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Gründlicher TRACTAT
Von der wahren
Belaſſenheit/ Was dieſelbe ſey / und wor
zu fie núße/ Allen Kindern Gottes zu Starckung und Wachsthuinb 2m
Innern Renſchen nern Beſchrieben Durch
VALENTINUM
VVEIGELIUM ,
Franckfurt ? Ben Samuel Müllern / 1698.
1
SSS ****** $$$$ bebeldeleleteteleletettebettete
idrett
Borrede. Chriſtlich geneigter Leſer. is je nothwendig und heilſam diewahre Gelaſſenheit fen/und ivas groſſen Dua gen oder Frucht ſie einem rechtſchaffen nen Chriſten zuwegebringe /kan keine Feder mit Wortengnugſam beſchreiben /ſintemaldie wah re Gelaſſenheit die edelſte und herzlichſte Sús gend unter allen ift /undhålt die übrigen Jugen den alle in fich /als Demuth/Liebe /Sanfftmuth , Gedult / Keuſchheit/ Reinigkeit/ Heiligkeit, Barmherßigkeit /Gerechtigkeit/Friede / Freu: de/und dann auch die eivige Seeligkeit . Denit was iſt doch wol derwahreſeligmachende Glauz be anders als gângliche Gelaſſenheit Gottes ) daß man ſich in den Schoß des lieben himliſchen Vaters niederlegt/alle ſein Vertrauen auf ihn ſeßet / und init groſſer Zuverſicht glaubet /daß alles/was ihm widerfahret/von Gottdem Allers höchſten Liebe-Weſen herkömmt/ und zu ſeineur Beſten dienet. Ja diefes iſt der rechte Glaubel wann der Menſch allemſeinem eigenen Weſeni ſeiner Vernunffti Macht und Weißheit dieſer Welt abftirbet , und fich bloß von dem Geiſte Bottes regieren , leiten und führenláfſet, und fice 2 2
Vorrede. ſidy alſo demſelben gang und gar úbertajjit. Ift ein Gott. gelaſſenes Herß in duſſerlicher Ar muth / Francheit / Trúbſahl/ wird verfolget/ verláſiert /verachtet/ verſpottet /undaufaller hand Wege und Weiſe von den Kindern des Un glaubens i aud ) wohl zu Zeiten von gläubigen Chriſten ſelbſten / verſchmähet/ geängitiget und geplaget/-achtet es dennoch daſſelbe ivenig oder nichts /woes nur verſichertiſt/daßesGotteslie. be/Huld / Gnade und Barmherßigkeit hat/und zu Zeiten einen Liebes-Blick aus dem liebreichen Vater - Herke Gottes überkommet / ſo iſt es zus frieden. Zwar kömint es bey mandjem zum off tern / das ergarnidits von GOttes Gnade bey ſich befindet / ſondern ſiehet als bloß und von Gotverlaſſen / da daun ein ſolches Herb fehr be: trübt, bekümmert/ in groiſer Furcht und Ängſt einher gehet /dencťet wolgar :NunhatGott dei ner vergeſſen / nun biſt du von GOtt verſtoſſen und gang verlaſſen : Alleinindemés mit ſolchen Gedancken behaftet/ ivird eine herzliche Jugend in einem ſolchen Herßen neu gebohren / nemlich/ das Mißtrauen auff ſich ſelbſt oder auff eigene Heiligkeit/ rogar/daßes fic) in nichts mehr ach tet, anallem ſeinemeigenen Ihunundlaſſen ei nen Miffallen hat/und ſid )hingegen einzig und allein auff Gottes Dacht/Weißheit undStárs che vezláfjetjes ſiehet alsdenn erfi/daß alleMens
[djen
1
Vorrede. den ihm nicht helffen können ,ſondern Gott / es fiehet/ daß es ganz und gar nichts iſt /verzweif felt an allem Feinem Vermogen / und eigenen Krafften / gehet von ſich je mehr und mehr aus/ und giebt ſich bloß in den Willen des himmliſchen Vaters verlaſſen.
Eshat der ſeel. Lutherus /”
als dastheure Rüſtzeug unſerer Kirchen /gar " nachdencklich geſagt : Wir müſſen täglich je ” mehrund mehrhalten von dem / das die Welt ” und Vernunfft hajfet/daß wir täglich je lieber » und lieber arm / francť / Veracht / Narren und » Sünder werden / und zuilegt God beſſer denn ' Leben / Thorheit theirer denn
Weißheit / »
Schande edler denn Ehre / Armuth ſeeliger » denn Reichthumb / Sünde herrlicher denn ” Frömmigkeit adten. Hactenus Lútherus. » Viele werden zivar hier ſagen init den Jungern des liebſten Heytandesi Joh.6,60. Das iſt eine harte Rede/ wer kan ſie hören ? Allein es iſt die hiſtiſche und göttliche Warheit / welche der liebſte Heyland ſelber redet / Matth . 16 , 24, Will mir jemand nachfolgen / der verlängne fich ſelbſt/ und nehme fein Ereuß auffich / und folge mir.
Item
: Luc.14,26.
Sojemand zu mir
kommt/ und haffet nicht ſeinen Vater /Mutter/ Weibt Kind / Bruder / Schweſter , auch darzu fein eigen Leben /der kan nichtmein Jünger feyn. Und wer nicht ſein Ereug trágt / undmir nach 2 3 folget
Vorrede.
foiget / der kan nicht mein
Jünger ſeyn .
Nun
dúrffte zwar ein einfáltiger Laye dadurch ver ſtehen , als folte er ſeinen Vater oder Mutter/ ſein Weib , Kind / Bruder oder Schweſter har ſen und neiden , allein ich will ihn hiemit aufdie Erklärung des liebſten Heylandes geivieſen ha ben /welcheer uns zeiget/wie dieſe Worte eigent lidh zu verſtehen ſind /wann er ſagt beym Matth. 10. V.37.
Wer Vater oder Mutter mehr lie:
bet denn mich / der iſt mein nicht werth / und wer Sohn oder Tochter mehr liebet denn mich / der iſt mein nicht werth /u.p.iv.
Eserkláret ſolches
auch etlicher maſſen der heil . Apoſtel Paulus/ Wann er in ſeinem 1. Brieffe an die Corinth.7.0. 29. ſeq. in dieſe Worte heraus bricht : Die da Weiber haben / daß fie feyn / als hätten ſie feines und die da weinen/als weineten ſie nicht/und die ſich freuen/ als freueten ſie ſich nicht/ und die da tauffen als beſåſſen ſie es nicht / und die dieſer Welt braucien / daß ſie derſelben nicht mißbraus chen / denn das Weſen dieſer Welt vergehet. Alſo/mein lieberMenſch /wilſtdu ein rechtſchaf fenerChriſt werden/ ſeyn und bleiben /ſo muſt du von dir ſelbſt /und deinem eigenen Weſen ausges hen , und in GOttes Eigenthum dich gang und gar erſencfen / deiner Vernunfft und natürlis den Klugheit abſagen / und in die vor der Welt albere Shorheit dich begeben /
fo wirſt du die
rech
i
1
-
Vorredei
rechte göttliche Weisheit übertommen ; Du muſt deinem eigenen Willen und Begierden ab ſterben / und hingegen dich bloß in den Willen Gottes niederlaſſen und ſagen : Fiat voluntas Domini, des HErrn Willegeſchehe. Denn ſo lange wir nach unſerm eigenen Willen leben / ſo lang ſtehen wir unter dem Fluch und ZornBots tes/und führen uns endlich / wowirvondemſel in die Hölle. Dennun . ben nicht ausgehen /gar ſt lei en die Hölle / Bottes Wille der - Wil ſer Eig Hernad , fomuſt du dich auch nicht ſelbſt lieben /oder einen Wohlgefallenan deinem Shun haben / ſondern demüthigwerden als ein
Himmel.
Kind / Gott über alleslieben / und deinen Näch ften als sich ſelbſt/andirfelbſten aber allezeit den hôdhſten Mißfallen haben. Dumuſtauch nicht indir heriſchen laſſen Eigen Ehre /undalſo einen Abgott aus dir ſelbermachen ,wie Babel /lucifer und ſeineliebe Söhne zu thun pflegen / fondern / Gott allein die Ehre gebenyihm ales Lob Ehrel Preiß / Macht und Herrlichkeit zuſchreiben : Haftdugleich eisien groſſen Ehren - Zitul hier in dieſer Welt / ſodarffſt du dich doch nicht mit fol cher nichtigen und flüchtigenWelt Ehre kúpelny andere einfältige Chriſten neben dir verachten
s
oder verſchmähen / ſondern / wo du ein recht
1
ſchaffen Kind Gottes feyn willft /vielmehr den cen : Siehe /diefes alles hat dir GOtt gege ben 24
Horrede. ben / ichwill ihm joiane Eyrewiedergeben / und fagen mit dem Königlichen Propheten David aus feinein 115.Pfalm : Nichtuns HErr/nicht uns / ſondern deinem Nahmen gib Ehre , umb deine Gnade und Warheit / HErr / dir allein gebühretalle Ehre/Macht/ Starcke/ Weißheit und Erkäntniß / ich bin nichts/ und will nichts ſeyn/ thue mitmir was du willſt: So wirſt du ein liebes und angenehmes Kind Gottes feyn. Endlich muß auch ein Gott-gelaſſenerMenſch nicht mehr auf ſeinen eigenen Nußen fehen / als. auff des Nächſten Nußen / fondern auch hierin ſein Chriſtliches Herbund Gemüthe ſehen laſ fen / daßer ſich ſelbſt nichts achtet/ ſondern viels mehr auffden Nußendes Neben -Menſchen fies Wirft du / lieber und geneigterlefer /ſoge: het. jonnen ſeyn / in der Warheit und in der That als ſo einher gehen / ſo wirſtdu ein recht Gott-gelaſs ſener Menſchheilfen / und vieles / daß du zuvor nie geſehen und erkennet haft/ ſehen und erfen nien / die göttliche Geheimniſſe werden in dir offenbar werden , und dich je mehr und mehr erfennenlernent. Weiſe demnach einen jedweden Liebhaber der göttlichen Warheit auff dieſes Buchlein von der Gelaſſenheit / daraus er ferner ſehen wird der rechten Proceß / lich gelangen moge;
wie er darzu fúgs
Was dieſelbe rey / und ivas
Vorrede .! was für Nußen oder Frucht ſiebey einem rechts ſchaffenen Kinde Gottes ívürcket.
Der Ål:
lerhöchfte verleihe hierzu dem geneigten Sefer ſeine Gnade und Benſtand des heiligen Geiſtesi, damit ſolches ſein Lefen und Betrachten zu ſein ſelbſt Beſſerung und Erbauung im Chriſtens thum gereichen möge.
Er wođe ihm und uns
alen mit einander je mehr und mehr darzu ver helffen / ſo / daß wir in allen Stücken möchten gelaſſen ſeyn / in Glück und Unglück / in Leben
e und Jod/ in Xeichthum und Armuth /zc.
Ja
der HErr HErr ftehe ihm und uns allen bey mit ſeiner Gnaden -Krafft / und helffe uns zur gånßlichen Gelaſſenheit /dainit wir mögen ver laflen was zu verlaſſen / und uns dem dreyeini gen Gott Vater i Sohn und heilgen Geiſt/ ganz und gar überlaſſen.
Denn Gelaſſen
heit bringt Seligkeit/ Hal leluja !
#
2's
,
Tra
elelet eteket at
det at
SS dettet detelebeldhet
TRACTAT Von der Gelaſſenheit /was dies felbige rey / und worju ſie nůtze. Von der Gelaſſenheit. QBdas Wort / Gelaſſen oder Gelaſſen heit urſprünglich hier in Sachſen oder andern anden entſproſſen ſeyriſt inir uns bewuſt : Das weiß id) aber/ daß es dieMárckis ſchen Bauren brauchen /undhalte es dafür /daß es ihnen gemeiner und bräuchlicher ſey /dann bey andern : Vielleicht módyte es ihnen inſonder: heit zuſtchen :
Als den Meckelburgiſchen das
Wort Rehelich und unrehlich :
Den
Thürin
gern das Wortlein Schleunig: Den Bayern verhaiern :
Den Francfen die Wort /nißlich
und gelingen : Den Schwaben / Irren und neckſen : Ich rede von den Bauren und gemeis nen Mann / und nicht von denjenigen , die aus der Tabulatur reden / und ſage/ daßgar nahe in einem jeden Pande ein höflich Wort als eigenges braucht werde : Wo aber das Wortlein / Ge laffen /entſproſſen iſt /das laſſeich auc, unerkant bleiben : Und habe ichs gebraucht/weil ichs ver mer's
Von der Gelaſſenheit.
3
mercket habe : Auch bey andern Schreibern/ als beym ſeeligen Taulero, Luthero, Arndio und andern mehr. I. Was Gelaſſenheit bedeute. Elaſſen bedeutet ſoviel/ und gleich das/ was das Wort
Verlaſſen bedeutet :
Wenn ich wolte ſagen : Wir ſollen frem , de Múngen verlaſſen i thate das Wortlein / Gelaſſen/ ſagen : Oder / als wenn einer ſagte : Ich habe ein ſicher Geleit : Spreche ein Me: delburgiſcher / ich habe ein rehelid) Geleite : Dieſes ſind ziveyerley Reden und Meynung / und habe keinen Unterſcheid / denuin Syllaben und Budyſtaben / und in deme/ daß das cine lieb licher lautet oder frembder iſt/ denn das andere: Bey unfern Deutſchen Francken iſt das Wort Rehelich/ ſelßamundfreinbde :
Darum brau
chenes die Cangeley-Sdreiber am Rhein : Im Niederlande tragen ſie das Wort Nehlich alle Sage indem Munde : So iſt es auch mit dem Wort Gelaſſenheit /daß ſich der gemeineMan , Bauren, Kinder und Weiber nicht in allen lana den gebrauchen : Aber in eßlichen Dörffern iſt es bekant / wie Kábund Butter : Wo es frein : deiſt /da wird es mehr geſchrieben /denngeredeti und von denen múndlich geúbet/ die Geſprádza Reds
Von der Gelaſſenheit. Redner find : Esgiebet aber ein Ding/ gelaſſen und verlaſſen : Gelaſſenheit und Verlaſſenheit: Auch ſoll dich nicht kümmern / daß id) zu Zeiten gelaſſen /durch ein P-zu Zeiten durch fF.ſchreibe: derin ich ſehe / daß es auch thun , die ſich für Sdreib -Meiſter wollen gehalten haben .
II. Welcher ein gelaſſen Menſch iſt. Eriſt ein gelaſſenMenſch /der da gelaſſet oder verlaſſet: Und wiewohl auch der ein gelaſſen Menſch heiffen möchte / der
gelaſſen iſt : Dennoch ſtehet ſein gemeiner Ges brauch in dem / daß einer etwasvertaiſen muß/ abwenden/ daß erwill ein gelaſſen Menſch ſeyn: Darumb ſtehet das Wortlein active, das iſt | würcklich , und in thuender Weiſe / in dieſer Re: de / ein gelaſſen Menſch : Und in dem iſt es et: was anders / dennverlaſſen : Wenn id , ſchriebe/ der iſtein verlaſſen Menſch /lvurdeſt dudannen hero abnehmen , daß er verlaſſen iſt / pasſive, das iſt/leidentlich / oder inleidender Weiſe : Jes dodh läugne ich nicht/daß dif Wórtlein gelaſſen/ auch verlaſſen heiſſet paſſive , und du gelaſſen Da du ein lateiniſd) bilt / fo du verlaſſen biſt. Wort wilt darauffhaben / weiß ich dir kein beſ fers zugeben / denn das Wort Chriſti, der da ſpricht : Welcher Vater und Mutter verláſ
fet / zc.
Vonder Gelaſſenheit .,
1
fet/ zc . Relinquo , ſpreden die Lateiner : Und wir Låyen ſagen : Ich ſage/ ich gelaſſe oder ver larſe : Der Mann wird von wegen ſeines Weia bes/ Vater und Mutter verlaſſen oder gelaſſen / kan man durch mand, erley lateiniſche Wörtlein ausreden / als durch das Wort deſerere , re nunciare , dimittere, und dergleichen.
Sies
her gleidwie die Liebe des Weibes die Liebe zii Vater undMutter übertrifft und abſchneidet/ alſo fol die Liebe gegen GOtt alle Liebe und fuſt/ ſowir in einiger Creaturhaben / abſdynei den/ und dem Menſchen nirgend wol ſein, denn in Gott : Ja / wir inůſſen ale Creaturen gelas ſen : Wollen wir Gott zu einem Beſchußer und Einwohner oder Herrſcher haben. III. Geiſtliche Ehezwiſchen Gott undeiner geſchaffenen Seele.
