuchtung von Gott stammt und nicht Menschenwerk ist. 8) Es handelt sich nicht darum, Tanzbären abzurichten, nach der Pfeife zu tanzen, sondern die Menschen zu bewegen, sich selbst für das Licht der Erkenntnis empfänglich zu machen.

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-

— 728

728

-

XXX.

Wer dem Könige durch den Gebrauch

xxx.

von Tao hilft, der nötigt die Leute, welche

keinen Zufluchtsort haben, zu den Waffen.1)

Er wird die Früchte seiner Thaten

Wer dem Könige durch den Gebrauch "on Tao hilft, der nötigt die Leute, welche keinen Zufluchtsort haben, zu den Waffen. 1) Er wird die Früchte seiner Thaten nicht fürchten. 2) Stachelgesträuche und Dornen wachsen, wo die Legionen gelagert sind. Schlechte Jahre folgen auf den Fersen der marschierenden Heere. Der gute Soldat ist tapfer, w,o es nötig ist. Er setzt sich nicht aus Eitelkeit der Gefahr aus.

nicht fürchten.2)

Stachelgesträuche und Dornen wachsen, .

wo die Legionen gelagert sind.

Schlechte Jahre folgen auf den Fersen

der marschierenden Heere.

Der gute Soldat ist tapfer, wo es nötig

ist. Er setzt sich nicht aus Eitelkeit der

Gefahr aus.

*) Der Mensch braucht nicht selbst (per-

sönlich) gegen seine Leidenschaften und bösen

Gedanken zu kämpfen. Je mehr er an die-

selben denkt, um so mehr steigen sie auf.

Er sollte denselben keine Aufmerksamkeit

schenken, sondern sein Gemüt dem Göttlichen

zuwenden. Dadurch hilft er dem Könige,

und die Leidenschaften zerstören sich selbst.

(Siehe: „Bhagavad Gita", II, 49.)

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2) Indem er nur als Werkzeug des Geistes

handelt, handelt der Geist durch ihn. (Siehe:

„Bhagavad Gita", II, 31.)

1) Der Mensch braucht nicht selbst '(persönlich) gegen seine Leidenschaften und bösen Gedanken zu kämpfen. Je mehr er an dieselben denkt, um so mehr steigen sie auf. Er sollte denselben keine Aufmerksamkeit schenken, sondern sein Gemüt dem Göttlichen zuwenden. Dadurch hilft er dem Könige, und die Leidenschaften zerstören sich selbst. (Siehe: "Bhagavad Gita", 11, 49.)

2) Indem er nur als Werkzeug des Geistes handelt, handelt der Geist durch ihn. (Siehe: "Bhagavad Gita", 11, 31.)

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— 729 —

Tapfer ist er, wenn es nötig ist; er

ist kein Unterdrücker.

Tapfer ist er, wenn es nötig ist; er

Tapfer ist er, wenn es nötig ist; er ist kein Unterdrücker. Tapfer ist er, wenn es nötig ist; er prah~t nicht Tapfer ist er, wenn es nötig ist; er ist nicht hochmütig. Tapfer' ist er, wenn es nötig ist; er ist nicht zum Bösen geneigt. Tapfer ist er, wenn es nötig ist; er wütet nicht. Die Dinge werden. durch Übereifer abgenützt. Dies wird der Nicht-Tao (Nicht-Geist) genannt. 8) Was Nicht-Tao ist, ist bald verbraucht.

prahlt nicht.

Tapfer ist er, wenn es nötig ist; er

ist nicht hochmütig.

Tapfer ist er, wenn es nötig ist; er

ist nicht zum Bösen geneigt.

Tapfer ist er, wenn es nötig ist; er

wütet nicht.

Die Dinge werden durch Übereifer

abgenützt.

Dies wird der Nicht-Tao (Nicht-Geist)

genannt.3)

Was Nicht-Tao ist, ist bald verbraucht.

3) Der wahre Geist ist der göttliche Geist.

Der menschliche Intellekt ist wie der Mond,

der kein eigenes Licht hat, -sondern nur vom

Widerschein der Sonne (der Weisheit) be-

leuchtet wird. „Das Erkennen von Geist

und Nichtgeist ist die wahre Erkenntnis."

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(„Bhagavad Gita", XIH, 2.)

8) Der wahre Geist ist der göttliche Geist. Der menschliche Intellekt ist wie der Mond, der kein eigenes Licht hat, ·sondern nur vom Widerschein der Sonne (der Weis~eit) beleuchtet wird. "Das Erkennen von Geist und Nichtgeist ist die wahre Erkenntnis." ("Bhagavad Gita", XIII, 2.)

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— 73Q —

-

XXXI.

73 0

-

Mordinstrumente sind, wenn sie auch

XXXI.

noch so sehr zur Zierde dienen, nicht ein

Mittel zur Seligkeit, sondern für jeder-

mann abschreckend.

Mordinstrumente sind, wenn sie auch noch so sehr zur Zierde dienen, nicht ein Mittel zur Seligkeit, sondern für jedermann abschreckend. Deshalb nimmt der Tao-Mensch seine Wohnung nicht dort, wo solche Dinge vorhanden sind. 1) Ein angesehener Mann bereitet, wenn er zu Hause ist, den Ehrensitz zu seiner Linken. Aber der Krieger, der in den Kampf zieht, schätzt die 'rechte Seite höher. 2)

Deshalb nimmt der Tao-Mensch seine

Wohnung nicht dort, wo solche Dinge

vorhanden sind.1)

Ein angesehener Mann bereitet, wenn

er zu Hause ist, den Ehrensitz zu seiner

Linken.

Aber der Krieger, der in den Kampf

zieht, schätzt die rechte Seite höher.2)

*) Der Friede zieht, dort nicht ein, wo man

begierig zum Streiten ist. Gott ist die Ruhe

und kann nur in der Ruhe des Herzens sich

offenbaren.

.2) Die „rechte Hand Gottes" ist der Himmel,

d. h. die Liebe, die Freiheit, das Licht, Sanft-

mut, Wohlwollen, Güte, Erkenntnis, „Jesus".

— Die „linke Hand Gottes" ist die Hölle,

d. h. der Hass, die Gebundenheit, Dunkel-

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heit, Zorn, Übelwollen, Neid, Leidenschaft,

„Lucifer". (Siehe: „Die geheimen Figuren

der Rosenkreuzer.")

1) Der Friede zieht. dort nicht ein, wo man begierig zum Streiten ist. Gott ist die Ruhe und kann nur in der Ruhe des Herzens sich offenbaren. .2) Die ,,rechte.Hand Gottes" ist der Himmel, d. h. die Liebe, die Freiheit, das Licht, Sanftmut, Wohlwollen, Güte, Erkenntnis, ,Jesus". - Die "linke Hand Gottes" ist die Hölle, d. h. der Hass, die Gebundenheit, Dunkelheit, Zorn, Übelwollen, Neid, Leidenschaft, "Lucifer". (Siehe: "Die geheimen Figuren der Rosenkreuzer.")

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— 73i —

-

Waffen sind eine böse Vorbedeutung.

73 1

-

Der Erleuchtete gebraucht sie nur,

wenn es nicht .anders sein kann.

Waffen sind eine böse Vorbedeutung. Der Erleuchtete gebraucht sie nur, wenn es nicht .anders sein kann. Seilt grosser Wunsch ist der Friede. Er frohlockt nicht über den Sieg. Wer über den Sieg frohlockt, der freut sich des Verlustes von Menschenleben. Wer sich am Blutvergiessen freut, der ist nicht geeignet, um in der Welt mit Herrschaft betraut zu werden. Wenn alles gut geht, zieht man die linke Seite vor. Wenn die Dinge schlecht gehen, schätzt man die rechte Seite höher. Der Adjutant· deS Generals steht auf der linken Seite und· der Oberanführer auf der rechten. ·Dies ist so, wie es bei Begräbnisproz~sionen der Gebrauch, ist. Wer in der Lage ist, viele Leute töten zu müssen, hat Ursache zu Kummer und Thränen. Deshalb bewegt sich eine siegreiche Armee so wie eine Begräbnisprozession.

Sein grosser Wunsch ist der Friede.

Er frohlockt nicht über den Sieg.

Wer über den Sieg frohlockt, der freut

sich des Verlustes von Menschenleben.

Wer sich am Blutvergiessen freut, der

ist nicht geeignet, um in der Welt mit

Herrschaft betraut zu werden.

Wenn alles gut geht, zieht man die

linke Seite vor.

Wenn die Dinge schlecht gehen, schätzt

man die rechte Seite höher.

Der Adjutant des Generals steht auf

der linken Seite und der Oberanführer

auf der rechten.

.Dies ist so, wie es bei Begräbnis-

prozessionen der Gebrauch ist. Wer in

der Lage ist, viele Leute töten zu müssen,

hat Ursache zu Kummer und Thränen.

Deshalb bewegt sich eine siegreiche

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Armee so wie eine Begräbnisprozession.

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XXXII.

-

Tao, das Absolute, hat keinen Namen.1)

73 2

-

Dennoch wagt die Welt es nicht, die

Unbedeutsamkeit seiner ursprünglichen

XXXII.

Einfachheit zu bedauern.*)

Wenn ein König daran festhalten könnte,

Tao, das Absolute, hat keinen Namen. 1) Dennoch wagt'. die Welt es nicht, die Unbedeutsamkeit seiner ursprünglichen Einfachheit zu bedauern. 2) Wenn ein König daran festhalten könnte, so würde die ganze Welt sich ihm freiwillig unterwerfen. 8)

so würde die ganze Welt sich ihm frei-

willig unterwerfen.8)

1) Gott, als das Absolute betrachtet, hat

keine Eigenschaft und deshalb keinen Namen,

bei dem er bezeichnet werden könnte; denn

er hat alles in sich und ist alles und deshalb

weder dieses noch jenes. Absolute Voll-

kommenheit, absolute Weisheit, absolute Er-

kenntnis, absolutes Bewusstsein, absolute Liebe

u. s. w. Deshalb ist z. B. die göttliche Liebe,

wenn sie sich im Menschen offenbart, selbst-

los, und nicht eine Zuneigung zu diesem oder

jenem Gegenstand, sondern die Liebe . zur

Liebe selbst, die sich in jedem Orte ohne

Unterschied, wo immer sie sich findet, erkennt.

1) Gott, als das Absolute betrachtet, hat

2) Gerade deshalb, weil die göttliche Kraft

im Universum unendlich und einfach und nicht

keine Eigenschaft und deshalb keinen Namen, bei dem er bezeichnet werden könnte; . denn er hat alles in sich und ist alles und deshalb weder dieses noch jenes. Absolute Vollkommenheit, absolute Weisheit, absolute Erkenntnis, absoiutes Bewusstsein, absolute Liebe u. s. w. . Deshalb ist z. B. die göttliche Liebe, wenn sie sich im Menschen offenbart, selbstlos, und nicht eine Zuneigung zu diesem oder jenem Gegenstand, sondern die Liebe' zur Liebe selbst, die sich in jedem Orte ohne Unterschied, wo immer sie sich findet, erkennt. 2) Gerade deshalb, weil die göttliche Kraft im Universum unendlich und einfach und nicht zusammengesetzt ist, ist sie allgemein, allgegenwärtig und jedermann zugänglich. 3) Ein solcher König wäre dann die absolute V ollkommenheit und unfehlbar.

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zusammengesetzt ist, ist sie allgemein, all-

gegenwärtig und jedermann zugänglich.

3) Ein solcher König wäre dann die ab-

solute Vollkommenheit und unfehlbar.

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— 733 —

-

Himmel und Erde würden sich' ver-

733

einigen, ihn zu ernähren.4)

Jeder würde ohne Zwang seine natür-

liche Stelle einnehmen.5)

Wenn er die Leute nach Titeln und

Namen ordnen könnte, so würde er sich

dadurch selbst einen Namen schaffen.

Dennoch würde er weislich davon ab-

stehen und so das Übel der Unterschei-

dung vermeiden.6)

4) Sein Wille würde geschehen im Himmel

und auf Erden, weil die Substanz von allem

der Wille ist, und dieser Wille dann göttlich,

d. h. von absoluter Weisheit durchdrungen wäre.

5) Da nichts mehr dem göttlichen Willen,

welcher das Gesetz selber ist, entgegen wäre,

so würde kein Geschöpf gegen diesen Willen

handeln und jedes den ihm gebührenden Rang

in der Natur einnehmen.

6) Er würde sich dann als etwas von seinen

Geschöpfen dem Wesen nach Verschiedenes

darstellen. Das Streben nach Gottähnlich-

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keit träte dann an die Stelle des Strebens

Himmel und Erde würden ·sich· vereinigen, ihn zu ernähren.4.) Jeder würde ohne Zwang seine natürliche Stelle ·einnehmen. 5) Wenn er die Leute nach Titeln und Namen ordnen könnte, so würde er sich dadurch selbst einen Namen schaffen. Dennoch würde er weislich davon abstehen und so das Übel der Unterschei. dWlg vermeiden.6)

nach der Erkenntnis der Einheit in Gott. Da

gäbe es dann viele oberste Götter im Uni-

versum, statt einen alleinigen Gott, der das

') Sein Wille würde geschehen im Himmel und auf Erden, weil die Substanz von allem .der Wille ist, und dieser Wille dann ,göttlich, d. h. von absoluterWeisheit durchdrungen wäre. 5) Da nichts mehr dem göttlichen Willen, welcher das Gesetz selber ist, entgegen wäre, so würde kein Geschöpf gegen diesen Willen handeln und jedes den ihm gebührenden Rang in der Natur einnehmen. 6) Er würde sich dann als etwas von s,einen Geschöpfen dem Wesen nach Verschiedenes darstellen. Das Streben nach Gottähnlichkeit träte dann an die Stelle des Strebens nach der Erkenntnis der Einheit in Gott. Da gäbe es dann viele oberste Götter im Universum, statt einen alleinigen Gott, der das

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— 734 —

734

Tao steht in Beziehung zu der Welt,

-

wie die Bäche und Thäler zu den grossen

Flüssen und Meeren.7)

Tao ste~t in Beziehung zu der Welt, wie die Bäche und Thäler zu den grossen Flüssen und Meeren. 7)

Wesen von allem ist. „Eritis Deus", nicht

„sicut Deus", wie Mephistopheles sagt.

(„Faust.")

*) Tao ist wie die Sonne, deren Strahlen

überallhin dringen, wo kein Hindernis ist;

oder wie der Ocean, der die Flüsse durch den

Regen ernährt und sie wieder in sich aufnimmt.

Wesen von allem ist. "Eritis Deus", nicht "sicut Deus", wie Mephistopheles sagt. ("Faust.")

XXXIII.

Wer andere erkennt, ist weise.1)

Wer sich selbst erkennt, ist erleuchtet.2)

1) Um andere wirklich zu erkennen, muss

man in ihnen das Wesen von der Erscheinung

(den Geist von der Persönlichkeit) unterschei-

7) Tao ist wie die Sonne, deren Strahlen überallhin dringen, wo kein Hindernis ist; oder wie der Ocean, der die Flüsse durch den Regen ernährt und sie wieder in sich aufnim~t.

den können.

2) Wer sich selbst in Wahrheit erkennt,

erkennt Gott. Das göttliche Selbst ist das

Licht; das persönliche irdische Selbst ist die

Dunkelheit. Das Dunkel kann das Licht nicht

erkennen; wenn aber das Licht das Dunkel

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erhellt, so verschwindet das Dunkel und es

offenbart sich die Selbsterkenntnis im Men-

.XXXIII. Wer andere erkennt, ist weise. 1) Wer sich selbst erkennt, ist erleuchtet. 2) 1) Um andere wirklich zu erkennen, muss

man in ihnen das Wesen von der Erscheinung (den Geist von der Persönlichkeit) unterscheiden können. 2) .Wer sich selbst in Wahrheit erkennt, erkennt Gott. Das göttliche Selbst ist das Licht;· das persönliche irdische Selbst ist die Dunkelheit. Das Dunkel kann das Licht nicht erkennen; wen!} aber das Licht das Dunkel . erhellt, so verschwindet das Dunkel und es offenbart sich die Selbsterkenntnis im Men-

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— 735

-

Wer andere überwindet, ist stark.

735

-

Wer sich selbst überwindet, ist mächtig.*)

Wer gut zufrieden ist, der ist reich.

Wer andere überwindet, ist stark. Wer sich selbst überwindet, ist mächtig. I) Wer gut zufrieden ist, der ist reich. Wer einen Zweck verfolgt, geht schnell. Wer seinen Platz ausfüllt, steht sicher. Wer ohne zu verderben stirbt, erlangt ein gutes Alter.

Wer einen Zweck verfolgt, geht schnell.

Wer seinen Platz ausfüllt, steht sicher.

Wer ohne zu verderben stirbt, erlangt

ein gutes Alter.

sehen, welche zwischen Licht und Dunkel zu

unterscheiden weiss.

3) Das tierische Selbst kann sich nicht

selbst überwinden. Die Überwindung geschieht

durch die Macht des höheren Willens im Men-

schen, wenn sich der menschliche Wille mit

demselben vereinigt.

XXXIV.

Das mächtige Tao ist alldurchdringend.1)

') Wer den Pantheismus leugnet, der leug-

net auch die Allgegenwart Gottes. Gott ist

sthen, welche' zwischen Licht und Dunkel zu unterscheiden weiss.

überall, und deshalb auch in jedem Atome,

und jedes Atom hat ein Bewusstsein in seiner

Art, weil Gott auch das absolute Bewusstsein

ist. Aber nicht in jedem Dinge sind göttliche

3) Das. tierische Selbst kann sich nicht selbst überwinden. Die Überwindung geschieht durch die Macht des höheren Willens im Menschen, wenn sich der menschliche Wille mit demselben vereinigt.

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Eigenschaften offenbar. (Ephes. I, 23.) Deshalb

ist Gott in allem, aber dennoch kein Ding Gott.

XXXIV. Das mächtige Tao ist alldurchdringend. 1) 1) Wer den Pantheismus leugnet, .der leugnet auch. die Allgegenwart Gottes. G?tt ist überall, und deshalb auch in jedem Atome, . und jedes Atom hat· ein Bewusstsein in seiner Art, weil Gott auch das absolute Bewusstsein . . ist. Aber nicht in jedem Dinge sind göttliche Eigenschaften offenbar. (Ephes. I, 2"3.) Deshalb ist Gott in allem, aber dennoch kein Ding Gott.

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Es ist zugleich hier und dort.2)

73 6

Alles was lebt, lebt durch dasselbe, und

-

alles ist in ihm versorgt.3)

Es wirkt und vollendet und weiss da-

Es ist zugleich hier und dort. 2) Alles was lebt, lebt durch dasselbe, und alles ist in ihm versorgt. S) Es wirkt und vollendet und weiss dabei nichts von' Verdienst.') . Es ernährt in Liebe alle Dinge und beansprucht dabei keinen Vorzug. 6) Es kennt weder Ehrgeiz noch Habsucht. Es kann unter die demütigsten Dinge gerechnet werden. 6)

bei nichts von Verdienst.4)

Es ernährt in Liebe alle Dinge und

beansprucht dabei keinen Vorzug.5)

Es kennt weder Ehrgeiz noch Habsucht.

Es kann unter die demütigsten Dinge

gerechnet werden.6)

2) Gott ist weder in dieser Kirche noch in

jener, sondern die Wahrheit in allem. „Ein

Gott und Vater aller, der ist über alle und

durch alle und in uns allen." (Ephes. IV, 6.)

3) Gott ist der Geist und das Leben in

allen Dingen. „Es sind vielerlei Kräfte, aber

nur ein Gott, der alles in allem wirkt."

(I. Korinth. XII, 6.)

4) Es existiert in ihm kein Egoismus und

deshalb keine von den Eigenschaften, welche

der Täuschung der Sonderheit anhängen.

5) „Es liebt keinen besonderen Gegenstand,

sondern ist die Liebe selbst, die alles ernährt."

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(I. Joh. IV, 8.)

*) Es ist allgemein und verschliesst sich

2) Gott ist weder in dieser Kirche noch in jener, sondern die Wahrheit in allem. "Ein Gott und Vater aller, der ist über alle und durch alle und in uns allen." (Ephes. IV, 6.)

keinem Wesen.

3) Gott ist der Geist und das Leben in allen Dingen. "Es sind vielerlei Kräfte, aber nur ein Gott, der alles in allem wirkt." (1. Korinth. XII, 6.) . 4) Es existiert in ihm kein Egoismus und deshalb keine von den Eigenschaften, welche der Täuschung der Sonderheit anhängen. 5) "Es liebt keinen besonderen Gegenstand, sondern ist die Liebe selbst, die alles ernährt." . (1. J oh. IV, 8.) 6) Es ist allgemein und verschliesst sich keinem Wesen.

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— 737 —

Alles kehrt am Ende zu ihm zurück

-

und es wird dadurch nicht vermehrt.

737

-

Man kann es unter die höchsten von

allen Dingen zählen.

Alles kehrt am Ende zu ihm zurück und es wird dadurch nicht vermehrt. Man kann es unter die höchsten von allen Dingen zählen. Somit enthält sich der Weise beständig der Selbstüberhebung. Und hierdurch erlangt er GrÖsse.7)

Somit enthält sich der Weise beständig

der Selbstüberhebung.

Und hierdurch erlangt er Grösse.7)

7) Der Weise, welcher die Eigenheit ver-

lässt, tritt in den Zustand der Gottheit ein.

XXXV.

Reiche hinauf zu dem grossen Ideale

und die ganze Welt wird Dir gehören.1)

Alles wird zu Dir kommen und darin

nicht leiden.

Denn es wird in einem wunderbaren

Frieden ruhen.

Wo Musik und Tanz ist, da hält der

Wanderer an.2)

1) In der Verwirklichung des höchsten

2) Wo Seligkeit ist, da ist Ruhe und ohne

Ruhe ist keine Seligkeit. Das Endziel der

7) Der Weise, welcher

di~

Eigenheit verlässt, tritt in den Zustand der Gottheit ein. .

Ideales findet jedes Ding seine Vollkommenheit.

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Bewegung ist Ruhe in sich selbst.

Lotusblüten XLIX. 5°

xxxv. Reiche hinauf zu dem grossen Ideale und die ganze Welt wird Dir gehören. 1) Alles wird zu Dir kommen und darin nicht leiden. Denn es wird in einem wunderbaren Frieden ruhen. Wo Musik und Tanz ist, da hält der Wanderer an. 2) 1) In der Verwirklichung des höchsten

Ideales findet jedesDing seineVollkommenheit. 2) Wo Seligkeit ist, da ist Ruhe und ohne Ruhe ist keine Seligkeit. Das Endziel der Bewegung ist Ruhe in sich selbst. Lotuabll1ten XLIX.

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— 738 —

-

Wenn Tao den Gaumen berührt, so

erzeugt es keinen Geschmack.

73 8

-

Wenn das Auge es betrachtet, empfängt

Wenn Tao den Gaumen berührt, so erzeugt es keinen Geschmack. Wenn das Auge es betrachtet, empfängt es keinen Eindruck davon. Das Ohr, welches darauf horcht, vernimmt nichts. S) Aber der Gebrauch, welcher davon gemacht werden kann, ist unerschöpflich.')

es keinen Eindruck davon.

Das Ohr, welches darauf horcht, ver-

nimmt nichts.3)

Aber der Gebrauch, welcher davon ge-

macht werden kann, ist unerschöpflich.4)

3) Der sinnliche Mensch nimmt nichts von

göttlichen Dingen wahr, aber der Geist ver-

nimmt die Stimme der Stille.

4) Es ist das Wesen von allem.

XXXVI.

Wenn die Natur etwas zurückhalten

will, so vermehrt sie es zuerst.1)

Wenn sie schwächen will, so macht sie

zuerst stark.2)

*) Der Offenbarung einer jeden Kraft setzt

sich der Widerstand der Materie entgegen,

und durch den Widerstand wächst die Kraft.

2) Man kann nichts aufgeben, ohne es vor-

S) Der sinnliche Mensch nimmt nichts von

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her zu besitzen.

göttlichen Dingen wahr, aber der Geist vernimmt die Stimme der Stille.

') Es ist das Wesen von allem.

XXXVI. Wenn die Natur etwas zurückhalten will, so vermehrt sie es zuerst. 1) Wenn sie schwächen will, so macht sie zuerst stark. 2) 1) Der Offenbarung einer jeden Kraft setzt sich der Widerstand der Materie entgegen, und durch den Widerstand wächst die Kraft. 2) Man kann nichts aufgeben, ohne es vorher zu besitzen.

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— 739 —

-

Wenn sie erniedrigen will, so erhöht

739

-

sie zuerst.3)

Wenn sie berauben will, so verleiht

Wenn sie erniedrigen will, so erhöht sie zuerst 8) Wenn sie berauben will, so verleiht sie vor allem. 4) Dies ist, was ich die "verborgene Übereinstimmung" nenne. Das Weiche und Schwache überwindet das Harte und Starke. 6) Wie ein Fisch das Wasser nicht ohne Gefahr verlassen kann, so kann die Bewaffnung einer Nation dem Volke nicht ohne Gefahr anvertraut werden.6)

sie vor allem.4)

Dies ist, was ich die „verborgene Über-

einstimmung" nenne.

Das Weiche und Schwache überwindet

das Harte und Starke.5)

Wie ein Fisch das Wasser nicht ohne

Gefahr verlassen kann, so kann die Be-

waffnung einer Nation dem Volke nicht

ohne Gefahr anvertraut werden.6)

3) Je höher der Eigendünkel, um so tiefer

der Fall.

4) Wo nichts vorhanden ist, kann nichts

genommen werden. Nicht durch die Unkennt-

nis des Bösen, sondern durch dessen Über-

windung steigt der Mensch auf den Stufen

empor, die zur Vollendung fuhren.

6) Sanftmut überwindet Gewalt.

*) Das Reich ist der Mensch, das Volk

sind die Instinkte und Leidenschaften. Die

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„Bewaffnung" ist der Wille und der Herrscher

ist die Erkenntnis.

50*

S) Je höher der Eigendünkel, um so tiefer der Fall. 4) Wo nichts vorhanden ist, kann nichts genommen werden. Nicht durch die U nkenntnis des Bösen, sondern durch dessen Überwindung steigt der Mensch auf den Stufen empor, die zur V ollendung führen. 5) Sanftmut überwindet Gewalt.

6) Das Reich ist der Mensch, das Volk sind die Instinkte und Leidenschaften. Die "Bewaffnung" ist der Wille und der Herrscher ist die Erkenntnis. 5°*

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— 74° —

-

XXXVII.

740

-

Tao bleibt in Ruhe und lässt dennoch

nichts ungethan.1)

XXXVII.

Wenn ein Herrscher oder König es

festhalten könnte, so würden alle Dinge

von selbst die gewünschte Gestalt an-

Tao bleibt in Ruhe und lässt dennoch nichts ungethan. 1) Wenn ein Herrscher oder König es festhalten könnte, so würden alle Dinge von selbst die gewünschte Gestalt annehmen.2) Wenn während des Überganges (zur Formen - Bildung) Begierde auftauchen würde, so würde ich sie durch die unaussprechliche Einfachheit zurückhalten. 8)

nehmen.2)

Wenn während des Uberganges (zur

Formen - Bildung) Begierde auftauchen

würde, so würde ich sie durch die unaus-

sprechliche Einfachheit zurückhalten.3)

1) Wie die Sonne nicht selbst auf die Erde

herabsteigt, und doch die Ursache alles Lebens

auf Erden ist, so ruht die Gottheit in ihrem

eigenen Selbstbewusstsein und bewegt den-

noch alles durch ihre Kraft. Eckhart sagt:

Gott ist die Ruhe. Dennoch, wenn Gott auch

nur einen Augenblick aufhören würde zu

schaffen, so ginge die ganze Welt zu Grunde.

2) Er würde dadurch in den Besitz der

magischen schöpferischen Kraft in der Natur

kommen.

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3) Darin besteht das Geheimnis der weissen

Magie, dass das Schaffen dabei durch die be-

wusste selbstlose Kraft Gottes im Menschen,

1) Wie die Sonne nicht selbst auf die Erde

herabsteigt, und doch die Ursache alles Lebens auf Erden ist, so ruht die Gottheit in ihrem eigenen Selbstbewusstsein und bewegt dennoch alles durch ihre Kraft. Eckhart sagt: Gott ist die Ruhe. Dennoch, wenn Gott auch nur einen Augenblick aufbören würde zu schaffen, so ginge die ganze Welt zu Grunde. 2) Er würde dadurch in den Besitz der magischen schöpferischen Kraft in der Natur kommen.

8) Darin besteht das Geheimnis der weissen Magie, dass das Schaffen dabei durch die bewusste selbstlose Kraft Gottes im Menschen,

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— 74i —

-

Die unaussprechliche Einfachheit würde

74 1

-

die Begierde verschwinden machen und

die Ruhe würde zurückkehren.

Die unaussprechliche Einfachheit würde die Begierde verschwinden machen und die Ruhe würde zurückkehren. So würde die Welt sich regenerieren.')

So würde die Welt sich regenerieren.4)

nicht aber durch den Eigenwillen des Men-

schen geschieht. Wo eine persönliche Be-

gierde Besitz ergreift, da fängt der Eigenwille

zu wirken an und hört die Gottheit auf.

4) Würde überall auf Erden die Selbstsucht

aufhören und der göttliche Wille geschehen,

so würde die Erde vom Bewusstsein des

Geistes durchdrungen sein, und der göttliche

Wille geschehen.

nicht aber durch den Eigenwillen des Menschen geschieht. Wo eine persönliche Begierde Besitz ergreift, da fängt der Eigenwille zu wirken an und hört die Gottheit auf.

XXXVIII.

Die höhere Tugend wird nicht als

Tugend erkannt; sie ist deshalb das Wesen

derselben.1)

1) In diesem Abschnitte ist der Unterschied

klar gemacht zwischen dem persönlichen

Moralischsein und der wahren Tugend. Alle

') Würde überall auf Erden die Selbstsucht aufbören und der göttliche Wille geschehen, so würde die Erde vom Bewusstsein des Geistes durchdrungen sein, und der göttliche Wille geschehen.

Tugenden, die aus dem Selbstwahn entsprin-

gen und denen somit der Eigendünkel an-

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hängt, sind bloss Scheintugenden. Der Weise

XXXVIII. Die höhere Tugend wird nicht als Tugend erkannt; sie ist deshalb das Wesen derselben. 1) 1) In diesem Abschnitte ist der Unterschied

klar gemacht zwischen dem persönlichen Moralischsein und der wahren Tugend. Alle Tugenden, die aus dem Selbstwahn entspringen und denen somit der Eigendünkel anhängt, sind bloss Scheintugenden. Der Weise

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— 742 —

-

Die untergeordnete Tugend wird als

74 2

Tugend bezeichnet und es mangelt ihr

deshalb am Wesen.

Die untergeordnete Tugend wird als Tugend bezeichnet und es mangelt ihr deshalb am Wesen.

Die höhere Tugend äussert sich un-

aufgefordert von selbst und beansprucht

keinen Verdienst.

Die niedrige Tugend berechnet und

verlangt nach Auszeichnung.

Das höhere Wohlwollen handelt, ohne

als eine Tugend erscheinen zu wollen.

Die höhere Tugend äussert sich unaufgefordert von selbst und beansprucht keinen Verdienst

Die höhere Gerechtigkeit handelt und

macht keine Ansprüche.

Die Zweckdienlichkeit berechnet und

wird deshalb von niemandem geehrt.

giebt sich selbst keine Ehre, sondern alle Ehre

Gott. Niemand ist gut als Gott, aus dem alles

Die niedrige Tugend berechnet und verlangt nach Auszeichnung.

Gutsein entspringt. Deshalb handelt nur der-

jenige gut, der selbstlos im Namen, d. h. in

der Kraft Gottes und nicht in seiner eigenen

Kraft handelt. Um aber in der Kraft Gottes

handeln zu können, muss diese Kraft in das

Das höhere Wohlwollen handelt, ohne als eine Tugend erscheinen zu wollen. Die höhere Gerechtigkeit handelt und macht keine Ansprüche. Die Zweckdienlichkeit berechnet und wird deshalb von niemandem geehrt.

Bewusstsein des Menschen getreten sein. Wo

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das Gottesbewusstsein fehlt, da ist auch alle

Tugendhaftigkeit nur ein leerer Schein ohne

Gehalt.

giebt sich selbst keine Ehre, sondern alle Ehre Gott. Niemand ist gut als Gott, aus dem alles Gutsein entspringt. Deshalb handelt nur derjenige gut, der selbstlos im Namen, d. h. in der Kraft Gottes und nicht in seiner eigenen Kraft handelt. Um aber in der Kraft Gottes handeln zu können, muss diese Kraft in das Bewusstsein des Menschen getreten sein. Wo das Gottesbewusstsein fehlt, da ist auch alle Tugendhaftigkeit nur ein leerer Schein ohne Gehalt.

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743

— 743 —

Deshalb streift sie den Ärmel hinauf

-

und wendet Gewalt an.

Deshalb streift sie den Ärmel hinauf und wendet Gewalt an. So geschieht es, dass Tao verloren geht und (persönliche) "Tugend" an dessen Stelle tritt. Wenn die Tugend verloren geht, so kommt Wohlwollen zur Geltung. Wenn das Wohlwollen verschwindet, tritt die (stramme) Gerechtigkeit hervor. Wenn die Gerechtigkeit verloren geht, kommt die Zweckdienlichkeit Aber die Zweckdienlichkeit ist der blosse Schatten des Rechten und Wahren und sie bringt Verwirrung mit sich. Oberflächliche Tugend ist der blasse Flitter von Tao und nur der Narr gebraucht ihn. Deshalb stellt sich der wahrhaft grosse Mann auf eine solide Grundlage und verlässt sich nicht auf einen Schatten. Er hält fest am Wirklichen und meidet den Schein. Er verwirft den letzteren und ergreift das erstere mit beiden Händen.

So geschieht es, dass Tao verloren

geht und (persönliche) „Tugend" an dessen

Stelle tritt.

Wenn die Tugend verloren geht, so

kommt Wohlwollen zur Geltung.

Wenn das Wohlwollen verschwindet,

tritt die (stramme) Gerechtigkeit hervor.

Wenn die Gerechtigkeit verloren geht,

kommt die Zweckdienlichkeit.

Aber die Zweckdienlichkeit ist der blosse

Schatten des Rechten und Wahren und

sie bringt Verwirrung mit sich.

Oberflächliche Tugend ist der blosse

Flitter von Tao und nur der Narr ge-

braucht ihn.

Deshalb stellt sich der wahrhaft grosse

Mann auf eine solide Grundlage und ver-

lässt sich nicht auf einen Schatten.

Er hält fest am Wirklichen und meidet

den Schein.

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Er verwirft den letzteren und ergreift

das erstere mit beiden Händen.

(Fortsetzung folgt.)

(Fortsetzullg folgt.)

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Origillal fram

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K a r m a.

(Fortsetzung.)

VIII.

Vollendung.

„Es ist vollbracht". (Joh XIX, 80.)

Die Vollendung besteht daxin, dass der

von der Ewigkeit ausgegangene und in das

Zeitliche getretene Mensch wieder zu seinem

Ursprunge, seinem wahren Wesen, zurück-

kehrt, und dies geschieht dadurch, dass er

sein wahres Wesen in allen Dingen und alle

Dinge in sich selber erkennt. Es ist diese

Kar m a.

höchse Stufe, welche jenseits der Vorstellung

des menschlichen Verstandes liegt und nur

intuitiv empfunden werden kann, kein Ver-

(Fortsetzung.)

sinken des menschlichen Bewusstseins in Nichts,

sondern ein Aufgehen des individuellen Be-

wusstseins im Allbewusstsein, wodurch das

Allbewusstsein im Individuellen offenbar wird.

VIII.

Der eine ewige Geist, • welcher die Täuschung

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Vollendung. "EI iat vollbracht".

(Joh XIX, SO.)

Die Vollendung besteht darin, dass der von der Ewigkeit ausgegangene und in das Zeitliche getretene Mensch wieder zu seinem Ursprunge, seinem wahren Wesen, zurückkehrt, und dies geschieht dadurch, dass er sein wahres Wesen in allen Dingen und alle Dinge in sich selber erkennt. Es ist diese höchse Stufe, welche jenseits der Vorstellung des menschlichen Verstandes liegt und nur intuitiv empfunden werden kann, kein Versinken des menschlichen Bewusstseins in Nichts, sondern ein Aufgehen des individuellen Bewusstseins im Allbewusstsein, wodurch das Allbewusstsein im Individuellen offenbar wird. Der eine ewige Geist, welcher die Täuschung I

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— 745 —

-

der Selbstheit angenommen hatte und sein

745

-

Spiegelbild für sich selber hielt, weil es ihm

so gut gefiel, dass er in dessen Anschauung

der Selbstheit angenommen hatte und sein Spiegelbild für sich selber hit?lt, weil es ihm so gut gefiel, dass er in dessen Anschauung sein wahres Wesen vergass, hat diesen Wahn des Sonderseins überwunden und sich von seinem täuschenden Selbst erlöst. Er ist wieder aus dem Reiche der Erscheinung in das Reich der Wahrheit, in Gott, das Alldasein eingegangen, er hat sein Werk vollendet, seinen Kreislauf vollbracht.

sein wahres Wesen vergass, hat diesen Wahn

des Sonderseins überwunden und sich von

seinem täuschenden Selbst erlöst. Er ist

wieder aus dem Reiche der Erscheinung in

das Reich der Wahrheit, in Gott, das Allda-

sein eingegangen, er hat sein Werk vollendet,

seinen Kreislauf vollbracht.

In der buddhistischen Religion wird dieser

Zustand des Allbewusstseins, der Allerkennt-

nis und Vollkommenheit, in welcher kein er-

kennendes Individuum, das von dem Gegen-

stande seiner Erkenntnis verschieden ist, mehr

vorhanden ist, sondern der Erkenner und das

Erkannte Eins in der Erkenntnis sind, Nir-

wana genannt. Sich in Vorstellungen dieses

unvorstellbaren Zustandes zu ergehen, oder ihn,

der intellektuell unbegreiflich ist, intellektuell

begreifen zu wollen, ist nutzlos, weil das

Geistige nur geistig empfunden und geistig

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erkannt werden kann. Es ist ein Zustand

der allumfassenden Liebe, nicht der Liebe zu

In der buddhistischen Religion wird dieser Zustand des Allbewusstseins, der Allerkenntnis und Vollkommenheit, in welcher kein erkennendes Individuum, das von dem Gegenstande seiner Erkenntnis verschieden ist, mehr vorhanden ist, sondern der Erkenner und das Erkannte Eins in der Erkenntnis sind, Ni rw an a genannt. Sich in Vorstellungen dieses unvorstellbaren Zustandes zu ergehen, oder ihn, der intellektuell unbegreiflich ist, intellektuell begreifen zu wollen, ist nutzlos, weil das Geistige nur geistig empfunden und geistig erkannt werden kann. Es ist ein Zustand der allumfassenden Liebe, nicht der Liebe zu irgend einem besonderen Gegenstand, sondern der Liebe an sich, welche absolute

irgend einem besonderen Gegenstand, son-

dern der Liebe an sich, welche absolute

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— 746 —

-

göttliche Selbsterkenntnis, göttliche Weis-

74 6

-

heit, ist. Wäre sie auf irgend einen be-

göttliche Selbsterkenntnis, göttliche Weisheit, ist. Wäre sie auf irgend einen besonderen Gegenstand beschränkt, so wäre sie in Bezug auf andere unvollkommen und U nwissenheit und nicht göttlicher Natur. Weil das Absolute über alle relativen Begriffe erhaben ist, kann es auch nicht erklärt, sondern bloss in sich und durch sich selber erkannt werden.

sonderen Gegenstand beschränkt, so wäre sie

in Bezug auf andere unvollkommen und Un-

wissenheit und nicht göttlicher Natur. Weil

das Absolute über alle relativen Begriffe er-

haben ist, kann es auch nicht erklärt, sondern

bloss in sich und durch sich selber erkannt

werden.

„Das Bodenlose ist nicht zu ergründen.

Wer fragt, der irrt, es irrt, wer Antwort giebt."

Es ist ebenso unfassbar wie der unend-

liche Raum, der nicht vorstellbar aber dennoch

vorhanden, und der öde und leer ist, wo nicht

die Liebe in ihm wohnt.

In der christlichen Symbolik ist diese Lehre

der Evolution und Involution durch die Mensch-

werdung und den Tod am Kreuze darge-

stellt. Der Geist Gottes überschattet die sich

individualisierende Seele und tritt dadurch ins

menschliche Dasein ein. Durch diesen Ein-

"Das Bodenlose ist nicht zu ergründen. Wer fragt, der irrt, es irrt, wer Antwort giebt. ce

tritt des Geistigen in das Materielle wird der

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Geist gewissermassen an das Materielle, die

Gottheit an die Menschheit im Menschen ge-

bunden. Hierdurch verliert der göttliche Geist

Es ist ebenso unfassbar wie der unendliche Raum, der nicht vorstellbar aber dennoch vorhanden, und der öde und leer ist, wo nicht die Liebe in ihm wohnt. In der christlichen Symbolik ist diese Lehre der Evolution und Involution durch die Menschwerdung und den Tod am Kreuze dargestellt. Der Geist Gottes überschattet die sich individualisierende Seele und tritt dadurch ins menschliche Dasein ein. Durch diesen Eintritt des Geistigen in das Materielle wird der Geist gewissermassen an das Materielle, die Gottheit an die Menschheit im Menschen gebunden. Hierdurch verliert der göttliche Geist

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das Bewusstsein seiner Allgegenwart, die

-

Täuschung der Sinne verursacht im Menschen

747

den Wahn des Sonderseins und ein Vergessen

seiner wahren, allumfassenden Wesenheit;

das Bewusstsein seiner Allgegenwart, die Täuschung der Sinne verursacht im Menschen den Wahn des Sonderseins und ein Vergessen seiner wahren, allumfassenden Wesenheit; "Christus stirbt im Menschen", aber auch für den Menschen; da nur durch dieses Eingehen des Geistes in die Materie das Materielle vom Geistigen durchdrungen und zu ihm erhoben werden kann. Aber durch das F euer der Liebe wird der im Herzen verborgene göttliche Funke zur Flamme angefacht, welche den Wahn der "Selbstheit" durchdringt und zerstört. Im stillen "Betlehem", d. h. in der Tiefe des Selbstbewusstseins, wird das Gottesbewusstsein geboren, dessen Licht den Menschen erleuchtet und die Wolken der Nichterkenntnis zerstreut, so wie das Licht der Sonne die Wolken zerstreut. Dies ist die wahre geistige Erkenntnis, welche nicht das Resultat theoretischer Spekulation, sondern des innerlichen Erwachens ist. Alle theoretische Spekulation in Bezug auf geistige Dinge kann keine Offenbarung erzeugen, sondern nur die Irrtümer hinwegräumen , welche dieser Offenbarung hinderlich sind; wie ja auch ein trübes Wasser durch Umrühren nicht geklärt werden, wohl aber durch ruhiges Stehenlassen der Schmutz

„Christus stirbt im Menschen", aber auch für

den Menschen; da nur durch dieses Eingehen

des Geistes in die Materie das Materielle vom

Geistigen durchdrungen und zu ihm erhoben

werden kann. Aber durch das Feuer der

Liebe wird der im Herzen verborgene gött-

liche Funke zur Flamme angefacht, welche den

Wahn der „Selbstheit" durchdringt und zerstört.

Im stillen „Betlehem", d. h. in der Tiefe des

Selbstbewusstseins, wird das Gottesbewusst-

sein geboren, dessen Licht den Menschen er-

leuchtet und die Wolken der Nichterkenntnis

zerstreut, so wie das Licht der Sonne die

Wolken zerstreut. Dies ist die wahre geistige

Erkenntnis, welche nicht das Resultat theore-

tischer Spekulation, sondern des innerlichen

Erwachens ist. Alle theoretische Spekulation

in Bezug auf geistige Dinge kann keine Offen-

barung erzeugen, sondern nur die Irrtümer

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hinwegräumen, welche dieser Offenbarung

hinderlich sind; wie ja auch ein trübes Wasser

durch Umrühren nicht geklärt werden, wohl

aber durch ruhiges Stehenlassen der Schmutz

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— 748 -

sich zu Boden senken und dadurch klar genug

werden kann, um von der Sonne durchleuchtet

zu werden.

sich zu Boden senken und dadurch klar genug werden kann, um von der Sonne durchleuchtet zu werden.

Festgenagelt am Kreuze des Eigendünkels

leidet der Mensch und Gott in ihm so lange,

bis durch die Zerstörung des Selbstwahnes

sich die Gottheit vom Menschen erlöst. Hier-

durch erlangt der Mensch die Erkenntnis

seines wahren Daseins in Gott; nicht als eine

an Zeit und Raum gebundene Erscheinung,

Festgenagelt am Kreuze des Eigendünkels leidet der Mensch und Gott in ihm so lange, bis durch die Zerstörung des Selbstwahnes sich die Gottheit vom Menschen erlöst. Hierdurch erlangt der Mensch die Erkenntnis seines wahren Daseins in Gott; nicht als eine an Zeit und Raum gebundene Erscheinung, sondern als eine bewusste geistige Kraft, deren Reich das Welta1l und deren Leben die Ewigkeit ist. Das Scheinleben der Persönlichkeit ist der Scheintod des Göttlichen und der Tod des Egoismus die Auferstehung des wahren Menschen in Gott. Auf diese Weise betrachtet, ist das Leben der Tod oder das Unbewusstsein der Wirklichkeit, der Körper ein Sarg, in welchem die scheintote Seele begraben liegt. Durch das Hinwegrollen des Felsens des Selbstwahnes von der Öffnung des Grabgewölbes erwacht die Seele zum Selbstbewusstsein der Unsterblichkeit und der freigewordene Geist breitet sich aus und erhebt sich aus der Nacht des Irrtums zur Freiheit und zum Licht.

sondern als eine bewusste geistige Kraft,

deren Reich das Weltall und deren Leben

die Ewigkeit ist. Das Scheinleben der Per-

sönlichkeit ist der Scheintod des Göttlichen

und der Tod des Egoismus die Auferstehung

des wahren Menschen in Gott. Auf diese

Weise betrachtet, ist das Leben der Tod oder

das Unbewusstsein der Wirklichkeit, der Kör-

per ein Sarg, in welchem die scheintote Seele

begraben hegt. Durch das Hinwegrollen des

Felsens des Selbstwahnes von der Öffnung

des Grabgewölbes erwacht die Seele zum

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Selbstbewusstsein der Unsterblichkeit und der

freigewordene Geist breitet sich aus und er-

hebt sich aus der Nacht des Irrtums zur Frei-

heit und zum Licht.

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— 749 ~

-

Dieser göttliche Zustand wird nicht durch

749

-

wissenschaftliche Theorien, durch Glauben an

Dogmen, durch Schwärmen und Träumen,

Dieser göttliche Zustand wird nicht durch wissenschaftliche Theorien, durch Glauben an Dogmen, durch Schwärmen und Träumen, noch durch das Anhängen an irgend welche äusserlichen Dinge, Autoritäten u. s. w., sondern nur durch den Kampf des Geistes gegen das Materielle erlangt. Alles Wissen, Dünken, Wähnen und Fürwahrhalten ist nicht Selbstzweck, sondern nur ein Mittel zum Zwecke. Der Endzweck ist die Überwindung des Irrtums durch den Geist der Wahrheitserkenntnis. Nicht der Irrtum überwindet den Irrtum, noch die Thorheit die Thorheit, sondern der Geist der Wahrheit besiegt den Irrtum und bringt Licht in die Nacht der Unwissenheit, sowie die Sonne das Dunkel zerstreut. Je mehr dieser Geist der Erkenntnis im Menschen zum Bewusstsein erwacht, um so mehr wird der Geist des Menschen Eins mit ihm und der Mensch wird aus den ihn umgebenden Sinnestäuschungen durch sein Einswerden mit dem Geiste der Weisheit frei. Dies ist die "okkulte Übung", welche Kraft, Geduld, Ausdauer und Erfahrung verlangt. Da giebt es scharfe Kanten abzurunden, angeborene Instinkte, anerzogene Neigungen und Gewohnheiten, eingewurzelte Vorurteile und Irrtümer, Leiden-

noch durch das Anhängen an irgend welche

äusserlichen Dinge, Autoritäten u. s. w., son-

dern nur durch den Kampf des Geistes gegen

das Materielle erlangt. Alles Wissen, Dünken,

Wähnen und Fürwahrhalten ist nicht Selbst-

zweck, sondern nur ein Mittel zum Zwecke.

Der Endzweck ist die Überwindung des Irr-

tums durch den Geist der Wahrheitserkenntnis.

Nicht der Irrtum überwindet den Irrtum, noch

die Thorheit die Thorheit, sondern der Geist

der Wahrheit besiegt den Irrtum und bringt

Licht in die Nacht der Unwissenheit, sowie

die Sonne das Dunkel zerstreut. Je mehr

dieser Geist der Erkenntnis im Menschen zum

Bewusstsein erwacht, um so mehr wird der

Geist des Menschen Eins mit ihm und der

Mensch wird aus den ihn umgebenden Sinnes-

täuschungen durch sein Einswerden mit dem

Geiste der Weisheit frei. Dies ist die „okkulte

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Übung", welche Kraft, Geduld, Ausdauer und

Erfahrung verlangt. Da giebt es scharfe

Kanten abzurunden, angeborene Instinkte,

anerzogene Neigungen und Gewohnheiten,

eingewurzelte Vorurteile und Irrtümer, Leiden-

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Schaften, Begierden und Thorheiten zu über-

-

winden und auszurotten, die Wertlosigkeit der

Sünde durch die Erfahrung kennen zu lernen,

schaften, Begierden und Thorheiten zu überwinden und auszurotten, die Wertlosigkeit der Sünde durch die Erfahrung kennen zu lernen, die eigene Unwissenheit zu begreifen und das Gute in sich zu befestigen.

die eigene Unwissenheit zu begreifen und

das Gute in sich zu befestigen.

Alles dies kann nicht durch die Theorie,

sondern nur durch die Erfahrung geschehen,

und auch die Erfahrungen müssen, um einen

beständigen Eindruck zu machen, mehr als

bloss oberflächlich und vorübergehend sein;

nicht solche, die man bald wieder vergisst,

sondern deren Resultate sich der Seele ein-

prägen und ein Teil des Wesens des Men-

schen werden, welches von einem Dasein auf

Alles dies kann nicht durch die Theorie, sondern nur durch die Erfahrung geschehen, und auch die Erfahrungen müssen, um einen beständigen Eindruck zu machen, mehr als blass oberflächlich und vorübergehend sein; nicht solche, die man bald wieder vergisst, sondern deren Resultate sich der Seele einprägen und ein Teil des Wesens des Menschen werden, welches von einem Dasein auf Erden auf das nächste übergeht. Das Gehirn, der Sitz der menschlichen Erinnerung und Verstandesthätigkeit erneuert sich bei jeder Geburt und hat kein Gedächtnis für das, was die Seele in einem früheren Dasein erfahren hat; woW aber bleiben die wesentlichen Eigen"schaften und Eindrücke der Seele bestehen und bilden die Grundlage des Charakters der Persönlichkeit, welche sie im nächsten Leben darzustellen berufen ist. Auch wäre eine einzige oder einhundert Lebenserscheinungen auf Erden viel zu wenig, um der Seele alle

Erden auf das nächste übergeht. Das Gehirn,

der Sitz der menschlichen Erinnerung und

Verstandesthätigkeit erneuert sich bei jeder

Geburt und hat kein Gedächtnis für das, was

die Seele in einem früheren Dasein erfahren

hat; wohl aber bleiben die wesentlichen Eigen-

schaften und Eindrücke der Seele bestehen

und bilden die Grundlage des Charakters der

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Persönlichkeit, welche sie im nächsten Leben

darzustellen berufen ist. Auch wäre eine ein-

zige oder einhundert Lebenserscheinungen

auf Erden viel zu wenig, um der Seele alle

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-

diejenigen Erfahrungen möglich zu machen,

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welche nötig sind, um sie auf den Weg der

Erkenntnis zu führen. Die Wiederverkör-

diejenigen Erfahrungen möglich zu machen, welche nötig sind, um sie auf den Weg der Erkenntnis zu führen. Die Wiederverkörperung zum Zwecke der Vollendung des Karma ist deshalb nicht eine Hypothese, die "möglicherweise wahr sein kann", sondern für jeden, der das Gesetz begreift, eine Thatsache, die ebenso exakt wissenschaftlich begründet ist, als der Glaube, dass die Sonne morgen wieder aufgehen wird, nachdem sie heute untergegangen ist.

perung zum Zwecke der Vollendung des

Karma ist deshalb nicht eine Hypothese, die

„möglicherweise wahr sein kann", sondern für

jeden, der das Gesetz begreift, eine Thatsache,

die ebenso exakt wissenschaftlich begründet

ist, als der Glaube, dass die Sonne morgen

wieder aufgehen wird, nachdem sie heute

untergegangen ist.

Viele glauben, dass man durch ein vorur-

teilsfreies Vergleichen von Theorien und

Meinungen sich die Erkenntnis der Wahrheit

verschaffen könne; aber aus dem Schein kann

nichts anderes als ein Schein hervorgehen,

Wahrscheinlichkeiten erzeugen nichts anderes

als eine Wahrscheinlichkeit. Die Wahrheit

selbst beruht auf nichts anderem als auf sich

selbst. Sie wird durch keinerlei Vergleiche

und objektive Beobachtungen erzeugt; sie ist

eine lebendige Kraft, die erst dann erkannt

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wird, wenn sie in unser Selbstbewusstsein

tritt, ein Licht, das erst dann die Seele mit

Klarheit erfüllt, wenn es in ihr leuchtet. Da

giebt es eine unendliche Menge von falschen

Viele glauben, dass man durch ein vorurteilsfreies Vergleichen von Theorien und Meinungen sich die Erkenntnis der Wahrheit verschaffen könne; aber aus dem Schein kann nichts anderes als ein Schein hervorgehen, Wahrscheinlichkeiten erzeugen nichts anderes als eine Wahrscheinlichkeit. Die Wahrheit selbst beruht auf nichts anderem als auf sich selbst. Sie wird durch keinerlei Vergleiche und objektive Beobachtungen erzeugt; sie ist' eine lebendige Kraft, die erst dann erkannt wird, wenn sie in unser Selbstbewusstsein tritt, ein Licht, das erst dann die Seele mit Klarheit erfüllt, wenn es in ihr leuchtet. Da giebt es eine unendliche Menge von falschen

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-

Empfindungen und irrigen Meinungen, welche

das Erwachen dieses Bewusstseins verhin-

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dern, eine Menge von Unrat, welche das

Empfindungen und irrigen Meinungen, welche das Erwachen dieses Bewusstseins verhindem, eine Menge von U orat, welche das Erwecken des in der Tiefe verborgenen göttlichen Funkens verzögert und erst hinweggeschafft werden muss.

Erwecken des in der Tiefe verborgenen gött-

lichen Funkens verzögert und erst hinweg-

geschafft werden muss.

Nach den Gesetzen der Mechanik würde

eine in Bewegung gesetzte Kugel ins Un-

endliche fortrollen, wenn sie dabei nicht den

Widerstand der Reibung zu überwinden hätte.

So folgt auch der menschliche Körper Ge-

wohnheiten, bei denen es vielerlei Reibungen

bedarf, ehe sie abgelegt werden. Desgleichen

haben Gemüt und Geist ihre erworbenen

Neigungen; der Mensch rennt sozusagen hun-

dertmal mit dem Kopfe gegen die Wand,

ehe er begreift, dass die Wand härter ist als

Nach den Gesetzen der Mechanik würde eine in Bewegung gesetzte Kugel ins U nendliche fortrollen, wenn sie dabei nicht den Widerstand der Reibung zu überwinden hätte. So folgt auch der menschliche KÖrPer Gewohnheiten, bei denen es vielerlei Reibungen bedarf, ehe sie abgelegt werden. Desgleichen haben Gemüt und Geist ihre erworbenen Neigungen; der Mensch rennt sozusagen hundertmal mit dem Kopfe gegen die Wand, ehe er begreift, dass die Wand härter ist als der Kopf, und dass es klüger ist, nachzugeben. Die Beziehungen, welche in früheren Leben zwischen verwandten Seelen geschaffen wurden, hören durch den Umzug der Seele von einem Hause in ein anderes nicht auf. Die Komödien, Tragödien und Tragikomödien der Lebenserscheinung auf Erden wiederholen sich, der Vorhang geht auf und nieder, und dasselbe Stück wird, wenn auch mit ver-

der Kopf, und dass es klüger ist, nach-

zugeben. Die Beziehungen, welche in früheren

Leben zwischen verwandten Seelen geschaffen

wurden, hören durch den Umzug der Seele

von einem Hause in ein anderes nicht auf.

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Die Komödien, Tragödien und Tragikomö-

dien der Lebenserscheinung auf Erden wieder-

holen sich, der Vorhang geht auf und nieder,

und dasselbe Stück wird, wenn auch mit ver-

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änderten Scenerien weiter gespielt und wie-

derholt, bis die Lektion gelernt und man aus

der Rolle herausgewachsen ist. So dreht

änderten Scenerien weiter gespielt und wiederholt, bis die Lektion gelernt und man aus der Rolle herausgewachsen ist. So dreht sich das Rad und wir in ihm; nur am Mittelpunkte, wo die Speichen zusammenlaufen, ist Ruhe. Deshalb erlangt die wahre Ruhe nur derjenige, welcher aus der Flucht der Erscheinungen nach dem Mittelpunkte strebt, wo die Sonne der Weisheit scheint.

sich das Rad und wir in ihm; nur am Mittel-

punkte, wo die Speichen zusammenlaufen, ist

Ruhe. Deshalb erlangt die wahre Ruhe nur

derjenige, welcher aus der Flucht der Er-

scheinungen nach dem Mittelpunkte strebt,

wo die Sonne der Weisheit scheint.

Dieser Mittelpunkt ist in uns selbst, in der

Tiefe unseres Selbstbewusstseins, wo es keine

täuschende „Selbstheit" mehr giebt. Er ist

der Sitz des Friedens, welcher weder der Un-

wissenheit (Tamas), noch der Begierde nach

Frieden (Rajas), sondern der wahren Er-

kenntnis (Sattwa) entspringt. Es ist dies

kein selbstsüchtiger Zustand, sondern ein Frie-

den, der über alle „Selbstheit" erhaben ist,

und den nur derjenige kennt, der sein wahres

Selbst im Ganzen, in Gott, gefunden hat.

Rückert sagt:

„Wer feige Frieden sucht, nur für sein eigen Teil,

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Wird zum Verräter an der Welt gemeinem Heil.

Dieser Mittelpunkt ist in uns selbst, in der Tiefe unseres Selbstbewusstseins, wo es keine täuschende "Selbstheit" mehrgiebt. Er ist der Sitz des Friedens, welcher weder der Unwissenheit (Tamas), noch der Begierde nach Frieden (Rajas), sondern der wahren Erkenntnis (Sattwa) entspringt.. Es ist dies kein selbstsüchtiger Zustand, sondern ein Frieden, der über alle "Selbstheit" erhaben ist, und den nur derjenige kennt, der sein wahres Selbst im Ganzen, in Gott, gefunden hat.

Zu fördern Menschenglück mit aller Kraft hienieden,

Kein Opfer ist zu gross, als nur der Seele Frieden.

Lotuslilütcn XL1X. 51

Rückert sagt: "Wer feige Frieden sucht, nur für sein eigen Teil, Wird zum Verräter an der Welt gemeinem Heil. Zu fördern Menscbenglück mit aller Kraft bienieden, Kein Opfer ist zu gross, als nur der Seele Frieden. Lotnsh1ütcn XLIX.

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„Doch lassvon keiner Macht, von keinem Ruhm dich zwingen,

-

Von keiner Liebe selbst, dies Opfer ihr zu bringen.

Das ist nicht Eigensucht, noch schwerer Pflichten Scheue,

"Doch lass von keiner Macht, von keinem Ruhm dich zwingen, Von keiner Liebe selbst, dies Opfer ihr zu bringen. Das ist nicht Eigensucht, noch schwerer Pflichten Scheue, Es ist die deinem Ich, dem ew'gen, schuld'ge Treue. ce

Es ist die deinem Ich, dem ew'gen, schuld'ge Treue."

Der Anfang und das Ende der ganzen

okkulten Wissenschaft ist die Erkenntnis,

dass alle Geschöpfe dem Wesen nach eins

und nur in den Erscheinungen, als welche

diese Einheit sich offenbart, von einander ver-

schieden sind. Unter tausend Eisgebilden ist

jedes in seiner Art von den anderen ver-

Der Anfang und das Ende der ganzen okkulten Wissenschaft ist die Erkenntnis, dass alle Geschöpfe dem Wesen nach eins und nur in den Erscheinungen, als welche diese Einheit sich offenbart, von einander verschieden sind. Unter tausend Eisgebilden ist jedes in seiner Art von den anderen verschieden; das eine mit fremden Substanzen vermengt, das andere klar, das eine eckig, das andere rund. Dennoch sind sie alle ihrem Wesen nach Wasser. So ist auch das wahre Selbstbewusstsein in jedem Menschen nur eines; es ist -nur ein Gott, aber vielerlei Gefässe, in denen sein Leben sich offenbart. Soll diese Thatsache nicht bloss theoretisch erkannt, sondern zur praktischen Erkenntnis werden, so muss sie praktisch ausgeübt werden. Dies geschieht durch die Werke der Liebe, des Mitleidens und der Barmherzigkeit, welche den Menschen über den Selbstwahn erheben, Es genügt nicht, dass ich mir einbilde, zu wissen, dass mein wahres Ich das Ich des ganzen Weltalls sei, sondern diese Wahrheit wird nur

schieden; das eine mit fremden Substanzen

vermengt, das andere klar, das eine eckig,

das andere rund. Dennoch sind sie alle ihrem

Wesen nach Wasser. So ist auch das wahre

Selbstbewusstsein in jedem Menschen nur

eines; es ist nur ein Gott, aber vielerlei Ge-

fässe, in denen sein Leben sich offenbart. Soll

diese Thatsache nicht bloss theoretisch erkannt,

sondern zur praktischen Erkenntnis werden,

so muss sie praktisch ausgeübt werden. Dies

geschieht durch die Werke der Liebe, des

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Mitleidens und der Barmherzigkeit, welche

den Menschen über den Selbstwahn erheben,

Es genügt nicht, dass ich mir einbilde, zu

wissen, dass mein wahres Ich das Ich des ganzen

Weltalls sei, sondern diese Wahrheit wird nur

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— 755 —

durch die That erkannt. Indem ich etwas

-

Gutes für einen andern vollbringe, ohne dabei

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an mich selber zu denken, handle ich für mein

eigenes, in einer anderen Erscheinung auf-

durch die That erkannt. Indem ich etwas Gutes für einen andern vollbringe, ohne dabei an mich selber zu denken, handle ich für mein eigenes, in einer anderen Erscheinung auftretendes Ich und mache meine Erkenntnis der Einheit mit dem andern zur That, welche diese Erkenntnis befestigt. Dies ist die wissenschaftliche Grundlage der Lehre von der Erhabenheit über das eigene Selbst.

tretendes Ich und mache meine Erkenntnis der

Einheit mit dem andern zur That, welche

diese Erkenntnis befestigt. Dies ist die wissen-

schaftliche Grundlage der Lehre von der Er-

habenheit über das eigene Selbst.

Wer dies einsehen kann, der begreift, dass

die göttliche Liebe und die göttliche Erkennt-

nis (Weisheit) eins und dasselbe sind. Beide

sind nur eine einzige geistige Kraft, die so

wie jede andere Kraft nur durch die That

und den dabei zu überwindenden Widerstand

stark werden kann. Diese Kraft ist ein

„Feuer", das nicht aus dem Gehirne, sondern

dem Herzen entspringt. Die wahre geistige

Erkenntnis hat nichts mit Theorien, Beobach-

tungen und Vorstellungen zu thun, sondern

nur mit der selbstlos gewordenen Liebe. Des-

halb wurde dieses Feuer von den Alchemisten

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und Rosenkreuzern als das wichtigste von

Wer dies einsehen kann, der begreift, dass die göttliche Liebe und die göttliche Erkenntnis (Weisheit) eins und dasselbe sind. Beide sind nur eine einzige geistige Kraft, die so wie jede andere Kraft nur durch die That und den dabei zu überwindenden Widerstand stark werden kann. Diese Kraft ist ein "Feuer", das nicht aus dem Gehirne, sondern dem Herzen entspringt. Die wahre geistige Erkenntnis hat nichts mit Theorien, Beobachtungen und Vorstellungen zu thun, sondern nur mit der selbstlos gewordenen Liebe. Deshalb wurde dieses Feuer von den Alchemisten und Rosenkreuzern als das wichtigste von allen Dingen geschildert. So heisst es z. B. in den "Geheimen Symbolen" der Rosenkreuzer des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts: 51 *

allen Dingen geschildert. So heisst es z. B. in

den „Geheimen Symbolen" der Rosenkreuzer

des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts:

5i*

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— 756 —

„Verlange nach dem Feuer und suche das Feuer, so wirst

du es finden.

Entzünde ein Feuer und füge Feuer dem Feuer hinzu.

"Verlange nach dem Feuer und suche das Feuer, so wirst du es finden. Entzünde ein Feuer und fUge Feuer dem Feuer hinzu. Koche das Feuer im Feuer, wirf Körper, Seele und Geist in das Feuer, So wirst du tot oder lebend das Feuer besitzen. Himmel und Erde werden in diesem Feuer verschwinden, Und es wird nur mehr ein einziges vierfaches Feuer sein."*)

Koche das Feuer im Feuer, wirf Körper, Seele und Geist

in das Feuer,

So wirst du tot oder lebend das Feuer besitzen.

