Der dreigliedrige
soziale
Organismus Rudolf Steiner
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Der Dreigliedrige Soziale Organismus Eine Darlegung der Kernpunkte der sozialen Frage
in
den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft.
Von
Dr. Rudolf Steiner Lehrer der Philosophie der Freiheit; Maler, Bildhauer, Architekt, Entwerfer
und Erbauer des Goetheanum;
Schรถpfer der Eurythmischen Kunst; Arbeitsleiter
;
Wissenschafter.
GOETHEANUM VERLAG VON AMERIKA 3326 Bosworth Road
Cleveland
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m Vo rbemerkung I.
II.
Inhalt
über die Absicht dieser Schrift.. III
Die wahre Gestalt der sozialen Frage, erfasst aus dein Leben der modernen Menschheit..
1
Die vom Leben geforderten wirklichkeitsgemässen Lösungsversuche für die sozialen Fra24 Ar r
III Kapitalismus und ATon seh enarbpit ^
soziale
Ideen
(Kapital,
52
IV. Internationale Beziehungen der sozialen Gr-
92 V.
Anhang
An
das deutsche Volk und an die Kulturwelt 106
Das Goetheanum und
die
Stimme der Gegen11.1
,
,
V
)
——
'
Copyright 1920
by O. Henry Frederick.
Vorbemerkungen über
die Absicht dieser Schrift
Leben der Gegenwart stellt ernste, umfassende Aufgaben. Forderungen nach Neueinrichtungen in diesem Leben treten auf und zeigen, dass zur Lösung dieser Aufgaben Wege gesucht werden müssen, an welche bisher nicht gedacht worden ist. Vielleicht findet, durch die Tatsachen der Gegenwart unterstützt, heute schon derjenige Gehör, welcher, aus den Erfahrungen des Lebens heraus, sich zu der Meinung bekennen muss, dass dieses Nichtdenken an notwendig gewordene Wege in die Verwirrung hineingetrieben hat. Auf der Grundlage einer solchen Meinung stehen die Ausführungen dieser Schrift. Sie möchten von dem sprechen, was geschehen sollte, um die Forderungen, die von einem grossen Teile der Menschheit gegenwärtig gestellt werden, auf den Weg eines zielbewussten sozialen Wollens zu bringen. Ob dem einen oder dem andern diese Forderungen gefallen oder nicht gefallen, davon sollte bei der Bildung eines solchen Wollens wenig abhängen; sie sind da, und man muss mit ihnen als mit Tatsachen des sozialen Lebens rechnen. Das mögen diejenigen beas soziale
—
aus ihrer persönlichen Lebenslage heraus, Schrift der Verfasser dieser dass in seiner Darstellung von den proletarischen Forderungen in einer Art spricht, die ihnen nicht gefällt, weil sie, nach ihrer Ansicht, zu einseitig auf diese Forderungen als auf etwas hinweist, mit dem das soziale Wollen rechnen muss. Der Verfasser aber möchte aus der vollen Wirklichkeit des gegenwärtigen Lebens heraus sprechen, soweit ihm dieses nach seiner Erkenntnis dieses Lebens möglich ist. Ihm stehen die verhängnisvollen Folgen vor Augen, die entstehen müssen, wenn man Tatsachen, die
denken,
etwa
die,
finden,
III.
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nun einmal aus dem Leben der neueren Menschheit sich erhoben haben, nicht sehen will, und deshalb auch von einem sozialen Wollen nichts wissen will, das mit diesen Tatsachen rechnet. Wenig befriedigt von den Ausführungen des Verfassers werden auch zunächst Persönlichkeiten sein, die sich in der Weise als Lebenspraktiker ansehen, wie man unter dem Einflüsse mancher liebgewordener Gewohnheiten die Vorstellung der Lebenspraxis heute nimmt. Sie werden finden, dass in dieser Schrift kein Lebenspraktiker spricht. Von diesen Persönlichkeiten glaubt der Verfasser, dass gerade sie werden gründlich umlernen müssen. Denn ihm erscheint ihre "Lebenspraxis" als dasjenige was durch die Tatsachen, welche die Menschheit der Gegenwart hat erleben müssen, unbedingt als ein Irrtum erwiesen ist. Als derjenige Irrtum, der in unbegrenztem Umfange zu Verhängnissen geführt hat. Sie werden einsehen müssen, dass es notwendig ist, manches als praktisch anzuerkennen, das ihnen als verbohrter Idealismus erschienen ist. Mögen sie meinen, der Ausgangspunkt dieser Schrift sei deshalb verfehlt, weil in deren ersten Seiten weniger von dem Wirtschafts- und mehr von dem Geistesleben der neueren Menschheit gesprochen ist der Verfasser m u s s aus dieser Lebenserkenntnis heraus meinen, dass zu den begangenen Fehlern ungezählte weitere werden hinzu gemacht werden, wenn man sich nicht entschliesst, auf das Geistesleben der neueren Menschheit die sachgemässe Allerdings diejenigen, Aufmerksamkeit zu wenden. welche in den verschiedensten Formen nur immer die Phrasen hervorbringen, die Menschheit müsse aus der Hingabe an rein materielle Interessen herauskommen und sich "zum Geiste", "zum Idealismus" wenden, sie werden an dem, was der Verfasser dieser Schrift sagt, auch kein rechtes Gefallen finden. Denn er hält nicht viel von dem blossen Hinweis auf "den Geist", von dem Reden über eine nebelhafte Geisteswelt; er kann nur die Geistigkeit anerkennen, welche der eigene Lebensinhalt des Menschen wird, der sich in der Bewältigung der praktischen Lebensaufgaben ebenso wirksam erweist wie :
—
IV.
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Bildung einer Welt- und Lebensanschauung, welche die seelischen Bedürfnisse befriedigt. Es kommt nicht darauf an, dass man von einer Geistigkeit weiss, oder zu wissen glaubt, sondern darauf, dass dies eine Geistigkeit ist, die auch beim Erfassen der praktischen Lebenswirklichkeit zutage tritt, und die nicht als eine bloss für das innere Seelenwesen reservierte Nebenströ-
in der
—
mung die
diese Lebenswirklichkeit begleitet. So werden Ausführungen dieser Schrift den "Geistigen" wohl
zu ungeistig, den "Praktischen'' zu lebensfremd erscheiDer Verfasser hat die Ansicht, dass *er gerade nen deshalb dem Leben der Gegenwart werde in seiner Art dienen können, weil er der Lebensfremdheit manches Menschen, der sich heute für einen "Praktiker" hält, nicht zuneigt, und weil er auch demjenigen Reden vom "Geiste", das aus Worten Lebensillusionen schafft, keine Berechtigung zusprechen kann. Als eine Wirtschafts-, Rechts- und Geistes frage wird die "soziale Frage" in den Ausführungen dieser Schrift besprochen. Der Verfasser glaubt zu erkennen, wie aus den Forderungen des Wirtschafts-, Rechts- und Geisteslebens die "wahre Gestalt" dieser Frage sich ergibt. Aus dieser Ereknntnis heraus können aber doch nur die Impulse kommen für eine gesunde Ausgestaltung dieser drei In älLebensgebiete innerhalb der sozialen Ordnung. teren Zeiten der Menschheitsentwicklung sorgten die so.
—
zialen Instinkte dafür, dass diese drei Gebiete in einer
der Menschennatur damals entsprechenden Art sich im sozialen Gesamtleben gliederten. In der Gegenwart dieser Entwicklung steht man vor der Notwendigkeit, diese Gliederung durch zielbewusstes soziales Wollen zu erstreben. Zwischen jenen älteren Zeiten und der Gegenwart liegt für die Länder, die für ein solches Wollen zunächst in Betracht kommen, ein Durcheinanderwirken der alten Instinkte und der neueren Bewusstheit vor, das den Anforderungen der gegenwärtigen Menschheit nicht mehr gewachsen ist. In manchem, das man heute für zielbewusstes soziales Denken hält, leben aber die alten Instinkte noch fort. Das macht dieses Denken schwach gegenüber den fordernden Tatsachen. Gründlicher, als V.
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mancher
sich vorstellt,
muss der Mensch der Gegenwart
dem herausarbeiten, das nicht mehr lebensfähig Wie Wirtschafts-, Rechts- tuid Geistesleben im
sich aus ist.
Sinne des von der neueren Zeit selbst geforderten gesunden sozialen Lebens sich gestalten sollen, das so meint der Verfasser kann sich nur dem ergeben, der den guten Willen entwickelt, das eben Ausgesprochene gelten zu lassen. Was der Verfasser glaubt, über eine solche notwendige Gestaltung sagen zu müssen, das möchte er dem -Urteile der Gegenwart mit diesem Buche unterbreiten. Eine Anregung zu einem Wege nach sozialen Zielen, die der gegenwärtigen Lebenswirklichkeit und Lebensnotwendigkeit entsprechen, möchte der Verfasser durch diese Schrift geben. Denn er meint, dasSnur ein solches Streben über Schwarmgeisterei und Utopismus auf dem Gebiete des sozialen Wollens hinausführen
—
—
kann.
Wer
doch etwas Utopistisches in dieser Schrift finden möchte der Verfasser bitten, zu bedenken, wie stark man sich gegenwärtig mit manchen Vorstellungen, die man sich über eine mögliche Entwicklung der sozialen Verhältnisse macht, von dem wirklichen Leben entfernt und in Schwarmgeisterei verfällt und dass man deshalb das aus der wahren Wirklichkeit und Lebenserfahrung Geholte von der Art, wie es in dieser Schrift darzustellen versucht ist, als Utopie ansieht. Mancher wird in dieser Darstellung deshalb etwas "Abstraktes" sehen, weil ihm "konkret" nur ist, was er zu denken gewohnt ist und "abstrakt" auch das Konkrete dann, wenn er nicht gewöhnt ist, es zu denken*). det,
;
* Der Verfasser hat bewusst vermieden, sich in seinen Ausführungen unbedingt an die in der volkswirtschaftlichen Literatur gebräuchlichen Ausdrücke zu halten. Er kennt genau die Stellen, von denen ein "fachmännisches" Urteil sagen wird, das sei dilettantisch. Ihn bestimmte zu seiner Ausdrucksweise aber nicht nur, dass er auch für Menschen sprechen möchte, denen die
volks-
und sozialwissenschaftliche Literatur ungeläufig
ist,
sondern vor allem die Ansicht, dass eine neue Zeit das meiste von dem einseitig und unzulänglich sogar schon in der Ausdrucksform wird erscheinen lassen, das in dieser Literatur als "fachmännisch" sich findet. Wer etwa meint, der Verfasser
VI.
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Dass stramm in Parteiprogramme eingespannte Köpfe mit den Aufstellungen des Verfassers zunächst unzufrieden sein werden, weiss er; doch glaubt er, viele Parteimenschen werden recht bald zu der Ueberzeugung gelangen, dass die Tatsachen der Entwicklung schon weit über die Parteiprogramme hinausgewachsen sind, und dass ein von solchen Programmen unabhängiges Urteil über die nächsten Ziele des sozialen Wollens vor allem notwendig ist.
Anfang April
1919.
S
Rudolf Steiner.
hätte auch hinweisen sollen auf die sozialen Ideen Anderer, die in dem Einen oder Andern an das hier Dargestellte anzuklingen scheinen, den bitte ich zu bedenken, dass die Ausgangspunkte und die Wege der hier gekennzeichneten Anschauung, welche der Verfasser einer jahrzehntelangen Lebenserfahrung zu verdanken glaubt, das Wesentliche bei der praktischen Verwirklichung der gegebenen Impulse sind und nicht etwa bloss so
oder anders geartete Gedanken. Auch hat der Verfasser, wie aus dem Abschnitt IV ersehen kann, für die praktische Verwirklichung sich schon einzusetzen versucht, als ähnlich scheinende Gedanken in bezug auf das Eine oder Andere noch nicht bemerkt wurden.
man
VII.
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I.
Die wahre Gestalt der sozialen Frage, erfasst aus dem Leben der modernen Menschheit
sich nicht aus der Weltkriegskatastrophe heraus die moderne soziale Bewegung durch Tatsachen, die beweisen, wie unzulänglich Gedanken waren, durch die man jahrzehntelang zu verstehen glaubte, was in dem proletarischen Wollen lebt? Was gegenwärtig sich aus früher niedergehaltenen Forderungen des Proletariats und im Zusamemnhange damit an die Oberfläche des Lebens drängt, nötigt dazu, diese Frage zu stellen. Die Mächte, welche das Niederhalten bewirkt haben, sind zum Teil vernichtet. Daran denken, das Verhältnis beizubehalten, in das sich diese Mächte zu den sozialen Triebkräften eines grossen Teiles der Menschheit gesetzt haben, kann nur, wer ganz ohne Erkenntnis davon ist, wie unvernichtbar solche Impulse der
fTenbart
Menschennatur
sind.
Manche
Persönlichkeiten, deren Lebenslage es ihnen möglich machte, durch ihr Wort oder ihren Rat hemmend oder fördernd einzuwirken auf die Kräfte im europäischen Leben, die 1914 zur Kriegskatastrophe drängten, haben sich über diese Triebkräfte den grössten Illusionen hingegeben. Sie konnten glauben, ein Waffensieg ihres Landes werde die sozialen Anstürme beruhigen. Solche Persönlichkeiten mussten gewahr werden, dass durch die Folgen ihres Verhaltens die sozialen Triebe
Erscheinung traten. Ja, die gegenwärMenschheitskatastrophe erwies sich als dasjenige ge-
erst völlig in die tige
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*
schichtliche Ereignis, durch das diese Triebe ihre volle Die führenden Persönlichkeiten Schlagkraft erhielten. und Klassen mussten ihr Verhalten in den letzten schicksalsschweren Jahren stets von dem abhängig machen, was in den sozialistisch gestimmten Kreisen der Menschheit lebte. Sie hätten oftmals gerne anders gehandelt, wenn sie die Stimmung dieser Kreise hätten unbeachtet lassen können. In der Gestalt, die gegenwärtig die Ereignisse angenommen haben, leben die Wirkungen dieser Stim-
mungen
Und ten
ist,
ist in
zum
fort.
da in ein entscheidendes Stadium eingetrewas jahrzehntelang vorbereitend heraufgezogen jetzt,
der Lebensentwicklung der Menschheit: jetzt wird tragischen Schicksal, dass den gewordenen Tatsa-
chen sich die Gedanken nicht gewachsen zeigen, die im Werden dieser Tatsachen entstanden sind. Viele Persönlichkeiten, die ihre Gedanken an diesem Werden ausgebildet haben, um dem zu dienen, was in ihm als ein soziales Ziel lebt, vermögen heute wenig oder nichts in bezug auf Schicksalsfragen, die von den Tatsachen gestellt werden. Noch glauben zwar manche dieser Persönlichkeiten, was sie seit langer Zeit als zur Neugestaltung des menschlichen Lebens notwendig gedacht haben, werde sich, wenn es sich verwirklicht, als mächtig genug erweisen, um den fordernden Tatsachen eine lebensmögliche Richtung zu geben. Man kann absehen von der Meinung derer, die auch jetzt noch wähnen, das Alte müsse sich gegen die neueren Forderungen eines grossen Teiles der Menschheit halten lassen man kann seinen Blick einstellen auf das Wollen derer, die von der Notwendigkeit einer neuen Lebensgestaltung überzeugt sind; und man wird doch nicht anders können, als sich gestehen es wandeln unter uns Parteimeinungen wie Urteilsmumien, die von der Entwicklung der Tatsachen zurückgewiesen werden. Diese Tatsachen fordern Entscheidungen, für welche die Urteile der alten Parteien nicht vorbereitet sind. Diese Parteien haben sich zwar mit den Tatsachen entwickelt; aber sie sind mit ihren Denkgewohnheiten hinter den Tatsachen zurückgeblieben. Man
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;
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-
braucht vielleicht nicht unbescheiden in der Bildung eines Urteils gegen heute noch als massgebend geltende Ansichten zu sein, wenn man glaubt, das eben Angedeutete aus dem Verlaufe der Weltereignisse in der Gegenwart entnehmen zu können und wenn man daraus die Folgerung zieht, gerade diese Gegenwart müsse empfänglich sein für den Versuch, dasjenige im sozialen Leben der neueren Menschheit zu kennzeichnen, was in seiner Eigenart auch den Denkgewohnheiten der sozial orien;
tierten Persönlichkeiten
Denn
und
Partei rieht ungen ferne liegt.
könnte wohl sein, dass die Tragik, die in den Lösungsversuchen der sozialen Frage zutage tritt, gerade in einem Missverstehen der waren proletarischen Bestrebungen wurzelt. In einem Missverstehen selbst von Seiten derjenigen, welche mit ihren Anschauungen aus diesen Bestrebungen herausgewachsen sind. Denn der Mensch bildet sich keineswegs immer über sein eigenes Wollen das rechte Urteil. Gerechtfertigt kann es deshalb erscheinen, einmal die Frage zu stellen was will die moderne proletarische es
:
Bewegung
und entspricht dieses Wollen demjenigen, was gewöhnlich von proletarischer oder nicht proletarischer Seite über dieses Wollen gedacht in Wirklichkeit
;
wird? Offenbart sich in dem, was über die "soziale Frage" von vielen gedacht wird, die wahre Gestalt Oder ist ein ganz anders gerichtedieser "Frage"? An diese Frage wird man nicht tes Denken nötig? ganz unbefangen herantreten können, wenn man nicht durch die Lebensschicksale in die Lage versetzt war, in das Seelenleben des modernen Proletariats sich einzuleben. Und zwar desjenigen Teiles dieses Proletariats, der am meisten Anteil hat an der Gestaltung, welche die soziale Bewegung der Gegenwart angenommen
ha*.
Man
hat viel gesprochen über die Entwicklung der
modernen Technik und des modernen Kapitalismus und davon, wie innerhalb dieser Entwicklung das gegenwärtige Proletariat entstanden ist, und wie es durch die Entfaltung des neueren Wirtschaftslebens zu seinen For-
derungen gekommen
ist.
In
all
dem, was man in dieser
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Richtung vorgebracht hat, liegt viel Treffendes. Dass damit aber ein Entscheidendes doch nicht berührt wird, kann sich dem aufdrängen, der sich nicht hypnotisieren lässt von dem Urteil die äussern Verhältnisse geben dem Menschen das Gepräge seines Lebens sondern der sich einen unbefangenen Einblick bewahrt in die aus inneren Tiefen heraus wirkenden seelischen Impulse. Gewiss :
;
ist, dass die proletarischen Forderungen sich entwickelt haben während des Lebens der modernen Technik und
des modernen Kapitalismus; aber die Einsicht in diese Tatsacht gibt noch durchaus keinen Aufschluss darüber, was in diesen Forderungen eigentlich als rein menschliche Impulse lebt. Und solange man in das Leben dieser Impulse nicht eindringt, kann man wohl auch der wahren Gestalt der "sozialen Frage" nicht beikommen. Ein Wort, das oftmals in der Proletarierwelt ausgesprochen wird, kann einen bedeutungsvollen Eindruck machen auf den, der in die tiefer liegenden Triebkräfte des menschlichen Wollens zu dringen vermag, nämlich der moderne Proletarier ist "klassenbewusst" gedas worden. Er folgt den Impulsen der ausser ihm beste:
henden Klassen nicht mehr gewissermassen instinktiv, unbewusst er weiss sich als Angehöriger einer besonderen ;
Klasse und ist gewillt, das Verhältnis dieser seiner Klasse zu den andern im öffentlichen Leben in einer seinen Interessen entsprechenden Weise zur Geltung zu bringen. Wer ein Auffassungsvermögen hat für seelische Unterströmungen, der wird durch das Wort "klassenbewusst" in dem Zusammenhang, in dem es der moderne Proletarier gebraucht, hingewiesen auf wichtigste Tatsachen in der sozialen Lebensauffassung derjenigen arbeitenden Klassen, die im Leben der modernen Technik und des modernen Kapitalismus stehen. Ein solcher muss vor allem aufmerksam darauf werden, wie wissenschaftliche Lehren über das Wirtschaftsleben und dessen Verhältnis zu den Menschenschicksalen zündend in die Seele des Proletariers eingeschlagen haben. Hiermit wird eine Tatsache berührt, über welche viele, die nur über das Proletariat denken können, nicht mit demselben, nur ganz verschwommene, ja in Anbetracht der 4
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ernsten Ereignisse der Gegenwart schädliche Urteile haben. Mit der Meinung, dem "ungebildeten" Proletarier sei durch den Marxismus und seine Fortsetzung durch die proletarischen Schriftsteller der Kopf verdreht worden, und mit dem, was man sonst in dieser Richtung oft hören kann, kommt man nicht zu einem auf diesem Gebiete in der Gegenwart notwendigen Verständnis der geschichtlichen Weltlage. Denn man zeigt, wenn man eine solche Meinung äussert, nur, dass man nicht den Willen hat den Blick auf ein Wesentliches in der gegenwärtigen sozialen Bewegung zu lenken. Und ein solches Wesentliches ist die Erfüllung des proletarischen Klassenbewusstseins mit Begriffen, die ihren Charakter aus der neueren wissenschaftlichen Entwicklung heraus genommen haben. In diesem Bewusstsein wirkt als Stimmung fort, was in Lassalles Rede über die "Wissenschaft und die Arbeiter" gelebt hat. Solche Dinge mögen manchem unwesentlich erscheinen, der sich für einen "praktischen Menschen" hält. Wer aber eine wirklich fruchtbare Einsicht in die moderne Arbeiterbewegung gewinnen will, der muss seine Aufmerksamkeit auf diese Dinge Denn in dem, was gemässigte und radikale richten. Proletarier heute fordern, lebt nicht etwa das im Menschen-Impulse umgewandelte Wirtschaftsleben so, wie es
manche Menschen vorstellen, sondern es lebt die Wirtschafts-Wissenschaft, von welcher das proletarische Bewusstsein ergriffen worden ist. In der wissenschaftlich gehaltenen und in der journalistisch populären Literatur der proletarischen Bewegung tritt dieses so klar zutage, dass, es zu leugnen, ein Augenverschliessen vor den wirklichen Tatsachen bedeutet. Und eine fundamentale, die soziale Lage der Gegenwart bedingende Tatsache ist die, dass der moderne Proletarier in wissenschaftlich gearteten Begriffen sich den Inhalt seines Klassenbewusstseins bestimmen lässt. Mag der an der Maschine arbeitende Mensch von "Wissenschaft" noch er hört den Aufklärungen über so weit entfernt sein seine Lage von seken derjenigen zu, welche die Mittel zu dieser Aufklärung von dieser "Wissenschaft" empfangen haben. sich
;
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Alle die Auseinandersetzungen über das neuere Wirtschaftsleben, das Maschinenzeitalter, den Kapitalismus
mögen noch
so einleuchtend auf die Tatsachengrundlage der modernen Proletarierbewegung hinweisen was die gegenwärtige soziale Lage entscheidend aufklärt ermesst nicht unmittelbar aus der Tatsache, dass der Arbeiter an die Maschine gestellt worden, dass er in die kapitalistische Lebensordnung eingespannt worden ist, sondern aus der andern, dass ganz bestimmte Gedanken sich innerhalb seines Klassenbewusstseins an der Maschine und in der Abhängigkeit von der kapitalistischen Wirtschaftsordnung ausgebildet haben. Es könnte sein, dass die Denkgewohnheiten der Gegenwart manchen verhindern, die Tragweite dieses Tatbestandes ganz zu erkennen, und dass in seiner Betonung nur ein dialektisches Spiel mit Begriffen gesehen werde. Demgegenüber muss gesagt werden: um so schlimmer für die Aussichten auf eine gedeihliche Einstellung in das soziale Leben der Gegenwart bei denen, die nicht imstande sind, das Wesentliche ins Auge zu fassen. Wer die proletarische Bewegung verstehen will, der muss vor allem wisDenn die proletarische sen, wie der Proletarier denkt. von ihren gemässigten ReformbestrebunBewegung gen an bis in ihre verheerendsten Auswüchse hinein wird nicht von "aussermenschlichen Kräften", von "Wirtschaftsimpulsen" gemacht, sondern von Menschen; von deren Vorstellungen und Willensimpulsen. Nicht in dem, was die Maschine und der Kapitalismus in das proletarische Bewusstsein hineingepflanzt haben, liegen die bestimmenden Ideen und die Willenskräfte der gegenwärtigen sozialen Bewegung; sondern diese Bewegung hat ihre Gedanken-Quelle in der neueren Wissenschaftsrichtung gesucht, weil dem Proletarier Maschine und Kapitalismus nichts geben konnten, was seine Seele mit einem menschenwürdigen Inhalt erfüllen konnte. Ein solcher Inhalt ergab sich dem mittelalterlichen Handwerker aus seinem Berufe. In der Art, wie dieser Handwerker sich menschlich mit dem Berufe verbunden fühlte, lag etwas, das ihm das Leben innerhalb der ganzen menschlichen Gesellschaft vor dem eige;
—
—
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nen Bewusstsein
in
einem lebenswerten Lichte erscheinet
Er vermochte, was
er tat, so anzusehen, dass er glauben konnte, was er als "Mensch" sein wollte. An der Maschine und innerhalb der kapitalistischen Lebensordnung war der Mensch auf sich selbst, auf sein Inneres angewiesen, wenn er nach einer Grundlage suchte, auf der sich eine das Bewusstsein tragende Ansicht von dem, was man als "Mensch" ist, errichten lässt. Von der Technik, von dem Kapitalismus strömte für eine solche Ansicht nichts aus. So ist es gekommen, dass das proletarische Bewusstsein die
Hess.
dadurch
verwirklicht
Richtung nach dem wissenschaftlich gearteten Gedanken einschlug, weil es den menschlichen Zusammenhang mit dem unmittelbaren Leben verloren hatte. Das aber geschah in der Zeit, in der die führenden Klassen der Menschheit einer wissenschaftlichen Denkungsart zuselbst nicht mehr die geistige Stosskraft das menschliche Bewusstseit nach dessen Bedürfnissen allseitig zu einem befriedigenden Inhalte zu führen. Die alten Weltanschauungen stellten den Menschen als Seele in einen geistigen Daseinszusammenhang hinein. Vor der neueren Wissenschaft erscheint er als Naturwesen innerhalb der blossen Naturordnung. Diese Wissenschaft wird nicht empfunden wie ein in die Menschenseele aus einer Geistwelt fliessender Strom, der den Menschen als Seele trägt. Wie man auch über das Verhältnis der religiösen Impulse und dessen, was mit ihnen verwandt ist, zu der wissenschaftlichen Denkungsman wird, wenn man art der neueren Zeit urteilen mag
strebten,
hatte,
die
um
:
unbefangen die geschichtliche Entwicklung betrachtet, zugeben müssen, dass sich das wissenschaftliche Vorstellen aus dem religiösen entwickelt hat. Aber die alten, auf religiösen Untergründen ruhenden Weltanschauungen haben nicht vermocht, ihren seelentragenden Impuls der neueren wissenschaftlichen Vorstellungsart mitzuteiSie stellten sich ausserhalb dieser Vorstellungsart lebten weiter mit einem Bewusstseinsinhalt, dem sich die Seelen des Proletariats nicht zuwenden konnten. Den führenden Klassen konnte dieser BewusstseinsinEr hing auf die eine halt noch etwas Wertvolles sein. len.
