Karl Sudhoff - Rheticus und Paracelsus, 1903

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Separatabclruck aus den Verhandlungen der .vkurforaehenden CTesellschaft in Basel.

Band XVI.

Rheticus und Paracelsus. \"on

Karl Sudhoff. Als Holienlieim iu Salzburg die Augen schloss war eben zu Basel he. Robert Winter^) der für den süddeutschen Ahdrucic der ersten Schrift des dania s - .jährigen Georg Joachim Rheticm über des grossen Coperntcus unsterblich We.-Ic erschienen, die Nairatio ,

de

_

Menschheit

als

Hohenheim schon zum ewigen

"X: sXTide'X

Ä'" nr

piai

noch

am Morgen ^

Wnl.1

Lm

-

CS; —

° dpQ T'r,rirao+ Todestages gestreift.

j-iAtnu

geweihten KreisL'”von^^der That des Frauenhiirger DomhZ'ui.T'r“."“'*'“ ond die staunenerweckende K’nndci ™t«e KreisealmrTn lif "eichen Hohenbeim die letztm dar" "ar kann, ei^ d" geistigen Umwcälzung gekommen, weiche die 'C' ’ ‘‘® 'e^lnyonibus“ bringen sollten. i

i

lX"„n

Copiioniicui ,4"n‘- schreibt; einen Ib-

>“"em .Nicohiu«

B^r

Tw! Jahrhundert überhaupt nicl.rgegEw

1«8.V

S.

4

“?


Und

wer sich naclidenkend in die Weltanschauung Hohenheims zu versenken versucht liat, wer doch,

gar seine

astronomischen Schriften trotz

keit ihrer

Form und

der Sprödig-

des fliegenden Geistes

ihrer Spekulationen oder ihrer mystischen Seitensprünge auf sich hat wirken lassen, der wird sich unwillkürlich die Frage

vorgelegt haben, wie hätte Hohenheim, lebt hätte, gestellt.

zu

den Offenbarungen

wenn

er sie er-

des Copernieus

sich

Hätte der redliche Wahrheitssucher auf allen

naturwissenschaftlichen Gebieten,

dem

beispielsweise in

der Chemie so mancher Blick hinter den Schleier der

Maja

glückte, hätte er die

heiten sofort mit offenen

neuen astronomischen Wahr-

Armen aufgenommen,

mit kon-

genialem Verständnis erfasst?

Wenn

diese

Frage auch ewig ohne Antwort bleiben

muss, so wird doch das gleichzeitige Ringen der beiden

Männer nach

naturwissenschaftlicher Erkenntnis

immer

wieder den denkenden Histoi’iker der Natur- und Heil-

kunde

fesseln

und zum Vergleich herausfordern.

Denen aber unter den heutigen Historikern der exakten Naturwissenschaften, welche etwa einen Copernicus,

einen Galilei nachschaffend

neu erstehen lassen

Lippen spöttisch schürzen, wenn man neben ihren Grössen den genialen Einsiedler auch nur zu nennen wagt, denen gebe ich zur Erwägung, dass und Hohenheim in seiner Auffassung von der Chemie ihm um diese Naturwissenschaft handelt es sich hei ja vor allem jeglichem alchemistischen Krimskrams unw'ollen,

und

die

endlich viel vorurteilsfreier gegenüherstand als etwa die

grossen

Astronomen neben und nach ihm den

logischen Hirngesjnnnsten

astro-

!

