MEISTER
ECKHARTS MYSTISCHE SCHRIFTEN
Meister Eckhart
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LIBRARY OF THE
UNIVERSITY OF CALIFORNIA. Class
1
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KHRü SeBnHBEb (flxeü
üuneKeRs BueßßHnoiiunG) BERhin
1903.
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mysciseße seßRiFcen
an unseRe spRHeße üb€Rürh6€ii
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*"«VERäf T y
KHRL SeßnflBEb \
(HX€b suneKERs BueBsanDhune) B£R[iin 1903.
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Druck von
Pa& & Sarleb
Berlin W. 35
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Inhalt. Seite
Vorwort
,
,
,
,
,
,
,
,
,
,
,
,
,
,
t
,
,
,
5
L Predigten.
4.
Vom Schweigen Vom Unwissen Von der Dunkelheit Von stetiger Freude
5.
Von
1.
2. *
3.
s
13 .
.
.
s
7.
8.
Von
Q.
Ein Zweites vom namenlosen üott Von guten Gaben Von unsagbaren Dingen Vo m Leiden Qofes Von der Einheit der Dinge Wie Jesus am Stricke zog Von der Erkenntnis Gottes Von der Armut Von Gott und der Welt Von der Erneuerung des Geistes Von der Natur Von Gott und Mensch Vom Tod
10. 11.
3.
13. 14. 15.
16.
17. 18.
19.
20. 21.
,
48
namenlosen Gott innersten
24 33 43
der Stadt der Seele
Vom Vom
6.
1
.
54
Grunde
5Q
der Vollendung der Zeit
....
65 68
70 75 8fi
87 91
Q6 102 112
....
119
126 130
136
II.
Traktate.
1.
Von den
2.
Gespräch
3«
dem Beichtvater Von der Abgeschiedenheit
4.
Von
5. 6.
7.
Stufen der Seele
zwischen
,
.
,
Schwester
Kathrei
der Ueberfreude Die Seele auf der Suche nach Gott
Von der Ueberfahrt Vo m Zor n d er Seel e III.
,
.
IM
und 158 165 181
.
.
.
.
zur Gottheit
IM 191
.
2DÜ
Fragmente und Sprüche«
Fragmente Sprüche
218
Bemerkungen
235
205
Vorwort Mit der
Freiheit,
Liebe und Verehrung
die
Ausgabe der Mystischen Schriften Meister Eckharts alles weggelassen, was gibt,
habe ich
in dieser
uns nichts
sagt.
historische
Würdigung;
Meister Eckhart er
muss
ist
zu gut für
als
Lebendiger
auferstehen.
Johann Eckhart oder Eckehart 1250 und 1270 wahrscheinlich
in
ist
zwischen
Hochheim
bei
Gotha geboren.
Er war Prior des Dominikaner-
ordens
und Vikar
Erfurt
in
in
Thüringen; 1300
an der Pariser Universität; 1304 Provinzialprior
von Sachsen, 1314
1306
Generalvikar
Magister und
Strassburg,
später
Frankfurt Bischof
in
versetzt.
Köln,
1317 wird er nach
1326
leitet
Ochsenstein
v.
von Böhmen,
Professor der Theologie in
der
Kölner
den Inquisitionsprozess
gegen ihn ein; er appellierte an den Papst und beeilte sich
päpstliche ketzerisch
Die
1327 zu sterben. Bulle,
in
1329 erschien eine
der 26 Sätze
Eckharts als
verdammt wurden. Lehrer,
auf die er sich
hauptsächlich
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6
Meister Eckhart. stützt, sind:
Dionysius Pseudareopagita, Augusti-
Thomas von Aquino;
nus,
vermutlich hat er auch
die verbotenen Schriften des Scotus Erigena ge-
Durch Dionysius berührt
kannt.
er sich mit
den
Lehren der Neuplatoniker. Thomas und der ganze
listen",
mit den
ihn
Geist seiner Zeit verbindet
„Rea-
so dass er wie sie die letzten und leersten
Abstrakta für konkrete
Dinge
hält.
Anderseits
und
bringt ihn aber das auch dazu, die Gattung
Art als eine höhere Wirklichkeit anzusehen als die
—
Individuen; so
hat er
Vorahnungen
starke
ganz primitiver Naturkenntnisse
trotz
Theorieen,
die
infolge,
teils
—
der
entgegen den
teils
Lamarck-Darwinschen Aufstellungen bei uns im
Werden Er
sind. ist
ebensosehr Erkenntnistheoretiker und
Kritiker als Mystiker.
Er
im umgekehrten Sinne
ist
als
Pantheist, aber fast das,
was man
seit
Spinozas Wiedererweckung darunter versteht. Die-
—
ser letztere Pantheismus löst
Spinozas teriellen
und
freilich
—
nicht im Sinne
den Gottesbegriff
Welt auf; Eckhart dagegen
dem
in
der ma-
löst die
Welt
manchmal Gottheit nennt, was unaussprechbar und unvorstellbar ist, was aber jedenfalls etwas jenseits von Zeit, Raum und Individualisierung und etwas den Gott
Seelenhaftes
in
ist.
An
auf,
was
er
die Stelle des Dinges setzt
er eine psychische Kraft;
an
Stelle
von Ursache
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Vorwort.
7
und Wirkung
ein Fliessen.
Sein Pantheismus
Panpsychismus; zugleich aber erklärt zu wissen, was die Seele
sei.
Skepsis; freilich aber auch
Die
christlichen
rungen haben für ihn
Seine Mystik
ist
umgekehrt.
Dogmen und fast
ist
nicht
er,
Ueberliefe-
nur symbolische Be-
deutung; nur erlaubt es ihm der Zeitgeist nicht
zu
fragen,
wie es mit
Symbole zur Wirklichkeit
dem
Verhältnis
Die
bestellt sei.
dieser in
der
Kirche üblichen Vorstellungen betrachtet er als Stufe angehörig;
einer
niedrigeren
lingt
ihm nicht zu erkennen, dass
stellungen leicht
aber es gediese
überhaupt keine Realität haben;
Vorviel-
wird die Zukunft von unserm Verhältnis
zu gewissen wissenschaftlichen Begriffen einmal dasselbe sagen.
—
—
Manchmal übrigens
wie wohl noch später bei Spinoza
sicht seine
Er
ist
hat auch die
Vor-
Einkleidung wählen helfen. der Schöpfer der deutschen wissen-
schaftlichen Prosa
Immer
—
und
einer ihrer grössten Meister.
schreibt er als Sprechender,
sönlich; nie fehlt der begrifflichen
immer
per-
Darlegung der
und ebensowenig seinem Gefühlsüberschwang und seiner Versenkung ins abgründlich Dunkle der Zügel der Nüchternheit. Das Gefühlston,
Fernste hat er uns nah gebracht;
das Nächste
und gewöhnlich Scheinende hat er uns entfremdet, fragwürdig gemacht und vertieft. Er war ein
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Meister Eckhart.
8
Dichter,
der
grössten
gewachsen.
ihm, die
zum
aufs
man
Perioden findet
bei
Hinreissendsten gehören, was irgend
Sprachen zu finden
in
dem
und
war
aus
grösste
ist.
Seine Syntax, die er sich vermutlich vielfach
im Anschluss an die gesprochene Sprache geschaffen
habe
hat,
ich
selbst
nach Möglichkeit
bei-
zubehalten gesucht; ebenso wäre es verfehlt, an
Ausdrücke, die er nach
Stelle seiner technischen
dem Muster die
uns
lateinischer Scholastik hergestellt hat,
geläufigen
blutlosen
drücke zu setzen; bei ihm hat
Wissenschaftsaus-
Tem-
alles Farbe,
perament, Ursprünglichkeit; seine Ausdrücke sind
noch nicht entkleidet, sind noch nicht ausgelaugt; sie schaffen sich ihren
des Metaphorischen
Sinn erst während der Rede. es
doch wieder
nötig, die
der Wissenschaft
Termini
in die
Vielfach aber
Volkssprache übersetzten
damit
wieder zurückzuübersetzen,
scharf in die
Augen
war
von ihm aus der Sprache
springt,
was mich an
das
dieser
Ausgabe das Entscheidende dünkt: dass Meister Eckhart
in
all
zierender oder
seiner
Genialitat
moralisierender
nie
mysti-
ein
Pietisterich
war,
dass er sich nie süsslicher Gottesminne ergeben hat,
dass er nie perverser Askese gefröhnt hat:
sondern dass er ein
kühner Erschütterer
der Hirne wie der Herzen, einer,
der
und
der,
Welterkenntnis gerungen
hat
um
war, die
lebens-
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9
Vorwort.
und
freudig
urkräftig,
Grenzen der Sprache
die
Wissender überschritt,
als ein
um
jenseits seines
und des Begriffsdenkens stark der unsagbaren Welt zu versinken.
Ichbewusstseins
und innig
Das ist
in
allermeiste,
was von ihm
überliefert
ist,
da es nur
für uns völlig wertlos geworden,
das damals die Natur-
logisches Wortgetiftel
ist,
wissenschaft ersetzen
musste, weil
achtungen und Kenntnissen
an Beob-
es
fehlte.
Wenn man
bedenkt, wie viele angeblich philosophische, naturwissenschaftliche,
medizinische
Bücher aus
der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts uns völlig un-
lesbar
und Theologie geworden
das besser verstehen, als
man
sind, wird
wenn man
glaubt, die
Scholastik sei eine Spezialität des Mittelalters ge-
wesen.
Die folgende Auswahl
den fünften oder sechsten
gekommen
uns ist
ist.
Nichts,
etwa
bietet also
Teil dessen,
was auf
was Bedeutung
hat,
weggelassen.
Die Abteilung: geschaffen;
es sind
Fragmente habe
ich
selbst
Bruchstücke aus Predigten,
die
im übrigen die Uebertragung nicht lohnten.
—
Die
Titel
der
einzelnen
Stücke
stammen
meist von mir; die mittelhochdeutsch überlieferten
dürften auch
nicht
von Eckhart
selbst
gewählt
sein.
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10
Meister Eckhart.
An
meine Weg-
dieser Stelle philologisch über
lassungen
und
geben,
nicht meine Absicht, weil es für den
ist
Leser keinen
Wert
prüfen
kritisch
Textauslegung
hätte.
will,
Rechenschaft zu
Wer meine
Uebersetzung
kann von mir Auskunft
er-
halten.
Eine ausführlichere Einleitung wäre entweder
nur eine geschickte Gruppierung dessen, was längst
vorhandenen Werken zu lesen
wüchse
sie
sich
ist;
in
oder
zu einer Geschichte der Erkennt-
Das könnte
ein
wunderschönes Buch werden, das sehr not
tut;
niskritik
des Mittelalters aus.
aber zunächst kann ich nur wünschen, dass ich es
Dem
einmal schreiben werde.
fehle
ich
einstweilen,
theisme populaire au
Leser
emp-
Jundts „Histoire du pan-
moyen äge" zu
lesen; dar-
aus wird er erfahren, dass unser Meister nicht
vom
Himmel
gefallen
ist,
sondern von
einer
starken Zeitströmung getragen wurde. Etliche sich
am
Bemerkungen zu
Einzelheiten finden
Schluss des Buches.
Hermsdorf (Mark).
Gustav Landauer.
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1.
Vom
v
Schweigen.
-
°
^
'
•
Wir begehen das
von der ewigen Geburt, die Gott der Vater geboren hat und ohne Unterlass in der Ewigkeit gebiert, während dieselbe Geburt
Fest
der Zeit und
jetzt in
Der
natur sich ereignet. diese in
Geburt geschehe immer.
mir geschieht, was
in
der Menschen-
heilige
hilft es
Augustin
So
mich dann? Denn
dass sie in mir geschehe, daran liegt
Wir haben Dinge mitten in
ein
in
alle
einem Schweigen waren, da kam
mich von oben hernieder von dem königlichen
soll
Von diesem Wort
diese Predigt handeln.
„Inmitten
sprochen
in
alles.
Wort des Weisen: „Da
Stuhle ein verborgenes Wort."
wo
sagt,
aber nicht
sie
ist
ein
dies
der dieses
Es
ist
in
weisen kann,
des Schweigens ward
verborgenes Wort."
Schweigen
und wo
ist
mir
zuge-
Ach,
Herr,
die
Stätte,
Wort gesprochen wird?
dem Lautersten, das die Seele aufin dem Edelsten, in dem Grunde,
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Meister Eckhart. ja, in
14
dem Wesen
der Seele
Das
!
das Mittel
ist
Schweigen; denn da hinein kam nie eine Kreatur oder ein Bild, und die Seele hat da nicht Wirken noch Verstehen, und weiss kein Bild davon, weder von sich selbst noch von irgend
welcher Kreatur.
Werke, die die Seele
Alle
mit den
Kräften.
Vernunft
steht sie mit der sie
es mit
dem
tut sie es mit sie
Gedächtnis.
dem
mit den Kräften
All ihr Mittel.
was
Alles,
und
Wirken nach aussen
dergestalt wirkt
haftet
dem Wesen. immer an einem
Die Kraft des Sehens bewirkt sie
andern Sinnen.
sie
nur
Sehen
kein
Und
ebenso
All ihr
Wirken
bewirken oder zu stände bringen. es mit allen
ver-
nicht mit
durch die Augen, anders kann
ist
wirkt sie
versteht,
Wenn sie denkt, tut Wenn sie begehrt, und
Willen,
wirkt,
sie
durch ein Mittel. Aber Werk, daher hat die Seele im Wesen kein Werk als die Kräfte, mit denen
nach aussen bewirkt
in
sie
dem Wesen wirkt,
ist
die
sie
kein
fliessen
aus
dem Grunde
des
Grunde ist das Mittel Schweigen, hier ist allein Ruhe und eine Wohnung für diese Geburt und für dieses Werk, dass Gott der Vater allda sein Wort spreche, Wesens, oder vielmehr:
denn
dieses
Wesen ohne geht hier
in
ist
in
diesem
von Natur nur dem göttlichen Gott
irgend ein Mittel zugänglich. die Seele mit seinem
Ganzen, nicht
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Vom
15
Schweigen.
der Seele hinein.
in den Grund Niemand rührt an den Grund
der Seele als Gott
allein.
Gott geht hier
mit seinem Teil.
in
den Grund der
Da mag
aussen bleiben.
dessen
mit Hilfe
Die Kreatur kann nicht
Seele, sie
muss
eingezogen
sie
Denn
berge empfangen hat.
den Kräften
in
sie ihr Bild betrachten, ist
und Herwenn die Berührung Bilder und
jedesmal,
Kräfte der Seele mit der Kreatur in
kommen, nehmen und schöpfen sie Gleichnisse von der Kreatur und ziehen sie in sich. Auf diese Weise entsteht ihre Kenntnis von Die Kreatur kann nicht näher
der Kreatur. die
kommen, und
Seele
Kreatur
jeder
nur dadurch,
willig in sich ein Bild
dass
denn das Bild
turen,
ist
mit den Kräften schöpft. Pferd,
das
sie sich
den Krea-
ein Ding, das die Seele
Mag
es ein Stein, ein
Mensch oder was immer sonst sein, kennen lernen will, immer nimmt sie das
hervor,
und auf
das
diese
von ihnen abgezogen
sie
Weise kann
sie
Aber immer wenn
vereinigen. diese
zunächst
ein
sie
Bild
sie
Und von dem
empfängt.
gegenwärtigen Bild aus nähert
in
nähert sich
Seele
die
Weise
ein
Bild
empfängt,
sich
hat,
mit ihnen
Mensch auf muss es not-
ein
wendigerweise von aussen durch die Sinne herein-
kommen.
Darum
bekannt, wie die Seele
ist
der Seele kein Ding so un-
sie sich selbst.
könne von
Es sagt ein Meister,
sich kein Bild schöpfen
oder
16
Meister Eckhart.
Darum kann
abziehen.
sie sich selbst
Denn
gar nicht kennen lernen.
ganz und
kommen
Bilder
durch die Sinne herein: daher kann
alle
von
Bild
andern Dinge, nur sich selber
Ding weiss
um
Mittel
dass sie
und
Bilder
Ursache,
die
sie alle
Von keinem
nicht.
so wenig, wie von sich
sie
Und
des Mittels willen.
wissen,
sie kein
Daher kennt
sich selbst haben.
innen
frei
und ohne
ist,
auskommt, und das Gott
dass sich
selbst,
das müsset ihr auch
frei
alle
ist
auch
mit ihr
ver-
ohne Bilder oder Gleichnisse. Du darfst das nicht lassen, du musst die Möglichkeit, die du einem Meister zugestehst, Gott ohne einigen kann
Schranken zugeben.
alle
mächtiger ein
Meister
ist,
und
Je weiser aber
um
unmittelbarer
so
Werk und um so einfacher Der Mensch hat viele Mittel in seinen äussern Werken; bis er diese Werke hervorbringt, geschieht auch sein es.
ist
wie er
sie in
Vorbereitung.
des
sich gebildet hat,
Mondes und der Sonne
tun
sie
dazu gehört
gar schnell.
sind Erleuchten; das
Sobald
sie
ihren
an allen Enden voller Licht.
Schein
Welt Aber über ihnen
ausgiessen, in demselben Augenblick
ist
viel
Werk
Die Meisterschaft und das
ist
die
der Engel, der bedarf noch weniger der Mittel
für seine
Der Bild.
Werke und
alleroberste
Alles
was
hat auch weniger Bilder.
Seraphim hat nur noch die
unter ihm
Stehenden
ein in
Digitized by
Vom
17
Schweigen.
wahrnehmen, nimmt er in einem Aber Gott bedarf keines Bildes und hat auch kein Bild: Gott wirkt in der Seele ohne Mannigfaltigkeit
wahr.
Bild oder Gleichnis,
alles Mittel,
wo
Grunde,
nie ein
Bild
mit seinem eigenen Wesen.
in
tief
ja,
hinkam,
als
dem
er selbst
Das kann keine Krea-
tur tun.
Wie in
in
Sohn
gebiert Gott Vater seinen
Wie
Seele?
die Kreaturen tun,
in
Bildern
in
der
und
Wahrlich, nein! sondern: ganz
Gleichnissen?
der Weise, wie er
in
der
Ewigkeit gebiert,
und nicht mehr. Ja freilich, wie Merket auf. Seht, Gott Vater gebiert er da? hat eine vollkommene Einsicht in sich selbst und nicht minder
abgründliches
ein
ohne jedes seinen Seht,
Bild.
Sohn in
in
Durchkennen
Und
seiner
selbst,
Gott Vater
so gebiert
wahrer Einsicht göttlicher Natur.
derselben Weise
und
in
keiner andern
Sohn im Grunde ihrem Wesen und vereinigt
gebiert Gott der Vater seinen
der Seele
und
in
sich also mit ihr.
so wäre
keine
wahren Einheit
Denn wäre da
wahre
Einheit
liegt all
irgend ein Bild,
da,
und an der und Selig-
ihre Seelheit
keit.
Es kann gefragt werden,
Menschen
besser
im
werde,
wenn
er sein
ob
diese
und Werk tue und geschehe
Geburt
vollbracht sich
so in
Gott hineinbilde und hineindenke, oder wenn er 2
Digitized by
18
Meister Eckhart.
in einer Stille und Ruhe halte und so Gott in ihm spreche und wirke, wenn er also allein auf Gottes Werk
sich in
einem Schweigen oder
in
einer
in
ihm warte? Reden und Werke und vollkommenen Menschen denen vor allern das würdige Leben
Ich weise darauf hin, meine
guten
sind allein
gewidmet,
und
in
unseres Herrn Jesu Christi
die edle Lehre
lebendig
Die sollen nun erfahren, dass das
ist.
Allerbeste
und
und Gott alle
wozu man in diesem dass du schweigest
Alleredelste,
Leben kommen kann, das allda wirken
ist,
und sprechen lassest. Wo Werken und Bildern
Kräfte von allen ihren
|
abgezogen
Darum
sind,
da wird dies Wort gesprochen.
sprach er:
„Mitten
im Schweigen ward
zu mir das heimliche Wort gesprochen." \ty
>
darum,
so
du
alle
kannst
und
in
ein
Bilder
ihrer
geraten,
Kräfte
allermeist
Vergessen die
du
aller je
in
Und
einziehen
Dinge und dich
zogst,
mehr du der Kreatur vergissest, um so näher bist du diesem und um so empfänglicher. Könntest du aller Dinge zumal unwissend werden, ja könntest du in ein Unwissen deines eigenen Lebens kommen, wie es Sankt Paulus geschah, als er sprach: „Ob ich in dem Leib war oder und
je
nicht,
das weiss ich
wohl"
—
in
nicht,
da hatte der Geist
sich gezogen,
Gott aber weiss es alle
Kräfte so ganz
dass er des Körpers vergessen
Digitized by
Vom
Schweigen.
19
hatte,
da wirkte weder Gedächtnis noch
stand,
noch
Ver-
noch die Kräfte; ebenso
die Sinne,
geschah es Moses, da er die vierzig Tage auf
dem Berge
—
wurde
weichen und
und
nicht
schwächer
seine Kräfte nach innen kehren
all
Vergessen
ein
in
und doch
fastete
so sollte der Mensch allen Sinnen ent-
kommen.
aller
Dinge und
diesem
seiner
sprach
ein
Meister zur Seele: zieh dich zurück von der
Un-
selber
In
ruhe äusserer Werke, vor
dem Gestürm
Gedanken,
muss
sie
spricht er
nicht
ein
spricht:
nur Unfrieden.
Aber
Wort in der Seele sprechen soll, in Friede und Ruhe sein, und dann sein Wort und sich selbst in der Seele, sondern sich
Bild,
Gott hat
seinem Sein.
Du
Werke und inwendiger
sein
seiner selbst,
selbst
und verbirg dich
flieh also
äusserer
schaffen
sie
wenn Gott
Sinne
kein
selbst.
Bild
oder
Dionysius Gleichnis
denn „gut" oder „wahr" gehört zu Gott wirkt alle seine Werke in sich
und aus
sich selbst in
einem Augenblick.
als er Himmel und Erde und alle Dinge machte, heute eines gemacht und morgen das andre. Zwar schreibt Moses so. Er wusste es gleichwohl viel besser:
darfst nicht glauben,
er tat es nur
um
Gott habe,
der Leute willen, die es nicht
anders verstehen und fassen konnten. nicht
mehr dazu
wurden.
als
Gott
tat
das eine: er wollte und
sie
Gott wirkt ohne Mittel und ohne Bilder. 2*
20
Meister Eckhart.
Je
mehr du ohne
Bild
Einwirkens empfänglich
und du diesem.
dich gekehrt bist
je
bist, bist,
und
selbstvergessen
mehr du seines je mehr du in
bist,
um
so näher
Hierzu ermahnte Dionysius seinen Jünger Timotheus und sprach: Lieber Sohn Timotheus,
du
sollst
mit unbekümmerten Sinnen dich über
und über alle deine und über Weisen und über Wesen in die verborgene stille Finsternis, auf dass du zu einer dich selbst hinausschwingen Kräfte
Erkenntnis des unbekannten übergöttischen Gottes
Es muss
kommest.
Dingen
sein.
ein
Wegsehen von
Gott verschmäht es
wirken.
in
allen
Bildern zu '
'
t
Nun
könntest du
*]
was wirkt denn Gott ohne Bild im Grund und im Wesen? Das kann ich nicht wissen, denn die Kräfte können nur in Bildern wahrnehmen und müssen alle Dinge in ihrem eigenen Bild wahrnehmen und fragen
:
erkennen. Sie können nicht einen Vogel in eines Menschen Bild erkennen, und darum, da alle Bilder von aussen hereinkommen, ist es ihr verborgen, und das ist das allem ützlichste. Denn Unwissen bringt sie zum Wundern, und bewirkt
es,
dass
sie
findet wohl, dass es
und was
es
ist.
diesem ist,
Wenn
sie
nachjagt,
denn
sie
weiss nur nicht, wie
aber der Mensch die Ur-
sache der Dinge kennt, sofort
ist
er
auch der
Digitized by
Vom
Schweigen
21
Dinge müde und sucht wieder
ein
andres zu
und hat doch immer einen Jammer, diese Dinge zu wissen und hat doch kein Dabeibleiben, darum: die unerkannte Erkenntnis hält sie bei diesem Bleiben und lässt sie doch nicht zur Ruhe kommen. Davon sprach ein heidnischer Meister ein erfahren
schönes
Wort zu einem andern
werde etwas Vernunft;
in
ich
aber was es
meiner
in
merke wohl, dass es etwas das kann
sei,
wenn
aber es dünkt mich,
dann kennte
Ich
Meister:
mir gewahr, das glänzet
ich
alle
ich es begreifen könnte,
Wahrheit.
andere Meister: Wohlauf,
ist,
nicht verstehen,
ich
dem
Da
sprach der
folge nach!
Denn
du es begreifen, so hättest du alles Gute beisammen und hättest ein ewiges Leben. In könntest
diesem Sinne sprach auch Sankt Augustin: Ich
werde etwas
in
mir gewahr, das meiner Seele
und vorschwebt: würde das in mir vollendet und befestigt, das müsste ewiges Leben sein. Es verbirgt sich und tut sich doch kund; vorspielt
es
kommt
aber auf eine verstohlene Weise, als
wolle es der Seele alle Dinge
Aber damit, dass offenbart,
wollte
es
es
sich die
nehmen und
ein
stehlen.
und und nach berauben und
wenig
zeigt
Seele reizen
und sie ihres Selbst Davon sprach der Prophet: „Herr, nimm ihnen ihren Geist, und gib ihnen dafür
sich
ziehen
benehmen.
22
Meister Eckhart.
deinen Seele,
und sie
Das meinte auch
Geist." als
zerfloss, als die Liebe ihr
da musste
einging,
meinte auch Christus,
um
meinetwillen
liebende
die
„Meine Seele zerschmolz
sprach:
sie
Wort sprach:
als er
„Wer
sprach:
der wird
lässt,
als
Das
hinschwinden."
ich
etwas
hundertfältig
wieder nehmen, und wer mich haben
will,
der
muss auf sich selbst und auf alle Dinge verzichten, und wer mir dienen will, der muss mir
Nun ihr wollt
könntest
kehren?
Bildern; wollt ihr die Sache
in
Nein!
Gott
in
Was die
Denn
von
ja,
den
die
noch verborgen
Stufen
der
ihre natürliche Vernunft sie trug; sie
verborgen sein und blieb ihnen un-
viel
bekannt.
waren
Grund gekommen, daher musste
nicht auf den
ihnen
Seele
waren noch nicht weiter gekommen,
schrieben, als
die
um-
was für RangNatur gelegt hat, die noch weisst du,
nicht alle beschrieben sind,
sind?
Wahrlich, Herr,
dass sie durch die Sinne wahr-
ist,
nimmt und stufen
Seinen folgen."
du sagen:
den natürlichen Lauf der Seele umkehren
Natur
Ihre
dem
er darf nicht
folgen,
Alle Wahrheit, die die Meister je lehrten
mit ihrer eigenen Vernunft und ihrem Verstand
oder die
in
Zukunft lehren
verstanden
nie
bis
das
an den jüngsten Tag, mindeste von
Wissen und diesem Verborgenen. ein
Unwissen
heisst
und
Wenn
diesem es schon
eine Unerkanntheit, so
Digitized
Vom
23
Schweigen.
doch mehr in sich drinnen als alles Wissen und Erkennen von aussen: denn dies Unwissen des Aeussern reizt und zieht dich von allen Das Wissensdingen und auch von dir selbst. hat es
meinte Christus, selbst lässt
als er
und
alles
nicht würdig.''
alle Aeusserlichkeit
in diese göttliche
geboren werden.
„Wer
sich nicht
der Kreaturen
lässt,
der kann
Geburt weder empfangen noch Ja,
und ist, dann findest du Geburt verhelfe uns
Selbst beraubst
in
sprach:
und nicht Vater und Mutter was äusserlich ist, der ist meiner Wer nicht Als ob er spräche:
verleugnet
wenn
alles
es in
du
dessen,
dich
was
Wahrheit.
Zu
göttlich
dieser
Gott, der neu geboren
Menschengestalt, dass wir armen Leute
ewiglich.
deines
äusserlich
in
ist
ihm
geboren werden, dazu verhelfe er uns
Amen.
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2.
-
Vom Un wissen.
1>
„Wo Juden?" sich
ist,
—
der
geboren
ist
als
König der
Höret nun, wie diese Geburt vor
geht.
Die ewige Geburt bringt allewege Licht in die Seele,
dass es sich In
dieser
denn
ergiessen
Geburt
es
ist
muss,
ergiesst sich
grosses
die Art des Guten,
wo immer
es
ist.
Gott mit solchem
Licht in die Seele, dass das Licht so gross wird
im Wesen und im Grunde der
Seele,
dass es
und in die Kräfte und auch in den äussern Menschen überfliesst. Dieses Lichtes wird der Mensch wohl gewahr. Stets wenn er sich zu Gott kehrt, gleisst und glänzt in ihm ein Licht und gibt ihm zu erkennen, was er tun und lassen soll, und viel gute Lehre, wovon er vorher nichts wusste und verstand. „Woher weisst du das?" Merk auf. Dein Herz wird mächtig angefasst und von der Welt abgekehrt. Wie anders könnte das geschehen als durch diese sich
hinausschleudert
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Vom
25
Unwissen
Erleuchtung?
Die
so zart und wonnig, dass
ist
dich alles verdriesst, was nicht Gott oder göttlieh
Sankt Augustin sagt: Es gibt
ist.
viele,
und Wahrheit gesucht haben, aber
Licht
c
die
nur
Und dann abgekommen, dass sie nimmermehr heim und nicht mehr hineinkommen. Wer also Licht finden will und Unterscheidung aller Wahrheit, der warte auf diese Geburt in sich und im Innern und nehme ihrer wahr: so werden alle Kräfte und der äussere Mensch erimmer draussen, wo
sind
sie
zuletzt so
Denn sowie Gott das
leuchtet.
Wahrheit berührt in
hat,
so
wirft
mehr
als
sich
das
Licht
und der Mensch versteht alsdann ihm jemand lehren könnte. Daher
der Prophet:
spricht alle,
die
mich
je
„Ich
habe mehr gewusst
lehrten."
Hier erhebt sich eine Frage.
Da
Gott Vater
im Wesen und im Grund der Seeie ge-
allein
biert
Innere mit der
Kräfte
die
als
nicht war.
sie
weit
und nicht in den Kräften, was geht es die an? Was soll ihr Dienst hier, dass sie herbemühen und feiern helfen sollen! Wo-
Kräfte sich
zu
ist
Das
das not, da
ist
in
den Kräften nichts geschieht?
gut gefragt.
Unterscheidung.
Werk um
eines
die folgende
Kreatur
wirkt
ihr
Der Zweck ist der Meinung und das letzte
Zweckes
jederzeit das erste in
im Werke.
Aber beachte
Eine jede
willen.
Daher beabsichtigt Gott mit
allen
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Meister
26
Eckhart.
Werken einen seelischen Zweck, das heisst: und will die Seele mit all ihren Kräften zu ihrem Zweck führen, das heisst: zu
seinen sich
selbst,
Gott
selbst.
darum
Darum
gebiert
wirkt Gott
der Vater
Seele, dass alle Kräfte der Seele
seine
all
seinen
Sohn
Werke, in
der
zu ihrem Zwecke
kommen. Er trachtet nach allem was in der Seele und ladet es alles zur Bewirtung und zu
ist,
Nun
Hofe.
hat sich
mit
aber die Seele
den
Kräften nach aussen zerteilt und zerstreut, jede
Werk:
in ihr
des Gehörs in
in
die Sehkraft in das
Auge, die Kraft
das Ohr, die Kraft des Schmeckens
Zunge, und daher sind ihre Werke
die
um
so weniger im stände inwendig zu wirken: denn jede
alle
Kraft
zerteilte
muss
sie,
ihre
allen
wenn
sie
Kräfte wieder
zerteilten
Wirken
sammeln. mehr,
Leben
gibt.
wo
Darum
unvollkommen. heimrufen und
Dingen zu
Seele
ist
ist
inwendig kräftig wirken
einem
sie
Ein Gleichnis:
wo
von
inwendigen
Sankt Augustin sagt: sie liebt als
will,
sie
dem
Die Leib
Es war einmal ein
heidnischer Meister, der hatte sich der Rechen-
kunst zugewandt, und sass vor Stäben und zählte
und ging seiner Wissenschaft nach. Da kam und zog sein Schwert (er wusste nicht, dass es der Meister war) und sprach: „Sprich schnell, wie du heissest, oder ich töte dich." Der Meister war so sehr in sich gekehrt, dass er den Feind sie
einer
Digitized by
Vom
27
Unwissen.
noch merken konnte, was
nicht sah noch hörte, er
Und
wollte.
als
der Feind
und
lange
viel
gerufen hatte und der Meister immer noch nicht
ihm jener den Kopf ab. Dies Kunst zu gewinnen. Wie ungleich mehr sollten wir uns allen Dingen entziehen, und alle unsere Kräfte sammeln, um die einige, grenzenlose, ungeschaffene ewige Wahrsprach, da schlug
war
um
heit
zu schauen und zu erkennen
alle
eine natürliche
deine Vernunft
kehre das
borgen
in die Tiefe,
und
Hierzu sammle
!
dein
all
Nachdenken:
worinnen dieser Schatz ver-
wenn
geschehen
soll,
musst du allen anderen Werken entfallen
und
musst
Wisse,
liegt.
Unwissen kommen, wenn du dies
ein
in
dies
finden willst
Es erhebt sich wieder eine Frage.
Wäre
nicht angemessener, dass eine jede Kraft ihr
genes
Werk
behielte,
und dass keine
an ihren Werken hindre, und dass nicht an eine
Werken hindre?
seinen
Art kreatürliches Wissen
hindert,
wie Gott
weiss, wie es bei
alle
ligen
sehen
erkennen
in
Gott ein
sie alle
haupt nur
in sich
mir kann
In
das
Dinge ohne
den Seligen der
achtet auf den folgenden
Fall
Unterschied. Bild,
und
andre
die
auch Oott
sie
sein,
in
es ei-
nichts
Hindernis ist.
Nun
Die Se-
dem
Bild
Dinge, ja Gott selbst sieht über-
und erkennt
in sich alle
Er braucht sich nicht von einem
Dinge.
zum andern zu
Digitized by
Meister
28
Eckhart.
wenden, wie wir
Augenblick
Dinge
alle
wir
dass
vor uns hätten,
Spiegel
Wäre
müssen.
es
diesem Leben,
in
stellt
in
dem
in
Da
so be-
wir
in
einen
einem
einem Bilde sähen und
und Wissen
kein
wir uns nun aber von einem
zum
erkennten, so wäre uns Wirken Hindernis.
es
allezeit
andern wenden müssen, darum können wir uns nicht bei
dem
einen aufhalten ohne Hinderung
Denn
des andern.
bunden mit den hinfliesst,
wo
Werken, die
sie
all
sein
Seele
die
ist
so ganz ver-
Kräften, dass sie mit ihnen übersie hinf Hessen,
wirken,
muss
denn die
bei all
den
dabei
Seele
und zwar mit Aufmerksamkeit, sie vermöchten all ihrem Wirken ganz und gar nichts.
sonst mit
Fliesst sie also mit ihrer
lichen
um
Werken
Aufmerksamkeit äusser-
muss
zu, so
sie
notwendigerweise
so schwächer bei ihrem inneren Werke
denn zu ledige,
dieser
Geburt
unbekümmerte,
will
und muss Gott
freie Seele
nichts sein darf als er allein,
und
haben,
in
sein,
eine
der
die auf nichts
und auf niemanden warten darf als auf ihn allein. Das meinte Christus, als er sprach: „Wer etwas anderes liebt als mich, und Vater und Mutter und diesen anderen Dingen gut ist, der ist meiner nicht
wert.
kommen, um
Ich
bin
Friede
Schwert, auf dass ich
Erde
ge-
zu bringen, sondern
das
nicht
alle
auf
die
Dinge abschneide, und
den Bruder, das Kind, die Mutter, den Freund
Digitized by
Vom Un wissen. von
29^
dir lieb
Will dein
Auge
alle
fürwahr deine Feinde sind/'
dir trenne, die
Denn was
ist,
das
fürwahr dein Feind.
ist
Dinge sehen und dein Ohr
alle
Dinge hören und dein Herz
denken, so muss wahrlich von
Dinge ge-
aller
all
diesen Dingen
deine Seele zerstreut werden.
Darum all
spricht ein Meister
Werk wirken
inwendiges
ein
:
Wenn
der Mensch
so
will,
muss er Winkel
seine Kräfte in sich ziehen, wie in einen
und muss sich verbergen vor allen und Formen, und da kann er dann wirken. Da muss er in ein Vergessen und in ein Nichtwissen kommen. Es muss in einer Stille und in
seiner Seele,
Bildern
einem
Schweigen
werden
sein,
Man kann
soll.
besser nahen als mit
dann kann man
man
es
weiss,
ganz
in
dann
Nun
es
wo
Wort gehört
dies
diesem Wort mit nichts
Stille
und mit Schweigen:
hören und alsdann versteht
dem Unwissen. Wenn man
zeigt
und offenbart
könntet ihr sagen:
es
Herr,
nichts
sich.
ihr
setzt all
Das klingt wie ein Mangel. Gott hat den Menschen geschaffen, dass er wisse wo Unwissen ist, da ist Verneinung und Leere. Der Mensch ist, das muss wahr sein, ein Tier, ein Affe, ein Tor, solange er im Unwissen unser Heil
in
ein
Unwissen.
;
Das Wissen aber soll sich formen zu und dies Unwissen solJ nicht vom Nichtwissen kommen, vielmehr: vom Wissen verharrt.
einer Ueberform,
30
Meister Eckhart.
man
soll
Dann
Unwisscn kommen.
in ein
werden des göttlichen
wir wissend
sollen
Unwissens,
und dann wird unser Unwissen geadelt und mit
ziert
wo
dem
Und
übernatürlichen Wissen.
gehier
wir uns empfangend verhalten, sind wir voll-
kommener ein
als
wenn wir
höherer Stufe stände
denn man als
Darum
wirkten.
sprach
Kraft des Hörens auf viel
Meister, dass die
als
Kraft des Sehens,
die
mehr Weisheit mit dem Hören mit dem Sehen und lebt hier mehr in der
Man
Weisheit.
dass
Meister, lag,
lernt
seiner
in
erzählt
seine
von
Jünger,
einem
Anwesenheit von
grosser Erkenntnis redeten, da
noch
heidnischen
im
hob
Sterben
Kunst und
viel
er sein
Haupt
Sterbender auf und hörte zu und sagte:
als
„Fürwahr, dass
er
als
ich
ich sie
möchte diese Kunst noch
lernen,
Ewigkeit anwenden
kann."
in
der
Das Hören bringt mehr herein, aber das Sehen zeigt mehr hinaus. Und darum werden wir im ewigen Leben
viel
Hörens
der Kraft des Sehens.
Werk
als in
seliger sein
in
der Kraft des
Denn das
des Hörens des ewigen Wortes
ist
in
mir,
und das Werk des Sehens geht von mir, und beim Hören bin ich empfangend, und beim Sehen wirkend.
Unsere
Werken, fangen.
Seligkeit aber liegt
vielmehr daran,
Denn um
dass
nicht an
wir
Gott
unsern
emp-
so viel höher Gott steht als
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Vom Un wissen.
um
Kreatur,
die
Gottes
als
31
so
höher steht das Werk
viel
das meine.
aus grenzenloser Liebe
Ja,
hat Gott unsere Seligkeit in ein
indem wir mehr empfangen
legt,
weitem mehr nehmen
bei
Gabe ja
eine
Gabe, eine jede göttliche
grössere
erweitert die Empfänglichkeit
gehrnis nach einer grösseren
darum sagen Seele los
etliche
Gott im Geben
sei.
und
die Be-
Und
Empfängnis.
Meister,
Gott ebenmässig
die Seele
wie
und jede
geben,
als
ge-
und
bereitet die Empfänglichkeit für eine neue,
für
Gabe
Empfangen als wirken,
darin
dass
Denn
so
die
grenzenist
auch
im Vernehmen oder Empfangen.
Und
ist,
so grenzenlos
Gott im Wirken allmächtig
ist,
so
ist
die
Abgrund des Nehmens, und darum wird sie mit Gott und in Gott überformt. Gott soll wirken und die Seele soll empfangen, er soll in ihr sich selbst erkennen und lieben, sie soll erkennen mit seiner Erkenntnis und soll lieben mit seiner Liebe, und darum ist sie viel seliger vom seinen als vom ihren, und ihre Seligkeit beruht mehr in seinem Wirken als in ihrem. Den Sankt Dionysius fragten seine Jünger, warum sie alle von Timotheus an Vollkommenkeit überholt würden? Da sprach Dionysius: Timotheus ist ein gottempfangender Mann. Wer Seele ein
sich
darauf recht verstünde,
Menschen.
Und
so
ist
der überholte
alle
dein Unwissen nicht ein
Digitized by
32
Meister Eckhart
Mangel, sondern deine oberste Vollkommenheit,
und dein Nichttun
Und
so
in
dieser
ist
so dein
oberstes Werk.
Weise musst du
alle
deine
Werke abtun und all deine Kräfte zum Schweigen bringen, wenn du in Wahrheit diese Geburt in dir erleben willst. Willst du den geborenen König finden, so musst du alles, was du sonst vielleicht findest, überholen und zu Boden werfen. Dass wir das alles überholen und verlieren, was diesem
geborenen König nicht wohlgefällt, dazu verhelfe uns der, der darum ist,
zum Menschenkind geworden
damit wir Gotteskind werden.
Amen.
Digitized by
3.
Von Man Jahre
alt
liest
der Dunkelheit.
im Evangelium,
nach Jerusalem
in
sie
unser Herr zwölf
den Tempel, und
dannen gingen, da dass
als
war, da ging er mit Maria und Joseph
es
blieb Jesus
wussten,
kamen und ihn
und
als
als sie
von
im Tempel, ohne sie
nach
Hause
vermissten, suchten sie ihn unter
den Bekannten und Unbekannten und unter den
Verwandten und
in
der
nirgends, sie hatten ihn
Menge und fanden ihn in der Menge verloren
und mussten daher wieder hingehen, von wo gekommen waren, und als sie wieder an den Anfang kamen, in den Tempel, da fanden sie ihn. So ist es in Wahrheit; willst du diese edle Geburt finden, so musst du alle Menge verlassen und musst zum Anfang zurückkehren und in den Urgrund, von dem du ausgegangen bist. Alle Kräfte der Seele und ihr Werk sind bloss Menge; Gedächtnis, Verstand und Wille vermannigfaltigen sich alle, darum musst du sie alle sie
3
Digitized by
Meister
34
Eckhart.
Sinnlichkeit, Vorstellungen und alles, wodu dich selbst findest oder suchst. Dann kannst du diese Geburt finden, aber sonst wahrlich nicht. Er ward nie unter Freunden oder Verwandten und Bekannten gefunden, vielmehr
lassen: rin
man ihn da völlig. Darum haben wir eine Frage
verliert
hierüber: ob
der Mensch diese Geburt etwa finden könne etlichen Dingen, die
aussen
zwar göttlich
Gott
gut, ist,
was auch
weise,
was
Obwohl das
alles
der-
Vernunft schöpfen kann und
ist:
ob man
Geburt etwa finden könne? alles
ei-
Beispiel, dass
barmherzig oder etwas
die
göttlich
zum
in
aber von
durch die Sinne, wie
hineingetragen
nige Vorstellungen von Gott,
gleichen
sind,
in all
gut und göttlich
von aussen durch
diesem diese
In Wahrheit, nein!
die Sinne
ist,
ist
es
doch
hineingetragen
muss alles von innen auf von Gott wenn diese Geburt eigen und rein hineinleuchten soll, und all dein Werk muss sich hinlegen und all deine Kräfte müssen den seinen dienen und nicht den deinen. Soll dies Werk vollkommen sein, so muss es Gott allein wirken, und du darfst es allein empfangen. Wo du mit deinem Willen und deinem Wissen wahrhaft ausworden:
es
herausquellen,
gehst, da geht Gott wahrhaft
Wissen sich
ein
und
leuchtet
Gott aber wissen
will,
und
da
in
willig mit
seinem
Klarheit.
Wo
da kann dein Wissen
Digitized by
Von
und zu
nicht bestehen
nichts dienen.
Du
brauchst
noch
zu wähnen, deine Vernunft könne
nicht
wachsen,
so
35
der Dunkelheit.
du Gott erkennen
dass
sondern wenn Gott
in
könntest,
dir göttlich leuchten soll,
dazu fördert dich ein
Licht
natürliches
keines-
wegs, es muss vielmehr zu lauter Nichts werden
und
ausgehen; und dann kann Gott mit
völlig
seinem Licht hineinleuchten und bringt mit sich, das dir ausgegangen
mehr, sich
und
neue Form dazu, die
eine
das
all
und tausendfach
ist,
alles
in
schliesst.
Nun
könntest du sagen: „Wahrlich, Herr, dann meine Vernunft, wenn sie so unIst das stehn muss ohne alles Wirken?
was
soll
tätig
der nächste Weg, dass ich mein Bewusstsein zu einer unerkannten Erkenntnis erhebe, die es
geben
nicht
so wäre es nicht
und
frei
in
Ja gewiss,
besser stehn können als
wenn du
Dunkelheit und Unwissen
lich heit,
nicht
alles
ist
abtun,
sich
wirst nie
„Ach, Herr,
setzest.
lässt
du
dich völlig in
das gar nicht
Nein, wahrhaftig, das lässt sich wirk-
wenden.
wie heisst
Name
denn ganz und gar
losgelöst: soll ich
Dunkelheit stehen?"
muss ich wenden?"
doch
Denn erkennte ich etwas, Unerkanntheit und wäre nicht
kann?
sie
„Was
ist
oder wie
aber diese Dunkelist
ihr
lediglich: Möglichkeit des
Name?"