und
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oder die andere Art mit dem zusammen, was sie menschmit ihrer Lebenslage verband. Diese Klassen suchten nicht nach einem neuen Bewusstseinsinhalt, weil die Ueberlieferung durch das Leben selbst sie an den alten noch festhalten Hess. Der moderne Proletarier wurde aus lich
Lebenszusammenhängen herausgerissen. Er der Mensch, dessen Leben auf eine völlig neue Grundlage gestellt worden ist. Für ihn war mit der Entziehung der alten Lebensgrundlagen zugleich die Möglichkeit geschwunden, aus den alten geistigen Quellen zu schöpfen, die inmitten der Gebiete standen, denen er entfremdet worden war. Mit der modernen Technik und dem modernen Kapitalismus entwickelte sich gleichzeitig in dem Sinne, wie man die grossen weltgeschichtlichen allen alten ist
—
—
Strömungen gleichzeitig nennen kann die moderne Ihr wandte sich das Vertrauen, Wissenschaftlichkeit. der Glaube des modernen Proletariats zu. Bei ihr suchte dieses den ihm notwendigen neuen Bewusstseinsinhalt. Aber dieses Proletariat war zu dieser Wissenschaftlichkeit in ein anderes Verhältnis gesetzt als die führenden Klassen. Diese fühlten sich nicht genötigt, die wissenschaftliche Vorstellungsart zu ihrer seelentragenden Lebensauffassung zu machen. Mochten sie noch so sehr mit der "wissenschaftlichen Vorstellungsart" sich durchdringen, dass in der Naturordnung ein gerader Ursachenzusammenhang von den niedersten Tieren bis zum Menschen führt: diese Vorstellungsart blieb doch theosie erzeugte nicht den Trieb, retische Ueberzeugung das Leben auch empfindungsgemäss so zu nehmen, wie es dieser Ueberzeugung restlos angemessen ist. Der Naturforscher Vogt, der naturwissenschaftliche Popularisator Büchner: sie waren sicherlich von der wissenschaftlichen Vorstellungsart durchdrungen. Aber neben dieser Vorstellungsart wirkte in ihrer Seele etwas, das sie festhalten Hess an Lebenszusammenhängen, die sich nur sinnvoll rechtfertigen aus dem Glauben an eine geistige Welt;
ordnung. Man stelle sich doch nur unbefangen vor, wie anders die Wissenschaftlichkeit auf den wirkt, der in solchen Lebenszusammenhängen mit dem eigenen Dasein verankert ist, als auf den modernen Proletarier, vor den 8
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Googl
sein Agitator hintritt und in den wenigen Abendstunden, die von der Arbeit nicht ausgefüllt sind, in der folgenden Art spricht: Die Wissenschaft hat in der neueren Zeit
den Menschen ausgetrieben, zu glauben, dass sie ihren Ursprung in geistigen Welten haben sie sind darüber belehrt worden, dass sie in der Urzeit unanständig als belehrt, dass sie alle den gleichen Baumkletterer lebten rein natürlichen Ursprung haben. Vor eine nach solchen Gedanken hin orientierte Wissenschaftlichkeit sah sich der moderne Proletarier gestellt, wenn er nach einem Seeleninhalt suchte, der ihn empfinden lassen sollte, wie er als Mensch im Weltendasein drinnen steht. Er nahm diese Wissenschaftlichkeit restlos ernst und zog aus ihr seine Folgerungen für das Leben. Ihn traf das technische und kapitalistische Zeitalter anders als den Angehörigen der führenden Klassen. Dieser stand in einer Lebensordnung drinnen, welche noch von seelentragenden Impulsen gestaltet war. Er hatte alles Interesse daran,,die Errungenschaften der neuen Zeit in den Rahmen dieser Lebensordnung einzuspannen. Der Proletarier war aus dieser Lebensordnung seelisch herausgerissen. Ihm konnte diese! Lebensordnung nicht eine Empfindung geben, die sein Leben mit einem menschenwürdigen Inhalt durchleuchtete. Empfinden lassen, was man als Mensch ist, das konnte den Proletarier das einzige, was ausgestattet mit Glauben erweckender Kraft aus der alten Lebensordnung hervorgegangen zu sein schien die wissenschaftliche Denkungsart. Es könnte manchen Leser dieser Ausführungen wohl zu einem Lächeln drängen, wenn auf die "Wissenschaftlichkeit" der proletarischen Vorstellungsart verwiesen wird. Wer bei "Wissenschaftlichkeit" nur an dasjenige zu denken vermag, was man durch viel jähriges Sitzen in "Bildungsanstalten" sich erwirbt, und der dann diese "Wissenschaftlichkeit" in Gegensatz bringt zu dem Be;
;
:
Proletariers, der "nichts gelernt" Er lächelt über Schicksal entder mag lächeln. scheidende Tatsachen des gegenwärtigen Lebens hinweg. Diese Tatsachen bezeugen aber, dass mancher hochgelehrte Mensch unwissenschaftlich lebt, während der un-
wusstseinsinhalt des
hat,
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Proletarier seine Lebensgesinnung nach der Wissenschaft hin orientiert, die er vielleicht gar nicht besitzt. Der Gebildete hat die Wissenschaft aufgenommen sie ist in einem Schubfach seines Seelen-Innern aber er steht in Lebenszusammenhängen und lässt sich von diesen seinen Empfindungen orientieren, die nicht von dieser Wissenschaft gelenkt werden. Der Proletarier ist durch seine Lebensverhältnisse dazu gebracht, das Dasein so aufzufassen, wie es der Gesinnung dieser Wissenschaft entspricht. Das, was die andern Klassen "Wissenschaftlichkeit" nennen, mag ihm ferne liegen die Vor-
gelehrte
;
;
dieser Wissenschaftlichkeit orientiert sein Leben. Für die andern Klassen ist bestimmend eine religiöse, eine ästhetische, eine allgemein-geistige Grundlage; für ihn wird die "Wissenschaft", wenn auch oft in ihren allerletzten Gedanken-Ausläufen, Lebensglaube. Mancher Angehörige der "führenden" Klassen fühlt sich "aufgeklärt", "freireligiös". Gewiss, in seinen Vorstellungen lebt die wissenschaftliche Ueberzeugung in seinen Empfindungen aber pulsieren die von ihm unbemerkten Reste eines überlieferten Lebensglaubens. Was die wissenschaftliche Denkungsart nicht aus der alten Lebensordnung mitbekommen hat: das ist das Bewusstsein, dass sie als geistiger Art in einer geistigen r elt wurzelt. Ueber diesen Charakter der modernen Wissenschaftlichkeit konnte sich der Angehörige der führenden Klassen hinwegsetzen. Denn ihm erfüllt sich das Leben mit alten Traditionen. Der Proletarier konnte das nicht. Denn seine neue Lebenslage trieb die alten Traditionen aus seiner Seele. Er übernahm die wissenschaftliche Vorstcllungsart von den herrschenden KlasDieses Erbgut wurde die Grundlage sen als Erbgut. Aber seines Bewusstseins vom Wesen der Menschen. dieser "Geistesinhalt" in seiner Seele wusste nichts von seinem Ursprung in einem wirklichen Geistesleben. Was der Proletarier von den herrschenden Klassen als gei-
stellungsrichtung
;
W
stiges Leben allein übernehmen konnte, verleugnete seinen Ursprung aus dem Geiste. Mir ist nicht unbekannt, wie diese Gedanken Nichtproletarier und auch Proletarier berühren werden, die 10
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mit dem Leben "praktisch" vertraut zu sein glauben, und die aus diesem Glauben heraus das hier Gesagte für eine lebensfremde Anschauung halten. Die Tatsachen, welche aus der gegenwärtigen Weltlage heraus sprechen, werden immer mehr diesen Glauben als einen Wahn erweisen. Wer unbefangen diese Tatsachen sehen kann, dem muss sich offenbaren, dass einer Lebensauffassung, welche sich nur an das Aeussere dieser Tatsache hält, zuletzt
nur noch Vorstellungen zugänglich sind, die mit den Tatsachen nichts mehr zu tun haben. Herrschende Gedanken haben sich so lange "praktisch" an die Tatsachen gehalten, bis diese Gedanken keine Aehnlichkeit mehr mit diesen Tatsachen haben. In dieser Beziehung könnte die gegenwärtige Weltkatastrophe ein Zuchtmeister für viele Denn was haben sie gedacht, dass werden kann ? sein. Und was ist geworden ? Soll es so auch mit dem sozialen Denken gehen ? Auch höre ich im Geiste den Einwurf, den der Bekenner proletarischer Lebensauffassung aus seiner Seelenstimmung heraus macht Wieder einer, der den eigentlichen Kern der sozialen Frage auf ein Geleise ablenken möchte, das dem bürgerlich Gesinnten bequem zu befahDieser Bekenner durchschaut nicht, wie ren scheint. ihm das Schicksal sein proletarisches Leben gebracht hat, und wie er sich innerhalb dieses Lebens durch eine Den:
:
kungsart zu bewegen sucht, die ihm von den "herrschenden" Klassen als Erbgut Übermacht ist. Er lebt proletaDie neue Zeit aber aber er denkt bürgerlich. risch macht nicht bloss notwendig, sich in ein neues Leben zu Die wissenfinden, sondern auch in neue Gedanken. schaftliche Vorstellungsart wird erst zum lebentragenden Inhalt werden können, wenn sie auf ihre Art für die Bildung eines vollmenschlichen Lebensinhaltes eine solche Stosskraft entwickelt, wie sie alte Lebensauffassungen ;
Weise entwickelt haben. Damit ist der Weg bezeichnet, der zum Auffinden der wahren Gestalt eines der Glieder innerhalb der neueren proletarischen Bewegung führt. Am Ende dieses Weges ertönt aus der proletarischen Seele die Ueberzeugung in ihrer
ich strebe nach
dem
geistigen
Leben; aber dieses geistige
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Leben ist Ideologie, ist nur, was sich im Menschen von den äusseren Weltvorgängen spiegelt, fliesst nicht aus einer besonderen geistigen Welt her. Was im Uebergange zur neuen Zeit aus dem alten Geistesleben geworden ist, empfindet die proletarische Lebensauffassung als Ideologie. Wer die Stimmung in der proletarischen Seele begreifen will, die sich in den sozialen Forderungen der Gegenwart auslebt, der muss imstande sein, zu erfassen, was die Ansicht bewirken kann, dass das geistige Leben Ideologie sei. Man mag erwidern was weiss der Durchschnittsproletarier von dieser Ansicht, die in den Köpfen der mehr oder weniger geschulten Führer verwirrend spukt. Der so spricht, redet am Leben vorbei, und er handelt auch am wirklichen Leben vorbei. Ein solcher weiss nicht, was im Proletarierleben der letzten Jahrzehnte vorgegangen ist er weiss nicht, welche Fäden sich spinnen von der Ansicht, das geistige :
;
Leben sei Ideologie, zu den Forderungen und Taten des von ihm nur für "unwissend" gehaltenen radikalen Sozialisten und auch zu den Handlungen derer, die aus dumpfen Lebensinipulsen heraus "Revolution machen". Darinnen liegt die Tragik, die über das Erfassen der sozialen Forderungen der Gegenwart sich ausbreitet, dass man in vielen Kreisen keine Empfindung für das hat, was aus der Seelenstimmung der breiten Massen sich an die Oberfläche des Lebens heraufdrängt, dass man den Blick nicht auf das zu richten vermag, was in den Menschengemütern wirklich vorgeht. Der Nichtproletarier^ hört angsterfüllt nach den Forderungen des Proletariers hin und vernimmt: nur durch Vergesellschaftung der Produktionsmittel kann für mich ein menschenwürdiges Dasein erreicht werden. Aber er vermag sich keine Vorstellung davon zu bilden, dass seine Klasse beim Uebergang aus einer alten in die neue Zeit nicht nur den Proletarier zur Arbeit an den ihm gehörenden Produktionsmitteln aufgerufen hat, sondern dass sie ihm zu dieser Arbeit einen tragenden Seeleninhalt hinzuzugeben nicht vermocht hat. Menschen, welche in der oben angedeuteten Art am Leben vorbeisehen und vorbeihandeln, mögen sagen: aber der Proletarier will doch einfach in 12
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eine Lebenslage versetzt sein, die derjenigen der herr-
schenden Klassen gleichkommt wo spielt da die Frage nach dem Seeleninhalt eine Rolle? Ja, der Proletarier mag selbst behaupten ich verlange von den andern Klassen nichts für meine Seele ich will, dass sie mich nicht ;
:
;
weiter ausbeuten können. Ich will, dass die jetzt bestehenden Klassenunterschiede aufhören. Solche Rede trifft doch das Wesen der sozialen Frage nicht. Sie enthüllt nichts von der wahren Gestalt dieser Frage. Denn ein Bewusstesin in den Seelen der arbeitenden Bevölkerung, das von den herrschenden Klassen einen wahren
würde die sozialen Forderunganz anderer Art erheben, als es das moderne Proletariat tut, das in dem empfangenen Geistesleben nur eine Ideologie sehen kann. Dieses Proletariat ist von dem ideologischen Charakter des Geisteslebens überzeugt aber es wird durch diese Ueberzeugung immer Geistesinhalt ererbt hätte,
gen
in
;
unglücklicher. Und die Wirkungen dieses seines Seelenunglückes, die es nicht bewusst kennt, aber intensiv erleidet, überwiegen in ihrer Bedeutung für die soziale Lage der Gegenwart weit alles, was nur die in ihrer Art auch berechtigte Forderung nach Verbesserung der äusseren Lebenslage ist. Die herrschenden Klassen erkennen sich nicht als die Urheber derjenigen Lebensgesinnung, die ihnen gegenwärtig im Proletariertum kampfbereit entgegentritt. Und doch sind sie diese LTrheber dadurch geworden, dass sie von ihrem Geistesleben diesem Proletariertum nur etwas haben vererben können, was von diesem als Ideologie
empfunden werden muss. Nicht das
ist
das Wesentliche, das der gegenwärtigen
Bewegung ihr Gepräge gibt, dass man nach Aenderung der Lebenslage einer Menschenklasse sozialen
langt, obgleich es das natürlich Erscheinende
ist,
einer ver-
sondern
die Art, wie die Forderung nach dieser Aenderung aus den Gedanken-Impulsen dieser Klasse in Wirklichkeit umgesetzt wird. Man sehe sich doch die Tatsachen von diesem Gesichtspunkte aus nur einmal unbefangen an. Dann wird man sehen, wie Persönlichkeiten, die ihr Denken in der Richtung der proletarischen Impulse halten 13
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wollen, lächeln, wenn die Rede darauf kommt, durch diese oder jene geistigen Bestrebungen wolle man etwas beitragen zur Lösung der sozialen Frage; sie belächeln das als Ideologie, als eine graue Theorie. Aus dem Gedanken heraus, aus dem blossen Geistesleben heraus, so meinen sie, werde gewiss nichts beigetragen werden können zu den brennenden sozialen Fragen der Gegenwart. Aber sieht man genauer zu, dann drängt es sich einem auf, wie der eigentliche Nerv, der eigentliche Grund impuls der modernen, gerade proletarischen Bewegung nicht in dem liegt, wovon der heutige Proletarier spricht,
sondern liegt in Gedanken. Die moderne proletarische Bewegung ist, wie vielwenn leicht noch keine ähnliche Bewegung der Welt man sie genauer anschaut, zeigt sich dies im eminenteeine Bewegung aus Gedanken entsprun sten Sinne gen. Dies sage ich nicht bloss wie ein im Nachdenken über die soziale Bewegung gewonnenes Apergu. Wenn es mir gestattet ist, eine persönliche Bemerkung einzufügen, so sei es diese: ich habe jahrelang innerhalb einer Arbeiterbildungsschule in den verschiedensten Zweigen Ich glaube proletarischen Arbeitern Unterricht erteilt. dabei kennen gelernt zu haben, was in der Seele des
—
—
,
modernen proletarischen Arbeiters
lebt
und
strebt.
Von
da ausgehend, habe ich auch zu verfolgen Gelegenheit gehabt, was in den Gewerkschaften der verschiedenen Berufe und Berufsrichtungen wirkt. Ich meine, ich spreche nicht bloss vom Gesichtspunkte theoretischer Erwägungen, sondern ich spreche aus, was ich glaube, als Ergebnis wirklicher Lebenserfahrung mir errungen zu haben
Wer
—
was
bei
den führenden Intellektuellen leider
—
wer die moderne Arbeiterbeweso wenig der Fall ist gung da kennen gelernt hat, wo sie von Arbeitern getragen wird, der weiss, welche Bedeutungsschwere Erscheinung dieses ist, dass eine gewisse Gedanken-Richtung die Seelen einer grossen Zahl von Menschen in der intensivsten Weise ergriffen hat. Was gegenwärtig schwierig macht, zu den sozialen Rätseln Stellung zu nehmen, ist, dass eine so geringe Möglichkeit des gegenseitigen Verständnisses der Klassen da ist. Die bürgerlichen Klassen 14
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können heute sich so schwer in die Seele des Proletariers hineinversetzen, können so schwer verstehen, wie in der noch unverbrauchten Intelligens des Proletariers Eingang rinden konnte eine solche mag man nun zum Inhalt stehen, wie man will eine solche an menschliche Denkforderungen höchste Massstäbe anlegende Vorstellungsart, wie es diejenige Karl Marxens ist.
—
—
,
Gewiss, Karl Marxens Denksystem kann von dem einen angenommen werden, von dem andern widerlegt werden, vielleicht das eine mit so gut erscheinenden Gründen wie das andere; es konnte revidiert werden von denen, die das soziale Leben nach Marxens und seines Freundes Engels Tode von anderem Gesichtspunkte ansahen als diese Führer. Von dem Inhalte dieses Systems will ich gar nicht sprechen. Der scheint mir nicht als das Bedeutungsvolle in der modernen proletarischen Bewegung. Das Bedeutungsvollste erscheint mir, dass die Tatsache vorliegt innerhalb der Arbeiterschaft wirkt als mächtigster Impuls ein Gedanken-System. Man kann geradezu die Sache in der folgenden Art aussprechen eine praktische Bewegung, eine reine Lebensbewegung mit alleralltäglichsten Menschheitsf orderungen stand noch niemals so fast ganz allein auf einer rein gedanklichen Grundlage, wie diese moderne Proletarierbewegung. Sie ist gewissermassen sogar die erste derartige Bewegung in der Welt, die sich rein auf eine wis:
:
Dennoch, wenn senschaftliche Grundlage gestellt hat. alles dasjenige ansieht, was der moderne Proletarier über sein eigenes Meinen und Wollen und Empfinden zu sagen hat, so scheint einem das bei eindringlicher Lebensbeobachtung durchaus nicht als das wichtige. Als wirklich wichtig aber muss erscheinen, dass im Proletarierempfinden für den ganzen Menschen entschei-
man
dend geworden
ist,
was
bei
andern Klassen nur in einem
die einzelnen Gliede ihres Seelenlebens verankert ist Gedanken-Grundlage der Lebensgesinnung. Was in ihm auf diese Art innere Wirklichkeit ist, der Proletarier kann es nicht bewusst zugestehen. Er ist von diesem Zugeständnis abgehalten dadurch, dass ihm das Gedankenleben als Ideologie überliefert worden ist. Er baut :
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in Wirklichkeit sein Leben auf die Gedanken; empfindet diese aber als unwirkliche Ideologie. Nicht anders kann man die proletarische Lebensauffassung und ihre Verwirklichung durch die Handlungen ihrer Träger verstehen, als indem man diese Tatsache in ihrer vollen Trag-
weite innerhalb der neueren Menschheitsentwicklung, durchschaut. Aus der Art, wie in dem Vorausgegangenen das geistige Leben des modernen Proletariers geschildert worden ist, kann man erkennen, dass in der Darstellung der wahren Gestalt der proletarisch-sozialen Bewegung die Kennzeichnung dieses Geisteslebens an erster Stelle erscheinen muss. Denn was auch als Ursachen der ihn nicht befriedigenden sozialen Lebenslage von dem Proletarier empfunden wird: er empfindet diese Ursachen und strebt nach ihrer Beseitigung in einer Art, die von diesem Geistesleben die Richtung empfängt. Und doch kann er gegenwärtig noch gar nicht anders als die Meinung spottend oder zornig ablehnen, dass in diesen geistigen Untergründen der sozialen Bewegung etwas liegt, was eine bedeutungsvolle treibende Kraft darstellt. Wie sollte er einsehen, dass das Geistesleben eine ihn treibende Macht hat, da er es doch als Ideologie empfinden muss? Von einem Geistesleben, das so empfunden wird, kann man nicht erwarten, dass es den Ausweg aus einer sozialen Lage findet, die man nicht weiter ertragen will. Aus seiner wissenschaftlich orientierten Denkungsart ist dem modernen Proletarier nicht nur die Wissenschaft selbst, sondern es sind ihm Kunst, Religion, Sitte, Recht zu Bestandteilen der menschlichen Ideologie geworden. Er sieht in dem, was in diesen Zweigen des Geisteslebens waltet, nichts von einer in sein Dasein hereinbrechenden Wirklichkeit, die zu dem materiellen Leben etwas hinzufügen kann. Ihm sind sie nur Abglanz oder Spiegelbild dieses materiellen Lebens. Mögen sie immerhin, wenn sie entstanden sind, auf dem Umwege durch das menschliche Vorstellen oder durch ihre Aufnahme in die Willensimpulse auf dieses Leben wieder zurückwirken: ursprünglich steigen sie als ideologische Gebilde aus diesem Leben auf. Nicht sie können von sich aus etwas geben, 16
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das zur Behebung der sozialen Schwierigkeiten führt. Nur innerhalb der materiellen Tatsachen selbst kann etwas entstehen, was zum Ziele geleitet. Das neuere Geistesleben ist von den führenden Klassen der Menschheit an die proletarische Bevölkerung in einer Form übergegangen, die es für das Bewusstsein dieser Bevölkerung ausschabtet, wenn an; die Kräfte gedacht wird, welche der sozialen Frage die Lösung bringen können. Bliebe diese Tatsache weiter wirksam, so müsste sich das Geistesleben der Menschheit zur Ohn-
macht verurteilt sehen gegenüber den sozialen Forderungen der Gegenwart und Zukunft. Von dem Glauben an diese Ohnmacht ist in der Tat ein grosser Teil des modernen Proletariats überzeugt und diese Ueberzeugung wird aus marxistischen oder ähnlichen Bekenntnissen heraus zum Ausdruck gebracht. Man sagt, das moderne Wirtschaftsleben hat aus seinen älteren Formen heraus diese Entdie kapitalistische der Gegenwart entwickelt wicklung hat das Proletariat in eine ihm unerträgliche Lage gegenüber dem Kapital gebracht. Die Entwicklung wird weiter gehen sie wird den Kapitalismus durch die in ihm selbst wirkenden Kräfte ertöten, und aus dem Tode des Kapitalismus wird die Befreiung des ProleDiese Ueberzeugung ist von neueren tariates erstehen. sozialistischen Denkern des fatalistischen Charakters entkleidet worden, den sie für einen gewissen Kreis von Marxisten angenommen hat. Aber das Wesentliche ist auch da geblieben. Dies drückt sich darinnen aus, dass es dem, der gegenwärtig echt sozialistisch denken will, nicht beifallen wird, zu sagen: wenn irgendwo ein aus den Impulsen der Zeit herausgeholtes, in einer geistigen Wirklichkeit wurzelndes, die Menschen tragendes Seelenleben sich zeigt, so wird von diesem die Kraft ausstrahlen können, die auch der sozialen Bewegung den rechten Antrieb gibt. Dass der zur proletarischen Lebensführung gezwungene Mensch der Gegenwart gegenüber dem Geistesleben dieser Gegenwart eine solche Erwartung nicht hegen kann, das gibt seiner Seele die Grundstimmung. Er bedarf eines Geisteslebens, von dem die Kraft ausgeht, die ;
;
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seiner Seele die verleiht.
Denn
Empfindung von
seiner
Menschenwürde
als er in die kapitalistische
Wirtschafts-
ordnung der neueren Zeit hineingespannt worden ist, wurde er mit den tiefsten Bedürfnissen seiner Seele auf Dasjenige Geisolches Geistesleben hingewiesen. stesleben aber, das ihm die führenden Klassen als IdeoDass in den logie überlieferten, höhlte seine Seele aus. Forderungen des modernen Proletariates die Sehnsucht ein
nach einem andern Zusammenhang mit dem Geistesleben wirkt, als ihm die gegenwärtige Gesellschaftsordnung geben kann dies gibt der gegenwärtigen sozialen Bewegung die richtende Kraft. Aber diese Tatsache wird weder von dem nicht proletarischen Teile der Menschheit richtig erfasst, noch von dem proletarischen. Denn :
der nicht proletarische leidet nicht unter dem ideologischen Gepräge des modernen Geisteslebens, das er selbst herbeigeführt hat. Der proletarische Teil leidet darunter aber dieses ideologische Gepräge des ihm vererbten Geisteslebens hat ihm den Glauben an die tragende Kraft des Geistesgutes als solchen geraubt. Von der rechten Einsicht in diese Tatsachen hängt das Auffinden eines Weges ab, der aus den Wirren der gegenwärtigen sozialen Lage der Meischheit herausführen kann. Durch die gesellschaftliche Ordnung, welche unter dem Einfluss der führenden Menschenklassen beim Heraufkommen der neueren Wirtschaftsform entstanden ist, ist der Zugang zu einem solchen Wege verschlossen worden. Man wird die Kraft gewinnen müssen, ihn zu öffnen. Man wird auf diesem Gebiete zum Umdenken dessen kommen, was man gegenwärtig denkt, wenn man das Gewicht der Tatsache wird richtig empfinden lernen, dass ein gesellschaftliches Zusammenleben der Menschen, in dem das Geistesleben als Ideologie wirkt, eine der Kräfte entbehrt, welche den sozialen Organismus lebensfähig machen. Der gegenwärtige krankt an der Ohnmacht des Geisteslebens. Und die Krankheit wird verschlimmert durch die Abneigung, ihr Bestehen anzuerkennen. Durch die Anerkennung dieser Tatsache wird man eine Grundlage gewinnen, auf der sich ein der sozialen Bewegung entsprechendes Denken entwickeln kann. ;
•
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Gegenwärtig vermeint der Proletarier eine Grundkraft seiner Seele zu treffen, wenn er von seinem Klossenbewusstsein redet. Doch die Wahrheit ist, dass er seiner Einspannung in die kapitalistische Wirtschaftsordnung nach einem Geistesleben sucht, das seine Seele tragen kann. Er hat nach diesem Bewusstsein gesucht, und hat, was er nicht finden konnte, durch das aus dem Wirtschaftsleben geborene Klassenbewusstsein erseit
setzt.
Sein Blick ist wie durch eine mächtige suggestive Kraft bloss hingelenkt worden auf das Wirtschaftsleben. Und nun glaubt er nicht mehr, dass anderswo in einem Geistigen oder Seelischen ein Anstoss liegen könne zu dem,. was notwendig eintreten müsste auf dem Gebiete der sozialen Bewegung. Er glaubt allein, dass durch die Entwicklung des ungeistigen, unseelischen Wirtschaftslebens der Zustand herbeigeführt werden könne, den er als den menschenwürdigen empfindet. So wurde er dazu gedrängt, sein Heil allein in einer Umgestaltung des Wirtschaftslebens zu suchen. Zu der Meinung wurde er gedrängt, dass durch blosse Umgestaltung des Wirtschaftslebens verschwinden werde all der Schaden, der von der privaten Unternehmung, von dem Egoismus des einzelnen Arbeitgebers herrührt und der Unmöglichkeit des einzelnen Arbeitgebers, gerecht zu werden den Ansprüchen auf Menschenwürde, die im Arbeitnehmer leben. So kam der moderne Proletarier dazu, das einzige Heil des sozialen Organismus zu sehen in der Ueberführung allen Privatbesitzes an Produktionsmitteln in gemeinschaftlichen Betrieb oder gar gemeinschaftliches
Eigentum. Eine solche Meinung ist dadurch entstanden, dass man gewissermassen den Blick abgelenkt hat von allem Seelischen und Geistigen und ihn nur hingerichtet hat auf den rein ökonomischen Prozess. Dadurch stellte sich eine bedeutungsvolle Tatsache ein, die eben zeigt, wieviel Widerspruchsvolles in der modernen proletarischen Bewegung liegt. Der moderne Proletarier glaubt, dass die Wirtschaft, das Wirtschaftsleben selbst sich so entwickeln müsse, dass ihm zuletzt sein volles Menschenrecht werde. dies volle Menschen-
Um
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Allein innerhalb seines Strebens tritt recht kämpf 1 er. etwas auf, was eben niemals aus dem wirtschaftlichen Leben allein als eine Folge auftreten kann. Das ist eine bedeutende, eine eindringliche Sprache redende Tatsache, dass geradezu im Mittelpunkte der verschiednen Gestaltungen der sozialen Frage aus den Lebensnotwendigkeiten der gegenwärtigen Menschheit heraus etwas liegt, von dem man glaubt, dass es aus dem Wirtschaftsleben selbst hervorgehe, das aber niemals aus dem Wirtschaftsleben allein hervorgehen konnte, das vielmehr in der geraden Fortentwicklungslinie liegt, die über das alte Sklavenwesen durch das Leibeigenwesen der Feudalzeit zu dem modernen Arbeitsprolctariat heraufführt. ie auch für das moderne Leben die Warenzirkulation, die .Geldzirkulation, das Kapitalwesen, der Besitz, Wesen von Grund und Boden usw. sich gestaltet haben, innerhalb dieses modernen Lebens hat sich etwas herausgebildet, was nicht deutlich ausgesprochen wird, auch von dem modernen Proletarier nicht bewusst empfunden wird, was aber der eigentliche Grundimpuls seines sozialen Wollens ist. Es ist dieses die moderne kapitalistische Wirtschaftsordnung kennt im Grunde genommen nur Ware innerhalb ihres Gebietes. Sie kennt Wertbildung dieser Waren innerhalb des wirtschaftlichen Organismus. Und es ist geworden innerhalb des kapitalistischen Organismus der neueren Zeit etwas zu einer Ware, von dem heute der Proletarier empfindet: es darf nicht
W
r
:
Ware
sein.
Wenn man
einmal einsehen wird, wie stark dies als einer der Grundimpulse der modernen proletarischen sozialen Bewegung wirkt, dass in den Instinkten, in den unbewussten Empfindungen des modernen Proletariers lebt ein Abscheu davor, das er seine Arbeitskraft dem
Arbeitnehmer ebenso verkaufen muss, wie man auf dem Markte Waren verkauft, dass er einen Abscheu empfindet, dass auf dem Arbeitsmarkt nach Angebot und Nachfrage seine Arbeitskraft ihre Rolle spielt, wie die Ware auf dem Markte unter Angebot und Nachfrage, wenn man darauf kommen wird, welche Bedeutung dieser Abscheu vor der
Ware
Arbeitskraft in der modernen sozia20
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len Bewegung hat, wenn man ganz unbefangen darauf blicken wird, dass, was da wirkt, auch nicht eindringlich und radikal genug von den sozialistischen Theorien ausgesprochen wird, dann wird man zu dem ersten Impuls, dem ideologisch empfundenen Geistesleben, den zweiten gefunden haben, von dem gesagt werden muss, dass er heute die soziale Frage zu einer drängenden, ja
brennenden macht. Im Altertum gab
Sklaven. Der ganze Mensch verkauft. Etwas weniger vom Menschen, aber doch ein Teil des Menschenwesens selber wurde in den Wirtschaf tsprozess eingegliedert durch die Leibeigenschaft. Der Kapitalismus ist die Macht geworden, die noch einem Rest des Menschenwesens den Charakter der Ware aufdrückt: der Arbeitskraft. Ich will hier nicht sagen, dass diese Tatsache nicht bemerkt worden sei. Im Gegenteil: sie wird im sozialen Leben der Gegenwart als eine fundamentale Tatsache empfunden. Sie wird als etwas gefühlt, was gewichtig in der modernen sozialen Bewegung wirkt. Aber man lenkt, indem man sie betrachtet, den Blick lediglich auf das Wirtschaftsleben. Man macht die Frage über den Warencharakter zu einer blossen Wirtschaftsfrage. Man glaubt, dass aus dem Wirtchaftsleben heraus selbst die Kräfte kommen müssen, welche einen Zustand herbeiführen, durch den der Proletarier nicht mehr die Eingliederung seiner Arbeitskraft in den sozialen Organismus als seiner unwürdig empfindet. Man sieht, wie die moderne Wirtschaftsform in der neueren geschichtlichen Entwicklung der Menschheit heraufgezogen ist. Man sieht auch, dass diese Wirtschaftsform der mensclichen Arbeitskraft den Charakter der Ware aufgeprägt hat. Aber man sieht nicht, dass es das Wirtschaftsleben selbst ist, was alles ihm Eingegliederte zur Ware machen muss. In der Erzeugung und in dem zweckmässigen Verbrauch von Waren besteht das Wirtschaftsleben. Man kann nicht die menschliche Arbeitskraft des Warencharakters entkleiden, wenn man nicht die Möglichkeit findet, sie aus dem Wirtschaftsprozess hcrauszureissen. Nicht darauf kann das Bestreben gerichtet sein, den
wurde wie
eine
es
Ware
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Wirtschaftsprozess so umzugestalten, dass in ihm die menschliche Arbeitskraft zu ihrem Rechte kommt, sondern darauf wie bringt man diese Arbeitskraft aus dem Wirtschaftsprozess heraus, um sie von sozialen Kräften bestimmen zu lassen, die ihr den Warencharakter nehmen? Der Proletarier ersehnt einen Zustand des Wirtschaftslebens, in dem seine Arbeitskraft ihre angemessene Stellung einnimmt. Er ersehnt ihn deshalb, weil er nicht sieht, dass der Warencharakter seiner Arbeitskraft von seinem völligen Hingespanntsein in den WirtschaftsDadurch, dass er seine Arbeitskraft prozess herrührt. diesem Prozess überliefern muss, geht er mit seinem ganzen Menschen in demselben auf. Der Wirtschaftsprozess strebt durch seinen eigenen Charakter danach, die Arbeitskraft in der zweckmässigsten Art zu verbrauWie hypchen, wie in ihm waren verbraucht werden. notisiert durch die Macht des modernen Wirtschaftslebens, richtet man den Blick allein auf das, was in diesem wirken kann. Man wird durch diese Blickrichtung nie finden, wie Arbeitskraft nicht mehr Ware zu sein braucht. Denn eine andere Wirtschaftsform wird diese Arbeitskraft nur in einer andern Art zur Ware machen. Die Arbeitsfrage kann man nicht in ihrer wahren Gestalt zu einem Teile der sozialen Frage machen, solange man nicht sieht, dass im Wirtschaftsleben Warenerzeugung, Warenaustausch und Warenkonsumtion nach Gesetzen vor sich gehen, die durch Interessen bestimmt werden, deren Machtbereich nicht über die menschliche Arbeitskraft ausgedehnt werden soll. Das neuzeitliche Denken hat nicht trennen gelernt die ganz verschiedenen Arten, wie sich auf der einen Seite dasjenige in das Wirtschaftsleben eingliedert, was als Arbeitskraft an den Menschen gebunden ist, und auf der andern Seite dasjenige, was, seinem Ursprünge nach, unverbunden mit dem Menschen auf den Wegen sich bewegt, welche die Ware nehmen muss von ihrer Erzeugung bis zu ihrem Verbrauch. Wird sich durch eine in dieser Richtung gehende gesunde Denkungsart die wahre Gestalt der Arbeitsfrage einerseits zeigen, so wird anderseits sich durch die Denkart auch erweisen, welche :
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Stellung das Wirtschaftsleben im gesunden sozialen Or-
ganismus einnehmen
Man
soll.
sieht schon hieraus, dass die "soziale
Frage" sich in drei besondere Fragen gliedert. Durch die erste wird auf die gesunde Gestalt des Geisteslebens im sozialen Organismus zu deuten sein; durch die zweite wird das Arbeitsverhältnis in seiner rechten Eingliederung in das Gemeinschaftsleben zu betrachten sein und als drittes wird sich ergeben kÜnnen, wie das Wirtschaftsleben in diesem Leben wirken soll. ;
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vom Leben geforderten wirklichkeitsgemässen Lösungsversuche für die sozialen Fragen
IL
Die
und Notwendigkeiten an kann nun das Charakteristische, das gerade zu der besonderen Gestalt der sozialen Frage in der neueren Zeit geführt hat, wohl so aussprechen, dass man sagt das Wirtschaftsleben, von der Technik getragen, der moderne CSC5 Kapitalismus, sie haben mit einer gewissen naturhaften Selbstverständlichkeit gewirkt und die moderne Gesellschaft in eine gewisse innere Ordnung gebracht. Neben die Inanspruchnahme der menschlichen Aufmerksamkeit für dasjenige, was Technik und Kapitalismus gebracht haben, ist die Aufmerksamkeit abgelenkt worden für andere Zweige, andere Gebiete des sozialen Organismus, denen ebenso notwendig vom menschlichen Bewusstsein aus die rechte Wirksamkeit angewiesen werden muss, wenn der soziale Organismus gesund :
sein soll.
