B 7243 F Deutschland
3/2010
Die christliche Zeitschrift für die ganze Familie
Südafrika vor der WM Mokoena träumt von einer besseren Zukunft
Familie So gelingt der Gottesdienst-Besuch mit Kindern
Kinderseite Katholisch – evangelisch, was unterscheidet uns? Die e zum Ausgab hen nisc Ökume tag Kirchen
Der
Glaube, der mich trägt
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6 Die Herde bewegt sich: Keiner glaubt mehr, weil er muss. Ist das für die Kirchen ein Problem oder eine Chance?
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Thema ne Ökume e 12 ab Seit
Mit Kindern Gottesdienst feiern: Ein Kirchenbesuch mit dem Nachwuchs kann anstrengend sein. So können Eltern ihren Kleinen schon früh christliche Werte, Gemeinschaft und Spaß an der Kirche vermitteln.
IM BLICKPUNKT 4
Sei dabei! Don Bosco auf dem Ökumenischen Kirchentag
FAMILIE 14
Nachrichten aus der christlichen Welt
THEMA 6
„Der Glaube ist keine Privatsache“
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Mokoenas Träume Wie der Fußball Südafrika – im Kleinen und im Großen – verändern kann
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Mini-Managerin mit „Kribbeln im Bauch“ Sr. Birgit Baier (47) leitet die Missionsprokur der Don Bosco Schwestern. Das DON BOSCO magazin hat sie 24 Stunden lang bei ihrer Arbeit begleitet
Alle reden von Ökumene – wir leben sie! Eine Familie erzählt über ihren Glauben und darüber, wie sie ihre verschiedenen Konfessionen im Alltag lebt
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D O N B O S CO
Warum klappt es (noch) nicht mit der Ökumene? Was die Konfessionen voneinander trennt und was sie verbindet – eine Einordnung von Professor P. Dr. Lothar Bily
Ein Seelsorger mit Draht zur Jugend P. Christian Valhaus leitet die Jugendbildungsstätte der Salesianer Don Boscos in Jünkerath | Teil 3 unserer Serie über Menschen, die fast täglich mit Jugendlichen arbeiten
Daran glaube ich Gott, die Liebe, eine Kraft – drei Prominente erzählen über ihren Glauben und ihre Zweifel
Familie kompakt Nachrichten, die Eltern interessieren
„Wort zum Sonntag“-Sprecherin Verena Maria Kitz über ihren Glauben, darüber, wie er den Lebensstil beeinflusst, und was Christsein heute bedeutet
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Was macht der Dino in der Kirche? Wie der gemeinsame Gottesdienst zu einem positiven Erlebnis für die ganze Familie wird
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Nachrichten aus der Don Bosco Familie Aktuell: ein Interview mit P. Josef Grünner, Provinzial der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos, zu den Missbrauchsvorwürfen gegen seine Ordensgemeinschaft
Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser!
22 Torfrau mit Zukunftsträumen: Mokoena (12) ist eine von Millionen Südafrikanern, die mit der im Juni beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft vor allem eins verbinden: Hoffnung.
BUNTES 33
Köstlichkeiten aus der Klosterbäckerei Quarkcreme mit Erdbeeren
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Kinderseite Katholisch, evangelisch – Was sind die Unterschiede?
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Ratgeber Sie fragen, unsere Experten antworten
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Preisrätsel Mitmachen und gewinnen!
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Gedanken zum Schluss
In diesen Tagen müssen auch wir im DON BOSCO magazin dieses schwere Thema aufgreifen: die Missbrauchsfälle durch Ordensleute, Priester und andere Personen kirchlicher Einrichtungen. Zu lange hat man zu vieles verschwiegen, nicht zugegeben. Warum? Aus Angst? Aus Scham? Aus Macht? Das ist zunächst egal, denn eine Antwort gibt es nicht und hilft auch denen nicht, die betroffen sind. Fast schon neutral werden sie als Opfer bezeichnet. Doch dahinter stehen unzählige Geschichten des Leids. Es sind Menschen, Kinder, Jugendliche, die mit etwas konfrontiert werden, was nicht sein dürfte. Aber es ist passiert und passiert noch immer, jeden Tag, überall. Manchmal kann man angesichts dessen nur noch schreien. Ein Schrei wie der von Jesus: Mein Gott! Mein Gott! Warum hast du mich verlassen? Sich völlig verlassen zu fühlen, ausgeliefert zu sein, missbraucht zu werden – Facetten zugefügten Leids. Die Schuld der Täter lässt sich nicht ent-schulden oder wiedergutmachen. Vielleicht kann man sie mindern, indem man sorgsam beginnt, die Einsamkeit der Opfer aufzubrechen, und einfühlsam versucht, das Geschehene zu verarbeiten. Hilfsangebote wie Therapien sind kleine Schritte auf dem Weg zu einem freieren Leben. Und was geschieht mit der Schuld, den Schuldigen? Staat und Kirche sehen Strafen dafür vor. Das muss sein! Und was dann? Wie lebt man weiter mit der Schuld, und wie leben andere Menschen und Opfer mit Schuldigen? Eine schwierige Frage, auf die es so schnell keine Antwort gibt. Was kann helfen? Ich schaue auf Jesus. Er spricht von Heilen und Umkehren und davon, dass der mit Schuld Beladene auf ihn hoffen kann. Vielleicht liegt darin die einzige Chance für alle Betroffenen – die Leidenden und die Schuldigen. Ihr
RUBRIKEN 20
Mittendrin Mahlgemeinschaft
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Service Impressum, Kontakt, Leserbriefe, Vorschau
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P. Alfons Friedrich SDB, Chefredakteur P.S. In einem Interview (ab Seite 28) nimmt der Provinzial der Salesianer Don Boscos, P. Josef Grünner, Stellung zu den Missbrauchsvorwürfen.
Leser werben Leser Schreiben Sie an: magazin@donbosco.de
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Nachdem die Zweibeiner in diesem Jahr schon ihren 2. Ökumenischen Kirchentag feiern, ziehen auch die Tiere nach: Vom 27. bis 29. August findet in Dortmund der 1. Kirchentag „Mensch und Tier“ statt, der von der ökumenischen „Aktion Kirche und Tiere“ veranstaltet wird. Unter dem Motto „Gesegnet sind Mensch und Tier!“ wird vor allem die Massentierhaltung im Blickpunkt stehen. Ziel ist eine gemeinsame Erklärung von Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen gegen jede Form der Massentierhaltung.
Armutsrisiko stark gestiegen
1,166 Milliarden Mitglieder zählt die katholische Kirche weltweit, 19 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Zahl geht aus dem „Annuario Pontificio“, dem Päpstlichen Jahrbuch 2010, hervor.
Die Zahl der Bundesbürger, die an der Armutsschwelle leben, wächst rasant. Im Jahr 2008 waren rund 14 Prozent der Bevölkerung oder 11,5 Millionen Menschen armutsgefährdet, heißt es in einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Das ist rund ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren. Vor allem junge Erwachsene und Haushalte mit Kindern sind betroffen. Die Forscher machen dafür vor allem drei Gründe aus: So hätten die Dauer der Ausbildung sowie der Anteil der Hochschulabsolventen zugenommen, was den Einstieg ins Berufsleben verzögere. Zudem stiegen viele Berufsanfänger über schlecht bezahlte Praktika ins Arbeitsleben ein.
Jeder dritte Afrikaner ist unterernährt
Foto: Don Bosco Mission
Trotz jährlicher Hilfszahlungen von drei Milliarden US-Dollar und Nahrungsmittellieferungen im Wert von 33 Milliarden US-Dollar ist jeder dritte Afrikaner chronisch unterernährt. Dies teilte die UN-Wirtschaftskommission für Afrika in New York mit. Das landwirtschaftliche Potenzial Afrikas werde zu wenig genutzt. So seien bisher weniger als vier Prozent des urbaren Landes an Bewässerungssysteme angeschlossen. Zudem erhalte der Kontinent durchschnittlich nur 14,6 Kilogramm Dünger pro Hektar. Anstelle der Nahrungsmittellieferungen sei es sinnvoller, das Geld in die einheimische Nahrungsmittelproduktion für den regionalen und globalen Markt zu investieren.
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Foto: Fotolia/N. Mellenthin
Erster deutscher Kirchentag „Mensch und Tier“
Im Blickpunkt
Noch bis zum 23. Mai 2010 ist im Dom von Turin das von vielen Katholiken als Reliquie Christi verehrte „Turiner Grabtuch“ öffentlich ausgestellt. Das 4,36 Meter lange und 1,10 Meter breite Leintuch zeigt Antlitz und Körperumrisse eines gefolterten und gekreuzigten Mannes, der der biblischen Beschreibung der Passion Christi entspricht. Um die historische Echtheit des Tuches gibt es seit Jahrzehnten Auseinandersetzungen. Eine offizielle Stellungnahme der katholischen Kirche zur Echtheit des Grabtuches gibt es bislang nicht. Zur Ausstellung werden in diesem Jahr zwischen 1,5 und 2 Millionen Pilger erwartet. Zuletzt war das Tuch 1998 und 2000 zu sehen. Weitere Informationen unter www.sindone.org.
Foto: kathbild.at
Turiner Grabtuch ausgestellt
Sei dabei!
osco B n Do dem auf T ÖK
Eine Stadt, fünf Tage und über 100.000 Teilnehmer: Vom 12. bis 16. Mai 2010 treffen sich Christen aus Deutschland und der Welt zum 2. Ökumenischen Kirchentag in München. Ihr Ziel: gemeinsam ihren Glauben zu feiern, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Ob Gottesdienste, Konzerte, Podiumsdiskussionen oder Theater – unter dem Leitwort „Damit ihr Hoffnung habt“ erwartet die Teilnehmenden und Mitwirkenden ein umfangreiches Programm.
Auch in der Don Bosco Familie laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Fast 100 freiwillige Helfer werden vor Ort sein und aktiv am Stand in der Messehalle A5 (Stand G27) und bei den Aktionen und Workshops mitwirken. Jugendliche kommen bei zahlreichen Veranstaltungen im Olympiapark auf ihre Kosten. Von täglichen Gebeten über eine „Klangbaustelle“ bis hin zu einem Ökumene-Workshop wird hier einiges geboten. Die Veranstaltungen für Erwachsene finden an unterschiedlichen Orten im ganzen Stadtgebiet statt. Am „Treffpunkt Sales“ im Münchener Salesianum lädt die Don Bosco Familie täglich ab 16 Uhr zu kleinen Snacks und Getränken ein. Alle Angebote der Don Bosco Familie auf einen Blick finden Sie in einem ÖKT-Spezial unter www.donbosco.de. Am Messestand liegen Info-Flyer aus.
