INHALT 1/2018 TITELTHEMA Räh Foto: Constanze
se
12 Zeig mir Deinen Hund und ich weiß, wer Du bist! Das Wesen des Hundes 20 "Doch wenn Du mich zähmst ..." Bindung als Schlüssel zu sicherem Wesen und Leistungsfähigkeit 22 Der Hund als Individuum Höchste Präzision, Ausdrucksstärke und die Begeisterung für die gemeinsame Arbeit entscheiden über Erfolg und Misserfolg im Hundesport
NEWS & SZENE 28 Hingucker mit WAU-Effekt Serie: Hund und Sport gezeichnet
Foto: Constanze Räh
se
32 31.000 Hunde auf dem CATWALK Resümee zur World Dog Show 2017
Räh Foto: Constanze
38 Doping im Hundesport Aufklärung & Stoffgruppenliste
se
36 Nachgefragt bei Udo Kopernik zur World Dog Show
GESUNDHEIT 46 HILFE: Milben Demodex, Sarcoptes & Co. - lästige Parasiten, die kein Hund braucht! 52 Blutegel Ekelhafte Sauger oder Heilungshelfer?
6
working-dog-magazin
working-dog-magazin UNSER TITELMOTIV 1/2018 Das Motiv zeigt im Hundesport IPO die amtierende Niederländische Meisterin Pebbles v Scalindjo bei ihrem Hürdensprung auf der WUSV Weltmeisterschaft 2017 in Tilburg. Die Hundeführerin Djolien Knoop war das erste Mal dabei und hat die Hündin sogar mitgezüchtet. Foto: Jan Redder
HUNDESPORT 56 Faszination Schlittenhundesport Manchmal frage ich mich, warum...? 62 Strongdog Gelsenkirchen 2017 Hund geborgt und dabei Foto: Helmut Dietz
64 Luna Tale Link Border Collie schreibt FCI-Geschichte 68 Nachahmen erwünscht! Die SV BSP 80 WUSV Weltmeisterschaft Das erste Mal Hündin ganz oben!
98 D-Wurf vom Eisernen Kreuz Arbeitsqualität muss das einzige Kriterium sein!
arkers (segusoda. nl)
(comelycreation
.de)
96 WUSV-Interview Schutzdiensthelfer Nicky Kuipers
102 Kertzinger Der Weltmeister-Züchter im Interview
Foto: Guus Ker sem
ke Foto: Sophia Zoi
106 Überflieger Die Deutschen erfolgreich bei der FCI Agility WM in Liberec 120 Adrian Stoica Vom Online-User zum Weltmeister 124 Meister der Scheiben Thomas Fischer & Bolle - seit vier Jahren ungeschlagen in der DDCG
stova Foto: Petra Für
T
INHALT
128 Lutz & Gustl Zwei Jagdterrier auf exotischer Mission 132 Suchen-Retten-Siegen Die IRO Weltmeisterschaft der Rettungshunde in Wien 136 Die WM der "ersten Male" FCI Dogdance Weltmeisterschaft 142 Mondioring in Österreich Interview mit FMBB Vizeweltmeister Claus Angerer
RECHT
RUBRIKEN
150 Justitias Tücken Anwältin für Tierrecht Susan Beaucamp zum Thema "Recht und Hund"
3 28 44 150 154
Editorial News & Szene Kolumne Mücke Bissig Hundesport-Termine Impressum
146 Dummyarbeit Noch ein verkannter Hundesport?
working-dog-magazin
7
Der einzige Labrador Retriever, den die Zuschauer bei der FCI Agility Weltmeisterschaft im tschechischen Liberec zu sehen bekamen, war der von Priscila Blanco. Der 10,5-jährige Spring de Low Bobbers war das erste Mal dabei und schaffte es in der Gesamt-Einzelwertung sogar auf Platz 42 von wohlgemerkt 141 Startern. Der Rüde kassierte in beiden Läufen nur Zeitfehler, blieb ansonsten fehlerfrei.
10
working-dog-magazin
Dass auch diese untypische Agility-Rasse gern gesehen wird, bekundete das Publium eindeutig. Sie klatschten in allen Läufen fair auch die Exoten unterstützend ins Ziel. Baruk, wie sein Rufname ist, stand mit drei Border Collies auch im Team von Argentinien, das am Ende Platz 18 erreichte. Schön, wenn auf einer FCI Weltmeisterschaft auch Rassevielfalt zu sehen ist!
Foto: CONSTANZE RÄHSE/pics4dogs
HUNDESPORT
TOPBILD
working-dog-magazin
11
Zeig mir deinen Hund und ich weiß, wer du bist Das Wesen des Hundes ist nicht angeboren. Es entwickelt sich durch viele Einflüsse in der sensiblen Phase. Wie kann man die Verhaltens- und Wesensentwicklung optimal steuern? TEXT: MIKE SCHEFFNER │FOTOS: shutterstock.com / fotolia.de / Constanze Rähse
12
working-dog-magazin
TITELTHEMA
I
st schon mal jemandem aufgefallen, dass Hundesportler immer denselben Hund haben? Der eine hat immer einen Hund, den kann keiner anfassen, der Kläffer des anderen macht immer, was er will, der Rüde des nächsten geht immer andere Hunde an... Wir können halt nur schwer aus unserer Haut. Und alte Gewohnheiten abzulegen, scheint im Umgang mit unseren Hunden besonders schwer zu sein. Aber das nur nebenbei. Woran liegt es, dass die Hunde immer eine ähnliche Persönlichkeit entwickelt haben? Zufall? Wohl eher nicht.
Das ist ein deutliches Anzeichen dafür, wie viel Einfluss wir als Hundehalter auf das Wesen unserer Hunde haben.
Foto: shutterstock.com/Tatiana Makotra
Aber was ist genau das Wesen? Das Besondere? Das Kennzeichnende? Was unterscheidet Pluto von Idefix oder Rin Tin Tin von Lassie? Eins ist klar, wir als Züchter und Hundehalter haben einen großen Einfluss darauf, ob unser Hund entspannt und selbstsicher oder nur von Angst gepeinigt seinen Alltag bewältigen kann. Das Wesen ist ein Konglomerat aus ererbten Grundlagen und unzähligen Umwelteinflüssen. Es entwickelt sich von Geburt an, eigentlich sogar schon im Mutterleib. Denn dort gibt es bessere und schlechtere Plätze. Aufgrund unterschiedlicher Entwicklungsbedingungen bis zur Geburt können die Startvoraussetzungen für jeden Welpen unterschiedlich sein. Und so weisen selbst neugeborene Welpen kein „unverfälschtes“ Erbgut mehr auf. Heinz Weidt, der sich in mehreren Büchern intensiv mit dem Wesen des Hundes auseinandergesetzt hat, drückt es so aus: „Sind durch die Verschmelzung von Ei und Samenzelle die genetischen Würfel gefallen, dann working-dog-magazin
13
Der Hund als Individuum Höchste Präzision, Ausdrucksstärke und die Begeisterung für die gemeinsame Arbeit entscheiden über Erfolg und Misserfolg im Hundesport: eine Buchrezension. TEXT: CHRISSI SCHRANZ │FOTOS: GUIDO KUSTER + JAN REDDER + fotolia.de
Denise Fenzi ist seit fünfundzwanzig Jahren in Unterordnung, Fährte, IPO und Mondioring aktiv und blickt auf eine Reihe US-amerikanischer Champion-Titel in IPO und Obedience zurück. Ihre Hunde punkten mit einer beeindruckenden Kombination aus höchster Präzision, großer Ausdrucksstärke und einer Begeisterung für die gemeinsame Arbeit, wie man sie nur selten sieht. Genau diese drei Standbeine des Erfolges sind auch der Schwerpunkt ihrer Seminare im In- und Ausland sowie der Kurse an ihrer Fenzi Dog Sports Academy.
D
enises`neuestes Buch "Der Hund als Individuum", macht das Geheimnis ihres Erfolgs einem breiteren Publikum zugänglich. Das dünne, aber inhaltsstarke Büchlein richtet sich an engagierte Hundesportler, deren Ziel es ist, das genetische Potential ihres Hundes voll auszuschöpfen und ihn zum besten und erfolgreichsten vierbeinigen Partner zu machen, der zu sein er in der Lage ist. Denises Trainingsphilosophie geht von zwei Grundsätzen aus: Jeder Hund bringt individuelle Eigenschaften mit. Um im Training bestmöglich darauf einzugehen, müssen uns diese bekannt sein. Viele Wege führen an die Spitze. Welcher davon der beste ist, hängt ganz vom individuellen Hund ab. Je nachdem, welcher Vierbeiner Denise gegenübersitzt, sieht ihr Trainingsplan daher ganz anders aus - und das ist auch der Grund, warum sie dafür bekannt ist, nicht nur typischen Gebrauchshunden, sondern auch ausgefallenen Rassen wie Windhunden und Terriern zum sportlichen Erfolg in untypischen Disziplinen verhelfen zu können. Denise definiert eine Reihe von Kategorien, in denen der eigene Hund eingeschätzt werden soll. Auf dieser Basis kann der 22
working-dog-magazin
Hundeführer dann einen geeigneten Trainingsplan für seinen Hund erstellen. Die für die Autorin spannendsten Kategorien sind die folgenden sieben: « Selbstsicherheit Denise geht davon aus, dass jeder Hund eine gewisse Menge Grundselbstsicherheit mitbringt. Das eine Extrem steuert jede neue Situation an, ohne mit der Wimper zu zucken, das andere Extrem ist höchst vorsichtig und zurückhaltend gegenüber allem Neuen. Die meisten Hunde liegen irgendwo in der Mitte. Beide Seiten des Kontinuums haben Vor- und Nachteile, und je nachdem, was der Hundeführer bevorzugt oder welchen Sport er anstrebt, kann der "ideale" Vierbeiner durchaus unterschiedlich aussehen. Selbstsichere Hunde, meint Denise, tun sich oft sehr leicht bei Arbeiten, die selbstständiges Handeln und Problemlösungen erfordern. Allerdings können sie mitunter dermaßen unabhängig sein, dass sie meinen, ihren Hundeführer gar nicht zu brauchen - eine Trainingsherausforderung, die nicht immer einfach zu lösen ist! Vorsichtige Hunde haben den Vorteil, dass sie dem Hundeführer ungern von der Seite weichen. Viele Dinge lassen sich auf dieser Basis ausgesprochen leicht trainieren - andere jedoch werden schwieriger. So kann etwa ein langsames, zögerliches Voraus dadurch bedingt sein, dass der Hund zu abhängig von seinem Hundeführer ist. Denises`Ratschlag zum Umgang mit den beiden Typen: Beim Training des selbstsicheren Hundes soll der Hundeführer vor allem daran arbeiten, dem Hund zu vermitteln, dass der Weg zur Erfüllung seiner Wünsche immer und ausschließlich über den Hundeführer führt. Im Training des vorsichtigen Hundes hingegen empfiehlt es sich, die Unabhängigkeit des Vierbeiners zu stärken und ganz bewusst aufzubauen.
