Jakob Böhme - Kurzer Auszug aus den Schriften Jakob Böhms, 1800

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Kurzer aber doch hinlänglicher

der aữermerkwürdigſten und wichtigſten

in dreyen Hauptmaterien und Abtöeilungen zuſammengezogenen Stellen aus den

Schriften .

.

des .

in Terrario Sancto euchtet geweſenen , und nun in der hocherlum Muse Glorie ſevenden

I a ko b wovonB 8 h m 5 , die erſte Abtheilung

den verfündiaten Unteraana Babels , die große Belehrung der Juden und Heiden ,

und das darauf folgende herrliche Reich JESU CHRISTI ;

die zweyte Abtheilung aber

die rechte , einem jeden Menſchen nöthige, W i é de r g ebur t , und die dritte und leßte Abtheilung

die Bereitung des Steins der Weiſen in ſich enthält.

Zweite vermehrte Auflage.

Frankfurt und Leipzig 1800.


'17 - 250250

193363 I2


Dem

Ewigen , Gerechten , Wahrhaften , Weiſen , Guten , Barmherzigen ,

Getreuen , Allwiſſenden und Almachtigen

Schöpfer und Beherrſcher Himmels und der Erden , tehova

Elobim ,

König aller Könige und

HERRN aller Herren.

Meinem allergnädigſten Könige und

Herren , Herren.


、 མནོ


-

Allmächtigſter Monarch ! Du Urſprung reiner Triebe! Vor Dir beſtehet nichts, als Glaube,Hoffnung, Liebe : Wu trifft man dieſe nun bey denen Menſchen an ? Das Unheil iſt zu groß , daß ich's nicht ſagen kann.

D

an fliehet recht von Dir und von dem wahren

fred Leben , Das uns doch bloß allein die Seligkeit kann geben ;

Hingegen achtet man auf äußerlichen Schein , Da doch das Himmelreich inwendig nur muß , ſeyn .


vi

An Gott.

Die Demuth iſt nun faſt durch Hoffart ganz ver ſchlungen , Und von der Reuſchheit wird ein Hurenlied ges fungen ; Die Weisheit aber wird nur von der Lift verlacht,

Und ftatt Freigebigkeit der Geiz ſehr hoch gebracht.

Für Güte herrſcht der Neið , und Zorn anſtatt der Liebe;

Grimm , Hader , Zanf und Krieg find nun des Frie dens Diebe; Für Leben blüht der Tod , für Licht die Finſterniß ; Mein Jeſu ! o wie tief iſt doch der Schlangen Biß !

Die Redlichkeit hat man aus dieſer Welt ver trieben ; Die Falſchheit aber iſt an ihrer Statt geblieben ; Die Wahrheit wird nun nicht für Lügen mehr er

. . . : Fannt, Und an der Sanftmuth Statt regiert der Grimm das Land.


An Gott.

VIL

Das Land , darin die Quell des Lebens follte fließen ; Worin . fich aber Morb und Eigenheit ergießen . Ja , folche böſe Frucht trägt jegt der Chriſten Baum ; Bey Türfen findet man dergleichen Greuel kaum .

Und darum wird er nun von Dir aud von der Erden , Mit Wurzeln , Stamm und Zweig ganz ausgerottet werden .

Die Zeit der Rache kommt, das Unglüd bricht herein ;

Ich ſehe Babels Fall in einem hellen Schein .

Der Zeiger an der Uhr ſteht auf der zwölften Stunde;

Das Ziel iſt nun erreicht , und Babel geht zu Grunde :

Es hilft kein Stüßen mehr, der große Tag iſt da , Den

Dein Knecht, Jakob Böhm , fehr oft im Geifte fah. ii "


VILL

Ån Gott.

Errette doch mein Gott, die auserwählten Kinder, . Und führe fie bald weg vom Untergang der Sünder.

Der Tag . bricht ſchleunig an ; es iſt nun faſt geſchehn : Ach , laß uns doch noch heut aus Babels Grenzen gehn .

Die Zeit, die Schrecenszeit, iſt ſichtbar ſchon vorhanden ; D würde ſie doch noch von vielen recht verſtanden ! Die Art, die ſcharfe Art, iſt an den Baum gelegt,

Der viele Hundert Jahr die ſchlimmſten Früchte trägt.

M ein Jefu , mach Dich auf! zerbrich doch atte ; " Höhen ;

"

Laß Dich im güldnen Schmuck als einen Herrſcher in . ; fehen ; , is

Bebräue Du den Sturm , der 'uns in Hengſten treibt, Damit das Seelenſchiff doch gang erhalten bleibta


An Gott.

IX

Umgürte nun Dein Schwert.; beweiſe Deine inic ! Wunder ; Entzünde doch die Bruſt mit Deinem Liebeszunder ;

Ach , fchieß in jedes Herz den rechten Demuths : pfeil , Und mach Europam bald durch deine Salbe heil.

Stomm doch, und ſchaue an das Elend Deiner Kinder !

Mein Gott , erbarme Dich der Millionen Sünder ! D ſende unter ſie den Geiſt der treuen Zucht, Und pflanze ſelbſt in ſie die rechte Lebensfrucht !

Ich übergebe Dir die Wahrheit dieſer Blätter: Sey Du allein ihr Schuß für Wüthen , Fluch und Wetter ,

Und laß dem leſer ſie zum Heil und Segen ſeyn , Damit ſie über ihn nicht fünftig Rache ſchrein .


An Gott.

Geuß Deinen guten Geift auf Alle, die fte hören , Daß viele Tauſende fich noch zu Dir bekehren ; Vermehre immerhin die ſchon belebte Zahl, Und bringe uns doch bald zu Deinem Abendmahl.

Nun will ich mich zum Schluß , Du Brunnquell reiner Seelen ! Zu Deiner Gnadenhuld demüthiglich empfehlen .

Entfernetvon Betrug, von Liſt und falſchem Schein,

Will ich, Allmächtigfter, Dir ſtets ergeben feyn . * * *


Vorrede.

Geehrter Lerer ! Ich habe hier eine Arbeit in Zuſam ſeligen Herrn Porðádſchen ganz recht

menziehung der Schriften des von dem

betitelten göttlichen Jakob Böhmsuna ternommen ,wofür ich von vielen zwar einen aufrichtigen Dank verdienen ,

von dem mehreſten und größten Haus

fen aber , wegen vorgefaßter irrigen Concepten ,vielleichtſehr getadeltwer den dürfte.

Es widerfahre mir nun dießfaus

ein gutes oder ſchlimmes Urtheil; ſo


XII

Vorrede.

werde ich in einem wiedem andern Falle ganz gleichgültig ſeyn , weil ich in mir

ſelbſt die Beruhigung finde,daß dieſe an fich eben nicht gar zu geringe Arbeitnur blos zu dem Ende unternommen wor

den um diezerſtreutvorgefundenewich tigſten Materien in einer Kürze bey

ſammen zu haben , und dadurch denen Liebhabern des ſeligen Jakob Böhms Schriften , welche deſſen ſämmtliche Werke nicht anzuſchaffen vermogen , gleichwohl in ihrem redlichen Verlan :

gen zu helfen , folglich ihr wahres Heil in dieſem Stücke zu befördern .

Die erwählte ſehrmerkwürdige,auf dem Punkte der Erfüllung ſtehendeund ordentlich abgetheilte drei Hauptmates

rien ſind fürzlich dieſe : Erſtlich , der Fal Babels und die darauf folgende

große Bekehrung der Juden und Heis den ; zweitens: der getreue Unters richt von der rechten Wiedergeburt;

und drittens: die einem wahren Wiedergebornen in Anſehung des mit ihmin dem inneren Menſchen erfolgten

Proceſſes bekannt gewordene Berei tung des Steins der Weiſen .

10;...,


Vorrede.

X111

: Dieſe dreiHauptmaterien find allera dings von ſolcher außerordentlichen

Beſchaffenheit undWichtigkeit,daß ich nicht den geringſten Zweifel hege, fie

werden ſowohl den Leſer als Zuhörer um ſo mehr zur größten Aufmerkſam keit zu reizen fähig ſeyn , als man einen jeden derſelben mit der theuerſten und fich ſelbst zur beſtimmten Zeit zu rechts

fertigen vermogenden Wahrheit vers fichern kann , daß dieſe Vorwürfe und

Betrachtungen keine leere Erdichtun gen , ſondern heilige Offenbarungen , i

und in dem unbetrüglich göttlichen Šens trallichte erkannt worden ſind .

Ich will daher den geehrten Lerer

oder Zuhörer, er ſeihod) oder niedrig, reich oder arm , gelehrt oder ungelehrt, und kurzerſey undheißewer oderwie er wolle, mit aanzem Herzen treulich aes

warnet haben , ſo lieb ihm ſeine Seliga

keit iſt,ſich an dem Geiſte Gottes in allen dieſen das Ziel der Erfüllung gewiß er reichenden Offenbarungen und Ges

heiinnifſen mit feinem unreifen Urtheil

zu verſündigen; ſondern,wann erwider

Berinuthen die vorliegende Sachen in


XIV

Vorrede.

der noch unerleuchteten Vernunftnicht zu faſſen fåhig ſeyn ſollte, lieber die Hand mit Stillſchweigen

auf den

Mund zu legen , und ſich vor Gott in Demuth auf die Knie niederzuwerfen , und um Mittheilung des heiligen Gei ſtes ernſtlich zu bitten ; ſonſt, wenn er dieſes unterlaßt, und eine oder andere hierinnen verzeichnete Stellen verdäch

tigzu machen ,oder gardas ganze in Ter nario Sancto erborne Werk mit dem den gerechten Eifer des Herrn erwecken : den falſchen Namen von Enthuſiaſterei

oder Schwärmerei aus Spott zu bele aen ſuchen würde, er fid ſodann unfehl

bar dafür die unausbleiblich große Strafe der Vertilgungvon dem Richter

alles Fleiſches zuziehen wird . Darum irret euch nicht: denn Gott låßt fich nicht ſpotten . Wir ſagen ihm in aller

Wahrheit aufrichtig , daß das höchſte Alter von der Zeit erreicht, und das

Stundenglas ausgelaufen iſt. Die Denne ſvů nunmehro gefeget, und der Weizen von der Sprei abaeſondert

werden . Der Menſch wird nun von der

Fruchteffen , die in ſeinem eigenen Gars

ten gtwachſen iſt, und die er ſelbſt aus


Vorrede.

XV

Eigenheit in demGrimm in fich gepflans zet hat. Das Ende der Zeit iſt vorhan

den , nicht das Ende derWelt, oder der

júngſte Dag, ob es gleich das Anſehen dazu haben wird : denn dahin muß noch

ein weit längerer Termin verlaufen ;

ſondern das Ende des babyloniſchen

Reichs, und die Abhauung des zum Feuer verordneten ganzunfruchtbaren

Baumsder ſich ſelbſt gepflanzten Chri ſtenheit. Ein Jeder prüfe fich alſo ,was erfür ein Baum ſey ,welche Früchte auf ihm wachſen , und wie ſeineSache vor Gott ſtehe : denn es gilt nun fein Heucheln noch Schmeicheln mehr: es wird alles in

das helle Licht für den Augen Gottes

geſtellet, und jeßo muß man entweder eineneue Ereatur ſeyn undwerden, oder

aber man wird den Untergang und das

Verderben zum Lohn empfahen .

Wenn du noch ferner in der von dem heiligen und gerechten Gott aus: geſpeieten außerlichen ſcheinheiligen Form an dem Strange der alten váters

lichen Saßungen ziehen , und noch im

mer das Himmelreich außer dir in


Vorrede. Bildern und Figuren ſuchen ; nicht

XVI

aber, mit Entſagung des eigenen Wils -

lens, in das Centrum des inneren Hei

ligthums hineindringen wirſi : fuwird dich das Unglück plößlich übereilen und dahinreißen .

· Laffet euch doch einmal , o ihr in Babel gefangene Seelen ! von dein Herrn die verſchloßne Augen eröffnen , und lernet euren großen Selbftbetrug

zu eurem ewigen Beſten recht erkennen . Euer, ohne den heiligen Lebensſaft Jeſu Chriſti in dem Acker der Eigenheit geſtandener alter Baum hat bisher lau: ter Früchte der Ungerechtigkeit getra

gen , und jeßo ftehet er in der Blüte des intergangs und Verderbens. Ihr reyd ſchon mehrmalen von ans dern , aus Babel wegzugehen , treulich ermahnet worden , und werdet hiers durch von neuem , vielleicht aber auch

zum leßtenmal,mitweinender Stimme gerufen und aufgefordert, um von dem

langen Todesſchlafeder Sünden aufzus


Vorrede.

XVII

ſtehen , und in Munterfeit des Seiſtes eure Erlöſung zu ſuchen.

Oro ſorget doch für euer ewiges Heil, eheder große Treiber noch hinzukommt,

für deſſen Grimm ihr nicht entfliehen werdet.

Euer unverſchämter Geiß ziehet die Turbam der Zerſtörung herbei, und an eurem Verderben feyd ihr ſelbſt ſchuld .

Gehet doch aus dem Streite und Zank in die Ruheund Friede, aus dem Grimm und Neid in die Sanftmuth und Güte , aus der Hoffart und Liſt in die Demuth und Weisheit , aus der Trennung und Verwirrung in die

Einigkeit und Liebe ein : ſo fónnet und werdet ihrnoch erhalten werden ; außer

dieſem aber iſt ſonſt kein erſprießlicher

Rath, noch andere Hülfemehr vorhan den , welches man leiðer mit Schrecken

erfahren wird. du ſtolze , und von dem Wein der Hurerei betrunkene Babel! dein Zu

ftand iſt gewiß recht jämmerlich , daß


xviii

Vorrede.

man blutige Zähren darüber vergießen möchte!

Nun , ſo trete dann doch von dem Wege der Ungerechtigkeit ab ,wer den Namen Chriſti nennet.

Gehet aus Babel in Zion ein , es iſt

die höchſte Zeit Der Stern ſiehet ſchon am Hori

zonte, welcher die bald erfolgendegroße Wunder verkündiget .

· Odaß doch dieſe zu eurem Beſten er: rohullene Erweckungsſtimme, wie ich hoffe und bitte, von dem Herrn der

Heerſchaaren mit überſchwenglicher draft begleitetwurde , daß noch viele

Tauſende in Babel ſchlafende Šeelen dadurch zum Aufſtehen und Ausgange und zum wahren Leben aus Gott durch

den Geiſt Jeſu Chriſti erwecketwerden möchten ! o Herr ! laß den ſtarken Wind des

Geiſtes die ſtilleſtehenden Räder der menſchlichen Effenzien bewegen , und


Vorrede.

XIX

dein mächtiges Feuer die zum Tode

erfaltete Herzen entzünden , daß doch noch ganze Schaaren Evangeliſten in

dein fünftiges Reich der Slorie und

Ehre geboren werden mögen . Amen , Halleluja , Amen !


XX

XX

Vorrede.

Nun wende ich mich zu euch , ihr vom Schlaf erweckten Seelen ! ihrmöget in

Dſten oder Weſten , in Süden oder Norden , aus der Verwirrung der Sprachen zum Theilausgegangen,oder

noch in den Grenzen Babels geblieben reyn ! Erwågetmit Furcht und Zittern

dieſe ſehr bedenkliche und an das Ziel i der Zerbrechung gekommenen Zeit. Es

hift euch nichts, wenn ihr nur bloß die grobe babyloniſche Form verlaſſen , und hingegen anderen Stelewieder eine an

dere, felbft gemodelte,aber etwas reizen dere und frömmer ſcheinende, in dem áußeren Principio jedoch verbliebene -

Geſtalt aufgerichtet habt; ſondern ihr muſſet alle Bilder und Figuren ver laſſen , und euch relbſt verleugnen ; und

alsdann wird euch der Geiſt Jeſu Chriſti, wenn ihr ein redliches Verlans gen bezeiget , aus euch ſelbſt ausführen , und in deninneren Tempelhineinleiten ,

auwo kein rektiriſches Weſen in eigener Erwählungmehr zu ſehen, ſondern die allgemeine Einigkeit im Geijte der Liebe

und des Friedens zu finden iſt.


Vorrede .

XXI

o ſo gebrauchet doch rechten Ernſt,

daß die Pforten derHöűen zerſprenget, und die Thüren zum Leben in dem in

wendigen Menſchen geöffnet werden : Denn , die dem Himmelreiche Gewalt

anthun , die reißen es zu fid .

Ringet darnach , daß ihr durch die enge Pforte in das Land der Erquickung eingehet . Wendet mit ſehnlicher Begierde alle i

Kräftedaran daß Chriſtus in euch eine

Geſtalt gewinne.

Leget die Waffen des Geiſtes nicht eher in Ruhe nieder, bis ihr das verbor gene Leben Jeſu Chriſti in eurem in

wendigen Menſchen fühlen und em - | pfinden könnet. Bittet und lehet, rufet und ſchreiet, haltet recht ungeſtůman, daßder ſtönig der Ehren in euch einziehen , ſeinen heili gen Geiſt euch ſchenken , die iköſtliche Perle in dem Acker der Seelen euch fin

den laſſen , und euch mit der Taufe des tingirenden göttlichen Liebes - Feuers

taufen wolle,damit alle Schlacken der Sünde und des eingedrungenen Fluchs


XX1

Vorrede.

dadurch ausgebrannt, und der in allen euren Gliedern verſchloſſen liegende Tod durch das innere Geiſtesleben ver

fchlungen werden möge: da ihr alsdann mit Paulo werdet im Triumph aus rufen

fönnen : Tod , wo iſt dein

Stachel ? Hölle , wo iſt dein Sieg ? Gott aber ſey ewig Dank, der uns den

Sieg gegeben hat durch Jeſum Chri (tum , unſern Herrn . Werdet ihr nun, nach Anleitung der in der zweiten Abtheilung dieſer Schrif ten befindlichen vielen Stellen , anhal tend ringen und kämpfen ,und nichtcher

von dem Kampfplaß zurücke weichen , bis ihr, wie Jakob, den Sieg und Se gen davon getragen habt: ſo wird euch auch der Weg oder Prozeß in Anſes

hung der in der dritten Abtheilung dieſes Buchs enthaltenen Bereitung des

Steins der Weiſen ſehr deutlich geof fenbaret ſeyn , und ihr könnet große Hoffnung ſchöpfen ,auch zugleich zu den Seheimniſſen und Schåßen in dem

Reiche der Natur zu gelangen , als welchenur hloß und allein den Kindern -

des Lichtsmitgetheiltzu werdenpflegen .


Vorrede.

XXIII

Wenn ihr aber noch nicht ſelbſt zu dem inneren Leben aus Gott gekommen

und von Chriſto tingiret reyd, ſo iſt all euer Suchen und Arbeiten in den natúrs

lichen Wiſſenſchaften umſonft ;welches

wir zu eurem wahren Beſten getreulich erinnert haben wollen .


XXIV

Vorrede.

Ihr aber, o ihr theure heilige Seelen ! die ihr von Chriſto , dem himmliſchen Philoſopho,wirflich tingiret,und durch

den myſtiſchen Tod zum wahren geiſt lichen Auferſtehungs - Leben gelanget ſeyd ; die ihr allbereits das völligeAlter in Chrifto erreicht, und die Wiederge burt aus Waſſer und Geiſte in voll

kommner Erkenntniß habt undbefißet: Oſtehet noch eine kurze Zeit in Geduld , ihr werdet bald aus dem Staube und

Koth dieſer Welt durch die alles vermo gende Kraft der himmliſchen Sinktur, zu dem heiligen Dienſte in Glorie und

Ehre von Chriſto, dem Erzhirten , her fürgerufen werden ,um ſeine Schåflein aufder grünen Aue zu weiden , und aus dem Brunnen des lebendigen Waſſers

zu trånken . Eure Feierfleider ,worinnen ihr für dem Herren in dem innerſten Chor des

Heiligthums erſcheinen werdet, find

fchon fertig und bereit;und ſollen euch bald angezogen werden . Ihrmüſſet zwar jeßonoch das Brod des Elends effen , und werdet als ein


Vorrede.

XXV

Fluch und Fegopfer geachtet ja für Frr geiſter und Verführer ausgerufen ; aber es wird fich die Zeit bald und ſchleunig

verändern , wenn nur erſt das Foch des Dreibers volia zerbroden iſt , woran

der Anfang ſchon gemachtworden , und welches bald , ja ſehr bald , und vielleicht in wenig Fahren , zum Schrecken vieler

Völker , erfolgen wird. reko

iſt

euer Neben mit Gott in

Chriſto noch verborgen : wenn aber Chriſtus, als die Quelle des Lebens, fich

offenbaren wird , alsdann werdet ihr

auch mit ihm in ſeiner Herrlichkeit offenbar werden . Soute euch aber nochmancher bitte

rer Kelch vod Aloe von Babel einge

ſchenkt, und noch viele Stürme über dein geheiligtes Haupt, du Tochter Zion , von dem Winde der Thorheit er:

reget werden : ſo fürchte dich deswegen nur im geringſten nicht: denn der Herr

iſt beidir undwird dich für allem Wet ter der Trúbſalmit ſeinem ſtarken Arm

beſchůben .

Sey freudig und getroſt! der Herr

wird dich mitden auserwählteſten Štei nen ſchmücken , und deinen güldenen


Vorrede.

XXVI

Grund mit Saphiren belegen ! Alle deine Thore ſollen von Rubinen und deineGrenzen von auserwählten Stei nen zuſammengefüget und beſchloſſen ſeyn !

DasOelder Freuden und des Tauch

zenswird dirbald voll eingeſchenktund mitgetheilet werden ! Nur getroſt und unverzagt ! Die Zeit iſt wirklich da ,

daß der Herr aus Zion brüllen und aus

Jeruſalem

ſeine Stimme erſchaden

laſſen wird , daß die Himmeln und Grundveſte der Erden darüber erſchůt tern werden !

Der Herr wird deine Bedčůckermit ihrem eigenen Fleiſche ſpeiſen und in

ihrem eigenen Blute fich vodſaufen

laffen ! Er hat den mit Ungerechtigkeit ge

baueten Thurn Eder zerbrochen , und wird ihn im Grimm noch völlig zer

ſchmettern , damit die ſo lange unter druckt geweſene Roſeund Lilie im Thal mit Wonne aufgehen und ewiglich blú hen könne!

Amen , Halleluja , Amen !


Erſte Abtheilung; Worinnen

Von dem Untergang Babels, Von der Bekehrung der Juden . und Heiden , und

Von der darauf folgenden herrlichen Zeit oder

dem Reiche Jeſu Chrifti gehandelt wird.

Matth . XXIV. v. 15. Wer das liefet, der merke darauf! Cap. XVI. v. 3.

Fhr Heuchler, des Himmels Geſtalt fön net ihr urtheilen ; könnet ihr denn nicht

auch die Zeichen dieſer Zeit urtheilen ?


Apocal. XVIII. v. 2 . 4 .'8. 10. und 20. Sie iſt gefallen , fie iſt gefallen , Babylon , die große, und eine Behauſung der Deufel

worden ,und eine Behältniß aller unreinen Geiſter, und eine Behältniß aller unreinen

und feindſeligen Vögel. Und ich hörete eine andere Stimmevom Himmel,die ſprach : Gehet ausvon ihr,mein

Volk,daß ihr nichttheilhaftig werdet ihrer Sünden , auf daß ihrnicht empfahet etwas

von ihrer Plage. Ihre Plagen werden auf einen Tag kom men , der Tod, Leið und Hunger, mit Feuer wird fie verbrannt werden : Denn ſtark ift Sott der Herr , der fie richten wird. Wehe , wehe! die große Stadt Babylon ,

die ſtarke Stadt, auf eine Stunde ift ihr

Gerichte kommen , und in einer Stunde ift fie verwüſtet. Freue dich aber über fie, Himmel,und ihr heilige Apoſtel und Propheten : Denn Gott hat euer Urtheil an fie gerichtet.


Rurze

E i nle i tung und

ỹ t f ( đ t u n 4: Was eigentlich Babel ſer und bedeute. Nach dem allgemeinen Wortbegriff heißt Babelſo vielalsVerwirrung, undſtellet die in mancherlei Seften , Rotten und Pars teien , in Meinungen und Streitigkeiten ,

in Ceremonien , Bildern und Figuren zers theilte falſche Kirche vor. Aller ſelbſt erdichteter, nicht aus der ewis gen Wurzel entſproſſener Gottesdienſt, er gleiße und ſcheine ſo gut,wie erwolle, gehös ret in Wahrheitzu den Bau des Thurns in Babel.


Alle,welchemit ihrem Gemüthe aus Gott in die Eigenheit ihrer ſelbſt,und in den Lüften dieſerWelt oder des Fleiſches'gehen ,machen die falſche Kirche aus, welche in der heiligen

Schriftunter dem Namen Babel angezeiget wird.

Alles,was aus der bloßen Vernunft, aus fleiſchlicher Weisheit und irdiſcher Gelehr ſamkeit, ohne den SeiftGottes , geboren iſt, rechnet man mit Recht zu Babel.

UleMenſchen ,welchenicht in Lehre und Leben Chriſto gleichförmig find :werden zu

Babel gezählet.

Und kurz: Alle Pflanzen , die der himmliſche Vater

nicht gepflanzet hat, gehören in das babylo : niſche Reich , und werden ausgerottet und ins Feuer geworfen .

Alle Vernunftgelehrte aus der Schule dieſer Welt ſind die Baumeiſter des Thurns in Babel. Alle diejenige, welche nicht von Gott ge

lehret noch gefandt find, ſondern ſich ſelbſt, ohne den Geiſt Jeſu Chriſti,zu Hirten und Lehrern aufwverfen , und ohne die innere

Sálbung von Menſchen die Berufung an


nehmen ,find die Werkmeiſter dieſes Thurns, welche nur Steine und Kalk, nur Holz und Leimen, nur Heu und Stoppeln , nicht aber

lebendige Steine zu ſolchem Bau bereiten . Alle Meinungen , Bilder , Formen ,

Saßungen und dergleichen ſind die Mas terialien , womit der Thurn Babel zuſam

mengefegt und gebaut iſt. Alle Liebe zur Welt , alle Fleiſchesluſt,

Augenluft, und hoffärtiges Weſen , aller Neið , Geiz und Grimm , alle Bitterkeit und Haß, alle Bosheit und Liſt, aller Krieg und Streit u . f. w . find die Früchte, welche

in allen Saflen der großen StadtBabel zur Schau öffentlich ausgeſtellt ſind und ihren Untergang verkündigen ;von welchen Früch ten Röm . 1 . v . 29. sqq . und 1 Cor. 6 . v . 9 .

u . 10.noch ein ganzes Regiſter vollnachge leſen werden können .

Gal. 5 . v . 19.sqq. führt der heiligeApoſtel Paulus folgende Werke der Finſterniß , als Früchte des auf dem Baum des Fleiſches ge wachſenen babyloniſchen Reichs ,mit dieſen Worten an : „ Offenbar ſind aber die Werke des Fleiſches, als da ſind : Ehebruch , Hure

rei, Unreinigkeit,Unzucht, ubgötterei, Zau berei, Feindſchaft,Hader, Neid Zorn , Zank,

zwietracyt, Rotten , vas,Mord Saufen,


Freſſen , und dergleichen , von welchen ich euch habe zuvor geſagt, und ſage noch zus vor , daß die rolches thun , werden das Reich Sottes nicht ererben .

Nun prüfe ſich hiebei ein Feder, ob in reis nem eigenenLande dieſeoder andere von glei chem Geſchmack ſeyende Früchte der Vertils gung wachſen . Findet er ſie, wie er ſie denn

gewiß finden wird , daß fie in voller Blüthe ſtehen : ſo kann er den Schluß leicht ſelbſt

machen , daß er auch noch ein gefangener Uns terthan in den Mauren Babels ſer , und mit dieſer nun ſehr zerbrechlichen Stadt den ges

rechten Lohn der jämmerlichen Verwüſtung empfahen werde.

Die Großen dieſer Welt, deren Begierde meiſtens nur dahin gerichtetzu ftehen pflegt, ausder Wurzeldes Hochmuths, Seizes,Neis

desund Zorns,unter dem Scheinder Gerech tigkeit, mit Vergießung vielen Menſchen ſehr Herr gewiß bluts, (wofür en,, nnoch ein und dereft obeine och ten fordern ſchwere insgrRechenſcha untee Erwird) immier mehrere und größere Eroberungen von Ländern , Städten ,Unterthanen, Schä Ben , Rechten und Gerechtigkeiten zu machen , und insgemein die flüchtigen Tage ihres

Lebens mit beſtändigen Ergößlingen in


33

vergnügter Wolluſtdes Fleiſches zuzubrins gen gewohnt ſind, haben große Urſache, die

auf ihrem Lebensbaum gewachſene Früchte rechtzu erwägen und zu prüfen , ob ſie nicht der ſchnellen Fäulung und Verderbung uns terworfen ſind, oder noch lange in dem vers

blendeten Schein aufbehalten werden , und der Stamm ſelbſt in der Folge der Zeit in dein Ader der Welt verbleiben könne, oder

herausgeriffen werden müſſe ?

Prüfet euch, ihr Bedienten der Sroßen , ihr feydvon welcher Claſſe ihrwollet,ob nicht eure Dandlungen mit ungerechtem , von dem

Sinn JeſuChriſtiabweichenden Rathgeben , mit ſchmeichelnden Liebkoſungen und Vers leumdungen anderer eurer Mitknechte,wos durch ihr euch in die Sunft eurer : Gebieters feſter zu regen und zu erhalten vermeinet, verknüpfet find ?

Prüfet euch, ihr Vornehme und Reiche, ob ihr nicht in Pracht und Ueppigkeit , in Verſchwendung und Vorzug euren Obern in allen Stüđen nachzuahmen , und einer

über den andern fich zu erheben ſucht? Prüfet euch , ihrſogenannte Seiftliche, ob ihr nicht zu allem ungöttlichen Weſen der Menſchen ein tiefes Stillſchweigen beobach

tet, und wenn ihr ja etwas herfürbringet,


34

ſolches nur allgemein von den Kanzeln her

unterzuſdreien pflegt,worauf doch nichtdie geringſte Sinnesänderung eurer Zuhörer erfolgt? Uch) , beſſert euch erſt ſelbſt, damit ihr andern helfen könnet !

Prüfet euch , ihr Bürger und Bauren , ob ihr euch nicht mit Sorge der Nahrung vers ſtricket, und darum dieſer großeunderſchre & liche Tag ſdnell über euch kommen müſſe ?

Prüfet euch alle, ihr Hohe und Niedrige, Große und Kleine, Reicheund Arme, ob ihr nichtwider euren Nächſten , bei dem gerings ften Fehler und Vergeheni, mit Mund und

Hand, mit Federn, Dinte und Papier gleich zu Felde ziehet, und dem

Frieden und der

Liebe mit Vorfaß den Rüden kehret ? Prüfeteuch ,ihr Juriſten ,obihreureClien

ten nach dem Gefeße der Liebe Jeſu Chrifti, oder nach dem vor Gott nicht beſtehenden heidniſchen Rechte Justiniani (womit ihr die Höllcbereichert und euch ſelbſt ein jämmer :

liches Gericht zuziehet) bedienet ſeyd ? Prüfet euch alle, ihrheißet,wie ihrwollet, ihrmöger in EuropaoderÄfia , in Afrika oder Amerika fenn , ob ihr aus Gott , oder aus der Welt geborenfeyd ? ob ihr in dem Geiſte Jeſu

Chriſti, oder in dem Geiſte des Fleiſches


35

lebet ?Seyd ihraus dem Fleiſcheentſproſſen und wirket noch die Geſchäfte des Fleiſches,

welcheoben angeführet,und Gal.5 . v. 19.sg. nachzuleſenfind : ſowerdet ihrauch ,wenn ihr

euch nicht ſchleunig beſſert,mit dem Fleiſche das Verderben erndten .

Wehe euch , Heuchler, die ihr die Leute aus verdammlichem Geiße ſicher zu niachen, und ſie fälſchlich zu bereden ſucht, als ob die

Zeit noch nicht vorhanden ſev , daß Babel

gerichtet werde ! Sie iſt da ; die ſehr betrübte und traurige

Zeit iſt erſchienen ;das Serichtift ſchon ange: gangen , und wird nun ohne Aufhören bis zu dem ſehrmerkwürdigen und fürdieUnbes

kehrten rechtjämmerlichen Ziel fortgeführet werden .

Darum eilet euch underrettet eure Seelen ! Fliehet von Babel, ihr Gerechten , daß ihr

nicht theilhaftig werdet ihrer Sünden , und etwas empfahet von ihren Plagen !

Wehedir,Babylou !wehe dir, du bejau: berte große Stadt! Der Herr wird dich nun in Grimm zers ſchmettern , weil du voller Hurerei und

Greuelbiſt! Denn er iſt ein gerechter Richter , und ein Gott, der täglich dräuet. Willman ·


fich nicht bekehren ; ſo hat er ſein Schwerdt geweßtund ſeinen Bogen geſpannet und zie let; er hat daraufgeleget tödtliches Geſchoß :

ſeine Pfeile hat er zugerichtet zum Ver derben .

Willſt du aber meiner treuen Warnung, undmeinen wahren , von dem Herrn gerecht:

fertigten Worten keinen Glauben beimeſſen, ſo höre,was der Allmächtige ſelbft durch den Mund des Propheten Heſekiels im ſiebenten Kapitel von dem Untergange des ganzen ba byloniſchen Reichs alſo ſpricht:

Das Ende kömmt, das Ende über alle vier Oerter des Landes ! Nun kömmtdas Endeüber dich : Denn ich will meinen Grimm über dich ſenden , und will dich richten , wie du verdienet haft , und will dir geben , was allen deinen Greuelni

gebühret.

Mein Auge ſoll dein nicht ſchonen noch überſehen ; ſondern ich will dir geben , wie du verdienet haſt, und deine Greuel ſollen

unter dich kommen , daß ihr erfahren rout, Ich ren der Herr .

Siehe ! es tömmt ein Unglück über das andere.

Das Ende kommt, es kömmtdas Ende, es iſt erwacht über dich , fiehe, es kömmt. Es gehet ſchon auf, und bricht daher über · bid , du Einwohner des Landes ! Die Zeit


kömmt, der Tag des Jammers iſt nahe, da kein Singen auf den Bergen ſeyn wird. Nun will ich bald meinen Grimm über dich ſchütten , und meinen Zorn an dir voll enden , undwill dich richten ,wie du verdienet

haft.

Siehe, der Tag , fiehe, er kömmt daher , er bricht an , die Nuthe blühet , und der

Stolze grünet. Der Tyrann hat ſich aufgemacht , zur Ruthen über die Gottloſen , daß nichts von ihnen , noch von ihrem Volk, noch von ihrem

Þaufen Íroft haben wird. Darum kömmt die Zeit , der Tag nahet herzu. Der Käufer freue ſich nicht, und der Verkäufer traurenicht: Denn es kömmtder

Zorn über alle ihren Haufen . Auf den Saſſen gehet das Schwerdt, in

den Häuſern gehet Peſtilenz und Hunger. Wer auf dem Felde ift, der wird vom Schwerdt ſterben ;wer aber in der Stadt iſt;

den wird die Peſtilenz und Hunger freſſen . Aller Hände werden dahin ſinken , und aller Knie werden ſo ungewiß ſtehen , wie

Waſſer. Macheeine stetten , denn das Land iſt voll

Blutſchulden , und die Stadt voll Frevels . Ich will die ärgſten unter den beiden kom men laſſen , daß fie ſollen ihre Häuſer einneha


38

men , und will der gewaltigen Hoffart ein Endemachen, und ihre Kirchen entheiligen .

Der Ausrotter fömmt; da werden fie Frieden ſuchen ,undwird kein Friede da feyn . Ein Unfallwird über den andern kommen ,

ein Gericht über das andere: ſo werden ſie denn ein Geficht bei den Propheten ſuchen ;

aber es wirdweder (Seſek beiden Prieſtern, noch Rath bei den Alten mehr ſeyn .

Der König wird betrübt ſeyn ; die Fürſten werden traurig gekleidet ſeyn,und die Hände des Volks im Lande werden verzagt ſeyn .

Ich willmit ihnen umgehen ,wie ſie gele: bet haben , und will fie richten, wie ſie es vers

dienet haben , daß fie erfahren ſollen , Ich ſen der Herr .

Wer Ohren hat zu hören, der höre! Matth . XI. v . 15 . Nun wollen wir von unſerm Autoren , dem ſeligen Jakob Böhm , die ihm auf dieſe Zeit geoffenbarte große Wunder ver

nehmen ,welcheaus feinen theuren Schriften

extrahiret ſind, und hier folgen .


EX SIGNATURA RERUM . a ) Cap . 10. n . 11. pag. 106 .

Dem begierigen Sucher ,welcher gerne les hen wollte, wenn er die Weiſe ſich darein zu ſchickenwüfte , wollen wir Anleitung geben :

Dann die Zeit iſt geboren , da Mores von den Schafen zu des Herren Hirten berufen wird ; das wird in kurzem offenbar reyn , wider alles Wüthen des Teufels. Diewerthe

Chriſtenheit ſoll nid )t denken ,weil es anjeßo das Unſehen hat, als sollte ſie zu Grunde ges

hen , daß es aus mit ihr rey), nein , der Geift des Herren hat einen neuen Zweig aus ſeiner Liebe in menſdliche Eigenfoaft gepflanzet, der die Dornen des Teufels vertreiben und ſein Hind Jeſum offenbar maden wird alleli

Völkern, Zungen und Spraden, und ſolches in der Morgenröthe des ewigen Tages .

b ) Cap.15. n . 46. et47. pag. 204. u . 208. Darum , duwerthe Chriſtenheit, Beſchaue

dich , ob du jeßt im wirkenden WortGottes


Ex Signatura Rcrum .

40

in ſeinem Willen wirfeſt, oder ob du nicht nur bloß in der Form der Chriſtenheit ſteheft,

und dein eigenes in Falſdheitwirkeft : Du wirſt dich finden , wie du ein Efel vor dem Höchſten biſt geworden , und dein Uus

ſpeien vom Höchften aus dieſer

Form , die du in deiner Selbheit haft in ſeine ausgeſprodene Form eingeführet, bald erfolgen wird , und ſolches

darum , daß du dich mit derwahrn Form zu .

deđeſt, und biſt ein falſches Kind darinnen ; ſo biſt du geſucht,und in deiner eigenen Form mit einem falſchen Dedel befunden worden .

Wie du dichnun haftin eine falſche eigene Form unter die wahre Form eingeführet; alſo ſollſt du dich audiſelber zerbrechen ,dazu hilft dir der Himmel, und dafür iſt kein Aufhalten mehr : Dein Werk iſt in der Turba

erfunden worden, die ſoll ſich damit im Zer : brechen ergößen , wie du dich in deiner ab trünnigen Fälſchheit in deiner eigenen Form unter dem Namen derwahren Form aufges

zogen und vor Gottmit Schmeicheleigeheu

chelt haſt, und nur dem irdiſchen Menſchen gedienet. Uber der Knecht des Herren wird geſuchet und gefunden werden, der Herrweidet ſeine Schäflein in ſeiner eigenen Form ,und führet fie ein in ſeine Weide, das ſollen alle Stolzen und Fetten erfahren, was der Herr für ein


Ex Signatura Rerum .

Gerichte über den Kreis der Erden führen wird , und alle Hoffnung der Gottloſen roll zerbrechen , dann der Tag der Einerndte nas het fich : ein Schreden vom Herrn erſchüttert das Erdreich ,und ſeine Stimmehallet anden Enden der Erden , und gehet auf der Stern

reiner Wunder : Niemandwehret das ; dann es iſt im Rathe der Wächter in den Thoren der Tiefe beſchloſſen worden. Darum mag

fich ein Jeder ſuchen und finden ; dann es iſt die Zeit der Heimſuchung herbeikommen. c ) Cap. 16 . n . 47 . und 48. p . 218.

Deßwegen will ich den Leſer treulich ge warnet , und ihm für Uugen geſtellet haben ,

was mir der Herr aller Weſen gegeben hat, er mag fich von innen und außen in dieſem

Spiegelbeſehen , ſowird er finden,wer er ſei: ein jeder Leſer wird ſeinen Nußen darinnen

finden ,er ſey gutoder böſe: es iſt einefaſthelle Pforte des großen Misterii aller Weſen . Mit Sloſſiren und eigener Wiße ſolls feiner in

ſeinem eigenen Grunde ergreifen ; aber dem wahren Sucher mags uinfahen , und viel

Nut und Freudeſchaffen ,auch in allen natür lichen Dingen behülflich ſeyn , ſo er ſich wird recht dazu ſchicken und in Gottesfucht ſuchen , welches doch die Zeit des Suchens iſt. Dann eine Lilie blühetüber Berg und Thal, in allen

Enden der Erden : Wer da ſuchet, der findet, Umen .


.

:

II.

Aus den Vierzig Fragen von der Seele. a ) pag. 44. n . 144 .

Das Kreuz hat den Bogen geſpannet,und wil Babel vom Kreuze wegſchießen , deutet der Seift der Wunder in magia . b ) pag. 80. n. 50. und 31 .

Darum , ihr auserwählte Kinder Gottes, in Chriſto wiedergeboren , nehmets in Acht, und gehet vom Geiße und eigenen Willen

aus, ihr reyd eine lange Zeit in Babel blind geführetworden , gehet aus von ihr ihr feyd

durch eine ſtarke Stimme gerufen worden, fiewird nahend die Todten aufwecken , laflet euch doch helfen , daß ihr ewige Freude in Gott erlangen möget. Der Seiſt deutet es klar,

daß ,wernichtmit dem neuen Gewächſe,wel thes in der Mutter auswächst, mirwachſen wird, dermußmitfammtder Drachen Huren zu Babel in den Schwefelpfuhl. Es iſt eine

Zeit, da Ernſt iſt ; wenn du fie gleich mit irdi

fchen Augen nicht fieheſt , fo trifft fie dich gleichwohl; duwirft ſie in deinem Todewohl fehen , was das vor ein Serichte iſt, und in welcher Zeit, unter welcher Turba du gelebet haft, reden wir ohne Scherz, als wir ſollen .


Aus den vierzig Fragen von der Seele. 43

c) pag. 91, n . 17, Und iſt dir Babel deines Unterganges ein

Vorbote, daß du es weißt, es hilft dich kein Grimm noch Zorn ; der Stern iſt geboren , der die Weiſen ausMorgenland führet, ſuche

dich nur, wo du biſt, und finde dich, undwirf die Turbam von dir , ſo wirſt du mit den Kin

dern leben , ſagen wir ohne Scherz; es iſt fein anderer Rath , dein Zorn iſt dein Feuer,

das dich ſelber verſchlingen wird. d ) pag . 112. n . 17 – 19.

Sehetwohl,was euch die Offenbarungen Johannis und Danielsſagen : Es iſtder Tag, der Lohn folget nach . Ihr habt jestLehrer, welche die erſte Kirche mit ihrem Geiſt zu Grunde drüden : Prüfet ſie , ſo werdet ihr befinden, daß fie ein Theil Wölfe der Huren

find,welche in der erften Kirche entſtanden und geboren worden iſt , da die Menſchen

ſchliefen ; ſie werden wohl dieſelbe Hure freſſen.

Über prüfet fie, fie find Wölfe, von der Turba geſandt, fie müſſens thun, Gottläfſet es geſchehen , und will es haben , daß er alſo

einen Beſen mit dem andern auskehre : aber es find Beſen , undwerden nach Vollendung der Wunder des Zorns mit einander der Jurbä übergeben .

Laſſet es euch dieſen Seift geſagt haben, er

iſt euer eigener Weiſager, er iſt aus eurer Turba auf der Krone geboren ;wachet nur


44 Aus den vierzig Fragen von der Seele. auf, oder ihr müſſet euch mit einander alſo freſſen : Dann kein Fremder verzehret euch ,

ſondern eure eigene Durba,die iſt an das Ziel gekommen ; rühmeteuch ja nichtdergüldenen Zeit , es iſt eine Zeit der Wunder . e ) pag. 141. n . 3 .

Die Zeit iſt geboren , das Enod rede und Elias Wunder wirke,welches Babel erfahs ren wird : Dann Moſes hat Hörner , und wird doch ein geduldiges Lamm : wiewirſt

du dich freuen , po du unter Mofis Heerde gehen wirft: Dann er hat eine gute Bot

fchaft: Freuet euch , ihr Himmel, und die Erde jauchze ; dann Enoch iſt im Felde, und

hütet ſeiner Heerde.

f) pag. 157. n .5 und 6 . Darum iſtnoch einewunderliche Zeitvor: handen,da fich alles verändern fol ; es ſollen viele große Berge und Hügel ein eben Feld werden , und eine Quelle aus Zion fließen, da der Elende trinken und ſich ergößen wird ;

und ſollen mit einem Stabe geweidet wer

den ,und wird fich der Hirtemitden Schafen freuen , daß Gott ſo gnädig iſt. Dann Silber und Gold iſt ſo gemein , als fu Salomonis Zeiten , und ſeine Weisheit regieret den Erdkreis , das iſt Wunder,


III.

Aus dem Buche:

· Von der Menſchwerdung Chriſti . Erſter Theil. a ) Cap . 2. n. 12 . pag. 14.

WeildasgöttlicheMyſterium fich auch nun mehro alſo gar entblößen will, und dem

Menſchen ganz begreiflich gegeben wird, daß er die Verborgenheit ganz helle begreifen kann ; ſo iſt dem wohlnachzufinnen,was das bedeute, anders nichts, als die Einerndte dieſer Welt : Denn der Anfang hatdas Ende

funden ,und das Mittel wird in die Scheis Dung detellet.

Laffet'es euch geſaget ſeyn, ihrKinder, die ihr Göttes Reich erben wollet : Es iſt die Zeit eines großen Ernſtes vorhanden : die Jenne ſoll gefeget werden : Böſe und Gute ſollen

von einander geſchieden werden ; der Tag bricht an , es wird hoch erkannt.

b ) Cap. 14 . n . 12. not. X . pag. 107. · Wir erkennen und ſagen , daß die Zeitnahe,

und der Tag anbreche,da dief böre Thier mit der Huren in den Abgrund gehen ſoll,Amen , balleluja , Amen .


46 Aus dem Buche , v. d. Menſchwerdung ac. Anderer Theil. a ) Cap. 4. n . 2 . pag. 110. Vor dieſen Spiegel wollen wir den Anti

chriſt,der ſich Chriſti Diener und Hirten nen net, zu Gaſte geladen haben , und alle hohe

Schulen dieſer Welt mit ihren Disputatio

nei und Geſeßen , wie auch alle Kinder Chrifti ; ſie ſollen alle den wahren Grund ſehen, nicht der Meinung, jemand in ſeiner Unwiſſenheit zu ſchmähen , ſondern zurwah

ren Lehre,daß fichein Jederſuchen und finden foll : Denn eswird eingar ernſtlicher Handel reyn und trifft den Menſchen : es koſtet ſein Leib undSeele, er darfdamit garnicht ſcher

zen : Denn wer dieſe Erkenntniß gegeben hat, der hat ſeine Poſaune gerichtet, es gilt dem menſdlichen Geſchlechte,ein Federinag ſeine Lampe ſchmücken : es wird ein großer zwei

facher König kommen , aus zwei Thüren ; er iſt einer , und doch zwei ; er hat Feuer und Licht ; er zieht auf Erden und auch im Him :

mel ein ; das laſieman ein Wunder reyn . i d ) Cap. 7 . n . 14 . pag.150. : Es iſt ein ſehrgroßer Ernſt vorhanden,als von der Welt her nie geſchehen ; laffet es euch wohlfagen, es iſt erfanntworden , der Unti driſt foll bloß ſtehen ; rehet aber zu , daß ihr dabei nichtärger werdet : Denn die Art iſt an den Baum geſeget, der böſe Baum rollabges

hauen und ins Feuer geworfen werden : Die Zeit iſt nahe.


