Wilhelm Ludwig Wullen, Editor - Blüthen aus Jakob Böhme's Mystik, 1838

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Р 0 Jakob Böhme e 31 Bluthen aus

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B 1 ü t he n aus

Jakob Böhme's Myſtik. Von

Dr. Wilhelm Ludwig Willen.

ATHENÆUM Stuttgart und Tübingen , Verlag der I. G . Cottaſchen Buchhandlung .

1838.


Phil3110.60 HARVARD UNIVERSITY LIBRARY JAN 18 1957

Druck der Officin der 2 . G . Götta ' ſchen Buchhandlung in Stuttgart.


Seinen lieben Freunden

Ernſt Wilhelm Mutſchler uns

Carl Friedrich Schnißer, zur Erinnerung an jene Tage jugendlicher Begeiſterung, wo wir, geführt von den großen Denkern der Gegenwart und Vergangenheit , mit friſchem Muthe und unbefangenem Sinne die göttliche Wahrheit zu ſuchen begannen ,

der Herausgeber.



Vorwort.

Jakob Böhme gehört zu der Zahl jener herr:

lichen Geifter , welche ihr ganzes Leben der Betrachtung des Ewigen weihten . Er kämpfte mit gewaltiger Kraft, um den Schleier zu hebeit, welchen unſer Schickſal über die Tiefen des Daſeyng ausgebreitet hat.

Seine zahlreichen ,

von den mächtigſten Gedanken und den große

artigften Anſchauungen durchleuchteten Werke find der bald mehr, bald minder glüdliche Ausdruck dieſer erhabenen Anſtrengungen . Sie

weiſen ihm nicht blog in den Jahrbüchern der Vergangenheit eine ausgezeichnete Stelle an ; nein, fie verleihen ihm auch für das in ſo

.


VI

ſchweren Kämpfen befangene Leben der Gegens

wart Gewicht und Bedeutung. Alein während Böhme durch ſeine Geiſtes gewalt ein ruhmwerthes Zeugniß von den Reich thümern gab , welche in dem deutſchen Volfe

liegen , gingen die deutſchen Forſcher an ihm vorüber, von emſiger Haft getrieben , die Schäße des Auslands zu heben . Die Einen hatten für ihn nur wenige Worte der Verad,tung und Schmach, welche Nichts bündiger beweiſen , als daß ſie ihn nicht verſtehen ; die Andern ergoffen ſich über ihn in ſo warmen Ausdrücken der Bes wunderung , daß man an der Oberflächlichkeit ihrer Kenntniß nicht zweifeln kann . Iſt nicht

felbſt Hegel, der ſo viele Helden des Gedan fens mit glänzender Meiſterſchaft ſchildert, in

ſeinen Auseinanderſeßungen über Böhme höchſt unbedeutend ?

Nur zu lange lag der wunder

bare Mann von Görliß, den ſein äußeres Loos an die niedrigſten Verhältniſſe fettete , den aber die erlöſende Kraft des ureigenen Geiſtes zu den höchſten erhob , - im Grabe unverdienter


VII

Vergeſſenheit. Nur zu lange wurden die Siegel ſeines Vermädytniſſes an die Freunde höherer

Wahrheit nicht gelöſt, zum Schaden der Schule, wie des Lebens. Dem

einen

Fehler ſucht meine frühere

Schrift zu begegnen , dem andern die gegen wärtige.

Während jene mit ihren Entwidlungen die

Männer der Wiſſenſchaft im Auge hat, wendet fich dieſe mit ihren Bildern , Lichtern , Gedan ken an einen größern Kreis , an Jene , deren Beruf die That ift , an Jene, welche nur die

Feierſtunde der Betrachtung widmen können. Dieſe Richtung leitete die mühſame Wahl ihrer Theile, deren Zuſammenſchluß zu einem Ganzen

der Sinnige nicht verkennen wird, ſchloß ichwie rige Entwidlungen aus, welche nur dem Gebiete der Schule angehören , entfernte dunkle Aus

drücke, die erſt durch das Licht eines größeren

Zuſammenhanges erhellt werden , führte über haupt manche Aenderungen herbei, welche allein die erforderliche Rechtfertigung gewinnen .


VIII

Möge nun dieſe Sammlung ihren doppel ten Zweck erreichen , ſowohl in weiteren Kreiſen Böhme's tiefem Geiſte durch ihn ſelbſt ein

Denkmal ſtiften , als auch in empfängliche Ge müther begeiſternde Anſchauungen und erhebende

Gedanken niederlegen ! Dehringen , im Juli 1837.

Wullen .


Blüthen aus

Jacob Böhme's Myſtik.

Wullen , Böhme's Myſtik.



ATHENÆUM Von der Gnadenwahl. 1. 3. Man kann nicht von Gott ſagen , daß er dies oder das fey , böſe oder gut, daß er in fich felbft Unterſchiede habe ; denn er iſt in fich ſelber Naturlos. Er hat keine Neiglichkeit zu Etwas , denn es iſt nichts vor ihm , zu dem er fich nei

gen könnte , weder Böſes noch Gutes. Er iſt in fich felbft der Ungrund , ohne einigen Willen gegen die Natur und Kreatur, ein ewig Nichts ; es iſt keine Qual in ihm , nicht etwas , das fich zu ihm oder von ihm neigen könnte. Er iſt

das Nichts und das Ales , und iſt ein einiger Wille, in dem die Welt und die ganze Schöpfung liegt; in ihm iſt Alles gleich ewig ohne Anfang, in gleichem Gewicht , Maß und Ziel. Er ift 1 *


weder licht noch Finſterniß , weder Liebe noch Zorn , ſondern das ewige Eine; darum faget Moſes : der Herr iſt ein Einiger Gott.

Myfteriam Magnum . 1. 2. Gott iſt das Eine gegen die Kreatur, als

ein ewig Nichts ; er hat weder Grund noch An fang noch Stätte , und beſigt nichts als nur fidh felbſt. Er iſt der Wille des Ungrundes , er

ift in fich felbft nur Eines : er bedarf keines Raumes noch Ortes , er gebärt von Ewigkeit in

Ewigkeit ſich ſelbſt in fich: er iſt keinem Dinge gleich oder ähnlich, und hat keinen ſonderlichen Ort da er wohne: die ewige Weisheit oder Ver ſtand iſt ſeine Wohnung. Er iſt der Wille der Weisheit , die Weisheit iſt ſeine Offenbarung.


Myfterium Magnum. 7. 6 . Daß geſagt wird von Gott: er ſey Vater, Sohn, Heiliger Geiſt, das iſt gar recht geſagt : allein man muß es erklären , ſonſt begreift’s das unerleuchtete Gemüth nicht. Der Vater iſt der Wille des Ungrundes , er iſt außer aller Natur, außer allen Anfängen der Wille des Etwas, der

faßt ſich in eine Luſt zu ſeiner Selbſt - Offens barung.

Myfterium Magnum. 7. 7. Die Luft ift des Willens oder des Vaters gefaßte Kraft, iſt ſein Sohn , Herz und Siß ,

der erſte ewige Anfang im Willen ; und wird darum cin Sohn genannt, daß er im Willen

einen ewigen Anfang nimmt, mit des Willens Selbſt- Faſſung.


Myfterium Magnum. 7. 8. So ſpricht ſich nun der Wille durch das Faffen aus fich aus , als ein Aushauchen oder als eine Offenbarung: und daſſelbe Ausgehen vom Witten im Sprechen oder Hauchen , iſt der Geiſt der Gottheit, oder die dritte Perſon , wie es die Alten gegeben haben .

Theoſophiſche Fragen . 1. 1. Gott iſt die ewige Einheit, das unmeßliche einige Gut , welches nichts hinter noch vor fich hat, das ihm etwas geben oder eintragen , oder das ihn bewegen möchte ; ohne alle Neiglichkei ten und Eigenſchaften , ohne Urſprung der Zeit, in ſich ſelber nur Eines , eitel Lauterkeit, ohne

Berührung , welches nirgends keinen Ort noch


Stelle hat, noch zu ſeiner Wohnung bedarf;

ſondern iſt zugleich außer der Welt und in der Welt, und ift tiefer als fich ein Gedanke ſchwin gen mag; ja , wenn man hunderttauſend Jahre

an einander Zahlen ausſpräche von ſeiner Größe und Tiefe, ſo hat man doch noch nicht ange fangen , ſeine Tiefe auszuſprechen , denn er ift die Unendlichkeit . Alles , was gezählt und ges

meſſen werden kann, das iſt natürlich und bilds lich : aber die Einheit Gottes kann nicht ausges ſprochen werden , denn ſie iſt durch alles zugleich und darum Gut genannt und erkannt, daß es die ewige Sänfte und das höchſte Wohlthun in

der Empfindlichkeit der Natur und Kreatur ift, die empfindliche, ſüße Liebe.


Theoſophiſche Fragen . 1. 2 . Die Einheit, als das Gute , fließt aus fich aus und führt ſich mit dem Ausfluſſe in Wollen und Bewegniſſe; da liebt und durchwohnt die Eins

beit das Wollen oder Wallen , und das Wallen oder Wollen empfindet die Sänfte der Einheit; das ift der Grund der Liebe in der Einheit das von Moſes ſagt: der Herr unſer Gott iſt ein einiger Gott, und keiner mehr.

Theoſophiſche Fragen. 2. 2. 3. Der Wille iſt eine eitel wollende liebe- luft, ein Ausgang aus fich ſelbſt zu ſeiner Empfind

lichkeit. Der Wille iſt der ewige Vater des Grundes ; und die Empfindlichkeit der Liebe iſt der ewige Sohn , welchen der Wille in fich gebiert,


zu einer empfindlichen Liebes - Kraft; und der Ausgang der wollenden empfindlichen Liebe ift der Geiſt des göttlichen Lebens. Und ſo iſt die ewige Einheit ein breifaches unmeßliches unan

fängliches Leben , welches ſtebet in eitel Wollen , in Faſſen und Empfinden ſeiner felbft, und in einem ewigen Ausgang aus fich felbft.