Ich darf, um dasjenige, was hier gerade als treibende Impulse einer umfassenden, allseitigen Beobachtung über die soziale Frage charakterisiert werden soll, deutlich zu Aber sagen, vielleicht von einem Vergleich ausgehen. es wird zu beachten sein, dass mit diesem Vergleich nichts anderes gemeint sein soll als eben ein Vergleich, der unterstützen kann das menschliche Verständnis, um es gerade in diejenige Richtung zu bringen, welche notwendig ist, um sich Vorstellungen zu machen über die 24
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Gesundung des sozialen Organismus. Derjenige, welcher von dem hier eingenommenen Gesichtspunkt betrachten muss den kompliziertesten natürlichen Organismus, den menschlichen Organismus, der muss seine Aufmerksamdarauf richten, dass die ganze Wesenheit dieses menschlichen Organismus darauf beruht, dass er drei nebeneinander wirksame Systeme aufzuweisen hat, von denen jedes mit einer gewissen Selbständigkeit wirkt. Diese drei nebeneinander wirksamen Systeme kann man etwa in folgender Weise kennzeichnen. Im menschlichen keit
natürlichen Organismus wirkt als ein Gebiet dasjenige System, welches in sich schliesst ervenleben und SinMan könnte es auch nach dem wichtigsten nesleben. Gliede des Organismus, wo Nerven- und Sinnesleben
N
gewissermassen zentralisiert sind, den Kopf Organismus nennen. Als zweites Glied der menschlichen Organisation hat man anzuerkennen, wenn man ein wirkliches Verständnis erwerben will für diese menschliche Organisation, dasjenige, was ich nennen möchte das rhythmische System, das zusammenhängt mit Atmung, Blut Zirkulation, mit all dem, was sich ausdrückt in rhythmischen Vorgängen des menschlichen Organismus. Als drittes System hat man dann anzuerkennen alles dasjenige,
was
hängt mit Systemen
dem
als
Organe und Tätigkeiten zusammen-
eigentlichen Stoffwechsel. In diesen drei ist enthalten alles dasjenige, was in gesunder Art unterhält, wenn es aufeinander organisiert ist, den Gesamt Vorgang, der sich abspielt im menschlichen Orga-
nismus. Ich habe versucht, in vollem Einklänge mit all dem, was naturwissenschaftliche Forschung schon heute sagen kann, diese Dreigliederung des menschlichen natürlichen Organismus wenigstens zunächst skizzen weise in meinem Buche "Von Seelenrätseln" zu charakterisieren.* Ich bin mir klar darüber, dass alles dasjenige, was Biologie, Physiologie, was Naturwissenschaft mit Bezug auf den Menschen in der allernächsten Zeit hervorbringen wer*
Goetheanum
Verlag, 3326 Bosworth Road, Cleveland. 25
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den, gerade hinführt zu einer solchen Betrachtung des menschlichen Organismus, welche durchschaut, wie diese drei Glieder Kopfsystem, Zirkulationssystem oder Brustsystem und Stoff Wechselsystem dadurch den Gesamt Vorgang im menschlichen Organismus aufrechterhalten, dass sie in einer gewissen Selbständigkeit wirken, dass nicht eine absolute Zentralisation des menschlichen Organismus vorliegt, dass auch jedes dieser Systemen ein besonderes, für sich bestehendes Verhältnis zur Aussenwelt hat. Das Kopfsystem durch die Sinne, das Zirkulationssystem, das rhythmische System durch die Atmung, und das Stoffwechselsystem durch die Ernährungsorgane. Man ist mit Bezug auf naturwissenschaftliche Methoden noch nicht ganz so weit, um dasjenige, was ich hier angedeutet habe, was aus geisteswissenschaftlichen Untergründen heraus für die Naturwissenschaft von mir zu verwerten gesucht worden ist, auch so schon innerhalb der naturwissenschaftlichen Kreise selbst zur allgemeinen Anerkennung zu bringen, wie das wünschenswert für den Erkenntnisfortschritt erscheinen kann. Das bedeutet aber: unsere Denkgewohnheiten, unsere ganze
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Art, die Welt vorzustellen, ist noch nicht vollständig angemessen dem, was z. B. im menschlichen Organismus sich als die innere Wesenheit des Naturwirkens darstellt. Man könnte nun wohl sagen Nun ja, die Naturwissenschaft kann warten, sie wird nach und nach ihren Idealen zueilen, sie wird schon dahin kommen, solch eine Betrachtungsweise als die ihrige anzuerkennen. Aber mit Bezug auf die Betrachtung und namentlich das Wirken des sozialen Organismus kann man nicht warten. Da muss nicht nur bei irgendwelchen Fachmännern, sondern da muss in jeder Menschenseele denn jede Menschenseele nimmt teil an der Wirksamkeit für den sozialen Organismus wenigstens eine instinktive Erkenntnis von dem vorhanden sein, was diesem sozialen Organismus notwendig ist. Ein gesundes Denken und Empfinden, ein gesundes Wollen und Begehren mit Bezug auf die Gestaltung des sozialen Organismus kann sich nur entwickeln, wenn man, sei es auch mehr oder weniger :
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darüber ist, dass dieser soziale Organismus, soll er gesund sein, ebenso dreigliedrig sein muss wie der natürliche Organismus. Es ist nun, seit Schäffle sein Buch geschrieben hat über den Bau des sozialen Organismus, versucht worden, Analogien aufzusuchen zwischen der Organisation eines Naturwesens sagen wir, der Organisation des Menschen und der menschlichen Gesellschaft als solbloss instinktiv, sich klar
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cher. Man hat feststellen wollen, was im sozialen Organismus die Zelle ist, was Zellengefüge sind, was Gewebe sind, usw. Noch vor kurzem ist ja ein Bucii örschieYieii von Merey, "Weltmutation", in dem gewisse naturwissenschaftliche Tatsachen und naturwissenschaftliche Gesetze einfach übertragen werden auf wie man meint den menschlichen Gesellschaftsorganismus. Mit all diesen Dingen, mit all diesen Analogie-Spielereien hat dasjenige, was hier gemeint ist, absolut nichts zu tun. Und wer meint, auch in diesen Betrachtungen werde ein solches Analogienspiel zwischen dem natürlichen Organismus und dem gesellschaftlichen getrieben, der wird dadurch nur beweisen, dass er nicht in den Geist des hier Gemeinten eingedrungen ist. Denn nicht wird hier angestrebt: irgendeine für naturwissenschaftliche Tatsachen passende Wahrheit herüber zu verpflanzen auf den sozialen Organismus, sondern das völlig andere, dass das menschliche Empfinden lerne, das Lebensmögliche an der Betrachtung des naturgemässen Organismus zu empfin!
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den und dann diese Empfindungsweise anwenden könne auf den sozialen Organismus. Wenn man einfach das, was man glaubt gelernt zu haben am natürlichen Organismus, überträgt auf den sozialen Organismus, wie es oft geschieht, so zeigt man damit nur, dass man sich nicht die Fähigkeiten aneignen will, den sozialen Organismus ebenso selbständig, ebenso für sich zu betrachten, nach dessen eigenen Gesetzen zu forschen, wie man dies nötig hat für das Verständnis des natürlichen Organismus. In dem Augenblicke, wo man wirklich so vorgeht, dass man objektiv, wie sich der Naturforscher gegenübersellt dem natürlichen Organismus, so sich dem sozialen
Organismus
in seiner Selbständigkeit gegenüberstellt,
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um dessen eigene Gesetze zu empfinden, in diesem Augenblicke hört gegenüber dem Ernst der Betrachtung jedes Analogiespiel auf. Man könnte auch denken, der hier gegebenen Darstellung liege der Glaube zugrunde, der soziale Organismus solle von einer grauen, der Naturwissenschaft nachgebildeten Theorie aus "aufgebaut'* werden. Das aber liegt dem, wovon hier gesprochen wird, so ferne wie nur möglich. Auf ganz anderes soll hingedeutet werden. Die gegenwärtige geschichtliche Menschenkrisis fordert, dass gewisse Empfindungen entstehen in jedem einzelnen Menschen, dass die Anregung zu diesen Empfindungen von dem Erziehungs- und Schulsystem so gegeben werde, wie diejenige zur Erlernung der vier Rechnungsarten. Was bisher ohne die bewusste Aufnahme in das menschliche Seelenleben die alten Formen des sozialen Organismus ergeben hat, das wird in der Zukunft nicht mehr wirksam sein. Es gehört zu den Entwicklungsimpulsen, die von der Gegenwart an neu in das Menschenleben eintreten wollen, dass die angedeuteten Empfindungen von dem einzelnen Menschen so gefordert werden, wie seit langem eine gewisse Schulbildung gefordert Dass man gesund empfinden lernen müsse, wie wird. die Kräfte des sozialen Organismus wirken sollen, damit dieser lebensfähig sich erweist, das wird von der Gegenwart an von dem Menschen gefordert. Man wird sich ein Gefühl davon aneignen müssen, dass es ungesund, anti-sozial ist, nicht sich mit solchen Empfindungen in diesen Organismus hineinstellen zu wollen. Man kann heute von "Sozialisierung" als von dem reden hören, was der Zeit nötig ist. Diese Sozialisierung wird kein Heilungsprozess am sozialen Organismus sein,
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vielmehr sogar ein Zerstörungsprozess, wenn nicht in die menschlichen Herzen, in die menschlichen Seelen einzieht, wenigstens die instinktive Erkenntnis von der Notwendigkeit der Dreigliederung des sozialen Organismus. Dieser soziale Organismus muss, wenn er gesund wirken soll, drei solche Glieder gesetzmässig ausbilden. Eines dieser Glieder ist das Wirtschaftsleben. Hier soll mit seiner Betrachtung begonnen werden, weil es 28
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ganz augenscheinlich, alles übrige Leben beherrschend, durch die moderne Technik und den modernen Kapitalismus in die menschliche Gesellschaft hereingebildet hat. Dieses ökonomische Leben muss ein selbständiges Glied für sich innerhalb des sozialen Organismus sein, so relativ selbständig, wie das Nerven-Sinnes-System im menschlichen Organismus relativ selbständig ist. Zu tun hat es dieses Wirtschaftsleben mit all dem, was sich ja
Warenproduktion, Warenzirkulation, Warenkonsum ist. Als zweites Glied des sozialen Organismus ist zu betrachten das Leben des öffentlichen Rechtes, das eigentliche politische Leben, dasjenige, das man im Sinne des •alten Rechtsstaates als das eigentliche Staatsleben bezeichnen könnte. Während es das Wirtschaftsleben, mit all dem zu tun hat, was der Mensch braucht aus der Natur und aus seiner eigenen Produktion heraus, mit
Waren, Warenzirkulation und Warenkonsum, kann es dieses zweite Glied des sozialen Organismus nur zu tun haben mit all dem, was sich aus rein menschlichen Untergründen heraus auf das Verhältnis des Menschen zum Menschen bezieht. Es ist wesentlich für die Erkenntnis der Glieder des sozialen Organismus, dass man weiss, welcher Unterschied besteht zwischen dem System des öffentlichen Rechtes, das es nur zu tun haben kann aus menschlichen Untergründen heraus mit dem Verhältnis von Mensch zu Mensch, und dem Wirtschafts-System, das es nur zu tun hat mit Warenproduktion, Warenzirkulation,
Warenkonsum. Man muss
dieses
im Leben em-
pfindend unterscheiden, damit sich als Folge dieser Empfindung das Wirtschafts- von dem Rechtsleben scheidet, wie im menschlichen natürlichen Organismus die Tätigkeit der Lunge zur Verarbeitung der äusseren Luft sich abscheidet von den Vorgängen des Nerven-Sinnenleben. Als drittes Glied, das ebenso selbständig sich neben die beiden andern Glieder hinstellen muss, hat man im sozialen Organismus aufzufassen alles dasjenige, was Noch genauer sich auf das geistige Leben bezieht.
könnte man sagen, weil vielleicht die Bezeichnung "geistige Kultur" oder alles das, was sich auf das geistige Leben bezieht, durchaus nicht ganz genau ist alles das:
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was beruht auf der natürlichen Begabung des einmenschlichen Individuums, wias hineinkommen muss in den sozialen Organismus auf Grundlage dieser jenige,
zelnen
natürlichen, sowohl der geistigen wie der physischen Be-
gabung des einzelnen menschlichen Individuums.
So wie das erste System, das Wirtschaftssystem, es zu tun hat mit all dem, was da sein muss, damit der Mensch sein materielles Verhältnis zur Aussenwelt regeln kann, während das zw eite System es zu tun haben muss mit all demjenigen, was da sein muss im sozialen Organismus wegen des Verhältnisses von Mensch zu Mensch, hat es das dritte System zu tun mit all dem, was hervorspriessen muss und eingegliedert werden muss in den sozialen Organismus aus der einzelnen menschlichen Individuar
lität
heraus.
Ebenso wahr, als es ist, dass moderne Technik und moderner Kapitalismus unserm gesellschaftlichen Leben eigentlich in der neueren Zeit das Gepräge gegeben haben, ebenso notwendig ist es, dass diejenigen Wunden, die von dieser Seite her notwendig der menschlichen Gesellschaft geschlagen worden sind, dadurch geheilt werden, dass man den Menschen und das menschliche Gesellschaft sieben in ein richtiges Verhältnis bringt zu dem, was man charakterisieren kann als die drei Glieder dieses sozialen Organismus. Das Wirtschaftsleben hat einfach der neueren Zeit ganz bestimmte Es hat durch eine einseitige Wirksamkeit in das menschliche Leben sich besonders machtvoll hineingestellt. Die andern beiden Glieder des sozialen Lebens sind bisher nicht in der Lage gewesen, mit derselben Selbstverständlichkeit sich in der richtigen Weise nach ihren eigenen Gesetzen in den sozialen Organismus einzugliedern. Für sie ist es notwendig, dass der Mensch aus den oben angedeuteten Empfindungen heraus die soziale Gliederung vornimmt, jeder an seinem Orte, an dem er steht. Denn im Sinne derjenigen Lösungsversuche der sozialen Frage, die hier gemeint sind, hat jeder einzelne seine soziale Aufgabe in der Gegenwart und in der nächsten Zukunft. Dasjenige, was das erste Glied des sozialen Organis-
durch sich
selbst
in
Formen angenommen.
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G
mus
ist, das Wirtschaftsleben, das ruht zunächst auf der Naturgrundlage geradeso, wie der einzelne Mensch mit Bezug auf dasjenige, was er für sich durch Lernen, durch Erziehung, durch das Leben werden kann, ruht auf der Begabung seines geistigen und körperlichen Organismus. Diese Naturgrundlage drückt einfach dem Wirtschaftsleben und dadurch dem gesamten sozialen Organismus sein Gepräge auf. Aber diese Naturgrundlage ist da, ohne dass sie durch irgendeine soziale Organisation, durch irgendeine Sozialisierung in ursprünglicher Art getroffen werden kann. Sie muss dem Leben des sozialen Organismus so zugrunde gelegt werden, wie bei der Erziehung des Menschen zugrunde gelegt werden muss die Begabung, die er auf den verschiedenen Ge-
hat, seine natürliche körperliche und geistige Tüchtigkeit. Von jeder Sozialisierung, von jedem Versuche, dem menschlichen Zusammenleben eine wirtschaftliche Gestaltung zu geben, muss berücksichtigt werden
bieten
Naturgrundlage. Denn aller Warenzirkulation und auch aller menschlichen Arbeit und auch jeglichem geistigen Kulturleben liegt zugrunde als ein erstes elementarisches Ursprüngliches dasjenige, was den Menschen Man muss über kettet an ein bestimmtes Stück Natur. den Zusammenhang des sozialen Organismus mit der Naturgrundlage denken, wie man mit Bezug auf Lernen beim einzelnen Menschen denken muss über sein Verhältnis zu seiner Begabung. Man kann gerade sich dieses klarmachen an extremen Fällen. Man braucht z. B. nur zu bedenken, dass in gewissen Gebieten der Erde, wo die Banane ein naheliegendes Nahrungsmittel für die Menschen abgibt, in Betracht kommt für das menschliche Zusammenleben dasjenige an Arbeit, was aufgebracht werden muss, um die Banane von ihrer Ursprungsstätte aus an einen Bestimmungsort zu bringen und sie zu einem Konsummittel zu machen. Vergleicht man die menschliche Arbeit, die aufgebracht werden muss, um die Banane für die menschliche Gesellschaft konsum fähig zu machen, mit der Arbeit, die aufgebracht werden muss, etwa in unsern Gegenden Mitteleuropas, um den Weizen konsum fähig zu machen, so ist die Ardie
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für die Banane notwendig ist, gering gerechnet, eine dreihundertmal kleinere als heim Weizen. Gewiss, das ist ein extremer Fall aber solche Unter-
beit, die
;
schiede mit Bezug auf das notwendige Mass von Arbeit im Verhältnis zu der Naturgrundlage sind auch da unter den Produktionszweigen, die in irgendeinem sozialen nicht in dieser Organismus Europas vertreten sind, radikalen Verschiedenheit wie bei Banane und Weizen, So ist es im Wirtaber sie sind als Unterschiede da. schaftsorganismus begründet, dass durch das Verhältnis des Menschen zur Naturgrundlage seines Wirtschaftens das Mass von Arbeitskraft bedingt ist, das er in den Wirtschaftsprozess hineintragen muss. Und man braucht in Deutschland, in Gegenden ja nur z. B. zu vergleichen mit mittlerer Ertragsfähigkeit, ist ungefähr das Erträgnis der Weizenkultur so, dass das Sieben- bis Achtfache der Aussaat einkommt durch die Ernte in Chile kommt das 'Zwölffache herein, in Nordmc.vico kommt das Siebsehnfache ein, in Peru das Zwanzig fache. (Vergleiche Jentsch, Volkswirtschaftslehre, S. 64.) Dieses ganze zusammengehörige Wesen, welches verläuft in Vorgängen, die beginnen mit dem Verhältnis des Menschen zur Natur, die sich fortsetzen in all dem, was der Mensch zu tun hat, um die Naturprodukte umzuwandeln und sie bis zur Konsumfähigkeit zu bringen, alle diese Vorgänge und nur diese unischliessen für einen gesunden sozialen Organismus das Wirtschaftsglied dieDieses Wirtschaftsglied steht im soses Organismus. zialen Organismus wie das Kopfsystem, von dem die individuellen Begabungen bedingt sind, im menschlichen
—
:
;
Gesamtorganismus drinnen steht. Aber wie dieses Kopfsystem von dem Lungen-I Terzsystem abhängig ist, so ist das Wirtschaftssystem von der menschlichen ArbeitsleiWie nun aber der Kopf nicht selbstung abhängig. ständig die Atemregelung hervorbringen kann, so sollte das menschliche Arbeitssystem nicht durch die im Wirtschaftsleben wirksamen Kräfte selbst geregelt werden. In dem Wirtschaftsleben steht der Mensch durch seine Interessen darinnen, die ihre Grundlage in seinen Wie den seelischen und geistigen Bedürfnissen haben. 32
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Interessen am zweckmässigsten entsprochen werden kann innerhalb eines sozialen Organismus, so dass der einzelne Mensch durch diesen Organismus in der bestmöglichen Art zur Befriedigung seines Interesses kommt, und er auch in vorteilhaftester Art sich in die Wirtschaft hindiese Frage muss praktisch in den Eineinstellen kann richtungen des Wirtschaftskörpers gelöst sein. Das kann nur dadurch sein, dass die innersten Interessen sich wirklich frei geltend machen können und dass auch der Wille und die Möglichkeit entstehen, das Nötige zu ihrer Befriedigung zu tun. Die Entstehung der Interessen liegt ausserhalb des Kreises, der das Wirtschaftsleben umgrenzt. Sie bilden sich mit der Entfaltung des seelischen und natürlichen Menschenwesens. Dass Einrichtungen bestehen, sie zu befriedigen, ist die Aufgabe des Wirtschaftslebens. Diese Einrichtungen können es mit nichts anderem zu tun haben als allein mit der Herstellung und dem Tausch von Waren, das heisst von Gütern, die ihren Wert durch das menschliche Bedürfnis erhalten. Die Ware hat ihren Wert durch denjenigen, der sie verbraucht. Dadurch, dass die Ware ihren Wert durch den Verbraucher erhält, steht sie in einer ganz anderen Art im sozialen Organismus als anderes, das für den :
Menschen
als Angehörigen dieses Organismus Wert hat. unbefangen das Wirtschaftsleben betrachtet, in dessen Umkreis Warenerzeugung, Warenaustausch und Warenverbrauch gehören, der wird den wesenhaften Unterschied nicht blos betrachtend bemerken, welcher besteht zwischen dem Verhältnis von Mensch zu mensch, indem der eine für den anderen Waren erzeugt, und demjenigen, das auf einem Rechtsverhältnis beruhen sondern er wird von der Betrachtung zu der muss praktischen Forderung kommen, dass im sozialen Organismus das Rechtslcben völlig von dem Wirtschaftsleben abgesondert gehalten werden muss. Aus den Tätigkeiten, welche die Menschen innerhalb der Einrichtungen zu entwickeln haben, die der Warenerzeugung und dem Warenaustausch dienen, können sich unmittelbar nicht die möglichst besten Impulse ergeben für die rechtlichen Verhältnisse, die unter den Menschen beste-
Wer
;
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Innerhalb der Wirtsehaftseinrichtungen heu müssen. wendet sich der Mensch an den Menschen, weil der eine dem Int erosse des anderen dient grundverschieden davon ist die Beziehung, welche der eine Mensch zu dem andern innerhalb des Rechtslebens hat. Man könnte nun glauben, dieser vom Leben geforderten Unterscheidung wäre schon Genüge geschehen, wenn ;
innerhalb der Einrichtungen, die dem Wirtschaftsleben dienen, auch für die Rechte gesorgt werde, welche in den Verhältnissen der in dieses Wirtschaftsleben hineingestellten
Menschen zueinander bestehen müssen.
—
Ein
solcher Glaube hat seine Wurzeln nicht in der Wirklichkeit des Lebens. Der Mensch kann nur dann das Rechtsverhältnis richtig erleben, das zwischen ihm und anderen Menschen bestehen muss, wenn er dieses Verhältnis nicht
dem Wirtschaftsgebiet erlebt, sondern auf einem davon völlig getrennten Boden. Es muss deshalb im gesunden sozialen Organismus neben dem Wirtschaftsleben und in Selbständigkeit ein Leben sich entfalten, in dem die Rechte entstehen und verwaltet werden, die von Mensch zu Mensch bestehen. Das Rechtsleben ist aber auf
dasjenige des eigentlichen politischen Gebietes, des StaaTragen die Menschen diejenigen Interessen, denen sie in ihrem Wirtschaftsleben dienen müssen, in die Gesetzgebung und Verwaltung des Rechtsstaates hinein, so werden die entstehenden Rechte nur der Ausdruck dieser wirtschaftlichen Interessen sein. Ist der Rechtsstaat selbst Wirtschafter, so verliert er die Fähigkeit, das Rechtsleben der Menschen zu regeln; denn seine Masstes.
nahmen und Einrichtungen werden dem menschlichen Bedürfnisse nach Waren dienen müssen sie werden da;
durch abgedrängt von den Impulsen, die auf das Rechtsleben gerichtet sind.
Der gesunde
soziale
Organismus erfordert
als zweites
dem Wirtschaftskörper das selbständige poStaatsleben. In dem selbständigen Wirtschafts-
Glied neben litische
körper werden die Menschen durch die Kräfte des wirtschaftlichen Lebens zu Einrichtungen kommen, welche der Warenerzeugung und dem Warenaustausch in der mögliehst besten Weise dienen in dem politischen ;
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Staatskörper werden solche Einrichtungen entstehen, welche die gegenseitigen Beziehungen zwischen Menschen und Menschengruppen in solcher Art orientieren, dass dem Rechtsbewusstsein des Menschen entsprochen wird. Der Gesichtspunkt, von dem aus hier die gekennzeichnete Forderung nach völliger Trennung des Rechtsstaates von dem Wirtschaftsgebiet gestellt wird, ist ein solcher, der im wirklichen Menschenleben drinnen liegt. Einen solchen Gesichtspunkt nimmt derjenige nicht ein, der Rechtsleben und Wirtschaftsleben miteinander verbinden will. Die im wirtschaftlichen Leben stehenden Menschen haben selbstverständlich das Rechtsbewusstsein aber sie werden nur aus diesem heraus und nicht aus den wirtschaftlichen Interessen Gesetzgebung und Verwaltung im Sinne des Rechtes besorgen, wenn sie darüber zu urteilen haben in dem Rechtsstaat, der als solEin cher an dem Wirtschaftsleben keinen Anteil hat. solcher Rechtsstaat hat seinen eigenen Gesetzgebungsund Verwaltungskörper, die beide nach den Grundsätzen aufgebaut sind, welche sich aus dem Rechtsbewusstsein Er wird aufgebaut sein auf der neueren Zeit ergeben. den Impulsen im Menschheitsbewusstsein, die man gegenwärtig die demokratischen nennt. Das Wirtschaftsgebiet wird aus den Impulsen des Wirtscaftslebens heraus seine Gesetzgebungs- und Verwaltungskörperschaften bilden. Der notwendige Verkehr zwischen den Leitungen des Rechts- und Wirtschaftskörpers wird erfolgen annähernd wie gegenwärtig der zwischen den Regierungen souveräner Staatsgebiete. Durch diese Trennung wird, was in dem einen Körper sich entfaltet, auf dasjenige, was im andern entsteht, die notwendige Wirkung ausüben könDiese Wirkung wird dadurch gehindert, dass das nen. eine Gebiet in sich selbst das entfalten will, was ihm von dem anderen zu f Ii essen soll. Wie das Wirtschaftsleben auf der einen Seite den Bedingungen der Naturgrundlage (Klima, geopraphisehc Beschaffenheit des Gebietes, Vorhandensein von Bodenschätzen usw.) unterworfen ist, so ist es auf der anderen Seite von den Rechtsverhältnissen abhängig, welche der Staat zwischen den wirtschaftenden Menschen und Men;
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schafft. Damit sind die Grenzen dessen bewas die Tätigkeit des Wirtschaftslebens umfassen kann und soll. Wie die Natur Vorbedingungen schafft, die ausserhalb des Wirtschaftskreises liegen und die der .wirtschaftende Mensch hinnehmen muss als etwas Gegebenes, auf das er erst seine Wirtschaft aufbauen kann, so soll alles, was im Wirtschaftsbereich ein Rechtsverhältnis begründet von Mensch zu Mensch im gesunden sozialen Organismus durch den Rechtsstaat seine Regelung erfahren, der wie die Naturgrundlage als
schengruppen zeichnet,
etwas dem Wirtschaftsleben selbständig Gegenüberstehendes sich entfaltet. In dem sozialen Organismus, der sich im bisherigen geschichtlichen Werden der Menschheit herausgebildet hat und der durch das Maschinenzeitalter und durch die moderne kapitalistische Wirtschaftsform zu dem geworden ist, was der sozialen Bewegung ihr Gepräge gibt, umfasst das Wirtschaftsleben mehr, als es im gesunden sozialen Organismus umfassen soll. Gegenwärtig bewegt
dem wirtschaftlichen Kreislauf, in dem Waren bewegen sollen, auch die menschliche
sich in
und
bewegen
sich blos
Arbeits-
Man kann
gegenWirtschaftskörper, der auf der Arbeitsteilung beruht, nicht allein Waren tauschen gegen aren, sondern durch denselben wirtschaftlichen Vorgang auch Waren gegen Arbeit und Waren gegen Rechte. (Ich nenne Ware jede Sache, die durch menschliche Tätigkeit zu dem geworden ist, als das sie an irgend einem Orte, an den sie durch den Menschen gebracht wird, ihrem Verbrauch zugeführt wird. Mag diese Bezeichnung manchem Volkswirtschaftslehrer auch anstössig oder nicht genügend erscheinen, sie kann zur Verständigung über das, was dem Wirtschaftsleben angehören soll, ihre guten Dienste tun.) Wenn jemand durch Kauf ein Grundstück erwirbt, so muss das als ein Tausch des Grundstückes gegen Waren, für die das Kaufgeld als Repräsentant zu gelten hat, angesehen werden. Das Grundstück selber aber wirkt im Wirtschaftsleben nicht kraft,
wärtig in
es
sich Rechte.
dem
W
r
als
W are. r
Es
steht in
dem
sozialen
Organismus durch
das Recht darinnen, das der Mensch auf seine Benützung 36
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Dieses Recht ist etwas wesentlich anderes als das Verhältnis, in dem sich der Produzent einer Ware zu dieser befindet. In dem letzteren Verhältnis liegt es wesenhaft begründet, dass es nicht übergreift auf die ganz anders geartete Beziehung von Mensch zu Mensch, die dadurch hergestellt wird, dass jemandem die alleinige Benützung eines Grundstückes zusteht. Dieses bringt dadurch andere Menschen, die zu ihrem Lebensunterhalt hat.
von ihm zur Arbeit auf diesem Grundstück angestellt werden, oder die darauf wohnen müssen, in Abhängigkeit von sich. Dadurch, dass man gegenseitig wirkliche Waren tauscht, die man produziert oder konsumiert, stellt sich eine Abhängigkeit nicht ein, welche in derselben Art zwischen Mensch und Mensch wirkt. Wer eine solche Lebenstatsache unbefangen durchschaut, dem wird einleuchten, dass sie ihren Ausdruck finden muss in den Einrichtungen des gesunden sozialen Solange Waren gegen Waren im WirtOrganismus. schaftsleben ausgetauscht werden, bleibt die Wertgestaltung dieser Waren unabhängig von dem Rechtsverhältnisse zwischen Personen und Personengruppen. Sobald Waren gegen Rechte eingetauscht werden, wird das Rechtsverhältnis selbst berührt. Nicht auf den Tausch als solchen kommt es an dieser ist das notwendige Lebenselement des gegenwärtigen, auf Arbeitsteilung ruhenden sozialen Organismus sondern es handelt sich darum, dass durch den Tausch des Rechtes mit der Ware das Recht selbst zur Ware gemacht wird, wenn
—
—
,
das Recht innerhalb des Wirtschaftslebens entsteht. Das wird nur dadurch verhindert, dass im sozialen Organismus einerseits Einrichtungen bestehen, die nur darauf abzielen, den Kreislauf der Waren in der zweckmässigsten Weise zu bewirken; und anderseits solche, welche die im Warenaustausch lebenden Rechte der produzierenden, Handel treibenden und konsumierenden Personen regeln. Diese Rechte unterscheiden sich ihrem Wesen nach gar nicht von anderen Rechten, die in dem vom Warenaustausch ganz unabhängigen Verhältnis von Person zu Person bestehen müssen. Ob ich meinen Mitmenschen durch den Verkauf einer Ware schädige oder 67
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fördere, das gehört
in
das gleiche Gebiet des sozialen
Lehens wie eine Schädigung oder Förderung durch eine Tätigkeit oder Unterlassung, die unmittelbar nicht in
nem Warenaustausch zum Ausdruck kommt,
ei-
f
Menschen fliessen Wirkungen aus den Rechtseinrichtungen mit denen aus der rein wirtschaftlichen Tätigkeit zusammen; im gesunden sozialen Organismus müssen sie aus zwei verschiedenen Richtungen kommen. In der wirtschaftliIn der Lehenshaltung des einzelnen
die
chen Organisation hat die aus der Erziehung für einen Wirtschaftszweig und die aus der Erfahrung in demselben gewonnene Vertrautheit mit ihm für die leitenden Persönlichkeiten die nötigen Gesichtspunkte abzugeben. In der Rechtsorganisation wird durch Gesetz und Verwaltung verwirklicht, was aus dem Rechtsbewusstsein als Beziehung einzelner Menschen oder Menschengruppen zueinander gefordert wird. Die Wirtschaftsorganisation wird Menschen mit gleichen Berufs- oder Konsuminteressen oder mit in anderer Beziehung gleichen Bedürfnissen sich zu Genossenschaften zusammenschliessen lassen, die im gegenseitigen Wcchselverkehr die Gesamtwirtschaft zustande bringen. Diese Organisation wird sich auf assoziativer Grundlage und auf dem Verhältnis der Assoziation aufhauen. Diese Assoziationen werden eine blos wirtschaftliche Tätigkeit entfalten. Die Rechtsgrundlage, auf der sie arbeiten, kommt ihnen von der Rechtsorganisation zu. Wenn solche Wirtschaftsassoziationen ihre wirtschaftlichen Interessen in den Vertretungs- und Verwaltungskörpern der Wirtschaftsorganisation zur Geltung bringen können, dann werden sie nicht den Drang entwickeln, in die gesetzgebende oder verwaltende Leitung des Rechtsstaates einzudringen (z. B. als Bund der Landwirte, als Partei der Industriellen, als wirtschaftlich orientierte Sozialdemokratie), um das anzustreben, was ihnen innerhalb des Wirtschaftslebens zu erreichen nicht möglich ist. Und wenn der Rechtsstaat in gar keinem Wirtschaftszweige mitwirtschaftet, dann wird er nur Einrichtungen schaffen, die aus dem Rechtsbewusstsein der zu ihm gehörenden Menschen stammen. Auch wenn in der Vertretung des Rechtsstaa38
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wie es ja selbstverständlich ist, dieselben Personen im Wirtschaftsleben tätig sind, so wird sich durch die radikale Trennung des Wirtschafts- und des Rechtslebens nicht ein Einfluss des Wirtschafts- auf das Rechtsleben ergeben können, der die Gesundheit des sozialen Organismus so untergräbt, wie sie untergraben werden kann, wenn die Staatsorganisation selbst Zweige des Wirtschaftslebens versorgt, und wenn in derselben die Vertreter des Wirtschaftslebens aus dessen Interessen heraus Gesetze beschliessen. Ein typisches Beispiel von Verschmelzung des Wirtschaftslebens mit dem Rechtsleben bot das Oesterreich mit der Verfassung, die es sich in den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts gegeben hat. Die Vertreter des Reichsrates dieses Ländergebietes wurden aus den vier Zweigen des Wirtschaftslebens heraus gewählt, aus der Gemeinschaft der Grossgrundbesitzer, der Handelskammern, der Städte, Märkte und Industrialorte und der tes,
sitzen, die
.
Man sieht, dass für diese Zusammensetzung der Staatsvertretung an gar nichts anderes in erster Linie gedacht wurde, als dass aus der Geltendmachung der wirtschaftlichen Verhältnisse sich das Rechtsleben ergeben werde. Gewiss ist, dass zu dem gegenwärtigen Zerfall Oesterreichs die auseinandertreibenden Kräfte seiner Nationalitäten bedeutsam mitgewirkt haben. Allein als ebenso gewiss kann es gelten, dass eine Rechtsorganisation, die neben der wirtschaftlichen ihre Tätigkeit hätte entfalten können, aus dem Rechtsbewusstsein heraus eine Gestaltung des sozialen Organismus würde entwickelt haben, in der ein Zusammenleben der Völker möglich geworden wäre. Der gegenwärtig am öffentlichen Leben interessierte Mensch lenkt gewöhnlich seinen Blick auf Dinge, die erst in zweiter Linie für dieses Leben in Betracht kommen. Er tut dieses, weil ihn seine Denkgewohnheit dazu Landgemeinden.
bringt, den sozialen bilde aufzufassen.
Organismus
ein solches Gebilde aber entsprechender W'ahlmodus finden.
ihm jedem Wahlmodus müssen
sich kein
als ein einheitliches
Für
Ge-
kann
Denn
im Vertretungskörper die wirtschaftlichen Interessen und die Impulse des
bei
sich
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Rechtsleben stören.
Und was
aus dieser Störung für das
muss zu Erschütterungen des Gesellschaftsorganismus führen. Obenan als notwendige
soziale
Leben
fliesst,
Zielsetzung des öffentlichen Lebens steht gegenwärtig das Hinarbeiten auf eine durchgreifende Trennung des Wirtschaftslebens und der Rechtsorganisation. Indem
man
sich in diese
Trennung
hineinlebt,
werden
die sich
trennenden Organisationen aus ihren eigenen Grundlagen heraus die besten Arten für die Wahlen ihrer Gesetzgeber und Verwalter finden. In dem, was gegenwärtig zur Entscheidung drängt, kommen Fragen der letzteren Art, wenn sie auch als solche von fundamentaler Bedeutung sind, doch erst in zweiter Linie in Betracht. "%Yo die alten Verhältnisse noch vorhanden sind, wäre aus diesen heraus auf die angedeutete Trennung hinzuarbeiten. Wo das Alte sich bereits aufgelöst hat. oder in der Auflösung begriffen ist, müssten Einzelpersonen und Bündnisse zwischen Personen die Initiative zu einer Neugestaltung versuchen, die sich in der gekennzeichneten Richtung bewegt. Von heute zu morgen eine Umwandlung des öffentlichen Lebens herbeiführen zu wollen, das sehen auch vernünftige Sozialisten als Schwarmgeisterei an. Solche erwarten die von ihnen gemeinte Gesundung durch eine allmähliche, sachgemässe Umwandlung. Dass aber die geschichtlichen Entwicklungskräfte der Menschheit gegenwärtig ein vernünftiges Wollen nach der Richtung einer sozialen Neuordnung notwendig machen, das können jedem Unbefangenen weithinleuchtende Tatsachen lehren. Wer für ''praktisch durchführbar" nur dasjenige hält, an das er sich aus engem Lebensgesichtskreis heraus gewöhnt hat, der wird das hier Angedeutete für "unprak-
Kann er sich nicht bekehren, und behält er auf irgend einem Lebensgebiete Einfluss, dann wird er nicht zur Gesundung, sondern zur weiteren Erkrankung des sozialen Organismus wirken, wie Leute seinpr tisch" halten.