IV .

Aus dem irdiſchen und himmliſchen

MYSTER I 0 . Tert 9. n . 6 . pag. 104 .

Nun denke, was du thuft : Dann Babel ſtehet ſchon im Loder und brennet an ; és iſt kein Lörchen mehr , auch keine Arznei für fie vorhanden ; fie iſt böſe erkannt worden ;

ihr Reich gehet ans Ende, Halleluja !


V.

EX MYSTERIO MAGNO. a) Cap. 29. n . 67 — 70 . pag. 251.

Wir haben einen Wächter ſagen hören : Rein ab,das Thiermit der Huren ,welchean NaemaStatt auf Erden ſtehet, iſt gefallen , und der Kelter der fiebenfachen Nache in fies ben und fiebenzig gegeben worden . Die

Rache gehet in Lamech auf, und gehet durch fieben und ſiebenzig , und das kann niemand wehren , amen .

Denn Naema roll allen Völkern, Zungen und Sprachen offenbarwerdens ; und alsdann wird aus fieben und fiebenzig ein Wort des

Verſtandes : Denn aus einem Wors Gottes ifidasLeben der Menſchen ausgegangen,und

hat fich in der Selbſtheit im Geiſte der Wuns der der Welt in ſieben und ſiebenzig Eigens ſchaften des einigen Worts geformet und ge theilet : Nun kommtdie Zeit, daßdes Lebens Anfang mit dem Seifte der Wunder und SpracheninsEnde,als wiederinden Anfang

eingehen ſoll ; derowegen muß das Kind der Wunder, das ſich für Gott ausgegeben hat,

in der Einheitoffenbarwerden . Undweilſich


Ex Mysterio magno . der freie Wille in die Eitelkeit der Sprachen und Viele der Kräften ergeben,und das Leben des einzigen Worts ermordet und beſudelt hat ; ſo gehet die Racheaus dem Mordgeiſte durch ſieben und fiebenzig , bis das Thier

fammtder Huren vertilget, und mit Feuer des Zornes Gottes verſchlungen werde. Alsdann findet Subalkain ſeine Schweſter Naema im güldnen Schmucke , und ada

freuet ſich in ihrem Sohne Jabal,welcherdes

Viehes hütet: Denn Lamech hat ſeine Kinder wieder funden, welche er in der Nache vers loren hatte ; und höret auf die Hoffart der Selbheit , auch der Grug und Liſt der Schlants gen , dann ein jedes Íhier ſoll ſeine eigene

Weide eſſen . Die Zeit iſt nahe; Halleluja ! b ) Cap, 30. n . 53. und 54. p. 244 .

Und auhie ſollMores der Schafe hüten, und ein jedes Schafiffet ſeineeigene Weide; daruin merket, wann dieſes nahet zu gefches

hen, ſo verkündiget Noah die Sündfluth , und

Elias führet das Feuerſchwerdt iber das falſche Iſrael ; und die Durba im Feuer des Grimmes verſchlinget den wilden Baum

mit den Früchten und Heften : Das las dir

geſaget ſeyn , Babel. Denn von Henochs göttlicher Zeit iſt uns

die Sprache benommen ,weil Babel folches.


Ex Mysterio magno .

50

nicht werth ift, auch nicht ſchauen ſoll, ro wohl aud) die Zeiten der Alter zu entblößen ,

welcher Zahl in der Lilien - Roſen offen ſtehen foul. c ) Cap . 51. n . 27. 11. 28 . pag. 251. podann n .44 . u. 48. pag . 25's.

Eben derſelbe prophetiſche Geiſt, deſſen Wurzel fich in benoch eröffnete, welcher beim Benoch ſeine Lineam forttrieb mit ſeis

nen zweigen , der beim Noah der Sündfluth erſäufte : Der iſt's , der jeßo auch der großen Sünden und Eitelkeit der Menſchen reuet , denn ſein Mund iſt ihm anjetzo aufgethan, er iſt im Geiſte Chriſtiverzüđet geweſen : Nun reuet das Wort, das Menſch ward, derMen : Ichen Eitelkeit und Bosheit , daß fich reine

Stinder des neuen Bundes nichtmehrwollen lafſen den Geiſt Chriſtiziehen , ſo komitder :

felbeprophetiſcheMundanjeßo herfür,denn es iſt die Zeit ſeiner Offenbarung, und ver

kündiget die großeSündfluth Gottes Zornes und das Feuerſchwerdt Eliä , welcher aud ins Myſterium verzüdet ward , denn er full

ſein Schwerdt in der Turba führen . Das laß dir Babel gefaget ſeyn, er klaget mächtig über deineviehiſcheUnzuchtund In rannei deiner eigenen genommenen Gewalt,


Ex Mysterio inagno.

damit du ſtolz und geil biſt, und haſt dich da mit in Gottes Regimentgeſeket : Erwill dich in deiner Tyrannei und viehiſchen Unzucht mit Feuer des Zornes erſäufen .Weil du nicht willſt deiner Eitelkeit reuen ; ſo reuet er durch dich mit der Turba , und will deine Turbanı erſäufen , auf daß ſein Reuen in ſeinen Kin

dern offenbarwerde, und auch ſein Troſt der

Erquicung aus ſeiner Reueoffenbarwerde. Uuch ießunder, da fareds Zeit am Ende

iſt, welchemit Babel iſt verdeđt geweſen , ſo reuet anießo das Wort unſerer großen Eitel keit, und will den Ekelmit dem Schlund des (Srimmes , mit Schwerdt , junger , Feuer und Tod bertilgen ; und giebt aus ſeinem

Neuen und Bußen eine Lilie aus Henochs Munde in Gottes Sufigkeit.

Und wenn Henochs Zeit wird am Ende ſeyn, daß die Eitelkeit in der Turbawieder wächſet; ſo kommtdie allergrößte Reueüber

die Natur der Wunder, das ſie am Ende iſt, und ihr kein Rath mehr iſt; ſo kommt die lebte Bewegung mit der Durba im erſten Principio der ewigen Natur, und verſchlins get die äußere Natur im Feuer : Alda wird das geformte Wort der Eitelkeit ganz los werden und giebt aus der leßten Reue

die beilige geiſtliche Welt , Amen !


52

Ex Mysterio magno. d ) Cap. 55. n .67. pag. 297 .

Deſſen wiruns freuen , daß die Zeitgebo : ren iſt, daß wir vom Thurn zu Babel find

abgeführetworden,und den heiligen Gott in der ſenſualiſchen Sprache' ſehen mögen , Halleluja !

Der Thurn iſtzerbrochen und umgefallen , daran fich unſere Väter haben zu Tode gebauet, und den nicht ausgebauet haben ; deſſen Grund ſoll nichtmehr gelegetwerden , weil die Erde ftehet ; faget der Geiſt der Wunder:

c) Cap. 36 . n. 1 . u . 2. pag. 500 .

Günſtiger Leſer, ich will dich in Liebe ge warnet haben , daß du unſern Sinn nicht wolleft nach den Uffecten aus uns, jemanden

zu ſchmähen , oder inſonderheit zu verachten, viel weniger jemand in ſeinern Stand und Ehren aus Affecten anzugreifen , ſondernwir ſollen insgemein reden : Ein jeder prüfe fidh

ſelber , er wird die große Geheimniß des bas

byloniſchen Thurnswohlan fich finden ,und auch die Zahl des falſchen Thieres . Er leſe nur unſern Sinn mit Seduld , und rechynefich ſelber nach ſeiner böſen angeerbten Eigent:

ſchaft init darunter,alsdannwahrhaftig der irdiſcheſterblicheMenſch an allen Menſchen unter diefen Zert gehöret , . '


Ex mysterio magno.

53

Wirwerden allhie ſchreiben , was die Zeit geboren und offenbaret hat; und ſo es nicht durch Menſchen offenbaret würde, ſo wür:

den es doch die Thiere müſſen offenbaren :

Denn die Zeit iſt geboren , und hilft kein Wehren ,der Höchfte führet fein Werkaus. ad c ) noch Cap . 36. n . 67 - 72. pag. 314 .

und 315. Und das ſer alhier bei den Kindern Nim rod, und dem Thurn zu Babel geſagt: Uls es uns denn alſo der Geift hat zu erkennen ge geben , und vermahnen den Leſer in Liebe,

fich zu prüfen , er wird ſich finden , wo er ſey . Es iſtnicht geſchrieben , jemand zu ſchmähen, ſondern alſo redet der Geiſt mit offenem Muide, und zeiget an , was alles ſey , wovon

und in was Ende das gehen fol . "

Daß aber alſo vielvon dem Zhier und der Huren zu Babelgeſchrieben wird, das iſtdie Úrſache, daß es an ſeinem Ende iſt,und bald gerbrechen ſoll, ſo muß es offenbarſein , daß

man das ſehe und erkenne: Denn Babel fällt eher nicht, es falle denn das alles , das die

Bilder gemachthaben : es müſſen alle Bilder

mit ſammt dem Thierund der Huren fallen , ſonſt iſt keine Arjenei.

Man hat lange Zeit daran geflicket,und je gemeinet , man wolle gus der Huren eine


Ex mysterio magno .

Jungfrau machen , aber ihreHurerei iſtda : durch nur geſchmücket und größer worden :

foll dieſeHure fallen , ſomüſſen alle Sekten , welchenur Bilder der Huren ſind, zu Grund und Boden gehen , mit fammt dem Thier , darauf fie reitet : Ein jeder Menſch muß die Bilder und Abgötter in ſich zerbrechen ; und

da ſie das nicht thun wollen , fo thut es der

Eifer des Herrn . Wie gar ſchön hebet anjetzo die Hure das þaupt empor, und höret, daß derScift von zion deutet, als von der geſchmückten heili: gen Braut Chrifti , ſo denket ſie, fie ſey das fchöne Kind, das Gott wolle in einen güldes nen Tempel einführen , da eine güldene Zeit und eitel Freude und Wolluft inne ren , und ſiehet um ſich , wo dann der ſchöne Dempel

Gotteswerde herkommen, in den ſie ſolleein gehen und zur Jungfrau werden ; ſie höret immerdar , wo denn dieſelbigen heiligen Leute werden herkommen , die eine güldene

Welt, wie ſie denkt,machen werden .

Sie denket aber nicht, daß fie will von ihrer geizigen wollüſtigen Hurerei ablaſſen

und fich þekehren : Nein , fie wird je ärger und unzüchtiger,vou Laſter, daß an ihr forts hin wenig Gutes mehr iſt , und ſtehet vor . Gott als eiue Hure am Pranger , die ver urtheilet ift.


Ex Mysterio, magno.

55

Höre du geſchmüdte und gekrönte Babys lon ,vol Uebels vor Gott und ſeinen Engeln , wir haben einen Wächter hören ſagen : Nein ab , die Stadt mit rammt dem Thurne der Huren und dem Thiere iſt gefallen, und von dem Allerhöchſten verurtheilet worden . Du ſouſt die Stadt Gottes nicht ſehen ewiglich ; es ſey denn , daß deine Kinder den beſudelten

Rockvoll Schande vor Gott ganz ausziehen und wegwerfen , und ganznađend und bloß, ohne einige Bilder , dem allerhöchften zu

Fuße fallen und ſich zu ihm bekehren ; diere möchten fie ia ſehen , und die andern , ſo auf

güldene Berge boffen , daman zeitliche Ehre,

Geld und Wolluſtdes Fleiſches ſuchet, gar keiner, Amen !

f) Cap. 37.n .14.pag.320. Sie haben anieko die Turbam in ihnen zum Gößen gemacht,welche ihnen auch eben

die Sündfluth des Feuers auf ihren Hals führen wird , deſſen ſie keinen Verſtand noch

Glauben haben und immerdar ſagen, es hat keine Noth , da ſie doch das Uhrwerk der Na

turhatan ein Ziel zur Zerbrechung geführet : Denn der verſchloſſene Geiſt der Wunder iſt

am Ziel ſeiner Gefängniß, und eröffnet ſich aus dem großen Uhrwerke der innern und

äußern Natur mit der mentaliſchen Zungen durch die ſenſualifchekompaktirte ; und das ift Wunder , ohne jemandes Aufhalten .


56.

Ex Mysterio magno. ad f) Cap. 57. n. 56. pag .526.

Darum ſagen wir den Juden,daß ſie ihren Meffiam ſollen kennenlernen : Denn die Zeit

ihrer Heimſuchung iſtvorhanden,daß fie aus dem Gefängniß ihres Elendes erlöſet, und

wieder frei würden . 1. c. n . 59 - 61. pag. 550 und 531.

Da aber Ubrahams Kinder , als die Fudeni, anjeßo daraus (näinlich aus dein ges lobten Lande) verſtoßen , und in alle Welt

ferſtreuet worden ſind , das iſt ihrer Blind , heit und Halsſtarrigkeit Schuld , bis der

Heiden Zeit erfüllet wird: Sie haben den Herrn der Herrlichkeit nicht erkannt, ſous

dern von ſich geſtoßen ;wenn ſie ſich aberwer den erkennen , ſo werden ſie wieder in die

Wurzel eingepfropfet . Nicht, daß fie wären ausder Wurzel aus geſtoßen, ſondern ſie müſſen blind rein , auf baß ihr Licht den þeiden ſcheine, bis die Heis den in dieſem Lichte Abrahams auch blind werden : als ſie dann anjeßo wahrhaftig blind find ; alsdenn gehet das Licht Ubras hamswieder aus reiner eigenen Wurzel und Stamme auf, und leuchtet allen Völkern : Alsdann ſoll Japhet in SemsHütten woh nen, und Ifraelherzugebrachtwerden zudem

offenen Snadenbrunnen aller Völker, an

welchem jego noch alle Völker blind find .


Ex Mysterio magno.

57

Aber die Zeit iſt nahe, und der Morgen ſtern iſt erſchienen, wer da fehen mag : Aber die babyloniſche Hure hat alles verblendet, daß alle Völker in der Nacht wandeln , ihre

Unzucht iſt für den Allerhöchſten kommen, derwill austilgen ihre Schande, welche den Himmel befleckethat; das wirſt du in deiner

Drunkenheit bald erfahren , deutet der Geiſt

Der Wunder aus ſeiner eigenen Wurzel. g) Cap. 40. n. 87. u . 90 . pag. 362. u . 563 , Aber das fouft du wiſſen , und ſagen das, als ein Wort des Höchften in ſeiner Poſau nenſchall erkannt,welche er gerichtet hat, alle Völker zu erweden , und den Kreis der Ers den heimzuſuchen ; daß der Engel des großen Raths, als die heilige StimmeChriſti, nicht

alſo von ihnen gewichen ſem , fie ewig zu vera geſſen ;ſo wenig eineMutter kann ihres Kin

des vergeſſen , daß fie ſich nichtwieder er : . barme über den Sohn ihres Leibes , ob er

ihr wäre ungehorſam worden.

Wenn ſie aber der Engelwird heißen wie derkommen ; ſo kommen ſie in der Demuth des verlornen und wieder zum Vater kom menden Sohnes, da denn die große Freude wird bei Chriſto und ſeinen Engeln gehalten werden , daß der Todte lebendig , und der Verlorne wiedergefunden iſt, und gehet bei


58

Ex Mysterio magno m

10

ihnen auf das rechte güldene Jubeljahr der Hochzeit des Lammes.

h ) Cap. 41. n. 22. pag. 569.

Merkt es eben , ihr Juden , und auch ihr Chriſten , auch alle andere Völker, es wird euch allen gefaget : Denn ihrwerdet hiermit

gerufet, die Zeit iſt geboren , daß der Anti chriſt ſterben ſoll. 1. c. n . 55. pag. 575.

So höreť nun ihr Chriſten , Juden , Tür

Een und Heiden , alle Völker auf Erden,was euch anjeßo ift in der Heimſuchung des barm herzigen (Hottes in ſeiner Poſaunenſtimme durch ſeinen Liebewillen und Geiſt noch ein

malund zurLeşte in dieſer Zeit- Weſen ge ſchenketworden : es triffteuch alle der Poſau nenſchall, gehet in euer Sehör ein , eröffnet es nur eine Stunde von der Selbſtheit, ſo

werdet ihr den Schall in euch höreni, ertönet durch alles, bis an die Ende der Erden , aber kein eigener Wille höret den . I. c. n . 63 — 71. pag. 578. und 379.

Werindieganze Gelaſſenheit eingehet,der

kömmt in Chriſto zu göttlicher Beſchaulich . keit, daß er Gott in ihm ſiehet, mit ihm redet, und Gottmit ihm ,und verſtehet,was Gottes


Ex Mysterio magno.

59

Wort, Weſen und Willen iſt; dieſer iſt tüch tig zulehren und kein anderer,der lehret Sot: tes Wort aus ihm , denn Gott iſt ihm in ſeinem Hunde, deſſen Diener er ift, offenbar worden : Denn er will nichts , ohne was

Gott durch ihn will. -

Er lehret,wenn es ihm der Herr in ihm heißet, es ſei Freunden oder Feinden, zudes Menſchen Zeitoder zu ihrer Unzeit,erdenket, daß es Gott in ihm thue, wie erwolle ; und ober darum muß Schmach leiden , ſo gilt es

ihm gleich ; zieht man den Hut für ihm ab, ſo demüthiget er ſich vor Gott und ſeinen

Brüdern , und giebt Gott und ſeinen Brü: dern die Ehre; flucht man ihm dann und ſchlägt ihnins Angeſicht,ſodenket er, ich folge

Chriſto nach,und ſtehejeßt in ſeinem Stande der Verfolgung,es ſollmir undmeinen Brü

dern zum Beſten dienen . Sehet,lieben Brü der, das iſt ein Chriſt, und ein ſolches beut . euch Sott jelo durd) ſeinen wunderlichen

Poſaunenſchall ſeines Geiſtes an ; undes ſoll und muß ein ſolches Reich anjeßo fünftig offenbarwerden und ins Weſen kommen, zu

einem Zeugniß über alle Völker der Erden , davon alle Propheten geweiſfaget haben .

Dagegen beut er allen Gottloſen , nicht wollenden Menſchen ſeinen Zorn , Grimm

und Verftoxung an, fie aufzufreſſen , und


60

Ex Mysterio magno .

mit Babel ein Ende zumachen : Dieſes ſage nicht ich , ſondern der Geiſt der Wunder aller Völfer.

Darum ſchürzedich du antichriſtiſche Bas

bylon, und friß viel Blut: Denn du bifts ſelber, die fich auffriſt, dir iſt kein Rath ,auch iſt keine Buße in deinem Willen : Uber den Kindern Sottes unter dir haben wir dieſes geſchrieben , als wir denn ſolches erkannt und geſehen haben .

So ſpricht Babel: Wowird dann dieſes Volk herkommen , das den Herrn erkennen und in Gott leben wird ? Höre Babel: un : ter deinen Brüdern in Zeit deiner Drangſal ; in ihrem Elende wird es geboren , und du

heißeſt fie Narren und kenneſt fie nicht: Nie mand warte auf fremdes stommen , die Zeit iſt ſchon geboren , die Stimme des Rufers und Erhörers iſt ſchon da , die Dede iſt von

dieſer Stimmeweg : Dirwird dießmalnicht unter einer Decke gerufen , ſondern mit offe nem Munde , mit hellen Augen .

Dieſe Stimmedes Rufers eröffnet Sot tes helles Angeſicht in ſeinen Kindern ,und in den Sottloſen das zornige Anſicht ; wollen vollend alles in die Selbſtheit, als in den anticriſtiſchen Sad , in Seize einfaden , und die Hure der Selbſiheit vollends gar aufden

babyloniſchen Thurn führen.


Ex Mysterio maglio :

61

Das Zeichen dieſes Bildes und feines Uns

tergangs iſt der Geiz und Neid ; fein Zeichen iſt zuvorhin in Silber und Gold geſtanden, das war das Panier des Antichriſts : Nun hat ſich das Panier in Kupfer verwandelt, weil Mars die Seele im Kupfer iſt, als der

Mānu ; ſo iſt auch Babel dieſer Mars zum PanierundZeichen gegeben worden ,welcher foul regieren , bis Babel ein Ende hat ; und kein gottloſerMenſch ſoll das erkenneti, ob er gleich das Zeichen in Händen trägt: denn er

heißet es doch nur lieber Buhle. Aber dem Reiche, das da iſt, und nicht iſt, und dod) iſt, wird der Schmuck des Soldes

angehängt werden : Dann der Fürſt der

Kräfte derErdenhates ihnen gegeben, Ümen .

i) Cap. 43. n . 52. 67 — 71. pag. 398. 401. und 402.

Und ſollen dir, du unzüchtige, abtrünnige, eigenwillige, leichtfertige, abgöttiſche,mör: deriſche Babylon, vou Laſter derUntugend, nichtbergen, daß anjego auch dieſe zwei Ens gel, als Gottes Wahrheit und Gerichte, find in dich eingetreten , und verfündigen dir

jetzt am Ende des verborgen geweſenen Sie: geis Enochs in ſeinem jeßteröffneten Schalle deinen Untergang : Denn es iſt die Zeit deines

Gerichts vorhanden , und befiehe dich wohl,


62

Ex Mysterio magno.

undmerke eben darauf, du haft anjeßo Loth und den zweien Engeln auch gethan mit

Spotten und Verachtung, wie die Sodomis ter, darum gehet deine Strafe daher ; und inerke, wann die Engelwerden Loth von dir ausführen unter dem eröffneten Siegel, fo iſt der Tag deines Untergangs vorhanden, wvel ches du jeßt nicht glaubeft, aber in Jammer

erfahren mußt; das ſaget der Seiſt der Wunder.

Beidieſer Figur mag fich die jeßige Welt einen Spiegel nehmen : Denn gewiß, und ſo wahr, als Loths Predigt wahrwar und die Strafe darauf folgte ; alſo gewiß wird die Strafe des ſechsten Siegels Zahl (welches Siegel jeßo am Ende iſt und fich don er

öffnethat, auch plößlich erfolgen . Daß aber die Warnung anjego ſo lange vorhergegangen , iſt die Undeutung, daß des ſechsten Siegels Zeit in ihrer Offenbarung die allerwunderlichſte iſt unter allen dieſeli ſechs Siegeln , bis auf die ſiebente Zahl ; die iſt noch wunderlicher : Denn es iſt dieſer Welt Ende und das endliche Geridt. Das ſei dir Babel geſagt, unter der Stimine des offenen Siegels diefer ſechsten Zahl, ou duesgleid verachtetundverlaceſt, es trifft dich , und hatdich ſchon mit der Ver : ſtodung des Grimmes , welder din hat


Ex Mysterio magno .

63

durchfichtet, in Erſcheinung der Botſchaft dieſer zweier Engel getroffeii, und wird ans

jegonurnoch den wenigen angedeutet,welche mit Loths Töchtern follen ausgehen und er: rettet werden .

Der verſtodte ergriffene Kaufe iſt ſchon

geurtheilet : Dann das Schwerdt der Sich . tung hat ſie ergriffen , fie laufen jeßo als die

raſenden unſinnigen Leute in Hoffart, Geiz und Neid , und verachten der Engel Poſau nenfchall. Das Gefdirei ftehet jest in der Engel Pos ſaunenſchall alſo : Gehet aus von Babel, ge het aus von Babel , gehet aus von Babei.

Sie ſtehetim Feuerſchwerdtergriffen , Amen .

k ) Cap. 44 . n . 5 — 15. pag . 403 — 405. Gleich wie die heilige Sonne in Gottes

Wahrheit , welche Loth und ſeine Töchter

hatte in der Glaubens-éfieng ergriffen , Loth und ſeine Tochter bei der Hand nahm , und von ihnen ausfuhrte ; alſo auch hatte der Grimm ſchon die Kinder in Sodom bei der Hand ihrer Effenz, und führte ſie ins (Gericht der Erefution . Und wollen dir Babel dieſe

Figur aufdeines Siegels Zeit deuten : Mier:

ket darauf, ihr Tochter und Kinder Loth : es gilt euch . Wann Gott ein Land ftrafen will, ro föicet er ibreri erſtlid Botell, und läffet fic


Ex Mysterio magnio .

64

zur Bußemahnen , und verkündiget ihnen ſeine Gnade: Hernach ſchickt er auch bald den Engel der Serechtigkeit, der ſie ſichtet, ob fie auch der angebotenen Gnade fähig ſind. und ſtelletihnen dasGericht fürmit Dräuung ihres Untergangs, auch mitAndeuten großer Striege und Plagen , wie er ſie vertilgen und ausrotten will , wo ſie nicht umkehren und

Buße thun, und zeiget ihnen durch ſeineBoz tendas Licht,und den Weg der Gerechtigkeit, und läßt ſie eine Weile in dem angebotenen

Lichte hinlaufen , bis fie des überdrüffig werden , und nur für ein gemein Ding undHiftorie halten , und wieder ein Sodom werden .

Alsdann ſchidet er die zween Engel zus gleich : als den Engel des Gerichts , und den Engelder Wahrheit, und läßt ihnen ernſtlich drauen und fie vermahnen , und ſtellet ihnen

anch das Gericht für :wenn ſieabernur So dom ſind, ſoläßt er von der äußern Figur ab, und läßt ſie dasMaaß voll machen ; To läßt fichs dann anſehen ,alswäre ihnen die Sonne

in ihrem Sodom , und werde en : ſoaufgegangen t i e r h nungutwerden ſprichtalsdannder Engel e r : 10 geb Bah der Wahrheit in ſeinen Kindern : Eilet und

gehet aus , die Strafe und der Untergang iſt da.

Alſo ſagen wir dir Babel, Gott hat dir fchon lange Boten geſchickt , und mit Ans


Ex Mysterio magno.

65

deutung des Evangelii ſeine Gnade anges boten , dir auch dabeimächtig mit der Strafe deines Untergangs gedräuet, aber du haft aus dem Lichte des Ewangeliinur eine Zanks

Babel gemacht, und bift ießt das wohlges mäſtete Sodom . FO

Und wiſſe gewiß , daß dir der Herr hat jego die zwei Engel zuleßtgeſchickt,einer hat die Wahrheit in fich, und heißet Loth mit ſeis nen Töchtern ausSodom gehen ,und der ans dere hat das ſtrenge Sericht , und hat dich jeßt zum leştenmal gefichtet, und deine ins

wendige Signatur herausgedrehet, und für den Herren geſtellet, und dein Mordgeſchrei iſt vor den Höchften gekommen , und iſt ſehr

groß, der hat ſeinen Engel geſandt, dich zu verderben , und die Stätte umzudrehen . Deine Signatur, damit du jeßo bift von

außen bezeichnet , „ iſt der große Seiz und Neid , mit dem böſen Gelde deiner Weh

rung, und deine große Grimmigkeit deines Drangſals des Élenden , indem fich dein Geiz hat alſo hoch geſchwungen , in Wils lens, alles in fich zu freſſen , daraus deine große Steigerung allermenſchlichen Noths durft iſt entſtanden .“

Duaberſprichft: Jeßtiſt es gut,die Sonne iſt mir aufgegangen , und fcheinet in meis

nen Sad , daß ich den fann füllen , wie ich


66

Ex Mysterio magno.

will, es iſt gute Zeit vor mich , es wird nun

gut werden , ich willmich deſſen wohlbedie

nen ,und in Gewalt der Hoffart aufſteigen und ſehen laſſen . So hörenunt,was der Poſaunenſchalließt faget : Er ſpricht: Gehe aus von Sodom , des Derren Zorn iſt angebrannt, die Sonne in Liebe und Zorn iſt aufgegangen , daswollen wir euch nicht bergen : DerEngel der Wahrs heit hat Loths Töchter , rammt dem Vater und ſeinem Weibe, jeßt ſchon bei der Dand

gefafſet, und heißet ſie gehen , es iſt Zeit, das

wirſt du Sodom bald mit Jammer ſehen . Denn der Engel des Zorns hat dich auch ins Serichte gefaſſet, darum biſt du alſo grimmig ,geizig ,mörderiſch undfalſch : Bes ſcaue dich nur,ob wir dirnicht die Wahrheit

fagen ; du macheft dir eine große Zehrung in deiner Signatur,daß du im Abgrunde einen

Vorrath haft : Wer ſehen mag, der rehe: in wem nur ein Fünflein Gehör der Poſaunen Schall erſchalet iſt, der gehe aus Sodom :

Es iſt kein Harren mehr. 1. c. n . 34. und 55. pag . 410. :

.

Darum ſaget der Engelder Wunder : Du biſt gefichtetund in der Durba ergriffen wor

den ;du biſt des Schwefelfeuers fähig : Deine


Ex Mysterio magno .

Mund - Heuchelei, daß du fageft, du ſereft von Babel und Sodoin ausgegangen , hilft

dich nichts , du biſt nur mit Loths Weih in den drei erſten gefangen , weil du nur nach den dreierſten hungerſt, und den Geiſt Chriſti LA

zu einem äußerlichen Dedmantel gebrau cheft, und nicht in die hören willſt, was jego

der Herr redet, ſondern höreſt nur,was der Antichriſt in ſeiner Hoffart, Geiz, Neid und

Zorn redet,wiedumögeft dem irðiſchen tödts

lichen Abgott Maozim , als eigener Liebe, eigenem Wollen , eigenem Sinn u . f. w . ges

fallen . Duſucheſt und ehreſtnur den äußerlichen Abgott , als Silber und Gold , Kupfer und Fülle des Bauchs, zu deiner üppigen und ro domitiſchen Wolluſt ; und derſelbeAbgott ift auch um deinetwillen gefichtetworden , und

iſt dirnahe und ferneworden, und du verftes heſt es nicht,was es bedeute ; du ſprichſt, es

ift ohngefähr alſo, undmag wohl gewendet werden , weißt aber nicht, ivas damit figni ret ift.

1) Cap . 45. n . 12 – 14. p. 416.

Eswirddir, Deutſchlard, jeßtangezeiget, • daß , der du biſt lange unter dem Mantel Chriſtimit einem heidniſchen Herzen gegans gen , und haft dich der Kindſchaft gerühmet,

aber nur in Bosheit des Fleiſches gelebet,


08

Ex Mysterio magno.

ſowohl denen Völkern , von denen du gebo :

ren bift, mit dem Namen Chriſti, daß dein Sericht vorhanden ift. Denn der Gerichts - Engel in der Poſaunen

Schall ſchreietzuden übrigen Kindern Abras hams in Chriſto : Sehet aus von Sodom : Ubraham in Chriſto iſt von euch weggewan dert, ihr habt nichts inehr von Chriſto , als einen leeren Athem und ein disputirliches Mundgeſchwäße, eine Spötterei, da ein Bruder den andern um Chriſti Erkenntniß willen nur ſpottet und verachtet, und tödtet nur Chriſtum in ſeinen Gliedern ; die Stadt Hieruſalem und Babylon , darinnen du ges

pranget haſt , ſoll untergehen , Amen. Siehe, ein Stern ſcheinet von Morgen und Mitternacht, der wird dich verblenden , und den Thurn deiner Vormauern in Jerus ſalem und Babylon abbrechen : Denn du

heißeſt nidtmehr Jeruſalem , fondern Ba bel ; unddie Kinder, ſo da fißen im Schatten der Nacht, und die da liegen im Gefängnif zu Babylon , rollen aufgelöret werden und herzu kommen , und eingehen in die Stadt Gottes,welche er hataufgethan den Völkerit

und Zungen der Erden , auf daß feine verr lichkeit erfannt werde, ein Licht vor allen Wollern , .

. .

..

..


Ex Mysterio magno .

69

m ) Cap. ! 6 n . 32 – 34 . pag. 427. u .428.

.

Daß es aber anjeßo roll offenbarwerden , iſt eine große Urſache, davon alle Propheten gedeutet haben ; und iſt die Urſache dieſesi daß in dieſer lebten Poſaunen - Schall fou vollendet werden das Geheimniß des Reichs

Gottes , und zubereitetwerden die Braut Chriſti, als die klugen Jungfrauen , welche

foülen dem Herren in ſeiner Erſcheinung ents gegengehen ; und deutet an den Tag Chrifti Zukunft, da er will mit der heiligen Stadt, dem neuen Jeruſalem , erſcheinen , und ſeine Braut heimführen , ſo muß von ehe das Ses

heimniß des Reichs Bottes aus feinen Bil

dern ausgewickeltundganz offenbarwerden . Und das wird der Fall des fleiſchlichen

ſündlichen Menſchens ſeyn, daß der Menſch

der Sünden müſſe offenbar werden ; wie St. Paulus davon weiſſaget, daß das Kind

des Verderbens rolle offenbar werden allen

Völkern , Sprachen und Zungen , und das Thier mit der Huren in Ubgrund gehen :

Das iſt ſo viel: Wann das Reich Chriſtiganz offenbar wird ; fo ftehet das Thier und die

Fleiſches - Hure, als die falſche Magd mit ihrem ſpöttiſchen Sohn in großer Schande, und wird von jedermann gerichtet werden ,

gleich einer Huren am Pranger, da ſie jeder mann ſpottet.


70

Ex Mysterio magno .

Gleichwie man bishero hat Chriftum in dem äußern Bilde der Einfalt in ſeinen Stins

dern und Gliedern verſpottet, in welchem die Vernunft nichts inehr geſehen noch erkannt

hat,alsnurHagarund Iſmael in ihrem aus geſtoßenen Élende, unter welchem doch des Engels Stimme geweſen , welche ſie in der

närriſchen albernen Einfalt unter der Dede haben verſpottet, und den Spötter Iſmael

an Chriſti Statt gereget, welcher nur ein Widerchrift geweſen iſt: Alſo roll unter dies fer Poſaunen Schall derſelbe Spötter und Widerchriſt auch offenbar und von den Kins dern Gottes in Abgrund geſtoßen werden ,

welches Babel in kurzer Zeit ſehen ſoll : ſol

ches deutet der Seift der Wunder Gottes an . n ) Cap. 63. n . 9 – 15. pag . 600 u . 601.

. Alſo gehet es auch jeßt dir , du ſtreitende

Babylon und Titel- Chriſtenheit,voller Ub : götterei und Ohrenſpangen ' der Hoffart, welche eine lange Zeit ſind unter der Eichen gelegen , und der Magnet derſelben Eiche hat alle deine Greuel, Ubgötterei und hoffärtiges böſes Leben an ſich gezogen , daß fie die Erde nichtmehr dedecken kann, und jego bloß vor

Gottes Ángeficht ſtehet, darum auch dein Serichtvorhanden und nahe iſt.

Die Propheten rufen dir,undſtrafen dich , aber du raſeſt um deine Schweſter Dina, als


1

Ex Mysterio magno .

71

um dein erbauetes fleiſchliches Reich voller Boffart, Abgötterei und fleiſchlicher Lieber und inordeſt deineBrüder um deiner Schwes ſter Hurereiwillen,als um der Phariſäiſchen Durereiwillen, und fieheft nicht,wie du ſolft deiner Schweſter Hurerei helfen , daß fie

in Eheſtand fäme, und zeuchft nur deine Schweſter mit ihrem

Hurenfinde, welche

doch vor Sott und aller Welt in Schanden

ftehet, wieder zu dir, und willſt,man ſolle ſie Jungfrau heißen. Säbeſt du fie Sichem zuin Weibe, und ließeſt ihn fich beſchneiden und lebteſt mit ihm in Frieden ; ſo würde deiner,

Schweſter Hurerei zugedecet. Aber dein Grimm , o Herr , der machts , daß es alſo gehet; denn der Mifſethat iſt zu viel, und die Erdekann ſie unter der Eicheim Spiritu mundi nicht mehr bededen , fie ftebet

vor deinem Ungefichte bloß ; darum fliehet ihr weiſe Kinder aus Babel, ihr Untergang und ernſtes Gerichte iſt herbeikommen, das

Maaß iſt voll, der Zorn brennet an , die Sünde hat den Verſtand getödtet,daß fie der Verſtand nichtmehr ſiehet, und dieſe Kinder

daran blind find, und immerdar ſagen : Hie güldene Zeit, es wird gut werden und uns

nicht alſo gehen : Deine Propheten find für Thoren und unſinnig in dir geachtet, bis dir

geſchehe, und du dir ſelber thuſt,was ſiedir geſagt haben.


Ex Mysterio magno . ' Siehe doch nur und laß ab um die Gure zu kriegen , daß dir der Herrmit Fakob rufe, und dich wieder zu deinein heiligen Ultar in Chrifto Jeſu führe . „ Thue weg die Gößen , als die Meinungen , und baue dein Herz zum Altar im Tempel Jeſu Chriſti; ſo wirft

du von dem Morden weggeführet werden ,

undwird die Furcht Gottes über dieMän ner kommen , welche dir wollen nachjagen ,

wie beim Jakob zu ſehen ift.“

Wirft du

aber nicht ablaſſen , um die Hure zu krie :

gen ; ſo wirſt du mit ſammt der Huren zu Schanden und verwüſtet werden . ..

Lerne fie doch nur kennen , fiegiebetSichem

Urſache zur Bühlſchaft : Denn fie laufet aus ihrem Hauſe und ſuchet Buhler : Siehenur

ihre Hoffart an , reiß ihr die Ohrenſpangen vom Halfe , damit ſie pranget, ſo wird ſie nicht mehr alſo ftolziren : Fordere ihre Ab

götter von ihr , vergrabe fie mit Jakob : Baue selber den Altar in dir , und führe deine Kinder zum Opfer ;

heiß ſie nichtum Dina ſtreiten , ſondern laß Dina den Mann nehmen , der ſie befchlafen hat, oder du wirſt vergeblich uin ihre Jungs frauſchaft friegen , denn es iſt offenbar allen

Völkern, daß fie gehuret hat. Merke,was dir gefaget iſt, es iſt Zeit, ihre

Schande kann nichtmehr zugedecetwerden , denn ſie hat dasHurenkind geboren : Sieheft


Ex Mysterio magno .

73

du das nicht,und kenneft du die Huremit dem Kinde nicht; ſo biſt du blind.

Sie fißet in hohen Ehren der Menſchen , und grüßet fich felber ; dieſe iſt's , mit der du buhleft, und verläfſeit deinen Sott und ſeinen

Ultar Jefum Chriſtum in dir. Erbarme dich doch über dich ſelber , und beſiehe dein Elend, wie dir iſt dieHure anſtatt des Altars Sots tes in deine Seele geſeffen , und hatdir Leib

und Seele eingenommen , und reitet aufdir , als auf ihrem Thier, fie führet dich an ihrem Seile, und du fieheſt es nicht , du fageft, es ſei recht alſo . O

du böſes Thier voller

Soffart deiner Huren ! wie wird dich der Herr mit rammtder Duren zu Boden wers

fen , wie in der Offenbarung zu ſehen iſt. 0 ) Cap. 64. n . 28 — 52. p. 618. Darum wird dir jeko, o du armeverwirrte

Chriſtenheit,durchden Schaden Joſephs ge ſaget, daß du doch wolleft deinen Schaden

ſehen , wo der herkomme, anders nirgends, als aus dem Neide deiner Brüder , welche auch in Chriſti Linie find, wie Joſephs Brü der : Merke es nur , vom Thurii zu Babel, von den Titeln und Hoheiten deiner Brüder, welche in ihrer Hoffartder verwirrten Spra

chen ſind in eigene Liebe eingegangen , daher kommtdein Schade ;,merke es doch nur, daß


74 Ex Mysterio magno. aller Streit und Zwieſpalt in der Welt daher kommt. Du aber ſprichſt : Dieſer Thurn macht mich hoc , daß ich in fremder Urt derSpra

chen über Joſeph reiten und ihn bändigen mag , daß er muß in der Grubenliegen : alſo

bin ich Herrin Chriſti Reiche auf Erden .

Höre und merke es : Wir haben einen Wächter hören ſagen : Es kommen dieMis dianiter, und nehmen Joſeph mit ſich , und führen ihn zu Pharao , da ſoll deine Untreue und Ungerechtigkeit offenbar werden ; wie

willft du denn für Joſephs Augen beſtehen ? Die Zeit iſtnahe. Odermeineſt du, JoſephsSchaden werde

nicht geeifertwerden ? Siehe, in der Theu rung deines Elendes,wenn du wirſt hungern

und dürften ,ſomußtduwiederzu ihm fliehen . Der hohe Thurn wird dir weder Troſtnoch

Rettung geben ; die Zeit iſt geboren , daß

Joſephs Schaden geeifert werde, und die Hurerei Rubens mit Fakobs Kebsweibe für

Iſrael komme. Was fißeſt dulangeund heuchelft dir,und ſprichft : Noch langenicht. Siehe, es iſtvor den Augen Iſraelis , daß du mit dem siebs weiße haft eine lange Zeit gehuret, und die

Linie Chriſti befle& et. Iſrael will das nicht


· Ex Mysterio magno.

75

mehr dulden , du wirſt mit Rußen aus dem

Oberamte des Opfers und Regiments vers

worfen , das hat die Stimme des Wächters gefaget. 三宫雪兰兰会

p ) Cap. 66 . n . 50. 51. u . 44. pag. 652. . und 636 . Es iſt allen Gewaltigen in Aemtern dieſes wohl zu betrachten, daß ſie ſollen in Sottes Umte wirken , und wohl haushalten , und

nicht denken ,wie ſienur auf Udel und Hoheit trachten , und wie wollen ihren Bauch und Wolluftmit Freſſen und Saufen füllen , und wie ſie wollen dem Elenden ſeinen Schweiß mit Ünrecht abdringen und auf ihre Hoffart und Panfetirereiwagen , und den Slenden und Untern mit Gewalt zwängen und drän gen . Dieſe alle mit einander ſind die böre

Umtleute und Mörder,welche der Herrhieß umbringen, und ihre Stadt mit Feuer Got

tes Zorns anzünden .

Uber jeßo iſt die Welt voll ſolcher Amt leute,welchen ihr Herr hat ſchon lange Zeit viele Boten gefandt, aber ſie haben ſie nur

gehönetund verachtet : Darum iſt auch nun die Zeit der Ankunft des Herrn : Denn ſie haben ihm auch anjeßo reinen Sohnermors

det, als die rechte Wahrheit ſeines Worts ,

und in eitel eigen Luft gewandelt ; darum


Ex Mysterio magno .

76

ſollen dieſe Haushalter Rechenſchaft von ihren Aemtern geben .

Dieſes Ungeziefersiftanjeßodie Welt voll bei nohen und Niedrigen , unddarum ift an jeßo dieSchlangeſelber ſchwanger,undwird ihr Serede ausſchütten , welches der Eifer Gottes verzehren wird : Denn Joſeph mit

ſeinem Regenten - Umte lieget anjeßo recht im Kerfer, und es regieret Potiphars Weib

in ihrer Brunft,die fie zu Joſeph trug. Weil fie aber Joſeph nicht konnte betrügen , ro hatte ſie ſich ſelber in Joſephs Regiementges

feßet , und regieret das Haus dieſer Welt, und hat aus der Maſſen viele Hurenkinder

gezeuget,welche anjeßo an ihrer Statt regie ren ; und darum fommt das Gerichte ihrer

Hurerei und zerſcheitert fie, daß man ſagen wird : Sie iſt gefallen , fie iſt gefallen , Ba bel, die Mutter der großen Hurerei, und eine Behauſung aller Zeufel und unreinen

Geifter worden , ſie iſt ewig in Abgrund ver ſiegelt. q ) Cap. 68. n. 24 - 53. ſodann n . 59 - 41. . pag. 675. 674. u 676 .

Ein Magus ſoll ſeinen Willen Gott erge Ben , und ſeinen magiſchen Glauben , damit er die Figur der Natur in ihren Geſtalten forfchen will , in Gott faffen , daß er das

Wort Gottes ergreife, und mit in die Figur


Ex Mysterio magno.

77

der Natur einführe, ſo iſt er ein rechter gött: licherMagus, und magden inneren Grund mit göttlicher Kraft bewältigen, und die Na

tur in eine Figurbringen :Wer anders hier : innen handelt , der iſt ein falſcher Magus, wie der Teufel und ſeine Beren ſolche ſind. Und iſt mit nichten zu denken, als ob ein Chriſt nicht dürfte den Grund der Natur ans

greifen , daß er nurmüſſe ein Kloß und ſtum ines Bild in der Wiſſenſchaft der Geheims

niſſe der Natur ſeyn , wie Babel ſpricht, man dürfe es nicht forſchen und wiſſen , es wäre Sünde ; welche alle mit einander eben ſo viel von der Sünden Grund verſtehen, als der Topf vom Döpfer . Wann fie raaen ſollen , wie es Sünde rey ,

und wie man Gott erzürne ; ro haben ſie ja

nichts zur Einwendung,als Bilder der Meis nungen , welche das Gewiſſen in ſolche Bils

der einſchließen , daß fich ſolches dafür fürch : tet ;und der Sünden Grund durch die Eigen fchaften der Natur , wie ihre fette Stühe

mager und dürre gemacht werden , erkennet es nicht. ihr Bildernacher ! wie dräueteuch der Zorn Gottes im inneren Grunde eurer eiges en Natur mit den ſieben dürren Kühen und

Nehren : Joſeph iſt aus dein Gefängniß und

dentet dem Pharaoni Gottes Rath .


78

o Ex mysteri magno . Die Zeit iſt ſchon da, da die Figur Bha

raonis im Werke ſtehet; eure Bilder der fals fchen Magiä werden durch

Joſephs Erklä

rung der Geſichten vor der ganzen Welt offenbar. Brechet ab die Bilder, und betet zu Gott, daß er euch den Verſtand der Gefichten

Pharaonis gebe ; ſo möget ihr der ſieben guten Kühe und Aehren in euch theilhaftig werden . Wo abernicht, ſo müſſen eure Bil der der falſchen Magiä alle zu ſolchen dürreni Kühen und Wehren werden, als ſie dann im inneren Grunde meiſtentheils ſchon alſo ge

worden , und äußerlich anjeßo im Freffen find, und freſſen immerdar die gute Zeit und

Jahren in fich : Dann ſie haben die Liebe, den Glauben , die Wahrheit, Serechtigkeit, Des muth und Gottesfurcht faſt alle in fich ges freffen und in ubgrund verſchlungen ; und

jego freſſen ſie auch noch alle äußerlidye Nah rung in fich ; ſie haben das Silber in fich ge

freffen , daß nichts , als nur das magere

Kupfer, noch da iſt, und ſie ſind noch rohun gerig, daß fie auch am Kupfer liegen undna:

gen , als ein Hund am harten Beine, und wollen gernemehr davon freſſen , und haben

doch nichts mehr daran . Darum ſind ſie ſo hungerig , daß fie einander vor Hungerſelbſt erwürgen und auffreffen ,und ihr Land in die Theurung bringen : über hiemit werden ſie dem Zorne Gottes in den ſieben Eigenſchaf ten der Natur leibeigen gemacht, gleid ) wie

in der theuren Zeit Joſephs ganz Egypten


Ex Mysterio magno.

