UNIversalis-Zeitung
SPEZIAL
Für Universität und Hochschulen in Freiburg
Art Media Verlag Freiburg
Oktober 2008
8. Ausgabe / 4. Jahrgang
Hochschule im Umbruch Im Gespräch: Professor Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Universität Freiburg
Das Jahr 2008 beschert der Universität Freiburg gleich drei Rektoren in dichter Folge und damit unerwartet viel Bewegung an der Führungsspitze: Prof. Jäger übergibt sein Amt nach 12jähriger Amtszeit am 1. April dem Rechtswissenschaftler Prof. Andreas Voßkuhle, der noch im selben Monat unerwartet zum Vize-Präsidenten am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe nominiert wird. Der bereits zum Vizerektorenamt angetretene Mediävist Prof. Hans-Jochen Schiewer übernimmt am 1. Ok-
Foto: Britt Schilling
tober für die kommenden sechs Jahre das Rektorat. Seit 2006 ist Hans-Jochen Schiewer als Rektoratsbeauftragter eine aktive Kraft innerhalb der Exzellenzinitiative. In der Lehrexzellenz der Universität, die er zuallererst als Ausbildungsstätte versteht, sieht er eine der Prioritäten seiner Amtszeit. Prof. Schiewers Rektorat fällt in eine Periode
Aus dem Inhalt:
Chirurgie mit Herz - Ein Gespräch mit Prof. Friehelm Beyersdorf
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Diskursprojekt zur „Optimierung des menschlichen Gehirns“
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Vom Grundsätzlichen im schulischen Alltag Neue Lehrer braucht das Land! - von Prof. Druwe
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In Deutschland und Co herrscht panische Angst, zu den Verlierern von morgen zu gehören 10 Kritische Auseinandersetzung mit aktuellen rechtspolitischen Themen 11 Vom Leben und Überleben behinderter Menschen 12 Schul-Projekt „Jung und Jüdisch“
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„Die Antike im Kino“
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laufender Hochschulreformen, in der die aktive Mitgestaltung der veränderten Lehr-, Studien- und Personalbedingungen zu einer echten Herausforderung wird. In den nächsten Jahren dürften neben der viel beschworenen Innovationsbereitschaft vor allem Weitsicht und „ruhig Blut“ erforderlich sein. Heidi Korf sprach mit Hans-Jochen Schiewer über seine Pläne und Ziele und das gesellschaftliche Selbstverständnis einer Universität mit zunehmend neuem Gesicht. UNIversalis: Herr Schiewer, Sie sind jetzt Rektor der Uni Freiburg. Mehr als 14.000 Mitarbeiter/innen mit der Klinik, mehr als 20.000 Studierende. Was ist das für ein Gefühl? Schiewer: Das Gefühl ist großartig, ich empfinde es als eine besondere Herausforderung, dass ich in meinem Leben die Chance bekomme, die Geschicke der Universität Freiburg in führender Position zu gestalten. Ich hatte ja vorher die Entscheidung getroffen, es als Vizerektor zu tun, zusammen mit Andreas Voßkuhle, jetzt bin ich aber noch einmal ein Stück nach vorn gerückt, weiß mich aber gut aufgehoben in einem sehr guten Rektoratsteam, arbeite zusammen mit einem Kanzler, der seit seinem Amtsantritt hervorragende Arbeit leistet. Und ich weiß, dass wir hier eine hoch motivierte Verwaltung haben. Insofern sehe ich der Zukunft trotz aller Probleme, die zu lösen sind, mit großem Optimismus entgegen und mit großer Freude. UNIversalis: Sie haben ja im Zusammenhang mit der Nominierung gesagt, dass die Angelegenheiten der Studierenden Ihnen besonders am Herzen lägen und haben da auch von der „Exzellenz in der Lehre“ als einem Hauptaspekt Ihrer
kommenden Amtszeit gesprochen. Was verstehen Sie darunter genau, und was haben die Studierenden der Universität Freiburg also diesbezüglich von Ihnen zu erwarten? Schiewer: Für mich ist eine Universität eine Ausbildungsstätte. Die Studierendenschaft und der Lehrkörper einer Universität bilden für mich eine Einheit, die zusammenwirkt und -agiert. Insofern ist eine der Hauptaufgaben, die wir als Universität haben, die Ausbildung. Das ist ganz klar, sonst wären wir keine Universität. Universitäten haben einen Ausbildungsauftrag, der natürlich bezogen ist auf forschendes Lernen, d.h. die Forschung spielt an einer Universität genauso wie die Studierenden eine zentrale Rolle in unserer Arbeit und insofern ist es für mich selbstverständlich, dass wir immer wieder, wenn wir über exzellente Forschung reden, darüber reden müssen, wie wir die exzellente Forschung mit dem Ausbildungsauftrag verbinden. Ohne Studierende gäbe es keine Universität. Unser Ziel ist es jetzt, nicht nur eine Modelluniversität zu sein, was die Forschungsleistung in bestimmten Bereichen angeht, sondern auch eine Modelluniversität in den Formen des Lehrens zu sein. Wir wollen, dass die Studienbedingungen, die wir anbieten, auch Bestpractice-Beispiele sind für optimale Betreuung von Studierenden. UNIversalis: Was verstehen Sie darunter konkret? Schiewer: Konkret heißt das, dass wir nochmals ein klares Konzept von Lehre entwickeln, das heißt vom forschenden Lehren und forschenden Lernen. Im Zusammenwirken mit einer bestimmten Gruppe von Universitäten – das sind in dem Fall die 20 europäischen Universitäten, die in der League of European Research Universities zusammengefasst sind, – ha-
ben wir den Auftrag bekommen, mit der Universität Zürich dieses Ideal und Modell des forschenden Lehrens und Lernens zu definieren und für diese Gruppe verbindlich zu machen. Da wird auch deutlich werden, welche Seminarformen wir in den jeweiligen Fächern und Fächerkulturen als optimal definieren, um genau dieses Ziel zu erreichen: Lehren und Lernen unmittelbar mit Forschung zu verknüpfen. UNIversalis: Das heißt, das Best Practice in der Mediävistik ist etwas anderes als in der Mathematik. Schiewer: Wir können eben keine Standardformate definieren. Und es gibt natürlich unterschiedliche Anforderungen auch bezüglich der Ausstattung der Seminare. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Studierenden unter optimalen
Bedingungen ihr Wissen erwerben können. Das bedeutet im einen Fall die Bereitstellung von Büchern, das wäre jetzt vielleicht eher der geisteswissenschaftliche Bereich, wo das reale Buch und das taktile Vergnügen, mit dem Buch zu arbeiten, wichtig sind. In anderen Bereichen ist es die Laborausstattung und die entsprechende Versorgung mit elektronischen Ressourcen. UNIversalis: Was wäre jetzt der konkrete Unterschied zwischen einem Studium vor anderthalb Jahrzehnten und heute, was für unterschiedliche Erfahrungen machen die entsprechenden Studierendengenerationen? Schiewer: Ich hoffe, dass da unterschiedliche Erfahrungen zu verbuchen sind. Denn es geht ja auch um Betreuung. Und Betreuung ist
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natürlich ein Faktor, der immer wieder auch von Studierendenseite angemahnt wird. Grundsätzlich kann die Lehre nicht mehr in dem Format weitergeführt werden, wie wir es gewohnt sind, also mit zwei Stunden Kontaktzeiten zwischen Studierenden und dem oder der Lehrenden während der 16 Semesterwochen und den üblichen Formaten von Sprechstunden, sondern es muss nach neuen Formen der Lehre gesucht werden. Diese wöchentlichen Begegnungen könnten z.B. auf zwei- oder dreiwöchentliche oder sogar Blockformen festgelegt werden, und innerhalb der verbleibenden Zeit könnte der oder die Lehrende mit kleineren Gruppen intensiv arbeiten. Im Zusammenhang mit den neuen Studiengängen müssen wir diese neuen Lehrmethoden definieren und ausprobieren, wir sind damit noch in einer Experimentierphase. Und es gibt natürlich auch eine Aufgabe auf politischer Seite, d.h., wir müssen über die Kapazitätsverordnung neu nachdenken, wir müssen fragen, ob die Curriculanormwerte, d.h. die Frage, wie viele Studierende von einer Professur zu betreuen sind, nicht neu definiert werden müssen. Das ist insofern auch eine Herausforderung an die Politik, als das Problem natürlich nicht kostenneutral zu lösen ist. UNIversalis: Die moderne Hochschule funktioniert immer mehr nach Wettbewerbskriterien und soll das auch nach Willen des Landes Baden-Württemberg noch viel stärker in der Zukunft tun. Von Seiten der Landesregierung wird betont, dass der Wettbewerb der Hochschulen um Studierende, Wissenschaftler und Mittel in besonderer Weise qualitätsfördernd sei, Stichwort „Wettbewerb als Ordnungsprinzip“. Die ZEIT dagegen beschreibt schon im November 2005 in einem Artikel die zentrale Wirkung des Wettbewerbs- und Exzellenz-Gedankens folgendermaßen: „Der Wettstreit wird das auf Gleichheit beruhende Universitätssystem endgültig zerIhr Vorteil – Zinsen in 2009
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schlagen.“ Wo stehen Sie in diesen Einschätzungen? Schiewer: Die Universität ist eine Institution, die es schon seit Jahrhunderten gibt. Insofern würde ich sagen, sie ist für die Ausbildung des akademischen Nachwuchses sowie für Innovation, für Wissensvermehrung und Wissensarchivierung ein Erfolgsmodell. Man muss jetzt schauen, wie man dies Erfolgsmodell weiterführen kann. Es gab traditionell auf informeller Ebene schon immer eine Hierarchie innerhalb der Universitäten. Und das ist auch nicht schlecht. Eine gewisse Art von Konkurrenz und von Profilbildung ist zu begrüßen. Das darf aber nicht die Grundbedingungen universitären Arbeitens gefährden. Das heißt, es muss die Möglichkeit bestehen, selbstbestimmt zu lernen und selbstbestimmt zu forschen. Dazu muss es ein Mindestmaß an Grundausstattung geben, so dass insbesondere im Bereich der Forschung nicht die Gefahr der Fremdbestimmung besteht, das hätte verheerende Folgen. Durch die Konkurrenzsituation darf diese Mindestausstattung nicht gefährdet werden. Das ist der eine Punkt. Der andere Punkt ist, dass wir in einem System leben, das von Konkurrenz und Wettbewerb geprägt ist. Und das gilt für fast alle Lebensbereiche. Das fängt schon im Kindergarten an. Auch wenn andere Prinzipien steuernd sind, so gibt es doch immer Konkurrenzen wie „Ich bin der Erste im 50 m-Lauf“, „Ich hab‘ die besseren Noten“ etc. Insofern haben wir eine Sozialisation in unserer Gesellschaft, die auf Konkurrenz und auf Hierarchisierung über Leistung ausgerichtet ist. Man kann das begrüßen oder verurteilen, aber man muss einfach sehen, dass das etwas für unsere Gesellschaft Prägendes ist. UNIversalis: Sicherlich. Aber es geht ja auch darum, bestimmte Entwicklungen mitzugestalten. Man kann solche Entwicklungen, wie Sie sie jetzt beschreiben, befördern, oder aber man kann versuchen, da gezielt gegenzusteuern. Schiewer: Man muss, so denke ich, das Positive daran sehen. Und ich denke nicht, dass die Konkurrenz ein Verdrängungsmoment sein darf, sondern dass diese Konkurrenz letztlich dazu führen muss, auch Zusammenarbeit zu fördern. Wenn wir vier badische Exzellenzuniversitäten haben, dann hat es keinen Wert, wenn diese vier badischen Exzellenzuniversitäten antreten und sagen: wir müssen die anderen jetzt verdrängen, damit wir überleben.
Sondern es muss innerhalb dieser wunderbaren Ausgangssituation diese positive Entwicklung weitergeführt werden, indem wir durch gemeinsame Anstrengungen versuchen, diese Position für alle weiterhin zu ermöglichen. Das wäre eine Form von Wettbewerb, wo man über Baden-Württemberg hinaus komplementär miteinander agieren kann. UNIversalis: Und was passiert, wenn Freiburg in fünf Jahren nicht wieder Exzellenz-Uni wird – was passiert, provokativ formuliert, mit der „Provinzuni Freiburg“? Schiewer: Die Gefahr, dass wir wieder zu einer ProvinzUni werden, sehe ich nicht als übermäßig groß an. Aber das ist natürlich das Problem von Wettbewerb: Man kann sowohl auf- als auch absteigen. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass wir wieder absteigen, und natürlich tut das dann weh. Das wäre für die Universität Freiburg ein enormer Rückschlag, das ist gar keine Frage. Andererseits haben wir uns in diesen Wettbewerb begeben und haben jetzt gewonnen. Sollten wir verlieren, wäre das sicherlich etwas, was mir erheblich zu denken gäbe, was meine persönliche Position an dieser Uni hier angeht. Andererseits darf aber auch die Institution, wenn wir unseren Exzellenzstatus verlieren, nicht verzagen. Es wäre wirklich fatal, wenn all jene herausragenden Unis, die jetzt nicht zu den neun Exzellenzuniversitäten gehören, in der Konsequenz ihr gutes Image und Prestige einbüßen würden. UNIversalis: Und führt dieser Exzellenzstatus, den es jetzt ja zu erhalten gilt, wie Sie eben gesagt haben, nicht auch zu einer gewissen Atemlosigkeit und einem hohen Druck? Immerhin rhythmisiert er ja das Universitätsleben in den nächsten Jahren oder gar Dekaden. Schiewer: Das Stichwort „Atemlosigkeit“ finde ich hervorragend. Denn Atemlosigkeit darf eben nicht diktiert werden. Das ist genau das, wogegen wir uns als Universitäten jetzt wehren müssen, dass eben die Rhythmen, in denen wir wieder beweisen müssen, dass wir exzellent geworden sind oder bleiben können, einfach zu kurz gegriffen sind. Exzellenz oder Qualität lässt sich nicht verordnen, ich kann sie nicht etablieren oder konstituieren. Das ist etwas, was sich auf einem soliden Fundament entwickeln muss, was in Baden-Württemberg in besonde-
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tet beschäftigt zu werden und wer nicht. Wir können einfach die Nachhaltigkeit entfristeter Verträge für eine so große Gruppe von Professoren und Professorinnen nicht garantieren. Wir nähmen uns dann auch die Möglichkeit, flexibel zu reagieren, da wir ja schon relativ zu Beginn einer wissenschaftlichen Laufbahn eine Entscheidung darüber treffen müssten, ob jemand als Wissenschaftler/in erfolgreich tätig sein wird oder nicht. Das sind ganz neue Herausforderungen an das gesamte bundesdeutsche Universitätssystem. Und all das müssen wir sozusagen „im Laufen“ machen, während wir das Exzellenzkonzept umsetzen. Fotos: Britt Schilling UNIversalis: Noch eine anrer Weise gegeben ist, weil hier die dere Personalfrage. Unter den LehrWissenschaftsförderung kontinuier- stuhlinhabern gibt es ja erschrelich betrieben worden ist. Das be- ckend wenige Lehrstuhlinhaberindeutet natürlich, dass man uns von nen. Was werden Sie im Bereich der politischer Seite oder auch von der Frauenförderung tun? Seite der WissenschaftsgesellschafSchiewer: Es hat sich ja jetzt ten wie dem Wissenschaftsrat und schon einmal gezeigt, dass wir auf der DFG eigentlich mehr Zeit geben einem guten Weg sind. Es gibt in der muss, um eben diese Atemlosigkeit Bundesrepublik das Professorinnenzu verhindern. Denn sonst besteht programm, und die Universitäten wirklich die Gefahr, dass wir un- mussten Gleichstellungskonzepte sere Top-Leute verschleißen in einreichen, um sich an diesem ProBegutachtungs- und Antragsverfah- gramm beteiligen zu können. Das ren. Und die eigentliche Aufgabe, Gleichstellungskonzept der Unitatsächlich neue Forschungsgebiete versität Freiburg ist eines von siezu erschließen, die langfristig auch ben Gleichstellungskonzepten aus zum Wohlergehen unseres Landes Baden-Württemberg, das erfolgbeitragen, gerät ins Hintertreffen reich war. Insgesamt hatten sich – wir sind eine Wissensgesellschaft, neunzehn baden-württembergische wir leben von dem Know-How, das Hochschulen beworben. Das heißt, wir produzieren. Und das können wir können jetzt zumindest ein Zeiwir nur kultivieren, wenn die Uni- chen setzen, indem wir bis zu drei versitäten auch Ruhe haben. Wir Professorinnen durch vorgezogene müssen Ruhe und Frieden zum For- Berufungen an unsere Universität schen haben. Wir müssen auch die berufen. Es ist ein Zeichen dafür, Gelegenheit haben, in eine Sackgas- dass wir engagiert daran arbeiten, se zu geraten und wieder herauszu- die Situation zu verbessern. Aus finden. Grundlagenforschung muss unserer Sicht zeigt sich eine ganz eine gewisse Freiheit und Ungebun- klare Sollbruchstelle am Übergang denheit haben von Anwendungen von der Promotion zur Habilitatiund Zwecken. Dafür stehe ich und on. Daran müssen wir arbeiten. Wir dafür kämpfe ich. haben ungefähr gleich viele AbsolUNIversalis: Und das ist auch et- ventinnen des Grundstudiums, wir was, was Sie in den Dialog mit den haben auch in den Promotionen ein Politikern bringen? sehr gutes Verhältnis. In einzelnen Schiewer: Ja, wir brauchen Zeit. Fächern muss man natürlich nacharWir können nicht in Fünf-Jahres- beiten, wie z.B. in der Physik. Rhythmen so etwas umsetzen. Das UNIversalis: Sie sind ja Geiswäre eine Verschwendung von teswissenschaftler. Nun sind die Ressourcen. Wir werden in diesen Geisteswissenschaften nicht gerade fünf Jahren hundert Millionen Euro das Hochschulsegment, das in der bekommen für unsere Exzellenz- öffentlichen Wahrnehmung und auf projekte. Und wenn wir dann an- dem Arbeitsmarkt am beliebtesten, schließend nicht mindestens fünf am meisten nachgefragt ist. Wie und Jahre lang die Chance haben, das wo sehen Sie die Zukunft der Geisweiterzuführen, was wir begonnen teswissenschaften und der Geisteshaben, dann ist das eine Verschwen- wissenschaftler/innen außerhalb dung von Ressourcen. von Lehramt und Hochschule, JourUNIversalis: Sie haben eben den nalismus und Verlagswesen? Personalfaktor angesprochen, Sie Schiewer: Ich glaube, da gibt es sagten: „Wir verschleißen unse- verschiedene Aspekte. Lassen Sie re besten Leute“ mit der besagten mich mit einem Aspekt anfangen. Atemlosigkeit. Ich möchte noch auf Ich denke, in der Bundesrepublik einen Punkt eingehen. Im Rahmen ist es immer noch eine verbreitete der Exzellenzinitiative sind ja neue Vorstellung, dass es einen engen Mitarbeiter/innen eingestellt wor- Zusammenhang gibt zwischen dem den. Was passiert mit denen, wenn Fach, das wir studieren, und der die Exzellenz sich eben nicht erneu- künftigen Berufstätigkeit. Das ist ert? ja nicht in allen Systemen so. Wenn Schiewer: Sie sprechen ein ganz Sie nach Großbritannien schauen, wichtiges Problem an, nämlich dann werden Sie sehen, dass die das der Nachhaltigkeit. Wir hatten meisten Absolvent/innen von Oxja bisher etablierte Verfahren der ford und Cambridge nicht in dem Nachwuchsfindung und -förderung, Fach berufstätig werden, das sie die ja bekanntlich über die Habilita- studiert haben. Das heißt also, das tion zur Möglichkeit der Professur Studium stellt offenkundig eine geführt haben. Es gab aber keine Qualifikation dar, die unabhängig zu Garantie dafür. Und es bestand im- sehen ist vom späteren Beruf. Und mer erst sehr spät die Möglichkeit, ich denke, dass wir uns diesem Moauf professoraler Ebene in eine aka- dell zunehmend annähern werden, demische Dauerstelle zu kommen. weil einfach in den Geistes- und Das verändert sich jetzt gerade und Sozialwissenschaften auch Grunddas ist auch ein Ergebnis der Exzel- kompetenzen des systematischen, lenzinitiative. Denn ich glaube, ohne methodischen und intellektuellen die Exzellenzinitiative wäre die Fra- Arbeitens gelehrt werden. All das ge nach Verstetigung von befristeten stellt natürlich auch in den NaturProfessuren nie zu einer so syste- und Technikwissenschaften eine matischen Fragestellung geworden. wichtige Kompetenz dar, ist da aber Damit haben wir aber auch neue stärker an fachbezogene NachfraProbleme. Denn wir müssen jetzt gen gekoppelt. In den Geistes- und im Rahmen der verschiedenen Dis- Sozialwissenschaften entwickeln ziplinen und Fächer in einer trans- wir diese Kompetenzen mit einem parenten Weise entscheiden können, gewissen Bildungshintergrund, der wer denn nun verdient hat, unbefris- meines Erachtens eine sehr große
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Rolle spielt und den wir nicht aufgeben dürfen. Wir sollten darauf abzielen, dass die Absolvent/innen der Geistes- und Sozialwissenschaften vom Bewusstsein her und im tatsächlichen Handeln offen sind für ein ganz breites Berufsspektrum. Wir können immer wieder durch Verlaufsstudien zeigen, dass diese Absolvent/innengruppe im Prinzip deutlich bessere Berufschancen hat als nicht-akademisch gebildete Gruppen und dass es sehr viele unterschiedliche, nicht planbare, nicht durch das Studium vorprägbare Karrierewege gibt. Das heißt, wir müssen sehr frühzeitig einsetzen mit einer Karriereberatung, dafür haben wir das Career-Center. Das Career-Center hat sich darauf spezialisiert, in der entscheidenden Zeit zwischen Grund- und Hauptstudium Karriereberatung zu machen. Da geht es dann um die Frage, was ein Studierender, eine Studierende werden will und darum zu vermitteln, was er oder sie dafür tun muss, um dieses Ziel mit dem eigenen Studiengang umzusetzen. Also: welche Zusatzqualifikationen, welche Kontakte, welche Netzwerke sind dafür notwendig? Sicherlich ist das Career-Center noch nicht so voluminös entwickelt, dass alle Studierenden gleichermaßen versorgt werden können. Aber wir sind auf einem guten Weg – derzeit kann die Nachfrage gut befriedigt werden. Bei denjenigen, die zu dieser Beratung gehen – wir machen das ja auch in Abstimmung mit der Agentur für Arbeit – führt sie zu sehr guten Ergebnissen, führt beim Übergang vom Studium in den Arbeitsmarkt. Und ich denke, das müssen wir pflegen und ausbauen, wir müssen sehr viel stärker studienbegleitende Berufs- und Hans-Jochen Schiewer, geboren 1955 in Berlin, ist seit 1985 als Mitarbeiter im Fachbereich Germanistik an der FU Berlin und der University of Oxford tätig. Der Gastprofessur in Fribourg (CH) folgen Professuren für ältere deutsche Sprache und Literatur in Göttingen und ab 2003 in Freiburg i.Br. Zwischen 2003 und 2006 übernimmt Hans-Jochen Schiewer innerhalb der Universität Freiburg die Ämter des Studiendekans der Philologischen Fakultät, er ist Mitglied der Qualitätskommission des Ethisch-Philosophischen Grundlagenstudiums sowie der Senatskommission zur Vergabe der Landeslehrpreise, Sprecher des Promotionskollegs „Lernund Lebensräume im Mittelalter“, Beauftragter des Rektorats für Karriereberatung anbieten, um eben nicht mehr nur den eng auf das einzelne Fach bezogenen Karriereweg erfolgreich zu ermöglichen. UNIversalis: Es ist schön, dass die Universitäten das tun, das ist sicher sehr notwendig, nur ist auch die Frage erlaubt: Ist denn die Öffentlichkeit dafür bereit? Sie haben ja die in diesem Bereich etwas enge deutsche Mentalität angesprochen, und die ist ja nicht nur in den Lehrinstitutionen oder bei den Studierenden zu finden, sondern die ist ja auch in den Betrieben beheimatet. Stellt jetzt also Siemens an prominenter Karriereposition den Germanisten ein oder doch lieber weiterhin den BWLer? Schiewer: Das kommt immer drauf an, was gerade nachgefragt ist. Wir haben z.B. gerade einen Senatsausflug gemacht zu Testo in Lenzkirch und haben dort mit dem Vorstandvorsitzenden, Herrn Knospe, auch diese Fragen erörtert und da hat man uns klar gesagt: „Wir haben zwar einen spezifischen Bedarf an Absolventen aus den Ingenieurwissenschaften, aber wir benötigen gleichermaßen hervorragend ausgebildete junge Geistes- und Sozialwissenschaftler, die wir dann noch für unsere Bedürfnisse weiterbilden
können.“ Und da hat das neue BA-/ MA-System, so denke ich, mindestens gute Voraussetzungen geschaffen, und wenn wir das dann mit G8 kombinieren, dann wird es noch besser: Wir sind in der Lage, in fünf bis acht Jahren aus der Universität Absolvent/innen zu entlassen, die 20, 21 Jahre alt sind – mit BA. Das ist für Deutschland eine ganz neue Situation, wenn Sie bedenken, dass wir immer die Klage geführt haben, wir hätten so alte Studierende. Diese Veränderungen müssen wir systematisch und konzeptionell verfolgen und dürfen sie nicht einfach nur dem Zufall überlassen. Auf der anderen Seite müssen wir auch denjenigen, die Forschung und Wissenschaft betreiben wollen und länger an der Universität bleiben müssen, Angebote machen. Ich bin insgesamt fest davon überzeugt, dass diejenigen, die eine akademische Ausbildung bekommen in Deutschland – egal, in welchem Fach – die allerbesten Berufsaussichten haben. UNIversalis: Eine letzte Frage: Was sind Ihre Ziele für den Hochschulstandort Freiburg? Im Interview mit Herrn Prof. Druwe in der letzten Ausgabe der UNIversalisZeitung wurde deutlich, dass er sich sehr für ein gemeinsames Agieren des Hochschulstandorts Freiburg aussprach, z.B., um nur einen Bereich zu nennen, mit einem gemeinsamen Marketingkonzept. Schiewer: Ich habe mit Herrn Druwe und den anderen Rektoren, auch denen der Fachhochschulen – auch der umliegenden, wie z.B. Offenburg – gesprochen, und es ist sicherlich richtig, dass wir bisher das Gesamtpotential zu wenig im Blick hatten. Da gilt es in nächster Zeit vermehrt ergebnisoffen und die Exzellenzinitiative, Wahlmitglied des Senats, Direktor der Internationalen Graduiertenakademie Freiburg sowie Geschäftsführender Direktor des Mittelalterzentrums der Universität Freiburg und Sprecher der Graduiertenschule „Europäische Kulturen und interkulturelle Vernetzungen“. Hans-Jochen Schiewer initiierte 2007 die Germanistische Institutspartnerschaft mit der Germanistik der Universität von Lettland (DAAD) und ist Deutscher Direktor der Vladimir-Admoni-Graduiertenschule an der Universität von Lettland (DAAD). Ebenfalls 2007 erhält er die Medaille der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seit 01. Oktober 2008 ist Hans-Jochen Schiewer Rektor der Universität Freiburg.
ohne Berührungsängste Gespräche zu führen. Das ist die eine Sache. Auf der anderen Seite haben wir im nächsten Jahr die Präsidentschaft für EUCOR – wir haben jetzt zwanzig Jahre EUCOR – und das ist die andere Seite. Wir können eine gute Vernetzung und hervorragende Synergieeffekte erzielen, wenn wir versuchen, EUCOR noch lebendiger zu gestalten und die hier am Oberrhein existierende Forschungssäule – mit hervorragenden, leistungsstarken Universitäten von Straßburg über Karlsruhe und Freiburg bis nach Basel – als kleinen europäischen Forschungs- und Hochschulraum weiterzuentwickeln. Damit können wir dann zeigen, dass die europäische Idee in diesem Bereich tatsächlich funktionieren kann. Das setzt natürlich voraus, dass wir auch den Schritt in Richtung Metropolregion tun und diese vielleicht auch mit einer gewissen Führung ausstatten. Ich stelle mir also für den Hochschulstandort Freiburg vor, dass wir die Bedeutung des Wissensstandorts Oberrhein entsprechend profilieren und nutzen, um in der europäischen Dimension neue Akzente setzen zu können. UNIversalis: Herr Schiewer, ich danke Ihnen für das Gespräch.
