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DE INCARNATIONE VERBI, oder
Von der
SSeenſchwerðung
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Shrifti ,
in drey Theile abgetheilet : als
erſtlich ,
Wie das s Ewige Wort fey wor . e da
und von Maria der Jungfrauen , wer fie von ihrem lirftand geweſen , und was ſie ſey in der Empfängniß ihres Sohnes JEfu Cbriſti für cine Mutter worden . den ;
Zum andern , Wie wir müſſen in Chriſti Lei den , Sterben und Tod eingehen , und aus 2 ſeinem Tode mit Fhm und durch Ihn auferſtehena und ſeinem Bilde åbnlich werden , und ewig in Ihme leben . Zum dritten, Der Baum des Chriſtlichen Glaubens: Ein rechter Unterricht, wie der Menſch kúnné ein Geiſt mit GOtt fenn , und was er thun müſſe, daß eru ! Ottes Werdt wirdfe. Geſchrieben nach Göttlicher Erleuchtung V011 Jacob Böhmen , im Jahr1920 . Bedrudt im Jahr des ausgebornen groſſen Beils 1730.
Verzeichniß der Capitel. Der erſte Theil. Wie das Ewige Wort Tey Menſch worden 2c. I. Cap. Daß die Perſon Chrifti, wie auch ſeine Menſchmers dung, ausnatürlicer Wiße, oder dem Buchſtaben der þeiligen Schrift, ohne GöttlicheErleuchtung, nicht könne erkantwerden . Item vom Urftande des emigen Gott pag . 1 lichen Wefens. Cap . Difenbarung der Gottheitdurch die Schöpfung der 9 Engel und Menſchen aus Göttlicher Eſſeng. 15 3. Cap. Die Porte der Schöpfung des Menſchen. 4. Cap . Von dem Paradeifiicben Weſen und Regiment, wie es båttemogen ſeyn, ſo der Menſch were in der Unſchuld 23 blieben
30 5. Cap. Vom kläglichen elenden Fall des Menſchen. GOtt ein Weib babe aus e, Cap. Pon Adams Schlafwie ihme gemacht, undwie er vollend fey irdiſch worden , und wie itme GOtt mit dem Fluche das Paradeis entzogen 45 babe. 7. Cap . Pomverbeiffenen Weibes:Samen und Schlangena 54 Sreter. 8. Cap. Von der Jungfrauen Maria und der Menſowers бі dung Jeſu Chriſti des Sobnes GOttes. 9. Cap. Don Marien Jungfrauſchaft ;was ſie vor der Bes nebeyung ſepgeweſen, und wasſie in der Benedeyung rep 68 worden . es s fi , GOtt rt Sobn des Chrif 10. Cap . Von der Gebu JEfu en als alle Menſch Kinder ,fey in und wie Er 9 Monat , Mutterleibe verſchloſſen gelegen , und wie eigentlich feine 78 Menſchwerdung fey . i II . Cap . Von der Nugbarkeit ; was uns armen Sevå- Kina dern die Menſchwerdung und Geburt JEfu Chrifti des 84 Sohnes GOttes nůße. 12. Cap. Von der reinen Jungfrauſdaft, wie wir arme Bes vå - Kinder müſſen aus der reinen Jungfräulichen Zucht in der Menſchwerdung Shuinti empfangen und in GOte neugea
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Verzeichniß der Capitel. neugeboren werden : anders ſollen wir GOtt niebe robauen. 90 13. Cap . Vom zweyfarben Menſchen, als vom alten und neu, en Udam ; wie ſich der alte Böſe gegen den Neuen balte ; was ein ieder für eine Religion, leben und Glauben fübre, und was ein ieder verſtebe. 100
14. Cap. Bon der neuen Wiedergeburt : In was Subſtane, Efeng , Weſen und Eigenfdaft die neue Wiedergeburt, als das Jungfrauen - Kind,ſtebe,weil es noch im alten U. III dam ftecket. Der andere Theil. Pon Chriſti Leiden ,Sterben ,Tod und Auferſtehung: wie wir máffen in ChriſtiLeiden, Sterben und Tod einges ben , and aus ſeinem Tode mit Ihm and darch 360 Auferſtehen , und ſeinem Bilde åbnlich werden , und ewig in Ihme leben . 118 I. CAp.Bon des Lebens Urſtand aus dem Feuer :It. pon dem ewigen Geiſte in der ewigen Jungfrau der Weisheit GDttes ,undwas der ewige Anfang und das ewige Ende fey . ibid , 2. Cap. Die wahre bochtbeure Porte der beiligen Dreyfals tigkeit, das Auge des ( emigen ) Lebens -Scheins. Bon der Gottheit auffer der Natur. 122 3. Cap. Die gar ernftliche Porte. Wie GOtt auffer dem Principio des Feuers nicht offenbar fey ; St. von dem emi. gen Weſen und von dem ungründlichen Willen . 125 4. Cap. Bom Principio und Ürſtand der feurenden Welt: und vom Centro der Natur , und wie fid das Licht pom Feuerſeidet,daß alſo zwo Welten in einander von Ewig teit in Ewigkeit ſind. 131 5. Cap. Bom Principio in fich felber ,was es fer. 139 6. Cap. Bonunſerm Tode, warum wir ſterben müſſen , Finte mal Chriftus für uns geſtorben iſt. 148 7. Cap. Dom geiſtlichen Sehen , wie ein Menſch in dieſer Welt fönneGöttliche und himmliſche Wiſſenſchaften bas ben , daß er tónne von GOtt recht reden,und wie ſein Ses ben fey. 157 8. Cap. Die Pilgrams:Straſſe aus dem Jode ins Leben . 165
9. Cap.
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Verzeichniß der Capitel. 9. Cap . Weitere und mehrere Umſtände dieſer dritten Cila. tion , bodh zu betrachten. 10. Cap . Bom Ebenbilde GOttes des Menſchen, als von der Gleichbeit GOttes und des Menſchen . 177 Der dritte Theil. Der Baum des Chriſtlichen Glaubens; ein rechter Uns terricht,wie der Menſch könne skin Geiſt mirGOtt ſeyn , und was er thun måſe , daß Er GOttes
Wer wir&e. It. WA8 Glauben und Lehren ſey. Eine offene Pforte der groffen seimlichkeit Got tes, aus der Göttlichen Magia, durch die drey Prins cipia Gøttliches Weſens. I. Cap. Was Glaube Tep, und wie Er Ein Geiſt mit Gott pag. 184 feys. 2. Cap . Von dem Urſprung des Glaubens, und warum 186 Glaube und Zweifel bepfammen wobnen . 3. Cap. Von des Glaubens Eigenſchaft, wie er aus dem Willen der Naturſucht in den freyen Dillen SDttes auss .; igo gebe . 4. Cap . Was des Glaubens Werck Fey , und wie der Wille 195 darinnen wandle, und von ſeinem Führer. 5. Cap. Warum die GOttloſen ſich nicht bekehren ; welches das fchmerslichte in der Bekehrung ift : von den fal cben pirten ; pie man in das Reich GOttes eingeben muß ; von der Zerſtåbrung des Teufels Reich; von den drey Geſtalten , und was wir von Adam und Chriſto gee 199 erbet haben . 6. Cap. Bas die Luſt vermag : wie wir in Adam gefallen , 5. unb in Chriſto wiedergeboren find ; und wie e $ fo leicht 208 nicht iſt, ein rechter Chrift zu werden . 7. Cap. 31 was Ende dieſe Welt ſamt allem Wefen Tey gés ſchaffen , auch von zwepen ewigen Myſterien : von dem mådhtigſten Streite in dem Menſchen um die Bildnis und morinn der Baum des Chriſtlichen Glaubens ſtebe, 212 wachſe und Frucht trage. 8. Cap. Auf was Weiſe GOtt dieSünde vergiebet: und wie man ein Kind 6Dttes wird. 217
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Sonder SSšenſchwerdung SE ſu Shriſti.
Erſter Theil. Wie das Ewige Wortſey Menſch
worden . 20.
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I.
Capitel.
Daß die Perſon 'CHriſti , wie
auch ſeine
Menſchwerdung , aus natürlicher Wiße, oder dem Buchſtaben der H. Schrift, ohne Göttliche Erleuchtung , nichtkönne er. kant werden.
Jtem , Vom Urſtan .
de des ewigen Göttlichen Weſens. Summarien ,
Hriftus wird nur von den Seinigen erkant; 5.1. Sonſt iſt laut SA ter Vernunft-Streit. 2. Darum uns der H. Geiſt und die Wiedergeburt nöthig iſt. 3. 4. Was Gott bewogen , Menſch zu werden ? 5. Die feurige Welt iſt im Licht verborgen geſtanden . 6 . Des Feuers Geſtalt ift Begehren , daraus alle Geſtalten der Natur er : boren werden ;7. To find von Ewigkeit nur 2 Principia geweſen , ibid. Zweyerlen Geiſt, ein Zorn- und richt-flammenber Geiſt ; ung iſt doch nur Ein Geiſt, 8. ſo daß im Licht, die H. Dreyfaltigkeit, für Gott, und im Feuer , fürdie Ewige Natur erkant wird. 9. Das 3. Princi: pium ift in derEwigen Natur verborgen geſtanden , nur als ein Geitüb untereinander und keiner Creatur gleich. 10. Dieſes iſt als ein Myftes rium ineinander gegangen , als ein geiſtlich Spiel. 11. Das 3. Prina ipium iſt vor GOtt als eineMagia geſtand 12. So war auch kein Gleichniß , darinn ſich Gott erblicken mögen , als Sophia , in der ſich das Herk GOttes offenbaret ; ibid . denn ſie iſt das ausgeſprochene, und in Ihr ſiehetſich Gott. ibid . Des Feuers Principium ift des Was ters Eigenſchaft; das Lichts- Principium des Soins cigenicpart, und
V.Von der Menſchwerdung 1.Th.C.1. Der Geiſt gehet aus benden aus,ruhet aber nicht im Zorn und Grimm . 13. Nach ſeinem Herken oder Sohii , wird der Vater barmhertig ges nant. 14 . Ls Chriſtus ſeine Jünger fragte : Wer ſagen die Leute daß des Menſchen Sohn fey ? Antwortetett ſie Ihme : Etliche ſagen , du ſeyſt Elias , etliche, du feyſt Jobannes der Såuffer, oder der Prophes ten einer . Er fragete fie , und fprach : Wer ſaget dann ihr, daß ich rey ? Da antrortete Petrus Ihme: Du biſt Chris ſtus des lebendigen GOttes Sohn. Und Er antwortet ihm und ſprac : Wabrlich Fleiſch und Blut bat dir dasnicht of fenbaret , ſondern mein Pater im Himmel; und verkündigte ihnen auf dieſes fein Leiden , Sterben , Sod und Auferſtehen , (Matth . 16:21.)anzuzeigen , daß die eigene Vernunft in dieſer Welt-Wiße und Weisbeit die Perſon , welche GOtt und Menſch war , nicht könte in ihrer Vernunft erkennen noch bes greiffen : ſondern Er würde meiſtentheils nur von denen recht erkant werden , welche ſich würden Ihme gånglich einergeben , und um ſeines Namens willen Creus , Trúbral und Verfol gung leiden , welche Ihme mit Ernſt anfangen würden . Å18 denn ſolches auch geſchehen iſt, daß Er auch , weil Er noch fichtlich bey uns in dieſer Welt mandelte , von den Vernunfts wißigen wenigſten Theils erkant ward : und ob Er gleich in Göttlichen Wündern einherging, fo war doch die äuſſerliche Vernunft alſo blind und unverſtändig , daß ſolche groſſe Götts liche Wunder von den Klügſten der Vernunft-Kunſt dem Deus fel zugeſchrieben worden . Und wie Er ju der Zeit , als Erin Welt ſichtbarlich wandelte, iſt von eigner Vernunft und dieſer Wiß unerkant blieben ; Alſo iſt und bleibet Er nochmals der aufſern Vernunft unbekant und unerkant. 2. Aus dieſem iſtſo vielZanck und Streit um ſeine Perſon worden , daß je die äuſſerliche Vernunft verineinte zu ergrüns den : Was Gott und Menſch fey , wie Gott und Menſch können eine Perſon ſeyn ? welcher Streit den Erdcreis erfül let hat, da die eigene Vernunft je gemeinet , fie habe das Pers lein ergriffen , und nicht dabey bedacht, daß GOttes Reich nicht von dieſer Welt fey , und daß es Fleiſch und Blut nicht könne erkennen oder begreiffen , vielweniger ergründen . 3. So flebet nun einem ieden zu , der von Göttlichen Ges Heimniſſen will reden oder lebren , daß er auch GOttes Geift habe,
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1. Th.Cap.I. FEſu Chriſti. babe , und fein Ding , das er für Iabr will ausgeben , in Göttlichem Licht erkenne , und nicht aus eigner Vernunft aus ge , fich obne Gottliche Erkentniß alfo auf den blofen Buchs ſtaben in ſeiner Meinung ſteure , und die Schrift beyn Haren berzu -ziehe , wie von der Bernunft gefchiebet: Auswelchem alſotreflich viel Irrthums entſtanden iſt, daß inan die Ostt liche Ertentniß in eigener Wiß und Kunſt gefuchet bat, und iſt alſo von der Wahrheit GOttes in eigene Bernunft gerathen; und hat die Menſchwerdung Chriſtifürein fremdes und fernes Ding gehalten ; da wir doch alle müſſen in derſelben Menfcba werdung wieder aus GOtt geboren werden , wollen wir aber dem Grimm der ewigen Natur entweichen . 4. Weil es dann den Kindern GOttes ein nabes und einheim miſches Werck ift, damit ſie täglich und ſtündlich ſollen umges ben , und immer in die Menſchwerdung Chriſti eingeben , aus der irdiſchen Bernunft ausgeben, und alſo in dieſem Jammers Leben in der Geburt und Menſchwerdung Chriſti müffen gebo ren werden , wollen ſie anders GOttes Kinder in Chriſto feyn . fo babe ich mir fürgenommen , dieſe hohe Geheimniß nach meie ner Erkentniß und Gaben,zu einem Memorial zu ſchreiben, auf daß ich alſo Urſache habe , mich auc berßlich mit meinem Ima manul zu ergeßen und zu erquicken , weil ich auch neben ans dern Kindern Chriſti in dieſer Geburt ſtehe, auf daß ich ein Dendmahl und Aufrichtung båtte, fo mich ja das finſtere und irdiſche Fleiſch und Blut mit des Teufels Gift wolte überzies ben , iind mir meine Bildniß verbundelen : fo babe ich unirs für eine Übung des Glaubens fürgenommen , damit ſich meine Seele moge alſo, als ein Ueſtlein an ihrem Bauine JEſu Chris ftoſeines Saftes und Kraftes erquicken ; und folches nicht mit flugen und hohen Reden der Kunſt, oder ausder Vernunft dieſer Welt , fondern nach der Erkentniß , ſo ich von meinem Baume Chriſto babe, auf daß mein Zweiglein auc neben ansi dern im Baume und leben GOttes grüne und wachſe. Und od ich zwar hoch undtief gründe, und es gane belle werde dars ſtellen , ſo ſoll doch dem Leſer dieſes geſaget feyn , daß es ihme ohne GOttes Geiſt wird ein Myfterium und unergriffen feno .: Darum ſebe ein ieder zu , was er richte, daß er nicht in GØts tes Gericht falle, und von ſeiner eigenen Turba gefangen wers be, und ihn ſeine eigene Bernunft ſtürße , ſage ich wolneis zu erwegen . nend, und gebe es dem Leſer 42
5. Wenn
erdung 1. Th.C.1 . V. Von der Menſchw 5. Wenn wir wollen von der Menſchwerbung und Geburt JEfu Chriſti des Sohns GOttes ſchreiben , und davon recht reden , ſo müſſen wir die Urſachen erwegen , was GOtt be: wogen babe , daß Er rey Menſo worden . Sintemal Er fols ches zu ſeinem Weſen nicht iſt bedürfend gerreſen , und können auch mit nichten ſagen , daß fich fein eigen Wefen habe in der Menfchwerbung verändert, denn Gott iſt unveränderlich, und iſt doch worden , was er nicht war ; Aber ſeine Eigens fcbaft iſt hiemit unveränderlich geblieben. Es war nur um des gefallenen Menſchen Heil zu thun , daß Er den wieder ins Paradeis bråchte: und iſt uns alhie der erſte Menſch zu bes trachten , wie der vor ſeinem Falle rey geweſen , um welches willen ſich die Gottheit bemeget hat , welches uns Menſchen hoch zu betrachten iſt. 6. Wir wiffen , was Mofes Faget , dat Gött babe dent Menſchen nach ſeinem Gleichnis in eine Bildniß nach Ihme geſchaffen. (Gen. 1:27. ) Verſtehe alſo ; daß fich Gott, der ein Geiſt iſt , in einer Bildniß fabe, als in einem Gleichniß : Nidyt weniger bat Er auch dieſe Welt geſchaffen , daß Er alſo die ewige Natur in Weſenbeit offenbare, auch in lebendigen Treas turen und Figuren ; baß dieſes alles ſey eine Gleichniß und Ausgeburt ausder ervigen Natur des erſten Principii, welche Gleichniß vor den Zeiten der Welt iſt in GOttes Weisheit als eine verborgene Magia geſtanden , und vom Geifte Göttes in der Weisheitiſt erſehen worden ,der in Zeit des Ünfangs diesi ' fer Welt die ewige Natur beweget, und der verborgenen Gött lichen Welt Gleichniß bervorgebracht und eröffnet hat. Denn die feurige Welt iſt im Licht SDttes gleich als verſchlungen und verborgen geſtanden , indemealleine das Licht der Majes ftat in fidh felber regieret bat : Und iſt uns doch nicht zu dena cen , daß die feurige Welt nicht geweſen ſer ; ſie iſt geweſen ; aber ſie bat fich in ihr eigen Principium geſchieben , und iſt im Lichte der Majeftat GOttes nicht offenbar geweſen , als uns folches am Feuer und Licht zu erſinnen iſt, daß das Feuer zwar eine Urſache des Lichts iſt, und wohner doch das Licht im Feuer , dem Feuer unergriffen , und führet eine andere Qual 4
als das Feuer:denn das Feueriſt Grimmigkeit und vergeh rende , und das licht iſt Sanftmuth , und aus ſeiner Kraft wird Weſenheit, als Waſſer oder Sulphur eines Dinges , wela , ches das Feuer in ſichzeucht, und zu ſeiner Stårcke und Leben : 7. Dies braucht , und iſt alſo ein ewig Band.
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1. Th . Cap . I.
JEſu Chriſti .'
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7. Dieſes Feuer und Göttliche Licht iſt zwar von Evigkeit in fich felber ſtille geſtanden , da ein iedes in ſeiner Ordnung in ſeinem Principio iſt geſtanden , und hat weder Grund noch Anfang , denn das Feuer bat in ſich ſeine eigene Geſtalt zu ſei ner Qual, als das Begehren , aus welchem und in welchem alle Geſtalte der Natur erboren werden , da je eine Urſache der andern iſt , wie in den andern Schriften ausführlich ges meldet worden . Und finden wir im Lichte der Natur , wie das Feuer in ſeiner eigenen Effens fep, gleichwie im berben be gehrenden Qual in ſich ſelber,eine Finſterniß geweſen , welches in der Sanftmuth GOttes gleich,als verſchlungen geſtanden, da es nicht qualitatiſch , ſondern effentialiſch in ſich ſelber ge weſen , nicht anzündlich ; und ob es gleich gebrant hat, ſo ift es doch als ein eigen Principium in ſich ſelber nur empfindlich geweſen : Denn es ſind von Ewigkeit nur zwey Principia ges weſen , als eines in ſich ſelber , die Feurende Welt, und das ander auch in fich ſelber , die Licht- flammende Welt , da fie doch auch nicht getrantwaren ,als das Feuer und Licht nicht getrant ſind, und das Licht im Feuer wohnet, dem Feuer una ergriffen . 8. Und iſt uns alſo zweyerley Geiſtineinanderzu verſtehen, als ein feuriger , nach der Effens der berben und ſtrengen Na tur , aus dem bißigen und auch kalten, ſtrengen, eſſentialiſchen Feuer, welcher für GOttes Zorn -Geiſt und Dual erkant wird, und gehöret zu des Vaters Eigenſchaft, nach welchem Er fich einen zornigen eiferigen GOtt, und ein verzehrend Feuer nennet , in welchem das erſte Principium verſtanden wird : Und dann ein fanſter Licht-flammender Geiſt , welcher von Ewigkeit im Centro Des Lichts feine Verwandelung em pfähet , denn er iſt im erſten Principio in des Baters Eigen ſchaft ein feurender Geiſt , und im andern Principio im Licht ein fanfter Licht- flammender Geiſt, welcher von Ewigkeit ſich fo gebieret , und iſt nur der eine , und nicht zweene; Wird aber in zweyerler Dual verſtanden , als in Feuer und Licht nach ieder Dual Eigenſchaft: Wie uns folches an iedem äuſſerli chen Feuer genug zu verſtehen iſt , da des Feuers Dual einen grimmigen Geiſt gibt , der verzehrend iſt, und des Lichtes Dual einen ſanften lieblichen Luft -Geiſt, und iſt urſtändlich doch nur Ein Seift. 9. Alſo imgleichen iſt uns nachzuſinnen dem Weſen der 21 3 Ewige
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V. Von der Menſdywerdung
1. TH.C.1.
Ewigkeit, als der H. Dreyfaltigkeit, welche wir im Lichte der Majeftat für die GOttheit erkennen , und im Feuer für die ewige Natur , wie felches in den andern Schriften genug ers klaret worden : Denn der Allmachtige Seift GOttes, mit beva Den Principien, ift von Ewigkeit ſelber alles geweſen , es iſt nichts vor Ihme, Er iſt ſelber der Grund und Ungrund; und wird doch das H. Göttliche Wefen vornemlich als ein einiges Wefen in ſich Felber erkant , und wohnet auſſer der feurenden Natur und Eigenſchaft in des Lichts Eigenſchaft, und wird Gottgenant : Nicht von des Feuers Eigenſchaft, fondern von des Lichts Eigenſchaft, wiewol die benden Eigens fchaften ingetrennet find . Als wir folches an dieſer Welt vers fteben , da ein verborgen Feuer in der Sieffe der Natur und in allem Wefen verborgen lieget, fonft möchte kein auſferlich Feuer bervorgebracht werden ; und reben , wie die Sanfts muth des Waffers daffelbe verborgene Feuer in fich gefangen Hált', daß es ſich nicht könneeröffnen : denn es iſt gleichwie verſchlungen im Waſſer , und ift doch , aber nicht ſubſtantia tiſch, fondern effentialiſch, und wird im Erwecken erkant, und qualificirend gemacht; und wäre alles ein Nichts und Un : grumd one Fetter. 10. Atſo verſteben wir auch , daß das dritte Principium , als die Qualund der Geift dieſer Welt, fey von Ewigkeit in der ewigen Natur des Vaters Eigenſchaft verborgen geſtan den , und von Licht-flammenden Geiſt in der heiligen Magia , als in Dttes Weisheit , in der Göttlichen Sinctur erkant worben ; um welches willen ſich die Gottheit nach der Natur
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der Gebårerin beweget, und das groffe Myſterium erboren, Darinnen denn alles gelegen , was die ewige Natur vermag : und iſt nur ein Myſterium geweſen , und hat keinem Geſchöpf gleich geſehen ; ſondern iſt als ein Geſtůbe untereinander ges wefen , da die grimmige Natur hat finſter Geſtube geboren , und die Licht flammende Natur in ſeiner Eigenſchaft Flam men in der Majeſtät und Sanftinuth , welches der Waſſer's Quell und Urſache der H. Göttlichen Wefenbeit ift von Ewigs keit geweſen ; und iſt nur Kraft und Geiſt, welches keinem gleich gerrefen iſt, und iſt auch darinnen nichts geſpüret wors den, als der Geift GOttes in zweyerley Qual und Geſtalt, als bißige und falte , ſtrenge Feuers -Dual, und dann der fanfilia de Liebes -Qual, nach Art des Feuers und Lichtes.
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1. Dies
7 1. Th . Cap. I. JEſu Chriſti. 11. Dieſes iſt als ein Myſterium ineinander gegangen , und bat doch eines bas ander nicht ergriffen ; ſondern iſtgleichwol in zweyen Principien geſtanden , da dann die Herbigkeit, als der Vater der Natur , immer die Weſenbeit im Myſterio er griffen , da fich es denn gleich als in einem Bildniß bat formi ret, und iſt doch keineBildniß geweſen , ſondern gleich einem Schatten einesBildes. Solches alles im Myfterio bat zwar wol alſo einen ewigen Anfang immer gehabt, da man nicht las gen kann , es Fey etwas worden, das nicht ſeineFigur, als ei nen Schatten in der groſſen emigen Magia gehabt hätte ; Aber es iſt kein Wefen geweſen , ſondern ein geiftlich Spiel ineinant der , und iſt die Magia der groffen Wunder GDttes , da immer worden ist da Nichts mar , als nur ein Ungrund , das iſt in des Feuers und Lichtes Natur in Grund kommen , und iſt doch aus nichts , als aus dem Geiſte der Qual, welcher auch tein Befen ift ; fondern eine Qual , welches fich in fich ſelber in zweyen Eigenſchaften gebieret , auch ſelber in zwey Princi pia ficheidet : Sie bat keinen Scheider noch Macher , auch keis ne Urſache zu ſeinem Selbft -Machen, ſondern iſtſelbſt die Ur : fach , als ſolches ausführlich in andern Schriften gemeldet worden , wie der Ungrund ſich ſelber in Grund führe und ges båre. 12. Alſo iſt uns nun erkentlich die Schöpfung dieſer Welt, ſowol die Schöpfung der Engel und auch des Menſchen , und aller Creaturen : Es iſt alles aus dem groſſen Myſterio ges schaffen worden , denn das dritte Principium iſt vor GOtt all eineMagia geſtanden , und ift nicht ganz offenbar gewefen ; Sobat GOtt auch kein Gleichniß gebabt , da Er bätte mogen ſein eigen Weſen erblicken , als nur die Weisheit, das iſt eine Luſt geweſen , und iſt in ſeinem Willen mit ſeinem Geiſte , als ein groß Wunder, in der Licht-flammenden Göttlichen Magia vom Geifte GOttes, dargeſtanden : denn es ift des Geiftes GOttes Wohnbaus geweſen , und ſie iſt keine Gebärerin ge weſen , ſondern die Offenbarung GOttes , eine Jungfrau, und eine Urſache der Ošttlichen Weſenheit, denn in ihr iſt die Licht-flammende Göttliche Tinctur zum Bergen GOttes ge ftanden , als zum Worte des Lebens der Gottheit , und iſt die Offenbarungder H. Dreyfaltigkeit geweſen . Nicht das ſie aus ihrem Verinogen und Gebaren GOtt offenbarete , Ton= dern das Sóttliche Centrum , als GOttes Hers oder Befen, offens 44
8 V. Von der Menſchwerdung 1. Th. €,!. offenbaret fich in ihr : Sie iſt als ein Spigel der Gottheit, dann ein ieder Spigel hålt ſtille , und gebieret feine Bildniß ; ſondern er fåhet die Bildnis. Alſo iſt dieſe Jungfrau der Weisheit ein Spigel der Gottheit , darinn der Geiſt GOttes fich ſelber ſiebet, ſomol alle Wunder der Magiæ , welcbe mit der Schöpfung der dritten Principii find ins Weſen kommen ; und iſt alles aus dem groſſen Myſterio gefchaffen worden , und dieſe Jungfrau der Weisheit GOttes iſt im Myfterio geſtan den , und in ihr bat der Geiſt GOttes die Formungen der Creaturen erblicket : denn ſie iſt das Ausgeſprochene, was GDtt der Vater aus ſeinem Centro der Licht-flammenden Göttlichen Eigenſchaft aus ſeines Hersens Centro , aus dem Worte der Gottheit, mit dem 5. Geiffe ausſpricht. Sie ftebet vor der Gottheit als ein Glaſt oder Spigel der Gottheit, daſich die Gottheit inne ſiebet, und in ihr ſtehen die Göttlichen Freudenreich des Göttlichen Willens, als die groffen Wunder der Ewigkeit , welche weder Anfang noch Ende, noch Zahl baben ; ſondern es iſt alles ein Ewiger Anfang , und ein Émia ges Ende : Und gleichet zu fammen einem Auge, das da fies bet, da doch im Seben nichts iſt, und das Seben doch aus des Feuers und Lichts Effeng urſtåndet, 13. Alſo verſtehet in des Feuers Eſſens des Baters Eigena ( chaft und das erſte Principium , und in den Lichts Qualund Eigenſchaft des Sobns Natur , als das ander Principium , und den führenden Geift aus beyden Eigenſchaften Perftebet für den Geiſt GOttes , wetcher im erſten Principio grimmig , ſtreng , berbe , bitter , talt, und feurig iſt , und iſt der treia bende Geiſt in Borne ; und darum rubet er nicht im Zorne und im Grimme, ſondern iſt ausgebend , und das effentialiſche Feuer aufblafende, indem er fich in die EfTenk des Feuers. wieder eineignet i denn die grimmigen Effentien ziehen ihn wieder in ſich , denn er iſt ihre Qual und Leben ,und gebet aber im angezündeten Feuer im Lichtevom Vater und Sohne aus , und eröffnet die feurigen Eſſentien in des Lichtes Qual, da denn die feurigen Effentien in groffer Begierde der Liebe Brennen , und die ernſte ſtrenge Dual in des Lichts Dualnicht erfant wird ; fondern die Feuers-Strengbeit ift nur alſo eia ne Urſache der Licht-flammenden Majeſtát und der begehrena den Liebe. 14. Uno
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J.Th.Cap.2.
Eſu Chriſti.
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14. Und alſo iſt uns zuverſtehen das Weſen der Gottheit, und denn der ewigen Natur, und verſteben allemege das Sótt: liche Weſen im Lichte der Majeſtát: denn das fanfte licht mas detdes Baters ſtrenge Natur fanfte , lieblich und barmhers Big , und wird ein Bater der Barmhertigkeit nach ſeinem Hers ßen oder Sohne genant ; denn des Paters Eigenſchaft" ſtes het im Feuer und im Lichte, und iſt ſelber das Weſen aller Wes fen : Er iſt der Ungrund und Grund , und theilet ſich in der emigen Geburt in drey Eigenſchaften , als in drey Perſonen , auch in drey Principia ; da ihr doch in der Ewigkeit nur zwey im Beren ſind, und das dritte als ein Spigel der erſten beyden iſt,aus welchem dieſe Welt, als ein greiflich Weſen in Anfang und Ende geſchaffen iſt. Das 2. Capitel, Offenbarung der Gottheit durch die Schó , pfung der Engel und Menſchen aus
Göttlicher Effenß. Summarien . Ie Ewigkeit iſt nur Geiſt hat ſich aber durch Sehnen , im Weſen geboren. 9.1. Das Licht derMajeſtåt iſt unwandelbár, 2. der Liebe begehrende, als der Wunder in der Weisheit ; und das Be. gehren der Liebe forſchet in (Hrund und Ungrund. 3. Erſchaffung dex Engel. 4. Der Wille zur Engliſchen Bildniß iſt aus dem Vater ; s. des Wortes Wille, hat des herben Fiats Willen mit ſeinen 7 Geiſtern ergriffen , und die Figuren in Thrones Geftalt ins Licht GOttes einges führet ; 6 . da dann die H. Engel von der Liebe Weſenheitaſſen ; auſſer, daß Ein Chron in Feuers.Macht herrſchen wolte, ibid.wo Lucifer ein Feind der Liebeund aller H. Engel worden : 7. Worauf die Schöpfung dieſer Welt, als des 3. Principii, erfolget,und der Teufelin die Finſter: niß eingeſchloſſen worden, 8. darinn er ein ſteter lúgner und Betrüger der Creaturen iit . ibid. So ſtund dieſer Locus in großem Begchren nach ſeinen Sürften , und veranlaſſete damit Adams Erſchaffung, 9 . deſſen Fall nicht ein bloſec Apfel Biß.10. Diwol der irdiſche Menſch Das Geheimniß nicht ergreiffen fann ; denn Gott wohnet nidt im auſa lern Principio dieſer Welt. 11, Jeßt aber iſt die Zeit des groſſen Erns Res.12. Adam ward nicht thieriſch geſchaffen ,ſonſt könte ernicht GOta tes Bild ſeyn, 13. welches im Geiſte SDttes zu erkennen , die neue Ge: burt vonnöthen iſt; 14. denn allein GOttes Geiſt die Thůr des Hima mels aufichleußt, woraus Adam ausgegangen , als er nach Jrdigkeit imaginiret hat. ibid. dann alſo ein Myſterium ift von Ewigkeit geweſen , To iſt uns ießt ſeine Offenbarung zu betrachten : denn 25 wir
jo V.Von der Menſchwerdung 1. TH.C.2. wir können von der Ewigkeit anderſt nicht reden als von einem Geiſte, denn es iſt alles nur Geiſt geweſen , und hat ſich doch von Ewigkeit im Weſen geboren, und fotches durch Begehren und Luft ; und können durchaus nicht ſagen , daß in der Ewig keit nicht ſen Weſen geweſen , denn kein Feuer beſtehet ohnie Weſen : So iſt keine Sanftmuth obne Gebåren des Weſens; denn die Sanfte gebieret Waffer,und das Feuer fchlinget das in ſich, und machts in ſich eines Theils zu Himmel und Firmas ment , und das ander Theil zu Sulphur ; in welchem der Feuer - Geift mit ſeinem effentialiſchen Rade einen Mercurium machet, und fort den Vulcanum erwecket, (das iſt , das Feuer aufſchlaget) daß derdritte Spiritus , als Luft, erboren wird , da dann die edle Tinctur im Mittel ſtebet, als ein Glaft mit den Farben , und urſtåndet von der Weisheit GOttes, denn die Farben urſtanden von der Qual . Eine iede Farbe ſtebet mit ihrer Wefenbeit in der Sanftmuth des Waffer - Quelles, ausgenommen die Scwarße nicht, die hat ihren Urſtand aus der berben Grimmigkeit : ſie empfaben alle ihre Farben von der Qual. 2. Solůffert nun je eine Geſtalt nach der andern , und von der begehrenden Luft wird eine Geſtalt von der andern ſchwana ger , und bringet eine dic andere zum Weſen , daß alſo die Ewigkeit in einer immerwährenden Magia ſtebet, da die Natur im Wachſen und Ringen ſtebet, und das Feuer vera zehret das, und gibts auch ; und iſt alſo ein ewig Band, allein das Licht der Majeſtät und Dreyheit GOttes iſt unwandela bar : denn das Feuer mag das nicht ergreiffen , und wohnet frey in ſich 3. Und iſt uns doch erkentlich und findlich , daß das Licht der Liebe begehrende fer , als nemlich der Wunder und Figu. ren in der Weisheit, in welchem Begehren dieſe Welt als fein Model iſt von Ewigkeit in der Weisbeit, in der tiefen verborgenen Magia GDttes erkant worden , denn das Bea gehren der Liebe forſchet im Grund und Ungrund : Aida bat fich auch von Ewigkeit mit eingemiſdet das Begehren des Grimmes, und berben ſtrengen Quals in des Vaters Natur und Eigenſchaft,und iſt alſo die Bildniß der Engel und Mens fchen von Ewigkeit in der Göttlichen Eigenſchaft in GOttes Weisheit erblicket worden , ſowot auch in des Grimmes Eis genſchaft die Teufel ; ( aber nicht in der heiligen Licht- flam = menden
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125.Cap.2.
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JEſu Chriſti.
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menden Eigenſchaft) aber in keinem Bilde noch Weſen , ſons dern nach Art, als ſich im tiefen Sinn ein Gedande entſpins net, und vor ſeinen eigenen Spigel des Gemüths führet, da in das Gemüth oft ein Ding ſcheinet, das nicht im Weſen iſt . 4. Alſo haben die zwey Gebärerin , ( als des Grimmes im Feuer, und dann die Liebe im Licht) ihr Model in die Weisheit geſtellet, da denn das Herke GOttes in der Liebe gelüftert, dies Tes Model in eine Engliſche Bildniß zu ſchaffen , aus Gött: licher Wefenbeit, daß ſie waren ein Gleichniß und Bilde der Gottheit, und wohneten in der Weisheit GOttes, zu erfüllen die Puſt der Gottheit, und zur ewigen Freude der Göttlichen Freudenreich. 5. Und iſt uns ießt alſo zu vernehmen und zu entfinnen das Verbum Fiat, das ſie gefaſſet ,und in eine Subſfang und cors perlich Weſen gebracht hat, denn der Wille zu dieſer Bildniß iſt aus dem Bater,aus des Vaters Eigenſchaft im Worte oder Hergen GOttes von Ewigkeit entſtanden, als ein begehrender Žilie zur Creatur, und zur Offenbarung der Gottheit: Weil Er ſich aber von Ewigkeit nicht beweget bat, bis auf die Schöpfung der Engel, ſo iſt auch keine Scdpfung geſchehen , bis zurEngel Schöpfung; darzu wir dann den Grund und Urſachen nicht ſollen wiſſen, und es 3Dtt ſeiner Macht vor behalten hat, wie es geweſen ſem , daß fich GDtt eines beweget bat, fintemal Er doch ein Unwandelbarer Gott iſt; ſollen auch alhier weiter nicht gründen , denn dis turbiret uns. 6. Alleine von der Schöpfung haben wir Macht zu reden, denn ſie iſtein Werck in Weſen GOttes : und verſtehen d , aß des Worts oder Hersens GOttes Wille habe das berbe Fiat, im Centro des Vaters Natur , mit ſeinen ſieben Geiſtern und Geſtalten der ewigen Natur, ergriffen , und folches in des Thrones Geſtalt; da denn das herbe Fiat nicht als ein Ma: cher, ſondern als ein Schaffer in ieder Effentien Eigenſchaft geſtanden , als in den groſſen Wundern der Weisheit : wie die Figuren waren von Ewigkeit in der Weisheit erblicket worden , alſo wurden fie auch ießt init dem Fiat im Willens Geiſte GOttes ergriffen, nicht aus fremder Materia , fondern aus GOttes Eſſen , aus des Vaters Natur ; und wurdent mit Gottes Willen -Geiſt ins Licht der Majeſtät GOttes eina geführet, da ſie denn Kinder GOttes und nicht fremde Gåſte
waren, erboren und erribenten aus des Vaters Dratur und Eigena
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V.Von der Menſchwerdung
1. TH.C.2.
Eigenſchaft , und ihr Willen -Geift ward gerichtet in des Sobns Natur und Eigenſchaft. Sie ſolten und konten effen Don GOttes Liebe- Weſenheit im Lichte der Majeſtát, da dann ihre grimme Eigenſchaft aus des Paters Natur in fie : be und Freude verwandelt ward : welches ſie auch alle tha : ten , bis auf einen Shron und Königreich , das wandte Fich vom Lichte der Liebe, und wolte in der ſtrengen Feuers- Nas tur über GOttes Sanftmuth und Liebe herrſchen ; und ward. darum aus des Baters Eigenſchaft, aus ſeinem creatürlichen eigenen Loco getrieben in die ervige Finſterniß , in den 26 grund des, ſtrengen Fiats , da muß es in ſeiner Ewigkeit ſtes ben ; und iſt alſo der Grimm der enigen Natur auch alhier erfüllet worden. 7. Iſt uns aber nicht alſo zugedencken , daß König Lucifer nicht båtte können beſtehen, er hatte das Licht der Majeftat fo. wol vor fich als die andere Thron -Engelen : So er båtte darein imaginiret,wäre er ein Engel blieben , aber er zog ſich felber aus GOttes liebe in Zorn ; Alſo iſt er nun ein Feind der Liebe GOttes und aller heiligen Engel. 8. Weiter iſt uns albier zu betrachten die feindliche An : zündung der verſtoffenen Geifter, als fie noch in des Baters Eigenſchaft waren , wie ſie mit ihrer: Imagination haben die Natur der Mefenbeit entzündet, daß aus der himinlifchen We fenbeit ſind Erde und Steineworden ,und des Waſſers fanfter Geiſt im Feuers- Dual zum brennenden Firntament ; darauf dann die Schöpfung dieſer Welt , als des dritten Principii iſt erfolget; undward dem Loco dieſer Welt ein ander Licht er : wecket, als die Sonne, daß alſo dem Seufel feine Pracht entzo gen mard ; und er ward als ein Gefangener zwiſchen GOttes und dieſer Welt Reich in die Finſterniß eingeſchloſſen, da er dann in dieſer Welt nicht weiter zu berrſchen bat, als nur in der Turba , im Grimm und Zorn GOttes , wo der erwecket wird ; da ifer Scharfrichter, undiſt ein ſteter Lúgener , Ber: leumder und Betrüger der Creaturen , er wendet alles Gute in Boſes, ſoweit ihme nur Raum gelaſſen wird. Was ſchrecks lich und prächtig iſt. Da erzeiget er ſeine Macht , und will ſtets über GOtt feyn ; Über der Himmel , der aus dem Mittel des Waſſers iſt erſchaffen, als ein ſanftes Firmament, leget ihme den Pracht, daß er nicht Großfürſt in dieſer Welt iſt, ſondern Zornfürſte 9. Weil
.
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1.35.Gap.2.
FEfu Chriſti.
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9. Weil dann der Teufel aus ſeinem Loco ausgeſtoffen ward, ſo ſtund dieſer Locus oder Thron (ohne ſein Engels Heer ) in groffem Begebren nach ſeinem Fürſten, aber er mar ausges ſtoffen : Seßt ſchuf ihm GOtt einen andern Fürſten , den Adam und erſten Menſchen, welcher auch ein Ihron - Fürſt vor CDtt war ; und iſt unsalhier ſeine Schöpfung recht zu bes trachten, ſowol auch ſein Fall, uin welches willen ſich das Hers Be GOttes bewegte und Menſch ward. 10. Es iſt nicht alſo ein ſchlecht Ding oder Weſen mit der Schöpfung des Menſchen, um welches Falls willen GOtt Menſch ward,daß Er ihme wieder húlfe : So ift ſein Fall auch nicht ein bloſſer Äpfel -Biß ; auch iſt ſeine Schöpfung nicht der's maſſen gethan ,wie die auffere Bernunft vermeinet , da ſie den erſten Adam in feiner Schöpfung nur für einen bloffen Erden: kloß verſtehet : Nein,mein liebes Gemüthe, GOtt iſt nicht um eines Erdenkloſſes willen Menſch worden ; Auch ſo war es nicht blos um einen Ungehorſam zu thun , darüber GOtt alſo zúrne, daß ſein Zorn nicht hatte mogen verſöhnet werden , Er rachete ſich dann an GOttes Sohneund mordete den. it: Uns Menſchen ,nach Berlierung unſerer paradeifiſchen Bildniß, iſt dieſes zwar ein Myſterium und verborgen blies ben , ausgenommen etlichen , welche das himmliche Myſte rium wieder erreichet haben, denen iſt etwas nach dein ins nern Menſchen davon eröffnet worden : Denn wir ſind bem Paradeis in Adam abgeſtorben , und müſſen durch den Tod und Verweſung des Leibes im Paradeis ( als in einer andern Welt, im feben GOttes in der himmliſchen Weſenheit und feiblichkeit) wieder ausgrånen ; lind ob es gleich in etlichen iſt, daß fie haben GOttes Weſenbeit(als Chriſti leib) wieder an die Seele bekommen, ſo bat doch der verderbte irdiſche Adam das heilige und reine Myſterium verdecket, daß alſo die groſſe Heimlichkeit iſt der Vernunft verborgen blieben. Denn GOtt mobnet nicht in dieſer Welt im auſſern Principio, fons dern im innern : Wol wohnet Er im Loco dieſer Welt , aber dieſe Welt ergreiffet Ibn nicht , wie molte denn der irdiſche Menſch GOttes Geheimniſſen ergreiffen ? Und ob es ein Menſch ergriffe , fu ergreift ers nach dem innern Menſchen , welcher wieder aus GDtt geboren iſt. 12. Weil aber das Göttliche Myſterium fich auch nun mehr will alſo gar entblöſſen, und dem Menſchen alſo gang begreiflict
V. Von der Menſchwerdung 1.3h 6.2. 14 begreiflich gegeben wird, daß er die Verborgenheit gang belle begreift ; Soiff deme wol nachzufinnen, was das bedeute, ans ders nichts, als die Einernte dieſer Welt: Denn der Anfang bat das Ende funden , und das Mittel wird in die Scheibung geſtellet. Kaffets euch geſaget ſeyn, ihr Kinder, die ihr wollet GOttes Reid erben : Es iſt eine Zeit groſſes Ernſts vorhans den ; die Senne ſoll gefeget werden : Bås und Gut ſoll von einander geſchieden werden, der Tag bricht an , es wird hoc erkant ! 13. Wenn wir wollen vom Menfchen reden, und den recht verſtehen , woraus er gemacher iſt worden ; ſo müſſen wir ja die Gottheit mit dem Weſen aller Weſen betrachten, denn der Menſch ward nach Gottes Gleichniß aus allen dreyen Prints cipien erſchaffen, ein gang Bild und Gleichnis nach allem Wes fen : Nicht ſolte er allein ein Bildniß dieſer Welt ſeyn, denn dieſer Welt Bildniß ift thieriſch , und um keiner thieriſchen Bildnis willen iſt GOtt Menſch worden ; Denn Sott ſchuf auch den Menſchen nicht alſo in thieriſcher Eigenſchaft zu le ben, als wir iegt nach dem Fall leben , ſondern ins Paradeis , ins ewige Leben . Der Menſch hatte kein folch thieriſch Fleiſch, bimmliſch Fleiſch, aberim Fall ward es irdiſch und fondern thieriſch und auch nicht der Meinung zu verſtehen, daß er nichts von dieſer Welt båtte an ſich gehabt : Ér hat dieſer Welt Reich und Regiment an fich gebabt, aber in ihme regie : reten nichtdie 4 Elementa, ſondern die 4 Elemente waren in einem , undlag das irdiſche Regiment in ihme verborgen ; Er folte in himmliſcher Qual leben : und ob gleich alles råge in ibm war, ſolte er doch mit der himmliſchen Qual des andern Principii über die irdiſche herrſchen , und das Reich und die Qual der Sternen und Elementen folte unter der paradeifi foben Qual fern . Keine Hiße noch Froſt, keine Kranctheit noch ungefall, auch keine Furcht folteihn rühren noch ſchres den : Sein Leib konte durch Erden und Steine gehen , unzers brochen derer eines ; denn das wåre kein ewiger Menſch , den die Írdigkeit könte båndigen, der gerbrechlich wäre. 14. Darum ſollen wir den Menſchen recht betrachten, es beiſfet nicht fophiſticiren oder wabnen , ſondern im Seiffe GOttes erkennen und wiſſen ; es beifſet: Ihr müſſer wieder neugeboren werden, wolt ihr wieder das Reich GOttes rchaus en, daraus ihr gegangen fepd. Nicht thuts Kunſt, ſondern
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I. Th. Cap. 3.
JEſu Chriſti.
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GOttes Seift, der dem Menſchen -Bilde die Himmels-Jhür aufſchleuſt, daß er mit dreyen Augen febe: denn der Menſch ſtebet in einem dreyfachen Leben , iſt er aber GOttes Kind ; wo nicht, ſo ſtehet er nur in eittem zwevfachen. Und iſt uns genug erkentlich, daß Udam iſt mit der rechten H. Bildniß, welche das Gleichniß nach der H. Dreyfaltigkeit war,aus dein Göttlichen Weſen ausgegangen, und in die grdigkeit imagi niret, und das irdiſche Reich in die Göttliche Bildniß eingefüh ret, die verderbet, und finſter gemacht hat; darum wir dann auch unſer paradeifiſches Sehen verloren . Auch hat uns GOttdas Paradeis entzogen, da wir dann matt, ſchwad, und unmachtig worden, und fuband die 4 Elementa mit dem Ges ſtirne in uns machtig worden, alſo daß wir denfelben ſind mit Adam heimgefallen : Welches auch die Urſache des Weibs iſt, daß GDtt den Adam zertheilete, als er nicht beſtehen konte ; und in zwo Tincturen ſtelte , als nach dem Feuer und Waſſer, wie hernach ſollgemeldetwerden, da eine gibt Seele, und die andere Geiſt. Und iſt nach dem Fall ein thieriſch Weſen mit dem Menſchen worden , der ſich nach thieriſcher Eigenſchaft fortpflangen muß, da ihme der Himmel und Paradeis, fomol die Gottheit ein Myſterium ward ; und da doch das Ewige im Menſchen blieb, als die edle Seele , aber mit einem irdiſchen Kleide verdecket, verfinſtert, und mit irdiſcher Qual inficiret, durch falſche Imagination vergiftet, daß ſie nicht mehr für GOttes Kind erkantward : un weklyer willen GOtt Menſch tard, daß Er ſie von der finſtern Irdigkeit wieder erlófete, und wieder in himmliſche Weſenbeit, in Chriſti Fleiſch und Blut, welches den Himmel erfültet, ein übrere.
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Das 3. Capitel. Die Porte der Schöpfungdes Menſchen. Summgrien . nem brenfachen Seiſte geſchehen , $. 1. 2. da rich Gott in der Menſchheit offenbaret, in einem Bilde, wie Er ſelber. 3. Des Seuers Eigenſchaft iſt Natur, ibid. darinn das Licht wohnct, aber una ergriffen, 4. woraus Wefenheitund Freude urſtåndet.s. Dic Qual im Licht heiſſet GOtt, 6. Weil wir nun aus der Engliſchen Welt auss gegangen waren in diefinſtere Qual,ſo muſtedes Lichts WortMenſch werden . 7. Was GOttes Leiblichkeit fen ? 8. Ben Erſchaffung der Engelwaren nur a Principia offenbar. 9. Aus diefein waren ſie auch geſchafn
V. Von der Menſchwerdung 1.TH.C.3. 16 geſchaffen . 10. Aber Lucifer verachtete dieLiebe und warb ausgeſtoſſen ; womit das 3.Principium aufging.11. Weil nun der Teufel ausgeſtors fen , ward Adam geſchaffen ; 12. daher desTeufels groſſer Neid. ibid . Der H. Heilt hat das 2fache Fiat im 2. Principio gefaſſet,undden Mens fchen geſchaffen , daß er über das äuſſere herrſchen folte; 13. welches nur der Wiedergeborne verſtehet , der im Paradeis nach dein innern Menſchen wohnet. ibid. , Der Leib des Menſchen war aus der Erden Matrice, 14. aus deminnern Element, ausden Elementen derauſſes ren Natur und aus dem Geſtirne. 1$. Die Materia war Feuerund Waffer ; der Grimm aber war nicht regė.ibid. Der Leib iſt eineGleich : niß nach GOttes Weſenheit, und die Seele und Geiſt eine Gleichniß nach der H.Dreyfaltigkeit.16 . DerOdem GOttès iſt dreşerler Dual. Bilds en 17. Dieſen zfachen Geiit hat (GOttaus allen 3 Principiindie niß geblaſen. 18. Das Seelen- Feuer iſt nicht die rechte Bildniß, ſon dern ein magiſch Feuer : 19. aber der ins Herßc eingeführete Liebes Geiſt iſtdierechte Bildniß. 20. DieSeele iſt an ſichſelbſteinFeuera Auge, 21. ein hungerig Feuer ; 22. allein die Bildnik hat Waſſer der Sanftmuth und Liebe. ibid. Der åuſſereſollnicht in bie Bildniſ greife einlaſſen. 23. fen, nochdieBildnik GOttes den Spir. M : zur Herberge Adam war eine züchtige Jungfrau, und ſchwangerte ſich ſelber mit Imagination ;ibid. Auch hatteer mit der Bildniß das Wort des Les bens empfangen ,welches der Seelen und Bildniß Speiſewar. 24. 25. gewol wir dieſes in den andern Büchern faſt genug erklåret, ſo hat ſie doch nicht ein ieder in der Hand, fo thut noth einekurße runde Beſchreibung von der Schöpfung des Menſchen , damit die Menſchwerdung Chriſti bernach möchte beſſer verſtanden werden , auch um der Pers len willen, die dem Menſchen in ſeinem Suchen noch immer mehr zufallen, gegeben und eröffnet werden ,welches mir denn eine beſondere Freude gibt, mich alſo mit GOtt zu ergeßen. 2. Die Schöpfung des Menſchen iſt in allen dreyen Prins cipien gefcbeben , als in des Baters ewigen Natur und Eigens ſchaft, und in des Sohnes ewigen Natur und Eigenſchaft, und in dieſer Welt Natur und Eigenſchaft ; und iſt dem Mens Tchen, welchen das Verbum Fiat ſchuf, der dreyfächige Seilt zu ſeinem Leben, aus dreyen Principien und Quellen eingebla Ten worden , als von einem dreyfachen Fiat ift er geſchaffen, verſtebet die Leiblichkeit und Weſenheit ; und der Wille des Hergens GOttes hat ihme den Geiſt,nach allen dreyen Prins cipien ,eingeführet ; das verſtehet alſo, wie folget: 3. Der Menſch war ganz zu GOttes Gleichniß geſchaffen ; GDtt offenbarete ſich inder Menſchheit in einem Bilde, das ſolte ſeyn wie Er ſelber : Denn GOtt iſt alles, und von Ihm ift
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1.35. Cap. 3 .
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iſt alles herkommen, und wird darum nicht alles GOtt ge nant, wegen des , daß nicht alles gutiſt. Denn was die pure Gottheit antrift, ſo if SDtt ein Licht-flammender Geiſt, und wobnet in nichts als nur in ſich ſelber, ſein iſt nichts gleich : Was aber antrift des Feuers Eigenſchaft, daraus das Licht erboren wird , erkennen wir des Feuers Eigenſchaft für Nas tur, welches eine Urfach des Lebens, Bewegens und Geiſtes iſt, ſonſt wåre kein Geiſt, kein Licht, auch kein Wefen ; for : dern cine ewige Stille, weder Farben noch Sugend, ſondern wäre ein Ungrund ohne Befen . 4. Und wiewol das Licht der Majeſtät im Ungrunde wobs met, und von der feurenden Natur und Eigenſchaft nicht ers griffen iſt, denn es iſt uns mit dem Feuer und Lichte alſo zu er : finnen ; das Feuer hat und machet erſchreckliche und verzeh rende Qual : nun iſt in der Qual ein Erlincken, gleich einem Sterben oder fich Frey-ergeben ; und daſſelbe Frey -ergeben fället in die Freybeit auffer der Qual, als in Tod, und iſt doch kein Sod ; fondern es gehet alſo einen Grad tiefer in fich bins ein, undwird von der Qual des Feuers Angſt-frey , und bat dodh die Schärfe des Feuers, aber nicht in der Angſt, ſondern in der Freybeit. 5. Jeßt iſt die Freybeit und der Ungrund ein Leben , und wird in ſich ein Licht, denn fie kriegt den Blig der Angſt -Qual, und wird begehrende, als der Weſenbeit, und das Begehren fchwangert fich ſelber mit Beſenheit aus der Frenbeit und Sanftmutb : denn was der Angſts Dual erlincket oder ent wird, das freuet ſich, daß es von der Angji frey iſt, und zeucht die Freude in ſich, und gebet mit ſeinem Willen aus rich , wel: des der Freuden Geift und Leben iſt, dazu wir albie eine Eng : liſche Zunge bedörften ; Aber dem GOtt-liebenden Leſer hies mit eine kurße Andeutung nachzuſinnen geben wollen , die himmliſche Weſenbeit zu verſtehen . 6. Denn in GOtt iſt alles Kraft, Geiſt und Leben : Was aber Weſen iſt, das iſt nicht Geift, ſondern was vom Feller ers fincket, als in Unmacht, das iſt Defen ; denn der Geiſt urs ftandet im Feuer, und ſcheidet ſich aber in zwo Qualen, als eine im Feuer, und eine im Erfincken in die Freybeit im Lichte, diefe heilt GOtt , denn ſie iſt fanfte und lieblich , und hat in fich die Freudenreich ; und wird die Engliſche Welt in der erſuns stenen Freybeit der Weſenbeit verſtanden. B
7. Dars
V. Von der Menſchwerdung 1. Th. 6.3 . 7. Darum , da wir waren aus der Freyheit der Engliſchen Welt ausgegangen in die finſtere Qual, welcher Abgrund das Feuer war, Towar uns kein Rath, es würde denn des Lichts Kraft und Wort, als ein Wort des Göttlichen Lebens, ein Menfch, und führete uns aus der Finſterniß durch bes Feuers Dual durch den Sodim Feuer in die Freyheit des Göttlichen Lebens, in die Göttliche Weſenheit wieder ein : Darum iuſte Chriſtus ſterben, und mit dem Seelen - Geiſte durchs Feuer der ewigen Natur , als durch die Hölle und Grimm der ewigen Natur, in die Göttliche Wefenbeit eingehen , und unferer Seca len eine Bahn durch den Tod und Zorn brechen ; darauf wir mit und in Sbm konten durch den Šod ins ewige Göttliche Bes
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ben eingehen. 8. Aber von der Göttlichen Weſenheit, als von der Göttli chen Leiblichkeit iſt uns alſo zu verſtehen : Das Licht gibt Sanftmuth als eine Liebe ; Nun begehret des Feuer $ Angit Sanftmuth, daß es feinen groffen Durſt moge ſtillen , denn das Feuer iſt begehrende, und die Sanftmuth iſt gebende, denn ſie gibt ſich ſelber. Allo wird im Begehren der Sanftmuth Weſen , als eine ſubſtantialiſche Weſenheit , welche dem Grimm entſuncken iſt, die ihr eigen Leben frey gibt, das iſt Leiblichkeit: denn ſie wird aus der Kraft in der Sanftmuth fubftantialiſch, und wird von der Herbigkeit , als vom ewigen Fiat angezogen und gehalten ; und wird darum Weſenheit oder Leiblichkeit genant, daß es dem Feuer -Dual und Geiſte erſuncken iſt, undiſtgegen dem Geiſte als ſtumm , todt oder un machtig, da ſie doch ein eſſentialiſch Leben iſt. 9. Alſo follet ihr uns recht verſtehen : Als GOtt die Engel ſchuf, waren nur zwey Principia offenbar und im Weſen, als das im Feuer und Lichte, als mit grimmiger Weſenheit im ſtrengen ,berben Fiat , mit den Geſtalten der Feuers :Natur , und denn mit himmliſcher Weſenbeit aus beiliger Kraft, mit dem Waſſer -Quall der Sanftmuth des Freuden -Lebens , in welchem Göttlicher Sulphur , als in der Liebe und Sanftmuth erboren warð ; Sein Fiat war GOttes begehrender Wille. 10. Aus dieſer Göttlichen Wefenbeit , als aus GOttes Natur , wurden die Engel , als Creaturen erſchaffen , und ihr Geift oder Lebens- Qual urftåndet im Feuer, denn ohne Feuer beſtehet kein Geiſt ; Er ging aber aus dem Feuer ins Licht, alda kriegte er der Liebe Dual, und war das Feuer nur eine
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eine Urſache feines Lebens, aber des Feuers Grinm warb mit der Liebe im Lichte gelóſchet. 11. Dieſes verachtete Lucifer , und blieb ein Feuer- Geift : Alſo erbub er ſich auch, und zündete in ſeinem Loco die Weſens beit an , baraus iſt Erde und Steine worden , und mard ausges ftoffen ; und ging alſo ießt die dritte Leiblichkeit und das dritte Principium an mit den Reiche dieſer Welt. . 12. So dann der Teufel daraus in die Finſterniß geſtoffert ward, fo fcyuf GDtt ein ander Bild nach ſeiner Gleichniß in dieſen Locum : Solte es aber GOttes Gleichniß nach allen dreyen Principien ſeyn, ſo muſte es auch aus allen drepen gee nominen ſeyn, und aus allem Wefen diefes Drts oder dieſer Dieffe , alſo weit ſich das Fiat mit Lucifers Fürſten - Ibront Batte in die Nethern zur Schöpfung eingegeben ; Denn der Menfche kam an Fucifers Stelle, und daher urſtandet aud) der groffe Neid der Teufel, daß fie dem Menden nicht die Ehre gonnen, fondern führen ihn immer den bófen verderbten Wege damit ſie nur ihr Reich mebren ; und thun folches der Sanfts muth, als GOttes Liebe zu Trobe, vermeinen noch, weil ſie im Grimm der ſtarcken Macht leben , ſie ſind höher als GDts tes Geiſt in der Liebe und Sanftmuth. 13. Alſo, verſtebet, bat GOttes Willen -Geift, als der H. Geiſt, das zweyfade Fiat gefaffet in zweyen Principiis , als in der Engliſchen Welt das Innere, und denn in dieſer auſſern Welt das deuſfere, und den Merch oder Menſchen geſchaffen , als eine vermifcbete Perſon : denn er ſolte feyn ein Bild nach der innern und auffern Welt, ſolte aber mit der innern Qual über die auſſere berrſchen , alſo wäre er GOttes Gleichniß geweſen ; denn die äuſſere Wefenbeit bing an der innern, und grünete das Paradeis durch die Erde , und war der Menſch in dieſer Welt aufdem Erdboden im Paradeis : denn es wuchs ihmeauch paradeiſiſche Frucht bis auf den Fall, da der HErr die Erde verfluchete, fo trat das Paradeis ins My. fterium , und ward dem Menſchen ein Myfterium oder Ges beimniß, da er zwar, ſo er aus GOtt wiedergeboren wird nach dem innern Menſchen im Paradeis wohnet, aber nach dem äuſſern in dieſer Welt. 14. Alſo iſt uns ferner zu betrachten des Menſchen Ankunft und Urſtand : GDtt hat ſeinen Leib geſchaffen aus der Erden Matrice , daraus die Erde geſchaffen warb ; Es war alles B2 unters
50 V. Von der Menſchwerdung 1. Th.C.3. untereinander, und theilete ſich doch in 3 Principia breyerler) Weſenbeit, und ward doch die im Grimme nicht erkant . Så te nur Adam in der Unſchuld blieben, er håtte die gange Zeit dieſer Welt in zweyen Principien nur gelebet, und hätte mit einem geberrfcbet über alles, und wäre das grimme Reich an ihme nie erkant noch offenbar worden , ob er das gleich an ficb hatte. 15. Und iſt uns weiter zu verſtehen , dat Ubams Reib ift
!
aus dem innern Element, da das innere Firmament und Hima mel mit den himmliſchen Eſſentien inne lieget, aufeinem Theil mit dem innern Fiat geſchaffen worden ; Und denn zum anderit iſt er aus den vier Elementen der äuſſern Natur, und aus dem Geſtirne mit dem auffern Fiat geſchaffert worden : Denn in der Erden Matrice ſtund das unter einander , das Paradeis war darinnen, und der Leib war auch ins Paradeis Verſtehets recht, er hatte Söttliche und auch gefcbaffen. irdiſche Wefenbeit an fich ; aber die irdiſche war in der Gött: lichen gleich als verſchlungen oder unmachtig : Das Weſent oder Materia , daraus der Leib gemacher oder geſchaffen warð, war eine Maſſa , ein Waſſer und Feuer , mit der El fenß beyder Principien, wiewol das erſte auch darinnen lag , aber nicht råge ; Ef folte ein iedes Principium in ſeinem Siße bleiben , und folten ſich nichtmiſchen , als in GOtt geſchiebet, ſo wäre der Menſch eine gange Gleichniß nach GOttes Bérent
dei !
der
& geweſt. Vom Einblaſen der Seelen und des Geiſtes. 16. Der leib iſt eine Gleichniß nach GOttes Wefenbeit, und die Seele und Geiſt eine Gleichniß nach der H. Dreyfalse tigkeit. Gott gab dem Corper feine Weſenbeit aus dreyen Principien, und den Geiſt mit der Seelen aus dem Quellbrunn des dreyfächigen Geiſtes der allweſenden Gottheit : Und iſt uns auch alſo zu verſtehen, daß die Seele mit ihrer Bildnis und mit ihrem åuffern Geifte aus dreyen Principien iſt bere kommen, und dein Leibe eingeblaſen und eingeführet worden, wie ſolches auch Moſes bezeuget ; GOtt blies dem Menſchen ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen, da ward der Menſch eine lebendige Seele. (Gen. 2: 7.) 17. Nun iſt aber der Dbem und Geift GOttes dreyerler Qual: Im erſten Principio iſt er ein Feuer - Ddem oder Geiſt, welcher die rechte Urfach des Lebens iſt, und ſtehet in des Pa ters
21 1. Th . Cap. 3. JEſu Chriſti. ters Dual, als im Centro der grimmigen Natur, Im andern Principio ift SOttes Odem oderSeift der Licht- flammende Liebe - Geiſt, als der rechte Seift der wahren Sottheit, der GOtt H. Seift beiſſet i Und im dritten Principio , als im Gleichniß GOttes, ift GOttes odem der Luft: Geiſt, auf wels dem der H.Geift fábret, wie David faget : Der HErr fábret auf den Fittigen des Windes.( Pl. 104: 3.) Und Moſes ſaget: Der Seift Ottes ſchwebet auf dem Baffer, auf der Capfula, da die Luft urſtåndet. (Gen , 1 : 2.) 18. Nun dieſen brenfaden Geiſt hat der gange GOtt aus allen dremen Principien in die geſchaffene Bildniß eingeblafen und eingeführet, als erſtlich den Feuer-Geiſt, den bat Er ihm von innen eingeführet, und nicht zur Nafen, ſondern ins Her: ße, in die zweyfache Tinctur des innern und äuſſern Bluts, piewol das äuſſere nicht erkant war, ſondern war Myſteri pm ; Aber das innere war råge, und hatte zwo Tincturen , die erſte aus dem Feuer, die ander aus dem Lichte. Dieſer Feu: er- Geiſt iſt die rechte effentialiſche Seele, denn ſie hat Centrum Naturæ mit ſeinen vier Geſtalten zur Feuers - Macht: Sie ſchlåget ibr ſelber das Feuer auf, und machet ſelbſt das Kad der Šffentien, wie im andern und dritten Buche nach der ganz ge gemeldet worden . 19. Und ſolt wiſſen , daß das eſſentialiſche Seelen - Feuer nicht die redyte Bildniß nach der Gottheit ift: Sie iſt keine Bildniß, ſondern ein magiſch ewigwabrend Feuer, es bat nie keinen Anfang gebabt, wird auch kein Ende baben, und ver : ſtebet, daß GDtt das ewige, unanfängliche Feuer, (welches von Ewigkeit in ſich ſelber in der ewigen Magia, als in SDttes Willen, im Begehren der ewigen Natur,als ein ewig Centrum der Gebårerin ift geweſen ) eingeführet bat ; Denn dieſe Bilda niß folte eine Gleichniß nach Ihme ſeyn, 20. Zum andern hat ihme zugleich mit dem effentialiſchen Seelen - Feuer der H. Geiſt den Licht-flammenden Liebe- Geiſt aus ſich ſelber eingeführet, auch eben nur im andern Principio, darinnen die Gottheit verſtanden wird, nicht zur Naſenein, ſondern wie Feuer und Licht an einander banget, und eines iſt, aber in zweyen Quellen ; Alſo ward ihme der gute Liebe- Geiſt mit dem effentialiſchen Feuer-Geiſte eingeführet in fein Herb, und bracht iede Qual ſeine eigene Tinctur mit , als ein eigen Leben ; und wird in der Liebe- Tinctur der rechte Geift vera B 3
22 V. Von der Menſchwerdung 1. Th. € . 3. verſtanden , der die Bildniß GOttes iſt, der ein Gleichniß iſt nach derklaren wahren Gottheit, und dem gangen Menſchen abnlich ſtebet, auch den gangen Menſchen erfüllet, aber in ſeis nem Principio . 21. Die Seele, was fie pur alleine antrift, iſt ein Feuers Auge, oder ein Feuer -Spigel, darinn ſich die Gottheit hat ges offenbaret nach dem erſten Principio , als nach der Natur ; denn ſie iſt eine Creatur, doch in kein Gleichniß geſchaffen ; Aber ihre Bildniß , welche fie aus ihrem Feuer - Auge im Licht erbieret, das iſt die rechte Creatur, um welcher willen Out Menſch ward, und ſie wieder aus dem Grimm der ewigen Nas tur in Ternarium Sanctum einfübrete. 22. Und iſt uns ferner alſo zu verſtehen mit der Seelen und ihrer Bildniß : Es iſt wol Ein Geiſt zuſammen , aber die Seele iſt ein hungerig Feuer , und muß Weſenbeit haben , ſonſt wird ſie ein bungerig finſter Thal, als die Teufel ſolche worden ſind ; So machet die Seele Feuer und Leben , und die Sanftmuth der Bildniß machet Liebe und himmliſche Wefens Heit. Alſo wird das Seelen - Feuer geſänftiget, und mit Liebe erfüllet, denn die Bildniſ hat Waſſer aus GOttes Brunn , das da quillet ins ewige Leben, daſſelbe iſt Liebe und Sanft: muth, und nimt es aus GOttes Majeſtát; als dis im ange gündeten Feuer zu ſehen, wie das Fcuer in ſich einen grimmi gen Qual hat, und das Licht einen fanften lieblichen Qual ; und wie in der Sieffe dieſer Welt aus Licht und Luft Waſſer wird, alſo iſt dis imgleichen auch , 23. Zum dritten hat GOtt den Geiſt dieſer Welt mit der Sternen- und Elementen - Qual, als die Luft, aud zugleich auf einmal vem Menſchen in ſeine Naſen eingeblaſen ; der folte ein Regierer im äuſſern Reiche ſeyn, und die Wunder der auffern Welt eröffnen , zu welchem Ende Sett den Menſchen much ins áuffere leben ſcuf; Aber der äuſſere Geiſt ſolte nicht in die Bildniß GOttes greiffen ; auch ſolte die Bildniß GDts tes nicht den äuſſern Geiſt in fich zur Herberge einführen , und über fich berrſchen laſſen , denn ihre Speiſe war von GOttes Wort und Kraft, und der åuſſere Leib hatte paradei fiſche Speiſe ,nicht in Madenſack, denn er hatte den nicht; Auch hatte er weder männliche noch weibliche Geſtalt oder Form , denn er war beydes, und hatte beyde Tincturen, als der Seelen und des Seelen -Geiſts, des Feuers und Lichts, und ſolte einen andern
23 1.S6. Cap. 4. JEſu Chriſti. andern Menſchen aus ſich gebaren nach ſeinem Gleichniß : Er war eine zuchtige Jungfrau in reiner Liebe , er liebete und fichwangerte ſich ſelber mit Imagination ; alſo war auch ſeine Fortpflanbung. Er war ein Herr über Sternen und Elementa ten , ein Gleichniß nach GDtt , wie GOtt in Sternen und Elementen wohnet , und Ihnergreiffet nichts , Er herrſchet über alles : Alſo war auch der Menſch geſchaffen ; die irdiſche Dual war nicht gang råge in ihm . Er hatte wol den Geiſt Luft, aber die Hiße und Kälte ſolte ihn nichtrühren , denn GOttes Weſenheit drang durch alles : Gleichwie das Para deis durch die Erde drang und grünete, alſo grünete die binme liſche Weſenheit im äuſſern Deſen ſeines Leibes , und auffern Geiſtes ; In GOtt iſts wol indglich , was uns im irdiſchen Peben fremd anſiebet. 24. Zum vierten hatte Adam mit der Einführung ſeiner ſchönenHimmels-Bildnißin dem Gciſte GOttes das lebendio ge Wort GOttes mit empfangen , das war feiner Seelen und Bildniß Speiſe ; daſſelbe lebendige Wort war umgeben mit der Göttlichen Jungfrau der Weisheit; Und ſollet wiſſen, daß der Seelen Bildniß iſt in dein Jungfråulichen Bilde geſtans den , welches in der Gottheit von Ewigkeit erblicket war wore den , unddes Adams reiht Bildniß war aus SDttes Weiss heit; Denn GOtt wolte ſich alſo in einem Bilde ſehen und of fenbaren , und das war die Gleichniß nach GDtt , verſtehe nad GOttes Geiſt , nach der Dreyzahl , ein gang züchtig Bilde, gleich den Engeln GOttes; In derſelben Bildniß war Adan GOttes Kind , nicht allein cine Gleichniß , ſondern ein Kind , frage ich , geboren aus GDtt , aus dein Weſen aller Wefen . 25. Alſo iſt kurs gemeldetworden , was Adam für ein Bild mar vor ſeinem Fall, und wie ihn GOtt hat geſchaffen, zu ber ferm Verſtande, warum GOttes Wort ſey ein Menſch wors den , wie das ſey zugegangen , und was das habe geurſachet. Das 4. Capitel. Von dem Paradeiſiſchen Weſen und Regi ment , wie es håtte mogen ſeyn, ſo der Menſch wäre in der Unſchuld blieben. Summarien . Er Teufel iſt ein Lügner. 9.1. Ohne GOttes Aufſchlieſſung ver: ffehen BA
24 V. Von der Menſchwerdung 1:Th.C.4 . fie' en wir voın Paradeis nichts , 2. denn es ſtecket nicht in der Vera nunft , die nur vom Geſtirne herrühret ,ſondern in der Wiedergeburt, 3. Der Menſch iſt nicht in die Zerbrechlichkeit geſchaffen. 4. Chriſtus will ihn wieder erhöhen , in den Six , als er vor der Creatur war. 5. Wo er nur initſeinem Willen :Geiſt in Gött eingehet ; ſo erlanget er dieedle Bildniß wieder,6. Erhatte die Jungfräuliche Weisheitin ihm und ſolte der äuſſere Menſch die Wunder der ewigen Weisheit offenbaa fen.7. Wir ſollen den féib nicht inehr lieben , als den Geiſt, der das Leben iſt. 8. Der äuſſere Leib mit ſeiner Tinctur , und die metalliſche Tinctur ſind nahe verwandt , 9. weldhe lettere ohne Wiedergeburt picht zu finden iſt, 10. Der Menſch ſolteein Herr der Tinctur renn ;:10 ijt er ihr sinecht worden . 11. Der Teufel wolte in der himmliſchen Mea ſenheit Gros -Gürſtſeyn ; aber ſie ward ihm verſchloſſen , 11. Des Mens fchen Nahrung anla isend , ſo wird dasSeelen - Feuer mit Gottés lies be geſpeiſet , init Iinagination ; 12. der äuſſere Leib aß Paradcis : Frucht im Munde und nicht in Leib, 13. Denn wie Goti in dieſer Welt wohnet , und ſie iſt in ihın wie verſchlungen : alſo war auch der Menſch , und alſo aß erauch , 14. und waren 2 Centra der Straft in Adams Munde. 15. Seine Arbeit im Paradeis war kindiſch ; aber mit himuliſcher Wibe. 16. Als das Eſſen , ſo war das Zrincken , es seho, rete ihm nur die Straft der Erden , und der Geiſt, denn ſein Leib wat ewig. 17. Alle Meinung ohne Erkentniß , iſt ein irdiſcher Parr, 18 . Das Himmliſche muß wieder über das Irdiſche herrſchen , wollen wir das Paradeis beſigen. ibid. Es thuts alſo kein lernen , ſondern gebos ren werden. 19 . Jiel Einwürfe hat der Teufel, damit er fich will ente SS ſibuldigen, GOtt babe ibn alſo geſchaffen , da ibn doch ſeine gehabte Engliſche Geſtalt , Dual und Bilds niß immer überzeuget, daß er ein fügner iſt: Alſo thut er auch dem armen gefallenen Menſchen , führet ihm immer das irdis ſche Reich mit ſeiner Kraft und Berinogenbeit ein , daß er alſo einen lieten Spigel vor ficb babe , daß er alſo auch Gottſchula sige , als babe er ihn irdiſch und bos geſchaffen ; Er läſſet aber Das Befie auſſen , als das Paradeis., in welches der Menſch geſchaffen war , und denn GOttes Allmacht, daß der Menſch nicht alleine vom Brot lebe , ſondern auch von GOttes Kraft und Wort , und daß das Paradeis mit ſeiner Qual babe über die Jrdigkeit geregieret. ' Er zeiget dem Menſchen nur ſeine harte, elende , fleiſcherne, nackende Geſtalt ; aber die Geſtalt in der Unſchuld', da Udam nicht wuſte daß er nackend war, deciet er zu, den Menſchen zu betriegen . 2. Und ſo uns armen Hevå-Kindern dieſes dann ja fo febr
verdedket fern will , und es auch wol der irdiſche Balg nicht mert iſt zu wiſſen , aber unſerm Gemüthe ſehr nótbig ; So thui unsboc noth, daß wir zu dem rechten Syürbüter ,( der den
S6. Cap . 4 . JEſu Chriſti. den Schlüſſel bat aufzuſchlieffen ) flieben , und ibn bitten , und uns ihme gang einergeben, daß er uns doch wolle die Paradei: firche Pforte im innern Centro unſerer Bildnis aufichliesen, daß uns dod machte das Paradeifiſche Licht in unſerm Gemüs the anblicken , und wir doch alſo möchten füffernd werden , mit unſerm Immanuel wieder nach dem innern und neuen Men : fden im Paradeiß zu wohnen ; denn ohne dieſelbe Auflatief fung verſteben wirnichts vom Paradeis und unſerer gebabten Bildniß in der Unſchuld . 3. Weil uns aber Chriſtus , GOttes Sobn , bat wieder zur Paradeis Bildniß erboren , follen wir ja nicht ſo laß feyn, uns auf Kunſt und irdiſche Bernunft zu verlaſſen : Wir finden das Paradeis und Chriſtum , (der in uns muß Menſch gebo ren werden , wollen wir anderjt GOtt fcbauen ) nicht in unſe: rer Vernunft, es iſt alles, todt und blind ; Wir müſſen aus der Vernunft ausgeben , und in die Menſchwerdung Chriſti eingeben , ſo werden wir von GOtt gelebret.. Alsdenn baben wir Macht, von SDtt , Paradeis und Himmelreich zu re: den ; und in der irdiſchen Bernunft , die nur vom Seftirne berrühret, ſind wir vor GOtt Narren , fo wir wollen vom Myſterio bimmliſch reden , denn wir reden von einem Dinge, das wir nie erkant noch geſehen haben ; aber ein Kind kennet ja die Mutter. Alſo auch ein ieder , der aus GOtt wieders geboren wird, fennet ja ſeine Mutter , wol nichtmit irdiſchen Augen , abermit Göttlichen und der Mutter Nugen, von der er geboren iſt: Geben wir dem leſer treuherßig nachzuſinnen, was ihn zu thun fey , und aus welchem Sinn und Begriff wir füreiben wollen. 4. Die Vernunft der äuſſern Welt will ſchlechts erbalten , GOtt babe den Menſchen ins auſſere Regiment geſchaffen , in die Qual der Sternen und vier Elementen : Sodas ware , ſo wäre er ja in die Angſt und Tod geſchaffen , denn der geſtirnte Himmel hat ſein Ziel ; wenn er das erreichet , ſo verlaffet er die Creatur, derer er ein Fübrer war . Álödenn zergebet ja das Regiment und Weſen der Creatur , welche dem äuſſern Himmel unterworfen iſt ; und leben wir ja wol , wie wir hins fallen und ſterben , wenn uns der aufſere Himmel mit den Elementen verlaſt, daß auch ein Kind in Mutterleibe ſchon alt genug iſt zum ſterben , auch oft verdirbt , weil es noch obs ne Yeben , und im Fiat des auffern Regiments ift, in der Leibs B 5
26 V. Von der Menſchwerdung 1. TH .C.4. Iperdung , ebe bas Centrum Naturæ das Seelen - Feuer aufs fchlaget: und erkennen wir freylich den Tod und das Ster ben mit Adams Fall, daß Adam ſey (alsbald er iſt irdiſch wor den) dem Paradeis abgeſtorben , und Tev an GOttes Reich todt worden , darum uns dann die Wiedergeburt nothwar, anderſt mochten wir nicht wieder lebendig werden. 5. Dieweit aber GOtt dem Adam die irdiſche Frucht, fo vermiſchet war , verbot , die nicht anzuribren , und auch nur einen Menſchen ſchuf, mit männlicher und weiblicher Eigena fchaft, mit beyden Tincturen , als des Feuers und des Lichts in der Liebe , ihn audy alſobald ins Paradeis brachte ; ja im Paradeisward er geſchaffen ; So können wir der Vernunft nicht ſtatt geben , welche mit des Teufels Inficiren faget , der Menſch ſey irdiſch geſchaffen : Denn alles was vom irdiſchen Leben oder von irbiſcher Dual'énig und allein geſchaffen iſt, das iſt thieriſch , und hat Anfang und Ende , und erreichet nicht die Ewigkeit, denn es iſt nicht aus der Ewigkeit. Was nun nicht aus dem Emigen iſt, das iſt zergänglich und nur ein Spigel, darinn ſich die ewige Weisheit als in einer Figur und Gleichniß geſchauet bat : Es bleibet von ihm nichts mehr als ein Schatten obne Qual und Wefen ; es fábret babin als ein Wind , der ſich erhaben hat, und dann wieder leget. Um einer ſolchen Creatur willen ist GOttes Wort nicht Menſch worden , das Ewige iſt nichtum der Bergånglichkeit willen in die vergångliche Wefenbeit eingegangen . So iſt es auch nicht darum in das Irdiſche eingegangen , daß es will das Irdiſche Bergängliche in die Kraft der Majeſtät erheben und einfúb ren ; Sondern um des willen , das aus der Kraft der Maje ſtát war berkommen , war aber vos und irdiſch worden , und gleich als im Tode verblichen , daß es dasmolte wieder lebens 1 dig machen , auferwecken , und in die Kraft der Majeſtät er : bóben , in den Sis als es war , ebe es eine Creatur war. 6. Und ſollen den Menſchen anderſt erkennen , als wir bis bero gethan baben , indeme wir ihn thieriſch geſchäßet: Er ift ja thieriſch worden , nach der Eigenſchaft dieſer Welt, ins dem er in Atam ſfarb , fo lebet er hernach dieſer Welt, und nicht GDtte ; So er aber mit ſeinem Willen - Seift in GOtt einging , ſo erlangete der Willen - Geiſt die edle Bildniß wies der, und lebete nad der Bildniß in GDtt , und nach der thies riſchen Eigenſchaft, in dieſer Welt : Alſo war er im Tode, und
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LS6. Cạp. 4 .