79

lond dem Könige Wharaoni eiaent ward .

Dieſer Zorn Gottes will euchhernach Saa men geben , daß ihr Bilder und Gößen ſäen

und dieſelbewieder in euch freſſen müſſet,wie ihr ſchon lange Zeit gethanhabt,und müfſet ſeine leibeigene Stnechte ſeyn , wie Egypten dem Pharaoni.

Das laß dir, o Egypten der Chriſtenheit,

durch Joſephs Erklärung im Geiſte der Wunder der ſechsten Siegelszahl geſagt feyn ; es gilt dir, wacheaufundwerde ſehend ,

die große Theurung in Leib und Seele ift

vorhanden , oder du mußt verſchmachten . Dufteheſt jego in keiner andern Figur vor Gott,als die ſieben häßliche,hungerige, ver dorrete,magere Kühe und Uehren : Der Ses gen Gottes iſt von dir in Leib und Seele ge wichen , daß du nur nach Gut und zeitlicher

Nahrung áchzeft, und deſſen doch nicht ſatt wirft. Femehrdu hungern und an den Beis

nen ſaugen wirft; je hungeriger wirſtduwers den , bis du alle deine gute Küheim Gewiſſen

in Leib und Seele mit Land und Leuten in

dich friſſeſt, und deine Seftalt ſo häßlichwird, daß dich die Fürſten der innern und äußern Himniel nicht anſehen mögen , und dich zur

Werdammniß des Todes urtheilen helfen , fagetder Geiſt derWunder in Joſephs Deu

tung.


80

Ex Mystcrio magno. Die vier Elemente des Hungers,wodurch

die Theurung in Leib und Seele verurſachet wird, ſind dieſe : Erſtlich , Doffart, als die

Begierde der eigenen Macht ; zweitens, der Geiß, als der Freffer, der ſidy felbft frißt, der

dem andern ſeinen Soweiß und das Fleiſch von den Beinen frißt und an ſich zieht, und doch nichts hat ; drittens, der Neid , als ein

Sohndes Seizes, deſſen Großvaterdie Hofs fart iſt, dieſer ſticht in Worten und Werken , und vergiftet alles,erlügetundbetrüget,und iſt niemals ftille ; je mehr nun der Geiz begies

rig wird zu freſſen , je größerwird dieſer ſein Sohn , der Neid , er will alles allein befißen , und hatdoch keineStätte, da er Ruhe bätte ; viertens , der Zorn , dieſer iſt ein Sohn des Neides, und der Heiz iſt ſein Großvater,was der Neid nicht todtftechen kann, daswill der Zorn todt dylagen : Welde vier Elemente die ſieben fette Kühe und Wehren Pharaonis in fid verſchlingen und freſſen , und find

doch,wievorhin ,nämlich häßlich , verdorret, hungerig undmager ;und jezo hat ſie Joſeph in Pharaonis Traume geſehen und offenbas ret, daß fie in der Welt offenbar und für die Uugen der Wächter geſtellet worden find, welche im Rath des Urtheils fiben und bes

ſchließen , was doch mit dieſen dürren , häßli chen und hungerigen Kühen mehr zu thun ſey : Dann Gott hat ihnen die ſieben fette Rühe

ſeiner Gnaden Offenbarung gegeben, aber fie freffen alles in fid , und werden immer


Ex Mysterio magno.

81

hungeriger , und zwar ſo ſehr, daß die Hölle

in ihren vier Elementen wohnet und das Reich der Teufel in ihrer Figur ftehet. O Egypten der Chriſtenheit !du hoffeſt auf Gutes,und begehreftdoch nur Böſes zu wirs ken ; es kommt dir kein Gutes , du fterbeſt dann dieſes Sungers ab, ſonſt zerberfteſt du noch in dieſem Dunger. Worin roll dir Gutes von Joſeph gedeutet werden , da du doch je länger je mehrnach Eitelkeit und Thorheit hungerſt ? Die Natur gebähret in dir nur ein foldes Kind , wie dein Hunger

und Begierde iſt, du darfſt aufnichts Gutes hoffen , du bekehreſt dich dann , und zieheft Joſephs neuen Rod an , ſo wird dir der Herr ſeinen Geiſt geben , daß du deine Bil der rehen und verſtehen, dieſelbe wegthun

und mit Joſeph vor Gottes Ungeſicht ſtehen wirft, wie Joſeph vor dem Ungeſicht Phas raonis ftand, und alsdann wirſt du die Wun

der Gottes fehen und deuten können .

Alsdann wird dich der Herr mit Joſeph über das Reich feiner Seheimniſſe ſeßen ,daß du den magiſchen Grund des Glaubens recht verſtehen, und nicht mehr in Bildern der

äußeren natürlichen Magiä forſchen wirft, wie du lange Zeit gethan haft ; ſondern du

wirft den inneren Grund ſehen , und mit


8.2

Ex Mysterio magno.

Joſeph über Egypten herrſchen ,das iſt,über die Geheimniffe , und darin dem Herrn dait ken , und in ſeinem Brunnen ſchöpfen , und Waffer des Lebens trinken . r ) Cap. 69. n . 22 u . 23. pag. 685 u . 686 .

ihr einfältigen Menſchen ! laſſet euch doch weiſen ; gehet nur vom Thurn der vers wirrten Sprachen aus , ſo möget ihr bald Bilrecht kommen , ſuchet Chriſtum zur Rech

ten Gottes in euch , er fibet allda , ſchließet nur euren Willen auf, das iſt : ergebet ihm nur denſelben , erwird ihn wohl aufſchließen ,

eure Bußemuß Ernſt ſeyn, oder ihr ſeyd alle mit einander nur Kundſchafter .

Saffet nichtmehr, es iſt Zeit : fie iſtwahr: haftig geboren , eure Erlöſung nahet fich : Der Bräutigam rufet ſeiner Braut ; ja ins Gefängniß Joſephs müfet ihr in dieſer

Theurung, ſo ihr nicht wollet , Amen . s) Cap . 70. n . 29 – 52. pag. 698.

O du ariner alter Jakob,betrüße dich doch nicht alſo um zeitliche Dinge : Siehe doch ; wie es dem alten Jakob ging, als er ſeine Söhnealle von ſich zu Joſeph ziehen, undwie ryn Foreph fu fidh holen ließ ,auch ihm ſammt reinen Stindern ſo viel Gutes that, in der Cheurung ernährte, und in ein beſeres Land


Ex mysterio magno,

83

einſekte : Alſo wird dirs auch gehen , ſo du wirfi deine Söhne laſſen zu Joſeph ziehen .

„ Wirftdu ſie aber vonnun an länger aufhal ten ; ſo mußt du ſammt deinen Kindern er: hungern und im Elend verſchmachten , faget der Geiſt der Wunder durch Joſephs

.

Mahl.“

O Iſrael, merke dieſen Dert garwohi, es trifft dich , und hat dich ſchon getroffen ; du biſt in deinem hungerigen Elend noch blind , und warteſt des Schwerdts der Turbā , das

ſoll dich aufweden , ſo willſt du es haben .

o Ifrael! wüßteſt du dieſe jeßige Zeit darinnen du blind lebeft, du thäteſt im Sade und in der AſcheBuße: Du fieheſt nach dem

Signatſterne, und er iſt ſchon erſchienen , er

leuchtet,wer Augen hat,der mag ihn ſehen, iſt er doch ſo groß, als die Welt iſt,noch will

man blind feyn. Den Unſern genug. t) Cap. 72, n. 22 und 23. pag . 750.

Wann die jeßige Zank- Babel den Kus Chriſti in fich hätte, fo würde ſie ſich mit Foſephs Brüdern zum himmliſchen Joſeph wenden, und in großer Demuth und Niedrig

keit mit Joſeph reden , und würde Gottes Wort in Joſephs Liebe höreit,und demüthig mit ihm redeni ; fie würde nicht um zeitliche

Ehreund fette Bäuche, noch um Herrſchung


84

. m Ex Myste rio agno

zanken ,und das Land Goren veriduften auf þeidniſche Art.

O Babel!deine Schande iſt vorderiAller : höchſten ins Gericht geſtelletworden , du bift

derfelbe Antichriſt , von dem

St. Paulus

gefagethat: Du rühmeft dich Gottes Wort im Lehren und Hören , und Dein Grund iſt nicht aus Gott, Tondern aus dem Thurit zu Babel : Du willſtmit Budtabeni,onedas

lebendige Wort in dir , Gottes Wortlehren , aber die Schafe hören deine Stimmenicht ; Dann ſie kommtnicht aus dem Stus joſephs .

u ) Cap . 73 . n . 9 - 18..pag . 756 u . 757 .

Jakob iſtmit ſiebenzig Seelen in Egyptent gefommen, mit allen ſeinen Kindern und

Kindes - Kinderit , davon ihrer fechs und rechszig aus ſeinen Lenden kommen waren , welche mit ihm zogen hatte e che,n denneugJoſeph

e ez ggezeuget. zwei Söhne inSEgypten DieſeßeZahl, Sechs und Sechszig , ift

ie ggroße ro geheime Zahl, Seine

ſowohl die Zahl

Siebeizig , welche eineZahl der großen Babel iſt : und die Zahlſechs und ſechszig iſt des Thieres und der Huren Zahl,von welcher

Iſrael und ein jedes KindGottesmuß aus: ziehen .

Dieſer Auszug Ifraelis iſt einewahrhafs tige Figur und Bild des legten Auszugs des


Ex Mysteiło magno.

Volkes Ifraelis , als der rechten wahren Chriſten ,welche auch aus dieſem Canaan , als

aus Babel, ausziehen ſollen im Ende des Thieres und der Huren Zahl, welcher Sig

natftern mit dem Wagen Joſephs ſchon erſchienen iſt.

Dann die große Theurung bei Jakobs Zei

ten , als die große Hungersnoth um himm liſche Speiſe , die iſt vorhanden , und nicht allein ein Seelenhunger nach Himmelsbrod , ſondern auch eine gar große heftige, zuvor

von der Welt her faſt unerhörte Impreſſion

der Begierde zur Eigenheit, als zu Seiz, Wucher und Hoffart. Der Hunger im Grimme Gottes nach der Eitelkeit, die zu verſchlingen, iſt ſo groß, daß

er aujego der Himmelskräfte impreſſet, daß aller Vorrath und Segen verſchwindet und

der Menſchen Gemüthe alſo hungerig nach Eitelkeit iſt, daß gar keine Ruhe auf Erden für dieſer Begierdeiſt. Es iſt das dritte Prin cipium ,als derSpiritusMundi des Reiches in den vier Eleinenten mit impreffet, davon aller Segen verſchwindet, und an deffen

Statt ein unerſättlicher Seif - Hunger ents ftanden iſt : alſo daß das Thier und die Hure fammt ihren Unbetern alſo hungerig nach

Hoffart, Geiz,Neid, Zorn,Unzuchtund Hu

rerei, nebſt thieriſcher Wolluft iſt, und alſo


86

Ex Mysterio magno. 10

hart in ſolcher Begierde impreffet , daß die Zeit da iſt, daßdieſes Thier ſammtder Huren

zerberſten muß. und alsdann ſo wird Qafobs (Seift lebens

dig , und glaubet, daß Joſeph ein Fürſt im Egyptenlande,alsinder Bekehrung iſt;allda wird Joſeph ſeinen Brüdern offenbar wer den , daß dieſe fich ſchämen müſſen ihrer Falſchheit, daß fiehaben Joſeph untertreten

und mit Lügen ins Elend verkaufet. Dann Foſephs Angeſichte in der Wahr heit ſoll ganz Ifraelund Egypten beſchauen . Dann Iſrael muß aus Canaan ausziehen ,

und Babel in der 70 . Zahlverlaffen : Áber der Hunger zu Babel fyricht: Ich will mir von ehemeinen Sad füllen , daß ich aufdem Wege Zehrung habe; und weiß nicht, daß Joſeph hat Ifrael Zehrung , dazu Wagen

und Kleider gegeben , daß ſie nur ſollen ihr Vieh nehmen , und ſonſt ihre Wohnung und Vorrath dahinten laſſen .

iondes o ehöretaileko fraer rotilZehrung g z, welche PerDie anjeßo IIſrael in Babel einſammlet, gehöret alle dergrimmen Impreſſion des Zorns Gottes, der ſoll ſie alle

verſchlingen,wann ſein Feuerbrennet : Gott

hat ſeinen Kindern ſchon Zehrung durch

Joſeph zuvor hingeſchicket, fiewerdenwohl genug haben , wenn ſie nur nichtzanken auf


Ex Mysterio magno. dieſem Wege: es find ihnen Feierfleider bes reitet, daß ſie von dieſerUnruhe des Treibers feiern follen Uber Babel denket : Noch langenicht, Iſrael muß mir dienen, ich will

jie bab plagen : aber die Sündfluth unddas Feuer zu Šodom überfällt fie plößlich , daß kein Erretten da iſt; wer da wachet, der ſen munter, daß er nicht einſchlafe : Denn der

Bräutigam zieht vorüber :, Hinten nach wollen die tollen Jungfrauen ihre Lampen ſchmücken ; aber es iſt zu ſpat ; der Hunger zu

Babel ergreifet und frißt fie in feinen

Solund. . : w ) Cap . 75 . n . 50 u. 36. pag . 768 u . 766.

Die Zeitdes Streits iſtam Ende,Ephraim rollüber Manaffeherrſchen ;wo ihr das nicht thut, ſo wird euch die Sonnemit ihrem Auf

gange verblenden , daß ihr müſſet ewig blind feyn .

Fhr wollet wahrlich nur mit dem Ver nunfts - Augedas Reich der Natur ſehen , und

das Auge der Gnaden verachtet ihr ; aber Ephraim bekommtdas Naturrecht der erſten Geburt: Wie ?wollet ihrwider euren Vater Jakob ſtreiten ? Ihr regnet nichtrecht: denin ihr ſeket Manaſſe vorne an , und Ephraim

hinten nach ; es iſt vor den Augen des Aler

höchſten offenbarworden , der hat Ephraim wieder herfürgefeßet : Das Reich der Natur


88

Ex Mysterio magno .

in menſchlicher Selbſtheit foll Knecht wer den , und daswollet ihrnicht, aber der Vor: ſaß des Höchſten gehet für ſich ,und ſolltet ihr

gleich darum alle zu Grunde gehen , ſo iſt kein Aufhalten mehr.

· Es iſt eine treffliche Figur von Iſrael, welches mit Fakob, das iſt, mit Ausgehung des ReichsChriſti, ſterben würde, das iſt,daß

die jüdiſche Polizei untergehen , aber Gott fie in der legten Zeitwieder in dieß Land, als in den wahren Bund in Chriſto , einführen würde: Denn er hat ihnen auch dieſes Stück Land zuvor behalten , daß fie daſſelbewieder

befişen ſollen ,welches Babel nicht glaubt ;

aber ihre Zeit iſt nahe : Denn der Heiden Fülle iſt am Ende. x ) Cap. 76. n . 50 - 52 und 57 und 58. pag. 778

und 779.

Der innere Grund (daß nämlich das

Scepter von Juda nicht entwendetwerden würde, noch ein Meiſter von ſeinen Füßent,

bis daß der Held komme) iſt dieſes , daß das Königreich Chriſti mit ſeiner Herrſchung

über Sünde, Tod, Teufel und Dölle nicht würde aufhören , noch ein anderer Herrſcher oder Meiſter von ſeinen Füßen , das iſt, vom Bunde Sottes kommen , bis dieſer Held

Chriſtuswürdewiederzum Gericht kommen


Ex Mysterio magno .

89

und ſeine Feindeſcheiden ; ſo roll erdas Reich ſeinem Vaterwieder überantworten ; da alsa dann wird Gott ſeyn alles in allem .

Derohalben die Juden vergevens auf einen andern Meiſter hoffen , wiewohl ex ihnen auch kommen wird in der Zeit der Offenbarung, welche nahe iſt, da das Reich

Chriftiwird offenbar werden allen Völkern.

Item : Demſelben werden die Völker an hangen : dieſes iſt nach ſeiner Menſchwers dung geſchehen , und wird vielmehr in ſeiner Offenbarung geſchehen, daß ihm werden die Völker anhangen underkennen ,wenn Babel fein Ende nimmt, alsdann wird dieſes erft ganz erfüllet, welches Anhangen anjeßo die Bilder und Sekten zu Babel aufhalten , daß die fremden Völker fich am Zanke der

verwirrten Sprachen ärgern und davon bleiben .

Wenn aber der Thurn zu Babel umfällt, ſo ſollen ihm alle Völker anhangen , ehren

und dienen :welches Unhangen dievermeinte Chriſtenheit hat aufgehalten mit dem Antis drift, welcher iſt lange Zeit an Chriſti Statt

als ein irdiſcher Sott geſeffen ; wann dieſer aufhöret, ſo wird das Reich Chriſti gang Offenbar, welches man jeßó nur in Bildern

fiehet ; den Unſern verſtanden ,


90

io Ex Myster magno .

Item : Er wird ſein Füllen an den Weins ftock binden und ſeiner Eſelin Sohn an den edlen Reben .

O du arme Chriſtenheit ! verſtündeſt du doch nur dieſes Recht,und dringeſt da hinein , daß du auch mit dieſer Eſelin , welche in Adam verblich , an der Füllen edlen Reben ſtündeft,was dürfte es Streitens ? Iftes doch

nur eine einfältige Erelin , die Chriſtum und Udam auf ſich träget, als Chriſtum in ſich , welcher ihre edle Řebe iſt, als ihrSaft und Kraft, und Adam auf ſich , als eine Laft. O du babyloniſche Hure! du hälteft mit Deinem Drachenthiere dieſe Eſelin auf, daß die armeChriſtenheit muß dein böſes Thier

tragen , daraufdu Hure reiteſt ; aber deine

Zeit iſt nahe, daß du in Abgrund des hölli fchen Feuers geheft , faget der Seift der Wunder .


VI.

.

Aus den dreien Principien . a ) Cap. 3. 11. 8. pag. 22 .

Aber es kommt eine Zeit , da die Morgen röthe des Tages anbricht, da die böſe Beſtie ,

das böſe stind, ſollbloß ſtehen, und in großen Schanden , denn das ürtheil der Huren des großen Thieres gehet an . Daruin wachet auf, ihr Kinder Sottes, und fliehet, daß ihr nichtdas Mahlzeichen des großen und böſen Thiers, an euren Stirnen gepfeßet,mit fürs helle Licht bringet, ihrwerdet deß ſonſt große Schande und Spott haben . Es iſt nunmehro Zeit, vom Schlaf aufzuwachen , denn der Bräutigam rüſtet ſich ſeine Brautzu holen .

Er kommt aber mit einem hellſcheinenden Lichte : Welcher alsdann wird Del in ſeiner Lampe haben , deſſen Lampe wird anges zündetwerden, und der wird Saft ſeyn : die aber nicht gel haben , deren Lampen wer den finſter bleiben und ſie (chlafend, und be: halten das Mahlzeichen des Thieres, bis die Sonne aufgehet : Dann werden ſie greulich erſchreden und in ewiger Sdande ſtehen , denn das Urtheilwird erequiret . Die Kinder

Gotteswerden esmerken ,aber die Schlafen den ſchlafen bis zum Tage.


Ex tribus Principiis .

b) Cap .4. n. 22. pag.55. Die Zeit der Offenbarung und Uus ſpeiung des Thiers kommt, davon den stin : dern der Hoffnung in der Liebemag hierin

genugſam verſtanden ſeyn . Aber den Dies nern des Antichriſts iſt eine Mauer und Sie gel dafür, bis über fie der Zorn der Hurerei vollendet, und Babel, die Hure des großen

Thiers, bezahletwird, und ſie ihres geweſes nen Reichs Krone ſchändet,und den Blinden die Augen aufgethan werden : Dann fißet ſie als eineSchand -Hure, die Jedermann zum Verdammniß urtheilet . c ) Cap . 9. n . 17. pag. 86 . O ach des Dornenſtechens ! das der Teufel in dies hohe Liebeſpiel gebrachthat, daßwir in der edlen Erkenntniß einen ſolchen hoffärs tigen Zank treiben , daß man den heiligen

Geiſt mit Gejeßen bindet ! Was ſind die Ges febe im Reich Chriſti, der uns frei gemacht, daß wir ſollen in ihm wandeln im heiligen

Geiſte ? Wozu ſind ſie anders erdichtet,als zur Wolluſt des Antichriſts, damit er mäch

tig undprächtig einhergeheund Sott auf Ers den ſev ? O fliehe'vorihm , du Menſchenkind, die Zeit, vom Sdylife des Antichriſts aufzus wachen , iſt kommen , Chriſtus kommtmit der

ſchönen Lilien aus dem Paradieſe in Fora phats Thal: Es iſt Zeit, die Lampen zuſchmü

fén ,wer zurHochzeitdesLammesgehen will.


Ex tribus Principiis.

d ) Cap. 11. n . 28. pag. 116. Und iſtder Lilien Pforten, davon der Seiſt zeuget, die nahewachſen ſoll, in Grimmen : bauin ; welde, wann fie wächſet, bringet fie uns durch ihren ſchönen und ſtarken Ruch

wahre Erfenntniß in der heiligen Dreifaltig keit , durch welchen Rud erfti& t der Anti chrift , und berftet ſich auf dem Baum des

Grimmes , und wird ergrimmet das große Thier , ſo von dem Baum ſeine @ tärke und Macht hatte eine Zeit, bis es Dürr und feu rig wird , weil es icinen Saft mehr vom Grimmenbaum , welcher zerborſten iſt, er langen mai ; da ſichs alsdann im Grimın er: teht wider den Baum und die Lilieni , bis

der Baum , davon das Thier af und ſtart ward, das Thier zerbricht, und ſeine Macht

im Feuer des Urkundes bleibet: Ulsdann fehen im großen Baum der Natur alle Thü ren offen , und giebt der Prieſter Aaron ſein Stleid und ſchönen Edmuck demi Lanime, welches erwürget ward und wieder fam .

c ) Cap. 155 m . ll. pag. 139.

Darum merket aufihr Kinder (Hottes,der Engel des großen Raths kommt in Jofa :

phats Thal mit einer güldenen Bulle , die verkauft er um Del ohne Geld , wer da tommt, den trifft't .


Ex tribus Principiis. f ) Cap. 15. n. 26 . pag. 183.

Bedenket ihr Eltern ,was ihrthut,voraus ihr Huren und Buben, ihr habt ein ſchwer

Latein , beſinneteuchwohl, es iſt kein Scherz, es ſoll euch an ſeinem Ortegewieſen werden , daß der Himmel frachet: Fürwahr die Zeit der Roſen bringt es mit ,und es iſt hohe Zeit aufzuwachen , denn der Schlaf iſt aus ; es

wird ein großer Riß werden für der Lilien ,

darum hab ein jeder Achtaufſeine Sachen . 8 ) Cap. 20 . n . 12 u . 45. pag . 291 u . 298 . Der Seift der Grimmigkeit im ewigen

Qual wollte auch offenbar reyn und ſeine Wunder eröffnen , davon nicht viel zu ſchrei

ben iſt, denn es iſt ein Myſterium ,das uns nichtgebühret zu eröffnen , ob wirs gleich er: kennen : es bleibt zurLilienzeit, da die Roſe blühet , ſo ſtechen uns nicht die Dornen in

Babel. Wo kommſt du her , du wildes Thier , ſo groß und ſtark, haſt du mir nichtmeinen Ros

fengarten zertreten und dein Lager hingema chet ? Wo find deine Brüder und Schwe: ſtern ? Wie daß fie zu deinen Füßen liegen und find ſo mager, und du biſt allein ſtark.

Haft du nicht gefreffen meine Zweige , und junge Wölfe geboren, die deine Beerde auch freffen ? und du biſt ein wildes Chiermit dei nen Fungen ? Boll ich did , dann in meinem


Ex tribus. Principiis.

95

Roſengarten gedulden ? Wo iſt die edle Frucht, ſo ich geſäet hatte? vaſt du nicht eitelwilde Zweige daraus gemacht ? Wofoll ich dann den Nußen und die Frudit meines Roſengartens ſuchen ? Und meine Seele wollte auch gerne eſſen der guten Frucht, du

aber haft alles zertreten , und eineMörders grube gemacht. Dazu höre ich ein Geheul und großes Ses ,

ſchrei, daßalle deineKnechte Weheüber dich

ſchreien , daß du fie ängſteſt : Dazu haſt du vergeſſen meinen edlen Saamen , und den

nicht gefäet, ſondern deinen wilden zu deiner großen Freſſerei und Pracht. Siehe, ich habe

dich ausgeſpeiet gegen Babel in die Stelter meines Srimmes , da will ich dich feltern , und meinen Lilienzweig in meinen Roſen garten feßen ,dermir Frucht bringet, welche meine Seele lüſtert, davon foll eſſen meint franker udam , aufdaß er ſtarfwerde und in

ſeil Paradies gehe. h ) Cap. 20 . n . 153. pag. 519. Darum , o Sain , fliehe aus vom Seifte dieſer Welt, es iſt ein Feuer darin vom Herrn

vom Himmel,ausder Wurzeldes Urkundes ; es wird angezündet dein geſchwüles und heimliches Reich , auf daß man dich an allen

Orten fiehet ; du ſollſt ganz offen ſtehen mit allen deinen Deimlid)feiten : Denn der (Geift der großen Welt hatdie Tinktur funden ,und blühet auf einer Roſen im Wunder. .


90

Ex tribus. Principiis. i) Cap. 23. n . 59. 11.60. pag.378. O du Schalk ! bleib nurvon Chriſti Teftas

ment aufen , ſo du nicht einen andern Men fchen dazu bringeft ; du biſt nur ein Mörder

und ärgerſtdeinen Nächſten , ſo lange du auf ſolchem Wege biſt. Dein Gebet iſt falſch , es gehet dir nichtvon Grund deines Herzens.

Dein Herz begehret nur die Wolluſt dieſer Welt , und dein Gebet nimint der Dreiber auf, der iſt dein Gott, darum denke,was du

thuft.

DBabel!wir hätten vielmit dir zu reden, aber allhie nicht. Es wird einſt mit dir im Zorn geredet werden , davon die Elemente

werden erzittern ; gehe aus, es iſt Zeit, daß

fich der Zorn lege. ? k ) Gap. 25 . n . 57. pag. 403.

Und fiehe, ich ſage dir ein Geheimniß : Alfo wohl, als alles , was udam hatte vcrfchul

det, mußte 11och in dieſer Welt am Leibe Chrifti ftehen , und in dieſer Welt geſehen

werden . Alſo wirſt du auch dieſen Tempelfür der Zeit : ehe das Unverwesliche wird das Verwveslicheganzanziehen , noch in der Lilien im Wunder fehen , da der Zorn gegen der Liz lien ftehet, bis er in der Liebe verföhnet, und aus dem Treiber ein Spott wird, als es im

Dode Chriftiauch geſchah ; daraufdie Juden

hoffen : aber ihr Scepter ift zerbroden ,und


Ex tribus Principiis.

97

ftehet das Leben in der Seburt Jeſu Chriſti. Sie aber kommen von den Enden der Welt, und gehen aus Jericho wieder in das heilige Jeruſalem , und effen mit dem Lamm , das iſt

Wunder ! Aber der Dreiber iſt gefangen, darum reden wir alſo wunderlich , undwers den jeßo nicht erkannt, bis der Treiber zers

bricht, dann kommtunſer Lebenwieder, und ſtehet ini Joſaphats Thale. 1. c . n . 91 und 104. pag. 412 und 415.

Uch ſtehet doch ab, eure Sache iſtnur böre vor Gott, und ihr werdet alle in Babel cr funden . Laffet euch rathen , denn der Dag bricht an ; wie lange wollt ihr bei der ehes

brecheriſchen þure liegen ? Stehet auf eure

edle Jungfrau iſt geſchmüdet in ihrem ſchös

nen Perlenkranze: Sie träget eine Lilie, die ift wonneſam ; ſeyd Brüder , ſie wird euch wohlſchmücken ,wirhaben ſie wahrhaftig ges rehen , und in ihren Namen ſchreiben wir dieſes. Darum laſjet es euch geſaget regn , ihr

Juden, Dürfen und Völfer, ihr dürfet keines andern warten , es iſt keine andere Zeit vors handen , als die Zeit der Lilien , und ſein Zeis chen iſt das Zeichen der Eliä ; darum ſehet zu ,

inwelchem Geiſte ihrlebet,daß euch nicht das Zornfeuer verídlinge und auffrefie : Es ift nunmehro Zeit , das die Jeſabel mit ihrer Durerei aus dem Sauſe gejagetwerde, daß


iis Ex tribus Princip .

98

ihrnicht der Huren Lohnempfahet ;undwie ihr euch unter einander ſchindei , alſo auch frefſet. Wahrlich , ſo nicht bald gewehret wird , ſo brennet das Feuer über Babel aus ,

ſo iſt dann kein Rath ,bis der Zorn alles ,was in ihm gewachſeni, auffrißt. 1) Cap 27 . n .58. pag. 458. Gehe ein jeder in ſich ſelber, und mache einen gerechten Menſchen aus fid ) ſelber , und

fürchte Gott und thue Recht, und denke, daß fein Werk im Himmel vor Gott erſcheine, und daß er alle Stunden vor Gottes Anges ficht ſtehet, und daß ihn alle ſeineWerkewer : den nachfolgen : ſo grünet die Lilie Gottes, und ſtehet die Welt in ſeinem Seculo , Umen .

.

m ) Append. n . 58 . pag.448.

Darum , o Menſch , ſchaue zu , verderbe dio nicht ſelber, ſchaue, daß du wadreſt im Nder der Liebe, Sanftmuth und Gerechtig

feit und ache mit deinein Leben in dir ſelber ein in die Sanfouth Jefu Chrifti, in die Wiedergeburt zu Gott ; ſo wirſt du in Gots tes Ouell der Liebe leben : Und ſo dann der ter dieſes Gewäduſes von dir weggenom meiwird, ſo iſt dein Leben eine Frucht und Gewächſe Sortes,undwirft grünen und blü hen mit einem neuen Leibe aus dem reinen


Ex tribus Principiis .

99

und heiligen Elementfür Gott, im Leben deis nes theuren Helfers und Erlöſers Jeſu Chrifti, dem ergieh dich ganz und gar in dies

rem Streitleben, ſo wirſt du mit ihm durch reinen Tod und Auferſtehen grünen in einem neuen Menſchen vor Gott. Fiat, Amen .


i VII. Aus dem dreifachen Leben . a ) Cap. 5 . n . 80 und 81. pag. 52. Siehe, moun dos fieħente Gienelaufaethau

iſt, ſo weidet der Erzhirte ſeine Schafe ſelber auf ſeiner grünen Äue, er führet ſie zum friſchen Wäſer und erguidet ihre Seelen , und führet fie auf ſeiner rechten Straße ; der: iſt ein guter Hirte , und die Schafe folgent ihm , und er giebt ihnen das ewige Leben .

Zu der Zeit zerbricht Babel, die große Stadt auf Erden in den Wundern , und gehen aus ihr alle Seelen derMenſchen , ro

im Buche des Lebens, im gläſern Meer ge ſchrieben ſind,alle,die aus Gottgeboren ſind, und es iſt eine Hütte Gottes bei den Mens fchen : Denn der ſie verführet hat,wird ver:

ſiegelt, das Licht vertreibet ihn . b ) Cap. 5. n. 147 — 149. pag . 97 . O ihr Menſchenkinder , mierket, was euch offenbaret wird , haltet es nicht vor eine Fabel oder Hiſtorie : Es iſt im Terpario Sancto erfarintworden , in dem aufgethanen

Siegel der ſieben Geſtalten im Centro : und wiffet, was es ift.


Aus dem dreifachen Leben .

101

Euch wird hierunter oder hiermit die end

liche Zerbrechung des äußern Principii anges

kündiget,ſchmüdeteure Lampen , derBrău tigam iſtgerüſtet, ſeine Poſaune ſchallet, der fiebente Engel auf dem Thron des Himmels poſaunet : die Geheimniſſe des Reiches Sots

tes werden in Zeit ſeines Poſaunens vollen det,und iſt fürðaß keine Zeitmehr in den vier Elementen : ſondern es gehet an die ewige Zeit im Elemente im Leben Gottes, und auch

die Zeit des Abgrundes. Sehet aus von dem Svrechen in Babel :

Denn wir reden in Jeruſalem alle nur eine Sprache : Babel brennet im Feuer, Amen . c) Cap . 8 . n . 27. pag. 136 . Die Propheten waren anders nichts, als

daß fie Gottes Zorn ankündigten ,und hießen

die Kinder Gottes fliehen , wie dieß an Jeruſalem und am jüdiſden Volke genug zu

fehen, und von der Welt her bei aŭen Völs kern immer geſchehen iſt. Darum mache fich niemand blind, und denke nur eben , was folche Anzeigung und offenbarung bedeute,

rojeßtderWelt vorgeſtelletwird : Es iſt die

Zeit des Untergangs des Drachens mit der Huren Babel, die foul hinunter in Abgrund. Wer nuu nicht fliehen will, der rey doch ges

warnet. Wer ihr Mahlzeichen wird fürs


102

Aus dem dreifachen Leben.

Licht bringen : derwird des großen Spott und Schande haben , reden wir , als wir ſollen .

Die Morgenröthebricht an , die Sonne wird bald aufgehen : Haltet es vor keinen Dand, es iſt beſchloſſen und erkanntworden im Ternario Sancto.

d ) Cap . 12. n . 10. u. 14. pag. 243. Freuet euch ihr Himmel mituns, und du Erše jauchze, denndes Herrn Lob gehetüber alle Berge und Hügel: Er thut uns auf die

Thürezur Mutter, daß wir eingehen ; lafſet uns freuen und fröhlich ſeyn : denn wir was ren blind geboren , und find nun ſehendwors

den : Thut auf die Thore des Herren , ihr Knechte Gottes, daß die Jungfrauen mit ihrem Spiel einhergehen : Denn es iſt ein

Reihen , da wir uns ſollen mit der Jungs frauen freuen und fröhlich ſeyn , ſaget der Geift des Herren Herren . O liebe Menſchenkinder, alle, die ihr von

Adam herkommen und geboren ſend in allen Inſeln und Landen , wo ihr da wohnet, weß Namens ihr ſeyd : Merket es : Der Gott Himmelsund der Erden , der uns allegeſchaf

fen und auseinem Leibegezeuget hat,der uns Leben und Athem giebet,und unſern Leib und Seele erhält,der rufet uns alle in eine Liebe :

Ihr ſend weiland irre gegangen , denn ihr


Aus dein dreifachen Leben .

103

habt Menſchen - Zand gefolget, und der Teu fel hat euch betrogen , daß wir uns unter ein ander haſſen ,ermorden und anfeinden : Shut

cure Augen aufund ſehet,haben wir doch alle einen Athem , und find aus einer Seele geboren : Wir haben alle einen Sott , den

wir ehren und anbeten , derſelbige einige Gott hat uns alle geſchaffen , dazu haben wir

einen Himmel, und der iſt Gottes, und Gott wohnet darinnen , wir werden an jenem Tage allezuſammenkommen ,diewir in Gott

getrauethaben :Was zanken wir denn lange um Sott und ſeinen Willen ?

I. c. n . 30 – 32. pag. 220 .

Es wird dem Einfältigen gefaget, daß er die Augen aufthue, und ſehe doch nicht auf Meinungen : es fteden lauter Keßereien in Meinungen : Undder da gleich in ſeinerMeis nung eifert, und in der Meinung zu Gott ein dringet, und alſo Gott und Himmelreich er langet, der hat doch einen Schwanz vom

Antichriſt an ihm hangen : Denn er eifert über andere, und läſtertund verfolget die, die ſeiner Meinung nicht ſind . Dasmerket, ihr Fürften und Oberen ,laſſet euch nichtverfüh ren : treibet die Lehrer in die Kirchen , und heißet fie den Willen Gottes aus ſeiner Liebe lehren und machet fie nicht zu gewaltigen

Herren : Seſtattet ihnen nicht, Auffäße zu


104

Aus dem dreifachen Leben .

machen , denn ſie haugen ſonſt dem Seize an , denn in jedem Seiz ſtecket der Antichrift, mach 'es, wiedu willſt, du haft ihn am Halſe.

Sehetzu ,ihr Fürſten ,daß ihrMänner hö ret, welche aus Gott gelehret ſind, und nicht allein aus Kunft : Denn wo große Kunſt iſt, und nichtein demüthiges Herzzu Gott geneia

get, das nicht eigene Ehre ſuchet und den

Seiz, da iſt der allergewiffefte Antichrift : Denn in der Kunft ſtedet Hoffart und eigene

Ehre, die wil die Welt regieren und viel ha : ben , denen trauet nicht, ſie ſind nicht Chriſti Hirten .

Werdet ihr nicht folgen dem , das euch geoffenbaret wird, ſo wird der letzte Antis chriſt ärger ſeyn als der erſte, und wird dazu kommen , daß ihn die Welt wirdmüſſen auf einen Haufen in Abgrund werfen, welches ihnen Daniel und die Offenbarung genug zeiget, undwiewir auch erkannthaben , daß

es ihnen alſo gehen wirð : Denn ſie ſind jeßt ein Beſen und Ruthe über den alten Unti chrift , ihren Großvater : aber ein anderer fomit, der ſie auch gürten und die Wahrheit darſtellen wird. c ) Cap. 15. n . 27 - 50. pag. 255 und 256 .

Fhr großen Schul- Rabbi und Meiſter, laffet es euch ſagen ,es kommteinerherniach ,


Aus dem dreifachen Leben .

105

der wird euch mit Feuer des Zorns taufen, darum , daß ihr ſeine Kraft verleugnet: Ihr

habt einen ſchweren Biffen an Chriſti Tefta menten : Werdet ihr nicht von euren Rath

ſchlägen ausgehen in den Tempel Jeſu Chriſti, ſo müſſet ihr gar ausgeworfen wer : den : Eurer waren vor alten Zeiten viel, denn ihr zeuget euch ſelber, und nicht Chriſti Amt, ihr ſend in Deutſchland dünne worden : da ihr Tauſendwaren , ſind der jeßt kaum Hun

dert. Werdet ihr nicht ablaffen von Men

fchenwiß und Tand, ſo wird euch Gott weg werfen , daß, woihr jetzt Hundert ſend, wers den eurer nicht Zehn ſeyn , undnoch weniger . Wachet aufvon eurem Schlafe, daß ihrnicht

alſo hinunter ins Verderben fahret in 26 grund. Ihr faget, wir ſcherzen euc) : aber es iſt nichtohne, es cherzet euch einer, den wir lennen , der es uns zeiget : erwird bald aufs

wacheni , reyd nicht alſo ficher, denket dem nach , denn kein Menſch nimmtihm etwas, es werde ihm denn gegeben , es wird auch nicht

vergebens gefaget. Dein Wik , o du Hure, hat alles verblen det : ſo mirmeine Augen von Gott nicht auf gethan wären ,was kennete ich dich ,ich dürfte

dich auch noch wohl anbeten . Uber die Welt wird dich ſuchen , und end lich finden : Alsdann ſoll Europa eine Strone

ſeyn , und Ufia der Mann , und Afrika das


106

Aus dem dreifachen Leben .

Land, und ein einfältiger Hirte ſollunswei den .

Verſtündeſt du das , du gingeſt in dich und ſuchteſt dich , aber du wirſt blind ſeyn, bis du bezahlet wirſt : Wie du haft Leid ein geſchenket, alſo ſollſt du Qual austrinkeri, denn du haſt deß zu viel gemacht, und biſt ein

wilder Baum und rollft abgebrochen wer: den : Es iſt kein Rath , dein eigner Zorn wirft dich zu Boden : Denn du biſt gewogen und zu

leicht erfunden worden , ſagetder Geiſt der großen Wunder.

f) Cap. 15, n. 5. u. 13 . pag. 262. u . 266 .

Beſchaue dich doch nur, du blinder

Menſch,wo biſt du hingegangen ? Meineft du , daß dieſe Bosheit und Falſchheit, die du

treibeft, Gottes Ordnung rey ? Jawarteder Zeit, duwirſt es bald ſehen : es iſt des legten Siegels Zeit , da der Zorn Gottes feine Schalen hat’ousgegoffen , daß der Höllen

Wunder ans Licht kommen. Laſſet's euch geldget ſeyn ,wir haben 's im Ternario Sancto erkannt : Denn die Mutter hat dieß verwors

fen, und will nicht mehr der Greuel ; ſie iſt

ſchwanger,undgebieret einen Sohn in ihrem Alter , der die Tage der Bosheit verkürzet . Das laſſet euch geſaget ſeyn . Wer in ſeiner Bosheit verharret, der wird der Schande

und großen Spott genießen .


Aus dem dreifachen Leben .

107

Darum ihr Eltern und Kinder, ihr Obern und Untern , merket auf, ihr habet die Muts

ter der Natur voll Greuel geſchüttet, der grimmige Zorn Gottes iſt vorhanden , das endliche Gericht iſt vor der Thüre: Gottwill die Erde mit Feuer fegen , und einem jeden ſeinen Lohn geben ; die Erndte kommt, dies Getreide beftehetnimmer, es wird ein jedes in ſeine Scheune geſammlet werden : Wer ſich nichtwill rathen laſſen , der fahre hin , er

wird bald erfahren ,was das fiebente Siegel am

Centro mit ſich bringet . g ) Cap. 16 . n . 18 . pag. 275.

Wir haben einen Wächter hören ſagen : Rein ab: die Stadt Babel iſt gefaden ; ſchaue, daß du nicht in Babel werdeft ergrif fen ,denn ſie brennetim Feuer : Turbamagna will fie ausſpeien , es iſt kein anderer Rath, als nur alleſammtmit dem Säuhirten zum

Vater zu gehen ,und ihn um Gnade zu bitten ; ſonſt wirſt du erfahren, was dieſe Feder ge

ſchrieben hat, auswelchem Seifte es gefloffen und eröffnet worden iſt.

h ) Cap. 17. n . 51. pag. 291.

Das laß dir geoffenbaret ſeyn, du werthe Chriſtenheit vom Wufgange zum Nieder gange : Die Zeit iſtnahe, da der Bräutigam

will die Brautholen ; rey rehend, und nicht


108

Aus dem dreifachen Leben .

blind : Kaufet euch Del, o ihr tollen Jung frauen ! Gehet von der Hurerei des Seizes und der Soffart aus, oder ihr werdet dieſes

Abendmahl nicht ſchmeden : Welcher nicht wird Gottes Leib an der Seele haben ,der ſoll nicht Saft ſeyn , er kann auch nicht in Sottes

Reich eingehen . i) Cap . 18 . n . 1. pag . 297.

Es iſt der Stern erſchienen , welcher das Siegel zerbrochen hat: Was gaffeft dudenn

lange? Merkeauf,denn die Zeitift'kommen , es iſt kein Aufhalten mehr.


VIII .

Aus dem Buche: von der Gnadenwahl. a ) Cap. 4 . n . 2 . pag. 34 .

Laß dich nicht irren dieſe Feder , oder die Hand der Feder, der Höchſte hat ſie alſo ges ſchnißet , und ſeinen Athem darein geblaſen , deßhalb wir ein ſolches wohlwiſſen und er:

kennen , und nicht aus Wahn von anderer

Hand, oder durch aſtraliſche Einfälle, als

wir beſchuldiget werden . Uns iſteine Pforte im TernarioSancto aufs gethan , zu ſehen und zu wiſſen,was der Herr zu dieſer Zeit in den Menſchen wiſſen will ,

auf daß der Streit ein Ende nehme, daß man nicht mehr um Gott zanke : Darum

offenbaret er ſich ſelber , und das ſoll uns kein Wunder ſeyn , ſondern wir rollen ſels ber das Wunder ſeyn, das er mit Erfüllung der Zeit geboren hat , ſo wir uns erkennen , waswir find, und vom Streite ausgehen ini die Temperatur des eigenen Willens , und uns unter einander liebeni.


.· 110 110

Aus dem Buche: b ) Cap. 10. n . 48. pag 161.

O tiefe Gnade Gottes ! erwededich doch noch eins in uns armen verwirrten blinden

Kindern , und reiß ab des Antichriſts und des Teufels Stuhl, welchen er in Gleißnereihat aufgebauet, und laß uns doch einſt ſehen dein Antlik . O Sott ! die Zeit deiner Heimſus chung iſt ja da ; wer kennetaber deinen Urm vor der großen Eitelkeit des Widerchriſts in

ſeinem aufgebaueten Reiche! Zerſtöre du ihn , Herr, und reißab ſeineMacht, aufda6 dem Kind Jeſus offenbar werde allen Zun gen und Völkern, und wir von des Wider chriſts Macht, Hoffartund Geiz erlöſetwer

den . Halleluja ?

Von Aufgang und Mitternachtziſchetder Herr mit ſeiner Kraft undMacht, wer will

das wehren ? Halleluja ! · In alle Lande fiehet ſein Auge der Liebe,

und ſeineWahrheit bleibet ewiglich . Halle luja ! Wir ſind erlöſet vom Jod des Treibers, das ſou niemand mehr aufbauen ; denn der Herr hat’s beſchloſſen in ſeinen Wundern . Halleluja !


Von der Gnadenwahl. c) Cap. 11. n . 44. pag.474. DihrMenſchen ! feyd doch nicht ſo blind; wiethut euch Gott ſeine Gnadenthüreſoweit auf, nehmet es doch hin : Uch ! ſehet die Zeit an ; eure Heimſuchung iſt geboren ; tretet doch das große Geſchenk göttlicher Gnadens Offenbarung nichtmit Füßen eurer tauben

Vernunft . d ) Cap. 12. n . 27. pag . 180. Siehe , es kommt ein Bote aus Gottes Gerechtigkeit , und fordert das von deinem angehängten Chriſten -Namen mit Feuer und Sdwerdt , dich als zu treulos vertilgen , und ſeinewahre Kinder des Gehorſams in ſeiner

Liebe zu offenbaren , daswirſt du naheerfah ren , reden wir , als wir follen . I. c. 67. und 68. pag. 190 .

Dieſes merket wohl, alle , die ihr wollet lehren , und meinet, ihr ſeyd dazu berufen ;

fehet euren Beruf in euch wohlan , ob ihr auch von Gott in ſeinem Uhrwerk in Chrifto berufen ſend ? Ob euch Chriſtus in euch mit ſeiner Stimme hat berufen ? Wo nicht, ſo feyd ihr anders nichts, als nur falſche Pro pheten , die da ungeſendet laufen , und nicht zur Thüre Chriſti in den Schafftall gehen .


