Valentin Weigel - Ein nützliches Tractätlein Vom Ort der Welt, 1705

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Piela

993

Ein nützliches

Tractåtlein

1 Vom

Ort der Melt/

OMNIA probate , BONUM tenete . Stultus de non lettis nec intelleétis judicat : At ſapiens legit, perpendit,

amici vo

cem DEI vocem ftatuit,

Geſchrieben bon Dem Chrwürdigen /in

M.

GOtterus

hendem VALENTINO

WEIGELIO ,

weyland Pfarrern zu der Tſchopau.

Im Jahr

1705



ooooooooooo

SUSSIDISSEJJEJaso

Das I. Capitel. Daß es eines jeden X7enſdhen nüglich ſey zu bedencken /worauffdieWelt ſtebe /daß fie nicht falle. Jewohl dieſe ſichtbare Welt aus Himmel und Erden zue ſammen gefeßet'i au feinem Orte ftehet/ nach ihren ause wendigen Theil ( denn in der Weite oder unendlicher Tieffe fchivebet fie in ihr felbft) ſo wird doch der Ort innerhalb der Welt hiennd dabetrachtet) ivo ein jedes Landi Stadt oder Menſch liege / ſtehe und wandele.

Und dielveil der Menſch aus der

Erdenkloß dieſer Welt geinacht iſt/ und iſt geſeßet initten in die Welt /darinnezu fvoha men biß auff ſeinebeſtimmte Zeit/ fo gebühret ihin gar ſvohl anzuſehen und zu betrachten ſeinen Ort oder Vaterland / da er in dieſer Zeit feine Heymat.

Nach dem ſterblichen

Leibel auf das er ſich ermahne / wie er in dies fer Welt feine bleibende Statt habe/ er inuß bald darvon und dieſe Weltverlaffen /er gehdi ret in ein ander Vaterland / das efpig iſt in Himmel/3u Ipelchen er anfänglich geſchaffen iſt. 2.2 Von


Das erſte Capitel Von ziveyen Stücken iſt der Menſch zuſam mengeleget/ daß er nicht ziveen / ſondern ein Menſd) wvåre und bleibe / aus Fleiſch und Geiſt aus Leib und S :ele . Nach dem Leibe tedarffer in dieſer zeit eines Ortes oderStelo le / es ſey auffm Lande oder auffin Meer/und muß an einem Orte ſeyn / und kan des Ortes feines Bleibens nicht entrahten / Aber nach dem Geiſt bedarff er keines Ortes / denn der Geijt beſiget Feine Stadt / nimmt keinen Raum ein / låſſet fici) an keinen Ort nicht ſchlieſſen noch einſperren.

Wer das beden:

cket und irol erkennet/ der trachtet in Chriſto nach dem Geiſt zu wandeln , im Reid Sots tes zu bleiben / auffdaß er endlich aus dieſem engen erbärmlichen Elend komme / in die es wvige Weite zu ſeinen Vater in den Himmel. Denn er ſiehet wohl/ wie müheſelig ſein ſterba lidher Leib von einem Ort zum andern beives get werde

hie und daher getrieben von

Menſchen und Thieren / vom Feuer und Waſſer / vom Hunger und Durſt /von Hig und Kälte / durch Sag und Nacht/ durch Winter und Sommer / und endlich durch den Tod wird er gang verzehrt und zunichte. Auff daß aber der Ort unſers elenden Leis bes betrachtet und ermahne des rechten Vas terlandes im Himmel/heben wir unter an am

Kreiſſe


Vom Ort der Welt.

s Kreiſſe der Erden / und fehen an fvelchem Theil der Welt wir daheime ſeyn / und das folches deſto baß geſchehen mögernehmen ſvir zu hülffdie obern Sphær,denHimmel mit ſeis nen Eirckeln / durch welche geiveiſet / gezeia get / gerechnet und gemeſſen wird / welches da ſey die Länge / die Breite/ und die Dice des Erdbodens ſampt dem Meer. Item , wo da ſen der Auffgang der Sonnen /derNieders gang /Mittag undMitternacht des gleichen in welchem Theil derErden liege Africa / Eus ropa, Aſia und America.

Aus ſolcher Bes

trachtung erfindet ſid, viel Nuges zu dieſem ſterblichen Leben nothwendig / Da ſverdet ihr ſehen ihr Potentaten und Könige auffEra den wie gering und ſchwach euer Regiment ſey gegen andern Königen / und wie fo gar nichts gegen dem eipigen Reich Chrifti. Deßgleichen ihr Theologi,die ihr muthwila lig dem Antichriſto dienet/werdet erkennen euer Jrrthum /wie das Himmelreich weder an Ort | Perſonen , Gebehrden oder äuſſer: liche Eremonien moge gebunden feyn / ſona dern es ſtehe frey imGeiſt und Glauben /nicht gebunden hie nod, daher / Luc.17.Auch wird ſich klärlich eröffnen in dieſer Betrachtung / was da ſey das Paradeiß / wo Himmel und Hölle reg /wie der Fall des Engels und des A 3 Mena


6

Daszweite Capital

Menſchen geſchehen ſey /nicht nach dem Ort oder Weſen / fondern an dem Willen und Zufall oder Accidente. Item man wird les hen /wie es war fürErſchaffung der Weltund wie es jeßund fey , daß die Welt nicht fallen könne /

und fvie es widerum folle werden

nach Zerbrechung der Welt. Solche und dergleichen Erkäntnuß wird die zeigen /daß wir in jenerWeltunſichtbaret geiſtliche) hiinmtiſche / über natürliche Leibe haben müſſen die da keines åüſſern Ortes os der Refervaculs bedürffen / weder Lufftes noch Lichtes der Sonnen , oder etivas natürs . fiches fondern es mub Himmliſch und Eng liſch feyn / daß wir auch mit Gott wohnen in uns ſelbſt auff der efvigen Weite / da kein Ende iveder über fich noch unter fich / iveder hinter ſich noch vor fich zu finden / zuſehen noch zu gedenceu iſt in Ewigteit.

1

Das 2 Capitel. Von der Groffe undKleinbeit der/Erdkugel, und der gangen Welt /und von denacht

ſichtbaren Spbåren. Gleich wie ein En zuſammen gereget vom Dotter und von Eperklar. Der Dotter

lieget mitten imn Eyerklar /und rühret an keis ner


7

DomOrt der Welt .

nerSeten'an/ſondern ſchiebet in derMittel alſo iſt dieſe Welt vergleichet einemEy. Denn fie iſt auch rund und hat zivo Sphären / die obere und die untere.

Die obere begreif .

fet die Lufft ſamt dem Firmament/ die uns tere chen

iſt

die Erde

eine

Runde

und das Meer / was Kugel /

ſchweben im

Lufft mitten im Himmel rühren an keiner Seiten an

foie der Dotter im Ey.

Und

wie der Eyertlar umgiebet den Dotter alſo imgeben auch die Acht Sphären ſamt der Lufft das Meer und Erden als eine Kugel. Nunwie geſagt, ſo iſt die unter Sphår oder Globul die Erde oder das Meer gleich einem

1

Centro mitten im Circel / und die ober Sphára iſt die Lufft fammt dem Feuer und Firmament / welches auch der Himmel heiß fet bey den Einfältigen. Dieſer Himmel oder Firmament wird getheilet in acht ſichtbare unterſchiedliche Sphären / von wegen der ſieben Planeten / unter ſvelchen ein jeder ſetz nen ſonderlichen Circfel oder ? auff hat. Der unterfte Planeta iſt der Mond /am nechſten über dem Erdreich , der ander iſt der Stern

Mercurius/der dritte iſt der Stern Veneris

o

ftehet am drittenCirckel von derElden hinauf gerechnet / die Sonne ſtehet in der vierdten

i

Sphác, in den fünfften Circkel gehet herum der A 4


Das zweite Capitel der Stern Martis / im fechften der Planet Jupiter / im 7. der Saturnus , im achten Himmel feynd alle Sternen des Firmaments klein und groffamt den 12. Himmliſchen Zeia

1 chen im Zodiaco, unter welchem die 7. Plas neten ein jeder feinen Lauff vollendet.

Es

fwird auch die neundte Sphára von den Aſtronomis aus beiveglichen Urfad endara gu gezehlet ) und die Theologi than darzu. den zehenden und eilfften Himmel/ welches fpir fie taſſen verantiporten .

Denn fvir ram

den hie nicht ſymbolicè voin Celoaqueo, von den Waſſern über den Firmament / noch von dem feurigen Himmel darinne Gott fpohnet / ſondern allein von den runden teiblia chen Sphären.

So ich mich erhebe mit

meinem innern Auge fampt den auſſern / die

fo iſt oder

Erde

gegen

dem Firmament

oberſten Himmel wie ein Centrum

oder Punct / und iſt alſo gar klein . So ich mich aber herab laſſe vom Himmel auf die Erden /ſo finde ich die Kuget der Erdengroß| breit und dice , Und ivie die Erde ein klein Punct iſt gegen den oberſten Firmament/alſo iſt die gange Welt gegen der Tieffe darauf ſie ſchwebet kleinja gar nichts / wie hernacha mahls fvird ecipeiſet werden in

ſeinen Ca

pitein .

Der

1


Vom OrtderWelt.

Derhalben nimm jekund für dich zu era wegen die Groſſe und Kleinheit aus dieſen Sigurene

*

****

G

A5

Polus


10

Polus Ardicus,

Europa

Utsial

panely Kindia

L'Aqvihrociralls

Afrida

co

ti

ma

Vi

Tropicus 7

Polus Antarcticus .

Die Erde und das Meer machen eine groſſe dicte runde Kugelivelche wird unters ſchieden in fünff Zonas nach den Circtelt des Himmels / die in vier Theil / als Euro pam , Afiam , Affricam und Americam , Item in Morgen /Abend/ Mittag und Mit ternacht/deßgleichen in andereZeiten /Mons den und Jahr nach dem

Lauf der Sonnen /

nach den zwölf Zeichen. 1

Das


Pomórt der Welt.

Das 3. Sapitel. Daß der Erdboden nach den Circkeln der Aſtronomi des Himmels in fünffZonas ab , getheilet werde / und daß zehen Circkel am firmament gefunden werden . Achdem wir erkennet haben /daß diegan : Be Machina mundi aus zivo Sphären

fer zuſaminen geſeget /aus der unternSphäri als Erden und Meer / und aus der obern Sphår/ als aus dem Lufft und Firmament/ und daß ſieben Planeten ſeyn mit ihren eige: nen Sphären , die da unter dem Zodiaco 7des Firmaments

ihren Lauff volbringen.

Solaſſen ivir ißo fahren auff dis den Lauff der ſieben Planeten, ausgenommen dieSon : ne / und erheben uns an das Firmament/ daſſelbe mit den Aſtronomis zu betrachten nad , deu zehen Circfeln / auffdaß fvir hers nachmals aus und durch dieſelben der Erd Kreiß die untere Globul/darauff wir wohnen / aufmeſſen und theilen können .

Denn nies

mand wird recht erkennen ſeine Heymatdan welchem Theil der Welt fie liege i nieinand wird auch rechnen können die Weite von eis nem Lande zum andern / ohne die Erkäntnuß der obern Aſtronomiſchen Circkeln i

ja es

wird auch niemand weder zu Waſſer noch 30 Lande fruchtbarlich reiſen mogen / er habe denn


Das dritte Capitel denn das firmament mit dieſen Circtelnetlis mer maſſen in Erkäntniß /daß er daraus ſea he / wie weiter gegen Mittag oder Mittera nacht wandele/ ? c. Am Firmament erdenden dieAſtronomi ſechs groſſe Circkel und vier kleine / als wie da folget /derHorizon ,Meridianus Æqui noctialis und Zodiacus, Tropicus cancri und Tropicus capricorni, zweene Coluri,

Tropicus Arcticusund Tropicus, antra SoldeCircel ſag ich imaginiren

Eticus.

die Aſtronomian den Himmel und ſeßen fiel nicht daß fie alſo daran ſtehen , ( ohn außges nommen die breiten Circel des Zodiaci, die Straſſe der Sonnen und Planeten ) ſona dern daß man nach ſolchen Circkeln rechnej außtheile und meſſe den Lauff der Sternen und der Sonnen /Des Mondes , den Umkreiß derErden /und die Weite eines Orts von dem andern /2c.Nun ivollen wir einen groffenCirs cket inſonderheit betrachten / den diß ivicd uns nug ſeyn /den Erdkreiß recht zu erkennen und abzutheiten. Das iſt und heiſſet ein groſſer Circel / der da nicht alleine den Himmel! 3

ſondern auch die Erden mitten entzivèy theia let / und derer ſind ſechs. Der erſte heiſſet Æquator oder Æqui noctialis, der da urſachet / daß Tag und Nacht gleich ſeynd in tergangenWeltfalsley

die

1


Vom Örtder Delt.

13

die Sonne im Frühling umb den Martii in den erſten Grad des Widders/ und im Herbſt den 12. Septembr. im erſten Grad der Was gen eingehet / da beſchreibet ſie dieſen Circtel mit ihrem Lauff/ und machet uns Tag und Nacht gleid. Dieſer Circtel wird getheilet in 360. Wieauch alle andere / fie find gleich groß oder klein .

Dieſer hat auch viel an

dere Nußbarkeit/ weldje du ſuchen magſt in dem Büchlein von der Sphæra Armillari. Der andere groſſe Circkel am Firmament iſt der Zodiacus

deren die 12 Himmliſche

Zeichen ſtehen , ein jedes Zeichen hat 30.grą dus,und alſo hat der gange Circfel auch 360. gradus, theilet Himmel und Erden aud) in Živen gleiche Theil / und dielveil er frum ift/ bater ſonderlichepolos,nicht mit denÆqua tore, ivie du ſieheſt in dem Inſtrument oder nachfolgenden Figur der ganzen Himliſchen Sphär.

Und mercke auhier /daß alleine der

Zodiacusunter allen andern die Breite ha bebey 12. Graden / auff jeder Seiten fechſe. Die andern Circkel feynd nur Linien ohn eine Breite / aber der Zodiacus hat eine Breite wie gemeldet / darunter die Planeten ihren Lauff haben /und mitten inne wird eine linea gezeiget/ heiſſet via folis , die Straſſe der Sonnen , denn die einige Sonne bleibet ima mer in der Mitten dieſes breiten Circtels / ſo die


14

Das Dritt

e

Capit

el

die audern Planeten auff die Seiten aus: weichen . Der dritte groſſe Circel heiſſet Meridia nus, die Mittags linea , theilet auch Hims mel und Erden in ziver gleiche Theile mitten hindurch /daruin gehet er durd, die zivene po lusmundi, Arcticum und Antracticum , und durch das Zenith , das iſt / punctum verticale ,ſo oft magſtu haben und imagini- , ren lineam meridianam , und wo die Sons ne in dieſer linea gefunden wird / fo iſt in dei: ner Wohnung Mittag/ und denen unter dir iſt es.Mitternacht.

So viel Lande Détter

oder Zenith feyn / fo viel mögen gezehlet ivers den Meridiani/ivie du ſieheſt in der iridiſchen Kugel, das viel Linien durch die beyde polos mundi lauffen/ ſeynd eitel Meridiani. Der vierste groſſe Circel heiſſet Hori zon oder Finitor,theilet die gangeWelt auch in ziven Theil das obere heiſſet ſuperius he miſphærium

bas untere heiſſt inferius he

miſphærium . Sodu in ein flach eben Feld tritteſt, ſo ſieheſt du um dich herum / gleich als rühre der Kreiß der Erden das Firmament/ dieſer Circfel heiſſet Horizon, und es mögen auch viel Horizontes gezehlet werden, nach eines jeden Stellen und Ort/darinneer wans delt.

Wenn die Sonne im Auffgang ftehet/

ſo iſt ſie in Horizonte orientali , und ſo fie

nies


VomOrt der Welt. nieder gehet / ſo iſt ſie in Horizonte occi dentali. Zum fünften iſtColurgæquinoctiorum

3

ein groſſer Circťel / gehet auch durch die po

7

los mundi,und durch den erſten Grad v und 2 / und ſo bald die Sonne dieſe ziveen Grad durchivandelt / ro madjet fie zivey æqui noctia iin Jahr als im Lengen und Herbſt/ da iſt Jag und Nacht gleich in der ganßen Welt/darum

er auch Colorus Æquinocti

orum genennet fvird . Der ander Colurus gehet durch den era ſten Grad Krebs und Steinbocf / durd, dies fenCirckel kan man ausrechnen /daß dirSon ne 23. Grad und etliche minuten ſich abneige voin æquatore , wann ſie im Krebs iſt und im Steinbock.

Nun folgen die kleine vier Circkel/ als vier Tropici , der Tropicus Krebs / der Krebs Circfel wird durch der Sonnen Lauff bes Ichriebeuſivenn ſie im Anfange des Krebs ift/ als um den Sag S.Viti, da iſt der långſte Zag ben unsin Europa gegen Mitternacht. Der ander Tropicus des Steinbocks wird durch der Sonnen Lauff gemacht im Anfang des Steinbocks um S. Luciæ ,da iſt der Tag bey uns am kürßſten /und die Nacht am långſten/ und von dannen fáhet an die Sonne zu uns zu lauffen . Der


Das dritte Capitel

16

Der Circulus arcticus wird beſchrieben von dem Polo Zodiaci, welcher 23. Grad u . 30. minnten vom Polo mundi abſtehet / und derhalben alle Sage umb dem Polum mun di herum läuffet.

Alſo im

gegentheil wird

auch beſdhrieben deț Polus antarticus , wie du in Juſtrument oder auch in dieſerFiguren ſehen magft.

ZON

DS

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23 AVJUP'd

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HORI i ec di

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Po

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us ic t c A. r l Po

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Tropicus

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DA6


Vom Ort der Welt.

Das 4. Sapitel. Erdkreiß nach den Circkeln des Kimmels auch abgetheilet werde

Das der

Methaben die Circkel des Himmels / beys, des groß und klein / fo feynd aud) dieſelben zu ſveiſen auffder unterGlobul des Erdreichs| muff daß wir lehen an welchein Ende der Ers den unſer Wohnung ſey / dann es mag nicht der gange Erdboden beivohnet werden / von wegen der groſſen Kälteſ oder wegen der unmeſſigen Hiße der Sonnen und ſolches zu zeigen auff den

Erdreidy /

te am Himmel

den

fo betrach

Zodiacum

und

æpuinoctialem ,des gleichen die beyde po los mundi und dazu beyde Tropicos, 10 fiue deſtu fünff Zonas auff Erden gleich einem breiten Gürtel, die gegen Mitternacht unter dem polo arctico heiſſen frigida Zona,ive gen der groſſen Kältel das man daſelbſt nicht mag wohnen.

Alſo unter dem polo an

tarctico innerhalb dem circulo antarctico, wird auch funden Zona frigida, deñ dafelbft hin mag auch die Sonne nicht kommen /Åber zwiſchen dem Arctico und Tropico Cancri, des gleichen ziviſchen dein Antractico und Tropico Capricorni wird funden Zona temperata,ein mittetmeſſiger Ort zu woh nen7 welcher Ieder zu gar heiß noch zu gar Fait B

f


18

Das vierte Capiteh

talt iſt , und an dieſen Enden iſt das Theil Europa /2fia /Affrica u.America/Aberunter demæquinoctiali und zu beyden ſeitſ iſtZo na torrida ,da alles verdorret von wegen der gegenwertigen Sonnen . Der breite un frums meSirfelZodiacus ivird von dem groſſaSir deln äquatore in zivey Theil getheilet /denn er durchſchneidet den Zodiacum am Anfang des Widders und der Wagen / alſo das ſechs Zeichen des Himmels gegen Mitternacht werts ſeyn die anderu ſechs gegen Mittag. Und'ivenn die Sonne durchgehet dieſe Mits ternachtiſche Zeichen / ſo haben wir Einwoh ner gegen Mitternacht die långeſten Sagel und die kürsten Nächte. Darzu ſind die in Hybernia ohnalle Nacht, ſie haben immer Tag / faſt ben fechs Monden . Und wenn die Sonne über den æquinoctialem fommet zu dem Mittåglichen

Zeichen/ ſo haben wir die

kůrgſtenTage und die långſten Nächterja die Hyberniſchen haben ganger ſechsMondéeitel Nacht u.BeinenTag.v.8.11.69.6 Wing das heiſſen Borealia oder Septentrionalia darum daß die Sonne in dieſen Zeichen ſich vom Æquatore

ferret , und ſich nahet

gegen Mitternacht biß an den Krebs a , .m. + > . 2 mm x.dieſe heiſſen ſigna meridi onalia ,darum das die Sonne in dieſen Zeis

chen


1

Vom Ort der Welt.

19

chen ſich ferret vom Æquatore, und nahet ſichgen Mittag biß in den Steinbock : Und dielveil der Sonnen Straſſe ohn unterlaß durch dieſe 12. Zeiché volbracht wird / uñſich auſſerhalben dieſes Circkels nicht ſchreitet zu

3

benden ſeiten /ſo folget /daß unter den Æqua

3

tore und darneben Zona torrida ſey /dawes

1

der Laub noch Graß gefunden wird/ fondern gemeiniglich Sand und Stein / und das nies mandes darunter wohnen möge von wegen der groſſen Hiße.

Die Leute aber ſo das

bey ivohnen rings-weiß umher /ſeynd ſchivare und braun / von ivegen der Sonnen Hiße. Aus dieſem iſt wohl zu ſehen / wie gar ein kleia

n

ner Plak des Erdbodens von den Menſcheit

T

kðune beſvohnet werden / denn gegen Mitters

3

nacht unter dem Polo Arctico , und inners haló dem Circkel Arctico , desgleichen ges gen Mittage/ innerhalb dem Circulo Areti co , und feinem polo mag niemand wohnen von wegen der groſſen hefftigen Kälte.

Darnach mitten unter dem Æquino Aial und darneben verbeut es die groſſe ima Es lep merkehrende Hiße der Sonnen. denn was darneben zugelaſſen wird , als in Æthiopia und Affrica , alſo bleibet Zona temperata ziviſchen dem Arctico und Tro- . pico 69. deßgleichen zwiſchen dem Antar & ico und Tropico magſt.

wiedualhie ſehen B2

Septen.


20

Das zweiteCapitel

Septen .

QVINQVE

frigida Zona firculus

alicus

Zona temperata Borealis

Tropietats TOR "

ZONA

Z

Ægvafor RIDA

Tropaeus

Zonatemperata Merule:

z

Greulus antarĂŠtieus

Zona frigida

Meridies,

Polus


vom

@ rtoer Welt.

21

Polus Areticus.

Du ja o ud

gunion

Hifpanzo . Euhopa

fissa. Fucia

TT

E

Aquafole

L

E OU

Africa

Polus Antar & icus.

Das 5. Capitel Vonden vier Theiten der Welt / nach den

LĂĽndengerechnet. Oman die Circel des Himmels und So den Lauffder Sonnen betrachtet/ ro fina den Ĺżich vier Theil der Welt, als der Anfang/ an B 3


Das fünffte Capitel an dem Ort da die Sonne einem jeden Lande in dem Horizonte auffgehet/ und Abend /da die Sonne einen jeden Ort niederſteiget/ und die Nacht einführet/Mittag wenndie Sons ne einen jeden in puncto verticali oder Mittags linea ſtehet und Mitternacht / da die Sonne in imocæli gefunden wird/ oder auchjuxta Plagam mundi ,da man betracha tet den Polum arcticum , und Mittag den Polum antracticum . Dielveil aber ben des /der Himmel und die Erdkugel rund iſti fo iſt auch allenthalben der Auffgang und Niedergang zu ſeben : Urſache / die Sonne gehet alle Stunden auff / und alle Stunden nieder / diejveil ſie im Circkel herumb läuffet/ aber nicht einein jedenlandezu allerStunde/ denn ſo die Sonne denen in India auffgeht/ ſo mögen die in Hiſpanien Mitternacht ha ben / und wenn den Hiſpanis die Sonne im Mittage ſtehet/ ſo mögen die Morgenländer Abend haben / ? . Derhalben ob ſchon die Sonne an ihrem Circkel alle Stunden auff und niedergehet diverſo refpectu habitan tium , nach anſehen der Menſchen auff Ers den / fo gehet ſie doch einem Volcke oder Lans de ehe auff als dem andern / ac. wie der Glo bus cæleſtis außiveiſet.

Aber von dieſen

+ vier Theilen der Welt reden wir jekund nichts nach den Circfeln / fondern alleine nach den

Landen /


M

20

ell

Pom Ort der Welt. Landen/ derer ſeynd vier.

23

Das erſte Theil

der Welt heiſſet Aſia,vom Afio dem Sohn Manæi Lydii alſo genandt / lieget gegen Morgen, gegen uns gerechnet/ ſo wir in Sa xonia Europæ wohnen . Es iſt aber ziven erley Aſia, als gros und klein Aſia , darinnen lieget Pontus, Binthinia, Phrygia ,Cappa docia ,Licia, Caria ,Pamphilia Miſia,Li dia Gallacia , Cicilia , Colchis , Galilæa,

24

78

Idumea, Jeruſalem ,Siria, Media , Perſia , Hircania , Armenia , Scythia, Türckey / Babilonia , & c. Das Ende ſuche bey dem Petro Apiano in ſeinen Abaco , und in dem Weltbuch Sebaſtiani Franckens. Das ander Theil der Welt heiſſet Aphri

Foll ca, vom Apharo einem aus den Nachkom

Then men Abrahæ , es lieget gegen Mittag zu unſern Augen nach / oder Gelegenheit des

ha Landes zu rechnen.

Der mehrer Theil

A

phricæ iſt unbewohnet uñ ſvúſte/ zum Theil

24

10

aus der Viele dervergifften Thiere/zum Theil aus Nahe der Sonne/ſonderlich gegenMit tag/ zum theil aus Unfruchtbarkeit des auß geſchwemten Sandes i doch gegen Europa zu iſt Aphrica Volckreich und ſehrFrucht bar.