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Foto: gettyimages
Die Herde bewegt sich Der Glaube ist f체r die Deutschen l채ngst keine Selbstverst채ndlichkeit mehr. Keiner glaubt mehr, weil er muss. Ob das f체r die Kirchen ein Problem oder eine Chance ist, wird sich herausstellen.
Thema
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INTERVIEW
„Der Glaube ist keine Privatsache“ Eigentlich wollten wir mit „Wort zum Sonntag“-Sprecherin Verena Maria Kitz einfach über ihren Glauben sprechen. Darüber, wie er den Lebensstil beeinflusst und was Christsein heute bedeutet. Jetzt kommen auch wir an den Missbrauchsvorwürfen gegen die katholische Kirche nicht vorbei. Ein Gespräch mit einer überzeugten Christin, die die Probleme beim Namen nennt und dennoch den Glauben und die kirchlichen Riten als lebensfördernde Kräfte verteidigt. Interview: Christina Tangerding, Fotos: Martin Leissl
Die Missbrauchsvorwürfe gegen die katholische Kirche bestimmen seit Monaten die Schlagzeilen. Haben Sie überhaupt noch Lust, über das Thema Glauben zu sprechen? Verena Maria Kitz: Ich finde es jetzt umso wichtiger, über den Glauben zu sprechen, gerade angesichts dieser Vorwürfe. Weil der Glaube der Halt ist und der Grund dafür, an diesem Schrecklichen nicht zu verzweifeln. Das sage ich jetzt als eine, die nicht persönlich betroffen ist, als ein Teil der Kirche. Gerade durch meinen Glauben kann ich hoffen, dass es auch für diejenigen, die unmittelbar betroffen sind, Grund zur Hoffnung gibt, zur Hoffnung auf Gerechtigkeit. Der Glaube ist für mich außerdem ein wesentlicher Ansporn, mich für hoffentlich positive Veränderungen, zum Beispiel im Bereich der Prävention, einzusetzen. Können Sie es verstehen, dass in den vergangenen Monaten Tausende Katholiken in Deutschland der Kirche den Rücken gekehrt haben? Ich kann es verstehen, dass Menschen schockiert und betroffen sind. Die Vorfälle treffen ja wirklich einen wesentlichen Kern. Sie untergraben das Vertrauen zu vielen Personen, die für die Kirche stehen. Dennoch gibt es viel mehr Personen, die auf eine glaubwürdige Art und Weise für die Kirche stehen. Zudem ist Missbrauch kein spezifisch kirchliches Problem. Aus der Kir-
che auszutreten, ist möglicherweise eine verständliche Kurzschlussreaktion. Aber es greift nicht wirklich an die Wurzel. Ich persönlich sehe, dass es auch die vielen anderen Seiten gibt, und versuche, als Teil der Kirche das weiterzugeben, was ich dort als kostbar und lebensfördernd für mich erlebt habe. Gerade jetzt vertreten viele die Ansicht, der Glaube sei Privatsache und brauche keine institutionelle Verankerung. Glaube ja, Kirche nein – kann das funktionieren? Ich glaube nicht, dass das funktionieren kann. Ich glaube auch nicht, dass Glaube Privatsache ist. Durch die Taufe bin ich – wie alle anderen auch – einerseits persönlich angesprochen und andererseits Teil einer Gemeinschaft, von der ich profitiere, unter der ich leide, für die ich mitverantwortlich bin. Glaube hat für mich eine individuelle Dimension, aber auch eine gemeinschaftliche, soziale. Und das möchte ich nicht auseinandernehmen. Die Zahl der engagierten Kirchgänger sinkt massiv. Trotzdem ist die Nachfrage nach den kirchlichen Sakramenten wie der Taufe immer noch groß. Warum sind den Menschen diese Rituale so wichtig? Ich habe den Eindruck, dass den Menschen die Rituale nicht nur als Rituale wichtig sind – um einen schönen Tag zu gestalten mit ein wenig frommer Garnierung
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drumherum. Ich habe es so erlebt, dass die Rituale etwas Greifbares sind, auf das sich die Sehnsucht von ganz vielen Menschen richtet. Die Sehnsucht nach einem Halt, da, wo ich mich selber nicht mehr halten kann, oder nach Sinn, wo ich selber keinen Sinn mehr sehen kann. Bei vielen Beerdigungen ist mir das aufgefallen oder natürlich, wenn Menschen Kinder bekommen. Dann stellen sich ja die Fragen nach dem großen Ganzen ganz neu. Der Wunsch nach Ritualen ist da, aber nach Ritualen, in denen die Menschen versuchen, etwas von dem Ungreifbaren zu berühren und mitzubekommen. Aber wie kann das gelingen – bei Menschen, die in diese kirchlichen Riten nicht mehr hineingewachsen sind? Da muss natürlich viel zusammenkommen. Zunächst natürlich eine gewisse Offenheit. Ich glaube, es ist die große Chance unserer Zeit, dass niemand mehr kommt, weil es sein muss. Ich habe neulich mit jemand zusammen einen Einkehrtag für erwachsene Taufbewerber gehalten. Das sind Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Situationen kommen und die sich ganz bewusst fragen, wofür sie leben, wo ihr Leben aufgehoben ist, und sich auf eine Suche begeben haben. Außerdem glaube ich an die Kraft der Rituale, wenn sie auf eine gute Art und Weise vermittelt werden. Die Sakramente, von denen wir hier ja sprechen, haben eine lange Tradition. In ihnen steckt eine große Lebenskraft. Es ist eine Aufgabe der Kirche, Menschen zu helfen, das zu verstehen, zum Beispiel, indem sie manches einfach erklärt. Und schließlich halte ich es für wichtig, mit der eigenen Person zu zeigen: Ich persönlich glaube, dass das wahr ist, was hier geschieht, was die Kirche sagt. Öffentlich über den Glauben sprechen, genau das tun Sie als Sprecherin des „Wort zum Sonntag“. Was ist die wichtigste Botschaft, die Sie mit Ihren Beiträgen vermitteln wollen?
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Ich möchte zeigen, dass Gott etwas mit unserem Leben zu tun hat. Dass das nicht zwei getrennte Wirklichkeiten sind, sondern dass die Liebe Gottes mit den Fragen des Alltags zu tun hat. Das hat eine persönliche, aber auch eine politische, gesellschaftliche Dimension. Diese Verbindung versuche ich, zu vermitteln. Das Zweite ist, dass diese Liebe Gottes motivieren kann, sich für die Mitmenschen und für die Schöpfung einzusetzen, für eine Gesellschaft einzutreten, in der alle in ihren Eigenarten rücksichtsvoll miteinander leben können. Muss sich die Kirche ändern, damit sie wieder attraktiver wird? Ich mag das Wort attraktiv in diesem Zusammenhang nicht so gerne. Das ist hier nicht die richtige Kategorie. Natürlich ist es schön, wenn es attraktiv ist, in den Gottesdienst zu gehen. Aber für mich hat es mehr damit zu tun, ob die Kirche glaubwürdig ist, das heißt, treu dem Evangelium. Aber was das genau bedeutet, das muss man immer neu prüfen. Die Situation ist jetzt anders als vor fünfhundert oder vor zweitausend Jahren. Insofern ist es für die Kirche natürlich immer wieder wichtig, sich zu ändern. So wie ein Mensch ja auch nicht gleich bleibt, sondern sich weiterentwickelt. Was muss am dringendsten passieren? Es ist nötig, dass die Kirchenleute auf die Menschen in ihrer Umgebung zugehen und glaubwürdig von ihrem Glauben erzählen. Aber nicht, indem sie einfach etwas überstülpen, sondern indem sie versuchen, zunächst die Situation der Leute wahrzunehmen und zu schauen, wo sie stehen und welche Fragen sie haben. Die Frage muss sein: Was ist die Sehnsucht derjenigen, mit denen wir zu tun haben, und wie können wir ihnen zeigen, dass die Botschaft vom Reich Gottes damit wesentlich zu tun hat?
Thema
„Gemeinsamkeiten stärker wahrnehmen und sich gegenseitig wertschätzen“ Sie sprechen keine Veränderungen im strukturellen Bereich oder in strittigen inhaltlichen Fragen wie dem Zölibat an. Das sind die Dinge, die diskutiert werden und mit denen ich auch persönlich konfrontiert werde, sobald ich sage, dass ich Katholikin bin. Aber wenn ich jemanden erreichen will, sind das nicht die Themen, die jemanden zum Glauben bewegen, sondern da sind die Fragen des eigenen Lebens die wesentlichen. Als Pastoralreferentin und in der geistlichen Begleitung pastoraler Mitarbeiter unterstützen Sie Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung. Eignet sich der Glaube als Lebenshilfe? Ja, natürlich. Denn für mich haben der Glaube und das eigene Leben viel miteinander zu tun. In den Gesprächen geht es im Grunde darum, zu entdecken, was die jeweilige Situation im Leben gerade mit Gott zu tun hat. Wo merke ich etwas von Gott, wo merke ich vielleicht überhaupt nichts von Gott? Wie kann es mir gelingen, Entscheidungen so zu treffen, dass sie mir wirklich zu mehr Leben, mehr Freiheit, mehr innerem Frieden verhelfen? Natürlich ist der Glaube kein Rezeptbuch. Aber wenn ich versuche, mein eigenes Leben wahrzunehmen und mit dem Evangelium ins Gespräch zu bringen, kann ich da ganz wesentliche Ausrichtungen für mein Leben finden. In Ihren Beiträgen für das „Wort zum Sonntag“ rufen Sie immer wieder zu verantwortungsvollem Handeln auf. Brauchen wir christliche Werte, damit das Zusammenleben in der Gesellschaft funktioniert? Ja, das glaube ich schon. Unsere westlichen Gesellschaften beruhen auf dem Fundament dieser Werte. Und ich denke, dass diese christlichen Werte auch ein Fundament legen, einerseits für die Möglichkeit, sich als Individuum frei zu entfalten, und andererseits auch dafür, in Rücksichtnahme und gegenseitiger Toleranz miteinander zu leben. Die christlichen Werte versuchen, diese wechselseitige Beziehung von Individuum und Gemeinschaft so zu regeln, dass es möglichst große Freiheit für die Einzelnen gibt, aber gleichzeitig eine Verantwortung füreinander und für das Ganze. In einigen Tagen beginnt in München der 2. Ökumenische Kirchentag. Fühlen Sie sich eigentlich als Katholikin oder als Christin?