Himmel und Erde werden in diesem Feuer verschwinden,

Und es wird nur mehr ein einziges vierfaches Feuer sein."*)

Dies ist etwas ganz anderes als irdische

Gelehrsamkeit und theologische Spekulation,

und auch etwas ganz anderes als die alltäg-

liche, auf den Selbstwahn gegründete Mora-

lität, welche von der Vorstellung ausgeht:

„Ich bin besser als du"; denn in dieser Er-

kenntnis giebt es kein „ich" und „du", sie ist

über alle Getrenntheit erhaben; keine „Bruder-

Dies ist etwas ganz anderes als irdische Gelehrsamkeit und theologische Spekulation, und auch etwas ganz anderes als die alltägliche, auf den Selbstwahn gegründete Moralität, welche von der Vorstellung ausgeht: "Ich bin besser als du"; denn in dieser Erkenntnis giebt es kein "ich" und "du", sie ist über alle Getrenntheit erhaben; keine "Bruderschaft", sondern nur noch das eine, alles umfassende Selbst. Höher als alles menschliche Wissen und höher als alle selbstgefällige Moralität ist die Gotteserkenntnis im Menschen. Gott ist weder moralisch noch unmoralisch, weder gelehrt noch unwissend; in ihm hören alle menschlichen Eigenschaften auf, und wer in die göttliche Selbsterkenntnis eingeht, der ist Eins mit ihr in Gott. Die intellektuelle Begabung ist ein sehr wert-

schaft", sondern nur noch das eine, alles um-

fassende Selbst. Höher als alles menschliche

Wissen und höher als alle selbstgefällige

Moralität ist die Gotteserkenntnis im Men-

schen. Gott ist weder moralisch noch un-

moralisch, weder gelehrt noch unwissend; in

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ihm hören alle menschlichen Eigenschaften

auf, und wer in die göttliche Selbsterkenntnis

eingeht, der ist Eins mit ihr in Gott. Die

intellektuelle Begabung ist ein sehr wert-

*) „The Secret Symbols of the Rosicrucians." Occult

Publ. Co., Boston, Mass.

*) "The Secret Symbols of the Rosicrucians." Publ. Co., Boston, Mass.

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Occult

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— 757 —

-

volles Ding, aber die Spiritualität (geistige

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Intelligenz) geht noch weit darüber hinaus.

Man darf die beiden nicht mit einander ver-

volles Ding, aber die Spiritualität (geistige Intelligenz) geht noch weit darüber hinaus. Man darf die beiden nicht mit einander verwechseln. Es giebt Leute, welche viel Scparfsinn und dennoch keinen Geist haben, gerade so, wie es körperlich grosse Lümmel giebt, ohne eine Spur von Genie. Es giebt in der Wissenschaft vielerlei Ansichten und Meinungen, aber der Geist der Wahrheit ist nur einer und seine Erkenntnis nur eine einzige; man sollte den einen Geist nicht mit seinen vielfältigen Offenbarungen, den Wein nicht mit den verschieden geformten Gefässen, in denen er enthalten ist, verwechseln. Die materielle Wissenschaft betrachtet den Wein als ein Produkt des Gefässes, das Leben als ein Resultat der organischen Lebensthätigkeit, den Geist als ein Erzeugnis des Verstandes, der ihn begreift. Deshalb ist auch eine Übereinstimmung zwischen diesen verkehrten Ansichten und de:r: "okkulten Wissenschaft", die auf der Erkenntnis des Ewigen beruht, eine Unmöglichkeit.

wechseln. Es giebt Leute, welche viel Scharf-

sinn und dennoch keinen Geist haben, gerade

so, wie es körperlich grosse Lümmel giebt,

ohne eine Spur von Genie. Es giebt in der

Wissenschaft vielerlei Ansichten und Mei-

nungen, aber der Geist der Wahrheit ist nur

einer und seine Erkenntnis nur eine einzige;

man sollte den einen Geist nicht mit seinen

vielfältigen Offenbarungen, den Wein nicht

mit den verschieden geformten Gefässen, in

denen er enthalten ist, verwechseln. Die

materielle Wissenschaft betrachtet den Wein

als ein Produkt des Gefässes, das Leben als

ein Resultat der organischen Lebensthätig-

keit, den Geist als ein Erzeugnis des Ver-

standes, der ihn begreift. Deshalb ist auch

eine Übereinstimmung zwischen diesen ver-

kehrten Ansichten und der „okkulten Wissen-

schaft", die auf der Erkenntnis des Ewigen

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beruht, eine Unmöglichkeit.

Der vom Selbstwahn befangene Moralist

ärgert sich vielleicht darüber, dass er noch

nicht so vollkommen ist, als er es gern sein

Der vom Selbstwahn befangene Moralist ärgert sich vielleicht darüber, dass er noch nicht so vollkommen ist, als er es gern sein

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— 758 —

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möchte. Auch er hält das Haus, in welchem

er wohnt, für sein eigenes Selbst und verkennt

möchte. Auch er hält das Haus, in welchem er wohnt, für sein eigenes Selbst und verkennt den Nutzen des Irrtums. Wer so tugendhaft und moralisch wäre, dass er niemals mehr in die Gefahr käme, zu sündigen, der hätte auf der Welt nichts mehr zu holen oder zu lernen und es wäre für ihn besser, wenn er gleich im Himmel geblieben wäre, statt auf die Erde zu kommen. Der Weise ist fähig, sich objektiv zu betrachten. Er weiss, dass er nicht das Haus, sondern der Eigentümer des Hauses, nicht seine Persönlichkeit, sondern der Erzieher seiner Persönlichkeit und dieselbe sein Gefäss und Werkzeug ist. Diese Persönlichkeit bedarf der Erfahrung. Sie muss den Irrtum kennen lernen, um sich über denselben zu erheben, so wie ein Mensch erst dann schwimmen lernen kann, wenn er selber im Wasser ist, oder wie man des harten Bodens bedarf, um seine Füsse darauf zu setzen, wenn man die Spitze eines Berges erklimmen will. Da findet denn mancher, dass das, was er für festen Boden hielt, ein lockerer Stein, oder was er für grünen Rasen hielt, die Decke eines Sumpfes ist, und um den Verlockungen, die er am Wege findet, zu widerstehen, muss er begreifen, dass sie

den Nutzen des Irrtums. Wer so tugendhaft

und moralisch wäre, dass er niemals mehr in

die Gefahr käme, zu sündigen, der hätte auf

der Welt nichts mehr zu holen oder zu lernen

und es wäre für ihn besser, wenn er gleich

im Himmel geblieben wäre, statt auf die

Erde zu kommen. Der Weise ist fähig, sich

objektiv zu betrachten. Er weiss, dass er

nicht das Haus, sondern der Eigentümer des

Hauses, nicht seine Persönlichkeit, sondern

der Erzieher seiner Persönlichkeit und die-

selbe sein Gefäss und Werkzeug ist. Diese

Persönlichkeit bedarf der Erfahrung. Sie

muss den Irrtum kennen lernen, um sich

über denselben zu erheben, so wie ein Mensch

erst dann schwimmen lernen kann, wenn er

selber im Wasser ist, oder wie man des harten

Bodens bedarf, um seine Füsse darauf zu

setzen, wenn man die Spitze eines Berges

erklimmen will. Da findet denn mancher,

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dass das, was er für festen Boden hielt, ein

lockerer Stein, oder was er für grünen Rasen

hielt, die Decke eines Sumpfes ist, und um

den Verlockungen, die er am Wege findet,

zu widerstehen, muss er begreifen, dass sie

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nichts als Täuschungen und Verlockungen

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sind. Wenn er sie völlig als solche erkennt,

nichts als Täuschungen und Verlockungen sind. Wenn er sie völlig als solche erkennt, so hat er sie auch überwunden. Der erkenntnislose Moralist verdankt seine Moralität der Unwissenheit, Furcht vor Strafe oder Gier nach Belohnung. Sie ist gehaltlos und nicht echt. Ein Mensch ohne geistige Erkenntnis kann wissenschaftlich gebildet und religiös erzogen sein; aber seineWissenschaft ist ein Hirngespinst und seine Moral nichts als Dressur.

so hat er sie auch überwunden. Der erkennt-

nislose Moralist verdankt seine Moralität der

Unwissenheit, Furcht vor Strafe oder Gier

nach Belohnung. Sie ist gehaltlos und nicht

echt. Ein Mensch ohne geistige Erkenntnis

kann wissenschaftlich gebildet und religiös er-

zogen sein; aber seine Wissenschaft ist ein Hirn-

gespinst und seine Moral nichts als Dressur.

Für Tiere passt die Dressur, für Men-

schen die Entwicklung des Geistes. Die

geistige Erleuchtung ist nicht ein Resultat

der Erlernung von Theorien und auch nicht

der Dressur, sondern der Offenbarung des

Geistes durch dessen eigene Kraft. Geist

wird durch Geist genährt. Aus dem Samen-

korn entspringt ein Keim und dieser wächst

zum Baume empor, nicht durch Änderungen,

die an der Zusammensetzung des Samen-

korns vorgenommen werden, sondern durch

die Nahrung, die ihm zugeführt wird und

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durch den Einfluss des Lichtes, das er sich

Für Tiere passt die Dressur, für Menschen die Entwicklung des Geistes. Die geistige Erleuchtung ist nicht ein Resultat der Erlernung von Theorien und auch nicht der Dressur, sondern der Offenbarung des Geistes durch dessen eigene Kraft. Geist wird durch Geist genährt. Aus dem Samenkorn entspringt ein Keim und dieser wächst .. ) zum Baume empor, nicht durch Anderungen, die an der Zusammensetzung des Samenkorns vorgenommen werden, sondern durch die Nahrung, die ihm zugeführt wird und durch den Einfluss des Lichtes, das er sich nicht selber erschafft. Nimmt er untaugliche Nahrung in sich auf, so geht er dabei zu Grunde oder verkrüppelt; die Hand der Na-

nicht selber erschafft. Nimmt er untaugliche

Nahrung in sich auf, so geht er dabei zu

Grunde oder verkrüppelt; die Hand der Na-

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— 760 —

tur kann ihn dann nicht zu einem vollkom-

menen Baume gestalten. Der Mensch unter-

tur kann ihn dann nicht zu einem vollkommenen Baume gestalten. Der Mensch unterliegt demselben Gesetz, aber er hat vor der Pflanze den Vorteil voraus, dass er sich je nach dem Grade seiner Erkenntnis die Bedingungen schaffen kann, unter denen er die Weisheit zwar nicht erschaffen, wohl aber sich ihrer Offenbarung zugänglich machen kann.

liegt demselben Gesetz, aber er hat vor der

Pflanze den Vorteil voraus, dass er sich je nach

dem Grade seiner Erkenntnis die Bedingungen

schaffen kann, unter denen er die Weisheit

zwar nicht erschaffen, wohl aber sich ihrer

Offenbarung zugänglich machen kann.

Ist der Baum aus der Erde emporge-

wachsen, so wird seine Stärke durch den

Kampf mit seiner Umgebung bedingt. Eine

Tanne, die mitten im Dickicht steht und

durch ihre Kameraden von allen Seiten ge-

schützt ist, entfaltet sich nur am oberen Teil,

der Stamm bleibt kahl und schwach, und

trifft sie der Sturmwind, so wird sie leicht

entwurzelt; aber der auf festem Grunde

wurzelnde, alleinstehende Baum hat von

Ist der Baum aus der Erde emporgewachsen, so wird seine Stärke durch den Kampf mit seiner Umgebung bedingt. Eine Tanne, die mitten im Dickicht steht und durch ihre Kameraden von allen Seiten geschützt ist, entfaltet sich nur am oberen Teil, der Stamm bleibt kahl und schwach, und trifft sie der Sturmwind, so wird sie leicht entwurzelt; aber der auf festem Grunde wurzelnde, alleinstehende Baum hat von frühester Jugend an mit den Winden zu kämpfen, er gräbt seine Wurzeln tief in den Erdboden ein und seine Zweige streben nach allen Richtungen dem Lichte entgegen. Der Sturmwind wird ihm nicht schaden, so lange er nicht vom Alter morsch geworden ist.

frühester Jugend an mit den Winden zu

kämpfen, er gräbt seine Wurzeln tief in den

Erdboden ein und seine Zweige streben nach

allen Richtungen dem Lichte entgegen. Der

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Sturmwind wird ihm nicht schaden, so lange

er nicht vom Alter morsch geworden ist.

Ein solcher Same ist aber auch der

Mensch, insofern seine Individualität in Be-

Ein solcher Same ist aber auch der Mensch, insofern seine Individualität in Be-

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— 7.61 —

7.61

tracht kommt, deren Umfang und Stärke

von der Kraft und Ausbreitung seines wah-

tracht kommt, deren Umfang und Stärke von der Kraft und Ausbreitung seines wahren Selbstbewusstseins abhängig ist. J ahrtausende wandelt er durch wiederholte Erdenleben, bis endlich der schlummernde Funke der Gotteserkenntnis in ihm erwacht und durch das Feuer der Liebe zur Flamme wird, deren Licht seine Seele erleuchtet und seinen Verstand klar macht. Da erfüllt ihn dann nicht die Theorie, wohl aber die praktische Erkenntnis seiner Manneswürde. Das Licht von oben dringt in die Tiefe seines Bewusstseins ein und erhebt dasselbe. Nun erst beginnt der eigentliche Kampf mit den Mächten der Finsternis. Als ein Menschentier hat er den Kampf ums irdische und intellektuelle Dasein gekämpft; er musste seine Selbstheit unter anderen Selbstheiten zur Geltung brin gen und seine Organisation zu einem tauglichen Gefässe für die Offenbarung des Geistes machen. Nun aber ist der Geist in ihm zum Bewusstsein gekommen, seine geistige Empfindung und Wahrnehmung erwacht und er erkennt die Natur der Kräfte, welche ihn umgeben, auf ihn einwirken und in ihm Begierden und Leidenschaften hervorrufen. Er lernt sie zu be-

ren Selbstbewusstseins abhängig ist. Jahr-

tausende wandelt er durch wiederholte Erden-

leben, bis endlich der schlummernde Funke

der Gotteserkenntnis in ihm erwacht und

durch das Feuer der Liebe zur Flamme wird,

deren Licht seine Seele erleuchtet und sei-

nen Verstand klar macht. Da erfüllt ihn

dann nicht die Theorie, wohl aber die prak-

tische Erkenntnis seiner Manneswürde. Das

Licht von oben dringt in die Tiefe seines

Bewusstseins ein und erhebt dasselbe. Nun

erst beginnt der eigentliche Kampf mit den

Mächten der Finsternis. Als ein Menschen-

tier hat er den Kampf ums irdische und in-

tellektuelle Dasein gekämpft; er musste seine

Selbstheit unter anderen Selbstheiten zur

Geltung bringen und seine Organisation zu

einem tauglichen Gefässe für die Offen-

barung des Geistes machen. Nun aber ist

der Geist in ihm zum Bewusstsein gekom-

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men, seine geistige Empfindung und Wahr-

nehmung erwacht und er erkennt die Natur

der Kräfte, welche ihn umgeben, auf ihn

einwirken und in ihm Begierden und Leiden-

schaften hervorrufen. Er lernt sie zu be-

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— 7Ö2 —

herrschen und sie höheren Zwecken dienst-

bar zu machen. Da bricht die harte vom

herrschen und sie höheren Zwecken dienstbar zu machen. Da bricht die harte vom Selbstwahn gebildete Schale entzwei, der geistige Keim dringt aus dem Reiche des Materiellen empor, aus dem Reiche des Dünkens und W ähnens in das Licht der Wahrheit und aus der Verworrenheit in die Klarheit. Wäre kein "Selbst" vorhanden, so gäbe es auch keines zu überwinden und zu beherrschen; wäre das "Böse" nicht da, so gäbe es keine Erkenntnis des Guten, keine geistige Individualität. Nicht in der "Selbstlosigkeit", sondern in der Überwindung des Selbstwahnes ist die Erlösung. Wäre der ~fensch vom Anfange an in seinem Urquell geblieben, so hätte er keine Selbsterkenntnis erlangt. Der Lichtstrahl, welcher aus dieser Urquelle strömte und ins Materielle herunterstieg, wo er in der Täuschung der Selbstheit und des Sonderseins durch Jahrtausende gefangen lag, ist wieder zum Bewusstsein seiner wahren Gottesnatur gekommen und kehrt als bewusster Geist in die Harmonie des Weltalls zurück.

Selbstwahn gebildete Schale entzwei, der

geistige Keim dringt aus dem Reiche des

Materiellen empor, aus dem Reiche des

Dünkens und Wähnens in das Licht der

Wahrheit und aus der Verworrenheit in die

Klarheit. Wäre kein „Selbst" vorhanden, so

gäbe es auch keines zu überwinden und zu

beherrschen; wäre das „Böse" nicht da, so

gäbe es keine Erkenntnis des Guten, keine

geistige Individualität. Nicht in der „Selbst-

losigkeit", sondern in der Überwindung des

Selbstwahnes ist die Erlösung. Wäre der

Mensch vom Anfange an in seinem Urquell

geblieben, so hätte er keine Selbsterkenntnis

erlangt. Der Lichtstrahl, welcher aus dieser

Urquelle strömte und ins Materielle herunter-

stieg, wo er in der Täuschung der Selbst-

heit und des Sonderseins durch Jahrtausende

gefangen lag, ist wieder zum Bewusstsein

seiner wahren Gottesnatur gekommen und

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kehrt als bewusster Geist in die Harmonie

des Weltalls zurück.

Zahlreich sind die Hindernisse, die sich

um das täuschende Selbst sammeln und zu

Zahlreich sind die Hindernisse, die sich um das täuschende Selbst sammeln und zu

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— 763 ~

dessen Substanz werden. Ein klarer Krystall

sollte die Seele sein, in dem das Bild der

dessen Substanz werden. Ein klarer Krystall sollte die Seele sein, in dem das Bild der Gottheit sich wiederspiegelt; aber dieser Krystall ist ,von Unwissenheit getrübt, von falschen Vorurteilen durchzogen, vom Eigendünkel gefärbt und von Leidenschaften angenagt. Da verbreitet die Eigenliebe ihr falsches Licht, der Grössenwahn steht der Erkenntnis im Wege, die Begierde nach Besitz zerstört den inneren Frieden, die Sucht nach Wissen bringt Verwirrung, die Phantasie spiegelt uns Trugbilder vor, Geiz und Neid ziehen das Gelöste wieder zusammen, Traurigkeit verdunkelt das Gemüt und der Mensch kann von seinen Leidenschaften aus eigener Machtvollkommenheit nicht lassen, weil sie ihm lieb und ein Teil seines angenommenen Wesens sind. Er kann nicht, weil er nicht will.

Gottheit sich wiederspiegelt; aber dieser

Krystall ist von Unwissenheit getrübt, von

falschen Vorurteilen durchzogen, vom Eigen-

dünkel gefärbt und von Leidenschaften an-

genagt. Da verbreitet die Eigenliebe ihr

falsches Licht, der Grössenwahn steht der

Erkenntnis im Wege, die Begierde nach Be-

sitz zerstört den inneren Frieden, die Sucht

nach Wissen bringt Verwirrung, die Phan-

tasie spiegelt uns Trugbilder vor, Geiz und

Neid ziehen das Gelöste wieder zusammen,

Traurigkeit verdunkelt das Gemüt und der

Mensch kann von seinen Leidenschaften aus

eigener Machtvollkommenheit nicht lassen,

weil sie ihm lieb und ein Teil seines ange-

nommenen Wesens sind. Er kann nicht,

weil er nicht will.

Da kommt die Kraft des göttlichen Willens

seinem Willen zu Hilfe; denn der göttliche

Wille ist die Kraft der selbstlosen Liebe,

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wodurch die Erkenntnis der Einheit in allem

geboren wird und welche die Täuschung der

Selbstheit zerstört. Diese Kraft wirkt um so

stärker, je mehr sie ausgeübt und durch die

Da kommt die Kraft des göttlichen Willens seinem Willen zu Hilfe; denn der göttliche Wille ist die Kraft der selbstlosen Liebe, wodurch die Erkenntnis der 'Einheit in allem geboren wird und welche die Täuschung der Selbstheit zerstört. Diese Kraft wirkt um so stärker, je mehr sie ausgeübt und durch die

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— 764 —

That befestigt wird. Der Vorgang der Erlö-

sung hat somit ebensogut seine exakt wissen-

That befestigt wird. Der Vorgang der Erlösung hat somit ebensogut seine exakt wissenschaftlicheErklärung als wie irgend ein anderes Problem in der Naturwissenschaft.

schaftliche Erklärung als wie irgend ein anderes

Problem in der Naturwissenschaft.

Jede Kraft wächst im Verhältnis zu dem

Widerstande, den sie überwindet. Die Flamme

wird vom Brennstoffe, den sie verzehrt, ge-

nährt. Wo keine Neigung zur Sünde vor-

handen ist, da giebt es nichts zu besiegen

und nichts zu beherrschen. Ein energieloser

Mensch ist zum Guten wie zum Bösen gleich

unfähig. Das Böse selbst ist ein Mittel zur

Jede Kraft wächst im Verhältnis zu dem Widerstande, den sie überwindet. Die Flamme wird vom Brennstoffe, den sie verzehrt, genährt. Wo keine Neigung zur Sünde vorhanden ist, da giebt es nichts zu besiegen und nichts zu beherrschen. Ein energieloser Mensch ist zum Guten wie zum Bösen gleich unfähig. Das Böse selbst ist ein Mittel zur Offenbarung des Guten, so wie das brennende Holz ein Mittel zur Offenbarung des Lichtes ist. Je grösser der Widerstand der Materie ist, um so grosser wird die Kraft des Geistes, welcher diesen Widerstand überwindet. Dieses Gesetz gilt im Geistigen sowohl als in der Mechanik. Es giebt unter den Menschen zarte Pflanzen, die ihr Leben lang gegen jeden Windhauch geschützt werden und deshalb auch stets Schwächlinge bleiben. Andere sind wie die vom Nordwind umbrauste Eiche allen Stürmen des Schicksals ausgesetzt. Sie können vom Blitze zerschmettert, aber vom Sturme nicht entwurzelt werden.

Offenbarung des Guten, so wie das brennende

Holz ein Mittel zur Offenbarung des Lichtes

ist. Je grösser der Widerstand der Materie

ist, um so grösser wird die Kraft des Geistes,

welcher diesen Widerstand überwindet. Die-

ses Gesetz gilt im Geistigen sowohl als in

der Mechanik. Es giebt unter den Menschen

zarte Pflanzen, die ihr Leben lang gegen

jeden Windhauch geschützt werden und des-

halb auch stets Schwächlinge bleiben. Andere

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sind wie die vom Nordwind umbrauste Eiche

allen Stürmen des Schicksals ausgesetzt. Sie

können vom Blitze zerschmettert, aber vom

Sturme nicht entwurzelt werden.

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— 765 —

Der Allgeist tritt in unzähligen Formen

und Erscheinungen auf; er erfüllt die ver-

schiedenartigsten Gefässe und bedient sich

Der Allgeist tritt in unzähligen Formen und Erscheinungen auf; er erfüllt die verschiedenartigsten Gefässe und bedient sich vieler verschiedener Werkzeuge. Jedes dieser Gefässe hat seine Evolutionsgeschichte durchzumachen, ehe es zur Erkenntnis des ihm innewohnenden A1lgeistes kommt. Millionen von Jahren dauerte es, ehe das Tierreich sich aus dem Mineralreiche und Pflanzenreiche entwickelte, und tierähnliche Menschenformen fähig wurden, den göttlichen Geist in sich aufzunehmen. Ist einmal die Seele zum Grade der Menschheit aufgestiegen, so sind noch viele Verkörperungen in der Materie nötig, ehe sie zur vollkommenen Selbsterkenntnis gelangen und ihren Kreislauf vollenden kann.

vieler verschiedener Werkzeuge. Jedes die-

ser Gefässe hat seine Evolutionsgeschichte

durchzumachen, ehe es zur Erkenntnis des

ihm innewohnenden Allgeistes kommt. Millio-

nen von Jahren dauerte es, ehe das Tierreich

sich aus dem Mineralreiche und Pflanzen-

reiche entwickelte, und tierähnliche Menschen-

formen fähig wurden, den göttlichen Geist

in sich aufzunehmen. Ist einmal die Seele

zum Grade der Menschheit aufgestiegen, so

sind noch viele Verkörperungen in der Ma-

terie nötig, ehe sie zur vollkommenen Selbst-

erkenntnis gelangen und ihren Kreislauf voll-

enden kann.

Die Entwicklung der Einzelerscheinungen

bestimmt den Charakter des Ganzen. Die

Welt ist nicht ein aus vielerlei in sich selbst

bestehenden Stücken zusammengewürfelter

Haufe, sondern dem Wesen nach ist alles

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eins. Es ist wie ein Fluss, in welchem un-

zählige Strömungen nebeneinander laufen

oder sich kreuzen, und doch alle nur Wasser

sind. Jeder Tropfen bleibt in der Strömung,

Die Entwicklung der Einzelerscheinungen bestimmt den Charakter des Ganzen. Die Welt ist nicht ein aus vielerlei in sich selbst bestehenden Stücken zusammengewürfelter Haufe, sondern dem Wesen nach ist alles eins. Es ist wie ein Fluss, in welchem unzählige Strömungen nebeneinander laufen oder sich kreuzen, und doch alle nur Wasser sind. Jeder Tropfen bleibt in der Strömung,

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zu der er gehört, so lange, bis er von einer

-

anderen Strömung erfasst wird; er ändert

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-

dadurch seine Richtung, aber nicht sein We-

sen. Was die Strömungen unter einander

zu der er gehört, so lange, bis er von einer anderen Strömung erfasst wird; er ändert dadurch seine Richtung, aber nicht sein Wesen. Was die Strömungen unter einander verbindet, ist die Art ihrer Bewegung und die Gleichheit der Temperatur. Was die Menschenseelen unter einander verbindet, ist die Art ihres Denkens und die Gleichheit ihrer Empfindung. Die Wirkung des Karma aber beruht auf der Einheit des Wesens in allen Geschöpfen, infolge dessen auch alles, was der Mensch Gutes oder Böses thut, auf ihn selbst zurückfällt.

verbindet, ist die Art ihrer Bewegung und

die Gleichheit der Temperatur. Was die

Menschenseelen unter einander verbindet, ist

die Art ihres Denkens und die Gleichheit

ihrer Empfindung. Die Wirkung des Karma

aber beruht auf der Einheit des Wesens in

allen Geschöpfen, infolge dessen auch alles,

was der Mensch Gutes oder Böses thut, auf

ihn selbst zurückfällt.

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(Fortsetzung folgt.)

(Fortsetzung folgt.)

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I

s

Bruchstücke aus den Hysterien.

(Fortsetzung.)

Herodias.

„Die Wahrheit thnt nicht so viel Gutes in

der Welt, als der falsche Schein der Wahrheit

Übles anrichtet." (La Bochefoncauld.)

Es giebt grosse Kinder in der Welt,

welche, wenn man ihnen ein Märchen erzählt,

dasselbe als eine Erzählung einer äusserlichen

Begebenheit betrachten, die sich thatsächlich

im sinnlichen Leben zugetragen hat. Wenn

Bruchstücke aus den Mysterien.

man ihnen dann sagt, dass die Erzählung

ein Märchen sei, und sich nicht buchstäblich

so zugetragen habe, wie es erzählt wurde,

(Fortsetzung.)

so halten sie das Ganze für eine Lüge; weil

sie den darin verborgenen tiefen Sinn nicht

erfassen können. Der Erwachsene aber, wel-

cher zwischen der Bedeutung eines Märchens

Herodias.

und dessen Einkleidung unterscheiden kann,

erkennt die Wahrheit in der erdichteten

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Form, und die Wahrheit leidet nicht darunter,

,,Die Wahrheit thut nicht 10 viel Gute. in der Welt, alll der fallehe Schein der Wahrheit 'D'b181 anriohtet." (La Rocl18fouoauld.) .

Es

giebt grosse Kinder in der Welt, welche, wenn man ihnen ein Märchen erzählt, dasselbe als eine Erzählung einer äusserlichen Begebenheit betrachten, die sich thatsächlich im sinnlichen Leben zugetragen hat. Wenn man ihnen dann sagt, dass die Erzählung ein Märchen sei, und sich nicht buchstäblich so zugetragen habe, wie es erzählt wurde, so halten sie das Ganze für eine Lüge; weil sie den darin verborgenen tiefen Sinn nicht erfassen können. Der Erwachsene aber, welcher zwischen der Bedeutung eines Märchens und dessen Einkleidung unterscheiden kann, erkennt die Wahrheit in der erdichteten Form, und die Wahrheit leidet nicht darunter,

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— 768 —

dass die Phantasie ihr eine greifbare Form

verleiht, Vielleicht gelingt es uns auch, eine

ewige Wahrheit und sich ewig wiederholende

dass die Phantasie ihr eine greifbare Form verleiht. Vielleicht gelingt es uns auch, eine ewige Wahrheit und sich ewig wiederholende Thatsachen in der Form eines Märchens darzustellen:

Thatsachen in der Form eines Märchens dar-

zustellen:

Es war einmal eine Universalsubstanz,

welche den ganzen "Weltenraum ausfüllte,

und aus welcher alle Dinge gemacht waren,

und die dennoch niemand kannte, weil sie

unsichtbar war; denn obgleich sie alle mög-

lichen Erscheinungen hervorbrachte, welche

man sehen konnte, so sahen die Leute doch

nur diese Erscheinungen, nicht aber die

Substanz selbst, welche ganz klar und durch-

sichtig war. Diese Substanz wurde auch

Es war einmal eine Universalsubstanz, welche den ganzen Weltenraum ausfüllte, und aus welcher alle Dinge gemacht waren, und die dennoch niemand kannte, weil sie unsichtbar war; denn obgleich sie alle möglichen Erscheinungen hervorbrachte, welche man sehen konnte, so sahen die Leute doch nur diese Erscheinungen, nicht aber die Substanz selbst, welche ganz klar und durchsichtig war. Diese. Substanz wurde auch "Weltkraft" oder "Weltseele" genannt und \var von Leben, Empfindung und Bewusstsein durchdrungen, und infolge der Bewegung, welche in ihr stattfand, bildeten sich in ihr verschiedene Eigenschaften oder Daseinszustände, welche sich untereinander verbanden und Aggregate von solchen Kräften oder Eigenschaften darstellten, welche man Organismen oder Elementarwesen nannte. Die Kräfte, aus denen sich diese Verbindungen zusammensetzten, waren verschiedener

„Weltkraft" oder „Weltseele" genannt und

war von Leben, Empfindung und Bewusst-

sein durchdrungen, und infolge der Be-

wegung, welche in ihr stattfand, bildeten sich

in ihr verschiedene Eigenschaften oder Da-

seinszustände, welche sich untereinander ver-

banden und Aggregate von solchen Kräften

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oder Eigenschaften darstellten, welche man

Organismen oder Elementarwesen nannte.

Die Kräfte, aus denen sich diese Verbindun-

gen zusammensetzten, waren verschiedener

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— 769 —

Art; manche verhielten sich „gut", andere

„böse"; die hervorragendsten derselben waren

die Weisheit, die Liebe, der Verstand, die

Art; manche verhielten sich "gut", andere "böse"; die hervorragendsten derselben waren die Weisheit, die Liebe, der Verstand, die Vernunft, Hoffnung, Glaube, Gerechtigkeit u. s. w.; aber da waren auch andere, nicht weniger mächtige Kräfte, wie z. B. die Selbstsucht, der Eigendünkel, Hass, Neid, Bosheit, Begierde, Leidenschaft, Geiz, Furcht, Thorheit, Unwissenheit u. s. w., und alle diese Eigenschaften wirkten auf einander ein, verheirateten sich unter einander und erzeugten Kinder, so dass viele darunter eine sehr zahl.reiche Verwandtschaft hatten. Indem diese Kräfte der Weltseele an gewissen Punkten aufeinander einwirkten, entstanden eine Menge von solchen unsichtbaren Organismen, von denen jeder eine kleine Welt darstellte, die sich· schliesslich verkörperte und sichtbar wurde, und es gab am Ende gerade so viele solcher kleinen Welten, als es in der grossen Welt Menschen giebt; in der That wurden diese kleinen Welten geradezu "Menschen" genannt, und es Waren in jeder derselben im kleinen dieselben Kräfte, wie in der grossen zu finden, und diese Kräfte bekämpf~en sich darin gegenseitig; so dass bald die eine und bald "die andere die Oberherrschaft gewann.

Vernunft, Hoffnung, Glaube, Gerechtigkeit

u. s. w.; aber da waren auch andere, nicht

weniger mächtige Kräfte, wie z. B. die Selbst-

sucht, der Eigendünkel, Hass, Neid, Bosheit,

Begierde, Leidenschaft, Geiz, Furcht, Thor-

heit, Unwissenheit u. s. w., und alle diese

Eigenschaften wirkten auf einander ein, ver-

heirateten sich unter einander und erzeugten

Kinder, so dass viele darunter eine sehr zahl-

reiche Verwandtschaft hatten. Indem diese

Kräfte der Weltseele an gewissen Punkten

aufeinander einwirkten, entstanden eine Menge

von solchen unsichtbaren Organismen, von

denen jeder eine kleine Welt darstellte, die

sich schliesslich verkörperte und sichtbar

wurde, und es gab am Ende gerade so viele

solcher kleinen Welten, als es in der grossen

Welt Menschen giebt; in der That wurden

diese kleinen Welten geradezu „Menschen"

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genannt, und es waren in jeder derselben im

kleinen dieselben Kräfte, wie in der grossen

zu finden, und diese Kräfte bekämpften sich

darin gegenseitig; so dass bald die eine und

bald die andere die Oberherrschaft gewann.

Lotusblüton XLIX. 52

LotusbUlten XLIX.

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— 770 —

-

Nun geschah aber in einer dieser Welten,

77° -

wenn nicht in allen, etwas sehr Sonderbares.

Indem nämlich alle diese Kräfte mit Em-

pfindung begabt waren, und sich gegen einen

einzigen Mittelpunkt in ihrem Organismus

bewegten, entstand in diesem Mittelpunkte

Nun ge~chah aber in einer dieser Welten, wenn nicht in allen, etwas sehr Sonderbares. Indem nämlich alle die6e Kräfte mit Em_ pfindung begabt waren, und sich gegen einen einzigen Mittelpunkt in ihrem Organismus bewegten, entstand in diesem Mittelpunkte die Empfindung und ~as Bewusstsein der Eigenheit; die kleine Welt bildete sich ein, etwas für sich Bestehendes. und von der grossen Weltseele Verschiedenes zu sein, weü sie nicht wusste, dass ihr ganzes Dasein nur von dem momentanen Zusammenwirken fortwährend wechselnder Natureigenschaften abhing, und aus diesem falschen Selbstgefühle entsprang der Wahn der Selbstheit, welcher wuchs und gross wurde, und schliesslich die ganze kleine Welt als ein König beherrschte. Dieser König wurde von einigen "der Eigendünkel", von anderen "Herodes" genannt.

o

die Empfindung und das Bewusstsein der

Eigenheit; die kleine Welt bildete sich ein,

etwas für sich Bestehendes und von der

grossen Weltseele Verschiedenes zu sein, weil

sie nicht wusste, dass ihr ganzes Dasein nur

von dem momentanen Zusammenwirken fort-

während wechselnder Natureigenschaften ab-

hing, und aus diesem falschen Selbstgefühle

entsprang der Wahn der Selbstheit, welcher

0

wuchs und gross wurde, und schliesslich die

ganze kleine Welt als ein König beherrschte.

Dieser König wurde von einigen „der Eigen-

dünkel", von anderen „Herodes" genannt.

Um die Zeit, in welcher sich diese Ge-

schichte zutrug, herrschte der Eigendünkel

in der von ihm ererbten Welt und hatte sei-

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nen Wohnsitz in der Hauptstadt des Reiches,

o

welche gewöhnlich „das Gemüt", mitunter

aber auch „Jerusalem" genannt wird. Seine

rechtmässige Frau war eine Prinzessin aus

Um die Zeit, in welcher sich diese Geschichte zutrug, herrschte der Eigendünkel in der von ihm ererbten Welt und hatte seinen Wohnsitz in der Hauptstadt des Reiches, welche gewöhnlich "das Gemüt", mitunter aber auch ,Je~sa1em" genannt wird. Seine rechtmässige Frau war eine Prinzessin aus

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— 77i —

einem hohen Hause und bekannt unter dem

77 1

Namen „die Selbstlosigkeit". Sie -War be-

scheiden und anspruchslos, aber gerade des-

halb konnte sich der Eigendünkel, dessen

einem hohen Hause und bekannt unter dem Namen "die Selbstlosigkeit", Sie war bescheiden und anspruchslos, aber gerade deshalb konnte sich der Eigendünkel, dessen Natur der ihrigen geradezu entgegengesetzt war, nicht mit ihr vertragen. Er verstiess sie und nahm die Selbstliebe, welche unter dem Namen "Herodias" bekannt und eine Tochter des Verlangens, eines Halbbruders des Königs war, in sein Haus auf. Verschiedene Eigenschaften, wie z~ B. die Gerechtigkeit, die- tu"gend, die Weisheit, das Wohlwollen u. s. w., rieten dem Eigendünkel ab, sich mit der Selbstliebe zu vereinigen; aber des Königs Schwester, die Begierde, riet ihm dazu und ihre Stimme entschied.

Natur der ihrigen geradezu entgegengesetzt

war, nicht mit ihr vertragen. Er verstiess

sie und nahm die Selbstliebe, welche unter

dem Namen „Herodias" bekannt und eine

Tochter des Verlangens, eines Halbbruders

des Königs war, in sein Haus auf. Verschie-

dene Eigenschaften, wie z. B. die Gerechtig-

keit, die Tugend, die Weisheit, das Wohl-

wollen u. s. w., rieten dem Eigendünkel ab,

sich mit der Selbstliebe zu vereinigen; aber

des Königs Schwester, die Begierde, riet ihm

dazu Und ihre Stimme entschied.

Unter denjenigen, .welche dieser Verbin-

dung am meisten entgegen waren, befand

sich ein von Gott erleuchteter Mann, namens

„Verstand", welcher im ganzen Lande als

ein Prophet galt, und in der Geschichte

unter dem Namen „Johannes der Täufer" be-

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kannt ist, weil er mit seinen Gedanken die

tierischen Empfindungen taufte und sie da-

durch zu menschlichen Empfindungen machte.

Furchtlos und ohne Unterlass donnerte die

52*

Unter denjenigen, .welche dieser Verbindung am meisten entgegen waren, befand sich ein von Gott erleuchteter Mann, namens "Verstand", welcher im ganzen Lande als ein Prophet galt, und in der Geschichte unter dem Namen "Johannes der Täufer" bekannt ist, weil er mit seinen Gedanken die tierischen Empfindungen taufte und sie dadurch zu menschlichen Empfindungen machte. Furchtlos und ohne Unterlass donnerte die 52 *

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— 772 —

-

Stimme des Verstandes an das Thor des

77 2

Palastes,, wo der Eigendünkel auf seinem

Throne sass. Wie das Brüllen eines Löwen

Stimme des Verstandes an das Thor des Palastes,. wo der Eigendünkel auf seinem Throne sass. Wie das Brüllen eines Löwen in der Wüste wurde seine Stimme vernommen, ihr Echo durchdrang das ganze Gemüt und stört~ die Selbstliebe in ihrer Behaglichkeit. Vergehens drohte der Prophet dem Könige, dass ihn Tod und Verderben treffen würden, sobald der Tag der Erke.nntnis anbrechen würde. Zwar hatte Herodes grosse Furcht und liess den Propheten fragen, durch welche Mittel die erzürnte Gottheit b~sänftigt werden könnte; als aber der Verstand antwortete, dass es dazu kein anderes Mittel gäbe, als das Verlassen der Selbstliebe, da liess der Eigendünkel den Verstand durch die Begierde gefangen .nehmen, wie es bereits oben beschrieben wurde, und sperrte ihn in den Kerker des Irrtums ein. Es war nicht seine Absicht, den Verstand gänzlich beiseite zu schaffen, da er dachte, sich seiner im Falle der Not zu bedienen, um sich bei ihm Rat zu erholen; aber die schöne Herodias hasste den Propheten, denn der Verstand war der Selbstliebe ein grosses Hindernis, und sie suchte deshalb den König zu bereden, den Propheten ermorden zu lassen.

in der Wüste wurde seine Stimme vernom-

men, ihr Echo durchdrang das ganze Gemüt

und störte die Selbstliebe in ihrer Behag-

lichkeit. Vergebens drohte der Prophet dem

Könige, dass ihn Tod und Verderben treffen

würden, sobald der Tag der Erkenntnis an-

brechen würde. Zwar hatte Herodes grosse

Furcht und Hess den Propheten fragen,

durch welche Mittel die erzürnte Gottheit

besänftigt werden könnte; als aber der Ver-

stand antwortete, dass es dazu kein anderes

Mittel gäbe, als das Verlassen der Selbst-

liebe, da Hess der Eigendünkel den Verstand

durch die Begierde gefangen nehmen, wie

es bereits oben beschrieben wurde, und

sperrte ihn in den Kerker des Irrtums ein.

Es war nicht seine Absicht, den Verstand

gänzlich beiseite zu schaffen, da er dachte,

sich seiner im Falle der Not zu bedienen,

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um sich bei ihm Rat zu erholen; aber die

schöne Herodias hasste den Propheten, denn

der Verstand war der Selbstliebe ein grosses

Hindernis, und sie suchte deshalb den König

zu bereden, den Propheten ermorden zu lassen.

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— 773 —

773

Auch der König begann den Verstand

zu hassen, um so mehr, als der Prophet

ihm auch noch aus seinem Gefängnisse

Auch der König begann den Verstand zu ha!sen, um so mehr, als der, Prophet ihm auch noch aus seinem Gefängnisse durch einen Boten, "das Gewissen" genannt, Ermahnungen zukommen liess. Dennoch wollte der Eigendünkel der Selbstliebe diesen W~nsch nicht erfüllen, um so mehr, als er wusste, dass der Verstand einflussreiche Verwandte hatte, und er befürchtete, dass seine Vernichtung eine grosse Unordnung und Empörung im ganzen Lande hervorrufen würde.

durch einen Boten, „das Gewissen" genannt,

Ermahnungen zukommen Hess. Dennoch

wollte der Eigendünkel der Selbstliebe die-

sen Wunsch nicht erfüllen, um so mehr, als

er wusste, dass der Verstand einflussreiche

Verwandte hatte, und er befürchtete, dass

seine Vernichtung eine grosse Unordnung

und Empörung im ganzen Lande hervor-

rufen würde.

Nun ersann die Selbstliebe einen Plan,

um ihre Absicht zu erreichen. Sie hatte eine

wunderbar schöne Tochter, genannt Salome,

welche die personifizierte Leidenschaft dar-

stellte, und dieser teilte sie ihre Absichten

mit. Gerne . ging die Leidenschaft auf die

Wünsche der Selbstliebe ein, und es wurde

beschlossen, den Plan an dem Hochzeitstage

auszuführen, an welchem der Eigendünkel

sich mit der Selbstliebe verband.

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Um nun unsere Erzählung anschaulicher

zu machen, können wir getrost die darin be-

teiligten Eigenschaften als Personen auf-

treten lassen, ohne dass uns der verständige

Nun ersann die Selbstliebe einen Plan, um ihre Absicht zu erreichen. Sie hatte eine wunderbar schöne Tochter, genannt Salome, welche die personifizierte Leidenschaft darstellte, und dieser teilte sie ihre Absichten mit. . Gerne . ging die Leidenschaft auf di,e Wünsche der Selbstliebe ein, und es wurde beschlossen, den J>lan an dem Hochzeitstage auszuführen, an welchem der Eigendünkel sich mit 'der Selbstliebe verband. Um nun unsere Erzählung anschaulicher zu machen, können wir getrost die darin beteiligten Eigenschaften als Personen auftreten lassen, ohne dass uns der verständige

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— 774 —

-.

Leser der Lüge beschuldigen wird. Ist ja

774-

doch der Mensch selbst nichts anderes als

ein Symbol derjenigen physischen, psychi-

Leser der Lüge beschuldigen wird. Ist ja doch der Mensch $elbst nichts anderes als ein Symbol derjenigen physischen, psychi.roen, intellektuellen und geistigen Kräfte, welche er repräsentiert ~nd die in ihm wirken, llnd vop denen diejenige, welche in ihm am &tärksten wirkt, ihn am meisten beherrscht. Keine von aijen diesen Eigen.§chaften ist sein .wahres und wirkliches . Selbst; erst wenn er Gott findet, der über allen diesen Eigenschaften erhaben ist und auf deren Spiel wie ein unbeteiligter Zuschauer herunterblickt, erst in' diesem über alles Dasein erhabenen Allbewusstsein , in welchem der Wahn des Getrenntseins vom Ganzen, die Idee der Eigenheit und des Sonderseins nicht vorhanden ist, findet die Seele das wahre göttliche Selbst. Dann erst, wenn der Mensch erkennt, dass die Summe von Eigenschaften, welche sein vergängliches Selbst darstellen, nicht ihm, sondern' der' Natur angehören, kann er erkennen, was das Wirkliche und Unsterbliche in seinem eigenen Wesen . ist. Wenn aber das Licht der Wahrheit verschwunden und der Verstand im Dunkeln ist, wenn die Begierde das Herz beherrscht und der Schein für die

schen, intellektuellen und geistigen Kräfte,

welche er repräsentiert und die in ihm wir-

ken, und von denen diejenige, welche in ihm

am stärksten wirkt, ihn am meisten be-

herrscht. Keine von allen diesen Eigen-

schaften ist sein wahres und wirkliches

Selbst; erst wenn er Gott findet, der über

allen diesen Eigenschaften erhaben ist und

auf deren Spiel wie ein unbeteiligter Zu-

schauer herunterblickt, erst in diesem über

alles Dasein erhabenen Allbewusstsein, in

welchem der Wahn des Getrenntseins vom

Ganzen, die Idee der Eigenheit und des

Sonderseins nicht vorhanden ist, findet die

Seele das wahre göttliche Selbst. Dann erst,

wenn der Mensch erkennt, dass die Summe

von Eigenschaften, welche sein vergäng-

liches Selbst darstellen, nicht ihm, sondern

der Natur angehören, kann er erkennen,

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was das Wirkliche und Unsterbliche in sei-

nem eigenen Wesen ist. Wenn aber das

Licht der Wahrheit verschwunden und der

Verstand im Dunkeln ist, wenn die Begierde

das Herz beherrscht und der Schein für die

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— 775 —

-

Wahrheit gehalteft wird, dann hat die Thor-

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heit die Herrschaft über das Gemüt; die

Leidenschaft kommt und mit ihr der Tod

Wahrheit 'gehaltea wird, dann hat die Thorhei~ die Herrschaft über das Gemüt; die Leidenschaft kommt und mit ihr der Tod der Vernunft.

der Vernunft.

So war es auch am Hofe des Königs

Herodes. Eine lärmende Menge erfüllte die

Hallen der Festung Makur. Stattliche Krie-

ger in glänzenden Panzern, mit funkelnden

Helmen, und schöne Frauen, in kostbare Ge-

wänder gehüllt, mit Juwelen geschmückt,

durchschritten die festlich bekränzten Säle;

nubische und arabische Sklaven eilten ge-

So war es auch am Hofe des Königs Herodes. Eine lärmende Menge erfüllte die Hallen der Festung Makur. Stattliche Krieger in glänzenden Panzern, mit funkelnden H'elmen, und' schöne Frauen, in kostbare Ge-' wänder gehüDt, mit Juwelen geschmückt, durchschritten die festlich bekränzten Säle; nubische und arabische Sklaven eilten geschäftig hin und her, um das Festmahl vorzubereiten, und alle Anstalten wurden getroffen, um den Geburtstag des Königs mit grosse'm Glanze zu feiern. Ei~ grosses ,Gelag mit Musik und Tanz sollte stattfinden und den König erfreu'en. Unten im tiefsten Kerker aber schmachtete der Prophet und seine Stimme wurde nicht mehr gehört.

schäftig hin und her, um das Festmahl vor-

zubereiten, und alle Anstalten wurden ge-

troffen, um den Geburtstag des Königs mit

grossem Glanze zu feiern. Ein grosses Ge-

lag mit Musik und Tanz sollte stattfinden

und den König erfreuen. Unten im tiefsten

Kerker aber schmachtete der Prophet und

seine Stimme wurde nicht mehr gehört.

Lasst uns einen Blick auf die Geschichte

jener Zeit werfen, wie sie in später geschrie-

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benen Büchern beschrieben ist:

Geradeso wie im Menschen die unver- .

nünftigen tierischen Instinkte sich der Herr-

Lasst uns einen Blick auf die Geschichte jener Zeit werfen, wie sie in später geschriebenen Büchern beschrieben ist: Geradeso wie im Menschen die unver- . nünftigen tierischen Instinkte sich der Herr-

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— 776 —

schaft der Vernunft nicht unterwerfen wollen,

die Vernunft aber dennoch ihre Herrschaft

schaft der Vernunft nicht 'dnterwerfen wollen, die Vernunft aber dennoch ihre Herrschaft behält, wenn sie von deI' Weisheit U nterstützung erhält, so war auch Herodes Antipas für die Juden ein ~egenstand des Hasses und der Furcht, während -er seinerseits dieselben verachtete und verhöhnte, denn er vertraute der Macht des römischen Heeres, und als Günstling des Kaisers lachte er üb~r das, Murren des unzufriedenen Volkes. Nur wenn einer oder der andere dieser unzufriedenen Geister, kecker oder ehrgeiziger als die anderen, ihm gegenüber trat und ihm lästig wurde, gab er ein Zeichen, und der Lärmmacher bezahlte seine Voreiligkeit mit einem langsamen Tode am Kreuze, oder mit der milderen Strafe der Enthauptung durch das Schwert.

behält, wenn sie von der Weisheit Unter-

stützung erhält, so war auch Herodes Antipas

für die Juden ein Gegenstand des Hasses und

der Furcht, während er seinerseits dieselben

verachtete und verhöhnte, denn er vertraute

der Macht des römischen Heeres, und als

Günstling des Kaisers lachte er über das ,

Murren des unzufriedenen Volkes. Nur wenn

einer oder der andere dieser unzufriedenen

Geister, kecker oder ehrgeiziger als die ande-

ren, ihm gegenüber trat und ihm lästig wurde,

gab er ein Zeichen, und der Lärmmacher be-

zahlte seine Voreiligkeit mit einem langsamen

Tode am Kreuze, oder mit der milderen

Strafe der Enthauptung durch das Schwert.

Der Eigendünkel hatte so sehr von Hero-

des Besitz genommen und war in ihm so

gross und kräftig geworden, dass er zu einer

Personifikation desselben geworden war und

seine Anmassungen gaben beständig Anlass

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zu Klagen, die aber selten laut wurden, da

sie die Furcht beständig im Zaume hielt;

. denn gerade so wie im Könige die Herrsch-

sucht, so hatte sich auch in einem gewissen

Der Eigendünkel hatte so sehr von Herodes Besitz genommen und war in ihm so gross und kräftig geworden, dass er zu einer Personifikation desselben geworden war und seine Anmassungen gaben beständig Anlass zu Klagen, die aber selten laut wurden, da sie die Furcht beständig i~ Zaume hielt; . denn gerade so wie im Könige die Herrschsucht, so hatte sich auch in einem gewissen

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Teile seiner Unterthanen die Furcht personi-

777

fiziert, beherrschte dieselben und machte sie

.

feige. Ahnliches trägt sich auch heutzutage

nicht nur bei einzelnen Menschen, sondern

schliessen, dass nicht die Menschen die Eigen-

schaften, welche sie besitzen, selber erzeugen,

sondern dass diese allgemeinen Prinzipien

den einzelnen Menschen und Völkern ihre

individuellen und Nationaleigenschaften er-

teilen, indem sie von denselben Besitz nehmen

und in ihnen ihre Kräfte entfalten. Wäre

der persönliche Mensch für seine Eigen-

schaften verantwortlich, oder könnte er sie

nach Belieben erzeugen, so wäre es unbe-

greiflich, dass gewisse Eigenschaften sich

unter gewissen Nationen ausbreiten und offen-

bar werden, unter anderen aber nicht; aber

wir wissen aus Erfahrung, dass niemand sich

aus eigener Kraft gut, weise, tugendhaft

u. s. w. machen kann; er kann höchstens dar-

nach streben, dass Güte, Weisheit, Tugend-

haftigkeit u. s. w. sich in ihm entwickeln und

durch ihn offenbar werden können. Die Per-

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.

Teile seiner Unterthanen die Furcht personifiziert, beherrschte dieselben und machte sie feige. Ähnliches trägt sich auch heutzutage nicht nur bei einzelnen Menschen, sondern bei ganzen Völkern zu und man kann daraus schliessen, dass nicht die Menschen die Eigenschaften, welche sie besitzen, selber erzeugen, sondern dass diese allgemeinen Prinzipien den einzelnen Menschen und Völkern ihre individuellen und Nationaleigenschaften erteilen, indem sie von denselben Besitz nehmen und in ihnen ihre Kräfte entfalten. Wäre der persönliche Mensch für seine Eigenschaften verantwortlich, oder könnte er sie nach Belieben erzeugen, so wäre es unbegreiflich, dass gewisse Eigenschaften sich unter gewissen Nationen ausbreiten und offenbar werden, unter anderen aber' nicht: aber 'wir wissen aus Erfahrung, dass niemand sich aus eigener. Kraft gut, weise, tugendhaft u. s. w. machen kann;' er kann höchstens darnach streben, dass Güte , Weisheit, Tugendhaftigkeit u. s. w.' sich in ihm entwickeln und durch ihn offenbar werden können. Die Persönlichkeiten der M~nschen sind, wie Spiegelbilder, im Wasser vergängliche Erscheinungen, aber die Kräfte, welche sich in ihnen

bei ganzen Völkern zu und man kann daraus

sönlichkeiten der Menschen sind, wie Spiegel-

bilder, im Wasser vergängliche Erscheinun-

gen, aber die Kräfte, welche sich in ihnen

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— 778 —

-'. 77 8

verkörpert darstellen, sterben nicht. Was

-

kümmert uns deshalb die Geschichte des nun

toten Herodes? haben wir ja doch den Eigen-

verkörpert darstellen, sterben nicht. Was' kümmert uns deshalb die Geschichte des nun toten Herodes? haben wir ja doch den Eigendünkel, dessen Verkörperung er darstellte, noch stets unter uns! Vielleicht aber würde es dazu helfen, unseren eigenen Eigendünkel los zu werden und uns. veranlassen, andere milder' zu beurteilen, als es gewöhnlich geschieht, wenn wir uns daran gewöhnen könnten, anstatt die Persönlichkeit des Menschen als ein für sich selbst bestehendes Wesen zu betrachten, welches gross, weise, tugendhaft u. s. w. oder auch eitel, dumm, bösartig u. dgl. ist, sie als dasjenige zu erkennen, was sie in Wirklichkeit ist, nämlich eine veränderliche Zusammensetzung von Kräften, in denen die Eigenschaften des Daseins dargeste.llt und offenbart sind. Von diesem Standpunkte aus betrachtet, verschwindet das sterbliche ,,Ich" in seinem Nichts, und der Blick richtet sich nach dem grossen unendlichen Ich, welches . unsterblich, unermesslich, ohne Anfang und ohne ·Ende, das wahre Wesen und Selbst (\l1er Geschöpfe ist.

dünkel, dessen Verkörperung er darstellte,

noch stets unter uns! Vielleicht aber würde

es dazu helfen, unseren eigenen Eigendünkel

los zu werden und uns veranlassen, andere

milder zu beurteilen, als es gewöhnlich ge-

schieht, wenn wir uns daran gewöhnen könn-

ten, anstatt die Persönlichkeit des Menschen

als ein für sich selbst bestehendes Wesen zu

betrachten, welches gross, weise, tugendhaft

u. s. w. oder auch eitel, dumm, bösartig u. dgl.

ist, sie als dasjenige zu erkennen, was sie in

Wirklichkeit ist, nämlich eine veränderliche

Zusammensetzung von Kräften, in denen die

Eigenschaften des Daseins dargestellt und

offenbart sind. Von diesem Standpunkte aus

betrachtet, verschwindet das sterbliche „Ich"

in seinem Nichts, und der Blick richtet sich

nach dem grossen unendlichen Ich, welches

unsterblich, unermesslich, ohne Anfang und

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ohne Ende, das wahre Wesen und Selbst

aller Geschöpfe ist.

Von alledem wusste Herodes nichts; seine

Augen waren nur auf die Selbstliebe ge-

Von alledemwusste Herodes nichts; seine Augen waren nur auf die Selbstliebe ge-

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— 779

779

richtet und diese brachte ihn schliesslich um

den Verstand; wie es ja auch schon vielen

anderen gegangen ist, wenn sie auch keine

richtet" und die6e brachte ihn schliesslich um den Verstand; wie es ja auch schon vielen anderen gegangen ist, wenn sie auch keine Könige. von Jerusalem waren.

Könige von Jerusalem waren.

Das festliche Mahl fand in einem der Säle

des Schlosses statt, dessen Eingang mit kost-

baren Teppichen verhängt war. Die Gäste

waren im Kreise gelagert und in der Mitte

befand sich der Thron des Königs und der

Herodias. Alles, was die Sinne erfreuen

konnte, war aufs Geschmackvollste herge-

richtet, die Tische waren mit köstlichen Spei-

Das festliche Mahl fand in einem der Säle des Schlosses statt, dessen Eingang mit kostbaren Teppichen verhängt war. Die Gäste waren im Kreise gelagert und in der Mitte befand sich der Thron des Königs und der Herodias. Alles, was die Sinne erfreuen konnte, war aufs Geschmackvollste hergerichtet, die Tische waren mit köstlichen Speisen und feurigen Weinen besetzt und alles schwelgte in Freuden und Herrlichkeit. Allerlei Spiele ergötzten die Anwesenden, aber das beste war für die Mitternachtsstunde angesetzt.

sen und feurigen Weinen besetzt und alles

schwelgte in Freuden und Herrlichkeit.

Allerlei Spiele ergötzten die Anwesenden,

aber das beste war für die Mitternachtsstunde

angesetzt.

Als diese Stunde nahte, erschien eine An-

zahl von ausgewählten Schönheiten, gewandte

Tänzerinnen aus Arabien. Die Art ihrer

Kleidung diente eher dazu, ihre Reize her-

vorzuheben, als sie zu verhüllen, und der

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Tanz, den sie aufführten, regte die Sinne des

halbtrunkenen Königs aufs äusserste auf. Da,

mitten im Tanze, öffneten sich die Vorhänge

und Salome wirbelte in den Saal. Wie der

Als diese Stunde nahte, erschien eine Anzahl von ausgewählten Schönheiten, gewandte . Tänzerinnen aus ·Arabien. Die Art ihrer Kleidung diente eher dazu, ihre Reize hervorzuheben, als sie zu verhüllen, und der Tanz, den sie aufführten, regte die Sinne des halbtrunkenen Königs aufs äusserste auf. Da, mitten im Tanze, öffneten sich die Vorhänge und Salome wirbelte in den Saal. Wie der

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— 780 —

-

Mond die Sterne an Glanz übertrifft, so über-

780 -

traf Salomes Schönheit die der übrigen

Tänzerinnen. Ihre fehlerlose Gestalt war in

Mond die Sterne an Glanz übertrifft, s'o übertraf Salomes Schönheit die der übrigen Tänzerinnen. Thre fehlerlose Gestalt war in ein loses Gewand gehüllt, das sie wie ein durchsichtiger Nebel umfing, und indem si~ sich in anmutigen Schwingungen drehte, löste sich ein Schleier nach dem anderen von ihrer Form, bis sie schliesslich in nackter Schönheit vor dem Tetrarchen stand, die Hände über die wogende ·Brust gefaltet.·

ein loses Gewand gehüllt, das sie wie ein

durchsichtiger Nebel umfing, und indem sie

sich in anmutigen Schwingungen drehte, löste

sich ein Schleier nach dem anderen von ihrer

Form, bis sie schliesslich in nackter Schön-

heit vor dem Tetrarchen stand, die Hände

über die wogende Brust gefaltet.

Ein stürmischer Applaus aller Anwesenden

folgte, und Herodes gab seinen Beifall kund.

„Ein königlicher Genuss!" stotterte der

berauschte Herrscher.

„Und einer königlichen Belohnung wert,"

fügte Herodias hinzu.

Dies erregte die Eitelkeit des Königs und

er sprach zu Salome:

„Fordere, welche Belohnung du willst,

und ich will dir sie geben."

Hierauf sprach Salome mit lauter Stimme,

und hielt ihren feurigen Blick fest auf Herodes

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gerichtet: „Gieb mir das Haupt des Pro-

Ein stürmischer Applaus aller Anwesenden folgte, und Herodes gab seinen Beifall kund.

pheten?"

"Ein königlicher Genuss!" stotterte der berauschte Herrscher. "Und einer königlichen Belohnung wert," fügte Herodias hinzu. Dies erregte die Eitelkeit des Königs und er sprach zu Salome: "Fordere, welche Belohnung du willst, und ich will dir sie geben." Hierauf sprach Salome mit lauter Stimme, und hielt ihren feurigen Blick fest auf Herodes gerichtet: "Gieb mir das Haupt des Propheten?"

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— 78i —

Für einen Augenblick starrte der König

sie in Angst und Überraschung an. Er sah,

dass er überlistet war, aber sein Stolz liess

Für einen Augenblick starrte der König sie in Angst und Überraschung an. Er sah, dass er überlistet war, aber sein Stolz liess es nicht zu, das so thöricht gegebene Versprechen zurückzunehmen. Dann, als ob er sich seiner Zögerung schämte, antwortete er mit einem erzwungenen Lachen und sandte seine Diener, um Salomes Wunsch zu erfüllen. So kam der Eigendünkel um seinen Verstand.

es nicht zu, das so thöricht gegebene Ver-

sprechen zurückzunehmen. Dann, als ob er

sich seiner Zögerung schämte, antwortete er

mit einem erzwungenen Lachen und sandte

seine Diener, um Salomes Wunsch zu er-

füllen. So kam der Eigendünkel um seinen

Verstand.

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(Fortsetzung folgt.)

(Fortsetzung folgt.)

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Briefkasten.

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,

sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-

fasser der „Lotusbluten" im ,Briefkasten" besprochen.

K. F. in Bp. — Für wirklich theosophische Schriften,

wie diejenigen von Jacob Böhme und Paracelsus, ist deshalb

kein grosser Leserkreis und noch weniger viel Verständnis

zu erwarten, weil diese Bücher nicht für Tiere, sondern

für Menschen geschrieben, und Menschen heutzutage noch

ebenso selten sind, als zu des Diogenes Zeiten.

Briefkasten.

K. S. in U. — Der Unfug und Missbrauch, welcher

jetzt allgemein mit dem 'WJorte „Theosophie" getrieben

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur, sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Verfasser der "Lot~sblt1ten" im ,,Briefkasten" besprochen.

wird, macht es wünschenswert, diese Bezeichnung ganz zu

vermeiden. „Theosophie" heisst auf deutsch „Gotteserkennt-

nis" oder „göttliche Weisheit". Die Theosophie strebt

nicht nach der Wahrheit, denn sie ist die Erkenntnis der

Wahrheit selbst; sie hat keine „wissenschaftliche Grund-

lage", denn sie ist ihr eigener Grund; sie beruht auf nichts

R. F. in Bp. - Für wirklich theosophische Schriften, wie diejenigen von Jacob Böhme und Paracelsus, ist deshalb kein grosser Leserkreis und noch weniger viel Verständnis zu erwarten, weil diese Bücher nicht für Tiere, sondern für Menschen geschrieben, und Menschen heutzutage noch ebenso selten sind, als zu des Diogenes Zeiten.

anderem als sich selbst. Sie ist die über allem Selbstwahn

erhabene Liebe, eine geistige Kraft, durch welche das Ewige

im Menschen sich selbst in allem erkennt. Sie lehrt nichts

anderes als sich selbst und sie bewerkstelligt dies dadurch,

dass sie im Innern des Menschen offenbar wird. Sie ist

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die klare Einsicht und Erkenntnis, die nichts mit Theorien

zu schaffen hat.

Anders verhält es sich mit den sogenannten „theo-

sophischen Lehren", welche fälschlich für Theosophie ge-

halten werden. Diese sind nicht Theosophie, sondern bloss

K. B. in N. - Der Unfug und Missbrauch, welcher jetzt allgemein mit dem V{orte "Theosophie" getrieben wird, macht es wünschenswert, diese Bezeichnung ganz zu vermeiden. "Theosophie" heisst auf deutsch" Gotteserkenntnis" oder "göttliche Weisheit". Die Theosophie strebt nicht nach der Wahrheit, denn sie ist die Erkenntnis der Wahrheit selbst; sie hat keine "wissenschaftliche Grundlage", denn sie ist ihr eigener Grund; sie beruht auf nichts anderem als sich selbst. Sie ist die über allem Selbstwahn erhabene Liebe, eine geistige Kraft, durch welche das Ewige im Menschen sich selbst in allem erkennt. Sie lehrt nichts anderes als sich selbst und sie bewerkstelligt dies dadurch, dass sie im Innern des Menschen offenbar wird. Sie. ist die klare Einsicht und Erkenntnis, die nichts mit Theorien zu schaffen hat. Anders verhält es sich mit den sogenannten "theosophischen Lehren", welche falschlich für Theosophie gehalten werden. Diese sind nicht Theosophie, sondern bloss

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— 783 —

Ansichten von Leuten, welche entweder Theosophen sind,

oder sich einbilden es zu sein. Diese letzteren fördern

allerlei Unsinn zu Tage und es handelt sich auch hier

Ansichten von Leuten, welche entweder TheoBOphen sind, oder sich einbilden es %U sein. Diese letzteren fOldern allerlei Unsinn ·zu Tage und es handelt· sich auch hier darum, nichts blindlings anzunehmen, sondern selber die Fähigkeit zu erlangen, das Wahre yom Falschen zu unterscheiden. Diese Kraft der Unterscheidung ist die Theosophie.

darum, nichts blindlings anzunehmen, sondern selber die

Fähigkeit zu erlangen, das Wahre vom Falschen zu unter-

scheiden. Diese Kraft der Unterscheidung ist die Theosophie.

