1916 – 2016 Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum
Das Werk Pischelsdorf ist 100 Jahre alt. Viele Dinge haben sich in dieser b ewegten Zeit gewandelt. Die Werte der Donau Chemie haben jedoch Bestand: Qualität, Verantwortungsbewusstsein, Begeisterung und Leidenschaft sind Konstanten, auf die Kunden und M itarbeiter gestern, heute und morgen zählen können.
Der Industriepark Pischelsdorf liegt direkt an der Donau und ist nur 50 Kilometer von Wien entfernt. Die Partnerbetriebe am Standort profitieren von der umfassenden Infrastruktur sowie den techni schen und logistischen Service leistungen der Donau Chemie. Fßr neue Partner ist noch genug Platz.
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I N H A LT
DER KONZERN
8 Die Strategie heißt Weitblick: Die Vorstände der Donau Chemie AG über den Konzern und ihren Fahrplan für die Zukunft 12 Unternehmer auf Augenhöhe: Seit fast drei Jahrzehnten gestaltet Alain de Krassny die Donau Chemie AG. Zuerst als Manager, jetzt als Eigentümer 16 Grußworte und Gratulationen
D E R S TA N D O R T
20 Wenn aus Partnern Nachbarn werden … Die Betriebe in Pischelsdorf profitieren von der Lage, der Infrastruktur, vielen ServiceAngeboten und Synergien 28 Nicht nur, wenn’s brennt: Die Betriebsfeuerwehr ist rund um die Uhr im Einsatz und teilt ihr Wissen mit den Kunden 30 Die ersten 100 Jahre: Die bewegte Geschichte des Werks Pischelsdorf. Außerdem: Richard Richter und „sein“ Museum Zwentendorf
DIE PRODUKTION
40 Forschung und Entwicklung: Alexander Liska erklärt, wie innovative Produkte entstehen und was Marktwissen und Trends damit zu tun haben 44 Produktpalette: Was wird in Pischelsdorf hergestellt und vertrieben? Übersicht über Produkte und Leistungen des Standorts 46 Zu Besuch im Labor: Das Forscher-Team ist für alle Business Units im Einsatz und arbeitet laufend an der Optimierung der Produkte
D I E M I TA R B E I T E R
52 Die Belegschaft kommt immer zuerst: Zentralbetriebsrat Erich Tellian ist das Bindeglied zwischen Mitarbeitern und Geschäftsleitung 54 Ein Tag in der Schwefelsäureanlage: Meister Heinz Zwinger sorgt dafür, dass bei der Schwefelsäureproduktion alles glatt läuft 4
E D I TO R I A L
Wie schafft man erfolgreich 100 Jahre? „Ich bin vor 30 Jahren übergangsweise zur Donau Chemie gekommen“, pflegte unser (heute pensionierter) Mitarbeiter Dr. Rainer Wiesböck zu sagen. Er war nicht das einzige Urgestein: Immer wieder erleben wir in Pischelsdorf, dass ein Mitarbeiter seine 40-jährige Betriebszuge hörigkeit feiert. Genau diese Urgesteine sind es, die einem Standort wie unserem zu einer eindrucksvollen Erfolgsstory verhelfen. Jene Menschen, die während langer Zeit Wissen ansammeln und es gerne mit anderen teilen. Die vielen Erfahrungen sind unser Schlüssel zum Erfolg: Jetzt feiern wir 100 Jahre Werk Pischelsdorf – und das in einer kurzlebigen Zeit wie heute! Für mich persönlich ist es ein dreifaches Jubiläum: Ich bin zudem nun zehn Jahre bei der Donau Chemie, davon ein Jahr als allein verantwortlicher Werksleiter. Man könnte sagen, ich bin selbst auf dem besten Weg, ein Pischelsdorfer Urgestein zu werden.
Dr. Alexander Liska Werksleiter Donau Chemie Pischelsdorf
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Business Units › Chemie: Produktion anorganischer Chemikalien, Wassertechnik › Donauchem: Distribution von Chemikalien, maßgeschneiderte Mischprodukte › Donau Kanol: Konsumgüter (Kosmetik, Haushaltsreiniger, Flüssigdünger, technische Produkte) › Donau Carbon: Aktivkohle (Reaktivierung, Imprägnierung, Entsorgung)
Donau Chemie AG
294 Mio. Euro Umsatz*
11 Mio. Euro Ergebnis*
Die vergangenen 10 Jahre
+49 % Umsatz
+46 % Mitarbeiter
140 Mio. Euro Investitionen
* Wirtschaftsjahr 2014/15 (Stand September 2015), Donau Chemie AG (Konzern konsolidiert)
DER ÂKONZERN
James Schober, Franz Geiger und Bogdan Banaszczyk setzen auf nachhaltige Expansion.
Die Strategie heißt Weitblick Franz Geiger, James Schober und Bogdan Banaszczyk bilden den Vorstand der Donau Chemie Gruppe. Im Interview erklären sie, wie sie mit vorausschauenden Investitionen, gut ausgebildeten Mitarbeitern und einem Fokus auf Sicherheit, Qualität und Umwelt den Erfolg des Unternehmens sichern.
Die Donau Chemie Gruppe ist in den vergangenen Jahren punkto Umsatz, Ergebnis und Mitarbeiterzahl deutlich gewachsen. Was ist Ihr Erfolgsrezept? JAMES SCHOBER: Ganz entscheidend ist der Faktor Mensch: Wir forcieren die Aus- und Weiterbildung, weil wir auf bestens qualifizierte und eigenverantwortliche Mitarbeiter setzen. Auch eine gesunde Work-Life-Balance ist uns wichtig. Über das Programm Great Place to Work erfahren wir viel über die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter und können entsprechend reagieren.
BOGDAN BANASZCZYK:
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Im Rahmen unseres Kontinuierlichen VerbesserungsProgrammes (KVP) wird jeder Einzelne motiviert, kreative Vorschläge einzubringen, um zum Beispiel die Effizienz zu steigern. Welche weiteren Stärken sehen Sie bei der Donau Chemie Gruppe? FRANZ GEIGER: Als Familienbetrieb sind wir langfristig orientiert, solide finanziert und jagen nicht kurzfristigen Gewinnen nach. Seit 2006 haben wir deshalb 140 Millionen Euro investiert. Eine Stärke ist sicher auch, dass wir entwickeln, produzieren und unser Portfolio für unsere
DER KONZERN
Kunden durch den Handel und Services ergänzen. Das wirkt über den Konjunkturzyklus ausgleichend und ist eine Absicherung für die gesamte Gruppe. Wir haben einen starken Fokus auf SUQ – Sicherheit, Umwelt und Qualität. Das bezieht sich nicht nur auf die Arbeit mit Chemikalien: Sicherheit bedeutet auch, keine unnötigen unternehmerischen Risiken einzugehen. Außerdem werden wir immer wieder für unsere Kundenorientierung und unseren guten Service gelobt. Das ist etwas, womit man sich in unserer Branche oft besser von der Konkurrenz abheben kann als mit Produkten.
BANASZCZYK:
Wie ist das Wachstum der vergangenen Jahre zustande gekommen? SCHOBER: Bei Basischemikalien ist die Donau Chemie kontinuierlich in kleinen Schritten gewachsen. In der Wassertechnik waren auch größere Schritte nach Osteuropa dabei – zum Beispiel die Eröffnung eines neuen Produktionsstandorts in Ungarn.
„Es ist eine Mär, dass die Großen die Kleinen fressen: Die Schnellen fressen die Langsamen.“ James Schober, Mitglied des Vorstands und Leiter der Business Unit Chemie
GEIGER: Auch auf den Philippinen haben wir 2011 ein neues Werk zur Produktion qualitativer Aktivkohlen aus Kokosnussschalen eröffnet. 2013 wurde eine Produktion für Mittel zur Wasserbehandlung in Ungarn errichtet und im Juli 2016 ist ein weiterer Standort für Aktivkohle produktion in Florida dazugekommen. Insgesamt sind wir mit Produktion und Vertrieb mittlerweile in elf Ländern mit acht Produktionswerken und zwölf Distributions standorten vertreten.
Wie verändert sich der Markt für Chemikalien? BANASZCZYK: Lokale Regulierungen werden durch europäische ersetzt, diese werden immer strenger. Da hat es sich bewährt, dass wir vorausschauend investieren und uns an höheren Standards als den aktuell vorgeschriebenen orientieren. Es ist nämlich eine Mär, dass die Großen die Kleinen fressen: Die Schnellen fressen die Langsamen.
SCHOBER:
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Die Märkte werden volatiler, da muss man rasch agieren können. Die Chemiebranche ist auch stark vom Ölpreis und von der Entwicklung Europas als Industriestandort abhängig – geht’s der Industrie gut, geht’s der Donau Chemie Gruppe auch gut. Handymodelle kommen und gehen, aber N atronlauge bleibt Natronlauge. Wie kann man als Chemie- Unternehmen innovativ sein? GEIGER: Unsere Innovationen sind vielleicht nicht so aufsehenerregend wie die von Apple, aber wir entwickeln erfolgreich neue Produkte für spezielle Anwendungsgebiete – für und mit unseren Kunden. Zum Beispiel extrahochreine Salzsäure oder Produkte zur Abwasserbehandlung, die Spurenstoffe wie Hormone oder Medikamentenrückstände herausfiltern. Und auch in der begleitenden Dienstleistung gilt es, innovativ zu sein. Bei uns laufen erste Projekte zum Thema Industrie 4.0, wo es um die Vernetzung zwischen Lieferanten und Kunden geht. Welche Pläne haben Sie für den Standort Pischelsdorf? SCHOBER: Es wird bald die nächsten Investitionen geben, zum Beispiel in ein Versuchsdrehrohr zur Intensivierung der Aktivkohle-Entwicklung. Pischelsdorf wird auch mehr zur „verlängerten Werkbank“ für die Industrie – zum Beispiel wollen Unternehmen statt einzelner Rohstoffe vermehrt fertig konfektionierte Mischungen von uns beziehen. Es liegt auch in unserem Interesse, Folgeprodukte von hier produzierten Chemikalien zu entwickeln und herzustellen. Die Donauchem betreibt in Pischelsdorf schon jetzt das modernste Chemie-Distributionslager Österreichs. Wir werden aber weiter investieren, speziell um es besser für Chemikalien für die Lebensmittel- und Pharmabranche zu rüsten. Für diese gelten besondere Lagervorschriften, was zum Beispiel die Feuchtigkeit und Temperatur betrifft.