JEſu Chriſti.
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und war doch lebendig , und darum ward GOttes Wort ein Menſch , daß er ihn wieder in GOtt einigte , das er wieder gang in GOtt geboren wurde , und das Paradeis in ihme em pfindlich wäre. 7. Alſo iſt uns das Paradeifiſche Bild zu betrachten : Wir ſagen und erkennen , daß Adam gut , rein und ohne Mackel war geſchaffen , fomolals Lucifer mit ſeinem Heer : Er batte reine Augen , und das doppelt oder zweyfad , denn er hatte beyde Reicbe an ſich , als GOttes und dieſer Welt Reid ; Aber gleichwie GOtt ein HErr über alles iſt , alſo folte auch der Menſch in GOttes Kraft ein HErr über dieſe Welt feyn . Gleichnie GOtt in allem herrſchet, und alles durchgehet, dem Dinge unempfindlich : Alſo fonte der verborgene Göttliche Menſch in alles geben und ſchauen : Zwar der aufſere Menſch war im auſſern , aber ein Herr über das auſſere , und war un ter ihme, es zähmete ihn nicht. Er båtte können Felſen zer brecben ohne Noth , die Sinctur der Erden war ihme gangers kentlid ), er båtte alle Wunder der Erden erfunden : Denn zu dem Ende war er auch ins auffere geſchaffen , daß er folte in Figuren offenbaren , und ins Werck führen , was in der ewi gen Weisheit war erſehen worden ; denn er batte die Jung fráuliche Weisbeit in ibme. 8. Gold, Silber, und das kóſtliche Metall iſt wol auch aus der himmliſchen Magia mit der Entzündung alſo, eingeſchloſſen worden : Es iſt ein anders als die Erde ; der Menſch liebet es wol , und brauchts zu ſeiner Nahrung ;aber er kennet nicht feinen rund und Urſtand. Es wird nicht vergebens vom Gemüthe geliebet, esbat einen hohen Urſtand, fo wir deme nachſinnen . Aber wir geſchweigen des billig alhier , weil es der Menſch ohne das zu viel liebet, und ſich damit vom Geiſte GOttes entzucht; es ſoll einer den Leib nicht mehr lieben als den Geiſt , denn der Geiſt iſt das Leben . Alſo geben wir euch in Gleichniß zu verſtehen , und geſchweigen dieſer Materie mit ihrem Grund und Urffande. 9. Aber das wiſſet : Es war dem Menſchen zu ſeinem Spiel und Zierbeit gegeben , er hatte es aus Natur - Recht, es war ſein , verſtebe dem äuſſern Leibe, denn der aufſere Leib mit ſeiner Tinctur und die metalliſche Tinctur ſind einander nahe verwandt. Als aber des áuffern Beibes Tinctur verderbet wat mit des Teufels bofer Sucht,
ſo verbarg fich auch die metal
V.Von der Menſchwerdung 1: Th.C.4 . 28 metalliſche Sinctur vor der menſchlichen, und feindet den an : denn ſie iſt reiner als die verderbte im auffern Dienſben . 10. Und laffet euch das, ihr Sucher der metalliſchen Sina ctur, offenbar feyn : wolt ihr den Lapidem Philoſophorum fin den, ſo ſchicket euch zur neuen Wiedergeburt in Chriſto, ſonſt wird ſie euch ſchwer ſeyn zu erkennen ; denn ſie hat eine groſſe Gemeinſchaft mit der himmliſchen Weſenbeit , welche, fo fie vom Grimm aufgelöret würde , man ivol ſeben würde. Sein Glaſt bedeut etwas, daß ,ſo wir paradeifiſche Augen båtten , wir wol erkennen würden : Das Gemütbe zeiget uns das wol an , aber der Verſtand und volle Erkentniß iſt am Paradeis fodt ; Und darum ,weil wir das Edele zu GOttes Unebre, und zu unſer ſelber Berderbniß brauchen, und nicht dadurch GDte ehren , und mit unſerm Geiſte in GOttes Geiſt eingeben , fons dern laſſen den Geiſt,und hangen an der Weſenheit ; ſo iſt uns die metallifcbe Sinctur Myfterium worden , denn wir ſind ihr fremd worden . II. Der Menſch war geſchaffen, daß er folte ein Herr der Tinctur ſeyn , und ſie war ihm undertban , er aber ward ihr Knecht, darzu fremde : Alſo ſuchet er nur Gold, und findet Era de ; darum daß er den Geiſt verließ,und ging mit feinem Geift in die Weſenbeit, bat ibn die Weſenheit gefangen , und in Tod geſchloſſen : Daß wie die Tinctur der Erden im Grimm ver fchloffen liegét, bis ins Gerichte GOttes : Alſo auch lieget des Menſchen Geiſt mit im Zorne verſchloſſen , er gebe dann aus, und werde in GOtt geboren. Denn der Teufel wolte Großa fürſt mit ſeinem Grimm in der himmliſchen Defenbeit feyn , Darum ward fie ibme verſchloffen , und ward zu Erden und Steinen, daß er alſo nidt Fürſt , fondern ein Gefangener im Sorne iſt, und nutet ihme die Wefenbeit nichts : denn er iſt Geiſt, und werachtete die bimmliſche Weſenbeit, und entzün : dere dieMutter der Natur, welche alſobald hat alles begreiflich und córperlich gemacht, welches GOttes Geiſt zuſammen ſchuf; und war aber dem Menſchen gut kentlich , er fonte die Tinctur wolauflöſen, und das edele Perlein hervorbringen zu ſeinem Spiel und Freuden , aud ) zu GOttes Ehre und Wuns derthat , ſo er in der Unſchuld blieben wäre. 12. Anlangend des Menſchen Effen und Trincken ,damit er ſeinem Feuer Nahrung und Wefenbeit folte geben , war alſo gethan : Er hatte zweyerley Feuer in fich , als das Seelens Feuern
Jeſu Chriſti. 1.Th. Cap.4 . 29 Feuer, und das auffere Feuer von der Sonnen und Geſtirne; nun muß ein iedes Feuer Sulphur oder Meren haben , oder es beſtehet nicht, das iſt, es brennet nicht. So haben wir deſſen genug zum Verſtande am Göttlichen Weſen, welches desMens ſchen Nahrung ware gewefen : Denn wie oben gemeldet, ſo wird das Seelen - Feuer mit Gottes Liebe , Sanftmutb und Weſenheit geſpeiſet, mit allem deme,was das Wort als das Göttliche Centrum erbieret ; Denn die Seele iſt aus dem ewi: gen magiſchen Feuer, die muß auch magiſche Speiſe haben , als mit Imagination. Sofie GOttes Bildnik bat, ſo imaginiret ſie in GOttes Viebe, in die Göttliche Wefenbeit, und iffet von GOttes Speiſe, von der Engel Speife : Wo aber nicht, ſo if ſet ſie von deme, darein ihre Imagination gebet, als von irdis ſcher oder boliſcher Quals und in dieſelbe Matricem fället fie auch, wol nicht mit ihrer Subſtant, aber ſie wird mit derſelben erfüllet ,und daſſelbe bebet in ihr an zu qualificiren , als ein Gift im Fleiſché thut. 13. Alſo iff uns auch bes äuſſern Leibes Speiſung genug er: tentlich ; Der auſTereMenſch war ja, aber er war gleich wie halb verſchlungen von dem innern ; der innere herrſchete durch und durch , (wie das Feuer im glúenden Eiſen,) und nahm alſo ein iebes Leben von dem Seinen Speiſe. 418, die Bildniß ODttes, oder der Seelen Geiſt und Bildniß, aß von bimmliſcher Göttlicher Weſenheit : Und der äuſſere Leib aß Paradeis- Frucht im Munde, und nicht in Leib ; denn wie der åuffere Leib im innern als balb verſchlungen ſtund , alſo war
auch die Frucht des Paradeiſes. Die Göttliche Weſenbeit grünete durch die irdifche, und hatte die irdiſche in der Para beis- Frucht wie bald verſchlungen , alſo, daß die Frucht nicht irdiſch erkant ward : ' und darum bieß es Paradeis , als ein Grünen durch den Zorn, da die LiebeGOttes im Zorne grünes te undFrucht trug, wie es die Natur Sprache klar verſtehet, ohne einigerley Deuteley oder Meinung. 14. Und iſt uns ferner alſo zu verlieben, wie GOtt in dieſer Welt wohnet,und die Welt ift in Ihme wieverſiblungen, fie iſt in Ihmeunmachtig , und Er allmachtig : Alſo war auch der Menſch, und alſo aß er auch : fein irdiſch Effen war himmliſch . Als wir wiſſen ,daß wir müſſen wiedergeboren werden , alſo mar die Paradeis - Frucht aus dem Zornewieder in bimliſche We . ſenyeit geboren: Oder wie wir feben,daß ein gut ſûe Kraut aus der
V.Von der Menſchwerdung 1.Th.C.4. der bittern Erde wächſet, welches die Sonne anderſt qualificis ret, als es die Erde hat qualificiret ; Ulio qualificirete der H. Menſch die Paradeis - Frucht in feinem Munde, daß alſo die Frdigkeit verſchlungen warð als ein Nichts , und den Men Tehen nicht růgete : Oder, als wir erkennen, daß die Erde wird am Ende verſchlungen werden , und nicht mehr ein greiflich Corpus feyn. 15. Alſo war auch das aufferliche Effen des Menſchen ; er aß die Fruchtim Mund, und bedurfte darzu keine Zähne , denn alba war die Scheidung der Macht : Es waren zwey Centra der Kraft in Utains Munde , ein iedes nahm das Seine ; das irdiſche trard in himmliſche Qual verwandelt , als wir erken nen , daß wir nach unſerm Leibe ſollen verwandelt, und in einen bimmliſchen Kraft -Leib gefebet werden. Alſo auch war die Verwasıdlung im Munde,und der Leib empfing die Kraft, denn das Reich GDttes ſtebet in Kraft : So ſtund ja der Menſch im Reiche GOttes , denn er war unſterblich und ein Kind GOttes ; Håtte er aber ſollen alſo in die Därmer effen , und einen ſolchen Stand im Leibe haben, als wir ießt haben, ſo will ich die Vernunft fragen , ob dis Paradeis fey, und ob GDttes Geiſt indeme wohne? da dod ; GOttes Geiſt in Adam ſolte wohnen , als in GOttes Creatur. 16. Seine Arbeit im Paradeis auf Erden war kindiſch, aber mit himmliſcher Wige : Er mochte Bäume pflangen, auch an . dere Kräuter,alles nach ſeiner Luſt; es wuchs ihme in allem paradeiſiſche Frucht und war ihm alles reine. Er that was er wolte, fotbåt er recht : Er hatte kein Gefeße, als nur das Gefeße von der Imagination oder Luſt, die ſolte er mit ſeinem Geifte in GOtt feßen, ſo wåre er ewig blieben ; Und ob gleich GOtt båtte die Erde verändert, ſo wäre er doch blieben ohne 30
Noth und Tod; es wäre ihmenur alles in himmliſche Wefen beit verwandelt worden . 17. Alſo verſtehet auch von ſeinem Trincken : Der innere Menſch tranck das Waſſer des ewigen Lebens aus GOttes Wefen, und der äuſſere tranck das Waſſer auf Erden ; Aber wie die Sonne und Luft das Waſſer in ſich ſchlinget, und wird deſſen doch nicht voll ; alſo wars auch ins Menſchen Munde, es Tcheidete ſich ins Myſterium , als wir dencken und gewiß er kennen, avch die gange Wahrheit iſt, daß GOtt bat alles aus Nichts gemacht,nuraus ſeiner Kraft. Alſo ſolte alles, was irdiſo
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126.Cap.5.
31 JEſu Chriſti. irdiſch mar, ins Menſchen Mund wieder in das geben, als es war vor der Welt Schöpfung: Dem Menſchen geboret der Geiſt und die Kraft davon , und nicht ein irdiſcher Leib, denn GDtt hatte ihme einmal einen Leib geſchaffen,der da ewig war : Er Dorfte keines Schaffens mehr , er war ein Fürſtlicher
Thron, (verſtehe der Adam ) gemacht aus Himmel,Erde,Stec nen und Elementen ; ſowol aus GOttes Weſen ein Herr der Welt, und ein Kind GOttes. 18. Merckets, ihr Philofophi, es iſt der wahre Grund und Hocherkant; miſchet keinen Schul- Sand darein ,es iſt belie gnug : Meinung thuts nicht ; aber der wahre Geiſt, aus GDtt geboren, erkennet das recht. Alle Meinungen ohne Erkent: niß iſt ein irdiſcher Narr,und verſtehet Erde und 4 Eleinenta ; aber GOttes Geiſt verſtebet nur Ein Element , da ibrer vier darinnen verborgen liegen : Nicht vier ſolten in Adam regies ren , ſondern Eines über vier, das himmliſche Element über die vier Elementen dieſer Welt ; und alſo müſſen wir wieder wer: den , wollen wir das Paradeis befigen , um welches willen GOtt iſt Menſch worden. 19. Laſſets euch geſagt ſeyn, ihr Schul- Záncker : Ihr gehet um den Circul,und gebet nicht hinein , ais eine Kaße um den þeiſſen Bren,welche der Hige fürchtet; alſo fürchtet und fchas met ihr euch vor GOttes Feuer : Und ſowenig die Kaße des beiffen Breyes geneuſt, indeme ſie nur um den Rand gebet rie : chen ; ſo wenig geneuft auch der Menſch der Paradeis- Frucht, er gebedenn aus Adams Pelße , den der Teufel befudelt bat, aus,und trete in Chriſti Wiedergeburt ein. Er muß in Cirs cul eingeben und den Bernufts- Pels wegwerfen , ſo krieget er menſchliche Wiße, fund Gottliche Erkentniß ; es thuts kein Lernen , ſondern geboren werden .
Das 5. Capitel. Vom flåglichen, elenden Fall der Menſchen. Summarien . Dam war einganßesBildniß GOttes , und konte feines gleichen N inagiſch aus ſich gebåren ; . 1.2. denn er war in GOttes Luft enipfangen,ibid. hatte das auſſere und innere feurige Geſtirne, auch das Licht- Geſtirn in ſich . 3. Ein Menſch ſolte aus dem andern gehen ; dech würde freylich eine Ungleichheit der Geburten geweſen . . Der Eeufel aber beneidete Adam , itelleteibinjeine imagination jepn 4 inmer
32 V. Von der Mienfchwerdung 1.TH.C.5. immer für; ſo imaginirten das irdiſche Reich und GOttes Zorn auch nach ihin . s. Daher war groſſer Streit in Adam , denn alle 3 Reiche wolten ibn haben. 6. Der Zorn GOtteswar in der Erden durch des Teufels farden Willen entzundet ; ibid. der Teufel hatte groſie Macht, denn er ging in die ſtårckeſte Feuers-Macht ein , und üdam inujte mit ihin ringen ; 7. da wuchs zu hand der irdiſde Berſuch : Haum , davon Adam zwar nicht aß, aber dod ) drein imaginirte, ibid. und wurde dainit vom irdiſchen Reid überwunden , als welches ſcine Wundermit ihin verbringen wolte .8. Alſo necet der Fall ganz in der irdiſchen Eſſeng, da der Wille mit der Imagination das Irdiſche in die Seele ,einnahm , 9. worauf GOtt die Tincturen ſcheidete. 10 . Der Vernunft Richten von der Wahl. 11. Deſſen Beantwortung, 12. und Erläuterung durch ein Gleichniß von Feuer und Licht. 13. So Lidt und Glanß vom Feuer genommen wird : fo bleibts eine Finſter: niß. 14. Das Licht iſt allein Gott, und hat einen Liebe-Willen , der nid)ts Böſes will : 15. das Feuer iit Natur , und cin Geiß , der nur nimt. ibid . Das Licht heiſſet Gott : der Feuer -Geiſt heiſſetſein Griina men - Zorn. 16. Die Natur aber , oder das Feuer, iſt iin begehrenden Willen geboren , wie aus dem Begehren alle Dinge worden . 17. Was mag nun dis das sicht, ſo das Feuer etwas ergreift und verſchlingt?18. batte doch Lucifer und Adam freien Willen? ibid. Der Grimnm bat nichts gemacht; ibid. denn es thuts nicht allein Geiſt : es inuß auch Weſen ſeyn.19 . Was ihme die Creatur durch Imagination einzies bet, iſt ihre eigene Schuld ; was mag deffen GOtt ? 20. Es urnán: det ja der Wille der Creatur in ihr , nicht auſſer ihr. 21. Der Eeufel hat fein Feuer, als das grimmige , welches nicht brennet , ſondern nur als ein Bliß iſt , ohne Beſtand ; ſeine Wohnung iſt in der Finfierniß. ibid. Der Verſuch - Baum war üdam wol fürgeſtellet , aber verboten anzurühren ;22. ſo zog ihn die irdiſche Matrixwieder Gottes Gebot und Willen . 23. Der Menſch iſt das groſſeſte Geheimniß, ibid. und wird die Engel nach der himmliſchen Weſenheit übertreffen. 24. Er ift ſelber Schuldan ſeinemVerderben, ſo er ſich nicht wil helfen laſſen, da JEſus zu ſeiner Hülfe geboren . 25. Allein wir inüſſen ſireiten ; mit unſerm Willen - Geiſt in GOttes Liebe:Geiſt eingehen , und den Geiſt in Gott halten ; auch den alten Menſchen creußigen. ibid. Dann in GOtt tit fein böſer Gedance, und kann er nichtbeſchuldis det werden : ſondern ein jeder Nenſch ist ſein eigener GOtt oder Deur fel. 26. 27.
D wir wollen die Menſchwerdung IEſu Chriſti rect beſchreiben , ſo thut noth, daß wir euch die Urſachen darſtellen, warum GDtt iſt Menſch worden : Es ist nicht ein Geringes, oder ein Nichts,als es die Juden und Túr: den anſehen und auch wol bey den Chriſten balb piute iſt ; Es muß ja eine groſſe Urſache Reyn, darum fich der unnandelbare GOtt hat beweget. So mercket nun dis, wir wollen euch die Urſachen darſtellen . 2. Adam war ein Menſch und ein Bilde GOttes , ein gang Gleich
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1. Th.Cap.s. JEſu Chriſti. 33 Gleichniß nach GDtt : WiewolGDt kein Bild ift :Er iſt das Reich und die Kraft, und auch die Herrlichkeit und Ewigkeit, alles in allem . Aber die Tieffe ohne Grund füfferte fich in Gleichniſſen zu offenbaren : Als denn von Ewigkeit ſolchefs fenbarung in der Weisheit GOttes iſt geſchehen , als in einer Jungfräulichen Figur, welche doch keine Gebärerin war ; ſons bern ein Spigelder Gottheit und Ewigkeit in Grund und uns grund,ein Auge der Herrlichkeit GDttes. Und nach demſels ben Auge,und in demſelben Auge wurden die Thronen der Fürs ften geſitaffen , als der Engel ; Und endlich der Menſch , der batte wieder den Stron in ſich gleichwie er war aus der ewigen Magia aus GOttes Weſen erſchaffen worden, aus dem Nichts in Etwas, aus dem Geiſte in Leib : Und wie ihn die ewige Maa gia aus fich gebar, im Auge der Wunder und Weisheit GDt: tes ; alſo auch folte und konte er einen andern Menſchen auf magiſche Art aus ſich gebären , ohne Zerreiſſung feines Leibes, denn er war in GOttes Luft empfangen , und das Begehren . GOttes hatte ihn geboren und dargeſtellet. Alſo hatte er auch dieſelbe Luft in fich , zu ſeiner felbſt-eignen Schwangerung : Denn Veneris Tinctur iſt die Matrix , die da ſchwanger wird der Wefenbeit als des Sulphuris im Fcuer, welcher doch in Ve ncris Waſſer zum Weſen kommt . Des Feuers Tinctur gibt Seele, und des Lichts Sinctur gibt Geiſt , und das Waſſer als die Weſenheit Reib, und Mercurius , als das Centrum Naturæ , gibt das Rad der Effentien, und das groffe Leben im Feuer und Waſſer, himmliſch und irdiſch , und Sal himmliſch und irdiſch erbålts im Wefen , denn es iſt das Fiat. 3. Denn gleichwie der Menſch das äuſſere Geſtirn in fich bat, welches iſt ſein Rad der auffern Welt Effentien , und Urfa che des Gemüths ; Alſo auch das innere Geſtirne, des Centri der feurigen Effentien , fowol im andern Principio der Lichts flammenden Göttlichen Eſſentien : Er batte die gange Ma giam des Weſens aller Weſen in ſich. Es war die Möglich , keit in ihme : Er konte magiſch gebåren ,denn er liebte fich rela " ber , und begehrte aus feinem Centro wieder die Gleichniß ;. als er von GOttes Begehren war empfangen, und mit der Ges barerin im Fiat dargeſtellet worden , alſo ſolte er auch ſein engliſch oder menſchlich Beer darſtellen . 4. Ob ſie aber ſolten alle aus Einem , als aus dem Firſtlia den Thron, erboren werden , oder aus allen, je einer aus dem anderna
34 V.Von der Menſchwerdung 1.Th. C.s. andern, iſtnichtnoth zu wiſſen, denn das Ziel iſt zerbrochen : Wir haben gnug an der Erkentniß , daß wir wiſſen , was wir ſind, und was unſer Reich iſt. Ich befinde zwar in der Lieffe im Centro, daß je einer ſolte aus dem andern gehen , denn das himmliſche Centrum hat ſeine Minuten ſowol als das irdiſche, welche immer ſchlagen, da das Rad mit den Effentien in allen dreyen Principien immer gehet und immer ein Wunder nach dem andern eröffnet ; So war doch des Menſchen Bild in GOttes Weisbeit erfunden und erdacht, da die Wunder obne zahl inne liegen , die ſolten mit dem menſchlichen Heer er Sffnet werden : und würde freylich in der Zeit ie ein gröſſer Wunder in einem als im andern feyn eröffnet worden , alles nach der himmliſchen und irdiſchen Geburt wunderlichen Aenderungen , als es denn noch heute alſo geſchiebet, daß in einem mehr Kunſt und Verſtand der Wunder lieget, als im andern iſt. Darum ſchlieſſe ich, daß je ein Menſchbabe follen aus dem andern geben und geboren werden, um der groſſen Wunder, und umdes Menſchen Luft und Freudewillen , da je ein Menſch würde haben ſeines gleichen hervor bracht; Alſo wäre das menſchliche Geſchlecht geſtanden in der Gebärung, bis GOtt das dritte Principium dieſer Welt hätte wieder in fein Æther gefeßet, denn es iſt eine Kugel mit Anfang und Ens de; wenn der Anfang das Ende erreichet, daß das Leßte in das Erſte trit, ſo iſt es alles vollendet und gang : als denn wird das Mittel wieder geläutert werden , und gebet wieder in das, als es vorhin vor den Zeiten dieſer Welt war,bis aufdie Wuns der, die bleiben in GOttes Weisheit,in der groſſen Magia , als ein Schatten von dieſer Welt ftehen . 5. Šo denn Adam ein ſolch berrlich Bild war , und dazu an des verſtoſſenen Lucifers Stelle , ſo mochte ihm ſolches der Seufel nicht gonnen , neidete den beftig , und ſtellete feine Lar vam und Imagination immer vor Adam , und ichloff mit ſeiner Imagination in die Irdigkeit der Früchte , und bildete dem Adam für, als wenn groffe Herrlichkeit in ſeiner entzůnbeten Yrdigkeit ffecte : Wiewol ibn Adam nicht fante, denn erfam auch nicht in ſeiner eigenen Geſtalt, ſondern in der Schlangen , als in einem künſtlichen Thier ; er trieb das Affenſpiel als ein Vogelſteller, der die Vogel betreugt und fånge, alfo thåt er auch. Auch batte er Das irdiſche Reich mit ſeiner Hoffartſuche inficiret,undbalbermordet, wie an Erde und Steinen zu leben ish
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1.Th.Cap.5 . FEſu Chriſti. 35 iſt, welches auch ſo gang füchtig und eitel wart , und waren doch gerne der Eitelkeit los gewefen : und ſo es denn empfand, daf Adam ein Kind GOttes war , und hatte die Herrlichkeit und Kraft, ſo imaginirte es auch heftig nach Adam ; ſowol der entzündete Zorn GOttes imaginirte auch nach Adam , ſich in dieſem lebendigen Bilde zu ergeßen . 6. Alſo zog alles an Adam , und wolte ihn haben : Das Himmelreich wolte ihn haben ,denn er war dazu geſchaffen ; fo wolte ihn auch das irdiſche Reich haben , denn es hatte einen Sheil an ihme, es wolte ſein Herr reyn , dieweil er nur eine Creatur war. So ſperrete der Grimm auch ſeinen Rachen auf, und wolte creatürlich und weſentlich ſeyn,ſeinen groſſen grimmigen Hunger zu erſättigen : und ſtund Adam alſo in der Proba wol 40 Tage , alſolang Chriſtus in der Wüſten verſus chetward, und Iſrael am Berge Sinai , als ihnen GOtt das Geſeß gab, obs möglich wäre,daß dis Volc könte in des Pas ters Dual im Gefeße vor GOtt beſtehen ; Ob der Menſch tönte im Gehorſam bleiben , daß er feine Imagination in GOtt ftellete, daß GOtt nicht dórfte Menſch werden , um welches willenGOtt folche Wunderin Aegypten thate, daß dody der Menſch ſolte ſehen, daß ein GOtt fey, und ihn liebert und fürchten. Aber der Teufelwar ein Lügner und Schald , er verführete Iſrael,daß ſie ein Kalb macheten , und für GOtt ebreten : Alſo war es ießt nicht möglich zu beſtehen ; darum tam Mofes mit der Safel vom Berge , darauf das Gefeße ges ſchrieben war, und zerbrach die , und tödtete die Kälberdies ner. Alſo muſte Mofes nicht dis Vold ins gelobte Land füba ren, es konte nicht ſeyn, es mufte es Joſua, und endlich Jeſús thun, der in der Verſuchung vorm Teufel und Zorn GOttes beftund ; der den Zorn überwandt, und den Tod zerbrach , wie Mofes die Safel des Gefeßes : Der erſte Udam konte nuk nicht beſtehen, ob ihmegleich GOttes Reich unter Uugen , und er im Paradeis.ſtund ; ſo war doch GOttes Zorn alſo ſehr entbrant, und zog Udam, denn er war in der Erden ſo ſehr entzündet, durch des Teufels Imagination und ſtarcken Willen . 7. So ſpricht die Bernunft: Hatte dann der Teufel folche Macht ? Ja , lieber Menſch , hat ſie doch der Menſch auch ; er tann Berge umſtürßen, ſo er ſtarck mitſeiner Imagination ein gebet. Der Teufel war aus der groſſen Magia GOttes , und ein Fürft oder König dieſes Ibrones , und ging in die ſtårcffte
Feuers.
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V.Von der Menſchwerdung 1. Th. € .5 .
8. Alſo fiel er der Magix beim , und war geſchehen um ſeine Herrlichkeit, denn der Schlaff deutet an den Tod , und eine Überwindung: Das irdiſche Reich hatte ihn überwunden, es wolte über ihn berrſchen ; das Sternen -Reich wolte Adain haben , undſeine Wunder mit ihm verbringen , denn es war ſonſt keine Creatur, dieſo hoch wäre gradiret gewefen als der Menſch, welcher das Sternen - Reich konte erreichen , barum ward Adam gezogen, und recht verſuchet,ob er könte ein Herr und König über Sternen und Elementen feyn. Der Teufel war geſchäftig, er vermeinete den Menſchen auch zu ſtürben, und in feine Gewalt zu bringen, damit dieſer Ibron doch enda lich ſein Königreich bliebe, denn er wuſte wol, wenn der Menſch aus GOttes Willen würde ausgeben , daß er irdiſch ſeyn würs de ; So wuſte er auch wol , daß der Höllen Abgrund im irdis fchen Reiche ſtünde, darum war er ießt geſchäftig : Denn ſo Adam Båtte magiſch geboren , ſo wäre das Paradeis auf Erden
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Feuers-Macht ein , in willens,ein Herr über alles Himmels Heer zu feyn : Alſo ward die Magia entzündet, und die groffe Turba geboren, die hat mit Adain gerungen , ob er wolte ſtarck genug ſeyn, dem Teufel ſein Reich zu beſigen, und in anderer Dual barinn zu herrſchen . Dieſes verſtund Adams Ber: nunft-Geiſt wol nicht, aber die magiſchen Effentien ſtritten wiedereinander, davon die gange Luſt und der Willen entſte bet , bis Adam anhub , und imaginirte nach der Yrdigkeit, undwolte irdiſche Frucht haben ; ſo war es geſchehen , denn Teine edele Bildniß , welche alleine vom Verbo Domini folte effen, ward inficiret und verdunckelt : Alsbald zu band wuchs der irdiſche Verſuch -Baum , denn Utams Luſt hatte das bes gebret und zugelaſſen. Da muſte Adam verſuchet werden, ob er könte beſtehen , denn es kam das ſtrenge Gebot von GOtt, und GDtt ſprach : Du Jolteffen von allerley Baumen im Pa radeis, aber von dem Baume des Erkentniſſes Gutes und Bó fes folt du nicht effen, denn welches Tages du davon iſfeſt , ſolt du des Todes ſterben , das iſt, am Himmelreich ſterben, und ir diſch werden. (Gen.2: 16. 17.) Und Adam wuſte das Gebot wol, aß auch nicht davon ; aber er imaginirte darein ,und ward in feiner Imagination gefangen , gang kraftlos, darzu matt und ſchwach , bis er überwunden ward , da fiel er nieder und Tchlief.
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1.Ch.Cap.5.
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Erben blieben ; das war dem Teufel nicht cben , er mochte das nicht, es ſchmäckte nicht in ſeinem Reiche, denn es roch nicht nach Schwefel und Feuer, ſondern nach Liebe und Süf figkeit: Da dachte der Teufel, das Kraut iſfeſt du nicht, du bleibeſt ſonſt nicht ein Feuer- Herr. 9. Alſo ſteckte der Fall Adams gang in der irdiſchen ER ſeng, er verlor die himmliſche EfTent, aus welcher Göttliche Liebe quillet , und kriegte irdiſche Eſſent, aus welcher Zorn, Bosheit, Gift , Kranckheit und Elend quillet, und verlor die himmliſche Augen : Auch konte er nicht mehr auf paradeifiſche Art eſſen, ſondern imaginirte nach der verbotenen Frucht, da Bos und Gutvermiſchet war , als noch heut alle Frucht auf Erben iſt ; und alſo wurden die 4 Elementa in ihme räge und qualificirende, denn ſein Willemit der Imagination nahm das irdiſche Reich in das Seelen - Feuer zur Herberge ein. Alf ging er von GOttes Geiſt aus in den Sternen -und Elemen, ten -Geiſt, die nahmen ihn an, und freueten ſich in ihme: denn ſie wurden ießt in ihmelebendig und machtig, zuvoren muſten ſie unterthänig und im Zwange ſeyn, iegt kriegten ſie das Res giment. 10. Da wird der Teufel gelachet und GOttes geſpottet bas ben : aber er wuſte noch nicht, was dahinten war, er wuſte noch nichts vom Schlangen : Treter ,welcher ihme folte feinen Stuhl nehmen , und fein Reich zerbrechen. Alſo ift Adam in den Schlaffniedergeſuncken in die Magiam , denn GOtt ſabe, daß er nicht beſtehen fonte,darum ſprach Er : Es iſt nicht gut , daß diefer Menſch allein fey , wir wollen ihm eine Gebülfin machen , die um ihn ſey , ( Gen. 2:18.) durch welche er ſich könne bauen und fortpflangen , denn Er ſabeden Fall, und kam ihme auf eis nen andern Weg zu Hülfe, denn Er wolte nicht, daß ſein Bilds niß ſolte verderben. II. Die Vernunft ſpricht : Warum ließ GOtt den Baum wachſen, daran Adam verſuchet ward ? es muß ja ſein Wille feyn geweſt daß Adam verſuchet ward. Alſo wil ſie auch den Fall in GOttes Willen ſchieben ,und dencket,GOtt babe ge wolt,daß Adam ſolte fallen ; GOtt wolte etliche Menſchen in Himmel, und etliche in die Hšlle haben , ſonſt hätte Er ja dem Übel gewehret,und Adam können erhalten,daß er wäre gut und im Paradeis blieben. Alſo richtet auch die ießige Welt : Denn , faget ſie, båtte GOtt nicbts Béfes gemacht,ſo wäre nichts Bo ſest C 3
at es res , ſintem n alles der Menſchwerðung 38 V.Vo voor
i.Th.C.5 .
Schopfer iſt, der alles gemacht hat ,ſo bat Er ja Böſes und Guts gemacht, ſonſt wäre es nicht alſo , und das will fie ſchlechts erhalten ;auch dencket fie,wåre je nichts geweſen, daran ſich der Teufel und auch der Menſch vergaffet håtten , und find Bore worden , ſo wäre der Teufel ein Engel blieben, und der Menſch im Paradeis. 12. Antrrort: Ja, liebe Bernunft, iegt baft du das Ziel und den Zweck getroffen, es mag dir alſo nicht fehlen, wo du nicht blind biſt. Höre, warum ſagſt du auch nichtzum Lichte, wars um leideft du das Feuer ; wie gar wonnefam wäreft du, fo du nicht im Feuer wohneteſt ? ich wolte meine Hütte zu dir bauen , aber du wohneft im Feuer ich kann nicht ; ſagenur zum lichte: gebe aus dem Feuer, ſo biſt du gut und wonnefam ; und ſo dir das Licht folget, ſo findeſt du einen groſſen Schat , wie wirft du dich freuen, fo du kanſt im Lichte wohnen , daß dich das Feuer nicht brennet : alſo weit gehet die Vernunft. 13. Aber ſiebe recht mit magiſchen Augen ,verftebemit Gotts lichen und auch mit natürlichen ,ſo ſoll dir dis gezeiget werden , biſt du aber nicht gar blind und toðt. Siebe, ich gebe dir im Gleichniß zu verfteben, weil ſonſt die Vernunft eine Närrin ift , und nichts vom Geifte GOttes verſtebet: Ich will alſo feßen , als hätteich die Gewalt,daß ich konte das Licht vom Feuer neba men :welches doch nicht ſeyn kann ; und ſehen , was doch dars nach feyn würde ? fiebe,wenn ich das Licht vom Feuer nehme,fo verlieret (1 ) das Licht ſeine Eſſeng, daraus es ſcheinet : (2) Es verlieret ſein Leben und wird eineUnmacht : Es wird (3) von der Finſterniß gefangen und bewältiget,und erliſchet in ſich ſela ber und wird ein Nichts ,denn es iſt die ewige Freyheit, und ein Ungrund; weils ſcheinet, ſo iſt es gut, und wenns erliſdet, ſo ifts nichts . 14. Nun ſiehe weiter : Was bleibet mir aber am Feuer,wenn ich das Licht und Glang vom Feuer nehme? Nichts ,als nur ein dürrer Hunger, und eine Finſterniß ; es verlieret Eſſen und Dual verbungert und wird auch ein Nichts: fein geweſener Sul. phur iſt ein Tod,verzehret ſich,weil die Effenę da iſt ; ſo ſie nun nimmer iſt,ſo iſts ein Nichts, ein Ungrund, da keine Spur ift. 15. Alſo, liebes ſuchendes Gemütbe, dende ibme doch alſo tiach : Gott iſt das ewige Licht, und ſeine Kraft und Dual wohnet im Licbte, das Licht urſachet Sanftmuth , und aus der
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JEſu enrui. 1.85. Cap. der Sanftmuth wird Weren ; daſſelbe Weſen iſt GDttes Wes fen , und des Lichtes Qual iſt GOttes Geiſt, der der Urſtand ift, es iſt ſonſt kein anderer GOtt, als dieſer: Im Lichte iſt die Kraft, und die Kraft ift das Reich. Nun hat aber das Licht und die Kraft nur einen Liebe- Willen, es begebret nichts Böſes ; es begehret wol Weſen, aber aus ſeiner eigenen Er feng, verſtebe aus der Liebe und Süßigkeit, denn daſſelbe ift dem Lichte áhnlich . Nun urſtåndet aber das Licht vom Feus er, und obne das Feuer wärees nichts, es båtte keine Elſeng ohne das Feuer; das Feuer machet Leben und Beweglichkeit, und iſt die Natur, hataber einenandern Willen als das Licht, denn es iſt ein Geiſs, und will nur zebren , es nimt nur, und ſteiget in Hoffart auf, und das Licht nimt nicht, ſondern es gibt, daßdas Feuer erhalten wird : Des Feuers Qual iſt Grimm ſeine Eſſentien ſind bitter, ſein Stacheliſt feindig und unwon neſam , es iſt eine Feindſchaft in ſich ſelber, es vergebret fich friſfet felber ; und ſo ihme das Licht nicht zu Hülfe kommt, fichs, daß ein Niches aus ihm wird . 16. Alſo, mein liebes fuchendes Gemütbe, betrachte dis, ſo ans Ziel kommen. GÓtt iſt vont wirſt du baldzur Rube und Ewigkeit die Kraftund das Licht, und wird GOtt genant nach dem Lichte, und nach der Kraft des Lichtes , nach dem Geiſte des lichts, nicht nach dem Feuer - Geiſte ; dann der Feuer -Geiſt heiſſet ſein Grimm, Zorn, und wird nicht GDtt genant, ſondern ein verzehrend Feuer der Macht GOttes . Das Feuer heiſſet Natur, und das Licht heiſſet nicht Natur : Es hat wol des Feuers Eigenſchaft, aber verwandelt, aus Grimm in liebe, aus Freſſen und Verzehren ein Gebåren, aus Feindung und bitter Webeein ſanftes Wolthun und lieba lich Begehren ,und ein Immer- Erfüllen ; denn das Liebe - Bea gebren zeuchtdie Sanftmuth des Lichts in fich, und ift eine Tchwangere Jungfrau , nemlich der Wige und Weisheit, der Kraft der Gottheit. 17. Alſo iſt uns hoch erkentlich , was GDtt und Natur ift, darzu auch der Grund und Ungrund,auch die Tieffe der Ewig teit; und erkennen alſo, daß das ewige Feuer magiſch fey undwerde im begehrenden Millen erboren,wie folches im ana dern und dritten Theil der Bücher erklåret worden : iſt nun das ewige Ungründliche magiſch, ſo iſt auch das magifch, das aus demEwigen erboren iſt,denn ausBegehren ſind alle Dina ge 4
40 V. Von der Menſchwerdung 1.Th. € .5. ge worden, Himmel und Erden ſind magifch , auch das Gemů : the mit den Sinnen ; ſo wir doch eins uns wolten kennen . 18. Was mag nun dis das Licht, ſo das Feuer etwas ers greift und verſchtinget, fo doch das Ding , fo vom Feuer ers griffen wird, audy magiſch ift ? fo es dann ein Leben und des LichtsKraft undVerſtand hat, warum läuft es dann ins Feu: er ? iſt doch der Teufel ein Engel geweſen, und Adam ein Bild GOttes, fie hatten bevde das Feuer und das Licht, dazu Gotts liche Wiß in ihren : Warum imaginirte der Teufel nach dem Feuer, und Adam nach der Erden, waren ſie doch frey ? Das Ficht und Kraft GOttes zog den Teufet nicht ins Feuer, fons dern der Grimm der Natur ; waruin willigte der Geiſt? was ihr die Magia machte, das hatte ſie. Der Teufel machte ihme die Hölle, die hatte er ; Adam machte ſich irdiſch, das iſt er : Iſt doch GDit keine Creatur, auch kein Macher, ſondern ein Geiſt und Eröffner. Als die Schåpfung geſchahe, fo iſt uns alſo davon zu erfinnen und zu erkennen : Es hat ſich das Feuer und Licht zugleich in Luſt erwecket , und einen Spigel oder Bilds niß nach der Ewigkeit begehret; ſo iſt uns doch in wahrer Er kentniß, daß der Grimm ,als des Feuers Natur, kein Macher iſt, er hat aus ſich nichts gemacht das weſentlich wäre, denn das kann auch nicht ſeyn , ſondern er hat Geiſt und Qual ges macht. So ſtehet aber doch keine Creatur nur blos in der Era Fent : Soll eine Creatur feyn, fo muß fie aus Weſen ſeyn, als aus Kraft oder Sulphur ; fie muß im geiſtlichen Sal beſtehen , fo wird alsdann aus dem Feuer -Qual ein Mercurius; und ein recht effentialiſch Leben, darzu muß fic Glang baben, ſoll aber ein Berſtand und Erkentniß innen ſeyn . 19. Alſo wiſſen wir, daß alle Creatur im geiſtlichen Sulphu. re , Mercurio und Sale ſtehet, und thuts doch nicht allein Geiſt, es muß Sulphur ſerii, in deme das Fiat ſtebet, als die herbe Matrix zum Centro Natura , darinn der Geiſt erhalten wird, das iſt, es muß Weſen ſeyn : denn wo kein Wefen iſt, da iſt kein Schaffen, dadoch ein creatürlicher Geiſt kein begreiflich Wes ſen iſt ; aber er muß ihme Wefen in ſich einzichen durch ſeine Imagination , ſonſt beſtünde er nicht. 20. Soihme denn der Teufel Grimmigkeit in Geiſt 30g, und der Menſch Irdigkeit in Geiſt zog , was mochte das die Liebe der Weſenbeit GOttes, wars doch dem Seufel die Liebe und Sanftmuth GOttes, mit dem Göttlichen Wefen fürgeſtels let
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41 1. Th .Cap.5. JEfu Chriſti. let und dargeboten, fo wol auch dem Menſchen : Wer will GDtt ſchuldigen ? Iſt aber die griinme Eſſeng im Seufel zu ſfarck geweſen, daß ſie die Liebe-Eſſens bat überwunden, was mag deſſen GOtt ? So ein guter Zweig geretet wird, verdir bet aber, was mag deſſen die Erde, gibt ſie ihme doch Saft und Kraft ; warum zeucht der Zweig nicht an ſich ? Sprichſt du : feine Eſſentien ſind zu ſchwach ; was mag aber deſſen die Erde, und auch der, ſo den Zweig gefehet hat. Sein Wille ift doch nur, daß er will einen guten Baum aufziehen zu ſeiner Luft, und wil ſeiner Frucht genieſſen ; wüſte er aber, daß der Zweig folte verderben, er regte den nimmer. 21. Alſo ift uns zu erkennen : Nicht als einer der einen Baum feget, find die Engel geſchaffen , ſondern mit der Bewe gung GOttes, mit beyden Principien , als Licht und Finſter niß, in welcher das Feuer verborgen lag : Brante doch das Feuer nicht in der Schöpfung und in der Bewegung, als es noch heute nicht brennet, denn es bat fein eigen Principium ; Warum erweckte das Lucifer ? Der Wille entſtund aus ſeiner Creatur, und nicht auſſer ihme, er wolte ein Herr über Feuer und Licht ſeyn, er wolte das Licht verloſchen , und verachtete die Sanftmuth, und wolte ein Feuer: Herr feyn . So er dann das Licht verachtete, und ſeine Geburt in Sanftmuth , fo ward er billig ausgeſtoſſen : Alſo verlor er Feuer und Licht, und muß im Abgrunde in der Finſterniß wohnen ; will er 1 Feuer haben, ſo muß er ihme das aufſchlagen, und init feiner Bosheit in der Imagination anzünden , welches ilme doch nicht recht brennet, ſondern nur in effentialiſiber grimmiger Dual, als die vier Geſtalten in Centro Naturæ in ſich ſelber geben . Als herbe, barte, raube und fatt iſt Eine Geſtalt : bitter , fachlicht, feindig , iſt die andere Geſtalt am Centro ; und denn Angſt, Webe und Qual iſt die dritte Geſtalt; und mit der Angſt, als im Rågen und Leben, ſchlägt er das Feuer in der barten Herbichkeit , zwiſchen der Härte und bittern Sta : chel, auf, daß es als ein Blig erſcheinet, das iſt die 4te Gea ſtalt. Und ſo nun nicht Sanftmuth oder Weſen der Sanft much iſt, ſo gibt es kein Licht, fondern nur einen Blig, denn die Angſt will die Freyheit haben, iſt aber zu ſcharf, und erlanget fie nur als einen Bliß, das iſt Fcuer, und hat doch keinen Bes ſtand oder Grund : Alſo muß der Teufel in der Finſterniſ wohnen, und hat nur den grimmen Blis in rich, iſt auch die gange C 5
42 V. Von der Menſchwerdung 1. Th. € .5. gange Geftalt in ſeiner Wohnung nur als ein grimmiger Blit , als obs Donnerſchläge thate ; alſo ſtellet ſich die bóliſche Ei genſchaft in der Qual. 22. Alſo iſt uns auch imgleichen zu verſtehen von dem Bers fuchbaum , welchen Adam durch ſeine Imagination erwecfet ; er begehrte, fo ftellete ihme die Matrix Naturæ das für, das er begehrte: Uber GOtt verbotihme das, er ſolte esnicht an rühren, Gott wolte es nicht haben , aber die irdiſche Matrix wolte Adam haben, denn ſie erkante in Adam dieGöttliche Kraft : weit fie war mit der Entzündung des Teufels irdiſch worden, doch nicht gar erſtorben, To Febnete ſie fich nach deme, als ſie zuvorwar, als nach der Freyheit, der Eitelkeit los zu ſeyn ; und in Adam war die Freyheit.
23. Alſo zog fie Adam , daß adain imaginirte ; und alſo füſterte Adam wieder GOttes Gebot und Willen , das iſts, das Paulus faget : Das Fleifch lúffert wieder den Geiſt, und den Geiſt wieder das Fleiſch i (Gal. 5:17.) Adams Fleiſch war balb himmlifch und halb irdiſch, alſo hatte auch Adams Geiff eine Macht mit der Imagination in die Erde gebracht, und alſo gab ihmedie Matrix Naturz dasjenige was er wolte. Er mus fte verſuchet werder., ob er auch an Lucifers Stelle ein Enget wolte beſtehen , darum ſchuf ibn SDtt auch nicht blos robe; als einen Engel ; daß, roer ja fiele ,und nicht beſtünde, Er ihme möchte belfen, daß er doch nicht alſo im Grimme verdůrbewie Lucifer : darum ward er aus der Materia erſchaffen , und ipard ihm fein Geiſt in die Materiam eingefübret als in Sulphur, vom Waffer und Feuer, daß ihm doc GDtt fonte alſo ein neu les ben wieder aus ( ein ) gebåren . Steichymie eine ſchöne wolries chende Blume aus der Erden wächſt, alſo war auch GOttes Vorfaß, weil Er erkante, daß er nicht beſtehen würde. Dars um faget auch Paulus : Wir ſind in Chrifto JEfu verſehen , ebe der Welt Grund geleget ward , das iſt, als Lucifer fiet, da war der Welt Grund noch nicht geteget, undwar aberder Menſch ſchon in GOttes Weisheit erſehen ; ſo er aber ſolte aus dreyen Principien gemacht werden, ſo war ſchon Gea fabr wegen des entzündeten Sulpburis der Materien. Und ober wol über der Erden geſchaffen war, ſo ward doch der Sulphur aus der Erden Matrice ausgezogen, als eine ſchöne Blume aus der Erden , und war ſchon Gefahr: uod alda bat /
1,36. Cap . 5
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bat ſich der holdſelige Name JESUS mit eingebildet , als ein Heiland und Wiedergebårer, denn der Menſch iſt das gror, fefte Geheimniß das GOtt gewircket bat. Er hat die Figur, wie ſich die Gottheit bat von Ewigkeit aus dem Grimm , aus dem Feuer durch das Erfinden , durch den Sod in ein ander Principium anderer Dual ausgeboren : Alſo wird er auch aus dem Tode wieder ausgeboren, und grünet aus dem Tode in einem andern Principio anderer Qual und Kraft, da er der Ira digkeit gant los wird , 24. Und iſt uns ſehr gut, daß wir der Erden mit dem irdia fchen Sbeil find beimgefallen, ſofern wir aber auch das Sötts fiche Theil erhalten, denn wir werden alſo gang rein ,und kom men gang vollkommen, ohne einige Sucht des Teufets, wieder in Stres Reich, und ſind viel ein gróffer Geheimniß als die Engel : Wir werden auch nach der himmliſihen Weſenbeit ſie übertreffen ; denn ſie ſind Feuerflammen mit dem Lichte durch leucitet : Wir aber erlangen den groſſen Duell der Sanft: muth und Liebe, ſo in GOttes heiliger Weſenbeit quillet. 25. Darum thun die gang falſch und unrecht, die da ſagen , GOtt wolle nicht alle Menſden in Himmel haben : Er wil, daß allen gebotfen werde, es feblet am Menſchen felber, daß er ihme nicht will helfen laſſen ; Und ob mancher böſer Ants neiglichkeit iſt, das iſt nicht von GOtt, ſondern von der Muta ter der Natur. Wilt du GOtt fchuldigen ? Du leugelk, GDI: tes Geiſt entzcucht ſich niemanden, wirf deine Bosbeit weg, und gehe in die Sanftmuth ein, trit in die Wahrheit, in die Liebe, und ergib dich Gott ; ſo wird dir geholfen : denn dars um ift Jeſus geboren, daß Er helfen wiſ. Sagſt du, id) werde gehalten ,daß ich nicht kann, ia recht, du wilſts haben , der Teufel wolt es auch baben . Biſt du ein Ritter, warum ſtreiteſt du nicht wieder das Böre ? Streiteſt du aber wieder: bas Gute, ſo biſt du ein Feind GDttes : Meineft du , SDA werbe dem Seufel eine engliſche Crone auffeßen ? Bift dit Feind, ſo biſt du nicht Freund ; wilt du Freund ſeyn, ſo verlalja Pedie Feindſchaft, und gehe zum Bater, fo biſt du Sohn. Dalla um wer GOtt ſchuldiget, der iſt ein Lügner und Mörder 2.18 der Teufel auch : biſt du doch dein ſelbſt eigener Macher, wirs um machitdu dich böſe ? Und ob du eine böfe Materia bift, ſo bat Gott ſein Herz und Geiſt geſibencfet : Nim das zu t'eis nem Machen, ſomachtdu dich gut, nimſt du aber Geiß und Hotellia
44 V. Von der Menſchwerdung 1.Th. C.5 . Hochmuth, dazu Wolluſt des irdiſchen Lebens, was mag deſſen SDtt ? Soll dir audy noch GDtt in deinen verachtlichen Hochmuth figen ? Rein ,das iſtnicht feine Qual. Sprichſt du aber : Ich bin ein bófer Qual , und kann nicht, ich werde gehal ten : Dolan, laß die boſe Quat ſeyn, gebe du aber mit deinem Willen - Geiſt in GOttes Liebe-Geift ein, und ergib dich ſeiner Barmberßigkeit , du wirſt der böfen Qual wol eins los werden; die bóre Qual iſt aus der Erden ; fo die Erde den Leib krieget, ſo mag ſie ihre Bosheit hinnehmen, du aber biſt und bleibeſtein Geiſt in GOttes Willen, in feiner Liebe. Lag binfabren dert bdſen Adam, es wird dir ein neuer und guter aus dem alten ausgrünen , als eine ſchöne Blume aus dem ſtincfenden Miſt auswächſet: Nur ſchaue zu, daß du den Geiſt in GOtt erhål teft ; um den bofen Leib, der voll bófer Uffecten ſtecket, iſts nicht viel zu thun . Iſt er bos geneiget, ſo thue ihme deſtowe niger Gutes, gib ihme nicht Ulrſache zur Geilheit, im Zwang balten iſt ein gut Remedium ; aber toll und voll feyn, iſt den bdſen Efel vollend in den Miſtpful werfen, da er ſich doch ge Rug im Roth ſudelt, als eine Sau : Núchtern ſeyn, ein mäßig Leben führen, iſt einegute Purgang fürden böſen Efel ;nicht geben , wornach ihm gelüftet, oft laffen faffen , daß er das Ge: bet nicht hindert,iſt ivmegut: er willwolnicht, aber der Vera ſtand foll Kerr ſeyn, denn er tråget GOttes Bildniß. 26. Dieſes Latein fchmecket zwar der Bernunft - Welt in Fleiſtbes -Luſt nicht: weil ihr aber dieſes nicht ſchmecket, und siehet für dieſes citel bdſe irdiſde Wolluſt ein, und ſauf fet die in fich, ſo ift der Zorn in ihr råge, der zeucht fie im mer mit Adam aus dem Paradeis, und mit Lucifer in A6 : grund, da wirſt du doch ſatt fauffen und freſſen , was du alhie haft willig in dich gezogen ; Aber GOtt folt du nicht fchuldigen, ſonſt biſt du ein Lügner und Feind der Wahrheit. GOtt will kein Böſes, iſt auch kein bofer Gedancke in Ihme: Er hat nur eine Qual, das iſt Liebe und Freude ; aber fein Grimm, als die Natur, bat viel Qualen , darum ſebe ein ieder zu, was er thut. Esiſtein ieder Menſch ſein eigener GOtt, und auch ſein eigener Teufel: -zu welcher Qual er fich neiget und einergibt, die treibet und führet ihn, derſelben Wermeia ffer wird er. 27. Ein groß Elend iſt das, daß der Menſch ſo blind wird, daß er doch nichtmag erkennen, was GDtt iſt, da er doch in GOtt
1.Th. Cap.6. JEſu Chriſti. 45 SDtt lebet ; und find noch Menſchen , dic folches verbieteit, man folle nicht forſchen , was Gött rey , und wollen auch Lehrer GOttes feyn ; ja wol Lehrer des Teufels find folobe, daß der mitſeinem falſch -gleißneriſchem Reiche nicht offenbar ond erkant terde.
Das 6. Capitel. Von Adams Schlaffe,
wie
GOTT ein
Weib habe aus ihme gemacht, und wie er vollend ſey irdiſch worden , und wie ihme GOtt mit dem Fluche das Paradeis entzogen habe ? Summarien . QEr Schlaffiſt eine Magia mit den Träumen . 6.1. Der 1. Streit GOttes und der Höllen Reich um den Menſchen ; 2. wo Adams Geiſt aus GOttesLiebe -Geiſt ausging, ibid . und in eine Una macht und Schlaff fandt: ibid. daher Chriſti Ruhe im Grabe. 3. Dieſer hat unſern Dod zerbrochen , und fehlets bey uns nur an der Einergebung. 4. Silagen und Seuffer über derMenſchen Blinds heit.5. Das 1. Bild war dem Namen JESUS beimgefallen , und war das Wort des Lebensder ander Schöpfer, 6. und fcheidete das Weib, ibid. daraus das irdiſche Giat eine Gleichriß nach Ihme macha te. 7. Darum muſte fich Chriſtus creutigen, und ſeine Seite durch : ftechen laſſen .8.9. Jede Sincturiſt eine gange magia , als eine bes gehrende Sucht.io. Mann und Weib ſind Ein Leib : follen ſich dero wegen init andern nichtmiſchen . 11. Dann die Hurerey folgt iin Schats ten nach . ibid. Ernjiliche Vermahnung an die Huren und Buben .12 . Gott hatkein Thier zu ſeinein Bilde begehret , 13. aber die irdiſche Imagination ferſtörete dierechte Jungfrauſchaft. 14. Doch kenneten adam und Eva ihre thieriſcheGlieder nicht, bis ſie von derverbotenen Frucht aſſen . 15. Der Teufel iſt Schuld , daß der Menſch an ſeine Stelle geſchaffen und gefallen . 16. Doch ift das Paradeis nochheute, darein die heiligen Seelen ſcheiden in ihrem Sterben. 17. GOttes Fluchen iſt, inein ander Principium eingehen, und gehet der Heil. Geiſt in die Liebe ein, als in ſein Principiüm . ibid. et 19.
Enn der Menſch matt und múbe wird, fo fållet er in einen Schlaff, als in die Magiam : Ihme iſt, als wäre er nicht in dieſer Welt, denn alle feine Sinnen hören auf, das Rad der Effentien trit in eine Ruhe ; Er iſt, als wäre er eſſentialifc , und nicht fubftantialiſco, er gleichet fic blos dere
*46 V. Von der Menſchwerdung 1.Th. C.6 . der Magiæ , denn er weiß nichts von ſeinem Leibe , er lieget als todt, und iſt doch nicht todt, ſondern der Geift ſteber ſtille, Sohaben alsdenn die Eſſentien ihr Berbringen , und ſiehet alleine der Seelen - Geiſt ; da wird alles in dem fyderiſchen Geiſt gemablet, was der geſtirnte Himmel verbringet; und ftebetmagifch , als ein Spigel im Gemütbe, in welchem fich der Geiſt der groſſen Welt vergaffet, und führet das , was er im Spigel fiebet, in die Eſſentien , und die Effentien qualen darinne, als verbråchten ſie das Werck in dem Geiſte , mab den das auch im Geift, welches Tråume und Vorbildungen find. 2. Alſo iſt uns zu erkennen : Als die Frdigkeit mit Adam rang , und er in dieſelbe imaginirte , fowarder ſo baldedavon inficiret , ward in ſeinem Gemüthe finſter und ſtrenge: denn die Jrdigkeit lub an zu qualificiren , als ein Waffer , welches vom Feueranbebet zu fieben , der Sternen Dual ward råge, und war ießt des Leibes Herr . So faget nun Moſes gar recht : GDtt ließ ihn in einen tiefen Schlaff fallen , das iſt , weil ſein Willen - Geiſt nach Frdigkeit imaginirte , fo ließ ihn GOtt hins fallen , denn er führte mit der Imagination Irdigkeit in die bimmliſche Wisſenheit : und das wolte der Geiſt GOttes, wel der ein Geift des Lichts ift , nicht haben , denn Adams Geift war eine Creatur , und ging aus GOttes Liebe - Geift aus ; alſo ließ Er ibn wol nicht gerne, aber die Irdigkeit batte ihn fchon gefangen. Und da Erihn ließ , da ſandter nieder in eis ne Unmacht, uind fiel dem dritten Principio beim , als dem Geſtirne und den vier Elementen : Alſo lag er in der irdiſchen Magia , und ward doch auch nicht gang irdiſch , er lag im Myſterio , zwiſchen GOttes und dieſer Welt Reich verborgen, da beyde Fiat , als das Göttliche und Irdiſche, in ihme råge waren ; Und waren die zwen Reiche, als GOttes und der Hdllen Reich , ießt zum erſtenmal im Streite um den Mens fchen. So nun ießt nicht der theure Name JEſus in Adam eingebildetware geweſen , auch noch vor ſeiner Schöpfung, als in die Wefenbeit GOttes, darinn die Jungfrau der Weiss beit Gottes ſtund , daraus Adam geſchaffen ward, fo folte er wol nucü fchlaffen , und im irdiſchen Sode ſeyn. 3. Und dieſes iſts , daß der ander Adam Chriftus muſtebis an dritten Sag in der Erden in des erſten Adams Schlaffe rus ben , 1910 den erſten Adam wieder aus der Irdigkeit aufermes den :
1.35. Sap. 6 .
JEſu Chriſti.
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den : denn Chriſtus batte auch eine Seele und Geiſt aus Adam , und das theure Wort der Gottheit, mit GOttes Geiſt, wecfete die erſtorbene Wefenbeit des Sulphuris , als den Leib , welcher in Adam war erſtorben , in Chriſti Fleiſc wieder auf, und faßte das wieder in die Kraft der Majeſtåt GOttes ein, und damit uns alle. 4. Alle diejenigen , welchemit ihrem Glauben und Imagis nation in Chriſti Fleiſch und Blut, in ſeinen Tod und Rube in der Erben eingeben , die grünen alle mit ihrem Geifte und Willen in der Göttlichen Weſenheit aus , und ſind eine fchone Blume in der Majeſtát ODttes ; und GOtt das ewige Dort und Kraft will am Jüngſten Tage den erſtorbenen Leib , wela der der Erden ift mit Adam beimgefallen , in ſich mit ſeinem Geiſte aufwecken : Denn Chriſti Seele und Fleiſda , welches auch unſere Seele und Fleiſch iſt , (verſtebe es recht, das Sheil , welches Udam aus der Göttlichen Wefenbeit empfing) bat GOttgeſchieden durch und in dem Tode Chriſti von der irbiſchen Qual, und bats auferredet , und wieder in die Gottliche Beſenheit eingeführet, als es war vor den Zeiten der Welt , und uns in und mit Ihme. Und fehlet ießt bey uns nur an der Einergebung, daß wir uns den Teufel laſſen halten : denn unſer Tod iſt zerbrochen , unfer Schlaff iſt ein Seben worden , und ſolches in Chrifto und durch Chriftum in GDtt , und durch Gott in die Ewigkeit , mit unſern Grund in Ungrund , als in die Majeſtätauſſer der feurenden Natur. 5. Ach Blindheit, daß wir uns nicht kennen ! D du edler. Menſch , wenn du dich fenneteſt, wer du biſt , wie ſolteſt du dich freuen ! Wiefolteſt dudem finſtern Teufel Urlaub geben , welcher Tag und Nacht dabin trachtet, daß er unſer Gemüs the irdifob made , daß wir nicht ſollen unfer rechtes Baters land , daraus wir find ausgegangen , erkennen ! Delende verderbte Bernunft, erkenneteſt du nur ein Fündklein von deiner erſten Herrlichkeit , wie folteſt du dich darnach ſehnen ! Wie garholdfelig iſt doch der Anblick der Göttlichen Weſens beit ! Wie füſſe iſt das Waſſer des erigen Lebens aus GOttes Majeftåt ! D werthes Licht, bole unswieder , wir ſind ießt mit Yam in der irdiſchen Qual eingeſchlaffen ! D komm , du werthes Wort, und wecke uns in Chriſto auf! D werthes Licht, biſt du doch erſchienen, zerbrichnur des Teufels Macht, der und gefangen bålei Berbrichdes Wieder- Chriſts und des Seis
48 V. Von der Menſchwerdung 1 : Th . C. 6. Geißes Macht, und erloſe uns vom Ubel! Becke uns auf HErr , denn wir haben lange ins Teufels Neß , in irdiſcher Dual geſclaffen : Laß uns doch noch eins ſehen dein Heil,brin gedoch bervor das neue Jeruſalem ! Iſts doch Tag , warum ſollen wir dann am Tage ſchlaffen ?Romm doch, du Durchbres cher des Todes, du gewaltiger Held und Ritter , und zerbrich dem Seufel Fein Reich auf Erden ; Gib uns (Deinem kran den Adain,) doch noch einen Labe- Trunck aus Zion , auf daß wir uns erquicken , und in unſer rechtes Vaterland beimges ben. Siebe , alle Berge und Hügel mit den Ibalen find voll der Herrlichkeit des HErrn : Er ſcheuft auf als ein Gewächs, wer will das wehren , Halleluja . 6. Als nun Udam eingeſchlaffen war, Yolag er im Myfterio , als in GOttes Wundern ; wvas Er mit ihm that, das war ges than : Alfo bewegete der eingebildete Name Jefus abermal das Fiat in zwo Seſtalten , als in beyden Lincturen des Feuters und Waſſers. Denn dieſe erſte Bildniß war ießt dem Namen JEſus im Worte des Lebens heimgefallen , und war ießt das Wort des Lebens der ander Schöpfer, (verſtebe mit dem ein gebildeten Namen JEſus , der da wolte Menſch werden ; ) der ſcheidete die zwo Tincturen von einander , als die Feuerss und Lichts- Tinctur , iedoch nicht gang in der Kraft , ſondern in der Weſenbeit, denn in der Wefenbeit der Lichts- Dinctur war der Sulphur Veneris , der Liebe, in welcher fich Adam fols te und konte ſelber ſchwangern: Die Feuers - Tinctur gab Sees le , und des Lichts- Tinctur Geiſt, als eine Bildniß nach der Sufferen Bildniß. Das Feuer-Leben imaginirte nach dem Licht: Leben , und das Licht -leben nach dem Feuer:Leben , als nach der effentialiſchen Kraft , daraus das Licht ſcheinet ; dies res war in Adam eins , denn er war Mann und Weit. Und das Wort des Lebens nahm die Veneris . Tinctur mit dem himmliſchen und irdiſchen Fiat von Adam , und auch ein Ribbe aus ſeiner Seiten von ſeinem Gebeine , ſowol das halbe Creus Tim Kopfe , welches der Character Der H. Dreyfaltigkeit iſt, bezeichnet mit dem Worte des Lebens , als mit dem ſchweren Namen GOttes , welches einen ſolchen Character führet T , bedeutet das Creus Chriſti, daran erden Tod ſolte leiden , und Adam wieder neugebaren und in dem Namen JEſu in Terna rium Sanctum einführen : Dieſes alles nahm das Fiat in fich , mit allen Eſſentien menſchlicher Eigenſcpaft, wiewol auch des Sees
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1.Th. Cap.6 . JEfu Chrifti. 49 Seelen- Feuers Eigenſchaft, aber in Veneris Tinctur , nicht nach der Macht des Centri; und ſcheidete ſich in die gange Form des Menſchen . 7. Alſo ward das Weib erbauet mit allen Gliedern der weiblichen Eigenſchaften , als fie noch baben , denn der Geift Majoris Mundibatte ießt das ſtarcfeſte Fiat , und figurirte das Weib nach ſolcher Geſtalt , als es in der Vermogenheit fern tonte : denn die Engliſche Form war weg , es muſte nur nun auf thieriſche Art geboren feyn ; und alſo ward auch dem Adam , weil erwar der irdiſchen Magiæ heimgefallen , thieris ſche Form und Geſtalt der mannlichen Glieder gegeben , und ward des Adams Sebåren dem Fiat gegeben , das machte eine Gleichniß nach ihme, aus ihme. Ware er himmliſch geſinnet geblieben , ſo båtte er ſelber himmliſch geboren ; alſo thats das irdiſche Fiat, und ward fein äuſſerer Leib ein Thier , verlor auch himmliſche Wiß und Kraft der Advermogenheit. 8. Alſo , lieber Leſer , ſolt du wiſſen , daß fich der ander Adam Chriftus nicht vergebens hat laſſen creußigen , und mit einem Speer in ſeine Seite ſtechen ,noch fein Blut vergebens vergoſſen. Ulhie lieget der Schlüſſel: Adam ward in ſeiner Seiten zerbrochen mit der Ribbe zum Beibe ; in diefelbe Seis te mufte Longini Speer init GOttes Grimme kommen , dennt er war in Abam kommen , und aus Marien Irdigkeit auch in die Seite Chriſti, und muſte das Blut Obriſti den Grimm ers fauffen , und von dem erſten Adam wegnehmen : denn der ans dere Adam batte auch himmliſch Blut , das muſte die irdiſche Turbam erfauffen , aufdaß der erſte Adam wicder beil würde . 9. Laſt es euch geſagt ſeyn ,ihr Menſchen -Kinder, denn es ift in Ternario Sancto erkant worden , und nicht in Meinung oder Wähnen , es koſtet euch Seele und Leib. Sebet zu, was ibr thut. 10. Alſo iſt nun angegangen die menſchliche Fortpflanßung auf thieriſche Art : denn Adam bebielt den Limbum , und ſeine Sevadie Matricem Veneris, denn die Tincturen waren geſchies den . Nun iſt iede Tinctur eine gange Magia , als eine begehs rende Sucbt, in welcher Centrum Naturæ erboren wird , und ſolches in Sulphur : So iſt alsdann in dem Sulphure wieder die begehrende Magia mit der Sinctur , und mag doch nichtzum Leben kommen , es komme denn des Feuers Sinctur in Veneris Tinctur; Und Veneris Tinctur kann kein Feuer erwecken ſie iſt ju
50 V. Von der Menſchwerdung 1. Th.C.6 . zu ſchwach. So das denn nicht in fich feyn mag, und die bepa de Tincturenbegehren gleichwol auch des Lebens; Jest gehet die beftige Imagination des Mannes und Weibes an , daß ſich eines begehrermitdem andern zu miſchen , denn die Kraft der Effentien will lebendig ſeyn , und die Sinctur treibet dars zu , und begehret das . Denn die Tinctur iſt aus dem ewigen Leben, und iſt aber mit der Weſenheit eingeſchloſſen ; alſo will fie leben , als ſie von Ewigkeit gethan bat, und darum febnet fich der Mann nach des Weibes Matrice , und das Weib nach des Mannes Limbo. II. Das Weib hat eine wafferige Tinctur , und der Mann eine feurige: Der Mann fäet Seele, und das Weib Geiſt, und beydeſåen Fleiſch , als Sulphur , darum ift Mann und Weib Ein Leib , und machen beyde ein Kind , und darum ſollen ſie beyde beyeinander bleiben , ſo ſie ſich einmalmiſchen , denn ſie find ein Leib worden ; Wer ſich aber mit andern miſchet, oder trennet , der zerbricht die Ordnung der Natur, gleichet einem Biebe, und beſinnet ſich nicht , daß in ſeinem Samen die empi, ge ſinctur lieget, darinn die Göttliche Weſenheit verfoloſſen lieget, und dermaleins im Zorn - Theile wird erwecket werden . Auch iſt das ein Werck, das dem Menſchen im Schatten nach folget, und ſeine Dual wird im Gewiſſen dermaleines råge gea machet werden : denn die Sinctur im Samen urſtåndet aus der Ewigkeit, ſie iſt unvergånglic , fie erſcheinet in Geiſtes Geſtalt, und trit dem Menſchen in ſeine Magiam , daraus ſie der Menſch bat erboren und ausgeſchüttet. 12. Mercket dis ,ihr Huren und Buben , was ihr im Wints del treibet , oftmal mit groſſer Falſchbeit , das trit euch ins Gewiſſen , und wird euch ein bóſer Nagewurm . Die Tinctur iſt ein emig Weſen , und wolte gerne in GOttes Liebe ſeyn : So ihr ſie aber im Trieb der Sternen -Region durch Inficis, rung des Teufels in ein falſch ſpüblicht Faß , in Greuel und Unordnung eingieſſet, ſo wirdſie ſchwerlich GOttes Liebe era reichen , ſondern trit mit der Imagination wieder in den er . ften Ort, als in euch. Sit fie falſch worden in einem falſchen Gefäffe , daß ſie nicht kan ruben , ſo wird fie euch wol nagen , und auch im hölliſchen Abgrunde ins Gewiſſen treten : es iſt weder Sand noch Sders ,reyd nicht alſo gang thieriſch , denn ein Shier hat ſeine Tinctur nur blos von dieſer Welt ; Ihr aber
nicht alſo , ihr habt ſie aus der Ewigkeit : Was ewig iſt , ftira
We
w
Here
I. Th. Cap. 6.
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bet nicht. Dbibr gleich den Sulphur verderbet, ſo trit doch der Willen -Geiſt im Sulphur mit der edlen Tinctur ins Myfte rium , und nimt ein iedes Myſterium das Seine, und ſoll das Myfterium am Jüngſten Tage , wenn ſich der Geift GOttes wird in allen dreven Principien bewegen , offenbar werden, da werdet ihr eure Tohone Wercke feben . 13. Alſo iſt uns hoch erfentlich die groſſe Barmherzigkeit GDttes über das menſchliche Geſchlechte , denn Gott wolte dem Menſchen alſo belfen ; Sonſt wo GOtt der thieriſchen Eigenſchaft begehret båtte, ſo hatte er wol bald imn Anfang ein Männlein und ein Beiblein geſchaffen ; Er båtte nicht eis nen alleine gemacht mit beyden Tincturen : Aber GDtt erkans tewol den Fall des Menſchen , dazu des Teufels Trug , wels der alſo mit der Heva zu Spott gemacht ward. Der Teufel dachte, als Adam niederfiel in Schlaff:Nun bin ich Herr und Fürſt auf Erden ; aber des Weibes Samen wehrete ihm das. 14. Uns iſt zu erkennen das Aufwachen Adams aus feinem Schlaffe , er ſchlief ein der himmliſchen Welt, und wachte auf der irdiſchen Welt : Der Geiſt der groſſen Welt weckte ibn auf, da rabe er das Weib , und kante fie, daß ſie ſein Fleiſch und Bein war , denn die Jungfrau der Weisheit GDttes war noch in ihme : und er ſabe ſie an , und imaginirte in fie, dents fie hatte ſeine Matricem bekommen , daju Veneris Tinctur, und fing alſobald eine Tinctur mit der Imagination die andere darum nahm ſie Adam zu ſich und ſprach : Man wird ſie Diana nin beiffen , darum daß fie vom Manne genommen iſt. Und ift Heva für feine reine Jungfrau zu erkennen , ſowol ale ibre Žöchter : DieTurba hat die Jungfrauſchaftzerſtoret, unddie reine Liebe irdiſch gemacht, die irdiſche Imagination zerſtöret die rechte Jungfrauſchaft; denn GOttes Weisheit iſt eie ne reine Jungfrau , in welcher Chriſtus empfangen , und in einem rechten Jungfräulichen Gefäffe Menſd ward, wie bernach foll folgen. 15. Alſo konte auch die irdiſche Jungfrau, nicot im Paradeis bleiben , wiewol fie noch beyde im Paradeis waren , batten auch noch beyde ParadeifiſcheDual, aber mit irdiſcher Sucht gemenget : Sie waren nackend , unb batten ibre thieriſche Glieder zur Fortpflanzung, und fanten die nicht, Tohåmeten sich auch nicht denn der Geiſt der groſſen Welt batte noch nicht bas D 2
52 V. Von der Menſo werdung 1. Th.5.6 . das Regiment über ſie, bis ſie von der irdiſchen Frucht aſſent, da rrurden ibnen die Augen aufgethan ; denn die himmliſche Sungfrau der Weisheit Gottes mich von ihnen , da wurden ſie erſt gewahr des Sternen- und Elementen -Reichs . Da GOttes Geiſt ausjog , fo zog der irdiſche Geiſt in der Grim: men Dual ein , da kriegte der Teufel einen Zutritt , und infta cirte fie , und führete ſie in Grimm und Bosbeit, als es noch beute geſchicht : denn der Grimm GOttes aus der ewigent Natur , den der Teufel entzündet und erwecket batte , ſteckte im irdiſchen Centro. Auch mag kein Leben geboren werden , bas Centrum werde denn erwecket , denn das Principium ftes het im Feuer , darinnen alles Leben ſtebet , und Centrum Na.
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turæ hat in ſeinen Geſtalten Grimmigkeit : darum beiſfet es nur , bůcke dicb , und gebe in die Sanftmuth ein, und laß dem Leben ſein Recht; denn dasLeben ift Feuer, und des Lebens Bildniß , welche GOttes Gleichniß iſt , die ift im Lichté, als im Liebe- Feuer , ſo gibt aber das Licht- Feuer nicht Centrum Naturæ , Darum dencket der Teufel noch , er fer ein groſſerer Herr als die Creatur im Liebe-Feuer : Ja ftrenger iſt er wol, aber er lebet in der Finſterniß , und friſſet ſtrenge Weſenbeit in fic , darum iſt er auch ein Feind der Liebe. 16. Uns iſt zu erkennen , daß der Seufel Schuld daran iſt daß der Menſch in ſeine Stelle geſchaffen warð, und iſt uns zu erkennen , daß er Schuld an des Menſchen Fall iſt , wiewol Adam und ſeine Heva , als GOtt Adam zertrant batte, nicht Beſfeben konten : Sie waren wol im Paradeis , und ſottert Paradeis- Früchte auf Engliſch effen , aber ſie haben der nicht genoffen '; denn der Baum des Erkentniß Gutes und Böſes war ibnen lieber , und hat die Heva, fobald die gemachtward , in den Verſuch -Baum imaginiret. Und ob ihr gleich Adam das Gebot eröffnet , doch war die Luft nur nach dem Baume, denn die irdiſchen Effentien waren an Adam und Heva noch nicht offenbar, fie waren noch gefangen , darum trieben ſie alſo in Lujt, denn fie wolten Herr feyn : Das geſchah durch des Teufels Inficiren , burd ſeine afcendentiſche falſche Imas gination , darum leget er fich in der Schlangen Geſtalt an den Baum , und lobete der Heven die Frucht, fie machte klug : Sa wol klug, Bofes und Gutes zu erkennen , Elende genug , zweyerley Qual in einer Creatur zu regieren : Nicht erkant, wåre beffer. Er ſagte ihr Lügen und Wahrheit untereinan : dere
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1.35. Cap . 6.
Eſu Chriſti.