Foto: Guido Kuester
TITELTHEMA
« Trainerfokus und Umweltfokus Jeder Hund bringt eine gewisse Menge an Interesse an seinem Hundeführer und eine gewisse Menge an Interesse an seiner Umwelt mit.
einen Hund, der, wenn er sich für etwas interessiert oder etwas möchte, einen Tunnelblick bekommt und alles außer diesem Objekt/dieser Tätigkeit ausblendet.
Meist gilt: Je größer der Trainerfokus, umso kleiner der Umweltfokus - und umgekehrt.
Ein Balljunkie wäre ein Beispiel für einen zwanghaften Hund. Ebenso ein Hund, der im Schutzdienst ausschließlich auf den Ärmel fixiert ist und sich zwar leicht losschicken, kaum aber mehr einbremsen lässt oder ein Border Collie, der bis zum Umfallen Schafe hütet. Wie die letzten beiden Beispiele zeigen, kann eine gewisse Zwanghaftigkeit durchaus wünschenswert sein - sie geht mit Fokus und Durchhaltevermögen einher und erlaubt es Hunden, ihre Aufgaben selbst unter widrigen Umständen durchzuführen. Andererseits kann zu viel von dieser Eigenschaft der Leistung eines Sporthundes durchaus im Weg stehen, wenn dieser nicht mehr kontrollierbar ist: Im Schutz punkte ich eben nur, wenn ich meinen Hund auch kontrollieren kann!
Hunde mit starkem Trainerfokus haben den Vorteil, dass sie sich auch in turbulenten Situationen gut auf den Hundeführer konzentrieren können, andererseits aber den Nachteil, dass sie mitunter so stark auf den Hundeführer achten, dass sie die Umwelt ausblenden - bis ein Umweltreiz so stark ist, dass er sie völlig überrascht und aus dem Konzept bringt. Und das kann durchaus auf einer Prüfung oder einem Turnier der Fall sein. Umweltbezogene Hunde hingegen machen es dem Hundeführer wesentlich schwerer, sich interessant zu machen: Sie haben oft mehr Interesse daran, die Büsche zu erkunden, das Eichhörnchen zu jagen und am Zaunpfahl zu schnüffeln, als mit ihrem Menschen zu arbeiten. Ist allerdings erst einmal eine gute Bindung aufgebaut, bringt den umweltbezogenen Hund in der Regel nichts aus dem Konzept: Er hat sich sein ganzes Leben lang mit der Umwelt auseinandergesetzt und ist bestens damit vertraut. Selbst plötzlich auftauchende Reize halten ihn nicht vom Arbeiten ab. An diesen Punkt zu kommen, ist jedoch ein langer Weg und ein geeigneter Trainingsplan für einen umweltbezogenen Hund sieht anders aus, als für einen trainerbezogenen. « Zwanghaftigkeit und Flexibilität Ein ausgesprochen interessantes Element genetisch verankerter Eigenschaften ist die Frage, ob ein Hund eher zwanghaft oder eher flexibel ist. Mit zwanghaft meint Denise
Das Gegenstück zur Zwanghaftigkeit nennt Denise Flexibilität: Ein flexibler Hund hat vielleicht Spaß am gemeinsamen Spiel, vergisst seinen Ball aber rasch wieder, sobald dieser weggepackt wurde. Als Familienhund eignet sich ein flexibler Hund mit Sicherheit besser, als ein zwanghafter. Auch im Sport kann Flexibilität Vorteile haben: Ein solcher Hund kann leicht zwischen unterschiedlichen Aufgaben umschalten und lässt sich in der Regel auch in hoher Trieblage gut kontrollieren. Der flexible Border Collie hütet vielleicht freudig, solang die Sonne scheint, hört aber einfach auf, wenn es zu regnen beginnt oder er müde ist. Im Sport- und Arbeitsbereich kann ein gewisses Maß an Zwanghaftigkeit aber durchaus wünschenswert sein, da es mit konstanter Arbeitsbereitschaft selbst unter widrigen Bedingungen und häufig auch mit Ausdrucksstärke einhergeht. working-dog-magazin
23
HINGUCKER mit WAU-EFFEKT! TEXT: MIKE SCHEFFNER │FOTOS: GABRIELE LAUBINGER
28
working-dog-magazin
NE W S & S Z E N E
ABGELICHTET
Hundeportraits gehören zur Kunst, wie der Pinsel zum Maler. Gabriele Laubinger ist eine von Deutschlands bekanntesten Künstlerinnen, die sich auf das Portraitieren von Hunden und Pferden spezialisiert hat. Schon seit Jahren zieren Zeichnungen und Aquarelle die Produktverpackungen des deutschen Futtermittelherstellers HAPPYDOG.
Schon Sonnenkönig Ludwig der XIV. ließ seine geliebten Jagdhunde von seinen Hofmalern auf Leinwand bannen. Von Versailles aus startete der Siegeszug des Hundeportraits. Unsere Vierbeiner inspirierten Künstler von Rembrandt, über Goya bis Picasso zu berühmten Werken. Hundeportraits machten Auftragsmaler wie
Georg Stubbs, den Lieblingskünstler des britischen Adels im 18. Jahrhundert, und Edwin Henry Landseer, nachdem die Hunderasse benannt wurde, bekannt. „Animaleurs“ nannte man sie – die Maler, die sich auf Tierportraits spezialisiert hatten. Eine moderne „Animaleurin“ ist auch Gabriele Laubinger.
GABRIELE LAUBINGER
wurde 1962 in Herne geboren, wo sie auch heute noch ihr Atelier hat. Nach dem Abschluss ihres Studiums mit den Schwerpunkten Schrift und Malerei, kam sie recht bald zur Portraitierung von Tieren. In ihrer Freizeit fährt Gabriele einen alten Mustang oder Motorrad zum Ausgleich. Webseite: www.dasportrait.de
Der Werdegang Die studierte Designerin lebt und arbeitet in Herne. Nach ihrem Studium an der Universität Essen bekam sie ein Auslandsstipendium, das sie an die „Hochschule für angewandte Kunst“ nach Wien führte, wo sie die „Meisterklasse Malerei“ absolvierte. Beste Voraussetzungen, um in der Werbeindustrie Karriere zu machen, working-dog-magazin
29
Dog Dance Vize-Weltmeisterin HTM Polina Il'ina (RUS)
31.000 hunde auf dem catwalk Das Mega-Event World Dog Show und die German Winner Show fanden vom 08. – 12. November in Leipzig statt. TEXT: MIKE SCHEFFNER + CONSTANZE RÄHSE │FOTOS: CONSTANZE RÄHSE + GUIDO KUESTER (Agility)
32
working-dog-magazin
NEWS & SZENE
F
ür fünf Tage war Leipzig die Hundehauptstadt Deutschlands. Auch wir vom working-dog Magazin haben uns ins Getümmel gestürzt, auch wenn herausgeputzte Yorkshire Terrier mit rosa Schleifchen, Pudel mit merkwürdigen Frisuren, Hunde mit geföntem, bodenlangem Fell, die man sich nur schwerlich tobend im Wald vorstellen kann, definitiv nicht unsere Baustelle sind. Aber Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Und das ist auch gut so.
Fotos: die vier Border Collies der Hüte-Showeinlage von Anne Krüger das Team am Stand der WDS: v.l. Mireile Vogt, Katarina Ernst Constanze Rähse und Mike Scheffner Large-Podest Agility mit Junioren: v.l. Philipp Müller-Schnick, Paula Korte, Daniel Schröder, Phoebe Schlathölter, Tobias Wüst Small-Podest Agility mit Junioren: v.l. Bozena Schröder, Carlotta Jägerfeld, Jule Ullrich, Tobias Wüst, Daniela Bender, Ilona Scriba DD-Freestyle-Weltmeisterin Elke Boxoen am WDM-Stand Medium-Podest Agility mit Junioren: v.l. Katja Monzel, Celine Fischer, Inga Merbeth, Silas Boogk, Claudia Zenner
Hunde aus 330 verschiedenen Rassen traten an, um jeweils den besten ihrer Art zum Weltsieger zu küren. Diese Vielfalt ist faszinierend. Man traf immer wieder Hunde, die man noch nie gesehen hatte und im Stadtbild vielleicht auch eher für Mischlinge halten würde. Hier war definitiv für jeden der 90.000 hundebegeisterten Besucher etwas dabei.
Foto: Guido Kuester
Uns vom working-dog Magazin ging es vornehmlich, neben dem „Kontakte-knüpfen“ und der Magazin-Präsentation, aber natürlich um die sportliche Seite der World Dog Show.
Und die hatte einiges zu bieten. Die Highlights waren sicherlich die FCI Weltmeisterschaft im Dog Dance und die Deutsche Meisterschaft im Agility. Beide fanden reges Publikumsinteresse. Vor vollen Tribünen und bei toller Atmosphäre zeigten die Hundesportler ihr Können. Im Agility eiferten insgesamt 206 Teams um die Kronen in den drei Klassen. Den Small-Titel räumte Tobias Wüst mit seiner Sheltiehündin Excited Blackbean with eager to work, genannt „Dörte“ ab, was schon fast etwas vorauszusehen war, denn die beiden hatten 2017 neben dem WMTitel fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab.
Silas Boogk, der mit seinem Sheltie Enjoy the magic moment Beam me up, genannt Beam, schon das WM-Jumping gewonnen hatte, holte sich den Titel in der Klasse Medium. Und bei den Large-Rassen gewann der Medium-Weltmeister Daniel Schröder. Mit seinem Border Collie Mawlch Floss, genannt Gin, verteidigte er seinen Titel von 2016. Auch 32 Juniorenteams standen in der Konkurrenz und machten mit tollen Leistungen darauf aufmerksam, dass man sich um den Agility-Nachwuchs in Deutschland keine Sorgen machen muss.
Foto: Guido Kuester
working-dog-magazin
33
DOPING im Hundesport Die Einnahme unerlaubter Substanzen zur Steigerung oder Erhaltung der meist sportlichen Leistungsfähigkeit ist im Humanbereich hinlänglich bekannt. Nun ist Doping leider auch ein Thema im Hundesport. TEXT: DR. MED. VET. SUE CHANDRARATNE │ FOTOS: pics4dogs / fotolia.de
S
eit Veröffentlichung des VDH-Rundschreibens bezüglich Dopingkontrollen am 26.02.2012 wurden im Jahr 2016 bei zwei Hundesportarten Dopingkontrollen durchgeführt. Im Mai 2016 bei der VDH Agillity Qualifikation in Dortmund und im August 2016 bei der VDH Deutschen Meisterschaft IPO in Mettingen. Seitdem werden regelmäßig Dopingkontrollen angekündigt, letztmalig auch bei der FCI WM IPO 2017 in Rheine. Dopingkontrollen sollen vor allem auf den nationalen Qualifikationsveranstaltungen im IPO, IPO-FH, Agility, Turnierhundesport und Obedience zu den Europa- und Weltmeisterschaften durchgeführt werden.
