Dive Trophy
[Dive Trophy: Aufstieg aus der Tiefe]
Der Weg zurück ... ... an die Oberfläche gehört zu den heiklen Momenten eines Tauchgangs. Wir zeigen Ihnen spezielle Aufstiegsübungen.
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n diversen Unfallstatistiken rangieren die letzten Minuten eines Tauchgangs an erster Stelle. Die Aufmerksamkeit lässt nach, die Erschöpfung ist auf dem Höhepunkt, und der Atemgasvorrat geht zu Ende. Passiert jetzt etwas Unvorhergesehenes, kann es zu Panik und Fehlreaktionen kommen. Bereits im OpenWater-Diver-Kurs wird der korrekte Ablauf des Aufstiegs zur Wasseroberfläche gelehrt. Die Praxis im Freiwasser sieht dann jedoch etwas anders aus als im ruhigen Schwimmbecken. Der Wellenhub macht das Austarieren während des Sicherheitsstopps zur Fahrstuhlfahrt,
Wir bedanken uns ...
beim »Südbad« der Stadt Nürnberg für die freundliche Unterstützung.
und die schlechte Sicht mancher SüßwasserSeen lässt die Zahlen des Computer-Displays nur erahnen. Hier sind Übung und Routine gefragt – lieber ein bis zwei Meter tiefer den Stopp »aussitzen« und beim blinden Aufstieg in den eigenen Körper »horchen« (Druckentlastung des Trommelfells). In dieser Ausgabe zeigen wir Ihnen Übungen, die genau diese Themenfelder abdecken. An erster Stelle steht dabei das Entwickeln einer gewissen Routine für den Fall der Fälle. Tritt eine Gefahrensituation beim Aufstieg ein, so kann dank der vorherigen
Übungen im Schwimmbecken problemlos und vor allem ohne Panik reagiert werden. Im Rahmen der Dive Trophy eignen sich diese Übungen aber auch perfekt zur Vorbereitung auf das Halbfinale im Monte Mare. Bei den Aufgaben geht es um Genauigkeit, Einfühlungsvermögen und Selbstbeherrschung. Sie haben weitere Ideen für anspruchsvolle Übungen? Dann schreiben Sie uns unter dem Stichwort »Dive Trophy« eine E-Mail an m redaktion@unterwasser.de. ¢ Alexander Kaßler
AUFSTIEG AUS DER TIEFE
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2 Bei dieser Aufgabe ist perfektes Tariervermögen gefragt. Der Taucher tariert sich in einer beliebigen Tiefe für bis zu fünf Minuten aus und muss innerhalb eines eingegrenzten Bewegungskorridors schweben. Am einfachsten lässt sich diese Übung mit dem HelikopterFlossenschlag umsetzen, bei dem man auf der Stelle um die eigene Achse rotiert.
Notaufstieg ohne Luftversorgung Mit dieser Übung wird der Ohne-Luft-Aufstieg trainiert. Sie hat keinen Wettkampf-Charakter, sondern dient reinen Trainingszwecken. Zunächst kann der Aufstieg mittels neutraler Tarierung am Beckenboden geübt werden. Bei dieser Variante nimmt die Aufstiegsgeschwindigkeit mit abnehmender Tiefe zu. Wenn möglich, sollte diese durch das Entlüften des Jackets reduziert werden. Bei der zweiten Variante ist das Jacket völlig entlüftet, und der Auftrieb wird mittels Flossen erzeugt. Während des Aufstiegs sollten permanent kleine Luftmengen abgeblasen werden. Die Übung wird nur mit Buddy durchgeführt!
Das Setzen einer Signalboje
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Alle Fotos: Alexander Kaßler
Drei bis fünf Minuten auf der Stelle schweben
Die Boje dient nicht nur als Signalmittel, sondern kann auch zum Austarieren beim Sicherheits- oder Dekostopp im Freiwasser genutzt werden. Bei dieser Übung geht es weniger um eine sportliche Herausforderung. Im Vordergrund steht der routinierte Umgang mit ihr, da in vielen Ländern das Mitführen einer Boje beim Tauchgang Pflicht ist. Um die Signalboje an die Oberfläche steigen zu lassen, wird mittels Oktopus ein wenig Luft eingelassen (Bild 1). Vor dem Aufsteigen der Boje muss gewährleistet sein, dass sich das Bojenseil problemlos abrollen kann. Am besten eignen sich dafür Reel oder Spool.
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c In der Fachsprache ist mit dem Austarieren
der Zustand des hydrostatischen (hydro=Wasser, statisch=gleich) Gleichgewichts gemeint. Dabei ist die Gewichstkraft, die den Taucher in die Tiefe »zieht«, gleich der Auftriebskraft, die das Wasser auf ihn ausübt. In diesem Zustand kommt es weder zu einem Absinken noch zum Aufsteigen des Tauchers. Das Austarieren erfolgt dabei sowohl über das Tarierjacket als auch über die Lunge, die man mehr oder weniger mit Luft »füllen« kann.
Dive Trophy
Kontrollierter Aufstieg durch Tarierung Hier bleiben die Flossen am Beckenrand. Zunächst wird das Jacket völlig entlüftet. Ab dem Zeitpunkt des ersten Belüftens läuft die Zeit. Nur durch das Be- und Entlüften des Jackets soll nun ein Aufstieg unter Einhaltung der maximalen Aufstiegsgeschwindigkeit erreicht werden. Dies ist schwerer als angenommen. Die Kontrolle der Schwimm- oder Aufstiegslage stellt ohne Flossen ein kleines Problem dar. Diese Anstrengung ruft zu schnelles Atmen hervor, was eine genaue Tarierung noch schwieriger macht. So muss man sich auf die Tarierung, die Atmung, die Aufstiegsgeschwindigkeit und die Aufstiegszeit konzentrieren – eine besondere Herausforderung. Steigerung gefällig? Dann machen Sie diese Übung doch mal mit geschwärzter Tauchmaske.
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Dive Trophy
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»Blinder«, kontrollierter Aufstieg Die Maske ist geschwärzt, und es fehlt jeder optische Bezugspunkt. Diese Übung ist zweifelsohne eine der schwersten Aufgaben: Völlig blind soll unter Einhaltung der maximalen Aufstiegsgeschwindigkeit von zehn Meter pro Minute die Oberfläche erreicht werden. Zeitgefühl und Orientierungssinn sind hier gefragt. Zunächst wird das Jacket völlig entlüftet. Dann beginnt der senkrechte Aufstieg mittels Flossenschlag. Ab jetzt läuft die Zeit. Am besten, man zählt die Sekunden und versucht einen gleichmäßigen Vortrieb zu erzeugen. Am Ende wird die erreichte Zeit mit der Zeitvorgabe verglichen. Verletzungen der maximalen Aufstiegsgeschwindigkeit werden mit »Strafsekunden« belegt. Ein Stufe schwieriger: der waagerechte »blinde« Aufstieg.
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