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der , fie würde klug werden , undihre Augen würden ihr auf gethan werden : Ja wol genug , ſie ſabe bald, daß fie mit der irdiſchen Qualwar dem Seifte dieſer Welt beimgefallen , daß ſie nackend war , und erkante ihre thieriſche Glieder , kriegte Dárme im Leib , und einen ſtinckenden Madenſack, vou Jams mer und Elende, in Angſt und Můbe ; wie im Buche de Tri bus Principiis gemeldet worden , und wir nun vor Augen ſes. ben , was wir für Paradeis- Engel feyn , wie wir uns müſſen in Angſt , Kunimer und Elende gebären und nehren , welches ſolte auf eine andere Weiſe geſchehen. 17. Alſo iſt uns genug erkentlich der Fall Abå , und warum er nicht fonte im Paradeis bleiben , was das Paradeis rey ges weſen, welches noch auf heute iſt : Es tråget nun nicht paras deifiſibe Frucht , undwir baben nicht paradeifiſche Qual und Augen , wir ſehen das nicht, denn SDtt bat die Erde ver Aucht uin des Menſchen willen, daß das Paradeis nicht mehr durch die Erdegrünet, denn es iſt uns Myfterium wor n , und iſt doch noch immerdar ; und in daſſelbe Myfterium ſcheiden die Seelen der Heiligen , wenn ſich der irdiſche Leib von der Sees len ſcheidet. Es iſt in dieſer Welt, und iſt auch auſſer diefer Welt , denn dieſer Welt Qual berúbret das nicht: Die gange Welt ware paradeifiſch , wenn Adam in der Unſchuld bliebent wäre ; als aber GOtt den Fluch thåt , ſo entwich das Paras deis , denn GOttes Fluchen iſt Fliehen . Es iſt ſein Fliehen nicht Beichen , ſondern in ein ander Principium eingeben , Alb in ſich ſelber. Der Geiſt GOttes gebet von GOtt aus in die Weſenbeit: als aber dieſe Weſenbeit irdiſch ward, und der Seufel darinn wohnete, welcher ein Feind GOttes war , ſo tratder Geiſt GOttes in ſein eigen Principium , als in die Liebe ein , und wich aus der Grdigkeit ; Alda ſtehet Er nun dem Menſchen ins Lebens Licht entgegen .Wer nun in GOttes Liebe begehret einzugeben , der gebet mit ſeinem Willen -Geiſt ins Paradeis ; alda grünet das Paradeis wieder in ſeinem Willens Geiſte, und empfabet an ſeine Bildniß wieder himmliſche Be. fenheit , inwelcher der H. Geiſt regieret. 18. Laſſet euch dis ein Perlein ſeyn ,ihr Menſchen -Kinder, denn es iſt der wahre Grund. Wers ſuchet und findet, der hat citel Freude daran : Es iſt die Perle,die im Ucker lieget, da einer alle ſein Gut verkaufte,und kaufte die Perle , davon Chriſtus faget. (Matth.13: 45. 46.) 19. Al
54 V. Von der Menſchwerdung 1. Th. C.7 . 19. Alfo iſt uns auch zu erkennen der Cherub , der Adam und Hevam aus dem Paradeis trieb,als der ſtrenge Engel ; bes deutet den Abſchneider des irdiſchen Lebens vom Paradeié , da fich muß Leib und Seele ſcheiden . 20. Uns iſt zwar erkentlich,daß Adam und Heva waren von dem Ort, da der Verſuch - Baum ſtund, weggetrieben worden , denn es ffund Paradeis - Frucht da , die folten ſie nichtmehr ſes ben noch effen , denn das Himmliſche gehöret nicht in das Irdis Tihe: auch wurden die Thiere weggetrieben, des boſen Baums halber ,denn der Paradeis -Frucht konten fie ſonſt nicht geniera fen, aber von dieſem Baume konte ein iedes Thier effen, denn er war irdiſch . Alſo muſten ſie das Paradeis verlaffen,denn GOtt hatte ſie durch den Geiſt der groſſen Welt mit Ihieres -Fellen gekleidet für das himmliſcheKleid der Klarheit , und hatte ib nen den Senteng geſprochen ,was ihr Thun und laſſenin dieſer Welt feyn ſoltewas fie nunmehr effen folten, und wie ſie fid , in Kummer und Elend ſolten nehren , bis ſie gar zur Erden wůra den , davon ſie waren auf einem Theilausgezogen.
Das 7. Capitel. Vom verheiſſenen Weibes-Samen und Summarien . 2e ! Cherubs Schwert. 9. 1. 2. Als dieſes Schwert im Tode Chris fti zerbrochenwar, thaten ſich der Heiligen Gråber auf.3.Adam iit von der ſchönen Jungfrau der Göttlichen Weisheit ausgea gangen , 4 .. und hat eineböſe irdiſche Frau dafür bekommen ,mit wela cher er iu thieriſcher Geſtalt leben muß. 5. Das Weib war in ddam eine Jungfrau : nun muß er von außen um den Garten geben , 6. und iſt jacket,da ſich die ervige Seele der thieriſchen Glieder (chámet.ibid. Aber die Tincturen fangen ſich in den Uugen. ibid. Die Liebe GOttes ruffet den Adam. 9. Die Schlange ift des Teufels Bild , ibid. welche er ihme von dem Geſtirneund Elementen figurirethat , durch Imagina: stion. 10.1 . Ju dem eingebildeten Namen IEſu , ift die erſte Welt res Lig worden ; deſſen der thieriſche boſe Menſch nicht werth it. 12.Wara um nur die Sinablein beſchnitten worden ? 13. Des Weibes Blut båtte GOttes Zorn nicht können verſöhnen . 14.15 . Chriſtus ift der Bråutis gam der ledigen Jungfrauen und Mannen , durch den unſereBildniſ ego im Wilen und Glauben geboren wird . 16. Darum fide für Hure: tey zu hüten , als dem gröſſeſten Laſter. 17. L8 nun Adam und Heva alſo wie Mann und Weib im Paradeis ſtunden , und hatten noch bimmliſche Qual und Freude,wiewol vermiſchet; möchte das der Teufel nicht leiden , denn ſein Neid warzu groß, weil er Adam gefältet batte,
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Cap 7. JEfu Chrifti. 55 batte, und um ſeineengliſche Geſtalt gebracht : So ſabe er iegt die Hevam , als das Weib aus Adam , und dachte, fie möchten Stinder ins Paradeis zeugen und im Paradeis bleiben ; du wilt ſie verführen , daß ſie von der verbotenen Frucht iffet, fo wird ſie irdiſch , ſu Fauſt du ihr ins Hers greiffen , und deine Imagi. nation in fie führen, fo kriegſt du ſie in dein Reich, und bleibeft noch Fürſt im dritten Principio auf Erden ; welches er dann auch that , und ſie zu der falſchen Frucht beredete , daß ſie an Baum griff , und einen Apfet abbrach und aß , und gab Adam auch ; und da Adam ſabe , daß Heva nicht zuband niederfiel und ſtarb , aß er auch , denn die Luft war in beyden , 2. Dieſes iſt der Biffen , davon der Himmel und das Paras beis entwich , da der Cherub , als der Abfchneider, mit dem blosbauendem Schwert vor des Paradeiſes Thür trat , und ließ ſie nicht mehr ins Paradeis : ſein Schwert war der Würg Engel, das den Menſchen nun mit Hiße , Kálte, Kranckheit, Roth und Tod wol fchneidet, und endlich das irdiſche Leben von der Seelen fcheibet. 3. As dieſes Schwert im Tode Chriſti ſolte wieder zerbros den werden , fo erzitterte die Erde , und verlordie Sonne iha ren Schein , die Felfen zerklüben vor der ſtarcken MachtGDt: tes , der alſo den Tod wieder zerbrac. Alfo tbåten fich auf zuhand die Gråber der Heiligen , und gingen ihre Leiber wieder aus dem Jode , denn das Schwert war zubrochen , und der Engel, der des Paradeifes båtete, weggetban. Und gingen die Leiber der Heiligen wieder ins Paradeis . 4. Alhie, als Adam und Heva von der irdiſchen Frucht af fen , fielen fie unter die Mörder , welche fie fchlugen und aus : zogen , und halb tobt liegen lieffen : Ihr Ausgang aus dem Paradeis iſt der Sang aus Jeruſalem gen Jericho, denn ſie gingen aus dem Himmel in diefe bofe verderbte Welt, in das Sünden-Haus , da alſobald in ihrem Gemüthe, im Centro Naturæ , das Rad der Sinnen anhub zu qualificiren in irdis fcher Dual; da je ein Sinn dein andernwiederwärtig war, da Meid , Hoffart , Seiß , Zorn und Wiederwille genug und mit Hauffen quallete, denn das edete richt der Liebewar erloſchen , welches den grimmen Qual lieblich, freundlich und fanfte maa dete , in welchem der Geift SDttes wirckete, und die ſchöne Jungfrau der Weisheit GOttes rubete : Sie gingen von der fchönen Weisheit aus. 24 5. Ste
rdung V.Von der Menſchwe 1.Th. C.7 . 5. GDtt hatte Adam in die zůchtige Jungfrau ſeiner Weiss heit geſchaffen, aber er kriegte eine böſe wiederwärtige irdis ſche Frau dafür , mit welcher er in thieriſcher Geſtalt leben muſte , in eitel Kuinmer, Angſt und Noth ; und ward ihm aus ſeinem ſchönen Luft-Garten ,den er in ſich hatte ein wiederwars tiger Dorn -und Diftel-Garten , da er doch etwa der Jung fráulichen Frucht ſuchte : Aber es ging ihm als einem Dieb , der in einem ſchönen Luft -Garten geweſen iſt , den zu vera wabren , iſt aber um Diebſtal willen daraus geſtoffen wor den ,und wolte doch gerne derſelben Frucht effen , kann aber nicht hinein ; ſondern gehet von auſſen herum , langet mit einer Hand hinein nach der Frucht, welche ihm der Gartner doch aus der Hand reifTet, und er muß unmuths davon geben, und kann ſeine Luſt nicht búffen ; Alſo gebets ihme auch mit dem Weibe. 6. 2118 er in GOttes Liebe war , und das Beib in ihme eine Züchtige Jungfrau war, in GOttes Süßigkeit und Weisbeit, ſo aber ihre Früchte, und konte fich mit ſeiner eigenen Liebe in Veneris Matrice gar wol ergeben : denn des Feuers Tin: ctur bat eine groſſe freudenreiche Ergebung in des Lichts Tina ctur, das hatte er in fich, er war Mann und Weit. Nun muß er von auſſen um denſelben Garten geben , und Veneris Sins ctur nur mit einem Gliede anrühren , da denn die innere Din: cturen im Samen einander empfaben , und zu einem Leben arbeiten : aber der äuſſere Leib iſt deſſen nicht werth , daß er ſola te des innern Freudenreichs Inqualirens , darinnen das Sees ten - Leben geſaet wird, genieſſen ; die innere Eſſentien genieſſen das nur, denn ſie ſind aus dem Ewigen, aber der åuſſere Thiers Efel verbringet nur eine thieriſche Sucht ; er weiß nicht von der Freude der Ellentien ,als wenn eine Sinctur in die andere kommt, was alda geſchicht, da doch je etwas vom Paradeis iſt ; aber die irdiſche Elfeng miſdhet ſich balde mit ein , und iſt nur als ein freudenreicher Anblick, da der Wille zum Leben erboren wird, welcher hernach forttreibet,und ſich mit Sulphur ſchwan gert , bis er mag das Principium erreichen , und im Centro Feuer aufſchlagen, da es denn ein recht Leben iſt, und wieder eine Seele erboren iſt. 7. Als nun das ſchöne Bild alſo von GOttes Liebe wich , ſo erfante fids, daß es war in andere Dual kommen , da ging an Fur.ft und Schrecken vor GOttes Grimm ; denn er hub in ibnen
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126.ap.7.
JEſu Chriſti. 57 ihnen an zu qualificiren , ſahen einander an , und wurden ge wahr ihrer thieriſchen Geſtalt, und daß fie nackend waren . Da wird der Teufel getanşet haben , und GOttes geſpottet: denn ſie fürchteren fich, und trochen hinter die Bäume, und nahmen Blatter von Feigenbäumen , flochten die , und hielten fie vor ihre Scam, denn die himmliſche Jungfrau war weg ; fie erkanten den Fall und ſchåmneten ficb ; das iſt, die Seele, welche aus dem Ewigen iſt, fchámete fich vor der thieriſchen Art , als es noch beute geſchicht, daß wir uns der thieriſchen Glieder ſchamen . Und daber kommts, daß ſich das Weib mit einem ideiſſen Suche vor ihrer Scham bekleidet, daß der Sees len - Geiſt , welcher aus den Augen blicket, nicht turbiret wird, denn er fennet Veneris Matricem , welcher auch alſobald im Männlein davon anbebet zu imaginiren :welches , fo fich das Beib ſchwars bekleidete,und ihre Augen verdeckte, nicht leicht: lich geſchabe, als nur durch Einbildung ; aber alſo fangen die beyde Tincturen des Mannes und Weibes einander alſobald in den Augen, da der Geiſt blicket. 8. Als nun Adam und þeva alſo im Schrecken ſtunden vor dem Zorn GOttes, rieff GOtt dem Adam und ſprach : Adam, wo biſt du ? Und er ſprach : Hie bin ich , ich fürchte mich, denn ich bin nackend . Und Er ſprach : Wer bat dirs geſagt, daß du nackend biſt ? Haft du nicht von dem Baum gefſen , den ich dir verbot ? Und er ſprach : das Weib gabmir, und ich aß ; und Er ſprach zum Weibe : Warum thateſt du das ? Sie ſprach : die Schlange betrog mich , daß ich ab. (Gen. 3: 9-13.) 9. Hier verſtehen wir die groſſe Liebe GOttes , daß GOtt dem Adam wieder rieff, daß er ſich ſolte erkennen , ſuchen und finden , und wieder zu GOtt kehren : denn Adam war in GOtt geweſen, war aber ausgangen aus GDttes Liebe, aus dem an : dern Principio,aus dem heiligen Paradeis GOttes, in das åura, fere irdiſche Reich dieſer Welt der Sternen und Elementen ins dritte Principiun . Darum fprad GOtt : Wo biſt du Adain ? Sieheſt du nicht, das du nicht mehr im Himmel biſt ? Er wan te an einem Theil ſein freundlich Angelichte wieder in Adam, verſtebe, in das Theil, das er hatte aus der himmliſchen Wea fenheit empfangen , und blickte das mit ſeinem Geiſte wieder an, und ſprach zu der Schlangen, zu dem alten Teufel; Weit du das getban baſt, verflucbet feyit du ; Und zu der creatürlis den Schlangen, welche nun müfte eine Creatur ſeyn (denne der 25
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V. Von der Menſchwerdung
1.SH.C.7.
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derTeufel hatte ſich in Schlangen -Geſtalt verwandelt , darum muſte die Schlange auch bleiben ) du ſolt auf dem Bauche gee ben, und Erben effen ; weil fie bat den Menſchen verführet, daß erwar irdiſch worden, ſo ſolte auch des Teufels Bild ir diſch ſeyn, und grimmige irdiſche Qual, als Gift, Freffen , das folte nun ibre Qual feyn. 10. Und iſt uns alhier zu erkennen, daß ihmebabe der Teufet der Solangen Bildniß von dem Geſtirne und Etementen fis guriret, durch ſeine Imagination , denn er hatte groſſen Gez . walt, bis ihn der HErr gang verfluchte , und den eheuren Naz men JESUS zum Scheide- Ziet feßte, da tag Feine groffe Macht ; Denn Er ſprach zu Adam und Eva : Des Weibes Samen ſoll der Schlangen den Kopfzertreten, und du, als die Schlange, wirft ihn in die Ferſen ſtechen, (Gen. 3:15 .) das iſt, in GOttes Grimm wirſt du den tódten ; aber er wird aus dem Tode ausgrünen , und dir den Kopf zertreten , das iſt, deine Macht nehmen, und den Grimm mit Liebe überwinden . Und alhie an dieſem Orte hat ſich das Wort der Verheiffung vom Weibes- Samen , das iſt geweſen der bochtheure Name JE: SUS, mit ſeinem Character ins Lebens -Licht eingebildet, und in demſelben Character die bochtheure Jungfrau der Weis heit GOttes, in welcher ſotte Chriſtus, als der Zerbrecher des Sobes,ein wahrer Menfch werden, und dem Tode feine Macht nehmen , und dem Seufet feinen Stachel zerbrechen ; der da ſol : te dieKelter des Grimmes und Zorns treten,und in den Zorn als ins Centrum des Feuers eingeben , und das Feuer mit ſeis nem himmliſchen Blute, und mit dem Waſſer der Sanftmuth aus dem Brunnquell des Geiſtes GOttes 18Kchen . II. Und miſfet gewiß, daß fo fich nicht hatte das Wort der Berbeiſſung ins Lebens - Licht eingebildet , als Adam und Her va in die irdiſche Dual einfielen , fo wäre der Seelen -Geiſt ein grimmiger Teufel worden , und der Leib ein bofes Shier , als er noch wolift: fo das elementiſche Waſſer dem Grimme nicht den Pracht legete, fölte man wol fehen , wie mancher ein reifa fender Teufel ware. 12. Alſo iſt uns ießt zu betrachten, daß die Welt vor Chrifti, Menfcwerdung iſt in dieſem eingebildeten Worte und Na men JESU ſelig worden . Welche ihren Willen haben in Goti geridtet , die haben das Wort der Berheiſſung empfans
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1.Th. Cap.72
FEfu Chriſti.
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empfangen, denn die Seele ward darein eingenommen , denne des Mojis ganßes Gefeße vom Opfer,ift durchaus nichts an: ders, als ein Vorbild der Menſchheit Chrifti : Was Chriſtus in feiner Menſchheit that mit Feinem Opfer, indem er mit feis nem Blute und mit ſeiner Liebe den Zorn GOttes erfäufte, das that Moſes mit ſeinem Opfer mit Ihiers Blut: denn das Wort der Berheiſſung war im Bunde, und GOtt ſtelte Ihme dieweil eine Figur vor , und ließ ſich im Bunde mit einem Gleichniſſe verſöhnen , denn der Name IESUS war im Bunde, der verſöhnete durch die Imagination den Zorn und Grimm des Baters Natur. Die Jüden verſtunden das wol nicht, aber der Bund verſtund das wol , denn der thieriſche Menſch war das nicht werth ,daß ers folte wiffen, bis daß Chris ſtus geboren ward : So ging der Schall aus, welcher doch nach kurser Zeit wieder mit dem Antichriſt in Babel verdecket ward ,denn der thieriſche Menſch der Bosheit iſt des theuren Namen JESUS nicht werth, er gehöret auch nicht demn thies riſchen Theil,ſondern dem Göttlichen Theil ; Das Thier Foll in der wilden Erden bleiben , und am Jüngſten Tage durchs Feuer GOttes verzehret werden. Aber das himmliſche Theil ſoll in die Göttliche Kraft eingeführet werden , darum iſt es ein Edel vor GOtt, daß der Menſch mit dem Thier alſo ſtolziereti: Das Thier iſt nicht die Bildniß, wie auch Mofis Opfer nicht die Verſöhnung war ; ſondern der Bund der Gnaden, und das Wort des Lebens im Bunde. 13. Die Beſchneidung der Füden indemeſie nur die Knaben muften beſchneiden , bielt dis Recht in fich, wie folget. Adam war der einige Menſch den GOtt fcbuf,und in ihme war Got: tes Bildniß : De Hevam ,als ſein Weib , wolte GOtt nicht fchaffen , fie folte nur aus einem geboren werden ; Weil er aber fielund daß ihme GDtt muſte das Weib machen, ſo kam der Bund wieder mit der Berbeiffung über Einen , daß ſie ſolten aus Einem alle wieder anderſt und neugeboren werden , als aus dem andern Adam ,nicht aus der Frauen Maria ; fondern aus Chriſto,dem himmliſchen Adam . Denn des erſten Mans nes,als Adams erſtes Blut,welches er aus GOttes Wefenbeit empfing, ſoll gelten, und nicht des Weibes irðiſdes Blut , in deme Adam irdiſch ward, und ihme mufte ein Weib erdacht werden : Alſo ward auch nur die mannliche Art beſchnitten , und chen an dem Sliede welches vor GOtt ein Eckel iſt, und ein
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V.Von der Menſchwerdung 1.TH.C.7.
ein Schämen der Seelen, denn die Schwangerung folte nicht Viehiſch ſeyn ; darum war die Beſchneidung ein Zeichen und Vorbilde, daß dieſes Slied wieder vom Menſchen abgeſchnit: ten werden , und nicht mit in der Ewigkeit erſcheinen ſolte . Und muſte Chriſtus Mannes Geſtalt an ſich nehmen, da er dody von innen in einem Jungfräulichen Bilde ſtund, daß der Fürſas GOttes beſtinde : denn des Mannes, als des Feuers Eigenſchaft,follregieren ,und des Weibes , als des Lichtes Eia genſchaft, foll fein Feuer fanftigen, und in die ſanfte Bildniß GOttes bringen, 14. Des Weibes Blut bätte den Zorn GOttes nicht vers föhnet, es muſte es nur des Mannes Blut thun, denn das Weib gehöret in Mann,undwird im Reiche GOttes eine männliche Jungfrau feyn , als Adam war , kein Weib ; das Weib wird in des Mannes Bunde felig , denn der Bund ward um des Mannes, als um dermännlichen Jungfrau willen gemacht , daß die wieder verſöhnet wurde. Darum fagt Paulus : das Beib wird durch Kinderzeugen felig, fo fie bleibet im Slauben und in der Liebe, und in der Heiligung, ſamt der Zucht. (1. Tim . 2:15.) Und nicht allein das ; ſondern auch in des Mannes Bunde,denn ſie iſt ein Sheil aus Adam : Darum ſoll ein iedes Beib unter dem Mann ſeyn , und er for Herr feyn. Gott gibt auch dem Manne die Jungfräuliche Weisheit , er ſoll das Weib regieren , nicht als ein Tyrann, ſondern als ſein eigen les ben : Er ſoll Fein Weib lieben als feinen eigenen Leib , denn ſie iſt ſein Fleiſch und Leib, ein Bild aus ihme, fein Gebülfe, fein Noſengarten ; obwol irdiſch und ſchwach, ſoll er doch wiſſen , daß er ſelber Urſache daran iſt, und mitihr Gedult tragen, auch ſeinem Grimme nicht Gewalt laſſen , ſie zu verderben . 15. Auch ſoll das Weib wiſſen, daß ſie in des Mannes Bunde 1 und Blute felig wird , und daß fie Adams und des Mannes Ribbe und Linctur iſt, und dem Mann eigen, fie foli demüthig ſeyn, als ein Glied dem Leibe dienet; alſo ſoll das Weib dem Manne dienen, und ihn lieben , als ſich ſelber : Ihre Liebe fou ſchlechts in ihn geworfen ſeyn ,denn alſo erlanget ſie die himms liſche Jungfrau mit Göttlicher Wiße , und den Geiſt des Bundes. 16. über den ledigen Jungfrauen und Mannen ohne Frauen wird geſagt , ſowol den Witwen , daß ſie den Bund Cbriſti zum Semahl baben, vor deme ſollen ſie zůchtig und des müthig
I.35.
Sqp. 8.
JEſu Chriſti.
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müthig ſeyn : denn Chriſtus iſtdes Mannes Braut,ſeine zůch : tige Jungfrau , die Adam verlor, und iſt auch der ledigen Sungfrauen und Witwen ihr Bräutigam ; denn ſeine Manns heit iſt ihre Mannbeit, daß ſie alſo vor GOtt als eine männli che Jungfrau erſcheinen : Denn unſere Bildniß wird ießt im Willen und Glauben geboren ; wo nun unſer Hers und Wille iſt, alda iſt auch unſer Schaß und Bildniß. 17. Darum bútet euch vor Hurerey und falſcher Liebe,denn die rechte Bildniß wird dainit zerſtöret. Die Hurerep iſt das grófleſte Lafter, das der Menſch in ſich ſelber wircket ; die ans bern Súnden geben auſſer ibme in eine Figur ; die Hure aber bleibet in ihmeſteben ,denn er wircket eine falſche Bildniß, in welcher nicht GOttes Fungfrau erkant wird , ſondern eine thieriſebe. laß dir es geſagt feyn, Menſch : Es ſtecket ein fol. cher groffer Greuel dabinter , davor ſich der Himmel entfebet mit ſeiner Imagination ; Er gehet nicht leichtlich in die thieris The Imagination , darum werden auch alſo viel Thier-Mena ſchen geboren, ſo binten erkläret werden mag.
Das 8. Capitel. Von
der
Jungfrauen Maria , und der
Menſchwerdung
JEſu Chriſti , des
Sohns GOttes. Summarien. Aria war eine irdiſche Tochter Joachims und Annå, 9.1. und nach dein Willen , der Verheiſung Tochter.2. Das Wort der Verheiſſung hat ſich auf eſſentialiſche Art beweget, 3. und ward Chriſtus in Gött und auch in Maria Menſd , 4. als der Erſte Menſch , der in GOttes Principio wieder lebendig geboren worden . s . Das Wort hatte himmliſcheWeſenheit an ſich, und eröffnete ſich im Jungfräulichen Bilde Göttes , und ward Maria eine Mutter des Chron - Fürſten ,aber keine Göttin : der Zwed iſt nur die Wiedergeburt. ibid. So hat ſich das Herße GOttes felbſt beweget. 6. Wo ſich nun GOtt offenbaret und beweget : da ift Er ganz offenbar.7. Ihm geluſtes te Fleiſch und Blut zu werden :und ſo wir in Ihn eingehen ,gehen wir in ſein Fleiſch und Blut ein. 8. Gleichniß von der Sonnen und der gans, Ben Cieffe der Welt. 9. So wir nunmit Ernſt in die himmmliſche Wes fenheit imaginiren ,und mit dem Willen uns darein ergeben , ſo geniefel ſen wirs. 10. Die auſſereDual hat Chriſtus an ſich genommen , auchi im Lodenicht abgelegct,ſondern ſiewar überwunden ut. Nun můſſeurs auc mir die Jungfrau ettes antieben .12. 13. Viet
62
V. Von der Menſchwerdung 1. TH. C.8 .
Fel haben ſich unterwunden, von der Jungfrauen Mas ria zu ſchreiben, und ſie vermeinet keine irdiſche Tochter ju feyn . Shnen iſt zwar ein Slaſt von der ewigent Jungfrauſchaft fürgeſtellet worden, aber des rechten Ziels haben ſie noch gemangelt: denn eßliche baben ſchlechts ver : meinet, fie rey nicht Joachims und Anna Sochter, indeme Chriſtus des Weibes Samen genant wird, und auch iſt, Er auchſelbſt bezeuget, Er fey vonoben herab, Er ſey vom Him mel kommen , ſo müſte Er auch ja von einer gang bimmliſchen Jungfrauen geboren ſeyn ; Aber das würde uns armen Hes vå - Kindern wenig frommen , die wir irdiſch worden ſind, und tragen unſere Seelen in einem irdiſchen Gefäſſe. Wo bliebe unſere arme Seele, wenn ſie nicht båtte das Wort des ewigent Lebensin ſichgenommen? So Chriſtus fåtte eine Seele vom Himmel bracht, wo bliebe unſere Seele, und der Bund mit Adam und Heva, daß des Weibes Samen ſolte der Schlans gen den Kopf zertreten ? Håtte Chriſtus wollen gang vom Himinel kommen und geboren ſeyn, ſo båtte Er nicht dörfen auf Erden Menſch geboren werden : Wo bliebe aber der Bund, indeme fich der Name Iſus der Verbeiflung ins Lebens Licht, als in der Seelen Tinctur, alſobalde im Paradeis, da Adam fiel, einleibete, ja ebe dann Adam geſchaffen war, wie Petrus faget : (1. Petr. 1 : 20.) Wir ſind in Chrifto verſehen , ebe der Welt Grund geleget ward ? Denn GOtt erkante in ſeiner Weisheit den Fal , darum leibete fich alda alſobald der Name JEſus in dem Worte des Lebens, mit der Jungfrau der Weiss init dem Creuß ein . Denn heit umgeben , in Adams Bildniß auch die Seele iſt eine Creus - Geburt, wenn ſich dann das Seelen -Feuer anzündet, ſo machets im Bliße ein Treuß, das iſt ein Auge mit einem Creug mit dreyen Principien , mit dem Character der H.Dreyfaltigkeit, wie im dritten Buche vom dreyfachen Leben ausgeführet worden, und im vierten Tbeil über die viertzig fragen von der Seelen noch mehr. 2. Uns iſt zu verſtehen ,daß Maria, in der Chriſtus Menſch ward , wahrhaftig Joachim und Unna Tochter fer geweſen nach dem äuſſern Fleiſche, und aus Joachim und Anna Sas men ſey erzeuget worden nach dem åuſſern Menſchen ; aber nach WBilen iſt ſie des Bundes der Berheiſſung Sochter geweſen, denn ſie war das Ziel ,da der Bund hinweiſet: In ibr ſtund das Centrum im Bunde, und darum ward ſie vom H.Geis
NE
1.Th. Cap.8.
JEſu Chriſti.
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H. Geiſte im Bunbe boch erkant, und hoch gebenebenet vor und unter allen Weibern von Heva ber, denn der Bund eröff nete fich in ihr. 3. Ihr ſollet uns recht theuer und hoch verſtehen : das Wortmitder Verheiſſung, welches bey den Juden inn Vors bilde ſtund, als in einem Spigel, darein GOtt der zornige Bas ter imaginirte, und ſeinen Zorn damit Idfchete, das bewegte fich ießt auf eſſentialiſcheUrt, welches von Ewigkeit nie ges jibeben war. Denn als ihr Gabriel der Fürſt die Botſchaft brachte, daß ſie ſolte ſchwanger werden , und ſie darein willigs te, und ſagte : mir geſchehe, wie du geſagt haft; fo bat ſich das Centrum der 5. Dreyfaltigkeit beweget, und den Bund eröffnet, das iſt, die ewige Jungfraufchaft, welche Adam vers lor, in ihr im Worte des Lebens eröffnet, denn die Jungfrau der Weisheit Gottes umgab das Wort des Lebens, als das Centrum der H. Dreyfaltigkeit: alſo ward das Centrum bes weget, und ſchlug der himmliſcheVulcanus das Feuer der lies be auf, daß das Principium der Liebe- Flammen erboren mard . 4. Berſtehe das recht, in Marià Effeng, in der Jungfråu lichen Ellen , welche in Adam verdorben, daraus er folte ein jungfräulich Bild nach GOttesWeisheit gebåren, ward das Göttliche Feuer aufgeſchlagen , und das Principium der Liebe angezündet: du muſt verſtehen , in dem Samen Maria, da fie des Seelen -Geiſtes, als Veneris Sinctur, fibwanger ward , denn in Veneris Tinctur, als in der Liebe-Duali, ward Adams erſtes Feuer im Wort des Lebens aufgeſchlagen, und waren in dem Kinde JEſu bende Tincturen vollkommen, wie in Adam ; und das Wort des Lebens im Bunde, verſtehe, die H. Dren faltigkeit, war das Centrum , und das Principium erſchien ins Baters Sheil. Chriſtus ward in GOtt und auch in Marien Menſch, in allen drenen Principien , denn auchzugleich hiemit in der irdiſchen Welt : Er nahm Knechts - Geſtalt an fich , daß Er des Todes und des Teufels machtig würde, denn Er ſolte ein Fürſt in dem Loco dieſer Welt, in dem Engliſchen Fürſtena Throne ſeyn , auf dem Stubl und in der Gewalt des geweſenen Engels und FürſtenLucifers, über alle drey Principia. Solte er nun ( 1) ein HErr über die äuſſere Welt Reyn , ſo muſte Er aud in der auffern Welt wohnen , und ihre Effens und Eigens ſchaft baben : desgleichen (2) folte Er GOttes Sobnfeyn, ſo muſte Er auch ausGOttgeboren feyn ; ſolte Er (3) des Bas
64. V. Von der Menſchwerdung 1.Th.C.8. ters Zorn löſchen, ſo mufte Er ja auch im Bater feyn ; folte Er (4) des Menſchen Sohn ſeyn , ſo muſte Er ja auch aus des Menfchen Effeng und Weſen ſeyn , undmuſte eine menſchliche Seele und Leib baben, als wir alle haben . 5. Uns iſt erfentlich, daß Maria, ſeine Mutter, ſowol Chris ſtus aus ſeinerMutter, findbeyde menſchlicher Eſſeng gewes ſen, mit Leib , Seele und Geiſt, und daß Chriſtus hat eine Seele aus Marià Eſſenß empfangen, aber ohne månnlichen Samen ; Allein das groſſe Geheimniß GOttes ward alda eröffnet, der erfte Menſch mit feiner Verborgenheit, der in Tod fiel, der ward alhie wieder lebendig geboren, verſtehet in GOttes Prin
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cipio ': Denn die Gottheit bewegte ſich dieſer Sachen halber, und ſchlug aufdas Feuer ins Baters Principio , alſo ward der erſtorbene Sulphur , welcher in Adam geſtorben war, wieder lebendig , denn das Wort hatte himmliſche Weſenheit an fich , und eröffnete ſich in himmliſcher Weſenheit im jungfräulichen Bilde der Gottheit. Dis iſt die reinezüchtige Jungfrau, dars inn das Wort des Lebens Menſch ward, und alſo ward die auf fere Maria mit der hochgebenedeyten himmliſchen Jungfraus en gezieret und gebenedeyetunter allen Weibern dieſer Welt : in ihr ward das Verſtorbene und Verſchloſſene der Menſchheit wieder lebendig ; und alſo ward fie hoch gradiret, gleich den erſten Menſchen vor dem Fall, und ward eine Mutter des Dhron -Fürſten. Nichtaus ihrem Vermogen kam das, fona dern aus GOttes Bermogen : Håtte fich nicht das Centrum GOttes in ihr beweget, ſiewäre nichts anders, als alle Hevå Töchter ; Aber das Wort des Lebens hatte an dieſen Drt das Biel geſtecket, mit dem Bunde der Verbeiflung, darum ift fie die Gebenedesete unter allen Weibern, und vor allen Hevåa Kindern. Nicht daß fie eine Göttin fey, die man für GOtt ebren ſoll, denn fie iſt nicht das Ziel, und ſie fprach auch : Wie ſoll das zugehen, ſintemal ich von keinem Manne weiß: Sons dern das Wort des Lebens ins Vaters Centro, das ſich mit der Bewegung der Gottheit in die Menſchheit eingab, und in menſchlicher Effene eröffnete , iſt das Ziel : das iſt der Zweck, da wir hinlauffen ſollen , in die Wiedergeburt. 6. Dieſes iſt ein gróffer Wunder, als in dem erſten Adam , denn der erſte Adam ward aus drey Principien erſchaffen, und ward ihm ſein Geiſt mit GDttes Geiſt eingefübret, und durfte fichdas Herße GOttes nicht ſonderlich bewegen, denn es bes wegts
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-65 JEfu Chriſti. tS.Cap 8. wegte fich nur GOttes Geiſt , aus GOttes Herße: Tekt bes wegte ſich das Centrum oder Hers GOttes, das von Ewigs keit geruhet hatte, und ward das Göttliche Feuer aufgeſchla gen , und angezündet oder erwecket, wie mans egen möchte.
Die theure Porte. 7. Alſo ſollen wir die Menſchwerdung Chriſti des Sohnes GOttes rechtverſtehen. Er iſt nicht allein in der Jungfrauen Maria Menſch worden , daß ſeine Gottheit oder Göttliche Weſenheit alda eingeſperret fäſſe oder ſteckte : Nein, Menſch , es bat eine andere Geſtalt, laf dich die Bernunft nicht narren , wir erkennen ein anders. So wenig als GDtt allein an einen Orte wohnet, ſondern Er iſt die Fülle aller Dinge, fo wenig bat GOtt fich auch nur in einem Stücklein beweget , denn GOtt iſt nicht abtheilig , ſondern überal gang : Wo er ſich of fenbaret, da iſt Er gang offenbar ; ſo iſt Er auch nicht meßlich, Ihme iſt keine Ståtte erfunden , Ermachte Ihme dann ſelber eine Ståtte in einer Creatur ; So iſt Er doch gan neben der Creatur, und auſſer der Creatur. 8. Da ſich das Wort bewegte zur Eröffnung des Lebens, ſo eröffnete ſich es in der Göttlichen Weſenheit, als im Waffer des ewigen Lebens ; es ging ein, und warð Sulphur , das iſt, Fleiſch und Blut , es machte bimmliſche Tinctur , welche die Gottheit umſchleuft und erfüllet, darinn die Weisheit GOttes ewig ſtehet mit der Göttlichen Magia . Berſtehe es redit: die Gottheit bat gelüſtert, Fleiſch und Blut zu werden ; und wie wol die reine klare Gottheit Geiſt bleibet, noch iſt ſie des Fleis ſches Geiſt und Leben worden, und wirdet im Fleiſche, wir können ſagen, wenn wir mit unſerer Imagivation in Gott eingeben , und uns gånglich darein ergeben : wir geben in GOttes Fleiſch und Blut ein, und lebenin GOtt, denn das Wort iſt Menſch worden, und GDtt iſt das Wort. 9. Richtheben wir alſo Chriſti Creatur auf, daß er nicht folte eine Creatur reyn ;" Wir geben euch eine Gleichniß mit der Sonnen und ihrem Schein , und leben alſo : Wir vergleis den die Sonne der Creatur Chriſti in Gleichniß, die iſt ja ein Corpus; und vergleichen die gange Sieffe dieſer Welt dem ewis gen Worte im Bater . Nun ſeben wir doch ,daß die Sonne in der ganßen Sieffe leuchtet, und gibt ihr Wärme und Kraft : Nun können wir aber nicht ſagen, das in der Tieffe auſſer des Cors
66 V.Von der Menſchwerdung 1.Th.C.8. Corporis der Sonnen nicht auch der Sonnen Kraft und Glans fey ; mann ſie nicht mare, fo finge ſie auch nicht der Sonnen Kraft und Glans ; es fånget nur eine Kraft und Glang die andere. Die Tieffe iſt mit ihrem Slange verbors gen : So GOttwolte, ſo wäre die gange Tieffe ein eitel Son ne, es wäre nur um die Anzündung, daß das Waſſer vers ſchlungen würde, daß das Waſſer zu einem Geiſte würde, ſo ſchiene überal der Sonnen Glans ; fo fich aber des Feuers Centrum wolte entzünden, wie in der Sonnen Loco . 10. Wiffet auch dieſes : Wir verſtehen, daß GOttes Hers von Ewigkeit geruhet hat ; Über mit der Bewegung und Eins gehung in die Weſenheit iſts an allen Orten offenbar worden , wiempol doch in GOtt kein Ort noch Ziel iſt, als nur blos in der Creatur Chriſti, alda hat ſich die gange H.Dreyfaltigkeit in einer Creatur offenbaret, und alſo durch die Creatur auch Turch den gangen Himmel. Er iſt hingangen, und hat uns die Ståtte bereitet, da wir follen von ſeinem Lichte Feben, und in ſeiner Weſenheit wohnen, und von ſeiner Göttlichen Wes ſenheit eſſen ; ſeine Weſenheit erfüllet den Himmel und Para deis : Sind wir doch anfänglich aus GOttes Weſenheit ges macht worden , warum ſollen wir nicht auch darinn ſtehen ? Gleichwie die Luft und das Waſſer dieſe Welt erfüllet,und wir derſelben alle genieſſen ; Alſo iſt im Verborgenen die Göttliche Weſenheit, der wir genieſſen , fo wir mit Ernſt imaginiren , und mit dem Willen uns darein ergeben. Das iſtnun Chriſti Fleiſch und Blut in der Göttlichen Kraft, denn der Creatyr Chriſti ihr Fleiſch und Blut ſtebet darinnen , und iſt ein Bes ren, eine Kraft, ein Geiſt, ein GOtt, eine Fülle, ganß unges trennet von keinem Orte, aber in ſeinem Principio. Es ſolte wol ein Sau -Menſch fagen : Ey wie wollen wir ihn zufreſſen ; D ou Efel, komm vor ebe dahin, daß du ihn aud) erreichelt, denn du wirft ihn nicht mit dem Suffern Munde freſſen . Er iſt ein Principium tiefer, und iſt doch der auſſere ; Er iſt in der Jungfrau Maria, und auch nach ſeiner Geburt, in dieſer Welt geweſen, wird auch am Jüngſten Tage in allen drepen Principien vor allen Menſchen und Seufeln er . Tiheinen . II. Er hat wahrlic irdiſche Qual an ſich genommen ; Uber in ſeinem Tode, als Er den Tod úberwand, verſchlang die Odttliche Qual die irdiſche, und nahm ibr das Regiinent : nicht
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1.3 . Gap. 8.
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nicht dergeſtalt, daß Chriſtus hätte etwas abgelegt, fondern die auſſere Dual ward überwunden und gleich als verſchluns gen ; und was Er nun lebet, das lebet Er in SÓtt. Alſo folte Adam auch ſeyn , und beſtund nicht: Alſo mufte das Wort Menſch geboren werden , und ſich in die Weſenheit eingeben, auf daß wir Kraft empfingen, daß wir konten int Ott leben. 12. Alſo hat Chriſtus herwieder gebracht, was Abam very lor , und noch vielmehr : denn das Wort iſt allenthalben Menſch worden, verſtebe, es iſt allenthalben eröffnet in der Göttlichen Weſenbeit, darinnen unſere ewige Menſchheit ftes het; denn im ſelben leiblichen Weſen ſollen wir in Ewigkeie ſtehen, darinnen die Jungfrau GOttes ſtehet: wir müſſent. SDttes Jungfrau anziehen, denn Chriſtus hat ſie angezogent, Er iſt in der ewigen Jungfrau , und auch in der irdiſchen Jungfrauen, Menſch worden, wiewol die irdiſche keine rechte Jungfrau war . Aber die himmliſche Göttliche machte fie int der Benederung, das iſt, in des Wortes und Bundes Eröffs nung, zu einer Jungfrauen, denn das Theil in Maria , das ibe von Adam war aus der himmliſchen Weſenheit angeerbet, dast Adam irdiſch machte, das ward gebenedenet: Alſo ſtarb nur das Irdiſche an ihr, das andere lebte emiglich, und ward wies, der zur keuſchen und zuchtigen Jungfrauen, nicht im Toder, ſondern in der Benedeyung; alsſich GDtt in ihr eröffnete, da jog fie die ſchöne Jungfrau GOttes an, und ward eine manna lid ,. Yungfrau am himmliſchen Theil . 13. Alſo ward Chriſtus aus einer rechten reinen, züchtigent, himmliſchen Jungfrauen geboren , denn ſie empfing in der Bes nebeyung den Limbum GOttes in ihre Matricem , in ihrent Samen , wol nichts Fremdes, allein der Limbus GOttes erx öffnete fich in ihr, in GOttes Kraft; der in Adam war erſtor * ben, der warð mit GOttes Bewegung lebendig , und ging GOttes Effeng im Worte des Lebens in ihren Limbum ein ! und darinnen ward der Seelen Centrum eröffnet, daß Maria einer Seelen ichwanger ward, und auch eines Geiftes, beya des himmliſch und irdiſdy; und das war ein t'echt Bild GDts tes, ein Gleichniß nach und aus der 6. Dreyzahl aus allex drepen Principien .
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V. Von der Menſchwerdung 1. TH.C.9 Das 9. Capitel.
Von Marien Jungfrauſchaft; Was ſie vor der Benedenung ſeny geweſen , und was ſie
in der Benedenung worden ?
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Summarien. Nſere ganse Religion ftebet in 3 Stücken , alsi) in Erfentniß der Schöpfung, 9.1.2. jum 2) des Falls Adains , 3. und 3 ) der neuen Wiedergeburt.4. Dieſes alles iſt in 2 Bildern ,als der Ewigen und Irdiſchen Jungfrau fürgemahlet. 5. Das erſte Bild war eine Jungfrau im begehrenden Willen Gottes, 6. welcheGott in ein Weſch aus allen 3 Principien geſchaffen, daran aber das Ir diſchebing.7. Dieſe irdiſche Qual bat die himml. Eigenſchaft infty ciret und verdorben. 8. Alſo war der Menfch in GDites Weisheit erſchaffen, von GOttes Griinm und Zorn ergriffen und verdorben ; ſolte aber wieder in die Jungfrauſchaft eingehen .9. Welches in Mas rien geſchehen, 10. Gött hat ſeinem Zorn ſelbſt wiederſtanden mit ſeiner Liebe . 11.. So wir nun mit unſerer Imagination in dieMenſch , werdung Chriſti eingehen : ſo werden wir der Göttl. Weſenheit ſchwanger.12. Dann das Wort hat ſich in iedes Menſchen Lebens , Licht eröffnet : darein müſſen wir gehen.ibid. Maria war keine volls kommene Jungfrau. 13. JESUS iſt in der Liebe dem Grimm ento gegen geſtanden , denn der Fall im 1.Principio erfant ward , ehe der Menſch zur Creaturward. ibid . Don Eva iſt keine reine Jungfrau geboren worden , bis der Held im Streit fam . 14. Maria war eine w Sochter Joachims und Anna: Gott aber hat das Ziel der Wieders geburt inSie getecket. 15. Im4. T. erſchien die Jungfrau im Buns be, und in Maria hub ſich das Werck der Erfüllung an, da die vers ftorbene Weſenheit desWorts, des Lebens ſchwanger worden, 16. und alſo Maria mit der Empfängniß eine rechte Jungfrau worden. 17. Adams Bild foll bleiben, nicht Evå. ibid. Maria ift Chrifti Mutter nach Fleiſch , Seele und Seift, und durch die Benedepung cine reino Jungfrau . 18. IhrLeibiſt nicht verweſet; ibid. denn GottesWes fenheit iſt unverweslich, die hatSie gebenedeyet; ob ſie wolnach der irdiſchen Dual geſtorben iſt. 19:22 . Alſo ward GOttes Weſenheit und Adams Weſenheit, gangein Einig Weſen : 23. aber die Creatürs licheSeele blicb und iſt eine Creatur. ibid. JESUS iſt der Seelen Gebülfin ; ibid. der Seelen Jungfrau , ſo Adam verloren, 24. und der Srauen, die rechte Feuers- und Manns - Tinctur . 25. Ns armen Hevå - Kindern iſt dieſes gar hoch noth zu wiſſen ,denn es liegt unſer ewiges Heildarinnen:dennes iſt die Porte EmanuElis,und ſtehet der gange Chriſtliche Glaube darinne, und iſt die Porte der gröſfeſten Beheimniß ; Denn
podien ,und
1. Dieje
1.3 . Cap, ..
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denn albie liegt des Menſchen Heimlichkeit verſchloſſen ,indeme er GOttes Gleichniß und Bilde ift. 2. Denn unſere gange Religion ſtehet in drepen Stücken, die wir treiben und lehren , als erſtlich von der Schopfung, was Eſſent, Weſen und Eigenſchaft der Menſch Fey : ob er ewig oder nicht emig rey, und wie das möglich Fey : Was eis gentlich der menſchliche Urſtand ſey ; von wannen er im Unte fang fey berkommen ? 3. Und dann zum andern, weit ſo viel von ſeinem Fall geres det und gelehretwird, wir auch feben, daß wir um des Falls willen ſterblich ſind, auch der Bosheit und Grimmer - Dual unterworfen, was doch eigentlich ſein Fall fey geweſen . 4. Und denn zum dritten , weil uns SDtt wieder will zu Gnaden nehmen , um welches willen Er auch hat Gefeße und Lehre gegeben , und die mit groffen Wunderthaten bes ftätiget ; wasdoch eigentlich die neue Wiedergeburt fey, dies weil wir feben, daß wir ſterben müſſen ; in welcher Gewalt und Geiſte wir können wieder neugeboren werden, und vom Sobe aufſtehen . 5. Dieſes alles finden wir nun in dieſen zweyen Bilden für's gemahlet, als in der enigen, beiligen, und auch in der irdis fcben , zerbrechlichen Jungfrauſchaft ; und finden die treue Biedergeburt in dem Bilde Chrifti gang bell und klar. Denn in der ewigen Jungfrauſchaft, als in GOttes Weſenbeit, da die Bildniß und das Gleichniß GOttes iſt als in einem Spigel von Ewigkeit gefeben , und vom Geiſte GOttes erkant wors den, ward Adam der erſte Menſch erſchaffen : Er hatte die Jungfrauſchaft zum Eigenthum ,als der rechten Liebes Tinctur im Licht, welche begehrende ift des Feuers Tinctur, als der Effentien Eigenſchaft, daß fie moge ein brennend Leben in Kraft und Herrlichkeit ſeyn ; und moge in des Feuers Eſſeng eine Gebarerin feyn, welches in des Lichts Eſſeng ohne das Feuer nicht mag reyn. 6. Und erkennenalſo eine Jungfrauſchaft in ODttes Weiss beit , im begehrenden Willen des Göttlichen Weſens von Ewigkeit; nicht eineFrau die gebåre, fondern eine Figur im Spigel der Weisheit GOttes, eine reine züchtige Biloniß ohne Befen, und doch in der Effent , aber nicht in des Feuers Efe Tens offenbar, ſondern in des fiches Qual. 7. Dieſelbe Bildnis batGDtt in ein Wefen geſchaffen, und ſolchesa E 3
V.Von der Menſchwerdung 1.Th. C.9 . 70 ſolches aus allen dreyen Principien ; daß fie fey eine Gleich niß nach der Gottheit und Enigkeit, als ein ganger Spigel des Grundes und Ungrundes , des Geiſtes und auch des Weſens ; und warð aus dem Ewigen geſchaffen , nicht zur Zerbrecha Weil aberdas IrdiſcheundZerbrechliche am Ewi lichkeit. gen hing, bat ſich die irdiſche Luft in die ewige himmliſche ein geführet, und die Himmliſche Eigenſchaft inficiret, denn ſie wolte in der Ewigen wohnen, und war doch im Grimm GDt tes verderbet. 8. Alſo verderßte die irdiſche Qual die himmliſche,und warð der himmliſchen Turba , als ſolches an Erde und Steinen zu erkennen, welche zwar aus dem Ewigen ihren Urſtand haben, find aber im Grimme und in des Feuers Dual verdorben ; und bat das Fiat Erde und Steine aus der ewigen Weſenheit ges macbet, um welches willen ein Scheide : Tag iſt beſtimmt, da ein icdes Ding foil wieder in ſeinen Æther geben, und durchs Feuer bewahret werden. 9. Alſo auch der Menſch : Er war in der Jungfrauſchaft in GOttes Weisheit erſchaffen, ward aber vom Grimm und Sorn GOttes ergriffen, darum warð er auch alſobald verders bet und irdiſch. Und als die Erde vergehet, und iin Feuer muß bewahretwerden , und wiederum in das gehen , als ſie war ; Alſo auch der Menſch, er foll wieder in die Jungfrau ſchafteingehen, darinn er geſchaffen ward. So aber das dem Menſchen nicht möglich war, daß er vom grimmen Tode auf ſtünde, und in eine neue Geburt einging, denn ſeine Jung frauſchaft war mit in Tod geſchloſſen,um welcheswillen GDtt dem Menſchen ein Weib aus ihme machte ; So muſte fich die Gottbeit bewegen , und das Eingeſchloſſene wieder eröffnen und lebendig machen. 10. Und das geſchahe in Marien der verſchloſſenen Sunga frauen , verſtehe in der Jungfrauſchaft, welche Adam aus GOttes Beisbeit anerbete ; nicht aus dem irdiſchen Theil des dritten Principii , ſondern des himmliſchen heiligen Theils, bes andern Principii, welches war in den irdiſchen Tod im Born GOttes, mit der irdiſchen Imagination und Eingebung eingeſchloſſen worden, und war als es todt wäre, wie dann die Erde auch als todt erſchien ; darum hat ſich das Herße GDts tes beweget, den Tod am Creuß zerbrochen, und das Leben wieder erboren . Ú, Had
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1.35. Cap.9.
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11. Und iſt uns die Geburt und Menſchwerdung Chriſti ein träftig Weſen, daß fich das gange ungründliche Herge GOts tes hat beweget, und iſt alſo hiemit die bimmliſche Weſenheit, welche in God geſchloſſen war, wieder lebendig worden, daß wir können ießt mit Grunde fagen : GDtt bat feinem Zorn felber wiederſtanden, indeme Er fich mit ſeines Hertens Сen tro , welches die Ewigkeit ohneSrund und Ziel erfüllet hat, wieder eröffnet, und dem Tode ſeine Gewalt genommen, und dem Grimm und Zorn feinen Stachel zerbrochen ; fintemal ſich die Liebe und Sanftmuth im Zorn eröffnet, und des Feu, ers Gewalt gelöſchet hat. 12. Und noch vielmehr iſt uns Menſden das eine groſſe Freude, daß fich GOtt in unſerer tobten und erſtorbenen Jungfrauſchaft hat eröffnet, und alſofort durch alles. Daß fid aber das Wort oder die Kraft des Lebens GOttes wieder in die Menſchheit, als in die verſtorbene und gleich als wie vers laſſene Jungfrauſchaft hat eingegeben, und das jungfräuliche Xeben wieder eröffnet ; des freuen wir uns, und geben mit uns ſerer Imagination ins Centrum , als da fich Gott in der Menſchheit bat eröffnet, als in die Dienſchwerdung ſeines Sohnes ein, und werden alſo in unſerer Imagination , welche wir in feine Menſchwerdung einführen , ſeines ereffneten Worts und Kraft der himmliſchen , Göttlichen Weſenbeit ſchwanger, zwar nichts Fremdes, aber doch gegender Irdig Feit fremde. Das Wort hat ſich allenthalben eröffnet, auch in iedes Menſchen Lebens-Licht ; und fehlet nur daran, daß fich der Seelen - Geiſt darein ergebe, ſo zeucht er die ewige Jungfrauſchaft wieder an, nicht als ein Kleid, ſondern aus feiner eigenen Effeng, in ihme wird Gott geboren : Denn Maria ward mit allen Hevå Tochtern irdiſch geboren, aber der Bund der Liebe GOttes weifete in ihrer Eſſent, daß GDtt wolte atba in ihr das Leben wieder aufſchlieſſen . 13. Und können durchaus von Marien Jungfrauſchaft, nach dem irdiſchen Lebenvor der Benedeyung,ebeſich GOttes Herße bewegte, nicht ſagen, daß fie fer eine gang vollkommene Jungfrau geweſen, nach der erſten vor dem Fall, ſondern ſie war eine natürliche Sochter Hevå : Aber das Tagen wir mit Grunde, daß in Marien, fowol als in allen Adams- Kindern , fey die ewigeJungfrauſchaft imBunde der Verheiſſung vers Tchloſſen gelegen ,gleich als im Tode, und doch auch nicht in E 4 Ott
72 V. Von der Menſchwerdung 1. TH . C.9. GOtt verweſen . Denn der Name Efus aus GOttes Cens tro oder Herke, bat ſich von Ewigkeit in die Jungfrau der Weisheit GOttes als ein Spigel mit eingebildet, und iſt des Baters Centro , als des Feuers und Grimmes Centro entges gen geſtanden , nicht im Grimm im Feuer , in des Feuers Effen , ſondern in der Liebe im lichte, in der Lichtes- Effens : und ward auch der Menſch in derſelben Effeng in dem Namen JEſu verſehen , ehe der Welt Grund gelegt ward , da Adam noch in himmliſcher Eſſeng , ohne ein natürlich oder creatür's lich Wefen war : Denn in der Weisheit ward der Fall erkant, che der Menſch zur Creatur ward , und ſolches nach des Feu: ers Eigenſchaft, nicht in des Lichtes Eigenſchaft, ſondern nach dem erſten Principio. 14. Alſo ſagen wir nun nach unſerer tiefen Erkentniß von Maria , daß ſie ſey eine Jungfrau vor der Zeit der Eröffnung und Botſchaft des Engels geweſen , wie Heva, da fie aus dein Paradeis ging , ehe fie Adam erkante , da war ſie zwar eine Jungfrau ; aber die rechte Jungfrauſchaft war in ihr verbors gen (verdorben ), und mit der irdiſchen Sucht inficiret, und ward an ihr die thieriſche Eigenſchaft offenbar , denn die irdis ſche Imagination zerbrach die himmliſche Eigenfibaft, alſo daß ſie eine Frau , und nicht eine züchtige Jungfrau ohne Mackel war : denn ſie war nur ein Theil an der himmliſchen Jungfrauſchaft, das andere Sheil war Adam . Und alſo ift teine reine, rechte Jungfrau von Heva geboren worden , die hat in allen die Jungfrau da gang imWeſen wäre, die Turba fchaft zerſtöret, biß der Held im Streit kam , der war eine gant männliche Jungfrau in GOttes Weisheit nach dem bimmliſchen Weſen ; und das Irdiſche hing Ihne an, aber das Himmliſche herrfchete über das Irdiſche :denn alſo folte Adam auch ſeyn , und er beſtund nicht. 15. Darum fagen wir mit Grunde , daß Maria few Joas chims Tochter , von Anna erboren , und babe nach dem irdi: fchen Sheil ihre Wefenbeit eſſentialiſch in ihr gehabt: und denn ſagen wir , daß fie des Bundes GOttes Tochter ſey geweſen, das GOttlhabe das Ziel der Wiedergeburt in ſie geſteckt, daß das gange Älte Teſtamenthabe indaſſelbe Ziel geſeben ,und alle Propbeten vom ſelben Ziel (daß Gott wolte die ewige Jungs frauſcbaft wieder eröffnen ) geweiſfaget ; und daſſelbe Ziel iſt gebenedeyet geweſen , denn GOtt þat ſich mit ſeiner Barms ber
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73 1. Th . Cap.9. JEſu Chriſti. bertigkeit mit dem Bunde der Berbeiſfung in dis Ziel eingeges ben , und ſtund das Wort der Berbeiſfung im Bunde und ins Lebens Licht dem Zorn entgegen . Und iſt die erſte Welt vor und nach der Sundflutb im ſelben Bunde, den GOtt als einen Jungfräulichen Spigel vor ſich ſtelte, felig worden : Denn die ervige Jungfrauſchaft erſchien im Bunde als im Spigel GOts Fſrael tes , und darinnebeluſtigte ſich die Gottheit ; denn den Bund bielt , und thåte die Wercke des Bundes , fo ward das von GDtt angenommen, als wäre die Menſchbeit im Spis gel der Weisheit SDttes geweſen : und ob Yſrael gleich irdiſch und böſe war,noch dennoch wohnete GDtt in Iſrael in ſeinem Bunde , in der Weisheit, nach ſeiner Liebe und Barmbergigs teit. 16. Alſo waren die Wercke des Gefeßes vor GOtt im Spis gel.biß das Leben wieder aus dem Bunde erboren ward, bis die Erfüllung kam , da bóreten die Wercke im Spigel auf, und bus ben ſich die Wercke der Erfüllung in Fleiſch und Blute in der himinliſchen Wefenbeitwieder an : denn in Maria ward der Anfang.Als der Engei ihr die Botſchaft brachte,und fie ſprach : M :r geſchehe,wie du geſagt haſt ; ( Luc. 1 : 38.) ſo hat ſich zuhand das Lebens-Centrum im WortGOttes,als das Herße GOttes in ihrem verſtorbenen himmliſchen Samen beweget , und den wieder lebendig geinacht und iſt die Schwangerung angegans gen . Denn alle brey Principia der Gottheit find erråget wors den und hat die Göttliche Sinctur in der verſtorbenen himmlis fchen Weſenheit gefangen : nicht, daß GDtt fey ohne Weſen geſtanden, ſondern der Menſch war am himmliſchen Weſen er: ſtorben ; und ießt kam das Herbe GOttes mit lebendiger Göttlicher Befenheit in den Tod , und weckte die verſtorbene Deſenheit auf. Nicht nahm ſie dismal die irdiſche Qual bint: weg, fondern trat in die irdiſche Qual (als ein Herr und übers winder der Qual ) ein : denn das rechte Leben folte durch den Tod und Zorn GOttes eingeführet werden , welches geſchahe am Creus, da der Tod zerbrochen , und der Grimm gefangen , und mit der Liebe geldſchet und liberwunden ward . 17. Alſo verſtehen wir nun, was Maria mit der Empfangs niß fer worden ,nemlich eine rechte reine Jungfrau nach dein Himmliſchen Ibeil : Denn als ſich das Herte SDttes bewegte, und in ihr der Sag anbrach , fo ſibien in ihr das Licht der Klar : beit und Reinigkeit GOttes ; denn ihre verſtorbene Jungfraue E 5 ſchaft,
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74 V. Von der Menſchwerdung 1. Th . C.9. ſchaft, als GDttes Weisheit, ward eröffnet und lebendig, denn fie ward erfüllet mit der Göttlichen Juugfrauſchaft, als mit GOttes Weisbeit . Und in derſelben Beisbeit und Gottli chen Weſenheit, ſowol in derverſtorbenen und ießt lebendigen Weſenbeit, ward das Wort Fleiſch im Sulphur, mit dem Cen tro Naturæ , aus des Baters Effentien , und aus Marien El fentien, aus dem Tode ein Leben , eine Frucht mit beyden Tins cturen vollkommlich , da beyde Tincturen nur eine waren : Und weil Adam war ein Mann worden, ſo ward auch Chriſtus ein Mann nach der äuſſern Welt , denn nicht Heva Bildniß in der Weibes- Tinctur ſoll bleiben ; ſondern Adams Bildniß, als er ein Mann und auch ein Weib war , joll bleiben . Soaber doch der Zeichen eines muſt erſcheinen , nach der Machtdes äuſſern Fiats , und daß auch der Held im Streit wieder würde in alle drey Principia geſeget , fo kriegte der Held im Streit männliche Zeichen : dann der Mann hat des Feuers Sinctur, als des Vaters Eigenſchaft. So iſt der Vater die Starcke und Macht aller Dinge , und der Sohn iſt feine Liebe : Alſo ward das Wort in weiblicher Effens Menſch , und ward aber ein Mann , daß feine Liebe möchte den Zorn und Griinm im Pater löſchen , denn Veneris Tinctur bat den Waſſer -Duall, und das Weib bat Veneris Tinctur : Alfo rolte das Feuer mit dem Waſſer des erigen Lebens geldſchet, und des Baters brennende EiTentien im Feuer wieder gelöſchet wer: dent. 18. Nun erkennen wir aberMariam , Chriſti Mutter , nach dem Fleiſche, Seele und Geiſt, in der Benedeyung, für eine reine züchtige Jungfrau ; denn das iſt ihre Benedeyung , daß ſich GDtt hat in ihr eröffnet ; ſie hat das Wort des Lebens in ihrem Leibe getragen , das hat ſich in ihr beweget. Nicht hat Maria das Wort beweget, ſondern das Wort bat Mariam beweget , beydes die Frucht die ſie gebar , und auch ihre Sees le , fonol das Theil der verſtorbenen Weſenbeit, daß ihre Seele zuhand init Göttlicher lebendiger weſenheit umgeben ward : nicht nach dem irdiſchen Ibeil, als nach dem dritten Principio ; fondern nach dem himmliſchen Sheil , als nach dem andern Principio , daß ihr alſo das Irdiſchenur anhing. Denn ihre Seele folte auch mit dem Wort des Lebens , wel. ches in ihr Menſch ward , mit durch den Sod und Zorn des Baters in die himmliſche Göttliche Qual eingehen ; darum muſte
1. Th . Cap . 9.
75 JEſu Chriſti. muſte ihr aufſerer Menſch der irdiſchen Qual abſterben , auf daß er GOtt lebete : Und darum , daß fie ift gebenebenet wors
den , und hat das Ziel im Bunde getragen , iſt ihr leib nicht verweſen , denn das Himmliſche bat das Irdiſche verſchlun : gen , und halt das Ewig gefangen , zu GOttes Ehr und Wun berthat. Es ſoll in Ewigkeit nicht vergeſſen werden , daß GOtt in ihr iſt Menſch worden. 19. Daß aber etliche fagen , fie fey gang im Tode verblie: ben , und gang verweſen , dieſelben mogen ihre Bernunft wol anderſt ſchauen , denn was hochgebenedeyet wird , das iſt un verweslid ) ; ihr himmliſches Tbeil der Göttlichen Weſenheit, das ſie hat gebenedeyet , iſt unverweslich : ſonjt müſte folgen, daß GOttes Weſenheit in der Benederung wäre noch einmal gefallen und geſtorben , als in Adam geſchab ; um welches Sterbens willen doch GOtt Menfch ward, daß er das Leben wiederbråchte. Zwar ſie iſt nach dem äuſſern Leben als nach der irdiſchen Qual geſtorben : aber ſie lebet nach der Benedeys ung in GOttes Weſenheit, und auch in ihrer eignen Weſen beit ; nicht in vier Elementen , ſondern in der Wurfel der vier Elementen als in Einem Element, welches die viere in fich verſchloſſen bålt , im Paradeis und reinen Element , in der Göttlichen Weſenheit , in dem Leben GOttes . 20. Darum ſagen wir , daß Maria groſſer ſey als irgend eine Tochter von Adam , indeine GOtt das Ziel Feines Bun: des in fie geſteckethatte , und ſie alleine die Benedeyung unter allen Hevå- Tochtern erlanget hatte , als die reine Jungfrau liche Zucht, welche in allen Hevå - Töchtern zerſtöret war. Bey ihr aber ſtund die Jungfrauſchaft im Bunde , bis te das Wort des Lebenshoch benedevete ; ſo ward fie eine rech te reine güchtige Jungfrau ; in der GOtt geboren warð. Denn Chriſtus ſprach auch zu den Juden : Ich bin von oben ber , ihr aber feyd von unten her ; Ich bin nicht von dieſer Welt , ihr aber ferd von dieſer Welt. (Joh. 8:23.) Wenn Er wäre in einem irdiſchen Gefäſſe Menſch worden , und nicht in einer reinen , himmliſchen , zuchtigen Jungfrauen , fo were Er ja von dieſer Welt geweſen ; aber alſo war Er in der himma liſchen Jungfrau Menſch worden, und hing Ihme der irdiſche Quall nur an : ' denn die Eſſeng der Seelen war mit irdiſcher Dual in uns armen Dienſchen -Kindern inficiret worden ; und
76 V. Von der Menſchwerdung 1. Th . C. 9 . Er folte unſere Seele in himmliſcher Effens in ſich durch das Feuer GDttes in Terrarium ,Sanctum einführen, denn um die Seele war es zu thun , dieweil ſie aus dem Ewigen war genom men worden , fo wolte ſie auch Ott nicht verlaſſen. 21. Darum wenn gefraget wird, was das für Materia rey geweſen, dabinein ſich GDttes Wort und Herbe hat eingeges ben, und ihme einen Leib gemacht, obs fremde Materia, die vom Himmel kommen ſeys, oder obs Marien Effenß und Sa me few gewefen ? ſo iſt dis unſere Antwort, daß GOttes Hers nie ohneWeſen ſen geweſt, denn ſeine Wohnung iſt von Ewig keit im Lichte, und die Kraft im Lichte iſt das Herke oder Wort, das GOttvon Ewigkeit hat geſprochen ; und das Sprechen iſt der H. Geiſt GOttes geweſen , der mit dem Sprechen aus der Kraft des Lichtes, aus dem geſprochenen Worte , ausgebet in das Ausgeſprochene : und das Ausgeſprochene ift GOttes Wunder und Weisheit, dis hat in ſich den Gottliden Spigel der Weisheit, darinn der Geiſt GOttes fiebet, und darinn er die Wunder eröffnet. 22. Und alſo verſtehet, daß vas Wort, aus dem Hergen GOttes des Baters , (mit der himmliſchen und züchtigen Jungfrau der Weisheit umgeben, in der himmliſchen Weſen : beit wohnend) hat ſich zugleich in Marien Elfenk und Befen : beit, als in ihrem eigenen Samen, verſtebe im menſchlichen Samen , eröffnet, und Marien verſtorbenen und an GOtt blinden Samen in ſich genommen , und den zum Leben erwe det : die lebendige Wefenbeit kam in die balb ertödtete ( Effens der Marien ) , und nahm die Halb-ertódtete ( Effens) zum Leibe, nicht zu einein verweslichen, der da authoren ſolte, ſondern zu einem'erigen, der da ewig bleiben ſolte, denn alhier ward das ewige Leben wieder geboren . 23. Alſo ward die Weſenheit der Ewigkeit in GDtt feiner gangen Sieffe ohne Grund, und die Wefenbeit des verſtorbe nen Adams in der MenſchheitEine Weſenheit, gang Ein eis nig Weſen, daß alſo die Creatur Chriſtus mit ſeiner Wefen beit zugleich auf einmal den gangen Pater erfüllete, der ohne Biel und Grund iſt : Aber die creatürliche Seele blieb, und iſt eine Creatur; Und nach dem dritten Principio , als von der Creatur, iſt dieſer Chriſtus eine Creatur und König der Menſchen, ſowol auch nach dem andern Principio , als ein Sind des ungründlichen Baters. Was der Pater in ſeiner ungründs
I.35. Cap. 9. 77 JEſu Chrifti. ungründlichen Sieffe iſt, das iff der Sohn in ſeiner Creatur : Denn die Kraft in der Creatur iſt mit der Kraft auſſer der Creatur Eine Kraft , eine Weſenbeit, in der die Engel und Menſchen wohnen ; Sie gibt Paradeis und fröliche Wonne, aber in der Menſchbeit gibt ſie auch Fleiſch und Blut, varum iſt und bleibt ſie auch eine Creatur, aber ungeſchaffen , ſondern geboren auf einem Ibeil aus GDtt von Ewigkeit,und auf dem andern beil aus der Menſchheit.Und iftS.Dtt undMenſch Eic ne Perſon worden,Ein Chriſtus, Ein GOtt, Ein HErr, Eine H. Dreyfaltigkeit in der Menſchheit,und auch zugleich über al , daß wenn wir Chriſtum feben, fo feben wir die H. Drey. faltigkeit in einem Bilde : Seine Creatur iſt einem Bilde gleich , und aus uns Menſchen , unſer Hoberprieſter und Ko nig , unſer Bruder, unſer Immanuel ; feine Kraft iſt unſere Kraft, ſind wir aber aus GDtt im Glauben an Ihn wiederge boren. Er iſt uns nicht fremde oder ſchrecklich, ſondern iſt unſere Liebe- Sinctur : Er iſt mit ſeiner Kraft unſerer Seelen Erquickung, unſer Leben , und unſerer Seeler Wonne; wenn wir Ihn finden, fo finden wir unſern Gebúlfen, gleichwie Ihn Adam finden ſolte, und er ließſich betriegen, und fand endlich eine Frau, da ſprach er : Das iſt Fleiſch von meinem Fleiſch , und Beine von meinem Gebeine, und er nahm ſie zu fich , zw einer Gefellin .(Gen. 2:23.) 24. Alſo wenn Ihn unſere Seele findet, fo faget fie : Das iſt meineJungfrau, die ich in Adam hatte verloren, da ein irs diſch Weib aus ihr ward, ießt habe ich meine liebe Jungfrau aus meinem Leibe wieder funden, nun will ich die nimmermehr von mir laſſen , ſie iſt meine, mein Fleiſch und Blut, meine Starcke und Kraft, die ich in Adam verlor, die will ich bebal ten , Dein freundlich Halten ! freundlich Inqualiren , Soon heit, Frucht, Kraft und Jugend. 25. Alſo findet die arme Seele ibres verlornen Lichts Sin ctur, und ihre liebe Jungfrau ; und im Weiblein wird gefun den der edle Bräutigam , darnad ; Veneris Matrix bat je gelüs ſtert, hat aber nureinen irdiſchen männlichen Sulphur gefunc den , und hat ſich mit irdiſchem Samen müſſen laſſen ſchwans geru . Alhier bekommtſie des rechten Feuers und Mannes Zinctur , daß ſie alſo auch eine rechte männlide Iungfrau wird, als Udam in ſeiner Unſchuld war. Das
78 V.Von der Menſchwerdung 1.Th. C.10. Das 10. Capitel. Von der Geburt JEfu Chriſti, des Sohns GOttes, und wie er 9 Monat, als alle Men. ſchen - Kinder ,
fev
in
Mutterleibe ver
ſchloffen gelegen, und wie eigentlich ſeine Menſchwerdung
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rey. Summarien . Er H. Geiſt eröffnet iedem die Menſchwerdung in ihme ſelbſt. 6.12 So man den erſten Menſchen vor dem fað nicht fennet : iit die Menſchwerdung Chriſti auch unbegreiflich. 2. Das erſte Utamiſche Bild GOttes. ibid . 3. Der Fúrſatz GOttes muſte beſtes hen ; uno mcil adam nicht wolte ſeine Imagination in GOttes Geiſt ſeßen , ſo muſte nun ſtille halten , und Gottes Geiſt laſſen Feine Jinagination in ſich ſegen. 4. Gott wolte ſein Bildniß im Weſen haben , daß er ſich nicht mehr dürfte im Spigel ſchauen , ſon : dern im Weſen empfinden.s. Und weil die erſte Matrir in Adam Gott nicht wolte gehorſamen , ſo warð ſie Ihm in Maria gehors ſam : Alſo war ießt das rechte Jungfráuliche Bild figuriret. 6. Wie dieMenſchwerdung Chriſtigeichehen iſt ? 7. Gottes Eſſent hilft uns durch Chriſti Cod in GOttes Eſſenß und Leben ein . 8. Chriſti Menſchwerdung war natürlich , wie aller Menſchen -Sinder. 9. Er Polteunſere thieriſche Geburt heilen ,ibid. darum muſte Er uns gleich werden . 10. Die Göttliche Beſenheitſpottete des Todes , und dielies be erfåuffte den Zorn , darinn der Teufel wolte GOtt lenn ; der Teufel aberward gefangen und verlor ſeine Herrſchaft.ibid . Das Blut des ewigen Lebens löjdete den Zorn, da die Erde Chrifti Hlut empfing und erzitterte. 11. 12. Fel Diſputirens hat man getrieben um die Menſchwers dung Jefu Chriſti, aber faſt blind, und daraus mans cherley Meinungen gemacht , die Menſchen alſo mit Meinungen umzutreiben, und die rechte Menſchwerdung laffen liegen,daran unſer ewig Heil lieget. Deſſen allen war ürſach , daß man das in åuſſerlicher Wiße und Kunſt hat geſuchet, und nicht am rechten Ziel : Wäreman in die Menſchwerdung Chriſti eingegangen, und ausGOtt geboren worden , es hatte keines Diſputirens bedürft,denn derGeiſt GOttes eröffnet eis nem ieden die Menſchwerdung Cbriſti wol in ihme ſelber, und obne denſelben iſt kein Finden ; Denn wie wollen wir das in dieſer Wett Bernunft finden , das nicht in dieſer Welt iſt ? mir finden in der äuſſern Bernunft kaum einen Glaff davon, aber in 2.Die GOttes Geiſt iſt das rechte Finden,
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FEfu Chriſti.
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2. Die Menſchwerdung Chriſti iſt ein ſolch Myfterium , das von die auſſere Bernunft nichts weiß,denn ſie iſt in allen dreyen Principien geſchehen ; und mag nicht ergründet werden, man tenne dann den erſten Menſchen in ſeiner Schöpfung vorm Falle gründlich ,denn Adam ſolte den andern Menſchen mit dem Character der H. Dreyfaltigkeit aus ſich gebaren , in des me der Name yeSUS eingeleibet ftund, aber es fonte nicht feyn . Daruin multe ein anderer Udam kommen , deme es moglich war , denn Chriſtus iſt das Jungfräuliche Bild mit dem Character der H. Dreyfaltigkeit : Er iſt empfangen in GOttes Liebe,und geborenin dieſeWelt. Adam hatte Götts liche Weſenbeit,und ſeine Seele war aus dem erſten Principio, aus des Baters Eigenſchaft, die folte ſich mit der Imagination richten in des Vaters Herge, als ins Wort und Geiſt der Liebe und Reinigkeit, und effen von der Liebe Weſenbeit ; fo båtte fie GDttes Defen im Wort des Lebens an ſich bcbalten , und was re mit der Kraft aus dem Hergen GOttes geſchwängert wor den, davon ſie denn aus ſich ſelber in ihrer Wefenbeit imaginis ret, und ihre Weſenbeit ſelber geſchwängert hatte,daß alto más te einegange Gleichniß nach dem erſten Bilde,durch Imagina tion und der Seelen Willen Einergeben ,entſtanden ,und in der Kraft der Weſenheit empfangen worden . 3. Weil aber dieſes in Adam nicht ſeyn konte , wegen der Srdigkeit, die ibine anbing , fo geſchahe es im andern Adam Chrifto, der ward auf eine ſolche Art durch GOttes Imagina. tion und Eingebung in des erſten Adams Bildniß empfangen. 4. Und iſt uns erkentlich, daß weil der erſte Adam feine Imagination hat in die Frdigkeitgefeßet, und irdiſch worden , auch ſolches wieder GOttes Borſas gerban , dennoc GOttes Borſas beſtehen muſte : Denn albier feste GOtt ſeinen Bors fas in dams Kind , und führte feine Imagination in die vers derbte Bildniß, und ſchwangerte diefelbe mit ſeiner Göttlichen Kraft und Wefenbeit, und wendete um der Geelen willen aus der Irdigkeit in GOtt ; daß Maria eines ſolchen Kindes ſchwanger ward , als Adam folte ſchwanger werden , welches die eigene Bermögenheit nicht thun konte, ſondern ſand nieder in den Schlaff , als in die Magiam , da denn das Weib aus Adam gemacbet fward , welches nicht ſolte gemacher werden , fondern Adam folte ſich in Veneris Matrice felber ſchwangern , und magiſch gebåren .
Weils aber nicht ſeyn mochte, ward Adam
80 V. Von der Menſchwerdung
1.Th.C.1o.
Adam zertheilet, und ward ihm fein eigener Bille der groſſen Macht gebrochen ,und in Tod geſchloſſen : weil er ſeine Imagi nation nicht wolte in GOttes Geiſt ſeben, ſo muſte feine groſſe Macht im Tobe ſtill halten , und der Geiſt GOttes laffen fei ne Imagination in ſich feßen, und mit ihme thun was Er wolte. 5. Darum erweckte ihme GOttes Geiſt aus demſelben To de das Leben und ward defTelben Lebens Geift, auf daß die Bildniß und Gleidiniß nach GDtt ( ſo von Ewigkeit mar in GOttes Weisheit erkant worden) doch möchte erboren wers den und beſtehen : Denn ſie ſtund vor den Zeiten der Welt und von Ewigkeit im Jungfräulichen Spigel in der Weisheit GOttes ; und ſolches in zweyen Geſtalten ,als nach dem erſten Principio des Vaters im Feuer , und im andern Principio des Sobns im Lichte, und war doch nur im Lichte offenbar, und im Feuer gleich als in einer Magia , als in einer Möglichkeit. Gleichwie der geſtirnte Himmel eine Figur dem Menſchen im Sdlaffe ins Gemüth modelt nach ſeiner Vermögenbeit ; Alſo iſt auch die Bildniß im Centro des Feuers Natur erſchienen, gang unſichtbar, aber in der Weisheit im Spigel der Gottheit ift ſie als ein Bilde, gleich einem Schatten, aber ohne materias liſch Weſen erſchienen, und iſt doch in der Effeng des Geiſtes geweſen : Welcher, ſo er ſich im Spigel der Weisheit erblie det , dieſe Bildniß erkant und geſeben bat, und eineft feinen Willen darein geregt, fie in Weſenheit zu bringen , aufdaß GOtt ein Bild oder Gleichniß im Wefer, babe, da Er fich nicht mehr dørfte als im Spigel ſchauen, ſondern im Weſen empfina den . Und darum , la bas erſte Bild in die ſtrenge Macht imas ginirte, und darüber irbiſch und todt ward , fübrete GOttes Geiſt ſeinen Willen und leben in den Cod, und nahm aus dem Sode wieder das erſte Leben in fich , aufdaß das erſte Leben in vollem Gehorſam vor ihm beſtünde, und Er allein ſey das Wollen undauch das Thun. 6. Alſo iſt uns erkentlich, daß GOtt fey in die balb -todt . Bildniß eingangen, verſtebe in Mariam , und eben in dieſelbe Jungfräuliche Geſtalt, welche im Tode verſchloſſen lag ,darinn Adam ſolte ſchwanger werden,und ein Bild nach ihme in Junga fräulicher Zuchtgebären : In derſelben eingeſchloſſenen und balb-ertödteten Jungfräulichen Matrice iſi GDtres Work oder Herß ,als das Centrum der H. Dreyfaltigkeit , ein Mens Fiben - Bild worden , ohne Berlebung ſeines Weſens. Und weil
2
1. Th . Cap.io.
JEſu Chriſti.