112 Aus dein Buche: Von der Gnadenwahl. Daß ihr euch auf Menſchenruf ſteuret, das giltwohl vorMenſchen , und Gott läßt ihm das auch gefallen , was Menſchen thun ,

wenn es in ſeiner Ordnung geſchieht, ſonders lich , wenn ihr euch aus Menſchenruf in

Gottes Ruf ein ergebet,und auch denket,wie

ihr des göttlichen Rufs in eurem Menſchens rufe fähig werden wollet ; wo das nicht iſt, und ihr nur im Menſchenrufe in eigenem Willen bleibet, ſo fibt ihr aufdem Stuhlder Peſtilenz und ſevd Phariſäer und falſche Propheten . Und wenn eurer gleich viele Hundert Xauſend wären ; ſo machtdas Amt euch nicht zu Propheten und Hirten Chriſti,

ihr gehet denn durch Chriſti lebendige Thüre ein . Und ob dieſes wohl dem Phariſäonicht ſchmecken wird ; ſo iſt doch die Zeit geboren und das Ziel vorhanden , daß es ſoll offenbar werden , und dafür hilft keine Menſchenlift mehr. Wehe dem Volke, das dieſes vers achtet, es wird in Gottes Gerechtigkeit im

Eifer gefreſſen werden .


IX .

Nus den Apologien . . . ; a) pag. 24, n . 104 — 107. Daß der Autormeldet, daß dieſe fleiſchliche

Babel werde fallen , und ein Quell in Zion del

aus dem rechten Jeruſalem aufgehen , dem iſt alſo, und die Zeit iſt ſchon geboren, daß das zerbreche, was ihm ſelber ohne göttliche Ordnung gewachſen iſt : Denn es hat ſein

Ulter und das Ziel erreichet, der Anfang hat

das Ende funden , das Mittel ſoul offenbar werden , dafür hilft kein Streiten oder Wehs ren : Weil aber das Kind der Sünden und des Verderbens alfodawider wüthet ; ſo muß

fich's in ſeinem Wüten ſelber zerbrechen . Darum läßt es Gott verkündigen , daß

ſeine Kinder ſollen von ihm ausgehen; denn der Herrwird die Erden ſchreden und Babel umſtürzen, und es wird ein Fluß aus Zion fließen , auf daß die durftige Seele erquidet

werde: Denn der Elende ſoll erquicketwers den und efſen in ſeiner Weide.

Der Treiber wird zerbrechen , ſo wirft du dich doch freuen eine fleine Weile, denn du


114

Aus den Apologien .

biftvon Jugend aufarg, und ſucheft nur das Ziel im Wunder: Wiedein Unfangwar,alſo

iſt auch dein Ende; wer blind iſt, wird das nichtſehen, ſondern ſchlafen , bis der Sagans bricht. b ) pag. 27 und 28 .n . 129 --- 153.

Lieben Brüder, ſcherzet nicht,und haltet es nicht für Gedichte, es iſt in Ternario Sancto , in dem reinen Fluſſe aus Zion ers kannt worden ; warte ja niemand auf eine

goldene Zeit , da der heilige Geiſt aus dem äußeren Munde dem Verſtooften , der nur will in Fleiſchesluft leben , wird in ſeinen

thieriſchen Willen einſchreien : O nein, das geſchieht nicht.

* Wer den heiligen Geiſt aus eines andern Mundewill hören lehren , der muß zuvor ſeinen Willen in den heiligen Geiſt einführen ,

alsdann prediget ihm der heilige Geiſt aus eines andern Munde in ihm .

Die Zeit ift ſchon da , da Henoch lehret , und Noah die Sündfluth anmeldet,es iſt für: baf kein ander Merkzeichen , als das Zeichen Eliä : Was gaffet die Welt lange viel, und läfſet ihr vergebens die Ohren mit dem Ges

# irne füllen ? es iſt alles umjonft. .


Aus den Apologien .

115

Wer dawill mit Zion eingehen , und Gott loben in Jeruſalem , der hat jeßt die anges nehme Zeit ; der fiebenten Poſaunen Schal iſt ſchon erſchollen , das Brünnlein Iſraelis

iſt offen . Es denke nur niemand, von dieſem oder jenem Ortewird der Poſaunen Schall kommen : Denn, wie der Bliß aufgehet , und

ſcheinet bis zur Niedergangě, alſo iſtvom Anfang bis zum Ende die Zukunft des Men ſchen Sohns. Es marte mur niemand des äußeren Bros pheteit , er ſcheinet innerlich im Seifte , der äußere wird den nicht kennen , denn er ſtehet in der Ktronen Zahl, und prediget im My sterio , er iſt ſchon erkannt und gefunden worden ; wer den begehret zu ſehen, der ſuche

ihn in fich, und laſſe Babel fahren , er wird

ihn finden. c) pag . 263. n . 644.

Eswächſt eineLilie in menſchlicher Eſſenzi diewird in eigener Zunge die großen Thaten und Wunder Gottes reden, daß es über den Freis der Erden ſchallen wird ; Haleluja ! d ) pag. 503. n . 200 – 202.

. .

Seyd doch nicht ſo wild gegen dertheuren

Offenbarung, die uns Gott zuleßt gönnet ; lefet fie erſt recht; fie hat einen gar'edlen und


116

Aus den Apologien .

hoch - theuren Urſtand oder Anfang, welche reicht über alle Vernunft, ja über die äußere Welt,undüber das Lichtder äußeren Natur ;

warum wüthet ihr wider den Höchſten ? · Ich vermahne euch chriſtlich , rehet zu ,was

ihr thut, daß euch nicht der Zorn des Herrn ergreife , und euch Gott fluche : Id rage

euch , ich will unſchuldig ſeyn an eurer

Seelen , ſo ihr das erwedet.' Sehet,was beim Elia, auch Kohra, Da

than und Abiram in der Wüſte geſchah ; ich ſage eud), ſo viel mir im berrn erkannt iſt, es dürfte eudyundmehrerni alſo ergehen :

Denn es iſt jego einewunderliche Zeit, nicht allen bewußt und erkannt : Der Herr hat ſei nen Eifer - Geiſt geſandt ; es iſt einewunder

liche Zeit vor der Thüre, das werdet ihr ers

fahren , ſo ihr lebet. c) pag. 319 – 321. n . 315 -— 329.

Ich vermahneeuch alle, die ihr dieſes lefet

und höret,verſtopfet doch nicht eure Herzen , Fehet doch die Zeit an, und denket ihr nach ; rehet doch , in welcher Zeit wir und unſere Völker gelebet haben , als nämlich in eitel

Žant und Streit. Was iſt die Welt, als der Menſch, frömmer worden vom Streit ?

Nichts , nur heitloſer und üppiger, verächts licher und ſpöttiſdier .


Aus den Apologien .

117

Er iſtmit der Offenbarung des heiligen Evangelii in ſeinem Leben nur ärger wors den : audieweilman gezanket hat ; ſo hat je

ein Bruder den andern verachtet, verfolget

und gehafſet. Was habt ihr anjeßo für Früchte des Evangelii, wie es ſeyn ſollte ? Muß nicht der theure Name Gottes jekt

der Menſchen Schalkheit Deckel feyn ? Sind nicht die jeßtgenannten Chriſten ſo wohl, als Dürfen , Juden und Heiden ,

einander im Leben alle gleich ? Was hilft euch der Name Chriſti, ſo ihr doch heidniſch lebet ? Meinet ihr, daß es ges

nug ſen , daß ihr wiffet, daß Chriſtus für die Sünde geſtorben ſer ? und daß ihr euch nur dürfet mit Chrifti Dod fißeln und tröſten ,

dabeiaberden falſchen Menſchen anbehalten könnet, der nur hoffärtig und ein Zänker iſt ? Könnet ihr nichtprüfen ,was bald darauf folgen wird ? als daß, weil fie alle im Leben

und Willen gleich find , fie vor Sott auch gleich gerechnetwerden, und ſo man denn ja

nur ftreitet und lauter Zank ſuchet , es zu ? einer ſolchen Vermiſchung im Streite ges

rathen muß, daß ein Volt das andere auf freffe.


118

Aus den Apologien .

Denn Gott zieht ſeine Band von den Völ

kern, weil ſie ſich ſeinen Geiſt nicht wollen ftrafen laſſen , und der Zorn hat ſein Schwerdt der Begierde ſchon gefafſet, und treibet mächtig in der Menſchen Gemüthe, daß ein Volk das andere verderbe und auf

freſſe : Was unſere Väter haben mit Vers achten und Spotten eingebrodet, daswer :

den ihre Kindermit Schwerdter und Schlä gen auseſſent.

Und das verhänget Gott darum ,weilman nur ſeinen heiligen Namen zum Schwur füh ret und mifbrauchet, und in der Erkenntnit

ſeines Namens und Willens nur eigenwillig ift, und ſeinen Namen nur zur Schmach brauchet, daß ein Bruder den andern um der Erkenntnih reines Namens willen nur ver

achtet, da erihn dod, ſollte in ſeiner Erkerint

niß in der Liebeſuchen , und ihm mitheiligem Leben vorgehen . Was ſind die genannten Chriſten jeßt beſſer, als Jürfen und Heiden , daſie nurtürkiſch , und mehr als türkiſch und

heiðniſch leben ? Wo iſt die chriſtliche und

evangeliſche Frucht? Ein jeder ſpricht: Es wird gut werden , wenn nur dies Uebel verginge; ich aber ſage euch in wahrer Erkenntniß, daß es nicht gut wird, ſondern nur ärger ; es kehre denn ein . jeder in ſich ſelber um , undwende rein Herz

und Gemüthe zur Liebe und Einträchtigkeit,


Nus den Apologien .

119

ſonſtwird ein Volk das andere freffen , und werden die Länder verzehren , verwüſten und

zerſtören, und wird eine ſolche leichtfertige

böſe Welt werden, daß fie nicht werth reyn wird , daß fie Menſchen heißen .

11nd foldes werden fie fich einander felbft thun , und wird eine Vermiſchung der Völs fer im Streite ſeyn , auch fein Part beſſer , als der andere, bis der Zorn Gottes ſeinen Grimm erfülle , und die Völker fich ins höchſte Verderben und Elend einführen , alss dann wirſt du dich doch ſehen und kennen lers

nen ,was du je in deinerHoffart geweſen biſt, wenn du dich nadend ſieheſt, und den Herrn in deinem Elende fuden und ſehen wirſt,was

für Uebel du dir ſelbſt gethan haft. Darum meine lieben Brüder , fuchetdoch

nur das Perlein, alle, die ihr gedenket dem Zorn Gottes zu entfliehen ; fehet nicht einer aufdes andern Leben, fondern auf ſein eige: nes : denn es heißt nichtmehr disputiren ,

ſondern bekehren , oder verderben .

Die Zeit des Disputats und Geſchwäßes ift aus; ihr kommtmit Disputiren nichtweis ter ; aber mit der neuen Wiedergeburt im Seiſte Chriſti werdet ihr das Perlein erreis chen und überkommen , daß ihr nimmer gans

fen dürfet.


120

Aus den Apologien .

Laſſe es ihm nur ein jeder ein rechter Ernſt

feyn, und ſuche fich ſelber in fich , und ſehe, was er rey, und denke,wie er ſeinen Bruder in der Liebe ſuchen will ; er gehe nur vom Seiz und Hoffart aus , und lafie fich begnüs

gen an Fülle und Hülle, und reße ſein Ber: trauen in Sott, der giebt Regen und Segen . Wir nehmen doch nichts mit von diefer Welt ; was zanken wir denn um das Eitle, und verſcherzen damit das Unvergängliche ? Es muß doch zu dem Ziel kommen , oder wird

ja noch böſer werden ; und welches Volk

nicht wird wollen in dies Ziel eingehen , das

muß ganz ausgezehret und gefreſſen werden , deutet der Seift der Wunder. Merket es doch , undwerdet rehend, denn

der Tag bricht an . Werdet ihr meine Schriften recht verſtes.

hen lernen ; ſo werdet ihr von allem Zanke er löret,und euch ſelber kennen lernen ; jedoch

vermag esnichteben der Buchſtabe, ſondern der lebendige Seift Chriſti allein . Der Weg iſt euch treulich gewieſen ; nun

thut,was ihrwollet; die Einerndte iſtnahe, daß ein jeder genießen wird,was er in ſeine

Scheune eingeſammlet hat, rede ich von gans

gem Herzen ohne Scherz in meiner mir von


Aus den Apologien .

121

55

Gott gegebenen Erkenntniß , und empfehle

mich in eure brüderliche Liebe in dem theus ren Namen Jeſu Chriſti.

Jauchzet dem Herren alle Lande,undlos bet ihn alle Völfer : Denn ſein Name gehet

über alle Bergeund Hügel ; er ſchießtaufals ein Reiß , und gehet in großen Wundern ; wer will das wehren ? Halleluja !


Aus den Theoſophiſchen Sendbriefen . a ) 1 . Brief, n . 15 u . 16. pag. 6 .

Wenn doch die Welt nicht ſo blind wäre ; ſo würde fie Gottes wunderbarliches Weſen an allen streaturen erkennen ; daß fie aber

nun alſo wüthet und tobet, thut fie alles wider ſich ſelbſt, und wider den heil. Seift Gottes , vor welchem Lichte fie dermaleinſt werden erſchreden ; fiewerden doch nicht den

Sohn aufhalten,den die ſehnlicheMutter in ihrem Ulter gebären wird : Denn das jeiget

der Himmel an ; Gott wird ihn erleuchten

wider alles Wüthen und Toben des Teufels , und wird ſeinen Glanz vom Aufgange his zum Niedergange ſtreden .

Nicht ſchreibe ich von mir ; denn ich zeige nur an, daß es vorhanden ſey und kommen

wird . b ) 5. Brief, n . 11 - 13 . pag. 21.

Eswird der Reiter auf dem fahlen Pferde

noch kommen,und mit ſeiner Senſevielab


Aus den Theoſophiſchen Sendbriefen . 123 hauen . Aber unterdeſſen grünet die Lilie im

Wunder, wider welche der leßte Antichriſt Verfolgung erreget , da dann ſein Ende kommt: Denn die Erſcheinung des Herrn era ſticket ihn ; da danı Babel im Eifer und Zorn

Gottes,verbrennet, und iſt wunderlich , das von ich keineMachthabe, deutlicher zu ſchreis

ben ;doch werden meineSchriften zur ſelben Zeit wohl dienen : Denn es kommt eine Zeit vom Herrn , die nicht aus dem geſtirnten Himmel ift.

Wohl dem , der den Herrn mit ganzem Ernſt ſuchet : Denn in der Hiſtorie wirð er fich nicht finden laſſen ; ſondern im rechten Vertrauen und in der rechten Unneiglichkeit

insLeben und in die Lehre Chriſti, darin wird der heilige Geift erſcheinen mit Wundern

und träften , welches Babel in ihren Ges dichten jeßt nicht glaubet, aber doch gewiß fommt, und ſchon aufder Bahn iſt, aber der

Welt verborgen . c) 8. Brief, n . 17 - 20. p. 29 u. 50 ,

Was anlanget Babel , wie fie gewachſen und wie fiewieder ſoll zerbrechen, iſt nuns

mehr am Tage, und iſt der Zerbrecher ſchon lange auf der Bahn : Er hat ſchon lange angefangen , ohnedaßman 's ſehen will,man ſchreiet Mordio , und iſt doch fein fremder


124

Aus den Theoſophiſchen

Feind, ſondern es iſtnurdie Turba, diemit ten in Babel in ihren Laſtern und Ungerechs

tigkeiten gewachſen iſt, die hat das Ziel fun den , und zerbrichtnur das, was lange nicht

getauget hat, das man hätte ſollen zu allen Zeiten verwerfen .

Da man hätte follen Gott lieben und ehren,und ſeinen Nächſten als ſich ſelber ; ro hatman den ſchändlichen Seiz,Lift und Trug

unter einem gleißenden Scheine an Gottes

Stelle geſeßet,und das Falſche für Gott ge liebet,und aus dem Myſterio eine ſchändliche Laſter - Babel gemacht , da man uns mit

füßem Geſchwäße und blinden Augen hat ge

fangen geführet , als nur im Trug, zu der großen Huren Herrlichkeit,daß fie hatdamit ihren Hurenbälg gemäſtet,und über unſern Leib und Seele, auch Hab und Gut ges herrſchet.

Dieſes Hurenkind iſt nun mit ihm ſelbſt uneins worden, über den großen Raub und Ausbeute , und entdecket ſelber ſeine Lafter

und große Schande , daß wir doch ſehen mögen, was Gutes in ihr iſt je geweſen :

Denn die großen Lafterplagen fie, die ſie hat getrieben ,und nichts fremdes ; da ſtehetman jeßt,wie ihreSurereimancherlei iſt geweſen ,

undwieuns der Teufelmitmancherlei Neßen geſtellet gehabt, und wie eineHurereiwider die andere läuft, und fich feindet, beißt und


Sendbriefen.

125

tödtet;denn das großeWehe iſt ihr angekom :

men , und ſoll jeßt das großeüebelgebären , daß ſie in fich iſt ſchwangerworden , darum ſchreiet ſie, denn das Wehe iſt ihr angekoms men ; ſie redet von den Kinde, das ſiegebären

ſoll, als von Mord, Geiz und Tyrannei ; fie blößet ießt ihre ſchöne Geſtalt, wie fie im Herzen ſey : Wer ſie nun nicht kennen will , dem iſt kein Rath.

Die Offenbarung raget : Gehet aus von ihr , mein Volf, daß ihr nicht ihrer Plage

theilhaftig werdet : Denn fie hat in ihrem Becher GreuelihrerHurerei in Gottes Zorn

eingeſchenket, den ſoil fie ausſaufen , davon muß ſie ſelber zerberſten ; und das iſt's,was ich fage von Babel, daß fie eine Øure ift,und

nahe zerbrechen ſoll, und kein Fremder ſoll

es thun, der Geiſt ihres eigenen Mundes er : ſticket fie, ihre eigene Turba zerbricht fie, fie

ſchreiet RacheundMordio über steßerei,und iſt ihr doch nicht um Gott zu thun, ſondern um ihren Hurenbalg . Wäre es ihr um Gott zu thun ; ſo trete jie in rein Gebot und Willen von der Liebe, da Chriſtus faget : Liebet einander , dabei wird man erkennen , daß ihr meine Jünger reyd ; nicht in Krieg und LäſternſtehetGottes Reich , oder in äußerlidem Glanz in guten

Dagen ; Gottes Kinder finden ſich darin


126

Aus den Theoſophiſchen

nicht, ſondern in Liebe, in Geduld, in Hoff nung, im Glauben unterm Kreuz Chrifti, da wächſet Gottes Kirche in Ternarium Sanctum , ein neuer engliſcher Menſch im alten verbor:

gen , und dasiſtmeine Erkenntniß von dieſem Urtikel kurz gefaſſet. d) 17. Brief, n . 8. pag . 101. Wohl denen , die mit unter der Poſaunen ' Schall ergriffen werden ,welcherchon porau net hat: Denn es kommt ein ſolcher Ernſt herniac , daß Babel und Streit,fainmtaller Doffart und Ehrgeiz , auch Falſchheit und üngerechtigkeit , ſoll einen ernſten Trunk trinten , und ebenden , den ſie hat eingeſchen ket, foll fie austrinken : Bitte um ewiges

Heilswillen , ſolchem nachzufinnen , es iſt er: kannt worden .

e) 19. Brief, n : 18 . pag. 108 . Es eröffnet fich eine Zeit, die iſtwunderlich , welche in meinen Schriften genug anges

deutet , fie kommt gewiß , und iſt Ernſt zu brauchen nöthig .

f) 41. Brief, P S. pag. 169 u . 170.

Die Tribulation undZerbrechung Babels nahet ſich heftig ſehr, das Ungewitter zieht an allen Orten auf, es wird rehr wüthen ;

vergebene Hoffnung betrüget, denn des


Sendbriefen.

127

Baumes Zerbrechung nahet fich,welches ift erkannt worden in den Wundern .

Das einheimiſche Feuer ſchadet ſeinem Vaterlande. Die Gerechtigkeit und Wahr

beit gehet faſt zu Grunde : Groß Trauren

und Drübſal windet ſich empor. Man wird um eine leere löcherige alte Hütte trauren , daran in der Seligkeit nichts gelegen iſt, und

wird ſich ergrimmen um das Neft, da ihm der Satan ſeine Jungen ausgebrütet hat.

Der Thurn zu Babel iſt grundlos wors den ,man meinet den mit Stüßen zu erhalten , aber ein Wind vom Herrn ſtößt ihn um .

Der Menſchen Herzen und Gedanken werden offenbar werden ; denn es fommt cine Probe vom Herrn, daß ſich der Maul

Chriſt in falſchen Herzen und Seelen will offenbaren als ein Rohr, das der Wind bes

weget, weil ſein Herz wankend iſt, jeßt hin , ießt her, auf das ſein falſcher Grund offens ban werde.

Viele werden fidyverrathen , und um Leib

und Gut durch ' Heuchelei bringen.

Die

Maul-Chriſten werden verzageni, wann ihr

falſcher Grund wird offenbar werden. 333D

Dasorientaliſche Zhier kriegt ein menſch :

lich HerzundAngeſicht undehedasgeſchieht,


128

Aus den Theoſophiſchen

fo hilft es den Thurn zu Babel mit ſeinert Klauen umreißen .

In der Finſterniß der Mitternacht gehet eineSonne auf,welche ihren Schein aus den ſenſualiſchen Eigenſchaften der Natur aller Weren aus dem geformten, ausgeſprochenen und wieder ausſprechenden Worte nimmt,

und das iſt Wunder, deſſen ſich alle Völker freuen .

Ein Adler hat junge Löwen in ſeinem Neſte ausgebrütetund ihnen den Raub zuges tragen , bis fie groß worden find, in Hoffs nung, ſie werden ihm wieder ihren Raub zus tragen , aber fie haben das vergeſſen , und

nehmen dem Udler ſein Neft,und rupfen ihin ſeine Federn aus,und beißen ihm für Untreue

die Klauen ab,daß er nichtmehr Raubholen fann , ob er möchte verhungern ; fie aberwers den um des Udlers Neſt uneinig , und zer :

reißen fich im Zorne, bis ihr Zorn ein Feuer wird, welches das Neft verbrennet, und ſols ches vom Herrn aller Weſen . Wenn der Reiche und Gewaltiae wüßte,

woraufrein Grund ftünde, ſowürde er in fich gehen , und auf fein Ende ſehen.

Wer alſo ſtille lieget im eigenen Willen , als ein Kind im Mutterleibe, und läffet fid ſeinen inwendigen Grund, daraus der


Sendbriefen.

129

Menſch entſproſſen iſt, leiten und führen ,der iſt der Edelſte und Reichfte auf Erden . :

Der Boftillon aus dem Grunde der Natur kommt, und führet ein Schwerdt über die Erde , und hat zum Gehulfen ſechs Winde, welche lange Zeit über die Erde regieret haben : die zerbrechen dem Poſtillon das

Schwerdt durch die Offenbarung des ſieben

ten Windes, welchen fie allezeit in fich haben verborgen gehalten , aberwegen der Gewalt des Poftillons ihm jeßt müſſen rufen und

offenbaren . Welcher fiebente Wind ein neues Feuer offenbaret , daraus ein großes Lichtſcheinen wird, und unter dieſer Zeit ſoll der Gnadenbrunnen mit lauterem Waſſer fließen, und der Elende erguidet werden ,

Amen . 8 ) 42. Brief, n . 40 – 47. pag. 176 u . 177 .

Aber im treuen geſagt ;wird man ſo gott los ſeyn , ſo wird es von ehe grauſam regnen und hageln , daß die Erdewird erbeben , und viele tauſend Seelen im werden .

Waſſer erſaufen

Ich wollte euch wohl alhier, etwas mel den ; es mag aber dieſesmal nicht ſeyn ; ihr wollet nur auf das Ungewitter gegen Mor

gen Acht haben , das gegen Mitternacht iſt nichtweit davon : Im Mittage iſt ein großer


130

Aus den Theoſophiſchen

Rauch , daß es die am Abend in die Augen beißet. Es darf niemand ſagen , wenn das

Ungewitterdahergehet: Dieſer oder jener iſt für Gott gerecht, es wird ihm wegen ſeiner Religion gelingeni. Nein ; denn der Zorn Gottes iſt in allem entbrannt, und ſind vor

ihm ,wegen ihrer Religion alle gleich ,weil einer wie der andere lebet.

Der Allerhöchſte kehret einen Beſen mit dem andern aus ; aber eine Lilie grünetallen

Völkern ,wohl denen ,welche ſie ergreifen ! Sein Lichtſoll ſcheinen vom Aufgange bis

zum Niedergange, zu einem Zeugniß über alle Völker.

EineLilie ſtehet von Mittage gegen Mits

ternacht,welcher dieſelbezum Eigenthumbes kommen wird, der wird das Lied von Gottes

Barmherzigkeit fingen ; und in ſeiner Zeit grünet des Herren Wort, wie Gras auf Ers

den , und die Völker ſingen das Lied von Bas bel in einer Stimme; denn der Anfang hat

das Ende funden . h ) 56 . Brief, n . 17 . pag. 255. Es gaffe niemand mehr nach der Zeit, fie iſt ſchon geboren : wen es trifft, den trifft es ; wer da wachet , der fiehet es , und wer da


Sendbriefen .

131

idläft, der fiehet es nicht. Die Zeit iſt er: ſchienen und wird bald erſcheinen ; wer da wachet, der ſiehet fie . Viele haben ſie foon empfunden ; aber es muß von ehe einegroße Trübralvorüber gehen , ehe fie ganz offenbar wird .

Die Urſache iſt der Streit der Gelehrten, daß fie Chriſti Itelch mit Füßen treten, und um ein Kind zanken , das nie böſer geweſen iſt, ſeitMenſchen aufdem Erdboden ſind, das wird offenbar werden ; darum ſoll ſich kein

frommer Mann an ſolchem Zanke beſudeln : es iſt ein Feuer vom Herrn darin , der wird

ihn verbrennen , und die Wahrheit ſelber offenbaren .

i) 64 . Brief, n . 7. pag. 257. Wir ſehen billig die Zeit an : denu Babel brennt in der ganzen Welt und iſt Wehe auf allen Gaſſen , ohne daß man es noch nicht fiehet, ſondern noch daran blind ift. k ) 66 . Brief, n. 5. pag.' 262.

Das Ende zu Babel iſt vorhanden,und die

Durba hat eine große Einerndte , es wird Ernſt ſeyn ; ſuche ſich doch nur ein ieder in der Snadenzeit , und gehe aus der fleiſchlichen Babel aus, daß er nichtmit ergriffen werde, es iſt hohe Zeit, und kein Scherz von uns ges dichtet , es iſt hoch erfannt worden . 47


Zugabe zur erſten Abtheilung. Aus dein Irdiſchen und Himmliſchen My s terio , der 6. Tert, pag. 103. wir uns alſo entſinnen und erkennen , jeßt finden wir die Widerwärtigkeit aller

Weſen, da je eines des andern Exel iſt, und das andere feindet. Denn ein jeder Wille be: gehret eine Reinigkeit ohne Turba in dem ans deren Weren , und hatdoch ſelber die Turbam in fich , und iſt auch des anderen Ekel. Jest fähret die Macht des Srößeren über das

Kleinere,und hält das im Zwang, es entfliehe ihm dann ; ſonſt herrſchet das Starke über das Schwachei alſo laufet das Schwache

auch , und ſuchet das Ziel des Treibers, und will des Zwangs los ſeyn, undwird alſo von

allen Kreaturen das Ziel geſuchet,welches im Mysterio verborgen ſtehet.

. Und alſounddaherurftändetaller Gewalt dieſer Welt, daß je eines über das andere herrſchet, und iſt nichtam Anfange vom höchs

ften Gut geboten oder geordnetworden , ſons

dern iſt aus der Turba gewadſen , da es her : nach die Natur für ihr Weſen erkannt hat,


133

welches aus ihr geboren iſtworden , und hat dem Gefeße gegeben , ſich alſo im gefaßten Negimentweiter zu gebären : Dadann dieſe Geburt alſo iſt geſtiegen bis zur königlichen Regal,und hat fürder den Abgrund geſuchet, als eines , bis es iſt Monarchia worden , als Kaiſerthum ; und da es noch im Steigen iſt, undwill eines ſeyn, und nichtviel : und ob 's

in viel iſt, ſo will doch der erſte Quell, von dem alles erboren iſt , über alles herrſchen ,

und will allein ein Herr ſeyn über alle Regimente.

Und dieweil dieſelbeSucht iſt im Anfange ein Regiment geweſen, und ſich aber in der Zeit nach den Eſſentien invielgetheilethat; ſo ſuchet die Vielheit wieder das Eine, und wird gewiß erboren in der ſechsten Zahlder Ktrone als im ſechstauſenden Jahr in der Figur : nichtam Ende,ſondern in der Stunde

des Tages, da die Schöpfung der Wunder

iſt vollendet worden . Das iſt : die Wunder der Turba am Ende ftehen , wird ein Herr geboren , der die ganze Welt regieret, aber mit vielen Aemtern .

Undwird allda geſuchtwerden , die ſelbſt gewachſene Obrigkeit und der Treiber : denn das Kleinere, welches unten gelegen, iſt mit ans Ziel gelaufen , jeßt ſcheidet fich ein


+ 34

jedes,denn es iſt am Ziel,und iſt kein Aufhal ten oder Widerrufen . Auch ro wird die Turba, als der Grimm aller Kreaturen geſuchet,denn er iſt auch mit

dem Ekel der Kreaturen ans Ziel gelaufen , und wird jeßt offenbar, als am Ziel mitten in der Stronenzahl, im 6000 . Jahre, ein we:

nig darüber , nicht darunter. Aus den Sendbriefen im 4. Brief, 59. Vero bis 44. pag. 16 .

Ich erinnere euch , daß ihr wollet Acht haben , was der Prophet Ezechiel 38 . und 39. Cap . hat geſchrieben , ob nicht die Zeit des großen Zugs wird da ſeyn,auf die Berge Ifrael in Babel, ſonderlich wegen des Sie :

benbürgers,welcher wird Hülfe vom Türken erlangen , und leichtwird bis an Rheinſtrom

kommen . Dadie große Niederlage in Babel geſchehen mag, da zwei große Ruthen von Gott erſcheinen werden , eine durch Krieg , die anderedurch Sterben , in dem Babel roll

gerbrochen werden , zeiget der Geiſt des

Herrn in den Alten , ſo vor uns haben ge deutet .

Wiewohl ich 's achte, die Wahlmit einem rechten deutſchen Kaiſer noch muß ein wenig

verzogen werden und unterdeß großer Krieg und Streit, auch Zerbrechung vieler Städte,


135 Schlöſſer und mächtiger Länder wird erfols gen ; ſo ferne jeßo die rechte Zeit rey , davon der Geiſt deutet, welches wir ſo genau nicht

verſeheri. Denn vor Gott iſt tauſend Jahr

als ein Tag der Geiſt ſiehet alles Nahe; ſo vermeinetder ſyderiſcheMenſch ,es ſey bald , iſt aber im

Rath Sottes .

Ohne daßwir gewiß erkennen , wie gar nahe die Zerfrechung der Stadt Babel, und ſcheinet vor uns , als ſei die Zeit alſo bald vorhanden , da wir doch den Rath Sottes nicht können genug ergreifen ; ſondern als ein Saft, der einen Tag in einein Lande iſt, nicht alles erlernen mag, alſo gehet es uns auch .

Denn Gott hältihm Tag und Stundebe:

vor,und deutet aber die Wunder durch ſei nen Geiſt, welche kräftig ſind. Aus dem Mysterio Magno, Cap. 50. vom 40.

bis 44 . Vers. pag 272.

Die ſechste Zeit hat fits im Reiche Chrifti (nad)der Apoſtel Chriſti Tode) angefangen , als ihnen die Menſchen - Pehrer aus Sunft

undäußerlichem Unſehen erwählten, das iſt, fie hat ſich allda zum erſten aus der Verbor

genheit des Schattens eröffnet, undmit den ſteinernen Kirchen hervorgethan , da die

Kirche anſtatt des heiligen Tempels Chriſti


136

ftund ; fo regierte ja innerlich in Chriſti

Kinder der heilige Jared , als Chriſti Stimme, aber äußerlich der Cherub mit

dem Schwerdte: Denn der ſelbſterkornen Prieſter äußerliche Gewalt, den ſie führen , iſt das Schwerdt Cherubs, das in dem Namen Jared mitten im Worte in der Naturſprache

hierdurch dringet. Die ſechste Zeit iſt in ihrer Figur heimlich und offenbar, fie iſt erkanntworden und auch nicht erkanntworden ;denn Chriſtus ſprach ;

Mein Reich iſt nicht von dieſer Welt ; Joh . 18 . 36 . alſo hat dieſe Zeit unter dem

Antichriſt müſſen vérborgentlich hingehen,

da innerlich in den Kindern Gottes ift Chriſti Reich offenbarworden ; und in den anderen , welche auch unter dieſer Zeit gelebet haben und ſich auch Chriſten genannt haben , iſt nur Babel und der Antichriſt offenbar geweſen , beides in Prieſter und ſeinen Zuhörern : Denn welche aus Gott geboren waren , die hörten den rechten Fared in ihnen, als die StimmeChriſti; die anderen hörten nur die

äußere Stimmezu Babel, als von Chriſti Reich zanken und ſtreiten . Denisoller Brien,den Die Shriften führen ,

das iſt das Schwerdt Cherubs aus Babel: Die rechten Chriſten führen feinen Krieg,

denn ſie haben das Schwerdt Cherubs in Chriſti Tod zerbrochen , und findmit Chrifto


137

geſtorben , und in ihm aufgeftanden , und leben nicht mehr der äußereu Macht und

Herrſchaft; denn ihr Reich iſt in Chriſto Offenbar, und iſt nicht von dieſer Welt.

Dieſes ſechste Reich fänget an nach der Apoſtel Todé, und währetmit ſeinem äußes ren Regiment bis an den Berg Zion , bis der verzüdte Enoch im Seift und Straft wies

der erſcheinet : Denn Enoch iſt die prophes tiſche Wurzel,und hält in ſeinem Regiment Noam , Moſen und das Schwerdt Elia : Um Endeder ſechsten Zeit fälltder äußere Jared , und mit ihm daſſelbe äußerliche Gebäu als

die Stadt Babel. Das Endeszeichen ftehet alfomit einer fola

chen Figur, wie ſie im Kupferſtich zu ſehen

iſt, und deutet an die Zeit, als da ſich das dreifache Kreuz in der StimmeHenochs era öffnet, als eine Offenbarung der heiligen Dreifaltigkeit , dieſelbe in der Figur und

Gleichniß an allen ſichtbaren Dingen zu er: ·

kennen : Mehr deutet es an die ueberwin dung des Schwerdts Cherubs in Babel, da

der Gewalt der Stadt Babel ſein Schwerdt mit der Spiße unter ſich kehret. Zum dritten deutet's an die große Ruthe und Strafe

über Babel, welche Ruthe ihre Gewalt

mächtig über ſich führet. Zum vierten deu tet's an das grimmige Zorn - Feuer Gottes ,

welches das Schwerðtund Ruthe verſchlina


138 gen roll ; dieſes wird das Ende der ſechstent

Žeitſeyn, das dreifache Kreuz zeiget auch an die Zeit, wenn das geſchehen ſoll ; wenn das

Reich Chriftiwird eineſolche Zahl haben , ſo

iſt die ſechste Zeit ganz vorüber . Nota. Dieſe Figur ſtehet alſo. Und iſt ſowohl in voriger Zeit etkannt

1

worden, als auch in gegenwärtigen ,von er

WWUWW

leuchteten Männer und geheimen Zahlens lehrern , beſonders von dem Hofrath Edarts

hauſen in München beſchrieben worden, wie das in dieſem dreifachen Kreuz 36 Winkel

und nach röniſcher Zahl 36 L. oder Fünfzig ausmachen , und alſo 1800 giebt, als in wel chem Jahr nach des Autors J . B . Uusſpruch

die rechste Zeit vorüber ſey oder gehe. In welchem Jahr große Veränderungen in der

Welt vorgehen ſoden , wie es wirklich den Unſchein dazu hat. Gott gebe einem jeden

dazu Glauben , Liebe, Hoffnung und aus harrende Geduld his ans Ende, Amen .


135

Schluß - Seufzer. Da die Verwirrung nun in Babel völlig blüht,

Und ganz Europa faſt das Schwerdt znm Streite zieht: So werde Du , o Herr , an deiner Huld nicht müde, Und gieb mir ewiglich in meiner Seele Friede. Erleuchte meine Bruſt durch dein urſprünglich

Licht, Und ſteh mir fräftig bei, wenn Babel fällt und

bricht:

Laß mich , nebit jener Schaar der auserwählten Frommen , Zu deinem Abendmahlmit reinem Herzen kommen .



Die

Zweite Abtheilung ; worinnen

von der rechten Wiedergeburt gehandelt wird.


Joh . III. v . 5 . u . 6 . Es ſey denn , daß Jemand geboren werde aus dem Waſſer und Geiſt, ſo kann er nicht in das Reich Gottes fom men .

Was vom Fleiſch geboren wird, das iſt Fleiſch , und was vom Geiſt

geboren wird , das iſt Geiſt.


i

Kurze

.

E i 11 lei t u 11 g .

.

und

.

. .

E r k l å r ung: Wie ein wahrer Chriſt beſchaffen ſer und was er für Eigenſchaften an ſich habe.

Ein wahrer wiedergeborner Chriſt iſt von alen Bildern und Formen , von allen Meis nungen und Ceremonien, von allen Sabun

genundäußerengottesdienſtlichen Uebungen

und bandlungen völlig frei und los . Er opfert Sott in ſeinem inwendigen Grunde.

Er betet ihn im Seifte und in der Wahr heit an .

Er hat einen beſtändigen Hunger und Durſt nach Gott.


144 Sein innerer und neuer Menſch wird tägs lich und ſtündlich von Chrifto mit ſeinem

Fleiſche und Blute geſpeiſet und getränket. Er iſt ein Seift mit Gott , und hat den

Brunnen des lebendigen Waſſers in fich quillend.

Das Paradies iſt in ſeinem inwendigen Grunde geöffnet. Der Saame des Lebens iſt in dem uder

des neuen Menſchens wirkſam und wach fend.

Er liebet Sott über alles , und ſeinen Nächſten als fich ſelbſt.

Sein Wille und Gemüth iſt von der Welt und Eitelkeit ganz ab- und zu Gott gewendet.

Die Sünde iſt in ihm getilget und das Reich Gottes in der Seele aufgerichtet.

Er hat Friede und Freude in dem hei

ligen Geiſt.

Er iſtdemüthig und fanftmüthig,gaftfrei und gelinde.

Er liebetdie Wahrheit und Gerechtigkeit.


145 +

Er hafſet das Böſe und hanget dem Gus ten an .

-

Er iſt in allem gelaſſen , friedfertig und getreu .

Er ſtreitet ſtets gegen die Lüfte des Fleis ſches und wider die Sünde.

Er iſt ein abgeſagter Feind des Eigen willens.

Er führet keineProceſſe um vergängliche Dinge ; und will man ihm den Rod neh

menī ro läßt er auch den Mantel noch

dazu fahren.

Er jaget dem Frieden und der Heiligung beſtändig nach .

Er verehret Gott , und ſchaffet feine Seligkeit mit Furcht und Zittern . Er ſchilt nicht, wenn er geſcholten wird ; er regnet , wenn man ihm fluchet.

Er dräuet nicht, wenn er Unrecht leiden muß ; fondern bittet für ſeine Verfolgerund

Bedrücker . Er verleumdet und vervortheiletniemand . 10


146

Er iſt nicht ehrgeizig noch hochmüthig ; ſondern er ſucht nur Gott zu gefallen .

Er ift keuſch und weiſe ; verſtändig und aufrichtig ; freigebigund redlich ; gehorſam und unterthänig . Dieſes iſt nun kürzlich ein recht getreues Mufter eines wahren Chriſten ; wozu man noch viele Eigenſchaften beifügen könnte, wenn man ſich nicht der Kürze beſliſſe,

Wünſcht ihr aber noch eine weitere U6 ſchilderung eines göttlich geſinnten Mens fchen zu haben : ſo werden die folgenden Strophen eurem redlichen Verlangen hofs

fentlich zu genügen vermögend reyn . Hier folgt der weitere Abriß :

Ein Mann , der durch Bewußt, durch Redlichkeit und Fleiß ,

Zeit, Welt, Glück , Chr und luſt, recht zu gebrau :

chen weiß ;

Der ſein vergnügtes Herz durch muntre Blicke zeiget, Frei denkt , vernünftig ſpricht, und ungezwungen ſchweiget ;

• Der keinen Menſchen drüct, und jedent gleich ver giebt; . Der alle Brüder nennt , und ſie als Brüder liebt;


149 Der nichts aus Geiz verlangt, und nichts aus Stolz verſchenket; . Der ſeine Obern liebt, und als ein König denfet; Der , wenn er liebet , ſich und andre glüdlich macht, Und Thorheit, Argwohn , Neid und Eigenſinn vers lacht;

Derr ,wenn er Freundſchaft ſucht, fein Herz zu Rathe ziehet;

Der melr auf Wiß und Treu , als Pracht und Titel fiehet;

.

Der nichts umſonſt erkennt, beſiget und beſchließt , Frei , wie die große Welt , groß , als ein Weiſer iſt ;

Der eine edle That am Feinde ſelbſten ehret, Und den der Undan nicht in ſeinem Wohlthun ſtöret; . . i Der unverändert bleibt, wenn auch die Welt zerfiel, Und, wenn er ſterben muß, nicht länger leben wil ; Der, wenn das Welturtheil ihm ſo viel Schädlich 's faget ,

Mit ſchwacher Stimme noch znlegt ſich ſelber fraget :

Ob er im Tode wohl von dem was fürchten kann ,

Der ihm

im Leben nichts als lauter Gut's ges . than ?


148 nun das Glüce hat , ſo einen Mann zu kennen ;

Der kann ihn wohl mit Recht ein Schaß der Schäße nennen .

Ein jeder Menſch , der alſo eine reine Bes

gierdein fich empfindet, daß diewahreWies

dergeburtin ihm geſchehen under ein rechter Chrift, mit Befißung aller vorangeführter

Eigenſchaften ,werden möge; rufe und flehe zu Gott inbrünſtig , daß er ihm den verhei Benen heiligen Seift zu ſeinem Vorhaben aus Gnaden ſchenken und mittheilen wolle, damit er aus dem Tode zum Leben , und aus der Finſterniß zu ſeinem wunderbaren Lichte

tommen möge ; wozu ihm dieſe folgende

zweite Abtheilung der Auszügeunſershoch erleuchteten Uutoris Schriften eine über

füffige Anweiſung geben , und ganz ausneh mend dienlich ſeyn werden ; womit wir ihn alſo hiemit verwieſen haben wollen .


Aus dem Buche : . . der

Weg zu Chrifto genannt .

a ) pag .81. n . 1 - 7.

W

elcher Menſch zu göttlicherBeſchaulich

teit in ſich ſelber gefangen und in Chrifto mit Gott reden will, der folge dieſem Prozeß, fo kommt er dazu : 1) Er ſoll alle reine Sinneund Vernunft, ſammtaller Einbildung, zuſammen in einen

Sinn raffen ,und eine ſolche ſtarke Imagina

tion ihm einfaſſen , ſich ſelber zu betrachten , was er rey ? inden ihn die Schrift Gottes

Bild, ja einen Tempel des heiligen Geiſtes nennet, der in ihm wohnet, und nennet ihn

Chriſti Gliedmaß, und beut ihm Chriſti Fleiſch und Blut zu einer Speiſe und Trant an.


150

Aus dem Buche :

2) So ſoll er ſich in ſeinem Leben bes ſchauen , ob er auch dieſer großen Gnade würdig , und dieſes hohen Titels Chriſti

fähig ſey), und anheben, ſein ganzes Leben zu betrachten , was er gethan , und wie er

Feine ganze Zeitzugebracht habe ? ob er fich auch in Chrifto befinde ? ob er auch in gött lichem Willen ſtehe ? oder wozu er geneigt fer ? ob er auch einigen Willen in fich finde,

der ſich herzlich nach Gott ſehne, und er gerne ſelig ſeyn wolle ? 3 ) Und ſo er nun einen tief verborgenen

Willen in fich findet, der da gerne zu Sottes Gnade fich wenden wolltei wenn er nur könnte ; ſo wiſſe er, daß derſelbe Wille das eingeleibte, und im Paradies, nach beganges ner Sünde , eingeſprochene Wort Gottes fey ; daß ihn dennoch der Gott Jehova , als der Vater, zu Chriſto zieht : Denn in unſe

rer Eigenheit haben wir keinen Willen mehr

zum Gehorſam . | 4 ) Aber derſelbe Zug des Vaters ,als die eingeleihte , eingeſprochene Snade , zieht alle Menſchen , auch den allergottloſeſten ,

(wenn er nicht gar ein Diſtel iſt, und dem

Zuge nur einen Augenblick ſtilüftehen will) von ſeiner falſchen Wirkung.

5 ) Daß alſo kein Menſch an Gottes Gnade Urſache hat zu zweifeln , ſo er in


SSSSS

der Weg zu Chriſto.

151

fich eine Begierde findet, ſich dermaleinſt zu befehren . 6 ) Derſelbe fpare es keinen Augenblick mehr , wie geſchrieben ſtehet : Heute, wenn

ihr des Herrn Stimmehöret, ſo verſtodet

eure Ohren und Herzen nicht. 7 ) Denn die Begierde zur einmaligen Bes kehrung iſt Gottes Stimme im Menſchen , welche der Teufel mit ſeinen eingeführten

Bildern verdedet und aufhält, daß es von einem Tageund Fahr zum andern aufgeſchos ben wird,bis endlich die SeelezurDiſtelwird, und die Gnade nichtmehr erreichen kann .

b ) Cap. 4. n. 1 -4. pag. 123 u. 124. Chriftushatdie Pforte unſererinnerlichen

himmliſchen Menſchheit,welchein Adam zu geſchloſſen ward, in menſchlicher Effenz zers

ſprengt und aufgemacht; und jeßo liegt es bloß an dem , daß die Seele ihren Willen aus der Eitelkeit des verderbten Fleiſches

ausführe , und in dieſe offene Pforte in Chriſti Geiſt einführe.

Es muß ein großermächtiger Ernſt ſeyn ;

nicht nur ein Lernen und Wiffen , ſondern ein ſtarker Hunger und großer Durſt nach

Chrifti Seift: Denn das Wiſſen allein if


152

Aus dem Buche:

kein Slaube; ſondern der Hunger und Durft nach dem , das ich begehre; daß ich ’s mir ein bilde, und mit der Einbildung eigenthümlich

faſſe und nehme; Das iſt Šlaubeui.