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Chirurgie mit Herz Im Gespräch mit dem Herz- und Gefäßchirurgen Friedhelm Beyersdorf, Uni-Klinikum Freiburg
Friedhelm Beyersdorf, geboren 1954 in Bochum, studiert ab 1975 Humanmedizin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/M und am Thomas Jefferson Medical College of Thomas Jefferson University, Philadelphia. Er legt beide amerikanischen Staatsexamina ab. 1981 erfolgt die Promotion, zwischen 1981 und 1985 Weiterbildungen in der Pathologie und der Thoraxund Kardiovaskularchirurgie sowie der Gefäßchirurgie. 1990 habilitiert Friedhelm Beyersdorf im Fach Chirurgie, im Jahr 1992 wird er zum Hochschuldozenten am Klinikum der J.W.Goethe-Universität, Frankfurt/M ernannt. Seit 1994 ist er Universitätsprofessor für Herz- u. Gefäßchirurgie Albert-LudwigsUniversität Freiburg, im Jahre 2000 bekommt er den Titel des Professor honoris causa von der Universität Marilia (Brasilien) verliehen. Er ist Prof. Beyersdorf bei einer Herzoperation in Laos im November 2007 Mitglied in diversen internationalen Fachgesellschaften (u.a. reichen sind Sie sowohl als Arzt als die Ergebnisse viel besser geworden American Association for Thoracic auch als Forscher und Wissenschaft- sind. Auch in diesem Bereich haben Surgery, Society of Thoracic Sur- ler tätig. wir eigene Forschungsprojekte und geons, Deutsche Stiftung für HerzBeyersdorf: Ja. Wir haben gerade nehmen an internationalen Studien forschung e.V., Deutschen Herzstif- im Bereich des so genannten schwa- teil, wo wir diese Art der Behandtung e.V., Deutsche Gesellschaft für chen Herzens, also der Herzinsuffi- lung evaluieren. Das ist sicher einer Kardiologie, Deutscher Hochschul- zienz, extrem viel klinische Erfah- der Freiburger Schwerpunkte. Der verband etc.) sowie Sprecher u.a. rung, aber auch viele Forschungs- zweite große Schwerpunkt sind die des Herz-Kreislaufzentrums der projekte, nationale und zum Teil Herztransplantation, die LungenAlbert-Ludwigs-Universität Frei- auch internationale. Oder auch bei transplantation und die Herz-Lunburg, des Konvents Universitärer Operationen, die gerade eine Herz- gentransplantation. Eine Herz-LunHerzchirurgie und des Thorakalen transplantation verhindern sollen. gentransplantation wurde gerade Transplantationsverbund Uni Ba- Da werden wir von der amerikani- jetzt vor wenigen Wochen zum ersden-Württemberg, außerdem Stell- schen Forschungsförderung mitfi- ten Mal in Baden-Württemberg hier vertretender Vorsitzender des Wis- nanziert, vom NIH, dem National bei uns in Freiburg durchgeführt. senschaftlichen Beirats der Deut- Institute of Health und natürlich Und auch die Kunstherzeinsätze schen Stiftung für Herzforschung. auch von der DFG, der Deutschen sind wichtig. Dadurch, dass die PaForschungsgemeinschaft. tienten immer älter werden, können Er ist international bekannt als UNIversalis: Das heißt, die inter- viele allein wegen ihres Alters nicht Herz- und Gefäßchirurg und hu- nationale Zusammenarbeit spielt mehr transplantiert werden, aber sie manitär aktiver Wissenschaftler. eine große Rolle für Sie und Ihre brauchen eine Herzunterstützung. Seine Patient/innen schätzen in Tätigkeit. Und da waren wir die ersten hier in ihm den Arzt, dem Menschlichkeit Beyersdorf: Genau. Immer mehr Freiburg, die im Jahr 2000 ein Herz nicht zur Floskel verkommen ist. und immer intensiver. Das geht eingesetzt haben, das auf Dauer Prof. Friedhelm Beyersdorf liebt von Telefonkonferenzen über Vi- funktionieren kann. Ein in Freiburg sein Fach und seinen Beruf, er deoschaltungen bis zum Verfassen operierter Patient ist der zur Zeit spricht vom Schönen und Beglü- von Artikeln. Die Autoren kommen auf der Welt am längsten mit einem ckenden, das die ärztliche Tätig- dann wieder aus den verschiedens- Kunstherz lebende Mensch. Er hat keit ausmacht. Dass die richtige ten Ländern. sein Kunstherz jetzt schon seit über Kommunikation, die Beziehung UNIversalis: Das klingt sympa- sieben Jahren. Wir machen selbst zwischen Operateur und Patient/ thisch – so, als stünde die Sache- auch Forschung zur Entwicklung in, ihm so wichtig ist, erstaunt bene im Vordergrund und nicht die bestimmter Aspekte des Kunsthernur im ersten Moment. Lernt der wissenschaftlichen Eitelkeiten, zens. man den überraschend beschei- die ja auch nicht immer ganz irreUNIversalis: Sie haben es schon denen Mediziner näher kennen, levant ist. erwähnt: Wir werden heute alle so begegnet man seinem tiefen Beyersdorf: Richtig, so ist es älter und das ist wohl ein Grund Respekt vor dem menschlichen auch. für die zunehmenden Herz- und Leben. Beyersdorfs Blick auf den UNIversalis: Was sind nun die Gefäßkrankheiten, die ja in den InHeilungsprozess bezieht das ge- wichtigsten neuen Entwicklungen dustrienationen die Todesursache samte System ein, die Person des im herz- und gefäßchirurgischen Nummer 1 darstellen und auch in Arztes steht dabei der Bedeutung Bereich und vielleicht auch trotz den so genannten Entwicklungslänmedizinischer Technik in nichts der gut funktionierenden internati- dern im Kommen sind. Wir werden nach. Heidi Korf sprach mit Prof. onalen Vernetzung die neuesten Ent- älter, bewegen uns zu wenig und Beyersdorf über neue fachliche wicklungen aus dem Uni-Klinikum essen zu fett. Ist das auch nach neuEntwicklungen sowie über die Freiburg? estem Forschungsstand der gültige notwendige Grundhaltung für Beyersdorf: Da die Menschen im- Ursachenkatalog für diese Art von heutige Mediziner. mer älter werden und der Bluthoch- Erkrankungen oder gibt es da noch UNIversalis: Herr Beyersdorf, Sie druck ein Problem darstellt, nehmen Wesentliches zu ergänzen? sind ein weltweit bekannter Herz- die Hauptschlagadererkrankungen Beyersdorf: Es ist richtig, dass und Gefäßchirurg. Was genau sind zu. Wir haben hier in Freiburg als heute schon in den Industrienatidenn die Schwerpunkte Ihrer Tätig- erste Klinik in Deutschland 1993 onen Herz-Kreislauf-Erkrankungen keit? gemeinsam mit den Radiologen an- die Erkrankungsursache Nummer 1 Beyersdorf: Es gibt letztlich zwei gefangen, Hauptschlagadererkran- sind. Es gibt eine Vorausschau von große Schwerpunkte. Das eine ist kungen völlig anders zu behandeln. der American Heart Association, die chirurgische Verbesserung einer Bei dieser Methode der „endovasku- die besagt, dass im Jahr 2020 auf schwachen Herzkraft. Wenn also lären Therapie“ führen wir von der der ganzen Welt Herz-Kreislaufdas Herz nicht mehr richtig schla- Leiste aus ein Metallröhrchen in die Erkrankungen die Nummer 1 sein gen will – aus was für Gründen auch Hauptschlagader ein, das mit Kunst- werden, was heute noch unvorstellimmer –, kann man die Funktions- stoff übermantelt ist. Damit bewirkt bar ist, denn bisher waren ja in den fähigkeit heute mit verschiedenen man eine Stabilisierung der erwei- Drittweltländern Infektionskrankoperativen Methoden wieder ver- terten Ader von innen. Zu Beginn heiten und Kindersterblichkeit an bessern. Der zweite große Schwer- dieser Therapie war das zwar eine erster Stelle. Diese Entwicklung ist punkt sind alle Probleme, die mit tolle Idee, aber das Material war aber insofern gut nachvollziehbar, einer schlechten Herzdurchblutung nicht sehr gut. Daher gab es gegen als auch die Lebenserwartung in zu tun haben, also Bypass-Operati- Mitte und Ende der neunziger Jahre anderen Ländern parallel zu unserer onen oder auch Folgen eines Herz- eine Phase, in der diese Operatio- steigt. Zwei Gründe gibt es dafür, infarkts. nen sehr wenig durchgeführt wur- dass diese Erkrankungsformen so UNIversalis: Und in diesen Be- den. Jetzt nimmt das stark zu, weil zunehmen: Wir haben die bekann-
ten vier Risikofaktoren noch nicht verinnerlicht, jedenfalls wir hier bei uns nicht. Länder wie z.B. Japan haben dagegen mit der Ernährung fast gar kein Problem. Das eine sind also die hohen Blutfette, der hohe Blutdruck, der hohe Blutzucker und das Rauchen. Diese vier Ursachen sind ganz eindeutig verantwortlich für die Situation. Und man weiß heute auch, dass diejenigen, die sich bewegen, besser dran sind als diejenigen, die sich nicht bewegen. Wie viel Sport man nun genau machen soll, das weiß kein Mensch. Der zweite Grund ist, dass wir viel älter werden. Man muss sich vorstellen,
dass eine Hauptschlagaderklappe in der Minute sechzig Mal auf- und zugeht. Und diese Klappe ist so zart, dass man, wenn sie gesund ist, fast durchgucken kann. Da ist dann schon eher die Frage: Warum verschleißt sie nicht schon eher? Und daher nehmen auch die Klappenerkrankungen im Moment zu, einfach, weil die Leute älter werden. Früher hätten sie diese Art der Erkrankung gar nicht erlebt. Genauso ist es bei den Herzkranzaderverkalkungen. Natürlich haben wir eben auch schon über die Risikofaktoren gesprochen. Auf der anderen Seite setzt sich aber, wenn man mal hundert Jahre alt ist, die eine oder andere Kalkablagerung in den Adern fest. UNIversalis: Selbst bei gesunder Lebensführung … Beyersdorf: Ja, genau, selbst bei gesunder Lebensweise, da kann man gar nicht viel machen. UNIversalis: Beim Thema Herz und Herzkrankheit denken medizinische Laien und Laiinnen natürlich auch an die emotionale Ebene. Inwiefern ist das für Ihre Diagnosen, Ihre Prognosen, Ihr Handeln als Arzt und Wissenschaftler bedeutsam? Beyersdorf: Das ist durchaus bedeutsam, aber vielleicht noch etwas anders, als man sich das so vorstellt. Denn die Diagnose und die Notwendigkeit zur Behandlung machen wir ganz losgelöst von allen Emotionen. Da gibt es heute ein klares Wissen, da gibt es Werte, so dass wir sagen können: eine Operation ist notwendig oder sie ist nicht notwendig,
z.B. beim Herzklappenaustausch. Aber es ist für den Verlauf des Gesprächs vor der OP und natürlich für den Verlauf der Heilung nach der OP extrem wichtig, dass es sich hier um etwas Besonderes handelt. Das ist eben anders, als wenn man sich in den Finger geschnitten hat. Und da ist es notwendig, dass die Ärztin oder der Arzt auf den Patienten eingeht, ihn versteht und so lenkt, dass er inhaltlich auch mitkommen kann. Wichtig ist, dem Patienten nach der OP zu vermitteln, dass er jetzt wieder gesund ist und dass das etwas Schönes ist. Er soll nicht denken: „Jetzt bin ich am Herzen operiert und bin nun ein ganz kranker Mann oder eine ganz kranke Frau“. Nein, im Gegenteil: Vorher war er krank und hinterher ist er gesund. Das Schöne bei der Herz-Gefäßkrankheit ist ja, dass die Patienten in der großen Mehrzahl der Fälle nach der Behandlung wieder machen können, was sie wollen. Und das muss man ihnen vermitteln. Dazu gehört auch, dass man heutzutage für Herzoperationen nur noch eine Woche im Krankenhaus sein muss. Das ist ja eigentlich ganz erstaunlich! UNIversalis: Das alles klingt so, als würden Sie Ihre Patienten durch diesen Prozess wirklich begleiten wollen. Beyersdorf: Ja, unbedingt, das ist, glaube ich, ganz wichtig, dass man auch in der Herz- und Gefäßchirurgie seinen Hauptarbeitspunkt nicht nur im OP sieht und einen sonst nichts von all dem interessiert, was vor- und hinterher passiert. Auch und gerade mit den Angehörigen zu sprechen ist wichtig, denn die bringen manchmal abenteuerliche Vorstellungen mit. Da sollte man versuchen, aufklärerisch tätig zu sein. UNIversalis: Das heißt, Sie setzen
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stark auf die angemessene Kommunikation, auf das laienverständliche Vermitteln von Wissen. Beyersdorf: Ja, unbedingt, das ist ganz wichtig. UNIversalis: Man hört allgemein von Ihnen, dass Sie so besonders menschlich sind im Umgang mit den Patienten und Patientinnen und dass eben auch die Angehörigen sich sehr aufgehoben fühlen hier auf der Station. Einerseits ist es sehr wohltuend, das zu hören und andererseits ist es ein bisschen schade, dass der menschliche Umgang so betont werden muss im Kontext des Uni-Klinikums, was im Ruf der Öffentlichkeit doch oft als sehr kühl bis sogar kalt gilt. Beyersdorf: Ja, das ist richtig. Die menschliche Betreuung durch den Arzt und das Pflegepersonal sollte ja als normal vorausgesetzt werden, eigentlich sollte man da gar nicht drüber reden müssen. Der Ruf, von dem Sie gesprochen haben, ist mir natürlich bekannt, ich will auch gar nicht bestreiten, dass er in Einzelfällen richtig ist. Ich höre aber auch, dass Patienten, die selbst in der UniKlinik waren, nach dem Aufenthalt dann sagen: Es ist alles ganz anders! Viele sagen sogar: Wenn ich gewusst hätte, dass es so ist, dann wäre ich schon immer hierher gekommen.
Es gibt also einen Unterschied in der Wahrnehmung von außen und dem tatsächlichen Erleben. Der Grund liegt vielleicht darin, dass, von außen gesehen, die Uni-Klinik so ein „Riesen-Apparat“ ist. Man weiß nicht, welchen Eingang man nehmen muss, hunderttausend Menschen laufen da herum usw. Wenn man dann Patient oder Angehöriger ist, dann merkt man: Die Uni-Klinik ist zwar ein „Riesen-Apparat“, aber sie besteht gleichzeitig aus ganz vielen kleinen Einheiten. Und die
einzelne kleine Einheit ist wiederum so überschaubar wie ein kleines Krankenhaus. UNIversalis: Sie geben ja auch Lehrveranstaltungen. Was geben Sie da Ihren Studierenden mit bezogen auf dies Ideal der Humanität? Beyersdorf: Was ich versuche, bei der Vorlesung den Studenten und Studentinnen mitzuteilen, sind nicht so sehr Sachinhalte, denn die können sie natürlich auch im Buch
lernen. Wichtig ist, dass man den Studenten und Studentinnen vermittelt, dass das der tollste Beruf ist, den es gibt, toller geht’s gar nicht! Darin besteht aber auch eine Verpflichtung: wenn die Patienten entlassen werden, sollen sie glücklicher sein als zu dem Zeitpunkt, als sie gekommen sind. Ganz wichtig ist auch, dass die heutige Medizin keine Apparate-Medizin ist. Die Apparate helfen uns, schöne Ergebnisse zu erreichen, ohne Apparate geht es natürlich sowieso nicht. Aber der Patient braucht sie im Prinzip gar nicht zu kennen. Er oder sie soll nur wissen, dass wir heute einen 95– jährigen oder einen Neugeborenen am Herzen operieren können, und das ist ja eigentlich unvorstellbar! Früher wären ohne Behandlung alle gestorben. UNIversalis: Nun ist es sicher schwierig, wenn man die Patienten und Patientinnen sozusagen „alle glücklich“ machen will. Selbst wenn man ein sehr guter Herzchirurg ist, dann ist das wahrscheinlich ein Anspruch, bei dem man selber unglücklich wird. Beyersdorf: Ich antworte mal mit Ja und Nein. Ich habe natürlich nicht den Anspruch, alle glücklich zu machen. Aber ich möchte ihnen doch mit auf den Weg geben: „Jetzt
Prof. Beyersdorf mit dem Linksherzunterstützungssystem Heartmate ist alles gut“. Es gibt aber auch Patienten, die dagegen resistent sind, die sind einfach wirklich nicht glücklich zu machen. Das muss man dann hinnehmen. Aber die meisten sind doch sehr froh zu wis-
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sen, dass sie nach ihrer OP wieder gut im Leben stehen können. Und ich kann den Leuten eigentlich immer sagen: „Schauen Sie mal, da ist vielleicht noch ein Restschaden im Herz geblieben, aber es ist doch auf jeden Fall alles besser als vorher“. Und das ist natürlich auch für uns als Ärzte etwas sehr Schönes. Denn es gibt ja auch chronische Erkrankungen, bei denen ein Arzt nur lindern, aber eben nicht richtig helfen kann. Wir können dagegen richtig eingreifen und machen damit etwas besser. UNIversalis: War das für Sie als Mediziner ein Grund, fachlich in diese Richtung zu gehen? Beyersdorf: Ja, auf jeden Fall. Ich empfinde das als etwas besonders Schönes. UNIversalis: Sie haben hier und draußen auf dem Gang viele Fotos, von denen etliche aus Nepal stammen und aus dem Himalaya. Sie haben eben das Glücklich-sein angesprochen und das Helfen-dürfen, und da stellt sich mir natürlich die Frage: Gibt es einen Bezug zwischen den Fotomotiven und Ihrer Grundhaltung? Beyersdorf: Ja. Wir machen zahlreiche Hilfsprojekte und bauen z.B. die erste Herzchirurgie in Laos auf. Das ist eine rein karitative Angelegenheit in Zusammenarbeit mit den Universitäten Straßburg und Luxemburg. Dann gibt es noch ein Hilfsprojekt in Südamerika und wir haben den Verein „Kinderherzen retten e.V.“ gegründet. Dahinter steht die Überlegung, dass wir heute mit für uns einfachen Mitteln Krankheiten behandeln können, an denen früher Kinder gestorben sind. Mit den Spendengeldern können wir durch eine OP ein Kind wieder völlig gesund machen – ohne Nachbehandlung, ohne Medikamente. Die Trekking-Tour zum Basecamp Mt.Everest in Nepal hat damit eigentlich gar nichts zu tun. Wir sind zwar in dieser Zeit auch in Krankenhäuser im Khumbu-Tal gegangen, die Edmund Hillary gegründet hatte, und haben da Sachspenden abgeliefert, aber es war eigentlich reiner Urlaub. Es war immer ein Traum von mir, in den Himalaya zu gehen und dort Berg zu steigen. Das war ein wahnsinniges Erlebnis, man kann es mit Worten gar nicht beschreiben. UNIversalis: Haben Sie einen Bezug zum Buddhismus? Beyersdorf: Eigentlich nicht, jedenfalls vor der Reise nicht. Jetzt allerdings doch, ich bin schon sehr beeindruckt von der Philosophie, die hinter dem Buddhismus steckt. Ich habe mich auch mit dem Hinduismus beschäftigt. Gerade beim Buddhismus finde ich die Grundlage sehr beeindruckend, von der da ausgegangen wird. Und wenn man dort in den entsprechenden Ländern ist, dann sieht man, dass die Menschen tatsächlich auch
nach diesen Grundsätzen leben. Wobei die Menschen dort natürlich ein Leben haben, das mit unserem überhaupt nicht vergleichbar ist. Das ist eine hundertprozentig andere Welt. UNIversalis: Könnte es uns Mitteleuropäern helfen, davon irgendetwas anzunehmen, etwas zu lernen? Beyersdorf: Ich denke, ja. Aber wir sind so unterschiedlich, dass das, was helfen könnte, bei uns nur ganz schwer umzusetzen ist. Ich würde wirklich jedem raten, so eine Reise wenigstens einmal zu machen, einfach um zu sehen, dass es solch ein Leben gibt, also dass das überhaupt möglich ist. Für die Menschen dort ist es zum Beispiel möglich, dass Politik völlig uninteressant ist. Ob da nun Kommunisten oder Royalisten an der Regierung sind, das ist denen völlig egal, ihr Leben hat damit überhaupt nichts zu tun. UNIversalis: Liegt das an deren anderer Haltung zum Leben? Beyersdorf: Das liegt einfach an der Natur, die alles beherrscht. Da kann ein einzelner Mensch gar nichts mehr machen, wenn Berge oder Gletscher herunterkommen. Man gewinnt dort eine ganz andere Beziehung zur Natur. Wir meinen ja hier immer, wir könnten alles „regeln“. Dort ist es ganz anders, die Menschen wissen genau, dass sie gar nichts „regeln“ können. Das wollen sie nicht und können es auch gar nicht. UNIversalis: Da lernt man vielleicht ein bisschen Demut … Beyersdorf: Ja, unbedingt. UNIversalis: Das wäre möglicherweise für Patienten wie für Ärzte hilfreich, diese Erkenntnis zu verinnerlichen. Beyersdorf: Ja, absolut. UNIversalis: Was möchten Sie den Leser/innen der UNIversalisZeitung noch mitgeben? Beyersdorf: Ich würde ihnen gern mitgeben, dass Medizin ein wirklich tolles Studienfach ist. Aber es ist wichtig zu sehen, dass die Medizin eben eine Mischung aus Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft ist. Und sie ist auf gar keinen Fall ein Fabrikbetrieb, auch wenn es genügend Leute gibt, die denken, das sei so. Es gibt ja heute Bestrebungen, den Patienten wie auf einem Fließband durchs Krankenhaus durchlaufen zu lassen. Und jeder Spezialist macht dann so seine Sache am Patienten. Das ist ein völliges Missverständnis von dem, was Krankheit oder Gesundheit ist. Es ist ja überhaupt nicht so, dass man sich nur an einem kranken Organ behandeln lässt, sondern es ist ganz sicher so, dass man die Beziehung zu jemandem braucht, der einen behandeln soll. Ohne diese Beziehung gibt es keine Gesundung. UNIversalis: Herr Beyersdorf, herzlichen Dank für dieses interessante Gespräch.