Morgenröthe im Aufgang. 3. 14. Der Vater iſt Alles , und alle Kraft beſteht in dem Vater, er iſt der Anfang und das Ende aler Dinge , und außer ihm iſt Nichts , und alles, was da worden iſt, das iſt aus dem Vater worden. Denn vor dem Anfang der Schöpfung war nichts , als nur Gott. Nun aber mußt du

nicht denken , daß der Sohn ein anderer Gott ſey , als der Vater , daß er außer dem Vater


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ftebe , wie wenn zwei Männer nebeneinander ftehen , von denen einer den andern nicht be greift; nein , ſo verhält es ſich nicht mit dem Vater und dem Sohne, denn der Vater iſt nicht ein Bild, das man mit etwas vergleichen könnte, ſondern der Vater iſt der Quellbrunn aller Kräfte,

und alle Kräfte ſind in einander, wie eine Rraft,

darum heißt er auch ein einiger Gott: wenn ſeine Kräfte zertrennt wären , ſo wäre er nicht allmächtig , nun aber iſt er der ſelbſtſtändige, allmächtige und allkräftige Gott.

Morgenröthe im Aufgang. 3. 15 .

Der Sohn iſt das Herz in dem Vater, das Herz oder der Kern in allen Kräften des ganzen Vaters. Von dem Sohne ſteigt auf die ewige himmliſche Freude, quellend in allen Kräften des


Vaters, eine Freude, die kein Ange geſehen, und kein Ohr gehöret hat, und in keines Mens fchen Herze je geſtiegen iſt, wie S . Paulus ſagt 1. Cor. 2, 9.

Schußſohrift wider Eſajas Stiefel. 145. Das Nichts ift Gott, der führet fich mit der freien Luft des Nichts in Begierde ein : denn im Nichts iſt ein ewiger Wille zur Offenbarung, welchen keine Kreatur ; Engel noch Menſchen gründen mag. Derſelbige Wille offenbart fich mit der ewigen Luft, durch die Begierde in Drei faltigkeit.

Morgenröthe im Aufgang. 3. 28. Gleichwie die drei Elemente, Feuer, luft und Waffer von der Sonne und den Sternen


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ausgeben , und die lebendige Bewegung und den Geiſt aller Kreaturen in dieſer Welt machen : alſo geht auch der heilige Geiſt vom Vater und Sohne aus, und macht die lebendige Bewegung in allen Kräften des Vaters. Und gleichwie die drei Elemente in der Tiefe wallen , als ein felbft

ſtändiger Geiſt, wenn ſchon aus aller Sternen Kraft gefloſſen , und gleichwie alle Kräfte der Sonne und Sterne in den drei Elementen find, als wären ſie ſelber die Sonne und die Sterne;

alſo gebet der heilige Geiſt aus vom Vater und vom Sohne, und wallet in dem ganzen Vater und iſt aller Kräfte Leben und Geiſt in dem

ganzen Vater.

Drei Prinzipien des göttlichen Weſens.7.21. : Der rechte Himmel , in dem Gott wohnt, tft aller Orten , auch mitten in der Erde. Er


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begreift die Hölle, wo die Teufel wohnen ; Nichts iſt außer Gott. Da er geweſen vor der Welt Schöpfung, da iſt er noch , in ſich ſelbſt, und ift. ſelbſt das Weſen aller Weſen ; alles iſt von ihm erboren , und urkundet von ihm , und darum

heißt er Gott , weil er allein iſt das Gute. .

Theoſophiſche Sendſchreiben . 47 . 4 .

In Gott find alle Weſen nur ein Weſen , als ein ewig Ein , das ewige einige Gute : welches ewige Eine ihm ohne Schiedlichkeit nicht

offenbar wäre. Darum hat ſich daffelbe aus fich ſelber ausgehaucht, ſo daß eine Vielheit und Schiedlichkeit ſich im eigenen Willen eingeführt bat, und in Eigenſchaften ; die Eigenſchaften aber in Begierden und die Begierden in Weſen .


Theoſophiſche Sendſchreiben . 47. 34 . Gott iſt weder Natur nod Kreatur, was er : in fich felbft iſt, weder dies noch das, weder

hoch noch tief. 'Er iſt der Ungrund und Grund aller Weſen , ein ewig Ein , da kein Grund noch Stätte ift. Er iſt der Kreatur in ihrem Vermögen ein Nichts , und iſt doch durch alles. Die Natur und Kreatur iſt fein Etwas, damit er ſich ſichtbar, empfindlich und findlich macht, beides nach der Ewigkeit und Zeit.

Schußſchrift wider Eſajas Stiefel. 32. Gott ſind alle ſeine Werke von Ewigkeit her bekannt geweſen , beides das Gute und das

Böſe; das Böſe iſt in ſeinem Zorn erkannt worden , und das Gute in ſeiner Liebe.


Schußſchrift wider Eſajas Stiefel. 344. Gott wohnet in der Zeit, und die Zeit iſt in ihm nicht offenbar, ſondern vor ihm als ein Gleichniß ; e$ ift in ihm im Regiment alles Eins . Die Zeit ift Knecht und ſein Werk. Er lebt in fich

Morgenröthe im Aufgang. 10. 54. In Gott triumphiren alle Geiſter wie Ein

Geift, und Ein Geiſt fänftigt und liebt immer den andern , und iſt Nichts denn eitel Freude und Wonne. Wohl iſt ihre Geburt, welche im

Verborgenen geſchieht, ſchwer und ſchmerzvoll, aber es muß ſo feyn ; denn nur ſo wird das

Leben und der Verſtand, und die Alwiſſenheit geboren .


16

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 9. 3.

Das Wort hat fich durch Bewegung aller Geſtalten in dieſer ſichtbaren Welt, als in einem fichtbaren Gleichniß geoffenbart, ſo daß das geifte liche Weſen in einem leiblichen , begreiflichen offenbar ſtünde. Der innern Geftalt Begierde

bat fich äußerlich gemacht; das Innere fteht im Aeußeren , das Innere hält das Aeußere vor fich als einen Spiegel, in welchem es ſich beſieht.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 10 . 41.

Alles, was da lebt und webt, muß zu Gottes Herrlichkeit eingehen . Eines wirkt in ſeiner liebe, das andere in ſeinem Zorne, es iſt alles in dem


unendlichen Weſen zur Offenbarung des unend lichen großen Gottes erboren und geſchaffen wore den . Aus allen Eigenſchaften des Böſen und Guten ſind Kreaturen durch den Willen des ſprechenden Worts hervorgegangen ; denn die Eigenſchaft der Finſterniß und des Feuers ift ſowohl mit im Sprechen geweſen , als die Eigen ſchaft des Lichts , darum find böſe und gute

Kreaturen .

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 10. 42. 1

Die Engel und Menſchen ſind in das Bild der Liebe Gottes geſprochen worden , fie ſollten

in der Gelaſſenheit im ſprechenden Willen Got tes ſtehen bleiben als eine Form des ſprechen den Willens , durch welche das ſprechende Wort Wullen , Böhme's Myftik .


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als in ſeiner Gleichheit fich befteht, wie ein Maler ein Bild nach ſich malt, und ſich damit beſchaut, wie ſeine Geſtalt ift.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 12. 13 . In mir ſelber wird das Paradies ſeyn, Adles was Gott der Vater hat und ift , das ſoll in DOS

mir erſcheinen , als ein Bild des Weſens der göttlichen Welt , alle Farben , Kräfte und Tu

genden ſeiner ewigen Weisheit ſollen in und an mir als ſeinem Ebenbilde offenbar reyn, ich fou

die Offenbarung der geiſtlichen und göttlichen Welt ſeyn, und ein Werkzeug des Geiſtes Got tes , mit dem er ſpielt. Ich ſoll das Saiten ſpiel feines ausgeſprochenen Worts und Halles feyn , und nicht allein ich , ſondern alle meine


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Mitglieder in dem herrlich zugerichteten Inſtru ment Gottes , wir ſind alle Saiten in feinem

Freudenſpiel, der Geift ſeines Mundes ift's, der unſere Saiten ſchlägt.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 15 . 52.

Alles , was in der Natur läuft, das quält Fich ; was aber der Natur Ende erreicht, das ift in Ruhe ohne Dual, und wirkt doch, aber nur in einer Begierde. Alles , was in der Natur Angſt und Streit macht, das macht in Gott

eitel Freude, denn das ganze Himmels- Heer iſt Alles in eine Harmonie gerichtet: ein jedes Rös nigreich der Engel in ein ſonderlich Inſtrument, aber Alles in einander in eine Muſik, Alles in dem einzigen liebehat Gottes , eine Saite dieſes 2*


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Spiels erhebt und erfreut die andern ; und das iſt der Anfang und das Ende aller Dinge.

Von der Geburt und Bezeichnung aller

Weſen . 16. 1. Die Schöpfung iſt nichts anders , als eine Offenbarung des allweſenden ungründlichen Got

tes , Alles , was er in ſeiner ewigen unanfang lichen Gebärung iſt, das iſt auch die Schöpfung, aber nicht in der Allmacht und Kraft.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 16. 10 . Alles muß den Schöpfer aller Weſen loben ,

die Teufel loben ihn in der Macht des Grimmės, und die Engel und Menſchen loben ihn in der Macht der Liebe.


Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen. 16 . 11.

Das Weſen aller Weſen iſt nur ein einiges Weſen , aber es ſcheidet ſich in ſeiner Gebärung in Licht und Finſterniß , in Freud und leid , in Böſes und Gutes, in Liebe und Zorn, in Feuer und Licht, und aus dieſen zwei ewigen Anfän gen , in den dritten Anfang, nämlich in die Schöpfung zu ſeinem eigenen Liebeſpiel nach der

ewigen Begierde Eigenſchaft.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 16 . 20. Alles das, weffen dieſe Welt ein irdiſch

Gleichniß und Spiegel iſt, das iſt im göttlichen Reich in großer Vollkommenheit im geiſtlichen


22

Weſen, nicht nur Geift als ein Wille oder Ges danke, ſondern Weſen , körperlich Weſen , Saft und Kraft, aber gegen die äußere Welt wie uns

begreiflich.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen. 16 . 22. : Alles , was in dieſer Welt iſt, das ift ein Vorbild der engliſchen Welt, nicht daß das Böſer welches in dieſer Welt neben dem

Guten zu

gleich offenbar iſt, im Himmel offenbar ſey ;

nein es iſt geſchieden in zwei Reiche, im Him mel ift Alles gut, was in der Hölle bős , das ift, im Himmel iſt Alles Freude , was in der Hölle Angſt und Pein . .


Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 16 . 24 .

Finſterniß und Licht ſcheidet Himmel und

Hölle, auf daß erkannt werde, was bös oder gut, Freud oder leid, liebe oder Zorn fey : es. iſt der Unterſchied zwiſchen der Begierde des Lichts und der Liebe, und zwiſchen der Begierde: finfteren Zornes.