Der Willemuß ausder Eitelkeit des Flei fches ausgehen , ſich freiwillig in das Leiden und den Dod Chrifti, und in allen Spott der Eitelkeit (welche ihn darum ſpottet , daß er aus ſeinem eigenen Hauſe, darin er gebos ren iſt, ausgehet ) ergeben , und nicht mehr

der Eitelkeit wollen , ſondern nur bloß der

Liebe Gottes in Chrifto Jeſu begehren . Und in ſolchem Hunger und Begehren impreſſet er fich den Geift Chriftimit ſeiner himmliſchen Leiblichkeit : Das iſt rein großer Hunger und Begierde faſſet den Leib

Chriſti, als die himmliſche Weſenheit, in fein verblichen Bild ein , in welchem das Wort

der Kraft Gottes , das wirkende Leben, innen iſt.

Und ſo nun die Seele von dieſer füßen , heiligen , himmliſchen Speiſe iffet ; ſo ents zündet ſie ſich von der großen Liebe im Na

men Jeſu : Davon wird ihr Ungftfeuer ein großer Triumph , und gehet ihr die wahre

Sonneauf, in welcher ſie einesandern Wil lens geboren wird. Und allhie iſt die Hochzeit des Lammes, welcheswir herzlich wünſchen , daß es doch die Titels und Maul-Chriſten


der Weg zu Chriſto.

153

heit einmal erfahren , und von der Hiſtorie ins Weſen eingehen möchte .

ni

c ) Cap . 6 . n . 1. 2. u . 4 . pag .130 . Lieben Brüder , wir wollen treulich mit euch reden,nichtaus heuchleriſchem Munde, dem Antichrift zu gefallen , ſondern aus un

ferm Perlein , aus chriftlicher Effenz und Wiſſenſchaft; nichtaus derHülſe und Hiſto rie, ſondern aus findlichem (Seiſte , aus ChriftiWiſſenſchaft,als eineRebeam Wein

ſtod Chriſti, aus dem Maaßeder in uns eröff neten Wiſſenſchaft in Sottes Rath.

Man bindetuns jeßo an die Hiſtorien und an die ſteinernen Kirchen, welche zwar in

ihrem Werthe gut wären , wenn man auch nur den Tempel Chriſtida hinein brächte. Mancher gehet 20 oder 30 Jahr in die

Kirche, höret predigen , brauchtSacramenta, und läßt fich abſolviren ; und iſt doch einmal ein Thier des Teufels und der Eitelkeit, wie das andere . Ein Thier gehet in die Kirche

und zum Abendmahl, und ein Thier gehet wieder davon .

Wie will der efſen , der keinen Mund hat ? wie wil der hören , der kein Gehör hat ? Mag auch einer eine Speiſe genießen , die ſeinem Mundeverſchloſſen iſt ? Wiewilder


156 Aus dem Buche: der Weg zu Chriſto. ich weiſe nur an die heuchleriſche babylo niſche Hure, diemitder ſteinernen Kirchenur Hurerei treibt, und ſich einen Chriſten nen net , iſt aber ein Hurenbalg .

Ein rechter Chrift bringt ſeine heilige Kirche mit in die Gemeine: ſein Herz iſt die wahre Kirche, da man Gottesdienſt pflegen foll . Wenn ich tauſend Jahr in die Kirche

gehe, auch alle Woche zum Sakrament, und laffe mich alle Tage abſolviren ; habe aber Chriſtum nichtin mir : ſo ift's alles falſch und

ein unnüßer Tand, ein Sonißwerk in Bas bel, und keine Vergebung der Sünden .


· Aus dem Buche :

A U , Ꭱ 0 Ꭱ Ꭺ. a) Cap. 16. n. 87 — 90. p. 203. Der König Lucifer iſt ein Anfang der Sün : den , ein Stachel des Todes, eine Anzündung des Zorns Gottes, ein Anfang alles Böſen und eine Verderbung dieſer Welt ; und was

je Böres geſchieht, da iſt er der erſteUrſacher daran . Auch iſt er ein Mörder und Vater der Lügen , ein Stifter der Höllen , ein Vers derber alles Guten , und ein ewiger Feind Sottes und aller guten Engel undMenſchen ,

mit dem ich und alle Menſchen, die ſelig zu werden gedenken , alle Tage und Stunden

ſtreiten und fechten müſſen , als gegen den ärgſten Feind. Meil ihn aber Sott, als einen emiaen

Feind, verflucht, und zurewigen Gefängniß verurtheilet hat , da er dann nunmehr ſein Stundenglas vor Augen ſiehet , und mir durch Gottes Geiſt rein hölliſches Reich offenbar worden iſt : Als verfluche ich und


158

Aus dem Buche: Aurora .

alle heilige Seelen der Menſchen ihn auc , und fage ihm ab, als einem ewigen Féind, der mir oftmeinen Weinberg zerriſſen hat.

Dazu abſage ich allen ſeinen Juriſten und Helfern , und willmit göttlicher Gnade hin fort fein Reich ganz offenbaren , und bewei

fen ,daß Sottein Gott der Liebe und Sanft: muth iſt, der nicht das Böſe will, der auch nidht Luſt noch Sefallen an jemandes Vers derben hat,ſondern will,daß allen Menſchen geholfen werde, und ſie zur Erkenntniß der Wahrheit foniinen . Dazu will ich auch be

weiſen , daß alles Böre vom Teufel her :

kommt, und feinen Anfang von ihm nimmt. b ) Cap. 21. n . 45. pag . 269.

Die Seele, welche das Wort ergreifet, die hat eine offene Pforte im Himmel, und kann von nichts gehalten werden , auch fiehet

fie der Teufel nicht, denn ſie iſt nicht in ſeinem Lande.


III.

Aus dem Buche: von der Gnaden w ahl. F

Cap. 12. n. 15 u . 16 . pag . 177.

Sobald das Herz von der Bildlichkeit ſtille -

ftehet, und fich in den Grund ſeiner ſelbſt ſchwinget : ſo dringet die Stimme Chriſti

im Wörte hinein , und klopft in der Eſſenz der Seelen ani.

Die Einbildlichkeit des irdiſchen Weſens verhindert das Herz, daß es Gott nicht ftille ſtehen , und in ſeinen inwendigen Grund, da Gott lehret und höret, kommen mag . Denn iſt doch Gott felbft an allen Orten durch alles gegenwärtig ,wie geſchrieben ſtehet: Bin ichs

nicht, der alles erfüllet ? Jerem 23 . v . 24 . Was bedarfdenn die Seele fid )’s anderswo hin zu fchwingen , um Gott zu hören , alsnur eben in ihren Ubgrund ? Da iſt und wohnet Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit , er darf nur

in der Kreatur offenbarwerden ; dazu ſtehet er in dem Seiſte Chrifti in demſelben innern Grunde , und klopfet an die Seele an . So

fich nun die Seele gegen ihn wendet ; ſo

macht ihr Chriſtus die Gnadenthüre ſelber auf, 1111d ziehtbei ihr ein , und iſſet das Abends

mahl mit ihr, und ſie mit ihm .


IV .

Aus dem Buche:

Von Chriſti Teſtamenten . Cap . 4 . n . 28. pag. 76 .

Ein Chriſtmuß ein Geiſt in undmit Chriſto ſeyn,und in Chriſti Kraft wollen undwirken . Es iſt eine lebendige, thätliche, wirkliche Snade in einem Chriſten , ein ftets brennen :

des Feuer, eine empfindliche Kraft, welcher ob fie gleich oft mit des Fleiſches Luſtund der Welt Eitelkeit bedecetwird, foglimmetund hrennet fie doch im Herzen , wie ein Feuer, und ſchilt das Fleiſch und die eitele Luft der Unwahrheit , und verwirft den falſchen

Weg, und will den nicht.

Daſſelbige inwendige Feuer iſt der Seift Chriſti, welcher ohne Unterlaß der Schlan : -

gen , als des Fleiſches Luft, den Kopf zers tritt.


Aus den Sendbriefen. Der 19. Br. n . 16. pag . 109. Sodem Herrn meine Schriften belieben , ſo

bitte ich ihn, fie nur fleißig zu leſen , und vor allem ſich auf das Centrum aller Weſen zu legen , ſo werden ihm die drei Principia gar leicht ſeyn . Ich weiß , und bin gewiß, daß, ſo der Herr das Centrum im Seifte ergreifet, daß er eine ſolche Freude darüber haben

wird, welche aller Welt Freude übertrifft;

Denn der edleStein derWeiſen liegetdarin ; er giebt Gewißheit aller Dinge, er erlöſet den Menſchen von allem Kummer in dem Religionsſtreit,und eröffnetihm ſeinehöchſte

Heimlichkeit, ſo in ihm ſelber lieget; ſein Werf, wozu er von Natur erkoren , brin get er zur höchſten Vollkommenheit , und mag allen Dingen ins Herz ſehen . Mag

das nicht ein Kleinod über alle Nöftlich - -keit der Welt reyn ?


VI.

Aus dem Buche:

von der Menſchwerdung Chriſti. Erſter Theil. a ) Cap. 5. n . 25 u. 26 . pag . 40 u. 41. Gottes Geiſt entzieht fich niemanden . Wirf deineBosheit weg , und gehe in die Sanfts muth ein , tritt in die Wahrheit und in die

Liebe,und ergieb dich Gott ; ſo wird dir ges holfen : Denn darum ift es Jeſu zu thun , daß er helfen will. Schaue nur zu , daß du den Seift in Gott erhältſt ; um den böſen Leib , der voll böſer Uffekten ftedet, iſt es nicht viel zu thun : Sft er bös geneiget , ſo thue ihm deſtoweniger Sutes ; gieb ihm nicht Urſache

zur Seilheit ; im Zwange halten , iſt ein gutes Remedium ; aber toll und voll feyi , iſt ebenſo ſchlimm ,als den böſen Efelvollends

inden Miftpfuhl zu werfen , da er ſich doch genug im Kothe, als eine Sau, beſudelt. Nüchtern ſeyn und ein mäßiges Leben fühs

ren , iſt eine gute Arzenei für den bören Efel. Nicht geben , wornach ihn gelüftet, oft faften laſſen , daß er das Gebet nicht


A . d. Buche: v . d. Menſchwerd. Chriſti. 163

hindert, iſt ihm ſehrgut. Erwillwohlnicht, aber der Verſtand roll Herr feyn , denn er trägt Gottes Bildnis.

Dieſes Latein ſchmecket zwar der Pers

nunft - Welt in Fleiſchesluftnicht; weil ihr aber dieſes nicht ſomed t, und ſie hingegen

für dieſes eitelbofe trdiſche Wolluſt einziehet und in fich fäuft ; ſo iſt der Zorn in ihnen rege, der zieht ſie iinmer mit udam aus dem Bara dieſe , und mit Lucifer in den Abgrund ; da

wirſtdu doch ſatt faufen undfreſſen ,was du allhier willig in dich gezogen haft.

b ) Cap . 12. n . 17. pag. 87. Die Vernunft ſpricht : Wie kommt es, weil ich doch Chriſti Glied und Gottes Kind

bin , daß ich ihn nicht fühle noch empfinde ? Antwort : Ja, hier ſtext es, liebes beſudel tes Hölzlein , riech in deinen Buſen ,wornach ſtinkſt du ? Nacht teufliſcher Sucht,als nach zeitlicher Wolluſt , nady Seiz , Ehre und Macht. Höre, das iſt des Teufels Kleid . Zieh dieſen Pelz aus , und werf ihn weg :

ſebe deine Begierde in Chriſti Leben , Geift, Fleiſch und Blut, imaginire darin ,wie du in die irdiſche Sucht imaginiret haft ; ſo wirft du Chriſtum in deinem Leibe , in deinem Fleiſche und Blute anziehen , duwirſt Chris

ſtuswerden , ſeineMenſchwerdung wird ſich zu hand in dir ereignen , und du wirft in Chriſto neu geboren werden .


Aus dem Buche :

164

Zweiter Theil. a) Cap. 5. n . 14 u . 15 . pag. 154.

Wir müſſen thun , was wir nicht gerne thun wollen , wir müſſen unſer irdiſch -böſes Leben ſelber verleugnen , und ChriſtiLeben in uusziehen ; alsdann leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt thun ,ziehen ſolches zu fich , wie Chriſtus ſaget. Alſo

werden wir

des

Himmelreichs

ſchwanger, und gehen alſo in Chriſti Tod bei lebendigen Leibe ein ,und empfahen den Leib

Chriſti, als die göttliche Weſenheit ; wir tra gen das Himmelreich in uns : alſo find wir Chrifti Itinder, Slieder und Erben in Gottes Reich , und das Ebenbild der heiligen gött :

lichen Welt, welche iſt Gott Vater, Sohn , heiliger Geiſt, und derſelben heiligen Dreis

faltigkeit Weſenheit: Alles , was aus der Weisheit geboren und eröffnet wird , iſt unſer Paradies,und es ſtirbetan unsnichts, als nur der todte udam , der irdiſche Böre , dem wir ohnedas ſeinen Willen gebrochen

haben und feind geworden ſind. b ) Cap. 6. n . 11. 12. 16 . 17. und 18 . pag. 141 und 144.

Nun liegtes jeßtnur an unſerm Selbſtein

gehen. Wirdürfen nur unſere Imagination


von der Menſdwerdung Chriſti.

165

und gänzlichen Willen in ihn einführen ,wela -cher Glaube heißet, und dem alten irdiſchen Willen Widerſtand thun, ſo empfahen wir den Geiſt Chriſti aus der neuen Wiederges burt, der zieht himmliſches Weſen in unſere

Seelen , als Chriſti himmliſches Fleiſch und

Blut; undwenn die Seele das koſtet, ſo zers ſprenget fie den finſtern Tod in fich , und zün

detdas Feuer der Ewigkeit in ihr an, daraus das ſcheinende Lichtder Sanftmuth brennet,

dieſelbe Sanftmuth zieht die Seelewieder in fich , als das Seelen - Feuer , und verſchlinget

dieſelbe in fich , und giebt aus dem Tode das Leben und den Geiſt Chriſti. Alſo wohnet derſelbe Seift , der aus dem ewigen Feuer ausgehet, in der Lichtwelt bei Goit, und iſt das rechte Bild der heiligen Dreifaltigkeit, er wohnet nicht in dieſer Welt, der Leib bes greift ihn nicht, ſondern das edle Gemüth , darin die Seele ein Feuer iſt, das begreift ihn doch nicht faßlich . Die edle Bildniß im Seelenfeuer wohnetwohl im Gemüthe, aber

fie ſchwebet darin wie das Licht im

Feuer :

Dieweil nun derirdiſcheMenſch lebet, ſo iſt die Seele immer in Gefahr ; denn der Teufel hat Feindſchaft mit ihr , der ſchießt immer

ſeine Strahlen mit faiſcher Imagination in den Sternens und Elementen - Geift, greift

damit nach dem Seelenfeuer,und will dass ſelbe immerdar mit irdiſcher , teufliſcher Suchtinfiziren : Da muß fich die edle Bild niß gegen dem Seelenfeuerwehren , da koſtet


166

Aus dem Buche:

es Streitens um das Engels -Kränzlein , da gehet oft im alten Adam , wenn der Teufel

der Seele zuſeßet, Angſt, Zweifelund Un

glauben auf. Ach Kreuz Chriſti, wie ſchwer biſt du öfters ! wie verbirget fich der Himmel? Uber alſowird das edle Korn geſäet; wenn

das aufgehet, ſo bringt es viele ſchöne Früchte in Geduld .

Alſo wächſt ein jedes Zweiglein in der Seele aus göttlicher Weisheit; es muß alles aus der Angſtkammer ausdringen ,wie ein Zweig aus der Wurzel des Baumes : ES wirð alles in der Ungſt geboren. Will ein Menſch göttliche Erkenntniß haben , ſo muß

er gar vielmal in die Angſtkammer , in das Centrum : denn ein jeder Funke der gött: lichen Wiße aus Sottes Weisheit muß aus dem Centro der Natur erboren wer:

den, ſonſt iſt er nicht bleiblich noch ewig , er muß auf dem

ewigen

Grunde, auf

der ewigen Wurzel ſtehen ; alſo iſt er

ein Zweig in Gottes Reich aus Chrifti Baume. Wenn wir uns nun alſo finden und erken : nen : ſo ſehen und erkennen wir, was Gott

iſt und vermag, undwas das Weſen aller Weſen iſt, und befinden , wie wir alſo ganz

irrig und blind geführetwerden ,daman uns


von der Menſchwerdung Chriſti. 167. viel von Sottes Willen ſaget, und die Sotts heit immer als ein fremdes Weſen fürbildet, das ferne von uns ſev , gleich als ob Gott ein

fremdes Dingwäre, und nur alſo einen neigs lichen Willen zu uns trüge, der aus Kunſt Sünden vergebe,wie ein König einem Uebel thäter dasLeben ſchenket. Aber nein ; hörer

es heißet nicht heucheln und ein Schalk bleis ben ; es heißet aus Gott geboren werden , oder ewig von Gott verloren ſeyn : Denn der

rechte Slaube und Wille muß es thun , er

· muß ernſtlich in Sott eingehen ,und ein Geiſt mit Gottwerden , ermuß himmliſches Weſen erlangen , ſonſt hilft weder Singen noch Klingen , weder Heucheln noch Schmeicheln ,

oder wie es heiße. Gott bedarf keines Dienſtes ;wir aber ſols len uns unter einander dienen und uns lies ben , und dem großen Gottdanken , dasift, in

einem Sinne in Gott erheben ,ſeineWunder verkündigen , ſeinen Namen anrufen und ihn loben , das iſt die Freude in Ternario Sancto , da die ewige Weisheit aus dem Lobe Wuns

der , Kraft und Gewächre giebt; alſo wird dem Teufel ſein Reich zerſtöret, alſo fonimt

Sottes Reich zu uns, und alſo geſchieht ſein Wille ; ſonſt find es alles nur Menſchens

gedichte und vergebliche Werke vor Gott, ein

unnüßes Weſen und eine Heuchelei , und machen keine Verſöhnung , ſondern führen

den Menſchen nur von Gott ab.


168 A .d.Buche: v.d.Menſchwerd. Chriſti. Gottes Reichmuß in uns kommen und rein Wille in uns geſchehen ; fo dienen wir ihm recht, wenn wir ihn lieben von ganzem Hers zen , von ganzer Seele und allen Kräften ,

und unſern Nächſten , als uns ſelber ; das iſt der ganze Sottesdienſt, den er von uns auf nimmt. Was dürfen wir uns heucheln ?

Sind wir gerecht, ſo find wir ſelbſt Götter -

in dem großen Sott: was wir dann thun, das thut Gott in uns und durch uns. Wenn

fein Seift in uns iſt, was ſorgen wir denn viel um Gottes Dienſt ? Wil Er was thun , fo follen wir Knechte und ganz willig ſeyn :

Er muß ſelbſt der Werkmeiſter ſeyn , wenn ein Werk ihm gefallen ſoll. Was außerdem

iſt, das iſt irdiſch gebauet in dem Geiſte dieſer Welt ; das bauen wir dem äußeren bimmel,

den Sternen und Elementen , die haben ihr Verbringen und Wunder in uns, wie auch der finſtere Zeufel, dem wir mit den Werken außer Gottes Geiſte dienen . Das laffet euch gefaget ſeyn , es iſt hoch er:

kannt ! Kein Werk gefälltGott,es gehedenui aus dem Slauben in Gott . Heuchle, wie du

wilft , ro arbeiteſt du nur in dieſer Welt und ſäeft in einen irdiſchen Uder : Willſt du aber himmliſche Frucht erndten , ſo mußt du himmliſchen Saamen ſäen . Wird er nicht in fremden Adler bekleiben wollen , ſo kommt dein Saamewieder zu dir , und wächſet in deinem uder , da du dann die Frucht ſelber

genießen wirft.


Aus dem Buche :

Von den ſechs Punkten . a ) Cap. 7. n. 35. u. 44. pag. 52 u. 84 . Unſere ganze Lehre iſt anders nichts, als wie der Menſch in ſich die Lichtwelt entzünden . foll : Denn , wenn dieſe entzündetwird, daß

Sottes Licht in den Seelengeiſt ſcheinet ; ſo hat der ganze Leib Licht, wie Chriſtus ſaget : Wenn das Auge licht iſt, ſo iſt der ganze Leib lidhte. Er verſtehet aber bloß das Seelen

auge. Wenn alſo das göttliche Licht entzün det worden iſt ; fo brennet es in Liebe und

Sanftmuth . DerMenſch erkennefich alſo, in was Wes ſen und Figur erſtehe. Befindeter in fich, daß er eine ftete Begierde nach Gott hat, und in

ſeiner Begierdeſo mächtig iſt,daßer die böſen Effenzien , ro oft ihn eine Qual anzündet, wieder zerbrechen ; in Sanftmuth verwan

deln und in Geduld treten mag, daß er ſeines Weſensmächtig iſt, und alles das finken und fahren läſſet, was in dieſer Welt glinzet

und gleißet ; der da Gutes für Böres thun


170

Aus dem Buche :

tann ; der alles ſeines äußeren Weſens, es

fey Geld oder Gut,mächtig iſt, dem Dürftis

gen davon zu geben , undum Gottes Willen ſolches alles zu verlaſſen , auch ſich aufHoff nung des Ewigen willig in das Elendzu bes geben ; dem die göttliche Kraft quillet,daß er darin das Licht des Freudenreichs entzünden

mag ; und der da ſchmedet,was Gott ift : der iſt der Gewifefte, und trägt die göttliche

Bildniß mit himmliſcher Weſenheit , auch die Zeit des äußeren Leibes in fich . Da iſt Jeſus aus der Jungfrau geboren ,.

und derMenſo ſtirbtewig nicht; er läßtnur das äußere Reich von ſich gehen ,welches ihm

in dieſer Zeit ein Gegenſatz und Hinderniß geweſen , damit ihn Gott verdedthat : Denn

Gott will nicht die Perle vor die Säuewer fen , ſie ſind in ihm verborgen .

b ) Cap. 10 . n. 21 — 26. pag. 78.

Darum lerne ſich ein jeder erkennen , was für Eigenſchaften in thm regieren : Befindet er, daß dieſe vier Elementen alle (nämlich Hoffart , Geizi Neid und Zorn ) oder nur einsin ihm regieren, ſo hat er Zeit ,

wider fie in den Krieg zu ziehen , oderes wird nicht gutwerden : er wird ſich des Himmel

reichs nicht getröſten dürfen ; er lafie fich nur nicht den gleißenden Mäntel umgeben , wie jeßtgeſchieht, da man in dieſen vier Elemens


von den rechs Punkten .

171

ten lebet, und fich nur fein mit dem Leiden und Verdienſt Chrifti tißelt , welches ein

Dedel dieſes Schalks feyn muß. Der Schalk möchte wohl fein Regiment behal:

ten ,wenn er ſich nurnichtmitČhrifti Genug thuung kißelte. Świe wird dir der aleifende Rod Chriſti

ausgezogen werden ! Denn manwird zu Ba bel die Hure mit den vier Tugenden ſtehen ſehen. És heißt nicht allein tröſten ; fondern dem Schalke wehren, daß er nicht Herr im Hauſewerde : nicht er, ſondern die Gerech tigkeit , Liebe, Demuth und Steuſchheit müſſen das Regiment haben , und immer gerne Gutes thun wollen ; nicht in Hoffart, Seiz, Neid und Zorn , ſondern in Demuth und Liebe, in Wohlthun mit gutem Herzen, nicht heucheln und gute Worte geben, ſons dern im Thun ,es muß Thun reyn ; man muß

des Teufels Willen widerſtreben , ſich anwes

nigem begnügen laſſen,mit Sedult ſich in die Hoffnung auf Gott einſchließen , den vier böſen Elementen widerſtehen , und hingegen Gottes vier Elemente in fich einnehmen , welche ſind Liebe, Sanftmuth Barmherzig

keit und Geduld in Hoffnung ; das find Sot tes vier Elemente, dieſe roulderMenſch in ſich

erweden , und damit ſtets wider des Teufels

vier Elemente ſtreiten . Der Menſch muß allhierwider fich felbft . im Streite ſeyn,wenn er ein Himmelsbürger


172

Aus dem Buche :

werden will : ermußnicht ein fauler Schlä rer in Freffen und Saufen ſeyn, und feinen Bauch nur zu füllen ſucheit, davon des Teus

fels Elemente zu qualifiziren anhebeu ; ſon dern er muß mäßig , nüchtern und wader feyn , wie ein Kriegsmann , der vor ſeinem

Feinde ſtehet : Denn Gottes Zorn ſtreitet immerwider ihn, er wird deſſen noch genug zu thun haben , daß er ſich verwehre.

Der Teufel ift fein Feind, ſein eigen ver derbtes Fleiſch und Blut iſt ſein Feind, Sots tes Zorn in ihm iſt ſein Feind, und die ganze

Welt iſt ſein Feind ; wo er alſo nur hinſiehet,

da erblidet er lauter Feinde, die ihn alle be rauben wollen .

Darum heißet es ſtreiten, nichtmitMund und Schwerdt, ſondern mit Seift und Ges müthe,und nichtnachlaſſen ,wenngleich Leib

und Seele zerbrechen ſollte , es muß doch Sott des Herzens Droſt bleiben, wie der Kö nig David ſagt: Wenn mir gleich Leib und Seelzerbricht, ſo biſt du doch mein Gott und

meines Herzens Troſt und Zuverſicht. Und wenn ein Menſch gleich ſehe, daß die ganze Welt gottloswäre, und er gedenket ein Kind Gottes zu werden , ſo ſoll er doch beſtändig bleiben . Wenn ihn auch gleich däucht, das er nur allein auf folcher Bahnwäre, und die ganze Welt ihn für einen Narren undUnfins nigen hielte ; ſo ſoll er doch reyn , als wäre er


von den ſechs Punkten .

173

in der Welt todt, und hörete folches vont

Teufel ſagen , der ſein ärgſter Feind ift.

Er ſoll nirgends hinweichen, ſondern ge denken, daß er in ſeinem Vorſabe Gott gec falle, daß Gott ſelbſt in ihm ſein Vorſat ſer,

und daß er ihn gewiß vom Teufel erretten und in ſein Reich einführen wolle, Amen .


VIII.

EX MYSTERIO MAGNO. a) Cap. 39. n . 6 . u. 8. pag. 358 u. 559. Es iſt kein Glauben ohne Gottes Wort und Kraft . Ja Glauben iſt anders nichts , als ſeinen Willen mit Gott vereinigen, und Got: tes Wortund Kraft in ſeinen Willen einneh .

men , daß dieſe beide, als Gottes Wille und des Menſchen Wille, eineSubſtanzund Wes ſen werden , daß der menſchliche Wille Gots tes Wille werde : Alsdann iſt ihm Chriſtus in reinem Leiden , Sterben , Tod und Äufs

erſtehung in ſeine eigne Menſchheit zur Se: rechtigkeit gerechnet, daß der Menſch Chris

ſtus wird , verſtehet , nach dem geiſtlichen Menſchen : und alſo ziehen wir Chriſtum in Ubrahams Glauben an, undwerden Zweige und Reben in ſeinem Weinſtodeund Sempel Sottes ; wer anders lehretund glaubet, der iſt noch in der kompaktirten unzerſchelleten

Unglaubens - Zunge und in der Hurerei zu Babylon . b ). Cap. 41. n . 61 – 67. pag. 377 u . 378. Wenn es der Menſch ſo weit bringet, daß ihm alles eins iſt ; ſo iſt er der arme Chriſtus,

der nicht hatte , da er ſein Haupt hinlegte,


Ex Mysterio magno.

175

und folget Chriſto recht nach , der da ſagte : Wer nichtverläßt Haus, Hof, Seld, Gut,

Brüder, Schweſtern , Weib und Kind, und ſich ſelbſt verleugnet, der iſt meiner nicht werth .

Wer nun in dieſe ganze Gelaſſenheit ein gehet, der kommtin Chriſto zu göttlicher Bez

ſchaulichkeit, daß er Gott in fich fiehet, mit ihm redet, und Gottmit ihm ; 'der verſtehet,

was Gottes Wort, Weſen und Willen iſt ; dieſer iſt tüchtig zu lehren, und kein anderer, der lehret Gottes Wort aus ihm : Denn Gott iſt ihm in ſeinem Bunde, deſſen Diener er iſt, offenbar worden , und er will nichts, als was Sott durch ihn will. Er lehret, wenn es ihm der Herr heißet, es ſey Freun den oder Feinden,juder Menſchen Zeit, oder zu ihrer Unzeit, er denket, daß es Gott in ihm thue, wie er wolle ; und ob er auch darum Schmach leiden muß, ſo gilt es ihm gleich ; ziehtman den Hut vor ihm ab, ſo demüthiget

eperer

rn

er ſich vor Gott und ſeinen Brüdern ; er .

t ſeinen rüde ,die Ehre, giebt Gott nichBBrüdern fegneund

und nimmt ſich derer nichts an ; flucetman ihm , fo regnet er ; ſchlägtman ihn ins Unges ficht, ſo denket er, ich folge Chriſto nach und

ficht,

Itehejeßt in dem Stande ſeiner Verfolgung, es follmir und meinen Brüdern zum Beſten dienen .

Sehet, lieben Brüder , das iſi ein Chriſt, und ein ſolches beut euch Gott jeßo durch


176

Ex Mysterio magno.

ſeinen wunderlichen Poſaunenſchall ſeines Geiſtes an ; und es ſoll und muß ein ſolches Reich anjeßo künftig offenbar werden und ins Weſen kommen , zu einem Zeugniß über

alle Völker der Erden , davon alle Propheten geweifſaget haben .

Dagegen beut er allen Gottloſen , nicht wollenden Menſchen, ſeinen Zorn, Grimin und Verſtodung an, fie aufzufrefſen, und mit Babel ein Ende zu machen : Dieſes fage

nicht ich , ſondern der Geiſt der Wunder aller Völker.

Darum ſchürze dich ,du antichriſtiſcheBas bylon , und friß viel Blut; denn du biſt's ſelber, die fid , auffrißt, dir iſt kein Rath , es iſt auch keine Buße in deinem Willen ; aber den Stindern Sottes unter dir haben wir dies

ſes geſchrieben , als wir folches erkannt und geſehen haben .

c) Cap. 46. n . 10 – 12. pag . 421.

Wenn Iſaak, das iſt Chriſtus, im bekehrs ten Menſchen geboren wird ; ſo verwirft der

geiſtliche neugeborne Wille ſeine eigene böſe

Natur, er verachtet ſie, und verurtheilet fie zum Tode, ſtößet ſie auch mit ihrem Sohn, dem Spötter, als Uebeldeuter , aus ſich hins

aus, als wollte er ſich im Gemüthe erberſten ;


Ex Mysterio magno .

177

ro gram wird der neugeborne geiſtlicheWille dem natürlichen Willen in ſeinen böſen Tus genden, als des natürlichen Willens Sohn

Ismael, der nurein Spötter, Lügner, Vers leumder und Ungerecyter ift.

Und wenn der neugeborneWille alſo die böre Naturmit ihren boren tindern aus fich

ausgeſtoßen hat; ſo ſtehet die armeverlaſſene Natur in großen Hengſten , Zagen und Ver: -

laſſenheit : Denn die innerlicheheilige Seele verläfſet fie, ſo verweget ſie ſich denn zuſters ben, und gehet in fich in ihrer Wüſten irre, und fiehet fich an als eine Närrin , die aller

Menſchen Spott iſt. Wenn fich denn nun

die Naturwillig darin ergiebet, daß ſie ihrer Selbſtheit erſterben will, und verzaget an ſich ſelber, als ein arm verlaſſenes Weib , das aller Welt Herrlichkeit, Reichthum , Schön heit und Wolluſt des äußeren Lebens berau bet , von ihrer vorigen Begierde verſtoßen

und faſtwie gar verlaſſen iſt, daß die eigene Begierde anhebet zu fchmachten : ſo kommt alsdann der Engel Gottes zu der Natur und

tröſtet fie , fie folle nicht verzagen , giebt ihr auch Waffer zu trinken , das iſt, etwa einen treuen Menſchen ,der ſie in ihrer Verachtung tröftet, undnähren und pflegen hilft, und ihr faget;wie ſie nichtſterben,ſondern ein großes Volfwerden ſoll, aber nidt in ihrer anges bornen Erbſchaft, als in dem böſen Willen, 12


178

Ex Mysterio magno .

fondern bei Berſaba, das iſt, in der Zers ſchellung in der Wüſten, als indem Jammer thal, in der Verlaſſenheit, ſoll die armeNas tur wirken ,und in ihrem Elende viele Frucht gebären , welche Frucht der Engel wieder in z '

Ubrahams Hütten , zu Chriſti Hausgenoß , einführet. d ) Cap. 50. n . 54 u . 56. pag. 471 u . 472.

Esiſt dieſes eine gar ſchöne Figur,als Res bekka mit Abrahams Knecht heimzog, und

Iſaak ihr aufdem Felde begegnete,da ſie den Knecht fragte : wer der Mann wäre, und er

ihr ſagte, daß es ſein Herr, Iſaak,wäre, wie fie fev vom Kameel gefallen und habe den Mantel vor die Uugen gehalten und fich ges fchämet,undwie ſie Iraakhabe angenommen

und in die Hütten ſeiner Mutter geführet.

Die innere Figur ftehet alſo : Wenn die innere verblichene Menſchheit. das edleKleinod erlanget, daß fie im Geiſte Chriſtiwieder lebendig wird, und ihren Ses

mahi,Chriſtum , in ſich erblicket; ſo fälltfie in die höchſte Demuth vor Gottes Heiligkeit zu

Boden , und ſchämet ſich , daß fie ſo lange in dem Thiermenſchen gefangen gelegen und eine Tönigin geweſen iſt, die ihr Königreid , in

Adam verloren hat ; ſo verhület fie ihr eigen Angeficht vor Sottes Klarheit und demüthis


Ex Mysterio magno.

179

get fich : Uber Chriftus nimmt fie in ſeine Arme,und führet ſie in die Hütte ſeiner Mut ter, als in das himmliche Weltweſen , daraus ermit ſeinem himmliſchen Weſen ausgegan gen iſt , und allda wird fie rein Weib ; und allda wird Iſaak recyt iiber ſeiner Mutter getröſtet, als über der verblichenen Matrice in

Veneris Zinktur,welche in Adam geſtorben war, und welche er jezo in jungfräulicher Zuchtzum Gemahl bekommt, wie die Hifto

rie von Iraaf lautet.

· Undwir vermahnen hier den Leſer ,unſere Erfindungnichtzu verachten : denn es iſt der wahre Grund : Denn als grant ſeiner Braut entgegenging, ſo kam er von deni Brunnen des Lebendigen und Sehenden . Will jemand unſern Sinn und Erkenntnis recht verſtehen , ſo muß er fich auch zu demſel

ben Brunnen machen, daß er mit Rebekka angenomnien werde ; alsdann wird er ſehen , dus was Seiſt dieſe Feder gedrieben hat,

und in welcher Zahl und Stimme fie ént: ſproſſen fer . e) Cap . 66. n . 68--- 70. pag. 661 u . 662.

Wenn der Menſch Gott in allen Dingen stille ftehet ; ſo wird ihm aus der Finſternik ein Lidt, aus dem Tode ein Lebert, und aus der Traurigkeit eine Freude : Denn Gott ift in allen Dingen in und mit ihm , itud regnet

ihn , wie Joſeph im Gefängnis ; dieſem


180

Ex Mysterio magno .

wurde ſein Gefängniß zur Freude, denn er

ward auch ein Regent über das Gefängniß in dem Gefängniß ; er war als ein Gefanges ner, und doch als ein Herr der Gefangenen : er regierte das Gefängniß und die Gefan geneit, und war ein Vater und Pfleger der Betrübten ; rein Herr nahm ſich nichts an , und ließ fich wohlgefallen ,was Joſeph that ;

denn eswar vor ihm alleswohlgefällig und recht.

Verſtehetuns nur allhier rechtundtheuer ; wenn der Menſch ganz in Gott gelafſen iſt, ſo wird Gott ſein Wille , und Gott nimmt fich nichts um das an , was der Menſdy thut, es iſt ihm nicht zuwider : Denn Gottes Wille thut es in ihm ſelbſt und höret alle Sünde auf : und ob Sottes Zornwille fich in ihm bewegte, und brächte Feuer vom Himmel vom Herrn , wie mit Elia , ſo iſt's alles recht vor Gott : Denn er thuts nicht, ſondern Gott durch ihn ; er iſt das Werkzeug, durch

das Gott ſpricht und thut. Und wie nun Gott, indem er Sott iſt , nichts als nur Gutes wollen kann ; ſonſt wäre er kein

Gott , wenn er ſelbſt etwas Böſes wollte : uifo kann auch in eines ſolchen Menſchen Wollen nichts als nur Segen und Gottes

Wollenſern. Wievom Joſephgefagetwird, Gott ſen mit ihm in allem feinem Thun ge

weſen undhabe alles durch ſeine Hand gereg

net : alſo gehet dem Froimen das Licht in


Ex Mysterio magno.

. 181

der Finſterniß auf, und wird ihm aus der Nacht ein Tag, aus dem Unglück ein Slück , und aus der Welt Fluch und Bosheit ein Paradies . Es gehet ihnen , wie St. Paulus

faget : Denen , die Gott lieben , müſſen alle -

Dinge zum Beſten dienen . Denn Joſephs Sefängniß brachteihn vor den König Pharao. Dieſer Teşte ihn aufden

Stuhl über Land und Leute ; ermachte ihn zum Herrn über Vater und Brüder,zu einem

Pfleger und Umtmann des Königs, und zu einem Regenten Sottes, durch welchen Gott

große Lande und Königreiche regierte, wie þeim Daniel dergleichen zu ſehen iſt.

Darum ſollein Chriſt dieAnfechtungen er tragen lernen , wenn ihn Gott in Joſephs Grubeund Sefängniß wirft ; er muß in allem

ſeinem Thun Sott vertrauen , und fich ganz

in Gott ergeben , ſowird er in ſichmächtiger werden , als die Welt und Hölle iſt : Denn dieſe allewerden endlich an ihm ,wenn er in

allen Proben beſtanden , gu Spott.

f) Cap.67. n. 10 - 18. pag. 663 - 667. Der rechteprophetiſche Grund des magis

ſchen Sehens und Verſtandes iſt alſo : Sin jeder Prophet ift ein Ziel, darin eineZeit ein

geſchloſſen iſt; er iſt deſſelben ReichsMund,


182

Ex Mysterio magno.

das iſt, wenn daſſelbe Reich die Turbam in fich erwedet und geboren hat, ſo iſt er der Mund des inwendigen Grunden , der die Eitelkeit in der Turba und auch die Gnade Gottes , welche fich über das menſchliche Elend erbarmet und dem Srimm der'Turbæ widerſtehet, ausſpricht; das iſt, er offenbaret den erweiten Grimm Gottes, ftraft das

Reich um ihrer Eitelkeit und übgötterei willen , und tröſtet ſie mit der eingewandten Snade wieder.

Denn ſein Geiſt ftehet in der Figur, in das ewig ſprechende Wort Gottes (daraus das Leben ausgeſprocheniward und in eine Streas

tur giug) wieder eingewandt, als ein Werk zeug des Geiſtes Gottes, dadurch der Geiſt Gottes ſprichtund deutet: Denn derprophes tiſche Geiſt könnte in eigener Macht die fünf tigen verborgenen Dingenichtdeuten , wenn nicht der Geiſt Gottes durch ihn fähe, und

das Wort Gottes mit und durch ſein Wort

in diemagiſche Figur ginge, die der Prophet fiehet.

Der Prophet aberweiß dasjenige,was er deutet, nicht zuvor in eigener Gewalt, ſons dern ,wenn ſich das Wort in die Figur mit einmodelt , ſo ſiehet der prophetiſche Geift durch Gottes Sehen , wie das Wort Gottes mit der Figur vorübergehet : Auda ſpricht

das Wort durch den prophetiſchen Seift die


Ex Mysterio magno .

183

Figur aus,wieallhierbeim Joſeph geſchah; als ihin des Königs Kämmerer die Träume fagte, ſo ſtellte das Wort die Figur, wie es gehen ſollte, in Joſephs Verſtand , daß

Joſeph erkannte,was ihre Gefichte waren . Zuvor aber wußte er es nicht; aber im Ausſagen des Traums modelte ſich das Wort des Verſtandes in Joſephs Verſtand,

daßer's wußte ; denn Joſephs Geiſtftundin einer magiſchen Figur in das Wort wieder eingewandt, auf dieſelbige Urt, wie die neue

Wiedergeburt in Chrifti Geiſte wieder ein -. gewandt ſtehet: alſo auch der andern Pros pheten , durch welcher Mund Gottes Wort aus dein inwendigen Grunde durch ihren

Mund die Wunder Gottes in der Natur,als im geformten kreatürlichen Worte , aus fprad und deutete .

Beidieſer Figur Joſephs, indem er gött liche Wiſſenſchaft kriegte und die verbors genen Dinge deuten konnte, ſehen wir nun , wie der eingewandte in Gott gelaſſene Geiſt

des Merden , wenn er alles Eigeneverläßt, das göttlid )e Uugezum Sehen und Verſtand wieder bekomint, dajjer viel mehrwieder bes komme, cls er verlaſſen hatte, daß er viel reicher iſt,als er vorhin in der Sinnheitwar : Denn in dem eigenen Willen hat und fafſet

er nur ein Jartikular ; aber in der Verlaſſens .


184

Ex Mysterio magno.

heit kommt er in das Ganze , als in alles :

Denn aus dem Worte Gottes iſt alles geworden . Wenn ernun in daſſelbe kommt, ſo kommt

er in den Grund, da alles von Ewigkeit inner

gelegen iſt, und wird aus einem ürmen eiu Reicher, wie Joſeps Figur ausweiſet, der aus einem armen Gefangenen ein Fürt ward , und nur bloß durch das göttliche

Wort, das fich in ihm offenbaret hätte ; da ſich das Wortwieder in ſeiner Verlaſſenheit ausſprach , ſo ſprac es den Joſeph in ein königliches Regiment, durch welchen dis

Wort Gottes in Aegypten regieren und pols

chem Königreich Verſtand geben wollte. Weiter ſehenwir in dieſer Figur Joſephs, wie den Kindern Gottes endlid alles gum Beſten dienen muß ; alles, was fie uncedit leiden müſſen , das wird ihnen im Ausgange

in lauter Freude verkehret: Denn in der Trübſal lernen ſie erkennen,was ſie ſind,wie fie fordhwach und elend in der Eigenhåt ſind, wie ihnen der Tod und das Elend ſo uahe iſt,

und wie es um aller Menſden Troſt und

øoffnung,indem man ſich aufMenſden vers laſſen und ſich Menſchengunft getröſten will, ein ganz unbeſtändiges Weſen ſey ; wie der

Menſch reine Hoffnung zu Gott wenden müfre,wenn er durch Menſchengunft aus der

Trübſal eelöſet zu werden gedenket,ſomüſſen


Ex Mysterio magno.

185

ihm endlich doch der Menſchen Sunft und Rath zu fíatten kommen. Wenn er aber Menſchengunft und Rath pflegen will, ſo ſoll er ſeine Hoffnung in Gott Teşen , ob ihn Gott durch menſchliche Mittel tröften und vom Elende erlöſen wolle, und feine Hoffnung gar nicht in der Menſchen Suft reben , ſondern auf Gott ſehen , was

und wie er durdy Mittelwirken wolle : Und ob fich 's anließe, als hätte Gott ſeiner ver

gefſen , wie mit Ioſeph,welcher zwei Jahr im Gefängniß bleiben mußte; ſo ſoll er dents noch denken : Gott will mid auhier haben ; will er mich aber durch Mittel an einen an dern Ort führen , ſo wird er Mittel dazu

geben , und es zu ſeiner Zeitwohlſchiden ,wie allhier zu ſehen iſt. Das Verbrechen des Königs Ktämmerers und Weinſchenken , indem fie zu Joſeph ins Gefängnis geſellt wurden, war ein Mittel, dadurch Gott Joſeph für den König bringen wollte ; aber es geſchah nicht vald : Denn indem Joſeph hoffte,daß der Weinſchenk des

Königs ihm beim Könige gut in Worten ſeyr und ihm ſeine Unſmuld anſagen würde ; ſo vergaß der Weinſchenk ſeiner, und ließ Joſeph im Sterker fißen , daß alſo Joſeph ganz an menſchlichen Mitteln verzagen und ju Sott fliehen mußte : Und als er das that und an allen Menſchen - Mitteln verzagte,


186

Ex Mysterio magno .

und ſich bloß auf Gott verließ ; fo muften eben dieſelben Mittel, aufwelche Joſeph ge hofft hatte, und doch auch in dem langen Ver: zug daran verzagt war , wieder hervors brechen und ihm zu ftatten kommen . In dieſem ſoll ein Kind Gottes lernen , daß er ſeine Hoffnung nicht auf Menſchen , ſondern auf Gott feben ſolle ; und wenn das Semüth an Menſchen - Mitteln verzaget, und ſich wieder in Gott erſenket, ſo bridt

Gottes Dülfe durch Menſchen -Mittel hers

vor. Ulſo wird das Gemüth geübet, daß der Menſch Gott vertrauen lernie .

8 ) Cap. 68, n . 48 - 50. pag. 678 . und Pharao ſprach zu Joſeph : Siehe, ich habe dich über ganz Aegyptenland gereget ; und that ſeinen Ring von ſeiner Hand, und kleidete ihn mit weißer Seide, und hing ihm eine goldene Kette an ſeinen Hals , und ließ ihn auf ſeinem andern Wagen fahren und

vorihm her ausrufen : Dieſer iſt des Landes

Vater ; und reşte ihn über ganz Hegypten land .

Dieſes iſt nun die allerſchönſte Figur der ganzen Bibel, da nirgends ihresgleichen von einen Menſchen iſt, und ſtehet in der Figur eines probirten Chriſten , welcher in allen Proben beſtanden ;welchen der Geift Chriſti

mit ſich durch ſein Leiden, Jod, Hölle, Ses


Ex Mysterio magno.

187

fängniß und Elend hindurch geführet hat, wie ihı der einige Gott, als der große König, für ſich ſtellet, und ſeineWeisheit, welche er

in Chrifti Prozeß empfangen hat, probiret, wie er ihn in Freuden annimmt, und dieß Zeugniß von ihm giebet : Es iſt niemand ſo weiſe, als du, der ſein Leben ſo verborgentlich in Geduld durch Tod und þölle zu Gott hat einführen können , als du . Und wie ihm Sottvolle Gewalt über ſein

Reich giebetund ihn in ſeiner Liebezu ſeinem Gehülfen mad) t,wie ein Nath des Königes

dem Könige ſein Ktönigreich regieren hilft ; alſo aud Teßet ihn Gott in ſein Reich ein , und regieret durch ihn ; er giebet ihm ſeinen Siegelring,als dieMenſchheit und Gottheit in der Liebe Jeſu Chriſti , an ſeine Seele,

und läſet ihn auf dem andern Wagen nach ihin fahren ; das iſt : Wo Gottes Geiſtgehet , dem gehet ein folder Menſch allezeit nach ,

und darf der Teufel, Tod und Hölle ſeine Ges walt an ihn nichtmehr rühren ; denn er bes kommtalſo die Gewalt über Teufel, Tod und

Hölle , und auch über ſein ſierbliches Fleiſch

und Blut, wie Joſeph über Aegypten : land.