Es liegetdarinneLibia , Æthiopia,

Mauritania, Egypten /Carthago, der koft lichſte Waferfluß Nilus aus dem Paradeiß

0

ell

flieſſende , der Berg Atlas , darinne findet B 4 man

1


Das ſechſte Capitel

24

manDeoren /alſo ſchivarg/daß ſie glingen für Schwarze/aus Hiße der Sonnen / darumb fie unter der Erden wohnen , Dieſe Gegend iſt dem Cham ſporden Noe Sohn / gleich fie Alia dem Sem , und Europa dem phet.

Was weiter darvon zu

Ja

iviſſen iſt!

magſtu leſen in der Weltbuch Sebaftiani Franci. Das dritte Theil heiſſet Europa, endet ſich gegen dem

Niedergang am Atlandiſchen

Meer / gegen Mitternacht am groffen denta (den Meer) gegen Mittage am Mittel-oder Wandel-Meer/gegen Auffgangam FlusTa. naim , und an den Bürgen Ripher Und ivies wol es das kleinefte Theilder Welt iſt jedoch an fruchtbarkeit/ Melligkeit des Lufftes / ant Städten und Schlöſſern / fürnemtich

aber

an Eunſtreichen / freundlichen/ tugendhaffti: gen Volck, alle andere Theilder Welt übers treffende / als Afiam , Aphricam , und A mericam. An der Breite nemlich von Mittag in Mitternacht halt Europa nirs gend über 225.deutſcher Meilen/ſprichtApi . anus,dandaß es ſich an einen mittlenOrt mit zieen Flügel ſchier einem

Drachen gleich /

fich erſtreitet und formieret.

Die lange as

ber Europæ voin Fluß Tanai ,bik ansGadis taniſche Meer da es am långſten iſt erſtrecket fichs bis in ſieben hundert und funffsig deuts fdjer Meilen.

Nun


bom OrtderWelt.

25

Nun der Anfang Europæ und Hauptdes Drachens voin Niedergang iſt Hispania, ketches faft fünff Königreiche hat , nemlich Gallaciam ,Navarram Caftellæ , oder Ca ftillie , Catholóniam ,Arragoniam ,damach Gallia, Italia , Brabantia , Anglia,Scotia , Geldria , Holandia , Germania , Svevia, Saxonia Wallachia , & c . Das vierdte Theit heiſſet America , alſo genandt vom Americo Veſpucio , welsher es durch Schiffart erfunden hat/ im Jahr 1497. aus geheiß des Königes von Eaftilien fpird genent die Neue Wett, hat in der Breis te 525. deutſcher Meiten /nach der Länge aber 750.

In diefer Inſel oder Welt gehen die

Einivohner alienackend | lieget in der Kuget (neben Europa und Aphrica , gegen dem Nidergang.

Begehreſtu mehr von dieſem

Sheil zu wiſſen 7 fo magſtu tefen die Schif farten in dem Weltbnch Sebaſtiani Frans cens.

Das 6. Capitel

Und die Långe der SErdkugel gemeſſenwera devom Abend in Morgen durch den Aequa toren und ſeine neben Linien /dieBreite aber vom Mittage gegen Mitternacht denMeridianum . durch

B

5

06

1


DasſechſteCapitel.

26

Bivohl im Circtel oder in einer runden Kugel fein Anfang iſt/ ſo machen doch die Aſtronomi mit der Coſmographi eis nen Anfang / auff daß ſie das Erdreich in die Länge Breite und Dicke meſſen können, man mag zivar einen Anfag ſeßen im Circel wil. wo man

Sie nehmen aber den Anfang

in Occidente gegen uns gerechnet in Hispa nia beyden in ſuis fortunatis, faſt zu Com poftella ,und von demſelben Punct an zehlen ſie die Meilen gegen Morgen nach dem quatore und ſeinen Paralellis.

Æ

Und nicht

unbillich hebet man an zu zehlen die gradus des Himinels / und die Meilen des Erdreichs vom

Abend gegen Morgen in die Länge.

Denn alle Planeten mit der Sonne gehen in ihrem Lauffgegen Morgen /obes wohlden unerfahrnen das Widerſpiel deuchtet ſeyn / nemlich als lauffen die Sternen vom Mors gen in Abend und konten alſo ſagen / ich ſehe ja greifflich / daß die Sonne und alle Sters nen auffgehen im Morgenlande / und gehen unter im Abend. So iſt drauff zu ſviſſen

1

dieſer Beſcheid daß einzwiefacher Lauff oder Beſvegung ſey des

Himmels | ein äuſſerer

fremder Lauff durch das oberſte Firmament/ und ein innerer eigener Lauffeines jedenPlas neten und Sternens. GOtt hat es geordnet/

1 daß alle Sphären ſammt den Sternen in 124.


Pom Ort der Welt.

27

24 Stunden vom Morgen gegen Abend um den Erdenfreiß lauffen -anit groſſer Schnell, nichts deſto weniger hat ein ieglicher Planet

1 oder Stern ſeinen fonderlichen Lauff vom U bend gegen Morgen unter dem frummenCirs einem Resepi

I

Rad herum dreheſt / ſo mag eine Fliege für ſich ſelber einen eigenenlauffamRade haben als du den Schleiffſtein vom Morgen gegen Abend wendeft /ſo mag eineFliegevomäbend gegen Morgen kriechen . Siehe alſo gehet es auch init dem Lauff des Himinels / der O berſte Himmel reiſſet ſich ſchnell herumb in 24. Stunden von Morgen in Abend / und machet uns einen natürlichen Tag / niñtmit fid) alle untere Sphæras , und in dem hat ein jeder Stern ſeinen eigenen Lauff durch den Zodiacum vom

Abend gegen Morgen.

1

>

7

Denn aus dem Widder gehet der 5 in Stier/ und aus dem Stier in die Zwillig, vollbrin : get alſo ſeinen Lauff durch den Zodiacum in 30. Jahren. Der 44 durchläuffet dieſe 12. Zeichen in 12. Jahren vom Åbend im Mors gen Der om in 2.Jahren / Die O in einem Jahre auch von Ábend in Morgen/ob ſie wol alle

Tage vom oberſtem

Himmel geriſſen

fvird vom Morgen gegen Abend .

alſo der

planeta

bey uns /

Mond iſt der unterſte

durch

1


28

Das fechſte Capitel.

durchläuffet den Zodiacum in 4. Wochent kominet 12. mat mit der Sonnen zuſammen n le iſt / ein neu Licht des Mondes / zc. Und gleich wie die länge des

Erdreichsgezehlet wird /

vom Abend gegen Morgen / nach dem Lauff des Geſtirnsraus dem Æquatoreund feinert Paratellis,

Alfo iviro anch die Breite der

Erden gezehlet vom Mittage gegen Mitters nacht, das iſt/ vom Polo Antractico gegen dem Polo Aretico , oder von dem Æquato rè gegen Mitternacht zuj , und ſolches durch den Meridianum / welcher über einer jeden Wohnung durch das Zenith und beyde Po lus mundi inußgezogen werden.

Und wie

nur die Länge /das iſt/ longitudo loci wei fet , ob ein Ort mehr gegen Abend oder gegen Morgen liege I alſo weiſet mir latituda, 06 mein Drt mehr gegen Mittag oder Mitters nacht fer gelegen /gegen einem andern Ort gehalten. Alſo weifetmir latitudo wie hoch der Polus mundiArcticus ſtehevomHori zonte an meiner Heymat.

als ein Erem

pell Ichivolte gerne wiſſen / ſvie ſich Leipzig und Benedigen hielten gegen einander) wel: ches mehr gegen Abend oder Morgen nach der Långe lege/und welches mehr gegen Mits tag oder Mitternacht gelegen wärel fó thu

ich

111


VomOrt der Welt.

29

ich ihm als dis zu erfahren : Ich gehe in den Abacum regionum Petri Apiani, und ſu : che Leipzig/ ivas ſie für eine longitudinem habe/deßgleichen auch Venedigen, derhalben fdreibe ich ſie alſo für mich/ Longitudo ,La ditudo

3 Leipzig

29. 58. 51. 24 .

Venedigen 32. 30. 44. 50 . Da ſehe ich daß Venedigen etliche teutſche Meiten mehr gegen Morgen liegt denn Leip. zig/dielveil Venedigen eine gröſſer Långe hat vom Occident gegenMorgen /denu 32. grad ſeynd mehr als 29. darnach ſehe ich das Ves nedigen

etliche teutſche Meilen mehr liege

gegen Mittag als Leipzig /dielveil Veneric gen eine kleine latitudinem hat / wie du ſies heft/ daß Leipzig 51. Grad habe vom

£ qua

tore her aber darum iſt auch Altitudo Poli gröſſer als zu Venedigen.

Wilt du es aber

genau iviſſen/ ſo muſtuerfahren feyu zu rechs nen diſtantias locorum , welches hie zu ents richten mein Fürnehmen nicht iſt.

Das 7. Sapitel. Das es nüglich ſey einemridenſchen die 306 be des Poli Aretici , in acht zu haben , denn ſie weiſet ihm /wo er in der Welt Daheimeley, Am


1 30

Das ſiebende Capitel.

M Firmament ſeynd ziveen Puncten blei: શ ben unbefveglich ſtille ſtehen / iverden ges nennet Poli , darum das man in dieſen ziveen Puncten eine lineam zeucht / mitten durch die Welt , um welche das Firmament lauffel gleich ipie ein Rad um eine Nabe. Der eine Polus ſtehet an Mitternacht/ heiſſet Ar&ti cus, darum daß er bey dem kleinen Beer ge meriket fpird .

Der ander gegen Mittage/

wird von uns nicht geſehen / heiſſet Antra eticus.

So einer wohnen tönte tracks un

ter dem Æquatore, der hat beyde polos im Horizonte, wie in dem Inſtrument zu ſehen iſt, aber jemehr er zöge gegen Mitternacht herüber vom Æquatore , je höher ihm ſeyn ſvůrde der polusArcticus. Dargegen An tracticus, wird ſich ihm gang verbergen un : ter den Horizonten . Nun wir wohnen all hier weit vom

Æquatore auch über

dem

Tropico Cancrides Krebs in Europa,dar umb iſt uns der polus arcticus hod) von der Erden/ das iſt vom Horizonte, als zu Leips zig ſtehet er şi grad/58. minuten vom Hori zonte, undjeweiter mangegen Mitternacht kommet / je höher er geſehen wird / biß in die 57.58.59.60. 61. 2c . grad .

Je höher dieſer

polus über einem Lande ftehet / je mehr es liegt gegen Mitternacht/ und je ferner es iſt vom


VomOrt derWelt.

vom Æquatore oder Mittage / darum iſt die altitudo Poli und latitudo eins. Dieſen

1

Polum bedürffen alle Schiffleutel-fo über Meer fahren /daß ſie ihre Reiſe darnach rich ten/ denn ohne dieſe Erfåndtnuß möchten ſie nicht wiſſen / ten.

ſvo ſie hertamen oder Hinwvol

Der Magnet in ihrem Compaſſo

weiſet allemal auf dieſen Polum

, und alle

Mittagslinien lauffen durch dieſen Polum , deßgleichen auch durch

den andern.

Wer

dieſe Erkändtnüßuicht hat von den Himmlis

0

chen Circkeln und Polis , der wird in ſeiner

Reiſe nicht wiſſen/ ivo aus oder ein / und ob

1

net/ ſo weiß er doch nicht ob er gegen Mor

er gleich einen Ort von dem andern erkex

e

gen oderMittagreiſe/Aber der ſich durch den Compaß låſſetführen nach der Höhe des Po li, fvird die vier Theil oder Derter der Welt / und was darzwiſchen ſtehet / rechturtheilen können. Ein Erempel: Ich inolte reiſen von Rom gen Jeruſalem / nun weiß ich nicht ivo hinaus/derhalben hab ich bey mir Abacum petri Apiani und einen Compaſſum dazu , ich finde die Länge und Breite eines jeden Orts/ daſchreibe ich fürmich alſo / daß ich die

Safel fürmir in demCompaſſo getheilet ha bel indievier Plagas mundi, als .

Sept.


Das ſiebende Capitel Septent,

.Occi

A

Latitudo Longitudo

36. Roman

41.

Zo

66 .

so .

31.40 .

0. B

Feru. ſalem .

Meridies.

Achier ſehe ich augenſcheinlich /daß Jerus falem etliche hundert teutſcher Meiten gegen Morgen liege/ und Roma im Abend und ges gen Deitternachtinach Jerufalem zu gerech net / Darum erkenne ich / daßich muß von Abend nach der linea A.B.reifenldas iſt halb Morgen und halb Mittag zu.

Solches zu

wiſſen iſtmir nicht allein tuſtig , ſondern auch nůßlich.

Wolte ich aber iviffen / wie viel

Meiten ich hin hätte / fo mufte ichs rechnen nach der Kunſt / welches alhier zu lehren mein Fürnehmen nicht iſt. Item , Ich wolte aus Franckreich reifen gen Eractau in Pohlen / da nehme ich den Compaſſum , und ſehe die plagas mundi, als Auffgang/ Niedergang / zc .

Und ſuche

die Länge und Breite aus dem Abaco. Septen .


Vom Ort der Welt.

Latitudo Longitudo Paris

*7,

Cracau

37. 50.

8,

4

vo .

Meridies

Dafinde ich dcß Crackau in Polen fehe

30 ge

tveit gegen Morgen liege / in dem

ich jebund

zu Parif bin / und daß Erackay mir auch gegen Mitternacht liege/ darumb muß ich reiſen halb Morgen und Mitternacht zui auf der linea a.b. Alſo magſtu beyláufftig fehen/ wie ein Ort gegen dem andern fey get

i

legen /und wo deine Reiſe hinauß ſol/ſie ſey zu Waffer oder zu { andez auff daß dunicht ſepſe ein einfältiger unwiſſender Menſch / gleich wie einem Todten/ der da nicht fvúſte / wo er

fer

auffdem Erdreich wohnete/oder daheim wäre uach ſeinem ſterblichen

di.

Leibe oder Hüttent

Das

n

XZ

Orient.

Occ i .

Septen.


34

Dasachte Capitel.

Das 8. Scapitel. 1

Von der Form / Geſtalt / Dicke und Umb, Kreiß der Erdkugel, und von den vier Minden derWelt .

machen eine Kugel / und wird von etli : chen vergleichet nach ihren Ländern / dem Menſchlichen Córper / als die Erde ſey das Fleiſch / das Waſſer bedeute das Blut i die Steine die Gebeine, die Berge das Gedder/ das Haupt den Anfang /als Da iſt Aſia , die Füſſe den Niedergang / als da iſt America , den rechten Armdurch Aphricam , den Lins cendurch Europam , das laſſen wir alſo ftes . hen / haben nur anderer Meynung wollen darvon erzehlen . Aber eigendlich iſt die Ers de rund mit dem Meer í und hat in ihrem Umbkreiß 5400.teutſcher Meilen ( wie die Rechen Kunft) und an ihrer Dice 171815 teutſcher Meiten , auß des Himmels

gradi bus zu erkennen giebet. Weiter zeiget man

auch an ihr vier fürnehmſteEcken oder Theil nach den vier Winden , als vom Auffgang Wehet der Subfolanus , und hat neben ihm Zwveen andereGeſellen auf beyden ſeiten / als Cæcias und Furus. VonAbend wehetZe phyrus, ſamtſeinen zween Geſellen , als Corus


VomØrtoerWelt.

3$

Corus und Favonius. Vom Mittage'wes het Notuş, hat auch ziveen neben ihm /als da + find Affricus und Auſter.

Von Mitters

nacht wchet Boreas, Aquilo und Circias. Und daß du die Namen der Winde alle nens

#nen magſt / und in Erkäntniß haben mögeſt/

5

welchezu jeder Zeit blaje / fo betrachte den nachgeſchriebenen Unterricht von den Nas men und Umfreiß der Winden.

r

Furus,

i

Oftnord, Suden /

e

Corus,

Favonius,

Auſter ,

Nordweſti

Weſtivind

à

Subſolanus, Norus, Zephyrus, Aquilo ,

mit

Dfterwind / Sudoft Weſtſudi Nordivindi

Tin

Vulturnus, Affricus, Circias, Boreas, Ditfud/

Sudweſt

Weftnord/

Nordoſt/

Er

EM

Die

di

Pil

ng 16

fo

-18

US

Spolget

die

Sigur

von

der

Diceber Erden und ihres Umb

kreiſes faint den zwölff Minden .


Das achte Capitel.

as

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C

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ODJE CITRever

Moravia yc ScSc lens ycli 2Ala la Tudid TURI Eyociu 1718/ PC

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Septentrio Norguling

‫مل‬

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Fo

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arofil walaus doing

es nc iby a n t i Sn

-

Wiltu nun gründlich erfahren / welcher Wind zu jeder Zeit gehet/ ſo nimm ein Com paß/ und feße ihn mitten auff die Welt dies ſes Rades der Winden / daß die Spißlein in dem Compaft zuſammen treffen / und wann dunun erfahren haft auff dieſe Weiſe / wo der Mittagin dem Rade au hin ſol ftehen/ ſo laß das Rað alſo ſtehen / gerichtet auff den Polum oder axem mundi, und thue den

Compaß


PomOrt der Welt.

37

Compaß hinweg / und nimm ein leichtes Fähnlein und ein Dråtlein / ſtecke es in mit ten der Welt dieſes Rades der Winden / und wo dir das Fähnlein hinzeiget / daſſelbige iſt der rechte Bind zu derſelbigen Zeit.

Das 9. Sapitel

? Daßdie Erdefampt dem Meer eine Kugel mache und ſtehein dermitten wie ein punct in einem Circkel/ und warum ſte nicht auß ihrer Stättefallenoch perrůcket werde.

ES iſt auß Betrachtung der vorhergehen den Capittel gnugſam eriveiſet worden / daß die Erde und das Meer eine Kugel mas chen / welcher Umbkreiß 5400.

teutſcher

Meilen begreiffet / und die Dicke faſt 2000 . und wenn man nach dem ſinlichen Auge die Erde mit ihrem Umbfreiß für ſich ſelber bes

trachtet/ſo iſtſie ein ſehr groß Corpus, aber ſo ſie gegen dem oberſten Himmel gehalten wird iſt ſie gleich wie ein

Punct oder Cen

trum gegen ſeinem Circkel/ welches auch aus dem Kundt und offen " ..e werden kan den Einfältigeni nemlich daß der Sterne

im

Morgen auffgehende / und im Mittage ús C3 ber


38

dte apitel C .

Das neun

berdem Häupt ſtehende in gleicher Weite bleibe von der Erden.

Deßgleichen auch in

ſeinem Niedergang / und ſo eine linea gezo gen wird auß dem

Centro terræ

biß zum

Sternen hinanff/ er ſtehe nun im Morgen/ Drittage oder gegen Abend/ſo bleibet dieſel be linea in gleicher Länge.

Darauß folget/

daß die Erde in der Mitten ſtehe / und ſey ein Centrum gegen dem Firmament. wollen ivir bedencken die Urſache /

Nun daß die

Erde famtdem Meer nicht hinab falle, wie die Ungeübten vermeynen / daß eine ſolche Moles corporea , als die Erde und Meer etne groſſe Kugel iſt, nicht falle von ihrem Drter noch auß ihrer Stelle gerücket

ivers

den / ift natürlich / und iſt erſtlich das die Urs fache/ daß alle Geſchöpffe über ſich ſtehen / und nichts hanget unter ſich . Dann ſtehe oder ſchiffe auff diefer Kugel ivo du wolleft/ ſo wirftu allezeit über dir has ben den Himmel /

und wirft allezeit das

Häupt hinaufwerts haben gegen den Ster nen. Wenn man dich nun fraget /fvie kómpts/ daß die Erde nicht hinab falle/ fo foltu anta worten , darumb mag ſie nichthinab fallen Urfachel fie kan ntcht hinauffallen /denn hins abfallen iſt nichts anders

als hinaufffallen / pierveil


VomØre der Welt.

39

dieweil alle Geſchöpffüber ſich ſtehen. So unmüglich als es nun ift/ daß ſich die Erde

} 1

ſamt dem Meer auffhebe/ und werffe ſich hins auffandas firmament / eben fo unmüglich iſt es auch / daß die Erde mit denen hinauff fallel diedagegen uns über wohnen/oder wie wir ſprechen , die da unteruns wohnen , denn die da unter uns wohnen / und kehren ihre Süſſe zu unſern Süſſen

können eben auch

7

fragen wie wir / warumb folt die Erde nicht

i

' hinab ? Darzu antivortet man auch rechti

7

#

3

darumbfält ſie mit uns nicht hinab/denn wir ſtehen und fehen mit dem Håupt nicht hinabl fondern hinauff.

Als: fo du in einem Schiffe führeſt /ſo würs beſtu gewißlich dich nicht mit dem Schiffe hinauf in die Höhe werffen gegen Himmel, eben alſo hålt fichs auch mit denen / 'fo da una ter unsauf dem Waſſer fchiffen / die mogen auch nicht fallen /denn es ihnen ſowol hinauff ift/ als unsies ſiehet doch alles über fich. Als ſo mag auch die Kugel der Erden nicht fal

engee

Morgen noch Abend / auch nicht

auff dieSeiten gegen beyde Polos mundi, deanſtehe an welchein Ore duwolleft /ſo fihet alles über fich. Die Unerfahrnen Tagen GOtt muſſe die Erden halten oder die En: C4 geld


Das neundte Capitel. gel/ daß ſie nicht auß der Mitten falle / aber nein / es ſtehet alles natürlich / OOIT ift vielmehr zu loben und zu preifen / daß er ein folcher Schöpfferrey /and kan die folche grofs ſe und ſchwere Kugel feßen mitten in die Lufft/und die gange Welt in einnichts. Ein

jedes Ding ſtehet in

ihm ſelbſt / ob wot nicht

auſſerhalben GOTI/ und hat feiner Stuet in ihm ſelber / als deß Feuers Stuel ift nir gends als im Feur / und deß Wafers Stuet nirgends denn im Waffer / und des Geiftes nirgends als im Geiſte / alfo iſt der Stuel der Erden nirgends als in der Erden / das ifti in ihr felbft / wie im nachfolgenden Capitel wird eriveiſet. Es duncket den Einfältigen , daß einer hinab anden Himmel fiele) fo er die Dicke der Erden durchgraben hätte / Uber es iſt auch nicht/ denn ſeßees per impoſſibi le, daß einer auß den Antipodibus durch den Erdboden mitten hindurch gegraben håte te / und were kommen biß an utſer Superfi . ciem , und machte ein Loch , daß er mit uns den Himmet anſehel fo konten wir uns bus

1 iten / und ihn auf derGruben Heräuß ziehen , Aber wir ivůrden darumb nicht mit ihm hins, au

fallen an den Himmel.

Siehe alſo

gienge es auch unsi ſo wir zu den Antipodi bus


Dom

@ rt derWelt.

busgegraben hätten / daß wir nicht auf jes ner ſeiten hinauff würden an Himmel fallen , ja wir möchten zuſehen / daß ſvir nicht hins unter durch das Loch ad mediam fielen. Weiter fått auch die Erde darumb auff keine Seiten / daß ſie ſo klein ift gegen dem Fira mainent/ denn wie wil

ein

Punct auß der

Circket fallen / es muß ja ſtille ſtehen / und nirgends hinweichen / ſo es aber zerbrechen folyfo werden die Sternen und das Firmas ment herein fallen auffdas Centrum ,

und

wird nichts hinaus falen / Solchen wird gea ſcheben am Jüngſten Sage , da alle leibliche Ding

zerſchmelgen und verbrennen wera

den. Das 10. Sapitel . Daß diefe gange groſſe Welt / als Sims mel und Erdéi an keinem Orte fteber und nirgendsmógehin fallen .

Underbarlich

deuchtet

es

ſeyn die

Ungeübten /wenn man ſaget / die

En

gel Tennd an keinem Orte | ein Geiſt bes parff , keines . Raumes / ſondern er woh net in ihm ſelbſt an keinem Ort / und GOtt iſt auch an Feinem Ort / aber warum

fols

te ein Geiſt oder Engel an einem leiblichen CS


42

Das zehnte Capitel.

Oct geſchloſſen ſeyn / ( wietpol Lucifer ges ſchloſſen und gebunden lieget in dieſen vier Es lementen ,aber das iſt ſeiner HöllenMarter ) ſo doch dieſe groſſeleibliche ſichtbareWelt an Keinem Orte ſtehet / daß man ſagen fonte hie oder da ? Dann auſſerhalben der Welt ift kein leiblicher Ort.

Nun dieſe groſſe Welt/

diefveil ſie eine Creatur ift / foift fie finita , das iſt /endlich und begreifflich /dann kein leibs

1 1

+

tich Ding kan ſein infinitum

begreiffen / fo

auch die Geiſter und Engel beſchließlich / bes greifflich und finitiſeond/ dielveil nun nicht mag ividerredet werden / daß die Welt ein Ende oder terminum

haben muſſe , alſo iſt

auch geiviß / daß ſie an keinem Ort ſtehe / fone derlich dieweil ſie ſelbſt ein Ort und Begreiff iſt aller Derter und leiblichen Dingen und al ſo alleine nach ihrer Inwendigkeit Derter ges zeiget werden hieund da/ und mit nichte auf ſerhalben der Welt / kan aber die Erde und Meer als eine Kugel in Lufft ſtehen zu allen Seiten frey und nirgends hinfallen / ſokan auch diegange Welt in nichts ſtehen undnirs gends hinfallen. Dieſe Fichtbare Welt ftehet in ihr ſelbſt undnach ihrer Außivendigkeit ſtehet fie in der Tieffe, in Abyſto infinitudinis , welche Sieffe iſt nach der Hohe ohne Ende/ und nach ber

i


VomOrtderWelt .