Aber die Brandmale der Verkennung und Verleumdung haben sich im Laufe der Jahrhunderte zu tief in das historische Antlitz des Paracelsns hineingehrannt,


351 als dass

auch

die,

welche

sich

frei

von der Wirkuu. O'ler

cfaian <hr vorbei sehen könnten.

nbaünen ^Ml], darf sich daran nicht stossen darf sich auch d„rc das Gekläff der kleiuen Geister k» e a fven Schulmeute des 16. Jahrhunderts das aeisti™ Ohr

2

selbst

und auf

die

wenigen Grossen nach ihm hören die Geistesriiigen heraus für die ’yer «and en Stimmen anderer Wahrheitskämpfer im wirren Marktgeschrei der Tagesgrössen, der Zeit- und gemassen selber feinhörig geworden waren, die gleich mein ycho Brahe oder Giordano Bruno Verständnis gewonnen hatten flir das weltumspannende da Paracelsus geschaut und gedacht Ihrem

eigenen

slT

C

hat.

lieim^aT Einen’''’ auf den Herold

«»ien-

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d« CoplrnLiSn“ ^cnscüaflen Goper-

nicanisch er Grösse der

wtBedeute„d:i:rat;’LrrG::^^^^ heims’’

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Bauwerk!

Hanetut’’ifTf™'*

-

r.

Hohen-

hfrrlf et''«:-'"; Sternchen

zu

<>er federfertige

£=.Ä,'t,=i


.

HÖ2

Schwager Bernhard Jobin in Strassburg hatte erscheinen im zweiten Teile, dem „Onomasticon

lassen, findet sich

Theophrasticum,“

auf Seite 430 bei der Erklärung des Wortes „Elixir“ folgende Zwischennotiz:

„Edemus autem doxa

breui publicae

in latinam liuguam,

ä

viro

vtilitatis gratia

clarissimo

Archi-

et doctiss.

Georgio loachimo Rhmtico medicinse Doctore praestautiss.

mathematico summo optime conuersa, ut exterae nationes melius iudicare de Theophrasti doctrina possint. Gerardi enim Dornij versio plurimis in locis vitiosa et

est

.

Der

erste Apostel des grossen Meisters

Copernicus,

ein lateinischer Interpret der Paracelsischen Jugendschrift

„Ärchidoxa“!

kann sich denken, wie ich

Nachricht zum ersten Male

als ich diese ,

Man

stutzte,

Ein Zweifel

las.

an ihrer Authentizität konnte nicht statthaben;

noch

war ja der fähige Schüler des Frauenburger Domherrn am Leben ^)!

Es

lässt bei Rhelicus ein grosses Interesse

an der

Paracelsischen Reform der Heilkunde voraussetzen, wenn er sich entschloss,, das lange verborgene, lange verloren

geglaubte

Handbuch der HoJmiheim' sehen chemischen das seit dem Ende des Jahres

Arzneibereitungslehre,

1569 in zahlreichen Ausgaben an die

Oft’entlichkeit ge-

treten war jeder der bekannten Paracelsuseditnreu und Paracelsusverleger in Strasshurg, in Basel, in Köln,

München musste seine Archidoxen-Edition haben! in korrekterer Form als bisher in die Sprache der lehrten Welt zu kleiden. in

Die noch des Rhelicus

so

ge-

wenig aufgehellten Lebensschicksale

in seinem letzten Jahrzehnt

lassen einst-

weilen keine Begründung für die naheliegende Yei’mutung 1)

1576.

Rhelicus

starb

zu Kaschau

iu

Ungarn am

4.

Pezemlier


358 zu,

(lass

schon vor ihrem Erscheinen im

er vielleicht

Archidoxen gekannt und übersetzt habe, dass ihn etwa der schlesische Dichter am polnischen Königshofe, Adam Schröter in Krakau, der das Buch 1569 bei

Druck

die

Mathias Wirzbieta in blühendem Latein erscheinen Hess, damit bekannt gemacht habe. Oder sollte Rheticus auch mit dessen Übersetzung, welche die

offizielle

Klique der

Paracelsusschüler und -Herausgeber trotz ihrer kleinen

Häkeleien untereinander mit beachtenswerter Einmütig-

gewesen sein?

keit totschweigen, nicht zufrieden

Adam Laski (a

Gunst des Albert Lasko) zu erfreuen und auch Rheticus stand Schröter hatte

der

sich

mit der Familie der Laski in naher Beziehung, wie wir

noch sehen w'erden.