Ihr
Empfangens,
das der seienden Dinge nicht bedürftig
ist
und 3*
Digitized by
36
Meister Eckhart.
dahin
bis sie mit allen
die Vernunft
was
in ihr
Und
du gebracht werden.
sollst
Wie Formen
sich nicht ändern.
nimmer,
möglich
das
lässt
die Materie nicht ruhet, erfüllt
ist,
so ruht auch
bis sie erfüllt ist mit allem,
ist.
Es spricht ein heidnischer Meister: Die Natur hat nichts,
der überrascht sicherlich!
was rascher wäre als der Himmel, alle Dinge mit seinem Lauf. Aber
des Menschen Bewusstsein überrascht
ihn noch mit seinem Lauf.
Bliebe es in seinem
Vermögen wirksam und hielte es sich unverhöhnt und unzerrissen von niedern und groben Dingen, es flöge höher als der höchste Himmel und Hesse nimmer ab, es käme in das Allerhöchste und würde da gespeist und geführt von dem allerbesten Gut, das Gott
Und darum keit
nachzufolgen,
zu halten, und
ist.
dieser Möglich-
es nützlich,
ist
und
sich
und
frei
losgelöst
Dunkelheit und diesem
allein dieser
Unwissen nachzufolgen und nachzuhängen und nachzuspüren und nicht davon abzulassen, so es dir
Dinge ist
wohl möglich, den zu erreichen, der ist.
Und
du diesem.
Von
mias geschrieben: die
je
und Unwissenheit
mehr aller
dieser
in
dir
Dinge,
Wüste
je
selbst
ist
alle
Wüste
näher kommst
steht
bei
Jere-
„Ich will meine Freundin in
Wüste führen und in ihrem Herzen mit ihr Das wahre Wort der Ewigkeit wird
sprechen."
Digitized by
Von der
Mensch Wüste
ist
und
selbst
und Fremde begehrte der Prophet, „Ach, wer gibt mir
Wo
findet
wie
Flügel
auf dass ich fliegen könnte,
wo
ich
sprach
als er
die
man Ruhe und Rast?
aller kreatürlichen
Taube
Wahrlich, da
Dinge entworfen und
entwüstet und entfremdet ist
In
diesem Sinne
verschmäht zu sein im Haus meines Gottes,
Ehren
hat,
Ruhe finde?"
sagt David: „Ich erwählte lieber, verworfen
grosse
der
und aller Nach dieser Wüste
seiner
Mannigfaltigkeit entfremdet.
wo man
wo
Ewigkeit ausgesprochen,
der
in
allein
37
Dunkelheit.
und Reichtum zu haben
in
und als
der
Taberne der Sünder."
Nun könntest du sagen: „Fürwahr, Herr, muss das immer und notwendig so sein, dass man aller Dinge entfremdet und zerwüstet ist, äusserlich und innerlich, der Kräfte und ihrer Werke, muss das alles hinab? Das ist ein schwerer Stand, wenn Gott den Menschen so ohne seinen Aufenthalt lässt, wenn Gott der Menschen Verlassenheit so dehnt, dass er nicht in ihm ist, leuchtend hier in
oder zusprechend oder wirkend, lehret
und meinet.
lauter Nichts steht,
dass er etwas tue,
fremdung zu
um
ist
Wenn es
dann nicht
diese Dunkelheit
vertreiben,
zum
wie
Ihr
der Mensch so
Beispiel,
besser,
und Entdass
er
bete oder lese oder eine Predigt höre oder an-
dere
Werke
tue,
was doch Tugenden
sind,
mit
Digitized by
38
Eckhart.
iWeister
denen man sich helfen soll?"
du
in
Wahrheit wissen
ganz und gar
zu verharren
leer
Das merke.
bestes.
Nein, das sollst
ganz und sehr
:
stille
dein aller-
Ohne Schaden
kannst du
dich nicht wieder irgend zu Dingen wenden. ist
sicher:
und
dir sein.
du wärest gern
ein
Du
Teil
und
ist
Teil
ein
bereit,
Das von
von ihm, das aber kann nicht
kannst des
Bereitseins
einmal
nicht
denken oder begehren, wenn nicht Gott vorher
da
Gesetzt aber, es
ist.
sei
geteilt,
das Bereit-
und das Wirken oder Eingiessen sei dein und sein, was ja möglich ist, so musst du wissen, dass Gott wirken und eingiessen muss, sobald er sein
Du
dich bereit findet. sei
wähnen,
darfst nicht
manns, der wirkt und nicht wirkt wie er es steht in seinem
Gott: sondern
muss
er
So
steht es aber nicht
wenn Gott
wirken
will,
Willen, wie er Lust hat zu
tun und zu lassen.
und
Sonne
sich
sich
ergiessen
nicht enthalten kann.
grosser
Werke gösse,
Es selben
Fehler an in
in
dich
ergiessen,
muss und
wenn
er
dich wirkte und grosses
lehren
frei
und
grosse
nicht
Gut
in
entblösst
uns die Meister, dass
Moment, wo
ist,
dessen
sich
Fürwahr, es wäre ein arg
Gott,
sowie er dich
um
dich bereit findet, so
ebenso wie wenn die Luft lauter und rein die
es
mit Gott wie mit der Person eines Zimmer-
die Materie des
in
dich
findet.
dem-
Kindes im
Digitized by
Von der
Mutterleib
Gott
giesst
39
Dunkelheit.
bereit
das heisst die Seele,
Es
ist
Wenn
bereit
ist.
zu sein und ein-
Natur auf
die
Form
des Leibes
die
ein Augenblick
zugiessen.
demselben Augenblick
in
ist,
den Leib den lebendigen Geist,
in
ihr
Höchstes
kommt, so tritt Gottes Gnade ein: in demselben Moment, wo der Geist bereit ist, geht Gott hinein ohne Aufschub und ohne Zögern. Im Buch der Geheimnisse steht geschrieben, dass unser Herr
dem Volke klopfe
und
warte,
wer mich
schmausen."
ich
will
entbot: „Ich stehe vor der
suchen,
nicht
und
und
harrt
bedarf
deiner
das Auftun
nicht
ist
Türe des Herzens, da steht
wartet,
wen
er
bereit findet,
Du
auftust,
härter
tausendmal mehr
an
als
dich.
du
als
und das Hineingehen
brauchst
kommt
ihn nicht in der Ferne zu rufen: ihn
du
dem
brauchst ihn nicht zu
der ihm auftue und ihn einlasse.
Warten, bis
Tür und mit
da und nicht dort: er
entfernter als vor der er
Du
einlässt,
ist
das
Er
seiner:
nur
ein
Moment.
Nun Ich
könntest du fragen
empfinde ihn doch
Das Empfinden
ist
:
Wie kann das
nicht.
Nun
sein ?
pass auf.
nicht in deiner Gewalt, son-
es ihm ansteht, so zeigt er und kann sich verbergen, so er will. Das musst du wissen: Gott kann nichts leer oder hohl
dern
in
seiner.
So
sich,
lassen; dass irgend das geringste leer oder hohl
Digitized by
Meister sei,
40
Eckhart.
Darum,
das kann der Naturgott nicht leiden.
wenn
und
dünkt, du fändest ihn nicht
es dich
dem
er sei nicht in dir,
Denn wäre
nicht so.
ist
irgend etwas leer unterm Himmel, es wäre was es gross
wollte,
oder
zöge es entweder
so
klein,
der Himmel zu sich hinauf, oder er müsste sich
Himmel
herniederneigen und den
nicht,
dass irgend
und wanke
still
hineingiessen.
Natur, leidet es durchaus
Gott, der Meister dei
etwas leer
Darum
sei.
steh
denn du kannst dich zur
nicht,
Stunde von Gott abwenden und kommst dann
nimmermehr zu ihm.
Du
könntest fragen
nicht
in
leben
ist
funden,
Busse
der
neben sei
etwas,
übt?
Höre.
nun
und das
Geist entgegengestellt. stark,
ein
richtiger
und
stark,
denn
ihm, die Erde alle
die
seine
ist
ist
ist
Der Leib ist
ist
erdacht,
ihm immerzu ist
Der Leib
sein Vaterland,
das
darum
alles
dem
Fleisch sich allezeit
ist
die alles
hier
zu
unter
kühn hilft
ihm helfen
hier
Speise,
der Trank,
gegen den
hier fremd, aber
viel
Welt
hier zu Hause, die
Verwandten:
Schönheit:
Der Geist
er
Buss-
darum erWachen, Beten,
tragen, hart liegen oder
ist
Kampf
ihnen, ein ewiger Streit.
er sich
Alles
Ursachen
Fasten,
Hemden
was sonst immer, das weil der Leib
wenn
er
andern
es
Geissein, härene
der Mensch sich
Soll
:
und versäumt
kasteien,
Geist.
im Himmel sind
Digitized by
Von der alle
41
Dunkelheit.
und
Verwandten
seine
schlecht: da
ist
zu Hilfe zu
kommen
in
Um
in
dem
Geist
Fremde und das
dieser
schwächen
Fleisch etwas zu
Ge-
ganzes
sein
er gar heimisch.
diesem
da-
Streit,
darum den Zaum der Bussübungen an und
mit der Leib den Geist nicht überwindet, tut
man
ihn
darum bedrückt man seiner erwehren
ihn,
damit er ein Gefangener
du ihn tausendmal willst,
Zaum
den
darum
belädst
stellt
sei,
besser
am du
fangen
am
tut,
wenn
und beladen Mit der Liebe
allerschnellsten
ihn
das
so lege ihm,
der Liebe an.
überwindest du ihn der Liebe
damit der Geist sich
Da man ihm
könne.
und mit
Und
stärksten.
uns Gott mit keinen Dingen so sehr
nach, wie mit der Liebe.
Denn
mit der Liebe
geht es just ebenso, wie mit der Angel des Fischers.
Der Fischer kann den Fisch nicht erhalten, wenn Wenn er nicht an der Angel fängt. nach der Angel schnappt, dann ist der Fischer seiner sicher: wohin sich der Fisch dann wendet, der sich
hin
oder her, der Fischer hat ihn ganz sicher.
So spreche ihr
ich
auch von der Liebe: wer von
gefangen wird, der hat das allerstärkste Band
und doch eine Bürde auf sich mit mehr und der Busse und könnten.
Wer süsse Bürde. genommen hat, der kommt weiter damit Strenge,
die
je
diese
süsse
erreicht daals
mit
all
Menschen üben
Er kann auch sanft und geduldig
alles
Digitized by
Meister
Eckhart.
tragen
und
42
was ihn
leiden,
über ihn verhängt. eigen, als
und durch
trifft
nichts wird Gott dir so eigen
Wer
durch dieses süsse Band.
gefunden
der suche
hat,
an dieser Angel
und was Gott
Nichts macht dich Gott so
keinen
der
haftet,
ist
der Fuss und die Hand, der
diesen
andern.
Weg Wer
so gefangen, dass
Mund,
die
Augen,
am Menschen ist, das sein. Und darum kannst
das Herz und alles was
muss alles Gott zu eigen du diesen Feind niemals
besser überwinden, dass
er dir nicht schade, als mit der Liebe.
diesem Stricke gefangen wandelt, welch die Liebe.
Wirken.
Werk
Seine
Darum
Ruhe
und immer
ist
er ist
warte
in
Wer in Wege
diesem
wirke, das wirkt
besser als eines andern
allein
auf diese
Angel,
du selig gefangen, und je mehr gefangen desto mehr befreit. Dass wir so gefangen und so wirst
befreit
werden, dazu verhelfe uns der, der selber
die Liebe
ist.
Amen.
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4.
Von
stetiger Freude.
Die Seele hat etwas
in
sich,
der Vernünftigkeit, das nimmer
als
es
man
Fünklein versetzt
dies
auch
Erkennen
ein
in
Fünklein
und
in
das Bild der Seele
das oberste Teil des
in ist
ein
erlischt,
Bewusstseins
;
und
unsern Seelen, das
äussern Dingen nachgeht, nämlich das sinnliche
und
Verstandeserkennen,
und uns ist,
das
in
Gleichnissen
der Sprache vor sich geht, das verbirgt
in
dies.
Wie sind wir Söhne Gottes? Das ein Wesen haben mit ihm. Doch
dass wir
was wir darunter verstehen, dass wir Söhne Gottes sind, das ist zu verstehen von dem äussern Verstehen
und von
innere
Erkennen
dieret
es
darein
innern
was
sich
Verstehen.
Das
vernünftig
fun-
Wesen unserer Seele. Doch ist Wesen der Seele, es ist vielmehr gewurzelt und ist etwas vom Leben der Wir sagen, dass das Verstehen etwas Le-
auf das
nicht
Seele.
dem ist,
das
bendes der Seele
sei,
das heisst vernünftiges Leben,
Digitized by
44
Meister Eckhart.
und
in
diesem Leben wird der Mensch geboren
zu Gottes Sohn und zu
Erkennen
dies
ist
dem ewigen
ohne
Zeit,
Leben, und
ohne Raum, und In diesem Leben
ohne Hier und ohne Jetzt. sind alle Dinge eins und alle Dinge gemeinsam, geeinigt. alle Dinge alles in allem und allem Gott macht, dass wir ihn selbst erkennen,
und
Wesen
sein
ich erkenne,
sein
ist
Erkennen, und es
ist
mich erkennend macht, und dass
dasselbe, dass er
und darum
ist
Erkennen mein:
sein
wie das, was der Meister lehrt und der Schüler gelehrt wird, ein also
und dasselbe
Erkennen mein
sein
Substanz sein Erkennen sein
Wesen, so
und
seine
Und wenn
folgt
und
daraus,
Und wenn
seine
seine
Natur und
Wesen
dass sein
Substanz und seine Natur mein
ist.
Wesen und der Sohn Gottes.
also seine Substanz, sein
Natur mein
seine
ist
ist.
und wenn
ist,
ist,
so bin ich
Brüder, welche Liebe uns Gott geschenkt
Seht,
dass
hat,
wir
Sohn
Gottes
und
heissen
sein
eigen.
wenn Wesen haben, das der Sohn hat. man der Sohn Gottes oder wie weiss wenn Gott niemandem gleich ist? Das
Merkt, wie wir Söhne Gottes werden: wir dasselbe
Wie man
ist
es,
Wenn
ist
wahr.
er
niemandem
dass wir dazu
es also Gottes
gleich
ist,
so
ist
kommen, dass wir
Natur es
ist,
dass
notwendig,
nichts sind, auf
Digitized by
Von
45
stetiger Freude.
dass wir in dasselbe
das er selbst
Wesen
dazu komme, dass
und Nichts
werden können,
gesetzt
Daher kann
ist.
mich
ich
wenn
ich,
ich
Nichts umbilde
in
mich umbilde, und hinaustrage und
in
hinauswerfe, was in mir
in
ist,
das reine
Da muss
des Geistes versetzt werden.
getrieben werden, was Gleichnis
ist,
Wesen
alles aus-
dass ich in
Gott verwandelt werde und eins mit ihm werde eine Substanz und ein Wesen und eine Naund der Sohn Gottes. Und wenn das geschehen ist, dann ist nichts in Gott verborgen, was nicht offenbar wird und was nicht mein wird. Denn dann werde ich weise und mächtig und ganz wie er und ein und dasselbe mit ihm.
und
tur
Dann wird Zion Israel,
ihm
ein
Wahrsehender,
das heisst ein sehender
ist
verborgen
nichts
wird der Mensch
in
Mann:
Gott,
denn
der Gottheit.
Da
Aber damit
Gott geführt.
in
wahrer
ein
mir nichts verborgen bleibe und
alles
offenbar
werde, darf in mir kein Gleichnis und kein Bild
mehr vorhanden die
irgend ein nis,
sein,
Gottheit oder Bild
in
denn kein Bild kann uns
sein dir
Wesen
Bliebe
so würdest du nimmer eins mit Gott.
mit du also mit Gott eins dir eingebildet alles
öffnen.
oder irgend ein Gleich-
was
in
seist,
oder ausgebildet
dir
verborgen
ist,
Da-
darf nichts in
sein,
das
muss
offen
heisst,
und
hinausgeworfen werden.
Digitized by
Meister
46
Eckhart.
Es gibt zweierlei Geburt der Menschen in
:
eine
der Welt und eine aus der Welt, das heisst
geistig
in
Gott.
du
Willst
ob
wissen,
dein
Kind geboren werde und ob es entledigt
sei,
ob du zu Gottes Sohn gemacht seist: solange du Leid in deinem Herzen hast um irgend ein Ding [es sei denn um Sünde], solange ist das
heisst,
Hast du
Kind nicht geboren.
dein
Herzeleid,
so bist du nicht Mutter, du bist vielmehr
in
der
Gebärung und nahe der Geburt. Daran darfst du nicht zweifeln, wenn du traurig bist um dich oder
um
es
ist
ist
es
deinen Freund, so
ist
es nicht geboren,
Aber dann vollkommen geboren, wenn der Mensch aber nahe
an
der
Geburt.
von Herzen kein Leid empfindet
um
irgend ein
Ding: dann hat der Mensch das Wesen und die Natur und die Substanz und die Weisheit und die
Freude und
alles
was Gott
hat,
dann wird
Wesen des Sohnes Gottes unser und in uns, und wir kommen in dieses Wesen Gottes. Christus sagt: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und hebe sein Kreuz auf und folge mir." Das heisst: Wirf alles Herzeleid dieses
hinaus, stetige
auf
dass
Freude
sei.
in
deinem
Dann
Wenn
dieses
gleich
meinen Vater und
Kind
meinen Augen
tot,
in
ist
Herzen nichts
mir geboren alle
als
das Kind geboren. ist,
sähe ich
meine Freunde vor
mein Herz wäre darum nicht
Digitized by
Von
47
stetiger Freude.
Aber würde mein Herz von diesem be-
bewegt.
wegt, so wäre das Kind in
mir nicht geboren,
aber vielleicht wäre es nahe der Geburt.
Ich
Gott und die Engel haben so grosse Freude
sage,
über jedes
Werk
eines guten
Menschen, dass dem
Freude zu vergleichen
keine
wenn das Kind
Darum
ist.
sage
in dir
geboren wird, so hast
du so grosse Freude über
jedes gute Werk, das
ich
in
:
dieser
Welt geschieht, dass deine Freude
die
allergrösste Stetigkeit wird, so dass sie sich nicht
Und
ändert.
bin ich ganz in das göttliche
verwandelt, so wird Gott mein hat.
Dann habe
und
alles
Wesen was
er
ich rechte Freude, die nicht Leid
noch Pein von mir nehmen kann, denn dann bin ich
das göttliche
in
dass trägst
dann
du um ist
mehr
nichts
und dass
Wesen
Wenn du
Leiden Platz hat.
dir alles
das Kind
in
versetzt,
also
*Leid eine
wo
kein
dazu kommst,
noch
reine
Kummer
Freude
Wahrheit geboren.
uns dies widerfahre, das walte Gott.
ist,
Dass
Amen.
Digitized by
5.
Von
der Stadt der Seele.
qaedam
habe eben
quoddam
castellum et
mu-
excepit illum etc. (Luc. X, 38).
Ich
Intravit Jesus in lier
Wörtlein auf lateinisch gesprochen,
ein
das im Evangelium steht und auf deutsch also heisst:
„Unser Herr Jesus Christus ging in ein und ward von einer Jungfrau emp-
Städtchen
fangen, die ein
Fürwahr, Worts.
Weib war." achtet
nun
aufmerksam
Es muss notwendig so
dieses
dass
sein,
der
Mensch, von dem Jesus empfangen ward, eine Jungfrau war.
Jungfrau
Mensch, der
aller
ledig wie
war
er
heisst
fremden als
er
soviel,
Bilder
nicht war.
ledig
wie ist,
Seht,
ein
so
nun
man fragen: Der Mensch, der geboren und zu vernünftigem Leben vorgeschritten ist, wie kann der so frei von allen Bildern sein, wie damals als er nicht war, da er doch viel weiss, und das sind alles Bilder: wie kann er dann könnte
frei
sein?
Digitized by
Von
49
der Stadt der Seele.
Nun
achtet auf die Unterscheidung, auf die
Wäre
ich
euch hinweisen
tig,
dass alle Bilder, die je Menschen empfangen
haben, und die
in
will.
so vernünf-
ich
Gott selbst sind, vernünftig
mir stünden, und zwar,
dass ich
in
im Tun
sie,
und im Lassen, ohne Eigenschaft
begriffen hätte,
ohne Vor und ohne Nach, dass
sie
Nu
diesem gegenwärtigen
dem
liebsten
vielmehr in
und
frei
nach
ledig
Gottes stünden,
Willen
um dem
ohne Unterlass nachzukommen, dann wäre in Wahrheit Jungfrau, unbehindert von allen
ich Bil-
und wahrlich so wie ich war als ich nicht Wie die Meister sagen, dass gleich und gleich allein eine Sache der Einheit sei, so muss auch der Mensch keusch sein und Jungfrau, der den keuschen Jesus empfangen will. dern,
war.
,
sage
Ich
Seele
ist,
rührt,
sie
in
dem
Kraft in
aller
in
sich
Zeit
noch
aus
dem
Geiste
und
ist
ganz
Freude ist.
und
Da
der be-
und
geistig.
bleibt
In dieser
grünend und blühend
Gott allzumal
selber
in
Fleisch
Kraft
eine
nicht
fliesst
Geiste
ist
dass
ferner,
die
in ist
aller
so
Ehre, herzliche
wie
er
Freude
und so unbegreiflich grosse Freude, dass niemand genug davon sagen kann. Denn der ewige Vater gebiert seinen ewigen Sohn in dieser Kraft ohne Unterlass, so dass diese Kraft den Sohn des Vaters mitgebären hilft und sich selber denselben 4
50
Meister Eckhart.
Sohn
in
ganzes
ein
und würde
hätte
oder
Königreich
Reichtum der Erde, und Hesse das willen
Und
der einigen Kraft des Vaters.
Mensch
ein
rein
einer der ärmsten
um
allen
Gottes
Menschen,
der je auf Erden lebte, und gäbe ihm dann Gott
Menschen
so viel zu leiden, als er je
und
hat,
er
litte
dies
alles
auferlegt
an seinen Tod,
bis
und gäbe ihm dann Gott einen Augenblick zu schauen, wie er in dieser Kraft
würde so gross, dass Armut dann noch zu
all
dies
ist:
seine Freude
Leiden und diese
klein wäre.
Ja,
gäbe ihm
Gott gar hernach kein Himmelreich mehr, er hätte
dann doch noch zu grossen Lohn empfangen für \
alles,
dieser
was
er
je
Kraft wie in
Geist allezeit
mit
gelitten:
denn Gott
ist
dem ewigen Nu. Wäre
Gott
in
dieser
der Mensch könnte nicht altern.
in
der
Kraft vereint,
Denn das Nu,
worin Gott den ersten Menschen machte, und das
Nu, worin der
letzte
das Nu, worin
ich
Mensch vergehen spreche,
die
sind
soll,
und
gleich
in
und es ist nichts als ein Nu. Nun seht, dieser Mensch wohnt in einem Licht mit Gott, darum ist in ihm weder Empfangen noch Nachfolgen, sondern eine gleiche Ewigkeit. Diesem Menschen ist in Wahrheit gar viel abgenommen und alle Dinge stehen wesenhaft in ihm. Darum empfängt er nichts Neues von künftigen Dingen und von keinem Zufall, denn er wohnt in einem Gott,
Digitized by
Von der
Nu,
51
Stadt der Seele.
neu grünend und ohne Unterlass.
allezeit
Solche göttliche Herrlichkeit
Noch lieh
sie
ist:
dieser
in
ist
Kraft.
eine Kraft gibt es, die auch unkörperfliesst
im Geiste und
aus
ganz
ist
dem
und
Geiste
dieser Kraft
In
geistig.
>n° t
^
bleibt ,
Gott ohne Unterlass glimmend und brennend
ist
mit
seinem Reichtum, mit
all
seiner
all
Süssig-
Wonne. Wahrlich, in dieser Kraft ist so grosse Freude und so grosse masslose Wonne, dass niemand wahr genug davon sprechen und künden kann. Ich sage aber, gäbe es einen keit
und mit
all
seiner
einzigen Menschen, der hierin einen Augenblick in
Wahrheit und vernünftig
Freude schaute:
alles
was
Wonne und
die
die
könnte und
er leiden
was Gott von ihm gelitten haben wollte, das wäre ihm alles wenig und sogar nichtig, ja ich sage: es wäre ihm zumal eine Freude und eine
Wohltat. Ich habe v
manchmal
im Geiste, die ich
gesagt,
habe
Zeiten Geistes;
ich
das.
gesagt, es sei eine Kraft
frei
Hütte
gesagt,
es
habe
Erde.
ich
Zu
Zeiten
des
Geistes;
zu
Licht
des
sei
Es
ist
ein
gesagt,
Ich sage aber jetzt: es
ist
es
habe
ein
sei
weder
dies
überhaupt kein Etwas; es
höher über dies und das der
sei.
eine
sei
zu Zeiten
Fünklein.
noch
es
allein
Darum nenne
als
ich
der es
ist
Himmel über jetzt
edleren Weise als ich es früher nannte,
in
einer
und doch 4*
Digitized by
Meister
52
Eckhart.
geht es über Edelkeit und Gradunterschiede und
Weisen hinaus und
von
allen
los,
ledig
und
frei
Namen und
frei,
Es
ist.
darüber erhoben.
ist
und von
frei
so ganz eins und einfach,
ich
ist,
dass
gesprochen habe,
Gott blühend und grünend mit heit
und der Geist
man
auf keine
machen kann.
Weise es anschaulich
von der
ist
wie Gott in sich selbst ledig
ist
wie Gott eins und einfach
Kraft,
Es
Formen ganz
allen
all
Dieselbe in
der
ist
seiner Gott-
Gott, in derselben Kraft,
in
worin der Vater seinen eingeborenen Sohn gebiert,
und der Geist geund sich selber, und ist derselbe Sohn in diesem Licht, und ist die Wahrheit. Könntet ihr mit meinem
wahrlich wie in sich selber,
mit
biert
dem
Vater denselben Sohn
Herzen zuhören, spreche,
denn
ihr
es
verstündet wohl,
ist
wahr,
und
die
was
ich
Wahrheit
spricht es selbst.
Seht,
nun
passt auf, so eins
diese Stadt in der Seele,
und
die ich meine,
von der
und über
und
ich
alle
einfach
ist
euch spreche,
Weise erhaben,
dass die edle Kraft, von der ich gesprochen habe, nicht
würdig
ist,
jemals einen Augenblick hinein-
und ebenso die andere Kraft, worin Gott glimmt und brennt, die darf auch niemals hineinblicken, so gar eins und einfach ist diese Stadt, und so über aller Weise und allen Kräften ist dies einig Eine, dass ihm niemals Kraft oder
zublicken,
Digitized by
Von
der Stadt der Seele.
Weise
zuschauen
und hat
darstellt
dies einig Eine
blicken
muss
ist
in
der Eigenschaft
gut zu verstehen, denn
ohne Weise und ohne Eigen-
ist
daher Gott jemals
so muss es ihn
soll,
Namen und
hinein-
alle seine göttlichen
seine persönliche Eigenschaft kosten: er
hineinblicken
vorher lassen, wenn er
alles
Wie
soll.
er einfach eins
Weise und Eigenschaft
da
:
ist
ist,
je
ohne
er nicht Vater
Sohn und nicht heiliger Geist in diesem und ist doch ein Etwas, das nicht dies
nicht
Sinne,
und
Weise und Dies
Und wenn
schaft.
und
Gott
einmal
nie hineingesehen, insfern er sich
einer
in
seiner Personen.
alle
nicht
ja
Gott selbst schaut niemals einen Augenblick
hinein
das
kann,
Mit guter Wahrheit! und so wahr Gott
selbst. lebt,
53
nicht das
ist.
Seht, so wie er eins
ist
und
einfach, so
kommt
er in das Eine, das ich eine Stadt in der Seele heisse,
hinein:
und sonst kommt sondern
so
In diesem Stück
darin.
er
kommt ist
er
auf keine hinein
habe,
Wahrheit
ist
als
wahr: dafür
eingeht bleibe
stelle
ich ich
Zeugen und meine Seele
Dass wir eine solche Stadt
seien,
in
euch ge-
euch die als
Pfand.
der Jesus
und empfangen werde und ewig in
ist
die Seele Gott gleich
und auf keine andere Weise. Was sagt
Weise
und
in
uns
der Weise, wie ich gesagt habe, das
walte Gott.
Amen.
Digitized by
Vom Unser
Herr sprach: „Frau, die Zeit
kommen und
ist
schon
jetzt,
wo
die
wird
wahren An-
den Vater im Geist und
beter
in der Wahrheit und solche suchet der Vater."
anbeten,
Nun
achtet auf das
„Die Zeit wird
spricht:
Wer
jetzt."
sich
namenlosen Gott.
in
die
erste
da den Vater anbeten Ewigkeit versetzen
wo
Wörtlein,
kommen und will,
mit
gehren und mit seiner Zuversicht.
ist
er
schon
der muss
seinem
Be-
Es gibt einen
obersten Teil der Seele, der steht über der Zeit
und weiss was
Alles
nichts je
von der Zeit noch vom Leibe.
geschah vor tausend Jahren,
Tag, der vor tausend Jahren war, der
der
ist in
der
wo
ich
Ewigkeit nicht ferner, als diese Stunde,
und der Tag, der nach tausend Jahren kommen wird oder soweit du zählen kannst, der
jetzt stehe,
ist
in
der Ewigkeit nicht ferner als diese Stunde,
worin ich
Nun
jetzt stehe.
spricht er: „Die beten an
den Vater."
Digitized by
Vom
55
namenlosen Gott
Ach, wie
gibt
viele
kümmern
an und
beten
die
es,
Kreatur
die
darum, und das sind gar
sich
um
Sobald du Gott anbetest
törichte Leute.
Kreatur willen, so
bittest
um
du
Schaden, denn sobald die
der
deinen eigenen
Kreatur
Kreatur
ist,
und Schaden und Uebel und Ungemach in sich. Und darum geschieht den Leuten ganz recht, die Ungemach und Bitterkeit davon haben. Warum? Sie haben darum trägt sie Bitterkeit
gebeten. Alle Dinge, die in der Zeit sind, haben ein
Warum.
Wie
„Warum „Warum Und so
der,
der einen Menschen fragte:
du?" „Damit ich Kraft habe." schläfst du ?" „Aus demselben Grunde." issest
Dinge, die
sind alle
in
Aber wer einen guten Menschen
rum
liebst
willen."
du Gott?" „Ich weiss
„Warum
liebst
der Wahrheit willen."
„Um
Gerechtigkeit?"
„Warum willen."
nicht!
liebst
du
„Warum Ich
lebe
die
lebst
du
die
der Zeit sind. fragte:
„Wa-
um
Gottes
nicht,
Wahrheit?"
„Warum
liebst
„Um
du
die
der Gerechtigkeit willen."
Güte?" „Um der Güte du?" „Wahrlich, ich weiss
gerne."
Die Meister sagen, die Seele habe zwei Ge-
und das obere Gesicht schauet allezeit und das niedere Gesicht blickt etwas herab und das berichtet die Sinne, und das oberste
sichter,
Gott,
Gesicht
ist
das oberste der Seele, das steht
in
Digitized by
Meister
56
Eckhart.
und hat nichts mit der Zeit zu und weiss nichts von der Zeit und vom Leibe. Und ich habe manchmal gesagt, dass darin etwas verborgen liege wie ein Ursprung alles Guten und wie ein leuchtendes Licht, das allezeit leuchtet, und wie ein brennender Brand, der allezeit brennt, [und der Brand ist nichts anderes der
Ewigkeit
schaffen
als
der heilige Geist].
dem
Die Meister sagen, aus der Seele fliessen zwei
Wille, die andere Vernunft, heit
der Kräfte
da Vernunft
in
liegt
Teil
und
die
Vollkommen-
der obersten Kraft, die
kann nimmer ruhen.
Die
heisst.
obersten
Die eine heisst
Kräfte.
Sie will
nicht Gott wie er der heilige Geist
und wie
er der
Sie will
auch nicht Gott wie er Gott
rum?
Da
hat er
sie
bricht
Götter, will
Sohn
ihn
wo
da,
und
ist,
fliehet
ist
den Sohn. ist.
Wa-
Namen, und wären tausend sich immer mehr Bahn, sie
er
Namen
keine
hat:
sie
will
etwas Edleres, etwas Besseres als Gott, wie er
Namen sie
er ein will
hat.
will ihn,
Ader,
ist,
aus
wie er ein
sie will in
will sie
wie er Vater
Grund
ihn,
fliesst;
Was
denn ?
Sie weiss nicht Sie will ihn, wie
ist.
dem Güte Kern
ist,
entspringt; sie
aus
dem Güte
ihn wie er eine Wurzel
der Güte entspringt, und da
ist
ist,
eine
er allein
Vater.
Nun
spricht unser Herr:
„Es erkennet
nie-
Digitized by
Vom
57
namenlosen Gott.
mand den
Vater als der Sohn,
niemand
der Vater." In Wahrheit,
als
und den Sohn
wenn
wir den
Vater erkennen wollen, so müssen wir Sohn sein. Ich habe einmal drei böse Wörtlein gesprochen, die
mögt
böse Gewürze aufnehmen,
ihr als drei
Zum
auf die ihr trinken müsst. wir
Sohn
an dem Vater, dem Sohn, und bin Sohn, wenn
Denn
des Sohnes Leben hängt und des Vaters Leben hängt an darum kann niemand sagen: ich er keinen Vater hat, und der
Wahrheit Sohn, der da wirkt.
meist er
—
Das
Mensch ist in Werke aus Liebe
was den Menschen
zweite,
zum Sohn
alle seine
macht, das
Gottes
schlagen,
Sohn haben
litz
nach nichts mehr wendet
Vater.
O, wie edel
der Zeit
Denn
und
steht
damit,
ist
die
dass sie
sie alle Zeit in sich
und wie wenig über der Zeit
das
soll,
worden, denn was
nur nach dem
als
Kraft,
da ohne
über der Zeit
dem
auch von
da über
die
Raum
geschlossen und
einer
steht,
dass er sein Ant-
ist,
die
ein Freund,
Auge ausgeDas dritte, was
ein
—
ein
Ist
krank wie ge-
ihm
Stirbt
Namen; wird ihm in Gottes Namen.
aller-
Gleichmut.
ist
krank, so sei er ebenso gern
sund, gesund wie krank. in
wollen
ersten,
so müssen wir einen Vater haben.
sein,
steht!
steht,
hat
ist alle
Zeit,
hätte,
was
der wäre gar bald reich gejenseits
des
der Kraft nicht ferner als was
Meeres
jetzt
ist,
ist
gegenwärtig
Digitized by
58
Meister Eckhart.
Und von denen
ist.
spricht er
„Solche suchet
der Vater."
uns Gott, so flehet
so liebkost
Seht,
Gott an und Gott kann nicht warten,
uns
bis sich
die Seele
geschmückt und von der Kreatur zornig
entfernt
hat,
und
es
und
sichere
eine
ist
notwendige Wahrheit, dass es Gott so not uns zu suchen,
als
ob
all
eine tut,
seine Gottheit daran
hange, wie es auch der Fall
ist.
Und
Gott kann
unser so wenig entbehren, wie wir seiner, und
könnte es auch
sein,
dass wir uns von Gott ab-
wenden könnten, so könnte nimmer von uns abwenden. Gott will
nicht
dass
ihn auch nicht loben
gegeben er
bitten,
hat,
sondern ich
sich
doch
Ich sage,
er
mir
für das, will
ihn
ich
gebe,
was
er
bitten,
mich würdig mache zu empfangen, und loben,
hat,
dass er geben muss.
wollte, der sein
eigenes Leben.
Sohn werden, dazu von der
die
nähme ihm
ich
will
ich
mir dass will
Natur und das Wesen
ihn
dass er
Gott
Wer
das Gott nehmen
sein eigenes
Dass wir so verhelfe
Wesen und in
Wahrheit
uns die Wahrheit,
gesprochen habe.
Amen.
Digitized by
7.
Vom
innersten Grunde.
Es spricht ein Meister: „Gott geworden, davon
ist
ist
ein
Mensch
das ganze Menschengeschlecht
erhöht und geehrt. Darüber können wir uns wohl freuen, dass Christus, unser Bruder, aus
Chöre der Engel gefahren und zur rechten Hand des Vaters sitzt." Dieser
eigener Kraft über alle ist
recht gut
Meister
hat
lich, ich
mache mir
es
mich,
wenn
ich
gesprochen;
aber wahr-
Was
nicht viel daraus.
hülfe
einen Bruder hätte, der ein
Mann wäre und ich ein armer, er weise und ich ein Tor? Ich spreche etwas anderes und dringenderes: Gott ist nicht allein Mensch
reicher
geworden, sondern er hat menschliche Natur an-
genommen. Es sagen die Meister gewöhnlich, schen
seien
gleich
sage wahrhaftig: sessen
edel
alles
von Natur.
Gute, was
alle
alle
Men-
Aber
ich
Heiligen be-
haben, und Maria die Gottesmutter, und
Christus gemäss seines Menschtums, das
ist
mein
Digitized by
60
Meister Eckhart.
Wo
eigen in dieser Natur.
im innersten Grunde
da hat diese Natur
Diese selbe Natur
Hineinschweben.
ein
der Vater seinen Sohn
gebiert,
ist
eins
und einfach. Hier kann wohl etwas herausschauen und herzuhängen, das ist das eine Nichts. Ich spreche von einem anderen und von einem schwereren.
Wer
der Nacktheit dieser
in
Natur ohne Mittel dastehn
dem Menschen, nie
er
trauter
als
Freund
so
sein,
dass
der jenseits des Meeres
von Angesicht
Gutes gönnt
der muss aus
soll,
herausgegangen
Person
aller
erblickt
dem, der ist
mehr Gutes gönnst
ist
und
Solange du deiner als
er
den
ebensosehr
hat,
ihm
bei
ist,
sein
Person
dem Menschen, den du
du wahrlich im Unund du schautest nie einen Augenblick in diesen einfachen Grund. Du hast freilich in einem abgezogenen Bild die Wahrheit wie in einem Gleichnis gesehen, es war aber nicht das gesehen, solange bist
nie
recht
beste.
Zum
zweiten sollst
und das Herz
ist allein
vernichtet hat.
heit
du
Zum
reines Herzens sein,
das
rein,
alle
dritten
Erschaffen-
sollst
du das
Nichts los sein.
Es
ist
eine Frage,
was
wille.
in
Aber
der Hölle brenne?
in
Die Meister sagen gewöhnlich ich sage wahrlich
der Hölle.
Das
:
:
Ein Gleichnis:
brennende Kohle und lege
sie
tut der Eigen-
das Nichts brennt
Man nehme
eine
auf meine Hand.
Digitized by
Vom Sagte ich
Grunde.
innersten
Kohle brenne meine Hand, so
ich, die
ihr
61
gar unrecht.
Das
was mich brennt? Kohle etwas
Soll
in sich
täte
sagen,
eigentlich
ich
tut das Nichts, weil die
was meine Hand nicht
hat,
hat.
Seht, eben dieses Nichts brennt mich.
Denn
hätte
meine Hand
Kohle
ist
und
natur.
das
alles
leisten
kann, so hätte
Wenn
einer
brannte,
was
in sich,
dann
völlige Feuer-
sie
alles
nähme und auf meine Hand
Weise also spreche
im Angesicht Gottes
sind,
was
von Gott getrennt
in
je
schüttete,
In gleicher
Weil Gott und
ich:
Seligkeit etwas in sich haben,
die
das
Feuer,
so könnte es mich nicht schmerzen.
die
die
alle die,
der
rechten
die nicht haben,
dieses Nichts allein
sind,
peinigt die Seelen mehr, die in der Hölle sind, als
Eigenwille oder irgend ein Feuer.
wahrlich: bist
so
Nichts
viel
du unvollkommen.
kommen sein, Darum heisst
dir
Ich sage
anhaftet,
so sehr
Wollt ihr darum
voll-
so müsst ihr das Nichts los sein.
Wörtlein:
ein
eingeborenen Sohn
in die
ihr nicht für die äussere
„Gott hat
seinen
Welt gesandt/' das
sollt
Welt verstehn, wie
er
mit uns ass und trank, ihr sollt es für die innere
Welt verstehn.
So wahr der Vater mit
einfachen Natur den
Sohn
wahr gebiert und das ist
in
er die
ihn
innere
seiner
natürlich gebiert,
des Geistes Welt.
Hier
so
Innigstem, ist
Gottes
Grund mein Grund und mein Grund Gottes
Digitized by
62
Eckhart.
Meister
Hier lebe ich ausser meinem
Grund.
wie Gott ausser seinem Eigenen einen Augenblick in diesen
Grund
Eigenen,
Wer nur
lebt.
geblickt hat,
dem
Menschen sind tausend Pfund rotes geschlagenes Gold nicht mehr als ein falscher Heller. Aus diesem innersten Grund heraus sollst du alle deine Werke wirken ohne ein Warum. Ich sage wahrlich: solange |
Himmelreichs,
des
deiner ewigen
so
wirkst,
es
bist
glaubst,
um um
von aussen
her
Gottes,
du wahrlich im Unrecht.
dich freilich so hingehn lassen, aber
Denn
nicht das Beste.
ist
oder
du deine Werke
um willen
Seligkeit
lange
Man kann
oder
du gelangest durch
wahrlich,
Innigkeit,
wenn du
durch An-
dacht,
durch Willfährigkeit oder besondere An-
stalten
eher zu Gott als
so
tust
du
nichts
am Herd
andres
als
oder im
Stall,
wenn du Gott
nähmest und wickeltest ihm einen Mantel
Kopf und Denn, wer Gott
den
die
Weise und
stecktest in einer
lässt
ihn
unter
eine
um
Bank.
Weise sucht, der nimmt
Gott, der in der Weise ver-
borgen
ist. Aber wer Gott ohne Weise sucht, nimmt ihn, wie er an sich selbst ist, und dieser Mensch lebt mit dem Sohne, und er ist
der
Wer das Leben tausend Warum lebst du? wenn es
das Leben selbst.
Jahr
lang fragte:
ant-
worten lebe
sollte,
spräche es nichts anderes als:
darum, weil
ich
lebe.
Ich
Das kommt daher,
Digitized by
Vom
Grunde
innersten
das Leben
dass
63
aus seinem
Grunde
eigenen
heraus lebt und aus seinem Eigenen quillt: darum
ohne Warum, indem
lebt es
Wer nun
einen wahrhaften
es sich selber lebt.
Menschen, der aus
seinem eigenen Gründe heraus wirkt, fragte
rum
antworten
Werke?
du deine
wirkst
sollte,
wenn
Wa-
:
er
recht
spräche er nichts anderes
als:
Ich wirke, weil ich wirke.
Wo
die Kreatur endet,
Nun
sein.
da beginnt Gott zu
begehrt Gott nichts anderes von
dir,
du aus dir selbst, in kreatürlicher Weise, hinausgehst, und Gott Gott in dir sein lassest. Das geringste kreatürliche Bild, das sich in dir
als dass
dies
Bild
ganze
Warum?
ebenso gross wie Gott.
bildet, ist
hineingeht,
Gottheit
da muss Gott und seine
Aber wo
weichen.
hinausgeht, da geht Gott hinein. so gewaltig danach, dass
daran
was schadet
du aus
er
Gott
in
Fürwahr,
liege.
es dir,
dir sei?
dass
dir
lieber
Geh doch Gott zu
Eines.
Sohn
heraus.
Wenn
diese
was dann zurückbleibt,
gehen,
selbst,
ob
all
in
seine
Mensch,
du Gott gönnest, dass
deinem Selbst heraus, so geht Gott aus seinem
Bild
dies
Gott begehrt
kreatürlicher Weise, hinausgehst, als Seligkeit
Weil
Denn wo
ganzen Gottes beraubt.
es dich eines
ist
dir
lieb
aus
zu
lieb
zwei
hinaus-
ein
einfach
In diesem Einen gebiert der Vater seinen in
dem
innersten
Brunnen.
Da
erblühet
Digitized by
Meister
64
Eckhart. •LS!
der heilige Geist und da entspringt in Gott ein
Und
Wille, der der Seele zugehört.
unberührt von allen
Wille aller
Erschaffen heit steht, so lange
frei.
Christus spricht:
Himmel,
und von der Wille
ist
„Niemand kommt in den wer vom Himmel gekommen ist."
als
Dinge sind aus Nichts erschaffen, darum
Alle
ihr
ist
solange der
Kreaturen
sich
Ursprung
eigentlicher
Insofern
Nichts.
edle Wille zu den
dieser
Kreaturen neigt,
so verfliesst er mit diesen Kreaturen in ihr Nichts.
Nun könne?
ob
eine Frage,
ist
dass
f Hesse,
dieser Wille so ver-
mehr
niemals
er
wiederkommen
Die Meister sagen gewöhnlich, er
komme
nie wieder, insofern er in der Zeit verflossen
Aber ich sage blick von sich :
Wenn
dieser Wille sich einen
selbst
und von
ist.
Augen-
aller Erschaffenheit
wieder zu seinem Ursprung hinwendet, so steht der Wille ist
frei,
einer
in
und
rechten,
freien
Art da und
diesen Augenblick wird alle ver-
in
lorene Zeit wiedergebracht. Die Leute sagen oft zu
mir:
Bittet
geht ihr
Da Warum
für mich.
heraus?
euch selbst und tragt
doch
wir
so
alle
greift in
denke ich:
nicht
bei
euer eigenes
Gut?
Ihr
Wahrheit wesenhaft
wahrhaft
Wahrheit ohne Seligkeit besitzen
in
Warum
ihr
bleibt
ihm
in euch.
bleiben
und
Dass alle
und ungeteilt in rechter mögen, das walte Gott. Amen.