Foto: fotolia.de/Holger
Der Verband für das Deutsche Hundewesen e.V. hat daher eine Stoffgruppenliste veröffentlicht. Ein Hund muss in seinen Geweben, Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen an den Tagen der Veranstaltung frei sein von allen Substanzen, die in der Stoffgruppenliste des VDH aufgeführt sind. Seit der Veröffentlichung der Vorgehensweise bei Dopingkontrollen und der Handhabung von Doping anhand der Stoffgruppenliste gab es vor und während der Veranstaltungen immer wieder Unstimmigkeiten bezüglich des Vorgehens, der Auslegung und der Kommunikation mit dem Verband für das Deutsche Hundewesen. Über eine Startfreigabe nach Attesteinreichung entscheidet ein vom VDH beauftragter Labor-DopingTierarzt. Dieser hat keine eigenen Kenntnisse über Details der verschiedenen Hundesportarten und bezieht sich nur auf die Nachweisbarkeit von Medikamenten im Blut. Er ist auch bei keiner Meister38
working-dog-magazin
schaft vor Ort, um bei aufkommenden Problemen wie z.B. leichten Verletzungen sichere Aussagen zum Thema Doping zu treffen, sondern wird immer telefonisch vom VDH kontaktiert. Der Doping-Tierarzt arbeitet mit einer Halbwertszeiten-Liste von Medikamenten, d.h. wie schnell das Medikament im Körper abgebaut wird. Diese Liste möchte der VDH jedoch auch auf mehrmalige Nachfrage nicht veröffentlichen, da die regelmäßige Aktualisierung der Liste zu kostenintensiv wäre
NEWS & SZENE
Stoffgruppen-Liste des VDH
hse nze Rä onsta Foto: C
→ Antihistaminika → Diuretika → Lokalanesthetika → Muskelrelaxantien → Atmungsstimulantien → Sexualhormone → Anabolika → Corticosteroide → Endokrine Sekrete und ihre synthetischen Homologe
Foto: Jan Redder
→ Substanzen, die ■ auf das zentrale oder periphere Nervensystem wirken ■ auf das vegetative Nervensystem wirken ■ auf den Magen-Darm-Trakt wirken ■ auf Herz und Kreislauf wirken ■ auf den Bewegungsapparat wirken ■ mit fiebersenkender, schmerzstillender, entzündungshemmender Wirkung ■ mit antibiotischer, antimykotischer, antiviraler Wirkung ■ die Blutgerinnung beeinflussen ■ mit zellschädigender Wirkung
Doping liegt vor, wenn bei einem Hund eine Substanz, gleich in welcher Menge, gefunden wird, die zu den o. g. Stoffgruppen zählt. Für die Substanz Theobromin gilt ein Grenzwert in Höhe von 2.000 Nanogramm/ml. und auch keine 100%ige Sicherheit bestünde, dass ein Medikament vollkommen abgebaut wäre. Zudem gab es Probleme bei den Blutprobennahmen im Anschluss an die Veranstaltungen: Es musste bei den ausgewählten Hunden oft mehrmals (bis zu an allen vier Gliedmaßen) von einem beauftragten Tierarzt nachgestochen werden, bis Blut zu gewinnen war. Dies stellt für die betroffenen Hunde einen zum Teil erheblichen Stress dar. Eine theoretisch mögliche Dopingkontrolle mittels Urin wurde in keinem der Fälle durchgeführt. Unstimmigkeiten ergaben sich zudem beispielsweise wenn, wie vom VDH veröffentlicht, Atteste über verabreichte Medikamente eingereicht wurden und die Starterlaubnis trotzdem abgelehnt wurde. Auch der Ausschluss von Hunden mit anerkanntem Attest von den späteren Dopingkontrollen führte zu Diskussionen, weil ja ein weiteres, unattestiertes Mittel hätte verabreicht worden sein können. working-dog-magazin
39
Hilfe Milben! Demodex, Sarcoptes & Co lästige Parasiten, die kein Hund braucht! TEXT: DR. GREGOR BERG │ FOTOS: fotolia.de
46
working-dog-magazin
KYNOLOGIE
GESUNDHEIT
Milben gehören zum Stamm der Gliederfüßer, dort zur Klasse der Spinnentiere und zur Unterklasse der Milben. Es gibt über 75.000 Milbenarten, darunter über 12.000, die parasitisch leben. Beim Hund gibt es eine relevante Anzahl an Milben, die eine Rolle spielt. Von drei Milben hat meistens jeder Hundebesitzer schon mal etwas gehört: Demodex- , Sarcoptes- und Futtermilben.
Demodex-Milben Demodex-Milben gehören zur normalen Hautflora beim Hund und kommen in geringer Anzahl auch bei gesunden Hunden vor. Die Milben leben in den Haarfollikeln, auch Haarbälge genannt, in denen die Haare „stecken“. Ohne ihren Wirt können die Demodex-Milben nicht leben. Die Übertragung der Demodex-Milben geschieht während der ersten Lebenstage eines Welpen durch engen Körperkontakt mit seiner Mutter beim Säugen. Nur bei einzelnen Welpen kommt es zu Hautveränderungen. Diese beginnen meist an Oberlippe, Augenlidern, Nase, Stirn und Ohren. Wenn sich die Demodex-Milben anschließend im Körper vermehren, weil z. B. das Immunsystem noch nicht ausgereift ist, entsteht eine sogenannte Demodikose. Davon gibt es zwei Formen: die lokalisierte und die generalisierte Demodikose.
Dr. Gregor Berg Dr. Gregor Berg ist Tierarzt mit einer Praxis für Ernährungsberatung. Studiert hat er in München und dort an der Klinik für Innere Medizin promoviert. Nach Tätigkeiten in Kliniken und in der Lebensmittelüberwachung und Fleischhygiene hat er sich voll und ganz der Ernährungsberatung gewidmet. www.gregorberg.com
Bei der generalisierten Form (mehr als sechs kleinere Stellen oder ganze Körperteile betroffen) unterscheidet man, ob die Demodikose bei einem Junghund oder bei einem erwachsenen Hund auftritt. Bei betroffenen Junghunden kommt es zwischen dem 3. und 18. Lebensmonat zu Hautproblemen, die dann entweder von selber abheilen oder behandelt werden müssen. Wenn Demodex-Milben im Erwachsenenalter Hautprobleme verursachen, liegt in der Regel eine Grunderkrankung vor, die das Immunsystem beschäftigt, so dass sich die Demodex-Milben vermehren können. Solche Grunderkrankungen können sein: Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenüberfunktion, Tumorerkrankungen, Infektionskrankheiten wie z. B. Leishmaniose u. a. Die Demodikose kann in solch einem Fall schwer verlaufen und sogar tödlich enden. working-dog-magazin
47
Foto: fotolia.de/kalcutta
Die lokalsierte Form äußert sich, wie der Name schon sagt, nur an einzelnen Stellen. In der Regel sind die Hunde drei bis sechs Monate alt und zeigen zum Teil haarlose, rötlichangeschwollene Areale im Gesicht und an den Vorderbeinen. Diese können jucken oder schuppen. Manchmal kommen die Veränderungen nur um die Augen vor und der Hund sieht aus, als hätte er eine Brille auf. In der Regel heilen die betroffenen Stellen von selber ab, sobald das Immunsystem gegen die Milben vorgeht.
manchmal frage ich mich, warum ich das mache? Jedes Jahr im Winter macht sich der Ex-Marketing-Manager und heutige Fotojournalist Helmut Dietz aus Bielefeld aufs Neue auf, die schönsten Winterlandschaften Europas zu besuchen. Seine Motive: Schlittenhunderennen. Seit 2006 lässt ihn diese Sucht nicht mehr los. In einem ersten Artikel schreibt er, was es mit den Schlittenhunderennen auf sich hat. TEXT + FOTOS: HELMUT DIETZ
I
ch war Anfang der 90er Jahre in Österreich beim Weltmarktführer für Tiernahrung als Marketing-Manager tätig und u.a. für ein ansehnliches Budget für Schlittenhundesponsoring verantwortlich. Die Firma war damals auch Hauptsponsor bei den Olympischen Spielen.
Da kann man schon mal das Gefühl für die richtige Größenordnung verlieren. Jedenfalls hat sich keiner meiner europäischen Kollegen wirklich für dieses Budget interessiert und ich habe es dann zwei Jahre lang genutzt, die von mir betreuten Hundefuttermarken in Österreich (und den Schlittenhundesport) vorwärts zu bringen. Als die Eigentümer sich dann vom Sponsoring verabschiedeten, tat ich das Gleiche von der Firma. 13 Jahre lang hatte ich mit Schlittenhunden danach nichts mehr zu tun, 56
working-dog-magazin
bis ich im Winter 2006 nach Tirol eingeladen wurde, zwei Wochen lang einer Rennserie beizuwohnen. Daraus wurden im selben Winter noch zusätzlich sechs Wochen in den Pyrenäen, in Schweden, in Thüringen, im Sauerland. Ziemlich bald merkte ich, dass ich in Mitteleuropa in der Schlittenhundeszene meinen beruflichen Schatten nicht los werden konnte. Also besuche ich seit Winter 2010 zusätzlich Schlittenhunderennen in Skandinavien, vor allem in Norwegen. Heute dürfte ich der meistgereiste Schlittenhundefotograf sein. Und wenn es einen gäbe, der weiter und mehr gereist sein sollte als ich, dann gönne ich ihm das. Selber schuld.
HUNDESPORT
SCHLITTENHUNDE
Foto: Inger Røliaunet aus Verdal, Norwegen. Sie ist 31 Jahre alt und fährt seit acht Jahren mit Schlittenhunden, allerdings bisher nur Touren. Das Rørosløpet hat sie im Februar 2017 gewonnen.
"Meine Vorfahren müssen Nordmänner gewesen sein. Anders kann ich mir es nicht erklären, warum meine Seele vor Freude still vor sich hin jodelt, während ich mich auf den schönsten Husky Winter - Trails abmühe."
Helmut Dietz
¬Schlittenhunderennen im Winter 2018
¬Die Distanz als Einteilungskriterium
Wenn man jemandem etwas über Schlittenhunderennen erzählen möchte, dann kommen zwei Extreme ziemlich schnell auf einen zu: die größten Rennen der Welt bzw. Alaskas: das Iditarod und das Yukon Quest. Beides Rennen über 1.000 Meilen. Gleichzeitig hört man, dass irgendwo in der Nähe ein Wagerlrennen stattgefunden hat, bei dem die Hunde kaum fünf Kilometer vor einem Wagen rennen.