Ob

Mitglieder des Jcfam Sc/i?’ö7e?’’schen

Freundeskreises in Polen

w'ie

die Gutteter

in

Krakau,

Johannes Gregorius Macer oder der Luhliner Arzt

Rii-

pertus Finck im Leben des Rheticus eine Rolle gespielt

Ob

Forschung anheimgegeben.

bleibt künftiger

haben,

irgendwo handschriftliche Spuren der von Toxites gesehenen

Umgewmndung

pharmazeutischen

des

Chemie

Lauchen heute noch vorhanden in Erfahi'ung

bringen

•,

Leitfadens

ältesten

durch

Georg

einer

Joachim

von

konnte ich nicht

sind,

doch sind mir noch andere Zeug-

nisse für das lebhafte Interesse, das Rheticus für

Hohen-

heim hegte, zu Händen gekommen. *

*

*

Bekanntlich hat der gelehrte Ilfeldnr Schulrektor .l//c/me/jYea/?rfer(*

Imprimebat

TERRHi: (212 er

1525,

Vrbanus

1595Lm, Jahre

Gubisius

,“

in

1583,

S**

„ISLEBII

eine

„ORBIS

PARTIVM SVCCINCTA EXPLICATIO“

unnurnerierte Bll.)

erscheinen

wie unter „Bruxella“

lassen,

vom Tode

in

welcher

des grossen

Ve23


:

354

salhis

so unter der Riil)rik „Palatinatus, die Pfaltz,

Yrbs Heidelberga“ von dem dortigen „grossen“ Professor der Medizin Thomas Erastus und seiner Bekämpfung der Paracelsiscben Lehren in dem vierbändigen

Werke

der

„Disputationes“

Derart

berichtet.

über

Hohenheim zum Worte gelangt, kramt der gewissenhafte Schulmann nun seine ganze Weisheit über Paracelsus unter der Spitzmarke „Heidelberg“ fein säuberlich und gewissenhaft aus. Ja in den späteren Auflagen von 1586

und 1589 (beide den

über

in Leipzig in 8® erschienen) finden sich

Wuudermann noch

Seiten

viel

lange

Zu-

thaten.

Doch schon

in

der

ersten Auflage dieses

Werkes

findet sich ein für uns wichtiges Brieffragment des Rhe-

das ISeander folgendermasseu einführt:

ticus,

huc

partem Epistolse

Mathematum

,

quam Rheticus

.

addimus

professor

olim

Accademia Lipsensi, et post hac Crocauiensi [!], ubi etiara anno superiori diem suum obijt, scripsit de Theophrasto ad virum quendam doctrinm iu

multiplicis et meritoruni ergo

per uuiuersam

Euroimm

iu

republicam literariam

clarissimum, communicatam nobis

ä pietate, doctrina varia, ingenio atque industi’ia maximo

domino loanne Reiffenstein, patritio Stolbergensi, nostri Also dem Stolsemper studiosissimo et amantissimo berger Honoratioren Johann Reiffenslein verdankt Ne.

ander

einen

Brief

des Rheticus

an

eine

ungenannte

wissenschaftliche Grösse jener Zeit, der folgendermasseu lautet

,,Nostramedicina non estGeometria, qiun semper

Simm

finein

proficio,

assequatur.

tanto plus

posse cognosci,

si

in

Qiiantu enim plus in ea

ea

clesiilero.

Credo

eam

idoneos prieceptores haberemus,

qualem unicum agnoseo Hippocratew,

in reliquis


355

iit

destillaiicli

Fernelius per

parollasO liaberaus,

pliiriiimin

artem

quartanam unico

iniieiiit

eam

sed

lianstu curanerit,

omiiem

nt

rationeiii,

is

obijt.