BANASZCZYK:
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„Unsere Innovationen sind vielleicht nicht so aufsehenerregend wie die von Apple, aber wir entwickeln erfolgreich neue Produkte für spezielle Anwendungsgebiete.“ Franz Geiger, Vorstandsvorsitzender
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FRANZ GEIGER
Seit September 2008 ist Franz Geiger im Vorstand der Donau Chemie und seit November 2009 Vorstandsvor sitzender. Davor war der ausgebildete Betriebstechniker 20 Jahre lang Vorstand und Geschäftsführer internationaler Industrieunternehmen. JAMES SCHOBER
Seit Mitte Mai 2009 ist James Schober im Vorstand und für die Business Unit Chemie hauptverantwortlich. Der an der Universität für Bodenkultur ausgebildete Kulturtechniker arbeitete früher schon jeweils fünf Jahre im Anlagenbau und in der Planung international. Zuletzt leitete er acht Jahre lang bei der Donau Chemie die Wassertechnik. BOGDAN BANASZCZYK
Seit Jänner 2012 ist Bogdan Banaszczyk im Vorstand der Donau Chemie. Er ver antwortet das Vorstandsressort Distribu tion der Donau Chemie Gruppe und ist neben dieser Aufgabe Geschäftsführer der Donauchem Polen.
„Die Donauchem betreibt in Pischelsdorf schon jetzt das modernste ChemieDistributionslager Österreichs. Wir werden aber weiter investieren.“ Bogdan Banaszczyk, Mitglied des Vorstands und Geschäftsführer der Donauchem Polen
Beim Thema Umwelt gibt es große Vorbehalte und Skepsis gegenüber Chemiebetrieben. Was tut die Donau Chemie Gruppe, um das zu ändern? SCHOBER: Sehr viele unserer Produkte dienen dem Umweltschutz: Denken Sie an Fällungsmittel für Abwasser und Trinkwasser oder an Aktivkohle, die in vielen Filtern eingesetzt wird. Leider sieht das kaum jemand, die Chemie wird von den meisten nur mit Unglücken assoziiert. GEIGER: Wir investieren auch viele Millionen in nachhaltige Produktion. Durch unser Wasserkraftwerk in Landeck, die Turbine in Pischelsdorf und die Dampfauskopplung bei der Salzsäureproduktion in Brückl haben wir 125.000 Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr eingespart – das ist so viel, wie rund 60.000 Autos verursachen. Die umweltfreundliche Membranelektrolyse gibt es bei uns seit 1999, verpflichtend wird sie ab 2018. Da waren wir beim Umweltschutz der Gesetzgebung 20 Jahre voraus.
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Seit 1987 leitete Alain de Krassny das Unternehmen, zehn Jahre später kaufte er es. Heute sitzt er dem Aufsichtsrat vor.
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„Als Eigentümer habe ich den Freiraum, den Großteil des Gewinns zu reinvestieren.“ Alain de Krassny, Aufsichtsratsvorsitzender
Unternehmer auf Augenhöhe Seine Wurzeln sind französisch, sein Führungsstil ist „österreichisch“, wie er sagt – nämlich nahe an den Mitarbeitern. Alain de Krassny gestaltet die Donau Chemie Gruppe seit fast drei Jahrzehnten: erst als Manager, nun als Eigentümer.
Er kann es nicht lassen: Wenige Jahre nachdem Alain de Krassny sich aus dem operativen Geschäft der Donau Chemie zurückgezogen hat, steht er nun wieder mitten im Tagesgeschäft eines Chemieunternehmens. Kem One heißt seine neue Aufgabe und ist ein französischer PVCHersteller, den de Krassny in äußerst sanierungsbedürftigem Zustand übernahm. Seit gut zwei Jahren wird nun in großem Stil investiert, um das Unternehmen wieder fit zu machen. Krieg und Frieden In der Geschichte eines der französischen Standorte von Kem One findet sich eine interessante, wenn auch unrühmliche Parallele zu jener des Werks Pischelsdorf der Donau Chemie: Beide wurden im Ersten Weltkrieg gegründet – zur Chlorproduktion bzw. Sprengstoffherstellung. 100 Jahre später sind die einst militärisch genutzten Fabriken verfeindeter Nationen nun moderne Chemieunternehmen in einem friedlichen Europa – mit einem gemeinsamen Eigentümer. „Ein Zufall“, sagt de Krassny, „aber er zeigt, wie sich die Welt verändert hat.“
Auch unter der Führung von de Krassny zeigen sich Parallelen der Unternehmen. Seit 1987 war er Vorstandsvorsitzender der Donau Chemie, bevor er 1997 vom Manager zum Eigentümer wurde. Als solcher fuhr er ebenfalls ein Investitionsprogramm, um die Gruppe auf Vordermann zu bringen. „Ich habe davor 27 Jahre für Konzerne gearbeitet und hatte immer viele Pläne, wie man die Firmen entwickeln kann“, erzählt de Krassny. „Als Generaldirektor hatte ich dabei zwar durchaus Freiräume, aber nie den Gestaltungsspielraum, den ich mir gewünscht habe. Als Eigentümer dagegen bin ich nicht an eine Dividende gebunden, sondern kann den Großteil des Gewinns reinvestieren.“ Deshalb sieht die Donau Chemie heute ganz anders aus als noch vor 20 Jahren – und auch das Werk Pischelsdorf, das vom Produktionsstandort zum Industriepark ausgebaut wurde. Stabilität durch Breite Alain de Krassny stellte die Unternehmensgruppe im Lauf der Jahre breiter auf und ließ sie geografisch expandieren. Auch dank „Opportunitäten, die nicht vorhersehbar 13
waren“, reicht das Produktportfolio heute von Aktivkohle über Wassertechnik bis zu Kosmetika. „Viele Unternehmensberater würden wahrscheinlich sagen: Konzentrieren Sie sich auf ein Feld und stoßen Sie den Rest ab“, erklärt de Krassny. „Kem One hat zum Beispiel nur drei Produkte. Aber das ist eine andere Strategie. Die Diversifizierung bringt der Donau Chemie Gruppe Stabilität, auch bei konjunkturellen Schwankungen.“ In Österreich wirke außerdem ein weiterer Faktor stabilisierend, meint de Krassny: „Die Sozialpartnerschaft ist eine große Stärke. In Frankreich gibt es konkurrierende Gewerkschaften, die sich mit ihren Forderungen gegenseitig überbieten.“ Die Streiks in Frankreich im Frühjahr haben Kem One mehrere Millionen gekostet. „Dabei haben meine Leute gar nicht gestreikt, aber zum Beispiel die Hafenarbeiter.“
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ALAIN FRANÇOIS MARCEL DE KRASSNY
Geboren 1942 in Nizza Verheiratet mit Isabella de Krassny 2 Söhne (geboren 1982, 1984) Diplom-Ingenieur in Chemie (1966, Lille) Master of Science in Physikalischer Organischer Chemie (Berkeley, 1968) Master of Business Administration (Fontainebleau, 1972) 1962: Praktikum am Donau Chemie Standort Brückl 1972: Eintritt in die Gruppe Rhône-Poulenc (Hauptaktionärin der Donau Chemie AG) 1987 bis 2009: Vorstandsvorsitzender der Donau Chemie AG 1997: Übernahme der Donau Chemie AG durch Management-Buy-out seit 2009: Aufsichtsratsvorsitzender der Donau Chemie AG seit 2013: Hauptaktionär und Präsident (Vorstandsvorsitzender) der Kem One SAS
Ein umgänglicher Chef Dass die Belegschaft von de Krassnys Unternehmen sich nicht an den Streiks beteiligte, hat einen guten Grund: seinen Managementstil. „Ich bin viel in den Werken unterwegs, spreche persönlich mit den Leuten. Das habe ich auch bei der Donau Chemie immer gemacht, solange ich operativ tätig war. In Frankreich ist man das nicht gewohnt – die Manager sind dort viel distanzierter als in Österreich.“ Diese Nähe zu den Mitarbeitern zeigt Wirkung: „Eine große französische Gewerkschaft bezeichnet Unternehmer gerne als Gauner. Aber das nimmt man ihr bei mir nicht ab – dass ich ein Gauner sein soll, ist unglaubwürdig.“ Sobald die wichtigsten Investitionen in das französische Unternehmen abgeschlossen sind, will Alain de Krassny sich auch dort in den Aufsichtsrat zurückziehen und mehr
Ruhe in sein Leben bringen. „Abschalten ist sehr schwer, manchmal muss man mich zwingen“, meint er. Derzeit bleiben dafür nur die Wochenenden, die er meist mit seiner Patchwork-Familie – seiner Frau und insgesamt sieben erwachsenen Kindern – verbringt. Zug um Zug „Ich werde mich wie bei der Donau Chemie weiterhin bei strategischen Fragen einbringen, aber hoffentlich auch wieder mehr Zeit für meine Familie oder zum Tennisspielen finden“, sagt de Krassny. Auch seine große Sammlung an Modelleisenbahnen könnte er dann entstauben. Ob es ihm denn besondere Freude bereitet, mit dem Pischelsdorfer Werk auch eine „große“ Eisenbahn zu besitzen? De Krassny sagt nichts. Aber sein verschmitztes Lächeln und seine leuchtenden Augen sind eine eindeutige Antwort.
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Wir halten Kurs
Auf die nächsten 100 Jahre! Nicht viele Betriebe erleben ihr hundertjähriges Jubiläum. Dafür ist eine vorausschauende, nachhaltige Unternehmenspolitik nötig. Das ist genau unser Ansatz: Wir sind nicht auf kurzfristigen Gewinn, sondern langfristigen Bestand ausgerichtet. Die ersten 100 Jahre des Standorts Pischelsdorf sollen nicht die letzten gewesen sein. Deshalb haben wir in der Vergangenheit viel in das Werk und den Industriepark investiert und werden das auch weiterhin tun. Mein Dank gilt den Mitarbeitern, von denen viele seit Jahrzehnten dabei sind. Sie haben diese Erfolgsgeschichte ermöglicht.