Schlittenhunderennen kann man grob in Sprint, Mitteldistanz und Langdistanzrennen einteilen. Hier eine bestimmte Kilometerangabe zu machen, macht keinen Sinn, denn bei Sprintrennen verkürzt sich die Strecke meist mit abnehmender Zahl der Hunde vor dem Schlitten. In der „Königsdisziplin“ oder „unlimitierten“, „offenen“ Klasse (mit mehr als acht Hunden vor dem Schlitten) des Sprint– Schlittenhundesports legen die Hundeteams – wenn sie Glück haben und die Schneelage es zulässt – etwa 20 bis 25 km zurück. Bei nationalen Rennen an zwei Tagen, bei internationalen Rennen an drei Tagen hintereinander. Bei den kleineren Gespannen mit 2, 4, 6 oder 8 Hunden vor dem Schlitten sind es kürzere Distanzen. Bei einem Gang entlang des Trails kann man dann die Absperrungen und/
Mein Rennkalender soll beide Phänomene nicht erwähnen, weder die ganz großen Rennen in Alaska, noch die Rennen ohne Schnee hier in Europa. Wir wollen über Schlittenhunderennen im Schnee in Europa reden. Wo gibt es welche, was erwartet einen dort?
working-dog-magazin
57
Luna Tale Link Ein Border Collie schreibt FCI-Geschichte und erobert in Rheine die Herzen der IPO-Szene. TEXT: NICOLE BEUTLER │ ÜBERSETZUNG: SANDRA KING│ FOTOS: GUUS KERSEMAKERS/segusoda.nl
S
eit 21 Jahren ist der Belgier Glenn de Bie im Hundesport aktiv und versucht stets, sich in der Ausbildung zu verbessern, sich weiterzuentwickeln und neue Wege zu gehen. Nach zwei Briards und zwei Deutschen Schäferhunden suchte er nach einer besonderen Herausforderung im IPO-Bereich. Sein Blick fiel dabei auf die Rasse Border Collie, an der er auf Anhieb Gefallen fand. So holte er Link zu sich. „Ich weiß, dass mein Hund nicht die typische Gebrauchshunderasse für den IPO-Sport ist, aber ich wollte es versuchen. Es war eine Herausforderung, weil es Leute gab, die überzeugt waren, dass ich es nicht schaffen würde. Aber ich habe bewiesen, dass es möglich ist", erzählt Glenn. Glenn beschreibt Link als harten Hund, der gut mit Druck umgehen kann. Er will immer arbeiten und ist immer sofort bereit, etwas zu tun. Ansonsten ist er aber ein sanfter Hund und der beste Freund von Glenns fünfjährigem Sohn, mit dem er sehr gerne spielt. Im Training versucht der Hundeführer, den Rüden immer bei Laune zu halten und locker mit ihm zu arbeiten, was die Grundeinstellung des Hundes zur Arbeit auch zulässt. Auch die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft wurde entspannt gestaltet, um die nervliche Belastung möglichst gering zu halten. Qualifiziert zur FCI WM hat sich das Team über den in Belgien üblichen Weg. Link war 2017 der erste Hund seiner Rasse, der auf einer FCI WM im IPO teilgenommen hat. Als Vertreter seiner Rasse ist Link ein kluger Hund, der mitdenkt und in dessen Trainingsverlauf Glenn darauf achten muss, dass der Rüde sich durch
64
working-dog-magazin
den ausgeprägten „will-to-please“ nicht verselbstständigt. Ähnliche Eigenschaften schreibt auch die Eigentümerin der Mutter von Link dieser zu. Auch Ejay Tale Link ist ein typischer Border Collie, der jederzeit für alle Aktivitäten zu begeistern ist. Tania Heivers sagt über ihre vielseitige Teampartnerin: „Agility, Frisbee und das Apportieren liebt sie, aber das Hüten ist ganz klar ihr Favorit. Sie ist unternehmungslustig und schnell in allem, was sie tut. Im Jahr 2007 erreichte die Hündin Bronze auf der belgischen Canicross-Meisterschaft und gewann 2008 die Silbermedaille anlässlich der belgischen Meisterschaft im Agility.“ Link hat mittlerweile an neun Meisterschaften teilgenommen, konnte achtmal das Prüfungsziel erreichen, das Wichtigste war dabei sicher die FCI IPO WM in Rheine. Und der Border Collie hat auf seinem Weg auch schon "Hunde mit Namen" geschlagen, wie beispielsweise den WUSV-Vizeweltmeister Kjerro vom Blutsenhof - einen der erfolgreichsten Deutschen Schäferhunde der letzten Jahre von Dirk Leemans. In seine erste FCI WM startete der Hundeführer ziemlich nervös. „Aber nach der Fährte waren meine Nerven dann besser und ich genoss die ganze Veranstaltung sehr. In Belgien kennen die Sportkollegen uns bereits gut und sie konnten daher nicht glauben, dass es für alle anderen so etwas Besonderes war, einen Border Collie im IPO zu sehen. Nach dem Schutzdienst haben sich alle Hundeführer und Zuschauer mit mir gefreut und mir gesagt, dass sie großen Respekt hätten vor dem, was ich mit LINK erreicht habe. Das hat mich sehr stolz und glücklich gemacht“, resümiert Glenn.
HUNDESPORT
BIE
NA LU
TALE LINK & HF
:G
EN
E ND
253 Punkte
Prädikat: GUT! LUNA TALE LINK
"Dass wir Geschichte geschrieben haben, erkannte ich, als wir für die WM als Starter ausgewählt wurden. Dieses Gefühl war überwältigend!“
L
IPO
Rasse: Border Collie Wurftag: 02.03.2012 LOSH 1111324 Ausbildungskennzeichen: IPO3 Erfolge: FCI WM 2017, SRSH Grand prix de Belgique, KKUSH Belgien Winner, KUCBH Belgische Meisterschaft, SRSH IPO trials CACIT Abstammung:
Vater: Gingerbell New Loox for Lunatale (FCI OB2) Mutter: Luna Tale Ejay (A3, Belg. Vizesieger Agility)
working-dog-magazin
65
Foto: Claas Posser/c-pics.de
so sehen Sieger aus!
68
ÂŤ MarC & Irck schlagen Sie alle.
working-dog-magazin
HUNDESPORT
IPO
Nachahmen erlaubt! Die Bundessiegerprüfung im Verein für Deutsche Schäferhunde war in diesem Jahr die Bühne der "NO NAMES". Gleich zwei Newcomer standen am Ende auf dem Podest und qualifizierten sich für den Jahres-Höhepunkt WUSV. TEXT: KATJA PETERS │ FOTOS: PETRA FÜRSTOVA / Denise Altenkämper / CLAAS POSSER / ANNIKA FLOR
„Als der Leistungsrichter Soßalla meine Fährte beschrieb und mir letztendlich 100 Punkte gab - das war für mich sehr emotional und ich war von Weinkrämpfen geschüttelt“, beschreibt Marc Christine. Der 47-jährige Saarländer wurde in diesem Jahr mit seinem Irck de la Hutte du Berger Bundessieger im Verein für Deutsche Schäferhunde. Auf seiner ersten BSP wohlgemerkt. Bisher hatte der Diensthundeführer „nur“ auf Landes-
ebene geführt. „Ich hatte mir einfach mal vier Wochen Urlaub eingetragen. Damit hatte ich unsere LGA und die BSP abgedeckt. Ich hatte ja als Fünfter auf der LGA noch Glück, dass ich mich überhaupt qualifiziert hatte. Im Urlaub konnte ich dann Irck und mich optimal auf die Veranstaltungen vorbereiten.
»» Arbeitsbereitschaft und „Top-Sprünge“ Unterordnungsrichter Reiner Beitel lobte den Rüden in seiner Besprechung für die Arbeitsbereitschaft und die „Top-Sprünge“ sowie das sehr schnelle Wechseln in die Grundstellung. Bemängelt hat er die Kehrtwendungen, wie wohl bei allen anderen Hunden auch, und die für ihn unnatürliche Gangart mit dem zwischenzeitli-
Natürlich habe ich nicht damit gerechnet, dass ich Bundessieger werde. Jedoch weiß ich, was Irck leisten kann, wenn alles passt. Dazu gehören natürlich die Vorbereitung, äußere Umstände, Tagesform und natürlich Losglück. Mein Ziel auf der BSP war es, unter die ersten 30 bis 40 zu kommen mit einem Gesamt-SG.“
Foto: Der Deutsche Meister Irck de la Hutte du Berger (HF: Marc Christine)
chen Hochspringen. Im Interview ergänzte Reiner Beitel: „Auch werden die Wendungen teilweise von den Hundeführern als Bogen gelaufen.“ Die Freifolge von Irck rutschte ins "Gut", wegen Kleinigkeiten. Ebenso das Steh. Alle anderen Übungen waren im "Sehr gut" und "Vorzüglich". 93 Punkte vergab der hessische Richter. Im Schutzdienst überzeugte der vierjährige Rüde den Richter Dirk Stocks.
Foto: Denise Altenkämper/Pfotografie and more
Den diesjährigen Bundessieger im Verein für Deutsche Schäferhunde hatte wohl so keiner auf dem Zettel. Marc Christine startete zum ersten Mal in seinem Leben auf dieser Veranstaltung, gewann mit 289 Punkten und ließ die bekannte Konkurrenz hinter sich.