As iſt auch die Urſache ! daß ziviſchen GOtt / und einer gläubigen Seele eine warhafftige Vermahiung und Ehe ent ſtehet / und darumb neunet ſich Chriſtus einen Bräutigam / und zu zeiten unſern Mann /Ofe. 2. Jerem.3 . zu zeiten unſer Weib / Efa . 46. auff daß wir ausChelicher Vereinigung und Pflicht verſtehen ſollen , welcher Weiſe wir alle Dinge gelaſſen / und Gott alleinanhangen ſollen : Und
!
dadurch
6
Von der Gelaſſenheit .
dadurd ) lernen , daß wir Fleiſch und Gebeine von Chriſto haben / und zwey Dinge in einem Fleiſch ſeyn ſollen / als Mann und Weib zivo Perſonen in einem Fleiſch reynd / Epheſ. 5. daß wir auch unſere Augen zu Gottauffheben/ und auff feineAugen mercken ſollen, was GOtt lie bet /daſſelbigezuthun /oder verdreuſſet/daſſelbi gezu meiden / auffdaß wir durch Abſterben un fers eigenen Willens in ſeinem göttlichen Wil len leben /und werden ein Ding mit Gott, als CHriſtus und GOtt , eines elvigen Billens ſeynd/ und unveränderlich bleiben: Daß alles durch Anhang zu Gott geſchiehet/als Paulus ſpricht: Weldier GOtt anhanget / der iſt ein Geiſt mit ihm/ I. Cor. VI.17 . & c . Deut, X. Cap . verf.20. IV. Warum fich Gott mit unſer Seelen vereinbahret. 9. Ott ſtifftet eine Ehe mit dem Menſchen /
daß der Menſch mercke / und wiſſe / ivel dher maſſen er ſeinem GOtt verbunden iſt; und er ſeinen Vater/Mutter, Hauß /Hoff Haabund Güter umb Gottes Willen gelaſſen folle/ und Gott ſeinem Ehemann zuallen Stel. len / Wercken und Weiſen anhänglich nachfols gen : Und ſo dieſelbe Eheliche Pflicht oder Ban. de ver's
Vonder Gelaſſenheit .
7
deverbricht / daß ſie eine Himmel-Hure/ ein lå fterlicher Sac / und eine ſtincfende Ehebreche rin fey in GOttes Augen ;
Darumb nennet
GOtt alle Menſchen Huren und
Ehebreche
rinn ,die wider das Gebot thun / du foſt nicht frembde Götter haben : Oder Iſrael wiſſel daß dein GOtt ein GOtt iſt/ denſelben ſollen wir alſo fürchten / daß wir keine andere Macht fürchten dürffen / Deut. X ,11. GOtt folle unſer Luftſeyn
und Erſolle allein gemeinet werden :
Suchen wir aber das Unſrige / und ſchöpffen Luſt aus GOttes Gaben / und ziehen ſie in das Unſere / ſoverlaſſen wir GOtt / welchen wir nicht ſollen verlaſſen , und überfahren Eheliche
1
Gelübde / und werden ftincfende Huren / und ungelaſſene Såcke : Auch ſollen wir GOtt mit ganßer Seelen /vollem Herßen und allen Kraff ten lieben /Deut. VI,36.lieben ivir uns/ und das Unſere/ſogelaſſen wir nicht alles / und werden auch nicht ein Geiſt oder Willen / mit unſerm Ehemann /welcher GOtt ift: Von welchem al le Eheſchafftenim Hinmel und Erden entſprofa fen ſind: Wir müſſen GOtt allein anhangen / wollen wir anders redliche Bräute und Ehe weiber GOttes ſeyn / und von GOttes wegen unſere Eltern / Kinder und alle Haabe verlaſ ſen : Ja , darzu unfere eigene Seele / und ihr ferne werden , und mit nicht mehr anhangen :
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Von der Gelaffenheit .
Es iſt aber ſo mißlich / daß es mißlich geichiebet! daß einerGOtt gnugſamanhanget : Darumb muldas Böſe unddie Sünde bekant werden, welche in unſerm Fleiſche wohnhafftig lieget : Esiſtunſerer Natur faſt leichter /einem geſchaf fenen Eheiveibe anhangen / deun daß ſie ihrein SHópffer anhange: Derowegen iſt die Gelaf fenheit der Eheleute etwas bekanter /und in ſin : licher Weiſe faſt mehres
prüfet , denn die
Gelaſſenheit /welche wir Gottſchuldig ſeynd : Aber wir ſollen aus Gelaſſenheit der Eheleute lernen , wie wir uns aller Dinge umb GOttes Willen ſollen entſchlagen und entäuſſern / und über alle creatürliche Weſen zwingen / und alle : zeit in Gottes Augen ſehen / ivie der Magd 2u: Ja beſſer
gen auff ihrer Frauen Augen ſehen :
und höher, als die geſchaffene Jugenden unge ſchaffene und hdhere Dinge anzeigen : Id hof fe/ du weiſſeſt jeßt beſſer /was das Wort Gelar ſenheit bedeutet/dennvor: Undwiewohl ich dir gnuggethan habe /dennod)wil ich eine Redeos der zivodes HErrn Chriſtihandeln/ damit auch das böſe Laſter/ Ungelaſſenheit/ ertant und ges flohen iverde. V. Was einer gelaſſen ſolle. Arumbiſt zu erkennen / daßid das Mei ne/ in keinerley Wege ſolle ſuchen oder meinen
Wonder Gelaſſenheit. meinen / wenn ich GO
behagen ſolle .
9. Du
Wortmein / begreiffet meine Ehreund Unehre! meinen Nuß und Schaden /meine Luſt und Un tuſt /meinen Lohn/ meine Pein, mein Leben /mei nen God/ Bitterfeit und Frölichkeit und alles /ſo einen Menſchen mag anrühren/ es ſey in duſſer lichen Gütern / leiblichen oder innerlichen Din gen / als Vernunfft / wollende Krafft und Bes gierden :-Als darinnendas eigene Weſen und ei geneIntereſſe fleben mag / daſſelbe muß ausges hen und abfallen / foll ich gelaſſen ſeyn : Denn Gelaſſenheit flieſſet und dringet durchaus über alles/das geſchaffen iſt/undkšmmetin ihr unge ſchaffen Nichts / daß ſie ungeſchaffen und nicht geiveſen iſt ., das iſt / in ihren Urſprung und Schöpffer : Denn als du nicht geiveſen biſt/ da biſt du in Erkäntniß und Willen GOttes gang mit einander geſtanden / und iſt auff Erden und Himmel nichts geweſen/das du nicht mit Recht hátteſt mogen annehmen : Alſo ſoll ich und mán niglich noch heutethun / und von mir und den Meinen nichts wiſſen noch finden / das mich ge luſten möchte: Und ſolte in Gottes Willen alſo verſunken ſeyn /daßich mir warhafftiglich gleich unerſtorben wäre/ und wäre mir noch üblert als fo / daß ich herbe Bitterfeit empfindeſ und hätter daß ich mit meinen Begierden muß umbgehen / und ſie in mir wiſſen : Darumb ſolte ich wun chen /
TO
Vonder Gelaſſenhete .
Ndjen / daß ich an ein bitter Sdmach Creugges ſchlagen ware /daß ich auch einen erſchrecklichen Grauen an mir hatte / daß ich vor meinen Ge danden / Begierden und Wercken mich als vor einem greulichenlaſier ſcheuete /ſie ein gelbicht eytricht Geſchivár fliehe/daßid) in meiner Seer ten und Kräfften nichts anders ſehe/ denn Uns vermöglichkeit zu allein dem / das gut iſt: Und wiederumb Vermögenheit und Zuneigung zit allem dem / das da böſe iſt , ſtråfflich / låſterlich und ſchmählich / darin ich keines möchte anneh men / ſondern viel lieber verläugnen /als eine bó ſeMiſſethat : Das aber gutundlobivärdigift/ das ſolt ich alles auff ein den Urſprung tragen/ und dem zu erkennen blob/ frey und gang/deres gefchaffen und gegeben hat. VI. Bloſſe Nothdurfft ſuchen . Uch ſolte ich nichtsſuchen in allen andern Creaturen /denn allein bloſſe und lautere A Nothdurfft : Und dieſelbige nicht ober hin /fondern mit groſſer Furcht.
Denn wie id)
meine Heiligkeit in groſſer Furcht und Zitters wirchen muß , als Paulus ſaget / und David ſpricht : Dienet dein HERRN mit Furcht/ und freuet euch mit Zittern , Pfal . 2. 11.
Alfo
ſolte ich aller Éreaturen nur bloſſen Nothdurfft genieſ
Vonder Gelaffenheit. genieſſen und gebrauchen : Wir müſſen GOtt dienen / und iſt fährlich : Aber dafol nichts ge ſucht werden : als allein /daß wir dienen müſſeny das ift Nothdurfft : Aber darnach ſoll dieſelbi ge Nothdurfft mit Furcht und Zitterngeſucht werden / gleichwie ein Krancker mit Grauſen ſeine Speiſe nimmtzugroſſer Nothdurfft, und Arøney zu ſich nimmt ohne Luft / zu ſchlechter Erhaltung: Darum bat' David unſern HErip Gott/ſagend : furcht und Zittern iſt mir an kommen /und Grauen hat mich überfallen /oder / als das Hebräiſche inne halt : Mein Fleiſchhat ſich alſo gefürchtet / daß meine Haargen Berge ſteigen/ Pſal.55.v.5.1.6 . Alſo ſaget David / mein Fleiſch hat eine grauſame Furcht/ in deiner Furcht/ gewißlich ein grauſamen Widmen /daß es ſich ja nicht abnehme/ das gut iſt.
In Eſſen
und Irincken iſt des Leibes Blothourfft: Den noch ſuchet der Gottesfürchtige Menſch daſſel bigemit groſſer Furcht / und hútet ſich 1 daßer I
deſſen nicht vergeſſe , der ihmné Eſſen und Trims
( en beſcheret hat, der denn allein GOtt iſt · Deuter.8.v.6 .
1
VII. Alle Luft ohne Gottesfurcht iſt Súnde.
S
iſt alle Luft Súnde ) und iſt bald ge
ſchehen /daß ſich einer an Eſſen und Irin cfen B 2
12
Von der Gelaſſenheit.
denvergreiffet und verbrennet | und wäre uns núßer / fvir beſprengten Eſſen nnd Irincken mit Aſchen / denndaß wir unſere Mahlzeiten lieſſen beſingen :
Denn des Luſts Arth thut uns an
GottesErkantnißund göttlichen Werden ver Derhalben ſpricht Efaias : Sie ha hindern : ben Harffen / Pfalter / Paucken / Pfeiffen und Wein in ihrem Wolleben / und ſehen nicht auf das Werck des HErrn / und ſchauen nicht auff das Werck ſeiner Hånde/ Efa.5,12.
Esiſtges
fährlich /dasallergeringſte Ding mit Luſt zuges brauchen : Denn alles /daseinem gelüftet , iſt ſein Schaß und Herg/ als Chriſtusſpricht/ und macht ihn zu einem Knedite / und befißet ihn als ein Herrfein Viehe beſißet : Darum folten wir alle Nothdurfft mit Furcht und Zittern bitten / ſuchen und nehmen /auch genieſſen : Und derhals ben mit Furcht / daß wir deren feines würdig ſeyn / dennfo ich mich anſeheund betenne / fo bez finde ich , daß meine Kräffte/ und alles/ das mir zuſtehen mag / nichts werth iſt / und beſcháme mich des Meinen : Wie möchte ich es denn ans nehmen und belieben ? In mir finde ich böſe giffs tige Zuneigung zu dem Böſen: Nach dem Sott alſo geſagt: Die Gedancken des Menſchen ſeyn zudem Böſen geneigt : Allerley Gebrecen und Untugend finde ich in mir: Welche ich mehr wols te fliehen /denn ſuchen : Derowegen dringet die
Gelaf
VonderGelaffenbeit.
13
Gelaſſenheit durch alles das Meinige / und urs theilet mich /und alles /das mein iſt/iſt allerGut : that unfvürdig : Und ſpricht/mir gebühretvon nichts Gutes /daš Gott oder eine Rechtswegen
Creatur geben kan /daßich auch in alle dem
meis
nen ſoll geſtraffetwerden /und daß ich derStraf fe würdig bin : Alſo fleucht Gelaſſenheit übers aus / und wirffet den Menſchen in eine ſtrenge Verachtung und Granen ſeiner ſelbſt/ und mas chet / daß der Menſch gedencket/ es iſt ziemlich und recht / daßalle Creaturen widermich findi als geſchrieben ſtehet: Vermaledenet iſt der / der da ſpricht : Warumb macheſtdu mich alſo ? Job . VII,20 IIX. Ungelaſſenheit. Ber es iſt eine teuffeliſche Untugend die Annehmlichkeit oder Ungetaſſenheit: A Greiffet immerdar nach frembder Ehre
und Gut/gleich als ſvenn der Lucifer nach Got: tes Ehre greiffe: Sie hat einen blinden Kopff und kan des Menſchen umbſtehendeGrobheit/ und anhängige Gebrechen und Bofheiten nicht erkennen : Sie beſiehetfich
aber befindet keine
Univürdigkeit an ihr/ und fälſchetalſo GOttes Urtheilund Gerechtigkeit: Dieſegifftige Bob heit ſchåget ſich aller Güte würdig / und ſuchet B 3 Luft
14
Wonder Gelaſſenheit .
Xuji und Eigengum in allem dem / das GOtt giebet/ und zúrnet / ſo ihr etwas Gutes abgezoa gen wird: Das Ihrige iſt ſtets das Beſte/ lobet mau jemands / fo rúpffet ſie das Maul / und daß nicht auch das Ihrige gelobet wird / empfahet einander etwas Gutes / und ſie nicht/ ſo zúrnet fie hefftiglich/ und ſpricht/GOtt ſey ungerechti zu allen Dingen will fierecht und inaller Noth durfft Ergóßlichkeit und Wolluſthaben /ihr roll nichts abgehen / ſondern ſtets wohl ſeyn / fo ſie u . beriwunden iſt / daß fie unrecht hat , wendetfie viel Behelff- Reden vor / und bedecket fich mit Entſchuldigung/wie ſie tau.
Darum heiſſt fie
billich Ungelaſſenheit/weil ſienichtGutes vers laſſen will / und Annehmlichkeit /daß ſie ſich als ler Jugend annimmt , und in fid) mit Liſteu (us chet /und für das Ihre achtet.
IX. Unterſcheid ziviſchen Gelaſſenheit und Ungelaſſenheit. VIElaffenheit hat alle Luft und Liebe ohne Mittel in Gottlauter/ und liebet Gott nicht als das oder jenes 1 fondern als eix weſentlich Gut:
Ungelaſſenheit aber hat Luſt
und Liebe indem /das geſchaffen iſt/und liebet diß oder jenes Gut/als ihr eigenes Gut/ob ſie gleich eruich tauſendmahlvon Gottredenthateund pies digeni
IS Von der Gelaſſenheit . digen /dennoch ſtehet ihre Xujt in dem /daß ſie wol"
reden kan / oder in ihrer Beißheit / oder in dem Buchſtaben welchen ſie zu eigenem Ruhm / Lob/ Luſt und Schargefaſſet und in fich gezogen hati und nicht blóßlich in GOtt .
Érempel : Ich
. meinet/ich wäre ein Chriſt geldeſen /weñich tief fe und ſchöne Sprüche aus Jeremice Schrifften: heraus flaubet /und behielt ſie zur Diſputation , Lection und Predigten /oder andern Reden und Schreiben / und es folte GOtt dem HErrnaus der maſſen wol gefallen: Aber als ichmich recht bedachte / und betrachtete, da befande ich , daß ich wederGott bekennete /noch das höchſte Guti als gutfiebte : Ich fahe/das da geſchaffen war ! das war / daß ich erkante und liebete / und ich merckte nicht, daß GOtt durch Jeremiam ge ſprochen hatte / diewider mein Geſeg handeln / die teñen mich nicht/und haben auch nicht nach mir gefraget i Jerem.III ,5. oder wie Lutheri Verſion lautet: Siehe, dulehreſtuud thuſt bd fes /undláfleſt dir nicht ſteuren / ſiehe da/frie kan einer das Geſeke Gotteshandeln /und Gottwes dererkennen noch nach ihn fragen ? Den Buch ſtaben erkennet einer ipobt/und hat Luft in ihin /
aber GOtterkennet er nicht , wenn er mit Luſt
undliebe im Buchſtaben ſtehetDe : nn die Got ne den von Gott getrieben ſind /die wer tes Söh
nicht von dem Buchſtaben :Ja es iſt dieſe Weiß B - 4
their
76 Vonder Gelaffenheit. heit vermaledeyet; und nicht einegöttlicheſ ſon dern eine menſchliche Weißheit 7 über welche GOttſpricht:
Wehe denen / die ber fich felbſt
weiſe find/' und haften ſich ſelbſt vor klug / Efa.s. V.21.