Ich fühle mich als katholische Christin. Ich habe den christlichen Glauben in der katholischen Version kennengelernt. Einen allgemeinen christlichen Glauben gibt es derzeit ja nicht. Ich wünsche mir, dass die Kirchen wieder zueinanderfinden. Die Einheit der Christen weiter voranzubringen, ist eins der Hauptziele des Kirchentages. Was sollte Ihrer Ansicht nach der nächste Schritt in Richtung Ökumene sein? Es gibt sicher Berufenere, die das beurteilen können. Ich persönlich vertraue sehr auf die Kraft des Gesprächs, und das auf allen Ebenen. Die Ökumene gelingt in den Pfarreien im direkten Dialog zwischen evangelischen und katholischen Christen sehr gut. Der Weltgebetstag der Frauen ist ein Paradebeispiel. Und das wünsche ich mir auf allen Ebenen, auch auf den sogenannten Leitungsebenen, dass es eine Bereitschaft gibt, miteinander zu sprechen, die Gemeinsamkeiten stärker wahrzunehmen und wertzuschätzen und zu prüfen, wie bedeutend tatsächlich die Unterschiede sind.
Verena Maria Kitz (48) ist seit zwei Jahren Sprecherin der ARD-Sendung „Wort zum Sonntag“. Die katholische Theologin arbeitet als Pastoralreferentin in einer seelsorglichen Einrichtung des Bistums Limburg für Mitarbeiter in der Pastoral und in sozialen Einrichtungen. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.
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Thema
Daran glaube ich Gott, die Liebe, eine Kraft – drei Prominente erzählen über ihren Glauben und ihre Zweifel
Ich will nicht ausschließen, dass es irgendwann in meinem Leben eine Offenbarung gibt
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In meiner Jugend war die evangelische Kirche eine wichtige Gemeinschaft für mich. Wir haben Jugendgottesdienste gemacht, und das Singen im Kirchenchor war großartig. Der religiöse Gehalt dieses Glaubensmoments hat mich aber immer gestört. Diese Lobpreisungen von etwas, das ich nicht fassen konnte, waren eher ein Hindernis. Die Arbeit in der Gemeinde war wunderbar, aber das, was sie zusammengehalten hat – wenn es denn die Religion war –, habe ich nicht empfunden. Das einzige Glaubensmoment, das ich in mir finde, ist tatsächlich ein Glaube an die Liebe. Sonst bin ich ein eher wissenschaftlich zentrierter Mensch und eine Skeptikerin, was transzendentale Dinge angeht. Ich finde mich am besten wieder in der Beschreibung des Agnostikers, der sagt: Ich weiß nicht, ob da was ist. Ich kann es weder belegen, noch aber kann ich es widerlegen. Ich lasse die Frage gewissermaßen offen, ich will nicht ausschließen, dass es irgendwann in meinem Leben eine Offenbarung gibt. Sandra Maischberger, geboren 1966 in München, lebt in Berlin, verheiratet, ein Kind, Journalistin
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Existenzielle Ängste habe ich noch nie wirklich verspürt
Ein Freund von mir ist Biologe, er beschäftigt sich mit Einzellern. Kürzlich haben wir über Glauben gesprochen, und er meinte zu mir: „Ich habe das nicht. Das ist wie Musikalität, die habe ich auch nicht. Ich beneide Menschen, die an Gott glauben – ich kann das leider nicht, und ich kann mir diesen Glauben auch nicht antrainieren. Den kriegst du mit – oder nicht.“ Ich selber kann an diesen Einen glauben, ich fühle mich in dieser großen Schöpfung geborgen. Das schenkt mir Gelassenheit, gerade bei den großen Desastern, existenzielle Ängste habe ich noch nie wirklich verspürt. Dieses Gefühl, dass mich die Welt trägt, dass sie mich ernährt, hatte ich schon sehr früh. Natürlich drückt sich das über Menschen aus, über meine Familie, meine Mutter und meinen Vater, die für mich gesorgt haben. Und auch ich bin ein Instrument dieser Schöpfung.
“
Hubert von Goisern, geboren 1952 in Bad Goisern/Österreich, lebt in Salzburg, verheiratet, zwei Kinder, Musiker
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Fotos: Dirk von Nayhauss
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Umfrage: So religiös sind die Deutschen Religiosität und Konfessionsmitgliedschaft Total
Katholisch
Evangelisch
ohne
309 15% 57% 27% 2%
325 17% 65% 14% 3%
258 66% 31% 2% 1%
1.000 28% 52% 18% 2%
Basis (=100%) Nicht religiös Religiös Hoch religiös Keine Angabe
Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft
Es ist gefährlich, immer den leichtesten Weg zu gehen
andere christliche Konfessionen 7%
keine 26%
„
Islam 2% katholisch 45%
m tu
“
Andrea Sawatzki, geboren 1963 in Kochel am See, lebt mit ihrem Partner in Berlin, zwei Kinder, Schauspielerin
andere 4%
n ste Chri
Ich habe das Gefühl, dass es eine Kraft gibt. Wenn ich manchmal vor einer schwierigen Entscheidung stehe, oder mich etwas sehr verletzt, denke ich mittlerweile: Das wird schon seinen Sinn haben. Ich bin überzeugt, dass manche Rückschläge mir zeigen sollen, dass es gefährlich ist, immer den leichtesten Weg zu gehen und im Leben alles zu erreichen. Rückschläge sind wichtig, um noch einmal neu anzufangen und eine andere Richtung einzuschlagen. Je mehr Rückschläge wir verkraftet haben und dabei versuchen, den richtigen Weg zu finden, desto ruhiger können wir vielleicht irgendwann sterben, wenn es so weit ist. Ich glaube nicht, dass dort oben ein bärtiger Mann ist, der alles lenkt. Für mich sind das Energien, die ich wahrscheinlich Gott nennen würde.
in
sg
esa
mt 6
evangelisch 47%
9%
Auswirkung der Religiosität auf einzelne Lebensbereiche 0%
15%
30%
Sexualität Sinn des Lebens
60%
16% 17%
Arbeit/Beruf politische Einstellung
45%
27% 28%
Erziehung der Kinder
22% 14% 21% 13% 29% 37%
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Texte aus: Dirk von Nayhauss Ich glaube. Gedanken zu Gott und Religion edition chrismon 2010
wichtige Lebensereignisse
24% 49%
mittel ziemlich Quelle: Religionsmonitor 2008 der Bertelsmann Stiftung, Zahlen teilweise gerundet
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Warum klappt es (noch) nicht mit der Ökumene?
Thema ne Ökume r te Mehr un conbos www.do .de n magazi
Seit 100 Jahren arbeiten die Christen am Projekt Ökumene. Doch große Fortschritte hat es in letzter Zeit nicht gegeben. Warum ist das mit der Einheit so kompliziert? Was trennt die Konfessionen voneinander und was verbindet sie? Und was muss passieren, damit der eine christliche Glaube Wirklichkeit wird? Eine Einordnung von P. Lothar Bily
Erfolge 2010 ist für alle Ökumeniker ein „Highlight“, nicht nur wegen des 2. Ökumenischen Kirchentags in München. Vor 100 Jahren fand in Edinburgh die „Weltmissionskonferenz“ statt, zu der Vertreter vor allem anglikanischer und protestantischer Kirchen zusammengekommen waren, um über eine glaubwürdige Verkündigung der Frohen Botschaft Jesu Christi, vor allem in den „klassischen“ Missionsgebieten, zu beraten. Damals wurde das Schiff der modernen Ökumene vom Stapel gelassen. Zwar haben sich die orthodoxen Kirchen erst später dem Anliegen der Ökumene geöffnet, und die römisch-katholische Kirche noch viel später, nämlich mit dem II. Vatikanischen Konzil. Doch die weltweite ökumenische Bewegung kann am Wechsel zum 21. Jahrhundert auf eine beachtliche Erfolgsgeschichte blicken: Ökumenische Gespräche gibt es heute auf allen Ebenen, von den jeweiligen Kirchenleitungen angefangen über die konkreten Gemeinden am Ort bis hin zu den zahlreichen theologischen Kommissionen, die inzwischen eine nicht mehr überschaubare Fülle an Konsens- und Konvergenzerklärungen und anderen Dokumenten zu fast allen Themen der Theologie und des gelebten Glaubens erarbeitet haben.
Ärger und Irritationen Trotz dieser vor wenigen Jahrzehnten noch kaum vorstellbaren Annäherungen gibt es offenbar in jüngster Zeit zunehmend Irritationen und Verärgerungen zwischen den großen Kirchen. Die Christgläubigen an der Basis können kaum begreifen, warum es bei all dieser Nähe keine Fortschritte in Richtung einer Kommunions-
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und Abendmahlsgemeinschaft gibt. Die katholischen Bischöfe waren tief verärgert, dass die evangelische Kirche in wichtigen Fragen des Lebensschutzes (Stichwort: Stammzellenforschung) die gemeinsamen Linien verlassen und eine eigene, offenere Position bezogen hat. Die Protestanten wiederum nehmen es der katholischen Seite und vor allem Rom sehr übel, dass sie bis heute nicht als Kirchen im vollen Sinne anerkannt werden. Vielfach wird der deutsche Papst als der Hauptschuldige gesehen. Führende Vertreter der evangelischen Kirche in Deutschland haben deshalb bereits verlauten lassen, sie würden in absehbarer Zeit keine weiteren Annäherungen in wichtigen Fragen mehr erwarten.
Offene Fragen Tatsächlich sind wir damit bereits im Zentrum der „ökumenischen Krise“, wenn es denn eine solche gibt, angelangt. Natürlich gibt es eine ganze Reihe wichtiger Fragen, die einer weiteren Vertiefung und Klärung bedürfen: das Verständnis des Abendmahles etwa (Wie ist die Gegenwart des Herrn in den Gestalten von Brot und Wein vorstellbar und heute aussagbar?) oder das Verständnis der Messfeier als ein „Opfer“. Auch in der Frage der Rechtfertigung muss noch näher bedacht werden, welche Rolle vor allem der Kirche im Rechtfertigungsprozess des Menschen zukommt (Ist die Kirche, selbst als Sakrament verstanden, wesentlich mit darin einbezogen, oder kommt ihr nur eine Hilfsfunktion dabei zu?). Am Ende aber erweist sich die Frage nach dem „Amt“ in der Kirche als Schlüssel für viele ökumenische Probleme: Es ist die Frage, welche Kriterien für die Gültigkeit des Amtes gegeben sein müssen, welche
Thema
Strukturen vom Herrn unveränderlich vorgegeben sind bzw. welcher Spielraum in der Ausgestaltung der Ämter (bis hin zum Papstamt) besteht. Daraus lassen sich dann je nach Antwort unterschiedliche Folgerungen für die Frage nach dem Verhältnis von allgemeinem und besonderem Priestertum ableiten, nach der Möglichkeit der Ordination von Frauen, nach der Möglichkeit der Abendmahlsgemeinschaft usw. Die katholische Seite müsste also endlich die protestantischen Gemeinschaften als Kirchen im vollen Sinne anerkennen. Sonst tritt man auf der Stelle, und die Ökumene gelangt womöglich wirklich ans Ende ihres Weges.