Dipl.-Ing. Alain de Krassny, Aufsichtsratsvorsitzender der Donau Chemie AG
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Das 100-Jahr-Jubiläum des Donau ChemieStandorts Pischelsdorf beweist: Wer beständig und verlässlich eine hervorragende Leistung für seine Kunden erbringt, wird dafür belohnt. Unser Wertesystem und ökologisches Verantwortungsbewusstsein haben ebenso wie laufende Investitionen in die Zukunft, exzellente Produktqualität und engagierte Mitarbeiter den Erfolg des Industrieparks ermöglicht. Obwohl sich Märkte und Rahmenbedingungen laufend verändern, halten wir auch in Zukunft diesen Kurs. Denn das ist die beste Voraussetzung für 100 weitere erfolgreiche Jahre.
GD Ing. Franz Geiger, Vorstandsvorsitzender der Donau Chemie AG
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Vorzeigeunternehmen in Niederösterreich 100 Jahre Donau Chemie Pischelsdorf 1916 begann die Industrieentwicklung im Tullnerfeld und damit auch in Zwentendorf/ Donau – mit vielen Erfolgen, aber auch Rückschlägen und Opfern im Zweiten Weltkrieg. Der Staatsvertrag ermöglichte den Ausbau des Standorts, die Erzeugung neuer Produkte und neue Arbeitsplätze. Gut für viele Familien, gut für die Gemeinde und die Basis konstruktiver Zusammenarbeit. Dass wir heute Industrie- und Energiegemeinde sind, beruht maßgeblich auf der Entwicklung der Donau Chemie. Dafür gebührt ein großes Dankeschön Alain de Krassny und seinen Mitarbeitern sowie allen Partnerbetrieben und deren Beschäftigten. Weiterhin viel Erfolg und herzliche Gratulation zum Firmenjubiläum!
Niederösterreich ist ein Unternehmerland. Unsere Unternehmen sind der Motor für Wachstum, für Wohlstand und Beschäftigung in unserem Land und daher von unglaublichem Wert. Das stellt auch das Jubiläum 100 Jahre Donau Chemie Pischelsdorf unter Beweis. Im Industriepark Pischelsdorf zeigt die Donau Chemie vorbildhaft, wie Chemie und Umweltfreundlichkeit wunderbar miteinander in Einklang gebracht werden können – bei den Produkten selbst wie auch bei der Produktion. Dazu und zum hundertjährigen Bestehen gratuliere ich sehr herzlich und wünsche weiterhin alles Gute und viel Erfolg.
Dr. Erwin Pröll, Landeshauptmann von Niederösterreich
Ing. Hermann Kühtreiber, Bürgermeister Marktgemeinde Zwentendorf/Donau
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Der Industriepark Pischelsdorf ist über Straße, Schiene und Wasser erreichbar
600.000 m
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Werksfläche
Bahn
Schiff
15 km 3
650 m 5
Schienennetz
Lokomotiven
1,2 Mio. Tonnen
Transportaufkommen/Jahr
Kaimauer an der Donau
Entladeeinrichtungen
0,5
Mio. Tonnen Umschlag/Jahr
DER STANDORT
Wenn aus Partnern Nachbarn werden … … oder umgekehrt: Im Industriepark Pischelsdorf profitieren die Betriebe von der perfekten Lage, den Service-Angeboten und den Synergien untereinander.
Wenn man im Industriepark herumfragt, was außergewöhnlich an Pischelsdorf ist, loben alle Mieter die Lage: Die direkte Anbindung an Schiff, Straße und Bahn und die Wien-Nähe sind selten so wunderbar gegeben. „Hier sind wir sicher privilegiert“, so Werksleiter Alexander Liska. Auf 60 Hektar Betriebsgelände haben sich rund um die Donau Chemie in den letzten 100 Jahren viele verschiedene Unternehmen angesiedelt: von der Agrana mit ihrer Bio-Ethanol-Erzeugung und dem Gas-Profi Air Liquide über den Latex-Erzeuger BASF und die Transportfirma Schildecker bis zum Düngemittelhersteller Timac Agro. Immer mehr, vor allem international erfolgreiche Unternehmen schätzen den Industriepark Pischelsdorf mit seiner trimodalen Logistik. 20
Alles da, was man braucht Die günstige Verkehrslage ist nur einer von vielen Vorteilen. Dank der Donau Chemie sind für neu Zugezogene nämlich viele Fragen beantwortet, auf die Unternehmen an neuen Standorten eine Antwort finden müssen. Wer woanders „auf der grünen Wiese“ baut, muss sich um Strom, Wasser, Gas und Kanalsystem selbst kümmern. In Pischelsdorf ist diese Infrastruktur bereits vorhanden. Partnerbetriebe können zudem die Logistik der Donau Chemie nützen. Ob Portier, Ersatzteillager, Telefonzentrale oder Tankstelle – alles ist am Gelände verfügbar. Die Werkstätten kümmern sich um elektrische und mechanische Anforderungen wie Leittechnik, A utomation,
D E R S TA N D O R T
Der Hafen, wo alles zusammenläuft: Schüttgüter eignen sich besonders für den umweltfreundlichen Wasserweg.
DIE VORTEILE AUF EINEN BLICK
› S traßen-, Bahn- und Schiffsanschluss › T echnik (Planungsbüro, Werkstätten, Materialverwaltung)
› L ogistik (Beschaffungs-, Distributions-, Verkehrs- und Lagerlogistik)
› F reiflächen für Betriebsansiedelungen ›H öchste Sicherheit durch Betriebsfeuerwehr
Eigene Gleisanlagen machen den Transport der Güter zum Schienennetz der ÖBB einfach möglich.
Antriebstechnik oder Bauleitung und Wartung von Maschinen. Ein technisches Büro bietet Planungs- und Konstruktionsleistungen für Maschinenbau und Ver fahrenstechnik. Das Materiallager hält 5.000 verschiedene Artikel bereit und es gibt eine Waggon- und LKW- Reinigungsanlage, betrieben von der Firma Schildecker (siehe S. 23). Aber damit nicht genug: Auch das Thema Sicherheit wird in Pischelsdorf großgeschrieben: Rund um die Uhr und das ganze Jahr über versieht die auf chemische Belange spezialisierte Betriebsfeuerwehr (siehe S. 28) im Industriepark ihren Dienst. Mit Energie versorgt Das nahe EVN-Kraftwerk Dürnrohr versorgt die Anlage mit Strom. Andererseits wird die Reinigungsanlage der Firma Schildecker mit Industrieabwärme betrieben. Sogar Kohlendioxid, das oft nur als umweltbelastendes Abgas entweicht, wird hier wirtschaftlich genutzt. Auch andere Partnerbetriebe am Gelände arbeiten eng zusammen. Die Werke von BASF und Timac Agro sind historisch mit der Donau Chemie und dem Standort verbunden. Doch für neue Mieter ist noch Platz genug!
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BASF Performance Products GmbH Seit 1972 wird in Pischelsdorf Latex produziert. Anfänglich gehörte die Anlage zur Donau Chemie, wechselte mehrmals den Eigentümer, bis BASF diese 2009 übernahm. In den letzten zehn Jahren entwickelte sich das Unternehmen zum führenden Anbieter in der Region und steigerte laufend die Produktionskapazität. Auch ein Teil des Europavertriebs läuft von Pischelsdorf aus. Harald Pflanzl, Head Sub-Region Central Europe: „Vor allem die Flexibilität und rasche Reaktionszeit des Standorts Pischelsdorf wird von den Kunden sehr geschätzt.“ Mitarbeiter: 40 Geschäftsbereiche: Styrol-Butadien-, Styrol-Acrylat-, Styrol-Batadien- Acrylnitril-Dispersionen Kunden: alle Hersteller von gestriche nen Papieren und gestrichenem Karton in der Region Produktion: 100.000 Tonnen Latex pro Jahr www.basf.at
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Timac Agro Düngemittelproduktions- und HandelsgmbH Als Teil der international agierenden Roullier-Gruppe bietet Timac Agro Österreich erstklassige Lösungen im Bereich Pflanzen- und Tierernährung an. Das Werk, das bis 2005 zur Donau Chemie Gruppe gehörte, sei „ein idealer Standort“, so Marion Brouard, Geschäftsführerin von Timac Agro Österreich. Beide Unternehmen arbeiten eng zusammen. Besonders hervorzuheben sind die Werksinfrastruktur sowie die Schiffs- und Bahnanbindung der Donau Chemie, die eine reibungslose Rohstoffund Warenlogistik für Timac Agro ermöglichen. Mitarbeiter: 100 Geschäftsbereiche: SpezialitätenDüngemittel, Futterergänzungsmittel, DC-Düngemittel Kunden: Marktfruchtbetriebe, Zucht-, Mast- und Milchviehbetriebe, Obst-, Gemüse- und Weinbauern sowie Sport- und Golfanlagen Produktion: 250.000 Tonnen Dünger pro Jahr www.at.timacagro.com
D E R S TA N D O R T
Schildecker Transport GmbH
Air Liquide Austria GmbH
Für einen Logistik-Profi wie Schildecker ist Pischelsdorf als Standort optimal. Durch die direkte Nachbarschaft zu seinen Kunden kann das Unternehmen maßgeschneiderte Logistikkonzepte anbieten. Dafür steht unter anderem auch eine Tankreinigungsanlage für Transportbehälter – egal ob es sich um einen Tankwagen, 200-Liter-Fässer, IBCs (Container für flüssige und rieselfähige Stoffe) oder einen Eisenbahnkesselwagen handelt – zur Verfügung. Hier wird auch industrielle Abwärme für die Erzeugung von Warmwasser und Dampf genutzt. 2007 hat sich der familiengeführte Betrieb hier angesiedelt. Geschäftsführer Karl Schildecker zieht zufrieden Resümee: „Hier können wir uns entwickeln und unsere Ideen umsetzen.“ Der „Hausherr“, die Donau Chemie, ist ein langjähriger Schildecker-Kunde.