Gesinnung an der Herbeiführung der gegenwärtigen
«Zu-
stände gewirkt haben. Die Bestrebung, mit der führende Kreise der Menschheit begonnen haben und die zur Ueberleitung gewisser 40
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Wirtschaftszweige (Post, Eisenbahnen usw.) in das Staatsleben geführt hat, muss der entgegengesetzten weichen der Herauslösung alles Wirtschaftens aus dem Gebiete des politischen Staatswesens. Denker, welche mit ihrem Wollen glauben, sich in der Richtung nach einem gesunden sozialen Organismus zu befinden, ziehen die äusserste Folgerung der Verstaatlichungsbestrebungen dieser bisher leitenden Kreise. Sie wollen die Ver:
gesellschaftung aller Mittel des Wirtschaftslebens, insofern diese Produktionsmittel sind. Eine gesunde Entwicklung wird dem wirtschaftlichen Leben seine Selbständigkeit geben und dem politischen Staate die Fähigkeit, durch die Rechtsordnung auf den Wirtschaftskörper so zu wirken, dass der einzelne Mensch seine Eingliederung in den sozialen Organismus nicht im Widerspruche mit seinem Rechtsbewusstsein empfindet. Man kann durchschauen, wie die hier vorgebrachten Gedanken im zvirklichcn Leben der Menschheit begründet sind, wenn man den Blick auf die Arbeit lenkt, welche der Mensch für den sozialen Organismus durch seine Innerhalb der kakörperliche Arbeitskraft verrichtet. pitalistischen Wirtschaftsform hat sich diese Arbeit dem sozialen Organismus so eingegliedert, dass sie durch den Arbeitgeber wie eine are dem Arbeitnehmer abgekauft wird. Ein Tausch wird eingegangen zwischen Geld (als Repräsentant der Waren) und Arbeit. Aber ein solcher Tausch kann sich in Wirklichkeit gar nicht vollziehen. Er scheint sich nur zu vollziehen. In Wirklichkeit nimmt der Arbeitgeber von dem Arbeiter Waren entgegen, die nur entstehen können, wenn der Arbeiter seine Arbeitskraft für die Entstehung hingibt. Aus dem Gegenwert dieser Waren erhält der Arbeiter einen AnDie Produktion der teil, der Arbeitgeber den andern. Waren erfolgt durch das Zusammenwirken des ArbeitgeDas Produkt des gemeinsabers und Arbeitnehmers. men wirkens geht erst in den Kreislauf des WirtschaftsZur Herstellung des Produktes ist ein lebens über. Rechtsverhältnis zwischen Arbeiter und Unternehmer notwendig. Dieses kann aber durch die kapitalistische Wirtschaftsart in ein solches verwandelt werden, wel-
W
r
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ches durch die wirtschaftliche Uebermacht des Arbeitgebers über den Arbeiter bedingt ist. Im gesunden sozialen Organismus muss zutage treten, dass die Arbeit nicht bezahlt werden kann. Denn sie kann nicht im Vergleich mit einer Ware einen wirtschaftlichen Wert erhalten. Einen solchen hat erst die durch sie hervorgebrachte Ware im Vergleich mit andern Waren. Die Art, wie, und das Mass, in dem ein Mensch für den Bestand des sozialen Organismus zu arbeiten hat, müssen aus seiner Fähigkeit heraus und aus den Bedingungen eines menschenwürdigen Daseins geregelt werden. Das kann nur geschehen, wenn diese Regelung von dem politischen Staate aus in Unabhängigkeit von den Verwaltungen des Wirtschaftslebens geschieht. Durch eine solche Regelung wird der Ware eine Wertunterlage geschaffen, die sich vergleichen lässt mit andern, in den der die Naturbedingungen besteht. Wie der Wert einer Ware gegenüber dass die Gewinnung einer andern dadurch wächst, der Rohprodukte für dieselbe schwieriger ist als für die andere, so muss der Warenwert davon abhängig werden, welche Art und welches Mass von Arbeit zum Hervorbringen der Ware nach der Rechtsordnung aufgebracht werden dürfen. Das Wirtschaftsleben wird auf diese Weise von zwei Seiten her seinen notwendigen Bedingungen unterworfen von Seite der Naturgrundlage, welche die Menschheit hinnehmen muss, wie sie ihr gegeben ist, und von Seite der Rechtsgrundlage, die aus dem Rechtsbewusstsein heraus auf dem Boden des vom Wirtschaftsleben unabhängigen politischen Staates geschaffen werden soll. Es ist leicht einzusehen, dass durch eine solche Führung des sozialen Organismus der wirtschaftliche Wohlstand sinken und steigen wird je nach dem Mass von Arbeit, das aus dem Rechtsbewusstsein heraus aufgewendet wird. Allein eine solche Abhängigkeit des volkswirt:
schaftlichen Wohlstandes ist im gesunden sozialen Organismus notwendig. Sie allein kann verhindern, dass der Mensch durch das Wirtschaftsleben so verbraucht werde, dass er das Dasein nicht mehr als menschenwür42
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empfinden kann. Und auf dem Vorhandensein der Empfindung eines menschenunwürdigen Daseins beruhen in Wahrheit alle Erschütterungen im sozialen Orga-
dig
nismus.
Eine Möglichkeit, den volkswirtschaftlichen Wohlstand vcn der Rechtsseite her nicht allzu stark zu vermindern, besteht in einer ähnlichen Art, wie eine solche zur Aufbesserung der Naturgrundlage. Man kann einen wenig ertragreichen Boden durch technische Mittel ertragreicher machen man kann, veranlasst durch die allzu starke Verminderung des Wohlstandes, die Art und das Mass der Arbeit ändern. Aber diese Aenderung soll nicht aus dem Kreislauf des Wirtschaftslebens unmittelbar erfolgen, sondern aus der Einsicht, die sich auf dem Boden des vom Wirtschaftsleben unabhängigen Rechtslebens entwickelt. In alles, was durch das Wirtschaftsleben und das Recht sbewusstsein in der Organisation des sozialen Lebens hervorgebracht wird, wirkt hinein, was aus einer dritten Quelle stammt aus den individuellen Fähigkeiten des einzelnen Menschen. Dieses Gebiet umfasst alles von den höchsten geistigen Leistungen bis zu dem, was in Menschenwerke einfliesst durch die bessere oder weniger gute körperliche Eignung des Menschen für Leistungen, die dem sozialen Organismus dienen. Was aus dieser Quelle stammt, muss in den gesunden sozialen Organismus auf ganz andere Art einfliessen, als dasjenige, was im Warenaustausch lebt, und was aus dem Staatsleben fliessen kann. Es gibt keine andere Möglichkeit, diese Aufnahme in gesunder Art zu bewirken, als sie von der freien Empfänglichkeit der Menschen und von den Impulsen, die aus den individuellen Fähigkeiten selbst kommen, abhängig sein zu lassen. Werden die durch solche Fähigkeiten erstehenden Menschenleistungen vom Wirtschaftsleben oder von der Staatsorganisation künstlich beeinflusst, so wird ihnen die wahre Grundlage ihres eigenen Lebens zum grössten Teile entzogen, die nur in der Kraft bestehen kann, die sie aus sich selbst entwickeln müssen. Wird die Entgegennahme solcher Leistungen vom Wirtschaftsleben unmittelbar ;
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vom Staate organisiert, so wird "die freie Empfänglichkeit für sie gelähmt, die allein geeignet ist, sie in gesunder Form in den sozialen Organismus einfliessen zu lassen. Für das Geistesleben, mit dem auch die Entwicklung der anderen individuellen Fähigkeiten im Menschenleben durch unübersehbar viele Fäden zusammenhängt, ergibt sich nur eine gesunde Entwicklungsmöglichkeit, wenn es in der Hervorbringung auf seine eigenen Impulse gestellt ist, und wenn es in verständnisvollem Zusammenhange mit den Menschen steht, die seine Leistungen empfangen, j Worauf hier als auf die gesunden Entwicklungsbedingungen des Geisteslebens gedeutet wird, das wird gegenwärtig nicht durchschaut, weil der rechte Blick dafür getrübt ist durch die Verschmelzung eines grossen Teiles dieses Lebens mit dem politischen Staatsleben, die sich im Laufe der letzten Jahrhunderte ergeben hat und in die man sich hineingewöhnt hat. Man spricht ja wohl von "Freiheit der Wissenschaft und des Lehrens". Aber man betrachtet es als selbstverständlich, dass der politische Staat die "freie Wissenschaft" und das "freie bedingt, oder
Lehren" verwaltet. Man entwickelt keine Empfindung dafür, wie dieser Staat dadurch das Geistesleben von seinen
staatlichen
Bedürfnissen
abhängig
macht.
Man
denkt, der Staat schafft die Stellen, an denen gelehrt wird; dann können diejenigen, welche diese Stellen einnehmen, das Geistesleben "frei" entfalten. Man beachtet, indem man sich an eine solche Meinung gewöhnt, nicht, wie eng verbunden der Inhalt des geistigen Lebens ist mit dem innersten Wesen des Menschen, in dem er sich entfaltet. Wie diese Entfaltung nur dann eine freie sein kann, wenn sie durch keine andern Impulse in den sozialen Organismus hineingestellt ist als allein durch Durch solche, die aus dem Geistesleben selbst kommen. die Verschmelzung mit dem Staatsleben hat eben nicht nur die Verwaltung der Wissenschaft und des Teiles des Geisteslebens, der mit ihr zusammenhängt, in den letzten
Jahrhunderten das Gepräge erhalten, sondern auch der Inhalt selbst. Gewiss, was in Mathematik oder Physik produziert wird, kann nicht unmittelbar
vom
Staate be-
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einflusst werden. Aber man denke an die Geschichte, an die andern Kulturwissenschaften. Sind sie nicht ein Spiegelbild dessen geworden, was sich aus dem Zusammenhang ihrer Träger mit dem Staatsleben ergeben hat aus den Bedürfnissen dieses Lebens heraus? Gerade durch diesen ihnen aufgeprägten Charakter haben die gegenwärtigen wissenschaftlich orientierten, das Geistesleben beherrschenden Vorstellungen auf das Proletariat Dieses bemerkte, wie ein gewisser als Ideologie gewirkt. Charakter den Menschengedanken aufgeprägt wird durch die Bedürfnisse des Staatslebens, in welchem den InteEin ressen der leitenden Klassen entsprochen wird.
Spiegelbild der materiellen Interessen und Interessenproletasisch Denkende; das erzeugte in ihm die Empfindung, alles Geistesleben sei Ideologie, sei Spiegelung der ökonomischen Organisation. Eine solche, das geistige Leben des Menschen verödende Anschauung hört auf, wenn die Empfindung entstehen kann: im geistigen Gebiet waltet eine über das materielle Aussenleben hinausgehende Wirklichkeit, die ihren Inhalt in sich selber trägt. Es ist unmöglich, dass eine solche Empfindung ersteht, wenn das Geistesleben nicht aus seinen eigenen Impulsen heraus sich innerhalb des sozialen Organismus frei entfaltet und verwaltet. Nur solche Träger des Geisteslebens, die innerhalb einer derartigen Entfaltung und Verwaltung stehen, haben die Kraft, diesem Leben das ihm gebührende Gewicht im sozialen Organismus zu verschaffen. Kunst, Wissen-
kämpfe sah der
schaft,
Weltanschauung und
alles,
was damit zusammen-
hängt, bedarf einer solchen selbständigen Stellung in der
menschlichen Gesellschaft. Denn im geistigen Leben hängt alles zusammen. Die Freiheit des einen kann nicht ohne die Freiheit des andern gedeihen. Wenn auch Mathematik und Physik in ihrem Inhalt nicht von den Bedürfnissen des Staats unmittelbar zu beeinflussen sind was man von ihnen entwickelt, wie die Menschen über ihren Wert denken, welche Wirkung ihre Pflege auf das ganze übrige Geistesleben haben kann, und vieles andere wird durch diese Bedürfnisse bedingt, wenn der Staat Zweige des Geisteslebens verwaltet. Es ist ein anderes, 45
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wenn der die niederste Schulstufe versorgende Lehrer den Impulsen des Staatslebens folgt ein anderes, wenn er diese Impulse erhält aus einem Geistesleben heraus, das auf sich selbst gestellt ist. Die Sozialdemokratie hat auch auf diesem Gebiete nur die Erbschaft aus den Denkgewohnheiten und Gepflogenheiten der leitenden ;
Kreise übernommen. Sie betrachtet es als ihr Ideal, das Leben in den auf das Wirtschaftsleben gebauten Gesellschaftskörper einzubeziehen. Sie könnte damit den Weg nur fortsetzen, auf dem das Geistesleben seine
geistige
Entwertung gefunden
hat.
Sie hat eine richtige
Em-
pfindung entwickelt mit ihrer Forderung Religion müsse Privatsache sein. Denn im gesunden sozialen Organismus muss alles Geistesleben dem Staate und der Wirtschaft gegenüber in dem hier angedeuteten Sinn "Privatsache" sein. Aber die Sozialdemokratie geht bei der Ueberweisung der Religion auf das Privatgebiet nicht von der Meinung aus, dass einem geistigen Gute dadurch eine Stellung innerhalb des sozialen Organismus geschaffen werde, durch die es zu einer wünschenswerteren, höheren Entwicklung kommen werde, als unter dem Einfluss des Staates. Sie ist der Meinung, dass der soziale Organismus durch seine Mittel nur pflegen dürfe, was ihm Lebensbedürfnis ist. Und ein solches sei des reliIn dieser Art, einseitig aus giöse Geistesgebiet nicht. :
dem
öffentlichen
Leben
Das religiöse Leben der neueren Verbindung mit allem befreiten Geifür diese Menschheit seelentragende
stesgut gefesselt
ist.
Menschheit wird
in
stesleben
seine
kann ein Zweig wenn das andere Gei-
herausgestellt,
des Geisteslebens nicht gedeihen,
Kraft entwickeln. Nicht nur die Hervorbringung, sondern auch die Aufnahme dieses Geisteslebens durch die Menschheit muss auf dem freien Seelenbedürfnis beruhen. Lehrer, Künstler usw., die in ihrer sozialen Stellung nur im unmittelbaren Zusammenhange sind mit einer Gesetzgebung und Verwaltung, die aus dem Geistesleben selbst sich ergeben und die nur von diesen Impulsen getragen sind, werden durch die Art ihres Wirkens die Empfänglichkeit für ihre Leistungen entwickeln können bei Menschen, 46
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welche durch den aus sich wirkenden politischen Staat nicht nur dem Zwang zur Arbeit unterliegen, sondern denen das Recht auch die-Musse gibt, welche das Verständnis für geistige Güter weckt. Den Menschen, die sich "Lebenspraktiker" dünken, mag bei solchem Gedanken
Glaube aufsteigen: die Menschen werden ihre Musund man werde in den Analphabetismus zurückfallen, wenn der Staat für solche Müsse sorgt, und wenn der Besuch der Schule in das freie Verständnis der Menschen gestellt ist. Möchten es solche "Pessimisten" doch abwarten, was wird, wenn die Welt der
sezeit vertrinken,
mehr unter ihrem Einfluss steht, der nur allzu oft von einem gewissen Gefühle bestimmt ist, das ihnen leise zuflüstert, wie sie ihre Müsse verwenden, und was sie nötig haben, um sich ein wenig "Bildung" anzueignen. Mit der zündenden Kraft, die ein wirklich auf sich selbst gestelltes Geistesleben im sozialen Organismus hat, können sie ja nicht rechnen, den das gefesselte hat auf sie nie eine solch zündende Kraft ausüben können.
nicht
Sowohl der politische Staat wie das Wirtschaftsleben werden den Zufluss aus dem Geistesleben, den sie brauchen, von dem sich selbst verwaltenden geistigen Orgaerhalten. Auch die praktische Bildung für das Wirtschaftsleben wird durch das freie Zusammenwirken desselben mit dem Geistesorganismus ihre volle Kraft erst entfalten können. Entsprechend vorgebildete Menschen werden die Erfahrungen, die sie im Wirtschaftsgebiet machen können durch die Kraft, die ihnen aus dem befreiten Geistesgut kommt, beleben. Menschen mit einer aus dem Wirtschaftsleben gewonnenen Erfahrung
nismus
werden den Uebergang finden in die Geistesorganisation und in derselben befruchtend wirken auf dasjenige, was so befruchtet werden muss. Auf dem Gebiete des politischen Staates werden sich die notwendigen gesunden Ansichten durch eine solche Der handwerkfreie Wirkung des Geistesgutes bilden. lich Arbeitende wird nicht mehr unter der ohne den Einfluss solchen Geistesgutes dunkel bleibenden Empfindung von der Stellung seiner Arbeit im sozialen Organismus bleiben. Er wird zu der Einsicht kommen, wie ohne die 47
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Leitung, welche die handwerkliche Arbeit zweckentsprechend organisiert, der soziale Organismus ihn nicht tragen kann. Er wird das Gefühl von der Zusammengehörigkeit seiner Arbeit mit den organisierenden Kräften, die aus der Entwicklung individueller menschlicher Fähigkeiten stammen, in sich aufnehmen können. Er wird auf dem Boden des politischen Staates die Rechte ausbilden, welche ihm den Anteil sichern an dem Ertrage der Waren, die er erzeugt; und er wird in freier Weise dem ihm zukommenden Geistesgut denjenigen Anteil zukommn lassen, der dessen Entstehung ermöglicht. Auf dem Gebiet des Geisteslebens wird die Möglichkeit entstehen, dass dessen Hervorbringer von den Erträgnissen ihrer Leistungen auch leben. Was jemand für sich im Gebiete des Geisteslebens treibt, wird seine engste Privatsache bleiben; was jemand für den sozialen Organismus zu leisten vermag, wird mit der freien Entschädigung derer rechnen können, denen das Geistesgut Bedürfnis ist. Wer durch solche Entschädigung innerhalb der Geistesorgänisation das nicht finden kann, was er braucht, wird übergehen müssen zum Gebiet des politischen Staates oder des Wirtschaftslebens. In das Wirtschaftsleben fliessen ein die aus dem geistigen Leben stammenden technischen Ideen. Sie stammen aus diesem Leben, auch wenn sie unmittelbar von Angehörigen des Staats- oder Wirtschaftsgebietes kommen. Es kommen daher alle die organisatorischen Ideen und Kräfte, welche das wirtschaftliche und staatliche Leben befruchten. Die Entschädigung für diesen Zufluss in die beiden sozialen Gebiete wird entweder auch durch das freie Verständnis derer zustande kommen, die auf diesen Zufluss angewiesen sind, oder sie wird durch Rechte ihre Regelung finden, welche im Gebiete des po Was dieser politilitischen Staates ausgebildet werden. sche Staat selber für seine Erhaltung fordert, das wird aufgebracht werden durch das Steuerrecht. Dieses wird durch eine Harmonisierung der Forderungen des Rechtsbewusstseins mit denen des Wirtschaftslebens sich aus-
-
bilden.
Neben dem
politischen
und
dem
Wirtschaftsgebiet
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muss im gesunden
sozialen Organismüs das auf sich Nach dieser Dreiselbst gestellte Geistesleben wirken. gliederung des sozialen Organismus weist die Richtung
der Entwicklungskräfte der neueren Menschheit. Solange das gesellschaftliche Leben im wesentlichen durch die Instinktkräfte eines grossen Teiles der Menschheit sich führen Hess, trat der Drang nach dieser entschiedenen Gliederung nicht auf. In einer gewissen Dumpfheit des sozialen Lebens wirkte zusammen, was im Grunde immer aus drei Quellen stammte. Die neuere Zeit fordert ein bewusstes Sichhineinstellen des Menschen in den Gesellschaftsorganismus. Dieses Bewusstsein kann dem Verhalten und dem ganzen Leben der Menschen nur dann eine gesunde Gestaltung geben, wenn es von drei Seiten her orientiert ist. Nach dieser Orientierung strebt in den unbewussten Tiefen des Seelischen die moderne Menschheit und was sich als soziale Bewegung auslebt, ist nur der getrübte Abglanz dieses Strebens. Aus anderen Grundlagen heraus, als die sind, in denen wir heute leben, tauchte aus diesen Untergründen der menschlichen Natur heraus am Ende des 18. Iahrhunderts der Ruf nach einer Neugestaltung des sozialen menschlichen Organismus. Da hörte man wie eine Devise dieser Neuorganisation die drei Worte Brüderlichkeit, Nun wohl, derjenige, der sich mit Gleichheit, Freiheit. vorurteilslosem Sinn und mit einem gesunden Mensch heitsempfinden einlässt auf die Wirklichkeit der menschlichen Entwicklung, der kann natürlich nicht anders, als Verständis haben für alles, worauf diese Worte deuten. Dennoch, es gab scharfsinnige Denker, welche im Laufe des 19. Jahrhunderts sich Mühe gegeben haben, zu zeigen, wie es unmöglich ist, in einem einheitlichen sozialen Organismus diese Ideen von Brüderlichkeit, Gleichheit, Freiheit zu verwirklichen. Solche glaubten zu erkennen, dass sich diese drei Impulse, wenn sie sich verwirklichen sollen, im sozialen Organismus widersprechen müssen. Scharfsinnig ist nachgewiesen worden z. B., wie unmöglich es ist, wenn der Impuls der Gleichheit sich verwirklicht, dass dann die in jedem Menschenwesen notwendig begründete Freiheit auch zur Geltung komme. Und man ;
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kann gar nicht anders als zustimmen denen, die diesen Widerspruch finden; und doch muss man zugleich aus einem allgemein menschlichen Empfinden heraus mit jedem dieser drei Ideale Sympathie haben!
dem Grunde, weil Bedeutung dieser drei Ideale erst zutage tritt durch das Durchschauen der notwendigen DreiDie drei Ideale gliederung des sozialen Organismus. Dies Widerspruchsvolle besteht aus
die
wahre
soziale
sollen nicht in einer akstrakten, theoretischen Reichstags-
Einheit zusammengefügt und zentralilebendige Wirklichkeit sein, ein jedes in einem der drei sozialen Glieder, und durch ihr lebendiges Nebeneinander- und Zusammenwirken kann erst die Einheit des sozialen Gesamtorganismus entstehen. Im wirklichen Leben wirkt eben das scheinbar Widerspruchsvolle zu einer Einheit zusammen. Daher wird man zu einer Erfassung des Lebens des sozialen Organismus kommen, wenn man imstande ist, die wirklichkeitsgemässe Gestaltung dieses sozialen Organismus mit Bezug auf Brüderlichkeit, Gleichheit und Freiheit zu durchschauen. Dann wird man erkennen, dass das Zusammenwirken der Menschen im Wirtschaftsleben auf derjenigen Brüderlichkeit ruhen muss, die aus den Assoziationen heraus ersteht. In dem zweiten Gliede, in dem Sy stem des öffentlichen Rechts, wo man es zu tun hat mit dem rein menschlichen Verhältnis von Person zu Person, hat man zu erstreben die Verwirklichung der Idee der Gleichheit. Und auf dem geistigen Gebiete, das in relativer Selbständigkeit im sozialen Organismus steht, hat man es zu tun mit der Verwirklichung des Impulses der Freiheit. So angesehen, zeigen diese drei irklichkeitswert. Ideale ihren Sie können sich nicht in einem chaotischen sozialen Leben realisieren, sondern nur in dem gesunden dreigliedrigen sozialen Organismus. Nicht ein abstrakt zentralisiertes Sozialgebilde kann durcheinander die Ideale der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verwirklichen, sondern jedes der drei Glieder des sozialen Organismus kann aus einem dieser Impulse seine Kräfte schöpfen. Und es wird dann in
oder sonstigen
siert sein, sie sollen
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fruchtbarer Art mit den andern Gliedern zusammenwirken können. Diejenigen Menschen, welche am Ende des 18. Jahrhunderts die Forderung nach Verwirklichung der drei Ideen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit erhoben haben, und auch diejenigen, welche sie später wiederholt haben, sie konnten dunkel empfinden, wohin die Entwicklungskräfte der neueren Menschheit weisen. Aber sie haben damit zugleich nicht den Glauben an den Einheitsstaat überwunden. Für diesen bedeuten ihre Ideen etwas Widerspruchsvolles. Sie bekannten sich zu dem Widersprechenden, weil in den unbewussten Tiefen ihres Seelenlebens der Drang nach der Dreigliederung des sozialen
Organismus
wirkte,
in
dem
die
Dreiheit
ihrer
Ideen erst zu einer höheren Einheit werden kann. Die Entwicklungskräfte, die in dem Werden der neueren
Menschheit nach dieser Dreigliederung hindrängen, zum bewussten sozialen Wollen zu machen, das fordern die deutlich sprechenden sozialen Tatsachen der Gegenwart.
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...
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III.
Kapitalismus und soziale Ideen (Kapital, Menschenarbeit)
an kann nicht zu einem Urteile darüber kommen, welche Handlungsweise auf sozialem Gebiete gegenwärtig durch die laut sprechenden Tatsachen gefordert wird, wenn man nicht den Willen hat, dieses Urteil bestimmen zu lassen von einer Einsicht in die Grundkräfte des sozialen Organismus. Der Versuch, eine solche Einsicht zu gewinnen, liegt der hier vorangehenden Darstellung zugrunde. Mit Massnahmen, die sich nur auf ein Urteil stützen, das von einem eng umgrenzten Beobachtungskreis gewonnen ist, kan man heute etwas Fruchtbares nicht bewirken. Tie Tatsachen, welche aus der sozialen Bewegung herausgewachsen sind, offenbaren Störungen in den Grundlagen des sozialen Organismus,, und keineswegs solche, die nur an der Oberfläche vorhanden sind. Ihnen gegenüber ist notwendig, auch zu Einsichten zu kommen, die bis zu den Grundlagen vordringen. Spricht man heute von Kapital und Kapitalismus, so weist man auf das hin, worin die proletarische MenschZu einem heit die Ursachen ihrer Bedrückung sucht. fruchtbaren Urteil über die Art, wie das Kapital fördernd oder hemmend in den Kreisläufen des sozialen Organismus wirkt, kann man aber nur kommen, wenn man durchschaut, wie die individuellen Fähigkeiten der Menschen, wie die Rechtsbildung und w ie die Kräfte des Wirtschaftslebens das Kapital erzeugen und verbraur
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Spricht man von der Menschenarbeit, so deutet chen. man auf das, was mit der Naturgrundlage der Wirtschaft und dem Kapital zusammen die wirtschaftlichen Werte schafft und an dem der Arbeiter zum Bewusstsein seiner Ein Urteil darüber, wie diese sozialen Lage kommt. Menschenarbeit in den sozialen Organismus hineingestellt sein muss, um in dem Arbeitenden die Empfindung von seiner Menschenwürde nicht zu stören, ergibt sich nur, wenn man das Verhältnis ins Auge fassen will, welches Menschenarbeit zur Entfaltung der individuellen Fähigkeiten einerseits und zum Rechtsbewusstsein anderseits hat. Man fragt gegenwärtig mit Recht, was zu allernächst zu tun ist, um den in der sozialen Bewegung auftretenden Forderungen gerecht zu werden. Man wird auch das Allernächste nicht in fruchtbarer Art vollbringen können, wenn man nicht weiss, welches Verhältnis zu den Grundlagen des gesunden sozialen Organismus das zu vollbringende hat. Und weiss man dieses, dann wird man an dem Platze, an den man gestellt ist, oder an den man sich zu stellen vermag, die Aufgaben finden könDer nen, die sich aus den Tatsachen heraus ergeben. Gewinnung einer Einsicht, auf die hier gedeutet wird, stellt sich, das unbefangene Urteil beirrend, gegenüber, was im Laufe langer Zeit aus menschlichem Wollen in soziale Einrichtungen übergegangen ist. Man hat sich in die Einrichtungen so eingelebt, dass man aus ihnen heraus sich Ansichten gebildet hat über dasjenige, was von ihnen zu erhalten, was zu verändern ist. Man richtet sich in Gedanken nach dem, wus der Gedanke beherrsehen soll. Notwendig ist aber heute, zu sehen, dass man nicht anders ein den Tatsachen gewachsenes Urteil gewinnen kann als durch Zurückgehen zu den Urgedanken, die allen sozialen Einrichtungen zugrunde liegen. Wenn nicht rechte Quellen vorhanden sind, aus denen die Kräfte, welche in diesen Urgedanken liegen, immer
von neuem dem sozialen Organismus nehmen die Einrichtungen Formen an,
zufliessen,
dann
die nicht leben-
fördernd, sondern lebenhemmend sind. In den Impulsen der Menschen aber leben mehr oder weniger unbewusst 53
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die Urgedanken fort. Und sie sind es, die offenbar oder verhüllt in den revolutionären Erschütterungen des so-
Organismus zutage treten. Diese Erschütterungen werden nur dann nicht eintreten, wenn der soziale Organismus in der Art gestaltet ist, dass in ihm jederzeit die Neigung vorhanden sein kann, zu beobachten, wo eine Abweichung von den durch die Urgedanken vorgezeichneten Einrichtungen sich bildet, und wo zugleich die Möglichkeit besteht, dieser Abweichung entgegenzuarbeiten, ehe sie eine verhängnisvolle £tärke gewonnen hat. In unsern Tagen sind in weitem Umfange des Menschenlebens die Abweichungen von den durch die Urgedanken geforderten Zuständen gross geworden. Und das Leben der von diesen Gedanken getragenen Impulse in Menschenseelen steht als eine durch Tatsachen laut sprechende Kritik da über das, was sich im sozialen Organismus der letzten Jahrhunderte gestaltet hat. Daher bedarf es des guten Willens, in energischer Weise zu den Urgedanken sich zu wenden und nicht zu verkennen, wie schädlich es gerade heute ist, diese Urgedanken als "unzialen
praktische" Allgemeinheiten aus dem Gebiete des Lebens zu verbannen. In dem Leben und in den Forderungen der proletarischen Bevölkerung lebt die Tatsachen-Kritik über dasjenige, was die neuere Zeit aus dem sozialen Or-
ganismus gemacht hat. Eine der Grundfragen, die aus dieser Kritik heraus auftreten, ist die, in welcher Art die Bedrückung aufhören kann, welche die proletarische Menschheit durch den privaten Kapitalismus erfahren hat. Der Besitzer oder Verwalter des Kapitales ist in der Lage, die körperliche Arbeit anderer Menschen in den Dienst dessen zu stelMan muss in dem len, das er herzustellen unternimmt. sozialen Verhältnis, das in dem Zusammenwirken von Kapital und menschlicher Arbeitskraft entsteht, drei Glieder unterscheiden die Unternehmertätigkeit, die auf der Grundlage der individuellen Fähigkeiten einer Person oder einer Gruppe von Personen beruhen muss das Verhältnis des Unternehmers zum Arbeiter, das ein die Hervorbringung einer Rechtverhältnis sein muss Sache, die im Kreis des Wirtschaftslebens einen Waren:
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wert erhält. Die Unternehmertätigkeit kann in gesunder Art nur dann in den sozialen Organismus eingreifen, wenn in dessen Leben Kräfte wirken, welche die indididuellen Fähigkeiten des Menschen in der möglichst besten Art in die Erscheinung treten lassen. Das kann nur geschehen, wenn ein Gebiet des sozialen Organismus vorist, das dem Fähigen die freie Initiative gibt, von Fähigkeiten Gebrauch zu machen, und das die Beurteilung des Wertes dieser Fähigkeiten durch freies Verständnis für dieselben bei andern Menschen ermöglicht. Man sieht die soziale Betätigung eines Menschen durch Kapital gehört in dasjenige Gebiet des sozialen Organismus, in welchem das Geistesleben Gesetzgebung und Verwaltung besorgt. Wirkt in diese Betätigung der politische Staat hinein, so muss notwendigerweise die Verständnislosigkeit gegenüber den individuellen Fähigkeiten bei deren Wirksamkeit mitbestimmend sein. Denn der politische Staat muss auf dem beruhen, und er muss das in Wirksamkeit versetzen, das in allen Menschen als gleiche Lebens f orderung vorhanden ist. Kr muss in seinem Bereich alle Menschen zur Geltendmachung ihres Urteils kommen lassen. Für dasjenige, was er zu vollbringen hat, kommt Verständnis oder Nichtverständnis für individuelle Fähigkeiten nicht in Betracht. Daher darf, was in ihm zur Verwirklichung kommt, auch keinen Einfluss haben auf die Betätigung der individuellen menschlichen Fähigkeiten. Ebensowenig sollte der Ausblick auf den wirtschaftlichen Vorteil bestimmend sein können für die durch Kapital ermöglichte Auswirkung der individuellen Fähigkeiten. Auf diesen Vorteil geben manche Beurteiler des Kapitalismus sehr vieles. Sie vermeinen, dass durch diesen Anreiz des Vorteils die individuellen Fähigkeiten zur Betätigung gebracht werden können. Und sie berufen sich als "Praktiker" auf die "unvollkommene" Menschennatur, die sie zu kennen vorgeben. Allerdings innerhalb derjenigen Gesellschaftsordnung, welche die gegenwärtigen Zustände gezeitigt hat, hat die Aussicht auf wirtschaftlichen Vorteil eine tiefgehende Bedeutung erlangt. Aber diese Tatsache ist eben zum nicht geringen Teile die Ursache der Zustände
handen seinen
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werden können. Und diese Zustand; drängen nach Entwicklung eines andern Antriebes für die Betätigung der individuellen Fähigkeiten. Dieser Antrieb wird in dem aus einem gesunden Geistesleben ermessenden sozialen Verständnis liegen müssen. Die Erziehung, die Schule werden aus der Kraft des freien Geisteslebens heraus den Menschen mit Impulsen ausrüsten, die ihn dazu bringen, kraft dieses ihm innewohnenden Verständnisses das zu verwirklichen, wozu seine individie jetzt erlebt
Fähigkeiten drängen. Solch eine Meinung braucht nicht Schwarmgeisterei zu sein. Gewiss, die Schwarmgeisterei hat unermesslich grosses Unheil auf dem Gebiete des sozialen Wollens ebenso gebracht wie auf anderem. Aber die hier dargestellte Anschauung beruht nicht, wie man aus dem Vorangehenden ersehen kann, auf dem Wahnglauben, dass "der Geist" Wunder wirken werde, wenn diejenigen möglichst viel von ihm sprechen, die ihn zu haben meinen, sondern sie geht hervor aus der Beobachtung des freien Zusammenwirkens der Menschen auf geistigem Gebiete. Dieses Zusammenwirken erhält durch seine eigene Wesenheit ein soziales Gepräge, wenn es sich nur zvahrhaft frei entwickeln kann. Nur die unfreie Art des Geisteslebens hat bisher dieses Innerhalb der soziale Gepräge nicht aufkommen lassen". leitenden Klassen haben sich die geistigen Kräfte in einer Art herausgebildet, welche die Leistungen dieser Kräfte Kreise der in antisozialer Weise innerhalb gewisser Menschheit abgeschlossen haben. Was innerhalb dieser Kreise hervorgebracht worden ist, konnte nur in künstduellen
licher
Weise an
die proletarische Menschheit herange-
bracht werden. Und diese Menschheit konnte keine seelentragende Kraft aus diesem Geistesleben schöpfen, den sie nahm nicht wirklich an dem Leben dieses GeistesEinrichtungen für "volkstümliche Belehgutes teil. rung", das "Heranziehen" des "Volkes" zum Kunstgenuss und Aehnliches sind in Wahrheit keine Mittel zur Sozialisierung des Geistesgutes. Denn das "Volk" steht mit dem innersten Anteil seines Menschenwesens nicht Es wird ihm in dem Leben dieses Geistesgutes drinnen. 56
nur ermöglicht, gewissermassen von einem Gesichtspunkte aus, der ausserhalb desselben liegt, darauf hinzuschauen. Und was von dem Geistesleben im engern Sinne gilt, das hat seine Bedeutung auch in denjenigen Verzweigungen des geistigen Wirkens, die auf Grund des Kapitals in das wirtschaftliche Leben einfliessen. Im gesunden sozialen Organismus soll der proletarische Arbeiter nicht an seiner Maschine stehen und nur von deren Getriebe berührt werden, während der Kapitalist allein weiss, welches das Schicksal der erzeugten Waren im Kreislauf des Wirtschaftslebens ist. Der Arbeiter soll mit vollem Anteil an der Sache Vorstellungen entwickeln können über die Art, wie er sich an dem sozialen Leben beteiligt, indem er an der Erzeugung der Waren arbeitet. Besprechungen, die zum Arbeitsbetrieb gerechnet werden wie die Arbeit selbst, sollen regelmässig von dem Unternehmer veranstaltet werden mit dem Zweck der Entwicklung eines gemeinsamen Vorstellungskreises, der Arbeitnehmer und Arbeitgeber umschliesst. Ein gesundes Wirken dieser Art wird bei dem Arbeiter Verständnis erzeugen, wie eine rechte Betätigung des Kapitalisten den sozialen Organismus und damit den Arbeiter, der ein Glied desselben ist, selbst fördert. Der Unternehmer wird bei solcher auf freies Verstehen zielenden Oeffentlichkeit seiner Geschäftsführung zu einem einwandfreien Gebaren veranlasst. Nur, wer gar keinen Sinn hat für die soziale Wirkung des innerlichen vereinten Erlebens einer in Gemeinschaft betriebenen Sache, der wird das Gesagte für bdeutungslos halten. Wer einen solchen Sinn hat, der wird durchschauen, wie die wirtschaftliche Produktivität .gefördert wird, wenn die auf Kapitalgrundlage ruhende Leitung des Wirtschaftslebens in dem Gebiete des freien Geisteslebens verwaltet wird. Das blos wegen des Profites vorhandene Interesse am Kapital und seiner Vermehrung kann nur, wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, dem sachlichen Interesse an der Hervorbringung von Produkten und am Zustandekommen von Leistungen Platz machen. 57
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Die sozialistisch Denkenden der Gegenwart streben die Verwaltung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft an. Was in diesem ihrem Streben berechtigt ist,
das wird nur dadurch erreicht werden können, dass diese Verwaltung von dem freien Geistesgebiet besorgt wird. Dadurch wird der wirtschaftliche Zwang unmöglich gemacht, der vom Kapitalisten ausgeht, wenn er seine Tätigkeit aus den Kräften des Wirtschaftslebens heraus Und es wird die Lähmung der individuellen entfaltet. menschlichen Fähigkeiten nicht eintreten können, die als eine Folge sich ergeben müsste, wenn diese Fähigkeiten vom politischen Staate verwaltet würden. Das Erträgnis einer Betätigung durch Kapital und individuelle menschliche Fähigkeiten muss im gesunden sozialen Organismus wie jede geistige Leistung aus der freien Initiative des Tätigen einerseits sich ergeben und anderseits aus dem freien Verständnis anderer Menschen, die nach dem Vorhandensein der Leistung des Tätigen verlangen. In die freie Initiative des Tätigen muss auf diesem Gebiete die Bemessung dessen gestellt sein, was er als Erträgnis seiner Leistung nach den Vorbereitungen, die er braucht, um sie zu vollbringen, nach den Aufwendungen, die er machen muss, um sie ansehen will. Er wird seine Anzu ermöglichen usw. sprüche nur dann befriedigt finden können, wenn ihm Verständnis für seine Leistungen entgegen gebracht wird. Durch soziale Einrichtungen, die in der Richtung des hier Dargestellten liegen, wird der Boden geschaffen für ein wirklich freies Vertragsverhältnis zwischen Arbeitleiter und Arbeitsleister. Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht auf einen Tausch von Ware (bezw. Geld) für Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam zustande bringen. Was auf der Grudlage des Kapitals für den sozialen Organismus geleistet wird, beruht seinem Wesen nach auf der Art, wie die individuelle menschlichen Fähigkeiten in diesen Organismus eingreifen. Die Entwicklung dieser Fähigkeiten kann durch nichts anderes den ihr
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f oogU
entsprechenden Impuls erhalten als durch das freie GeiAuch in einem sozialen Organismus, der diese, Entwicklung in die Verwaltung des politischen Staates stesleben.