Auftrag für die Zukunft Dieser Eindruck darf aber nicht entstehen. Denn der Grundkonsens aller christlichen Kirchen (Heilige Schrift, Taufe, Glaubensbekenntnis) wiegt in jedem Fall
schwerer als alle noch bestehenden Differenzen. Ökumene ist zudem eine bleibende Verpflichtung (was auch die Päpste in ihren letzten Lehrschreiben immer wieder bekräftigt haben), weil der Herr selbst uns zur Einheit ruft (vgl. Johannes 17,21). Das Wie dieser Einheit müsste allerdings noch genauer bedacht werden, als dies bisher geschehen ist. Es sind durchaus verschiedene Modelle vorstellbar (von der losen Kooperation bis zur völligen Verschmelzung). Für den Augenblick sollten wir in der „Leidenschaft für die Einheit des Leibes Christi“ (so in der Regel von Taizé) aber nicht nachlassen und jede „Gunst der Stunde“ nutzen, die der Herr uns schenkt. Eine solche vom Herrn geschenkte „Gunst der Stunde“ ist sicher auch der Ökumenische Kirchentag. Prof. P. Dr. Lothar Bily ist Professor für Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern.
Alle reden von Ökumene – wir leben sie! Petra Eder, 31, evangelisch, und Dirk Briddigkeit, 35, katholisch, lernten sich vor gut zehn Jahren als ehrenamtliche Mitarbeiter bei einer kirchlichen Ferienfreizeit kennen. 2006 heirateten sie im Kloster Benediktbeuern, Ende 2007 kam Sohn Lasse zur Welt. Für das DON BOSCO magazin erzählt die Familie aus dem schwäbischen Reutlingen, wie sie ihren Glauben im Alltag lebt und warum Ökumene für sie kein Problem ist.
Foto: Gregor Gugala
B
is zur Taufe von Lasse haben unsere unterschiedlichen Konfessionen eigentlich keine Rolle gespielt. Es war uns wichtig, vom anderen zu wissen, dass er gläubig ist, dass wir unser Christsein ähnlich verstehen. Wir haben unseren Glauben gelebt – in seinen Gemeinsamkeiten, aber auch in seinen Unterschieden. Themen wie die Eucharistie und Fragen der Ökumene kamen zur Sprache, waren aber nicht entscheidend für unser Zusammenleben. Bei unserer Hochzeit haben wir uns zu einem Wortgottesdienst ohne Eucharistiefeier entschieden, um beiden Familien gerecht zu werden. Wir haben katholisch geheiratet, weil wir uns in Benediktbeuern heimisch gefühlt haben und mit dem Ort viele Erinnerungen verbinden. P. Claudius Amann hat einen schönen Gottesdienst gestaltet und als Zeichen der Wertschätzung auch unsere evangelischen Verwandten in die Gestaltung einbezogen. Wir haben uns lange überlegt, wie wir Lasse taufen lassen, und uns letztlich für eine katholische Taufe ent-
schieden. Ein kleiner Hemmschuh war es schon, zu wissen, dass damit dann auch Kommunion und Firmung vorgegeben sind. Eine ökumenische Taufe wäre schön gewesen, aus praktischen Gründen, aber vor allem als Zeichen der Offenheit gegenüber beiden Kirchen. Eine Offenheit, die auch Lasse entwickeln und genauso wie wir heute leben soll. Wir gestalten die Kinderkirche in der evangelischen Thomaskirchengemeinde in Pfullingen. Aber wir nehmen auch an Kleinkinder- und Familiengottesdiensten in der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde in Reutlingen teil – Gemeinden, in denen wir uns wohl und angenommen fühlen, die Gemeinschaft vorleben und Persönlichkeit haben. Das ist uns wichtig. Lasse soll spüren, dass er von Gott geliebt ist, dass er immer für ihn da ist, egal welcher Konfession er angehört. Wir feiern seinen Namenstag. Wir erzählen ihm über das Leben von Heiligen und über Jesus. Und wir bauen bewusst religiöse Zeichen und Symbole in den Alltag ein. Dazu gehört das Gebet vor den Mahlzeiten, aber auch das Kreuz auf die Stirn vor dem Schlafengehen als Segenszeichen. Dass wir unterschiedlichen Konfessionen angehören, sehen wir nicht als Problem, sondern als Bereicherung für unser Leben.
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Familie Was macht der
Dino
Gottesdienst f端r die ganze Familie: Kinder brauchen Raum f端r Spiel und Bewegung, um sich im Gottesdienst wohlzuf端hlen.
Foto: KNA-Bild
in der Kirche?
Familie Mit Kindern leben
Mit Kindern einen Gottesdienst zu besuchen, bedeutet für viele Familien eine Herausforderung. Zwischen launischen Gefühlsausbrüchen des Nachwuchses, Bewegungsdrang und strengen Blicken des Banknachbarn bleibt oft kaum Möglichkeit, den Gottesdienst zu genießen. Wie Eltern ihren Kindern trotzdem christliche Gemeinschaft und Spaß an der Kirche vermitteln können.
M
erle rutscht unruhig auf der Kirchenbank hin und her. Sie tippt ihre Mutter an, möchte etwas fragen. Die aber hält den Zeigefinger vor die Lippen. Merle versucht es beim Vater. „Papa“, fängt sie an zu quengeln. Eine Frau aus der Vorderreihe dreht sich um und schaut das Kind streng an. Merle verzieht den Mund. Gleich fängt sie an zu weinen. Doch nicht jeder Gottesdienstbesuch mit dem Nachwuchs muss mit Tränen enden. Kinder in der Kirche sind etwas Schönes und Wichtiges für die Gemeinde und es gibt viele Formen und Möglichkeiten, diese Begegnung zu einem positiven Erlebnis für alle werden zu lassen. Allerdings: Ein Patentrezept gibt es dafür nicht. Denn Kinder sind verschieden – und Gemeinden auch. Manche von ihnen lassen sich von der Atmosphäre, dem Gefühl der Geborgenheit und Feierlichkeit des Gottesdienstes so faszinieren, dass sie das Geschehen mit allen Sinnen verfolgen. Andere wiederum fühlen sich wohler, wenn, wie bei einem Kindergottesdienst, viel Raum für Spiel und Bewegung geboten wird. In welcher Form eine Gemeinde Familien mit Kindern regelmäßig oder ab und zu zum Gottesdienst einlädt, ist von Ort zu Ort sehr verschieden. Es lohnt sich, einfach mal nachzufragen, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren oder auch Wünsche und Anregungen dafür zu äußern, wenn es vielleicht noch kein passendes Angebot gibt.
Vertraute Lieder und Klänge schaffen Gemeinschaft Für alle Kinder und alle Gemeinden gilt allerdings: Von ihrem Wesen und Anliegen her ist Kinderkirche nicht weniger bedeutsam als die Gottesdienstformen für Erwachsene. Wie alle Menschen, die sich im Raum Kirche versammeln, finden auch Kinder dort eine Gemeinschaft. Diese kann in besonderen Gestaltungsformen zum Ausdruck kommen. Ihre Worte, ihre Lieder und Klänge, ihre Gesten, ihr Staunen und Klagen, ihre Freude und ihre
Sorgen, ihre Fragen, ihr Lachen und ihre Tränen füllen für eine gewisse Zeit den Raum mit Leben, mit ihrem Leben. Sie kommen zusammen mit der Frage: Was erwartet mich hier? Sie kommen zusammen und erfahren: Gott freut sich über die anderen genauso wie über mich. Feiern Erwachsene und Kinder zusammen, ist es schön, wenn die Großen den Kleinen zeigen: Es freut mich, dass du da bist. Wir können voneinander lernen. Ich habe Achtung und Verständnis für dein Bedürfnis nach Bewegung und Lebendigkeit. Und ich will dir auch zeigen, wie ich am liebsten Gottesdienst feiere. Es gilt, Balance zu üben, um einerseits dem Bedürfnis vieler Erwachsener nach Ruhe und andererseits dem Bedürfnis vieler Kinder nach Bewegung im Gottesdienst gleichermaßen gerecht zu werden. Liturgie ist eine von Tätigkeitswörtern geprägte Form des Zusammenseins. Die Versammelten begeben sich dabei auf einen gemeinsamen Weg, und die biblischen Ge-
BUCHTIPP
Susanne Brandt und Klaus-Uwe Nommensen
Kinderkirche zu biblischen Geschichten Bausteine und Materialien für Gottesdienst und Kinderbibeltage Don Bosco 2009 € (D) 16,90 / € (A) 17,40 / sFr* 29,50 * unverbindliche Preisempfehlung
Erzählvorschläge zu 14 biblischen Geschichten, Spiel-, Bastelund Gestaltungsideen zur Vertiefung sowie Gebetsvorschläge, Lieder und Psalmen. Außerdem enthält das Buch Vorlagen für Ausmalbilder.
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Foto: KNA-Bild
Familie Mit Kindern leben
5 Tipps wie ein Gottesdienstbesuch mit Kindern gelingen kann
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Gehen Sie schon vor dem ersten Gottesdienstbesuch einmal mit dem Kind in die leere Kirche. Lassen Sie das Kind den Raum entdecken und erzählen Sie ihm, was die Dinge bedeuten.
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Erklären Sie dem Kind, was Sie selbst am Gottesdienst mögen: die Gemeinschaft mit anderen Menschen, die Stille des Gebetes, die vertrauten Lieder. Üben Sie Gebete und Lieder zu Hause ein, die dem Kind in der Feier wieder begegnen. Das schafft Vertrautheit.
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Stecken Sie ein kleines Bilderbuch mit einer biblischen Geschichte in die Tasche. Wenn das Zuhören schwerfällt, kann das Betrachten der Bilder den Zugang zu einer biblischen Geschichte erleichtern.