working-dog-magazin
69
BEsser hätte es nicht laufen können! Das ist das Fazit von Reiner Naschke, der sich mit seiner Debby vom Eisernen Kreuz den IPO Weltmeistertitel auf der WUSV WM 2017 in Tilburg sicherte. TEXT: MIKE SCHEFFNER │ FOTOS: JAN REDDER/pics4dogs.eu
80
working-dog-magazin
HUNDESPORT
IPO
V
om 04. – 08. Oktober traf sich die Schäferhundewelt im niederländischen Tilburg. Die Stadt in der Provinz Nordbrabant war Gastgeber der diesjährigen WUSV Weltmeisterschaft. Die Veranstaltung wurde von Toine Jonkers und seinem Team exzellent organisiert und durchgeführt. Das König Willem II. Stadion war ein Austragungsort, wie man ihn sich für eine Weltmeisterschaft wünscht
Schäferhunde dem fachkundigen internationalen Publikum vor. Die Kulisse, mit zumindest am Samstag und Sonntag gut besetzter Tribüne, zeigte klar den Stellenwert, die eine WUSV Weltmeisterschaft in der Hundesportszene hat. Kleiner Wermutstropfen: von den gemeldeten 129 Hunden wurden zwölf disqualifiziert, 16-mal kam es zum Abbruch im Schutzdienst und weitere 24 Hun-
„Ich habe bei dieser Weltmeisterschaft viele gute Hunde gesehen. Hunde, die wirklich eine herausragende Arbeit gezeigt haben.“ Rinus Bastiaansen de konnten die Prüfung nicht bestehen. Das macht zusammen mit den zwei Hunden, die verletzt zurückgezogen werden mussten, eine Ausfallquote von fast 42 %. Woran lag das? Zum einen sind viele Hunde an den schwierigen Witterungsbedingungen mit teils starkem Regen und stürmischem Wind in der Fährte gescheitert. Zum anderen konnten viele Hunde den Schutzdienst nicht bestehen. und bot hervorragende Voraussetzungen für die Wettkämpfe. Zuschauer und Hundesportler fühlten sich hier sehr wohl. Ein babylonisches Stimmengewirr empfing die Besucher im Fußballtempel des Tilburger Erstligisten. Hundeführer aus 36 Nationen führten ihre 129
Logische Konsequenz: die Richtweise und die Helferarbeit gerieten in die Kritik und wurden, wie nach vielen Großveranstaltungen, heiß diskutiert. Die Meinungen über die Helferarbeit gingen dabei weit auseinander, von sehr gut und druckvoll bis unfair und gefährlich. working-dog-magazin
81
Die Arbeitsqualität muss das einzige Kriterium sein Der D-Wurf vom Eisernen Kreuz ist einer der erfolgreichsten Würfe in der Zucht des Deutschen Schäferhundes. Debbys Weltmeistertitel setzt dem Ganzen nun die Krone auf. TEXT: MIKE SCHEFFNER │ FOTOS: JAN REDDER / CLAAS POSSER / ANNIKA FLOR / SEPP GRÜTERS / CONSTANZE RÄHSE
Foto: Claas Posser
"Kennt er nicht, darf es nicht geben." Michael Tomczak
98
working-dog-magazin
HUNDESPORT
N
ico Kertzinger ist als Hundeführer kein Unbekannter, jetzt geht er auch als Züchter in die Geschichte des Vereins für Deutsche Schäferhunde ein. Die von ihm gezüchtete Debby vom Eisernen Kreuz holte in Tilburg als erste Hündin den WUSV Weltmeistertitel. Aber auch für die Wurfgeschwister war 2017 ein erfolgreiches Jahr. Drei Hunde starteten auf der SV Bundessiegerprüfung, zwei bei der WUSV Weltmeisterschaft. Als am 08.02.2012 die zwei Rüden, Dexter und Dinoso, und die drei Hündinnen Debby, Dina und Dzazzi, das Licht der Welt erblickten, konnte noch niemand ahnen, wie erfolgreich sie einmal sein würden, obwohl sie sich schon als Welpen sehr gut zeigten, wie Birgit Gerstenberg berichtet. Ihre Dina hat sie ausgesucht, weil sie bereits als Welpe eine sehr gute Beuteveranlagung und sichere Nerven hatte.
Die Ausbildung von Dina verlief weitgehend unproblematisch. In der Fährte war sie leicht motivierbar und arbeitete ruhig und konzentriert. Am anspruchsvollsten war für Birgit die Ausbildung in der Unterordnung. „Dina ist ein absolutes Energiebündel und deshalb nicht immer leicht zu hantieren. Sie stand sich bei der Arbeit oft selbst im Weg.“ Im Schutzdienst zeigte sie von Anfang an ihre außergewöhnliche Qualität.
Foto: Sepp Grüters
Foto: Jan Redder/pics4dogs
DEXTER
D-Wurf vom Eisernen Kreuz
DINA
Foto: Sepp Grüters
DEBBY
Foto: Jan Redder/pics4dogs
IPO
DINOSO
Helfer. Diesbezüglich ist sie sehr vatertypisch.“ Hinzu kommen volle und harte Griffe und ein druckvolles, aggressionsbetontes Verbellen. Zuhause ist Dina sehr ausgeglichen, erzählt Birgit. „Sie ist Kindern und fremden Menschen gegenüber sehr freundlich und zeigt sich im Alltag selbstsicher und unbeeindruckt.“ Für Birgit ist Dina sowohl sportlich als auch charakterlich eine ganz besondere Hündin.
Rasse: Deutscher Schäferhund Wurftag: 08.02.2012 - SZ 2281487 - 2281491 Ausbildungskennzeichen: 4x IPO3, 1x BH Zucht: ZB: 4x V, 4x gekört Gesundheit: 3x HD/ED: normal, 2x HD noch zugelassen/ED normal Abstammung: Vater: Quardes von der Staatsmacht (BSP) Mutter: Yucca von der Mohnwiese (SchH1, RH1)
Dina ist bis heute in Abteilung C kompromisslos. „Ihr Angriffsverhalten ist sehr explosiv. Sie geht mit voller Wucht und viel Druck in den
Reiner Naschke beschreibt seine Weltmeisterin ganz ähnlich. „Im täglichen Umgang ist Debby eine sehr ruhige, nervenstarke und working-dog-magazin
99
{ NICO KERTZINGER } • Angestellter im öffentlichen Dienst • 34 Jahre • Hundesport seit 1994 • Vizesieger BSP 2003 mit Justin vom Pendel Bach Foto: Agent vom Wolfsheim auf der BSP 2008 (Platz 27)
102
working-dog-magazin
HUNDESPORT
IPO
alle Fotos: JAN REDDER/pics4dogs
Was war Deine Motivation vor sieben Jahren in die Zucht einzusteigen? Mein erster Rüde, den ich erfolgreich geführt habe, war Justin vom Pendel Bach. Dieser hervorragende Rüde wurde nur selten zum Decken genommen. Viele Züchter waren der Meinung, dass er wohl nicht gut sein konnte, weil er sich von mir als Jugendlichen ausbilden und führen ließ. Doch Justin war extrem hart und triebig. Der Züchter „vom Wolfsheim“, der damals zu mir zum Training kam, hatte Justin für Noditha vom Teufelsgrund als Deckrüden für seinen A-Wurf genommen. Aus diesem Wurf wählte ich einen hellgrauen Rüden aus, Agent. Er war noch eine Steigerung zu Justin und hatte durch die Kombination mit Noditha, alles was ich mir vorstellen konnte. Ich habe ihn zweimal auf der BSP und einmal auf der WUSV geführt.
{ INTERVIEW } Meine Meinung ist, dass viele Züchter nicht die wirklichen Arbeitsqualitäten sehen und sich zu sehr von schönem Gebäude und toller Farbe verleiten lassen.
Agent vom Wolfsheim war mit Sicherheit kein gutaussehender Rüde, Farbe und Gepräge waren nicht wirklich vorhanden, dafür hatte er aber ein richtig gutes Griffverhalten, Speed und ein absolut beständiges Triebverhalten. Auch er wurde nur sehr wenig zur Zucht eingesetzt, da viele Züchter mehr Wert auf Größe und Farbe legten und dieses über seine Arbeitsqualitäten legten. Mein Freund Stefan Schaub hat Agent vom Welpen an im Schutzdienst trainiert und dann seine Gracia von der Staatsmacht von Agent belegen lassen. Hier vereinbarten wir, dass ein Rüde und eine Hündin zu mir kamen. Leider hatte der Wurf nur einen Rüden, Quardes und eine Hündin namens Queena. Quardes von der Staatsmacht wurde in meinem Verein ausgebildet und nach der IPO2 übernahm ich ihn von seiner Besitzerin, führte ihn überregional und erreichte mit dem besten Schutzdienst auf dieser Veranstaltung Platz 6 auf der BSP. Quardes war der perfekte Mix aus Agent und Gracia und von Anfang an ein Ausnahmehund mit extremer Geschwindigkeit, Griffverhalten, mehr Trieb als nötig, echte Dominanz und Schärfe, richtig gute Farben und Rüden-Gepräge, hatte aber leider „nur“ eine a2 Hüfte. Zum dritten Mal hatte ich einen Rüden, der zu seiner Zeit überzeugen konnte, aber wie zuvor waren viele Züchter abgeneigt, diesmal wegen der a2-Hüfte. Zu diesem Zeitpunkt stand mein Entschluss fest, dass ich selber züchten werde, um meinen Typ Hund und meine Linie zu erhalten. Wenn man sich heute die Statistiken ansieht, kann man sehen, dass Justin, Agent und Quardes überragend vererbt haben und Quardes immer noch aktiv vererbt.
Foto: Justin vom Pendel Bach auf der BSP 2005. Insgesamt wurde der Rüde von Nico viermal auf dieser Veranstaltung geführt. Seine beste Platzierung war der Vizesieg im Jahr 2004, der auch die erste Teilnahme an der WUSV-Weltmeisterschaft bedeutete.
Deine erste Zuchthündin war Diva vom Steinteich, eine Tochter von deinem Agent. War das deine Hündin oder Zuchtmiete? Selbst aufgezogen und ausgebildet? Diva vom Steinteich war meine erste Zuchthündin. Ich habe sie sehr gut ausgebildet und mit IPO 1 von Uwe Krüger gekauft, da ich eine Hündin aus meiner Linie haben wollte. Sie war eine extrem belastbare Hündin mit einem tollen Wesen und Sozialverhalten. Im Training selber neigte sie aufgrund ihres extremen Beuteverhaltens schnell zum Überdrehen. Ich habe mit ihr die IPO 2 und IPO 3 gemacht. Als Mutter machte sie einen hervorragenden Job mit sehr gutem Instinkt.
working-dog-magazin
103
Foto: Marc Gaub/gaub.lu
Überflieger Neun Laufpodestplätze, zwei Einzel-Weltmeistertitel und ein Team-Vizeweltmeistertitel - das ist die unglaubliche Bilanz der Deutschen Mannschaft bei der FCI Agility Weltmeisterschaft 2017 im tschechischen Liberec TEXT: CONSTANZE RÄHSE │ FOTOS: CONSTANZE RÄHSE (pics4dogs) / MARC GAUB
In der Home Credit Arena Liberec finden normalerweise die Heimspiele der Eishockey- und Basketballmannschaft statt. Die 2005 feierlich eröffnete Multifunktionsarena ist aber auch immer wieder Austragungsort für Events der besonderen Art. So fand hier beispielsweise 2008 die Eishockey U20-Weltmeisterschaft statt, wurde 2009 die Nordische Ski-Weltmeisterschaft eröffnet und regelmäßig finden Konzerte statt. Bis zu 9000 Zuschauer finden auf den Tribünen Platz und die waren auch sehr sehr gut gefüllt, als vom 5. bis 8. Oktober 2017 die Hundeszene die Arena eroberte und die FCI Agility WM-Krone vergeben wurde. Damit war die tschechische Stadt Liberec nach 2012 zum zweiten Mal Gastgeber der WM. Und um es gleich vorwegzunehmen: Die Veranstaltung war neben der 106
working-dog-magazin
Small: 164 Teams Medium: 151 Teams Large: 203 Teams
ten Sport zählen in Bruchteilen von Sekunden die richtige Entscheidung, das eindeutige Zeichen für den Hund und die entsprechend schnelle und korrekte Reaktion von diesem. Schnell fällt eine Stange und bei Geschwindigkeiten von bis zu 6 m/s ist der Hund auch schnell mal einer Verleitung verfallen. Die Richter Mirja Lapanja aus Slowenien und der Tscheche Petr Pupik haben für jeden Lauf Schwierigkeiten eingebaut, die einer Weltmeisterschaft absolut würdig sind und viele Hundeführer echt gefordert haben.