Paracelsus nostri secnli Theophrastus similia niiracula miüta praistitit,

Cum Albertus rediret,

de qnibns certb constat.

BasaVolouise regis medicns ex

Italia

ad I’aracelsum, qni tum teinporis

diiiertit

ad Sancti Viti urbem agebat. Accessit cum Theo-

quem supervicturum paucis

phrasto mgrotum,

affirmabaut omiies ex casu virtutis, laboraiite etiam pectore.

fectu,

et

lioris

pulsus de-

Theophrastus

Ibi

idem affirmabat fore secundum Humoristarum ar-

tem medicam,

sed facile

quam Deus

arte,

ajgrum dncto

quod

in

vino

exliibuit,

hospitio

iniraculo.

ex vera

occultauerit, invitauit,

trium

destillato

ea nocte conualuerit, in

posse

ad prandium

quodam

igitur illi

natura

in

crastinum

in

restitui

restituit

et sequenti

atque pro-

guttarum,

hominem, ut

die comparuerit

maximo omnium Cum huiusmodi multa ex Bei heneddieophrasti

sanus

ßcio faceret^ nihil nisi cahimnias

et

obtrecta-

tiones assecutus estP

Hsec Rlieticus*).

So

si)richt

oder schreibt doch nur,

Grösse der ärztlichen

wer von der

Kunst Hohenheims für seinen

Teil fest überzeugt ist!

sich

Dabei verdient es volle Beachtung, dass Rheticus neben Hohenheim nur auf seinen, als Neuerer ver„Holilköpfe“

;

in parolla eig. kleines

I>u Cani/e), vergl. niederrheinisch 2 )

L.

c.

1583 Bl.

.I 2 r;

üeschirr („lebes minor“

„Düppen“ für Duininkopf. Bl. Gs^; 1589 Bl. 5(ib-57.i. j ygG


Ferml (f 1558) beruft, Hohenheim bis zu einem gewissen Grade beeinflusst war, und bei ihm auch noch gerade ein chemisches Heilmittel rühmend hervorhebt. Man darf ferner sclirienen,

Zeitgenossen Jean

der von

nicht übersehen, dass Rheticus

ganz paracelsisch von den Alten einzig den Hippolcrales als Lehrmeister noch weiter gelten lassen will, Galenos und Amcenna aber völlig bei Seite lässt oder verwirft, auf welche sein !

astronomischer Lehrmeister Copemicus noch so Stücke hielt. *

grosse

* *

.

Ein weiteres direktes Zeugnis für den Einfluss, welchen Hohenheim' sehe Gedanken auf den geistvollen Vorarlberger Mathematiker und Arzt ausgeübt haben, finden wir in einem langen Schreiben des Georg Joachim

das an einer allenthalben

Rheticus,

Stelle abgedruckt

sein scheint,

ist

welche

leicht zugänglichen

und trotzdem Allen entgangen zu sich

den

iji

letzten

Jahrzehnten

mit seinem Leben, Denken und Schalfen näher beschäftigt Melchior

haben.

Adam

Philosophorum“

mund

„Vit® Germanorum weist auf diese Quelle hin und Siegin

seinen

Günther-) hat offenbar eine recht dunkle

Kunde

davon erhalten, wie die Titel angeblicher ungedruckter Werke aus dem Nachlass des Rheticus darthun, über welche „der Pole Casicius'^ berichten Josias Simler,

Gesner’s

teilt

beraubten

1574

der Schüler und in der

„Epitome“

der

ihres

soll.

Biograph

Konrad

ursprünglichen Reizes

Gesner’schen

„Bibliotheca

universalis“ (von 1545) einen Brief mit, den unser Rhcticus

1568 an den berühmten Gegner der aristotelischen Ed. III. Francofürti ad 2)

Moenum 1706

Fol". S. 136.

Allg. Deutsche Biographie Bd. 28. S. 300.

)

j


La Ramee (Petrus Ramus)

Philosophie, Pierre

in Paris

gerichtet hat^).