Was iſt dieſe Weißheitanders /denn eine
Weißheit in den Augen der Menſchen ? Wenn wir die Schrifft und andere Creaturen / aus welchenfvir Gott erkennen follen und lieben /zu unſerm Luft eintragen / und wolten etwasvor einem andern wiſſen / alsHeyder !jeßt viel Låner die Schrifſt faſſen und lernen / daßfie in Zecher und Wollebendarvon reden / etivas vor einem andern wiſſen : Iſt das nicht eine Weißheit in unſern Augen ? Frage dein Herß/und antivors te mir , iſt es nicht eine verfluchte Weißheit ? Liefe Efaiam , Chriſtum / Paulum / und merefel dabduGott nicht fucheſt/ſondern dich: Denn du muft hören in deinem Hergen / daß Chriſtus in gleichem Fall ſprach : Ihrſuchet mich nicht darumb / daß ihr Zeichen geſehen habt / fons dern daß ihr von dem Brodgeffen habt / und fatt worden ſeydr.Joh.6.26 .
Álfoſuchen wir Gott
auch nicht in dieſer Weiſe /alsangeze iget iſt/dar umb daß erGott/der uns ſein Wortgegeben hati i
fondern derhalben /daß wir wolvon derSchrifft reden können / gefehen und gelobet werden . Sie he /da mercke /wie liftig dieſe Untugend handelti welche ich /Annehmlichkeit oder Ungelaſſenheit
nens
Vonder Gelaffenheit . nenne /wie bald ſie ſich
17
ſucher : Wenn aber ich
mein eigenes Weſen und meine Perſon / daß ich und etwas fonte zu Boden und zu Grund ges laſſen und leiden /daß ich in aller Menſchen Aus gen nichts wäre und wurde/ ſo möchte ich die rechte Erkántnić Gottes und ſeine Liebe bekoms men /und ein gelaſſen Menſch werden.
Wann
das geſchahe / ohne Zweiffel ich würde weder ſchreiben nochpredigenwermahnen oder verhins dern/wederloben noch ſchelten : Und fagen / ich habe meine Füſſe gewaſchen /meineKleideraus gezogen /und id ) ſchlaffe /aber mein Herz das was chet. Solte ich wieder auffftehen ? Ich erfreue mich iminnerlichen Hören / ſolte ich lehren und predigen /und mich beflecken ? Cant.5.v.2.3. Ich und nicht würde midy aller Reden enthalten / lehren, ichwürde deñausgótlichem Gehorſam / brüderlicher Liebe und chriftlicher Treue darzu getrieben : Doch würde ich das alles aus groſſer Furcht um Gottes Willen und Ehre thun : Und fowenig als möglich iſt : Denn es iſt groſſe Ges fährlichkeit allenthalben / darumbdaß uns Uns gelaſſenheit hefftig anficht.
Chriſtus ſpricht:
Einjeglicher unter euch / dernicht abfaget allem dem / das er hat/der kannicht mein Jünger ſeyn Puc 14. verf.38.
B5
X.Ge
it
Von der Gelaſſenhe
18
.
X. Gelaſſenheit
bereitet die Seele
zur
Studierung oder Befleiſſigung gott
licher Dinge. S
iſt keine geringere Bereitung / denn
Sdieſe / daß einerein Lehr: Junge und Di fcipulwerde. Wenn einer ein Handerc wil lernen , ſobedarffer nicht deren eines / derer fein Meiſter tauſendbedarff : Unteraller Ge. fchictlichéeit iſt das die meiſte/welche ein Lehr Junge haben muß , wiewol ſie groß und etwas ht, iſt ſie geringſchäßiger denn Geſchicklichkeit des Meiſters.
Aber Chriſtusfordert von fei
hen Jüngern und Lehr- Jungern eine ſolche Ges ſchicklichkeit / welche über alle natürliche Ges ſchicklichkeit iſt: Erwill/daßwir adeslaſſen fol. len , daßwir keinecreatürliche Dinge in unſere Seelen laſſen eingehen / und daß dieSeele alle Dinge übertvinde:Aber das iſt aller Vernunfft unmöglich / als Chriſtusſaget: Das / wasbey den Menſchen unmöglich iſt / das iſt aber bey Gott möglich / Luc. 18. 27.
Daß ein Menſch ſeine Güter verlaſſe umb GOttes willen / das
vermag er nicht, es ſey dann/ daß ihme Gott ins ſonderheit und wunderbarlicherweiſe einen fole chen Gelapverleihe.
Socrates,und andere alte
Gefellen /haben Reichthumb am Gelde geringe gefchás
WonderGelaſſenheit . geſchäßet / aber Reid )thumban Weißheit iſt ih Henſo werth und hochſchåßig geweſen / daß ſie nicht zeitlicheGüterverlaſſen/ſondern um beſſe: re Güter verivechſelten oder verkaufften . Dar umbhabenſienicht Guter verlaſſenumb Gots ! tęs fillen / ſondern umb Weißheit willen / die doch vor GOttes Augeneine Thorheit iſt /als geſchrieben ſtehet / die Weißheitdieſer Welt iſt eine Thorheitvor den Augen Gottes.
Dero
halben müſſen alle Menſchen weltliche Fürſich tigkeit auch gelaſſen /und vor der Welt Narren werden /wollen ſie flug und Weiſe vor Gottwere den /i.Cor.3.19.
Demnach iſt ſcheinlich /daß die
alten Philofophi nicht gánklich Güter verlaſ: fen haben /ſondern Blep fürGold gelaſſen. Dies fer Gelas iſi nicht eine Geſchicklichkeit eines Lehr - Jungen ChriſtimitſolchemGemein gelaſ fen, ſondern umb Gottes willen verzeihen /oder gelaſſen und leiden .
Derohalben ſage ich / daß
die Bereitung/ ſo ein SchülerChrifti haben ſoll, wichtiger iſt, denn alle andere Bereitungen eis nes Lehr - Jungen / der weltlide Kunſt oder Handwerck zulernen bedadtiſt . XI .
Erſte Bereitung oder Forderung eines Meiſters. Or allemfordert einMeiſter von ſeinem Sdjúler, daß erluft und Liebe zu ſeinem Handa
20
it
Von der Gelaſſenhe
Handwerckhabe.
.
Boeine luſtige Begehrung
zu einer Lehrenicht vorhanden iſt / da iſt Hopf fen und Malp verlohren :Hat er aber Luft und Liebe zu der Kunſt feines Meiſters / zweiffelt man nicht / der Junge ſey bequem zu lernen ; Auch muß der Lehr-Junge Weides und Haſſes Ledig ſeyn zu ſeinem Meiſter und der Kunſtſoas folget zum erſten nothwendig. XII. Geſchicklichkeit des Lehr-Jungen Chriſti iſt die höchſte . Ber Chriſtus leget feinen Lehr - Jungen Keine Geſchicklichkeit vor / die überaus A mehr iſt: Alſo /daß der Menſch aller Luſt
und Troſtes bloß und ledig ſey: Und ſpricht glatt heraus: Welcher nichtalle Dingeverlaſſet/der kan nichtmein
Jüngerſeyn / Luc. 14. das iſt ſo
vielgeſaget: Es iſt unmöglich/daß jemand mein , Júnger feyn kan , wenn er ein kleines Dinglein beſiket /das iſt/ Hoffnung/ Zroſt/ luft oder Liebe in einem mindſten oder höchſten Dingehat: Gut haben /iſt vertrauen in Gut: Damahls erkläret ſolches Chriſtus ſelber / Reichthumb haben , iſt vertrauen und Troſthaben auff Reichthum und Gut/ Marc.io .
Derhalben iſt Geld verlaſſen
ſoviel/ als weder Hoffnung / Liebe oder Luft im Geldehaben : Dasiſi belſer/denn Geld leiblich faffen
3
Donder Gelaffenbeit.
21
lafſen / oder mit der That laſſen ,und in Begier . den behalten.
Nun wie Chriſtus dieGelaſſens
heit im Gelde erläutert hat , alſo iſt auch inan dern Stücken zu vernehmen / und iſt das Ziel, darauff Mofes /die Propheten /Chriftus 7und ſeine Apoſteln deuten und weiſen .'
Daß jenel
ſoetivas haben / ſollen feyn /als hätten ſie es nicht/ und wiederdie Unhabende undArmen ſollen ſeyn als die Habenden und Reichen : Diearm ſeyn/ ſollen keine Sorge haben / was ſie morgen effen / oder wer ſie ſpeiſen werde : Die da viel haben/ ſollen aud) mit nichten ſich ihres Geldes tröſten) ob ſie auch aller Güter beraubet wurden / ſo ſol len ſie ſagen GOtthat ſie gegeben /GOtthat ſie genommen / wiees GOtt gefallet/alſo iſt es ges ſchehen, der NahmeGottes ſey gelobet und wol geſagt/ Job.1.
Sie müſſen gedencken / daß fie
GOttgleich ſowol leiblich auff Erden biß in das Grab ernähret/ als er ſie bloßzum Leben bracht hat/wie Jobusſaget : Cap.1. v.21.
Ich bin nas
dend gebohren / und werdenacend und blog in die Erdengehen : Und es iſt auch in der Warheit alſo, wenn uns GOtt nicht ſpeiſet und fåttiget/ wir gleich eſſen und trinden / tvůrden wir doch Ole.am 4.10 . ftehet / darumbwir nicht ſatt/als frey /dasiſt/ohne Lohngearbeitet /aber doch ohne Sorgen / ſo mogen wir GOttes Lehr: Jungen werden in dieſem
Fall:Sonſt iſt es unmöglichy daß
Vomber Gelaſſenheit . daß ivit etwas im
Geiſt und in der Warheit
von Gott lernen und einnehmen :Alſofieheſtdu / daß die Gelaſſenheit ein Anfang des Chriſtli chen Lebens iſt/ und muß alle göttliche Jugens den erhalten : Wo ſie nicht wachet/ſofálletder Lehr- Junge von der Schule Chriſti : Denn Chriſtus ſpricht : Non poteris effe meus di ſcipulus, Es iſt nicht müglich / daß ein ſolcher ungelaſſener Menſch mein Jünger werde/ der ein Dinglein beſiget/odernicht aller Dingege. laſſen iſt.
Demnach müſſen alle Dinge ver
laſſen iverden / und unſer Annehmen zu Boden ſincken / und ivie der Wind ein Stäublein ver. wehet / alſo müſſen alle Dinge zerſtrauet und aus unſerm Herben / Semuth und Gedanden ausgeriſſen undgenommen werden. XIII. Gelaſſenheit in Gelaſſenheit.
90
00 O muſt du auch Achtung haben /daß da Selaſſenheit in Gelaſſenheit habeſt_id eſt : Daß du dich deiner Gelaſſenheit
nicht annehmeſt /daß dunicht deinehöchſte Ju gend mit Lieb und Luft beſigeft/die dich in Gott tragen ſolte / und du nicht dar ſteheſt/da du über. fliehen ſolleſt / ob du in thuen oder wirckender Weiſe geweſen wäreſt / und hätteſt weper in deinen Zeiden oder Múrcken Luſt und Liebe ges habt/
Von der Gelaſſenheit.
habt / ſondern eswäre in deinem
Gemüthe gar
nichts geſehen oder geachtet /und bedachteſt bey dir /ich darff nicht das minſte Brod oder Korn von Rechts wegen von Gott fordern / und wú ſteſt / daß dir recht geſchehe, ſo dir GOtt weder Nahrung noch leben / noch Himmelreich geben folte / und thate dir recht / wenn du verderben folteft: Somuſtdu dieſe edle Jugend auch ges laſſen / und ernſtlich verwarten / daß du deine Gelaſſenheit nicht mit Gunſt / Liebe/ Luſt und Cigenſchafft beſikeſt.
Denn Chriſtus ſpricht
1
mit lautern Worten : Es ſey denn / daß einer
i
alle Dinge gelaſſe, die er beſimet / ſo kaner nicht mein Jünger feyn . Siehenun /wie bitter und
e
-
3
herbe die Schule Chriſti iſt / und ob es unſer Vernunfft /
Willen undNatur nicht ein abs
ſcheulich / jammerlich Dingiſt: Und merce/ob Chriſtus recht geſaget hat : Welcher nicht ſeint Creuß aufffich nimmt/ und mir nachfolget/ der kan nicht mein Lehr - Jünger feyn / Luc. 14.das fagt Chriſtus / ehe er dieſe Schlus-Redefeßte, dieich oben gehandelthabe : DamitlehretChri ſtus /daß ſolche Gelaſſenheit/die alle Ding úber. giebet,ein täglich Ereus iſt/welches wir täglich tragen müſſen , und nicht ſtill ſtehen , ſondern
Chriſtonachfolgen/und da ſennmit Willen /Ge dancken /Liebe/ čuſt und Leid/und allemdemUn = ferndda Chriſtus iſt zur RechtenGottes/inGot: tes
Von der Gelaſſenheit .
24
tes ewigen Willen gleid )ſam verſchmeißen und zunichte werden .
XIV . Fürſchlag oder Rechnung der Geſchicklichkeit. Uchhat Chriſtus nicht an einem Endey ſondern an vielen Enden / offt von diefer
Tugend geſagt , das ein Lehr - Junger Wenn einer thun wolte / der ein thun muß: Hauß oder Thurm zu bauenanfienge, der zuvor aufffeine Saſchen und Beutel klopffet / und ſein Vermogen rechnen wolte / ob er ſolchen Bau vollbringen möchte: So hebet er an zu bauen : Desgleichen ſollen alle Chriſten thun/ſo Chriſti Schüler werden wollen / die müſſen ſich erſtlich aller Dinge verzeihen und verwegen /ja ſie muß ſenleßlich alle Dinge abſagen / und in der Weife und Meynung gelaſſen / als einer endlichetivas gelaſſet/das er haſſet/und nicht mehr zu ſich neh men will/das iſt/ renunciare, leßlich urlauben , und von ſich treiben. gelaſſet /
Welcher alſo alle Dinge
mag ein Diſcipul und Lehr- Junge
CHriſti ſeyn : Dieſe Seele muß noch auff den heutigen Tag Form- lob ſeyn / das iſt / blos und wvúſte /oder ledig ſeyn aller Creaturen / wenn ſie GOtt foll einnehmen / undgeſchehen laſſen /daß fie GOtt beſiket/herrſchet und zieret/ als in der erſten
Von der Gelaſſenheit. erſten Schöpffung vimmels und derErden war. Welcher denn nicht findet / daß er ſich verzeihen fan aller Creaturen / heiligen und unheiligen / geiſtlichen und leiblichen/himmliſchen und irrdi ſchen/ der dence nur nicht/daß er ein Lehr - Jun ge Chriſti werden möge.
Laſſe ihm feiner trau
, men / daß GOtt eingehe / wenn Creaturen die Seele erfüllen / tröſten oder gelüſten / denn es heiſſet Jer.7.3. beſſert euer Leben und Weſen / fo wil ich bey euch wohnen . Wenn wir einem ſol chen Herrn den Rücken zukehrten und weiſe. ten / Eraber ſolt ſein Angeſicht unszukehren und í gönnen ? Nein / die
Toppel Buben haben aus
dieſer Verzeihung ein Lotterſpiel gemacht,und renunciare genennet / wenn die Menſchen vor den Leuten nichts haben /auſſerlich Gutes thung und inwendigvoller Blutes/ das iſt/ Haſſes und Neydes ſeyn; Der Welt ſich mit Wortenerive. gen und widerſagen / und dem Teuffel und ſeiner weltlichen Braut in ihr Sarn fliehen : Daslal: fe ich jeßtfahren : Aber das iſt erlogen / und ein Buben -Stücke/ daß fie ſprechen, es gehöretden Mönchen zu, ſich aller Dinge verzeihen : Denn Chriſtus ſaget/daß ein Lehrjunge allen Dingen Urlaubgeben / und ſie zulegt geſegnenſolle /mit Verzeihung aller Hoffnung , ſie wieder zu befi sen /welcher dasnichtthutjiſtals dezen einer der einen Bauanhebetiden er nicht fanvolbringen. 15.War
Von der Gclaffenheit.
26
XV. Waſſerley Dinge zuverach
tenfein . Un módyte einer fragen : Welche Dinge ſoll ich gelaſſen / fo id cin Lehr-Jünger
Chriſti werden frill / und iviehciſſen die Güter / welchen ich widerſagen folle / ſo ich ge taufft oder ein Lehr- Jünger Chriſti wurde ? Darauff antworten die Propheten alſo : Aler Dinge/ ſo im Himinel und auf Erden ſeyn /muſt du dich verzeihen und herglich und efviglich ent dlahen / ſienimmermehr mit Luſt / Troſt oder Liebe zu beſigen, denn ſo vielGott erfordert und haben will.