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weil die erſte lebendige Jungfräuliche Matrix in Ubam nicht wolte GOtt gehorſam ſeyn, ſo ward ſie ihme ießt , als ſie wies der aus dem Tode erwecket ward , gehorſam , und ergab ſich gang demüthig und willig in GOttes Willen: Alſo ward ießt wieder das rechte Jungfräuliche Bild im Gehorſam GDttes figuriret, denn der erſte Wille muſte im Tode bleiben , der wies der GOttes Willen imaginirte, und ward ein reiner , geborfas mer Wille erwecket , der in der bimmliſchen Sanftmuth und Weſenblieb, ber nicht mehr die Bildniß im Feuer,in desBaters Sheil, in ibm ließ aufquelen, ſondern blieb in einer Qual ; als dam die Gottheit nur in einer Qual ihr Leben fübret , als in Lichte, im H.Geiſte,und führet aber doch ihre Herrſchaft über alledrey Principia. 7. Alſo iſt uns auch von der Menſchwerdung Chriſti zu vers ſtehen. Als GOttes Geiſt das Jungfräuliche Leben in Mar ria wieder erwecfete, welches in der irdiſchen Eſtens in Sobe und Srimme lag eingeſchloſſen , fo wendete ſich daſſelbe Leben nunmehr nur in einen Willen, als in GOttes Liebe , und ergab fich dem Geiſte GOttes : Alſo ward daſſelbeLeben eines rech , ten Jungfräulichen Bildes ſchwanger, welches bey Adam feyn folte, aber nicht geſchabe; denn eine Imagination empfing die andere. GOttes Imagination empfing die Imagination im Sode, und brachte ſie wieder zum Leben , und daſſelbe Leben imaginirte wieder in GOtt, und ward GOttes ſchwanger, und ward aus der Gottheit und Menſchheit Eine Perſon ; die Gotts beit hing an der himmliſchen Weſenbeit, die von Ewigkeit je geweſen war ,mit Reich , Kraft und Herrlichkeit, als das Reich des Paradeiſes, und die Engliſche Welt, als der Geift , und die Fiebente Geſtalt am Centro Natura , wie im dritten Theil oder Bude vom dreyfachen Leben mit allen Umſtänden gemeldet worden : Und die Menſchheit bing an dem Reich dieſer Welt. Weil ſich aber der Wille der Menſchheit in die Gottheit ergab, fo ward dieſes Jungfráulicbe Bild in Chriſto Yeſu nur eine Gaſt in dieſer Welt, und ſeine Gottheit war ein Herr über dies re Welt : Denn alſo folte das in Adam auch ſeyn, daß das Klein nere und Unmachtige unter dem Gröſſern und Admächtigen ware ; Aber Adams Wille ging in das Kleine und Unmachtis ge, darum ward er gang unmächtig, und fiel nieder in Schlaff, und dem Schöpfer wieder heim . Uber dieſe Bildniß mit Chris fto blieb in der Odttlichen Weſenbelt ſteben , und hing ihr die irdiſche
!
82 V. Von der Menſchwerdung 1.Th.C.10. irdiſche Dual in Knechts -Amt und Weiſe an , nun nicht mehr als ein Herr, wie uber Adam , und Mariam feine Mutter , vor der hoben Benedeyung und Eröffnung der Gottheit; ſondern als ein Knecht, denn dieſe Bildniß war nun in GOttes Geiſteund Macht, ein Herr über das dritte Principium dieſer Welt. 8. Nun ſpricht die Vernunft: Wie iſt es denn zugangen in dieſer Menſchwerdung ? Iſt dann das Leben alſobald mit dem Punct der Empfängniß råge worden über den natürlichen Lauff, daß das TheilMarià, als des Weibes Samen , hat alſo balde gelebet ? Nein , denn es war ein effentialifcher Same, und ward in ſeiner rechten natürlichen Zeit råge, mit Seele und Geiſt, wie alle Adams:Kinder , aber das Theil der Gott: beit , umgeben mit Gottlicher Weſenheit und Weisheit, lebte von Ewigkeit zu Ewigkeit : Der Gottheit ging nichts zu noch ab, was ſie war das blieb ſie, undwasſie nicht war , das wars fie. Sie gab ſich mit himmliſcher Gottlicher Wefenbeit in die Ereng und Wefenbeit Maria ; und ward Marien Eſſeng und GOttes Efeng Eine Perſon , aber Marien Eſſeng war todtlich , und GDttes Eſſeng untódtlich : Darum muſten Mas rien Eſſentien am Creuße ſterben , und durch den Tod ins Les ben geben, dazu balfen GOttes Eſſentiert, ſonſt ware es nicht möglich geweſen . Alſo half uns Settes Elfen , und hilft uns nochimmerdar durch Chriſti Tod in GOttes Eſſeng und Leben ein . 9. Alſo erkennen wir Chriſti Menſchwerdung natürlich), wie aller Menſchen Kinder : Denn die himmliſche, Göttliche Wefenbeit hat ſich mit ihrem Leben in die irdiſche balb -ertødtes te eingegeben ; der Herr gab ſich unter den Knecht, aufcaß der Knecht lebendig würde ;und iſt zugleich in neun Monden ein vollkommener Menſ worden , und auch ein wahrer GOtt blieben, und iſt auch auf Art und Weiſe aller Adams- Kinder zu dieſer Welt geboren worden, durch denſelben Gang wie alle Menſchen. Und das darum, nicht daſ Ers bedorfte, Er båts te fönnen magiſch geboren werden, aber Er wolte und ſolte uns fere unreine,thieriſche Geburt und Eingang in dieſes leben beis len : Er ſolte in unſerm Eingang in dieſe Welt eingehen , und uns aus dieſer Welt in GDites Eingang einführen , und aus der irdiſchen Qual ausführen. 10. Denn ſo Er wäre magiſch auf Göttliche Art geboren worden ,
1.Th.Cap.10 .
JEſu
Chriſti..
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worden, ſo wäre Er nicht natürlich in dieſer Welt geweſen, denn die bimmliſche Wefenbeit bätte müſſen den irdiſchen Qual verſchlingen ; alſo wäre Er uns nicht gleich worden, wie hätte Er denn wollen den Sod leiden , und in Tod einge . ben, und den zerbrechen ? Aber alſo iſt es nicht: Er iſt wahr haftig des Weibes Same, und den natürlichen Weg , wie alle Menſchen , in dieſe Welt eingegangen , und aber den Göttlis den Weg, in der Göttlichen Macht und Weſenbeit, durch den Tod ausgegangen. Seine Göttliche, lebendigeWeſenheit iſt es, die im Sobe beffund ,die den Sob zerbrach und fpottete, und fübrete die verwundete balb -todte Menſchheit durch den Tod ins ewige Leben : Denn das irdiſche Theil, welches Er aus ſeiner Mutter Maria an fich , das iſt , an das Göttliche Weſen , annahin , bas ſtarb am reus der irdiſchen Qual ab : Alſo war die Seele in GOttes Defenheit, und fuhr als ein Sieges - Fürſtdem Teufel in feine Hölle, das iſt, in GOttes Born , und löſchete den mit GOttes Liebeund Sanftmuth , der Göttlichen Liebe Wefenbeit. Denn es kam das Liebes Feuer in des Zorns Feuer , und erſäufte den Zorn , barinn der Teufel wolte GOtt reyn ;alſo ward der Teufel mit der Fin ſterniß gefangen genommen , und verlor ſeine Herrſchaft: Denn der Stachel und das Schwert Cherubs, des Würgs Ens gels, ward albier zerbrochen ; und das war die Urſache, daß ODtt Menſch warb, baş Er uns aus dem Tode ins ewige les ben einführete, und den Zorn, der in uns brante, mit ſeiner lies be löſchete. 1. Denn ihr folt uns recht verſtehen , wie GDttes Zorn Ter geldſchet worden , nicht mit dem tödtlichen Blute Chrifti,
das Er vergoß, darüber die Juden ſeiner ſpotteten ; ſondern mit dein Blute des ewigen Lebens, aus GOttes Weſen , wels des vnſterblich war, das da batte den Brunnquell des War ſers des ewigen Lebens ; das ward am Creuß mit unter dem åuſTerlichen Blute vergoffen : und da das äuſſere in Tod fiel, da fiel das himmliſche mit, aber es war unſterblich. 12. Alſo hat die Erde Chriſti Blut empfangen , davon fie erzitterte und erbebete : denn der Grimm GDttes war ießt in ihr überwunden, und kam das lebendige Blut in fie , welches aus GDttes Weſenbeit war vom Himmel kommen ; das that auf die Gräber der Heiligen, und ersffnete den Tod , und machs te eine Straffe durch den Sod , das der Tod ward ſchau ger tragen : * 2
84.V. Von der Menſchwerdung 1. Th. C.11. tragen : denn als Chriſti Leib vom Tode aufitund, da trug Erden Tod an ſeinem Leibe ſchau , denn ſeine Macht war zers brochen . Das 11. Capitel. Von der Nußbarkeit :
Was uns
armen
Hevå -Kindern die Menſchwerdung und Geburt
JEfu Chriſti, des GOttes , nůße .
Sohns
Summarien. Je Seele iſt ſelber ein feuer:Dual : ſo ſie mit ftrenger materie inficiretwird ,bleibet ſie ein finſterer Quall. 9.1. Sie iſt ein Mas giſcher Geiſt, in der Gott wohnet , nach liebe oder Zorn. 2. Denn im Weſen wird Gott offenbar, und wåre Er ohne Weſennichts. ibid. In der Qual wird das Feuer erboren ,und aus dem Feuer das Licht; jenes niit, dieſes aber gibtSanftmuth , ſo der Seelen Speiſe und Leib ift. ibid. Iit alſo der Seelen Geburt aus 3 Principien.3. Der Geiſt dieſer Welt , durch des Teufels Gift entzundet , inficirte Adains Seele mit ſeiner falſchen Imagination : 4. darum Chriftus ſich in des Weibes Samen beweget , und Gott in der Liebe- Tinctur offenbaret hat.s. Erwar der Held im Streit, da Liebe und Zorn runs gen, und löſchete den Zorn mit feiner Liebe ; 6. Er gebar uns aus ſeis nem Willen , daßwir unſern Willen in Ihn ſeßen ſollen. ibid. Gott iſt ein Geiſt : Sein Willeiit magiſch, Er macht aus Nichts Weſen , nach : dem Seuer und Licht ; in Seinem Weſen aber iſt nur Liebe. 7. Wieders geburtund Glauben ſtehen in der Imagination , 8. und wächſet die neue Geburt in GOttes Liebe aus . 9. Denn die Liebe iſt die rechte Bildniß Gottes, die GOttes begehret ,badurch wir unſere erſte Straft bekominen , ibid . und werden die Jungfrau der Zucht,und folgen dem Samme GOttes. 10. Die allerliebreichſte Porte. Ir armen Hevå-Kinder waren in Adam alle erſtors ben : und ob wir gleich lebeten , fo lebeten wir doch nur SSS dieſer Welt, und der Tod wartete unſer , und vers Ichlange je einen nach dem andern ; und war uns kein Rath, ſo uns nichtbåtte GOtt wieder aus feinem Weſen erboren , wir waren in Ewigkeit nach dem Leibe nicht wiederkommen , und unſere Seele wäre in GOttes Zorn -Dual bey allen Teufeln ewig blieben. Aber die Menſchwerdung JEfu Chriti iſt uns ein kräftig Wefen worden , denn um unſerntwillen iſt Gott Menſch
85 1.Th.Cap.II. JEfu Chriſti. Menſch worden , aufdaß Er unſere Menſchheit wieder aus dem Tode in ſich brachte, und unſere Seelen aus dem Feuer des Zorns GOttes eriørete: Denn die Seele iſt in ſich ſelber ein Feuer - Duall, und halt in fich felber inne das erſte Princi pium, die herbe Strengichkeit , welche in fich ſelber nur zum Feuer arbeitet. So aber dieſer Seelen - Geburt die Sanfts muth und Liebe GOttes entzogen wird , oder aber fo fie mit gang ftrenger Materia inficiret wird, ſo bleibet ſie eine Dual in der Finſterniß, eine gange ſtrenge Rauhigkeit, ſich ſelber freſ ſende, und doch auch im Willen immer wieder Hunger gebås rend. Denn ein Ding, das keinen Anfang noch Grund hat, das bat auch kein Ende ; ſondern es iſt ſelber fein Grund,es ges bieret ſich ſelber. 2. Und wir doch auch nicht ſagen wollen, daß die Seele keis nen Anfang habe: ſie hat Anfang, aber nur nach der Creatur, nicht nach der Ellens ; ihre Eſſeng iſt von Ewigkeit , denn das Göttliche Fiat hat ſie im Centro der ewigen Natur gefaſſet, und in ein ſubſtantialiſch Weſen.gebracht, dazu mit dem gan Ben + mit dem Character der 5. Dreyfaltigkeit , als eine Gleichniß des dreyfachen Geiſtes der Gottheit, in der GOtt wohnet ; es geſchebe nun in Liebe oder Zorn , das iſt im Licht oder Feuer : in welches ſie imaginiret, deſſen wird ſie ſchwans ger , denn ſie iſt ein magiſcher Geiſt, eine Qual in ſich ſelber . Sie iſt das Centrum der Ewigkeit, ein Feuer der Gottheit im Bater, iedoch nicht in der Freyheit des Vaters, ſondern in der emigen Natur : fie iſt nichtvor dem Wefen ,ſondern im Wefen ; aber GDttes Freybeit iſt auſſerm Wefen , wobnet aber im Weſen . Denn im Weſen wird GOtt offenbar : und wäre auch kein GOtt ohne Weſen, ſondern eine emige Stille ohne Qual ; aber in der Qual wird das Feuer erboren , und aus dem Feuer das Licht, da ſich dann zwey Weſen ſcheiden , und zweyerley Qualführen, als einegrimmige,hungerige, dürftige im Feuer, und eine fanfte,liebliche, gebende im Licht, denn das Licht gibt, und das Feuer nimt. Das Licht gibt Sanftmuth, und aus Sanftmuth wird Weſenheit, die ift des Feuers Speis ſe ; ſonſt wäre es ein grimmiger finſterer Hunger in ſich ſelber, als denn ein Geiſt iſt , ſo ernicht Weſen des Lichts bat,gleich einer verſchmachteten Gift : ro er aber Weſen der Sanfts muth bekommt, ſo zeuchter das in fich , und wohnet darinne, und brauchts zur Speife und auch zum Leibe, denn er inficiret fich & 3
86
V.Von der Menſchwerdung 1.Th.C.11.
fich amit, und ſchwangert ſich ,denn fein Wefen iſt ſeine Er: füllung, alſo daß der Hunger geſtillet wird. 3. Alſo iſt uns zu betrachten die menſchliche Seele: ſie ward genommen aus dem Centro Naturæ , nicht aus dem Spigel des Ewigen, als aus der Qual dieſer Welt, ſondern aus der ewigen Eſſeng des Geiſtes GOttes , aus dem erſten Principio, aus tes Baters Eigenſchaft nach der Natur ; nicht von Weſen , oder von etwas, ſondern der Geiſt der Gottheit blies ihme das leben , verſtebe der Bildniß in Adam , ſelber ein, aus allen breyen Principien : Er hat ihine das Centrum Naturæ , als den Feuer-Dual zum Leben eingeblaſen, und auch die Sanftmuth der Liebe aus dem Befen der Gottheit , als das ander Princi. pium , mit Göttlicher himmliſcher Weſenheit, ſowol auch den Seift dieſerWelt , alsden Spigel und Fürbild der Weisheit GOttes mit den Wundern .
4. Nun iſt aber der Geiſt dieſer Welt mit des Teufels Ents zünden und Gift, ſo er barein geſchineiſt hat, verderbet, denn der Seufelwohnet in dieſer Welt , und iſt ein fteter Inficirer der aufſern Natur und Eigenſchaft, wierpol nur im Grimm, als im herben Begebren, iſt er machtig ; aber er febet feine Ima gination mit ſeiner falſchen Tinctur auch in die Liebe , und vera giftet der Seelen ihr beſtes Kleinod , und bat Adams Seele mit ſeiner Imagination, mit ſeinem böfen Hunger: Geift inficer ret, daß alſo Adams Seele nach irdiſcher Qual lüſterte , von welder Luft fie mit irdiſcher Qual geſchwängere ivard , daß alſo das äuſſere Reich ins innere eingeführet ward, davon das Licht im Feuer des erſten Principii verloſch ; und ſeine Göttli che Weſenheit, darinn er ſolte ewig leben, in irdiſchen Tod eins geſchloſſen warð . 5. Alſo ward dieſer Bildniß und auch Seele kein Rath mehr, c8 bewegte ſich dann die Gottheit nach dem andern Principio, als nach dem Eichte des ewigen Lebens in ihr , und zündete die in Tod eingeſchloſſene Weſenbeit wiederum mit dem Liebes Slang an , welches in der Menſchwerdung Chriſti geſchabe: und iſt dis das aller-groſſeſte Wunder , das GOtt hat gewira cet, daß Er fich mit dein Centro der H. Dreyfaltigkeit hat in Weibes Samen beweget : denn nicht im Feuer, als in des Mannes Sinctur , wolte rich Gottes Here offenbaren ; fondern in des Geiſtes Tinctur, als in Veneris , in der Liebe des
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87 1.Th.Cap.ir. JEſu Chriſti. des Lebens, aufbaß das Feuer in des Mannes Tinctur mit der Sanftmuth und Liebe GOttes ergriffen würde, denn aus dem eingeſchloſſenen Tode ſolte und muſte das ewige les ben wieder ausgrünen : denn albier bat die Burbel Jeffe und rechte Aaronis Ruthe gegrünet , und fchöne Früchte ges bracht; denn in Adam ward das Paradeis in Tod geſchlor fen, als er irdiſch ward, aber in Chriſto grünete das wiederaus dem Sode. : 6. Von Adam haben wir alle den Tod geerbet , von Chri ſto erben wir das ewige Leben : Chriſtus iſt das Jungfräuli che Bild, das Adam aus ſich ſolte gebären , mit beyden Eins cturen; Weil er aber nicht konte, ward er zertheilet , und mu: ſte durch zwene Leiber gebåren , bis der Siloh kam , das iſt, der Jungfrauen Sohn, welcher aus GOtt und Menſchen ge boren ward. Er iſt der Durchbrecher, von deme die Prophes ten redeten, deraufſcheuſt als ein Reiß, Ergrünet als ein fors berbaum in GOttes Weſen : Er hat mit ſeiner Eingebung in die menſchliche Halb -ertødtete Eſſeng den Tod zerbrochen ; denn Er grünete zugleich in menſchlicher und auch in Gottli cher Eſſeng. Er brachte uns mit in unſere Menſchheit die Jungfräuliche Zucht der Weisbeit GOttes , Er umgab un ſere Seelen - Effeng mit himmliſcher Wefenbeit : Er ward der Held im Streit, da die zwey Reiche miteinander im Streit las gen, als GOttes Zorn und Liebe ; Er gab ſich willig in Zorn und löſchete den mit ſeiner Liebe , verſtehe in der menſchlichen Ellen . Er kam aus GDtt in dieſe Welt , und nahm unſere Seele in fich ein , aufdaß Er uns aus der Yrdigkeit dieſer Welt wieder in fich in GOtt einführete : Er gebar uns in ſich wieder neu ,daß wir in GOtt zu leben wieder tůchtig was ren ; aus ſeinem Dillen gebar Er uns,daß wir ſollen unſeren Willen in Ihnfeßen ; ſo fübrete Er uns in ſich zum Bater in unſer erſtes Vaterlandwieder ein, als ins Paradeis, daraus Adam ausging. Er iſt unſer Brunnquell worden , fein War fer quillet in uns : Er iſt unſer Brunn, und wir ſeine Tropfen in Ihine; Er iſt die Fülle unſerer Weſenheit worden ,aufdaß wir in Ihme in GOtt leben . Denn Gott iſt Menſch wors den : Er hat ſein ungründlich und unmeßlich Weren in die Menſchheit eingeführet ; fein Weſen, daß den Himmel erfüllet, in der Menſchheit offenbaret. Alſo iſt das menſchliche Wefen und GOttes Weſen Ein Wefen worden , eine Fülle GDts F 4
88. V. Von der Menſchwerdung 1. Th . C. II. GDttes : Unſer Weſen iſt ſein Bewegen in ſeinem Himmel ; wir ſind ſeine Kinder , Fein Wunder , fein Bewegen in ſeinem ungründlichen Leibe. Er iſt Vater , und wir feine Kinder in Ihme : wir wohnen in Ihme, und Er in uns ; wir ſind ſein Werckzeug, damit Er ſuchet und machet, was Er will; Er ift das Feuer und auch das Licht mit allem Weſen ; Er iſt ver borgen, und das Werck macher ihn offenbar. 7. Alfo erkennen wir, daß Gott ein Seift iſt, und fein ewis ger Wille iſt magiſch, als begehrende, Er macht aus Nichts immer Weſen, und das in zweyerley Qual, als nach dem Feuer und lichte : ausdem Feuer wird Grimm, Aufſteigen, Hoffart, ſich dem lichte nicht wollen eineignen , ſondern ein grimmiger ernſthafter Wille, nach welchem er nichtGDtt heiſſet , ſondern çin grimmig verzehrend Feuer . Dis Feuer wird auch in der bloffen Gottheit nicht offenbar : denn das Licht hat das Feuer in fich verſchlungen, und gibt dem Feuer ſeine Liebe , feine Bes ſenheit, ſein Waſſer , alſo daß in GOttes Wefen nur Liebe, Freude und Wonne iſt, und kein Feuer erfant wird ; ſondern das Feuer iſt nur eine Urſache des begehrenden Willens und der Liebe, ſowol des Lichtes und der Majeftat; ſonſt würde kein Weſen , wie ſolches nach der Länge in den vorgehenden Schriften ausgeführet worden iſt. 8. Und iſt uns ießt erkentlich , worinne unſere neue Wieders geburt ftebe; (dieweil wir doch nun in dieſer Welt mit der its diſchen Hütten verdecket, und dem irdiſchen Leben heimgefals len find .) als nemlich blos in der Imagination , daß wir mit uns ferm Willen in GOttes Willen eingehen , und uns Ihme gang eineignen und übergeben , welches Glauben beiſſet. Denn das Wort Glauben iſt nicht hiſtoriſch ; ſondern es iſt ein Neb men aus SDttes Weſen , aus GOttes Weſen eſſen, GDt tes Weſen mit der Imagination in fein Seelen - Feuer einfüb ren , ſeinen Hunger damit ftillen, und alſo GOttes Weſen an : siehen, nicht als ein Kleid,ſondern als einen Leib der Seelen : die Seele muß GDttes Weſen in ihrem Fcuer haben, ſie muß von GOttes Brot effen, will fie Kind ſeyn. 9. Alſo wird ſie auch in GOttes Geifte und Weſen neuge: Boren werden , der ſie aus dem Ader des Grimmes und Zorns in den Ufer der Liebe, Sanftmuth und Demuth GOttes ein gepfropfet; und blühetmiteiner neuen Blume, welche in GDt tes Liebe wäcbret, als in GOttes Acer, aus : dieſelbe Blume, ift
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1.Th. Cap.II.
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iſt die rechte wahre Bildniß der Gottheit, die GOtt begehrete, als Er Abam zu ſeinem Gleichniß ſchuf, die hat uns nun mies der erboren Jeſus Chriſtus , GOttes und des Menſchen Sohn. Denn ſeine Wiedergeburt aus GOttes und unſeren Weren iſt unſere Wiedergeburt, ſeine Kraft, Leben und Geiſt iſt alles unſer ; und dörfen nichts mehr darzu thun , als daß wir nur blos mit unſerm Willen - Geiſte durch Ihn in GOttes Weſen eingeben , fo wird unſer Wille in GOttes Willen neu : geboren, und empfabet Göttliche Kraft und Weſen : Nicht fremde, ſondern unſere erſte, mit welcher wir in Adam in Tod eingingen , die wecket uns der Erſtgeborne aus den Todten wiederauf, welcher ift Chriſtus . Er iſt GDtt, iſt aber aus uns geboren, auf daß Er uns lebendig mache aus dem Tode, nicht eines fremden Lebens, das wir albie in dieſer Welt nicht båtten gebabt: ſondern unſers eigenen Lebens, denn GOttes Porſas ſoll beſtehen, die ſchöne Blume und Bildniß ſoll aus dem verderbten Äcker wachſen : und nicht allein das, ſondern auch aus dem reinen Acer. 10. Aus der Jungfrauen ſolten wir wiedergeboren werden, und nicht aus dem Manne des Zorns,aus der Feuers - Sinctur, ſondern aus der Jungfrau der Liebe aus der Lichts - Tinctur . Wir ziehen mit unſerer Einergebung die Jungfrau Chriſti an, wir werden hiermit die Jungfrau der Zucht, Keuſchbeit und Reinigkeit im Ternario Sancto , in der engliſchen Welt, ein Spigel der 5. Dreyfaltigkeit, in der ſich Gött ſchauet, die Er Yhme bat zu ſeinem Gemahl genommen ; Er iſt unſer Mann, deme wir in Chriſto vermåblet, vertrauet und eingeleibet ſind; wir ſind nun Maria im Bunde der Gnaden, aus der GOtt und Menſch geboren wird. Maria war die erſte in der boben Bes nedepung, denn in ihr war das Ziel , da der Bund binweis ſete: Sie war in GOtt in dem theuren Namen JEfu er tant, ebe der Welt Grund geleget ward ; nicht daß fie das Leben aus dem Tode brachte, ſondern daf SDtt wolte in ihr das Leben aus dem Tode bringen. Darum ward fic hoch gebenebeyet, und ward ihr angezogen die reine Jungfraus liche Zucht : und aus derſelben Jungfrauſchaft, daraus Chriſtus geboren ward,müſſen wir allegeboren werden ,denn Jungfrauen müſſen wir werden , und dem Ramme GOttes folgen, anderit ſollen wir nicht Gott ſchauen. Denn Chri : ftus faget: Ihr müſſet von Neuem geboren werden,wollet ihr das F 5
90 V. Von der Menſchwerdung 1.TH. C. 12 . das Reich GOttes fcbauen , durch das Waſſer und 5. Geift ; Das Waſſer iſt die Jungfrauſchaft, denn die Jungfrau fühs ret des Lichtes und Waſſers Linctur, als Liebe und Sanft muth, und der Geiſt, daraus rrir follen geboren werden , iſt der, der mit der Bewegung der Gottheit ſich in des Weibes Samen einergab ; der den Tod zerbrach , der aus dem Waſſer eine Licht - flammende Blume ausgebieret , da er der Blue men Geiſt und Leben iſt ; nicht nach dein Feuer:Qual des Grimmes, ſondern nach dem Quall des Lichts in der Sanfts muth und Demuth. Das 12. Capitel. Von der reinen Jungfrauſchaft, wie wir arme Hevå . Kinder müſſen aus der reinen Jungfräulichen Zucht in der Menſchwere dung Chriſti empfangen und in GOtt neu. geboren werden ;
anderſt rollen wir
GOtt nicht ſchauen . Summarien, Ir ſind allein in Chrifto JEfu Jungfrauen in dem Geiſt und Wilen. 6.1. Müſſen unſere Imagination in die Jungfrau reken , 2. Mann und Frau abſterben und den verderbten Adam creußigen. 3. Dann in dem einigen Bilde keine Begierde zur Vermiſchung iſt. v. M.M. c. 29:45 . ibid . Solchergeſtalt tras gen wir in einer Perſon einen zwenfachen Menſchen. 4. - Nicht al ler Qual wird Gott genant, wiewol in allen Dualen nur ein Geiſt iſt ; s. ſondern allein im Licht wird der H. Geift verſtanden . 6. Adam ift durchdes Teufels Inficirung gefallen . 7. Dann das 3, Principium war ſchon grimmig und bos , und dürftete dieſe Dual nad dem 2. Principio : danun die Liebe in dieſe irdiſche Qualging, ward ſie im (Griininen :Durſte gefangen . ibid. Alſo muſten die Ein çturen geſchieden werden. 8. Nun fonte der Menſch in der Irdia ſchen Qual GOtt nicht ſchauen ; 9. darum mußte ſich die Gotts heit in der Jungfrau nach dem 2. Principio erregen, 10. der neue Menſch . II. Der Grimin ift des Teufels ; wie dieſer des Grimnines ſich , Speiſe . 12. Da hingegen Chriſti Jungfrauſchaft unſer iſtund mit unſerer falten Liebe vermählet hat, 13. nicht allein in Maria , 14. ſondern in allen Adams: Stindern , die nicht im Tode wollen liegen bleiben. 14. 15. Denn Er iſt udam worden . 16. Daß ihn die Mens ſchen nicht fühlen noch empfinden , iſt ihre Schuld. 17. Adam iſt der Stamm ; wir ſind die Aeſte : Chriftds iſt aller Saft und Straft. 18, wa: Aber des Teufels, Sucht inficiret uns. ibid. Darum heiſſet es : ch et
91 JEſu Chriſti. S6. Cap. 12 . chet und betet, 19. forget Chriſto nach . ibid. Wir follen in Gott eindringen und unſere Luſt und Imagination in ihn ſeken : ſo wer: den wir ſeiner Jungfrau ſchwanger. ibid. Chriſtus darf in unsnicht erſt einfahren : das 2. Principium iſt allenthalben, an allen Orten. ibid. Sogehet die Schwängerung im Glauben an, 20 , die Jung frau ſol Sönigin der Himmet fenn, nicht Mann und Frau. ibid. In Ihr iſt Gott unſer ater Vater ; nur inüſſen wir noch die Hülſe in den Tod werfen. 21. Jedoch ſoll der alte Adam nicht gank weggemora fen werden . 22, Jekt liegts an deine , daß wir Chriſto nachfolgen , daß der neue Menſch aus dem Zorn ausblůbe : dann nichts ewig iſt, das nicht im Feuer beſtehen -kann . 23. Unſere Seele aber iſt aus Gota tes Feuer , und der Leib aus des Lichts Feuer : der Geiſt aber iſt hóa ber. 24.
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Ir armen Hevå - Kinder finden in uns keinen recha SUS ten reinen, zůchtigen , jungfräulichen Gedancken : Denn Mutter Hepa , welche eine Frau war, bat uns alle weibiſch und manniſch gemacht ; Wir ſind in Adam und Heva alle zu Mannen und Frauen worden , es ſey denn daß wir in die himinliſche Jungfrauſchaft mit unſerm begeh renden Willen eingeben, in der uns GOtt aus Chriſto bat wieder zu Jungfrauen geboren. Nicht nach dem irdiſiben les ben , in welchein keine Zucht nod; Reinigkeit iſt, ſondern nach dem Leben der himmliſchen Jungfrauen, in welcher Chriſtus ein Menſch ward, welche der Marien mit überſchattung des H. Geiſtes angezogen ward ; die.ohne Grund, Ziel und Ende iſt; die allenthalben vor der Gottheit ſtchet, und iſt ein Spi: gel und Ebenbilde der Gottheit. In dieſe Jungfrau , darint die 5. Dreyfaltigkeit wohnet, darinnen wir vor den Zeiten der Welt von Geiſte GOttes erblicket, und in dem Namen JESU erkant worden , múffen wir init unſerm Willen -Geie fteeingehen : Denn unſere wahre Bildniß, in der wir GOt tes Gleichniß ſind, iſt uns mit Adam und Heva verblichen und irdiſch worden, welches geſchah durch Luft oder Imagination ; und ward uns alſo GOttes klares Angeſicht verdecket, denn wir verloren himinlifche Zucht. 2. Weil uns aber GDtt aus ſeiner Sunft und Liebe zu uns kat ſein helles Angeſicht in der Menſchwerdung Chriſti wie: der eröffnet , ſo liegets nur an deme , daß gleichwie wir in Adam haben in die irdiſche Sucht imaginiret, davon wir ir diſch worden ; daß wir nun unfern begehrenden Willen wieder in die himmliſche Jungfrau ſeßen, und unſere Luſt darein füh ren : To geber unſere Bildniß aus der irdiſchen Frauen aus UND
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V.Von der Menſchwerdung 1.SH.C.12.
und empfabet jungfräuliche Erfenß und Eigenſchaft, darinn GOtt wohnet, da der Seelen Bildniß mag wieder das Ange fichte GOttes erreichen . 3. Die auffere Vernunft ſpricht: Wie mag das zugeben , das wir mögen aus der Jungfrauen wiedergeboren werden , daraus Chriſtus geboren ward ? fie verſtehet ſchlechts Mari am ; aber wir verſtehen Mariam nicht, welche eine creatürlis che Jungfrau iſt, als wir denn auch in der unmaterialiſchen jungfräulichen Zucht creatürliche Jungfrauen werden . So wir aber in die Menſchwerdung Chriſti eingeben, nicht nach dem -åuſſern leben, in den vier Elementen, ſondern nach dem innern, in dem Einen Element, da das Feuer GOttes die vier Elementa in ſich verſchlinget, und aber in ſeinem Lichte, als im andern Principio , indeme der auffere Mann und Frau muß durch den Tod geben in Chriſti Auferſtehung, eine Jung frau in Einem Element, da alle vier inne verborgen liegen, in der rechten Jungfräulichen Weisheit GOttes ausgrünen. Wir müſſen dem Manne und der Frauen abſterben, und den verderbten Adam creußigen : Er muß mit Chriſto ſterben, und ins Vaters Zorn geworfen werden, der verſchlinget den irdiſchen Mann und Frauen, und gibt aus der Menſchwers dung Chriſti der Seelen ein Jungfräulich Bild, da der Mann und die Frau nur ein Bild iſt ,mit eigner Liebe. Jeßt feget der Mann ſeine Liebe in die Frau und die Frau in den Mann ; So aber die beyde Liebe in Eine verwandelt werden , ſo iſt keine Begierde zu der Vermiſchung mehr in dem einigen Bilde, ſone derr: das Bild liebet fich ſelber. 4. So iſt nun das Bild im Anfang in der Jungfräulichen Weisheit SDttes erſchaffen worden , als aus Göttlicher Bes ſenheit : So nun die Weſenheit irdiſch worden , und in Sod gefallen iſt, ſo wecket ſie das Wort, das Menſch ward, wieder auf ; Alſo bleibet die irdiſche Qual dem Sobe im Zorne, und das Aufgeweckte bleiber im Worte des Lebens, in der Jung fráulichen Zucht. Und tragen wir alhier in dieſer Welt einen zwerfachen Menſchen in Einer Perſon, als ein Jungfräulich Bilde, geboren aus der Menſchwerdung Chriſti, und ein irs diſch Bild , männlich oder weiblich, in Code und im Zorne SDttes beſchloſſen : Das irdiſche muß das Creug tragen, fich im Zorn qualen , verfolgen und ſchmåben laſſen , wird auch endlich dem Tode gegeben, alsdenn verſchlingets der Zorn im quali:
1.Th. Cap . 12 ,
JEſu Chriſti. 93 qualitátiſchen Feuer GOttes. Und ſo alódenn das Wort des Lebens, welches in Maria Menſch ward, mit in dem irdiſchen Bild iſt, ſo ſtehet Chriſtus, der das Wort des Lebens brachte aus GDtt, aus dem Tode auf, und führet die Effeng des quas litátiſchen Feuers, verſtehe die menſchliche Effens, aus dem Tode aus, denn Er iſt aus dem Tode auferſtanden , und lebet in GOtt ; und ſein Leben iſt unſer Leben worden, und ſein Sod unfer Tod : Wir werden in ſeinem Tode begraben grünen aber in ſeiner Auferftebung und Überwindung in ſeinem Les ben aus. 5. Vernehmet doch nur den Sinn recht: Adam war das Jungfräuliche Bild, er batte die eigene Liebe, denn der Geist Ottes hatte ihme die eingeblaſen : Denn was kann GOttes Geiſt anders aus fich blaſen, als Er ſelber iſt ? Nun iſt er aber alles, und wird doch nicht aller Qual GOtt genant ; ſondern in allen Quallen iſt nur ein einiger Geiſt, der GOtt iſt, als nach dem andern Principio im Lichte, und iſt doch kein licht ohne Feuer. Er iſt aber im Feuernicht der Liebe-Geiſt oder der 5. Geift, fondern der Grimm der Natur, und eine Urs fache des H.Geiſtes, ein Zorn und verzehrend Feuer : denn im Feuer wird der Geiſt der Natur frey, und das eſſentialiſche Feuer gibt doch auch die Natur, und iſt ſelber die Natur. 6. Nun verſtehen wir doch nur einen Heiligen Geiſt im Lichte : obs wol alles ein Weſen iſt, verſtehen wir doch, daß die Materia , welche aus der Sanftmuth des Lichts erboren wird, gleich als unmächtig und dunckel iſt, welche das Feuer in ſicb zeucht und verſchlinget, gibt aber aus der materialiſchen Qual, aus dem Feuer einen machtigen Geift, der da frey iſt von der Materia , undauch vom Feuer ; wiewol ihn das Feuer balt, ſo ergreifts doch nicht ſeine Qual, als wir dis ſeben , daß das Licht im Feuer mobnet, und hat doch nicht des Feus ers Quell, ſondern einen fanften Liebe:Dual, welches auch nicht wäre, fo die Materia nicht ware im Feuer geſtorben und verzehret worden . 7. Alſo betrachten wir den erſten Adam : Er war aus des Lichts Effeng und Weſenbeit erdacht; Dieweil er aber in ein Geſchöpfe geben ſolte, und ſolte ein gans Gleichniß GDt. tes , nach allem Weſen , nach allen dreyen Principien ſeyn , ſo ward er auch mit dem Verbo Fiat in allem Weſen allee breyent
94. V. Von der Menſchwerdung 1.Th.C.12 . dreyen Principien ergriffen , und in ein Geſchopf gebracht. Nun waren zwar alle brey Principia in ihme frey , und ſtunden ineinander , ein iedes in ſeiner Ordnung, und war ein recht gang Gleichniß GOttes , nach und aus dem Weren aller We ſen. Aber uns iſt dis zu erkennen , wie das dritte Principium , als die Dual dieſer Welt ſer in der Entzündung Lucifers gang grimmis , dürftig und bes worden , und habe die Dual alſo bald in Adam nach dem andern Principio , als nach der himm liſchen Materiagedürftet , davon die Sucht in Adam entſtan den : Denn die Qual der reinen Liebe aus dem H. Geiſte hatte das verwegert : So aber die Liebe in die irdiſche Dual eingmg, ſie zu erſättigen in ihrem entzündeten Durſte, ſo empfing die reine unmaterialiſche Liebe die begehrende, irdiſche, verderbte Sucht. Sebt verloſch das ander Priacipium , nicht als ein Dod , daß eswäreals ein Nichts worden ; ſondern es ward im Grimmen Durſte gefangen :Und ſo dann GOtt ein Licht iſt, ſo ſtund die reine Liebe- Qual alſo im Sobe auſſer bem Lichte GOttes eingeſchloffen ; ießt war die Bildniß verderbet, und im Grimm GOttes gefangen , und verlordie eigene Liebe ihre Macht, denn ſie ward in die verderbte Irdigkeit eingeſchloſs Ten , und liebte die Irdigkeit. 8. Alſo muſte aus dieſer Bildniß ein Weib gemacht werden , und diezwo Tincturen , als des Feuers Eſſen , und der Ma tricis waſſerige Effene geſchieden werden , als in einen Mann und Frau, daß doch die Liebe alſo in zweyerley Qual råge was re , und alſo eine Tinctur die andere liebete und begehrete, und ſich vermiſcheten , davon dis Geſchlecht fortgebauet und ers halten würde 9. Hun konte aber dis Geſchlechte der Menſchen alſo in it's diſcher Qual nicht GOtt erkennen oder ſchauen , denn die reis ne Liebe obne Macul war in die irdiſche burſtige Qual einges ſchloſſen , und war im Durſte des Grimmes der ewigen Nas tur, welche Lucifer entzündet hatte , gefangen ; denn der Grimm hatte die Liebe mit der Frdigkeit in ſich gezogen : So ſtund nun in derſelben gefangenen Liebe die Jungfräuliche Zucht der Weisheit GDttes, welche dem Adam mit dem ans dern Principio mit der himmliſchen Wefenheit ward mit zu feis nem Leibe incorporiret, und vielmehr deroſelben fanften Wes fenheit Geiſt, mit dem Einblaſen des H. Geiſtes, welcher dem Adam ward eingeblaſen, 10. Jest
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10. Jest war nuntein Rath , es erregte ſich dann die Gott: beit in der Göttlichen Jungfrau nach dem andern Principio, in der in Tod eingeſchloſſenen Jungfrauſchaft , und wurde ei ne andere Bildniß aus der erſten : Und iſt uns erkentlich und genug verftåndlich , daß die erſte Bildniß muſte dem Grimm gegeben werden , damit er feinen Durſi isſibete ; und muffe in die Verweſung gehen, als in das effentialiſche Feuer, da doch die Effens nicht verweſet oder abftirbet ; um tvelches willen GDtt einen Tag beſtimmt hat, da Er die Effenß des alten und erſten Adams will durchs Feuer führen , da fie foll der Eitel: feit los werden , als der Sucht des Teufels und Zorns der emis gen Natur. II. Und verſtehen weiter , wie GOtt habe das Leben ſeines beiligen Weſens wieder in uns gebracht, indeme Er fich mit feinein eigenem Hergen oder Worte und Kraft des Göttlichen lebens in der in Zod eingeſchloſſenen Jungfrauſchaft beweget, als in der wahren reinen Liebe ; und diefelbe wieder entzündet, und ſeine himmliſche Weſenbeit mit der reinen Jungfrauſchaft in die in Todeingeſchloſſene Jungfrauſchaft eingeführet , und bat aus der himmliſchen und aus der in Tod und Zorn einges ſchloſſenen Jungfrauſchaft eine neue Bildniß erboren . 12. Und denn zum dritten verſtehen wir , daß diefe neue Bildniß bat müſſen durch den Tod und Grimm des Feuers wieder in die himmliſche, Göttliche Weſenbeit in Ternarium Sanctum eingeführet werden : denn die irdiſche Sucht , welche der Teufel hatte beſeſſen , mufte im Zorn - Feuer bleiben , und ward dem Seufel zur Speiſe gegeben , da ſoll er ein Fürſtinne feyn, nach dem Grimmen -Qual der ewigen Natur ; denn der Teufel ift des Grimmes Speiſe , und der Grimm ift des Teuta fels Speiſe. 13. Dieweil ſich dann das Wort des ewigen Lebens hat wies der in unſerer in Tod eingeſchloſſenen kalten Liebe und Junge frauſchaft beweget , und an ſich genommen unſere verderbte Jungfrauſchaft, und iſt ein innerlicher und sufferlicber Menſch worden , und hat das Centrum , als unſer Seelens Feuer in ſeine Liebe eingeführet ; So erkennen wir ſeine in uns eingeführte Liebe und Jungfrauſchaft für unſere eigene Jung frauſchaft : Denn ſeine Liebe und Jungfrauſchaft hat ſich mit unſerer talten Liebe und Jungfrauſchaft vermåblet, und darein ergeben , daß GDtt und Menſch fod ewig Gine Perſon feyn. 14. Nun
96 V. Von der Menſchwerdung 1.Th. C.12. 14. Nun ſpricht die Bernunft : Das iſt in Maria , als nur in einer Perſon geſchehen , wo bleibe aber ich ? Chriſtus ift nicht audy in mir geboren worden . 15. Ad unſer groffes Elende und Blindheit , daß ipir nichts verſtehen wollen : Wie gar bat uns doch die irdiſde begreifli: che Sucit geblendet , und der Seufel durch und mit dem greus lidhen Antichrift in Rabel verfübret, daß wir gar keine Sins nen wollen haben ! Siehe doch,du elende und jåmmerliche Ber nunft , was du biſt ? Anders nichts als ein buriſch Weib an GOtt : Wie ſoll ich dich anderſt nennen , da du doch der reinen Jungfrauſchaft an GOtt brüchig und meineidig biſt! Haſt du nicht Udams Fleiſch, Seele und Geiſt, und biſt aus Adam ber kommen ? Biſt du nicht aus Adams Waſſer und Feuer ents ſprungen ? Du biſt ja Adams Kind : Machs wie du wilt , du muſt ſtille halten ;du ſchwimmeſt in Adams Myfterio , beydes im Leben und im Tode. 16. So iſt ja das Wort ODttes (in Adams in Tod einges ſchloſſener Jungfrauſchaft) Menſch worden : Es hat ſich das Herße GOttes in Adams Jungfrauſchaft erreget, und die aus dem Code durch GOttes Feuer in die Göttliche Qual einge führet ; Chriſtusiſt Adam worden , aber nicht der zertheilete, fondern der Jungfräuliche Adam , der Adam vor ſeinem Schlaffe war. Er hat den verderbten Adam in Sod , in GDttes Feuer eingeführet, und bat den reinen Jungfräuli chen aus dem Tode durchs Feuer ausgeführet, deifen Sohn biſt du ; fo du aber nicht im Tode bleibeſt liegen , als ein faut Holg , das nicht qualificiren kann , welches im Feuer keine ER Teng gibt , ſondern wird eine finſtere Aſche. 17. Run fpricht die Bernunft: Wie kommts denn , weil ich Chriſti Glied und GOttes Kind bin , daß ich ihn nicht fühle noch empfinde ? Antwort , ia alhie ſtecket es , liebes beſus deltes Holslein , reuch in deinen Burem , mornach ſtincteft du ? Nach teufliſcher Sucht, als nach zeitlicher Wolluſt, nad Geiß, · Ebren und Macht. Höre, das iſt des Teufels Kleid : Zeuch dieſen Pelz aus , und wirf ihn weg ; feße deine Begierde in Chrifti Leben , Geift Fleiſch und Blut, imaginire darein , als du baſt in die irdiſche Sucht imaginiret , ſo wirſt du Chriſtum in deinem Leibe, in deinem Fleiſch und Blut anziehen ; du wirſt Chriſtuswerden , ſeine Menſchwerdung wird ſich zuhand in dir erregen , und wirft in Chrifto neugeboren werden . 18. Denn
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18. Denn die Gottheit oder das Wort, das Fids in Maria erregete und Menſch ward , das ward auch zugleich in allen verſtorbenen Menſchen von Adam her, welche ihren Geiſt bats ten in Dtt oder in den verbeiffenen Meßiam einergeben und befoblen, Menfch : und ging auch auf alle diejenigen, die noch fotten aus dem verberbten Adam geboren werden , die fich nur daſſelbe Wort würden laſſen aufwecfen, denn der erſte Menſch begreift auch den legten . Udam iſt der Stamm , wir ſind alle feine deſte : Chriſtus iſt aber unſer Saft, Kraft und Leben worden ; fo nun ein Ulft am Baumeverdorret , was mag das der Saft und die Kraft des Baumes ? Gibt ſich doch die Kraft allen Aeffen , warum zeucht nicht der Uft den Saft und Kraft in fich ? Es fehlet an deme, daß der Menſch teufliſche Kraft und Effeng, an ſtatt der Göttlichen Eſſen in ſich zeucht, und • laſt ſich den Teufel verführen in irdiſcher Sucht und Luft: Denn der Seufel kennet den Zweig , der ihme in ſeinem gewes fenen Lande gewachfen iſt , und noch mådyret. Darum , wie er am Anfang ein Lügner und Mörder iſt geweſen ; alſo iſt er noch , und inficiret die Menſchen , dieweil er weiß , daß ſie dem auſſern Regiment der Sternen ſind in feine magiſche Sucht gefallen : So ift er ein ſteter Bergifter der Complexion ; und wo er ein Fündklein reucht, daß ihme dienet , das ſtellet er dem Menſchen immer für , imaginiret der Menſch nur drein , er wird ihn bald inficiren . 19. Darum heiſſet es : Wachet, betet , Feyd nüchtern, fühs ret ein mäßiges Leben , denn der Teufel, euer Wiederſacher , gebet herum als ein brüllender Löwe, und fuchet welchen er verſchlinge. 1. Petr. 5:8. Trachtet nicht alſo nach Geiß, Gelde, Gut, Diacht, und Ébre, denn wir ſind in Chrifto nicht von dies fer Welt : denn darum ging Chriſtus zum Bater , als in das Gottliche Weſen ein , daß wir Ihm follen mit unſern Hersen , Sinnen und Willen nachfolgen ; ſo wolle Er alle Tage , bis an der Welt Ende bey uns ſeyn. ( Matth , 28 : 20. ) aber nicht in . dieſer Welt Qual. Wir ſollen aus dieſer Welt Dual aus dem irdiſchen Menſchen ausbringen , und unſeren Willen in ſeinen Willen ergeben , und unſere Imaginatioo und Luſt in Ihn eine führen ; ſo werden wir in ſeiner Jungfrauſchaft, die Er in uns wieder erreget, ſchwanger, undempfaben das Wort, das fich in Shme råge machte, in unſere in Sodeingeſchloſſene Jungfrauſchaft, und werden in Chriſto in uns ſelber neugebos ren :
98 V.Von der Menſchwerdung 1.Th. C. 12 . ren : Denn wie der Tod durch Adam auf uns alle drang ; alſo bringet das Wort des Lebens aus Chriſto aufuns alle. Denn die Bewegung der Gottheit in der Menſchwerdung Chriſti ift beweglich blieben , und ſtehet allen Menſchen offen : es feblet nur am Eingehen , daß ſich der Menſch låſt den Teufel balten ; Chriſtus darf nicht erſt von ſeiner Ståtte weichen , und in uns einfahren , wenn wir in Ihin neugeboren werden , denn das Göttliche Weſen , darinn Ergeboren war , hålt an allen Drs ten und Enden innen das andere Principium. Wo manſagen kann , da iſt GOtt gegenwärtig , da kann man auch ſagen , als Da iſt die Menſchwerdung Chriſti auch gegenwärtig: denn fie iſt in Maria eröffnet worden , und inqualiret alſo hinter ſich zu růcke bis in Adam , und vor fich bis in den legten Menſchen . 20. Nun ſpricht die Bernunft : Der Glaube erreichet fie alleine: Ja recht, in dem rechten Glauben gebet die Schwarts gerung an , denn der Glaube ift Geiſt, und begebret Weren , und das Weſen iſt ohne das in allen Menſchen ; und Fehlet nur daran , daß es der Glaubens -Geiſtergreiffe: und ſo esergrif fen wird , ſo blühet und wachſet die ſchöne Lilien aus , nicht als lein ein Geiſt, ſondern das Jungfräuliche Bild wird aus dem Sode ins Leben geboren . Die Rutbe Aaronis , welche důrre ift , grünet ausdem důrren Jodeaus, und nimt aus dem Toa de feinen Leib ; aus der halberſtorbenen Jungfrauſchaft das richine neue jungfräuliche Leben : und die durre RutheAaronis bat dis angedeutet , ſowol der alte Zacharias , aud Abrabam mit ſeiner alten Sara , welche nach der åuſſern Welt alle gleich als erſtorben waren , und nicht mehr fruchtbar. Aber die Berbeiſſung in der neuen Wiedergeburt folte es thur , das Les ben ſolte aus dem Tode grünen : Nicht der alte Adam , der irs diſch war , foul Herr feyn, auch nicht Efau der erſtgeborne, dea me zwar das Erbe gehöret båtte, fo Adam blieben ware ; Sons dern der andere Adam Chriſtus , der ausdem erſten durch den Jod ausgrinet , foll Kerr bleiben . Nicht der Mann oder das Beib forGOttes Reich befißen , ſondern die Jungfrau , die aus des Mannes und Weibes Tode ausgeboren wird , ſoll Ksa nigin der Himmel fenn ; Ein Geſchlechte, nicht zwer , Ein Baum , nicht viele : Chriſtus war der Stamm , weil er die Burgel des neuen Leibes war, der aus dem Tode grünete, der die verſtorbene Jungfrau wieder als einen ſchönen Zweig aus dem
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dem Codeausführete; und wir alle find die Hefte , und ſteber alle auf Einem Stamme, der ift Chriſtus. 21. Alſo find wir Chriſti Aeſte , ſeine Zweige , feine Kinder , und Gott iſt unſer aller , auch Chriſti Bater, in Ihm leben , weben und ſind wir : Wir tragen Chriſti Fleiſch und Blut an uns , ſo wir aber zur neuen Geburt kommen ; denn in Chriſti Geift werden wir wiedergeboren. Der in Maria in der ver . ſtorbenen Menſchheit ein lebendiger Menſch ward , ohne Bes rührung eines Mannes , der wird auch in uns ſelber , in unſes rer verſtorbenen Jungfrauſchaft ein neuer Menſch : und fehler nunmehr nur noch an deme , daß wir den alten Adam , als die Hülſe, in Tod werfen , daß des irdiſchen Lebens Qual von uns gebe, und wir alſo dem Teufel aus ſeinem Lande ausgeben . 22. Nicht allein diefes, denn der alte Adam muß nicht ſo gang und gar weggeworfen werden, ſondern nur die Hülſe, als die Schale, darinn der Same verborgen liegt : Aus der al. ten Eſſengmuß der neue Menſch in GOttes Bewegung auss grünen , als ein Halm aus dem Korne, wie uns Chriſtus leb ret. Darum muß die Effent in GOttes Zorn eingeworfen werden , muß verfolget, geplaget , verſpottet werden , und demn Creuß unterliegen : Denn aus GOttes Zorn - Feuer mus der neue Menſo ausgrünen , ermuß im Feuer bewahret were den ; wir waren des Zorns Effeng beimgefallen , aber die lies be GOttes ftellete ſich in Zorn , und löſchete den Zorn mit der Liebe im Blut der himmliſchen Wefenbeit im Tode Chriſti, alſo bebielt der Zorn die Hülfe, als den verderbten Mienfoben , vera ftebe die irdiſche Qual , und die Liebe bebielt den neuen Mente Ichen , darum Tod kein Menſch mehr himmliſ Blut vergiela ſen , ſondern nur das irdiſche tödtliche: Denn Chriſtus , der obne Mann und Weib empfangen ward , der fonte das alleine tbun , denn in ſeiner himmliſchen Wefenbeit war fein trdiſch Bluts Er vergoß aber fein himmliſch Blut unter das irdiſche, daß Er uns arme irdiſche Menſchen vom Grimm erlöfete, Denn fein himmliſch Blut muſte ſich in ſeinem Blutvergieſſen mit dem irdiſchen mengen , aufdaß die Turba in der Frdigkeit in uns , welche uns gefangen hielt, erſäuffet, und der Zorn mit der Liebe des himmliſchen Bluts geldſchet würde : Er uns in die Hölle ins gab ſein Leben füruns in Tod , ging für Vaters Feuers- Qual, und aus der Hölle wieder in ODST. auf daß er den Tod zerbråche, den Zoru erläufte, und uns 2 eine
100 V. Von der Menſchwerdung 1. TH.C.13. eine Bahn machte. Da Chriftus am Creuße hing und ſtarb , alda bingen wir mit und in Ihme am Creuß , und ſturben in Shm , ffunden auch in Ihme vom Tode auf , und leben ewig in Ihme , als ein Glied am Leibe : Und alſo hat des Weis bes Sameder Schlangen den Kopf zertreten ; Chriſtus hats in uns und wir in Chrifto gethan : Göttlicheund menſchli che Eſſeng hats gethan. 23. Alſo liegts nun ießt an deme , daß wir Ihme nach folgen : Chriſtus hat wol den Tod zerbrochen , und den Zorn gelöſchet ; Aber wollen wir ſeinem Bilde åbnlich werden , ſo müſſen wir Ihme auch in ſeinem Todenachfolgen , fein Creu auf uns nebmen , und laſſen verfolgen, båbnen , ſpotten und todten. Denn die alte Hülfe gehöret dem Zorne GOttes, fie muß gefeget werden , weil nicht der alte Menſdy foll in uns les ben, ſondern der Neue ; der alte wird dem Zorn dargegeben , denn aus dem Zorn blühet der Neue aus , gleichwie das licht aus dem Feuer ſcheiner : Der alte Adam muß alfo das Hole zum Feuer feyn , auf daß der Neue im Lichte des Feuers aus. grüne,denn imFeuer muß er beſtehen.Nichts iſt ewig,dasnicht im Feuer beſtehen kan und das nichtaus dem Feuer urſtåndet. 24. Unfere Seele iſt aus GOttes Feuer , und der Leib aus des Lichtes Feuer , doch verſtehe allezeit mit dem Leibe eis ne fumme Weſenheit, welche nicht Geiſt, ſondern ein effens tialiſch Feuer ift : Der Geiſt iſt viel höher , denn ſein Urſtand ift Feuer des Grimmes , der grimmen Qual; und fein recht Reben oder Beib , denn er in fich hat, iſt das Licht der Sanfts muth , das wohner im Feuer, und gibt dem Feuer ſeine ſanf te Nahrung oder liebe ; fonſten beſtünde das Feuer nicht, es will zu zebren haben . Denn GOtt der Vater ſpricht auch : Ich bin ein zorniger, eifriger, grimmiger GOtt , ein verzeh rend Feuer , Deut, 4 : 24. und nennet fich doch auch einen barmherbigen lieben Gott , 1. Joh. 4 : 8. nach ſeinem Lichte, nach ſeinem Herken ; Darum ſpricht Er, ich bin barmherßig, denn im lichte wird das Waſſer des ewigen Lebens geboren , welches das Feuer und den Grimm des Vaters loſbet. Das 13. Capitel. Vom ztvenfachen Menſchen , als vom alten und vom neuen Adam : Wie ſich der Alte
böre
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IOL 1.56. Gap. I3.
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böre gegen dem Neuen halte ; was ein ieder für eine Religion, Leben und Glauben führe,undwas ein ieder verſtehe. Summarien . şne die Wiedcrgeburt kann keinervon Chriſto lehren , $. 1. dars um muß ein Lehrer aus Chriſto geboren ſeyn , oder er iſt ein Dieb und Mörder.2 . Beſtraffung der falſchen Lehrer. 3. In der Religion ift kein Streit ; der Steinbauffen inachet auch keinett neuen Menſchen : ſondern Chriſtusiſt der Dempel, der die Verleug nung anbefohlen . ibid . Der alte Adam ift der Drache in Apocalypſi, , . und weiß nichts vom Neuen. 5. So mit greulicher Bosheit 4 kennet ſich auch ein Kind GOttes ſelbſt nicht , 6. und fühlet ſtets den Streit des Geiſtes und Fleiſches. 7. Der Teufel mohnet gerne iin Menſchen , und decket den Jungfräulichen Zweig zu , aus Furcht. 7. Nichts deſto minderwachſet Der Zweig , 8.9 . doch unter groſſer Ges fahr. 10. 11. Bleibet er aber im Ernitbeſtandig , bis er ein Baumlein wird , mag er wol in ein oder mehr Stürmen beſtehen .ibid. Wirfón : nen in 3 Welten zugleich leben ; Allein wir haben uns in dieſer Welt gar wol vorzuſehen : 12. Wir haben Seuer und Licht vor uns , und mögen aus und machen was wir wollen . 13. Der alte Adam muß nur Senecht ſeyn , 14. der neue Menſch muß vor dem Drachen beſtehen . 15. Dieſer wird gecrónet, 16. muß aber zuvor in Chriſti Fußſtapffen treten . 17. Ples was im alten Adam von CHriſto gelebret, geſchries ben , gepredigt oder geredet wird , es ſey aus Kunfi N oder wie es wolle , ſo iſt es aus dem Tode , und hat we der Berſtand noch Leben : denn der alte Adam iſt an Chriſto todt, es muß es nur der neue , der aus der Jungfrauen ge boren wird , thun , der verſtebet allein das Wort der Wie : dergeburt , und gehet zur Shůr Chriſti in Schafſtall ein . Der alte Adam will durch Kunſt und Forſchen einſteigen: Er meinet, im Buchſtaben kónne Chriſtus genug ergriffen wer: den ; dieſer ſey von GOtt beſtelt und beruffen zu lehren , der Kunſt und Sprachen gelernet habe, der viel geleſen habe, der Geiſt GOttes můffe durch ſein Predigen reden , ob er gleich nur der alte verderbte Adam ſey. Aber Chriſtus faget : Die find Diebe und Mörber,und ſind nurkommen zu rauben und zu ſteblen: Wer nicht zur Ibůr im Schafftall gebet, ſondern ſteiger anderſtwo hinein, der iſt ein Dieb und ein Mörder : Job,10: 1. Und weiter ſpricht Er : Ich bin die Sbůr zu den Schafen , wer durch mich eingebet, derwird Weide finden , und die Schafe werden Ihme folgen : (Joh. 10: 9.) Denn wer nicht mitmir iſt, 2. Ein 6 3 der iſt wieder mich.
102 V. Von der Menſchwerdung 1.Th. C.13. 2. Ein Lehrer foll und muß aus Chrifto geboren feyn, oder iſt ein Dicbund Worder, und ſtebet nur da zu predigen wegen der Bauchfülle, er thuts um Geldes und Ehre willen , er leb , ret ſein Wort, und nicht GOttes Wort : Wenn er aber aus Chrifto wiedergeboren iſt, ſo lebret er Chriſti Wort , denn er ftebet im Baum Chrifti , und gibt ſeinen Schag aus dem Baum Chriſti, darinn er ſtehet ; darum iſt folche Wieder: wärtigkeit auf Erden , daß ihnen die Menſchen Lebrer auflas den , nachdeme ihnen die Dhren jucken , was der alte böre Adam gerne håret, was zu ſeinem Aufſteigen und Fleiſchlicher Wol luſt dienet, was zur Macht und Pracht dienet. 3. Dibr Teufels - Lehrer, wie wollet ihr vor dem Zorne GOttes beſtehen ? Warum lehret ihr, ſo ihr doch nicht vor GOtt geſandt feyd ? Ihr Fend aus Babel, aus der groffen Hus ren geſandt, aus der Mutter der groffen geiſtlichen Hurerey auf Erden : Nicht aus der Jungfrauen feyd ibr geboren, fons dern aus der ebebreceriſchen Frauen, denn ihr lehret nicht allein Menſchen - Sand , fondern verfolget auch die geſandte Lehrer, welche aus Chriſto geboren ſind ; Ihr ſtreitet um die Religion, und iſt doch gar kein Streit in der Religion, es find nur mancherley Gaben, aber es redet nur Ein Geiſt. Gleichs wie ein Baum mancberler Zweige bat, und die Frucht mana cherley Form , und nicht gar ſchlecht einander abnlich fiebet ; Auch wie die Erde mancherley Kraut und Blumen tråget, und ſie die Erde iſt die einige Mutter ; Atſo auch iſt es mit denent, die aus GOttes Sciffe reden , ein icber redet aus dem Wuns der ſeiner Gaben : Aber ihr Baum und ihr Acker darauf fie freben , iſt Chriſtus in GOtt ; und ihr Seift -Binder wollet das nicht leiden. Ihr wollet eurem Chriſto, den ihr doch ſelber mit der irdiſchen Zungen unerkant lehret, das Maul verſtopfen , und ibn an euer Gefes binden . D die wahre Kirche Chriſti bat kein Gefes, Chriftus ift der Tempel, da wir müſſen eingehen , der Steinbauffe machet keinen neuen Mens fcben ; aber der Sempel Chriſti, da GOttes Geift lebret, der wecket die balb todte Bildniß auf , daß fie anbebet zu grünen : Es gilt alles gleich, GOtt fraget nicht nach Kunſt oder nach Wofredenheit, ſondern wer zu Ihm fommt, den will Er nicht hinaus ſtoffen. Chriſtus iſt in die Welt kommen, daß er die arme Sünder ruffen und felig machen will ; und Efaias faget : Wer iſt ſo einfältig als mein Knecht? Darum thuts dieſer Welt
1.35 . Cap.53.
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Welt Wiß gar nicht, ſie machet nur Hoffart und aufgeblaſene Bernunft, ſie will oben aus und will herrſchen . Aber Chris ftus ſpricht: Wer nicht verlaffet Häuſer , Acker, Gut, Geld, Weib und Kind um meines Namens willen , der iſt meiner nicht werth. Alles was in dieſer Welt iſt , inuß nicht ſo lieb Feyn , als der theure Name Elus ift: denn alles was dieſe Welt hat, dasiſt irdiſch, aber derName IEs iſthimmliſch, undaus dem Namen JEfu müſſen wir aus der Jungfrauen wiedergeboren werden . 4. Darum ſiehet der Jungfrauen Kind gegen dem alten Adam ; diefer erzeiget ſich mit Begierden der zeitlichen Wols luft, Ebren, Macht und Gewalt, und iſt ein grimmiger fcheuß: licher Drache, der nur freſſen will , wie ihn die Offenbarung Johannis darſtellet, einen Feuerſpersenden oder einen greulis chenſcheuflichen Drachen : und der Jungfrauen Kind ſtebet auf dem Monden, und fübret eine Crone mit zwölf Sternen , denn es trit das Irdiſche, ats den Mond mit Füſſen , es iſt aus dem irdiſchen Mond ausgewachſen , als eine Blume aus der Erden. Darum ſtebet das Jungfrauliche Bild auf dem Mon de, dawieder ſchieſſet der grimmige Drache ſeinen Strahl mit Waſſer , und will das Jungfrauliche Bild immer erfäuffen ; aber die Erde kommt der Jungfrauen zu Hülfe, und verſchlin get den Waſſer- Straht, und führet die Jungfrau in Egypten , das iſt, das Jungfräuliche Bild muß ſich in Egypten in die Dienſtbarkeit laffen ſtellen : und die Erde , als der Srimm GOttes , verdecer das Jungfräuliche Bild , fie verfcblinget des Drachen Strabt. Dbgleich der Drache das Jungfrau fiche Bildmit ſeinem Greuet überhauffet , låſtert und ſchmå bet ſo ſchadets doch dem Jungfrauen - Rinde nicbts ; denn der Grimm GOttes nimt die Läſterung , ſo über das reine Kind ausgegoffen wird , an , denn die Erde bedeut allezeit den Grimm GDttes : Alſo ſteber das Jungfrautiche Kind aufder Erden, als auf dem irdiſchen Monden , und muß immer in Egypten vor dein irdiſchen Drachen fliehen . Es muß alhier nur unter Pharaonis Dienſtbarkeit ſeyn , aber es ftebet auf dem Mond, und nicht unter dem Mond : Der Fürſt Joſua oder JESUS führets durch den Jordan in Jeruſalem , es muß nur durch den Tod in Jeruſalem eingeben und den Mond verlaſſen ; Es iſt in dieſer Welt nur ein Gaſt , ein Fremdling und Pilgram , es muß durch des Drachen land wandern ; wenn 64
104 V.Von der Menſchwerdung 1.Th.C.13. wenn der Drache feinen Strahl aufdas ſcheuft, ſo muß fichs beugen, und unter das Creug treten, ſo nimt der Zorn GOttes des Drachen Feuer an . 5. Uns iſt erkentlich, daß der alte Adain nichts vom neuen weiß noch verſtehet, er verſtehet alles irdiſch ; er weiß nicht, wo GDtt oder was Gott iſt, er beuchelt ibme ſelber, miſfet iba me Frommigkeit zu ,und meinet, er diene GDtt , dienet doch nur dem alten Drachen ; er opfert, und ſein Herße banget am Drachen, er will ſchlecht fromm feyn , und mit der Jrdigkeit in Himmel fahren , ſpottet doch des Himinels Kinder : Damit zeiget er an , daß erim Himmet fremd iſt, er iſt nur ein Herr auf Erden , und ein Teufel in der Hölle. 6. Unter foichen Dornen und Diſteln müſſen GOttes Kin der wachſen , ſie werden in dieſer Welt nicht erkant, denn der Zorn GOttes verdecket fie : Es fennet fich auch ein Kind GOttes ſelbſt nicht recht, es fiebet nur den alten Adam , der ibm anbanget, der immer will das Jungfraiken -Kind erfäuf: fen : es ſey denn daß das Jungfrauen -Kind einen Anblick in Ternarium Sanctum empfabe, da tennet fichs, wenn ihme das edle ſchöne Ritter- Kranglein wird aufgeſeket, da muß der alte Adam hinten nach feben, und weiß nicht, wie ihm geſchicht, Er iſt wol ſehr freudig, aber er tanget , als einer nach der Sai ten : wenn das Spiel aufhöret, ſo hat feine Freude ein Ende, und bleiber der alte Adam ; denn er gehöret der Erden , und nicht der Engliſchen Welt. 7. Sobald es mit dem Menſchen dahin kommt, daß das Jungfräuliche Bildaus dem alten Adam anhebet auszugrú Men , daß ſich des Menſchen Seele und Geiſt in Geborfam GOttes einergibt ; ſo bebet mit ihme der Streit an , denn der alte Adam im Zorne GOttes ftreitet wieder den neuen Adam ( in der Liebe) : Der alte will im Fleiſch und Blut Herr ſeyn , ſo mag der Deufel den Jungfräulichen Zweig auch nicht dula ten , denn er darf ihn nicht anrühren, aber den alten Adam mag er rührer, inficiren und beſigen. Weil ihm ſeine eigene Wob , nung in der Finſterniß des Abgrundes nicht gefallec, ſo wohnet er gerne im Menſchen, denn er iſt ein Feind GOttes , und bat auſſer dem Menſchen keine Gewalt : darum befißet er den Menſchen , und führet ibn nach ſeinem Gefallen, in Zorn und Grimm GOttes,damit er GOttes Liebe und Sanftmuth ſpot. te ; denn er vermeint noch, weil er ein grimmig Feuer-Duall ist,
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iſt, er ſey böher als die Demuth , dieweil er könne ſchrecklich fahren. Weil er aber den jungfräulichen Zweig nicht darf anrühren, ſo brauchet er eitel lift und Schaldheit, und ver decket den, daß er in dieſer Welt nicht erkant wird , es möchten ibm ſonſt zu viel folcher Zweiglein in ſeinem vermeinten Lana de wachſen , denn er iſt denen gram und feind, führet feine hofs fartige Diener mit Spott und Plagen über denſelben Mens fchen, daß er verfolget, verſpottet , und für einen Narren gea balten wird : Solches thut er durch die Vernunft-kluge Melt, durch diefe, welche ſich Chriſti Hirten nennen , aufwel: dhe die Welt fiehet, aufdaß doch der Lilien -Zweig nicht erkant werde ; die Menſchen möchtens ſonſt mercken und möchten ib. me zuviel folcher Zweiglein wachſen , ſo dórfte er wol ſeine Herrſdaft bey den Menſchen verlieren. 8. Aber der edle Lilien -Zweig wachſet in Gedult , in Sanfts muth, und nimt ſeine Eſſeng, Kraft und Ruch, aus dem Acker GDttes, als aus der Menſchwerdung Chriſti: Chriſti Geiſt iſt ſeine Eſſeng, GOttes Weſen iſt ſein Leib. Nicht aus frem der Eigenſchaft,ſondern aus feiner eigenen in Tod eingeſchloſs fenen und in Chriſti Geiſt ausgrúnenden Eſſen wachſet der jungfräuliche Lilien-Zweig : Er ſuchet und begehret nicht dies fer Welt Schönbeit , ſondern der Engliſchen Welt , denn er wächſet auch nicht in dieſer Welt , im dritten Principio , ſons dern im andern Principio in der Paradeis - Welt ; Darum iſt groſſer Streit in Fleiſch und Blut, in der äuſſern Vernunft. Der alte Adain kennet den Neuen nicht, und befindet doch daß er ihm wiederſtebet : er will nicht, was der Alte will, er füb ret den alten immer zur Abſtineng, das thut dem alten webe ; der alte will nur Wolluſt, Gut und zeitliche Ehre haben , er mag nicht Spott und Creuß leiden , aber dem Neuen gefället es wol, daß er foll Chriſti Mahlzeichen tragen, daß er dem Bil de Chriſti åbnlich wird. Darum 'gebet der Alte oft gang traurig um , denn er ſiebet, daß er muß Narr ſeyn , weiß doch auch nicht, wie ihme geſchicht, denn er kennet nicht GDttes Willen , erhat nur den Willen dieſer Welt ; was alda glånget, das will er haben : Erwill immer gerne Herr feyn, vor deme man ſich bucke. Aber der Neue bůcket ſich vor ſeinem Gott, er begehret nichts, will auch nichts ; ſondern ſehnet ſich nach ſeinem GDtt, als ein Kind nach ſeiner Mutter, er wirfet fich in ſeiner Mutter Schooß , und ergibt ſich ſeiner himinliſchen Mutter S 5
106 V.Von der Menſchwerdung 1.Th.C.13 . Mutter im Geiſte Chriſti : Er begehret ſeiner emigen Muts ter Speiſe und Tranck , und iſſet in der Mutter Schoof , als ein Kind in Mutter Leibe von der Mutter iffet. Denn weil er im alten Adam verbecket iſt, ſo iſt er noch in der Menſchwers dung : wenn aber der Atte ftirbet , ſo wird der Neue aus dem Alten ausgeboren ; er láffet das Gefáffe , da er innen lag , und ein jungfräulich Kind ward , der Erden und dem Gerichte GOttes. Er aber wird ausgeboren, als eineBlume in GDt tes Reich, als denn , wenn kommen wird der Sag der Wieders bringung, ſollen ihme alle ſeine Wercke, welche er im alten Adam gut gewirckethat, nachfolgen , und die Bosheit des als ten Adams foll im Feuer GOttes abgebrant , und dem Seufel zur Speiſe gegeben werden . 9. Nun ſpricht die Vernunft : Weil denn der neueMenſch in diefer Welt in dem Alten nur in der Menſchwerdung iſt, ſo iſt er nicht vollkommen ? Antwort : Dis iſt anderſt nicht, als wie in einem Kinde , da der Same mit zweyen Sincturen als männlich und weiblich ineinander gefäet wird , und wird ein Kind daraus ; Denn fobald der Menſch umkehret, und ſich zu SDtt wendet mitgangem Herßen, Sinn und Willen , und gebet vom Gottloſen Wege aus , und ergibt ſich gang ernfts lich in GDtt; ſo gebet die Schwängerung im Seelen - Feuer in der alten verderbten Bildniß an , und die Seele ergreift in ſich das Wort, das fich in Maria bewegte in Centro der H. Dreyfaltigkeit ; das ſich in Maria mit der züchtigen, hochges benedenten Himmels - Jungfrau der Weisheit GOttes eins gab, in die balb -erſtorbene Jungfrau , und ward ein wahrer Menſd : Daffelbe Wort, das in Maria im Centro der H. Dreyfaltigkeit ſich bewegte oder rågte, das ſich mit der balbs tobten eingeſchloſſenen Jungfrauſchaft vermåblete, ergreift das ſeeliſche Feuer ; alſobald gebet in derSeelenBildniß, als in der Seelen Licht in der Sanftmuth, als in der verſchloſſenen Jungfräulichen Weſenbeit, die Schwängerung an. Denn des Menſchen Liebe-Sinctur ergreiffer GOttes Liebe- Tinctur, und iſt der Sameim H. Geiſt in der Seelen - Bildniß gefäet, wie ſolches in unſerm Buche vom dreyfachen Leben des Menſchen weitläuftig beſchrieben worden. 10. Nun fiebe: fodenn alſo das Jungfräuliche Zeichen in GOttes Liebe erſcheinet, fo mag dieſer Zweig ſchon geboren werden,
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werden, denn in SDH iſt alles vollkommen ; weil er aber im alten Adam verdeckt ſtedfet , und gleich nur in der Eſſeng als ein Samne ſtebet, ſo iſt noch groſſe Gefahr dabey , denn mans cher erlanget dieſen Zweig erft an ſeinem lebten Ende: und ob er ibn gleich mit aus Mutterleibe gebracht hatte , ſo wird er doch verderbet, und bey manchen zerbrochen und irdiſch ges macht. II. Alſo gebet es auch mit dem armen Sünder : wenn er Buffetbut,wird aber bernader wieder ein böſer Menſch , lo gebets ihm als Adam gefcbab, der war ein ſchön, herrlich , von GDtt erſchaffen und hocherleuchtet Bild ; als er aber ſich ließ die Luft überwinden , ward er irdiſch , und ward ſeine ſchöne Bildniß in der irdiſchen Qual im Zorn GOttes gefangen , alſo gehets noch immerðar. Aber dis ſagen wir , als wir Ers leuchtung in Gnaden GOttes empfangen, und um dis Crang lein viel Zeit gerungen haben, daß deme,der im Ernſt beſtants dig bleibet, bis fein Zweig ein Bäumlein wird , deme mag fein zweig in einem oder mehr Stürmen nicht leichtlich zerbros chen werden : Denn was ſchwach iſt, das hat auch ein ſchwach Leben . Nicht reden wir alſo der Gottheit ein , ſondern natur lich iſt das, und geſchicht doch auch alles natürlich, denn das Ewige bat auch ſeine Natur, und gebet nur eines aus dem an dern : Wäre dieſe Welt nicht von des Seufels Bosheit und Grimm vergiftet geweſen , ſowäre Adam in dieſer Welt inn Paradeis blieben , auch wåre kein ſolcher Grimm in Sternen und Elementen ; denn der Teufel war ein König und groffer Herr im Loco dieſer Welt, der hat den Grimm erreget. Darum ſchuf GOtt den Himmel aus dem Mittel des Waſſers, daß die feurige Natur, als das feurige Firmament, mit dem Waffer -Himmel gefangen wäre , daß ſein Grimm verloſche : Sonſtwo das Waſſer ſolte vergeben , würde man wol ſeben , was in dieſer Welt ſeyn würde, anders nichts als ein eitel kala tes,herbes und feuriges Brennen , und doch nur finſter , denn es konte kein Licht ſeyn; denn das Licht beſtehet blos in der Sanftmuth, ſo kann auch kein ſcheinend Feuer fenn , es babe dann fanfte Weſenbeit. Darum iſt uns erfentlich, daß GDtt bat die himmliſche Weſenbeit in Waſſer verwandelt, welches natürlich geſchab, als ſich GOtt der Vater bewegte, und der Seufel fiel, welcher wolte ein Feuer -Herr feyn über die Sanft: muth, ſo ward ihme ein ſolcher Riegel vor ſeine giftige Bos: beit
108 V. Von der Menſchwerdung 1.TH.C.13. beit geſchoben , daß er alſo nun GOttes Aff und nicht Herr iſt, ein Wüter und Erfüller im Zorn - Qual . 12. So wir denn ſolches wiſſen, daß wir mit dem Zorn ums geben ſind, ſollen wir unſer ſelber wahrnehmen , und uns nicht alſo gering und leicht ſchagen ; dennwir ſind nicht allein von diejer Welt, fondern auch zugleich von der Göttlichen Welt, welche in dieſer Welt verborgen ſtehet, und iſt uns nahe: Wir können zugleich auf einmal in dreven Welten leben und ſeyn , ſo wir anderſt aus dem böſem Leben mit dem Jungfräulichen Bilde ausgrünen . Denn wir leben (1) im erſten Principio ins Baters Welt im Feuer, nach der effentialiſchen Seele, als nach der Feuers - Dual im Centro Naturæ der Ewigkeit ; und denn (2) mit dem rechten reinen Jungfräulichem Bilde leben wir in der Lichtflammenden Paradeis - Welt, wiewvol diefelbe im Loco dieſer Welt nicht offenbar iſt , wird aber doch in dem Jungfräulichen Bilde im H. Geiſte und im Worte , das im Jungfräulichen Bilde wohnet, erkant; (3) Leben wirmit dem alten Adam in dieſer äuſſeren verderbten Sucht-Welt, beym Teufel in ſeiner entzündeten Sucht, darum beiſfets vorſichtig feyn. Chriſtus ſpricht: Send einfältig als die Sauben , und liſtig als die Schlangen , (Matth. 10: 16.) nehmet euer ſelber war; In GOttes Reich dürfen wir keiner Liſt , wir ſind nur Kinder in der Mutter Schooß, aber in dieſer Welt mogen wir uns wol vorſehen, wir tragen den edlen Schaß in einem irdis ſchen Gefäſſe. Es iſt bald geſchehen , das verloren wird GOtt und Himmelreich, das nach dieſer Zeit nicht mehr zu wrs langen iſt:Ulhier ſind wir im Ucker und Samen ,wir ſtehen alhier im Wachſen , iſt es gleich , daß der Halm einmal zerbro chen wird, ſo iſt doch noch die Wurfel da, daß ein ander Halm wachſen mag. 13. Alhier ſtehet dem Menſchen die Gnaden -Thür offen : Es iſt kein Sünder ſo groß, ſo er umkebret und rechtſchaffene Früchte der Buſſe wircket, er mag aus der Bosheit neugebo: ren werden; Wer aber ſeine Wurßelmuthwillig in des Teufels Feuer ( Faule) wirft, und an ſeinem Ausgrünen verzaget, wer will dein belfen, der ſelber nicht will. Wenn er aber ſeinen Lillen umwendet zuG Ott,ſo will ibn GOtt haben : Denn wer in GOttes Zorn till, den will GOttes Zorn baben ; mer aber in die Liebe will,den will GOttes Liebe baben . Paulus ſaget : Wels
I. Th .Cap. 13. FEſu Chriſti. 109 Welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorſam , entweder der Sünden zum Tode, oder dem Gehorſam GOttes zur Gez rechtigkeit, des Knechte ſeyd ihr ; ( Rom . 6:16 . ) Der Gotts lofe ift GDtt ein lieblicher Geruch im Zorne, und der Heis lige iſt GDtt ein lieblicher Geruch in ſeiner Liebe. (2. Co rinth, 2 : 15. 16.) Mag doch ein Menſch aus ſich machen was er wil, er hat beybes vor fich , Feuer und Licht: Will er ein Engel im Lidhte ſeyn , ſo hilft ihm GOttes Geiſt in Chrifto zur Engel - Schaar ; Will er denn ein Seufel im Feuer feyn , ſo bilft ihm GOttes Zorn und Grimm , und jeucht ihn in Abgrund zum Teufel . Item, er bekommt ſeis nen Afcendenten , wozu er Luſt hat : Zubricht er aber die erfte Luft , und gebet in eine andere , fo bekommt er einen andern Afcendenten ; aber der erſte hanget ibi treflich an , er will ihn immer wieder baben, darum muß das edle Kórne lein sfters in groſſer Quetſche ſteben, es muß fich laſſen die Dormen "ſtechen, denn die Schlange ſticht immer des Weis bes Samen , als das Jungfrauen -Kind , in die Ferſen : Der Schlangen - Stich ſtecket im alten Adam , der ſticht immer das Jungfrauen Kind in Mutterleib in die Ferſen. Dar : um ift dis Leben in dieſer Welt mit uns armen gefangenen Menſchen ein Jammerthal , voller Angſt . Treuß , Elend und Trůbſal: Wir ſind alhier fremde Gåſte, und find auf der Pilgrams': Straffe ; wir müſſen durch groſſe wuſte, wilde Eindden wanderen, und ſind mit böſen Thieren umges ben, mit Nattern und Schlangen , Wolfen und eitel greus lichen Shieren, und das böfefte Thier tragen wir im Buſem : Unſer ſchönes Jungfråulein ſtebet in demſelben böfen wüſten Biebſtalle zur Herberge. 14. Aber dis erkennen und ſagen wir mit Grunde , daß , weme der edle Zweig machfet und ſtart wird, alda in dems felben Menſchen der alte Adam muß Knecht werden , er mug bintennach gehen , und oft thun , was er nicht will: Er muß oft Creus, Spott und auch den Tod leiden , das thut er nicht gerne, aber das Jungfräuliche Bild in Chriſto Zwinget ibn, denn es will Chriſto ſeinem Bräutigam gerne mit Freuder nachfolgen, und Ihme åbnlich werden in Creus und Irúbral. 15. Und ſagen auch wol dieſes , das wol feiner mit der Funga
V. Von der Menſchwerdung 1. Th. € 13 . Jungfräulichen Crone gecronet wird, welche die Frau in der Offenbarung Johannis cap. 12 : 1. trägt mit zwölf Sternen, als mit fechs Geiſtern der Natur himmliſch, und mit ſechs Geiſtern irdiſch , er beſtehe dann vor des Drachen Strahl, und fliche mit in Egypten , als unters Creuß in diePlagen Egypti: ermuß Chriſti Creuß tragen, und Chriſti Dornen Crone aufregen , fich wol laſſen ausåffen, narren und ſpotten , will er Chrifti und der Jungfrauen Erone auffeßen ; er muß HO
vorerſt die Dornen -Crone tragen,will er die himmliſce Per len-Trone im Ternario Sancto aufregen . 16. Und geben den Erleuchteten noch ein groß Geheimniß zu erkennen , daß, wenn die Perle geſået wird ,fo Teßeter zum erffenmal die Crone in Ternario Sancto mit gar groffen Freu : den und Ehren vorGOttesEngeln und allen heiligen Jung frauen auf, und iſt wol groffe Freude alda : Aber diefelbe Eros ne verbirget fich wieder , denn an dem Orte wird Gott Menſch ; wie wolte da nicht Freude ſeyn, der alte Adam tans Bet mit, aber als ein Efel nach der Leyer, aber die Erone wird der Menſchwerdung beygelegt. 17. Wilt du nun ein Ritter ſeyn , ſo muſt du in Chriſti Fußſtapfen mit dem alten Eſel, auch wieder den Teufel ſtreis ten : To du ficgeft und für ein ritterlich Kind GOttes erkant und angenommen wirft, ſo wird dir der Frauen Crone mit zwolf Sternen aufgefeßet, die folt du tragen, bis die Jungs frau aus der Frauen aus deinem Tode oder mit deinem To de geboren wird, die ſoll die dreyfache Crone der groſſen Eb ten im Ternario Sancto auffeßen ; Denn weil das Jungfräus liche Bild noch im alten Adam verſchloſſen lieget, erlanget es nicht die Engliſche Trone, denn es ftebet noch in Fahrlicha Eeit. Aber wenn es mit des alten Adams Sterben geboren wird, und ausder Hülſe oder Schalen ausfreucht, alsdent iſt es ein Engel, und mag nicht mehr verderben , und wird thme die rechte beygelegte Crone , da GOtt Menſch ward , aufgeſeßet ; aber die Crone mit den zwölf Sternen behålts zum ewigen Zeichen : denn es foll in Ewigkeit nicht vergeſſen werden, daß GDtt in der irdiſchen Frauen wieder bat aufs geſchloffen die Jungfrauſcbaft, und iſt Menſch worden. Die Gottheit iſt Geiſt, und das heilige reine Element ift aus dem
Worte von Ewigkeit erboren ; und iſt der Herr in den Knecht einge
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S.Cap.54.