43

der Breite ohne Ende / und nach der Länge ohn Ende / und nach der Lieffe ohn Ende / in einem ſolchen nichts ſtehet die Welt / da nies

1

mand in Ewigkeit daſſelbige erfahren / ers grứnden /begreiffen noch bedencken kan/es ſey in die Höhe/ Zieffe/ Breite oder Lángelſo fins det man allezeit kein Ende.

7

Alle leibliche

Ding ſeynd in dieſe ſichtbare Weltgeſchloſſen

H.

und gefaſſet / und auſſerhalben der Welt iſt kein leiblich Ding/alſoauch keineStelle noch

Drt.

Stellen und Derter ſind nur inivens

X dig in der Wett /als die Erde iſt ein Ort der

it .

Bäume/Zhieren /Menſchen /das Waſſer iſt

ein Ort der Fiſche und Nymphen / der Hims mel iſt ein Ort der Sternen und Lufft, ja die Lufft beſchleuſt alle leibliche Dinge/wie The y

24

ophraſtus bezeuget. Alſo iſt die Erde getheis

of

let in Afiam , Europam , Aphricam und Americam , Europa wiederum in Hiſpa

#

niam , Angliam , Galliam , Germaniam , & c . Germania ſviederum in andere Derter /

f

als da ſind Wålde/Städte/Schlöſſer / Dorfs fer / und wiederum Hauſer /zc.

die Städte in Gaſſen;

Die Häuſer in Stuben Kams

mern /Küchen /Keller /76. das ſind alles Ders terund Stellen /und geben eineWeite von ei: nem

zum andern .

Alſo ein jeder Bauin/

Thier / Menſch hat und bedarff feines eiges nen


44

Das zehende Capitel.

nen Ortes / Stellen oder Raumes.

Dantt

alle leibliche Ding muffen feyn hie und da bes ſchließlich mit der Lufft umgeben /

wie die

Siſche mit dem Waſſer/ die Corporāmögen ohn einen Ort nicht feyn /

Nun iſt die Welt

das großfeſte Corpus , ein gros fichtbar Ding/ und iſt doch an keinem Drt /dann das Licht der Natur giebet es nicht zu / daß ein leiblich Geſchöpffohn Ende ſey / ift nun die We't endlich und begreifflich fo muß fie an Feine m Orte feyn / denn ſvo die Welt von eis nemleiblichen Dinge beſchloffen wärel ob es aud nur Lufft ſvåre/ (das doch nicht fern kan ) ſogienge man weiter / und fragete wors auff dieſelbe ſtünde / wer es trüge / und von dieſem gienge man aber weiter / und fragte gleich alſoliver es hielte / uſque ad infini tum würde gefraget, welches nicht ſeyn kan / darumb ſtehet die Welt im

nichts.

Gleich

wie die äuſſere Runde | Breite oder Con vexitas des Himmels unter allen feiblichen Dingen/ an feinem Orte ſtehet/ und begreif fet ade Derter/ und alle leibliche Geſchöpffel Aloiſt GOTT in feinem termino oder Ort beſchloſſen / und begreiffet alle unſichtige Dinge/ und auſſerhalben dieſem SOTI ift kein Seift /noch Engel noch Teuffel / weder

Welt!


Vom Ort der Welt.

45.

Welt; Weber ſichtiges und unſichtiges /ſo ides

;

nig als auſſerhalben der Weltein leibliches fchöpffe.

Wie die Erde und des Meer eine

#

Kugelmachen /und ſtehen im Lufft/ und nios

[

gen nicht von ihrer Stellen ſpeichen / alſo Machet der Himmel und die Erden eine Kua geſ/und iſt die gangeMachina ,

der limus

terræ daraus Adam gemacht iſt / ſtehet im nichts / und fällt nirgends hin . Denn wie die Erde im Lufft ſchwebet /und bleibet an ihs 1 rem Orte / alſo ſchwebet die ganße Welt im nichts/ und fället nirgends hin naturaliter, 8 . nicht daß ſie auf Stůgen ſtünde / oder daß ſie .

1

von jemands gehalten würde, ſondern ſie ſtes

-

het natürlich , alſo von ihr ſelbft / Und iſt der Schöpffer vielmehr zu preifen / daßErein Folch groß Gebäude in ein nichts feße / und daß alſo müſſe ſtille ſtehen bleiben auf der Sieffe. Darum fált ſieaber nicht hinabi daß fienicht kan über ſich hinauf fallen / dann alle Geſchöpffe ſtehen über fich / dietveil aun die Wett eund iſt ſo ſtehet ſie an allen Seite ihre Rotundiret über ſich. er müglich 1

Denn ſo wenig

daß ſich die Erde ſampt dem

Meer aufthebe über ſich und werffe ſich in die Höhe / eben ſo wenig und noch viel weniger kvůrd ſich mögen die ganße Welt aufheben , und über ſich werffen /es müſſe vielmehr unter

fich


Das zehnde Capitel

46

fich fallen /nun iſt aber nichts unter fich /ſons dern alles über ſich .

Gehe auf der Kugel

der Welt ipo du volleft/ ſo findeſtu daß an als len Enden das Convexum über fich gehel gleich wie das Concavuman allen Enden unter ſich zum Centro und das iſt die Urſas che/daß dieſe groſſe Welt nicht falle /weder ges Morgen /weder gegen Mits gen Abend noch tag noch Mitternacht |

Solche

Theilder

Welt nach den Orten fperden alleine inners halb der Welt geſveifet und gemercket.

Das II .Capitel. Das die Erde im Lufft/ und die ganzeWelt im nichts ſchweberin ihr ſelbſt und nicht hinab fallen moge. Bivol diefürnehmſte Urfach im vorges henden Capitel erzehlet ift / warumb die Welt in nichts möge hinab fallen / fo iſt es doch nicht unnüße etwas weiter darvon zu reden / auff das unſer inwendiges Aug übera sveifet/ und beſtätiget werde in dieſer Bara heit/ daraus viel andere Ding können erken net terdent. Denn nicht vergebens betrachten wir die Ursachen alſo fleiſſig / daß die Belt an feia nem Ort ſtehe und nicht faller auch nicht umb der Welt willen / fondern umb der Leh se willen /

fo daraus flieſſet/ zur heiligen

Schrifft


Dom Ort der Welt .

47

Schrifft nußlich und nothwendig/ denn dara

e

gauß kan ich ſehen , was Himmel und Hölle

a

rey /fas Sündel Verdammnis und Selig

/

Keit ſey / bvider Himmel oder das rechte Vas

#

terland nicht hie noch da zu ſuchen ſey / fons

ºdern in uns / daß Chriſti Reich auff Erden s

I

nicht an geiviſſe Stellen / Derter oder Pers fonen Gebehrden gebunden fey . Dietveil die Erdeund dasMeer zuſammen eine Kugel machen / ſo können an allen Enden Menſchen wohnen und ſchiffen / und ihr Haupt hinauff gegen Himmel haben / da ſehen ſie allent halben / daß der Himmel in gleicher Weite ſtehe" von der Erden. Denn wie es alhier iſt in Meiffen / daß der Himmel weit iſt von der Erden vber uns um die Antipodes , / Poſtarcks unter meis Leute dasiſt um dieſe allo

ſtehet es auch

Meiſſen wohnen un ihre Füffe gegen uns keh : ren . Es ſchreibet einer aus den Lehrern der Kirchen / mit Nahmen Auguſtus in ſeinem 16. Buch c.9. de civitate Dei,Es fey nicht müglich / daß unten und oben Leute wohnen folten , denn die da unten wohneten fielen hins ab / er folget feinem Fleiſchlichen ſinnlichen Auge/ nemlich der Immaginationi, welche folche Ding nicht ſehen hätte / er nur Imagi. nationem

verlaſſen / und dem vernúufftis

gex

l


48

Das eilffce Capitel

gen Augegefolget / ſo würde Ratio geſpro:

1

chen haben in ihm ſo ivol als in mir , das hins ab fallen an dieſem Ort wäre nichts anders als hinauff fallen / denn alle Geſchöpff ftuu. den über ſich .

So nun Auguſtinus folches.

nicht verſtehet von den Antipodibus und von der Erden / daß ſie im Lufft ſtehet / und nirgends hinfått/ wie wolte er gläuben /daß Die ganße Welt in nichts ſtünde / und nicht hinabfallen móge.

Aber ſo wenig als ein Schiff fich kan auffheben und werffen an das

1 Firmament ebenſo wenig mag fich auch die Erden mit unfern Antipodibus

auffheben

und iveiffen an das Firmament / denn es iſt ihuen nicht unter fich / ſondern gleich fo wol hinauffwerts als uns Darumbiſthinab fals len nichts anders als úber ſich hinauff fallen / ivie dierunde Kugel wol außiveifet.

Die

Aſtronomi ſeßen in der runden Sphæra fiveene Punct/ des obere auff dem Häupt heiffet Zenith , punctum verticale , und dasgegen über Nadir, als du ſtehert zu { eips zig / ſo haſtu Zenith über dir am Firmas ment/das Punct gerade úber deinem Häuptı und alſo unter Leipzig am Firmament iſt dir Nadir, alſo auch an allen Enden der Welt. 1

Soivenig als ich mich nu mag auffheben und Werffen hinauff zum Zenith, ebenſo wenig mnogen


PomOrtderWelt.

mogen fich die Antipodes, fo unter Leipzig ivohnen / äufheben und werffen an ihrZenith welches mir in Leipzig Nadir heiſſet / denn ipas mir Zenith iſt / daſſelbige iſt der Anti podibusNadir, und was mir Nadir iſt/daſ ſelbe iſt meinen Antipodibus Zenith , dar um mag die Erde unddas Meer nirgends hins fallen 7 Sondern ſie muß ſtille ſtehen in ihr felbft frey in Lufft zu allen Seiten.

Was

aber alhier gejaget iſt von der Erden und von den Antipodibus, wie ſie zu aller Seia ten der Erden über ſich ſtehen an der Mitten des Hirnmels und nicht fallen / daſſelbige folt du auch verſtehen von der gangen runden Welt /daß ſie in nichtes ſchwebe in ihr ſelbſt / und nicht hinab falle / Denn ſie ſtehet an allen Seiten nach ihremConvexo überſich /gleich wie ſie nach ihrem Concavo unter ſich ſiehet zum Centro.

Auch wenn man betrachtet

das finitum und infinitum / das endliche und unendlicheſ10 erweiſet ſichs klårlid /daß dieſe Welt in nichts ſchwebe ja ihr ſelbſt, und nicht hinab fallen möge.

Denn wie wil das

endliche /leibliche /-zerbrechliche fallen in das unendliche/uuleibliche, unzerbredilich / danit darauſſen iſt nichts zerbrechliches / und ſo fie fchon hinab fielet (das doch unmöglich iſt ) fo müfte fie infinitum fallen / und fiele ohn D


50

Daseilffte Capitel

Ende und Auffhöreri/denn der Fal finde feia neu Boden / darauff die Welt endlich ruhen möchte /darum ſchwebet die Welt in ihr ſelbſti und in dieſen folget ſie nach ihrem unſichtba ren Werckmeiſt

/ der da auch in ihm ſelber er wohnet / und bedarff keines Erhalters / oder auſſern Ort auſſerhatben ihme / er iſt ihme fels ber die Wohnunge und derOrt /alſo zu reden. GOTÍift an feinemOrtelſondern ſchives bet in ihm ſelbſt , die Engel find an keinem Ort 7 und intern

bedarff

auch

keines

Or

ob nicht aufferhalben GOttí alſo iſt die Weltan Feinem Orte / fondern iſt ihr ſelber der Ort/ und ſchivebet auff der Tieffe in ihr felbft. Alle Gefchöpffe folgen nach ihrem Schöpffer /und begehren auch in ihnen ſelbſt zu wohnen mit GOtt oderin GOtt/ als der Stuel des Feu

1

ers iſt nirgends-als im Feuer / und das Bar ſers Stuelift nirgendsals im Waſſer / und des Geiſtes Wohnung und Stuěl iſt nirs gends alsim Geifte/ dennauſſerhalben ihm , bedarffer feinesOrtes /Allfo dez ganzen Welt Stuel iſt nirgendsals in der Welt / das iftf. in ihr ſelber ſchwebet fie auff der Tieffe / und

) iſt ihr ſelber ein Ort/ fie befchleuſfet alle Ders ter und Stellen ohn einen äuſſern Ort und Stellen. Wasoun an feinem Dite ifi/fond ders


Vom

Ort der Welt.

beru iſt ihmefelber eine Wohnung und Ort/ daſſelbige lan auch an keinemrt fallen /denu was nirgends ift /das fállt auch nirgends hini

die Welt iſt nirgends / denn auſſerhalben der | Welt iſt fein Ort) weder über ſich nochunter fich / darum kan auch die Welt weder hinuna ter noch hinauff fallen , noch irgends auff eia ne Seiten weichen.

Innerhalb der Welt

kird gezeiget auf Erden Ubi, das iſt / hie und daheri terminus à quo & terminus ad quem , von einem Ende zum andern / als voit Der Erden biß an Himmel / von einem Bers ge hinab in Thati aus Hiſpanien in Saxoni Item , Es wird gezeiget Aufgang und

am .

Niedergang/ Mittag und Mitternacht/zur Rechten und zur Lincken / hinter ſich und für fich / zc.' Aber auſſerhalben der Belt , hat man kein Ubi, das iſt /fein hie noch da , feit dibend noch Morgen /kein hinter ſich noch für fid ).

Darum kan auch die Welt weder zum

Morgen noch zum Abend / weder hinunter noch hinauf fallen/fondern muß in ihr felber ſtille ftehen. Wer fich nun nicht wilt beſcheiden und weiſen laſſen / fondern durch fein imaginiren dencket und fcherget /dieta de mit den Antipodibus falle hinab , oder die gange Welt möge auf der Sieffe nicht ftes hen , ſie müſſe durch einen Drt eingeſchloſſen D 2 werden!


52

Das eilffte Capitel

werden /daß ſie nicht hinab falle /derfelbeſchás Bet und feget unmügliche Ding wider ſich ſels ber .

Denn reße gleich / daß die Erde mit

den Antipodibushinab falle : ſo můſte ſie über ſich auch fallen /dazu gegen Morgen und Abend / desgleichen gegen Mitternachtund Mittage/ dieweil ſie mit ihrer Rotunditet auf alle Seiten ſtehet / als ſo einer wohnete unter der PoloArctico gegen Mitternacht/ der ſprechel die Erde falle hinab / und der da wohnete unter dem Polo Antra &tico ſpreche auch alſo die Erde falle hinabi ſo ſvurden ja folgen uamugliche Dingi daß ein Corpus , nemlich die Erde muſte auf einmahl fallen / zugleich gegen Morgen und Abend / gegen Mitternacht und Mittage/über ſich und una ter fich /welches nicht ſeyn mag.

Eben alſo

hielte fichs auch mit der ganßen Welt/ſo man Derter /Morgen /Abend /zur rechten und zur lincken zeigen könte/daß ſie müſte zugleich auf alle Derter fallen /als gegen Auffgang ( o ivol als gegen dem Niedergang, hinunter ſo wol als hinauff/ zur Rechten ſo wol als zur Lins cken/ welches unmöglich iſt / darum ſchwebet fie auf der Tieffe im nichts / und fäfſet nicht aus ihr ſelber / vielipeniger hie oder dahery dielveil kein Ort drauſſen iſtzu finden.

Au

hier ſehen wir in der groſſen Welt/wie alle Geſchopff


Vom Ort der Welt . Geſchöpff den Sig und Stue in ihnen ſelbſt haben mitGOtt / und bleiben in der -Wider GOttes/ allein der Teuffel und der Sünder feynd abgewichen / ſuchen ihreSeeligkeit von auſſenzu in den Creaturen / quatenſich alſo ſelbſt / denn im Geift in uns ſelber iſt der

et

Himmel.

Chriftus und das rechteVaters

land in dem Willen GOttes. Dwie Elend ſend die Menfchen / fo da in der Welt hie und da ihre Genugeſuchen /und ihr gutes Leben / fie ſuchen vergebens ,

und

16 bleiben Exules auch bey einem Königreichi

12 liefſen ſie mit Chriſto dieſeWelt/und giengen S in ſich felbſt/ſo finden ſieGott das rechte Vas terlandt inwendig im Geiſ /der da keinesOrs

011 tes noch Raumes bedarff /wie der ſterbliche

TW

Leichnam in der Wett .

Der Geift figet in

ihm ſelbſt in GOtt/ und fver in fich felbft eins Kehret/ der gehet zu GOtt /und wer fich fiehet

WA

in feinem Geifte/ der ſiehet GOtt/ und woh net in feinem Vaterland in GOtt /und fiehet

11

in ihm die Welt und alle Derter mit Gott. Endlich kan auch die Welt nicht fallen / Von 1

wegen ihrer Kleinheit gegen der unbegreiff lichen Zieffe/ denn wie groß die Welt iſt den leiblichen Augen ,

alſo klein iſt ſie auch der

Engliſchen Augen / wie weiter im nachfola genden Capitel erweiſetwird . D 3

Das


Das zwolffre Capitd Das 12. Capitel. DafdieLeiblichen Dingedem SuffernAuge groß und unbegreifflich ſeynd /aberdem inwendigen Auge feyno ſie klein und unbegreifflich . .

M geiſtlichen unſichtbaren Wefen ift die SSroffeund H Kleinheit ein Ding / magni

& parvi eadem eſt menfura & divinitas, & c. Als ein Geiſt oder

Engel iſt groß und

klein /denn er iſt nicht leiblich / ſichtbarfals : es ift nichts alſo klein in den leiblichen Dingen / daß der Geiſt nicht kteiner fey / und ift nichts alfo breit und groß in leiblichen Dingen /dae ein Geiſt nicht weit groſſer ſey / und iſt dody an feinem

Wefen keine Groſſe noch Kleins

heit, als ein Beyſpiel

ein Nadelſpiße iſt faſt1

klein / doch ift ein Enget kleiner / denn er faut darinne ſeyn / und dieweil ein Geiſt keine Statt noch Raum einnimirt, können viel andere bey ihm feyn ohne Hinderniß der an dern.

Alfo iſt die Welt das größte Corpus,

noch iſt ein Engel weit gröſſer i denn

er bez

greiffet die Welt / und iſt kein Umbkreiß fo groß , daß ein Heift darvon beſchloſſen könte werden /'er beſchleuſſet alle Derter (wiefvol der Lucifer muß

geſchloffen / oder wie die

Schrifft faget/ mit Ketten gebunden in dieſe Wett /


r Welt . PomOrtde Welt / fvelches ſeinePein und Höllen Mars

di Ker iſt ) auß dem lernen ivir /daß einem Geiſt remotio und propinquitas locorum ein Ding.ſey / das iſt i nahe und weit gilt ihm gteich / ift ihm eben eins, wie dann Miercuri us und Eccardusbezeugen / daß meiner See

*

ter ein Ding über Meer bey 2000. Mei

o

ten/ eben ſo nahe feo/ als der Leibl darinne ſie jvohnet.

Dieſe Welt iſt dem äuſſern Auge

# zu groß und unbegreifflich / aber dem innern Auge iſt ſie klein und begreifflich / iver da wil ? mit dem äuſſern ſinnlichen Auge dieſe Dinge ftudieren undaußmeſſen/ und mit ſeinen fünff

o •

Sinnen folche Ding ternen / der gehöret in diefemeine Sophiam Chriſtianam nichtı und bleibet gang ungeſchickt , denn ſie wird

oft

#

nicht geſchrieben für Küheund Kälber / ſons dern für Menſchen /wer aber nur mit ſeinem fleiſchlichen Auge wil folches begreiffen/ der thutſie eine Kuh / die ein neu Thor anſiehet.

V

Der Menſch aber fot weit beſſer feyn / als

5,

ein Rind oder Vieht und fot fein injvendiges

1

of

Auge herfür fuchen , davon im erſten Buch genugfamiſt geſagt ivorden /mit demſelbigen frehet man / daß dieſe groſſe Welt klein fey . Die Erde und das Meer iſt den teiblichen Augen ſehr

groß / welcher Umbfreiß iſt

5400. teutſcher Meilen ) folches wird kein D4 leiba


Das zwolffte Capitel teibliches Aug über ſehen.

Nun foie groß

die Erden iſt/dennoch gegen dem Firmament gehalten / ift ſie ein Centrum oder kleines Punct/ eben alſo auch dieſe gange Welt/ als Erden und Himmel/wie groß fier dennoch ir fie'fo klein gegen der unbegreifflichen Tieffer ja fie iſt gar nichts dargegen . Ein Tropfftein Waffer gegen dem groſſen Meer hateine Vergleichang oder Collation , denn beyde feyd finita, das iſt / endlich und begreifflich ! aber dieſe gange Wett iſt nicht alleine klein ſondern auch wie nichts gegen der Tieffel dann wie wil man vergleichen das finitum , mit dem infinito : Doch mag man ſich mit Exempeln dahin brins ſolchen und dergleichen gen /und ſich eben biß ſolang es belſer verſtan

! den werde alles das ſo nothwendig zu erken : nen iſt vom Oet der Welt.

Wie fich hålt

ein Senffkorn / ſo es außgeholet/ in der Mit ten , hieuge in einem groſſen Reiffen /atfo hält fich die Welt gegen der Zieffe / darinnen ſie ſtehet | oder wieein Tropffen Waffers gegen dem Meer/ Alſo hältſich die gange Wettges gen dem unbegreifflichen nichts , denn foich mich mit dein inwendigen Auge in die Weite

über mich erhebe

10

klein / und je weiter ich über mich gehe über die Welt je kleiner ſie tvirdlalo auch / daß ſie

enda


Dom

Ortder Welt.

57

endlich wird kaum als ein Erbeiß oder Senff korn/ ja gar nichts / Aber was fvollen

fvir

vergleichen finitum cum infinito , das ifti dasunbegreiffliche mit dem unendlichen ? Es ift doch keine collatio oder proportio des fi niti und infiniti. Alſo findet ſichs/ daß die leibliche Welt auß nichts gemacht fer i und fey gefeßet in ein nichts/ und wird werden zu nichts. Ein trefflicher Wercťmeiſter iſGOtt/ er bedarff nicht materia , darauß er fein Werck zimere) er bedarff auch keines Ortes ! darein er ſein Gebäude ſeßel Ich preiſe dich GOttin Ewigkeit!daß du mir weifeft /wie die Welt von dir iſt geinacht in deinem Worte auß nichts / und ivie du ſie feßeft in ein nichts / und läſfeſt fie in ihr ſelbſt ſchweben. Das 13. Capitel. Wie dieſe ſichtbareWelt feygeſchaffent ohn Materia in eine Materiam ,und wie ſie werde am Ende wiederumb

zu nichts werden . Jefe groſſe ſichtbare Welt Himmel und Erden / der limus terræ , mit allen leib lichen Geſchöpffen hat einemateria , und iſt doch ohne materia gemacht fvorden /ſie iſt ein Sulphur, Salund Mercurius , denn GOtt hat keine leibliche materiam

gehabt/daraus D5 er


itel

58

Das dreyzehendeCap

er ſte machte /

ſondern aus nichts iftſte ges

macht, ſie iſt wol materialiſchſichtig / aber von feiner materia herkommen /fondere aus dem unſichtigen

nemlich aus dem Waſſer

unter dem Himinel iſt die Erde herfür kom men und beſtanden; 2. Bet.3.

Dieſe gange

Welt und alles was man ſiehett war bey. GOtt und in ſeinem Wortunſichtig / unleib fich /und wie es bey GOtt war , alſo war es auch in der Schöpffungden Engeingegeben da Gott ſprach / fiat lux , alſo waren auch alle leibliche Geſchöpff in einem jeder Enget Anſichtig /unleiblich /ungreifflich / und gang eins. Wie ein ganger Baum mit Wurzeln/ Staum /Weſten /Blettern / Ziveigen / Früch

V ten verborgentlich iſt in dem Saainen oder Sfernen / und der Kern iſt ſelber der gange Baum / doch ferniſcher Art/ ſaamiſcher Arts Alſo war dieganße Welt imEngelEngliſcher Weiſe /derEngelhat alles in fich und bey fich / was in der ganzen Welt iſt.

Nun für der

Schöpffung der Creaturen waren alle Ses fchopffeinSOtt unſichtbar /durchſein Wort fchuffer die Engel / in denfelben war auch die Welt unſichtbar und ganz ein

Ding / Aber

nach dem Fall Luciferwolte GOtt auch den Menſchen haben / darum ſchuff er zuvor den Eebenfloß, das iſt diere ſichtbare Welt mit alles


DomÖrtder Welt .

;

allen Geſchöpffen / welche Welt ein Excre ment oder Auſfivnuff iſt von unſichtbaren Geſtirn / kveldeSternen find Weſen der Ene gel ausgetheilet in vier Elementa, als in die Was } matrices aller fichtbaren Dingen . nun inGOttivar.eiig /das kam in die Engel

durchsWort und was da war in den Engelül das tam in die unſichtbaren vier Etement und Sternen / und fpas in den Sternen ift / das fðmmt unter unſere Augen in die Welt fichtig .

Alle leibliche Dinge ſeynd ein ex

crement oder ein coagulirter

Rauch / fu

mus coagulatus von den unſichtbaren A ftris , derfelbige Rauch hat drey Subſtarte Ben in ſich /den Sulphur, das Salg und den Mercurium , als ein Baum iſt ein coagu lirter Rauch in dieſe drey Subſtanzen geſes Bet , Alfo iſt der Menfch nichts anders nach ſeinem Leibe

als ein

folcher, coagulirter

Rauch / ein Aufivurft von ſeinem inivendigen fidereo corpore oder aſtro , & c . Alfokon men alle leibliche Dinge herfür aus dem ans fichtigen /denn ein jedesAftrum ivil ſein cor pushaben.