Chriſtus machet folche Güter
nahmhafftiger weder eßliche Propheten / als er denn auch ein austeuchtendes Liecht iſt.
Wenn
ich der Propheten Sprüche ſolte erzehlen / ich müfte ein ganßes Büchlein machen : Ich will aber nur einen tapffern Spruch nehmen des al lergelaſſenften Knechtes Moſis /der alſo ſpricht: Du ſoit GOtt lieben vonganßem Herzen / von ganger Seelen /und von ganzen Kräfften /Deut. 6.10.
Siehe da /daß ich Gott alleine lieben ſol
le : Iſt dem
nun alſo / ſo iſtmir verboten /daß ich
etwas mit Luſt oder Liebe nehme/das nicht Gott iſt : Dasgeſchiehet im Glauben / welcher iſt als ein Senff-Kórnlein.
Hätte ich etwas neben Gott
.
27
Vonder Gelaſſenheft .
Gottlieb / ſo liebete ich Gott nicht mit ganßem
Herßens/ die Herßen / denn die Stätte meines ein ander Ding lieb hat /die wirdGott entzogenj und fan und mag nicht ſeyn / daß ich GOt von ganßem Herßen liebete .
Dieſe Liebe iſt eine
geiſtliche Beſchneidung , das ift , eine Abſchnei dung aller Creaturen von Herpen / geſcheiden ſeyn, ſeiner ſelbſt/ und ſich verläugnen /Deut.30 . Jerem.3. Wenn nicht alle Creaturen von Hers sen geſcheiden ſeyn / ſo kan das Herß Gott nicht gånglich lieben. Wenn Hülffe ; Iroft und Ver . trauen in einem einigen Dinge geſucht warej das nicht GOt iſt / ſo wäre das Herz unbes ſchnitten.
5 XVI. Der Glaube beſchneidet das Hert . Erwegen ſpricht man / daß der Glaube
IS das Herk beſchneide / derhalben / daßer das Hers in GOttes Vertrauen empor
$ hebet/ und machet es aller creatürlichen Dinge
. trofulos. Darumſpricht Aſaph im 73. Pſalm : HErr wenn ich nur dich habetſó fragich nichts nach Himmel und Erden. Juda gelaſſet er ja alle Creaturen , und äuſſert ſich derer aller miteinander,
C 2
17. Un
28
Vonder Gelaſſenheit: XVII . Unbeſchnittene Ohren . Jeher Jeremias ſpricht/ unbeſchnittene Dhren können nicht hören / was GOH lehret / Jerem.6.10.
Was iſt das an
ders/ denndas Chriſtus ſaget/welcher nicht al le Dinge verlaſſet) der kan nicht mein Junger feyn / Luc.14.
Somercke ich klårlich / daß ein .
ungelaſſen Ohr /ein unbeſchnitten Ohr iſt / und tan darumbnicht hören / weil es mit Luſten und Vertrauen anderer Lehren und Creaturen bes feſſen iſt: Das iſt/das auch Gott ſpricht/ Jer.7. Jd ſage/ håretmeine Stimmel ſo werde ich eu er Götti und ihr mein Volck ſeyn : Sie aber haben nicht gehöret /und ihreOhren nicht genei: get , ſondern ſie ſeynd mit ihren Lüften hinweg gangen.
Iſtdas nicht klar/daß ein unbeſchnit:
ten Herfoder Ohr ein ſolches Ohr iſt/ ſo da fuſt hatan andern Lehren /ſonicht von GOtt gege: ben ſind: Oder ſonſt in andern Dingen Zuſtilie be, Froſt/ Furcht oder Sorgehabe / und nicht alle Liebe und Leid in Gott bat/ oder von Got tes wegen ? Darumb mag mánniglich verſte hen /daß ein unbeſchnitten Herr ſich aller Erea turen erluſtiget :Ein beſchnitten Herß aber ſich aller Creaturen verzeihet/ und alles / das nicht Gott iſt/gelaſſet : Daß auch fein Hers GOtt
gång
Von der Gelaſſenheit .
29
gånßlich mit ganßem Umgreiff und völlig lieben kan/ wenn es ſich mit einiger Creaturvereiniget oder
vereinbaret
oder vermiſchet : Urſach :
Welcher Gottgang anhangt / der vermag nicht anetivas anders hangen: Und indem wir Gott allein anhangen müſſen , ſo folget/ daß unſer
3 Herß nicht zum Theil an Engeln oder Heiligen
1: 3
hangen darff / ſonſten hienge es nicht allein an Gott/ſondern auch andern Dingen . XIIX . Gelaſſenheit der Heiligen. Sleicher Weiſe Veynd alle Völcker Sot tesſund Gott hat ſich doch ſonderlich an
1 V
und allein an fein auserwehltes Volck gemacht/daſſelbe geliebet /und nicht andereVot cer /Deut.10.15 . So muß ſich das Herz allein an Gottbinden / denſelben lieben und anhangen / wiewol es ſonſten viel heiliger Engel und Mens fchen vor Augen / oder im
Gedächtniß möchte
haben : Das iſt/das Gottſpricht: Ich habedas gange Hauß Ifrael und das gange Hauß Juda unb mich gegúrtet / daß ſie mein Volcſeyn ſol ten/ zu meinem Nahmen Lob und Ehren/ Jerem . 13.11 . Wir müſſennichtzuden Heiligenſchreyen und lauffen /ſondern zu Gott/der uns derhalben umb ſichgegúrtet hat/ daß wir ihme nachgehen, und verlaſſen Engel und Heiligen : Múſte id, denit 2
VonderGelaſſenheit. denn zu Errettung ſchreiben /daß Yeimdie Liebe iſt. Auch iſt zu mercken / daß GOttmit dem Leim an ſich leimet und hänget / den Moſes die Liebe heiſſet /das magſt du ſehen Joh.23.8.11. dieweil denn ein recht glaubig Herß an nichts
anders hanget/ denn an GOtt , und die Liebe Gottes der Leim iſt / welder an Gott bindet ſo folget /daß ein beſchnittenes und GOtt liebhas bendes Herße alle Creaturen mit einander ges taſſen hat /und an nichts anders mit Liebe han get / denn an Gott : Es iſt auch unmöglich / daß Gottes Liebe in ein Herz eingehet/esſey dann / daß Liebe / Luft/ Iroft/ und Vertrauen aller Creaturen von einem Herßen fallen . Dero: halben ſpricht Mores / daß GOtt das Herz und das Heredeines Saainens zum erſten befchneis de / das iſt/die Creaturen aus dem Herßen trei: be/ und daß ſolche Beſdineidung und Austreis bung der Creaturenderhalben geſchiehet / auff daßwir Gott mit ganßem Herzen und von gan Ber Seele mogen lieb haben /ſagende /Gott wird dein Herk beſchneiden / auffdaß du ihn von gans sem Herzen lieb habeft/Deut.30.6. XIX. Niemand kan ſich ſelber be:
ſchneiden . Icht daß ſolche Liebe aus unſern Krafts ten wachſe : Nein : Gottmuß ſeinenLeiin
felber
Vonocr Gelaſſenheit. ſelber anſtreichen : Deim
31
GOtt ſpricht: Jaidy
werde ihn zu mir fügen / oder mir zueignen ,und er wirdzu mir kommen , denn wer iſt der/ ſo fich mit willigem Herzen zu mir nahet/ auff daber mir nahewerde ? Jerein.30.21. Es kan ſidh kein Hereder Creaturen ledig und bloß machen aus eigenen Kräfften /ſondern Gott der beſchneidet: Darum werden dieKinder von andern beſchnit ten/ damit angezeiget wird / daß ſich keiner der Creaturen mogeherrlich und eiviglicherwegen und verzeihen : És verinags auch kein Herki daß es ſich aus eigenem
Vermogen zu Gott nei
ge oder füge i ſondern GOttmußalle Dinge in feinem Hauß und Tempel felber ſchaffen und ordnen, was und welche er darinnen haben will. XX .
Præputium
,
Je Jüden verdeutſchen das Wort Præ putium mit einem bequemen Wort / fa gende /es heiſſe eine Verſtopffung : Und Beſchneidung rene eine Wegnehmung der Ver : ſtopffung.
Eigentlich iſt das Herß verſtopf
fet und verhärtet / das unbeſchnitten ift / und es iſt gewiß /das die Creaturen menſchliches Here verſtopffen /daß alſo Gott nicht wil eingehen / und ſein Hauß beſigen / ehe denn die Creaturen abfallen /und daſſelbige bloß und ledig werde . 21.ES 4
Vonder Gelaffenheit. XXI. Es iſt ein Ding7gelaſſen ſeyn / und ein beſchnitten Hert haben. Un ſiehe/ obes nicht eine Meynungſen : Es kan niemand Gottlieben / es fey denn/ daß ſein
Herk beſchnitten werde von al
len Gelüſten / Vertrauen / Iröſten und Fürch ten der Creaturen : Das Mofes faget / und Chriftus ſpricht/es ſey denn /daß einer alle Din gegelaſſet /welche er befißet/das iſt / darinnen er Troft / Puſt
Freude/ Vertrauen oder Furcht
hat 7 fo mag er mein Lehr- Junger nicht ſeyn. Wir leſen / dat Chriſtus mancherley Leute zu ſeinem Abendmahl beruffet / deren keiner fam / fondern ein jederentſchuldigte ſich / der eine mit einem erkaufften Acker oder Feld - Gut, der an der mit fünff Jodh Ochfen / der dritte mit Ehe : ſtifftung / Luc. 14. dieſelben entdecken ihre vers ſtopffte und ungelaſſene Herßen in dem alleſamt daß fie Gottes Stimme und Ladung zu einem guten Maht nicht möchten noch wolten anneh Und C.Hriſtus gabdas Erempel ſonder:
men :
lich /daß wir lernen, wie ſie der Hauſwirth zu Gaſte und Frölichkeit gebethen habe : Dens noch wolten ſie nicht kommen : Daß die Bars heit je bekant wurde / daß kein Herk GOttes Stimmen annehmen mag / das Luſt / Liebe/ Sorge und Furcht in Creaturen habe 7 das mag
Vonder Gelaſſenheit.
33
mag nicht eine freundliche Einladung GOttes annehmen.
Wie möchte es dann zornige und
unfreundliche Einladung erleiden und anneh men können ? Darauff ſpricht Chriſtus : Es fey dann / daß einer alle Dinge gelaſſele.
Es
hat and Chriſtus in gedachter Parabel etliche Stückeder Ereaturen genennet /die wir verlaſ fen müſſen , ſo wir ſeineLehreoder Stimmeein nehmen und behalten wolten /und Gott warhaff tiglich erkennen und lieben .
Chriſtus nennet
einen Acer / Ochſen undEheweib/ und wiewohl dieſe genannteCreaturen anzeigen / welche wir gelaſſen ſollen : Jedoch ivil ich euch andere nahmhafftig machen / die auch Chriſtus nahm . hafftig gemachet hat.
Chriſtus nennet Haus
ſer , Wecker / Matth . 10. Marc. 10. Brüder / Schweſter/ Vater / Mutter /Kinder/ Cheweib, Marc.io.ſuc.18 . Jtem unſere eigene Seele / Luc.14.Marc.s. Joh.12 .
XXII . Grad der Sichheit und Jchheit. Jeſe Wörter /nemlich Sichheit und Ichs Jheit habe ich mit Fleiß hieher ſeßen wol len / weiln ſie anjeßo zu dieſer und ſchon vor langer Zeit von unterſchiedenen Gottes Gelehrten ſind gebrauchet worden , damit auch andere dieſelben deſto beſſer verſtehen möchten. Bey diefen Creaturen , welche in dem vorigen Para C5
34
Von der Gelaſſenheit .
Paragrapho ſind nahmhafft gemad)t wordeut / follen wir andere verſtehen , und obgleich keine Creatur genennet/ware doch das gnug/daß ſich der Menſch ſelber ſoll verlaſſen /und der Menſch iſt das oberſte und unterſte Theil der Creatur : Alſo / der Menſch wird zu Zeiten alle Creatua rengeheiſſen / und von eßlichen mirporóou a
die
kleine Welt / ſintemahldie menſchliche Creatur aller iridiſchen Creaturen Weſen oder Arth in ſich beſchlenſſet: Als nemlid )/ der Menſch hat in ſich das Weſen aller Elementen /ſo ihm gemein iſt, als Holß/ Stein / zc.
Das iſt eine gemeine
weſentliche Selbſtändigkeit:
Darnad ) hatder
Menſch ein lebendig Weſen , welches ergemein hat mit Graß /Laub, Bäumen / und dergleidyen , welche ein wachſendes und lebendiges Weſen haben .
Fürs dritte hat der Menſchein befind
liches Leben / welches fühlet und empfindet/ das hat er mit den Thieren und Viehegemein , als Hirſchen /zc. Kühe/Ochſen /Schaafe/ Böcke und haben.
Fürs vierte hat er ein ſonderlich ver.
nünfftig Leben / er iſt vernünfftig/ vorſichtig, weiſe : Er will und begehret / er unterſcheidet underivehlet: In dieſem Grad übertrifft er al le andere Creaturen : Er wäre auch ihr Herr gcíveſen und geblieben / wenn er ſeinen Ober: Herrn erfennet und ihm gehorſam geleiſtet hát: te : Aber als er von der Ordnung abfielej da fie len
35
Von der Gelaſſenheit.
/ len auch die andern Creaturen aus ſeinem
Ge
horſamund ausgeſeßter Furcht: Welcher aber GOt wiederumb in vollem Gehorſam lieben und erkennen möchte , der wurde auch wieder umb ein Herafder aller Creaturen / es möchte ihn weder Schlangen /Gifft oder Baſilisken bes (dyadigen/ Eſa.u. Uns gebricht nur der Glaube und Gottes Gunſt/Hebr.Il.das laſſe ich jeßt an . ſeinem Orte ſtchen . Für das fünffte / iſt der Menſch auch eine abgeſonderte Perſon von al len andern Menſchen hat auch fein eigen Pfund und Gaben Gottes / ein jeder ſo viele ihm Gott giebet und verleihet. XXIII. Ein jeder Grad macht eine eigene
Ichheit oder Sichheit. Eicher nun ein gelaſſen Menſch ſeyn Swili/und ein Lehr JüngerChziſti wers den /der muß alles gelaſſen und überges ben /das ihn in einigerley Weiſe anrühret : Ås nemlid / erfolle ſich nichts gutes annehmen : Er folle ſich weder Wiſſen noch Leben / noch Wach fen; nod) Verſtändniß /noch Weißheit /nod) rei ner eigenen Seele gelüften laſſen: Das iſt geivić wahr / wanndu dahin kómmeſt/ daß du dich dei ner eigenen Perſonverziehen haft / ſobiſt du von allen Dingen ledig : Denn Hand für Hand / Kleid für Kleid giebet cin jeder : Aber laſſe es dir
+
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von der Gelaſſenheit.
dir die Seele und dein eigen Fleiſch treffen / und fiehe/ob du beſtehen mögeſt.
Ich merneles ſey
unvonnöthen, auffs neue zuſagen /daß dieſe Ge taſſenheit nicht in dem ſtehe / daß einer alle Din ge gelaſſe /als einer einen Pfennig gelafſet :Wel cher darffoder aber kan ſich alſoverlaſſen ? Wir follen weder Vater nochmutter noch uns ſelbſt erwürgen.
Darumb iſt die Gelaſſenheit eine
Abſchneidung aller Liebe / Luſt/ Sorge, Ver: trauen und Furcht / die wir zu uns und den Un ferigen haben.
Kürzlich / dieſer Gelab iſtein
Vernichtenalles deß / das du biſt, und ein Ab kehren von allen Dingen / fo did ) geluſten mó gen: Alſo /daß Gott deine Liebe/ Luſt/ Sorger Troſt /Vertrauen / Hülffel Furcht und alles ſey: und daran klebeſt.
Umb daß ſolſt du dieſe Ge
laſſenheit nicht weltlich / ſondern göttlich ver nehmen : Doch alſo , daß die Warheit im Her Ben ſtehe/daß wir ein Weſen mögen bleiben: Das follen wir GOttlauterlich heimſtellen/und foc der Sorge noch Furcht /Liebe / Leid / Luſt oder Unluft haben / wie undwelcher Weiſe du grob werdeft: Das ſolſt du Gottbefehlen . Welcher kan durch ſeine ſorgfältige Gedancken eine El le zu ſeiner Groſſe ſepen ,Matth.6. len wir ſorgloß fenn gegen dem Korns/ Früchten und Grab.