oder in die
Kräfte des Wirtschaftslebens einspannt,
wird,'
Produktivität alles dessen, was Kapitalaufwendung notwendig macht, auf dem beruhen, was. die
wirkliche
sich an freien individuellen Kräften durch die lähmenden Einrichtungen hindurchzwängt. Nur wird eine Ent-[
Wicklung unter solchen Voraussetzungen eine ungesunde, sein. Nicht die freie Entfaltung der auf Grundlage des. Kapitals wirkenden individuellen Fähigkeiten hat Zustande hervorgerufen, innerhalb welcher die menschliche, Arbeitskraft Ware sein muss, sondern die Fesselung dieser JCraft durch das politische Staatsleben oder durch den Kreislauf des .Wirtschaftslebens, Dies unbefangen, zu durchschauen, ist in der Gegenwart eine Voraussetzung für alles, was auf dem Gebiete der sozialen Organisation geschehen soll. Denn die neuere Zeit hat den Aberglauben hervorgebracht, dass aus dem politischen Staate oder dem Wirtschaftsleben Massnahmen; hervorgehen sollen, welche den sozialen Organismus gesund machen. Beschreitet man den Weg weiter, dann
man
Einrichtungen schaffen, welche die Menschdem führen, was sie erstrebt, sondern zu einer unbegrenzten Vergrösserung des Bedrückenden, das. sie abgewendet sehen möchte. wird
heit
nicht zu
Ueber den Kapitalismus hat man denken gelernt
in
welcher dieser Kapitalismus dem sozialen Organismus einen Krankheitsprozess verursacht hat. Den Krankheitsprozess erlebt man ; man sieht, dass ihm entgegengearbeitet werden muss. Man muss mehr sehen. Man muss gewahr werden, dass die Krankheit ihren Ursprung hat in dem Aufsaugen der im Kapital wirksamen Kräfte durch den Kreislauf des Wirtschaftslebens. Derjenige nur kann in der Richtung dessen wirken^ was-die Entwicklungskräfte der Menschheit in der Gegenwart energisch zu fordern beginnen, der sich nicht in. Illusionen treiben lässt -durch die Vorstellungsart, wejk, che-'icü der -Verwaltung der -Kapitalbetätigung durch, das einer Zeit, in
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befreite Geistesleben das Ergebnis eines "unpraktischen
Idealismus" sieht. In der Gegenwart
ist
man
allerdings wenig darauf
vorbereitet, die soziale Idee, die mit
dem
Kapitalismus
abrechnen soll, in einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Geistesleben zu bringen. Man knüpft an dasjenige an, was dem Kreis des Wirtschaftslebens angehört. Man sieht, wie in der neueren Zeit die Warenproduktion zum Grossbetrieb, und dieser zur gegenwärtigen Form des Kapitalismus geführt hat. An die Stelle dieser Wirtschaftsform solle die genossenschaftliche treten, die für den Selbstbedarf der Produzenten arbeitet. Da man aber selbstverständlich die Wirtschaft mit den modernen Produktionsmitteln beibehalten will, verlangt man
Zusammenfassung der Betriebe in eine einzige grosse Genossenschaft. In einer solchen, denkt man, produziere ein jeder im Auftrage der Gemeinschaft, die nicht ausbeuterisch sein könne, weil sie sich selbst ausbeutete. Und da man an Bestehendes anknüpfen will oder muss, blickt man nach dem modernen Staat aus, den man in eine umfassende Genossenschaft verwandeln will. Man bemerkt dabei nicht, dass man von einer solchen Genossenschaft sich Wirkungen verspricht, die um so weniger eintreten können, je grösser die Genossenschaft ist, wenn nicht die Einstellung der individuellen menschlichen Fähigkeiten in den Organismus der Genossenschaft so gestalten wird, wie es in diesen Ausführungen die
worden ist. Dass für ein unbefangenes Urteil über das Eingreifen des Geisteslebens in den sozialen Organismus gegenwärtig .wenig Veranlagung vorhanden ist, rührt davon her, dass man sich gewohnt hat, das Geistige möglichst fern von allem Materiellen und Praktischen vorzustellen. Es wird nicht wenige geben, die etwas Groteskes in der hier dargestellt
dargestellten Ansicht finden, dass in der Betätigung des Kapitals im Wirtschaftsleben die Auswirkung eines TeiMan kann les des geistigen Lebens sich offenbaren soll. sich denken, dass in dieser Charakterisierung des Dargestellten als grotesk Zugehörige der bisher leitenden
Menschenklassen mit sozialistischen Denkern überein60
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stimmen.
Man
wird,
um
die
Bedeutung dieses grotesk
Befundenen für eine Gesundung des sozialen Organismus einzusehen, den Blick richten müssen in gewisse Gedankenströmungen der Gegenwart, die in ihrer Art redlichen Seelenimpulsen entspringen, die aber das Entstehen eines wirklich sozialen
Denkens hemmen, wo
Eingang finden. Diese Gedankenströmungen
sie
—
streben mehr oder weniger unbewusst hinweg von dem, was dem inneren Erlebnis die rechte Stosskraft gibt. Sie erstreben eine Lebensauffassung, ein seelisches, ein denkerisches, ein nach wissenschaftlicher Erkenntnis suchendes inneres Leben gewissermassen wie eine Insel im Gesamtmenschenleben. Sie sind dann nicht in der Lage, die Brücke zu bauen von diesem Leben hin zu demjenigen, was den Menschen in die Alltäglichkeit einspannt. Man kann sehen, wie viele Menschen der Gegenwart es gewissermassen "innerlich vornehm" finden, in einer gewissen, sei es auch schulmässigen Abstraktheit nachzudenken über allerlei ethisch-religiöse Probleme in Wolkenman kann sehen, wie die Menkuckucksheimhöhen schen nachdenken über die Art und Weise, wie sich der Mensch Tugenden aneignen könne, wie er in Liebe zu seinen Mitmenschen sich verhalten soll, wie er begnadet werden kann mit einem "inneren Lebensinhalt". Man sieht dann aber auch das Unvermögen, einen Uebergang zu ermöglichen von dem, was die Leute gut und liebevoll und wohlwollend und rechtlich und sittlich nennen, zu dem, was in der äusseren Wirklichkeit, im Alltag den Menschen umgibt als Kapital Wirkung, als Arbeitsentlöhnung, als Konsum, als Produktion, als Warenzirkulation,
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;
Kreditwesen, als Bank- und Börsenwesen. Man kann wie zwei Weltenströmungen nebeneinandergestellt werden auch in den Denkgewohnheiten der Menschen: die eine Weltenströmung, die sich gewissermas-
als
sehen,
sen in göttlich-geistiger
Höhe
halten
will,
die
keine
Brücke bauen will zwischen dem, was ein geistiger Impuls ist, und was eine Tatsache des gewöhnlichen Handelns im Leben ist. Die andere lebt gedankenlos im AllDas Leben aber ist ein einheitliches. Es täglichen. 61
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'
kann nur gedeihen, wenn die es treibenden Kräfte* von allem ethisch-religiösen Leben herunter wirken itt das alleralltäglichste profanste Leben, das manchem eben weniger vornehm erscheint. Denn, versäumt man, die Brücke zu schlagen zwischen den beiden Lebensgebieten, so verfällt
und auf '•
man
soziales
in
bezug auf
Denken
religiöses, sittliches Leben
in blosse Schwarmgeisterei, die
und es fernsteht der alltäglichen wahren Wirklichkeit rächt sich dann gewissermasseh diese alltäglich-wafire Wirklichkeit. Dann strebt der Mensch aus einem gewissen "geistigen" Impuls alles mögliche Ideale an, alles mögliche, was er "gut" nennt; aber denjenigen Instinkten, die diesen "Idealen" gegenüberstehen als Gründlage der gewöhnlichen täglichen Lebensbedürfnisse, deren ren Befriedigung aus der Volkswirtschaft heraus kommen muss, diesen Instinkten gibt sich der Mensch ohne "Geist" hin. Er weiss keinen wirklichkeitsgemässen Weg von dem Begriff der Geistigkeit zu dem/ was im alltäglichen Leben vor sich geht. Dadurch nimmt dieses alltägliche Leben eine Gestalt an, die nichts. zu tun haben soll mit dem, was als ethische Impulse jn .vornehmeren, seelisch-geistigen Höhen gehalten werden will, Dann aber wird die Rache der Alltäglichkeit eine solche, dass das ethisch-religiöse Leben,, weil es sich ferne hält von ;
der alltäglichen, von der unmittelbaren ,Lebensprax:is, ohne dass man es merkt, zu einer innerlichen Lebensfüge des Menschen sich gestaltet. Wie zahlreich sind doch heute die Menschen, die aus einer gewissen ethisch-religiösen Vornehmheit heraus den besten Willen zeigen zu einem rechten Zusammenleben mit ihren Mitmensche^ die ihren Mitmenschen mir 0as Allerallerbeste tun möchten, die, aber versäumen, zu einer Empfindungsart zu kommen, die .dies wirklich ermöglicht, weil sie sich kein soziales, in den praktischen Lebensgewohnheiten sich, auswirkendes Vorstellen aneignen können. , , Aus dem Kreise solcher Manschen stanimen diejenigen, die in diesem welthistorischen Augenblick, wo, die sozialen Fragen so drängend. geworden sind, sich .als di e Schwarmgeister, die sich für echte Lebenspraktiker hal.
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*
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hemmend der wahren Lebenspraxis entgegenstellen. Man kann von ihnen Reden hören wie diese Wir haben
ten,
:
dass die Menschen sich erheben aus dem Materialismus, aus dem äusserlich materiellen Leben, das uns in die Weltkriegs-Katastrophe und in das Unglück hineingetrieben hat, und dass sie sich zu einer geistigen Auffassung des Lebens zuwenden. Man wird, wenn man so die Wege des Menschen zur Geistigkeit zeigen will, nicht müde, diejenigen Persönlichkeiten zu zitieren, die man in der Vergangenheit wegen ihrer dem Geiste zugenötig,
wendeten Denkungsart verehrt hat. Man kann erleben, dass jemand, der versucht, gerade auf dasjenige hinzuweisen, was heute der Geist für das wirkliche praktische Leben so notwendig leisten muss, wie das tägliche Brot erzeugt werden muss, darauf aufmerksam gemacht wird, dass es ja in erster Linie darauf ankomme, die Menschen wiederum zur Anerkennung des Geistes zu bringen. Es
kommt
aber gegenwärtig darauf an, dass aus der Kraft des geistigen Lebens heraus die Richtlinien für die Gesundung des sozialen Organismus gefunden werden. Dazu genügt nicht, dass die Menschen in einer Seitenströmung des Lebens sich mit dem Geiste beschäftigen. Dazu ist notwendig, dass das alltägliche Dasein geistgemäss werde. Die Neigung, für das "geistige Leben" solche Seitenströmungen zu suchen, führte die bisher leitenden Kreise dazu, an sozialen Zuständen Geschmack zu haben, die in die gegenwärtigen Tatsachen ausgelau!-vrv "Tweq fen sind. Eng verbunden sind im sozialen Leben der Gegenwart die Verwaltung des Kapitals in der Warenproduktion und der Besitz der Produktionsmittel, also auch des Kapitals. Und doch sind diese beiden Verhältnisse des Menschen zum Kapital ganz verschieden mit Bezug auf Die ihre Wirkung innerhalb des sozialen Organismus. Verwaltung durch die individuellen Fähigkeiten führt, ;
zweckmässig angewendet, dem sozialen Organismus Güter zu, an deren Vorhandensein alle Menschen, die diesem Organismus angehören, ein Interesse haben. In welcher Lebenslage ein Mensch auch ist, er hat ein Interesse daran, dass nichts von dem verloren gehe, was aus
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den Quellen der Menschennatur an solchen individuellen Fähigkeiten erfliesst, durch die Güter zustande kommen, welche dem Meschenleben zweckentsprechend dienen. Die Entwicklung dieser Fähigkeiten kann aber nur dadurch erfolgen, dass ihre menschlichen Träger aus der eigenen freien Initiative heraus sie zur Wirkung bringen können. Was aus diesen Quellen nicht in Freiheit erfliessen kann, das wird der Menschen wohl fahrt mindeDas Kapistens bis zu eiern gewissen Grade entzogen. tal aber ist das Mittel, solche Fähigkeiten für weite Gebiete des sozialen Lebens in Wirksamkeit zu bringen. Den gesamten Kapitalbesitz so zu verwalten, dass nicht der einzelne in besonderer Richtung begabte Mensch oder zu Besonderem befähigte Menschengruppen zur Verfügung über Kapital kommen, die lediglich aus ihrer ureigenen Initiative entspringt, daran kann niemand innerhalb eines sozialen Organismus ein wahrhaftes InteVom Geistesarbeiter bis zum handwerkresse haben. lich Schaffenden muss ein jeder Mensch, wenn er vorurteilslos dem eigenen Interesse dienen will, sagen ich möchte, dass eine genügend grosse Anzahl befähigter Personen oder Personengruppen, völlig frei über Kapital nicht nur verfügen können, sondern dass sie auch aus der eigenen Initiative heraus zu dem Kapitale gelangen :
können
;
denn nur
sie allein
können
ein Urteil
darüber
haben, wie durch die Vermittlung des Kapitales ihre individuellen Fähigkeiten dem sozialen Organismus zweckmässig Güter erzeugen werden.
Es
ist
nicht nötig,
im Rahmen
dieser Schrift
darzu-
wie im Laufe der Menschheitsentwicklung zusammenhängend mit der Betätigung der menschlichen individuellen Fähigkeiten im sozialen Organismus sich der Privatbesitz aus andern Besitzformen ergeben hat. Bis zur Gegenwart hat sich unter dem Einfluss der Arbeitsteilung innerhalb dieses Organismus ein solcher Besitz entwickelt. Und von den gegenwärtigen Zuständen und deren notwendiger Weiterentwicklung soll hier gesprochen werden. Wie auch der Privatbesitz sich gebildet hat, durch Macht- und Eroberungsbetätigung usw., er ist ein Erstellen,
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an individuelle menschliche Fähigkeiten gebunDennoch besteht gegenwärtig bei sozialistisch Denkenden die Meinung, dass sein Bedrückendes nur beseitigt werden könne durch seine Verwandlung in Gemeinbesitz. Dabei stellt man die Frage so: wie kann der Privatbesitz an Produktionsmitteln in seinem Entstehen verhindert werden, damit die durch ihn bewirkte Bedrückung der besitzlosen Bevölkerung aufhöre? Wer die Frage so stellt, der richtet dabei sein Augenmerk nicht auf die Tatsache, dass der soziale Organismus ein fortwährendes Werdendes, Wachsendes ist. Man kann diesem Wachsenden gegenüber nicht so fragebnis des
denen sozialen Schaffens.
man es am besten einrichten, damit es Einrichtung dann in dem Zustande verbleibe, den man als den richtigen erkannt hat ? So kann man gegenüber einer Sache denken, die von einem gewissen Ausgangspunkt aus wesentlich unverändert weigen:
wie
durch
soll
diese
ter wirkt. Das gilt nicht für den sozialen Organismus. Der verändert durch sein Leben fortwährend dasjenige, das in ihm entsteht. Will man ihm eine vermeintlich beste Form geben, in der er dann bleiben soll, so unter-
man seine Lebensbedingungen. Eine Lebensbedingung des sozialen Organismus ist, dass demjenigen, welcher der Allgemeinheit durch seine individuellen Fähigkeiten dienen kann, die Möglichkeit zu solchem Dienen aus der freien eigenen Initiative heraus nicht genommen werde. zu solchem Dienste die freie Verfügung über Produktionsmittel gehört, da würde die Verhinderung dieser freien Verfügung den gräbt
Wo
.
allgemeinen sozialen Interessen schaden. Was gewöhnmit Bezug auf diese Sache vorgebracht wird, dass der Unternehmer zum Anreiz seiner Tätigkeit die Aussicht auf den Gewinn braucht, der an den Besitz der Produktionsmittel gebunden ist das soll hier nicht lich
:
geltend
gemacht werden.
Denn
die Denkart, aus welcher
Darstellung einer Fortentwicklung der sozialen Verhältnisse erfliesst, muss in der Befreiung des geistidiese
gen Lebens von dem politischen und dem wirtschaftlichen Gemeinwesen die Möglichkeit sehen, dass ein solDas befreite Geistesleben cher Anreiz wegfallen kann. 65
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wird soziales Verständnis ganz notwendig aus sich selbst entwickeln, und aus diesem Verständnis werden Anreize ganz anderer Art sich ergeben als derjenige ist, der in der Hoffnung auf wirtschaftlichen Vorteil liegt. Aber nicht darum kann es sich allein handeln, aus welchen Impulsen heraus der Privatbesitz an Produktionsmitteln bei Menschen beliebt ist, sondern darum, ob die freie Verfügung über solche Mittel, oder die durch die Gemeinschaft geregelte den Lebensbedingungen des soziaUnd dabei muss immer im len Organismus entspricht. Auge behalten werden, dass man für den gegenwärtigen sozialen Organismus nicht die Lebensbedingungen in Betracht ziehen kann, die man bei primitiven Menschengesellschaften zu beobachten glaubt, sondern allein diejenigen, welche der heutigen Entwicklungsstufe der Menschheit entsprechen. Auf dieser gegenwärtigen Stufe kann eben die fruchtbare Betätigung der individuellen Fähigkeiten durch das Kapital nicht ohne die freie Verfügung über dasselbe in den Kreislauf des Wirtschaftslebens eintreten. fruchtbringend produziert werden soll, da muss diese Verfügung möglich sein, nicht weil sie einem einzelnen oder einer Menschengruppe Vorteil bringt, sondern weil sie der Allgemeinheit am besten dienen kann, wenn sie zweckmässig von sozialem Verständnis getragen ist.
Wo
Der Mensch
ist
gewissermassen, wie mit der Ge-
seiner eigenen Leibesglieder, so verbunden mit dem, was er selbst oder in Gemeinschaft mit andern erzeugt, dass die Unterbindung der freien Verfügung über die Produktionsmittel gleichkommt einer Lähmung der freien Anwendung seiner Geschicklichkeit der Leibesglieder. schicklichkeit
Nun ist aber das Privateigentum nichts anderes als der Vermittler dieser freien Verfügung. Für den sozialen Organismus kommt in Ansehung des Eigentums gar nichts anderes in Betracht, als dass der Eigentümer das Recht hat, über das Eigentum aus seiner freien InitiaMan sieht, im sozialen Leben tive heraus zu verfügen. sind zwei Dinge miteinander verbunden, welche von ganz verschiedener Bedeutung sind für den sozialen Or-
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ganismus: Die freie Verfügung über die Kapitalgrundlage der sozialen Produktion, und das Rechtsverhältnis, in das der Verfüger zu andern Menschen tritt dadurch, dass durch sein Verfügungsrecht diese anderen Menschen ausgeschlossen werden von der freien Betätigung durch diese Kapitalgrundlage. Nicht die ursprünglich freie Verfügung führt zu sozialen Schäden, sondern lediglich das Fortbestehen des Rechtes auf diese Verfügung, wenn die Bedingungen
aufgehört haben, welche in zweckmässiger viduelle menschliche Fähigkeiten mit dieser
Art indiVerfügung
zusammenbinden. Wer seinen Blick auf den sozialen Organismus als auf ein Werdendes, Wachsendes richtet, der wird das hier Angedeutete nicht missverstehen können. Er wird nach der Möglichkeit fragen, wie kann dasjenige, was dem Leben auf der einen Seite dient, so verwaltet werden, dass es nicht auf der anderen Seite schädlich wirkt. Was lebt, kann gar nicht in einer andern Weise fruchtbringend eingerichtet sein als dadurch, dass im Werden das Entstandene auch zum Nachteil führt. Und soll man an einem Werdenden selbst mitar-
wie es der Mensch am sozialen Organismus muss, kann die Aufgabe nicht darin bestehen, das Entstehen einer notwendigen Einrichtung zu verhindern, um den Schaden zu vermeiden, denn damit untergräbt man die Lebensmöglichköit des sozialen Organismus. Es kann sich allein darum handeln, dass im rechten Augenblick eingegriffen werde, wenn sich das Zweckmässige in ein beiten,
so
Schädliches verwandelt. Die Möglichkeit, frei über die Kapitalgrundlage aus den individuellen Fähigkeiten heraus zu verfügen, muss bestehen das damit verbundene Eigentumsrecht muss in dem Augenblicke verändert werden können, in dem es umschlägt in ein Mittel zur ungerechtfertigten MachtentIn unserer Zeit haben wir eine Einrichtung, faltung. welche der hier angedeuteten sozialen Forderung Rechnung trägt, teilweise durchgeführt nur für das sogenannte geistige Eigentum. Dieses geht einige Zeit nach dem Tode des Schaffenden in freies Besitztum der Allgemeinheit über. Dem liegt eine dem Wesen des mensch;
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Zusammenlebens entsprechende Vfarstellungsart So eng auch die Hervorbringung eines rein geistigen Gutes an die individuelle Begabung des einzelnen gebunden ist es ist dieses Gut zugleich ein Ergebnis des sozialen Zusammenlebens und muss in dieses im Nicht anders rechten Augenblicke übergeleitet werden. aber steht es mit anderem Eigentum. Dass mit dessen Hilfe der einzelne im Dienste der Gesamtheit produziert, das ist nur möglich im Mitwirken dieser Gesamtheit. Es kann also das Recht auf die Verfügung über ein Eigentum nicht von den Interessen dieser Gesamtheit getrennt verwaltet werden. Nicht ein Mittel ist zu finden, wie das Eigentum an der Kapitalgrundlage ausgetilgt werden kann, sondern ein solches, wie dieses Eigentum so verwaltet werden kann, dass es in der besten Weise der Gesamtheit diene. In dem dreigliedrigen sozialen Organismus kann dieDie im sozialen Organisses Mittel gefunden werden. mus vereinigten Menschen wirken als Gesamtheit durch liehen
zugrunde.
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den Rechtsstaat. Die Betätigung der individuellen Fähigkeiten gehört der geistigen Organisation an. Wie alles am sozialen Organismus einer Anschauung, die für Wirklichkeiten Verständnis hat, und die nicht von subjektiven Meinungen, Theorien, Wünschen usw. sich ganz beherrschen lässt, die Notwendigkeit der Dreigliedrung dieses Organismus ergibt, so insbesondere die Frage nach dem Verhältnis der individuellen menschlichen Fähigkeiten zur Kapitalgrundlage des Wirtschaftslebens und dem Eigentum an dieser Kapitalgrundlage. Der Rechtsstaat wird die Entstehung und die Verwaltung des privaten Eigentums an Kapital nicht zu verhindern haben, solange die individuellen Fähigkeiten so verbunden bleiben mit der Kapitalgrundlage, dass die Verwaltung einen Dienst bedeutet für das Ganze des sozialen Organismus. Und er wird Rechtsstaat bleiben gegenüber dem privaten Eigentum; er wird es niemals selbst in seinen Besitz nehmen, sondern bewirken, dass es im rechten Zeitpunkt in das Verfügungsrecht einer Person oder Personengruppe übergeht, die wieder ein in den individuellen Verhältnissen bedingtes Verhältnis zu 6P
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dem Besitze entwickeln können. Von zwei ganz verschiedenen Ausgangspunkten wird dadurch dem sozialen Organismus gedient werden können. Aus dem demokratischen Untergrund des Rechtsstaates, der es zu tun hat mit dem, was alle Menschen in gleicher Art berührt, wird gewacht werden können, dass Eigentumsrecht nicht im Laufe der Zeit zu Eigentumsunrecht wird. Dadurch dass dieser Staat das Eigentum nicht selbst verwaltet, sondern sorgt für die Ueberleitung an die individuellen menschlichen Fähigkeiten, werden diese ihre fruchtbare Kraft für die Gesamtheit des sozialen Organismus entfalten. Solange es als zweckmässig erscheint, werden durch eine solche Organisation die Eigentumsrechte oder Verfügung über dieselben bei dem persönlichen Elemente verbleiben können. Man kann sich vorstellen, dass die Vertreter im Rechtsstaate zu verschiedenen Zeiten ganz verschiedene Gesetze geben werden über die Ueberleitung des Eigentums von einer Person oder Personengruppe an andere. In der Gegenwart, in der sich in weiten Kreisen ein grosses Misstrauen zu allem privaten Eigentum entwickelt hat, wird an ein radikales Ueber führen des privaten Eigentums in Gemeineigentum gedacht. Würde man auf diesem Wege weit gelangen, so würde man sehen, wie man dadurch die Lebensmögdie
des sozialen Organismus
unterbindet. Durch würde man einen andern Weg Doch wäre es zweifellos besser, später einschlagen. wenn man schon in der Gegenwart zu Einrichtungen griffe, die dem sozialen Organismus im Sinne des hier lichkeit
die
Erfahrung
belehrt,
Angedeuteten seine Gesundheit gäben. Solange eine Person für sich allein oder in Verbindung mit einer Personengruppe die produzierende Betätigung fortsetzt, die sie mit einer Kapitalgrundlage zusammengebracht hat, wird ihr das Verfügungsrecht verbleiben müssen über diejenige Kapitalmasse, die sich aus dem Anfangskapital als Betriebsgewinn ergibt, wenn der letztere zur Erweiterung des Produktionsbetriebes verwendet wird. Von
dem Zeitpunkt an, in dem eine solche Persönlichkeit aufhört, die Produktion zu verwalten, soll diese Kapitalmasse an eine andere Person oder Personengruppe zum 69
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Betriebe einer gleichgearteten oder anderen dem soziaOrganismus dienenden Produktion übergehen. Auch dasjenige Kapital, das aus dem Produktionsbetrieb gewonnen wird und nicht zu dessen Erweiterung verwendet wird, soll von seiner Entstehung an den gleichen Weg nehmen. Als persönliches Eigentum der den Betrieb leitenden Persönlichkeit soll nur gelten, was diese bezieht auf Grund derjenigen Ansprüche, die sie bei Aufnahme des Produktionsbetriebes glaubte wegen ihrer individuellen Fähigkeit machen zu können, und die dadurch gerechtfertigt erscheinen, dass sie aus dem Vertrauen anderer Menschen heraus bei Geltendmachung derselben Kapital erhalten hat. Hat das Kapital durch die Betätigung dieser Persönlichkeit eine Vergrösserung erfahren, sq wird in deren individuelles Eigentum aus dieser Vergrösserung so viel übergehen, dass die Vermehrung der ursprünglichen Bezüge der Kapitalvermehrung im Sinne Das Kapital, mit dem eines Zinsbezuges entspricht. ein Produktionsbetrieb eingeleitet worden ist, wird je nach dem Willen der ursprünglichen Besitzer an den neuen Verwalter mit allen übernommenen Verpflichtungen übergehen, oder an diese zurückfliessen, wenn der erste Verwalter den Betrieb nicht mehr besorgen kann len
—
.
oder
will.