L. B. in W. — Die von Ihnen sehnlichst gewünschten

Aufschlüsse werden Sie in der bei Friedrich in Leipzig

erschienenen Prachtausgabe der „Gnomen im Unters-

berg" finden.

Ii. G. in D. — Die amerikanischen Kreuzfahrer sind

die Repräsentanten der „Theosophischen Gesellschaft",

welche vor einundzwanzig Jahren in Amerika gegründet

L. B. in W. - Die von Ihnen sehnlichst gewünschten

wurde. Damit ist nicht gesagt, dass sie die Repräsentanten

aller Personen sind, die sich, sei es mit Recht oder Un-

Aufschlüsse werden Sie in der bei Friedrich in Leipzig erschienenen Prachtausgabe der "Gnomen im Untersb erg" finden.

recht, „Theosophen" nennen.

Ein wirkliches Mitglied der ursprünglichen „Theo-

sophischen Gesellschaft" ist nur derjenige, welcher an dem

Prinzipe festhält, welches dieser Gesellschaft zu Grunde

liegt und in Artikel i der Konstitution ausgedrückt ist,

L. G. in D. - Die amerikanischen Kreuzfahrer sind

nicht aber derjenige, welcher dieser oder jener Person an-

hängt; besonders nicht, wenn diese Person gegen das dieser

die Repräsentanten der "Theosophischen Gesellschaft", welche vor einundzwanzig Jahren in Amerika gegründet wurde. Damit ist nicht gesagt, dass sie die Repräsentanten aller Personen sind, die sich, sei es mit Recht oder Unrecht, "Theosophen" nennen. Ein wirkliches' Mitglied der ursprünglichen " Theosophischen Gesellschaft" ist nur derjenige, welcher an dem Prinzipe festhält, welches dieser Gesellschaft zu Grunde liegt und in Artikel I der Konstitution ausgedrückt ist, nicht aber derjenige, welcher dieser oder jener Person anhängt; besonders nicht, wenn diese Person gegen das dieser Gesellschaft zu Grunde liegende Prinzip handelt. Nicht eine Person, sondern das Prinzip ist das Leben der T ..5. Wer gegen dieses Prinzip handelt, hört von selbst auf, ein Mitglied derselben %U sein.

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Gesellschaft zu Grunde liegende Prinzip handelt. Nicht

eine Person, sondern das Prinzip ist das Leben der T. S.

Wer gegen dieses Prinzip handelt, hört von selbst auf, ein

Mitglied derselben zu sein.

F. P, in P. — Wenn Sie, wie Sie sagen, bei Ihren

„okkulten Übungen täglich körperlich elender" werden, so

würde ich Ihnen raten, diese „Übungen" sogleich aufzugeben

und wieder zur Vernunft zurückzukehren. Die wahre

okkulte Übung ist, dass der Mensch aus der Quelle des

Lebens trinkt, und durch dieses Lebenselixir erwacht nicht

F. P. in F. -

Wenn Sie, wie Si~ sagen, bei Ihren

,,~kkulten Übungen täglich körperlich elender" werden, so

würde ich Ihnen raten, diese"Übungen" sogleich aufzugeben und wieder zur V ernunft zurückzukehren. Die wahre okkulte 'Obung ist, dass der Mensch aus der 'Quelle des Lebens trinb, und durch dieses Lebenselixir erwacht nicht

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— 784 —

nur das geistige Leben, sondern es wird durch dasselbe

auch der Körper gestärkt. Hierbei ist folglich wohl von

einem Verschwinden der Leidenschaften, oder vielmehr von

nur das geistige Leben, sondern es wird durch' dasselbe auch der Körper gestärkt. !Iierbei ist folglich wohl von einem Verschwinden der Leidenschaften, oder vielmehr von einem Hinauswachsen über dieselben, nicht aber von einem Dahinwelken des Körpers infolge der geistigen Entwicklung die Rede; es ist vielmehr die Schwärmerei und der Mediumismus, welche diese Krankheitszustände bewirken. Durch dieses Aussersichselbstleben verliert sich der innerliche Halt; die Festigkeit des Charakters verschwindet, und dabei geht schliesslich auch der physische Körper zu Grunde. Eine "geistige Entwicklung", bei welcher der Geist verdummt, die Seele verkümmert und der Körper erkrankt, hat keinen Wert.

einem Hinauswachsen über dieselben, nicht aber von einem

Dahinwelken des Körpers infolge der geistigen Entwicklung

die Rede; es ist vielmehr die Schwärmerei und der Me-

diumismus, welche diese Krankheitszustände bewirken.

Durch dieses Aussersichselbstleben verliert sich der inner-

liche Halt; die Festigkeit des Charakters verschwindet, und

dabei geht schliesslich auch der physische Körper zu Grunde.

Eine „geistige Entwicklung", bei welcher der Geist ver-

dummt, die Seele verkümmert und der Körper erkrankt,

hat keinen Wert.

M. N. in K. — Jeder Mensch ist in seinem wahren

Wesen göttlich und braucht es nicht erst zu werden. Jeder,

in dem die Göttlichkeit seines wahren Wesens zu seinem

Bewusstsein gekommen ist, ist ein Adept, und zwar

ist er es in dem Grade, als diese Gotteserkenntnis in ihm

erwacht. Ein solcher Mensch ist iähig, zwischen seiner

Gottesnatur und seiner Persönlichkeit zu unterscheiden.

Er betrachtet die letztere nicht mehr als sein „Selbst",

sondern nur mehr als sein Werkzeug. Er ist sich seines

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Daseins auch ohne dieses Werkzeug bewusst. Er kann

M. N. in K. - Jeder Mensch ist in seinem wahren

dasselbe nach Belieben ablegen und auch ohne dasselbe

geistig wirken. Er kann sein Bewusstsein dorthin versetzen,

'Vesen göttlich und braucht es nicht erst zu werden. Jeder, • in dem die Göttlichkeit seines wahren Wesens zu seinem Bewusstsein gekommen 16t, ist ein Adept, und zwar ist er es in dem Grade, als diese Gotteserkenntnis in ihm erwacht. Ein solcher Mensch ist tähig, zwischen seiner Gottesnatur und seiner Persönlichkeit zu unterscheiden. Er betrachtet die letztere nicht mehr als sein "Selbst", sondern nur mehr als sein Werkzeug. Er ist sich seines. Daseins auch ohne dieses Vterkzeug bewusst. Er kann dasselbe nach Belieben ablegen und auch ohne dasselbe geistig wirken. Er kann sein Bewusstsein dorthin versetzen, wo es ihm beliebt. Der geistige Verkehr mit einem Adepten findet nicht durch äusserliche Mittel, Erscheinungen u. dgl. statt, sondern dadurch, dass das Bewusstsein der Gegenwart des Adepten die Seele des Schülers erfüllt, und auf diese Art überträgt der Meister seine Gedanken auf seinen Schüler. Wer den Geist des Meisters, der sich ihm naht, durch seinen Skepticismus zurückstösst und erst äusserliche Beweise 'Yerlangt, wird diesen Geist schwe~lich empfangen und in sich aufnehmen können. •

wo es ihm beliebt. Der geistige Verkehr mit einem Adepten

findet nicht durch äusserliche Mittel, Erscheinungen u. dgl.

statt, sondern dadurch, dass das Bewusstsein der Gegenwart

des Adepten die Seele des Schülers erfüllt, und auf diese

Art überträgt der Meister seine Gedanken auf seinen Schüler.

Wer den Geist des Meisters, der sich ihm naht, durch

seinen Skepticismus zurückstösst und erst äusserliche Be-

weise verlangt, wird diesen Geist schwerlich empfangen und

in sich aufnehmen können. •

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— 784 —

C. D. in G. — Die Begierde ist das Gebundensein,

die Liebe die Freiheit.

K. P. — Die von Ihnen gewünschten Mitteilungen in

C. D. in G. -

Betreff des „inneren Kreises" der T. S. sind nicht zur

Veröffentlichung geeignet, da sie leicht Missverständnisse

Die Begierde ist das Gebundensein,

die Liebe die Freiheit.

erzeugen könnten. Ich werde Ihnen dieselben aber nach

Empfang Ihrer Adresse gern zusenden.

L. F. in M. — Ich kann Sie versichern, dass es eine

K. P. - Die von Ihnen gewünschten Mitteilungen in Betreff des "inneren Kreises" der T. S. sind nicht zur Veröffentlichung geeignet. da sie leicht Missverständnisse erzeugen könnten. Ich werde Ihnen dieselben aber nach Empfang Ihrer Adresse gern zusenden.

ganze Menge von Leuten giebt, in deren Köpfen ein an-

geblicher Mahatma K. H. spukt, und die sich einbilden,

von ihm okkulte Briefe zu erhalten. Diese Briefe sind in

der Regel nichtssagend oder enthalten gewöhnliche wert-

lose, wenn auch salbungsvolle Redensarten, und sind das

Werk von Elementargeistem, die irgend eine mediumistische

Person zum Besten halten. Von wem ein solches Schrift-

stück ausgeht, kann man erst dann wissen, wenn man den

Verfasser desselben kennt; auch sollte man den Wert der-

L. F. in X. -

Ich kann Sie versichern, dass es eine ganze Menge von Leuten giebt. in deren Köpfen ein angeblicher Mahatma K. H. spukt, und die sich einbilden, von ihm okkulte Briefe zu erhalten. Diese Briefe sind in der Regel nichtssagend oder enthalten gewöhnliche wertlose, wenn auch salbungsvolle Redensarten, und sind das Werk von Elementargeistem, die irgend eine mediumistische Person zum Besten halten. Von wem ein solches Schriftstück ausgeht, kann man erst dann wissen, wenn man den Verfasser desselben kennt; auch sollte man den Wert derselben nicht nach ihrem Herkommen. sondern nur nach dem Inhalte beurteilen.

selben nicht nach ihrem Herkommen, sondern nur nach dem

Inhalte beurteilen.

L. L. in St. P. — Wenn man alle die Albernheiten

widerlegen wollte, welche die Tagespresse über die theo-

sophische Bewegung bringt, so müssten alle unsere Wälder

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verwüstet werden, um das dazu nötige Papier zu beschaffen.

Es ist z. B. nicht wahr, dass die „Theosophische Gesell-

schaft" auf Indien angewiesen ist, um „dort ihre Weisheit

zu holen"; vielmehr bildet die indische Philosophie nur

einen Teil des Studiums, mit dem sich die „Theosophen"

beschäftigen. Dass uns die christliche Mystik ebenfalls

interessiert, ist jedem Leser der „Lotusblüten" bekannt;

es wird aber keinem Theosophen einfallen, den Theologen

Konkurrenz machen zu wollen. Auch hat die Theosophie

mit dem Spiritismus nicht mehr und nicht weniger zu thunt

Lotusblüten XLIX. 53

L. L. in St. P. - Wenn man alle die Albernheiten widerlegen wollte, welche die Tagespresse über die theosophische Bewegung bringt, so müssten alle unsere Wälder verwüstet werden, um das dazu nötige Papier zu beschaffen. Es ist z. B. nicht wahr, dass die "Theosophische Gesellschaft" auf Indien angewiesen ist, um "dort ihre Weisheit zu holen"; vielmehr bildet die indische Philosophie nur einen Teil des Studiums, mit dem sich die "Theosophen" beschäftigen. Dass uns die christliche Mystik ebenfalls interessiert, ist jedem Leser der "Lotusblüten" bekannt; es wird aber keinem Theosophen einfallen, den Theologen Konkurrenz machen zu wollen. Auch hat die Theosophie mit dem Spiritismus nicht mehr und nicht weniger.zu thun,. Lotuablllt8n XLIX.

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— 785 —

als die Naturwissenschaft im allgemeinen mit der Krystallo-

graphie, d. h. sie schliesst kein Fach aus ihrem Gebiete aus,

ohne aber sich nur auf dieses Gebiet zu beschränken.

als die Naturwissenschaft im allgemeinen mit der Krystallographie, d. h. sie schliesst kein Fach aus ihrem Gebiete aus, ohne aber sich nur auf dieses Gebiet zu beschränken. Ferner glaubt die Theosophie an nichts als an Gott, denn sie ist nichts anderes als die Gotteserkenntnis, und sie beruht auf keiner ,.wissenschaftlichen" oder irgend einer anderen .,Grundlage", als auf sich selbst. Sie .,nimmt" deshalb auch nichts als wahr .,an", denn sie ist selbst die Erkenntnis der Wahrheit, unabhängig von irgend einer Theorie. Sie kann nicht "gelernt" werden, sondern ist da, wo sie offenbar wird. Was aber dio persönlichen Angriffe auf ihre Zeugen betrifft, so tragen dieselben das Zeichen des blinden Hasses auf ihrer Stirne und haben nichts mit der göttlichen Liebe zu thun. Solche Gehässigkeiten fallen stets auf ihre Urheber zurück.

Ferner glaubt die Theosophie an nichts als an Gott, denn

sie ist nichts anderes als die Gotteserkenntnis, und sie

beruht auf keiner „wissenschaftlichen" oder irgend einer

anderen „Grundlage", als auf sich selbst. Sie „nimmt"

deshalb auch nichts als wahr „an", denn sie ist selbst die

Erkenntnis der Wahrheit, unabhängig von irgend einer

Theorie. Sie kann nicht „gelernt" werden, sondern ist da,

wo sie offenbar wird. Was aber die persönlichen Angriffe

auf ihre Zeugen betrifft, so tragen dieselben das Zeichen

des blinden Hasses auf ihrer Stirne und haben nichts mit

der göttlichen Liebe zu thun. Solche Gehässigkeiten fallen

stets auf ihre Urheber zurück.

J. P. in D. — Es giebt zweierlei Arten von „Ver-

geistigung". Die falsche ist es, wenn der Mensch immer

geistiger und sensitiver wird, indem er sich der Träumerei

und Schwärmerei ergiebt und ausser sich selbst lebt. Dabei

wird der Körper immer kränklicher, weil der innerliche

Halt mangelt; der Mensch wird zum „Medium" und verliert

schliesslich seine Individualität. Die andere und wahre

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Vergeistigung ist das Gegenteil davon. Hierbei nimmt das

höhere individuelle Selbstbewusstsein und damit auch der

Körper an Kraft und Stärke zu, und das Feuer der Liebe

im Innern durchdringt den Körper und das Licht der Er-

kenntnis strahlt hinein in die geistige Welt. Dies ist das

J. P. in D. -

Es giebt zweierlei Arten von "Vergeistigung". Die falsche ist es, wenn der Mensch immer geistiger und sensitiver wird, indem er sich der Träumerei und Schwärmerei ergiebt und ausser sich selbst lebt. Dabei wird der Körper immer kränklicher, weil der innerliche Halt mangelt; der Mensch wird zum "Medium" und verliert schliesslich seine Individualität. Die andere und wahre Vergeistigung ist das Gegenteil davon. Hierbei nimmt das höhere individuelle Selbstbewusstsein und damit auch der Körper an Kraft und Stärke zu, und das Feuer der Liebe im Innem durchdringt den Körper und das Licht der Erkenntnis strahlt hinein in die geistige Welt. Dies ist das ,. E li xi r des 1. e ben s ", welches nicht nur der Seele, sondern durch die Seele auch dem Körper Kraft und Gesundheit bringt.

„Elixir des Lebens", welches nicht nur der Seele,

sondern durch die Seele auch dem Körper Kraft und Ge-

sundheit bringt.

Druck von Carl Otto in Meerane.

Druck

VOD

earl Otto in MeeraDe•

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Die Theosophische Gesellschaft in Deutschland.

(Theosophical Society in Germany.)

Der Zweck der Theoaophischen Gesellschaft

ist: den Kern einer allgemeinen Menschenver-

brüderung zu bilden.

Hierzu dienlich ist: das Studium alter und

neuer Religionssysteme, Philosophie und Wissen-

schaft, sowie die Erforschung und Entfaltung der

im Menschen schlummernden und zum grossen

Teile noch unbekannten (okkulten) geistigen

Kräfte.

Die „Theosophische Gesellschaft" bezweckt

nicht nur die allgemeine Menschenverbrüde-

rung, sondern sie stellt, befreit von allem, was

nicht zu ihrem Wesen gehört, selbst diese

Verbrüderung dar. Sie ist deshalb kein

Die Theosophische Gesellschaft in Deutschland.

Verein, der mit anderen Vereinen, welche

diese oder jene Sonderinteressen verfolgen,

auf gleicher Stufe steht, sondern ihr Ideal,

(Theosophical Society in Germany.)

welches sie zu verwirklichen trachtet, ist die

Vereinigung, Veredlung und wahre Auf-

klärung des ganzen Menschengeschlechtes;

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Lotusblüten L. 54

Der Zweck der Theosophischen Gesellschaft ist: den Kern einer allgemeinen Menschenverbrüderung zu bilden. Hierzu dienlich ist: das Studium alter und neuer Religionssysteme, Philosophie und Wissenschaft, sowie die Erforschung und Entfaltung der im Menschen schlummernden und zum grossen Teile noch unbekannten (okkulten) geistigen Kräfte.

Die "Theosophische Gesellschaft" bezweckt nicht nur die allgemeine Menschenverbrüderung, sondern sie stellt, befreit von allem, was nicht zu ihrem Wesen gehört, selbst diese Verbrüderung dar. Sie ist deshalb kein Verein / der mit anderen Vereinen, welche diese oder jene Sonderinteressen verfolgen, auf gleicher Stufe steht, sondern ihr Ideal, welches sie zu verwirklichen trachtet, ist die Vereinigung, V eredl ung und wahre Aufklärung des ganzen rVrenschengeschlechtes; Lotusblüten L.

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*

— 788 —

nicht durch die Einführung eines neuen

Götzendienstes für irgend ein neues Dogma

7 88

nicht durch die Einführung eines neuen Götzendienstes für irgend ein neues Dogma oder durch die Errichtung des Götzenbildes irgend einer neuen uAutorität", sondern durch diejenige Annäherung an die Erkenntnis der ewigen Wahrheit, welche der über alle Selbstsucht erhabenen Liebe zur Gottheit in der Menschheit entspringt. Demzufolge ist d~e "Theosophische Gesellschaft" gross genug, um so wie die Menschheit alle nach wahrem Fortschritte strebenden Gesellschaften und Vereine in sich aufzunehmen, und jeder Mensch, dem die Veredlung der Menschheit wünschenswert erscheint, ist dem Geiste nach, ohne Siegel und Diploma, bereits ein Mitglied dieser theosophischen Gesellschaft. Diejenigen, welche derselben auch formell und äusserlich angehören, unterscheiden sich von anderen edeldenkenden Menschen nur dadurch, dass sie sich unter sich äusserlich verbunden haben; nicht um für sich selbst einen persönlichen Vorteil dadurch zu erlangen, sondern um mit vereinten Kräften mehr Gutes zu thun, als sie vollbringen könnten, wenn jeder nur vereinzelt thätig wäre.

oder durch die Errichtung des Götzenbildes

irgend einer neuen „Autorität", sondern durch

diejenige Annäherung an die Erkenntnis der

ewigen Wahrheit, welche der über alle Selbst-

sucht erhabenen Liebe zur Gottheit in der

Menschheit entspringt. Demzufolge ist die

„Theosophische Gesellschaft" gross genug,

um so wie die Menschheit alle nach wahrem

Fortschritte strebenden Gesellschaften und

Vereine in sich aufzunehmen, und jeder

Mensch, dem die Veredlung der Menschheit

wünschenswert erscheint, ist dem Geiste nach,

ohne Siegel und Diploma, bereits ein Mit-

glied dieser theosophischen Gesellschaft. Die-

jenigen, welche derselben auch formell und

äusserlich angehören, unterscheiden sich von

anderen edeldenkenden Menschen nur dadurch,

dass sie sich unter sich äusserlich verbunden

haben; nicht um für sich selbst einen persön-

lichen Vorteil dadurch zu erlangen, sondern

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-

um mit vereinten Kräften mehr Gutes zu

thun, als sie vollbringen könnten, wenn jeder

nur vereinzelt thätig wäre.

Das eine grosse Band, welches nicht nur

Das eine grosse Band, welches nicht nur

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— 7»9 —

die ganze Menschheit vereinigt, sondern alle

Welten zusammenhält, ist nicht eine wissen-

schaftliche Theorie, noch eine philosophische

Schlussfolgerung, sondern die Liebe, welche

die ganze Menschheit vereinigt, sondern alle Welten zusammenhält, ist nicht eine wissenschaftliche Theorie, noch eine philosophische Schlussfolgerung, sondern die Liebe, welche aus der Erkenntnis der Einheit des Wesens aller Geschöpfe entspringt. Bisher waren Theorien und Träume die Grundlage unserer Kulturzustände ; jetzt fängt die Welt an, aus ihrem Schlafe zu erwachen und eipzusehen, dass soziale Schwärmereien nicht genügen, um die Welt zu verbessern. Die Grundlage der Civilisation der Gegenwart soll die aus der Erkenntnis entspringende und durch die That verwirklichte Liebe sein.

aus der Erkenntnis der Einheit des Wesens

aller Geschöpfe entspringt. Bisher waren

Theorien und Träume die Grundlage unserer

Kulturzustände; jetzt fängt die Welt an, aus

ihrem Schlafe zu erwachen und eipzusehen,

dass soziale Schwärmereien nicht genügen,

um die Welt zu verbessern. Die Grundlage

der Civilisation der Gegenwart soll die aus

der Erkenntnis entspringende und durch die

That verwirklichte Liebe sein.

Leoline Wright (Kreuzfahrerin) sprach bei

der ersten Konvention der Theosophischen

Gesellschaft in Berlin folgende Worte:

„Die grosse Botschaft, welche die Theo-

sophie (nicht nur durch die „Theosophische

Gesellschaft", sondern durch hundert ver-

schiedene Werkzeuge) der ganzen Welt bringt,

ist die Liebe. Wir glauben und erkennen,

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dass die Liebe keine blosse Eigenschaft oder

Empfindung, sondern eine allbewegende geis-

tige Kraft ist, und dass es ohne diese Kraft

als Grundlage der Civilisation keinen wahren

54*

Leoline Wright (Kreuzfahrerin) sprach bei der ersten Konvention der Theosophischen Gesellschaft in Berlin folgende Worte: "Die grosse Botschaft, welche die Theosophie (nicht nur durch die "Theosophische Gesellschaft", sondern durch hundert v.erschiedene Werkzeuge) der ganzen Welt bringt, ist die Liebe. Wir glauben und erkennen. dass die Liebe keine blosse Eigenschaft oder Empfindung, sondern eine allbewegende geistige Kraft ist, und dass es ohne diese Kraft als Grundlage der ~ivi1isation keinen wahren 54'"

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— 79Q —

und dauernden Fortschritt und Veredlung

-

geben kann. Die Kulturzustände vergangener

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-

Jahrhunderte sind zu Grunde gegangen, weil

sie auf einer zerstörenden Kraft, dem Prinzip

und dauernden Fortschritt und Veredlung geben kann. Die Kulturzustände vergangener Jahrhunderte sind zu Grunde gegangen, weil sie auf einer zerstörenden Kraft, dem Prinzip der Selbstsucht und des egoistischen Streberturns aufgebaut waren. Wenn wir unsere Civilisation und unseren Frieden dauerhaft machen wollen, so müssen wir an die Stelle dieser a:llzerstörenden Kraft der Selbstsucht die allerhaltende Kraft der Liebe setzen.

der Selbstsucht und des egoistischen Streber-

tums aufgebaut waren. Wenn wir unsere

Civilisation und unseren Frieden dauerhaft

machen wollen, so müssen wir an die Stelle

dieser allzerstörenden Kraft der Selbstsucht

die allerhaltende Kraft der Liebe setzen.

„In jedem einzelnen Menschen ist die Fähig-

keit zur Entfaltung dieser göttlichen Kraft

enthalten. Die Energie der Liebe ist kein

Phantasiegebilde, sondern sie ist ebenso wirk-

lich und wirksam, als die durch eine Dynamo-

maschine erzeugte elektrische Kraft. In dem

Herzen eines jeden ist ein Funke von ihr

enthalten. Wer in dieser Kraft der über

allen Selbstwahn erhabenen Liebe beständig

lebt, und sie ohne Unterlass auf alle anderen

Wesen ausströmen lässt, der wird nicht nur

stets in Frieden mit sich selbst leben, sondern

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auch überall, wo er hinkommt, Glück, Segen

und Eintracht verbreiten. Die Menschen haben

"In jedem einzelnen Menschen ist die Fähigkeit zur Entfaltung dieser göttlichen Kraft enthalten. Die Energie der Liebe ist kein Phantasiegebilde, sondern sie ist ebenso wirklich und wirksam, als die durch eine Dynamomaschine erzeugte elektrische Kraft. In dem Herzen eines jeden ist ein Funke von ihr enthalten. Wer in dieser Kraft der über allen Selbstwahn erhabenen Liebe beständig lebt, und sie ohne Unterlass auf alle anderen Wesen ausströmen lässt, der wird nicht nur stets in Frieden mit sich selbst leben, sondern auch überall, wo er hinkommt, Glück, Segen und Eintracht verbreiten. Die Menschen haben sich selbst unglücklich und unzufrieden gemacht, indem sie diese erlösende Kraft der

sich selbst unglücklich und unzufrieden ge-

macht, indem sie diese erlösende Kraft der

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— 79i —

-

göttlichen Liebe verkannten oder verleug-

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neten und dafür nur nach der Befriedigung

ihrer eigenen oder Sonderinteressen trachteten.

göttlichen Liebe verkannten oder verleugneten und dafür nur nach der Befriedigung ihrer eigenen oder Sonderinteressen trachteten.

„Wir sollten uns an der Natur ein Beispiel

nehmen. Die Vögel in der Luft, die Bäume

im Walde, die Blumen im Felde, sie kümmern

sich nicht darum, was ihnen der morgige Tag

bringen wird, aber der Mensch ist stets um

sein liebes Selbst besorgt; er lebt in bestän-

diger Furcht vor der Zukunft, und ist nie

"Wir sollten uns an der Natur ein Beispiel nehmen. Die Vögel in der Luft, die Bäume im Walde, die Blumen im Felde, sie kümmern sich nicht darum, was ihnen der morgige Tag bringen wird, aber der Mensch ist stets um sein liebes Selbst besorgt; er lebt in beständiger Furcht vor der Zukunft, und ist nie zufrieden, so lange er begehrt. Er lebt in der Regel ausserhalb seines Selbst und ist stets darauf bedacht, seine äusserlichen Verhältnisse zu seinen eigenen Gunsten umzugestalten und neue Mittel zur Befriedigung neuer Begierden zu erlangen. Deshalb sucht er die ganze Welt und seine Mitmenschen seinem Eigennutze tributpflichtig zu machen. Er analysiert, setzt zusammen, erfindet, ändert. Er lebt in Dingen, die ausser ihm sind und verliert darüber sich selbst. Wir werden nur dann das wahre Glück finden, wenn wir mehr zur Einfachheit der Natur zurückkehren, und statt in der vergänglichen Aussenwelt in unserem eigenen göttlichen Ich leben, welches das Eine Ich und das wahre Wesen aller

zufrieden, so lange er begehrt. Er lebt in der

Regel ausserhalb seines Selbst und ist stets

darauf bedacht, seine äusserlichen Verhältnisse

zu seinen eigenen Gunsten umzugestalten und

neue Mittel zur Befriedigung neuer Begierden

zu erlangen. Deshalb sucht er die ganze

Welt und seine Mitmenschen seinem Eigen-

nutze tributpflichtig zu machen. Er analy-

siert, setzt zusammen, erfindet, ändert. Er

lebt in Dingen, die ausser ihm sind und ver-

liert darüber sich selbst. Wir werden nur

dann das wahre Glück finden, wenn wir mehr

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zur Einfachheit der Natur zurückkehren, und

statt in der vergänglichen Aussenwelt in un-

serem eigenen göttlichen Ich leben, welches

das Eine Ich und das wahre Wesen aller

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-

— 792 —

Geschöpfe ist. Wer dieses eine ewige Ich

79 2

erkennt, der erkennt Gott; er erkennt seine

Geschöpfe ist. Wer dieses eine ewige Ich erkennt, der erkennt Gott; er erkennt seine eigene göttliche Natur und ist über seine irdische Beschaffenheit erhaben. Er wird von dem, was seine Persönlichkeit betrifft, innerlich nicht mehr berührt. Er lebt in der Liebe, die ihn mit allen vereint.

eigene göttliche Natur und ist über seine

irdische Beschaffenheit erhaben. Er wird von

dem, was seine Persönlichkeit betrifft, inner-

lich nicht mehr berührt. Er lebt in der Liebe,

die ihn mit allen vereint.

„Dies ist die grosse Botschaft, welche die

Theosophie uns verkündet. Der Mensch ist in

seinem Innersten ein göttliches Wesen, und

wenn 'er darnach strebt Gutes zu thun, so

strahlt eine göttliche Kraft von ihm aus, die

sich über alles ergiesst. Ohne diese that-

kräftige Macht der göttlichen Liebe kann

nichts, das in Wirklichkeit und dauernd gut

ist, geschaffen werden. Wenn sie aber im

Menschen zur vollkommenen Entfaltung ge-

"Dies ist die grosse Botschaft, welche die Theosophie uns verkündet. Der Mensch ist in seinem Innersten ein göttliches Wesen, und wenn 'er darnach strebt Gutes zu thun, so strahlt eine göttliche Kraft von ihm aus, die sich über alles ergiesst. Ohne diese thatkräftige Macht der göttlichen Liebe kann nichts, das in Wirklichkeit und dauernd gut ist, geschaffen werden. Wenn sie aber im Menschen zur vollkommenen Entfaltung gelangt, so wird dadurch in ihm das göttliche Ideal verwirklicht, und der Mensch selber ein Erlöser der Menschheit."

langt, so wird dadurch in ihm das göttliche

Ideal verwirklicht, und der Mensch selber ein

Erlöser der Menschheit."

Der einzige Zweck der „Theosophischen

Gesellschaft" ist deshalb, derjenigen wahren

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Liebe Eingang zu verschaffen, welche weder

aus der Unwissenheit, Thorheit, oder blossen

Sentimentalität, noch aus der selbstsüchtigen

Begierde nach Besitz, sondern aus der wahren

Der einzige Zweck der "Theosophischen Gesellschaft" ist deshalb, derjenigen wahren Liebe Eingang zu verschaffen, welche weder aus der Unwissenheit, Thorheit, oder blassen Sentimentalität, noch aus der selbstsüchtigen Begierde nach Besitz, sondern aus der wahren

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-

— 793 —

geistigen Erkenntnis entspringt. Wer seine

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-

eigene wahre Gottesnatur erkennt, der braucht

geistigen Erkenntnis entspringt. Wer seine eigene wahre Gottesnatur erkennt, der braucht nicht erst zu fragen, weshalb er andere Geschöpfe liebevoll behandeln soll; er erkennt in allen anderen Geschöpfen Erscheinungen seines eigenen göttlichen Wesens, er sieht in allen anderen sich selbst.

nicht erst zu fragen, weshalb er andere Ge-

schöpfe liebevoll behandeln soll; er erkennt

in allen anderen Geschöpfen Erscheinungen

seines eigenen göttlichen Wesens, er sieht in

allen anderen sich selbst.

Um zu dieser wahren Selbsterkenntnis zu

gelangen, dazu ist es nötig, alle die Vor-

urteile und irrigen Meinungen in Bezug auf

die wahre Natur des Menschen, seiner Stellung

im Weltall, seiner physischen, psychischen und

geistigen Natur u. s. w. zu beseitigen, und

hierzu dient das Studium der alten und neuen

Religionssysteme, der Philosophie und der

Wissenschaft. Dieses Studium ist nicht sein

eigener Zweck; es handelt sich nicht darum,

wie viele glauben, die wissenschaftliche Neu-

Um zu dieser wahren Selbsterkenntnis zu gelangen, dazu ist es nötig, alle die Vorurteile und irrigen Meinungen in Bezug auf die wahre Natur des Menschen, seiner Stellung im Weltall, seiner physischen, psychischen und geistigen Natur u. s. w. zu beseitigen, und hierzu dient das Studium der alten und neuen Religionssysteme , der Philosophie und der Wissenschaft. Dieses Studium ist nicht sein eigener Zweck; es handelt sich nicht darum, wie viele glauben, die wissenschaftliche Neugierde zu befriedigen, oder sich eine Meinung darüber zu verschaffen, welche von den vielen sich widersprechenden .Autoritäten recht hat, sondern es handelt sich darum, den Kern der Wahrheit, welcher in allen grossen Religionssystemen und Philosophien enthalten ist, zu entdecken, ihn von der ihm anhängenden Schale des Aberglaubens oder Formenwesens

gierde zu befriedigen, oder sich eine Meinung

darüber zu verschaffen, welche von den vielen

sich widersprechenden Autoritäten recht hat,

sondern es handelt sich darum, den Kern der

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Wahrheit, welcher in allen grossen Religions-

systemen und Philosophien enthalten ist, zu

entdecken, ihn von der ihm anhängenden

Schale des Aberglaubens oder Formenwesens

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zu befreien, und dadurch den Weg zur Selbst-

-

erkenntnis kennen zu lernen.

zu befreien, und dadurch den Weg zur Selbsterkenntnis kennen zu lernen.

Da giebt es viele, die stets in äusserlichen

Dingen nach Geheimnissen suchen, aber das

Beste finden sie nicht. Das grösste Geheimnis

ist der Mensch selbst, und die eigene Selbst-

erkenntnis ist der Schlüssel zu allen anderen

Da giebt es viele, die stets in äusserlichen Dingen nach Geheimnissen suchen, aber das Beste finden sie nicht. Das grösste Geheimnis ist der Mensch selbst, und die eigene Selbsterkenntnis ist der Schlüssel zu allen anderen Geheimnissen. Wer nicht in sich selbst sein wahres Ich erkennt, der sieht auch in allen anderen Menschen nichts anderes als deren Persönlichkeiten, und er beurteilt dieselben nach dieser Auffassung. Der sich selbst wirklich erkennende Mensch aber weiss, dass, so wie seine eigene Person nur sein Gefäss und Werkzeug ist, auch die Persönlichkeiten aller anderen Menschen von ihrer geistigen Individualität zu unterscheiden sind. Aus der Verwechslung der Persönlichkeit mit dem "inneren Menschen", der allerdings nur in denjenigen vollkommene geistige Individualität erlangt hat, welche zur Selbsterkenntnis gekommen sind, entspringt die falsche Beurteilung anderer, Gehässigkeiten und. Stänkereien und der Egoismus mit seinem Gefolge.

Geheimnissen. Wer nicht in sich selbst sein

wahres Ich erkennt, der sieht auch in allen an-

deren Menschen nichts anderes als deren Per-

sönlichkeiten, und er beurteilt dieselben nach

dieser Auffassung. Der sich selbst wirklich

erkennende Mensch aber weiss, dass, so wie

seine eigene Person nur sein Gefäss und

Werkzeug ist, auch die Persönlichkeiten aller

anderen Menschen von ihrer geistigen Indi-

vidualität zu unterscheiden sind. Aus der

Verwechslung der Persönlichkeit mit dem

„inneren Menschen", der allerdings nur in

denjenigen vollkommene geistige Individuali-

tät erlangt hat, welche zur Selbsterkenntnis

gekommen sind, entspringt die falsche Beur-

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teilung anderer, Gehässigkeiten und Stän-

kereien und der Egoismus mit seinem Gefolge.

Mit der blossen Forschung allein ist noch

nicht viel gedient. Es handelt sich nicht bloss

Mit der bIossen Forschung allein ist noch nicht viel gedient. Es handelt sich nicht bloss

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darum zu wissen, sondern zu handeln. Aus

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diesem Grunde wurde der Konstitution der

Theosophischen Gesellschaft bei ihrer Grün-

darum zu wissen, sondern zu handeln. Aus diesem Grunde wurde der Konstitution der Theosophischen Gesellschaft bei ihrer Gründung ein dritter Paragraph hinzugefügt, nämlich die thatsächliche Entwicklung der in der Natur des Menschen schlummernden Kräfte. Dieser dritte Punkt wurde später entfernt, weil er bei vielen zu dem Irrtum Anlass gab, dass die Mitglieder der T. G. sich mit magischen und okkulten Künsten, Hexerei u. s. w. befassen wollten. In der That ist aber unter der Entwicklung von geistigen Kräften nur die Entfaltung jener Kräfte gemeint, welche in jedem Menschen offenbar werden müssen, wenn sein Streben nach Selbsterkenntnis nicht bloss ein Wunsch, ein Traum, eine Theorie bleiben soll. Zu diesen Kräften gehört vor allem das Erwachen de.s wahren Selbstbewusstseins und die göttliche Liebe.

dung ein dritter Paragraph hinzugefügt, näm-

lich die thatsächliche Entwicklung der in der

Natur des Menschen schlummernden Kräfte.

Dieser dritte Punkt wurde später entfernt,

weil er bei vielen zu dem Irrtum Anlass

gab, dass die Mitglieder der T. G. sich mit

magischen und okkulten Künsten, Hexerei

u. s. w. befassen wollten. In der That ist aber

unter der Entwicklung von geistigen Kräften

nur die Entfaltung jener Kräfte gemeint,

welche in jedem Menschen offenbar werden

müssen, wenn sein Streben nach Selbster-

kenntnis nicht bloss ein Wunsch, ein Traum,

eine Theorie bleiben soll. Zu diesen Kräften

gehört vor allem das Erwachen des wahren

Selbstbewusstseins und die göttliche Liebe.

Der Pfuscher in den Geheim wissenschaften

sucht seine Neugierde in Bezug auf okkulte

Kräfte, von welchen er glaubt, dass andere

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sie besessen haben, zu befriedigen, und zu

erforschen, wie er durch äusserliche Mittel in

den Besitz von magischen Kräften kommen,

oder wie er dieselben verwenden könnte,

Der Pfuscher in den Geheimwissenschaften sucht seine Neugierde in Bezl,lg auf okkulte Kräfte, von welchen er glaubt, dass andere sie besessen haben, zu befriedigen, und zu erforschen, wie er durch äusserliche Mittel in den Besitz von magischen Kräften kommen, oder wie er dieselben verwenden könnte,

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— 796 —

wenn er sie hätte; aber die magische Kraft

ist eine innerliche Kraft, die man sich nicht

wenn er sie hätte; aber die magische Kraft ist eine innerliche Kraft, die man sich nicht äusserlich aneignen kann, sondern die in uns offenbar wird, wenn wir zur Selbsterkenntnis gelangen. Wer in die Ferne wirken will, der muss sich über die Schranken seines Egoismus erheben; wer die Widerstände der äusseren Natur durch seinen Geist überwinden will, dessen Geist muss stark genug sein, die Widerstände seiner eigenen Natur, seine eigenen tierischen Instinkte, selbstsüchtigen Begierden und seine Leidenschaften zu beherrschen und dieselben seinen höheren Zwecken dienstbar zu machen. Die Selbstbeherrschung ist allerdings eine grosse Kunst, und die dazu nötige Kraft ist "magischer", d. h. psychisch - geistiger Natur, und wie alle geistigen. Kräfte selbstbewusst. Sie ist es, die jeder wahre Theosoph nicht bloss theoretisch erforschen, sondeJ;n sich p~aktisch aneignen und sie beständig ausüben sollte; selbst auf die Gefahr hin, in den Augen der Dummköpfe deshalb als ein Hexenmeister zu erscheinen.

äusserlich aneignen kann, sondern die in uns

offenbar wird, wenn wir zur Selbsterkenntnis

gelangen. Wer in die Ferne wirken will,

der muss sich über die Schranken seines

Egoismus erheben; wer die Widerstände der

äusseren Natur durch seinen Geist überwinden

will, dessen Geist muss stark genug sein, die

Widerstände seiner eigenen Natur, seine

eigenen tierischen Instinkte, selbstsüchtigen

Begierden und seine Leidenschaften zu be-

herrschen und dieselben seinen höheren

Zwecken dienstbar zu machen. Die Selbst-

beherrschung ist allerdings eine grosse Kunst,

und die dazu nötige Kraft ist „magischer",

d. h. psychisch-geistiger Natur, und wie alle

geistigen Kräfte selbstbewusst. Sie ist es,

die jeder wahre Theosoph nicht bloss theo-

retisch erforschen, sondern sich praktisch an-

eignen und sie beständig ausüben sollte;

selbst auf die Gefahr hin, in den Augen der

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Dummköpfe deshalb als ein Hexenmeister zu

erscheinen.

Gerade weil der Zweck der „Theosophi-

schen Gesellschaft" ein so hoher, und das

Gerade weil der Zweck der "Theosophischen Gesellschaft" ein so hoher, und das

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— 797 —

Prinzip, welches sie belebt, gross genug ist,

um die ganze Menschheit zu umfassen, wird

Prinzip, welches sie belebt, gross genug ist, um die ganze Menschheit zu umfassen, wird dieser Zweck auch von den wenigsten Leuten verstanden und selbst unter den Mitgliedern giebt es viele, die davon nur eine unklare Vorstellung haben. Die menschliche Natur ändert sich nicht sogleich dadurch, dass man ein "F. T. S." (Fellow Theosophical Society) an seinen Namen hängt. Um zu begreifen, was die Theosophie ist, muss man schon selbst einen gewissen Grad von Gotteserkenntnis besitzen, und die Fähigkeit haben, das Ewige und Unvergängliche von dem Zeitlichen und Vergänglichen zu unterscheiden. Solche Personen aber finden sich in unserem Zeitalter überall in der Minorität. Daher kommt es auch, dass in der "Theosophischen Gesellschaft", sowie in allen anderen Vereinen Leute zu finden sind, welche die Liebe nicht kennen und deshalb besonders auf ihren eigenen V orteil bedacht sind; sei es, dass sie gern eine "Rolle spielen" möchten, oder dass si~ glauben, in den Besitz von Geheimnissen kommen zu können, welche anderen Sterblichen nicht zugänglich sind. Solche Personen sollten bedenken, dass der Anfang der wahren Erkenntnis erst dort

dieser Zweck auch von den wenigsten Leu-

ten verstanden und selbst unter den Mit-

gliedern giebt es viele, die davon nur eine

unklare Vorstellung haben. Die menschliche

Natur ändert sich nicht sogleich dadurch,

dass man ein „F. T. S." (Fellow Theosophi-

cal Society) an seinen Namen hängt. Um

zu begreifen, was die Theosophie ist, muss

man schon selbst einen gewissen Grad von

Gotteserkenntnis besitzen, und die Fähigkeit

haben, das Ewige und Unvergängliche von

dem Zeitlichen und Vergänglichen zu unter-

scheiden. Solche Personen aber finden sich

in unserem Zeitalter überall in der Minorität.

Daher kommt es auch, dass in der „Theo-

sophischen Gesellschaft", sowie in allen an-

deren Vereinen Leute zu finden sind, welche

die Liebe nicht kennen und deshalb beson-

ders auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind;

sei es, dass sie gern eine „Rolle spielen"

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möchten, oder dass sie glauben, in den Be-

sitz von Geheimnissen kommen zu können,

welche anderen Sterblichen nicht zugänglich

sind. Solche Personen sollten bedenken, dass

der Anfang der wahren Erkenntnis erst dort

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— 798 —

beginnt, wenn der Mensch einzusehen an-

fängt, dass er in Wirklichkeit nichts weiss;

dass all sein angebliches Wissen sich bloss

beginnt, wenn der Mensch einzusehen anfängt, dass er in Wirklichkeit nichts weiss; dass all sein angebliches Wissen sich bloss auf die Erscheinungen der Dinge, nicht aber auf deren wahres Wesen bezieht, und dass die wahre Erkenntnis die Selbsterkenntnis der Wahrheit ist, welche naturgemäss niemand anderen als Gott, der Wahrheit, zu eigen ist. Der Anfang der "Theosophie", d. h. "göttliche Selbsterkenntnis", ist die göttliche Liebe. Wo diese nicht vorhanden ist, da kann auch keine Gotteserkenntnis eintreten, da giebt es keine "Theosophie". Deshalb begreifen auch diejenigen Personen, denen es nur um das Wissen zu thun ist, das Wesen der Theosophie am wenigsten. Sie beschäftigen sich damit, auszuklügeln, was dieser oder jener denkt, und wessen Meinung sie als wahr annehmen solleQ, und wo so viele Erwägungen herrschen, da bleibt für das eigene freie Denken kein Raum. Die Freiheit des Denkens ist aber die unerlässliche Bedingung zur Erlangung der wahren Erkenntnis und der daraus entspringenden Freiheit des Wollens, welche den Menschen über die Stufe des Tierreichs erhebt. So lange der Mensch an das eigene

auf die Erscheinungen der Dinge, nicht aber

auf deren wahres Wesen bezieht, und dass

die wahre Erkenntnis die Selbsterkenntnis

der Wahrheit ist, welche naturgemäss nie-

mand anderen als Gott, der Wahrheit, zu

eigen ist. Der Anfang der „Theosophie",

d. h. „göttliche Selbsterkenntnis", ist die gött-

liche Liebe. Wo diese nicht vorhanden ist,

da kann auch keine Gotteserkenntnis ein-

treten, da giebt es keine „Theosophie". Des-

halb begreifen auch diejenigen Personen,

denen es nur um das Wissen zu thun ist,

das Wesen der Theosophie am wenigsten.

Sie beschäftigen sich damit, auszuklügeln,

was dieser oder jener denkt, und wessen

Meinung sie als wahr annehmen sollen, und

wo so viele Erwägungen herrschen, da bleibt

für das eigene freie Denken kein Raum.

Die Freiheit des Denkens ist aber die un-

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erlässliche Bedingung zur Erlangung der

wahren Erkenntnis und der daraus entsprin-

genden Freiheit des Wollens, welche den

Menschen über die Stufe des Tierreichs er-

hebt. So lange der Mensch an das eigene

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— 799 —

-

täuschende „Selbst" gebunden und sein

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--

Denken und Wollen und Handeln von des-

sen Instinkten, Wünschen und Begierden

täuschende "Selbst" gebunden und sein Denken und Wollen und Handeln von dessen Instinkten , Wünschen und Begierden geleitet ist. ist er nicht frei. Es giebt keine wahre Freiheit als die Befreiung vom Wahne des Selbsts.

geleitet ist, ist er nicht frei. Es giebt keine

wahre Freiheit als die Befreiung vom Wahne

des Selbsts.

Aus diesem Grunde ist die Botschaft,

welche die Theosophie der Welt verkündet,

nicht nur eine Botschaft der Liebe, sondern

auch der Freiheit. Sie beweist, dass der

Mensch durch nichts gebunden ist und durch

nichts leidet als durch das eigene „Selbst",

welches an sich ein Nichts, eine blosse Vor-

stellung ist. Wer diesen Wahn überwindet,

der ist ein Theosoph und erlangt die Herr-

schaft über sich selbst. Wer Herr über sich

Aus diesem Grunde ist die Botschaft, welche die Theosophie der Welt verkündet, nicht nur eine Botschaft der Liebe, sondern auch der Freiheit. Sie beweist, dass der Mensch durch nichts gebunden ist und durch nichts leidet als durch das eigene "Selbst", welches an sich ein Nichts, eine bIosse Vorstellung ist. Wer diesen Wahn überwindet, der ist ein Theosoph und erlangt die Herrschaft über sich selbst. Wer Herr über sich selbst ist, der braucht keinem anderen zu dienen; er ist Herr über alles, denn er ist eins mit Gott, welcher der Herr und das Wesen von allem ist. Was wäre das Wesen ohne Erkenntnis? Was wäre der Raum ohne das Licht ? Was wäre der Himmel ohne die Liebe? Sie ist die Seele von allem. Wer diesem Prinzipe treu bleibt, der ist ein wirklicher Theosoph.

selbst ist, der braucht keinem anderen zu

dienen; er ist Herr über alles, denn er ist

eins mit Gott, welcher der Herr und das

Wesen von allem ist. Was wäre das Wesen

ohne Erkenntnis? Was wäre der Raum ohne

das Licht? Was wäre der Himmel ohne die

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Liebe? Sie ist die Seele von allem. Wer

diesem Prinzipe treu bleibt, der ist ein wirk-

licher Theosoph.

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Theosophie in China.

Betrachtungen über das Tao-Teh-King.

(Der Weg, die Wahrheit und das Licht.)

Aus dem Chinesischen des Lao-tze.

(Fortsetzung.)

XXXIX.

Gewisse Dinge haben infolge der Ein-

heitlichkeit seit den ältesten Zeiten be-

standen; nämlich die folgenden:

Die Klarheit des Himmels.

Die Festigkeit der Erde.

Die Unkörperlichkeit der Geister.1)

Theosophie in China.

*) Das Lebensprinzip, welches allem Dasein

zu Grunde liegt, ist eine Einheit, aber seine

Offenbarung bringt verschiedene Daseinszu-

stände hervor. In irdischen Dingen herrscht

der zusammengesetzte Zustand, und deshalb

Betraehtungen über das Tao-Teh-King.

sind dieselben der Zersetzung unterworfen.

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Aus dem Chinesischen des Lao-tze. (Fortsetzung.)

XXXIX Gewisse Dinge haben infolge der Einheitlichkeit seit den ältesten Zeiten bestanden; nämlich die folgenden: Die Klarheit des Himmels. Die Festigkeit der Erde. Die Unkörperlichkeit der Geister. 1) 1) Das Lebensprinzip, welches allem Dasein zu Grunde liegt, ist eine Einheit, aber seine Offenbarung bringt verschiedene Daseinszustände hervor. In irdischen Dingen herrscht der zusammengesetzte Zustand, und deshalb sind dieselben der Zersetzung unterwdrfen.

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— 8oi —

-

Die Wasserfülle der Thäler.

801

-

Das Leben aller Geschöpfe.

Die Herrschaft der Prinzen und Könige.

Die Wasserfülle der Thäler. Das Leben aller Geschöpfe. Die Herrschaft der Prinzen und Könige. Alle diese beruhen auf der Einheitlichkeit Ohne diese Ursache der Klarheit wäre der Himmel in Gefahr, sich zu verdunkeln. Ohne diese Ursache der Festigkeit wäre die Erde in Gefahr, sich zu zerbröckeln. Ohne diese Ursache der Unkörperlichkeit wären die Geister in Gefahr der Vernichtung. Ohne diese Ursache der Wasserfülle wären die Thäler in Gefahr der Unfruchtbarkeit. Ohne diese Ursache ihrer Lebensfähigkeit wären alle Geschöpfe in Gefahr des Unterganges. 2)

Alle diese beruhen auf der Einheit-

lichkeit.

Ohne diese Ursache der Klarheit wäre

der Himmel in Gefahr, sich zu verdunkeln.

Ohne diese Ursache der Festigkeit

wäre die Erde in Gefahr, sich zu zer-

bröckeln.

Ohne diese Ursache der Unkörperlich-

keit wären die Geister in Gefahr der Ver-

nichtung.

Ohne diese Ursache der Wasserfülle

wären die Thäler in Gefahr der Unfrucht-

barkeit.

Ohne diese Ursache ihrer Lebensfähig-

keit wären alle Geschöpfe in Gefahr des

Unterganges.2)

2) Es ist zu unterscheiden zwischen dem

allgegenwärtigen einen Lebensprinzip in der

Natur und dessen Offenbarungen als Lebens-

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thätigkeit in den einzelnen Individuen.

----

2) Es ist zu unterscheiden zwischen dem allgegenwärtigen einen Lebensprinzip in der Natur und dessen Offenbarungen als Lebensthätigkeit in den einzelnen Individuen.

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— 802 —

-

Ohne diese Ursache der Ehre und

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-

Hoheit wären Prinzen und Könige in

Gefahr, gestürzt zu werden.

Ohne diese Ursache der Ehre und Hoheit wären Prinzen und Könige in Gefahr, gestürzt zu werden. Und d~raus sehen wir, dass Ehre ihren Ursprung aus demjenigen nimmt, das ohne Ehre ist, und Hoheit auf dasjenige gegründet und von dem gehalten wird, was unbedeutend ist. Deshalb heissen Prinzen und Könige "Waisen", "alleinstehend" und "Wagen ohne Räder". Geben sie dadurch nicht zu, dass ihre Autorität auf ihren Untergebenen beruht und durch dieselben unterhalten wird? Wer kann dies leugnen? Ein Wagen ohne Räder ist sicherlich gar kein Wagen. Es ist ebenso schwer für einen Menschen, so wie ein einzelnes Kleinod isoliert zu stehen, als in der grossen Menge wie ein gewöhnlicher Kieselstein unter den Steinen zu verschwinden.

Und daraus sehen wir, dass Ehre ihren

Ursprung aus demjenigen nimmt, das

ohne Ehre ist, und Hoheit auf dasjenige

gegründet und von dem gehalten wird,

was unbedeutend ist.

Deshalb heissen Prinzen und Könige

„Waisen", „alleinstehend" und „Wagen

ohne Räder".

Geben sie dadurch nicht zu, dass ihre

Autorität auf ihren Untergebenen beruht

und durch dieselben unterhalten wird?

Wer kann dies leugnen?

Ein Wagen ohne Räder ist sicherlich

gar kein Wagen.

Es ist ebenso schwer für einen Men-

schen, so wie ein einzelnes Kleinod isoliert

zu stehen, als in der grossen Menge

wie ein gewöhnlicher Kieselstein unter

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den Steinen zu verschwinden.

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— 8o3 —

80 3

XL.

Der Pfad des Tao geht rückwärts.1)

Die bezeichnende Eigenschaft von Tao

ist Milde.2)

XL.

Alles in der Natur kommt vom Dasein

und das Dasein vom Nichtdasein.3)

Der Pfad des Tao geht rückwärts. 1) Die bezeichnende Eigenschaft von Tao ist Milde.') Alles in der Natur kommt vom Dasein und das Dasein vom Nichtdasein.8}

1) Der Pfad des Tao ist der Weg der Er-

kenntnis, und diese besteht in der Rückkehr

von der Vielheit zur Einheit.

2) Die Milde entspringt der Geduld, die

Geduld der Liebe, und die wahre Liebe der

rechten Erkenntnis.

3) Das absolute Sein ist das relative Nicht-

dasein; absolutes Bewusstsein ist relatives

Unbewusstsein; das Dasein ist die Offen-

barung des vorher nichtoffenbaren Seins, wel-

ches das „Nichtsein" genannt wird.

1) Der Pfad des Tao ist der Weg der Er-

XLI.

Wenn ein weiser Mensch Tao hört, so

kenntnis, und diese besteht in der Rückkehr von der Vielheit zur Einheit.

folgt er ihm.1)

1) „Sie (die Weisen) werden meine Stimme

hören, und wird eine Herde und ein Hirt

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werden." (Joh. X, 12.)

2) Die Milde entspringt der Geduld, die Geduld der Liebe, und die wahre Liebe der rechten Erkenntnis.

Lotusblüten L. 55

8) Das absolute Sein ist das relative Nichtdasein ; absolutes Bewusstsein ist relatives Unbewusstsein; das Dasein ist die Offenbarung des vorher nichtoffenbaren Seins, welches das "Nichtsein" genannt wird.

XLI. Wenn ein weiser Mensch Tao hört, so folgt er ihm. 1) 1) "Sie (die Weisen) werden meine Stimme hören, und wird eine Herde und ein Hirt werden." (Job. X, 12.) LotusbUlten L.

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— 804 —

Wenn ein Mensch von mittelmässiger

Verstandesfähigkeit es vernimmt, so hält

er eine Zeitlang dazu, und verliert es

Wenn ein Mensch von mittelmässiger Verstandesfähigkeit es vernimmt, so hält er eine Zeitlang dazu, und verliert es dann wieder.'} Wenn ein dummer Mensch. es hört, so lacht er darüber. 8) Würde es solchen Leuten nicht zum Spott dienen, so würde es nicht mit Recht Tao heissen})

dann wieder.2)

Wenn ein dummer Mensch es hört, so

lacht er darüber.3)

Würde es solchen Leuten nicht zum

Spott dienen, so würde es nicht mit Recht

Tao heissen.4)

2) Es ist sehr leicht, sich einzubilden oder

zu behaupten, man sei ein Christ. In der That

ist ein wahrer Christ oder Tao-Mensch wer-

den das Höchste, nach dem der Mensch stre-

ben kann, aber auch am Schwersten zu er-

reichen. Jeder Mensch ist mitunter geistigen

Wahrheiten zugänglich; aber das Schwere ist,

in dieser Wahrheit zu bleiben, daran festzu-

halten, und das einmal in sich Aufgenommene

nicht wieder zu vergessen.

3) „Der natürliche (äussere) Mensch ver-

nimmt nichts vom Geiste Gottes, es ist ihm

eine Thorheit." (I. Korinth. II, 14.)

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4) Könnte die Weisheit von der Thorheit

begriffen werden, so wäre sie keine Weis-

heit.

2) Es ist sehr leicht, sich einzubilden oder

zu behaupten, man sei ein Christ. In der That ist ein wahrer Christ oder Tao-Mensch werden das Höchste, nach dem der Mensch streben kann, aber auch am Schwersten zu erreichen. Jeder Mensch ist mitunter geistigen Wahrheiten zugänglich; aber das Schwere ist, in dieser Wahrheit zu bleiben, daran festzuhalten, und das einmal in sich Aufgenommene nicht wieder zu vergessen. 3) "Der natürliche (äussere) Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes, es ist ihm eine Thorheit." (1. Korinth. 11, 14.) 4.) Könnte die Weisheit von der Thorheit begriffen werden, so wäre sie keine Weisheit.

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— 8o5 —

-

Deshalb sagten die Versemacher:

Wer im Lichte von Tao strahlt, verschwindet

80 5

im Schatten.8)

Deshalb sagten die Versernacher:

Sein Tao-Pfad führt rückwärts,

Alle seine Handlungen werden verdunkelt.

Die höchste Tugend ist namenlos.

Wer im Lichte von Tao strahlt, verschwindet im Schatten. 6) Sein Tao-Pfad führt rückwärts, Alle seine Handlungen werden verdunkelt. Die höchste Tugend ist namenlos. Die grösste Reinheit erscheint als Täuschung, Und wahre Weisheit unzuverlässig.

Die grösste Reinheit erscheint als Täuschung,

Und wahre Weisheit unzuverlässig.

Angeborene Güte erscheint fremdartig;

Was am längsten dauert, ist der wechsellose

Wechsel,

Und dieVierheit (Aufrichtigkeit) hat keineEcken.

Das grösste Geschirr kann von niemanden

getragen werden,

Die lauteste Stimme hat noch keiner gehört,

Und das grösste Ding hat keinerlei Gestalt.

Denn Tao ist verborgen und hat keinen

Namen; aber es ist gut am Anfange und

am Ende.6)

5) Wer im Lichte der göttlichen Weisheit

Angeborene Güte erscheint fremdartig; Was am längsten dauert, ist der wechsellose Wechsel, Und dieVierheit (Aufrichtigkeit) hatkeineEcken. Das grösste Geschirr kann von niemanden getragen werden, Die lauteste Stimme hat noch keiner gehört, Und das grösste Ding hat keinerlei Gestalt.

strahlt, leuchtet nicht in seinem eigenen Glanz;

alle seine eigenen Vorzüge verschwinden, in-

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dem er sich über die Täuschung der Eigen-

heit erhebt.

6) „Ich bin das Alpha und das Omega, der

Anfang und das Ende." (Offenb. I, 8.)

55*

Denn Tao ist verborgen und hat keinen Namen; aber es ist gut am Anfange und am Ende.6) 5) Wer im Lichte der göttlichen Weisheit strahlt, leuchtet nicht in seinem eigenen Glanz; alle seine eigenen Vorzüge verschwinden, indem er sich über die Täuschung der Eigenheit erhebt. 6) "Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende." (Offenb. I, 8.) 55*

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— 806 —

806

XLII.

Aus Tao floss das Eine.

Aus dem Einen floss die Zwei.

XLII.

Aus der Zwei floss die Drei.

Und aus der Drei entsprangen alle

Dinge.1)

Aus Tao floss das Eine. Aus dem Einen floss die Zwei. Aus der Zwei floss die Drei. Und aus der Drei entsprangen alle Dinge. 1)

1) In diesen Sätzen ist die Grundlage der

Evolutionslehre begründet, so wie sie in der

„Geheimlehre" enthalten ist. Die Null bezeichnet

Tao, das Unbegreifliche, Absolute, welches

deshalb für den Menschen ein „Nichts" ist.

Aus diesem floss die Einheit (der schöpferische

Wille), der „Vater", aus dem „Vater" der

„Sohn" (das Wort) und aus der Zweiheit von

Vater und Sohn (Wille und Vorstellung) der

Geist, dessen Offenbarung die ganze Schöpfung

mit ihren unzähligen Formen und Erschei-

nungen ist. Diese Dreiheit in Einem ist mit

1) In diesen Sätzen ist die Grundlage der Evolutionslehre begründet, so wie sie in der "Geheimlehre" enthalten ist. Die Null bezeichnet Tao, das Unbegreifliche, Absolute, welches deshalb für den Menschen ein "Nichts" ist. Aus diesem floss die Einheit (der schöpferische Wille), der "Vater", aus dem "Vater" der "Sohn" (das Wort) und aus der Zweiheit von Vater und Sohn (Wille und V orstellung) der Geist, dessen Offenbarung die ganze Schöpfung mit ihren unzähligen Formen und Erscheinungen ist. Diese Dreiheit in Einem ist mit anderen Worten: Gedanke, Wort und Offenbarung (Keming). Rückert' sagt in Bezug darauf:

anderen Worten: Gedanke, Wort und Offen-

barung (Kerning). Rückert sagt in Bezug

darauf:

„Wohl der Gedanke bringt die ganze Welt hervor;

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Der, welchen Gott gedacht, nicht den du denkst, o Thor.

Du denkst sie, ohne dass darum entsteht die Welt,

Und ohne dass, wenn du sie wegdenkst, sie weglallt.

Aus Geist entstand die Welt und gehet auf in Geist;

Geist ist der Grund, aus dem, in den zurück sie kreist.

" Wohl der Gedanke bringt die ganze Welt hervor; Der, welchen Gott gedacht, nicht den du denkst, 0 Thor. Du denkst sie, ohne dass darum entsteht die Welt, Und ohne dass, wenn du sie wegdenkst, sie wegfällt. Aus Geist entstand die Welt und gebet auf in Geist; Geist ist der Grund, aus dem, in den zurück sie kreist.

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— 807 —

-

Alle Dinge haben ihren Rückhalt im

80 7

Nichtoffenbaren und ihre Erscheinung

im Offenbaren.2)

Alle Dinge haben ihren Rückhalt im Nichtoffenbaren und ihre Erscheinung im Offenbaren. 2)

Dasjenige, was sie einheitlich macht,

ist der geistige Atem.3)

Waisentum, Vereinzelung und der Zu-

stand eines räderlosen Gefährtes werden

Der Geist, ein Ätherduft, hat sich in sich gedichtet,

Und Sternennebel hat zu Sonnen sich gelichtet.

Der Nebel hat in Luft und Wasser sich zersetzt,

Dasjenige, was sie einheitlich macht, ist der geistige Atem. 8) Waisentum, Vereinzelung und der Zustand eines räderlosen Gefährtes werden

Und Schlamm ward Erd' und Stein, und Pflanz' und Tier

zuletzt,

Und menschliche Gestalt, in der der Menschengeist

Durch Gottes Hauch erwacht, und Ihn der Urgeist preist."

(Sinngedichte.)

2) Im Offenbaren unterscheiden wir drei

Faktoren. Das Subjekt, welches bewusst ist,

das Objekt, dessen das Subjekt sich bewusst

ist, und die Kraft des Bewusstseins. Hinter

dem offenbaren Bewusstsein aber steht noch

Der Geist, ein Ätherduft, hat sich in sich gedichtet, Und Stemennebel hat zu Sonnen sich gelichtet. Der Nebel hat in Luft und Wasser sich zersetzt, Und Schlamm ward Erd' und Stein, und pflanz' und Tier zuletzt, Und menschliche Gestalt, in der der Menschengeist Durch Gottes Hauch erwacht, und Ihn der Urgeist preist."

immer das unendliche, nichtoffenbare (abso-

lute) Bewusstsein, welches die unerschöpfliche

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Quelle des im Empfänger offenbaren Bewusst-

seins ist.

3) Der Atem Gottes im Weltall ist die

göttliche Liebe und nicht der tierische Hauch,

welch letzerer nur der Träger des Lebens ist.

(Sinngedichte.)

2) Im Offenbaren unterscheiden wir drei Faktoren. Das Subjekt, welches bewusst ist, das Objekt, dessen das Subjekt sich bewusst ist, und die Kraft des Bewusstseins. Hinter dem offenbaren Bewusstsein aber steht noch immer das unendliche, nichtoffenbare (absolute) Bewusstsein, welches die unerschöpfliche Quelle des im Empfänger offenbaren Bewusstseins ist.

S) Der Atem Gottes im Weltall ist die göttliche Liebe und nicht der tierische Hauch, welch letzerer nur der Träger des Lebens ist.

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-

— 8o8 —

von den Leuten gemieden; aber Könige

808

-

und Grosse eignen sich solche Bezeich-

nungen an.

von den Leuten gemieden; aber Könige und Grosse eignen sich solche Bezeichnungen an.

Denn was beraubt wird, wird dadurch

vermehrt, und wo etwas hinzugefügt wird,

da wird es vermindert.

Was die Leute durch ihre Handlungen

lehren, das lehre ich sie wieder.

Diejenigen z. B., welche ungestüm und

Denn was beraubt wird, wird dadurch vermehrt, und wo etwas hinzugefügt wird, da wird es vermindert.

leichtsinnig sind, sterben keines natürlichen

Todes.

Sie geben uns dadurch eine gute Lehre

und so mache ich von ihnen Gebrauch.

XLIII.

Das sanftmütigste Ding in der Welt

überwindet das stärkste.1)

Was die Leute durch ihre Handlungen lehren, das lehre ich sie wieder.