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Setzen Sie sich mit dem Kind an den Randplatz einer Bank. So kann das Kind aufstehen und hinund hergehen. Diese Möglichkeit trägt meistens mehr zur Entspannung bei, als wenn ein Kind sich in der Bank eingeengt oder bedrängt fühlt.
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Sprechen Sie mit anderen Gemeindemitgliedern oder mit dem Pfarrer darüber, wenn Sie das Gefühl haben, dass es in der Gemeinde problematisch ist, Kinder mit in den „normalen“ Gottesdienst zu nehmen. Formulieren Sie Ihre vielleicht negativen Erfahrungen nicht als Vorwurf, sondern als Wunsch, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.
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schichten sind Teil dieses Geschehens. Erinnern, staunen, loben, fragen, klagen, die Not vor Gott auspacken, bitten, sich freuen, Gott wahrnehmen, von Gott erwarten: Alles das geschieht in der Liturgie mit Worten, Klängen und Gesten. Vielleicht wählen wir mit Kindern andere Worte, Lieder und Gesten – das Geschehen selbst jedoch ist für Kinder ebenso bedeutsam wie für Erwachsene. Kinder sind nicht Objekte, sondern Subjekte religiöser und gottesdienstlicher Handlungen. Es ist spannend, sich mit ihnen auf den Weg zu machen – mit Offenheit und Neugier für ihre Fragen und Anliegen. Denn Kinder fragen im wahrsten Sinne des Wortes grundlegend. Sie fragen hartnäckig, entdecken Antworten, durch die sie auf neue Fragen stoßen. In diesem Sinne sind Kinder Theologen. Sie forschen und fragen nach Gott in ihrem Leben. Als solche sind sie ernst zu nehmen. Als solche hat sie Jesus von Nazareth ernst genommen. Auch Kinder, die im Elternhaus bislang nichts oder nur wenig über biblische Geschichten und christliche Traditionen erfahren haben, sind mit ihren Fragen, ihrer Neugier und ihren eigenen Gedanken willkommen. Sie bekommen Gelegenheit, etwas von Gottes Geschichten und Gottes Wegen mit den Menschen zu hören, und können versuchen, ob und wie sie mit Gott mitgehen möchten. Viele Eltern begrüßen die Möglichkeit, dass Kinder in der Kirche Menschen finden, mit denen sie diese Erfahrung machen können – gerade weil sie sich selbst vielleicht unsicher fühlen, wenn es darum geht, Kindern von Gott zu erzählen.
Gottesdienst: Zeit zum Zuhören und Erzählen Lebens- und Glaubenserfahrungen teilen sich durch Geschichten mit. Gerade dort, wo uns und religiösen Vorstellungen die passenden Worte und Bilder fehlen, dürfen wir auf die poetische und symbolische Kraft von Geschichten vertrauen. Vorausgesetzt, die Vermittlung geschieht in einer guten Atmosphäre der Geborgenheit und Dialogbereitschaft. Die Symbolsprache von biblischen Geschichten und symbolischen Erzählungen folgt mitunter einer anderen Logik, als wir es von der Alltagssprache her gewohnt sind. Sie schafft Zugänge zu tieferen Schichten der Persönlichkeit. Während eine rein sachliche Alltagssprache, die zunehmend aus Kürzeln und Mitteilungen besteht, kaum mehr die schöpferische Imaginationskraft anzuregen vermag, können biblische Geschichten mit ihrem symbolischen und poetischen Gehalt der Seele heilsame und hilfreiche Bilder schenken, in denen Menschen sich „zu Hause“, wertgeschätzt und verwurzelt fühlen.
Susanne Brandt, leitende Diplom-Bibliothekarin, entwickelt Konzepte zur kreativen Kultur- und Medienarbeit mit Kindern und bietet musikalische und literarische Mitmachaktionen an.
Familie kompakt
Nachhilfe kostet Familien 1,5 Milliarden Euro im Jahr
Leistungsdruck und Angst vor schlechten Noten lösen bei Kindern Stress aus.
Fotos: Shutterstock
Studie: Jedes zweite Kind von der Schule gestresst Leistungsdruck, Streit mit Mitschülern und lange Schultage: Jedes zweite Kind ist laut einer Umfrage von der Schule gestresst, jedes neunte steht sogar schon stark unter Druck. Das zeigt eine vom Forsa-Institut in Hamburg veröffentlichte Studie, die 1.000 Eltern zum Stresslevel ihrer Kinder befragte. Die größten Stressauslöser sind demnach ein zunehmender Leistungsdruck und die Angst vor schlechten Noten. Jeden Fünften stresst zudem, dass er sich von Lehrern ungerecht behandelt fühlt und dass der Schultag zu lang ist. Viele Kinder kommen deshalb jeden Morgen mit einem flauen Gefühl, mit Bauch- oder Kopfschmerzen in die Schule.
Nachhilfe gehört für viele Kinder und Jugendliche in Deutschland zum Alltag: Rund 1,1 Millionen Schüler nehmen regelmäßig bezahlten Nachhilfeunterricht in Anspruch. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung hervor. Demnach habe sich Nachhilfe zu einem „etablierten, privat finanzierten Unterstützungssystem neben dem öffentlichen Schulsystem“ entwickelt, heißt es. Insgesamt geben Eltern bis zu 1,5 Milliarden Euro dafür aus. Eltern geben jährlich im Durchschnitt 108 Euro pro Kind für Nachhilfe aus.
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Ein Seelsorger mit
Draht zur Jugend Er stellt sich den Fragen der jungen Welt. Jeden Tag aufs Neue, jeden Tag auf andere Weise. Zu P. Christian Vahlhaus kommen Schüler, die mit ihren Klassen einige Tage der Besinnung suchen. Und zu ihm kommen Jugendliche, deren eigentliches Zuhause alles andere als ein Ort der Geborgenheit ist. Der 36-jährige Salesianer leitet die Don Bosco Jugendbildungsstätte im Eifelörtchen Jünkerath und ist als Jugendseelsorger tätig. Teil 3 unserer Serie über Menschen, die von Berufs wegen fast täglich mit Jugendlichen arbeiten. Text und Fotos: Anke Hoffmann
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ine mächtige Schrankwand, ein Fernseher, ein paar Topfpflanzen. Der Raum wirkt wie ein ganz normales Wohnzimmer. Nicht sonderlich modern eingerichtet, aber gemütlich. Ein Raum, wie er millionenfach in Deutschland zu finden ist – wenn nur die vielen Sofas nicht wären. Vier, fünf stehen entlang der Wände, eines mitten im Zimmer. Zwölf Jugendliche brauchen schließlich Platz. Sie leben in der Wohngruppe der Don Bosco Jugendbildungsstätte im rheinlandpfälzischen Jünkerath. Und P. Christian Vahlhaus mitten unter ihnen. Dauerhaft. „Es ist zwar manchmal trubelig“, sagt er lächelnd. „Aber ich mag das.“ Der Kontakt zu den Jugendlichen, die allesamt aus problematischen Familienverhältnissen stammen, ist für ihn wesentlich. P. Vahlhaus will ihnen ein Gefühl von Zuhause vermitteln, als Seelsorger und als Freund ein vertrauensvolles Miteinander aufbauen. „Deshalb ist ein gemeinsamer Lebensalltag auch so wichtig.“ Vor einiger Zeit bezog er ein Appartement in der Wohngruppe. Entsprechend vertraut und flapsig ist der Umgang: Ein Mädchen, 17 Jahre alt, sitzt auf einem der Sofas und lässt die Füße über der Lehne baumeln. Als
Familie Fokus Jugend
Ich bin authentisch in dem, was ich tue, » glaube und sage.« P. Christian Vahlhaus, Leiter der Jugendbildungsstätte Jünkerath
P. Vahlhaus ins Zimmer kommt, hebt sie kurz die Hand. „Hey, Christian“, ruft sie ihm zu, macht einen Scherz und grinst ihr Gegenüber an. P. Vahlhaus lächelt. Hier ist er nicht der Pater, hier nennen ihn alle beim Vornamen. Hier wird er nicht als der wahrgenommen, der das Sagen hat, sondern als jemand, der zuhört, der Ratschläge gibt, der Späße mitmacht – und als jemand, der jeden Jugendlichen so wertschätzt, wie er oder sie ist. „Das ist für mich der wichtigste Grundgedanke Don Boscos“, sagt P. Vahlhaus. Den füllt er nicht nur in der Wohngruppe mit Leben, sondern auch bei seiner Arbeit in den umliegenden Schulen, an denen er Kinder nachmittags regelmäßig bei den Hausaufgaben betreut. Und den Grundsätzen Don Boscos bleibt P. Vahlhaus auch bei der Arbeit mit den Besuchergruppen treu. Es sind viele, die sich auf den Weg in die Don Bosco Einrichtung auf dem Hügel oberhalb von Jünkerath machen. Von Köln bis Trier ist die Jugendbildungsstätte an Schulen ein Begriff, in der Region sowieso. 11.000 Schüler waren im vergangenen Jahr zu Besuch, mit vielen von ihnen hat er gearbeitet. Er leitet Workshops und Seminare, führt Gespräche zu Themen wie Freundschaft, erste Liebe oder Verantwortung. „Eben zu allen Gebieten, die Jugendliche vor große Fragen stellen“, erklärt der Pater. Antworten kann auch er als Seelsorger nicht immer geben, aber Impulse für ein sinnerfülltes Leben.
Dazu zählt für ihn selbstverständlich auch der Glaube. So versucht er, Jugendliche auch für Gott zu begeistern, allerdings auf zurückhaltende Art. „Ich schwenke jedenfalls nicht die Bibel“, sagt P. Vahlhaus und lacht dabei. Vielmehr zeige er Jugendlichen im persönlichen Kontakt sowie in Gottesdiensten, dass der Glaube Halt und Orientierung im Lebensalltag geben kann. Dafür bleibt ihm bei den Schülern von außen zwar nur wenig Zeit, „aber jeder nimmt etwas von hier mit“, ist P. Vahlhaus überzeugt. Die Jugendlichen in der Wohngruppe erreicht er auf andere Weise mit dem Glauben. Dort ist P. Vahlhaus einfach nur er selbst, dort lebt er sein Vertrauen in Gott und spricht andere damit an, ohne Worte benutzen zu müssen. „Ich bin authentisch in dem, was ich tue, glaube und sage“, erklärt er. „Das merken die Jugendlichen. Ich glaube, dass ich deshalb einen guten Draht zu ihnen habe.“ Dies gelingt ihm wohl auch, weil er ihrer Lebensrealität mit seinen 36 Jahren noch recht nahe ist. „Zumindest bei Computerproblemen kann ich helfen“, meint der Pater, der in der Freizeit gerne auf dem Bolzplatz kickt. Vahlhaus ist Fußballer und sorgt für ein entsprechendes Sportangebot nicht nur auf dem Hügel, sondern auch im Jugendtreff mitten in Jünkerath. Wöchentlich arbeitet P. Vahlhaus auch dort ein paar Stunden mit Kindern und Jugendlichen, spielt mit ihnen, schenkt ihnen Zeit – und wenn sie mögen, sein Gehör.