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Mit der Forschung beginnt die Zukunft Das Theater Freiburg und das Ethikzentrum der Universität Freiburg starten ein Diskursprojekt zur Optimierung des menschlichen Gehirns“
Kontrollverlust ist nicht unbedingt das, was das deutsche Universitätssystem honoriert. Kleine Respektlosigkeiten am rechten Ort und zur rechten Zeit vielleicht, nicht aber unbändiges Zittern und fahrige Gestik. Als der damals 46-jährige Helmut Dubiel die Diagnose Parkinson erhielt, wusste er, dass die Schüttellähmung mehr als eine Diagnose war. Unbehandelt konnte er seinen Beruf als Professor nicht mehr ausüben und dies in einem Alter, in dem deutsche Akademiker sich häufig auf dem Höhepunkt ihrer Karriere befinden. Da eine Tablettentherapie nicht richtig anschlug, entschied er sich zu einem chirurgischen Eingriff. In seinem 2006 erschienenen Buch „Tief im Hirn“ beschreibt der Soziologe, der sich davor eher mit fachwissenschaftlichen Publikationen hervorgetan hatte, sein Leben mit der Diagnose und von seinem Angehen gegen die Krankheit. Der Titel seines Buches, das ein Bestseller werden sollte, kann als Übersetzung der „Deep-BrainStimulation“ verstanden werden, weist aber weit darüber hinaus. Denn Dubiel schildert nicht nur die Qualen der zehnstündigen Operation, bei der bei vollem Bewusstsein Sonden im Gehirn eingesetzt werden, sondern er benennt damit auch den (vermeintlichen) Sitz der Entscheidung, den Hirnschrittmacher hin und wieder auszuschalten. Er könne, so sagt Dubiel, wählen, ob er „eher sprechen“ oder „eher gehen“ wolle. Ohne Nebenwirkung war die Therapie nicht. Bei eingeschaltetem Hirnschrittmacher kam es zu Lähmungen, Sprachstörungen und Depressionen. Beeinträchtigungen, die ihn dazu bewogen, die Impulse an das Gehirn zu unterbrechen. Sein Buch sei, so schrieb damals die Rezensentin der „Zeit“ Elisabeth Wehrmann ein Versuch einer Selbsterkundung, ein nachdenklicher Essay über die Heilsversprechen des medizinischen Fortschritts und die Humanität einer Gesellschaft, die sich weigert das Leiden anzusehen. Helmut Dubiels Buch fällt Schauspieldirektorin Viola Hasselberg ein, wenn sie auf das Projekt „Die Optimierung des menschlichen Gehirns“ zu sprechen kommt. Dass es ihr von einem der Wissenschaftler geschenkt wurde, mit dem sie seit geraumer Zeit in Kontakt steht, ist mehr als eine Fußnote. Es zeigt das Bedürfnis nach Reflexion über das eigene
Tun, die eigenen Möglichkeiten. Das Projekt auf der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Theater und Jugendarbeit fügt sich in die Fragestellung des Theater Freiburg, „In welcher Zukunft wollen wir leben“, ein, unter der das Haus und sein Spielplan seit der Intendanz von Barbara Mundel stehen. Das ist kein Zufall, denn die Auseinandersetzung mit diesen Fragen
begann mit einem Interview Viola Hasselbergs mit Professor Dr. Giovanni Maio, dem Leiter des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin der Universität Freiburg für die Theaterzeitung. Er ist es auch, der mit Intendantin Barbara Mundel das Projekt „Die Optimierung des menschlichen Gehirns“ leiten wird. Das Ungewöhnliche sei, sagt Viola Hasselberg, dass Wissenschaftler 104x100_Döblin
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aus der aktuellen Forschung heraus an die Jugendlichen treten, mit Komplexen, die ihre eigene Zukunft betreffen. Die Wissenschaftler und Theaterleute sind gerade dabei, das Unternehmen, das von der Kulturstiftung des Bundes unterstützt wird, in die Tat umzusetzen. Philipp Hochleichter, der das Projekt koordinieren wird, versucht in 11.
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„Jedes Buch wirft am Ende dem nächsten Buch den Ball zu.“ Alfred Döblin
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und 12. Klassen etwa 60 interessierte Schüler für das Projekt zu gewinnen. Für Viola Hasselberg ist es vor allem ein „Diskursprojekt“, bei dem es darum geht, der unterrepräsentierten Schnittstelle zwischen Naturwissenschaft und Öffentlichkeit ein Forum zu geben. Die Schüler sollen sich in kleinen Gruppen durch Gespräche mit Wissenschaftlern, Laborbesuche und Referate über die Forschung über Gehirndoping, Deep-Brain-Stimulation, motorische Neuroprothesen sowie die Beziehungen zwischen Denken und Gehirn und Cyborg-Fantasien kundig machen. Themen, mit denen man sich auch am Freiburger „Bernstein Center for Computational Neuroscience“ befasst. Dort wird nicht nur überlegt, die Deep-Brain-Stimulation für die Früherkennung von epileptischen Anfällen zu nutzen oder wie sich Prothesen der jeweiligen Bewegung anpassen können, ein Forschungsfeld der Neurowissenschaftler ist auch die Frage, wie Erinnerung und Denken funktioniert und welche Rolle hier neuronale Netzwerke einnehmen. Das klingt nach schwerem Stoff, der das Niveau des Lehrplans um einiges übersteigen dürfte. Doch gerade von Seiten der Lehrer gab es Entwarnung, sagt Viola Hasselberg. Die Schüler, so der Eindruck der Pädagogen, seien weit kompetenter als sie ahnten. Für sie klängen diese Themen weit weniger exotisch, da sie zu ihrem Alltag gehörten. Die Frage, wie mit Druck in der Schule umgegangen wird, stelle sich nicht etwa erst, seitdem Medikamente wie Ritalin oder Prozac zur Leistungssteigerung missbraucht werden. Der andere Anknüpfungspunkt ist der spielerische Umgang mit virtuellen Welten. Und Jugendliche, so fügt Philipp Hochleichter an, haben einen ganz anderen, sehr emanzipierten Umgang, sich Informationen zu besorgen und anzueignen. Vor allem jedoch müsse man in dieser Generation ein Bewusstsein schaffen, für die Veränderungen, die auf sie zu kommen. Wie verändern sich Dinge, wenn wir uns selbst verändern? Das Theater also als aufklärerische Anstalt. Viel wird es bei „Die Optimierung des menschlichen Gehirns“ um die Darstellung von Wissen gehen. Wenn Mitte April 2009 im Theater Freiburg ein Kongress mit internationalen Wissenschaft-
lern wie John Donoghue, Françoise Baylis sowie Pekka Louhiala und Jackie Leach Scully stattfindet, sollen auch alternative Wissensvermittlungsformate gefunden werden. Und auch die Jugendlichen werden hier, unterstützt durch das Theater, ihre Rechercheergebnisse darstellen. In einem, so Viola Hasselberg „unorthodoxen KongressFormat“. Die Kontakte zu den Wissenschaftlern haben nicht nur die Kooperationspartner, darunter Prof. Dr. Ad Aertsen vom Freiburger Bernstein Center, Prof. Dr. Guido Nikkhah
vom Freiburger Universitätsklinikum, Prof. Dr. Mathias Berger, der Ärztliche Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychiatrie in Freiburg, der kanadische Philosoph Walter Glannon und Prof. Hasse Karlsson vom Department of Psychiatry in Helsinki vermittelt. Eine ganz wesentliche Rolle spielt das Institut für Ethik und Geschichte der Medizin. Ihm kommt vor allem die Position der Vermittlung zu. Denn, so Philipp Hochleichter, wer sich als Ethiker vor allem mit der moralischen Seite dieser Fragestellungen befasse, müsse beide Bereiche kennen. Die Rolle der Künstler hingegen wird es sein, Impulse zu setzen, zu fragen, was man mit diesen Erfah-
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rungen macht. Und die Jugendlichen bei der Inszenierung „ME, Cyborg“ anzuleiten, mit der das Projekt abschließt. „Die Optimierung des menschlichen Gehirns“ könnte einen Prozess der Sichtbarmachung einleiten. Im Dialog mit den Jugendlichen, tritt den Wissenschaftlern die Generation gegenüber, deren Leben sie bestimmen wird und den Jugendlichen könnte sich ihre Zukunft abzeichnen - und die Möglichkeit, diese zu gestalten. Annette Hoffmann
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Körper, Mensch, Beziehung: Vom Grundsätzlichen im schulischen Alltag Ein Kompetenztag des Freiburger „Zentrums für Lehrerbildung“ In der Freiburger Lehrerausbildung tut sich was. Der Kompetenztrainingstag zur Vorbereitung auf das Praxissemester am 24. Juli 2008 war als Zeichen eines Bewusstseinswandels zu lesen. Die in den letzten Jahren zunehmend als problematisch erkannte Situation der deutschen Lehrer/innen hat dazu geführt, dass vor drei Jahren ein eigenes Zentrum für Lehrerbildung (kurz: ZLB) gegründet wurde. Hierdurch steht endlich ein Rahmen bereit, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse, z.B. zu Themen wie Lehrer/innengesundheit, Beziehungsgestaltung, Körpersprache mit der Ausbildung am Staatlichen Seminar und dem universitären Curriculum engzuführen. Mit Prof. Joachim Bauer (Uni-Klinik Freiburg, Psychiatrie, Psychosomatik), Prof. Rudolf Heidemann (Staatliches Seminar für Lehrerbildung Stuttgart), Prof. Markus Frommhold und Prof. Bernhard Vogelbacher (Staatliche Seminare für Lehrerbildung Freiburg) war genügend Lehr- und Ausbildungsprominenz vertreten, um der Veranstaltung das rechte Gewicht zu verleihen. Das Zentrum für Lehrerbildung steckt mit seinen drei Jahren noch in den Kinderschuhen und ist wohl nur wenigen angehenden und kaum einem/r der bereits im Beruf stehenden Gymnasiallehrer/innen der Region Freiburg bekannt. Das wird sich ändern, wenn Veranstaltungen wie diese kein glücklicher Einzelfall bleiben. Im akademischen Ausbildungsgang ist ein einziger Kompe-
tenztag pro Jahr nicht mehr als ein erster kleiner Schritt auf dem Weg zum realen Klassenzimmer. Nichtsdestotrotz ist sehr verdienstvoll, was Angelika Vogelbacher, Leiterin des ZLB, und ihre Mitarbeiterin Antje Bohnsack den Studierenden hier anbieten: am Vormittag zwei ebenso gehaltvolle wie unterhaltsame Impulsreferate zu den Themen „Beziehungspsychologie der Schule“ und „Körpersprache“, am Nachmittag Seminare zum Ausprobieren. Beziehungsgestaltung im Unterricht Dass das direkte menschliche Miteinander in der Schule durch rein gar nichts zu ersetzen ist, macht Joachim Bauer unmissverständlich deutlich, indem er in seinem Vortrag Beziehungspsychologie aus neurologischer Sicht beschreibt. Das Gehirn, so Bauer, mache gleichsam „Beziehungserfahrung zu Biologie“. Auch wenn psychologische Forschungsergebnisse von manch einem/r Zeitgenossen/in noch immer gern weggelächelt werden, so ist die neurologische Übersetzung von Erfahrenem und Erlebten eine wissenschaftliche Tatsache. Die seit rund 15 Jahren von der Forschung entdeckten Motivationssysteme des Gehirns stellen die Grundlage für jegliche Anstrengungsbereitschaft dar. Die Botenstoffgruppen der Dopamine, der Opioide und das Oytozin sind wahre systemeigene „Drogen“ mit Popei- und WohlfühlEffekten: Sie lösen Tatendrang und „gute Gefühle“ aus, sodass Handeln
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Praktikant im Gespräch mit Schülern und soziales Wohlbefinden sich in effektivster Form miteinander verbinden – daraus besteht Motivation. Wie werden nun die körpereigenen Motivationssysteme in Gang gesetzt? Studien mit Probandengruppen haben erwiesen, dass es eine ursächliche Beziehung zum Faktor Blickkontakt gibt: Je sympathischer mir mein Gegenüber Auge in Auge erscheint, desto stärker findet sich mein Motivationssystem aktiviert. Der freundliche Blick fungiert als Impulsgeber, Blickkontakt ist ein Motivationsfaktor. Die beste „Droge“ ist dem Menschen der Mensch Insgesamt sind sämtliche Motivationssysteme des Gehirns auf Beziehung ausgerichtet. Auch die so genannte intrinsische Motivation gründet in Beziehungserfahrungen; ohnedies entwickelt sie sich erst vom achten Lebensjahr an. Ein Hauptanreiz, lernend aktiv zu werden, ist also die Persönlichkeit des oder der Lehrenden. Wer kennt es nicht aus eigener Erinnerung: Englischvokabeln und Physikformeln büffeln trotz Unlust und schönem Wetter, der netten Lehrerin zu Liebe. „Der Mensch“, so Bauer „ist die beste Droge für den Menschen“. Es gibt schlicht keine Motivation ohne Beziehung. Neuronal betrachtet spielen hier die Spiegelneuronen eine bedeutende Rolle: Diese besonderen Nervenzellen werden durch das Handeln anderer Menschen aktiviert. Wenn also mein Gegenüber in eine Zitrone beißt, so wird auch meine eigene Speichelproduktion angeregt – auch ohne eigene Zitrone. Spiegelneuronen machen aus dem beobachteten Erleben anderer eigenes Erleben und Fühlen – eben Mit-Fühlen und Mit-Erleben –, und damit sind sie die Grundlage sämtlicher bidirektionaler Prozesse. Sie ermöglichen so auch das „Lernen am Modell“, führen zu motivationaler Ansteckung, der Volksmund sagt dazu: „Der Funke springt über“. Ein weiteres wichtiges Moment ist außerdem, dass Menschen – und junge sind darauf in besonders starkem Maße angewiesen – im und durch
den Anderen spüren wollen, dass sie existieren und zweitens erfahren wollen, wer sie sind. Im Mit-Fühlen und Interesse, in der Haltung existenzieller Anerkennung und grundsätzlichen Respekts gründet innerhalb der Klassensituation eine spezielle „Magie“, von der gelingende Lehrer/innen-Schüler/innenBeziehungen geprägt sind. Auskunft erteilt das Gegenüber übrigens sogar über persönliche Potentiale und Möglichkeiten: „Zeige mir, was du mir zutraust“ nennt Bauer es. Wie bedeutsam diese prognostische Verantwortung in der familiären wie schulischen Erziehung ist, liegt auf der Hand. Sie ist Teil von Spiegelprozessen mit identitätsbildendem und zukunftsgestaltendem Charakter. Unterm Strich liest sich die neurologische Verarbeitung von Beziehungserfahrung so: Sympathie, Beachtung und Anerkennung der sozialen Umwelt tragen in entscheidenden Maß zu Wohlbefinden und Kreativität, zu Leistungsbereitschaft und den Entwicklungsmöglichkeiten des einzelnen Menschen bei. Weitere wichtige Motivationsfaktoren sind übrigens – amusische Bewegungsmuffel sollten jetzt aufhorchen – körperliche Bewegung und Musik. Es gibt keinen Grund, die entsprechenden Schulfächer auf die hinteren Ränge der Bedeutsamkeit zu verweisen. „Vor Musiklehrern“, so Jochen Bauer, „sollten Sie Hochachtung haben und ihnen dankbar sein – die sind ja wahre Apotheker!“ Insofern ist es mehr als bedenkenswert, solch körpereigener Medizin ohne jede unerwünschte Nebenwirkung in der (schulischen) Lebenswirklichkeit mehr Wirkmöglichkeiten zu geben. Medien als Ersatzerzieher Auswirkungen der unerwünschtesten Art hat dagegen die soziale und mediale Realität vieler Kinderzimmer, in der statt anerkennender, wahrnehmender Mütter und Väter Computer und Fernseher das nachmittägliche Ersatzelternpaar geben. Keine Aktivierung der Spiegelneuronen in diesen Kinderstuben oder
aber über Internet-„Communities“, die, der Begriff spricht für sich, Gemeinschaft suggerieren. Sozial benachteiligte Kinder befinden sich nur allzu oft in einer erschreckenden emotionalen Ödnis, einem Raum ohne Spiegel, haltende Grenzen und seelische Nahrung. Es passiert das Gegenteil des oben Beschriebenen: Die Kinder erkennen sich nicht im Anderen, sie laufen gefährlich ins Leere. Demütigung und soziale Ausgrenzung inaktivieren die neurobiologischen Motivationssysteme. Die Folgen sind bekannt: Sie reichen von frühem Suchtverhalten, worunter die Bildschirmsucht ebenso zählt wie stoffgebundene Süchte, über Depression und andere psychische Störungen bis hin zu stark aggressivem Verhalten. Die im Jahr 2000 in Stuttgart durchgeführte Jugendgesundheitsstudie zeigt, dass im Schnitt 51% der Kinder und Jugendlichen eines Jahrgangs psychische Störungen aufweisen, im Gymnasium sind es immerhin noch 45%. Professionelle Haltung der Lehrer/innen Für Lehrer/innen und solche, die es werden wollen, bedeutet all das nach Bauer mehrerlei. Erstens sollten sie zu ihrer eigenen Identität als Mensch – auch im Kontext ihres Berufes – stehen. Zweitens ist es notwendig, dass sie sich mit diesem Beruf identifizieren und dies auch in der Öffentlichkeit verlauten lassen: „Ich unterrichte die Bande, die ihr mir als Gesellschaft schickt“. Drittens braucht es eine Beziehung zwischen Schüler/innen und Lehrer/innen, viertens eine zwischen Eltern und Lehrer/innen. Fünftens ist innerhalb des Kollegiums Zusammenhalt ebenso wichtig wie gesundheitsfördernd, Lagerbildungen oder Spaltungen sollten unbedingt vermieden werden. Körpersprache im Unterricht Der zweite Vortrag, von Professor Heidemann, stellt den Körper als Träger erkennbarer Botschaften in den Mittelpunkt: „Körpersprache im Unterricht“ lautet das Thema,
wissenschaftlich ist der Ansatz der Verhaltenspsychologie zuzuordnen. Heidemann lotet Möglichkeiten und Grenzen körpersprachlichen Trainings für unterrichtliche Zwecke aus. Dabei geht es zunächst einmal darum, sich selbst zum Beobachtungsobjekt zu machen, also sensibel zu werden für die oft unbewussten körpereigenen Botschaften. Es gilt auf Verhaltensebene Paul Watzlawicks allgemeiner Satz zur Kommunikation: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Manche Theoretiker/innen gehen gar davon aus, dass menschliche Kommunikation zu zwei Dritteln nonverbal und nur zu einem Drittel verbal funktioniert. Grundsätzlich – wenn also die verbale und die körpersprachliche Ebene einander widersprechende Botschaften aussenden – gilt, dass das körpersprachliche Signal die Wahrheit sagt. Das erstaunt nicht, macht man sich bewusst, dass Körpersprache das evolutionsgeschichtlich betrachtet primäre Ausdrucksmittel ist und wir Menschen gerade in affektiv stark besetzten Situationen auf tief in uns Verankertes zurückgreifen. Grundsätzlich gilt, dass das Thema der nonverbalen Kommunikation zwei Aspekte beinhaltet, einen kulturspezifischen und einen verhaltensbiologischen. Dass in unseren Breiten z.B. Kopfschütteln „Nein“ und Nicken „Ja“ bedeutet, ist eine ausschließlich kulturelle Zuordnung.
Die Möglichkeiten des Ausdruckstrainings Die spannende Frage ist nun, ob die körpersprachliche Art des Ausdrucks überhaupt trainierbar ist. Sieht man Ausdruck als unidirektionalen Ausfluss der KörperGeist-Seele-Einheit, dann ist das sicherlich nicht der Fall. Tatsächlich führen rein antrainierte, äußerlich bleibende Gestenspiele zu physiologischen Symptomen mit starkem Ausdrucksgehalt, z.B. einer zitternden Stimme, Schweißausbrüchen oder roten Flecken am Hals. Mangelnde Stimmigkeit zwischen „Innen“ und „Außen“ teilt sich unmittelbar mit, auch und gerade im Klassenzimmer, wo Lehrer/innen
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unter scharfer Beobachtung eines vielköpfigen und für Lächerlichkeiten hoch sensiblen Publikums stehen. Ermutigend für das Vorhaben körpersprachlichen Trainings ist wiederum die Tatsache, dass lang erprobte Bewegungskünste wie Yoga, Tai-Chi, Qi-Gong oder Tanz Geist und Seele wirkungsvoll beeinflussen. Der Mensch funktioniert, dem Körper sei Dank, eben auch in diese Richtung. In Ergänzung zur Ausbildung einer authentischen (Lehrer/innen-) Persönlichkeit über geistige und seelische Kanäle ist das Training körperlichen Ausdrucks nicht nur möglich, sondern sogar ausgesprochen empfehlenswert. Besonders prägnante (Fehl-) Haltungen werden in Heidemanns Vor-
trag, der keine reine Sitzveranstaltung ist, gemeinsam ausprobiert. So findet sich die gesamte Universitätsaula bald mit hängenden Schultern und rundem Rücken stehend, mit fallendem Unterkiefer und leicht gebeugten Knien wieder. Es wird spür- und sichtbar: So fühlt man sich wirklich „doof und schlapp“, die eingenommene Haltung demobilisiert die inneren Kräfte und dieser Gesamtzustand teilt sich der Umwelt auch unmissverständlich mit. Dass das für den Alltag als Lehrer/in keine sinnvolle Dauerpose ist, steht außer Frage, wenngleich vielen Menschen derartige Bilder aus eigener Schulerfahrung in Erinnerung sein dürften. Scharf beobachtet, auf den Punkt genau analysiert und mit viel Lust
am Anekdotischen inszeniert Heidemann nicht nur Posen und Gesten des schulischen Alltags, er zeigt z.B. in der „Potenzpose“ des deutschen Mannes auch Körpertheater aus dem ganz normalen Leben. Das alles mit hohem Wiedererkennungseffekt und dem nachbleibenden Gefühl, dass hier noch vieles bewusst zu machen und zu lernen wäre. Praktisch erprobt: Präsenz und Standfestigkeit Die schlüssige Fortsetzung der Vorträge stellen die nachmittäglichen Workshops zu den Themen Stimme und Körpersprache dar. Es wird schnell sichtbar, wer von den Studierenden auch in der Freizeit mit seinem Körper befasst ist, wer
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Persönlichkeitsarbeit leistet und Erfahrung im Umgang mit Gruppen hat. Sportstudierende und YogaPraktizierende, Sänger/innen und Tänzer/innen finden sich auf vertrauterem Terrain wieder als viele andere, für die schon das „Wachklopfen“ des Körpers Neuland ist oder gar die Konzentration auf den festen hüftbreiten Stand, aus dem man „so schnell nicht umgehauen“ wird. Einige sind genau deswegen hier, sie wissen um die Notwendigkeit, ihre Schüchternheit zu überwinden, klares Sprechen vor der Gruppe zu üben, um so dann, mutiger geworden, vor ein nicht immer nur gnädiges Schüler/innenpublikum treten zu können. Veranstalterinnen und Dozent/
innen ernten zum Tagesabschluss reichen, wohl verdienten Applaus. Viele Student/innen kommen direkt auf Frau Vogelbacher zu, um sich persönlich zu bedanken, andere geben ihre positive Rückmeldung per Mail ab. Nicht wenige werden die Gelegenheit auch im kommenden Jahr wieder nutzen, um sich hier ein Krümelchen jener Persönlichkeitsnahrung zu holen, mit der die Universität bisher noch herzlich geizt. Kaum schöner kann man’s sagen als der gute alte Goethe, auch ein Altmeister ganzheitlicher Bildungsideen: „… mich selbst, ganz wie ich da bin auszubilden, das war dunkel von Jugend auf mein Wunsch und meine Absicht“ (Wilhelm Meister). Wäre das für mehr
(angehende) Lehrer/innen erreicht, hätte die deutsche Schullandschaft viel gewonnen. Wäre das für mehr Kinder und Jugendliche überhaupt nur möglich, dann hätte die von Bildungssorgen getriebene deutsche Gesellschaft mehr als eine Kuh vom Eis geholt.
Kontakt: Zentrum für Lehrerbildung, Universität Freiburg, Angelika Vogelbacher, Geschäftsführerin, Universitätsstr. 9, Tel.: 0761/ 2038963, www.zlb.uni-freiburg.de
Literatur: Heidemann, Rudolf: Körpersprache im Unterricht, Quelle & Meyer, März 2007 Bauer, Joachim: Lob der Schule, Hoffmann und Campe, April 2007
Balance zwischen Zuwendung und Führung Kurzinterview mit Prof. Joachim Bauer
Prof. Joachim Bauer
UNIversalis: Herr Bauer, Sie sprechen von der Bedeutsamkeit der Beziehung als Grundlage des pädagogischen Handelns in der Schule. Nun gibt es doch aber Lehrerinnen und Lehrer, denen es nicht an Empathie mangelt, die ganz im Gegenteil sogar „zu stark“ mitschwingen und sich von den Schicksalen, denen sie in der Schule begegnen, innerlich nur schwer lösen können. Was raten Sie solchen übersensiblen Typen? JB: Empathisch zu sein ist wichtig, Empathie alleine reicht für eine gute pädagogische Beziehung aber nicht aus. Ebenso wichtig ist, dass Lehrkräfte Führungsstärke zeigen, also Ausstrahlung haben, für Ziele eintreten und zu dem stehen, was sie für richtig halten. Was Eltern und Lehrer also zeigen sollten, ist eine Balance zwischen verstehender Zuwendung und Führung.
UNIversalis: Welche Persönlichkeiten eignen sich Ihrer Ansicht nach denn besonders gut für den Lehrerberuf? Und wem würden Sie Ihrer wissenschaftlichen und therapeutischen Erfahrung nach eher abraten? JB: Das ist eine Frage, auf die man mindestens drei Antworten geben muss. Erste Antwort: Ein Mensch mit Anfang 20 ist noch nicht fertig, er oder sie kann sich noch beachtlich entwickeln. Alle, die heute eine gute Figur im Beruf machen, sollten sich einmal erinnern, welche teilweise traurige Figur sie mit 20 oder 22 Jahren gemacht haben. Die zweite Antwort lautet: Es gibt mehrere Arten, ein guter Lehrer zu sein, und daher gibt es nicht nur einen Persönlichkeitstyp, der sich für diesen Beruf eignet. UNIversalis: Und die dritte Antwort?