Man
hat es bei einer solchen Einrichtung mit Rechtsübertragungen zu tun. Die gesetzlichen Bestimmungen zu treffen, wie solche Uebertragungen stattfinden sollen, obliegt dem Rechtsstaat. Er wird auch über die Ausführung zu wachen und die Verwaltung zu führen haber. Man kann sich denken, dass im einzelnen die Bestimmungen, die eine solche Rechtsübertragung regeln, in einer gewissen Art, oder auch in einer andern aus dem Rechtsbewusstsein heraus für richtig befunden werden. Eine Vorstellungsart, die wie die hier dargestellte wirklichkeiisgemäss sein will, wird niemals mehr wollen als auf die Richtung weisen, in der sich die Regelung bewegeri.kann. Geht man verständnisvoll auf diese Richtung •ein, so wird man im konkreten Einzelfalle immer ein Zweckentsprechendes finden. Doch wird aus den besondern Verhältnissen heraus für die Lebenspraxis aus dem 70
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Sache das Richtige gefunden werden müssen. Denkart ist, desto weniger wird sie für Einzelnes aus vorgefassten Forderungen heraus Gesetz und Regel feststellen wollen. Nur wird andrerseits eben aus dem Geiste der Denkart in entschiedener Weise das eine oder das andere mit Notwendigkeit sich ergeben. Ein solches Ergebnis ist, dass durch seine Verwaltung der Rechtsübertragungen der Rechtsstaat selbst niemals die Verfügung über ein Kapital wird an sich reissen dürfen. Er wird nur dafür zu sorgen haben, dass die Uebertragung an eine Person oder Personengruppe geschieht, welche diesen Vorgang durch ihre Geiste der
Je wirklichkeitsgemässer eine
—
individuellen
Aus
Fähigkeiten als
gerechtfertigt
erscheinen
.
Voraussetzung heraus wird, auch., zunächst ganz allgemein die Bestimmung zu gelten haben, dass, wer aus den geschilderten Gründen zu einer Kapitalübertragung zu schreiten hat, sich aus freier Wahl über seine Nachfolger in der Kapitalverwertung entscheiden kann. Er wird eine Person oder Personengrqppe wählen, können, oder auch das Verfügungs recht auf eine Korporation der geistigen Organisation übertragen können. Denn wer durch eine Kapitalverwaltung dem sozialen Organismus zweckentsprechende Dienste geleistet hat, der wird auch über die weitere Verwendung lassen.
dieser
.
dieses Kapitals aus seinen individuellen Fähigkeiten heraus mit sozialem Verständnis urteilen. Und es wird für* den sozialen Organismus dienlicher sein, wenn auf dieses Urteil gebaut wird, als wenn darauf verzichtet
wird.
j.:
Eine Regelung dieser Art wird in Betracht kommen Kapitalmassen von einer bestimmten Höhe an, die von einer Person oder einer Personengruppe durch Prodlrktiönsrtiittel (zü denen auch Grund und Boden gehört) erworben werden, und die nicht auf der Grundlage der ursprunglich für die Betätigung der individuellen Fähigbei
keiten
gemachten
werden. r.:J>je; jn alle"'
V;\
Ansprüche
persönliches
Eigentum
,'" •
der letzteren Art gemachten Erwerbungen und
Ersparnisse, die aus den Leistungen der eigenen ZU*.
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Arbeit entspringen, verbleiben bis zum Tode des Erwerbers oder bis zu einem späteren Zeitpunkte im persönlichen Besitz dieses Erwerbers oder seiner Nachkommen. Bis zu diesem Zeitpunkte wird auch ein aus dem Rechtsbewusstsein sich ergebender, durch den Rechtsstaat festzusetzender Zins von dem zu leisten sein, dem solche Ersparnisse zum Schaffen von Produktionsmitteln gegeben werden. In einer sozialen Ordnung, die auf den hier geschilderten Grundlagen ruht,
kann eine vollkom-
mene Scheidung durchgeführt werden zwischen den Ertragnissen, die auf Grund einer Arbeitsleistung mit Produktionsmitteln Zustandekommen und den Vermögensmassen, die auf Grund der persönlichen (physischen und Diese Scheidung geistigen) Arbeit zustande kommen. entspricht dem Rechtsbewusstsein und den Interessen
und
der sozialen Allgemeinheit. Was jemand erspart, Ersparnis einem Produktionsbetrieb zur Verfügung Denn es stellt, das dient den allgemeinen Interessen, macht erst die Produktionsleistung durch individuelle menschliche Fähigkeiten möglich. Was an Kapitalvernach mehrung durch die Produktionsmittel entsteht, das verdankt seine des rechtmässigen Zinses Entstehung der Wirkung des gesamten sozialen Organismus, soll also auch in der geschilderten Art wieder in ihn zurückfliessen. Der Rechtsstaat wird nur eine Bestimmung darüber zu treffen haben, dess die Ueberleitung der in Frage kommenden Kapitalmassen in der angegebenen Art geschehe; nicht aber wird es als
—
—
Abzug
ihm
obliegen, Entscheidungen darüber zu treffen, zu welcher materiellen oder geistigen Produktion ein übergeleitetes oder auch ein erspartes Kapital zur Verfügung zu stelDas würde zu einer Tyrannis des Staates len ist. die geistige und materielle Produktion führen, Diese aber wird in der für den sozialen Organismus besten Art durch die individuellen menschlichen Fähigkeiten Nur wird es demjenigen, der nicht selbst die geleitet. Wahl darüber treffen will, an wen er ein durch ihn
über
entstandenes Kapital übertragen soll, frei überlassen sein, für das Ver fügungsrecht eine Korporation der geistigen Organisation einzusetzen. 72
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durch Ersparnis gewonnenes Vermögen Zinsertragnis nach dem Tode des Erwerbers oder einige Zeit danach an eine geistig oder materiell produzierende Person oder Personengruppe aber nur an eine solche, nicht an eine unproduktive Person, bei der es zur Rente wurde über, die durch letzwillige Anordnung von dem Erwerber zu wählen ist. Auch dafür wird, wenn eine Person oder Personengruppe nicht unmittelbar gewählt werden kann, die Uebertragung des Verfügungsrechtes an eine Korporation des geistigen Organismus in Betracht kommen. Nur wenn jemand von sich aus keine Verfügung trifft, so wird der Rechtsstaat für ihn eintreten und durch die geistige Organisa-
Auch
geht mit
ein
dem
—
—
tion die
Verfügung
treffen lassen.
Innerhalb einer so geregelten sozialen Ordnung ist zugleich der freien Initiative der einzelnen Menschen und auch den Interessen der sozialen Allgemeinheit Rechnung getragen; ja es wird den letzteren eben dadurch voll entsprochen, dass die freie Einzel-Initiative Wer seine Arbeit der Leiin ihren Dienst gestellt wird. tung eines andern Menschen anzuvertrauen hat, wird bei einer solchen Regelung wissen können, dass das mit dem Leiter gemeinsam Erarbeitete in der möglichst besten Art für den sozialen Organismus, also auch für den Die hier gemeinte Arbeiter selbst, fruchtbar wird. soziale Ordnung wird ein dem gesunden Empfinden der Menschen entsprechendes Verhältnis schaffen zwischen den durch das Rechtsbewusstsein geregelten Verfügungsrechten über in Produktionsmitteln verkörpertes Kapital und menschlicher Arbeitskraft einerseits und den Preisen der durch beides geschaffenen Erzeugnisse andrerseits.
—
stellten
Vielleicht findet
mancher
Unvollkommenheiten.
in
Die
dem hier Dargemögen gefunden
Es kommt einer wirklichkeitsgemässen Denkdarauf an, vollkommene "Programme" ein für alle Male zu geben, sondern darauf, die Richtung zu kennzeichnen, in der praktisch gearbeitet werden soll. Durch solche besondere Angaben, wie sie die hier gemachten sind, soll eigentlich nur wie durch ein Beispiel die gekennzeichnete Richtung näher erläutert werden. werden.
art nicht
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Ein solches Beispiel mag verbessert werden wenn dies nur in der angegebenen Richtung geschieht, dann kann * ein fruchtbares Ziel erreicht werden. ;
•
Berechtigte persönliche oder Familienimpulse werden sich durch solche Einrichtungen mit den Forderungen der menschlichen Allgemeinheit in Einklang bringen las-
Man
wird gewiss darauf hinweisen können, dass Eigentum auf einen oder mehrere Nachkommen noch bei Lebzeiten zu übertragen, sehr
sen.
die Versuchung, das
gross ist. Und dass man ja in solchen Nachkommen scheinbar Produzierende schaffen kann, die aber dann doch gegenüber anderen untüchtig sind und besser durch diese anderen ersetzt würden. Doch diese Versuchung wird in einer von den oben angedeuteten Einrichtungen beherrschten Organisation eine möglichst geringe sein
können. Denn der Rechtsstaat braucht nur zu verlangen dass unter allen Umständen das Eigentum, das an ein Familienglied von einem andern übertragen worden ist, nach Ablauf einer gewissen, auf den Tod des letzteren folgenden Zeit einer Korporation der geistigen Organisation zufällt, oder dass in andrer Art die Umgehung der Regel geschehe. Der Rechtsstaat wird nur dafür sorgen, dass diese Uebertragung geschehe; wer ausersehen sein solle, das Erbe anzutreten, das sollte durch eine aus der geistigen Organisation hervorgegangene Einrichtung bestimmt sein. Durch Erfüllung spicher Voraussetzungen wird sich ein Verständnis dafür entwickeln, dass Nachkommen durch Erziehung und Unterricht für den sozialen Organismus geeignet gemacht werden und nicht durch Kapitalübertraguhg an unproduktive Personen sozialer Schaden angerichtet werde. Jemand, in dem wirklich soziales Verständnis lebt, hat kein Interesse daran, dass seine Verbindung mit einer Kapitalgrundlage nachwirke bei Personen oder Personengruppen, bei denen die individuellen Fähigkeiten eine solche Verbindung nicht rechtfertigen. Niemand wird, was hier ausgeführt ist, für eine blosse Utopie halten, der Sinn für wirklich praktisch DurchDenn gerade auf solche Einrichtungen führbares hat. wird gedeutet, die ganz unmittelbar an jeder Stelle des 74
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Lebens aus den gegenwärtigen Zuständen heraus erwachsen können. Man wird nur zu dem Entschluss greifen müssen, innerhalb des Rechtsstaates auf die Verwaltung des geistigen Lebens und auf das Wirtschaften allmählich zu verzichten und sich nicht zu wehren, wenn, was geschehen sollte, wirklich geschieht, dass private Bildungsanstalten entstehen und dass sich das Wirtschaftsleben auf die eigenen Untergründe stellt. Man braucht die Staatsschulen und die staatlichen Wirtschaftseinrichaber tungen nicht von heute zu morgen abzuschaffen man wird aus vielleicht kleinen Anfängen heraus die Möglichkeit erwachsen sehen, dass ein allmählicher Abbau des staatlichen Bildungs- und Wirtschaftswesens Vor allem aber würde notwendig sein, dass erfolge. diejenigen Persönlichkeiten, welche sich mit der Ueberzeugung durchdringen können von der Richtigkeit der hier dargestellten oder ähnlicher sozialer Ideen, für Finden solche Ideen Verderen Verbreitung sorgen. ständnis, so wird dadurch Vertrauen geschaffen zu einer möglichen heilsamen Umwandlung der gegenwärtigen Zustände in solche, welche deren Schäden nicht zeigen. Dieses Vertrauen aber ist das einzige, das eine wirklich gesunde Entwicklung erhoffen lässt. Denn wer ein solches Vertrauen gewinnen soll, der muss überschauen können, wie Neueinrichtungen sich praktisch an das BeUnd dies scheint gerade stehende anknüpfen lassen. das Wesentliche der Ideen zu sein, die hier entwickelt werden, dass sie nicht eine bessere Zukunft herbeiführen wollen durch eine noch weitergehende Zerstörung des Gegenwärtigen, als sie schon eingetreten ist; sondern dass die Verwirklichung solcher Ideen auf dem Bestehenden weiterbaut und im Weiterbauen den Abbau des UngeEine Aufklärung, die ein Versunden herbeiführt. trauen nach dieser Richtung nicht anstrebt, wird nicht erreichen, was unbedingt erreicht werden muss: eine Weiterentwicklung, bei welcher der Wert der bisher von den Menschen erarbeiteten Güter und der erworbenen Fähigkeiten nicht in den Wind geschlagen, sondern geAuch der ganz radikal Denkende kann wahrt wird. Vertrauen zu einer solchen Neugestaltung unter Wah;
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rung der überkommenen Werte gewinnen, wenn er vor Ideen sich gestellt sieht, die eine wirklich gesunde Entwicklung einleiten können. Auch er wird einsehen müssen, dass, welche Menschenklasse auch immer zur Herrschaft gelangt: sie die bestehenden Uebel nicht beseitigen wird, wenn ihre Impulse nicht von Ideen getragen sind, die den sozialen Organismus gesund, lebensfähig machen. Verzweifeln, weil man nicht glauben kann, dass bei einer genügend grossen Anzahl von Menschen auch in den Wirren der Gegenwart Verständnis sich finde für solche Ideen, wenn auf ihre Verbreitung die notwendige Energie gewandt werden kann, hiesse an der Empfänglichkeit der Menschennatur für Impulse des Gesunden und Zweckentsprechenden verzweifeln. Es sollte diese Frage, ob man daran verzweifeln müsse, gar nicht gestellt werden, sondern nur die andere: was man tun solle, um die Aufklärung über vertrauenerweckende Ideen so kraftvoll als möglich zu machen. Einer wirksamen Verbreitung der hier dargestellten Ideen wird zunächst entgegenstehen, dass die Denkgewohnheiten des gegenwärtigen Zeitalters aus zwei Untergründen heraus mit ihnen nicht zurechtkommen werden. Entweder wird man in irgend einer Form einwenden, man könne sich nicht vorstellen, dass ein Auseinanderreissen des einheitlichen sozialen Lebens möglich sei, da doch die drei gekennzeichneten Zweige dieses Lebens der Wirklichkeit überall zusammenhängen oder man wird finden, dass auch im Einheitsstaate die notwendige selbständige Bedeutung eines jeden der drei Glieder erreicht werden könne, und dass eigentlich mit dem hier Dargestellten ein Ideengespinst gegeben sei, das die Wirklichkeit nicht berühre. Der erste Einwand beruht darauf, dass von einem unwirklichen Denken ausgegangen wird. Dass geglaubt wird, die Menschen könnten in einer Gemeinschaft nur eine Einheit des Lebens erzeugen, wenn diese Einheit durch Anordnung erst in die Doch das UmgeGemeinschaft hineingetragen wird. kehrte wird von der Lebenswirklichkeit verlangt. Die die von verEinheit muss als das Ergebnis entstehen schiedenen Richtungen her zusammenströmenden Betäin
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tigungen müssen zuletzt eine Einheit bewirken. Dieser wirklichkeitsgemässen Idee lief die Entwicklung der letzten Zeit zuwider. Deshalb stemmte sich, was in den Menschen lebte, gegen die von aussen in das Leben gebrachte "Ordnung" und führte zu der gegenwärtigen sozialen Lage. Das zweite Vorurteil geht hervor aus dem Unvermögen, die radikale Verschiedenheit im Wirken der drei Glieder des sozialen Lebens zu durchschauen. Man sieht nicht, wie der Mensch zu jedem der drei Glieder ein besonderes Verhältnis hat, das in seiner Eigenart nur entfaltet werden kann, wenn im wirklichen Leben ein für sich bestehender Boden vorhanden ist, auf dem dieses Verhältnis sich, abgesondert von den beiden andern, ausgestalten kann, um mit ihnen zusammenzuwirken. Eine Anschauung der Vergangenheit, die phy siokratische, meinte: entweder die Menschen machen Regierungsmassregeln über das wirtschaftliche Leben, welche der freien Selbstentfaltung dieses Lebens wider-
—
•
streben;
dann seien solche Massregln schädlch.
Oder
Gesetze laufen in derselben Richtung, in welcher das Wirtschaftsleben von selbst läuft, wenn es sich frei überlassen bleibt dann seien sie überflüssig. Als Schuldie
;
meinung
ist
diese
Anschauung überwunden;
als
Denk-
gewohnheit spukt sie aber überall noch verheerend in den Menschenköpfen. Man meint, wenn ein Lebensgebiet seinen Gesetzen folgt, dann müsse aus diesem Gefür das Leben Notwendige sich ergeben. Beispiel, das Wirtschaftsleben in einer solchen Art geregelt werde, dass die Menschen die Regelung als eine sie befriedigende empfinden, dann müsse auch das Rechts- und Geistesleben aus dem geordneten Wirtschaftsboden sich richtig ergeben. Doch dieses ist nicht möglich. Und nur ein Denken, das der Wirklichkeit fremd gegenübersteht, kann glauben, dass es möglich sei. Im Kreislauf des Wirtschaftslebens ist nichts vorhanden, das von sich aus einen Antrieb enthielte, dasjenige zu regeln, was aus dem Rechtsbewusstsein über Und das Verhältnis von Mensch zu Mensch erfliesst. will man dieses Verhältnis aus den wirtschaftlichen Antrieben heraus ordnen, so wird man den Menschen mit biete
alles
Wenn, zum
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seiner Arbeit und mit der Verfügung über die Arbeitsmittel in das Wirtschaftsleben einspannen. Er wird ein.
Rad im
Wirtschaftsleben. Dieses Leben hat die Tendenz, fortwährend in einer Richtung sich zu bewegen,., in die von einer andern Seite her eingegriffen werden muss. Nicht, wenn die Rechtsmassnahmen in der Richtung verlaufen, die vom Wirtschaftsleben erzeugt wird, sind sie gut, oder wenn sie ihr zuwiderlaufen, sind sie schädlich; sondern, wenn die Richtung, in welcher das
Wirtschaftsleben läuft, fortwährend beeinflusst wird von den Rechten, welche den Menschen nur als Menschen angehen, wird dieser in dem Wirtschaftsleben ein menschenwürdiges Dasein führen können. Und nur dann, wenn ganz abgesondert von dem Wirtschaftsleben die individuellen Fähigkeiten auf einem eigenen Boden erwachsen und dem Wirtschaften die Kräfte immer wieder neu zuführen, die aus ihm selbst sich nicht erzeugen können, wird auch dieses Wirtschaften in einer dem Menschen gedeihlichen Art sich entwickeln können. Es ist merkwürdig auf dem Gebiete des rein ausserlichen Lebens sieht man leicht den Vorteil der Arbeitsteilung ein. Man glaubt nicht, dass der Schneider sich seine Kuh züchten solle, die ihn mit Milch versorgt. Für die umfassende Gliederung des Menschenlebens glaubt man, dass die Einheitsordnung das allein Erspriessliche sein müsse. * $ $ :
Dass die Einwände gerade bei einer dem wirklichen Leben entsprechenden sozialen Ideenrichtung von allen Seiten sich ergeben müssen, ist selbstverständlich. Denn das wirkliche Leben erzeugt Widersprüche. Und wer diesem Leben gemäss denkt, der muss Einrichtungen verwirklichen wollen, deren Lebenswidersprüche durch andere Einrichtungen ausgeglichen werden. Er darf nicht glauben: eine Einrichtung, die sich vor seinem Denken als "ideal gut" ausweist, werde, wenn sie verwirklicht Es ist eine wird, auch widerspruchslos sich gestalten. durchaus berechtigte Forderung des gegenwärtigen Sozia-, lismus, dass die neuzeitlichen Einrichtungen, in denen, produziert wird um des Profi tierens des einzelnen wilteft,
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durch solche ersetzt werden, in denen produziert wird, um des Konsumierens aller willen. Allein gerade derjenige, welcher diese Forderung voll anerkennt, wird nicht zu der Schlussfolgerung dieses neueren Sozialismus kommen können also müssen die Produktionsmit:
dem
Privateigentum in Gemeineigentum übergehen. Er wird vielmehr die ganz andere Schlussfolgerung anerkennen müssen: also muss, was privat auf Grund der individuellen Tüchtigkeiten produziert wird, durch die rechten Wege der Allgemeinheit zugeführt werden. Der wirtschaftliche Impuls der neueren Zeit ging dahin, durch die Menge des Gütererzeugens Einnahmen zu schaffen die Zukunft wird danach streben müssen, durch Assoziationen aus der notwendigen Konsumtion die beste Art der Produktion und die Wege von dem Produzenten zu dem Konsumenten zu finden. Die Rechtseinrichtungen werden dafür sorgen, dass ein Produktionsbetrieb nur so lange mit einer Person oder Personengruppe verbunden bleibt, als sich diese Verbindung aus den individuellen Fähigkeiten dieser Personen heraus rechtfertigt. Statt dem Gemeineigentum der Produktionsmittel wird im sozialen Organismus ein Kreislauf dieser Mittel eintreten, der sie immer von neuem zu denjenigen Personen bringt, deren individuelle Fähigkeiten sie in der möglichst besten Art der Gemeinschaft nutzbar machen können. Auf diese Art wird zeitweilig diejenige Verbindung zwischen Persönlichkeit und Produktionsmittel hergestellt, die bisher durch den Privatbesitz bewirkt worden ist. Denn der Leiter einer Unternehmung und seine Unterleiter werden es den Produktionsmitteln verdanken, dass ihre Fähigkeiten ihnen ein ihfen Ansprüchen gemässes Einkommen bringen. Sie werden nicht verfehlen, die Produktion zu einer möglichst vollkommenen zu machen, denn die Steigerung dieser Produktion bringt ihnen zwar nicht den vollen Profit, welcher im Sinne des oben Ausgeführten der Allgemeinheit bis zu dem Grade zufliesst, der sich ergibt nach Abzug des Zinses, der dem Produzenten zugute kommt wegen der Steigerung der Produktion. Und es liegt eigentlich schon im Geiste des hier Dargestellten, tel
aus
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wenn die Produktion zurückgeht, sich das Einkomdes Produzenten in demselben Masse zu verringern habe, wie es sich steigert bei der Produktionserweiterung. Immer aber wird das Einkommen aus der geistigen Leistung des Leitenden fliessen, nicht aus dem Profit, welcher auf Verhältnisse beruht, die nicht in der geistigen Arbeit eines Unternehmers, sondern in dem Zusammenwirken der Kräfte des Gemeinlebens ihre Grundlage haben. Man wird sehen können, dass durch Verwirklichung solcher sozialer Ideen, wie sie hier dargestellt sind, Einrichtungen, die gegenwärtig bestehen, eine völlig neue Bedeutung erhalten werden. Das Eigentum hört auf, dasjenige zu sein, was es bis jetzt gewesen ist. Und es wird nicht zurückgeführt zu einer überwundenen Form, wie sie das Gemeineigentum darstellen würde, sondern es wird fortgeführt zu etwas völlig Neuem. Die Gegenstände des Eigentums werden in den Fluss des sozialen Lebens gebracht. Der einzelne kann sie nicht aus seinem Privatinteresse heraus zum Schaden der Allgemeinheit verwalten; aber auch die Allgemeinheit wird sie nicht zum Schaden der einzelnen bureaukratisch verwalten können, sondern der geeignete einzelne wird zu ihnen den Zugang finden, um durch sie der Allgemeinheit dienen zu können. Ein Sinn für das Allgemeininteresse kann sich durch die Verwirklichung solcher Impulse entwickeln, welcher das Produzieren auf eine gesunde Grundlage stellt und den sozialen Organismus vor Krisengefahren bewahrt. dass,
men
—
Auch wird
eine Verwaltung, die es nur zu tun hat
mit dem Kreislauf des Wirtschaftslebens, zu Ausgleichen führen können, die etwa aus diesem Kreislauf heraus Sollte, zum Beispiel, ein als notwendig sich ergeben. Betrieb nicht in der Lage sein, seinen Darleihern ihre Arbeitsersparnisse zu verzinsen, so wird, wenn er doch einem Bedürfnis entsprechend anerkannt wird, als aus andern Wirtschaftsbetrieben nach freier Uebereinkunft mit allen an den letzteren beteiligten Personen das Fehlende zugeschossen werden können. Ein in sich abgeschlossener Wirtschaftskreislauf, der von aussen
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Rechtsgrundlage erhält und den fortdauernden Zuder zutage tretenden individuellen Menschen fähigkeiten, wird es in sich nur mit dem Wirtschaften zu tun haben. Er wird dadurch der Veranlasser einer Güterverteilung sein können, die jedem das verschafft, was er nach dem Wohlstande der Gemeinschaft gerechter Art haben kann. Wenn einer scheinbar mehr Einkommen haben wird als ein anderer, so wird dies nur deshalb sein, weil das ^Mehr" wegen seiner individuellen Fähigkeiten der Allgemeinheit zugute kommt. die
fluss
*
*
*
Ein sozialer Organismus, der im Lichte der hier dargestellten Vorstellungsart sich gestaltet, wird durch eine Uebereinkunft zwischen den Leitern des Rechtslebens und denen des Wirtschaftslebens die Abgaben regeln können, welche für das Rechtsleben notwendig sind. Und alles, was zum Unterhalte der geistigen Organisation nötig ist, wird dieser zufliessen durch die aus freiem Verständnis für sie erfolgende Vergütung von Seiten der Einzelpersonen, die am sozialen Organismus beteiligt sind. Diese geistige Organisation wird durch die in freier Konkurrenz sich geltend machende individuelle Initiative der zur geistigen Arbeit fähigen Einzelpersonen ihre gesunde Grundlage haben. Aber nur in dem hier gemeinten sozialen Organis-
mus wird
die Verwaltung des Rechtes das notwendige Verständnis finden für eine gerechte Güterverteilung. Ein Wirtschaftsorganismus, der nicht aus den Bedürfnissen der einzelnen Produktionszweige die Arbeit der Menschen in Anspruch nimmt, sondern der mit dem zu wirtschaften hat, was ihm das Recht möglich macht, wird den Wert der Güter nach dem bestimmen, was ihm die Menschen leisten er wird nicht die Menschen leisten lassen, was durch den unabhängig von Menschenwohlfahrt und Menschenwürde zustande gekommenen Güterwert bestimmt ist. Ein solcher Organismus wird Rechte sehen, die aus rein menschlichen Verhältnissen sich ergeKinder werden das Recht auf Erziehung haben; ben. der Familienvater wird als Arbeiter ein höheres Einkommen haben können als der Einzelnstehende. Das "Mehr" ;
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wird ihm zufliessen durch Einrichtungen, die durch Uebereinkommen aller drei sozialen Organisationen begründet werden. Solche Einrichtungen können dem Rechte auf Erziehung dadurch entsprechen, dass nach den allgemeinen Wirtschaftsverhältnissen die VerwalOrganisation die mögliche des Erziehungseinkommens bemisst und der Rechtsstaat die Rechte des einzelnen festsetzt nach den Gutachten der geistigen Organisation. Wieder liegt es in der Art eines wirklichkeitsgemässen Denkens, dass mit einer solchen Angabe nur wie durch ein Beispiel die Richtung bezeichnet wird, in welcher die Einrichtungen bewirkt werden können. Es wäre möglich, dass für das einzelne ganz anders geartete Einrichtungen als richtig befunden würden. Aber dieses "Richtige" wird sich nur finden lassen durch das zielgemässe Zusammenwirken der drei in sich selbständigen Glieder des sozialen Organismus. Hier, für diese Darstellung, möchte im Gegensatz zu vielem, was in der Gegenwart für praktisch gehalten wird, es aber nicht ist, die ihr zugrunde liegende Denkart das wirklich Praktische finden, nämlich eine solche Gliederung des sozialen Organismus, die bewirkt, dass die Menschen in dieser Gliederung das sozial Zweckmässige veranlassen. Wie Kindern das Recht auf Erziehung, so steht Altgewordenen, Invaliden, Witwen, Kranken das Recht auf einen Lebensunterhalt zu, zu dem die Kapitalgrundlage in einer ähnlichen Art dem Kreislauf des sozialen Organismus zufliessen muss wie der gekennzeichnete Kapitalbeitrag für die Erziehung der noch nicht Leistungsfähigen. Das Wesentliche bei all diesem ist, dass die Feststellung desjenigen, was ein nicht selbst Verdienender als Einkommen bezieht, nicht aus dem Wirtschaftsleben sich ergeben soll, sondern dass umgekehrt das Wirtschaftsleben abhängig wird von dem, was in dieser Beziehung aus dem Rechtsbewusstsein sich ergibt. Die in
tung der wirtschaftlichen
Höhe
einem Wirtschaftsorganismus Arbeitenden werden von ihre Arbeit Geleisteten um so weniger haben, je mehr für die nicht Verdienenden abfliessen muss. Aber das "Weniger" wird von allen am sozialen Orga-
dem durch
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Google I
nistnus beteiligten gleichmässig getragen, wenn die hier gemeinten sozialen Impulse ihre Verwirklichung finden werden. Durch den vom Wirtschaftsleben abgesonderten Rechtsstaat wird, was eine allgemeine Angelegenheit der Menschheit ist, Erziehung und Unterhalt nicht Arbeitsfähiger auch wirklich zu einer solchen Angelegenheit gemacht, denn im Gebiete der Rechtsorganisation wirkt dasjenige, worinnen alle Menschen mitzusprechen
haben.
Ein sozialer Organismus, welcher der hier gekennzeichneten Vorstellungsart entspricht, wird die Mehrleistung, die ein Mensch auf Grund seiner individuellen Fähigkeiten vollbringt, ebenso in die Allgemeinheit überführen, wie er für die Minderleistung der weniger Befähigten den berechtigten Unterhalt aus dieser Allgemeinheit entnehmen wird. "Mehrwert" wird nicht geschaffen werden für den unberechtigten Genuss des einzelnen, sondern zur Erhöhung dessen, was dem sozialen Organismus seelische oder materielle Güter zuführen kann; und zur Pflege desjenigen, was innerhalb dieses Organismus aus dessen Schoss heraus erzeugt wird, ohne dass es
ihm unmittelbar dienen kann.
Wer der Ansicht zuneigt, dass die Auseinanderhaltung der drei Glieder des sozialen Organismus nur einen ideellen wert habe, und dass sie sich auch beim einheitlich gestalteten Staatsorganismus oder bei einer das Staatsgebiet umfassenden, auf
Gemeineigentum an den
Produktionsmitteln beruhenden wirtschaftlichen Genossenschaft "von selbst" ergebe, der sollte seinen Blick auf die besondere Art von sozialen Einrichtungen lenken, die sich ergeben müssen, wenn die Dreigliederung verwirklicht wird. Da wird, zum Beispiel, nicht mehr die Staatsverwaltung das Geld als gesetzliches Zahlungsmittel anzuerkennen haben, sondern diese Anerkennung wird auf den Massnahmen beruhen, welche von den Verwaltungskörpern der Wirtschaftsorganisation ausgehen. Denn Geld kann im gesunden Organismus nichts anderes sein als eine Anweisung auf von andern erzeugte Waren, die man aus dem Gesamtgebiet des Wirtschaftslebens deshalb beziehen kann, weil man selbst erzeugte
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Waren an dieses Gebiet abgegeben hat. Durch den Geldverkehr wird ein Wirtschaftsgebiet eine einheitliche Wirtschaft. Jeder produziert auf dem Umwege durch das ganze Wirtschaftsleben für jeden. Innerhalb des Wirtschaftsgebietes hat man es nur mit Warenwerten zu Für dieses Gebiet nehmen auch die Leistungen, die tun. entstehen aus der geistigen und der staatlichen Organisation heraus, den Warencharakter an. Was ein Lehrer an seinen Schülern leistet, ist für den Wirtschaftskreislauf Ware. Dem Lehrer werden seine individuellen Fä- # higkeiten ebensowenig bezahlt wie dem Arbeiter seine Arbeitskraft. Bezahlt kann beiden nur werden, was, von ihnen ausgehend, im Wirtschaftskreislauf Ware und Waren sein kann. ie die freie Initiative, wie das Recht wirken sollen, damit die Ware zustande komme, das liegt ebenso ausserhalb des Wirtschaftskreislaufes wie die Wirkung der Naturkräfte auf das Kornerträgnis in einem segensreichen oder einem mageren Jahr. Für den Wirtschaftskreislauf sind die geistige Organisation bezüglich dessen, was sie beansprucht als wirtschaftliches Erträgnis, und auch der Staat einzelne Warenproduzen-
W
r
ten.