HINTERGRUND
ZUR PERSON
Die Jugendbildungsstätte Jünkerath existiert in ihrer jetzigen Form seit Anfang der Siebzigerjahre. Zuvor diente der Gebäudekomplex auf dem Hügel über Jünkerath als Noviziat der Salesianer. Das Angebot der Jugendbildungsstätte deckt vor allem soziale, pädagogische und theologische Themengebiete ab und richtet sich an sämtliche Schultypen von der Grundschule bis zur Berufsschule. 13 Ordensmitglieder der Salesianer leben und wirken in der Einrichtung, vier von ihnen im pädagogischen Bereich. 25 weitere Mitarbeiter unterstützen sie. Weitere Infos: www.don-bosco-juenkerath.de
P. Christian Vahlhaus stammt aus Dinslaken. Als Jugendlicher hatte er, wie er sagt, „eher im normalen Rahmen mit der Kirche zu tun“. Kurz vor dem Abitur wurde der 36-Jährige auf die Salesianer aufmerksam. „Mit Jugendlichen arbeiten und theologisch tätig sein – diese Kombination hat mich fasziniert.“ Ein Jahr lang arbeitete er in der Einrichtung seines Ordens in Berlin-Wannsee, verbrachte sein Noviziat in Jünkerath, legte 1995 seine Gelübde ab und studierte in Benediktbeuern Sozialpädagogik und Theologie. 2004 kam er nach Jünkerath zurück, leitet seither die Jugendbildungsstätte und baute die Jugend-Wohngruppe auf.
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Text: Clemens Tangerding, Foto: GLÜCKUNDSELIGKEIT
Mahlgemeinschaft Licht leuchtet auf den Tischen und von den Deckenflutern herab. Hinter dem langen Tresen kontrollieren die Angestellten ein letztes Mal die Getränkevorräte. Wahrscheinlich läuft dezent Musik. Alles ist bereit. Jetzt müssen nur noch die Gäste kommen. Wenn die Restaurantbesucher Platz genommen haben, blicken sie auf den Hochaltar, die Empore, die geräumigen Fenster der Seitenschiffe – und natürlich in die Augen ihres Gegenübers. Es ist fraglich, ob sie bei Pasta und Wein auch darüber sprechen, dass sie inmitten einer Kirche sitzen. Die Martinikirche steht in Bielefeld. Besser gesagt, sie stand in Bielefeld. Heute befindet sich an dem Ort nur noch das neogotische Bauwerk aus Backstein mit seinem Kreuzgewölbe und den spitz zulaufenden Bögen. Unter der hohen Decke, wo früher Abendmahl gefeiert wurde, sitzt heute eine Mahlgemeinschaft der anderen Art beisammen. Bis 1975 kamen Christen aus Bielefeld-Bethel zum Gottesdienst. Jahrzehntelang wurden in diesem Raum Gemeindemitglieder getauft, vermählt, beweint. Doch im Laufe der Jahre fanden sich immer weniger Menschen hier ein. Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben in den vergangenen dreißig Jahren enorm viele Mitglieder verloren. Das hat auch Auswirkungen auf die Kirchengebäude. Die evangelische Kirche hat seit der Wende 184 Kirchen in Deutschland verkauft, abgerissen oder umgewidmet. Sogar 600 Kirchen haben die Katholiken in den vergangenen zehn Jahren entsakralisiert, wie es korrekt heißt. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Nach und nach verschwindet die Kirche aus den Kirchen. 1975 zog in das heutige Restaurant in Bielefeld zunächst die griechisch-orthodoxe Gemeinde ein. Dreißig Jahre lang blieb die Martinikirche ihr Gotteshaus. Dann mussten sie sich einen neuen Raum für ihr Gemeindeleben suchen – aus Platzmangel.
DONBOSCO
mittendrin
Don Bosco
Mokoenas Träume Torfrau mit Zukunftsträumen: Die zwölfjährige Mokoena lebt in einem Township südlich von Johannesburg und spielt bei den „Michael Rua Stars“, der Mädchenmannschaft ihrer Schule, Fußball.
Don Bosco weltweit
Zum ersten Mal ist der afrikanische Kontinent Gastgeber eines sportlichen Großereignisses. Neben der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit und verbesserter Infrastruktur bringt die Fußball-Weltmeisterschaft vor allem eins: Hoffnung. Hoffnung auf Arbeitsplätze, weniger Gewalt und das Entstehen echter Gemeinschaft in dem von Rassentrennung und Armut gezeichneten Staat. Daran arbeiten die Salesianer Don Boscos seit 1896 mit. Der Fußball spielt dabei eine wichtige Rolle. Text: Kathrin Ivancsits, Fotos: Jugend Dritte Welt
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enn ich erwachsen bin, möchte ich Pilotin werden und in einem richtigen Haus wohnen.“ Mokoena hat Träume. So wie vermutlich alle Kinder und Jugendlichen auf der ganzen Welt stellt sie sich ihre Zukunft vor und macht Pläne. Einige mehr, andere weniger realistisch. Das Mädchen mit den kurzen, dunklen Haaren, den strahlenden Augen und der Stupsnase ist zwölf Jahre alt. Zusammen mit ihrer Mutter, der kleinen Schwester und ihrem älteren Bruder, dessen Frau und seinem Sohn lebt sie in Sicelo, einem „Township“ südlich von Johannesburg. Die verarmte Bevölkerung, etwa 25.000 Menschen, wohnt hier in kleinen, mit Wellblech gedeckten Häusern. Kaum eine Familie hat mehr als einen Raum zur Verfügung. Heizung oder fließend Wasser fehlen gänzlich. Der südlichste Zipfel des afrikanischen Kontinents hat noch immer mit den Nachwirkungen der Apartheid, vor allem Armut und wirtschaftlicher Benachteiligung der nicht weißen Bevölkerung, zu kämpfen. Der Reichtum unter den rund 44 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist sehr ungleich verteilt. Offiziell liegt die Arbeitslosenquote bei etwa 24 Prozent. Inoffiziell ist mehr als ein Drittel der Bevölkerung ohne Arbeit. Etwa dreißig Prozent, mehr als 13 Millionen der südafrikanischen Bevölkerung, sind unter 14 Jahre alt. Eine junge Republik, mit viel Potential für die Zukunft. Gut ausgebildete junge Menschen können entscheidend zur Entwicklung eines Landes beitragen. Doch in Südafrika fehlt es an Ausbildungsmöglichkeiten. Arbeitslosigkeit und fehlende Perspektive für die Zukunft sind die Folge. Und die Frustration der jungen Bevölkerung entlädt sich nicht selten in Kriminalität. Die „Michael Rua Schule“ der Salesianer Don Boscos in Walkerville, etwa 35 Kilometer südlich von Johannesburg, versucht nach ihren Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken. Die Ordensgemeinschaft ermöglicht Jugendlichen eine Ausbildung und legt somit den Grundstein für eine chancenreichere Zukunft. „Fast all unsere Schüler kommen aus sehr armen Familienverhältnissen und wohnen in den Townships“, erklärt Charl Domingo, Ad-
ministrator der Schule: „Sie haben schlichtweg nicht die gleichen Möglichkeiten wie andere.“ Derzeit werden 870 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 15 Jahren von den Salesianern Don Boscos unterrichtet. Bücher und andere Lernmaterialien werden ihnen zur Verfügung gestellt. Auch die Versorgung in der Pause ist geregelt. Täglich gibt es eine warme Mahlzeit. Eine der Jugendlichen ist Mokoena. Die Zwölfjährige ist die Torfrau ihres Teams, der Mädchen-Fußballmannschaft der Schule, den „Michael Rua Stars“. Sie ärgert sich über jeden Ball, den sie durchlässt, freut sich umso mehr über jeden, den sie hält. Bei Siegen wird gemeinsam gefeiert, bei Niederlagen trösten sich die Spielerinnen gegenseitig. Trainiert wird mit ausgebildeten Trainern am schuleigenen Gelände, immer nach der Essensausgabe zu Mittag. „Fußball ist ein wichtiges Werkzeug“, ist Salesianerpater Dino Miotto, Direktor der Michael Rua Schule, überzeugt. Er ist mehr als nur Spiel. Die Jugendlichen lernen, was Teamgeist, Fairness und Disziplin bedeuten. Sie begreifen, wie negative Gefühle und Frustration in etwas Sinnvolles umgewandelt werden können. Ihr
Der Blick über Sicelo, ein Elendsviertel südlich von Johannesburg. 25.000 Menschen leben hier in kleinen, mit Wellblech gedeckten Häusern.
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Fußball ist mehr als nur Wettkampf und Tore. » Fußball lehrt Teamgeist, bringt Begeisterung und sportliche Motivation. Fußball ist ein wichtiges Element in der Entwicklungszusammenarbeit.« Br. Jean Paul Muller SDB, Vorstandsmitglied Jugend Dritte Welt
Selbstvertrauen wächst. „Wenn die Jugendlichen Fußball spielen, haben sie eine sinnvolle Beschäftigung, vor allem an den Wochenenden. So bleibt ihnen gar keine Zeit, irgendeinen Unfug anzustellen“, lacht P. Miotto. Finanziert werden die Don Bosco Jugend- und Sozialprogramme in Südafrika auch mit Spenden aus Deutschland. So können nicht nur Trikots und Bälle besorgt werden, sondern auch qualifiziertes Personal bezahlt und
der Sportplatz in Schuss gehalten werden. Die „Michael Rua Stars“ sind schon jetzt kleine Fußballprofis geworden. „Die Mannschaften nehmen an Meisterschaften teil und spielen in der Jugendliga. Sie schlagen sich sehr gut“, freut sich P. Miotto. Dass sich die Teilnahme an Turnieren positiv auf die Kinder auswirkt, weiß der Salesianer aus eigener Erfahrung und vielen Gesprächen mit Eltern oder Großeltern.