Lehrer und Schüler beim gemeinsamen Backen
JB: Sicher gibt es eine ganze Reihe von jungen Leuten, die tatsächlich von vorneherein besser nicht Lehrer werden sollten! Wer zum Beispiel menschenscheu oder ängstlich ist, wer Kinder und Jugendliche nicht mag, oder wer sich mit stark ausgeprägten eigenen psychischen Problemen herumschlägt, der sollte einen Stressberuf wie den des Lehrers meiden. Der Wunsch, Beamter werden zu wollen, ist jedenfalls ein absolut ungeeignetes Motiv! UNIversalis: Sie sprechen von einer „Magie“, die sich Lehrkräfte im Klassenzimmer zunutze machen können, wenn sie die Beziehungsgestaltung mit ihren Schülern beherrschen. Können Sie ein bisschen näher beschreiben, was diesen Zauber ausmacht? JB: Gute Lehrkräfte wissen, dass Kinder und Jugendliche auf magische Art ansprechen, wenn Schüler merken, dass man sie ernst nimmt, dass man sich interessiert und sich kritisch mit dem auseinandersetzt, was sie denken und was sie sagen. Diese Magie wirkt allerdings nur dann, wenn Lehrkräfte sich nicht anbiedern, sondern in sich ruhen, also eine eigene persönliche Position bewahren. UNIversalis: Vielen Kinder fehlt heute die Geborgenheit in der Familie oder eine Gemeinschaft, die ihnen Stabilität gibt. Sie fühlen sich weder wahrgenommen noch anerkannt. Die Schule wird jedoch mit den Folgen dieses Mangels konfrontiert. Haben wir nicht ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich mit den Begriffen emotionale Verarmung, wachsende Kommunikationsunfähigkeit, Werteverfall etc. beschreiben lässt? Sie sind Arzt und Psychotherapeut. Welche Diagnose stellen Sie unserer Gesellschaft und was wären Ihre Therapievorschläge? JB: Kluge Diagnosen bekommt die Gesellschaft seit 1968, also seit 40 Jahren fortwährend gestellt. Die, die uns solche Diagnosen stellen, kostet es nichts, nur geholfen ist damit auch niemandem. Ich bin stattdessen dafür, konkrete Fehlentwicklungen beim Namen zu nennen: Eine solche Fehlentwicklung ist, dass die Schule, anstatt mit dem gesellschaftlichen Wandel, der heute beide Eltern außer Haus hält, Schritt zu halten, weiterhin nur vormittags stattfindet. Dadurch lebt die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen nachmittags in einem erzieherischen Vakuum, in welches sich die Medien als Ersatz-Erzieher eingenistet haben. Das Problem ist, dass es diesen Ersatzerzieher nicht um die Kinder geht, sondern um Profite, die man am besten dadurch erzielt, dass man Tabus bricht und das Angebot auf Sex und Gewalt reduziert. UNIversalis: Die Zeit, die Eltern und Kinder täglich miteinander ver-
bringen, lässt sich, wie Sie sagen, in Minuten messen. Dies ist eine eher düstere Feststellung. Trotzdem strahlen Sie sehr viel Hoffnung und Zuversicht aus und stellen die positiven Möglichkeiten heraus, die es Ihrer Meinung nach in der Pädagogik gibt. Woher nehmen Sie persönlich Ihre positive Grundhaltung und was können Sie den Lehrer/innen mit auf den Weg geben, damit die den Idealismus und den Glauben an ihre pädagogische Wirksamkeit behalten? JB: Ich habe meinen beiden Kindern, die inzwischen erfolgreich studieren, während ihrer Schulzeit immer wieder deutlich gemacht, welches Privileg es – weltweit gesehen – ist, in einem entwickelten Land zu leben, in dem die Gesellschaft ihren Kindern die Möglichkeit bietet, jahrelang kostenlos zu lernen. Es ist noch nicht lange her, da wurden Kinder auch bei uns von klein
an nur ausgenützt und zur Erwerbsarbeit herangezogen. Es ist gerade mal 200 Jahre her, dass wir den Wert der Kindheit als eigene Lebensphase begreifen und Kinder gezielt fördern. Beides ist ein Riesenprivileg; Kind zu sein und zu lernen, und als Pädagoge oder Lehrer in einem Beruf tätig zu sein, der Kinder und Jugendliche zu klugen Menschen macht. Die ungeheuren Chancen unseres Bildungssystems zu erkennen und umzusetzen, das sollte uns beflügeln und optimistisch stimmen. UNIversalis: Was sind Ihre Pläne auf Freiburger, Landes- oder nationaler Ebene, um die Lehrer/innengesundheit weiterhin zu fördern und zu stabilisieren? JB: Meine eigene Erfahrung in den letzten Jahren hat mich gelehrt: Schulische Lehrkräfte einerseits und Mediziner sowie Psychologen andrerseits können sich gegenseitig
sehr viel Gutes geben und voneinander profitieren. Neben gutem Fachwissen muss die Kunst der Beziehungsgestaltung wieder ins Zentrum guter Pädagogik gerückt werden, vor allem die Ausbildung der Lehrkräfte muss hier Lücken schließen. Neurobiologie, Psychotherapie und psychosomatische Medizin brauchen das Rad guter Pädagogik nicht neu zu erfinden, sie können aber zahlreiche Mosaiksteine zum Gesamtmosaik guter Pädagogik hinzufügen. Nicht nur die Lehrerausbilder an den Hochschulen, auch die Bildungspolitiker müssen langsam begreifen: Auf Dauer gesund bleiben nur solche Lehrkräfte, die nicht ihr exzellent Fach beherrschen, sondern auch Beziehungskünstler sind, die wissen, wie sie eine Klasse mit praktischer Beziehungspsychologie, Körpersprache und Stimme an die Leine bekommen können.
Lehrkräfte für Baden-Württemberg Baden-Württemberg sucht zur Einstellung im September 2009 -
Lehrkräfte für allgemein bildende Gymnasien für alle Fächer insbesondere aber für die Naturwissenschaften.
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Lehrkräfte für die beruflichen Schulen mit allgemeinen Fächern, vor allem Physik, Mathematik, Deutsch, Englisch.
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Ingenieurinnen und Ingenieure für den Direkteinstieg in den Schuldienst im gewerblich technischen Bereich z. B. Maschinenbautechnik, Elektrotechnik, Informationstechnik etc.
Sonderwege für Magister- und Diplomabsolventen sowie Universitätsassistenten Die genannten Personengruppen können über den Seiteneinstieg (Vorbereitungsdienst) oder über den Direkteinstieg (sofortiger Unterrichtseinsatz, Bezahlung als Lehrkraft, berufsbegleitende Qualifikation) in den Schuldienst übernommen werden. Allgemein bildende Gymnasien suchen Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger für die Naturwissenschaften sowie für Latein. Die beruflichen Schulen haben großen Bedarf an Magisterabsolventen mit Hauptfach Deutsch, Englisch oder Spanisch und einem weiteren geeigneten Hauptfach für den Seiteneinstieg. Der Direkteinstieg ist hier neben den Ingenieurinnen und Ingenieuren auch für Personen mit universitärem Diplom in Physik oder Mathematik geöffnet. Befristete Beschäftigungen im Schuldienst Allgemein bildende Gymnasien und berufliche Schulen suchen auch für das laufende Schuljahr dringend qualifizierte Personen für Vertretungsfälle. Das Stundenvolumen lässt sich flexibel gestalten, so dass auch Beschäftigungen als Ergänzung zu einem bestehenden Arbeitsverhältnis möglich wären. Informationen Auf dem Internetportal www.lehrereinstellung-bw.de sind alle Informationen zur Einstellung und zu den
Sonderwegen in den Schuldienst präsentiert. Dort sind auch die Adressen der jeweiligen Regierungspräsidien zu finden, an die sich Interessierte wenden können.
Baden-Württemberg freut sich auf Ihr Interesse.
UNIversalis-Zeitung
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Oktober 2008
Chancen durch mehr Durchlässigkeit! Hochschulen begegnen Fachkräftemangel durch Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf das Studium und öffnen sich für beruflich Qualifizierte ohne Abitur Im Rahmen einer Fachtagung zu der das DGB-Hochschulinformationsbüro, IHK, Handwerkskammer und Südwestmetall eingeladen hatten, wurden Modellprojekte zur Anrechnung beruflicher Qualifikationen auf Hochschulstudiengänge von Vertretern aus Hochschulen, Wirtschaft und Gewerkschaften diskutiert. Gewerkschaften und Wirtschaft forderten dabei von den Hochschulen die Entwicklung von berufsbegleitenden (Teilzeit-)Studiengängen und die Anrechnung beruflicher Qualifikationen auf das Studium. „Der Fachkräftemangel wird sich auf Grund der demografischen Entwicklung weiter verschärfen, wenn sich die Hochschulen nicht für beruflich Qualifizierte öffnen“, meint Joachim Ruth vom DGB. In BadenWürttemberg habe die Landesregierung reagiert, und plane mit einer Novelle des Landeshochschulgesetzes (LHG) ab 2009 den Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte zu erleichtern und die Anrechnung
beruflicher Kompetenzen bis zu 50 Prozent auf ein Studium zu ermöglichen. Zuletzt hatte sich die Zahl der Studierenden ohne Abitur versechsfacht. Im europäischen Vergleich hinkt Deutschland noch hinterher. Mit der Initiative „Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge“, kurz ANKOM-Projekt, hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung zehn Hochschulen mit der Entwicklung und Erprobung von Verfahren zur Anrechnung von beruflichen Qualifikationen beauftragt. Prof. Dr. Axel Benning stellte das Projekt der FH Bielefeld vor, bei dem die Fortbildungen zum technischen Betriebswirt und zum Bilanzbuchhalter im Rahmen eines pauschalen Verfahrens künftig ohne zusätzliche Prüfung vier bzw. fünf Module des Studiums ersetzen. Dr.Ing. Christine Ruffert von der Universität Hannover stellte ein ähnliches Verfahren für Industriemeister
und Techniker und einer Anrechnung auf den Mechatronikstudiengang vor. Andere Projekte, so Ida StammRiemer von der Wissenschaftlichen Begleitung des Projektes, sehen neben der pauschalen Anrechnung auch Kompetenzportfolios vor, mit dem auch informell erworbene Kompetenzen individuell berücksichtigt werden können. So vergebe die Alice Solomon Fachhochschule
in Berlin bis zu 65 von 210 Credits beim Nachweis entsprechender Qualifikationen in einer Kombination von pauschalen und individuellen Verfahren. Einige Projekte können sich gar vorstellen, Teile der dualen Berufsausbildung anzurechnen, berichtete Stamm-Riemer. „Die ANKOM-Projekte haben gezeigt, dass berufliche Qualifikationen nicht nur den Hochschul-
zugang eröffnen können, sondern auch als Studien- und Prüfungsleistung im Rahmen des Curriculums der Studiengänge angerechnet werden können“, so Joachim Ruth vom DGB. Durch eine engere Abstimmung von beruflichen Fortbildungen und Studiengängen könnten die Anrechnungspotentiale deutlich erweitert werden, so Ruth. Er sieht an der Universität Freiburg im Bereich der verpflichtenden BOK-Module Anrechnungspotentiale, die schnell und unbürokratisch umgesetzt werden können. Darüber hinaus sei die Universität aufgefordert, berufsbegleitende Studiengänge zu entwickeln, die unter weitgehender Anrechnung beruflicher Qualifikationen deutlich zu verkürzen seien. Auch eine Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsund Verwaltungsakademie (VWA), die bislang in Kooperation mit der Steinbeis-Hochschule in Berlin einen Bachelor-Abschluss anbietet,
könnte für die Albert-Ludwigs-Universität interessant sein. Notwendig sei die Einrichtung von berufsbegleitenden Studiengängen: „Ein Meister oder Techniker wird selbst bei einer Verkürzung des Studiums keine zwei Jahre komplett aus der Berufstätigkeit aussteigen, um zu studieren“, meint Joachim Ruth. Die Finanzierung eines Studiums wird derzeit lediglich durch eine begrenzte Zahl von Stipendien der Bundesregierung unterstützt. Eine Förderung durch das „Meister-Bafög“ ist derzeit ausgeschlossen. Aus diesem Grund setzt sich der DGB für ein Erwachsenenweiterbildungsgesetz ein, in dem ein Rechtsanspruch auf Förderung verankert werden soll. Vorstellbar sind aber auch Stipendien der Unternehmen, Freistellungen oder Teilzeitregelungen, die im Rahmen tariflicher Vereinbarungen zur Qualifizierung abgeschlossen werden können. Infos: http://ankom.his.de; www. bmbf.de; www.hib-freiburg.de
Neues Career Center an der KFH Freiburg Servicecenter für Berufsorientierung
Die Katholische Fachhochschule Freiburg hat zum 1. September 2008 ein neues Career Center eingerichtet. Damit stellt sie ihren Studierenden ein Servicecenter zur Verfügung, das bei Berufsorientie-
rung und –einstieg Hilfestellung geben kann. Das Career Center ist sowohl für Studierende wie für zukünftige Arbeitgeber die Anlaufstelle, um über die Anforderungen an Ausbildung,
06.11.08 13.11.08 20.11.08 27.11.08 04.12.08 15.01.09 29.01.09
Das Schulpraxissemester BA/MA auf dem Arbeitsmarkt Karrierestart in der Schweiz „Fuß fassen“ im Journalismus Karrierestart in Frankreich Was sind Sie wert? Gehalt und Arbeitsvertrag Das Vorstellungsgespräch
Praxiszeiten, Vorstellungsmodalitäten, Bewerbungsformen etc. ins Gespräch zu kommen und Kontakte untereinander zu knüpfen. Gemeinsame Veranstaltungen von Career Center, Zentralem Praxisamt und Büro für internationale Beziehungen der KFH bieten Informationen gesammelt auf den Punkt gebracht. Simone Stark, Leiterin des CC: „Personaler suchen nicht nur kompetente Fachkräfte, sondern Menschen, die Persönlichkeit und Lebenserfahrung mitbringen und gelernt haben, über ihren Horizont
hinaus zu blicken. Und genau das haben unsere Studierenden durch mehrere Monate Pflicht-Praxiszeiten im In- und Ausland erworben.“ Sensibilisierung, Information, Beratung und Begleitung auf dem Weg in die Existenzgründung sind weitere Ziele des Career Centers der KFH Freiburg. Geschäftsideen für Gründungen im breiten und sich ständig weiter entwickelnden Feld der Sozialen und Gesundheits-Berufe sind vielseitig und eröffnen einen großen Entwicklungsspielraum. „Hier zählen vor allem“, ist sich
Simone Stark sicher, „persönliche Qualitäten; sprich, wie geht man mit einem hilfebedürftigen Menschen um, wie begegnet man ihm respektvoll. Denn in der Regel werden die Mehrzahl der Dienstleistungen direkt am Menschen vollbracht“. Die KFH Freiburg ist Mitglied der CTO Campus Technologies Oberrhein. Dadurch können alle Studierenden, ergänzend zur großen Auswahl von Schulungen und Vorträgen über berufsrelevantes Wissen, auch an Firmenkontaktmessen und NetworkingVeranstaltungen teilnehmen.
Simone Stark: “Ich freue mich über jeden Kontakt, sei es mit Studierenden oder mit Arbeitgebern. Rufen Sie mich an oder schicken mir eine Mail.“ Kontakt: Simone Stark, Katholische Fachhochschule Freiburg. Career Center, Karlstraße 63, 79104 Freiburg, Telefon +49/761 200-1440, ccenter@kfh-freiburg.de Mehr Info: www.kfh-freiburg.de
Alle Veranstaltungen in HS 3118 der Universität - Beginn 18.00 Uhr c.t. Weitere Vorträge, Exkursionen uvm. auf: www.hib-freiburg.de DGB-Region, Hebelstr. 10 79104 Freiburg Tel.0761-388 47 22 Fax.0761-388 47 24 freiburg@dgb.de www.hib-freiburg.de
Sprungbrett in die Selbständigkeit Gründerbüro der Universität Freiburg
D E C I S I O N S 08 Kommunika�ons- und Informa�onspla�orm für Selbständi gkeit Donnerstag, 20. November 2008, 10-16 Uhr, Foyer KGII, Uni Freiburg ++++++++++++++++++++++++Vortrag von Hans Wall/ Wall AG 12:00 HS 2004 ++++++++++++++++++++
++++++++++++++++Beratung an Round Tables +++++++++++Businessplan-Parcours++++++++++++++++
Selbs tänd igkeit
Zukun�
Karriere Idee Familie Uni Job
Veranstalter
www.cto.uni-freiburg.de
Spitzenpreise an der Strombörse EEX zu erzielen, indem man Kraft-Wärme-Kopplungs-Kraftwerke zu Netzwerken zusammenschließt und diese je nach Bedarf ferngesteuert betreibt – mit dieser Geschäftsidee haben die beiden Mikrosystemtechnik-Studenten Johannes Gutmann und Manuel Raimann den landesweiten Businessplan-Wettbewerb NewBizCup 2008 an die Uni Freiburg geholt. Die Vorbereitung für das Landesfinale in Stuttgart fand in einem Kurs statt, den das Gründerbüro der Universität jedes Sommersemester am Zentrum für Schlüsselqualifikationen anbietet. Wie auch im „Gründerkolleg-Basismodul“ werden darin anhand eines Businessplanes unternehmerisches Denken und betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse vermittelt. Bereits Studierende sollen so ermutigt werden, sich mit dem Thema berufliche Selbständigkeit auseinanderzusetzen und ihre Ideen weiterzuspinnen.
Das Potential für innovative Geschäftsideen ist an den regionalen Hochschulen und Forschungseinrichtungen durchaus vorhanden – wie erfolgreiche Ausgründungen zeigen. Um das unternehmerische Potential noch zu erhöhen, fördert das BMWi im Rahmen des Projektes „Duale Gründerausbildung“ ein erweitertes Bildungsangebot des Gründerbüros. Ideenträger/-innen können sich auf die Selbständigkeit vorbereiten und lernen die Grundlagen der Unternehmensgründung und –führung. Neben dem Gründerkolleg-Basismodul für Studierende werden im Rahmen des Gründerkollegs Vertiefungsworkshops angeboten, die sich hauptsächlich an wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter richten und die konkrete Ausarbeitung einer Geschäftsidee zum Ziel haben. Darüber hinaus bietet das Gründerbüro im Oktober 2008 den ersten von insgesamt fünf Innovationsworkshops an. Im Vordergrund stehen die Vermittlung und insbesondere die praxisorientierte Anwendung von Kreativitätstechniken anhand konkreter Fragestellungen namhafter Unternehmen. Ziele der Workshops sind die Generierung neuer Ideen und die Initiierung von
Innovationsprozessen – auch in den Köpfen der Teilnehmer. Der erste Workshop wird mit Beteiligung der Northrop Grumman LITEF GmbH sowie der Schweizer Kreativfirma Denkmotor durchgeführt. Weitere Workshops finden mit je einem Termin pro Semester in 2009 und 2010 statt. Neben der Vermittlung von unternehmerischem Wissen und Kompetenzen unterstützt das Gründerbüro alle diejenigen, die bereits eine konkrete Geschäftsidee haben, bei der Ausarbeitung eines Businessplans oder Ideenpapiers, und unterstützt sie bei der Beantragung von Fördermitteln, die Land und Bund für Existenzgründungen zur Verfügung stellen. Ein Gründungsprojekt, das von diesen Programmen bereits profitiert, ist „Online-Game-Machine“, das mit dem EXIST-Gründerstipendium seine Finanzierung für ein Jahr sichern konnte. In den Räumlichkeiten, die das Gründerbüro Gründungswilligen zur Verfügung stellt, bauen sie ihre Idee weiter aus und arbeiten daran, sich am Markt erfolgreich zu positionieren. Einer dem das gelungen ist, ist Dr. Raphael Vogler, Unternehmensgründer der ChemCon GmbH – ebenfalls eine Ausgründung der
Universität Freiburg, die in ihren Anfängen vom Gründerbüro beraten wurde. Raphael Vogler ist inzwischen Geschäftsführer eines Betriebes mit 60 Mitarbeitern und einer Niederlassung in den USA. Um die Option Unternehmensgründung und berufliche Selbständigkeit sowie die vielfältigen Unterstützungsangebote seitens der Uni in den Köpfen der Studierenden zu verankern, wird das Gründerbüro am 20. November mit der DECISIONS 08 Präsenz zeigen. Auf dieser Informationsund Kommunikationsplattform für Existenzgründer/innen sind alle Interessierten herzlich eingeladen, sich gründungsspezifisches KnowHow anhand eines interaktiven Businessplan-Parcours anzueignen – von der Geschäftsidee bis zur Executive Summary. Tiefergehende Fragen können bei den „Round Tables“ im Gespräch mit Expertinnen und Experten erörtert werden Ein Höhepunkt der DECISIONS 08 wird der Erfahrungsbericht des Unternehmers Hans Wall sein. Hans Wall hat mit der Wall AG ein sehr erfolgreiches Geschäftskonzept mit hintergrundbeleuchteter Plakatwerbung entwickelt, das nicht nur in Freiburg für Aufsehen sorgt.
UNIversalis-Zeitung
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Neue Lehrer braucht das Land!