Das sportliche Niveau des langen Wochenendes war sensationell. Die Ergebnislisten spiegeln klar wider, dass viele Nationen ganz vorn mitmischen können und es nur ganz wenige Favoritenrollen gibt. In dem extrem rasan-
Der Tscheche sagte mir später, dass er mit dem Entwurf seiner Läufe schon Weihnachten 2016 begonnen und sich die ganze Saison über Gedanken gemacht hat. "Ich habe alle meine Kurse auf Facebook veröffentlicht, wollte
WUSVWM in Lahti die am besten organisierte, stimmungsvollste Veranstaltung, die ich in den letzten 15 Jahren besucht habe. Ganz großes Lob an die Tschechen, die das wirklich hervorragend gemeistert haben. Aus 43 Nationen waren insgesamt 518 Teams angereist, die sich wie folgt in die drei Agility-Klassen aufteilten:
HUNDESPORT
AGILITY
Scan mich!
damit Transparent zeigen. Keiner der Teilnehmer sollte überrascht sein." Er fügte hinzu, dass er die Parcours für die Teamwettbewerbe etwas leichter gestellt hat, als in den Einzelläufen. "Ich hoffe, dass alle Hundeführer es sehr geniessen konnten, unter dem Applaus und dem Jubel der italienischen und norwegischen Fans ins Ziel zu laufen. Für mich war die Atmosphäre wirklich perfekt."
Teamwettbewerb: Das Team-Jumping SMALL eröffnete am Freitagmittag das spanische Team. Der Kurs wurde von Petr Pupik gesetzt und war wohl ein lösbarer Einstieg in die WM, denn 69 Hunde blieben fehlerfrei und es gab nur 22 Disqualifikationen auf dem 179 Meter langen Parcours. Nach Abzug des Streichergebnisses blieb das Fehlerkonto von 16 Teams leer. Die Deutschen starteten als 28. Team in den Wettbewerb und standen nach diesem als Vizesieger auf dem Podest, nur 2,39 Sekunden hinter dem Team aus Schweden. Tobias Wüst, Bozena Schröder, Maik Brands und Christoph Lucke blieben folglich mit ihren Hunden Doerte, Cap, Sissy und Choice allesamt fehlerfrei. Eine tolle geschlossene Teamleistung. Platz 3 ging nach Italien. Die Bestzeit des Laufes erreichte Tobias Wüst mit seiner Doerte. Im Team-Agilitylauf am Folgetag wurde der Kurs von Mirja Lapanja gesetzt. Dieser war 190 Meter lang und enthielt ebenfalls 22 Hindernisse. Gleich in der Startphase war hohe Konzentration angesagt. Viele Hunde liefen nach der Hürde 2 direkt in den Tunnel. Diese Passage war wohl eine der schwierigsten in diesem Lauf. Nur 26 Hunde schafften den „Nuller“, 68-mal (52%) hörten die Zuschauer den DIS-Jingle.
Foto: Maik Brands mit seiner Königin Sissy
Das Bild auf dem Podest sah später ganz anders aus, als nach dem Jumping. Nur zwei Teams kamen fehlerfrei durch. Frankreich gewann den Lauf vor Italien und dem Team aus Lithauen, das nur eine kleine Zeitstrafe kassierte. Die Deutschen wurden Laufvierte, denn leider brachten zunächst Christoph Lucke und gleich darauf auch Maik Brands jeweils einen Parcoursfehler auf das Teamkonto. Besonders Letzterer wird sich geärgert haben, denn seine Sheltiedame Sissy riss gleich die Stange der Starthürde. Damit war der Traum vom Titel leider ausgeträumt, auch wenn die Deutschen im Gesamten ganze 5,36 Sekunden schneller als die Franzosen waren. Mike Brands sagte später, dass der Druck am Start doch sehr hoch ist, wenn man weiß, dass das Streichergebnis ja
schon aufgebraucht ist. Wenn dann gleich die Stange der Starthürde fällt, dann ist das sehr ärgerlich. Eine wirkliche Erklärung für den Fehler hat er nicht, sagte dazu: „Man gibt dann trotzdem alles in dem Lauf, weil ja das Team danach auch einen Fehler machen könnte. Aber natürlich ist das schwerer zu verarbeiten, wenn man weiß, dass man es dem Team „versaut“ hat. Unser Teamgeist war aber super und keiner hat Vorwürfe gemacht. Jeder weiß, wie schnell Fehler im Agility passieren und alle gehen fair miteinander um. Zu wissen, dass wir die absolut Schnellsten waren, macht einen auch ein wenig stolz.“
AGILITY TEAM SMALL :
In dieser Klasse laufen mehrheitlich Shetland Sheepdogs (Shelties), die eindeutig die von den Hundeführern favorisierte Rasse ist. Insgesamt waren im Einzelwettbewerb 98 Hunde, im Teamwettbewerb sogar 130 am Start.
Foto: Constanze Rähse/pics4dogs
… SMALL …
A-Lauf TEAM: SCT: 46 s, MCT: 70 s, Judge: Mirja Lapanja, Lauflänge: 190 m, Hindernisse: 22 working-dog-magazin
107
Vom Online-User zum Weltmeister Der Italiener Adrian Stoica und seine Border Collie-Hündin Rory setzen Maßstäbe im Dogfrisbee TEXT: NICOLE BEUTLER │INTERVIEW + FOTOS: CONSTANZE RÄHSE │ÜBERSETZUNG: SANDRA KING
Es geschah 2011: Adrian Stoica suchte im Internet nach neuen Tricks, die er seinem Hund beibringen könnte und stieß auf ein Video über Dogfrisbee. Es war Liebe auf den ersten Blick und der 39-jährige Italiener verbrachte die ganze Nacht mit dem Durchsuchen des Netzes nach interessanten Filmen über diese Sportart. Schnell wurde aus Interesse Leidenschaft: „Dogfrisbee gibt mir die Möglichkeit, meine Passion für Sport mit dem Hundesport zu verbinden und die Hunde über positive Verstärkung zu arbeiten. Damit sind sowohl die Hunde, als auch ich selbst glücklich“, erzählt Adrian. Einen Trainer hatte er nicht; stattdessen schulte er sich selbst durch Videos und begann auf den Prüfungen, andere Sportler nach deren Arbeit zu fragen. So lernte er viele neue und interessante Schritte, die er dann in seine eigene Ausbildung einband. Mittlerweile gehört Adrian zu den Vollprofis und ist hauptberuflich als Hundetrainer und Referent für Dogfrisbee in ganz Europa unterwegs. Dadurch hat er die Möglichkeit, täglich mit seinen Hunden zu trainieren und zu spielen. Dabei steht aber gar nicht die Arbeit mit dem Hund im Vordergrund – 70% seiner Zeit gehen für sein eigenes Training mit der Wurfscheibe ins Land; die unterschiedlichen Würfe und die Zielsicherheit haben oberste Priorität. Lediglich 20-30% des Trainings werden zusammen mit dem Hund absolviert. „Wichtig im Training ist es, mit dem Hund positiv zu arbeiten und zu erkennen, wann er mitunter beginnt, Übersprungshandlungen zu zeigen. Man sollte sich auf jeden Hund individuell einstellen. Viele Sequenzen werden ganz ohne eine Scheibe trainiert. Bevor du eine Frisbee einsetzt, musst du den Hund zunächst körperlich konditionieren und ihm die Tricks beibringen“, erklärt Adrian. Er appelliert an die Hundeführer, gerade zu Beginn der Ausbildung nicht zu viel zu wollen; der Spaß am Spiel selbst soll für die Hunde der Antrieb sein. Täglich trainiert der erfahre-
120
working-dog-magazin
HUNDESPORT
DOGFRISBEE "Jeder Hund ist anders und hat es verdient, einen eigenen Stil zu haben."
Seine gröSSten Erfolge ¬ UFO World Champion 2016 World Cup Champion T/C 2014 World Cup Vice Champion T/C 2016 European Champion 2014 / 2015 / 2016 / 2017 European Champion T/C 2015 / 2016 ¬SKYHOUNDZ European Champion Open Expert 2013 / 2016 European Champion Sport Expert 2016 ¬AWI European Champion 2014 / 2016 European Vice Champion 2012 / 2013 European Champion T/C 2014 / 2016
ne Hundetrainer mit seinen Hunden, wobei meist nur einzelne Sprünge und Sequenzen auf dem Programm stehen. Im Vordergrund ist und bleibt auch bei den erfolgreichen Hunden der Spaß! Auf die Frage, woher Adrian seine immer neuen Ideen für seine Freestyle Shows nimmt, antwortet er: „Mein Stil reflektiert meine Persönlichkeit. Meine Vergangenheit als Stuntman, Kampfsportler und Gymnast bietet mir dafür alles an Ideen und Anregungen, was ich mir wünsche." Um ein wirklich guter Disc Dogger zu werden, muss man seiner Meinung nach als Erstes sich selbst und seinen Hund kennen. Man muss die Bedürfnisse des Hundes kennen und diese auch respektieren. Als Zweites, jedoch nicht weniger wichtig, sollte man einen guten Lehrer und Trainer haben. Man kann von jedem lernen und neue Perspektiven betrachten, neue Tricks erlernen und sich inspirieren lassen. Des Weiteren braucht der Hundeführer Geduld; sehr viel Geduld sowie Vorstellungskraft, um seinen eigenen Stil zu finden und ein Fundament aufzubauen. Adrian betont, dass man auch seinen Hund respektieren und seine Limits kennen sollte. Anlässlich der Europameisterschaft in diesem Jahr in Duisburg hatten die meisten der Teilnehmer ihre Küren einstudiert und damit zur Routine gemacht. Wir haben Adrian danach gefragt, ob der Begriff „Freestyle“ dafür eigentlich noch korrekt ist: “Freestyle steht für deinen eigenen Stil und deine eigene Interpretation. Ein guter Freestyler sollte in der Lage sein, rein zu improvisieren, jedoch auch jede Bewegung einstudieren und abrufen zu können. Er sollte wissen, wie und wann der Hund die Frisbee abfängt, wo man die Frisbee liegen lässt und man sollte seine eigenen Bewegungen und die des Hundes unter Kontrolle haben.“ Es ist eine Sache der Erfahrung, des Trainings sowie der Strategie. Die Choreographie unterliegt jedoch einer eigenen Auslegung und Interpretation von Kunst und Vorstellungsvermögen. Disc Dogging ist nichts für Freaks! Es ist ein echter Sport, der versucht, den Hund zu schützen, während man ihm den größtmöglichen Spaß ermöglicht. Gleichzeitig versucht man, dem Publikum eine super Show zu liefern. Und für jeden Hund braucht man eine eigene Show. Jeder Hund ist anders und hat es verdient, einen eigenen Stil zu haben.
working-dog-magazin
121
Lutz & Gustl Lebensretter müssen gar nicht groß sein! Zwei Jagdterrier auf exotischer Mission TEXT: NICOLE BEUTLER │ FOTOS: SOPHIA ZOIKE (comelycreation.de)
128
working-dog-magazin
HUNDESPORT
RETTUNGSHUNDE
Klein, aber mit extrem viel Schneid und Härte ausgestattet - das sind die beiden Jagdterrier von Juliane Lange aus Potsdam. Die kleinen Helden werden von ihr in der Rettungshundearbeit ausgebildet.