Von dem dreifachen Leben des Menſchen . 6. 5 . Gott iſt ſelbft das Weſen aller Weſen , und

wir find als Götter in ihm , durch welche er ii. . fich offenbart. . -


24

Von dem dreifachen Leben des Menſchen . " 6 . 49.

Wie der Menſch iſt, ſo iſt auch die Ewig keit: betrachtet ihn in Leib und Seele, in Gu tem und Böſem , in Freud 'und Leid , in Licht und Finſterniß , in Macht und Inmacht, in Leben und Tod, Himmel, Erde, Sterne und Elemente, Alles iſt im Menſchen , dazu die Dreis

zahl der Gottheit, und nichts fann genannt wers den , das nicht im Menſchen wäre.

Von dem dreifachen Leben des Menſchen . .

6 . 84. 85 . 86.

Siehe an ein glühend Eiſen , das iſt in fich ſelber finſter und ſchwarz, und das Feuer durch dringet das Eiſen, daß es leuchtet. Nun geſchieht


23

doch dem Eiſen Nichts; es bleibt Eiſen , und die Qual des Feuers behält ihr eigen Recht, fie nimmt nicht das Eiſen in fich , ſondern fie durchdringt das Eiſen , und iſt das Eiſen eins mal als das andere frei für ſich, und auch die Qual des Feuers ; feines ift das andere. .

.

. So iſt die Seele in das Feuer der Gott heit geſeßt, die Gottheit durchſcheint die Seele, und wohnt in der Seele; aber die Seele bes greift nicht die Gottheit, aber die Gottheit bez

greift die Seele und verwandelt ſie doch nicht, ſondern gibt ihr nur göttliche Qual der Majeſtät.

Von dem dreifachen Leben des Menſchen. 7. 22. • Gott ift dreifaltig in Perſonen und wollte fich auch dreimal bewegen , nach der Eigenſchaft


26

jeder Perſon , und nicht mehr in Ewigkeit. Zum erſten bewegte ſich das Centrum der Natur des Vaters zur Schöpfung der Engel, und fort zu

dieſer Welt. Zum andern bewegte fich die Nas. tur des Sohnes , wo das Herz Gottes Menſch ward, und das wird in Ewigkeit nicht mehr geſchehen ; und ob es geſchiebet, fo geſchiebet es doch durch denſelben einigen Menſchen, der Gott ift, durch Viele in Vielen . Zum dritten wird ficy

am Ende der Welt die Natur des heiligen Geis ftes bewegen , wo die Todten auferſtehen werden .

So wird der Heilige Geift der Beweger ſeyn ,

der die großen Wunder , die in dieſer Welt gee

ſcheben ſind, alle in die ewige Weſenheit ftellen wird, zu Gottes Ehre und zur Freude der Krea turen ; und er wird der ewige Beweger der Kreaturen ſeyn : denn durch ihn grünt wieder das Paradies , welches wir hier verloren haben .

.


Theoſophiſche Sendſchreiben. 41. 10. Ein Adler hat junge Löwen in ſeinem Neſte ausgebrütet, und ihnen allen Raub zugetragen , bis fie groß worden ſind, in der Hoffnung, fie werden ihm wieder ihren Raub zutragen , aber

file haben das vergeſſen , und nehmen dem Adler: ſein Neft, und raufen ihm

ſeine Federn aus,

und backen ihm vor Untreue ſeine Klauen ab , daß er nicht mehr Raub holen kann, ob er

möchte verhungern : fie aber werden , um des Adlers Neſt uneinig und zerreißen ſich im Zorn , bis ihr Zorn ein Feuer wird, welches das Neft

verbrennt, und folches vom Herrn aller Wefen.


Drei Prinzipien des göttlichen Weſens. 11. 33 . 35 . 36 . 37. Um Adam ftritten ſich Himmel, Hölle, Welt. Das Herz Gottes wollte ihn haben im Para dies , und. in ihm wohnen . Es ſprach : er iſt mein Bild und Gleichniß. Und das Reich des Grimms wollte ihn auch haben . Es ſprach : er iſt mein und iſt aus meinem Brunnen , aus dem ewigen Gemüthe der Finſterniffe gegangen , ich will in ihm ſeyn , und er ſoli in meiner

Macht leben , denn aus mir iſt er erboren , ich will ſtarke und große Macht durch ihn erzeigen . Und das Reich dieſer Welt ſprach : er iſt mein , denn er trägt mein Bildniß , und lebt in mir

und ich in ihm : mir muß er gehorſam ſeyn, ich will ihn bändigen und zähmen : ich habe alle meine Glieder in ihm , und er in mir : id bin


29

größer als er : er fol mein Haushalter ſeyn ; ich will meine Schöne, Wunder und Kraft in

ihm erzeigen ; er foll meine Kraft und Wunder offenbaren : er ſou hüten und pflegen meine Heerde; ich will ihn kleiden mit meiner Pracht.

Nun , was that die Kraft in Adam bei dies ſem Streite ? fie Heuchelte mit allen dreien. Zum Herzen Gottes ſprach fie : ich 'will im Paradieſe bleiben , und du fouft in mir wohnen ; ich will dein feyn , denn du biſt mein Schöpfer , und haft mich alſo aus allen Reichen geſchaffen, deine

Wonne ift lieblich , und du biſt mein Bräuti gam , von deiner Fülle habe ich empfangen , darum bin ich ſchwanger , und will mir eine Jungfrau gebären , daß mein Reich groß werde, und du eitel Freude an mir habeft, ich will effen von deinem Gewächſe , und mein Geift fou effen von deiner Kraft, und dein Name fol in mir heißen Emanuel, Gott mit uns .


30

Und als der Geift dieſer Welt folches vers nahm , ſprach er : was wilft du allein effen von dem , was du nicht begreifft , und trinken von

dem , was du nicht fühlft, biſt du doch nicht bloß ein Geift, du haſt alle Art der Begreiflich

teit'von mir an dir, ſiehe die begreifliche Frucht

ift füße und gut, und der begreifliche Trant ift mächtig und ſtark, iß und trink von mir, fo erlangſt du alle meine Kraft und Schönheit, du fannft in mir mächtig feyn über alle Kreaturen :

das Reich dieſer Welt wird dir zum Eigentbum , and wirft ein Herz auf Erden . . Und die Kraft in Adam ſprach : ich bin auf Erden und wohne in der Welt, und die Welt

iſt mein , ich will fie brauchen nach meiner Luft. Da kam das Gebot Gottes , gefaßt im Grunde Gottes und ſprach : welches Tages du iffeſt von der irdiſchen Frucht, ſouft du des Todes ſterben .


Schußſchrift wider Eſajas Stiefel. 123. Denn das Gleichniß Gottes, das in Gottes Weisheit von Ewigkeit geſehen ward, und in dem Jehova erkannt; darein Gott den Menſchen

ſduf, das war vor den Zeiten der Welt ohne Leben und Weſen ; es war nur ein Spiegel des Bildes , barin fich Gott ſab, wie er in einem Bilde feyn möchte.

Schubſchrift wider Elajas Stiefel. 345. •

Gott iſt in der Zeit leben , doch der Zeit

unbegreiflich, die Zeit regiert nicht in Gott : fie iſt in ihm als ein Werkzeug , damit er res giert und macht. So iſt die Seele nicht aus der Zeit der Natur, fie ift aus der ewigen geiftlichen Natur; der Zeit Natur iſt nur ihr


32

Wohnhaus, auch als ein Werkzeug , mit dem ſie ſchafft. Sie hat in ſich das Centrum zur Feuer und Lichtwelt: denn aus dem Centrum wärd fie

dem Adam vom heiligen Geifte in Bewegung des Vaters aus dreien Reichen eingehaucht.

Morgenröthe im Aufgang. 23 . 92. · Als Lucifer allein Gott ſeyn wollte , ſo brüllte er mit ſeinem angezündeten Feuergeiſte

in die Natur Gottes, da ward der ganze leib in der Natur Gottes , ſo weit als ſeine Herr ſchaft reichte , angezündet. Weil aber fein Licht alsbald erloſch , ſo konnte er mit ſeinem Geiſte in den zwei Geburten , des Sohnes Gottes und des heiligen Geiſtes Gottes, nicht mehr fich be

wegen , ſondern blieb in der ſcharfen Geburt Gottes ftehen.

...

.


Theoſophiſche Fragen . 7. 6. Lucifer wollte mit dem Nein über das fa berrſchen , denn das Nein hat fich in ihm er hoben , und das ja verachtet; weil in dem Nein die Macht zur Schiedlichkeit und Förmlichkeit ſtund, ſo wollte der treatürliche Wille im Nein als in der Verwandlung herrſchen , brach fich von Gottes Einheit ab , und ging in die An nehmlichkeiten der Eigenſchaften .

Von den drei Prinzipien des göttlichen

Weſens. 17. 71. Das Reich der Hölle ſperret immer ſeinen Rachen auf, zu verſchlingen die arme gefangene Seele , die an zwei ſchweren Ketten liegt: eine vom Reiche der Hölle, die andere vom Reiche Wullen , Bühme's Myftik.


34

dieſer Welt; ſie wird geführt mit dem ſchweren , tölpiſchen , viehiſchen , ganz ſüchtigen Leibe wie

ein Dieb, den man zum Gerichte ſchleppt. Bald rauſcht der Teufel über ſie hin mit ſeinem

Grimme und Zorn , und will mit ihr in den Abgrund; bald die gleißneriſche Welt mit Macht, Pracht, Geiz und Wolluft; bald Krankheit und Furcht.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 16 . 34 .

Darum , daß fich der Willengeift Cucifers, der doch aus liebe und Zorn , aus beiden ewi gen Prinzipien urſtändet, dem Grimm eingegeben hat, darum , daß ſich der Grimm empor und ins Regiment geſchwungen , und aus der gleichen Harmonie in eine Ungleichheit erhoben , darum


35

mußte er in ſeine Gleichheit eingetrieben werden : das iſt ſein Fall , und ſo ift auch aller böſen

Menſchen Fall.