Namibia Botsuana
LÄNDERPROFIL SÜDAFRIKA
E U R O PA
AMERIKA
Swasiland Lesotho
ASIEN
Hauptstadt Pretoria, rund 1 Million Einwohner
Südafrika
AFRIKA
Lage grenzt an Namibia, Botswana, Simbabwe, Mosambik und Swasiland, außerdem liegt das autonome Königreich Lesotho innerhalb der Grenzen Südafrikas. Der Atlantische und Indische Ozean umschließen Südafrika im Westen, Süden und Osten Staatsform Republik Einwohnerzahl 49,3 Mio. (Wachstumsrate 1,06 %) Religionen / Kirchen Christen: 75,5 %; Sonstige: 17,5 % , davon u.a. Hindus: 1,4 %, Moslems: 1,4 %, Juden: 0,2 % ; Konfessionslose: 7 %
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AUSTRALIEN
Die Aids-Waisen von Südafrika Viele Kinder und Jugendliche teilen ein gemeinsames Schicksal. Sie sind Waisen oder Halbwaisen. Ihre Eltern sind vielfach an der Immunschwächekrankheit Aids und ihren Folgen gestorben. Sechs Millionen Menschen in Südafrika leiden an Aids oder sind mit dem HI-Virus infiziert. In der Provinz Gauteng, in der Walkerville liegt, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei nur 50 Jahren. 200.000 Aids-Waisen leben hier.
Don Bosco weltweit
KO N TA K T Wenn Sie sich für die internationale Arbeit der Salesianer Don Boscos, der Don Bosco Schwestern und Jugend Dritte Welt interessieren, wenden Sie sich bitte an:
Jugend Dritte Welt Sträßchensweg 3 53113 Bonn Tel.: 0228 / 53965 45 info@jugend-dritte-welt.de www.jugend-dritte-welt.de
„Der Fußball lässt die Jugendlichen für eine Zeit ihre Probleme vergessen“, weiß Miotto. Und durch die Begegnung mit Jugendlichen aus anderen Schulen und zum Teil ganz unterschiedlichen Lebenswelten habe sich ihr Horizont erweitert. „Gesellschaftliche Unterschiede spielen im Sport keine Rolle. Das gemeinsame Spiel schafft es, Hautfarbe und Wohnort vergessen zu machen.“ Was für die kleinen Kickerinnen und Kicker gilt, kann sich auch zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen entwickeln. Davon ist zumindest P. Peter-John Pearson überzeugt. Der Doktor für Recht und Theologie ist in Südafrika ein wichtiger Mittelsmann zwischen Staat und Kirche. „Nur im Zusammenspiel geht es vorwärts“, sagt er, „zusammen spielen schafft Freundschaften über Rassen- und Klassenunterschiede hinweg. Der Fußball bringt Menschen in Freude zusammen, auch auf einer
tiefer gehenden Ebene.“ Damit ein Fußballmatch funktioniert, müssen gewisse Spielregeln eingehalten werden, Fairness ist unbedingt notwendig. „Wenn Respekt für andere und für die Regeln des Spieles da ist, haben wir die Möglichkeit, die Gesellschaft weiterzubringen“, so Pearson. Am 11. Juni tritt die Nationalmannschaft Südafrikas im Auftaktspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Johannesburg gegen Mexiko an. Mokoena wird dann irgendwo in einer Wellblechhütte vor einem Fernseher sitzen und der südafrikanischen Elf die Daumen drücken. Genau wie Millionen anderer Südafrikaner, ob schwarz, ob weiß, arm oder reich. Alle werden gemeinsam an ein Team glauben und mitfiebern. Neue Schritte auf dem Weg in eine Zukunft. Schritte in Richtung echter Gleichheit der Menschen am Kap der Guten Hoffnung.
HINTERGRUND
Champions for South Africa Eine virtuelle Reise ins WM-Land Südafrika abseits von Fußballstadien und touristischem Glanz ist Kernstück der Bildungskampagne „Champions for South Africa - Join the Game!“. Anstelle von Fußballstars treffen Schüler im Netz auf Straßenkinder und Townshipbewohner. Die Kampagne setzt europaweit zur FußballWM 2010 in Südafrika neue Impulse für das globale Lernen im Schulunterricht. Die deutsche Hilfsorganisation Jugend Dritte Welt und fünf andere europäische Don Bosco Organisationen entwickelten dafür zwei Computerabenteuer. Die Spiele versetzen Schülerinnen
und Schüler ins Leben gleichaltriger Mädchen und Jungen in Südafrika. Beim virtuellen Besuch der Townships von Kapstadt treffen die Spieler auf Straßenkinder oder geraten in den Sog des organisierten Verbrechens. Lehrer können die DVD mit zwei Computerabenteuern sowie begleitende Unterrichtsmaterialien kostenlos bestellen. Nähere Informationen unter www.join-the-game.de.
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Don Bosco 24 Stunden
Mini-Managerin mit „Kribbeln im Bauch“ Nun sitzt sie doch an einem Schreibtisch. In einem kleinen Büro. Umgeben von Akten und Ordnern, Telefon und Computer. Dabei hatte sie sich das ganz anders vorgestellt. Unter der Jugend wollte sie sein, ganz für sie da sein. So ähnlich, wie sie es aus der Jugendarbeit ihrer Pfarrei kannte. Und so, wie sie es 1988, im großen DonBosco-Jahr zu seinem 100. Todestag, in Turin erlebt hatte. Als Schwestern mit den Jugendlichen tanzten, als sie mitten unter ihnen waren und als in der angehenden Elektrotechnikerin Birgit Baier, damals 25, der Entschluss keimte, dem Orden der Don Bosco Schwestern beizutreten. 22 Jahre ist das her. Heute ist Birgit Baier 47, Ordensschwester und Missionsprokuratorin ihrer Gemeinschaft. Das DON BOSCO magazin hat die gebürtige Münchnerin in Essen besucht. Text: Katharina Hennecke
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ine kleine dunkelhäutige Kinderhand greift hilfesuchend nach einem ausgestreckten Finger, umfasst ihn fest. Zärtlich und zerbrechlich wirkt sie. Arm und hilflos zugleich. „Hoffnung schenken“ steht über dem Plakat in ihrem Büro, darunter ein Zitat von Maria Mazzarello: „Geborgenheit und Vertrauen lassen wachsen“ – Worte und Bilder, die Sr. Birgit Baier anrühren. „Ich möchte Kindern auf der ganzen Welt, die unter schwierigen Bedingungen groß werden, Hoffnung schenken. Hoffnung auf ein besseres Leben, auf ein Leben ohne Gewalt, auf Bildung, Gesundheit und ein bisschen Glück“, sagt die 47-Jährige. Wir sitzen in ihrem Büro in der Essener Missionsprokur. Vielleicht 15, 16 Quadratmeter hat die Prokuratorin hier Platz. An der Wand steht ein großer Aktenschrank, über dem Schreibtisch rechts hängt eine Weltkarte. Von hier aus steuert die Ordensfrau die weltweiten Hilfsprojekte ihres Ordens. Etwa 25 sind es pro Jahr. Einige ziehen sich über mehrere Jahre, andere werden in Intervallen unterstützt. So wie das von Sr. Adriana Bricchi, einer italienischen Missionarin, die heute in Korea lebt. Im Januar hat sie ihre deutsche Mitschwester um Hilfe gebeten. Sie benötigt Geld für den Aufbau einer Alphabetisierungseinrichtung in der Mongolei. Ein paar Mal haben die beiden hin- und hergemailt, Projektsummen definiert und Anträge formuliert. Inzwischen hat eine Partnerorganisation signalisiert, dass sie Geld für das Projekt zur Verfügung stellt. Viel Schreibkram sei noch zu erledigen. „Aber das Projekt läuft“, sagt Sr. Birgit und nickt zufrieden. Durch das Fenster dringen die ersten Frühlingssonnenstrahlen ins Büro. Ein Dutzend E-Mails hat sie an diesem Vormittag schon abgearbeitet, Wohltäter zurückgerufen und sich von ihrer Mitarbeiterin Petra Slivnjek auf den neuesten Stand bringen lassen. Fast eine Woche war Sr. Birgit Baier nicht im Büro. In München, ihrer Heimatstadt, hat die Ordensfrau an der Redaktionskonferenz des DON BOSCO magazin teilgenommen. Die nächsten Ausgaben wurden geplant, Werbemaßnahmen diskutiert. Als Delegierte ihres Ordens ist Sr. Birgit nicht nur für die Zeitschrift zuständig, sondern kümmert sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit, pflegt die Homepage, übernimmt die Adressverwaltung und weitere kleine Aufgaben. Ob sie sich so ihr Leben als Don Bosco Schwester vorgestellt habe, als sie vor 20 Jahren in den Orden eintrat,
möchte ich wissen. Sr. Birgit lacht, schüttelt den Kopf. „Im Moment fühle ich mich als eine Art Mini-Managerin. Es gibt bei uns nur noch wenige Schwestern, die nur eine Aufgabe haben“, erklärt sie, „aber wir werden leider immer weniger und müssen sehen, wie wir tragfähige Strukturen schaffen, die Arbeit stemmen, aber auch auf unsere eigenen Ressourcen achtgeben.“ Ein Bürojob sei für sie eigentlich nie in Frage gekommen. Sie sei handwerklich begabt gewesen, hätte sich aber auch vorstellen können, nach der „klassischen Pfarrkarriere“ – Pfarrjugendleitung und Engagement bei der Katholischen Jungen Gemeinde – einen sozialen Beruf zu ergreifen. Doch Anfang der Achtzigerjahre, Birgit Baier hat gerade die Mittlere Reife in der Tasche, herrscht Lehrstellenmangel. Als die Stadt München mit der Ausbildung von „Mädchen in Männerberufen“ wirbt, ergreift die junge Frau ihre Chance, bewirbt sich. Sie wird zur „Energiegeräte-Elektronikerin“ bei den Verkehrsbetrieben ausgebildet, legt 1989 den Abschluss zur staatlich geprüften Elektrotechnikerin ab. „Ich war im Betriebstelefonbereich bei der U-Bahn tätig“, erinnert sie sich und erzählt vom Betriebshof, von Fernmeldetechnik und mechanischen Hebdrehwählern. Doch manchmal kommt alles anders im Leben. Schon oft hat die Ordensfrau darüber nachgedacht, wo sie wohl heute wäre, wenn sie damals, 1988, nicht ins italienische Subiaco gefahren wäre. Wenn sie nicht an den Kurzexerzitien teilgenommen hätte. Wenn es nicht diesen einen Moment während des Abendlobes vor dem ausgesetzten Allerheiligsten gegeben hätte, von dem sie heute sagt, dass es der Moment ihrer Berufung gewesen sei. Ihre Augen leuchten, als sie an diesem Nachmittag in einem kleinen Büro mitten im Ruhrpott von „Schmetterlingen im Bauch“, von einem „Kribbeln“ und einer Art „Verliebtheitsgefühl“ erzählt. Ein Gefühl, das sie auch 20 Jahre später noch nicht so recht in Worte kleiden kann. „Ich habe gespürt, dass Gott mich braucht, mich, ganz ausschließlich. Berufung ist nur schwer zu begreifen. Es ist etwas sehr Persönliches und jeder erlebt sie anders.“
Nur ein Jahr später nimmt Birgit Baier Kontakt zur Ordensleitung der Don Bosco Schwestern auf. Im September 1990 tritt sie in den Orden ein. Es ist spät geworden an diesem Montag. Und dabei wollte sie doch pünktlich zur Vesper im Jugendhaus St. Altfrid in Essen-Kettwig sein. Sr. Birgit Baier stellt ihr Auto ab, winkt einigen Jugendlichen zu, die hier gerade Orientierungstage verbringen, und verschwindet in der kleinen Souterrain-Wohnung, in der sie mit ihrer Mitschwester Birgit Holtick lebt. Gemeinsam bilden die beiden Ordensfrauen die „geistliche Oase“ des Hauses. Am Abend gibt es noch einiges zu besprechen. Der Osterkurs steht an. Viele Jugendliche werden da sein, um hier die Feiertage zu verbringen. Sr. Birgit freut sich darauf. Sie wird wieder mitten unter den jungen Menschen sein. Und es wird ein bisschen so sein wie damals, 1988, als sie spürte, dass genau das ihre Berufung ist.