Alſo feynd die feiblichen Dints

ge aus nichts gemacht /wie dieſe Welt auch aus nichts geſchaffen iſt allein ein Ausivurf vonden unſichtigen Elementen undSternen ( denn die Elementa

feynd unfichtig und

geiſt


60

Das dreyzehende Capital

geiſtlich , wie auch ihre Aſtra, aber die Core pora ſind ſichtbar in welchem ſie wohnen ) und wie ſie gemacht iſt aus nichts alſo wird fie wiederum fverden zu nichts / und folches auf dieſe Weiſe. *

Gleichwie ein groſſer Wald umgehauen

und angezündet /wurde in Kohlen verbrandti und dieſelbigen Kohlen in einer reinen As fchen /und die Afche in ein durchſichtig Glabl und dasGlaß wurde gebracht ineinen Wind oder dünne Lufft und endlich die Lufft würde zu nichts.

Alto wird dieſe groſſe Welt mit

alen Gefchöpffen zerfchmelzen / verbrennen und vergehen / denn alle leibliche Ding wie fie herkommer | alſo fahren fie ſvieder hin . Alſo ift gefaget /wie die Welt ren gemacht auß nichts /und wie ſie ſtehe im nichts / und wie ſie tviederumb müffe werden z nichts.

1 Das 14. Capitel Wie es ſey für der Welt Schöpffing /inder Welt/und nachZerbrechung der Welt/ und 200 iBund das Paradieß oder Chriſtus 318 fünden ſey/ auch was siminel uno site feyi und wo unfer Vaterland

Fey. Ur der Schöpffung dieſer feiblichen FI Welt ivar Fein Ort 7 fondern Abyſlus infinitudinis, die Eivige Weite /aber ibund indem


Vom Ort der Welt.

6L

indem die Welt noch ſtehe / in der Zeitſind Derter und Stellen / Statt und Raum füc leibliche Dinge dieſelben zu erhalten7 und folches nur inivendig in der Welt/ aber auſa ferhalben der Welt iſt kein Drt / wie oben geſaget.

Alſo nach Zerbrechung der Welt

(vird auch keine Stellemehr vorhanden ſeyn , denn ſo die Welt hinweg kommet/ ſo werden auch zugleich alle Derter und Stellen mit hinweg kominen undwird werden wie zus vor/ da auch keine leiblicht Welt war. Nun möchte man fragen /fvie war es denn zuvor ? Darauff antivorte ich / eben wie es jeßund iſt / denn das Univandelbahre wana delt ſich nimmer / daß die Welt und Creatus ren ſind , hat GOtt in ſeiner Tieffe

etivas

Neder gegeben woch entnominen / gleich wie die Sonne eben ſowol leuchtete ehe Lebens dige geſchaffen wurden / als hernachmals/ ſie blieb immer eine Sonne an ihrem Licht und Befen / ihr wird nichts gegeben, obgleich al de Augen ſie anſehen

/ und ihr wird auch

nichts entnommen / ob ſie gleich allen Augen Lichtes guug giebet i alſo bleibet auch die Tieffe der Gottheit unwandelbar für der Welt/ in der Weltund nach der Welt. Und ob dich deuchten möchteles wäre jepund nicht| wie es zuvor war | darumb das jepnind die Welt


62

Das vierzehende Capita

Weltftehet /und leiblich aufderBieffe fchives bet/ fo foltu wiffen / daßdein innerliches Aug zu tieff herab gefenctet/ lieger in den ſichtba ren Leiblichen Dingen/ wo du es aber auf hubeſt über ſich in die Weite/ fo würdeſt du bald vernehmen , das es jebuind eben alſo kva re! wie für der Schöpffung der Welt.

Ich

fage alſo / daß die Welt und alle Creatureu der efvigen Weite nichts entrommen noch gegeben haben / fondern ſie bleibe wie ſie im mer/ wie du durch diß Erempel kanſt geleh So du in einen groſſen treff ret fverden . lichen Circkel oder Kreiß in die mitten hins geſt ein klein hohl Senffkorn / was gebeftu dem Reiffen / oder was entnehmeſt ihm das mit ? gar nichts / ob du ihm wohl ein Cen trum damit hátteſt gemacht/ daß da fichts bar wäre / und wäre zuvor nicht geſveſeni fo iſt doch hie zu gedencken7 das beydes det Reiffe unddas Centrum rès finitæ ſeyndi und haben eine Vergleichung gegen einans der.

Aber nichtmit der ewigen Weite / ſo

da infinita ift/ tåſſet ſich nicht vergleichen mit der Welt / welche gar nichts iſt gegen der

unbegreifflichen Tieffe GOttes.

Tropfflein Waſſer magſtu

Ein

wol vergleichen

gegen dein Meer/ dietveiles beydes finitum it aber die Belt gegen der Lieffe wirftu nicht vers

,


63

Dom Ort derWelt.

Vergleichen / ſie iſtnichts dargegen . Darumb wie es vor der Weltivar 7 alfo fpird es auch fviderumb

ſverden

nach Auffhörung

der

Belt/ und iſt ſchon albereit für den Engeln und Augen GOttes alſo / ivie es zuvor warf Aber nicht für den Teuffeln , denn dieſelben find nod) gebunden in dieſem Ort der und müſſen eingeſperret bleiben /

Welt

aber auch

nicht für den gottloſen unglaubigen Men fchen / denn ſolche plagen die frommen noch in der Welt/ und haben zu gefvarten das efvige Feur und Quaal |

Auch

nicht die

Gläubigen / denn dieſe ivarten in dieſer Zeit auff die Erlöſung ihres Leibes auß dem Ges fängniß /daß es aber für den Engen albereit alſo iſt/wie es war für der Welt 7 iſt daraus zu erkennen , daß dieſelben dieſer zeitlichen Enderung nicht unterivorffen feyn / und das fieauch nichtin den Umbkreiß der Welt eins geſperiet ſeyn /wie die Seuffel / ſondern fren in GOtt fpohnen /durchſehen und durch drins gen alle Ding/ und werden von keinen leibs lichen Dingen auffgehalten / es iſt ihnen nicht im wege die dicke Erden / das tieffe Meery noch der ſchnelle Himinel / noch die finſtere Nacht/ fie durchgehen alle Ding ohne Hins derniß.

Doch was uns Menſchen anlans

get , fo follen wirwiſſen / daß nach Zerbres

chung


Das vierzehende Gapitd

64

chung der Welt uichts leibliches wurde übers bleiben / weder Erdenoch Lufft/ 2c. fondern es fpird ſein ein eivige Weite ohn Ende / dar : inne werden ſeyn die Seligen und Verdam ten / die Engel und Teuffel Wie aufeinen Plas bey einander / oder in einem Saal möchten feyn / Froliche und Trauriger Tans Bende und Weinende / Hungerige und Sat te / Schöne und Freuliche / Geſunde und Krancke ,

Blinde und Sehende / Starcke

und Schwache/ x .

Alſo wird es auch ſeyn

Nach dein die Welt vergangen iſt / die Selts gen in GOtt/die Verdainten auſſer GOtt / nicht daß ſie auſſerhalben GOtt an einem fondern Ort fenn kdunen (denn nichts kan le ben oder ſich bewegen ohne GOtti ſondern / rechten Paradetß leben.

?

Es iſt aber das

Paradeiß erſtlich dieſe ſichtbare Welt7 in welcher der Menſch ſtehet ziviſchen Zeit und

Ewigkeit / denn

alle Geſchöpff find

fchón / lieblich und gut / und heiſſen wol ein Paradeiß / qvie bezeuget.

Theologia germanica

Darnach iſt auch ein jeder Glåya

biger ein Paradeiß Gottes /eine Wohnung und lem .

Tempel / und das Himmliſche Jeruſa Gleich wie wiederumb GOtt dein

Menſchen auch ein Tempell Wohnuug und

Paradeiß


E

vom Ort der Welt. Paradeiß iſt / und das iſt das rechte Baters land und Paradeiß /darzu wir ſeynd geſchafs fen / auch durch Chriſtum darum erloſet / 2. Alfo iſtdas Paradeiß oder Chriſtus/oder das Reich GOttes nicht auſſerhalben uus / fona dern in uns /darumb dürffen wir den Himmel nicht hie oderda ſuchen /werden wir denfels ben iu uns nicht finden /fühlen und ſchmecken / to ſuchen wir denfelbeu vergebens; und fin den ihn nimmermehr.

GÖtt begreiffet alle

Dinge/ und alle Derter find für ihm ein einis 14 ger Ort/ und er iſt bei uns allezeit, ja in unsi er iſt unfer Paradeiß /unſer Himmel undSea ligfeit /nicht aufer uus / ſondern in uns/ dare - uman keine geiviſſe Stellel Drt/ Ceremonis en /Geberden /noch Perfon gebunden / wie eta liche lehren wider SDII , es fey an die Ceremonien gefyupffet, aber es iſt in und im inwendigen Grund der Seelen / im Geiſt ſtehet das Reich GOttes und nicht im Leibe. Sonun der Himmel/oder Chriſtus/ oder das Reich Ottes/ in dieſer Welt auſſerhalben uns an keinem Ort iſt / vieliveniger wird es fenn mögen an einem Ort auffer uns hie und da /nach Zerbrechung der Welt / da cÜe Ders ter ſind auffgehoben mit Welt.

der ſichtbahren E

2011


Das vierzehende Capitel

66

Alſo folget aus dem / daßfir GOtt nicht ſehen werden in jenem Leben auſſer und an ei: nem geiviſſen Ort /fondern in uns( verden wir ihn ſehen von Angeſichte zu Angeſichte. Viel ſvehnen der Himmel oder die Hölle ſen ein leiblicher befchließlicher Ort / daß die Seelis gen werden in einem ſchönen Conclavi ſeyn/ und dargegen die Verdammten auch in einem eingeſperreten Ort/ O wie nein, weder Him mel noch Hölle iſt ein beſchließlicher teib licher Ort / fondern beyde in einer Weite ohn

alle leibliche oder materialifche

Bes

ſchließlichkeit, aber mit einer ſolchen Klufft unterſchieden /daß die Verdammten nimmers *

mehrimogen aus der Hölle in den Himmel kommen /Sowenig aber als dieſe Kluft leibs lich materialiſch iſt / ziviſchen Engeln und Seuffeln / Seeligen und Verdammten / es 'ben ſo wenig ift auch der Himmel oder die Hölle ein beſchließlicher materialiſcher Drti Stein/Stahl/ Eiſen wärewie ob ſchon Holgi ein dicker Berg/ dennoch möchten die Geiſter nicht darein beſchloſſen werden /die Verdama ten dringen hindurch wie die Sdırdtleiny Nymphen und Waſſerleute bey uns dringen und gehen können durch eine Mauer | und

1 machen kein Loch / es iſt eine andereKlufft/ dadurch nimmermehr gedrungen wird / es iſt eben


Vom OrtderWelt .

67

eben die Schiede-Mauer und das feurige Schierdt/welches für das Paradeiß gehans get/ bleibet allen denen ewiglich / fo ſich nicht durch den Glauben mit Chriſto vereinigen. Ein jeder tråget die Hölle ben ſich unter den Verdammten i alſo ein jeder tráget den Himmel bey ſich unter den Heiligen.

Wer

ſid) ſelber nicht fennet, der weiß ſein Vaters land nicht/nemlich den Himmel / das Para deiß /das Reich GOttes/ Chriſiuni in ihmi Dann anſer Vaterland iſt nicht dieſe Welt) nicht Earopa) nicht Deutſchland , nicht die oder das Fürſtenthum ; nicht Leipzig oder Wormbs/ nichtdiß oder jenes Haubift unſer Henmath und Wohnung /denn daraus mag dich jagen ein ſterblicher Menichidas gifftige Getúrun/ oder der Todt /darum iſt kein aus wendiger Ort

auch unſer fterblicher Leib

nicht die rechte Wohnung / ſondern GOtt in uns , und wir in GOtt / ſver in GOtt lebet / und GOtt in ihm / der iſt daheim in ſeinem Vaterland, und mag nicht verjaget werden es fey gleich an welchem Ort der Welt er wollefer mag auch SÓttes Wort nicht vers lieren

ob ihm

ſchon das Nachtmahl / die

" Zauffe das mündliche Predigampt/die Bda cher und alleCeremonien entzogen werden / ſo hater doch nichts verlohren / dann Chriſtus E 2


68

Das vierzehende Capitel

ift inihme/Chriſtus iſt die Zauffe /das Nachts mahlund das Wortfelber.

Wer da ſpricht

er habe verlohren GOttesWort/der hat dals ſelbige noch nicht rechterkennet und geſchmes det/ und wer da ſaget er ſey verjaget, als ein Exul im Elend, ſo er von einem Ort zum ans dern getrieben wird durch Tyrannen / derſet bige tveiß noch Kennet nicht ſein Vaterland/ den Himmel / Chriſtum /das Reich GOttes. Darum ſchlieſſen wir mit dem Boëtio , daß . kein weiſer Mann mag in das Elend verjas get werden /

ein Chriſt iſt aber der weiſe

Mann / ober Kindy Weibl Hauß /

Hofund

Ackervertäfſet und verliehren muß/ fo hat er

I doch noch nichts verlohren.

Das 15. Sapitel. Wojetzund die Belle fey /unddaß dieſe ſichts barewelt eine solle ſey der Teuffel dieds wohnenmüſſen in den vier Eles menten . ES iſt in dem vorhergehenden Capitel ges ſveiſet worden /daß einjeder Verdamter

mit dem Teuffel die Hölle bey fich tragen werde/ nach Zerbrechung der Welt , wenn kein leiblicher Drt mehr wird vorhanden feyn .

Sowird aber billich gefraget/ ivo jes

Bund in dieſer Welt die Hölle des Luciferi I

fey / ob ſie fer eine leibliche Stelle und Drt/ wie


VomOrt der Welt.

69

wievon etlichen geglaubet ivird .

Dann als

fo einfältig ſind ihrer viel / daß ſie wehnert die Hölle ley ein Ort unter der Erden / dies weif an etlichen Orten Feurflammen und hißig Waſſer herauß ſpringeti es komme ſok ches alles vom Hölichen Feur / Gleich wte ihrer viel auch lehren und gefchrieben haben der Himmel fer ein beſchloſſen Hemach

über

dem Sirinament/ diefveil Chriſtus ſichtbar: licher weiſe iſt hinauff gefahren in den Hims Solche lehren auch dieſe Meynung/ mel. daß die Welt nicht iverde untergehen / auffs hören / noch mit Feur verbrennen / fonders nur verneuert / und geleutertwerden , alſo daß alle Sternen / Sonnel Monden / und die Erde bleiben rol.

O der groſſen Eins

falt / iem fol die Sonne feuchten / den Selis gen oder den Verdammten / die Seligen bey den Engetnim Himmel bedürffen keiner aufs feren Sonnen / GOTT leuchtet in ihnen! und iſt ihre Sonne foiſt ſie den Verdam ten auch nichts núße/ fo wenig als ſie jegund dein Zenffel nuge ift/ſvelcher auch von auſſen zu feines Lichtes bedarff. Weiter bedürffen auch die Verdainpten (veder Ecker / Biefen/ Weinberg noch idachfender Früchte / denn in jenem Reich iffet und trincket man nichtslac. Nun das fvir wiederumb kommen zu unſerm

E 3

Fürhas


70

Das funffzehende Capitel

Fürhaben , Nemlich wo die Hölle jekund (

ftante mundo, denn esmögen ſich Einfáltis gewolPeripundern /wie dieſe Welt köndte ſeyn des Luciferi Hölle , dieweit ſich

ein

Geiſt nicht låfjet einſchlieſſen noch begreiffen mit leiblichen Oertern . Sofof man wiſſen ! dal jepund die Teufel / indeme noch diefe ſichtbare leibliche Welt ſtehet/ nicht frey noch toß ſind / fondern gebunden mit Ketten zur Finſterniß wie Petrus bezeuget / das iſt / Lus cifer mit den ſeinen iſt beſchloſſen in dieſeſichts bare Welt und alſo wohnen etliche in Waſ fer, andereim Feuer/ etliche in der Lufft und Erden nicht in den ſichtbaren leiblichen Dins gen / fondern in den vier Elementen / welche auch Geiſter ſind denn Geiſt muß im Geiſte wohnen / darumb obgleich die Seuffel in den Elementen wohnen / als im

Feur ) Waſſery

Lufft und Erden/ ſohindert es doch die Eles menten gar nichts/ undſchadet ihnen nichts / denn ein Geiſt beſiket feine Statt /nimmt Und alſo iſt dieſe finſtere

keinen Raum ein .

Welt dem Lucifero eineHölle /er wird ges nennt ein Herr der Welt

und

Fürft der

Finſterniß / er herrſchet auch in der Lufft uns ter den Hiinmet.

Es lånte aber keine gross

fere Hölle feyn noch Marter und Bein / als daß ein Engel aus dem Himmliſchen Licht folte

3


1

Vom Ørtder Welt.

21

kolte geſtoſſen/und darzu in einen zerbrochen Drt eingeſperret bleiben. Das Himmliſche Licht/ Paradeiß ward dem Lucifero durch feinen Abfall und Abkehr.gelvandelt in eine tunctele Finſterniß , und darzu uefacher

ihn

nicht GOtt / ſondern er felber warff ſich muthwillig in dieſe Finſterniß und Gefängs niß , darumb da GOtt dieſe ſichtbare Leiblis che zerbrechliche Welt ſchaffete/ da ward {u cifer eingeſchloſſen in dieſe vier Elernent, darinnen wird er wohnen biß an Jüngſten Zage/ darnach wird er loß / und geworffen indieFinſterniß ſampt allen Verdampten / darumb dielveil noch dieſe Welt ftehet für dein Jüngſten Tage/da iſt die Hölle wol ein feiblicher Ort dem

Teuffel )

alſo zu reden /

fviewoleinem Geiſtjeder Stahl noch Eis fen auffhalten mag noch beſchlieſſen / aber nach dem Jüngſten - Tage wird Satan loßl .

and nicht eingeſchloſſen ſeyn /ivie jepund . Ob gleich aber die Teuffet in allen vier Es tementen wohnen / iſt doch nicht zu glauben/ daß eben die Hölle in der Erden fen / oderin einem Berge oder Lody /da das Feur offtinals herauß brennet / dann ſolches hat natürliche Urſachen / Auch) fol man nicht glauben / daß die fvarinen Båder ſo hißig werden in der Erden vom hddiſchen Feur ; alſo , daß die E 4 Waſſer


Das funffzehende Capitel Waſſer / diéda in der Erden hindurch Flief feny folten an die hißigen Steinfelfen treffen und alſo erhiget werden / forches komt nicht auß der Hölle) fondern es hat alles natürlich Urſachen, darvon Paracelſusin ſeinen Phis loſophiſchen Schrifften handelt.

ridytig genug fam

Es wäre die Erde viel zu gering

und zu ſchlecht zu der

Hölle / wieſvol den

Geiſtern nichts lieget

obein leiblich Ding

eng oder breit / groß oder klein fen / dann ſie bedürffen keines leiblichen Stuels / befißen auch keine Stelle / nehmen keinen Raum ein / ſie gehen durch alle Ding ,alfo aud die andern

Verdammten .

Das aber Lucifer jepund

diefe 6000.

Jahr über muß in die vier Element gebun den ſeyn / das iſt / eine groſſe Hölle einem Geiſt/ und eine groſſer Pein möchte er nicht gehaben ;

Aber er ſvird toß werden / nichts

deſto weniger ipird er verdammt bleiben /und fvird ſeine Hölle und Verdammniß in ihm felber tragen / gleich wie auch die andern Verdammten / und iverden alſo mit einare der gequälet werden von Ewigkeit zu Es wigkeit.

Das


3

PomOrt der Welt.

73

Das 16. Lapitel. Das vielfältige nügliche Lehren auf der obgemelten nothwendig folgen . O man mit Fleiß betrachtet die vorges

Shenden Capitel / von dem Ort oder ter mino aller Wefen 7 fo erfindet ſichs / wie ſchöne und nüßliche Lehren daranß flieſſen ! als Erftlich / daß dieſe leibliche Welt in keis nem Drteſtehe / viel weniger die Engel/ und ihr Schöpffer GOTI. 2. Daß die Welt gleich/ wie auch die Erde auff keine Seiten fallen könne / weder über fich noch unter ſich. 3. Daß ſie auff feiner Stúßen

gehalten

wverde, ſondern natürlich frey in ihr felbſt ſchwebe und ſtehe / Gleich wie auch Ott in ihm ſelber gehet / ſtehet/ tebet und fchivebet. 4. Daßnad Zerbrechung der Welt fein

Drt noch leiblich materialiſch Ding werde überbleiben / fondern eine einige Weite / ſvie auch vor der Welt Schöpffung / und in dies ſer Weitewerde ſeyn Himmel und Höllel der Frommen und der Bören / dod) alſo uns terſchieden mit einer ſolcher Klufft / darüber nicht inüglich iſt zu kommen in Ewigkeit. 5. Das alle Decter und Stellen nur ein Drt ſeyn für den Engeln und GOtt /diefveil ein Geiſt aller Derter beſchleufſet. ES

6.Das


74

Das fechzehende Capital

6. Daß man zu Gott nicht darff tretene oder kommen rarione loci, das iſt

nach der

Stelle und Ort/ ſondern ratione fidei ſeu affectus , dielveil er uns nahre iſt allezeit an alen Enden und gegenwertig / ob wir ihm fchon nicht allemal gegenivårtig ſind / wie uns důnitet / von wegen der Schiedemaur/ oder unſers Abfehrens zwiſchen GOtt und uns.

-7. Daß mir und allen Menſchen GOtt: eben alſo nahe ſer in dieſer Welt /

als nach:

der Zerbrechung der Welt im zukünfftiger Leben.

8. Daß man GOtt im ewigenleben nicht ſehen werde an einer gelviſſen Stellel hieund dal ſondern ein jederwird GOtt ſchauen in ihm ſelber im

Himmel/ und daß unſer Vas

terland das Himmliſche Jeruſalem in uns ſen / und nicht auſſerhalben uns.

Dann fo

in dieſer leiblichen Welt / das Reich Gottes

1 nicht an einem

geiviffen Ort iſt/viel weniger

wird GOtt oder das Reich Gottes an einem Ort ſeyn können nach Zerbrechung der Belt/ nam ſublato mundo tollitur om nis locus.

9. Das


Dom Ort der Welt .

75

9. Daß der Himmel ) das Reich GOt: tes /Chriſius/ das Paradeiß an keine äuſſers fiche Ceremonien / oder Perſonen noch an Stellen gebunden ſeyn / fondern allein im Geiſte ſtehel und darumb das åuſſere nur deute , zeige und einleite in den ewigen Grund .

TO . Daß ein wahrer Chriſt durch keinen Menſchen auch vom Teuffelnicht mag be raubet werden des Wortes Gottes / ob ihm ſchon die Sacrament und mündliche

Predigampt

engogen

wird . Wer aberin Verlierung der auß wendigen! Ceremonien ſaget/er habe Gottes Wort verlohren / und das Chriſtenthum ſey "verfatten / derſelbige redet wider den Grund der Warheit/und hat noch Gottes Wort nie recht gehabt noch Chriſtum geſchmecket. II. Daß der Himmel beydes nach dieſer und auch in der zukünfftigen Welt auffer uns nicht fegy fondern in uns allezeit / und ivo ein rechter Chriſt iſt / der mag vom Mens fchen nicht in exilium gejaget werden / ob er gleich vor einem leiblichen Ort zum ans derngetrieben wird , denn ſein Vaterland hat er in ihm ſelber.

12. Dab


36

Das ſechstehendeCapitel

12. Daß der Menſch ſehr nårriſch thuel indem er unit Angſt trachtet nach Königrei? chen / Städten /Wecerní Häuſern / Wieſen / Garten /Geld / 2c. Dieſveil die Erde nur ein Punct iſt gegen dem Firmament/ und die gange Welt nichts iſt/ und nichts wird gegen dem ewigen Himmel und alles was aušivena dig uns iſt/ das iſt nicht unſer / machet auch nicht ſelig i ja der Leib felber iſt nicht unſer Wohnung I dieiveil ſie vom Menſchen oder Würmen kan getödtet werden , ſondern una ſer Vaterland in uns begreiffet alle Ding . 13. Daß der Himmel der Seeligen / und die Hölle der Verdamten Fein leiblicher /bes ſchließlicher Ort ſen / ſondern wie ſich ein jeder abwendet durch die Sünde/ und ein jeder zus kehret durch den Glauben / alſo ſvird er auch fühlen und finden ſeine Höl oder Himmelf darum tragen die Gottlofen die Hód bey ih , nen felbſt/ gleich wie die Frommen den Hima mel auch . 14. Daf die Welt/dieWeisheit /den Him mel oder Chriſtum vergebens ſuche in auße wendigen Dingen / hie oder da r ( ſonders daß alle Weißheit und völlige Seeligkeit von inwendig heraus flieſſen und quellen muß / ausdem Himmel von GOTT in uns felber. 15. Daß


VomÖrtder Wele.

77

15. Daß alle Creaturen / Engel und Teufs Fell Seelige und Verdammte nothwendig in

i

GOttſtehen /gehen/ leben und ſchweben muf fen /dieiveil er ein Begreiffung iſt aller Ges ſchöpffen der Sichtbaren und Unſichtbaren , und ſolches den Verdamintea nichts núße zur Seligkeit/ Joldes wird weiter erkläret im nachfolgenden Capitel. 16. Das Chriſti Himmelfahrtuicht ſey gea ſchehen localiter, gleich wie auch nicht ſeine Höllenfahrt/ fondern er iſt in Himmel ges fahren zum Vater / welder alle Creatures erfüllet /

und an keinen Ort gebunden iſt.