Morgenröthe im Aufgang. 23. 82. Wenn ſich das Herz Gottes mit ſeiner Klar heit ſonderlich erzeigt, ſo gebet auf das ganze Heer der heiligen Engel. Und in dieſem Auf gehen des Herzens Gottes ift König und Erfter der Menſch, Jeſus Chriſtus , der führet den königlichen Reigen mit allen heiligen Seelen der Menſchen bis an den jüngſten Tag. Alsdann werden die heiligen Menſchen vollfömmliche En gel, und die Gottloſen vollfömmliche Teufel,

und das in Ewigkeit.

3 *


36

Von den drei Prinzipien des göttlichen Welens. 21. 50. Es ift nichts heimlicheres in dieſer Welt, als das Reich Chriſti, und iſt auch nichts offen = barlicheres, als das Reich Chriſti.

Von wahrer Gelaſſenheit. 8. 1 . Die ganze chriftliche Religion ſteht darin ,

daß wir erkennen lernen , was wir find , von wannen wir gekommen , wie wir aus der Eini gung in die Uneinigkeit, Bosheit und Ungerech tigkeit eingegangen , wie wir dieſelbe in uns erweckt; wo wir in der Einigung geweſen , als wir Kinder Gottes waren ; wie wir jegt in der Uneinigkeit ſind, in dem Streit und Widerwil

len . Wo wir hinwallen aus dieſem zerbrechlichen


Weſen ; wo wir mit dem Unfterblichen hinwollen , und dann auch mit dem Sterblichen .

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen. 10 . 48. Gott muß Menſch werden , Menſch muß

Gott werden , Himmel muß mit der Erde ein Ding werden , die Erde muß, zum Himmel wer

den : wilft du auf Erde Himmel machen , ſo gieb der Erde des Himmels Speiſe , auf daß

die Erde des Himmels Willen bekomme.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 11. 41. Als Jeſus in der Menſchheit den Tod zer

brach, und die Selbſtheit wegnahm , ſo warf er


38

nicht die menſchliche Eigenſchaft, darinnen der

Tod und Gottes Zorn war , hinweg , ſondern er nahm ſie erſt recht an ; er nahm erſt recht das äußere Reich ins innere ein : denn das äußere Reich ift ein Wunder , aus der ewigen Weisheit im ſprechenden Wort erboren , und in eine Form geſprochen, als eine Offenbarung der Gottheit in Liebe und Zorn , im Guten und Böſen .

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 11 . 42. Jeſus wollte nicht, daß das äußere Bild der Wunder in der Gleichheit Gottes verginge, ſon

dern der Grimm , welcher im Menſchen die liebe überwältigt hatte, der ſollte ins Nichts als in

die Freiheit gegeben werden, auf daß er in ſeiner


:

39

Selbſtheit nicht offenbar wäre ; er ſollte Knecht

werden und nur eine Urſache der feurigen Liebe Freude, es ſollte am Menſchen Nichts vergeben , denn Gott hat ihn in ſein Bild geſchaffen .

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 11. 58. Die ganze wahre Chriſtenheit iſt Chrifti Mutter, die Chriſtum in fich gebärt, und Johan

nes als die Diener Chriſti, ſind ihre Pfleger, die fich der Mutter Chriſti annehmen , wie Johannes that. Er nahm ſich der Mutter Chriſti bald an , und pflegte ihrer , als ihr Sohn , nicht als ihr Herr, denn Chriſtus ſprach auch zu ihm : Siehe, das iſt deine Mutter , alſo follen alle Jünger und Lehrer Chrifti thun, und fich der armen Chriſtenheit annehmen , als Söhne mit großer


40

Demuth gegen die Mutter, ihr mit Ernft unt Fleiß dienen , fein , züchtig und demüthig ihr

pflegen , fie mit Chriſti Geiſt weiden und tröſten.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 10. 89. Wie Adam das Ebenbild Gottes in finſtere Todesgeſtalt verwandelte , fo verwandelt Gott

das Ebenbild aus dem Tod durch ſeinen Feuer grimm wieder ins licht , er zieht das Ebenbild wieder aus dem Tode, wie eine Blume aus der

wilden Erde.


Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 12. 9. Ein jeder ift ein ſonderlicher Zweig , aber es iſt nur ein einziger Baum , der ift Chriſtus

in Adam , und Adam in Chrifto , nur einer, nicht zwei, nur ein Chriſtus in allen Chriſten.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 12 . 14 .

Darum ift Gott Menſch geworden , daß er fein herrlich Inſtrument, welches nicht mehr nach

ſeiner Liebe klingen wollte, wieder zurecht brächte, ,und den rechten liebe -Haut wieder in die Saiten einführte. Ja , der Hall, der für ihn klingt, den hat er wieder in uns, als ſein Inſtrument ein

geführt, er iſt der worden , der ich bin , und


bat mich zu dem gemacht, das er ift; alſo mag ich ſagen , daß ich in meiner Gelaſſenheit die Stimme des göttlichen Halles bin . Deſſen er freue ich mich nun in allen meinen Mitfaiten und Mitſtimmen , welche neben mir, als ein

ewiges Werk ins Lob Gottes gerichtet find.

Von dem dreifachen Leben des Menſchen . 7. 39 . Die Seele lag in der Hölle, wie ein Todten

bein , der Drache hatte ſie im Rachen ; da war in der ganzen Gottheit kein Rath , es würde dann das ewige Wort und Herz Gottes ein Menſch und ginge ins menſchliche Fleiſch und Blut ein , und nehme eine Menſchenſeele in fich , ginge in Tod zu der armen Seele, und nähme dem Tod, der die Seele gefangen hielte,


43

feine Gewalt und der Hölle ihren grimmigen

Stachel, und führte die arme Seele aus dem Tode und aus der Hölle in ſich ſelber aus.

Erſte Schußſchrift wider Balthaſar Tilken . 342. Was Chriſtus nach unſerer menſchlichen Bild

niß und nach der Seele iſt, iſt er eine Kreatur, uns gleich , von uns angenommen ; aber was er

nach der Gottheit und nach der göttlichen Weſens

heit iſt, damit iſt er über der Natur, und höher als die Himmel; damit iſt er keine Kreatur, fons

dern Gott ſelbft.


44

Morgenröthe im Aufgang. 10. 47. Wil in der Seele das Feuer eines ihrer Geifter zu groß werden , ſo hat ſie ihr Gefäng niß , da mag ſie den Geiſt einſchließen ; die an dern Geiſter müſſen ſodann ihre Stockmeiſter

ſeyn, bis der Zorn vergebet, und das Feuer

auslöſet.

Morgenröthe im Aufgang. 11. 73. 74. Die Seele ſchwebt zwiſchen Himmel und Hölle, darum muß fie fich wohl quetſchen laſſen, und alle Tage und Stunden mit dem Teufel ringen ; darum lebt ſie in großer Gefährlichkeit in dieſer Welt , darum heißt dies leben recht

ein Jammerthal, voller Angſt, ftetiges Würgen, Rriegen , Rämpfen , Streiten .


45

Aber der falte und halbtodte Leib verſteht dieſen Kampf der Seele nicht allewege, er weiß nicht, wie ihm geſchieht, ſondern er ift fchwer

müthig und ängſtlich, und gebet von einem Orte zum andern , und ſuchet Ruhe. Und wo er auch hin kommt, er findet nichts ; da entſteht denn Zweifel und Unglauben , ihm iſt oft, als wäre er gar von Gott verſtoßen; aber er verſtehet nicht des Geiſtes Kampf, wie derſelbige bald

oben , bald unten lieget, er verſteht nicht das

beftige Kriegen und Streiten mit Hölle und Himmel, das Feuer, welches die Teufel auf blaſen , und die heiligen Engel löſchen .

Theorophiſche Sendſchreiben . 46. 32.

Es gibt kein Erbarmen als allein in Chriſto : ſoll ich nun das Erbarmen erreichen , ſo muß


46

ich Chriſtum in mir erreichen ; ſoll meine Sünde in mir getilgt werden , ſo muß es Chriftus mit ſeinem Blut und Tod , und mit ſeiner Ueber

windung in mir thun. Soll ich glauben , ſo

muß der Geiſt, die Begierde und der Wille Chrifti in meiner Begierde und meinem Willen

glauben , denn ich kann nicht glauben .

Bweite Schußſchriftwider BalthaſarTilken . 114 .

Das heißt über alle Vernunft glauben , wenn

das Herz keinen Troſt empfäht, und doch an Gott hängt, und im Willen ſagt: Herr, ich laffe nicht von dir, wirf mich in die Hölle oder

in den Himmel, ich laffe dich doch nicht, denn du bift mein , und ich bin dein ; ich will in dir Nichts ſeyn, mache aus mir, was du wilft.


Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 10. 85 . Der Menſch hat die Gewalt, fo fern er

als ein Werkzeug Gottes in Gehorſam Gottes gehet , die Erde , welche im

Fluch Gottes fteht,

in die Benedeiung einzuführen und aus Todes angſt die höchſte Freude zu machen. Er ſelber thuts freilich nicht allein. Sein Wille muß mit dem Verſtande arbeiten und die Weſen zuſam menfügen , die zuſammengehören , Tod und le ben , auf eine Art wie Gott die Zeit und Ewigs

feit durch und in dem Menſchen Chrifto , und durch ihn alle, welche ihren Willen ihm ergeben , vereinigt.


Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 13. 61. Hat uns Gott Macht gegeben, ſeine Kinder zu werden , und über die Welt zu herrſchen,

warum nicht auch über den Fluch der Erde ? Es foll's keiner für unmöglich halten , es ge

köret nur ein göttlicher Verſtand und Erkennt lichkeit dazu , welcher ſoll blühen in der Zeit der Lilien , und nicht in Babel.

Morgenröthe im Jufgang. 22 . 54. Wo die Liebe in Sanftmuth aufgebt, da geht das Herz Gottes auf. Das Herz Gottes

wird im ſanften Waſſer des angezündeten Lichts geboren , es ſey gleich im Menſchen oder außer


49

dem Menſchen , es wird überal in der Mitte zwiſchen der äußerſten und innerſten Geburt geboren .

Morgenröthe im Aufgang. 23. 3. 4. 5. .

Es dürfte Mancher wohl ſagen , was wäre das für ein Gott, deffen Leib , Weſen und Kraft in Feuer, luft, Waſſer und Erde ſtände? Wenn dieſes ganze Weſen nicht Gott iſt, To biſt du nicht Gottes Bild ; wenn irgend ein

fremder Gott iſt, ſo haſt du kein Theil an ihm . Du biſt aus dieſem Gott geſchaffen , und lebt

in ihm , und er gibt dir ſtets aus fich felbft Kraft, Segen , Speiſe und Trank; auch alle deine Wiſſenſchaft ftebet in dieſem Gott, und wenn du ſtirbft, ſo wirſt du in dieſem Gotte begraben . Wenn ein fremder Gott iſt, der Wullen , Böhme's Myſtik.