Auch fol
Gewächs.des Denn wir mó
gen durch unſer Sorgen nicht machen / daß ein flei
Von der Gelaſſenheit . Seße /pflange / gieſſe i kleines Laubgenwachſet: Waſſer zu /es iſt alles nichts / das du thuſt/ und bleibet alles unfruchtbar / wenn Gott nichtdas Gewächſe / oder Gedeyen giebet : Es iſt Got: tes Werck /Fruchttragen /und kommet ausGots tes Gnade:
Indem es nicht aus deinen Kråff
ten kommet : Gott machet dúrr und grún / und verordnet Grab : unddas Feuchte verwandelt GOtt ins Drucne/ und machet ein jedes nach ſeinem Gefallen : Darumb wirff deineSorge auffGott , laſſe den alten Hauß: Vaterſorgen und regieren / ivelches Sorgegut iſt / und deſſen Regiment gerecht: lege du die Hand in Gottes Nahmen /und dancke ihm / daß erdirgnädiglich verlichen /daß du arbeiten kanſt /und befiele ihm alle deineArbeit / Gewachſe und Erndte : Mit Thieren und Viehe haſt du Gemeinſchafft/ daß du nach Speiſe und Kranck geheſt/deineEltern und Kindererkenneſt / aber das haſt du mit ih nen nicht gemein /daßdu ſorgfältig biſt : Wir as ber follen ſorgloß ſeyn gleich wie die Thiere auff dem Felde/ und alle Speiſe zur Nothdurfft ges brauchen , als wie das Viehethut : Aber in dem feynd wir árger denn Pferd und Eſel/ und wird in unswahr das Sprichwort: Daß ein weiſer Mann feine geringe Thorheit thut/ daß wir mehr eſſenund trincken / denn unſer Nothdurfft erfodert /und die Geſundheitertragen tan /über das
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Von der Gelaſſenheit .
das werden wir aus Volheit blind / und erzúr nen Gott /und ſegen uns unſern Bauch für einen Gott: Auch ſeynd wir ſorgfältigerden dieSper linge / die da nichtſorgen / wo undivas ſie eſſen mögen : Aber wir übertreten das / daß uns die Angſt gegenwärtiges Tages drúcket/und laden auch auffunsdie Sorge des künfftigen Zages/ und gedencken / wo und was wir eſſen und trin cen /und womit wir uns bekleiden ſollen : Aus Gottes Wercken lernen wir ſo viel/daß es Gott weiß und verſtehet /was wir bedürffen /und das Er { ilien und Vögel Kleidet und ſpeiſet /weldie doch vielweniger ſeynd denn ein Menſch : Wir ſollen unſere Augen auffthun / und zu den Vo: geln /{ilien und Blumen kehren / und aus denſel bigen Creaturen lernen , wverſie Fleidet und ſpei fet / und mercken ,obfie Sorge haben oder nicht: Thaten ipirdas/ohne Zweiffel würden wir fins den / daß ſie keineSorge haben für Kleider / EK: fenund Trincken / und GOtt der HErr fleidet ſie gleichwol:Dieweil wir aber Sozge haben für Kleider und Eſſen / Bette/Speiſe und Irincken / müſſen wir von Noth wegen denſelben Creatus ren anhangen / ihnenbienen mit Troſt und Vers trauen : Das iſt / das Chriſtus ſpricht: D ihr Kleingläubigen !Matth.6.darzuſeße/daßChri ſtus ſeine Jünger firaffet und ſagt: 0
ihr Klein
gläubigen /was bekúmmert ihreuch doch /daß ihr nicht
Von der Gelaffenheit .
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1 nicht habtBrod mit euch genommen /Matth.16 . 1 8 liefe und erivege die Hiſtoriam daſelbſt , und
I fiehe/ob dieſe Gelaſſenheit geringe ſey. -1 XXIV.
Unglaube gebieret die Ungelaſſenheit irrdiſcher Nahrung. Elcher Vertrauen ſeßet/ Troſt/ Luft/ Sorge und Furcht, Geldes oder der Nahrung halben/und in demſelben ſei ne Luſt hat/der ſündiget im Glauben ſo viel und hart/ſoviel er um Geldes oder Nahrung halben ſorgfáltig iſt : Urſach / Chriſtus ſpricht /daß wir allezeit feines Iroftes und Vertrauens zu ſeis nem himmliſchen Vater ſeyn / wenn wirforg ſeyn auff Speiſe oder Iranc , oder Kleis fältig deriMatth. 6 .
XXV , Zweyen Herren dienen . Uch giebt Gott daſelbſt ſchöne Urſachen und ſaget: Niemand kan zweyen Herren dienen : Denn zum wenigſten mußbasge. ſchehen / daß er einemanhangt/ und den andern verfáumet/ weil je wahriſt/ wodein Schapiſti da iſt auch dein Auge und Here : Und da einer Reiſſig auff das Eine ſiehet / ſo verlaſſet erdas andere/ Matth. 6 . Wenn wir aber Gott init ganßem Herzen ſollen dienen und anhangen / Deut. 1o . mußvon nothen
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nheit
Vonder Gelaſſe
.
nöthen folgen / daßeiner GOtt verlaſſen / und verſäumen muß /wenn er ſeine Augen mit Sors gen und Vertrauen auff Nahrung richtet : Daraus mercke / daß wir tödlich ſündigen / ſo offt wir uns Nahrung halber befürchten und bekümmern / oder befahren , Troſt oder Luſt zu Geld und Guth tragen : Und daß dieſe Súnde aus dem Unglauben flieſſet / wiewohl ſie täglich in uns iſt : Das merce wohl : Und daß dieſe Súnde oder Ungelaſſenheit ein un beſchnitten Herße verachtet / und offenbahr machet / und daß der Menſch durch eine ſol che Súnde Gott muſſe haſſen / oder auffs ive: nigſte verſäumen / und nichts oder wenig ady ten/ Matth.6.daraus lernen / was ich oben ges ſaget / daß wir GOtt mit ganßer Liebe müſſen anhangen /und daß einer zweyerley Dingen nicht zugleich anhangen mag/ Matth . 6.darbey wer deauch , wenn Moſesſpricht : Du ſolt GOtt fürchten/oder anhangen/ dufolt Gottallein ana kleben /oder angeleimet ſeyn : Aut uniadhære bit, & alterum negliget, Matth..
Sicuto
culifervorum in manibusDominorum ſuo rum : Ita oculi noftri.
Darumbmüſſen wir
GOttes Reich alleine ſuchen im ſtarder: Vers trauen / in herplicher Liebe / in beſtändiger Furcht / ſowerden uns alle Nothdurfften 3116 gelvorffen werden /Matth.6.
26.Ge
Von der Gelaſſenheit .
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XXVI . Gelaſſenheit låſſet nicht zurü
de ſehen . 2 alſo feftiglich und mit vertrauenden Augen müſſen wir GOtt alleine und blog ſuchen /daß wir eher lieber ſterben ſol ter / denn zurücke fehen : Gleicher Weiſe wit viel lieber tauſendmahl ſterben erwehlen fol ten / denn einmahl williglich von Gott abtreten . Nun muſſen wirGOt verlaſſen / wenn wir uns fere Augen auff zeitliche Güter wenden : Da ſpricht Chriſtus : Esſeyteiner zum Reich Gots tes geſchickt / der ſeine Hand anden Pfluglegeti und zurücke ſiehet /Luc.9. v.ult.
Dahörenun
mein Bruder/daß wir zu der Schule Chrifti uns geſchickt ſeyn / ſo wir zurüce ſehen : Daben berſiehe / wie du alle Dinge muſſeft gelaſſen / o der von deinem Herßen abſchneiden / und dein Hauß ſauber austehren /wenn du ein Lehrjung Chriſti feyn wilſt.
"Sebe und vergleiche dieſe
zwey Capiteldas neunte und vierzehende Lucie zuſaminen / ſowirſt du ohne Zweiffelerſchrecken und ſchreyen : Dwie arme Leute ſeynd wir /ach wir bedürffen des Leidens Chriſti alle Augens blicke. Damitdudennod, vermercfeſt /daß Gott nid )t tolle leiden / daß wir zurücke ſehen / und uns fürchten oder beſorgen mögen/ daß uns et was möchte gebrechen, wenn wir GOttglaube ten:
Von der Gelaſſenheit. ten : Cowill ich dir eine andere Rede Chriſti fúrlegen / und iſt dieſe : Wenn des Menſchen Sohn verklåret wird /und einer auff dein Dadje iſt / und hat etivasdanieden im Hauſe/ der ſode nicht hinab ſteigen ſeinen Haußrath zu holen : Der ain Acker iſt/ der folle nid )tzurückegehen ! zu ſeinen daheim gelaſſenen Gütern /Luc.7 .Sie: he da/ wie Chriſtusverbietet/ und will / daß die jenigen /denen er einblickenund erſcheinen wird / das Jhrigeſoherblich gelaſſenfollen /dafſienicht nach dem Thrigen weichen oder gehen ſollen . Das wäre genug geſaget/aber zur Dámpfung unſers Adams Bofheit /ſpredjeidyals Chriſius ſprach : Ihr follet gedencken des Weibes des frommen Poths/welche zurücte ſahe/undwur : de in eine Salz- Seule vevivandelt / Genef. 19. Es iſt vermuthlich / daß das Weib ( oths nach ihren Gütern / Eydamen oder Freunden
ge
ehen hat/ als GOt Sdyioeffel und Feuer uber Sodoma und Gomorrha regnen liefle /und ver: derbetealle das Grune/ſo daherumb war :
2
ſo muß es im Menſchen inwendig gerihehen /dem Chriſtus heimlid ) einleuchtet / ivie es aušiven digergehen wird /wennChriftus offentlid) wird erſcheinen.
Daher könimet es / daß alle Ha
dermneßen fündigen /ſo úmb Geld oder Gúther hadern und rechten als Chriſtus ſaget/ Luc. H. und Paulus 1.Cor.6. und der Juriſten Jahr - maraft
Von derGelaſſenheit .
marckt gefährlich iſt : Kurk umb 7 Geld oder Guth kan uns unſer Leben ieder geben noch neh.
men : Vieltauſend leben ſehr wohl, die nicht ih :re Güther auffbringen : Viel tauſend aber lé
.
ben übel und traurig , die viel Gúther haben : Wenn ſie alle Keller und Scheurenvol geſtes
det haben/ als bald ſterben ſie / Luc. 12.
Dero
wegen ſollen wir nicht ſorgfältig ſeyn Guth zu erobern / und Nahrung eine Wochenlang zu bes ſigen : Wir ſollen audynidhterſchrecken , wenn Schonerſparte Gúther in einem Augenblick ver ſchwinden /ivollen wir gelaſſene Chriſten ſeyn : Aud) follen uns gegenwärtige Güther weder tröſtennoch traurigmachen : Wir föllen nicht fürchten noch beſorgen / daß wir ſie verlieren , fondern das Reich Gottes /das iſt/feinen ewigen Willen mit Liebe und Luſt annehmen : Werden :
wir unſereAugen auff Silber / Gold und Gús ther fpenden und ſtrecken / ſo wirduns Gott ver laſſen /und ſagen : Ich habe euchverlaſſen , dar umb / daß euer Land und Erden mit Silber und Golderfüllet iſt : Demnach müſſen wirentides der GOtt gelaſſen / oder Sorgfaltigkeit der. Nahrung hinfverffen . In dieſer Ungelaſſen: heit ſeynd wir boßhafftiger / denn die wilden Thiere , ſo der Vernunfft beraubet : Denn Pferd und Efelerkennen, daß fie GOttoder ihr Herr fpeiſet ) und laſſen ihrenHErrn ſorgen: Will D 2
Vonder Gelaſſenheit .
44.
Will er fie ſchön und glatt haben / ſo muß er Speiß und Schmuck darzu ſchicken : Hatten wir rechten Glauben zuGott mit gangein Hers BEN / und wüſten / daß Gott unſer Vateriſt/und emoſiger vor uns iſi and forget /denn vir ſorgen , unddaf Er uns nicht weniger ſpeiſet / denn uns vernünfftige Thiere/ſo ſvůrdenivir ſorglob /und gelieffenalle Nahrung und müſteuns Gott ges nugſamlich verſehen / nach unſerin Beſten und nad, ſeinem Ruhm und Glory : Wolte Eruns feiſt und dicfehaben : So mufte er volle Krip pen geben : Wäre es uns nube / GOtt würde uns / Zweiffels ohne / vict vorſchütten : Esges fchichet aber ſelten / dat ciner GOtt und dem Bauche diene : Darunbſpeiſet Gott dieSeis nen init Waſſer und Brod und ſdslechter Noth durfft ,aber alſo /daß ſic ſtets nach Hülffe ruffen / und daberein reicher Gott bleibejder gerne helf fen will zu deme / daß uns núgund gut iſt und feyn mag .
XXVII. Gelaſſenheit der Vernunfft . Er Menſch hat auch eine Vernunfft/das durch er weiſe und fürſichtig iſt : Bauet ihine Städte und Hauſer / Waffen und mancherley Serchuk. In deme wird der Menfch bald ungelaſſen : Denner ſolte Schug und Schirm an Gott/ und ſonſtan nichts mehr haben .
*
Monocr claffenheit . haben .
Dasſoite id ) di!rd viel Propheten an
zeigen : Abor Kúrkehalben laſſe id)esnoch blei ben/ und nehme das GOtt ſpricht:
Ihr habet
Vertrauen in euern Sicherheiten, die ihreud) gemachet habt/ Jerem.48. Efa.2.9.16.31. Dars umbwill GOtt euch verlaſſen / undeucheuern Darinnen verderben viel Feinden übergeben . Fürſten und Krieger / die ſonſten bleiben möch ten/ undvor Gott geneſen : Daſolte idiſagen / wie David teinen Troſt hatte in einem Bogen oder Schwerdt/und ertöntete doch Goliath mit einer Schleudern : Aber es iſt zu lang/und wa re viel zu ſchreiben.
auch die Krans Da folten
den mercón , ſo betriegliches Vertrauen auff ihre Hersteund Kräuter fegen / 2. Paral. 6. da feynd alle åuſſerliche Dinge recht zu meiden /und zulaſſen /daß ſie nichtbetriegen : Als die Juden betrogen foorden / dieda ſprachen : Templum Domini, Templum Domini, Jerem.7.oder zu der Archenflohen , Jerem.3 . XXIIX .
Gelaß der Schrifft. lthier ſolteich ſagen / wie ein recht gelaſ fener Menſdy / die heilige Schrifft muſſe gelaſſen / und nichtumb Buchſtaben wir fen oder leſen , fondern eingehen in die Krafft des HErrn/ als David ſpricht: Und GOtt den HErrnohne Unterlaß bitten , daß er ihmewah: ren 3
46 ren
von der Gelaſſenheit . Verſtand eingeben wolle : Als wenn einer
etivas nid )t verſtehet/ und gern ein Urtheil vers nehmen woltelſorolte er in der Gelaſſenheit ftes hen /das iſt /aus ihme gehen /und mit ſeiner Ver nunfft ftille halten / und von GOtt ſtrengiglich ſeiner Kunſtbegehren /und hören /wasihm
Gott
will ſagen / Lowverden ihmegeſchwinde Gedans cken einfallen / dieſelbigen ſoll er mit Zeugnif ſen der heiligen Schrifft befvähren und rechtfers tigen : Weldzes id ferner anzeigen ſolte : Aber adhier leidet es ſich nicht/lieſe andereSchrifften derwahren Gottes gelaſſenen Männer /ſo wirſt duvielleicht ein mehrers hievon finden. Id will mit dieſen Graden weder Zielnoch Regul gege ben haben /rede und ſchreibe einjeder die Warheit Gottes nach ſeiner eingedruckten Vermahnung. Solte ich ſagen , daß alle obvermeldte Sraden fleiſchlich /und dem fleiſchlichen Menſché anhan. gen /ſo weiß ichs nicht/ob ich es möchte erhalten : über das iſt wahr /daß du in deme gröſten Fleiß, follefthaben / wenn du etwas gelaſſeſt / daß du dich deiner Gelaſſenheitnidt annehmeſt : Sies he i ob du obberührte Gebrechen des Unglau. bens erkenneſt /beichteſt/flieheſt/daß dann durch Gelaſſenheit auch geſchiehet / alsdenn muftdu warten / daß dir dein Erkennen / deine Beicha te/ dein Fliehen nicht lieb und luſtig iverde / auff daß du in deiner Gelaſſenheit nicht verderbeſt :
Von der Gelaſſenheit.