In diesem Briefe an den Pariser Philosophen und Mathematiker entrollt Rheticiis, 8 Jahre vor seinem

Tode, eine lange Liste seines literarischen Schaffens und entwickelt gleichzeitig Vollendetes und Geplantes

die

Grundgedanken, welche ihn bei seinen wissenschaft-

lichen Arbeiten geleitet haben,

die er beispielsweise in

Worte zusammenfasst:

die

em,

Ut hypotlmihus artem astronomimm Ubercontentus ohsermitionibus.''''

Solls

scharf polemisch fixiert er seinen Stand-

Doch auch punkt

Neuerer,

als

,,lii

Ins

Omnibus ego

mmo, quam

quam

Reformator:

als

illumque magis

Euclidi,

tu

sum

loiige iniquior

Ptole-

flagello

tu Eucliclem.“

Ja

er

folgenden bissigen Vergleich

zieht

des

ge-

waltigen Gebäudes der Ptolemäischen Weltordnung mit

einem Kinderspielzeug:

,,Nam

se liabent

sicut

quas pueri luto

et et

magmc

Aegyptiorum ')

Ramus wurde

benütze

Srmler’schen

1583 Fol", S.

in

Komm:

die

„Bibliothek,“

ein

dixeris,

se

der

Opfer

vollständigste

hrsg.

v.

findet.

veram

Joh.

qui

quam suis

Bartholomäusnacht

Ausgabe der CresnerJakob Frisius, Tiguri

welcher sich das Schreiben des Rheticus an

270 abgedruckt

ita

doctrinam,

Astronomiam

Petrus Ich

ad Vitruvii

appellaveris, ad

solidam de motibus siderum

(1572j.

[Häuschen]

Ptolemaei constructiones, quas po-

maximas destructiones

tius

aedificant,

seu palatia florentis

mdificationes,

liabent

arena

et

domuiiculm

Rnmns

In der „Epitome Bibi. Gesner.“ Tiguri

1571 Fol" steht der Brief an

Ramus auf

S. 228.


HÖH

BADllS

(quos Grieci

vocabaiit) diviiia plane

per imperitiani

mente

praiditi,

obeliscos

lias

tracta-

bant scientias, etc.“

Nach seine

dieser kräftigen Expektoration fasst R/ielicuh

ganzen Bestrebungen unter folgendes Leitmotiv:

„Clarissime

Rame

in

siibsistere

liis

cogito.

quod Geriiiaiiis meis Germaiiicam Astro-

nisi

tiomiam

coiido.

Nun frage ich jeden, der seinen Paracelsus kennt: glaubt man hier nicht Hohenheim reden zu hören? Ist da nicht deutlich die Einwirkung etwa seines Briefes an Christoph Clauser zu simren, von dem ich nur ein paar Zeilen hierhersetze:

Innata mihi mea esi violentia medica ex patrio solo: sicut enim Arabwn medicus est Avicennu, Pergamensium Galenus, Italorwn vero Marsilius [Ficinus] jMediorim oplimus fiiit: ita etiam ipsa me Germania

foelicissima in suum Meclicum necessarium delegit .... qucelibet Naiio suum sibi proprium peculiarem Medicum producil Ucee igitur facultas

quam

ex qua ego scriho,

ipsa mihi patria declit, idqiie ipsum per necessitatem quam dixi, ex qua prognatus ego sum .“

ea

est

.

ein ist

Wie Hohenheim auch anderwärts betont, dass er ,, Philo sojyJnis nach der deutschen ArP* sei, bekannt,

klagt, wie

ebenso wie er wissenden Herzens darüber

man

ihn verfolge:

ich neu bin, dass ich

Doch kehren rück!