Und ſeine Höllenfahrt iſt/ daß ſich Sott in unfer irrdiſch Fleiſch ließ /in Jammer /Angſt, Noth / Iodt und dućch ſein Werck des Teufe fels Reich zerſtörete. 17. Daß im geiſtlichen Weſen / und auch nach HinnehmungderWelt nicht betrachtet/ noch gezeiget werden die ſechs Theil/ oder Fis

genſchafft der Derter ) als über ſich / unter fich / für ſich , hinter ſidy/zur Rechten/zur Zins den /

ivo aber ſolches geſaget wird in der

Schrifftdroben und drunten ; zur Rechten /zc . Das ſoll man verſtehen ratione dignitatis & excellentiæ aut beatitudinis ,nach der Würdigkeit und Seeligkeit, aber nicht nach dem Ortel als GOtt iſt über uns/ Chriſtus ſibet


78

Das ſiebenzehende Capitel

ſiger zur Rechten GOttes / die Teuffel und Verdammten ſind untei'den Füſſen der Sex ligenſ non loci aut ſpatii ratione. Das 17. Scapitel. Daß nichts mag ſeelig feyn noch Ruhe has ben / es fey dann an ſeinem beſtimmten und verordneten Ort/ und was für ein beſtimms ter Ort fcyder vernünfftigen Creatur/ darinnefie Rubeund Seligkeit beſige.

haber 2 daßkein DB iſt je forgetdik und Ding Ruhenoch Seligkeit finde / biß es kommean ſeinen beſtimmten und prædeſtinirten Ort und dieiveil der Wille GOt tes oder Chriſtus ein Ort iſt aller Seliger/ darinne man vollkornmene Ruhe und Sees ligkeit finde1 Joh.10. So folget aus dein / daß die Verdainten nimmermehr mögen Ruhe noch Friede finden / dieſpeil ſie nicht mo: gen kommen zu Chriſto/ und in dem Willen Wer nicht in der Archa GOttes leben . Nos iſt 7

dermuß durch das

Waſſer der

Súndfluth erfáuffen und verderben .

Wer

nicht in Chriſto iſt /der :nuß verdammtſeyni Chriſtus iſt der Wille und dasGefes Góts tes: wer driñe lebet/der lebet in feinem beſtim ten Ort'.So eine Creatur auſſerhalb ihrem natürs


PomOrt derWelt.

79

natürlichen beſtimmten und verordnetenOrt fenn foll/das iſt ihr Jammer/ Elend und Vers derbnuß/alfolſo die Fiſch folten fenn auff der Erden /und die Vögel im Waſſer /die Hirſche in der Lufft/ da ſvůrden ſie nicht lange blei ben .

Alſo iſt die vernünfftige Creatur auch

verordnet 7 daß ſie ſoll an ihrem beſtimiten Ort wandeln und leben/alš nemlich Chriſtor in dem

Worte und Bildniß GOttes / und

nicht in der Creatur /das iſt nicht in ihr fela ber .

Nun iſtGOtt ein omni capax ta

bernaculum , ein albegreifflich Weſen / der alle Creaturen alſo beſdileuſſet )

fidtbahre

und unſichtbahre / daß auch auſſerhalben GOtt nicht einefliege oderMucte ſich regen möchte /oder ohn ihn leben. Und dieweil alle Creaturen gehen und ſtehen /leben undſchwea ben in GOtt / Gute und Böre , Engel und

Jeuffell ſo laſſet ſichs anſehen /daß die Seuf fel und Verdammten in der Hölle eben jo felig feyn/ als die Engel im Himmel / denn auch die Hölle auſſerhalben GOtt nicht ſeyn mag .

Darauf vernimm die Antivort/ Ja

es iſt ivahr , alle Creaturen können auſſers halben GOttnicht ſeyn noch leben / Wie dann Paulus auch ſagt / Actor.17. Gal. 5. In ihm leben und ſeynd wir /und dieweil wir im Geift leben /fo.laſſet uns auch im Geiſte wans deln. n


Das ſiebenzehende Capitel

80 deln .

Aber daßich in GOtt ſteher gehelles

be und ſchwebe) und mich bewege 7 machet mich noch nicht felig/ denn das iſt natür-und creatürlidyund alle Teuffel und Verdamms ten/gehen /ſtehen/ febeu und ſchweben init ih rer Hölle in GOtt / und mag auſſerhalben GOtt feine Hölle uoch Teuffel noch einige Creatur feyn .

Aber wenn ich mir ſoweit

entnommen werde durch den Glaubeul und von mir erlöſet |

daf GOtt auch in

mir ſteheti achet/ lebet und ſchwebet /regies ret / herrſchet / und alles wird in mir/ darvon bin ich ſeelig /dann ich lebe in pro prio loco , im verordneten Ort ) nemlich in Chriſto /in der Bildniſ Bottes /welcher iſt der unwandelbahre Wide GOttest GOttiſt ein Weſen aller Creaturen / und begreiffet auch mit ſeinem Wefen alle Ges ( chöffejaber mit der vernünfftigen Creatur hat es dieſen Beſcheid / daß ſie einen freyen Willen hat, wie BOtt / zu wehlen was ſie fvil ohnallen Zwang.

GOttes Weſen iſt nicht

geſchieden von

ſeinem unwandelbahren Willen

( wièivol

GOtt für ſich ſelbſt nichts ivil / er wird erſt in der Creatur wolleude und zum Willen wie nun GOttes Befen alles begreifft/ und in allen das Weſen iſt/alſowil er auch in der 1


|

I

SE

Pom Ort der Welt .

berkünfftigen

Creatur der

Wille felber

fenai nemlich wie ſie das Weſen von Gott hat / und nicht von ſich ſelber / alſo fol ſie auch den Willen von GOtt haben / und nichts pou ihr ſelber / das iſt / fieſolſich Willens nicht

anmaſſen

des

als wäre

er

ihr eigen / fondern in ſeiner edelen Freyheit bleiben laſſen , ſo wird GOtt alles in ihr wollen / und darzu das allerbeſte / Denn alſo lebete fie in ihrem prædeftinirten Ort 1 und ware ſelig i aber die vernünfftige Creatur, fvie Lucifer und Adam / kbet in ihrem

eiges

men Witlen / fie lebetwool ansBDIT/ aber nicht in ihrem prædeftinirten Drt, als in dem Willen GOttes / fie wandeln nicht im Geifte ob fie gleich im Geiſt leben / Gal. o . Den dazu ift die vernünfftige Creatur geords net / beruffen underwehlet 7 daß fie fol in den Willen SOttes leben / als inGelaſſenheit fich GOtt unterfverffen / bloß unter GOtt ( chweben / von ihr felber abfallen / fich vers verleugnen /welches heiſſetanChriftum glau ben / zc. Diefveil aber die Creatur nach dem geſchaffenen eigenen Willen lebet / ſo ſtehet ſie nicht in ihrem verordneten Ort | darum findet fie auch keine Ruhe / noch Genüge Ds der Seligkeit /ob ſie gleich aus GOtt und in GOtt das Weſen / Leben und die Belves F gung


Das fiebenzehende Capital

gung hat 1 ſo iſt es doch nur creatürlich und natürlich | Creatür aber und Natur macht nicht felig / und iſt ihr ſelber nicht genug /ſons bern Snade , neue Geburty der Glaube os der Echriſtus / wie er ſelber von fich ſagety Johan. 10. Ich bin Foinmen daß ſie daslebent und voll Genuge haben ſollen.

Der Wille

GOTTES oder CHRISTUS iſt der prædeſtinirte und beftinite Ort der Seligen in dieſem und Zufünfftigen Leben . Run ivil Chriſtus oder Snade nichtwircken noch herrſchen / ivo Natur oder Creatur wircket oder her :ſchet / oder ſvo der erſchaffne Wide wircket / da mag der Bille GOttes nicht geſchehen .

Darum iſt der Zeuffel und alle Böſen nicht ſe'ig / obſie gleich in GOtt ſtes

hen / gehen / leben und ſchweben / dann das gebühret aller Creatur von ihrem Schöpffer als eine Pflicht vom Schöpffer 1 ſonſt wäre kein Creatur / und GOtt bliebe allein vou ſich ſelber / und in ihm ſelber / ſondern die neue Geburt macht felig hie und dort / da GOtt in den Renatis weiſet | lebet/ leuch tet/ geiſtet/ herrſchet/ und alles in ihnen nicht.

Wie die Creatur das Leben und

Wefen von GOtt hat/alfo auch den Willen / aber das Annehmen , das fie fich anniñt-des Willens und def Wifens / das bringet die Sünde


Vom Ort der Welt.

Sünde / den Fall aber

die Übertretung,

Denn dietveit fich Creatur de Willens ans nimmt( derdoch nichtihr eigen ſeyn ſold ſons dern GOtt gelaſſen ) ſo thut fie ivider den Willen GOttes / und alſo lebet ſie nicht ir ihrem verordneten Ort, ſondern gleich auſ ſerhalben GOtt / alſo zu reden , wenn es Müglich

1

GOtt /

fváre / das iſt / ſo wil leben neben und neben GOtt fißen mit dem

Lucivero , nicht aber ninter GOtt leben in Gelaffenheit oder Gehorſam und diejveil ſie in ihrem

eigenen Willen lebet / fo findet ſie

auch keine Ruhe / Friede und Seligkeit / ſo

o

wenig als Fiſch auff truckenem Lande

etę.

Darum wäre eigener Wille nicht / ſo were

$

auch keine Hölle nicht / ſondern lauter Himinel. Der Himmel aber iſt der Wille Gottes oder Chriſtus / dann Chriſtus iſt

| 23

recht die AreaNoå /gleich wieNoa mitden reis

Di

Waſſet der Sundflut | alſo alle die in Chriſto gefunden werden / bleiben ſicher vox

nen erhalten ward in arca fua, für dem

der Höll und eiviger Verdammniß. Dice ferChriſtus aber nicht von auſſen zu/ ſondern das Wort oder Bildniß Gottesin einem jeden

4

Gläubigen.

M Das

/


84

Das achtzehende Capitel

Das 18. Sapitel . Daß Lucifer aus dem Simmel und - A0473 aus dem Paradeiß gejaget und getrieben werden ohn Veränderung des Orts / dena ſie bleiben eben dafelbft daſie zuvorwareny daraus folget /wie dieSünde nicht fey ein Subitantz , ſondern ein Acci. dens, Je Schrifft/ ſo auff unſer Herp gerichs tet iſt/ ſpricht/ daß der Lucifer fer aus

dem Himmel geſtoffen / und Adam aus dem Paradeiß gejaget/ folches foltu verſtehen nicht von einem Ortzum anderu / wie es mit leiblichen pflegt zu geſchehen , das man einen Menſchen jagt aus einem Land in ein ans ders | aus etc.

einem Kreyſe in ein

Sondern nach dem

anders

Geiſte )der keiner

Orts bedarff / und aus ſeinem Stande der Seligkeit gefvorffen fvird.

Ein Sdjatten

oder Bild iſt nicht von ihm felbft/ ſondern eta nes andera Bild und Schatten 7 mag auch ohne der nicht geſeyn noch beſtehen / des Bild niß er tråget. Dieipeil nuu Creatur ein Schatten und Bildniß iſt desefvigeny felb ſtändigen / endloſen Weſens (fonderlich die beraunfftige Creatur)fo muß ſie auchin den Weſen bleiben und mag ohn ihn / das if ohne GOtt weder geleben noch gefeyn / fie

1

fengleich böſe oder gut beſtändig oder unbes ftaus


fr

***

m

t 85 Ort der Wel . ſam m r g a o f i d or eh r d Rän / geh obdeen ung . Un hal r t r n e i t e ſ e ob ſie ivo auſ GO wed weſ n a e e h n h r g h noc lebe ma / fo htaitgeens doc ſolcigenSBes ff ill d n v i ü i e n v fch mit der ver fren l che r e ſ u g d n s n t ee a / al un un Mg / daßigſie uns t En ll ige ip t z d e ywi gen :/ ung / fre / ſie n en e ken t k c g h c n r d c n ke imßa zü re lin / zum n u ntn n e á e t k d s ſ Er de Su un Bö und n o v t n e dar , eſſe / das iſt es ſteh frey en t t r de mi in , nen ß ffe en dni cha r d g l f e e e n i i d g B / uen di E ß t e r aff dni vah inn fch des Bil zu bet / dar zu ß u n n a e e r l b r le / ode da zu fal / daß iſt, ſich zu ren ur echten nd ncken keh z r u li . Vo

Das ewige Wircktoſe / ſelbſtändiger entfofe/warhafftige ungeſchaffene/ unges borne Wejen oder Gut/hat von ihm ſelber auſ feinem Weſen

gebohren ein ander Werent fich darinne und dadurch /und damit

zu eröffnen /uñalle Ding ins Weſen zu ruffen /

ad es fey ſichtbar oder unſichtbar/ Dib gebohr ne Weſen / dieiveiles nicht von ihm ſelber iſt/

pit und nicht fein ſelbſt Weſen / ivie das ungebohrs

le ne / wird billich genenntein Bildniß ,

ein

Die Sonn /ein Glank/ oder Ausſchein der Götts lichen Majeftåt/ ein Wort/ Ärm / Will/ oder

. Gefeße GOttes /denn darinne låſſet ſich das elvigennd ungeborne ſchauen und ſehen von F3 Ans


Das achtzehende Capitel

Angeſicht zu Angeſicht | als in einem Bilde

1

und Spiegel / dadurch und damit ſchaffett fircfet regieret GOtt alle Ding / als durch

1

feinen Arm /Hand oder Werckzeug / dadurch richtet et alle Creaturenj16.

Soldye Bild

niß deß ungebornen höchſten Gutès 7 heiſſet der erſtgeborne vorallen Creaturen /daramb daß GÓttalle Ding durch ihn - zum Bildnie und Gleichniß hat gebohren / fonderlich der Engel und Menfchen / die Bernünfftige freg . willige Creatur. Eivigkeit /

Nun ift beſchloſſen / in der

sver nicht dieſem

erſtgebornen

gleichförmig erfunden wird / und mit ihm eins bleibet/daß derſelbige verſtoſſen ſey auß dem Himmliſchen Paradeiß 7 dieſer Erftge: borne iſt das Wort Gottes / der Wille und Seleke GOSTES / dis ivahre Bildnis deßetvigen und unſichtbaren Gottes/dariñen Toldie Creatux teben /daß ift/ ſie rol die Naturf Art/ und Eigenſchafft einer Bitoniß behalten und beivahren / nemlich ſie ſol nicht ihr ſelbſt eigen feyn / denn ſie iſt nicht von ihr ſelbfty ſie fol fich nidyt ſelbſt füchen noch lieben /ſondern den /deß Bidniß fie lieget.

Sie fot fich nicht

anmaſſen alles des/daß da gut heiſſet und ges hennet ivixd 7 fie folfidh def Willens nicht annchuien / ſondern denſelben Freur laffen unter GOtt Faweben /daß er dadurch und damit

1


Vom Ort der Welt. damit wolle, was er wil.

?

87

Denn das frey

iſt /daſſelbe iſt niemands eigen / der Wille iſt fren geſchaffen / darumb ſol fich Creatur dera ſelben nicht annehmen / als wäre er ihr eis gen / fondern GOtt laſſen / Aber ivaš thut der Engel im Himmel ! Ernimmt ſich an deb Willenst und wehnet/ er ſey ſein ſelbſt eigen und nicht GOttes / er wehnet ſein Weſen / Können / Wiſſen und Vermögen fey ſein eigen und nicht Göttes / dadurch wird er betrogen freyſvillig von ſich ſelbſt 1 wird gejaget auß . dein Himmliſchen Paradeiß /das iſt/ er fallet auß der Bildniß GOttes / auß dem Witten und Sefes GOttes /und bleibet nicht Chriſto dem Erſtgebornen gleid)förmig./ Siehe das iſt die Sünde und ſein Falt / auf dem Hitta mel in die Höller auf dem Liecht in die Fin : ſterniß /auß der Warheit in die Lügen / auß dein Leben in den Todt/ aus der Seligkeit in die Verdamniß / z . Und ſolches alles nicht vach dem Ort oder Weſen gerechnet , Sons dern allein nach dem Willen.

Denn Luci

fer bliebeben an dem Ort / da er zuvor ivar) und bliebe auch eben das7 nach dein Wefen wie er zuvor ivar .

SOtt iſt ein Begriff

und Drt aller Geiſter/ auſſerhalben ihm mag tweder Teuffel noch Engelſeyn noch leben / es nuus alles von dem einigeu das Weſen und F4 Lea


Das achtzehende Capitel geben haben / fonſt ſvůrde es gar zu nichts. Daraus folget / daß Lucifer nach feinent Fal in die Sứnde eben fo tot in GOtt ift blieben und hat ſein Wefen und Leben behals ten wie zuvor , aber mit dieſem Befcheid /daß er nach dem Willen iſt brüchig und ungehors fam worden /hat die Eigenſchafft der Bildniß verlaſſen i darum iſt die Sünde audy nicht en Subſtantz oder Weſen / fonderr nur eitt Accidens oder Zeichen /durch das Aunchment des Willens welcher fotte frey bleiben . Denn folte die Sundeein Wefen feyn / foware Lucie fer gar zu nichts worden /und ſvåre dein einert ungebornen Weſen etwas verlohren ivorden das doch unınúglich iſt.

Der Wefen halben

bleiber der Teuffel gut / Aber deß Willens Halben iſt er bóreund verderbet / Dieſer Zus fau oder Accidens iſt die Sünde /welche demt unberürlichen

GOtt feine Enderung brin :

getſ alleine die UngehorſameCreatur / ift fie eine Angſt/ Quat/ Pein und Verdainnißi wie denn billich iſt, daß ſie das Böſe muß fels ber ſtraffer .

So iſt nun Lucifer nicht von

einem Ort zum andern geſtoffen worden / ob er gleid in dieſe ſichtbare leibliche Welt/als in einem Ort beſchloſſen bleibet biß am Jünge Mten Tag a fonderi da er zuvor war / ift er blieben

/ und hat die Welt deß Dres nicht


DomOrt der Welt.

89

nicht geändertifo wenig als ſein Weſen iſ ges andert/ ſondern da jetund dtere Welt ftes het , da war Lucifer init den andern Ens geln im Himmel |

und fein

Himmel

ward ihm verwandelt in eine ſolche finftes te Welt .

Es iſt wol ſvahr/ ehe dieſe Welt

gefchaffen ward / da war Lucifer noch nicht an den Ort der Wett gebunden / und ivar doch gteichwohl in ſeiner Höl / denn er trug die Hill in thm.

Und wenn nach dem

Júnga

ften Tage dieſe Welt faſt dem Ort wird hinweg kommen i ro bleibet er auch ver dammt in der Höllen / denn es liegét nichts am Ort / der Ort feliget noch verdammt nicht , eslieget allein an der Annehmlichkeit des Willens / dadurch die Bildniß vertoh ren wird.

Deßgleichen verſtehe auch von

Adam | welcher

durch

die

Außtreibung

auß dem Paradeiß eben an dem Ort bleibe] wie er vor fvar / denn dieſe groffe Welt war fetit

Paradeiß í aufſerlich zu reden

gleich wie fein innerlich und himmliſch Pas radeiß war die Bildniß GOttes in ihme / er tebete iin Geiſt und nicht im Fleifd /aber nach Annehmung deß Wilens verlohr

er die

Bildniß / fiel aus dem Geiſi herauß ins Fletfo / von GOtt auff die Creatur / er behielt auch eben das Weſen / daßer zuvor ES hatte/


Das achtzehe

nde

Capitel

hatte / er bleibe denſelbi gen Adam nach dem Wefen / aber nicht nach dem Willent darum iſt die Sünde nicht ein Weſen / fon dern nur ein Zufall oder Acciden . Und s dieweil der Engel und

Menſch

nach dein

Zufall geåna Fall / nur am Willen oder dert fviro / nicht aber nach ſeinem Wed ſa em nlfa fo folget / daß alle innerliche Saben Got ſeynd in einem jeden / aber n Liechte auff die Finſter die Abkehru v ng om niß /von GOtt auff die Creatur / urſachet ei: ſe fe gené Blindhei und Unwiſſen heit in lbſt t und GOttes / daß da geſproche und ges n meinet wird es Tev alles verlohre durch n tes noch verhande

Deun die Siudc/ welches doch nicht iſt. Kehre dich nur durch Chriſtu wider eins m in den innern Grund durch dein felbft 264 ſterben / 2c. ſo wirſtu bekennen müſſen , wie in dir ſey /und alle Ding in das ReichGO ttes Chriſto y darvon weiter zu reden niemand s gebühret / ein jeder erfahre es in ihm ſelber .

Das 19. Sapitel. Das alles begehren /feuffigen und lauffender Creatur geſcheheumb der Rube willen / dies felbe zubeſigen und daß dieſelbe doch nicht von auſſen zu werde erlauffen/ ſondern ton imeit erfeyert und erwartet

durch Chriftum

1


Pont Ört der Welt.

feit /

16

die ? ! und das Ende aller Creaturen /

er ift Wirckloſe ) und ein angenehmer füflex

.)

Stilleſtand , der da alles ruhig und ſtille machet / daßda ſidy des Willens nicht ana nimmt / das iſt , der da

bleibet in der

Bildniß in Chriſtol daſſelbe wandelt in dem Bilen GOttes / da iſt GOtt Jelber alles ' worden / da iſt Seligkeit / Ruhei Friedel Darum

und voll Genüge.

geſchichts / To

* . bald ſich die vernünfftige Creatur durch an 6. nehmung eignes Willens / beraubet folcher Nuhe / wird ſie von ihr ſelbſt unruhig und ángſtiglich, läuffet und rennet nach der Ru hej fuchet dieſelbe hie und da / an dieſem und jenem Ort auſfer ihr ,wie alle Abgefehra W

ten beweiſen / Aber die Gläubigen lauffen nicht aus / ſondern erwarten den in ihnen ſelbſt durch Chriſtum .

is

Frieden Wir ſex

hen in dieſer Zeit an den Unglaubigen/was für ein ängſtliches lauffen und rennen reyh Was für Sorge / Mühe und Arbeit fürs genominen (verde

diſ und das zu erlangen

und verrichten/ hie und dort hin ſich mit dem i

Leibe zu ivenden / ſveldhes alles geſcöicht umb der Ruhe willen / oder die Gcuúge zu beſia ßen .

Iſtnict alſo wenn du an einem Ort

biſt / darinne

du Widerwärtigkeit / Blake fdwes

1


92

Das neuitgehende Capitel

ſchierung und Unluſt findeſt ſo begehrefta, bald einer andern Stelle / ſolchem aden zu entfliehen / und beſſer Ruhe oder Glückſelig keit zu befißen als auf einem Haufe in ein ans ders /auß einerStadtin ein andereraus einem Dorff in ein anders/auß einem Ampt zumana dern auseinein Lande in ein anders/ zc. Und das thuſtu darum , wie geſaget/ daß du aus natürlicher

angeborner Art feuffeeft nach

dem rechten Drt oder

Vaterland nach der

Ruhe und Seligkeit / in welchem du ohne Unruhe / Unluft und Unfriede ſeyu mögeſt mit Freuden / ' Und das du ſolches hie und da vermeineft

zu finden von auſfenzu an den

Creaturen / iſt die Urfache / daß du noch nicht kenneſt dein rechtes Vatertand / dein Heymat/das Reich GOttes in dir / die Ruhe und Freudein GOtt indir ſelber.

Unſer Heymat oder Vaterland ſtehet nicht auſſer und/fondern inwendig im Geis fte /darum fiud ivir noch nicht daheime in Gerz mania und Hifpania / oder zu Leipzig / oder in dieſem oder jenein

Hauſe 1 26. Denn

daraus mich ein ander ſterblicher Menſch jagen und ſtoffen kan / daſ iſt noch eigent Itch nicht meine

Heymat. Es muš eiu

folcher Ort oder Heymat feyn / daraus mich kein


Vom Ort der Welt.

93

.

kein Menſch/ noch Thier /noch Wurm jager

1

oder treiben können in Swigkeit.

Solches

aber dieweil es auſſer dir iſt í und nicht in die gefunden noch beſeſſen wird , ſo kan dich ein

1

ander Menſch herauß treiben und jagen / was re es gleich ein Schloß / Dorff i Stadti Fürſtenthum oder Königreich / wie es die tägliche Erfahrung giebet / es magdich ein Geivaltiger mit Krieg verjagen / oder auch ein Elender Menſch mag dich einen gewaltis gen Potentaten erſpürgen.

Derhalben als

le Derte auſſerhalben dir 7 find riicht deine bleibendeStadt nod Heymat oder Vaters

7

#

7

1

land 0 / darinne die

Ruhe befißeſt.

Ja dein

Leib iſt dir näher als alle Derter / dennoch ſo du nichtmehr fónneſt als deinen Leib / ivels cher eine ſterbliche Hütten oder Wohnung iſt deß innern Menſchen / ſo biſtu Frembling und nichtdaheimein der Ruhe / ſvie Paulus bezeuget/ da er ſpricht 2.Corinth. 5. Dies weil wir im Leibe ſvohneu /fo ivollen wir dem HErrn / denn vir wandeln im Glauben und nicht im Schauen / dieweil wir in der Hütten find i wandeln fvir und ſind Srembolinge vomi HErrn / und ſehnen uns nach unſer Behauſungi

.