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Es könumet offt/ daßeiner umb GO # 8 Willen einen Backen Streidycrleidet / und will den Streich nicht zu Nache oder Ubels gedencken/ und er wolte doch gern /daß ſeine Gedult gelobet ſvůrde/ oder/ daß er vor einen Chriſten gehalten wurde/von wegen ſeiner Gedult ? Oder ſes gea lúſiet ihn innerlich /daß erſtarck gefveſen / daber ſich hat laſſen ſchlagen /und hat nicht wieder ges ſchlagen: Oder /daß er ſich hat hören laſſenfchel ten einen Eſel/cinen Bachanten / einen Bauren / oder Pengel / und hat nicht wieder gebollen : Das hat er von Gottes wegen gedultigerlitten / aber doch hat er ein Auge aufſein Leiden / und ſtehet damit Enft und Liebe / darüber er auch in Gottes Willen lauffcu / und Gott allein dienen, und ſeine Augen allein auf Gott halten ſolte/?ç. XXIX. Goti bienen . Asſerne alſo : Welcher GOtt fvill die. Inen / ( derhalben denn dugelaſſen ſeyn ſol. left )derfélbe foll ihme nicht mit halbem Herßen dienen, ſondern mitganger Seelen und ganßem Willen /Deut.1o.dasiſt/er ſoll und muß GOtt alleinanhängen und ankleben / und nicht einem andern neben Gott oder mit Gott dies nen : Denndu haft das Wort Chriſti gehöret/ wann einer zweyerley Herren dienen will , ſo muß einem das abgehen , das demandern zuſtes het : D4
48
Von der Gelaſſenheit.
het : Liebet er den einen / ſo muß er den andern haſſen: Hangter eineman / ſo ſcheidet er ſich vom andern: Alfo hanget er an einer Creatur mit Luft/Liebe/Furchtund Vertrauen/undderglei: dhen / fomuß er gleich in demſelben Mangelha benan Gott / und im
Thun oder Laſſen / Wür:
den oder Leiden deſto minder an Gott mit Lieb/ Luft/Furcht/ Sorge/leid / Vertrauen und der gleichen hangen .
XXX Wo dein Schatz iſt / babin gucken
deine Augen . As Herb folget den Augen : Wo dieAus
cten .
gen find , da iſt der Schaß deines Her: Bens /baſeynd deine Begierden undAffe : Darumb muſt du deme dienen / das du
anfieheſt / und auff den du mit Liebe oder Leidi Frólichkeit oder Iraurigkeit / Luſtoder Unluſti Grauen / oder Vertrauen / oderMißglauben / fuſeft / ob du gleich nicht lange ſteheſt: Denn dieſe geiſtliche Dienſtegeſchehen ſchnell und au : genblicklich . Derhalben /wodu auff dein Thun oder Leiden ſieheſt / und wo didh dein Dienſt ge täſtet /fo dieneſt du nicht Gott / ſondern dir und deinen Werden /damit du Sott fvolteſt dienen . Da mercke , wie ſich einer ſelbſten meinen tau/ und wenn er ſid meinet / oder feine Seele findet/ fo
49 Wonder Gelaſſenheit . 3 fodienet er nicht Gott /ſondern ihmeſelber/deme
er anhanget /und verlaſſet Gott. XXXI. Sich . Arumbift zu mercken / was das Wörts
lein , Sich bedeute/und wie ein warhaff Baster gelaſſener Diener Gottes die Seele über ſich ſchwinget in den allertieffſten Willen Gottes ; und in das grundloſe Guth freucht! fvelches Gottſelber iſt/da kein Sich / oder Ich fennmag: audieiveil eineSeeleauff nichts an ders fiehet / denn auff GOttes Willen und das ewige Guth / das GOtt ſelber iſt/ fo fuſſet auch ihr Herz in keiner Creaturi ja ſie dringet auch durch ihre Auffſchwingung / und fencket ſich in alsdenn ihr ſelber ab Gottes Willen /und ſtirbet von Grund aus/ und verleuret fich und ihreiges nes Weſen gang zumahl /und das muß ſeyn und geſchehen. Darumb möchte ich wohl ſagen mit andern Leuten , welcher ſein eigenthümliches Weſen oder ſein Sich -Recht gelieſſe/ der hatte wohl gelaſſen : Der Menſch iſt anfänglichnicht geidefen ; wil er ſein Etwas , oder ſich felbſt ge laſſen , und ordentlich übergebeu / der in etivas Eigenes oder Selbſt gemachthat, das iſt /er muß ſich und alles /das etwasin ihmeiſt/mitſei nem ſelbſt Wollen oder Thun Gott auffgeben/ und in ſeinem
: ann Willen nieder tauchen W
einer das thåte/erwäreim Leiden undWercken gelar Ds
so
Vonder
gelaſſen : Audarmein
claffenheit. Freund / muſt du aber-.
mahls Achtung geben , daß dich nicht geluſte deine Gelaſſenheit / daß du nicht deine Selbſt. heit in ſolchem Gelaß überſeheſt, ſoduin ſolcher Gelaſſenheit und Aufftragung gegen Gottſtes heſt : Wiiſt du dich in dieſemGelas täglich braus
chen , will ichdir Búrge ſeyn / du würdeſt dich 8 vor dir fürchten und ſiehen / und menſchliche Kranckheit beſſer erkennen / und nach GÖttes Gnade je mehr und mehr ruffen .
Kurgumb/
welcher wil von Grund gelaſſen ſeyn / und der fenn , der ſich gelaſſen hat , der muß ihmeunivie: dernemlich entwerden / und ſeine Selbheit oder eigenes Weſenfrey auffgeben : Sowird die ges laſſen . Welder (fúrklich geredet ) von Grund und rechter Warheit begehret gelaſſen zuiver: den / der ſoll ihm ſelbſt und allem dem Seinen/ das ihn etwas drucket / ohnwiedernemlich abge hen und entwerden / und mit dem göttlichen Willen eines werden / daß er nicht ſeher hore / Schmece, begehre/verſtehe und wolle / denn das GOtt will , und daß ihmealles eine Marter werde / daßihme in Annehmung göttlichen Bil lens hindertoderabrudet / das iſt unſer Ereußi welches wir täglich tragen müſſen /Luc.9. XXXII. MeuLeben Chriſti. { sdannwird das gelaſſene Wefen fein A felbft
Von der Gelaſſenheit .
Selbft veradīt und verlaſſen / ſein Leben ein neu Chriftliches Leben : Daeiner befindet / daß ſein leben nicht ein menſchliches / ſondern eingöttli hesleben iſt / under nicht lebet; ſondern Chris kus in ihm / Gal.2. Ein gelaſſen Sich oder Ich if nichts anders / denn daß einer ſich und alles das Seinige übergeben und gelaſſen hat :Und Wer ſich verleugnet, als eines , deſſen er ſich ſcha thet ,der iſt gelaſſen /Luc.9. Ein gelaſſen Jcho der Ichheit iſt / wenn ich mich verachte/ und ů bergebe dem alles das Guth /der mir es gegeben hat :Deñdie Flüßlein müſſen in ihren Brunnen undin ihr Meer wieder flieſſen und Fehren /weñ fieordentlich wiederkehren wollen. Dieſesidy undSich werden dennnußlich gelaſſen/wenn eis gener Wille gelaſſen wird : Wenneigener Wille es Wille fein Werd in der Gott d verſchmeißetſun nichts anders verlans Creatur bekämtund wird get/denn das /ſvasGott will :Alsden werden ich und Sich übergeben undalles/das dem geſchaf Willennachfolget/ oder aus ihme entſprofi fenen Dabeis fen iſt/ das foird alles ſämptlich getáſſen . der feinich oder Sich alſo habe gelaſſen,dasmag er dabey mercken undabnehmen /weñ ihm nichts geliebet; dennwas GOttgelicbet/ oder vonder Creatur nichts bege hret /denn ivas Gott will /ſo iſter gelaſſen : Urſa ch / er hat keine Liebe in dem das er will, ſondern indem / das Gottwill /und wolte
VonderGelaſſenheit. wolte / daß alle Creaturen in der Weiſe wolten wie Gott will : Und darinnen /dasiſt/ in GOt: tes Willen ſtehet feine Liebe / Luft/ Freude / Ruhm / Leben / Seligkeit.
Darumbbitteter
herzlich : HERR / dein Wille geſchehe auffEr den / als im
Himniel/ in allen irrdiſchen Creatu
ren /als in himmliſchen : Verſchaffe würcklichen und kräfftiglichen deinen Willen in Gegentheil der Liebe Sottes : Wenn jemand ſein Sich oder Ich lauterlich gelaſſen hat/muß ihme nichts leid werden, denn dieſes, das wider Gott ift: Mer det er/ daß eine Creaturwider Gottes Willen thut/ oder will / fo fållet er in einen hefftigen Schmerßen / und hat Leid und Unluft/ Irau rigkeit/ Angſt / Tod / Hölle und eiviges Feuer bey derſelbigen widerſvårtigen Creatur.
Sie
he/ wenn alles / das der Menſch anrühren kan / alfo Gottes wird /und von ſeines Willens oder Widerwillens halben begeben / und von GOtt von uns genommen / ſo ſtehet die Gelaſſenheit wohl : Jedoch /daß deſſelben Gelaſſenheit ſeines eigenen Wollen / Würcken und Thun ernſtlich verurtheilet und auffgegeben werde : Darauff muſt du unabläßlich wachen , denn der Seuffel wartet auff den Ungelaß der Ungelaſſenheit / als ein Fudis auff Húner/ der ſie freſſen will. XXXIII. Chriſtus iſt der Weg / die Warheit Gott und das Leben.
Wonder Gelaffenheit.
1 My
Otthat uns Chriſtum ſeinen Sohn als einen Weg/ Warheit und das Leben ge. ſendet , inſonderheit von wegen dieſer
Tugend und Gelaſſenheit/ auff daß wir einen warhafftigen und lebendigen Weg hätten / der ſolches gelaſſenes Leben am höchſten und beſten geführet hat / welchem wir möchten am beſten und geiviffeſten nachfolgen / und wiſſen /daß wir unbetrogen ſeynd / ſo wir ihme nachſchreiten /und Demnach wollen wir gehen /als ergangen iſt. fehen /was Chriſtus unſer Weg undunbetrieg liche Warheit lehren thut:
Ich hab geſagt / und
ſeynd ihrer nichtwenig /diedageſagt haben/ daß der Menſch wohl gelaſſen wäre, wenn er ſeine Selbheit / oder das ichs dentlicher mache / fich ſelbſt verlaſſen / das wird uns Chriſtus auch lehren. XXXIV . Zweyerley Körnlein / Joh.12. Hriſtus vergleichet zwey Dinge zuſam omen : Als nemlich ein Korn / welches in das Erdreich gefalleniſt /ſtirbet und den noch Frucht tråget : Demſelbigen Korn vers gleicheter einen Menſchen ,welcher ſeine Seele haffet/und zitdem etvigen Lebenverhütet/ Ioh . 12.
Chriſtushat auch ein ander Gleichnißges geben, als das : Soein Korn nicht geſtorben iſt/ brin
54
Vonder Gelaſſenheit.
bringet es keine Frucht/ es bleibet allein : Die te femKornvergleichet Chriſtus einen Menſchen der feine Seele lieb hat / und ſie verderbet / Joh. 12. alſo vergleichet Chriſtus eine Seele / die ſich liebhat/ einem Korn , das lebendig bleibet/ und allein oder ohne Frucht. Demnach kan der Menſch fein neu ſeben / und keine gute Wercke haben, ivaun er fich liebet; Darumb iſt es alles verlohren und umbſonſt/ und nichts vor GOtti daß ein Menſch viel tháte / zerriſſe Haut und Haar/ Rock und Hembde / wenn er in eigener Liebe bleibet : Er verderbet fich und alles das Seinige/und Gottvermaledeyetfolchen Baum und ſeine Blätter/ undurtheilet ihn zum Feuer/ weiler keine Frucht traget.
Laſſe einen Men
fchen lauffen / arbeiten /ſingen , faſten / betheni Betrübniß leiden : Es iſt alles nichts vor Gots tes Augen/ wenn er ſeine Seele liebet / wie ein Korn in unſern Augen iſt / das alleine bleibet) und unfruchtbar: Ölloiſtein Menſch / der ſeine Seele liebet / vor GOttes Augen / und mub zum Seuffel fahren : Undober gleich bereitwa re als alle Engel , und hatte aller Propheten Kunſt dazu/weil er iſt als ein Kornoder Baum ohne Frucht/ ſoivird er gewiß hölliſchem
Feuer gerecht/ und ober gleich in Schein Früchte tru ge, ſo waren die Früchte doch böſe :Soſolte doch der Baum zum Feuer behalten werden /Matth.
7. Dem
Von der Gelaſſenheit.
:: 7. Demnach folget und
5
ſtehet dieſer Grundi
toelcher ſeine Seeleliebet/der verderbet ſie und iſt als ein unerſtorben Korn , das keine Frucht tráget.
Daraus flieſſet der ander Grund /
dabeinjeder das Seinige verachten und verlaſ ſen muß/ will er anders vor Gott beſtehen/ und angenehme ſeyn/ und alſo mercteſtdu / was das iſt/fichgelaſſen. XXXV. Barumb wir das Gute lieben
inógen . Rmußnichtſuchen und meinen / ſeiner Seelen zu lieb und gut/in alemdem /das gut iſt : Sondern alles Gute darumb lieben und thun / daß es gutiſt/ in inir würckens der oder liebender Weiſc / das iſt / darumb das GOttiſt/ und nicht derhalben / daß es ihm oder den Seinigen gut und núßift:
Denn da ſtehet die Warheit: Welcher ſeine Seele lieb
hat/ der verderbét fie , denn es bleibet ein Korn des alten Lebens.ohne Frucht : GOtt achtet nicht / ob das Korn geivorffen / geſået oder ge ſchlagen werde/wenns auch nicht ſtirbt/ſondern lebendig bleibt. Daraus merckeſt du nun, lie ber Bruder / oder liebe Schweſter / wie der Menſch ſeiner Seelen muß entwerden / und ihr nichts zu gute thun : Thut ers aber / und ver lås
it
Vonder Gelaſſenhe
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.
låſſet etwasſeiner Seelen halben / Jubleibeter in ſich / und in ſeiner Sichheit oder Jchheit le: bendig / und verderbet feine Seele.
XXXVI . Der Menſch ſolle Lohn-loß oder ohne Lohn ſein. 2 ſiehe/ und erſchricke / wie die beſtehen werden, die ihre Seele mit Faſten und Béthen darumb quålen / daß ſie ihre Seele erloſen / und zum Himmelreich wollen bringen.
Es ſolte allein GOttes Willen vor
allem unſerm Lebenſchweben / und nicht Gunſt oder Liebe unſerer Seelen : Wirſolten auch oh: ne Furcht der Straffe ſeyn / wann wir unſere Seele nicht liebten : Denn diejenigen / ſo etwas thun oder laſſen úmb Gottes Willen / daß fie geſtrafft werden / oderverdammt / die fürchten ihrer Hautund der Straffe / aber Gott fürch ten ſie nicht ivegen ſeiner Gerechtigfeit. Was meyneſt du / daß Sorge / Angſt / Furcht / Schmerzen / Lov / Hóde uns ſchaden módy. ten / ivann wir eigener Liebe feind wären ? Nun aber muß Gunſt/ Liebe , Zuneigung z11 unſerer Seele erſterben / und als ein Staub von einem Sturm- Winde verwehet werden / fo wir unſere Seele in GOttes Gnade zu ha : ben und zu behalten / gedachten.
Allhier ſiehe
wie
Wonder Gelaffenheit . wieder / wie groß von nöthen uns Chriſtus ijit daß Eralle unſere Súnde und Gebrechen tra ge / buſſe und beſſere , dasiſt / daß er das Recht und Reich der Sünden und des Todes bredie : 3d) wuſte keinen Troft / wann ich Gottes Barmherbigkeit nicht wuſte : Dann es iſt wahr /welcher feine Seele liebet/ der verder. bet fie , und iſt als einlebendig Korn / das ohne Frucht bleibet. Diefveil das die Warheit ſpricht / welche nichts anders / dann wahr re den fán / ſo muß es alſo reyn 7 und nicht aus ders . XXXVII. Haß der Seelen . Edoch iſtes noch uidit genug / keine Liebe zu der Seelen zu haben : Esmuß auch
ein bitteres Salg kommen / ' nemlich / fúr unſere natürlidhje Liebe muß über-natürlicher Neid und Haß entſtehen , daßwir unſere Sees le, das iſt unſer altes Leben haſſen müſſen , wie Chriſtus ſpricht, Luc.14. : XXXVIII. Wie die Lüſte abfallen. 2 muß das Korn ſterben und Frucht
bringen : Dayda ſtirbet die Seele / lies be / Luft / Gunſt und alle Begehrung : E
Von der Gelaſſenheit .
