3 minute read
DIE WELLEN, DIE DIE WELT BEDEUTEN HINTER DEN KULISSEN DER AIDA
DIE WELLEN, DIE DIE WELT BEDEUTEN
Kreuzfahrtschiffe sind längst zu schwimmenden Entertainment-Zentren geworden. Die deutsche Reederei Aida bietet den Passagieren auf ihren bald 13 Schiffen über 80 unterschiedliche Shows. Konzipiert und geprobt werden die Vorführungen im Hamburger Stadtteil St.Pauli. Wir haben uns hinter den Kulissen umgesehen.
Advertisement
Text: Christian Bauer
Svetlana baumelt an der Decke wie ein Schmetterling im Spinnennetz. Zehn Meter über dem Boden hat sich die Artistin in ein Knäuel aus Fäden eingerollt. Von da oben hätte sie einen perfekten Blick auf die Grosse Freiheit in Hamburgs Vergnügungsmeile Reeperbahn. Doch Neonlichtgeflimmer interessiert die 27-Jährige nicht: Ohne Vorwarnung lässt sie sich fallen, nur um kurz vor dem Boden von den acht Seilen aufgehalten zu werden – ihre Spezialität. Svetlana ist eine von knapp 600 KünstlerInnen, die auf den bald 13 Schiffen der deutschen Reederei Aida für Stimmung sorgen. Seit dem Beginn des Kreuzfahrt-Zeitalters vor etwa 125 Jahren gehört Entertainment mit zum Programm. Freilich hat sich seitdem im Bereich Unterhaltung viel getan: Keine Kreuzfahrt kommt heute noch ohne aufwenige Bühnenshows aus. Bei Aida sind das pro Jahr flottenweit über achtzig 45-minütige Formate aus 12 verschiedenen Genres: Shows im Musical-Stil, Artistik, Sing and Dance, Soloshows, Comedy, Familienshows oder bekannten TV-Formate. Täglich finden auf den Aida-Schiffen rund 30 Vorstellungen statt. Dementsprechend hoch her geht es in den Produktionsräumen im Stadtteil St.Pauli. Gesang, Tanzschritte und Musik hallen durch die Gänge. Und manchmal ein Fluch, wenn eine Übung floppt. So wie bei Svetlana, die sich mit saurer Miene aus den Seilen schält. «Es war das erste Mal, dass ich die gesamte Übung mit Musik durchgemacht habe», sagt die Ukrainerin. «Ich muss noch einiges verbessern!» Mit ihr trainieren Kraftakrobatin Sophie (30) und Seilartist Willy (28), beide aus Australien. Kunst ist international, so auch bei Aida: Um die Akrobaten, Tänzer, Sänger und Musiker zu finden, führt Aida weltweit Castings durch. «Es ist toll, so viele Nationen zu treffen», sagt Willy, der schon die dritte Saison auf den Schiffen mit dem Kussmund arbeitet.
NEWS
Ab Mitte November 2018 besteht die AIDA-Flotte neu aus total 13 Schiffen. Denn am 15. November sticht die AIDAnova zu ihrer Vor-Premieren-Reise von Bremerhaven über Oslo nach Hamburg in See. Mit diesem neuen Schiff wird auch eine neue Schiffsgeneration in Betrieb genommen: Als weltweit erstes Kreuzfahrtschiff kann die AIDAnova zu 100 Prozent mit umweltschonendem Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden. Die positive Folge: Die Emission von Stickoxiden verringert sich dadurch um bis zu 80 Prozent, die CO ² -Emissionen um 20 Prozent. Der Gast wählt beim neusten Flottenzugang aus 20 verschiedenen Kabinenvarianten und 17 unterschiedlichen Restaurants aus.
ALLES HAUSGEMACHT Im Gegensatz zu manchen anderen Entertainment-Betrieben kauft Aida die Shows oder Akrobatik-Kunststücke nicht fertig ein, sondern konzipiert das Unterhaltungs-Programm seit 2001 komplett «inhouse». Dazu gehören die Story, die Choreographie, der Sound (teilweise werden Songs extra von Orchestern eingespielt) und die Beleuchtung. Ein grosser Fokus wird zudem auf die Kostüme gelegt. «Jährlich entwerfen wir 600 neue Modelle und stellen etwa 6000 Teile her», sagt Boris Häusler, Manager Kostümproduktion. Die Bandbreite reicht von Lack- und Leder-Outfits für die Nightclubs, Tiergestalten für die Märchenspiele bis zu rauschenden Gewändern venezianischer Maskenbälle. Dementsprechend wirkt der Fundus im Keller des Hauses wie eine Asservatenkammer wunderlicher Wesen. Doch anders als die Kostüme eines Theaters, die massgeschneidert sind, werden die Kreuzfahrt-Kleider in Konfektionsgrössen gefertigt – mit einem gewissen Twist: Die Stücke sind so gearbeitet, dass sie leicht verändert werden können. «Bei der langen Laufzeit unserer Shows werden die Kostüme von unterschiedlichsten Darstellern getragen. Das heisst: Sie müssen schnell vergrösseroder verkleinerbar sein», so Häusler. «Änderungsfreundlich» nennt das der Experte. Auch hier ist freilich nicht alles Gold, was glänzt, dennoch legt man Wert auf Details. «Für die Glitzerelemente nehmen wir Swarovski-Steine», erläutert Häusler. «Die Zuschauer sitzen in der Atrium-Bühne so nah, da braucht es Qualität.» www.aida.ch