Daraus ſchlenſſet fichs/

Daß der Himmel, die Heymat

das Pa

tecland / die Ruhe oder Seligkeit nicht hie

1


94

Das neunzehende Capitel

and dazu ſuchen ſey auſſer uns / fondern in uns ſelber inüſſe es in Chriſto erivartet und 17 erfenert werden / auff daß uns kein ander kön. ne verjagen nod ; jtoſſen 'aus unſerm Vater tand / dielveit es iſt in uns und nicht auſſer uns / und ſtehet im Geiſte y und nicht im Leibe

oder in leiblichen Wohnungen / wil

jemandes darzu kommen und die Ruhe beſis Ben /der muß verlaſſen alle Derter und leiblis che Dinge, an nichts hafften / and

fein ei

gen Leben verleugnen und baſſen /mit Chrifto gang und gar erſterben / und auf

GOTI

"fvarten in ihm ſelber / fo wird er hören was GOtt ſelber rede von dieſer Heyinat und Vaterlande / von der Nuhe und Selig keit in einem

füſſen befinden .

Weiter ob

gleich nach Aufhebung der Weltdie Vers dammten Geiſter feines åuſſern Orts bedürf fen / ſo find ſie dñeoch nicht daheim in der Ruhe ! Urfach e / ſie ſuchen ohn Auffhören mit groſſer Angſt die Ruhe / das efvige Gut / welches doch auſſerhalben ihnen nicht kan gefunden noch befeſſer werden / denn es iſt unbegreiff lich und unberührlich aller Creatur.

Wenn

es aber múglich wvåre / daß die Verdamma ten köndten von threm feuffgen / lauffen / und beivegen ablaſſen / ihres Willens und Be gehrens abſtehen / ſich ſelbſt haffen und ver

leuge


e

vom Ort der Welt.

Teugnen / und mit Chrifio gång erfterben 1 fo möchten ſie auch geipahr werden deß innern Vaterland deß Hinmels/ und kámen hinein Aber ſchwer

iſt es von fich ſelbſt laffen und

haffen / der ſich einmal hat lieb geivonnen / Es muß alle Begehrung und

Beivegung

auffhören / fol das unbefvegliche inivendige geſchmecket werden ,

der

Himmel oder die

Ruhe wird nicht erlauffen / fonderv erfei ret und erwartet

von innen in Chriſtol

welches die Gottloſen unruhigen Verdam ten nicht verinógeu / und alſo tragen ſie die Verdaiñiniß und Hölle in ihnen / wie folgend wird erflaret.

Das 20. Capitel. Das die ewige Bölle den Verdammten Perso ihre eigene Liebe gegen fich felbft / und der Daß gegendas höchſte Gut/welches ſie. ohn Ende begehren / doch ver :

geblich . Er Menſch mag fich der Liebe nicht ents

muß Lieb haben , wenn er des Geliebten theil hafftig wirdý ift ihm wohl/und foer deſſelben beraubet fpird / geſchicht ihm tveh und übel. Sowenig als er die Untódligkeit der Seelen , kanbinlegenjeben ſo wenig kan er auch die nas


Das zwanzigſte Capite türliche Liebe deß guten hinlegen .

Eslaget

der Boetius / ein jeglidhes Ding begehret feines Uhrtprungs / und kommet nichtehe zu Nuhe/ es habe denn beſeffen ſein fürgeftecttes Zielund verordentes Ende / welches fonder : lich zuverſtehen

iſt von der vernünfftigeu

Creatur / die da zum höchften Guteylet/ das

< iſt aber das höchſte But / ſo manes hat/nicht mehr begehren inag / und das iſt alleine das Gut/daß das höchſte aller Güter iſt te Güterin ihm begriffen hat

das als

das denn iſt

die Seligkeit , die da GOtt felber iſt.

DW

huu wol alle Creaturen dashöchſte Gut lie benn auch die Böſen / fo machet doch die uns ordnung der Liebe in den Böfen nur Pein Qual/uud nicht Friede / denn ſiemeynen uud ſuchen fich ſelbſt durch eigene Liebe und picht Den bloſſen GOTT.

Darum ift diefe vers

Fehrte lieb der geiſtliche Frörer oder Fobris, das den Menſchen über alle Ubel peinigeti in die innere Höllen über alle Höllen / und glâu . be mir ) daß kein groffer Herbeleidſeyi denn Das man das allerliebſte i das allerbeſte/ Das endloſe Gut

das GOtt ifti haſſet 1 und

mag doch nicht gehaffet werden .

Dann fo

Das Gute iſt der Gegenipurffdie Liebe / und allein GOtt das rechten

wahreentloſe Gut

aft und iftdaseinige But der pernünfftigen Crege

1


1

Dom Ort der Welt

97

tur die dazu erſchaffen iſt ſeiner empfänglich zu feyn.

Darum daſſelbe But verachten

ivollen iſt wider die Natur/ dervernünffti gen Creatur / darumb kan es ohne Pein nicht ſeyn /daß man es haſſe/ fondern és iſt ein Geiſtlich Fieber/ dasman den frårer oder 1 das Kalte heiſſet /in ivelcheu Fieber die Hike und die Kälte in Meufcheu eutordent ſeyn/ imp peinigen ihn beyde/ alſo peiniget vie fies be GOttes auch in dem Haß den Menſchen / und peiniget ihn ſo viel mehrl ſoviel als der deuer haſſet / lieblicher iſt / laß dichs nicht foundern / daß id reßer die Creatur liebe und haſſe anch / zc. denn kenneſtu Chriſtum

die

Weißheit / fo verſteheſtu ſeine Rede/daß alle Creatur ſich ſelbſt ſuchet und lieb hat/damit meinet ſie zum höchſten Gut zu nahen / vou ſich ſelber betrogen , denn wer ſich

ſelber

lieb hat/ der muti GOtt haſſen /und wer GOTT wil lieb haben /der muß ſich ſelbſt haffen.

Wer ſich nur in Chrifto rechtvers

leugnen/ verlieren und haſſen kan /der wird von GOTI gefunden und lieb gehabet /und felig ! Aber die Böjen mögen fich ſelber richthaffen / darumb haſſen ſieGOtt / und lieben ſich ſelbſt.

Und ſo man auch GOTT

nicht nach dem als er gut iſt/ baſſet, ſondern Mach dem als er gerechtiſt, und ein ftrenger

Richter/


Das zwanzigſte Capita Richter / der das Ubel ftraffetiund peiniget die Boßheit /fo daſſelbige alles gut iftin ihm ſelbft / und die Böſen haſſen doch daſſelbigel daß ſie erkennent daß es gut iſti fo.peiniget

ſie ihreigener Haß/ denn ſie ſehen wol im i

Fündklein ihres Gemüths / daß ihr Haßbóz ſe ift.

Dann das Fúndtein des Lichtes der

Warheit/und der natürlichen Liebe des Gas ten iſt nid )t in ihnen erloſchen /durch welches fie erkennen / daß fie Unrecht thun / Sap.5. Und ſie iviffen / daß fie unrecht thun / in dem daß ſie die Gerechtigkeit Gottes/ und den Allerbeſten haſſen /und den Lüftern / fvelthen niemand genugloben mag/ und ihr Eaſtern und Faß mag ihn nicht betruben , ſondern ſie werden

deſto mehr dadurch gepeiniget.

Dann ſo viel als fie ungedultiger and peinz licher ſind in den Peinen / ſo viel thun ihnen die Peine wirfer/ und das dienet alles za det Ehre GOttes und ſeiner Gerechtigkeittund ihre Pein und ihr Låſtern iſt ſeinegroßeEhs te/ das thut ihnen denn ſo bittertich wehel daß fie für Boßheitmöchten (wvårees mugs tic ) zerſpringen und zerbrechen /und wolten gerne nicht ſeyni (denn des Wefens halben bleiben ſiegut/ und können nicht nichts wera den , aber des Willens halben ſindfie bos fe und perderbet )

daß ſie nicht dürffen leiden


3

Pom

@ rt derWelt .

99

leiden / und müſſen doch ſeyn /daßſie gepeini getwerden zu der Ehre deß / den ſie veracht haben /und den :ſie ſo ſehr haſſen / daß ſie wol ten wider die Natur , daß er nicht in der Natur des Befensware/von dem alles Wer fen iſt.

Dasiſt die innere Hölle : das ift)

die Hölle alter Höllen / affo des endloſen Gus teseiviglich von eigener Boßheit wegenbes zaubet zuſen/und daſſelbigedennoch liebhas ben / darumb daß er der vernünfftigenCreas tür Ende ift / welches ſie doch nichtmag has ben / denn fie es verſchuldet hat/und ſein Ges waft und Straffe mußer dulden /ſoesgehal ſet-ift/darumb daß es gerecht ift / und ivider Den zúrnen / dem.niemand widerſtehen magi ergärnethaben / des Gnade und Gun Den das Leben iſty ja das Leben ſelbſt. Er iſt höher als der Hzimmelfund tieffer als der Abr gruud / und breiter als die Erden / Ber fvil ihm thun/ oderettvas nehmen / fer wil den Unberührlichen berühren mit ſeiner Boße heit/ und wer wil den Affectiofen mit ſeinem Låſtern.

beivegen

Auch werden die Vera

damnten gepeinigetdurchihre eigene Siebel und gequäletin Ewigkeit durchden Haßger gen dem efvigen Gute.

G 2

Das


$

100

Das ein und zwanzigſte Capitel Das 21. Capitel.

Wiedreyholliſche Furien die Verdammten peinigen/ und ihnenkeine Ruhe laſſen / von wegen des Kaffes gegen GØtt / und eiges ner Liebe gegen ſich

felbft. U foſt dich nicht verfoundern / daßman D die Liebe und den Habfeße in die Vers dammten/ denn ware keine Liebe in ihnen , ſo ſvåre auch nicht Haß in ihnen / das iſt/ Sofie ſich nicht ſelbſt ſuchten und liebeten /Sondern von ihnen abelaſſen / mit Verliehrung ihrer ſelbſt/ foiáre auch kein Haß in ihnen gegert GOtt / Sondern GOtt ſvůrbe die Liebe in ihnen werden / davon wurden ſie feelig ſeyn/ aber ſie ſuchen und lieben ſich ja felbft /indem ſie begehren auß der hölliſchen Pein / Mara 1

ter und Quaal erlediget zu iverden / und je mehr ſie ſolches begehren , jegröſſer die Pein wird / aus ſolcher eigener Liebe entſpringet auch der Haß gegen der Gerechtigkeit Gots tes/die doch gut iſt und GOtt felbft / Darum iſt geſaget/wåre feine Liebe in denVerdam ten / ſo ſvåre auch kein Haß in ihnen /

denn

wir haſſen nichts, als das / das wider das iſt das wir lieb haben.

Sprichſtu aber ſo das

wahrware/ſo muſte GOtt wider ſich ſelber feyn / denn duſageft / daß man nichts baſſes denn


3

1

IOI

VomOrt der Welt.

denndas/das widet das iſt/das man lieb hat. Haſſetman nun GOtt/ und hat ihn lieb /und dasGehaſſeteiſt wider das Geliebete / fo ift GOttivider ſich ſelber ? Antivort / Das fol get nicht/ daß GOtt wider ſich ſelber ſey /dara um /daß er gehaſſet/ und lieb gehabetwird es fvürde daraus mehr geſchloſſen / daß diel die ihn haſſen und die ihn liebhaben wider einan. der ſeyn .

Jit aber Lieb und Haß beyfams

men in einem Menſchen gegen GOtt er fvider ſich ſelbſt / und darum

fo ift

fo kan nims

mer Friede noch Ruhe in einem ſolchen Vers dañten feyn / dieweil er einen ſteten Streit wider ſich ſelber führet und leidet.

GOTT

das höchſte Gut / bleibet immer / wie er iſt unwandelbar/ du liebeſt ihn / oder halfeft thn / duflucheſt oder beteſt! To wirftu ihn weder betrůben noch erfreuen / ctwasges ben oder nehmen /er ſitzet dir zu hoch / dars um

alle Aenderung geſchehen nur in der

Ereatur/undnicht in dem

unwandelbah

ten GOtt/ und alſo tft in den verkehrten und verdammten Menſchen Liebe und Haßivider einander.

Denn wer ſich von einem abiveits

det und zu ihm

ſelber Fehret/ſpetchesgeſchicht

durch Annehmung des Willens / daß er nicht eines Willens bleibet mit GOtt /

derſelbe

wird in ihm ſelbſt zertheilet und uneins/ und G3 hat


80 %.

Dascinund zwanzigſte.Eapitel

hateinen ſtetigen :Kampff in ihm ſelber - Da fvird innen an des Outen und Böfen in ihm felbft / dann die Vernunfft und das Súnces tein faget/ daßman die Gerechtigkeit und die

Warheit in GOtt foffieben / Aber die Bors heit/ die nicht gefteafft wil feyn: 1 neiget uud treibet den Menschenyiudem ſie ift auffErden die ander Seiten : Allfowind ein. Steeitin :

C

den böſen Menſchen /der böfen Neigligkeit

and alſo iſt einſtetiger ewigerunfried iwihus und darum ein ftete: Pein.

Deón

was.

GOtt in die Natur gepflanget hat / das mag niemand ausreuten , als das Füneks tein und Vermis -Conſcientiæ . Dieſveit denn die Bófen dieBoßheit williglich erweh : ten/ und ſich dieſer unteviverffen / fo wird fie ihnen zuder Pein gelaffen /daß ſievon ihrges peiniget werden .

280 láffet die Bosheit

nicht nach/ſondern ſie reißet die /die fie beſibetl wider GOtt und ſeine Gerechtigkeit/ und bea weget ſie zu Hraß und Zorn /wider dieſelbe ges

1 Arenge Gerechtigkeit / fo táffet das Fúncthein Göttliches Lichtes /daß es dem

Bören widers

fprecheſ auch nicht nach ) alſo iſt keine Ruhe noch Friede in den Verdammten .

Es has

bendie alteu Poeten gerichtet /daßAchæron med Nox drey Töchter geboren haben in der

Höllen /


Dom Ort derWelt.

103

Hotten / die erſte heiſſet Tiſiphone , die an , der Megæra , die dritte Alecto , find drey Furiæ in derHöllen /die da die Verdammten nagen /peinigenund ſtraffen ohnAuffhören in

#

der Sinjtecniß und Traurigkeit. In dies fen.holiſchen .Furtis haben ſie beſchrieben die innere Hölle / das böſe Gefviſſender Ver

3

o

On

dammten.

Achæron heiſſet ſo viel als ohn

Freud / derfelbige gebiehret durch die trauss rige finſtere Nacht drey Höllenhunde 7 drey Tochter/ Tifiphone atyno & Phoneo,hat den Namen von der Rache und Straffedurch den Tod Verderbniß.

Aus dieſem griechis

fchen kommtdasWort Tifiphone,ift fo viel als die verderbliche tödtliche Rache Straffe.

und

Megæra kommt auch von dem

grichiſchen WortMegarydin , haſſen / ſtrafe Ben /nagen ./ daß die Verdammten in der fin ſtern traurigen Hölle durch Liebe und Haß gebiſſen und genaget werden in ihnen ſelbſt. Alecto kómtauch aus dem griechiſcheu her) lygo, auffhörenfruhen / ftille halten /und forn an wird gefeget der Buchftab a privandi particula ,als : alicto ,alecto , gleich als uns auffhörlich / unruhig, darumb daß ſolches Holiſches Straffen /Nagen /Haſſen u. Beil: fen im Beiviſſen wehret ohnAuffhören. Und folche dren Höllenhunde find uicht auſſerhala ben G 4


904

Das ein und zwangigſte Capitd

ben der Verdammten / fondern inivendig in eines jeden Gefviſſen/ dem niemands entlauf Fen kan.

Das machet die Liebe gegen fich

ſelber, und der Haß gegen GOtt . In den Verdammten iſt nicht eine Liebe der Freimda fchafft /fondern der Begiertichkeit/ es iſt auch nicht eine Liebe der Snaden /fondern der Nas tur /es iſt auch nicht eineLiebe derErwehlungi fondern der angebornéNeulichkeit /es iſt auch nicht eine Liebe der Tugend / fondern einefiebe die da ein Leyden ift / und iſt auch nicht eine Liebe der Freuden /fondern der Traurigkeitt dasmadhet eigener Wille / der da brennet in der Holte / fo iſt es auch wol gefaget

/ denn

GOtt iſt alleine Wefen / und aller Weſen Weſen / uud iſt weder diß noch das / ei tváre fonſt nicht alles und über alles /es iſt auch wes der heut noch Morgēlerwäre fonft nicht efrig . Wasaber nun dis und das iſt/ oder Heut und Morgen /daſſelb iſt nichtfahres Beſinf und iſt fürſich felber nichts/ als die angehors fame Creaturi fo da begehret dig und das/ heute oder inorgen , da iſt fie nichts / und bleis bet ihr felbſt gelaſſen / dasnichts brenuet ir der Höllen/ nemlich der eigen Willeder Eres atur / der da diß und das begehret / heute oder worgen founfchet erfoſet zu werden / das ifti in dein fie ſich felbei liebet oder fuchet/ and men


vom Ortder Welt.

IOS

?

doch eben dainit die Pein groſſer machet.

men entrinnen , der muß nichts bloß feyn / das iſt , ſich ſelber verlieren /verleugnen und hals fen/ wie Chriſtus guugſam hat beiveiſet. Daš 22.Sapitel. Daß in jener Welt nicht ſeyn werde ein nas türlicherElementirterLeib der einen Raum oder Weite einnehme/und mit leiblichen Aus gen hie und dorthin ſeher ſondern ein über's natürlicher himmliſcher Leib aus dem

*

Geiſt incarniretider keins åufſern Ortsbedürffe.

1

Ddieſe Weltſampt der Zeit fvird auff gehoben ſeyn nach dem Jüngſten Sager ſowird auch alles natürliches und leibliches Ding auffhören / und wird auch kein Ort mehr feyn /der uns von auſſen zu hatte / ſon dern eine einige Weite /darinne iveder Ster. ten / Sonne noch Monden / ſveder Waſſer noch Lufft noch einiges Element ivird verhans den bleiben .

In dieſer Weite werden wir

fchweben in GOtt/ nicht mit einem natür lichen greifflichen Eleineutirten Leib fons dern mit einem über natürlichen neuen himna lifchen verklärten Leibe / welcher feines auf fern Orts noch Elementes mehr bedürfftig iſt.

Was iſt aber ein ueuer übernatürli:

cher Leib anders als ein vergeiſtet und ver G5 gottet


106

Das zweyundswansigſfe Capitel

gottet

leibl.

deraus derneu:

Wie Chriſtus GOtt : in Hims

und Menſch

ottung en Geburt/aus meliſtohnWag Menſchheit /alio Chriſti geivadja feiner fen iftum nicht alle Gläubigen behal

aus

Adam .

Deñ di Fleiſch

ten die Menfchheit ohn g

Vermiſchun

mit dem 1

Adá/ dz iſt/der natúrl.Menfch

heio Geiſte zumUnſerſc der Engeln .

wird das Hims melreich nicht beſigen / er muf ein Himiliſch hes und unubcrnatürlic Fleiſch ſeyn.aus der neuen Geburt. Sowir folten grobeaufſera liche greiffliche Knochen und ein natürliches : Fleifch haben / mit auffern Augen 7 Dhrent Napen / Zungen / und mit den Gliedmaſſen zum natürlichen Leben nothivendigt als Lunge / Magen 2c. ſowäre es fein. Herg , er übernatürlicher Leib /fondern es fvás neu re noch unter der Natur / und in der Natury atſo wurde er bedúrfftig feyn der Lufft 1 2014 them zu holen / und der Sonnen außivendig mit den Augen zu ſehen , hie und dort hin /und mit den Dhren einzuhören / von auſſen zut mit der Leiblidjen Zungen zu reden zu einem andern / alfo ivare das Himmelreich nicht Seiflicht ſondern natürlich nnd leiblich GOtt


*

+

WomOrt der Welt .

GOtt wurde gefeheu hieund dort / von auf fenundmit aufjern Augen /durchdas Mittek des Lichtes/zc. Älowåre GOtt auch leiblich wie wir/ denn alſo lautet die Schrifft : Wix fverden ſeyn gleich wie er iſt und wir werden ihn ſehen von Ángeſicht zu Angeſicht/ 26. Aber nein /das Reich GØTTES ftehet w Geiſtehte und dort/undGottiſt und Darumb bleibet ein Getſt in Ewigkeit müſſen ſvir ein neuen Himmlifchen geifilia chen / übernatürlichen Leib haben , der vers kláret / vergeiftet und vergottet fent auff daß er keiner natürlichen :ánſſern Hülffe I weder Lichtes noch Lufftes bedürfft/ und inie GDE

nicht von auffenzu mit leiblichen Augen res hen an einein geiviſſen Orte/ ſondern in uns

E1

von Angeſicht zu Angeficht. Was auß der

#

Natue ift / tft irrdifch / vichiſch und zeite

#

lich / und nuußauch mit der Natur auffhos ten , das Thier kompt nicht in den Hims mel/ fondern der Menſch .

Der Leib aus

Adamiſt nichtder Menſch ) er iſt aus dem limo terræ , tödlich, ſterblich / der innere Leib aus dem Munde Gottes iſt der: Deuſch / derfelbemuß durch die neue Get Heil. Geift incarniret, ein neu

burt vom

Fleiſch gen Hunmet bringen/ alfo daß wir gang einen übernatürlicher

Himmliſchen

ber


l nd te yu s n e pi 8 e a w 0 a 1 Dt z C är er t r en kl ch b b r l i ch ne ve Le ha / we ni ei t e f n m lb nn ſe ih co e De h l ic ta rl n e me een e b ſ m ſ t am n o ſ ſ l i m d r au e ſo i H g An dma ch d be ie s he no n l a c f K auu o er h ræu t G re d m a m r n i de li te es iv deen Gl : f,fſo wä ri ſ n d s h r i l e e n a e e i n be un dmidahSc , d d tu w i d e t n s it lllae ff ch ff en neiſ r Ze ea au d erG / anud da rett n u t l en in den itnén chO Va Gr zuliG . üb r wopaß e e e d d t g h e n e i f n n „ W iſc di U di ge / u rifſo s li e ur leik ch ie hehnei Fl / d n S n e e t l b h gt s rſ ol ch ,, li dip veeimn /a ſan / Ic hl da Jto c ſ n t r nd he ei O eoilu „ wes in m Fl G fe / -u b m da .. Ich gläube eine † Auffer Sy , „ ſtehung des Fleiſches.

Da achten ſie nicht

sanders / fie ſverden mit ihrem natürlicher wgroben Adamiſchen Leibe auffſtehen / und sfolche auſſerliche natürliche Glieder haben / „ daß fie in einem Ort Tigen und dergleichen. Das Fleiſch Adå wird erwecket zum Gerichte in Guten und Böreni wir müſſen miſchen

alle

in

tödlichem Abas

Fleiſch für das Gerichte mit

guter Vernuufft und Sinnen / aber nach gehaltenem Gericht fället dics fer Adamiſche Leib abe/und allein der

neue


Vom Ort der Welt.

109

.

neue 'himmliſche Leib kommet mit Chriſto in fein Reich.

An den Vers

1

2

*

dammten bleibet auch der Adamiſche Leib nicht/ er fållet abe / vergehet mit

den Elementen /und mit ihren ewigen Lejbern werden ſie geworffen in den feurigen Pfuel.

#

*

* 0

Aber die Niede der Sdrifft gehet nicht auff das Fleiſch aus Alpain ', ſondern auffs Fleiſch aus Chriſto dem Fridſer durch die Neue Geburt /* Dars nm

redet

Job'nicht

*So viel dasEr ſtehen anlanget/ das Er

aufGott den Schöpf: Das iſt Adá aus

dem

limo

wecken zum Ges

terræ ſchuffy ſondern

richte / dareoct

er redet auffGOtt den

Job vom Ada :

Erldſer /auf den Sohn

miſchen Leib/ -

durch

welcheú

wir

ber ſo

viel das

im

Aufferſtehen an

ein neu Fleiſch bekommen / in

langet ,ſo kömpt

Neue gebohren

#Glauben

allein der

neue

demſelben tvil es Sott Iohauen/ in die Fleiſch Leib in Himmel müſſen wir verkleidet und nicht werden aus der neuen

der

Allte. Gebure


TO

DAszwey und zwangigfteCapitd

Geburt /ſonſt (verden wir nichteingehenmos genin das Himmelreich.

Es iſt ein groß

ſer Unterſcheid/ ziviſchen dem und dem

Fleiſch Add

Fleiſch Chriſti , ziviſchen der W

ten Geburt und neuen Geburt ;

denn das

Fleiſch aus dem limo terræ , fvird nicht von Jobgemeinet / fondern das Fleiſch auß der neuen Geburt. Ungebührlich idoltees fenkt daß das Reich Gottes in jener Welt folte mit auſſern Augen und Ohren hée und da geſehen werden 7 foes dod, jeßund in diefer Welt und Zeit maß im Geift geſehen und erfennet werden .

Deur fo wir auſſere

greiffliche Glieder hättent ſo wäre unſer Zeib inangelhafftig der Lufft durch die nag ge und Reſpiration , des suffern Lichtes durch die Augen y die Stimme und Rede durch die Lufft und Ohrenr Wird

auch ges

weifet in jener Welt terminusà quo , ter , minus ad quem

vonhie/ dorthin /daß doch

ganzwider das Geiſliche und Himmtiſche Reich ift) allenatürliche Mittel und Erhal tung müffen abfallen , als eſſen / ſchlaffen reis fenvon einem Ort zum andern / reden mit leiblicher

Stimme

zum andern ."