58
Da/da entidird ihr dieSeeleunwiedernehmlich das iſt die Tauffe in den Tod Chriſti : Dasala te Leben an das Creus Chriſti auffhengen ! durchſtechen und ermorden / mit Chriſto ducch die Tauffe begraben werden/ und nicht mitdem altennatürlichen Leben / aufferſtehend Rom.6. Daß du mógeſt mit Warheit ſagen / Idlebe nicht/ ſondern Chriſtus in mir j
Gal. 2. das
mult du fühlen und bekennen / als der Apofiel befant hat / wilſt du ein gelaffen Menſch ſenn ! als der Apoſtel geiveſen iſt.
Midy duncket /ou
werdeſt neue Fragen ſchicken. XXXIX . Alt und neue Leben. Sſeynd zwey widerwärtige und wider . ſpenſtige Leben /das alteund natürliche: Das neue und übernatürliche : Desala ten AdamsLeben / und des neuen Chriſti Leben ; Die Liebe und Gunft desalten Lebens kommet von unten herauffvon der Erden / und vondem Fleiſcher und iſt iridiſch und fleiſchlich : Denn was gebohren iſt vom
Fleiſch , das iſt Fleiſch
Joh.3. aber das neue Leben / neue Liebe, neue Gunſt/ und neue Furcht kommet von oben hers ab / vom Himmel, da die Wiedergeburth ge ſchiehet.
40 ,Was
Von der Gelaffenheit. XL . Was alt Leben
Ten .
as alte Leben iſt lauter Ungehorſamy eigener Wille / und liebet feine Seele in Gallem Thun und Laſſen :Kurzet und murs
ret/ſoman ihm
zunahe ift. XLI.
Das neue Leben . 28 neue Leben iſt der reine Wille Soto tes und Gehorſain/ und haſſet des Men Wasſchen Seele in aller thuender und wure cender Weiſe und fuſſetdie Ruthe ſeines Vas ters/ er ſtreiche fpie er wolle / und ſo lange er wolle.
Nun ſolſt du vernehmen
wie der
Menſch muß gelaſſen ſeyn / und wieer ihme uns wiederhellig entiverden rolle : Denn ſoll der Menſch ſeine Seele und ſein Eigenthumb alles zeithalſen , als er dann thun muß : So muß er gefviß ſeiner Seçle und ihme ſelber unwiders rufflich entwerden : Wie möchte ihme einerfers ner entwerden / denn daß er durch Hab und Neid entivirfft ? Neid und Hab ſcheidet Eraffs tiger/ denn Städte undMauren . Die Wars beit lieget vor Augen und ſpricht: Welcherſeis ne Seele baſſet /der behütet ſie zum ewigen les ben : Welcher nicht thutoderlaſſet E2
daßſeiner Sees
60
VonderGelaffenheit .
Seelen ivohlgefallet / derivird ſeelig : Welcher ſeiner Seelen nicht giebet / das ſie fleucht und entrůcket ihr /das ſie haben will/ der behútet ſie zum Hiinmelreich : Welcher ſeiner Seelen das Ihrezumiſſet / das iſt / Bofheit/ Laſter/ Sún: de ; Schande / deſſen ſie eine Urſache iſt / der hafſet ſie / und ſtehet mit ihr im Kampff: Wels cher der Seelen alles Gute nimint/ und GOH feinem Vaterſolches zubringt, der ſtreitet mit ſeiner Geelen : Weldjer allein Gottes Willen ſudjet / der zeucht ſeiner Seelen das Brodaus dem Maule / aber es iſt ein geſtorben Korlit das da allen eigenen Begierden / Lüften und Willen abgeſtorben iſt / und entſprieſſet in ihin lauter und eitel Hottes Willen i indem GOH ſpricht/ du biſt geheiſſen mein Wille / Efa.5.8.62. das Weſen ſcheinet / als ſey es der Natur lieb und leicht / und möchte einer GOttes Willen ftets kvůnſchen und wollen : Aber ſo ſich einer recht ernſtlich eine Stunde erkennen thate , er würde ihm ein Ereuß und tauſend Joo Suns den in ihme ſpühren / fich haſſen , meiden und fliehen / nicht anders denn einen böſen Feind/ o der feindlichen Menſchen / und fich anſehen / wie einer ſeinen grimmigen Feind anſiehet. Siehe/ſoll einer einemarmen Bruder mitGeld Leihen helffen/ fo fürchteter/ daßers nichtwie der fordern darf : Darumb das ſiebende Jahr бер
von der Gelaſſenheit .
65
bey den Chriſten ein einiger Tagiſt : Aber der reiche Menſch hat verfluchte Gedancken / fo er fich des Seinen ſoll verzeihen / und verlåſſet es her fein Fleiſch / ehe denn er ſchabicht Geld vers laſſen will / Deut.15. Matth.5 . und hat nicht Auffmerden auff feine teuffeliſche Gedancken , und daß ihm GOtt umb eines ſolchen Gedans dens willen vermaledeyen will / Deut.15. Wie ſolte oder möchte ein Menſch ernſtlich Achtung haben auff feine
böſe Gedancken in leiblichen
Dingen , die man nicht verſtehet : Esiſtein jes der Gedancken und eigener Wille der Höllen würdig /wie frein er iſt , wann er ſeiner Seelen zu Liebe geſchiehet in allerley Gottes -Dienſten , bann Chriſtus leuget nicht/ welcher ſeineSeele Liebet/ der verderbet ſie . XLII. Tod- Sünde. Abey lerne/daß Annehmlichkeit und Un
gelaſſenheit Iod-Sünde und teuffelifdhe Zaſter ſeyn / welche Lucifer gehabt hati Efaiæ 13. XLIII. Gefährlichkeit unſers Lebens.
Arans mercke , in was greulicher Ges fährlidhkeit unſer Leben ſtehet/ und wie bald E 3
Ponder Gelaſſenhet. angela ſſener Menſch ſeine Seele vers bald ein derbet hat: Denn , ſobald er fich liebet / und nicht lauterlich umb GOttes Billen etwas thuti loiſt er verdorben .
Ichhalte / daß diefe
Gelaſſenheit / wenn einerſich alles / das etivas und gut iſt / Verzeihen ſoll / in dieſen Worten Molis möchte vermercket werden , als da et ( pricht: Dufolft mit einem erſtgebohrnen Ddh ſen nicht arbeiten/ ackern oder pÄúgen : Du ſoit einemerſtgebohrnen Schaaffeſeine Wolle nicht
abſcheren : Darumb / daß fie GOtt geheiliget hat Deut. 15.
Was ſolte uns das Adern uud
Pflügen anders bedeuten / deny daß wir uns mit Gottes Gaben nicht ſollen dienen ? Ein erft-gebohrner Ochſe ſtunde GOt.zu /darumb dorffte kein Menſch adern mit einem ſolchen Ochſen : Adegute Wercke/ tind alles/das Gott haben will, dasſchaffet GOtt in ſeinen Knech . ten / und iftalles / das gut iſt/ GOttes/ und nid )t ynfer : Darumb dürffen wir uns auch nichtmit GOttes Dingen dienen / ſondern Gott.
Was folte auchdas anders bedeuten : Du folt nicht
die erſtgebohrne Wolleder Schaaffe beſcheren : Denn dudeinen Nuß / deine Ehre/ oder derglei: chen in denen Dingen nicht ſuchen folft / dir zu gute, die GO # geheiliget hat/ bas ift / in allem dem /das GOtt ſchuff.
Iſt es aber nicht dasi
fo Chriftuslehret / dufoltdeine Seele nicht lieb Habeul
al M
Von derGefaffenheit.
63
haben / dennliebeft dudiß oder deine Seele , ſo verder beſt on ſie.
Es iſt eine Sod- Sünde und
wider GOttes Willen fich lieben 7 fid , nicht baſſen : Wirfönnen auch GOIT weder ver trauen noch glaubení noch lieb haben / fo wir das Unſerigeſ ein jeder das Seine und ſich fus chet und meynet : Chriſtus ſpricht: Wie mo get ihr glauben , ſo ihr Ehre von einander habt oder nehmet/ und ſuchetnicht dieſe Ehre i die allein von GOtt herkommet 1 Joh.5.
Dar
von ſpricht Chriſtus: Ich kenne euch/ daß ihr die Liebe Gottes nicht in euch habet , eodem Cap.verf.42.
Waren wir Gottes-fürchtige
Leute : Ungeziveiffelt unſere Dhren wurden
klingen von jegt erzehlten Worten Chriſti:
5.
Welches Chriſtus nicht allein zu den Júdent ſondern zu allen denjenigen ſpricht / foden Jus dengleich ſeynd: Fürwahr/fürfahr/ bewegen
i
fich alle Gottesfurchtſame Herpen / und das Waſſer oder der Glaube hat ſeine Minden und
3 Bulgen : Wenn einer diefe Worte Chriſti mit erſchrockenem undzitterendein Herzen annimit: Denn Chriſtus ſpricht mit lauteren Worten, wie möcht ihr glauben / weil ihr Ehre voneins ander nehmet : Als wolte Chriſtus ſagen , es iſt unmöglich , daß ihr glaubet , alldieweil ei ner von dem andern Ehre ninimt.
Da fühle
fideiujeder und ſchaue, ob er gerne aller Men
E4
fchen
64
Von der Gelaſſenheit .
fujen fuß-Sudh ſeyn wolle oder möchte : In ſonderheit aber bey denen , die etwas ſcheinles cher Heiligkeit in dieſer Welt haben: Prüfe ſich mánniglich 7 ober berglich leiden könte/daß er als ein lanter Narr undunſinniger Menſch veriachet,verſpottét / geſchåget und gehalten werden möchte. XLIV .
Hobe Schule. N den hohen Schulen / was fuchet man anders/ dénn Ehrevon den andern ? Ders halben wird einer Magiſter , der ander . Sdrifft. Doctor, and darzu Doctor der heil Geben aud) Gut und Gaben umb die Ehre/die Chriſtus ſeinen Jüngern oder Lehr: Jungen verboten hat : llnd ivollen dennoch diejenigen feyn / die Chriſtlichen Glauben lehren under: halten : Wollen unſere Meiſter und Doctores fenn / wiewohl ſie ſolches Staats Ehre mit fol chem Fraß und Geiſſuchen / daß ſie allegleid ).
A máſfige Ehre neiden und verfolgen / wann fie ihre erkauffet haben / und wollen auch feinen taſſen aufkommen i oder beyſisen , der nicht gleichen Nahmen habe : Und ob ich und einar dererdas wolte verneinen / würden uns doch GOttes Augen mit ihrem durd )ſcheinenden Blick treffen und áberzeugen /
daß wir von
wegen
Vonder Gelaſſenheft.
65
wegen Univerſitátiſcher Storyen nieder knieny Geld geben / Hochzeiten und köftliche Mahl zeiten anridhten / alles nur darumb/ daß wir bey den Leuten eine Autorität haben/ und groß 21 fehen bekommen : Und wollen demnad, nicht hören, daß wir ungläubig ſind.
Nun inages
nicht geſeyn / daß einer GOtt glaube und ver traue/ wanner Ehré nimmt : Chriſtus ſpricht nicht: Welcher Ehre ſuchet, ſondern er ſpannet den Strick enger / und ſaget / welcher Ehre nimmt von einem andern / derfan GOtt nid )t glauben oder vertrauen : Siehe nun / waſſerley Wurn die Annehmlichkeit oder Ungelaſſenheit iſt/ und daber den Glauben auffriſſet und abs naget / auch wie uns GOtt nach der Scharffe möchte richten und urtheilen / und daß ein je der folteſprechen, O HERR / gehe nicht ins Gericht init deinem Knechte ,denn vor dir kan kein Lebendiger gerecht feyn. Was ich nun von den Univerſitäten geſagt, das ſoll zuvor von den München verſtanden werden / auch von den Biſchoffen und Pfaffen . GOtt in ſeinem
Wie wollen wir vor
Gericht beſtehen / wenn er ſa
genwird i Jhr habt mich alleſampt verlaſſen , du haft Vertrauen im Guthe gehabt, duhafi Ehre genommenvoneinem andern / iindfènt meſt daher als ein Gläubiger : Befinne fich mánniglich/ und ſiehe/ob er nichtLicbeund & uft Obec
66
Vonber Gelaffenheit .
oder Gefallen habe , wenn er oder fein Were gelobet wird : Und hergegen 7 ob ihme das Wurmlein in ſeiner Naſe nicht fügeln werde / fo man fagte / er iſt ein grober Efeli alles das er hat , das giebt ihme ein anderer: Es iſt aber je wahr / wie ſoltihrgläuben: Dielveil ihr Eh re von einander nehmet? Unmöglich iſtes /daß bu glánbeſt/ fintemahl dir deine Ehre gefállet. Deine Ehre und Begehrung deiner Ehren muß erfterben , und als ein eiterichtGeſchwår durch beißet und ausgeeßet werden , und abfallen /das ift / du muſt dich gelaſſen durch den Glauben / welcher einem kleinen / bitternSenff-Kórnlein Berglichen iſt / Matth. 13. nicht/ welche glauben indgen.
Chriſtus verbirgt Die Ehre Got:
tes follet ihr ſuchen / welche allein von GOtt tómmet , ſpricht Chriſtus. Wollet ihr glau: ben /wann Gottes Gloryen /Ehre/ lob / Wil ten und Liebe / mit aller Gewalt in uns herr: fchet 1 ſo muf unſer Eigenheitoder eigenes We: Fen verwelcken und zu nichte werden .
Das iſt
auch des Glaubens Arth und Natur / Gottes Glorgen und unſer Schand ſehen : Gottes Tui gend und Kräffteund unſereGebrechen :Gottes etwas und alles und auff der andern Seiten unſer Nichts erkennen : Derowegen iſt es uns wüglich / daß einer GOtt glaube 7 und bleibe ungelaffen / und muß vonnöthen GOttes Ehre
in
VonderGclaffenheit.
67
EnGott/ nid)t in uns aliein gewendet werden . Chriſtus ſpricht and unverborgen : Ich weiß , das ihr die Liebe GOttes nicht in euch habeti denn ihr ſucheteureChrer Joh.5.dasſahe Chris fus in deme / daß ſie ihre eigene Liebe hatten : Derohalben folgetauch das Übel /daß fieGOt: tes Liebe nicht mögen haben : Göttliche Lieber und Liebe unſer Seelen mogen nicht bey einan der ſtehen : Äber GOttes Liebe und Haßeiges uer Seelen / die ſtehen feſt bey einander. Äls Dieſe zwey Sticker GOtt lieben und unſere Seele behüten und ſeine Seele haffen / und ſie zu dem
eidigen Leben beivahren : Wer aber
durch Haßund Neid gegen eigener Seelen /eis nesjeden Sicg oder Selbheit dämpffen und nr . theilen kan / und Chriftus lehretund will / daß ein jeder feine Seele hafſe i ro wil auch Chris ſtus / das Rich jedermánniglich univiedernehms lidh haſſe und gelaſſe.
Wenn der Menſch fich
felber ernſtlichgelaſſen hat / fohaterale Dins Aber esmöcha ge wol übergeben und gelaſſen. tekommen ,daß einer Ader / Wieſen / Eltern
und Kinder / ſein eigen Weib gelieffe / nnd was
teinſeiner Seelen angelafſen ; Das alſo ges ſchah idenn Luft und e er Liebe in ſolcher Übers 1 gebung und Gelaffenheit hatte. So hätte es Liebe zu feiner Seelen / und hättefid nicht ges
taffen : Denn Sich und Id / und etwas ſtunde ihm
68
Wonder Gelaſſenheit.
ihm vor Augen / als ein Sdaß / darnach ſein Herblauchſet.
Die verdammten Zeuffel und
Šeelen ſtehen in der Hüllen auch der Creatu ren und der Luſte ledig, aber ſie behalten gleich wohldie Begehrung zu den Creaturenund Ge luſten / als die Propheten Eſaias / Jeremias und andere ſchreiben.
Darumb iſt es nicht
ausgerichtet mit einem ſolchen Gelak: Vater undMutter/WeibundKinder ſollen wir lieber haben / deßgleichen einen jeden Nächſten umb Gottes Willen / und nicht ivegen unſers Wil lens : Wenn dieſer eigener Wille gegen einem Menſchen ſtünde / ſo wäre dieſelbige Liebe und Wille unrecht und wider Gott .
Derohalben
ſpricht Chriſtus/ welcher nady mnir fómmet /und haſſet nicht Vater und Mutter / Weib und Kinder / Benderund Schweſter / und darzu ſei ne eigene Seele /der kan nicht mein Jünger feyn/ Luc.14 .