III JEſu Chriſti. eingegangen , deſſen ſich alle Engel im Himmel wundern : und iſt das gröſte Wunder ſo von Ewigkeit geſcheben , denn es iſt wieder die Natur, und das mag Liebe feyn. Die fecs ire diſche Zeichen ſollen zum ewigen Wunder ſieben, und ein ewis ger Lobgefang ſeyn, daß uns GOtt hat aus Tod und Nothers Idret; und die Rechs himmliſche Zeichen ſollen unſere Crone und Ehre ſeyn, daß wir mit dem himmliſchen das Irdiſche baben ůberwunden ,daß wir Frauen und Mannen waren , und find alsdenn züchtige Jungfrauen mit eigener Liebe : ſo follen die Sieges -Zeichen bleiben in Ewigkeit ſtehen , daran ſoll erkant werden ,was GOtt mit der Menſchheit babe zu thun gehabt, und wie der Menſch das gröſte Wunder im Himmel ift , deffen Fich die Engel hoch erfreuen . Das 14. Capitel. Von der neuen Wiedergeburt :
In was
Subſtang , Effeng , Weſen und Eigenſchaft die neue Wiedergeburt, als das Jung frauen -Kind, ſtehe, weil es noch im
alten Adam ſtecket. Summarien . 48 Gemüthforſchetnach ſeinem Vaterlande, s.1. unb ftehetin ete ner ängſtlichen Geburt.2.3.Wir haben 2fachenSinn und Willen , des alten Menſchen und des neuen , durch die geiſtliche Wiederge. burt. 4. 5. Der neue Leib iſt iin alten ,wie das Gold im Steine,6, und hat Fleiſch undBlut das im Feuer beſtehet. 7 : GOttbegehretGutes : der ZornBófes . 8. GOtt wohnet weſentlich im Menſchen, in dem ſeis neluitift, 9. als in dem rechten Gleichniſſe nach GOtt. 10. Aus gua ter Eſſeng wird ein guter Leib. II. Befeniniß von der Menſchwers dung desneugebornen Menſchens. 12. Jeweil wir in dieſem Jammer-Meer in dem irdiſchen Fleiſch und Blut fchwiinmen , und ſind einer irdiſchen Qual worden , da wir in der Dunckelheit im Glaſt vers fcloffen liegen , båret das edle Gemütbe nicht auf zu forſchen von ſeinem rechten Baterlande, dahin es gehen ſoll ; es ſpricht immer : Wo iſt dann GDtt, oder wenn ſoll es doch geſchehen , daß ich GDttes Untlig mag feben ? wo iſt doch meine edle Pers le ? wo iſt das Jungfrauen Kind ? ſebe ichs doch nicht, wie ges fobicht mir doch, daß ich mich alſo ångſte nach demſelben , das ich
112 V. Von derMenſchwerdung 1.Th.C.14 . ich doch nicht ſohauen kann : Ich befinde wol den groffen Luft und Begierde darnach) , kann aber nichts feben , da mein Hers möchte ruben ; iſt mir doch immerdar als einem Weibe , das gerne gebären wolte, wie wolte ich doch ſo gerne meine Frucht Feben, die mir von meinem GOtt verbeiſſen iſt; es fehnet ſich immer zur Geburt, ein Sag ruffet dem andern, und der Mor gen dem Abend, und die Nacht wieder dem Tage , und hoffet in der Abſtinent ,wenndoch aufgehen werde der belle Morgens ſtern ,derdem Gemüthe ſeine Ruhe bringe , und iſt ihme als eis nem Weibe, das zur Geburt arbeitet, das immer des Anblicks hoffet, und mit Sehnen und Berlangen wartet.
2. Alſo, meine geliebte Kinder GOttes , gebets uns : wir meinen, wir ſind noch fern davon , und ſtehen doch alſo in der Geburt ; wir gebären alſo mit groſſem Sebnen , in denaften, und kennen den Samen nicht, den wir gebåren , denn er lieget verſchloſſen : wir gebären nicht zu dieſer Welt , wie wollen wir denn die Frucht mit dieſer Welt Augen ſeben, gehöret doch die Frucht nicht in dieſe Welt. 3. Dieweil wir aber die wahre Erkentniß dieſes Werens erlanget haben ,nichtnach dem äuſſern Menſchen,ſondern nach dem innern, ſo wollen wir uns dis in Gleichniß vormablen, um des Leſers und um unſerer Ergeßlichkeit willen. 4. Wenn wir uns betrachten ,wie wir doch alſo zwenfach find, mit zweyfachen Sinnen und Willen , ſo können wir nicht beſſer zurErkentniß kommen, als wenn wir das Geſchöpfe bes trachten : wir ſehen einen groben Stein liegen , und iſt in mans dem das beſte Gold ; da ſeben wir ja , wie das Gold im Steis ne glánßet, undder Stein iſt ſtumm ,und weiß nicht,daß er ein Toedel Gold in ſich hat. Alſo auch wir , wir ſind ein irdiſcher Sulphur, haben aber einen himmliſchen Sulphur im irdiſchen , da ein iedes das Seine ift : es iſt wol dieſe Zeit untereinander, aber es inqualiret nicht miteinander ; es iſt nur eines des ans dern Behalter und Wohnhaus als wir dis am Golde erkennen , da der grobe Stein nicht das Gold iſt, ſondern iſt nur ſein Bebalter. Seine Grobbeit gibt auch nicht das Gold, ſondern die Tinctura Solis gibt das im groben Steine : Uber der grobe Stein iſt die Mutter, und sol iſt der Vater , denn Sol ſchwangert den groben Stein , darum daß er Centrum Naturæ hat,daraus Sol feinen Urftend hat ; wenn wir wolten fort
113 I.35 . Cap JEſu Chriſti. .. fortgeben bis ins Ceritrum , wolten wirs darſtellen ; weils aber in andern Schriften genug erkläret worden, ſo bleibts al. hie ſtehen . 5. Alſo iſt es auch mit dem Menſchen ; der irdiſche Menſch bedeutet den groben Stein, ſo bedeutet das Wort, das Menſch ward, Sol , das ſchwangert den verderbten Menſchen, denn Urſache iſt dis : Der verderbte Menſch iſt wol irdiſch , er bat aber Centrum Naturæ in fich ewig , er ſebnet fich nach GOttes Sol, denn in ſeiner Schöpfung ward GOttes Sol mit zu ſeinem Wefen genommen . Nun hat aber der grobe Stein das Sol überwachſen und in ſich verſchlungen , daß das Sol mit dem groben Sulphur gemiſchet ift , und mag dem groben Sulphur nicht entrinnen, es werde denn im Feuer geläutert, daß das grobe abgeſchmeltet wird, ſo bleibet Sol alleine : Dis verſtehe mit dem Sterben und Verweſen, da wird das grobe irdiſche Fleiſch abgeſchmelget, ſo bleiber das jungfräuliche geiſtliche Fleiſch alleine. 6. Und verſtebet uns recht, was wir meinen, wir reden theuer und wahrhaftig, als wir es erkennen : Nicht iſt der neue Menſch nur ein Geiſt, er iſt im Fleiſch und Blut ; gleichwie das Gold im Steine nicht nur Geiſt iſt, es bat Leib ; aber nicht einen ſolchen, wie der grobe Stein iſt, fonts dern einen Leib , der im Centro Naturæ im Feuer beftehet ; denn das Feuer feinen Leib nicht verzehren mag , darum daß das Gold ein ander Principium hat, wuſteſt du das, du irdiſcher Menſch ! aber es bleibet billig ſtumm , denn die Erde iſt des Geldes nicht werth, ob ſie das gleich trägt und auch gebieret. Alſo auch der irdiſche Menſch iſt des Kleinobs nicht werth das er trågt: und ob er gleich das bilft gebaren, noch iſt er eine finſtere Erde gegen dem Jungfrauen Kinde aus Gott geboren. 7. Und wie das Gold einen wahrhaftigen Leib bat, der im groben Stein verborgen und gefangen lieget ; alſo bat auch die Jungfräuliche Tinctur in dem irdiſchen Menſchen einen wahrhaften , bimmliſden , Göttlichen Leib in Fleiſch und Blut: Aber nicht infolchem Fleiſch und Blutwiedas Ir diſche; es mag im Feuer beſtehen , es gehet durch Stein und Hols, und wird nicht ergriffen. Gleichwie das Gold den groben Stein Durchbringet, und zerbricht den nicht, zerbricht $
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114 V. Von der Menſchwerdung 1.Th. C.147 zerbricht auch fich felber nicht, und der Stein weiß nichts vom Golde ; alſo iſt auch der alte irdiſche Menſch : Wenn er das Wort des Lebens , das in Chriſto Menſch warb , empfähet, fo empfabet er das in dem verderbten Sulphur Feines Fleiſches und Bluts , in das in Tod eingeſchloſſene jungfräuliche Centrum , da Adam ein jungfräulich Bild in nen war ; da ihme die wilde Erde ſein Gold der klaren Gött: lichen Weſenbeit überzog, daß das Himmliſche im Tode, im Centro des Feuers, muſte fieben. In daffelbe, ſage ich , und in demſelben , bewegte fich das Dort des Lebens, das in Maria ein Menſch ward, alda kriegte die in Tod einges ſchloſſene Wefenbeit eine lebendige Tinctur : da bebt das edle Gold , als die himmliſche Wefenbeit, im Sode an zu grünen , und hat alſobald den Spiritum Sanctum im Wort des Lebens in fich, der da vom Bater und Sohne ausges bet ; und machet die Weisheit, als die himmliſche Jungfrau, als einen Spigel und Ebenbild der Gottheit für ſich, als eia nen reinen Sulphur , ein rein Fleiſch und Blut,darinnen er wohnet; nicht irdiſcher Effent, fondern Göttlicher Effent, aus bimmliſcher Weſenheit. Das iſt das wahrbaftige Fleiſch und Blut Chriſti, denn es wachſet in Chriſti Geiſte, im Worte des Lebens, das Menſch ward , das den Tod zer brad , da die Göttliche Sinctur wieder grünete , und aus fich Wefen gebar, denn alles iſt aus GOttes Begehren ges boren und berkommen : So aber GOtt ein Feuer und auch ein Licht iſt, ſo iſt uns genug erkentlich , woraus ein iedes kommen ift ; können doch anderſt nicht ſagen , als aus dem Guten und liebreichen ſey Gutes kommen , denn ein guter begehrender Bille empfabet in feine Imagination feines gleis chen , er machet ihme mit dem Hunger ſeines Begebrens fels ber ſeines gleichen. 8. Alſo iſt uns erkentlich, daß dieweildie Gottheit gelüſtert bat, einen Spigel, ein Bild ſeines Gleichen zu baben, die Gotts liche Luſt aucy wird in ſeiner Selbſt-Schwangerung haben das Gute und Liebſte in ſeinem begehrenden Willen geboren, ein recht Gleichniß nach dem Guten , nach der klaren Gottbeit : Daß fich aber hat das Grdiſche mit eingemiſchet, das iſt des begehrenden Zorns, als des Feuers Sould, des Teufels, der ihn mit ſeiner Imagination entzündete. 9. Alſo
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1.Th. Sap . 14. JEſu Chriſti. 115 9. Alſo iſt uns auchnun hoch erkentlich , daß Sott das Seine (als fein Allerbeſtes und liebſtes, das Er zu ſeines glei: chen ſchuf in ein creatürlich Weſen ,) nicht wolte verlaſſen ; ebe ward Er ſelber ein ſolches, als Er geſchaffen hatte, daß Ér das Verderbte wieder aus der Berderbung gebåre, und in das Beſte feste, da Er möchte ewig darinn wohnen : Und ſagen mit Grunde, daß GOtt im neuen Menſchenſelber ſelbs ſtändig wohnet, nicht durch einen Glaſt oder fremden Schein, fondern weſentlich ; aber in ſeinem Principio . Der äuſſere Menſch rühret oder ergreift ihn nicht : auch ift Fleiſch und Blut des neuen Menſchen nicht GDtt, es iſt himmliſche Wes ſenbeit; GOtt iſt Geift, GOtt verdirbet nicht ; ob ſchon das Weſen verdirbet, ſo bleibet doch GDtt in fich, Er darf keines Wegfahrens, denn Er braucher auch kein Einfahren , ſondern Er offenbaret ſich im Fleiſch und Blut , es iſt ſeine Luft, eine Gleichniß zu beſigen. 10. Und ſo wir uns alſo recht erkennen, und deme nachges ben , ſo finden wir , daß der Menſch , (verſtehe der gange ÁMenſch ) rey ein recht Sleichniß nach GDtt : Denn nach dem irdiſchen Leben und Leibe iſt er von dieſer Welt, und nach dem Jungfräulichen Leben und Leibe iſt er vom Himmel; denn die Jungfräuliche Effens bat himmliſche Sinctur, und machet himmliſch Fleiſch, in deme GOtt wohnet. Gieichs wie Das Gold im Steine eine andere Tinctur bat , als der grobe Stein, und dieſelbe Tinctur hat einen andern Leib, es wird ein ieber Leið aus ſeiner eigenen Tinctur ; ( als wir denn erkennen , daß die Erde iſt vom Grimm aus dem Centro des berben als des falten Feuers) erboren worden, aus dem Sul . phur der Strengbeit in der Angſt zum Feuer, wie im Buche de Tribas Principiis gemeldet. 11. Alſo wird auch ein gut Corpus oder Leib aus guter Eſſeng, denn die Effeng machet das Leben, und iſt doch fels ber nicht das leben : das Leben urffandet im Principio als im Feuer, es ſey nun gleich im kalten oder hißigen, oder im Licht- Feuer, ein iedes iſt ein eigen Principium , und iſt doch nicht geſchieden. 12. Alſo wollen wir nun mit Grunde der Wahrheit ( vont der Menſchwerdungoder) Menſchheit reden : und Tagen mit Bellene
116 V. Von der Menſchwerdung 1. TH. C. 14 . b :l'en, dürren, unverdeckten Worten, nicht aus Wahn oder Meinen , ſondern aus eigener wahren Erkentniß, in Erleuch tung uns von GOtt gegeben : 1. Daß der neue wiedergeborne Menſch, der in dem alten verborgen liegt, als das Gold im Steine , eine himmliſde Sinctur babe, und habe Gottlich, himmlich Fleiſch und Blut an fich ; und daß deſſelben Fleiſches Geiſt tein fremder Geiſt rep , ſondern ſein eigener, aus ſeiner eigenen Eſſeng erboren . II, Wir bekennen und ſagen, daß das Wort, das in Maria der Jungfrauen Menſch mard, der erſte Grund zur anheben den Sinctur im Sulphur rey , und bekennen Chriſti Geiſt, der den Himmel an allen Enden erfüllet, in derſelben Tincture wobnende lll . Wir bekennen , dieſes himmliſche Fleiſch für Chriſti Fleiſch, in deme die H. Dreyfaltigkeit unzertrennet wohnet. IV . Wir bekennen, daß es möglich ſey , daß daſſelbe Fleiſch und Blut in Zeit des alten Adams könne durch Imagination wieder verderbet werden, wie in Adam geſchahe. V. Wir fagen, daß der Gottheit in der Berderbung nichts abgche, auch mitfeinem Böſen berühret werde, denn was die Liebe GOttes verlieret, das falt dem Zorn GOttes heim : Was aus dem Lichte fallet, das fábet das Feuer, und bleibet GDttes Geiſt für ſich unverdorben . VI . Wir ſagen, daß in allen Menſchen die Möglichkeit zur neuen Geburt fey , ſonſt ware GOtt zertrennet, und an ei nem Orte nicht als am andern ; und bekennen hiermit, das der Menſch vom Feuer und liebt gezogen werde: Wo er ſich mit der Wage hinlendfet, da fallet er bin , und mag in dieſer Beit doch ſeinen Angel oder Wage- 3ůnglein wieder in die Hos be ſchwingen, und daß die H.Flare Gottheit kein Böſes will. Sie will auch keinen Seufel; bat auch keinen gemolt, vielme: niger einen Menſchen in der Hólle im Zorne GOttes zu has ben : Sondern dieweit kein Licht ohne Feuer ift, ſo iſt uns genug erkentlich, wie ſich der Teufel durch Imagination am Zorn - Feuer vergaffet , fomol alle Menſchen , die verdammt werden, diewollen ihnen nicht rathen laſſen , ſondern erfüllen ſelber den gierigen Feuer-Dual ; fie laſſen ſich ziehen, konten aber wolftehen . VII. Wir
1.5 117 FEfu Chrifti. . Cap.14. VII. Wir ſagen, daß der wahre Sempel, da der H. Geiſt prediget, in der neuen Geburt fey : Daß alles todt, ſtumm , Krumm , blind und labm fey, das nicht aus GOttes Geiſt iſt oder lebret ; daß fich der 5. Geiſt nicht in den Swall des Gotts loren Mundes miſche, daß kein gottlofer Menſch Chriſti Hirte Ter . Denn , obgleich in dem Heiligen mit des Gottloſen Stimme die Uhre geſchlagen wird , das gefibabe wol von ei nem Biebe-Geſchrey, wenn ſein Hall verſtändig wäre, oder der theure Name GOttes genant würde : Denn fo bald der Name GOttes genant wird, und einen Hall gibt , fo fånget der andere Hall, als an dein Drte, wo er im Schal iſt, als in der 5. Seele ; aber kein Gottloſer wecfet einen andern Gottloſen aus dem Tode auf, denn das kann nicht ſeyn, fie find beyde im Zorne GOttes, und liegen noch im Tode verſchloſſen . Hatten wir ſelber kdnnen aus dem Tode ſteigen und uns lebens dig machen, GOttes Herß båtte nicht dürfen Menſch wer den : Darum ſagen wir mit Grunde , daß alleine daffelbe Wort , das da iſt Menſch worden , den armen Sünder aus ſeinem Tode aufwecket, und zur Buſſe und neuen leben gebie: ret, darum ſind alle Schrever, welche gottoß ſind, dem Sein pel Chriſti nichts nůße; aber die Chriſti Geiſt haben , die ſind Chriſti Hirten . VIII , Wir bekennen und ſagen, daß alle Lehrer, die ſich für Chriſti Knechte und Kircben- Diener ausgeben , und folches uns Bauchs und Ehren willen , doch aber unwiedergeboren ſind, der Antichriſt und das Weib in der Offenbarung Joban. nis aufdem Drachen ſind . (Apoc. 17: 3.4. ) IX. Wir ſagen , daß alle unbillige Syranney und eigen genommene Gewalt, da der Elende mit gedrenget , ausgeſos gen, gequetſcher und gequålet wird, dadurch er auch leicht fertig , zu aller Uppigkeit und Ungerechtigkeit gezogen und geurſachet wird, fen das greuliche Tcheusliche Thier , darauf der Antichriſt reitet. X. Wir erkennen und ſagen , daß die Zeit nahe, und der Sag anbreche , da dis bofe Thier mit der Huren rol in Abgrund
gehen , Amen , Hallelujah , Amen .
EN DE
3
Звер»
4 118
V. Vonder Menſchwerdung 2. TH .C. I. Zweyter Theit Der
44
Menſchwerdung JEſu Chriſti. Von Chriſti Leiden , Sterben ,
Tod und
Auferſtehung, Wie wir müſſen in Chriſti Leiden , Sterben und Tod eingehen , und aus ſeinem Tode mit Shm , und durdy Ihn auferſtehen, und ſeinem Bildeáhns
lich werden, und ewig in Ihme leben .
Das 1. Capitel. Von des Lebens Urſtand aus dem Feuer : Stem von dem
ewigen Geiſte in der ewigen
Jungfrau der Weisheit GOttes , und was der ewige Anfang und das eivige Ende fen . Summarien . Er Bräutigam fommt : ſtehet aufihr Bräute ! 5. 1.2. Es fóinmt es ein ander Leben aus dem Sode. 3. Das Ewige iſt eine Freyheit : wir ſindaber ins Zeitliche eingegangen , und müſſen durch Ster ben wieder in die frenheit eingehen . 4. Unſer Leben ftehet iin Feuer, denn ohne Wärmne leben wir nicht, s.6. und aus den 4 Geſtalten des Feuers iſtdas Gemůthe. 7. Der Ungrund außer der Natur iſt eine Magia , und hat einen ungründlichen , unerforſchlichen Willen , 8. in welchem Gott alles iſt. 9. Die Ewige Weisheit ibid . iſt Gottes Spigel, undohne den Geiſt nicht offenbar'; 10. iſt eine Jungfräuliche Natris, il, ein Uuge obne Grund und Ziel. 12 .
ge äuſſere Bernunft fpricht: Wäre es dann nicht gnug geweſen , daß GDtt in uns Menſch ward, warum viuſte Chriſtus leiden und ſterben ? Per mochte denn GOtt nichi den Menſchen alſo im Himmel mit der neuen Geburt einzuführen ? Iſt denn GOtt tricht genug almábtig , daß Er thue was Er wil ? Was hat doch GOtt für einen Gefallen am Sode und Sterben, das Er nicht alleine feinen Sohne am Creuk bat ſterben laſſen, fons dern
119 JEfu Chrifti. 2. TH.Cap.r. bern wir müſſen auch alle ſterben ? So uns denn GOtt bat mitdem Sterben ſeines Sobnes erlöſet, und Er für uns bes jablet, waruin müſſen wir dann auch ſterben und verweſen ? Alſo lauffet die Bernuaft. 2. Bor dieſen Spigel wollen wir den Antichriſt, der ſich Chrifti Diener und Hirten nennet, zu : Gaſte geladen haben , und alle bobe Schulen dieſer Welt mit ihren Diſputationen und Gefeßen ; Sowohlalle Kinder Chriſti, welche Chriſti Ereuß tragen, fie ſollen alle den wahren Grund ſehen , nicht der Meinung, iemand in ſeiner Unwiſſenheit zu ſchmaben , ſondern zur wahren lehre, daß fich ein ieder ſuchen und finden ſoll. Denn es wird gar ein ernſtlicher Handel Feyn , und trift den Menſchen : Es koſtet ſein Leib und Seele, er darf damit gar nicht ſcheren, denn der dieſe Erkentniß hat gegeben , der hat ſeine Poſaune gerichtet, es gilt dem menſchlichen Geſchlechte, ein ieder mag feine Lampe ſchmücken ; Es wird ein groſſer zweyfacher König kommen, aus zweyen Thüren , Er iſt einer , und doch zween, Er hat Feuer und Licht; Er zeucht aufErden und auch im Himmel ein , das laffe man ein Wunder feyn. 3. Rieben Kinder Chriſti, wenn wir den Tod betrachten , wie wir durch den Tod müſſen ins Leben geben , fo finden wir gar viel einander leben , das aus dem Tode kommt ; und finden bald warum Chriſtus hat müſſen ſterben ,warum wir in Chris fti Tod auch můſſen ſterben, in Ihme auferſtehen, und mit und durch Ihn in GOttes Reich eingeben. 4. Wenn wir nun diefes finden wollen, müſſen wir die Ewigkeit im Grund und Ungrund betrachten ,ſonſt iſt kein Fin den, wir müſſens nur finden , da es iſt : Denn aus dem ewigent Grunde haben wir mit GOttes Bildniß unſern Urſtand, als mit der Seelen und ihrer Bildniß, ſind aber ins Zeitliche und Berbrechliche eingeführet worden, als in die Qual. Nun ift aber die Ewigkeit, als der Ungrund eine Freybeit auffer der Dual: darum müſſen wir wieder in die Freyheit durchs Ster ben eingeben, und können dochauch nicht ſagen, daß kein Leben darinnen ſey, es iſt das rechte Leben , das da ewig ohne Qual beſtebet ; und geben euch das in einem wahrhaftigen Gleich , niß zu entſinnen , welches zwar eine Gleichniß iſt nach dem Reiche dieſer Welt : Aber ſo wir die Gšttliche Welt darzuneh men , ſo iſts das Weſen ſelbſten. 5. Ihr wiſſet, daß unſer Leben im Feuer ſtebet, denn ohne Wärme 54
320 V. Von der Menſchwerdung 2.Th.S.r. Warme leben wir nicht : Nun bat das Feuer Ein eigen Cena trum , feinen eigenen Macher in ſeinem Circul , als die ſieben Geſtalten oder Seiffer der Natur ; und werden doch nur die erſten vier Geſtalten für die Natur , als für das Duellen era tant, in welchen das Feuer erwecket und aufgeſchlagen wird, daß ein Principium oder Lebens- Circul oder Centrum da ſen, da die Materia des Brennens fich in den Geiſtern oder Ges ftalten ſelber machet , und wird auch immer im Feuer ver zehret ; und das Feuer gibt aus der Verzehrlichkeit ein an bers,das beſſer iſt , als das erſte, das das Feuer machet ; denn das Feuer ertödtet und verſchlinget das Weſen, das das Feuer ſelber machet, ( verſtehe das eſſencialiſche Feuer in den Geſtal ten zum Feuer ,) es verzebret es , und gibt aus dem Tode ein vieledlers und beſſers,das es nicht verzehren kann . Das bes weiſet ſich am Feuer und Lichte, welches nicht alleine daswah re Gleichniß iſt. fondern es iſt das Weſen ſelber , nur daß man die Principia unterſcheide: Es iſt wol alles Ein Feuer , aber es unterſcheidet ſich ſelber nach der Qual. 6. So wir nun dis wollen zum Berſtand geben , fo thut noth, daß wir des Feuers Urſtand anmelden ; weil wir es aber ſelbſt, als im Buche de Tribus Principiis , und in andern mehr nach der Länge,mit allem Umſtänden beſchrieben : So geben wir nur alhier einen kurßen Begriff zum Verſtande,und weiſen den fefer auf die andern Schriften, fo er will die ſieben Geſtala ten der Natur forſchen . 7. Das Feuer hat vornemlich drey Geſtalten in ſich zum Centro : Die vierte Geſtalt iſt das Feuer felbft , und, gibt das Principium , als das Leben mit dem Geiſte , denn in den erſten drey Geſtalten iſt kein rechter Geiſt, es ſind nur Eſſentien , als ( 1) Herbe, das iſt der begehrende Wille, die erſte und vornehm fte Geſtalt; (2) Bitter,ftachlicht, iſt die ander Geſtalt , eine Urſache der Eſſentien ; (3) Die Angſt, als der Circui oder das Centrum des Lebens, das drebende Rad ,das die Sinnen , als die bittern EfTentien, in fich falfet, und gleich als im Tode vers ſchlinget; und gibt (4) aus der Angſt- Sammer , als aus dem Tode das Gemüthe, als ein ander Centrum . Das verſtebet nun alſo . 8. In der Emigkeit, als im Ungrunde auſſer der Natur , iff nichts als eineStille ohne Wefen ; es hat auch nichts , das et: was gebe, es iſt eine ewige Ruhe, und keine Gleiche, ein Uns grund
2. Th . Cap.I.
JEfu Chriſti.
121
grund ohne Anfang und Ende : Es iſt auch kein Ziel nocy Stätte, auch kein Suchen oder Finden , oder etwas , da eine Möglichkeit wäre ; Derſelbe Ungrund iſt gleich einein Auge, denn er iſt ſein eigener Spigel, er hat kein Wefen ( Weben ) auch weder licht noch Finſterniß , und iſt vornemlich eine Magia, und hat einen Willen , nach welchem wir nicht trachten noch forſchen ſollen, denn es turbiret uns . Mit demſelben Willen verſtehen wir den Grund der Gottheit , welcher feines Ur ſprungs iſt, denn er faſſe t ſich ſelber in ſich , daran wir billig ſtumm ſind ; denn er iſt auffer der Natur. 9. So wir denn in der Natur find , ſo erkennen wir den in Ewigkeit nicht, denn in dein Willen iſt die Gottheit ſelber alles, und der errige Urſtand ſeines eigenen Geiſtes und aller Wes ſen . In dem Millen iſt Er allmachtig und allwiſſend , und wird doch in dieſem Willen nicht GOtt genant oder erkant, denn es iſt darinnen weder Gutes noch Böres ; es iſt ein be gehrender Wille, der der Anfang und auch das Ende iſt : denn das Ende machet auch den Anfang dieſes Willens , und der Anfang das Ende wieder. Und finden alſo, daß alle Weſen find in ein Auge geſchloſſen, das iſt gleich einem Spigel, da ſich der Wille felber beſchauet , was er doch ſey und in dem Schauen wird er begehrend des Weſens, das er felber iſt ; und das Begehren iſt ein Einziehen , und iſt doch nichts, das da könte gezogen werden , ſondern der Wille zeucht ſich im Begehren felber, und modelt ih ne in ſeinem Begehren für, was er iſt; und daſſelbe Model iſt der Spigel, da der Wille fiehet , was er iſt. Denn es iſt eineGleichniß nach dem Willen : und wir erkennen denſelben Spigel , (da fich der Wille ſelber immer ſchauer und beſieber) für die ewige Weisheit GOttes, denn ſie iſt eine ewige Jungfrau ohne We ſen ; und iſt doch der Spigel aller Weſen , in der alle Dinge find von Ewigkeit erfeben worden, was da werden könte oder folte. 10. Nun iſt dieſer Spigel auch nicht das Sehen ſelber, fons dern der Wille, der begehrend iſt, das iſt, des Willens ausge: bende Luſt , die aus dem Willen ausgebet, die iſt ein Geiſt, und machet in der Luft des Begehrens den Spigel : Der Geiſt iſt das Leben , und der Spigel iſt die Offenbarung des Lebens, ſonſten erkennete ſich der Seift ſelber nicht ; denn der Spigel,als die Weisheit , iſt ſein Grund und Behalter , es ijt $ 5
122 V. Von der Menſchwerdung 2.Th.C.2 . ift das Gefundene des Seiſtes, da ſich der Geiſt in der Weis heit ſelber findet : Die Weisheit iſt ohne den Geiſt kein We fen, und der Geiſt iſt ohne die Weisheit ibine ſelber nicht of
fenbar, und wäre auch eines ohne das ander ein Ungrund. II . Alſo iſt die Weisbeit, als der Spigel des Geiſtes der Gottheit, für ſich ſelber ſtumm , und iſt der Gottheit , als des Geiſtes, Leib, darinn der Geiſt wohnet ; Er iſt eine jungfråu liche Matrix , darinnen fich der Geiſt eröffnet , und iſt GOttes Weſenheit, als ein heiliger Gåttlicher Sulphur , gefaffet in der Imagination des Geiſtes , des Ungrundes der Ewigkeit ; Und iſt dieſer Spigel oder Sulphur der ewige erſte Anfang , und das ewige erſte Ende, und gleichet ſich allenthalben einem Auge, da der Geift mit ſiebet, was er darinnen ſey ,und was er wolle ers öffnen . 12. Dieſer Spigel oder Auge iſt ohne Grund und Ziel, tie denn auch der Geiſt keinen Grund hat,als nur in dieſem Auge : Er iſt allenthalben gang , unzertheilet , als wir erkennen , daß der Ungrund nich inag zertheilet werden, denn es iſt nichts,bas da ſcheide, es iſt kein Bewegen auſſer dem Geiſte. Alſo iſt uns erkentlich,was der ewige Geiſt inder Weisheit ſexy, und was der ervige Anfang und das ewige Ende fey. Das 2. Capitel. Die wahre hochtheure Porte der H. Dreye faltigkeit, das Auge des (ewvigen ) Lebens. Scheins.
Von der Gottheit der Natur.
auſſer
Summarien. Ie ſich der Wille'in ſich ſelber faſſet in der Imagination , und SSSſich in derſelben ſchwangert. S. 1.2 . Der Drenheit Offenba rung. 3. Drey, Eins : Dater, 4. Sohn, 5. . Geiſt. 6.7. Ls wir dann erkennen , daß der ewige Anfang im Un grunde ein ewiger Wille in ſich ſelber fey, deſſen Ur ſtandinfich keineCreatur wiſſen foll; Soiſt uns aber doch zu wiſſen, und im Geiſte zu erkennengegeben worden ſein Grund, den er in ihm felber machet , darinn er ruber : Denn ein Wille iſt dünne als ein Nichts , darum ift er begehrende , erwill etwas ſeyn , daß er in ſich offenbar ſey ; denn das Nichts urſas
1
123 2. TH.Cap.2. JEſu Chriſti. irfachet den Willen, daß er begebrend iſt; und das Begehren iſt eine Imagination , da ſich der Wille im Spigel der Weisheit erblicket,ſo imaginiret er aus dem Ungrunde in ſich ſelber, und macher ihm in der Imagination einen Grund in fich felber, und ſchwangert ſich mit der Imagination aus der Weisheit, als aus dem Jungfräulichem Spigel, der da iſt eine Mutter ohne Ge: baren , ohne Willen . 2. Nicht geſchicht die Schwängerung im Spigel, ſons dern im Willen , in des Willens Imagination : Der Spigel bleibet ewig eine Jungfrau obne Sebåren , aber der Willc wird geſchwangert mit dem Anblick des Spigels; denn der Wille ift Bater , und die Schwangerung im Bater, als im Willen , iſt Berg oder Sobn, denn es iſt des Willens als des Baters Grund , da der Geift des Willens im Grunde ftes bet, und aus dem Willen im Grunde ausgebet in die jung fräuliche Weisheit : Alſo zeucht des Willens Imagination, als der Vater, des Spigels Viſion oder Geſtalt , als die Bunder der Kraft , Farben und Sugend in fich , und wird alſo des Glaſtes der Weisheit mit der Kraft und Tugend fdwanger : Das iſt des Willens als des Vaters ſein Hers, da der ungründliche Wille einen Grund in ſich ſelbſt bekommt, durch und in die ewige ungründliche Imagination. 3. Alſo erkennen wir die Schwängerung des Vaters für das Centrum des Geiſtes der Ewigkeit, da ſich der ewige Geiſt immer faſſet, denn der Wille iſt der Anfang, und das Bewegen oder Einziehen in die Imagination , als zum Spigel der Weisheit, iſt der ewige ungründliche Geiſt, der urſtåndet inn Willen, und faſſet ſich im Centro des Hergens in der Kraft der eingezogenen Weisheit, und iſt des Hersens Leben und Geiſt : So denn der ewige ungründliche Wille in ihme ſelber ſtumm wäre , ſo iſt das gefaſſete aus der Weisheit, (melches Hert oder Centrum beiffet) des Willens Wort , denn es iſt der Schall oder die Kraft, und iſt des Billens Mund, der den Willen offenbaret , denn der Wille, als der Vater, der ſpricht mit Bewegung des Geiſtes die Kraft aus in den Spigel der Weisheit, und mit dem Ausſprechen gehet der Geiſt aus dem Willen , aus dem Worte des Mundes ODttes, als aus dem Centro des Hersens, aus , in das Aus geſprochene , als in den Jungfräulichen Spigel , und er : öffnet das Wort des Lebens im Spigel der Weisheit, daß das
124
V. Von der Menſchwerdung 2.TH.C.2.
das Dreyfaltige Weſen der Gottheit in der Weisheit offenbar wird .
1 4. Alſo erkennen wir ein ewig ungründlich Gottlich Wes fen, und darinn drey Perſonen, da keine die andere iſt , als der erige Wille, welcher eine Urſache alles Weſens iſt , der ift die erſte Perſon ; Er iſt aber nicht das Weſen felber , ſondern die Urſache des Werens, und ist frey vom Weſen , denn (er iſt der Ungrund : Nichts iſt vor ihme, das ihn gebe, ſondern er gibt fich felber, davon wir kein Wiſſen baben ; Er iſt alles, doch auch alſo Einig in fich , obne das Weſen ein Nichts , und in diefem einigen Willen urſtåndet der ewige Anfang durch Imagination oder Begehren , und im Begehren ſchwangert fich der Wille felber aus dem Auge der Weisheit , welches mit dem Willen in gleicher Ewigkeit, ohne Grund und Anfang iſt, wie oben gemeldet. Diefelbe Schwangerung iſt der Grund des Willens und Werens aller Weſen , und iſt des Willens Sohn , denn der Wille gebieret dieſen Sohn von Ewigkeit zu Ewigkeit immerdar,denn er ift fein Hert, oder ſeint Wort, als ein Schall oder Offenbarung des Ungrundes der ſtillen Ewigkeit , und iſt des Willens Mund oder Berſtand ; und iſt billig eine andere Perſon genant als der Bater, denn Er iſt des Vaters Offenbarung , ſein Grund und Wefen ; denn ein Wille iſt kein Wefen, aber des Willens Imagination machet Weſen . 5. Alſo iſt die andere Perſon das Weſen der Gottheit, ( vers ftebe das Weſen der 5.Dreyfaltigkeit ) der Mund oder Offen barung des Weſens aller Weſen, und die Kraft des Lebens als ler Leben . 6. Die dritte Perſon iſt der Geiſt, welcher mit der Faſſung des Willens durch die Imagination aus der Kraft des Spre chens ausgehet, aus dem Munde des Vaters in das Auge, als in Spigelder Weisheit, der iſt ja vom Willen und auch vom Worte frey : Und ob ihn gleich der Wifle aus dem Worte gi bet, noch iſt er frey, wie die Luft vom Feuer ; Wie man denn ſiehet, daß die Luft des Feuers Geiſt und Leben iſt, und iſt doch ein anders als das Feuer, wird doch auch vom Feuer gegeben . Und wie man fiehet,daß die Luft einen lebendigen und weben den Himmel gibt,der da ſcheinlich und beweglich iſt; Alſo ift auch der H. Geiſt das Leben der Gottheit, und eine andere Perfon als der Vater und Sohn, Ex führet auch ein ander Amt,
Hi
2.46. Cap 3.
JEſu Chriſti.
125
Amt, Er eröffnet die Beisbeit GDttes, daß die Wunder er: ſcheinen, wie die Luft alles Leben dieſer Welt eröffnet, daß al les lebet und wächfet. 7. Dieſes iſt alſo eine kurbe Andeutung der Gottheit im Ungrunde, wie GOtt in ſich ſelber wohne, und ſelber ſein Cen. trum der Gebårerin ſey. Nun ruhet aber alſo das menſchlis che Gemütbe mit dieſem nicht, es fraget nach der Natur, nach deme, daraus dieſe Welt iſt erboren und alles geſchaffen wor den : So folget nun ferner der Sert des Principii , dabin wir die Vernunftzu Gaſte geladen haben. Das 3. Capitel.
Die gar ernſtliche Porte. Wie GOtt auſſer dem Principio des Feuers nicht offenbar ſey ;
Item von dem ewigen
Weſen, und von dem ungründliden Willen.
Summarien , Eſchreibung undUnblick der Gottheit auſſer Natur. 5.1. Der Ewige Geiſt iſt ein begehrender Wille fich zu offenbaren . 2. 3. Das Begehren iſt eine Imagination, da derWille ſich beſchaus et und ſchwangert, daraus Finſterniß und Wiederwille entſtehet; ibid. unddieſer wieder gefaſſte Wille ilt des Herşens Wille. ibid. Gott der Vater iſt ein freyer Wille ; in ſeinem Begehren urſtåndet die Natur ; iſt aber dennoch eine andere Welt als die Natur. 4. In ſich iſt Gott der Ungrund, als die erſte Welt, welche verborgen ift. 5. Aus der Sina ſterniß urſåndet das Feuer, daraus das licht geboren wird. 6. Zwi: ſchen dieſen 2 Welten iſt der Lob, ibid. und kann des Menſchen Seele ohne Sterben nicht in der Licht-Welt wohnen , daher Chriſtus ſterben müſſen . ibid . Das Leben ſtebet in Dreyen . 7. Durch die Imaginas tion wird im Begehren das Nichts ſubſtantialiſch. 8. 9. Das Feuer kann das Licht nicht begreiffen, obs ſchon im Feuer wohnet. 10. Der Sohn iſt die Licht-Welt, 1. und des Vaters Geiſt ſcheidet ſich in 3 Welten ; 12. 13. doch urſtåndet der theuere Name der Gottheit nur in der Licht-Welt, 14. undſind dieſe 3 Welten : die Licht:Welt, die fins fiere Welt und die feurende Welt des 1. Principii. ibid. Ir haben mit dieſer Beſchreibung gezeiget, was die Gottheit auffer der Natur fey : Darinnen zu vers SSS nehmen iſt, daß die Gottheit, was die drey Perſonen antrift, mitder ewigen Weisheitvon der Natur frey fen, und daß die Gottheit noch tiefern Grund habe, als das Principium
126
V. Von der Menſchwerdung 2.Th. C.3.
im Feuer. Nun wåre aber die Gottheit ohne das Principi. um nicht offenbar, und verſtehen die Gottheit auffer dem Prin cipio , gleich einem Anblick groffer Wunder, da niemand weiß oder erkennen kann, was das fen, da alle Farben ,Kraft und Tu gend in einem gang ſchrecklichen Weſen erſcheinen, das doch teinem Weſen gleich fäbe; fondern einem ſchrecklichen Wuns der-Auge, da weder Feuer , Licht noch Finſterniß erſeben wür de , ſondern ein Anblick eines ſolchen Geiſtes, in hochtiefer, blauer, grüner und gemengter Farbe, da alle Farben inne lies gen; und würde doch keine vor der andern erkant, ſondern gleidete ſich einem Blige, der ſchrecklich wäre, deſſen Anblick • alles turbirte und verzehrete. 2. Alſo iſtuns zu erkennen das ewige Weſen , als der ewige Geiſt, auſſer dem Feuer und Lichte, denn er iſt ein begehrender Wille, der fich felder alſo zu einem Geiſt machet: Ünd dieſer Geiſt iſt die ewige Vermögenheit des Ungrundes, da fich der Ungrund in Grund führet, davon alles Weſen urſtåndet ; Denn eine iebe Geſtalt im Geiſte ili eine Imagination , ein be: gehrender Wille, und begebret fich zu offenbaren. Es ſchwån gert eine iede Geſtalt ihre Imagination , und begehret ſich auch iede Geſtalt zu offenbaren : darum iſt der Spigel des Anblicks ein Wunder des Weſens aller Weſen , und der Wunder ſind teine Zahl. Grund noch Ende, es iſt eitel Wunder, welchen Begriffman nicht ſchreiben kann ; denn der ſeeliſche Geiſt, der ausdieſem Wunder urſtåndet, verſtehet das alleine. 3. Und denn verfteben wir , wie dieſer ungründlicher Wille von Ewigkeit in Ewigkeit immer begehrendefer, nemlich ſich ju offenbaren, ſich zu ergründen , was er rey, die Bunder in ein Wefen zu führen , und ſich in den Wundern zu offenbaren : Und das Begehren iſt eineImagination , da der ille in fich aucht und ſich ſchwängert, und mitder Imaginationſich ſelber berchattet, das aus dem freyen Willen ein Wiederwille entſtes bat, von der Beſchattung, als von der Finſterniß frey zu ſeyn; denn das Eingezogene iff des frepen Willens Finſterniß, da er ſonſten auffer der Imagination frey warb, und doch auch in fich ſelber auſſer der Imagination ein Nichts wäre, und alſo urs ffandet mit im erſten Willen im Begebren ein Wiederwillen . Denn das Begehren iſt anziebende, und der erſte Wille iff ſtille, und in ſich ſelber ohne Weſen, ſchwangert ſich aber mit dem Begebren , daß er vol Weſen iſt, nemlich der Wunder und
2. 26. Cap.3.
JEſu Chriſti. 127 und Kraft, welche ihn überſchattet, und aus ihme eine fin : ſterniß macben, da fich denn in den eingezogenen Kraften ein anderer Wille faſſet, von der finſtern Kraft auszugeben iti die Freybeit: Derſelbe andere Wille ift des Hereens oder Wors tes Wille, denn er iſt eine Urſache des Principii, daß das Angft Rad das Feuer anzündet ; fo gehet er alsdenn durch die Angſt, als durds Feuer aus mit dem Schein des Lichts, als der Mas jeftat, darinn dann das Weſen der H. Dreyfaltigkeit offenbar wird , und empfahet alhie den theuren Namen GOTT. Das verſtebet nun weiter alſo : 4. Der erſte Wille, als GOtt der Bater, der iſt und bleis bet ewig frey von der Ungit - Dual, was der Wille in ſich ſelber iſt : Aber fein Begehren wird geſchwängert, und im Begebren urſtåndet die Natur mit den Geſtalten, und die Natur mobnet im Willen (in GOtt), und der Wille in der Natur, und iſt doch keine Vermiſchung ; denn der Wille iſt alſo dünne als cin Nichts, darum iſt er nicht faßlich, er wird von der Natur nicht ergriffen ; benn , fo er mødte ergriffen werden , ſo ware in der Gottheit nur eine Perſon. Er iſt wol die Urſache der Na tur, aber er iſt und bleibet in Ewigkeit doch eine andere Welt in fich, und die Natur bleiber auch eine andere Welt in ſich ; denn fie ffebet in Kraft der Effenß , aus welcher das Principi um urſtåndet : denn die klare Gottheit in der Majeſtát ſtehet nicht in der Effen oder im Principio , fondern in der Freybeit auffer der Natur ; aber das ſcheinende licht aus dem Principio machet die unfaßliche und ungründliche Gottheit offenbar. Es gibtden Schein der Majeſtát, und hålt ihn doch auch nicht in ſich ſelber, ſondern es faffet ihn aus dem Spigel der Junge fräulichen Weisheit, aus der Freyheit GDttes : Denn ware nicht der Spigel derWeisheit, ſo möchte kein Feuer oder Licht erboren werden : Alles nimt ſeinen Urſtand von dem Spigel der Gottheit. Das iſt nun in dem Wege zu verſtehen. 5. GOtt iftin fich der Ungrund, als die erſte Welt, davon teine Creatur nichts weiß, dann ſie ſtebet alleine mit Geiſt und Leibe im Grunde : Es wäre auch GOtt alſo imn Ungrunde Ibs me ſelber nicht offenbar ; Aber ſeine Weisheit iſt von Ewigs teit fein Grund worden , mornach dann den ewigen Willen des Ungrundes der Gottheit gelüſtert, davon die Göttliche Imagination entſtanden, das ſich der ungründliche Wille der Gottheit hat alſo yon Ewigkeit in der imagination , mit der Kraft
128 V. Von der Menſchwerdung 2. TH.C.3.
Kraft der Viſion oder Geſtalt des Spigels der Wunder ge fchwangert. Nun iſt in dieſer Schwangerung der ewige lir : ſtand zweyer Principien zu verſtehen, als (1) die ewige ins ſterniß, daraus die feurende Welt ſich urſtåndet, (2) die Wes fenheit des Grimmes in der Finſterniß, darinn wir GOttes Zorn und den Abgrund der Natur verſtehen ; und erkennen alſo diefeurende Welt für das groſſe Leben. 6. Zum andern verſtehen wir , wie aus dem Feuer das Licht erboren werde, und wie zwiſchen der feurenden und Licht Welt der Tod fey ; wie vas Licht aus dem Tode ſcheine, und wie die Licht- fianimende Welt ein ander Principium und Qual in fich fer , als die Feuer -Welt, und fey doch keines vom an : dern getrant, und kann auch keines das ander ergreiffen : Und (3 ) verſtehen wir, wie die Licht- Welt die ewige Freyheit, als den erſten Willen der Bater beiſfet , erfülle; ( 4) verſtehen auch in dieſem ernſtlich und gründlich, wie das natürliche Pea ben, das in der Licht-flammenden Welt wohnen wil, mülfe durch den Sod geben, und aus dem Tode ausgeboren werden , verſtehen aber, welches Leben aus der Finſterniß, als aus der Eſſeng der finſtern Weſenbeit urftåndet, als des Menſchen Seele, die ſich aus der Feuer-Welt in die finſtere Weſenbeit in Adam hatte eingewandt. Darum wirdann ( 5) gründlich und eigentlich verſtehen, warum GOtt, als das Hers GOts tes iſt Menſch worden , warum Er hat ſterben müſſen, in Dod eingeben , und ſein Leben im Tode zerbrechen, und bernach durch die Feurende Weltin die Licht-flammende Welt einfüba ren ; und warum wir Ihme alſo müſſen nachfolgen ; (6) wars um viel Seelen in der Feurenden Welt bleiben, und nicht durch den Tod geben mogen in die Licht- Welt; und was der Tod ſey, auch was die Seele ſey . Dieſes folget nun alſo : 7. Wenn wir betrachten, was das Leben ſey, befinden wir , daß es vornemlich in drepen Stücken ſtebe, als im Begehren , Gemüthe und Sinnen : Forſchen wir dann weiter, was das fey, daß das gebe, fo finden wir das Centrum , als das effens tialiſche Rad , welches den Feuer - Schmid felbft in fich hat. Sowir denn weiter ſinnen , wovon das effentialiſche Feuer entſtehet, fo befinden wir, daß es urſtånde im Begeh ren des ewigen ungründlichen Willens, der ihme mit dem Begehren einen Grund machet : denn ein iedes Begehren iſt berbe oder anziehende deſſen, ſo der Wille begehret ; und ift
2.86.Cap.3 .
JEſu Chriſti.
129
iſt doch auch nichts vor ihme, das es begehren mag, als nur fich felber. 8. Das iſt das groſſe Wunder- Auge, ohne Ziel und Grund , da alles inne lieget, und iſt doch auch ein Nichts ; es werde denn im begehrenden Willen zu einem Etwas gemadst , das durch Imagination geſchicht, da es zu einer Subſtant wird, da es doch noch ein Nichts iſt, denn es iſt nur eine Beſchatai tung des freyen Willens , welches Weſen die Freyheit , als den dünnen unerforſchlichen Willen berobattet,daß alſo zwo Welten werden : die erſte, welche in ſich ſelber unfaßlich oder ungreiflich iſt,ein Ungrund und ewige Freyheit ; die ander, die fich ſelber faffet, und zu ciner Finſterniß machet. Und ift doch keine von der andern getrennet, allein mit dieſem Unters repeid ,daß die Finſterniß nicht mag die Freyheit ergreiffen : denn ſie iſt zu dünne, und wohnet auch in fich ſelber , wie dann die Finſterniß auch in ſich ſelber mobnet. Die gar ernſte Porte. 9. Alhier verſteben wir nun ( 1) wie des Baters anderer Wille, den Erim Spigel der Weisheit ſchöpfet, zu feines Hers Bens Centro , mit der Weſenbeit in des Baters Imagination geſchwangert werde, und daß diefelbe Schwangerung gegert der Freyheit des erſten Willens (der Vater heiſſet ) eineFins ſterniß fey, und in dieſer Finſterniß.oder Wefenbeit alle Kraft, Farben und Jugenden in der Imagination liegen , darzu alle Wunder : Und verſtehen (2) wie die Kraft, Wunder ' und Sugend müſſen durchs Feuer offenbar werden, als im Princi . pio ,da alles in ſeine Eneng trit ; dann im Principio urſtåndet die Effens : Und verſteben (3) gar ernſtlich , daß im Principio , ebe ſich das Feuer urſtåndet, ein Sterben fer, als das grote Ángſt Leben , das zwar kein Sterben iſt , ſondern eine berber ſtrenge, ſterbende Dual, aus welcher das groſſe und ſtarcke les ben urſtåndet, als das Feuer-Leben,und denn aus dem geſtors benen das Licht- Leben, mit der Kraft der Liebe , welches Lichts Leben mit der Liebe in der ewigen Freyheit, als im erſten Wils len, der Vater beiſſet, wobnet, denn deſſen begehret der Vater in ſeinem eigenen Willen ,der er ſelber iſt, und nichts mehr. Das verſtebet nun alſo : 1o. Ihr ſehet und wiſſet, daß kein Licht ohne Feuer iſt, und kein Feuer ohne ernſte Dual, welche Qual einem Sterbert verglichen wird ; und die Weſenheit , auswelcher das Feuer brennet, 7
130 V.Von der Menſchwerdung 2. TH.C.3. brennet, muß auch alſo erfterben und verzehret werden . Aus dem Verzehren entſtehen 2 Principia zweyer groffer leben : das erſte, in der Qual,das Feuer beiffet ; das ander aus der Uberwundenheit, als aus dem Tode, welches Licht beiſſet , das unmaterialiſch und ohne Qual iſt, hat doch alle Qual in fich , aber nicht des Grimmes, denn der Grimm iſtim Tode blieben : und das Licht- Leben grünet aus dem Sterben , als eine ſchöne Blume aus der Erden , und wird vom Sterben nicht mehr ergriffen : als ihr denn ſebet , wie das Licht im Feuer wohnet, und das Feuer kann dasnicht bewegen , iſt auch fonſt nichts, das das Licht bewegen mag ; denn es iſt gleich der ewigen Freyheit, und wohnet in der Freyheit . II . Alhier verſtehet man , wie der Sohn eine andere Perſon ſey als der Vater ,denn Er iſt die Richt-Welt , wohnet dod im Bater,und der Vater gebieret fyn in ſeinem Uillen : Er iſt recht des Baters Liebe, auch Wunder , Rath und Kraft, denn der Bater gebieret Ihn in ſeiner Imagination in fich felber , und führet Ihn durch ſein eigen Feuer, als durchs Principium , durch den Sod aus ; daß alſo der Sohn eine andere Welt, oder ein ander Principium , im Bater machet und iſt, als die Feuer Welt in der Finſterniß iſt. 12. Alſo verſtehet ihr auch,wie des Vaters ewiger Geiſt ſich in drey Welte ſcheide: U18 (1) iſt Er der Ausgang aus der Imagination des erſten Willens des Ungrundes ,der da Vater beifſet, indem er mit dem Ausaeben die Weisheit erdffnet, und in der Weisbeit wohnet , und die an ſich trågt , als ſein Kleid
der groffen Wunder: 13. Und dann zum andern iſt Er die Urſache zum Einziehen zur Wefenbeit der Finſterniß , als zur andern Welt ; und iſt die Urſache und der Geiſt zum Urſtande des eſſentialiſchen Feuers: Er iſt ſelber die Qual in der Angſt des Principii , und auch die feurende Welt, als das groffe Leben . 14. Und dann zum dritten iſt Er auch ſelber der , der die Kraft im Sterben des Principii aus dem Feuer ausführet , da Vich die Kraft aus der Angſt aus dem Sterben vom Sterben fcheidet, und gebet in die Freybeit, und wohnet in der Freyheit , und machet die Licht- Welt : So iſt Er die Flamme der Liebe in der Licht-Welt ; Und alhie an dieſem Orte urſtåndet der theure Name GOttes des Vaters , Sobns und H. Geiftes . Denn in der feurenden Welt wird er nicht der H. Seift oder
JEſu Chriſti. 2.Th. Cap.4. 131 oder GOtt genant ; ſondern GOttes Zorn , GOttes Srimm , då fich GDit hiemit ein verzehrend Feuer nennet : Aber in der Licht-Welt, als im Sohne GOttes , ift Er die Flamme der Liebe, und die Kraft des heiligen Göttlichen Lebens felbft , da beiſfet Er GOtt H. Geiſt. Und die Licht- Welt beiffet Wun Der, Rath und Kraft der Gottheit, die eröffnet der H. Geiſt, denn Er iſt das Leben darinne ; und iſt alles zuſammen , wo unſer Herß und Sinn hinreichen mag,nichts als nur dieſe 3 Welten , es ſteber alles darinnen . Als erſtlich iſt die ewige Freyheit, und darinnen das Licht mit der Kraft im Spigel der Weisheit , die heiſſet GOtt Vater, Sohn und H. Geiſt : Und die andere iſt die finſtere Befenbeit in der Imagination , im berben begehrenden Millen , die Schwängerung des Bes gehrens, da alles in der Finſterniß ſtehet,als im ſtetem furchts famen und ängſtlichem Sobe ; Und die dritte iſt die feurende Welt, als das erſte Principium , welches in der Angſt entſtehet, als das groſſe, ſtarce, alllmachtige Leben, da die Licht-Welt ins në wohnet, aber dem Feuer unbegriffen .
Das 4. Capitel. Vom Principio und Urſtand der Feurenden Welt :
Und vom Centro der Natur , und
wie ſich das Licht vom Feuer ſcheidet, daß alſo zwo Welten in einander von Ewig keit in Ewigkeit ſind. Summarien . Edes Leben urftåndetſich in der Angſt, als im Menſchen : bas Feuer -Leben ,wozu die Galle gehöret; das Licht- Leben , daraus Gemüthe und Sinnen entſtehen , und das 3. Principium , ſo in Magen ift.g. 1.' Im Herßen ſtehet aber eine andere Welt verborgen , undder Geiſt aus demHerzen beſiget die andere Welt und wohnet doch im Feuer des Herkens.2. Wie nun im Menſchen 3 Regimente ſind : alſo auch auſſer ihm. 3. Es werden aber 7 Mütter in der Ewigen Natur verſtanden, die alles Weſen geben, da keine die erſte oder'legte. 4. Der 1.Wille iſt begehrende. ibid. Dieſer ſchwangert ſichin der Imaginas tion, 5. und jedes Begehren iſt herbe ; das iſt die 1.Mutter. 6. Des Willens Einziehen ins Begehren iſt die 2.,und die 3.Mutter das Angſta Rad. ibid . Das 1.Lebenvor dem Feuer, ift ſtumm und ungefühlich.7. , Aus der Angi -Dual entſtchet der Feuer- Bliß ,8. daraus das Ewige Leben erboren wird. 9. Wiederholung des Borgemeldten. 10. Im andern Wilen empfindet ſich Gött. 1l. Das Feuer ſtebet in 2 Urſa феп,
132. V.Von der Menſchwerdung 2. Th.C.4. chen , als des Herxens Willen -Geiſt und des Willens materia.12. Der Wille iſt in der finſtern Angſt, und dieAngſtijt die Finſterniß felbft ,dar : aus das Sehnen nach der Freyheit kommt , und endlich der Bliß .13. Der 2. Wille iſt Geift, der aus der Ungſt ausgebet. 14. Es mag aber ohne Sterben nichts in die Licht-Welt eingehen , und vor dem Sterbent muß die ſtarcke Imaginaticn vorhergehen : 15. Woben lucifers und adams fall zu verſtehen. 16. 17. Ir wollen nicht ſtumm [chreiben, ſondern beweißlich : Wir erkennen und wiſſen, daß ein iedes Leben ſich in der Angſt urſtåndet, als in einer Gift, die ein Ster ben iſt, und iſt doch auch das Leben ſelber, wie folches am Mens fcben und aller Creatur zu erkennen ift. Denn obne die Angſt oder Gift iſt kein Leben, wie das gar wol in aller Creatur zu ſes ben iſt, ſonderlich im Menſchen , welcher in dreyen Principien ſtehet, als eines imn Feuer, darinn das groſſe Feuer -Leben fie bet; zu welchem eine ſterbende Gift , als die Galle gehöret, melibe Gift die Angſt - Cammer machet, darinn das Feuer -les ben urſtåndet : Und aus dem Feuer- Leben das ander -Princie pium, als das Licht- Leben, daraus das edle Gemütbe mit den Sinnen entſtehet, barinn wir unſere edle Bildniß tragen ; und verfteben ,wie das Feuer Leben im Herßen urſtåndet vom So de der Gallen . Und das dritte Principium verſtehen wir int der andern Angſt- Cammer als im Magen , da wir die vier Elementa mit dem Geſtirn einſacken , da beun die andere Angſts Cammer als das dritte Centrum iſt, als das Reich dieſer Welt, ein Stanck und böſes QualsHaus,da das dritte Leben, als das Sternen -und Elementiſche Leben,inne erboren wird, und durch den åuffernleib regieret mit der Vernunftdes dritten Principii, 2. Nun verſtehen wir aber gar wol, daß im Hergent, im Feuers - Centro , eine andere Welt verborgen ſtebet , welche dem Sternen - und Elementen -Dual-Hauſe unbegreiflich ift : denn das Hert fehnet ſich nach derſelben Welt ; und der Geiſt, der aus dem Tode des Hergens Gift erboren iſt und wird , bes fißet dieſelbe andere Welt, denn er iſt frey von der Gift, welche das Feuer entzündet ; und wohnet doch im Feuer des Her bens :aber init ſeiner Imagination fåbet er die andere Welt der . Freybeit in die Imagination , und wohnet in der Freybeit auf fer des Feuers- Qual, ſo ferne er aber auch eine Luft in 6Dtt
führet. 3. Sonun ein ſolch Dreyfach Regiment im Menſchen iſt.ro iſt es ja vielmehr auſſer dem Menſchen , denn ſo das nicht wäre,
i 133 JEſu Chriſt . 2.Th. Cap.4 . n e n h e n c m e e t e ſ n t h r g n i t c e es in Me : D nn ni ko mö wä , ſo hä wo nichts iſt , da wird auch nichts ; fo aber etwas wird , ſo ion odelt wird es aus deme, das da iſt. Eine iede Imaginat m t ß e r n a ſich in der Gleichni : nur ihres gleiche in ſich , und offenb r e n n d e e n r g s ſ n n ſ i o le n S da da We al We ei ew Wu iſt in en dreyen Principi , fo bringets auch nur Wunder berfür , ein um ach iner igenſchaft nd ine de igen n iedes Principi ſe ,u e E ie E tion aran ir rkennen , aß d ſchaft wieder aus ihrer Iniagina w e ,d n das erpige ein eitel Dunder iſt ; So iſt nun demſelbe Wunder nnen en aft er d nachzuſi , und zu betracht die Art und Eigenſch t f n a i h r c ſeyn , ſie has ewigen Gebåre , denn es mag keine Eigenſ be dann eine Mutter, die da gibet . 4. So verſtehen wir nun in dem groſſen Wunder aller Wunder (welches iſt GOtt und die Ewigkeit mit der Natur ) ſonderlich ſieben Mitter, daraus das Weſen aller Wefen ur ſtåndet; ſinddoch alle ſieben nur ein einig Weſen , und iſt keis ne die erſte oder die leßte, ſie ſind alle ſieben gleich ewig , ohne Anfang: Ihr Anfang iſt die Eröffnungder Wunder des eini gen, ewigen Willens, der GOtt der Vater heiſſet; und die fies ben Mütter möchten nicht offenbar feyn , To der einige ewige Wille, der Vater heiſſet, nichtbegehrend wäre. So Er aber begehrend iſt, ſo iſt er eine Imaginirung in ſich ſelber : Er iſt eine Luſt fid felber zu finden , Er findet ſich auch in der Imagi nation , und findet fiirnemlich ſieben Geſtalten in ſich ſelber ,da keine die andere iſt, und iſt auch keine ohne die ander, fondern einc iedegebieret die ander ; Wäre eine nicht, fo wäre die an dere auch nicht, ſondern der Wille bliebe ein ewig Nichts , ohne Wefen, Schein und Glans. 5. Sodenn nun der Wille begehrend iſt, ſo iſt er einziebend deſſen, das in der Imagination iſt ; und da aber nichts iſt, ſo u e j chter i
und nicht im Willen, denn der Bille iſt ſo dünne als ein Nichts . 6. So iſt nun iedes Begehren berbe,denn es iſt ſeine Eigen ſchaft: Das iſt dieerſte Mutter , und des Widens Einziehen ins Begehren iſt die andere Mutter, denn es ſind zwo Šeſtal ten , die einanderwiederwårtig ſind;denn der Wille iſt ſtille als ein nichts und iſt berbe als ein ſtiller Tob , und das Einzie: hen iſt ſeine Rügung: das mag der ſtille Wille in der Herbich feit nichtleiden , und zeudt viel heftiger in Rich , und ſcharfet ſeinen eigenen Willen doch nur im Zieben, und will das Eins 33 zieben
134 V. Von der Menſchwerdung 2. TH.C.4 . ziehen mit ſeinem ſtrengen Einziehen einſchlieſſen und halten, und erwecket es nur auf ſolche Art. Se barter fich die Hers bichkeit zuſammen raffet,den Stachel zu halten, je gröſſer wird nur der Stachel, das wüten und Brechen , denn der Stachet will ſichnicht laſſen bändigen, und wird doch von ſeiner Muts ter alſo ſtreng gehalten, daß er nicht weichen mag : Er will über fich , und ſeine Mutter unter fich, denn Herbe zeucht in fich, und macbet fich ſchwer, und iſt ein Sinden unter fichi denn es machet im Sulphur das phur , und im Mercurio das Sul , und der Stachelmacbet im phur die bittere Geſtalt, als das Webe, eine Feindſchaft in der Herbichkeit, und will immer aus der Herbichkeit ausreiſſen,und kann doch auch nicht. Alſo ffeiget eines über ſich, das ander unter fich : Und fo es dann auch nicht kann, ſo wird es drehend als ein Rad, und drebet fich immer in ſich hinein. Das iſt nun die dritte Geſtatt, davon die Eſſeng urſtåndet, und das Wunder der Bielheit ohne Zahl und Grund : Und in dieſem Rabe verſtebet die Wunder oder Kraft, welde der Wille, nemlich der erſte ungründliche Wille , aus dem Spigel des Ungrundes zu ſeinem Centro oder Hergen in ſich zeucht, das iſt alhie der Wille der Kraft und Wunder i Und in dieſem Rade der groffen Angſt urſtåndet der andere Wille, als des Sohns Wille, aus der Angſtauszugeben in die Itille Freyheit des erſten ungründlichen Willens, denn das Rad machet die Natur ; denn alſo urſtåndet die Natur, es iſt das Centrum und ein Brechen der ſtillen Ewigkeit, nichts toda ter das, und machet aber das groſſe Leben. 7. Und daß wir aber vom Södten reden , das verſtehet itt dem Wege ; Es iſt kein Todten , ſondern die Empfindlichkeit, denn das Leben vor dem Feuer iſt ſtumm , obne Fühten, es iſt nur ein Hunger nach dem Leben , gleichwie die materialiſche Weft nur ein Hunger nach dem Leben iſt, und in ſeinem Huna ger alſo ſtreng arbeitet bis ans Principium , daß fie das Feuer erreichet ; da ſich dann das äuſſere Leben dieſer Welt urſtån det,und kann anderſt nicht ſeyn, es zerbreche dann die erſte Ma. trix , als das herbe Begehren , das iſt, das Rad der erſten dreyen Geſtalten, als Herbe; und das Ziehen der Herbichkeit macbet das Angſt- und Qual -Weſen. Denn es iſt ein Schrea den in ſich ſelber, indem das Nichts ſoll in die Empfindlich keit kommen, denn das iſt die Gift-Qual, Davon der Grimm und alles Böſes urſtåndet, und iſt doch auch der rechte Urs fprung
135 2.Th. Cap.4 . JEſu Chriſti. ſprung des empfindlichen Lebens : denn alſo findet ſich das Les ben, nemlich in der Ungſt-Dual, wie dis an allen Creaturen zu ſehen, daß das Leben in dem erſtickten Blute , in der Ungft Teinen Urſtand nimt, beydes das creatürliche und eſſentialiſche Leben , als in einem ſtinckenden Miſte in der Faule, da im Sterben des Korns das gröſte Leben entſpringet, und doch in der Effen tein Sterben verſtanden wird, ſondern ein Angſt: Qual, da die Mutter muß zerſpringen , welche eine ſtumme Berenbeit iſt, wie am Korn zu erfinnen, da das eſſentialiſche Leben aus dem Zerbrechen ausgrünet. 8. Gleichergeſtalt verbålt fichs auch mit dem Centro der Natur : die Angſt- Qual iſt das recite Centrum , und ma chet den riangel in der Natur ; und der Feuer- Blit, als die vierte Geſtalt der Natur, machet aus dem Triangel ein Ereus , denn alda iſt das Principium , und wird geſchieden in zwo Welten zweyer Principien , alsin zweperley Qual und les ben, als eine Qualbleibet und iſt das Feuer oder Angſt-les ben , und die ander Quel entfrebet in dem Zerbrechen der Angſt; das verſtebet alſo : Die erſte Geſtalt der Weſenheit, als Herbe, im begehrenden ungreiflichen Willen, muß ſich der Angft- Qual im Rade der Ratur gang beimgeben, denn der Stachel wird zu ſtarck : Alfo erſincet die Herbichkeit wie ein Tod, und iſt doch kein Tod, ſondern eine ſterbende Dual ; denn der Stachet wird Herr, und verwandelt die Herbichkeit in feine Eigenſchaft, als in einen wütenden Blig, in eine Angſt-Qual,welche vom Stachel und der Herbichkeit bitter ift, als der Gift Art iſt. Denn die Sift oder das Sterben bat vornemlich drey Geſtalten , als berbe , bitter, und Feuers Angſt, die machet fich alſo in fich ſelber, und hat keinen Ma . cher, als nur den ſtarcken Willen zum groſſen Leben im Feuer . 9. Alſo verſtebet uns recht, der Ungrund bat fein Leben, aber alſo in ſolcher Eigenſchaft, wird das groſſe ewige Les ben erboren : Der Ungrund batkeineBeweglichkeit oder Füb , len ; und alſo erbieret fich die Beweglichkeit und Fühlung , und alſo findet ſich das Nichts im ewigen Willen , deſſen Grund wir nicht wiſſen, auch nicht forſchen ſollen, denn es turbiret uns. Und iſt diefes doch nur ein effentialiſch Les ben ohne Berſtand , gleich der Erden und dem Tode oder Sterben , da zwar eine Qual in ſicb ift, aber in der Fin 34 ſterniß
136 V. Von der Menſchwerdung 2.Th.0.4 . ſterniß obne Berſtande, denn die berbe Angſt zeucht in fich , und das Eingezogene machet die Finſterniß , daß alſo das Angſts Leben in der Finſterniß ftebet ; Denn ein iedes Weſen iſt in ſich ſelber finſter, es habe denn des Lichtes Tinctur in fich ; So iſtdie Sinctur eine Freybeit von der Finſterniß, und wird von der Angſt -Qual nicht ergriffen, denn ſie iſt in der Licht- Welt : und ob ſie gleich in der Weſenheit ſtecket, als in einem finſtern Leibe, iſt ſie doch aus dem Weſen der Licht- Welt, da kein Be griffift. 10. Oben iſt gemeldet erſflich vom Spigel der Weisheit der Wunder alles Wefens : Und dann von der Dreyzahl des Wefens aller Weren , wie diefelbe aus einem einigen ewigen Willen urſtånde, der der Vater aller Weſen beiſſet; und wie Er in ſich einen andern Willen ſchöpfe, fich in fich zu offenba ren oder zu finden, oder wie man ſagen möchte, zu empfinden , was und wie Er fer. Und denn wie derfelbe andere wieder geſchöpfte magiſche Wille ſich zu empfinden, ſein Herß oder eigener Siß fen, und wie ſich der erſte ungründliche Wille mit der Imagination ſelbſt ſchwangert aus dem Spigel der Wuns der, welcher in der Licht - Welt die Weisbeit beifſet. Und denn haben wir gemeldet , wie daß derſelbe erſte ungründliche Wille, famt der Schwangerung und auch dem Spigel der Wunder oder Weisheit,auf ſolche Eigenſchaft vor dem Feuerss Principio fein Gottlich Defen recht genant werde ; ſondern vielmehr ein Myſterium der Wunder aller Weſen, welches Mye fterium im Feuer ſeine Scheidung nimt, in unendliche Partes oder Weſen, und bleibet doch auchnur Ein Wefen. II. So geben wir euch nun ferner zu verſtehen von dem andern Willen , denn der erſte Wille in ſeiner Imagination oder Schwangerung ſchopfet, welcher das groſſe Myſterium ift, tarinne fich der erſte Bille, derVater beiffet, ſuchet, fins det und empfindet, als ein Leben im Herßen ; wie daß derfelbe andere Wille ſey die Mutter der Gebårerin,in der eingezo genen , oder in der Imagination eingefaſſeten Schwangerung: Eriſts, der die ſieben Geſtalten zur Natur urſachet ; Er iſt es auch, der das Angſt- Rad als das Sterben urſachet. Er iſt es auch, der in der Angſt durch den Tod ausgehet in die Freybeit, und den Tod zubricht, und das Leben gibt; Der das Feuer anzündet, und im Feuer den Glang der Majeſtät in ſich nimt, und im Lichte der Majeſtät im Feuer wohnet, dem
2.