" Denn

nimm ein Erempel nut von der Rede durch die Zungen/ Lieber was wiltu mit deinem Befandten oder Frennden reden , was tolltu


Dom Ort der Welt . fie'fragen in jener Welt 1 da nicht Zeit, ſon . dern Efvigkeit herrſchet / was du einem ans

#dern ſagen (volleft /daſſelbe weiß er ſo ſvol als

#

0

Theophraſtus in Saga du/aus Gott in ihm fetber / ci, Es iſt ein llnterſcheid Gott denn zwiſchen Erſtehen und faget ihm al Le Ding ro Uufferſtehen . Erſtehen

luoht als dir,

To darffeſtu wir alle/da muß der tódt auch von nies licheLeib wieder zur Sets

mandes

ges le kommen für das Ges

2. lehret Lehretiverder et denn SOtt

i

s

id eft , erwecket werden

richt ohn allen Mangel

at dein Schre ganz ſtarck /wol beſinnt) meiſter in dir 2. Aufferſtehen , das ge von innenfuñ

bet nur die Gläubigen

nicht vonauf- an /ſo da mit Chriſto in fen / wiltu et: das Reich GOttes ges wasfragen,

ben und den Adamiſchen

den zugehet; Leib fallenlaſſen. fo iſt die gange Welt mit der Zeit hinweg. Wiltu etwas Zukünfftiges von einem an dern von auſſen höven , ſo iſtda die Ewigkeit/

#bie nichts Zukünfftiges hat/ und in derſelben

1

haftues alles gegenwärtig.

3

in dieſer Welt an den Propheten fehen / dica

Wie wir auch

Telben


12

Das zwey und zwangigſte Capitel

ſelben dürffen nicht durch äuſſere leibliche Stimme lernen oder hören /ſondern inGOtt in ihnen felbft hören /ſiehe /ias GOttrede uñ ſage.

Aus dieſem Erempel fieheldas uuſer

Leib nicht durch die fünff groben auſſereSing men in jenem Leben etivas einhöre-oder eins pfahe, ſondern von innen (perde ér GOtt les hen / hören / greiffen / 26. von Angeſicht zu ihan Pelbſt und qverde in Angeſicht 7 (dieben und wohnenin GOtt 7 als vergets tet und vergeiſtet/ denn alles natürliche und thierliche ſinnlichemus nicht inehr da feyn/ es wäre ein Gebreche ein Manget/ und ein tau ge Weile.

Das 23. Capitel. Daß in jenteni Leben nicht mebr ſeyn werde Ertåndtniſ der Sprachen / Künften und Facultaten /es wäre Jonſt keinVolls toimenheit im ewigen Reich . ESfaget der Apoſtel/ 1. Corinth. 13. Von der zukünfftigen Welt ! daß da werdent auffhören die Weifagungen und die Spra chen 7 und die Erkäntniß.

Gleich wie fein

natürlicher/ auſſerlicher Leib in jener Welt tvird verhanden ſeyn /ſondern ein übernatürs ticher Himmliſcher neuer Leib, der ſeine Wos pung


Vom Ort der Welt.

113

ning in ihm ſelbſthabet ohn alle äuſſerliche Erhaltung ( alſo werden auch nicht mehr int Ubung feyn die Propheceyen / die Künſter Sprachen und Facultaten /das iſt/man wird kein Prediger bedürffen noch Propheten /wels chein dieſer Zeit: nur von wegen des áuſſern Zeugniß geſand worden 1 man wird auch nicht bedürffen der Sprachlehrer und Dol metſcher /welche von wegen des áuffernMens fchen erfunden und geübt worden , denn ſo wir waren innerliche Menſchen blieben im Paradeiß / ſo waren auch keine Sprachen gewefenyman (vird auch nicht bedürffen der

Grammatica/ Dialectica / Aſtronomia / rithmetica /Medicina / Jurisprudentia /denn ſolche Ding alle nur gehen auff den zeitlichen ſterblichen Menſchen.

Die Erkäntniß wird

auch aufhörenaller natürlichen Dingen /deñ die Natur ift

auffgehoben mit der Welt.

Ehe Adam indie Sünde fiele 7 und in dem Paradeiß wandelte in Gött, da war er fei per Sprachen /Kunſt noch Facultåt bedürff tig v

fragte auch nicht nach Erkäntniß der

Natur/ der Aſtronament denn er lebte Ens gliſch und bedürfftenicht des Stúdwercsi wie die Engel im Himmel auch nicht bedürf fen / der Sprachen / 2c .Und wenn wir waren im Paradeiß blieben / fo fpåren auch nicht HΉ pon


114

Dasdreyundzwanzigſte Capitel

von ndthen gefvejen die natürlichen Künſte Sprachen und dergleichen. Esivåre wolale les verborgentlich in uns geweſen/ aber nicht noth zu gebrauchen

i

Aber nachdem

der

Menſch fiele in die Sünde / aus dem Geiſt ins Fleiſch , von GOtt auff dieCreatur

da

1 Ivard er unterworffen dem Geſtirn und der Natur /und gedrungen natürliche Künſter Sprachen /Handiverck/ zc.zu erfinden und zu üben. Aus dem Biſ in Apffel /von dem verbotenen Baum ſind die Sprachen und Künſte kommen / und liegen in dem Ges ſtiru desfirmaments /liegen auch verbors gen im Menſchrn /denn eriſtausder groß fen Welt aus dem Erdenkloß gefchaffen/ darum muß es wol alles in ihm liegen. Wenn aber der Himmel mit ſeinen Sternen / und die ganze Welt wird hinweg kommen/un unſer natürlicher Adamiſcher Leib auffhören mit der Weltiſo werden auch nicht mehr reyn die Sprachen / die Künſte und Facultaten/ deñaufdas uatürliche und vergångliche dies nen ſie nur /und nicht auffdas ewige.

Wies .

wol die Welt-Kinder ihr Paradeiß an dert vergånglichen Künften ſuchen / vergeſſen in deme Chriſtum die Warheit / geben dennoch darneben für /daß die Künſte zur Theologia hülffe feyn / ohnwelche nun nicht möge zur War:


Vom Ort der Welt . Warheit gelangen .

LIS

Ich ſpreche/ find vielen

eir Hinderniß ad Sophiam Chriſtianam , dieweil ſie verbleiben in den Künften

und

Sprachen/ und nicht weiter fommen wollen . Chriſtus die himliſche Weiſheit wird nicht durch Künſte gelernet noch durch Spraden / ſondern vom Vater muß er gehöret werden ſie die Kinder /ſonſt wareu die Weltweifen Griechen und Phariſeiſcher Jüden die beſten Chriſten / fo man doch das Widerſpiel findet zu allen Zeiten / daß die hocfunigen Weltgelehrten, Chriſtum gar nicht kennen ivollen /årgern fidh an ihme heiſs ſen ihreinen Teufel Verführer /Sacramena tirer und Enthuſiaſtea

„ Thut die Augen

auff ihr Theologi/fehet euch wol um /wie ihr , Chriftum kennet / es iſt nicht gnug feine Hinn ftoriam / von auſſen Rhetorice können demn, Volck fürgeben , und Dialectice können , darvou diſpuțiren, Nein , dieſe Künſte und, Sprachen thuu es noch nicht , es wil einen , neuen Menſchen haben , darinne Chriſtus , ſelbſt ſey der Theologus und Prediger. Dieng Sprachen und Künſte ſolten es zivar feyn /.,, daß man dadurch weiter eilete aus der Naing , tur in die GnadejausAdam zuChriſto ,aber , der meiße Hauff der Gelehrten bleiben mit,, ihrenSprachen und Künſten fīßen inAdam ), H 2 verlaſſert


116

Das dreyund zwangigſte Capitel

verlaſſen Sophiam Chriſtianam gar / und ſo jemand Fòmiut / von GOtt ſelber ges lehrt /der da Chriſtum

lauterlich fürlegeti

ſo muß er ihr Teuffel und Enthuſiaſta ſeyn.

Wehe euch Schrifftgelehrten / ihr

freſſet von dem gifftigen Baum nicht das Les ben /das iſt/Chriſtum /fondern den Todt /ihr wollet nichtChriſto nach unddie da ihm nach wollen in Einfalt/ dieſelben verteuffelt und vertegert ihr 7 Jhr wollet nicht hinein in Hinmel 7 und ipollet auch andern wehren hinein zu kommen. Nun es fol und werden keineKúnſteuñSprachenmehr ſeyn im Himne mel/deñ in dieſer Welt haben ſie ausgedienet/ es ivirb auch keine Facultåtmehr feyn /den die

1

Juriſtea werden nicht durffen Sachen füh ren /GOtt wird der SeeligenSache führenſ Jodarffman auch keines Argtes noch Theo logen / man fvird nicht dürffen die Schrifft auslegen / es iſt kein Buchſtabnicht von der Schrifft übrig / ein jeder wirdes in ihm ſelber von GOtt gelehret'verftehentfoer alhier ima Glauben gewandelt hat.

Man darff nicht

Krancke gefund machen / aber in dieſem ben wäre es Noth 7 Krancken .

les

im Himmel find keine

Man darffnichtBlinde fehend

machen/ denn dort haben wir keine gebrech liche elementirte Augen.

Man darff nicht

die


Vom Ort derWelt.

Il ?

die Tauben hörend machen / denn dort bedarf man feines leiblichen äuſſerlichen Gehörs. Man darff auch nichtdie Jeuffel austreiben , es iſt kein Teuffel im Himmel.

Man darff

nicht die drey CapitelGeneſeos auslegen , darinne die ganze Schrifft kürtlich vers faffet ſtehet von der Schöpffung / Sal und Erlófung/

c . Aber in dieſem Zeben iſt es

Hoth zu wiſſen /und für diefes zeitliche Leben hates GOtt fchreiben taffen.

Nun durffen

die Weltgelehrten ſagen / es ſey nicht für zus nehmen , es ſey zu hoch/ man müſſe es ſparen ad Acaderniam æternam , D

ihr elenden

Theologi/ wer wil euch dort auslegen die Schrifft/ fie iſt nicht mehr habtihr hie nichts geternet / mæn wird euch dort nicht ſons derliche

Profeſſores halten /

man - fviro

dort nicht predigen / GOtt wird allein von énnen unfer aller Prediger/ Lehrer und Pro feſſor fey /dem Hohen als dein Nidrigen/den Gelehrten als dem Einfältigen / denn wie muſſen alle von GOtt gefehret ſeyn / und was uns die Salbung lehret / das iſt recht/ dif gehet nicht aufdas ewigelſondern viel mehr auff das zeitlicheleben /nemlich /daß ich in dieſer Welt muf vonGOtt gelehret werden / und was ich hie lerne / wird mir dort nütze feyn . So ichs aber ſparen ſoll mit H 3 euch


118

Das Grey undzwanzigſteCapitel

kuch /wie ihrſaget/ in jener Welt/ ſolverde ich wider Chriituin handeteulivie ihr thut / denn

1 id) iverde Chriſtum lugenſtraffen / gleich als citire er die Sprüche falſd /da er ſprichtiJoh. 6. Wir müſſen von GOtt gelehret/ und muſs fen es vom Vater haben /2c.

Soften folche

Sprüche nach euer Meynung nur auff das zukünfftige Leben gehen /und ſolten es nur im eivigenleben erit vom Vaterhören undChei ftuin erkennent fowerden alle Gottlofen und Verdañten auch vom Vater hören in jenem Leben /und ſeelig foerden können. Aber nein , wer Chriſtum hie nicht erkennet durch des Vaters Geiſt/ denſetben fvird dort nichts.rc. Daruin lernet vom Vater in dieſer Weltſ was Sophia Chriſtiana fey / ſo werdet ihr. vieles Jrrthums entlediget/und dieſen Arti cel von der Aufferſtehung der Todten recht auslegen und verſtehen . Das 24. Capitel. DafimbiñelreichwederKaiſer nochPabſti weder König nod Bifchof weder Fürft nod Predi. gerfegn wird/ſondern nur ein Errallerúerren , über alle nemlid GOTT .

Ndiefer vergånglichen Welt hat manRes 1 Kayſeri Königel Fürſten! Herreni Richter/ Amtleuter Basit Biſchöffe Lehrer / Pred.ac.un aus Moth muß manObrigkeit haben /u.foi auch diefelbe in Ehren halten/ und ihnen gehorſamen , nach dem BE


Vom Ort der Welt.

119

Befehl des Apoftels : Jederman ſey unterthan der Dbrigkeit /die Beivalt über ihn hat/ denn es iſt keine Obrigkeit ohn von GOtt7 ivo aber Obrigkeit iſt , die iſt von SOTTgeordnet/ Wer ſich nun lider die Obrigkeit feßt , der widerſtrebet GOttes Ordnung/ ſie iſt gefeget zur Furcht und Straffe der Böfen / und zum Schuß der Frommen.

Dun in dieſem Les

ben iſt die Obrigkeit / und man muß dieſelbe haben nach ihrerOrdnung / Stand/ Würde und Wefen ! Aber in jenem Leben wird kein Obrigkeit mehr feyn/ eswird auffhören alle Herzſchafft/ Obrigkeit und Gewalt / ſvåren wir blieben in der Unſchuld im Paradeiß / lo Iváre nicht von nộthen geiveſen zu ſeyn Re Denn beis genten Getftlid und Weltlich. Her hatte ſich über den andern erhaben / wir fváren alle eins blieben in Chriſto JEfu / es ſvåre feiner der Oberſte noch Unterſte / der Erſte noch Legte geiveſen /ivir ſvåren alle dem einigen GOtt unterthänig blieben ohn åuſ fere Gebot/Ordnung/ Statuten und Regi ment.

Es wäre auch alles gemein gefveten/

und hätte niemands etivas eigenes beſeffen / von Landen / Leuten , Eckern /Wiefen/ Heua ſern / 26. Aber nach dem Fall in die Sündet da ein jeder ſeyn Eigenthum erwählet / und aufſerlicher Welt-Menſch wurde / H 4

und die Bob


SÃO 150

Das vier und zwangigſte Capite

Bosheit auff Erden je mehr und mehr zite vahm da muften fegn Regenten auff Erdeny auchiard mancherley Ordnungund Unters Icheid der Vocker / Länder Dörffer / zc.

Städte und

Das Vold GOttesdie Ifraes

fiter/ivard regieret durch die Patriarchent Propheten , Prieſterf Richter i Königeicom Allfo dergleichen andere Völcker auch durch ihre Regenten und Herrſchaften .

Abedies

weit nun diefe Weltwäret | ſo werden auch fern Geiſtliche und Weltliche Herzfchafftent Aber nach Auffhebung der Wett fvird auch auffgehoben alle Orduung / Fürſtenthuin Herrſchafft/ Obrigkeit und Getpalt.

Dann

im Himmel wird man denfelben nicht mehr bedürffen /es wird werden ivie es zuvor war / da werden wir alle eius feyn inChrifto Jeful da wird nicht feyn Júde noch Griecher nicht Knecht noch Freyer /nichtWeib noch Mana / nicht Perfer noch Schnta / 26. fondern alle eins in dem HErrn ; da werden nicht die Gús tereigen feyn wie jekund / man wird nicht mehr verbieten noch einthun die Thierer auch nicht die Vogel noch Fiſche einschließ fen wider das Recht der Natur / wieman ietund thüt/ daßman die Waffer für eigent einnimmt mit den Fiſcher darzu auch die Bogel/ fo doch der Menſch herzfchen folteis ber


1

Von Ort der Welt.

121

ber Fifche/ Bóget/ Thiere/und keiner ſolte fic für eigen haben, und dieweit im Himmel nie: mands etwas eigens hat/ ſondern alle Selts gen haben ein gemein Gut/ſo bedarff es auch keiner Herzfchafften mehr. Fürnemlich iſt die Obrigkeit oder Herrſchafft entſtanden und geordnet

beyde Geiſtlich und Weltlich dein Saử von wegen deb auſſern Men nach

fcheur der dain Boßheit und eigenem Wila ken aufieng zu leben , denn eben darum ſind Prtefier/Lehrer und Propheten/ daß der duſer Menſch unterrichtet / eingeführet and geleitet werde zum inuern / auß wet hem er iſt gefallen / dahin gehet auch alle Schrifft/das Beſte und Eeremonient nem lich /daß der äuſſere Menfch gebendiget ) ger zuchtiget und

gebracht mag werden zum

Stauben ,das iſt/zu Chrifto dgin infpendigen Menſchen.

Dieſveit aber in einigen nicht

mehr feyn kvird der ánſſere Menſch deun er wird gane gezogen ſenn in den innern Menſchen

/ Himmliſch /

vergottet

und

Fvergeiſtet / darum

f Doch nicht mit

wird man nichtmehr

Verkterung ſeiner

Lehrer /Prediger oder ewigen Menſch Prieſter bedürffen im Himmel / noch Pro : heit aus Chriſto, Pheteu / vielweniger

der

H5

ewige

Leib Kåg


122

DAS plcr und zwanzigſte Capitel

wird

verklåret

Käyfer /Königel Fúr:

ſeyn wie in Chri-

ſten /Richter /oder an der Stånde dasBore

ſto.

zu ſtraffen i denn es ſvird kein Bófesim Himinel mehr feyn / das Böſe iſt nur in der Höllen .

Alle Potentas

ten / Herrſchafften und Geſvaltigen vom Höchften biß auff den Nidrigſten / gehören nur in dieſe Welt /darzu nur auff den äuſſern 9 Menſchen auf den gerinſten Theil n / emlich auf dem ſterblichen Zeib und auffdieleibliche Güter.

Nach

den innern Menſchen iſt

GOtt alleine der HErr/beydes hie und dort in den Seligen / nach dem duſſern Menſchen aber iſt geordnet die Weltliche Obrigkeit. Darum fehet auff ihr Könige i Fürſten und Regentenauff Erden / daß ihr euer Aliſt in Demuth führet/ nicht die Verdammniß ers werbet mit euer lingerechtigkeit/fo ihr tobet und wütet ſvider die Gefalbten des HErrn / ſo ihr eure Gottfelige Prediger nicht höret/ dennwasihr denjelbigen beſveifet / das thut ihr Chriſto felbſt.

Ihr habet zivarnichtúra

fach hoffártig zu feyn in eurem Heidalt Erſta lich , daß ſich euer Herrfdafft nichterftrecket auff den innern Menſchen / -ſondern nur auff den geringſten Theit/nenlich auff den leib / welchen ihr tödten könneti Aber den redites Men

1


Vom

Ort der Welt.

123

Menſchen muffet ihr fvol ungetödtet laſſen Zumandern daß cuerGeivalt nicht gehet us

Aber das eigene groſſeSuteurer Unterthanen/ neinlich auffden innern Schaß ſondern nur

rad

auff das geringſte kleine fremde Gut auff den

#

Mammon/ die Leiblichen Guter möget ihr zueuch reiſſen mit Unrecht, aber das Reich GOttes móget ihr noch der Seuffel von den Einfältigen nicht nehmen.

Zum dritten /daß

euer Herrſchafft nicht lang iåret / und fend gleichern

Jodtunterivorffen init den Unters

thanen / und endlich im Himmelreich , iſt euer

u

Herrſchafft undStand garaus /da wird man nicht ſagen ,du biſt Käyfer/ Fürſt /oder Pabſt! oder Prieſter/denn in Chriſto JEſu gilt nichts

a)

als eine neue Creatur /weder Käyſer noch

$

cter noch Magiſter / fie find alle in gleichen

König weder Fürſt noch Bauer / iveder Dos

y

Anſehen fürGOtt.

Alſo werden auffhören

ale Stände/Ordnung und Namen /vonGott ſvird allein feyn und bleiben der HErr aller Creaturen in Eivigkeit und ſonſt keiner .

Das 25. Capitel. Das in jenem Leben nicht mehr feynt werden die TitelTamen und empter der Mens rohen nachUnterſcheid der Geſchlechten .

In


124

Das fünffund zwangigſtecapitel dieſer Welt nennet man einen mit fets

nem Namen und Titel / auch nach ſeinem Amt und Geſchlechte/daher ſind etliche Jú : den aus dem Stamm Levi 4 ettiche aus dem Stamm Benjamin / Juda / Nepthali] 2 . Stem der wird von diefem Geſchlechtgenens niet/der ander von einem andern reiner heiſſt Peter / der ander Johañes / Conradus/Mars tinus Elias/Ambrofius /it.

Aber in jenem

Leben der zukünfftigen Welt wird kein ſola cher Unterſcheid der Natur bleiben / kein Stand /Geſchlecht noch Situt fvird im Him

vis

mel gefunden / da heiſſet niemands feder Paulus noch Maria /ſveder Franciſcus noch Gedraut /zc. Denn dieſe Dinge ſind nur zeitlich/ und hören auff mit der Zeit/ ſie gehen nun auf den geringſten Theildes Menſchens/ nemlich auff den ſterblichen Leibt

und nicht

auff den innern Menſchen. Nach dem Leis be werden allein die Menfchen genennet mit Namen / und nichtnach dem Geiſte. Die Seele oder der Seift hat keinen Nas

1 men /er heiſſet Geiſt und Seele/ und nicht Conradus /Petrus Andreas, Martha / Eas tharina/Anna / zc. Als ein Erempel / Mofes heiffet nicht nad, dem innern beſten Theil als for fondern allein nadi dem duſſern fterblis chen Menſchen heifſet er Moſes/zum Unter

ſcheid


*

$ >

Pom Ortder Welt.

cheid von andern Menſchen.

125

Denn die

Namen ſind nur in leiblichen Dingen erfung den / eins von dem andern dadurch zu unter's fcheiden /alsMoſes von Aaron /und andern ; Johannesvon Paulo.

In Geiſtlichen Wee

fen wird kein Name mehr bleiben im Hime mel / ivir werden alle eins ſeyn in HErrn/ und ob du ſprechen módyteſti Jſt doch Elias und Mofes aus dein Paradeiß wieder kommen /und Chriſto auffdem Berg Tábor erſchienen/ und haben ihre Namen behalten ? Antwort / dieweil ſie leiblic, erſchienen / 10

1

h I

5

muſten ſie auch genennet (verden bey Namen zum Unterſcheid /zc. Der Jünger halben die ſie fahen aufm Bergerund daß ſie noch in der Welt era ſcheinen . Wird aber die Welt aufgehaben ,ſo wird Kein Namemehr bleiben : Urſache/ der äuſſes re Menſch fpird nicht mehr ſeyn 7 er fvird + gezůcket feyn 1Abgeworffen wie ein in den innern alt Kleid /und allein der Geiflichen / ta

Menſch

wird

ſern. Unterſcheid der Menſchen feßen durch die Namen .

Wenn

neue man nicht darff

Adam nichthatte geſündiget /ſo waren keine Titel der Menſchen /noch keine Geſchlecht jorden , aber aus dem Fall in die Sündej und wie der Menſch auſſerlich ward/ kamen herfür


126

Das fünffundzwanzigſte Capitel

herfür die Gygantea / Tyrannen/ Richteri und ivolte einer unehi ſeyn als der ander / achs te ſich edeler als den andern / daher kommen die Geſchlechter und der Adel / nemlich aus der Sünde/ daß inan dem alſo einen Namen und Titul giebet/ dem andern alſo / geſchicht um des åuffern Menſchen willen / zu unters Wenn wir cheiden einen von dem andern . aber in jenem Leben nach Auffhörung dieſer Welt /werden in den innern Menſchen gezos gen feyn / und nach dem neuen leben

Menſchen

in Himmel | Da wird, kein

Titel

noch Name mehr feyn /feiner Edel noch Un. edel / ſondern alle eins in dem HERRN . Esſvůrde auch Chriſtus ſelber nicht mehr ſeyn nach dem *Fleiſch, * Das iſt /nach ſondern das Reich ſeinem dem Stande Ernie Pater überantworten ! ſeine auff daß GOtt fey alles in allem / 1. Cor.is . der drigung wie er Unterſcheid der Titel, Namen und Geſchlech-

in dieſer Welt war.

ten iſt nur auff dieſe Zeit geordnet/ darzu auf den äuſſern Menſchen einen von dem andern zu unterſcheiden .

Nun muß ja auffhören /

und durch den Todt verzehret werden der Leib und die Zeit/ ſo muß auchmit auffhdren der Titul und Name der Geſchlechten und Stånde

I


Vom Ort der Welt.

Stånde der Menſchen.

127.

D ihr Thoren,

was rühmet ihr euch eures Nahinens und Titels / und blaſet euch auff euers Geſchlecha tes und Adels / Sehet doch an die Erdkröter

3

|

die blåſt ſich auch auffi ſie iſt aber nur von der Erden/ und euer Leib iſt auch von der Erdeni, feld enihr Hans /Cung / Peter und Nicel

1

#

von N. nennet. Ihr wollet eud) einen groſ Jen berühmten Namen machen bey den Nach kommen mit ſchönen Gebäu / mit hohen Kún: ften / mit groſſen Titeln und Grabſchrifften / nun gehetdoch alles leibliches unter / habet ihrnicht mehr Hoffnung als auff euern Nas men vou hohen oder niedrigem Stande i ro iſt es bald miteuch auß. Sehet daß euer Na meiin Himmel geſchrieben ſeyn ins Buch der Lebendigen / lernet Sophiam Chriſtianam , fobleibet euer Naiue ewig.

Daß auch

die

Engel im Himmel heiffen Seraphim / Pote ftates, Principatus, Archangeli /Cherubinj Raphael/Urtel/ zc. Sind nicht ihre Namen, find nur Namen der Empter oder Ordnung von Menſchen angedichtet/welche alles zeite fich und durch Namen außmeſſen müſſen zum Unterſcheidider Menſch dichtet nur den Ens geln Ramen an / ſodoch in Geiftlichen Diu gen kein Name ift. Allein die leiblichen fichts baren Dinge werden von Menſchen genen . net


128

Das fünffund zwangigſte Capitel

net mit Namen / eins vom andern zu unters fcheiden , als ein Kraut vom andern /r .

Es

haben auch die Sternen feinen Namen /doch dieweil ſie leiblich erſcheinen / giebet ihnen der Menſch Nament als : Jupiteri Marsi Sar turnus/ Venusi Krebby Cephusi Orion / Per gaſus/zc. eines von dem andern zu unterſcheis dent ſodoch das Geſtirn von dieſen Damer nicht weiß / ben den Menſchen

aber findſola

che Namen dem Geſtirn nur angedichtet. Sind nun die Himmliſchen Córper kaum mit Namen genennet / viel weniger werden die Menſchen im ewigen Leben Namen habent da kein leiblich Ding mehr verhanden jeya fvird .