Umweltfreundliche Synergien: Der Weltmarktführer bei Gasen für Industrie, Medizin und Umweltschutz gewinnt in Pischelsdorf seit 2012 aus pflanzlichen Gärprozessen natürliches Kohlendioxid: Wenn Agrana Bio-Ethanol produziert, fällt dieses vielseitig einsetzbare Gas dabei an – und Air Liquide bereitet es in seiner CO2-Reinigungs- und Verflüssigungsanlage für seine Kunden auf. Geschäftsführer Christian Tomsen: „Statt die Umwelt zu belasten, wird Kohlendioxid zu einem wertvollen Stoff aus erneuerbarer Quelle.“
Mitarbeiter: 48 Geschäftsbereiche: Transport und Logistik, Tankreinigung, Tankstelle Kunden: Chemie, Lebensmittel, Pharma/Europa; 121 aktive Kunden Kennzahlen: 200.000 Tonnen Transportvolumen, 3.000.000 km Laufleistung, 4.500 abgewickelte Reinigungsaufträge pro Jahr www.schildecker.at
Agrana Beteiligungs-AG 2005 errichtete der Zucker- und StärkeHersteller Agrana sein Bioethanol-Werk in Pischelsdorf. Johann Marihart, Vorstandsvorsitzender von Agrana, bezeichnet diese Möglichkeit als „Glücksfall“ und lobt die Logistik der Donau Chemie. Darum entschied sich das Unternehmen, auch die Weizenstärkeproduktion auf dem 14 Hektar umfassenden Areal anzusiedeln – mit Verdoppelungsoption. „Und dank der Weitsicht von Alain de Krassny liefern wir nun das bei der Gärung anfallende CO2 an unseren Nachbarn Air Liquide“, sagt Johann Marihart.
Mitarbeiter: 4 Geschäftsbereiche: Vertrieb und Produktion von technischen und medizinischen Gasen Kunden: ca. 30.000 in Österreich aus allen Industriebereichen Produktion: 80.000 Tonnen CO2 pro Jahr für die Getränkeindustrie, Konservierung, Kühlung und Abwasserneutralisation www.reinesCO2.at
Mitarbeiter: 150 Geschäftsbereiche: Zucker, Stärke, Frucht Kunden: Zentral-, Ost- und Südosteuropa Produktion: 250 Mio. Liter Bioethanol, 100.000 Tonnen Weizenstärke plus Nebenprodukte pro Jahr www.agrana.com 23
„Schwefelsäure zu produzieren, ist eine Kunst“ James Schober, Leiter der Business Unit Chemie, verrät, wie der Standort Pischelsdorf einem „trivialen“ Produkt zum Erfolg verhilft.
Wie läuft das Geschäft in wirtschaftlich unsicheren Zeiten? JAMES SCHOBER: Eigentlich sehr gut, und ich nenne dazu auch ein Beispiel: Schwefelsäure ist weltweit eines der am häufigsten hergestellten chemischen Produkte, also eine eher triviale Handelsware. Das heißt aber auch, dass es einen hohen Konkurrenzdruck gibt. Wir haben aber trotzdem keine Absatzschwierigkeiten, beliefern sogar einen renommierten Batteriehersteller in Spanien. Und wie gelingt Ihnen das? SCHOBER: Natürlich muss vorrangig die Qualität, die Reinheit des Produkts passen. Große Mengen Schwefelsäure auf gleichbleibend hohem Niveau zu produzieren – das ist aber die wirkliche Kunst und Teil unserer Erfolgsformel. Wir beweisen tagtäglich, dass wir das können! Das können aber andere auch? Vielleicht. Aber einerseits bieten wir Liefersicherheit, andererseits sind wir flexibler. So gehört es
SCHOBER:
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zu unserer Firmenphilosophie, Kunden selbst bei plötzlich auftretenden Engpässen nicht im Stich zu lassen – selbst dann, wenn solche Situationen an Wochenenden eintreten. Dazu gehören hoch motivierte Mitarbeiter mit Erfahrung, Kompetenz und Leidenschaft. Das findet man in der Branche nicht oft. Die Kunden schätzen das enorm, besonders, wenn es um heikle Güter wie Schwefelsäure geht. Da passt einfach das Gesamtpaket, selbst unsere Betriebsfeuerwehrleute sind in der Branche berühmt für ihre hohe Expertise. Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Partnerbetrieben im Industriepark aus? SCHOBER: Hier stimmt die Chemie im besten Sinn des Wortes: Viele beliefern wir seit Jahren. Im Industrie park Pischelsdorf profitieren sie zudem von unserer Infrastruktur. Arbeiten Sie mehr in Pischelsdorf oder in Wien? Weder noch, ich bin bei den Kunden unterwegs und fast nie im Büro!
SCHOBER:
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„Wir lassen unsere Kunden auch bei plötzlich auftretenden Engpässen nicht im Stich.“ James Schober, Mitglied des Vorstands und Leiter der Business Unit Chemie
ALLE WEGE FÜHREN NACH P ISCHELSDORF
Schiffe: Die Donau macht’s möglich Kostengünstig und umweltfreundlich ist der Transport via Wasserstraße. Für die Partnerbetriebe steht eine 650 Meter lange Umschlagslände an der Donau mit modernster Entladeinfrastruktur bereit. Die Donau Chemie kümmert sich um die Verschiffung – vom Frachtbrief bis zum Kran. Schiene: Drei Lokomotiven im Einsatz Die werkseigene Bahn bewegt jährlich mehr als 1,2 Millionen Tonnen Güter. Drei Lokomotiven transportieren die Fracht auf 15 Kilometern Gleisanlagen nach Moosbierbaum. Dort trifft die Werksbahn auf das österreichische Bahnnetz. Straße: Freie Fahrt für LKW Pischelsdorf liegt verkehrsgünstig, nahe der A22. In einer halben Stunde erreicht man die Anschlussstelle der A1 bei St. Pölten. Nach Wien sind es knapp 50 Kilo meter und der Flughafen Wien-Schwe chat ist weniger als eine Stunde entfernt. 25
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DONAU CHEMIE DONAUCHEM TIMAC AGRO AGRANA BASF EVN/ATP SCHILDECKER AIR LIQUIDE
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1
Schwefelsäureanlage (Donau Chemie)
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Aktivkohleanlage (Donau Chemie)
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Betriebsfeuerwehr/Nebenwerkstätten
4 – 7 Produktion/Lager Donauchem 8
Bioethanolanlage (Agrana)
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Latexanlage (BASF)
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Kohleumschlagsanlage (EVN/ATP)
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1987 – 2007 freiwillig ab 2007 Vorschreibung durch Behörde
Einsatzbereitschaft:
0 – 24 Uhr
Nicht nur, wenn’s brennt Die Betriebsfeuerwehr der Donau Chemie ist auch für C hemieunfälle gerüstet und teilt ihr Wissen mit den Kunden.
Mannschaftsstärke:
88 Mann
Mindesteinsatzstärke:
7 Mann Feuerlöscher:
550 Stück Wandhydranten (Wasser/Schaum):
40 Stück
Sicherheit hat oberste Priorität an einem Standort wie Pischelsdorf, sei es im Umgang mit heiklen Substanzen oder in der Schulung des Personals. Die ersten 20 Jahre war die Betriebsfeuerwehr im Industriepark eine freiwillige Einrichtung, seit 2007 ist sie gesetzlich vorgeschrieben. Im Lauf der Zeit siedelten sich immer mehr Firmen aus der chemischen Industrie am Standort an. Damit wuchs auch das Feuerwehrteam – von anfänglich 50 auf mittlerweile 88 Feuerwehrmänner, die von der Donau Chemie und ihren Partnerbetrieben am Gelände gestellt werden. Im Schichtbetrieb steht die Betriebsfeuerwehr rund um die Uhr bereit. Zuständig ist sie für den gesamten Industriepark. Hauptbrandinspektor Karl Hofbauer sorgt für reibungslose Zusammenarbeit: „Sobald ein neues Unternehmen einzieht, wird es in das Sicherheitssystem und den Notfallplan integriert.“ 28
Wasserversorgung: ›
60 Hydranten
Typ A/2B mit Hydrantenkasten
4 Löschbrunnen › 150 m³ Löschbecken › Donau ›
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Die Betriebsfeuerwehr bei einer ihrer Übungen am Gelände in Pischelsdorf
PISCHELSDORF – ZENTRUM VON TUIS
Jedes Mitglied muss an mindestens sechs Übungen pro Jahr teilnehmen. Eine externe Notfallübung, bei der sämtliche Blaulicht-Organisationen aus der Region eingebunden sind, findet alle drei Jahre statt. Interne Übungen gibt es mehrere pro Monat, jeder Betrieb kommt dran. Zudem ist das Zentrum von TUIS, dem österreichischen Notfallzentrum der chemischen Industrie (siehe Kasten), in Pischelsdorf angesiedelt. Verantwortung über den Verkauf hinaus Die Fachleute der Donau Chemie teilen auch gerne ihr Wissen, wie Karl Hofbauer erklärt: „Unser Motto lautet: Produkte mit Verantwortung. Das bedeutet, wir betreuen unsere Kunden über den Verkauf hinaus.“ Unsere Sicherheitsschulungen sind für Kunden kostenlos und fast immer ausgebucht. Das Know-how der Donau Chemie in Sicherheitsfragen steht ihnen jedoch immer zur Verfügung: „Dabei spielt es keine Rolle, ob die Produkte von der Donau Chemie stammen oder von woanders“, so Karl Hofbauer.
Die Abkürzung TUIS steht für das Transport-, Unfall-, Informations- und Hilfeleistungs system der österreichischen chemischen Industrie. TUIS ist in drei Hilfeleistungsstufen (telefonische Beratung, Beratung am Unfallort, technische Hilfe am Unfallort) gegliedert. Am Standort Pischelsdorf befindet sich die Österreich-Zentrale von TUIS. Die Experten der Donau Chemie stellen ihr Fachwissen im Rahmen von TUIS zur Verfügung: › S achkenntnis über chemische Produkte, deren Transport und Entsorgung › E rfahrungsvermittlung als Unterstützung zur Unfallvermeidung › B eseitigung sowie Begrenzung von Unfall folgeschäden mit Spezialgeräten TUIS wurde 1984 gegründet und ist heute in das westeuropäische Hilfeleistungssystem „International Chemical Environment“ (ICE) eingegliedert. 29
Pischelsdorf – die ersten 100 Jahre Von der glücklosen Pulverfabrik bis zum höchst produktiven Industriepark: Der spannende Werdegang des Standorts Pischelsdorf spiegelt die österreichische Industriegeschichte des vergangenen Jahrhunderts wider. Nach zwei Weltkriegen konnte das Areal in Friedenszeiten erfolgreich ausgebaut werden und erlebt heute seine Hochblüte.