50

außer dieſem iſt, wer wird dich dann aus dieſem Gott, in dem du verweſ't biſt, wieder lebendig

machen ? Wie wird dir der fremde Gott, aus dem du nicht geſchaffen bift, und in dem du nie gelebt haft, deinen Leib und Geift wieder zu

ſammen fügen ?

Morgenröthe im Aufgang. 23. 6 . Wenn du nun ein anderes Weſen bift, als Gott ſelbſt, wie wirſt du dann ſein Kind ſeyn ?

Morgenröthe im Aufgang. 23. 9. Siehe , das iſt der rechte einige Gott , aus dem du geſchaffen biſt, und in dem du lebſt: wenn du anſiehſt die Tiefe und die Sterne und


51

die Erde, fo fiebft du deinen Gott, und in demſelben Gott lebft und bift du auch, biſt eine

Rreatur aus ihm und in ihm , fonft wäreft du Nichts.

Morgenröthe im Aufgang. 24. 35. Das Herz oder das Licht Gottes' wird in dem Leibe dieſer Welt immer geboren , ' und daffelbe. geborne Herz iſt ein Herz mit dem ewigen unanfänglichen Herzen Gottes , das da

ift in und über alle Himmel.

Theoſophiſche Sendſchreiben. 20. 3. Das Buch , in dem alle Heimlichkeit liegt,

ift der Menſch felbft. Er iſt ſelbft das Buch 4. *


52

des Weſens aller Weſen , weil er die Gleich niß der Gottheit iſt ; das große Geheimniß liegt in ihm , allein das Offenbaren gehört dem Geiſte Gottes.

Theoſophiſche Sendſchreiben . 20. 13 .

Gleichwie ſich der ewige Gott mit der Zeit geoffenbaret hat, und ſeine ewigen Wunder mit der Zeit in Streit und Widerwärtigkeit führt, auf daß durch den Streit das Verborgene fich eröffne; alſo muß auch das große Myſterium im Menſchen , im Streite, da Gottes Zorn und Liebe, gleichwie Feuer and licht im Streite iſt,

offenbar werden.


Von wahrer Gelaſenheit. 1. 28 . 29. 30. Wenn der Geift Gottes geht als ein Feuer der liebe Flamme, fo gehet der Willengeift der Seele unter fich , und ſagt: Herr, deinem Na

men fey die Ehre, und nicht mir; du haft die Macht zu nehmen Kraft, Macht, Stärke, Weis

heit und Erkenntniß ; thue, was du wilft, ich kann und weiß nichts , ich will nirgends hin

gehen , du führeft mich denn, als ein Werkzeug; thue du in und mit mir, was du willſt. Jn ſolchem demüthigen ganz Einergeben

fällt der

Funke göttlicher Kraft gleich als ein Zunder in

die Tiefe der Seele; alsdann entzündet fich darinnen das licht der göttlichen Kraft; die

Kreatur muß als ein Werkzeug des Geiftes

Gottes vor fich gehen , und reden , was der Geift Gottes fagt, fie iſt nicht mehr ihr Eigen thum , ſondern das Werkzeug Gottes.


54

Aber der Seele Wille muß ohne Unterlaß

auch in dieſem feurigen Trieb fich in Nichts, als in die höchfte Demuth vor Gott, einſenken ;

ſobald fie nur im Geringſten in eigenem For ſchen gehen will, ſo erreicht fie Lucifer in ihrem Grunde und verſucht fte, daß fie in die Selbft heit eingeht: fie muß in der gelaſſenen Demuth bleiben , gleichwie ein Quell an ſeinem Urſprung ,

und muß ohne Unterlaß aus Gottes Brünnlein ſchöpfen und trinken.

Pon wahrer Gelaſſenheit. 2 . 50. Die Gelaſſenheit ſpricht: ich will in den

Vorhöfen meines Gottes zu Füßen liegen , auf . daß ich meinem Herrn diene, wozu er mich haben

will; ich will nichts wiffen , auf daß mich die Gebote meines Herrn leiten und führen , und


55

ich nur das thue, was Gott durch mich thut und haben will ; ich will in meiner Selbſtheit ſchlafen , bis mich der Herr mit ſeinem Geift aufwedt; und ſo , wenn er nicht will, ſo will ich ewig in ihm in der Stille ruhen, und ſeines Gebotes barren .

Von wahrer Gelaſſenheit. 7. 5 . . Ein Chrift hat keine Sekte, er kann mitten unter den Sekten wohnen , auch in ihrem Got

tesdienft erſcheinen , und hängt doci feiner Sekte an : er hat nur eine einzige Wiſſenſchaft, die

ift Chriſtus in ihm : er ſucht nur einen Weg, der ift die Begierde , immerdar recht zu thun und zu lehren .


56 .

Von wahrer Gelaſſenheit. 7. 7 . Alles ift Babel, was ſich mit einander um

die Buchſtaben zanket. Die Buchſtaben fteben alle in einer Wurzel, die iſt der Geift Gottes :

gleichwie die mancherlei Blumen alle in der Erde ſtehen , und alle neben einander wachſen ;

keine beißt ſich mit der andern um Farben , Ges ruch und Geſchmad, fie laſſen Erde und Sonne, Regen und Wind, Hiße und Kälte mit fich machen , was ſie wollen , fie aber wachſen eine jede in ihrer Eigenſchaft; ſo ift's auch mit den

Kindern Gottes, fie haben mancherlei Gaben und Erkenntniß , aber Alles aus einem Geifte. Sie freuen ſich nebeneinander der großen Wun der Gottes , und danken dem Höchften in ſeiner

Weisheit; was follen fie lange um den zanken, in dem ſie leben und find , deffen Weſen fie felber find ?


57

Von wahrer Gelaſſenheit. 7 . 8 . Es iſt die größte Thorheit in Babel um

felbftgemachte Meinung, um die Bucftaben zu zanken , da doch in keiner Meinung das Reich Gots

tes ſteht, ſondern in der Kraft und in der Liebe. Wenn die Menſchen eben ſo ſehr nach der Liebe und der Gerechtigkeit trachteten , als nach Meis nungen , ſo wäre gar kein Streit auf Erden ;

wir lebten als Kinder in unſerm Vater und bes dürften feines Gefeßes noch Ordens.

Von wahrer Gelaſenheit. 7. 9 . Mit keinem Gefeße wird Gott gedient, ſons dern nur mit Gehorſam ; die Gefeße find wegen der Böſen , die nicht die Liebe und die Gerech tigkeit wollen, die werden mit Gefeßen getrieben


58

und gezwungen. Wir haben Alle nur einen eins

zigen Orden , der iſt, daß wir dem Herrn aller Weſen ſtille halten , und unſern Widen ihm ers

geben , und laſſen ſeinen Geift in uns wirken , ſpielen und machen , was er will, und was er in uns wirket und offenbaret, das geben wir ihm wieder dar , als ſeine Frucht.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 15 . 14 . Der eigene Wille ſucht nur, was ſeiner Selbſtheit dienet , und der gelaſſene Witle ſorgt

für fich Nichts, ſondern führt ſeine Begierde allein in ſeine ewige Mutter , daß er mit ihr einig rey , er will nichts ſeyn , auf daß die Mutter in ihm Alles fey ; der eigene Wille ſagt

zum gelaſſenen Willen : du biſt närriſo , daß du


dich dem Tod ergibft, und möchteſt wohl berr lich in mir leben , aber der gelaſſene Wille ſpricht : du bift Pein und Widerwillen und

führft mich aus der Ewigkeit in eine Zeit in Jammer und Elend ein , du fränkft mich eine Zeit, dann gibft du meinen Leib der Erde und

die Seele der Hölle.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 15. 21. Alles ift im Wirken und Begehren des Mens

fchen , Gottes Liebe und Zorn. Er ftebet in dieſer Hütte, in dieſer Zeit, in der Pforte aus und ein. Beide ewige Reiche find in ihm rege, wo der Seelenwille fich hinbegibt, da wird er angenommen , und dazu wird er erwählt; er wird von beiden gezogen , und wenn der Wille


60

der Seele in der Selbſtheit bleibt, ſo iſt er

am Bande Gottes Zorns, wenn er aber aus der Selbſtheit ausgeht, ſein eigen Regiment verläßt, fich nur ftets in Gottes Erbarmen , als

in Chrifto Leiden und Tod und in feine Aufer: ftehung und Wiederbringung einwirft, und ſelber nichts wilt, ohne was Gott in und durch ihn will, ſo iſt der Wille dem Leben und der Be

gierde des Zorns Gottes abgeſtorben ; er lebt, aber nicht ihm ſelber, ſondern ſeiner erſten

Mutter der Ewigkeit: er iſt wieder am Ziel, da er war, ehe er eine Kreatur ward , und in dem Willen, darein ihn Gott ſchuf, und iſt ein Inſtrument im Halle Gottes, auf welchen allein

Gottes Willengeiſt ſchlägt zu ſeiner Ehr , und Wunder that.


61

Theoſophiſche Sendſchreiben. 41. 13. Wer ro ftille liegt in eigenem Willen , wie ein Kind im Mutterleibe, wer durch ſeinen ins wendigen Grund, aus dem

der Menſch ent

ſproffen ift, fich leiten und führen läßt, der ift der Edelfte und Reichfte auf Erden . .

Vom überſinnlichen Leben . 3 . Wie mag ich hören , wenn ich mit meinen Sinnen und Wollen ſtille ſtehe? Wenn du mit den Sinnen und Willen deiner Selbſtheit ftille

ſtefft, ſo wird in dir das ewige Hören , Sehen und Sprechen offenbar, und Gott fieht und hört Gott durch dich : dein eigen Hören, Wollen und Sehen verhindert dich, daß du Gott nicht fiehet und höreft.


Pom überſinnlichen Leben. 4. Womit fou ich Gott hören und ſehen , da

er über Natur und Kreatur ift ? Wenn du ftitle ſoweigſt, ſo biſt du das, was Gott vor Natur und Kreatur war , woraus er deine Na tur und Kreatur machte ; ſo hörſt und flebit, du

es mit dem , womit Gott in dir fab und hörte, , ehe dein eigen Wollen , Sehen und Hören anfing.