Das 26. Sapitel. Was da heiffe im Himmel feyn / und in der Sollefeynjund das der unwandelbahrews le GOttes der beſtimmte Ort feg /darins nealle Seligen zuſammen Eommen

und wobnen .

dem Ort oder termino aller Weſen der Sichtbaren / und Unſichtbaren / und in deme wir geſchloſſen haben, daß GOtt an keinem Drt begreifftich feyn möget ſo mufſeripir be: denitens


Vom Ort der Welt.

129

denden, fvas da heiſſe im Himmel feyn oder in der Höllen ſeyn. Ein Punct oder Cen trum iſt ein Begriffund ein Ort in aller Lis nien / und das ein iſt ein Ort aller Zahlen! dann es begreifft alle Zahlen /der Wille Gots tes iſt ein Ortaller Seeligen i

denn er bes

ſchleuſſet alle Gläubigen in ihm / und find mit ihm einivillig.

Nun iſt aber der Wille

GOttes nichts anders als Chriſtus /das gea borne Wort vom Vater / welches iſt ein Ben ſen aller Creaturen.

SDtt für ſich ſelbſt

in Ewigkeit al Willenloß /iie Affectioß / er wil nichts / aber in ) mit und durch das Wort und Creatur wird er uns zum Willen / und ) ibird vollend 7 fürnemlich im Erſtgebohrnen Chriſto/ da låſſet er ſich ſehen 7 was er wolle elviglich, z. Und wie er nun durch den Erſta gebohrnen alle Ding geſchaffen hat / alſo bes ſchleuſſet er auch alle Geſchöpffer und will daß die vernünfftige Creatur mit dem Erſtin gebohrnen eins ſey / nach ihm lebe/ in ihm bleia be/ denn er allein iſt das Geſek 1

Wort und

WilleGOttes /durch ihn muß man kommen in die Ruhe .

Nun iſt dieſer Wille GOttes einWort ala ler Geſchöpffen / gleich wie im Centro alle Linien begriffen werden / alſo beſchleuffet GOttade Creaturen /bofeund gute / Teuffel I und

1


$30.

Das fechs undzwanzigſte Capital,

und Engel/ob gleich aber alle Creaturen in GOtt begriffen werden / und mögen ohnihu nicht ſtehen /leben oder ſchweben /dennoch wie obengeſagt/find darumb die Seuffel undBds fen nicht ſeelig / Urſachet die vernünfftige Creatur hat einen freyen Willen , welcher : GOtt nicht zivinget /ſondern frey wilhaber ohn alles anmaſſen / als daß die Creatur rich GOtt gebeundiaſſe /auff daß GOttdadurch wolle alleDingwie in Chrifto por Nazareth erſehen wird 7 der hatte den allerfregefter ; Willen / und ließ den Vater wollen und ſeyn / dadurch alle Ding /da war GOtt ſelber der Menſch /da far GOtt und Menſch eins. Nun fetzen wir Chriftum oder den Wiler GOttes als ein einigs Centrum , und das einig iſt mit dieſem Centro, daſſelbeiſt an ſeis nem rechten Ort/und iſt im Himmel und fins betRuhe, volleGnuge /Leben undSetigkeit. Was aber abweichet vom Centro , von feta nem beftimmten Drt /und lebet in ihm ſelberi das iſt/was da nichtmit GOtt will daſſelbe ift abgeivichen vom Centro, von ſeinem bes ſtimmten Orte/ und lebet nach eigenem Wila lan /darumb és auch wederFrtede noch Ru hebeſigen

mag , Denn in der Creatur / bey?

und mit derſelbigen iſt keine Ruhe zu finden , ſondern allein in deneinigen Centro ,welches ift


Vom Ort der Welt. ütper univandelbare Wide GOttes.

So

heiſſet'nun in der Höllen / feyn / nach eigenen abgekehret ſeyn vom Centro ,fvie denn dars Willen lebenſgegen im

Himmel ſeyn /heiſſetin

dem WillenGottes leben /mit Gotteins ſeyny im Centro bleiben /welchesiſt das fürgeſtecks te ZielChriſtus/dezaußdrückliche WilleGots tes / iver in dem ift und funden tvird/der bleibt mit Gott eins / und iſt im Himmel , an reis nen Prædeſtinirten Ort/ iver aber nach ſeis nen eigenen Willen lebet / der iſt nicht im Himmel/ſondern drauſſen / darvon auch das Buch derl'Offenbahrung meldet.

Drauſſen

find die Hunde/ die Todtfchlager /die Diebe und Lügner und Zauberer. Je náher der Centro, je ſeliger und je ferner vomCentro, je unruhiger und unſeliger. Das 27. Šapitel. Daß nur kiegeam willen /und nicht am Wei fen / ob man ſeyin GOtt im Dimmel / oder obman ſeçimTeuffel in der öllen . u ſeyft gleich in der Welt ober auſſerhalben Do Oder Welt wie wir denn im zukünfftigen Leben bhn dieſe Weltfeynmüſſen , dennochmagſtu

nicht ohne GOtt feyn. Denn GOtt iſt nicht als lein ein Centrum ,ſondern auch ein Circkel oder Geo fchopffen ,das iſt/SDtt undſein Willeoder Wort iſt nicht allein in allen Creaturen , ſondern auch auf Ferhalben derſelben ſie begreiffende und beſchlieffens I 2 del


132

Das ſieben und zwanzigſteCapitel

1 dei alſo daß auch eine Mücke nicht möchte auſſers halben GOttleben /2c.es muß alles in GOtt fein nach dem Wefen , ob wool nicht nach dem Willen . In leiblichen Dingen iſt ein anders derOrt , und ein anders das / das in dem Orte gehalten wird! undi ſind nicht einer Natur oder Vergleichung, fie mogen ſich nicht einigen mit einander/ ſie ſind uns gleicher Ort/als der Wein iſt im Faſſei aber das Faß iſt nicht im Wein /das Bier iſt wol in der Kant del aber dieKandel ist nicht im Bier / denn ſie ſind nicht cinerley Art/alſo, ob ich wol ſagen fan / das Mehliſt im Sackei ſo kan ich doch nicht ſagen der Ich bin im Garten i aber Sack iſt im Mehle. der Garten iſt nicht in mir .

Aber im Geiſtlichen

unſichtbaren Weſen iſt Gleichheit/ und mag bald eine Vergleichung geſchehen, wo man nur verwils ligen / und iſt im Geiſtlichen eins im andern/Als ich bin im Reich GOttes / und das Reich GOttes iſt in mir/ Ich bin in Chriſto /und Chriſtus iſt in mir/ Ich bin im HeiligenGeiſt, und der H. Geiſt iſt in mir/ Ich bin in GOtt /und GOtt iſtin miri gd bin im Himmel und der Himmel iſt in mir. Ich bin im Willen Gottes / und der Wille GOttes

1

iſt in mir . Ich bin im Wort und Gefeße GOttes/ und das Wort und Gefeße Gottes iſtin mir. Alfo ſagt auch Chriſtus/ Joh .14:17. Ich bin in Vatere und der Vater iſt in mir / ich und der Vater ſind cins. In dieſen geiſtlichen Sachen ſoll man weis ter mercen / daß aucheinUnterſcheid werde des Unwillens halben /oder des Glaubens und Unglaua bens.

Alls es mag ſich Geiſt und Geiſt gar leichts

lich vereinigen ,und eines Willens werden . Der Teuffel


3

Vom Ort der Welt.

133

Seutfel iſt in dieſer Welt überall gegenwertig bey uns, wie der Sonnenſdein/durch die Welt gehet und neben uns /alſo find auch die Geiſter neben und um und bey uns / ſie werden nicht auffgehoben von leiblichen Dingen , wie der Sonnenſchein der von einem Kleide oder Dache verhindert wird, ſondern ſie gehen ohne Hinderniß durch Kleider / Eiſeni Stahl/ Fleiſch durch unſere Knochen Beine Leis find alſo neben unferm Geifte allezeit / und darum / diepoeil wir im Glauben wandeln / und in

3

1

El

31

ben undBoßbeit wandeln i jo find ſie nicht mebr neben uns, ſondern auch in uns / und wir in ihnen. Denn davereinigetſich Geiſt und Geiſt mit einanderiſind gleiches Willens . Da heiſſt es nicht mehr juxta , das iſt

neben oder bey

úns ſondern in uns und wir in ihnen / Darum ſaget man recht/ Der Teuffel iſt im Gottlofen / und der find ſie beybe eins Gottlofe iſt im Teuffel/ alſo und eines Willens. Der Teuffel war in Su: da /und Judas war im Teuffel / Denn er thate nach feinem Willen . Bey den Seligen und

aliquo Fuxtà'aliquem's lin.

1

Chriſto bleiben / ſchaden ſieuns nichts , ob ſie gleich neben uns ſindibenn unſer Wille iſt mit den böſen Geiſtern nicht vereiniget /Aber ſo wir imUnglaus

Gläubigen iſt nur juxta und nicht In . Als der Seuffel iſt neben den Frommen / und die From .. men ſind neben dem Teuffel/ und ſind wider eine ander/der Teuffel iſt neben den Gläubigen /unb. dem Teuffel / unift kein der Glaubige neben

Gläubiger im Teuffel/wieauch kein Teuffeliſt in iha men /ob ihre beydeGeiſter gleich nebeneinander ſinb. Alſo auch Luciter und GOtt find neben einanderi 1 3 dens


134

Das ſtebertund zwanzigſte Capitek

denn der Teuffel iſt nicht in GOtt / und GOtt ift nicht im Seuffel i darum iſt SØtt und Scuffel nicht eins /Jorbern.contraria voluntatis, es lieget als les allein am Willen , und nicht am Wefen ober Geifte. Stem Chriftus iſt neben dem Teuffelin der Wüſten , und der Teuffel iſt nebenChrifto; und find wider einander / nicht einig , denn er wil nicht wie der Teuffel wil/ tie er denn faget : Wer nicht mit mir iſt, Der zerſtreuet, das iſt 7 Wer nidtmit wie ich wit, iftwider midy , als der Teuffel, ob er gleich neben mir ſtehet/Wenn man ſageti Oer Feufs fel iſt neben Chriftooder neben dem Släubigen , fol man nicht verſtehen nebendem Leibe oder Fleiſcher Denn es hindert den Geiſt kein leiblich Ding fona Dern Geift ift meben eift. Ehe Lucifer fiele in die Sünde/ da war er in GOtt undgott in ihmi und Gott und Lucifer waren eines Willens , wie auch in den andern Engeln /

Aber nach dem Fall

in dieSünde / war Lucifer nicht mehr in GOtt/ und GOtt in ihme/ fondern neben ihmnicht daß er

auß GOtt gefallen wäre nach dem Wefen / denn das war anmöglich / und Lucifer wäre gar nichts worden, ſondern nach dem Willen roar er aus GOtt gewichen , und von ihm abgefallen , das iſt/ Die Verſtoffing Luciferi aus dem Himmel /nems fich ſein Abweichen aus dem Willen GOttes/daß er aki vom Erkántniß des guten und böſen. Alſo ward auch Adam außgetrieben aus dem Paradeiß/ nicht nach dem leiblichen Ort gerechnet / ſondern nach dem Wilien / zc. Er war nicht mehr eins Willens mit Gott wie zuvor / er ward in ihm ſelber gefpals ten und getheilet durdy ſolchen Ungehorſam . Es bleis


Vom Ort derWelt.

135

bleibet ztoar vor und nach dem Fau , GOTE /das Wort/ Lichtund Leben inallen zu gleich ohn Uns terſcheid , dann das Licht leuchtet in der Finſternißı und ift in allen wie das Leben / Joh. 1. Aberfür der Widergeburt fennet man GOttes Willen nicht man weiß nichts vom Reich Gottes in ihm ſelber, man fennet Chriſtum nicht den weg zum Leben. Darumb obwol GOttin dem alten unglaubis gen Menfchen ift . ſo iſt doch derſelbige nicht in , GOtt Alſo ob wol das Reich Gottes in einem ,, folchen iſt/ſo iſter doch nicht im

Reiche Gottes/ ob ,

ihn GOtt gleich liebet/ſo liebet er doch nicht Gott /, und ob ihn GOtt gleich ſuchet :ſofuchet ihn dod, nicht GOtt/ und ob gleichGOttin ihm leuchtet /,, forleuchtet er doch nichtinGOtt/denn GOttikom ,, met mitſeiner Gnaben allen zuvor ohn Untern ,

it

1

fcheides lieget nur an der Gelaffenheit des Wils tens . »

#

18

Das 28.apitel. Ob die Vereinigung der Geiſter gleich liego an dem Willen / ſo mag doch niemand durch eigenen Willen ihm ſelber wircken oder ges ben die Wiedergeburt /den Glauben /das iſt/ die Vereinigung mit dem Geift GOttes / fondern GOTT muß es felber geben Obn alle unfer Wirs cen .

Siftbifi anhero Beroeifetworden /daß in leið, lichen Dingen keine Vereinigung geſchehen mag / von wegen derungleichen Natur i Aber im


und te el cht' gigſ zwan 136. Dasa Capit n iche n im Geiſtl moge eins im ander feyn /als GOtt t iſt in mir , und ich bin in GOt und ich und Gott s u n t find eins im Wille . Chriſ lebet in mir / und ich us to Tebe in Chriſ , und ich und Chriſt ſind eins nach es n h dem wille ,ich bin im Reic GOtt / und das es ſt n ir a t ins m ndern enn Reich GOtt i i m , d iſ e i a /d en e folche Ding ſtehen im Geiſt oder Glaub . Weis n et lichen ter iſt aud) beweiſ worde / wie in Chriſt en ind eben emandern ey Ding e n d R / und nicht eins n es llein m illen ieget im ander /welch a a W l / als der el t eben hriſto tus ft eben Teuff iſ n C ; und Chriſ i n t n n dem Teuffe ,und könne nicht einer im ander fter r t e e t h c f a ſind , das urſ reli der e h c i r e ungle Will ihrer beyde . Allo ſind die Glcus l l bigen neben dem Teuffe , und der Teuffe neben den n e g i n b r t Gläu / und nich eins im ande , denn der hen n en laus el Teuff mag nicht ſeyn noch herrſc i d G n e n rom : bige / er darff und kan nicht wohn in deneF s n dern des Unglaub men / aber wol in den King ,diß n et lligu eget allein am Wils s i urfach die Verwi l e / im el ten , ob einer ſey in GOtt Himm / und daß er l n e f e f l fev im Teu in der Höl ,und daß einer trage der l e m e r m Hi in ihm ode die Hölle. Wiewoldas wahr fit/ daß ein jeder Menſch bey und in ſich trage den

Himmel und die Halle, die Seligkeit undVerdama niß / fo mag man doch nicht zugleich auff einmahl bendes befinden / dieweil du im Himmel bift in GOtt / ſo nagſtu nicht in der Höllen ſeyn oder im Seuffels es muß eins weichen . Derhalben ob gleich „ Gott in allen zugleich mit ſeinem Wortund Reich bleibet für dem Fall und nach dem Fau ſo bleiben wafie doch nicht alle in GOtt/ ſondern gleich neben

ihm


Dom

Ort der Welt,

137 ihmfür der Wiedergeburtweiß man nichtsdars woon . Die Bdſen bleiben nicht in GOtt/wie GOtt sin ihnen bleibet /die Böſen leben nicht inGOtt/mie GOtt in ihnen gleich lebet / die Böſen lieben nicht GOttimieſie GOtt liebet ,die Böſen ſuchen nicht GOtt / wie GOtt fie ſuchet. Sie finden nicht ,, GOtt /wie ſie von GOtt gefunden ſind, ſie meinen nicht GOtt bloß und lauter/wie ſieGOttbloß und „ lauter meinet. Sie werden nicht GOttes Kinder geboren außGOtt/ wie GOtt wil ein Mens 2 Ichen Kind gebohren werden im Menſchen . Sie geben ſich nicht GOtt/ wie ſich GOtt ihnen giebet, ſie laſſen ſich nicht gang und gar GOtt/ wie ſich GOtt ihnen gang undgar beut und laſſet / es lieget alles am Willen : In ſumma, wie der Menſch feines eigenen Willens lebet i fo ift er ohn Glauben / ohn Chrifto_cin GOtt / ohn Seligkeit/ . er traget den Himmelin ihm , und kommet nicht

1

darein, es muß ihn GOtt zum Feinde/ Toder Fina flerniß und Verdammniß gereichen , welcher ihm Doch folte undwolte zum Freunde/ Leben / Lichtund ewiger Seligkeit bleiben . Solches geſchicht ohn alle Schuld GOttes / allein der abgekehrte Menſch verdammt ſich ſelber. Nun mochteſtu ſagen , dies weil die Widergeburt deß Glaubens nicht im We ſen iſt/ fondern nur im Willen zugehet und voll. bracht wird , ſo wil ich wollen , ſo wird GOtt auch wollen / und alle Verdammten werden auch wola len in der Höllen , die dagernden Himmel oder Ses ligkeit wollen für die Verdamniß / Derhalben fan ich mir die Wivergeburt/ den Glauben durch meis ne eigene Kraffte wolen/ wircken und lauffen /geben uno

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of

Das achtendzwanzigſte Capitet

wolam Wa und nehmen ?Antwort. Saes lieget ten7 und ohn den Willen oder ohn die Vermilis gung geſchicht die Einigung der Geiſter nicht, das die Bören nicht mehrnebent ſondernauch im Teufs fel eins findlieget an dem Widen .

Aber die neue

Geburt geben oder denGlauben /ftehet nicht in uns ferm eigenen Willen oder Lauffen / fondern an dem Willen Gottes , derfelbe muß es thun und nicht der Menſch/ DieWidergeburtiſt nicht Creature werck, ſondern Gottes Werderin dem gelaffer „nen Menſchen /GOttwit nicht ohn den Mens fchen / und derMenſch mag nichts ohne GOtt fons dern biebendemit einander / GOtt wirckendet der Menſch leidende , wird der Menſch bers danımtı ift nicht des guten GOttes ſchuld/ ber als fondern dies Menſchen lezeit wircken wolteric fchuld iſt es der GOttnichtleidenwilinidyt. ruhen noch Sabbath halten . Es thuts hie nichtNatur, ſondern Gnaber esmuß furfumb gek ſtorben feyn /gang gehaffet undgelaffen ,denn esiſt nicht des Woltenden noch des Lauffenden ,ſondern des Erbarmenden GOttes /GDtt mußdurch ſeis me fürlauffende Gnabeben Willen ſelbſtgeben und wircken . Er muß nichtkommen aus Fleiſch oder Blut noch aus dem Willen des Mannes Joh. Sondern obnmittekaus GOtt. Solte eslies gen am creatürlichen Wilen /ſo wolten alle Teuffet und Verdammten in der Hadllen auch nicht anders als die Seligleit Nein , es muß geſtorben feyn / es mufi gelaſſen feyn /fich felbft von innen und von aufo fen / im Geiſtund Natur/fol anders indir GOtt Menfch werden , das ift, Soltu anders aus GOtt


Vom

Ort der Welt.

GOtt wiedergeboren werden juni

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Himmel. Die

neue Geburt geſchichtnur in den Kindern , das iſt in denen , fo Armgeiſtlich find ! ſo ſich haffen laſſeny verleugnen und in Gött verlieren / nicht wenn du es begehreſt und haben wilt/ fondern wenn GOtt wil/ das iſt ohn alle dein Begehren /wollen /lauffens wiſſen und erfeninen wircket GOtt ſelber die Neue Geburt; den Glauben /Natur iſt geſtorben / weiß gang nichts darumb/Aber dasBrauſen /deß Win . Des horeſtu wol/das iſt/ Du fühleft und befindeſt , du weiſt weder wofdie Verneuerung in diraber woher oder wohin , Mie Chriſtus zeuget / Johan.3. Die Kinder ſind die allergeſchickeſten darzu i wels seuns follen ein Muſter und Fürbild bleiben.

Das 29. Sapitel. Daß der Kimmel, das Reich GOttes / das rechte Vaterland uns viel näher ſey als wir uns felbft / darumb mußman es nicht auffers halben uns fuchen / fondern im Geiſte inwendig gewarten . Enn man nur des Spruches Chriſti wahrs nehme und demſelben Glauben gebe i da Chriſtus zu den Pharifeern ſagt 7 Luc. 17. Das Reich GOttes ftehet nidytin auffern Gebera den hie oder da , fondernes iſt inwendig in euch ! for ware man gnugſamüberzeuget : daß weder Ort! Eeremonien noch andere aufſere Ding ſeelig mas then / fondern allein derwahre Glaube im Geift. Dieweil aber in dieſer Welt / da noch Derter finde bas

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140

Das Tehn und zwangigſte Capitel

das Reich GOttes nicht in gewiſſen Orten ſteht vie! weniger wird es hie und da gefunden mogen werden / fo die Welt mit allen Dertern wird ſeyn auffgehoben .

Es ſteher auch nicht im Leibe , fons

dern inwendig im Geiſte i nach Auffhebungder Welt / wird man nicht durffen ziehen von einem Lande zum andern auß Europa in Afiam , auß eis nem Ort in einem andern /denn es toáre eine Undous kommenheit / von einem Ort zum andern hie ober da beweget werden / und nicht im Geifte alle Ding befigen /wiedie Engel und GOtt ſelber. Es wird ein ewiger Sabbath fenn , an welchem man nicht darffreifen, ſondern in ihm ſelbſt auff GOtt warte und höre was er rede / sc. Dufenſt in Aphrica / oder America/du feyſt in der Weltoder auſſen der Welt To findeſtu doch das Reich GOttes / Den Himmel dein Vaterland nichtauſſer dir / fondern inwens dig in dir im Geiſte. Sucheſtu einen leiblichen Det auſſer dir und meyneſt du wolleft Ers goßung / Genuge ober Seeligkeit finden , ſo tenneſtu dich doch ſelbſt nicht , und weißfeſt noch nicht wo bein Vaterland fen. Iſt doch dieſe groſſe ſichtbareWelt an feinem Orte ſondern in ihr ſelbſt

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fchwebet fierund hat alle Dinge in ihr, auſſerhalben ihr iſt nichts ,warum wolteſlu denn deine Genuge oder Seeligkeit fuchen oder beſiken in einem Orte auſſerhalben dir /biſtudoch die Bildniß GOttest ein Teinpel und WohnungGOttes . Die Engel alle Ding befür fuchen nichts auſſer ihnen fondern / Ben ſie in ihnen ſelbſt wie GOtt. - Du findeſt mkurgum fein Friede / Genüge noch Seeligkeit auſſer


7

Vom Ort der Welt .

141

auſſer dir, weber in Königreichen , noch in Fóſtlis „ chen Gebäuen auch nicht in Gpſangen / nicht in „ Harpffen /nicht in wolflingenden Inſtrumenteni e,nichtin Freudenmahlen , nicht in Geſellſchafftens „nicht bey dem Weine / nicht bey vollem Tiſcher „ nicht in Weiber-Luft/nicht in Königlicher Pracht „noch Ehrei nichtin Tanken und ſpielen nicht in „ Poeterey ! nicht in Büchern noch Schriffteni „ nicht in geſunden Leibe auch nicht in der ganzen „ Welt, ſondern allein in GOtt in dir ſelbſt, und ..mit nichte auſſer dir. Wenn nicht alle Derter ein Drtfeyn / fondern an einem Orte mehr Luft oder Freude gedencketzu finden , als am andern /derweiß noch nicht was Chriſtus fey / oder wo ſein Vaters land ſey. Im rechten Vaterland in mir felbfti wird nicht betrachtet terminus à quo und termis nusad quem , das iſt hie und dort hin , aud'nicht dieEigenſchafftdes Orts/ als über ſich unter ſich ! dahinben, da forne/zur rechten / jur lincken , wie es pflegt inder Welt geweiſet zu werden ,ſondern es iſt ein ſtilles ſüſſes Raſten und Friedein einem ewigem Sabbath , ba GDit alles in mir iſt worden , da leis nes Wirckens noch Auflauffens mehr von ndthen iſt. Dann das Volfommen iſt fommen , die Stuckwerck haben auffgehört/ und das iſt auch die Urſach/ daß im Himmelweder Gott noch die Ene gel etwas wircken /denn es iſt kein Mangel nochGus brechen vorhanden. genäher ihm ein jeder ſelber iſt/ je vollkommenerund ſeeliger fanſtu in bich ein . Fehren ſo kommſtu zu GOit in dein Vaterland. Das Klein iſt mir nahe, aber der Leib iſt mir noch viel näher/ denn das Kleid mag ich fahren laſſen und mit


42.

DAB 29.Cap.Vom Ort der Welt.

mit Gohanne bloß davon lauffen / Darum iſt mit Der Leib lieber alsalle Kleider und Hauſer. Denn was waren mir die Kleider nuke oder die Haufer foid) Peinen Leib hatte /gleich wie auch dem Teuffel iſt rer hatkeinenLeib . Der fein leiblid Ding nuke Leib iſtmir nahe/die Seele noch viel näher / denn was wäremir mein Leib nüße ohn die Seele ,bars umkan id , mir mit Paulo laſſen Den Leib tddteni Daß ich nur mit der Seele darvon kommerden Leib tafſetein Chriſtfahren, aber die Seele nicht. Die Seeleiſt mir nahe, aber GOtt iſt mir viel naheri Denn was wäre mir meine Seele nuße ohn GOtt. Darum will ich mich ſelberhalſen /verleugnen und laſſen,daß mir & Ott alles werbe und bleibe. Ich til nichts feyn /undmich verliehren /auffdaß Gott alles perde und mich finde Darumfrage ich nichts nach Qimmel und Erben / foich nurin dir bleibe verborgent Amen.

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