Der Heizkessel in der Kraftzentrale
1917
1916 Gründung der Firma Skodawerke Wetzler AG und Planung einer Pulverfabrik in Moosbierbaum nahe Pischelsdorf
Originalbriefkopf der Pulverfabrik Skodawerke Wetzler AG mit Werkadresse Moosbierbaum und Postadresse in Wien
„In unserer Fabrik in Moosbierbaum haben wir eine noch fortdauernde Rekonstruktionstätigkeit entfaltet und derart die begonnene Umstellung der Pulverfabrik auf einen Friedensbetrieb der chemischen Industrie fortgesetzt.“ Geschäftsbericht, 1921
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D E R S TA N D O R T
Das Labor mit Dr. Dafert, Dr. Brestak und Dr. Waldmann
1921
„Der Kurier der Firma beförderte täglich Post von Moosbierbaum nach Wien und umgekehrt und an Freitagabenden und am Ultimo eines jeden Monats mit nur einer Begleitperson Löhne und Gehälter (in bar!) von der Firmenzentrale in Wien mit dem Zug nach Moosbierbaum.“
1925
Aus: „Kinder- und Jugendjahre in der ‚Fabrik‘“, ein Zeitzeugenbericht von Wilhelmine Glas, geb. 1920 Ansicht der Fabrik Moosbierbaum
1920
Auch Superphosphat und ein Waschmittel namens „Versale“ (Bild), der Kunststoff „Resan“ und viele andere chemische Produkte wurden in jener Zeit hergestellt.
Die Kartoffelstärke-Fabrik löste die Pulverfabrik ab und war Anfang der 1920er-Jahre die einzige in Österreich.
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Die alte Kraftzentrale wurde 1929 zur Schwefelsäureanlage II umgebaut.
Moosbierbaum war in der Anfangszeit der Hauptstandort.
1929 „In der Fabrik kannten wir alle Winkel, Gräben und Gänge. Entdeckten die Buben Neues, erwarteten sie uns nach der Schule: ‚Kommt mit, wir haben einen neuen unterirdischen Gang entdeckt!‘ Wir Mädchen waren neugierig. Es waren trockene Überlaufkanäle an den Löschwasserteichen gegenüber den Betrieben Bleicherde und Versale. An den Schleusen mussten wir auf Anweisung bäuchlings durch und waren heilfroh, beim Ausstieg wieder Tageslicht zu sehen!“
1930
Aus: „Kinder- und Jugendjahre in der ‚Fabrik‘“, ein Zeitzeugenbericht von Wilhelmine Glas, geb. 1920
Beamtenhaus (links) und Kino für die Mitarbeiter (rechts) um 1930
1937
1938 Die drei Unternehmensvor läufer (Skodawerke Wetzler AG, Continentale Gesell schaft für angewandte Elektrizität, Elektrobosna) werden zur Donau Chemie zusammengefasst und in die IG Farben eingegliedert. 32
Am 26. Oktober 1937 besuchte Bundeskanzler Kurt Schuschnigg Moosbierbaum. Die neue Schwefelsäureanlage wurde von ihm offiziell in Betrieb genommen.
D E R S TA N D O R T
Teamwork im Einklang: die Werksmusikkapelle
1940
„Das Dach des Wasserturms brannte und auch das Hauptlabor. Plötzlich hieß es, die Funkmeldungen und Planquadrate strengstens zu beobachten. Zwischen AnflugWellen und Bombenabwürfen mussten wir eine Stafette bilden, um kostbare Laborgeräte und Explosionsgefährdetes zu bergen. Das hatte zur Folge, dass meine Augenbrauen und Haare nur noch Stumpen waren, versengt von den herumfliegenden brennenden Dachpappe-Fetzen vom Wasserturm.“ Aus: „Kinder- und Jugendjahre in der ‚Fabrik‘“, ein Zeitzeugenbericht von Wilhelmine Glas, geb. 1920
1945 Ende des Zweiten Welt kriegs wird ein Großteil der Anlagen in Pischelsdorf durch Bomben und Feuer zerstört. Die Donau Chemie steht unter öffentlicher Verwaltung.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Hauptlabor zerstört.
Die ausgebrannte Kraftzentrale
Die Reste der alten Kraftzentrale wurden nach dem Krieg von Mitarbeitern in der Freizeit abgetragen. Als Lohn gab es geputzte Ziegel für den Bau von Eigenheimen.
33
Die alte Werkslok diente auch bei der SMV (Sowjetische Mineralöl Verwaltung, Vorgänger der OMV).
Der Löschteich wurde auch für Badefreuden genutzt.
1950
1954
1958 Reprivatisierung der Donau Chemie. Die Aktionäre: Gruppe Nobugil, Montana, Creditanstalt
Der Hafen: schon damals wichtiger Umschlagplatz
1960 Der Wiederaufbau in Pischelsdorf begann mit der Errichtung einer Schwefelsäureanlage.
1964 Inbetriebnahme der Granulieranlage zur Herstellung von granulierten Düngemitteln und Errichtung einer modernen Phosphorsäureanlage 34
Die Grundsteinlegung für eine neue Großchemie-Produktionsstätte erfolgte am 9. Juli 1961 in Anwesenheit von Landeshauptmann Leopold Figl, Außenminister Bruno Kreisky, DC-Präsident Karl Kahane und Donau Chemie-Altpräsident Antoine Larue. (v. r. n. l.)
D E R S TA N D O R T
Im Labor wurden damals schon permanente Qualitätskontrollen durchgeführt.
1968
Donaukai mit Hafenkran
1969 Verladung der Düngemittel-Säcke auf LKW und Eisenbahnwaggons
1969
1972 Beginn der Latex-Produktion (jetzt BASF)
1973 Inbetriebnahme der zweiten Schwefelsäureanlage und einer Gipsplattenproduktion
Die Werkseinfahrt in Pischelsdorf Anfang der 1970er-Jahre
1997
1997 Alain de Krassny übernimmt durch ein Management-Buy-out die Donau Chemie von Rhone-Poulenc und Creditanstalt; 10 % der Aktien gehen an ihn und 90 % an seine Stiftung.
Die Schwefelsäureproduktion hat in Pischelsdorf Tradition.
35
2015
2007
Ansiedelung der Schildecker Transport GmbH
2008
Eröffnung der neu errichteten Produktionsgebäude von Donauchem und Donau Kanol
Bau des neuen Förderturms (für Agrana): Bis zu 300 Tonnen Weizen pro Stunde kann die Anlage aus den Schiffen aufnehmen. Zudem werden damit auch Futtermittel (ein Koppelprodukt der Bioethanol-Produktion) auf Schiffe verladen.
2008
Das Werksgelände Pischelsdorf wird zum Industriepark: Agrana errichtet ein Bioethanol-Werk.
Pischelsdorf ist bereit für die Zukunft. Am Gelände des Industrieparks wirtschaften viele international erfolgreiche Unternehmen, aber es gibt noch Platz für neue Partner.
2016 Die Donau Chemie feiert mit ihren Partnern 100 Jahre Werk Pischelsdorf. 36
D E R S TA N D O R T
HERR RICHTER UND SEIN MUSEUM
Faszination Industriegeschichte: Richard Richters Sammlung in Zwentendorf Seit seiner Pensionierung vor acht Jahren wid met sich Richard Richter dem Erhalt und Ausbau „seines“ Museums Zwentendorf a. d. Donau. In einem ehemaligen Ärztehaus am Kirchenplatz bietet es auf zwei Ebenen ein Sammelsurium an Exponaten: Man findet dort den Mahlzahn eines Mammuts genauso wie Münzen aus dem Kaiserreich oder eine Ziegelsammlung. Aber auch Ausgrabungen des Römerlagers Asturis inklusive Modell des Kohortenkastells kann man dort bestaunen. Einen eigenen Schwerpunkt bildet das Thema Industrialisierung, speziell die lokale Geschichte der Donau Chemie AG in Moosbierbaum und Pischelsdorf. Chronist der lokalen Ereignisse Der Pensionist schrieb sogar ein 500-seitiges Buch über seinen ehemaligen Arbeitgeber, das in einer Kleinauflage erschienen und mittler weile vergriffen ist. Darin beleuchtete er die Anfänge der „Skodawerke Wetzler AG“ und die Geschehnisse rund um das Werk während beider Weltkriege. Die vielen Informationen, die Richard Richter dafür zusammengetragen hat, bekam er teilweise bereits während seiner Tätigkeit bei der Donau Chemie AG: „Man hat mir damals viele Geschichten erzählt.“ Mittler weile hat er die Ausbildung zum Museumskus tos absolviert und zwei weitere ehrenamtliche Mitarbeiter für das Museum gewinnen können.
Richard Richter, geboren 1947, begann nach der Handelsschule und einem kurzen Arbeitsaufenthalt in Tirol als Lohnverrech ner bei der Donau Chemie AG im Werk Pischelsdorf zu arbeiten. 2008 ging er nach 40 Dienstjahren in Pension.
MUSEUM ZWENTENDORF
Kirchenplatz 1, gegenüber der Pfarrkirche Öffnungszeiten: jeden 1. und 3. Sonntag im Monat von 10.00 bis 12.00 Uhr Führungen finden ab 4 Personen nach Voranmeldung statt. Kontakt: Richard Richter, Tel. 0676-74 37 987 Eintritt frei! www.museum-zwentendorf.at
37
Donau Chemie Produktion von
240.000 t Schwefelsäure pro Jahr
Donau Carbon Reaktivierung und Imprägnierung von
3.500 t Aktivkohle pro Jahr
Donauchem Handel und Produktion von
50.000 t
an Säuren, Laugen, Lösungsmitteln und Mischprodukten pro Jahr
Donau Kanol Produktion und Abfüllung von
10 Mio.
Flaschen Spezialreiniger für Waschund Spülmachinen pro Jahr Abfüllung und Auslieferung von
4.500 t
Scheibenfrostschutzmittel pro Jahr
Pischelsdorf arbeitet CO2-neutral Die im Werk Pischelsdorf anfallende thermische Energie wird in Strom und Warmwasser umgewandelt, die wiederum für die Produktion eingesetzt werden.