Mittel
Digitized by
8.
Von
der Vollendung der Zeit
„In der Zeit
von Gott." nat, als
ward der Engel Gabriel gesandt Im sechsten Mo-
In welcher Zeit?
Johannes im Mutterleib zappelte.
Warum
mich nun einer fragte:
warum
fasten wir oder wirken wir
all
unser
so antworte ich: Darum, dass Gott in Seele
Warum
geboren werde.
Wenn
beten wir oder
ist
alle
Werk? unserer Schrift
und warum hat Gott die Engelsnatur und alle Welt geschaffen? Darum allein,
geschrieben
Gott
dass
in
der Seele geboren werde.
Kornes Natur meint Weizen, tur Gold, alle
alles
Alles
Schatzes Na-
Gebärung meint Mensch.
Wie
ein
Meister spricht, gibt es kein Tier, das nicht etwas
mit
dem Menschen Sankt
der Zeit gemein hat.
in
Paulus spricht:
„In
der Vollendung
der Zeit sandte Gott seinen Sohn." Sankt Augustin
ward Zeit? nicht
gefragt,
was das
sei,
Vollendung der Zeit
mehr
ist:
dann
ist
die ist,
Vollendung der
wenn der Tag
der Tag vollendet.
Es 5
Digitized by
Meister ist
eine sichere Wahrheit,
schehen es
66
Eckhart.
gibt
da muss
soll,
was
nichts,
diese
und Kreatur.
dert, als Zeit
wo
Geburt ge-
diese
hinab
alle Zeit
denn
sein,
Geburt so sehr hinEs
ist
eine notwendige
Wahrheit, dass die Zeit an Gott und die Seele
rühren
nicht
Könnte Zeit an
kann.
Seele
die
Könnte Gott berührt werden, so wäre er nicht
rühren, so wäre
von der Zeit
nicht Seele.
sie
Gott.
Wer
Eine andere Vollendung der Zeit!
Kunst und die Macht
was
alles,
bis
an das Ende der Welt:
einer das heranziehen könnte in ein gegen-
wärtiges Nu, das wäre Vollendung der Zeit.
Nu
der Ewigkeit,
wo
ist
das
in
Gott erkennt, so neu und so
derselben Lust, wie ich
Die mindeste Kraft als
in
der weite Himmel.
nunft, ich ist,
der
in
so nahe als
ist
dem
Wer
ihre
Ort,
die
könnte,
meiner Seele Ich sehe ab
in
ist
weiter
von der Verin
der bin
der tausend Meilen
Menge
der
jetzt
stehe.
Engel
sei
weg Die
ohne
könne nicht begriffen werden.
und ohne Menge dem wäre hundert wie
aber ohne Zahl
scheiden
und
frisch
gegenwärtig habe.
worin ich
Ort,
Zahl
sie jetzt
Das
Dinge
die Seele alle
Weite über Weite,
dem
Meister sagen, Zahl,
die
und
sechstausend Jahren je geschah oder
in
noch geschehen wird
wenn
hätte, dass er die Zeit
untereins.
Digitized by
Von der Vollendung der
Wären
Zeit.
67
gleich hundert Personen in der Gottheit,
so erkennte er doch, dass nur e i n Gott ist Dass
Gott
in
uns geboren werde, das walte
Gott.
Amen.
Digitized by
9.
Ein Zweites Wenn da ruht sind, ist,
die Seele in die
sie
ist
wo
aus;
da ruhet
die
vom namenlosen Gott
sie.
Gott
in
Ich sage, dass Gott un-
Einen
ist.
Dinge Gott
Die Stadt der Seele, die Gott
ungenannt.
gesprochen
namenlose Stadt kommt,
alle
unserer ältesten Meister,
der die Wahrheit schon
und lange vor
lange
Gottes Geburt gefunden hat, ehe der Christen-
glaube vorhanden war, wie er es,
dass
könnte, trüge;
alles,
etwas
darum
was
er
jetzt
ist,
den dünkte
von den Dingen sprechen
Fremdes und Unwahres wollte er schweigen.
Er
sich
in
wollte
Gebt mir Brot, oder gebt mir zu Aus dem Grunde wollte er nicht von
nicht sagen: trinken.
den Dingen sprechen, weil er von ihnen nicht so rein sprechen konnte, wie
Ursache entsprungen seien schweigen,
Zeichen
und
seine
:
sie
darum
aus der ersten wollte er lieber
Notdurft zeigte
Da nun
er
mit
nicht
einmal
von den Dingen reden konnte, so schickt
es sich
der
Finger.
er
Digitized by
Ein Zweites
uns
für
vom namenlosen
noch
mehr,
dass
69
Gott.
wir
ganz
und gar
schweigen müssen von dem, der da ein Ursprung aller
Dinge
Nun ist
ist.
sagen wir, Gott
nicht so.
Wäre Gott
wäre er gesprochen.
sei
ein
Geist.
Dem
eigentlich ein Geist, so
Sankt Gregorius spricht:
Wir können von Gott nicht eigentlich sprechen. Was wir von ihm sprechen, das müssen wir stammeln.
Digitized by
10.
Von
guten Gaben.
Ich pflege oft ein Wörtlein zu sprechen es
ist
Wir rufen
auch wahr:
schreien
im Paternoster:
schehe!
Wenn
Tage
alle
Herr,
und und
Wille ge-
dein
aber dann sein Wille geschieht,
so wollen wir zürnen und ergeben uns nicht
Was
seinem Willen.
er
auch
am
uns das Beste dünken und Die es so
fallen.
zum
allewege in ganzem
manchmal:
tut,
in
dass müsste
allerbesten
ge-
besten nehmen, die bleiben Ihr aber sprecht
Frieden.
Ach, wäre es anders gekommen, so
wäre es besser, oder wäre es nicht so gekommen, so wäre es vielleicht besser gekommen.
Solange
nimmer
Frieden.
dich
Du
das dünkt, gewinnst du sollst
Ich
es
zum
allerbesten
sprach einst:
Was
nehmen.
eigentlich
gewortet
werden kann, das muss von innen herauskommen
und von
seiner
Form ausgehen und
von aussen hineingehen. Innigsten
der
Seele.
Da
Das
darf nicht
lebt eigentlich
sind
dir
alle
im
Dinge
Digitized by
Von guten Gaben.
71
gegenwärtig und innerlich lebend und suchend
und sind im Besten und im Höchsten. Warum empfindest du das nicht? Da bist du nicht heimisch. Je höher im Rang ein Ding ist, um so allgemeiner
ist
es.
Den Sinn habe
ich
gemein
mit den Tieren und das Leben mit den Bäumen.
Das Sein ist mir noch tiefer innen, das habe gemein mit allen Kreaturen. Der Himmel ist mehr als alles, was daneben darum ist ist, ich
er
auch höher im Range.
im Rang, weil
sie
allgemein
Die Liebe steht hoch
man
dass unser Herr geboten hat, christen
lieben
wie sich
Es scheint schwer,
ist.
gemeine Mann gewöhnlich so demselben Sinne
in
selber soll
das ist
liebt.
sie ist
es
solle
lieben,
man solle sie dem man sich nicht sein. Man
auf, in
Nein, so soll es
ebensosehr lieben wie sich nicht schwer.
Wollt
mehr Lohnes wert
Wer
selbst,
und
gut merken, so
ihr's
als ein
bot scheint schwer, und der
den Mit-
Dies fasst der
selbst.
Gebot.
Lohn
ist
Das Ge-
begehrens-
soll und und wie ihn alle Kreaturen lieben, der muss seinen Mitmenschen lieben wie sich selbst und sich seiner Freuden und Ehren freuen und danach trachten wie nach seiner eigenen Ehre, und nach dem Fremden wie nach dem Seinen. Und so ist der Mensch allezeit in Freuden, in Ehren und in Nutzen, so
wert.
muss (ob
Gott
liebt,
wie er ihn lieben
er will oder nicht),
Digitized by
Meister ist
72
Eckhart.
ganz wie im Himmelreich und so hat er
er
stärkere Freuden, als
Gutes
wenn
er sich
allein
seines
freute.
Und
wisse
Wahrheit,
in
ist
dir
mehr
an
deiner eigenen Ehre als an der eines andern ge-
so
legen,
unrecht.
es
ist
deine suchst, da findest
du
Wisse, wenn du das du Gott nimmer, wenn
Du
nicht rein Gott suchst.
suchst etwas mit
gerade so wie wenn einer aus
Gott,
und
tust
Gott
eine
Kerze
mit der
machte,
man
etwas
und wenn man das Ding findet, so wirft man die Kerze weg. So tust du: was du mit
sucht,
Gott suchst, das
ist
nichts,
lichkeit
oder was es auch
darum
findest
du auch
sind lauter Nichts.
kein
Sein
hat,
du suchst Alle
nichts.
nichts,
Kreaturen
Ich sage nicht, dass sie ge-
ring sind oder wenig sind
Wer
Nutzen, Lohn, Innersei;
ist
haben kein Sein, denn
:
sie
sind gar nichts.
nichts.
ihr
Sein
Alle
Kreaturen
hängt an der
Gegenwart Gottes. Kehrte sich Gott einen Augenwürden zunichte. Ich sprach manch-
blick ab, sie
mal und so
ist
es
auch:
Wer
die
ganze Welt
nähme und Gott dazu, der hätte nicht mehr als wenn er Gott allein hätte. Alle Kreaturen haben nicht mehr ohne Gott, als wer eine Mücke hätte ohne Gott, ganz ebenso, nicht weniger und nicht mehr. Fürwahr, nun achtet auf ein wahres Wort.
Digitized by
Von guten Gaben.
Gäbe
73
Mensch tausend Pfund Goldes, auf dass man damit Kirchen und Klöster baute, so wäre das ein grosses Ding. Aber doch hätte der viel mehr gegeben, der tausend Pfund für nichts achten könnte der hätte viel mehr getan als jener. ein
:
Als Gott
alle
Kreaturen schuf, da waren
sie
so
erbärmlich und so eng, dass er sich nicht darin be-
wegen konnte. Jedoch die Seele machte er so sich gleich und so eben das Nämliche, damit er sich der Seele hingeben könnte: denn was er geben könnte, das achtet
ihr sonst
muss mir
sich selbst zu eigen
sich selbst gehört,
es
schmeckt mir
fangen
Ich
ward
oder es wird mir nichts und
nichts.
Wer
Himmel
täte?
sich selbst
ihn so ganz
emp-
herausgegangen
sein.
was der Vater im Da sprach ich: Er gebiert seinen
einst
Sohn, und dies
ihm so
nicht Gott
der muss sich selbst ganz ergeben
will,
haben und aus
fällt
sie
geben, so wie er
gefragt,
Werk
ist
ihm so reizend und gemehr tut,
gut, dass er nichts anderes
und aus ihnen beiden erblüht der heilige Geist. der Vater seinen Sohn in mir gebiert, so bin ich dieser Sohn und kein anderer; unter Menschen gibt es da einen und dort einen, aber da bin ich derselbe und kein anderer. Gottes Natur ist, dass er gibt, und sein
Wenn
Wesen hängt demütig
sind.
daran, dass er uns gibt,
wenn wir
Sind wir das nicht, so empfangen
Digitized by
74
Meister Eckhart.
wir auch töten
nichts
Raumes
und tun ihm Gewalt an und die Seele der Zeit und des so sendet der Vater seinen Sohn
Wenn
ihn.
ledig
in die Seele.
ist,
Es spricht
Lichter.'
zu
1
Dass wir
empfangen,
herab,
„Die beste Vater der
bereitet seien, die beste
dazu
Vater der Lichter.
:
vom
ein Wörtlein
Gabe kommt von oben
verhelfe
uns Gott,
Gabe der
Amen.
Digitized by
11.
Von unsagbaren Dingen. „Fürchtet nicht,
die
euch körperlich
töten
wollen, denn die Seele können sie nicht töten/'
denn Geist
tötet
und
nicht
Geist.
Geist gibt
Die euch töten wollen, das
Geist Leben.
ist
dem Blut
und das stirbt miteinander. Das Edelste, was am Menschen ist, ist das Blut, wenn es guten Willens ist. Aber das Aergste, was am Menschen ist, ist das Blut, wenn es bösen Willens ist.
Fleisch,
Siegt das Blut über das Fleisch, so
ist
der
Mensch demütig, geduldig und keusch und hat alle Tugend in sich. Siegt aber das Fleisch über das Blut, so wird der Mensch hochfahrend, zornig und unkeusch und hat alle Untugend in sich. Nun passt auf, ich will jetzt sagen, was ich nie
gesagt
Erde und
habe. alle
Als Gott den
nicht; er hatte nichts zu wirken; in
kein
Werk.
Gleichen."
Da
Himmel,
die
Kreaturen schuf, da wirkte Gott
ihm war auch
sprach Gott: „Wir machen einen
Schöpfen
ist
ein
leichtes
Ding, das
Digitized by
76
Eckhart.
Meister
man, wenn und wie man
tut
Aber was
will.
ich
mache, das mache ich selbst aus mir selbst und in
mir selbst und drücke mein Bild ganz und
gar darein. Als Gott den Menschen er
machte, da wirkte
Werk
der Seele sein
in
Gleichen, sein
des
wirkendes und sein immerwährendes Werk.
Werk war
war das Werk Gottes. Gottes
als die Seele: die
Natur,
sein
Wesen
und
Wenn
Segen, Gottes Segen!
dann
die
Liebe
sich
selbst
er
liebt
und und
sein
In
liebt,
liebt er alle
liebt
er
in
Gottes
der Seele
Das Werk
sein
ist
Gott
liebt
Wesen
und
Gott.
der Liebe, worin Gott mich
Kreaturen.
sondern
sie,
ist
Natur,
seine
seine Gottheit.
Gott
Werk.
Liebe
die
hängt
Gottheit
seine
daran, dass er in der Seele wirken muss.
wirkt,
Das
so gross, dass es nichts anderes war
Nicht
als
Kreaturen
die
Mit der Liebe, worin Gott sich
liebt,
Kreaturen als
Gott.
liebt er alle
Dinge.
Nun
will ich sagen,
was
ich nie gesagt habe.
Gott empfindet und schmeckt sich
dem
Geschmack,
schmeckt er
womit Gott
er alle
nehmen
womit Gott
Dinge. ihren
Mit
schmeckt,
Kreaturen, nicht als Kreaturen,
alle
sondern die Kreaturen schmack,
selbst.
sich
als
sich
In
dem Ge-
schmeckt,
schmeckt
Gott.
Nun
passt auf.
Lauf
zu
ihrer
Alle Kreaturen
höchsten
Voll-
Digitized by
77
Von unsagbaren Dingen
Nun
kommenheit.
euch, vernehmet bei
bitte ich
der ewigen Wahrheit und bei meiner Seele. will ich sagen,
was
ich nie gesagt habe:
Nun
Gott und
Himmel und Erde. Ich sage mehr: Der innere und der äussere Mensch unterscheiden sich gleichfalls so sehr wie Himmel und Erde. Der Himmel steht viel tausend Meilen darüber. Gott wird und wird zunichte. Nun komme ich wieder auf meine Rede Gottheit unterscheiden sich so sehr wie
Gott schmeckt sich selbst
Sonne
wirft
Kreaturen,
ihren
sie in
Schein haftigkeit.
ihre
Leben
um
alle
die
Wesens
ihres
Die
allen
Sonne ihren Schein sich und verliert doch nicht Alle Kreaturen geben ihr
und worauf
das zieht
wirft,
Dingen.
Schein aus auf
in
lichten
Alle Krea-
willen auf.
turen tragen sich in meine Vernunft hinein, da-
mir vernüftig sind.
mit
sie in
alle
Kreaturen zu Gott zurück. Wartet, was ihr alle
tut.
Ich allein bringe
Nun komme
ich
wieder auf meinen innern und äussern Menschen. Ich betrachte die Lilien auf lichten Blätter.
rum?
Schein
und
ihre
dem Farbe
Aber ihren Duft sehe
Felde und ihren
und ich
alle
nicht.
ihre
Wa-
Aber auch ist. und ich spreche es aus mir heraus. Alle Kreaturen schmecken meinem äussern Menschen als Kreaturen, als Wein und Brot und Fleisch. Aber meinem innern Menwas
Weil der Duft
ich spreche,
ist
in
in
mir
mir,
Digitized by
78
Meister Eckhart.
sehen schmeckt nichts
Gabe
Und
Kreatur, sondern als
als
innerster Mensch Gabe Gottes, sondern als immer und ewig. Ich nehme ein Becken mit Wasser und lege einen Spiegel hinein und setze es unter das Rad der Sonne, so wirft die Sonne ihren lichten Schein aus dem Rad und aus dem Boden der Sonne und vergeht doch nicht. Das
Gottes.
schmeckt
mein
sie nicht als
Widerspiegeln des Spiegels der Sonne.
So
ist.
Natur,
Sonne und
sie
es
mit Gott.
Gott
ist
seinem Wesen
der Seele, und er
ist
und
sie
doch was
ist
Kreaturen
allen
—
mit
ist
seiner
in sie
seiner
Gottheit Seele.
Gott
in
ist
sie
ist
doch was
ist
doch nicht die
Widerspiegeln der Seele
und
der Sonne
in
Ist
in
Das Gott
Ist
Gott wird da zu
ist.
Gottes Sprechen wird da zu
Gott.
Als ich
dem
Fluss
dem Grunde,
in
und
in
in
da fragte mich niemand, wohin
was
ich täte:
Als ich
floss,
dem Boden,
in
der Quelle der Gottheit stand,
da sprachen
alle
oder
ich wollte
da war niemand, der mich
fragte.
Kreaturen Gott.
man mich: Bruder Eckhart, wann gingt Ihr aus dem Hause? Da war ich drinnen. So sprechen alle Kreaturen von Gott. Und warum Fragte
sprechen
sie nichts
in
der Gottheit
zu
sprechen.
ist,
von der Gottheit? ist eins,
Gott
wirkt,
und davon die
Alles, ist
was
nichts
Gottheit wirkt
Digitized by
Von unsagbaren Dingen. nicht,
79
hat nichts zu wirken,
sie
Wenn
Wirken und Nichtwirken. Gott komme, dann bilde
iWündung allein in
Fluss
höher
viel
bringe
und
in
sei.
mand, das hört da
ich
wieder
in
meine
Ursprung.
Ich
in
sie
mir eins sind.
den Boden,
in
den
in
woher
Da
ich
komme
oder
mich
nie-
vermisste
alles auf.
dem gönne Mensch gewesen, so
diese Predigt verstanden hat,
Wäre
ich's gern.
Es sind
ich
Quelle der Gottheit komme,
die
gewesen
Wer
mein
als
den Grund,
ich in
ich
hätte
kein
Kreaturen aus ihrer Vernunft
alle
so fragt mich niemand,
wo
ist
ich nicht, so steht
meine Vernunft, dass
Wenn
ihr
in
Gott und Gottheit unterscheidet sich wie
Werk.
sie
hier kein
diesem
etliche
Stocke
arme Leute,
heim und sagen:
ich
will
predigen die
müssen.
gehen wieder
mich auf den Stuhl
und mein Brot essen und Gott dienen. Ich sage aber in Wahrheit, diese Leute müssen verirrt bleiben und können nimmer erreichen und setzen,
erlangen,
was
Armut und
die
andern erreichen, die Gott
Entblösstheit nachgehn.
in
Amen.
Digitized by
12.
Vom
Leiden Gottes.
Lehrer spricht:
Ein
wohl wird
mir,
trägt
Du
Gott,
wie
meine Liebe Früchte
dir!
reicher
Unser Herr spricht zu einer jeglichen
lie-
benden Seele: „Ich bin euch Mensch gewesen,
wenn
ihr mir nicht Götter seid,
unrecht. ich
in
Mit meiner göttlichen
eurer menschlichen
mand meine
göttliche
so tut ihr mir
wohnte
Natur
Natur, so
dass
nie-
Gewalt kannte und man
mich wandeln sah wie einen andern Menschen.
So in
sollt ihr
euch mit eurer menschlichen Natur
meiner göttlichen Natur bergen, dass niemand
eure menschliche Schwäche an euch erkenne und dass euer Leben
zumal
an euch nichts erkenne
göttlich als Gott."
sei,
schieht nicht dadurch, dass wir süsse geistliche
man
das ge-
Worte und
Gebärden annehmen und dass wir im
Geruch der
Name
dass
Und
Heiligkeit
stehen
oder dass
unser
und weit getragen werde und wir von Gottes Freunden geliebt werden oder dass fern
Digitized by
Vom
81
Leiden Gottes.
wir von Gott so verwöhnt und verzärtelt sind,
dass es uns vorkommt, Gott habe vergessen bis auf uns
allein,
was wir von Gott begehren, das geschehen.
Kreaturen
alle
und dass wir wähnen,
Nein, nicht also!
sei
jetzt alles
Nicht das heischt
Gott von uns; es steht ganz anders. Er
will,
werden, so
dass wir
frei
man uns
und unbewegt gefunden
nachsagt, wir seien falsche
Leute,
und was man sonst von
uns sprechen kann,
um
uns unsern guten Leu-
mund
und
und unwahrhafte
zu nehmen,
nicht
allein,
dass
man
schlecht von uns spricht, sondern auch schlecht
gegen uns handelt und uns
die
Hilfe
entzieht,
die wir für unsern Lebensbedarf nicht entbehren
können, Dinge, schädigt,
und
nicht allein
sondern
uns
am
Bedarf göttlicher
auch an unserm
Körper
dass wir krank werden oder sonst in
schmerzliche Mühsal des Körpers verfallen, und
wenn die Leute, während wir in allen unsern Werken das allerbeste tun, das wir ersinnen können, uns das
zum
allerbösesten
kehren, das
und wenn wir das nicht allein von den Menschen erdulden, sondern auch von Gott, so dass er uns den Trost seiner Gegensie
ersinnen
können,
wart entzieht und gerade so
tut,
als
wäre eine
Mauer zwischen uns und ihm aufgerichtet, und wenn er, falls wir mit unsrer Mühsal zu ihm kommen, um Trost und Hülfe zu suchen, sich dann 6
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82
Meister Eckhart.
gegen uns benimmt, wie wenn er seine Augen uns schlösse, so dass er uns nicht sehen
vor
noch hören
will
und
er
Kampf mit unsern
im
uns
allein
Nöten,
stehen lässt
wie
Christus
von seinem Vater verlassen ward: sehet, dann sollten wir uns in seiner göttlichen Natur bergen,, dass wir in unserer Trostlosigkeit so unerschüttert
uns mit nichts anderm zu helfen als
stünden, allein /
all
mit
dem Worte,
Gott
man
es
ist
am
ein
:
„Vater,
mir vollbracht."
beschaffenes
so
besten
Wesen,
mit Nichts erkennt.
Dadurch, dass
mit Nichts? tut,
das Christus sprach
dein Wille werde an
man
dass
Wieso
alles Mittel
ab-
aber nicht etwa bloss der Welt entsagen und
Tugend haben, sondern ich muss auch die Tugend lassen, wenn ich Gott unmittelbar sehen will; nicht so, dass ich der Tugend entsage, sondern die Tugend soll in mir wesenhaft wohnen und ich soll über der Tugend wohnen. Wenn so des Menschen Gedanken kein Ding mehr berühren
kann,
heidnischer die
dann
erst
Meister sagt,
Natur nichts vermag.
berührt er dass
in
Gott.
Natur
Ein
über
Daher kann Gott von
keiner Kreatur erkannt werden.
werden, so muss das
die
Soll er erkannt
einem Licht über der
Natur geschehen. Die Meister haben eine
komme, wenn Gott
Frage,
woher
die Seele über sie selbst
das
und
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Vom
83
Leiden Gottes.
über
Kreaturen erhebe und er
alle
warum
heimgeführt habe,
selbst
zu sich
sie
denn
er
den
Leib nicht auf eine höhere Stufe hebe, so dass
Dinge nicht
irdischer
er
antwortet ein Meister
—
Augustin
und
—
Dies
bedürfte ?
ich glaube, es
sagt folgendes:
Wenn
ist
be-
Sankt
die Seele
zur Vereinigung mit Gott gelangt, erst dann der Leib vollkommen dazu gelangt, dass er
Denn
Dinge zu Gottes Ehre geniessen kann.
um
des Menschen willen sind
Kreaturen aus-
alle
und was der Leib vernünftig von den
geflossen,
Kreaturen geniessen kann, das kein Abfall, sondern eine
denn
für die Seele
ist
Erhöhung
ihrer
die Kreatur könnte keine edlere
finden,
um
langen,
als
wieder zu ihrem
Würde,
Mündung
Ursprung zu ge-
den rechten Menschen, der
Augenblick seiner Seele
gestattet,
einen
dass er in die
Denn
Vereinigung mit Gott hinaufgezogen wird. zwischen Gott und der Seele nis,
und
der
Gottheit folgt,
sofern
Christus
lieben
ist
alle
dann kein Hinder-
Seele
Gott
sofern
folgt
die
in
ist
die
in
die
Wüste
der Leib
Wüste der
dem
freiwilligen
Armut, und wie die Seele mit der Gottheit verder Leib mit der Wirkung wahrer
ist,
so
ist
Tugend
in
Christus vereint.
eint
lische
Sohn, er
Vater wohl sprechen in
dem
ich
hat nicht allein
:
So kann der himm„Dies
ist
mein
lieber
mir selber wohl gefalle/' denn in
die
Seele geboren seinen
6*
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84
Meister Eckhart.
eingeborenen Sohn, nein, er hat
sie selbst
seinem
eingeborenen Sohn geboren.
Wohlauf, aus
was kann
allertiefstem
hart
dir
oder
Mensch,
Herzen! zu
bitter
leiden
sein,
wenn du recht betrachtest, dass der, der da in der Form Gottes und im Tage seiner Ewigkeit im Glänze der Heiligen war, und der zuvor gewar
boren
als
ein
Gottes, dass der in
Strahl
und
eine
Substanz
den Kerker und den Leim
deiner beschmeckenden Natur kommt, die so unrein
dass
ist,
nahen, dass
in
er
gesteckt nicht
alle
Dinge,
ihr stinkend
doch
um
deinetwillen
Was
werden wollte?
süss
sein
Bitternis deines
so
sollte
rein
sie
sich
ihr
und unrein werden, und
zu
gänzlich gibt
leiden,
es,
hinein-
das dir
wenn du
die
Herrn und Gottes zusammenliest
und wenn du zurückdenkst an all die Bitternis und all die Schmach, die auf ihn fiel? Welche Schmach und Schande er litt von den Fürsten und von den Rittern und von den bösen Knechten und von denen, die den Weg vor dem Kreuze auf und nieder gingen? Wie die Klarheit des ewigen Lichtes verspieen und verspottet und verhöhnt ward? Fürwahr, welch eine grosse schuldlose Barmherzigkeit und wohlbewährte Liebe, die mir an keinem Orte so vollkommen gewährt ward, als
an
seinem
dem
Orte,
wo
Herzen brach!
die
Kraft der Liebe aus
Darum mache
dir
ein
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Vom
85
Leiden Gottes.
Bündel aus allerhand
Bitternis deines
und lass es Brüsten wohnen, und
Gottes
beschaue
deinen
Tugend an und
sieh seine
fördersam
wie
sie,
Herrn und
zwischen
allezeit
dein
er
Heil
in
Werken bedacht hat, und gib wohl dass du ihm mit derselben Münze verseinen schändlichen, schmachvollen Tod
allen seinen acht, giltst
und
ohne
seine schmerzhafte Natur, mit der er
Schuld für deine Schuld
gelitten
hat,
ob
als
Propheten von seinem Schmerze er
sagt:
schuldung willen," und
Werke
seiner
Reichtum
wo
sollt ihr besitzen
meiner Ver-
von der Frucht
er
da sagte
spricht,
indem
spricht,
um
das leide ich
„Seht,
es
dem
seine eigene Schuld wäre, wie er selbst in
er: „Seht, diesen
für eure Werke/'
nennt unsre Sünde seine Sünde und sein
und
Werk
unsere Werke, denn er hat unsere Sünde gut-
gemacht,
als
ob
er
ob wir
sie
Mühsal klagt
König bietet
um
ansieht,
seine
und
hätte,
Werke, gerade
Und
als
dies soll unsere
machen, denn der gute
gering
nicht
Wunden, wenn
der mit ihm verwundet
Ritter
er ist.
den
Er
uns einen Trank, den er zuvor getrunken oder
grosse Liebe nie
selbst getan
seiner
gewirkt hätten.
Er schickt uns
hat.
getan
sie
Lohn
wir besitzen den
gelitten
zum
nichts, hätte.
was
er nicht vorher
Darum
sollen
wir
Leiden haben, denn Gott hat
etwas anderes getan, solange er auf Erden
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86
Meister Eckhart.
war. all
und als
Dass wir so unsre menschliche Natur und
unsre Schwäche verlieren ; dass
in göttliche
Natur verwandeln
an uns nichts gefunden werde
lauter Gott, das walte Gott.
Amen.
Digitized by
13.
Von der
Einheit der Dinge.
Als ich heute hierherging, überlegte ich mir,
wie ich euch so vernünftig predigen könnte, dass
mich wohl verstündet, und
ihr
Wenn
Gleichnis aus.
ein
stehen
ihr
ich
dachte mir
das
recht
ver-
so verstündet ihr meinen Sinn
könntet,
und den Grund aller meiner Meinungen, den immer predigte. Es war aber das Gleichnis von meinen Augen und von dem Holze. Wenn mein Auge aufgetan wird, so ist es mein Auge. Ist es zu, so ist es dasselbe Auge, wegen des Sehens geht dem Holze weder etwas ab noch ich
etwas
zu.
Nun
merket
recht auf.
Geschieht
Auge an sich selbst und aufgetan und auf
aber das, dass mein
und
einheitlich
ist
Holz geworfen wird mit einem Ansehen, so ein in
jegliches,
was
es
ist,
eins
das
bleibt
und doch werden
sie
der Wirksamkeit des Ansehens wie eines, so
dass
Holz
man sagen kann: Auge-Holz, und das mein Auge. Wäre aber das Holz ohne
ist
Digitized by
Meister
88
Eckhart
Materie und ganz geistig, wie das Gesicht meiner
Augen, so könnte man in
in
Wahrheit sagen, dass
der Wirksamkeit meines
Gesichts das
Holz
und mein Auge aus einem Wesen bestehen. Ist dies wahr von körperlichen Dingen, viel mehr wahr ist es von geistigen Dingen. Ihr sollt wissen, mein Auge hat viel mehr Einheit mit den Augen eines Schafes, das jenseits des Meeres ist, und das ich nie gesehen habe, als mit meinen Ohren, mit denen es doch eins ist im Wesen; und das kommt daher, weil das Auge des Schafes dieselbe Wirksamkeit hat wie mein Auge, und daher spreche ich ihnen mehr Einheit im Wirken zu als meinen Augen und Ohren, denn die sind im Wirken verschieden. Ich habe manchmal von einem Licht gesprochen, das in der Seele ist und das ungeschaffen und unerschafflich ist. Eben dieses Licht pflege
ich
allewege
in
rühren, und dieses Licht
meiner Predigt zu
be-
nimmt Gott unmittelbar
und ohne Hüllen wahr, rein wie es an sich selbst und diese Wahrnehmung findet statt in der
ist,
Wirksamkeit der Hineingebärung. wahrlich sagen, dieses Licht hat
Gott
als
Rang
ist
ich
Einheit mit
mit sonst einer Kraft, mit der es doch
im Wesen eins Licht
Da kann
mehr
ist.
Denn
ihr sollt wissen, dieses
im Wesen meiner Seele nicht höher im
als
die
niederste
oder allergewöhnlichste
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Von
89
der Einheit der Dinge.
von Hunger oder Durst, Frost oder
die
Kraft,
Hitze befallen werden kann,
demnach
die
sie alle eins
man
Wesen
das
dass
her,
gleich
betrachtet,
sind
im Rang; aber betrachtet
dann
ihren Werken,
sie in
und höher
Wenn man
ist.
Wesen
Kräfte im
und
und das kommt da-
einfach
eine viel edler
ist
als die andere.
Darum
sage ich: wenn sich der Mensch von und von allen geschaffenen Dingen abkehrt, so weit du das tust, so weit wirst du geeint und beseligt in dem Fünklein der Seele, das nie Zeit oder Raum berührt hat. Dieser Funke entzieht sich allen Kreaturen und will nur Gott, sich
selbst
wie er an sich selbst
Er begnügt sich nicht
ist.
mit Vater oder Sohn oder heiligem Geist, und nicht mit den drei Personen, sofern jede für sich in
Ich sage wahrlich,
ihrer Eigenschaft dasteht.
eben
dieses
begnügt
Licht
sich
nicht
mit
der
Eigen haftigkeit der fruchtbaren Beschaffenheit der göttlichen Natur.
Ich will
noch wunderbarer
lautet
heit,
dieses
einfachen
Licht
:
noch mehr sagen, was
ich sage in guter
begnügt
stillstehenden
sich
göttlichen
dem
Wesen,
das
weder gibt noch nimmt, sondern es woher dieses Wesen kommt, es will fachen
Grund,
in
die
stille
Wahr-
mit
nicht
will wissen,
den
ein-
Wüste, wohin
nie
in
etwas Unterschiedenes, weder Vater noch Sohn
noch
heiliger Geist,
gedrungen
ist; in
dem
Innig-
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90
Meister Eckhart. sten,
sich in
wo niemand in
sich selbst;
fache
heimisch
ist,
einem Uchte, und da
Stille,
denn
die
in
dieser sich
da begnügt es
ist
Grund
selbst
es einiger als ist
eine ein-
unbeweglich
ist,
und von dieser Unbeweglichkeit werden bewegt und da empfangen ihr ganzes Leben alle Dinge, die vernünftig leben und sich in sich selbst versenkt haben. walte Gott.
Dass wir so vernünftig leben, das
Amen. <
Digitized by
14.
Wie Nemo
potest ad
eum
traxerit
am
Jesus
(Joh.
Stricke zog.
me
VI,
Diese
Worte
Herr Jesus Christus mit seinem
unser
Mund
im Evangelium gesprochen, und
deuten
:
„Niemand kann zu mir kommen,
mein Vater
Nun
meus
venire, nisi pater 44).
hat
süssen sie
be-
als
den
ziehet."
sollen
wir wissen,
lische Vater aus aller Kraft
Herr
bevor unser
Jesus Christus geboren wurde, zog der
himm-
fünftausendzweihundert
Jahre lang, ohne dass er einen einzigen Menschen ins
Als nun der abgemüht und so
Himmelreich ziehen konnte.
Sohn
sah, dass der Vater sich
kräftig gezogen und doch nichts geschafft hatte, da sprach er zu dem Vater: „Ich will sie mit den Seilen Adams ziehen," gerade als ob er
sagte:
Ich sehe wohl, Vater, dass
deiner Kraft nichts schaffen kannst; ich mit
ziehen.
meiner Weisheit
sie
du mit darum
aller
will
Adams hernieder vom
an den Seilen
Daher Hess der Sohn
sich
Digitized by
92
Meister Eckhart.
Himmelreich da
alle
ohne
die
Adam
in
den Leib unsrer Frau und nahm
unsre leiblichen Gebrechen an
Sünde und
sich,
aber
die Unvernunft, in die uns
hatte, und machte ein Seil aus Worten und seinen Werken und all seinen Gliedmassen und seinen Adern und zog
geworfen
allen seinen
in
Leib
von Herzen, dass
seiner Weisheit so sehr
all
am Ende
blutiger Schweiss aus seinem
herausbrach.
Und
heiligen
dreiunddreissig
er
als
Jahre lang gezogen hatte, ohne etwas zu schaffen,
da sah er doch schon die Bewegung und Loslösung
aller
her sprach
Dinge; die wollten ihm folgen. Daer:
„Würde
ich
an
er
Kreuz erDaher ward
das
höht, so zöge ich alle Dinge zu mir."
ans Kreuz gespannt und legte allen seinen
Glanz und
alles,
was ihn
am
Ziehen hätte hindern
können, ab.
Nun und zog
gibt es drei Dinge, die
die hatte er alle bei sich
er
Kreuze.
an einem Vormittag mehr
dreiunddreissig natürlich
sehen,
von Natur ziehen,
am
Jahren.
an sich
zieht,
dass der Vogel
Das ist
erste
Daher
vorher
als
in
Ding,
das
wie
wir
Gleichheit,
den Vogel anzieht, der
ihm von Natur aus gleich ist. Mit dieser Gottheit und Gleichheit zog er den himmlischen Vater zu sich, denn der ist ihm gleich an Gottheit. Um ihn desto mehr an sich zu ziehen, damit er seines
Zornes vergesse, spricht er: „Herzlieber
Digitized by
Wie
Jesus
weil
Vater, die
am
dir
du
93
zog.
Stricke
Sünde trotz all der Opfer, Bunde gebracht wurden, nie
die
im alten
vergeben wolltest, so sage
Herzens
ich,
Schatz göttlicher
borgen hast: ich
ich
in
allen
und in dem du Liebe und Reichtums ge-
Stücken an Gottheit gleich allen
mein Vater, deines
Sohn, der dir
eingeborener
komme
ist,
an das Kreuz, auf dass
vor deinen Vateraugen ein lebendiges Opfer
werde, dass du die Augen deiner väterlichen Barm-
und mich
herzigkeit senkst
ansiehst, deinen
ein-
geborenen Sohn, und schau mein Blut an, das aus meinen
Wunden dem
fliesst
Schwert aus, mit
Cherubim, den hast,
damit
Weg zum
jetzt
die in mir ihre
und
du, in der
alle
frei
lisch
das feurige
Hand
des Engels
Paradies verschlossen
hineingehen
können,
Sünde bereuen und beichten und
büssen."
Das zweite, was natürlich zieht, ist ein leerer Raum, wie wir sehen, dass das Wasser, wenn man die Luft aus einem Rohr herauszieht, bis an den Mund hinaufläuft, denn wenn die Luft hinausgeht, ist das Rohr leer; die Leere zieht dann das Wasser an sich. Also machte sich unser Herr Jesus Christus heit
Dinge an
alle
liess alles
war,
leer, als
sich
wollte,
denn er
Blut ausfliessen, das in seinem Körper
und dadurch zog
Gnade,
er mit seiner Weis-
ziehen
die
im
er alle Barmherzigkeit
und
Herzen seines Vaters war,
so
Digitized by
Meister
vollständig die
94
Eckhart.
und so
reichlich
an
dass es für
sich,
Darum
ganze Welt genug war.
sprach der
nimmer und sprach weiter: „Mein Sohn, nun sei kühn und stark, denn du sollst das Volk allesamt in das Land geleiten, das ich verheissen habe, in das Land himmlischer Freuden, das da überfliesst vom Honig meiner ewigen Gottheit und von der Milch deines Menschtums." „Meiner Barmherzigkeit
Vater:
will
ich
vergessen/'
Drittens ziehen heisse Dinge, wie wir sehen,
dass die Sonne den
Himmel
Dampf von
der Erde
zum
ward auch unser Herr Jesus Christus am Kreuze heiss und hitzig, denn sein Herz brannte am Kreuze wie eine Feuerhinaufzieht, daher
oder ein Ofen, wo die Flamme an allen Enden hinausschlägt; so brannte er am Kreuze im Feuer der Liebe zu aller Welt. Daher zog er auch mit der Hitze seiner Liebe alle Welt an sich, denn sie gefiel ihm so sehr, dass nie-
esse
mand
sich
vor seiner Hitze bergen konnte, wie
Herr David im Psalter unser so
grosser
Liebe,
wie
Denn
sagt.
Herr Jesus Christus die
je
tat,
Marter,
nichts,
was
geschah
mit
er
am
die
denn da gab er seine Seele für uns, und wusch unsre Sünde in seinem teuren Kreuze
Blute
erlitt,
und brachte
sich
zum
lebendigen Gott zu dienen.
Opfer,
um dem
Daher zog
er
uns
Digitized by
Wie
Jesus
am
Stricke
auch mit seiner Liebe sich,
so dass alle
95
zog.
die,
am
Kreuze allgewaltig an
denen
sein
Marter zu Herzen geht, mit ihm
werden.
Tod und
in
seine
Ewigkeit selig
Amen.
Digitized by
15.
Von Unser
der Erkenntnis Gottes. Herr
lieber
Gottes nahe bei uns uns,
isf in
sollt ihr wissen,
ist,
das Reich Gottes
Ja,
und Sankt Paulus
näher bei uns
Heil
als
das_ Reich
dass
spricht,
ist.
spricht, dass unser
wir glauben.
Nun
wie das Reich Gottes uns nahe
Hiervon müssen wir den Sinn recht acht-
ist.
Denn wäre
sam merken.
ich
ein
König
und
wüsste es selbst nicht, so wäre ich kein König.
Aber
hätte ich die feste
Ueberzeugung, dass
ich
ein
König wäre, und meinten und glaubten das
alle
Menschen mit mir, so wäre ich ein König aller Reichtum des Königs wäre mein. So
und ist
auch unsere Seligkeit daran gelegen, dass man Gott selbst
das
höchste
und
weiss.
die
Gottes allzumal empfänglich
Gut,
das
dessen so gewiss, wie
Ding so nahe als ich
ist,
erkennt
Ich habe eine Kraft in meiner Seele,
ist
ich
wie Gott.
lebe,
Gott
ist.
Ich
bin
dass mir kein ist
mir näher
mir selber bin, mein Wesen hängt daran,
Von
97
der Erkenntnis Gottes.
Das ist. und einem Holze, nicht. Wüsste das Holz Gott wie nahe er ihm ist, wie es
dass Gott mir nahe und gegenwärtig
ebenso einem
er
ist
aber
wissen es
sie
und erkennte der
Engel erkennt,
höchste
wie
selig
es,
Stein
höchste
der
Holz wäre so
das
Engel.
der Mensch seliger als ein
Und darum
Holz, weil
erkennt und weiss, wie nahe ihm Gott
davon
Gott
er selig, dass
ist
so nahe
und dass
ist
in
ihm
Nicht
ist.
und ihm
ist
er Gott hat, sondern
von, dass er Gott erkennt, wie nahe er ihm
und dass
er
ist
Gott
er
Gott wissend und liebend
ist,
daist,
und
'
der
Wenn fällt
mich
Reichtum.
an
Schweigen, seiner Grösse wegen;
könnte, das in
ist
Gott selbst mit
Gottes Reich
alle
ist
nicht Gottes
Reich
Reich erkennt, braucht lehren, sie wird
all
kleines
seinem
Ding:
machen Der Seele,
Reich.
erglänzt
man
und
die
Gottes
nicht predigen oder
vom ihm belehrt und des ewigen Wer weiss und erkennt, wie
getröstet.
nahe ihm Gottes Reich sprechen es
kein
ist
Welten dächte, die Gott
der Gottes
Lebens
;
ist
dann be-
ich an Gottes Reich denke, tiefes
denn Gottes Reich wer
nahe
erkennen, dass Gottes Reich
soll
:
„Gott
ist
ist,
der kann mit Jakob
an diesem Ort und ich wusste
nicht."
Gott
Weise
ist
in allen
Kreaturen gleich nahe.
spricht: „Gott hat seine Netze
und
Der
Stricke 7
Digitized by
98
Meister Eckhart
auf in
alle
man
Kreaturen ausgeworfen, so dass
ihn
und erkennen kann, wenn
einer jeden finden
man
Ein Meister spricht: es wahrnehmen will." Der erkennt Gott recht, der ihn in gleicher Weise in allen Dingen erkennt; und wenn einer Gott in Furcht dient, ist es gut; wenn er ihm aus
Liebe
dient,
ein
Mensch
Gott
hat,
ist
gut; dass der
der Pein mit Geduld
man das
dem
in ist
ihn
in
das allerbeste. Dass
Leben der Ruhe oder Rast
ein
das
ist
wer
aber
besser;
es
ist
Fürchten lieben kann, das
Mensch
in
Leben
ein
aber dass
trägt, ist besser;
peinvollen Leben seine Rast habe,
dem
Ein Mensch gehe auf
das allerbeste.
Felde [und spreche sein Gebet] und erkenne Gott,
oder er
wenn platz
er ist,
sei
in
der
Kirche
und erkenne Gott:
Gott darum, weil er an einem Ruhe-
kommt
eher erkennt, so
das von seiner
Schwäche, nicht von Gott, denn Gott
Dingen und an soweit
es
an
ihm
ist
Orten gleich und
allen
ist,
sich
überall
in
in allen
ist
bereit,
gleicher
Weise zu geben, und der erkennte Gott tig,
der ihn überall
in
gleicher
Wie der Himmel an von der Erde fern sein
von
ist,
so
allen
sich
auch
irdischen
einen nicht näher sein als soll
in
die Seele gleich
Dingen, und
dem
gleichmütig halten
im Haben, im Entbehren,
Orten gleich fern
allen
soll
rich-
Weise erkennte.
in
dem
andern, und Liebe,
alledem
in
sie
Leid,
soll sie
zu-
Digitized by
Von der
99
Erkenntnis Gottes.
gelassen und darüber erhoben Der Himmel ist rein und klar ohne alle Flecke, den Himmel berührt weder Zeit noch Raum. Alle körperlichen Dinge haben keinen
mal
gestorben,
sein.
Raum
darin.
Er
auch nicht
ist
in
der Zeit, sein
Umlauf ist unglaublich schnell, sein Lauf ist ohne Zeit, aber von seinem Lauf kommt die Zeit. Nichts hindert die Seele so sehr an der Erkennt-
und Raum. Zeit und Raum und Gott ist eins. Soll darum die Seele Gott erkennen, so muss sie ihn über der Zeit und über dem Raum erkennen; denn Gott das, wie diese Dinge der ist weder dies noch Mannigfaltigkeit; denn Gott ist eins. nis Gottes als Zeit
sind Stücke
die
Nichts keine Gemeinschaft haben.