1) Die göttliche Selbsterkenntnis bedarf

keiner Gewalt, sie ist über alles erhaben; sie

ist die göttliche Liebe, die in allen Dingen

sich selbst findet, und dennoch völlig selbst-

Diejenigen z. B., welche ungestüm und leichtsinnig sind, sterben keines natürlichen Todes. Sie geben uns dadurch eine gute Lehre und so mache ich von ihnen Gebrauch.

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los und deshalb unnahbar ist.

XLIII. Das sanftmütigste Ding in der Welt überwindet das stärkste. I) 1) Die göttliche Selbsterkenntnis bedarf keiner Gewalt, sie ist über alles erhaben; sie ist die göttliche Liebe, die in allen Dingen sich selbst findet, und dennoch völlig selbstlos und deshalb unnahbar ist.

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— 8oq —

Das Nichtexistierende durchdringt alles,

wenn auch dazu keine Öffnung vorhan-

den ist.

Das Nichtexistierende durchdringt alles, wenn auch dazu keine Öffnung vorhanden ist. Hierdurch begreife ich, wie thatkräftig die Unthätigkeit ist. 2) Man kann ohne Worte lehren und ohne zu handeln nützlich sein, aber nur wenige unter den Menschen erreichen dies. S)

Hierdurch begreife ich, wie thatkräftig

die Unthätigkeit ist.2)

Man kann ohne Worte lehren und ohne

zu handeln nützlich sein, aber nur wenige

unter den Menschen erreichen dies.3)

1

2) Wer sich mit vollem Bewusstsein der

göttlichen Kraft ergiebt, in ihm tritt die gött-

liche Kraft ins Bewusstsein und wirkt durch

ihn ohne sein Zuthun. (Siehe „Eckhart".)

3) Weder Worte noch Handlungen, noch

das gute Beispiel allein ist das Höchste. Der

Weise ist wie eine Sonne in der Welt der

Gedanken, deren Kraft die Welt erfüllt, wenn

auch ihre Strahlen den äusserlichen Sinnen

nicht wahrnehmbar sind.

XLIV.

2) Wer sich mit vollem Bewusstsein der göttlichen Kraft ergiebt, in ihm tritt die göttliche Kraft ins Bewusstsein und wirkt durch ihn ohne sein Zuthun. (Siehe "Eckhart".)

Was ist Dir am nächsten, Dein Name

oder Deine Person? -

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Was ist Dir teurer, Deine Person oder

Dein Reichtum?

S) Weder Worte noch Handlungen, noch das gute Beispiel allein ist das Höchste. Der Weise ist wie eine Sonne in der Welt der Gedanken, deren Kraft die Welt erfüllt, wenn auch ihre Strahlen den äusserlichen Sinnen nicht wahrnehmbar sind.

XLIV. Was ist Dir am nächsten, Dein Name oder Deine Person? Was ist Dir teurer, Deine Person oder Dein Reichtum?

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-

— 8io —

810

-

Was ist das grössere Übel, das Ge-

winnen oder Verlieren?

Was ist das grössere Übel, das Gewinnen oder Verlieren? Eine grosse Ergebung bedarf einer grossen Aufopferung. Grosser Reichtum ermöglicht grossen Verlust. Wer zufrieden ist, geht nicht zu Grunde. Wer stille stehen kann, begegnet .keiner Gefahr. Dies sind die Unsterblichen. 1)

Eine grosse Ergebung bedarf einer

grossen Aufopferung.

Grosser Reichtum ermöglicht grossen

Verlust.

Wer zufrieden ist, geht nicht zu Grunde.

Wer stille stehen kann, begegnet keiner

Gefahr.

Dies sind die Unsterblichen.1)

Wörtlich übersetzt: „Die Dauerhaftigen",

denn wenn auch eine menschliche Individua-

lität vom Anfange einer Weltperiode bis zum

Ende derselben, d.h. während Millionen von

Jahren existieren kann, so ist doch am Ende

nichts unsterblich als Gott.

XLV.

Wer erkennt, dass das Höchste, was

er erreicht hat, noch Unvollkommenheit

ist, kann immer noch fortarbeiten.

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Wer sieht, dass das Höchste, was er

1) Wörtlich übersetzt: "Die Dauerhaftigen", denn wenn auch eine menschliche Individualität vom Anfange einer W eltperiode bis zum Ende· derselben, d. h. während Millionen von Jahren existieren kann, so ist doch am Ende nichts unsterblich als Gott.

XLV. Wer erkennt, dass das Höchste, was er erreicht hat, noch Unvollkommenheit ist, kann immer noch fortarbeiten. Wer sieht, dass das Höchste, was er

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— 8i i —

besitzt, Leere ist, kann immerfort Schätze

sammeln.

besitzt, Leere ist, kann immerfort Schätze sammeln. Seine höchste Rechtschaffenheit ist Spitzbüberei. Seine grösste Weisheit ist Thorheit Seine beste Beredsamkeit bIosses Stammeln. l )

Seine höchste Rechtschaffenheit ist

Spitzbüberei.

Seine grösste Weisheit ist Thorheit.

Seine beste Beredsamkeit blosses Stam-

meln.1)

l) Alles Selbstwissen, Selbstwollen, Selbst-

handeln, Selbstgerechtigkeit und Selbstver-

herrlichung in Bezug auf geistige Dinge ist

Thorheit; die wahre Erkenntnis tritt auf keine

andere Weise ein als durch die innerliche

Erleuchtung, wenn der Geist der Erkenntnis

im Menschen offenbar wird. Da das „Ich"

eine Täuschung ist, so ist auch alles eine

Täuschung, was dieser Täuschung entspringt.

Dies könnte vielleicht mit anderen Worten auf

folgende Weise ausgedrückt werden: Alles

irdische Streben des Menschen geht nach eige-

1) Alles Selbstwissen, Selbstwollen, Selbst-

nem Besitz, sei es nach der Erwerbung ver-

handeIn , Selbstgerechtigkeit und Selbstverherrlichung in Bezug auf geistige Dinge ist Thorheit; die wahre Erkenntnis tritt auf keine andere Weise ein als durch die innerliche Erleuchtung, wenn der Geist der Erkenntnis im Menschen offenbar wird. Da das "Ich" eine Täuschung ist, so ist auch alles eine Täuschung, was dieser Täuschung entspringt. Dies könnte vielleicht mit anderen Worten auf folgende Weise ausgedrückt werden: Alles irdische Streben des Menschen geht nach eigenem Besitz, sei es nach der Erwerbung vergänglicher äusserlicher Reichtümer, oder nach der Ansammlung von Wissenskram. Die wahre Erkenntnis hat nichts mit diesen Dingen und nichts mit der Selbstheit zu schaffen. Es handelt sich dabei nicht um die Erwerbung, sondern um die Erfüllung. Der Mensch kann sich nicht selbst mit dieser Erkenntnis erfüllen;

gänglicher äusserlicher Reichtümer, oder nach

der Ansammlung von Wissenskram. Die

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wahre Erkenntnis hat nichts mit diesen Dingen

und nichts mit der Selbstheit zu schaffen. Es

handelt sich dabei nicht um die Erwerbung,

sondern um die Erfüllung. Der Mensch kann

sich nicht selbst mit dieser Erkenntnis erfüllen;

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— 812 —

-

Thätigkeit überwindet Kälte;

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-

Ruhe überwindet Hitze;

Aber durch Tugend und Ruhe kann

Thätigkeit überwindet Kälte; Ruhe überwindet Hitze; Aber durch Tugend und Ruhe kann die Welt überwunden werden.

die Welt überwunden werden.

sie erfüllt aber denjenigen, in welchem sie

keinen unüberwindbaren "Widerstand findet.

Wer von diesem Lichte erfüllt ist, dessen

Selbstheit geht darin auf und verschwindet

darin, indem die Gottheit an die Stelle der

Eigenheit tritt.

XLVI.

Wenn Tao in der Welt ist, so werden

sie erfüllt aber denjenigen, in welchem sie keinen unüberwindbaren Widerstand findet. Wer von diesem Lichte erfüllt ist, dessen Selbstheit geht darin auf und ve~schwindet darin, indem die Gottheit an die Stelle der Eigenheit tritt.

die Pferde auf fruchtbaren Wiesen benützt.

Wenn Tao die Welt verlassen hat, so

werden Rennpferde auf unfruchtbarem

Wüstenlande gezüchtet.1)

1) Damit ist gemeint, dass, wo die wahre

Erkenntnis vorhanden ist, alle geistigen Wil-

lenskräfte zum Guten und Nützlichen ver-

wendet werden; wo aber diese Erkenntnis

fehlt, da wachsen Zorn, Begierden und Leiden-

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schaften auf.

XLVI. Wenn Tao in der Welt ist, so werden die Pferde auf fruchtbaren Wiesen benützt. Wenn Tao die Welt verlassen hat, so werden Rennpferde auf unfruchtbarem Wüstenlande gezüchtet. 1) 1) Damit ist gemeint, dass, wo die wahre

Erkenntnis vorhanden ist, alle geistigen Willenskräfte zum Guten und Nützlichen verwendet werden; wo aber diese Erkenntnis feWt, da wachsen Zorn, Begierden und Leidenschaften auf.

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— 8i3 —

-

Es giebt keine grössere Sünde, als sich

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der Begierde zu überlassen.2)

Es giebt keinen grösseren Schmerz als

Es giebt keine grössere Sünde, als sich der Begierde zu überlassen. 2)

die Unzufriedenheit.

Es giebt nichts Schädlicheres als die

Gier nach Gewinn.

Deshalb ist die Genugthuung, welche

Es giebt keinen grösseren Schmerz als die Unzufriedenheit. .

durch die Zufriedenheit erlangt wird, ein

unvergänglicher Vorteil.3)

2) Der Mensch sündigt mehr durch Ge-

danken als durch Handlungen. Äusserliche

Handlungen sind nur gleichsam ein Schatten-

Es giebt nichts Schädlicheres als die Gier nach Gewinn. Deshalb ist die Genugthuung, welche durch die Zufriedenheit erlangt wird, ein unvergänglicher Vorteil. 3)

spiel der Handlungen, die sich im Denken

vollziehen. Die Begierde ist das Leben der

That.

3) Wie alles in der Welt, so kann auch

die Zufriedenheit dreierlei Ursprung haben,

nämlich Sattwa, Rajas und Tamas. Die wahre

Zufriedenheit ist diejenige, welche aus Sattwa

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(Erkenntnis) entspringt.

2) Der Mensch sündigt mehr durch Ge-

danken als durch Handlungen. Äusserliche .Handlungen sind nur gleichsam ein Schattenspiel der Handlungen, die sich im Denken vollziehen. Die Begierde ist das Le1Jen der That. 3) Wie alles in der Welt, so kann auch die Zufriedenheit dreierlei Ursprung haben, nämlich Sattwa, Rajas und Tamas. Die wahre Zufriedenheit ist diejenige, welche aus Sattwa (Erkenntnis) entspringt.

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— 8i4 —

-

XLVII.

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-

Man kann die Welt erkennen, ohne

deshalb sein Haus zu verlassen.1)

XLVII.

Durch sein eigenes Fenster kann ein

Mensch das höchste Tao sehen.2)

Je weiter er schweift, um so weniger

Man kann die Welt erkennen, ohne deshalb sein Haus zu verlassen. I) Durch sein eigenes Fenster kann ein Mensch das höchste Tao sehen.!) Je weiter er schweift, um so weniger wird er es finden. S) Deshalb erkennt der Weise ohne zu reisen, er benennt die Dinge ohne sie gesehen zu haben, und er vollbringt alles ohne ("eigene") Thätigkeit.

wird er es finden.3)

Deshalb erkennt der Weise ohne zu

reisen, er benennt die Dinge ohne sie

gesehen zu haben, und er vollbringt alles

ohne („eigene") Thätigkeit.

-) Der Weise beobachtet, ohne in dem«

Gegenstande seiner Beobachtung sich zu ver-

lieren; er tritt dabei nicht aus dem Kreise

seines Selbstbewusstseins heraus.

2) Joh. Scheffler sagt: „Man braucht Gott

nicht mit dem Fernrohre oder über dem Meere

zu suchen; er ist in uns und ausser uns."

3) „Weit ist der Weg der Wissenschaft, die

auf Umwegen wandelt. Nahe und gerade

ist der Weg der Erkenntnis, welche die

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Liebe ist."

1) Der Weise beobachtet, ohne in dem.. Gegenstande seiner Beobachtung sich zu ver~ieren; .er tritt dabei nicht aus dem Kreise seines Selbstbewusstseins heraus. 2) J oh. Scheffler sagt: "Man braucht Gott nicht mit dem Fernrohre oder über dem Meere zu suchen; er ist in uns und ausser uns." 8) "Weit ist der Weg der Wissenschaft, die auf Umwegen wandelt. Nahe und gerade ist der Weg der Erkenntnis, welche die Liebe ist."

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— 8i5 —

-

XLVIII.

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-

Durch das Streben nach Wissen wird

körperliches und geistiges Ungemach täg-

XLVIII..

lich vermehrt.1)

Aber dieses Ungemach wird täglich

durch Tao vermindert.2)

Durch das Streben nach Wissen wird körperliches und geistiges Ungemach täglieh vermehrt. 1) Aber dieses Ungemach wird täglich durch Tao vermindert. 2) Schränke es wiederholt ein; solange, bis nichts mehr davon übrig bleibt S) Es giebt nichts, das durch Nichtthätigkeit nicht bewirkt werden kann.') . Ein Mensch könnte ganz mühelos die

Schränke es wiederholt ein; solange,

bis nichts mehr davon übrig bleibt.3)

Es giebt nichts, das durch Nichtthätig-

keit nicht bewirkt werden kann.4)

Ein Mensch könnte ganz mühelos die

*) Weil diesem Streben die Begierde der

Selbstheit zu Grunde liegt, welche ein ver-

zehrendes Feuer ist.

2) Durch die wahre Erkenntnis der Ein-

heit wird der Durst nach dem Wissen der

Vielheit gestillt.

3) Thomas von Kempen sagt: „Wenn du

die ganze Bibel auswendig wüsstest, und alle

Sprüche der Weisen, was nützte dir alles

ohne Gottes Liebe und Gnade?" Wo die Viel-

wisserei aufhört, da fängt die wahre Erkennt-

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nis an.

4) Die magische Kraft bedarf als Stütze

der Ruhe.

1) Weil diesem Streben die Begierde der

Selbstheit zu Grunde liegt, welche ein verzehrendes Feuer ist. 2) Durch die wahre Erkenntnis der Ein-

heit wird der Durst nach dem Wissen der Vielheit gestillt. • 3) Thomas von Kempen sagt: "Wenn du die ganze Bibel auswendig wüsstest, und alle Sprüche der Weisen, was nützte dir alles ohne Gottes Liebe und Gnade?" Wo die Vielwisserei aufbört, da fängt die wahre Erkenntnis an. 4) Die magische Kraft bedarf als Stütze der Ruhe.

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— 8i6 —

-

Regierung der Welt übernehmen. Die-

816

-

jenigen aber, welche sich Mühe geben,

die Welt zu regieren, sind nicht dazu ge-

Regierung der Welt übernehmen. Diejenigen aber, welche sich Mühe geben, die Welt zu regieren, sind nicht dazu geeignet. 5)

eignet.5)

5) Wie derjenige Naturforscher den besten

Erfolg mit seinen Versuchen hat, welcher die

Natur beherrscht, indem er den Naturgesetzen

gehorcht; so wirkt auch derjenige geistig am

leichtesten, welcher selbst nicht wirkt, sondern

nur ein bewusstes Werkzeug des Geistes ist.

XLIX.

Der Weise hat keine eingewurzelten

Meinungen, die er sein eigen nennt.1)

5) Wie derjenige Naturforscher den besten Erfolg mit seinen Versuchen hat, welcher die Natur beherrscht, indem er den Naturgesetzen gehorcht; so wirkt auch derjenige geistig am leichtesten, welcher selbst nicht wirkt, sondern nur ein bewusstes Werkzeug des Geistes ist.

Er passt.sich den Stimmungen ande-

rer an.2)

1) Damit ist nicht gesagt, dass er keine

eigene Meinung hätte, sondern dass er jeder-

zeit bereit ist, seine Ansicht zu ändern, sobald

die wahre Überzeugung an deren Stelle tritt.

2) Ebensowenig ist damit gemeint, dass

er wie eine Wetterfahne seinen Standpunkt

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ändert, je nachdem es gerade passt; sondern

XLIX Der Weise hat keine eingewurzelten Meinungen, die er sein eigen nennt. 1) Er passt. sich den Stimmungen anderer an. 2) 1) Damit ist nicht gesagt, dass er keine eigene Meinung hätte, sondern dass er jederzeit bereit ist, seine Ansicht zu ändern, sobald die wahre Überzeugung an deren Stelle tritt. 2) Ebensowenig ist damit gemeint, dass er wie eine Wetterfahne seinen Standpunkt ändert, je nachdem es gerade passt; sondern

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— 8i7 -

-

Ich möchte Gutes für Gutes zurück-

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geben.

Ich möchte auch Gutes für Böses

Ich möchte Gutes für Gutes zurückgeben. Ich möchte auch Gutes für Böses zurückgeben. Tugend ist gut. Dem Vertrauen will ich auch mit Vertrauen entgegenkommen. Die Tugend vertraut. Der Weise lebt in der Welt in bescheidener Zurückgezogenheit, aber sein Herz geht aus in Sympathie gegen alle. Die Menschen vertrauen ihm und er betrachtet sie alle als seine Kinder.

zurückgeben.

Tugend ist gut.

Dem Vertrauen will ich auch mit Ver-

trauen entgegenkommen.

Die Tugend vertraut.

Der Weise lebt in der Welt in be-

scheidener Zurückgezogenheit, aber sein

Herz geht aus in Sympathie gegen alle.

Die Menschen vertrauen ihm und er

betrachtet sie alle als seine Kinder.

er versetzt sich in die Lage desjenigen, mit

dem er in Berührung tritt, um ihn desto

leichter zu sich zu erheben.

L.

Die Menschen treten aus dem Leben

aus und in den Tod ein.

Dreizehn sind der Thore des Lebens.1)

i) Siehe H. P. Blavatsky: „The Secret

Doctrine." Vol. I, pag. 401—403. — 2X6

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+ 1 = 13-

er versetzt sich in die Lage desjenigen, mit dem er in Berührung tritt, um ihn desto leichter zu sich zu erheben.

L. Die Menschen treten aus dem Leben aus und in den Tod ein. Dreizehn sind der Thore des Lebens. I ) 1) Siehe H. P. Blavatsky: "The Secret Doctrine." Vol. I, pag. 401-403. - 2 X 6

+

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1 =

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13.

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— 818 —

818

Dieselben sind die Thore des Todes.

Durch ebensoviele geht das Leben in

den Tod über.

Dieselben sind die Thore des Todes.

Und weshalb?

Weil die Menschen nach einem Sinnes-

leben trachten.

Durch ebensoviele geht das Leben in den Tod über.

Man sagt, dass ein Mensch, welcher

sein Leben zu behüten versteht, durch

das Land gehen kann, ohne sich gegen

das Rhinoceros oder den Tiger vorzu-

Und weshalb? Weil die Menschen nach einem Sinnesleben trachten. Man sagt, dass ein Mensch, welcher sein Leben zu behüten versteht, durch das Land gehen kann, ohne sich gegen das Rhinoceros oder den Tiger vorzusehen; er kann sogar ins dichteste Kampfgewühl gehen, und hat das Schwert nicht zu fürchten. 2) .,

sehen; er kann sogar ins dichteste Kampf-

gewühl gehen, und hat das Schwert nicht

zu fürchten.2) *

2) Dies kann so aufgefasst werden, dass

der Mensch, welcher sein wahres Selbst ge-

funden hat, durch nichts geschädigt werden

kann, was auch dem irdischen Hause, in dem

er wohnt, geschieht; allein das Studium der

okkulten Wissenschaft zeigt, wie selbst der

Körper unverwundbar gemacht werden kann,

indem er vergeistigt wird, und ein Mensch,

in welchem die tierischen Elemente ausge-

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schieden sind, wird von den Tieren nicht

mehr belästigt. (Siehe: „Secret Doctrine",

vol. II, pag. 440.

2) Dies kann so aufgefasst werden, dass der Mensch, welcher sein wahres Selbst gefunden hat, durch nichts geschädigt werden kann, was auch dem irdischen Hause, in dem er wohnt, geschieht; allein das Studium der okkulten Wissenschaft zeigt, wie selbst der Körper unverwundbar gemacht werden kann, indem er vergeistigt wird, und ein Mensch, in welchem die tierischen Elemente ausgeschieden sind, wird von den Tieren nicht mehr belästigt. (Siehe: "Secret Doctrine", vol. 11, pag. 440.

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— 8ig —

-

Das Rhinoceros findet keinen Ort, um

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-

ihn mit seinem Horn zu stossen.

Der Tiger findet keinen Ort, um ihn

Das Rhinoceros findet keinen Ort, um ihn mit seinem Horn zu stossen. Der Tiger findet keinen Ort, um ihn mit seinen Krallen zu packen. Das Schwert findet keinen Ort, um ihn zu verwunden. Und weshalb? '\Teil er den Tod überwältigt hat.

mit seinen Krallen zu packen.

Das Schwert findet keinen Ort, um

ihn zu verwunden.

Und weshalb?

Weil er den Tod überwältigt hat.

(Fortsetzung folgt.)

Lotusblüten L.

s(>

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(Fortsetzung folgt.)

Lotuablll.ten L.

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Der Yoga-Schlaf.

(Samadhi.)

Schon oft sind in den Zeitungen und in

Reiseberichten Erzählungen erschienen von

indischen „Fakiren", welche im Interesse der

Wissenschaft, oder um ungläubige Personen

von der Möglichkeit eines vom sterblichen

Körper unabhängigen Daseins zu überzeugen,

sich wochen-, ja sogar monatelang unter der

Erde in einem Sarge eingeschlossen begraben

Hessen und dann aus diesem scheintoten Zu-

stande wieder zum Leben erwachten, ohne

von diesem langen Schlafe, während dessen

sie, wie es sich von selbst versteht, keine

Der Yaga-Schlaf.

Nahrung erhielten, irgendwie körperlichen

Schaden gelitten zu haben. Diese Fakire

behaupten, dass, während ihr Körper im

Schlafe ist, sich ihr Geist eines vollkommenen

(Samadhi.)

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Grades von geistigem Selbstbewusstsein er-

Schon oft sind in den Zeitungen und in Reiseberichten Erzählungen erschienen von indischen "Fakiren", welche im Interesse der Wissenschaft, oder um ungläubige Personen von der Möglichkeit eines vom sterblichen Körper unabhängigen Daseins zu überzeugen, sich wochen-, ja sogar monatelang unter der Erde in einem Sarge eingeschlossen begraben Hessen und dann aus diesem scheintoten Zustande wieder zum Leben erwachten, ohne von diesem langen Schlafe, während dessen sie, wie es sich von selbst versteht, keine Nahrung erhielten, irgendwie körperlichen Schaden gelitten zu haben. Diese Fakire • behaupten, dass, während ihr Körper im Schlafe ist, sich ihr Geist eines vollkommenen Grades von geistigem Selbstbewusstsein er-

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— 821 —

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freue und sie in der Vereinigung mit Gott

einer himmlischen Seligkeit teilhaftig seien.

Der eine Teil dieses Vorganges, nämlich

freue und sie in der Vereinigung mit Gott eIner himmlischen Seligkeit teilhaftig seien.

der Schlaf des Körpers, welcher in diesen

Fällen einem hypnotischen oder durch Nar-

kose verursachten Schlafe gleicht, indem der

Körper dabei für äussere Reize unempfind-

lich ist, wurde schon oft von Naturforschern

und Gelehrten beobachtet und untersucht,

Der eine Teil dieses Vorganges, nämlich der Schlaf des Körpers, welcher in diesen Fällen einem hypnotischen oder durch Narkose verursachten Schlafe gleicht, indem der Körper dabei für äussere Reize unempfindlich ist, wurde schon oft von Naturforschem und Gelehrten beobachtet und untersucht, und die dabei auftretenden Erscheinungen be- . stätigt. Der zweite Teil, nämlich der Eintritt des Geistes oder vielmehr der Seele in einen höheren Bewusstseinszustand , entzieht sich natürlich der äusserlichen Beobachtung und damit auch der wissenschaftlichen Forschung. Dennoch ist gerade dieser Teil der wichtigste; aber es kann uns über diesen geistigen Zustand, wenn wir ihn nicht an uns selber erfahren, nur ein Studium der Religionen des Ostens, oder auch die Geschichte der christlichen Heiligen einigen Aufschluss geben. Für den Europäer, der sich nur auf dem Boden der sogenannten materiellen Wissenschaft bewegt, hat daher in der Regel auch nur das äusserliche Phänomen ein Interesse, während der von religiösem Gefühle erfüllte 56 *

und die dabei auftretenden Erscheinungen be-

stätigt. Der zweite Teil, nämlich der Eintritt

des Geistes oder vielmehr der Seele in einen

höheren Bewusstseinszustand, entzieht sich

natürlich der äusserlichen Beobachtung und

damit auch der wissenschaftlichen Forschung.

Dennoch ist gerade dieser Teil der wichtigste;

aber es kann uns über diesen geistigen Zu-

stand, wenn wir ihn nicht an uns selber er-

fahren, nur ein Studium der Religionen des

Ostens, oder auch die Geschichte der christ-

lichen Heiligen einigen Aufschluss geben.

Für den Europäer, der sich nur auf dem

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Boden der sogenannten materiellen Wissen-

schaft bewegt, hat daher in der Regel auch

nur das äusserliche Phänomen ein Interesse,

während der von religiösem Gefühle erfüllte

56*

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— 822 —

-

Indier dieses äusserliche Phänomen keiner be-

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sonderen Beachtung wert hält, und es dagegen

als die höchste Errungenschaft seines Lebens

Indier dieses äusserliche Phänomen keiner besonderen Beachtung wert hält, und es dagegen als die höchste Errungenschaft seines Lebens ansieht, wenn es ihm gelingt, in diesen Zustand der Verzückung zu kommen und in der Vereinigung (Yoga) mit Gott Ruhe und Seligkeit zu finden.

ansieht, wenn es ihm gelingt, in diesen Zustand

der Verzückung zu kommen und in der Ver-

einigung (Yoga) mit Gott Ruhe und Seligkeit

zu finden.

An Beispielen von Berichten über lebendig

begrabene Fakire ist durchaus kein Mangel.

In einem im Jahre 1896 in Leipzig erschiene-

nen Buche befinden sich mehrere solcher Er-

zählungen, von denen wir folgende wählen.*)

„Ein indischer Radjah hörte von einem

Fakir, namens Haridas, welcher sich freiwillig

für mehrere Monate begraben Hess, und nach

dieser Frist wieder auflebte. Er liess den

Fakir zu sich kommen, und dieser sagte ohne

An Beispielen von Berichten über lebendig begrabene Fakire ist durchaus kein Mangel. In einem im Jahre 1896 in Leipzig erschienenen Buche befinden sich mehrere solcher Erzählungen, von denen wir folgende wählen. *)

Zögern zu, er wolle sich dem Experimente

unterziehen, um den Beweis zu liefern, dass

des Menschen wahres Leben nicht davon ab-

hängig sei, ob und wie dieses Leben sich im

physischen Körper äussere, sondern dass die

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Persönlichkeit des Menschen eben nur die

Behausung wäre, in welcher die geistige Indi-

vidualität wohne, und dass der wahre Mensch

*) „Lebendig begraben." W. Friedrich, Leipzig.

"Ein indischer Radjah hörte von einem Fakir, namens Haridas, welcher sich freiwillig für mehrere Monate begraben liess, und nach dieser Frist wieder auflebte. Er liess den Fakir zu sich kommen, und dieser sagte ohne Zögern zu, er wolle sich dem Experimente unterziehen, um den Beweis zu liefern, dass des Menschen wahres Leben nicht davon abhängig sei, ob und wie dieses Leben sich im physischen Körper äussere, sondern dass die Persönlichkeit des Menschen eben nur die Behausung wäre, in welcher die geistige Individualität wohne, und dass der wahre Mensch *) "Lebendig begraben."

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W. Friedrich, Leipzig.

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— 823

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in derselben nach Belieben aus- und eingehen

könne. Man teilte dem Fakir mit, dass alle

in derselben nach Belieben aus- und eingehen könne. Man teilte dem Fakir mit, dass alle möglichen V orsichtsmassregeln würden getroffen werden, um einen Betrug von seiner Seite unmöglich zu machen; aber er erklärte sich auch hiermit einverstanden, und verlangte nur, dass man dafür Sorge trage, dass sein Körper nicht absichtlich gestört werde, so dass seine Seele ihn nach Ablauf der bestimmten Frist unversehrt wiederfinden könne. Dann traf er einzelne V orbereitungen, welche darin bestanden, dass er seine Ohren, Nasenlöcher etc. mit Wachs verstopfte, um den Eintritt der Luft zu verhindern, verfiel dann in einen todähnlichen Trancezustand, in welchem kein Herzschlag, und nicht der mindeste Funke von Leben an ihm entdeckt werden konnte. Der scheinbare Leichnam wurde nun in Gegenwart des Radjah und seines Hofes in einen Leinensack eingenäht, der mit des Radjahs eigenem Siegelring versiegelt und dann in eine Kiste gelegt wurde, die der Radjah mit einem selbstmitgebrachten Schlosse verschloss und den Schlüssel dann zu sich steckte. Diese Kiste wurde in dem Garten eines der Minister vergraben, auf den Grabhügel säte man Gerste, umschloss das

möglichen Vorsichtsmassregeln würden ge-

troffen werden, um einen Betrug von seiner

Seite unmöglich zu machen; aber er erklärte

sich auch hiermit einverstanden, und verlangte

nur, dass man dafür Sorge trage, dass sein

Körper nicht absichtlich gestört werde, so

dass seine Seele ihn nach Ablauf der be-

stimmten Frist unversehrt wiederfinden könne.

Dann traf er einzelne Vorbereitungen, welche

darin bestanden, dass er seine Ohren, Nasen-

löcher etc. mit Wachs verstopfte, um den

Eintritt der Luft zu verhindern, verfiel dann

in einen todähnlichen Trancezustand, in wel-

chem kein Herzschlag, und nicht der min-

deste Funke von Leben an ihm entdeckt

werden konnte. Der scheinbare Leichnam

wurde nun in Gegenwart des Radjah und

seines Hofes in einen Leinensack eingenäht,

der mit des Radjahs eigenem Siegelring ver-

siegelt und dann in eine Kiste gelegt wurde,

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die der Radjah mit einem selbstmitgebrachten

Schlosse verschloss und den Schlüssel dann

zu sich steckte. Diese Kiste wurde in dem

Garten eines der Minister vergraben, auf den

Grabhügel säte man Gerste, umschloss das

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— 824 —

Ganze mit einer Einfriedigung und stellte

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-

ausserdem noch Tag und Nacht militärische

Ganze mit einer Einfriedigung und stellte ausserdem noch Tag und Nacht 'militärische Posten auf.

Posten auf.

„Am vierzigsten Tage nach der Eingrabung

wurde die Kiste im Beisein des Radjah, seiner

Minister, des Generals Ventura und einiger

Engländer, unter welchen sich auch ein Arzt

befand, wieder herausgenommen. Der Fakir

lag starr und steif wie eine Leiche darin, genau

so, wie man ihn damals begraben hatte. Man

"Am vierzigsten Tage nach der Eingrabung wurde die Kiste im Beisein des Radjah, seiner Minister, des Generals Ventura und einiger Engländer, unter welchen sich auch ein Arzt befand, wieder herausgenommen. Der Fakir lag starr und steif wie eine Leiche darin, genau so, wie man ihn damals begraben hatte. Man setzte nun seinen Leib der Wärme aus, entfernte das Wachs, und blies ihm Luft durch den Mund ein, worauf der Körper sich wieder belebte, und trotz des überstandenen Experimentes sich ebenso wohl befand wie vorher. Einer der anwesenden Minister erklärte, es sei ihm bekannt, dass derselbe Fakir schon einmal vier Monate lang begraben gewesen sei. Er erzählte, dass damals der Fakir vor der Bestattung sich den Bart abscheren liess, und dass, als nach vier Monaten die Ausgrabung stattfand, sein Kinn ebenso glatt war wie am Tage des Begräbnisses, was ein Beweis sei für das vollständige Aufhören jeder Lebensthätigkeit bei dem Zurückziehen der Seele.

setzte nun seinen Leib der Wärme aus, ent-

fernte das Wachs, und blies ihm Luft durch

den Mund ein, worauf der Körper sich

wieder belebte, und trotz des überstandenen

Experimentes sich ebenso wohl befand wie

vorher. Einer der anwesenden Minister er-

klärte, es sei ihm bekannt, dass derselbe

Fakir schon einmal vier Monate lang be-

graben gewesen sei. Er erzählte, dass damals

der Fakir vor der Bestattung sich den Bart

abscheren Hess, und dass, als nach vier

Monaten die Ausgrabung stattfand, sein Kinn

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ebenso glatt war wie am Tage des Begräb-

nisses, was ein Beweis sei für das vollständige

Aufhören jeder Lebensthätigkeit bei dem

Zurückziehen der Seele.

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— 825 —

„Das ärztliche Journal von Kalkutta vom

Jahre 1835 berichtet ein ähnliches Experi-

"Das ärztliche J oumal von Kalkutta vom Jahre 1835 berichtet ein ähnliches Experiment mit einem Fakir, welches sich von dem eben erzählten nur dadurch unterscheidet, dass es von einigen englischen Reisenden angestellt wurde, welche den Sarg nicht in die Erde eingruben, sondern in der Luft aufhingen, um ihn gegen die Gefahr, von den Ameisen zerfressen zu werden, zu schützen. Es scheint, dass kaum eine Grenze festzustellen ist, wie lange ein solcher Körper bewahrt und vlieder belebt werden kann, wofern er nur gut aufbewahrt ist."

ment mit einem Fakir, welches sich von dem

eben erzählten nur dadurch unterscheidet,

dass es von einigen englischen Reisenden

angestellt wurde, welche den Sarg nicht in

die Erde eingruben, sondern in der Luft auf-

hingen, um ihn gegen die Gefahr, von den

Ameisen zerfressen zu werden, zu schützen.

Es scheint, dass kaum eine Grenze festzu-

stellen ist, wie lange ein solcher Körper be-

wahrt und wieder belebt werden kann, wo-

fern er nur gut aufbewahrt ist."

Aber nicht nur in der indischen, sondern

auch in der europäischen Litteratur finden

sich zahlreiche Beispiele, sowohl von reli-

giöser „Verzückung" als auch vom soge-

nannten „Hexenschlaf', welches beide Zu-

stände sind, die mit dem obenerwähnten

Samadhi, wenigstens vom äusserlichen Stand-

punkte betrachtet, viele Ähnlichkeit haben.

So ist z. B. in Kiesewetters „Geheimwissen-

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schaften" folgendes zu lesen*):

„Ein Beispiel solcher Katalepsie und

Empfindungslosigkeit giebt uns Augustinus,

*) „Geheimwissenschaften." Bd I, S. 650.

Aber nicht nur in der indischen, sondern auch in der europäischen Litteratur finden sich zahlreiche Beispiele, sowohl von religiöser "Verzückung" als auch vom sogenannten "Hexenschlaf,, welches beide Zustände sind, die mit dem obenerwähnten Samadhi, wenigstens vom äusserlichen Standpunkte betrachtet, viele Ähnlichkeit haben. So ist z. B. in Kiesewetters "Geheimwissenschaften" folgendes zu lesen *): ,,Ein Beispiel solcher Katalepsie und Empfindungslosigkeit giebt uns Augustinus, *) "Geheimwissenschaften."

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Bd I, S. 650.

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welcher sagt: „Es war ein Priester namens

Restitutus in Colomea, welcher sich nach

welcher sagt: "Es war ein Priester namens Restitutus in Colomea, welcher sich nach Belieben, indem er einen Jammerton ausstiess, so von Sinnen brachte und einem Toten gleich dalag, dass er nicht nur Kneifen und Stechen nicht fühlte, sondern auch einige Male ohne schmerzliche Empfindung und ohne nachherige Wunde mit Feuer gebrannt wurde. Man bemerkte auch keinen Atem bei ihm, und er selbst sagte, dass er laute Stimmen nur wie aus weiter Ferne höre.

Beheben, indem er einen Jammerton aus-

stiess, so von Sinnen brachte und einem

Toten gleich dalag, dass er nicht nur Kneifen

und Stechen nicht fühlte, sondern auch einige

Male ohne schmerzliche Empfindung und

ohne nachherige Wunde mit Feuer gebrannt

wurde. Man bemerkte auch keinen Atem

bei ihm, und er selbst sagte, dass er laute

Stimmen nur wie aus weiter Ferne höre.

„Die Legende weiss von zahlreichen Hei-

ligen und Märtyrern zu berichten, welche

während der grausamsten Folter ihre Tyrannen

verlachten, und unter den furchtbarsten Qualen

ihre Seelenfreudigkeit nicht verloren. Können

wir nun auch heute nicht mehr sagen, wo

die Thatsachen anfingen und endigten, so

entbehren doch die hierher gehörigen Berichte

sicher nicht aller Begründung.

„Diese Erscheinung wiederholt sich bei

allen religiösen Ekstasen. So erzählt Horst

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von einem 1461 gefolterten Hussiten: „Da

begab sich denn dieses Merkwürdige mit

"Die Legende weiss von zahlreichen Heiligen und Märtyrern zu berichten, welche während der grausamsten Folter ihre Tyrannen verlachten, und unter den furchtbarsten Qualen ihre Seelenfreudigkeit nicht verloren. Können wir nun auch heute nicht mehr sagen, wo die Thatsachen anfin gen und endigten, so entbehren doch die hierher gehörigen Berichte sicher nicht aller Begründung.

ihm, dass er, auf der Leiter ausgespannt, ge-

peinigt wurde und alle seine äusseren Sinne

"Diese Erscheinung wiederholt sich bei allen religiösen Ekstasen. So erzählt Horst von einem 146 I gefolterten Hussiten: "Da begab sich denn dieses l\tlerkwürdige mit ihm, dass er, auf der Leiter ausgespannt, gepeinigt wurde und alle seine äusseren Sinne

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— 827 -

wie ein Toter verlor, und gar keine Schmer-

zen empfand, also dass auch die Henker ver-

meinten, er wäre tot, ihn von der Leiter

wie ein Toter verlor, und gar keine Schmerzen empfand, also dass auch die Henker vermeinten, er wäre tot, ihn von der Leiter herabliessen und auf die Erde hinwarfen. Nach etlichen Stunden kam er zu sich selbst, und verwunderte sich, warum ihm die Seiten, die Hände und Füsse' so weh thäten. Nachdem er aber die Striemen, Stiche, Brandund Blutmale an seinem Leibe, und die Instrumente der Henker gesehen, hat er daraus entnommen, was vorgegangen war. Er erzählte dann einen schönen Traum, welchen er während der Marter gehabt hatte. Er sei auf eine schöne anmutige Wiese geführt worden, in deren Mitte ein Baum stand mit vielen herrlichen Früchten. Auf demselben waren mancherlei Arten von V ögeln, die sehr schön sangen, u. s. w. -

herabliessen und auf die Erde hinwarfen.

Nach etlichen Stunden kam er zu sich selbst,

und verwunderte sich, warum ihm die Seiten,

die Hände und Füsse so weh thäten. Nach-

dem er aber die Striemen, Stiche, Brand-

und Blutmale an seinem Leibe, und die

Instrumente der Henker gesehen, hat er

daraus entnommen, was vorgegangen war.

Er erzählte dann einen schönen Traum,

welchen er während der Marter gehabt

hatte. Er sei auf eine schöne anmutige

Wiese geführt worden, in deren Mitte ein

Baum stand mit vielen herrlichen Früchten.

Auf demselben waren mancherlei Arten von

Vögeln, die sehr schön sangen, u. s. w. —

„Bekannt ist ebenfalls, dass Huss und

Hieronymus von Prag in den Flammen des

Scheiterhaufens bis zum letzten Atemzug

Lieder des Dankes und der Freude sangen,

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was wohl auch auf Ekstase zurückzuführen

ist. — Auch Cardanus vermochte sich gleich

dem Priester Restitutus willkürlich in Ekstase

zu versetzen und sagt darüber: „So oft ich

"Bekannt ist ebenfalls, dass Huss und Hieronymus von Prag in den Flammen des Scheiterhaufens bis zum letzten Atemzug Lieder des Dankes und der Freude sangen, was wohl auch auf Ekstase zurückzuführen ist. - Auch Cardanus vermochte sich gleich dem Priester Restitutus willkürlich in Ekstase zu versetzen und sagt darüber: "So oft ich

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— 828 —

will, verliere ich die Sinne und gehe in

Ekstase über. Ich will erzählen, auf welche

will, verliere ich die Sinne und gehe in Ekstase über. Ich "\\ill erzählen, auf welche Weise ich dies bewerkstellige und was ich dabei empfinde, denn ich werde nicht in derselben Weise wie jener Priester affiziert. Jener empfand den heftigsten Schmerz nicht, sein Atem stand still, 'und Stimmen hörte er nur wie von weitem. Bei mir verhält es sich nicht also: ich höre die Stimmen allerdings leiser, verstehe aber nicht, was sie sprechen; ob ich Schmerz empfinde, weiss ich nicht; jedoch fühle ich weder heftiges Kneifen, noch den quälenden Schmerz des Podagra. Aber lange vermag ich nicht in diesem Zustande zu bleiben. Wenn ich in denselben eingehe, so fühle - oder besser gesagt - bewirke ich im Herzen eine gewisse Trennung, als ob die Seele weggehen wollte, und dem ganzen Körper teilt sich ein Gefühl mit, als ob eine Thür geöffnet würde. Der Anfang desselben ist im kleinen Gehirn, und es setzt sich über das Rückenmark fort. Es bedarf dazu grosser Gewalt, und ich weiss nur, dass ich alsdann ausser mir bin."

Weise ich dies bewerkstellige und was ich

dabei empfinde, denn ich werde nicht in

derselben Weise wie jener Priester affiziert.

Jener empfand den heftigsten Schmerz nicht,

sein Atem stand still, und Stimmen hörte er

nur wie von weitem. Bei mir verhält es sich

nicht also: ich höre die Stimmen allerdings

leiser, verstehe aber nicht, was sie sprechen;

ob ich Schmerz empfinde, weiss ich nicht;

jedoch fühle ich weder heftiges Kneifen, noch

den quälenden Schmerz des Podagra. Aber

lange vermag ich nicht in diesem Zustande

zu bleiben. Wenn ich in denselben eingehe,

so fühle — oder besser gesagt — bewirke

ich im Herzen eine gewisse Trennung, als

ob die Seele weggehen wollte, und dem

ganzen Körper teilt sich ein Gefühl mit, als

ob eine Thür geöffnet würde. Der Anfang

desselben ist im kleinen Gehirn, und es setzt

sich über das Rückenmark fort. Es bedarf

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dazu grosser Gewalt, und ich weiss nur, dass

ich alsdann ausser mir bin."

Wenn nun ähnliche Zustände zum Gegen-

stande öffentlicher Schaustellungen gemacht

Wenn nun ähnliche Zustände zum Gegenstande öffentlicher Schaustellungen gemacht

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— 82g —

-

werden, so ist der Zweck dabei kein anderer,

82 9

als denkfähige Menschen darauf hinzuweisen,

dass es ausser der äusserlichen Lebensthätig-

werden, so ist der Zweck dabei kein anderer, als denkfähige Menschen darauf hinzuweisen, dass es ausser der äusserlichen Lebensthätigkeit des Körpers noch ein innerliches Seelenleben giebt, und dass wohl das Leben des Körpers von der Gegenwart des Seelenlebens, nicht aber das Leben der Seele von der organischen Thätigkeit des Körpers abhängig ist. Damit ist denn auch die ganze verkehrte, sogenannte "materielle" Weltanschauung, welche das Lebensprinzip mit dessen Offenbarungen in der ~atur zu verwechseln gewohnt ist, in ihrer Grundlage erschüttert und umgeworfen. Ein solcher hoher und edler Zweck ist wohl dazu geeignet, einen Menschen, der die Fähigkeit erworben hat, in diesen Zustand einzugehen, zu bewegen, dies öffentlich zu demonstrieren, selbst auf die Gefahr hin, sich dadurch dem Misstrauen der unwissenden Menge und dem Spotte der U nverständigen auszusetzen.

keit des Körpers noch ein innerliches Seelen-

leben giebt, und dass wohl das Leben des

Körpers von der Gegenwart des Seelenlebens,

nicht aber das Leben der Seele von der

organischen Thätigkeit des Körpers abhängig

ist. Damit ist denn auch die ganze verkehrte,

sogenannte „materielle" Weltanschauung, wel-

che das Lebensprinzip mit dessen Offen-

barungen in der Natur zu verwechseln ge-

wohnt ist, in ihrer Grundlage erschüttert und

umgeworfen. Ein solcher hoher und edler

Zweck ist wohl dazu geeignet, einen Men-

schen, der die Fähigkeit erworben hat, in

diesen Zustand einzugehen, zu bewegen, dies

öffentlich zu demonstrieren, selbst auf die

Gefahr hin, sich dadurch dem Misstrauen der

unwissenden Menge und dem Spotte der Un-

verständigen auszusetzen.

Auch giebt es, so wie in allen Künsten,

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verschiedene Grade der Fähigkeit, diese Kunst

auszuüben. Manchmal kommt die innerliche

Erleuchtung zu einem Menschen nur wie ein

vorübergehender Blitzstrahl. Mancher findet

Auch giebt es, so wie in allen Künsten, verschiedene Grade der Fähigkeit, diese Kunst auszuüben. Manchmal kommt die innerliche Erleuchtung zu einem Menschen nur wie ein vorübergehender Blitzstrahl. Mancher findet

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— 830 —

sich für einen Augenblick von irdischen Banden

frei und ins Unendliche erhoben; andere sind

fähig, sich für kürzere oder längere Zeit in

sich für einen Augenblick von irdischen Banden frei und ins Unendliche erhoben; andere sind fähig, sich für kürzere oder längere Zeit in diesen Zustand zu versetzen und darin zu verbleiben. Solche Personen werden "Yogis" genannt, und unterscheiden sich durch die Reinheit ihrer Gesinnung und wohl auch durch ihr Äusseres von den indischen Fakiren, welche in der Regel ganz unwissende Leute oder schmutzige Bettler sind, welche, wenn sie nicht bloss mit Taschenspielereien sich abgeben, höchstens einige okkulte Künste gelernt haben, deren Besprechung hier nicht am Platze ist. Dass nicht jeder "Yogi", welcher in diesen Zustand eingehen kann, auch imstande ist, monatelang darin zu bleiben, ohne dabei zu verhungern, hat seine Ursache darin, dass nicht in jedem diese Fähigkeit in einem so hohen Grade ausgebildet ist.

diesen Zustand zu versetzen und darin zu

verbleiben. Solche Personen werden „Yogis"

genannt, und unterscheiden sich durch die

Reinheit ihrer Gesinnung und wohl auch

durch ihr Äusseres von den indischen Fakiren,

welche in der Regel ganz unwissende Leute

oder schmutzige Bettler sind, welche, wenn

sie nicht bloss mit Taschenspielereien sich

abgeben, höchstens einige okkulte Künste

gelernt haben, deren Besprechung hier nicht

am Platze ist. Dass nicht jeder „Yogi", wel-

cher in diesen Zustand eingehen kann, auch

imstande ist, monatelang darin zu bleiben,

ohne dabei zu verhungern, hat seine Ursache

darin, dass nicht in jedem diese Fähigkeit in

einem so hohen Grade ausgebildet ist.

Für den Physiologen, selbst wenn er sich

einen Psychologen nennt, haben natürlich nur

die bei diesem Zustande auftretenden körper-

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lichen Erscheinungen ein Interesse; dasjenige,

was in der Seele, d. h. im inneren Bewusst-

sein vor sich geht, kann nur derjenige mit

Bestimmtheit wissen, der sich selbst in dieses

Für den Physiologen, selbst wenn er sich einen Psychologen nennt, haben natürlich nur die bei diesem Zustande auftretenden körperlichen Erscheinungen ein Interesse; dasjenige, was in der Seele, d. h. im inneren Bewusstsein vor sich geht, kann nur derjenige mit Bestimmtheit wissen, der sich selbst in dieses

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— 831 —

Bewusstsein zu versenken gelernt hat, wozu

ausser einer angeborenen Fähigkeit und ge-

eigneter Lebensweise auch eine langjährige

Bewusstsein zu versenken gelernt hat, wozu ausser einer angeborenen Fähigkeit und geeigneter Lebensweise auch eine langjährige Übung erforderlich ist, durch welche man die Herrschaft über das eigene Denken erlangt. Der Physiologe sucht daher in solchen Fällen nach krankhaften Erscheinungen, z. B. Starrkrampf, Reaktion auf Suggestion u. dgl.; da aber hierbei keine krankhaften Zustände vorhanden sind, so ist dieser Zustand für jeden unerklärlich, der nichts von der Yoga-Philosophie versteht, und es bleibt ihm kein anderer Ausweg offen, als der Verdacht der Simulation, welcher aber leicht dadurch widerlegt werden kann, dass der Körper gegen alle äusseren Reize keine andere Empfindung zeigt, als wie sie auch bei sensitiven Pflanzen und an den Muskeln frischgetöteter Tiere beobachtet werden kann. Von einem intelligenten Bewusstwerden der körperlichen Empfindung ist dabei nichts zu bemerken.

Übung erforderlich ist, durch welche man die

Herrschaft über das eigene Denken erlangt.

Der Physiologe sucht daher in solchen Fällen

nach krankhaften Erscheinungen, z. B. Starr-

krampf, Reaktion auf Suggestion u. dgl.; da

aber hierbei keine krankhaften Zustände vor-

handen sind, so ist dieser Zustand für jeden

unerklärlich, der nichts von der Yoga-Philo-

sophie versteht, und es bleibt ihm kein an-

derer Ausweg offen, als der Verdacht der

Simulation, welcher aber leicht dadurch wider-

legt werden kann, dass der Körper gegen

alle äusseren Reize keine andere Empfindung

zeigt, als wie sie auch bei sensitiven Pflanzen

und an den Muskeln frischgetöteter Tiere

beobachtet werden kann. Von einem intelli-

genten Bewusstwerden der körperlichen Em-

pfindung ist dabei nichts zu bemerken.

Hier taucht nun die Frage auf: „Wo be-

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findet sich die Seele des Yogi, während sein

Körper in diesem, einem Scheintode ähn-

lichen Zustande liegt?" Die Antwort hier-

auf ist: „Sie befindet sich dort, wo wir uns

Hier taucht nun die Frage auf: "Wo befindet sich die Seele des Yogi, während sein Körper in diesem, einem Scheintode ähnlichen Zustande liegt?" Die Antwort hierauf ist: "Sie befindet sich dort, wo wir uns

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— 832 —

-

alle befinden werden, wenn wir von allen

83 2

irdischen Banden frei geworden sind; denn

zwischen einem scheintoten Menschen und

alle befinden werden, wenn wir von allen irdischen Banden frei geworden sind; denn zwischen einem scheintoten Menschen und . einem wirklich toten Körper ist nur der eine wesentliche Unterschied, dass sich im Tode die Seele gänzlich vom Körper trennt, während bei Scheintoten noch eine Verbindung vorhanden bleibt, welche es möglich macht, die Seele wieder zurückzurufen, damit sie von neuem ihre Thätigkeit im Körper beginnen kann. Die vom Körper und vom Selbstwahne frei gewordene Seele befindet sich in ihrem Ursprunge, von dem sie ausging, ehe der 1\{ensch geboren wurde, in Gott; d. h. das individuelle Bewusstsein ist 1n das Allbewusstsein übergegangen; der Yogi weiss nichts mehr von der Welt und auch nichts mehr von seiner eigenen Persönlichkeit. Er könnte mit Voltaire sagen: "lVI on esprit est partout, et mon coeur est ici."

einem wirklich toten Körper ist nur der eine

wesentliche Unterschied, dass sich im Tode

die Seele gänzlich vom Körper trennt, wäh-

rend bei Scheintoten noch eine Verbindung

vorhanden bleibt, welche es möglich macht,

die Seele wieder zurückzurufen, damit sie

von neuem ihre Thätigkeit im Körper be-

ginnen kann. Die vom Körper und vom

Selbstwahne frei gewordene Seele befindet

sich in ihrem Ursprunge, von dem sie aus-

ging, ehe der Mensch geboren wurde, in

Gott; d. h. das individuelle Bewusstsein ist

in das Allbewusstsein übergegangen; der

Yogi weiss nichts mehr von der Welt und

auch nichts mehr von seiner eigenen Persön-

lichkeit. Er könnte mit Voltaire sagen: „Mon

esprit est partout, et mon coeur est ici."

Das Wort yog stammt aus dem Sanskrit

und bedeutet „vereinigen". Yoga heisst die

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Vereinigung mit Gott, welche nur durch

Überwindung des Selbstwahnes und durch

Selbstaufopferung erlangt werden kann. Die

Yogalehre ist somit die Grundlage der Leh-

Das Wort yo g stammt aus dem Sanskrit und bedeutet "vereinigen". Y 0 ga heisst die Vereinigung mit Gott, welche nur durch Überwindung des Selbstwahnes und durch Selbstaufopferung erlangt werden kann. Die Yogalehre ist somit die Grundlage der Leh-

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— 833 —

ren eines jeden wahren Religionssystems

und die Vereinigung mit Gott der Endzweck

alles religiösen Strebens. Sie ist in allen

ren eines jeden wahren Religionssystems und die Vereinigung mit Gott der Endzweck alles religiösen Strebens. Sie ist in allen Religionen dieselbe, wenn sie auch in den verschiedenen Systemen auf verschiedene Art symbolisch dargestellt ist.

Religionen dieselbe, wenn sie auch in den

verschiedenen Systemen auf verschiedene Art

symbolisch dargestellt ist.

Um uns zu befähigen, über den „Yoga-

Schlaf ein richtiges Urteil zu fällen, dazu

ist es nötig, in der „Seelenkunde" bewandert

zu sein und die Yoga-Philosophie zu kennen,

wie sie in den Werken von deutschen Mysti-

kern, z. B. in den Schriften von Meister Eck-

hart*), am ausführlichsten aber in den Veden

der Indier dargestellt ist, und in Bezug auf

welche Aug. Duperon schreibt:

Um uns zu befähigen, über den "YogaSchlaf" ein richtiges Urteil zu fällen, dazu ist es nötig, in der "Seelenkunde" bewandert zu sein und die Yaga-Philosophie zu kennen, wie sie in den Werken von deutschen Mystikern, z. B. in den Schriften von Meister Eckhart*), am ausführlichsten aber in den Veden der Indier dargestellt ist, und in Bezug auf welche Aug. Duperon schreibt:

„Hier, gebildeter Leser, ist der Schlüssel

zu dem indischen Heiligtum. Er ist vom

Roste etwas rauh. Tritt ein, wenn du es

wagst, wenn du es kannst, mit reinem und

lauteren Herzen, im Geiste gleichsam an

das höchste Wesen angeschmiegt und an

dasselbe übertragen. Lass ruhen die äusseren

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Sinne und wachen die inneren! Dein Körper

sei wie tot und versenket in dem Meere des

*) Siehe: „Die Geheimlehre im Christentum, nach den

Erklärungen von Meister Eckhart." Leipzig, 1895.

"Hier, gebildeter Leser, ist der Schlüssel zu dem indischen Heiligtum. Er ist vom Roste etwas rauh. Tritt ein, wenn du es wagst, wenn du es kannst, mit reinem und lauteren Herzen, im Geiste gleichsam an das höchste Wesen angeschmiegt und an dasselbe übertragen. Lass ruhen die äusseren Sinne und wachen die inneren! Dein Körper sei wie tot und versenket in dem Meere des *) Siehe: "Die Geheimlehre im Christentum, nach den Erklärungen von Meister Eckhart." Leipzig, 1895.

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— 834 —

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Wissens und Nichtwissens; erkenne es nach

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alter indischer Sitte als göttliche Satzung an,

dass du ausser Gott nichts siehst, und ausser

Wissens und Nichtwissens; erkenne es nach alter indischer Sitte als göttliche Satzung an, dass du ausser Gott nichts siehst, und ausser Gott nichts ist." *) Schopenhauer aber sagt: "Die Deutschen sollten rückhaltslos über die reine indische Lehre aufgeklärt werden! Sie sollten wissen, dass Brahma, Vischnu etc. keine mythologischen Figuren sind, sondern Namen für Zustände, Kräfte und Eigenschaften. Die reine Lehre vom Brahm ist der Ursprung aller Religionen, wer sie kennt und anerkennt, der hat Zutritt zu den Religionen aller Völker und Sekten. Diese Lehre ist kein Pantheismus: Alles ist geschaffen, das Geschaffene ist nicht Brahm, es ist nur die Grösse des Brahm. Alles ist Brahm und Brahm ist (das Wesentliche) in allem. Diese Lehre weist den Materialismus und den Skepticismus ab; sie führt bis zu einer Stufe, auf welCher kein Verlangen nach einer höheren eintritt. Diese Lehre stellt die vollkommene göttliche Weltregierung dar; sie ist die alleinige unfehlbare Richtschnur für das sittliche Handeln, sie macht glückselig schon vor dem Tode."

Gott nichts ist."*)

Schopenhauer aber sagt:

„Die Deutschen sollten rückhaltslos über

die reine indische Lehre aufgeklärt werden!

Sie sollten wissen, dass Brahma, Vischnu etc.

keine mythologischen Figuren sind, sondern

Namen für Zustände, Kräfte und Eigen-

schaften. Die reine Lehre vom Brahm ist

der Ursprung aller Religionen, wer sie

kennt und anerkennt, der hat Zutritt zu den

Religionen aller Völker und Sekten. Diese

Lehre ist kein Pantheismus: Alles ist ge-

schaffen, das Geschaffene ist nicht Brahm, es

ist nur die Grösse des Brahm. Alles ist

Brahm und Brahm ist (das Wesentliche) in

allem. Diese Lehre weist den Materialismus

und den Skepticismus ab; sie führt bis zu

einer Stufe, auf welcher kein Verlangen nach

einer höheren eintritt. Diese Lehre stellt die

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vollkommene göttliche Weltregierung dar;

sie ist die alleinige unfehlbare Richtschnur

für das sittliche Handeln, sie macht glück-

selig schon vor dem Tode."

*) Das Oupnek'hat.

*) Das Oupnek'bat.

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— 835 —

Wie man sieht, handelt es- sich da gar

nicht darum, irgend einem Religionssysteme

feindselig gegenüber zu treten, oder es zu

Wie man sieht, handelt es, sich da gar nicht darum, irgend einem Religionssysteme feindselig gegenüber zu treten, oder es zu bekämpfen, sondern vielmehr das, was es Wahres in jedem Religionssysteme giebt, zu finden und zu bekräftigen, und zu beweisen, dass auch die Lehren des Christentums, wo sie von geistigen Dingen handeln, nicht nur leere Worte sind" sondern sich auf Dinge beziehen, welche für unsere Seele ebenso thatsächlich vorhanden sind, als die äusserlichen materiellen Dinge für unseren materiellen Körper. Dies ist auch der ganze Zweck unserer "Lotusblüten", und es handelt sich bei uns' nicht darum, diese oder jene Meinung zu vertreten, für diese oder jene Partei Propaganda zu machen, sondern um den Weg zu bezeichnen, welchen die Weisesten aller Nationen als den Weg zur Erkenntnis der Wahrheit erkannt haben. Wir wollen niemanden überzeugen, sondern jedermannGelegenheit geben, sich durch einen Einblick in die Weisheitslehren des Altertums selbst die Überzeugung zu verschaffen, nach der er verlangt.

bekämpfen, sondern vielmehr das, was es

Wahres in jedem Religionssysteme giebt, zu

finden und zu bekräftigen, und zu beweisen,

dass auch die Lehren des Christentums, wo

sie von geistigen Dingen handeln, nicht nur

leere Worte sind, sondern sich auf Dinge

beziehen, welche für unsere Seele ebenso

thatsächlich vorhanden sind, als die äusser-

lichen materiellen Dinge für unseren mate-

riellen Körper. Dies ist auch der ganze

Zweck unserer „Lotusblüten", und es handelt

sich bei uns nicht darum, diese oder jene

Meinung zu vertreten, für diese oder jene

Partei Propaganda zu machen, sondern um

den Weg zu bezeichnen, welchen die Wei-

sesten aller Nationen als den Weg zur Er-

kenntnis der Wahrheit erkannt haben. Wir

wollen niemanden überzeugen, sondern jeder-

mann Gelegenheit geben, sich durch einen

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Einblick in die Weisheitslehren des Alter-

tums selbst die Überzeugung zu verschaffen,

nach der er verlangt.

Lotnsbltlten L.

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Lotusbltlten L.

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Original trom

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Bruchstücke aus den Mysterien.

(Fortsetzung.)

Jerusalem.

Wo der Irrtum erscheint, da

Terschwindet die Wahrheit.

Es versteht sich von selbst, dass wäh-

111 111

1111

rend der im vorigen Kapitel erzählten Er-

eignisse die Erkenntnis der Wahrheit nicht

anwesend war, denn sonst hätten diese Dinge

gar nicht stattfinden und die Leidenschaft

nicht den Sieg über den Verstand davon-

tragen können. Jehoshua hatte sich mit sei-

nen Jüngern in die Einsamkeit zurückge-

Bruchstücke ans den Mysterien.

zogen und wartete geduldig auf die Wieder-

herstellung der Ruhe in Jerusalem, woselbst

die Nachricht vom Tode des Propheten eine

grosse Aufregung hervorgerufen hatte. Mit

(Fortsetzung.)

dem Verschwinden des Gesetzes war auch

aller Sinn für Ordnung und Gerechtigkeit

verschwunden, die Leidenschaften erlangten

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Jerusalem. Wo der Irrtum ersoheint, d& nllchwindet die Wahrheit.

Es versteht sich von selbst, dass während der im vorigen Kapitel erzählten Ereignisse die Erkenntnis der Wahrheit nicht anwesend war, denn sonst hätten diese Dinge gar nicht stattfinden und die Leidenschaft nicht den Sieg über den Verstand davontragen können. Jehoshua hatte sich mit seinen Jüngern in die Einsamkeit zurückgezogen und wartete geduldig auf die Wiederherstellung der Ruhe in Jerusalem, woselbst die Nachricht vom Tode des Propheten eine grosse Aufregung hervorgerufen hatte. Mit dem Verschwinden des Gesetzes war auch aller Sinn für Ordnung und Gerechtigkeit verschwunden, die Leidenschaften erlangten

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— 837 —

zügellose Freiheit, die tierischen Instinkte

wurden nur mehr durch die Furcht, welche

an die Stelle des Verstandes getreten war,

gebändigt, die intellektuellen Kräfte folgten

zügellose Freiheit, die tierischen Instinkte wurden nur mehr durch die Furcht, welche an die Stelle des Verstandes getreten war, gebändigt, die intellektuellen Kräfte folgten der Thorheit und in der That war aus dem stillen Jerusalem ein tobendes Babel geworden.

der Thorheit und in der That war auB dem

stillen Jerusalem ein tobendes Babel ge-

worden.

Vielleicht wird es nicht ohne Interesse

sein, das Leben in dieser Weltstadt, welche

uns bald als „Babel" und bald als .Jerusalem"

erscheint, und welche man gewöhnlich „die

Seele" nennt, näher zu betrachten; wobei

wir entweder das innere Leben direkt in

uns selber betrachten, oder wenn dies nicht

möglich ist, von dem Ausseren aufs Innere

Schlüsse ziehen können. Um das Leben in

Jerusalem selbst zu betrachten, müssen wir

selbst in Jerusalem sein und unser eigenes

Vielleicht wird es nicht ohne Interesse sein, das Leben in dieser Weltstadt, welche uns bald als "Babel" und bald als ,Jerusalemu erscheint, und welche man gewöhnlich "die Seele" nennt, näher zu betrachten; wobei wir entweder das innere Leben direkt in uns selber betrachten, oder wenn dies nicht möglich ist, von dem Äusseren aufs Innere Schlüsse ziehen können. Um das Leben in Jerusalem selbst zu betrachten, müssen wir selbst in Jerusalem sein und unser eigenes inneres Leben begreifen; wer aber nur in seiner Phantasie und deshalb ausser sich selber lebt, der sieht nichts weiter als Babel und urteilt bloss nach dem Schein.

inneres Leben begreifen; wer aber nur in

seiner Phantasie und deshalb ausser sich

selber lebt, der sieht nichts weiter als Babel

und urteilt bloss nach dem Schein.