Es

,,In

deriim,

wir

„dass

ich,

deutsch binP zu dem Briefe

allein bin, dass

u.

s.

w.

des Rheticus zu-

heisst dort weiter:

ea

’s

ero

parte qiue

Pandectas Astrologim

est in

de Effectibus

si-

ordinem redigo.


359

Sed

artis fiindamentis

ex(iiiisitis.‘‘

Astrologische Schwachsichtigkeiten

dem

aiitiqiiissimis

eins propriam coiididi arteni,

et

so klar sehenden grossen

waren ja auch

Nicolnus Copcrnicus nicht

und des Rheticus heliozentrische astrologische Theorien und Abenteuerlichkeiten sind bekannt'), während Hohenheim hierin seine besonderen Wege ging, die sich in fremd,

kurzen Worten einstweilen nicht skizzieren lassen. Es ist das auch für diesmal nicht von nöten, da der Schild-

knappe des Copcrnicus

auf diesem seinem

Spezialgebiete selbständig Stellung

Wichtiger

ist

ureigensten

genommen

hatte.

das Folgende:

,,Habeo etiam prai manibus novas de

verum

natura philosophandi rationes, ex sola iiatur«e eontemplatioiie,

oiiiiiis

jiiitiquoriim scriptis

sepositis.“

Das

die Quintessenz

ist

Re-

der Hohenheim'

form, welche das „Perser ul (mini rerurn tialuras“ an die

Lehrmaxime „Perscrulamini

Stelle der alten

setzte;

denn

die Naturwissenschaft

auf das Buch

keines Skribenten mehr, allein Interpretes

der Natur nach Inhalt ihres Textes f

saipluras'’^

„bedarf nun weiter

Auch

für die Medizin

hat dies „Eperientia ac Ratio Auctorum loco mihi fragantur,'-''

denn

schränkte Gleitung;

und

Programm

wie er im Baseler

nicht der

MenschN So

„die

fahrt

„Idem in arte niedica

su,f-

betont, unbe-

Natur lehrt den Arzt denn auch Rheticus fort:

factito.“

und teilt mit, dass er auch, in der damals eben erst in Halme schiessenden, neuesten naturwissenschaftlichen Disziplin, der Chemie, sich zu

vervollkommnen, in reger

Arbeit beflissen sei: 1)

Vgl.

z.

B.

Leoj).

Berlin 188.S S. -101

u.

Prowe. Nicolaus Coppeniicus

4H0 Arnn.

1.

Bd.

II. Teil,


300

cum plurimwn Cliemia delecter ad septem dp. artis fimdamenta pemtravi, ut .

,,Et

eins

ea Uhr OS delineaveriin.“

in

Versuche Vielleicht tauchen diese schriftstellerischen wieder handschriftlich Scheidekunst noch einmal

der

grosser Teil aller Teilt doch Simler mit, dass ein Schriften hier nicht mit aufgeführten der genannten brieflicher MitteiRheticus nach Johannes Laski’s

auf.

des Vorgelegen hätten und von lung schon 1570 vollendet „magna[m] heseien diesem selbst eingesehen worden se vidisse, ante rum librorum partem iam absolutam vir Joannes quadriennium ad me scripsit, ornatissimus Chemie die sieben Bücher über die Lasicius Polonus Wahrscheinlichkeit darunter dürften sich mit grosser

-

befunden haben.

Die Bezeichnung „Cliemia^ für

die wissenschaftliche,

der Alchemie ist namentlich pharmazeutische Seite Avas immerhin noch beachtenswert.

im

m

Jahre 1568

der medizinischen Chemie Sache angeht, so ist gerade in des 16. Jahrhunderte im Beginn der zweiten Hälfte

der

absolut ausser dominierende Einiiuss Hohenheims

Frage.

i

A.ui Rhelicus'

des

Schluss

von

, der ärztliche Qualität weist gerade

Simler

mitgeteilten

Brieftragmentes

hin; noch einmal recht eindringlich Tot et tanta sunt quse tracto,

mihi’ liacteuus ars medica,

et

ad qiuv

meus Moecenas sumptus

suppeditavit."'

dem Leipziger

dass doch wohl besagen will, senies AVanderjahren Professor der Mathematik, in den semei wenigstens, der Ertrag letzten Lebensabschnittes

Was

1)

Das

ist

der polnische

Gewährsmann

Günlliei n.'