Undwie Joſeph alſobald auszog,und dem Könige Stornhäuſer bauete, Vorrath aufgus ſchütten ; alſo bauet auch ein ſolcher Menſch),

welcher nach ſeinem inwendigen Grundeim


188

Ex Mysterio magno .

Reiche Gottes fißet, Gott ſeinem Herrn viele ſolche Menſchenhäuſer ,als Menſchen : ſeelen , in welche er den göttlichen Ueberfluß,

den ihın Sott in Chrifto Jeſu giebt, als die

göttliche Erkenntniß und Weisheit, ſchüttet , mit guter Unterrichtung, Lehre und Leben ,

daß fich ſeine Lehre ausbreitet und groß wird , wie Sand am Meer : alſo unzählig breitet ſich ſein Perlenbäumlein aus , daß vielehunderttauſend Seelen davon efſen ,wie von Joſephs Vorrath in der Theurung . Und ein Kind Gottes thut auch alsdann

ſeinen Schaßkaſten auf,wenn die Theurung

kommt, daß Gottes Zorn die Welt fichtet,

wie Joſeph ſeine Kornhäuſer aufthat, und theilet reinen Mitzweigen aus ſeinem Schakkaſten mit , daß fie nicht in ſolcher

Theurung verderben. ..

h ) Cap. 69. n . 6 . pag. 681.

Der Sünder muß ſelber dran und mit Ernſt ins Leiden und Cod Chrifti eingehen , und ſeiner Sünden vorder Snade im Rerker des Zorns Gottes abſterben , und fich in

Joſeph, als in ChriſtiErbarmen ,aufSnade einwerfen ; nicht draußen ſtehen bleiben und ſagen : bei Chriſto iſt (Gnade feil , und fich

mitder Gnade kişeln und tröſten ; nein, das erquicfet die arme Seele nicht ; ſondern du mußt zu deinem beleidigten Bruder int


Ex Mysterio magno . ona

.

189

Uegypten hinab ziehen, welden du mit deis nen Sünden in die Grube in dir geworfen haft, undmußtihm in großer Demuth unter Uugen treten , ob du ihn wohlnichtbald ken nen wirft, bis er ſich dir in ſeinem Erbarmen zu erkennen geben wird ; allda mußt du in ChriftiMacht und Herrlichkeit, die er in ſeis ner Auferſtehung erlangethat, für die arme Seele Getreide kaufen, daß fieleve und nicht

ſterbe, wie Jakob zu ſeinen Kindern ſagte . 1. c . n . 9 u . 12. pag. 682 u. 685 .

Alsdann fiehetChriſtus in fie ein und faffet fie zwar mit dem ernſten Bande Gottes Zorns, aber ſeineLiebeund Gnadeverbirget

fich nur darin ; ſie iſt's, welche dem armen Sünder ſeine Sünde rüget und ſtöret, daß er erſchrickt und fich vor Gott fürchtet.

Wenn die Seele ſtehet und zu Gott rufet, ſo ſpricht Chriftus im

Gewiſſen : Wer bift

du ? Siehe dich nur an , ob du auch meiner werth bift ? wie Joſeph allhier that, da er zu

reinen Brüdern ſagte : Wer ſend ihr ? und

ſtellte ſich hart und fremde.

Gleichwie auch Joſeph zu ſeinen Brüdern ſprach : Nein , ſondern ihr reyd kommen ,zu beſehen , wo das Land offen iſt ; alſo ſchuldis get auch der Geiſt Chriſti der Seelen Effen

zien : Denn er prüfet ſie, daß ſie noch nicht ferſchellet ſind und noch eigene Begierde in


190

Ex Mysieaio magno .

fich haben , und will nur alſobald zur Gnade, als zur offenen Pforte, greifen,welches der Seelennidtgilt, fiemuß zuerſt in Chriſti Leis den und Sterbeit eintreten ; und daſſelbe durch ernſte Buße und Umkehrung ihres Willens anziehen , alsdann mag fie durch die offene Pforte ,durd ) Chrifti Wunden und god , in ſeiner Auferſtehung eingehen . I. c . n . 17 u . 18 . pag. 684.

So wird ein Mienfü beim Leben Gottes geprüfet, wenn er ſid ) zu Gott wendet, ob er ſich ganzund gar zu ihm wende, und dieſeil eingeleibten Giadengrundmitbringe, darin fid Chriſtus Offenbaren ſoll und will ;

wo nicht, fo fpricht Joſeph, das iſt, Chris ftus, zur Seelen - Efenzien : Ihr ſend an Gottes Leben nur Fundſchafter ,und forſthet

nur die Rechtfertigung des Menſchen vom Leiden und Verdienfi Chriſti, das iſt, ihrler: net nur die Hiſtorie, und nehmetden theuren Bund Gottes in euren Mund, und heuchelt

euch ſelbſt mit Chrifti Genugthuung, und bleibet doch nidts , als ein Kundſchafter der Gnaden : aber es ſoll euch nichts helfen , ob ihr gleich Chriſti Neich erkundſchaftet,mein Zorn und meine Gerechtigteit im Eifer roll

euch dod,mitalleii dreien Prinzipien gefan gen halten , folange ihr den innerſten Grund eures Weſens nicht mitbringet ; das heißet,

alle sivoli Soline Jakobs für Joſeph,das ift,


Ex Mysterio magno.

191

für Jeſum ', ſtellen , und ihm mit Leib und Seele, von innen und aufen, aus allen ſeinen Sträften und Vermögen, zu Fuße fallei, und ſich in ſeine Gnade ergeben .

Denn es heißet nicht, die Gnade nehmen können, ſondern ſich in die Gnade erfenfen , daß fich die Gnade ihm ergebe : Denn des Menſden Nehinenköinen iſt verloren , der eigene Wille iſt von Gott abgetrennet, er muß fich gänzlich in Gott erſenten , und vom Willeri ablaſjeii, das ihn Gott wieder in feine Onade nimnit . I. c. n . 21 u . 22. pag . 685 ,

Euer Kundſchaften und Wiſen hilft eudi nicht in das Reich Gottes , ihr könnet nicht

darin einfahren , es fahre denn in eurem Les ben aus, das iſt, es werde dann in eurem les ben offenbar , daß ihr Gottes Kinder in Chrifto in ſeinem Leiden , Tode und Auferſte hung in ihm relber ſeid , nidt durch hiſtori

ſchen angenonimenen Glaubenisſchein , ſon Derni essentialiter, „ wie eine Rebeanı Wein

ftod : ihr müſlet ein Zweig am Baumeſein , ihr müſſet Chriſti Lebent, Fleiſch und Blut svirklich und weſentlich in dein inwendigen Grunde in euch haben ;" fonſt reyd ihr alle

miteinander nur Stundſchafter, Forſcher und hiſtoriſde Chriſten , und nid)t befier , als

Juden , Türfen und Heideri.


192

Ex Mysterio magno.

O ihr einfältigen Menſchen , lafiet euch doch weiſen ; gehet nur vom Thurn der vers wirrien Sprachen aus, ſo werdet ihr bald

zurechtkommen ; ſuchet Chriſtum zur Rech : ten Gottes in eud),er fibetallda , foließetnur euren Willen auf, das iſt : ergebet ihm nur denſelben , er wird ihi wohl aufſchließen ;

eure Bußemuß Ernſt retni, oder ihr ſeid alle miteinander Kundſchafter . „ Gaffet nicht mehr , es iſt Zeit : Sie iſt wahrhaftig gebos

ren : Der Bräutigam rufet ſeiner Braut ; in das Gefängniß Joſephs müſſet ihr in Dieſer Theurung , wann ihr itidt wollet, Amen ! "

i) Cap . 70. n . 16 - -26. pag. 694 - 697 . Wie die Brüder Joſephs zum erſtenmal por Joſeph ftunden, da er ſie nur für Kunds

fcbafter hielt ; alſo ſtehet aud der Menſch vor Gott, als ein Stundſchafter göttlicher Gnaden : Denn er denkt, er will auf dieſmal in die Bufe eingehen , daß ihm die alten

Sünden vergeben werden ſollen ; aber er hat

ſeinen Willen noch nicht ſo hartbezwungen , daß derſelbe die Tage ſeines Lebens,weil der Leib währet, in folcher angefangenen Buße zu bleiben gedenke ; ſondern er gedenket nur

alſo einmal die Sünde im Gewiſſen zu tilgen und die alten Sünden in Bußeund Neuezu

erſäufen .


Ex Mystevio magno.

193

Und es kommt auch dazu , daß fein Sea wiſen, ob es gleich erſtlich erſchredetworden endiich befriediget, und ihm göttliche Speiſe vom himinliſden Joſeph in die Säcke ſeiner Begierde gegeben wird , daß ihn der Zorn Gottes binzichen láft : aber der Zorni Got tes in feiner Gered tigkeit nimmt ein Pfand vom G .wiſſen , und behält dieſes , ob der Menſt an ſolcher eingeladenen Speiſe bleis bei und daran genug haben wollte;wo nicht, fo habe er fein erſtes Recht in Seelund Leib . Wie ch uns armen Menſchen dann alſo ergez het, daß wir die erſte Speiſe,welcheuns der himmliſche Joſeph in der Buße giebet , gar leidtlich wieder verzehren, wieder in große Hungersnoth und Elend des Gewiſſenskoms men , und wieder darben müſſen, und dieſes

ebendarum , daßwir nicht zum erſtenmal uns fern Benjamin , als den allerinwendigſten Grund, mitbringen , daß unſer Wille nicht gang gebrodjen iſt , daß wir nicht gedenken , bis an unſer Ende in der Bußeund göttlichen Selaſſenheit zu bleiben : Wann dieſes in der

erſten Buße gefchähe; fo könnte Gottes Ges rechtigkeit im Zorne kein Pfand von unsneha

men , ſondern müßte uns ganig frei laſſen .

Dieſes Präfiguriret nun dieſe Figur, daß Jakobs Kinder zweimal nach Speiſe in

Hegypten zu Joſeph ziehen mußten ; zum andernmal aber warð ihnen Joſeph erft 13


194

Ex Mysterio magno.

Offenbar, und zum drittenmal nahmen fie Weib und Kind, Hab und Gut, ſammt ihrem Vater mit ; das iſt : Wenn der Menſch durch

die Sünde die erſte göttlicheSpeiſe verzehret hat, daß er im Gewiſſen wieder hungern und darben muß , daß ihn das Gewiſlen drüdet

und anklaget, ſo denketerwieder an die erſte

Buße, wie ihm Gnade wiederfahren iſt. Uber rein inwendigſter Srund , als das

Band Gottes Zorns, klagt ihn an und vers dammtihn , daß er die Snade nicht bewahret hat, er ſchilt ihn für einen meineidigen treu

loſen Menſchen ,welcher Sottes Gnade ge ſchmedet hat, daß ihm ſolches aus lauter Barmherzigkeit geſchehen fery, und er hates um Fleiſches - Luftwillen alleswieder verders bet und verloren ; ſo ſtehet er alsdann wie

einer,der nichtwerth ſen , daß er den Himmel anſchauen ſolle, und daß ihn die Erde trage,

weil er ein ſolches wieder verſcherzet hat, und denket, wie er doch mit dem armen Zöllner und Sünder und mit dem verlornen Sohn , dem Säuhirten , wieder umwenden

und zu Gottes Huld kommen wolle ; als

dann iſt es erſt ein rechter Ernſt, da ziehen

Facobs Söhne alle mit einander zum an dernmal in Égypten , in die Buße,himmliſch Getreide zu kaufen , ſo muß der alte ada

miſche Jacob, als der Beib, daheim in Trübs fal bleiben .


Ex Mysterio magno.

195

In dieſem Ernſtwird erſt Benjamin , als der inwendige Grund,mitgenommen : jeßo

wird der erſte Wille gebrochen , und gehet nicht mehr in ſolchem Vorſake, wie zum

erffenmal; jego kommen nicht mehr Kund fchafter für Joſeph, ſondern ernſthafte hun gerige Menſchen, als ein hungeriges Leben , welches aus allen Kräften nach

Gottes

Barmherzigkeit, nach der Speiſe Jeſu Chrifti , hungert . Athie gehet nun der Ernſt in Zittern und

Furcht an , und dieſes iſt der rechte Auszug nach himmliſcher Speiſe , da das Gewiffent

in dengſten ftehet,und die Vernunft an ihrem

Vermögen verzaget und denket : Ach ! Gott ift über mich erzürnet ; wo foll ich Snade ſuchen ? ich bin ihrer nichtwerth , ich habe ſie

mit Füßen getreten , ich muß mich vor Gott ſchämen : In welche Diefe ſoll ich geheni, da

ich vor Gottmein Äntlig aufheben ,und ihm meine Noth klagen darf? So kommtalsdann das armeGewiſſenin Noth und zittern für Gott, und hat nicht viele Worte zur Beichte : Denn es achtet ſich

zu unwürdig , ein Wort vor Gott zu ſpre chen , ſondern tritt für ſein Ungeſicht, beugct ſich zu Grunde, und erſinfet alſo in ſich ſelber

in die allerlauterſte und tiefſte Barmherzig keit Gottes , in Chriſti Wunden , Leiden und Dod ein ; da hebet es aus ſeinem allerinwen


196

Ex Mysterio magno.

digſten Grunde an zu ſeufzen , in die Gnade zu flehen , und fich gänzlich zu ergeben , wie

Joſephs Brüder zum andernmal alſo für

ihni kamen,und vor ihm niederfielen . Da nun Jofeph fie alſo rahe, daß fie alle da waren , und ſo demüthig vor ihm ſtunden ; ſo erbarmete er fid ) alſo fchr in ſich über fie, daß er aud fcin stort ſpreden mochte , ſon : dern wandte fich um undweinete. Und dies fes iſt die Stäite, da der invendige in Adam verblid ene Grund von dem

himmliſchen

Weltwefen , in weldes Gott rein Wort der Gnaden zu einem Panier und Ziel im

Paradieſe wieder einſpracy, in dieſer Er bärmdewieder lebendig, und Chriſtuswahr: haftig im Menſchen in dieſem Grunde ge boren wird, und jego auch alsbald durch ſein Leiden vom Tode im Menſchen aufſtehet; und alda zur Rechten ſeines Vaters, welche Rechte die feurige Seele aus des Vaters

Eigenſchaft im Worte der ewigen Natur ift, fibet, und die Seele in dieſem Grunde vor

Gottes Zorn vertritt,und ihn mit Liebe er : fület.

Und allhie hebet ein Chriſt an, ein Chriſt zu ſeyn ; denn er iſt's in Chriſto , und nicht

mehr ein Kundſchafterund Maulchriſt, ſons dern im inwendigſten Grunde ; und allhier wird Simeon los, und iſt nichts verdamm

liches mehr an dieſem , der da alſo in Chrifto


Ex Mysterio magno.

197

Jeſu iji. Obgleich der äußerlidye Leib in dieſer Welt der Eitelkeit unterworfen iſt ; ſo ſchadet ihm nun nichtsmehr, ſondern alle

Fehler, die er nun im Fleiſche thut,müſſen ihm zum Beſten dienen , denn er hebet nun an, das Geſchäfte des Fleiſches zu tödten ,

und den alteni Udam immerdar zu freuzigen ; ja ſein ganzes Leben wird nun eine bes

ſtändige Buße, und. Chrifius in ihm hilft ihm nun Buße wirfen , und führet ilin nun

zu ſeinem herrlichen Mahl, wie Joſeph ſeine Brüder, als ſie wieder zu ihm kamen,

zurichten hieß , und innen von Diſche gab.

ſeinein

Ulfo fpeiſet nun Chriſtus die bekehrte Seele mit ſeinem Fleiſch und Blut, und in

dieſer VermählungiſtdiewahrhaftigeHoch zeit des Lamines .

„ Wer alhier ein Gaſt geweſen iſt, der verſtehet urſern Sinn und fein anderer ,“ ſondern ſie ſind alleſammtnurSundſchafter; und ob fie gleich vermeinen , es zu verſtehen , ſo ift doch kein rechter Verſtand von dieſem

Mahl in keinein Menſden , er ſey denn dabei geweſen und habe es felbfi gefa medet ; denn

es iſt der Vernunft ein ganz unmögliches Ding zu ergreifen ohne den Geiſt Chriſti in ihm ,welcher ſelbſt die Speiſebei dieſem Jos ſephs -Mahle iſt.


198

Ex Mysterio magno. I. c. n . 40. pag. 700.

Ein Chriſt iſt alſo eineneueKreatur in dem Grnnde ſeines Herzens ; ſein Sinn ftehetnur dahin , um wohlzuthun ,nichtaber zum Steh len ; ſonſt wäre Chriſtus ein Dieb im Men

fchen . Laß nur den Mantel Chriſti fallen , und gieh wieder, was du geſtohlen und mit

Unrecht gewuchert haft; wirf die alten Ha dern von deiner Seele alle weg , und tritt nadend und bloß unter das Kreuz, da Chris ftus anhanget; fiehe ſeine bluttriefenden Wundenrechtan ,und faſſe ſein Blutin deine hungerige Seele, ſo wirft du geneſen und von

aller Noth erlöſetwerden ; anders hift dir kein Dröften der Genugthuung : Uller Droft

iſt nur dieſes , daß fich ein Chriſt tröftet, er werde in folcher Buße in Chrifto Iefu einen gnädigen Gott erlangen , und das ſoll auch

eben ſein Troſt reyn, daß ernicht verzage. 1. c. n . 77. 82 u . 83. pag . 708 u. 709.

Denn die Schrift ſagt: Uus Snaden ſend ihr ſelig worden , und daſſelbe nichtaus euch ſelber,nichtdurch euer Wiſſen , ſondern durch Gottes Erbarmen : es lieget nicht am Wiſſen , daß das Wiſſen Chriftum nehmen

könnte; fondern es lieget am Sebet, als an der Snade, welche Chriſtum den Unwiſſen

den ſowohl, als den Wiffenden , in ihrer Glaubensbegierde in Gott giebet; beiden geſchiehet es aus SGnaden .


Ex Mysterio magno.

,

1.99

Die andern aber führen ihrer Willen ges

gen der GnadeGottes,welches eben auch der Chriſten Snade iſt , und nichts mehr; aber

die weſentliche Gnade im Bilde der Erfül lung kennen ſie nicht: Doch nimmtdie Gnade ihren Willen mit der Begierde in fich , und

giebt der Begierde in der Gnade einen Mund,welcher der Kreatur verborgen iſt bis auf den Tag der offenbarung Jeſu Chriſti. Darum iſt zwiſchen ihnen kein anderer Uns terſchied, als die weſentliche Bewegung im

Paradiesbilde, da das Paradiesbild Chris

ftum noch nicht im Weſen angezogen hat,wie bei den wahren Chriſten , und doch ihr Slaube

in der Snade Gottes in Chrifto weſentlich iſt, aber nicht in des Menſchen Eigenthum , fons dern in Gott, der alle Dinge erfüllet und durch alles iſt undwohnet : alſo ift den gläu bigen Juden und Dürken die weſentliche

Gnade nahe und in ihnen, aber ihrer Kreas tur nach unergriffen .

k ) Cap. 71. n . 1921. pag. 715 u. 746. Gottes Liebe kommt allein den Schwa chen, Demüthigen und Verlaſſenen zu Hülfe,

und nicht dem ,was in FeuersMacht fähret ; nicht der Macht der Eigenheit, ſondern der Unmacht und Verlaſſenheit : was niedrig , verachtet, demüthig und verlaſſen iſt, in dem wirket die Liebe und wohnet darin .


200

,

Ex Mysterio magno.

Denn die Liebe iſt in ihrer Selbſteigen fchaft anders nichts , als die göttliche De muth aus dem Grunde des Einleit. Die Liebe

ſuchetnoch begehret nichts ,als nur das Eine : Denn fie iſt ſelbft dus Elnie , als das ewige

und bos guachtet,was in eigenem Vermögen ſelber will : 00 es wohl üblid iſt, dadurd fich das Nichtswollen offenbaret,ſo iſt es aber dod ) vor dem Nictwollen nur eine Phan :

taſie, als ein Spiel eines Selbſttreibens und Sidſelbſtquälens.

.

Darum iſt der Menſch wegen ſeines eiges nen Wollens fein ſelbſteigener Feind : Gäbe er ſeinen Willen Gott,und ließeer fid) Gott : ſo wollte Sott durch ihn und mit ihm , und ſein Wollen wäre Gottes Wollen : weil er

aber rein Selbſtivollen liebet, und liebet den nicht, der ihm das Wollen gegeben hat ; ſo iſt er zweifach ungerecht.

1. c. n . 29. pag. 717.

O ihrMenſchen die ihreuch Weiſe nens net, und wegen eurer eigenen Liebe und eiges nen Wollens Ebre voneinander nehinet,wie toll ſend ihr vor dem Himmel! Eure eigene Ehre, die ihr ſelber ſuchet , iſt ein Stankvor

-

Nichts . Darum iſt vorGottes Liebe alles thöricht

-

Nidts , und doch durd alles und in allem ; aber der Selbtheit eigenes Wollen iſt ſie ein


Es Mysterio magno.

204

der einigen Liebe Gottes ; wer aber den ans dern ſuchet und ehret, und ihn liebet, der iſt ein Ding mit dem Sangen : Denn fo er reis nen Bruder ſuchet und liebet; fo führet er ſeine Liebe in feines Leibes Slieder undwird wird von dem geliebet, geſuchet und gefun den , der den erſten Menſchen aus ſeinem Worte machte, und iſt mit allen Menſchen nur ein Menſch ,als mit dem erſten Adam nur einer in allen ſeinen Sliedernt, wie auch mit

dem andern adam , Chrifto , nur einer.

1) Cap. 77 . n . 44. pag. 791. ) ,

Ein Gottesfürchtiger , der die Eigenheit verläßt, bekommtim Reiche Chriſtialles das für, der Himmel und die Welt iſt rein ; hins gegen muß ſich der Gottloſe nur mit einem Stude behelfen , welches er noch dazu in Lift

geſtohlen und mit Betrug an ſich gebracht hat, und nimmt nichts mit fid ) von hinnen, als nur die Hölle nebſt reiner falſchen Unges

rechtigkeit und dem

Fludy elender Leute;

welcheer auf Erden gemartert hat, die haben ihm mit ihrem Fluche das hölliſche Feuer

angezüget, welches er mitnimmt.

m ) pag . 804 . li. 805. D . 8 1 . 9. Gleichwie Sottes Geiſt durch alles gehet und alles probiret ; alſo mag auch das er

leuchtete Gemüth über und durch alle Eigen ſchaften des natürlichen Lebens herrſchen ,


202

Ex Mysterio magno .

die Eigenſchaften bewältigen und der Ver nunft die höchſte Sinnlichkeit aus göttlicher

Wiſſenſchaft einführen ; wie denn Paulus faget : Der Geiſt forſchet alle Dinge , auch die Tiefe der Gottheit ; und mit ſolder Ein

führung göttlichen Willenswird derMenſch wieder mit Gott vereiniget, und im Gemüthe neugeboren und hebet an , der Eigenheit

falſcher Begierde zu erſterben undmit neuer Straft geboren zu werden . Alſo hanget ihm alsdann die Eigenheit im Fleiſche an, abermit dem Gemüthewandelt er in Sott, undwird in dem alten Menſchen

ein neuer geiſtlicher Menſch göttlicher Sins nen und Widens geboren , welcher die Luft des Fleiſches täglich tödtet, und durch gött : liche Kraft die Welt, als das äußere Leben ,

zum Himmel, und den Himmel, als die in : nere geiſtliche Welt , zur ſichtbaren Welt

machet ; daß alſo Gott Menſch , und der Menſch Gott wird, bis der Baum in retmen

höchſten Stand kommt, und ſeine Früchte aus dem Mysterio magno, aus göttlicher Scienzgeboren hat; alsdann fälltdie äußere

Schale weg, und ſtehet allda ein geiſtlicher Baum des Lebens in Gottes Ader , Amen !


Gebet

wahre Bekehrung.

rungsreicher Quell ! Du willſt ja nicht mein Sterben ,

Du willſt nicht meinen Tod, du wilft nicht mein Verderben ;

Dein Wille aber iſt, daß ich ganz Demuthsvoll Zu Dir , Barmherzigſter , mich recht bekehren ſoll.

wende mich demnach mit Sinnen und Ges müthe, ,

Zu deiner Huld und Treu , zu deiner großen Güte : Nimm das verirrte sind in Onaden wieder an , Das in dem Sündenſchlamm fein Bleiben finden kann.


204

Die Schulb iſt zwar ſehr groß; doch deine Huld noch größer :

Von Tugend bin ich bloß , und werde immer blößer : Ach, zürne jego nicht mit dem verlornen Sohn , Er fühlet ohnehin in ſich die Strafe fchon .

Laß Gnade doch für Recht, und' Huld für Pein ergehen ; Laß dein erbarmend Aug auf mich mit Liebe Tehen ; Verwirf mich nicht , o Herr , von deiner tiefen Huld : Denn ich befenne nun die große Sündenſchuld .

Ich habe meinen Sinn in Eitelkeit verkehret ; Mein Geift hat nicht auf Zucht und Beſſerung ge höret ;

Mein Wille war von dir in Lüften abgewandt , Und Ungerechtigkeit beherrſchte meine Hand.

Weſen war im Neid , im Haß, im Zorn und Grimme,

Mein ganz betäubtes Dhr vergaß den Ruf der Stimme,

.

Die mich ſo oft gerührt, die mich ſo vielmal rief , Db ich gleich immerfurt in meinen Sünden ſchlief. .


205

leben war gar nicht nach deinem abge meſſen ;

Von Sodoms böſer Frucht hat nur mein Mund ge geffen : Verfluchte Hurerei ! verdammte Miſſethat, Die mein verdorbner Menſch ſo frech verübet hat.

Nun fliehe ich zu dir, und bitte um Erbarmen ;

Hier ftels ich nadt und bloß, o fiche auf mich .

.

.

Armen !

Laß mich doch nicht, o Herr , in dieſer Angſt und Noth ,

Ich bin lebendig ſchon in Uebertretung todt.

Veweiſe deine Huld , erzeige deine Güte, Erneure meinen Sinn , und beſſ're mein Gemüthe ; Mein Leben ſol hinfort nur dir geopfert ſeyn , Erlöſe mich nur bald von Sünden , Fluch und Pein .

o laß den Gnadenſtrom fich über mid ergießen ! Laß doch in meine Bruſt das Lebenswaſſer fließen ! Dſchließ das Paradies im neuen Menſchen auf, . Und ändre mich , o Herr , in meinem Lebenslauf.


206 Pflanz deine Weisheitsquell in meinen Geiſt und Seele ,

Beſalbe meine Bruſt mit deinem Freudenöle , Durchbrenne doch mein Herz mit deinem Liebes. feuer, Und tilge bald in mir das große Ungeheuer.

Laß doch die Schlangenbrut, den Urſprung aller ·

Sünden ,

Mit aller falſchen Luft in mir den Tod empfinden ;

Ja reiß aus mein Gemüth die Sündenwurzel aus, Und ſchmüce du doch ſelbſt dein hoch erkauftes Haus.

Verlaß mich nicht, o Herr , in meinem Kampf und · Streite , Und ſteh wit deiner Kraft mir immerfort zur Seite;

Gieb mir ein reines Herz , das dich verehrt und liebt, Und ſich ganz unverrückt in deine Huld ergieb .

Laß, wie die Rebe mich an dir , dem Weinſtoc , ii

.

bleiben ,

Und deinen Geiſt aus mir die böſen Lüfte treiben , Verſalze mir die Welt ſammt aller Eitelkeit, Und mache mich doch recht zu deinem Dienſt bereit.


207

Limm meinen Willen ganz durch deinen Geiſt ge

fangen , Und laß mich bloß an dir und deiner Gnade hangen ;

Befreie mich doch bald von aller Eigenheit, Und pflanz in meine Bruſt die rechte Lieblichkeit.

V

ertreibe doch , o Herr , aus meinem

Seelens

grunde

Den Wolf, den Fuchs und Bär, die Kagen und die Hunde , Den löwen und die Sau , den Tyger und die Kuly, Die Kälber und das Rind , und was noch hört dazu .

ingegen gieß in mich den Quel der ſanften Liebe, Gieb mir Zufriedenheit, Verſtand , und reine Triebe: D laß mein Herz doch ſtets von dir bewohnet ſeyn, Daß jene Feinde ſich nicht über mich erfreun .

Erneure mich doch ganz durch deines Geiſtes .

Sträfte ,

Und flöß in meine Bruft die rechten Lebensſäfte ; Gieb mir die wahre Furcht, Gerechtigkeit und Heil,

Und ſey mein Schuß und licht, mein Leben , Troſt und Heil,


208

Laß Hoffnung und Gebulo in meinem

Garten

blühen ,

Hilf mir das Demuthsfleid im Glauben recht an. ziehen ; Verăndre du doch leibſt den ganz verkehrten Sinn, Und ziele mich nur gleich zu deinen Füßen hin .

Gieb mir Gelindigkeit und ein ſanftmüthig's Weſen ; Laß Leib und Seel und Geiſt in deinem Blut ger neſen : O waſche du mich doch von allen Flecken rein ,

Daß meine Seele fann dein rechter Tempel reynt.

Laß Hochmuth , Geiz und Neid, nebſt Bosheit, Zorn und Lügen ,

Durd ; deines Geiſtes Kraft beſiegt darnieder liegen :

Gieb , daß das böſe Kraut der (dynöden Heuchelei Aus meinem Garten doch nur ganz vertilget ſexy.

Hingegen pflanz in mir den Baum der Lebenswerte, Sey du mein Licht und Recht, mein Führer , Kraft .

.

.

und Stärke ;...

Laß mein Gemüth doch ſtets zu dir gerichtet ſtehn , Daß ich mag ewiglich auf deinen Wegen gehn ,


• 209

Laß mich um Menſchengunſt doch keine Seele ſchmeicheln ,

Bielweniger, o Herr, mich zum Verderben , heucheln : Verſlucht ſey der Betrug, verdammt ſey dieſe lift, So vor dein heilig'8 Aug der größte Greuel ift.

Nimm alles von mir weg , was nicht aus dir ges boren ; Mach mich durch deinen Geiſt doch neu und aus erkoren ,

Daß ich in deinem Reich dir noch kann nüblich ſeyn ; Und mehr als Tauſende ſich über mich erfreun.

gloriöſer Gott , erhöre doch mein Flehen , Laß deine Lebensquel bey mir im Fluſſe ſtehen ,

Ja lebe du in mir durch deinen reinen Geiſt, Daß immer neues Del in meine Lampe fleußt.

Verbanne Fluch und Tod , vertilge das Verderben , Und laß mich duch in dir das wahre Heil crerben ,

Daß meine Seele fann im rechten Leben ſtehn , Und völlig ausgeſchmückt mit dir zur Hodizeit gehii.


210

Nun dieſes bitte ich von dir, dem Lebensjaamen ; Mein Jeſu , ſprich hierzu das rechte Glaubens ,

Amen . Mach meine Seele doch ganz heilig , neu und rein , Daß ici ſchon in der Welt ein Seraphim fann ſeyn.


Chriſten Spiegel.

W er ſich ins Kreuze ſenfet, Nichts als die Liebe denket ; Im Beten ſtetig wacht ,

Hat wohl auf's Herze Acht ; Die Armuth Jeſu liebet ,

Den Glaubens-Kampf recht übet ; In Freud' und Leiden ſchweigt,

Sich gleich gelaſſen zeigt; Auch aus dem Adem gehet, Wo Adams Fall in ftehet; Brüder 1 Die Schweſtern

theuer hält ,

Das Leben für ſie ſtellt ; Der Selbſtheit ganz abftirbet ,

Stets um die Weisheit wirbet ;


212

Bis Sie ſich ihm vertraut, Und Chrifti Weinberg bant; Mit Ihm in dieſem Leben

Biel Früchte Gott zu geben ; Der iſt ein rechter Chrift, Prüf dich , ob du jo bift !


, Die

Dritte Abtheilung ; worinnen

von der Bereitung des

Steins der WeiĹżen gehandelt wird.


M arc. IX .

Ade Dinge find möglich dem , der sa glaubet.

Der Herr wird deine Steine wie einen Schmuck, und deinen Grund mit

Saphiren legen . Er wird deine Fen fter aus Kriſtallen machen , und deine Thore von Rubinen , und alle deinc Grenzen von erwählten Steinen .


|

E

Kurze

E i n leitung über

die Bereitung

des Steins der Weiſen. Der Himmliſche Philoſoph;Chriſtus Jeſus, giebt uns aus der Quelle der ewigen Weis

heit Matth . 6 . v . 33. die ganz ungemein heilſameund ſelige Lehre, daßwir am erſten nach dem Reiche Gottes trachten ſollen ; und alsdann würde uns alles, was wir nämlich

in ſeiner Furcht und Erkenntniß ſuchen,ohne Mühe zufallen.

Von wie wenigen aberdieſe Lehre befolgt und beobachtet wird, ift, leider, mehr als zus

viel bekannt ; und darum fiehet man auch


216

von der großen Menge allerlei Sattung

Suchern und Arbeitern faſt gar keine Frucht des mit Verluft ihrer Schäße geſuchten gro . ßen und ſo nahe liegenden Kleinods in dem geheimniſvollen Reiche der geſegneten Nas

tur , weil ihr ganzes Wert nicht in dem Namen und aufdem Grunde desienigen ges

bauetwird, der allen Dingen das Leben und Bewegen giebt. Der rechte einzigewahre Stein der Weis

ren , Jeſus Chriſtus,welcher doch das Funs dament der ganzen Weisheit iſt, wird dems nach nicht zuerſt, ſondern der große Schaß der Natur nur allein , und dieſer noch dazu

aus der unreinen Quelle der geizigen und hochmüthigen Begierde ohne ihn, ohne ſein

erforderliches inneres Leben , ohne reinen, alles erwärmenden und gebährenden , er :

quidenden und ernährenden Seift geſuchet,

aber auch aus dieſer Urſache nichtgefunden , weilman nicht recht ſuchet, das iſt, weilman den großen Naturſchaß in einem unwieders

gebornen Zuſtande ohneihn und ſeinen Geift

ſucht ; da er doch felbft Ioh. 15, v . 5 . fagt :

Ohnemich vermöget ihr nichts zu thun. Wenn wir alſo unſere Begierde, als den inagiſchen Grund des Glaubens , ohne den Geiſt und das Leben Jeſu Chriſti, in ein mit dem Fluche und der Finſterniß bedextes


917

oder erſtorbenes Weſen hineinführen : Yo werdenwir nichtnur nichts bewegen und ers weden, ſondern noch dazu eine mit Seſtant und Fäulung angefüllte Mißgeburt hervor.

bringen und das auf Sand errichtete Sea bäude mit der Eitelkeit im Feuer vergehen rehen .

Wir müſſen demnach von Chriſto , dem göttlichen Ärtiſten, zuerſt tingiret, und aus der ewigen Wurzel der Weisheit als ein neuer Zweig zum Lebensbaume entſproſſen , und ſelbft lebendige Steine an dem glänzens

den Bau der himmliſchen Weisheit gewor. den und bereitet ſeyn , wenn wir den an fich

mit Fluch beſchloſſenen Erdklumpen aus dem finſteren Tode lebendig machen wollen,

Denn,wie will ein Todter einen andern in der größten Erſtarrung liegenden Todten ers

weden und lebendig machen können ? Wie will einer, der keine Uugen hat,einem andern in der Finſterniß fich befindenden Blinden

das Licht zeigen ? Dieſes wird in Ewigkeit nicht geſchehen , wenn man ſich auch noch ſo

viele Mühegeben wollte, und immer in vers geblicher Hoffnung verbliebe.

Darum bemühet euch , ihr begierige Sus

der und Forſchernach dem Steine der Weia fen, daß ihr vor allen Dingen in der Schule

Chrifti die rechteWeisheit erlernet, ehe thr


218

in der gefallenen und mit Fluch umhüllten Natur das Lichtvon der Finſterniß, und das Leben von dem Tode zu fcheiden euch unters windet, und die fünfte Effenzaller Weſen zu ' erlangen trachtet.

Bemühet euch,daß ihreinelebendige Rebe an Chrifto, dem rechten Weinſtoc werdet, und die Früchte ſeines Leidens, Sterbens

und Blutvergießens weſentlich genießen möget. . . .

Beffrebeteuch, daß ihr die göttliche Tints tur aus dem gläſernen Meere in euch wohs nendundwirkend bekommt, als wodurch das

verborgene geheime Feuer der Philoſophen erkannt, und die Schladen der Sünde

ſammtden Hefen des Fluchs von dem reinen göttlichen Samen abgeſondert, ausgewors fen und verbrannt wird.

Bemühet euch, daß ihr aus dem Waſſer und Geiftevon oben wiedergeboren , undmit dem heiligen Feueraus dem ewigen Urkunde

getauft und tingiret werdet. Wenn ihr euch nun nach dieſem Schaber,

nach dieſem Kleinod, nach dieſer Perle,nach dieſer himmliſchen Tinktur mit göttlicher Begierde immerheftig fehnet und ftets dars nach hungert und dürftet : ſo wird auch der Samé des Lichts , welcher anfänglich nur


219

en

wie ein Senfkornwar, in euch endlich fich ſo vermehren , daß aus ihm ein großer Baum mit Wurzeln und Stamm ,mit zweigen und

Heften werden wird , der fich bald mit den lieblichen Farben und Gerüchen in voller

Blüthemit reichen Früchten erzeiget. Werdet ihr auch , mit feſtem Vertrauen

auf die gewiſſe Hülfe des Herrn, in Sebet* und Flehen bei dem Seber aller beftändig

bleibenden Gaben unverrüdtanhalten , uno

nicht müdewerden, Gutes zu thun, ſo wird és euch noch endlich gelingen, daß ihr ſowohl

die zu dem großen philoſophiſchen Werke ers forderliche wahre Materie entweder durch oder ohneMittel geoffenbaret bekommt, als

auch einen getreuen Unterricht erlanget, wie ihr den ſogenannten Stein der aus Gott ges . bornen Weiſen auf die leichtefteund findliche

Art bereiten müſſet, daß ihr tauſendfältige

Früchte und noch mehr davon einſammeln könnet.

Drachtet alſo nur erſt nach dem Reiche Gottes und nach der Gerechtigkeit Jeſu

Chrifti : ſo wird euch alles zugeworfen wat 4 * !! ! !

werden .

Zum Beſchluß dieſer kurzen Einleitung füge ich noch folgendewenige Strophen zur hoffentlich beliebigen Erwegung und Aufs merkſamkeit hinzu :


M ein leſer ! ſey geneigt, mit Ernſt hier in be denken , Was dir die Weisheit will in dieſen Zeilen fchens fen :

D forſch' und finne doch die Worte fleißig

παώ , Und bitte Gott um licht; ſo findeſt du die | ºad ,

Die man in dieſer Welt fann für die beſte ſcha Ben ,' I . Und die die Weiſen ſtets zum Grund des Baued feßen .

Geh' in die Wüſten hin , gel in das grüne Feld , i .

Seß' dich an jenen Strauch , und Tchaue nach dem Zelt,

Das Gott und die Natur für das ſehr jark Weſen Zur Dede und zum Schirm mit Fleiß hat auders in

leſen :


221 $a folcher Wohnung iſt der Weiſen edler

Stern ; Stoß dich nicht an das Kleid , (dau du nur auf den Rern , Der in der Felſen Aluft wird eingeſchloſſen lies gen : Und wenn du ihn erlangſt, ſo kannſt du dich ver gnügen : Denn dieſes iſt der Schaß , den Jeder möchte Tehn ,

Den Jedermann zwar ſieht, und doch vorbei muß gehn.

Erleuchte mich, mein Gott, führ mich zu jenex Auen ,

Wo ich kann dein Geſchöpf mit offnen Augen chauen , Freib ' alle Finſterniß aus Herz, Gemüth und Sinn ,

Und ſprich : es werde licht; ſo geb ' ich dir mich hinc


yanthe ! fel' ich dich beim frohen Reiz des Lenzen ?

Wer windet aber dir die beſten Ehrenfrånzen ? Wer ſieht dein

ſchönes Bild mit rechten Augen an ?

Wer iſt es , der von dir mit Grund nicht , ſagen kann :

Du biſt die Edelfte auf unſerm Kreis der Erden ?

O möchť ich deiner doch nach Wunſch theilhaftig werden !

Bei dir erwäge ich der Philoſophen Luft , Weil du , Hyanthe, wilft aus deiner zar

ten Bruſt Den Weiſen deine Milch , dein Blut, ja gar dein Leben , Zum Opfer, als ein Pfand der Liebe, übergeben .

D Freundin , wie biſt du ſu angenehm und ſchön !

Dein ganz beſond'rer Reiz laßt mich entzüdend ſtehn !


223

go fann an dich das Glud in ſeinem fauf et bliden ;

Du aber fannſt erfreu 'n , bezaubern und erquiden . Doch , warum fteheſt du anjeßt ſo traurig aus ?

Wie , fliehſt du gar vor mir in dein gewölb tes Haus ? Biſt du mir etwa grain ? was hab' ich denn vers brochen ?

Hat mein getreuer Mund mit dir nicht recht ges ſprochen ?

Wie ? Freundin ! läßt du mir die holden Thränen ſeh'n ?

O Schidſal! wie ſoll ich dies Trauerſpiel verſteh'n ?

Mich däucht, du ſeufzeit gar; es ſcheint, es geht zum Sterben : Wer ſodi denn deinen Schaß , den du beſißeſt, erben ?

Hier frümmte fich Hyanth , und ſprach zu behend:

Dieß iſt mein leßter Will ' und feftes Deſtas ment:


224

„ Wer Gott von Herjen ehrt, und ſeinen Nächſten liebet , „ Wer Urmen Gutes thut, und ſeinem Feind vergiebet ;

„ Der fou der rechte Erb ' von meiner

Schäßen ſeyn .“ Und als ſie dieß geſagt, da ſchlief Hnanthe ein .

Nun wollen wir unſern bisherigen , aus

dem göttlichen Zentrallichte redenden Autos ren , den hocherleuchteten Iacob Böhm ,

von dieſer Materie auch hören , wie folget.


1 .

**

EX . .

SIGNATURA RERUM. a ) Cap. 7. n . 1 u . 6 . pag. 60 u . 81.

Wir wollen dem Laboranten , welcher ein

ernſter Sucher iſt,nachzufinnen Urſache ger ben , und ſo er unſern Sinn ergreifet, ſo wird

er den edlen Stein der Weiſen wohl finden ; iſt er aber von Gott dazu erforen, und ſtehet anders ſein Leben im himmliſchen Mercurio anders find wir doch im Mysterium , und wollens im

Gleichniß darſtellen , am aler:

offenbarlichſten,und doch heimlich . Der Leſer habe nur Ucht auf den Sinn ,

denn die Macht, ihm dieſelbe in die Hände zu geben , haben wir nicht, es fteht allein

Gott zu : aber die Pforte roll ihm allhier offen ſtehen , wil er eingehen , wo aber nicht,

fo hilft ihm der Kißelnichts . ;


326

Ex Signatura Reruta ,

I. c. n . 27. pag. 57. Darum merketnun den Prozeß und finnet ihm nach , ihr lieben finder der Weiſen , ſo

werdet ihr zeitlich und ewig genug haben ; thut nicht als Babel, welche ſich mit dem Steine der Weiſen fißelt und tröftet,und ſich des rühmet, behält aber einen groben Mauerſtein , im Gift und gode verſchloſſen,

für den edlen Stein der Weiſen .

.

Was iſt's , das Babel den Stein hat, und er liegtin Babeinoch ganz verſchloſſen ? Es iſt eben , als ob mir ein Herr ein Land

ſchenfte, das wäre ja mein ; ich aber könnte

es nicht einnehmen , und wäre ein armer Mann dabei, rühmte mich aber doch der Herrſchaft, und hätte alſo den Namen und nicht die Macht ; alſo gehet es Babel mit

dem edlen Stein der neuen Wiedergeburt in . Chriſto Jefu . : : :.

. . l. c. n . 40. pag . 59. .

Wilft du mun ein Magus ſeyn,ſo mußt du derſelbe Samariter werden , ſonſt kannſt du das Verwundete und Zerbrochene nicht heis len : Denn der Leib, den du heilen rouſt, iſt halb todt und ſehr verwundet, dazu iſt ihm

ſein rechtes Kleid ausgezogen , daß du den · Mann, den du heilen follft, ſchwerlic , fen

neft, du habeft denn des Samariters Áugen und Willen , daß du dadurch anders nichts


Ex Signatura Rerum . um

.

fucheft, als den Schaden der Verwundeten

wieder zu bringen . doc. n. 49. pag. 62. 1 Diefen Prozeßmuß derMagus auch hal ten mit ſeiner Alchymie ; frageft du : wie ?

Ich gebe dir 's wohl nicht gar ins Maul, wegen des Gottloſen, der es nichtwerth ift . Merkenur aufdie Taufe, daß du den erſtors

benen Mercurium , der in der himmliſchen Weſenheit verſchloſſen und in Ohnmacht lieget,mit ſeiner eigenen Taufetäufeft, deffen Weſen er in einem Dinge iſt ; du mußtaber ſein göttlich Waſſer haben und auch das irdiſche; denn der irdiſche Mercurius kann

eher das Göttliche nicht annehmen , der gött :

liche Mercurius empfahe denn ſeine Kraft,

davon er rege und hungerig wird, alsdann ſuchet der himmliſche ; findet er aber nicht göttlich Weſent um ſich zu ſeiner Speiſe, ſó feßet er ſeinen Willen durch die Begierde des Jodes in fich , als ins Verbum Fiat, das iho

gemacht und aus fich erboren hat , und hun gert ihn dafelbe, ſo eineignet ſich Gottes

Weſen in ihm ,undwill in ihm zum Freuder reich werden . i

. , c. n . 51 u . 54. pag. 63. . .i

Aber mein Vornehmen iſt anders :

0

wil dir Chriſtum darunterweiſen , und auch Dies Berlein : darum ſoll es feiiter finden, als

Der, welcher Chriftum lich hati


228

ura Rerum ,

; LiebenSucher, hierin lieget das Perfein ;

hättet ihr das Univerſal, ſo könntet ihr aud tingiren ,wie St. Petrus : aber euer geiziger Tod hält euch aufund verſchloſſen . Dierveil ihr nun Geiz uiid zeitliche Ehre in Wolluft.

ſuchet, euch damit in der Nacht Eigenſchaft zu gebähren , ſo verbirget fich auch das

Berlein für euch : Jedoch wird der Tag wies der ſcheinen , wenn der grimmeZorn Sottes

wird im Blute der Heiligen erfüllet, gefänfs tiget und ein Liebe Leben werden : und die Zeit iſt nahe. " .. . loc. n . 55, 57 u . 58. pag . 6! u . 68.

Ein jedes Ceſdhlecht hältſich in ſeiner Sex båhrung und Fortpflanzung zu dem ſeinen ; das Männlein zum Weiblein , und das Weiblein zum Männlein . Nun ſprach aber Gott zu adam und Eva nach dem Falle :

Des Weibes Samen ſoll der Schlangen den Kopf gertreten ; er fagte nichtdes Mannes .