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Es giebt zweierlei Jerusalem und zwei

Babel, dasjenige in der grossen und das

andere in der kleinen Welt, die aber den-

noch aufs Innigste miteinander verbunden

57*

Es giebt zweierlei J erusalem und zweI Babel, dasjenige in der grossen und das andere in der kleinen Welt, die aber dennoch aufs Innigste miteinander verbunden 57*

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— 838 —

sind, weil alles, was im Gemüte des ein-

zelnen Menschen vorgeht, nichts weiter als

ein Spiegelbild der Vorgänge in der grossen

sind, weil alles, was im Gemüte des einzelnen Menschen vorgeht, nichts weiter als ein Spiegelbild der V orgänge in der grossen Weltseele ist. Wäre die Weisheit, welche im Tempel des grossen Jerusalems wohnt, in allen Menschen offenbar, so würden die Bewohner der Welt aus lauter Weisen bestehen, und wären alle Menschen weise, so wäre es mit dem grossen Babel zu Ende und die ganze Welt ein Tempel der Weisheit. So wirkt auch hier das Obere auf das Untere, das Grosse auf das Kleine, und das Kleine und Untere wieder auf das Obere und Grosse zurück, und wird eins im anderen offenbar, wie es im Buche Sohar zu lesen ist, wo geschrieben steht: "Alles, was auf Erden vorhanden ist, hat sein ätherisches Vorbild im Überweltlichen, und es • giebt nichts so Geringes oder scheinbar U nbedeutendes in der Welt, das nicht von etwas ihm vorgesetzten Höheren abhängig wäre; so dass, wenn das Untere sich regt, das ihm vorgesetzte Obere sich ihm entgegenregt." *)

Weltseele ist. Wäre die Weisheit, welche

im Tempel des grossen Jerusalems wohnt, in

allen Menschen offenbar, so würden die Be-

wohner der Welt aus lauter Weisen be-

stehen, und wären alle Menschen weise, so

wäre es mit dem grossen Babel zu Ende

und die ganze Welt ein Tempel der Weis-

heit. So wirkt auch hier das Obere auf das

Untere, das Grosse auf das Kleine, und das

Kleine und Untere wieder auf das Obere

und Grosse zurück, und wird eins im an-

deren offenbar, wie es im Buche Sohar

zu lesen ist, wo geschrieben steht: „Alles,

was auf Erden vorhanden ist, hat sein äthe-

risches Vorbild im Überweltlichen, und es •

giebt nichts so Geringes oder scheinbar Un-

bedeutendes in der Welt, das nicht von

etwas ihm vorgesetzten Höheren abhängig

wäre; so dass, wenn das Untere sich regt,

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das ihm vorgesetzte Obere sich ihm ent-

gegenregt."*)

*) Vergl. F. Hartmann, „Weisse u. schwarze Magie",

pag. VII.

;tI) Vergl. F. Hartmann, "Weisse u. schwarze Magie",

pag. VII.

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— 839 —

Es frägt sich, welches die bessere Me-

thode des Unterrichts ist, eine trockene,

dürre, wissenschaftliche Dissertation und Aus-

Es frägt sich, welches die bessere Methode des U nterrlchts ist, eine trockene, dürre, wissenschaftliche Dissertation und Auseinandersetzung von Dingen, die sich nicht auseinandersetzen lassen, weil sie nicht in ihrem Wesen, sondern nur je nach den V orstellungen, die man sich davon macht, von einander verschieden sind, oder eine sinnbildliche Darstellung in der Form eines Märchens, welche nicht nur auf den grübelnden Verstand (oder Unverstand), sondern auch auf die Empfindung wirkt, welch letztere ja doch zu allem Begreifen nötig ist, da man unmöglich etwas begreifen kann, was man nicht einmal empfindet? Die Antwort auf diese Frage wird sein, dass jeder diejenige Methode vorzieht, welche seiner eigenen Natur am besten behagt. Der herzlose, hirnverbrannte Grübler, welcher keine höhere Empfindung kennt, wird eine "Auseinandersetzung" der unauseinandersetzbaren Wahrheit für "exakte Wissenschaft" halten und damit zufrieden sein, dass er sich selbst belügt; der gedankenlose Schwärmer wird in seinen Empfindungen schwelgen und im Reiche der Phantasie seinen V erstand verlieren; aber der Verständige wird den Geist

einandersetzung von Dingen, die sich nicht

auseinandersetzen lassen, weil sie nicht in

ihrem Wesen, sondern nur je nach den Vor-

stellungen, die man sich davon macht, von

einander verschieden sind, oder eine sinn-

bildliche Darstellung in der Form eines Mär-

chens, welche nicht nur auf den grübelnden

Verstand (oder Unverstand), sondern auch

auf die Empfindung wirkt, welch letztere ja

doch zu allem Begreifen nötig ist, da man

unmöglich etwas begreifen kann, was man

nicht einmal empfindet? Die Antwort auf

diese Frage wird sein, dass jeder diejenige

Methode vorzieht, welche seiner eigenen Na-

tur am besten behagt. Der herzlose, hirnver-

brannte Grübler, welcher keine höhere Em-

pfindung kennt, wird eine „Auseinander-

setzung" der unauseinandersetzbaren Wahr-

heit für „exakte Wissenschaft" halten und

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damit zufrieden sein, dass er sich selbst be-

lügt; der gedankenlose Schwärmer wird in

seinen Empfindungen schwelgen und im

Reiche der Phantasie seinen Verstand ver-

lieren; aber der Verständige wird den Geist

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von der Form zu unterscheiden wissen, er

wird sich durch die Empfindung in die

höheren Regionen des Geistes emportragen

lassen, und was er dort findet, durch den

von der Form zu unterscheiden wissen, er wird sich durch die Empfindung in die höheren Regionen des Geistes emportragen las8en, und was er dort findet, durch den Verstand erkennen.

Verstand erkennen.

Der vom Geiste des Eigendünkels be-

sessene Mensch, sei er auch noch so gelehrt

und in der Philosophie, Theologie u. s. w. be-

wandert, lebt nur in dem erdgeborenen Teile

seines Gemüts, wo die babylonische Verwir-

rung herrscht, und weiss nichts von den

höheren Regionen desselben, dem himmlischen

„Jerusalem", wo in ewiger Klarheit der Tem-

pel der Weisheit auf dem Felsen der geis-

tigen Empfindung der Wahrheit steht. Für

Der vom Geiste des Eigendünkels besessene Mensch, sei er auch noch so gelehrt und in der Philosophie, Theologie u. s. w. bewandert, lebt nur in dem erdgeborenen Teile seines Gemüts, wo die babylonische Verwirrung herrscht, und weiss nichts von den höheren Regionen desselben, dem himmlischen "Jerusalem", wo in ewiger Klarheit der Tempel der Weisheit auf dem Felsen der geistigen Empfindung der Wahrheit steht. Für denjenigen, der keine eigene geistige Anschauung hat, ist alles, was nicht der Vergänglichkeit angehört, nur "Schwärmerei"; er schliesst seine Augen und sucht stets nach Beweisen für das Dasein des Lichtes, und kann sie nie finden; wer aber selbst in seinem Jerusalem lebt, der überblickt von seinem erhabenen Standpunkte aus die Narrenwelt, welche nicht bloss unter den Menschen im allgemeinen, sondern auch in den unteren Regionen seiner eigenen Natur ihr Unwesen

denjenigen, der keine eigene geistige An-

schauung hat, ist alles, was nicht der Ver-

gänglichkeit angehört, nur „Schwärmerei";

er schliesst seine Augen und sucht stets nach

Beweisen für das Dasein des Lichtes, und

kann sie nie finden; wer aber selbst in seinem

Jerusalem lebt, der überblickt von seinem

erhabenen Standpunkte aus die Narrenwelt,

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welche nicht bloss unter den Menschen im

allgemeinen, sondern auch in den unteren

Regionen seiner eigenen Natur ihr Unwesen

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— 841

treibt. Er kann getrost über „sich selbst"

lachen; denn das, worüber er lacht, ist nicht

sein Selbst, sondern die Eigenschaften, wel-

treibt. Er kann getrost über "sich selbst" lachen; denn das, worüber er lacht, ist nicht sein Selbst, sondern die Eigenschaften, welche seiner Persönlichkeit angehören, ~it welcher er während der Dauer seines Erdenlebens zwar innig, aber doch nicht unauflösbar verbunden ist. Nimmt er aber an den Thorheiten dieser Persönlichkeit teil und erfüllt er deren Begierden, so erniedrigt er sein geistiges Ich zum Diener der Thorheit und aus dem "Übermenschen" wird ein vom Grössenwahn besessenes Tier.

che seiner Persönlichkeit angehören, mit

welcher er während der Dauer seines Erden-

lebens zwar innig, aber doch nicht unauflös-

bar verbunden ist. Nimmt er aber an den

Thorheiten dieser Persönlichkeit teil und

erfüllt er deren Begierden, so erniedrigt er

sein geistiges Ich zum Diener der Thorheit

und aus dem „Übermenschen" wird ein vom

Grössenwahn besessenes Tier.

Das All ist der Himmel, der Mensch die

Erde; der Himmel ist das unpersönliche, die

Erde (die irdische Erscheinung des Menschen)

das persönliche Selbst. Demgemäss giebt es

zwei verschiedene Standpunkte der Betrach-

tung, den geocentrischen und den heliocentri-

schen, den grossen und den kleinen. Vom

kleinen Standpunkte aus betrachtet, erscheint

alles kleinlich und verwirrt, man sieht, wie

tausende von Fäden sich im Ganzen bewegen,

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es sind die Produkte der Handlungen, aus

denen das Karma der Menschheit besteht.

Man folgt den Bewegungen der einzelnen

Fäden und kommt dabei doch nie zum Ziel,

Das All ist der Himmel, der Mensch die Erde; der Himmel ist das unpersönliche, die Erde (die irdische Erscheinung des Menschen) das persönliche Selbst. Demgemäss giebt es zwei verschiedene Standpunkte der Betrachtung, den geocentrischen und den heliocentrischen, den grossen und den kleinen. Vom kleinen Standpunkte aus betrachtet, erscheint alles kleinlich und verwirrt, man sieht, wie tausende von Fäden sich im Ganzen bewegen, es sind die Produkte der Handlungen, aus denen das Karma der Menschheit besteht. Man folgt den Bewegungen der einzelnen. Fäden und kommt dabei doch nie zum Ziel,

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— 842 —

weil sich aus den Bewegungen der einzelnen

sich verschlingenden Fäden das Getriebe,

welches das Ganze bewegt, nicht erkennen

weil sich aus den Bewegungen der einzelnen sich verschlingenden Fäden das Getriebe, welches das Ganze bewegt, nicht erkennen lässt. Wer aber fähig ist, sich auf den Standpunkt zu stellen, von dem der ganze Webstuhl gesehen wird, der kann das Ganze und damit auch die Ursachen, welche die einzelnen Fäden bewegen, erkennen. Das äussere Auge erkennt nur die äusserliche Form, welche das Symbol einer verkörperten Idee, ein "materialisierter" Gedanke ist; aber das Auge des klaren Verstandes erkennt die körperlose Idee und erfasst die Konstellation der Gedanken, welche im Reiche des Sinnlichen Formen erschafft, die, wenn sie mit irdischem Stoffe bekleidet werden, auch dem äusseren Auge sichtbar sind.

lässt. Wer aber fähig ist, sich auf den Stand-

punkt zu stellen, von dem der ganze Web-

stuhl gesehen wird, der kann das Ganze und

damit auch die Ursachen, welche die einzelnen

Fäden bewegen, erkennen. Das äussere Auge

erkennt nur die äusserliche Form, welche das

Symbol einer verkörperten Idee, ein „ma-

terialisierter" Gedanke ist; aber das Auge

des klaren Verstandes erkennt die körperlose

Idee und erfasst die Konstellation der Ge-

danken, welche im Reiche des Sinnlichen

Formen erschafft, die, wenn sie mit irdischem

Stoffe bekleidet werden, auch dem äusseren

Auge sichtbar sind.

Für den im Labyrinthe der babylonischen

Hauptstadt verirrten Menschen, dessen Blick

nicht frei ist, weil ihm bei jedem Schritte

die Täuschung des eigenen Selbsts im Wege

steht, giebt es kein „Jerusalem" und keine

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Geisteswelt; er glaubt seine Gedanken selbst

zu erzeugen; der freie geistige Blick aber

erkennt in jedem Gedanken, der aus der

Seele des Menschen geboren wird, das Er-

Für den im Labyrinthe der babylonischen Hauptstadt verirrten Menschen, dessen Blick nicht frei ist, weil ihm bei jedem Schritte die Täuschung des eigenen Selbsts im Wege steht, giebt es kein "Jerusalem" und keine Geisteswelt; er glaubt seine Gedanken selbst zu erzeugen; der freie geistige Blick aber erkennt in jedem Gedanken, der aus der Seele des Menschen geboren wird, das Er-

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- 843 —

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zeugnis einer bereits im Weltall vorhandenen

Idee. Das Äusserliche erkennt nur den

Schein; der Geist aber dringt in das Wesen

zeugnis einer bereits im Weltall vorhandenen Idee. Das Äusserliche erkennt nur den Schein; der Geist aber dringt in das Wesen der Dinge ein; er erkennt, wie jede in der Seele erzeugte Empfindung die Offenbarung einer in der Weltseele vorhandenen Schwingung und jeder Gedanke die Offenbarung einer im Weltgeiste bereits vorhandenen Idee ist. Er sieht auch wie die bereits im grossen Ganzen vorhandenen Empfindungen und Gedanken dadurch an Kraft und Stärke zunehmen, dass sie im einzelnen Menschen zum Ausdruck gelangen; gerade so wie das Licht in einem Zimmer an Stärke zunimmt, wenn dem Feuer, welches dasselbe erzeugt, neues Brennmaterial zugefügt wird. So offenbart sich das "Gute" und "Böse" im Weltall durch die einzelnen Erscheinungen, in denen es verkörpert zum Ausdruck gelangt, und die in den individuellen Formen geborenen Empfindungen und Gedanken vermehren die Kraft des "Guten" und "Bösen" im Weltall; das Obere, der "Geist", giebt dem Unteren, der "Materie", Leben, und wird durch das Untere, "Materielle", gestärkt. "Gut" und "böse" aber sind relative Begriffe; denn es giebt nichts Böses in der Welt, als was dem Zwecke sei-

der Dinge ein; er erkennt, wie jede in der

Seele erzeugte Empfindung die Offenbarung

einer in der Weltseele vorhandenen Schwin-

gung und jeder Gedanke die Offenbarung

einer im Weltgeiste bereits vorhandenen Idee

ist. Er sieht auch wie die bereits im grossen

Ganzen vorhandenen Empfindungen und Ge-

danken dadurch an Kraft und Stärke zu-

nehmen, dass sie im einzelnen Menschen zum

Ausdruck gelangen; gerade sowie das Licht

in einem Zimmer an Stärke zunimmt, wenn

dem Feuer, welches dasselbe erzeugt, neues

Brennmaterial zugefügt wird. So offenbart

sich das „Gute" und „Böse" im Weltall durch

die einzelnen Erscheinungen, in denen es ver-

körpert zum Ausdruck gelangt, und die in

den individuellen Formen geborenen Empfin-

dungen und Gedanken vermehren die Kraft

des „Guten" und „Bösen" im Weltall; das

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Obere, der „Geist", giebt dem Unteren, der

„Materie", Leben, und wird durch das Untere,

„Materielle", gestärkt. „Gut" und „böse" aber

sind relative Begriffe; denn es giebt nichts

Böses in der Welt, als was dem Zwecke sei-

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— 844 —

-

nes Daseins entgegengesetzt ist, und es ist

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-

alles gut, was den Zweck seines Daseins erfüllt.

Von diesem geistigen Standpunkte aus

nes Daseins entgegengesetzt ist, und es ist alles gut, was den Zweck seines Daseins erfüllt.

betrachtet, erscheint uns nicht nur die Seele

des einzelnen Menschen, sondern auch die

Seele der Welt mit geistigen Kräften oder

„Geistern", d. h. Einheiten von Wille und

Vorstellungen erfüllt, welche thatsächlich vor-

Von diesem geistigen Standpunkte aus betrachtet, erscheint uns nicht nur die Seele des einzelnen Menschen, sondern auch die Seele der Welt mit geistigen Kräften oder "Geistern", d. h. Einheiten von Wille und V orstellungen erfüllt, welche thatsächlich vorhanden sind, ob sie nun formenlos oder in sichtbaren oder unsichtbaren Formen (Elementarwesen) verkörpert sind. Die vom Lichte der Weisheit erleuchteten geistigen Kräfte stellen den höheren Teil des Gemütes, "das himmlische Jerusalem", die durch die Nichterkenntnis entstandenen den vergänglichen Teil, das verdorbene Babyion dar; und wie der einzelne Mensch ein Bestandteil der ganzen Menschheit ist, und die Menschheit nicht vorhanden wäre, wenn es keine Menschen gäbe; so bedingen sich die Geister der grossen und die der kleinen Welt gegenseitig in ihrem Dasein, die "Engel im Himmel" wirken auf die Engel der Erde, die Engel der Erde auf die Engel des Himmels ein und sind mit ihnen identisch; dasselbe ist aber auch mit den "Teufeln der Fall", denn

handen sind, ob sie nun formenlos oder in

sichtbaren oder unsichtbaren Formen (Ele-

mentarwesen) verkörpert sind. Die vom

Lichte der Weisheit erleuchteten geistigen

Kräfte stellen den höheren Teil des Gemütes,

„das himmlische Jerusalem", die durch die

Nichterkenntnis entstandenen den vergäng-

lichen Teil, das verdorbene Babylon dar; und

wie der einzelne Mensch ein Bestandteil der

ganzen Menschheit ist, und die Menschheit

nicht vorhanden wäre, wenn es keine Men-

schen gäbe; so bedingen sich die Geister der

grossen und die der kleinen Welt gegen-

seitig in ihrem Dasein, die „Engel im Him-

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mel" wirken auf die Engel der Erde, die

Engel der Erde auf die Engel des Himmels

ein und sind mit ihnen identisch; dasselbe ist

aber auch mit den „Teufeln der Fall", denn

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- 845 —

-

die Hölle auf Erden ist das Erzeugnis der

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Offenbarung des Geistes der Bosheit, der in

der Welt existiert, und die Hölle im Men-

schen gebiert die Teufel, welche den Geist

der Bosheit im Grossen ernährt. Der Mensch

selber aber ist der Mittelpunkt, auf den diese

Kräfte wirken, in welchem sie Gestalt an-

nehmen und Leben empfangen, und zu dem

sie wieder zurückkehren, weil sie seine eigene

Schöpfung und sein Eigentum, die Produkte

seines Empfindens, Denkens, Wollens und

Handelns sind. Seine eigene Natur ist aus

diesen Produkten zusammengesetzt und sie

bestimmen seine zukünftige Denkweise und

die daraus entspringenden Handlungen. Dies

ist die Lehre vom Karma; denn „Karma"

heisst That. Die Art der Eigenschaften, aus

welchen der Mensch besteht, ist das Produkt

seiner Thaten, und folglich ist der Mensch

sein eigenes Karma selbst.

Wir schöpfen unseren Glauben nicht aus

der Bibel, sondern aus dem Geiste der Selbst-

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erkenntnis, welcher auch die Verfasser der

Bibel belehrte; dennoch ist die Bibel, wenn

sie richtig verstanden wird, ein unschätzbares

Lehrbuch, welches von der ewigen Wahrheit

die Hölle auf Erden ist das Erzeugnis der Offenbarung des Geistes der Bosheit, der in der Welt existiert, und die Hölle im Menschen gebiert die Teufel, welche den Geist der Bosheit im Grossen ernährt. Der Mensch selber aber ist der Mittelpunkt, auf den diese Kräfte wirken, in welchem sie Gestalt annehmen und Leben empfangen, und zu dem sie wieder zurückkehren, weil sie seine eigene Schöpfung und sein Eigentum, die Produkte seines Empfindens, Denkens, Wollens und Handeins sind. Seine eigene Natur ist aus diesen Produkten zusammengesetzt und sie bestimmen seine zukünftige Denkweise und die daraus entspringenden Handlungen. Dies ist die Lehre vom Kar m a; denn "Karma" heisst That. Die Art der Eigenschaften, aus \velchen der ~lensch besteht, ist das Produkt seiner Thaten, und folglich ist der Mensch sein eigenes Karma selbst. Wir schöpfen unseren Glauben nicht aus der Bibel, sondern aus dem Geiste der Selbsterkenntnis, welcher auch die Verfasser der Bibel belehrte; dennoch ist die Bibel, wenn sie richtig verstanden wird, ein unschätzbares Lehrbuch, welches von der ewigen Wahrheit

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— 846 —

Zeugnis giebt. So heisst es darin: „Was

vom Fleische geboren ist, ist Fleisch, was

aber vom Geiste geboren ist, ist Geist"*), und

Zeugnis giebt. So heisst es darin: "Was vom Fleische geboren ist, ist Fleisch, was aber vom Geiste geboren ist, ist Geist" *), und damit ist unter anderem gesagt, dass das, was dem vom Eigendünkel befangenen Gemüte entspringt, eine Täuschung ist, was aber der Erkenntnis der Wahrheit entspringt, wahr ist. Der aus falschen Empfindungen und Wahnvorstellungen zusammengesetzte Mensch ist ein Gebilde der Thorheit; der Mensch aber, dessen Bewusstsein ganz von der Erkenntnis der Wahrheit erfüllt und durchdrungen ist, ist eine Offenbarung der Wahrheit. Der eine handelt thöricht und die Folgen seiner thörichten Handlungsweise fallen auf ihn selber zurück; der andere handelt weise, und die Weisheit belohnt sich selbst, indem sie sich selber besitzt.

damit ist unter anderem gesagt, dass das,

was dem vom Eigendünkel befangenen Ge-

müte entspringt, eine Täuschung ist, was aber

der Erkenntnis der Wahrheit entspringt, wahr

ist. Der aus falschen Empfindungen und Wahn-

vorstellungen zusammengesetzte Mensch ist

ein Gebilde der Thorheit; der Mensch aber,

dessen Bewusstsein ganz von der Erkenntnis

der Wahrheit erfüllt und durchdrungen ist,

ist eine Offenbarung der Wahrheit. Der

eine handelt thöricht und die Folgen seiner

thörichten Handlungsweise fallen auf ihn

selber zurück; der andere handelt weise, und

die Weisheit belohnt sich selbst, indem sie

sich selber besitzt.

„Jerusalem" ist das Reich der Wahrheit;

tritt in ihr die Erkenntnis auf, so hält „der

König" seinen Einzug in ihm; erlangt aber

der Irrtum die Herrschaft, so verschwindet die

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Erkenntnis und aus dem himmlischen Jerusa-

lem wird das verdorbene Babylon, dessen

Symbol die moderne Gesellschaft ist.

*) St. Johannes III, 6.

"J erusalem"

ist das Reich der Wahrheit; tritt in ihr die Erkenntnis auf, so hält "der König" seinen Einzug in ihm; erlangt aber der Irrtum die Herrschaft, so verschwindet die Erkenntnis und aus dem himmlischen Jerusalern wird das verdorbene Babyion , dessen Symbol die moderne Gesellschaft ist. *) St. Johannes

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6.

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— »47 —

Die Entsagung.

Die Wahrheit braucht nicht lange ge-

sacht zu werden; denn wenn der Irrtum ver-

schwindet, so ist sie schon da.

Die Entsagung.

Den meisten Menschen liegt nichts so

ferne, als das eigene wirkliche Selbst. Sie

glauben, wenn von der Wahrheit, Erkenntnis,

Die Wahrheit braucht nicht lange gesucht zu werden; denn wenn der Irrtum verschwindet, 80 ist sie schon da.

Erlösung, Freiheit die Rede ist, dass es sich

dabei um fremdartige Dinge oder historische

Ereignisse, welche der Vergangenheit ange-

hören, handle, und wissen nicht, dass dies

alles ihr eigenes Dasein betrifft. Sagte doch

Den meisten Menschen liegt nichts so ferne, als das eigene wirkliche Selbst. Sie glauben, wenn von der Wahrheit, Erkenntnis, Erlösung, Freiheit die Rede ist, dass es sich dabei um fremdartige Dinge oder historische Ereignisse, welche der Vergangenheit angehören, handle, und wissen nicht, dass dies alles ihr eigenes Dasein betrifft. Sagte doch auch Jacob Böhme: "So man vom Himmel redet und von der Geburt der Elemente, so redet man nicht von fernen Dingen, so weit von uns sind, sondern wir reden von Dingen, so in unserm Leib und Seele geschehen, und ist uns nichts näher, als diese Geburt, denn wir leben und schweben darin als in unserer Mutter. Der verborgene Mensch, welcher ist die Seele (so ferne die Liebe im Licht Gottes in deinem Centro aufgehet), ist Gottes eigen Wesen; wie wolltest du denn nicht Macht haben zu reden von Gott, der dein Vater ist, dessen Wesen du selber bist?" *)

auch Jacob Böhme: „So man vom Himmel

redet und von der Geburt der Elemente, so

redet man nicht von fernen Dingen, so weit

von uns sind, sondern wir reden von Dingen,

so in unserm Leib und Seele geschehen, und

ist uns nichts näher, als diese Geburt, denn

wir leben und schweben darin als in unserer

Mutter. Der verborgene Mensch, welcher ist

die Seele (so ferne die Liebe im Licht Gottes

in deinem Centro aufgehet), ist Gottes eigen

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Wesen; wie wolltest du denn nicht Macht

haben zu reden von Gott, der dein Vater ist,

dessen Wesen du selber bist?"*)

*) Von den drei Prinzipien, Kap. IV, 8.

*) Von den drei Prinzipien, Kap. IV, 8.

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— 848 —

Da es sich in diesem Buche nicht sowohl

um die Erfahrungen eines anderen Menschen,

als vielmehr um die eigene Selbsterkenntnis

Da es sich in diesem Buche nicht sowohl um die Erfahrungen eines anderen Menschen, als vielmehr um die eigene Selbsterkenntnis handelt, so haben wir uns auch nicht viel um die Schicksale von Ben Pandira bekümmert; um uns aber an ihm ein Beispiel zu nehmen, das zu befolgen die Aufgabe eines jeden Menschen ist, der seine eigene höhere Natur kennen lernen will, müssen wir wieder zu ihm zurückkehren. Sein Beispiel ist für uns um so lehrreicher, als das Schauspiel, welches sich durch ihn im Kleinen vollzog, eine sinnbildliche, aber wahrheitsgetreue Darstellung eines grossen Erlösungsprozesses ist, welcher in der Evolutionsgeschichte der Welt durch alle Ewigkeit stattfindet; denn im Grossen sowie im Kleinen findet die Verbreitung des Lichtes nur durch die Überwältigung der Dunkelheit, die Erkenntnis der Wahrheit nur durch die Besiegung des Irrtums statt. Die Stufen, welche zur Spitze des Berges hinaufführen, sind an sich selbst nutzlos, denn wenn sie nicht benützt werden, so haben sie keinen Zweck. Sie sind nicht da, damit man auf ihnen sitzen bleibt, sondern dass man ihre Festigkeit prüft und eine nach der anderen unter die Füsse bekommt und auf ihnen

handelt, so haben wir uns auch nicht viel um

die Schicksale von Ben Pandira bekümmert;

um uns aber an ihm ein Beispiel zu nehmen,

das zu befolgen die Aufgabe eines jeden

Menschen ist, der seine eigene höhere Natur

kennen lernen will, müssen wir wieder zu ihm

zurückkehren. Sein Beispiel ist für uns um

so lehrreicher, als das Schauspiel, welches

sich durch ihn im Kleinen vollzog, eine sinn-

bildliche, aber wahrheitsgetreue Darstellung

eines grossen Erlösungsprozesses ist, welcher

in der Evolutionsgeschichte der Welt durch

alle Ewigkeit stattfindet; denn im Grossen

sowie im Kleinen findet die Verbreitung des

Lichtes nur durch die Überwältigung der

Dunkelheit, die Erkenntnis der Wahrheit nur

durch die Besiegung des Irrtums statt. Die

Stufen, welche zur Spitze des Berges hinauf-

führen, sind an sich selbst nutzlos, denn wenn

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sie nicht benützt werden, so haben sie keinen

Zweck. Sie sind nicht da, damit man auf

ihnen sitzen bleibt, sondern dass man ihre

Festigkeit prüft und eine nach der anderen

unter die Füsse bekommt und auf ihnen

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— 849 —

-

hinaufsteigt. So ist es auch mit dem Gegen-

satze des Guten, welcher der Selbstsucht ent-

849

-

springt. Gäbe es keine Selbstsucht, so gäbe

hinaufsteigt. So ist es auch mit dem Gegensatze des Guten, welcher der Selbstsucht entspringt. Gäbe es keine Selbstsucht, so gäbe es keinen Kampf ums Dasein und keine individuelle Entwicklung. Für das Tier ist die Entwicklung der materiellen Individualität das höchste erreichbare Ideal. Ist diese tierische Individualität im Menschen zur Vollkommenheit gelangt, so ist sie der Aufnahme der höheren Erkenntnis und dadurch der Erlangung der geistigen Individualität fähig, welche dadurch erlangt wird, dass der Geist die aus der Individualität der Form entsprungene Vorstellung der Beschränktheit und Abgeschlossenheit überwindet, und sich als das Ganze im Ganzen erkennt. Dann erst erkennt er sein eigenes wahres, göttliches Selbst, das in seinem Leibe geboren wurde, als in seinem Mittelpunkte die Liebe im Lichte der Erkenntnis zu leuchten begann.

es keinen Kampf ums Dasein und keine indi-

viduelle Entwicklung. Für das Tier ist die

Entwicklung der materiellen Individualität

das höchste erreichbare Ideal. Ist diese

tierische Individualität im Menschen zur Voll-

kommenheit gelangt, so ist sie der Aufnahme

der höheren Erkenntnis und dadurch der Er-

langung der geistigen Individualität fähig,

welche dadurch erlangt wird, dass der Geist

die aus der Individualität der Form ent-

sprungene Vorstellung der Beschränktheit

und Abgeschlossenheit überwindet, und sich

als das Ganze im Ganzen erkennt. Dann

erst erkennt er sein eigenes wahres, gött-

liches Selbst, das in seinem Leibe geboren

wurde, als in seinem Mittelpunkte die Liebe

im Lichte der Erkenntnis zu leuchten be-

gann.

Vielleicht hatte Herder eine Vorahnung

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dieses göttlichen Daseins, als er schrieb:

„Was in dem Herzen andrer von uns lebt,

ist unser wahrstes und tiefstes Selbst." Aber

für denjenigen, der dieses Selbst in Wahr-

Vielleicht hatte Herder eine Vorahnung dieses göttlichen Daseins, als er schrieb: "Was in dem Herzen andrer von uns lebt, ist unser wahrstes und tiefstes Selbst." Aber für denjenigen, der dieses Selbst in W ahr-

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heit erkennt, giebt es gar keinen „anderen";

-

er ist selbst alles und damit auch der „an-

dere"; denn die Wahrheit, welche alles in

heit erkennt, giebt es gar keinen "anderen"; er ist selbst alles und damit auch der "andere"; denn die Wahrheit, welche alles in allem ist, hat sich in seinem Bewusstsein verwirklicht und erkannt, dass alles, was ausser ihr selbst zu sein scheint, nicht die Wirklichkeit, sondern nur eine Täuschung ist.

allem ist, hat sich in seinem Bewusstsein

verwirklicht und erkannt, dass alles, was

ausser ihr selbst zu sein scheint, nicht die

Wirklichkeit, sondern nur eine Täuschung ist.

Indem Ben Pandira durch die in ihm

wirkende Geisteskraft zur Zeit der Ver-

suchung die Täuschung der Selbstheit über-

wunden hatte, gelangte er zur Erkenntnis

der in ihm offenbar gewordenen Natur sei-

nes eigenen göttlichen Wesens; er wusste

nun, dass er selbst Jehoshua und dass Pan-

dira nur dessen vorübergehende Erscheinung

und irdisches Werkzeug war. Er hatte sei-

nen Führer und Meister, und damit auch

sich selber gefunden. Sein Geist war nun

Indem Ben Pandira durch die in ihm wirkende Geisteskraft zur Zeit der Versuchung die Täuschung der Selbstheit üperwunden hatte, gelangte er zur Erkenntnis der in ihm offenbar gewordenen Natur seines eigenen göttlichen Wesens; er wusste nun, dass er selbst J ehoshua und dass Pandira nur dessen vorübergehende Erscheinung und irdisches Werkzeug war. Er hatte seinen Führer und Meister, und damit auch sich selber gefunden. Sein Geist war nun zum geistigen Selbstbewusstsein erwacht und konnte auf die Vergangenheit zurückblicken, gerade so, wie sich ein vom Schlafe erwachter Mensch an die vorhergehenden Tage seines Erdenlebens erinnern kann. Er erkannte nun, dass er schon in unzähligen anderen Formen nicht nur auf dieser Erde, sondern auch auf anderen Planeten gelebt und ge-

zum geistigen Selbstbewusstsein erwacht und

konnte auf die Vergangenheit zurückblicken,

gerade so, wie sich ein vom Schlafe erwach-

ter Mensch an die vorhergehenden Tage sei-

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nes Erdenlebens erinnern kann. Er erkannte

nun, dass er schon in unzähligen anderen

Formen nicht nur auf dieser Erde, sondern

auch auf anderen Planeten gelebt und ge-

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litten hatte, und unter vielerlei Namen im

Schauspielhause der Welt aufgetreten war;

litten hatte, und unter vielerlei Namen im Schauspielhause der Welt aufgetreten war; dass er aber niemals in diesen Formen eingesperrt war, sondern sie nur "überschattet" und aus ihnen Kraft gezogen hatte; ähnlich wie .ein Baum nicht in der Erde eingeschlossen ist, sondern nur in ihr wurzelt und aus ihr seine Nahrung zieht. Nun erkannte er völlig seine göttliche Mission und den Zweck, zu dessen Erfüllung er seine himmlische Heimat verlassen und auf die Erde gekommen war. Er erkannte sich selbst als einen lebendigen Lichtstrahl der Geistessonne der Weisheit, welcher eine sterbliche Hülle angenommen hatte, um auf der Erde Licht zu verbreiten.

dass er aber niemals in diesen Formen ein-

gesperrt war, sondern sie nur „überschattet"

und aus ihnen Kraft gezogen hatte; ähn-

lich wie ein Baum nicht in der Erde ein-

geschlossen ist, sondern nur in ihr wurzelt

und aus ihr seine Nahrung zieht. Nun er-

kannte er völlig seine göttliche Mission und

den Zweck, zu dessen Erfüllung er seine

himmlische Heimat verlassen und auf die

Erde gekommen war. Er erkannte sich

selbst als einen lebendigen Lichtstrahl der

Geistessonne der Weisheit, welcher eine sterb-

liche Hülle angenommen hatte, um auf der

Erde Licht zu verbreiten.

Es ist ein Leichtes, den Leuten Moral zu

predigen, oder sie zu ermahnen, den Weg

des Lichtes zu wandeln, den man selber nur

theoretisch aus dem, was man darüber ge-

hört und gelesen hat, kennt; um aber dieses

Licht zu verbreiten, dazu genügen keine

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schönen Redensarten, sondern dazu muss

dieses Licht in dem Prediger selbst offenbar

sein. Theorien erzeugen nichts weiter als

Theorien; aber das lebendige Beispiel regt

Lotosblüten L. 5 8

Es ist ein Leichtes, den Leuten Moral zu predigen, oder sie zu ermahnen, den Weg des Lichtes zu wandeln, den man selber nur theoretisch aus dem, was man darüber gehört und gelesen hat, kennt; um aber dieses Licht zu verbreiten, dazu genügen keine schönen Redensarten, sondern dazu muss dieses Licht in dem Prediger selbst offenbar sein. Theorien erzeugen nichts weiter als Theorien; aber das lebendige Beispiel regt Lotuablllten L.

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andere zur Nachahmung an; das kräftigste

Wort ist die That. Ein Mensch, in welchem

andere zur Nachahmung an; das kräftigste Wort ist die That. Ein Mensch, in welchem durch Geisteskraft die Materie überwunden ist, wird selbst zu einem Kraftcentrum, von welchem geistige Kräfte ausströmen; er ist nicht wie ein Blinder, der anderen eine Beschreibung des Lichtes giebt, das er selbst nie gesehen hat, sondern er ist durch die Offenbarung des Lichtes in ihm selber zur Flamme geworden, deren Licht das Dunkel vertreibt. Wie in einem Wassertropfen die Kraft des Dampfes gebunden und in dieser eine elektrische Spannung enthalten ist, welche Felsen zersprengen kann; so ist der Mensch ein Atom im Weltall, in welchem geistige Kräfte gebunden sind, die er nicht kennen kann, so lange sie in ihm nicht erwacht und freigeworden und zu seinem Bewusstsein gekommen sind. Werden sie aber frei, so ist für ihren Wirkungskreis keine Grenze gesetzt; ihr Dasein bedarf keines indirekten Beweises, denn es wird direkt empfunden; wie die Nähe eines Feuers ein glimmendes Stück Holz zum Brennen bringt, so wirkt die Gegenwart eines im Geiste wiedergeborenen Menschen auf empfängliche Gemüter ein und erhöht die in ihnen nach

durch Geisteskraft die Materie überwunden

ist, wird selbst zu einem Kraftcentrum, von

welchem geistige Kräfte ausströmen; er ist

nicht wie ein Blinder, der anderen eine Be-

schreibung des Lichtes giebt, das er selbst

nie gesehen hat, sondern er ist durch die

Offenbarung des Lichtes in ihm selber zur

Flamme geworden, deren Licht das Dunkel

vertreibt. Wie in einem Wassertropfen die

Kraft des Dampfes gebunden und in die-

ser eine elektrische Spannung enthalten ist,

welche Felsen zersprengen kann; so ist der

Mensch ein Atom im Weltall, in welchem

geistige Kräfte gebunden sind, die er nicht

kennen kann, so lange sie in ihm nicht er-

wacht und freigeworden und zu seinem Be-

wusstsein gekommen sind. Werden sie aber

frei, so ist für ihren Wirkungskreis keine

Grenze gesetzt; ihr Dasein bedarf keines in-

direkten Beweises, denn es wird direkt em-

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pfunden; wie die Nähe eines Feuers ein glim-

mendes Stück Holz zum Brennen bringt,

so wirkt die Gegenwart eines im Geiste

wiedergeborenen Menschen auf empfängliche

Gemüter ein und erhöht die in ihnen nach

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Erwachen ringende Geisteskraft. Die Sonne

-

braucht nichts zu thun, um uns ihre Gegen-

wart zu beweisen, ihr Vorhandensein allein

genügt, damit wir sie in ihrem eigenen Lichte

erkennen, und ebenso bedarf es keiner La-

terne, um das Licht der Wahrheit zu be-

weisen; sobald der Irrtum verschwindet, wird

sie in ihrer eigenen Klarheit erkannt.

So lange in Babylon die Flammen der

Leidenschaft loderten, entfesselte Begierden

sich im Aufruhr befanden und Thorheit die

Herrschaft führte, konnte die Erkenntnis der

Wahrheit ihren Einzug nicht halten. Als

aber die empörten Elemente ermüdeten und

sich wieder die Ruhe einstellte, da war auch

wieder die Möglichkeit des Eintrittes der Er-

kenntnis vorhanden. Während dieser Zeit

Erwachen ringende Geisteskraft. Die Sonne braucht nichts zu thun, um uns ihre Gegenwart zu beweisen, ihr Vorhandensein allein genügt, damit wir sie in ihrem eigenen Lichte erkennen, und ebenso bedarf es keiner Laterne, um das Licht der Wahrheit zu beweisen; sobald der Irrtum verschwindet, wird sie in ihrer eigenen Klarheit erkannt.

hatte Jehoshua im Kreise seiner Jünger ge-

weilt. Er hatte seine Zeit nicht mit Be-

sprechungen von Theorien über geistige

Dinge vergeudet, sondern in sich selber den

Gottmenschen (Christus) verwirklicht, wie es

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am Ende der Lebenszweck eines jeden Men-

schen ist, und seine Jünger hatten ihn er-

kannt; aber die im Geistesschlafe Befangenen

kannten ihn nicht; sie sahen nur die Person

58*

So lange in BabyIon die Flammen der Leidenschaft loderten, entfesselte Begierden sich im Aufruhr befanden und Thorheit die Herrschaft führte, konnte die Erkenntnis der Wahrheit ihren Einzug nicht halten. Als aber die empörten Elemente ermüdeten und sich wieder die Ruhe einstellte, da war auch wieder die Möglichkeit des Eintrittes der Erkenntnis vorhanden. Während dieser Zeit hatte Jehoshua im Kreise seiner Jünger geweilt. Er hatte seine Zeit nicht mit Besprechungen von Theorien über geistige Dinge vergeudet, sondern in sich selber den Gottmenschen (Christus) verwirklicht, wie es am Ende der Lebenszweck eines jeden Menschen ist, und seine Jünger hatten ihn erkannt; aber die im Geistesschlafe Befangenen kannten ihn nicht; sie sahen nur die Person 58 *

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Ben Pandira's; von Jehoshua wussten sie

-

nichts.

Wohl war es dem Propheten, dem die

Ben Pandira's; von Jehoshua wussten SIe nichts.

Zukunft sowohl als die Vergangenheit klar

vor Augen lag, bekannt, dass er durch seine

Rückkehr nach der Hauptstadt des Landes

alle Mächte der Unwissenheit und Thorheit

gegen sich aufbringen, und dass die Ver-

Wohl war es -dem Propheten, dem die Zukunft sowohl als die Vergangenheit klar vor Augen lag, bekannt, dass er durch seine Rückkehr nach der Hauptstadt des Landes alle Mächte der Unwissenheit und Thorheit gegen sich aufbringen, und dass die Verfolgung, deren er sich aussetzte, mit der Zerstörung der Form, unter welcher er unter ihnen erschien, endigen würde; ist ja doch zu allen Zeiten derjenige Teil der Kirche, welcher am toten Buchstaben hängt, der bitterste Feind der Wahrheit gewesen. Auch unter den Theologen und Buchstabengelehrten der damaligen Zeit gab es ausserordentlieh viele, welche meinten, es sei alles damit gethan, dass man irgend eine zufriedenstellende Theorie in Bezug auf die Wahrheit ausfindig mache und an irgend ein System glaube, von dem man annehmen dürfe, dass darin Wahrheit enthalten sei; dass aber die Wahrheit für den Menschen ewig nur ein Traum bleibt, wenn sie nicht in ihm selbst offenbar und verwirklicht wird, und dass sie keines Systems und keiner Beweise bedarf,

folgung, deren er sich aussetzte, mit der Zer-

störung der Form, unter welcher er unter

ihnen erschien, endigen würde; ist ja doch

zu allen Zeiten derjenige Teil der Kirche,

welcher am toten Buchstaben hängt, der

bitterste Feind der Wahrheit gewesen. Auch

unter den Theologen und Buchstabengelehr-

ten der damaligen Zeit gab es ausserordent-

lich viele, welche meinten, es sei alles damit

gethan, dass man irgend eine zufriedenstel-

lende Theorie in Bezug auf die Wahrheit

ausfindig mache und an irgend ein System

glaube, von dem man annehmen dürfe, dass

darin Wahrheit enthalten sei; dass aber die

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Wahrheit für den Menschen ewig nur ein

Traum bleibt, wenn sie nicht in ihm selbst

offenbar und verwirklicht wird, und dass sie

keines Systems und keiner Beweise bedarf,

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sondern in sich selbst ewig und unerschütter-

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lich ist, davon wussten sie nichts. Sie mein-

ten, damit sei alles gethan, dass sie dieses

sondern in sich selbst ewig und unerschütterlich ist, davon wussten sie nichts. Sie meinten, damit sei alles gethan, dass sie diese~ oder jenes Dogma für wahr hielten, weil es für wahr ausgegeben wurde; aber die Wahr';' heit selbst, die mitten unter ihnen stand, erkannten sie nicht. Damals wie heute gab es gelehrte Theologen und Weisheitskrämer, welche ihre Zeit dazu verschwendeten, Bücher über göttliche Dinge zu schreiben, ohne selbst im Besitze von diesen Dingen zu sein und ohne darnach zu streben, sie zu erlangen; auch gab es viele, die Gott über den Sternen mit der Fernröhre suchten, ihn aber verleugneten und zurückstiessen , wenn er in ihrem eigenen Innern seine Gegenwart verkündigen wollte.

oder jenes Dogma für wahr hielten, weil es

für wahr ausgegeben wurde; aber die Wahr-

heit selbst, die mitten unter ihnen stand, er-

kannten sie nicht. Damals wie heute gab

es gelehrte Theologen und Weisheitskrämer,

welche ihre Zeit dazu verschwendeten, Bücher

über göttliche Dinge zu schreiben, ohne

selbst im Besitze von diesen Dingen zu sein

und ohne darnach zu streben, sie zu erlangen;

auch gab es viele, die Gott über den Sternen

mit der Fernröhre suchten, ihn aber ver-

leugneten und zurückstiessen, wenn er in

ihrem eigenen Innern seine Gegenwart ver-

kündigen wollte.

Alles dies war damals wie heute nicht die

Schuld der Kirche, sondern des Mangels an

Erkenntnis derjenigen, welche die Kirche

repräsentierten. Eine aus Menschen zusam-

mengesetzte Kirche oder Gemeinde hat ebenso

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gut wie der Mensch ihre Kehrseite, ihre

höhere und niedrigere Organisation; in der

oberen himmlischen Region herrscht der Geist

der Wahrheit, in der unteren das Tier, wo-

Alles dies war damals wie heute nicht die Schuld der Kirche, sondern des Mangels an Erkenntnis derjenigen, welche die Kirche repräsentierten. Eine aus Menschen zusammengesetzte Kirche oder Gemeinde hat ebenso gut wie der Mensch ihre Kehrseite, ihre höhere und niedrigere Organisation; in der oberen himmlischen Region herrscht der Geist der Wahrheit, in der unteren das Tier, wo-

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von in der Apokalypse die Rede ist. In der

Kirche wie im einzelnen Menschen besteht

der Sieg, der zu erringen ist, nicht in der

von in der Apokalypse die Rede ist. In der Kirche wie im einzelnen Menschen besteht der Sieg, der zu erringen ist, nicht in der Beseitigung äusserer Hindernisse, sondern vor allem in der Überwindung des eigenen Selbsts, und je intellektueller, schlauer und spitzfindiger die geistlosen Elemente der irdischen Region der Kirche sind, um so schwerer sind sie durch die Kraft des Glaubens zu überwinden, weshalb gerade in den sogenannten wissenschaftlichen Religionssystemen , welche sich auf äusserliche Beweise stützen, am wenigsten innerliche Überzeugung, dagegen am meisten gleissnerisches und freches Pfaffentum, gelehrte Borniertheit, geistige Kurzsichtigkeit, Unglaube, Heuchelei und Eigendünkel zu finden ist.

Beseitigung äusserer Hindernisse, sondern vor

allem in der Überwindung des eigenen

Selbsts, und je intellektueller, schlauer und

spitzfindiger die geistlosen Elemente der

irdischen Region der Kirche sind, um so

schwerer sind sie durch die Kraft des Glau-

bens zu überwinden, weshalb gerade in den

sogenannten wissenschaftlichen Religions-

systemen, welche sich auf äusserliche Be-

weise stützen, am wenigsten innerliche Über-

zeugung, dagegen am meisten gleissnerisches

und freches Pfaffentum, gelehrte Borniertheit,

geistige Kurzsichtigkeit, Unglaube, Heu-

chelei und Eigendünkel zu finden ist.

Alles dies wusste Jehoshua. Er kannte

die Eigenschaften der Pharisäer zu gut, um

zu hoffen, sie zur Erkenntnis bringen zu

können; er wusste auch, dass sie ihn ver-

raten und den Leib, in dem er wohnte, zer-

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stören würden; dennoch zögerte er nicht, dem

Tode entgegen zu gehen, und zwar um der

Wenigen willen, die ihn erkennen und da-

durch erlöst werden konnten. So nimmt auch

Alles dies wusste Jehoshua. Er kannte die Eigenschaften der Pharisäer zu gut, um zu hoffen, sie zur Erkenntnis bringen zu können; er wusste auch, dass sie ihn verraten und den Leib, in dem er wohnte, zerstören würden; dennoch zögerte er nicht, dem Tode entgegen zu gehen, und zwar um der Wenigen willen, die ihn erkennen und dadurch erlöst 'werden konnten. So nimmt auch

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-

heute noch der unsterbliche Geist seine Woh-

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nung in der sterblichen Menschennatur, teilt

ihre Schicksale, wird von den tierischen

heute noch der unsterbliche Geist seine W ohnung in der sterblichen Menschennatur, teilt ihre Schicksale, wird von den tierischen Willensformen gepeinigt, von den verkehrten Verstandeskräften verhöhnt, vom Eigendünkel verurteilt und von falschen theologischen V orstellungen im Gemüte verdammt, und er leidet alles dies um der wenigen besseren Elemente willen, welche in der höheren Natur des Menschen zu finden sind, und die, nachdem sie mit ihm gekreuzigt wurden, an seiner Auferstehung teilnehmen können, weil sie in ihn eingegangen und Bestandteile seines eigenen Wesens geworden sind.

Willensformen gepeinigt, von den verkehrten

Verstandeskräften verhöhnt, vom Eigendünkel

verurteilt und von falschen theologischen Vor-

stellungen im Gemüte verdammt, und er leidet

alles dies um der wenigen besseren Elemente

willen, welche in der höheren Natur des

Menschen zu finden sind, und die, nachdem

sie mit ihm gekreuzigt wurden, an seiner

Auferstehung teilnehmen können, weil sie in

ihn eingegangen und Bestandteile seines

eigenen Wesens geworden sind.

Alles dies ist keine neue Theorie, sondern

war schon lange vor dem Beginn der christ-

lichen Zeitrechnung den Weisen des Ostens

bekannt. So lehrt uns z. B. die Bhagavad

Gita der Indier, dass es in dieser Welt zwei

Formen des Daseins giebt, das Teilbare und

das Unteilbare. Das Teilbare und Vergäng-

liche besteht aus allen lebendigen Formen;

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das Unvergängliche ist das Unteilbare und

wird der „Herr in der Höhe" (Iswara, Jesous)

genannt. Aber es giebt noch ein anderes höch-

stes Sein, den höchsten Weltgeist (die Ewig-

Alles dies ist keine neue Theorie, sondern war schon lange vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung den Weisen des Ostens bekannt. So lehrt uns z. B. die Bhagavad Gita der Indier, dass es in dieser Welt zwei Formen des Daseins giebt, das Teilbare und das Unteilbare. Das Teilbare und Vergängliche besteht aus allen lebendigen Formen; das Unvergängliche ist das Unteilbare und wird der "Herr in der Höhe" (Iswara, ]esous) genannt. Aber es giebt noch ein anderes höchstes Sein, den höchsten Weltgeist (die Ewig-

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keit), welcher die dreifache Welt durchdringt

und erhält. Thoren verachten mich, wenn

ich in meiner Menschengestalt erscheine; sie

keit}, welcher die dreifache Welt durchdringt und erhält. Thoren verachten mich, wenn ich in meiner Menschengestalt erscheine; sie erkennen nicht meine höchste Wesenheit, der ich der Herr des Welta11s bin; sie glauben, dass ich, der Formlose, eine sichtbare Form hätte; sie erkennen nicht meine geistige Natur, welche unvergänglich und über alles erhaben ist. - Obgleich ich ungeboren und ewig und der Herr aller Geschöpfe bin, werde ich dennoch, indem ich meine Natur beherrsche, durch meine Kraft in der Körperwelt geboren. Jedesmal wenn die Gerechtigkeit unter den Menschen erschlafft, und die U ngerechtigkeit überhand nimmt, erzeuge ich mich in Menschengestalt, und nehme meine Wohnung unter den Menschen; aber nur die Weisen erkennen mich, und die Thoren quälen sich und damit auch mich selbst."*)

erkennen nicht meine höchste Wesenheit, der

ich der Herr des Weltalls bin; sie glauben,

dass ich, der Formlose, eine sichtbare Form

hätte; sie erkennen nicht meine geistige

Natur, welche unvergänglich und über alles

erhaben ist. — Obgleich ich ungeboren und

ewig und der Herr aller Geschöpfe bin, werde

ich dennoch, indem ich meine Natur beherr-

sche, durch meine Kraft in der Körperwelt

geboren. Jedesmal wenn die Gerechtigkeit

unter den Menschen erschlafft, und die Un-

gerechtigkeit überhand nimmt, erzeuge ich

mich in Menschengestalt, und nehme meine

Wohnung unter den Menschen; aber nur die

Weisen erkennen mich, und die Thoren

quälen sich und damit auch mich selbst."*)

Man behauptet, dass, als Jehoshua seinen

Einzug in Jerusalem hielt, er auf einer Eselin

ritt, und wenn der Esel das Symbol des

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Eigensinns ist, so ist dies auch nicht anders

denkbar, denn der Eigensinn muss unterjocht

*) „Bhagavad Gita" XV, 17. — IX, Ii. — VII, 24.

IV, 6. — XVH, 6.

Man behauptet, dass, als Jehoshua seinen Einzug in J erusalem hielt, er auf einer Eselin ritt, und wenn der Esel das Symbol des Eigensinns ist, so ist dies auch nicht anders denkbar, denn der Eigensinn muss unterjocht *) "Bhagavad Gita" XV, 17. -

IV, 6. -

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IX,

11. -

VII, 24.

XVII, 6.

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werden, ehe die Erkenntnis im Herzen ein-

ziehen kann. Wenn sich der Eigenwille dem

-

göttlichen Willen ergiebt, so wird er dadurch

werden t ehe die Erkenntnis im lIerzen einziehen kann. Wenn sich der Eigenwille dem göttlichen Willen ergiebt t so wird er dadurch zum göttlichen Willen t welcher der Seele die Kraft verleiht t zu jener Höhe zu steigen t wo die Erkenntnis wohnt; reitet aber der eigene Wille und Eigensinn auf dem höheren Willen herumt so hat der Esel die Oberhand.

zum göttlichen Willen, welcher der Seele die

Kraft verleiht, zu jener Höhe zu steigen, wo

die Erkenntnis wohnt; reitet aber der eigene

Wille und Eigensinn auf dem höheren Willen

herum, so hat der Esel die Oberhand.

(Fortsetzung folgt.)

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(Fortsetzung folg t.)

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Briefkasten.

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein personlicher Natur,

sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-

fasser der „Lotusbluten" im „Briefkasten" besprochen.

C. K. In E. Unter „Glauben" im wahren Sinne die-

ses Wortes ist nicht ein Meinen, Dünken oder Wähnen

zu verstehen, sondern eine geistige Wahrnehmungskraft.

Es giebt kein wahres Wissen ohne Wahrnehmung. Wo

es sich um geistige Dinge handelt, da muss die geistige

Briefkasten.

Empfindung oder Wahrnehmung vorhanden sein. Ohne

diese kann durch endloses Grübeln keine Erkenntnis er-

langt werden. Wenn Sie des Morgens an einem un-

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur, sondern von. allgemeinem Intere88e sind, werden durch den Verfasser der ,,Lotullblflten" im ,,Briefkasten" besprochen.

bekannten Orte erwachen, an dem Sie während der Nacht

angekommen sind, und Sie halten die Augen verschlossen,

so werden Sie durch stundenlanges Grübeln nicht ausfinden

können, wo Sie sind. Machen Sie die Augen dagegen auf,

so ist mit einem Schlage alles klar. Erst muss die Wahr-

C. K. in R. Unter "Glauben" im wahren Sinne die-

nehmung kommen, dann der prüfende Verstand. Wo nichts

wahrgenommen wird, da hat der Verstand nichts zu prüfen,

ses Wortes ist nicht ein Meinen, Dünken oder Wähnen zu verstehen, sondem eine geistige Wahrnehmungskraft. Es giebt kein wahres Wissen ohne W ahmehmung. Wo es sich um geistige Dinge handelt, da muss die geistige Empfindung oder Wahrnehmung vorhanden sein. Ohne diese kann durch endloses Grübeln keine Erkenntnis erlangt werden. Wenn Sie des Morgens an einem unbekannten Orte erwachen, an dem Sie während der Nacht angekommen sind, und Sie halten die Augen verschlossen, so werden Sie durch stundenlanges Grübeln nicht ausfinden können, wo Sie sind. Machen Sie die Augen dagegen auf, so ist mit einem Schlage alles klar. Erst muss die Wahrnehmung kommen, dann der prüfende Verstand. Wo nichts wahrgenommen wird, da hat der Verstand nichts zu prüfen, und kann höchstens im Reiche der Phantasie oder Wahrscheinlichkeit sich ergehen. M. R. in B. Da die "Theosophische Gesellschaft" keinerlei Sonderinteressen hat, so kann sie sich auch als solche mit keinem Vereine, welcher Sonderinteressen verfolgt, identifizieren. Es steht natürlich jedem Mitglied~ der T. S. frei, sich in einen Verband von Okkultisten, in einen vegetarianischen, spiritistischen, wissenschaftlichen, sozialen, kirchlichen, politischen, oder irgend einen anderen Verein aufnehmen zu lassen oder sich ihm anzuschliessen, ebensogut als er nach Belieben irgend eine Kunst, Profession

und kann höchstens im Reiche der Phantasie oder Wahr-

scheinlichkeit sich ergehen.

M. B,. in B. Da die „Theosophische Gesellschaft"

keinerlei Sonderinteressen hat, so kann sie sich auch als

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solche mit keinem Vereine, welcher Sonderinteressen ver-

folgt, identifizieren. Es steht natürlich jedem Mitgliede der

T. S. frei, sich in einen Verband von Okkultisten, in einen

vegetarianischen, spiritistischen, wissenschaftlichen, sozialen,

kirchlichen, politischen, oder irgend einen anderen Verein

aufnehmen zu lassen oder sich ihm anzuschliessen, ebenso-

gut als er nach Belieben irgend eine Kunst, Profession

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oder Handwerk erlernen oder ausüben kann. Die Theo-

sophie ist die Gotteserkenntnis, und diese umfasst alle

Offenbarungen der schöpferischen Kraft im Weltall, folglich

oder Handwerk erlernen oder ausüben kann. Die Theosophie ist die Gotteserkenntnis, und diese umfasst alle Offenbarungen der schöpferischen Kraft im Weltall, folglich auch die ganze Natur. Sie ist auf kein einzelnes Forschungsgebiet beschränkt, sondern in der That die Universalwissenschaft. Der Okkultismus ist daher, insofern etwas Wahres dahinter steckt, der Theosophie nicht feindlich, sondern ein Teil ihres Gebietes. R. N. in B. Dasjenige, was man heutzutage "Okkultismus" nennt, ist, ähnlich wie die sogenannte moderne "Psychologie", ein Tappen im Dunkeln. Man sucht sich dabei die Ursachen von gewissen Erscheinungen aus diesen Erscheinungen selbst zu erklären, ohne aber das W'esen aller Dinge, aus dem alle diese Erscheinungen entspringen, anzuerkennen. Die wahre okkulte Wissenschaft dagegen bezieht sich auf das Wesen aller Dinge, welches deshalb "okkult" genannt wird, weil es jenseits der beschränkten menschlichen Begriffsflihigkeit liegt, und nicht das sterbliche Gehirn, sondern nur das, was im Menschen ewig ist, das Ewige erkennen kann. Sie ist deshalb keine menschliche, sondern eine göttliche Wissenschaft, sie ist die Wissenschaft des Geistes, die nur geistig erfasst werden kann. Wird das Wesen aller Dinge einmal geistig erkannt, so erklären sich die aus ihm entspringenden Phänomene von selbst, aber ohne diese Erkenntnis hat alles "okkulte Wissen" über Gespensterspuk u. s. w. keinen wirklichen Wert. M. M. in P. Es giebt nichts Einfacheres, als für die Theosophie Propaganda zu machen, weil die Theosophie nichts anderes als die eigene wahre Erkenntnis ist. Sobald es gelingt, dies einem vernünftigen Menschen begreiflich zu machen, so ist er schon dafür gewonnen. Etwas anderes ist es, Leute zum Beitritte zu einem theosophischen Vereine zu gewinnen. Da wird es wohl vor allem davon abhängen, aus was fdr Personen dieser Verein besteht. Man sollte sich nicht durch kleinliche Rücksichten abhalten

auch die ganze Natur. Sie ist auf kein einzelnes For-

schungsgebiet beschränkt, sondern in der That die Uni-

versalwissenschaft. Der Okkultismus ist daher, insofern etwas

Wahres dahinter steckt, der Theosophie nicht feindlich,

sondern ein Teil ihres Gebietes.

E.. N\ in B. Dasjenige, was man heutzutage „Okkul-

tismus" nennt, ist, ähnlich wie die sogenannte moderne

„Psychologie", ein Tappen im Dunkeln. Man sucht sich

dabei die Ursachen von gewissen Erscheinungen aus diesen

Erscheinungen selbst zu erklären, ohne aber das Wesen

aller Dinge, aus dem alle diese Erscheinungen entspringen,

anzuerkennen. Die wahre okkulte Wissenschaft dagegen

bezieht sich auf das Wesen aller Dinge, welches deshalb

„okkult" genannt wird, weil es jenseits der beschränkten

menschlichen Begriffsfähigkeit liegt, und nicht das sterbliche

Gehirn, sondern nur das, was im Menschen ewig ist, das

Ewige erkennen kann. Sie ist deshalb keine menschliche,

sondern eine göttliche Wissenschaft, sie ist die Wissenschaft

des Geistes, die nur geistig erfasst werden kann. Wird

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das Wesen aller Dinge einmal geistig erkannt, so erklären

sich die aus ihm entspringenden Phänomene von selbst,

aber ohne diese Erkenntnis hat alles „okkulte Wissen"

über Gespensterspuk u. s. w. keinen wirklichen Wert.

M. M. in P. Es giebt nichts Einfacheres, als für die

Theosophie Propaganda zu machen, weil die Theosophie

nichts anderes als die eigene wahre Erkenntnis ist. Sobald

es gelingt, dies einem vernünftigen Menschen begreiflich zu

machen, so ist er schon dafür gewonnen. Etwas anderes

ist es, Leute zum Beitritte zu einem theosophischen Ver-

eine zu gewinnen. Da wird es wohl vor allem davon ab-

hängen, aus was für Personen dieser Verein besteht. Man

sollte sich nicht durch kleinliche Rücksichten abhalten

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— 862 —

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lassen, etwas Gutes zu thun. Man sollte nicht fragen:

„In welchem Vereine kann ich am meisten profitieren?",

sondern: „Wo kann ich am meisten nützen?" Wer am

lassen, etwas Gutes zu thun. Man sollte nicht fragen: "In welchem Vereine kann ich am meisten profitieren?", sondern: "Wo kann ich am meisten nützen?" Wer am meisten Nutzen schafft,· profitiert schliesslich selbst am meisten dabei." H. G. in B. Dass das Wort "Theosophie" kein deutsches Wort ist, dafür kann ich nichts. Ich habe es auch nicht eingeführt. Sie müssen sich deshalb beim Apostel Paulus beschweren, der es in I. Korinth. II, 7, gebraucht. 'Übrigens ist Gott kein Deutscher und auch kein Amerikaner, und somit gehört auch die Gotteserkenntnis keiner speziellen Nation zum Eigentum; sie ist die Erkenntnis der Einheit, in welcher aller individuelle und nationale Eigendünkel verschwindet. B. N. in A. Die sich stets wiederholende Frage: "Was soll ich thun, um mich nützlich zu machen?", dürfte wohl am besten dahin zu beantworten sein, dass man nach gar nichts zu suchen braucht, sondern nur dasjenige, was sich von selbst darbietet, richtig benutzen soll. Wer stets seiner besten Einsicht gemäss handelt, der handelt so gut er kann und erfüllt seine Pflicht. Wem eine grosse Aufgabe obliegt, der fühlt sich selbst dazu berufen. Was man sich anmasst oder bei den Haaren herbeiziehen muss, hat keinen Wert. Wer das Kleine gut gebraucht, dem fällt Grösseres von selbst zu. L. R. in M. - Sie fragen, wem Sie als Mitglied der T. G. Treue schuldig sind? - Die Antwort ist: Niemandem! Es handelt sich nicht darum, irgend einer Person zu gehorchen, sondern dem Prinzip der Liebe welche aus der Erkenntnis der Wahrheit entspringt, treu zu sein. Es steht natürlich jedem frei, sich denjenigen Lehrer zu wählen, zu dem er das meiste Zutrauen hat, aber die T. G. ist nicht eine Schule, in der man sich entschliessen muss, die Meinung dieser oder jener Person anzunehmen. Die Theosophie ist die eigene geistige Erkenntnis, welche den Menschen über

meisten Nutzen schafft, profitiert schliesslich selbst am

meisten dabei."

H. G. in B. Dass das Wort „Theosophie*' kein

deutsches Wort ist, dafür kann ich nichts. Ich habe es

auch nicht eingeführt. Sie müssen sich deshalb beim Apostel

Paulus beschweren, der es in I. Korinth. II, 7, gebraucht.

Übrigens ist Gott kein Deutscher und auch kein Ameri-

kaner, und somit gehört auch die Gotteserkenntnis keiner

speziellen Nation zum Eigentum; sie ist die Erkenntnis der

Einheit, in welcher aller individuelle und nationale Eigen-

dünkel verschwindet.

B. BT. in A. Die sich stets wiederholende Frage:

„Was soll ich thun, um mich nützlich zu machen?", dürfte

wohl am besten dahin zu beantworten sein, dass man nach

gar nichts zu suchen braucht, sondern nur dasjenige, was

sich von selbst darbietet, richtig benutzen soll. Wer stets

seiner besten Einsicht gemäss handelt, der handelt so gut

er kann und erfüllt seine Pflicht. Wem eine grosse Auf-

gabe obliegt, der fühlt sich selbst dazu berufen. Was man

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sich anmasst oder bei den Haaren herbeiziehen muss, hat

keinen Wert. Wer das Kleine gut gebraucht, dem fällt

Grösseres von selbst zu.