DIE PRODUKTION
39
Seit 2010 ist Alexander Liska Leiter der Forschung und Entwicklung fĂźr die gesamte Donau Chemie Gruppe.
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DIE PRODUKTION
„In Pischelsdorf werden proaktiv innovative Güter für unsere Märkte, aber auch spezifisch für Kunden entwickelt. Manchmal in enger Zusammenarbeit.“ Alexander Liska, Leiter Forschung und Entwicklung der Donau Chemie Gruppe und Werksleiter Pischelsdorf
„In der Entwicklung haben wir noch viel vor“ In Pischelsdorf werden die Donau Chemie-Produkte der Zukunft entwickelt. Warum Marktwissen alles ist, welche Herausforderungen in der Forschung zu meistern sind und wie es in den nächsten 100 Jahren weitergehen soll, erklärt Entwicklungsleiter Alexander Liska im Interview.
Pischelsdorf liegt zwischen Zwentendorf und Tulln an der Donau. Welche Vorteile hat ein regionaler Standort für die Entwicklung? ALEXANDER LISKA: Pischelsdorf ist zwar nicht der Nabel der Welt. Die Nähe zur Großstadt Wien ist aber durchaus gegeben, die 50 Kilometer sind keine unüberwindbare Distanz. Und der Standort bietet technische Vorteile: Wir haben viel Platz und die Produktion ist vor Ort. Das ist ein großer Gewinn für die Forschung. Denn durch die direkte Kommunikation mit unseren internen Kunden am Standort ist sichergestellt, dass neue Prozesse möglichst schnell im Herstellungsalltag etabliert werden können. Wie wird festgelegt, woran geforscht wird? Das Spektrum an Entwicklungsfeldern ist sehr breit. Der entscheidende Punkt ist Wissen über den Markt: Wenn man etwas entwickelt, ohne die aktuelle Marktsituation zu kennen, scheitert man im RegelLISKA:
fall – zum Beispiel, weil die Kunden die Produkte gar nicht brauchen. Es können sich aber auch Rohstoff preise gravierend verändern, sodass es beispielsweise sinnvoll ist, für den Entkalker einer Kaffeemaschine künftig eine günstigere Säure einzusetzen. Die Impulse kommen aus dem Produktmanagement, dem Labor oder dem täglichen Betrieb, etwa wenn es um den effizienten Einsatz von Energie oder Rohstoffen geht. Nachdem der Bedarf erkannt wurde: Gibt es einen standardisierten Entwicklungsprozess? LISKA: Nein, den gibt es nicht. Vor allem im Bereich Konsumgüter kommen die Kunden oft mit einer Produktvision zu uns, die wir dann umsetzen. Aber in letzter Zeit drehen wir den Spieß auch gerne um: In Pischelsdorf werden verstärkt proaktiv innovative Güter für unsere Märkte, aber auch spezifisch für Kunden entwickelt. Das beeinflusst die Ergebniszahlen in den 41
„Forschung und Entwicklung treiben das Geschäft sichtbar voran.“ Alexander Liska, Leiter Forschung und Entwicklung der Donau Chemie Gruppe und Werksleiter Pischelsdorf
Neue Trends und gesetzliche Richtlinien: Die Forscher in Pischelsdorf müssen effizient und rasch darauf reagieren, so Liska.
e ntsprechenden Bereichen massiv. Forschung und Entwicklung treiben das Geschäft also sichtbar voran. Eine große Rolle spielen Trends. Welche waren die wichtigsten der letzten Jahrzehnte? LISKA: Die Themen variieren je nach Business Unit, weil die Produktlebenszyklen sehr unterschiedlich sind. Einige Produkte der Donau Chemie gibt es bereits seit 100 Jahren – sie sind trendresistent. Im Bereich Konsumgüter dauert es jedoch nur etwa zwei Jahre, bis sich das Produkt in irgendeiner Form wieder ändert. Hier müssen Trends – etwa Umweltschutz und Nachhaltigkeit – rascher umgesetzt werden. Unsere größte Herausforderung ist, diese Anforderungen effizient und rasch zu erfüllen. Greifen Sie auch auf externe Partner zurück? LISKA: Das hängt wiederum vom Produktlebenszyklus ab. Bei den Konsumgütern ist es schwierig, mit externen Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten. Die 42
DIE PRODUKTION
GESCHICHTE DER FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN PISCHELSDORF
meisten Entwicklungsprojekte dort sind auf mehr als ein Jahr angesetzt. Bei 90 Prozent unserer Projekte wären wir damit zu langsam. In der Wassertechnik hingegen, einer langlebigeren Sparte, gibt es interessante Kooperationen mit Universitäten. Es kommt laufend zu strengeren gesetzlichen Richtlinien und Vorgaben. Wo liegen hier die größten Herausforderungen? LISKA: Vor allem im Kosmetiksektor wird die Kennzeichnung immer wichtiger. Es gibt mittlerweile eine Vielfalt von Produktsiegeln auf diesem Markt. Deren Kriterien müssen die Produkte natürlich vollständig erfüllen. Das stellt uns immer wieder vor spannende Herausforderungen. Welches war das bedeutendste Entwicklungsprojekt in Pischelsdorf? LISKA: Das ist schwierig zu sagen, ohne den Mitbewerbern Geheimnisse zu verraten. Aber speziell in Pischelsdorf haben wir das österreichische Umweltzeichen für Scheibenfrostschutzprodukte stark forciert. Da waren wir gemeinsam mit dem Verein für Konsumentenschutz die treibende Kraft. Entsprechend haben wir unsere Produkte in diese Richtung hin optimiert.
1945: Provisorisches Betriebslabor Anfang der 50er-Jahre: Einrichtung eines modernen Labors 1967: Eröffnung des Labors in jenen Räumlichkeiten, in denen die Entwicklung auch heute noch untergebracht ist. Forschungs schwerpunkt: Düngemittel- und Gipsproduktion (als Nebenprodukt der Phosphorsäure-Herstellung) 2000: Beginn der Entwicklung im Bereich Aktivkohle 2008: Start von Donau Kanol, Forschung für Konsumgüter 2014: Komplette Renovierung des Labors (inklusive Klimaanlage) 2016: Forschung für die vier Business Units der Donau Chemie – von der Prozessoptimierung bis zur Produktentwicklung Auch an zwei weiteren Standorten der Donau Chemie findet Forschung und Entwicklung statt: In Ried liegt der Schwerpunkt auf Kosmetikprodukten, in Brückl auf der Wassertechnik.
Wie geht es in den nächsten 100 Jahren in Pischelsdorf weiter? LISKA: Wir haben noch viel vor. Zum Beispiel planen wir, ein Versuchsdrehrohr für die Aktivkohleproduktion zu errichten. Damit können wir im Kleinen simulieren, welche Auswirkungen unsere Entwicklungen im Großen haben werden. Unser übergeordnetes Ziel ist einfach erklärt: die bestehende Produktion am Standort noch zu vergrößern. 43
Die Pischelsdorfer Produktpalette Im Industriepark Pischelsdorf werden mehr als 3.000 Artikel hergestellt. Chemikalien verlassen das Firmengelände in tonnenschweren Tankwagen und großen Kanistern, aber ebenso in kleinen Sprühflaschen. Alle Branchen – Industrie, Gewerbe, Einzelhandel – werden bedient, nicht nur mit bewährten Standardprodukten, sondern auch mit individuellen Lösungen.
Konsumgüter Ob für Haushalt, Auto oder Garten: Die Donau Chemie stellt wichtige Alltagshelfer her. Diese Consumer Goods finden sich als namhafte Markenartikel und Handelsmarken in den Supermarktregalen wieder. Individuelle Verpackungslösungen und maßgeschneiderte Rezepturen werden dabei gemeinsam mit dem Kunden entwickelt. (Donau Kanol)
› R einiger, darunter auch Öko-Reinigerkonzentrate
›W interchemie rund ums Auto (Frostschutzmittel)
› F lüssigdünger:
Pflanzenpflege und -schutz
44
Aktivkohle Über 100 verschiedene Aktivkohle sorten liefert die Donau Chemie weltweit. In Pischelsdorf werden sowohl gebrauchte Aktivkohlen reaktiviert als auch mit Spezialchemikalien imprägnierte Aktivkohlen hergestellt. Im Speziellen werden die Aktivkohlen zur Wasser- und Gasreinigung eingesetzt. (Donau Carbon)
DIE PRODUKTION
Basischemikalien Pischelsdorf ist der größte Umschlagplatz für Chemikalien innerhalb der Donau Chemie Gruppe. Vom 5-Liter-Kanister bis zum 1.000-Liter-Intermediate-Bulk-Container (IBC): Kleine und große Kunden werden mit der benötigten Menge versorgt. (Donauchem)
Schwefelsäure Die Donau Chemie produziert 240.000 Tonnen Schwefelsäure pro Jahr in Pischelsdorf. Sie ist ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung von Düngemitteln, Autobatterien, Sulfaten und Waschmitteln. (Donau Chemie)
› S chwefelsäure (in unterschiedlicher Konzentration)
› S äuren und Laugen › L ösungsmittel › S alze › S pezialitäten für den Lebensmittelund technischen Sektor
› B lends & Brands (maßgeschneiderte Mischprodukte) 45
Der Härtetest: Metallblättchen werden tagelang Frostschutz mitteln ausgesetzt. So wird die Korrosion gemessen.
Auf die Mischung kommt es an Drei Entwickler und sechs Laboranten: Das eingespielte Team im Pischelsdorfer Labor ist für alle Business Units der Donau Chemie im Einsatz. Das ist in der Firmengruppe einzigartig.