Pom überſinnlichen Leben . 7. Aber , wenn ich das thäte, ſo müßte ich die Welt und mein Leben verlaſſen. Wenn du die Welt verläßt, fo kommſt du in das , aus dem die Welt gemacht iſt, und wenn du dein Leben ver Tierft, und in Ohnmacht deines Vermögens kommſt,

To fteht es in dem , um deßwillen du es ver läffeft , in Gott, aus dem es in den Leib fam .


Vom überſinnlichen Leben. 26 . 27. Was ift die Liebe in ihrer Kraft und Tu gend , und in ihrer Höhe und Größe ? Ihre

Tugend iſt das Nichts, und ihre Kraft ift durch

Ades ; ihre Höhe iſt ſo hoch als Gott, und ihre Größe größer als Gott; wer fie findet, der

findet Nichts und Alles. Ihre Tugend ſey das Nichts , das verſtehſt du, wenn die von aller Kreatur ausgehft, und aller Natur und Kreatur .

ein Nichts wirft, fo bift du in dem ewigen Ein, das ift Gott felber ; ſo empfindeſt du der Liebe

höchſte Tugend. Ihre Kraft ſey durch Alles, das empfindeſt du in deiner Seele, und in deinem Leib ;

wenn dieſe große Liebe in dir angezündet wird, me

ſo brennt ſie , wie kein mag: auch fiebeft du das tes, wie ſich die Liebe in und in allen Dingen der

Feuer zu brennen ver an allen Werken Got Alles ausgegoſſen hat, innerſte und äußerſte


64

Grund ift : inwendig nach der Kraft und äußers lich nach der Geſtalt.

Ihre Höhe Fey fo hoch

als Gott: das verftebft du in dir ſelbft, daß fie in dich ſo hoch führet, als Gott felbft ift: wie du das fannft an unſerm lieben Herrn Chrifto nach unſerer Menſchheit ſehen , welchen die Liebe bis in den höchſten Thron , in die Kraft

der Gottheit geführet hat. Ihre Größe wäre größer als Gott, das ift auch wahr, denn wo Gott nicht wohnet , da gehet die Liebe binein .

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 9. 62. Ich lebe mir ſelbſt nicht, und ſebe mir ſelbft

nicht, und weiß mir ſelbſt nicht. Ich bin ein Ding, und weiß nicht was ; denn Gott weiß es , was ich bin . Ich laufe hin , wo mit der


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Geift hintreibt , und fo lebe ich nach meinem innern Willen , der doch nicht mein Witle ift.

Von den drei Prinzipien des göttlichen Weſens . 4 . 9 . : Es ftehet geſdhrieben : ihr müffet von Neuem

geboren werden , durch das Waſſer und Geift; fonft werdet ihr das Reich Gottes nicht ſehen . Dieſe Geburt muß in dir geſchehen , das Herz

oder der Sohn Gottes muß in deines Lebens Ges burt aufgeben ; alsdann iſt der Heiland Chriſtus dein getreuer Hirte, und du biſt in ihm , und

er in dir: und Alles, was er und ſein Vater hat, iſt Händen Vaters Menſch

dein , und niemand wird dich aus ſeinen reißen ; ſondern wie der Sohn , des Herz, einig iſt, alſo iſt auch dein neuer im Vater und Sohne einig, eine Kraft,

Wullen , Böhme's Myſiik.


66

ein Licht, ein Leben , ein ewig Paradies, eine ewige himmliſche Geburt, ein Vater , Sohn ,

heiliger Geiſt, und du fein Kind. Sieht doch der Sohn wohl, was der Vater im Hauſe macht, lernt nun der Sohn es auch, was Mißfallen hat der Vater am Sohne ? Wird ſich nicht der Vater freuen über ſeinen Sohn , daß er ſowohl

gerathen ift ? Warum wollte dann der himm liſche Vater Verdruß nehmen von ſeinen Kin

dern in dieſer Welt, die ihm anhangen und nach ihm fragen , ihn gerne wollten kennen , fein Werk treiben , und ſeinen Willen thun ? Heißet uns doch der Wiedergebährer zu ihm kommen ,

und wer zu ihm kommt, den will er nicht hin austoßen . Wolle darum niemand wehren dem Geifte der Weifſagung, welche iſt Gottes . Sebet

doch an die Apoſtel Chriſti, wer anders lehrte fie als Gott, der in ihnen war, und ſie in Gott ?


Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 13 . 6. Kein Ding , das außer ſeiner erſten Ords nung, wie es die Mutter erboren hat, getreten

ift, mag wieder zurückgehen, und mit der ange nommenen Ordnung in ſeine Wurzel eintreten ,

es erſterbe denn wieder mit ſeiner angenommes nen Ordnung in ſeiner Mutter ; dann iſt's wie der am Ende, und in dem Orte, in welchem es geſchaffen warb, im Ziel ſeiner Ordnung,

im ausgeſprochenen Wort, und mag wiederum in das eingehen , das es im Anfang war, ehe es förperlich ward : da ift's gut ; denn es ſteht wiederum in dem , daraus es ging.

5 *


68

Theoſophiſche Sendſchreiben. 1. 11. Der rechte in Chriſto neugeborne Menſch

iſt nicht in dieſer Welt, ſondern im Paradieſe Gottes ; und ob er gleich im Leibe ift, ſo ift er doch in Gott : obfchon der thieriſche Leib

ftirbt, ſo geſchieht doch dem Menſchen Nichts, ſondern er kommt erſt recht aus dem Wider: willen und Qualhauſe in ſein Vaterland; er

bedarf keines Abſcheidens in die weite Ferne, wohin er vermeinte zu fahren , da ihm beſſer wäre, ſondern Gott wird in ihm offenbar.

Theoſophiſche Sendſchreiben. 12. 36. Spricht auch ein Kraut, eine Blume, ein Baum zum andern : du biſt ſauer und dunkel,

ich mag nicht neben dir ſtehen . Haben ſie nicht


69

alle eine Mutter, aus welcher fie wad ſen ? So auch alle Seelen aus Einer, alle Menſchen aus Einem . Warum rühmen wir uns, Kinder Got tes zu ſeyn, wenn wir doch unverſtändiger find, als die Blumen und das Kraut auf dem Felde? Ift's nicht alſo auch mit uns, offenbart Gott nicht auch in uns ſeine Weisheit ? Wie er die Verborgenheit in der Erde ſchönen Gewächſen offenbart, ſo auch in uns Menſchen ; wir follten uns vielmehr darüber erfreuen , und uns herzlich

lieben , daß Gott feine Weisheit in uns ſo viel fáltig offenbart.

Erſte Schußſchrift wider Balthaſar Tilken. 406 . Wer den einigen lebendigen Gott ergreift, der hat die heilige Dreifaltigkeit ergriffen ; der


70 380ner im Tempel wußte nichts mehr zu ſagen , als nur: o Gott, fey mir Sünder gnädig ! Wenn

denn nun ein Türke oder Heide käme, in gleicher Geſtalt, mit ernftem Fleben und Buße, wüßte pen aber nichts vom Reich Chrifti, wollet ihr den

nicht zu Gottes Barmherzigkeit laſſen ?

Vorrede zur Morgenröthe im Aufgang. 98 . Weil der heilige Geift in der Seele frea

türlich iſt, ſo forſcht fie bis in die Gottheit, und auch in die Natur, da fie aus dem Weſen der ganzen Gottheit hervorquoll. Wenn ſie vom heiligen Geifte angezündet wird , ſo ſieht ſie, was

Gott ihr Vater macht; ſie iſt ein Glied oder Kind in des himmliſchen Vaters Hauſe.


71

Vorrede zur Morgenröthe im Aufgang. 99. Gleichwie das Auge des Menſchen fiebt bis

in das Geſtirn , aus dem es feinen Urſprung hat, ſo ſieht auch die Seele bis in das gött liche Weſen , in welchem fie lebt.

Vorrede zurMorgenröthe im Aufgang. 102. Die Seele kann zu keiner vollkommenen Er

kenntniß in dieſem Leben kommen bis ans Ende, da fich Licht und Finſterniß fcheidet, und der Grimm mit dem Leibe in der Erde verzehrt wird. Dann ſieht die Seele hell und vollfömm lich in Gott ihrem Vater. Wann die Seele vom

heiligen Geifte angezündet wird, ſo triumphirt fie in dem Leibe , wie ein groß aufgehended Feuer, ſo daß Herz und Nieren vor Freuden zittern .


72

Vorrede zurMorgenröthe im Aufgang. 103. Die Erkenntniß Gottes wird in dem Feuer des heiligen Geiſtes gefäet, und iſt erſtlich klein

wie ein Senfkorn , nach der Vergleichung Chriſti, hernach wächst fie groß , wie ein Baum , und breitet ſich aus in Gott ihrem Schöpfer. Ein

Tröpflein Waſſer kann in dem großen Meer nicht ſehr wallen, wenn aber ein großer Strom

darein gebet, der kann etwas mehr thun.

Vorrede zur Morgenröthe im Aufgang. 104. Das Geſchehene, Gegenwärtige und Zukünf tige , die Weite , Tiefe und Höhe iſt in Gott

als ein Ding , als eine Begreiflichkeit. Die

heilige Seele des Menſchen ſieht es auch , aber in dieſer Welt nur ftückweiſe. Oft entfällt ihr


173

auch Alles , daß fie Nichts ſieht, denn der Teufel feßt ihr heftig zu in dem grimmen Quell , der

in der Seele iſt, und verdeckt nicht ſelten das edle Senfkörnlein ; darum muß der Menſch im mer im Streite feyn . '

Morgenröthe im Aufgang. 1. 1. Fleiſch und Blut kann das göttliche Weſen nicht ergreifen ; der Geiſt kann es , erleuchtet

und angezündet von Gott: wenn man von Gott reden will, was Gott fey , ſo muß man fleißig

erwägen die Kräfte in der Natur , die ganze Schöpfung, Sterne und Elemente, die freaturen , die aus ihnen hergekommen ſind, die heiligen

Engel, Teufel und Menſchen, Himmel und Hölle.


Morgenröthe im Aufgang. 11.69. 70.71. 72. Der Menſch iſt aus allen Kräften Gottes gemacht, aus allen ſieben Geiſtern Gottes, wie auch die Engel ; weil aber der Menſch nun ver

derbt ift, fo quillt nicht alle Zeit die göttliche Geburt in ihm , auch nicht in allen . Und ob fie

gleich in ihm quilt, ſo ſcheint darum nicht das hohe Licht in allen alsbald , und ob es ſcheint, ſo ift's doch der verderbten Natur unbegreiflich.