L. B. in M. — Sie fragen, wem Sie als Mitglied der

T. G. Treue schuldig sind? — Die Antwort ist: Niemandem!

Es handelt sich nicht darum, irgend einer Person zu gehorchen,

sondern dem Prinzip der Liebe welche aus der Erkenntnis

der Wahrheit entspringt, treu zu sein. Es steht natürlich

jedem frei, sich denjenigen Lehrer zu wählen, zu dem er

das meiste Zutrauen hat, aber die T. G. ist nicht eine

Schule, in der man sich entschliessen muss, die Meinung

dieser oder jener Person anzunehmen. Die Theosophie ist

die eigene geistige Erkenntnis, welche den Menschen über

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alle vergänglichen Meinungen und Theorien ins Reich der

Wahrheit erhebt. Sie hat nichts mit Dogmen und Auto-

ritäten zu thun, sondern wird dadurch gefunden, dass sie

in uns selbst offenbar wird, inderh sie als eine lebendige

alle vergänglichen Meinungen und Theorien ins Reich der Wahrheit erhebt. Sie hat nichts mit Dogmen und Autoritäten zu thun, sondern wird dadurch gefunden, dass sie in uns selbst offenbar wird, indeIfl sie als eine lebendige Kraft in unser Bewusstsein tritt. Sie wurde in früheren Zeiten der wahre lebendige "Glaube" genannt, den niemand kennt als wer ihn selber besitzt. Man kann die Theosophie nur dadurch "erlernen", dass man in ihr lebt. C. 8. in A. - Ja! Wenn man es einmal in Wirklichkeit erkennen würde, dass alles Eines und das eigene wahre Selbst auch das wahre Selbst vor allem ist, dann hätte man es nicht mehr nötig zu leben. Solange aber diese Wahrheit nur in der Theorie angenommen wird, oder bloss in unserer Vorstellung existiert, ist sie noch nicht in uns verwirklicht. Wer sich als Gott erkennt, der ist Gott, nicht aber wer sich bloss einbildet Gott zu sein. Um aber Gott zu sein, muss Gott sich in uns selber erkennen, und er erkennt sich, wenn seine Gottheit in uns sich verwirklicht hat. Dr. B. in B. - Wer sein ei.2enes unsterbliches Ich nicht kennt, der wird es auch in keinem andern finden, sondern er sieht in allen Menschen nur deren Persönlichkeit, nicht aber die dahinter steckende geistige IndividlJ8.lität, welche bei einem im Geiste erwachten und wiedergeborenen Menschen mancherlei Dinge wissen kann, die ohne den inneren Menschen den persönlichen äusseren Menschen nicht zugänglich sind. Leute, deren inneres Ich erwacht ist, werden für die Träumenden immer ein unauflösbares Rätsel sein. Der geistige innere Mensch ist der wahre Mensch; die geistlose Persönlichkeit ist nur eine Maske; aber leider ist bei sehr vielen angeblichen "Theosophen" diese Maske auch alles was sie besitzen, und hinter Ihrer Maske ist Nichts. N. N. in B. - Wer den in der T. G. eindringenden Lügengeist erfolgreich bekämpfen will, der muss selbst den Geist der Erkenntnis der Wahrheit besitzen und sich nicht

Kraft in unser Bewusstsein tritt. Sie wurde in früheren

Zeiten der wahre lebendige „Glaube" genannt, den niemand

kennt als wer ihn selber besitzt. Man kann die Theosophie

nur dadurch „erlernen", dass man in ihr lebt.

C. S. in A. — Ja! Wenn man es einmal in Wirklich-

keit erkennen würde, dass alles Eines und das eigene wahre

Selbst auch das wahre Selbst vor allem ist, dann hätte man

es nicht mehr nötig zu leben. Solange aber diese Wahr-

heit nur in der Theorie angenommen wird, oder bloss in

unserer Vorstellung existiert, ist sie noch nicht in uns ver-

wirklicht. Wer sich als Gott erkennt, der ist Gott, nicht

aber wer sich bloss einbildet Gott zu sein. Um aber Gott

zu sein, muss Gott sich in uns selber erkennen, und er er-

kennt sich, wenn seine Gottheit in uns sich verwirklicht hat.

Dr. B. in B. — Wer sein eigenes unsterbliches Ich

nicht kennt, der wird es auch in keinem andern finden,

sondern er sieht in allen Menschen nur deren Persönlich-

keit, nicht aber die dahinter steckende geistige Individualität,

welche bei einem im Geiste erwachten und wiedergeborenen

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Menschen mancherlei Dinge wissen kann, die ohne den inne-

ren Menschen den persönlichen äusseren Menschen nicht

zugänglich sind. Leute, deren inneres Ich erwacht ist,

werden für die Träumenden immer ein unauflösbares Rätsel

sein. Der geistige innere Mensch ist der wahre Mensch;

die geistlose Persönlichkeit ist nur eine Maske; aber leider

ist bei sehr vielen angeblichen „Theosophen" diese Maske

auch alles was sie besitzen, und hinter Ihrer Maske ist —

Nichts.

N. N. in B. — Wer den in der T. G. eindringenden

Lügengeist erfolgreich bekämpfen will, der muss selbst den

Geist der Erkenntnis der Wahrheit besitzen und sich nicht

/

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bloss auf die Meinung, die er sich aus äusserlichen Umständen

gebildet hat, verlassen; denn sonst läuft er Gefahr, selber

ein Werkzeug des Lügengeistes zu werden, den er zu be-

bloss auf die Meinung, die er sich aus äusserlichen Umständen gebildet hat, verlassen; denn sonst läuft er Gefahr, selber ein Werkzeug des Lügengeistes zu werden, den er zu bekämpfen meint. Es giebt viele Leute, die nicht an teuflische Einflüsse glauben, und doch selber von ihnen besessen sind. Mit Parteigezänk haben wir nichts zu thun. Es handelt sich nicht um die Verteidigung persönlicher Meinungen, sondern um die Aufrechthaltung des Prinzips der Freiheit des Denkens. Ein Ideal wird am besten dadurch verteidigt, dass man es den Gegnern so lange vor die Augen hält, bis dass sie endlich fähig werden, es zu erkennen. K. v. B. in L. - Die Geschichte von den Engeln des Lichtes, welche "sahen, dass die Töchter der Erde schön waren und sich mit ihnen verbanden", ist eine Allegorie, welche, wie alles in der Bibel, geistig aufgefasst werden muss. Sie bedeutet, dass, als die menschlichen Formen auf Erden, welche aber noch keine geistige Intelligenz (Gottesbewusstsein) besassen, auf dem Wege der Evolution reif genug geworden waren, um' den Geist der Wahrheit in sich aufzunehmen, sich die geistigen Intelligenzen (Manasapu tras) mit diesen Formen verbanden (sich inkarnierten) und sie dadurch zu wirklichen Menschen machten. Dies hat nichts mit dem geschlechtlichen Umgange zwischen Spiritisten und den Astralleichen Verstorbener, oder mit Gespenstern und Seelenbräuten zu thun. Z. P. in D. - Wie wird sich der liebe Gott freuen, dass ihm der Herr Pastor G. zu Hilfe kommt, da er ohne den Herrn Pastor doch keinen rechten Erfolg haben könnte! Und wie riesengross muss der Herr Pastor sein, dass er den Mut hat, sich dem Herrn des Weltalls zur Seite zu stellen!

kämpfen meint. Es giebt viele Leute, die nicht an teuflische

Einflüsse glauben, und doch selber von ihnen besessen sind.

Mit Parteigezänk haben wir nichts zu thun. Es handelt

sich nicht um die Verteidigung persönlicher Meinungen,

sondern um die Aufrechthaltung des Prinzips der Freiheit

des Denkens. Ein Ideal wird am besten dadurch ver-

teidigt, dass man es den Gegnern so lange vor die Augen

hält, bis dass sie endlich fähig werden, es zu erkennen.

K. v. S. in L. — Die Geschichte von den Engeln

des Lichtes, welche „sahen, dass die Töchter der Erde

schön waren und sich mit ihnen verbanden", ist eine Alle-

gorie, welche, wie alles in der Bibel, geistig aufgefasst werden

muss. Sie bedeutet, dass, als die menschlichen Formen auf

Erden, welche aber noch keine geistige Intelligenz (Gottes-

bewusstsein) besassen, auf dem Wege der Evolution reif

genug geworden waren, um den Geist der Wahrheit in sich

aufzunehmen, sich die geistigen Intelligenzen (Manasa-

putras) mit diesen Formen verbanden (sich inkarnierten)

und sie dadurch zu wirklichen Menschen machten. Dies hat

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nichts mit dem geschlechtlichen Umgänge zwischen Spiri-

tisten und den Astralleichen Verstorbener, oder mit Ge-

spenstern und Seelenbräuten zu thun.

Z. P. in D. — Wie wird sich der liebe Gott freuen,

dass ihm der Herr Pastor G. zu Hilfe kommt, da er ohne

den Herrn Pastor doch keinen rechten Erfolg haben könnte!

Und wie riesengross muss der Herr Pastor sein, dass er

den Mut hat, sich dem Herrn des Weltalls zur Seite zu

stellen!

Druck von Carl Otto in Meerane.

Druck von earl Otto in Meerane.

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Das höhere (geistliche) Leben

oder:

Die Regeln des Radscha Toga

nach den Vorschriften von Gautama Buddha.

(Aus dem Englischen übersetzt.)

Der Verkünder der Lehre von der Er-

leuchtung, Gautama, der Buddha, d. h. der

Erleuchtete, wurde ungefähr 600 Jahre vor

der christlichen Zeitrechnung zu Kapilavatsu

in Indien als der Sohn des Königs des

Landes geboren. Er sah, wie alle Menschen

den Leiden des Lebens und dem Tode unter-

worfen waren und wünschte den Grund davon,

sowie die Mittel dagegen zu erforschen. Zu

diesem Zwecke entsagte er im neunundzwan-

Das. höhere (geistliche) Leben

zigsten Jahre seiner prinzlichen Stellung und

seinem Anrechte auf den Thron seines Vaters,

Lotusblütöii li. 59

oder:

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Die Regeln des Radscha Yoga nach den Vorschriften von Gautama Buddha. (Aus dem Englischen übersetzt.)

Der Verkünder der Lehre von der Erleuchtung, Gautama, der Buddha, d. h. der Erleuchtete, wurde ungefähr 600 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung zu Kapilavatsu in Indien als der Sohn des Königs des Landes geboren. Er sah, wie alle Menschen den Leiden des Lebens und dem Tode unterworfen waren und wünschte den Grund davon, s<?wie die Mittel dagegen zu erforschen. Zu diesem Zwecke entsagte er im neunundzwanzigsten Jahre seiner prinzlichen Stellung und seinem Anrechte auf den Thron seines Vaters, LotusblUttlll LI.

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verliess seinen Palast, zog sich in die Ein-

-

samkeit zurück und beschäftigte sich lange

Zeit mit dem Studium der in Indien herr-

verliess seinen Palast,zog sich in die Einsamkeit zurück und beschäftigte sich lange Zeit mit dem Studium der in Indien herrschenden philosophischen und religiösen Systeme, sowie mit der strengen Ausübung der vorgeschriebenen Regeln.

schenden philosophischen und religiösen Sy-

steme, sowie mit der strengen Ausübung der

vorgeschriebenen Regeln.

Da erkannte er, dass alles, was der Mensch

aus eigenem Selbstwahne thut, sei es nun,

dass er Bussübungen mache oder aus seiner

Eigenheit hervorgehende Tugenden ausübe,

im Ewigen keinen Wert hat und ihn der Er-

lösung vom Selbstwahne nicht näher bringen

kann. Diesen Wahn des Sonderseins zu über-

winden und in die Freiheit einzugehen, war

sein Bestreben. Er versenkte sich in sein

(göttliches) Selbst1) und erlangte nach langem

und anhaltendem Mühen denjenigen Zustand,

Da erkannte er, dass alles, was der Mensch aus eigenem Selbstwahne thut, sei es nun, dass er Bussübungen mache oder aus seiner Eigenheit hervorgehende Tugenden ausübe, im Ewigen keinen Wert hat und ihn der Erlösung vom Selbstwahne nicht näher bringen kann. Diesen Wahn des Sonderseins zu überwinden und in die Freiheit einzugehen, war sein Bestreben. Er versenkte sich in sein (göttliches) Selbst1) und erlangte nach langem und anhaltendem Mühen denjenigen Zustand, den man Nirwana nennt. 2)

den man Nirwana nennt.2)

*) Damit ist nicht ein Versenken in dasjenige persön-

liche Selbstbewusstsein gemeint, welches der Sitz des Eigen-

dünkels ist, sondern ein Versenken in Gott in uns, welcher

das Eine wahre Selbst und Wesen von Allem ist.

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') „Nirwana" ist nicht ein Zustand der „Bewusstlosig-

keit", sondern des göttlichen Allbewusstseins, wobei der

Wahn des persönlichen Sonderseins für immer verschwunden

ist. Dieser Zustand kann auch während des Erdenlebens

erlangt werden, aber nur wenige erreichen ihn.

1) Damit ist niebt ein Versenken in dasjenige persönliche Selbstbewusstsein gemeint, welches der Sitz des Eigendünkels ist, sondern ein Versenken in Gott in uns, welcher das Eine wahre Selbst und Wesen von Allem ist. ') "Nirwana" ist nicht ein Zustand der "Bewusstlosigkeit" • sondern des göttlichen Allbewusstseins , wobei der Wahn des persönlichen Sondersems für immer verschwunden ist. Dieser Zustand kann auch während des Erdenlebens erlangt werden, aber nur wenige erreichen ihn.

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— 867 —

Nachdem Gautama ein Buddha geworden

-

war und Nirwana erreicht hatte, lehrte er noch

während vierzig Jahren, von Ort zu Ort wan-

86 7

-

dernd, das Evangelium der Erleuchtung, der

Nachdem Gautama ein Buddha geworden war und Nirwana erreicht hatte, lehrte er noch während vierzig Jahren, von Ort zu Ort wandernd, das Evangelium der Erleuchtung, der Gerechtigkeit und des Erbarmens, und starb in seinem achtzigsten Jahre zu Kusi-nagara in Indien.

Gerechtigkeit und des Erbarmens, und starb

in seinem achtzigsten Jahre zu Kusi-nagara

in Indien.

Während er unter dem Aschwat-Baume

sass und meditierte, wurde ihm folgendes klar:

1. Die Leiden des Daseins.

2. Die Ursachen derselben.

3. Die Möglichkeit, diese Ursachen

zu vernichten.

4. Der Weg zu ihrer Vernichtung.

Er erkannte, dass jedes Geschöpf, sei es

hoch oder niedrig, menschlich oder tierisch,

während es sich auf seiner Wanderung durch

irgend eine der materiellen, halbmateriellen

Während er unter dem Aschwat-Baume sass und meditierte, wurde ihm folgendes klar:

oder nicht materiellen Welten befindet, ab-

wechselnden Zuständen von Leiden und Freu-

den unterworfen ist, und dass vollkommene

Seligkeit nur in Nirwana, auch „Mokscha"

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genannt, d. h. im völligen Selbstvergessen,

Die Leiden des Daseins. 2. Die Ursachen derselben. 3. Die Möglichkeit, diese Ursachen zu vernichten. 4. Der Weg zu ihrer Vernichtung. I.

oder richtiger gesagt, in dem Hinauswachsen

aus dem täuschenden Selbstwahne und Ein-

gehen in die wahre Erkenntnis, gefunden

59*

Er erkannte, dass jedes Geschöpf, sei es hoch oder niedrig, menschlich oder tierisch, während es sich auf seiner Wanderung durch irgend eine der materiellen, halbmateriellen oder nicht materiellen Welten befindet, abwechselnden Zuständen von Leiden und Freuden unterworfen ist, und dass vollkommene Seligkeit nur in Nirwana, auch "Mokscha" genannt, d. h. im völligen Selbstvergessen, oder richtiger gesagt, in dem Hinauswachsen aus dem täuschenden Selbstwahne und Eingehen in die wahre Erkenntnis, gefunden 59*

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— 868 —

-

werden kann. Wird dies erlangt, so ist ein

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-

persönliches Auftreten im Reiche der Er-

scheinungen nicht mehr nötig, wenn beim

werden kann. Wird dies erlangt, so ist ein persönliches Auftreten im Reiche der Erscheinungen nicht mehr nötig, wet;ln beim Tode des Körpers die Maske S) abgelegt wird.

Tode des Körpers die Maske3) abgelegt wird.

Die Lehre Buddhas ist kein kirchliches

System, sondern eine praktisch auszuführende

Religionsphilosophie oder wissenschaftlich be-

gründete Lebensregel, durch deren Befolgung

das höhere geistliche und unsterbliche Leben

im Menschen erwacht. Sie bezeugt uns, dass

das menschliche Gemüt grösser ist als ein

Engel oder ein Gott; dass die erleuchtete

Die Lehre Buddhas ist kein kirchliches System, sondern eine praktisch auszuführende Religionsphilosophie oder wissenschaftlich begründete Lebensregel, durch deren Befolgung das höhere geistliche und unsterbliche Leben im Menschen erwacht. Sie bezeugt uns, dass das menschliche Gemüt grösser ist als ein Engel oder ein Gott; dass die erleuchtete Vernunft wertvoller ist, als alle kirchlichen Ceremonien oder äusserlichen Offenbarungen; dass es besser ist, sich selbst beherrschen zu lernen, anstatt sich mit Fasten, Beten' und Bussübungen abzuquälen; dass die Liebe und das Erbarmen grösser sind als Opfer und Kirchendienst ; dass die innerliche Zufriedenheit höher steht als alle himmlischen Freuden, und dass die Seligkeit des Nirwana alle Welten umfasst.

Vernunft wertvoller ist, als alle kirchlichen

Ceremonien oder äusserlichen Offenbarungen;

dass es besser ist, sich selbst beherrschen zu

lernen, anstatt sich mit Fasten, Beten'und Buss-

übungen abzuquälen; dass die Liebe und das

Erbarmen grösser sind als Opfer und Kirchen-

dienst; dass die innerliche Zufriedenheit höher

steht als alle himmlischen Freuden, und dass

die Seligkeit des Nirwana alle Welten umfasst.

*) „Person" kommt von persona = Maske. Der Mensch

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ist eine personifizierte Naturkraft, oder vielmehr eine Er-

scheinung von einer Summe von Naturkräften, die in ihm

personificiert sind. Diese Summe von Naturkräften ist aber

nicht sein wahres Wesen, welches über der Natur und eins

mit dem Schöpfer ist.

I) "Person" komlI}.t von persona = Maske. Der Mensch ist eine personificierte Naturkraft, oder vielmehr eine Erscheinung von einer Summe von Naturkräften, die in ihm personificiert sind. Diese Summe von Naturkräften ist aber nicht sein wahres Wesen, welches über der Natur und eins mit dem Schöpfer ist.

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— 869 —

Die hauptsächlichste Lehre Buddhas, oder

der Grundzug aller seiner Lehren ist Ge-

rechtigkeit, d. h. das Gesetz des Geistes in

Die hauptsächlichste Lehre Buddhas, oder der Grundzug aller seiner Lehren ist G e;rechtigkeit, d. h. das Gesetz des Geistes in der Natur, mit anderen Worten, die Lehre vom Karma. Das Geheimnis des Daseins eines jeden Wesens oder Dinges, wo es a~ch immer, und in was immer für einem Zustande es sei, gut oder böse, hoch oder niedrig, liegt in ihm selbst. Dies ist die Lehre von den Ursachen und den daraus folgenden Wirkungen, das Gesetz der Notwendigkeit (Karma), von welchem schon Cicero sagt, dass man dasjenige ernten muss, was man säet. Die Lehre der Wahrheit erkennt keine äusserlichen Schöpfer und Heilande, Engel und Teufel, als die Urheber von Wesen, Dingen oder Zuständen, in dem Sinne an, wie sie die äusserHchen Religionssysteme lehren; sie findet die Ursache der Dinge in diesen Dingen, ja sogar die Ursache des Daseins des ganzen Universums nicht in etwas ausserhalb desselben Befindlichem, sondern in diesem selbst.')

der Natur, mit anderen Worten, die Lehre

vom Karma. Das Geheimnis des Daseins

eines jeden Wesens oder Dinges, wo es auch

immer, und in was immer für einem Zustande

es sei, gut oder böse, hoch oder niedrig, liegt

in ihm selbst. Dies ist die Lehre von

den Ursachen und den daraus folgenden

Wirkungen, das Gesetz der Notwendigkeit

(Karma), von welchem schon Cicero sagt,

dass man dasjenige ernten muss, was man

säet. Die Lehre der Wahrheit erkennt keine

äusserlichen Schöpfer und Heilande, Engel

und Teufel, als die Urheber von Wesen,

Dingen oder Zuständen, in dem Sinne an, wie

sie die äusserlichen Religionssysteme lehren;

sie findet die Ursache der Dinge in diesen Din-

gen, ja sogar die Ursache des Daseins des gan-

zen Universums nicht in etwas ausserhalb des-

selben Befindlichem, sondern in diesem selbst.4)

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4) Man sollte zwischen den Ausdrücken „übernatürlich"

und „aussernatürlich" unterscheiden. Wir wissen von nichts,

das im örtlichen Sinne „über" oder „ausser" der Natur steht.

Wohl aber handelt ein Wesen relativ übernatürlich, wenn

es seine eigene Natur durch die ihm innewohnende geistige

Kraft beherrscht.

4) Man sollte zwischen den Ausdrücken "übernatürlich"

und uaussernatürlich" unterscheiden. Wir wissen von nichts, das im örtlichen Sinne "über" oder "ausser" der Natur steht. Wohl aber handelt ein Wesen relativ übernatürlich, wenn es seine eigene Natur durch die ihm innewohnende geistige Kraft beherrscht.

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— 870 —

Diese Lehren stimmen überein mit den

Lehren der Wissenschaft unserer Zeit. Es

Diese Lehren stimmen überein mit den Lehren der Wissenschaft unserer Zeit. Es handelt sich da um die Evolution und nicht um eine Erschaffung.5)

handelt sich da um die Evolution und nicht

um eine Erschaffung.5)

Nicht ein stumpfsinniges Dahinbrüten, oder

ein Absterben der Verstandesthätigkeit, son-

dern vielmehr eine Erhebung des Gemüts und

eine Ausbildung des Intellektes, bis dass er

ganz von der Erkenntnis der Wahrheit durch-

drungen ist, ist die Lehre Buddhas. Da ist

von keiner Anbetung, keinem Gehorsam

Nicht ein stumpfsinniges Dahinbrüten, oder ein Absterben der Verstandesthätigkeit, sondern vielmehr eine Erhebung des Gemüts und eine Ausbildung des Intellektes, bis dass er ganz von der Erkenntnis der Wahrheit durchdrungen ist, ist die Lehre Buddhas. Da ist von keiner Anbetung, keinem Gehorsam gegen himmlische oder teuflische Wesen, oder deren irdische Stellvertreter zum Zwecke der Erlösung die Rede. Der Buddhist ver-

gegen himmlische oder teuflische Wesen,

oder deren irdische Stellvertreter zum Zwecke

der Erlösung die Rede. Der Buddhist ver-

*

s) Hier kommt es nun ganz darauf an, was man unter

„Erschaffen" oder „Schöpfen" versteht. In Wirklichkeit

giebt es gar keine Evolution; denn die Wirklichkeit, das

Wesen der Dinge ändert sich nie; die Evolutionslehre be-

zieht sich nicht auf Gott oder die Wahrheit, sondern nur

auf die Welt der Formen und Erscheinungen. Die Er-

scheinungswelt entsteht aber, wie uns die okkulte Wissen-

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schaft belehrt, im Anfang eines jeden Schöpfungstages durch

die Objektivierung der in der Weltseele schlummernden

Ideen, ähnlich wie bei einem Menschen die Gedanken beim

Erwachen in sein Bewusstsein treten. Wo nichts vor-

handen ist, kann sich auch nichts entwickeln. Folglich

kommt zuerst die aus dem Innern geschöpfte Idee, dann die

sich entwickelnde Gedankenreihe. Erst die Schöpfung,

dann die Evolution.

6) Hier kommt es nun ganz darauf an, was man unter "Erschaffen" oder "Schöpfen" versteht. In Wirklichkeit giebt .es gar keine Evolution; denn die Wirklichkeit., das Wesen der Dinge ändert sich nie; die Evolutionslehre bezieht sich nicht auf Gott oder die Wahrheit, sondern nur auf die Welt der Formen und Erscheinungen. Die Erscheinungswelt entsteht aber, wie uns die okkulte Wissenschaft belehrt, im Anfang eines jeden Schöpfungstages durch die Objektivierung der in der Weltseele schlummernden Ideen, ähnlich wie bei einem Menschen die Gedanken beim Erwachen in sein Bewusstsein treten. Wo nichts vorhanden ist, kann sich auch nichts entwickeln. Folglich kommt zuerst die aus dem Innem geschöpfte Idee, dann die sich entwickelnde Gedankenreihe. Erst die Schöpfung, dann die Evolution.

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— 871 —

87 1

langt keine Begünstigungen im Jenseits, er

erwartet nichts, als dass er dasjenige ernten

wird, was er gesäet hat, so wie es das im

langt keine Begünstigungen im Jenseits, er erwartet nichts, als dass er dasjenige ernten wird, was er gesäet hat, so wie es das im ganzen Weltall herrschende Gesetz bestimmt. 6)

ganzen Weltall herrschende Gesetz bestimmt.6)

Für den Buddhisten sind Selbsterziehung,

Erkenntnis des Wesens des Lebens und der

menschlichen Natur, Ursache und Wirkung,

Selbstbeherrschung und Nächstenliebe Dinge

von höchster Wichtigkeit; dagegen aller

kirchliche Hokus-Pokus, Kniebeugungen,

Autoritätenglaube, Bittgesuche an die Gott-

Für den Buddhisten sind Selbsterziehung, Erkenntnis des Wesens des Lebens und der 'menschlichen Natur, Ursache und Wirkung, Selbstbeherrschung und Nächstenliebe Dinge von höchster Wichtigkeit; dagegen aller kirchliche Hokus-Pokus, Kniebeugungen, Autoritätenglaube , Bittgesuche an .die Gottheit, hypnotische, ekstatische oder magische Phänomene und "Wunder", Gespenster, Engel, Götter u. s. w. von gar keiner Bedeutung. 7)

heit, hypnotische, ekstatische oder magische

Phänomene und „Wunder", Gespenster, Engel,

Götter u. s. w. von gar keiner Bedeutung.7)

6) Dies könnte Anlass geben, zu glauben, dass die

buddhistische Weltanschauung nur die starre Gerechtigkeit,

aber die Liebe nicht kennt. Dies ist nicht so. Buddha

ist der Herr der Liebe und des Erbarmens, und die Ge-

rechtigkeit verlangt, dass auch der Liebe ihr Recht wird.

Die Liebe erlöst uns von der Selbstheit und dadurch von

allem Übel, welches die Selbstheit betrifft.

') Damit ist nicht gesagt, dass ein Buddhist von der

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Wissenschaft und Philosophie etc. nichts wissen will, son-

dern dass derjenige, welcher im Lichte der Wahrheit zur

Selbsterkenntnis gekommen ist, diese äusserlichen Dinge

nicht mehr nötig hat, weil er darüber hinausgewachsen ist

und keine Zeugen braucht um sich äusserlich von dem

Dasein der Wahrheit, welche er ja in sich selbst hat, zu

überzeugen.

6) Dies könnte Anlass geben, zu glauben, dass die buddhistische Weltanschauung nur die starre Gerechtigkeit:, aber die Liebe nicht kennt. Dies ist nicht so. Buddha ist der Herr der Liebe und des Erbarmens, und die Gerechtigkeit verlangt, dass auch der Liebe ihr Recht wird. Die Liebe erlöst uns von der Selbstheit und dadurch von allem Übel, welches die Selbstheit betrifft. 7) Damit ist nicht gesagt, dass ein Buddhist von der Wissenschaft und Philosophie etc. nichts wissen will, sondern dass derjenige, welcher im Lichte der Wahrheit zur Selbsterkenntnis gekommen ist, diese äusserlichen Dinge nicht mehr nötig hat, weil er darüber hinausgewachsen ist und keine Zeug('n braucht um sich äusserlich von dem Dasein der Wahrheit, welche er ja in sich selbst hat, zu überzeugen.

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— 872 —

Die geheime oder esoterische Lehre Bud-

dhas ist niemals veröffentlicht worden und

kann niemals veröffentlicht werden, denn sie

Die geheime oder esoterische Lehre Buddhas ist niemals veröffentlicht worden und kann niemals veröffentlicht werden, denn sie ist deshalb "geheim", weil sie nicht mit dem irdischen Verstande, sondern nur geistig, d. h. durch die innerliche Erleuchtung im Lichte der Wahrheit, erfasst werden kann, und wer sie kennen will, muss sie in sich selbst finden. Die göttlichen Geheimnisse sind in dem göttlichen Teile unserer Seele enthalten; deshalb lehrte der Meister seinen Schülern, ihre Gedanken von den Äusserlichkeiten und dem Götzendienst der Religionssysteme abzulenken und auf ihr eigenes göttliches Selbst (die Liebe) zu richten, worin allein die Kraft der Erlösung enthalten ist. 8)

ist deshalb „geheim", weil sie nicht mit dem

irdischen Verstande, sondern nur geistig, d. h.

durch die innerliche Erleuchtung im Lichte

der Wahrheit, erfasst werden kann, und wer

sie kennen will, muss sie in sich selbst finden.

Die göttlichen Geheimnisse sind in dem gött-

lichen Teile unserer Seele enthalten; deshalb

lehrte der Meister seinen Schülern, ihre Ge-

danken von den Äusserlichkeiten und dem

Götzendienst der Religionssysteme abzu-

lenken und auf ihr eigenes göttliches Selbst

(die Liebe) zu richten, worin allein die Kraft

der Erlösung enthalten ist.8)

Die drei (exoterischen) Lichter der Bud-

dhisten sind:

1. Ich nehme meine Zuflucht in

Buddha.

B) Ebenso kann auch die Selbsterkenntnis (Theosophie)

niemandem gelehrt werden; sie gehört dem göttlichen Selbst

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in uns und nicht der irdischen Eigenheit an. Sie ist die

klare Einsicht, welche man erst dann erlangt, wenn man

zu ihr gelangt. Sie kann in uns erwachen und wachsen,

aber nicht auf künstlichem Wege erzeugt werden. Man

findet sie nicht in Büchern, sondern nur in sich selbst.

Die drei (exoterischen) Lichter der Buddhisten sind: Ich Buddha. I.

nehme

meIne

Zuflucht

.

In

~

Ebenso kann auch die Selbsterkenntnis (Theosophie) niemandem gelehrt werden; sie gehört dem göttlichen Selbst in uns und nicht der irdischen Eigenheit an. Sie ist die klare Einsicht, welche man erst dann erlangt, wenn man zu ihr gelangt. Sie kann in uns erwachen und wachsen, aber nicht auf künstlichem Wege erzeugt werden. Man findet sie nicht in Büchern, sondern nur in sich selbst.

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"...


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2. Ich nehme meine Zuflucht in der

Lehre.

3. Ich nehme meine Zuflucht in der

Ich nehme meine Zuflucht in der Lehre.

Gemeinschaft der Erleuchteten.9)

2.

Die fünf Gelübde der Buddhisten sind

folgende:

1. Kein lebendes Wesen (absichtlich)

zu töten.10)

3. Ich nehme meine Zuflucht in der Gemeinschaft der Erleuchteten.9 )

2. Sich nichts unrechtmässig anzu-

eignen.

3. Unkeuschheit zu vermeiden.

4. Nicht zu lügen.

5. Berauschende Getränke und Be-

Die fünf Gelübde der Buddhisten sind folgende:

täubungsmittel nicht zu gebrauchen.

*) „Buddha" ist das personificierte Licht der Er-

kenntnis. In uns selbst soll es sich personifizieren.

Die „Lehre" ist die Kenntnis des Gesetzes, die nur

durch dessen Befolgung praktisch erlangt werden kann.

Kein lebendes Wesen (absichtlich) zu töten. 10) I.

Die „Kirche" (sangha) oder die Gemeinschaft der Er-

leuchteten besteht aus denjenigen, welche alle eins in der

Erkenntnis der Wahrheit sind. Es ist eine geistige Gemein-

schaft, ohne welche alle äusserlichen "Vereinigungen keinen

Sich nichts unrechtmässig anzueIgnen.

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Wert haben.

2.

10) Der Vegetarianismus ist für jeden, der die Heiligkeit

des Lebens im Weltall erkennt, eine selbstverständliche

Pflicht.

3. Unkeuschheit zu vermeiden. 4. Nicht zu lügen. 5. Berauschende Getränke und Betäubungsmittel nicht zu gebrauchen. ~

"Buddha" ist das personificierte Licht der Erkenntnis. In uns selbst soll es sich personificieren. Die "Lehre" ist die Kenntnis des Gesetzes, die nur durch dessen Befolgung praktisch erlangt werden kann. Die "Kirche" (sangha) oder die Gemeinschaft der Erleuchteten besteht aus denjenigen, welche alle eins in der Erkenntnis der Wahrheit sind. Es ist eine geistige Gemeinschaft, ohne welche alle .äusserlichen Vereinigungen keinen Wert haben.

10) Der Vegetarianismus ist für jeden, der die Heiligkeit des Lebens im Weltall erkennt, eine selbstverständliche Pflicht.

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-

— 874 —

Diese Gelübde werden von allen Buddhis-

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-

ten abgelegt. Für diejenigen, welche sich

Diese Gelübde werden von allen Buddhisten abgelegt. Für diejenigen, welche sich gänzlich dem höheren Leben widmen wollen, giebt es noch strengere Vorschriften.

gänzlich dem höheren Leben widmen wollen,

giebt es noch strengere Vorschriften.

Die ältesten buddhistischen Schriften sind

die folgenden:

1. Vinaya Pitaka. Regeln für die

Mönche.

2. Sutta Pitaka. Lehrreiche Gespräche

für Familienväter.

3. Abhidhamma Pitaka. Metaphysik.

Die ältesten buddhistischen Schriften sind die folgenden:

Die Lehre dieser drei Schriften kann in

folgendem ausgedrückt werden:

1. Alle Sünde (Selbstsucht) verlassen,

2. Tugend (Kraft) zu erlangen, und

Vinaya Pi taka. Regeln für die Mönche. 2. Sutta Pitaka Lehrreiche Gespräche für Familienväter. 3. Abhidhamma Pitaka Metaphysik. I.

3. Ein reines Herz haben,

Dies ist die Religion aller Buddhas.

Die später erschienenen buddhistischen

Schriften sind sehr zahlreich und behandeln

andere Wesenheiten, Zustände und Welten,

Magie, Okkultismus u. s. w.

Ein Buddhist Upasaka ist ein Mensch,

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der es mit den buddhistischen Lehren hält,

aber infolge seiner natürlichen Beschaffenheit

nicht die Kraft besitzt, Buddha in allen

Die Lehre dieser drei Schriften kann in folgendem ausgedrückt werden: Alle Sünde (Selbstsucht) verlassen, 2. Tugend (Kraft) zu erlangen, und 3. Ein reines Herz haben, I.

Dies ist die Religion aller Buddhas. Die später erschienenen buddhistischen Schriften sind sehr zahlreich und behandeln andere Wesenheiten, Zustände und Welten, Magie, Okkultismus u. s. w. . Ein Buddhist Upasaka ist ein Mensch, der es mit den buddhistischen Lehren hält, aber infolge seiner natürlichen Beschaffenheit nicht die Kraft besitzt, Buddha in allen

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— 875 —

Dingen nachzufolgen. Ein Bhikshu ist

ein asketisch lebender Bettelmönch11); ein

Dingen nachzufolgen. Ein B h i k s h u ist ein asketisch lebender Bettelmönch11) ; ein Arhan ein Mönch von grosser Erleuchtung und Seelenkraft; ein B odhisatwa einer, der auf dem Wege ist ein Buddha zu werden. Ein Pacceka-Buddha ist, ein Arhan, der zur Selbsterkenntnis und Erlösung gelangt ist, aber nicht die Macht hat, direkt zur Erlangung der Selbsterkenntnis und Erlösung anderer beizutragen.12) Ein Buddha dagegen ist ein zur völligen Selbsterkenntnis und Selbstbeherrschung gelangter Bodhisatwa, der nur zu seltenen Zeiten oder Weltperioden, wenn nämlich die Menschen den Weg zu Nirwana

Arhan ein Mönch von grosser Erleuchtung

und Seelenkraft; ein Bodhisatwa einer, der

auf dem Wege ist ein Buddha zu werden.

Ein Pacceka-Buddha ist, ein Arhan, der

zur Selbsterkenntnis und Erlösung gelangt

ist, aber nicht die Macht hat, direkt zur Er-

langung der Selbsterkenntnis und Erlösung

anderer beizutragen.12) Ein Buddha dagegen

ist ein zur völligen Selbsterkenntnis und Selbst-

beherrschung gelangter Bodhisatwa, der nur

zu seltenen Zeiten oder Weltperioden, wenn

nämlich die Menschen den Weg zu Nirwana

M) Ein wahrer Bhikshu bettelt nicht, um für sich

etwas zu erlangen, sondern um anderen den Segen, welchen

das freudige Geben mit sich bringt, zu verschaffen.

**) Hier dürfte eine nähere Erklärung dieses wichtigen

Punktes am Platze sein. Es giebt zweierlei Arten, auf

welche ein Mensch einem anderen zur Erlangung der Selbst-

erkenntnis und Erlösung behilflich sein kann. Die eine Art

ist durch die Belehrung, sei es durch Wort oder Schrift

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oder durch direkte Gedankenübertragung. Die andere Art

ist durch die Übertragung einer geistigen Kraft, wie es in

der katholischen Kirche durch das Auflegen der Hände

symbolisiert wird. Damit ist nicht eine Art von „Magneti-

sieren" gemeint, sondern die Ausströmung der geistigen

Kraft der Erkenntnis von dem Meister auf den Schüler.

Der Meister stellt gleichsam eine Feuerflamme dar, deren

11) Ein wahrer Bhikshu bettelt nicht, um für sich etwas zu erlangen, sondern um anderen den Segen, welchen das freudige Geben mit sich bringt, zu verschaffen.

1') ,Hier dürfte eine nähere Erklärung dieses wichtigen Punktes am Platze sein. Es giebt zweierlei Arten, auf welche ein Mensch einem anderen zur Erlangung der Selbsterkenntnis und Erlösung behilflich sein kann. Die eine Art ist durch die Belehrung, sei es durch Wort oder Schrift oder durch direkte Gedankenübertragung. Die andere Art ist durch die Übertragung einer geistigen Kraft, wie es in der katholischen Kirche durch das Auflegen der Hände symbolisiert wird. Damit ist nicht eine Art von "Magnetisieren" gemeint, sondern die Ausströmung der geistigen Kraft der Erkenntnis von dem Meister auf den Schüler. Der Meister stellt gleichsam eine Feuerflamme dar, deren

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— 876 —

vergessen haben, auf Erden erscheint. Er ist

eine seltene Blume auf dem Baume der

Menschheit, ein Lehrer der Weisheit und ein

vergessen haben, auf Erden erscheint Er ist eine seltene Blume auf dem Baume der Menschheit, ein Lehrer der Weisheit und ein geistiger Führer der Menschen.

geistiger Führer der Menschen.

Der Buddhist betet nicht zu Buddha in

der Art, in welcher andere fromme Leute zu

ihren Göttern beten, sondern er verehrt ihn

bloss als den grössten Lehrer der Weisheit.

Der Buddhist vermeidet es, Tiere zu töten

oder töten zu lassen, sei es zum Zwecke sich

Nahrung zu verschaffen, zum Vergnügen oder

zu wissenschaftlichen Zwecken; er verwirft

Der Buddhist betet nicht zu Buddha in der Art, in welcher andere fromme Leute zu ihren Göttern beten, sondern er verehrt ihn bloss als den grössten Lehrer der Weisheit. Der Buddhist vermeidet es, Tiere zu töten oder töten zu lassen, sei es zum Zwecke sich Nahrung zu verschaffen, zum Vergnügen oder zu wissenschaftlichen Zwecken; er verwirft die Theorie, dass dieselben für ihn geschaffen seien und dass er ein Recht hätte, mit denselben zu thun, was ihm beliebt. 1S)

die Theorie, dass dieselben für ihn geschaffen

seien und dass er ein Recht hätte, mit den-

selben zu thun, was ihm beliebt.13)

Licht in den Schüler einströmt, und den in ihm schlummern-

den göttlichen Funken zum Selbstbewusstsein erweckt. Diese

geistige Kraft (Kundalini) könnte mit einer lebendigen, in-

telligenten, elektrischen Kraft verglichen werden. Um aber

diese Kraft auf einen andern Menschen zu übertragen, muss

man erst selbst in deren Besitz gelangt und hierdurch zu

einer lebendigen Kraftquelle geworden sein.

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IS) Aus der Abneigung der Buddhisten, Geschöpfe, in

denen das Universalleben offenbar ist, zu töten, werden

von den Unwissenden oft die lächerlichsten Konsequenzen

gezogen. Wenn aber der Buddhist mit Recht es ver-

schmäht, seinen Körper zu einem Grabe von Tierleichen

zu machen, oder seine auf derselben Daseinsstufe stehen-

Licht in den Schüler einströmt, und den in ihm schlummernden göttlichen Funken zum Selbstbewusstsein erweckt. Diese geistige Kraft (Kundalini) könnte mit einer lebendigen, intelligenten, elektrischen Kraft verglichen werden. Um aber diese Kraft auf einen andern Menschen zu übertragen, muss man erst selbst in deren Besitz gelangt und hierdurch zu einer lebendigen Kraftquelle .geworden sein.

18) Aus der AbneigUng der Buddhisten, Geschöpfe, in denen das Universalieben offenbar ist, zu töten, werden von den Unwissenden oft die lächerlichsten Konsequenzen gezogen. Wenn aber der Buddhist mit Rech t es verschmäht, seinen Körper zu einem Grabe von Tierleichen zu machen, oder seine auf derselben Daseinsstuie stehen-

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— 877 —

Im wahren Lichte betrachtet ist das

Buddhistentum und das Christentum eins und

dasselbe, denn wenn auch beide in äusser-

Im wahren Lichte betrachtet ist das Buddhistentum und das Christentum eins und dasselbe, denn wenn auch beide in äusserlichen Dingen und Formen auseinandergehen, insofern als die Systeme, in welche sie gekleidet sind, in Betracht kommen, so ist doch das Wesen der beiden gleich. Die einzige Grundlage, auf der jede wahre Religion beruht, ist die Erkenntnis der Wahrheit. Übrigens findet man im Buddhistentum des Nordens (in Tibet) auch dieselben Gebräuche, Ceremonien und Sakramente, wie in der christlich-katholischen Kirche, welche dieselben von den Buddhisten entlehnt hat. Ich betrachte das ursprüngliche Christentum als eine Wiederbelebung der buddhistischen Re-

lichen Dingen und Formen auseinandergehen,

insofern als die Systeme, in welche sie ge-

kleidet sind, in Betracht kommen, so ist doch

das Wesen der beiden gleich. Die einzige

Grundlage, auf der jede wahre Religion

beruht, ist die Erkenntnis der Wahrheit.

Übrigens findet man im Buddhistentum des

Nordens (in Tibet) auch dieselben Gebräuche,

Ceremonien und Sakramente, wie in der

christlich-katholischen Kirche, welche die-

selben von den Buddhisten entlehnt hat. Ich

betrachte das ursprüngliche Christentum als

eine Wiederbelebung der buddhistischen Re-

den Mitgeschöpfe zu ermorden, um sich ein Vergnügen

zu machen, oder gar dieselben zu foltern in der Ab-

sicht, seine wissenschaftliche Neugierde zu befriedigen, so

steht doch nirgends geschrieben, dass er sich nicht gegen

Tiere verteidigen dürfe, oder sich von Ungeziefer auffressen

lassen müsse. Der Mensch vom tierischen Standpunkte

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betrachtet, ist ein Tier und hat als solches seine tierischen

Rechte. Als ein geistiges Wesen betrachtet, steht er über

den Tieren als ein Gott, der dieselben beschützen, nicht

aber sie missbrauchen und schädigen sollte. Es giebt aber

auch viele Menschen, die unter den Tieren stehen, weil

ihre lieblose Intelligenz sie befähigt, viehischer als das

Vieh zu sein. Solche Tierquäler und „Vivisektoren" sind

keine Menschen, sondern Teufel in Menschengestalt.

den Mitgeschöpfe zu ermorden, um sich ein Vergnügen zu machen, oder gar dieselben zu foltern in der Absicht, seine wissenschaftliche Neugierde zu befriedigen, so steht doch nirgends geschrieben. dass er sich nicht gegen Tiere verteidigen dürfe, oder sich von Ungeziefer auffressen lassen müsse. Der· Mensch vom tierischen Standpunkte betrachtet, ist ein Tier und hat als solches seine tierischen Rechte. Als ein geistiges Wesen betrachtet, steht er iiber den Tieren als ein Gott, der dieselben beschützen, nicht aber sie missbrauchen und schädigen sollte. Es giebt aber auch viele Menschen, die unter den Tieren stehen, weil ihre lieblose Intelligenz sie befähigt, viehischer als das Vieh zu sein. Solche Tierquäler und "Vivisektoren" sind keine Menschen, sondern Teufel in Menschengestalt.

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— 878 —

ligion, und das moderne christliche Kirchen-

tum als eine Karikatur derselben.

Das Ideal, welches uns Buddha vor Augen

stellt, ist Reinheit des Lebens, Friede des

ligion, und das moderne christliche Kirchenturn als eine Karikatur derselben.

Herzens und die Erlangung der wahren Er-

kenntnis. In der Pari Nibbana Sutta

sagt er: „Was uns so lange im Irrtum zu

wandern und stets wieder von neuem in

dem ziellosen Kreislaufe des Sterbens und

Das Ideal, welches uns Buddha vor Augen stellt, ist Reinheit des Lebens, Friede des Herzens und die Erlangung der wahren Erkenntnis. In der Pari Nibbana Sutta sagt er: "Was uns so lange im Irrtum zu wandern und stets wieder von neuem in dem ziellosen Kreislaufe des Sterbens und Geborenwerdens zu treiben zwingt, ist die Nichterkenntnis und das Nichtbegreifen der vier Vorschriften des Gesetzes, nämlich:

Geborenwerdens zu treiben zwingt, ist die

Nichterkenntnis und das Nichtbegreifen der

vier Vorschriften des Gesetzes, nämlich:

1. Ein edler (heiliger) Lebenswandel.

2. Der edle wahre (heilige) Ernst in

der Vertiefung (klare Einsicht).

3. Die edle Erlangung der Weisheit.

4. Die edle Erlösung durch die

Freiheit (vom Selbstwahn).14)

Wenn ein reines heiliges Leben in uns

sich verwirklicht, die innerliche Ruhe einge-

") Das Wort „edel" bedeutet hier so viel als „heilig";

denn die "Wahrheit ist heilig und ohne Heiligkeit giebt es

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keine wahre Erkenntnis. Deshalb sagt Angelus Silesius:

„Du willst nicht heilig sein, und doch in Himmel (zur

Erkenntnis) kommen? — O Narr! Es werden bloss die

Heiligen aufgenommen."

Ein edler (heiliger) Lebenswandel. 2. Der edle wahre (heilige) Ernst in der Vertiefung (klare Einsicht). 3. Die edle Erlan gung der Weisheit. 4. Die edle Erlösung durch die Freiheit (vom Selbstwahn).14.) I.

Wenn ein reines heiliges Leben in uns sich verwirklicht, die innerliche Ruhe einge1.) Das Wort "edel" bedeutet hier so viel als "heilig" j

denn die Wahrheit ist heilig und ohne Heiligkeit giebt es keine wahre Erkenntnis. Deshalb sagt Angelus Silesius: "Du willst nicht heilig sein. und doch in Himmel (zur Erkenntnis) komlnen? - 0 Nan! Es werden bloss die Heiligen aufgenommen."

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— 879 —

treten und erkannt ist, die wahre Weisheit in

uns offenbar geworden ist und wir die Frei-

heit erlangt und erkannt haben, dann ist es

auch mit der Begierde nach persönlichem

treten und erkannt ist, die wahre Weisheit in uns offenbar geworden ist und wir die Freiheit erlangt und erkannt haben, dann ist es auch mit der Begierde nach persönlichem Dasein vorbei, dann brauchen wir nicht wieder geboren zu werden (nicht wieder in neuen irdischen Erscheinungen auf der Bühne des Lebens aufzutreten).15) .

Dasein vorbei, dann brauchen wir nicht wie-

der geboren zu werden (nicht wieder in neuen

irdischen Erscheinungen auf der Bühne des

Lebens aufzutreten).15) .

Nicht jedem ist es gegeben, diesen ge-

benedeiten Daseinszustand zu erlangen; aber

für jeden, der das Gute ernsthaft will und

darnach handelt, ist der Weg zum Nirwana

offen. Viele wollen das Gute, aber sie sind

nicht fähig, es zu erkennen. Da bedarf es

oft nur eines geringen Anstosses, damit sie

die Augen öffnen und selber sehen lernen.

Dies, und nicht die Befriedigung der wissen-

schaftlichen Neugierde, ist der Zweck der

Lehre. Deshalb sprach Buddha zu seinen

Schülern: „Gehet hin in die Welt zum Wohle

der Vielen, zum Vorteile Vieler, aus Erbarmen

Nicht jedem ist es gegeben, diesen gebenedeiten Daseinszustand zu erlangen; aber für jeden, der das Gute ernsthaft will und darnach handelt, ist der Weg zum Nirwana offen. Viele wollen das Gute, aber sie sind nicht fähig, es zu erkennen. Da bedarf es oft nur eines geringen Anstosses, damit sie die Augen öffnen und selber sehen lernen. Dies, und nicht die Befriedigung der wissenschaftlichen Neugierde, ist der Zweck der Lehre. Deshalb sprach Buddha zu seinen Schülern: "Gehet hin in die Welt zum Wohle der Vielen, zum Vorteile Vieler, aus Erbarmen für die Welt, zum Besten, zum Gewinn und zur Wohlfahrt von Göttern und Menschen.

für die Welt, zum Besten, zum Gewinn und

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zur Wohlfahrt von Göttern und Menschen.

15) Wer nichts Höheres als seine eigene Persönlichkeit

empfindet, für den kann es allerdings kein bewusstes Dasein,

das über dem persönlichen Dasein liegt, geben.

16) Wer nichts Höheres als seine eigene Persönlichkeit empfindet, für den kann es allerdings kein bewusstes Dasein, das über dem persönlichen Dasein liegt, geben.

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— 88o —

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Predigt die herrliche Lehre, verkündet die

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Lehre eines vollkommenen, vollendeten und

reinen Lebens voll Heiligkeit. Es giebt

Predigt die herrliche Lehre, verkündet die Lehre eines vollkommenen, vollendete~ und reinen Lebens .voll Heiligkeit. Es giebt Wesen, deren geistiges Auge nur ganz wenig verschleiert ist, aber wenn sie die Lehre nicht erfahren, so werden sie nicht frei. Sie werden die Lehre begreifen." (Mahavagga Vinaya Pitaka.)

Wesen, deren geistiges Auge nur ganz we-

nig verschleiert ist, aber wenn sie die Lehre

nicht erfahren, so werden sie nicht frei. Sie

werden die Lehre begreifen." (Mahavagga

Vinaya Pitaka.)

Die vier Sammappadanas.

1. Die Anstrengung (Ausübung der Kraft),

das Erwachen sündhafter Gefühle und Ge-

danken zu verhindern.

2. Die Anstrengung, sich von solcher

bereits entstandener Sündhaftigkeit frei zu

machen.

3. Die Anstrengung, das noch ungeborene

Gute in sich zu erwecken.

4. Die Anstrengung, das schon vorhan-

dene Gute in sich zu vermehren und wachsen

zu lassen.

Die vier Sammappadanas.

Die vier Iddhipadas.

1. Die Erhebung des Gemütes und Kon-

Die Anstrengung (Ausübung der Kraft), das Erwachen sündhafter Gefühle und Gedanken zu verhindern. I.

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centrierung des Gedankens auf das höhere

Dasein.

Die Anstrengung, sich von solcher bereits entstandener Sündhaftigkeit frei zu machen. 2.

3. Die Anstrengung, das noch ungeborene Gute in sich zu erwecken. 4. Die Anstrengung, das schon vorhandene Gute in sich zu vermehren und wachsen zu lassen. Die vier Iddhipadas. Die Erhebung des Gemütes und Koncentrierung des Gedankens auf das höhere Dasein. I.

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— 881 —

881

2. Der feste Entschluss, den "Weg der

wahren Erkenntnis niemals zu verlassen, bis

dass Nirwana in uns verwirklicht ist.

Der feste Entschluss, den Weg der wahren Erkenntnis niemals zu verlassen, bis dass Nirwana in uns verwirklicht ist. 2.

3. Reinhaltung des Gemütes von unreinen

Gedanken.16)

4. Vorurteilsfreie Erforschung der Ursache

aller Vorgänge in der Natur.

16) Wer sich mit Lügen und Betrügen, Wortklauberei

und Gesetzesverdrehungen beschäftigt, kann grossen Witz

3. Reinhaltung des Gemütes von unreinen Gedanken. 16)

und Scharfsinn besitzen, hat aber keine Spiritualität (geis-

tiges Selbstbewusstsein). Wer den Lustbarkeiten dieses

Lebens anhängt, der begreift nicht die Lehre der wahren

Glückseligkeit. Die Fesseln, welche die Seele (den Menschen)

4. Vorurteilsfreie Erforschung der Ursache

an das Irdische binden, sind folgende:

1. Die Begierde nach Sinneslust.

aller Vorgänge in der Natur.

2. Die Furcht oder der Abscheu vor den Dingen, die

uns nicht behagen.

3. Weltlicher oder geistlicher Hochmut, Eitelkeit, Eigen-

dünkel und Grössenwahn.

16) Wer sich mit Lügen und Betrügen, Wortklauberei und Gesetzesverdrehungen beschäftigt, kann grossen Witz und Scharfsinn besitzen, hat aber keine Spiritualität (geistiges Selbstbewusstsein). Wer den Lustbarkeiten dieses Lebens anhängt, der begreift nicht die Lehre der wahren Glückseligkeit. Die Fesseln, welche die Seele (den Menschen) an das Irdische binden, sind folgende:

4. Der Wahn, dass die „Selbstheit" (Persönlichkeit)

etwas Beständiges sei.

5. Zweifel oder Unglaube in Bezug auf ein Dasein

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in der Vergangenheit oder Zukunft (Materialismus.)

6. Die Sucht nach dem Genusse von himmlischen

Freuden im „Jenseits".

7. Aberglaube und der Wahn, dass man durch Cere-

monien, Bittgesuche u. s. w. erlöst werden könne.

8. Jede Art von Selbstwahn und Selbstsucht.

9. Geiz.

Lotmblüten LI. 60

I.

Die Begierde nach Sinneslust.

Die Furcht oder der Abscheu vor den Dingen, die uns nicht behagen. 2.

3. Weltlicher oder geistlicher Hochmut, Eitelkeit, Eigendünkel und Grössenwahn. 4. Der Wahn, dass die "Selbstheit" (Persönlichkeit) etwas Beständiges sei.

5. Zweifel oder Unglaube in Bezug auf ein Dasein in der Vergangenheit oder Zukunft. (Materialismus.) b. Die Sucht nach dem Genusse von himmlischen

Freuden im ,Jenseits".

7. Aberglaube und der Wahn, dass man durch Ceremonien, Bittgesuche u. s. w. erlöst werden könne. 8. Jede Art von Selbstwahn und Selbstsucht. 9. Geiz. Lotuabltlten LI. 60

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Die vier erlösenden Kräfte.

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1. Göttliches Selbstvertrauen und wahre,

lebendige Glaubenskraft.

Die vier erlösenden Kräfte.

2. Innerliche Energie. Kraft des Bewusst-

seins. Feuer.

Göttliches Selbstvertrauen und wahre, lebendige Glaubenskraft. 2. Innerliche Energie. Kraft des Bewusstseins. Feuer. 3. Wachsamkeit über das Gemüt. 4. Streben nach Weisheit (Selbsterkenntnis)

3. Wachsamkeit über das Gemüt.

I.

4. Streben nach Weisheit (Selbsterkenntnis)

Die fünf vergeistigenden Kräfte.

1. Der innerliche Sinn für die Beständig-

keit im Glauben (Anschauung.)

2. Die Kraft zur Überwindung der (geis-

tigen) Nichterkenntnis und Trägheit.

3. Die Kraft zum beständigen Verbleiben

im Bewusstsein der Wahrheit.

4. Die Kraft zur Erhaltung der inner-

lichen Ruhe.

5. Die Kraft zur Erlangung der Weisheit.

Die sieben Bauddhangas.

1. Richtiges logisches Denken. Vermei-

Die fünf vergeistigenden Kräfte.

dung schlimmer Gesellschaft (im Innern und

Äussern). Erhabenheit des Denkens. Edelmut.

Der innerliche Sinn für die Beständigkeit im Glauben (Anschauung.) 2. Die Kraft zur Überwindung der (geistigen) Nichterkenntnis und Trägheit 3. Die Kraft zum beständigen Verbleiben im Bewusstsein der Wahrheit. 4. Die Kraft zur Erhaltung der innerlichen Ruhe. 5. Die Kraft zur Erlangung der Weisheit.

2. Methodisches Denken, d. h. die Herr-

I.

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schaft über das eigene Denken zu erlangen

und der Phantasie und Schwärmerei Zügel

Die sieben Bauddhangas. Richtiges logisches Denken. Vermeidung schlimmer Gesellschaft (im Innern und Äussem). Erhabenheit des Denkens. Edelmut. 2. Methodisches Denken, d. h. die Herrschaft über das eigene Denken zu erlangen und der Phantasie und Schwärmerei Zügel I.

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— 883 —

anzulegen. Erkenntnis der in der mensch-

lichen Konstitution enthaltenen Prinzipien,

der Elementarkräfte, welche die Natur des

anzulegen. Erkenntnis der in der menschlichen Konstitution enthaltenen Prinzipien, der Elementarkräfte, welche die Natur des Menschen im Innem bewegen, der Ursachen der Sinnesthätigkeiten u. s. w., Selbstvertrauen, Energie und Sammlung.

Menschen im Innern bewegen, der Ursachen

der Sinnesthätigkeiten u. s. w., Selbstver-

trauen, Energie und Sammlung.

3. Der feste Wille, auf dem Wege der

Wahrheit zu wandeln.

4. Drang zur Verwirklichung des Idealen

in uns.

5. Erhaltung des Gleichgewichts des Ge-

mütes, d. h. sich durch nichts „aus der Fas-

sung bringen" lassen.

6. Ruhiges Denken.

7. Ungebundenheit des Gemütes an ir-

3. Der feste Wille, auf dem Wege der Wahrheit zu wandeln.

gend eine Daseinsform (Erscheinung)17) und

Erhabenheit über äusserliche Einflüsse.

17) Wer den Unterschied zwischen Liebe und Verliebt-

heit kennt, bedarf hier keiner weiteren Erklärung. Die

eine ist innerlich, die andere äusserlich; die eine ist selbst-

.In

los, die andere entspringt aus dem selbstsüchtigen Wunsch

nach Besitz oder der Lust an demselben. Die wahre Liebe

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entspringt aus der Erkenntnis der vollkommenen Einheit,

4. Drang zur Verwirklichung des Idealen

,

uns.

d. h. des vollkommenen Einsseins mit dem geliebten Wesen,

5. Erhaltung des Gleichgewichts des Gemütes, d. h. sich durch nichts "aus der Fassung bringen" lassen.

infolge dessen alle Getrenntheit aus der Vorstellung ver-

schwindet, und folglich kein Wunsch nach Besitz mehr vor-

handen sein kann.

60*

6. Ruhiges Denken. 7. Ungebundenheit des Gemütes an irgend eine Daseinsform (Erscheinung)l'1) und Erhabenheit über äusserliche Einflüsse. 1") Wer den Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit kennt, bedarf hier keiner weiteren Erklärung. Die eine ist innerlich, die andere lusserlich; die eine ist selbstlos, die andere entspringt aus dem selbstsüchtigen Wunsch nach Besitz oder der Lust an demselben. Die wahre Liebe entspringt aus der Erkenntnis der vollkommenen Einheit, d. h. des vollkommenen Einsseins mit dem geliebten Wesen. infolge dessen alle Getrenntheit aus der Vorstellung verschwindet, und folglich kein Wunsch nach Besitz mehr vorhanden sein kann. 60*

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— 884

Der edle (heilige) achtfache Weg.

1. Die Erkenntnis des Gesetzes vom

Karma und der Wiederverkörperung.18)

Der edle (heilige) achtfache Weg.

2. Wohlwollen für alle Geschöpfe, Liebe

und Selbstaufopferung.

Die Erkenntnis des Gesetzes vom Karma und der Wiederverkörperung. l 8) 2. Wohlwollen für alle Geschöpfe, Liebe und Selbstaufopferung. 3. Wahrheitsliebe und Vermeidung unnützen und leeren Geschwätzes. 19) 4. Vermeidung der Zerstörung von lebenden Wesen , Vermeidung der Aneignung fremden Eigentums, der Unzucht und des Gebrauches berauschender Mittel. 5. Vermeidung lasterhafter und entwürdigender Beschäftigungen.20)

3. Wahrheitsliebe und Vermeidung un-

I.

nützen und leeren Geschwätzes.19)

4. Vermeidung der Zerstörung von leben-

den Wesen, Vermeidung der Aneignung

fremden Eigentums, der Unzucht und des

Gebrauches berauschender Mittel.

5. Vermeidung lasterhafter und entwür-

digender Beschäftigungen.20)

1S) Es kann nicht zu oft wiederholt werden, dass hier

nicht, wie es von unwissenden Schulgelehrten behauptet

wird, von einer Wiederverkörperung der Persönlichkeit,

sondern vielmehr von dem Hervorbringen einer neuen ir-

dischen Erscheinung, welche die im vorhergehenden Leben

erlangten Neigungen, Talente u. s. w. besitzt, die Rede ist.

19) Deshalb ist es auch Zeitverlust, diejenigen, welche

durchaus nicht sehen wollen, von dem Dasein des Lichtes

überzeugen zu wollen. Wer durstig ist, der sucht unauf-

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gefordert nach der Quelle; wer selber alles besser zu wis-

sen glaubt, den kann man nicht unterrichten.

so) Hierzu gehören alle Beschäftigungen, welche der

Selbstsucht, Gewinnsucht, Verrohung des Gemütes, Eitel-

keit und Verlogenheit Vorschub leisten; z. B. Scharfrich-

terei, Metzgerei, Pfaffentum, Rechtsverdreherei, Viehhandel,

Jägerei, Schnapsverkauf, Wucher u. s. f.

111) Es kann nicht zu oft wiederholt werden, dass hier nicht, wie es von unwissenden Schulgelehrten behauptet wird, von einer Wiederverkörperung der Persönlichkeit, sondern vielmehr von dem Hervorbringen einer neuen irdischen Erscheinung, welche die im vorhergehenden Leben erlangten Neigungen, Talente u. s. w. besitzt, die Rede ist.

18) Deshalb ist es auch Zeitverlust, diejenigen, welche durchaus nicht sehen wollen, von dem Dasein des Lichtes überzeugen zu wollen~ Wer durstig ist, der sucht unaufgefordert nach der Quelle; wer selber alles besser zu wissen glaubt, den kann man nicht unterrichten.

20) Hierzu gehören alle Beschäftigungen, welche der Selbstsucht, Gewinnsucht, Verrohung des Gemütes, Eitelkeit und Verlogenheit Vorschub leisten; z. B. Scharfrichterei, Metzgerei, Pfaffentum, Rechtsverdrehel'ei, Viehhandel, Jägerei, Schnapsverkauf, Wucher u. s. f.

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-

6. Hegung guter Gedanken und Vermei-

88S

-

dung von bösen.

7. Beständige Überwachung und Rein-

6. Regung guter Gedanken und Vermeidung von bösen. 7. Beständige Überwachung und Reinheit des Gemütes. 8. Diejenige innerliche Ruhe, welche der wahren Erkenntnis entspringt.

heit des Gemütes.

8. Diejenige innerliche Ruhe, welche der

wahren Erkenntnis entspringt.

Das Ideal, welches uns Buddha vor Augen

hält, ist das der über allen Selbstwahn er-

habenen Liebe, des Erbarmens und der

Selbstaufopferung. Dieses Ideal war in sei-

ner Person verwirklicht. Die Vollkommen-

heit des Daseins besteht in der vollkom-

menen Reinheit des Lebens. So lange der

Mensch nicht zu dieser Erkenntnis kommt,

— und seine Erkenntnis wird erst dann voll-

kommen, wenn er diese Reinheit erlangt

Das Ideal, welches uns Buddha vor Augen hält, ist das der über allen Selbstwahn erhabenen Liebe, des Erbarmens und der Selbstaufopferung. Dieses Ideal war in seiner Person verwirklicht. Die Vollkommenheit des Daseins besteht in der vollkommenen Reinheit des Lebens. So lange der Mensch nicht zu dieser Erkenntnis kommt, - und seine Erkenntnis wird erst dann vollkommen, wenn er diese Reinheit erlangt hat, - so lange ist er auch dem Gesetze des Sterbens und Wiedergeborenwerdens unterworfen. Die Erlösung aus dem ziellosen Kreislaufe des Lebens und Sterbens (der Welt der Erscheinungen, - Samsara) tritt erst dann ein, wenn das Verlangen (sei es nun instinktiv oder bewusst) nach den Freuden des Lebens hier oder in einer anderen Welt - nicht erloschen - , sondern überwunden ist. Desgleichen muss auch die

hat, — so lange ist er auch dem Gesetze

des Sterbens und Wiedergeborenwerdens

unterworfen. Die Erlösung aus dem ziel-

losen Kreislaufe des Lebens und Sterbens

(der Welt der Erscheinungen, — Samsara)

tritt erst dann ein, wenn das Verlangen (sei

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es nun instinktiv oder bewusst) nach den

Freuden des Lebens hier oder in einer an-

deren Welt — nicht erloschen —, sondern

überwunden ist. Desgleichen muss auch die

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886

— 886 —

(ebenfalls selbstsüchtige) Begierde nach dem

Aufhören des Daseins in der Erscheinung

(ebenfalls selbstsüchtige) Begierde nach dem Aufhören des Daseins in der Erscheinung verschwunden sein. Wo noch irgend ein dem Selbstwahn entspringendes Verlangen (Trischna) vorhanden ist, da ist auch dieses täuschende Selbst, und da ist der Mensch an dasselbe gebunden. Nirwana ist das Allselbstbewusstsein, in welchem kein Raum für die Beschränkung der "Eigenheit" ist. Es ist die Erkenntnis der Wahrheit, in welcher keine Täuschung vorhanden sein kann. 21) Deshalb handelt es sich darum, die zehn Irrtümer zu überwinden. Diese sind:

verschwunden sein. Wo noch irgend ein

dem Selbstwahn entspringendes Verlangen

(Trischna) vorhanden ist, da ist auch dieses

täuschende Selbst, und da ist der Mensch

an dasselbe gebunden. Nirwana ist das All-

selbstbewusstsein, in welchem kein Raum

für die Beschränkung der „Eigenheit" ist.