Drei Gläser stehen auf dem Tisch – eines mit blauer, eines mit grüner und das dritte mit gelber Flüssigkeit. Darin sieht man Blättchen aus verschiedenen Metallen. Röhrchen, Thermometer und Schläuche schauen oben heraus, unter jedem Gefäß steht ein Apparat, der wie eine Küchenwaage aussieht, aber mit Drehreglern ausgestattet ist. „Hier testen wir unsere Frostschutzmittel auf Korrosion“, sagt Barbara Sturm im Vorbeigehen. „Wir lassen das Metall zwei Wochen in der Lösung und setzen es so Extrembedingungen aus.“ Barbara Sturm steht als Entwicklerin seit 2009 in Pischelsdorf im Labor. Schon als Kind hatte sie ein Faible für Chemie. Und sie mag es konkret: An der Universität Graz, wo sie ihr Wissen vertiefte, wurde ihr rasch klar, dass sie in die Anwendung gehen wolle und nicht in 46
DIE PRODUKTION
Barbara Sturm arbeitet als Entwick lerin im Labor der Donau C hemie. Hier kann sie ihr Wissen anwenden, neue Rezepturen austüfteln und bestehende optimieren.
die Grundlagenforschung. Nach ihrem Studium bewarb sie sich gleich bei der Donau Chemie. „Mich interessiert die Umsetzung. Hier bei der Donau Chemie sehe ich die Auswirkungen meiner Arbeit. Da kann ich vieles bewegen“, erzählt Sturm. Neues hervorbringen Die Kür jedes Labors ist die Entwicklung neuer Produkte. Da ist Wissen gefragt – aber auch Kreativität. „Klar, es gibt Rezepturen, auf die wir zurückgreifen können. Oft geht es aber vielmehr ums Ausprobieren – so lange, bis die Zusammensetzung passt“, erklärt Barbara Sturm. Als Chemikerin weiß sie, welche Auswirkungen die Beigabe eines bestimmten Stoffes auf das Ausgangsmaterial hat. Aber was ist, wenn eine Flüssigkeit trüb wird? Was gibt man bei und wie viel davon? Wie entsteht das ideale
Endprodukt, das nicht nur die perfekten Eigenschaften aufweist, sondern auch von der Kostenkalkulation her passt? Da braucht es Fingerspitzengefühl – und Einfallsreichtum. Höher, schneller, weiter Gerade der Herstellungspreis ist immer wieder Ansporn dafür, Produkte weiterzuentwickeln. Denn der Markt ändert sich und mit ihm auch die Rohstoffpreise. Da gilt es, am aktuellen Stand zu sein und auf die Gegebenheiten rasch zu reagieren. Daher müssen sich die Chemiker im Labor laufend mit der Optimierung der Rezepturen auseinandersetzen und die Prozesse im Auge behalten, denn auch hier steht Effizienz für die Forscher im Fokus. Um den Überblick nicht zu verlieren, tragen sie die Daten zu den Experimenten und den Messungen akribisch 47
Laborant Josef Leitzmüller kühlt die Aktivkohle mit üssigem Stickstoff. fl
Früher wurden verschiedene Stoffe, etwa Schwefelsäure oder Kohle, mittels Atomab sorptionsspektrometrie (AAS) auf Schwermetalle analysiert. Mit einer Gasflamme wird die zu analysierende Lösung in ihre Atome aufgespalten – je konzentrierter der Stoff, desto schwächer das Licht, das zum Detektor gelangt.
in die Labordatenbank ein – so können diese bei Bedarf detailliert ausgewertet werden. Damit die Chemie stimmt Die Datenbankpflege ist das Steckenpferd von Johannes Seif, Laborassistent bei der Donau Chemie. Aber nicht nur das: Hinter seinem Job Title verbirgt sich ein vielfältiges Aufgabenspektrum. Er kümmert sich ums Qualitätsmanagement, unterstützt bei den diversen Labortätigkeiten und sorgt dafür, dass die Zufuhr an Chemikalien aller Art niemals versiegt. Das Laborlager ist stets gut gefüllt, denn Johannes Seif bestellt alles rechtzeitig nach und achtet penibel auf die Ordnung im Warendepot. Besonders wichtig ist ihm das Thema Sicherheit: „Es hat bei uns noch nie gröbere Unfälle gegeben. Den Arbeitsschutz nehmen wir sehr ernst.“ Ohne Schutzbrille darf niemand ins Labor, bei manchen Tätigkeiten sind auch Handschuhe vorgeschrieben. Das gilt auch für die Routinearbeiten, die entscheidend sind, denn sie sichern die kontinuierlich hohe Qualität der Donau Chemie-Erzeugnisse. Jedes Endprodukt hängt maßgeblich vom angelieferten Rohstoff ab. Und so testen die sechs Laboranten etwa die Verunreinigungen im Schwefel, bestimmen den Härtegrad des Kühlwassers und analysieren die Aufnahmefähigkeit der Aktivkohle.
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DIE PRODUKTION
Im Exsikkator werden Stoffe nach deren Trocknung abgekühlt bzw. aufbewahrt, um eine Feuch tigkeitsaufnahme zu verhindern.
Teilweise kommen die Proben dafür von weit her. „Das Calcium-Karbid wird am Tiroler Standort Landeck produziert. Hier in Pischelsdorf bestimmen wir die Verunreinigung des Stoffes“, erklärt Seif. „Wir machen auch Analysen für Tochterunternehmen, wenn sie diese in ihren eigenen Labors nicht durchführen können.“ Wie schwarzer Kaffee Was Cigdem Baldede, die gerade eine Lehre in Chemieverfahrenstechnik absolviert, aus dem Apparat nimmt, sieht ein bisschen aus wie Kaffeesatz. In Wirklichkeit ist es Aktivkohle. In dem konstant auf 23 Grad Celsius temperierten Raum wird diese auf ihre Adsorptionseigenschaften getestet, indem so viel n-Butan hinzugefügt wird, bis die Aktivkohle nichts mehr aufnehmen kann. „Das ist ein Qualitätsmerkmal: Je mehr sie adsorbiert, desto besser ist der Rohstoff“, erklärt Baldede. Nach dem Vorgang entsorgt sie die Aktivkohle, die ihren
Zweck erfüllt hat und nun nicht noch einmal verwendet werden kann. Besser geht’s immer Qualität, Effizienz und Nachhaltigkeit sind die wesentlichen Treiber der Forschung und sorgen dafür, dass das Labor in Pischelsdorf nie stillsteht. Es gibt immer etwas zu verbessern, zu überprüfen oder neu zu entwickeln – auch weil das Produktportfolio der Donau Chemie viel breiter ist als jenes von Mitbewerbern. „Wir müssen auf vielen Themengebieten sehr fit sein. Das ist sicherlich etwas Außergewöhnliches“, meint Barbara Sturm. Das Labor gibt Aufschluss über die Qualität der eigenen Produkte, bildet einen Innovationspool für das Unternehmen und sichert so die Wettbewerbsfähigkeit. Das macht sich bezahlt: „Unsere Anstrengungen in Forschung und Entwicklung sind unmittelbar in den Ergebniszahlen spürbar“, freut sich Barbara Sturm. 49
Mitarbeiter der Donau Chemie im Industriepark Pischelsdorf
35
191
156
Altersstruktur*
24 100 100 23 100 23 100 26 100 5 unter 30 Jahre: 45 Mitarbeiter
30–39 Jahre: 43 Mitarbeiter
40–49 Jahre: 44 Mitarbeiter
50–59 Jahre: 50 Mitarbeiter
ab 60 Jahre: 9 Mitarbeiter
Betriebszugehörigkeit*
60 %
unter 10 Dienstjahre (114 MA)
22 % 10–29 Dienstjahre (42 MA)
18 %
über 30 Dienstjahre (35 MA) * Stand 31.7.2016
XXXXX
DIE MITARBEITER
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„Zuerst kommt immer die Belegschaft“ Das Beste für beide Seiten herausholen – das ist das Ziel von Zentralbetriebsrat Erich Tellian, der das Bindeglied zwischen den Mitarbeitern und der Geschäftsleitung der Donau Chemie ist. Im Interview erzählt er von Respekt und Wertschätzung, wie man Krisen gemeinsam bewältigt und was es mit den weihnachtlichen Golddukaten der Donau Chemie auf sich hat.
Als Betriebsrat kümmern Sie sich nicht nur um die Anliegen der Mitarbeiter, sondern sind auch im stetigen Kontakt mit der Geschäftsleitung. Was prägt Ihre Zusammenarbeit? TELLIAN: Wir haben einen sehr vertrauensvollen Umgang miteinander. Probleme können offen angesprochen werden, geregelt werden diese auf kurzem Weg. Das Klima ist fast schon freundschaftlich. Vorstand und Betriebsrat schauen, dass immer eine Win-win-Situation erzielt wird – also unterm Strich ein positives Ergebnis für Arbeitgeber und Arbeitnehmer herauskommt. Und was wichtig ist: Eigentümer Alain de Krassny stellt Werte und Nachhaltigkeit über den finanziellen Erfolg, er zeigt soziales Engagement. Bei einer Aufsichtsratssitzung drückte er es einmal so aus: „Mitarbeiter sind nicht die Fixkosten, sondern die Juwelen einer Firma.“ Zuerst wird auf die Belegschaft geschaut, nicht auf die Gewinnmaximierung. Was wird für die Mitarbeiter also konkret getan? Wir haben eine Vielzahl an Sozialleistungen. Was mir als Betriebsrat wichtig ist: Es gibt eine Erfolgsbeteiligung. Die Mitarbeiter erhalten zu Weihnachten Golddukaten – das ist wahrscheinlich einmalig in Österreich. Und seit Beste52
hen der Donau Chemie sind der 24. und 31. Dezember immer arbeitsfrei. Als Mitarbeiter könnte man freilich sagen, dass das Gehalt nie hoch genug sein kann (lacht). Die Achse Betriebsrat – Firmenleitung bezeichnen Sie als sehr vertrauensvoll. Wie steht es um das Verhältnis der Belegschaft zum Unternehmen? Bei einer Umfrage durch „Great Place to Work“ gaben neun von zehn Mitarbeitern an, dass sie sehr stolz sind, bei der Donau Chemie beschäftigt zu sein – und noch lange hier arbeiten möchten. Es gibt viele, die bei der Donau Chemie eine Lehre begonnen haben und hier auch in Pension gehen. Dass nicht allen alles passt, ist auch klar. Aber wir brauchen nichts zu verstecken, denn der hohe Grad der Zufriedenheit ist schon außergewöhnlich. Das erklärt sich doch sicher nicht nur durch die vielen Sozialleistungen, oder? Nein, auch das gute Arbeitsklima wirkt sich aus: Bei der Donau Chemie ist es geprägt von gegenseitigem Respekt und Toleranz, bei uns gibt es noch Lob und Anerkennung für die Mitarbeiter. Außerdem legen wir Wert auf Weiterbildung und bieten Aufstiegsperspektiven. Positives
D I E M I TA R B E I T E R
Erich Tellian wünscht sich, dass die Donau Chemie immer eine soziale Firma bleibt.