3G1 ärztlichen Praxis

die Mittel verschaffte,

lehrten Arbeiten

ohne Nahrungssorgen

Seine

können.

Toxites, JSeander, Paschalis Gallus,

seinen ge-

widmen zu

welche

Thätigkeit,

ärztliche

um sich

Adam und

Simler, hier auch

Rheticus selbst bezeugen, dürfte biographisch doch

Beachtung verdienen,

Auch

als es bisher

geschehen

mehr

ist.

sein Lehrmeister Copernicus hatte ja

Medizin

und genoss wurde in der übertreibenden Ausdrucksweise jener Zeit in seiner Umgebung wohl als „zweiter Äskulap“ bezeichnet. Jedenfalls gehörte er zu den Koryphäen der weitverbreiteten

einen

studiert

ärztlichen

Ruf-, ja er

Heilkunde in den Weichselgegenden, aber die medizi-

und täglich gebrauchte, vor allen das „Philonium“ der Leuchte von Montpellier, Valescus de Tarauta (Balescon de Tarente aus Portugal, um 1380), sowie die überlieferten ärztlichen Aufzeichnungen

nischen Bücher,

seiner

Hand

die er besass

beweisen

klar,

Himmelskunde getreulich

in

dass

der Reformator

den althergebrachten Spuren

des „Fürsten der Arznei“ Avicenna (Ihn Sina, 980

wandelte

der

— 1037)

Nicht so sein sonst pietätvollster Jünger,

1).

Georg Joachim Rheticus!

Wie unvollkommen und

lückenhaft auch die Über-

lieferung über ihn bis heute noch ist soviel wird jedermann klar geworden sein, dass Rheticus als Arzt im Lager der Anhänger des Paracelsus gestanden hat *

* *

Für

Frage der Beziehung Georg Joachim's von Lauchen zu Hohenheim darf endlich ein Faktor nicht ausser Rechnung bleiben, der Empfänger des zuletzt bedie

8]jrochenen langen

Briefes

bericht über die ganze

b Vgl.

L.

(der wie ein Rechenschafts-

Summe

Proirc, Nicolaus

seines

Lebens aussieht und

Coppernicus

1,

II. S.

291—320.


in seiner biograplnsch-literarischen

Bedeutung

für lihe-

Hälfte erschöpft ist) Pierre La ticus von mir nicht zur seinei in ehendeinselben Jahre 1568 in

Ramee, welcher

denkwürdigen, herühinten „Oratio de Basilea“ die ewig gesprochen hoch anerkennenden Worte über Hohenheim hat;

intiina

„In

viscera

naturse

sic

penitus

introivit;

incredi-

facultates tarn metalloruin stii’piumque vires et exploravit ac pervidit, ad morbos hili ingenii acuinine

omnes vel desperates, et opinione hominum primum medipercurandum; ut cum Theophrasto nala und, nach einer Schilderung cina perfectaque mdeatur Asklepiades von Bithymen m der einstigen Reform des ,Jheophrastiis nempe erklärt hat: insanabiles,

.

Rom znm

Schlüsse

Adamus Bodenhic Asclepiades fuit: quem Germania plenque Basileie suscitat: sicuti totä

Germanicus steinius

excellentes medici.“

weiteres vor-

ein Mit diesen Worten, die zugleich von Nachlebenden nächsten urteilsfreies Zeugnis der

hat Petrus

Ramus

Bedeutung über Hohenheim bilden, Joachim Rheticus aus offenbar auch unserm Georg Seele gesprochen!

GL Y UNIV LIBRA '.Y .

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