All das vereint der Jagdterrier, der als einzige (Jagd-)Hunderasse ausschließlich auf Leistung hin gezüchtet wird. Er ist viel Hund mit enormem Schneid, verteilt auf wenig Körper“, so Julianes Erfahrungen.
„Da mich Hunde einfach interessieren, möchte ich verschiedene Rassen und deren Besonderheiten kennenlernen. Da die Aufgaben im Rettungshundebereich sehr vielseitig und immer variabel sind, ist dies eine Möglichkeit, unterschiedliche Rassen mit all ihren Stärken und Schwächen zu beobachten.
„Such“ ist das unangefochtene Lieblingswort beider Terrier. Dabei ist es weniger ein Arbeitsauftrag als vielmehr die Erlaubnis endlich das tun zu dürfen, was die beiden Hunde ohnehin am liebsten machen.
Ich suchte nach einem gesunden, temperamentvollen und arbeitsfreudigen Hund im Kleinformat. Zusätzlich sollte er noch über viel Ausdauer, ein gutes Körpergefühl (wichtig für die Trümmerausbildung) und eine gute Nasenveranlagung verfügen.
„Eine gewisse Renitenz gegenüber dem Hundeführer lässt sich leider nicht verleugnen“,
Der zweijährige Lutz kennt kein Hindernis, wenn es um die Sucharbeit geht. Hat er eine menschliche Witterung aufgenommen, zeigt er diese mit energischem Spurlaut an und geht erst unmittelbar bei der nahen Anzeige sofort ins Verbellen über. Er hat bereits die BH abgelegt und wird bald seine erste RH-Prüfung ablegen.
erzählt Juliane. „Gustl (elf Wochen alt) unterscheidet sich hierbei kaum von Lutz. Verbissenheit beim Erreichen des Ziels ist
working-dog-magazin
129
Fünf Deutsche auf dem Podest der Kategorie FÄHRTE: zwei Hundeführer und drei Schäferhunde 1. Christa Steinborn (D/ RHS Isar) mit Djuma (DSH): 285 (192/93) «beste Fährtensuche 2. Denise Neumann (D/SV) mit Sharia (DSH): 266 (187/79) 3. Wolfgang Ebner (AT/ÖVD) mit Orka (DSH): 262 (183/79)
Suchen - Retten - Siegen Jedes Jahr Ende September treffen sich Hundeführer verschiedenster Länder, um sich beim anspruchsvollsten Wettkampf in den Kategorien Fährte, Fläche und Trümmer zu messen. TEXT: BETTINA DOGS-PRÖßLER │ FOTOS: IRO/Tierlichter
132
working-dog-magazin
HUNDESPORT
RETTUNGSHUND
Mit Feuerwehrhelm präsentierte sich ein südkoreanischer Hund zur Eröffnungszeremonie.
Es ist der Höhepunkt des Jahres im Rettungshundesport. Gastgeber in diesem Jahr war Österreich, Mutterland des veranstaltenden Verbandes IRO (Internationale Rettungshunde Organisation), das sich für dieses hundesportliche Großevent eine weltmeisterliche Kulisse ausgesucht hatte: das Magna Racino in Ebreichsdorf vor den Toren Wiens. Nicht immer hatte das Drumherum der IRO Weltmeisterschaft für Rettungshunde das Flair einer internationalen Großveranstaltung – doch in diesem Jahr ist sie ihrem Namen mehr als gerecht geworden!
Die Sieger der Kategorie FLÄCHE: 1. Pascal Beatse (FRA/CSP) mit Flash (BOC): 279 (185/94) 2. Sebastijan Strasek (SLO/ERPS) mit Thor (LAB): 278 (196/82) «beste Flächensuche 3. Jenniefer Ericsson (SWE/SPK) mit Troja (BOC): 274 (188/86)
Im Mutterland der Internationalen Rettungshunde Organisation (IRO) hat der ausrichtende Österreichische Gebrauchshundesport Verband (ÖGV) nicht nur auf sportlicher Ebene ein Großereignis mit weltmeisterlichem Niveau hingelegt – zur besonderen Ausstrahlung dieser Veranstaltung hat vor allem auch der Austragungsort Magna Racino beigetragen. Wo sonst der rhythmische Hufschlag edler Pferde über den Platz hallt, sind vom 18. bis 23. September Hundesportler aus 25 Nationen gegeneinander angetreten. Europas größte Pferdesportanlage lieferte dabei als Austragungsort der Abteilung B – Unterordnung und Gewandtheit – eine besonders glanzvolle Kulisse. Durch die vorhandenen Kapazitäten des ausrichtenden Vereins ÖGV wurden zudem erstmals fünf statt vier Wettkampftage ermöglicht, wodurch mehr
Teilnehmer zugelassen werden konnten. Mit 149 Hundesportlern gingen so viele Teams wie noch nie bei einer IRO WM an den Start. Insgesamt sind 16 Teilnehmer in der Kategorie Fährte, 69 Starter in der Kategorie Fläche und 64 Teams im Bereich Trümmer angetreten. Etwas Pech hatten die Hundeführer, die am ersten Wettkampftag in die Unterordnung mussten: Langanhaltender Regen hatte den Sandplatz in kürzester Zeit in eine Seenlandschaft verwandelt. In den ersten Stunden kamen die Helfer kaum gegen die Wassermassen an. Damit die Hundeführer nicht auch noch während der Ablage komplett durchnässte Füße bekamen, wurden Paletten als Unterlage aufgestellt. Rund 500.000 Kubikliter Wasser wurden vom Turnierplatz gepumpt. Auswirkungen auf die hundesportlichen Leistungen hatte das alles nicht. Vor allem die deutschen Frauen erwiesen sich als wind- und wetterfest: Sie holten in zwei von drei Disziplinen den WM-Titel und wurden in einer Kategorie auch noch Vize-Weltmeister. Mit 285 Punkten (192/93/SG) suchte sich die Westfälin Christa Steinborn an die Spitze, gefolgt von Denise Neumann mit 266 Punkten (187/79/G). Mit einer hervorragenden Suche sowie einer exzellenten Unterordnung sicherte sich Isabella Kühn den WM-Titel in den Trümmern mit 292 Punkten (196/96/V). Überraschend kam der Sieg der Hundesportlerinnen nicht: Steinborn und Kühn sind bereits bei der WM 2016 in Italien in ihren Disziplinen Vize-Weltmeisterinnen geworden. Seit Jahren präsentieren sie ihre Hunde auf hohem Leistungsniveau. 2015 hatte sich Christa Steinborn mit ihrer sechsjährigen Schäferhündin Djuma aus der Wallapampa schon einmal den WM-Titel Fährte geholt.
working-dog-magazin
133
Die WM der "ersten Male" Die FCI Weltmeisterschaft im Dog Dance Im Rahmen der World Dog Show tanzten die besten Dog Dancer der Welt um die Weltmeistertitel. TEXT: CARMEN HERITIER │ FOTOS: CONSTANZE RÄHSE (pics4dogs)
Vanda Gregorová (RUS) + All that Brandy Gentle Mate (Platz 3 HTM)
Saša Vavrová (SVK) + Jazz Dancer Lubinov Slovakia (Platz 5 HTM)
Nachdem bekannt wurde, dass die World Dog Show 2017 nicht wie geplant in Ecuador stattfinden kann und Leipzig der neue Austragungsort sein wird, lief die europäische DogdanceCommunity heiß. Erst im Januar wurde ein Reglement für FCI-Titelturniere öffentlich, an dem auch Mitglieder des Vereins
allerdings kam die Zusage recht kurzfristig, erst im August. Innerhalb von ein paar Monaten eine WM zu organisieren, das ist schon eine Herausforderung! Zum Glück ist Carmen Schmid eine erfahrene Turnierorganisatorin, die auch schon die Europameisterschaft organisiert hat. Ohne sie und ihr wunder-
136
working-dog-magazin
Dogdance International e.V. beteiligt waren. Somit würde einer offiziellen Weltmeisterschaft bei der FCI World Dog Show nichts im Wege stehen. Über die Maßen bemühte sich Prüfungsleiterin Carmen Schmid hierbei, die Dogdance WM tatsächlich nach Leipzig zu holen und schaffte es schlussendlich –
bares Team hätte es diese WM nicht gegeben! Das erste Mal eine offizielle FCI Dog Dance Weltmeisterschaft also und dann das erste Mal in Deutschland. Es starteten schlussendlich 38 Teams im Heelwork und 47 Teams im Freestyle – eine sehr beachtliche Zahl!
HUNDESPORT
Der Modus einer WM ist dabei folgendermaßen: eine Nation kann vier Teams plus Reserveteam für jede Division melden. Die vier Teams tanzen um den Individualtitel und gleichzeitig gehen die drei Besten ihres Landes in die Teamwertung ein. Je nach Auslegung des Reglements dürfen hierbei nur Rassehunde starten.
Gehrig tanzt mit einer Labradormixhündin, die sie vom Tierschutz übernommen hat. Sie ließ es sich jedoch nicht nehmen, diese WM als Helfer tatkräftig zu unterstützen. Belohnt wurde dies für sie mit Showstarts im Ehrenring. Bleibt zu hoffen, dass Chiara und Monika dies in Zukunft auch ganz regulär tun können.
CA
DOG DANCE
H EN RM
ERITIER
Alter: 31 Jahre Beruf: Lehrerin verheiratet Carmen tanzt seit 2004 mit ihren Beagles, ist internationale Dog DanceRichterin, Teilnehmerin der Europameisterschaft 2014 der diesjährigen FCI WM in Leipzig.
Lubov Shinkarevich (RUS) + Aisknekht Twist (Platz 3 Freestyle)
Alexandra Creusot (FRA) + D'Hendi od Dupíků (Platz 5 Freestyle)
Das sorgte im Vorfeld für Diskussionsstoff, da sich Dogdance eigentlich als Sport für alle Hunde versteht.
Beagle bis zur großen Variante des Australian Shepherd war das deutsche Team trotz kleiner Zahl das bunteste – ein weiteres erstes Mal.