Gott
sieht,
vergleicht,
aber
der erkennt, dass
Wenn man
sind.
so
sie
ist
muss
sie
sie
sie
schön und
ist
etwas;
mit Gott vergleichen
will,
mehr:
soll die Seele
und
erkennt,
Gott
nicht.
Wenn
und
Gott erkennen,
auch ihrer selbst vergessen und muss
sieht
in
Kreaturen nichts
nichts.
sich selbst verlieren;
verliert
alle
sie
Wer
Kreatur mit der andern
eine
so scheint
wenn man Ich sage
so
Gott erkennen, so darf
Seele
Soll
dem
mit
alle
denn solange sieht
Dinge
Gott wieder, weil
sich
sie
und
um
sie sich selbst
erkennt
Gottes
sie
willen
verlässt, so findet sie sich
sie
Gott erkennt, und dann 7*
Digitized by
100
Meister Eckhart.
erkennt sie
sie sich selbst
und
geschieden
sich
kommenheit.
Dinge (von denen
alle
hat)
in
ewige Güte erkennen, wahrlich, erkennen,
wie
wie die Güte
geteilt
wie es
in
Will
ist.
ist,
Kreaturen
In Gott allein
einem
Voll-
ich
ist,
ist
Menschen
geteilt
sie
wahre
das
das heisst
die
nicht
so muss ich es erkennen,
wie das Sein an sich selbst
In
in
Gut und so muss ich
gut an sich selbst
sie
Wesen erkennen, nicht
Gott
Will ich das höchste
—
in Gott,
ist.
das ganze göttliche Wesen. nicht
ist
tum, denn ein Mensch
ist
ganzes
Mensch-
nicht alle Menschen.
Aber in Gott erkennt die Seele ganzes Menschtum und alle Dinge im Höchsten, denn sie erkennt sie in ihrem Wesen. Ein Mensch, der in einem schön gemalten Hause wohnt, weiss viel mehr davon als ein anderer, der nie hineinkam und viel davon sagen wollte. Daher ist es mir so gewiss als ich lebe und Gott lebt: |
Seele Gott erkennen
will,
und Raum erkennen.
muss
Und
sie
wenn
eine solche Seele er-
kennt Gott und weiss, wie nahe Gottes Reich das heisst Gott mit Meister
haben
das möglich
könne? er viel
Es
viel
sei,
liegt
all
seinem
Fragens
die
ihn über Zeit
in
Reichtum.
ist,
Die
der Schule, wie
dass die Seele Gott erkennen nicht an
Gottes Strenge, dass
von den Menschen heischt;
es
liegt
an
seiner grossen Milde, dass er will, dass die Seele
Digitized by
Von
der Erkenntnis Gottes.
101
sich
weiter mache, auf dass sie viel
und
er
Niemand
empfangen
geben könne.
ihr viel
denken, es
soll
schwer hierzu
sei
zu kommen, wiewohl es schwer klingt und auch
im Anfang schwer ist, im Abscheiden und Sterben aller Dinge. Aber wenn man hineinkommt, so ist kein Leben leichter und fröhlicher und lieblicher; denn Gott gibt sich gar grosse Mühe, allezeit bei dem Menschen zu sein, und
wirklich
lehrt
ihn,
er anders
damit er ihn zu sich bringt,
ihm folgen
wenn
Es begehrte nie
will.
ein
Mensch so sehr nach einer Sache, als Gott begehrt, den Menschen dazu zu bringen, ihn zu Gott
erkennen.
ist
sehr unbereit; Gott
ihm
ferne;
draussen; Frernde.
Gott
Gott
allzeit
isT
drinnen,
zu
ist
Der Prophet
spricht:
heisst
Geist
:
in
wir
sind
„Gott führt die
Weg
Weite und
Strasse, dass sie in die
der ein
aber
Hause, wir sind in der
Gerechten durch einen engen
kommen, das
aber wir sind
bereit,
uns nahe, aber wir sind
ist
wahre
in
die breite
in
die Breite
Freiheit des Geistes,
mit Gott geworden
ist."
Dass
wir ihm alle folgen, dass er uns in sich bringe,
das walte Gott.
Amen.
16.
Cr
Von Die Seligkeit
auf
und sprach:
der Armut. ihren
tat
das Himmelreich
Geistes,
Mund
„Selig sind ist
der Weisheit
Armen
die
des
Alle Engel
ihrer."
und alle Heiligen und alles was je geboren ward, muss schweigen, wenn diese ewige Weisheit des Vaters spricht; denn alle Weisheit der Engel und aller
Kreaturen
ist
lauter nichts vor der Weisheit
Gottes, die grundlos sagt,
dass die
zweierlei
ist.
Armen
Armut.
Diese Weisheit hat ge-
selig seien.
Die eine
ist
Nun
eine
gibt es
äusserliche
Armut und die ist gut und ist sehr an dem Menschen zu loben, der es mit Willen tut unserm
Herrn
Jesus
Christus
selber auf Erden geübt hat. will
ich nichts weiter sagen.
zulieb,
weil
er
Von
dieser
Aber
es gibt
sie
Armut
eine andere Armut, eine inwendige Armut,
noch
von
Wort unseres Herrn zu verstehn ist, sagt: „Selig sind die Armen des Geistes
der dies das er
oder an Geist."
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Von der Armut.
Nun
103
bitte ich
Rede
ihr diese
euch, ihr möchtet so sein, dass
wenn
der ewigen Wahrheit,
der wir ihr
denn
versteht,
jetzt reden, nicht
euch bei
ich sage
ihr der Wahrheit,
gewachsen
mich nicht verstehen.
haben
Leute
Etliche
von
so könnt
seid,
mich gefragt, was Armut sei? Darauf wollen wir antworten. Bischof
Albrecht alle
Genüge
und das
tun,
der
sagt,
Mensch, dem
ist
je schuf, nicht
gut gesagt.
Aber wir
sagen es noch besser und nehmen Armut
höheren Sinne.
und
nichts will
Das
und
nichts weiss
in
einem
armer Mensch, der
ein
ist
armer
ein
sei
Dinge, die Gott
nichts hat.
Von
diesen drei Punkten will ich sprechen.
Zum
ersten also heisst der ein
der nichts
armer Mensch,
Diesen Sinn verstehn etliche Leute
will.
nicht recht; das sind die Leute, die peinlich an
und äusserlichen Bussübungen
Pönitenzien
Ansehen
halten (dass die Leute in grossem
das erbarme Gott!)
und
erkennen doch so
sie
wenig von der göttlichen Wahrheit. schen heissen
heilig
aber von innen sind
nach sie
fest-
stehen,
dem
denn
Esel,
Diese
Men-
äussern Ansehen, sie
verstehen
es nicht, die göttliche Wahrheit zu unterscheiden.
Diese Menschen sagen, der der nichts solle
will.
sei ein
Das deuten
so sein, dass er an keinen
Willen mehr
erfülle,
vielmehr
armer Mensch,
so,
sie
der Mensch
Dingen seinen
danach
trachten
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104
Meister Eckhart.
dem
solle,
allerliebsten Willen Gottes
zu folgen.
Diese Menschen sind nicht übel daran, denn ihre
Absicht
und
ist
seine
darum
gut;
Gott
sollen wir sie loben;
Barmherzigkeit erhalte
Aber
sie.
ich '
sage mit guter Wahrheit, dass
Menschen und
nicht
keine
armen
armen Menschen gleichzuAugen gross
Sie sind in der Leute
sind.
stellen
sie
geachtet, die sich auf nichts Besseres verstehen.
Doch sage licher
ich,
dass
sie
Esel sind, die
Absichten können
sie vielleicht
künden
von der wissen
will,
Wenn
mich nun einer
armer Mensch
und spreche
sei,
so.
von der
was denn
fragt,
der nichts
ist,
ich jetzt
sie nichts.
will,
ein
so antworte ich
Solange der Mensch das
seinem Willen
den
gött-
das Himmelreich
erlangen, aber von dieser Armut,
in
von
Wahrheit nichts verstehn. Mit ihren guten
und solange
was
hat,
sein Wille
ist,
Willen Gottes zu erfüllen, der
allerliebsten
Mensch
hat nicht die Armut, von der wir sprechen
wollen,
denn
mit
dem
er
dieser
dem
Mensch
hat
einen
Willen,
Willen Gottes genug tun
will,
und das ist nicht das rechte. Denn will der Mensch wirklich arm sein, so soll er seines geschaffenen Willens so entledigt sein, wie er als er nicht war. 1
Und
ich sage
war
euch bei der ewigen
Wahrheit, solange ihr den Willen habt, den Willen Gottes zu erfüllen und irgend nach der Ewigkeit
und nach Gott begehret, so lange
seid ihr
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Von
105
der Armut.
nicht richtig
der
nichts
arm denn das ist ein armer Mensch, und nichts erkennt und nichts ;
will
begehrt.
Als ich
meiner ersten Ursache stand, da
in
keinen Gott und gehörte mir selbst;
ich
hatte
wollte nichts, ich begehrte nichts,
ich
war mich
und
denn ich
Erkenner meiner
ein
nach göttlicher Wahrheit; da wollte ich
selbst
ich
blosses Sein
ein
und
selbst
wollte,
wollte kein anderes Ding;
was
und was
das
das war
ich,
ich war,
und hier stand ich ledig Gottes und aller Dinge. Aber als ich aus meinem freien Willen hinausging und mein geschaffenes Wesen empfing, da bekam ich einen Gott; denn als keine Kreaturen waren, da war Gott nicht Gott; er war was er war. Als die Kreaturen wurden und ihr geschaffenes Wesen anfingen, da war Gott nicht wollte ich,
in
sich
war
dass er Gott
Kreatur ringste
Gott,
selbst
er Gott.
ist
Nun ist,
und
Kreatur
sondern
in
den Kreaturen
sagen wir, dass Gott danach
nicht ein
vollendetes Ziel der
nicht so grosse Fülle, als die gein
Gott
Und gäbe
hat.
dass eine Fliege Vernunft hätte
es das,
und vernünftig den
ewigen Abgrund göttlichen Wesens, aus dem sie gekommen ist, suchen könnte, so sagen wir, dass
Gott mit alledem, was Gott ausfüllen
und
ihr nicht
ist,
die Fliege nicht
genug tun könnte. Des-
halb bitten wir darum, dass wir Gottes entledigt
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106
Meister Eckhart.
werden und
Wahrheit vernehmen und der
die
Ewigkeit teilhaft werden,
und
wo
die Seelen
in
wo
Engel
die obersten
Weise
gleicher
dem
in
sind,
und wollte was ich war, und war was ich wollte. So soll der Mensch arm sein des Willens und so wenig wollen und begehren wie er wollte und begehrte, als er nicht war. Und in dieser Weise ist der Mensch arm, der nichts will. ich stand
Zum
zweiten
ist
der ein armer Mensch,
der
Wir haben manchmal gesagt, der Mensch sollte so leben als ob er nicht lebte, weder sich selbst noch der Wahrheit noch Gott. Aber jetzt sagen wir es anders und wollen ferner sagen, dass der Mensch, der diese Armut haben soll, alles haben soll, was er war als er nicht lebte, in keiner Weise lebte, weder sich, noch der nichts weiss.
Wahrheit, noch Gott, er so quitt und ledig
Gottes in
ihm lebendig
in
vielmehr
soll
alles
sein, dass selbst nicht
denn
ist;
als
der Mensch
der ewigen Art Gottes stand, da lebte
nichts anderes:
Daher sagen
was da
wir, dass der
nicht war,
und
ist
die Frage,
abhänge?
komme
ihm
soll,
seines eige-
wie er war als er
lasse,
was
er wolle,
dastehe, als wie er von Gott kam.
frei
Nun heit
Mensch so
und Gott wirken
in
das war er selbst.
lebte,
nen Wissens entledigt sein
Wissens
Erkennen
wovon
allermeist die Seel-
Etliche Meister
auf das Begehren an.
haben gesagt, es
Andere sagen, es
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Von der Armut.
107
komme auf Erkenntnis und auf Begehren an. Aber wir sagen, sie hänge nicht von der Erkenntnis noch von dem Begehren ab, sondern es
ist
Etwas
ein
und begehrt
Wer und
der Seele, aus
fliesst
wovon
die Seelheit
Hinzukommendes,
kann weder gewinnen noch
es
Er-
selbst nicht
Dies Etwas hat weder vor noch nach
es wartet nicht auf etwas
Darum
dem
nicht so wie die Kräfte der Seele.
dies erkennt, der erkennt,
abhänge.
denn
in
und Begehren, das erkennt
kenntnis
ist
ihm
jegliche
gar benommen,
immer dasselbe
in sich
verlieren.
Möglichkeit ganz
zu wirken, es
ist
Selbe, das sich selbst in der
Gottes verzehrt.
So, meine ich, soll der
und
vielmehr
Weise
Mensch
und ledig dastehen, dass er nicht weiss noch was Gott in ihm wirkt, und dann kann der Mensch Armut sein eigen nennen. Die Meister sagen, Gott sei Wesen und zwar ein vernünftiges Wesen und erkenne alle Dinge. Aber ich sage: Gott ist weder Wesen, noch Vernunft, noch erkennt er etwas, nicht dies und nicht das. Darum ist Gott aller Dinge entledigt, und darum ist er alle Dinge. Wer nun des Geistes arm sein will, der muss alles seinen eigenen Wissens arm sein, als einer, der nichts weiss und kein Ding, weder Gott, noch Kreatur, noch sich selbst. Dagegen quitt
erkennt,
es nicht so, dass der
ist
den
Weg
Mensch begehren
solle,
Gottes zu wissen oder zu erkennen.
Digitized by
Jn
der
Zum sei
sein seines eigenen Wissens.
dritten
hat.
der ein armer Mensch, der
ist
Viele
Menschen haben
Vollkommenheit, dass man
leiblichen
kann der
wie ich gesagt habe,
\X?eise,
Mensch arm nichts
108
Eckhart.
.Meister
Dingen dieser Erde
gesagt,
nichts
hat,
das
von den
und das
ist in
einem gewissen Sinne schon wahr, wenn einer es mit Willen tut.
den ein
Aber
dies
ist
nicht der Sinn,
Ich habe vorhin gesagt, der sei
meine.
ich
armer Mensch, der nicht den Willen Gottes
erfüllen will, sondern so leben will, dass er seines
eigenen Willens und des Willens Gottes so entledigt sei, wie er
war
Von
dieser
Armut sagen wir,
dass sie die ursprünglichste
Armut
sei.
Zweitens sagen wir, das
der die
Wer
als er nicht war.
Werke Gottes
so des Wissens
wie Gott barste
Armut.
Aber
armer Mensch,
und Erkennens
Dinge ledig
aller
sei ein
in sich selber nicht kennt.
steht,
die dritte
ich sprechen will, das
ist
das
ledig steht,
ist
die offen-
Armut, von der
die tiefste, nämlich dass
der Mensch nichts hat.
Nun und
solle aller lich
gebt ernstlich acht; ich habe oft gesagt,
es sagen es
auch grosse Meister, der Mensch
Dinge und
aller
Werke, sowohl inner-
wie äusserlich, so entledigt
sein,
dass er eine
Eigenstätte Gottes sein könne, worin Gott wirken
könne.
Jetzt
aber künden wir es anders.
die Sache so, dass der
Mensch
aller
Steht
Dinge ledig
Digitized by
Von
109
Armut.
der
steht, aller
Kreaturen und seiner selbst und Gottes,
und
noch so
in ihm bestellt, dass Gott eine ihm zu wirken findet, so sagen wir: solange das in dem Menschen ist, ist der Mensch nicht arm in der tiefsten Armut, denn Gott ist nicht der Meinung mit seinen Werken, der Mensch ist
Stätte
es
in
solle eine Stätte in sich haben,
könne, sondern das dass der so ledig
wirken
ist
eine
worin Gott wirken
Armut des
Mensch Gottes und aller steht, dass Gott, wenn er
will, selbst die Stätte sei,
Geistes,
seiner
Werke
der Seele
in
worin er wirken
und das tut er gerne. Denn findet Gott den Menschen so arm, so ist Gott sein eigenes Werk empfangend und ist eine Eigenstätte seiner Werke damit, dass Gott ein Wirken in sich selbst ist. Allhier erlangt der Mensch in dieser Armut das ewige Wesen, das er gewesen ist und das er jetzt ist und das er in Ewigkeit leben soll. Daher sagen wir, dass der Mensch arm dastehen soll, dass er kein Raum sein und keinen will,
haben
soll,
worin Gott wirken könne.
Mensch einen Raum schiedenheit.
Darum
behält,
Wenn
dann behält
bitte ich Gott,
dass er mich
Gottes quitt mache, denn unwesenhaftes
und
Sein
ohne Dasein
ist
der
er Unter-
Wesen
über Gott und über
Unterschiedenheit; da war ich selbst, da wollte
mich selbst und erkannte mich Menschen machend, und darum bin ich
selbst diesen ich
Ursache
Digitized by
110
Meister Eckhart.
meiner selbst nach meinem Wesen, das ewig ist, und nach meinem Wesen, das zeitlich ist. Und darum bin ich geboren und kann nach der Weise
meiner Geburt, die ewig
niemals ersterben.
ist,
Nach der Weise meiner ewigen Geburt ewiglich gewesen und bin jetzt und soll
Was
bleiben.
sterben
und
derben.
In meiner
und
boren,
ich
Geburt wurden
alle
nicht.
Es
ist
kann mich das nicht kenne ich ich
als
und
nicht,
so wäre
selig
Münden stünde
Als ich aus Gott ent-
als sein Entspringen.
sprang, da sprachen alle Dinge
wo
selbst
nicht nötig, dies zu verstehen.
Ein grosser Meister sagt, sein
höher
ist
so wäre ich nicht
ich,
Dinge, und wäre ich
noch Gott
soll
es
Dinge ge-
alle
war Ursache meiner
Dinge, und wollte
aller
denn
der Zeit ver-
mit
es
das
bin,
zunichte werden,
darum muss
Tages;
des
nach der Zeit
ich
soll
bin ich
ewiglich
:
Gott
ist
machen, denn
Kreatur; dagegen
in
Nun
da.
hier er-
dem Münden,
ledig stehen will im Willen Gottes,
ledig stehn des Willens Gottes
und
aller
und
seiner
Werke und Gottes selbst, da bin ich über allen Kreaturen und bin weder Gott noch Kreatur, sondern ich bin was ich war und was ich bleiben soll jetzt und immerdar. Da erhalte ich einen Ruck, der mich über
alle
Engel schwingen
Von diesem Ruck empfange dass mir Gott nicht
genug
soll.
ich so reiche Fülle,
sein
kann mit alledem,
Digitized by
Von
der Armut.
was
er
Gott
III
ist,
denn mir wird
mit
seinen göttlichen Werken,
diesem
in
und Gott eins und da nehme
all
sind. ich
Münden zu
Da
bin
ich
dass ich
teil,
was
weder ab noch
zu,
denn
bin da eine unbewegliche Ur-Sache, die alle
bewegt. schen,
Allhier
die tiefste
Wer sein
ist
seiner
Armut,
und immer bleiben Gott im Geist eins, und das ist
dass er ewiglich gewesen soll.
ich
Dinge
im Men-
Allhier findet Gott keine Stätte
denn der Mensch erlangt mit
war,
ich
ist
Armut, die man finden kann.
diese
Rede nicht
versteht, der
bekümmere
Herz nicht damit. Denn solange der Mensch
dieser
Wahrheit nicht gewachsen
ist,
so
lange
wird er diese Rede nicht verstehen, denn es eine Wahrheit, die nicht ausgedacht
unmittelbar
gekommen aus dem Herzen
Dass wir so
leben
mögen, dass wir
empfinden, das walte Gott.
ist
sondern
ist,
Gottes.
es
ewig
Amen.
Digitized by
17.
Von Gott und Das
Allerbeste, das
der Welt.
Gott
dem Menschen
tat,
das war, dass er Mensch ward.
ich
eine
gehört.
Davon
Geschichte erzählen, die wohl
Es war ein reicher
je
will
hierher
Mann und
eine reiche
Unglück
zu, dass sie
Frau, da stiess der Frau das
Auge verlor, dessen ward sie sehr betrübt. Da kam der Herr zu ihr und sprach: „Frau, warum seid ihr so betrübt? Ihr sollt darüber nicht betrübt sein, dass ihr euer Auge verloren habt." Da sprach sie: „Herr, ich bin nicht darum betrübt, weil ich mein Auge verloren habe; ich bin darum betrübt, weil es mich dünkt, ihr müsstet mich ein
nun weniger
lieb
haben."
Da
sprach er: „Frau,
Danach nicht lange nachher stach er sich selbst ein Auge aus und kam zu der Frau und sprach: „Frau, damit ihr nun ich
habe euch
lieb."
glaubt, dass ich euch
lieb
euch gleich gemacht:
ich
habe,
habe ich mich
habe nun auch nur
noch ein Auge."
Digitized by
Von Gott und Die
113
der Welt.
sagen:
Meister
und
sich
dem
Ursache wirkt
wirkende
Zweckes
Zwecke
willen, dass sie Rast
finde.
Dies
ist
allein
sagt:
um
und Ruhe
in
ihres
ihrem
der Mensch, der konnte
gar schwerlich glauben, dass ihn Oott so bis
Vater
machen wollen. Ein anderer Meister
gleich
Jede
wirken
Kreaturen
alle
daraufhin, dass sie gebären
lieb hat,
Gott endlich sich selbst ein Auge ausstach
und menschliche Natur annahm. Dies
ist
Fleisch
geworden. In
Sohn
principio.
wirken
turen
nach
ihrer allergrössten
getan.
Ein Kind
ist
uns geboren, ein
uns gegeben. Ein Meister sagt: Alle Krea-
ist
ihrer
ersten
Lauterkeit
Er hat die Seele nach der allerhöchsten
Vollkommenheit geschaffen und hat gossen
und
und
Vollkommenheit. Also hat Gott
alle seine
ist
in
sie
ge-
Klarheit in der reinen Erstheit
doch unvermischt geblieben.
Nun Als Gott
merke! Ich sprach neulich an einem Ort: alle
Kreaturen schuf,
sollte er
da nicht
vorher etwas geschaffen haben, das ungeschaffen war, das Bilder aller Kreaturen in sich trug?
der Funke, der
ist
Das
ist
Gott so nahe, dass er ein einiges
ist und das Bild aller Kreaohne Bild und über Bild in sich trägt. Eine Frage ward gestern unter grossen Gelehrten erörtert. Mich wundert, sprach ich, dass niemand das allergeringste Wort ergründen kann,
ungeschiedenes Eins
turen
8
Digitized by
Meister
114
Eckhart.
und fragt ihr mich, ob ich, wenn ich ein einziger Sohn bin, den der himmlische Vater ewiglich geboren hat, dann ewiglich Sohn gewesen sei, so antworte ich: ja und nein. Ja, ein Sohn: indem der Vater mich ewiglich geboren hat; und nicht Sohn: entsprechend der Ungeboren heit. In prinHier
cipio.
ist
uns zu verstehn gegeben, dass
wir ein einziger Sohn sind, den der Vater ewiglich
dem verborgenen Verstand
aus
Verborgenheit geboren
indem
hat,
Beginne der reinen Erstheit Fülle aller Reinheit
ist.
geruht und geschlafen
blieb,
der ewigen
er
im ersten
die
da eine
Hier habe ich ewiglich in
der verborgenen
Er-
kenntnis des ewigen Vaters, innen bleibend, un-
gesprochen. Aus der Lauterkeit hat er mich ewig-
geboren
lich
in
als seinen
eingeborenen Sohn selber
das Bild seiner ewigen Vaterschaft, damit ich
und den gebäre, von dem ich geboren ob einer vor einem hohen Berge stünde und riefe: „Bist Du da?" und der Schall und der Hall riefe wieder: „Bist Du da?" Oder er spräche: „Komm heraus!" und der Schall antwortete: „Komm heraus!" Ja, wer Vater bin.
in
sei
In gleicher Weise, als
dem
Engel
Lichte das Holz sähe, da entstünde ein
und
vernünftig, es Erstheit, die
So
ein
und
Vernünftiger
würde
nicht
allein
lauter Vernunft, in der reinen
da eine Erfüllung
tut Gott: er gebiert seinen
aller Reinheit
ist.
eingeborenen Sohn
Digitized by
Von Gott und in
115
der Welt.
das höchste Teil der Seele.
seinen
Sohn
wieder
in
mich
in
gebiert,
Das war
den Vater.
Und während gebäre
er
ihn
ich
nicht anders, als
dass Gott den Engel gebar, während
der Gott,
er,
von der Jungfrau geboren wurde. Ich dachte (es
wenn
ich gefragt
ist
schon manches Jahr
her),
würde, wieso jede Grasspinne
der andern so ungleich wäre, dann antwortete ich dass alle Grasspinnen so gleich sind, das
wunderbarer. Ein Meister sprach: dass
noch
ist
alle
Gras-
spinnen so ungleich sind, das
kommt von
der Ver-
schwendung der
Güte,
er
schwenderisch Herrlichkeit
göttlichen
in alle
desto
sprach ich: es
ist
Kreaturen
mehr
giesst,
offenbart
der reinen
Grasspinnen alle
in
Dinge sind dachte
Ich
Freien
:
Erstheit alleins sind,
erging,
der reinen
ver-
damit seine
Da
werde.
wunderbarer, dass
spinnen so gleich sind, und sprach in
die
wie
alle
Gras-
alle
Engel
so sind alle
Erstheit alleins,
und
alleins.
manchmal ,wenn der Mensch
ich
mich
im
könne mit der Zeit
dazu kommen, dass er Gott zwingen kann. Wäre ich hier
auf
!"
oben und spräche zu ihm:
das wäre schwer.
dich hier nieder!" das wäre
Wenn
„Komm
Aber spräche leicht.
So
her-
ich: „Setz tut Gott.
der Mensch sich demütigt, so kann Gott
in seiner
Güte
sich nicht enthalten, er
muss
sich 8*
Digitized by
Meister
116
Eckhart.
in den demütigen Menschen ergiessen, und dem Allergeringsten gibt er sich mit seinem Allermeisten und gibt sich ganz und gar. Was Gott gibt, das ist sein Wesen, und sein Wesen ist seine Güte, und seine Güte ist seine Liebe. Alles Leid und alle Freude kommt von der Liebe. Ich überlegte unterwegs, als ich hierher gehn wollte, ich sollte zu Hause bleiben, ich würde doch nass vor Liebe. Wenn auch ihr nass geworden
neigen und
so wollen
seid,
wir
es
sein
—
lassen.
Freude
und Leid kommt von der Liebe. Der Mensch soll Gott lieben, denn Gott liebt den Menschen mit all
seiner höchsten Vollkommenheit.
sagen,
Dinge wirken
alle
sich
dem
die
Erde
Die Meister
daraufhin,
dass
sie
Vater gleich gebären wollen, und sagen flieht
den
kommt
Himmel;
flieht
sie
nieder-
zum Himmel; flieht sie aufwärts, so kommt sie zu dem Niedersten des Himmels. Die Erde kann dem Himmel nicht entfliehen sie fliehe auf oder nieder, der Himmel wärts,
so
fliesst
in
niederwärts
sie
:
sie
macht
sie
So
Gott
tut
und drückt
fruchtbar,
es
seine
dem Menschen
möchte, der läuft ihm sind alle Winkel offen. in dir, es sei dir lieb
in
Kraft in sie
ihr
sei :
lieb
oder
und leid.
der ihm entfliehen
den Schoss, denn ihm
Gott gebiert seinen Sohn
oder
leid,
wachest, Gott tut das Seine.
das nicht empfindet, das
liegt
du
schlafest oder
Dass der Mensch daran, dass seine
Digitized by
Von Gott und
117
der Welt.
Zunge mit dem Unflat der Kreatur beschmutzt ist und das Salz der göttlichen Liebe nicht hat. Hätten
wir
göttliche
die
Liebe,
so
schmeckten
wir Gott und alle die Werke, die Gott je wirkte,
und wir empfingen alle Dinge von Gott und dieselben Werke alle, die er wirkt. In
wirkten
dieser Gleichheit sind wir alle ein einziger Sohn.
Gott schuf die Seele nach seiner höchsten Vollkommenheit, dass
sie eine
geborenen Sohnes sein
sollte.
Geburt seines einDa er dies wohl
erkannte, so wollte er herausgehen aus der heimlichen in
Schatzkammer
ewigen Vaterschaft,
seiner
der er im ersten Beginne der reinen Erstheit
geblieben war und ewig geschlafen und heraus-
gesprochen
ewigen
Da
hat.
Glorie
hat der
Sohn das Zelt seiner und ist heraus-
aufgeschlagen
gekommen aus dem
Allerhöchsten, weil er seine
Freundin holen wollte, die ihm der Vater ewiglich
vermählt
das
Allerhöchste,
Darum ging immer ging in
dass er
aus
er hinaus
Jüngling und
gehen
hatte,
litt
sie
sie
heimbrächte
gekommen
und sprang herzu wie ein Aber nicht für er wollte
Kammer, das
wieder hinein-
heisst,
in
die
Dunkelheit der verborgenen Vaterschaft.
ausging aus
dem
in ist.
Leid aus Liebe.
er hinaus,
seine
dem
stille
Als er
Allerhöchsten, da wollte er hin-
eingehen mit seiner Braut und wollte ihr die ver-
borgene Heimlichkeit seiner Gottheit offenbaren,
Digitized by
118
Meister
Eckhart.
wo
mit sich selbst und
er
mit allen
Kreaturen
ruht. In principio heisst so viel wie ein
Es gibt auch ein Ende
Wesens.
denn der willen.
Beginn
ist
um
Zweck und
Wesens, nicht
sondern
ist,
er
allen
Wesens,
des letzten Endes
Gott selbst ruht nicht da,
Beginn
erste
ein
erste
Ja,
Anfang
alles
ruht
wo da,
er der
wo
er
Ende ist und ein Rasten alles dass dies Wesen da zunichte würde, ein
sondern es wird da vollendet zu seiner höchsten
Vollkommenheit. ist
Was
ist
das
letzte
Ende?
die Verborgenheit der Dunkelheit der
Gottheit
und
ist
unbekannt und ward
Es
ewigen nie
er-
kannt und wird niemals erkannt. Gott bleibt darin sich selbst unbekannt,
Vaters
hat
ewiglich
Dunkelheit
begreift
und das Licht des ewigen geschienen, und die
darin
das
Licht
nicht.
Dass wir
zu dieser Wahrheit kommen, dazu verhelfe uns die
Wahrheit,
von der wir gesprochen
haben.
Amen.
Digitized by
18.
Von der Erneuerung des
Geistes.
„Ihr sollt erneuert werden an eurem Geiste,
mens
der da
heisset,"
das heisst ein Bewusstsein.
So spricht Sankt Paulus. Nun sagt Augustin, dass an dem ersten Teil der Seele, das da mens heisst oder Bewusstsein, mit
dem Wesen
der Seele eine
Kraft geschaffen hat, die die Meister einen Verschluss oder Schrein geistlicher
Formen oder form-
Diese Kraft macht den Vater
loser Bilder heissen.
der Seele gleich durch seine ausfliessende Gott-
von der
heit,
lichen
Wesens
er
den ganzen Hort seines gött-
in
den Sohn und
in
den heiligen
Geist mit persönlicher Unterscheidung gegossen
wie die Gedächtniskraft der Seele den Kräften
hat,
der Seele den Schatz der Bilder ausgiesst
nun
Wenn
die Seele mit dieser Kraft irgendwelche Bild-
lichkeit schaut, sei es
ihr eigenes Bild, so sie
Gott wie Gott
er
drei
ist,
es
ist
ist
ist
das Bild eines Engels oder es gar mangelhaft.
oder wie er Bild
mangelhaft
ist
Wenn
Schaut
oder wie aber
alle
Digitized by
Meister
120
Eckhart.
der Seele abgeschieden
Bilder
werden und
Wesen der
Seele das nackte formlose
das da
licher Einheit,
empfangend,
O
liegend.
selbst
sich
in
Wesen
Wesen der
dass das
fangen kann
Wunder das,
ist
Seele nichts anderes
emp-
die Einheit Gottes!
Nun
als allein
spricht Sankt Paulus: „Ihr sollt erneuert
Erneuerung
Geiste."
gött-
überwesendes Wesen,
ein
ist
über Wunder, welch edles Empfangen
am
sie
das einig Eine schaut, so findet das nackte
allein
befällt
werden
Kreaturen
alle
unter Gott; aber Gott befällt keine Erneuerung, er
Was
ganz Ewigkeit.
ist
und Jungsein
in
ihr eins
wäre nicht ewig, wenn
und
ist
Ewigkeit?
Die Eigenheit der Ewigkeit
auf.
Erneuerung, insofern
sie heisst
gibt
darum
und
eine
die Ewigkeit
neu werden könnte
Nun
nicht allewege wäre.
befällt
denn
ist,
sie
Passt
dass Dasein
ist,
sage ich
:
die Seele
sie Seele heisst,
Seele, weil sie
denn
dem Körper Leben
Form des Körpers
ist.
Sie wird
auch von der Erneuerung betroffen, insofern Geist heisst.
von
hier
lichkeit
und von ist
jetzt ist.
und von aller NatürAber insofern sie ein
und namenlos wie Gott, da
Erneuerung an
Ewigkeit, wie in Gott.
namenlos,
sie
heisst sie ein Geist, weil sie
abgeschieden
Bild Gottes
keine
Darum
sie
heran,
Nun
sondern
passt auf!
tritt
allein
Gott
ist
denn von ihm kann niemand etwas
sprechen oder verstehen.
Darum
sagt ein heid-
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Von der Erneuerung nischer Meister:
121
des Geistes.
Was
wir von der ersten Ursache
verstehen oder sprechen, das sind wir
mehr
dass es die erste Ursache wäre, denn
als
über allem Sprechen und Verstehen.
nun
:
Gott
gut, so
ist
ich bin gut,
Gott
ist
ich bin besser als Gott,
besser werden
;
denn was gut
Nun
ist
Und wenn
werden kann, so kann
er
Sage ich ferner: Gott
nicht wahr: ich bin weiser als ist
er also
auch nicht
Gott: gut, besser und allerbest, denn er
Gott
kann
werden, denn diese drei sind fern von
allerbest
ein
mehr:
ist,
Gott nicht gut, daher
kann er nicht besser werden.
allem.
sondern
Ich sage
was besser werden kann, kann das
Allerbeste werden.
nicht besser
ist
Sage ich
es nicht wahr,
ist
nicht gut.
selbst, sie
ein
Wesen, so
ist
ist
er.
Sage
es nicht
über
ist
weise, so
ist
es
ich ferner:
wahr:
er
ist
überschweben des! Wesen und eine überwesende
Nichtheit.
Schönste,
kann, das
Daher sagt Sankt Augustin: Das was der Mensch von Gott sprechen ist,
dass er vor Weisheitsfülle schweigen
Daher schweig und schwatze nicht von Gott, denn damit, dass du von ihm schwatzest, lügst du, tust also Sünde. Willst du nun ohne Sünde sein und vollkommen, so schwatze nicht von Gott. Du sollst auch nichts verstehen unter kann.
Gott,
denn Gott
ist
über allem Verstehen.
Es
sagt ein Meister: Hätte ich einen Gott, den ich
verstehen könnte, ich wollte ihn
nimmer
für Gott
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122
Meister Eckhart.
du nun etwas unter ihm, davon und damit, dass du etwas unter ihm verstehst, kommst du in eine Unverstandsamkeit, und von der Unverstandsamkeit kommst du in eine Tierheit; denn was an den Kreaturen unverhalten.
ist
Verstehst
er nichts,
ständig
ist,
das
ist tierisch.
Willst
werden, so verstehe nichts von
„Ach,
Gotte.
soll
nicht tierisch
denn
ich
Du
tun?"
ganz und gar entsinken deiner Deinheit
sollst
und
wie
Du
dem ungeworteten
sollst
zerfliessen
in
seine
Seinheit
und
es
dein Dein in seinem Mein ein Mein werden,
soll
so gänzlich, dass
ungewordene
seine
du mit ihm ewiglich verstehst Istigkeit und seine ungenannte
Nichtheit.
Nun spricht Sankt Paulus „Ihr sollt erneuert am Geiste/' Wollen wir nun am Geiste :
werden
erneuert werden, so müssen die sechs Kräfte der
sowohl die obersten wie die untersten, jede
Seele,
einen goldenen Ring
am
Finger haben, vergoldet
mit
dem Golde
göttlicher Liebe.
die
niedersten
Kräfte,
erste
heisst Einsicht,
einen
es
sind
rationale;
Nun ihrer
achtet auf
an der
goldenen Ring haben, das
Die
drei.
ist
sollst
du
das Licht,
auf dass deine Einsicht zu allen Zeiten ohne Zeit mit
dem
göttlichen
Lichte
erleuchtet
andere Kraft heisst die Zürnerin, der
sollst
Friede.
du
einen
an
ist
dein
in Frieden,
dann
Ring haben, das
Warum? Darum: wenn
Die
sei.
irascibilis;
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Von in
123
der Erneuerung des Geistes.
wenn aus
Gott;
dann aus Gott. Die
Frieden,
Begehrung:
dritte Kraft heisst
concuspiscibilis ;
an
der sollst du Genügsamkeit haben, damit du dich mit
Kreaturen,
allen
die
unter Gott sind,
be-
du dich niemals begnügen, denn von Gott kannst du nie genug haben: je mehr Gottes du hast, je mehr be-
gnügst; aber mit Gott
gehrst
du
seiner;
sollst
denn könntest du dich mit Gott
vom Genug
begnügen, so dass Qott
betroffen
würde, so wäre Gott nicht Gott
Du
musst auch an jeder von den obersten
Der obersten
Kräften einen goldenen Ring haben. Kräfte gibt es auch drei.
behaltende gleicht
memoria.
Kraft,
man dem
Die erste heisst eine
Vater
in
Diese
Kraft
ver-
der Dreifaltigkeit.
An
der sollst du einen goldenen Ring haben, nämlich in
ein dir
stand,
Behalten,
behalten
damit du
intellectus.
dem Sohne. An
alle
ewigen Dinge
Die andere heisst Ver-
sollst.
Diese
Kraft
vergleicht
man
du auch einen goldenen Ring haben, nämlich Erkenntnis, damit du Gott der
sollst
zu allen Zeiten erkennen
Du
sollst
und ohne
sollst.
Und zwar
ihn erkennen ohne Bild, Gleichnis.
Soll ich aber
ohne
wie? Mittel
Gott so un-
muss vollends ich er werden und er ich werden. Ich sage mehr: Gott muss vollends ich werden, und ich vollends Gott, wie völlig eins, dass dies Er und dies Ich ein Ich
mittelbar erkennen, so
Digitized by
124
Meister Eckhart.
werden und
Werk
und
sind,
in
der Istigkeit ewig ein
denn solange
wirken;
und
Er
dies
dies
Gott und die Seele, nicht ein
Ich, das heisst
ein-
Hier oder ein einziges Jetzt sind, solange
ziges
dem Er
könnte dies Ich mit
niemals zusammen-
Die
wirken oder eins werden.
dritte Kraft heisst
Wille, voluntas.
Diese Kraft vergleicht
heiligen Geiste.
An
man dem
der sollst du einen goldenen
Ring haben, nämlich die Liebe, damit du Gott lieben
sei,
Du
sollst.
dass
heit,
denn Gott
sollst
ist
„Wie
lieben?"
Du
das
deine Seele
ist,
er
liebevoll
über
ist
ich
soll
soll
aller
denn Gott lieben,
nichtgeistig sein
und
denn solange
die
entkleidet;
Seele geistförmig
er
Gott nichtgeistlich
sollst
Geistigkeit
aller
weil
unliebevoll;
Liebe und Liebheit.
heisst,
Gott lieben ohne Lieb-
nicht darum,
heisst
hat sie Bilder; solange sie
Bilder hat, hat sie nicht Einheit noch Eintracht;
solange nicht
sie
recht,
auf die
nicht
denn
soll
bei
Eintracht an.
nichtgeistig sein,
und
Eintracht
frei
ist,
liebte
soll
sie
Gott
kommt
Liebe
Darum
deine
denn
wie er Geist
ist,
liebst
es
Seele
von allem, was Geist
geistlos dastehn;
wie er Gott
hat,
rechter
ist,
du Gott,
wie er Person
und wie er Bild ist. das muss alles hinab. „Wie soll ich ihn denn lieben?" Du sollst ihn
ist
lieben
eine
wie er
ist:
ein
Nichtgott,
ein
Nichtperson,
ein
Nichtbild,
sondern:
Nichtgeist,
wie
Digitized by
Von der Erneuerung des
Geistes.
er ein
reines
blosses,
pures,
125 Eins
ist,
gesondert
und in dem Einen sollen wir ewiglich versinken von Nichts zu Nichts. Das walte Gott. Amen. von
aller Zweiheit,
Digitized by
19.
Von
der Natur.
Es sagen unsere Meister, wird oder geboren wird, sagen
folgendes:
Wenn
ihm
in
dem Grunde, ist,
und
es
muss
ein-
er sein
Bild gebären, das Bild
ihm
so wie es von Ewigkeit in
formae
selbst bleibende
so
soll,
selbst bleibendes
gewesen
Bild,
der Vater seinen
geborenen Sohn gebären in
was erkannt und sie
alles
ein
ist
das heisst seine ihm
illius,
Form.
Dies
dünkt mich recht
eine Naturlehre,
ist
dass
unbillig,
man
Gott mit Gleichnissen, mit diesem oder jenem,
Dennoch und damit begnügt
aufzeigen muss. jenes,
ist
sondern er zieht sich zurück das Innerste, in den der Vaterschaft, ist,
sich
dem
in
wo
er
sich
weder
in
verzehrt als
einig Einen.
alle
gewesen
und wo
Vater seiner selbst
Hier sind
Holz und Stein und
den Kern
in
ewig drinnen
sich selbst in der Vaterschaft
selbst
noch
die Erstheit, in
Grund und er
dies
der Vater nicht,
alle Grasblättlein
Dinge
eins.
er in
und
Dies
ist
Digitized by
Von
127
der Natur.
das Allerbeste und ich
Darum
vernarrt.
habe mich ganz darein
Natur
fügt die
und
Vaterschaft, auf dass sie eins
und der
was
alles
kann da hinein, das stürzt
leisten
ein
sie
die
in
alles
Sohn
sei
allein
in
dem andern entwachsen und Vaterschaft sei, und dass sie, wenn all
sie nicht
darein sein könne, doch wenigstens ein Gleichnis
des Einen
wie
sei.
Die Natur, die von Gott
was ausserhalb von
nichts, sie
sich
in
hat
ist,
ihr
ist,
ja,
Farbe
mit der
nichts
zu tun, denn die Natur, die von Gott sucht nichts anderes Ich
als
mir
überlegte
ist,
die
Gottes Gleiches. heute Nacht,
Gleiches aufeinander wirken kann.
Ding sehen, das mir
sucht
ist,
die Natur,
nicht
gleich
dass
nur
Ich kann kein ist,
und
ich
kann kein Ding erkennen, das mir nicht gleich Gott trägt
ist.
aber nicht
in
alle
Dinge verborgen
dies oder das
in sich selbst,
unterschieden, son-
Das Auge hat auch Farbe Auge empfängt die Farbe, und das Das Ohr empfängt das Getön und
dern eins in Einheit. in
sich,
Ohr
das
nicht.
die
Zunge den Geschmack.
mit
dem
Seele
es eins
und
ist.
Gottes
Gottes Kinder sind.
Augen noch Ohren
Es hat jedes das,
Demnach
hat das Bild der
ein Wesen: Und selbst wenn
Bild
hätte,
da ich
wir
weder
so hätte ich doch noch
das Wesen. Ich habe öfters gesagt: die Schale
muss
zer-
Digitized by
Meister
128
Eckhart.
muss herausist, du den Kern haben, so musst du die Schale zerbrechen. Und wenn du daher die Natur nackt finden willst, so müssen die Oleichnisse alle zerbrechen, und je weiter man hineintritt, um so näher ist man dem Wesen. Vor ein paar Jahren war ich nichts; nicht lange nachher ass mein Vater und meine Mutter Fleisch und Brot und Kraut, das im Garten Das wuchs, und davon bin ich ein Mensch. und was
brechen,
kommen: denn
darinnen
willst
konnte mein Vater oder meine Mutter nicht be-
meinen
Gott machte
sondern
wirken,
Körper
und schuf meine Seele nach dem Allerhöchsten. Demnach besass ich mein Leben selbst (possedi me). Dies Korn zielt auf den unmittelbar
dem
Roggen
ab,
dass
Weizen werden kann, darum ruht
er
nicht,
bis
er
wieder
eben
Weizenkorn hat
liegt
Natur
diese
es
in
es in
dass
er
Dies
erreicht.
der Natur,
Dinge werden kann, darum geht
der Natur,
es
alle
es in sich
und
begibt sich in den Tod, auf dass es alle Dinge
werde.
Und
dies
Erz
seiner Natur, dass es
Kupfer,
ist
das
hat in
Gold werden kann, darum
ruht es nicht, bis es eben diese Natur erreicht. Ja
dies
Holz hat
in
seiner
Natur,
dass es ein
werden kann; ich sage noch mehr, es kann wohl alle Dinge werden, es löst sich in
Stein
ein
Feuer und
lässt
sich
verbrennen,
damit es
Digitized by
Von
der Natur.
in die
eins Ja,
129
Feuernatur verwandelt werde, und es wird
dem
Einen
und
hat
haben allesamt ein Wesen tut diese
die
dies
ewig dieselbe Natur.
Holz und Stein und Bein und Natur das, was
da so nackt
in
tut
dann
sich selbst
noch das sucht, sondern
alle
Grashalme
der Erstheit
in
ist,
sie
Und
erst die Natur,
die
da weder
entwächst allem
Anderssein und läuft alleins zur reinen Erstheit
9
Digitized by
20.