UNSERE 4 STERNE
Zur Diskussion über die Lehrerbildung - von Prof. Dr. Ulrich Druwe, Rektor der Pädagogischen Hochschule Freiburg
Bildung ist in der letzten Zeit zum Megathema avanciert. In diesem Kontext wurde dann auch die Qualität der Lehrerbildung angesprochen – belegen doch empirische Studien einen Zusammenhang zwischen Lehrerkompetenzen und dem Lernerfolg der Schüler/innen. Über die Defizite in der bundesdeutschen Lehrerbildung sind sich die einschlägigen Gutachten – so beispielsweise 1998 die Kultusministerkonferenz, 2001 der Wissenschaftsrates oder 2006 die Hochschulrektorenkonferenz – erstaunlich einig; in den Konsequenzen allerdings weniger. Gegenwärtig versuchen 16 Bundesländer, jeweils separat von einander, Reformen für die Lehrerbildung zu entwickeln. Schon die Frage der Studienstruktur, d.h. bleibt es beim alten Staatsexamen oder schwenkt man auf das neue Bachelor-Master-Modell um, wird uneinheitlich beantwortet. Dadurch wird die Lehrerausbildung in Deutschland heterogener denn je, mit allen Folgen für ein gutes Bildungssystem. Aber Bildungspolitik ist nun einmal Ländersache und daher sollte Baden-Württemberg die Chance nutzen, ein eigenes zu-
Der Schwarze Adler mit französonale Kontinuität, kulturellen Lebenssisch inspirierter Küche und 2.200 d.h. die gleichen quabedingungen und in Positionen auf einer der größten lifizierten Ausbilder/ Verbindung mit den Weinkarten ist eine kulinarische Insinnen sind für die Eltern üben Lehrkräftitution, das Winzerhaus Rebstock Betreuung der schulte ihre Erziehungsvis a vis ein Refugium badisch-trapraktischen Studien aufgaben aus; dazu ditioneller Esskultur. der Studierenden und gehören insbesondere Seine zurückhaltende Eleganz für die Referendare die Vermittlung von charakterisiert unser Hotel, das dem zuständig. Werten sowie das Finangesehenen Verbund „Small Luxury Nach dem Refeden von Lösungen bei Hotels of the World“ angehört. rendariat beginnt die Konflikten. Individuelle, klassisch durchgesog. 3. Phase, also der c) Lehrkräfte diagorene Weine aus den besten Lagen eigentliche Berufsgnostizieren Lerndes Kaiserstuhls bestimmen die Handschrift unseres Weinbaus. einstieg junger Lehrvoraussetzungen und kräfte. Diese Phase ist Ler nprozesse, sie Internationale Weinschätze vor allem aus dem Bordelais und dem weitgehend unbegleiberaten und fördern Burgund verbürgen den herausratet, obwohl gerade in gezielt, beurteilen genden Ruf unseres Weinhandels. dieser Zeit die EinstelLeistungen auf Basis lungen und Haltungen transparenter Maßzum Beruf ausgeprägt stäbe. werden, Stichwort d) Lehrkräfte entwi„traditionelles Lehckeln ihre Kompetenrerverhalten“. zen ständig weiter. Dies ist das gemeinDarüber hinaus gibt same und übergrei- Auch die gezielte Förderung und Beratung von Schülern gehört zu den Aufgaben der es in Deutschland imfende Leitbild für alle Lehrkräfte Foto: Beate Siegele mer noch keine Pflicht Lehrkräfte und hierfür Lehrkräfte und BADBERGSTRASSE 23 aus resultiert die Notwendigkeit tenzen benötigt, um angemessen Jahre) erscheint es zunächst plausi- Schuladministrator/innen, sich regelD-79235 VOGTSBURG-OBERBERGEN zu einer stärkeren Angleichung der mit Konflikten, Lernschwierig- bel, eher die fachwissenschaftliche mäßig fortzubilden, ganz so, als gäbe TEL 0049(0) 76 62-93 30 -0 verschiedenen Lehramtsstudiengän- keiten etc. umgehen zu können. und fachdidaktische Ausbildung der es keinen schulrelevanten wissenkeller@franz-keller.de www.franz-keller.de ge, als dies bisher der Fall ist. Daneben müssen Primarschulleh- Lehrer/innen zu betonen. Aber auch schaftlichen, didaktischen oder auch Ziel der 1. Phase der Ausbildung rer/innen aber auch über solide hier müssen weitere Differenzierun- organisatorischen Fortschritt (z.B. MEMBER OF „SMALL LUXURY HOTELS wachsende Autonomie der Schulen). fachliche Kompe- gen erfolgen: OF THE WORLD“ Jugendliche, die sich für eine Hier ist der Staat in der Verantwortenzen verfügen. Wie sonst sollen Ausbildung im dualen System ent- tung, ein Weiterbildungssystem zu sie beispielswei- scheiden werden, sind nur durch finanzieren, in das Hochschulen und se in einer zwei- Lehrer/innen wirklich gefördert, die Schulpraxis eingebunden sind. Zugleich fehlen auch Anreizsysten europäischen z.B. über Arbeitsmarktkompetenzen teme (finanzielle AufstiegsmöglichSprache (Englisch verfügen. Jugendliche, die ein Hochschul- keiten, Leistungsgehälter o. ä.), die oder Französisch) Die letzten unterrichten könsanften Riesen – nen oder neben Leaves that are falling turn to tea...! bald nur noch Deutsch und MaTEEHERBST im thematik noch im Film? vernünftig Naturwissenschaften, Kunst, Musik, Sport, Religion am Martinstor und weitere LernHerbsttees und Original Derby Teekannen im Angebot! bereiche unterrichten können. Die Bedeutung einer studium aufnehmen werden, benöti- es für Lehrer/innen lohnend machen, Helfen Sie uns, guten fachwissen- gen Lehrkräfte, die vertiefte wissen- in die eigene Weiterbildung zu indie letzten Gorillas und ihren schaftlichen und schaftliche und künstlerische Kom- vestieren. Von daher erscheint der Lebensraum zu schützen! fachdidaktischen petenzen aufweisen und das Interes- Lehrerberuf oft als Beruf ohne KarAusbildung der se an Wissenschaft und Forschung rieremöglichkeit, was insbesondere Berggorilla & Regenwald Grundschullehr- angemessen didaktisch vermitteln junge Männer von diesem Beruf abDirekthilfe e.V. an den Hochschulen ist folglich die kräfte wird klar, wenn man sich können. Hier weist die gymnasiale hält. Das Wissen um die skizzierten c/o Rolf Brunner, Lerchenstraße 5, 45473 Mülheim, Befähigung zur theoriegeleiteten, vor Augen führt, dass sich die In- Lehrbildung gegenwärtig Defizite Rahmenbedingungen ist nicht neu, Stadtsparkasse Mülheim, Blz 362 500 00, Konto 353 344 315 methodischen Analyse und Refle- teressenschwerpunkte junger Men- auf; es gibt kaum Professuren für es wird aber Zeit, daraus die entsprewww.berggorilla.org xion der Lehrertätigkeit, des Be- schen bis zur Pubertät entwickeln Fachdidaktik an den Universitäten chenden Konsequenzen zu ziehen. rufsfeldes sowie der eigenen pro- und danach stabil bleiben, d.h. wer und in den Studiengängen sind lefessionellen Entwicklung. Damit sich nicht als Kind für Technik in- diglich zwei Semesterwochenstunist zugleich impliziert, dass sich teressiert, wird dies auch später in den Didaktik pro Fach verlangt. Im Mittelpunkt der 2. Phase steht das Studium auf einen lebenslangen aller Regel nicht mehr tun. Frühe die anwendungsorientierte, theoLernprozess auszurichten hat. riegeleitete Praxisbewältigung, d.h. Die genannten Kompetenzen wer der Erwerb von professionellen, den vermittelt im Rahmen bildungszukunftstauglichen Handlungskomwissenschaftlicher, fachwissenNaturfaser- Dämmstoffe: petenzen in der Lehrerrolle, die schaftlicher, fachdidaktischer und � � Kälteschutz im Wi nter Weiterentwicklung von Unterricht, praxisorientierter Studienangebote � � H itz eschutz i m S o mm er Öffnungszeiten: die Vernetzung mit außerschulischen mit konsequenter Ausrichtung auf Mo bis Fr Partnern, z.B. Industriebetrieben etc. das Berufsfeld. Ihre Gewichtung 7:00 - 18:00 Uhr Schallund U mweltschutz Um dieses leisten zu können, müsdifferiert nach dem Alter der Kinder Samstag � � ru nd um d as g an ze Jah r 9:00 - 12:30 Uhr und dem Förderungsziel. Förderung verlangt aber nicht nur sen die verschiedenen KompetenzKonkret bedeutet dies beispiels- den gut ausgebildeten „Allroun- profile des Lehramtes im Rahmen weise, dass die frühe Förderung der“, sondern benötigt zudem qua- des Hochschulstudiums dann als ZBÖ Dämmtechnik GmbH – Zentrum für Baubiologie und Ökologie Gewerbestraße 15 Tel. 0 76 33 / 95 26 - 0 info@zboe-daemmtechnik.de von Kindern (4 – 12 Jahre) stärkere lifizierte Expert/innen, die sich auf Ausgangspunkt für das ReferendaD-79219 Staufen Fax 0 76 33 / 95 26 - 90 www.zboe-daemmtechnik.de bildungswissenschaftliche Kompe- bestimmte Gebiete, etwa Diagnos- riat an den Staatlichen Seminaren tik, Zweitsprachenerwerb, Musik, dienen. Umgekehrt sollSport, Theater, Medien etc. spezi- ten die Erfahrungen der Ulrich Druwe 1990 alisiert haben. Insofern ist das Bild Staatlichen Seminare bei an der Universität Augsburg. 1995 erdes Klassenlehrers/der Klassen- der Gestaltung der zu folgt die Berufung lehrerin auf ein Klassenlehrerteam erwerbenden fachlichen, zum Professor für auszuweiten, um die notwendige didaktischen und bilPolitikwissenschaft individuelle Förderung zu ermög- dungswissenschaftlichen und Leiter der Ablichen. Kompetenzen sowie den teilung Politische Trotz höchster Anforderungen Praxisteilen im Studium Theorie an der Uni�������������������������������������������������������� und Verantwortung ist interessanter- eingebunden werden. In versität Mainz, deren Vizepräsident er ������������������������������ ������������� weise im Moment das Grundschul- der 2. Phase ist zudem die ������������� 1998 wird. Ab 2002 lehramt das kürzeste Studium (nur Qualität der Ausbildungs�������������� ist Ulrich Druwe als 6 Semester) und die Lehrer/innen schulen und der Ausbil������������������������ Vizerektor an der werden auch noch am schlechtes- der/innen zu optimieren. Universität Basel für die Bereiche ���������������������� ten bezahlt. Hier wäre eine Verlän- Notwendig wären eine Studium und Lehre und Weiterbil������������������ gerung des Studiums auf 8 Semes- systematische und kontidung verantwortlich. ������������������������� ter und eine finanzielle Aufwertung nuierliche Qualifizierung Seit März 2008 ist er Rektor der Pädagogischen Hochschule Freiburg. zwingend. der Ausbilder/innen an ��������������������� Bei der späteren Förderung (ab 10 den Schulen sowie per-
20 Jahre
Freiburg
Foto: M. Vogt
interessante Jubiläumsangebote
kunftsweisendes Modell der Lehrerausbildung zu entwickeln. An welchen Rahmenbedingungen sollte sich eine qualitativ hochstehende Lehrerbildung orientieren? Im Mittelpunkt eines neuen Modells der Lehrerbildung muss die Kompetenzorientierung stehen. Hier liegen mit den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zu den Bildungswissenschaften (2004) Beschreibungen von vier Kernkompetenzen vor: a) Lehrkräfte sind Fachleute für das Lernen und Lehren, sie planen, gestalten, evaluieren und reflektieren Lehr- und Lernprozesse, motivieren zu selbstbestimmtem Lernen und Arbeiten. b) Im Rahmen der sozialen und Ulrich Druwe, 1955 in Duisburg geboren, studierte an der Ludwig MaximiliansUniversität München Politikwissenschaft, Wissenschaftstheorie/ Logik sowie Öffentliches Recht, Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Psychologie. 1983 promovierte er in Politikwissenschaft. Im Anschluss an seine Zeit als Mitarbeiter und Hochschuldozent an den Universitäten München, Stuttgart und an der Wayne State University Michigan (Department Munich) habilitiert
UNIversalis-Zeitung
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Bildung als Ressource Die „Jugend“ braucht wieder Instrumente zur freien und kritischen Entfaltung. In Deutschland und Co. herrscht panische Angst, zu den Verlierern von morgen zu gehören Umweltzerstörung, Energieproblematik, Arbeitslosigkeit, Konjunkturschwäche, demographischer Wandel, Rentenkürzungen, Korruption und Lobbyverbände, Finanzkrise, unzählige militärische Konflikte und und und. Wer heutzutage die Nachrichten verfolgt, kommt um diese Schlagworte nicht mehr herum. Wer heutzutage Aussagen über die Zukunft machen will, kommt um diese Schlagworte ebenfalls nicht mehr herum. Dass junge Menschen angesichts dieser Fülle an massiven Problematiken die Zukunft in nichts als grauen Farbtönen auszumalen wissen, dürfte kaum jemanden verwundern. Seien wir aber ehrlich und geben zu, dass diese Probleme mehr oder weniger alle Generationen und somit die gesamte (globale) Gesellschaft betreffen – nicht nur die Generation der unter 30jährigen in Deutschland bzw. der Industrienationen. Doch gerade in Deutschland und Co lässt sich eine geradezu panische Angst davor finden, zu den Verlierern von Morgen zu gehören, den Anschluss an die Zukunft zu verpassen, die Waage aus notwendigem beruflichen Erfolg, der Selbstverwirklichung des Individuums und der Gründung einer Familie nicht ausbalancieren zu können. Es scheint allen klar zu sein, dass die goldenen Zeiten vorbei sind, der Staat als Institution sich berechtigterweise auf dem absinkenden Ast befindet und nun jeder Mensch selbst schauen muss, wie er seine individuelle Zukunft bestmöglich gegen sämtliche Mitstreitende verteidigen kann. Es muss jedoch gefragt werden, ob diese Angst als Begründung ausreicht, ja ausreichen darf, nahezu jedwede Skrupel und Bedenken, Anstand und Moral hektisch über Bord zu werfen und sich bedingungslos als Unternehmensberater, Börsenspekulant, Hedgefondsmanager oder Werbemakler als angepasstes, charakterloses, nur nach Profit gierendes unternehmerisches Selbst im Spiel des anscheinend allmächtigen Marktes zu verstehen. Bevor wir diese Frage beantworten können, muss der Blick auf die hier angegriffene Generation etwas differenzierter dargelegt werden und zunächst die Frage erlaubt sein, was Jugend eigentlich ausmacht, welche gesellschaftliche Funktion Jugend in der Vergangenheit inne hatte und in welcher Tradition sie damit steht. Jugend ist die Phase des Über-
Der Mainstream ist sich einig: Bildung muss schneller gehen, praxisnäher sein und darf den Staat vor allen Dingen nichts mehr kosten. Die Lösung: die Umdefinition der Studierenden von Mitgliedern zu KundInnen der Hochschulen, die für Bildung in Zukunft zahlen sollen und eine damit einhergehende massive Entdemokratisierung der Hochschulen. Klemens Himpele und Katharina Volk beleuchten diese marktgläubige Sicht auf Bildung und Hochschule. In den aktuellen Diskussionen über die Reform der Hochschulen steht die angebliche Trägheit der demokratischen Gremienhochschule im Mittelpunkt. Sie soll durch Hochschulen mit starken Präsident
Politisches Interesse und allgemeines Engagement sind einem allumfassenden Schlankheits-, Fitness-, Schönheits- und Jugendwahn gewichen gangs schlechthin in der menschlichen Biographie. Die Phase zwischen Kindsein, einem unmündigen Mitglied der Gesellschaft, das allerdings auch dem besonderen Schutz eben dieser unterstellt ist, und dem Erwachsensein als vollwertiges Mitglied mit Rechten und Pflichten. Es ist eine höchst undankbare Lebensphase, in der weder das Kindsein noch das Erwachsenensein Akzeptanz finden kann und damit zwangsläufig die Vorstellungen von Ich, Gesellschaft und allem sich dazwischen Abspielenden ins Wanken bringt. In aller Regel führt das zu Unruhen, die mehr oder weniger große Kreise ziehen; von der Störung des Familienfriedens bis hin zu revolutionsartigen Auswirkungen wie beispielsweise in den Jahren 1848 oder 1968. Unter dieser Betrachtung erscheint es geradezu unerlässlich, dass eine gewisse Bedenkenlosigkeit und Sorglosigkeit im positivsten Sinne, gepaart mit einem guten Schuss Idealismus der Jugend ein ‚Nein’ zu Kompromiss, Anpassung, altbackenen Traditionen und sogar Geschäftemacherei entlockt. Sei es das Aufbegehren der Jugend in Form der ‚Stürmer und Dränger’ gegen Ständeklauseln, gegen die Herrschaft der Kirche oder die ungerechten Verhältnisse in Gesellschaft und Staat. Jugend hat Revolution gemacht, über Klas-
seninteressen und Herkunft hinweggesehen und sich selbst und der Gesellschaft ins Gesicht gerufen, dass die Dinge sich ändern müssen, bessern müssen. Zwar unterlag auch Jugend, idealistisch fehlgeleitet, dem Missbrauch, gewiss. Doch man kann dem entgegenhalten, dass Jugend trotzdem vielerorts bereit war, sich großen Gesellschaftsutopien anzuschließen und zumindest die Idee des Sozialismus, trotz seiner geringen Versprechungen und dem entbehrungsreichen Individualleben, sich gerade in der Bewegung der 1968er Jahre als bessere Alternative zum kapitalistischen System einer Demokratie erfreute. In den sich anschließenden Jahren gab es Gott sei Dank neben dem angeblich links-ideologischen Terror der RAF noch Bewegungen zu den Themen Atomkraft, Umweltzerstörung, Frieden und schlechten Verhältnissen im Allgemeinen wie Speziellen. Trotz aller Übertreibungen, allem Kitsch, aller Maßlosigkeit und aller Uneinsichtigkeit. Eines war stets das Prädikat von Jugend: Die Suche nach dem richtigeren Leben, nicht nur die nach dem besseren. Man darf Jugend getrost als eine Chance verstehen, die Freiräume zwischen Kind- und Erwachsensein geschickt als Spiegel der Gesellschaft und einer der wichtigsten Motoren im Vorankommen der gesellschaftlichen Entwicklung zu
nutzen. Dass dies nur gegen die Widerstände der Etablierten durchzusetzen ist, ist immanent. Doch was geschah, dass sich dies allem Anschein nach änderte? Wollen junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren heutzutage überhaupt noch aufbegehren? Will Jugend die bestehenden Verhältnisse noch verbessern? Traut man Studien wie der 15. Shell-Jugendstudie aus dem Jahre 2006, die signifikanterweise den Untertitel trägt: ‚Jugend 2006 – eine pragmatische Generation unter Druck’, so wird überdeutlich, dass die Unsicherheit zunimmt, selbst vorgebrachte oder wenigstens vertretene Lösungsansätze jedoch Mangelware sind und höchstens in einem diffusen Wischiwaschi Ausdruck finden. Das Gefühl des Ausgeliefertseins scheint allgegenwärtig, ein Entkommen nur durch Anpassung möglich. Dass gerade die eigenen Zukunftsperspektiven entsprechend der jeweils (prognostizierten) Schul- und Bildungskarriere ausfallen, macht deutlich, dass Bildung als Ressource nicht nur gesellschaftlich, sondern auch und gerade für das individuelle Empfinden, Denken und Handeln wichtig ist. Dass Bildungspolitiker dem weltweit nur mit repressiven, bestenfalls noch stagnierenden Maßnahmen zu begegnen wissen, zeigt die tief greifende Hilfs- und Ideenlosigkeit der Gesellschaft ebenso
wie das Misstrauen gegenüber jungen Menschen. Oh, was muss sich die Jugend von heute alles vorwerfen lassen: sie sei undiszipliniert, faul, ungebildet, ja es fehle an nahezu sämtlichen Grundqualifikationen. Nur dass sie zu aufsässig sei, das wirft man ihr nicht mehr vor. In den Ohren der ‚Generation Praktikum’ ist das der reine Hohn; Auslandsaufenthalte, Fremdsprachenkenntnisse, Zusatzqualif ikationen und unzählbare Überstunden gehören längst zum Alltag eines jeden Berufseinsteigers und sind akzeptiert. Nach einem Arbeitsvertrag oder Planungssicherheit wagt ohnehin niemand mehr zu fragen. Sich der bösen Berufswelt anpassend, haben die Autoritäten von einst ihre Gesichter verloren und der unterdrückende Tyrann ist dem Wettbewerb der eigenen Generation gewichen. Schon 2001 sang die deutsche Popgruppe Blumfeld von der ‚Diktatur der Angepassten’. Gegen wen noch aufbegehren, wenn man selbst die Knute in der Hand hält und das auch noch für richtig, zumindest aber unausweichlich hält? Doch eines darf bei all dem nicht vergessen werden: Jugend ist sowohl Produkt wie auch Spiegel der Erwachsenen! Sie bildet ab, was die Welt der Erwachsenen an Großereignissen, an (sozialen) Trends und Lebensentwürfen die letzten rund
20 bis 30 Jahre erlebt und dargebracht hat. Wofür sollte Jugend denn noch aufbegehren, wenn selbst Alt-68er Bankmanager geworden sind, mit dem ‚real existierenden Sozialismus’ von DDR und UDSSR die letzte große Gesellschaftsutopie zusammengebrochen ist, und politisches Interesse und allgemeines Engagement einem allumfassenden Schlankheits-, Fitness-, Schönheitsund Jugendwahn gewichen sind, der vor allem dadurch besticht, dass Erwachsensein nun selbst bei Erwachsenen als ‚uncool’ gilt. Dass die in Deutschland wie global stattfindenden Umwälzungsprozesse jetzt auch noch genau am falschen Punkt ansetzen, macht zumindest den Autor dieser Zeilen nicht gerade zuversichtlicher. Man muss sich einmal ernsthaft fragen, ob der ‚Verfall der Jugend’ nicht lediglich der Vorläufer des Zerfalls der Gesellschaft ist. Ausgelöst durch eine Welt, in der Depression die einzige Alternative zum charakterlosen unternehmerischen Selbst für junge Menschen zu sein scheint. Ausgelöst durch eine Welt, in der privates Engagement und Privatisierung als Allheilmittel ausgewiesen werden und Gesellschaft und Staat, gesellschaftlicher Zusammenhalt und soziales Miteinander als Feinde der Innovation und der Zukunft dargestellt werden. Wir haben der Jugend nahezu alles genommen, was sie einmal ausmachte, sie erst dafür verspottet und anschließend an den Pranger gestellt. Und anstatt ihr jetzt wieder die Instrumente zur freien und kritischen Entfaltung an die Hand zu geben, pressen wir sie in die abgestanzte Form unserer selbst und werden sie für ihre zum Scheitern verurteilten Bemühungen zynisch verantwortlich machen. Wenn dieser Welt und den Menschen in ihr geholfen werden soll, dann nur, indem man diejenigen, die sie ihr Leben lang tragen müssen, in diese Aufgabe selbstverantwortlich hineinwachsen lässt. Doch das erfordert vor allem, dass Erwachsene sich wieder wie Erwachsene benehmen und Jugend wieder als Zukunft der Gesellschaft aufgefasst wird, die es zu fördern und zu unterstützen gilt. Wer sonst, wenn nicht die jungen Menschen von heute, soll die Probleme des Gestern und Heute morgen mit neuen Ideen lösen können? Jean Michael Kramer, Sprecher der Landesstudierendenvertretung Baden-Württemberg (LAK)
Studierende als KundInnen Von Klemens Himpele / Katharina Volk /Innen ersetzt werden, die Hochschulen wie Unternehmen managen sollen. Hochschulen verkommen in dieser Logik zum reinen Ausbildungsbetrieb insbesondere für die Wirtschaft. Hochschulen sollen Dienstleister werden, an denen sich Menschen mit Studiengebühren portionierte Bildung kaufen können, um »fit« für den Arbeitsmarkt zu werden.
Studium als „Investition ins eigene Humankapital“ Der Begriff „Bildung“ bekommt demnach eine neue Bedeutung. Nicht mehr die freie und kritische Wissenschaft und der eigenständig denkende Studierende stehen als Ideal bei dieser Definition Pate. Es
geht nicht mehr um Mitgestaltung gesellschaftlicher Prozesse und das kritische Hinterfragen bestehender Strukturen. Ebenso wenig geht es um demokratische Strukturen an den Hochschulen selbst. Leitendes Prinzip ist nur noch die individuelle Optimierung eigener Verdienstchancen und die Zurichtung von Studierenden auf die Erfordernisse des Arbeitsmarktes. Das Studium wird zur Investition in das eigene Humankapital mit dem ausschließlichen Ziel, einen „Return on Investment“ in Form eines höheren Gehaltes zu erzielen. Bildung wird auf eine binnenwirtschaftliche Sicht reduziert, die den gesamtgesellschaftlichen Nutzen von Bildung bewusst ignoriert und das Studium
auf ein „individuelles Vergnügen“ reduziert. Ein Indiz dafür ist die Reduktion sämtlicher hochschulpolitischer Debatten auf die angeblich zu lange Studienzeit. Dabei wird nicht definiert, was gelehrt und gelernt werden soll, um daraus die Studiendauer abzuleiten. Es wird ein Zeitraum vorgegeben, in der sich Studierende ihre Berufsbefähigung erkaufen müssen. Dieser neuen Priorisierung einer reinen Berufsbefähigung muss nun die Struktur der Hochschulen angepasst werden. Studierende sollen KundInnen werden und können so ihr Recht einfordern, »gute Bildung« zu erhalten, so das Argument. Diese Argumentation ist jedoch falsch, werden die Studierenden
doch als »KundInnen« nicht mehr Einfluss haben, im Gegenteil: »Der (immer nur relative) Grad an gesellschaftlicher Freiheit ergibt sich aus dem Zusammenwirken von sozialen Rechtsansprüchen, politischen Partizipationsmöglichkeiten und natürlich Geld. Diese verschiedenen Steuerungsmedien — Recht, Politik und Geld — sind nicht gegenseitig ersetzbar. Studiengebührenkonzepte wollen jedoch die heutige Stellung von StudentInnen, die durch spezifische mitgliedschaftliche Rechtsansprüche und politische Mitbestimmungsgarantien innerhalb der Hochschule geprägt ist, perspektivisch durch eine Marktbeziehung zwischen VerkäuferInnen und Kun-
dInnen ersetzen. Dies ist identisch mit einem Abbau an Rechtsansprüchen und politischer Beteiligung.« (Aktionsbündnis gegen Studiengebühren). Die Forderung nach Einführung von Studiengebühren und die Entdemokratisierung der Hochschulen sind zwei Seiten der Medaille, die »Ökonomisierung der Bildung« heißt. Studierende werden KundInnen, die Bildung konsumieren und damit ihre Ausstattung mit Humankapital optimieren. Der Gegenentwurf der demokratisch organisierten Hochschulen mit Studierenden, die über eine Verfasste Studierendenschaft organisiert sind und Bildung und Hochschule mitgestalten, geht dabei verloren.
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Kritische Auseinandersetzung mit aktuellen rechtspolitischen Themen akj - Arbeitskreis kritischer Juristinnen und Juristen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Zu- und Mißstände im Strafvollzug, über einzelne Vorträge bis hin zu kurzfristig organisierten Diskussionsrunden zu aktuellen Themen im Rahmen des Stammtisches gibt es eigentlich immer was zu tun. Auch Parties, gemeinsame Grillabende oder die alljährliche Erstsemesterhütte dürfen da nicht fehlen.
J wie Juristinnen und Juristen
Demobeobachtung aus jeder Perspektive - solange sie neutral ist (aufgenommen am 1. Mai 2007)
Seit einiger Zeit kommen die drei Buchstaben „akj“ des öfteren in Medien aus Freiburg und darüber hinaus vor. In aller Regel geht es dabei um oder vielmehr gegen das, was auf der Homepage des akj unter dem Thema „Freiburgs fragwürdige Verbote“ läuft: die Alkoholverbotsklage von akj-Mitglied und JuraDoktorand John Philipp Thurn. Was aber ist das, der „akj“? Darüber berichtet Konstantin Görlich, selbst seit 2003 beim akj aktiv. Das Namenskürzel steht zunächst einmal für den Arbeitskreis kritischer Juristinnen und Juristen, wobei es sich bei den Juristinnen und Juristen um Jurastudierende an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg handelt. Von einem akj-Mitglied kann übrigens eigentlich nicht gesprochen werden, denn der akj ist nicht mitgliedschaftlich organisiert und wird daher auch nicht von hierarchischen Strukturen eingezwängt, wie man sie beispielsweise in einem Verein fände. Dies ermöglicht einen offenen, partizipativen und gleichberechtigten Dialog innerhalb der etwa 50 Studierende umfassenden Gruppe, die sich, und das ist eine Besonderheit, über sämtliche Fachsemester erstreckt. Während man sich im Jurastudium zumeist innerhalb des eigenen „Jahrgangs“ bewegt, profitieren akj-Aktive auch vom fachlichen Austausch über die Generationengrenzen hinweg. Aber auch andere Grenzen werden im akj überwunden, denn obwohl das dreieckige Logo nach links zeigt und rot ist, handelt es sich doch, wie der Name ja auch schon sagt, um kritische Jurastudierende verschiedenster politischer Hintergründe und Ausrichtungen. Wo sonst findet man, wie aktuell bei den Unterstützergruppen der Alkoholverbotsklage, die Logos von DieLinke.SDS und Jungen Liberalen nebeneinander?