Zum Glück wählten viele Sportler den Weg des Dialoges, wobei sich eine Tänzerin ganz besonders hervortat: die amtierende Schweizer Meisterin Monika
Das deutsche Team war ziemlich dezimiert. Im Heelwork to Music, kurz HTM, starteten drei Teams, im Freestyle leider nur zwei. Uta Opel nahm in beiden Divisionen teil. Besonders zu erwähnen ist aber die Rassevielfalt des deutschen Teams. Vom Mini-Aussie über Manchester Terrier zu Papillon und
Die Bedingungen waren wirklich ideal: ein toller Rasenteppich, auf dem im Anschluss die Agility DM stattfand, eine Halle prak-
tisch für uns und zwei tolle Tribünen. Die Richter hatte die Prüfungsleiterin Carmen Schmid sehr sorgsam ausgewählt. Im Einsatz waren Sonja Scheurer (Deutschland), Esther Niejmeier (Niederlande) und Heather Smith (Schottland). Alle drei Richterinnen sind dafür bekannt, im Besonderen ihr Augenmerk auf Teamwork working-dog-magazin
137
Mondioring in Österreich INTERVIEW & FOTOS: FRANK JENICHE
142
working-dog-magazin
HUNDESPORT
MONDIORING
CLAUS ANGERER
Claus hat zwei Malinois Gerson (11 Jahre) und Baryk Retrobelge (6 Jahre)
Der Österreicher Claus Angerer wurde auf seiner dritten FMBB 2017 mit seinem Baryk Retrobelge Vizeweltmeister im Mondioring Categorie 3. Ein halbes Jahr später erreichten beide Platz 10 bei der FCI Mondioring WM in Gorlitz. Aufgrund dieser hervorragenden Erfolge gehört der Hundeführer zu den erfolgreichsten im Mondioringsport. Grund genug als, um sich mit dem sympathischen Österreicher mal über seinen Sport und sein Training zu unterhalten. Wie bist Du zum Hundesport gekommen? Von Kindesbeinen an beschäftige ich mich mit Hunden. Ursprünglich, damals war ich sieben Jahre alt, habe ich vor allem kleine Tricks geübt und versucht, die wichtigen Dinge für Alltagstauglichkeit zu trainieren. Da meine Eltern von „Hundeschulen“ nicht so überzeugt waren, habe ich mein Training zu dieser Zeit über Jahre selbst gestaltet mit Anleitungen aus unzähligen Büchern. So habe ich recht bald sehr viele Infos über Lerntheorien bekommen, die ich aber erst nach einigen Jahren wirklich verstehen konnte. Zum prüfungsmäßigen Hundesport bin ich erst im Alter von 19 Jahren gekommen. UND Wann hast Du Mondioring für Dich entdeckt? Mondioring habe ich Anfang 2006 über eine Zeitschrift entdeckt und konnte dann eher zufällig zum Jahresende auch mal hineinschnuppern. Mir hat das gefallen und ich bin dabei geblieben.
Wo leben Deine Hunde? Unsere Hunde leben bei uns im Haus. Wir haben zwar auch Zwinger im Außenbereich und Zwinger im Haus, aber dort halten sie sich in der Regel nur auf, wenn niemand zu Hause ist oder es bei drei Hunden im Haus kurzfristig mal zu bunt wird. Ansonsten sind sie bei uns. Wie sieht eine „typische“ Saison bei Dir aus - Wie viele Wettbewerbe bestreitest Du pro Saison? Typisch…hmm… Die für mich wichtigen Veranstaltungen sind die FMBB und die FCI WM sowie die österreichische Staatsmeisterschaft. Alle Wettbewerbe, die ich dafür an Qualifikationen brauche, bestreite ich. Natürlich auch Prüfungen, die für ihr Spektakel oder dergleichen bekannt sind, oder von guten Sportsfreunden organisiert werden, kommen da auch gerne mal dazu. Abgesehen von den drei oben genannten, starte ich in der Saison meist noch auf zwei bis drei weiteren Prüfungen. Mir ist wichtig, meinen Hund auf einem guten Niveau zu halten und nicht möglichst oft zu starten, sondern möglichst mit guten Ergebnissen und das über möglichst lange und gesunde Jahre. Wie sieht Deine Vorbereitung auf eine Weltmeisterschaft aus? Wir trainieren das ganze Jahr über sehr regelmäßig. Natürlich wird es rund um eine WM intensiver. Nach Möglichkeit versuchen wir dreimal pro Woche zu trainieren, um uns vor einer WM gut vorzubereiten. Ferner stehen natürlich auch Platzwechsel und der Austausch mit anderen befreundeten Teams bzw. Figuranten ganz oben auf der Liste der wichtigen Details für Vorbereitungen. Generell ist es für mich wichtig, dass der Hund fit ist - sowohl von möglichst optimaler körperlicher Gesundheit bis zu Ausdauer, Kraft, Koordination usw. Deshalb stehen neben Trainingseinheiten auf dem Hundeplatz natürlich auch Laufband, Radfahren, Schwimmen, Bewegungstraining etc. auf dem Programm.
Baryk Retrobelge
Alter: 30 Jahre Beruf: Tierarzt mit Spezialisierung auf Chiropraktik & Manuelle Medizin www.ca-vet.at
Rasse: Belgischer Schäferhund (Malinois) Wurftag: 03.01.2012 - ÖHZB MALI 3342 Ausbildungskennzeichen: Mondio 3 (FMBB, FCI WM) Zucht: ZB: SG Gesundheit: HD/ED: normal, OCD/CE frei Abstammung:
Vater: Filou (Ring2) Mutter: Aillen Retrobelge
working-dog-magazin
143
Ein wenig bekannter und verkannter Hundesport! TEXT: INA BERTHOLDT │ FOTOS: Karsten Kröger / Tanja Brandt
Fragt man Hundetrainer von Allgemeinhundeschulen oder beliebige Herrchen/ Frauchen auf einer Hundewiese was denn Dummyarbeit sei, so liegt die Antwort in der absoluten Mehrheit der Fälle bei „Da wirft man etwas weg und der Hund bringt es zurück!“. Diese Antwort mag nicht falsch sein, spiegelt aber nur ungefähr 5% dessen wider, was in der Dummyarbeit möglich ist und – viel wichtiger – trifft in keinster Weise den Kernpunkt dieser großartigen Hundesportart! Aber von vorne: Die Dummyarbeit hat ihren Ursprung in England. Hier war und ist die Niederwildjagd (z.B. Hase, Fasan, Rebhuhn, Taube, Kaninchen) sehr beliebt und hat eine lange Tradition. Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts war deshalb der Beginn für die Reinzucht eines Hundetyps, welcher für die „Arbeit nach dem Schuss“- also dem Suchen, Finden und Bringen von erlegtem Niederwild- perfekt geeignet war. Es entstanden die Retrieverrassen (to retrieve = bergen, apportieren, zurückbringen) von denen die be146
working-dog-magazin
kanntesten Vertreter die Golden Retriever und die Labrador Retriever sind. Weitere Retrieverschläge sind der Flat Coated Retriever, der Curly Coated Retriever, der Chesapeake Bay Retriever und der Nova Scotia Duck Tolling Retriever (kurz „Toller“). Sie alle wurden für die Jagd gezüchtet und sollten dementsprechende Eigenschaften haben. Die Züchter legten deshalb großen Wert auf Jagdpassion, Naseneinsatz, den sogenannten „will to please“ (= den Willen dem Hundeführer zu gefallen), Apportierfreude, Finderwillen, Nervenstärke etc. Doch auch der bestmöglich veranlagte Hund muss trainiert und ausgebildet werden. Hierbei stets echtes erlegtes Wild zu verwenden ist nicht nur umständlich, sondern im gleichen Maße weder tierschutz- noch waidgerecht. So entstand die Dummyarbeit. Sie sollte den Welpen bzw. Junghund auf seine Aufgaben in der jagdlichen Praxis vorbereiten und den bereits ausgebildeten Hund außerhalb der Jagdsaison auf seinem Trainingsstand halten oder diesen noch verbessern. Der verwendete Apportiergegenstand, das Dummy, ist somit nichts anderes als Wildkörperersatz.
Foto: Tanja Brandt
Dummyarbeit
HUNDESPORT
DUMMYARBEIT Heutzutage sind Dummies meistens mit Kunststoffgranulat gefüllte Säckchen aus Canvasstoff. Mit ihrer Hilfe werden in der Dummyarbeit gezielt Situationen aus der Niederwildjagd simuliert, um die Hunde so in ihren vielfältigen Aufgaben zu trainieren und diese stetig abzufragen. Natürlich verwenden heute die wenigsten Retrieverbesitzer, so sie denn überhaupt Dummyarbeit betreiben, diese als Vorbereitung auf die Jagd. Als Beschäftigungs- und Auslastungsmodell ist die Dummyarbeit jedoch bestens geeignet! Und so haben sich in den letzten 20 Jahren immer mehr und immer größere Prüfungen etabliert, deren Beliebtheit auch bei anderen Hunderassen als den Retrievern Einzug gehalten hat.
sich im Gelände befinden und kann somit seinem vierbeinigen Teammitglied nicht helfen. Er kennt lediglich das Suchengebiet, welches unterschiedlich groß sein kann und mit einer Grundflächenlänge von normalerweise mindestens 20 bis maximal 100 Metern eine sehr gute Nasenleistung vom Hund abverlangt. Als Kommando wird hier gerne „such verloren“ oder „lost“ verwendet. Das ▶ Einweisen ist der größte und mit Abstand schwerste Baustein der Dummyarbeit! Im Gegensatz zur Verlorensuche hat der Hund hierbei erstmal nicht selbständig zu agieren, sondern den Anweisungen des Hundeführers Folge zu leisten, bis er im Fallbereich angekommen ist.
»» Welche Aufgaben hat ein Hund in der Dummyarbeit nun zu bewältigen?! Prinzipiell gibt es drei Grundpfeiler:
Bei den ▶ Markierungen (oder „markings“) sehen Hund und Hundeführer wie ein Dummy geworfen wird. Es ist also eine Flugbahn komplett oder nur teilweise sichtbar und dadurch die Fallstelle einzusehen bzw. abzuschätzen. Ein perfektes Marking zeigt ein Hund, wenn er auf Kommando („Apport“ oder der Name des Hundes) losrennt, den direkten Weg zum Dummy wählt, dieses aufnimmt und schnell und direkt wieder zu seinem Hundeführer zurückkehrt. Die ▶ Verlorensuche ist eine absolut selbständige Arbeit des Hundes. Denn der Hundeführer weiß, genausowenig wie sein Hund, nicht, wo die Dummies liegen und wieviele
Besonders geeignet für diesen Sport sind natürlich Retriever, die aufgrund ihrer Rassespezifischen Eigenschaften gern apportieren
Die Schwierigkeit besteht darin, dass der Hund keine Ahnung hat, wo er hinrennen muss, der Hundeführer weiss hingegen sehr genau, wo sich das Stück befindet. Nun gilt es, den Hund mittels Hand-, Pfeif- und Stimmsignalen auf den direkten Weg zum Fallbereich zu schicken. Erst dort angekommen, darf und muss der Hund vom Gehorsam auf Eigeninitiative umschalten, um das Dummy zu finden.
Werbeanzeige
working-dog-magazin
147
Foto: Karsten Kröger
▶ die Markierungen ▶ die Verlorensuche ▶ das Einweisen