Denn der Heilige Geiſt läßt ſich nicht in fünde lichem Fleiſche faffen und halten , ſondern er gehet auf, wie ein Bliß , wie das Feuer aus dem geſchlagenen Steine. Wenn aber dieſer Blitz im Quellbrunnen

des Herzens gefangen wird , fo gebet er auf ins Gehirn , wie eine Morgenrothe , und damit

entſteht die Erkenntniß.


75

der ein der als

Hierin fieht nun der Geift bis in die Tiefe Gottheit, denn in Gott iſt nahe und weit Ding, und derſelbe Gott in ſeiner Dreiheit, ift ſowohl im Grunde der heiligen Seelen , im Himmel. Von dieſem nehme ich meine

Erkenntniß , und von keinem andern Dinge, der macht auch die Gewißheit meines Geiftes , daß

id beſtändig glaube und auf ihn traue. Und ob gleich ein Engel vom Himmel zu mir ſpräche,

ſo würde ich doch nicht glauben können , viel weniger begreifen ; ich würde immer zweifeln , ob's fich auch ſo verhielte : aber ſo gehet mir die Sonne ſelber in meinem Geifte auf, darum bin ich deffen gewiß , und fehe felber die An

kunft und Geburt der heiligen Engel, und aller Dinge im Himmel und in dieſer Welt , denn die Heilige Seele ift ein Geift mit Gott.


Morgenröthe im Aufgang. 21. 65 . Die Erde wie der Himmel gehört zu einem

Leibe, und der ganze Gott iſt derſelbe einige Leib. Daß du ihn aber nicht gänzlich fiebeſt und kennſt, kommt von der Sünde her , mit

welcher du in dieſem göttlichen großen Leibe im todten Fleiſche verſchloffen liegeft; darum iſt dir die Kraft der Gottheit verborgen , gleichwie das Mark in den Beinen dem Fleiſche verborgen iſt. Wenn du aber im Geiſte durchbrichſt durch den

Tod des Fleiſches , po fiehſt du den verborges nen Gott.

Morgenröthe im Aufgang. 21. 26 . Das todte Fleiſch gehört nicht in die Ge

burt des Lebens, es kann nicht das Leben des


Lichts eigenthümlich empfahen, ſondern das Leben des Lichts in Gott geht in dem todten Fleiſche auf, und gebärt ſich aus dem todten Fleiſche einen andern himmliſchen lebendigen Leib, welcher das licht kennt und verſteht.

Morgenröthe im Aufgang. 22. 46. Du darfſt nicht fragen : wo iſt Gott ? Höre,

du blinder Menſch, du lebſt in Gott, und Gott iſt in dir; wenn du heilig lebſt, ſo biſt du ſelbſt Gott ; wo du nur hinſieheſt, da iſt Gott...

Morgenröthe im Aufgang. 22. 47. :

Wann du die Tiefe zwiſchen den Sternen

und der Erden anſichft , wollteſt du fagen : das


78

iſt nicht Gott, oder hier iſt nicht Gott ? O du armer verderbter Menſch , laß dich unterweiſen . In der Tiefe über der Erde, da du nicht fiebſt,

und erkennſt, und ſprichft: ba ift Nichts ; dort iſt gleichwohl der lichtheilige Gott in feiner

Dreifaltigkeit und wird allda geboren , wie in dem hohen Himmel über dieſer Welt.

Morgenröthe im Aufgang. 23. 11. 12. 13. Wenn du anſiehft die Tiefe , die Sterne,

die Elemente, die Erde, To begreifft du mit deinen Augen nicht die Helle und klare Gottheit, ob ſie wohl da und darinnen iſt, ſondern du fiebſt und begreifft erſtlich mit deinen Augen den Tod , darnach den Zorn Gottes und das

hölliſche Feuer.


79

Wenn du aber deine Gedanken erhebeft und denkeſt, wo Gott feny, ſo ergreifft du jene Ges burt, in der Liebe und Zorn gegen einander wallen .

Wenn du aber den Glauben ſchöpfeſt

an den Gott, der in Heiligkeit in dieſem Re gimente regieret, fo brichſt du durch den Himmel, und ergreifft Gott bei ſeinem heiligen Herzen. Wenn nun dieſes geſchieht, ſo biſt du wie der ganze Gott iſt, der da ſelber Himmel, Erde ,

Sterne und Elemente ift, und haft auch ein folch Regiment in dir, und biſt auch eine ſolche Perſon , wie der ganze Gott in dem Orte dies

fer Welt iſt.

Von den drei Prinzipien des göttlichen Weſens. 4 . 7 Der verborgene Menſch, in welchem die Liebe

im Lichte Gottes aufgeht, iſt Gottes eigenes


80

Weſen , wie ſollte der nicht Macht haben zu reden von Gott, der ſein Vater iſt, deß Weſen er ſelber ift ? Schaue an ! Iſt doch dieſe Welt Gottes , und wenn Gottes Licht in dir iſt , ſo

iſt ſie auch dein , wie geſthrieben ſtehet: Alles hat der Vater dem Sohne gegeben , und der Sohn hat dir’s gegeben. Der Vater iſt die ewige Kraft , und der Sohn iſt ſein Herz und

Licht, ewig bleibend in dem Vater , und du bleibſt in Vater und Sohn. Da nun der heilige . Geiſt vom Vater und Sohne ausgeht, und des

Vaters ewige Kraft in dir iſt, und des Sohnes ewiges licht ſcheinet in dir , was läffeſt du dich

denn narren ? Weißt du nicht,was Paulus ſagt? Unſer Wandel iſt im Himmel, von dannen wir warten des Heilandes Jeſu Chriſti.


81

Pon den drei Prinzipien des göttlichen Weſens. 9. 25. 26 . Die Vernunft, welche mit Adam aus dem

Paradies ausgegangen iſt, fragt: wo ift das Paradies anzutreffen ? Iſt es weit oder nahe ? Oder wo fahren die Seelen bin , wenn ſie ins Paradies gehen ? Iſt es in dieſer Welt, oder

außer dem Orte dieſer Welt über den Sternen ?

Wo wohnet denn Gott mit den Engeln , und wo iſt das liebe Vaterland , da kein Tod ift? Weil keine Sonne und keine Sterne darinnen ſind , ſo muß es ja nicht in dieſer Welt ſeyn , fonſt wäre es lange gefunden worden ?

Liebe

Vernunft, es kann keiner dem andern einen Schlüſſel dazu leihen , und ob es iſt, daß einer einen hat, ſo ſchließt er doch den andern nicht

auf. Ein jeder muß mit ſeinem eigenen Schlüſ fel aufſchließen ; ſonſt kommt er nicht hinein , Wullen , Böhme's Myſtik.


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denn der Schlüſſel ift der heilige Geift; wer dieſen Schlüffel hat, der geht ein und aus.

Von wahrer Gelaſſenheit. 1. 35. Der Menſch fou fein Leben nicht allein durch das äußere Vernunft -licht regieren , daſſelbe iſt

wohl gut, aber er fou fich mit demſelben in die tiefſte Demuth vor Gott einſenken , und den Geiſt und Willen Gottes in all ſeinem Forſchen vorn hinſtellen , daß das Vernunft- Licht durch Gottes licht fehe , und ob die Vernunft viel erkennet , fo fou fie ſich deſſen nicht annehmen als eines Eigenthuis, fondern Gott die Ehre geben , welchem alein die Erkenntniß und Weise heit gebührt.


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Von wahrer Gelaſſenheit. 7. 12. Das Wiſſen iſt nur zu dem Ende, daß wir lernen erkennen , wie wir böſe Eigenſchaften in uns haben , und daß das Böſethun Gott nicht gefällt; wenn wir die Kraft Gottes in uns haben , und begehren aus allen Kräften recht zu thun und recht zu leben ; ſo iſt das Wiſſen unſer Spiel , in dem wir uns erfreuen. .

Von wahrer Gelaſſenheit. 7. 13 . Das wahre Wiffen iſt die Offenbarung des Geiftes Gottes durch die ewige Weisheit ; der weiß in ſeinen Kindern , was er wil , er gießt

Feine Weisheit und ſeine Wunder durch ſeine Rin der aus, gleichwie die Erde mancherlei Blumen . So wir nun im Geiſte Chrifti als demüthige 6

*


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Kinder neben einander wohnten , und erfreute ſich je einer des andern Gaben und Erkenntniß ,

wer wollte uns richten ? Wer richtet die Vögel im Walde , die den Herrn aller Weſen mit mancherlei Stimmen loben , ein jeder in ſeinem Weſen ? Straft ſie auch der Geift Gottes , daß

fie nicht ihre Stimmen in eine Harmonie führen ? gehet doch ihr aller Hall aus ſeiner Kraft und vor ihm ſpielen fie.

Von wahrer Gelaſſenheit. 7 . 14.

Darum find die Menſchen , die um die Wif ſenſchaft, und um Gotteswillen zanken und ein

ander deßhalb verachten , thörichter, denn die Vögel im Walde , und die wilden Thiere , die

keinen Verſtand haben . Sie ſind vor dem hei ligen Gott unnüßer , als die Wieſenblumen ,


welche doch dem Geifte Gottes ftitle halten , und ihn die göttliche Weisheit und Kraft durch fich offenbaren laſſen .

Ja , fie find ärger denn

die Diſtel und Dornen unter den ſchönen ftillen Blumen , ſie ſind wie die räuberiſchen Thiere und Vögel im Walde , welche die andern Vögel vom Geſang und lobe Gottes abſchreden .

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 15 . 22. 23. · Alles eigenes Suchen und Forſchen in der Selbſtheit iſt ein vergeblich Ding; der eigene Wille ergreift Nichts von Gott , denn er ift

nicht in Gott , ſondern außer Gott in ſeiner Selbſtheit , aber der gelaſſene Wille ergreift's,

denn nicht er thuts, ſondern der Geiſt in dem er ftill fteht, deffen Werkzeug er ift, der


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offenbart fich im göttlichen Halle in ihm , ſo viel er will. Und ob er in der Selbſtheit durch Forſchen

und Lernen viel begreifen mag , welches nicht ohne ift, fo iſt aber doch fein Begriff nur außen im ausgeſprochenen Wort, als in einer Form des Buchſtabens und verſteht nichts von der Form des ausgeſprochenen Worts , wie das

in ſeinem Grunde ftebet. Er iſt nur in der Form von außen geboren , und nicht in der

Kraft der Angebärerin , welcher Grund weder Anfang , noch Infaſſung, noch Ende hat.