Soziales Engagement liegt in der Familie: Vor Erich war sein Vater Franz Zentralbetriebsrat der Donau Chemie.
Feedback bekommen wir vor allem von neu eingetretenen Mitarbeitern mit Berufserfahrung – sie kennen ganz andere Firmenkulturen. Bei uns schätzen sie den familiären Betrieb, das gesunde Betriebsklima und die offenen Vorgesetzten.
DIE STIMMEN DER MITARBEITER
In der langen Geschichte der Donau Chemie ist natürlich auch die eine oder andere Krise aufgetreten. Wie wurden diese gemeistert? Das Werk Pischelsdorf ist eigentlich immer gut gelaufen. Über den Standorten Brückl und Landeck schwebte hingegen schon das Damokles-Schwert der Schließung. In diesen schwierigen Zeiten war gemeinschaftliches Vorgehen essenziell, wir haben an einem Strang gezogen – wie immer – und damit viel erreicht. Es ist bei uns nicht so, dass ein Werk das andere ausspielt. Für den Betriebsrat steht das Verbindende stets im Vordergrund. Gekämpft haben wir auch beim Eigentümerwechsel im Jahr 1997 – damals war die Gefahr der Spaltung groß. Wir haben Wert darauf gelegt, dass die Firmen zusammenbleiben, und waren froh, dass Alain de Krassny mit seiner Erfahrung und seinem sozialen Engagement das Unternehmen übernommen hat. Das war die Rettung der Donau Chemie!
Der Betriebsrat bei Donau Chemie ist seit über 50 Jahren eng mit dem Namen Tellian verbunden.
Die Donau Chemie Gruppe hat 35 Betriebsräte, 11 davon sind Vorsitzende (Stand 2016).
ERICH TELLIAN
1990: Zentralbetriebsrat der Donau Chemie AG 1988: Betriebsratsvorsitzender im Werk Brückl und Aufsichtsratsmitglied 1971: Schlosserlehrling im Werk Brückl FRANZ TELLIAN
1968: Zentralbetriebsrat und Aufsichts rat der Donau Chemie AG bis zur Pension 1988 1957: Betriebsratsvorsitzender im Werk Brückl 1942: Schlosserlehrling im Werk Brückl
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Unternehmens? Dass es uns gelingt, unsere Kunden weiterhin zu begeistern, erfolgreich zu wirtschaften und zu wachsen. Die Donau Chemie soll immer eine soziale Firma sein. Und unserem Eigentümer de Krassny sei ein langes Leben vergönnt. 53
10.30 UHR
8.30 UHR
Ein Tag in der Schwefelsäureanlage Heinz Zwinger ist der Mann fürs Grobe. Der gelernte Flugzeugmechaniker sattelte bereits vor 35 Jahren auf die Schwefelsäureproduktion um, seit 1997 ist er Meister. Tag für Tag sorgt er dafür, dass die Anlage läuft, wenn nötig mithilfe der Elektrowerkstatt.
54
8.30 UHR
Wie jeden Donnerstag nimmt Heinz Zwinger an der Werksbesprechung teil. Hier tauschen sich die Kollegen aus, berichten über die Produktion und aktuelle Reparaturen. In der Gruppe werden wichtige Entscheidungen getroffen, beispielsweise über Investitionen. Aber auch akute Störungen stehen auf der Agenda: In der Nacht hat ein Blitzschlag einen Stromausfall verursacht, ein Teil der Schwefelsäureanlage steht still.
10.30 UHR
Gleich nach der Besprechung macht Heinz Zwinger sich auf in die Werkstatt. Mit Stefan Mittenhuber, Lehrling der Elektrotechnik im vierten Lehrjahr, bespricht er den Stromausfall. Bei dieser Gelegenheit sieht er sich auch gleich das Regelventil der Säureanlage an, das Mittenhuber auf der Werkbank hat.
D I E M I TA R B E I T E R
11.20 UHR SO ENTSTEHT SCHWEFELSÄURE
Die chemische Reaktion läuft in drei Schritten ab:
10.40 UHR
1) Verbrennung des Schwefels mit Sauerstoff, es entsteht Schwefeldioxid (S+O2=SO2) 2) Oxidation des Schwefeldioxids, daraus entsteht Schwefeltrioxid (2SO2+O2=2SO3) 3) Schwefeltrioxid reagiert mit Wasser und wird zu Schwefel säure (SO3+H2O=H2SO4) Bei allen drei Reaktionsschritten entsteht Abwärme.
10.45 UHR
10.55 UHR
10.40 UHR
Stefan Mittenhuber erfasst den Reparaturauftrag im digitalen System. Durch das Drüberziehen der Chipkarte werden die Aufgaben so ganz schnell und unkompliziert den Projekten zugeordnet.
10.45 UHR
10.55 UHR
Meister und Lehrling machen sich auf zur Anlage – im weitläufigen Firmengelände geht das schneller mit dem Fahrrad. Für ihre Sicherheit tragen sie am Werksgelände einen Helm.
Elektrolehrling Stefan Mittenhuber inspiziert den Schaltkasten der Schwefelsäureanlage. Ein paar Sicherungen sind gefallen. Das bringt er rasch in Ordnung.
11.20 UHR
Er misst auch den Strom und die Spannung. Danach zeigt der Meister dem Elektrolehrling die Anlage, die wieder uneingeschränkt läuft. 55
12.20 UHR
13.30 UHR
13.50 UHR
11.50 UHR
14.00 UHR
12.20 UHR
Gemeinsam geht es hoch hinaus: Am Säuretank kontrollieren Meister und Lehrling die Tankanzeige. Hier ist alles in bester Ordnung.
11.50 UHR
56
Nun findet Heinz Zwinger ein wenig Zeit zum Abschalten: In seiner Mittagspause mag er es ruhig. Gerne verbringt er sie an der Donau und raucht eine Zigarette. In der Zwischenzeit sitzt Stefan Mittenhuber schon bei einem Teller Spaghetti Bolognese in der Werkskantine. Die Stärkung hat er sich redlich verdient.
13.30 UHR Am Nachmittag führt Heinz Zwinger seinen täglichen Kontrollgang in der Schwefelsäureanlage durch. Die ätzende Säure läuft sicher durch die Tanks und Rohre der Anlage – der Prozess läuft im Verborgenen ab. Aber durch ein Schauglas sieht man die Flamme, die den Schwefel verbrennt.
13.50 UHR
Heinz Zwinger entnimmt eine Schwefelsäureprobe fürs Labor aus der Anlage – natürlich mit Schutzhandschuhen. Durch die regelmäßige Analyse stellt er sicher, dass das Endprodukt von kontinuierlich guter Qualität ist.
D I E M I TA R B E I T E R
14.50 UHR
14.15 UHR
16.00 UHR FAKTEN ZUR SCHWEFELSÄURE PRODUKTION IN PISCHELSDORF
› I n Pischelsdorf wird der Schwefel in › › › 14.00 UHR
Danach wäscht sich der Meister gründlich die Hände. So ist gewährleistet, dass keine Spuren der starken Säure an den Handschuhen zurückbleiben. Für Notfälle gibt es ein Wasserbecken, das rund um die Uhr und das ganze Jahr über beheizt wird. Der direkte Kontakt mit der Säure würde schwere Verätzungen und auch Verbrennungen hervorrufen.
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Derweil in der Werkstatt: Lehrling Stefan Mittenhuber repariert eine Tauchpumpe und tauscht das Laufrad aus. Die Schwefelsäure frisst sich in das Material, sodass die Pumpen regelmäßig überprüft und gewartet werden müssen.
Auf seinem Rundgang macht Heinz Zwinger auch einen Abstecher zur Ladestation. Die fertige Schwefelsäure wird hier in Stahltanks gefüllt und auf der Schiene abtransportiert. Bis zu 1.200 Tonnen pro Tag werden hier abgefertigt.
flüssiger Form in Stahltanks angelie fert, da hat er etwa 130 Grad Celsius. P ro Monat werden 5.000 bis 6.500 Tonnen Schwefel verarbeitet. I m Jahr werden etwa 240.000 Tonnen Schwefelsäure produziert. A us der Abwärme entstehen Dampf und Heißwasser, beides versorgt das Werk und umliegende Partnerbetriebe. Zudem treibt der Dampf eine Turbine zur Stromerzeugung an. Der so produ zierte Strom ist mehr, als am Standort verbraucht wird, teilweise wird er ins öffentliche Netz eingespeist.
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Feierabend! Heinz Zwinger steigt auf sein Fahrrad und fährt damit zum Parkplatz, wo sein Auto steht. 57
IMPRESSUM
Herausgeber und Medieninhaber: Donau Chemie AG, Am Heumarkt 10, 1030 Wien, Tel.: +43 1 71147-0, www.donau-chemie-group.com Für den Inhalt verantwortlich: Armin Pufitsch Fotos: Air Liquide Austria GmbH (S. 23), APA-PictureDesk/Agrana/Schedl (S. 23), BASF (S. 22), Andreas Fink (S. 22, 36), Michael Krebs (S. 20), Reinhard Lang (S. 5, 12, 14, 15, 16, 40, 42, 46, 47, 48, 49, 54, 55, 56, 57), Nikolaus Mautner Markhof (S. 3), Franz Pfluegl (S. 29), Schildecker (S. 22), Philipp Tomsich (S. 8, 9, 10, 11, 25), alle anderen: Donau Chemie Redaktion, Gestaltung & Produktion: Egger & Lerch GmbH, Vordere Zollamtsstraße 13, 1030 Wien, www.egger-lerch.at Text: Greta Lun, Michael Pitour, Brigitte Radl, Florian Streb, Renate Süß, Eva Woska-Nimmervoll Gestaltung und Produktion: Elisabeth Ockermüller, Anika Reissner Bildbearbeitung: Reinhard Lang Druck: Berger, 3580 Horn
Die Donau Chemie AG bekennt sich zur gesellschaftlichen Gleichstellung von Frau und Mann. Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter. 58