A wie Arbeitskreis
Oder auch A wie Aktivitäten. Was macht der akj? Grundsätzlich handelt es sich um eine Fachschaftsgruppe an der juristischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Wie lange es den akj schon gibt, kann keines der aktuell aktiven Mitglieder mit Sicherheit sagen. Das zur Zeit älteste Fundstück mit akj-Bezug ist ein Artikel im Freiburger AStA-Info, in dem über die vom
akj gewonnene Fachschaftsratswahl im April 1974 berichtet wird. Dem Ergebnis von 161 Stimmen gegenüber 129 für das konservative Bündnis um den RCDS maß man auch damals schon besondere Bedeutung bei, „weil gerade der Juristenstand sich historisch als eine Starke Position konservativer Kräfte erwiesen hat“. Solche Kräfte gibt es auch heute noch, denn seit den neunziger Jahren gibt es eine vom RCDS gegründete konservative Fachschaftsgruppe, die bei der Uniwahl gegen den akj antritt. Ursprünglich wollte man auf diese Weise wohl eine vermeintliche Lücke im damals neuen, fachschaftenbasierten u-Modell ausnützen und eine eigene Fachschaft gründen. Die Folge heute: Die Fachschaft Jura ist auch in ihrer Dienstleistungsarbeit für die Studierenden (bis auf ausgewählte Bereiche im Rahmen der durch den akj eingeführten sogenannten offenen Fachschaft) auf die sechs gewählten Fachschaftsmitglieder beschränkt und alles weitere (was hochschulpolitisch ist und/oder über die Fakultät hinaus geht) wird von den konservativen Fachschaftsmitgliedern blockiert, die bisweilen drei der sechs Sitze erringen (obwohl der RCDS an der juristischen Fakultät zumeist lediglich um die 20% bei der Senatswahl erzielt.). Die für alle offene und auch (hochschul)politische Fachschaftsarbeit findet daher im akj statt, der so zu einer Art u-Fachschaft wird und als solche lange Zeit Mitglied der Fachschaftenkonferenz war. Seit ein paar Jahren scheint es jedoch so etwas wie politisches Tauwetter zu geben und so ist die „offizielle“ Jura-Fachschaft
Konstantin Görlich (28) kommt ursprünglich aus Königs Wusterhausen bei Berlin. Er ist seit 2003 beim akj und seit 2007 in der Studierendenvertretung (u-asta) als Vorsitzender der Fachschaftenkonferenz aktiv, studiert Soziologie, Geschichte und Jura in den unterschiedlichsten Fachsemestern und schreibt gelegentlich für verschiedene Zeitungen und Magazine, z.B. ForumRecht, meistens aber im eigenen Blog unter www.konstantin-goerlich.de
Mitglied der FSK – auch wenn sie sich aus manchen insbesondere hochschulpolitischen Angelegenheiten gezielt heraushält. Neben dem Fakultätsrat an der juristischen Fakultät sind akj-Mitglieder auch hochschulpolitisch aktiv, beispielsweise als Vorsitzender der Fachschaftenkonferenz (der FSK, dem höchsten Gremium in der Studierendenvertretung an der Uni) oder als Mitglied des Senats. Die Vertretung der Interessen der Jurastudierenden ist aber bei weitem nicht alles. Bundesweit vernetzt ist der akj Freiburg im BAKJ, im Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen. Damit ist er Mitherausgeber des „ForumRecht“, einem rechtspolitischen Magazin, das gezielt jungen Autorinnen und Autoren Veröffentlichungsmöglichkeiten gibt, aber trotzdem in den meisten deutschsprachigen Jurabibliotheken zu finden ist. Außerdem ist der BAKJ Mitherausgeber des jährlich erscheinenden Grundrechtereports, der als Quasi-Gegenstück zu den Verfassungsschutzberichten Auskunft darüber gibt, wie es um den Grundrechtsschutz in Deutschland bestellt ist. Der akj Freiburg hat auch eine eigene Zeitschrift, die Breitseite. Zuletzt 2007 in Papierform erschienen, handelt es sich dabei mittlerweile um in unregelmäßigen Abständen im Internet erscheinende Artikel von Freiburger Jurastudierenden. Man kann sich beim akj also auf verschiedenste Weise schriftlich und kritisch mit aktuellen rechtspolitischen Themen auseinandersetzen.
K wie Kritisch Kritisch im Sinne des akj beschränkt sich nicht auf ein bloßes
Dagegensein, sondern will konstruktiv analysieren. Im Selbstverständnis des akj heißt es dazu: „Uns verbindet der Wille, politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen kritisch zu hinterfragen. Wir wollen Wege zu mehr Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit aufzeigen. Politik sollte transparent gestaltet werden und sich an sozial und ökologisch nachhaltigen Grundsätzen orientieren. Insbesondere muss Bildung als eines der wichtigsten Rechte für alle frei zugänglich sein. Der leichtfertigen Preisgabe von Menschen- und Bürgerrechten im Namen der „Inneren Sicherheit“ stehen wir ablehnend gegenüber.“ Beim semesterwöchentlichen akjStammtisch (Mittwochs ab 20 Uhr im Gasthaus „Goldene Krone“) wird daher über verschiedenste rechtspolitische Themen diskutiert, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde. Außerdem dient der Stammtisch als Organisationstreffen für die vielen weiteren Aktivitäten wie das gelegentlich in Aktion tretende Demo-Beobachtungsteam. Sein Ziel ist es, einen Beitrag zur Wahrung des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit zu leisten, indem es – speziell polizei- und versammlungsrechtlich geschult – Demonstrationen aus neutraler Position beobachtet und die Ereignisse anschließend in einem Bericht zusammenfasst und bewertet. Zwar liegt es hierbei gewissermaßen in der Natur der Sache, dass Gefahren für die Versammlungsfreiheit eher von der Staatsgewalt ausgehen. Auf die Neutralität der Beobachtung wird jedoch höchster Wert gelegt, denn nur sie verleiht der Bewertung ihr Gewicht und ist der Grund dafür, dass die Anwesenheit von akj-Beobachterinnen und -Beobachtern in der Regel von beiden Seiten begrüßt wird. Während die Demonstrationsbeobachtung eine der über Fakultät und Universität hinaus öffentlichkeitswirksamsten akj-Aktivitäten ist, findet das meiste doch aufgrund juristischer Zielgruppen und Interessenschwerpunkte innerhalb der Fakultät statt. Von großen Veranstaltungen wie dem alle paar Jahre nach Freiburg kommenden Bundeskongresses des BAKJ oder Tagungen wie jüngst, im Mai 2008, über
Antwortet eine JuristIn auf die Frage nach dem eigenen Befinden mit „Ich kann nicht klagen.“ so kann dies zweierlei bedeuten, gehört das Klagen doch zur Juristerei wie Popcorn zum Kino. Auch beim akj ist dies nicht anders. Man kann vielleicht sogar eine erhöhte Klagefreudigkeit diagnostizieren, denn während andere nach Karlsruhe fahren, um die Räumlichkeiten des Bundesverfassungsgerichtes zu besichtigen, ist die auf dem Weg dort befindliche Klage gegen die Studiengebühren in Baden-Württemberg maßgeblich von Jurastudierenden des akj Freiburg erarbeitet worden. Bereits im November vergangenen Jahres konnte vor dem Verwaltungsgericht Freiburg ein erster Erfolg im Kampf gegen die Studiengebühren erzielt werden. Unter akj-Beteiligung wurden die Regelungen der Universität Freiburg zur Befreiung von der Studiengebühr für rechtswidrig und damit nichtig erklärt. Die Universität muss nun neue,
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gerechtere und vor allem breitere Befreiungsregeln entwickeln und einsetzen – und das ist gut für alle Studierenden. Über die Alkoholverbotsklagen ist in den Freiburger Medien ausreichend berichtet worden. Aktuell wartet der akj in diesem Zusammenhang auf die Antragserwiderung der Stadt Freiburg. Gerade hat das Verwaltungsgericht Karlsruhe eine ähnliche Verbotsregelung in Nußloch für rechtswidrig erklärt. Auch wenn die Sache dort etwas anders lag, darf man sich doch gute Chancen ausrechnen, auch die Freiburger Regelung kippen zu können.
Mitmachmöglichkeiten
Jurastudierende aller Fachsemester sind beim akj herzlich willkommen. Insbesondere für ErstsemesterInnen gibt es vom akj einen Ersti-Brunch am Freitag vor Vorlesungsbeginn ab 11 Uhr im Studierendenhaus (Belfortstr. 24) und einen Ersti-Grillabend am Mittwoch in der ersten Vorlesungswoche. Außerdem präsentiert sich der akj in diesem Jahr erstmals mit einem eigenen Stand auf dem Markt der Möglichkeiten (ebenfalls am Freitag vor Vorlesungsbeginn). Es gibt also ausreichend Gelegenheiten, die kritischen Juristinnen und Juristen persönlich anzutreffen und sich ein Bild zu machen. Konstantin Görlich
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Vom Leben und Überleben behinderter Menschen Bolivien und Deutschland im Vergleich - von Christine Bruker / Heidi Korf Schätzungen zufolge leben weltweit mehr als 600 Millionen Menschen mit einer Behinderung, das sind rund 10% der Weltbevölkerung. 70% davon sind in den so genannten Entwicklungsländern beheimatet. Deutschland und Bolivien stellen zwei Länder dar, in denen die Bedingungen behinderten Lebens unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier eine der weltweit reichsten Nationen, in der sich die seit 40 Jahren bestehende Behindertenbewegung auf nationaler Ebene konsolidiert hat, dort das ärmste Land Südamerikas, in dem vergleichbare Initiativen auf lokaler Ebene angesiedelt sind und noch „in den Kinderschuhen“ stecken. Christine Bruker, Studentin des Studiengangs Sozialarbeit / Sozialpädagogik, untersucht und vergleicht, was auf den ersten Blick schwer vergleichbar erscheint. Eine Studienreise bringt sie 2005 zusammen mit anderen Studierenden der Evangelischen Fachhochschule von Freiburg nach La Paz, 2008 entsteht auf der Grundlage persönlicher Betrachtungen und Beziehungen ihre Diplomarbeit über das „Leben und Überleben behinderter Menschen“ in Deutschland und Bolivien. In postmodernen Gesellschaften werden Personen mit Behinderung immer noch als normabweichend angesehen und dadurch ins gesellschaftliche Abseits gedrängt, ganz gleich, ob sie in einem Land der „ersten“ oder der „dritten“ Welt geboren sind. Behinderung in Bolivien „Die Leute reden nicht einmal negativ über uns, wir sind ein NICHTS für sie. Für die Menschen hier in El Alto und La Paz sind wir wie Läuse
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im Haar, wir stören bloß, am liebsten möchten sie uns los haben“, so René Limachi, der Gründer der neunköpfigen Grupo Nueva Esperanza in El Alto, mit der C.Bruker in engem persönlichem Kontakt steht. Die Grupo Nueva Esperanza wurde 2004 als Selbsthilfegruppe von Menschen mit schwerer Körperbehinderung gebildet. Durch ihren Zusammenschluss haben sie sich die Möglichkeit zu regelmäßigem Austausch geschaffen - über Fragen der Gesundheit und praktischen Lebensorganisation, über Bildungsund Einkommensmöglichkeiten. Was für westliche Ohren selbstverständlich klingt, ist im bolivianischen Lebenskontext ein Novum. „Bis zu meinem 25. Lebensjahr war ich der festen Überzeugung, der einzige Mensch unter Gottes Himmel zu sein, der anders ist als die anderen. Heute bin ich 31 Jahre alt. Bis vor sechs Jahren war ich im Haus meiner Eltern eingesperrt, kannte nur dessen vier Wände“, so Inéz Poma. Die Geschichte bolivianischer Menschen mit Behinderung ist eine Geschichte von Isolation und Vereinsamung, die kaum vorstellbar grausame Züge trägt. Hintergrund hierfür ist einerseits die andin-indigene Kosmovision, die den Einzelnen in beständigem wechselseitigem Gespräch mit seinen Gottheiten sieht. Die menschlichen Taten werden bereits im jetzigen Leben belohnt oder bestraft. Behinderung gilt solchermaßen als Strafe der Götter. Den Betroffenen sowie der Gemeinschaft wird die Schuld für ein gemutmaßtes Vergehen zugeschrieben. Das Einwirken der katholischen Kirche hat dieses Denken in Kategorien von Schuld und Strafe noch verstärkt. Es verwundert daher nicht, dass die Haltung der engen Verwandten von Gefühlen sozialer Scham und Schuld gekennzeichnet ist und das Leben der als „generell leistungsunfähig“ stigmatisierten behinderten Familienmitglieder nicht selten menschenunwürdige Formen annimmt. Behinderung gilt als Makel, vielerorts beinhaltet sie die Aufforderung, sich ein Leben lang für das eigene Dasein zu schämen. Da außerdem die andin-indigene Gesellschaft El Altos traditionell nach dem Prinzip der Reziprozität funktioniert, muss das Wechselspiel von Geben und Nehmen im Gleichgewicht sein. Wer weniger zu geben als zu nehmen vermag und deshalb auf Zusatzleistungen und Wohlwollen anderer angewiesen ist, stellt eine reale ökonomische Belastung dar und ist für die einzelne Familie oft schwer tragbar. Denn Bolivien ist arm, im Human Development Index der Vereinten Nationen sind von den lateinamerikanischen Ländern nur Haiti und Guatemala weiter hinten platziert. Insbesondere geistig Behinderte sterben daher oft jung. „Sie verhungern normalerweise. (…) Das ist in Bolivien ein offenes Geheimnis: es gibt immer noch Infantizide in Norte Potosí“, so Noemi Stadler-Kaulich, Freiburger Pädagogin und Agraringenieurin, die das Land seit 1978 kennt und in der Entwicklungszusammenarbeit
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be aus Altpapier und handgeknüpfte Taschen verkaufen und damit erste eigene Einnahmen erzielen. Mit Hilfe von Spenden aus Deutschland wird 2007 ein Grundstück für den Bau der Wohnwerkstatt Elisabeth erworben. Angefangen bei den Verhandlungen mit den zuständigen staatlichen Behörden und Baufirmen bis hin zur Beschaffung und Diebstahlsicherung der benötigten Materialien kümmern sich die Gruppenmitglieder um alles, was organisatorisch zu leisten ist. Und alles ist neues Terrain. Es steht im Zeichen eines großen Ziels: teilzuhaben am gesellschaftlichen Leben. Mit Hilfe der barrierefreien Wohnwerkstatt Elisabeth ist endlich die Möglichkeit gegeben, ohne architektonische Hindernisse zu wohnen, zu arbeiten und sich unabhängig von anderen zu bewegen.
Die Grupo Nueva Esperanza in El Alto ( Bolivien) baut sich mit Hilfe von Spenden aus Deutschland eine eigene Existenzgrundlage auf tätig ist. Andere, wie z.B. eben die körperlich behinderten Menschen, werden jahrelang in engen Zimmern versteckt, nicht selten sind sie Opfer von Vernachlässigung, Ausbeutung und Misshandlungen.
So wird bei den Treffen der Grupo Nueva Esperanza nicht zuletzt einfach erzählt, die Einzelnen finden hier endlich ein Forum, in dem sie gehört und gesehen werden. Und sie können im Praktischen voneinander lernen. Margarita Mamani dazu: „Ich denke, dass ich einige Erfahrungen habe, die ich an diejenigen Personen weitergeben kann, die erst vor kurzem einen Unfall hatten und nun so leben wie ich. Ich kann ihnen Ratschläge geben, wie sie auf ihre Gesundheit achten können, so dass
sich keine Dekubiti bilden, wie oft sie die Sonde waschen müssen und solche Dinge.“ Auch Mobilitätsfragen werden geklärt. Da die Fortbewegung im Taxi auf Dauer aus finanziellen Gründen keine ernst zu nehmende Alternative darstellt, haben sich mehrere Mitglieder der Grupo Nueva Esperanza eine Einsteigetechnik in die kostengünstigen öffentlichen Kleinbusse, die Micros, angeeignet: an Karosserie und Tür hochziehen, mit Schwung umsetzen, Beine hinterhernehmen und den Rollstuhl von jemandem einklappen und im Fahrzeug verstauen lassen. Dadurch kann die „Mobilitätsbarriere Micro“ überwunden werden. Dieses Kunststück ist natürlich nicht ungefährlich, schon kleinste Unachtsamkeiten können zu schweren Unfällen führen. Daneben ist die Sicherung des eigenen Einkommens von größter Wichtigkeit. Die Möglichkeit, einer regelmäßig bezahlten Tätigkeit nachzugehen, ist Menschen mit Behinderung in Bolivien sowohl im informellen Sektor als auch inner-
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halb einer Festanstellung beinahe immer verwehrt. Querschnittsgelähmte werden von weiten Teilen der Bevölkerung im Alltag gemieden – aus Angst, ihre Behinderung könne ansteckend sein. So können sie häufig nicht einmal als Straßenverkäufer arbeiten, eine Tätigkeit, der mehr als die Hälfte der bolivianischen Bevölkerung nachgeht. Besonders stolz sind die Mitglieder von Nueva Esperanza daher, als sie in der Weihnachtszeit des Jahres 2004 selbst gefertigte Kerzen, Kör-
Die Emanzipatorische Krüppel- und Behindertenbewegung in Deutschland Im Deutschland der 70er Jahre machen sich Personen mit Behinderung auf, die Gitterstäbe jener goldenen Verwahr- und Bildungskäfige zu zerbrechen, in denen sie von einer hochzivilisierten bundesrepublikanischen Gesellschaft seit Jahren überschaubar verwaltet leben. „Normalitätswahn“ attestiert die Emanzipatorische Krüppel- und Behindertenbewegung ihren Zeitgenossen – und fordert den Schlüssel zur Selbstbestimmung ein. Dazu bedient sich Horst Frehe, Mitbegründer der Emanzipatorischen Krüppel- und Behindertenbewegung, auch auf sprachlicher Ebene drastischer Mittel: „Die fanden das nun ganz toll, dass der Name ,Behinderte‘ eingeführt wurde statt dem bösen Begriff ,Krüppel‘, aber die Verhältnisse haben sich nicht geändert. Und da haben wir dann die Sache umgedreht.“ Behindertenbewegte im Deutschland der sechziger Jahre gebrauchen bewusst wieder das diskriminierende Wort „Krüppel“. Sie wollen so die sprachliche Verschleierung ihrer Lebensumstände aufheben. Mit der 1968 entstandenen Emanzipatorischen Krüppel- und Behindertenbewegung beginnen deutsche Menschen mit Behinderung, auf eklatante Missstände aufmerksam zu machen und eine eigene Identität als „Krüppel“ zu entwickeln. Dabei beginnt ihre Emanzipation mit einem Akt der Bewusstwerdung: „,Sich seiner selbst bewusst sein‘, das haben wir sehr wörtlich genommen und haben deswegen
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die Krüppelgruppe gegründet und gesagt, wir müssen uns erst mal unserer selbst bewusst werden, bevor wir die praktischen Fragen anpacken“, so Frehe. Die erste Krüppelgruppe ruft er zusammen mit Franz Christoph im Jahr 1978 in Bremen ins Leben, rasch finden sich Nachahmer in ganz Deutschland. Hier geht es zunächst um offene Konfrontation: „Emanzipation vor Integration“. Gefordert wird die Möglichkeit, sich als „Krüppel“ unter Ausschluss Nicht-Behinderter unabhängig selbst zu organisieren. Auch in Deutschland geht es ums Überleben, wenn auch in einem anderen Sinne: Deutsche Behin-
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�������������������� ����������������������� ������������� dertenbewegte mischen sich in die Debatte ein, ob behinderte Personen an ihrem Lebensanfang und –ende dasselbe Lebensrecht haben wie nicht behinderte Menschen. Sie beziehen klar Stellung gegenüber den Verfechtern behinderungsbedingter Abtreibung und Sterbehilfe, deren Argumentation sie als rein utilitaristisch begründet brandmarken. Anders als Beeinträchtigte in armen Ländern, die aufgrund der für die breite Masse nicht zugänglichen Krankenversicherung um ihr physisches Überleben bangen müssen, verfügen behinderte Männer und Frauen in Deutschland über einen weitgehend stabilen Gesundheitszustand. Sie wollen nicht auf den medizinischen Aspekt von Behinderung reduziert werden, sondern ein möglichst selbstbestimmtes Leben jenseits der Institutionalisierung führen. Das schließt ein, dass die jahrelange Praxis der Unterbringung an völlig unpassenden Orten wie Altenpflegeheimen tabu ist. Im Sinne des wachsenden Selbstbewusstseins und der wachsenden Selbstbestimmung entstehen im Deutschland der siebziger Jahre die Beratungsstellen Selbstbestimmt Leben nach dem Vorbild der amerikanischen Independent-Living-Bewegung. Hier wird Peer Counseling angeboten, also Beratung von behinderten Menschen für ebenso Betroffene. Auf ökonomischer Ebene stellt sich in der Bundesrepublik Deutschland
nicht die Frage, ob überhaupt Finanzmittel verteilt werden, sondern wie sie verteilt werden. Ein Dienstleistungs- und Betreuungsangebot ist da, es gilt aber, die bestehenden Strukturen im Sinne der Selbstbestimmung und sozialen Teilhabe zu revidieren. Deutsche Behinderte wollen selbst entscheiden, von wem sie wann wie unterstützt werden, sie wollen nicht länger von so genannten Expert/innen verdinglicht und von Helfer/innen als Objekte der Fürsorge und Wohlfahrt behandelt werden - „dankbar, lieb, ein bisschen doof und leicht zu verwalten“, wie es Franz Christoph formuliert. Und nach jahrelangem Kampf gibt ihnen nicht zuletzt das Grundgesetz sogar Recht, wo es in Artikel 3, III seit 1994 heißt: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“. Kämpfen für das eigene Leben: Emanzipation Und wenn die Kluft noch so groß ist – es gibt so viele grundsätzliche Gemeinsamkeiten. In beiden Ländern geht es um das Gefühl für den Wert des eigenen Lebens, es geht um Emanzipation. Natürlich, das Wort ist ein viel strapazierter, gleichsam „ausgeleierter“ Begriff. Etymologisch betrachtet heißt das lateinische emancipare „einen erwachsenen Sohn oder einen Sklaven aus der väterlichen Gewalt zur Selbständigkeit entlassen“. In der exklusiv patriarchal organisierten Gesellschaftsordnung des römischen Reichs beinhaltet dieser Akt ein „Geschenk“ des Privilegierten an den Abhängigen. Bedingt durch das neuzeitliche Menschenbild, das einem jeden Menschen von Natur aus freiheitliche Rechtsansprüche zuerkennt, verschieben sich Rollen- und Begriffsverständnis, und die Benachteiligten werden selbst zu Autoren emanzipatorischen Handelns. Eine passive Duldungshaltung weicht dem Bewusstsein, aktiv auf die Gegebenheiten einwirken zu können, zu wollen und zu müssen. Notwendigerweise schließt das zunächst die Destruktion der bestehenden Verhältnisse ein – egal, was dann kommt. Am Beispiel der bolivianischen Behinderteninitiative Grupo Nueva Esperanza wird in plastischer Weise deutlich, was „Emanzipation“ heute meinen kann. Vom verzweifelten Aufbegehren gegen Gefangenschaft und Ausgeschlossen-sein, vom aktiven Zuwiderhandeln und der großen Kraft des Trotzens erzählt die junge Geschichte dieser neun Aufrechten. Sie ist ein Zeichen von Hoffnung und ungebrochenem Lebenswillen. In beiden Ländern, Deutschland wie Bolivien, geht es jenseits der Behinderungsthematik um menschliche Werte und die Hinterfragung gängiger Ideale. Darf nur leben,
wer arbeitet? Wie wichtig ist (sichtbare) Unversehrtheit, wie zentral „Schönheit“? Haben alle die gleiche Stimme im gegebenen sozialen Ganzen? Was ist eigentlich Norma-
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lität? Auf welcher Grundlage wird sie definiert und von wem – den Menschen, der Kirche, den Gesetzen oder der Macht des Faktischen? Es sind keine exotischen Fragen, die
sich hier stellen. Und sie betreffen auch nicht nur die deutschen oder bolivianischen Menschen mit Behinderung. Kontakt mit der Grupo Nueva Es-
peranza über Noemi Stadler-Kaulich: Noemi.Stadler-Kaulich@t-online.de Kontakt mit Christine Bruker: Christine.Bruker@gmx.de
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Sehen lernen Das Studium der Kunstgeschichte an der Universität Freiburg
gelegt, die für das Verständnis der ikonographischen Entwicklung der Malerei und Architektur von entscheidender Bedeutung sind. Denn Geschichten aus der Bibel und der Mythologie sind die wichtigsten Inhalte der abendländischen Kunst. Ein Studium der Kunstgeschichte hat vielleicht ebenfalls keine erschöpfende Antwort auf die Frage danach, was Kunst eigentlich ist, bereit, kann aber ein tieferes Verständnis für sie lehren und bildet für alle Arten von kurativen und wissenschaftlichen Tätigkeiten im Kunstbereich aus.