6. Sap.4.
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dem Feuer unergriffen ; als einer der nichts fühlet, der der Qual abgeſtorben iſt, und in fich eine andere Qual fübret, welche die erſte nicht fühlet, deren er abgeſtorben iſt. 12. Und daß wir euch furß, dazu gründlich und eigentlich .beſcheiden des Feuers Urſtand, ſo erkennen wir in der uns er öffneten Sieffe aus GOttes Gnaden, daß das Feuer in ſeinem Urſprung in zweyen Urſachen ſtebe: Als Eine Urfach iſt der Willen - Geiſt des Hersens, verſtebe des Baters andern Wil len , als des Sohns Eigenſchaft ; Die andere Urſache iſt des Willens Materia , als des Wunders des Rades des eſſentiali fchen Lebens, als der Angſt - Cammer. Die Angſt ſehnet ſich nach dem Willen der Freyheit, und der Wille ſebnet fich nach der Offenbarung, denn der Wille kann ſich in der ſtillen Frey heit in fich ſelber nicht offenbaren obne das effentialiſie leben , welches in der Angſt, als im Sterben, zur Offenbarung, als zum groſſen Leben, kommt. 13. Alſo iſt der Wille in der finſtern Angſt, und die Angſt iſt die Finſterniß ſelber : Und ſo ſich denn die Angſt alſo heftig Febnet nach dem Willen der Freyheit , ſo empfabet fie der Wille der Freyheit in fich , als einen Bliß , als ein groſſer Schrack, als goſſe man Waſſer ins Feuer ; und alliegeſchieht das rechte Sterben , denn die gar grimmige finſtere Angſt er: Tchricket vor dem Blige, wie die Finſterniß vor dem Lichte, denn die Finſterniß wird getddtet und überwunden , und der Schrack iſt ein Schrack groffer Freuden . Alda fincket die grimmige berbe Sift in ſich in Tod , und wird unmachtig , denn ſie verlieretden Stachel, und iſt doch kein Tod ; ſondern alſo wird das rechte Leben der Fühlung und Sehnung anges gündet: dern dis iſt eben, als ſchlüge man Stabl und Stein aneinander, denn es ſind zweene groſſe Hunger des Willens nach der Weſenbeit, und der Weſenheit nach dem Leben. Der Wille gibt Leben, und die Weſenbeit gibt Dffenbarung des Lebens : Gleichwie ein Feuer aus einer Kerken brennet , alſo brennet der Wille aus der eſſentialiſchen Wefenheit. Der Wille iſt nicht das Licht ſelber, fondern der Geift des Lichts, oder Feuers ; das Licht urſtåndet aus der Eſſeng , und die Ellens wieder aus dem Willen : Das ängſtliche eſſentialiſche Feuer iſt die Materia zum ſcheinenden Feuer, und der Wille entzündet ſich in dem effentialiſchen Feuer, und gibt das weiſſe liebliche Feuer, das in dem bißigen Feuer wobnet, ohne Fübs lung ; I 5
1:38 V.Von der Menſchwerdung 2.Th.C.4. tung ; Der Wille nimt ſeine Fühlung vom Grimm des effens tialiſchen Feuers in der vierten Geſtalt, daß er in fich offenbar iſt, und bleiber doch frey vom Grimm, denn die Qual wird in der Unzündung verändert in einen ſanften Liebe-Dual. 14. Und alhier empfabet der andere Wille ſeinen Namen Geift ;, denn aus dem effentialiſchen Feuer bekommt er die Eigenſchaften aller Wunder, und auch das rechte Leben der. Kraft und Macht, über das effentialiſche Feuer- Leben : denn er nimt von der Natur in fich die Kraft, und führet auch in fich die Freyheit, ſo iſt die Freyheit eine Stille ohne Weſen. Alſo gibtſich die ſtille Freyheit in das Weſen der Angſt, und die Angſt empfabet dieſelbe Freybeit ohne Qual, davon wird fie alſo freudenreich, daß aus der Angſt liebe wird; (die fünfte Geſtalt der Natur ) denn der Wille, der ſich in die Angſt hatte. eingegeben , wird alſo erloſet vom Jode der Angft : darum findet er ſich in der Freybeit, und gebet von der Grimmen Angſt aus . Denn alhier wird der Tod zerbrochen ,und bleiz bet doch ein God in fich ſelber : aber der Willen -Geift, als das rechte beilige Leben , gebet mit der Zerſprengung aus der Angſt aus, und iſt nun auch ein Feuer, aber ein Feuer in der Fren : heit, und brennet in der Liebe-Quat ; wie man dis am Feuer und Richte fiebet, wie das effentialiſche Feuer ein brennend Wehe iſt, und das Licht eine freudenreide Wonne, obne em pfindliche Qual; bat doch alle Dual und Eigenſchaft des Feu ers in fich, aber in einer andern Eſſenß, als eine freundliche wolthuende Effenß , ein rechter Anblick der Freudenreich , und das Feuer ein Anblick des Schreckens und der Angſt, und wobs net doch eines im andern, und findet auch eines ohne das ans der nicht in der Effeng -Dual. 15. Alſo ſind zwo Welten in einander, da keine die andere begreift, und mag nichts in die Licht- Welt eingeben , als nur durchs Sterben , und vor dem Sterben .nuß die Imas gination vorhergehen : Der ångſtliche Wille muß ſich nach der Freyheit der Kraft des Lichtes ſehnen und gang einer geben, und mit der begehrenden Imagination die Kraft der Freyheit fahen ; utsdenn gehet der ſtarcke Wille durch den Tod der Finſterniß, durch das eſſentialiſche Feuer durch , und zerbricht die Finſterniß , und fällt in die Licht-Welt, und wobnet im Feuer ohne Dual, in der Freudenreich. Und das ift
139 2. TH.Cap.s. JEfu Chriftia iſt die Porte in Ternarium Sanctum , und Glauben in den H. Geiſt, lieben Menſchen Kinder. 16. Alhier verſtehet ihr den Fall des: Teufels, welcher reiz nen Willen - Geiſt nur in das eſſentialiſche Feuer gewandt. þatte, und hat wollen damit über das Licht berrſchen : Und verſtehet auch alhie den Fall des Menſchen , welcher ſeine Imagination hat in die materialiſche eſſentialiſche Weſenheit gewandt, und iſt aus dem Lichte ausgegangen ; um welches willen der Wille der Liebe aus der Licht-Welt wieder iſt in die materialiſche Weſenheit in die Menſchheit eingegangen , und bat ſich wieder dem effentialiſchen Feuer-Geifte im Menſchen, als der Seelen , einvermåblet und einergeben , und bat dies felbe durch den Tod unddas Feuerdurchgeführet in die Lichta Wett, in Ternarium Sanctum , als in denWillen der Heiligen Dreyfaltigkeit. 17. Laſſet euch das ein Finden und Wiſſen ſeyn, und ver : achtet esnicht um der groſſen Tieffe willen , welche nicht ie dermans Begriff ſeyn wird : Urſache iſt die Finſterniß, darein fich der Menſch verteuffet ; Sonſt mag es ein ieder wol finden , wenn der irdiſche Weg zerbrochen würde, und das Adamiſche böſe Fleiſch nicht zu lieb måre, welches die Hinderung iſt. Das 5. Capitel. Vom Principio in ſich ſelber, wases fen ? Summarien . PES . Feuers Urſtand iſt ein Principium . 5. 1. Was im Feuer wohnen kann, unfaßlich, und ihm ſeine Macht nehmen , iſt auch ein Principium ,2. In dem Ewigen ſind nur 2 Principia; Feua er undLicht; die nehmen einander in ſich . 3. Der Ungrund findet ſich in der herben finſterniß, gehet aber als ein Geiſt aus in die Frenheit, in Ungrund. 4. Der Ungrund ſiehet ſich ſelbſt. s. Im Feuer mag tein recht Weſen beſtehen, ſondern nur des Weſens Geiſt. 6. Die Feuersa Geſtalt niit: die Sanftinuth gibt. ibid. Der Bater ohneQual, fühs ret ſeinen Willen in Dual , zu einem andern Willen , welcher des Soins Geburt iſt. 7. Da verſchlinget des Vaters Feuer das fanfte Weſen, und gibt den H. Geift. 8. udes aber iſt nurEin GOtt. 9. Aus der Angſt urſtåndet auch das groſſeſte Leben. 10. Aus dieſem ers hellet nun, warum Chriſtus, und wir auch, fterben müſſen. 11. Die Seele iſt ein Engel, 12, und muß durch Chrifti Bahn eingehen ; 13. mit Ernſt aus der böſen Anneiglichkeit ausgeben unddarwieder ſtreia ten,14. und durch ernſtiges Abſterben des böſen Adams, noch ben les bendem Leibe, in Chriſti Cod eingeben und Chriffi Leib empfahen . 15. Die
140 V. Von der Menſchwerdung 2.Th.C.5. Die äuſſerliche Zurechnung des Verdienſtes Chriſti thuts.nicht: ſons dern wir müſſen neugeboren werden ,Chriſto nachfolgen, kämpfen, und im Kriege ſtehen und glauben .16. Es foftet viel mit Gottes Zorn rin . gen und dein Teufel obficgen .ibid. Wirmüſſen nur zu Chriſto einge ben, und uns unter einander lieben ; 17. lo lórden wir GOttes Zorn auch in unſerin Nächſten . 18.
Ir baben ferner zu betrachten die erſten vier Geſtal ten der Natur, ſo werden wir finden, was ein Prin SSS cipium fey : Denn das iſt eigentlich ein Principium , da ein Ding wird, das es nie geweſen iſt, da aus dem Nichts eine Qual wird, und aus der Dual ein rechr Leben, mit Vers ſtand und Sinnen ; und erkennen aber das rechte Principium ins Feuers-Urſtand, in der Feuers- Qual, welche die Werens beit und auch die Finſterniß zubricht. So erkennen wir des Feuers Eſſeng und Eigenſchaft für ein Principium , denn es machet und gibtden Urſtand des Lebens, und aller Beweglich teit, und auch die ſtarcke Macht des Grimmes. 2. Und zum 2. erkennen wir das auch für ein Principium , das im Feuer wohnen kann , dem Feuer unergriffen , das dem Feuer feine Macht nehmen kann, und des Feuers Qual in eis ne ſanfte Liebe verwandeln ; das da Almachtig über alles iſt, das den Verſtand bat, dem Feuer ſeine Wurßel ju jerbrechen , und aus dem Feuer eine Finſterniß zu machen , und einen důra ren Hunger und Durſt , ohne Empfindung einiger Labung, als der Höllen Dual iſt : das iſt der Abgrund, da das Weſen verſchmachtet iſt, da der Tod ſeinen Stachel führet, als eine verſchmachte Gift, da zwar ein eſſentialiſch Leben innen iſt, aber es feindet fich felber an, da des rechten Feuers Anzün dung nicht erreichet wird, ſondern nur als ein Blik ohne Bren : nen erſcheinet. 3. Und geben euch alſo zu verſtehen, daß in dem Ewigen nicht mehr denn ztvey Principia ſind : ( 1) das brennende Feuer, das wird mit dem Lichte erfüllet, das Licht gibt ihme ſeine Eis genſchaft, daß aus der brennenden Qual eine hohe Freudens reich wird, denn die Angſt erreichet die Freyheit, und bleibet alſo das brennende Feuer nur eine Urſache des Findens des lebens, und des Lichtes der Majeſtåt; das Feuer nimtin fich des Lichtes Eigenſchaft, als Sanftmuth, und das Licht nimt in fich des Feuers Eigenſchaft, als Leben und ſich Finden . 1Ind das ander Principium wird im Lichte verſtanden ; aber die eſſentialiſche Weſenheit, daraus das Feuer brennet, bleibet ewig
2. Th.Cap.5. JEfu Chrifti. 141 ewig eine Finſterniß, und eine Dual des Grimmes, darinn der Seufel wobnet, als man fiebet, daß das Feuer ein ander Ding ift, als dasjenige, daraus das Feuer brennet. Alſo ftehet das Principium im Feuer, und nicht in der eſſentialiſchen Qual der Weſenbeit; die effentialiſche Qual iſt das Centrum der Ra : tur, die Urſache des Principii , aber es iſt Finſter, und das Feuerſcheinend : und wird alhier recht gezeiget, wie die Zer: brechung des Grimines, als des Todes, und denn die ewige Freybeit auffer der Natur, beyde zuſammen die Urſache des Scheines find. Denn darum iſt der Wunder -Geift des Un grundes begehrend, nemlich daß er ſcheinend werde, und dar. um fübret er ſich in Qual, daß er fich finde und empfinde, daß er mdge ſeine Wunder in der Qual offenbaren, denn ohne Qual tann keine Offenbarung feyn. 4. Alſo verſtehet uns nun ferner : Die Qual , als der Grimm hat keinerechte Weſenheit; ſondern der berbe Grimm ift des Stachels Weſenheit, darinnen er ſticht, und die Angſt mit famt dem Feuer ſind oder machen auch keine rechte Weſen , beit, ſondern es iſt nur ein ſolcher Geiſt; iedoch muß einer dis afer feyn als der ander , ſonſt ware kein Finden, als die Her : bichkeit machet dicke und finffer . Alſo findet der bittere Sta: chel die Angſt in der berben finſtern Eigenſchaft, als in einer Materia : denn wäre keine Materia , ſo wäre auch kein Sciſt oder Finden, der Ungrund findet ſich in der berben Finſterniß, der zerſprenget aber die Finſterniß, und gehet aus der berben Finſterniß aus, als ein Seift, der fidh in der Angſt-Qual funs den bat ; laffet aber dieſelbe berbe Materiam der Finſterniß, darinnen er ficy fand, und gebet in fich ſelber ein, wieder in die Freyheit, als in Ungrund, und wohnet in fich felber : Alſo muß die QualfeineSchärfe und Findung ſeyn , und iſt ihme auch eine Anzündung feiner Freyheit, als des Lichts, darinn er fich fiehet , was er iſt. 5. Alſo begehreter für ſich nun nicht mehr der Qual, denn er iſt nun ſelber eine Qual ; fondern er modelt fich felber, und fieber ficb felber nad allen Geſtalten, und eine iede Geſtalt iſt begehrend ſich zu finden und zu offenbaren , und es findet ſich alſo auch eine iede Geſtalt in fich ſelber, gebet aber mit dem Begehren aus ſich felber, und ſtellet fich dar, als eine Figur oder Seift : und das iſt die ewige Weisheit in den Farben , Wundern und Tugenden, und iſt doch niept particular, fons deru
142 V. Von derMenſchwerdung 2. Th. €.5. dern alles gang, aber in unendlicher Geffalt. Dieſe Seffal ten baben ſich mit der Bewegung des erſten Willens, der var ter heiſſet,in Geiſter corporiret, als in Engel : Alſo, daß fich das verborgene Wefen in Creaturen ſebe, empfinde und finde, und daß ein ewig Spiel in den Wundern der Weisheit GDt: tes reny. 6. Weiter verſteben wir die Weſenbeit der Licht-Welt, daß fie wahrhaftig eine rechte Berenbeit iſt, denn im Feuer mag tein recht Weſen beſtehen, ſondern nur der Geiſt des Weſens : Das Feuer urſachet aber das Weſen, denn es iſt ein Hunger, ein ernſtlich Begehren, es muß Weren haben, oder es erliſchet. Das verſtehet nun in dem Weg : die Sanftmuth gibt, und das Feuer nimt: die Sanftmuth iſt ausgebende aus ſich fel ber, und gibt ein Wefen ſeines gleichen, eine iede Geſtalt aus ſich ſelber, und das Feuer verſchlinget daſſelbe, gibt aber das Licht aus demſelben . Es gibt ein Edlers, als es verſchlun gen hat, gibt Geiſt für Wefen : denn es verſchlinget das fanfte Wolthun, das iſt das Waſſer des ewigen Lebens, und gibt aber den Geiſt des ewigen Lebens ; als ihr Tebet, wie der Wind aus dem Feuer gehet, alſo auch die Luft, als der rechte Geiſt aus dem Feuer) Reben. 7. Alſo verſtehet unſern Sinn recht: Gott der Bater iſt in ſich die Freyheit auſſer der Natur , machet ſich aber in der Natur durchs Feuer offenbar ; die Feurende Natur ift ſeine Eigenſchaft, aber Er iſt in fich ſelber der Ungrund, da fein Fühlen einigerley Qual iſt, führet aber feinen begehrenden Billen in Dual, und ſchopfet Ihm in der Qual einen andern Willen , aus der Dualauszugehen wieder in die Freyheit auſ ſer der Qual. Derſelbe andere Wille iſt ſein Sohn, den Er aus ſeinem ewigen einigen Willen von Ewigkeit gebieret, den fübret Er durch das Zerbrechen der Todes Qual, als aus fei nem Ernſte des Grimmes, durchs Feuer aus : Derſelbe ans dere Wille, als der Sohn GOttes des Baters, der iſt es, der den Sod, als die ſtrenge finſtere Qual zerbricht, der das Feuer anzündet, und gebet durchs Feuer aus, als ein Schein oder Glang des Feuers, und erfület den erſten Willen, der Pater þeifſet ; denn der Glans iſt auch alſo dünne als ein Nichts, oderals der Wille, der Vater heiffet. Darum kann er inder freybeit wohnen, als in des Baters Willen, und machet den Bater licht, belle, lieblich und freundlich, denn er ift des Vaa ters
2.Th. Cap.5.
Jeſu Chriſti.
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ters Herß oder Barmberßigkeit : Er iſt des Vaters Weſents heit, er erfüllet den Vater an allen Orten, wierrol kein Drt in ihm iſt, kein Anfang noch Ende. 8. Alſo verſtehet nun weiter : Des Vaters Feuer vers Tchlinger das ſanfte Weſen, als den Waſſer-Duell des ewigen Lebens in ſich , in des Feuerseigenen Eſſeng, undſänftiget ſich damit, da muß die Wefenbeit im Feuer gleich als erſterben ; denn das Feuer verſchlinger die in fich, und verzehret die, und gibt aus der Berzehrlichkeit einen lebendigen, freudenreichen Geiſt, das iſt der Heilige Geiſt, der gebet alſo vom Bater und Sobnaus in diegroſſen Wunder der 5. Wefenbeit, und eröffs net dieſelben immer und ewiglich. 9. Alfo iſt die Gottheit ein ewig Band, das nicht zergeben tann : Alſo gebieret fie fich ſelber von Ewigkeit in Ewigkeit, und iſt das erſte auch immer das leßte, und dieſes wieder das erfte. Undverſtebet alſo den Pater für die feurende Welt, den Sohn für die Licht- und Kraft- Welt ; den H. Geiſt für das Leben der Gottheit,als für die ausgehende führende Kraft; und iſt doch alles nur ein GDtt, wie das Feuer und das Licht mit der Luft nur ein einig Weſen iſt: aber es ſcheidet ſich ſela ber in drev Sheile, und kann keines ohne das ander beſteten .. Denn das Feuer iſt nicht das Licht, auch nicht der Wind, der aus dem Feuer gebet, es bat ein iedes ſein Amt, und iſt ein iedes ein eigen Weſen in fich, iſt doch ein iedes des andern Leben , und eineUrfache des andern Rebens : Denn der Wind blåſet das Feuer auf, ſonſt erſtickete das in ſeinem Grimm , daß es in finſtern Sod fiele, wie denn das Erſticken der wahrs baftige Tod iſt, da das Feuer der Natur erliſchet, und nicht mehrWeſen in ſich zeucht. io . Solches alles habt ihr ein gut Gleichniß an der äuſſern Welt, an allen Creaturen, wie alles Leben, als das effentiali: ſche Feuer -Leben , Weſen an ſich zeucht, das iſt ſein Eſſen ; und das Feuer feines Lebens verzehret das Weſen , und gibt den Geiff der Kraft aus dem Verzehrten, das iſt der Creatur Leben. Und ſebet ihr ja gar recht, wie das Leben aus dem To: de urſtånde : Es wird kein Leben, es zerbreche dann dasjenige daraus das Leben geben ſoll ; Es muß alles in die Angſt-Kama mer ins Centrum eingeben, und muß den Feuer - Blig in der Angſt erreichen , ſonſt iſtkeine Anzündung, wiewol das Feuer mancherley iſt, alfo auch das Leben : aber aus der gröſfeſten
Angle
144 V. Von der Menſchwerdung 2.Th. C 5. Angſt urſtåndet auch das groſſeſte Leben, als aus einem rech " ten Feuer. II. Alfo, lieben Kinder GOttes in Chriſto, geben wir euch zu erwegen unſer Erkentniß und Vorhaben : Unfangs haben wir gemeldet, wir wollen euch den Tod Chriſti zeigen, warum Chriſtus bat follen ſterben ; und warum wir auch múffen ſter ben, imd in Chrifto auferſteben . Das Tebet ihr ja nun in dies fer Beſchreibungklar, und verſteber unſer groſſes Elende, daß es uns noth geweſen iſt, daß das Wort oder Leben der H. Licht-Welt iſt wieder ein Menſch worden, und hat uns in fich neugeboren : Wer albier nichts verſtebet, der iſt nicht aus GOtt geboren. Sebet doch, in was Herberge uns Udam bat eingeführet : er war ein Auszug aller 3 Principien, eine gange Gleichniß nach allen dreyen Welten, und hatte in reis nem Gemüthe und Geiſte Engliſche Eigenſchaft in fichier war in die H. Kraft und Weſenheit eingeführet, als ins Paras deis, das iſt, Göttliche Weſenheit. Er ſolte von Göttlicher Weſenheit eſſen , und Waſſer des ewigen lebens trincken , auf Engliſche Art, wie im Buche des Oreyfachen Lebens nach der Länge gemeldet worden : Aber er verließ die Göttliche Weſenbeit,und die Engliſche Eigenſchaft, und imaginirte in ibie Ausgeburt, als ins Reich der irdiſchen Dual, welches der Teufel entzündethatte in ſeinem Fall ; Er wandte ſeine Aus gen aus Gott in den Spiritum Mundi oder irdiſchen Gott, aus bem Göttlichen Lichte ins Licht dieſer Welt, alſo ward er ges fangen, und blieb in der irdiſchen Qual. Alſo fiel er in die irs diſche zerbrechliche Qual, die Herrſcher in ihme und füllet ihn : Sie zeucht ihm einen Leib auf, zerbricht den auch wieder, und verſchlinget den in ſeine eigene Eſſeng , in fein effentialiſch
Feuer. 12. Weil aber die Seele aus dem Geiſte GOttes als aus dem Epigen iſt in den Menſchen geblaſen worden , alſo daß die Seele ein Engel iſt; Sohatſich GOtt derſelben wieder anges noinmen, und iſt die Kraft der H.licht- Welt,als GOttes Hers, in die menſchliche Effeng, die im Tode verſchloſſen laa , eingans gen in die Angſt- Kammer unſers Elendes, hataus unſerer Er feng eine Seele in fic gezogen, hat unfer fterblich Leven an sich genommen ,die Seele durch den Tod, durchs ernſte Feuer BDttes des Vaters in die Licht-Welt eingefibret, den Job, der uns gefangen hielt,zerbrochen, und das Leben aufgeſchloſſen ... 13. Nun
145 Eſu Chriſti. 2. Th. Cap.'s . 13. Nun mag und kanns nicht anderſt ſeyn, wer die Richta Welt befißen will, der muß durch dieſelbe Bahn, die Er gez macht hat, eingehen : Er muß in Tod Chriſti eingeben, und in Chrifti Auferſtehung gebet er in die Licht- Belt ein . Gleich als wir erkennen, daß das ewige Wort des Vaters, welches des Baters Herß iſt, von Ewigkeit zu Ewigkeit , aus dem Grimm des Todes der Finſterniß durchs Baters Feuer auss geborenwird , und in ſich ſelber das rechte Centrum der H. Dreyfaltigkeit iſt, und aus ſich ſelber mit dem ausgebendent H. Geiſte, die Licht- flammende Majeſtät oder Licht-Welt iſt ; Älſo auch in gleicher Weiſe und Eigenſchaft müſſen wir mit unſerm Hersen ,Sinn und Gemüthe aus der berben, ſtrenger und boren Irdigkeit aus uns felber, aus dem verderbten ada . miſchen Menſchen ausgehen, denſelben mit unſerm ernſtent Wiſſen und Zbun zerbrechen und tobten : Wir múffen des als ten Adams Creus , (welcher uns anhanget ) weil wir lebent, auf uns nehmen , und müſſen auf- und ins Ereuß, ins Centrum Naturæ , in den Dreyangel eingehen, und wieder aus dem Angſt - Rade neugeboren werden, wollen wir anderſt Engel ſeyn, und in GOtt ewig lebent. 14. Weil wir aber ſolcbes nicht vermochtert, bat fids Chris ftus in daſſelbe Centrum des Grimmes eingegeben ,den Grimm zerbrochen, und mit ſeiner Liebe gelöſchet: denn Er brachte Jimmliſche, Göttliche Wefenbeit in denfelben Grimm ins Centrum der Angſt- Cammer, und löſchete der Seelen Angſts Feuer, als den Grimm des Vaters der feurenden Welt in der Seelen ; daß wir alſo anießo nicht mehr dein Grimm beimfals len, ſondern wenn wir uns in den Tod Chriſti einergeben , und aus dem böſen Adam ausgehen , ſo fallen wir in Chriſti Sod, in die Bahn, die Eruns gemacht hat, wir fallen in die Schooß Abrahá, das iſt, in Chriſti Arme, der empfabet uns in fich . Denn die Schoof Abrahå iſt die aufgeſchloſſene Licht- Welt im Tode Chriſti, es iſt das Paradeis, darein uns GOtt ſchuf: und lieget iegt an deme,nichtdaßwir Mund- Chriſten feyn uns Chrifti Sod vormablen, und Schalcke im Hergen, Geift und Seele bleiben ; ſondern daßwir gang ernftlich mit Sinne und Gemüthe, mit Willen und Thun, aus der hofen Unneiglichkeit ausgehen, und wieder dieſelbe ſtreiten . Ob ſie uns ſchon ans þanget, müſſen wir doch tåglich und ſtündlich demſelben bóſent Udam ſeinen Willen und Thuntodten : Wir müſſen thun, was wir
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V. Von der Menſchwerdung 2. TH . C.5.
wir nicht gern thun wollen , wir müſſen unſer irdiſch bos Leben ſelber verleugnen, und Chriſti leben in uns ziehen ; alsdenn leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt thun, zieben folches zu fid , mie Chriftus faget. 15. Alſo werden wir des Himmelreichs ſchwanger und ges . ben alſo in Chriſti Tod bey lebendem Leibe ein , und empfaben den Leib Chriſti, als die Göttliche Weſenheit, wir tragen das Himmelreich in uns : Alſo find wir Chriſti Kinder, Glieder und Erben in GOttes Meich, und das Ebenbild der H. Gött: lichen Welt , melcbe ift GDtt Bater, Sohn, H. Geiſt, und ders felben H. Drenfaltigkeit Weſenheit ; Alles was aus der Weiss beit geboren und eröffnet wird, iſt unſer Paradeis, und ſtirbet an uns nichts, als nur der todte Adam , der irdiſche bófe , deme wir alhier ohne das haben ſeinen Willen gebrochen, deme wir find Feind worden . Es weichet unſer Feind nur von uns, er muß ins Feuer geben , verſtehe ins eſſentialiſche Feuer, als in die vier Elementa , und ins Myfterium ; und muß am Ende dieſer Zeit durchs Feuer GOttes bewahret werden, und muß uns unſere Wunder und Wercke wieder darſtellen . Was das irdiſche Myſterium bat in fich gefchlungen , das muß es im Feuer GOttes wieder geben, und nicht ein ſolch ubel ; fons dern das Feuer GOttes verſchlinget das übel, und gibt uns ein ſolchesdafür, als wir alhier in unſerm ångſtlichen Suchen geſuchet haben: wie das Feuer die Weſenheit verſchlinget , gibet aber Geiſt für Wefen ; alſo werden uns unſere Wercke im Geiſte und himmliſcher Freuden aus dem Feuer GOttes dargeſtellet, als ein heller Spigel, gleich dem Wunder der Weisheit GOttes. 16. Dieſes laſſet euch lieben Kinder geoffenbaret fenn, denn es iſt hochtbeuer erkant worden ; und laffet euch nicht alſo mit Chriſti Cod kikeln und denſelben vormahlen, als ein Werc, das uns genug fen, wann wir es nur wiſſen und glauben, daß es für uns geſcheben ſer : Was hilft michs, daß ich einen Schaß weiß liegen, und grabe den nicht aus ; Es gilt nicht tröſten , beuchlen , und ein gutGeſchwag mit dem Munde ges ben, aber den Schalck in der Seelen behalten. Chriſtus ſpricht: Ihr müſſet neugeboren werden , oder werdet niche das Reich GOttes ſeben ; wir müſſen umfebren , und werden als ein Kind in Mutterleibe, und aus Göttlicher Wefenbeit geboren werden . Wir múffen unſeren Seelen ein neu Kleid angie
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2. Th . Cap.s.
JEfu Chriſti.
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anziehen, als den Rock Chrifti, die Menſchheit Chriſti; fonft bilft fein Heuchlen, es iſt alles erlogen , was das Mund-Ges ſchrep laget, das Chriſtum vor die Augen mahlet,als habe Er es für uns gethan, daß wir uns nur des tröſten ſollen, und das bey im alten Abam wandeln, in Geiß, Hochmuth und falſos heit, in Gelüſten der Bosheit. Es iſt der Antichriſtiſche Bes trug der falſchen Geiſtlichen , vor denen uns die Dffenbarung warnet : Es thuts alles nicht, daß wir uns heuchten, und mit Chriſti Leiden undTod fißeln ; wir müſſen darein eingehen, und ſeinem Bilde åbnlich werden, alsdenn iſt uns Chriſti Leis Den und Cod nůße. Wir müſſen ſein Creuß auf uns nehmen , Ihme nachfolgen, die bofen Lüfte dampfen und todten, und immer gern wol wollen : alsdenn werden wir wol feben, was Chriſti Fußſtapfen ſind, wenn wir wieder den Teufel, den als ten Adam und die böſe Welt werden ſtreiten, wieder die irdis ſche Vernunft, die nur zeitlicher Wolluſt begehret. Da wird uns Chriſti Creuß recht aufgelegt, denn der Teufel iſt es, die Welt iſt es, und unſer bsfer Adam ift es : alle dieſe ſind unſere Feinde, alda muß der neue Menſch ſtehen als ein Ritter , und in Chriſti Fußſtapfen kämpfen. Dwie viel unzeblige Feinde wird er alda erwecken , die alle auf ihn ſchlagen werdens Alba beiſſets um das dornerne Ritter -Krånßlein Chriſti Fechten , als ein Ritter, und doch nur ſtets verachtet ſeyn, als einer, der der Erde nicht werth ſey ; da beiſſets, ſtehen im Krieg und Glauben : da die auſſere Vernunft ſprichtlauter Nein, da ift Chriſti Leiden und Tod an die Spiße gut ſtellen , und dein Teus fel, der Welt und dem Tode mit der irdiſchen Vernunft fürs ſtellen, und nicht verzagen ; denn alhier silts eine Engelso Crone, entweder ein Engel oder Teufel zu ſeyn. Wir müſſen in Trúbral neugeboren werden, und koſtet viel mit GOttes Zorn ringen , und dem Teufel obſiegen : Hatten wir nicht alda Chriſtum bey uns, ja in uns, wir verldren den Streit. Es thuts nicht eine Hand voll Wiſſenſchaft, das wirs wiſſen , und uns mit GOttes Gnade fißeln , und GOtt zu unſerın Süns den - Deckel machen, daß wir alſo den Schalck und Seufelst Larven unters Leiden Chriſti verſtecken und fein zudecken . D Nein , der Schalck mußin Chriſti Leiden und Tod zerbrochen werden, er muß nicht ein Schalck ſeyn, will er ein Kind fennt, er muß ein geborſamer Sohn werden, er mußarbeiten im leis den Chrifti, in die Fußſtapfen der Wahrheit, Serechtigkeit unb
148 V. Von der Menſchwerdung 2.Th. C.6 . und Liebe treteni ; Er muß thun, nicht allein wiſſen. Der Teu fel weiß es auch wol, was hilfts ihn ? Die Practica mug folgen , oder es iſt ein Falſch und Trug. 17. Die gleißneriſche Vernunft ſpricht: Chriſtus bats ges than , wir konnens nicht thun. Ja recht, Er bars getbart, was wir nicht thun konten, Er hat den Tod zerbrochen, und das Leben wiederbracht. Was hilft michs, lo ich nicht zu Ihm eingehe ? Er iſt im Himmel, und ich in dieſer Welt, ich muß zu Ihme auf ſeiner uns gemachten Bahn eingeben, fonft bleibe ich darauffen . Denn Er ſpricht: Kommt zu mir ber , alle die ihr mühſelig und beladen ſend, ich will euch erquicfen ; Nehmet mein Foch auf euch , und lernet von mir, denn ich fint fanftmüthig und von Herßen demüthig, ſo werdet ihr Ruhe für eure Seele finden. Auf ſeiner Bahn múffen wir zu Ihm eingeben ; wir müſTen Gutes für Böſes thun, und uns lieben untereinander , als Er uns that, und gab ſein Leben in Job
für uns. 18. So wirſolches thun, ſo loſchen wir GOttes Zorn auch in unſerm Nådſten : wir múffen gute Erempel geben, niche in Liften und Råncken , ſondern in Einfältigkeit , mit gutem Willen und Herßen , nicht als eine gleiſſende Hure , die da ſpricht: Ich bin Jungfrau, und gleifſet in auſſerlicher Zucht, iſt aber eine Hureim Herben. Es heiſſet alles lauter Ernſt : Lieber kein Geld noch Gut haben , auch zeitliche Ehre und Macht verlieren , als GOttes Reich ; wer GOtt findet, der bat alles funden ; und wer ihn verlieret, bat alles verloren , er bat ſich ſelbſt verloren . Dwie ſogar ſchwer gebets zu, den irdiſchen Willen zu zerbrechen, komm nur am Reihen, du wirft hernach nicht mehr nach Chriſti Fußſtapfen dürfen fragen , Du wirſt ſie wolfeben : das Creus Chrifti wirſt du wol füb , len , auch GOttes Zorn, welcher ſonſten in dem alten Adam fein rubet und ſchläfet, bis du ihn fein feift måſteſt, alsdenn gibt er dirdein Himmelreich, das du alhier geſuchet haft, dars inn du enig ſchwißen muſt. Das 6. Capitel. Von unſerem Tode , warum wir ſterben müſſen, ſintemal Chriſtus für uns geſtorben iſt?
Sums
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149 JEſu Chriſti. Summarien. Der S rollgefunden werden, was Adam verloren . $. 1. 2. Menſch iſtein Auszug aus allen 3 Principien , 3. und hat vor dem Fall ſolch grob Fleiſch nicht gehabt, 4. Daher ſehnet ſich unſer Willenach einein folchen Fleiſch, als Gott geſchaffen , 5. Dann Adains Imagination hat irbiſche Dual in den Limum eingezogen , und Das Bild GOttes verderbet, ibid . Da tunte das Göttliche Feuer im irdiſchen Fleiſchenicht brennen , ſondern ward verdampft, und tlaget uns nun immer an.6. Darum muß der Menſch ſterben , denn er iſt Erdeund muß zur Erde werden ,7. welches GOtt nicht gewolt hat,und iſt darum menſch worden ,8. und hat der Seelen Göttliche Werenheit eingeführet. 9. Chriftus hat aus dem Seuer ein Liebe: Begehren ges macht, ibid. und unſere Seele im Feuer GOtteswieder angezündet,io . daß es ießtnur an unſeren Willen liegt, daß wir mit unſerer Imagina : tion in ihn eingehen. 11. Gefahr der Seelen . ibid. Es wirð alles in der Angit geboren, und muß ein Menſch vielmal ins Centrum , in die Angſt: Çammer, will er Göttliche Erfentniß haben , 12. 13. weil alles durdos feuer bewehret werden ſoll. 14. Der geiſtliche Leib kann durch Steine gehen , 15. Der rechte Glaubeund Wille muß es thun, ernſt lich in GOtt eingehen , und ein Geiſt mit ihm werden . 16. Sind wir gerecht, ſo ſind wir fleine Götter, im großen GOtt : was wir dann thun, thut GOtt in und durch uns, 17. weil tein Werck GOtt gefållet, es gehe denn aus Glauben in GOtt. 18.
2.S.Cap.5.
Citatio prima. behie, du liebe gleiffende Bernunft, komm zu Gaſte , al bieber haben wir euch alle geladen , ihr Wiſſenden und Unwiſſenden, alle die ihr GOtt ſchauen wollet. Es iſt einernſtes Siegel und bartes Søloß aufzumachen, deme dens det nach, es gilt euch allen. 2. Die Vernunft fpricht: War dann GOtt nicht allmächs tig genug dem Adam feineSünde zu vergeben, daß erſtGOtt muſte Menſch werden , leiden und rich tobten laſſen ? Was bat GOtt für einen Sefallen am Sobe ? Oder, ſo er uns denn ja alſo erloſen wolte, warum , ſo uns Chriſtus eridret bat, mür ſen wir denn auch ſterben ? Ja tanke liebe Bernunft, rathe bis du es trifft, alhie bis Doctor, und wiſſe nichts, bis gelehrt, und auch ſtumm , wilt du nicht, ſo muſt du wol, du kommſt denn auf dieſe Schule, verſtehe des H. Geiſtes Schule. Wer iſt alhie, der aufſchlieffen mag ? Sft bas nicht das verſchloſſene Buchy, deſſen der auf dem Stuhl fißet, in der Difenbarung JEfu Chriſti ? So ſpricht der Gleißner, wir wiffens wol : So fage ich , ich hab es von ihnen nie geboret, noch in ihren Schriften geleſen ; ſie haben mir auch dieſes Suchen verboten, und ein Sünden -Schloß davor geleget, und deme für Sünde gerech * 3
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150 V.Von der Menſchwerdung 2.Th.C.6 . gerechnet, der ſolches ſuche oder zu wiſſen begehre ; bieinit iſt Die ſchöne Frau fein zugedecket blieben . Ey wie hat der Unti Chrift können unter dieſem Deckel ſpielen , aber es ſoll offen fteben, wieder des Seufels und der Höllen Willen : denn die Zeit iſt geboren, der Tag der Wiederbringung bricht an , daß gefunden werde, was Adam verloren bat. 3. Die Schrift faget: Wir find ein Staub und Aſche, (Gen. 18 : 27.) das iſt recht, wir ſind ein Staub und Erde. Nun fraget ſich aber, ob GDtt den Menſchen babe aus Er den gemacht; das wil die Bernunft erhalten , und berpábret das aus More, den ſie doch nicht verſtebet, und es auch die Proba nicht gibet, ſondern gibet vielmebe, daß der Menſch ein Limus , das iſt, ein Auszug aus allen drenen Principien ſey . Solt er ein Gleichniß nach GOttes Weſen ſeyn, ſo muß er ja aus Ottes Weren feyn berkommen , denn was nicht aus dem Ewigen iſt, das iſt nicht bleiblich : Alles was ſich anfanget, gehöret in das, daraus es gegangen iſt; So wir aber bios aus der Erden ſind berkominen , fo find wir der Erden , was wolte uns denn anklagen, daß wir alſo thaten, als der Erden Eigena ſchaft treibet und wil ? So aber denn ein Gefeße in uns iſt, das uns anklaget, daß wir irdiſch leben, ſo iſt daſſelbe nicht irs diſch ; ſondern es ift aus deme, babin es uns weiſet und jeucht, als aus dem ewigen, babin jeucht es uns auch : und verktaget uns unſer eigen Gewiſſen vor dem Ewigen , daß wir machent und thun , was dem Ewigen juwieder ift. So wir uns aber demſelben beimgeben , das uns in das Emige zeucht, ſo muß das ander, das uns in das Irdiſche zeucht, zerbrechen , und in das eingehen, dahin es will, als in die Erden, dahin es uns jeucht ; und der Wille, den wir dem Emigen geben, der nimt das Ewige ein. 4. So denn GOtt den Menſchen in ein Wefen gefchaffen hat, darinn ewig zu ſeyn, als in Fleiſch und Blut, fo muß ja dem Willen, der ſich in das Ewige einergibt, fold Fleiſch und Blut angezogen werden, wie es war, da es GOtt ins Barga deis, ins Ewige batte geſchaffen : Daran wir ja klar erkennen, daß uns GOtt nicht in fold Fleiſch und Blut, als wir ießt an uns tragen, bat geſchaffen ; ſondern in ein ſolc Fleiſch , als dem Willen in der neuen Wiedergeburt angezogen wird, fonft war es ja balo vor dem Fall irdiſch und zerbrechlich geweſen. Was wolte mich dann mein Gewiſſen um das anklagen, darein mich
151 . Sqp. 6 . 2.5 JEſu Chriſti. mich GDtt båtte geſchaffen ; Oder was wolte es anders be . gehren, als es in ſeinem eigenen Weſen måte ? So finden wir ja klar,daß noch ein ander Weſen in unſerm Fleiſebe iſt, daß ſid nach deme febnet, das es iegt nicht iſt, fou ſicbs aber ſehnen nach deme , das es ießt nicht iſt, ſo muß es ja im Anfang feines Weſens ſeyn geweſen, ſonſt ware kein Sehnen noch Luſt 19 einem andern in ihme ; denn wir wiſſen, daß ſich ein iedes Wes Ten ſehnet nach deme,daraus es ſeinen erſten Urſtand hat. 5. Alſo rehnet ſich unſer Wille nach einem ſolchen Fleiſche, als GOtt ſibuf, das in GOtt beſtehen mag , nicht nach einem irdiſchen vergånglichen in Qual, ſondern nach einem bleiblis dhen ohne Qual : daran wir klar verſtehen , daß wir aus dem Ewigen ſind ausgegangen in das Zerbrechliche: daß wir ha ben die Materiam an den Limum gezogen , und ſind Erde wors den, daraus uns doch GOtt hatausgezogen , als eine Maſſam und ſeinen Geiſt darein geführet mit dem Ewigen. Denn Adams Imagination hat die irdiſche Qual der Sternen und vier Elementen in den Limum gezogen, und die Sternen uud Elementa haben der Erden Sucht eingezogen : Alſo iſt die himmliſche Materia (al . Matrix ) des himmliſchen Fleiſches irs biſch worden ; denn der Seift SDttes, der vom Verbo Fiat in den Limum ward eingeblafen , aus GOttes Herge der hatte himmliſche Wefenbeit, himmliſch Fleiſch und Blut an ſich , der ſolte Adam regieren nach bimmliſcher Såttlicher Eigenſchaft. Beil aber der Teufelhatte den Limum , als er im Himmel ras, inficiret, ſo thate er ihme ießt auch die Schalckheit , und inficir te den mit ſeiner Imagination , daß er anbub nach der verderb ten Sucht der irdiſchen Qual ju imaginiren ; davon er vom Reiche diefer verderbten Welt gefangen ward , welche in den Limum einzog, als ein Herr : Jeßtwar das Bild GDttes vers derbet, und fiel in irdiſche Qual. 6. Soaber denn der himmliſche Geiſt in dem verderbtent irdiſchen Sulphur war , ſo mochte der himmliſche Glang und das Göttliche Feuer alſo im Brennen nicht beſteben, denn des ewigen Feuers Licht beſtehetin der Frenheitauſſer der Qual. Sowar aber das Waſſer der Freyheit,welches des ewigen Feuers Speiſe war, irdiſch worden , das iſt,mit Irdigkeit er füllet; und die ſanfte Liebe ward mit der irdiſchen böſen Sucht inficiret, alſo vermochte das ewige Feuer nicht zu brennen noch Licht zu geben, ſondern quall alſo in dem verderbten Fleiſche, als * 4
152 V. Von der Menſchwerdung 2. TH. C. 6 .
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als ein verdämpft Feuer , das vor Näſſe nicht brennen kann . Daſſelbe Feuer naget uns nun , und flaget uns immer an , es wolte gerne wieder brennen , und himmliſcher Berenbeit få . big reyn ; ſo muß es irdiſcheQual in fich freſſen , als irdiſche Imagination , darein ſich des Teufels Sucht miſchet : alſo minds auch boſe, und zeucht uns immer dem Abgrunde zu , ins Centrum der Natur, in die Angſt- Cammer,daraus es im An: fange iſt gegangen . 7. Alſo fiebeſt du Menſch , was du biſt; und was ou ferner aus dir macheft, das wirſt du in Ewigkeit feyn ; und ſiebeſt, warum du zerbrechen und ſterben muſt, denn das Reich dieſer Welt vergeber: ſo bift du in deinem auffern Weſen doch nicht des Reichs machtig zu bleiben, bis in fein Æther, (æternum ) fondern du biſt barinn unmächtig , und liegeſt bloß darinne in einer Conſtellation , welche das Geſtirne batte, da du in Fleiſch und Blut des irdiſchen Befens in Mutterleibe geronneteſt , Du biſt nach dem Suffern Leben alſo unmachtig , daß du dich nicht kanſt deiner Conſtellation erwehren, du muſt in die Zer brechung deines Leibes eingeben, wenn did die Gonſtellation perlaft : Da fiebeft du ja , was du biſt, nemlich ein irdiſcher Staub, eine Erde voll Stands, weil du noch lebeſt , ein todtes Cadaver ; du lebeft dem Geſtirn und Eleinenten , die regieren und treiben dich nach ihrer Eigenſchaft , fie geben dir Sitten und Kunſt ; und wenn ihr Seculum um iſt, daß ihre Conſtella tion , darunter du empfangen und zu dieſer Welt geboren biſt, vollendet iſt, laſſen ſie dich binfallen. Da fållet dein Leib den vier Elementen heim, und dein Geiſt, der dich leitete , dem My Aerio, daraus dasGeſtirne ift erboren worden ; und wird bes balten zum Gerichte GOttes , da Sott will alles durchs Feuer feiner Macht bewahren. Alſomuft du verfaufen , und ein Erde und ein Nichts werden , bis auf den Geiſt, der aus dem Ewigen iſt ausgegangen, den GOtt in den Limum einführete. Da beſinne dich, was du biſt , eineHand voll Erden , und ein Quall -Haus der Sternen und Elementen : Wirft du deine Seele und ewigen Geiſt, der dir iſt vom ewigen höchſten Gute gegeben worden, nicht alhie in dieſer Zeit haben wieder inGDt tes Licht entzündet , daß er im Lidhte aus der Göttlichen Wes fenheit iſt wiedergeboren worden , To fallet fie im Myfterio dem Centro Naturæ , als der erſten Mutter, wieder beim , in die Angſt -Cammer der erſten vier Geſtalten der Natur , da muß fic
2.86.Cap.5.
153 JEſu Chriſti. fie ein Geiſt in der finſtern Angſt :Qual bey allen Teufeln reyn , und das freffen, das ſie in dieſer Zeit in ſich hat eingeführet ; daſſelbe wird ihre Speiſe und Leben ſeyn . 8. So aber GOtt ein ſoides mit dem Menſchen , ſeinem Gleichniß und Bilde,nicht gewolt hat, ſo iſt Er ſelber das wors den ,das der arme Menſch ward,nachdemeer aus der Göttlis chen Weſenheit aus dem Paradeis gefallen war, daß Erihme doch wieder bülfe; daß der Menſch alſo in ihme ſelber habe die Porte zur Wiedergeburt, daß er fónne in dem Seelen - Feuer wieder in GDtt geboren werden ; und daß daſſelbe Seelen Feuer wieder Göttliche Wefenbeit in fich zoge, und erfüllete ſich mit Göttlicher Liebe-Qual ,davon die Göttliche Freuden reich wieder erboren würde., und das Seelen- Feuer wieder 1 den H. Geiſt erbåre, wie vorne gemeldet ; der aus dem See len - Feuer ausginge, und dem adamiſchen Fleiſche den ungåtts lichen Willen entriſſe, daß alſo die armeSeele nicht wieder mit der irdiſchen und teufliſchen Sucht erfüllet würde. Die Porte des neuen Menſchen. 9. Dis iſt nun alſo zu verſtehen : SDtt iſt Menſch wor: den, und hat unſere menſchliche Seele in die Göttliche Wefents beit in Chriſto wieder eingeführet ; die iffet wieder von Gött: licher Befenbeit, als von der Liebe und Sanftmutb , und trin cet vom Waſſer-Geiſt des ewigen Lebens , aus der ewigen Weisheit , welche iſt der Brunn der Göttlichen Beren heit. Diefelbe Chriſti Seele hat Göttlich ,himmliſch Fleiſch und Blut an ſich bekommen , mit dem Worte, das das Cen trum der Licht-Welt iſt , das da imaginirete nach der ars men gefangenen Seelen : daſſelbe Wort wohncte in der Göttlichen Wefenbeit , und in der Jungfrau der Weis beit ; tam aber in Mariam , und nahm unſer eigen Fleiſch und Blut in die Göttliche Weſenheit, und zerbrach die Kraft, die uns im Zorne des Todes und Grimmes gefangen hielt ain Creuß, als im Centro der Natur des Urſtandes , ins Vaters ewigen Willen zur Natur, daraus unſere Seele war genoms men worden ,und zündete in derſelben Eſſent, als in der Gees len finſterm Feuer wieder das brennende Licht- Feuer an , und führete den andern Willen der Seelen durchs Feuer GOttes, als aus dem Urſtande aus , ins brennende, weiſſe, belle Licht. Als ſolches die Natur in der Seelen empfand, ward fie freu: Denreich , zerſprengete den Sod , und grünete mit GOttes Kraft * 5
154 V. Von der Menſchwerdung 2.Th.C.6 . Kraft in der Licht-Welt aus , und machte aus dem Feuer ein Liebe Begehren ,daß alſo in Ewigkeit kein Feuer mehr erkant wird ; ſondern ein groſſer und ſtarcker Wille in der Liebe, nach ihren Zweigen und Aeſten ,als nach unſerer Seelen. 10. Und das iſt es , daß wir ſagen : GDtt dürftete nach unts Pirer Seelen . Er iſt unſer Stamm worden , wir ſind reine Dweige und deſte : Wie ein Stamm immer ſeinen Saft den Leften gibet , daß fie leben und Frucht tragen , dem gangen Baum zur Herrlichkeit, alſo thut auch uns unfer Stamm . Der Baum JEſus Chriſtus in der Licht-Welt , welcher fich in unſerer Seelen hatoffenbaret,der will unſere Seelen ,als ſeine Aleſtebaben : Er iſt in Adams Stelle (Seele) eingangen , der uns verderbte; Er iſt Adam worden in der Wiedergeburt. Adam führete unſere Seele in dieſe Welt in Tod der Grimmigs keit, und Er führete unſere Seele aus dem Tode durchs Feuer GOttes, und zündete ſie im Feuer wieder an , daß ſie wieder das ſcheinende lichtbekam ; da ſie ſonſt håtte müſſen im fins ſtern Code in der Angſt - Qual bleiben. 11. Nun liegts iegt nur an unſerm Selbſt-Eingehen,daß wir nur demſelben Wege nachgeben , den Er gemacht bat : Wir dürfen nur unſere Imagination und gånßlichen Willen in Ibn einführen ,welcher Glaube beiffet ; und dem alten irdiſchen Willen Wiederſtand thun , ſo empfaben wir den Geiſt Chriſti aus derneuen Wiedergeburt, der feucht himmliſch Weſen in unſere Seelen , als Cbriſti himmliſch Fleiſch und Blut. Und wenn die Seele das koſtet, ſo zerfprenger fie den finſtern Tod in ihr, und zündet das Feuer der Ewigkeit in ihr an , daraus das fcheinende licht der Sanftmuth brennet: dieſelbe Sanftmuth jeucht die Seele wieder in ſich als das Seelen -Feuer,und vers Fchlinger dieſelbe in fidy, und gibt aus dem Tode das Leben , und den Geiſt Chriſti. Alſo wobnet derſelbe Seift , der aus dem ewigen Feuer ausgebet, in der Licht- Welt bey GDtt , und iſt das rechte Bild der H. Dreyfaltigkeit: Er wohnet nicht in dies fer Welt, der Leib begreift ihn nicht, ſondern das eble Gemütbe, darinn die Seele ein Feuer iſt ,das begreift ihn , doch nicht faß. lich. Bol wohnet die edle Bildniß iin Seelen - Feuer des Ges můthes ; aber ſie ſchwebet darinne , wie das Licht im Feuer : Denn weil der irdiſche Menſch lebet , iſt die Seele immer in Gefahr, denn der Teufel bat Feindſchaft mit ihr , der fcheuff immer ſeine Strahlen mit falſcher Imagination in den Sters
155 2. Th . Cap.6. JEſu Chriſti. nen- und Elementen Geiſt , greift damit nach dem Seclens Feuer, will daſſelbe immerbar inficiren mit irdiſcher teufliſcher Sucht. Da muß fich die edle Bildniß gegen dem Seelen Feuer wehren ; da boſtets ſtreiten um das Engels-Kranglein, da gebet oft im alten Adam aur Angſt, Zweifel und Unglaub, wenn der Teufel der Seelen zuſeget . uh Creuß Chrifti, wie ſchwer biſt du öfters ! Wie verbirget fich der Himmet! Aber alſo wird das edle Korn gefäet : wenn das aufgebet; fo brine gets viel ſchöner Früchte in Gedult. 12. Alſo wachſet ein iedes Zweiglein in der Seelen aus Göttlicher Weisheit ; e$ muß alles aus der Angſt: Cammer ausbringen, undals ein Zweig aus der Wurßeldes Baums wachſen : Es wird alles in der Angſt geboren . Will ein Menfch Göttliche Erkentniß haben, ſo muß er gar vielmal in die Angſt-Cammer, in das Centrum : Denn ein ieder Funcke der Göttlichen Bigeaus GOttes Weisheit muß aus dem Cen tro der Natur erboren werden ; ſonſt iſt er nicht bleiblich noch
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ewig, er muß auf dem ewigen Grunde, auf der ewigen Wur Bel ſtehen ; Alſo iſt er ein Zweig in GOttes Reich aus Chriſti Baume. 13. Alſo verſtehen wir das Sterben, was es fey ,und warum Chriſtus bat muffen ſterben, und wir alle in Chriſti Sobe ters ben můffen ; wollen wir anderſt ſeine Herrlichkeit befigen . Der alte Adam kann das nicht thun ; er muß wieder in das, daraus er gegangen iſt, er fod durchs Feuer GOttes bewah ret werden, unddie Wunder wiedergeben , die er verkblungen bat : Sie müſſen mieder zum Menſchen konimen , und dem Menſchen nach ſeinem Wilien erſcheinen , ſofern er ſie alhie bat in GOttes Willen gemachet ; Wo aber zu Gottes Unet re, ſo gehören ſie dem Teufel im Abgrunde. 14. Darumſebe ein ieder zu, was er alhie thue und mache, mit was Gemütbe und Gewiffen er rede, thue und wandele , es Toll alles durchs Feuer bewahret werden : und was dieſes Feuers wird fähig ſeyn ,das wirds verſchlingen , und dem Ab grunde in die Angſt geben ; deſſen toird der Menſch Schaden haben, und in jener Welt entbebren , daran er fonte und ſolte Freude haben, daß er wåre ein Arbeiter in GOttes Weinber gegeweſen. So aber wird er erfunden werden als ein fauler Knecht: darum wird auch die Kraft, Macht und Klarbeit in den Wundern der Göttlichen Weisheit in jener Welt ungleich reyn .
156 V. Von der Menſchwerdung 2.Th.C.6 . feyn . Es iſt albier mancher ein König ,und wird ihme in jes ner Welt ein Säubirt in der Klarbeit und Weisheit vorgezos gen werden : Urſache, feine Wunder werden dem Abgrunde gegeben werden, weil ſie böſe waren. 15. Sebet, ihr liebe Menſchen , ich weiſe euch ein Gleichniß der Engliſchen Welt : Sebet den blübenden Erbboben an ,oder das Geſtirn ,wie ein Stern, auch ein Straut, das ander über trift, in Kraft, Schönbeit und Zierbeit ſeiner Geſtalt ; Alſo ift auch die Engliſche Welt, denn wir werden in einem geiſtlichen Fleiſch und Blute dargeſtellet werden, nicht in ſolcher Geſtalt, als hier. Der geiſfliche Leib fann Surch irbiſche Steine ges ben, ſo ſubtil iſt er, ſonſt wäreer der Gottheit nicht fähig ; denn GOtt wohnet auſſer der greiflichen Qual, in der ſtillen Freya beit, fein eigen Weſen iſt Lichtund Kraft der Majeſtát : Alſo müſſen wir auch einen Kraft- Leib haben , aber wahrhaftig in Fleiſch und Blute , darinn iſt aber ein Glang der Tinctur, Denn der Geiſt iſt alſo dünne, daß er vom Leibe unbegreiflich iſt, iſt doch in der Freyheit greiflich , ſonſt wäre er nichts : und der Leib iſt viel dicker als der Geiſt, alſo daß ihn der Geiſt greif fen und effen mag , davon er das Geift -Leben im Feuer erbåle ; und gibt aus dem Seifte das Licht, der Majeftåt und aus dent Lichtewieder die Sanftmuth in Fleiſch und Blut,daß alſo ein ewig Weſen iſt. 16. So wir uns nun alſo finden und erkennen , fo feben und erkennen wir, was GOtt iſt und vermag, und was das Heren aller Weren ift ; und befinden, wie wir alſo gant irrig und blind geführetwerden , da man uns viel von GOttes Willen faget. und bildet die Bottheitimmer als ein fremd Weſen für, das ferne von uns fey, als ob GDtt ein fremd Ding rey , und nur alſo einen neiglichen Willen zu uns trüge ; der Sünde vers gebe aus Gunſt, als ein König einem ſein Leben ſchencket, der es verbrochen hat. Aber nein , böre,es beiſſet nicht beucheln und ein Schalck bleiben ; es heiffet aus GOtt geboren werden ,oder ewig von GOtt verloren ſeyn : denn der rechte Glaube und Wide muß es thun, er muß ernſtlich in GOtt eingeben , und Ein Geiſt mit SDtt werden, er muß hiinmtiſch Weſen erlants gen ,ſonſt þilft weder fingen, klingen heucheln , oder wie das heiffe. Sett bedarffeines Dienſtes : Wir ſollen uns unters einander dienen, und uns lieben , und dem groſſen GOtt dans fen, das iſt, in Einem Sinne in GOtt erheben, und ſeineWüns der
286.Cap.7.
JEſu Chriſti.
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der verkündigen, ſeinen Namen anruffen und Ihn loben ; das iſt die Freude in Ternario Sancto , da die ewige Weisheit aus dem Lobe gibet Wunder, Kraft und Gewächfe. Und alſo wird dem Seufel fein Reich zerſtoret, und kommt GOttes Reich zu uns, und geſchicht fein Wille: ſonſt ifts alles Menſchen -Ges dichte und Werck vor GOtt, ein unnů6 Weſen, eine Heucheley , und machet keine Verſöhnung ; ſondern führet den Menſchen nur von GOtt ab. 17. GOttes Reich muß in uns kommen , und ſein Wille in uns geſchehen ,ſo dienen wir Ihm recht: wann wir Ihn lies ben von ganßem Bergen ,Seele und allen Kräften , und unſern Nåcbſten als uns ſelber, das iſt der gange Gottesdienſt , der Er von uns aufnimt; was dårfen wir uns heucheln ? Sind wir gerecht, ſo ſind wir ſelbft Gotter in dem groſſen GDtt, was wir dann thun, das thut GOtt in uns und durch uns : So ſein Geiſtin uns iſt, was ſorgen wir viel lange um GOttes Dienſt ; Will Erwas thun , fofollen wir Knechte und willig feyn, Er muß der Werdmeiſter ſeyn, ſoll ein Werck GDtt ge fallen. Was auffer demeiſt, das iſt irdiſch gebauet, in dem Geiſt dieſer Welt ; das bauen wir dem auſſern Himmel , den Sternen und Elementen , die haben ihr Berbringen und Wuns der in uns, und der finſtere Seufel, deme dienen wir mit Wers den auſſer GOttes Geift. i8. Das laſſet euch geſaget ſeyn , es iſt hoch erkant: Kein Merck gefält GOtt, es gebe denn aus Glauben in GOtt ; Heuchele wie du wilt, fo arbeiteſt du nur in dieſer Welt , du jäeſt in einen irdiſchen Acker . Wilt du aber himmliſche Frucht ernten , ſomuſt du himmliſchen Samen fåen : Wird er nicht im fremden Acker wollen bekleiben , ſo kommt dein Same mies der zu dir und wäcöfer in deinem Acker ,und du wirft die Frucht ſelber genieſſen .
Das 7. Capitel. Vom geiſtlichen Sehen , wie ein Menſch in dieſer Welt kónne Göttliche und himmliſche Wiſſenſchaft haben, daß er kónne von Gott recht reden , und wie ſein Sehen fen . Cams
158 V. Von der Menſchwerdung 2.Th.C.7. Summarien . SRage der Vernunft: ob ein Menſch in dieſer Welt in GOtt fehen könne ? 5.1. wird beantwortet. 2. Gott ſiehet in der neuen . S Geburt. 3. Die Weisheit låſſet ſich nicht ſchreiben , 4. Daher fo vielerlen Verſtond dieſer Schriften . ibid . göttes Geiſt iſt den Menſchen : Geifien offters unterthan . 5. Hinderung, daß wir Gott nicht ſehen könn.n. 6. Wirſoltenin Chriſti Fufitapfen ſehen : ſo wär's den wir den Vater und Chriſtum ſehen .7. Der H.Geiſt iſt ja iin Mena fchen nicht blind. 8. Der nun ausGOtt fiehet ,muß GOttes Werck treiben, ſonit wird ihm das Sehen genommen. 9. Wir müſſent durch Biebe und Gebet unſere Brüder gewinnen . 10. Der Teufel und die Welt ſird der Liebe feind. ibid. Darum koſtet es Ringen , und wird das Strånßlein keinem ohne Ringen gegeben ; 11. aber nicht alle aus dem Ziei, ſondern ihrer viel aus eiferigem Suchen . ibid. Alſo wandele cin ieder ,tie Er beruffen. 12. ODttes Geiſt låffet ſich nicht binden , ibid. ob Er wol dem ſuchenden Geniüth unterthan, ſo es ihn mit Ernit ſuchet und begehret. 13. Von der Welt her , iſt ſo groſſer Ernſt nicht scweſen ,als nun. 14. Darum müſſen wir in die Neue Seburt treten . Wiſſen thuts nicht, die Chat muß da ſeyn . ibid. Wollen wir GOttes Kinder ſeyn , ſo müſſen wir in ſein Haus eingehen , und des Vaters Werck treiben . 15. Şeuchleriſch Bittenhilft nicht.ibid. Du muſt nur in die Fußſtapfen Chriſti treten , und mit Gott gute Wercke wirden. ibid. Die andere Citation oder Labung der äuſſern Vernunft dieſer Welt in Fleiſch und Blut . Je äuſſere Bernunft ſpricht: Wie mag ein Menſch in dieſer Welt in GOtt feben, als in eine andere Welt, und ſagen ,was GDtt iſt, das kann nicht ſeyni, es muß eine Einbildung ſeyn, da fich der Menſch mit Eißelt und ſelber be: treugt. 2. Antwort : Alſo weit kommt die äuſſere Vernunft ,mehr kann ſie nicht erforſchen, da ſie ruhete ; und wenn ich noch in derſelben Kunft ſteckte, fo würde ich eben auch alſo fagen ; Denn der nichts fiebet, der ſpricht, es iſtnichts da ; was er ſie , bet, das erkennet er, mehr weiß er von nichts , als das vor Aus gen iſt. Ich will aber den Spotter und gang irdiſchen Mens iden gefraget haben, ob der Himmel blind Fey, ſo wol die Hölle, und GOtt ſelber ? Db in der Göttlichen Welt auch ein Šebent fen ? Db der Geiſt GOttes auch febe, bendes in der Liebe Licht Welt, und auch im Grimm in der Zorn - Welt, im Centro ? Sa get er : Es ſey ein Sehen darinnen, als es dann wahr iſt , ſo mag erwol zuſehen, daß er nicht dfter mit des Teufels Augen ſebe in ſeiner fürgelegten Bosheit, da er ihm ein Ding in ſeis ner Imagiaation in falſaber Bosheit zu verbringen , lange zu vor
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2. TH. Cap.7.
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por einmodele',und ſiebets zuvorn , wie er ſeine Schalckheit verbringen kann und will; und kann er alda die Bosbeit jus por feben, warum ſiebet er auch nicht zuvor ſeine Belohnung ? 1 Nein, der Teufel ſiehet mit ſeinen Augen , und decket die Straffe zu , daß er die Bosheitverbringe. Triebe er den Teu fel aus, ſo ſabe er ſeine groſſe Narrbeit, die ihme der Teufel ges weiſet hatte: das Böſe laff er ihn ſeben, und leihet ihme Augen dazu ,daß er das Ferne, das noch geſchehen ſoll, ſiehet, und er iſt alſo verblendet, und weiß nicht,daß er mit des Teufels Augen Fiebet. 3. Alſo auch in gleicher weiſe fiehet der Heilige mit GOttes Augen : was GOtt vor hat, und das fiehet der Geiſt GOttes in der neuen Wiedergeburt, aus den rechten menſchlichen Aus gen , aus dem Bilde GOttes ; Er iſt dem Weiſen ein Seben und auch ein Ibun : Nicht dem alten Adarn, dieſer muß Knecht dazu ſeyn, er muß das ins Werck richten , was der neue Menſch in GOtt ſiebet. Sagte doch Chriſtus : Des MenſchenSohu thut nichts , als was Er fiebet den Pater thun , das thut Er auch ; So iſt doch des Menſchen Sohn unſer Haus worden ,in das wir ſind eingegangen ,Er iſt unſer Leib worden , und ſein Geiſt iſt unſer Geiſt. Sollen wir in Chriſto dann in GDtc blind feyn ? Der Geiſt Chriſti fiehet durch und in uns, was Er will, und was Er will, das fehen und wiſſen wir in Ihme , und auffer Shme wiſſen wir nichts von GOtt : Er thut Göttliche Wercke, und fiebet was und wann Er will, nicht wenn Adam will ; wenn Adam gerne wolte ſeine Bosheit (mit Hochmuth ſich ſehen zu laſſen )ausſchütten : D Nein ,da verbirger Er fic , und ſiehet nicht in uns ins Freuden - Licht in GOtt ; ſondern ins Creus,in Trúbral, in Chrifti Reiben und Sterben , Berfol. gung und Schmach , in groſſe Iraurigkeit , dabinein fiebet Er, und låſſet den alten Efelzappeln , und Chriſti Creuge tragen , das iſt ſein Amt. Aber auf dem Wege durch den Cod Chriſti fiebet der neue Menſch in die Engliſche Welt : ſie iſt ihme leichs
ter und heller zubegreiffen , als die irdiſche Welt , es geſchiebet natürlich, nicht mit Einbildung , ſondern mit febenden Augen, mit denen Augen, welche die Engliſche Welt follen beſigen , als , mit der Seelen -Bildniß Augenmit dem Geiſte , der aus der Seelen Feuer ausgebet : derſelbe Seift fiebet in den Himinel, der ſbauet GOtt und dieEwigkeit, und kein anderer , und der iſt auch das edle Bild nach SDttes Gleichnik. 4. Uus
160 V. Von der Menſchwerdung 2.Th.C.7. 4. Uus ſolchem Sehen hat dieſe Feder geſchrieben , nicht aus andern Meiſtern, oder aus Wähnen , obs wahr rey : Ob nun wol eine Creatur ein Stücke und nicht ein Ganges ift, daß wir nur im Stückwerck ſehen , ſo iſts doch gründlich ; Aber die Weisheit GOttes låſſet ſich nicht ſchreiben, denn ſie iſt unend lich, obne Zahl und Begriff, wir erkennens nur im Stucwerck . Db wir gleich vielmehr erkennen, ſo kanns die irdiſche Zunge nicht erheben und ſagen ; fie redet nur Worte von dieſer Welt, und den Sinn bebålt fie im verborgenen Menſchen : darum verſtebets auch immer einer anderſt als der ander, als nach de me ein ieder iſt mit der Weisheit begabet, alſo ergreift ers auch, und alſo leget ers aus. 5. Meine Schriften wird nicht ein ieder nach meinem Sinn verſtehen , ja auch wol nicht einer ; aber ein ieder empfabet nach ſeiner Gabe, zu feiner Beſſerung, einer mehr als der andes re, nachdeme der Geiſt feine Eigenſchaft in ihme bat. Denn der Geiſt GOttes iſt auch den Menſchen -Geiſtern , ſo ſie wol wollen , öfters unterthan, und ſiehet was der Menſch will , daß fein Gutes nicht verhindert werde ; ſondern daß allentbalbent SDttes Wollen und Willen geſchehe : Denn der Geift , der aus dem Seelen-Feuer aus CDttes Sanftmuth und Beren ausgeborenwird,der iſt auch der 5. Geift , Er wohner in der Göttliden Eigenſchaft, und nimt fein Sehen aus Göttlicher
Eigenſchaft. 6. Was iſt es nun , das an uns fremd ift, daß wir nicht fonts men GOtt feben ? Dieſe Welt und der Teufelin GOttes Zorn iſt es , daß wir nicht mit GDttes Augen feben ; fonſt iſt eine Hinderung. 7. Spricht nun einer,ich ſebe nichts Gottliches ; der tag dencken , daß ihm Fleiſch und Blut mit des Teufels Liſt eine Hinderung und Deckel iſt : ofte, daß er wil GDtt in ſeinem Hochmutbfeben, zu ſeinen eigenen Ehren , und ofte, daß er mit irdiſcher Bosheit erfülletund geblendet iji. Såhe er in Chris fti Fußſtapfen, und ginge in ein neu Leben, gabe ſich unter das Creus Chriſti, und begehrte nur den Eingang Chriſti, durch Cbrifti Dod und ( Höllen-) Himmelfahrt zum Vater ; was folte es gelten ,er ſábe den Vater und ſeinen Heiland Chriſtum , mit dem 5. Seifte. 8. Solte denn der H. Geiſt blindſeyn , ſo Er im Menſchen wobnet ? Oder ſobreibe ichs mirzum Rubm ? Nicht alſo , fons dernt
2.2 . Cap.7.
FEfu Chriſti.
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bern dem Leſer zur Hichtſdynur , daß er von ſeinem Irrthum abſtebe, und gehe vom Wege der Lafferung aus in ein heiliges Göttliches Weſen, daß er auch mit Göttlichen Augen lebe die Wunder GOttes, aufcaß GOttes Wille geſchche ; zu welchent Ende dieſe Feder alſoviel geſchrieben hat, und nicht um eigener Ehre und Wolluſt diefes Lebens willen , wie uns der Treiber immer ſchilt und bleibt doch nur der Treiber im Zorn GOttes , deme wir das Himmelreich gerne gönneten , möchte er vom Seufel imd der irdiſchen Hoffarts-Sucht los werden, welche ihn blind machen . 9. Alſo, ihr lieben Kinder GOttes, die ihr mit viel Thränen fidet, laſſets euch nur Ernſt ſeyn : Unſer Sehen und Wiſſen iſt in GOtt, Eroffenbaret cinem ieden in dieſer Welt ſo viel Er will, als Er weiß, daß ihin náglich und gut iſt ; Denn der aus GOtt fiebet,der bat GOttes Werck zu treiben, er ſoll und mus das treiben , lebren ,reden und bun , das er ſiebet, fonit wird ih me das Seben genommen . Denn dieſe Welt iſt Gottes Séc ben nicht werth, aber um der Wunder und Offenbarung GDt tes willen wird manchem gegeben zu fehen , daß der Name GOttes der Welt offenbar werde, welches auch ein Zeugniß über alles gottloſes Wefen feyn wird, welche die Wahrbeit in Lügen verkehren, und verachten den 5.Gciſt ; Denn wir ſind nicht umſer felber, ſondern deme wir dienen in ſeinem Lichte. Wir wiſſen nichts von GOtt, Er ſelber GOtt iſt unfer Wiſſen und Seben : Wir find ein Richts, daß Er alles in uns fery,wir follen blind, taub und ſtumm ſeyn, und kein leben in uns wiffen, daß Erunſer Leben und Seele ſen , und unſer Werck ſein ſey ; Unſere Zunge ſoll nicht ſagen, ſo wir was Guts gethan haben : Das habenwir gethan, ſondern das hat der HErr in uns ger than, fein Name fer bochgelobet. Aber was thut dieſe boſe Belt ießo ? So einer ſagte,das hat GOtt in mir gethan , foes gleich gut iſt, ſo ſpricht die Welt : Du Rarr, du haſt es gerban, Gott iſt nicht in dir, da leugſt ; Alſo muß der Geiſt GDttes ihr Narr und Lügner feyn. Was iſt es denn oder mer redet aus dem Låſter -Munde ? Der Seufel, der ein Feind GOttes iſt, daß er GOttes Werck zudecke, aufdas GOttes Geiſt nicyt erkant werde, und er Fürſt dieſer Welt bleibe bis ins Gericht. 10. Alſo, foibr febet, daß die Weltwieder euch ſtreitet, euc Derfolget, ſchmabet, laſtert um GOttes Erkentniß und Nas mens millon, ſo dencket, daß ihr den ſchwargen Teufel vor euch Babet,
162 V. Von der Menſchwerdung 2.Th. € .7 . habet, ſo fegnet ihr, daß GOttes Reich zu uns komme, und dem Zeufel ſeinen Stachel zerbreche; daß der Menſch durch euren Segen undGebet vom Teufel erldſet werde : ſo arbeitet ihr recht in SDttes Weinberge, und hindert dem Teufel fein Reich, und gebåret Früchte auf Gottes Siſche, denn in Liebe und Sanftmuth aus dem Zorne GOttes werden wir wieder neugeboren. In Liebe und Sanftmuth múffen mir in des
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Seufels Dornen baben , in dieſer Welt wieder ihn ſtreitent; denn die Liebe iſt ſein Gift ,ſie iſi ihme cin Feuer des Schrès Füncklein Liebe int cens ,da er nicht bleiben kann : Wüfte er ein ihme, er würfe die weg , oder zerbørſte darum , daß er der los würde. Darum iſt die Liebe und Sanftmuth unſer Schwert, damit können wir um das edle Krånglein unter Chriſti Dors nen : Erone mit dem Teufel und der Welt ſtreiten : denn die Liebe iſt das Feuer des andern Principii , fie ift GOttes Feuer , deme iſt der Teufel und die Welt feind, dieLiebe hatGOttes Aus gen , und ſiehet in 6Dtt,und der Zorn hat des Grimes Uuge im Zorne GOttes, der ſiehet in die Hölle, in die Qual und in sod . II . Die Welt vermeiner ſchlechts , man müſſe GOtt mit dert irdiſchen und Sternen -Augen feben , ſie weiß nicht , daß GOtt nichtim deuſſern wohnet, ſondern im Innern ; und ſo ſie denit nichts wunderliches an SDttes Kindern ſiebet, ſpricht fie : D ! er iſt ein Narr, er ift närriſch geboren , er iſt melancholiſch , ro viel weiß ſie. Dhöre Meiſter Hans, ich weiß wol, was Mes lancholey iſt, weiß auch wol was von GDtt iſt , ich kenne fie beyde, und auch dich in deiner Blindheit ; Aber ſolch Wiffen kom ftet nicht eine Melancholey , ſondern ein ritterlich Ringen : Denn keinein wirds gegeben ohne Ringen ,er ſey dannimZiel von Gott erkohren ,er ringe denn um das Krånglein . Es wird wot mancher in Mutterleibe darzu erkohren ,wieJobannes der Såuffer, (Luc.r: 15.) und andere mehr, im Bunde GOttes der Berheiſſung ergriffen, welcher allezeit ein Ziel eines Seculi iſt, des groſſen Jahrs geboren , und von GOtt era der init der Zeit kohren wird,die Wunder die GOtt vor hatzueröffnen : Aber nicht alle aus dem Ziel , ſondern ihrer viel aus eiferigem Sus chen ; denn Chriſtus ſprach : Suchet ſowerdet ihrfinden, klos pfet an, ſo wird euch aufgethan . (Matth. 7:7. ) Item , Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus ſtoſſen . ( Job . 6:37 .) Item, Pater ich will, daß die du mir gegeben baſt, Feyenwo ich bin, ( Joh. 17: 24.) das ift, mit dem neuen Menſchen aus Chris fto
2.Th.Cap.z. 163 JEſu Chriſti. ſto geboren in GOtt ſeinem Bater : Item, Bater ich will, daß fie meine Herrlichkeit feben, die ich hatte vor der Welt Grunde . Albier lieget das Seben aus ChriftiGeiſfe,aussOttes Reiche, in Kraft des Wortes ,des Weſens der Gottheit,mit GOttesUu gen ,und nicht mit dieſerWelt und des auſſern FleiſchesUugen . 12. Alfo ,du blinde Weltwiſſe, womit wir feben , wenn wir von GOtt reden und ſchreiben, und laß dein falſches Richten bleiben ; Siebe du mit deinenAugen , und laß GOttes Kinder mit ihren Augen reben : Siebe du aus deinen Gaben und laß GOttes Kinder , oder einen andern , aus ſeinen Gaben ſehen . Ein ieder, wie er beruffen wird , alſo ſebe er , und alſo wan dele er , denn wir treiben nicht alle einerley Wandel, ies der aber nach ſeiner Gabe und Beruff zu GOttes Ebre und Wunder : Es läſt ſich der Geiſt SDttes nicht alſo binden , wie die äuſſere Vernunft mit ihren Gefeßen und Conciliis vermeinet, da man allemal eine Rette des Antichriſts mit ſchleuſt, daß die Menſchen wollen über GOttes Geiſt rich ten, und ihren Dunckel und Schluß für GOttes Bund halten, gleich als wäre GOtt nicht in dieſer Welt dabeime, oder als wären ſie Gdtter aufErden, beſtåtigens noch mit Eyde , was ſie glauben wollen. Iſt das nicht ein Narrenwerck, den H. Geiſt in ſeinen Wunder:Gaben an einen Syd binden ? Er fou glauben, was ſie wollen , und ſie kennen Ihn doch nicht, ſind auch nicht aus Ihme geboren, machen Ihme doch Gefeße, was Er thun ſoll. • 13. Ich fage,daß alle folche Bünde der Anti- Chriſt und lins glaubeſind, es gleifſewie es wolle: So iſt GOttes Geiſt unge bunden. Er geber nicht im Bunde, fondern frey erſcheinet Er dem ſuchenden ,demüthigen Gemůthe nach ſeiner Gabe , wie er genaturet iſt ; Er iſt ihm auch noch wol unterthan , fo er Sun nur mit Eraft begehret . Was ſoll denn der Bund in menſch licher Wiße von dieſer Welt, foes GOttes Ehre betrift? Sind doch alle Bünde aus eigener Hoffart geboren : freundliche Uns terrebung iſt wol gut und nöthig, daß einer dem andern feine Gabe darthue, aber die Bunde find eine falſche Rette wieder GOtt. ' ' Ott bat einmal einen Bund mit uns in Chrifto ges machet, das iſt genug in Ewigkeit, Er machet keinen mehr ; Er bat das menſchliche Geſchlechte einmal in Bund genommen , und ein feſtes Deſtament gemacher mit Sob und Blut : Es iſt genug an deme, wir laſſen uns billig an deme genügen,und bans $ 2 gen
164 V.Von der Menſchwerdung 2.Th.C.7. gen dieſem Bunde an ; wir dürfen nicht alſo fühn um Chriſti Kelch tangen , als iegt geſchicht, oder wird weggenommen wer's den, wie den Türcken gefchabe. 14. Es iſt ein ſehr groffer Ernſt vorhanden , als von der Welt ber nie geſchehen , laſt es euch wol ſagen , es iſt erkant worden , der Antichrift foll blos ſteben ; Sebet aber zu , daß ihr dabey nicht árger werdet : denn die Art iſt an den Baum gerea Bet, der böſe Baum ſoll abgehauen und ins Feuer geworfen werden . Die Zeit iſt nahe,verftecke jich niemand in Fleiſchess Luft: denn das thurs nicht, daß einer wiffe wie er konne neuges boren werden , blcibet aber in der alten Haut, in Wolluſt des alten Menſchen , in Geiß , Hochmuth und Ungerechtigkeit , in Unzucht und árgerlichem Leben , der iſt lebendig tobt, und ſtea cet im Rachen des Zorns GOttes ; denſelben wird feine Wif ſenſchaft anklagen und verurtheilen zum Gerichte. So er das Wort der Erkentniß empfabet und annimt,daß ihme GDtt zů erkennen giebt, daß es der rechte Weg zum Leben ſey, ſo muß er alſobald ein Sbåter des Worts werden , und aus der Bosbeit ausgehen, oder er hat ein ſchwer lIrtheil über fich ; was iſt der beller denn der Teufel ? der weiß auch GOttes Willen , thut aber ſeinen böſen Willen, es iſt einer als der ander, keiner gut, ſolange, bis er des Worts Shater wird ; alsdenn wandelt er auf Gottes Wege und iſt im Weinberge in GOttes Arbeit. 15. Die gleißneriſche Babel lehret ießt: Unſere Wercke vers dienen nichts, Chriſtus habe uns vom Tode und der Höllen ere 18ſet, wir múffens nur glauben, ſo werden wir gerecht. Hóre Babel, der Knecht, der feines Herrn willen weiß, und den nicht thut, follvie Streiche leiden . Ein Wiffen obne Thun, iſt eben als ein Feuer, das da glimmet, und kann vor Näffe nicht brens nen . Wilt dui, daß dein Gstrlich Glaubens - Feuer brennen fod, ſo muſt du daſſelbe aufblaſen, und aus des Teufels und der Welt Näſſe ausziehen , du muſt ins Leben Chriſti eingehen : wilt du ſein Kindwerden ,ſo muſt du in ſein Haus eingehen ,und rein Werck treiben, oder du biſt darauſſen, und ein Heuchler,der den Namen GOttes unnüblich führet ; anderſt lebreſt du , und anderſt thuſt du, und bezeugeſt alſo, daß GOttes Urtheil recht úber dich fer. Dder, was hat GOtt für Gefallen an deinem Wiſſen,da du ein Schalck bleibeſt ? Meineft du, Er nehme deia ne Heucheley an, daß du zu Ihm ſchreyeſt: HErr, gib mir einen Garcfen Slauben an das Verdienſtdeines Sohnes Chrifti,daß ichs
2.Th. Cap.8. JEfu Chrifi. 165 ichs von gangein Herken glaube, daß Er für meine Sünde hat genug gethan ! Meineſt du ,das ſev genug ? o höre, Nein ! du muſt in Chriſti Leiden und Sterben eingeben, und aus ſeinem Code anderft geboren werden , du muſt ein Slied mit und in Ihmewerden ; du muſt den alten Adam ſtets creußigen ,und immer an Chriſti Creuß hången, und muſt ein gehorſam Kind werden ,das immer höret , was der Vater faget, und immer daſſelbewollen gerne thun: Ins Thun muft du eingehen , ſonſt biff du eine larve obne Leben, du muſt mit GOtt gute Wercke der Liebe gegen deinem Nachſten wircken, deinen Glaubenſfers üben, und immer bereit ſeyn zur Stimme des HErrn,jvenn Er dich beiſfet aits dem alten Pelbe beimgeben in das reine Kleid. Siehe, ob du gleich auf dieſen Beg tritteft, ſo wirſt du dennod Schwachbeit genughaben, und viel zu viel an dir fühlen , du wirft noch zu viel Bofes wircken , denn wir haben einen bofen Gaſt in uns zur Herberge: Es gilt nicht nur trsiten , ſondern wieder denſelben kämpfen, ſtreiten , ihn ſtets tödten und übers winden ; er iſt ohne das immer zu ſtarck, und will das Ober Regiment haben. Chriſtus hat wol für uns und in uns den Jod zerbrochen, und die Bahn in GOtt gemachet, was hilft michs aber, daß ich mich des trøſte, und ſolches lerne wiſſen , bleibe aber im finſtern Zorn verſchloſſen liegen , an der Ketten des Teufels gefangen ? Ich muß in dieſelbe Bahn eingeben , und in derſelben Straſſewandeln, als ein Pilgram , der aus dem Sodeins Seben wandelt.