Es ist die Erkenntnis der Wahrheit, in wel-

cher keine Täuschung vorhanden sein kann.21)

Deshalb handelt es sich darum, die zehn Irr-

tümer zu überwinden. Diese sind:

1. Die irrige Vorstellung, dass man eine

unveränderliche, dauernde persönliche (indi-

viduelle) von anderen Dingen getrennte Seele

habe.

2. Zweifel und Unglaube in Bezug aut

frühere oder zukünftige Daseinsformen.

3. Der Aberglaube, dass man, ohne ein

reines Leben zu führen, durch bloase äusser-

") Im Absoluten ist weder ein Wunsch nach Dasein,

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noch ein Wunsch nach Nichtdasein. Es ist da kein „Selbst"

mehr vorhanden, welches irgend etwas zu wünschen hätte.

Es ist die Vollkommenheit selbst. Jeder Mensch ist in

seinem Innersten das Absolute und die Vollkommenheit,

aber nur der Erleuchtete ist sich dessen bewusst.

Die irrige Vorstellung, dass man eine unveränderliche, dauernde persönliche (individuelle) von anderen Dingen getrennte Seele habe. 2. Zweifel und Unglaube in Bezug auf frühere oder zukünftige Daseinsformen. 3. Der Aberglaube, dass man, ohne ein reines Leben zu führen, durch bloO)se äusserI.

11) Im Absoluten ist weder ein Wunsch nach Dasein. noch ein Wunsch nach Nichtdasein. Es ist da kein "Selbst" mehr vorhanden, welches irgend etwas zu wÜDschen hätte. Es ist die Vollkommenheit selbst. Jeder Mensch ist in seinem Innersten das Absolute und die Vollkommenheit. aber nur der Erleuchtete ist sich dessen bewusst.

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— 887 —

-

liehe religiöse Gebräuche, Gebete und Cere-

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-

monien etwas Wesentliches erreichen könne.

4. Begierde nach sinnlichen Genüssen.

liche religiöse Gebräuche, Gebete und Ceremonien etwas Wesentliches erreichen könne. 4. Begierde nach sinnlichen Genüssen. 5. Neid, Eifersucht, Geiz etc. 6. Verlangen nach einem Dasein in der Erscheinung (Verkörperung). 7. Verlangen nach einem unverkörperten Dasein. 8. Weltlicher oder geistlicher Grössenwahn und Eigendünkel. 9. U nrohe des Gemüts. 10. Nichterkenntnis. Unwissenheit

5. Neid, Eifersucht, Geiz etc.

6. Verlangen nach einem Dasein in der

Erscheinung (Verkörperung).

7. Verlangen nach einem unverkörperten

Dasein.

8. Weltlicher oder geistlicher Grössen-

wahn und Eigendünkel.

9. Unruhe des Gemüts.

10. Nichterkenntnis. Unwissenheit.

Ausser der Überwindung der zehn Irr-

tümer (Sanyodchanas) muss der Jünger des

Lichtes auf die Ausübung der folgenden

zehn Tugenden (Pramaitas) bedacht sein:

1. Liebe. Die Kraft, welche den Men-

schen befähigt, sich selbst und alles, was

er besitzt oder wünscht, für das Ganze zu

opfern.

2. Völlige Reinheit des Lebens in Ge-

danken, Wort und That.

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3. Selbstentsagung zum Besten der Ein-

heit des Ganzen.

Ausser der Überwindung der zehn Irrtümer (Sanyodchanas) muss der Jünger des Lichtes auf die Ausübung der folgenden zehn Tugenden (Pramaitas) bedacht sein: Liebe. Die Kraft, welche den Menschen befähigt, sich selbst und alles, was er besitzt oder wünscht, für das Ganze zu opfern. 2. Völlige Reinheit des Lebens in Gedanken, Wort und That 3." Selbstentsagung zum Besten der Einheit des Ganzen. I.

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-

— 888 —

4. Erlangung der geistigen Erkenntnis.

888 -

Erlangung desjenigen Wissens, durch wel-

ches der Mensch veredelt und vergeistigt

4. Erlangung der geistigen Erkenntnis.

wird.

5. Kraft und Ausdauer in der Ausübung

Erlangung desjenigen Wissens, durch welches der Mensch veredelt und vergeistigt wird. 5. Kraft und Ausdauer in der Ausübung der Pflicht gegen die Menschheit. 6. Unermüdliche Geduld und Vergebung auch unter den schwierigsten Umständen. 7. Unerschütterliche Liebe zur Wahrheit. 8. Stärkung der Willenskraft. 9. Unbegrenzte Barmherzigkeit für alle lebenden Wesen. 10. Erhabenheit über Lob und Tadel.

der Pflicht gegen die Menschheit.

6. Unermüdliche Geduld und Vergebung

auch unter den schwierigsten Umständen.

7. Unerschütterliche Liebe zur Wahrheit.

8. Stärkung der Willenskraft.

9. Unbegrenzte Barmherzigkeit für alle

lebenden Wesen.

10. Erhabenheit über Lob und Tadel.

Schon der geringste Wunsch nach den

Freuden des Himmels oder nach einem göt-

tergleichen Dasein lenkt von Nirwana ab.

(Nicht gottähnlich und dabei ohne Gott, son-

dern eins mit Gott und in Gott Gott selbst

zu werden, ist die Lehre.) Auch handelt es

sich nicht um das, was man heutzutage

unter „Altruismus" versteht, und was einer

Schwärmerei oder dem Eigendünkel ent-

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springt. Wer sich selber in Wahrheit er-

kennt, der erkennt sein wahres Selbst (Gott)

als das Selbst aller Wesen. Was er für die

..Anderen" thut, das thut er in Wirklichkeit

Schon der geringste Wunsch nach den Freuden des Himmels oder nach einem göt· tergleichen Dasein lenkt von Nirwana ab. (Nicht gottähnlich und dabei ohne Gott, sondern eins mit Gott und in Gott Gott selbst zu werden, ist die Lehre.) Auch handelt es sich nicht um das, was man heutzutage unter "Altruismus" versteht, und was einer Schwärmerei oder dem Eigendünkel entspringt. Wer sich selber in Wahrheit erkennt, der erkennt sein wahres Selbst (Gott) als das Selbst aller Wesen. Was er für die ,.Anderen" thut, das thut e~ in Wirklichkeit

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— 88g —

889

für sich selbst; denn es ist in Wahrheit kein

-

„Anderer" da.22)

Wer ein Leben in Heiligkeit beginnen

für sich selbst; denn es ist in Wahrheit kein "Anderer" da. 22)

will, muss vor allem frei von den vier fol-

genden Zuständen sein:

1. Frei von Begierde.

2. Frei von Zorn.

3. Frei von Furcht.

Wer ein Leben in Heiligkeit beginnen will, muss vor allem frei von den vier folgenden Zuständen sein:

4. Frei von Thorheit.

Ein begehrlicher, zorniger, feiger oder

dummer Mensch kann den Kampf gegen

seine niedere Natur nicht bestehen. Dazu

gehören die Waffen der Reinheit, Liebe,

Furchtlosigkeit und der Erkenntnis.23)

Frei 2. Frei 3. Frei 4. Frei I.

Die sieben Juwelen des Gesetzes

des Guten.

I. Das Juwel des Lebens in der Voll-

kommenheit. — Empfanget die Lehren des

22) Wenn ich mein wahres Ich als Gott erkenne, so

erkenne ich alles in Mir, und es ist nichts ausser mir da.

2S) Sankaracharya sagt: „Die erste Bedingung zur Er-

von von von von

Begierde. Zorn. Furcht. Thorheit.

langung der Selbsterkenntnis (d. h. der Erkenntnis des

Ein begehrlicher, zorniger, feiger oder dummer Mensch kann den Kampf gegen seine niedere Natur nicht bestehen. Dazu gehören die Waffen der Reinheit, Liebe, Furchtlosigkeit und der Erkenntnis. 2S)

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göttlichen Daseins) ist der Besitz der Fähigkeit, das

Dauernde vom Vergänglichen zu unterscheiden. (Nitya

Anitya Vastu Viveka.)

Die sieben Juwelen des Gesetzes des Guten. I. Das Juwel des Lebens in der Vollkommenheit. - Empfanget die Lehren des ") Wenn ich mein wahres Ich als Gott erkenne, so erkenne ich alles in Mir, und es ist nichts ausser mir da.

28) Sankaracharya sagt: "Die erste Bedingung zur Erlangung der Selbsterkenntnis (d. h. der Erkenntnis des göttlichen Daseins) ist der Besitz der Fähigkeit, das Dauernde vom Vergänglichen zu unterscheiden. (Nitya Anitya Vastu Viveka.)

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— 890 —

Lebens in der Vollkommenheit und traget

das Kleinod der Reinheit.

II. Das Juwel der vollkommenen

Lebens in der Vollkommenheit und traget das Kleinod der Reinheit

Ruhe. — Richtet euer Gemüt auf die Ebene

des reinen Denkens. Brechet die Kette, wel-

che das Gemüt an das Rad der Sansara bin-

det und traget das Kleinod der vollkomme-

11. Das Juwel der vollkommenen Ruhe. - Richtet euer Gemüt auf die Ebene des reinen Denkens. Brechet die Kette, welche das Gemüt an das Rad der Sansara bindet und traget das Kleinod der vollkommenen Ruhe.

nen Ruhe.

III. Das Juwel der reinen Erkennt-

nis. — Gebrauchet euren Verstand und sehet

die Ursachen, welche euer Dasein an die

Vergänglichkeit knüpfen. Befreit euch von

dem Gebundensein des Todes und der Wie-

derverkörperung und traget das Kleinod der

reinen Erkenntnis.

IV. Das Juwel der ewigen Glück-

seligkeit. — Bemühet euch, dieses Juwel

zu erlangen; denn es verleiht dem Ermüdeten

die Kraft, den höchsten Grad der Glück-

seligkeit zu erlangen. Der Arhat, welcher

III. Das Juwel der reinen Erkenntnis. - Gebrauchet euren Verstand und sehet die Ursachen, welche euer Dasein an die Vergänglichkeit knüpfen. Befreit euch von dem Gebundensein des Todes und der Wiederverkörperung und traget das Kleinod der reinen Erkenntnis.

dieses Kleinod besitzt, erfreut sich der

höchsten Seligkeit schon während er noch

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auf Erden wandelt.

V. Das Juwel der seelischen Er-

kenntnis. — Strebt darnach, diese Art der

IV. Das Juwel der ewigen Glückseligkeit - Bemühet euch, dieses Juwel zu erlangen; denn es verleiht dem Ermüdeten die Kraft, den höchsten Grad der Glückseligkeit zu erlangen. Der Arhat, welcher dieses Kleinod. besitzt, erfreut sich der höchsten Seligkeit schon während er noch auf Erden wandelt. V. Das Juwel der seelischen Erkenntnis. - Strebt darnach, diese Art der

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— 891

Erkenntnis zu erlangen; durch sie erforscht

man die Geheimnisse des inneren Wirkens

der Naturgesetze.

Erkenntnis zu erlangen; durch sie erforscht man die Geheimnisse des inneren Wirkens der Naturgesetze.

VI. Das Juwel der vollkommenen

Furchtlosigkeit. — Wer frei ist von aller

Furcht, kann überall eintreten. Er fürchtet

sich nicht in der Gesellschaft der Weisen.

VII. Das Juwel der vollkommenen

Erleuchtung. — Wer mit diesen sieben

VI. Das Juwel der vollkommenen Furchtlosigkeit. - Wer frei ist von aller Furcht, kann überall eintreten. Er fürchtet sich nicht in der Gesellschaft der Weisen.

Juwelen geschmückt ist, der wird ein Gegen-

stand der Bewunderung von Menschen und

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Göttern sein.

VII. Das Ju wel der vollkommenen Erleuchtung. - Wer mit diesen sieben Juwelen geschmückt ist, der wird ein Gegenstand der Bewunderung von Menschen und Göttern sein.

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Theosophie in China.

Betrachtungen über das Tao-Ten-King.

(Der Weg, die Wahrheit und das Licht.)

Aus dem Chinesischen des Lao-tze.

(Fortsetzung.)

LI.

Tao bringt hervor und Teh (Tugend)

erzieht.

Alle Dinge nehmen ihre natürlichen

Formen an, und die natürlichen Kräfte

bringen sie zur Vollendung.

Deshalb vereinigen sich alle Kräfte,

um Tao zu lobpreisen und die Tugend

Theosophie in China.

zu lieben.

Aber diese Betrachtung von Tao und

Teh geschieht nicht mit Rücksicht auf

Betraebtnngen über das Tao-Teh-King. Generated for John Patrick Deveney (University of Chicago) on 2014-11-22 17:26 GMT / http://hdl.handle.net/2027/hvd.hnue9g Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www.hathitrust.org/access_use#pd-us-google

(Der Weg, die Wahrheit und das Licht) Aus dem Chinesischen des Lao-tze. (Fortsetzung.)

LI. Tao bringt hervor und Teh (Tugend) erzieht Alle Dinge nehmen ihre natürlichen Formen an, und die natürlichen Kräfte bringen sie zur Vollendung. Deshalb vereinigen sich alle Kräfte, um Tao zu lobpreisen und die Tugend zu lieben. Aber d~ese Betrachtung von Tao und Teh geschieht nicht mit Rücksicht auf

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— 893 —

-

ein (zu diesem Zwecke gegebenes) Ge-

893

-

bot1)

Sie ist zwanglos und dauert ewig.

ein (zu diesem Zwecke gegebenes) Gebot l ) Sie ist zwanglos und dauert ewig. Denn Tao erzeugt alle Dinge, und Teh ernährt, vermehrt, füttert, reift, beschützt und bewacht dieselben. Hervorzubringen ohne zu besitzen, zu wirken ohne zu erwarten, zu vermehren ohne zu berauben; dies ist die hohe Tugend. 2)

Denn Tao erzeugt alle Dinge, und

Teh ernährt, vermehrt, füttert, reift, be-

schützt und bewacht dieselben.

Hervorzubringen ohne zu besitzen, zu

wirken ohne zu erwarten, zu vermehren

ohne zu berauben; dies ist die hohe

Tugend.2)

1) Gott wird da nicht, wie es häufig in

den Kirchen geschieht, gelobt und angeblich

geliebt, weil es so vorgeschrieben ist, sondern

alle Kräfte der Seele wallen naturgemäss

ihrem göttlichen Ursprung entgegen.

2) Die magische Geisteskraft in der Natur,

welche die grössten Wunder bewirkt, die bloss

deshalb nicht bewundert werden, weil sie all-

täglich vorkommen, und man an ihren An-

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blick gewöhnt ist.

1) Gott wird da nicht, wie es häufig in

den Kirchen geschieht, gelobt und angeblich geliebt, weil es so vorgeschrieben ist, sondern .alle Kräfte der Seele wallen naturgemäss ihrem göttlichen Ursprung entgegen. 2) Die magische Geisteskraft in der Natur, welche die grössten Wunder bewirkt, die bloss deshalb nicht bewundert werden, weil sie alltäglich vorkommen, und man an ihren Anblick gewöhnt ist.

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— 894 —

LH.

Dasjenige, aus welchem das Universum

geboren wurde, kann als dessen Mutter

LII.

betrachtet werden.1)

Wenn man die Mutter kennt, kann man

sich dem Kinde nähern.2)

Dasjenige, aus welchem das Universum geboren wurde, kann als dessen Mutter betrachtet werden. 1) Wenn man die Mutter kennt, kann man sich dem Kinde nähern.2) Und wenn Du, nachdem Du das Kind kennen gelernt hast, die Mutter vorziehst, so wird Dir kein Leid geschehen, wenn auch der Körper zu Grunde geht 8) Halte Deinen Mund verschlossen und schliesse die Thore des Sehens und Hörens, und Du wirst, so lange Du lebst, keinen Verdruss haben. Aber wenn Du Deinen Mund öffnest

Und wenn Du, nachdem Du das Kind

kennen gelernt hast, die Mutter vorziehst,

so wird Dir kein Leid geschehen, wenn

auch der Körper zu Grunde geht.3)

Halte Deinen Mund verschlossen und

schliesse dieThore des Sehens und Hörens,

und Du wirst, so lange Du lebst, keinen

Verdruss haben.

Aber wenn Du Deinen Mund öffnest

*) Die heilige Dreieinigkeit. Kwan —

Shai — Jin. — Vergl. H. P. Blavatsky:

„The Secret Doctrine." Vol. I, pag. 160.

2) Das Logos.

8) Weil ein solcher Mensch schon während

des Lebens in Gott ruht, oder, mit anderen

Worten, er befindet sich im Zustande von

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Nirwana; sein persönliches Bewusstsein ist in

der Gotteserkenntnis aufgegangen.

1) Die heilige Dreieinigkeit. K w an Shai - J i n. - Vergl. H. P. Blavatsky: "The Secret Doctrine." Vol. I, page 160. 2) Das Logos. 8) Weil ein solcher Mensch schon während

des Lebens in Gott ruht, oder, mit anderen Worten, er befindet sich im Zustande von Nirwana; sein persönliches Bewusstsein ist in der Gotteserkenntnis aufgegangen.

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— 895 —

und neugierig bist, so wirst Du Dein

Leben lang Ärger haben.

Das ist der (rechte) Verstand, wenn

und neugierig bist, so wirst Du Dein Leben lang Ärger haben. Das ist der (rechte) Verstand, wenn man die Dinge im Keime wahrnimmt. Wer sanftmütig bleibt, ist unüberwindlich. Folge dem Lichte, das Dich heimwärts führt, und verliere Deinen Weg nicht in . der Dunkelheit.4) Dies nenne ich sich das Ewige zu Nutzen machen. 5)

man die Dinge im Keime wahrnimmt.

Wer sanftmütig bleibt, ist unüberwind-

lich.

Folge dem Lichte, das Dich heimwärts

führt, und verliere Deinen Weg nicht in

der Dunkelheit.4)

Dies nenne ich sich das Ewige zu

Nutzen machen.5)

4) „So lange ich in der Welt bin, bin ich

das Licht der Welt. Wer mir nachfolget, der

wird nicht in der Dunkelheit wandern, son-

dern das Licht des Lebens haben." (Johannes

LX, 5, und Vm, 12.)

5) „Gott im Herzen tragen."

LIII.

Ach! dass ich weise genug wäre, dem

grossen Tao nachzufolgen!1)

*) Da der Mensch aus Eigenwillen gar

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nichts Gutes thun kann, so kann er auch nicht

4) "So lange ich in der Welt bin, bin ich

das Licht der Welt. Wer mir nachfolget, der wird nicht in der Dunkelheit wandern, sondern das Licht des Lebens haben." (Johannes IX, 5, und VTII, 12.) 6) "Gott im Herzen tragen."

LIII. Ach! dass ich weise genug wäre, dem grossen Tao nachzufolgen! 1). 1) Da der Mensch aus Eigenwillen gar nichts Gutes thun kann, so kann er auch nicht

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— 8g6 —

-

Die Beherrschung (des Selbsts) ist ein

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-

grosses Unternehmen.

Der grosse Tao ist ausserordentlich

Die Beherrschung (des Selbsts) ist ein grosses Unternehmen. Der grosse Tao ist ausserordentlich einfach (zu erlangen), aber die meisten ziehen komplizierte Wege vor. Während der Palast gut eingerichtet ist, sind oft die Felder voll Unkraut und die Getreidespeicher leer. Sich hochmütig zu kleiden, scharfe Schwerter zu tragen, übermässig oder

einfach (zu erlangen), aber die meisten

ziehen komplizierte Wege vor.

Während der Palast gut eingerichtet

ist, sind oft die Felder voll Unkraut und

die Getreidespeicher leer.

Sich hochmütig zu kleiden, scharfe

Schwerter zu tragen, übermässig oder

nach Belieben Christus nachfolgen, sondern

es muss in ihm erst die dazu nötige Stimmung

des Willens eintreten, und diese wird nur

durch die Erkenntnis (Weisheit) erlangt. Des-

halb sagt der so vielfach missverstandene

Michael de Molinos: „Du sollst wissen,

dass Deine Seele der Mittelpunkt, die Woh-

nung und das Reich Gottes ist; dass des-

halb und damit der höchste aller Könige auf

diesem Throne Deiner Seele ruhen kann, Du

Dir Mühe geben solltest, diesen Thron rein,

ruhig, unbesetzt und friedevoll zu erhalten,

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frei von Schuld und Fehlern, frei von (per-

sönlichen) Neigungen, Begierden und Gedan-

ken, und gelassen in Versuchungen und Un-

gemach." („Der geistige Führer." S. i.)

nach Belieben Christus nachfolgen, sondern es muss in ihm erst die dazu nötige Stimmung des Willens eintreten, und diese wird nur durch die Erkenntnis (Weisheit) erlangt. Deshalb sagt der so vielfach missverstandene Michael de Molinos: "Du sollst wissen, dass Deine Seele der Mittelpunkt, die W ohnung und das Reich Gottes ist; dass deshalb und damit der höchste aller Könige auf diesem Throne Deiner Seele ruhen kann, Du Dir Mühe geben solltest, diesen Thron rein, ruhig, unbesetzt und friedevoll zu erhalten, frei von Schuld und Fehler.n, frei von (persönlichen) Neigungen, Begierden und Gedanken, und gelassen in Versuchungen und Ungemach." ("Der geistige Führer." S. 1.)

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— 897 —

leckerhaft zu essen, und grossen Reich-

tum zusammen zu scharren, dies heisse

ich „zur Mode gewordener Diebstahl".

leckerhaft zu essen, und grossen Reichtum zusammen zu scharren, dies heisse ich "zur Mode gewordener Diebstahl". Dass dies nicht Tao ist, ist gewiss.

Dass dies nicht Tao ist, ist gewiss.

LIV.

Wer in Tugend pflanzt, wird nicht ent-

wurzelt.

Wer an der Tugend festhält, lässt sie

nicht los.

Seine Nachkommen werden ihn be-

ständig verehren.1)

Wer Tao in sich entfalten lässt, der

wird sich in der Tugend befestigen.

Wer in seiner Familie Tao sich ent-

falten lässt, der wird sich Überfluss an

Tugend verschaffen.

*) „Unter den „Nachkommen" eines Men-

LIV.

schen sind seine nachfolgenden Wiederver-

körperungen zu verstehen. Der Mensch ge-

niesst in jeder folgenden Reinkarnation die

Wer in Tugend pflanzt, wird nicht entwurzelt. Wer an der Tugend festhält, lässt sie nicht los. Seine Nachkommen werden ihn beständig verehren.!) Wer Tao in sich entfalten lässt, der wird sich in der Tugend befestigen. Wer in seiner Familie Tao sich entfalten lässt, der wird sich Überfluss an Tugend verschaffen.

geistigen Vorteile, welche er in der vorher-

gehenden erlangt hat.

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Lotmblüten LI. 61

1) "Unter den "Nachkommen" eines Men-

schen sind seine nachfolgenden Wiederverkörperungen zu verstehen. Der Mensch gemesst in jeder folgenden Reinkarnation die geistigen Vorteile , welche er in der vorhergehenden erlangt hat. LotuabUlten LI.

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— 898 —

Wer in seinem Dorfe Tao sich ent-

falten lässt, der wird an Reichtum zu-

nehmen.

Wer in seinem Dorfe Tao sich entfalten lässt, der wird an Reichtum zunehmen. Wer in dem Staate Tao sich entfalten lässt, der wird allgemein Glück bringen. Wer in der Welt Tao sich ausbreiten lässt, der macht die Tugend allgemein. Ich erforsche mich selbst, und gelange (dadurch) zur Erkenntnis von anderen. Ich erforsche meine Familie, und andere werden mir bekannt Ich erforsche das Reich, und erkenne andere (Reiche). Ich erforsche diese meine Welt, und andere Welten liegen in meiner Erkenntnis. Wie könnte ich sonst die Gesetze kennen lernen, welche alle Dinge beherrschen? Nur indem ich in mir selbst Tao erforsche. 2)

Wer in dem Staate Tao sich entfalten

lässt, der wird allgemein Glück bringen.

Wer in der Welt Tao sich ausbreiten

lässt, der macht die Tugend allgemein.

Ich erforsche mich selbst, und gelange

(dadurch) zur Erkenntnis von anderen.

Ich erforsche meine Familie, und andere

werden mir bekannt.

Ich erforsche das Reich, und erkenne

andere (Reiche).

Ich erforsche diese meine Welt, und

andere Welten liegen in meiner Erkenntnis.

Wie könnte ich sonst die Gesetze

kennen lernen, welche alle Dinge beherr-

schen?

Nur indem ich in mir selbst Tao er-

forsche.2)

2) Gott muss in uns selbst zu seinem Selbst-

bewusstsein erwachen, ehe er sich durch uns

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als Gott im Spiegel der Welt erkennen kann.

Wer den Himmel nicht in der selbstlosen

Region seiner Seele findet, der findet ihn

2) Gott muss in uns selbst zu seinem Selbstbewusstsein erwachen, ehe er sich durch uns als Gott im Spiegel der Welt erkennen kann. Wer den Himmel nicht in der selbstlosen Region seiner Seele findet, der findet ihn

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-

— Sog —

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-

nirgends. Was aber die selbstlose Region

der Seele betrifft, so könnte man die Seele

nirgends. Was aber die selbstlose Region der Seele betrifft, so könnte man die Seele vergleichen mit einem Trichter. . Je höher man hinaufgeht, um so weiter wird er. So breitet sich die Liebe und Erkenntnis in die Unendlichkeit aus.

vergleichen mit einem Trichter. Je höher

man hinaufgeht, um so weiter wird er. So

breitet sich die Liebe und Erkenntnis in die

Unendlichkeit aus.

LV.

Wer von Tao erfüllt ist, der ist wie

ein kleines Kind.1)

Giftige Geschöpfe werden ihn nicht

stechen; wilde Tiere ihn nicht angreifen,

noch werden Raubvögel nach ihm hacken.2)

*) „Es sei denn, dass jemand von neuem

geboren werde, so kann er das Reich Gottes

nicht |sehen." (Joh. III, 3.) — „Der neue

Mensch wird wachsen, der alte abnehmen."

(Joh. III, 20.) — „Was vom Geiste geboren ist,

LV. Wer von Tao erfüllt ist, der ist wie ein kleines Kind. 1) Giftige Geschöpfe werden ihn nicht stechen; wilde Tiere ihn nicht angreifen, noch werden Raubvögel nach ihm hacken.')

das ist Geist." (Joh. III, 6.)

2) Dies sind die Wahrzeichen eines Geist-

lichen: „In meinem Namen (in meiner Kraft)

werden sie Teufel vertreiben, neue Sprachen

reden, Schlangen aufheben, und wenn sie

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etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht

schaden." (Markus XVI, 17.)

61*

1) "Es sei denn, dass jemand von neuem

geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht Isehen." (Joh. 111, 3.) - "Der neue Mensch wird wachsen, der alte abnehmen." (Joh. III, 20.) - "Was vom Geiste geboren ist, das ist Geist." (Joh. 111, 6.) 2) Dies sind die Wahrzeichen eines Geistlichen: "In meinem Namen (in meiner Kraft) werden sie Teufel vertreiben, neue Sprachen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden." (Markus XVI, 17.) 61*

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QOO

Seine jungen Knochen sind nicht hart

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-

und seine Sehnen nicht stark; dennoch

Seine jungen Knochen sind nicht hart und seine Sehnen nicht stark; dennoch ist sein Griff fest und sicher. Er ist voll Männlichkeit und weiss nichts von Geschlecht 8) Würde er auch den ganzen Tag schreien, so wird er doch niemals heiser. Dies bezeugt seine Übereinstimmung mit der Natur. Die Erkenntnis dieser Übereinstimmung ist das ewige Tao.') Die Erkenntnis des ewigen Tao ist die Erleuchtung. Gewohnheiten wurzeln im Übermass im Menschen fest, und im Gemüte, wel-

ist sein Griff fest und sicher.

Er ist voll Männlichkeit und weiss

nichts von Geschlecht.3)

Würde er auch den ganzen Tag

schreien, so wird er doch niemals heiser.

Dies bezeugt seine Ubereinstimmung

mit der Natur.

Die Erkenntnis dieser Übereinstimmung

ist das ewige Tao.4)

Die Erkenntnis des ewigen Tao ist die

Erleuchtung.

Gewohnheiten wurzeln im Übermass

im Menschen fest, und im Gemüte, wel-

3) Der Geistmensch ist weder männlich

noch weiblich, noch geschlechtslos, noch zwei-

geschlechtlich; sondern es sind in ihm die

männlichen und weiblichen Eigenschaften,

Kraft und Schönheit, Intelligenz und Wille

zu einem einzigen vollkommenen Wesen ver-

einigt.

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4) Das ewige Wort ist die Harmonie des

Weltalls.

8) Der Geistmensch ist weder männlich noch weiblich, noch geschlechtslos, noch zweigeschlechtlich; sondern es sind in ihm die männlichen und weiblichen Eigenschaften, Kraft und Schönheit, Intelligenz und Wille zu einem einzigen vollkommenen Wesen vereinigt.

') Das ewige Wort ist die Hannonie des Weltalls.

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ches den Leidenschaften nachgiebt, wer-

den dieselben täglich stärker.5)

-

gOI

--

Wenn sie dann auf dem Gipfel ihrer

Macht angelangt sind, so sterben sie ab.6)

ches den Leidenschaften nachgiebt, werden dieselben täglich stärker. 5) Wenn sie dann auf dem Gipfel ihrer Macht angelangt sind, so sterben sie ab. 6) Dies ist wider die Natur des Tao. Was wider die Natur des Tao ist, nimmt bald ein Ende.

Dies ist wider die Natur des Tao.

Was wider die Natur des Tao ist,

nimmt bald ein Ende.

5) Das Bewusstsein des physischen Kör-

pers äussert sich in den Gewohnheiten, die

in ihm zu Instinkten werden. Er verlangt

stets nach Wiederholung derselben.

6) Der geistige Fortschritt beruht auf der

Verwandlung der niederen Seelenkräfte in

höhere. Wer keiner Leidenschaft mehr fähig

ist, weil ihm die Kraft dazu mangelt, der

hat auch keine Kraft zum Emporsteigen. Er

ist wie ein Kaufmann, der seine Ware ver-

loren hat.

LVI.

Wer das Tao kennt, der spricht nicht

5) Das Bewusstsein des physischen Kör-

davon, und die, welche darüber schwätzen,

pers äussert sich in den Gewohnheiten, di~ in ihm zu Instinkten werden. Er verlangt stets nach Wiederholung derselben. 6) Der geistige Fortschritt beruht auf der Verwandlung der niederen Seelenkräfte in höhere. Wer keiner Leidenschaft mehr fähig ist, weil ihm die Kraft dazu mangelt, der hat auch keine Kraft zum Emporsteigen. Er ist wie ein Kaufmann, der seine Ware verloren hat.

kennen es nicht.1)

1) Er weiss, dass sich das Unaussprechliche

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nicht aussprechen und das Unbeschreibliche

nicht beschreiben lässt.

LVI. Wer das Tao kennt, der spricht nicht davon, und die, welche darüber schwätzen, kennen es nicht 1) 1) Er weiss, dass sich das Unaussprechliche

nicht aussprechen und das Unbeschreibliche nicht beschreiben lässt.

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Die Lippen geschlossen zu halten, die

Thore des Sehens und Hörens zu ver-

-

schliessen, die eckigen Kanten abzurunden,

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-

die Blendung zu mildern und auf der-

selben Ebene mit dem Staube der Erde

Die Lippen geschlossen zu halten, die Thore des Sehens und Hörens zu verschliessen, die eckigen Kanten abzurunden, die Blendung zu mildern und auf derselben Ebene mit dem Staube der Erde zu sein; dies ist die geheimnisvolle Tugend. Wer dies beobachtet, dem wird Offenherzigkeit und Zurückhaltung, Vorteil und Nachteil, Ehre und Missachtung gleichwertig sein. 2) Deshalb ist er (vor Gott) der hochgeehrteste von allen Menschen.

zu sein; dies ist die geheimnisvolle Tugend.

Wer dies beobachtet, dem wird Offen-

herzigkeit und Zurückhaltung, Vorteil und

Nachteil, Ehre und Missachtung gleich-

wertig sein.2)

Deshalb ist er (vor Gott) der hoch-

geehrteste von allen Menschen.

2) Er ist über alle menschlichen Meinungen

erhaben, weil er darüber hinausgewachsen ist,

und seine Gelassenheit weder der Dummheit

noch der Anmassung, sondern der Erkennt-

nis (Sattwa) entspringt.

LVII.

Der rechtschaffene Mensch kann den

Staat regieren.

Der schlaue, heimtückische Mensch

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kann die Armen regieren.

2) Er ist über alle menschlichen Meinungen erhaben, weil er darüber hinausgewachsen ist, und seine Gelassenheit weder der Dummheit noch der Anmassung, sondern der Erkenntnis (Sattwa) entspringt.

LVII. Der rechtschaffene Mensch kann den Staat regieren. Der schlaue, heimtückische Mensch kann die Armen regieren.

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— 9°3 —

-

Aber derjenige, welcher thätigen Mass-

9°3

-

regeln entsagt, sollte der König sein.1)

Wie kann ich wissen, wie sich alles

Aber derjenige, welcher thätigen Massregeln entsagt, sollte der König sein. 1)

verhält?

Ich weiss es durch folgendes:

Wenn die Handlungen des Volkes

durch Verbote beschränkt werden, so

Wie kann ich wissen, wie sich alles verhält?

verarmt das Land immer mehr und mehr.2)

Wenn dem Volke der freie Gebrauch

der Waffen gestattet wird, so ist die Re-

gierung in Gefahr.

Je mehr das Volk schlau und geschickt

Ich weiss es durch folgendes:

wird, um so mehr kommen künstlich ge-

machte Dinge in Gebrauch.

Und wenn diese schlauen Künste öffent-

Wenn die Handlungen des Volkes durch Verbote beschränkt werden, so verarmt das Land immer mehr und mehr. 2)

1) Die Weisheit selbst thut nichts; sie lässt

bloss geschehen.

2) Wer sich nie irrt, erlangt keine Er-

kenntnis. In einem Lande, wo jeder Mensch

bevormundet wird und alles nur nach obrigkeit-

licher Vorschrift lebt, wird das Volk nie zum

Wenn dem Volke der freie Gebrauch der Waffen gestattet wird, so ist die Regierung in Gefahr.

eigenen Denken kommen, sondern immer

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mehr verdummen.

Je mehr das Volk schlau und geschickt wird, um so mehr kommen künstlich gemachte Dinge in Gebrauch. Und wenn diese schlauen Künste öffent1) Die Weisheit selbst thut nichts; sie lässt bloss geschehen.

2) Wer sich nie irrt, erlangt keine Erkenntnis. In einem Lande, wo jeder Mensch bevormundet wird und alles nur nach obrigkeitlicher V orschrift lebt, wird das V olk nie zum eigenen Denken kommen, sondern immer mehr verdummen.

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-

— 9°4 —

lieh gebilligt werden, so blüht der Dieb-

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-

stahl.8)

lich gebilligt werden, so blüht der Diebstahl. S) Deshalb sagt der Weise: Ich will keine Pläne machen; das Volk wird seine natürliche Entwicklung von selbst finden.') Ich will stille sein; so wird das Volk von selbst ruhig werden. 5) Ich will mir keine Mühe geben; so wird das Volk wohlhabend werden. Ich will den Ehrgeiz fortschaffen; so wird das Volk zu seiner natürlichen Einfachheit zurückkehren.6)

Deshalb sagt der Weise: Ich will keine

Pläne machen; das Volk wird seine natür-

liche Entwicklung von selbst finden.4)

Ich will stille sein; so wird das Volk

von selbst ruhig werden.5)

Ich will mir keine Mühe geben; so

wird das Volk wohlhabend werden.

Ich will den Ehrgeiz fortschaffen; so

wird das Volk zu seiner natürlichen Ein-

fachheit zurückkehren.6)

s) Je mehr Gelegenheit zum Stehlen ge-

boten wird, um so mehr wird gestohlen.

4) Alle diese Lehren beziehen sich auf

die Selbstregierung des einzelnen Menschen,

können aber auch in gewissem Sinne auf

den Staat angewandt werden. Wo jede freie

Regung unterdrückt wird, da kann auch

keine Freiheit des Handelns in der Erkennt-

nis erblühen.

5) Der Mensch braucht seine Leidenschaf-

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ten nicht zu unterdrücken. Wenn er ihnen

keine Beachtung schenkt, so verschwinden

sie von selbst.

6) Der Ehrgeiz erbaut das Selbst; die Ent-

sagung überwindet es.

8) Je mehr Gelegenheit zum Stehlen geboten wird, um so mehr wird gestoh1en~ ') Alle diese Lehren beziehen sich auf die Selbstregierung des einzelnen Menschen, können aber auch in gewissem Sinne auf den Staat angewandt werden. Wo jede freie Regung unterdrückt wird, da kann auch keine Freiheit des HandeIns in der Erkenntnis erblühen. 5) Der Mensch braucht seine Leidenschaften nicht zu unterdrücken. Wenn er ihnen keine Beachtung schenkt, so verschwinden sie von selbst. 6) Der Ehrgeiz erbaut das Selbst; die Entsagung überwindet es.

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- 9°5 —

-

LVIII.

9°5 -

Eine freie und edle Regierung bietet

dem Volke Gelegenheit, sich zu entwickeln.

LVIII.

Wenn die Regierung steif und be-

drückend ist, so wird das Volk beschränkt

Eine freie und edle Regierung bietet dem Volke Gelegenheit, sich zu entwickeln. Wenn die Regierung steif und bedrückend ist, so wird das Volk beschränkt und elend. Das Elend ist nur der Schatten des Glückes. Das Glück ist nur das Gewand des Elends.!) Wann werden die beiden enden? Wenn wir die Rechtschaffenheit fortschaffen, so wird die Erpressung zur Regel, und an die Stelle von dem, was vorher gut war in seiner Art, tritt nun das Übel. Wahrlich! Das Volk war lange im Dunkeln. Deshalb ist der Weise voll Recht-

und elend.

Das Elend ist nur der Schatten des

Glückes.

Das Glück ist nur das Gewand des

Elends.1)

Wann werden die beiden enden?

Wenn wir die Rechtschaffenheit fort-

schaffen, so wird die Erpressung zur Re-

gel, und an die Stelle von dem, was vor-

her gut war in seiner Art, tritt nun das Übel.

Wahrlich! Das Volk war lange im

Dunkeln.

Deshalb ist der Weise voll Recht-

1) Ohne Leiden gelangt man nicht zur Er-

kenntnis, und deshalb sind die Leiden die

Schatten, welche das Glück vor sich wirft.

Das Glück aber führt leicht zu Nachlässig-

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keit und Irrtum und dadurch zum Leid, weil

wenige es richtig zu gebrauchen verstehen.

1) Ohne Leiden gelangt man nicht zur Er-

kenntnis, und deshalb sind die Leiden die Schatten, welche das Glück vor sich wirft. Das Glück aber führt leicht zu Nach1ässigkeit und Irrtum und dadurch zum Leid, weil wenige es richtig zu gebrauchen verstehen.

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— go6 —

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schaffenheit; aber er hackt und schnitzelt

-

nicht an anderen Leuten herum.

Er ist gerecht, aber er tadelt andere

schaffenheit; aber er hackt und schnitzelt nicht an anderen Leuten herum. Er ist gerecht, aber er tadelt andere nicht Er ist gerade, aber er zwingt andere nicht dazu. Er ist erleuchtet, aber er giebt keinen Anstoss durch seinen Glanz.:!)

nicht.

Er ist gerade, aber er zwingt andere

nicht dazu.

Er ist erleuchtet, aber er giebt keinen

Anstoss durch seinen Glanz.2)

2) Die Weisheit macht kein Geschrei,

braucht keine Gewalt und keine Prahlerei.

Das Reich Gottes drängt sich niemandem

auf, es kann geduldig warten, bis man sich

ihm naht.

LIX.

Ob man die Menschen beherrscht oder

dem Himmel dient; es giebt nichts besse-

res als die Mässigung (Gelassenheit).1)

Durch Mässigung gelangt der Mensch

in seinen ursprünglichen Zustand (der

Einheit und Reinheit) zurück.

2) Die Weisheit macht kein Geschrei, braucht keine Gewalt und keine Prahlerei. Das Reich Gottes drängt sich niemandem auf, es kann geduldig warten, bis man sich ihm naht.

!) Auch die Mässigung kann dreierlei Ur-

sachen haben. Hier ist nur von derjenigen

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Mässigung oder Gelassenheit die Rede, wel-

che der Erkenntnis entspringt.

LIX Ob man die Menschen beherrscht oder dem Himmel dient; es giebt nichts besseres als die Mässigung (Gelassenheit). 1) Durch Mässigung gelangt der Mensch in seinen ursprünglichen Zustand (der Einheit und Reinheit) zurück. 1) Auch die Mässigung kann dreierlei U r-

sachen haben. Hier ist nur von derjenigen Mässigung oder Gelassenheit die Rede, welche der Erkenntnis entspringt.

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— go7 —

Wenn ein Mensch in diesen Zustand

-

gekommen ist, so kann man von ihm sagen,

90 7

dass er unendlich viel Tugend besitzt.2)

Im Besitze so vieler Tugend kann er

Wenn ein Mensch in diesen Zustand gekommen ist, so kann man von ihm sagen, dass er unendlich viel Tugend besitzt.') Im Besitze so vieler Tugend kann er alles überwinden. Für diese Beherrschung giebt es keine Grenze. . So kann er ohne Zwang das ganze Königreich besitzen. Ein solcher Mensch hat die Beschaffenheit seiner Mutter und ist unsterblich. S) Er ist wie die Pflanze, deren Wurzeln tief und deren Stamm fest ist. So kann er lange leben und viele Tage sehen.4)

alles überwinden.

Für diese Beherrschung giebt es keine

Grenze.

So kann er ohne Zwang das ganze

Königreich besitzen.

Ein solcher Mensch hat die Beschaffen-

heit seiner Mutter und ist unsterblich.8)

Er ist wie die Pflanze, deren Wurzeln

tief und deren Stamm fest ist.

So kann er lange leben und viele Tage

sehen.4)

2) Durch das Eingehen in Gott erlangt er

alle göttlichen Kräfte und Tugenden. „Er

lebt, aber nicht er, sondern der Gottmensch

lebt in ihm." (Vgl. Galat. II, 20.)

3) Er ist eins mit dem, der allein Unsterb-

lichkeit hat, der in einem Lichte wohnt, da

niemand zukommen [kann. (I. Timoth. VI, 16.)

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4) Unter „Tagen" können hier Weltperio-

den verstanden werden.

') Durch das Eingehen in Gott erlangt er alle göttlichen Kräfte und Tugenden. "Er lebt, aber nicht er, sondern der Gottmensch lebt in ihm." (Vgl. Galat. II, 20.) S) Er ist eiI?-s mit dem, der aÜein U nsterb-

lichkeit hat, der in einem Lichte wohnt, da niemand zukommen ikann. (1. Timoth. VI, 16.) 4) Unter "Tagen" können hier \Veltperio-

den verstanden werden.

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— go8 —

908

LX.

Der Staat sollte so regiert werden, wie

man kleine Fische kocht, ohne viel Ge-

LX.

schäftigkeit.1)

Wenn man Tao in die Regierung des

Reiches bringt, so wird dies die Geister

Der Staat sollte so regiert werden, wie man kleine Fische kocht, ohne viel Geschäftigkeit. 1) Wenn man Tao in die Regierung des Reiches bringt, so wird dies die Geister der Toten zur Ruhe bringen. 2)

der Toten zur Ruhe bringen.2)

!) Es sollte in der Selbstbeherrschung so-

wohl als auch in der Regierung des Staates

nichts mit Hast und Überstürzung geschehen,

sondern stets die nötige Ruhe, Geduld und

Gelassenheit bewahrt bleiben. Es schadet

nicht, wenn der Mensch manchmal fällt, vor-

ausgesetzt, dass er dann nicht Hegen bleibt,

sondern wieder aufsteht.

2) Die „Geister" oder vielmehr die „Ge-

spenster" der Toten sind die von denselben

im Mittelreiche zurückgebliebenen tierischen

Instinkte, Leidenschaften, Neigungen und Be-

gierden, Vorurteile, Aberglauben u. s. w.,

1) Es sollte in der Selbstbeherrschung so-

welche die Menschen, ohne dass dieselben es

wissen, beeinflussen und beunruhigen. Wo

wohl als auch in der Regierung des Staates nichts mit Hast und Überstürzung geschehen, sondern stets die nötige Ruhe, Geduld und Gelassenheit bewahrt bleiben. Es schadet nicht, wenn der Mensch manchmal fällt, vorausgesetzt, dass er dann nicht liegen bleibt, sondern wieder aufsteht.

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die Erkenntnis der Wahrheit vorhanden ist,

da ist auch der Wille zum Guten stark und

da kann dieser Einfluss den Menschen nicht

überwältigen.

2) Die "Geister" oder vielmehr die "Gespenster" der Toten sind die von denselben im Mittelreiche zurückgebliebenen tierischen Instinkte, Leidenschaften, Neigungen und Begierden, Vorurteile, Aberglauben u. s. w., welche die Menschen, ohne d~ dieselben es wissen, beeinflussen und beunruhigen. Wo die Erkenntnis der Wahrheit vorhanden ist, da ist auch der Wille zum Guten stark und da kann dieser Einfluss den Menschen nicht überwältigen.

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— 9°9 —

-

Damit ist nicht gemeint, dass die Geister

90 9

-

nicht hausen werden, aber sie werden das

Volk nicht belästigen.

Damit ist nicht gemeint, dass die Geister nicht hausen werden, aber sie werden das Volk nicht belästigen. Dnd insofern als sie sich nicht gegenseitig widerstreiten, wird ihr Einfluss zum allgemeinen Guten sein. 8)

Und insofern als sie sich nicht gegen-

seitig widerstreiten, wird ihr Einfluss zum

allgemeinen Guten sein.3)

3) Im menschlichen Gemüte bekämpft die

eine Begierde die andere. Da streiten Hab-

sucht und Geiz, Zorn und Zuneigung, Be-

gierde und Furcht u. s. w. Wenn aber die

Erkenntnis herrscht, so hört dieser Streit auf,

und die vorhandenen Willenskräfte können

zur Erbauung des Tempels im Innern ver-

wendet werden.

LXI.

Das Königreich ist wie ein Fluss, der

gross ist, weil er tief liegt. Es wird ein

S) Im menschlichen Gemüte bekämpft die eine Begierde die andere. Da streiten Habsucht und Geiz, Zorn und Zuneigung, Begierde und Furcht u. s. w. Wenn aber die Erkenntnis herrscht, so hört dieser Streit auf, und die vorhandenen Willenskräfte können zur Erbauung des Tempels im Innern verwendet werden.

Punkt, an dem die ganze Welt sich an-

sammelt.

Ähnlich ist es mit den Freuden.1)

1) Wie es im Äusseren, dem Symbole des

Innern, ist, so ist es im Innern, und wie im

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Grossen, so im Kleinen. In metaphysischer

LXI. Das Königreich ist wie ein Fluss, der gross ist, weil er tief liegt. Es wird ein Punkt, an dem die ganze Welt sich ansammelt. Ähnlich ist es mit den Freuden. 1) 1) Wie es im Äusseren, dem Symbole des Innern, ist, so ist es im Innern, und wie im Grossen , so im Kleinen. In metaphysischer

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Die Frau besiegt den Mann durch ihre

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beständige Sanftmut.

Die Frau besiegt den Mann durch ihre beständige Sanftmut Und Sanftmut ist gleichbedeutend mit Ergebung. Wer deshalb zu denen, die unter ihm sind, herniedersteigt, kann dieselben beherrschen. So kann auch eine kleine Macht, die sich einer grösseren unterwirft, hierdurch zu einem Bündnisse mit derselben gelangen. Auf diese Weise kann der eine Anhänger und der andere Beschützer erlangen.

Und Sanftmut ist gleichbedeutend mit

Ergebung.

Wer deshalb zu denen, die unter ihm

sind, herniedersteigt, kann dieselben be-

herrschen.

So kann auch eine kleine Macht, die

sich einer grösseren unterwirft, hierdurch

zu einem Bündnisse mit derselben gelangen.

Auf diese Weise kann der eine An-

hänger und der andere Beschützer er-

langen.

Beziehung repräsentiert die Intelligenz den

Mann, der Wille die Frau. Wenn sich der

Wille dem Verstande unterordnet und von

ihm durchdrungen wird, dann wird der Wille

selbstbewusst und intelligent, und dann erst

erlangt die Intelligenz einen Wert; da ohne

den Willen zur Ausfuhrung auch die ver-

nünftigsten Vorsätze gehaltlos wie Seifenblasen

sind. Somit ist nicht der Mann, sondern das

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Weib die „Krone der Schöpfung" und ohne

die Mitwirkung des Weibes wird in der

Welt niemals etwas Vollkommenes zustande

kommen.

Beziehung repräsentiert die Intelligenz den Mann, der Wille die Frau. Wenn sich der Wille dem Verstande unterordnet und von ihm durchdrungen wird, dann wird der Wille selbstbewusst und intelligent, und dann erst erlangt die Intelligenz einen Wert; da ohne den Willen zur Ausführung auch die vernünftigsten Vorsätze gehaltlos wie Seifenblasen sind. Somit ist nicht der Mann, sondern das Weib die "Krone der Schöpfung" und ohne die Mitwirkung des Weibes wird in der Welt niemals etwas Vollkommenes zustande kommen.

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Der grosse Staat begehrt darnach, an-

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dere sich anzueignen und sie zu ernähren,

und der kleine begehrt mit einem anderen

Der grosse Staat begehrt darnach, andere sich anzueignen und sie zu ernähren, und der kleine begehrt mit einem anderen verbunden zu sein und ihm zu dienen. Somit werden beide zufrieden sein, wenn der Grosse sich herablässt

verbunden zu sein und ihm zu dienen.

Somit werden beide zufrieden sein,

wenn der Grosse sich herablässt.

LXII.

Tao ist der geheime Hüter von allen

Dingen; es bereichert den Guten und

verstösst den Übelthäter.

Seine guten Worte kommen stets ge-

legen.1)

Seine edlen Werke werden stets ver-

langt.2)

Es vernachlässigt selbst diejenigen nicht,

welche nicht gut sind.

Wenn deshalb der Kaiser seinen Sitz

auf dem Throne einnimmt und seine Edel-

*) Das Gewissen spricht immer zur rech-

ten Zeit.

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2) Segnungen sind stets willkommen.

LXII. Tao ist der geheime Hüter von allen Dingen; es bereichert den Guten und verstösst den Übelthäter. Seine guten Worte kommen stets gelegen. 1) Seine edlen Werke werden stets verlangt') Es vernachlässigt selbst diejenigen nicht, welche nicht gut sind. Wenn deshalb der Kaiser seinen Sitz auf dem Throne einnimmt und seine Edel1) Das Gewissen spricht immer zur rech- ,

ten Zeit. 2) Segnungen sind stets willkommen.

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leute ernennt, so ist derjenige, welcher

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prinzliche Auszeichnungen trägt und von

einer Reiterschar begleitet ist, nicht mit

leute ernennt, so ist derjenige, welcher prinzliche Auszeichnungen trägt und von einer Reiterschar begleitet ist, nicht mit demjenigen zu vergleichen, der demütig dieses Tao darbietet. S) Denn weshalb schätzten die Alten dieses Tao so hoch? War es nicht deshalb, weil es jedem ohne viel Suchen zugänglich ist, und weil durch dasselbe der Mensch von Sünde erlöst wird?') Deshalb wurde es für das Grösste in der Welt gehalten.

demjenigen zu vergleichen, der demütig

dieses Tao darbietet.3)

Denn weshalb schätzten die Alten dieses

Tao so hoch?

War es nicht deshalb, weil es jedem

ohne viel Suchen zugänglich ist, und weil

durch dasselbe der Mensch von Sünde

erlöst wird?4)

Deshalb wurde es für das Grösste in

der Welt gehalten.

3) Wer selber ein grosses Irrlicht ist, in

dem kann das Licht Gottes nicht leuchten.

4) Durch die Erkenntnis der Wahrheit wird

der Mensch von Irrtum und Sünde erlöst.

Diese Erkenntnis tritt ein, wenn der Gott-

mensch im Menschen erwacht. Eine nur

äusserliche Erlösung hatte keinen bleibenden

Wert; die Erlösung muss eine innerliche sein

und in uns selbst vor sich gehen. „Christus

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in uns ist das Geheimnis der Erlösung, die

Hoffnung dieser Herrlichkeit." (Kol. I, 27.)

8) Wer selber ein grosses Irrlicht ist, in dem kann das Licht Gottes nicht leuchten.

') Durch die Erkenntnis der Wahrheit wird der Mensch von Irrtum und Sünde erlöst. Diese Erkenntnis tritt ein, wenn der Gottmensch im Menschen erwacht. Eine nur äusserliche Erlösung hatte keinen bleibenden Wert; die Erlösung muss eine innerliche sein und in uns selbst vor sich gehen. "Christus in uns ist das Geheimnis der Erlösung, die Hoffnung dieser Herrlichkeit." (KoI. I, 27.)

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LXIII.

(Die Art des Tao ist:) Ohne Berech-

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-

nung (des Vorteils) zu handeln1); beschäf-

tigt zu sein, ohne ein Geschäft daraus zu

LXIII.

machen2); das Grosse im Kleinen3) und

in den Vielen die Wenigen zu finden4);

(Die Art des Tao ist:) Ohne Berechnung (des Vorteils) zu handeln 1); beschäftigt zu seix:t, ohne ein Geschäft daraus zu machen 2); das Grosse im Kleinen S) und in den Vielen die Wenigen zu finden 4); Gutes für Böses zu erstatten 5); schwierige Dinge zu vollbringen, solange sie leicht sind, und grosse Dinge ins Werk zu setzen, wenn sie in ihrem Anfange sind.

Gutes für Böses zu erstatten5); schwierige

Dinge zu vollbringen, solange sie leicht

sind, und grosse Dinge ins Werk zu setzen,

wenn sie in ihrem Anfange sind.

1) „Lass nur das Werk selbst Deine Sorge

sein, und kümmere Dich dabei nicht um Deine

Person, noch um den Vorteil oder Nachteil,

den es Dir bringen kann." (Bhagavad Gita,

n, 47.)

2) „Lass nicht die Frucht Deiner That den

Beweggrund Deines Wirkens sein, hänge aber

nicht dem Müssiggange nach." (Ibid.)

3) Wer die Augen richtig offen hat, sieht

Gott in den kleinsten sowohl als in den gröss-

ten Dingen.

4) Das Schwere ist, den Weg aus der Viel-

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heit zur Einheit zurück zu finden.

") Vergl. Matthäus V, 40.

Lotusblüten LI.

1) "Lass nur das Werk selbst Deine Sorge

sein, und kümmere Dich dabei nicht um Deine Person, noch um den Vorteil oder Nachteil, den es Dir bringen kann." (Bhagavad Gita, 11, 47.) 2) "Lass nicht die Frucht Deiner That den Beweggrund Deines Wirkens sein, hänge aber nicht dem Müssiggange nach." (Ibid.)

8) Wer die Augen richtig offen hat, sieht Gott in den kleinsten sowohl als in den grössten Dingen. 4) Das Schwere ist, den Weg aus der Vielheit zur Einheit zurück zu finden. 6) Verg!' Matthäus V, 40. Lotuablllten LI.

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Alle schwierigen Dinge haben ihren

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Ursprung in leichten, und grosse Dinge

in kleinen.

Alle schwierigen Dinge haben ihren Ursprung in leichten, und grosse Dinge in kleinen. Deshalb kann der Weise grosse Dinge verrichten, ohne es zu versuchen.6) Wer leichtsinnig verspricht, wird selten sein Wort halten. Wer alles für leicht hält, wird viele Schwierigkeiten finden. Deshalb zieht der Weise kleine Dinge sehr in Betracht und vermeidet dadurch alle Schwierigkeit

Deshalb kann der Weise grosse Dinge

verrichten, ohne es zu versuchen.6)

Wer leichtsinnig verspricht, wird selten

sein Wort halten.

Wer alles für leicht hält, wird viele

Schwierigkeiten finden.

Deshalb zieht der Weise kleine Dinge

sehr in Betracht und vermeidet dadurch

alle Schwierigkeit.

•) Weil er schon dem Keime die gewünschte

Richtung giebt.

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(Schluss folgt.)

6) Weil er schon dem Keime die gewünschte

Richtung giebt. (Schluss folgt.)

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Bruchstücke aus den Mysterien.

(Fortsetzung.)

Der Tempel.

--

„Wisset Ihr nicht, dass Ihr Gottes Tempel

seid, und der Geist Gottes in Euoh wohnet?"

(L Korinth. III, 16.)

Irgendwo in der menschlichen Seele, an

einem Orte, den niemand beschreiben kann,

weil er unendlich hoch und auch unendlich

tief und in der That grenzenlos ist, steht der

Tempel der Weisheit. Er ist weder aus

Steinen noch aus zusammengefügten Theorien

gebaut, sondern er ist die Wahrheit selbst,

welche in ewiger Klarheit über den Wolken

Bruchstücke aus· den Mysterien.

des Irrtums und Aberglaubens in der end-

losen Ewigkeit wohnt, wo keine Täuschung

der Selbstheit mehr ist, wo das Licht im

(Fortsetzung.)

Lichte, das Selbstbewusstsein im Allbewusst-

sein aufgeht und die menschliche Weisheit

in der Gotteserkenntnis verschwindet, wie

62*

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Der Tempel. 11 Wisset Ihr nioht, dass Ihr Gottes Tempel seid, und der Geilt Gottes in Euoh wohnet?" (L Kor~th. nI, 16.)

Irgendwo in der menschlichen Seele, an einem Orte, den niemand beschreiben kann, weil er unendlich hoch und auch unendlich tief und in der That grenzenlos ist, steht der Tempel der Weisheit. Er ist weder aus Steinen noch aus zusammengefügten Theorien gebaut, sondern er ist die Wahrheit selbst, welche in ewiger Klarheit über den Wolken des Irrtums und Aberglaubens in der endlosen Ewigkeit wohnt, wo keine Täuschung der Selbstheit mehr ist, wo das Licht im Lichte, das Selbstbewusstsein im Allbewusstsein aufgeht und die menschliche Weisheit in der Gotteserkenntnis verschwindet, wie 62*

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der Tropfen Wasser, der im Meere ver-

schwindet, eins mit dem Ozean wird. Dieser

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Tempel wird auch der Tempel Sol-Om-

der Tropfen Wasser, der im Meere verschwindet, eins mit dem Ozean wird. Dieser Tempel wird auch der Tempel Sol-OmOn's*) genannt, weil dieser Name eine dreifache Sonne bedeutet, deren Licht die drei Welten, die materielle, intellektuelle und geistige Welt erleuchtet und durchdringt. Der Berg, auf dem dieser Tempel steht, ist der Berg des Glaubens, wo das Licht der Wahrheit empfunden wird, und die Stadt, in welcher er errichtet wurde, ist der Himmel im Menschen, mit andern Worten, der edlere Teil des Gemüts.

O n' s *) genannt, weil dieser Name eine drei-

fache Sonne bedeutet, deren Licht die drei

Welten, die materielle, intellektuelle und

geistige Welt erleuchtet und durchdringt.

Der Berg, auf dem dieser Tempel steht, ist

der Berg des Glaubens, wo das Licht der

Wahrheit empfunden wird, und die Stadt,

in welcher er errichtet wurde, ist der Himmel

im Menschen, mit andern Worten, der edlere

Teil des Gemüts.

In diesen Tempel hielt Jehoshua seinen

Einzug schon vor urdenklichen Zeiten, als

die tierähnlichen menschlichen Formen im

Laufe der Evolution reif geworden waren,

die Söhne des Lichtes in sich aufzunehmen

und ihnen zur Wohnung zu dienen; denn

als der göttliche Wille sich erhob und zu

den von ihm ausgehenden Kräften sprach:

„Lasst uns Menschen machen, die unser Eben-

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bild sind"*), da ging der Geistesatem der-

selben in die dazu vorbereiteten sinnlosen

*) Sol — lateinisch. Om — sanscrit. On — chaldäisch.

**) Moses I, 26.

In diesen Tempel hielt Jehoshua seinen Einzug schon vor urdenkllchen· Zeiten, als die tierähnlichen menschlichen Formen im Laufe der Evolution reif geworden waren, die Söhne des Lichtes in sich aufzunehmen und ihnen zur Wohnung zu dienen; denn als der göttliche Wille sich erhob und zu den von ihm ausgehenden Kräften sprach: "Lasst uns Menschen machen, die unser Ebenbild sind" *), da ging der Geistesatem derselben in die dazu vorbereiteten sinnlosen *) Sol - lateinisch. Om - sansait. On - chaldäisch.

*.) Moses I, 26.

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— gi7 —

Geschöpfe ein und verwandelte sie in Men-

schen. „Da wurde die dritte Rasse zum

Gefässe der Engel der Weisheit und brachte

Geschöpfe ein und verwandelte sie in Menschen. "Da wurde die dritte Rasse zum Gefässe der Engel der Weisheit und brachte die Söhne des guten Willens und der wahren Erkenntnis hervor.*)

die Söhne des guten Willens und der wahren

Erkenntnis hervor.*)

Aber auch heute noch findet täglich

dieser Einzug Jehoshuas und die Verwand-

lung von Tieren in Menschen statt; aber oft

findet er die Thüre verschlossen; denn die

heilige Stadt Jerusalem ist vom unheiligen

Babel umgeben, welches von den Feinden

der Wahrheit bewohnt ist. Tausende von

Geschöpfen wandeln dort umher, welche vom

Menschen nur die menschliche Gestalt haben,

Aber. auch heute noch findet täglich dieser Einzug Jehoshuas und die Verwand1ung von Tieren in Menschen statt; aber oft findet er die Thüre verschlossen; denn die heilige Stadt J erusalem ist vom unheiligen Babel umgeben, welches von den Feinden der Wahrheit bewohnt ist. Tausende von Geschöpfen wandeln dort umher, welche vom Menschen nur die menschliche Gestalt haben, in nerlich aber nichts von dem Wesen des Menschen besitzen. Sie wissen nicht, dass sie Tempel des heiligen Geistes sind,· denn die Teufel, welche der Selbstsucht entsprungen sind, haben in ihnen ihren W ohnsitz aufgeschlagen und den Tempel Gottes verdorben. Auch kommt es vor, dass die Erkenntnis im Herzen zum Keimen gekommen ist, aber durch die Pharisäer und Schriftgelehrten wieder erstickt oder vertrieben wird, dass die Vernünftelei den

innerlich aber nichts von dem Wesen des

Menschen besitzen. Sie wissen nicht, dass

sie Tempel des heiligen Geistes sind, denn

die Teufel, welche der Selbstsucht ent-

sprungen sind, haben in ihnen ihren Wohn-

sitz aufgeschlagen und den Tempel Gottes

verdorben. Auch kommt es vor, dass die

Erkenntnis im Herzen zum Keimen ge-

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kommen ist, aber durch die Pharisäer und

Schriftgelehrten wieder erstickt oder ver-

trieben wird, dass die Vernünftelei den

*) Siehe „Lotusblüten". Vol. II, S. 591.

*) Siehe "Lotusblütenu.

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VoL II, S. 591.

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Glauben tötet, alle höheren und edlen Em-

-

pfindungen unter vorangegangenen furcht-

baren Seelenqualen verschwinden, das gei-

Glauben tötet, alle höheren und edlen Empfindungen unter vorangegangenen furchtbaren Seelenqualen verschwinden, das geistige Bewusstsein abstirbt und damit der individuellen Seele der Weg zur Fortentwicklung für immer abgeschnitten ist. Dies ist der geistige Tod.

stige Bewusstsein abstirbt und damit der

individuellen Seele der Weg zur Fortent-

wicklung für immer abgeschnitten ist. Dies

ist der geistige Tod.

Die Vorgänge im Innern der Weltseele

spiegeln sich äusserlich ab in der Welt der

Erscheinungen. Was Jehoshua ewig erfuhr,

das musste er als Ben Pandira zeitlich er-

fahren. Er fand den Tempel Jerusalems im

Besitze von Pharisäern und Buchstabenge-

lehrten, Heuchelei und Gelehrtenkram. Da

wollte jeder mit seiner selbstgemachten

Weisheit prahlen, jeder wollte recht haben,

alles stritt sich um Hypothesen und Mei-

nungen, um Dogmen und Glaubenssätze;

Die Vorgänge im Innern der Weltseele spiegeln sich äusserlich ab in der Welt der Erscheinungen. Was Jehoshua ewig erfuhr, das musste er als Ben Pandira zeitlich erfahren. Er fand den Tempel Jerusalems im Besitze von Pharisäern und Buchstabengelehrten, Heuchelei und Gelehrtenkram. Da wollte jeder mit seiner selbstgemachten Weisheit prahlen, jeder wollte recht haben, alles stritt sich um Hypothesen und Meinungen, um Dogmen und Glaubenssätze; jeder wollte dem anderen seine eigene Meinung aufnötigen, aber niemand wollte die Wahrheit erkennen. Alles schrie wüst durcheinander, und wer am meisten Lärm machen konnte, der fand die meisten Verehrer, aber auf die Stimme der Wahrheit, die in der Stille spricht, wollten nur wenige hören; die Eiteln und Schwätzer waren auch

jeder wollte dem anderen seine eigene

Meinung aufnötigen, aber niemand wollte

die Wahrheit erkennen. Alles schrie wüst

durcheinander, und wer am meisten Lärm

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machen konnte, der fand die meisten Ver-

ehrer, aber auf die Stimme der Wahrheit,

die in der Stille spricht, wollten nur wenige

hören; die Eiteln und Schwätzer waren auch

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damals in der Majorität. Wenige wussten,

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dass es sich bei all diesem Lärm eigentlich

gar nicht darum handelte, ob diese oder jene

damals in der Majorität. Wenige wussten, dass es sich bei all diesem Lärm eigentlich gar nicht darum handelte, ob diese oder jene Meinung die richtige sei, sondern darum, dass man das eigene wahre Selbst in seinem eigenen Lichte erkenne; gerade so, wie es sich auch jetzt nicht darum handelt, welche Meinung man in Bezug auf einen einmal dagewesenen und wieder verschwundenen Erlöser habe, sondern darum, dass man den wahren, unsterblichen Erlöser erkennt. Im Vorhofe des Tempels aber bewegten sich eine Menge von Tiergestalten , die Personifikationen von blinden, tierischen Instinkten und Begierden, welche nichts Höheres zu erkennen vennochten, als das eigene tierische Selbst, und von denen man daher ein Erkennen der Gottheit weder fordern noch erwarten durfte.'