„Sie erwarten von mir, dass ich ihnen sage was Kunst ist? Wenn ich es wüsste, würde ich es für mich behalten.“
Die Frage nach der Definition von Kunst ist uralt. Die Philosophie widmet sich ihr ebenso wie der Künstler selbst, wie man am obigen Zitat von Pablo Picasso sehen kann, der allerdings offen ließ, ob er für sich eine befriedigende Antwort gefunden hatte. Für manchen Künstler ist die Suche nach dem perfekten Abbild der Realität der wesentliche Impuls, für andere die absolute Autonomie von ihr. Und doch ist Kunst vielleicht nur ein neurologischer Prozess, der vom Unterbewussten des Künstlers ausgelöst wird, wie die moderne Wissenschaft behauptet, oder kann sogar alles sein, solange man es als solche definiert. Unzählige Abhandlungen und Bücher wurden verfasst, um der Frage näher zu kommen, warum manche Kunstwerke beim Betrachter ein Wohlgefühl oder tiefe Abneigung auslösen können, Inspiration oder Langeweile, und ob eine weiße Leinwand auch Kunst sein kann. Und überhaupt: Welcher Pinselstrich ist es, der die Mona Lisa so geheimnisvoll lächeln lässt? Eine Möglichkeit, diesen Fragen auf den Grund zu gehen, ist ein Studium der Kunstgeschichte. An der Peter Paul Rubens: „Amazonenschlacht“, um 1619 Universität Freiburg kann Kunstgeschichte als B.A. im Haupt- oder der Technik der Künste, die Biogra- genstandes. Einen weiteren wichtiNebenfach studiert werden. Ein phie der Künstler und das Quellen- gen Bestandteil des Studiums bildet Masterstudiengang soll spätestens studium sind wichtige Bestandteile die ikonographische Geschichte von Bildthemen. Hier wird zwischen refür das Wintersemester 2010/11 des Faches. Das umfangreiche Studium glie- ligiösen, mythologischen und proeingeführt werden. dert sich historisch nach den Teilbe- fanen Inhalten unterschieden, und Studieninhalte der reichen mittlere, neuere und neues- methodisch nach Fragestellungen vorgegangen. Kunstgeschichte Wer Kunstgeschichte studiert, Praxisnah und breitgefächert beschäftigt sich mit den Werken Das Studium der Kunstgeschichte der bildenden Kunst, vor allem in ist trotz aller Wissenschaftlichkeit Bezug auf deren historische Entpraxisnah ausgerichtet: So bildet wicklung von der Antike bis heute. die Teilnahme an Exkursionen, der Dazu gehören die Bereiche Malerei, ��������������� Besuch von Ausstellungen und MuPlastik, Architektur, Graphik, Ornaseen und das hautnahe Erleben und mentik und die neuen Kunstformen Malen • Mappenkurse Betrachten von Kunstwerken vor des 20. Jahrhunderts, vorwiegend Zeichnen • Aktzeichnen Ort einen wesentlichen Bestandteil aus dem europäischen Raum. ���������������������� der Forschungsarbeit. Denn in ersGrößtenteils werden im Studium �������������������������������� ter Linie lehrt die Kunstgeschichte die Darstellungsinhalte, die zeitliche Entwicklung und die Interpretation te Kunstgeschichte und thematisch etwas ganz und gar Sinnliches: Das der Werke behandelt. Zudem geht es nach Gattungen. Ein wichtiger Be- Sehen. Beim Blick auf ein Bild von um Kunsttheorie, was die Bereiche standteil des Grundlagenstudiums Rubens beispielsweise erscheint Ästhetik, Philosophie, Geschichte, ist neben dem Erwerb eines fun- dem Laien der Aufbau oft nur überTheologie, Politik, Psychologie u.a. dierten theoretischen Wissens, die laden und die Anordnung der Bildfimit einschließt. Auch die Lehre von Beschreibung des Forschungsge- guren zueinander und ihr Verhältnis
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Berufliche Perspektiven So sind auch die Perspektiven nach Abschluss des Studiums für Kunstwissenschaftler breit gefächert und erstrecken sich über die Mitarbeit an Ausstellungsprojekten, in der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit (Verlage, Zeitungen, Radio und Fernsehen), über den Kunstund Stadttourismus bis zum Kunsthandel, dem regionalen und internationalen Kulturmanagement sowie der Arbeit in Museen und an Dokumentations- und Forschungseinrichtungen sowie den Hochschulen. Nähere Infos zum Studium auf der Homepage des Kunsthistorischen Instituts der Universität Freiburg unter: www.kunstgeschichte.unifreiburg.de Manuel Kreitmeier zum Bildraum konfus. Doch Rubens Verständnis von der Perspektive des Raums und seine virtuosen Kompositionsprinzipien, die ihre Wurzeln in der niederländischen Malerei eines van der Weyden und seiner Schule haben, sind ausgeklügelt bis ins kleinste Detail. Das Neue geht immer aus dem Alten hervor, führt es fort oder grenzt sich von ihm ab. Durch den Vergleich mit früheren Werken einer Epoche kann der Kunsthistoriker somit Rückschlüsse auf das Werk eines einzelnen Malers ziehen, das wiederum auf eine ganze Epochenentwicklung Einfluss haben kann. Bildvergleiche unter Stil- und Themenschwerpunkten sind das Handwerkszeug des Kunsthistorikers und erfordern seine genaue Beschäftigung mit der Bildtradition. Darum wird im Kunstgeschichtsstudium ein besonderes Augenmerk auf die Kenntnisse der christlichen Symbolik und der antiken Mythologie
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Im Bauch der „Leviathan“ „Das Getriebe“ – ein ungewöhnlicher Comic Christophe Blain ist einer der erfolgreichsten Comiczeichner Frankreichs. Das Erzählen von spannenden Geschichten in reduziert- überspitzten Bildern, unter Verwendung einer teils atemberaubenden Schnittfolge mit scharfen dramaturgischen Wechseln, in flinken Strichen hingesetzt, machen ihn zu einem Künstler zwischen E- und U- Kunst: Für einen herkömmlichen Comicroman sind Blains Geschichten eigentlich zu düster und mit ihrer Erzähltechnik der Auslassung und Montage kaum dazu geeignet, den Leser an der sicheren Hand der konventionellen Bildergeschichte zu nehmen. Hellwach muss man beim Lesen und Anschauen dieser Bilder bleiben, damit man der Handlung und ihrem elliptischen Erzählton folgen kann. Noch dazu finden die Geschehnisse nicht unbedingt zwischen den Figuren, sondern zwischen den Figuren und ihrem Aufenthaltsort statt. Blain dienen die Welten von Western, Seefahrt und Altertum dazu, Geschichten von Menschen an seltsamen Orten visuell komplex und dramaturgisch
„O komm, komm bald und geh nicht wieder fort,/ Freiburg im Breisgau ist der schönste Ort!“ dichtete 1876 der Schriftsteller Wilhelm Jensen aus seiner Wahlheimat Freiburg in einem Brief an Wilhelm Raabe, den berühmten Autor der „Chronik der Sperlinggasse“ und des „Schüdderump“. Jensen war nach einem Medizin- und Geisteswissenschaftsstudium in Kiel und einigen Jahren in Stuttgart nach Freiburg gewechselt und fand die Stadt auf Anhieb „heilsam für Leib und Geist“. Jensens Hoffnung, den engen Freund und Dichterkollegen Raabe, den er bereits 1863 während eines kurzen Aufenthaltes in Stuttgart und späterhin als Redakteur der „Schwäbischen Volkszeitung Stuttgart“ kennen gelernt und dessen poetischem Realismus er sich sogleich verbunden fühlte, dauerhaft nach Freiburg zu locken, gelang allerdings nicht. Raabe fühlte sich als Anhänger Bismarcks im Badisch- Württembergischen politisch isoliert und zog Braunschweig seinem damaligen Wohnsitz Stuttgart und der Option eines Umzuges nach Freiburg vor. Auch Jensens anfängliche Begeisterung für das idyllische Städtchen am Oberrhein nahm im Laufe der Jahre ab und er beklagte bald in Briefen an den Freund, dass die Stadt im Zuge der Modernisierung ihre Physiognomie verlöre und ein „philiströs- charakterloses Gepräge“ annahm. So hieß auch Jensens „Wir bleiben hier, bis unser Faden reißt“ aus der besagten „Einladung an Wilhelm Raabe“ in der Realität zwölf Jahre, bevor er seine Wohnung von Freiburg ins noch provinziellere Prien am Chiemsee verlagerte. Andere hielten es im Breisgau länger aus, obwohl die Zeiten weitaus düsterer waren: Der katholische Lyriker Reinhold Schneider lebte während des Dritten Reiches hier im Untergrund. Wegen seiner nazikritischen Schriften bereits 1940 mit Schreibverbot belegt und ab 1944 des Hochverrates angeklagt, entging er mit dem Ende des Krieges nur knapp seiner Hinrichtung und fand doch immer wieder betörend schöne Worte für diese Stadt,
die Reihe „Donjon – Morgengrauen“ sowie „Isaak der Pirat“. Die meisten dieser Comicbände sind im Berliner Reprodukt Verlag erschienen, der nun mit Blains frühem Band, „Das Getriebe“, der vor über 10 Jahren entstanden ist, eine Lücke schließt. „Das Getriebe“ ist auf den ersten Blick ein Seefahrtsroman, und erinnert doch eher an Hans Henny Jahnns surrealen Schiffsmikrokosmos aus dem „Fluß ohne Ufer“ denn an Melvilles klassischen „Moby Dick“. Die ganze Geschichte fängt relativ konventionell an: Der Student George meldet sich bei der Marine, weil ihn das Fernweh und die Abenteuerlust gepackt haben. Dummerweise entpuppt sich die Seefahrt auf dem Gigantenschlachtschiff „Leviathan“ als weit weniger unterhaltsam als George gedacht hatte und ihn packt schon bald die Seekrankheit. Die Mitmatrosen sind rau, der Führungsstil dem militärischen Zweck des Bootes entsprechend rigide. Auf der Flucht vor der Bordpolizei finden George und einige Kameraden in den Untiefen des Schiffes das ge-
überaus actionreich zu gestalten. Der Zeichner weiß dabei immer, wann ein Bild vereinfacht gezeichnet werden soll, wann karikiert werden darf und wo detaillierter ausgearbeitet werden muss. Christophe Blain, geboren 1970, studierte Bildende Kunst in Cherbourg. Bereits während seiner Studienzeit beeindruckten ihn die Werke der großen französischen Zeichner Gustave Doré und Honoré Daumier, deren Einfluss in Blains Schaffen bis heute spürbar bleibt: Reduktion und Karikatur, beißender Spott und Ironie und der spannungsvolle Wechsel zwischen den Extremen machen Blains Bilderwelten zu expressiven Szenarien. Doch erst die Begegnungen mit Joann Sfar, Lewis Trondheim, David B. und Emile Bravo, Ende der neunziger Jahre, motivierten ihn dazu, Comics zu zeichnen. So arbeitete er mit dem Kollegen David B. an einigen Geschichten, die in der Anthologie „Lapin“ erschienen sind und später an „Der Hop-FrogAufstand“. Zu seinen bekanntesten Arbeiten in Deutschland gehören
waltige Getriebe, von dem das Schiff in Gang gehalten wird und legen es aus Versehen still. Die gewaltige „Leviathan“ stoppt, und eine Jagd auf die unfreiwilligen Saboteure beginnt. Was Blains Buch so interessant zu lesen macht, ist weniger die doch recht bekannte Vorgeschichte,
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als der Alptraum unter Deck: Die Reise in den Bauch des Schiffes, das sich als geheimnisvoll, unübersichtlich und im wahrsten Sinn des Wortes, riesenhaft entpuppt. Je weiter die Protagonisten ihren Verfolgern zu entkommen suchen, desto unheimlicher und unwegsamer wird das Schiffsgewölbe - ein riesenhafter, grollender Baal. Christophe Blain, „Das Getriebe“ ist im Reprodukt Verlag Berlin erschienen. Manuel Kreitmeier
„Der schönste Ort!“ Freiburg und der Breisgau im Gedicht die nach 1945 entgültig aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht zu sein schien. In seinem Gedicht „Die Trümmerstadt“ beschreibt er eine Stadt des Geistes und des Glaubens, die ihm in den Trümmern des zerstörten und verbrannten Freiburg lebendig geblieben war: „Und die Wolken dichten und bauen/ Über der Trümmerstadt/ Eine Stadt, die entschwindet im Blauen/ Und keinen Namen hat./ Städte und Zeiten zerrinnen;/ Herrlich im Abendschein/ Ragen die ewigen Zinnen/ Über zerbröckelndem Stein.(...) Der Turm nur, der makellose,/ Von kühnen Vögeln umkreist,/ Weist unbesiegt in das Große:/ Steingewordener Geist.“ Das war eine ganz andere Aufbruchsstimmung, die Schneider in Freiburg besang und die ihren Ursprung und ihre Hoffnung aus der christlichen Doktrin und dem Humanismus schöpfte und die in Freiburg bald wieder in einer literarischen Behaglichkeitsstimmung verebben sollte, als die der meisten lyrischen Stimmen nach 1945 Gott-
fried Benn, der seine anfänglichen Sympathien für die Nazis in der jungen Bundesrepublik noch immer als Kainsmal auf der Stirn trug, sah in den Kathedralen der Städte nur mehr Wegweiser des Untergangs, der auch jedem Neuanfang inne wohne und dichtete am andere Ende Deutschlands, in Berlin: „Natürlich bauten sie Dome/ Dreihundert Jahre ein Stück/ Wissend, im Zeitenstrome/ Bröckelt der Stein zurück,/ Es ist nicht zu begreifen,/ Was hatten sie für Substanz,/ Wissend, die Zeiten schleifen/ Turm, Rose, Krypte, Monstranz,/ Vorbei, à bas und nieder/ Die große Konfession,/ À bas ins Hühnergefieder/ Konformer Konvention.“ Nichts davon in Freiburg: Hier besingt man bis heute hauptsächlich die romantischen Gässle und Bächle und sieht die Spuren der Vergangenheit, die auch Freiburgs Gesicht 1933 bis 1945 nicht zu knapp geprägt haben, lediglich als „großes, schwarzes Nichtverstehn“, wie Gerhard Jung, dessen Gedicht „Freiburg“ stellvertretend für eine
Freiburg im Breisgau. Ein Abend Überraschung, ein Schwall Wärme bevor Nacht ankommt, eine Entzündung des Lichts. Quecksilber steigt, Menschen bewegen sich auf einmal mit Körpern in Kleidern durch Straßen. Geschmeidig die Flanken der Häuser, Luft und Licht strömen, umfließen Passanten. Zwei sind plötzlich erkennbar als Paar, ein Kuß – sie lieben auf Straßenbahnschienen gefährlich. Ein Glühen wie von feinen Drähtchen. Mauersegler, allgemein flüssiges Treiben, eine Frau tritt auf, eins mit ihren Reizen. An Ecken ein Stehenbleiben, absichtslos. Laternen, ihr allmähliches Aufleuchten, und schon markieren sie Strecken und Fluchten. Der spitze Turm, durchlässig, wird erst ganz im Scheinwerferlicht zum Merkmal der Stadt. Berge, die Stadt umgebend, geschwärzt – sie legen sich um das Geschehen als Mantel. Ein Korso, irrlichtelierend, belebt Ringstraßen; Ampeln leuchten heim, feuriger warnt Rot. Ein Flüchten in Kinos, untergetaucht, vorm Theater ballen sich Abonnenten. – Der Abend wird zur Vorstellung, in der ein jeder, wenn nicht eine, seine Rolle spielt. Peter Frömmig
ganze Reihe Freiburger Lyrikpositionen stehen kann, und das mit den zitternd- naiven Worten endet: „Niemals, niemals wieder/ Soll dir Leid geschehen/ Freiburg, alte, frohe, freie Stadt.“ Die menschlichen Abgründe und Zweifel, die den Lyriker zum Schreiben veranlassen, das Hinterfragen des eigenen und des fremden Tuns, die Anklage gesellschaftlicher Missstände oder der Versuch neuer literarischer Möglichkeiten und Experimenten, sind in den Gedichten dieser Stadt und ihrer Gegend selten zu finden. In den meisten herrscht ein betulichschummriger Ton vor, ein Pathos der Alltäglichkeit: „O laß mich deine Wunder- Brunnen preisen“ (Karl Willy Straub), der schwer erträglich ist. Doch gibt es die anderen Töne auch: Der deutsch- britische Dichter Michael Hamburger stellte sich und dem Freund Peter Huchel, an den sein Gedicht „Staufen“ adressiert ist, die Fragen nach Schuld und Weiterleben, nach dem Geheimnis und dem Gehalt dieser Gegend. Denn ist nicht „das Schöne nichts als des Schrecklichen Anfang“, wie bereits Rilke in den Duineser Elegien dichtete? „Zu lieblich, zu süß, sagtest du/ (...) mit Sicht auf Weinberge, die weite Ebene,/ Welche in der Ferne, wenn der Dunst sich hebt,/ Die Silhouette der Vogesen begrenzt“ (...) Nicht schwarz genug für dich/ Auf ihrem Hügel die Burgruine/ Für Bildungszwecke instand gehalten.“ So beginnt Hamburgers Reflektion über Staufen und endet nach einem Blick auf den Staufener Friedhof, auf dem die Steintafeln und Kreuze „erhaltene Namen: deutsch;/ (...) Kein Stein, keine Inschrift/ Für die letzten der Ahnenreihe/ Die Abfall waren, jüdischer“ tragen, mit einem zwiespältigen Bekenntnis: „Viel schwärzer werden sie sein,/ Viel kahler, unsere Landschaften,/ Noch bevor dies geschieht:/ `Die Öde wird Geschichte`,/ Termiten schreiben sie/ Mit ihren Zangen/ In den Sand“ (...) Aber mit deinen Augen, die solange schon/ In der Dunkelheit starren – sehend,/ Kannst du noch/ Auf die Weingärten blicken, /den Waldrand,/ Wo gerade jetzt ein
Baummarder, wie er muss, Sein wildes oder zahmes Beutetier tötet.“ Eine Reise mit Gedichten durch Freiburg und den Breisgau, geschrieben von Einheimischen und Besuchern, von Walter Benjamin bis Christoph Meckel, von Stephen Crane bis Lars Gustafsson bietet jetzt ein Büchlein, das bei der Edition Isele erschienen ist. Eine lesenswerte Anthologie für jeden Literaturinteressierten, beleuchtet sie doch unsere Gegend und ihre Geschichte in all ihre Schönheit und Widersprüchlichkeit und lässt zwischen dürftigen Versen, echte
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Perlen hervorscheinen, wie Peter Frömmigs Gedichte „Vom Stadtrand“, die eine introvertierte, aber überaus ehrliche lyrische Position darstellen und die Töne und Stimmungen der Gegend vom Blick des Stadtrandes aus, in dem alles leiser und gedämpfter aber auch echter wahrzunehmen ist, schildern: Manuel Kreitmeier Freiburg und der Breisgau im Gedicht. Herausgegeben von Christel Hierholzer. Erschienen in der Edition Isele. Infos und Bestellung unter: www.edition-isele.de
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Das Schul-Projekt „Jung und Jüdisch“ Im Gespräch: Margarethe Mehring-Fuchs, Filmemacherin und Mitglied des Freiburger Vereins Element 3
Judentum – das bedeutet für die meisten Nichtjuden vor allem Holocaust, Davidstern und Palästina-Politik. Ein eingefrorenes und sehr reduziertes Bild. Dabei leben heute schätzungsweise 150 000 Juden in Deutschland: Kaum einer trägt da Schläfenlocken, sehr viele sind jung, da ihre Eltern Anfang der 90er Jahre aus der ehemaligen Sowjetunion immigrierten. Wie unterschiedlich diese jungen Jüdinnen und Juden leben, was für sie Religion und Geschichte bedeuten, darüber haben die Filmemacher Margarethe Mehring-Fuchs und Stephan Laur vom Freiburger Verein Element 3 den Dokumentarfilm „Die Judenschublade“ gedreht (2005). Nun entsteht auf Grundlage des Filmes eine umfassende Materialsammlung für den Unterricht, die im Februar beim Berliner Schulbuch-Verlag Cornelsen erscheinen wird. Marion Klötzer sprach mit Margarethe Mehring-Fuchs. Universalis: Frau MehringFuchs: Filmemacherin konzipiert
Schulbuch. - Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Projekt? Mehring-Fuchs: Unser Film hat ja bei Schülern und Lehrer ein begeistertes Feedback bekommen: Endlich gäbe es etwas Neues zum Thema Judentum, ein spürbar frischer Wind, der Schüler wirklich erreicht. Nach all diesen positiven Reaktionen wurde uns klar, dass da nicht nur ein ungeheurer Informationsbedarf bezüglich des Judentums herrscht, sondern es auch an der Vermittlung hapert. Für die meisten Jugendlichen ist das Judentum nur Shoa: Unvorstellbar schrecklich, aber eben Vergangenheit, Geschichte. Da ist neben Betroffenheit auch viel Stockstarre, Überdruss. Jugendliche kennen in ihrem Alltag keine Juden, sie wissen nichts von dieser Kultur. Und auch die meisten jungen Juden halten sich lieber bedeckt, outen sich nur im Notfall. Weil sie einfach keine Lust auf diese vorprogrammierte Verunsicherung und Stigmatisierung haben, sich nicht ständig mit den immer selben Bildern und Klischees auseinandersetzen wollen. Das ist sehr schade! Deswegen suchen wir einen aktuellen und damit entspannteren Zugang: Statt allein über das Grauen des 3. Reiches zu reden, wollen wir die Vielfalt und Lebendigkeit dieser faszinierenden Kultur vermitteln, Interesse wecken und Annäherung ermöglichen. Es ist an der Zeit die Schubladen zu knacken....Dabei sind wir sehr glücklich, dass unsere Idee soviel Unterstützung gefunden hat und beim Cornelsen Verlag so begeistert aufgenommen wurde. Die Schirmherren unseres Projekts sind übrigens Staatsminister Gernot Erler und Dr. Jan Mühlstein, der erste Vorsitzende der Union progressiver Juden in Deutschland. Auch darauf sind wir sehr stolz... Universalis: Das Kapitel „Rollenverteilung im Judentum“ beginnt mit einem Witz: „Was ist der Unterschied zwischen einer jiddischen Mamme und einem Panzer?
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Margarethe Mehring-Fuchs und Stephan Laur vom Freiburger Verein Element 3 - Ein Panzer lässt sich aufhalten“ – Ein ungewöhnlicher Einstieg, oder? Mehring-Fuchs: Ja, es gibt viele Witze in unserer Materialsammlung. Uns geht es um einen positiven Ansatz: Judentum, das ist ja auch umwerfender Humor, Festkultur, leckeres Essen, Familienstrukturen... Eben eine ganz reiche Palette, die heute sehr vielfältig gelebt wird und die wir auch beleuchten wollen. Die Texte dafür hat die junge jüdische Schriftstellerin Lena Gorelik geschrieben, die für ihren Debütroman „Meine weißen Nächte“ schon mehrere Preise bekommen hat und die auch viele ihrer Texte im Film „Die Judenschublade“ einspricht. Ihr ehrlicher, staubtrockener und immer wieder auch komischer Stil prägt auch die Materialsammlung – und das ist gut so. Unser Anfangstraum war, ein spezielles Schülerheft zum Thema Judentum in Comicform zu machen, diese ganzen Infos und Gedanken in eine sehr
peppige, originelle Form zu verpacken. Aber schnell wurde klar, dass das leider unsere finanziellen Möglichkeiten sprengt. Nun werden die Übungen und knackigen Texte mit vielen Filmstills illustriert. Im Team
gendlichen durchgeführt hat. Ein Spezialistenteam also. Universalis: Wie wollen Sie die Jugendlichen erreichen? Mehring-Fuchs: Einfach, aber so direkt und klar wie möglich. Wir wollen sie da abholen, wo sie
sind auch noch Larissa Marleen Weber vom Anne Frank Zentrum und Samson Altman- Schevitz, der seit zehn Jahren in der Jugend- und Erwachsenbildung tätig ist, viel Erfahrung mit deutsch-israelischen sowie israelisch-palästinensischen Jugendprojekten hat und auch in Yad Vashem, Jerusalem, viele Workshops mit Lehrern und Ju-
stehen und damit meine ich nicht nur den engagierten Gymnasiasten, sondern auch den Hauptschüler ab 14 Jahren. Im Film erzählen ja ganz unterschiedliche Jugendliche sehr authentisch und ungeschönt von ihrem Alltag, ihrem ureigenen Bezug zu Glaube und Religion. Das schafft die Möglichkeit zur Identifikation, zeigt den Zuschauern: Wir
sind Juden, aber auch ganz normale Jugendliche wie ihr. Diesen lockeren Ton nehmen wir auf und arbeiten mit dem Filmmaterial auch auf anderen Ebenen weiter. Dabei liegt der Fokus ganz klar auf den Jugendlichen als Zielgruppe, aber es gibt auch Material für Lehrer, Pädagogen und Multiplikatoren. Weil wir nicht wollen, dass diese Materialsammlung in den Schulen verstaubt, werden wir dann dank der Unterstützung der Leo-BaeckStiftung für Jüdisches Leben in Deutschland – Schule und Ausbildung sowie der Jugendstiftung Baden-Württemberg vor Ort und in die Praxis gehen. Wir bieten den Schulen ein ganzes Paket an: Das heißt Film, Materialsammlung plus Workshops. Hier arbeiten wir auch mit dem Anne- Frank- Zentrum und der liberalen jüdischen Organisation „Jung und Jüdisch zusammen“. Universalis: Wie weit ist das Projekt schon gediehen? Mehring-Fuchs: Inhaltlich stehen alle Kapitel: Von jüdischer Identität bis zum Nahostkonflikt, von Antisemitismus bis zu koscher Cocktails. Demnächst kommen wir alle für mehrere Tage in Berlin zusammen, um noch einmal bei einer Redaktionswoche intensiv an der Form zu feilen. Im Februar soll die Materialsammlung dann auf der Didacta-Fachmesse in Berlin vorgestellt werden, und die erste Präsentation im Februar sollte im Auswärtigen Amt Berlin in Beisein der Schirmherren, des Verlags, der Sponsoren und hoffentlich auch einiger Schulklassen mit ihren Lehrern stattfinden. - Das schönste Geschenk wäre jedenfalls für mich, wenn Jugendliche hinterher sagen: „Boah, das war jetzt spannend...“ anstatt: „Schon wieder so ein anstrengendes Thema, für was brauch‘ ich das eigentlich.......?“ Info: Materialsammlung Schule „Jung und Jüdisch“, Cornelsen-Verlag, ca. 130 Seiten, ab Februar 2009. www.element-3.de; www.Judenschublade.de; Kontakt: Jugendkultur@gmx.de; Tel. 0761/ 69 66 755.