Das 8. Capitel. Die Pitgrams-Straſſe aus dem Tode ins Leben. Summarien . Ir múffen mit ernfter Einwendung zu Gott das Seuer aufs ſchlagen. S. 1. Der hiſtoriſche Slaube iſt ein Moder , der ana gezándet werden inuß.ibid.z. Warnungfürdie Obrigkeit.3. Jeder muß in ſeinem Stande Rechenſchaft geben . 4. Wir haben gar einen fährlichen Weg; mancher wird durch Zweifel vom Baum abgea riſſen. 5. Des Menſchen Gemüth fell in fteter Hoffnung zu Gott ge richtet ſeyn. 5. Warum GDtt alles alſo in Angit gehen låſſet ? 7.Das urſachet der Streit des Fleiſches wieder den Geiſt, 8. und das Weſen im Centro Naturá. 9. Wie die Natur im Centro thut, alſo thut des Teufel undböſe Menſchen . 10. Daher ſoll der Menſo einen andern Widen faſſen, gus dein Bören auszugehen. II. Jin Sørack heidet ſich
166 V. Von der Menſchwerdung 2.Th.C.8. ſich die Natur in 2 Reiche, 13. da ſich in der Scheidung zwenerler Mas terie urſachen , eine iin Sod , die andere zur Freude. 13. Der Feuera , Blig tit die 4te Geſtalt der Natur ; die Liebe die ste , der Schall davon die Sinnen , die 6te ; und die zte iſt das Göttliche Element und Paras deis, 14 . Yeben Kinder laſſet uns doch berblich mit einander vom Grunde reden : Unſer rechtes Leben , damit ivir follen GOtt ſchauen , iſt als ein verdämpft Feuer , in mana chen auch wol als das Feuer im Steine verſibloffen ; wir mür fens aufſchlagen mit rechter ernſter Einwendung zu GOtt. Scher doch SDttes Fürſorge an ,Er bat uns in Chriſto aus dem Waffer des ewigen Lebens wiedergeboren , und hat uns daſſelbe im Bunde der Jauffe zu einem Schlüſſel igurLege ges laffen , daß wir damit auffcylieſſen, und unſer Seelen - Feuer das mit beſprengen , daß es des Göttlichen Feuers fähig wird : Und bat uns feinen Leib zur Speiſe gegeben , und fein Blut zum Tranck, daß wir uns deſſen ſollen annehmen , in ſeinen Bund treten ,undunſere Seele mit fpeiſen , daß fie erquidet werde, und vom Tode aufivache, daß fie das Göttliche Feuer anzünde. Lieben Kinder,es muß brennen, und nicht im Steine verſchlor Fen liegen bleiben oder als ein Moder oder Zunder, der da wola te gerne glimmen, und kann vor des Scufels Naſſenicht : Der hiſtoriſche Glaube iſt ein Moder, der da als ein Füncklein glima met, er muß angezündet werden ; wir müffen ihme Materiam geben ,darinn ſich das Fündklein anzünde,die Seele muß aus der Vernunft dieſer Welt ausdringen ins Leben Chriſti, in Chrifti Fleiſch und Blut , ſo empfabet ſie Materiam zu ihrem Anzun den . Esmuß Ernſt reyn , denn die Hiſtoria erreicher nicht Chriſti Fleiſch und Blut, es inuß der Tod zerſprenget werden , wiewol ihn Chriſtus zérſprenget hat: So muß aber nun die ernſte Begierde folgen, das gerne wollen thun , und immer das bin arbeiten ,als ein Pilgram oder Bote , der einen fährlichen , weiten Weg ziehen will, der lauffet immer nach dem Ziel, er iſt unverdroſſen : ob ihm gleich wehe geſchiebet, noch hoffet er des Ziels, und kommt immer nåber, da er dann ſeines Lohns und Ergeßung in Hoffnunggewärtig iſt, und freuet ſich , daß ſein fauer Wandern wird ein Ende nehmen. 2. Alſo muß ein Menſch,der da will zu OD te wandern fich aufdie Pilgrams Straile machen ; er inuß immer mehr aus der irdiſchen Vernunft,aus des Fleiſches,des Teufels, und der Belt Willen auswandern : Oft geſchicht ihm webe, wenn er das
167 2.Th. Cap.8. JEſu Chriſti. tas verlaſſen ſoll, das er wol baben konte , und könte damit in zeitlichen Ehren ſchreben. Will er aber auf der rechten ens gen Straffe wandern , ſo muß er nur den Rock der Gerechtigs keit anziehen, und den Rock des Gaißes und gleiſſenben Lebens ausziehen : Er muß den Hungerigen ſein Brot mittheilen , und ſein Kleid zur Decke geßen , nicht ein Drånger des Elenden fenn, nur ſeinen Sack wollen füllen , dem Elenden und Albern feinen Schweiß aboringen, und ihme Gefeße geben, nur zu ſeis ner Hoffart und Wolluſt; Der iſt kein Chriſt der ſolches thut, ſondern er wandert auf der Straſſen dieſer Welt , wie ihn das Geſtirne und die Elementa, mit des Seufels Inficiren und Luft treiben : und ob er gleich den Glauben weiß vonGOttesBarms bertigkeit von der Gnugtbuung Chriſti,wirds ihme doch nicht helfen . Denn nicht alle die da ſagen : HErr , HErr , werden ins Himmelreich eingeben, ſondern die den Widen thun meie nes Baters im Himmel ; Und der Wide iſt: Liebe deinen Nach , ften als dich ſelber; Was du wilt das man dir thue, das thue du auch. 3, Sprich nicht in deinem Herßen : Ich fiße in dieſem Amt und Herrſchaft mit Rechte ; ich babs erkauffet und ererbet,das, mas mir meine Unterthanen thun , find ſie mir ſchuldig. Sies be und forſche, wo daſſelbeMecht urſtåndet, obs von GDtt alſo geordnet fey ,oder pbs aus Trug und eigener Hoffart , und aus Geiß urſtande ? Findeſt du , daß es GOttes Drdnnng ren , ſo ſchaue und wandele darinne nach dem Befehl der Liebe und Ges rechtigkeit : dencke, daß du darinn ein Diener , und nicht ein Herr über Chriſti Kinder biſt und nicht allein da fißeſt , ihren Schweißan dich zu ziehen,ſondern daß du ihr Ridyter und Hirs te biſt, daß du folt von deinem Amt Rechenſchaft geben : Die ſind fünf Pfund gegeben ,du folt fie deinem Herrn mit Wucher ůberantworten . Du ſolt deinen Untern auf Den rechten Weg fübren, ihme gute Erempel geben , in febr und Straffe über
den Bosbaftigen : denn es ſoll von dir gefodert werden , ſo du den Gottloſen nicht ſtraffeft, und ſchůbeſt den Bedrängten. Du biſt nicht nur darum ein Regent, daß du iþr Herr feyeſt : Nicht du, fondern GOtt iſt ihr HErr, du folt ihr Richter feyn , undſie ſcheiden ; Nicht um deines Geißes willen biſt du ihr Richter, ſondern um ihrer Gewiſfen willen. Und daß du den Einfaltigen lebreſt, fübreſt,und weiſeſt,nicht allein mit Dranga fal ſeines Schweiſſes,ſondern mit Sanftmüthigkeit: Du haſt ein 24
168 V. Von der Menſchwerdung 2. TH.6.8. ein ſchweres aufdir, dumuſtdarum exnfte Rechenſchaft geben. Wenn der Elende über dich Feufget in feiner Drangſal,foklaget er dich vor einem und deinem Herrn an ; da fott du und muſt du mit ihme vor Gerichte fteben , denn das Urtheil geber über die Seelen, es hilft dich keine Heucheley . 11.4. Alles was mit Shränen geſäet wird, mit rechtem Ernſte, bas wird zur Subffang, und gehöret vor GOttes Gerichte, es fey darin, daß der Menſch umkehre, und verföhne ſich mit Bols that gegen den Bedrängten, das er ihn fegne, fo zerbricht die Subſtans. Darum habt ihr Obere ein Schweres auf euch : ihrmøget motauf euren Stand feben , wo er arftande,die Wurs Bel wird nabe gefucht werden ,es fell ein ieder von ſeinem Stans de Rechenfihaft geben . Sehet aber zu , daß ihr nicht damit im hölliſchen Feuer reitet, als der grimmige Teufel felber thut, und ihr deffelben Diener erfunden werdet ; wie uns der Geiſt der Wunder zeiget, daß ihr die Erfüllung des ewigen Zornes und Grimmes reyd worden. Sprich nicht in deinem Herkenr: alſo haben meine Eltern und Borfahren auch gewandelt, ich hab es ererbet, du weiſt nicht, in was Herberge fie ſind eingana gen ; Witt du ein Chriſt und Kind ODttes feyn, ſomuft du nicht auf den Weg der Vorgebenden feben , wie fie in Wolluſt geritten ſind, ſondern auf SDttes Wort, das muß deiner Fürs fe Leuchte Peyn. Denn Viel, fo übel gefahren ſind ,die find in Abgrund gefahren , denen wirſt du auch nachfahren, ſo du itt ihren Fußſtapfen wandelſt : laf dir nur nicht den Teufel ten gleißneriſchen Weg inahlen , feine Farbe glinket von auffen, und in der Effens iſt ſie Gift. 5. Uch wie haben wir doch einen ſo gar gefährlichen Weg durch dieſe Welt zu wandern ; und wäre zu wünſchen , daß ir dem Gottlojen kein Ewiges mire , ſo därfte er nicht ewige Dualleiden ,und im ewigen Spotte ſeyn : Wie ſie alhie in dies fem geben Feinde der Kinder GOttes find, alſo auch bleiben fie ewige Feinde GOttes und ſeiner Kinder. Darum müſſen die Kinder GOttes das Creuß auf ſich nehmen ,undalhie im Dis ftel- und Dornen -Bad fdwigen , und in Angſt neugeboren wera den, fie müſſen einen ſchmalen Steg wandern ; da die Ber tunft immer ſpricht: Du biſt ein Narr, du konteſt in Freuden leben , und gleichwoi felig werden. Dwie ſchlägt die äuſſere Bernunft oft das edle Bild , das aus dein Dornen Bade aus der Trúbral auswächret ! Wie gar mancher Zweig wird von dem
169 JEſu Chriſti. 235. ap.8. dem Perlen - Baum abgeriſſen , durch Zweifel und Unglauben, welcher den Menſchen in den falſchen Weg einführet ! Der Elende feufget nach der zeitlichen Nahrung, und fluchet dem Zwinger, der ihme ſeinen Schweiß abdringet, und dencket, er thue recht daran ; Aber er verderbet fich nur ſelber daran , er handelt eben ſo gottlos als ſein Ireiber . Nábmeer Getult in fity, und gedachte, daß er auf der Pilgrams- Straſſe wandelte, und regte ſeine Hoffnung in ſein ziet, unddachte, daß er alſo in Creuß und Elende, in Drangſalin Chriſti Weinberg arbeitete ; I wieſelig führe er, er håtte doch alſo Urſache ein ander und beſſer Leben zu ſuchen, weil er alhier muß in Angſt und Elend ſchweben : wenn ers nur recht verſtände, wie es GOtt fo gut mit ihin meinete,daß Er ihn alſo damit locke und ſuche, daß er nicht follin das irdiſche Leben bauen. Dieweil er ſtehet, daß es nur ein Jammerthal und Drangſal iſt, und mug alhier nur im harten Zwang im Elende in eitel Mübe feine Tage verzeh: ren , foll er doch ja dencken , daß es GOtt nicht vergebend alſo geben laſſe ; ſondern daß Er ihme gleich alſo Urſache gebe ;eine rechte Ruhe zu ſuchen, welche nicht in dieſer Welt iſt: darzu muß er alle Stunde des Todes warten, und ſein Werck andern laſſen . Was iſt es denn ,daß ein Menſch feine Hoffnung in dies fe Welt bauet, barinn er doch nur ein Gaft und Pilgram iſt, der da muß durch die Straſſen ſeiner Conſtellation wandeln ? Nåhineer die innere Conſtellation an ; O wie felig arbeitete er in GOttes Berde, und lieſſe das äuſſere gehen wie es kann ſeyn. 6. Ein Menſch in dieſer Wett , der da gedenktet GOttes Reich zu beſitzen, hat keinen beſſern Weg , undmag ihm nicht beſſer gerathen werden, als daß er ffets gedencke und ilin fürs nehme,daß er im Weinberge GOttes ift, mit aft feinem Thun und Weſen, daß ers GOtt thue: Sein Gemüth foll in ftetet Hoffnung zu Gott gerichtet ſeyn , daß er werde ſeinen lohnt für ſeineArbeit von GOtt erlangen , und daß er in GOttes Wundertbat arbeite. Darum ſoll er in ſeinerArbeit,die er thut, fleißig ſeyn, und wenn er gleich ſeinem Treiber in Mübe ohne fohn oft dienen muß, fodende er nur , er arbeite mur GOtte, und ſey gedultig aufHoffnung ; GOtt werde ihm ſeinen lohn Denn nicyt am Tage zablet der wol geben zu feiner Zeit. Herr des Weinberges feine Arbeiter aus ; ſondern am Abend , wenn das Tasperck gemacht iſt: Wenn wir beim geben zu uns forms
170 V. Von der Menſchwerdung 2.Th.C.8. ferm Herrn , aus dieſer Hütten Sbal, alsdenn'empfahet ein ieder ſeinen Lohn ; Welcher alsdenn viel gearbeitet hat in lan ger Zeit,der hat viel Lohnzu gewarten ; welcher aber nur ein Schnarcher, Grunger,Faullenßer, und bdſer Arbeiter in iIn gedult geweſen iſt, der hat wenig verdienet,und wird noch wol Straffe von ſeinem Herrn zu gewarten haben : denn er hat andere Arbeiter nur verführet,und iſt ein unniger Arbeiter geweſen, hat eitel falſche Wercke gemacht ſeinen Herrn um ſeis nan Lohn zu betriegen, der empfabet billig Straffe für Lobn.
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Die Porte im Centro der Natur. Die dritte Citation , 7. Die Bernunft ſpricht alſo : Warum faſſet8 GDtt alſo geben, daß albie eitel Müheſeligkeit iſt, darzu nur cin Zwängen und Drången, daß je einer den andern plaget und drånget ; Und ob mancher viel hat und nicht darf, noch hat er keine Rube, er trachtet nur nachTreiben und Unruhe, und ſein Hert iſt nimmer ſtille, 8. Siebe, du verſchloffene Erkentniß ; der Welt Orund iſt alio, der Ürſtand des Lebens iſt auch alſo : es mag in dieſer Welt nicht anderſt feyn, es ſey denn daß ein Menfch neugebos ren werde, der iſt im neuen Menſchen anderſt, und bånget ihme doch dieſer Trieb im alten Menſchen immer an : Das iſt der Streit des Geiſtes wieder das Fleiſch , da das Fleiſch wieder den Geiſt lüſtert, und den Geiſt wieder das Fleiſch. Nun ſprichtdie Vernunft, wo urſtåndets denn alſo ? 9. Antwort : Siebe, im Centro Naturæ iſt ein folch Weſent, beſinne dich nur ; der ewige Wille, ſo GDtt heiffet ,der iſt frey, denn Er hat in ſich nichts als das Licht der Majeſtát, undwoh net indem emigen Nichts ,darum mag Ihn arch Nichts rubs ren. Aber ſein Begehren , daß das Centrum Naturæ machet, daſſelbe bat nur eine ſolcheEigenſchaft :denn da iſt die Herbich . Feit, als die erſte Geſtalt der Natur, die zeucht inmer an fich , und nimtda Nichts iſt ; da ſie nichts gemachet hat, da nimt ſie, und raffet es zuſammen , und mags doch nicht effen , iſt ihr auch nichts nůße, fie machet ihr ſelber alſo Angſt, Marter und uns rube damit,wie auch derSeiß im Menſchen. Die andere Ges ftalt iſt ſein Ziehen oder Stachel, das iſt ein Knecht, der da zus ſammen raffet,was das Begehren will; der iſt der Arbeiter,be. Deut den unternMenſchen ,derift b8s,zornig ,wütende,ſticht und tober in der Herbichkeit, das mag die Berbichkeit vom Knecht nicht
171 2.S.Cap. 8. Eſu Chriſti. picht leiden, zcucht ihn nur beftiger , alſo wird der Kuecht nur borer und toller, und ſtürmet dem Herrn das Haus : alſo will der Herr den Knecht binden und halten , und der Knecht reiſſet mit Bosheit überaus. Und ſo ihn dann ſein Herr, als die Hers bichkeit, nicht mag bewältigen, gerathen ſie miteinander in eine groſſe Angſt, Feindſchaft, und Wiederwärtigkeit, fangen ein drebend Rad an zu machen, ſich zu würgen,morden und tddten : Und das iſt die dritte Geſtalt der Natur , davon urſtåndet Krieg ,Streit, Zerbrechung Land und Städte, Neid und ångſts liche Bosheit, da je einer den andern will tobt habent, will alles freſſen und in ſich ziehen ; er wils alleine haben , iſt ihme doch alleine nichts núße, ſondern ſchädlich ,er thut wie der Grimm der Natur thut, derſelbe friſt fich auch alſo in fich felber , ver: jebret und zerbrichtſich gebieret fich doch auch allo : davon tommtalles Bdſe, der Teufel mit allem böſen Weſen komme daher, alſo bats feinen Urſtand. 10. Wie die Natur im Centro thut, verſtebet auſſer dem Lichte, alſo thut auch der Teufel, welcher das Licht nicht bat ; auch der bore Menſch und Shier, auch Kraut, Gras und alles was feindig iſt, denn es iſt das Gift-Rad, davon das Leben ur ſtåndet, das drebet fich alſo in groffer Angſt , im Stechen , Wu ten und Brechen ,bis es ihme einen andern Willen ſchöpfe aus der Angſt auszugeben, und erſendet ſich in Tod , und gibt ſich frey babin in die Freyheit: So zerbricht das Stechen und Brechen im Sode, und fållet in die Freyheit des erſten Willens, welcher die Angſt des Todes anzünder mit der ſtillen Freyheit, davon die Angſt erfchricket , den Sob zerbricht, und aus der Angſt auffähret, als ein Leben der Freude. 11. Alfo gebets auch zu mit dem Menſchen :wenn er in der Angſt der Feindſchaft iſt, daß der Stachel des Todes und Zor: nes in ihmewütet, daß er alſo ångſtlich, geißig, neidig , zornig und feindig iſt,ſo ſoll er nicht in dem böſen Weſen bleiben ; font iſt er in den Geſtalten des Todes, Bornes, Grimmes und böllis ſchen Feuers : So nicht der Waſſer-Duell in ihme wåré init Fleiſch und Blut, ſo wäre er alfo ſchon ein angezündeter Teu : fel, und nichts anders ; fondern er muß ſich befinnen , und in ſeiner böſen Ungft einen andern Willen ſchöpfen, von der geikis gen Bosheit auszugehen in die Freyheit GDttes , da inmer Ruhe und Friedegenug iſt. Er nius nur in Tod in die Gea dult erſincken,in das Angſt- Rad fich willig einergeben, und eis nen
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V. Von der Menſchwerdung
2. TH .C.8.
nen Durſt nach der Erquickung GOttes , welche die Freyheit ift, fchopfen, ſoerfindeter durch den Angſt- Todund fält in die Freyheit . So dann ſeine Angſt die Freyheit koſtet,daß fie eis ne folche ſtille fanfte Dual ift, fo erſchricket die Angſt-Qual ; und im Schreden zerbricht der feindige berbe Sob , denn es iſt ein Schrad groſſer Freuden, und eine Anzündung des Lebens GOttes : Und alſo wird der Perlen - Zweig geboren , der ftebet nun in zitternder Freuden , aber in groffer Gefahr ; denn der Tod und die Ungft-Qualiſt feine Wurzel, und iſt damit umges ben, als ein ſchöner grüner Zweig , der aus einein finckenden Miſte auswachſet, aus der Stand Qual , und bekommt eine andere Eſſeng, Geruch, Weſen und Qual,als feine Mutter hat, aus welcher er geboren ward : wie denn auch die Qual in der Natur folche Eigenſchaft bat, daß aus dem Böſen , als aus der Angſt, das groſſeLeben erboren wird. 12. Und wie wir weiter erkennen ,daß fich die Natur im Schrack in 2 Reiche ſcheidet : (i) in das Freubenreid ), und (2) in ein Erſincken des Todes in eine Finſterniß ; Alſo auch der Menſch,wenn der Lilien - Zweig zum Freudenreich alſo erbo ren wird,ſo ſcheidet ſich ſeine Natur in zween Willen : Der ers fte gebet auf in der Lilien, und tráchfet in GOttes Reich i det ander erſincket in den finſtern Sod, und ſehnet ſich nach der Ers den nach ſeiner Mutter , der ſtreitet immer wieder die Bilien , und die Lilie fleucht vor der Raubigkeit, wie ein Zweig aus det Erden wächſet, und die Effens vor der Erden fleucht,und von der Sonnen aufgezogen wird , bis es ein Halm oder Baum wird : Alſo auc zeucht GDttes Sonne des Menſchen Lilie, als den neuen Menſchen, immer in ſeine Kraft von der böſen El ferts aus , und zeucht endlich einen Baum in SDttes Reich daraus. Alsdenn låft er den alten bofen Baum oder Scale, darunter der neue wuchs, binfallenin die Erde,in ſeine Muts ter, darnach er ſich je Febnet, und aus der Erben wieder in Cen . trum Naturz , am Ende des Scheide- Sags, da alles wieder muß in ſeinen Æther geben : Alſo gebet auch die Lilie in ihren Æther, als in den freyen Willen , in das Licht der Majeſtät ein . 13. Alſo verſlebets weiter: wenn ſich im Schract der Nas tvr alſo zwey Reiche ſcheiden, ſo iſt der Schrack an ihm ſelber ein Blig und Urſace des Feuers, als des Lebens Anzündung ; So ſcheidet ſich Prima Materia, als die erſte Materia, welche die Herbichkeit machete mit ſeinem Einziehen , darinn die Feinde fchaft
2.'Sh. Cap.8 . JEſu Chriſti. 173 fchaft entſtund, in zwey Theil : Als eines unter fic in God, das iſt das effentialiſcheLeben mit der Wefenheit dieſer Welt, als da find Erde und Steine : Und denn das ander Sheil cheie det ſich aus dem Schrack des Feuers ins Licht der Freybeit, denn der Feuer -Schrad zündet die Freybeit an , daß fie auch begehrende wird, die jeucht nun in ihrem Begehren die Freu : denreich in ſich, alsdas ſanfte Wolthun, undmachets auch zu Materia. Das iſt nun die himmliſche Göttliche Wefenheit, die jeucht das Feuer wieder in fich , und ſchlingets in ſeinen Schracke, welcher des Feuers Qual iſt : Ulda verzehret die Qual die ſanfte Wefenbeit, und führet ſich in die hohe Freus denreich, daß aus Angſt Liebe wird, daß aus Feuer ein Liebe: Brennen wird ; und giebet aus dem Brennen den freudenreia chen Geiſt des ewigen Lebens, der GOttes Geiſi heiſſet,welcher im erſten Willen, der Vater beiffet, urffandet. Denn er ift das Begehren der Natur, und iſt im Feuer ein Feuer - Duall, und in der Angſt des Todes ein Stachel des Codes , des Grim mes und der Feindſchaft, im Weſen der Natur, als im Centro : Und im Lichte iſt er die Gåttliche Freudenreich, der da in der Göttlichen Weſenheit, als in der Weisheit (das ſind die Fars ben der Jugend) die edle Tinctur eröffnet, welche der Glang der himmliſchen Wefenbeit iſt ; und urſachet in der Weſenheit das Element der Engliſchen Welt, daraus dieſe Welt eine Ausges burt iſt,aber im Zorne vom Teufel entzündet: der eine Urſache iſt, daß fich der Grimm der Natur bat entzündet, davon in der Weferheit ſind Erde und Steineworden, wie vor Augen, wels des der måchtigſte Quall hat im Verbo Fiat in ein Principium geſchieden, wie im Buch vom Dreyfachen Leben ausgefüb : ret worden. 14. Alfo verſtebet den Feuers- Blie für die vierte Geſtalt der Natur , und die Liebe Geburt der Freudenreich für die fünfte Geſtalt , und das Einfchlingen der Weſenheit aus der Sanftmuth ins Feuers -Qual, da das Feuer auch die Freudents reich erreichet, als den Scall oder Offenbarung der Farben , Wunder und Jugenben, davon die fünfSenſus, als Sehen , Høs ren , Riechen,Schmecken und Fühlen entſtehen , für die ſechſte Geſtalt der Natur ; und die Wefenbeit des Lichts, darinn das Göttliche Element begriffen , aus welchem das Grünen oder Paradeis entſtehet, für die ſiebente Geſtalt, als wieder für die Mutter allerGeffalten, die allen Oefhalten Weſen , Kraft und Sanfte
174. V.Von der Menſchwerdung 1. Th. C.9. Sanftmuth gibt, daß ein eivig Leben und Wonne des Lebens ift. Denn die ſiebente Geſtalt hålt in ſich ſelber inne die En glifebe Welt, ſowol das Paradeis oder rechte Himmelreich,das rinn das Weſen der Gottheit offenbar iſt , und alles , was die Licht-Welt beſchleuſt, wie wir ſolches an andern Orten ausges führet haben. Das 9. Capitel. Weitere und mehrere Umſtånde dieſer drit . ten Citacion , hoch zu betrachten. Summarien . chen , das ſind wir.2. Dumuſt deinenåuſſern Willen brechen. 3. Der Gottloſeift Chriſti Leib nicht theilhafftig. ibid. fo, ihr Menſchen - Kinder, feyd alhier ſehende und nicht blind : Merckets doch , waseuch geoffenbaret iſt, es geſchicht nicht vergebens; es iſt was darbinter ,fiblafs fet nicht,es iſt Zeit ; Sebet doch, was das Wefen aller Weſen iſt. Dieſe Welt iſtaus dem Emigen ausgeboren : das Cen trum der Natur iſt von Ewigkeit je geweſen , es iſt aber nicht offenbar geweſen . Mit dieſer Welt, und mit des Teufels Grimm iſts ins Weren kommen , verſtehts doch nur, was der Seufel iſt: Er iſt ein Geiſt ſeiner Legionen aus dem Centro der Natur , als er in Göttliche Weſenheit geſchaffen ward, ſolte aber im Feuer probiret werden , und ſeine Imagination in die . Liebe ſeßen ; ſo feßte er ſie ins Centrum der Grimmigkeit zurüs che, in die vierte Geſtalt der Angſt, und wolte im Feuer über GOttes Sanftmuth berrſchen, als ein Feind der Freudents reich, und verachtete die Liebe, weil er ſabe, daß das Feuer Stårce und Macht gab : darum ward er aus dem Feuer GOts tes in die Angſt der Finſterniß geſtoſſen , ins Centrum der vier Geſtalten. Er hat nicht mehr vom Feuer als den erſchrecklis den Blig ,das iſt ſein recht Leben : aber der Wille GOttes,der pich ſonſten in Engeln und Menſchen nach dem Leben ſehnet, der dem Leben zu Hülfe fommt mit der Freyheit, als der Sanftmuth, Batihn verlaſſen ;alſo mag er das Licht in Ewig teit nicht erreichen , er kann auch keine Imagination darnach ſchöpfen, denn GOttes Willen -Geiſt quålet ihn in der Angſts Cammer, in den erſten vier Geſtalten der Natur, die fünfte tann
D
2. 25. Cap, 9 .
JEfu Chriſti.
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kann er nicht erreichen . Und ob er wol alle Geſtalten der Na tur bat,iſt es doch alles feindlich und wiederwärtig; denn der H.Geiſt hat ihn verlaſſen, und iſt nun der Zorn oder Grimmen Qual in ihm . SDtt, der alles iſt, hat ſeinen Grimm oder das Centrum des Urſtandes in ihme eröffnet, daß es auch creas türlich iſt, denn es hat ſich auch geſehnet zu offenbaren : und als fich Gott einmal zur Schöpfung der Engel beweget bat, ſo iſt alles offenbar worden , was von Ewigkeit in den Wundern der Weisheit im Centro verborgen geſtanden, beydes in Liebe und Zorn. 2. Weil wir nun ſolches miffen, was wir find, und daß es uns GOtt låſſet wiſſen , ſo mogen wir nur zuſehen , und was Gutes aus uns gebåren , denn wir baben das Centrum Natura in uns : Machen wir einen Engel aus uns , ſo ſind wir das'; machen wir einen Seufel aus uns, To find wir das auch: wir find alhier im Machen in der Schöpfung, wir ſteben im Acer, SDttés Wille in der Liebe ſtebet im Centro des Lebens gegen uns : O Dit iſt Menſch worden undwill uns haben ; ſo wil uns fein Zorn ins Reich des Grimmes auch baben ; der Teufel will uns auch in ſeine Geſellſchaft haben , und GOttes Engelauch in ibre:wo wir nun binwerben, da hinein gehen wir. Seßen wir unſere Ioagiuation ins LichtGOttes, und geben mitErnſt hinein, ſo kommen wir binein, und werden noch mit Ernſtbine ein gezogen ; wollen wir denn unſern Willen in dieſer Welt Herrlichkeit feßen, und das Ewige taſſen fahren ,ſo haben wir auch zu hoffen, daß wir mit dieſer Welt Grimm werden müſ ſen ins erſte Myſterium eingeben : Werden wir alsdenn nicht Göttliche Imagination, als Glauben ,in uns haben, ſo wird uns die GöttlicheLiebe verlaſſen, und unsnicht zu ihrer Thůr hins ein laffen . Fürwahr zerſprenget nichtGDtt,wir kommen in Noth: Bringeſt du nicht GOttes Geiſt mit ,du erlangeſt den nimmermehr ; darum iſt es gut, albie in dieſem Leben auss wachſen . Chriſtus iſt unſer Äckerworden ,wir konnens obne gar ångſtliche Noth erreichen : es iſt nur um das zuthun , daß wir den Willen zerbrechen, das thut webe , denn Adam will nicht : fo will der Zorn und der Teufel auch nicht. 3. Siehe Menſch,du biſt dein Selbſts Feind , was du füs Freund hälteſt,das iſt dein Feind : Und wilt du ſelig werden und GOttſchauen, ſo muſt dudeines beſten Freundesårgeſtes Feind werden, als des Auſſern lebens ; nicht daß du es zerbres dette
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V.Vonder Menſchwerdung 2.Th.C.9.
cheſt,ſondern feinen Willen. Du muſt thun , was du nicht wilt , du muſt dein Feind werden , oder kanſt nicht GOtt Tibauen : denn, den du teßtfür deinen Freund halteſt , der iſt aus der Angſt- Kammer ausgegangen ,und hat noch dasangſt Leben in ſich ; erbat des Zorn-Qualls unddes Teufels Sucht in fich . Du muſt einen Willen in GOtt fchöpfen , ausdeiner Seelen inuſt du einen Willen ſhopfen und mit demſelben in GOtt aus der Bosheit eingehen , ſo wirſt du ins Feuer GOts tes eingeführet werden, verſtehe, der Willen -Geiſt, der wird deine Seele anzünden : alsdenn greiff nach dem Leben und Geiſte Chrifti, fo wirſt du ihnempfaben , derwird dich neuges båren, mit einem neuen Willen, der dir bleiben wird . Ders felbe iſt die Blume deiner Seelen , darinne das neue Kind ftes þer , in der Bildnis GOttes : demſelben gibt GD # Chriſti Fleiſch und Blut zu genieffen, und nicht dem Adams. Efel, wie Babel ivunderlich rumpelt, als ſolte der Gottlofe Chriſti Leib theilhaftigwerden ; D nein , er empfabet die vier Elementa , und darinnen den Zorn GOttes , darum daß er nicht unters ſcheidet den Leib des HErrn , der im Himmel gegenwärtig iſt, und von der Seele genoſſen wird ,welcheden Himmel erreichet. Nicht als ein Zeichen ,als die andere Phantafey runipelt , nicht Geiſt ohne Weren ; ſondern das Weſen des Geiftes mit , mit GOttes Beisbeit umſchloſſen, Chriſti Fleiſch , das die Lichts Welt an allen Enden erfüllet, das das Wort, das Menſch ward mit in Mariam brachte. Diefelbe Wefenheit, ob fie gleich , in Maria eröffnet ward in ihrem Fleiſch und Blute, und menjöliche Effens in fich nahm , war gleichwol diefelbe Zeit, weil Chriſtus in Marien Leibe lag, im Himmel im Element, an alen Orten : Sie fuhr nicht über viel Meiten irgend von eis nem Orte in Mariam , nein ; ſondern das eingeſchloſſene Cens trum , das Adam hatte im Zorn GOttes in Tod geſchloſſen ,das fchloß das Wort der Sottheit auf , und führete Sšttliche Wes renbeit in das Jungfräuliche in Tod geſchloffene Centrum ein . In dem Leibe Mariả geſchah das , im Ziel des Bundes , nicht abwefende, auch nicht einfahrende ; fondern aufſchlieſſende, eingebärend , und in dieſe Welt ausgebärend, GDtt und Menſch. Eine Perſon, himmliſche und in Tod eingeſchloſſes ne Weſenbeit und Jungfrauſchaft, Eine Weſenheit , Ein Menſch im Himmel und in dieſer Welt: Und ſolche müſſen wir auch ſeyn, denn das Wort das Mented ward, ift in der Seelen
HE DE
Dul
C
2.Th.Cap.10 . Jeſu Chriſti. 177 Seelen råge worden , und ſtehet im Lebens- Schall in allen Seelen, es jeuchtalle Seelen ; und der Zorn zeucht auch alle Seelen . Nun gebe, wo du hin wilt, du haſt nun das Centrum der Gottheit in dir im Schalle, und råge, und auch das Cen. trum des Grimmes , in welches du gebeft, und das erweckert , barinne ſtehet bein Leben : Shue was dir liebet , du biſt frey , und SDtt läft dich es wiffen , Er ruffet dir ; fommſt du , To wirſt du ſein Kind ; geheſt du denn in Zorn , ſo wirſt du aud aufgenommen.
Das 1o.Capitel. Vom
Ebenbilde GOttes des Menſchen ,
als von der Gleichheit GOttes und des Menſchen . Summarien . Er Geiſt, aus dem Neuen Menſchen erboren , kennet allein feinen Leib.5.1. Begehren , Sinn und Gemüth , halten des Geiſtes Centrum inne,daraus der farceWillegeboren wird , darinn dic Bildniß ſtehet.2. Jin Begehren, Sinn und Gemüth kennen wir den Neuen Menſchen ,wornach Erhungertund imaginiret. 3. Die Gleichheit GOttes iit in dem Geinůth , Begierdeund Sinnen . 4. Das Geinůth ift das Angſt:Rad, und die Sinnen ſind des Gemüthes Seneca te und ſubtileſte Boten . 5. Gott iſt alles und der Menſch auch ſo er ſich nur als GOtt ſuchetund findet. 6. . Der Zweck alles Schreibens und Lchrens Autoris iſt, daß wir ein Geiftmit Gott werden ſollen .7. Gott iſt im Menſchen das Mittelſte : und ſo der Menſch mit Gott Ein Geiſt iſt, ro offenbaret ſich Gott in deſſelben Geinuth , SinnenundBes gehren ;8. aber dein Gottloſen iſt Er fremd. 9. Der Seufel iſt ein Feind der Sonnen und des Lichts. ibid. Gottiſt auc , im Teufel ; es hilft ihm aber nichts, erfühlet nur ſeinen Grimm . ibid.Eriſt eine hungrige und durftige Gift 10. alles was bóſe, iſt ſeine Starcke und Begierde. ibid . DerMenſchhat beydeCentra inſich, und iftſein eigea ner Macher : er iſt ſelber Gött im Willen -Geifte ; aus ſeinem Geiſte muß Gottes Geiſt geboren werden, 11. Rechte Erklärung, was Vers gebung der Sünden ſep ? 12. fq. Nfere Weſerbeit oder neuen Leib können wir in diefer Welt nicht ſchauen , aldieweil wir in dem irdiſchen Les wik ben ſind ; der äuſſere Menſch kennet den nicht, alleine der Geiſt, fo aus dem neuen Menſchen erboren wird und auss gebet, der kennet feinen Leib . 2. Weil wir aber gleichwol deſſen Erkentniß haben unb wiſſen wollen ,obwir in der neuen Geburt find ? ſo iſt keine beſs fere
178 V. Von der Menſchwerdung 2.CH.C.1o. Tere Probe, als an der Gleichnis GOttes , die mir verſtehen , als das Begehren, Sinn und das Gemütbe: diefe drey Dins ge halten inne des Geiſtes Centrum , aus welchem der ſtarcke Wille ausgeboren wird, in welchem die rechte wahre Gleichnis und das Bitde GOttes mit Fleiſch und Blute fiebet, welches der auffere Menſch nicht kennet ; denn daſſelbe Bild iſt nicht in dieſer Welt, es hat ein ander Principium , als in der Englio fchen Welt: und ſiehetdieſe Zeit diefes Lebens im Myſterio, in der Verborgenheit, als das Gold im Steine, da das Gold eis ne andere Tinctur bat , andere Effen , andern Glang und Schein, und mags die Grobbeit des Steines nicht ergreiffen , das Gold begreift auch nicht die Grobheit ; und die Grobheit, als das Angſt.Centrum , iſt doch eine Urſache des Goldcs , denit fie iſt Mutter, unddieSonne Pater .Alſo iſt auch unſer alter Adam und leib eine Urſache des neuen Leibes , denn er iſt die Mutter : aus der alten Weſenheit ulſtandet der neue Leib , und Gottes Geift in Chriſto ift Pater ; wie die Sonne des Goldes , alſo auch GOttes Her des neuen Menſchen. 3. Nun aber kennen wir den neuen Menſchen nicht beſſere als im Centro , nemlich im Begehren , Sinn und Gemütbe : wenn wir uns befinden , daß unſer Begehren gånglich nach und ZU GDtt ſtehet, unſere Sinnen ſtets in SDites Willen lauf fen , und das Gemüthe fich gånglich in Gehorſam GOttes Willens einergibt , daß die Imagination von GOttes Kraft fånget, ſomögen wir gewiß wiſſen , daß der edle LilienZweig erboren iſt,daß die Bildniſ GOttes im Wefen iſt , daß Gott in der Gleichbeit iſt Menſch worden ; da ift es hoch noth zu verwahrendas edle Bild, unddem alten Adam mit ſeinen Lůz ften nicht Raum zu laffen , ſondern immer zu tädten , daß der neue Menſcy trachſe, groß, und mit den Wundern der Weis. heit gezieret werde.
4. Nun fraget aber die Bernunft ; Wie iſt denn GOttes Gleichbeit ? Siebe, Gott iſt ein Geiſt, und das Gemüthe mit den Sinnen und Begierden iſt auch Geiſt : Das Gemüth iff das Rad der Natur, die Begierde iſt das Centrum , als das erſte Weſen zur Natur , und die Sinnen ſind die Eſſentien : denrt aus den Eſſentien geben die Sinnen , ſie ſind und baben ihren Urſtand aus dem Stachel der Begierlichkeit, als aus der
2. TH.Cap.io.
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der Herbichkeit, denn ſie ſind die Bitterkeit, und laufen immer ins Gemüthe,alé ins Angfi- Rad und ſuchen Rube,ob ſie möchs ten die Freyheit Gottes erlangen . Sie finds , die in dem Angſt- Rade,als im Gemütbe , das Feuer aufſchlagen, und in der Entzündung im Schrace fich willig in Tod einergeben, und erfinden alſo durchs Feuers Dual in die Freyheit, als in GOttes Urm , fie geben in der Freyheit aus, als ein Leben aus dem Sode : fie find die Wurßel des neuen Geſchmacks , wels de in GOttes Weisheit und Wunder cindringen ; fie brins gen die Begierde aus der Ungit des Todes, fie erfügen ibre geben ihre Kraft von Göt Auster das Gemütbe, und tes Effent, 5. Alſo iſt das Gemüthe das Rad oder die rechte Kainmet des Lebens, als der Seelen eigen Haus , welches ſie ein Tbeil ſelbſt iſt, ſo die Weſenbeit (verſtebe der Linctur Wefenbeit ) dažu gerechnet iſt, als das Feuer- Leben : dem aus bein Feuer :Leben entſtehet das Gemütbe, und das Feuer - keber wobnet im Gemütbe ; aber das Gemücbe iſt edler als das Feuer , denn es iſt die Beweglichkeit des Feuer- Lebens, es Machet den Verſtand . Die Sinnen find des Gemütbes Knechte, und find diefubtileſten Boten ; fie geben in Gött, und wieder aus GOtt in Roth, und wo fie ich entzünden , ent weder in GOtt oder in Noth, als in Falichheit, das bringen ſie bein Gemůthe beim : ſomuß das edle Gemüthe ofte über der Bosheit her ſeyn , und die erſticken in ihrer Angſt, menn die Sinnenhaben falſche Imagination in die Begierde einges laden . * 6. Alſo verſtebet$ endlich in dem Wege : GDtt iſt ſelber alles und in allem ; aber Er gebet aus dem Grimmeaus , und findet die Richt-und Kraft- Belt in fich felber, Er macbet fie ſelber, daß alſo der Grimm mit allen Geſtalten nur eine Urſas che des Lebens (und ſich felber in groſſen Wundern finden ) fey . Er iſt der Grund und Ungrund , die Freyheit und auch die Natur, in licht und Finſterniß ; und der Menſch iſts auch als les, ſo er ſich nur alſo ſelber ſuchet und findet, als SDtt. 7. Unſer . ganges Schreiben und Lehren langet nur babin , wie wir uns müſſen ſelber ſuchen, machen und endlich finden wie wir müſſen gebåren, daß wir ein Geiſt mit Otsfind, daß SDtr in uns fey , und mir in SDtt, daß GOttes Liebe: Geift
180 V.Von der Menſchwerdung 2.TH.C.10 . in uns ſey das Wollen und auch das Shun , und daß wir der Angit-Dual entrinnen ; daß wir uns in die wahre Gleidiniß in drey Welten einfülren, da eine iede in ihrer Drönung ſtes bet, und daß die Licht- Welt in uns der Herr feu , als die das Regiment führe; daß alſo die Angſt- Welt in der Licht-Welt verborgen bleibe , als in GOtt auch , und nur alſo eine Urſache des Lebens und der Wunder GOttes Rey ; Sonſt wo wir die Licht - Welt nicht erreichen , ſo iſt die Angſt- Welt in uns das Ober - Regiment, fo leben wir ewig in feindlicher Qual. Die fer Streitwäbret ſo lange das irðiſche Leben mabret, bernach gehet es ins ewige Ether, in lichtoder Finſterniß ein , davon ift fein Erretten mehr , und davor warnet uns GOttes Seift, und lehret uns den rechten Weg , Amen . Beſchluß. 8. Alſo, GOtt- liebender Leſer,wiſſe , daßein Menſch das wahre Gleichniß GOttes iſt, welches GOti hoch liebet , und fich in dieſer Gleichniß offenbaret, als in ſeinem eigenem Bes fen. Gott iſt im Menſchen das Mittel, das Mittelſte ; aber Er wohnet nur in ſich ſelber ; es rey denn daß des Menſchen Geiſt Éin Geift mit ſbme werde, ſo offenbaret Er fich in der Menſchheit, als im Gemüthe , Sinnen und Begehren , daß Ibn das Gemůche fühlet, ſonſtiſt Er uns in dieſerWelt vict zu ſubtil zu ſchauen : Ullein die Sinnen ſchauen Ihn im Geis ſte, verſtebe im Willen -Geiſte, denn der Wille ſchicket die Sins nen in GOtt, und GOtt ergibt ſich den Sinnen ein, und wird Ein Weſen mit den Sinnen ; alsdenn bringen dic Sinnen die Kraft GDttes dem Willen, und der Bille nimt ſie mit Freus den an, aber mit Zittern, denn er erkenner fich unwürdig , dies weil er aus einer rauben Herberge herkomint, als aus dem manckelbaftigen Gemüthe, darum nimt er die Kraft im Nies derſincken vor GOtt an . Alſo wird aus ſeinem Triumph eine ſanfte Demuth , das iſt GDttes wahres Weſen und faffet daffelbe Wefen ; und daſſelbe gefaſſete Wefen iſt im Willen der himmliſche leib, und heiſſet der wahre und rechte Glaube , den der Wille in GOttes Kraft genommen hat ; der fencket ſich ins Gemüth , und wohnet im Feuer der Seelen. 9. Alſo iſt das Bild GOttes gang, und ſiehet oder findet fic Dit in einem ſolchen Gleichniß : Und follen gar nicht
2.Th.Cap.io.
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von GOtt dencken , daß Er cin fremdes Wefen fer . Den Gottlofen iſt er ein fremdes Weſen , denn der Gottloſe er : greift Ion nicht: GDtt ift wol in ihme, aber nach ſeinem Lies be-Licht nicht offenbar in des Gottloſen Willen und Gemütbe ; es iſt nur fein Grimm in ihme offenbar , das Licht mag er nicht erreichen , es iſt in ihme, aber es iſt ihme nichts nůße ; ſeine Ellens fäbet das nicht, er fcheuet ſich davor; und iſt nur ſeine Marter und Qual, er feindet das nur an , wie der Teufel die Sonne anfeindet , und auch das Licht GDttes. Er was re noch beſſer zufrieden ,wenn er in der Finſterniß ewig ſeyn konte,und müſte daß Gottferne von ihme wäre , To empfüns de er keine Schande und Spott in ſich : So er aber weiß , daß ibme GDtt alſo nabe iſt, under kann Ihn doch nicht ergreiffen, ſo iſt das eine große Plage, daß er ſich ſelber feindet, und ma det ihme einen ewigen Wiederwillen , Angſt und Berzweif lung, daß er weiß, daß er GOttesHulde und Anttiß nicht er greiffen mag ; ſeine eigene Falſchbeit plaget ibn, er kann aber keinen Troſt ſchöpfen , daß er mschte zu Gnaden kommen . Denn er berübret,SDtt nicht , fondern nur das Centrum in der Angſt, in Grimme ; er bleibet im Code, und in der ſterbenden Qual,er mag nicht durchbrechen , denn es kommt ihm nichts zu Hülfe;daran er ſich könte halten, daß er könte in GOttes Reich gründen : wann er gleich tauſend Jahr in den Abgrund in die Sieffe führe, ſo iſt er doch in der Finſterniß auſ: ſer GOtt , und Gott iſt doch in ihme , und hilft ihmedoch nichts ; er fennet Ihn auch nicht , allein er weiß Ihn , und füblet nur ſeinen Grimm . 10. Das verſtebet alſo : Wie ein Feuer in einem Steine iſt, und der Stein fennet das nicht, er füblet es nicht, alleine die grimmige Urſache zum Feuer , das den berøen Stein in eis nem Çorper gefangen hålt, füblet er ; Alſo fühlet auch der Seufel nur die Urſache des Lichtes, dieſelbe Urſache iſt das grimme Centrum , und hält ihn gefangen , und seme iſt er gram , bat auch ſonſt nichts, Das beſſer ware : Alſo ift er nichts, als eine gtftige grimmige Bosheit, eine ſterbende Qual, iſt doch Eein Sterben , ſondern eineverſchmachtete Gift , ein Hunger und Durſt, aber keine Labung . Alles was bóſe, neidig, her be und bitter iſt, was von der Demuth ausfleucht, wie er ges than hat, das iſt ſeine Starcke, und feine feindige Begierde : was 3
182 V.Von der Menſohwerdung 2.TH. C.1O . was GOtt anfeindet und vor GDtt fleucht, oder fluchet, das iſt ihme dienſtlich ; was die Wahrbeit in fugen Febret , das iſt fein Wille, darauf er reitet , und darinne er gerne wohnet. Alſo iſt auch der gottloſe Menſch : wenn er GOtt verlieret , ſo ift er in der Angſt- Dual, und bat des Teufels Willen ; Aber tas wiffet: II. GOtt bat in der menſchlichen Seele Des Codes Herbicha Feit zerbrochen , und iſt ins Ziel eingegangen , da der Lob jers ( prenget wird ; Er hat das Ziel im Centro der Seelen zers fprenget, und fein Licht gegen des Menſchen Lebens-Licht ges ſebet ; es wird ihme das Licht gegonnet, alſo lange er in Sons nen Kraft lebet. Will er umkebren und in GOttes Licht eina geben ,erwird angenommen : es iſt keine Dahl über ihn ges fühloffen ; aber wenn er das Sonnen-Leben verlieret, und hat auch nichts von GOttes Leben , fo iſt es aus mit ihme, ſo iſt und bleibet er ein Teufel. Aber GOtt fennet die Seinen , er weiß , welche ſich werden zu Ihmewenden ; über diefelben gea bet die Wahl , davon die Schrift faget; und über diefelben, die nicht wollen , gebet die Berſtockung oder Entziehung des Lichtes. Hat doch der Menſch beyde Centra in lich : So er denn alſo nur will ein Teufel feyn , foll denn GOtt die Perlen aufden Weg des Teufels werfen ; foll Er ſeinen Geiſt in der gottlofen Willen gieffen ? Ja, aus des Menſchen Wilfen muß GOttes Geift geboren werden, er muß ſelber GOtt werden im Willen -Geiſte ; oder og ertanget nicht Göttliche Wefenheit, als die Beisbeit. 12. Darum befinnet euch lieben Kinder , und gebet fub rechten Thür ein : Es heiſſet nicht allein vergeben , fondern geboren werden, alsdenn iſt es vergeben ,das iſt , die Sünde ift aládenn eine Hülfe ; der neue Menfcb wachfet heraus , und rirft die Hülle weg, das heiſſet GDttes Vergebung. Gott vergióf das Böſe vom neuen Mienfiten weg . Er gibts von ihs me weg : Richt wirds aus dem Körper weggeführet, fonderij die Sünge wird ins Centrum gegeben , als zum Feuer-Hota be , und muß alſo eine Urfade des Feuers- Principii feyn, barans das Licht Ribeinet i Es muß dem heiligen Menſchen aum Beſten dienen, wie S. Paulus faget : Denen die ODt lies ben, müſſen alle Ding zum Beſten dieneit, auch die Sünden . ( Rom . 8:28 ) 13. Mas 1
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2.TH. Cap. 1o .
JEfu Chrifti.
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13. Was ſagen wir dann : Sollen wir fündigen , aufdaß unſer Heil erboren werbe ? Daß fey ferne: wie folte ich in das wieder wollen eingehen , deme iit abgeſtorben bin ? ſolte ich aus dem Lichte wieder in die Finſterniß geben ? 14. Aber alſo muß es ſeyn, daß die Heiligen GOttes nichts verlieren, ſo muß es ihnen alles dienen : Was den Sündern ein Stachel zum Tode iſt, das iſt den Heiligen eine Macht zum Leben, 15. So ſpricht die auffere Bernunft : So muß ich ia fint, digen, daßmein Heil groß werde. Wir wiſſen aber , wer aus dem Lichte ausgebet, der gehet in die Finſterniß , der febe eben zu , daß er nicht in der Finſterniß bleibe, denn er fündiget fürs ſeßlich wieder den H. Geiſt : Irret euch nicht , Ott låſſet fich nicht fpotten . Aus ſeiner Liebe find wir nach unſerm Fall wieder gerecht worden, durch ſeine Eingebung in unſer Fleiſch ; wer aber fürfeßlich in die Sünde eingehet, der vers achtet und ſchmåbet die Menſchwerdung Chriſti , und nimt ein ſchweres in fich, er mag wot zuſeben : er wird ſchwerer wieder können aus der fürfeßlichen Sünde ausgehen , als einer, deme der Weg GOttes noch nicht iſt offenbaret worden . 16. Darum iſt es gutmeiden , und vor dem Ubel fliehen, feine Augen vom Falſchen abwenden, daß die Sinnen niche in bas Falſche eingeben , und bringen ſolches bernach dem Her Ben, davon die Luft entſtebet, daß die Begierde imaginiret, und führet eß ins Gemüthe ; davon die edle Bitbniß zerſtdret, und vor GOtt ein Grenel wird 17. Wollen wir den Gottliebenden Leſer und Hörer treus lich aus unſerer Gabe und tiefen Erkentniß gewarnet haben : und haben euch den Weg der Wahrheit und des Lichtes gang eruſtlich und treulich dargeſtellet ; und vermahnen euch alle Chriſtlich, demenachzuſinnen, und fleißig zu leſen , es bat ſeine Frucht in ſich, Halleluja, Amen !
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184 V. Von der Menſchwerdung 3.Th. C.s.
Dritter Theil Der Menſchwerdung JEfu ST
Chriſti .
Der Baum des Chriſtlichen Glaubens ; Ein rechter Unterricht, wie der Menſch könne Ein Geiſt mit GOtt ſeyn , und was er thun müſſe, daß er GOttes Werck wircke. Darinnen die gange Chriſtliche Lehre und Glaube kürklich gefaffet wird.
Item , tvas Glauben und Lehren ſen ? kine offenePforte der groffen seimlidikeit GOttes , aus der Göttlichen Magia, durch die drey Principia Göttliches Weſens. Das 1. Capitel. Was Glaube ſen, und wie er ein Geiſt mit GOtt reny ? Summarien . Laube iſt ein Geiſtmit Gott, 5.2 . und an die rechte liebe gebuna $ den. 3. Des rechten Glaubens Beſchreibung. 4. Derſelbe iſt eine Zierde und Croneder Gottheit,ibid. und eine Geſpielin und Sreundin der Weisheit Gottes. 5.6. Hriſtus ſpricht: Suchet am erſten das Reich Got: tes, und ſeine Gerechtigkeit , ſo wird euch das ans dere alles jufallen ; (March, 6 : 33.) Stem : Mein Bater will den H. Geiſt geben, die Ihn daruin bits ten ; (Luc, It: 13.) und, wenn derſelbe kommt,der wird euch in alle Wahrheit leiten, der wird euch erinneren alles deffen, lo ich euch gefaget habe : denn von dem Meinen wird Ers nebs men , und euch verkündigen ; (Joh. 16 : 13-15 .) Item : Ich will cuch Mund und Weisheit geben, was ihr reden ſollet ;(Luc, 21: 15. ) Und S.Paulus ſpricht: Wir willen nicht , waswir bitten und reden ſollen ; ſondern der Geiſt GOttes vertrit uns maca tig, nachdeme wie es GOtt gefällig. (Rom. 8:26.) 2.So
3. Th.Cap.i.
JEſu Chrifti.
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2. So iſt nun der Glaube nicht eine hiſtoriſche Wiſſens ſchaft, daß ihme ein Menſch Articul mache , und daran alleine bange,und zmånge feinGemüth in dieWercke ſeiner Vernunft ; ſondern er iſt Ein Geiſt mit GOtt, denn der H. Geiſt fábret in dem Glaubens:Geiſte. 3. Der wahre Glaube iſt eine MachtGOttes ,Ein Geiſt mit Gott : Er wircket in GOtt und mit GDtt , er iſt frer und an keine Articul gebunden , als nur an die rechte Liebe, darinnen bolet er feines Lebens Kraft und Starcke ; und lies get nichts am menſchlichen Wåbnen. 4. Denn gleichwie GOtt frey iff von aller Anneiglichkeit, daß Erthut was Er will, und darf darum keine Rechenſchaft geben ; Alſo iſt auch der rechte wahre Glaube im Geiſte GDt. tes frey : Er hat nicht mehrlals eine Neiglichkeit, als in die Liebe und Barmbergigkeit Gottes, alſo daß er ſeinen Willen in GOttes Willen wirft und gehet aus derfyderiſchen und ele mentiſchen Vernunft aus ; er fuchet ſich nicht in der Pers nunft des Fleiſches , ſondern in GOttes Liebe. Und ſo er fich alſo findet, To findet er ſich in GOtt , und wircket mit Sott ; nicht nach der Vernunft,was die will, ſondern in GDtt, was GOttes Geiſt will, denn er Tchåber das irdiſche Leben nichts , aufdaß er in GOtt lebe , und GDttes Geiſt in ihme ſey das Wollen und das Shun. Er ergibet ſich in der Demuth in den Willen GOttes, und erſincket durch die Vernunft in den Tod ; grünet aber mit GOttes Geiſt im Leben GOttes: Er iſt als wäre er Nichts, und iſt doch in GOtt Alles , er iſt eine Zierde und Crone der Gottheit, ein Wunder in der Göttlichen Magia. Er machetda Nichts iſt, und nimtda Nichts gemacbet ift: Er wircket, und niemand ſiehet ſein Weſen ; Er erhibet fich, und darfduchkeines Aufſteigens. Eriſt großmachtig, undiſt doch die allerniedrigſte Demuth : Er hat alles ,und faſſet doch nichts mehr als die Sanftmuth. Alſo ift er von aller Bosheit frey , und hat kein Gefeße, denn der Grimm der Natur růget ihn nicht: Er beſfeber in Ewigkeit,denn er ift in keinen Grund gefaffet ; Er iſt in Nichts eingeſperret, gleichwie der Ungrund der Ewigkeit frey iſt, und in Nichts ruhet, als nur in ſich ſelber, da eine ewige Sanftinuth iſt. 5. Alſo auch der rechte wahre Glaube in dem Ungrunde: Er iſt in ſich ſeiber das Weſen ; Er lebet, ſuchet aber nicht ſein Leben , ſondern er ſuchet das Leben der ewigen ſtillen Rule ; Er M 5 gebet
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v.Von der Menſchwerdung 3.Th.C.2.
gehetaus ſeines Lebens Geiſt aus,und befißet ſich felber, alſo ist er frey von der Qual, gleichwie GOttvon der Qual frey iff, und wohnet alſo in der ewigen Freyheit in GOtt. Er iſt mit der ewigen Freyheit GOttes als ein Nichts, und iſt doch in als lem ; Es kommet ihm alles zu ſtatten , was GOtt und die Ewigkeit vermag und iſt ; Erwird von Nichts ergriffen , und iſt doch einc (dóne Inwohnung in der groſſen MachtGDtres . Er iſt ein Befen, und wird dod von einem Weſen ergriffen : Er iſt eine Geſpielin und Freundin der Göttlichen Jung frauen , der Weisheit Gottes ; in ihme ſieben die groſſen WunderDttes, und iſt doch frey von allem, gleid )wie das Licht vom Feuer frey iſt, und da es doch vom Feuer immer gea boren wird, und des Feuers Dual kann es doch nicht ergreiffen oder rúgen . 6. Alſo imgteichen, geben wir euch zuverſtehen , wird der Glaube aus dem Lebens-Geiſte, als aus einem immerbrennens den Feuer erboren , und fcheinet in demſelben Feuer ; er erfüls tet des Lebens Feuer, und wird doch nimmer ergriffen : Soer aber ergriffen wird, ſo ift er ſelber in die Bernunft , als in eine Gefängniß eingegangen, und iſt nicht mehr in GOtt , in feiner Freyheit ; fondern er iſt in die Dual eingegangen , er plaget fich felber, und da er doch mag wol frem feyn : In der Bernunft wircket er die Wunder iin Feuer der Natur , und in der Freya beit wircket er die under GOttes (in der Liebe). Das 2. Capitel. Von
dem Urſprung des Glaubens , und
warum Glaube und Zweifel beyſam .
men wohnen . Sammarien . Per Glaubeift Bottes Bild und Gleichuif ,und in ſeinem eigenem Weſen und Urſtand ein Wille . 5.1. Glaube und Zweifel ſind beneinander .2. Die äuſere Vernunft fommt voin Gefirner und ſuchet ſich ſelber, ftehet aber in einem Begehren , undkann das Mna ferium zerbrechen .3. Dieſes Myſterium iſt GOttes Reich , welches der Seelen eine Begierde gibt. 4. Der Wille aus dem Seelen - feuer crboren , iſtder Seelen Stleid ,und dieſer Wille iſt der rechte Glaube.s. Er iſt aber kein Hiſtoriſcher Wille ; 6 . ſondern muß aus der Vernunft MOQttes liebe eingehen . 7. 66
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336.8ap.
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JEfu Chrifti.
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Odenn nun der Glaube alſo Ein Geiſt mit Gott ift, ſo iſt uns fein Urſtand zu betrachten : denn wir können nicht ſagen,daß er eine Figur oder Bilde der Vernunft ſey, ſondern er iſt GOttes Bilde, GOttes Gleichniß , eine ewis ge Figur, und mag fich doch in der Zeitdes Leibeszerbrechen, oder in die Angſt-Dual verwandeln. Denn er iſt in ſeinem eigenen Weſen im Urftande blos ein Witte, und derfelbe Wille iſt ein Same: dieſen muß der Feuer- eift als die Seete in die Freyheit GDttes ſåen ; ſo wächſet ein Baum aus demſelbene Samen, davon die Seele iſſet, und ihr Feuer -Leben fänftiget, daß fie kraftig wird, und der Wurzel des Baumes ihre Kraft gibet, davon der Baum im Geiſte GOttes wachſet, bis in die Wunder der Majeſtät GOttes , und grünet im Paradeis 8Dttes. 2. Und wiemol es iſt, daß wir mit diefer Beſchreibung möchten ſtumm feyn und unverſtanden , denn die Vernunft will alles greiffen und ſehen ; So wellen wir das ganz klar an das Licht ſtellen , warum Glauben und Zweifel beneinander find, und gleichſam mit einer Ketten verbunden ; daß alſo ein Heftiger Streit im Menſchen iſt, alle die Zeit , weil er in dieſer Hütten des irdiſchen Lebens ein Gaft iſt : es ren dann daß er alſo treflich ſehr in fich erfincte, daß er des Lebens Feuer könne in die Freybeit GOttes einführen , fo ift er in dem Bernunfts Leben als todt. Unbob er gleich lebet, folebet er GDtte, wel ches wol ein hochtheuer Leben von einem Menſchen iſt , und wird felten bey einem gefunden : denn es gleichet der erſten Bildniß, die GOtt Fibuf? wiewol ihm doch das Södtliche ans banget, fo iſt es doch als tobt , als ob ihme ein tolles Bildniß anhinge, welches in die zerbrechung gehöret, da der rechte Menſch nicht inne tebet :denn das rechte Leben ſtehet umges wandt, und iſt in einer andern Welt , in einem andern Princi pio, und lebet in anderer Qual. 3. So verſtebet uns nun in dem Wege : Sbr febet und ers kennet des menſchlichen Lebens Urſtand , wie das in Mutters leibe entſtehet, und fehet alsdenn, worinnen es qualificiret und ſich beweget ; ats nemlich in vier Geſtalten , in Feucr ,Luft, Waffer und Fleifch und obs nun gleich alfo darinnen ſtehet, fo iſt es doch in dieſem nicht mebr als ein tbieriſch Leben , denn feine Vernunft kommet ihmevon dein Geſtirne, und befindet fich, daß die Sonneund das Geſtirne eine Eimetur in den vier. Element
188 V.Von der Menſchwerdung 3. TH .C.2 . Elementen machet , davon die Bernunft und Qualificirung tommt, wie auch die Luſt und Unluſt. Es iſt aber noch lange nicht das rechte menſchliche Reben, denn dieſe Vernunft fuchet nichts bóbers, als nur rich felber in ihren Wundern . Es ift aber dennoch im Menſchen eine Begierde und ein groſſes Sebs ten nach einem bóbern , beſſern und etpigen Leben , da keine ſola be Dual innen iſt : Und ob die Vernunft dieſelbe Begierde micht faſſet noch ſiebet,ſo lieget doch ein Myſterium in der Vera munft, das das ſchmecker und erkennet , davon die Sucht ent ftebet ; daran wir erkennen, daß daſſelbe Myſterium fey in der erſten Schöpfung mit eingepflanget worden, und ſey des Mien fchen Eigenthum: Und befinden alſo, daß es in einem Begehs ren oder Sehnen ſtehe, als nemlich in einer magiſchen Sucht. Ferner befinden wir, daß wir mit demſelben Myſterio in einer freinden Herberge zu Hauſe ſind , und daß daſſelbe Myſterium nicht im Geiſte dieſer Welt ftehet, denn er begreift das nicht, auch findet er das nicht; daran wir denn erkennen den ſchwea ren Fall Adams , denn ,wir befinden daſſelbe Myfterium im Willen des Gemütbes, und daß es ein verbergener Quell: brunn fey, der in einem andern Principio fich eröffne : Auch verſtehen wir, daß daſſelbe Myſteriuin im Feuer in der Angit Dual verborgen ſtehe, und ſich durch die Angſt des Willens eröffne. Und denn zum dritten befinden wir , wie daſſelbe My. fterium vom Geiſte dieſer Welt gefangen gehalten werde, und wiedie äuſſere lebens-Vernunft eine Macht habe , da binein zugeben, das zu verderben , daß daſſelbe Myſterium nicht zum Lichte komme , indeme ſie das verdecket, daß die Gebärerin nichtmag gebären ; und bleibet alſo im Myfterio verborgen : Und ſo alsdenn der Leib zerbricht,ſo hat der Wille keinen mehr, der das Myfterium eröffne, damit bleibet alſo der Feuer -oder Seelen -Geiſt in der Finſterniß,und ſtebet das Myſterium emig in ihm verborgen, gleich als wie in einem andern Principio. 4. Alſo erkennen wir das Myſterium für GOttes Reich, welches in der Seelen verborgen ſtehet,welches derSeelen ci ne Luſt und Begierde gibt, daß ſie in daſſelbe Myſterium imagi: niret, da ſie dann magiſch in demſelben Myſterio gefchwangert wird, daraus ihrder Wille entſtehet, aus dem Feiler-Leben auszugehen in das Myfterium Gottes : Und ſo es nun iſt, daß ſie den Willen erhebet, und von ſich in das Myſterium wirft, ſo wird der Wille im Myſterio geſchwangert, denn er iſt ſehnens dee
189 3.Th. Gap. 2. JEſu Chriſti. de, und krieget des Myfterii Leib , als das Weſen des Myfterii, welches ift SDttes Weſen , das der Natur unbegreiflich iſt's alſo zeucht der Wille GOttes Gleichniß oder Bild an fich 5. Sodenn nun der Wille aus dem Seelen - Feuer erboren wird, foftebet er ja auch mit ſeiner Wurßel in der Seelen ,und iſt zwiſchen dem Willen und der Seelen keine Trennung ; ſona bern der Lille wird alſo in GOtt Ein Geiſt, und wird der Seelen Kleid, daß alſo die Seele im Willen in GOtt verbor : gen wird, daß ob ſie gleich im Leibe wohnet, noch dennody iſt fic mit ihrem Dilien umfangen, und in GOttverborgen : Und ift alſo im Willen (welcher der rechte ernſte Glaube iſt) ein Kind GDttes undwohnet in einer andern Welt. 6. Dieſes iſt nun nicht alſo zu verſtehen, gleich einem hiſtos riſchen Willen, da die Vernunft weiß, daß eine Begierde nach GOtt in ihriſt ,und hält aber dieſelbe Begierde in der Bosa beit gefangen , daß der Wifle nicht kann aus der Seelen ausges ben , und in das Leben oder Myfterium GOttes eingeben ; fons dern machet Meinungen, und feget den Willen in den Wahn, da er dann das Myſterium GOttes nicht erreichen mag , und bleibet alſo in dem Wahn, oder ja gar in der Seelen verborgent, indem er gerichtet wird auf ein Künftiges , da die Bernunft den Willenindes Fleiſches Sucht, in der ſyderiſchen Magia, gefangen hält, und immer laget , Morgen folſt du ausgehen , und das Myſterium GOttes fuchen . Wahrlich es iſt kein eis gen Bermogen des Findens, dieſe Meinung betreuget fich So iſt auch in keinem Bahn die Freyheit, da der Wille mag eingehen, und Gottſchauen, daßihrdie Bernunft darf einbil den, etwas zu machen oder zu thun, und alſo damit GDtt ge fällig zu ſeyn . 7. Denn es iſt kein anderer Weg, derda richtiger ſep,als nut mitdem Millen aus der Bernunft auszugeben ,und nicht ſich wollen ſuchen ; ſondern nur in GOttes Liebe , und in GOttes Willen ſichgang einwerfen, undalles was die Bernunft in den Wegwirft,liegen laſſen . Und ob es groſſe Sünden und bes gangene faſterwaren, in welche der Leib wäreeingegangen , lo follt man nur darüber hingebenmit dem Willen , und GDttet Liebe grøffer dagen, als den Unflat der Sünden : DennGD # ift nicht ein Annehmer der Sünden , ſondern ein Annehmer des Geborſams und freyen Willens. Er läffet die Sünden nicht in fid ; aber einen demüthigen Willen , der aus dem Güne
190 V.Von der Menſchiverdung 3.TH.C.3. Sünden -Hauſe ausgebet , und der Sünden nicht mehr will, ſondern erſencket ſich auſſer der Vernunft in ſeine Liebe, als ein gehorſames demüthiges Kind, daſſelbe nimt Er an ,denn es iſt rein : Wenn es aber noch im Wahn ſtecket , ſo iſt es auch mit dem Wahn umfangen , und iſt nicht frey. Sodenn nunGOtt von der Bosheit in fich frey iſt , ſo muß auch der Wille frep feyn, denn alſo iſt er auch GOttes Gleichniß, Bild und Eigena thum ; denn was zu Ihm in ſeineFreyheit kommet, will Er nicht hinausſtoſſen, wie uns Chriſtuslehret. (Job.6 : 37:) Das 3. Capitel. Vondes Glaubens Eigenſchaft, wie er aus - dem Willen der Natur Sucht in den freven Willen GOttes ausgehe. Summarien. On Gött fommtnichts Böſes.G.1. unterſcheid der Vernunft und des frenens Willens , ſamt bender Wirkung . 2. So die Seele den ſyderiſchen Geijt zähmet, magſie die ſnderiſche Wun: der in GOttes Wunder in GOttesWillen einführen ; 3. nicht,daß ſich Gott mit der Gleichniß miſche, ſondern Er bleibet frey. ibid. Die Seele iſt das rechte Lebens-Feuer, und der Geiſt aus der Seelen gebos ten , GOttes Bild , der wircket in GOttes Widen. 4. Die neue Ges burt aber iſt nöthig,weildie Göttliche Bildniß iin Fal zerſtöhret wors den.s. Darum iſt das Wort Fleiſch worden.ibid. Wir müſſen deins nach alleſaintunſern Willen in dieWiedergeburt Chriſti einwerfen. 6. Nurmuß es Ernſtſenn , unddie Vernunft zerbrochenwerden.7. Uns fereWercke folgenim Schatten nach, und was nichtin GOttesWillen geboren , roll iin Feuer bleiben. 8." Alſo ſoll auch die Erde gereiniget werden. 9. D verſtebetuns nun ferner in dieſem Wege : Wir wiſs ſen und haben es auch in heiliger Schrift ſowol im Lich : te der Natur und an allen Weſen genug erkentlich , daß von dem ewigen Weſen alles herkommt, Gutes und Böſes Liebe und Zorn, Leben und Tob, Freude und Leid. So können wir nun nicht ſagen, daß darum das Böſe und der Tod von GDte komme, denn in GOtt iſt kein Böſes, auch kein Tod, und gebet in Ewigkeit kein Böſes hinein ; alleine der Grimm rüh. ret her aus dem Feuer der Natur , da das Leben als in einer Magia ſtebet, da je eine Geſtalt der Sucht die ander begehret und erwecket,davon die Eſſentien der Bielbeit entſtehen , dars aus die Wunder erboren werden, in welchen ſich die Ewigkeit in Gleichniffen offenbaret. Und da wir doch fagenmüſſen,dass
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3.Th. Cap.3.
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JEfu Chrifti.
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in GOttes Willen ein Begehren fey , der da urſachet die Ma. giam , daraus die Vielheir entſtehet ; und iſt die Bielheit doch nicht GOttes Wille ſelber ,welcher frey iſt von allem Weſen , ſondern in der Sucht des Willens erbieret fich die Natur init allen Geſtalten : da denn alles aus dem Begehren, als aus der emigen Magia, urftänder. 2. Und iſt uns ferner zu erkennen, daß alles das jenige, das da leben bekommt (welches in die Sucht imaginiret,und ſeinert Willen in die Natur ſebet) der Natur Kind iſt, und eines Rea bens mit der Natur ; Das aber mit ſeinem Willen aus der Sucht der Natur ausgebet in den freyen Willen GDttes , das wird vom freyen Willen angenommen und erkant, und iſt ein Geiſt in GOtt. Und ob es gleich in der Natur iſt , gleichwie auch die Natur in GOttes Millen ſich bat von Ewigkeit immer erboren, ſo iſt doch fein Geiſt-Leben auſſer der Natur im freyen Willen , und alſo ſteben die Wunder der Natur in 3Dtt offens bar, und find doch nicht GOtt felber : und ſo der Seelen Wils len -Geift (die Bildniß) aus der Vernunft der Natur ausgehet in den freyen Willen GOttes, fo iſt der Willen - Geift GOttes Kind, und der Natur :Geiſt GOttes Wunder , und ſtehet die Creatur in fidh felber eingewandt, wie GOtt felber: Dann der fyderiſche oder Vernunft:Geiſt ſuchet in ſeiner Magia in ſeinem Centro der Vernunft die Wunder der Emigkeit, zu welchem Ende GOtt die Seele in den Beib ber auffern Natur bat ges fchaffen , ob fie wol im Innern alleine ergriffen ift : und der Willen -Geiſt gebet in die Freybeit GOttes , da ihn denn der H. Geiſt im freyen Göttlichen Myfterio fübret, daß alſo die Gottheit im Willen -Geiſte offenbar ſtebet, und im Bernunfts Geiſte ſtehet die Magia der Natur mit ibrenWundern offenbar. 3. So denn nun die Seele das Centrum ift , da der rechte Willen -Geiſt gegen der Freyheit GOttes ausgebet in die Freyheit GDttes , als in das Gåttliche Myſterium , ſo hat ſie auch den ſyderiſchen Geiſt am Bande : und To fie denſelben zahmet , daß er nicht Bosbeit wirdfet , ſo mag ſie die fyderiſchen Wunder , welche im elementiſchen Spis gel zu einer Subſtant gemacet worden , vor die Majeſtát GOttes , in freven Widen SDttes einführen, daß alſo die Wunder in der Göttlichen Majeſtät Freyheit erſcheinen , als cine Gleichniß des Willen GOttes. Nicht alſo zuverſteber, daß fich die Freyheit GOttes mit der Natur Wundern ,und. mit
192 V. Von der Menſchwerdung 3. TH. C. 3 . mit der Gleichniß miſche, daß es Eines fey , Nein ; GDtt blei ber Ewig frey, Er wohnet in den Wundern , wie die Seele iin Leibe : So wenig der Leib die Seele ergreift , oder das Feuer das Licht, alſo wenig auch die Natur dieGottheit, und iſt doch Ein Weſen, und hat ſich von Ewigkeit in zwey Weſen geſchies den , gleichwie das Feuer und Licht, da wir im Feuer die Qual der Natur verſtehen , und im Lichte das Myfterium des Geiſt. Lebens ohne Qual , wiewol das Feuer auch ein Myfte. rium iſt. 4. Alſo, verſtehet uns, hat es auch eine Geſtalt mit dem Nenſchen : Die Seele iſt das Feuer des redten menſchlichen Lebens, das GOtt aus der erpigen Natur in Adam mit ſeinem Geiſt aufblies , als aus dem Centro GOttes ; und der Geiſt , der aus dem Seelen - Feuer erboren war , welchen GOttes Geiſt zu ſeinem Bilde formirete, der hat das Göttliche Myfte rium, daraus der Wille gegen der Liebe GOttes erboren wird, daraus die Göttliche Magiaoder Sucht entſtehet, daß der Wils len -Geiſt GOttes begehret. Und ſo er fich nun erhebet, das iſt, aus dem verborgenen Myſterio ausgebet in die FreybeitDt tes, ſo iſt er ein Zweig oder Gewächſe in GOttes Reid , ges wachſen aus Göttes Myſterio , und wircket in GOttes Mil
ten, und eröffnet immer die Wunder in GOttes Weisheit : Nicht dergeſtalt ,daß in GOtt etwas Neues geboren würde, das nicht von Ewigkeit wäre in GOttes Weisheit geweſen, welche keinen Grund noch Zahl hat ; ſondern alleine im Sees ten -Geifte, in ſich ſelber, wird das ewige unendliche Myſterium offenbar , zu GDttes Ehre und Wunderthat, und zu ſeiner ſelbſt, verſtehe zur Creatur ewigen Freude. 5. Dieweil denn nun die irdiſche verderbte Sucht ſich mit der Sternen -Qual menget, und aber die Seele in dem ſchwes ren Fall Adams hat mit ihrem Willen in die Sternen , ſowot in die irdiſche Sucht imaginiret , und die fremde Magiam in fich eingeführet,ſo iſt der Wille gebrochen , und die Göttliche Bildniß zerſtöret worden ; und ward die hinimliſche Göttliche Bildniß des Menſchen irdiſch, daß alſo der rechte Wille gleich wie umgewandt ſtehet , als im Geifte dieſer Welt , nemlich in die Vernunft, welche aus dem Geſtirne erboren wird : Tege thut nun der rechten Bildniß GOttes , welche allo zerſtoret und irdiſch worben ift, noth, daß fie anderſt und neu -geboren werde. Und mare fein Rath gefunden worden , dieſer Bildniß 34
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3. TH.Cap. 3.
Jeſu Chriſti.