Hierin lieget die Laufe der Natur; das

Männlein hat den Feuergeiſt, und das Weiblein den Waſſergeift zur Tinktur ; ſo ift aber Mercurius ein Feuerleben , und macht ihm einen Leib nach ſeinem Hunger und Bez gierde, ſo ift's nur urn das zu thuit mitdem

Anfange , daß man dem Feuerhunger eine Liebe Jungfrau aus ſeinem Gefdlechte zum

Genoſſen gebe, auf daß ſein grimmiger Hune


Ex Signatura Rerum ,

229

ger in eine Liebe verwandeltwerde ; alsbann

mögen ſie bei einander in ihrem eigenen Ehes bette rdlafen .

Darum ſoll ſich der Künſtler por frembem Zorn hüten , und doch den zwei Eheleuten Kreuze zurichten, denn er iſt ihr Feind und

Freund, auf daß die Zwei in ihrem Ehebette in ihrer Liebe ihre Begierde zu Gott erheben, und alſo mit ihrer Begierde Gottes Weſens in der Begierde ichwangerwerden , alsdann werden ſie in ihrer Vermiſchung ein ſolches Kind machent , das werden ſie (verſtehet die

Mutter, als das Weiblein ) in ihrem Baude aufziehen, bis es geitig wird.

· Indeſſen ſollſich die Mutter hüten,daß fie außer ihrem Ehegatten keine Liebe zu einem Undern trage, auch nicht in fremde Dinge imaginire, ſonſt macht ſie dem Kinde ein Un mahl. Es muß nur ſchlechtes in einer Liebe geblieben ſeyn,bis daß das Kind vollkommen werde nach ſeinem Leibe, welches geſchieht im vierteitMonat: jedoch , nachdem die El

tern einer Eigenſchaft find, alsdann hebt fich im Itinde in der Effenz Streit und Widers

willen an, wenn das Kind roll ſein Seelena

leben bekommen : ſo gehetaber die Effenz im Ringen, ſo muß der Künſtler der feeliſchen

als des Feuers Eigenſchaft, zu Hülfe foms men, bis derSeelengeift ſein Leben bekommt, alsdann läßt er ſich in des Welbes Sefalt .


230

Ex Signatura Rerum .

und Glanz fehen , ſo meinet der Künſtler, er habe das Kind, es ſen geboren : aber es geho

ret noch eine Zeit dazu , bis die Seele ſtart wird,alsdann läßt fie ſich im rothen und weis Ben Röclein ſehen . si

le, n . 64 – 73. pag. 66 – 69.

Dieſe Figur zeigerdem Magoan,daß er in feinem Vorhaben , welches er gedenket zu zwingen , wird zwei Willen finden : einen , der ihm nichtwird unterthänig ſeyn, als der

göttliche Wille, und fo fich rein ſelbſt-eigener äußerlicher Wille recht darein ſchicken , und

nur das liebe Jeſulein mit Maria in Be gierde und Schmerzen , und nicht irdiſche Wolluft, ſuchen wird, fo wird ihm der gött- * liche Wille unterthänig werden , mit ihin

heimgehen und fich brauchen laſſen nach feie nem Sefallen .

Alſo foll derMagus auch wiſſen , daß er feinem Vorhaben nicht erſt dürfe den rechten Willen zur Vollkommenheit von außen ein pflangen , er iſt vorhin ſchon in allen Dingen :

allein er muß nur einen göttlichen begierli den Willen,nach des Dinges Eigenſchaft, in

das Ding, damit erhandeln will, einführen , der mit dem göttlichen Willen ringet , wie

Jakob, und den eingeführten Willen gegen

Gottes Willenſegnet, daß fich der göttliche Wille in den Hünger oder Segeubegierde


Ex Signatura "Rerum

236

ergebe, und den unvollkommenen Willen , der gegen ihm in ſein Erbarmen eindringet, vollkommen machet, alsdann heißt es : Du

haſt mit Gott gerungen und bift obgelegen ; ſo bekommt dein Fürnehmen einen trans

mutirten Leib , der da himmliſch und irá

diſch iſt. Das merfe , es iſt der erſte Anfang zur

Taufe, alſo biſt du geſchicktzum Taufen ,und anders nicht, du taufeſt ſonſtnurmit Waſſer der äußern Welt, aber der rechte Magus tauft mit äußerem und innerem Wafier . in

Wenn er eine rechte göttliche Begierde in fich hat, ſo iſt Gottes Willen in ſeiner Taufe das erſte glimmende Moder im Mercurio daß das Leben den Tod anzündet, als den in

God geſchloſſenen Mercurium , daß er götte liche Begierde krieget ; alsdann hebet der

Mercurius an,nach göttlichem Wefen zu huns gern , und thut ſein erſtes Wunderwerk, und macht das Waſſer zu Wein , wie Chriſtus

nach ſeiner Taufe that ; das iſt in dem todten Corpore die erſte Dingirung der Kraft der

Taufe,daß die Vegita , oder daswirkliche Les ben eine andere Eigenſchaft bekommt, alsmeer

einen Hunger der Liebe, damit fie ihren Bräutigam , als den Feuerquell, herzet, daß er in ihrer Liebe entzündetwird , und ſeinen

talten Codesgrimm und Willen in einen feurigen Liebewillen verwandelt, ſo wird

aus dem tödtlichen Waſſer ein Wein , eine


232

Ex Signatura Rerum ,

Schärfe , eines Feuers und Waſſerges

Ichmads, aus welchem endlich ein Öel zu einer anderen Taufe, durch des Künſtlers Art wird, alles , nachdem er im Vorhaben iſt

und ſeinen Anfang nimmt; nachdem der

Magus die Jungfrau zu dem jungen Gerellen zugeleget hat, ſo wird Chriſtus, als der Bräutigam mit ſeiner Braut in die Wüſten geführet und vom Teufel ver fuchet. Alhie iſt die Probe, da der Künſtler von Gott probiret wird , was er mit ſeiner

Laufe ſuche, denn allhier iſt der Stand im Paradies , ob der Bräutigam nicht zu

böre revy, denn die Jungfrau wirft ihre Biebe in ihn und verſuchet ihn. Niinmter diemit Begierdean, und giebt ſeinen Wils len darein , ſo giebt fie ihm ihr Herz und

Willen zu eigen : Das iſt dié himmliſche Tinktur, die giebt ſich in den , im Zorn Sot tes entzündeten (als im Fluch der Erden ,

da ſie Gott verfluchte) als in den in Tod ein geſchloſſenen Mercurium ,welches der Bräus tigam iſt. Denn des Weibes Samen, als

die himmliſche Tinktur,muß der Schlangen , als dem in Todes- Eigenſchaft giftigen Mer

curio, den Kopf zertreten, und ſein Sift in Weint verwandeln , alsdann nimmt die

Jungfrau den Samen des Bräutigams in fact , und eher nicht. : : :


Ex Signatura Rerum .

233

· Die Wüſten iſt derirdiſcheäußereLeib, da der Mercurius verſuchetwird, wenn der Deus

fel vor dem Mercurio ſtehet und ihn plaget, und er greift ihm in ſeine feurige Effenz, ro muß ihm die Jungfrau zu Hülfe kommen , und ihm ihre Liebe geben , iſt' s nun , daß der

Mercurius von der jungfräulichen Liebe iſſet, das iſt Gottes Brody ſo mag er vor dem Deus

fel beſtehen, und treten endlich die Engel zu ihm und dienen ihm : Den Teufel wird der

erleuchtetete Magus wohl verſtehen , wer der fey. HiemitmagderMagus inder Verſuchung, weil die ganze Ehein des Teufels Verſuchung

ſtehet, auf ſein Vorhaben Acht geben : wo nicht nach vierzig Tagen die Engel er ſcheinen, ſo iſtſein Vorhaben umſonft; darum

ſoll er zuſehen , daß er nicht einen zu grimmi gen Teufel lafle verſuchen, und auch nicht einen zu ſchwachen, daß derMercurius leicht fertig werde, und begehre in ſeiner eigenen

giftigen Todes- Eigenſchaft zu bleiben , und

verſchlinge die Taufe , als ein Wolfi und bleibe der alte.

Sobald er die Geſtalt der Engel fiehet, ſo führe er Chriſtum aus der Wüſten , und laffe den Bräutigam wieder ſeine eigene

Speiſeeſſen , und ſchaffe den Teufel ab, daß er ihn nicht mehr plage, alsdann wird Chriſtus viele Wunder und Zeichen thun ,


234

Ex Signatura Rerum .

deſſen fid der Künſtler wird verwundern und erfreuen . Summa, das ganze Werk, davon man ſo wunderlich viel redet, ſtehet in zweier Dino gen , in einem himmliſchen und in einem irðis Ichen : Das Himmliſche ſou das Irdiſche in

fich zu einem Himmliſchen machen,die Ewige keit ſoll die Zeit in fich zur Ewigkeit machen : Der Künftler fudet das Paradies'; findet er's , fo hat er den großen Schaß auf Erden ,

aber ein Todter weđt den andern Todten

nicht auf; der Künſtler muß lebendig reyni will er zum Berge ragen : Hebe dich , und

fürze dich ins Meer. " I. c. n . 78 - 81. pag. 70.

in :

Die Vernunft iſtalſo blind, daß fie nichts

von der ewigen Seburt verſtehet : fie weiß nichts vom Paradies , wie udam im Paras

dies geweſen , und wie er gefallen, und was der Fluch der Erden fer. So fie das vere

ſtünde, ſowäre ihr der ganze Prozeß offens

bar. Wie die ewige Geburt in fich reiber iſt, alſo iſt auch der Prozeß mit der Wieder bringung nach dem Falle ; und alſo iſt auch der Prozeß der Weiſen mit ihrem Steine

Philosophorum , es iſt kein Punkt im Unter. ſchied dazwiſchen , denn es iſt alles aus der ewigen Seburt geurſtändet, und muß alles eine Wiederbringung auf einerlei Weiſe haben .


Ex Signatura Rerum .

235

Darüin ,wenn der Waaus das Baradies tin Fluche der Erden wiederſuchen und fins

den will ; fo muß er erſtlich in der Perſon Chriſti einhergehen ; Gott muß in ihm , ver :

ſtehe im inneren Menſchen , offenbar ſeyn; daß er dasmagiſche Sehen hat; ermußmit feinem Fürhaberiumgehen ,wie die Weltmit

Chriſtus gethan hat,ſo kann er das Paradies finden , då kéin Dod innen iſt. Ift er aber nicht ſelber in derſelben Ses burt der Wiederbringung, und gehet nicht Felber in dem Wege, darauf Chriſtus auf Ers den ging , daß er alſo in Chriſti Geiſt und Willen einhergehet, ſo laſſe er das Suchen nur bleiben, er findet nichts, als nurden god und Fluch Gottes , melde ich ihm freulich

denn das Perlein , davon

ich ſchreibe; -

iſt paradieſiſch , das wirft Gott für keine Säue, ſondern giebt's ſeinen Kindern zum

Liebeſpiel.

Und obwohl an dieſem Orte möchte alſo viel gemeldet werden , daß die Vernunft

offene Augen bekäme; ſo ift's doch nicht zu thun : denn der Gottloſewürde dadurch nur ärger und hoffärtiger : darum , weil er des Paradieſes nicht werth iſt , und auch nicht darin kommen kann ; ſo wird ihm auch kein himmliſches Kleinod gegeben , und darum verhirget es Gott, geſtattet auch dem nichts davon zu reden,als magiſch , dem er esoffens baret ; darum fommt keiner dazu , er

Amer

2 wu tuanzia

:


236

Ex Signatura Reruin .

werde denn ſelber ein Magus in Chrifto , das Paradies ſev dann in ihm im innies ren Menſchen offenbar , lo mag er 's fins

dent, wenn er dazu geboren und von Gott erforen iſt.

b ) Cap. 8 . n . 5 . pag. 71.

Ule Dinge ſind in Ziel , Maaß und Ges wicht nach der ewigen Sefährung einge ſchloſſen, die laufen in ihrer Wirkung und

Sebährung nach der Ewigkeit Recht und Eigenſchaft, und über dieſes große Werk hat Gott nur einen

einigen Meiſter und

Schnißer geordnet, der das Werk allein

treiben kann , das iſt ſein Amtmann, als die

Seele der großen Welt, darin alle Dinge

liegen , als die Vernunft. ' Ueber dieſen Amtmann hater ein Bild rei nes Gleichen aus ihm geordnet , der dem Amtmann vormodelt, was er machen ſoll : Das iſt der Verſtand, als Gottes eigen Res giment, damit er den Amtmann regieret. : I . c. n . 48. pag. 87 . I Sehet, im Saturno lieget ein Gold vers

ſchloſſen , in ganzunachtbarer Farbe und Se ftalt, daswohl keinem Metall ähnlich fiehet; und wenn man 's gleich ins Feuer bringet

undgar zerſchmelzet,ſowird mandoch nichts

haben , als ein unachtbar Weſen mit keiner Geſtaltuiß der Jugend,bis der Künſtler dar

!


31

Ex Signatura Reruni.

237

über kommtund den rechten Prozeß initihm hält , ſo wird offenbar, was darin gewes fen iſt.

; 1. c. n . 53 – 55. pag. 85 u . 86. Eswird dem von Gott erfornen Künſtler hiemit klar angedeutet,wie er ſuchen ſoll, an : ders nicht, als wie er ſich hat ſelber geſucht, und in des klaren Soldes Eigenſchaft funz

den : Alſo iſt auch dieſer Prozeß und nicht ein Fünklein anders, denn der Menſch und . die Erdemit ihren Heimlichkeiten liegen im gleichen Fluche und Tode verſchloſſen , und

bedürfen einerlei Wiederhringung. ,

Uber dem Sucer wird dies geſagt, und will ihn treulich gewarnet haben , alſo lieb

ihm reine zeitlicheund ewigeWohlfahrt iſt,

daß er ſich ja nicht eher aufdie Bahn mache, die Erde zu verſuchen und das Verſchloffene

herwieder zu bringen, er fer denn felber zu vor aus dem Flucheund Todedurd , den gött lichen Mercurium iviedergeboren und habe

die göttliche Wiedergeburtin voller Erkennta

niß, ſonſt iſt's alles vergebens, es hilft kein Lernen , denn was er ſucher, das lieget im Tode, im Zorn Sottes , im Fluche vers fchloſſen . Will ers lebendig machen und

in ſein Erſtes feßen , ſo muß daſſelbe Leben in ihm zuvor offenbar ſeyn . Alsdann mag er

zum Berge ſagen : Hebe dich von dannen und


238

Ex Signatura Rerum .

Mürzedich insMeer ; und zum Feigenbaum : es wadiſe hinfort auf dir keine Frucht; ſo wird 's geſchehen . Deny , ſo der göttliche Mercurius im Geiſtelebet und offenbar iſt, ſo alsdann der Seelen Willengeiſt in etwas imaginiret : ſo gehet auch der Mercurius mit ihm in der Imagination , und entzündetden in Todges faften Mercurium , als die Gleichniß Gottes

oder die Offenbarung, damit fich der lebens

dige Gott hat offenbaret. c ) Cap. 9 . n . 5 . pag . 87.

Wenn aber der Stünſtler darüber kommt. mit dem rechten Mercurio , darin der Sud ftehet : ro mag er die ſchwächſte Geſtalt zu oberſt drehen, und die ſtärkſte zu unterſt, alss pl

dann bekommt der Seiſt einen andern Wil len , nach derſelben oberſten Seftalt, welche fuvor tnecht ſeyn mußte, die wird alsdann

Þerr in den ſieben Geſtalten .

Gleichwie

Chriſtus zu dem Kranken ſagte : Stehe auf, dein Glaube hat dir geholfen, und er ſtund

auf; alſo ingleichem ift diefes auch, einejede Seſtalt hungert nach dem Centro, und das

Centrum iſt der Hal des Lebens, als der Mercurius , derſelbe iſtder Werkineiſter oder Formirer der Kraft ; fo fich derfelbe Sal im

Hunger der niedrigſten Geſtalt in der ringen den Kraft einergiebet , fordipinget er ſeine Eigenſchaft ( verſtehet derſelbeit Deftait


Ex Signatura Rerum ,

239

Eigenſchaft) in die Höhe. Alſo hatihm ſeine Begierde oder Glaube geholfen : Denn in Der Begierde ſchwinget ſich derMercurius in

die Höhe; das war auch in Chriſti Ba cienten alſo . i

.

l. c. n . 26 . pag. 93 .

Merket diefes, ihr Weiſen : Es iſt kein Dand oder Betrug, der Artift roll unswohl verſtehen : er ſoll das verſchloſſene Kleinod im Sáturno in die Mutter der Gebährung, als in Sulphur, einführen , und den Werk meiſter nehmen , und alle Geſtalten zertheis len , und die viele der Hunger entſondern : welches der Werfmeiſter ſelber thut , wenn der Artiſt das Werk in die erſte Mutter ein

führet, als in Sulphur : aber es muß das böre Kind, den Mercurium , von ehe mit der philoſophiſden Taufe taufen , daß er nicht aus Sole ein Hurenkind machet ; alsdann führe er's in die Wüſten und verſuche, ob der

Mercurius nach der Taufe will Manna in der Wüſten eſſen , oder ob er will aus Steinen Brod machen, oder ob erwill, als ein ſtolzer

Geiſt, fliegen und fich vom Tempel ſtürzen, oder ob er wil Satuvnum anbeten, in wel

chem der Teufelverborgen fißet; das ſollder Urtiſtmerken ; obMercurius, das böſe giftige Kind die Taufe annimmt,damit er von Sots

tes Brodeffenmag. Wo er alſo iffet und in der Verſuchung beſtehet; ſo werden ihm taco


240

Ex Signatura Reřünni

vierzig Dagen die Engelerſcheinen , fo geheer aus der Wüften und efie feineSpeiſe, ſo ift der Artiſt zu ſeinem Werke geſchidt ; mo

nicht, ſolaß er ’s ja bleiben undhalte ſich noch zu unwürdig dazu : er muß den Verſtand der Gebährung der Natur haben , oder es iſt alle Mühe umſonſt : es fey denn , daß ihm aus Gnaden des Höchſten ein Particular gegeben worden ren, daß er Venerem und Martem tin : giren kann , welches das fürzeſte iſt, ſo ihm

Gott ein ſolches Sträutlein zeiget, da die Tinktur innen lieget.

1o

d ) Cap . 10, n . 16 . pag. 108 . Der Künſtler tann es in feiner eigenen Machtnicht thun , allein Glauben muß dabei ſeyn : Denn Chriftus bezeuget auch , daß er ju Capernaum habe wenig Wunder thun mögen ,ohne einigeSieche geſund zumachen : denn der Capernaiten Glaubewollte nicht in den göttlichen Mercurium Chrifti eingehen :

fo ſehen wir's allda, daß die Perſon Chriſti,als die streatur, nicht habe die Wunder in eigener Machtwirken können , ſondern der Mercurius, als das lebendig ſprechendeWort

in ihm : Denn die Perſon hat auch in Sott, als in das ſprechende Wort , gerufen , und Feine Begierde darein gefeßet, wie am Oek

berge zu ſehen,daß er gebetet, daß er blutigen Schweiß geſchwißet, und beim Lazaro, als er ihn aufweden wollte, ſprach er : Pater, er:

Höremich, aber ichweiß, daß du mich allezeit


Ex Signatura Rerum .

241

erhöreft, ſondern um der Umftehenden willen

fage idi's,daß fie glauben , du wirkeft durch 1.

mid ).

I. c. n . 46. pag . 17. i . DerMagus foil, wie oben nach der Länge gemeldet, hierin rein Vorhaben wohlbeden keil Duf er nietinit dem Geige Tes Teufels dus irdiſche Neid besigen , aud ) nicht vom Sempel fliegeri,vielweniger aus dem Steine fein Vorhabenmad) en wolle ; ſondern er foll gedenken , daßer Gottes Strechtund Schülfe, = nidyt aber ein eigener Herr feo , aus welchem ſonſt ein Narr wird . Will er dem armen Ses

fangenen , in Sortes Zoru Verſchloſſenen, aus feinen Banden der Finfterniß , darin er

im Fluch der Erde verſchlungen lieget, hels fen und von Gottes Zorn erlöſen ; ſo muß er

denken, wie ihn Gott mit ſeiner Eingehung

erlöfit hat; er muß die Verſuchung Chrifti recht ganz inniglich betrad)ten , nicht mit äußeren Handgriffen nachtappen und dens ten : Ich habe einen todten Stein vor mir , er weiß und fühlet nichts, ich muß mit Ses

walt an ihn ſeben , auf daß ich ihn bezwinge,

und ihm ſein Kleinod, das er in ſich verbors gon hát, nehme. Wer das thut, der iſt ein Nair, undwill ſelber im eigencil Willen eins gehen , und iſt ganz inngeimidt zum Wert, er

Tafie es nur bleiben ,wirwollen ihn gewarnet habcii.


342 j '

Ex Signatura Rerum , I. . n. 47– 49. pag . 118 .

Bildedir den Prozeß Chriftiein ,wie (Sott das in Tod geſchloſſene Univerſal in menſch licher Eigenſchaft wieder erboren habe : Denn Gott nahm nicht den Menſchen , wie

er im Tode verſchloſſenlag,und fuhrte ihn in den Schmelzofen ein , und zerſihmelzte ihn

im Srimme, wie der falſche Magus thut, fondern er gab ihm zuvor ſeine Liebe in ſeine menſchliche Elenz, und taufte die Menſos heit, darnach führte er ihn in die Wüſten und .

ſtellte den Teufel gegen ihni, nicht in ihm , er

ließ ihn von ehe vierzig Tige faften und buns gern , und gab der Menſchheit feine äußere Speiſe , er mochte von ſeines LebensMercu rio eſſen , daß Gott rehe, ob die Menſchheit wollte ihre Vegierde in Gott einführen : Und als die Menſchheit ihre Begierde in die Gottheit einführte, und das Wanna ans nahın , ſo ließ er den Teufel über die Menſch

heit, der führte alle feine Luft und Begierde in die Menſchheit , und verſuchte ihni. Vers fteheft du allhier nichts , was ſoll ich dir dann melyr ragen ? Bift du ein Dhier, ſo gebe id

dir nichtmeine Berlein , es gehöret Sottes Itindern .

" Sott muf Menſch werden , Menſch muß . Sott werden , Himmel muß mit der Erden cin Ding werdeit , die Erde muß zu Binimel

werden : willſt du aus Erden Himmel

machen , ſo gieb der Erde des Himmels


7me

Èx Signatura Rerum .

243

Speiſe, aufdaß die Erde des HimmelsWit len bekomme, aufdaß der in Tod gerdloffene Mercurius in der Erden einen himmliſchen Willen bekomme, daß fich der Wille des

grimmigen Mercurii in dic Liebe des himm Tifchen Mercurii ergebe .

ien

Was willft du aber thun ? Willft du den giftigen Mercurium , der nur einen todten Willen in fich hat, in die Verſuchung einfühe

ren ,wie der falſche Magus thut? willſt du einen Teufel zum andern ſchiden und einen Engel daraus machen ? Da müßte ich aller Wahrheit lachen : einen verdorbenen romargen Seufel wirſt du behalten ; wie, willſt du die Erde durd) den Teufel zum Him

mel machen ? iſt doch Gott

ur bloß der

Schöpfer aller Weſen ; du mußt von Gottes Brod effen , willſt du deinen Leib in himins liſche Eigenſchaft aus der irdiſchen trans

mutiren . 1. c. n . 51-- 53 pag . 119. Die Mutter aller Weren iſt Sulphur, Blercuriusiftihr Leben ,Marsiſt ihre Fühlung,

Venusihre Liebe, Jupiter ihr Verſtand, Luna ihr leiblich Weſen , Saturnus ihrMann. Du mußt den Mann mit dem Weibe gütigen ;

denn derMann iſt zornig, darum gieb ihm ſeine liebe Braut in ſeine Arme: aber fiehe zu ,daß die Braut eine Jungfrau, und gang

jüchtig und rein reg : Denn des Weibes


244 .

Ex Signatura Rerum .

Same roll der Solange (als des Mannes gorn ) den Kopf gertreten . Die Jungfrau

muß in rechter Liebe ohne einigen Falſo feyni, eine Jungfrau , die nod; feines Manii im Zorne nad feiner Mannheit berühret hat, denn die flare Gottheit vermählet fich

auch alſo in reiner Liebemitder Menſchheit. Und als Maria ſagte : Mir geſchehe, wie du

geſaget haſt, denn ich bin des Herrn Magd ;

to nahm die Menſajheit die Sottheit ein ,

deswegen die Gottheit die Menſchheit.

Die klare Gottheit bedeutet im philoſo phiſden Werke die züchtige Jungfrau ; die Menſchheit iſt Mercurius, Sulphur und Sal,

beides himmliſch und irdiſch ; die himmliſche ift verblichen und als ein Nichts ; die todte im Grimme iſt aufgewachet, und lebet dem Zorne: in den Eigenſchaften des Zornsward

dieMenſchheit in udam und auch in Chriſto verſuchet. Nun ſpricht du : Womit ? Mit

einem gleichen Gegenſaß im Grimme, mit einem ſolden Teufel, der alle dieſe Eigens

ſchaften ili lich hatte, als mit einem Fürs Hen . E

l . c, n . 60 u . 61. pag . 120 .

utro gehet es auch zu im priloſophirden Werke ; darunt ſoll uns der Urtiſt wohl merfen und rechtverſtehen : Erroll das bore entroninene Stind , das da aus der Mutter

entfohen und ins Centrum eingegangen iſt


Ex Signatura Rerum .

245

und ein Eigenes ſeyn wollen , im Saturno

ſuchen ; denn der Grimm Gottes hat's mit reiner Impreffionin des Todes ſtammer eins geſchloffen : Er hat es nicht zum Saturno ges

macht, ſondern er hält es im faturniſden Code verſchloffen .

Das ſoll ernehmen undwieder in Mutter Leibe einführen , und allda den Engelmit der Botſchaft zu Marien ſenden , und ihr anfüips digen laſeri,fie ſoll einen Sohngebären, deß Nameni foil fie Jeſus beißen , und ſo die Mutter darein willigen und den Namen Jerus einnehmen wird , ſo wird die neue Menſchheit mit dein neuen Kinde in dein

alteri abtriinnigen , im Zorn Gottes gefans genen , in der Muter anfassen, undwird erſts lich Der Name Jefus fich in das geſtorbene fiind , weldes im Saturn0 gefangen lagi einergeben und des Gorentodten Fiindes Wils

len zu fich reizen . Das iſt die ſchone Braut, die ihrem abtrünnigen. Bräutigam ibreri Perlenkranz fürhält , er ſoll jie nur wieder annehmen , ſo wil ſie ihn ihre Liebe wieders geben . is 1. c . n . 62 u . 63. pag . 121. '

Nimunt fie nun der abtrünnige, im Tode verfoloſſerie Jüngling wieder ani, ſo iſt der

Artiſt geſchide und vun (Sott zu ſeinem Vor: haben gewürdiget: Jegtwird die Brautden Bräutigam lieben ,und eine Jungfrau einen


246

Ex Signatura Rerum .

Sohngebären , defſen alle Weltverwundert wird ; das Weib wird den Mann umgeben , aber er iſt ein Mann , und nicht ein Weibi .

uud hat der Jungfrauen Herz. : Dieſes ſoll der Artiſt wohlmerken , und den Teufel abſchaffen , und den Jünglingmit feinem jungfräuliden Herzen in ſein Bett iegen ,und ſeiner vorigen Speiſeefſen laffen : Denn er iſt jeßt ein Arzt ſeiner Geſchwiſter in feinerMutter bauſe: er wird große Wuits

der thun in allen ſieben Reichen ſeiner Muts ter, das find die ſieben Geſtalten des Lebens, a

wie Chriſtus gethan hat. I. c . n . 70 u . 73 . pag. 122 u . 125,

2. Alfo gehet es auch im philoſophiſchen Werf zu : Die iin gode verblicheneWerens heit , da derMercurius ganz irdiſh, kalt und kraftlos iſt, ſteigetin Kraft auf,alswäre das ganze Weſei ein neues Leben, deſſen fich der Ärtiſt verwundert, was doch das ren , oder

wie es zugehe ? fich auch gleid ,hod) erfreuet, Daß er die göttliche Kraft in einem halb tods

ten Weſen vor ſich ſiehet grünen , und folches im Fluche Gottes : er fiehet alle vier Eles

mente, jedes beſonders, und ſiehet, wie ſich die Weisheit Gottes darin ſpieguliret, als

ein Freudenſpiel,und ſiehetalle Farben und den Regenbogen , darauf Chriſtus zu Ses

richte fißet, in dem ausgeſprochenen Mer curio . -

i

: «

. .


Ex Signatura Rerum . Der Artiſt wird fehen ,wie fich der Hims mel von der Erde ſcheidet, und wie ſich der Himmel wieder in die Erde ſenket, und die Srde in eine Bimmelsfarbe verwandelt, wie der Mercurius die Materiam reiniget, wie die gereinigten Farben iin Antimonio in ſeiner Eigenſchaft erſcheinen werden, undwie das

Wunder weiter gehet.

e) Cap. II. n . 57 u. 58. pag . 135.

uthier giebt die Jungfrau dem Jüngling ihr Perlein zum Eigenthum ,und wird Gott und Menſch eins : Denn der Jungfrauen Blutausgöttlicher Werenheit erſäuftalhier

mit ihrer Liebe Weſen des Jünglings Blut, als die Selbſtheit,und die dreiMörder geben ihr Leben im Blute der Jungfrauen auf, ſo gehet das Bluten von Feuer,und dasWeiße vom Leben des Ritters mit einander auf, als aus dem Grimme das Lebeii, und aus der Liebe die Sanftmuth , und ſteigen beide, als des Zorns Leben und der Liebe Levent , mit einaiider auf, als ein einiges Leben : Dennt . im Jodewerden ſie eins ; der god erftirbet in der Liebe , und wird in der Liebe zum Leben

der göttlichen Freuden reich : Denn es ift nicht ein Eterben , ſondern ein freies Erges ben ſeiner Straft , Macht und Willens, eine

Transmutation : Der Jungfrauen Blut -

transmutiret das menſchliche, an Gott era forbene, in ein hinimliſches ; des Jünglings


Ex Sigoatura Rerum .

248

Leben erftirbet, und das Leben der Gottheit

bleibet fic : Denn es ſtehet in ſeiner Eigens fchaft im

Nichts .

und allhier , du lieber Sucher,wenn du

feheſt das rofinfarbige Blutdes Junglings aus dem Tode mit der Jungfrauen weiteru Blut aufgeben , ſo wife, daß du das Urtas num

der ganzen Wilt und ein Echaß in

dieſem

Jammerthal haſt, der mit keinen

Solde zu bezahlen iſt : Den nimi , uni achte ihn herrlicher, als den, der vom Dode wieder auferſtehen wird. Bist du aus Gott geboren , ſo wirſt du midi verſehen , was id meine.

: 1. c. n . 46. pag . 157. 0 ihrweiſen Sucher , wie thut euch der Berr ſeine Fenster auf! ivaruin fchlafet ihr

in der Begierde der Vielheit , welche in

Grimme inultipliziret wird ? Gehet doo nur in die göttliche Gelafenheit ein , euco) mag anjeßo zu Theilwerden ,was der Him mel permay. Wojihr werdet voi curez Selbſtheit alisgehen , ſo roll rud die Erde

zumn Himmel werden, faget der Geiſt der Wunder ; aber in eurein gottloſen Weſen follet ihr's nicht erreichen . 1. c. n . 64 u . 65. pag . 142.

Der Philofophus roll auch bei Chriſti Mutter etwasmerken , weldje er Johanniju pflegen befahl. Ermuß aud ein Johanniter


Ex Siguatura Rerum .

249

werden und wiſſ 11 wie er mit der Mutter umgebet, urid dan lein 29erf in dieſer Welt nidit ganz himmliſch wird, er wird nichtdas

Paradies alſo offenbaren , daß Gott von 2018 gejichtzu ungejicht ili ſeinem Werfecrideine und offenbar werde ; nein , er bleibet in der Mutter, aber das Univerſal in der Mutter

erreichet er : Denn die Mutter Chriſtı ers reichtedas auch , denn es wardzu ihr geſaget : Du biſt die Gebenedeiete unter allen Weis berni.

Alſo kommtauch der Bllilofophus bis zu der Benedeiung in dieſem Jammerthal, daß er fail reinen verderáteni voib venedeien , das

iſt, tinniren und ron der Stranfheit erledigen , bis auf fein Ziel der hochften Constellation nad Baturno ; Darum ſoll er fid , vor dein Geise buten , ſonſt fuhret er die Turbam eini.

1. c. n . 84 – 86. pag 146. Der Diend iſt das Wertzeng Gottes,mit den er reine Verborgenheit offenbaret, ohliden Eigenis beides in ſeiner ferontm

caft , als in Wifel und Bilde Gottes, und dann durch den Menſchen , als mit dein Werigeuge in der Mutter aller Wefen , als im Mysterio magno, als in der Seele der

großen Welt. Der Menſch hatdie Gewalt, ſofern er, als -

ein Werkzeug Gottes, in Gottes Gehorſam


250

Ex Signatura Reruni.

gehet, wie ſein Geiſt ihn führet, daß ermag die Erde,welde im Fluch Gottes fehet, in die Benedeiung einfuhren , und aus Todess. angſt die höchſte Freudenreich in der äußeren Mutter , der. Gebärerin , machen : Denn er ſelber thuts nicht, allein fein Mitie arbei: =

tet mit dem Verftande darini, und fügetnur die Compacta zuſammen , die zuſammen ges hören ; als , da Tod und Leben gegen einan . der ſtehet , die ſoll er zuſammenfeßen , und

durch eine ſolche Art in einsbringeii, gleichs wie Gottdie Zeit und Ewigkeit durch und in

dem

Menſchen Chrifto , und durch ihn

alle, welche ihren Willen darein ergeben , vereiniget.

Er wird alles dasjenige in ſeinem Werke ſehen ,was Sott mit der Menſchheit gethan

hat, als er ſie wieder ins Univerſal brachte, als ins Paradies ; er wird ſehen , wie der Grimin die ſchöne Venusin fein fachlichtdors nicht Wefen verſchlingen wird , und wie fich die Venus ganz einergiebet , und wie der Grimm in der Venere auch erftirvetund ganz

finſter und rdwarz wird , als eine Kohle : Denn allhier liegen der Tod und das Leben bei einander im gone, als im Gehorſam Sots tes , fie halten ibin beide fiil , und laſſen den Seiſt Gottes nun aus, und mit ihm machen , wie er will, der führet es wieder in den ewis gen Willen Gottes, dazu ers im Anfang ges

ſchaffen hatte, ein : 10 ftehet das Weſen wies


Ex Signatura Rerum .

25 ,

der am Anfange in der Ordnung,als es Gott

ſchuf. Allein im Verbo Fiat, als im gött lichen Macheni, in ſeiner Impreſſion mußes

ſteheni, bis auf den Scheidetag Gottes , da

Gott die Zeitwieder in die Ewigkeit verwana deln wird . .

.

I. c . n . 97. pag. 149.

" ;

Und alſo gehet's auch im philoſophiſchen Werf. Wenn der Künſtler hat zuvor große Wunder geſehen,welcheder freatürlicheund naturliche Wille in Kraft Veneris gewirket hat; da er vermeinet, er wärenahedabei, ro ftirbt ihin erſt die Natur in ſeinem Werfeund wird ihin zur finſtern Nacht, es müfreu fich auer Geſtalte Eigenſchaften und Macht aus ihrem Centro ausgeben und an der Natur Ende fallen , es giebt fid , alles frei, als ein

todtes Weſen , es iſt kein Verbringen mehr alda, es theilet fic alles in der Krone in taus

ſend Zahl.

(1) M . f) Cap. 12. n. 26. pag. 156 . . Darum ſoll der Artiſt aufdie Tinkturmers ten : ſie iſt edler im menſchlichen Brauche in dieſein Jammerthal, als der Leib , der in der Tinttur aufſtehet; denn der Seift iſt das Les ben , der Leib ift nur eine Figur des Lebens.


252

Ex Signat Signatıura Rerum ,

Io. n . 27. 28 u . 50. pag . 157. Co iſt das Blut ein Gehäuſe des Geiſtes - 1 das ſoll der artiſte ivohl merk 11, im Blute des Finglings , wenn ſich ſeine Berie in die dreiMörder einergiebet, daß ſie ihr Blut in und init des Jumilings vergießet, da der : Ritter indir svolle ſtehet, und die menſchlide Selbjiheit ubergiebet, da ſich derweiße Löwe auf ſeinem roſinfarven Dhiir ſehen läßt: ..

allda lieget das Deil der Strankheit und der

Tod des Todes . Der Leib wird im Blute der Liebeim Code reſolviret, aus der irdiſden in einen himms liſden . Die Sinfturgicoric im neuen Weib

ein , und verläßt herniach , iveim der Leib in Solis (Glanz aufgehet, and ihren Willeni, fie eripiebet fich dein Leibe ganz eini in feine Ejeniz, 11110 ivird ſeine Zieriscit, Glang iind Farbe welche der Artiſt nimmermehr fibeis den taill denn ſie ſind mit einander in der fünften E11n13 , als in Niysterio des Verbi Fiat, und ftchell gu Gottes Bewegung des beidetages in dieſer Zeit, zu reis endlichen sier Selbſtoffenbarung , 211 feiner Ehre und underchat : hernach aber ; 110d) Diefer Zeit,

zur kriſtillinischen Weit in dem gläſernen Meer vor dem Stuhi des alten im Apo calypsi.

Wir reden hier mitden Stindern , die Gott dazu erwäblethat, denn die Zeit iſt geboren ,


Ex Signatura Rerum . da bas

253

críorne wieder nefunden werde :

nver nidtallein daslinjverjal ziim Leide dies fer Welt , fondern auch das zur Seclen .

" Der Projeh ift in allen Veiben gar furg, und iftiur einer Eisendaft: Das verhält ſich alſo : Der Bauri ili ausietheilee in ficben Geſtalteni, verſtehet das Leucii. Itin iſt der Flud Gottes in diejieben Geſtalten kommen , alſo find ſie im Streit und Widerivillen ,

und kräntet je eine Geſtalt die andere, und mögen nimmer eins werden , fie gehen denn -

it ? alle ficher in den Tod, und ſterben des eige nen Willens ab.

1. c. n . 59 .-- 's. pag. 188.

Darum dente der Artiſt nur, wie er dem Code mit dem reinen Leben den Tod gebe,

undwie er das geſtorbeneundverblicheneles beil, welches himmliſch iſt , und im Fluche Gottes gefangen und verborgen ſtehet,möge aufweden , daß es die Feuer-Seelewieder in fich nehme; fo er' s nur ſo weit bringet , ſo

hat's rein eigen Maden iii fict). Wenn Sie Jungfrau ihren Bräutigam , der ihr meineidig hard , wieder annimmt, ſo

iſt er germicft dazl!, anders gar in t'einem Wege lidt, ſondern es it alles umſ01 : 18

iſt auch keine andere Möglichieit ;denn dem Himmlichen Bilde nach Gottes Gleicnie


,254

Ex Signatura Rerum .

im Menſchen mochte nicht gerathen werden , nachdem die Feuer-Seele in ihre Selbſtheit einging, es führte denn Gottes Geiſt fich fel ber in das verblichene Bild , als in die himm liſde Weſenheit, und gebe ſich mit demſelben in ihm aufgeweckten Bilde in das ſeeliſche Feuer ein , als in Srimni des Bodes , und würde dem Jode eiul Cod, als der grimmen

Zorn Gottes, daß er in der Liebe im Blut der himmliſchen Weſenheit erſoffe : Und ob wohlkein Utrennen ſeyn mochte, auch kein Sterben, ſo war es doch ein Sterben des

Grimmes , daß der Grimm in eine Freude und Liebe verivandelt würde.

Uiſo iſt auch des Artiſten Wert durchaus nicht anders, denn der Menſch iſt aus allen Weſen , aus Simmel und Erde geſchaffen worden : Als er aber ganz irdiſd ward und

der Fluch über ihni ging , ſo ging auch der Flud über das irdiſche Weren , daraus der Menfch war : alſo ward dein Menſden der Himmel verfdloffen , und ward auch der Himmel in der Erden , in Metallen , Bäumen

und Kräutern , in desMenichen Speiſe, und was zu reiner Zierheit und Spiel gehörte, verſchloffen . I. c . n . 37 u. 58. pag. 159. ;

Alſo iſt dies ein Üniverſal, welches aud den Widerwillen aller ſtrankheit immenſob : lichen Körper in einen Willen transmutiret,

daß das Wüthen und Stechen , als die fieben


Ex Signatura Rerum .

255

Seftalten des Lebens in ihrer Feindſchaft einig werden,ſo höret der Hungerder Strants

heit auf, und iſt der Prozeß zum Univerſal, wie vorne gemeldet worden . .. Eine klare Andeutung zu melden , iſt nicht mein Furhaben, es iſt klar genug . Wer nicht will einen neuen in Gott erbornen

Menſchen dadurch ſuchen , und fich ſelber

dazu machen , der laſie meine Schriften mitfrieden .

Ich habe demſelben Sucher nichts ges

rah ,ieben , er mag auch unſern Sinn nicht gänzlich ergreifen , wie er ſich auch immer übet, er gebe denn in die Gelaffenheit in T OT

Chrifto ein : alda mag er den Seift des Unis verſals ergreifen , anders iſt es alles uniſonſt,

und wollen den Vorwig gewarnet haben , -

daß er fich nur nicht vergaffer er richtet auf dieſem Wege gar nichts aus er trete denn ſelbſt darein , ſo wird's ihm offen

bar ohne viel Suchen : Denn der Weg

iſt findiſch.

.

g ) Cap. 13. n . 60. u. 61. pag. 175.

Alſo iſt's auch noch in allen Dingen vers borgen , und mag doch durch Verſtand und Kunſtgeöffnetwerden, daß die erſte Tugend die entzundete Bosheit überwindet. Obwir Menſchen wohlnicht die volle Gewalthaben ,

in eigener Macht zu fahren, ſo geſchiehet es doch aber in Gottes Zulaſſen , der ſeine

Barmherzigkeit wieder in uns eingewendet


306

Ex Signatura Rerum .

und das Paradies und deſſen Begriff iin Menſchen wieder eröffnet hat.

Satisnu GottMact gegeben , ſeine Stinder zu werdenmdiber die Weltjuberr: fchen ; ivarum denn nicht auch über den Fluch Der Orden ? És foll's feiner fur unnioglich

halten ,is geboret ilire!11gottlicher Werſtand und Erfenntniß daju : weicher bluhen ſoll in der Zeit der Lilien , und nid)t in Babet, denen wir auch nichts geſchrieben haben .

i

b ) Cap. 14 . 8. 28 . u. 29 . pag . 181. Wenn der Bliß des Feuers die finftere

Wcfenheit erreichet, ſo ift's ein großer Schred , davon das falte Feuer erſchrift, und gleich wie erftirbet, unmächtig wird und unter fich finket. Und dieſer Schredgeſchieht in der Anzündung des Feuers im Weſen der

Angſt: der hatzwei Eiger:ſchaften in fich,als eine gehet unter ſich in die Todes- Eigenſchaft, als eine Ertödtung des falten Feuers , davon

das Wafier , ind, nach der Grobheit , die Erde entſtanden iſt , und der andere Theil gehet im Willen der Freiheit in der Luft, als eini Stred der Freudenreich , iber fit fo ift daffcibe Wefon in Cavite auch im Feuer getodtet, veilicct Des falesii Folcl's Eigc11s

fchaft, und sibet quo ) einen Waſſerguell,

perfiebet foide Eigenfiinit.


257

Ex Signatura Rerum .

Nun machtaberder Bliß,wenn er fich von der Freiheit undvomkalten Feuer entzündet, in ſeiner Aufgehung ein , mit Umfaſſung

aller Eigenſchaften : denn alhier urſtändet

der Geiſt im Weſen ,und das ſtehetalſo : $ Haſt du allhier Verfand , so darſt du nicht inehr fragen ; es ift Ewigkeit und Zeit : Gott in Liebe und Zorn , dazu Himmelund Hölle.

Das Untertheil alſo

iſt das erſtePrinci

pium , und iſt die ewige Natur im Zorn, als das Reich der Finſterniß in ſich ſelber woh

nende, und das Obertheil (

mit diefer

Figur) iſt derSalniter,dasobere + überm Zirkel iſt das Reich der Glorie, welches im Schrede der Freudenreich in dem Willen der

freien Luft in fich aus dem Feuer im Lichts glanze in Kraft der Freiheit ausgehet , und daſſelbe Seiftwaſſer , das im Schrede der

Freudenreich mit aufgehet, iſt der freien Luft Leiblichkeit oder Weſenheit, in welchem der

Glanz vom Feuer und Lichte eine Tinktur machet, als ein Grünen und Wachſen , und

eineOffenbarungder Farben vom Feuerund Lichte. .. . . . .

.

.:


Gebet um Offenbarung Det

philoſophiſchen Materie zur Beteitung

.. . :

:

.

Des

Steins der Weiſen .

Mein Leben , Gelft und leib , mein Herz, Gemüth und Sinn, Werf ich, Barmherzigfter, zu deinen Füßen hin : Du ftehit ja meinen Trieb , du horft mein ſtarkes Fleben , laß mid denn die Frucht von meiner Bitte

ſehen !


259

I

komme hoffnungsvoll zu deiner Grabenthür,

Und rufe tief gebeugt : Mein Jeſu , hilf du mir ! :

Laß doch die Finſterniß fich in das Licht verfehten , Damit ich deine. Huld fann ewiglich verehren . "oons

Ich bin verwüft und leer und ein verblenb'tes Kind, Das außer dir fein Heil, fein Licht noch leben find't: .. . . . ? D ſo erbarme dich und laß mein Herz nichtwanfen ,

Gieb mir erſpriebliche und heilige Gedanken .

"

Zieh mich doch ganz zu dir, und ſprich: Eswerbe Licht ! So wird mein Geiſt und Seel' zu dir recht hingericht':

Laß alle Dunkelheit aus dem Verſtand verſchwinden , Und mich in dir allein das Licht und Leben finden .

Zerknirſche meinen Sinn , erneure meinen Geift, Durchglühe doch mein Herz, daß es wie Wachs zers fleußt,

'

Und drüď' dein reines Bild in mein Gemüth und Seele, Daß meine Bruſt fein leid , tein Fluch noch 3r

thum quäle.


260

Du feehh mein blinded Aug in Keller Klarheit átt, Und biſt der alte Gott, der helfen will und fann : D . fo beweiſe denn an mir dein groß Erbarmen ,

Und laß mich deine Huld im richte feſt umarmen .

Erleuchte mids, mein Gott, durch deinen Olang und Schein , Und laß mich unverrüdt mit dir vereinigt fenn : D bringe mid doch bald zu jenen reinen Höhen ,

Daß ich dich fann verflärt in meiner Seele ſehen .