Friedrich-Nietzsche-Stiftung gegründet Dr. Urs Sommer, Universität Freiburg, zum Direktor gewählt Andreas Urs Sommer, Privatdozent am Philosophischen Seminar der Universität Freiburg und Wissenschaftlicher Kommentator am Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, ist zum Direktor der neugegründeten Friedrich-Nietzsche-Stiftung des Landes Sachsen-Anhalt gewählt worden. Stellvertretende Direktorin wurde Renate Reschke, Inhaberin des Lehrstuhls für die Geschichte des ästhestischen Denkens an der Humboldt-Universität Berlin. Ebenfalls dem Direktorium gehört Ralf Eichberg, Geschäftsführer der Nietzsche-Gesellschaft, an. Dem Stiftungsrat, der sich aus internationalen Repräsentanten der Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur zusammensetzt, stehen als Vertreter der Stadt Naumburg/ Saale Oberbürgermeister Bernward Küper und als Vertreter des Kultusministers des Landes Sachsen-Anhalt Staatssekretär Valentin Gramlich vor. Die Mitglieder von Direktorium und Stiftungsrat arbeiten ehrenamtlich. Die in Naum-
burg gegründete Friedrich-Nietzsche-Stiftung ist eine Bürgerstiftung von internationalem Format. Über 70 Stifter aus Dänemark, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Italien, Japan, den Niederlanden, Österreich, Schweden, der Schweiz und den USA haben durch ihre Beiträge zum Kapitalstock die Gründung ermöglicht. Darunter befinden sich NietzscheForscher und Nietzsche-Liebhaber ebenso wie philosophische Verlage und Nietzsche-Vereinigungen, aber
auch Unternehmen und Privatpersonen. Die Friedrich-Nietzsche-Stiftung wird in absehbarer Zeit die Nietzsche-Stätten in Sachsen-Anhalt sowie die Veranstaltungen der Nietzsche-Gesellschaft e.V. langfristig und nachhaltig finanzieren und auf eine solide wirtschaftliche Basis stellen. Im Einzelnen sieht sie ihre Aufgabe in folgendem: - Unterstützung bei der Finanzierung und dauernden Unterhaltung des Nietzsche-Dokumentationszen-
Infos: PD Dr. Andreas Urs Sommer Deutsches Seminar II Platz der Universität 79085 Freiburg im Breisgau E-Mail: sommer@adw.uni-heidelberg.de Friedrich-Nietzsche-Stiftung Weingarten 18, 06618 Naumburg Tel. 03445/261133, Fax: 03445/261158 E-Mail: info@friedrich-nietzsche-stiftung.de www.friedrich-nietzsche-stiftung. de
trums in Naumburg, des NietzscheHauses in Naumburg sowie der Nietzsche-Gedenkstätte in Röcken - Begleitung der Vergabe des Friedrich-Nietzsche-Preises durch das Land Sachsen-Anhalt - Erschließung des Gesamtwerkes von Friedrich Nietzsche sowie der Bestände des Dokumentationszentrums durch den Aufbau und die Pflege eines innovativen Kommunikations- und Informationsnetzwerkes - Ausrichtung von interdisziplinären wissenschaftlichen Tagungen, Kongressen und Ausstellungen - Ausrichtung von Veranstaltungen im Bereich Bildung und Erwachsenenbildung sowie der Lehrerfortbildung; Mitwirkung an der Erarbeitung von Lehr- und Unterrichtsmaterialien - Förderung von Publikationen - Zusammenarbeit mit wissenschaftl. und kulturellen Institutionen - Schaffung von Möglichkeiten zum künstlerischen und wissenschaftlichen Austausch auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene.
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Christen gegen Heiden, Sklaven gegen Ausbeuter „Die Antike im Kino“ – eine Ausstellung in der Skulpturenhalle Basel
Halbnackte Gladiatoren, die in der Arena um ihr Leben und ihren Glauben ringen, Samsons Kampf mit dem Löwen, der Untergang des Römischen Reiches mit einem Massenaufgebot an Requisiten, Kostümen und Schauspielern erzählt - das sind die Zutaten, die Hollywood über Jahrzehnte seinem spektakulärsten Produkt, dem Monumentalfilm, angedeihen ließ. Dabei waren Filme wie „Ben Hur“ und „Samson und Delilah“ alles andere als künstlerische Massenware. Sie zeigen inmitten von einstürzenden Tempeln und verführerischen Sklavinnen die individuelle künstlerische Handschrift ihrer Macher, wie die Oeuvre von Stanley Kubrick oder William Wyler belegen.
ums zum Thema, 2005 auf Castelen, haben die Organisatoren aus dem Bereich der Filmwissenschaft, der Alten Geschichte und der Klassischen Archäologie diese Schau konzipiert. Hierbei wird der Antikenfilm historisch, wie auch unter den Aspekten ästhetischer und soziokultureller Fragestellungen beleuchtet. An zahlreichen Vorführstationen kann der Besucher durch Filmsequenzen zu den Themen „Kostüm“, „Gewalt“ „Körperwelten“ u.v.m., eine spannende Reise durch die Filmgeschichte des Genres unternehmen.
in den Jahren 1920 bis 1958 stehen kann, Erotik und Sadismus mit einer gehörigen Portion christlicher Moral gewürzt, ethischer Ausdruck ihres Schöpfers, seine „Überzeugung von der menschlichen Nähe zum Schmutz“, entstehen in den Zwischenjahren von 1968 bis 1990 fast nur mehr miserable Filme zum Thema mit einem ausgesprochenen Hang zur Dekadenz der Antike und ihren Protagonisten Caligula und Nero. Den neuen Filmen seit 1990 ist dagegen zwar wieder mehr Sorgfalt in der Machart, doch eine rein kommerzielle Ausrichtung anzumerken, die sicherlich auch beim klassischen Monumentalfilm ein Geschichte des Genres wesentlicher Bestandteil der ProDie Geburt des Genres be- duktionsrichtlinien ist, den dennoch ginnt mit der Geburt des Kinos eine künstlerische Eigenständigkeit selbst, das seine Wurzeln in auszeichnet. Für den englischen Roder ´Camera obscura´ der Jahr- mancier Graham Greene beispielsMonumentale märkte hat. So bleiben auch die weise stellt De Milles filmischer ersten Antikenfilme ganz der Cocktail aus Publikumsgeschmack, Kraftanstrengung Neben den Regisseuren ist ein Idee des Spektakelhaften und subjektiv-perverser Obsessivität und Riesenaufgebot an technischen Kuriosen verhaftet. Den ersten christlichem Sendungsbewusstsein Spezialisten und kreativen Hinkünstlerischen Höhepunkt er- im interessanten Spannungsverhälttermännern vonnöten, um Holreicht der Antikenfilm in den nis zwischen „Genie und Absurdilywoods Traum von der Antiken ersten 20 Jahren des vergange- tät“. Wirklichkeit werden zu lassen. nen Jahrhunderts mit Griffith Die Münchner Filmhistorikerin Manchmal treiben die monu„Intolerance“ und Fred Niblos Frieda Grafe beschreibt den künstmentalen Filme und ihre noch „Ben Hur“. Mit Unterbrechung lerischen Standpunkt des Regisseurs monumentaleren Kosten ein ganin den Jahren der wirtschaft- folgendermaßen: „Woran ihm lag: zes Studio beinahe in den Ruin, lichen Depression – hier rich- Massen zu mobilisieren, in und vor wie 20th Century Fox 1963 mit teten selbst die konservativen seinen Filmen.“ Und sie schließt ihr seiner Monsterproduktion „CleStudiobosse ihr Augenmerk auf Essay mit den Worten: „Heute über opatra“. Die Schwierigkeiten bei zeitgenössische Figuren und seine Filme sich zu mokieren, ist, der Realisierung der schönen gesellschaftskritische Themen wie über ein altes Auto zu lachen Träume für die Leinwand be- erreicht das Genre seinen vor- oder über Walter Scott oder Wagner schreibt der größte der im Komläufigen Höhe- und Endpunkt oder Balzac“. Diese Worten dürfen merzzirkus unvergänglichen in Hollywoods prüder Nach- für ein ganzes Genre gelten, das sich Hollywooddompteure, Cecil B. kriegszeit. Der Antikenfilm bie- selbst nie besonders ernst genomDeMille, Regisseur von Filmen Blick in die Vergangenheit: Liz Taylor in „Cleopatra“ (1963) tet genau die richtige Mischung men hat, das aber nicht völlig frei wie „Cleopatra“ und „Samson aus christlicher Moral und un- von künstlerischen Prinzipien war. und Delilah“, wie folgt: „Als ReDer Antikenfilm heute nössischen Heldenmythen verlangt. neuer Blockbuster mit antiker The- terschwelliger Erotik, die typisch Prinzipien, die der Choreographie gisseur stehe ich an der Spitze der Viel Schlechtes ist seit dem Ende Das schwerblütige Historienspekta- fürmatik die Kinos. Dadurch ist der sind für den Publikumsgeschmack einer ausgefeilten Zirkusnummer Anzeigen-Korrekturabzug Frauin Dilger. Bitte ankreuzen, unterschreiben und zurückfaxen! Produktion mit brillanten und un- von Hollywoods „Goldener Ära“, kel und seine Konservenrüstungen Antikenfilm auch wieder vermehrt der 50er Jahre. In Italien gibt es vergleichbar sind. Auch De Mille Wenn k e i n e Rückantwort bis ....................................... erfolgt, betrachten wir dies als Druckfreigabe. fehlbaren Drehbuchautoren, mit dem unfehlbaren Studiosystems scheinen in den Rumpelkammern in den Fokus der Filmwissenschaft im Monumentalfilm wie auch im versteht sich zuallererst als „Showlaunenhaften Stars und missgelaun- von MGM und Konsorten, über der Studiogeschichte begraben. geraten und scheint eine Typologie Bereich des Italowestern manieris- man bis in die Fingerspitzen“. Und Objekt: Bobbele, Ausgabe 2008/2009 ten Schauspielern, hilflosen Kom- dessen Zögling, den Antikenfilm, Und doch Friburger hat der Antikenfilm in des Genres wünschenswert. tische Nach- und Neuschöpfungen eine gute Show bietet der klassische Auftrags-Nr.: 101801-123 parsen, verrückten Kameraleuten, geschrieben worden. Das ganze den letzten Jahren dank den MögNoch bis zum 2. November zeigt bis hin zum Ende der 60er Jahre, Monumentalfilm auch heute noch Datum die ihren bizarrstenUnterschrift künstlerischen Künstlern, unprak- Genre gilt seit Ende der 60er Jah- lichkeiten der Computertechnolo- jetzt die Skulpturhalle Basel eine Niederschlag allemal. Satz ist Druck kann erfolgen. Ausstellung zum The- im trashigen Antik- Erotikkino der tischen Technischen Leitern, leicht re für völlig überholt: Zum einen gie, durch dieeinwandfrei, sich Massenszenen umfangreiche Die Ausstellung „Antike im Kino“ 65) 5bis 02zum 52 2.25November in der Ihr Ansprechpartner: Gerd Borgardts, � (0 76 erregbaren Bühnenbildnern, diver- sind die enorm hohen Produktions- quasi Nach auf Knopfdruck ma neuen „AntikeKorrekturabzug. im Kino“, die anhand 70er Jahren finden. ist noch ausgeführteranimieren Korrektur bitte sen Elektrikern und Zimmerleuten, kosten für unabhängige Produzen- lassen, wieder enorm an Attrakti- von Filmplakaten, Aushangfotos Skulpturenhalle Basel zu sehen. Nach ausgeführter Korrektur erfolgen. seltsamen Titelschreibern, den Fi- ten unerschwinglich, zum anderen vität für Produzenten und neuen kann undDruck über 180 Szenenausschnitten Klassische Größe – Cecil B. Ein umfangreicher Katalog mit den nanzleuten und Scheck-Signierern, entspricht der Sandalenfilm nicht visuellen Möglichkeiten für Regis- aus 105 Filmen einen umfassenden DeMille neuesten Forschungsergebnissen ist Jörg Armbruster · Ihr Betreuer: Jörg Armbruster · Hauptstraße 26 · Telefon (0 76 65) 5 02 52-0 · 79288 Gottenheim um zuletzt noch die Kinobesitzer, mehr dem Publikumsgeschmack seure gewonnen. Von Ridley Scotts Überblick über das Phänomen bieIst bei den klassischen Werken ebenfalls erschienen. Infos unter: Kritiker, Zensoren, Verleiher und einer jungen Generation, die nach „Gladiator“ bis Zack Snyders „300“ tet. Basierend auf den Ergebnissen Cecil B. DeMilles, der stellvertre- www.skulpturhalle.ch das Publikum zufriedenzustellen.“ modernen Actionfilmen und zeitge- kommt seitdem fast jedes Jahr ein des ersten internationalen Kolloqui- tend für die Glanzzeit des Genres Manuel Kreitmeier
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Die Evangelische Studierendengemeinde „ESG“ Freiburg – ein Jahr nach dem Jubiläum Ein verspäteter Geburtstagsgruß und Vorstellung des neuen Semesterprogramms WS2008/09
Zusammen mit der Albert-Ludwigs-Universität, die 2007 ihr 550jähriges Jubiläum feierte, stand auch der Freiburger Evangelischen Studierendengemeinde, kurz ESG, ein besonderes Datum ins Haus. Die Gemeinde feierte ihren 60. Geburtstag seit der Wiederbegründung nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Anfänge des Studentenpfarramtes in Freiburg, das auf Anraten der Badischen Landeskirche initiiert wurde, reichen allerdings bis in das Jahr 1930 zurück. Somit war letztes Jahr neben dem 60. theoretisch auch der 77. Geburtstag zu begehen. Der Karlsruher Oberkirchenrat hatte im WS 1930/31 den Pfarrer der Christuskirche, Hermann Weber, gemeinsam mit dem Vikar Herbert Wettmann, beauftragt, neben seiner Stelle als Gemeindepfarrer das Evangelische Studentenpfarramt zu leiten. Doch schon wenige Jahre nach der Gründung dieses Vorläufers der ESG machten die Nationalsozialisten der noch jungen Studentengemeinde das Leben schwer, und die Studierendengemeinde musste in die innere Emigration flüchten. Zusammen mit dem Pfarrer fand man im Kreise der Gemeinde der 1892 geweihten Christuskirche, übrigens der zweitältesten evangelischen Kirche Freiburgs und ersten evangelischen südlich der Dreisam, die Gelegenheit neben den erlaubten Gottesdiensten und Bibelstunden sich auszutauschen. Die Christuskirche gehörte während des „Dritten Reiches“ der „Bekennenden Kirche“ an. Diese war im Gegensatz zu den „Deutschen Christen“ (ab 1932) – von 1934 an eine Oppositionsbewegung evangelischer Christen gegen die Gleichschaltung mit dem Nationalsozialismus. Im Dezember 1947 konnte die ESG unter dem Pfarrer Otto Kirschbaum „neu“ gegründet werden, und die seelsorgerische, wissenschaftliche und gemeinschaftliche Arbeit öffentlich fortgeführt werden. An den Fixpunkten des Semesters und des Kirchenjahres hat sich vieles von damals bewährt und bewahrt. Wie damals bilden die heute ökumenischen Gottesdienste der Katholischen Hochschulgemeinde Edith Stein – KHG und ESG zur Eröffnung des Akademischen Jahres der Freiburger Hochschulen und die für die ESG typischen Veranstaltungen von öffentlichen Vorträgen über religiöse und weltanschauliche Fragen in Form einer offenen Kanzel einen festen Bestandteil des Semesterprogramms. Die Redner der Predigten bzw. offenen Kanzeln finden sich in den Reihen der ESG, wie dem geschäftsführendem Pfarrer Prof. Dr. theol. Traugott Schächtele, Vertreter der Evangelischen Landeskirche sowie des evangelischen Fortbildungszentrums und ebenfalls Dozent an der EFH, der Prädikantin Cäcilia Flamm, Assistentin des Pfarrers sowie dem Dekan und Pfarrer Markus Engelhardt und der Pfarrerin Dr. Irene Leicht von der Christuskirche aber auch der Dozierenden, Professorinnen und Professoren der Universität und der Evangelischen Fachhochschule wie Prof. Dr. theol. Reiner Marquard, dem Rektor der selbigen, dem Prodekan Prof.
Die zweitälteste evangelische Kirche in Freiburg: die Christuskirche Dr. phil. Wilhelm Schwendemann. Auch von Seiten der Katholischen Fachhochschule wird die Möglichkeit der Predigt gerne wahrgenommen. Schon viele Male hielt der Pfarrer der KHG Freiburg, Dr. Joachim Koffler, die Predigt und lud nach dem Gottesdienst zum Gespräch ein. Anfang des Jahres hatte der damals noch amtierende Rektor des Jubiläumsjahres Magnifizenz Prof. Dr. Wolfgang Jäger das Wort und seine Gedanken zur Predigt „Haus der Weisheit“ vorgetragen. Aber auch Vertreter des öffentlichen Lebens wie Dr. Michael Albus, Intendant des ZDF, hielten schon oft Kanzel. Die Gottesdienste finden für gewöhnlich sonntags um 19 Uhr in der Christuskirche in der Mittelwiehre statt. Hierzu sind alle Studierende der genannten Freiburger Hochschulen sowie der Musikhochschule, der Kunstakademie und allen weiteren Bildungseinrichtungen herzlich eingeladen. Auch einige Freibur-ger und examinierte ESGler
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finden immer wieder den Weg zu ihrer alten Gemeinde. Da sich die Chris-tuskirche nicht nur in Fachkreisen durch ihre hervorragende Akustik auszeichnet, ist es neben den vielen dort stattfindenden Konzerten immer wieder ein Hochgenuss, wenn die Gottesdienste von der Orgel, der Studentenkantorei der ESG, dem Bläserkreis der ESG oder dem Gospel Choir e.V. begleitet werden. Die liturgische Leitung der Gottesdienste oblag von 1996 bis Anfang 2008 dem Studierendenpfarrer Christian Rave, der nun in Stuttgart eine neue Berufung gefunden hat. Nach dem Gottesdienst wird in den Räumen der ESG in der Turnseestraße 16 ein von Studierenden zubereitetes Abendessen angeboten, sodass der Sonntag auch nach dem Segen einen schönen Abschluss findet. So kann man sowohl geistig als auch körperlich gestärkt in die neue Woche gehen. Daneben wird mittwochs um 19 Uhr im Kellergewölbe des Hauses eine Taizé-Andacht gehalten. Im Anschluss daran
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findet für denjenigen, der mag, ein Gemeindeabend statt. Die Semesterarbeit profitiert auch durch die gelebte Ökumene. Schon seit Jahren werden viele Pro-grammpunkte der ESG gemeinsam mit der KGH oder umgekehrt geplant und durchgeführt. Diese finden sich in einem gemeinsam herausgegebenen Semesterprogramm. Schon von Beginn an wurden Diskussions- und Bibelabende veranstaltet, sodass neben dem seelsorgerischen auch der wissenschaftliche Teil der Gemeinde nicht vernachlässigt wird. So trafen sich bis zuletzt in der Tradition des jüdischen „Lehrhauses“ Mitglieder der ESG, um im Gespräch über Bibel, Glauben und Theologie zu diskutieren. Die Themen, die je ein Semester bestimmen, werden vom Gemeindrat, der sich aus Cäcilia Flamm als hauptamtliches Mitglied sowie den studentischen Mitgliedern zusammensetzt, erarbeitet. In diesem Win-tersemester lautet das Thema: „Anruf genügt!“ Der erste Gottesdienst mit dem Thema „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ fand bereits am 12. Oktober in der Christuskirche statt. Es war eine ökumenische Feier im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nachhaltigkeit als Lebenskunst“. Den evangelischen Teil leitete Pfar-
rer Klaus Nagorni, Direktor der Evangelischen Akademie. Klaus Nagorni ist die Evangelische Studierendengemeinde nicht unbekannt. War er doch von 1979 bis 1987 hier selbst ESG-Pfarrer. Den katholischen Teil übernahm der ehemalige Direktor der Katholischen Akademie, Pfarrer Dr. Dietmar Bader. Für gewöhnlich besteht im Anschluss an alle Gottesdienste die Gelegenheit im Haus der ESG mit den Predigern und Gemeindemitgliedern ins Gespräch zu kommen und über die Predigt zu sprechen. Man darf sich also in diesem Semester auf viele gute Predigten und Veranstaltungen der ESG freuen. Zudem sind einzelne gehaltene Predigten auf der Homepage der ESG zu finden. Eine Woche darauf, am 19. Oktober, hält Cäcilia Flamm und das Gottesdienstteam den Gottesdienst „Predigt vom Beten“. Dieser findet im Kellergewölbe der ESG-Kapelle ebenfalls um 19 Uhr statt. Am Mittwoch, dem 22. Oktober findet dann der traditionelle Startabend ins Wintersemester statt. Begonnen wird wieder um 19 Uhr mit einem Taizé-Gebet. Um 20 Uhr stellt sich in den Räumen der ESG die Studierendengemeinde vor. Danach steht der Abend bei Zwiebelkuchen und neuem Wein für Gespräche offen und, um erste Kontakte zur Gemeinde und deren Mitglieder knüpfen zu können. Mit „Draußen vor der Tür: ,Am Rande des Tages – Eine Stadtführung hin zur Mitte Freiburgs: Dem Münster’“ findet wieder eine gemeinsame Unternehmung mir der KHG statt. Treffpunk ist der 24. Oktober um 16 Uhr in der KHG Edith Stein, Lorettostraße 24 in der Wiehre. Der Spaziergang, dessen Titel an Wolfgang Borcherts Theaterstück erinnert, beginnt am Rande der Innenstadt und führt zum Zentrum. Das Augenmerk liegt hier auf dem Randständigen und dem auf den ersten Blick Verborgenen. Am 26. Oktober feiert die ESG ihren Semestereröffnungsgottesdienst – „Erhörung garantiert? Gott bewahre“ (Psalm 50, 15). Die Predigt hält der schon erwähnte Prof. Dr. phil. Traugott Schächtele. Die Gottesdienstgestaltung wird wieder Cäcilia Flamm zuteil. Musikalisch gibt der Bläserkreis der ESG dem Gottesdienst einen feierlichen Rahmen. Nach dem Gottesdienst findet SPEZIAL
in den Räumen der ESG die erste Gemeindeversammlung statt, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Die Gemeindeversammlung besteht aus allen, die sich der ESG zugehörig fühlen. Gemeinsam berät man sich vor wichtigen Entscheidungen und bespricht am Ende des Semesters den Bericht des Gemeinderates. Anschließend folgen die Kandidatenvorstellung und der Wahlbeginn. Kommt also zahlreich. Als Stärkung danach findet wie immer fakultativ ein leckeres gemeinsames Abendessen statt. Am Montag, dem 27. Oktober findet mit „Draußen vor der Tür: ‚Glaube in Stein: Das Freiburger Münster’“ die letzte hier vorgestellte Veranstaltung statt. Treffpunkt ist um 20 Uhr der rechte Seiteneingang des Freiburger Münsters, auch „Münster Unserer lieben Frau“. Hier hat sich der Glaube in Stein manifestiert. Schon 1869 sprach der bekannte Kunsthistoriker Jacob Burckhardt in einer seiner Vorlesungen davon, dass „Freiburg […] wohl der schönste Turm auf Erden bleiben [wird].“ Oft wird der Spruch in abgewandelter Form – „schönste Turm der Christenheit“ zitiert. Es ist der einzig erhaltene noch im Mittelalter um 1330 fertiggestellte Kirchturm dieser Dimension. Auch das Münster hat wie die Christuskirche den Bombenangriff vom 27. November 1944 fast unbeschadet überstanden, auch die Glasfenster sind original erhalten. Das Gotteshaus gilt als ein architektonisches Meisterwerk der Gotik. Außerhalb des Touristenbetriebes werden Prof. Konrad Kunze, Dr. Eva Schütz sowie Mareike Hartmann das Münster vorstellen. Bei dieser Führung wird man die seltene Gelegenheit haben, die Stille des Raumes genießen zu können und ferner den Klängen der Orgel, gespielt von Kirsten Galm, lauschen zu können. Wenn Sie neugierig geworden sind, besuchen Sie die ESG und KHG Freiburg, deren Internetpräsenz un-ter http://www.esg. uni-freiburg.de/ bzw. http://www. khg-freiburg.de/. Alle weiteren hier nicht aufgeführ-ten Termine sind zudem im gemeinsamen Semesterprogramm, welches in der Turnseestraße 16 und an den Freiburger Hochschulen ausliegt, zu finden. Sebastian Kurtenacker
UNIversalis-Zeitung
IMPRESSUM Herausgeber: Helmut Schlieper Christel Jockers
Layout & Anzeigengestaltung Philipp Klett Christian Oehms
Verlag: Art Media Verlagsgesellschaft mbH Baslerstr. 29 • 79100 Freiburg
Druck: Druckzentrum Neckar-Alb, Reutlingen
Telefon: 07 61 / 72 072 Fax: 07 61 / 74 972 e-mail: redaktion@kulturjoker.de
Der Nachdruck von Texten und den vom Verlag gestalteten Anzeigen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.
Redaktionsleitung: Christel Jockers Autoren dieser Ausgabe: Christine Bruker Dr. Ulrich Druwe Konstantin Görlich Klemens Himpele Annette Hoffmann Marion Klötzer Heidi Korf Jean Michael Kramer Manuel Kreitmeier Sebastian Kurtenacker
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