Das iſt/ dasichobengeſagthabe/daß
es unmöglich fey / daß einerein Lehr - Jünger Chriſti werde / und übergebe nicht alle Dinge. Dannivo ich meinen Willen habe / und nidit lauterlich GOttes Willen, ſo bin ich ungelaſ: çen wider GOII mit Unglouben und Liebe. Denn alles das / dasid lieben ſoll, das ſoll ich ůmb GOttes Willen lieben / und darumb/ dabes GOtt gefallet : Liebe ich umý GOt: tes Willen /fo bleibet die Liebe ſtets : Ob ſich
gleich
Wonder Gelaffenheit . gleich
die Perſonen beivegen
Liebe ich die Perſonen umb
69
und andern : Treue willen /
und umb meinet wegen / ſo muß ich abtres ten / ſo offt die Perſohn wider GOtt iſt : allo ſtehet Liebe und Haß gegen dem Mens ſchen , welcher GOttes Widen
nachfolgen
will / der teſe die Heilige Sdrifft : Und anderer rechtſchaffener Männer Gottſelige und mit göttlicher Warheit angefüllete Bů dyer / ſo wird er vielleicht ein mehrers das von finden / und empfinden.
Mein lieber
Bruder und Schweſter / du meyneſt /
ich
habe zu viel gethan/ daß ich dieſe Tugendi Gelaſſenheit ï eine allerhöchſte Tugend in meinem
Büchlein genennet habe / und wol
teſt die Urſady vielleicht gern wiſſen . Nun geb ich dir zu erkennen, ob ich unbillich ges fdrieben / und hofe / du werdeſi erkennen , und ſprechen, wo Gelaſſenheit iſt, von wela der ich geredet habe/ daß daſelbſt der Glau. bel Liebe und Hoffnung zu GOtt fer : Wo Ungelaſſenheit lebet und iſt /
daß daſelbſt
laiter Unglaube / eigene Liebe / zu der See. ligkeit nichts dann Schaden und Verders ben da rey / dann fo ich Zeit und Raum håt te , du fvurdeſi aus den Stücken / welche GOtt zuſtändig reyndi wohl mercken/ dah aller Getpinn und Verluft in der Gelaſſens
heit
VonderGelaſſenheit .
70
heit und Unnehmlichkeit ſtehet : Die Stut đe aber, welche GÓTI angehören / ſind dieſe :
Mitgangem Hergen lieben. Fürchten und nicht anders. SDIT Vertrauen und keinem andern . Anhangen und niemand anders.
(Mit 1 ganger Seele dienen .
GOttes Glorien und Ehre ſuchen / feist Wort verfündigen / und dergleichen.
In der
Werden gegen den Nachften friſſet Ungelaſ fenheit auch alles Marck und Bein / und inas chet fie alle wurmſtidig .
Jest wolte ich be:
ſchlieſſen : Alſo folſt du nunmehr wiſſen , was das Wort Gelaffen und Ungelaſſen bedeute: te : Aber dieweil die gifftige Schlange Unge: laſſenheit oder Annehmlichkeit ſo heimlich und liftiglich Sich und ihre Sichheit und etwas in das verwickelt / daß ſie ſich mit feinem Red). ten anziehen und zumeſſen mag / will ich noch ein Erempel geben : Ob ſich vielleicht einer in einem / und nicht in dem andern möchte er innern / was und wie groſſen Fleiß ein Got: tesfurchtſamer Menſch alle Stunde und Aus genblick haben muß / daß er ſeinen Schaden der Ungelaſſenheit GOtt möchte bekennen , und glauben , daß Chriſtus der ſey / Der uns fer
Vonder Gelaffenheit.
71
fer Sünde auff ſich geteget / gebuſſet und ges beffert habe.
Sintemahl das offt geſchiehet/
daß einer eine Jugend am beſten erkennet, in ihrem Gegentheil : 216 Gerechtigkeit gegen Sünde , Gunſt gegen Zorn / Honig gegen Gallen . Es lehre einer würcken / allein das er recht lehre , dann unſer Vernunfft und wole lende Krafft , und dazu alle unſere Kiráfften / haben nichteines kleinen Ståubleins Recht/ſich guter Wercke oder Leidens anzunehmen und zu erheben : Denn alles i das gut ift / das ſchaffet GOtt allein ohne uns / in uns , und wir thun nichts mehrdaben , dann wir gethan haben / als uns Gottſchuffel zu unſer Schöpf fung haben wir nichts gethan / darumb haben wir kein Recht darzu : Weil wir dann kein Recht und Zuſpruch haben / fo können wir nidt mit Redite das unſer eigenthúmliches Wefen oder Selbheit haben oder ſuchen :Und muß von nóthen erfolgen / das ich das Meine in meinem Schöpffer oder Vater fage / ivar umb haſt du mich alſo geſchaffen ?
Efa .am 25 .
Oder hast du mich nicht gemacht ? Efa. am 29 . Nun iſt esein Schopffer , der die wüſte und lebloſe Erden ſchuffe / und der ihr Schmuck und Zierde gab/Gen.i.
Derohalben verglets
het GOtt alles, was gut iſt im Menſchen : In der erften Schöpffung
ſagt ØOtthat uns
72.
Vonder Gelaſſenheit . uns gemacht zuguten Werden / welche GOtt
ſchuff/ auffdas wir in ihnen ivandeln /Epheſ.2. Jit ein guter Gedancť / ein guter Wille /eine gute Würdlichkeit / oder ein gut Wercklein in uns / es ſtehet GOTT allein zu als einem bi Schöpffer / und wir haben kein Necht darints a nen : Und ſo offt wir mit
Gedancken oder
Willen uns darinnen meinen / oder rechnen und gedencken / Ich und Wir /zc.
So maffett
wir uns das zu 7 darzu wir weder Fug noch Recht haben / und ſtehlen und rauben das was GOttes ift.
Darumb lerne noch eins
' uffen / und daß Unge. daß wir gelaſſen ſeyn m laſſenheit eine siebiſche Räuberey iſt : 41 wann GOtt einen Menſchen zum Guten be: iſt es gleid ) , als wann wir einer
wegt / ſo
Stecken zu Hülffe beivegen / und mögen uns das / das durch uns geſchiehet , nid t weniger zumeſſen / dann des Steckens gethane Hülife ihm ſelbſt. Erempel/ der König Aſſur war eine Ruthen des Zorns GOttes / durch wel chen GOtt ſeinen Zorn ausſchüttet , und das Böſe ſtraffete : Darumb fonte GOtt nicht leiden / das Aſſur fprach : Ich habe geſtåupet oder geſchlagen : Dann daß Ich oder Sicy/ Mein / meine Perſohn brachte den "Affur in groſſe Noth und unüberwindlichen Schaden: Wiewohl es wahr war / daß Aljur die unges
hors
Von der Gelaffenheit.
73
horfamen jüden ſtraffte in einer Starcke und groſſen Macht , jedoch verderbte er ſeine Sa: den in deme / daßer ſagte: Siehet Aſſur hat. te Stárce, als er friegte und obſiegte; Aber dieſelbige Stárcke war eben alſo ſein , als ſie fine Ruthe ein ſchwach Kindlein bewegt hátte: Der rohalben raubete und ftahle Aſur dieſelbige Stårce / als fprache er i in meiner Starcke meiner Hand habe ich geſtritten. Hatte er aber geſagt: OD # iſt meine Stårcker meine Weißheit/ Schuß / Schirm und Gut geive ſen i fo hátte er recht geſagt. fract's ſprach:
Aber als er
Ich habe meineFeinde mit mei
ner Macht und Stärcte geſchlagen / da ſünç digte er.
Aus dieſem Erempelvernimm / daß
unſere Gedancken uns ſelber verderben / und alles unrecht machen :
Es war ja recht und
wahr, daß es aſjur in einer Macht thate: aber das war unrecht und unwahr / daß es Afur durch ſeine eigene Macht, Stárcke und Weißheitgethan ,ſondern Gottes Machtund Stárcke hat daſſelbige alein vermocht / daß daun je wahr iſt/ was Chriſtus gelehret/ wels dher ſeine Seele liebet/ der verderbet fiel Joh. 12. Auch müſſen die Krieger Weißheit und Furſichtigkeit haben / welche Aſur hatte / af ber von GDIT/ und nicht in ihrem Sieg, Dars
74
Vonder Gelaſſenheit.
Darumb fündiget der Amur 7 als er fprady : In meiner Weißheit habe ichs verſtanden : Denn er fchriebe #hme die Weißheit und Vers ſtándniß zł / kvelche er von GOTI hatte. Wann GOtt jemand brauchen will / fo giebt Er ihme Weisheit / Rede und Stärcte / ders wegen kunte Affur uicit warhafftiglich , und nicht recht ſagen / in meiner Weißheitric. hatte er aber geſagt : In GOttes Weifheit ; Das ſvåre recht geweſen .
Nun wilſtdühören/wie
GO # foldse Gedanckén und Worte fdhabet : Höre/ ivas GOtt ſpridyt : Gott faget /es iſt / gleich) fó viet gevelt ichs gethan / oder in meiner Weißheit habe ichs verſtanden / als tvann einer eine Ruthen auffhebett und die Nuthe fpricht wider den Anffheber / ich habe mich auffgehaben / und iſt doch die Ruthe ein Holß / das fich weder bewegen noch auffheben Fan / Efa . 10. Aus dieſen Wercken folget / daß es ein Ding iſt vor GOtt fich zu erheben , und wider Gott erheben.
Denn die Schrifft meldet / wie
Affur geſagt habe / in meiner Starcke und in meiner Weißheit 7 20 .: Wir finden aber nirs gends / daß Aſſur wider Gott anders geredet habe/ denn mitjekt- gemeldten Worten : Dens noch giebet Gott ein Erempel/ von einer Aft oder Beyft und von einer Sågen / von einer Ruthen
Von der Gdaffenheit. Ruthen
und
Steifen / welayer
7 1tdy leiner
Würcklichkeit annimmet / und rühmet fich ivi der ſeinen Beipeger alleine iu deme: dat die Såge ſpricht : Ich habe gefåget /und das Beylf ich habe gehauen / und die Ruthe / ich habe geftaupet / und der Stecken , ich habe geſchla gen : Gott ſiehet unſere Herzen und Gedano denan / und giltfür Gottein Ding: Schlecht gedencien / daß ich das thuej das doch Gott durch mich thut: Und gedencken / GOtt hats nicht gethan : Es wurde bey den Creaturen folgen / ich habe das auch gethan und gemacht! darumb hates kein ander gethan und gemacht: Derhalben ſpricht man zul Zeiten /wierühmet
- fich dieſer des Werdes oder der That/ und hat
es doch nicht allein gemacht oder gethan.
älſo
iſtes ein Ding/ nicht mit GOtt feyn /oder wis der Gott ſeyn: Als Chriſtusſpricht: Welcher nicht mitmir iſt, der iſt wider mich .
Derhal:
ben welcher ſpricht / ich habe das verſtanden! erdacht/ erfunden / geſvircket/ gelitten : Der iſt nicht mit Gott, denn er rühmet und erhes bet ſich in ſeinem Fleiſch , und nicht in GOtti und iſt in demſelbigen Ruhm wider GOtt. Alſo folget/daß Annehmlichkeitund Ungelaſ: fenheit allewegen ivider Gött iſt, ſo ſtill und heimlich / als ſie auch ſeyn mag : Das merce nun /nnd dencte ihmenach /und erwege und be trada 1
76
Von der Gelaſſenheit .
trachte gar wohli ob unſere tágliche Sündent nicht Lod -Sünden ſeynd / und ob wirſie auch mit weichem Waſſer abwaſchen können oder nicht.
XLV . Ungelaſſenheitift Hoffarth. Jele Eſaiam von dem Auſfür im 1o. Ca pitel / und habe Auffmercken/was Gott in ihm ſtraffet/ fo wirſt du bald verfte: hen / daß #ffurin deme gefündiget habe / daer fprach/ in meiner Stårce habe ich die Firſten und Völcker geraubet : Item , meine Macht oder meine Hand hat die Macht der Völcker gleich als ein Meſtgefunden: Item , ich habe ſie
geſammlet /wie einer Eyer ſainmlet/ daß reynd Wort und Sedancken des Uſſurs /welche wia
der GOtt waren / und GOtt den Aſſur ſtraff
te ihrenthalben / und ſpracy : Daß Ruhmung
Preiß den hohen Augen und hoffärtigen Het Ben zuſtehen : Dergleichen werden wir offt i
Eſaia finden , das dieſe Worte / Ich in me
nem zc . und dergleichen Worte aus der Ha farth flieſſen , Eſa. 2.5.13. Ezed ). 28. 29. aber alle Menſchen ſagen / daß Hoffarth ei Sod - Sünde iſt: Muffen ſie auch zugeben /d unſere tägliche Sünden Jod - Súnden fin und daß Ungelaſſenheit nicht eine geringe v achtliche Blatter und Sünde iſt .
Dasſ
Wonder Gelaſſenheit . ich nun auff daß wir ernftlicher Auffſehen auf unſer täglich/jaftundlich
ja augenblicklich le
ben haben ſollen : Und ſollen wiſſen , daßunſee Leben voller Zod -Sündeniſt: Denn eine jeg. liche Ungelaſſenheit iſt des Hölliſchen Feuers würdig / Efa. 14.deine Hoffarth ift zur Höllen niedergezogen / 2c.
Nunfage /ob Chriſti Lehre
nicht daher diene / welche Er zu allen ſprach : Aber dieſe , welchermir wil nachfolgen i
dere
muß ſich ſelber verläugnen / und ſein Čreuß tåg. lich tragen/ und mir nachfolgen ; Luc.19 . Wels cher ein Chriſt ſeyn wil / und ſeinem HErrn Chriſto nachfolgen , der muß fich verläugnen / das iſt/ gelaffen / und ſein Sich/oder Ich vers lieren oder verwerffen / fonften mag er Chrifto nicht nachfolgen / oder ein rechter Chriſt feyn / fondern bjerglich und hißig/ nichteinen Tag/for ; dern biß an ſein Ende beſtändig darinn verhar ren . Das wolte nun GOtt in uns ſchaffeny
ſonſten iſt es baufállig: Auch ſolte er alle Sage auff die Ungelaſſenheit und Annehmlichkeit wachen und warten /gleich als ein zorniger Bår undgrimmiger Löwe auff ihre Feindewarten, ſo ihre Jungen freſſen oder verſchlingenivollen : · Und muß der Menſch ſein Creuß des Zornes/ Haſſes und Neides wider ſeine Feinde d / as iſt, die Seele /táglich tragen/ und nimmer ablegen, foer Chriſto nachfolgen / und ein Lehr- Junge Gots F 3
Von der Gelaſſenheit: Bot te und Chriſti werden will. Gottes
Darzu helf
fe uns GOttdurch unſern HErrn JeſumChris ftum / Amen . XLVI. Von himmliſcher Gelaſſenheit. M
Ende iſt zu wiſſen , wann der Seift
den ruhenden Menſchen angreifft / und A das Hauß oder Tempet Gottes / dasiſt ! die Seele mit ſeiner Herrlichkeiterfüllet / daß
alsdann die Gelaſſenheitan ihr Ende kommtet/ und ungelaſſen wird : Denn es iſt nicht leer oder ledig in der Seelen/ dieweil ſie der Geiſt Gots
tesnichtunvergöttet låſſet/ durchgehet under füllet/underviglich in der Seelen bleibet /und in ein góttlich Leben bringet. And haben dieErt
aturen / Lüſte und Begierden feinen Zugang mehrizu der Seelen , nachdem der Menſch i
der ganßen Seelen iſt , und die Seele in einer vollen Frieden und Gehorſam führet . 2 wird creaturiſche Gelaſſenheit eine göttlid Ungelaſſenheit.
Darzu helffe uns SOI .
Amen ! Auffdie andere Frage Antwort :
We
du in der Warheit ſpridſt : Nicht führe m
in Verfuchung : So bitteſtdu /daßdid SL vor dem Böſen behúten wolte: Aber nicht Anfechtung und Eafierung : Nadidem
co
1
von der Gelaſſenheit .
ftus faget : Ich bitte nicht/ daß du meine Jun ger von der Welt nehmeft /ſoudern vor übel und Alſo bits vor dem Böſen bewahreſt: Joh.17. teſtduaudy/ daß Gottſeinen ewigen Willen in dir ſchaffen wolle / und daß du recht gelaſſen . ſeyft : Du bitteſt kúrblich / daß dich GÒtt für einem verkehrten Urtheil bewahre / und nicht in die Welt gebe , die alle Dinge Gottes ver. kehret und unrecht ſpricht : Dieſes habe ich in der Kürge geſchrieben : Nun habe Fleiß / daß du mannlich und geſtreng in der Begeh. rung zu GOtt leyfte Amen .
EN
DE
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3
79
moto 3 ) (8-64
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