Vein Licht durchſtrahle midy, du heiliger Merfur! Mein Gott ! wo 'finde ich die rechte Weisheits - Spur ?

Benenne mir den Grund von jenem erſten Weſen ,

Das ſich der Weiſen Schaar zum Fundament er: lejeni.

Jo kenge nicht das Ding, mein Auge ift zu blind, O ſchließ es mir doch auf, damit der Fluch zerrint! Vielleicht liegt gar der Schaß mir nah vor meinen Füßen , ' " : ww

Und bloß aus Blindheit mag ich folchen nicht ges nießen .


264

So ziehe denn das Fell von meinen Augen weg ? Und leite mich doch hin zum treuen Wahrheithe Worauf die Beiſen nur, und feine Thoren gehen ,

Daß ich in der Natur kann deine Wunder reben .

W

enn du mirnun nicht hilfft , ſo geht mein Wunia .. .

zurüd ,

o

g

O ſo vergönne mir das unſchäßbare Glüd , . . Daß die Materie der Weiſen dieſer Erden . Mir moge zum Gebrauch bald offenbaret werden ,

Ich nahe mich zu dir, doch ſonder Heuchelei, Mit Bitte, lehre mich die rechte Arzenei,

Wovon die Weiſen ſtets in ihren Schriften fingen, Und laß mein heißes Flehen du deinem bringen .

Shrone

Vertraue mir doch an dies rechte Himmel8-Pfanb, - Das Millionen noch bisher iſt unbekannt. It is Erleuchte mein Gemüth , mach ' meine Sinnen heller

Und leite mich , mein Gott, zur rechten Weisheitte Quelle,


262

Negiere der Verftand auf der geheinen Spur, “ Und führe mich in Huld zum Brunnen der Natur ; faß mich in Demuth da recht aus dem Fluffe trinken , Damit o nicht im Schlamm des Elendo mag finten .

Gieb mir das Wunderding, das ſehr verborgne Ein , Und labe meinen Geift mit Dele, Milch und Wein ;

Entziehe meinen Fuß vom ſtolzen Weg der Sünden, Und laß mich body den Stein der reinen Weisheit finden.

Vas philoſophiſch ' feu 'r ifit mir zwar ſchon bekannt, dein mir mangelt noch der rechte Wortverſtand, Um auch das Primum Ems der Weiſen zu erfennen, D daß es dir gefiel , mir ſolches zu benennen !

enn von mir ſelbft kann ich die Meifen nicht de Ist

o

.

. .

fteh'n , ? .

Ich würde gar zu leicht den tiefften Irrweg geh 'n : Wenn aber deine Huld mir einen Engel ſendet ,

.

Der mir Erkenntniß giebt, ſo wird mein Werl vollendet.


-

263 Nun bu tannph #d , mein Gott, in etner Stuntut |

:

thun,

D laß denn deine Fuld, zu meinem Schmerze niet ruh'n : Bewege doch ein Herz aus derer Weiſen Chören , Mir ſolches fund zu thun , mir dieſes Wert zu lehren .

Du ſpricht: Was thr verlangt, glaubt nur, ſo wird'8 geſcheh 'n ;

Dlaß denn dieſen Spruch in die Erfüllung geh'n ! 3d glaube, aber nur, als wie die franken Schwachen , Die der geringſte Sturm fann ganz verjaget machen .

gieb mir deine Kraft! mein Gott , erhalte mich ,

Brich doch das Seil entzwei, womit man wider dich, Uus ſchnödem Unverſtand, die größten Feſſeln bindet, Worin man weder Ruh noch Freiheit wieder findet.

öffne dich doch bald , du rechte lebens-Quell! Und mach mein Auge flar, rein , lauter , ſchön und hell; Die Dunkelheit hat mich im Nebel weggeriffen , Bertreibe durch dein Licht die diden Finfterniffen .


Itun , Herr, crtyðre mid), und laß mid Hülfe feb 'na Daß ich fann in der Zahl der reinen Weiſen ' ſteh'n : Und wenn du mich rechtwirft als einen Engel fomüden , So wird mein Geiſt und Sinn fich tief in Demuth


. ?!

Erfte Anhang 30 jut . . ! !in

Dritten

i

Abtheilung ,

die Bezeitung : Des

Steins der WeiĹżen Betreffend.

?


ein

von dem hoderleuchteten feligen

Derrn . Poro å orden eine fromme Perſon erlaffenes und fehr gründlich verfaßtes Philosophiſch e $

Send ſchreiben pom

rechten und wahren Steine der Weisheit: worin

der ganze Prozeß des philoſophiſchen Werts aufrichtig angewieſen wird.


Liebwerthe Frau ! Dieweil mir bekannt ift, daß ihr die Materie des Steins, ja die rechte Materie des wahren Steins der Weisheit gefunden habt, ſo empfinde ich mich in mir ſelbst

bewogen und angetrieben dieſe wenige Zeilen deßhalb zu eurem Trofte an euch abgehen zu laſſen . Die Materie nun iſt, wie ihr wiffet, des Sohnes ewige Natur; fie iſt die Effenz und das Weſen der göttlichen Liebe; fie iſt der Seelen Paradies ; fie iſt das himmliſche Blut der Jungfrau ; fie iſt die himmliſche Tinktur ; fie iſt der Same der reinen Natur, ro fein Leben in fich felbft hat; fie iſt der ſchwängernde Leib , durch welchen ihr der

Heiligen Dreiheit in EinheitLob-und Dants

lieder zu fingen fähigwerdet. Jedoch ift dies fes nicht genug, ihr müſſet hier nicht fteden

bleiben : Denn hier iſt noch keine Ruhe für euch ; ihr müfret euch darin nicht erfreuen ,

daß ihr die Materie des großen Wunders,


268

nämlich das fette Delder göttlichen Zinktur,

ſo die göttliche Weſenheit iſt, habt, dieſelbe auch kennet,und ihrer erſten Frucht genießet ;

ſondern ich wiú cud nunmehr weiter aufmuntern ,und die Urtund Weiſe anzeigen ,

wie ihr den Stein ausmachen und figiren , oder in Waſſer und Feuer zu beftehen , ausar beiten ſollet, welches das Wunder aller Wunder, und das Geheimniß aller Seheim

nifſe iſt,worin derwahre Segen und die Ses

ligkeit der Ewigkeit beſtehet. Diefemnach ſoentflammet euch inbrünftig

in dieſem Liebefeuer, auf daß, weil ihr ein folches köftliches Del des Lebens 1 einen ſols

chen theuren Schaß,und eineſolche göttliche Materie in euch felbft gefunden habt ihr nun auch weiter fortgehet , und die Urt und Weiſe erkennen lernet , wie ihr die Eompo fition des Steins maden , ihn ausarbeiten und figiren follet, worin ihr die Erfennta niß der ewigen Weltwunder erlangen

werdet. Glaubetmir,es iſt keine leichte Sache,den göttlichen Stein derKraft zumachen , ob wir auch deffen wahre Materie ſchon erlanget haben .

DieMaterie iſt, wie ihr wiffet,dierothe Erde ,welche allein im Paradieſe gefunden

wird ; ſie iſt die rothe Tinktur, das reinfte


· 269

füßeſte Blut der ewigeu jungfräulichen Menſchheit , fo der jungfräuliche Same, die jungfräuliche Natur genennet wird, woraus das jungfräulide Leben von einem junge

fräulichen Gemüthe aus ſeiner Wurzel

ausfließt. Der Ofen , nämlich der Philosophorum ihr Ofen , war, wie ihr wiſſet, ein großes Seheimniß ; fie hatten ſolcher zwei, einen imandern . Der äußere Ofen iſt von Leimen und Ziegeln ; jedoch iſt er vom Seifte der großen Welt und ſeinen Conſtellationen oder Seftirnen wunderbarlich gemacht, und iſt kein anderer ,als euer äußerer ſichtbarer Leib , von den vier Elementen zuſammengefeßt. Dafern ihraber,nadidem ihr die Materie gefunden , den Stein nichtmachet oder auss

arbeitet , ehe und bevor dieſer euer irdener Ofen zerbricht; ſo habt ihr euc, keine Hoffs nung zu machen , daß ihr ſolchen , nachdem

dieſer äußere Ofen zerbrochen iſt, ganzaus: arbeiten möget .

Der inwendige Ofen ,welchen die Philo fophen alsein hohes verborgenes Geheimniß hielten , war ihrBalneum Mariæ , ſo eine glas ferne Phiole, im welche ſie ihreMaterie tha ten ,eine Subſtanz und Weſen, das föſtlicher undmehr als die ganze Weltwerth iſt. Dieſe

befchloffen und verſtegelten fie mit dem


270

Sigillo Hermetisunter Schloß und Schlüffel;

damit ja nichts von der Straft der Materie verrauchen, noch einige fremde Materie, fo ihrer Natur zuwider, darin eindringen möchte. Dieſer heiligeOfen , dies Balneum Mariæ , dieſe gläſerne Phiole, dieſer geheime Ofen iſt der Ort, die Matrix oder Bährmut: ter , und das Centrum , woraus die göttliche

Tinktur hervorquillet, aufwallet, und ihren Urſprung hat.

Des Orts oderder Stätte,da die Tinktur ihre Wohnung und Aufenthalt hat, hab' ich nicht nöthig zu gedenken, noch ſeinen Namen zu nennen , ſondern ermahne eud , nur im

Grunde anzuklopfen.

Salomon ſagtuns in ſeinem Hohenliede, (Cap. 7 . v . 2 ) daß ihre innere Wohnung nicht ferne vom Nabel ren, welcher einem

runden Becher gleich , der mit dem heis ligen Liquore der reinen Sinktur anges füllet ift. Das Feuer der Philoſophen fennet ihr ; dieſes war der Schlüſſel, welchen ſie verbors gen hielten , weil ſie glaubten und wußten

daß die Erkenntniß dieſes Feuers der Schlüſſel des Geheimniſſes:wäre, welcher

alle Dinge aufzuſchließen und das Werk felbft auszumachen vermöchte, ſo daß vom

Artiſten andersnichts,als Fleis und Wad .


274

famkeit erfordertwürde. Das Feuer ift das

LiebesFeuerleben , ſo aus der göttlichen Ve nere oder Liebe Sottes ausfließt; desMartis

Feuer iſt zu hißig, zu ſcharf und zu grimmig, ſo daß es die Materie vertrodnen und vers brennen würde: Dannhero allein das Liebes feuer der Veneris die Eigenſchaft des rechten

wahren Feuers bat. Dieſemnach ſo laßt euch von mir ermuns tern und anmuthigen , damit ihr eine ernſts liche Sucherin ſeyn möget. Mannet euren jungfräulichen Willen auf, daß ihr eineder

wahren

ſuchenden

Artiſtinnen werdet :

Denn wollet ihr nun , nachdem ihr dieſe drei

große, den Stein zu erlangen dienendeSes heimniſſe, als die wahreMaterie, den rechten

Ofen , und daswahre Feuer ,wiſſet und ers tennet, cuer Dalentoder

fund im Schweißs

tuche verwahren und eine unnüße Magd reyn ? Das wolle Sott ferne von euch regn

laſſen ! Jaget ihm vielmehr nach, damit ihr ihn erkennen möget, fo werdet ihr ihn auch erkennen ; gehet fort und ſucher ihn , ſowerdet

ihrihn finden : denn er iſt eine Sabe Sottes, dieden ernſtlichen Suchern gegeben wird.

Ihr ſehet, daß das ſchwerſte und müh ſeligſteWerfannoch dahinten iſt,und folches

beftehet in der Compoſition und Figirung des Steins. Der verborgene Smag liegt in der Vollendung des Werks.


Sur Compoſition dieſes himmliſchen Steins abermüffet ihr die himmliſche oder göttliche Philoſophie erlernen ,welche ſich in der wahren Theologie enden wird : anders dürftihr nicht gedenken, daß ihr das philoſo phiſche Werk in eurein Ofen jemals zu Ende bringen werdet .

Die wahre Philoſophie –

aber iſt nicht die eitele und nichtigePhiloſos phie, die in Büchern geleſen und durch Stunft gelehretwird, vor welcher uns Pauluswars net, fondern fie iſt Gott in der reinen wieder

erſtatteten Natur erkennen , fie ift die Art und Weiſe, zu erkennen und zu wiſſen ,wie ſich die Gottheit in jede Eigenſaft der Natur eins

führet und ergießt. Und dieſe wahre Philos fophie wird euch in die Erkenntniß der heilis gen Dreiheit inzentriren , welche erfeunen den wahren firen Stein genießen iſt , nad

welchem die Weiſen zu allen Zeiten geforſcht und geſucht haben . DieſewahrePhiloſophie wird euchlehrest,

wie ihr euch felbft erkennen ſollet : Undwenn ihr euch ſelbſt recht erkennet , ſo werdet ihr auch die reineNatur erkennen : denn die reine Natur iſt in euch relbſt. Und wenn ihr die reine Natur, die eure, von aller böſen fünd

lichen Selbſtheit befreite ,wahre Selbſtheit ift, erkennet, alsdann erkennet ihr auch Gott, weil die Gottheit in der reinen Natur, als eju Kern in der Nusſchale, verborgen und einges

yoidelt ift.


273 Die wahre Philofophie wird euch die rechte Miſchung lehren ; ſie wird euch die rechte Quantität in Gewichtund Maaßlehs ren ,was ihr zuſeßen undwas ihr davon neh men ſolet. Die wahre Philoſophie wird euch lehren , was durch Descension und Ascension , und was durch Distillatio und

Sublimatio , und was durch Circulation der Materie gemeinet und zu verſtehen ſey :

Denn die alten Philoſophen drückten ihre Seheimniſſe durch dunkele Worte und Res

densarten aus.

Die wahre Philoſophie wird euch lehren , wer der Vater und wer die Mutter dieſes magiſchen Kindes ſer ; ingleichem was die Speiſe und der Aufenthalt ſer , dadurch ihr

daſſelbe nähren und unterhalten müſſet ; wie nichtweniger auch ,welches die Farben ſind, die dieſer edle Stein anziehen muß, ehe er figiret, vollbereitet und ausgemachtwerden tann . Auhier ſehet ihr , daß das Ende des

Werks deffelben Krone und Glorie ſeo .

Gehetdemnach fort, und der Herr fegne das Werk, welches in euren Seelen begonnen ift. Und weil ihr eine junge Urtiſtin im Werke ferd : fo will ich euch einen Prozes darin vors

ſchreiben, damit ihr, wenn ihr mit meinem Kalbe pflügen werdet, mein Räthrel vers

fehen könnet, und anders nicht. 18


274 - Der Vater dieſes Kindes ift Mars , er iſt das Feuerleben , das vom Marte , als des Was

ters Eigenſchaft, ausgehet. Seine Mutter ist die Venus,die das ſanfte Liebefeuer iſt, und

von des Sohnes Eigenſchaft ausgehet. Ulhier rehet ihr Männlein und Fräulein ,

den Mann und das Weib, die Braut und den Bräutigam , die erſte Hochzeit oder Vers mählung in den Eigenſchaften und Geſtalten der Natur,welche zwiſchen Mars und Venus geſchieht, wenn ſie aus ihrem Stande des

Ubfalls wiederkehren. Mars, oder der Ehe mann,mußein göttlicher Mann werden , an ders wird ihn die reine Venus nichtehelicheri ,

noch ins heilige Ehebett einnehmen . Venus muß eine reine Jungfrau , ein jungfräuliches

Weib werden , anders wird fie der zornige

eiferſüchtige Mars im Zornfeuer nicht ehe lichen , noch mit ihr in Vereinigung lebent ;

ſondern anſtattder Einigkeitund Harmonie lauter Streit, Eiferſucht, zwietracht und

Feindſchaft unterden Eigenſchaften der Na tur reyn : Wenn aber keine Vereinigung

zwiſchen ihnen iſt, ſo kann auch keine Ehe da ſeyn : Undwenn keine Ehezwiſchen ihnen ift,

ſo kann auch keine Empfängniß geſchehen : Und wenn keine Empfängniß iſt, ſo kann keineLevendigmachung erfolgen : Undwenn feine Lebendigmachung erfolgt, ſo kann auch teine Geburt dieſes magiſchen Kindes ſeyn ;

fo fann kein Stein renn, und ſo iſt alle Arbeit verloren .


275

Wenn ihr demnach eine gelehrte Artiſtin zu werden gedenket', ſo rehet euch nach der Vereinigung eures eigenen Martis und Vene ris um , damit das eheliche Band recht ges knüpft und die Vermählung zwiſchen ihnen wirklich vollzogen werde. Ihr müßt wohl

zuſehen, daß fie im Bette ihrer Einigkeit beis ſammen liegen,und infüßer Harmonieleben,

alsdann wird Jungfrau Venus in euch ihre Perle,ihren Waſſergeift,hergeben , desMar tis Feuergeiſt zu fänftigen , und des Martis

Zornfeuerwird ſich in Liebe und Sanftmuth ganzwillig in der Veneris Liebefeuer einer

fenten,und ſich alſo beider Eigenſchaften,als Feuer und Waſſer , mit einander miſden , vereinbaren und in einander fließen : aus deren Einigkeit und Vereinigung die erſte Empfängniß der magiſchen Geburt, welche

man Tinktur, die Liebesfeuer - Tinktur, nen net, an- und aufgchen wird.

Die Tinktur müfſet ihr allein mit einem folchen Nutriment oder Speiſe und Trant unterhalten, ro ihrer Naturgemäß und eigen iſt : Dannenhero muß ſie allein mit dem Nu triment von ihrer eigenen Mutter , das ift, mit dem Waſſer des Lebens, mit der Mild , mit der ölichten Tinktur, undmit dem himm liſchen Blute, das aus den Brüften derjungs fräulichen Venere ausfließt, unterhalten werden : Denn ſo ihr jie vom Marte nähren

wollet, ſo iſt ſolches Nutrimentzu herbe und


276

fu bitter,zu ſauer und zu ſcha f ; da hingegen das Liebefeuer der Veneris es träftig nähren ,

zum Leben fiärken ,wachſend und zunehmend machen wird .

Nachdem ihr aber den jungfräulichen Samen in Veneris Eigenſchaft durch ſorg fältiges Hegen und Nähren zu Kräften ges bracht, und ihn alle Tage mit der jungfräu lichen Milch und mit dem jungfräulichen Blute genähret und unterhalten habt, daß es ſtark geworden , härtere Speiſe zu vertra :

gen ; ſo muß dies Kind,dies tingirende Leben , in den Eigenſchaften der Natur angefochten, geprüft und verſuchtwerden ; es muß noth

wendig in die göttliche Finſterniß, in den fin ſteren Saturnum hinabſteigen, und muß von der Speiſeleben , die ihm der ftachlichteMer

curius ju efſen geben wird. Und allhier ſiehet

der göttliche Artiſt die erſte Farbe,worin die Sinktur nunmehr in ihrer Schwärze er:

ſcheinet , es iſt die ſchwärzeſte Schwärze ; die gelehrten Philoſophen nennen ſie ihreni ſchwarzen Raben : Denn in der Finſter:

niß dieſer Schwärze iſt das Licht der

Lichter verborgen . Die alten Philoſophen nannten dies Werfoder Arbeit ihre Descension , ihreCine

ration , ihre Pulverisation , ihren God, ihre Putrefaction der Materie des Steins , ihr Caput mortuum . .

:


277

- Dieſe Schwärze müßt ihr nun nicht vers achten, ſondern in Seduld und Stille darin

aushalten , bis ihre vierzig Tage der Vers ſuchung vorüber find ; alsdann wird der Same des Lebens fich felbft zum Leben ers wecken , auferſtehen , ſich ſublimiren , ſich felbft in weiß verwandeln , fich ſelbft reinigen und heiligen , fich ſelbſt die Röthe geben , das iſt

fich felbft verklären und figiren . Dannens hero , wenn dies Werk ſo weit gebracht, es eine leichte Arbeit iſt : Denn die gelehrten Philoſophenſagen , das alsdann dasMachen

des Steins ein Weiberwerkund Stinderſpiel wäre.

Nachdem nun die Zinktur des Lebens in Lunæ Eigenſchaftmit einem Leibe geſchwän gert, und mit einer lebendigen Seele in Jovis Eigenſchaft belebet iſt, ſo erfreuet fich der

Artiſt, weil ein göttliches , freudenreiches , hervorfunkelndes und tingirendes Leben er: ſcheinet . Dieſemnach arbeitet ſie in ihr ſelbſt zur Fixation in Solis Eigenſchaft. Die Farbe, die Sol giebt, iſt eine Carmoſin - Scharlachs Farbe, eine tiefe Sranat- Rothe, oder dem hellglänzend brunirten Golde, oder dem klas

ren Slange der Sonne, oder auch dem rofin

farhuen Blute gleich. Nunmehr ift der Stein figiret, das Elirir des Lebens bereitet, das Kind der Liebe ges

boren , die neue Geburt vollendet und das Wert ganz vollkommen ausgemacht . Fabre


278

hin , Fall, Böller Fluch , Dod, Drache, Thier

und Schlange! Sute Nacht, Sterblichkeit, Furcht, Trauren und Elend ! Denn nun wird fich Erlöſung, Deil und Wiederbrinis gung alles delen ,ſo verloren war, von innen und außen wiederfinden , weil ihr nunmehro

das große Geheimniß der ganzen Welt habt ;

ihrhabt die Perle der Liebe; ihr habt die uns

wandelbare beſtändige Eſſenz der göttlichen Freude,wovon alle heilende Tugend und alle vermehrende Kraft herkömmt; wovon die wirkende Kraft des heiligen Geiſtes aus: gehet. Ihr habt den Weibesramen , welcher

der Schlange den Kopf zertreten hat. Ihr habt den Samen der Jungfrau , die Weiſe

und Nöthe, die Milch und das Blut der

Jungfrau in einer Effenz und Eigenſchaft. Wunder aller Wunder !

jhr habt

die tingirende Tinktur, die Perle der Jungs

frau ; welche drei in einer Ellenz oder Eigenſchaft hat; ſie hat Leib , Seele und Seift; fie hat Feuer Licht und Freude ;

fie hat des Vaters Eigenſchaft ; fie hat des Sohnes Eigenſchaft, und hat des heis

ligen Geiſtes Eigenſchaft ; und zwar alle dieſe drei in einer firen und beſtändigen

Effenz und Weſen . " Dies iſt der Sohn der Jungfrau, dies ift

ihr Erſtgeborner,dies ift der eðle Held , dies ift der Schlangentreter , der den Drachen unter die Füßewirft und zertritt. Die alten Philoſophen nennen ihn ihren weißen und


279

rothen löwen . Die Schrift nennet ihn den Löwen des Hauſes Ifraels, oder Judå und Davids .

Und alſo fehet ihr, wo euch diewahre Phi. loſophie hinleite : nämlich in einen göttlichen Leib , darin ihrdas Leben der Gottheit in der reinen Natur eingehüllet finden,und Gott in der Natur erkennen werdet. Nunmehr ift das Paradies in der Naturwiedergefunden ;

die ſechstägige Arbeit der Seelen unter dem

Fluche hat ihre Endſchaft erreicht , und iſt nunmehr in die Ruhe der gänzlichen Volls

kommenheit eingegangen : Denn weil die Firation geboren iſt, ſo ift's ein vollkommen

nes Leben , ohne allen Schatten der Veräns derung ; es iſt ein ftetswährender Tag ohne Nacht, eine immerwährende Freude ohne

Traurigkeit ; ein unaufhörliches Leben ohne Lod : Dennnunmehr ift der Paradiesmenſch klar,als ein durchſcheinend Glas, in welchem die göttliche Sonnedurch und durch ſcheinet ,

gleichwie Gold , das durchaus hell, rein und · klar, auch ohneallen Madel oder Fleden ift.

Die Seele iſt nunmehr ein beſtätigter ſera: phiniſcher Engel; fiemag fich nun ſelbſt zu einem Medico , Theologo , Astrologo und gött

lichen Magomachen ; fie mag aus ſich machen , was ſie will, auch thun und haben , was fie

will; weil alleEigenſchaften nur einen Wil len in Einigkeit und Harmonie haben . Und

derſelbe einige Wille ift Gottes ewiger un - mm fehlbarer Wide: und nunmehr iſt der gött:


280

liche Menfch in ſeiner eigenen Natur mit Gott eins worden .

Dafern ihrmich nichtverſtehet, ſo urthei let auch das nicht, was ihr nicht verſtehet. Urtheilet nichts vor der Zeit : Denn der Richter ſtehet vor der Thür. Mir iſt genug,

wenn ihr aus dem , was ich alhier geſchries ben , ſo viel erkennet undverſtehet, daß es aus reiner Liebe für euch geſchehen fer . So viel könnt ihr doch zum wenigſten erkennen und urtheilen ,daß es ein anders fer , die Tinktur in fich offenbart und geſchmeđt zu haben , und hinwiederum ein anderes , die Tinktur in ihrem Werke in aller und jeder Eigenſchaft der Natur ausgemacht und vollendet zu haben .

Solchemnach werde ich mit meiner Liebe gegen euch verbleiben .

Euer Mit -Artiſt , * . :

in Suchung des wahren Steins der göttlichen Weisheit. ; .

J. T .


" Der

3 weite Anhang. zur .

Dritten Abtheilung , ¡ die Bereitung : des

Steins, der WeiĹżen betreffend


Folgende

aus den berühmten Schriften des Weiſen EUGENII PHILALETHÆ colligirte Stellen werden um ſo mehr

den Beifall des Geehrten Leſers verdienen ,

als in dieſen ſehr wenigen Blättern

gleichwohl alles enthalten iſt, was zu dem ganzen

philoſophiſchen Werk eigentlich gehöret

und hauptſächlich dabei zu betrachten ftehet.

Wir machen alſo den Ånfang.


EX MAGIA ADAMICA. .

.

Von uns ſelber Geheimniſſe zu finden , iſt eine Unmöglichkeit ; wir müffen entweder den Geift Gottes, oder die Unterweiſung ſeis ner Diener, fie reyen nun Engel oder Mens Tchen , dazu haben . :

:

Io will demnach von einem einigen Dinge

reden ,welches iſt die Materie dieſer Kunft und die Mutter aller Dinge.

Dieſe ſchöneMaterie iſt das Kind der Eles mente , eine reine liebliche Jungfrau , die noch zur Zeit nichts geboren ,wenn fie aber

gebieret,bringet folches das Naturfeuer, als ihr Ehemann , zuwege. . . . . . in

Sie iſt kein Thier , kein Straut, noch Erfi weniger von ihnen ausgezogen , wohl aber als ihrer allerMutter, eher, denn ſie insges


284

fammt geweſen ; doch muß ich noch eins ſagen , ſie iſt nicht ferne vom Leben , als

die mehrentheils animaliſch ift. Ich habe nun von der Materie ſattſam ge redet, und ſo ferne du nicht glücklich bift, fie dadurch zu finden , ſo kannſt du doch nicht von dem ,was ich geſagt, betrogen werden : denn ich habealle Redensarten , welche dich etwas anders an ihrer Statt, als gemeine Salze, Steine oder Mineralien , zu nehmen ableiten

möchten , wohlbedächtlich unterlaſſen : und ich thue dir nochmals kund, dich vor allen Ves getabilien und Animalien , und allen ihren

anhänglichen Theilen zu hüten . Ich erinnere dieſes darum ,weil etliche Sudelköche meis

nen, daß Menſchenblut die wahre Materie rer , aber weit gefehlet ! If Menſchenblut

in den Eingeweiden der Erde, davon dieMe: talle wachſen ſollen ? oder iſt die Welt und was darin ift, von Menſchenblut, als ihrer erſten Materie gemacht worden ? Die erſte Materie war eher als der Menſch und alle

andern Kreaturen , ſie heißen, wie fiewollen : Denn fie iſt ihrer aller Mutter ; fie ivurden

von der erſten Materie, und dieſe nicht von ihnen , gemacht. Daher ſie vernünftig ur theilten ,daß es eine große Shorheit wäre, die Vegetabilien , Unimalien oder Mineralien zur Urznei zu gebrauchen : denn ſolchehätten

ſelbſt ihre Unreinigkeiten und Krankheiten , und bedürften deswegen eines Hülfsmittels, um geſäubert zu werden .

Das


Van

285

Der wahre Ofen iſt eine kleine ſchlechte -

Schaale, die duleichtlich in einer Dand tra gen kannſt : Das Glas iſt ein einiges, und feines mehr, etliche der Weiſen aber haben

zwei gebraucht, ſo magſt du auch thun . Das Werk an ſich ſelbſt iſt auf keinerleiWeiſe bes rchwerlich ; eine vornehme Frau kann ein

Geſchid )tbuch leſen , und ohne Verwirrung ihrer Gedanken auch auf die Philoſophie inerken : Ich meines Orts achte die Weiber hiezu gefchiæter zu ſeuil , als die Männer : denn in rolden Dingen ſind ſie bequemer

und geduldiger , als die ebenmäßig mit einer kleinen

Chymie , von

geronnener

Milch und Zudermuß handelnd, umzu: gehen wiſſen .

Dieſe Lehre wird euch der vergeblichen Mühe der Diſtillationen überheben , ſo ihr an diere Wahrheit gedenken wollet : daß die

Samen nicht durch Abſcheidung, ſondern durch Zuſammenſeßung der Elemente Verei tet werden : und einen Leib in ſeinen Samen zu bringen , geſchieht nicht,wenn er diſtilliret, ſondern der ganze Leib in ein dickes Waſſer

verkehret wird , welches alle deſſen Theile

nach ihrer erſten natürlichen Vereinigung in fich beſchloſſen hält.

Laß es dir angelegen ſeyn , das Lichtreid zu erkennen , und hinter deſſen Schäße zu komment, fo wirſt du alsdann mit Seiſtern

umgeh .n ,unddie Naturder ſichtbaren Dinge verſtehen können ; alsdannwird dir die allge


286 meine Materie, rammt dem weißen und rothen Samen der Mineralien offenbarwer :

den, davon ich noch , ehe ich rahließe, etwas mehr ragen will.

So höre demnach, daß, wenn du dieſes

Werkangreifeft, du es nicht aus Vermeſſen heit , wie die Unvernünftigen pflegen , ſon :

dern mit Hochadtung in größerer Behut

ſamkeit als Zuverſicht unternehmeft. Es iſt anderswo obgedachte Materie von

inir ein himmliſcher Schleim , und die mitt lere Natur genennet worden ; die Weiſen nennen ſie die ehrwürdige Natur. Gott ift es , der die Seele mit ſammtdem Leibe mit der Natur vereiniget, die beide, einsſowohl als das andere, Gottes Werkſind . Die Seele

iſt nidtder künſtliche Baumeiſter ihres Hau res : denn dasjenige,was einen Leib zuberei ten kann, kann ihn auch erneuerno lind den

Dod verhindern ; die Seele aber vermag ſolches nicht, indem es allein der Kraft und Weisheit Gottes zukommt. Daß die Seele

den Leib bilde, das iſt ſo viel geredet, als ein Juwelmache das Cabinet, dieweil es darin

liege; oder die Sonnemache die Welt, die: weil ſie darin befindlich , und ein jeglich Theil derſelben ernähret. Lernet derowegen zwi icben dein Wirkenden und ſeinen Merkzeugen

einen Unterſchiedmachen : Denn wo ihrdies jes ,was dem Schöpfer gehöret, der Kreatur beileget, bringet ihr euch ſelbſt in Gefahr des

ewigen Feuers: Denn Gott iſt ein eifriger


289 Gott, der ſeine Ehre feinem andern ges ben will . ,: ,

we

Wofern du die erſte Materie kenneft, fo. halte für gewiß, du haft das Heiligthum der Natur entdecket; es iſt nichts zwiſchen dir und ihren Schäßen , als die Thür , die in Wahrheit muß geöffnet werden . ! ! Solltenun dein Verlangen dich zur Arbeit anleiten , ſo erwägewohlbeidir ſelber,wasdu fur ein Mann biſt. Du haſt beſchloſſen, ein Mitwirker des Geiſtes des lebendigen Gottes zu ſeyn , und in dem Werke reiner Gebärung ihm zu dienen : Derowegen rehe dich wohl

vor, daß du dieſes Werf nicht hinderft. II.

EX ANTHROPOSOPHIA THEOMAGICA. Nichts iſt indergangen Naturſo ſchredlich ,

jo herrlich und wunderbarlid) , welches die menſchliche Seele , die den Urſprung ihrer Gottheit wieder erlanget hat, und von den Weiſen eine ſtehende, nicht aber fallende Seele genennet wird, aus eigenen Kräften, ohne einzige äußerliche Beihülfe, nicht auss

richten ſollte . Über wo iſt unter ſo vieltaus rend Weltweifen einer, der das Weſen ihrer

Natur und den eigentlichen und ſonderbaren Sebraud, derfelben verftehet? Dieſes iſt

Abrahams ſehrgroßes Geheimniß ,welches --


288 ſehr wunderbar, verborgen und mit rechs

Ringen verſiegelt, und aus ihm gehet aus Feuer,Waſſer und Luft,welche in Männlein und Weiblein unterſchieden werden. Dero: wegen ſollten wir unaufhörlich bitten , das uns Gottunſere Augen eröffne,damitwirdas

uns mitgetheilte Pfund,welches nun in der Erde vergraben lieget und keinen Nußen bringet, anzuwenden verſtehen möchten . . Eriſtes, initdem wir durch ein weſentliches Betaſten oder Berühren müſſen vereiniget werden , alsdann werden wir alle Dinge,mit aufgedecktem Ungefichte, durch ein helles Se: ficht in dem

göttlichen Lichte erkennen .

Solcher Einfluß von ihm iſt die wahre eigentliche Urſache unſerer Wiedergeburt, und der in uns bleibende Same Sottes.

Haben wir den einmal überkommen , ſo dürfen wir nicht unter dem Aristotele und Galeno dienen , oder unsmit dem närriſchen ob und ergo plagen , denn ſeine Salbung

wird uns alles lehren . Aber gewißlich , das Voraeben derer Schulgelehrten , die etlicher: maßen Gottund die Natur einander zuwider

machen , hatunſer Vertrauen zu dem Him mel dermaßen geſchwächt , daß wir es , von dannen etivas zu empfahen , gang für uninögs lich halten . Wenn es aber recht erwäget, und dieſe Wolfe des Mißtrauens hinweg getrieben würde, ſo könnten wir ſchnell er: fahren , daß Gott williger zu geben ſey, als wir anzunehmen begierig ſind. : :


ni. EX

ANIMA MAGICA ABSCONDITA . Derohalben wäre es viel beſſer , dem Aristoteles und ſeinen Irrthümern , mit welchen er ſo viele Ger ſchlechter bethöret , Abſchied zu geben , und mit feſter

Zuverſicht zu dem allmächtigen Gott, der die Welt gemacht hat, ſich zu nahen, weil Niemand von dem Gebäude eine beſſere Nachricht, als der Baumeiſter, geben kann. Sie dürfen nicht zweifeln , in ſolde

Gemeinſchaft mit ihm zu kommen : Denn er iſt ein Gott, der da verlanget , erkannt zu werden , und der ſich , beides zur Entdedung ſeiner eigenen Ehre und Teiner Kreaturen Erſprießlichkeit , gerne offenbaren will .

Ich warne euch aber , daß ihr mit Erforſchung dieſesMercurii, dafern ihr nicht einen treuen Freund len , dage Erleuchtung zum Anweiſer , oder pieine chtung o; deausdrückliche r r u c von dem erſten Urheber deſſelben habt, euch nicht plaget: Denn es iſt ein Weſen , das durch wunders baré Kunſt erlanget wird; derowegen merket , was ich nun ſagen werde. Es befindet ſich beides in jeglis djem Stern , und in dieſer elementariſchen Welt ein

geriſſer Anfang, weldier das Weib der Sonnen ift.

Dieſe zwei laſſen in ihrer Vermiſchung, einen Samen von ſich , welcher in den Bauch der Natur 19


290 gebracht wird , deſſen Auswurf aber unſichtbar und

in einein geheimen Stillſchweigen verrichtet wird. Denn das iſt das Geheimniß , da ſich Himmel und

Erde, wie Mann und Weib , zuſammen vereiniget, und ihre verborgene Gebährungsart, die ſowohl. zwiſchen den beiden allgemeinen Naturen , als jenen

vernünftigen , im Verborgenen geſchiehet. Wiſjet demnach , daß es euch ohne dieſen weib lichen Anfang, der das Weib der Sonnen iſt, einen Samen 'von derſelben auszuziehen oder zu empfan

gen , unmöglich ſeyn wird . Trauet demnach den Betrügern nicht, die euch von einem färbenden Schwefel oder ſolchen Poñen etwas herſchwäßen , und den neuen und kurzen Nas men Chymia einer ſo alten und unendlichen Wiſſens

ſchaft beilegen . Nur allein das Licht iſt es , das wahrhaftig vermehret werden kann , weil es zul und yon dem erſten Brunnen der Vermehrung und Ges

bührung nieberſteiget, und wenn ſolches zu einigem

Leibe gefüget wird , erhöhet und verbeſſert es denſels ben in ſeiner Art. Es iſt ein wahrhaftiges Weſen , von dem nichts ab ſeyn , dem auch nichts bei ſeyn , und dem viel weniger etwas ſchaden kann. Aber dasjenige ift nothwendig, was wir nicht entrathen können . Dero

wegen iſt die Wahrheit die allergrößte Tugend, und ein unüberwindliches Schloß, welches wenig Freunde

bewohnen , gegentheils von unzähligen Feinden bes lagert und nicht weniger als der ganzen Welt vers hafſet ift; aber ein Unterpfand , dem nichts abzuge winnen , für diejenigen , die es befißen. In dieſem Schloß lieget der unzweifelbar wahre Stein und Schaß der Weiſen , welcher nicht von Motten zer ſreffen , noch von Dieben durchgraben , ſondern , wenn

alles vergangen , emiglich bleibet, der vielen zum


291

Fall, vielen auch zum Heil aufgerichtet iſt. Das ift das ſehr geringe, verächtliche und verhaßte, dennoch aber nicht haſſens:, ſondern liebenswürdige, und bei den Weiſen höher als Edelſteine und das feinſte Gold gehaltene Ding. Es iſt eine Liebhaberin aller, dem doch ſchier alles gehäſſig , alerwegen zu finden , und wird doch faſt von Niemand , oder doch ſehr wenigen gefunden : es ſchreiet Jedermann auf den Straßen mit dieſer Stimme an : Kommt her zu mir , alle Sudende, ſo will ich euch auf den wahren Fußſteig führen . Das iſt dasjenige von den Weiſen ravou

allein ſú hoch geprieſene Weſen , welches alles über windet , und von feinem Dinge überwunden wird, das den Leib und ein jedes hartes und dichtes Herz durchdringet , alles Weiche verdidet und beſtändig machet. Es begegnet uns Allen , und wir ſehen es

nicht, es rufet uns mit lauten Worten : Ich bin der

Weg der Wahrheit, wandelt durch mich , weil fein anderer Weg zum Leben führet ! und wir wollen :es nicht hören : es giebt einen ſehr lieblichen Geruch

von ſich , aber wir empfinden ihn nicht: es giebt ſich uns in unſern Speiſen täglich mit Ueberfluß und oftmals großer Lieblichkeit zu erkennen , allein wir ſchmecken es nicht. Es zieht uns freundlich zum Heil, wir aber wollen ſeinen Zug aus Widers ſpenſtigkeit nicht fühlen. D des elenden Geſchlechts

der Menſchen werdet verwandelt , ja werdet vers wandelt aus Todten in lebendige Steine der Weifen . Ich bin die wahre Arzenei, welche alles verbeſſert und transmutiret.

Kommt doch , ja: fommt öfters wieder , die ihr

Weisheit ſuchet, und faufet umſonſt, nicht mit Gold oder Silber , noch weniger mit eigener Arbeit, was

euch freiwillig dargereicht wird. D der hellautens angenehm ift ! unerſchöpflicher Brunnen des

den Stimme, die lieblidh und den Ohren der Weiſen


292 Reichthums für die, ſo nach Wahrheit und Geredos tigkeit dürften ! O des vortrefflichen Goldes der Weiſen , dadurch die Kinder der Weiſen reich gemacht werden ! meine aber nicht das gehämmerte Gold .

Ich

Sommt

herzu Ale, die ihr den Schatz der Weiſen durch ſo vielerlei Bemühungen ſuchet; lernet erftlich den von euch verworfenen Stein erkennen , was er ſei, bevor ihr ihn fuchet. Es iſt ein Wunder über aưe Wuns

der , daß jemand dasjenige verlanget , was er nicht kennet. Dahero rathe ich allen Suchenden , daß ſie < desjenigen , fo fie ſuchen , wahre Weſentlich feit vor her erkennen lernen , ehe ſie ſolches ſuches , ſo wers

den fie nicht vergeblich arbeiten . Denn es iſt der Wille Gottes, daß die Frommen das gute Werf, fo fie fuchen, erlangen , und wenn ſie vollfommen ſindan ſo machen ſie auch das vollkommen , worauf ſie ihrer

Sinn gerichtet. Du mußt alſo Gott um ein reines Herz und einen neuen Geiſt bitten und dich ſo lange vorbes reiten , bis du dem , den du dir einladeſt, gleichförmig biſt. Dieſes, werther lefer, iſt der chriſtlichen Wei. ſen Stein , ein Stein , der uns in der Schrift ſo oft vorgehalten wird. : Er iſt das Salz, welches ihr

in euch haben follet, das Waſſer und Geiſt, woraus > ihr wiedergeboren werden müſſet , und der in die

Erde fallende , und ſich hundertfältig vermehrende Same.

Siehe, ich will redlich mit dir handeln ; weiſe mir nur einen einzigen guten Chriſten , der da ein

folches Geheimniß zu empfangen bequem und ges ichidt ſey : ſo will ich ihm die rechte unbetrügliche Handleitung , daſſelbe zu bekommen , entdeden ; das

neben muß ich dir dieſes melden , du würdeſt gleich : fam , inenn du dieſes Geheimniß mit flaren Morten


293 follteſt erzählen hören , in Verwunderung erſtarren : Denn es kann nicht in des natürlichen Menſchen Herz kommen , wie nahe ihm Gott ſeyy , und wie er

gefunden wird; doch genug von dieſem . Ich will nun von einer natürlichen himmliſchen Arzenei etwas reden , welche legtere etlichen Weiſen gemein iſt, aber wie wenig ſind derer, ſo die vorige erlangen ! Der gemeine Chymiſt arbeitet ohne alles Mittel mit gemeinem Feuer, darum richtet er nichts aus :

denn er wirfet' nicht wie Gott zur Erhaltung , fons dern zur Verderbung , und vollendet allemal ſein Vors

haben in der Aſche.

Gebrauche du es mit der mittleren Feudstigfeit, To werden deine Materieii in einem dritten Element

ruhen , da die Grauſamfeit dieſes Wütherichs nicht hinreichen kann . Auch iſt noch ein beſſerer Weg : Denn fo du ihn mit dem Geiſte des Himmels vers mengen und beſänftigen kannſt, ſo haſt du aus einem zerſtörenden ein gebährendes Feuer gemacht: Treibe das mittlere Naturfeuer durch den Triangel und Zirkel in die Höhe, bis du zu dem Brude der uns teren und oberen kommſt, und cheide endlich von der

magiſchen zuſammengeſeşten Erde denjenigen Anfang, welcher die mittlere Erde genannt wird . Dieſe iſt Derivalire friſtalliniſche Feld , eine klare, richtige, jungfräulide Erde : und nachdem du diefen Grund

einer neuen Welt bekommen , ſo vereinige den Hims mel nach einem dreifachen Gewicht der Erden , und gieb ſolchen beiden eine gebärende Wärine , fo wers den ſie von oben das Sternenfeuer der Natur an

ſich ziehen : Dann wirſt du die Herrlidyfeit der gans zen Welt haben , daher alle Dunkelheit von dir flie hen wird. Habe demnach eine liebreiche ſeraphiniſche Seele,

iind laß ſowohl auf dich ſelbſt, als auch sitif die


244 Armen , wie die meiſten nicht thun , deine Liebe aus: fließen .

In einem jeglichen Chriſten iſt eine Art,

ich kann nicht ſagen ein Körnlein , des Glaubens ,

denn ſo könnten wir Wunder thun : Wiffe aber, daß gleich wie Gott des Glaubens Vater iſt , alſo die Liebe deſſen Säugamme fey . Vertiefe dich nicht in den Hefen und Grund

ſuppe der Welt; habe dein Herz im Himmel, und deine Hände auf der Erde : Steige in Gottes furcht

auf, und in Liebe herab : denn das iſt die Art des lichts und der Weg der Kinder deſſelben . Du mußt, wie Agrippa ſagt, mit Gott und den Engeln leben , -

und Alles , was dem Himmel ungleich iſt , verlaſſen, ſonſt kannſt dui init den Obern keine Gemeinſchaft

haben : Uno esto tecum , sed cave , ne solus. Meide ſowohl die Vielfältigkeit der Gemüthsbewe

gungen , als auch des Umgangs mit den Menſchen .

IV .

EX LUMINE LUMINIS , Die erſte Materie iſt ein wäſſeriges Weſen , wels ches trođen gefunden wird oder die Hände nicht naß machet, und keinem Dinge kann verglichen werden .

Das Cabinet , Darin der Schaß verwahret wird, iſt alle Tage unter unſern Füßen . Auf dieſem Schaß fißt ein kleines Kind, mit dieſer Ueberſchrift: NON NISI PARVULIS , das iſt: Niemand al8 den Kleinen


295 V.

Aus dem Kern der Alchymie. Himme

Die Subſtanz, welche wir zuerſt in die Hand nehmen , iſt mineraliſch , von Verwandtſchaft des Merkurii , welche ein roher Schwefel in der Erde fochet , dem Anſehen nach geringe, aber inwendig herrlich ; ſie iſt ein Kind Saturni.

sney

Sicembre

SPITAL

mites

VIA M1

Beſchluß Seufzer . Der Anfang war mit diş , Alímächtigfter , gemacht:

So ſen dir auch zum Schluß der Dank hierðurda turi gebracht: Und nun empfehle ich has Werk in dzin2 Hände, Sen du ſowohl ſein Schuß, als mein , bis an das & IC.


'

296

i

.

2 t b a n g . . von dem Pol. ueberfeld , von

der ſchädlichen Soldfuď t. Nichts iſt dem Glauben ſündlicher unter uns ges worden , als die Chimie mit einem Suchen nach

Golde, da es faſt unmöglich ſeyn will, daß Geo müther, mit einer ſolchen Krankheit eingenommen ,

zu geſunden Sinnen wieder fommen können . Davon wir auch hier ein Fürbild haben , was man mit dem

Menſchen auch angefangen bei zivanzig Jahre lang, ſo hat alles einen verfehrten Ausgang genommen , daß er am Ende ergreifen muß , wozu wir ihm von Anfang gerathen , ordentlich in der Natur rein Brod zu wirken , ivomit ihn Gott danni tief beuget, daß er der Drönung Gioties in der Natur unterthan und gehorſam ſeyn muß, will er Brod haben .

137, 13;.* *2. 42





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