Von Gott und Mensch Man
verbum.
Praedica
Wörtlein
ein
liest
von meinem Herrn Sankt Dominicus, und Sankt Paulus
schreibt
und
es,
es
zu
heisst
deutsch
also: „Sprich es heraus, sprich es hervor, bring es
hervor,
und gebier das Wort"
Es
eine
ist
wunderliche Sache, dass ein Ding ausfliesst und
doch innen
Dass das Wort
bleibt.
doch innen
das
bleibt,
ist
und
ausfliesst
gar wunderbar; dass
alle
Kreaturen ausfliessen und doch innen bleiben,
das
ist
gar wunderbar
;
dass Gott gegeben hat
dass Gott gelobt hat zu geben, das
bar und das
ist
lich,
mehr
Je
er aus
mehr
und wäre er in
und unglaublich. Und und glaubGott
ist
in
allen
den Dingen
ist,
je
mehr
den Dingen;
er aussen
gesagt, dass Gott
gar erschafft.
all
Alles
mehr
je
Ich
ist.
und
gar wunder-
es begreiflich
so wäre es nicht recht.
Dingen. ist
unbegreiflich
ist
recht,
ist
diese
er
innen,
habe es schon
Welt
was Gott
je
jetzt
je
öfters
ganz und
vor sechstausend
Digitized by
Von Gott und Mensch.
131
Jahren und mehr schuf, das schafft Gott
Gott die Welt machte,
als
Gott
ist
in
Dingen, aber insofern Gott göttlich
ist
und
jetzt
zumal.
sofern Gott vernünftig
ist
ist,
in-
Gott nirgends so
der Seele [und
eigentlich wie in
allen
dem
in
Engel,
wenn du willst], in dem Innersten der Seele und in dem Höchsten der Seele. Wo die Zeit nie hinkam,
wo
Innersten
und im Höchsten der Seele erschafft ganze Welt. Alles was vergangen ist was künftig ist, das schafft Gott im
Gott die
und
alles
nie
Der Prophet
spricht: „Gott sprach eines
Das
hörte zwei."
mehr
im
der Seele.
Innersten
ich
hineinleuchtete,
Bild
ein
als
wahr: Gott sprach
ist
Sein Spruch
eines.
nur
ist
und nie
In
einer.
diesem Spruch spricht er seinen Sohn und den heiligen
und alle Kreaturen, und es ist ein Spruch in Gott. Aber der Pro-
Geist
nichts als
phet spricht: „ich hörte zwei."
nahm Gott und spricht, tur.
da
ist
es
Gott; aber hier
Die Leute glauben,
Mensch geworden. ist
hier
Das
Kreaturen wahr.
Dem
Gott ist
heisst:
Wo ist
sei
ich
es Gott es
Krea-
da und da
nicht so,
denn Gott
ebensogut Mensch geworden wie dort,
und um und um
ist
er
Mensch geworden, dass Sohn gebäre, nicht
er dich als seinen eingeborenen
weniger und nicht mehr. Ich
sprach gestern ein
Wörtlein,
das steht 9*
Digitized by
132
Eckhart.
Meister
im Paternoster und Es
wäre sogar
„Dein Wille werde."
heisst:
ausgedrückt,
besser
Wille werde, als dass ich sage
Dass
zu seinem.
dass
sein
mein Wille werde
werde, das meint das
es
ich
Wort
Das
Paternoster.
:
hat
Sinn.
zweierlei
Erstens: Sei für alle Dinge ein Schlafender, das heisst,
du
turen
noch
um
sagen:
Wenn
schliefe
er
um
weder
sollst
Mensch
ein
um
noch
Zeit
Die
wissen.
Bilder
recht
Krea-
Meister
und
schliefe,
hundert Jahr, er wüsste
um
keine
Kreatur, er wüsste nichts von Zeit noch von Bild
und dennoch kannst du wahrnehmen, dass Gott in dir wirkt. Darum spricht die Seele im Buch der Liebe:
Darum schlafen,
Er allen
wahrnehmen, was Gott in zweitens ein Wort:
spricht
Dingen; das hat so
heisst
allen
und mein Herr wacht." wenn alle Kreaturen in dir
„Ich schlafe
kannst du,
viel
wie:
dreierlei
Schaff
Dingen, denn Gott
ist in
Augustin spricht: Gott hat nicht dass er sie
Weges
Sinn
deinen allen
alle
dir wirkt.
Arbeite in sich.
Es
Nutzen
in
in
Dingen. Sankt
Dinge erschaffen,
werden Hesse und dann seines
ginge, sondern er
Die Leute wähnen,
sie
ist
in
hätten
ihnen geblieben.
mehr, wenn
sie
Dinge mit Gott haben, als wenn sie Gott ohne die Dinge hätten. Aber das ist falsch, denn alle Dinge mit Gott ist nicht mehr als Gott allein, die
und wer
glaubte,
wenn
er
den Sohn und den
Digitized by
Von Gott und Mensch
133
wenn
Vater zugleich hätte, hätte er mehr als
den Sohn ohne den Vater
Darum nimm Gott
Irrtum.
das
geborenen Sohn geboren
Der zweite Sinn allen
in allen
Dingen, und
hat, nicht
weniger und
mehr. Dingen,
allen
in
der wäre im
ein Zeichen, dass er dich als seinen ein-
ist
nicht
er
hätte,
Dingen und
Und
selbst.
ist:
das
Schaff deinen Nutzen
Gott
über
Nächsten wie
dich
deinen
du hundert Pfund mehr
liebst
einem andern, das
dir als bei
liebe
heisst:
unrecht
ist
bei
Hast
du einen Menschen lieber als einen andern, das unrecht; und hast du deinen Vater und deine Mutter und dich selbst lieber als einen andern, es ist unrecht; und hast du die Seligkeit lieber ist
dir
in
als
einem andern, so
in
Was
„Gott schütze! keit
nicht in
sagt ihr?
mir lieber haben
als
dern?"
Es gibt
viele Gelehrte, die
greifen,
und
dünkt
ist
es
nicht schwer, es
ist
sie
leicht. ist.
soll.
Auge
unrecht.
einem an-
das nicht be-
Aber
es
Ich will dir
Seht, die
hat zweierlei Absicht, was jedes Glied
wirken
in
gar schwer.
ganz
zeigen, dass es nicht schwer
ins
es
ist
Soll ich die Selig-
Natur
am Menschen
Die erste Absicht, die seine Werke
fasst, ist,
dass es
dem Körper
vor allem
diene und danach einem jeden Gliede genau so
wie sich
und
selbst,
und
nicht weniger als sich selbst,
es beachtet sich selbst nicht
mehr
in
seinen
Digitized by
134
Eckhart.
Meister
Werken
Es
anderes Glied.
als ein
Gott
hilfreich sein.
soll eine
Die zweite Meinung: deine Liebe
sein.
an Gott hängen und darum
liebe
du
Liebst
die
Seligkeit
Sankt Paul wie selbe
als dich selbst.
Sankt Peter und
dir selbst, so besitzest
die
Seligkeit,
Also
auch
sie
du
in
die-
haben.
Wort: schaff deinen Nutzen
das
in
Dingen, das heisst: liebe Gott ebensogern
allen
in
in
in
nur
soll
deinen Nächsten
wie dich selbst und nicht minder
in
vielmehr
soll
Regel deiner Liebe
Armut wie
Reichtum, und habe ihn so
in
der Krankheit wie
in
lieb
der Gesundheit, habe
ihn so lieb in Prüfungen
und so
wie ohne Leiden.
grössre Leiden, je ge-
Leiden,
ringre einer,
wie
leichter
je
Ja,
je
zwei
Eimer:
der andre,
und
lieb
je je
in
Leiden
schwerer
mehr der
Mensch gibt, um so leichter ist ihm zu geben. Einem Menschen, der Gott liebt, wäre ebenso leicht alle Welt zu schenken, wie ein Ei. Je mehr er gibt, je leichter ist ihm zu geben, wie die
Apostel: je schwerere Leiden
leichter
litten
Das
wo du
dritte
sie :
sie
hatten,
arbeite in allen Dingen, das heisst
dich in mannigfaltigen Dingen befindest
und anders Wesen, dass
als in
einem blossen reinen einfachen
lass dir eine
Arbeit sein; das heisst:
Arbeit in allen Dingen füllet deinen Dienst. heisst
je
es.
so
viel
wie:
heb auf dein
Haupt.
Das Das
Digitized by
Von Gott und Mensch.
Der
hat zweierlei Sinn.
was dein
ist
und eigen,
und und
dir Gott,
ist
wie
nicht weniger.
von niemand. dern, so
von dem
ist
erste
er
Gott.
begreifen,
sein
ab
leg
selbst
;
alles
so wird
eigen
wie er sich selbst Gott
Was
Habe
mein
ist,
ist,
das habe ich von einem an-
ist,
ich es aber
es nicht mein, sondern des andern,
ich es habe.
Der zweite Sinn
auf dein Haupt, das heisst
auf
ist:
gib dich Gott zu eigen
Gott dein er
135
Es sind
:
viele
Leute,
und das dünkt mich
denn der Mensch, der
ist:
richte alle deine
dies
die
heb
Werke
das nicht
nicht wunderbar:
begreifen
soll,
der
und erhoben über all diese Dinge. Dass wir zu dieser Vollkommenheit kommen, das walte Gott. Amen. muss sehr abgeschieden
sein
Digitized by
21.
Vom Man man
lieset
von den
Tod. heiligen Märtyrern, deren
heute gedenkt, dass
durch das Schwert
sie
Unser Herr sprach zu seinen
gestorben
sind.
Jüngern
„Selig seid ihr, so ihr etwas leidet
:
Nun
meines Namens willen."
von diesen Märtyrern, dass
men
willen
den Tod
sagt
die
um
sie
um
Schrift
Christi
Na-
haben und durch
gelitten
das Schwert umgebracht worden sind.
Das
Hier sollen wir drei Dinge merken. dass sie tot sind.
das endet.
Was man
Welt
Sankt Augustin spricht:
Werke der Ende, und der Lohn und
in dieser
alle
Pein, ist
erste, leidet,
Alle
Pein
nimmt alles ein Das zweite, das
das
ewig.
wir betrachten sollen, dass dies ganze Leben tödlich
ist,
dass wir alle Pein und
uns zustösst, nicht fürchten ein als
Ende.
Das
wären wir
dritte,
tot,
alle
sollen,
dass wir
Mühsal, die
denn
es
nimmt
uns verhalten,
dass uns nichts trübe, nicht
Freude noch Leid noch
alle
Qual.
Es sagt ein
Digitized by
Vom
137
Tod.
Den Himmel kann
Meister:
Mensch
meint, der
dem
alle
Dinge nicht so
berühren können. alle
himmlischer Mensch,
dass
Die Seele
ist
Es antwortet
dass
ihn
ein Meister:
von
ihrem
in
alle
kommt
es
Gottes nicht so achtet wie er
er
Täte er das, es wäre fast unmöglich, dass
sollte.
er je abfiele.
Und
dass sich der
Mensch
als
soll,
leicht
doch
Himmel und
Erbärmlichsten besser als der
davon,
sie
Da doch woher kommt
den Menschen so
sie
Gott abwenden? Kreaturen?
dass
sind,
viel
Es sagt ein Meister:
Kreaturen so erbärmlich sind,
es denn,
Das
nichts berühren.
ein
ist
ob
es
ist
Welt so halten
Sankt Gregorius
er tot wäre.
niemand habe so
nur eine gute Lehre, dieser
in
Gott, als der, der im
viel
sagt,
Grunde
tot sei.
Die vierte Lehre dass
sie tot sind.
Es sagt
ein
ohne dass
ist
Meister:
sie
das die Natur
Er
die allerbeste.
Der Tod
gibt ihnen ein
sagt,
Wesen.
Die Natur zerbricht
nie,
ein
Besseres
dafür gibt.
Wenn
tut,
wie
mehr
Gott:
viel
tut es
der zerbricht niemals, dass er nicht ein Besseres gäbe.
Die Märtyrer sind
tot, sie
haben
ein
Leben
Wesen empfangen.
Ich
bin gewiss, erkennte eine Seele das geringste,
was
verloren
Wesen
und haben hat,
sie
ein
wollte
sich
keinen
Augenblick
Das Erbärmlichste, was man Gott erkennt, wie wenn einer eine Blume ver-
davon abkehren. in
Digitized by
138
Meister Eckhart.
Wesen
stünde, so wie sie ein
stünde höher das
lichste,
besser als
als die
Gott
in
wenn
und Wir
Tod
preisen den
Wesen
Leben;
ein
hat,
leidenschaftlich
in
wandle,
Wesen
ist,
begehren
Gott, auf dass er uns
das besser
Wesen
ist
Und
so hoch steht
ist
Wesen, darin unser Wesen
unser Leben ein
das
Das Erbärm-
Wesen
wie es
ist
betrachten, dass das
ein
in
Gott
einer einen Engel erkennte.
Mensch
dies sollte der
in
ganze Welt
als
ein
lebt,
wo
wird.
Der Mensch soll sich willig in den Tod ergeben und sterben, damit ihm ein besseres Leben werde. Es muss ein gar kräftiges Leben sein, in
dem tote Dinge lebendig werden, Tod ein Leben wird. Bei Gott
der
Dinge werden
alle
in
tot (spricht die Schrift
sind in ein ewiges
wo
tot sein,
er
ist,
selbst
ihm lebendig.
Sie
sind
Leben
versetzt, in
das Leben,
Man
im Grunde
ist.
soll
dass uns nicht Freude noch Leid be-
Wir in
drum unsern
lieben Herrgott,
helfen aus einem
Leben, das ge-
bitten
möge uns
teilt
dem
stirbt nichts:
von den Märtyrern) und
das Leben ein Wesen
rühre.
in
ein
Das walte Gott.
Leben,
das
eins
geworden
ist
Amen.
Digitized by
22
Was Was
ist
ist
Gott und was
Gott? ist
der Tempel Gottes?
Vierundzwanzig Meister kamen zusammen
und
was Gott sei, und konnten es nicht Hernach kamen sie zu geeigneter Zeit wieder und jeder von ihnen brachte seinen Spruch mit, von denen nehme ich jetzt zwei oder drei. Der wollten sagen,
eine
sprach:
Gott
ist
etwas,
gegen den
alle
wandelbaren und zeitlichen Dinge nichts sind, und
was Wesen
hat, ist von ihm und ist gegen Der zweite sprach: Gott ist etwas, das da über Wesen ist und das in sich selbst niemandes bedarf und dessen alle Dinge bedürfen. Der dritte sprach: Gott ist eine Veralles
ihn
klein.
nünftigkeit,
die
selbst
sich
Ich lasse das erste
erkennen
und das
dritte
von dem zweiten, dass Gott etwas
wendig über Wesen Zeit ist
sein muss.
will.
und spreche ist,
das not-
Was Wesen
hat,
oder Raum, das gehört nicht zu Gott, er
über dasselbe; was er
in
allen
Kreaturen
ist,
Digitized by
140
Meister Eckhart.
das
doch darüber; was da
er
ist
eins
ist,
Meister
Einige
sein.
allein
Dingen
in vielen
das muss notwendig über den Dingen wollten,
Dem
im Herzen.
haben grosse Meister
ist
Seele
wäre
und
darin
die
nicht so,
Die Seele
geirrt.
eben-
ist
sogut ganz und ungeteilt im Fuss und im Auge.
Nehme
ich
Stück von
ein
weder
der Tag
Nehme
ich aber ein
in
sich.
so
der Zeit,
Nu, das Das Nu, worin Oott
begreift alle Zeit die
Welt machte,
Nu, worin
ist
dieser Zeit ebenso nahe, wie das
ich
eben spreche, und der jüngste Tag
Nu
es
ist
noch der Tag gestern.
heute
ist
diesem
so nahe wie der Tag gestern war. Ein Meister sagt: Gott
ist
etwas, das in Ewig-
ungeteilt in sich selbst wirkt, das
keit
und
Hilfe
in sich selbst bleibt,
das nichts bedarf und dessen
Dinge bedürfen und nach dem
alle
trachten als in ihr letztes Ende.
Weite.
das
ist
sein
wirken.
wo
der Weite,
in
Unwesen Wesen; ehe
solutes
und geht
in
Kein Ding kann über
Gott aber wirkt über Wesen
in
Gott.
Dinge
Sankt Bernhard sagt: Gott lieben,
weise ohne Weise.
Wesen
alle
Dies Ende hat
keine Weise, es entwächst der Weise die
niemandes
Werkzeuges bedarf, und das
keines
er sich rühren kann, er wirkt ein
Grosse Meister sagen,
Wesen;
er
ist
Wesen Gott
war, wirkte sei
ein
hoch über Wesen,
der oberste Engel über einer Mücke.
Und
ab-
wie ich
Digitized by
Was
141
Gott.
ist
sage, es
ebenso unrecht, Gott ein Wesen zu
ist
heissen, als
ob
Gott
hiesse.
—
Gott erkannt
etwas
Sonne
weder
dies
Wenn
Heiliger:
sagt ein
hat er
ich die ist
wenn
bleich oder schwarz
noch
Und
das.
einer wähnt,
er
es
habe
er etwas erkannt hat, so
erkannt und hat also nicht Gott
erkannt.
Wesen
Kleine Meister lesen in der Schule, alle seien auf zweierlei
sprechen
Weise
Von
Gott völlig ab.
sie
und
geteilt,
diese
Weisen
diesen Weisen
berührt Gott keine und er entbehrt auch keine.
am
Wesen
Die
erste, die
alle
Dinge Wesen annehmen,
und das trägt,
letzte,
haben
sind aller
ein
das
das
am
ist
in
Bild
in
in sich
Wesen
Gott
Dinge Bilder gleich; aber
dem
Substanz,
Gott gleich
allermeisten
gleiches
worin
hat,
die
ist
was am wenigsten Wesen
heisst relatio,
allergrössten, sie
allermeisten
In
sie sind
dem hat;
Gott un-
Der höchste Engel und die Seele und die Mücke haben ein gleiches Bild in Gott. Gott ist nicht Wesen noch Güte. Güte klebt an Wesen und ist nicht breiter als Wesen, denn wäre nicht Wesen, so wäre nicht Güte, und Wesen ist noch reiner als Güte. In Gott ist weder Güte noch Besseres noch Allergleich
bestes.
Bild der Dinge.
Wer
sagte,
ihm ebenso unrecht,
dass Gott gut als
wer
die
sei,
der täte
Sonne schwarz
Digitized by
I
142
Meister Eckhart. hiesse.
Nun
spricht
doch
Gott:
gut
Gott
allein.
Was
ist
als
dem Allgemeinen
Den
mitteilt.
niemand
heidnischer
ein
Meister,
sich
heissen sie einen
guten Menschen, der gemeinnützig sagt
ist
Was
gut?
Darum
ist.
Einsiedler
ein
sei
weder gut noch böse (dem Sinne nach), weil er der Gemeinschaft und den Leuten nicht nützGott
sei.
von dem Seinen
ist
mit,
an sich selbst nichts sind. das
haben
sich
auch nicht
Kein Ding
das allgemeinste.
lich teilt
weil
Was
sie
von einem andern.
sie
Kreaturen
alle
mitteilen,
Sie
geben
Die Sonne gibt ihren
selbst.
Schein und bleibt doch dastehen, das Feuer gibt seine teilt
was gibt
und
Hitze
doch Feuer; aber Gott
bleibt
das Seine mit, weil er an sich selber er er
sich als
ist,
und
sich
selbst
immer am
Gott wie er
sofern es an
den Gaben, die er
in allen
ihm
in
ist
Er gibt
ersten.
allen
ist,
gibt,
Gaben,
seinen
dass einer ihn empfangen
ist,
könnte.
Wenn
wir Gott im
Wesen nehmen, so nehmen Wesen ist seine
wir ihn in seiner Vorburg; denn
Wo
Vorburg, worin er wohnt. seinem Tempel?
Dies
ist
ist
er
denn
die Vernünftigkeit,
in
wo
er heilig erglänzt, wie der andere Meister sagte,
dass Gott eine Vernunft nis
allein
lebt
und
in
ist,
sich
die in ihrer Erkenntselbst
allein
bleibt,
Digitized by
Was
ist
Oott
143
und da hat ihn da
allein
in
nie etwas
seiner
Stille.
erkenntnis erkennt sich
berührt,
Gott selbst
in in
denn
er
ist
seiner Selbstsich
selbst
23.
Vom Gott
ist
persönlichen Wesen. und wer
Liebe,
die
wohnt, der wohnt
in
der Liebe
Gott und Gott
in
ihm.
in
Gott wohnt in der Seele mit allem dem, was er
und
ist,
da
ist
Darum
ist
ist,
alle
Kreatur.
Gott,
denn
Darum: wo Seele
die
auch die Seele,
denn, dass die Schrift lüge.
ist
die Seele
Gott.
in
wo
Gott
Wo
meine Seele
ist,
es sei ist,
und wo Gott ist, da ist auch meine Seele, und das ist so wahr als Gott Gott ist. Nicht allein von Natur, sondern über Natur freut sich meine Seele aller Freude und da
Seligkeit,
aller
in
seiner
oder ist,
leid,
da
Das ist,
Gott,
ist
ist
da
Seele.
ist
denn deren alles,
eine ist
deren
göttlichen
ist
nur
Gott es
freut
selber sei
eines,
Gott
und wo
lieb
eins
und wo alles ist, da ist eins. Wahrheit Wo die Seele und wo Gott ist, da ist die
sichere
Gott,
Und
sich
Natur,
sagte ich,
dass es nicht so
sei,
so
spräche ich unrecht.
Digitized by
Vom
Wesen
persönlichen
145
Fürwahr, nun achtet auf ein Wörtlein, das halte ich gar wert,
eins
mir
er
gessen
bitte
wenn
Wer
ich
als
sei
ich
recht
ist
irgend etwas anderes
Ich
Ketzerei.
um
ich
nichts bitte
Anbeter beten Gott
Seele
ist
der
und
ist
so
wohl
für niemand,
Die wahren
der Wahrheit an und im
in
kennen wir wie wir erkannt die
so
und
bittet,
nie
bitte
das sind wir im
ist,
wir geliebt sind.
in
die
im heiligen Geist]; was Gott
Geist [nämlich Kraft
Die
um Gott bitten, um nichts bitte,
weder für Heinrich noch für Konrad.
der
verallein.
Abgott an, und man könnte sagen,
lauter
wenn
Kreatur
aller
und das Gebet
ich recht,
wäre
oder
Teil Gottes
betet einen
als
er
für die, die mir empfohlen sind!
unrecht;
kräftig.
es
gedenke dessen, wie
ich
ob
habe und nicht mehr
Nun bittet da um ein bitten
denn als
ist,
Das
ist
Bilde.
sind,
und
Da
in
er-
lieben wie
auch ohne Werk, denn
da eins mit dem Bilde und wirkt
der Kraft als Kraft;
sie
ist
auch eins mit den
Personen und besteht im Vermögen des Vaters
und
in
der Weisheit des Sohnes und
des heiligen Geistes. in
Dies
alles
in
der Güte
noch Werk
den Personen; das Wesen darüber aber
ohne Werk, sondern da Werk, wo sie in Gott in
ist
das
Wesen
Wesen eins,
da
ist alles eins, ist,
ja
hineinreichen, liebt sie die
wo da
die ist
ist
Wesen und Personen
Werk und
Personen, sofern
sie
10
Digitized by
Meister
146
Eckhart.
im Wesen innen bleiben und da
herauskommen,
nie
ein reines wesenhaftes Bild, es
ist
die wesen-
ist
hafte Vernünftigkeit Gottes, der die reine Kraft des
Lebendigen
was
intellectus,
ist,
Vernehmendes nennen. Nun
rum
liebt sie
es
und
ist
Meister ein
wohl
das nicht
ist,
auf.
Da-
des freien
erst das reine absolucio
Wesens, das ohne Ort gibt,
die
passt
liebt
und nicht Wesens
die blosse Istigkeit, die alles
beraubt ist. Da liebt sie Gott dem Grunde, da wo er ist, über alle
aller Istigkeit
bloss nach
Wesen. Wäre da noch Wesen, so nähme
sie Wesen ein Grund. Dies höchste Vollkommenheit des Geistes, wozu
in
Wesen;
ist
die
es
ist
da nichts
man in diesem Leben kommen kann. Aber das
als
der
in ist
Art
des
Geistes
nicht die höchste Voll-
kommenheit, die wir jemals mit Leib und Seele
Mensch
erreichen
sollen,
dass der gequälte
zumal
dieser
Unterkunft festgehalten werde,
in
ein persönliches heit
und
Wesen
die
ist
wo
dass ich
nun
ein
persönliches
darin Unterkunft habe,
—
in
ich
— sowie die Mensch-
Gottheit Christi
das persönliche Wesen selber sei allmeinem Selbstbewusstsein verharrend
dass ich
zumal
—
Wesen habe
all-
doch
in
der Art des
Geistes,
Grund
in
dem
ein meinem äusseren Wesen dasselbe persönliche Wesen sei, Grunde, eins
Grund
ist
bin, so
wie der
— und dass ich
hinwiederum
selbst in
das seines Selbstbewusstseins völlig beraubt sei:
Digitized by
Vom
Wesen
persönlichen
147
Wesen, Mensch-Gott, entwächst
dieses persönliche
vielmehr und schwebt über den äusseren Men-
schen hinaus, folgen kann.
empfängt
dem
er
so weit,
mehr
wohl den Einfluss der Gnade von
Wesen in mancherlei Weise, und Innigkeit, und das ist gut,
persönlichen
Süssigkeit, Trost
aber
dass er ihm nicht
Bleibt er in sich selbst stehen, so
es
ist
nicht das
in sich selbst in
Höchste.
er also
Bleibt
der Unterkunft seiner
selbst,
so
wohl Trost aus Gnade und mit der Wirkung der Gnade, aber das ist nicht sein Bestes dann müsste der innere Mensch sich nach Geistesart aus dem Grunde, in dem er eins ist, herausbiegen und müsste sich dem gnadenhaften Wesen zuwenden, von dem er Gnade empfängt. Darum kann der Geist so niemals vollkommen werden, empfängt
er
Leib und Seele werden vollendet, wenn der innere Mensch in der Art des Geistes seinem eigenen Wesen entrinnt, dahin, wo er im Grunde ein Grund ist; und ebenso muss auch der äussere Mensch der eigenen Unterkunft beraubt werden und allzumal in dem ewigen persönlichen Wesen
Wesen Wesen Wesen
aufgehen, das ein und dasselbe persönliche ist.
Nun
ist in
sind hier zwei Wesen.
Das
eine
der Gottheit das blosse substanzliche
das andere das persönliche Wesen, und e
i
n
Untergrund
Christi
:
denn
Persönlichkeit,
ist
derselbe
;
ist
doch
Untergund,
auch der Untergrund 10*
Digitized by
148
Eckhart.
Meister
der Seele, die Stätte des ewigen Menschtums, und diese
Unterkunft
ist
ein
Christus,
Seiende wie das Selbstbewußtsein
das leiblich der Person.
Daher wollen wir auch eben dieser Christus sein, in den Werken nachfolgen, wie
damit wir ihm er in
Art
dem Wesen
ist;
denn da
ein
Christus in menschlicher
ich mit
meinem Menschtum
selbe Art bin, so bin ich mit
dem
die-
personlichen
Wesen dergestalt vereinigt, dass ich aus Gnade in dem persönlichen Wesen eins und das persönliche Wesen selber bin, denn Gott bleibt ewiglich im Grunde des Vaters und ich in ihm, ein Grund und ein und derselbe Christus, eine Statte meines Menschtums; es sein in
ist
ebensosehr mein wie
einer Verkörperung
des ewigen Wortes,
auf dass beide Wesen, Leib und Seele, Christus vollendet werden, ein
meinem
Gott, ein
Sohn.
Dass uns das geschehe, das walte Gott.
Digitized by
1.
Von den Wer
Stufen der Seele.
zu seiner höchsten Stufe und zur An-
schauung des obersten Gutes, das Gott selbst ist, gelangen will, der soll ein Kennen seiner selbst
und der Dinge, höchsten, so kenntnis.
die über
kommt
Darum,
lieber
erkennen, denn das
ihm
sind, haben, bis
ist
Mensch, lerne dich selbst dir
erkennen
Zum
sollst,
ersten sollst
wenn du Wie du dich
besser als
die Kraft aller Kreaturen erkenntest. selbst
zum
er zur höchsten reinen Er-
dafür merke zweierlei Weise.
du darauf
achten,
ob deine
äusseren Sinne an ihrer Stelle wohlgeordnet sind.
nun merkt, wie es um unsre äussern Sinne Die Augen sind allzeit ebenso bereit das Böse zu sehen wie das Gute. Ebenso ist das Gute auch von den Ohren zu hören, und ebenso können auch die andern Sinne wahrnehmen. Daher sollt ihr euch eifrig und mit grossem Ernst zu guten Dingen zwingen. So viel von äussern Sinnen. Nun vernehmet von den innern Sinnen, das Seht,
steht.
Digitized by
Meister
152
Eckhart.
sind die Kräfte einer höheren Stufe, die in der
und
Seele sind, die niedersten
von den niedersten
erfahret
Die sind
und der äusseren Sinne.
Mittel der obersten Kräfte
Darum
Nun
die obersten.
Kräften.
sind sie den äussern Sinnen so nahe ge-
was das Auge
legen:
das bringen
und das Ohr
sieht
sofort in
sie
hört,
das Begehren.
Ist
es
dann eine geordnete Sache, so bringt das Begehren es sofort
Anschauung.
eine zweite
in
wiederum weiter zur So wird
tigkeit.
es
dritten, die
immer
obersten Kräfte kommt.
Kräfte
reiner,
sie
wahrnimmt und
Bild
hinaufträgt.
Da
und bringt heisst
es
Vernünf-
bevor es
in die
Die Kraft der Seele steht
auf so hoher Stufe, dass
und ohne
Kraft, die heisst
Die schaut es an
wird
es
ohne Gleichnis
es in die obersten es
im Gedächtnis
aufbewahrt und im Verstände verstanden und im Willen
was
Das sind
erfüllt.
und
Seele,
sie
sind
in
die obersten
einer
die Seele wirkt, das wirkt
Natur
in
Nun Stufe
Natur.
Kräfte der
Und
alles
auch die einfache
den Kräften. merkt auf, wie die Seele zu ihrer obersten
und
ihrer grössten
Vollendung kommt. Es
sagt ein Meister: Gott wird in die Seele getragen
und
versetzt.
So entspringt
ein göttlicher Liebes-
quell in der Seele, der trägt die Seele zu Gott
zurück.
Seht, ihr sollt erfahren, wie das
sagt ein Heiliger
:
Alles
sei.
Es
was man von Gott sprechen
Digitized by
Von den
153
Stufen der Seele.
kann, das
Gott
ist
derer Heiliger
kann, das
ist
:
Und
nicht.
Und
Gott.
es spricht ein an-
was man von Gott sprechen
Alles
endlich spricht ein grosser
Meister, dass sie beide die
Wahrheit sagen. Wie
diese drei Heiligen sprechen, so spreche ich das
Wenn
Folgende: etwas es
vom
die Seele mit ihrem Verstände
göttlichen Verstände versteht, so wird
dann sofort dem Willen übergeben. So nimmt
es der Wille in
sich
und wird
dächtnis.
Auf
diese
Weise wird Gott
von dem göttlichen Liebesquell.
das Ge-
in die Seele
Er
fliesst in
über, so dass sich die obersten
die niedersten ergiessen, in
in
Fürwahr, nun vernehmet
getragen und versetzt.
Seele
und
eins damit
alsdann erst bringt und versetzt er es
und
der
Kräfte in
diese ergiessen sich
den äussern Menschen und erheben ihn aus
aller Niedrigkeit,
so dass er nichts wirken
mag
als
Wie der Geist wirkt gemäss göttlichen Werken, so muss der äussere Mensch gemäss dem Geiste wirken. O Wunder über Wunder, wenn ich an die
geistige Dinge.
Vereinigung denke, die die Seele mit Gott hat! Fr
macht zu
die
fliessen,
ihr nicht. ist,
wonnefreudig,
denn
alle
Und da
darum genügt
liche sie
Seele
Liebesquell
aus
sie selbst eine
fliesst
in
selbst
genannte Natur
sie sich selbst nicht.
aus sich selbst
sich
genannten Dinge genügen
Der
gött-
auf die Seele und zieht
das ungenannte
Wesen
in
Digitized by
154
Meister Eckhart.
ihren ersten Ursprung, der Gott allein
Ob-
ist.
wohl ihm die Kreatur Namen gegeben hat, so ist er doch an sich selbst ein ungenanntes Wesen. So kommt die Seele in ihre höchste Vollendung. Fürwahr, Herzensfreunde, nun höret weiter von den Stufen der gerade wie es
um
Seele.
Gott
Es sagt Sankt Augustin
ist,
so
Seht, wie sie gebildet
Seele.
es auch
ist ist
nach
um
dem
die
Bilde
der heiligen Dreifaltigkeit, das erfahret bei der
Auslegung Gottes. Gott
dreifach
ist
fach von Natur.
von Personen und
Gott
ist
auch an
allen
ein-
ist
Orten
und an jedem ist Gott zugleich. Das heisst so als ob alle Orte ein Ort Gottes wären. So steht es auch um die Seele. Gott hat Vorsehung aller Dinge und bildet alle Dinge in seiner Vorsehung. Das alles ist Gott natürlich. So steht viel,
es
um
auch
die Seele.
Kräften
und
auch
allen
in
ist sie
einfach
Sie
ist
Gliedmassen und
zugleich.
auch dreifach an
von Natur.
Daher sind
alle
Die Seele
in
ist
jedem Glied
Glieder e i n Ort
der Seele. Sie hat auch Vorsehung und bildet die
Dinge,
die
ihr
möglich
man von Gott sprechen
sind.
Von
allem,
was
kann, hat die Seele etwas
Gleichnis.
Nun
will ich
erkenntnis.
sprechen von einer reinen Gottes-
Ich habe euch im Auge, Bruder
und
Schwester, weil ihr Gottes allerbeste Freunde seid
Digitized by
Von den
155
Stufen der Seele
und ihm allertrautest von allen, die hier zuhören. Das Fliessen ist in der Gottheit eine Einheit der drei Personen ohne Unterscheidung. In demselben Fluss fliesst der Vater in den Sohn, und der Sohn fliesst zurück in den Vater und sie beide fliessen in den heiligen Geist, und der heiGeist
lige
zurück
fliesst
der Vater seinen Sohn
Sohne
Wo
in sie beide.
und
Darum
spricht
spricht sich in seinem
Kreaturen, alles in diesem Fliessen.
allen
sich der Vater wieder in sich zurückwendet,
Auf
da spricht er sich selbst in Weise ist der Fluss in sich
selbst zurückgeflossen,
wie Sankt Dionysius sagt.
Darum
in
ist
Hören ohne Ohren,
ein
diese
dieser Fluss
Sprechen ohne Wort und
der Gottheit ein
ohne Laut,
sich selbst.
ein
Sehen
Darum spricht sich jede Person andern ohne Wort in dem Flusse. Darum
ohne Augen. in
der
ist
es ein Fluss
ohne
Hiervon vernehmet
Fliessen.
von der edeln
ein Gleichnis
Seele, die hat etwas
was diesem Fluss besonders
in
sich,
wo
die obersten Kräfte
und
die
gleich
ist:
Natur eine Eigen-
da fliesst jede in die andere und ohne Wort und ohne Laut. Selig die da zur Anschauung des ewigen
schaft tragen, spricht sei
sich
die Seele,
Lichtes
kommt.
Nun
könnte
man
sprechen:
schön und wohl gesprochen. geschieht
das
nun,
dass ich
„Das
ist
alles
Herzensfreund, wie
zu
der Stufe ge-
Digitized by
156
Meister Eckhart.
von der du geschrieben hast?
lange,
müsst wissen ist
:
Gott
ist
was
mein, und was mein
er
ist,
ist,
Seht,
und was
das liebe
ihr
er
ich,
ist,
und
mich und zieht mich an und was mich angezogen hat, dem gehöre ich mehr als mir selbst. Seht, darum liebet Gott, dann werdet ihr Gott mit Gott. Davon will ich
was
ich liebe, das liebt
sich,
nichts weiter sagen.
Die auf sich selbst verzichtet haben, und Gott in
der
rechten
könnte das Gott in die
nichtet
Entblösstheit lassen, er
nachfolgen, ja seine
wie
Gnade
Seele giessen, die sich so in der Liebe ver-
hat
erfüllt sie
Er giesst seine Gnade
und
gibt sich ihr selbst in
Da schmückt Gott gerade
muss
wie
das
schmückt wird.
Gold
Dann
in
sie
Gnaden
und hin.
die Seele mit sich selbst,
mit
edlem
Gestein
ge-
bringt er die Seele in die
Anschauung seiner Gottheit. Das geschieht in der Ewigkeit und nicht in der Zeit. Doch hat sie einen Vorgeschmack in der Zeit, dadurch dass hier von diesem heiligen Leben gesprochen worden ist. Das ist darum geschehen, damit ihr das wisst, dass niemand zur höchsten Stufe der Erkenntnis und des Lebens gelangen kann, ohne freiwilliger Armut nachzugehn und den Armen gleich zu sein. Das ist für alle Leute das Allerbeste. Nun loben wir Gott um seiner ewigen Güte willen,
Digitized by
Von den
und
157
Stufen der Seele.
bitten ihn, er
möge uns
schliesslich bei sich
aufnehmen. Dazu verhelfe uns der Vater und der
Sohn und der
heilige Geist.
Amen.
Digitized by
2.
Gespräch zwischen Schwester
und dem
Kathrei Der
Beichtvater.
Es geht mir übel, mir
spricht:
—
Erde zu eng. sagen. ist,
Er
Sie spricht:
—
bittet
zulieb, sage
sie,
mir ein
—
was so
klar
Er spricht Tu es
Wort
:
—
Er gewinnt
ihr mit vielem Bitten ein Wörtlein ab. sie
Sie
Himmel und ihm etwas zu
ist
Ich weiss nicht,
dass ich es sagen könnte.
Gott
und
Beichtvater geht oft zu der Tochter
spricht: Sage mir, wie geht es dir jetzt.
mit ihm so wunderbar und so
Da
tiefe
redete
Sprüche
von der nackten Findung göttlicher Wahrheit, dass er
Weisst du,
spricht:
und wäre
unbekannt,
das ich
ist
nicht
Menschen
allen
so grosser
ein
Gelehrter, dass ich es selbst in der Gotteswissenschaft
gefunden
bekannt.
—
Sie
hätte,
so wäre es mir auch un-
spricht:
Das gönne
schlecht; ich wollte, ihr hättet's mit
gefunden.
—
Er spricht:
Du
ich
euch
dem Leben
sollst wissen,
dass
Digitized by
159
Schwester Kathrei und der Beichtvater.
davon so
ich
viel
gefunden habe, dass
ich es so
gut weiss, wie ich es weiss, dass ich heute die
Aber dass
Messe gelesen habe.
dem Leben mir
leid.
—
Die Tochter spricht:
mich, und geht wieder
und verkehrt mit so
kommt
ich es nicht mit
genommen
Besitz
in
sie
in ihre
das
habe, Bittet
ist
Gott für
Einsamkeit zurück
Gott. Es dauert aber nicht lange,
wieder vor die Pforte, fragt nach
ihrem würdigen Beichtvater und spricht:
Herr,
freuet euch mit mir, ich bin Gott geworden.
Er spricht: Gott
sei
gelobt!
Geh weg von
—
allen
Leuten in deine Einsamkeit, bleibst du Gott, ich
gönne ihn dir gern. horsam und geht in
— Sie
ist
dem
Beichtvater ge-
die Kirche in einen Winkel.
Da kam sie dazu, dass sie alles dessen je Namen trug, und ward so fern
was
und aus
selbst
ausgezogen, dass musste, sie
und
allen
erschaffenen
man
sie lag bis
sie
:
Dingen her-
aus der Kirche tragen
an den
hielten sie für sicherlich tot
sprach
vergass,
aus sich
und Der Beichtvater
dritten Tag, .
Ich glaube nicht, dass sie tot ist
— Wisset,
wäre der Beichtvater nicht gewesen, so hätte man sie
begraben.
man nur
Man
ob die Seele noch sprach: Sie sprach:
kam
versuchte es mit allem, was
wusste, aber
ist
in
sicher
man konnte nicht finden, dem Körper sei. Man tot.
Nein, gewiss nicht.
— —
die Tochter wieder zu sich.
Der Beichtvater
Am
dritten
Sie sprach
:
Tag Ach,
Digitized by
ich
160
Eckhart.
Meister
Arme, bin
vater
—
Der Beichtund sprach Wortes gemessen und tue
wieder hier?
ich
war alsbald da und redete zu
Lass mich göttlichen
mir kund, was du gefunden.
kann
weiss wohl, ich
nicht.
sprach diese
—
weiter.
ich
fassen. willst?
gerne,
sprach:
Sie
Wo
—
Er sprach
Ich bin da,
:
ich war,
ehe
— Er — Sie
:
ich
rede
Tochter,
stehe,
Berichte mich besser.
wo
Gott
Er sprach Wisse,
liebe
da kann
hinkommen.
keine Kreatur in kreatürlicher Weise
—
:
gefunden
ich
Worte
bewähret.
Ja, ich bin
:
Rede höre
alles,
Sie sprach
Was
was du
habe, das kann niemand in
sprach: Hast du nun
—
ihr
— Sie sprach
ich geschaffen
wurde,
und Gott. Da gibt es weder Engel noch Heilige, noch Chöre, noch Himmel. Manche Leute sagen von acht Himmeln und von neun Chören; davon ist da nichts, wo ich bin. Ihr sollt wissen, alles was man so in Worte fasst und den Leuten mit Bildern vorlegt, das ist nichts da
als in
ist
bloss Gott
ein
Seele in Gott
Gott zu locken.
zu
Mittel
Gott nichts
ist
Wisset, dass
Gott; wisset,
dass keine
hineinkommen kann, bevor
so Gott wird, wie schaffen
als
wurde.
—
sie
Gott war, bevor
sie
nicht
sie
ge-
Er sprach: Liebe Tochter,
du sprichst wahr. Nun tu es um Gottes willen und rate mir deinen nächsten Rat, wie ich dazu komme, dass ich dies Gut besitze. Sie sprach:
—
Ich gebe euch einen getreuen Rat. Ihr wisset wohl,
Digitized by
Schwester Kathrei und der Beichtvater
161
Kreaturen von Nichts geschaffen sind und wieder zu Nichts werden müssen, ehe sie in ihren Ursprung kommen. Er sprach: Das ist wahr. Sie sprach: So ist euch genug gesagt. Prüfet, was ist Nichts? Er sprach: Ich weiss, was Nichts ist, und weiss wohl, was weniger ist als Nichts. Das sollst du so verstehn: alle vergänglichen Dinge sind vor Gott nichts. Wer also dass alle
—
—
—
Vergängliches übt, der
—
Warum? Nichts
ist
Er
ist
Wer dem
Nichts.
weniger
als Nichts.
Danach
richtet
kommen
wollt,
—
wenn
euch,
und
wirken könne.
liebt
Er sprach
und Gott
damit Gott :
Du
damit genügen
lässt,
—
ist
das Sie
euch
in
sagst die
„Wer Gott
als seinen
ungläubiger Mensch."
dient,
Das ist wahr. zu eurem Gut :
Kreatur, so dass ihr
alle
findet,
Ein Meister spricht:
heit.
Gott sich
—
Knecht.
euch vernichten unter
ihr sollt
mehr zu tun
ihr
—
als Nichts.
Nichts
Sie sprach
euch selbst und unter nichts
weniger
des Vergänglichen
ist
Wahr-
als seinen
Gott anbetet und für
mich
ein
sprach:
Selig
sei
ist
der Meister, der dies je gesprochen hat: er er-
kannte die Wahrheit.
damit genügen
lässt,
fassen kann: Gott ein
Ihr sollt wissen,
mit dem, was
ist
ein
ein
je
in
Worte
gefasst ward,
Ungläubiger heissen.
wer in
sich
Worte
Wort, Himmelreich
Wort; wer nicht weiter kommen
Kräften der Seele, mit Erkenntnis als
man will
ist
mit den
und mit
Liebe,
der soll mit
Fug
n
Digitized by
162
Meister Eckhart.
Was man
in
Worte
fasst,
das begreifen die
niedersten Sinne oder Kräfte der Seele.
gnügen sie
dringen immer weiter voran, bis
Ursprung kommen, woraus Ihr sollt aber wissen, nicht in den
Seele in
Majestät
Kräfte draussen. die Seele nackt
Das
und
den
in
ist.
Kraft der Seele
dass die
Ursprung kommen kann.
ihrer
sie
die Seele geflossen
Wenn
die
über allen geschaffenen
Dingen vor dem Ursprung ist
Damit be-
sich die obersten Kräfte der Seele nicht:
aller
so bleiben
alle
so verstehen.
Es
steht,
sollt ihr
namentragenden Dinge
entblösst, so steht sie eins in einem, so dass sie
ein
Vorwärtsgehen
wie das Oel auf weiter
:
in
der blossen Gottheit hat,
dem Tuche,
so läuft die Seele weiter
das läuft immer
und
fliesst
immer
vorwärts, solange als Gott das angeordnet
dass sie
dem
Leib in der Zeit
Wisset, solange der gute
hat,
Wesen geben muss.
Mensch auf Erden
solange hat seine Seele Fortgang
in
lebt,
der Ewigkeit.
Darum haben gute Menschen das Leben lieb. Wie die Guten hinaufgehen, so gehen die Bösen, die in Fehlern
sind,
hinab.