Von der Geburt und Bezeichnung aller Weſen . 15. 24. 25. Welcher von innen aus dem ſprechenden · Hal Gottes im Willengeiſt Gottes geboren iſt,


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der fährt im Grund und Ungrund überall frei, und iſt an keine Form gebunden . Er fährt nicht in der Selbſtheit, ſondern der ewige Witte führt ihn als ſein Werkzeug, nachdem es Gott

gefällt. Welcher aber allein im Buchſtaben geboren ift, der ift in der Form des ausgeſprochenen Worts geboren , der fähret in der Selbſtheit, und iſt eine eigene Stimme, denn er fucht, was er will, und ſtreitet um die Form , und läffet den Geift, der die Form gemacht hat. ;

Von dem dreifachen Leben des Menſchen. 10 . 27.

:

Der Grund der Schöpfung dieſer Welt iſt,

dem innern Menſchen in Gottes Willen viel leich ter zu erkennen , als dem äußern das fichtbare


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Wefen ; der äußere erkennt das weniger , was er mit Augen fieht und mit Händen greift, mit Dhren Hört, mit der Naſe riecht , mit dem · Munde fchmedt, als der innere den Grund und

das Herkommen des Aeußern.

Theoſophiſche Fragen . 7. 20 . In dem Lichte Jeſu fieht die Seele wieder in ihr erſtes Vaterland, in ihren Urſprung, aus dem ſie entſproſſen iſt, denn der Name Gottes ift in ihr , und wirkt im Geiſte ; da fteht fie

im Schauen Gottes, und mag alle Dinge for fden , aber nicht in eigener Bewegniß und eiges nem Willen , ſondern wie der Name Gottes in der Bewegniß in ihr geht, ſo ſieht ſie die . For mirung des wunderthuenden Namens an , fie fieht und hört, was Gott in ihr redet, nicht


.

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bildliche Rede, ſondern wirkliche im Verftande, wie die Propheten geredet haben , und ift doch der äußern Vernunft unbegreiflich.

Schußſchrift wider Eſajas Stiefel. 544. Kein göttliches Wiſſen fou fich der Menſch in der Selbſtheit zumeffen , ſondern in allen Dingen Gott die Ehre geben , fich in dem gött lichen Leben für nichtig und untüchtig halten , und das alles , was ihm von göttlicher Kraft eingeführt wird , immerdar Gott wieder auf opfern und ſagen : Herr ! du haft Macht , zu nehmen Stärke, Kraft und Weisheit , dein iſt die Ehre, ich will von dir ein Nichts feyn; fey du , lieber Gott , in mir was du wilft; dein Name fer in deiner Kraft, die du in mich eins führſt, geprieſen .


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Erfte Schußſchrift wider Balthaſar Tilken. 305.

Niemand weiß etwas von Gott, als nur der Geift Chriſti, der in Gott iſt; der Sohn in des Vaters Schooß forſcht in unſerm Geiſt auch die Tiefe der Gottheit; unſer Geiſt muß in Chriſti Geift ſtehen , wenn wir das göttliche Myſterium verſtehen wollen .

Zweite Schußſchrift wider Balthaſar Tilken . 305.

Wir Menſchen alleſammt haben nur ein einiges Buch, das zu Gott weift, das haben

wir gemein , ein jeder hat es in fich , das ift der theure Name Gottes; feine Buchſtaben find die Flammen der Liebe, die er aus ſeinem


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Herzen in den theuren Namen Jefu in uns ges

offenbart hat; leſet nur dieſe einigen Buchftaben in eurem Herzen und Gemüthe, fo 'Babt ihr

Bücher genug : Alle Schriften der Kinder Gots

tes weiſen euch dahin, in das einige Buch ; denn darinnen liegen alle Schäße der Weisheit. Sebet nur zu , daß ihr im Leben und Geiſte Chrifti neu geboren werdet, ſo habet ihr Alles , was Gott iſt und vermag.

Morgenröthe im Aufgang. 24. 66. Wenn du den heiligen Geiſt in ſeinem Him mel anbeteft, ſo beteft du ihn in dem Himmel . an , der in dir ift, und derſelbige Gott bricht mit ſeinem

lichte , und darin ift der heilige

Geiſt, durch dein Herz, und gebärt deine Seele


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zu einem neuen Leibe Gottes , der mit Gott in feinem Himmel herrſcht.

.

Vorrede vom heiligen Gebet. 24 . : Der, welcher recht betet, wirft innerlich mit Gott, und gebärt äußerlich gute Früchte. Wie der Baum ſeine Kraft Herausführt, und fich mit der Kraft in der Frucht ſehen läßt: alſo läßt fich auch die wahre göttliche Kraft im Menſchen äußerlich mit guten Werken und Tu genden ſehen ; anders iſt kein Glaube da, das Werk erfolge denn , ſonſt iſt das Gebet nur

Heuchelei, und macht nur eine äußerliche Form und erreicht nicht die Stätte Gottes.


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Pon wahrer Gelaſenheit. 2. 46. 47. · Es muß gerungen feyn, bis das finftere, harte, verſchloffene Centrum zerſpringt und der

Funke im Seelengrunde fäht, dann grünt als bald der edle Lilienzweig aus. Es muß ernſtes Beten mit großer Demuth ſeyn , bis Chriftus eine Geftalt in dieſer neuen Menſchwerbung bekommt.

Alsdann, wenn Chriſtus geboren wird , kommt alſobald Herodes und will das Kindlein tödten , und ſucht auswendig mit Verfolgung , und in

wendig mit Verſuchung, ob dieſer Lilienzweig ſtark genug rey , des Teufels Reich, welches im Fleiſch offenbar iſt, zu zerbrechen .


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Von der neuen Wiedergeburt. 6. 14. Der Heilige hat ſeine Kirche aller Orten bei fich und in fich ; er fteht und geht, liegt und fißt in ſeiner Kirche , der heilige Geift predigt ihm aus allen Kreaturen ; was er auch

anſieht, da fiebt er einen Prediger Gottes. .

Von den drei Prinzipien des göttlichen Weſens. 9. 27. Es iſt dir Nichts näher, als Himmel, Pa radies und Hölle ; zu welchem du Hinwirbft, dem biſt du in dieſer Zeit am nächften . Du biſt zwiſchen beiden , ftehſt in dieſer Welt in beiden

Thüren, und Haft beide Geburten in dir. Gott hält dich in einer Pforte und ruft dich , and der Teufel hält dich in der andern Pforte und


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ruft dich auch ; mit welchem du gebſt, da kommſt du hin . Der Teufel hat in ſeiner Hand Macht, Ehre , Wolluft und Freude, und die Wurzel darin ift Feuer und Tod. Gott aber hat in ſeiner Hand Kreuz, Verfolgung , Jammer , Ar muth , Schmach und Elend , und die Wurzel

deſſelben iſt auch ein Feuer , und in dem Feuer ein licht, und in dem Licht die Kraft, und in der Kraft das Paradies , und in dem Paradies die Engel , und bei den Engeln die Freude.

Von den drei Prinzipien des göttlichen

Weſens. 9. 22. Ade Worte, die hier geredet werden durch

Menſchenzungen , bleiben ftehen im

Schatten

und figürlichen Gleichniffe, böſe und gute. Die Guten erreichen im heiligen Geifte das Paradies,


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und die Falſchen und Gottloſen den Abgrund der Hölle; darum fagt Chriftus : der Menſch müſſe

Rechenſchaft geben von jedem unnüßen Wort.

Pon den drei Prinzipien des göttlichen

Weſens. 11. 51. 52. 53. Ift's , daß der Seelengeift unwiedergeboren in ſeinem Lebensaufgange bleibt, ſo erſcheint mit ſeines Leibes Zerbrechung aus ſeinem ewi gen Gemüthe eine ſolche Kreatur, wie hier in dieſem Leben ſein ſteter Wille geweſen . Haft

du nun ein neidiſch, Hündiſch Gemüth gehabt, und Niemand Etwas gegönnt, ſo wird daſſelbe Hündiſche Gemüth erſcheinen ; nach derſelben Dual wird dein Seelenwurm ſeyn , und einen folchen Willen bebält er in Ewigkeit. Rein Widerruf ift: Alle Beine ncidifchen , boshaftigen ,


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hoffärtigen Werke erſcheinen in dem Wefen deis nes Seelenwurms, und ewig mußt du darin

leben. Denn die Thore der Tiefe zum Licht Gottes erſcheinen dir nicht mehr , du bift nun eine vollkommene Kreatur in der Hölle. Db du dich erhöbeſt und die Thore der Tiefe zers ſprengen wollteft , ſo kann's doch nicht ſeyn , du fähreft über das Reich Gottes , und kannft nicht

hinein , und fe höher du fährft, je tiefer bift du im Abgrunde, fiebeft nicht Gott, der dir doch ſo nahe ift. Allein hier in dieſem Leben fann es geſchehen, daß du zu Gott durch

eine neue Geburt eindringſt. Denn hier haft du die theure Jungfrau der göttlichen Liebe zum Beiſtand.

Wullen , Böhme's Myftik.


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Von dem dreifachen Leben des Menſchen . 3 . 130. Der jüngſte Tag ift anderd Nichts, al& das Eingeſchlafene wieder erweden , und den Tod zer: brechen , welcher in den vier Elementen iſt , denn

die: Dede muß weg , und Adles muß wieder grü men und leben , was aus dem Ewigen geboren iſt.


Verbeſſerungen . In der Schrift des Herausgebers „ Jacob Bihme's Leben und Lehre,“ (Stuttgart, bei Lieſching 1836 ) ift Folgendes eins

zuſchalten :

Seite 33, Zeile 11. Im Jahre 1623 wurde auch noch das Myfterium Magnum vollendet, welches er ſchon vor dem Jahre 16 22 begonnen hatte. Es beſchäftigt ſich mit dem erſten

Budhe More, indem eß ſeine Erzählungen und Bilder als den Ausdruc hdherer Wahrheiten deutet. Das Myſterium Magnum iſt unter allen Werken unſers Denkers das umfangreichſte. , Seite 36, Zeile 16: nach Dresden.





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