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zu belfen, wenn nicht das Wort aus dem Centro GOttes, nem lich Dttes eigen Leben, wäre ein Menſch worden , und hatte die arme Seele, welcher Bildniß ießt verderbet war, wieder in fic neugeboren ,da ward der rechten Bildniſ wieder geholfen ; ſonſt ware fie ewig der Frenheit und Majeſtät GOttes beraus bet geroefen . 6. Weil denn alle Seelen ſind aus einer herkommen ,ſo find ſte alleaus der verderbtenWurfel erboren : Weil aberdas neue wiedergeborne leben in Chriſto ift in einer Seelen wieder koms tren , fo thut uns noth, daß wir alle unſeen Willen in die Wies dergeburt Chrifti einwerfen ; denn in Chrifto find wir mit uns ferer Seelen wieder in GDtt geboren worden , und haben in
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Chriſtowieder die Bildniß erlanget. Denn unſer Myſterium in der Seelen ſtund nach dem Fall nur blos in der Magia der Ratur , welche in ihrem Centro ein Feuer iſt, und war die Bildniß aus der Freyheit GOttes in die äuſſere Magiam gea wandt, als in das auffere Principium : Wenn nun daſſelbe im Beſen zerbricht, ſo ſtebet die arme verderbte Bildniß der See len blos, als ein verloren Kind, und die in ihrem eigenen Cencro nichts mag erwecken , als nur den grimmen Feuers- Quial .. Denn ſie iſt aus dem Worte GOttes, als aus GOttes Myfte rio ausgegangen in einen zerbrechlichen Spigel, nemlich in der Geiſt dieſer Welt, welcher anfänglich und endlich iſt : darunt dann auch der Seelen Leib gang irdiſch worden , und iſt der Derbrechlichkeit und dem Tode beimgefallen . 7. Alſo thut uns nun noth, dieweil GDtt hat ſeine Liebe aus Gnaden zu uns gewandt, und hat unfere Seele in Chriſto wies der in fid in die Freybeiteingewandt, und das Göttliche My sterium in der Bildniß råge gemacht, daß alſo die Bildnis kann wieder in GOtt wohnen ,nemlich in den Wundern des Paras deiſes ; daß wir unſern Wiflen vom äuſern Centro, als vom vergånglichen Leben abbrechen , und in den freyen Willen GOttes einführen. Und darzu gehöret nun nicht nur eine Hiſtoria oder Wiſſenſchaft , daß einer faget, ich glaube, das iſt, ich weiß es,oder begebre es , und bleibet doch nur mit dem Willen im åuffern Principio, als in der åuſſeren Sudyt ſieben : Nein; es heiſt,Ihr müffet von Neuem geboren werden , durch das Waſſer und den 5. Geiſt, ſonſt werdet ihr das Reich GOts tes nicht ſehen .(Joh. 3 : 5 .) Es muß ein Ernyt feyn , der Wille
der Vernunft mus zerbrochen werden ,es niuß eine lebendige N Berves
194 V. Von der Menſchwerdung 3.TH.C.3 . Bewegung des Willensſeyn , der durch die Vernunft bricht, und der wieder die Bernunft ftreitet : Und obs der Seelen nicht wolmöglich iſt ,fintemal ſie ſehr verderbet worden , ſo iſt ihr nun kein anderer und beſſerer Rath, als daß fie fich mit als ler Vernunft und Sinnen gleich todt mache, und ſich nur blos in GOttes Barinherbigkeit eineigne, und ſich darein ergebe, daß der Vernunft kein Raum mehr gelaffen werde, ſondern ſie muß gezwungen werden ; und ſo der Wille die Bernunft alſo niederſchläget, ſo iſt gleich als toðt, da ſie doch noch lebet. Sie wird aber des rechten Willens Knecht, da fie auſſer dem will Herr ſeyn : denn GOttes Wille muß ein Herr über die Vera nunftwerden ,ſoll die Vernunft etwas tüchtiges machen , daß es vor GDtt beftebe. Denn nichts beſtebet vor GDtt , es werbe denn in GOttes Willen erboren : So fich aber der Wille in GOtt einwendet, ſo wird der Willen Geiſt ein Kind GOttes , und alſo beffeben auch die Wunder vor GOtt, welche mit dem Vernunft- Geiſte gemacbet werden ; denn ſie werdent in GOttes Willen gemachet, und werden aus dem Anfänglia chen in das Ewige verfeket . 8. Und ob wir wol nicht ſagen können , daß unſere Werde oder Gemachte ewig bleiben , fo bleibet doch aber derſelbe ibt Schatten oder Bild, wiewol ſie wabrhaftig im Weſen bleiben , aber im Myfterio, als in der Gottlichen Magia vor der Weiss , wie denn an dem Menſchen -Bilde nicht mehr zerbricht als das åuſſere Regiment in den vier Elementen , und werden die vier wieder in Eins geſebet. Da dann auch alle Farben und Geſtalten der vier Elementen erkant werdert, mit alle dem ,was darinnen 'erboren wird : darum dann ein endlicher Scheibes Sag von GOtt in die Natur beſtimmetworben ,da alles duros Feuer ſoll bewahret werden, welches in GOttes Willen erbos ren worden oder nicht, da ein iedes Principium ſeine Wunder ſoll einernten ; und wird alba manchem Menſchen viel im Feuer von ſeinen Wercken bleiben, darum daß ſie nicht in GOta tes Willen ſind erborenworden ,denn in GOtt gebet nichts Uns reines, ( Apoc. 21:27. cap. 22:15 . Was aber aus einer andern Magia iſt erboren worden, das iſt nicht rein. 9. Ein Erempel haben wir an der Erden , welche verbera bet ift : Spricht du,warum ? Antwort: Der Teufel mit ſeis den Regionen ſaß in ſeiner Schöpfung (da er zwar ein Engel geſchaf
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FEfu Chriſti. 3. Th. Cap. 4. 195 geſchaffen ward) im Sulphur, oder im Centro Naturæ , daraus die Erde bernad erſchaffen worden ; derſelbe bat den Grimm in der Natur erwecket, alſo daß die Erde eine boſe unreine Sucht hat, wiewol ſie iſt im Tobe beſchloſſen , und zur Putre faction behalten worden , da fie foll im ewigen Feuer bes wahret werden , und wieder in das fommen , als ſie vor der Schöpfung war, nemlich in die ewige Magiam der ewigen Natur.
Das 4. Capitel. Was des Glaubens Werd ren , und wie der Wide darinnen wandle , und von ſeinem Führer. Summarien . Ir ſollen unſern Willen nicht in unſere Werdeleben , ſondern in GOttes Willen . $. 1. Denn durch die irdiſche Begierde, wird die Bildniß ODttes jerſórct. 2. Wann nun der Leib firbet, behålt die Seele ihre Bildniß, und was ſie hier als ihren Schak geliebet, nach demſelben figuriret fich auchdie Seeliſche Bildniß es , Jen nun Hoffart oder Geiß, 3. oder Salſchheit; 4. in allen Greuelit, die Bosheit gewircket, ſie in mußſie baben . ibid. Der Wille führt alſo des Menſchen Bildniß in GOttes Liebe oder Zorn ein .S. Der Wilc ift der Bildnik Wurzel.6. Daruinſollen wir nicht irdiſche Schåße ſamme len , 7. und ſo wir reich, denen Armen gutesthun. 8. Denn Gutthas ten bleiben , 9. und was ein ieder hie geſået, ſoll er ernten . 10. D denn alles iſt in GOttes Willen beſchloſſen, was aus der Natur erboren wird , undwir alfo verſtehen , daß nichts in Dttes Willen kann eingeben, es werde denn in GOttes Willen erboren oder gemachet ; ſo verſtehen wir klar, daß uns noth iſt, daß wir uns mit aller Vernunft und Sinnen in GOttes Willen eingeben, und alſo mit den Händert in der Welt arbeiten , und dem Bauche Speiſe ſuchen , und aber unſern Willen gar nicht darein feben , und daß wir wola ten ein irdiſch Ding für unſern Schak balten : denn wo unſere Wide und Herb ift, da iſt auch unſer Schaß. Iſt unſer Wil le in GOttes Willen , fo haben wir das groffe Myſterium GDttes , daraus dieſe Welt iſt als ein Steichniß deſſelben erboren worden ; und haben alſo beydes, das Ewige und Zers Kredliche, und noch mehrers: Wir fübren die Wunder une fereri Wercke in dasewigeMyſterium , denn ſie bangen an Na beat
ng hwerdu 3.Th. €.4. 196 V. Von der Menſc dem Willen Geiſte . So wir aber unfern Willen vom Emi . gen abwenden in das irdiſche Myſterium , und achten Gelt für unfern Schat , und Schönbeit des Leibes für unſern Glans , auch Ebre oder Gewalt für unſer beffes Kleinod ; ſo iſt unſer: Wille in demſelben gefangen , und hangen alſo nur am Spigel, und erlangen nicht die Freybeit Gottes : Denn der Spigel, als das aufſere Reich ,foll durchs Feuer bewabret , und der en Grimm vom Reinen abgeſchied werden ,da denn der Grimm n ne en rd ig yn Br ſe . wi ein ew 2. So nun die Vernunft das recliſche Gemüthe mit dem Willen -Geiſt der Seelen, in welcher die Bildnis GOttes und der rechte Menſch ſtebet , in den äuſſern Spigel, als in eine gleißnerifche Suchteinfábret; ſo wird ja die Bildniß und der rechte Menſch dainitgefangen, und mit der åuſſern'Magia , als mit derfelben Sucht inficiret, da denn die Bildniß die äuſſere Weſenheit auzeucht, nicht nur als ein Kleid , ſondern es iſt eins Inficirung und gante Vermiſchung : ob fich wol das Seelen - Feuer nicht mit dem auffern Reiche miſchet, fo mis ſchet fich doch der Seelen Willen Geiſt , welcher magiſch iſt, und wird die Bildniß GOttes zerſtöret, und in eine irdiſche verwandelt, da denn das Secten- Feuer-Leben robe bleibet, und bat im Willen Geiſte eine irdiſche Bildniß. 3. So nun der Leib zerbricht undſtirbet, fo 'behålt die See's fe ihre Bildniß ,als ihren Willen -Geiſt: ießt iſt er von des Leis bes Bildniß wes , denn im Sterben iſt eine Trennung ; als dann erſcheinetdie Bildniß mit und in denen Dingen ,wasfie albie hat in fich genommen , damit ſie iſt inficiret worden , denn denſelben Quallhat ſie in ſich . Was ſie alhier hat gelies bet, und ihr Schas gewefen ift,und darein der Willen-Geift iff eingegangen, nach demſelben figuriret ſich auch die ſeeliſche Bildnis : Hat einer bey Lebens Zeit fein Hers und Semůtb in Hoffartgewendet,fo quillet derfelbe Qual imScelen - Feuer in derBildniß immer auf, undfähret über dieLiebe und Sanftmuth , als über GOttes Freyheit aus, und kann die Freyheit nicht ergreiffen noch beſigen ; ſondern quillet alſo in
Wilen:Geiſt ima fich in ſolcher Angſt-Dual,und figuriret den mernachden irdiſchen Dingen, darein ſein Wille iſt eingegang Glinget alſo damit im Seelen - Feuer , und ſteiget ima gen . mer in Hoffartauf,und will im Feuer über GOttes Sanfts muth ausfahren, denn keinen andern Willen kann er ſchöpfen. Denn
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3. Th. Cap.4.
JEſu Chriſti.
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Denn er kann nicht in die Freyheit GDttes eingeben, in das beilige Myſterium , darinnen er möchte einen andern Billen chopfen, er lebet bloß nur in fich felber; er hat nichts , und mag auch nichts erreichen, als nur das jenige, was er bey ſei nem äuſſern Leben bat in ſich gefaffer. Und alſo gebets auch einem Geißigen, der hat in ſeinem Willen und Bildniß die magiſche Geisſucht: der will immer viel haben , und figuri ret ihme das jenige in ſeinen Willen -Geiſt, dainit er iſt im les ben des Leibes umgangen ; Weil ihn aber daſſelbe bat verlaſ fen, und ſein Weſen nicht mehr irdiſch iſt, ſo führet er doch den irdiſchen Willen, plaget und quålet fich alſo damit, denn er mag nichts anders erreichen. 4. Noch viel übler gebet es niit der Falſchbeit, darüber der Elende bat geſchrien, und ibn verflucbet um feiner Zwängung willen : Denn alles das jenige,was in Bosheit gewircket wor ben, das er hat verurſachet, das folget ihme nach , denn es iſt in dein Myfterio des Zorns gewircket worden ; Alſo fält die verderbte Seele nach des Leibes Abſterben in daſſelbe, da niuß ſie in denfelben Greueln baden . Und ob es möglich wäre, fich mit dem Willen in die Liebe GOttes cinzueignen, lo halten es doch dieſelben Greuel und Bosheiten zurücke, denn ſie machen eine ewige Verzweiflung; da ſich dann endlich die Seele ver: weget,GOtt abfaget, und begehret nur in denſelben Greueln aufzuſteigen und zu leben : Und iſt das ihreFreude,GOtt und, ſeine Heiligen zu låſtern, ſich aber in den Greueln zu erheben über GOtt und Himmelreich , und der doch keines ergreiffen noch fehen . 5. Alſo geben wir euch zu betrachten , was der Wille und ZuverſichtTey ,als nemlich daß er Meiſter und Führer ſey , der dem Menſchen ſeine Bildniß beydes in GOttes Liebe und auch in GOttes Zorn einführet: Denn im Willen wird der rechte wahre Glaube erboren ,darinne die edle Bildniß GOttes ſte bet ; denn im Glauben werden wir wieder durch Chriſtum in GOtt geboren , und erlangen wieder die edle Bildniß , welche Adam verloren batte, und Chriſtus mit GOttes Leben wieder in die Menſchheit eingeführet hat." 6. Auch zerſtöret ein falſcher Wille die Bildniß , denn der Wille iſt die Wurgel der Bildniß,denn er zeucht das Myſterium GOttes in fich : und der Geiſtdeſſelben Myiterii cröffnet das fopone Bild, und zeucht ihm das Göttliche Myſterium an , als SDta N 3
198 V. Von der Menſchwerdung 3.Ch.C.4 . GOttes Weſenbeit, verftebe Chriſti himmliſchen Leib, welcher war aus Dtt geboren , in der ebeuren und ſchönen Jungs frauen ſeiner Weisheit, der den Himmel erfület. So denn unſer Gemüth und Wille in daſſelbe gefeßet wird,und der Wil ledaſſelbe begehret, ſo iſt der Wille magiſch , und gehet hinein ; uno ſo ihn denn bungert, ſo mag er eſſen das Brot GOttes,teßt wachſet ihme der neue Leib, welcher iſt der holdſelige Baum des Chriſtlichen Glaubens, denn ein ieder Leib liebet fich ſel ber : fodenn die Seele GOttes Leib bekommt , der alſo füſle und holdfelig ift , wie wolte fie denſelben nicht lieben , der ibt doch zum Eigenthum gegeben wird, in deme ſie wohnet und le und von deſſen Kraft fie iffet und ſich ſtärdet. bet, 7. Soſoll nun nieinand ſich betriegen, und in ſeiner Falſch beit und Ungerechtigkeit ſtecken bleiben , und ſich eines hiſtoria Ichen Glaubens tröſten, wenn er gedencket: Gött iſt doch gủa tig , Er wird mir wol vergeben , ich will einen Schak famlen , und deſſen wol genieſſen , auch meinen Kindern viel Reicha thum und Ehre laſſen , und will nachmals wol Buſſe thun , Aber dieſes iſt eitel Betrug ; du ſamleft ihnen Falſchheit , und jeuchit in dich ungerechtigkeit ; und wenn es gleich noch nach dem Beſten geſchicht, ſo iſt es doch irdiſch , denn du baft dein Herz und Willen in ein irdiſo Gefäß eingeſencket, deine edle Bildniß damit angethan und gang inficiret. Dazu era beft du deinen Kindern nur Hoffart an , daß ſie ihren Wila len -Geiſt auch nur darein reßen : Du gedenckeſt dir und deinen Kindern Gutes zu thun, und thuſt dir und ihnen das Airsſte. 8. Zwar Nahrung muß das äuſſere leben haben , und thut der thòricht der ſein Gut freywillig einem Gottloſen gibet ; Uber viel thérichter tbut der, der ſich ſelber mit ſeinem Gute zu einem Gottloſen machet, indeme er ſein Herge daran bana get,und bålt die zeitliche, vergängliche Wolluſt mehr in Eha ren , als das ewige unvergångliche Gut , daß da fein Ende ninit. Der aber fegnet ſich , der den Elenden zu Hülfe koma met, denn ſie wünſchen iøme alles Gutes, und beten zu Gott, daß Er ibn regne an Leib und Seele : Alſo trit ihr Wunſch und Seegen zu dein Geber in das Myſterium , und umfåhet ibn, und folget ihm als ein gutes Werck in GOtt geboren ,nach , denn denfelben Schas nimt er mit , und nicht den irdiſchen , Denn fo der Leib ftirbet, ſo trit die Bildniß ins Myſterium , das
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199 JEfu Chrifti. 3. Th . Cap.5. bas ift , fie wird im Myfterio GDttes offenbar , denn in Zeit des irdiſchen Lebens iſtdas äuſſere Principiuin eine Decke da: vor geweſen : daſſelbe fällt nun init des Leibes Sterben weg, alsdann erſcheinet das Göttliche Myſterium in der Bitbniß, und darinnen alle gute Thaten und Wercke, ſo in der Liebe in Willen GOttes erboren ſind worden . 9. Adler frommen Kinder GOttes Wunſch und Gebet ffe: fet im Myfterio, und aneignet ſich gegen der Bildnis, denn die Kinder der Elenden , fo er ihnen iſt zu Hülfe kommen in ihren Nöthen und Sråbſalen , baben ibren Millen in ihrem Gebåte in Dttes Myfterium geſchicket, und ſich damit zu ihrem Er: retter und Trðſter geaneignet, und ihme das gleich im Göttlis den Myfterio geſchencket : Und ſo denn derfelbeWolthäter ins Myfterium kommt, wenn ſein irdiſches Leben binfället , ſo wer den alle Ding offenbar , und aneignet fich ein iedes zu dem Seinen , dabines der Side bat beſchieden . 10. Dieſes alles wird zu dem Gerichte GOttes des 5. Geis ftes im Myfterio vorbehalten, da denn ein ieder ſoll ernten, was er alhie in feinem Adfer gefået bat ; da ſoll es alles in einer neu en himmliſchen Erden grünen , wachſen und blühen , in wels derder Menſch an ſeine Göttliche Bildniß wird den feit des vcllkommenen Myfterii GOttes anziehen , und vor ihme (ver ftebe vor der leiblichen Bildniß) ſteben ſeben ſeine Gerechtig, teit, warum er alſo ſchon fey : Er wird deffen Urſache erken nen , und ſich ewig darinn erfreuen , und ſeinen Lobgeſang dars innen faſſen , zu GOttes Ehren und Wunderthat. Dagegen der gottloſe Bauffewird Spott , Geis , Boffart, Bosbeit und Fluch des Elenden baben in ſeinein Myfterio , im Zorne einges ſamlet, welches ihme auch wird nachfolgen , under alſo immer die Urſache feiner Qual erkennen , und deshalben ein ewiger Feind GOttes und ſeiner Kinder feyn. Das s . Capitel. Warum die ren ;
Gottloſen
Welches das
ſich nicht
bekeh
ſchmerßlichſte in
der
Bekehrung iſt : Von den falſchen Hirten ; Wie man in das Reich Gottes eingehen muß :
Von der
Zerſtörung des N 4
Teufels
Reich ;
200 V.Von derMenſchwerdung 3.TH.O.S. Neich ; Von den dren Geſtalten , und was wir von Adam und Chriſto geerbet haben . Summarien ,
len auch dieſes Zeitliche siicht verlaſſen . 2. Ernſt iſt nöthig. ibid . Ohne GOttes Licht, hilft alles andere dem Menſchen nichts.3. Was das wahrePrieſterthum Chrifti, ibid. und wasder lebendige Glaubcken ? 4 Bo manchem der Reichthuin im Wege ift. ibid. Das Creus if der Chriſten Zeichen. 5.6. Zwar wircket der dur fere Menſch die Wunder der Natür : 7. doch rollen wir zuerſt GDt. tes Reich ſuchen.8. Denn der Menſch ,in GöttesBildnik , ſtehet in einem 3fachen Leben. 9. Das Erſte , als das Seelen -Leben , fehet im Feuer ; das Underé, im Licht. ibid . Dis iſt in allen Geſtalten Meiſter. ibid. Im Grimu des Feuers , verſtehen wir ein grimmig Wafier , ibid . und im Lichts-Schrack , ein Lichts-Waſſer. 10. Des Licht-Lebens Natur iſtnicht peinlich oder feindlich . ibid. Alſo vet: Achen wir nun 2 Welten ineinander. įt. Das Liebe:Leben iſt GOts tes rechtes Leben . ibid. Das Licht und die liebe iſt in den Zorn getreten, und hat ibu gelöſcht , und Lucifer iſt aus GOttes Feuer ausgeſtoſſen worden , 12. und iſt ein ſteter Anklåger. ibid. Stehet demnach das menſchliche Leben im Feuer und 2. im Licht ; unddas 3. Leben ftes het im Blut und Wafler , und brennet in der Wärme. 13. Das auſſere folte ins innere nicht greiffen : ſondern das Innere ſoltedic Wunder im äuſſern eröffnen , 14. lo aber ſtehet des Menſchen Wila Ten -Geist, mit ſeiner Liebe , im åuſſern leben , 15. und das iſt der schwere sal udams. 16 . Sefes alles kann der gottloſeHauffießtnicht faffen ; Urſas che, es iſt kein Wille in ihnen dazu , der es begebret zu faſſen, denn das irdiſche Wefen hat ſie gefangen , daß ſie teinen Willen können in GDites Myſterio ſchöpfen : Sie find an GDtt als die Godten , es iſt kein Ddem des Göttlichen les bens in ihnen ; ſie wollen deſſen auch nicht, ſie ſind in SDttes Born -Myfterium verriegelt , daß fie fid ) nicht erkennen. Nidt bat ihnen GOtt das gethan , ſondern ſie ſind mit ihrem il len -Geifte dareingegangen, und haben ſich ſelber alſo erfencket, darum lauffen ſie wie die Unſinnigen ; da doch das edle Kleinod in ihnen im Centro verborgen ſfebet, im Göttlichen Principio, und konten gar wol aus dem irdiſchen Weſen und Bosheit mit ihren Willen ausgehen in den Willen GOttes: Sie laſſen ſich den Grimm muthwillig halten, denn das hoffartige und eigen ehrige Leben gefállt ihnen zu wol, und das hålefie auch. 2. Aber
201 JEfu Chrifti . 3. Th. Cap.5. 2. Aber nach diefer Zeit iſt kein Rath mehr ; wenn bas Sees len - Feuer blos und robe iſt, ſo kann daſſelbe mit nichts gelda fchetwerden , als nur mit GOttes Sanftmuth , nemlich mit dem Waſſer des ewigen Lebens iin Myſterio GOttes ; aber das erreichen ſie nicht, denn es iſt eine groſſe Kluft zwiſchen ihnen , nemlich ein ganges Principium : Aber in dieſer Zeit , dieweil die Seele noch im Blut ſchwimmet und brennet , kann es wol feyn, denn der Geiſt GOttes fåhret auf den Fittichen des Windes. Gott iſt Menſch worden , der Geiſt GOttes geber mit dem Willen in die Seele, Er begehrer der Seelen , Er ſex get feine Magiam gegen der Seelen , fie darf nur die Shúr aufs thun , ſo gebet Er freywillig hinein , und eröffnet das edle Korn zum Baum des Chriſtlichen Glaubens ; Aber daß iſt das ſchmerßlichſte , daß dem Menſchen am bitterſten eingehet, ( fo der Glaubens Baum in ihme ſoll geboren werben ) daß ermuß feinen Willen -Seift aus ſeinem irdiſchen Sdag , als aus Hofs fart, Geiß , Neid , Zorn und Falſchheit ausführen gegen dem Geift Gottes. Sein Mund muß nicht ein Heuchler ſeyn , und Tein Herk und Wille im irdiſchen Myſterio ſtecken bleiben : es muß Ernſt ſeyn , von Grund des Hergens und der Seelen , der Wille muß ſich umwenden in das Göttliche Myſterium , als in GDttes Liebe, daß der Geift Settes Raum und Statt in ibs me habe, das Osttliche Füncklein aufzublaſen ; anderſt iſt kein Rath , und hilft kein Heuchlen. 3. Wenn einer alle Schrifften auswendig lernete , und fäste fein Lebenlang in der Kirchen , bliebe aber an der Seelen - Bilds niß ein irdiſcher und viehiſcher Menſch , der nur nach Falſchs beit im Herzen trachtet ; fo bilft ihm fein Heuclen nichts. Ein Prediger , der GOttes Myſterium im auffern bandelt, bat aber SDttes Bildniß nicht im Innern ; fondern trachtet nur nach Ehre und Geiß , der iſt dem Teufel ſo nabe, als der allers geringſte, denn er iſt nur ein Gaudler mit GOttes Myſterio, und ein Gleißner obne Kraft: Er hat felber nicht das Myfteri um GOttes, wie will ers denn andern geben ? Er iſt ein fal fcher Hirte , und ein Wolf der Schafe. Denn ein ieder Menſch , der GOttes Myſterium tråget , das iſt , der es erwes det bat , und ſich demſelben einergeben, daß ihn GOttes Geiſt treibet , der iſt GDttes Prieſter, denn er lehret aus GOtt: Es kann keiner recht lebren , er lebre denn aus GOttes Myfte . rio ; Wie wil aber der lehren , der auſſer demſelben iſt, wird N 5
202
V. Von der Menſchwerdung 3. Th.
.5.
er nicht aus Kunſtund irdiſcher Vernunft lehren ? Was gebet das GOttes Myſteriuman ? Wiewol die Bernunft ein edles Weſen iſt, aber ohne GOttes Geiſt iſt ſie blind. Denn Chris ſtus ſpricht : Ohnemich könnet ihr nichts thun ; ( Joh . 15 : 5 .) Die Settes Geift treibet , die find GOttes Kinder. (Rom . 8 : 14.) Wer anderſtwo in den Schaf-Stall ſteiget, und nicht durd Chriſti Geiſt, der iſt ein Dieb und ein Mörder , und tommt nur, daß er faube und ſteble, (Joh. 10 : 1.) und ſeinen eigenen Nugen ſuche. Der iſt nicht ein Weider der Schafe, fondern ein Freffer , wie ein Wolf tout. 4. Alſo iſt uns zu verſteben vom Baum des Chriſtlichen Glaubens : Er mußlebendig ſeyn, und nicht eine todte Hiſtos ria oder Wiffenſchafft; Das Wort des Lebens muß in der Bildnis Menſch geboren werden , daß die Seele GOttes Bild niß tråget, auſfer dem iſt ſie nicht GOttes Kind . Es hilft kein Heuchlen oder Buſſe ſparen auf Hoffnung , denn ſo lange einer noch die irdiſche Bildniſ an der Seelen tråget , ſo iſt er auſſer GOttes Myſteriuın. Du darfſt auch nichtdencken, Ich will noch wobl einmal umkehren , ich will aber mir vorhin ges nug einſamlen , das ich nicht mangele , und mir das irdiſche Geſchäfte bernach nichtim Wege liege: Nein, das iſt des Ieu : fels Griff; ſondern durch Verfolgung , Creuß , Trůvfal, Spott , Verachtung müſſen wir ins Reich GOttes eingeben , denn der Seufel führet fein Regiment in der irdiſchen Bildniß, der ſpottet der Kinder GOttes in ſeinem hoffàftigen Sige, wenn ſie ihme wollen entlauffen ; Alſo dienet dergottlofe Haut fedem Seufel, und hilft ihme ſein Werck treiben . 5. Dieſes alles mußder Menſch . To zu GOtt will, nichts achten ; er muß dencen , daß er in einem fremden Lande unter den Mórbern iſt, und iſt ein Pilgram , der da wandelt in fein recht Vaterland: Er fället unter die Mörder , welcheihn pla: gen und berauben ; und ſo er nur ſo viel davon bringet, daß er ſein edles Bildniß erhålt, ſo hat er Gut genug, denn er bekomme Das himmliſche Myfterium dafür, da allęsinne lieget,aus mela dem diefe Welt nur ein Spigel davon iſt. Darum iſt der wol febr nårriſch , der einen Spigel-Schein für ein fubftantialiſch Weſen nimt , denn der Spigel zerbricht, und fein Liebhaber wird deſſen beraubet : Er iſt gleich einem, der ſein Haus an ein groß Waffer auf einen Sandbauet,da ihme das Waſſer fein Baus hinführet, alſo ift es auch mit der irdiſchen Hoffnung. 6. 2
3. Th. Cap.5i · FEfu Chriſti: 203 6 , D Menſchen Kind, du edeles Geſchöpfe, laß ihr nicht den Gewalt, es toftet dein ewiges Reich : Suche dich , und finde dich , aber nicht im irdiſchen Reich ; wie gar wol geſchies bet doch deme, der ſich in GOttes Reich findet, der dasbimms liſche und Göttlice Myfterium anjeucht, und darein eingebet ! Adler Schmuck dieſer Welt iſt Kotb gegen dem himmliſchen, und iſt nicht werth , daß ein Menfch feine Liebe darein fee ; wiewol es iſt , daß es muß zum Wunder gebracht werden, zu welcem Ende es GOtt auch geſchaffen hat, 7. Werſtebet : der äuſſereMenſch ſof die Wunder der auf fern Natur, als im Aufſern Myfterio , eröffnen , beydes aus der Erden , und über der Erden ; Alles was die Sternen vers mogen , und die Erde in fich bat, das ſollder Menſch in Wuna der , Formung und Wefen bringen , nach der ewigen Figur, To in GOttes Weisheit iſt vorden Zeiten der Welt geſehen worden : Aber ſeinen Willen ſoll er nicht darein feßen , noch daſſelbe für ſeinen Scat achten , ſondern nur zu ſeiner Zierde und Freude mag er esgebrauchen, aber mit dem innern Men ſchen ſoller in SDttes Myſterio arbeiten , To hilft ihme auch GOttes Geiſt das Neuſſere ſuchen und finden . 8. Dieweil wir denn durch den ſchweren Fall alſof verder : ber ſind worden , daß unſer Gemüth iſt aus dem himmliſchen Myfterio in das irdiſche, als in den Spigel gewendet worden, daß wir alſo gleich als balb-todt erfunden werden ; So thut uns gank hoch von nåthen , daß wir aus dem irdiſchen Glanße mit unſerm Gemüth und Willen ausgehen , und uns zuerft fuden , ebe mir den irdiſchen Schmuck fuchen ; und daß wir von erſt lernen kennen , wo wir daheime ſind ; und unſer Gea můthenicht irdiſch machen . 9. Denn der Menſch , ober gleich in GOttes Bildniſ ftes þet, iſt doch in einem dreyfachen Leben ; So er aber GDttes Bildniß verlieret, fo iſt er nur in einem zmenfachen Leben, denn Das erſte Leben iſt der Seelen Reben , und urſtander im Feuer der ewigen Natur : und ſiehet vornemlich in fieben Gea ſtalten , alles nach dem Seite der Natur , wie es in unſerm andern und dritten Buche ausgeführet und erklas fet worden. Das andere Leben ſtebet in der Bildniß, welche aus dem Brunnen der ewigen Natur, als aus pein Seelen - Feuer erboren wird, welche Bildniß im Lichte in anderer Dual ſtebet, und, hat ſeinen lebendigen Geiſt, wie
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204. V. Donder Menſchwerdung 3.TH.C.5 . wie ihr dis am Feuer und lichte ergründet : denn des Lichtes Dual ift nicht wie des Feuers Qual, und entſtehet doch das Licht aus dem Feuer, daman in des lichtes Qual den fanften , reinen und lieblichen Geiſt verſtehet, und in des Feuers Dual die Urſachen deſſelben. Als ihr dann febet, daß aus tem Feus cr die Luft urſtåndet, welches der Geiſt iſt, und die Luft auch in vier Geſtalten verſtanden wird : als eine trucene, nach dem Grimm des Feuers, und eine naffe, als Waffer vom bers ben Anziehen ; und zum dritten, eine fanfte vom Libte, und zum vierten eine erbebende vom Grimmen Feuer -Schract. Da wir denn verſtehen, daß das Licht in allen Geffalten Meis ſter fey, denn es hat die Sanftmuth, und iſt ein Leben, das durch den grimmen God, als durch die Angſt- Qual im Erfins den erboren wird, als ein ander Principium , das im Feuer beſtebet ohne Füllen, und hat doch ſein Fühlen in ſich, als der lieblichen Gefchmack ; da wir dann verſtehen, daß das Waſſer durch den Soderboren wird, durch das Erlincken durchs Feus ers Angſt. Und weiter zu verſtehen, wie es doch kein God Tery, da es doch ein Sod iſt ; aber das Licht machts grünende, daß ein Leben darinn iſt, welches Leben in des lichtes Kraft ftebet, da das Leben aus dem Tode grünet, nemlich die Weſenbeit, als die Begreiflichkeit, wie das Waſſer, das an ihme ſelber todt iſt, aber das Feuer Leben und des Lichtes Kraft iſt ſein Leben . Alſo iſt die Wefenbeit wie todt geachtet, da das Leben darinn ein eignes iſt, und ſich ſelbſt in ſich beſigt, und gebieret, da der Tod der Weſenheit muß den Leib dazu geben , wie in unſerm dritten Buche erkläret worden , daß wir im Licht- leben und im Waffer des Todes auch zwo Geſtalten verſtehen, und nach der Angſt im Feuer die dritte : Als (1) in der Angſt der Ertóda tung, im Grimm des Feuers verfteben wir ein grimmig Wafa fer , wegen der erſten vier Geſtalten zur Natur, als Herbe, Bitter , Ungft und Feuer ; gleichet ſich dem Sifte, iſt auch Gift, eine hölliſche Wefenbeit im Grimme, nach dem Urffande des erſten Principii , darinnen GOttes Zorn quillet. 10. Zum andern verfteben wir das andere Waſſer im Lich tes- Schrack, in deme die Qual durch die Södtung findet,und im Tode gleich als ein Nichts wird, dann im Nichts wird die ewige Freybeit, als der ewige Abgrund der Ewigkeit errei det : So dann das ungreifliche Licht im ſelben Erfincken in die Ewigkeit blicket, und das Erlincken immer erfüllet; ſo grünet
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205 FEfu Chriſti. 3. TH . Cap.5 . grünet im litte die Kraft des Lichts, das iſt das Leben, aus dem erfunckenen Lode aus, dann der Grimm vom Feuer bleia bet im Grimmen : Duall des grimmen Waffers , und gehet nicht mit in Sod. Es kann auch nicht feyn, dann die Grims migkeit iſtdas ſtrenge Almacht Leben, das nicht fann ſterben, und das die ewige Freybeit nicht fann erreichen, denn es beiſ fet und bleibet in Ewigkeit das Natur- Leben : Wiewol es ijf, daß im Licht-Leben auch eine Natur erfunden wird, ift fie doch nichtpeinlich oder feindlich, als wie im Urſtande der Natur, Nach welchem ſid Sott einen eifrigen zornigen GOtt nennet. Denn im Lichts-Dual wird das Walter, welches durch den Jod in die Freybeit erſunden iſt, eine Qual und Waſſer des ewigen Freuden - Eebens, in welchem die Liebe und Sanfts muth ewig aufquellet, da es dann kein Sinden mehr ift: ſons dern ein Grünen, welches Paradeis beiſſet : Und das Bewes gen aus des Waſſers Dual beifſet Element, das iſt das reine Element in der Engliſchen Welt ; und die Urſache des Feuers im Licht iſt das ewige Firmament, barinn die ewige Wiſſens fcbaft GOttes in Weisheit eröffnet wird, als wir deſſen eine Gleichniß am äuſſern Firmament und Sternen baben. 11. Alſo verſtehen wir nun zwo Welten in einander, da teine die andere begreift, als niemlich eine im Grimm der feus rigen Natur, im Waſſer der Gift und Angſt -Qual, da die Seufel innenwohnen : Und denn eine im Lichte, da das Waſs fer des Lichts aus der Angſt erfuncken iſt in die ewige Freybeit, welche das Gift-Waſſer nicht mag erreichen oder begreiffen , und iſt doch nicht getrant, als nur durch den Tod, da es ſich in 2 Principia fcheidet, und alſo in zwey Leben theilet ; Als eines im Zorn, und das ander in der Liebe, welches Leben für das rechte Leben GOttes erkant wird. Und hierinnen ſtecket der Grund, daß als wir mit Adam aus dieſem ( Licht- ) Leben aus gingen in das äuſſere ( Welt:) feben, darum GOtt Menſch warð ; ſo muſte Er uns durch diefen Tod durch und aus der Grimmen - Dual aus dem feurigen Angſt-feber durch den Cod in das Licht- und Liebe-leben wieder einführen , da zwar die Porte des Todes warim Grimm zugeſchloſſen in der menſchlis chen Seelen, daß die Seele in der Angſt -Dual, in der innern Natur, im Feuer der Gift, als im Waffer der Angſtſtund : Alda hat der Fürft Chriſtus den Schluß des Todes zerbros Men, und iſt mit ſeiner menſchlichen Seele durch den Tod im Lichte
206 V. Vonder Menſchtverdung 3.TH.C.5. Lichte GOttes wieder ausgegrünet, und führet alſo in ſeinem Licht - Leben den Tod ießund gefangen, daß er iſt ein Spott dieſem Schluß gedachte Lucifer ein Herr worden. Denn mit und almächtiger Fürſt im Grimme zu ſeyn ; aber als der Schluß zerbrochen ward , fo zerſtörete ihme die Kraft der Gottheitiin lichte ſein Reich : Áldar ward er ein gefangener Knecht, denn GOttes Licht und das Waſſer der Sanftmuth ift ſein Sod, denn der Zorn wird damit getödtet. 12. Alſo iſt das Zicht und die Liebe in den Zorn getreten mit bem paradeifiſchen Element und dem Waffer des eigen les bend, und iſt alſo GDttes Zorn geldſchet worden : Darunt bleibet nun der Lucifer in ſich ſelber nur ein ångſtlicher grima miger Feuer -Quali, da ſein Leib ein Gift iſt, und ein Qual des Gift - Waſſers ; und iſt alſo aus GOttes Feuer ausgeſtoffen worden in die Matrix der ewigen Natur, als in die ſtrenge Herbichkeit,welche die ewige Finſterniß gebieret. Darinnen führet er das garſtrenge Regiment in dem ångſtlichen Mercu . rio , und iſt alſo als ein Beſchåmter oder Verſtoffener, welcher im Urſtande ein Fürſt war; aber ieſo nichts mehr gilt als ein Scarfrichter und ehrenloſer Knecbt, derda muß in GOttes Grimm feyn als ein Hencker , der das Böſe ſtraffet, wenn ib : me das von ſeinem Herrn befohlen wird : weiter bat er keine Gewalt, wiewol er doch ein Betrieger iſt , daß er nur viel möchte erbaſchen, und fein Reich groß werde, daß er, viel bas be, und nicht alſo mit wenigem im Spotte ſtehe. Dergleichen eine Hure auch dencket , wenn nur viel Huren ſind, ſo bin ich ja nicht allein eine Hure,ſondern ich bin wie andere ; Alſo bea gebret er auch ein groß Geſchlechte, daß er dadurch Göttes fpotte. Der Seufelgibt immer GOtt dieSchuld, daß er fer gefallen, und daß ihn GOttes Grimm alſo gezogen hatte, und in einen ſolchen Willen der Hoffartgeſtürget, daß er nicht fer beſtanden : Bermeinet, wenn er nur viel zu fich zoge, daß feitt Reich groß werde, und daß er derer deſtomehr überkomme, die auch alſo thun wie er , und GDtt verfluchten, fich aber fels berrechtfertigten ; dasiſt ſeine Starcteund Wolluſt in ſeiner finſtern berbenAngſt, daß erimmer das Feuer in fich erreget, und über die Shronen ausfahret. Alſo balt er ſich ja nochfür einen Fürſtenund König : und ob er gleich böſe iſt, ſo iſt er doch ein Fürſt ſeiner Legionen im Zorne in ſeiner Creatur ; aber mit dem Zorn, auſſer feiner Creatur bat er nicht. Ges wall
385.Cap.5
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JEfu Chrifti.
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walt zu thun , darinnen muß er als ein Unmächtiger gefangen bleiben . 13. Alſo verſtebet das menſchliche Leben in zweyen Geſtal ten , als eine nach dem Feuer der Natur, und die ander nach dem Feuer des Lichts, welches Feuer in der Liebebrennet,dara innen die edle Bildniß GOttes erſcheinet : Und Derſleben bierinnen , daß der Wide des Menſchen foll in GOttes willen eingeben, la gebet er in Chriſti Tob mit Chriſti Sede durch den Tod in die ewige Freybeit SDttes, in das Licht- Leben ein, da iſt er in Chriſto bey GDtt. Die dritte Geſtalt des Lebens iſt das auffere geſchaffene Leben aus dieſer Welt, als aus Sons ne , Sternen und Elementen , welches GOttes Geiſt dem Adam init dem Geiſte majoris Muodi in ſeine Naſen blies ; da er dann auch eine äuſſere Seeleward ,welche im Blut und Waſſer ſöhwimmet, und im äuſſern angezündeten Feuer bren : tet, als in der Wärme. 14. Dieſes äuſſere Lebenfolte nicht in die Bildniß als in das innere Leben greiffen ; die Bildnis folte das auch nicbt in das innere licht (welches durch den Tod febeinet, und mit ſeiner Kraft in der ewigen Freybeit grünet) einlaſſen, denn das auf fere Leben iſt murein Gleichniß des innern Lebens : Der innere Sejſt ſolte nur in dem äuſſern Spigel die ewigen Wunder, ( ſo in GOttes Weisheit waren im Ungrunde in der Göttlichen Magia erblicket worden ,) eröffnent, und zu einem figürlichen Spigel bringen , nemlich zu einen Wunder-Spigel (Spiel) zu Dttes Ebren , und zur Freudedes innern Menſchen, aus GOtt geboren ; über ſein Wille ſolte nicht darein gehen , die åuſſere Wunder in die Bildniß einzuziehen, wie wir denn ießt mit Jaminer erkennen , daß ihmeder Menſch einen irdiſchen Schaß in ſein Gemüth einzeucht undeinbildet, und alſo die reine Bildniß GOttes nach dem andern Principio in fich zera ſtoret. 15. Denn des Menſchen Willen -Geift gebet ießt in das irs diſche Weſen, und führet ſeine Liebe,darinn die Bildniß ſtehet, in das irdiſche Weſen, als in einen irdiſchen Schaß, in ein its diſch Gefäſſe; ießt wird die Bildniß in ſolcher Imagination auch irdiſch , und gebet wieder in den Sod, und verlieret Ott und Himmelreich , denn ſein Billen -Geift ſtecket mit der Liebe im Auſlern Leben : Jeft muß das aufſere Leben ſterben und jerbrechen, auf daß die geſchaffene Bildniß nach den innern Reiche
208 V. Von der Menſchwerdung 3. Th. 6.6 . Reiche erſcheinte, und alſo ftecket der Willen - Geift mit ſeiner Liebe in den auſſern Wundern, und führet dieſelben im Sters Ben des suffern Lebens mit fich vor das Gerichte SDttes ; da foll der Willen - Geiſt durchs Feuer geben, und ſoll die Bildnis im Feuer bewahretwerden, da muß alles Irdiſche abbrennen von der Bildniß , denn ſie muß,gang rein und ohne Masket feyn. Gleichwie das Licht im Feuer beftebet, alſo muß der Willen - Geift auch in GOttes Feuer beſtehen : und woer alda nicht kann durchs Feuer GOttes durch den Sodfrey durchges ben, ſo wird diefelbe Seelen -Bildniß ausgeſpepet werden in die'ewige Finſterniß. " 16. Und dieſes ift eben der ſchwere Fall Adams, daß er feia nen Willen -Geiſt in das äuſſere leben als in das auffere Prins cipium in die falſche Sucht einſekte, und imaginirte nach dem irdiſchen Leben ; und alſo ging er aus dem Paradeis, welches * durch den Tod im andern Principio ausgrünet, in das deuſes re, und ging alſo in den Tod ein : Ulfo mufte er ſterben, und al fo ward feine Bildniß jerſtoret. Diefes haben wir von Adam geerbet ; aber auch von dem andern Adam Chriſto die Bies dergeburt, da wir in ChriftiMenfchwerdung müſſen eingehen , und mit Shme in feinen God, und aus dem Sode mit Ihme grünen in der Paradeis -Welt, in der ewigen Weſenheit der Freybeit Gottes.
Das 6. Capitel. Was die Luſt vermag:
Wie wir in Adam
gefallen und in Chriſto wiedergeboren ſind ; Und wie es ſo leicht nicht iſt, ein rechter Chrift zu werden . Summarien . Je luft ift eine Imagination . 5. I. Der auſTere Geilt hat nach dem Inneren gelüftet, und den inficiret. ibid. Daher funte die Sünde durch fein Wortſprechen vergeben werden ; es mußte die Bildniß aus Gott wiedergeboren werden. 2. Demnach thutuns noth , daß wir den alten übain creußigen. 3. Ernſter Streiteines Chriſten.4. Das Ritter- Stranßlein, welches Erdafürin der Paras deis-Welt bekommt, iſt der ». Geilt. s. DerBaum des Glaubens fehet in dir, ſo du mit Chriſto in GOtt biſt. 6. Der Menſch, war ohs ne Gefeß, fren geſchaffen, daß er übers Ueuſſere herrſchen folte. 7. Weil es aber nichtſeyn mogte, ſomüſſen wir nun im Glauben geboren wers Den , deſſen Frucht die Liebe ift. 8 . Alſo
3: Th. Cap.6 .
JEfu Chriſti.
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Lſo verſtehen wir, daß es an der Luft lieget, und daß die Berderbung aus der Luſt kommen iſt, und noch immer kommet : denn die Luft iſt eine Imaginirung, da die Imagination ſich in alle Geſtalten der Natur einwindet, daß fic alle geſchwängert werden mit dem Dinge, daraus die Luſt ents ſtebet ; als wir denn verſtehen den äuſſern Geift des Mens fchen , welcher iſt eine Gleichniß des innern ; dieſen bat gelus ffert nach der ſchönen Bildniß, und derowegen ſeine Imagina . tion in den innern gefeßet, davon der innere ift inficiret wor den . Und weil er nicht zur Stunde den Tod gefühlet hat, ſo bat er dem åuſſern ſeinen Willen -Geiſt eingeräumet : alſo iſe der äuſſere in den innern zur Herberge eingezogen, und iſt enda lich der Wirth im Hauſe worden, und hat den innern verduns celt, daß alſó die ſchöne Bildniß iſt verblichen. Albie fiel die fchöne Bildniß unter die Mörber, nemlich unter die ſtrenge Geiſter der Natur und des Lebens Urſtand ; dieſe hielten die Bildniß gefangen , und zogen ihr das Paradeis-Kleid aus, mordeten in ihr, und lieſſen ſie halb tobt liegen . 2. Jest war der Samariter Chriſtus noth ; und das iſt die Urfache, daß GDtt Menſch ward : wenn der Schade båtte können durch ein Wort- Sprechen oder Wort- Bergebung ges heilet werden,ſo wäre Gött nicht Menſch worden ; aber es war verloren SDtt und das Paradeis, dazu die edle Bildnis war zerſtöret und verwüſtet worden, und muſte wiederum aus GDit neu geboren werden. Und darum fam GOtt mit ſeiz nem Worte, welches iſt das Centrum im Licht - Leben, und ward Fleiſch, daß die Seele wieder ein Göttlich , Paradeifiſch Wohnbausbekäme: Berſtehe, daß gleichwie Adams Seele hatte die Thüre der Feuers- Eſſentien aufgethan, und die irdi Tchen Effentien eingelaffen, welcher Qualfich hatte in die Pas radeis - Bildniß eingewunden, und die Bildniſ irdiſch gemacht; Alſo that GOttes Herße die Thůr der Lichts -Eſſentien auf, undumfing die Seele mit dem himniliſchen Fleiſche, und alſo imaginirten des heiligen Fleiſches Eſſentien nach der Bildniß, nach der Seelen Eſſentien. Alſo ward die Seele ießt wieder geſchwangert, daß ſie mit ihrem Willen -Geiſte durch den God in das Paradeis- Leben einging : Und daher kam die Berfus chung Chriſti, daß Er verſuchet warð, ob die Seele wolte vom Verbo Domini effen , und ob fie konte wieder durch den Tod in GOttes Leben eingehen, welches endlich am
Stamm des Creuges
210 V.Von der Menſchwerdung 3.Th. 6.6 Creußes erfüllet ward ; da Chriſti Seele durch das Feuer des Grimmes durch den ſtrengen Qual durch den Tod ging, und grúnete wieder in der H. Paradeis - Welt aus, in welche Adam war geſchaffen , alſo iſt uns Menſchen wieder geholfen worden . 3. Darum thut uns nun noch , daß wir unſern Willen , Sinn und Gemütb aus allen irdiſchen Dingen auszieben , und in Chriſti leiden, Sterben, Tod und Auferſtehung einwenden , daß wir den alten Adam mit Chriſti Tode immer creußigen , und immer init der Sünde im Tode und Sterben Chriſti ſters ben, und mit Ihme aus der Angſt des Todesin einem neuen Menſchen immer wieder aufſtehen, und im Leben GOttes grůs nen ; anderſt iſt kein Rath : wir múffen der irdiſchen Welt int unſerm Willen abſterben , und müſſen der neuen Welt im Glauben, im Fleiſch und Blut Chriſti immer wiedergeboren werden ; wir müſſen aus Chriſti Fleiſch geboren werden, wola len wir anderſt das Reich Gotteschauen . 4. Es iſt nicht ſo ein leicht Ding ein rechter Chriſt zu ſeyn, fondern es iſt das allerſchwerefte Ding : der Wille muß ein Ritter werden, und wieder den verderbten Willen ſtreiten ; er muß fich aus der irdiſchen Bernunft in den Tod Chrifti in GOttes Zorn einſencken, und dem irdiſchen Willen als ein theurer Ritter feine Gewalt zerbrechen , und ſich alſo hart vera wegen , daß er wil das irdiſche Leben daran feßen, und nicht nachlaſſen , er habe dann den irdiſchen Willen zerbrochen, wels ches mirwol ein ſtrenger Krieg iſt, wennzwey Principia mit einander ſtreiten um die Überwindung. Es iſt kein Schert, es muß Ernſt ſeyn, um das Ritter-Krånßlein zu fechten, denn keiner erlanget das, er ſiege denn : Er muß des irdiſchen Wila lens Macht zerbrechen, welches er in ſich aus eigener Macht doch nicht vermag ; aber ſo er ſich aus der irdiſoben Bernunft in den Tod Chriſti mit ſeinem innern Willen einſendtet, fo fins det er durch Chriſti Tod durch GOttes Grimm wieder alles Halten des Teufels in die Paradeis -Welt, in das Leben Chriſti ein : Er muß ſeinen Willen machen als todt, alſo lebet er GOtte, und erſincet in GOttes Liebe, und da er doch im auf fern Reich lebet. 5. Ich rede aber vom Ritter-Krånglein, welches er in der Paradeis - Welt bekommt, ſo er einmal hindurch dringet ; denn alda wird der edle Same gefået, und bekommt das hoch theure
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JEfu Chriſti. 3.S5 Sap. 6. 211 theure Pfand des H. Geiſtes, derihn darnach leitet und füb ret : Und ob er in dieſer Welt muß in einem finſtern Thal wana deln, da der Teufel und die Bosheit der Welt immer über ihn berrauſchen, und den åuffern Menſchen oft in Greuel einwers fen, und alſo das edle Senfkörnlein verdecken ; ſo låſſer fichs Doch nichtverhalten, ſondern es grünethervor, undwachſet ein Baum daraus in das Reich GDttes, wieder alles wüten und Toben des Teufels und ſeines Unbangs. Und je mehr der edle Perlen -Baum gedrucket wird, je heftiger und gewaltiger er wachſet; er låſt ſich nicht unterdrucken , ob es auch das åuſſereLeben koſten ſoll. 6. Alſo, mein liebes Gemüthe, forſche nach dem Baum des Chriſtlichen Glaubens recht ; er ſteher nicht in dieſer Welt : wol muß er in dir reyn , aber du muſt mit dem Baume mit Chriſto in GOtt ſeyn, alſo, daß dir dieſe Welt nur anhange, wie ſie denn Chriſto auch nur anbing. Doch nicht alſo 24 verſtehen , daß dieſe Welt vor GOtt nichts taugte oder nube ware : ſie iſt das groſſe Myſterium ; und iſt der Menſch darum in dieſe Welt geſchaffen worden, als ein weifer Regent deſſels ben, daß er fod alle Wunder ( ſo von Ewigkeit ſind im Sulphur , daraus dieſe Welt mit Sternen und Elementen iſt geſehaffen worden, ) eröffnen , und nach ſeinem Willen ,in Formen , Figua ren und in Bildniſſen bringen , alles zu ſeiner Freude und Herrlichkeit. 7. Der Menſch war ganz frey erſchaffen ohne einiges Ged feke, er hatte kein Gefes als nur das Natur- Gefeß , daß er nicht folte ein Principium in das andere vermifdben : der ins nere Menſch ſoltenichts Irdiſches in ſich einlaſſen , ſondern ſolte allmächtig aber das äuſſere Principium herrſchen ; ſo wåre fein Sodnoch Sterben in ibn kommen , es båtten ihn auch die äuſſern Elemente nicht růgen können , weder Hike noc Froſt hätte ihn gerüget. Denn als die edle Bildniß im Feuer beſtehenmuß, alſo ſolte auch dieſelbe edle Bildniß durch den gangen Menſchen, durch alle drey Principia herrſchen, al les regieren , und mit der Paradeis-Qual erfüllen. 8. Weil es aber ja nichtmochte ſeyn, und ie das Fleiſb ira diſch worden, ſo müſſen wir nun im Glauben geboren werden , da zwar das irdiſche Leben das rechte Leben verdecket ; ſo müſs fenwir das rechte Kleid anziehen, welches Hoffnung beiffet, und unfern willen in die Hoffnung einfegen , und immer am Baum
212 V. Von der Menſchwerdung 3.TH. C.7. Baum des Glaubens arbeiten, daß er ſeine Früchte bringe, als die holdfelige Liebe gegen GOtt und ſeinen Nådyſten : Er ſol Gutes wircken ; nicht allein um ſeinent willen, ſondernt auch darum , daß er ſeinen Nächſten mit ſeinem Erempel und Leben beſſere. Er ſoll dencken, daß er ein Baum im Reiche GOttes fey , daß er GOttes Frucht trage , und wacbre int GOttes Acker,daß ſeine Frucht auf GOttes Tiſch gehöre; und daß er ſeine Wercke und Wunder in die rechte Liebe einfalle, und in der Liebe wandele, daß er die moge ins Reich GOttes einführen : Denn Gott iſt ein Geift, und der Glaube iſt auch ein Geiſt in GOtt, und GDtt iſt in Chriſto Menſch worden ; des Glaubens Geiſt wird auch in Chriſto Menſch geboren . Alſo wandelt der Willen - Geiſt rechtin GOtt, denn er iſt Eint Geiſt mit Gott, und wircket mit GDtt Göttliche Werde: und ob ibn bas irdiſche Leben verbecket, daß er ſeine Wercke, ſo er im Glauben hat geboren, nicht kennet ; ſo wird es doch ist Zerbrechung des irdiſchen Lebens offenbar, denn die Hoffnung iſt ſein Kaſten , und ein Myſteriuin , darein des Glaubens Wers de gefäet werden, und auch behalten. Das 7. Capitel. Zu was Ende dieſe Welt ſamt allem .Weren ſen geſchaffen , Myſterien :
auch
von dem mächtigſten Streite
in dem Menſchen worinne
von ziveyen ewigen
um die Bildniß ;
der Baum
Und
des Chriſtlichen
Glaubens ſtehe, wachſe und Frücht
trage. Summarient. Ie Wunder Göttes mogten in der Engliſchen Welt nicht offens bar werden, aber wol in dieſer Welt, denn ſie nur in einer geiſtlic chen Magia můſſen eröffnet werden. 9. 1. Daher das Heuſſere des Inneren heftig begehret, 2. und die Liebe Begierdeſtehet auchmit ſeiner Imagination gegen uns. 3. Sehen wir demnach, wie der Menſch in ſich , in groſſer Gefahr fehet ; 4. denn er brennetin einem zfachen Seuer. ibid. Das Grimmen- und Irdiſche Reich sieben ihn ; iebes greift nach dem Hergen GOttes : aber Er rou feines einlaſſen. ibid. den Darumiſt máßigkeit hoch nöthig .ibid . Hierverſtehen wir nun machtigen Streitum die Bilbniß, und das wahre Creuß eines Chris ften ,
G
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3. TH. Cap.7. JEſu Chriſti. 213 ften , daher das Gebet urſtåndet, womit er ſich in die Gedult einwickelt und immer in der Liebe aufquellet, welche ſeinSchwert iſt. s. , Geſtalt desGlaubens - Baums, 6. der von der Vernunft nicht begriffen wird, 7. alhier ſtets im Streit,auchſeinen Brüdern fremd iſt. ibid . Wer will aber ſeine Herrlichkeit ausſprechen, die ihme zu Lohn wird ? ibid. da im GegentheildieſeWeltinit allem ihrem Wefen zerbrechlich ift, und den Menſchen noch darzu in GOttes Zorn einführet. 8. D denn der Menſch alſo in einem dreyfachen Leben ftes het, ſo iſt jedes Leben dem andern ein Myſterium , und begebret des andern ; zu welchem Ende dieſe Welt mit allem Weſen iſt erſchaffen worden , denn die Götts liche Wefenbeit begehret des Spiegels oder Gleichnis : denn dieſe Welt iſt ein Gleichniß nach Göttes Weſen, und iſt Gott in einem irdiſchen Gleichniß offenbar. Denn die Wunder der Verborgenbeit möchten in der Engliſchen Welt in der Liebes Geburt nicht eröffnet werden ; aber in dieſer Welt, da Liebe und Zorn gemifchet iſt, alda iſt eine zweyfache Gebarerin, da mócte es ſeyn :denn alle Dinge urſtånden aus der Feuers Wurbel, werden aber mit dein Waffer der Sanftmuth ums fangen , daß es ein liebliches Weſen iſt. So aber das Feuer in der Engliſchen Welt nicht erkant wird, denn das Centrum der Gebårerin ſtebet im Lichte, und iſt das Wort GOttes, ſo mogen die Wunder der Natur anderſt nicht als in einer geiſts lichen Magia eröffnet werden, das iſt, fie müſſen in SDttes Weisheit erſehenwerden : weil aber daſſelbe den Engeln und Seelen der Menſchen faſt ungreiflich iſt, und aber GOtt in erkantſeyn, ſo lúſfert die Ents Den Engeln und Menſchen will gliſche Welt nach den groſſen Wundern, ſie zu erkennen, die in BDttes Weisheit find von Ewigkeit geſtanden. Und dieſe werden in der irdiſchen Gleichniß zum Wefen gebracht, in Fis guren und Bildniſſen , alles nach den ewigen Effentien des Centri der Natur, daß die Wunder mögen emig ſieben ; aber nicht eſſentialiſch ,ſondern in Figuren in Bildniſſen und Gleich niſſen , in Formungen : Nach dem Willen zwar magiſch , aber die Gebårerin iſt doch im Centro der Wunder, denn ſie iſt einmal aus Dem Feuer erwecket worben ; aber ſie wird in dem Myfterio wieder verſchlungen , und ſtehet als ein ver borgen Leben. Darum ſollen alle Weſen , gleich als ciu Schatten in derEngliſchenWelt offenbar werden, aber nur die, welche in GOttes Willen ſind in das Myfterium einges führet
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V.Vonder Menſchwerdung 3.Th.5.7.
führet worden ; denn der Myſterien ſind zwen, die da enig find, als eines in der Liebe, und das ander im Zorn : wo ſich nun der Willen -Geiſt mit ſeinen Wundernt binein wendet, alda innen ſtehen auch ſeine Wercke und Wunder, 2. Alſo iſt uns imgleichen zu erkennen, daß auch das aufs fere des innern beftig begebret, denn alles läuft nach dem Cen iro , als nach dem Urſtand, und begehret der Freyheit; dent im Feuer der Natur iſt Angſt und Qual : fo.will nun die Bits dung oder das Bilde der Sanftmuth im Duall der Liebe frey feyn, und mag doch nicht im Quall der feurigen Effentien frey ſeyn, ſo lange, bis ſich die Qual in der Zerbrechung ſcheidet, alba trit ein iebes in ſein Myſterium . Desgleichen will das Feuer vom BaſTer frey ſeyn, denn das Waſſer iſt auch des Feuers Jod, und iſt ihm auch Myfterium , Und ſehen wir gleich hiemit, wie das Waſſer das Feuer gefangen bålt, und doch kein Sterben im Feuer iſt, ſondern es iſt nur ein Myfterie um im Feuer ; wie denn zu feben iſt, wie es im Waffer bervor bricht, und ſich eröffnet, da es ausm Centro ſeiner eigenen Sea barerin fid, eröffnet, wie das im Wetterleuchten zu feben iſt, auch an einem Steine, der doch Waſſer iſt, zu erkennen iſt. Seben aber vornemlich , wie alle Geſtalten der Natur des Richtes begehren : denn in demſelben Begehren wird das Del erboren, darinnen das Licht erkant wird, denn es urſtåndet aus der Sanftmuth. 3. Alſo iſt uns zu erkennen unſer Leben , daß in uns des Feuers Ceetrum offen ſtebet, denn das Leben brennet im Feu er : tind denn iſt uns zu erwegen die Begierde zur Liebe, welche im Worte des Lebens urſtåndet in der Engliſchen Welt, da das Herße GOttes mit ſeinem Begehren gegen uns mit feiner Imagination ftebet, und uns auch zeucht in das Göttliche Myſterium . 4. Und zum dritten iſt uns zu erwegen das magiſche Reich diefer Welt, welches auch in uns brennet, und uns beftig in feine Wunder feucht, denn es will offenbar ſeyn ; und der Menſch iſt zu dem Ende darein erfaffen worden, daß er dans felbe Myfterium offenbare, und die Wunder ans Licht und in Formen nach der ewigen Weisheit bringe: So er denn nun dieſes thun foll, und alſo in einem dreyfachen Feuer brennet, ſo hat der rechte Geiſt, in deme die Engliſche Bildniß ſtecket, groſſe Unrube, und iſt in groſſer Gefährlichkeit, denn er wandelt
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3C6. Cap.
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wandelt gar auf einem ſchmalen Steige, und hat zwene Feins be, die ihn immer ziehen, ein ieder will in der Bildniß Feyn, und feinen Dual binein führen. Als das innere und auſſere Feuer ; das innere Reich des Grimmes, und auch das auſſere irdiſche Reich des Spiegels; und ſtecket die rechte Bildniß alſo mitten in der Quetſche: Denn das innere Reich will durch das aufſere die Wunder eröffnen , dieweil es aber zu ſcharfiff, ſo fleucht das äuſſere Reich vor dem innern , und greift nach dem mitlern, als nach der Bildniß, welche in der Freybeit GOttes ſtebet, und flicbtet fich alſo in die Bildniß ein . Denn es greiffet alles nach dem Herfen Ottes,als nach dem Cen tro des Freudenreiches : Jest thutder Bildniß noth, daß ſie fich wehre, den irdiſchen Gaſt nicht einzulaffen, vielweniger den feurigen ; und wird doch aus beyden erboren, nemlich aus dem Feuer das Leben , und aus dem auſſern die Wunder. Darum thut dem Menſchen - Bilde hoc noth, daß es ein måſ figes nädyternes Leben führe, und ſich mit dem auffern Reiche nicht zu ſehr fülle, denn es machet ſonſt ſeine Inwohnung in der edlen Bildnis . 5. Hier verſtehenwirden mächtigen Streit im Menſchen um die Bildniß GOttes , denn ihrer drey ſtreiten darum : Erſtlich das ſtrenge Feuer- leben, zum andern das Göttliche Leben, und zum dritten das irdiſche Leben ; Alſo ſtecker bas edle Bild in der Mitten, und wird von dreyen gezogen. Jest iſt ihme noth, daß fichs im Glauben in das Myfterium der Hoffa + nung verberge, und ſtehe in demſelben Myſterio ſtille, da denn der Zeufel im inneren Feuer- leben immer beraus in das auf fere irdiſche Leben, in Hoffart, Falſch und Geiß über die edle Bildniß berreitet, undwill ſie ins Feuer und Angſt -leben ein führen und zerbrechen ; Denn der meinet immerbar, der Lo cus dieſer Welt fey rein Königreich , er will keine andere Bilds niß darinnen leiden. Dere fåde nun die edle Bildniß in Creus, Trúbral, Angſt und Noth : und gehöret alhier ein groffers Streit darzu ,um das edle Ritter- Kranßlein der Bildniß SÖts tes zu fechten ; daber urſtåndet das Gebet, daß die Bildrig ftets aus dem eingeführten irdiſchen Weſen , und auch aus den hoffartigen, hölliſchen Greueln mit dem Gebet ausgebe, und immer in GOttes Leben in ſeine Liebe eingehe. Und alſo ertódtet die rechte Bildniß immer den irdiſchen Abame und auch den holiſchen Hoffarts-Teufel, und muß immer fteben
216 V. Von derMenſchwerdung 3.TH. C.7 .. ſtehen als ein Ritter ; und iſt ihr am allernůßlichſten , daß fie fich in die Gebult einwickele, unter das Creut werfe, und immer in der Liebe aufguelle, denn das iſt ihr Schwert, damit fie den Teufel ſchlåget, und das irdiſche Weſen austreiber : Sie bat kein ander Schwert, damit ſie ſich webre, als das fanfte Waſſer des ewigen Lebens, das ſchmecket dein boffara tigen grimmigen Feuer-Geiſte nicht, denn es iſt ſeine Gift, er fleucht davor. 6. So wir nun wollen den Baum des Chriftlichen Glaua bens recht anmelden , ſo ſagen wir : Seine Murgel ſtebet im Myſterio der Hoffnung, Fein Gewächſe ſtehet in der Liebe; und fein Leib in der Faſſung des Glaubens, das iſt, da die Bildniß mit ihrem ernſten Begebren in GOttes Liebe eindringet, und GOttes Weſenheit, das ift, Chriſti leib , faffet ; Das iſt nun das Corpus,darinnen der Baum ſtehet, wachſet und grünet, und Früchte bringer in Gedult ; dieſe Früchte geboren alle in die engliſche Welt, und ſie ſind der Seelen Speiſe, davon fie iſſet,und ihr feurig Leben erquicket, daß es ins Licht der Sanfta muth verwandeltwird . 7: Alſo wächſet der Baum im Paradeis GOttes, welchen der äuſſere Menſch nicht kennet, und keine Bernunft begreift ; aber der edlen Bildnis iſt er gar wolfennlich , der wird alsdenn, fu das äuſſere Leben zerbricht, offenbar, und folgen ihme alle feine Wercke im Myfterio der Hoffnung, darein er gefået bat, nach : Darum ſoll ihme keiner, der GOttes Pilgrams-Straf fe wandeln will, fürnehmen in dieſer Welt gute froliche Sage zu haben, mit weltlichen Ehren , fondern Frübſal, Berach tung und Verfolgung warten ſeiner alle Stunden. Er iſt alhiernurin einem Jammerthal, und muß immer im Streit ſteben, denn der Teufel gebet um ihn ber, als ein brüllenbet Lome ; er reißet alle feine Kinder der Bosheit wieder ihn, er iſt geachtet als ein Narr, er iſt ſeinem Bruder unbekant, ſeiner Mutter Haus ſpottet ſein, und verachtet ihn : Er gehet daher, fået in Trúbral, und ångſter fich , aber es iſt niemand der es begreift, oder deme es zu Herßen ginge , iederman meinet, feine Thorheit plage ihn alſo. Alſo bleibet er der Welt ver: borgen , denn er iſt mit ſeiner edlen Bildniß nicht von der Welt, ſondern aus GOtt geboren : Er fået in Trúbral,und erntet in Freuden ; wer will aber ſeine Herrlichkeit ausſprea den, die ihme ju lohn wird ? Oder wer will ſagen von dem Ritter: 1
/ 217 JEfu Chriſti. 3. Th. Cap. 8. Ritter-Krånglein , welches er erlanget ? Wer kann ausſpres den die Crone der Jungfrauen , welche ihme die Jungfrau der Weisheit GDttes auffeßet ; Wo iſt eine ſolche Schine, die den Himmel übertrift ? Dedle Bildniß ! Biſt du doch eine Bildniß der H. Dreyfaltigkeit , in der GOtt felber wohnet : GOtt ſeget dir ſeinen ſchönſten Schmuck auf, daß du dich ſolt ewig in Ihme erfreuen. 8. Was iſt doch das Weſen dieſer Welt, dieweil es zerbricht, und den Menſchen nur in Rummer, Angſt und Elend einfüb : fet ,darzu in GOttes Zorn, uno zerbrichtihmedie ſchöne Bilda nil , und jeucht ihm eine Larven an ? D welche eine groſſe Schande wird der Menſch deſſen haben, ſo er am Gerichts - Das ge GOttes wird alſo mit einer thieriſchen Bildniß erſcheinen, ohne das, was bernach folget , indem er ſoll ewig darinnen blei: ben ! Jeßt wird Reuel angeben , da wird dechben und Heulen reyn um das verlorne Pfand, welches ewig nicht mag wieder erreichet werden , da die Bildniß foll in Ewigkeit vor dem greulichen Teufel ſtehen, und thun, was der Greuel- Fürſt ku cifer will, Das 8. Capitel. Aufwas Weiſe GOtt die Sünde vergiebet : Und wie man ein Kind Gottes wird.
Sammarien . Je Wiedergeburtmuß da ſeyn , oder wir werden das Reich Gota tes nicht ſehen .9. !, Heuſſerlich zurechnen hilft dir nichts , ibid . ſondern deinen eigenen Willen mußt du brechen, 2. dainit du GOttes stindwerdeſt ; dann nur dem Sohn gehören die Güter. ibid. Bermahnung an die Irdiſch- Geſinnete. 3. Ernſt iſt nöthig, 4. und GOtt hilft dem Streitenden , ş. ob gleichmancher Zweifelwieder den Glauben läuft.6. Denn die äuſſere Vernunft, zweifelt immer , weil GOttes Geiſt in dem Neuſſeren nicht beſtåndig bleibet. 7. Zu ſeiner Zeit aber ſollund ewig trößen , was wir alhie in Angſt und Mühe gea fået haben . 8. Ein liebes ſuchendes,begieriges Gemüthe,das du buns gerft und dürfteft nach GOttes Reich , mercfe doch den Grund,was dir gezeiget wird : Es iſt ja nicht als ſo ein leicht Ding, ein Kind GOttes zu werden, wie Babel leba fet ; da man die Gewiſſen in die Hiſtorien führet, fie alſo höflich mit 25
218 V.Von der Menſchtverdung 3. TH.C.8. mit Chriſti Leiben und Sod kiſelt; da man die Bergebung der Sünden hiſtoriſchlehret, gleich einem weltlichen Gerichte, da einem feine Schuld aus Gnaden erlaſſen wird , ob er gleich ein Schalck im Hergen bleibet. Es iſt alhie viel anderſt, 1 GDtt will keine Heuchler haben : Er nimtnichtalſo die Süns de von uns, indeme wir nur an der Wiſſenſchaft bangen , und uns des Leidens Chriſti tröſten, und aber im Gewiſſen in den Greueln bleiben . Es beiffet, Ihr müſſet von Neuein gebos sen werden ,oder follet das Reich GOttes nicht feben : Das fich einer will mit Chriſti Leiden und Sod kigelen , und ihme das zueignen, und willaber mit ſeinem Willen unwiedergeboa ren im Adamiſchen Menſchen bleiben , der thut eben als einer, der ſich tröſtet, ſein Herr werde ihme fein Land ſchencken , ob er gleich nicht ſein Sohn iſt,under es doch allein verheiſſen dem Sohne zu fcbenchen ; Alſo auch albie , wilt du deines Herrn Land befiten und zum Eigenthum haben, ſo muft du fein recha ter Sohn werden, denn der Magd Sohn ſoll nicht erben mit der Freyen . Der Hiſtorien Sohn iſt ein Fremdling, du muft aus GOtt in Chriſto geboren werden , daß du ein leib , ficher Sohn werdeſt , alsbann biſt du GDttes Kind,und ein Erbe des Leidens und Todes Chriſti: Chriſti Tod iſt dein Tod , feine Auferſtehung aus dem Grabe iſt deine Auferſtehung, ſeine Himmelfahrt iſt deine Himmelfahrt, und fein ewiges Reid iſt dein Reich , indem du fein rechter Sohr aus Teis. nem Fleiſch und Blute geboren biſk, ſo biſt du ein Erbe aller feiner Güter, anderſt kanſt du nicht Chriſti Kind und Erbe feyn . 2. Solaitge das irdiſche Reich in deiner Bildniß.ſtecket , ro biſt du des verderbten Adams irdiſcher Sobn : Es hilft keine Heucheter ; Gib gute Worte vor GOttwieu wilt , ſo biff du doch ein fremdes Kind , und gebühren dir nicht Gottes Gůs ter, alſo tange bis du mit dem verlornen Sohn wieder zum Ba ter kommeſt,mit rechter wahrer Reu und Buſſe über dein ver . Lornes Erbgut. Damuſt du mit deinem Willen :Geiſte aus dem irdiſchen Leben ausgehen, und den irdiſchen Willenzera brechen, welches wehe thut , mit dem Gemüthe und Willens Geiſte feinen gegabten Schak verlaſſen , darinnen der Willen Geift war erboren , undmuſt in GOttes Willen -Geiſt einges hen : alba ſäeſt du deinen Samen in GOttes Reich , und wirſt
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in GOtt, als eine Frucht,die in GOttes Acer wachfet, neuges boren ; denn dein Wille empfaher GOttes Kraft, Chriſti Leib, und wach fetdir der neue Leib in GOtt, alsdenn biſt du GDta tes Kind, und gehören dir Chriſti Güter ; fein Verdienſt ift dein Berdienſt , rein Leiden , Sob und Auferſtehung iſt alles dein, du biſt ein Glied an ſeinem Leibe , und ſein Geiſt iſt dein Geiſt, Er leitet dich auf rechter Straſſen , und alles was du tbuft, das thuft du GOtte : du fåeft in dieſer Welt , und erns teft im Himmel GOttes, du biſt Gottes Wunderwerck , und eröffneſt indem irdiſchen Leben ſeine Wunder , und zeuchlt die mit deinem Willen - Geiſte in das heilige Myfterium , 3. Alſo mercet dis, ihr geißige, ihr boffartige, ihr neidiſche, ihr falſcheRichter, ihr Boshaftige, die ihr euren Willen und Begierde in irdiſche Güter, in Geld und Gut, und inWolluft dieſes Lebens einführet, und 'baltet Seld und Gut für euren Schaß, und Teßet eureBegierde darein, und wollet gleichwol GOttes Kinder ſeyn , ſtebet und heuchlet vor GOtt, Er ſoll euch die Sünde vergeben ; Ihr aber bleiber mit eurer Bildniſ in Adams Pelge, in Adams Fleiſch , und trøftet euch alſo des Leidens Chrifti, und reyd nur Heuchler : Ihr Feyd nicht GDt tes Kinder, ihr můſſet in GOtt geboren werden , wollet ihr Kinder feyn, anderſt betrieget ihr euch , ſamteuren Heuchlern , welche euch eine gleißneriſche Farbe vormablen. Sie lebren, und ſind nicht von GOtt erkant noch gefandt zu lehren ; ſie thuns ums Bauchs und um weltlicher Ehre willen , und find fie die groſſe Hure zu Babel, die mit den Lippen GOtt beucheln, und mit dem Bergen und Willen -Geiſte dem Drachen zu Bas bel dienen . 4. Liebes Gemüthe, wilt du GOttes Kind werden, fo fchicke dich zur Anfechtung und Trůbſal: Es iſt nicht leicht und ſanft einzugehen in das Kinder -Leben, bevorab ſo die Vernunft im irdiſchen Reiche gefangen lieget ; fie muß zerbrochen werden , undmußder Willevon der Vernunft ausgehen , er muß ſich in GDttes Reich in demüthigen Geborſam einſäen , als ein Korn in den Acker geſået wird : Ermuß fich in der Bernunft gleich als tobt machen , und GOtt ergeben , alſo wachfet die neue Frucht in GOttes Reich . 5. Darum ſtebet der Menſch in einem dreyfachen Leben , und gehöret alles GOtt zu : Die innere feurige Eſſentien des erſten
220 V.Von der Menſchwerdung 3.Th.C.8. erſten Principii werden mit dem neuen Reibe in Chriſto eins geleibet, daß fie in Chriſti Fleiſch und Blute aus GOttes Willen wallen ; und ihr Feuer iſt GOttes Feuer, aus welchem die Liebe , Sanftmuth und Demuth brennet, da der H. Geift ausgehet, und hilft ihnen den Kampf wieder die irdiſche Vers nunft , auch wieder des verderbten Fleiſches und des Teufels Willen, beſteben : Sein Joch des irdiſchen Willens wird ihme leichter, aber er muß in dieſer Welt im Streit bleiben. Denn dem irdiſchen Leben gehöret Nahrung, die muß der Menſch ſus den, und darf doch auch nicht ſeinen Willen und Herge da hina ein regen und daran bangen, er muß GDtt vertrauen , feine irs , ie diſche Vernunft tritimmer in Zweifel,es werde ihm fehlen f will immer GDtt ſchauen , und kann doch nicht: denn GOtt wohnet nicht im irdiſchen Reiche, ſondern in fich felber. 6. Alſo muß die Bernunft , weil fte nicht kann GOtt Tibauen, in die Hoffnung eingezwangetwerden, da läuft denn der Zweifel wieder den Glauben ,und will die Hoffnung jerſtda ren ; Da muß denn der ernſte Wille mit der rechten Bildniß wieder die irdiſche Bernunft ſtreiten , da thut es webe , und ges bet oft traurig zu, bevorabwann die Vernunft denlauffdieſer Belt anſchauet , und alſo ibren Willen -Geiſt, gleich als nårs riſch :gegen dem Lauffe dieſer Welt erkenneti da beiſſets : Seyd nüchtern ,wachet, faſtet und betet , daß ihr die irdiſche Vernunft moget ertauben , und gleich als todt inachen , daß GOttes Geiſt ſtatt in euch finde. Wenn derſelbe erſcheinet, ſo überwindet Er bald die irdiſche Vernunft , und blicket dent Willen in der Angſt mit feiner Liebe und Süßigkeit an, da denn allemal ein ſchönes Zweiglein aus dem Glaubens-Baume gea boren wird, und dienet alle Trůbfal und Anfechtungen den Kins dern GOttes zum allerbeſten : Denn ſo oft GDtt über ſeine Kinder verhånget, daß fie in Angſt und Trůbfal eingeführet werden, ſo ſtehen ſie allemal in der Geburt eines neuen Zweig leins aus dem Staubens - Baume. Wenn der Geiſt GOttes trieder erſcheinet, fo führet er allemal ein neues Gewachs auf, deſſen ſich die edle Bildniſ ſehr hoch erfreuet, und iſt nur um den erſten ernſten Sturg zu thun , da der irdiſche Baum muß überwunden , und das edle Korn in GOttes Acker gefået wer : den, daß der Menſch lerne den irdiſchen Menſchen erkennen ; denn wenn der Wille GOttes Licht empfabet, fo fiebet fich der Spiegel
Spiegel in ſich ſelber, eine Eltens im Lichte fiebet die andere : Alſo findet sich der gange Menſch in fich felber , und erkens net was er iff, welches er in der irdiſchen Vernunft nicht kann erkennen . 7. Alſo ſoll niemand dencken, daß der Baum des Chriſtlis then Glaubens im Reiche dieſer Welt geſehen odererkantwers: de ; die äuſſere Vernunft kennet ihn nicht: Und ob der ſchöne Baum gleich ſchon im innern Menſchen ſtehet , noch zweifelt woldie auſſere,irdiſche Vernunft , denn der Seift GDttes iſt ibr als eine Shorheit , ſie kann den nicht ergreiffen . Ob es gleich geſchiehet, daß der H. Geiſt ſich im äuſſern Spiegel er öffnet,daß das åuffere Leben darinnen hoch erfreuet , und vor groſſen Freuden zitterende wird, und dencket , nun habe ich den werthen Gafterlanget, nun will ichs glauben ; ſo iſt doch kein vollkommener Beſtand darinnen , denn der Seift GDttes ver barretnichtimmerbar in der irdiſchen Qual , Er will ein rein Gefäß haben : Und wenn Er weicbet in fein Principium , als in die rechte Bildniß , ſo wird das äuſſere Leben kleinmüthig nd zagbaft, darum muß die edle Bildniß immer im Streite ſeyn wieder das äuſſere Vernunft - Leben ; und je mehr ſie ſtreitet, je groſſer wachfet der ſchöne Baum , denn ſie wircket mit GOtt. Denn gleich wie ein irdiſcher Baum in Wind, Regen , Kalte und Hiße wächſet, alſo auch der Baum der Bildniß GOttes unter Creuß und Trůbſal, in Angſt und Qual, in Spott und Berachtung, und grünet auf in SDttes Reich , und bringet Frucht in Gedult. 8. So wir denn ſolches wiſſen, To follen wir dahin arbeiten , und uns keine Furcht noch Schrecken laſſen aufbalten : Denn wir werden deſfenewig wol genieſſen, und einernten, was wir albier in Angſt und Mühe gefäet haben , das wir uns ewig tröſten . Umen, Hallelujah!
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JEſu Chriſti.
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3.Th. Cap.8.
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