—
Fürwahr, liebe
nun erkläre mir: Man spricht von der Hölle und vom Fegefeuer und vom Himmelreich, und davon lesen wir gar viel. Nun lesen wir aber
Tochter,
auch, dass Gott in allen Dingen in
Gott.
—
Sie sprach:
soweit ich's in
Worte
ist
Das sage
fassen kann.
und
alle
Dinge
ich dir gerne,
Hölle
ist
nichts
Digitized by
Schwester Kathrei und der Beichtvater. als ein ist,
Was
Wesen.
das bleibt ihr
Wesen
Menge Leute
sein.
glauben,
Wesen der Kreatur und
hätten hier ein
besässen
Ewigkeit, so wie sie
in
drin gefunden werden. Eine sie
163
Wesen der Leute
hier das
sie ein göttliches
dort
Wesen. Das kann nicht
Wisset, dass darin sich viele Leute täuschen.
Das Fegefeuer
angenommenes Ding wie
ein
ist
das nimmt ein
Ende.
Man
eine
Busse,
vom
jüngsten Tage, dass Gott da Urteil sprechen
soll.
Das
ist
wahr.
selbst: wie er soll
er
Es
aber nicht so, wie die
ist
Jeder Mensch
Leute wähnen.
da
ewiglich
in
spricht
urteilt
über sich
seinem Wesen erscheint, so
bleiben.
—
Die Tochter redete
immer weiter und kam mit der Rede auf Gott und sprach so viel von Gott, dass der Beichtvater nur immer sprach Liebe Tochter, rede weiter. Die Tochter sagte ihm so viel von der Grösse Gottes und seiner Macht und seiner Vor:
—
sehung, dass er von allen seinen äussern Sinnen
kam,
und man ihn und da lag
musste,
wieder zu sich kam.
kommen
in
eine
er
eine
stille
Zelle
tragen
lange Zeit, ehe er
Als er wieder zu sich ge-
war, hatte er Begierde, dass die Tochter
Die Tochter kam zu dem Beichtund sprach: Wie geht es euch jetzt?
zu ihm käme. vater
—
Er sprach:
Von Herzen
gut.
Gelobt
Gott,
sei
dass er dich je zu einem Menschen schuf! hast
mir den
Weg
Du
zu meiner ewigen Seligkeit
Digitized by
164
Eckhart.
Meister
gewiesen,
zur Anschauung Gottes
bin
ich
kommen, und mir
Fürwahr,
bin,
Bleiben
ein
Wisset, das kann nicht sein.
Wenn
rechte Natur dazu.
Kräfte
in
da,
wo
Sie
sprach:
Ihr habt nicht die
Weg
auf und
Gefolge an einem
wie ein
ich
eure Seele und eure
gewohnter Weise den
nieder gehen,
mir mit
hilf
—
erlange.
ge-
gedenke der
liebe Tochter,
Liebe, die du von Gott hast, und Worten und mit Werken, dass ich jetzt
alles
Munde
dessen gegeben, was ich von deinem hört habe.
ge-
wahres Wissen
ein
ist
Hofe
aus und eingeht, und ihr das himmlische Gefolge
und
alles,
scheiden kennt,
was Gott versteht,
dann
sollt
je
schuf, so gut zu
wie ein ihr
Mann
den Unterschied zwischen
Gott und der Gottheit prüfen. ihr
danach trachten, dass
Ihr sollt euch
Kreaturen
ihr
nicht verirren,
Kurzweil
unter-
Gefolge
sein
suchen,
Dann
erst sollt
bewährt werdet. ihr
keinen
ihr
Schaden davon nehmt und auch
sie
keinen Schaden erleiden.
sollt
Hiermit
mit den
sollt
dass
von euch ihr eure
Kräfte heben, damit ihr nicht in Raserei verfallet.
Dies
sollt ihr
gereizt
so oft tun, bis die Kräfte der Seele
werden, bis ihr
in
das Wissen gelangt,
von dem wir vorhin geredet haben.
und geehrt Jesu Christi.
sei
der süsse
Name
—
unsres
Gelobt
Herrn
Amen.
Digitized by
3.
Von
der Abgeschiedenheit.
habe
Ich
viele
gelesen,
Schriften
von heid-
vom
nischen Meistern und von Propheten, und
und neuen Bund, und habe mit Ernst und ganzem Fleiss gesucht, was die beste und höchste Tugend sei, mit der der Mensch sich auf dem nächsten Wege zu Gott verfügen könnte, und alten
mit der der
wie er
in
Mensch ganz
wäre dem
gleich
Bilde,
Gott war, indem zwischen ihm und Gott
kein Unterschied war, bevor Gott die Kreaturen
erschuf. forsche,
Und wenn so gut
ich
alle
Schriften
durch-
meine Vernunft zu ergründen
und erkennen vermag, so
finde
nichts
ich
an-
deres als reine Abgeschiedenheit, die aller Kreaturen
entledigt
zu Martha: so
viel
ist.
„unum
Darum
sprach
est necessarium/
unser 1
wie: wer ungetrübt und rein sein
der muss eines haben, und das
ist
Herr
das heisst will,
Abgeschieden-
heit.
Die Lehrer loben gar gewaltig die Liebe, wie
Digitized by
166
Meister Eckhart.
zum ich
den Worten
Beispiel Sankt Paulus mit
auch üben
habe
mag,
habe ich gar nichts."
mehr
schiedenheit
nicht
ich
Zum
als alle Liebe.
lieben.
„Was so
lobe die Abge-
Ich aber
rum, weil das Gute an der Liebe
mich zwingt, Gott zu
:
Liebe,
Nun
ersten da-
dass sie
ist,
es viel
ist
mehr
wert, dass ich Gott zu mir zwinge als dass ich
mich zu Gott zwinge. meine ewige Gott
Und
das
Seligkeit daran
werden;
vereinigt
kommt
liegt,
denn
daher, dass
dass ich
und
kann
sich
Gott
passender mir anpassen und besser mit mir vereinigen, als ich mit ihm.
Dass Abgeschiedenheit
Gott zu mir zwingt, das bewähre ich damit: ein
Ding
jedes
doch gerne an seiner natürlichen
ist
Eigenstätte.
Nun
Einfachheit
und Reinheit;
Abgeschiedenheit. sich
heit
einem
selbst
geben.
Gottes natürliche Eigenstätte
die kommen von der Darum muss Gott notwendig
abgeschiedenen
Herzen
als die Liebe, weil die Liebe
alles
um
nehmen, während
Gottes willen
mich dazu mich
auf
die Abgeschiedenheit
als
Nun
hat der tur,
alles
empfänglich
zu tragen.
zu
Denn
sein, in
er zu leiden hat.
als
dem
Mensch noch einen Hinblick auf
von der
bin als
steht es aber viel höher, für gar
Gott
Gottes willen
zu
mich dazu
zwingt, dass ich für nichts empfänglich für Gott. nichts
hin-
— Zum zweiten lobe ich die Abgeschieden-
mehr
zwingt,
ist
um
Leiden
die Krea-
Die Abgeschieden-
Digitized by
Von
der Abgeschiedenheit.
heit
dagegen
aller
ist
167
Dass
Kreatur entledigt.
aber die Abgeschiedenheit für nichts als für Gott
empfänglich
das beweise ich: denn was emp-
ist,
fangen werden
soll,
fangen werden. heit
dem
lich
ist,
sein
ist
muss irgendworin empaber die Abgeschieden-
Nichts so nahe, dass kein Ding so
zier-
dass es in der Abgeschiedenheit enthalten
kann
als
Gott
allein.
dass er wohl
zierlich,
Herzen
dass
Nun
sich
aufhalten
in
Der
ist
dem
so einfach und
abgeschiedenen
kann.
Die Meister loben auch die
Demut vor
vielen
andern Tugenden. Ich lobe die Abgeschiedenheit vor
aller
Demut, und zwar darum.
Demut
Die
kann ohne die Abgeschiedenheit bleiben
;
dagegen
vollkommene Abgeschiedenheit ohne vollkommene Demut. Denn vollkommene Demut
gibt es keine
zielt
auf ein Vernichten
seiner
selbst;
nun be-
rührt sich aber die Abgeschiedenheit so nahe mit
dem
Nichts, dass zwischen ihr und dem Nichts Ding mehr sein kann. Daher kann es keine vollkommene ohne Demut Abgeschiedenheit geben, und zwei Tugenden sind immer besser als eine. Der andere Grund, warum ich die Abgekein
schiedenheit
der
Demut
vorziehe,
ist
das,
dass
vollkommene Demut sich selbst unter alle Kreaturen beugt, und eben damit begibt sich der Mensch aus sich selbst zu den Kreaturen. Aber
die
die Abgeschiedenheit bleibt in sich selbst.
Nun
Digitized by
Meister
168
Eckhart.
aber kann kein Hinausgehen jemals so hoch stehen
wie das Darinbleiben
sich
in
kommene Abgeschiedenheit neigt sich will
sie
selbst.
Die
voll-
achtet auf nichts
und
weder unter noch über eine Kreatur;
nicht unten
noch oben
niemand zu
und
Leid,
sein; sie will so
niemand zu Lieb und
für sich selbst verharren, will
weder Gleichheit noch
Ungleichheit, noch dies noch das mit irgend einer
Kreatur gemein haben, allein
sie will nichts
Daher werden
sein.
keinerlei
anderes
als
Dinge von
ihr belästigt.
Ich
ziehe auch
dass der
als
die
Abgeschiedenheit allem
denn das Mitleid
Mitleid vor,
Mensch aus
sich
ist
nichts anderes,
selbst
heraus zu
den Gebresten seines Mitmenschen geht und davon sein Herz betrüben lässt. Dessen steht die Abgeschiedenheit ledig und bleibt
und
lässt sich
sagt: ich
wenn
in
sich selbst
durch nichts betrüben.
ich alle
keine so ganz
Kurz geTugenden betrachte, so finde
ohne Fehler und so zu Gott
führend wie die Abgeschiedenheit. Ein Meister, Stufe
des
namens Avicenna
Geistes,
spricht:
der abgeschieden
ist,
ist
Die so
was er schaut, wahr ist, und was er begehrt, wird ihm gewährt, und wo er gebietet, da muss man ihm gehorsam sein. Und ihr sollt das fürwahr wissen wenn der freie Geist hoch,
das
alles,
:
in
rechter Abgeschiedenheit steht,
so zwingt er
Digitized by
Von
169
der Abgeschiedenheit.
Gott zu seinem Wesen; und könnte er formlos
und ohne
allen
Eigenschaft an.
geben
Zustand
sein,
nähme
so
ihm
Und
selbst gibt.
ganzer Abgeschiedenheit Ewigkeit verzückt,
dem
daher kann Gott
als sich selbst;
geschiedenen Geiste nicht mehr tun, sich
er Gottes
Das kann aber Gott niemandem als
ab-
dass er
der Mensch, der in so
wird so
steht,
dass ihn
kein
in
die
vergängliches
Ding bewegen kann, dass er nichts empfindet, was körperlich ist, und der Welt tot heisst, denn er empfindet und schmeckt nichts, was irdisch ist. Das meinte Sankt Paulus, als er sprach „Ich lebe und lebe doch nicht, Christus lebt in mir." Nun könntest du fragen, was denn die Abge:
schiedenheit ist?
Nun
sei,
sollst
wenn du
sie
schiedenheit nichts anderes
gegen
alle
so edel an sich selbst
erfahren, dass richtige
Umstände,
sei
als dass
ist
es
Freude oder Leid,
Ehre, Schande oder Schmach, bleibt,
Wind.
so
unbeweglich
wie ein breiter Berg gegen einen kleinen Diese
bringt den Gott.
Abge-
der Geist
unbewegliche
Menschen
Denn
Abgeschiedenheit
in die grösste
dass Gott Gott
ist,
Gleichheit mit
das hat er von
seiner unbeweglichen Abgeschiedenheit,
und da-
von hat er seine Reinheit und seine Einfachheit
und seine Unwandelbarkeit. Will daher der Mensch Gott gleich werden, soweit eine Kreatur Gleichheit mit Gott haben kann, so muss
Digitized by
Meister
er
170
Eckhart.
abgeschieden
leer sein aller
Und du
sein.
Kreaturen
sein aller Kreatur
voll
ferner wissen,
sollst
ist
sollst
Gottes voll
ist
Gottes leer
dass Gott
in
wissen: sein,
dieser
und
Du
sein.
unbe-
weglichen Abgeschiedenheit vorweltlich gestanden
und noch steht, und sollst wissen, als Gott Himmel und Erde erschuf und alle Kreaturen,
ist
das ging seine unbewegliche Abgeschiedenheit so
wenig Ich
an, als
ob
er nie Kreaturen geschaffen hätte.
noch mehr: von
sage
Gebeten
allen
guten Werken, die der Mensch
in
und
der Zeit wirken
kann, wird Gottes Abgeschiedenheit so wenig bewegt, als ob nirgends
Werk
ein gutes
in
der Zeit ein Gebet oder
geschähe, und Gott wird gegen
den Menschen dadurch so wenig huldvoller oder wie wenn das Gebet oder die guten Werke nicht vor sich gegangen wären. Ich sage noch mehr als der Sohn in der Gottheit Mensch geneigter,
:
werden wollte und ward und das
ging
die
unbewegliche
die
Marter
erlitt,
Abgeschiedenheit
Gottes so wenig an, als ob er nie Mensch geworden wäre. Nun könntest du sagen: So höre ich wohl, dass alles Gebet und alle guten Werke verloren
sind,
wenn
nimmt, und dass ihn kann,
sich
Gott ihrer nicht an-
niemand damit bewegen
und man sagt doch, Gott
will
um
alle
Dinge gebeten werden. Hier sollst du wohl auf mich achten und mich recht verstehn (wenn es
Digitized by
Von dir
171
der Abgeschiedenheit.
möglich
Blick
dass
ist),
Gott mit seinem
ersten
(wenn wir von einem ersten Blick da reden
wollen) sollten,
alle Dinge ansah, und mit demselben
wie
geschehen
sie
Blick sah,
wie er die Kreaturen erschaffen
wann und
sollte.
Er sah
auch das geringste Gebet und gute Werk, das
jemand
je tun würde, und sah an, welches Geund welche Andacht er erhören sollte; er sah, dass du ihn morgen eifrig anrufen und mit rechtem Ernst bitten wirst, und dieses Anrufen und Gebet wird Gott nicht morgen erhören, denn er hat es in seiner Ewigkeit gehört, bevor du Mensch wurdest. Ist aber dein Gebet nicht vernünftig oder ohne Ernst, so wird es dir Gott nicht jetzt versagen, denn er hat es dir in seiner
bet
So hat Gott mit seinem ersten
Ewigkeit versagt.
ewigen
Blick
gar nichts alles ein
alle
um
Dinge angesehen und
eines
Warums
vorgewirktes Ding.
willen,
Und
denn
wirkt es
ist
so steht Gott
unbeweglichen Abgeschiedenheit,
allezeit in seiner
während doch darum der Leute Gebet und gute Werke nicht verloren sind, denn wer recht tut,
dem wird auch
Philippus sagt:
recht gelohnt.
„Gott Schöpfer hält die Dinge
in
dem Lauf und
der Ordnung, die er ihnen im Anfang gegeben hat."
Denn
bei
ihm
ist
nichts
auch nichts künftig, und er hat liebt,
wie er
sie
vorhergesehen
vergangen und alle
hat,
Heiligen ge-
ehe die Welt
Digitized by
172
Meister Eckhart.
ward.
Und wenn
es dazu
kommt, dass
sich das
was er in der Ewigkeit angesehen hat, so wähnen die Leute, Gott habe er sich eine neue Liebe beigelegt; und wenn zürnt oder etwas Gutes tut, so werden wir gein
der Zeit
wandelt,
zeigt,
der
aber bleibt unwandelbar, wie
er
Sonnenschein den kranken Augen weh und den
wohl
gesunden selbst
und
tut,
bleibt
doch für
unwandelbar derselbe Schein.
und
sich
Gott sieht
in
seinem Sehen geschieht
auch keine Erneuerung.
In diesem Sinne spricht
nicht die Zeit,
auch Isidorus
dem Buch vom
in
obersten Gute:
was Gott tat, ehe er Himmel und Erde erschuf, oder woher der neue Wille in Gott kam, dass er die Kreaturen schuf? und Es fragen
viele Leute,
antwortete
Wille in
folgendes:
Gott
auf,
Es stand
ein
nie
denn obwohl
neuer
richtig
es
ist,
dass die "Kreatur nicht für sich selbst war, wie ist, so war sie doch vorweltlich in Gott und seiner Vernunft. Gott schuf nicht Himmel und Erde, wie wir vergänglich sagen, dass sie
sie jetzt
wurden, ewigen
sondern
Worte
Mensch fragen
:
alle
Kreaturen sind
gesprochen.
Nun
in
könnte
dem ein
Hatte Christus auch unbewegliche
Abgeschiedenheit,
als
er
sprach:
„Meine
Seele
Tod?" und Maria, als sie unter dem Kreuze stand? und man spricht doch
ist
viel
betrübt bis in den
von
ihrer
Klage: wie kann dies
alles
sich
Digitized by
Von
173
der Abgeschiedenheit.
unbeweglicher Abgeschiedenheit?
vertragen
mit
Hier
du
erfahren,
einem
jeden
sollst
dass
in
was die Meister sprechen, Menschen zweierlei Men-
schen sind: der eine heisst der äussere Mensch, das
Sinne,
doch
mit der
wirkt er
Mensch des Menschen
Der andere
Seele.
Mensch, das
du
sollst
ist
wissen,
jeder
dass
die Kräfte der Seele in
liebt,
Menschen dienen
die Sinnlichkeit; diesem
ist
fünf
heisst
der
Kraft
der
innere
Nun
Innerlichkeit.
Mensch, der Gott
dem
Men-
äussern
schen nicht mehr anwendet, als die fünf Sinne zur Not bedürfen; und die Innerlichkeit wendet
nur insoweit zu den fünf Sinnen,
sich
ein
Führer und Lehrer derselben dass sie
hütet,
benutzen, wie
ihren
ist
und
Gegenstand nicht
manche Leute
als
sie
sie
be-
tierisch
tun, die ihrer leib-
lichen Wollust nachleben wie die Tiere, die
ohne
Vernunft sind, und solche Leute sollten eigentlich
mehr
Tiere als
Menschen
Und
heissen.
die
und den fünf Sinnen nicht gibt, gibt sie alle dem innern Menschen, und wenn der einen hohen, edeln GegenKräfte, die die Seele überdies hat
stand
hat,
so zieht sie alle
den
fünf Sinnen
und und
es
heisst
verzückt,
nünftiges Bild Bild.
Und
geliehen
dieser
weil ist
die hat,
Kräfte,
zu sich
die
sie
heran,
Mensch dann von Sinnen
sein
Gegenstand
ein
unver-
oder etwas Vernünftiges ohne
wisset,
dass Gott von jedem Geist-
Digitized by
Meister
174
Eckhart.
menschen
begehrt,
Kräften der Seele
dass
liebt.
mit
ihn
er
Darum
sprach er
deinen Gott von ganzem Herzen."
Nun
:
allen
„liebe
gibt es
manche Menschen, die verzehren die Kräfte der Seele ganz und gar in dem äussern Menschen. Das sind die Leute, die alle ihre Sinne und Gedanken auf vergängliche Güter richten und nichts von dem inneren Menschen wissen. Wie nun ein guter Mensch manchmal den äussern Menschen aller Kräfte der Seele beraubt, wenn sie tierische eine hohe Aufgabe hat, so berauben Leute den innern Menschen aller Kräfte der Seele und gebrauchen sie für den äussern Menschen. Nun musst du wissen, dass der äussere Mensch in Tätigkeit sein kann, während der innere gänzlich derselben entledigt und unbeweglich steht. Nun war in Christus auch ein äusserer und ein innerer Mensch, und ebenso in unserer Frau, und alles, was Christus und unsere Frau je von äusseren Dingen redeten, das taten
sie als
Mensch, und der innere Mensch stand unbeweglichen ein
Abgeschiedenheit.
Ebenbild: Eine Tür geht
in
äusserer in
Nimm einer
einer
dafür
Angel auf
Nun vergleiche ich das äussere Brett an der Türe dem äusseren Menschen, und die Angel dem inneren Menschen. Wenn nun die und
zu.
Tür auf und zu geht, so bewegt sich das äussere Brett hin und her, und die Angel bleibt doch
Digitized by
Von der
175
Abgeschiedenheit.
einem
unbeweglich an
und wird darum In gleicher Weise
Fleck
nicht im geringsten verändert. ist
auch
es
Nun
hier.
frage ich,
was
weder
dies
die
Aufgabe der reinen
Darauf antworte
Abgeschiedenheit sei?
noch das
ihre
Aufgabe
ruht auf einem blossen Nichts, denn
dem
auf
Nun
kann
Denn obwohl Gott
tur
Sein Wirken
Gott nicht
allmächtig
Gleichnis.
in
ist,
so
ist
in
allen
wirken.
kann er
er Bereitschaft oder
Macht
den Menschen anders
den Steinen; dafür finden wir
ein
beruht
sie
Willens etwas
seines
all
doch nur wirken, wenn als in
Sie be-
Höchsten, worin Gott mit seinem ganzen
Wirken kann. Herzen trotz
findet.
dass
ich,
ist.
Wenn man
in
einen
der Na-
Backofen
und einen Teig von Hafer und einen von und einen von Roggen und einen von Weizen hineinlegt, so ist nur eine Hitze in dem Ofen, und doch wirkt sie nicht in allen Teigen gleich; denn der eine wird ein schönes Brot, der andere wird rauh und der dritte noch rauher. Daran ist nicht die Hitze schuld, sondern die heizt
Gerste
ungleich
Materie,
die
nicht in
allen
dem In
Herzen
er Bereitschaft
den Herzen nun,
ist.
Ebenso wirkt
gleich,
sondern
je
und Empfänglichkeit in
Gott nachfindet.
denen dies oder das
ist,
kann etwas
sein,
das Gott hindert aufs höchste
zu wirken.
Soll
daher ein Herz Bereitschaft für
Digitized by
176
Meister Eckhart.
muss
das Allerhöchste haben, so
es auf einem
blossen Nichts beruhen, und darin grösste Möglichkeit,
dafür ein
die
Gleichnis aus
ist
auch die
Nimm
geben kann.
es
der
Natur.
Will
ich
auf eine weisse Tafel schreiben, so kann etwas,
das auf der Tafel geschrieben steht, noch so er-
haben
es stört
sein,
mich doch, weil
wenn
darauf schreiben kann; und so
will,
Tafel
muss ich und
steht,
zum
besten
Ebenso
alles
die
mein Herz schreiben
dem
will,
am
mir dann
passt
wenn
wenn Gott
es,
ist
auslöschen, was auf der
Tafel
Schreiben,
nicht
ich
ich schreiben
nichts darauf steht.
aufs
allerhöchste
dann muss
alles
in
aus
Herzen heraus,
Herz.
was dies oder das geund so steht es um das abgeschiedene Daher mag dann Gott aufs allerhöchste
seinen
obersten
heissen
ist,
und so
Willen wirken,
ist
des
abgeschiedenen Herzens Aufgabe weder dies noch das.
Nun
frage
geschiedenheit
denn wer
teil
soll.
was Ich
und Reinheit der
bittet,
was ihm zu
nehmen
aber:
ich
Herzens Gebet?
schiedenen
als
bitten,
von Gott,
werde, oder was Gott ihm ab-
Nun
begehrt aber das abgeschiedene
gerne ledig wäre.
bets entledigt,
des abge-
kann nicht
begehrt etwas
Herz nach nichts und hat auch es
ist
antworte: Ab-
und
sein
Darum Gebet
mit Gott einförmig sein.
ist
nichts,
es
dessen
allen
Ge-
ist
nichts anderes
In
diesem Sinne
Digitized by
Von
177
der Abgeschiedenheit.
können wir das Wort nehmen, das Dionysius über Sankt Pauls Wort spricht: „Es sind die
alle
Krone
nach der
doch nur einem zu
ihrer
und
laufen,
viel,
wird
sie
Alle Kräfte der Seele
teil."
und sie wird doch aliein Dazu also sagt Dionysius:
laufen nach der Krone,
dem Wesen zu
teil.
Der Lauf ist nichts anderes als ein Abwenden von allen Kreaturen und ein Vereinigen mit der
Und wenn
Ungeschaffenheit.
kommt, dann Gott
in
sich,
wird, wie die es
dass
an
sie
die
dazu
Seele
Namen und
verliert sie ihren
zieht
zunichte
selbst
sich
Sonne das Morgenrot anzieht, dass Dazu bringt den Menschen
zunichte wird.
Hierher kann
nichts als reine Abgeschiedenheit.
auch
das
passen
gang
:
in
Wort,
Sankt
das
spricht,
Die Seele hat einen himmlischen die göttliche Natur,
zunichte werden.
wo
ist
Ein-
Dinge
ihr alle
Dieser Eingang
auf Erden
Abgeschiedenheit.
nichts anderes als reine
wenn
Augustin
Und
kommt, so wird sie aus Bewusstsein bewusstlos und aus Darum Liebe lieblos und vor Licht finster. können wir auch annehmen, was ein Meister die Abgeschiedenheit aufs höchste
spricht:
Gott als
alle
Selig sind
die
Armen
des Geistes, die
Dinge gelassen haben, wie er
wir nicht waren.
Dass Gott
schiedenen Herzen lieber
ist
in
als in
Herzen, das merken wir daran:
sie hatte,
einem abgeallen
andern
wenn du mich 12
Digitized by
178
Meister Eckhart. fragst,
was Gott
dem Buche
ist
aber nirgends ganze Ruhe
dem abgeschiedenen Mensch
kein
ant-
der Weisheit,
wo
„In allen Dingen suche ich Ruhe."
er spricht:
Es
Dingen suche, so
allen
in
worte ich dir aus
allein
als
in
Es kann sich aber
Herzen.
für das göttliche Einfliessen anders
machen
empfänglich
dadurch,
als
Gott einförmig wird, denn mit Gott einförmig
ist
ist,
dass
nachdem
je
er
mit
Mensch
ein
er des göttlichen Ein-
Daher scheidet die Bilder ab und einigt euch mit formlosem Wesen, denn Gottes geistiger Trost ist zart, darum will er sich niemandem bieten als dem, der leiblichen fliessens empfänglich.
Trost verschmäht.
Nun ist
Abgeschiedenheit
oder
sät,
wer
wer darum im
Tod
Liebe
es
der grössten
geistigen
leibliche
Schaden
ungeordnete Liebe
Fleisch
herbei;
sät,
in
Es kann keine
Lust ohne
der ruft den
ordentliche
als
steht.
fleischliche
sein;
Leute allesamt:
vernünftige
höret,
niemand fröhlicher
und wer im Geist
der erntet im
Geist das
mehr daher der Mensch vor dem Geschöpf flieht, um so mehr läuft ihm der
ewige Leben.
Je
Schöpfer nach. allerbeste,
die
denn
Daher sie
ist
Abgeschiedenheit das
reinigt die Seele
und
läutert
Gewissen und entzündet das Herz und
er-
weckt den Geist und spornt die Begierde und vergoldet die
Tugend und
lässt
Gott erkennen
Digitized by
Von der
und
179
Abgeschiedenheit.
und
scheidet die Kreatur ab
vereint sie mit
Gott; denn die von Gott getrennte Liebe
ist
wie
das Wasser im Feuer und die mit ihm vereinigte Liebe
ist
Waben im
wie der
das euch
Tier,
Das
und
leiden
Es gibt
steht.
nichts
Galligeres
als gelitten
Natur hier
kriecht,
dessen Geist
in
der
fliegt
in
Voll-
denn
Niedrigkeit
tiefsten
auf
als
haben.
Das sicherste Fundament, worauf diese kommenheit beruhen kann, ist Demut, wessen
ist
der grössten
in
nichts
Honigsameres
trägt,
mehr der ewigen
wer mit Christus
als
Bitternis
passt
schnellste
zur Vollkommenheit
Leiden, denn es geniesst niemand Seligkeit
Nun
Honig.
auf, vernünftige Geister allesamt!
das Höchste
der Gottheit, denn Freude bringt Leid und Leid Freude.
bringt lei
in dieser Zeit
der
Der Menschen Tun
ist
vierer-
der eine lebt so, der andere anders.
:
zum
höchsten Leben
nehme mit kurzen Worten aus
Schrift die Lehre,
kommen
Wer will,
dieser ganzen
mit der ich schliesse:
Halte dich abgeschieden von allen Menschen, halte
dich rein von allen eingezogenen
befreie dich
Kummer allzeit
von alledem, was
Bildern,
Haft und
Unfall,
bringen kann, und richte dein
auf ein tugendhaftes Schauen,
deinem Herzen
Gott
in
dem
deine
in
Gemüt dem du
von und was Wachen,
trägst als stetes Ziel,
Augen niemals andere Uebungen angeht,
ablassen; als
Fasten,
12*
Digitized by
Meister
180
Eckhart.
Zweck und
Beten, die richte darauf als auf ihren
habe so
davon,
viel
als
sie
dazu fördern
dich
können, so erreichst du das Ziel der Vollkommen-
Nun
heit.
könnte jemand
wer könnte
sagen:
den unverwandten Anblick des göttlichen VorDarauf antworte ich: niemand,
bildes aushalten?
der heutzutage sagt,
Es
lebt.
ist
darum
dir allein
damit du weisst, was das Höchste
wonach du
trachten
und begehren
ist,
sollst.
Wenn
aber dieser Anblick dir entzogen wird, so dir,
wenn du
sein, als
ob
wäre, und
ein
guter Mensch
dir deine
du
sollst
auf dich
selbst
und deine Zuflucht dir
möglich
ist.
genommen
bald zu ihm wiederkehren,
damit er dir wieder werde, und du zeit
soll
zu Mute
bist,
ewige Seligkeit
ge-
und
acht haben, soll
darin
sollst alle-
und dein
sein,
Herr, gelobt seist
Ziel
so sehr es
du
ewiglich.
Amen.
Digitized by
4.
Von der Wäre weder noch wollte
ich
Ueberfreude.
Hölle noch Gott,
Himmelreich, den-
süsser
und
dich
Vater,
deine hohe Natur lieben, worin die Dreiheit in
der
Einheit
hören von tur in
Seht,
steht. all
mögt
jetzt
dem Heimlichen Die
der Dreieinigkeit.
schied;
ist.
meine Seele
den gewahrt
schein
der hohen
eigenes
Wesen ganz ohne
Einheit.
ihr hören, ein
Unterscheidung
Der Fluss
Unter-
am Wider-
Die leuchtet
in
Unterschiedenheit.
rin hat sie all ihre Einheit verschlossen
mit
Na-
gemäss der Na-
mögt Das ist
Seht, jetzt
was Gott und Gottheit
gerne
Personen sind Gott
ihrer Persönlichkeit, Gottheit
tur in der Einheit.
ihr
der hohen
der hohen
ihr
Da-
und doch
Persönlichkeit.
dem
die
Einheit
lebt; das einig Eine, das in sich selbst in
dunkler
Stille
ist
schwebt,
ursprünglich, in
ist
ohne
kann es verstehn, doch es offenbar.
Das
Licht
ein in ist
Niemand
Bedürfen. seiner
Selbstheit
das erste
in
ist
der Ur-
Digitized by
Meister
182
Eckhart.
das den
sprünglichkeit,
seinem Wesen
Geist
aus
hinausführt
die Verborgenheit, allbleibend,
in
Allda
eingezogen, in die Dunkelheit versunken.
wird er verlocket, allda wird er des Lichtes Dunkel-
Ab-
heit entkleidet, allda verliert er beide in der
gründlichkeit, allda wird das verborgene
der Geist, ist's
sein
O
in
Wesen,
der Einheit entfremdet, und doch
Leben.
grundlos
Abgrund,
tiefer
deiner Tiefe
in
du hoch, in deiner Höhe tief! Wie kann das sein? Das ist uns im Abgrund deiner Tiefe verborgen. Doch sagt Sankt Paulus, es soll uns bist
klar
werden.
In
Klarheit
dieser
über seine Selbstheit, ihn an sich gezogen.
Da
hat
stirbt
der
ist
die
Geist
Dreieinigkeit
der Geist allsterbend
im Wunder der Gottheit, denn er hat
in
der
Einheit keine Unterschiedenheit; das Persönliche verliert
Namen
seinen
Wo
der Einheit.
in
der
Geist in der Einheit auf nichts beruht, da verliert
er in göttlicher Art jedes Mittel.
wie der Dunkelheit wie der Form. geschaffen
wird
ist,
den
schweben
ist
Lichts
Fünklein, so nackt, wie es
von seinem Nichts, das
seines Nichts eingezogen.
Wesen der
Nacktheit im
Geist
wegführt
lässt.
In
Einheit, die alle
Des
er entledigt, der Materie
ein Nichts
vom Etwas
das Nichts das
Ein
ist
und
in
dem Unbegreifen
Dinge ausser
die
Eben
Person, Einheit
der hohen
sich in ihrer Selbst-
Digitized by
Von
der Ueberfreude.
heit
vernichtet,
und doch schaffen ist
ist
Eins ohne Unterschiedenheit,
ein Etwas, das aus ihrer Selbstheit ge-
Dieses
ist.
nackt in nackt. Gleichheit
Eine,
Eins und
wortlos.
Wo
ein
ist
Dunkelheit
Das
Einheit.
Stille.
ist
uns
meine,
gegeistet
wo
;
in einer
Alle
hier
Abgründe in einer und entgeistet,
die zwei
hohes Wesen
ist
da
das ich
Eins vereint leuchtet da
schweben,
da
seiner
183
sich
Gott
entgeistet,
unerkannten bekannten
verborgen
Kreaturen
in
der Tiefe
ergründen
nicht
das Etwas.
Dass wir uns selbst entsinken, dess freuen wir uns heute,
Und
danach
sollt
ihr
trachten
immerdar, ihr
Leute,
Und
in
das Höchste
eilen,
das
ist
die
Ueber-
freude.
Digitized by
Die Seele auf der Suche nach Gott. Gott
Die
um Lohn
Werken
mit äussern
dienen, denen soll mit geschaffenen Dingen wie
und himmlischen Dingen
Himmelreich
dienen, denen soll mit
ungeschaffen heiligen
ist,
dem
gelohnt werden, was
Werken der
das heisst mit den
Dreifaltigkeit!
Nun
Zerginge das Feuer, so wäre
pass auf.
zerginge
Licht;
kein
gelohnt
Die aber Gott mit innerlichen Werken
werden.
Leben; zerginge die
Erde,
die
so
wäre
Darum
zerginge das Wasser, so wäre kein Raum. ist
kein
so wäre keine Liebe;
Luft,
Gott nicht Licht noch Leben noch Liebe noch
Natur noch Geist noch Schein noch
man
in
Worte
und Gott
ist
fassen kann.
in
sich
seinen
findet
all
sich
Der Vater
sich
selbst als
Kreaturen
insbesondere ist
ist
alles,
Gott
in
was Gott,
aus Gott geflossen, und Gott be-
findet sich in
Es
in
Gott und befindet als
einer
Gott und beedeln
allgewaltig in der Seele, der
Seele.
Sohn
Digitized by
185
Die Seele auf der Suche nach Gott.
der Seele
allweise, der heilige Geist allliebend in
und
er
alle
liebt
Kreaturen
gleicher
in
Liebe.
Er zeigt sich ihnen aber ungleich, und dazu dass sie es erkennen
die Seele geschaffen,
wie es
und
ist,
Brunnens
sich in die Reinheit des grundlosen
göttlicher
Natur versenken
sagen könnte,
sie sei
Gott.
sie
selbst
So abgezogen
sollte
dass
selbst sein,
sich
machten oder genannten Dinge kann, und sollte so entblösst
wie Gott
aller
Namen
über sich selbst
sich
und
soll
da wie eins werden mit Gott, so dass die Seele in
ist
soll,
keine ge-
sie
in
sich
bilden
sich selbst sein,
in
entblösst
und
ist,
sollte
ihren Gott erheben
in
und
sich mit
ihrem Gott für ihren Gott halten; denn
Gott
ist
weder weiss noch schwarz noch gross
noch
klein
;
er hat
weder Raum noch Vergangen-
noch Zukunft und die Seele
heit
sofern
gleich
als
sie
über
sich
ist
alle
ihm nur
in-
Geschaffen-
hinwegsetzen kann.
heit
Die Seele
ist
eine Kreatur, die alle genannten
Dinge empfangen kann, und ungenannte Dinge kann
sie
nur empfangen, wenn
Gott empfangen wird, dass wird.
Gott
Und sie
sie
so
sie
tief
in
namenlos
selbst
das kann dann niemand wissen, ob
oder
sie
Gott ergriffen habe.
Diony-
sius sagt,
dass Gott sich selbst in ihr begriffen
habe und
sie
sich
so ganz
selbst nichts
mehr
in
sich
ist
als
zieht,
Gott.
dass sie in
Zu
dieser
Digitized by
Meister
186
Eckhart.
Erkenntnis
ist
die Seele geschaffen, dass sie mit
einem Erguss göttlicher Herrlichkeit
Brunnens
grundlosen
des
woher
an sich selbst
sie
uns zugehört, das
von
wir
soll,
und erkennen soll, dass nichts ist. Das Wahrste, das
geflossen
sie
den Grund
in
zurückfliessen
ist,
ist,
dass wir erkennen,
dass
uns selbst aus nichts sind, und dass
wir nicht wir selbst sind.
Gott hat
und
hat
Dinge für
alle
Seele
die
über allen Dingen,
sie
getan
damit
Dingen,
unter allen
Dingen und ausserhalb
allen
selbst
gemacht,
sich
gleich
sich
könne, und doch ungeteilt
in
Dinge
aller
in
sein
sich selbst bleibe.
Doch steht sie auf höherer Stufe, wenn sie in der Wüstung verharrt, wo sie nichts ist und wo
Werk
kein
ist.
Sankt
Dionysius sagt:
ziehe mich in die Wüste,
damit ich in deiner Wüste
bist, liere.
Wenn
gegangen in
die
ist,
so spricht sie:
ist,
Willen
ihre Nacktheit Finsternis
der Finsternis
wo du
halte
gibt
und
ich sie
nichts
spricht:
mein Licht
Sie wird so
Herr,
ziehe
mich
bist,
denn
alles,
nicht für
was man offenbaren kann, Licht.
Bilder ver-
Dinge hinaus-
Gott
Ihren
Gott und wirft sich
in
Herr, ziehe mich in
deiner Gottheit, all
Herr,
nicht gebildet
alle
die Seele so über alle
Gottheit,
was etwas freien
die
wo du
auf dass ich in
verliere:
halte
ich
denn
alles,
nicht für
mit Gott vereinigt, dass
sie
Digitized by
y" v \ »
r,
Of
/
^
h-s,
T'* fr
^u^k::-:
v.t
'.
187
Die Seele auf der Suche nach Gott.
mehr Gott von Gott
ihm
wird, als sie an sich selbst
ist
Etwas
ist.
Gott ganz und gar, und etwas von
Darum
Wesen.
birgt sein ganzes
ist
er in
der niedrigsten Kreatur ebenso vollkommen wie in der obersten.
am
Ein Gleichnis
Der
:
kleinste
Fass verschliesst alles was darin
Darum
gut wie der grösste.
selbst
in
Und
in
Be-
das
dem Gewände
hat er verhüllt mit
greifen
ebenso
Er begreift sich
Kreaturen.
allen
Zapfen
ruht sein Begreifen
auf seiner väterlichen Kraft. sich
ist,
der
Dunkelheit, dass ihn keine Kreatur so begreifen
kann, wie er sich selbst in sich selbst begreift.
Was in
die Seele
im Licht
begreift,
Und doch
der Dunkelheit.
das verliert
trachtet sie
das Dunkel wegsamer
der Dunkelheit, weil
sie
dünkt
Allda verliert
als
das Licht
das Licht. in
sie
nach
sie sich
und
Ziel bringt
und
der Dunkelheit.
Die Kraft, die die Seele
zum
sie
aus sich selbst ohne ihr Zutun hinausführt,
ist
Gott.
Ich
berühre das Münster, ich führe
Dass wir Gott Materie,
es aber nicht hinweg.
Form und Werk
beilegen, geschieht
groben Sinne wegen. Licht erleuchtet nicht
Materie und will
wie er
ledigt sein. hat,
da
ist
ist ist,
um
unserer
Die Meister sagen:
ein
und hat weder Form noch
doch Kreatur.
Wer
Gott kennen
der muss aller Wissenschaft ent-
Wo
Gott weder Zeit noch Wesen
er ungenannt.
Digitized by
Meister
Nun tur
pass auf,
Wenn
ist.
Wenn
188
Eckhart.
wann der Mensch
Krea-
alle
Kraft in sich hat.
er ihrer aller
der Mensch mit den äussern Sinnen
körperlichen
Dinge erkennt und
alle
dann ab-
sich
und doch ohne Berührung darin bleibt, und wenn er mit den innern Sinnen alle geistigen Dinge erkennt und sich dann ebenfalls abscheidet und ohne Berührung darin bleibt: dann erst ist der Mensch alle Kreatur und dann erst ist er zu seiner Natur gekommen und ist bereit in Gott scheidet
Dass wir Gott nicht finden, das kommt
zu gehn.
daher: wir suchen ihn mit Gleichnissen, während er
doch
lige
kein Gleichnis hat.
Schrift
gleich
als
beibringen
ihm
gleich.
ist
Darüber sagt Origines,
dass die Seele Gott erforschen
von ihrem selbst,
sie
was die heimehr ihm un-
Alles,
kann,
kommt
das
will,
Erkennte
vielen Beobachten.
erkennte auch ihren Gott.
sie sich
Dass
sich
das
kommt
bei ihr davon, dass sie zu viel beobachtet.
Wenn
die Seeel bildet
sie
in
die
und ihren Gott
Gottheit versinkt,
bildet,
da geht ihr
alles
Beobachten verloren.
Darüber sagt Dionysius zu Timotheus: Mein Freund
lichen Sinnen nach,
er
du des
Timotheus, wirst
Wahrheit gewahr, so geh
kommt
denn
als ein Sausen.
Geistes
ihr nicht mit
er
ist
Man
der
mensch-
sehr geschwinde: soll
Gott suchen
mit Fremdheit, mit Vergessenheit und mit
Un-
Digitized by
189
Die Seele auf der Suche nach Gott. sinnen, in sich
denn die Gottheit hat die Kraft aller Dinge und hat in keinen Dingen ihres Gleichen.
Dionysius
sagt,
Kraft
die oberste Kraft über die
hand gewinnt, so gehen
und
gezogene Klarheit, die hat
sich
selbst,
Gott
so erkennte sich
in
er aller Kreaturen so sie
nicht
Dies
mit
sie
:
soll
so dass
zurück,
als er tat
auch die Seele
dem Menschtum
die
wie tun.
Person des
und mit der Person des Sohns
begreifen,
sie
in
Dinge.
alle
selbst
den Vater, und den heiligen Geist
und
sie
erkennte die Seele
wenig achtet
So
waren.
soll
Sohns
Oberin
Dinge Kraft
aller
sagt ein Meister
fliesst
alle
nacktes
ihr
Darum
die
Ordnung und in ihrem nackten Wesen ist ihre empor-
in ihrer richtigen
sich.
andern
die
Meister:
ein
Werke
Werk, und dann steht die Seele
verlieren ihr
Wesen, und
auf
Kräfte
ihre
so dass die oberste
Darüber sagt
wirkt
allein
wenn
hat
Seele
die
Wesen geworfen,
ihr nacktes
beide in
dem
heiligen
in
ihnen beiden,
Geist,
und
soll
Wesen Abgrund
mit der Person des Vaters das einfache
und mit dem Wesen den und soll in dem Abgrund versinken ohne Materie und Form. Materie, Form, Verstand und Wesen
begreifen
denn sie ist an geworden: Gott wirkt alle
hat sie in der Einheit verloren,
zunichte
sich
selbst
ihre
Werke, er
hält
sie
in
seinem Wesen und
führt sie in seiner Kraft in die blosse Gottheit.
Digitized by
Meister
Da
fliesst sie
Gott
fliesst
selbst keinen heit,
190
Eckhart.
die
mit der Gottheit Sie ist aller
Ort
Dies
in
all
das, worin
Dinge Ort und ist
sie hat
der Geist der Weis-
weder Herz noch Gedanken hat
Digitized by
6.
Von
der Ueberfahrt zur Gottheit. '
'
Wie
Sonne
die
scheint,
' •
t !
.
»
i •
so sieht das Auge;
dann ist das Auge in der Sonne, und die Sonne im Auge. Wohlauf, mein Freund, nun merke, was ich meine, denn ich traue mich kaum, meine
Meinung zu schreiben oder zu reden, den Personen die göttliche Natur
wohin
weil
in
ein Spiegel
ist,
Sprache kommt. Soweit sich die Seele
nie
über die Sprache erheben kann, so weit macht sie
sich
dem
Spiegel
In
gleich.
dem
Spiegel j
sammelt Als
sich
Herr, in
ich,
bedürftig in
nur Gleiches.
meinem
dass
du mich
tig.
Wenn
ansahst, das machte mich bedürf-
Tod
das ein
Gott scheidet, so
ist
ist,
dass die Seele von
auch das
ein
Tod, dass
sie
denn jede Bewegung ist Daher sterben wir von Zeit zu Zeit,
aus Gott geflossen Sterben.
da war ich unund dein Angesicht,
dir war,
Nichts,
ist,
und
die Seele stirbt allsterbend in
der
Gottheit,
da
sie
göttliche
dem Wunder
Natur nicht
er-
Digitized by
192
Meister Eckhart.
kann.
fassen
und wird
dem
In
Nichts stürzt
begraben und mit Unerkenntnis wird in
hinüber
sie
In diesem Nichtsein wird sie
zunichte.
sie
vereint
den Unbekannten und mit Ungedanken wird
sie
vereint in
wird
Tod
den Ungedachten und mit Unliebe
erfasst,
Leben vom Körper und scheidet
heit
von Gott und
Seele
und begräbt
sie
unbekannt
Kreaturen
wirft sie
in
ihr,
ist.