Nur
ist,
was
sie
produzieren, innerhalb ihres eige-
nen Gebietes nicht Ware, sondern es wird erst Ware, wenn es von dem Wirtschaftskreislauf aufgenommen wird. Sie wirtschaften nicht in ihren eigenen Gebieten mit dem von ihnen Geleisteten wirtschaftet die Verwaltung des Wirtschaftsorganismus. Der rein wirtschaftliche Wert einer Ware (oder eines Geleisteten), insofern er sich ausdrückt in dem Gelde, das seinen Gegenwert darstellt, wird von der Zweckmässigkeit abhängen, mit der sich innerhalb des Wirtschaftsorganismus die Verwaltung der Wirtschaft ausgestaltet. Von den Massnahmen dieser Verwaltung wird es abhängen, inwiefern auf der geistigen und rechtlichen Grundlage, welche von den andern Gliedern des sozialen Organismus geschaffen wird, die wirtschaftliche FruchtbarDer Geldwert einer Ware keit sich entwickeln kann. wird dann der Ausdruck dafür sein, dass diese Ware in der den Bedürfnissen entsprechenden Menge durch die Einrichtungen des W'irtschaftsorganismus erzeugt wird. *J4
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Würden die
in dieser Schrift dargelegten Voraussetzunverwirklicht, so wird im Wirtschaftsorganismus nicht der Impuls ausschlaggebend sein, welcher durch
gen
Menge der Produktion Reichtum ansammeln sondern es wird durch die entstehenden und sich in der mannigfaltigsten Art verbindenden Genossenschaften die Gütererzeugurlg sich den Bedürfnissen anpassen. Dadurch wird das diesen Bedürfnissen entsprechende Verhältnis zwischen dem Geldwert und den Produktionsdie blosse
will,
einrichtungen im sozialen Organismus hergestellt. Das Geld wird wirklich nur Wertmesser sein denn hinter jedem Geldstück oder Geldschein steht die Warenleistung, auf welche hin der Geldbesitzer allein zu dem Es werden sich aus der Gelde gekommen sein kann. Natur der Verhältnisse heraus Einrichtungen notwendig machen, welche dem Gelde für den Inhaber seinen Wert ;
nehmen,
wenn
es
die eben gekennzeichnete
Bedeutung
Auf
solche Einrichtungen ist schon hingewiesen worden. Geldbesitz geht nach einer bestimmten Zeit in geeigneter Form an die Allgemeinheit über. Und damit nicht in Produktionsbetrieben arbeitendes Geld mit Umgehung der Massnahmen der Wirtschaftsorganisation von Inhabern zurückbehalten werde, kann Umprägung oder Neudruck von Zeit zu Zeit stattfinden. Aus solchen Verhältnissen heraus wird sich allerdings auch ergeben, dass der Zinsbezug von einem Kapitale im Laufe der Jahre sich immer verringere. Das Geld wird verloren hat.
Doch wird abnützen, wie sich Waren abnützen. vom Staate zu treffende Massnahme gerecht sein. "Zins auf Zins" wird es nicht geben können. Wer Ersparnisse macht, hat allerdings Leistungen vollbracht, die ihm auf spätere Waren-Gegenleistungen Anspruch machen lassen, wie gegenwärtige Leistungen auf den Eintausch gegenwärtiger Gegenleistungen aber die Ansprüche können nur bis zu einer gewissen Grenze gehen denn aus der Vergangenheit herrührende Ansprüche können nur durch Arbeitsleistungen der Gegenwart befriedigt werden. Solche Ansprüche dürfen nicht zu einem wirtschaftlichen Gewaltmittel werden. Durch sich
eine solche
;
die
Verwirklichung solcher Voraussetzungen wird die 85
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Währungsfrage
auf
gesunde Grundlage
eine
gestellt.
Denn
gleichgültig wie aus andern Verhältnissen heraus die Geldform sich gestaltet: Währung wird die vernünftige Einrichtung des gesamten Wirt schaftsorganismus durch dessen Verwaltung. Die Währungsfrage wird niemals ein Staat in befriedigender Art durch Gesetze gegenwärtige Staaten weräen sie nur lösen, wenn lösen sie von ihrer Seite auf die Lösung verzichten und das Nötige dem von ihnen abzusondernden Wirtschaftsorganismus überlassen. ;
*
Man
*
*
von der modernen Arbeitsteilung, von deren Wirkung als Zeitersparnis, Warenvollkommenheit, Warenaustausch usw. aber man berücksichspricht viel
;
wenig, wie sie das Verhältnis des einzelnen zu seiner Arbeitsleistung beeinflusst. Wer in einem auf Arbeitstigt
teilung eingestellten sozialen Organismus arbeitet, der erwirbt eigentlich niemals sein Einkommen selbst, sondern er erwirbt es durch die Arbeit aller am sozialen Organismus Beteiligten. Ein Schneider, der sich zum Eigengebrauch einen Rock macht, setzt diesen Rock zu sich nicht in dasselbe Verhältnis wie ein Mensch, der in primitiven Zuständen noch alles zu seinem Lebensunter-
Notwendige selbst zu den Rock, um für andere und der Wert des Rockes Leistungen der andern ab.
halte
duktionsmittel.
besorgen hat. Er macht sich Kleider machen zu können für ihn hängt ganz von den
Der Rock ist eigentlich ProMancher wird sagen, das sei eine Be-
Sobald er auf die Wertbildung der Wasieht, wird er sehen, dass man in einem Wirtschaftsorganismus, der auf Arbeitsteilung beruht, gar nicht für sich arbeiten kann. Man kann nur für andere arbeiten, und andere für sich arbeiten lassen. Man kann ebensowenig für sich arbeiten, wie man sich selbst aufessen kann. Aber man kann Einrichtungen herstellen, welche dem Wesen der Arbeitsteilung widersprechen. Das geschieht, wenn die Gütererzeugung nur darauf eingestellt wird, dem Einzelnen als Eigentum zu überliefern, was er doch nur durch seine Stellung im sozialen Organismus als Leistung erzeugen griffsspalterei.
ren
im Wirtschaftskreislauf
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Googl
kann. Die Arbeitsteilung drängt den sozialen Organisdazu, dass der einzelne in ihm lebt nach den Verhältnissen des Gesamtorganismus ; sie schliesst wirtschaftlich den Egoismus aus. Ist dann dieser Egoismus
mus
Form von
doch vorhanden in
Klassenvorrechten und
dergleichen, so entsteht ein sozial unhaltbarer Zustand, der zu Erschütterungen des sozialen Organismus führt. In solchen Zuständen leben wir gegenwärtig. Es mag manchen geben, der nichts davon hält, wenn man fordert, die Rechtsverhältnisse und anderes müssen sich •nach dem egoismus freien Schaffen der Arbeitsteilung richten ; ein solcher möge dann nur aus seinen Voraus-
setzungen die Konsequenz ziehen man könne überhaupt nichts tun die soziale Bewegung könne zu nichts führen. Man kann in bezug auf diese Bewegung allerdings Krspriessliches nicht tun, wenn man der Wirklichkeit nicht ihr Recht geben will. Die Denkungsart, aus der die hier gegebene Darstellung heraus geschrieben ist, will, was der Mensch innerhalb des sozialen Organimus zu tun hat, nach dem einrichten, was aus den Lebensbedin:
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gungen dieses Organismus *
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folgt.
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Dass die Einwände gerade bei einer dem wirklichen richtungen bilden kann, der wird ängstlich werden, wenn er davon vernimmt* dass das Verhältnis des Arbeitsleiters zu dem Arbeiter losgelöst werden solle von dem Wirtschaftsorganismus. Denn er wird glauben, dass eine solche Loslösung notwendig zur Geldentwertung und zur Rückkehr in primitive Wirtschaftsverhältnisse führe. (Dr. Rathenau äussert in seiner Schrift "Nach der Flut" solche Meinungen, die von seinem Standpunkt aus berechtigt erscheinen.) Aber dieser Gefahr wird durch die Dreigliederung, des sozialen Organismus entgegengearbeitet. Der auf sich selbst gestellte Wirtschaftsorganismus im Verein mit dem Rechtsorganismus sondert die Geldverhältnisse ganz ab von den auf das Die RechtsverRecht gestellten Arbeitsverhältnissen. hältnisse werden nicht unmittelbar auf die GeldverhältDenn die letzteren nisse einen EinfluSvS haben können. sind Ergebnis der Verwaltung des Wirtschaftsorganis87
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Das Rechtsverhältnis zwischen Arbeitleiter und Arbeiter wird einseitig gar nicht in dem Geldwert zum Ausdruck kommen könne, denn dieser ist nach Beseitigung des Lohnes, der ein Tauschverhältnis von Ware und Arbeitskraft darstellt, lediglich der Massstab für den gegenseitigen Wert der Waren (und Leistungen). Aus der Betrachtung der Wirkungen, welche die Dreigliederung für den sozialen Organismus hat, muss man die Ueberzeugung gewinnen, dass sie nicht nur die etwas anders vorgestellte gegenwärtige Staatsform ist, sondern dass sie zu ganz anderen Einrichtungen führen werde, als die in dieser Staatsform vorhandenen sind. Und innerhalb dieser Einrichtungen wird dasjenige ausgetilgt werden können, was gegenwärtig als Klassenkampf empfunden wird. Denn dieser Kampf beruht auf der Einspannung des Arbeitslohnes in den Wirtschaftskreislauf. Diese Schrift stellt eine Form des sozialen Organismus dar, in dem der Begriff des Arbeitslohnes ebensowenig eine Verwirklichung hat wie der alte EigenNur eine leichtfertige Beurteilung wird tumsbegriff. finden können, dass mit der Verwirklichung des hier Dargestellten nichts weiter getan sei, als dass der Arbeitslohn in Stücklohn verwandelt werde. Mag sein, dass eine einseitige Ansicht von der Sache zu diesem Urteil führt. Aber hier ist diese einseitige Ansicht nicht als die rechte geschildert, sondern es ist die Ablösung des Entlohnungsverhältnisses durch das vertragsgemässe Teilungsverhältnis in bezug auf das von Arbeitsleiter und Arbeiter gemeinsam Geleistete in Verbindung mit der gesamten Einrichtung des sozialen Organismus ins Auge gefasst. der dem Arbeiter zukommende Teil des Leistungserträgnisses als Stücklohn erscheint, der wird nicht gewahr, dass dieser "Stücklohn" (der aber eigentlich kein "Lohn" ist) sich im Werte des Geleisteten in einer Art zum Ausdruck bringt, welcher die gesellschaftliche Lebenslage des Arbeiters zu andern Mitgliedern des sozialen Organismus in ein ganz anderes Verhältnis bringt, als dasjenige ist, das aus der einseitig wirtschaftlich bedingten Klassenherrschaft entstanden ist. Die Forderung nach Austilgung des Klassenkampfes mus.
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Wem
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wird damit befriedigt. Und wer sich zu der namentlich auch in sozialistischen Kreisen zu hörenden Meinung bekennt: die Entwickhing selbst müsse die Lösung der sozialen Frage bringen, man könne nicht Ansichten aufstellen, die verwirklicht
werden
werden
sollen
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dem muss
erwi-
gewiss wird die Entwicklung das Notwenaber in dem sozialen Organismus dige bringen müssen sind die Ideenimpulse des Menschen Wirklichkeiten. Und wenn die Zeit ein wenig vorgeschritten sein wird und das verwirklicht sein wird, was heute nur gedacht werden kann: dann wird eben dieses Verwirklichte in der Entwicklung drinnen sein. Und diejenigen, welche "nur von der Entwicklung" und nicht von der Erbringung fruchtbarer Ideen etwas halten, werden sich Zeit lassen müssen mit ihrem Urteil bis dahin, wo, was heute gedacht wird, Entwicklung sein wird. Doch wird es eben dann zu spät sein zum Vollbringen gewisser Dinge, die von den heutigen Tatsachen schon gefordert werden. Im sozialen Organismus ist es eben nicht möglich, die Entwicklung objektiv zu betrachten wie in der Natur. Man muss die Entwicklung bewirken. Deshalb ist es für ein gesundes soziales Denken verhängnisvoll, dass ihm gegenwärtig Ansichten gegenüberstehen, die, was sozial notwendig ist, so "beweisen" wollen, wie man in der Naturwissenschaft "beweist". Ein "Beweis" in sozialer Lebensauffassung kann sich nur dem ergeben, der in seine Anschauung das aufnehmen kann, was nicht nur im Bestehenden liegt, sondern dasjenige» was in den keimMenschenimpulsen von ihnen oft unbemerkt haft ist und sich verwirklichen will. dert
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Eine derjenigen Wirkungen, durch welche die Dreigliederung des sozialen Organismus ihre Begründung im Wesenhaften des menschlichen Gesellschaftslebens zu erweisen haben wird, ist die Loslösung der richterlichen Tätigkeit von den staatlichen Einrichtungen. Den letzteren wird es obliegen, die Rechte festzulegen, welche zwischen Menschen oder Menschengruppen zu bestehen haben. Die Urteilsfindungen selbst aber liegen in Einrichtungen, die aus der geistigen Organisation heraus 89 Digitized by
Diese Urteilsfindung ist in hohem Masse abhängig von der Möglichkeit, dass der Richtende Sinn und Verständnis habe für die individuelle Lage eines zu Richtenden. Solcher Sinn und solches Verständnis werden nur vorhanden sein, wenn dieselben Vertrauens-, bände, durch welche die Menschen zu den Einrichtungen der geistigen Organisation sich hingezogen fühlen, auch massgebend sind für die Einsetzung der Gerichte. Es ist möglich, dass die Verwaltung der geistigen Organisation die Richter aufstellt, die aus den verschiedensten geistigen Berufsklassen heraus genommen sein können, und die auch nach Ablauf einer gewissen Zeit wieder in ihre eigenen Berufe zurückkehren. In gewissen Grenzen hat dann jeder Mensch die Möglichkeit, sich die Persönlichkeit unter den Aufgestellten für fünf oder zehn Jahre zu wählen, zu der er so viel Vertrauen hat, dass er in dieser Zeit, wenn es dazu kommt, von ihr die Entscheidung in einem privaten oder strafrechtlichen Fall entgegennehmen will. Im Umkreis des Wohnortes jedes Menschen werden dann immer so viele Richtende sein, dass diese Wahl eine Bedeutung haben wird. Ein Kläger hat sich dann stets an den für einen Angeklagten zustänMan bedenke, was eine digen Richter zu wenden. solche Einrichtung in den österreichisch-ungarischen Gegenden für eine einschneidende Bedeutung gehabt hätte. In gemischtsprachigen Gegenden hätte der Angehörige einer jeden Nationalität sich einen Richter seines Volkes erwählen können. Wer die österreichischen Verhältnisse kennt, der kann auch wissen, wieviel zum Ausgleich im Leben der Nationalität eine solche Einrichtung hätte beiAber ausser der Nationalität gibt es tragen können. weite Lebensgebiete, für deren gesunde Entfaltung eine solche Einrichtung im gedeihlichen Sinne wirken kann. Für die engere Gesetzeskenntnis werden den in der geschilderten Art bestellten Richtern und Gerichtshöfen Beamte zur Seite stehen, deren Wahl auch von der Verwaltung des geistigen Organismus zu vollziehen ist, die aber nicht selbst zu richten haben. Ebenso werden Appellationsgerichte aus dieser Verwaltung heraus zu b'Aden sein. Es wird im Wesen desjenigen Lebens liegen; gebildet sind.
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das sich durch die Verwirklichung solcher Voraussetzungen abspielt, dass ein Richter den Lebensgewohnheiten und der Empfindungsart der zu Richtenden nahestehen kann, dass er durch sein ausserhalb des Richteramtes dem er nur eine Zeitlang vorstehen wird liegendes Leben mit den Lebenskreisen der zu Richtenden vertraut wird. Wie der gesunde soziale Organismus überall in seinen Einrichtungen das soziale Verständnis der an seinem Leben beteiligten Personen heranziehen wird, so auch bei der richterlichen Tätigkeit. Die Urteilsvollstreckung fällt dem Rechtsstaate zu.
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durch die Verwirklichung des hier Dargestellten für andere Lebensgebiete als die angegebenen notwendig machen, brauchen vorläufig hier wohl nicht geschildert zu werden. Diese Schilderung würde selbstverständlich einen nicht zu begrenzenden Raum einnehmen. Die dargestellten einzelnen Lebenseinrichtungen werden gezeigt haben, dass es der zugrunde liegenden Denkungsart sich nicht, wie mancher meinen könnte und wie tatsächlich geglaubt wurde, als ich hier und dort das Dargestellte mündlich vorgetragen habe um eine Erneuerung der drei Stände, Nähr-, Wehr- und Lehr-
Die Einrichtungen, die
sich
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stand handelt.
Das Gegenteil
dieser
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Ständegliederung
wird angestrebt. Die Menschen werden weder in Klassen noch in Stände sozial eingegliedert sein, sondern der soziale Organismus selbst wird gegliedert sein. Der Mensch aber wird gerade dadurch wahrhaft Mensch sein können denn die Gliederung wird eine solche sein, dass er mit seinem Leben in jedem der drei Glieder wurzeln wird. In dem Gliede des sozialen Organismus, in dem er durch den Beruf drinnen steht, wird er mit sachlichem Interesse stehen und zu den andern wird er lebensvolle Beziehungen haben, denn deren Einrichtungen werden zu ihm in einem Verhältnisse stehen, die solche Beziehungen herausfordern. Dreigeteilt wird der vom Menschen abgesonderte, seinen Lebensboden bildende soziale Organismus sein jeder Mensch als solcher wird ein Verbindendes der drei Glieder sein. ;
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IV.
Internationale Beziehungen der sozialen
Organismen ie
innere Gliederung des gesunden
Organismus macht nationalen Beziehungen len
auch
die
soziainter-
dreigliedrig. Jedes der drei Gebiete wird sein selbständiges Verhältnis zu den entsprechenden Gebieten der andern sozialen Organismen haben. Wirtschaftliche Beziehungen des einen Landgebietes werden zu eben solchen eines andern entstehen, ohne dass die Beziehungen der Rechtsstaaten darauf einen unmittelbaren Einfluss haben. Und umgekehrt, die Verhältnisse der Rechtsstaaten werden sich innerhalb gewisser Grenzen in völliger Unabhängigkeit von den wirtschaftlichen Beziehungen ausbilden. Durch diese Unabhängikeit im Entstehen der Beziehungen werden diese in Konfliktfällen ausgleichend aufeinander wirken können. Interessenzusammenhänge der einzelnen sozialen Organismen werden sich ergeben, welche die Landesgrenzen als unbeträchtlich für das Zusammenleben der Menschen erscheinen
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werden. Die geistigen Organisationen der Landesgebiete werden zueinander in Beziehungen treten können, die nur aus dem gemeinsamen Geistesleben der Menschheit selbst sich ergeDas vom Staate unabhängige, auf sich gestellte ben. Geistesleben wird Verhältnisse ausbilden, die dann unmöglich sind, wenn die Anerkennung der geistigen Leistungen nicht von der Verwaltung eines geistigen OrgaIn dieser nismus, sondern vom Rechtsstaate abhängt. Beziehung herrscht auch kein Unterschied zwischen den lassen
einzelnen
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Leistungen der ganz offenbar internationalen Wissenschaft und denjenigen anderer geistiger Gebiete. Ein geistiges Gebiet stellt ja auch die einem Volke eigene Sprache dar und alles, was sich in unmittelbarem Zusammenhange mit der Sprache ergibt. Das Volksbewusstsein selbst gehört in dieses Gebiet. Die Menschen eines Sprachgebietes kommen mit denen eines andern nicht in unnatürliche Konflikte, wenn sie sich nicht zur Geltendmachung ihrer Volkskultur der staatlichen Organisation oder der wirtschaftlichen Gewalt bedienen wolHat eine Volkskultur gegenüber einer andern eine len. grössere Ausbreitungsfähigkeit und geistige Fruchtbarkeit, so wird die Ausbreitung eine gerechtfertigte sein, und sie wird sich friedlich vollziehen, wenn sie nur durch die Einrichtungen zustande kommt, die von den geistigen Organismen abhängig sind.
Gegenwärtig wird der Dreigliederung des sozialen Organismus noch der schärfste Widerstand von seiten derjenigen Menschheitszusammenhänge erwachsen, die aus den Gemeinsamkeiten der Sprachen und VolkskulDieser Widerstand wird turen sich entwickelt haben. sich brechen müssen an dem Ziel, das sich aus den Lebensnotwendigkeiten der neueren Zeit die Menschheit Ganzes immer bewusster wird setzen müssen. Diese Menschheit wird empfinden, dass ein jeder ihrer Teile zu einem wahrhaft menschenwürdigen Dasein nur kommen kann, wenn er sich lebenskräftig mit allen anderen Teilen verbindet. Volkszusammenhänge sind neben anderen naturgemässen Impulsen die Ursachen, durch die sich Rechts- und Wirtschaftsgemeinsamkeiten geschichtlich gebildet haben. Aber die Kräfte, durch welche die Volkstümer wachsen, müssen sich in einer Wechselwirkung entfalten, die nicht gehemmt ist durch die Beziehungen, welche die Staatskörper und Wirtschaftsgenossenschaften zueinander entwickeln. Das wird erreicht, wenn die Volksgemeinschaften die innere Dreigliederung ihrer sozialen Organismen so durchführen, dass jedes der Glieder seine selbständigen Beziehungen zu anderen sozialen Organismen entfalten kann. als
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Dadurch
bilden
sich
vielgestaltige
Zusammenhänge
zwischen Völkern, Staaten und Wirtschaftskörpern, die jedan Teil der Menschheit mit anderen Teilen so verbinden, dass der eine in seinen eigenen Interessen das Leben der andern mitempfindet. Ein Völkerbund entsteht aus wirklichkeitsgemässen Grundimpulsen heraus. Er wird nicht aus einseitigen Rechtsanschauungen "eingesetzt" werden müssen. Von besonderer Bedeutung muss einem wirklichkeitsgemässen Denken erscheinen, dass die hier dargestellten Ziele eines sozialen Organismus zwar ihre Geltung haben für die gesamte Menschheit, dass sie aber
von jedem einzelnen sozialen Organismus verwirklicht werden können, gleichgültig, wie sich andere Länder zu dieser Verwirklichung vorläufig verhalten. Gliedert sich ein socialer Organismus in die naturgemässen drei Gebiete, so können die Vertretungen derselben als einheitliche Körperschaft mit anderen in internationale Beziehungen treten auch wenn diese anderen für sich die Gliederung noch nicht vorgenommen haben. Wer mit dieser Gliederung vorangeht, der wird für ein gemeinschaftliches Menschheitsziel wirken. Was getan werden soll, wird sich durchsetzen viel mehr durch die Kraft, welche ein in wirklichen Menschheitsimpulsen wurzelndes Ziel im Leben erweist, als durch eine Feststellung auf Kongressen und aus Verabredungen heraus. Auf einer Wirklichkeitsgrundlage ist dieses Ziel gedacht; im wirklichen
Leben, an jedem Punkte der Menschengemein-
schaften lässt es sich erstreben.
Wer in den letzten Jahrzehnten die Vorgänge im Leben der Völker und Staaten von einem Gesichtspunkte aus verfolgte, wie derjenige dieser Darstellung ist, der konnte wahrnehmen, wie die geschichtlich gewordenen Staatengebilde mit ihrer Zusammenfassung von Geistes-» Rechts- und Wirtschaftsleben sich in internationale Beziehungen brachten, die zu einer Katastrophe drängten. Ebenso aber konnte ein solcher auch sehen, wie die Gegenkräfte aus unbewussten Menschheitsimpulsen heraus zur Dreigliederung wiesen. Diese wird das Heilmittel gegen die Erschütterungen sein, welche der Einheits94
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fanatismus bewirkt hat. Aber das Leben der "massgebenden Menschheitsleiter" war nicht darauf eingestellt, zu sehen, was sich seit langem vorbereitete. Im Frühling und Frühsommer 1914 konnte man noch "Staatsmänner" davon sprechen hören, dass der Friede Europas dank der Bemühungen der Regierungen nach menschlicher Voraussicht gesichert sei. Diese "Staatsmänner" hatten eben keine Ahnung davon, dass, was sie taten und redeten, mit dem Gang der wirklichen Ereignisse nichts mehr zu tun hatte. Aber sie galten als die "Praktiker". Und als "Schwärmer" galt damals wohl, wer entgegen den Anschauungen der "Staatsmänner" Anschauungen durch die letzten Jahrzehnte hindurch sich ausbildete, wie sie der Schreiber dieser Ausführungen, monatelang vor der Kriegskatastrophe zuletzt in Wien vor einem kleinen Zuhörerkreise aussprach. (Vor einem grösseren wäre er wohl verlacht worden.) Er sagte über das, was drohte, ungefähr das Folgende "Die in der Gegenwart herrschenden Lebenstendenzen werden immer stärker werden, bis sie sich zuletzt in sich selber vernichten wer:
Da
schaut derjenige, der das soziale Leben geistig Anlagen zu sozialen Geschwürbildungen aufsprossen. Das ist die grosse Kultursorge, die auftritt für denjenigen, der das Dasein durchschaut. Das ist das Furchtbare, was so bedrückend wirkt und was selbst dann, wenn man allen Enthusiasmus sonst für das Erkennen der Lebensvorgänge durch die einer Mittel geisterkennenden Wissenschaft unterdrücken könnte, einen dazu bringen müsste, von dem Heilmittel so zu sprechen, dass man Worte darüber der Welt gleichsam entgegenschreitn möchte. Wenn der soziale Organismus sich so weiter entwickelt, wie er es bisher getan hat, dann entstehen Schäden der Kultur, die für diesen Organismus dasselbe sind, was Krebsbildungen im menschlichen natürlichen Organismus sind." Aber die Lebensauschauung herrschender Kreise bildete auf diesem Untergrunde des Lebens, den sie nicht sehen konnte und wollte, Impulse aus, die zu Massnahmen führten, die hätten unterbleiben sollen und zu keinen solchen, die geeignet waren, Vertrauen der verschiedenen den.
durchblickt, wie überall furchtbare
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Menschengemeinschaften zueinander zu begründen. glaubt, dass unter den unmittelbaren Ursachen der gegenwärtigen Weltkatastrophe die sozialen Lebensnot-
Wer
wendigkeiten keine Rolle gespielt haben, der sollte sich überlegen, was aus den politischen Impulsen der in den Krieg drängenden Staaten dann geworden wäre, wenn die "Staatsmänner" in den Inhalt ihres Wollens diese sozialen Notwendigkeiten aufgenommen hätten. Und was unterblieben wäre, wenn man durch solchen Willensinhalt etwas anderes zu tun gehabt hätte als die Zündstoffe zu schaffen, die dann die Explosion bringen mussWenn man in den letzten Jahrzehnten das schleiten. chende Krebs-Erkranken in den Staatenbeziehungen als Folge des sozialen Lebens der führenden Teile der Menschheit ins Auge fasste, so konnte man verstehen, wie eine in allgemeinen menschlichen Geistesinteressen stehende Persönlichkeit angesichts des Ausdruckes, welchen das soziale Wollen in diesen führenden Teilen annahm, schon 1888 sagen musste "Das Ziel ist die gesamte Menschheit in ihrer letzten Gestaltung zu einem Reiche von Brüdern zu machen, die, nur den. edelsten Beweggründen nachgehend, gemeinsam sich weiter bewegen. Wer die Geschichte nur auf der Karte von Europa verfolgt, könnte glauben, ein gegenseitiger allgemeiner Mord müsse unsere nächste Zukunft erfüllen", aber nur der Gedanke, dass ein "Weg zu den wahren Gütern des menschlichen Lebens" gefunden werden müsse, kann den Sinn für Menschenwürde aufrechterhalten. Und dieser Gedanke ist ein solcher, "der mit unsern Ungeheuern kriegerischen Rüstungen und denen unserer Nachbarn nicht im Einklänge zu stehen scheint, an den ich aber glaube, und der uns erleuchten muss, wenn es nicht überhaupt besser sein sollte, das menschliche Leben durch einen Gemeinbeschluss abzuschaffen und einen offi(So Herziellen Tag des Selbstmordes anzuberaumen." mann Grimm 1888 auf S. 46 seines Buches: "Aus den Was waren die "kriegerischen letzten fünf Jahren".) Rüstungen" anderes als Massnahmen solcher Menschen, welche Staatsgebilde in einer Einheitsform aufrechterhalten wollten, trotzdem diese Form durch die Entwick:
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lung der neuen Zeit dem Wesen eines gesunden Zusammenlebens der Völker widersprechend geworden ist? Ein solches gesundes Zusammenleben aber könnte bewirkt werden durch denjenigen sozialen Organismus, welcher aus den Lebensnotwendigkeiten der neueren Zeit heraus gestaltet ist.
Das österreichisch-ungarische Staatsgebilde drängte mehr als einem halben Jahrhundert nach einer Neugestaltung. Das geistige Leben, das in einer Vielheit von seit
Völkergemeinschaften wurzelte, verlangte nach einer Form, für deren Entwicklung der aus veralteten Impulsen gebildete Einheitsstaat ein Hemmnis war. Der serbisch-österreichische Konflikt, der am Ausgangspunkte
der Weltkriegskatastrophe steht, ist das vollgültigste Zeugnis dafür, dass die politischen Grenzen dieses Einheitsstaates von einem gewissen Zeitpunkte an keine Kulturgrenzen sein durften für das Völkerleben. Das auf sich selbst gestellte, von dem politischen Staate und seinen Grenzen unabhängige Geistesleben hätte sich über diese Grenzen hinüber in einer Art entwickeln können, die mit den Zielen der Völker im Einklänge gewesen Solch eine Entwicklung erschien allen, die in wäre. Oesterreich-Ungarn sich einbildeten, "staatsmännisch" zu denken, als eine volle Unmöglichkeit, wohl gar als der Deren Denkgewohnheiten liessen nichts reine Unsinn. anderes zu als die Vorstellung, dass die Staatsgrenzen mit den Grenzen der nationalen Gemeinsamkeit zusammenfallen. Verstehen, dass über die Staatsgrenzen hinweg sich geistige Organisationen bilden können, die das Schulwesen, die andere Zweige des Geisteslebens umfasUnd sen, das war diesen Denkgewohnheiten zuwider. dieses "Undenkbare" ist die Forderung der dennoch neueren Zeit für das internationale Leben. Der praktisch Denkende darf nicht an dem scheinbar Unmöglichen hängen bleiben und glauben, dass Einrichtungen im Sinne dieser Forderung auf unüberwindliche Schwierigsondern er muss sein Bestreben gerade keiten stossen darauf richten, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Statt das "staatsmännische" Denken in eine Richtung zu -bringen, welche den neuzeitlichen Forderungen entspro:
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chen hätte, war man bestrebt, Einrichtungen zu bilden, welche den Einheitsstaat gegen diese Forderungen aufDieser Staat wurde dadurch imrechterhalten sollten. mer mehr zu einem unmöglichen Gebilde. Und im zweiten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts stand er davor, für seine Selbsterhaltung in der alten Form nichts mehr tun zu können und die Auflösung zu erwarten, oder das innerlich Unmögliche äusserlich durch die Gewalt aufrechtzuerhalten, die sich auf die Massnahmen des Krieges begründen Hess. Es gab 1914 für die Österreich-ungarischen "Staatsmänner" keine Wahl entweder sie mussten ihre Intentionen in die Richtung der Lebensbedingungen des gesunden sozialen Organismus lenken und dies der Welt als ihren Willen, der ein neues Vertrauen hätte erwecken können, mitteilen, oder sie mussten einen Krieg entfesseln zur Aufrechterhaltung des Alten. Nur wer aus diesen Untergründen heraus beurteilt, was 1914 geschehen ist, wird über die Schuldfrage gerecht denken können. Durch die Teilnahme vieler Völkerschaften an dem österreichisch-ungarischen Staatsgebilde wäre diesem die weltgeschichtliche Aufgabe gestellt gewesen, den gesunden sozialen Organismus vor allem zu entwickeln. Man hat diese Aufgabe nicht erkannt. Diese Sünde wider den Geist des weltgeschichtlichen Werdens hat Oesterreich-Ungarn in den Krieg getrieben. Und das Deutsche Reich? Es ist gegründet worden in einer Zeit, in der die neuzeitlichen Forderungen nach dem gesunden sozialen Organismus ihrer Verwirklichung zustrebten. Diese Verwirklichung hätte dem Reiche seine weltgeschichtliche Daseinsberechtigung geben können. Die sozialen Impulse schlössen sich in diesem mitteleuropäischen Reiche wie in dem Gebiete zusammen, das für ihr Ausleben weltgeschichtlich vorbestimmt erscheinen konnte. Das soziale Denken, es trat an vielen Orten auf im deutschen Reiche nahm es eine besondere Gestalt an, aus der zu ersehen war, wohin es drängte. Das hätte zu einem arbeits-Inhalt für dieses Reich führen müssen. Es hätte die Berechtigung dieses Reiches im modernen Völkerzusammenleben erweisen können, ;
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wenn man dem neugegründeten Reiche einen
Arbeits-
von den Kräften der Geschichte selbst gefordert gewesen wäre. Statt mit dieser Aufgabe sich ins Grosse zu wenden, blieb man bei "sozialen Reformen" stehen, die aus den Forderungen des Tages sich ergaben, und war froh, wenn man im Auslande die Muinhaft
gegeben
hätte, der
stergültigkeit dieser Reformen bewunderte. Man kam daneben immer mehr dazu, die äussere Welt-Machtstellung des Reiches auf Formen gründen zu wollen, die aus den ausgelebtesten Arten des Vorstellens über die Macht und den Glanz der Staaten heraus gebildet waren. Man gestaltete ein Reich, das ebenso wie das österreichischungarische Staatsgebilde dem widersprach, was in den Kräften des Völkerlebens der neueren Zeit sich geschichtlich ankündigte. Von diesen Kräften sahen die Verwalter dieses Reiches nichts. Das Staatsgebilde, das sie im Auge hatten, konnte nur auf der Kraft des Militärischen ruhen. Mit dieser Verwirklichung hätte man sich in die Gemeinsamkeit des modernen Völkerlebens anders hineingestellt, als man 1914 in ihr stand. Durch ihr Nicht- Verstehen der neuzeitlichen Forderungen des Völkerlebens war 1914 die deutsche Politik an dem Nullpunkte ihrer Betätigungsmöglichkeit angelangt. Sie hatte in den letzten Jahrzehnten nichts bemerkt von dem, was hätte geschehen sollen sie hatte sich beschäftigt mit allem Möglichen, was in den neuzeitlichen Entwicklungskräften nicht lag und was durch seine Inhaltlosigkeit "wie ein Kartengebäude zusammenbrechen" musste. Von dem, was sich in dieser Art als das tragische Schicksal des Deutschen Reiches aus dem geschichtlichen Verlauf heraus ergab, würde ein getreues Spiegelbild ;
entstehen,
wenn man
sich
herbeiliesse,
die
Vorgänge
innerhalb der massgebenden Orte in Berlin Ende Juli und 1. August 1914 zu prüfen und vor die Welt getreulich hinzustellen. Von diesen Vorgängen weiss das In- und Ausland noch wenig. Wer sie kennt, der weiss, wie die deutsche Politik damals sich als die eines Kartenhauses
und wie durch ihr Ankommen im Nullpunkt Betätigung alle Entscheidung, ob und wie der Krieg zu beginnen war, in das Urteil der militärischen verhielt,
ihrer
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Verwaltung übergehen musste. Wer massgebend in Verwaltung war, konnte damals aus den militäri-
dieser
schen Gesichtspunkten heraus nicht anders handeln, als gehandelt worden ist, weil von diesen Gesichtspunkten heraus die Situation nur so gesehen werden konnte, wie Denn ausser dem militärischen sie gesehen worden ist. Gebiet hatte man sich in eine Lage gebracht, die zu einem Handeln gar nicht mehr führen konnte. Alles
würde sich als eine weltgeschichtliche Tatsache wenn jemand sich fände, der darauf dringt, die Vorgänge in Berlin von Ende Juli und 1. August, namentlich alles das, was sich am 1. August und 31. Juli dieses
ergeben,
zutrug, an das Tageslicht zu bringen. Man gibt sich noch immer der Illusion hin, durch die Einsicht in diese Vorgänge könne man doch nichts gewinnen, wenn man
vorbereitenden Ereignisse aus der früheren Zeit kennt. Will man über das reden, was man gegenwärtig die "Schuldfrage" nennt, so darf man diese Einsicht nicht
die
Gewiss kann man auch durch anderes über die Ursachen wissen aber diese Einsicht zeigt, wie diese Ursachen gewirkt haben. Die Vorstellungen, die Deutschlands Führer damals in den Krieg getrieben haben, sie wirkten dann verhängnisvoll fort. Sie wurden Volksstimmung. Und sie verhinderten, dass während der letzten Schreckens jähre die Einsicht bei den Machthabern sich durch bittere Erfahrungen entwickelte, deren Nichtvorhandensein vorher in die Tragik hineingetrieben hatte. Auf die mögliche Empfänglichkeit, die sich aus diesen Erfahrungen heraus hätte ergeben können, wollte der Schreiber dieser Ausführungen bauen, als er sich bemühte, innerhalb Deutschlands und Oesterreichs in dem Zeitpunkte der meiden.