Meinung die richtige sei, sondern darum,

dass man das eigene wahre Selbst in seinem

eigenen Lichte erkenne; gerade so, wie es

sich auch jetzt nicht darum handelt, welche

Meinung man in Bezug auf einen einmal

dagewesenen und wieder verschwundenen

Erlöser habe, sondern darum, dass man den

wahren, unsterblichen Erlöser erkennt. Im

Vorhofe des Tempels aber bewegten sich

eine Menge von Tiergestalten, die Personi-

fikationen von blinden, tierischen Instinkten

und Begierden, welche nichts Höheres zu

erkennen vermochten, als das eigene tierische

Selbst, und von denen man daher ein Er-

kennen der Gottheit weder fordern noch

erwarten durfte.'

Wem könnte man auch das göttliche

Dasein beschreiben, wenn er es nicht em-

pfindet und es nicht selber erkennt, und

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was würde demjenigen, der nicht daran

glauben will, eine Beschreibung nützen?

Wer als die Weisheit selbst kann die Wahr-

heit offenbaren, da doch die Offenbarung der

Wem könnte man auch das göttliche Dasein beschreiben, wenn er es nicht empfindet und es nicht selber erkennt, und was würde demjenigen, der nicht daran glauben will, eine Beschreibung nützen? Wer als die Weisheit selbst kann die Wahrheit offenbaren, da doch die Offenbarung der

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Wahrheit im Innern des Menschen die Weis-

heit ist? Mag der Gelehrtendünkel der

Wahrheit im Innern des Menschen die Weis· heit ist? Mag der Gelehrtendünkel der Theologen und Philosophen sich noch so sehr aufblasen und die wissenschaftliche Neugierde sich anstrengen, die Geheimnisse der Ewigkeit zu durchdringen; was vergänglich ist, begreift nur das Vergängliche, das Ewige allein erfasst die Ewigkeit und das Klare die Klarheit; der Irrtum aber kann sich selber nicht klar machen, so sehr er auch grübelt.

Theologen und Philosophen sich noch so

sehr aufblasen und die wissenschaftliche Neu-

gierde sich anstrengen, die Geheimnisse der

Ewigkeit zu durchdringen; was vergänglich

ist, begreift nur das Vergängliche, das Ewige

allein erfasst die Ewigkeit und das Klare die

Klarheit; der Irrtum aber kann sich selber

nicht klar machen, so sehr er auch grübelt.

Die Jünger Jehoshuas, d. h. die geistigen

Kräfte, welche ihn umgaben, erkannten ihn,

aber die geistlosen intellektuellen Kräfte

konnten die Wahrheit, obgleich sie in ihrer

Mitte stand, nicht erkennen, und es blieb

Jehoshua deshalb nichts anderes übrig, um

sie von seiner Gegenwart zu überzeugen, als

vermittelst äusserlicher Zeichen und Worte

sie von seiner Anwesenheit zu verständigen;

dies that er denn auch, indem er in der Ge-

stalt von Ben Pandira vor den Schriftge-

lehrten und Pharisäern erschien und sprach:

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„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das

Die Jünger J ehoshuas, d. h. die geistigen Kräfte, welche ihn umgaben, erkannten ihn, aber die geistlosen intellektuellen Kräfte konnten die Wahrheit, obgleich sie in ihrer Mitte stand, nicht erkennen, und es blieb Jehoshua deshalb nichts anderes übrig, um sie von seiner Gegenwart zu überzeugen, als vermittelst äusserlicher Zeichen und Worte sie von seiner Anwesenheit zu verständigen; dies that er denn auch, indem er in der Gestalt von Ben Pandira vor den Schriftgelehrten und Pharisäern erschien und sprach: ,,Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zur Wahrheit als durch die Erkenntnis. Wenn ihr mich kennen lernet, so werdet ihr die Wahrheit

Leben. Niemand kommt zur Wahrheit als

durch die Erkenntnis. Wenn ihr mich

kennen lernet, so werdet ihr die Wahrheit

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erkennen, weil ich selbst der Geist der Er-

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kenntnis bin. Ich war ehe die Welt er-

erkennen, weil ich selbst der Geist der Erkenntnis bin. Ich war ehe die Welt erschaffen wurde und werde ewig sein. Ich wohne in euch allen, aber ihr erkennt mich nicht. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der W elt ~ das die Seelen der Menschen erleuchtet, und wer dieses Licht in sich leuchten lässt, den macht es unsterblich. Sehet das Licht, welches von Ewigkeit aus der Finsternis in die Finsternis scheint. Ich bin der Geist, in den alle eingehen müssen, um zur Unsterblichkeit zu gelangen. Wer an Gott glaubt, der glaubt auch an mich, denn ich, die Wahrheit und deren Erkenntnis sind Eins." Solche und ähnliche Worte sprach der Geist der Wahrheit zu den Ungläubigen, indem er vermittelst der Maske von Ben Pandira mit ihnen verkehrte; aber die Gelehrten unter den Schriftverständigen und Pharisäern sahen nur die äussere Form und konnten den Geist nicht begreifen, und obgleich Ben Pandira .sie versicherte, dass er aus eigener Kraft nichts thun konnte, sondern nur die Werke des Geistes der in ihm lebte, vollbrachte*),

schaffen wurde und werde ewig sein. Ich

wohne in euch allen, aber ihr erkennt mich

nicht. Solange ich in der Welt bin, bin ich

das Licht der Welt, das die Seelen der

Menschen erleuchtet, und wer dieses Licht

in sich leuchten lässt, den macht es unsterb-

lich. Sehet das Licht, welches von Ewig-

keit aus der Finsternis in die Finsternis

scheint. Ich bin der Geist, in den alle ein-

gehen müssen, um zur Unsterblichkeit zu

gelangen. Wer an Gott glaubt, der glaubt

auch an mich, denn ich, die Wahrheit und

deren Erkenntnis sind Eins." Solche und

ähnliche Worte sprach der Geist der Wahr-

heit zu den Ungläubigen, indem er ver-

mittelst der Maske von Ben Pandira mit

ihnen verkehrte; aber die Gelehrten unter

den Schriftverständigen und Pharisäern sahen

nur die äussere Form und konnten den Geist

nicht begreifen, und obgleich Ben Pandira

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sie versicherte, dass er aus eigener Kraft

nichts thun konnte, sondern nur die Werke

des Geistes der in ihm lebte, vollbrachte*),

*) Johannes VI, 29.

*) Johannes VI, 29·

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so glaubten sie ihm doch nicht, sondern

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hoben Steine auf um ihn zu steinigen, wes-

so glaubten sie ihm doch nicht, sondern hoben Steine auf um ihn zu steinigen, weshalb er den Tempel verliess.

halb er den Tempel verliess.

Als aber der Geist der Erkenntnis der

Wahrheit aus dem Tempel verschwunden

war, da begann die Herrschaft des Clerus.

Unter dem Gejohle der unwissenden Menge

setzten sie den blinden Glauben an ein

Dogma an die Stelle der wahren Erkennt-

nis und stellten das Götzenbild der kirch-

Als aber der Geist der Erkenntnis der Wahrheit aus dem Tempel verschwunden war, da begann die Herrschaft des Clerus. Unter dem Gejohle der unwissenden Menge setzten sie den blinden Glauben an ein Dogma an die Stelle der wahren Erkenntnis und stellten das Götzenbild der kirchlichen Interessen an die Stelle der Weisheit als einen Gegenstand der Verehrurig auf. Da wollten sie den Geist der Wahrheit zwingen, anstatt der Herr der Kirche zu sein, ein Kirchendiener zu werden, und da er sich nicht dazu· herbeilassen wollte, so nahmen sie ihre Zuflucht zur Lüge, umgaben sie mit dem Schein der Wahrheit und machten sie zu ihrer Handlangerin. Da kamen alle, welche persönliche Gunstbezeugungen wünschten und denen es um die Befriedigung egoistischer Wünsche zu thun war, und sie alle erhielten leere Versprechungen und gaben sich zufrieden damit, wogegen sich die Kammern der Kirche mit vergänglichen Reichtümern füllten, welche

lichen Interessen an die Stelle der Weisheit

als einen Gegenstand der Verehrung auf.

Da wollten sie den Geist der Wahrheit

zwingen, anstatt der Herr der Kirche zu

sein, ein Kirchendiener zu werden, und da

er sich nicht dazu herbeilassen wollte, so

nahmen sie ihre Zuflucht zur Lüge, umgaben

sie mit dem Schein der Wahrheit und

machten sie zu ihrer Handlangerin. Da

kamen alle, welche persönliche Gunstbe-

zeugungen wünschten und denen es um die

Befriedigung egoistischer Wünsche zu thun

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war, und sie alle erhielten leere Versprechun-

gen und gaben sich zufrieden damit, wo-

gegen sich die Kammern der Kirche mit

vergänglichen Reichtümern füllten, welche

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— 923 —

des Nachts wie Gold und Silber glänzten1,

aber beim Tagesanbruche sich in Asche und

• Gold und Silber glänzten, des Nachts wie aber beim Tagesanbruche sich in Asche und Unrat verwandelten.

Unrat verwandelten.

Unterdessen zog Jehoshua im Lande um-

her und gab sich allen zu erkennen, welche

ihn erkennen konnten, und wo er erschien,

da wirkte er Wunder. Wo der Geist der

Erkenntnis auftrat, da beruhigte sich das

wildwogende Meer der Leidenschaften; ein

Wort von ihm gab die Freiheit denen,

Unterdessen zog J ehoshua im Lande um.. her und gab sich allen zu erkennen, welche ihn erkennen konnten, und wo er erschien, da wirkte er Wunder. Wo der Geist der Erkenntnis auftrat, da beruhigte sich das wildwogende Meer der Leidenschaften; ein Wort von ihm gab die Freiheit denen, welche im Irrtum gefangen lagen, seine Be.. rührung machte die an der Selbstsucht erkrankten gesund und erweckte die geistig Toten zu einem neuen Leben. Ein einziger Gedanke aus dem Meere seiner Erkenntnis reichte hin, um zehntausend ~fen­ schen geistige Nahrung zu geben und je mehr er verbreitet wurde, um so mehr nahm er zu. Und alle die Jünger Jehoshuas wirkten dieselben Wunder in seiner Kraft; denn es war der eine Geist der Erkenntnis, der sie alle beseelte und in jedem, je nach seiner eigenen Art, sich offenbarte; weshalb auch geschrieben steht: "Es giebt nur einen Gott, aber vielerlei Kräfte." *)

welche im Irrtum gefangen lagen, seine Be-

rührung machte die an der Selbstsucht er-

krankten gesund und erweckte die geistig

Toten zu einem neuen Leben. Ein ein-

ziger Gedanke aus dem Meere seiner Er-

kenntnis reichte hin, um zehntausend Men-

schen geistige Nahrung zu geben und je

mehr er verbreitet wurde, um so mehr nahm

er zu. Und alle die Jünger Jehoshuas wirk-

ten dieselben Wunder in seiner Kraft; denn

es war der eine Geist der Erkenntnis, der

sie alle beseelte und in jedem, je nach

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seiner eigenen Art, sich offenbarte; weshalb

auch geschrieben steht: „Es giebt nur einen

Gott, aber vielerlei Kräfte."*)

*) I. Corinth. XII, 6.

*) J. Corinth. XII, 6.

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— 924 —

Die Lüge ist der natürliche Feind der

Wahrheit, der Irrtum der Feind der Er-

kenntnis, einerlei ob wir dieselben nur als

Die Lüge ist der natürliche Feind der Wahrheit, der Irrtum der Feind der Erkenntnis, einerlei ob wir dieselben nur als körperlose Prinzipien oder als im Menschen verkörpert betrachten, denn wie wir wissen ist der Mensch an sich selbst die Verkörperung einer Summe von Prinzipien, welche in ihm sich entwickelt haben und ihm ihre Eigenschaften und Kräfte erteilen, und dasselbe ist mit jedem Systeme, jedem körperlichen oder theoretischen Systeme der Fall. Eine geistlose Wissenschaft, eine gottlose Theologie oder eine erlogene Philosophie ist ebenso gehaltlos und starrt uns mit denselben stieren, verglasten Augen an als ein menschlicher Leichnam; sie alle fallen der Verwesung anheim. Wie ein Kadaver, aus welchem das Leben entflohen ist, in seine Elemente zerfällt, so wird auch jedes System, in welchem keine Erkenntnis der Wahrheit enthalten ist, in sich selber zerfallen, so dass kein Stein mehr auf dem andern bleibt. Der Mensch sowohl als auch jedes aus Theorien aufgebaute System stellt eine Einheit dar, die aus vielerlei Einheiten zusammengesetzt ist; jede dieser Einheiten ist ein kleines "Ich" im grossen "Ich", jede hat ihr

körperlose Prinzipien oder als im Menschen

verkörpert betrachten, denn wie wir wissen

ist der Mensch an sich selbst die Verkörpe-

rung einer Summe von Prinzipien, welche in

ihm sich entwickelt haben und ihm ihre

Eigenschaften und Kräfte erteilen, und das-

selbe ist mit jedem Systeme, jedem körper-

lichen oder theoretischen Systeme der Fall.

Eine geistlose Wissenschaft, eine gottlose

Theologie oder eine erlogene Philosophie ist

ebenso gehaltlos und starrt uns mit den-

selben stieren, verglasten Augen an als ein

menschlicher Leichnam; sie alle fallen der

Verwesung anheim. Wie ein Kadaver, aus

welchem das Leben entflohen ist, in seine

Elemente zerfällt, so wird auch jedes System,

in welchem keine Erkenntnis der Wahrheit

enthalten ist, in sich selber zerfallen, so dass

kein Stein mehr auf dem andern bleibt.

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Der Mensch sowohl als auch jedes aus

Theorien aufgebaute System stellt eine Ein-

heit dar, die aus vielerlei Einheiten zusammen-

gesetzt ist; jede dieser Einheiten ist ein

kleines „Ich" im grossen „Ich", jede hat ihr

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— 925 —

eigenes Leben und sucht sich auszubreiten;

jede kämpft den Kampf ums eigene Dasein,

und da sie alle zusammen nur Scheinwesen

eigenes Leben und sucht sich auszubreiten; jede kämpft den Kampf ums eigene Dasein, und da sie ~lle zusammen nur Scheinwesen sind, so kämpfen sie alle gegen die Wahrheit.

sind, so kämpfen sie alle gegen die

Wahrheit.

In unserer Allegorie finden wir das

Formenwesen und die geistlose blinde Spe-

kulation durch die Pharisäer und Buch-

stabengelehrten repräsentiert, welche die in

Jehoshua verkörperte Wahrheit verfolgten.

Da diese Personen keinen Geist hatten, so

konnten sie auch den geistigen Sinn seiner

Lehren nicht erfassen. Der unsterbliche Geist,

welcher durch Jehoshua sprach, wies auf ein

In unserer Allegorie finden wir das Formenwesen und die geistlose blinde Spekulation durch die Pharisäer und Buchstabengelehrten repräsentiert, welche die in Jehoshua verkörperte Wahrheit verfolgten. Da diese Personen keinen Geist hatten, so konnten sie auch den geistigen Sinn seiner Lehren nicht erfassen. Der unsterbliche Geist, welcher durch Jehoshua sprach, wies auf ein unendliches Dasein hin, in welchem keine Trennung von .,Ich" und "Du" existiert, sondern alle eins in der Erkenntnis sind *), aber gerade so wie heute, so konnten auch damals diejenigen, denen ihr vergängliches "Ich" alles war, sich nicht von dem Selbstwahne , der sie gefangen hielt, losmachen: sie träumten von einem Himmel, in welchem ihre selbstsüchtigen Begierden Erfüllung fanden und jeder wollte auf Kosten des andern, wenn auch in geistiger Art, sich

unendliches Dasein hin, in welchem keine

Trennung von „Ich" und „Du" existiert,

sondern alle eins in der Erkenntnis sind*),

aber gerade so wie heute, so konnten auch

damals diejenigen, denen ihr vergängliches

„Ich" alles war, sich nicht von dem Selbst-

wahne, der sie gefangen hielt, losmachen;

sie träumten von einem Himmel, in welchem

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ihre selbstsüchtigen Begierden Erfüllung

fanden und jeder wollte auf Kosten des

andern, wenn auch in geistiger Art, sich

*) Johannes XVII, 21.

*) Johannes XVII,

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— 026 —

bereichern; jeder wollte es besser als der

andere haben.

Es giebt nur eine einzige Wirklichkeit

bereichern; jeder wollte es besser als der andere haben.

und nur eine einzige Erkenntnis. Wer es

fassen kann, der weiss, dass seine eigene

Selbstheit ein Nichts ist, und nichts als eine

Täuschung sein kann, weil die eine Wirk-

lichkeit das Wesen von allem ist; aber der

Es giebt nur eine einzige Wirklichkeit und nur eine einzige Erkenntnis. Wer es fassen kann, der weiss, dass seine eigene Selbstheit ein Nichts ist, und nichts als eine Täuschung sein kann, weil die eine Wirklichkeit das Wesen von allem ist; aber der von diesem Selbstwahn befangene "Fromme" will vor dem Angesichte Gottes in seinem Nichts nicht verschwinden; er kriecht in angeblicher "Demut" vor ihm und bildet sich ein, wenn auch nur etwas Kleines, aber dennQch etwas Beachtungswertes zu sein, welches einigermassen wert wäre, von dem Gott des Weltalls Gunstbezeugungen zu erhalten; er blickt zu dem ihn erwartenden göttlichen Dasein auf, als ob es ein fremder Gegenstand wäre, ohne zu begreifen, dass er selbst in diesem göttlichen Dasein aufgehen muss, ehe er desselben teilhaftig werden kann; er sieht nicht ein, dass, wo auch nur noch eine Spur von ~goismus vorhanden ist, dies eine Wolke am geistigen Horizonte ist, welche der Erkenntnis der ewigen Klarheit ein Hindernis ist.

von diesem Selbstwahn befangene „Fromme"

will vor dem Angesichte Gottes in seinem

Nichts nicht verschwinden; er kriecht in

angeblicher „Demut" vor ihm und bildet sich

ein, wenn auch nur etwas Kleines, aber den-

noch etwas Beachtungswertes zu sein, welches

einigermassen wert wäre, von dem Gott des

Weltalls Gunstbezeugungen zu erhalten; er

blickt zu dem ihn erwartenden göttlichen

Dasein auf, als ob es ein fremder Gegen-

stand wäre, ohne zu begreifen, dass er

selbst in diesem göttlichen Dasein aufgehen

rnuss, ehe er desselben teilhaftig werden

kann; er sieht nicht ein, dass, wo auch nur

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noch eine Spur von Egoismus vorhanden

ist, dies eine Wolke am geistigen Horizonte

ist, welche der Erkenntnis der ewigen Klar-

heit ein Hindernis ist.

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— 927 —

Der pharisäische Geist macht die Men-

schen selbstgefällig, selbstgerecht, er ver-

grössert den Egoismus und schmückt ihn

Der pharisäische Geist macht die Menschen selbstgefällig, selbstgerecht, er vergrössert den Egoismus und schmückt ihn mit allen möglichen Scheintugenden aus; da aber dieses "Selbst" wesenlos ist, so sind auch alle aus ihm geborenen Tugenden wesenlos. Je grösser und glänzender diese wesenlose Larve erscheint, um ein so grösseres Hindernis ist sie für die Erkenntnis der Wahrheit; alles Selbstwissen, Selbstwollen , Selbstlieben , Selbstthun und "Selbersein" hindert die Verwirklichung der wahren Erkenntnis und die Offenbarung der ewigen Kraft Gottes im Menschen. Damit ist aber nicht gemeint, dass der Mensch die Hände in den Schoss legen und es einem Gott, den er nicht kennt, überlassen soll, für ihn seine Pflicht zu erfüllen; sondern dass in ihm die Erkenntnis der Wahrheit den Wahn des Selbsts überwinden und das Irrlicht des eigenen Dünkens und Wähnens unter dem Einflusse des Lichtes der Sonne der göttlichen Weisheit verschwinden soll.

mit allen möglichen Scheintugenden aus; da

aber dieses „Selbst" wesenlos ist, so sind

auch alle aus ihm geborenen Tugenden

wesenlos. Je grösser und glänzender diese

wesenlose Larve erscheint, um ein so grös-

seres Hindernis ist sie für die Erkenntnis

der Wahrheit; alles Selbstwissen, Selbst-

wollen , Selbstlieben, Selbstthun und „Selber-

sein" hindert die Verwirklichung der wahren

Erkenntnis und die Offenbarung der ewigen

Kraft Gottes im Menschen. Damit ist aber

nicht gemeint, dass der Mensch die Hände

in den Schoss legen und es einem Gott,

den er nicht kennt, überlassen soll, für ihn

seine Pflicht zu erfüllen; sondern dass in ihm

die Erkenntnis der Wahrheit den Wahn des

Selbsts überwinden und das Irrlicht des

eigenen Dünkens und Wähnens unter dem

Einflusse des Lichtes der Sonne der gött-

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lichen Weisheit verschwinden soll.

Der ewige Geist der Selbsterkenntnis,

der aus Jehoshua sprach, suchte das Ver-

gängliche zu überwinden, damit die Gott-

Der ewige Geist der Selbsterkenntnis, der aus J ehoshua sprach, suchte das Vergängliche zu überwinden, damit die Gott-

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— 928 —

-

heit in der Menschheit offenbar werde; aber

9 28

--

das Tierische begriff die Gefahr, welche sein

Dasein bedrohte. Deshalb galt es nun, die

heit in der Menschheit offenbar werde; aber das Tierische begriff die Gefahr, welche sein Dasein bedrohte. Deshalb galt es nun, die Wahrheit zu bekämpfen, und da sie selbst unvergänglich und unzerstörbar ist, so wandte sich die Wut der Feinde gegen die Form, in der sie erschien. Die Elemente des Irrtums, welche die Wahrheit nicht kannten, hielten sich selbst für wahr und glaubten der Wahrheit zu dienen, indem sie gegen sie kämpften.

Wahrheit zu bekämpfen, und da sie selbst

unvergänglich und unzerstörbar ist, so

wandte sich die Wut der Feinde gegen die

Form, in der sie erschien. Die Elemente des

Irrtums, welche die Wahrheit nicht kannten,

hielten sich selbst für wahr und glaubten

der Wahrheit zu dienen, indem sie gegen

sie kämpften.

So ist es auch heute noch, und so wird

es immer sein, solange die Menschen nicht

zwischen der Offenbarung der Wahrheit im

eigenen Innern und dem Fürwahrhalten von

Theorien unterscheiden können. Tausende

kämpfen für die Lüge unter dem Namen der

Wahrheit, die sie ja gar nicht kennen; sie

glauben für die Wahrheit zu kämpfen, indem

sie die Lüge, welche sie für wahr halten, ver-

theidigen.

Hätte Jehoshua ein neues Dogma aufge-

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stellt, so hätten die Pharisäer das Recht ge-

habt, ihm ein anderes Dogma gegenüber zu

stellen, und es wäre dann darauf ange-

So ist es auch heute noch, und so wird es immer sein, solange die Menschen nicht zwischen der Offenbarung der Wahrheit im eigenen Innem und dem Fürwahrhalten von Theorien unterscheiden können. Tausende kämpfen für die Lüge unter dem Namen der Wahrheit, die sie ja gar nicht kennen; sie glauben für die Wahrheit zu kämpfen, indem sie die Lüge, welche sie für wahr halten, vertheidigen. Hätte Jehoshua ein neues Dogma aufgestellt, so hätten die Pharisäer das Recht gehabt, ihm ein anderes Dogma gegenüber zu stellen, und es wäre dann darauf ange-

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— 929 —

kommen, zu beweisen, welches von diesen

Dogmen die meisten Gründe für seine Wahr-

scheinlichkeit hätte; aber in allen Über-

lieferungen aus jener Zeit finden wir nichts,

kommen, zu beweisen, welches von diesen Dogmen die meisten Gründe für seine Wahrscheinlichkeit hätte; aber in allen Überlieferungen aus jener Zeit finden wir nichts. das uns berechtigen könnte, zu glauben, dass der Geist der Erkenntnis von irgend jemandem verlangt hätte, dass man an diese oder jene Theorie glauben solle. Nirgends finden wir, dass er sagt: "Glaubet an die Wahrscheinlichkeit der auch von mir vorgelegten Theorien"; sondern "Glaubet an M ich! Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an meine Person, sondern an den Vater, der mich gesandt hat *), welcher die Urquelle alles Lichtes und des Daseins von allen Dingen ist.**) Glaubet daher an euer eigenes, wahres, unsterbliches Selbst, welches die Gottheit in der Menschheit, der Inbegriff aller V ollkommenheit ist." ***)

das uns berechtigen könnte, zu glauben,

dass der Geist der Erkenntnis von irgend

jemandem verlangt hätte, dass man an diese

oder jene Theorie glauben solle. Nirgends

finden wir, dass er sagt: „Glaubet an die

Wahrscheinlichkeit der auch von mir vorge-

legten Theorien"; sondern „Glaubet an

Mich! Wer an mich glaubt, der glaubt

nicht an meine Person, sondern an den

Vater, der mich gesandt hat*), welcher die

Urquelle alles Lichtes und des Daseins von

allen Dingen ist.**) Glaubet daher an euer

eigenes, wahres, unsterbliches Selbst, wel-

ches die Gottheit in der Menschheit, der In-

begriff aller Vollkommenheit ist."***)

Da war von nichts Fremdartigem oder

Entferntem die Rede, da wurden keine Be-

hauptungen aufgestellt, d'.a man hätte be-

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*) Johannes XII, 44.

**) Johannes I, I.

***) Koloss. II, 3.

Lotusblüten LI. 63

Da war von nichts Fremdartigem oder Entferntem die Rede, da wurden keine Behauptungen. aufgestellt, (~>:: man hätte be*) J ohannes XII, 44.

**) Johannes I,

I.

***) Koloss. TI, 3. Lotusblütell LI.

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— 93o —

-

weisen sollen, da handelte es sich um nichts

930

-

anderes als um die eigene Erkenntnis des

wahren unendlichen Selbsts, welches alles

umfasst und das für jedermann weder in

Büchern noch in äusserlichen Erscheinungen,

sondern im Heiligtum des Tempels der

Seele zu finden ist. Aber die Pharisäer er-

kannten sich selber nicht, und deshalb

konnten sie auch Jehoshua nicht erkennen.

Hätten sie die in ihm geoffenbarte Wahr-

heit erkannt, so wäre ihnen auch ihr eigenes

Dasein klar geworden. Dies ist aber gerade

das Schwerste von allen Dingen, sich selbst

zu erkennen, und deshalb können wir es

auch den Pharisäern nicht übel nehmen, dass

sie die Wahrheit nicht erkannten; weil der

Geist der Selbsterkenntnis nicht in ihnen

selbst, sondern in einem andern lebendig

war. Viel leichter ist es, sich alle mensch-

lichen Wissenschaften anzueignen, ein grosser

Gelehrter, Philosoph oder Theologe zu sein,

als sich selbst zu erkennen, denn das wahre

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Selbst, das erkannt werden soll, ist Gott*),

und wer ihn erkennt, der erkennt alle seine

Geheimnisse, welche dem menschlichen

*) II. Corinth. 13, 5.

weisen sollen, da handelte es sich um nichts anderes als um die eigene Erkenntnis des wahren unendlichen Selbsts, welches alles umfasst und das für jedennann weder in Büchern noch in äusserlichen Erscheinungen, sondern im Heiligtum des Tempels der Seele zu finden ist. Aber die Pharisäer erkannten sich selber nicht, und deshalb konnten sie auch Jehoshua nicht erkennen. Hätten sie die in ihm geoffenbarte Wahr.. . heit erkannt, so wäre ihnen auch ihr eigenes Dasein klar geworden. Dies ist aber gerade das Schwerste von allen Dingen, sich selbst zu erkennen, und deshalb können wir es auch den Pharisäern nicht übel nehmen, dass sie die Wahrheit nicht erkannten; weil der Geist der Selbsterkenntnis nicht in ihnen selbst, sondern in einem andern lebendig war. Viel leichter ist es, sich alle menschlichen Wissenschaften anzueignen, ein grosser Gelehrter, Philosoph oder Theologe zu sein, als sich selbst zu erkennen, denn das wahre Selbst, das erkannt werden soll, ist Gott*), und wer ihn erkennt, der erkennt alle seine Geheimnisse, welche dem menschlichen

.

*) H. Corinth. 13, 5.

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— 93i —

Wissen nicht zugänglich sind, weil nicht

-

das Licht des Menschenverstandes, sondern

93 1

nur der Atem Gottes, die göttliche Liebe im

Menschen die geheimnisvollen Tiefen des

Wissen nicht zugänglich sind, weil nicht das Licht des Menschenverstandes, sondern nur der Atem Gottes, die göttliche Liebe im Menschen die geheimnisvollen Tiefen des göttlichen Daseins durchdringt und erforscht. *)

göttlichen Daseins durchdringt und er-

forscht.*)

*) I. Corinth. II, 10.

(Fortsetzung folgt.)

63*

*) 1. Corinth. II,

JO.

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(Fortsetzung

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folgt.)

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Briefkasten.

Fragen von Abonnenten, welche nicht rein persönlicher Natur,

sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Ver-

fasser der „Lotusblüten" im „Briefkasten" besprochen.

P. F. in O. — Ich glaube, es hat noch niemand be-

hauptet, dass Theorieen im allgemeinen nichts wert seien;

im Gegenteile ist da, wo die wahre Erkenntnis nicht schon

vorhanden ist, eine richtige Theorie dazu dienlich, um der

wahren Erkenntnis Raum zu verschaffen. Dagegen ist es

Briefkasten.

aber auch leicht einzusehen, dass Ihnen aus einem fort-

währenden Herumreiten auf Theorieen keine neue innerliche

Kraft erwachsen wird, und dass Sie damit dem Unendlichen

Fragen von Abonnenten, welohe nicht rein persönlioher Natur, sondern von allgemeinem Interesse sind, werden durch den Verfasler der ,,LotuabUlten" im "Briefkasten" besprochen.

nicht näher kommen. Es handelt sich nicht darum, auf-

zufinden, ob diese oder jene den meisten Anspruch auf

Glaubwürdigkeit hat, sondern darum, dass man selber zu

einem neuen geistigen Leben erwacht.

L. L. in K. — "Weshalb beklagen Sie sich über die

Menschen und deren Egoismus? Wissen Sie denn nicht,

P. F. in O. - Ich glaube, es hat noch niemand behauptet, dass Theorieen im allgemeinen nichts wert seien; im Gegenteile ist da, wo die wahre Erkenntnis nicht schon vorhanden ist, eine richtige Theorie dazu dienlich, um der wahren Erkenntnis Raum zu verschaffen. Dagegen ist es aber auch leicht einzusehen, dass Ihnen aus einem fortwährenden Herumreiten auf Theorieen keine neue innerliche Kraft erwachsen wird, und dass Sie damit dem Unendlichen nicht näher kommen. Es handelt sich nicht darum, auszufinden, ob diese oder jene den meisten Anspruch auf Glaubwürdigkeit hat, sondern darum, dass man selber zu einem neuen geistigen Leben erwacht.

dass das ganze irdische Dasein seinen Ursprung im Egois-

mus hat? Was könnte aus dem Egoismus anderes als Egois-

mus entspringen? Deshalb ist der Mensch ein vom Egois-

mus erfülltes Tier, so lange sich in ihm nicht die Kraft

der Gotteserkenntnis (Theosophie), die göttliche, unbegrenzte

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Liebe bemerkbar macht. Je tiefer Sie in das persönliche

Selbst der Menschen blicken, um so mehr werden Sie darin

den hässlichsten Egoismus und Eigendünkel finden, und

hinter diesem Eigendünkel das Nichts, die Leere, wo-

raus dieser Eigendünkel entspringt. Suchen Sie dagegen

nach demjenigen Prinzip, aus welchem das wahre Selbst-

L. L. in R. - Weshalb beklagen Sie sich über die Menschen und deren Egoismus? Wissen Sie denn nicht, dass das ganze irdische Dasein seinen Ursprung im Egoismus hat? Was könnte aus dem Egoismus anderes als Egoismus entspringen? Deshalb ist der Mensch ein vom Egoismus erfülltes Tier, so lange sich in ihm nicht die Kraft der Gotteserkenntnis (Theosophie), die göttliche, unbegrenzte Liebe bemerkbar macht. Je tiefer Sie in das persönliche Selbst der Menschen blicken, um so mehr werden Sie darin den hässlichsten Egoismus und Eigendünkel finden, und hinter diesem Eigendünkel das Nichts, die Leere, woraus dieser Eigendünkel entspringt. Suchen Sie dagegen nach demjenigen Prinzip, aus welchem das wahre Selbst-

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— 933 —

933

bewusstsein entspringt, so finden Sie eine Fülle von Licht,

die in jedem Menschen nach Offenbarung strebt, und sich

offenbart, sobald er dazu reif ist. Wer das wahre göttliche

bewusstsein entspringt, so finden S~e eine Fülle von Licht, die in jedem Menschen nach Offenbarung strebt t und sich offenbartt sobald er dazu reif ist. Wer das wahre göttliche Dasein erkennt, der sieht die Welt, so wie sie ist, als eine Narrenkomödiet über die man lacht t nicht aber sich ärgert. Wer sich darüber ärgert, der ärgert sich über das N aturgesetz und ist selber ein Narr.

Dasein erkennt, der sieht die Welt, so wie sie ist, als eine

Narrenkomödie, über die man lacht, nicht aber sich ärgert.

Wer sich darüber ärgert, der ärgert sich über das Natur-

gesetz und ist selber ein Narr.

K. v. B. in H. — Wenn ein Okkultist an einem an-

deren Menschen schlechte Eigenschaften wahrnimmt, so

verachtet er ihn deshalb nicht; denn er sieht den inneren

Menschen hinter der Maske der Persönlichkeit, und er be-

mitleidet ihn, weil eran ein so widerspenstiges und untaugliches

Werkzeug gebunden ist; wovon niemand so sehr zu leiden

hat, als der Betreffende selbst. In der Regel sieht aber

K. v. B. in H. - Wenn ein Okkultist an einem anderen Menschen schlechte Eigenschaften wahrnimmt, so verachtet er ihn deshalb nicht; denn er sieht den inneren Menschen hinter der Maske der Persönlichkeit, und er bemitleidet ihn, weil er an ein so widerspenstiges und untaugliches Werkzeug gebunden ist; wovon niemand so sehr zu leiden hat, als der Betreffende selbst. In der Regel sieht aber derjenige, welcher in anderen Menschen viel Böses und Schlechtes zu sehen glaubt t dabei nur das Spiegelbild seiner eigenen Fehler. Man wirft anderen immer diejenigen Fehler vor, die man am meisten selber besitzt.

derjenige, welcher in anderen Menschen viel Böses und

Schlechtes zu sehen glaubt, dabei nur das Spiegelbild seiner

eigenen Fehler. Man wirft anderen immer diejenigen Fehler

vor, die man am meisten selber besitzt.

G. M. in F. — Ein wahrer „esoterischer Verein" ist

eine geistige Vereinigung. Eine äusserliche Vereinigung ist

nur eine Form und hat keinen Wert, wenn der selbst-

bewusste Geist darin nicht vorhanden ist. Wer das „Haupt"

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oder „Centrum" einer solchen Vereinigung sein will, indem

muss der Geist der Selbsterkenntnis zu einer Sonne geworden

sein, deren Licht den ganzen Kreis erleuchtet. Ein so-

genannter „geistiger Verein" ohne Geist ist eine Narren-

komödie. Eine Zusammenkunft von geistig bewusstlosen

Seelen wäre, wenn sie überhaupt zusammenkommen könnten,

eine Zusammenkunft von Scheintoten.

TL K, in II. — Wie lässt sich die Wahrheit be-

weisen? Eine klare Darlegung ist der beste Beweis. Wer

für diesen Beweis kein Verständnis hat, dem kann man

G. M. in F. - Ein wahrer "esoterischer Verein" ist eine geistige Vereinigung. Eine äusserliche Vereinigung ist nur eine Form und hat keinen Wert, wenn der selbstbewusste Geist darin nicht vorhanden ist. Wer das "Haupt" oder "Centrum" einer solchen Vereinigung sein will t in dem muss der Geist der Selbsterkenntnis zu einer Sonne geworden sein, deren Licht den ganzen Kreis erleuchtet. Ein sogenannter "geistiger Verein" ohne Geist ist eine Narrenkomödie. Eine Zusammenkunft von geistig bewusstlosen Seelen wäre, wenn sie überhaupt zusammenkommen könnten t eine Zusammenkunft von Scheintoten.

auch nichts beweisen. Der Weise erkennt sich selbst, der

U. K. in M. - Wie lässt sich die Wahrheit beweisen? Eine klare Darlegung ist der beste Beweis. Wer für diesen Beweis kein Verständnis hat, dem kann man auch nichts beweisen. Der Weise erkennt sich selbst, der

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— 934 —

934

Blinde schreit nach Beweisen und der Narr verwirft die

Beweise selbst, wenn er sie sieht. Wenn Sie den Unter-

schied zwischen dem Eigendünkel und der wahren Erkennt-

Blinde schreit nach Beweisen und der Narr verwirft die Beweise selbst, wenn er sie sieht. Wenn Sie den Unterschied zwischen dem Eigendünkel und der wahren Erkenntnis der eigenen Kraft geschildert haben wollen, so rate ich Ihnen, Helene Boehlaus Roman "Der RangierbahnhoC" zu lesen.

nis der eigenen Kraft geschildert haben wollen, so rate

ich Ihnen, Helene Boehlaus Roman „Der Rangierbahn-

hof" zu lesen.

R. P. in G. — Der Grund, weshalb man den Ge-

lehrten der Welt die Wahrheit nicht unverhüllt zeigen kann,

ist, weil dieselben keine Augen haben, um sie zu sehen.

Der Scheinmensch sieht nur die äussere Form, nicht aber

den Inhalt. Deshalb sagt Goethe:

Wer Weisheit lehren will, wo Erdensöhne streiten

R. P. :in G. - Der Grund, weshalb man den Gelehrten der Welt die Wahrheit nicht unverhüllt zeigen kann, ist, weil dieselben keine Augen haben, um sie zu sehen. Der Scheinmensch sieht nur die äussere Form, nicht aber den Inhalt. Deshalb sagt Goethe :

Um Ehre, Ruhm und Geld, der darf sie nur verstellt

Dem hohlen Publikum als Märchen unterbreiten."

Wie würden diese Leute erschrecken, wenn sie ein-

sehen könnten, dass sie selber ein Nichts sind, und dass

die Wahrheit allein das wahre Wirkliche ist!

N. L In E — Unter „Medidation" versteht man

weder die Gedankenkoncentration auf einen Gegenstand,

noch das Nachdenken über einen Gegenstand, noch das

Wer Weisheit lehren will, wo Erdensöhne streiten Um Ehre, Rnhm und Geld, der darf sie nur verstellt Dem hohlen Publikum als Mlrchen unterbreiten."

Schwärmen für einen Gegenstand, sondern ein Eingehen

des Bewusstseins in den betreffenden Gegenstand selbst,

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wobei der Erkenner und das Erkannte eins in der Erkennt-

nis (zur Dreieinigkeit) werden. Medidation im geistigen

Wie würden diese Leute erschrecken, wenn sie einsehen könnten, dass sie selber ein Nichts sind, und dass die Wahrheit allein das wahre Wirkliche ist!

Sinne ist daher ein Eingehen in das eigene göttliche Selbst-

bewusstsein und ein Aufgehen darin, wobei alle Vorstellung

von „Ich", oder „ich weiss", oder „ich will wissen" ver-

schwindet. Es ist da nicht mehr der Mensch, welcher denkt,

sondern das Göttliche im Menschen, welches in ihm denkt

N. I. in H. -

Unter "Medidation" versteht man weder die Gedankenkoncentration auf einen Gegenstand, noch das Nachdenken über einen Gegenstand, noch das Schwärmen für einen Gegenstand, sondern ein Eingehen des Bewusstseins in den betreffenden Gegenstand selbst, wobei der Erkenner und das Erkannte eins in der Erkenntnis (zur Dreieinigkeit) werden. Medidation im geistigen Sinne ist daher ein Eingehen in das eigene göttliche Selbstbewusstsein und ein Aufgehen darin, wobei alle Vorstellung von "Ich", oder "ich weiss", oder "ich will wissen" verschwindet. Es ist da nicht mehr der Mensch, welcher denkt, sondern das Göttliche im Menschen, welches in ihm denkt und will. Mit anderen Worten, es ist ein Aufgehen des Lichtes der Wahrheitserkenntnis in der Seele des Menschen und alles was der Mensch in seiner Selbstheit dabei zu thun hat, ist, dass er dieses Licht in sich wirken lässt und in diesem Bewusstseinszustande bleibt. Das eigene Denken

und will. Mit anderen Worten, es ist ein Aufgehen des

Lichtes der Wahrheitserkenntnis in der Seele des Menschen

und alles was der Mensch in seiner Selbstheit dabei zu

thun hat, ist, dass er dieses Licht in sich wirken lässt und

in diesem Bewusstseinszustande bleibt. Das eigene Denken

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und Wollen ist dabei nur ein Hindernis. Diese Medidation

ist aber nur denjenigen möglich oder verständlich, welche

und Wollen ist dabei nur ein Hindernis. Diese Medidation ist aber nur denjenigen möglich oder verständlich, welche (wie Sankaracharya sagt) im Besitze der Fähigkeit' sind, das Ewige in sich zu empfinden und es vom Vergänglichen zu unterscheiden; oder wie Rückert sagt: u Was in mir Ewiges denkt, muss ewig sein." Durch die richtige Medidation wächst dieses Ewige, diese Kraft der Selbsterkenntnis im Menschen, und nimmt am Ende sein ganzes Wesen ein. Dies ist die Selbsterkenntnis der Wahrheit, die u Theosophie". Wer aber kein Bewusstsein des Ewigen und Göttlichen in sich trägt, der kann auch nicht darin eingehen und ftir ihn ist uMedidation" ein Wort ohne Sinn.

(wie Sankaracharya sagt) im Besitze der Fähigkeit sind,

das Ewige in sich zu empfinden und es vom Vergänglichen

zu unterscheiden; oder wie Rückert sagt: „Was in mir

Ewiges denkt, muss ewig sein." Durch die richtige Medi-

dation wächst dieses Ewige, diese Kraft der Selbsterkennt-

nis im Menschen, und nimmt am Ende sein ganzes Wesen

ein. Dies ist die Selbsterkenntnis der Wahrheit, die „Theo-

sophie". Wer aber kein Bewusstsein des Ewigen und

Göttlichen in sich trägt, der kann auch nicht darin eingehen

und für ihn ist „Medidation" ein Wort ohne Sinn.

Buchhandlung des Erziehungsvereins in Heu-

kirohen bei Moers. — Der uns freundlichst zugesandte

Abreisskalender für 1897 „Der christliche Hausfreund" ist

sehr zu empfehlen. Er ist ganz theosophisch gehalten,

und es ist nur zu hoffen, dass die darin enthaltenen geistigen

Wahrheiten auch richtig geistig aufgefasst werden. Das

geistige Christentum ist Theosophie; die Form ohne den

Geist ein Nichts.

„Rosenkreuzer" in H. — Es ist allerdings inter-

:Buchhandlung des Erziehungsvereins in N enkirchen bei Moers. - Der uns freundlichst zugesandte

essant und zweckdienlich zur Erziehung, an sich selbst und

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an anderen Menschen die persönlichen Fehler zu beobachten

und darnach zu trachten, sie zu verbessern; aber viel besser

Abreisskalender für 1897 uDer christliche Hausfreund" ist sehr zu empfehlen. Er ist ganz theosophisch gehalten, und es ist nur zu hoffen, dass die darin enthaltenen geistigen Wahrheiten auch richtig geistig aufgefasst werden. Das geistige Christentum ist Theosophie; die Form ohne den Geist ein Nichts.

ist es und führt viel schneller zum Ziele, das wahre Selbst

(Gott) in sich und in allem kennen zu lernen. Durch das Ein-

gehen „in Gott", d. h. in das wahre göttliche Selbstbe-

wusstsein, erhebt sich die Seele über das persönliche Dasein

und braucht sich um die Fehler seiner Persönlichkeit nicht

mehr zu bekümmern. Je mehr man sich in das Ewige

versenkt, und je weniger man an die vergängliche Persön-

lichkeit und deren zu erringende Vorteile denkt, um so

besseristes. AufgabederMoralistes, einen moralischen, selbst-

"Rosenkreuzer" in H. - Es ist allerdings interessant und zweckdienlich zur Erziehung, an sich selbst und an anderen Menschen die persönlichen Fehler zu beobachten und damach zu trachten, sie zu verbessern; aber viel besser ist es und führt viel schneller zum Ziele, das wahre Selbst (Gott) in sich und in allem kennen zu lernen. Durch das Eingehen "in Gott", d. h. in das wahre göttliche Selbstbewusstsein, erhebt sich die Seele über das persönliche Dasein und braucht sich um die Fehler seiner Persönlichkeit nicht mehr zu bekümmern. Je mehr man sich in das Ewige versenkt, und je weniger man an die vergängliche Persönlichkeit und deren zu erringende Vorteile denkt, um so besserist es. Aufgabe der Moral ist es, einen moralischen, selbst-

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gefälligen Menschen zu machen; aber die wahre Gotteserkennt-

nis geht viel höher, sie lässt das persönliche Selbst mit allen

geflllligen Menschen zu machen; aber die wahre Gotteserkenntnis geht viel höher, sie lässt das persönliche Selbst mit allen leinen Fehlern und Tugenden im Reiche der Vergänglichkeit zurück, und wenn alles vom Menschen abgestreift ist, was nicht Gott ist, so bleibt nur mehr Gott übrig.

seinen Fehlern und Tugenden im Reiche der Vergänglich-

keit zurück, und wenn alles vom Menschen abgestreift ist,

was nicht Gott ist, so bleibt nur mehr Gott übrig.

„Alchemist" in Z. — Es unterliegt gar keinem

Zweifel, dass es dem durch seine Schriften bekannten

Chemiker August Strindberg gelungen ist, Gold aus Eisen-

sulfat chemisch darzustellen. Damit wäre die Frage der

Transmutation von Eisen in Gold praktisch gelöst, und

es handelt sich nur noch darum, ob diese Darstellung so

,,Alchemist" in Z. -

Es unterliegt gar keinem Zweifel, dass es dem durch seine Schriften bekannten Chemiker August Strindberg gelungen ist, Gold aus Eisensulfat chemisch darzustellen. Damit wäre die Frage der Transmutation von Eisen in Gold praktisch gelöst, und es handelt sich nur noch darum, ob diese DlUstellung so verbessert werden kann, dass sie einen kommerziellen Wert erlangt.

verbessert werden kann, dass sie einen kommerziellen Wert

erlangt.

M. H. in B. — Es ist ein himmelweiter Unterschied

zwischen „Unselbständigkeit" und „Selbstlosigkeit". Die

eine entspringt aus der Unwissenheit, die andere aus der

Erkenntnis. Aus der Unfähigkeit zwischen diesen zwei

Begriffen zu unterscheiden, entsprang die pietistische

Schwärmerei der Quietisten, welche geradezu das Gegen-

teil von dem befolgen, was ihr Meister, Michael de Molinos,

gelehrt hat. „Selbstlos" sein heisst vom Selbstwahne los

geworden zu sein, nicht aber kraftlos die Flügel hängen

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zu lassen und darauf zu warten, dass irgend ein äusser-

licher Gott für das liebe „Selbst" sorgt. Das ScheiDselbst

:M. H. in B. -

Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen "Unselbständigkeit" und "Selbstlosigkeit". Die eine entspringt aus der Unwissenheit, die andere aus der Erkenntnis. Aus der Unfähigkeit zwischen diesen zwei Begriffen zu unterscheiden, entsprang die pietistische Schwärmerei der Quietisten, welche geradezu das Gegenteil von dem befolgen, was ihr Meister, Michael de Molinos, gelehrt hat. "Selbstlos" sein heisst vom Selbstwahne los geworden zu sein, nicht aber kraftlos die Flügel hängen zu lassen und darauf zu warten, dass irgend ein äusserlicher Gott ftir das liebe "Selbst" sorgt. Das Scheinselbst kann man nur dadurch los werden, dass man zur Erkenntnis des wahren göttlichen, unpersönlichen Selbstes, d. h. zur Gotteserkenntnis im eigenen Innem, gelangt.

kann man nur dadurch los werden, dass man zur Erkennt-

nis des wahren göttlichen, unpersönlichen Selbstes, d. h.

zur Gotteserkenntnis im eigenen Innern, gelangt.

R. F. in K. — „Theosophie" ist die Erkenntnis der

Wahrheit im Christentum sowohl, als auch in anderen

Dingen. Wenn Sie schon so weit vorgeschritten sind, dass

Sie den geistigen Sinn der heiligen Schriften der Christen

völlig begreifen, so können Sie getrost alle indischen hei-

R. F. in K. - "Theosophie" ist die Erkenntnis der Wahrheit im Christentum sowohl, als auch in anderen Dingen. Wenn Sie schon so weit vorgeschritten sind, dass Sie den geistigen Sinn der heiligen Schriften der Christen völlig begreifen, so können Sie getrost alle indischen hei-

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ligen Schriften bei Seite lassen. Es giebt aber Leute, die

diesen hohen Standpunkt noch nicht erreicht haben, und

die mit Hilfe der Lehren der indischen Weisen dazu ge-

ligen Schriften bei Seite lassen. Es giebt aber Leute, die diesen hohen Standpunkt noch nicht erreicht haben, und die mit Hilfe der Lehren der indischen Weisen dazu gelangen, die in der christlichen Religion enthaltene Wahrheit erkennen zu lernen.

langen, die in der christlichen Religion enthaltene Wahr-

heit erkennen zu lernen.

Prof. Q. in V. — Die deutschen „Sprachverbesserer"

sind in Wirklichkeit Sprachverderber und ihre bedauerns-

werten Erfolge ein Beweis des Anfanges des Zerfalles des

Deutschtums. Wenn die Leute dickköpfig werden, so geht

ihnen auch das Verständnis für feinere Unterscheidungen

in Betonung und Aussprache verloren. Wer z. B. den

Prof. G. in V. - Die deutschen "Sprachverbesserer" sind in Wirklichkeit Sprachverderber und ihre bedauernswerten Erfolge ein Beweis des Anfanges des Zerfalles des Deutschtums. Wenn die Leute dickköpfig werden, so geht "ihnen auch das Verständnis für feinere Unterscheidungen in Betonung und Aussprache verloren. Wer z. B. den Unterschied zwischen "Noth" und "Not", "Rath" und "Rat", nicht empfindet, dem traue ich auch keine feinere geistige Empfindung zu. Leider sind wir durch die Mode gezwungen, uns bis zu einem gewissen Grade dem neuen Sprachgebrauche ~u fUgen, aber statt "Lotusblüthen" "Lotusblüten" zu schreiben, dazu gebe ich mich nicht her. Die Sprache eines Volkes, sowie dessen Moral ist nicht ein künstliches Machwerk, sondern ein Resultat des natürlichen Wachstums, ein Ausdruck des Charakters des Volkes. Wenn einmal die Sprache verkünstelt und unnatürlich wird, dann geht es auch mit der Natürlichkeit des Charakters des Volkes zu Ende und dann ist bald Alles nur mehr verkünsteltes Machwerk und Pfuscherei.

Unterschied zwischen „Noth" und „Not", „Rath" und

„Rat", nicht empfindet, dem traue ich auch keine feinere

geistige Empfindung zu. Leider sind wir durch die Mode

gezwungen, uns bis zu einem gewissen Grade dem neuen

Sprachgebrauche zu fügen, aber statt „Lotusblüthen"

„Lotusblüten" zu schreiben, dazu gebe ich mich nicht her.

Die Sprache eines Volkes, sowie dessen Moral ist nicht

ein künstliches Machwerk, sondern ein Resultat des natür-

lichen Wachstums, ein Ausdruck des Charakters des Vol-

kes. Wenn einmal die Sprache verkünstelt und unnatür-

lich wird, dann geht es auch mit der Natürlichkeit des

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Charakters des Volkes zu Ende und dann ist bald Alles

nur mehr verkünsteltes Machwerk und Pfuscherei.

M. in B. — „Gott" hat vielerlei Namen und lässt

sich nicht in einer alle Begriffe umfassenden Weise defi-

nieren, weil er über alle menschlichen Begriffe erhaben ist.

Aber in einer der verschiedenen Anschauungsformen ist er

die allen Erscheinungen zu Grunde liegende Wesenheit.

Wäre keine Wesenheit da, so gäbe es auch keine Er-

scheinung. In einem bestialischen Menschen ist Gott eben-

sogut enthalten, wie die Wärme in einem Eisklotz. Wie

aber die Wärme in einem Eisklotz gebunden ist und sich

M. in B. -

"Gott" hat vielerlei Namen und lässt sich nicht in einer alle Begriffe umfassenden Weise definieren, weil er über alle menschlichen Begriffe erhaben ist. Aber in einer der verschiedenen Anschauungsformen ist er die allen Erscheinungen zu Grunde liegende Wesenheit. Wäre keine Wesenheit da, so gäbe es auch keine Erscheinung. In einem bestialischen Menschen ist Gott ebensogut enthalten, wie die Wärme in einem Eisklotz. Wie aber die Wärme in einem Eisklotz gebunden ist und sich

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nicht entwickeln kann, solange der Eisklotz kalt und starr

ist, und nicht durch die Einwirkung der Wärme von

nicht entwickeln kann, solange der Eisklotz kalt und stur ist, und nicht durch die Einwirkung der Wirme von Aussen aufgelöst wird, so kann sich auch das Gottesbewussuein in einem Stein oder in einem Ochsen nicht offenbaren, weil deren "Seelen" nicht fähig sind, die Schwingungen der göttlichen Liebe und Harmonie, welche das Weltall durchdringt, zu empfinden und mitzuschwingen. In einem viehischen Menschen vibriert nur das tierische Prinzip in seiner Übereinstimmung mit dem Tierischen in der Natur. Das göttliche Prinzip der Liebe, welche aus der Erkenntnis der Wahrheit entspringt, ist in seiner Seele' gebunden, so wie die Wärme im Eis, oder wie die tt verwunschene Prinzessin" im Zauberschloss. Da muss erst die Liebe von Aussen kommen und den göttlichen Funken erwecken. Diese Erweckung und Verbreitung der geistigen Kraft der Liebe ist die Aufgabe der Mitglieder der tt Theosophischen Gesellschaft", sie wird aber noch lange nicht von Allen verstanden. Die wahre Liebe ist die geistige Erkenntnis der Einheit Gottes in Allem. Sie ist eine geistige Kraft, welche das materielle Prinzip der Seele durchdringt und löst. W er sie nicht hat, der erkennt sie nicht, und deshalb besteht auch die angebliche "Theosophie" von vielen Leuten in nichts anderem als in Theorie oder Schwärmerei, und endigt nicht in der That, sondern in Rechthaberei.

Aussen aufgelöst wird, so kann sich auch das Gottesbe-

wusstsein in einem Stein oder in einem Ochsen nicht offen-

baren, weil deren „Seelen" nicht fähig sind, die Schwing-

ungen der göttlichen Liebe und Harmonie, welche das

Weltall durchdringt, zu empfinden und mitzuschwingen.

In einem viehischen Menschen vibriert nur das tierische

Prinzip in seiner Übereinstimmung mit dem Tierischen in

der Natur. Das göttliche Prinzip der Liebe, welche aus

der Erkenntnis der Wahrheit entspringt, ist in seiner Seele

gebunden, so wie die Wärme im Eis, oder wie die „ver-

wunschene Prinzessin" im Zauberschloss. Da muss erst

die Liebe von Aussen kommen und den göttlichen Funken

erwecken. Diese Erweckung und Verbreitung der geistigen

Kraft der Liebe ist die Aufgabe der Mitglieder der „Theo-

sophischen Gesellschaft", sie wird aber noch lange nicht

von Allen verstanden. Die wahre Liebe ist die geistige

Erkenntnis der Einheit Gottes in Allem. Sie ist eine

geistige Kraft, welche das materielle Prinzip der Seele

durchdringt und löst. Wer sie nicht hat, der erkennt sie

nicht, und deshalb besteht auch die angebliche „Theo-

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sophie" von vielen Leuten in nichts anderem als in Theorie

oder Schwärmerei, und endigt nicht in der That, sondern

in Rechthaberei.

R. J. in W. — Die Theosophie oder Gotteserkennt-

nis umfasst nicht nur die Erkenntnis des Wesens aller

Dinge, sondern auch aller seiner Werke oder Offen-

barungen in der Natur. Deshalb beziehen sich die theo-

sophischen Lehren nicht bloss auf die Theologie, sondern

auch auf das ganze Gebiet der Seelenkunde und schliess-

lich auch auf die ganze Naturwissenschaft. Der Zweck

dieser Lehren ist aber nicht das blosse Wissen, sondern

die That.

R. J. in W. - Die Theosophie oder Gotteserkenntnis umfasst nicht nur die Erkenntnis des Wesens aller Dinge, sondern auch aller seiner Werke oder Offenbarungen in der Natur. Deshalb beziehen sich die theosophischen Lehren nicht bloss auf die Theologie, sondem auch auf das ganze Gebiet der Seelenkunde und schIiesslich auch auf die ganze Naturwissenschaft. Der Zweck dieser Lehren ist aber nicht das blosse Wissen, sondern die That.

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H". K. in S. — Es giebt nichts Leichteres als die

Theosophie zu erlernen. Man braucht dabei weder zu

grübeln, noch zu studieren. Wenn man nur die richtige

N. X. in 8. -

Es giebt nichts Leichteres als die Theosophie zu erlernen. Man braucht dabei weder zu grübeln, noch zu studieren. Wenn man nur die richtige Empfindung hat, so kommt die Erkenntnis von selbst.

Empfindung hat, so kommt die Erkenntnis von selbst.

L. M. in L. — Der von Ihnen berührte Punkt ist

von höchster Wichtigkeit und verdient deshalb in weiteren

Kreisen besprochen zu werden. An Vereinen, welche sich

mit Theosophie, Okkultismus, Metaphysik etc. beschäf-

tigen, ist durchaus kein Mangel. Sie schiessen jetzt überall

empor, wie die Pilze über Nacht. Aber den meisten dieser

L. :M. in L. -

Der von Ihnen berührte Punkt ist von höchster Wichtigkeit und verdient deshalb in weiteren Kreisen besprochen zu werden.. An Vereinen, welche sich mit Theosophie, Okkultismus, Metaphysik etc. beschäftigen, ist durchaus kein Mangel. Sie schiessen jetzt überall empor, wie die Pilze über Nacht. Aber den meisten dieser Vereine fehlt es an der zur Erreichung ihrer Zwecke unentbehrlichen geistigen Kraft. Sie stützen sich auf ihre eigene Klugheit und sehen nicht ein, dass ein Mensch, der noch nicht zum göttlichen Selbstbewusstsein erwacht (im Geiste wiedergeboren) ist, einen geistigen, wenn auch persönlich nicht sichtbarlich anwesenden Führer ebenso nötig hat, als die Erde des Mondes und der Sterne bedarf, wenn Wohl sie des Nachts des LiChtes der Sonne entbehrt. hat jeder Mensch den göttlichen Funken der Selbsterkenntnis in sich, aber um diesen Funken zum Leuchten zu bringen, dazu bedarf es der Führung, welche nicht sowohl in der intuitiven Mitteilung von Ideen, als vielmehr in dem geistigen Einflusse der von dem geistigen Führer ausströmenden geistigen Kraft besteht. Ohne diese Führung kann ein Mensch durch viele Reinkarnationen im Dunkeln herumtappen, wenn er nicht schon in einem früheren Dasein dem Lichte nahe gekommen ist. Ein wirklicher Adept oder "Mahatma" ist ein geistiges Licht, welches durch seinen Einfluss die im Schüler schlummernde Kraft der Selbsterkenntnis .ernährt, erweckt und belebt, und es ist deshalb nicht ohne Grund, dass der wabre Okkultist seinen "Meister" wie einen Gott verehrt. Der Meister ist für ihn wie ein Spiegel, in welchem er das Bild der Sonne schaut, ",eIcher er sich selbst noch nicht nähern kann.

Vereine fehlt es an der zur Erreichung ihrer Zwecke un-

entbehrlichen geistigen Kraft. Sie stützen sich auf ihre

eigene Klugheit und sehen nicht ein, dass ein Mensch, der

noch nicht zum göttlichen Selbstbewusstsein erwacht (im

Geiste wiedergeboren) ist, einen geistigen, wenn auch per-

sönlich nicht sichtbarlich anwesenden Führer ebenso nötig

hat, als die Erde des Mondes und der Sterne bedarf, wenn

sie des Nachts des Lichtes der Sonne entbehrt. Wohl

hat jeder Mensch den göttlichen Funken der Selbsterkennt-

nis in sich, aber um diesen Funken zum Leuchten zu

bringen, dazu bedarf es der Führung, welche nicht sowohl

in der intuitiven Mitteilung von Ideen, als vielmehr in

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dem geistigen Einflusse der von dem geistigen Führer aus-

strömenden geistigen Kraft besteht. Ohne diese Führung

kann ein Mensch durch viele Reinkaruationen im Dunkeln

herumtappen, wenn er nicht schon in einem früheren Da-

sein dem Lichte nahe gekommen ist. Ein wirklicher Adept

oder „Mahatma" ist ein geistiges Licht, welches durch

seinen Einfluss die im Schüler schlummernde Kraft der

Selbsterkenntnis ernährt, erweckt und belebt, und es ist

deshalb nicht ohne Grund, dass der wahre Okkultist seinen

„Meister" wie einen Gott verehrt. Der Meister ist für

ihn wie ein Spiegel, in welchem er das Bild der Sonne

schaut, welcher er sich selbst noch nicht nähern kann.

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94°

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Wer des Führers entbehren und sich durch eigenen Vor-

witz zur Sonne emporschwingen zu können glaubt, dem kann

Wer des Führers entbehren und sich durch eigenen Vorwitz zur Sonne emporschwingen zu können glaubt, dem kann es geschehen, dass er sich dabei wie !karos die selbstgemachten Flügel verbrennt. Auch irren sich diejenigen, welche sich unter einem geistigen Führer eine Art von Schulmeister vorstellen. Die KI.Jl:, durch welche der Meister den Schüler leitet, ist die Liebe, und die Liebe ist es, welche die Beiden verbindet. Aus dieser Liebe entspringt das Licht der Erkenntnis. Wer den Meister nicht liebt, der kann ihn auch nicht erkennen, und wer ihn nicht erkennt, dessen Liebe ist nichts weiter als Schwärmerei.

es geschehen, dass er sich dabei wie Ikaros die selbst-

gemachten Flügel verbrennt. Auch irren sich diejenigen,

welche sich unter einem geistigen Führer eine Art von

Schulmeister vorstellen. Die Ki<ift, durch welche der

Meister den Schüler leitet, ist die Liebe, und die Liebe

ist es, welche die Beiden verbindet. Aus dieser Liebe

entspringt das Licht der Erkenntnis. Wer den Meister

nicht liebt, der kann ihn auch nicht erkennen, und wer

ihn nicht erkennt, dessen Liebe ist nichts weiter als

Schwärmerei.

Ä. Q-. in N. — Es giebt verschiedene Dinge, die

man „okkult" nennen kann. Dasjenige, was man nicht mit

den Sinnen wahrnehmen, sondern nur intellektuell begreifen

kann, ist gewissermassen okkult; die wahre okkulte Wissen-

schaft aber bezieht sich auf dasjenige, was dem mensch-

lichen Verstande unerreichbar und nur durch den Geist der

Weisheit erkannt werden kann. Nur das Unsterbliche,

Göttliche im Menschen kann das Ewige, Göttliche in der

Natur erkennen, und der wahre „Okkultist" ist derjenige,

R. G. in N. - Es giebt verschiedene Dinge, die man "okkult" nennen kann. Dasjenige, was man nicht mit den Sinnen wahrnehmen, sondern nur intellektuell begreifen kann, ist gewissennassen okkult j die wahre okkulte Wissenschaft aber bezieht sich auf dasjenige, was dem menschlichen Verstande unerreichbar und nur durch den Geist der Weisheit erkannt werden kann. Nur das Unsterbliche, Göttliche im Menschen kann das Ewige, Göttliche in der Natur erkennen, und der wahre "Okkultist" ist derjenige, in dem das Unsterbliche, qpttliche zum Selbstbewusstsein gekommen ist.

in dem das Unsterbliche, Göttliche zum Selbstbewusstsein

Generated for John Patrick Deveney (University of Chicago) on 2014-11-22 17:26 GMT / http://hdl.handle.net/2027/hvd.hnue9g Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www.hathitrust.org/access_use#pd-us-google

gekommen ist.

Druck von Carl Otto in Meerane.

Druck von ellrl Otto in Meerane.

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