Da
so
lich
die
allen
wenig kann man
die in der Gottheit
die Seele ewiglich.
tot sind.
Wenn
in die
unbegreif-
vom Körper
Toten begreifen,
Diesen
Tod sucht
die Seele in
Personen getötet wird, dann
und wird
die
Ver-
So wenig man
sie.
Toten begreifen kann, die hier
sterben, so
als
wird unbe-
Wie Gott
Begreifern.
so unbegreiflich wird
ist,
allen
sie
sie
sie
Gott-
die
in
dass
wird
wandelte im Grab vergessen, und greiflich
der
das kann ihm niemand mehr nehmen:
er scheidet das die
Was
den Ungeliebten.
vereint in
sie
den drei
verliert sie ihr
Gottheit geworfen.
Da
Nichts
findet sie
Darüber spricht unser
das Antlitz ihres Nichts.
Herr: „Meine Unbefleckte, du bist gar schön,"
und von der Unbegreiflichkeit seiner Schönheit „Du bist noch schöner." Da blickt
spricht sie: sie
in
die
geheimen Künste Gottes, dass Gott
wunderbarerweise das Nichts bedürftig gemacht hat,
und
es hat
ihm doch
Dionysius sagt: Das
ist
nichts geschadet. Sankt
kein
Wunder, dass Gott
Digitized by
Von
193
der Ueberfahrt zur Gottheit.
gemacht
die Seelen mit seinem Angesicht bedürftig
wo doch die Sonne ohne weiteres den Maden und den Würmern im faulen Holze Leben gibt. hat,
So
und
und aus
allen
blossen
und
Kreaturen,
und
die
ihrem Wesen.
sie in
dem Herzen
wirft sich aus
Nichts
und
Gottes Grösse an
Seele
die
sieht
Kleinheit,
bleibt
ihrem
bei
Kraft
göttliche
ihre
Gottes
enthält
Sankt Dionysius sagt: Alle
Dinge stehn nach dem Gebot Gottes auf Nichts.
Und
wieder sagt er
Seele geht,
ist
ein
was mir
glaube,
:
Der
Blick, der
ich als
dem Glauben
Gut versenken kann, so
Kreaturen unbekannt.
aber
ist;
sie
alles
sie
hinüber
Ueberfahrt
ist
borgen. Die Seele
ist
wo
sie
Sie weiss wohl, dass
irgend
sie
Wenn
ist.
ist
erst
ist,
das unbekannte Gut.
manchen Erkennern
da
ist,
in
ihrer
mit
eins
sie
wird sich selbst und
weiss nicht, was
sie
das unbekannte
das erkennt, was zu erkennen
dann kommt Diese
in
weit wird
dem unbekannten Gut und sie
in die
So weit
nie offenbart ward.
sich die Seele mit
allen
aus Gott
Beginn des Glaubens, dass
ver-
Natur nach dergestalt sie
ganz und
gar,
in
und das kommt daher: wo irgend Natur ist, da ist sie ganz und gar. Darum ist die Gottheit an allen Orten und in allen Kreaturen und in jeder ganz und gar. jedem Glied
ist sie
ganz und
gar,
Die ungenaturte Natur naturt nur insoweit als sie sich
naturen
lässt.
Sonst naturt
sie nicht,
13
Digitized by
194
Eckhart.
Meister
der Vater naturt seinen Sohn Natur, und doch
in
der genaturten
der Vater der ungenaturten
ist
Natur so nahe wie der genaturten Natur, denn ist
Der Vater
eins mit ihm.
Natur
allein
und auch der
ist in
sie
der ungenaturten
erste in der genaturten
Und in der genaturten Natur ist der Sohn mit dem Vater naturend, und der Sohn naturt den heiligen Geist, und der heilige Geist ist mit dem Vater und dem Sohne in der genaturten Natur Natur.
und
Natur
und die genaturte Natur unterscheidet Personen, und die Personen sind so ewig sie eins,
die in
In der ungenaturten
er naturt nicht.
sind
ihren Personen, wie die ungenaturte Natur in
Natur
ihrer
ewig an dies
ist
und
ist,
die genaturte
nichts als
Natur
ist
ungenaturte Natur,
wie die
sich,
ein Gott und
drei Personen,
die naturen die Kreatur, jede in ihrer Natur,
und
am
geben ihnen Kraft und Werk, wie es ihnen besten
bekommt.
Natur so
lieb,
dass
Eine sie
jede
so
und
Kreatur hat
ihre
keine andere haben wollte.
Ein Meister spricht: Könnte Gott von Reue ergriffen werden, so reute ihn, dass er nicht allen
Kreaturen göttliche Natur geben konnte.
Gott
ist
ungeteilt.
nimmt doch ist
sie
eins
an sich selbst ein einfaches Gut und
Alle
Namen,
aus sich
und
die die Seele Gott gibt,
selbst.
allen
Er
ist
dreifaltig
Kreaturen gemein
und
und
er
den verbrannten Geistern und denen, die im
Digitized by
Von
195
der Ueberfahrt zur Gottheit.
Brande erloschen und
in
ihm zunichte geworden
sind, eine einfache Substanz.
Selig
um
alle
fangen.
ist
die Seele, die sich hinüberschwingt,
Dinge
in
Die Seele
der blossen Gottheit zu empsoll
begraben werden im An-
Himmel gezogen
gesichte Gottes, sie soll in den
werden,
wo
Personen
die drei
Natur darin wohnen. Das über die
heit,
man
ist
der Einheit ihrer
in
die verborgene Gott-
nicht sprechen
kann.
Selig
machen: denen werden doch allen Kreaturen unbekannt
sind, die die Ueberfahrt
Dinge, die
alle
sind, in der
Wahrheit bekannt.
Die Kreatur hat einen Eingang ihr
Wesen
sie
bewegt,
Nun „Wie
liegt,
und
in Gott,
woran
wirkt in der Kraft, die
von Nichts zu Etwas zu kommen.
sagt Sankt Paulus ist
sie
und auch Sankt Augustin
mir geschehen, dass ich von Nichts zu
Etwas geworden bin, und von einem Wurme Gott und von einer Kreatur Schöpfer?" Die Seele soll so in Gott vereint sein, dass es ihr vorkommt, es sei nichts mehr als Gott allein, und Gott schaffe nie mehr eine Kreatur als sie allein. Die Seele, die diese Ueberfahrt tut, die kommt in eine Ruhe aller
Dinge. Sie
ist
Gott, wie er an sich selbst
Darüber spricht Christus
selbst:
Mensch gewesen, und wenn seid,
ihr
so tut ihr mir unrecht/'
„Ich bin
ist.
euch
mir nicht Gott
Gott
ist
Mensch
geworden, damit wir Gott werden. Gott war mit 13*
Digitized by
196
Eckhart.
Meister
Natur
göttlicher
So
Menschen.
der menschlichen Natur ver-
in
man da
borgen, so dass
soll
nichts erkannte als einen
sich
Seele
die
Natur verbergen, so dass man an
kennen kann. Gott tur
ist,
die das
Wer von dem hat.
nur Gott
an sich
was
hat,
eine andere nicht
Bäcker und auch ein Brauer wäre,
ein
man
könnte
nicht sagen, er sei allein
Bäcker wäre.
ein
Gott aller Naturen Natur, weil er
turen Natur unzerstückt in sich hat. Lichter,
aller
er-
nicht Natur, wie die Krea-
Brauer, weil er auch
ein ist
ist
göttlicher
in
ihr
er
ist
aller
Er
ist
Leben der Lebenden,
So Na-
Licht er ist
Wesen der Wesenden, er ist Sprache der Sprechenden. Darum ist er aller Naturen Natur. Darüber sagt Sankt Dionysius: Er kann deshalb nicht eine
Natur heissen, weil er einfach Gleichen
ist.
Und
ist
nur mit Unerkenntnis erkennen. Seele
kommt, so kommt
Allein
so hat
wenn Gott sie die
Seele
die
er mit allen
Gott zu empfangen, und
in
ihnen
Dinge
und was
in
in
sie
sei
alle
sie
in
die
die Unerkenntnis.
Dionysius, das
in sie.
in sich hat,
Dinge.
Vermögen,
in
ist
Dingen
doch sprachlich mit Unterschei-
die Seele das
schwingt sich auf
nichts seines
Man kann Gott Wenn Gott in die
Dinge einfach
dung; Teufel und Engel und So hat
und
ferner sagt er:
alle
Gott
sind,
Einfachheit
Dinge
was Gott
erkennt,
und
über
sie
alle
Darüber sagt Sankt
Herrschaft, dass
man über
nie-
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Von der Ueberfahrt
197
zur Gottheit.
dere Dinge hinwegsteige und über
neben
sind,
und
sie in
rüber spricht Christus: „Die mir folgen, die
wo
ich dahin bringen,
dem Sohn
sich in
Wort,
ist
in die Seele.
Der Vater
Denn der Sohn, das
Und
hat.
ebenso spricht
sich die Seele in
demselben Worte
zurück, weil
keine
sie
darum
wirft sich
Gottheit
kann
kann
sie
in
den Vater
Gestaltung hat
lässt sie ihr
in
ihrem
Etwas im Worte und
ungestaltet in den
ist
Ungestalteten.
Die
ein nacktes, einfaches Ding, das aller
Dinge Kraft sie
will
spricht
weil er in seiner göttlichen
Natur keine Gestaltung
Nichts,
Da-
des Vaters, so offenbart der Vater sich der
dem Worte,
Seele in
ich bin."
da-
die
die,
die höchsten bringe.
sich
hat über den Personen, und niemandem hingeben und niemand
in sich
völlig so
empfangen, dass
sie
allein
in
ihm bestehe. Darüber sagt Sankt Dionysius: Die Gottheit hat alle Dinge.
sonen
in
Darum
der Gottheit,
die
sind die drei Per-
die
baren, jede von ihnen der andern tur insoweit als sie
Gottheit offen-
und der Krea-
davon empfangen kann. Der
Vater offenbart sich die Gottheit selbst und offen-
und der Vater und der heiligen Geist, und die drei Personen offenbaren sie den Kreaturen, und die Gottheit spielt mit der Sprache und vor der Sprache und über der Sprache, und die Sprache kann sie nicht erfassen. Und wären nicht die bart sie
seinem Sohn,
Sohn offenbaren
sie
dem
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198
Eckhart.
Meister
Personen mit ihrer Unterschiedenheit
drei
wäre die Gottheit
Gottheit, so
und
Darum
Kreaturen geschaffen.
hätte nie
sie
sind die ewigen
Werke
der
in
worden
nie offenbart
Ursache der Krea-
eine
Die Offenbarung nimmt die Gottheit von
tur.
den Dingen, die niedriger sind
Vollkommenheit
grösste
aller-
Kreaturen
ist
So geschieht es manchmal, dass der
mangelhaft.
Mond
Die
als sie.
den
an
sich vor die
Sonne
und den Sonnen-
stellt
und gar empfängt; man sagt dann, die Sonne sei verschwunden. So ist ein Stern, der wirft seine Kraft in den Mond und entzieht ihn der Sonne; die Sonne nimmt dann von den
schein ganz
Dingen, die unter ihr sind, ihr Licht.
Wenn Gottheit
auf die niedrigsten sich in
selbst,
und
Kreaturen;
Dinge
alle
in
und
der
Personen
so
bis
ihr,
sie
sie
und erkennt
dem
in
alles
die Einheit
Namen
kann, verliert seinen Seele
was
nichtswärts dahin
darin.
und
Unter-
Namen,
ihren
die drei Personen verlieren ihren
der Einheit, und
die
verliert
Dinge
leuchtet
alle
sie
der Gottheit göttliche Natur und
schied
Wesen der
so die Seele in das reine
kommt, so erkennt
Namen
Dann
alles
in
umfassen sinkt
soll
dem
Nichts der Gottheit sich nähern und die Kräfte sollen sius:
meint
mitkommen. er,
Darüber sagt Sankt Dionyzunichte geworden.
Damit
dass die Seele mit ihrem nackten
Wesen
Die Gottheit
ist
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Von
199
der Ueberfahrt zur Gottheit.
den Kräften entgangen
ist.
Dann haben
die Kräfte
und auch ihr blosses Wesen den Personen und in den Kräften,
die Gottheit verloren
der Gottheit
und und
in
die Kräfte sie
Da
keit.
haben
ein
Nachfolgen
dem
widerstehen verliert die
Liebe ihren
die
ist
drei
der Vater seine Vollkommenheit,
Personen ihre Einheit, und
Kreaturen ihre Vollkommenheit
allen
und
schaffenes Etwas,
sie
berührt
sie
sie
in
die Seele fliesst in
Etwas im Nichts der Gottheit durch
und
alle
die Seele
Etwas hineingeflossen. Im Nichts der Gott-
hat
heit
Wesen
Namen und
Dinge im Nichts der Gottheit, da in ihr
das
in
Sträuben der Dreieinig-
alle
und
geben ihr
ge-
ihrem Dinge,
doch nicht im Etwas ihres
Wesens. Darüber sagt Sankt Dionysius, dass die Seele
nicht berührt
werde an ihrem Nichts im
Nichts der Gottheit, und dass die Seele auch die Gottheit nicht an ihrem Nichts berühre. sie
so gross,
Lichte
fliesst.
Gottheit
der Seele
ist
sie
....
Da
ist
dass sie gleich ihm in einem
Darüber sagt Sankt Dionysius: Die zunichte geworden, weil die
Kräfte
nicht erfassen können.
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7.
Vom Die
Zorn der
liebende
Selbsterkenntnis.
gar
und
kräftiglich
dessen,
Seele Sie
was über
Seele. zornig von
wird
hat ein ist
rot
Antlitz
und zornig
ihr geblieben
bar in Gott zurückbleibt, dass
ist,
das nicht
sie alles
was Gott von Natur ist, und dass das nicht hat, was Gott von Natur hat.
Nun alles
ihr
sagen die Meister, das
wenn was
Zorn
ein
sei
auch
Freund seinen Freund
er
hat,
sei
so
besitzen
will.
grenzenlos,
wegen
das unerreich-
ist,
Zorn,
ihrer
empfangen
sie
ein arger
selbst
Die Seele
dass
er
alles
sich
und sagt,
nicht
Das Band der Liebe ist ihr allzu stark. Sie spricht: Ach, wer kann mich trösten? Mein Unglück ist gar zu gross! Wäre ich Schöpfer einfach ohne Anfang und ohne Ende, und hätte ich die Kreaturen geschaffen, und wäre er Seele wie ich bin, so wollte ich aus all diesem Wesen herausgehn und wollte sie hereingehn lassen um Gott zu sein, und ich wollte mit ihr versöhnen könne.
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Vom
Zorn der
201
Seele.
und würde das Gott stören, Wesen von mir hätte, so wollte ich,
Kreatur werden er sein
;
dass dass
und wollte lieber zunichte werden, damit er nur nicht von mir gestört würde. Wenn aber das so ist wie jetzt, dass alles, was geschaffen ist, ein bisschen ewiges Wesen in menscher
mich
licher
vertilge,
Natur hat und darin ewig stehen bleiben
muss, so weiss ich nicht, wohin ich mich wenden
um
soll,
ich
Platz zu
einen
mich zurück
in
Deshalb neige
finden.
mich
selbst,
da finde ich den
schlechtesten Platz, noch schnöder als die Hölle,
denn meine Mängel
Aber
ich
mich
treiben
selbst
mich doch nicht aufgeben.
will
hinaus.
Hier-
her will ich mich setzen und hier innen will ich
du niemals und allen Kreaturen verbietest, sie sollen mich nimmer trösten, und allen meinen Kräften verbietest, es soll keine mehr vor dein Antlitz kommen, damit ich dich nicht störe. Der dritte Zorn der Seele ist darüber, dass sie Gott sein wollte, und darüber, dass nirgends wohnen, und
ich begehre, Herr, dass
mehr an mich
eine Kreatur
denkst,
sei,
wie Gott
in seiner
Ewigkeit war,
bevor er Kreaturen erschuf, wodurch liche
er
Natur
damals
in
tat.
Doch
so
ihm
sei
handen gekommen, denn es dass es sich
Der
sie die gött-
der Einheit geniessen könnte, wie
ist
seine Liebe ab-
guten Dinges Art,
mitteilt.
vierte
Zorn
ist,
dass
sie
das reine
Wesen
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202
Meister Eckhart. rein sein wollte,
Kreatur geben
und dass
solle.
Personen
in
Kreaturen
alle sollten.
der
[Doch sagt
es also
Sie fragt,
Gottheit sollten
sie,
Werk
in
der Gottheit sein, und
sie
die drei
die
ohne
Personen
sind Ursache der
Gott hat Gott erhoben:
Kreaturen.
die drei
und was
es könnte keine Kreatur
Darum müssten
ihr
sein.
weder Gott noch
was denn
die
Krea-
turen, die er geschaffen hat, könnten ihn nicht er-
heben.
Alles
ihnen selbst ist
:
was
die Kreaturen
das Lob, das
sie
Gott tun, gehört
Gott geben können,
ihr eigenes.]
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III.
Fragmente und Sprüche.
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Fragmente.
|V
1.
Alle Kreaturen sind ein Fussstapfen Gottes.
Gott
2.
ist
nicht ein Zerstörer der Natur, er
vollbringt sie vielmehr.
Der Mensch kann
3. ist.
was Gott
nicht wissen,
Etwas weiss er wohl: was Gott nicht
ist.
So gewaltig liebt Gott meine Seele, dass Wesen und sein Leben daran liegt, dass er
4.
sein
mich lieben muss, es
sei
ihm
lieb
Gott das nähme, dass er mich
ihm
Wer
leid.
der
nähme
seine Gottheit. 5.
Wer
Gott seinen Willen gänzlich
und bindet Gott, dass Gott was der Mensch will.
fängt
Erkenntnis
6.
also
die
kommt von
Seele eine
das erste Bild kommt,
wo
und da ruht
ist
keine
sie,
nichts
das
sie
der
kann
als
alle
Weil
Dinge
nimmer,
bis sie in
Dinge
eins sind,
alle
in
gibt,
Vergleichen.
Möglichkeit hat,
zu erkennen, darum ruht
Gott.
In
Gott
ist
Kreatur von anderm
Die Meister ein
oder
liebt,
und
Rang als die andre. sagen: Wesen und Erkenntnis sind
dasselbe.
Digitized by
Meister
206
Eckhart.
Gott
7.
dessen
ist
nirgends.
Kreatur
ist alle
voll,
Gottes
und
Geringstes,
sein Grösstes
ist
nirgends. 8.
Wäre
nicht Gott in allen Dingen, die Natur
wirkte oder begehrte in keinem Dinge etwas ; denn es
dir
sei
lieb
oder
leid,
oder nicht: die Natur
und meinet Gott. Durst
hat,
gehren,
in
Nie würde ein Mensch, der
so sehr nach
wenn
magst du es wissen ihrem Innigsten sucht
nicht etwas
etwas zu
trinken
be-
von Gott darin wäre.
Die Natur meinte weder Essen
noch Trinken,
noch Kleider, noch Bequemlichkeit, noch sonst
wenn nicht Gott darin wäre, und sie jagt und bohrt immer mehr danach, Gott darin zu
etwas,
finden.
Verginge das
9. ist,
Bild,
das nach Gott gebildet
so verginge auch das Bild Gottes.
Die Vernunft
10.
gnügt
sich
nicht mit
ist
eindringend,
Wahrheit und auch nicht mit Gott gute Wahrheit,
sie
sie
be-
Güte oder Weisheit oder
begnügt
sich so
selbst.
Es
ist
wenig mit Gott
wie mit einem Stein oder einem Baum. 11.
worden
So wahr das so wahr
ist,
ist,
ist
dass Gott
Mensch ge-
der Mensch Gott ge-
worden. 12.
Das
ist
Gottes Natur, dass er ohne Na-
tur ist
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207
Fragmente.
Gott kann, was er
13.
sich
völlig gleich
selbst
einem
Bild
seiner
will,
darum
hat er dich
gemacht und dich zu
selbst
gemacht Aber „ihm Fremdes und etwas
gleich", das klingt wie etwas
Entferntes;
selbe
was
damit
sei
14. tut,
an
darum
er
die Seele
Ich weiss
ist.
diese
Wenn
was
Gott nicht
gleich,
noch Morgen spricht
:
sieht ist,
man
sieht
Wenn
nicht weiter,
Gott nicht zwinge, dass er
ich
ich will,
Wo
und kann
Rede zu Ende.
dann gebricht
Demut oder an 15.
da
ist
ganz und gar das Gleiche wie er und das-
sie ist
es mir
alles
entweder
Sehnsucht.
man Gott? Wo nicht Gestern wo ein Heute ist und ein Jetzt,
Gott.
Was
ist
Gott?
Ein Meister
das notwendig sein muss, dass ich
von Gott rede, so sage
ich,
dass Gottes etwas
was kein Sinn begreifen oder
erlangen
ist,
kann:
sonst weiss ich nichts von ihm. Ein anderer Meister sagt:
kannt
Wer ist,
das von Gott erkennt, dass er unbe-
der erkennt Gott.
Wenn
ich in
Paris
und darf es wohl sagen: alle hier in Paris können mit all ihrer Wissenschaft nicht begreifen, was Gott in der geringsten Kreatur, auch nur in einer Mücke, ist. Aber ich sage jetzt: die ganze Welt kann es nicht begreifen. Alles was man von Gott denken kann, das ist Gott ganz und gar nicht. Was Gott an sich selbst ist, dazu kann niemand kommen, der predige,
so sage ich
Digitized by
208
Eckhart
Meister
nicht in ein Licht entrückt wird, das Gott selbst
Was
ist.
Gott den Engeln
und niemand weiss liebenden
Seele
Seele, in der er
Dingen
Wo
Gott
das weiss niemand
als
Was
niedern
in
in ein Licht entrückt
um
darin
gar fern
ist
in einer gott-
Gott
in diesen
die
der Erkenntnis wohnt, da
Dass wir so
natürliche Sinnlichkeit ab.
alle
fällt
Gott
das weiss ich ein wenig, aber sehr
ist,
schwach.
ist, ist.
das
ist,
Was
es.
in
werden, das Gott selber
Ewigkeit selig zu
ist,
das walte
sein,
Amen. Das Wort, das Augustin spricht: Was der Mensch liebt, das ist der Mensch, ist folgenderGott,
16.
massen zu verstehen:
er ein Stein, liebt er einen
er
ein
Mensch,
dann Gott
so ist
—
nun traue ich zu sprechen, denn sage ich, dass
liebt
mich nicht weiter er
Stein,
Menschen, so
er einen
Liebt
ist
ist,
er
Gott
so könntet ihr mich steinigen
wollen. 17.
Den
gerechten Menschen
mit der Gerechtigkeit, dass
sie,
ist
es so ernst
gesetzt den Fall,
Gott wäre nicht gerecht, nicht eine Bohne sich
um
Gott kümmerten. 18.
Alle Liebe dieser
gebaut. alle
Hättest
Welt 19.
etwas
du
Welt
ist
auf Eigenliebe so
die gelassen,
hättest
du
gelassen.
Ich überlegte mir neulich,
nehmen oder begehren
ob
sollte.
ich
von Gott
Ich will mich
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209
Fragmente
wenn
gar sehr besinnen, denn
nähme, so wäre
ich
ich
von Gott etwas
unter Gott wie ein Knecht
Aber so
unter seinem Herrn durch das Geben. sollen wir nicht sein
Einige einfältige Leute glauben,
20.
ten
Gott sehen,
Dem
als
nicht so.
ist
Erkennen in
im ewigen Leben. stünde er da und
Gott und
Nehme
eins.
ich
im
Liebe
sollen ihn
gleich.
Die Liebe nimmt Gott selbst wie er Gott
21.
und diesem Namen
kommt einem
in
wie er mich, nicht minder
sein, ich ihn
noch mehr, sondern einfach
ist;
Wir
ein.
hier.
wir sind
daher Gott
mich, so gehe ich in Gott
Erkennende
ich,
soll-
sie
sie
entfiel Gott.
niemals vorwärts. Liebe unter einem Kleid.
Fell,
Verstand
:
der Verstand
nimmt
Güte, Liebe
nimmt Gott unter Das tut nicht der Gott,
wie er
in
ihm bekannt ist da kann er ihn niemals begreifen im Meer seiner Grundlosigkeit. ;
Ein Meister, der aufs allerbeste von der
22.
Seele gesprochen hat, sagt, dass alle menschliche
Wissenschaft Seele
sei.
niemals dahinter
Da
kommt, was
dazu.
Es gehen die Kräfte von der Seele
Werke
hinaus.
wohl
ein
Grunde 23.
Davon wissen wir
in
die
nichts, wir wissen
wenig davon, aber was
sei,
die
gehört übernatürliche Wissenschaft
die
Seele
im
davon weiss niemand etwas.
Eine Kraft
Dinge gleich süss;
ist in ja,
der Seele, der sind alle
das allerböseste
und das 14
Digitized by
Meister
allerbeste, das
nimmt das
210
Eckhart.
alle
ist
die Zeit,
24.
alles gleich für diese
ist
Dinge über
und
und über
hier
hier
ist
Kraft, sie
jetzt.
Jetzt,
der Raum.
Ich überlegte mir einst (es
ist
noch nicht
Mensch bin, das ist auch einem andern Menschen mit mir gemein; dass ich sehe und höre und esse und trinke, das tut lange her): dass ich ein
auch
ein anderes Tier; aber dass ich bin, das
ist
Menschen sonst als allein mein, weder eines Menschen noch eines Engels noch Gottes, ausser sofern ich eins mit ihm bin. Alles, was Gott wirkt, das wirkt er in dem Einen sich selbst gleich, und keines
doch
gestellt
Wer
in in
:
der Zeit sein Herz auf die Ewigkeit
und in wem alle da ist Vollendung der
Zeit.
Ich sprach
Gott
Sankt Paulus spricht: „Freuet euch
allezeit."
da freut
Der
über
freuet
Zeit
sich
keiner
Zeit,
Weise erkennen kann.
der
allezeit,
und ohne
Zeit.
Dinge hindern den Menschen, so dass in
Dinge
zeitlichen
die freuen sich nicht allezeit, die sich freuen
der Zeit.
sich
in
hat
tot sind,
einst
den Werken einander gar ungleich.
es in
ist
25.
Das
er
Drei
Gott
erste
ist
das zweite Körperlichkeit, das dritte Mannig-
faltigkeit.
nicht in
mir sind,
ist
Gott
mir und wirkt nicht eigenhaft
in
mir.
Solange diese drei
Sankt Augustin sagt
:
es
kommt von dem
Seele, dass sie viel begreifen sie greift in Zeit, in
in
Geiz der
und haben will, und und in Mannig-
Körperlichkeit
Digitized by
211
Fragmente.
und
faltigkeit
Denn
verliert
damit eben
das
was
sie
mehr in dir ist, kann Gott in dir niemals wohnen oder wirken. Diese Dinge müssen immer hinaus, wenn Gott hinein soll, es sei denn, du hättest sie in einer höheren und besseren Weise, dass aus Menge eins geworden wäre. Je mehr dann Mannigfaltigkeit in dir ist, um so mehr Einheit, denn das eine hat.
ist
in
solange mehr und
das andere verwandelt.
Einheit
eint
eint
faltigkeit
werden über ist,
alle
Ich sprach einst:
Mannigfaltigkeit,
aber Mannig-
So wir überhoben Dinge, und alles, was in uns
nicht alle
Einheit.
aufgehoben wird, so bedrückt uns
ich rein
als Gott, so
würde
nichts.
Wäre
gottmeinend, dass nichts über mir wäre
wäre mir gar nichts schwer und
ich
nicht gar so bald betrübt.
26.
Im Grunde der
Seele
ist
die Kraft, die in
den Augen wirkt, ebenso hoch im Rang wie der Verstand,
und da
gleich edel.
Was
ist
Fuss
der
und das Auge Grunde sei,
die Seele in ihrem
das ward noch nie gefunden. 27.
Die Meister sagen, dass die menschliche
Natur mit der Zeit nichts zu tun habe, und dass sie
ganz und gar unberührbar
schen
viel inniger
Und darum nahm
und näher
sei
und dem Men-
sei als er sich selbst.
Gott menschliche Natur an und
eignete sie seiner Person.
Natur zu Gott, weil
Da ward
menschliche
er bloss menschliche
Natur 14*
Digitized by
Meister
212
Eckhart.
und keinen Menschen annahm. Willst du also und Gott sein, so geh von alledem ab, was das ewige Wort sich nicht angenommen hat. Das ewige Wort nahm keinen Menschen an sich darum geh ab von dem, was Mensch an dir ist und was du bist, und benimm dich bloss nach menschlicher Natur, so bist du dasselbe an dem ewigen Worte, was menschliche Natur an ihm ist. Denn deine menschliche Natur und seine hat keinen Unterschied: sie ist eins; denn was sie in Christus ist, das ist sie in dir. 28. Kein Ding ist Gott so sehr entgegengesetzt selber Christus sein
:
wie die 29.
Zeit.
die sie
Namen,
die
ihm
die
Meister
in
dem Buche,
Lichter" heisst: Gott
sprachlich
ist
Sage ich: Gott
etwas beigelegt.
Eins
ist
in
Bezug auf
ist
ein untersagen-
ein
ist
Seele ist,
Etwas,
nimmt
wo
dem
das,
gut,
nichts
da wird
untersagendes Aus-
sagen und ein wehrendes Begehren.
Eins?
ein heid-
„Licht der
ist.
Ein Meister sagt: Eins
des Aussagen.
das
Überwesenhaft und über-
und unverstandsam
was natürliches Verstehen 30.
;
Darüber sagt
aus ihrem Verstände.
nischer
Namen." So ist die ohne Namen denn alle Seele gibt, die nimmt
„Er hatte keinen
Dreifaltigkeit der Gottheit
beigelegt
Was wird.
meint
Die
die Gottheit, wie sie in ihr geläutert
nichts beigelegt wird,
wo
nichts gedacht
Digitized by
213
Fragmente Eins
wird.
ist
Untersagen des Aussagens.
Kreaturen haben irgend ein Untersagen
dass es die andre nicht sei;
die
eine sagt aus,
ein
Engel sagt aus,
Kreatur
sei.
denn nichts in
dass er
Aber Gott hat
Aussagens, er
ist
ist
Alle sich;
in
Eins
nicht
andere
eine
Untersagen
ein
und untersagt
alles
andere;
alles
Alle Kreaturen sind
ausser Gott.
Gott und sind die Gottheit seiner selbst und Er
wollen ihn ausfüllen.
Darum
heit.
ist
ein Vater aller Gott-
eine Gottheit, weil nichts ausfliesst,
und nirgends etwas daran
rührt,
und
Wort
kein
Damit, dass ich von Gott etwas
gedacht wird.
aussage (sage ich von Gott Güte aus, so kann ich
Gott nicht aussagen), damit dass
ich
von Gott
etwas aussage, verstehe ich etwas unter ihm, was er
nicht
Eins, er 31.
ist; ist
eben
ein
das
muss
hinab.
Gott
Eine Ursache,
warum
es
meiner unwürdig
und mir zuwider wäre, Gott darum zu
möge mich gesund machen,
bitten, er
dass
ist,
reichen liebevollen freigebigen Gott nicht
solche
Kleinigkeit
ich reiste
Papste, ich:
bitten
und
will
soll.
ich
den
um
eine
Gesetzt,
zum
hundert oder zweihundert Meilen
und wenn
„O Herr und
ich
vor ihm
heiliger
käme, spräche
Vater,
grossen Kosten auf beschwerlichen
hundert Meilen
ist
Untersagen des Aussagens.
gereist,
kommen, um euch zu
und bitten,
bin
ich
bin
Wegen hierher
mir eine
mil zwei-
ge-
Bohne
Digitized by
Meister
214
Eckhart.
zu schenken/' wahrlich, er selbst und jeder, der das hörte, sagte mit Recht, dass ich ein grosser
Nun
Narr wäre.
ist
das eine sichere Wahrheit,
dass alles Gut, ja alle Kreatur gegen Gott weniger
Bohne wenn wäre, darum zu
als
eine
32.
Von
Darum verschmähte
ist.
mit Recht,
bitten,
ich
es
und guter Mensch
ich ein weiser
gesund zu werden.
Seneca, ein heidnischer Meister, spricht:
und hohen Dingen
grossen
man mit
soll
grossen und hohen Sinnen sprechen und mit er-
hobener
Auch
Seele.
soll
man
man
sagen, dass
solche Lehre nicht für Ungelehrte spreche oder schreibe.
Dazu sage
Leute nicht lehrt,
wenn man ungelehrte
:
niemals jemand
ge-
so kann niemand lehren noch leben noch
sterben; denn
dass
ich
so wird
lehrt,
sie
darum
nichts Neues, so 33.
Dingen Gottheit 34.
werden
lehrt
man
die Ungelehrten,
aus Ungelehrten gelehrt werden.
Dem ist,
ist
würde
gemäss, dass die Gottheit
ist
sie
die
Wäre
nichts Altes.
Seele
aller
in allen
Seelen.
Die
die Seele der Kreatur.
Sankt Dionysius sagt: In Gott begraben ist
nichts anderes als eine Ueberfahrt in
das ungeschaffene Leben.
Die Kraft,
in
der die
Verwandlungen der Seele vor sich gehen, ist ihre Materie, und diese Kraft erkennt die Seele niemals bis auf den Grund, denn es ist Gott, und Gott verwandelt sich nicht: die Seele
treibt ihre
Digitized by
215
Fragmente.
Verwandlungen
seiner
in
Sankt Dionysius: Gott
Darum
ist
die
Form
eine
Kraft.
Darüber
Beweger der
ein
ist
Offenbarung des Wesens.
Darüber sagt Sankt Dionysius, Form
Darum
Form
Materie ohne
des Wesens.
sei
ihre
Form
erste
das Etwas
gibt es
ruht die Seele nimmer, bis
kommt, der
sagt Seele.
Da
ist.
nicht.
Gott
in
sie
vereinigt
sich die Seele mit Gott, wie die Speise mit
Menschen
Ohr
sie
:
Auge
wird
den Ohren.
in
den Augen, und
So wird
die Seele Gott in
Gott: mit jeder göttlichen Kraft vereinigt so,
wie die Kraft
in
dem
in
Gott
und Gott
ist,
sie sich
vereinigt
sich in der Seele so, wie jede Kraft in der Seele ist,
und
und ist,
Naturen füessen
die zwei
in
einem
das
ziehen
ist
sie
Gott.
in
sie in sich,
Licht,
Was
die Seele wird allwesend zunichte.
sie
Die göttlichen Kräfte
ohne hinzusehen, wie
die
Sonne
Kreaturen anzieht, ohne hinzusehen.
alle
Was mand
Gott für sich selbst
Gott
begreifen.
ist
ist,
das kann nie-
für sich selbst in allen
ist alle Dinge in allen Dingen und jedem Dinge allzumal alle Dinge. So Seele sein. Gott ist keinem Dinge völlig
Dingen, Gott
Gott
ist
soll die
nichts,
Gott
Gott
ist
ist
für sich selbst nicht völlig nichts,
nichts,
was man
in
Worte
fassen kann.
Hierüber sagt Sankt Dionysius, dass Gott für sich selbst alle aller
Dinge
Dinge
trägt.
sei,
das
Da
heisst,
dass er die Bilder
trägt er sich in ein Nichts
Digitized by
Meister
216
Eckhart.
da sind
alle
Dinge Gott.
Als wir nicht waren,
da war Gott Hölle und Himmelreich und
alle
Dinge.
Wir wollen
35. alle
Dinge
sollen
Dingen Geist
allen
sollen uns Geist sein
Dinge erkennen
alle
und
sein,
im Geiste. Wir
und uns mit
allen
Dingen gotten.
So unmöglich
36.
das er
verliert,
sein ewiges
ist,
Wort
es
ist,
dass Gott das
so unmöglich in
ist es,
Wesen
dass Gott
Bildern oder in Lauten aus-
sprechen kann.
Die göttlich
37.
von
sich
selbst
auch von Gott
Armen haben sondern
befreit, befreit,
anderes.
in
Denn fände
so wäre der
er wirkte,
sie
haben sich
und sind so sehr
ihm, dass er keinen Platz
wirken könnte.
sich nicht allein
frei
ihnen findet,
von
wo
er
er einen Platz, worin
Platz eines
und
er
ein
Diese Menschen haben keinen Platz, und
Form ganz und gar und bloss. Hier sind alle Menschen ein Mensch und eben dieser Mensch ist Christus. Davon sagt ein Meister, dass das Erdreich dieser Menschen nie entledigt ward und nie entledigt werden wird, denn der Mensch schliesst Himmel und Erde in sich. Wäre der Mensch nicht, so sie
sind von aller zufälligen
frei
wären
sie
38.
denn
es
auch beide
nicht.
Alle Kreaturen jagen Gott mit ihrer Liebe, ist
kein
Mensch so
unselig, dass er aus
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217
Fragmente.
Bosheit sündigte; sondern er tut es
er
tut
es
dünkt
nimmer er
um
nicht,
käme, solange jener
ihn, er selbst in sich
seiner
tot;
das
etwas Böses zu tun, sondern
selbst
zum
lebt,
darum
Frieden;
Frieden Lust suchen, denn
in
um
Es schlägt einer einen
Lustgier willen.
will
Friede bringt
Freude. So jagt alle Kreatur Gott mit ihrer Liebe, denn Gott ist die Liebe. So begehren alle Krea-
Wäre
turen der Liebe.
ein
Stein
vernünftig, er
Wer
einen
er seine Frucht trägt,
wenn
müsste Gott mit seiner Liebe jagen.
Baum
fragte,
warum
er Vernunft hätte, spräche er: dass ich mich in der
um
mich von neuem
meinem Ursprung zu nähern;
denn dem Ur-
Frucht erneuere, das tue
sprung nahe
sein,
Ursprung und 39. in
ihm
ihm
Gott
ist
ist
das
ich,
ist
lustvoll.
Gott
ist
der
Lust und Liebe.
überall in der Seele
überall; also
ist
Gott ein
All,
und sie ist und sie mit
ein Alles in Allem.
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Sprüche 1.
Meister
Eckhart
Räumen zu Hause wer
in
allen
gegenwärtig,
ist,
Zeiten
und
in
Schweigen gekommen seinen 2.
ist
eins
wem
in
allen
Gottes würdig, und
dem
ist
Gott
Kreaturen
zum
bleibt, alle
sind, in
dem
gebiert Gott
eingeborenen Sohn.
Es spricht Meister Eckhart: Nötiger wäre
Lebemeister
ein
Wer
spricht:
der
als
tausend
Lesemeister;
aber
und leben ohne Gott, dazu kann niemand kommen. Wollte ich einen Meister von der Schrift suchen, den suchte ich in Paris und in den hohen Schulen hoher Wissenschaft. Aber wollte ich nach vollkommenem Leben fragen, davon könnte lesen
er
mir nichts sagen.
gehen? nackte
Wohin
entledigte
dafür
ich
sollte
Allzumal nirgends anders
in
als
Natur: die könnte
wonach ich sie in Ehrfurcht fragte. was sucht ihr an dem toten Gebein?
Leute,
tun,
sucht
ihr
nicht das
lebendige
ewiges Leben geben kann?
Heil,
Denn
weder zu geben noch zu nehmen.
eine
mir kund
Warum
das euch
der Tote hat
Und
sollte
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Sprüche.
219
Engel Gott ohne Gott suchen, so suchte er
ein
anders
nirgends
ihn
als
kommenheit
Kreatur.
daran,
liegt
entledigten
einer
in
abgeschiedenen
nackten
dass
Voll-
Alle
man Armut und
und Schmach und Widerwärtigkeit und dir zustossen und dich bedrücken kann, willig, fröhlich, frei, begierig und bereit und unbewegt leiden kann und bis an den Tod dabei bleiben ohne alles Warum. Elend
was
alles,
3.
anders in
einem
als
im andern und im andern
als
wöhnlich
wem
Wem
Meister Eckhart sprach: ist
und noch
Gott gleich
ist
ist,
fern
und fremd kommen.
sind, der
ge-
Aber
zum
ist
Kreaturen über-
alle ist
lieber ist
Kind.
ein
Dingen, der
in allen
einem
in
Gott
der Mensch
und
Mann geworden. Aber wem flüssig
wem
zum Rechten
ge-
Er ward auch gefragt: wenn der Mensch aus sich
selbst
herausgehen wollte, ob er noch
etwas Natürliches sorgen sollte?
Da
Gottes Bürde
Joch
ist
leicht
er will es nirgends als
trägen
Menschen
gerissenen
Gottes voll 4.
eine als
ein
und
sein
um
sprach er: ist
sanft;
im Willen; und was
dem
dem
hin-
Graus
ist,
das
Herzensfreude.
wer im Grunde
ist
Es tot
ist
niemand
ist.
Gott verhängt kein Ding über uns, wo-
mit er uns nicht zu sich
lockt.
Ich will
niemals dafür danken, dass er mich
liebt,
Gott
denn
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Meister
er
220
Eckhart.
kann es nicht
Natur zwingt ihn
seine
lassen,
dazu; ich will dafür danken, dass er es
Güte nicht
lassen kann, dass er
Meister
5.
ich
Denn wäre
mache.
soll;
geben und
in
Meister
nicht zwingen,
und
rein,
Natur
sich
ich leer
aus seiner eigenen
6.
Gott
Ich
ihn bitten, dass er mich leer und rein
will
Gott
will
mir hingeben
Eckhart sprach:
niemals bitten, dass er sich
in seiner
mich lieben muss.
mir beschlossen
—
Ich
Gott vermag
Kraft alle Dinge, aber das
göttlichen
daran,
liegt
Demut vom Grund
des Herzens und kräftiges Begehren. das bei meinem Leben,
hin-
Dass wir Gott
wir wollen, das
dass uns zwei Dinge fehlen:
mir
sein.
Eckhart spricht:
wozu
so müsste
sage
in seiner
vermag
er
dem Menschen, der diese zwei hat, nicht Gewährung schenke.
nicht,
dass
er
Dinge
in
sich
Darum
gebt euch nicht mit kleinen Dingen ab,
denn
ihr seid nicht zu
weltliche
und
ein
Ehre Irrsal
denn Verwandlung
Kleinem geschaffen
nichts
ist
eine
als
;
der Seligkeit.
Meister Eckhart der Prediger sprach auch
7.
also:
Es ward nie grössere Mannhaftigkeit noch
Streit
noch
vergisst 8.
und
Kampf,
Bruder
wenn
einer
Eckhart predigte
Sankt Peter sprach
Da
als
sich
selbst
verleugnet.
:
ich
habe
alle
und
sprach:
Dinge gelassen.
sprach Sankt Jakob: wir haben
alle
Dinge
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221
Sprüche.
Da
weggegeben.
wann
hart:
man
alles
Da
wir
sprach Bruder Eck-
man
hat
das
Sankt Johannes:
sprach
haben gar nichts mehr.
lässt,
alle Dinge gelassen? So was der Sinn greifen kann,
und alles, was man sprechen kann, und alles, was Farbe machen kann, und alles, was man hören kann, dann erst hat man alle Dinge gelassen. Wenn man so alle Dinge lässt, so wird man von der Gottheit durchklärt und überklärt.
Wer werden
9.
muss schuf,
dass
was
lassen,
da war der
sie
des Vaters
was
will,
er jetzt
erste
er sein sollte, der
Als Gott die Engel
ist.
Blick,
den
sie
taten,
Wesen sahen und wie der
Sohn aus dem Herzen des Vaters herauswuchs recht wie ein grünes Reis aus einem Baume. Diese freudenreiche Anschauung haben sie mehr als sechstausend Jahre gehabt, und wie sie ist, das wissen damals,
das je
sie
wie
kommt von
mehr man 10.
ten,
Und
Tages nicht mehr,
heutigen
der Grösse der Erkenntnis: denn
erkennt, desto weniger versteht man. also soll ein
Mensch
der vollkommen werden
Meister
Eckhart:
von innen
als
Und
eben geschaffen waren.
sie
will.
Die Werke,
wirkt, sind lustvoll,
sein
Leben
rich-
Darüber spricht
die
der
Mensch
sowohl dem Men-
schen wie Gott, und sind sanft und heissen
bendige Werke.
Sie
sind
le-
Gott deswegen wert,
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Meister
weil
222
Eckhart.
er
es
allein
der
ist,
Werke
die
dem
in
Menschen wirkt, die von innen gewirkt werden. Diese Werke sind auch dem Menschen süss und sanft, denn alle die Werke sind dem Menschen süss und lustvoll, wo Leib und Seele mit ein-
Und
ander einhellig werden.
Werken.
allen solchen
Diese
lebendige Werke, denn das
das geschieht in
Werke ist
heissen auch
der Unterschied
zwischen einem toten Tier und einem lebenden Tier,
dass das tote Tier nur von
einer äussern
Bewegung bewegt werden kann, das heisst: wenn man es zieht oder trägt, und darum sind alle seine Werke tote Werke. Aber das lebende Tier bewegt
sich selbst,
wohin
sind
lebende Werke.
heissen alle
denn
es will,
wegung geht von innen aus und Recht
Werke
gleicher
Weise
in
Werke der Menschen,
sprung von innen nehmen,
wo
seine Be-
alle seine
Gott
Ur-
die ihren allein
bewegt,
von dem Wesen kommen, unsere Werke
und und
die
alle
die
und
nicht aus
göttliche
Werke und
nützliche Werke.