längst vorhandenen
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Kriegskatastrophe, der ihm der geeignete erschien, die Ideen von dem gesunden sozialen Organismus und deren Konsequenzen für das politische Verhalten nach aussen an Persönlichkeiten heranzubringen, deren Einfluss damals noch sich hätte für eine Geltendmachung dieser Impulse betätigen können. Persönlichkeiten, welche es mit dem Schicksal des deutschen Volkes ehrlich meinten, beteiligten sich daran, einen solchen Zugang für diese 100
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Ideen zu gewinnen. Man sprach vergebens. Die Denkgewohnheiten sträubten sich gegen solche Impulse, welche dem nur militärisch orientierten Vorstellungsleben als etwas erschienen, mit dem man nichts Rechtes anfangen könne. Höchstens dass man fand, "Trennung der Kirche von der Schule", ja, das wäre etwas. In solcher Bahn liefen eben die Gedanken der "staatsmännisch" Denkenden schon seit lange, und in eine Richtung, die zu Durchgreifendem führen sollte, Hessen sie Wohlwollende sprachen davon, ich sich nicht bringen. solle diese Gedanken "veröffentlichen". Das war in jenem Zeitpunkte wohl der unzweckmässigste Rat. Was
konnte es helfen, wenn auf dem Gebiete der "Literatur" unter manchem andern auch von diesen Impulsen gesprochen worden wäre von einem Privatmanne. In der Natur dieser Impulse liegt es doch, dass sie damals eine Bedeutung nur hätten erlangen können durch den Ort, von dem aus sie gesprochen worden wären. Die Völker Mitteleuropas hätten, wenn von der rechten Seite im Sinne dieser Impulse gesprochen worden wäre, gesehen, dass es etwas geben kann, was ihrem mehr oder weniger bewussten Drang entsprochen hätte. Und die Völker des russischen Ostens hätten ganz gewiss in jenem Zeitpunkte Verständnis gehabt für eine Ablösung des Zarismus durch solche Impulse. Dass sie dies Verständnis gehabt hätten, kann nur der in Abrede stellen, der keine Empfindung hat für die Empfänglichkeit des noch unverbrauchten ost-europäischen Intellekts für gesunde soziale Ideen. Statt der Kundgebung im Sinne solcher Ideen kam Brest-Litowsk. Dass militärisches Denken die Katastrophe Mittelund Osteuropas nicht abwenden konnte, das vermochte militärischen Denken zu verbergen. sich nur eben dem Dass man an die Unabwendbarkeit der Katastrophe nicht glauben wollte, das war die Ursache des Unglückes des Niemand wollte einsehen, wie man deutschen Volkes. an den Stellen, bei denen die Entscheidung lag, keinen Sinn hatte für weltgeschichtliche Notwendigkeiten. Wer von diesen Notwendigkeiten etwas wusste, dem war auch bekannt, wie die englisch sprechenden Völker Per;
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sönlichkeiten in ihrer Mitte hatten, welche durchschauwas in den Volkskräften Mittel- und Osteuropas sich Man konnte wissen, wie solche Persönlichkeiten regte. der Ueberzeugung waren, in Mittel- und Osteuropa bereite sich etwas vor, was in mächtigen sozialen Umwälzungen sich ausleben muss. In solchen Umwälzungen, von denen man glaubte, dass in den englisch sprechenden Gebieten für sie weder schon geschichtlich eine Notwendigkeit, noch eine Möglichkeit vorlag. Auf solIn ches Denken richtete man die eigene Politik ein. Mittel- und Osteuropa sah man das alles nicht, sondern orientierte die Politik so, dass sie "wie ein Kartengebäude zusammenstürzen" musste. Nur eine Politik, die auf die Einsicht gebaut gewesen wäre, dass man in englisch sprechenden Gebieten grosszügig, und ganz selbstverständlich vom englischen Gesichtspunkte, mit historischen Notwendigkeiten rechnete» hätte Grund und Boden gehabt. Aber die Anregung zu solcher Politik ten,
wäre wohl besonders den "Diplomaten" als etwas höchst Ueberflüssiges erschienen. Statt eine solche Politik, die zu Gedeihlichem hätte auch für Mittel- und Osteuropa vor dem Hereinbrechen der Weltkriegskatastrophe führen können trotz der Grosszügigkeit der englisch orientierten Politik, zu treiben, fuhr man fort, in den eingefahrenen Diplomatengeleisen sich weiter zu bewegen. Und während der
man aus bitteren Erfahrungen notwendig geworden war, der Aufgabe,
Kriegsschrecken lernte nicht, dass es
welche von Amerika aus in politischen Kundgebungen der Welt gestellt worden ist, von Europa aus eine andere entgegenzustellen, die aus den Lebenskräften dieses Europa heraus geboren war. Zwischen der Aufgabe, die aus amerikanischen Gesichtspunkten Wilson gestellt hatte, und derjenigen, die in den Donner der Kanonen als geistiger Impuls Europas hineingetönt hätte, wäre eine Verständigung möglich gewesen. Jedes ander Verständigungs-Gerede klang vor den geschichtlichen Notwendigkeiten hohl. Aber der Sinn für ein AufgabenStellen aus der Erfassung der im neueren Menschheitsleben liegenden Keime fehlte denen die aus den Verhält-
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mssen heraus an die Verwaltung des deutschen Reiches herankamen. Und deshalb musste der Herbst 1918 bringen, was er gebracht hat. Der Zusammenbruch der militärischen Gewalt wurde begleitet von einer geistigen Kapitulation. Statt wenigstens in dieser Zeit sich aufzuraffen zu einer aus europäischem Wollen heraus geholten Geltendmachung der geistigen Impulse des deut-
schen Volkes kam die blosse Unterwerfung unter die vierzehn Punkte Wilsons. Man stellte Wilson vor ein Deutschland, das von sich aus nichts zu sagen hatte. Wie auch Wilson über seine eigenen vierzehn Punkte denkt, er kann doch Deutschland nur in dem helfen, was es selbst will.
Er musste doch eine Kundgebung dieses Zu der Nichtigkeit der Politik vom
Wollens erwarten.
die andere vom Oktober 1918 die furchtbare geistige Kapitulation, herbeigeführt von einem Manne, auf den viele in deutschen Landen so etwas wie eine letzte Hoffnung setzten.
Anfange des Krieges kam
kam
Unglaube an die Einsicht aus geschichtlich wirkenden Kräften heraus; Abneigung, hinzusehen auf solche aus Erkenntnis geistiger Zusammenhänge sich ergebenden Impulse: das hat die Lage Mitteleuropas hervorgebracht. Jetzt ist durch die Tatsachen, die sich aus der Wirkung der Kriegskatastrophe ergeben haben, eine neue Lage geschaffen. Sie kann gekennzeichnet werden durch die Idee der sozialen Impulse der Menschheit, so wie diese Idee in dieser Schrift gemeint ist. Diese sozialen Impulse sprechen eine Sprache, der gegenüber die ganze zivilisierte Welt eine Aufgabe hat. Soll das Denken über dasjenige, was geschehen muss, heute gegenüber der sozialen Frage ebenso auf dem Nullpunkt angelangen, wie die mitteleuropäische Politik für ihre Aufgaben 1914 angekommen war? Landesgebiete, die sich von den damals in Frage kommenden Angelegenheiten abseits halten konnten gegenüber der sozialen Bewegung dürfen sie es nicht. Gegenüber dieser Frage sollte es keine politischen Gegner, sollte es keine Neutralen geben sollte es nur geben eine gemeinschaftlich wirkende Menschheit, welche geneigt ist, die Zeichen der Zeit zu :
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Vernehmen und
ihr
Handeln nach diesen Zeichen einzu-
richten.
Man wird aus den Intentionen, die in dieser Schrift vorgetragen sind, heraus verstehen, warum der in dem folgenden Kapitel wiedergegebene Aufruf an das deutsche Volk und an die Kulturwelt von dem Schreiber dieser Ausführungen vor einiger Zeit verfasst worden, und von einem Komitee, das für ihn Verständnis gefasst hat, der Welt, vor allem den mitteleuropäischen Völkern mitGegenwärtig sind andere Verhältnisse geteilt worden ist. als zu der Zeit, in der sein Inhalt engeren Kreisen mitworden ist. Dazumal hätte ihn die öffentliche Meinung ganz notwendig zur "Literatur" gemacht. Heute muss die Oeffentliehkeit ihm dasjenige bringen, was sie ihm vor kurzer Zeit noch nicht hätte bringen
geteilt
können verstehende Menschen, die in seinem Sinne wirken wollen, wenn er des Verständnisses und der VerDenn was jetzt entstehen soll, wirklichung wert ist. kann nur durch solche Menschen entstehen. Die Zustimmungen, die in dem beigegebenen Abdruck des Aufrufes durch die schon erfolgten Namensunterzeichnungen ersehen werden können, mögen ein Zeichen dafür sein, dass Der Verfasser dieser Schrift es solche Menschen gibt. :
glaubt, die Zeit erfordere, dass die Zahl
solcher
Men-
schen baldigst eine möglichst grosse werden solle. Denn seine Meinung ist, dass von diesen Menschen es abhängen wird, eine lebensmögliche Zukunft der europäischen Entwicklung zu fördern. Selbst wenn die Verwirklichung der in dieser Schrift und in dem Aufrufe dargestellten Ideen zu etwas ganz anderem führen sollte, als hier unmittelbar dargestellt ist, so wäre dies nicht gegen die Intentionen des Verfassers. Ideen, die aus der Wahrnehmung des Wirklichen geholt sind, wollen Anregungen, nicht Programme sein, von denen man sich einbildet, dass sie ihrem wörtlichen Sinne nach ausgeführt werden können. Dies hat der Verfasser zu allen denen gesagt, denen er unter dem Zwang der ZeitereigEr hat stets nisse von diesen Ideen gesprochen hat. gesagt: vielleicht wird, wenn man an die Verwirklichung geht, sich vieles von dem Gesagten modifizieren; 104
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was er aber glaubt, ist, dass mit solchen Ideen das gegenwärtige Leben wirklichkeitsgemass angefasst würde, und dass deshalb, was aus diesem Anfassen erfolgt, etwas sein werde, das den wirklichen Anforderungen der Zeit entgegenkommt. Bis jetzt ist der beifolgende Aufruf in einer grösseren Zahl von deutschen, deutsch-österreichischen und schweizerischen Blättern abgedruckt worden.
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An
Iii Anhang
das deutsche Volk and an die Kulturwelt!
gefügt für unbegrenzte Zeiten das deutsche Volk seinen vor einem halben Jahrhundert aufgeführten Reichsbau. Im August 1914 meinte es, die kriegerische Katastrophe, an deren Beginn es sich gestellt sah, werde diesen Bau als unbesieglich erweisen. Heute kann es nur auf dessen Trümmer blicken. Selbstbesinnung muss nach solchem Erlebnis eintreten. Denn dieses Erlebnis hat die Meinung eines halben Jahrhunderts, hat insbesondere die herrschenden Gedanken der Kriegsjahre als einen tragisch wirkenden Irrtum erwieliegen die Gründe dieses verhängnisvollen Irrsen. tums? Diese Frage muss Selbstbesinnung in die Seelen der Glieder des deutschen Volkes treiben. Ob jetzt die Kraft zu solcher Selbstbesinnung vorhanden ist, davon hängt die Lebensmöglichkeit des deutschen Volkes ab. Dessen Zukunft hängt davon ab, ob es sich die Frage in ernster Weise zu stellen vermag: wie bin ich in meinen Irrtum verfallen? Stellt es sich diese Frage heute, dann wird ihm die Erkenntnis aufleuchten, dass es vor einem halben Jahrhundert ein Reich gegründet, jedoch unterlassen hat, diesem Reich eine aus dem Weseninhalt der deutschen Volkheit entspringende Aufgabe zu stellen. Das Reich war gegründet. In den ersten Zeiten seines Bestandes war man bemüht, seine inneren Lebensmögicher
glaubte
—
Wo
—
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lichkeiten
nach den Anforderungen, die sich durch
alte
Traditionen und neue Bedürfnisse von Jahr zu Jahr zeigten, in Ordnung zu bringen. Später ging man dazu über, die in materiellen Kräften begründete äussere Machtstellung zu festigen und zu vergrössem. Damit verband man Massnahmen in bezug auf die von der
neuen Zeit geborenen sozialen Anforderungen, die zwar manchem Rechnung trugen, was der Tag als Notwendigkeit erwies, denen aber doch ein grosses Ziel fehlte, wie es sich hätte ergeben sollen aus einer Erkenntnis der Entwicklungskräfte, denen die neuere Menschheit sich zuwenden muss. So war das Reich in den Weltzusammenhang hineingestellt ohne wesenhafte, seinen Bestand rechtfertigende Zielsetzung. Der Verlauf der Kriegskatastrophe hat dieses in trauriger Weise geoffenbart. Bis zum Ausbruche derselben hatte die ausserdeutsche Welt in dem Verhalten des Reiches nichts sehen können,
Meinung hätte erwecken können: die Verdieses Reiches erfüllen eine weltgeschichtliche Sendung, die nicht hinweggefegt werden darf. Das Nichtfinden einer solchen Sendung durch diese Verwal-
was
ihr die
walter
notwendig die Meinung in der ausserdeutschen erzeugt, die für den wirklich Einsichtigen der tie-
ter hat
Welt
Grund des deutschen Niederbruches ist. Unermesslich vieles hängt nun für das deutsche Volk an seiner unbefangenen Beurteilung dieser Sachlage. Im Unglück müsste die Einsicht auftauchen, welche sich in den letzten fünfzig Jahren nicht hat zeigen wollen. An die Stelle des kleinen Denkens über die allernächsten Forderungen der Gegenwart müsste jetzt ein grosser Zug der Lebensanschauung treten, welcher die Entwicklungskräfte der neueren Menschheit mit starken Gedanken zu erkennen strebt, und der mit mutigem Wollen sich ihnen widmet. Aufhören müsste der kleinliche Drang, der alle diejenigen als unpraktische Idealisten unschädlich macht, die ihren Blick auf diese Entwicklungskräfte richten. Aufhören müsste die Anmassung und der Hochmut derer, die sich als Praktiker dünken, und die doch durch ihren als Praxis maskierten engen sinn das Unglück herbeigeführt haben. Berücksichtigt müsste werden, was fere
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die als Idealisten verschrieenen, aber in Wahrheit wirklichen Praktiker über die Entwicklungsbedürfnisse der neuen Zeit zu sagen haben.
Die "Praktiker"
aller
Richtungen sahen zwar das
Heraufkommen ganz neuer Menschheit sforderungen
seit
langer Zeit. Aber sie wollten diesen Forderungen innerhalb des Rahmens altüberlieferter Denkgewohnheiten und Einrichtungen gerecht werden. Das Wirtschaftsleben der neueren Zeit hat die Forderungen hervorgeIhre Befriedigung auf dem Wege privater Inibracht. tiative schien unmöglich. Ueberleitung des privaten Arbeitens in gesellschaftliches drängte sich der einen Menschenklasse auf einzelnen Gebieten als notwendig auf ; und sie wurde verwirklicht da, wo es dieser Menschenklasse nach ihrer Lebensanschauung als erspriessRadikale Ueberführung aller Einzelarbeit lich erschien. in gesellschaftliche wurde das Ziel einer anderen Klasse, die durch die Entwicklung des neuen Wirtschaftslebens an der Erhaltung der überkommenen Privatziele kein Interesse bat.
Allen Bestrebungen, die bisher in Anbetracht der neueren Menschheitsforderungen hervorgetreten sind, liegt ein Gemeinsames zugrunde. Sie drängen nach Vergesellschaftung des Privaten und rechnen dabei auf die Uebernahme des letzteren durch die Gemeinschaften (Staat, Kommune), die aus Voraussetzungen stammen, welche nichts mit den .neuen Forderungen zu tun haben. Oder auch, man rechnet mit neueren Gemeinschaften (z. B. Genossenschaften), die nicht voll im Sinne dieser neuen Forderungen entstanden sind, sondern die aus überlieferten Denkgewohnheiten heraus den alten For-
men
nachgebildet sind.
Die Wahrheit ist, dass keine im Sinne dieser alten Denkgewohnheiten gebildete Gemeinschaft aufnehmen kann, was man von ihr aufgenommen wissen will. Die Kräfte der Zeit drängen nach der Erkenntnis einer sozialen Struktur der Menschheit, die ganz anderes ins
Auge gefasst
fasst,
wird.
was heute gemeiniglich ins Auge Die sozialen Gemeinschaften haben sich
als
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bisher zum grössten Teil aus den sozialen InstinkIhre Kräfte mit vollem ten der Menschheit gebildet.
Bewusstsein zu durchdringen, wird Aufgabe der Zeit. Der soziale Organismus ist gegliedert wie der natürUnd wie der natürliche Organismus das Denken liche. durch den Kopf und nicht durch die Lunge besorgen muss, so ist dem sozialen Organismus die Gliederung in Systeme notwendig, von denen keines die Aufgabe des anderen übernehmen kann, jedes aber unter Wahrung seiner Selbständigkeit mit den anderen zusammenwirken muss. Das wirtschaftliche Leben kann nur gedeihen, wenn es als selbständiges Glied des sozialen Organismus nach seinen eigenen Kräften und Gesetzen sich ausbildet, und wenn es nicht dadurch Verwirrung in sein Gefüge bringt, dass es sich von einem anderen Gliede des sozialen Organismus, dem politisch wirksamen, aufsaugen lässt. Dieses politisch wirksame Glied muss vielmehr in voller Selbständigkeit neben dem wirtschaftlichen bestehen, wie im natürlichen Organismus das Atmungssystem neben dem Kopf system. Ihr heilsames Zusammenwirken kann nicht dadurch erreicht werden, dass beide Glieder von einem einzigen Gesetzgebungs- und Verwaltungsorgan aus versorgt werden, sondern dass jedes seine eigene Gesetzgebung und Verwaltung hat, die lebendig zusammenwirken. Denn das politische System muss die Wirtschaft vernichten, wenn es sie übernehmen will und das wirtschaftliche System verliert seine Lebenskräfte, wenn ;
es politisch
werden
will.
Zu
diesen beiden Gliedern des sozialen Organismus muss in voller Selbständigkeit und aus seinen eigenen Lebensmöglichkeiten heraus gebildet ein drittes treten das der geistigen Produktion, zu dem auch der geistige Anteil der beiden anderen Gebiete gehört, der ihnen von dem mit eigener gesetzmässiger Regelung und Verwaltung ausgestatteten dritten Gliede überliefert werden muss, der aber nicht von ihnen verwaltet und anders beeinflusst werden kann, als die nebeneinander bestehenden Gliedorganismen eines natürlichen Gesamtorganismus sich gegenseitig beeinflussen. 109
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Man kann schon heute das hier über die Notwendigkeiten des sozialen Organismus Gesagte in allen Einzelheiten vollwissenschaftlich begründen und ausbauen. In diesen Ausführungen können nur die Richtlinien hingestellt werden, für alle diejenigen, welche diesen Notwendigkeiten nachgehen wollen. Die deutsche Reichsgründung fiel in eine Zeit, in der diese Notwendigkeiten an die neuere Menschheit herantraten. Seine Verwaltung hat nicht verstanden, dem Reich eine Aufgabe zu stellen durch den Blick auf diese Notwendigkeiten. Dieser Blick hätte ihm nicht nur das rechte innere Gefüge gegeben; er hätte seiner äusseren Politik auch eine berechtigte Richtung verliehen. Mit einer solchen Politik hätte das deutsche Volk mit den ausserdeutschen Völkern zusammenleben können. Nun müsste aus dem Unglück die Einsicht reifen. Man müsste den Willen zum möglichen sozialen Organismus entwickeln. Nicht ein Deutschland, das nicht mehr da ist, müsste der Aussenwelt gegenübertreten, sondern ein geistiges, politisches und wirtschaftliches System in ihren Vertretern müssten als selbständige Delegationen mit denen verhandeln wollen, von denen das Deutschland niedergeworfen worden ist, das sich durch die Verwirrung der drei Systeme zu einem unmöglichen sozialen Gebilde
gemacht
hat.
Man
hört im Geiste die Praktiker, welche über die Kompliziertheit des hier Gesagten sich ergehen, die unbequem finden, über das Zusammenwirken dreier Körperschaften auch nur zu denken, weil sie nichts von den wirklichen Forderungen des Lebens wissen mögen, sondern alles nach den bequemen Forderungen ihres Denkens gestalten wollen. Ihnen muss klar werden: ent-
weder man wird sich bequemen, mit seinem Denken den Anforderungen der Wirklichkeit sich zu fügen, oder man wird vom Unglücke nichts gelernt haben, sondern das herbeigeführte durch weiter entstehendes ins Unbegrenzte vermehren.
Dr.
Rudolf Steiner.
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Viele tausend Leute, Männer und Frauen aller Stände Berufe und Klassen in den europäischen Ländern arbeiten schon tatkräftig im Sinne dieses Aufrufs an der Dreigliederung des sozialen Organismus. Dass in den Vereinigten Staaten ebenfalls an allen Orten grosszügig für diese soziale Dreigliederung gewirkt werde, ist Aufgabe der Zeit. Die Träger des deutschen Geisteslebens in den Vereinigten Staaten haben die Möglichkeit, ihrem Lande und der ganzen Welt einen nicht zu ermessenden Dienst zu erweisen, indem sie bahnbrechend voranschreiten und der Welt den Weg zum gesunden, dreigliedrigen sozialen Organismus ermöglichen.
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Das Goetheanum und
die
Stimme der Gegenwart
"Goetheanum" in dem schweizerischen Dornach bei Basel soll ein Hochschule für Geisteswissenschaft und eine Pflegestätte eines solchen künstlerischen Lebens sein, das im Sinne dieser Wissenschaft gehalten ist. Sein Bau ist im Frühjahr 1914 begonnen worden. Während des Krieges an ihm gearbeitet worden. Die Umfassungswände as
ist
mit der Doppelkuppel sind vollendet. Ihre architektonisch-plastischen Formen, die Malereien des Innenraumes, die nach neuen Methoden hergestellten Glasfenster zeigen bereits dem Besucher, welche Umhüllung der wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeit zugedacht ist, die
ten
an diesem Orte geleistet werden soll. Nicht ein Gebäude in einer geschichtlich überliefer-
Kunstform
ist
in
Dornach
errichtet
worden;
was
heute schon zu sehen ist, zeigt, dass eine neue Stilart und Form der künstlerischen Durchführung versucht wird. Das Ganze des Baues und jede Einzelheit sind aus demselben Geiste heraus erflossen, der an diesem Orte einen Mittelpunkt seines Wirkens sich schaffen möchte. Und dieser Geist will dem Neubau wissenschaftlichen, seelischen und sozialen Lebens dienen. Er ist erwachsen aus der Ueberzeugung, dass die menschliche Seelenverfassung, die im Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreicht hatte, innerlich verwoben ist mit den zerstörenden Kräften, die in der Weltkatastrophe ihre wahre Gestalt geoffenbart haben. Wie der Bau in seiner Gestaltung eine Einheit darstellen will
mit allem, was in ihm geleistet werden
soll,
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So wird erstrebt, dass das von Dornach ausgehende geiWirken die seelische Stosskraft entwickele, die gestaltend sein kann für eine v/ahre sittliche, soziale und technische Lebenspraxis. Für den modernen Menschen bestand ein Abgrund zwischen seinem seelischen Erleben und der Praxis des Lebens. Durch Illusionen täuschte er sich über diesen Abgrund hinweg. Er glaubte, Wissenschaft und Kunst aus der Lebenswirklichkeit zu schöpfen und diese Wirklichkeit mit seinem Geiste zu durchdringen. Diese Illusionen sind die wahren Ursachen der verheerenden Weltkatastrophe und der sozialen Nöte der Gegenwart. stige
Der moderne Mensch fand
in
Wissenschaft und Kunst
nicht den Geist; deshalb wurde seine Lebenspraxis zur geistleeren Routine. Der sozialen Lebenspraxis, der mechanisch orientierten Technik, dem veräusserlichten Rechtsleben fehlen die
Antriebe, die nur entstehen können, wenn im Innern der Menschen die Seelen den Geist erleben. Die im Goetheanum zu Dornach zu pflegende Geisteswissenschaft hat aus sich heraus eine soziale Lebensansicht getrieben, den Impuls von der Dreigliedrung des sozialen Organismus, der echte Lebenspraxis aus wirklicher Geisteserkenntnis gewinnen möchte, der alles Utopische dadurch vermeiden möchte, dass er aus der Geist- Wirklichkeit heraus schafft. Was die Seelen brauchen, um ihr volles Menschentum
zu erleben, soll in Dornach ebenso gepflegt werden wie das Technische des äusseren Lebens. Die Geistesrichtung, die hier ihren Mittelpunkt sich bilden will, möchte für die Werkstäatte leben fördernder Technik, für die soziale Gestaltung der Menschenarbeit ebenso schaffen wie für den Aufbau des Seelenlebens. Sie bedarf der Mitarbeit aller derer, die unbefangen genug sind, um zu sehen, dass dem modernen Leben fehlt, was sie schaffen möchte. den Dornacher Bau zu vollenden, ist noch fast ebensoviel Opfersinn solch Unbefangener notwendig, wie sich schon geoffenbart hat in der Möglichkeit, ihn bis zu Aber auch seinem gegenwärtigen Stande zu bringen.
Um
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mit der Vollendung dieses Baues wäre noch nichts erreicht für die Ziele, denen mit ihm gedient werden soll.
Mit dieser Vollendung parallelgehen müssen praktische Lebensinstitutionen, die in der von ihm repräsentierten Geistesarbeit gestaltet wird. Ganz praktische Unternehmungen müssen das leben fördernde seiner Kräfte erweisen. Es muss dahin kommen, dass es nicht mehr lächerlich wirkt, wenn der Geist, der eine Weltanschauung schaffen will, auch in der Begründung technischer Betriebe, finanzieller Institute, wissenschaftlicher Versuchsanstalten sich betätigt. In der freien Waldorfschule zu Stuttgart wirkt bereits die hier gemeinte Geistesrichtung. Auch Menschen, die sie da noch dulden, weil sie sich auf "geistigem" Felde betätigt, werden heute noch fordern, dass sie "die Finger weglasse" von Einrichtungen, über die nur der "Praktiker" urteilsfähig sein soll. Auf diesem Gebiete ist eines der mächtigsten VorurDie Persönlichkeiten, die (sich teile zu überwinden. heute schon gefunden haben, um an dieser Ueberwindung durch praktische Arbeit mitzuwirken, setzen sich dem Vorwurf der lebensfremden Schwärmerei aus. Sie glauben zu wissen, dass die Menschheit aus manchen Nöten erst herauskommen wird, wenn die Schwärmerei derer durchschaut sein wird, die sie heute der Schwärmerei fälschlich bezichtigen. Aber die Zahl der Persönlichkeiten, die gegenwärtig trotz solchen Vorwurfes ihre Kräfte in den Dienst echter Lebenspraxis stellen, ist noch gering. Einrichtungen sind im Werden, die dieser Lebenspraxis Grundlagen schaffen wollen. Ob es gelingen kann, das wird davon abhängen, dass möglichst
Menschen sich sammentun wollen.
viele
Auf
finden, die sich mit den
wenigen zu
kann Günstiges Richtung gewirkt werden. Denn dem Geiste, der hier gemeint ist, liegt engherziges Errichten von Menschheitsschranken, seinem Wesen nach, ferne. Notwendig aber ist ihm das einheitliche Umfassen des seelischen und des praktisch-materiellen Lebens. Aus diesem Untergrunde heraus möchte er seine Arbeit an der Beinternationaler Grundlage nur
in dieser
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wältigung auch der "sozialen Frage" leisten. Er glaubt, sagen zu dürfen, dass er aus dieser Grundlage heraus in engen Kreisen schon gewirkt hat, bevor im Ausbruch der Weltkatastrophe sein Widerpart das wahre Antlitz gezeigt hat. Er versteht, dass er vor dieser laut sprechenden Tatsache nur von wenigen gehört werden konnte. Er glaubt, dass jetzt aus den Nöten der Zeit heraus ihm Verständnis entgegengebracht werden müsste. Mit Völkerbünden aus dem alten Geiste heraus wird des neuen Lebens Wachstum nicht gefördert aus dem neuen Geiste wird der Völkerbund als etwas Selbstverständliches erwachsen. Die alten Seelen Verfassungen werden kein neues soziales Leben tragen; aus der Erneuerung des Seelenlebens wird der soziale Aufbau sich mit innerer Notwendigkeit ergeben. Gar mancher spricht heute schon Eine Belebung erstorbener oder abgedämpfter Menschenkräfte aus dem Geiste heraus tut not. Doch sieht man näher zu, so bleibt die Frage ohne Antwort welches istderlnhalt des neuen Geistes. Im Goetheanum zu Dornach möchte man aber gerade von diesem Inhalt sprechen möchte für diesen Inhalt arbeiten. Denn nicht der blosse Appell an den Geist will selbst erarbeitet sein. Er will alles wissenschaftliche Forschen durchdringen nicht bloss von einer sich von ihm selbst ferne haltenden Wissenschaft als Nebenerscheinung geduldet sein. Er will nicht da sein, damit der im Fabrikbetrieb Arbeitende ihn finde, wenn er die Fabrik verlässt er will in der Arbeit der Fabrik selbst, in ihrer ökonomischen und technischen Orientierung leben. Er will nicht eine Kunst, die das "nüchterne" Leben verschönt er i$t sich klar darüber, dass echtes Leben sich naturgemäss künstin aller Bescheidenheit
;
:
:
;
;
lerisch gestaltet.
So ist Dornach und, was mit ihm zusammenhängt, gedacht; es kann volle Wirklichkeit werden, wenn erkannt wird, wie dieser "Gedanke" aus den Wurzeln des wirklichen Lebens heraus arbeiten will.
Rudolf Steiner. 116
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•
Vom
Denken, Schaden, Sinnen einer Menschenrätsel. Reihe deutscher und österreichischer Persönlichkeiten.
Von
Seelenrätseln.
Schriften Dr. Rudolf Steiners. Die Philosophie der Freiheit. Goethe's Weltanschauung.
Die Rätsel der Philosophie. Theosophie. Goethe's Geistesart.
Die Geheimwissenschaft.
Ein
Weg
zur Selbsterkenntnis des Menschen.
Die Schwelle der geistigen- Welt.
Haeckel und seine Gegner. Die Erziehung des Kindes
vom
Gesichtspunkte der Gei-
steswissenschaft.
Haeckel, die Welträtsel und die Theosophie.
Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten. Das Christentum als mystische Tatsache. Goethe als Vater einer neuen Aesthetik.
Das Wesen der Künste. Die Aufgaben der Geisteswissenschaft und deren Bau
in
Dornach. Die Pforte der Einweihung. Ein Mysterium. Die Prüfung der Seele. Nachspiel zur "Pforte der Einweihung/' Die Hüter der Schzvelle. Scenische Bilder. Der Seelen Erwachen. Seelische und geistige Vorgänge in scenischen Bildern.
Das menschliche Leben vom Gesichtspunkte der
Geistes-
wissenschaft.
Obige Bücher sind zu beziehen vom
GOETHEANUM VERLAG VON AMERIKA Cleveland, Ohio
3326 Hosworth Road 117.
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