Aber
Werke, die aus einer äusseren Ursache
dem
innern
Wesen geschehen,
die
und sind nicht göttliche Werke und sind nicht unsere Werke. Auch spricht Meister Eckhart, dass alle die Werke, die der Mensch von innen wirkt, willkürliche Werke sind. Was nun willkürlich ist, das ist angenehm, und darum sind alle Werke, die von innen geschehen, angenehm,
sind tot
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223
Sprüche.
und alle die Werke, die infolge äusserer wegung geschehen, sind unwillkürlich und knechtisch,
denn wäre das Ding
11.
Mensch er
unwillkürlich
Meister Eckhart sprach, in
es
nicht,
könne kein
diesem Leben so weit kommen, dass
nicht auch äussere
wenn der Mensch hingibt, so
das von
und und knechtisch und
aussen bewegt, so geschähe das
darum ist es unangenehm.
nicht,
Werk
Besind
sich
Werke tun
dem
solle.
Denn
beschaulichen Leben
kann er vor grosser Fülle
sich nicht
muss ausgiessen und muss im wirkenden Leben tätig sein. Gerade wie ein Mensch, der gar nichts hat, der kann wohl mild sein, denn er gibt mit dem Willen; jedoch, wenn ein Mensch grossen Reichtum hat und nichts gibt, halten,
er
der kann nicht mild heissen.
Und
ebenso kann
Mensch eine Tugend haben, der sich nicht dieser Tugend hingibt, wenn es Zeit und Raum erlaubt. Und darum sind alle die, die sich dem beschaulichen Leben hingeben und nicht äusseren Werken und sich ganz und gar von äusserem Werk abschliessen, im Irrtum und nicht auf dem rechten Weg. Da sage ich, der Mensch, der im beschaulichen Leben ist, kann wohl und soll sich von allen äussern Werken freimachen, solange er im Schauen ist; aber hernach soll er sich äussern Werken widmen, denn niemand kann sich kein
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224
Meister
Eckhart.
allezeit
und fortwährend dem beschaulichen Leben und das wirkende Leben wird ein
hingeben,
Aufenthalt des schauenden Lebens. 12.
sagen,
Meister Eckhart
und auch andere Meister
Dinge
zwei
dass
Gott sind:
in
und Wahrnehmen, das da
relatio
nicht
der Gottheit gebiert,
in
Nun
Wesen den
sagen die Meister, dass des Vaters
Sohn
Wesen
heisst.
denn nach
seinem Wesen sieht der Vater nichts anderes in
sein
Wesen und schaut
blosses
sich
als
selber
all seiner Kraft, und da schaut er ohne den Sohn und ohne den heiligen Geist und sieht da nichts als Einheit seines nämlichen Wesen. Wenn aber der Vater ein Anschauen und ein Wahrnehmen seiner selbst
darinnen mit
sich
in
bloss
einer andern
Vaters
gebärend,
wohlgefällt
so lustvoll
ist,
habt
ewig
und
so
ist
des
und ihm das Anschauen und weil er alle Lust ewig gehat, darum muss er dieses Wahrnehmen gehabt haben. Darum also ist der Sohn wie der Vater, und aus dem Wohlgefallen der Liebe, die Vater und Sohn miteinander Geist seinen
Ursprung,
weil diese Liebe zwischen Vater
und Sohn
haben,
und
will,
in
nehmen so
ewig
haben
Person
dem Wahrnehmen den Sohn und weil er sich selbst in dem Wahr-
Wesen
hat der
ewig gewesen
heilige
ist,
darum
ist
der
heilige
Geist
ebenso ewig wie der Vater und der Sohn, und
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225
Sprüche. die
haben nur
Personen
drei
sind
Wesen und
n
ist
ein Vater aller Dinge, er ist vielmehr
allein
Denn
eine Mutter aller Dinge.
Vater,
weil
Er
ist.
Wesen nimmt,
ist
wenn
Dinge, denn
er
nicht
auch
darum
ist
Ursache und
eine
er
Dinge
aller aller
i
unterschieden.
Eckhart spricht, Gott
Meister
13.
e
Personen
den
an
allein
ein
ein
Schöpfer
aber auch eine Mutter die Kreatur
von ihm
so bleibt er bei der Kreatur
ihr
und
Denn bliebe Gott in ihrem Wesen. und in der Kreatur, wenn sie in ihr Wesen kommt, so müsste sie notwendig bald von ihrem Wesen abfallen. Denn was aus Gott erhält
sie
nicht bei
fällt,
das
heit.
Es
die
von seinem Wesen
fällt ist
in
eine Nicht-
mit andern Ursachen nicht so, denn
gehen wohl von ihren verursachten Dingen
weg, wenn diese das
Haus
Zimmermann Zimmermann des
Hauses
in
sein
in
ihr Wesen kommen. Wenn Wesen kommt, so geht der
hinaus, nicht ist,
und zwar darum,
weil der
ganz und gar die Ursache
sondern er nimmt die Materie
von der Natur; Gott dagegen gibt der Kreatur
ganz und gar
alles,
was
sie
ist,
sowohl Form
wie Materie, und darum muss er dabei bleiben, weil
Kreatur bald von
sonst die
ihrem Wesen
abfallen würde. 14.
Gott
in
Es spricht Johann Chrysostomus allen
Kreaturen
sei,
:
Dass
das wissen wir und 15
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sagen
226
Eckhart.
Meister
es,
aber wie und welcher Weise, das können
Doch
wir nicht begreifen.
sehen und merken wir
Dingen Wesen
Wesen
liche
Gott
Wenn
ist.
so muss
ist,
in allen
Dingen
der unwandelbar
an allen Orten
kommt er
Herzen
allen
der
Zu wem kommt
der,
der
Hierauf antworte ich: er
gestaltend, er
das
da
etwas
in
sondern
erreiche,
kommt
der da verborgen
sich selbst, er
den
in
borgen war und
kommt
als ein
Herzen der Leute
ihrer
ver-
Vernunft, so dass es
geformt werde mit der Vernunft und
der Begierde und wusstseins.
Nun
dass
lichkeit,
in ist
da
dem er
dergestalt
ohne
nichts
was da
ist
alles
so,
wenn
in
der
und
ist,
allein.
Begierde erzeugt,
ihm
ist,
in
ihn sein,
der Innerist,
und so
sondern er
Daher kommt
er sich dergestalt in der
nichts mit
in
Allerinnersten des Be-
kann da auch nichts mit ihm
und
der,
der,
ist?
war und offenbart
ihn
Wie kommt
und wie kommt
irgend
selbst
kommt
jetzt
also Gott das eigent-
darum notwendigerweise
nicht so, dass er irgend etwas werde oder
sich
Licht,
allen
in
sein.
ist,
ist?
Nun
setzen.
wohl, dass
Meister Eckhart sprach:
15.
für
alle
wenn wir
kann,
Wort Gott das Wort Wesen
für das
in
Meister Eckhart spricht,
uns dies ganz klar sein
dass
dass
er
Vernunft und
da nichts
ohne
sondern die Vernunft
die Begierde sind seiner ganz voll,
und wer
Digitized by
227
Sprüche. es derart merkt: nichts
ohne
ihn, nichts mit ihm,
sondern völlig eine Stätte Gottes, der weiss selber Gott eine Stätte
nicht, dass er für
„Herr,
spricht:
ein Zeichen
das
über uns," gerade
wie David
ist,
deines
Licht
Antlitzes
als
ob
ist
er sagte:
du sollst schweigen und trauern und seufzen und von der Vernunft Mittel empfangen und sie lauter
du
in
Begierde
deine
verwandeln,
auf
dass
Rede
seine göttliche Heimlichkeit empfindest.
mit ihm wie einer mit seinen Mitmenschen redet,
und so wie „Ich"
sagst,
„Er",
so
wenn du mit Gott und wenn du von Gott
du,
sage zu
Gott:
und
Dinge vergessen
Keine
Kreatur
ist
bist
Gottes empfänglich, ist,
und des Menschen Seele:
die sind
und
Wesen haben.
Gottes Gegenwart:
dern Gott sieht
nicht
sie in
sie
So sie
als
die
Gottes empin
Gott wesenhaft,
ihn nicht begriffen, sondern ihn nicht
sie
Dinge."
der Engel
also
fänglich, dass er in ihnen ist
alle
mein Gott, denn
bist allein alle
nach Gottes Bild geschaffen
Andern Kreaturen
sprichst,
sollst
Gott wissen
allein
sollst
und sollst sprechen: „du du bist allein inwendig, du
Du
„Du."
sprichst,
ihm
seien.
sie
haben
können nur ohne steht
sehen
es
auch mit
Gott,
son-
ihrem Allerinnersten; und
auch mit seiner Macht: nicht vermag er nichts
ohne
sie,
Darum
sondern wir vermögen nichts ohne
ihn.
aber, weil Gott in der Seele wie in sich 15*
Digitized by
Meister
228
Eckhart.
selber
heisst die
ist,
in
sich
da
selbst,
ohne Betrübnis, als
ihrem
in
denn wo Gott
Himmelreich
ist
fröhlich
selige Seele ruht in
und auch
Seele eine Stätte
eine Statte des Friedens,
und freudenvoll.
Eigentum.
und
völlig
in
ganz und
Gott und Gott mit Gott.
denn
Gleicher:
und
Gott,
alles
denn Gott
ist
alles
was
was
er Gott
er
ist,
Der wirkt das
ist
er
das
ist
er sich,
und
ist
zugleich
ist,
zugleich in Etwas,
das Etwas, und das Etwas
aus sich
rein
selber herausgegangen wäre, der fände
gar Gott
Eine
Gott ebenso und noch besser
Der Mensch, der
als
wie
ist
und Friede
zugleich in Gott
ist
und
ist
eins,
dass das eine ohne das andere nicht sein
zugleich
denn
Gott,
sie
so
sind
ganz
kann. 16.
Meister Eckhart sprach, dass wir in
dem
Wesen der Seele Gott gut sehen und erkennen können. Denn je näher ein Mensch in diesem Leben mit seiner Erkenntnis dem Wesen der Seele kommt,
Und
um
so näher
ist
er der Erkenntnis Gottes.
das geschieht allein dadurch, dass wir die
Kreatur ablegen und aus uns selbst herausgehen.
Du Gott
sollst liebe,
wissen,
so
obschon
kann
ich
ich
die
Kreatur
doch Gott niemals
der Kreatur so rein lieben wie
in
mir.
Du
aus dir selbst gehen und dann wieder selbst:
da
liegt
und wohnt
die
in
Wahrheit,
in in
sollst
dich die
Digitized by
229
Sprüche.
niemand
Als Maria Magdalena sich
und
Gott
Herrn.
rein
ist
und
Gott nirgends finden
als
jede
Kreatur;
allersichersten
in
Dass Gott
17.
bringt alle Dinge
kommen
das,
in
ist,
Etwas
zum
und
reiner
Gott
am
das bringt
alle
ich
Innersten.
Ruhe
in
Dinge zum Laufen.
klarer
ist
finde
ich
Das
einem Reinen.
in
darum meinem
unsern
sie
darum kann
klar:
Innerste meiner Seele aber als
Kreatur entschlug
aller
Herz hineinging, da fand
ihr
in
Dingen sucht.
findet, der sie in äussern
so
ist
lustvoll,
Laufen, dass
von dem
sie
gekommen
sie
das
zurücksind,
und das doch unbeweglich in sich selber bleibt, und auf je höherer Stufe ein Ding ist, um so lustvoller
läuft
18.
es.
Gott kann ebensowenig Gleichnisse
leiden,
kann, dass er nicht Gott
Gleich-
als er leiden
nis
ist
heit
das,
und
in
was
nicht an Gott
der Ewigkeit
heit ist nicht Einssein.
nicht gleich.
Wesens in
in
IQ.
ist
ist.
Bin ich
Gleichheit
ist
In der Gott-
Einssein, aber Gleicheins,
nicht die
so
bin ich
Form des
der Einheit, dieses gibt mir Einssein
der Einheit, nicht Gleichsein.
Was kann dem du
haben, mit ist,
ist
ist.
süsser sein als einen Freund alles,
was
in
deinem Herzen
besprechen kannst wie mit dir selbst?
Das
wahr.
Digitized by
230
Meister Eckhart.
Was
20.
und
nis
sieht
Wesens, da
tum
einer einfachen
Wort
das
selbst,
meint
sagt, so
ist
man
Natur
die
Wesen empfangen Gott das Menschtum mit Ich
sage:
versteht
Christus
Menschen.
aller
Sie
ist.
das
Menschen.
so
sagt,
wenn man Mensch-
Die Meister fragen, was Natur
einigte
Da
klares Ver-
der Sohn.
ist
Wenn man Mensch
darunter eine Person;
Ding,
Erkennt-
Reinheit seines
einfache
sieht er alle Kreaturen gebildet
und das
21.
man
die
in
spricht er sich
stehen,
Der Vater
Gottes Sprechen?
ist
sieht auf sich selbst in
kann.
ist
ein
Darum
nicht den war der erste der Meinung ist Dach das letzte sich,
Wieso? Das erste in am Werk, wie ein am Hause ist. 22. Das oberste Antlitz der Seele hat zwei Werke. Mit dem einen versteht sie Gott und seine Güte und was aus ihm fliesst. Daher liebt sie Gott heute und versteht ihn, und morgen Mensch.
das
letzte
Darum
nicht.
infolge ist
in
In der
ihrer
dem
liegt
das Bild nicht
unstäten
obersten
Verborgenheit
Antlitz, liegt
hat das Bild an sich.
andern gebildet. geordnet. es
ist
das
Erstens, es
ist
in
den Kräften
Das andere Werk
es
ist
verborgen.
ist
Fünf Dinge
das Bild.
Zweitens,
Drittens, es
sich gleich
Art.
ist
nach einem
in
ausgeflossen.
sich selbst
Viertens,
von Natur, nicht dass es
gött-
Digitized by
231
Sprüche.
Natur wäre, aber es
licher in
sich selbst besteht, es
wo
geflossenes Licht, ist,
als
nicht
eine Substanz, die
ist
ist
mehr Unterschiedenes
dass es Gott versteht.
Fünftens,
dem
auf das Bild geneigt, von
Gott
ein reines aus
es
es
ist
gekommen
ist.
Bild. Das eine: es ist Das zweite: es hat etwas
Zwei Dinge zieren das
ihm
nach
Ewigkeit In
sich.
eine
hat
Nun
gefärbt.
Die Seele hat drei Kräfte
sich.
in
diesen Kraft,
liegt
das
das Bild
ist
Aber
nicht.
in
sie
der wirkende Verstand.
und der neue Meister, dass darin zugleich liege Gedächtnis und Verstand und Wille, und diese drei haben nichts Unterschiedenes. Das ist das verborgene Bild, das löst sich aus dem göttlichen Wesen, und das sagt Augustin
göttliche
Wesen
Gottes Wille die
Werke
scheint unmittelbar in das Bild.
dass wir heilig sein sollen
ist,
mit denen
tun,
wir
heilig
Heiligkeit beruht auf der Vernünftigkeit
Willen.
Die besten Meister sagen
im Grunde im Höchsten der in
ihrem Grunde
ist,
wo
sie
:
und
werden.
und dem
Heiligkeit liegt
Seele, allen
wo die Seele Namen und Denn
die
Kräfte sind auch ein nach aussen Gefallenes.
Wie
ihren
eigenen
Kräften
entwächst.
man Gott keinen Namen geben kann, so kann man auch der Seele in ihrer Natur keinen Namen geben. die
Und wo
diese zwei eins werden, da
ist
Heiligkeit.
Digitized by
Meister
232
Eckhart.
Wesen
steht auf so hoher Stufe, dass es allen
Dingen Wesen
Wäre
giebt.
einer
in
man
hohen Versammlung
diese
den Schriften der Heiligen, der be-
in
Gott möge ihm einen
gehrte wohl aeht Jahre,
Menschen
einer
in
GeMann, von dem
Es war einmal ein
schichte:
heit
Stein.
Ein hoher Lesemeister erzahlte
23.
Predigt
liest
Wesen, so wäre
kein
Engel dasselbe was ein
ein
Und
weisen könnte.
Weg
ihm den
zeigen, der
als er in
Wahr-
zur
einem starken
Begehren war, da kam eine Stimme von Gott
und sprach zu ihm: „Geh vor du einen Menschen, der
zur Wahrheit weisen
dir
da
Weg
den
Und er ging und dem waren seine Füsse
soll."
fand einen armen Mann, aufgerissen
und
waren kaum
drei Pfennig wert.
voll
Kirche,
die
findest
Kot und
alle
seine Kleider
Er grüsste ihn und
„Gott gebe dir einen guten Morgen" und jener erwiderte: „Ich hatte nie einen bösen Morgen!" Er sprach: „Gott gebe dir Glück!
sprach:
wie antwortest du mir so?" „Ich
hatte
„Bei
deiner
Unglück."
Seligkeit!
Er erwiderte:
so?" sprach auf,
nie
er:
denn
„Gebe ich
Und
er erwiderte:
Er sprach
wieder:
wie antwortest du
„Ich war nie unselig." dir
Gott Heil!
Kläre
kann es nicht verstehn."
widerte: „Das will ich tun.
Du
mir
Da mich
Er er-
sprachst zu mir,
Gott möge mir einen guten Morgen geben, da
Digitized by
233
Sprüche.
sagte
ich:
ich
hatte
nie
Hungert mich, so lobe
und
Gott; bin ich elend
Schande, so lobe ich Gott: und daher
in
hatte
bösen Morgen.
einen
ich
ich
nie
Als du
bösen Morgen.
einen
möge mir Glück geben, sagte ich, Unglück. Denn was mir Gott gab
sprachst, Gott ich hatte nie
oder über mich verhängte, es
Freude oder
sei
nahm
sauer oder süss, das
Leid,
ich
von
alles
Gott für das Beste: deshalb hatte ich nie Un-
Du
glück.
sagte
ich:
sprachst,
war
ich
bei
nie
meinen Willen so gänzlich geben: was Gott
war
meiner
ich
habe
Gottes Willen ge-
in
das will auch
will,
da
Seligkeit,
denn
unselig,
darum
ich,
denn ich wollte allein Gottes „Ach, lieber Mensch, wenn dich nun
ich nie unselig,
Willen."
Gott
in die
Hölle werfen wollte, was wolltest
Da
dazu sagen?" werfen
?
Das
sprach er: „Mich
wollt' ich
würfe er mich
in
die
sehen Hölle,
sprach
er:
„Ich
und Gott haben, nicht
so
auch dann,
habe
lieber
will
als
ich
ihn.
ich
zwei
in
der
Hölle sein
im Himmelreich und Gott
haben."
24.
Meister Eckharten begegnete ein schöner,
nackender Bube.
käme.
Und
!
du
Hölle
Der eine ich um ihn und umihn mit dem Arm der Liebe." Und dann
Arme, mit denen umfasste ist wahre Demut, den legte fasste
in die
Da
Er sprach: Ich
fragte
er
ihn,
komme von
woher
Gott.
er
— Wo
Digitized by
234
Meister Eckhart. verliessest
du ihn?
—
In
tugendhaften
—
—
Herzen.
-
Wo finZu Gott. Wohin willst du? dest du ihn? Wo ich alle Kreaturen verliess. — Wer bist du? Ein König. Wo ist dein
—
—
Königreich?
—
In
dass es niemand
— — Hüte dich, — Das tu
meinem Herzen. mit dir
teile.
ich.
—
Da führte er ihn in seine Zelle und sprach: Nimm, welchen Rock du willst. — Dann wäre ich
kein
König,
—
und verschwand.
Es war
Gott selbst gewesen, der mit ihm einen Spass
gemacht
hatte.
Digitized by
Bemerkungen [.
.
Klammer
Eckige
.]
Schreibers
eines
wiewohl auch als
E.
dem
zuzuschreiben selbst
dass ich
bedeutet,
die Stelle der Vorsicht oder
Missverstehen
geneigt
bin
klug war
nicht weniger
andere tapfere Menschen. „Mittel,
14.
S.
manche
andere
Wesen, Werk.
Worte
—
1
Diese und
'
"
„rein
(lüter)
vor
—
sind
allem, das absolut oder abstrakt bedeutet feste technische
aus
—
dem
Ausdrücke, meist Uebersetzungen
Lateinischen.
Es wäre aber falsch ge-
wesen, unsere abgeglätteten Ausdrücke dafür zu setzen die
;
muss dem Leser bewusst
es
Zeit
E.'s
Sprache handelt;
improvisierte erst
jung war; dass es
bleiben, dass
sich
um
um
Worte,
eine die
errungen und erbildet sind. S.
15.
„Niemand rührt an den Grund der
Seele als Gott allein." in all
diese
Ich weiss wohl, dass wir
Worte andere Nuancen legen; dafür
gehen uns tausend Feinheiten aus der Situation E.'s verloren.
gend, aus
dem
Uebrigens empfiehlt es sich drinPoetischen und Gesteigerten
immer
Digitized by
Meister
den
236
Eckhart.
nüchternen Sinn auszuschälen.
wenn
nicht übersehen, dass E.,
der Kreatur habe
Man
soll
er sagt: das Bild
den Kräften der Seele Her-
in
berge empfangen, damit kaum anderes sagen will die Vorstellung des
als:
Objekts
sei
mit Hülfe
der Sinnesorgane appercipiert worden. S.
17.
„und
in keiner
andern."
Man
beachte,
wie E. diese und immer wieder solche Bemer-
kungen lossal
Es steckt
unterstreicht. viel
Ketzerei
hinter
dieser
für
uns
ko-
symbolischen
Deutung von der Geburt des Gottessohnes. Was uns aber Ketzerei die
ist,
uns vielmehr
erklärt
Macht des Christentums über den
reichen Geist des Mittelalters.
allein tiefen,
Man nahm
nicht
nur das Hohelied symbolisch, sondern auch die Erzählungen lands.
vom Leben und
Sterben des Hei-
Christen gibt es nur, solange der sym-
Gehalt
der
Ueberlieferung so
über-
wältigend wirkt, dass die Frage nach der
histori-
bolische
Den
schen Tatsächlich keit gar nicht aufkommt.
Russen (Dostojewskij, Tolstoj) geht es heute noch so,
nur dass ihnen nur an ethischen Symbolen,
gar nicht an erkenntnistheoretischen gelegen In
Westeuropa aber hörte das Christentum
dem Augenblick
auf,
Mythen
als
an
die
wo man an
sachen zu glauben, weil
Symbole nicht mehr
sich
ist.
in
zwingen wollte,
lebenentscheidende Tat-
man
stark
zur
Umdeutung
genug war.
der
Diese
Digitized by
237
Bemerkungen Art Glaube:
stimmten fahren,
der Vergangenheit, an einem be-
in
Ort,
ein
sei
allemal
für
wider-
Heil
nur noch armseliger Erdenrest einer
ist
gestorbenen Religion; der gestaltende Geist hat
Seitdem sind für unsere Ortho-
sich verflüchtigt.
doxie
echten
alle
S. 20.
Christen
Ketzer.
heillose
— mhd.
„übergöttischen"
„übergotten."
Lasson schlägt vor, „überguoten" zu lesen
grund- und sinnlos.
Ueberhaupt
völlig
;
— Lassons
Kon-
jekturen 21.
S.
solchen heit' '
als
„unerkannte Erkenntnis"; schon vor-
„Unwissen":
her
Stellen
zu setzen.
man
sehr
ist
versucht,
an
und „UnbewusstAber man muss E. tiefer nehmen „unbewusst"
Hartmann. S. 21.
„alles
Gute"
u. dgl.
an andern Stellen:
möglichst unethisch, amoralisch zu verstehen; bei E.
oft
und
S. 26.
oft zu beachten.
„seelischer
der Leser des
Moralgefasel, das
man
kern", aber nicht bei S.
26.
verstanden,
Zweck." Seliges Ende, wie
Mhd. aufzufassen geneigt
„Werk."
erst
E.
ist,
bei späteren
suchen
wäre
„Mysti-
darf.
Die Stelle wird
am
besten
wenn man Werk mit „Organ"
über-
setzt.
S. ist
es
29.
„Ueberform."
An
solchen
Stellen
schwer zu entscheiden, ob der Ausdruck
ein starker
und kühner, oder
ein geläufiger
und
Digitized by
Meister
Eckhart.
matter
ist.
Jedenfalls
an
schluss
238
das
„überformet" im An-
ist
„transformare"
lateinische
ent-
standen; vielleicht also klang es E.'s Zeitgenossen so glatt und unauffällig
und anschauungslos wie
uns das Wort „umgestaltet".
Wahrscheinlich
ist
das aber doch nicht, denn E. wird nicht umsonst
— obwohl immer noch
die undichterische, bildlose
—
lebendige tragen
-
lateinische
haben.
zweifelhaften
Sprache nicht mehr er-
Jedenfalls Fällen
die
habe ich
seltene
in
solchen
Ausdrucksweise
vorgezogen, zumal der Sinn ja betrüblicherweise gar sehr derselbe bleibt:
auch wenn sich
Sprache übergipfelt und auf den Kopf
die
stellt,
ist
„Ueberform" nichts anderes als eine unbekannte und nicht weiter zu beschreibende Ver-
die
änderung. S.
30.
„Empfangen." Wer das mhd. „liden"
mit „leiden" wiedergeben wollte, trüge in E. eine Sorte Mysticismus hinein, die
in
diesen
hängen ganz fern von ihm war. lediglich
freuliches
Passivität,
wobei
Beschenktwerden
leiden denkt.
E. als
ZusammenEs bedeutet
mehr an ein an Schmerz
Es berührt sich meist mit
dem
er-
er-
Sinn
des Wortes „vernehmen" (Vernunft!), das E. lieber
anwendet
als
unser „wahrnehmen".
Diese seine
Freude an der passiven Vernehmung im Gegensatz zur aktiven
Wahrnehmung hängt
damit zu-
sammen, dass ihn das Hören, dessen Eindrücke
Digitized by
239
Bemerkungen.
mehr in
seelischer Art
subjektive
dünkte
sind,
Gefühle
das
wertvoller
das materialisierende Sehen, das die
als
Aussenwelt, die Bilder und
und von uns die
Aussenwelt
die
verwandelt,
Kreaturen,
Um deswillen
trennt.
ist
herstellt
das „Leiden"
Vereinigung von Ich und Welt, von Seele und
und
Gott, aber nicht, wie schon E.'s nächster gabtester Schriften
be-
Jünger, Seuse, in seinen dichterischen
und
Schmerzes
Bekenntnissen
Immerhin
willen.
um
vertrat,
schwingt
des
freilich
schon bei E. diese Nuance des Leidens manch-
mal etwas
mit.
Keine Zeit kann aus ihrer Sprache
heraus; und so
es möglich, dass die Askese
ist
des Mittelalters zu grossem Teil auf diese Doppel-
bedeutung des griffs
liden
theologisch-psychologischen
(pati),
Be-
Verbindung natürlich mit
in
zurückgeht.
Das
schmerzliche Leiden war ein beglückendes
Emp-
der „Passion"
Jesu
fangen; wer
still
also nützlich
zu
Christi,
hielt,
leiden.
wurde beschenkt;
— Zu derselben
Textes und zu vielen andern
sei
es
Stelle
war des
noch bemerkt:
„Liebe" und „lieben" hat bei E. fast immer die
Nebenbedeutung,
oft
vorwiegend die Bedeutung:
„Wille" und „wollen".
Wo
er
von „Liebe" und
„Erkenntnis" spricht, meint er „Wille und Vorstellung". S.
39.
„Buch der Geheimnisse"
—
Apoka-
lypse.
Digitized by
Meister
240
Eckhart.
Fast allen Predigten E.'s
48.
S.
ist
Vul-
ein
gata-Text vorgesetzt, der in dieser Ausgabe meist wegfiel. :
Kra-
Begriff des
Un-
„Einer unserer ältesten Meister"
S. 68.
tylos. S.
Der
„eine Mücke."
72.
endlichen fehlt E. vollständig, fürs Kleine wie fürs
Grosse; für letzteres sagt er etwa: „so weit du
—
Dass ihm die Correlatbegriffe und „negativ" fehlen, wird der Leser aus der Rede vom „Nichtwissen" entnommen haben, man erinnere sich der mühsamen und eben darum wundervollen Anstrengung, das zählen kannst." „positiv"
mystische (positive) Nichtwissen
vom gemeinen zu
unterscheiden.
„Er gebiert seinen Sohn." Dazu und
S. 73.
zu manchen anderen Stellen: die mythenbildende Kraft
weil es die
lebte, weil es
Form
noch nicht Es
ist
oft
auch
in
Bewusstsein nicht zu unterscheiden, was
Sym-
obwohl
er es
bolik
im
war;
fertig
war, in der die junge, ringende
Wissenschaft sich äusserte. E.'s
Das
war damals noch nicht gestorben.
Christentum
ist,
und was
Moment
er naiv glaubt,
erfindet (schaut).
Alles Erfinden
und
beginnenden
Menschen
ein
Schauen und eine Offenbarung;
alle geniale
Be-
Auffinden
tätigung
dem
ist
ein
bei
Versinken
Leser, sich das
in
Gott.
Ich
empfehle
Wort „Mystik" ab und zu
Digitized by
241
Bemerkungen.
mit „Genialität'' zu übersetzen, dabei aber zu er-
wägen, dass er damit das Unbekannte durch etwas keineswegs Bekanntes 119
S.
ff.
des Geistes"
oft
enthält
aber dazwischen
lastik,
ersetzt.
Die Predigt „Von der Erneuerung viel
ungeniessbare Scho-
Das
Weisheit.
tiefste
ist
so bei E., die Fragmente sind fast alle aus
bergehohem Wortschutt ausgegraben; ein Zeichen, dass das, was uns Asche und tot ist, seinerzeit ein Das Schonotwendiges Denkelement war. lastische in dieser Predigt und auch sonst manchmal; wäre dadurch nicht das dichterisch
—
Grosse verloren gegangen, hätte ich daran gedacht, alles Ueberlieferte in
—
lösen
nehme der Leser
Aphorismen aufzuals
für das
Beispiel
Ausgabe weggelassen ist. In diesem geringen Masse muss das geistige Milieu E.'s den Lesern vertraut werden. Denn ohne
Viele,
das
in dieser
gründliche Kenntnis der Scholastik
ist
histo-
E.
risch nicht einzuschätzen; er wurzelt völlig darin.
Man
darf nicht übersehen, dass er aus einer völlig
andern Sprache (Weltanschauung) heraus zu Resultaten tasien
kam, die sich mit unsern kühnsten Phan-
wie mit unsrer abgründlichsten Skepsis so
nah berühren. Beachtete man nur das Sprachliche, das bewusst Gewordene, so müsste
und missen zu dem gekommen, was wir
er
sei
aus
lauter
Irrtümern
man
sagen,
falschen fast
Prä-
Wahrheit 16
Digitized by
242
Meister Eckhart.
nennen möchten.
So geht
es
immer, und uns
nicht besser.
war
E.
hänger
der
„grossen
also
scholastischer
Ideenlehre
Pfaffen"
Realist,
ein
den
er
Piatons,
Die
nennt.
Ideen
Anden
nennt
er
„vorhergehende Bilder", versteht aber darunter
kaum etwas anderes als was wir mit Zuhülfenahme des Begriffs der Vererbung „Art" oder „Gattung" nennen, die
ja wirklich
das sind, was
den konkreten Individuen vorhergeht, zu Grunde liegt.
Die „vorhergehenden Bilder" sind
und „daher der
Löwe
gebiert der
in Gott,
Mensch einen Menschen,
einen Löwen, der Falke einen Falken."
„Die Rose wächst aus einer Rose, nicht aus einem Kohlkopf." zitiert er
Von seinem
grossen Meister
Thomas
das Wort: „Die vorhergehenden Bilder
Ursprung oder Anfang der Schöpfungen Damit soll aber nicht die Konstanz der Arten im Gegensatz zur Variabilität behauptet werden; diese Frage war noch kaum geboren obwohl E. in der Predigt „Von der
sind ein aller
Kreaturen."
—
Natur" auch daran rührt der
Zusammenhang
aller
—
;
sondern es wird
Individualorganismen
einer höheren verborgenen Einheit betont
nennen's Vererbung,
statt
—
in
wir
Anfang oder Ursprung
sagen wir Prinzip, tun aber mit dieser unsinnigunsinnlichen Sprechweise bedeutend weniger zur
Formulierung des
Rätsels,
als
die
Realisten
des
Digitized by
243
Bemerkungen.
E. hätte sich gewiss
Mittelalters getan haben.
Vererbung
die
als
—
—
mehr über Anpassung gewun-
sehr anders als unsre Darwinisten
über die
Ihn erstaunte nicht, dass die Grasspinnen
dert.
so ungleich, sondern dass sie so gleich seien. Ich diese
bemerke
dass sich in dem, was in
hier,
Ausgabe nicht aufgenommen
ist,
viel
Be-
zeichnendes für die Naturanschauung E/s und
auch sonst manches kul-
seiner Zeit findet, wie turhistorisch folgt
Aber
Interessante.
dies
Buch
ver-
durchaus keine historischen Ziele; wer Ge-
schichte erforschen will,
an das Original halten.
muss sich ja jeden Ebensowenig geht
Falles
dieser
hier herausgebrachte Meister Eckhart auf Erbau-
ung oder
Ethik; sonst hätte ich
Art trefflichen Reden
z.
B. die in ihrer
wegAber mein Ziel ist lediglich: der lebendige Eckhart. Er wirke in diesem Bande in collationibus nicht
lassen dürfen.
durch seine eindringende Ringen nis,
um
Skepsis,
die Welterkenntnis
durch
sein
und Selbsterkennt-
durch seine dichterische Gewalt, seine königSprache und sein grundgütiges lebensfreu-
liche
diges Wesen.
Alles andere geht nur die Gelehr-
ten an.
Eine einzige Stelle bleibt mir noch ausser
Zusammenhang anzuführen. da die Predigt, aus der
sie
tragung nicht lohnt, und da
Sie
möge
dem
hier stehen,
stammt, die Uebersie
auch für die Frag16*
Digitized by
244
Meister Eckhart.
mente zu abgerissen wäre. Mitten
der schauder-
in
haftesten Wortklauberei findet sich der Satz
Wort
also bedeutet das
und
Wahrheit,
licher
dass etwas
ist."
es
ist
Eckhart sagt
Cartesius Cogito ergo
:
„Und
„Ich" die Istigkeit göttein
Beweis dafür,
also, feiner als
sum: Cogito, ergo
est
des ali-
quid. S. 127.
„Es hat jedes das, mit dem es eins
Wir sagen
spezifische Sinnesenergie,
auch nicht
viel
S.
Predigt
Text
144. ist
ist."
und wissen
mehr.
„Vom
uns nur
personlichen Wesen."
Ich
überliefert.
Diese
einem späten und verderbten
in
habe
den Sinn
versucht,
man wird
einigermassen zu rekonstruieren;
aber
gut tun, sich an das zweifellos Echte zu halten, nicht an das Syntaktische,
also
sondern an die
Terminologie. S.
steht „redelich".
Es
Sprachlich lässt sich
chen andern Stellen
vorwiegt. In „redelicheit" fast verloren
—
im Original
hier wie
an man-
ob die Nuance „Vernunft" ist die Nuance „Sprache"
nicht
Nuance „Sprache" oder
keit."
doch sprachlich
196. „so hat sie die Seele
mit Unterscheidung."
entscheiden,
die
gegangen, es bedeutet „Vernünftig-
Wie auch
immer
—
deutsche dachte an die Rede,
der
wenn
Mittelhocher
von der
Vernunft sprach, dagegen gar nicht an das, was
Digitized by
245
Bemerkungen. wir heute „Redlichkeit" nennen. die
Bedeutung „sprachlich"
Indessen
ist
hier
die wahrscheinlichere,
von der „Sprache der Sprechen-
weil kurz vorher
den" (rede der redenden) die Rede war.
„Das
S. 230.
im Werk." E.;
er
ist
seine in
Definition des
scheinung
—
sein
als
erste in der
Meinung
zuletzt in die Er-
vorhergehendes Bild oder Idee. Nicht das Göttliche,
ist
Erbteil.
regende Neoteleologie,
sich
Widerspruch oder zur Ergänzung der hypothese listen
letzte
muss von Anfang an dagewesen
tritt,
sondern das Menschtum, das ewige erst
das
häufig bei
Knappheit vorzügliche
ihrer
Zwecks. Was
das Erworbene im Individuum
eben
ist
Dieser Satz findet sich
auftritt,
Unsere die
i
>
als
Kausalitäts-
wird sich ruhig bei den Rea-
Der
alte
so gründlich
tot,
des Mittelalters umsehen dürfen.
Mann mit dem weissen Bart ist dass man wirklich daran gehen
darf,
den durch-
aus nötigen Begriff „Zweck" neu zu deuten, ohne zu fürchten, der Tote könne dadurch wieder belebt ist,
werden.
—
Bei E.
ist
was
das,
allen
gemein
nicht das Gemeine, wie wir es jetzt verstehen,
auch nicht das Allgemeine und
Philisterhafte, son-
dern das Erlesene, Besondere, Urindividuelle.
war eben
ein
„Realist"
Realitätenkrämer;
ging ihm ihre
in die
Zwecke
die
andern
„Natur
Stils
aller
als
Er
unsere
Menschen"
ewige Vergangenheit hinab, die
in die
Gegenwart
wirkt.
Näheres über
Digitized by
246
Meister Eckhart.
Zusammenhänge in meiner Schrift: „Skepund Mystik", die von F. Mauthners Kritik der Sprache ausgeht und immer wieder zu Eckdiese
sis
hart zurückkehrt.
Das
ist
der Meister Eckhart,
der auf ein Haar verbrennet ward. Buch, geh nun aus in seinem Namen.
Und meide dumpfe
Oeister.
Amen.
Digitized by
Verlag von (flxel
KHRÜ SCßIlHB£b
Junckers Buchhandlung), Berlin W.
o.
meisceR eeKBHRcs
mysoseße seßRiFcen an unseRe sprhcbe üBERCRHsen VOn SUSCHV bEUlDHUER *
bilden Ziele
Band einer Sammlung, deren durch ihren gemeinsamen Titel den
ersten
veRseßOkhene meisten DER hICeRHÜUR bezeichnet werden.
Es handelt sich nicht
in erster
Linie
um
völlig
unbekannt geblieben sind; auch unser Meister
Eckhart
ist
solche Meister, die im Lauf der Zeiten
ja
genannt und
im oft
letzten
Jahrhundert
oft bei
Namen
durch immer dieselben kümmer-
Digitized by
liehen
und
sprachliche
Moden steigt,
Aber derer
gerufen worden.
Zitate
es eine stattlich grosse Zahl,
deren geistige
über
Kraft
gibt
Höhe
verschiedenen
die
der Jahrhunderte mit Ewigkeitswert empor-
und
die
doch immer wieder für ein grösseres
Publikum unter dem Schutt der Alltagserscheinungen Sie wollen wir, einen nach
untertauchen müssen.
dem
andern, wieder hervorziehen,
und dass unsere
Ausgaben für das geniessende Publikum bestimmt sind, dass sie in besten
gelesen
werden
sollen
man Goethe oder
wie
Schopenhauer oder Nietzsche
Shakespeare,
— das wird
sollte
und gehobensten Stunden
—
lesen
schon die äussere Erscheinung
unserer Bücher kund tun.
Dabei beschränken wir uns gar nicht auf ein bestimmtes,
eingeengtes
gramm nur durch besondere
die
der
Gebiet
literarischen
Der Meister Eckhart bedeutet
Kultur.
wenigstens sonst
allerlei
Wort
in
nur
seine Genialität,
Richtung insofern,
Ketzer, Sektierer
oder
Wesens,
seines als
ein Pro-
nicht durch
die Mystiker
und
Heilige
seinem irdisch schönen Sinn
und
—
genommen
das
—
ganz besonders zu denen gehören, deren Einfluss auf
unsere Zeit,
werden muss.
deren Kenntnis
wieder erweckt
Aber wir werden auch sonst des
und Vergessenen genug zu bringen Dichter und Weise, Pamphletisten und Politiker, Stille und Heilige, Kämpfer und Eremiten aus allen Völkern und allen Zeiten, aus Okzident und Orient. Wir möchten Erlesenen
haben:
dazu
beitragen,
das deutsche Volk
endlich über
den engen, schulmeisterlichen Begriff der „Klassiker"
Digitized by
worunter
hinwegzubringen, die Autoren
gelesen
was
Gar
werden dürfen.
noch
nicht
eigentlich wirklich
ja
werden,
verstanden
die
in
Schulen
aber gibt
viel
Schulen gedrungen
in
es,
und
ist
über den Horizont der Halbwüchsigen hinausgeht: all das,
was bisher unter dem, was die Halbbildung
was
anerkannte, die
worden war,
was
die Pedanterie geaicht hat,
um
Prüderie
das
all
gehüllt
sich
unserer
in
soll
verschüttet
hat,
Sammlung
wieder zu Erwachsenen, Reifen, zu Sehnsüchtigen
und Wiedergeborenen sprechen dürfen. Im übrigen unser erster Band versprechen, was die
soll
folgenden
Dass die Mystischen
werden.
halten
Schriften Meister Eckharts, deren mittelhochdeutscher
Text
seit
Pfeiffers
60 Jahren
unserer Sprache
der Gesamtausgabe Franz
in
hier
vorliegt,
finden,
ihre
Ausgabe
erste
muss
die durch die Zitate bei Schopenhauer
anderen
die
Bedeutung des Mannes
Wer
Original aber nicht kennen. lesen
versucht
wird
hat,
Uebersetzer
zu
sein,
und
es
das
das nämlich zu
nicht,
man muss
vielen
ahnen,
sich weniger
genügt
Bei Meister Eckhart
in
alle die erstaunen,
für
wundern. ein
guter
den
Sinn
was Eckhart uns zu sagen hat, ein Entdecker sein und man muss für die oft nötige
dessen,
sprachschöpferische
Tätigkeit
Worte und neuen Satzbaues allen
ein Erfinder sein.
neuer
Man muss
vor
Dingen aus einer ganz neuen Sprechweise
heraus,
mit
ganz
anderer
Symbolik,
von
einer
ganz anderen Kenntnis der Natur her schon
zu
ganz ähnlichen Ahnungen und Gestaltungen über das Verhältnis von Welt und Seele gelangt sein,
Digitized by
um
christlichen
der
unter
den
Einkleidung
philosophischen Kern der Lehren Eckharts zu finden; man könnte auch sagen: um aus unserem Konventionschristentum, unseren Geschichtsdogmen
und
unserem Glauben ganz
seelenhaften,
Meister
Eckharts
Eckhart
so
an
Anekdoten
Wer
zurückzufinden.
erfasst
der
hat,
dem
zu
Christentum
symbolischen
Meister
dass er uns
weiss,
über so vulgäre Dinge wie Konfessio-
schliesslich
nalismus oder Atheismus weit hinausführt
Gegensätze
dem
so
gelebt hat,
ordinären Art gibt es in
dieser
Reiche nicht
mehr,
und noch immer
war,
mindesten
wie
Gustav
dem Johann
Eckhart
und so lange zum
lebt
zu
deutsche Sprache,
die
grössten Meistern er
immer gehören
Landauer
unternommen,
in
er ein glühend Lebendiger
lange
nun,
nachdem
er
der
deren
wird.
diese
Ausgabe
viele Jahre
sich
mit
Eckhart beschäftigt hat, glaubt, aus einer gewissen
Verwandtschaft seines Wesens heraus den Schlüssel
zu In
Eckharts
dem
Geheimnissen
gefunden
zu
haben.
innigen Glauben an diese geistig-seelische
Nähe ist er freudig ans Werk gegangen; und da es ihm gelungen ist, Eckhart zu verstehen und sprachlich und begrifflich neu zu gestalten, war er
auch
in
der Lage, aus den überlieferten Schriften
des Meisters auszuscheiden, was Eckharts Eigentliches
war und was hinwiederum nur das
lich-scholastische
Eckhart
sein
Reste
solchen
steller
hinter
Milieu
Eigenes Milieus sich
war,
aus
hervorholen
nämlich
gelassen;
alle
hat
dem
kirch-
heraus
musste.
Die
kein Schrift-
haben
sie viel-
Digitized by
mehr
—
Werken
ohne
stets
sich
haben
zu
unterschieden
aufgestapelt.
herausgeben Schutt, aus
ohne
wollte,
dem
davon bewusst
selbst
- getreulich in Wer nun Eckhart diesen
ihren
neu
scholastischen
der Meister sich in die Ewigkeit
herausbäumte, vorher gründlich zu entfernen, der hätte
Werk
unnützes
ein
denn
getan,
Eckhart
wäre geblieben, was er zuvor schon war:
mittel-
hochdeutsch, ungeniessbar und unverständlich. In unserer Ausgabe ist all das, was nicht von Eckharts Grösse kommt, sondern von seinem Diese Weglassung ist vielZeitgeist, weggelassen. leicht
das grösste Verdienst dieser Ausgabe,
aber konnte nur der Eckhart fühlte
ganz
und
sie sich
Lebendigen
als
verehrte.
freilich
herausnehmen,
und
der
Wirkenden
Darum wären Bezeichnungen
wie Auswahl oder gar Modernisierung ganz falsch für dieses Buch,
Es
wie es hier vorliegt.
die
ist
Wiederkunft eines Verschollenen, der nicht historisch gewürdigt, sondern lebendig erfühlt werden Inwiefern dies gelungen
ständigen
ist,
die Leser
prüfen;
mögen aber,
soll.
die Sachver-
die
wir
uns
wünschen, mögen Eckharts rebellische und innige Weisheit,
seine
Weltversunkenheit
und
stolze
Menschenschönheit empfinden und geniessen! Dies
ist
der Meister Eckehart,
der auf ein Haar verbrennet ward.
Buch, geh nun aus in seinem Namen.
Und meide dumpfe
Oeister.
Amen.
Digitized by
Druck von P Berlin
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a11
35.
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J
e b.
o o o o o o o
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Digitized by
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