Was macht eine Missionsprokur? Die Missionsprokur der Don Bosco Schwestern in Essen unterstützt weltweite Projekte des Ordens für Kinder, junge Menschen, Frauen und Familien – im erzieherischen Bereich, aber auch bei Gesundheits- und Frauenförderprogrammen. Da die einzelnen Provinzen nicht immer die finanziellen Mittel zur Verfügung haben, wenden sie sich an die Missionsprokur mit der Bitte um Ko-Finanzierung und die Vermittlung an Partnerorganisationen. Dabei arbeitet die Missionsprokur u.a. auch mit
Damit das Leben gelingt: Sr. Birgit Baier (rechts) ist Missionsprokuratorin ihres Ordens. Ihr Anliegen: jungen Menschen Hoffnung schenken – in Deutschland und auf der ganzen Welt.
den großen bischöflichen Hilfswerken und den Abteilungen für Weltkirche der Diözesen zusammen. Pro Jahr betreut die Missionsprokur in Essen durchschnittlich 25 Projekte. Einige Projekte sind auch Langzeitprojekte und werden über Jahre betreut.
Weitere Informationen und Kontakt Missionsprokur der Don Bosco Schwestern Theodor-Hartz-Str. 3, 45355 Essen Tel.: 0201 / 615 43 17, Fax: 0201 / 865 96 52 kontakt@fmamission.de, www.fmamission.de
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Nachrichten aus der Don Bosco Familie l l e u t Ak
INTERVIEW
„Der Aschermittwoch 2010 hat eine neue Zeit markiert“ P. Josef Grünner, Provinzial der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos, äußert sich zu den Missbrauchsvorwürfen gegen seine Ordensgemeinschaft, erste Konsequenzen, Schuld und Vergebung, präventive Maßnahmen und warum sich die Salesianer Don Boscos gerade jetzt ihrem Sendungsauftrag neu stellen müssen. Interview: Katharina Hennecke, Fotos: Gregor Gugala
Pater Grünner, seit Aschermittwoch werden gegen Ihre Ordensgemeinschaft schwere Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und der Misshandlung gegenüber Kindern und jungen Menschen in ehemaligen Einrichtungen der Salesianer Don Boscos erhoben. Welche Erinnerungen und Gefühle verbinden Sie mit diesem Tag? Dieser Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben. Sicherlich hatten wir uns Gedanken gemacht, nachdem in den Wochen zuvor in den Medien schon Meldungen von Missbrauch und Übergriffen im kirchlichen Bereich bekannt geworden waren. Dass auch wir betroffen sein könnten, lag durchaus im Bereich des Vorstellbaren, zumal wir seit bald 100 Jahren in Deutschland in der Arbeit mit jungen Menschen tätig sind. In dieser Zeit haben wir mehr als 50 Einrichtungen unterhalten, in denen mehrere Hunderttausend junge Menschen
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gelebt haben. Heute sind es noch 30 zentrale Einrichtungen. Trotzdem war es umso bedrückender und bestürzender, als am Aschermittwoch zunächst Vorwürfe gegen unser ehemaliges Schülerheim in Augsburg und später gegen unsere 2005 geschlossene Einrichtung in Berlin-Wannsee erhoben wurden. Das war eine völlig neue Situation, mit der wir uns konfrontiert sahen und der wir uns stellen mussten. Was waren Ihre ersten Reaktionen? Unmittelbar nachdem die ersten Vorwürfe bekannt wurden, haben wir eine Arbeitsgruppe aus internen wie externen Personen eingerichtet, die zeitnah Anschuldigungen bearbeitet, allen Hinweisen nachgeht und alles für eine gründliche Aufarbeitung leistet. In der Arbeitsgruppe haben wir alles offengelegt und transparent gemacht, sodass nichts im ordensinternen Bereich geblieben ist. Bei allen Untersuchungen
standen und stehen immer die Opfer im Vordergrund. In der Arbeitsgruppe wird entsprechend den Richtlinien „Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Ordensleute im Bereich der Deutschen Ordensobernkonferenz“ gehandelt. Dazu gehört unter anderem eine gründliche Sichtung vorhandenen Aktenmaterials, der Kontakt zu potenziellen Opfern, Tätern und Zeitzeugen, die Rücksprache mit Fachleuten, eine interne und externe Kommunikation und die Information der zuständigen Diözesen, die Vermittlung von Hilfsangeboten für mögliche Opfer, Sanktionen gegen Ordensmitglieder bzw. Mitarbeiter nach erwiesener Schuld und die Dokumentation der Vorwürfe und Erkenntnisse als Grundlage für eine gründliche Aufarbeitung der Geschehnisse. Auch der seit 2003 Beauftragte der Deutschen Provinz für aktuelle Fälle sexuellen Miss-
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brauchs, Prof. Dr. Günther Schatz, Professor für Pädagogik an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, wurde in die Arbeitsgruppe eingebunden. Die Untersuchungen haben ergeben, dass es in ordenseigenen Einrichtungen zu sexuellem Missbrauch und Misshandlungen an Kindern und Jugendlichen gekommen ist. Wovon berichten die Opfer?
Es geht um verschiedene Anschuldigungen gegenüber unterschiedlichen Personen, die ab den Fünfzigerjahren in verschiedenen unserer Einrichtungen gelebt haben. Für die Aufarbeitung kristallisieren sich drei Schwerpunkte heraus:
„Jede Form des Missbrauchs oder der Misshandlung wird überprüft und juristisch verfolgt.“ körperliche Gewalt, sexueller Missbrauch und eine Form religiösen Drucks, wobei alle Begriffe hier sehr weit zu sehen sind. Opfer berichten über Schläge mit Stöcken als Bestrafung für kleinste Verfehlungen oder sogar aus purer Willkür, besonders in den Fünfziger- und Sechzigerjahren. Die Schilderungen über sexuellen Missbrauch sind erschütternd und lassen allenfalls erahnen, was die Betroffenen erleiden mussten und wie sich diese Erfahrungen prägend durch ihr ganzes Leben und das Leben ihrer Familien ziehen. Einzelne haben zudem beklagt, dass sie sehr stark in eine religiöse Praxis hineingedrängt worden seien, die ihnen nicht entsprach, zum Beispiel in täglichen langen Gebetsübungen, die für alle verpflichtend waren und deren Besuch mit zum Teil harten Strafen durchgesetzt wurde. Damals war es üblich, täglich zur Messfeier zu gehen und an verpflichtenden Gebetszeiten teilzunehmen, was nicht als Problem angesehen wurde. Aber aus heutiger Sicht nimmt man das anders wahr. Das Problematische scheint mir zu sein, dass es zumindest heute so empfunden wird, dass Kirchlichkeit und pädagogisches Verhalten in einer engen gegenseitigen Abhängigkeit gesehen werden. Dieses Vorgehen hat vielen jungen
Menschen die Möglichkeit genommen, einen gütigen und barmherzigen Gott zu erfahren, und dazu geführt, dass sie sich in der Folge mit dem Verlassen der Einrichtung zugleich von Kirche und Glaube distanziert haben. Welche Konsequenzen wurden aus den bisherigen Ergebnissen gezogen? Wir haben uns schnell dazu entschieden, noch bevor es von der Freisinger Bischofskonferenz beschlossen wurde, alle Vorwürfe an die Staatsanwaltschaft zu übergeben. Das ist inzwischen erfolgt, mit der Bitte, diese Vorwürfe zu überprüfen. Mit diesem Schritt wollen wir Transparenz erreichen: Jede Form des Missbrauchs oder der Misshandlung wird überprüft und juristisch verfolgt, soweit noch keine Verjährung vorliegt. Das heißt, dass über Strafen erst später gesprochen werden kann? Es gibt Fälle, in denen Missbrauchsvorwürfe von einzelnen Mitbrüdern bestätigt wurden. In diesen Fällen wird es Konsequenzen geben, wobei es hier auch nicht ganz einfach ist, eine Form von Strafe oder Gerechtigkeit zu finden. Die betroffenen Mitbrüder sind bereit, Sanktionen anzunehmen. Klar ist: Vom sexuellen Missbrauch
beschuldigte Ordensmitglieder und Mitarbeiter werden, sofern sie noch leben, nicht in der Arbeit mit jungen Menschen eingesetzt und nach erwiesener Schuld zur Rechenschaft gezogen. Im Christentum wird viel von Vergebung gesprochen und dass es in Buße oder Beichte eine Vergebung gibt, die zwar keine Aufhebung von Schuld bedeutet, aber einen anderen Umgang damit ermöglicht. Wie können die Salesianer Don Boscos mit Mitbrüdern in ihren Reihen weiterleben, die jetzt als Täter identifiziert wurden? Gibt es Vergebung, oder gibt es die erst im Himmel? Hier sind aus meiner Sicht verschiedene Aspekte und Sichtweisen zu unterscheiden: Zunächst einmal geht es um die Opfer, die Leid erfahren haben, schweres Leid. Ob sie den Tätern oder auch unserer Ordensgemeinschaft vergeben, diese Entscheidung müssen sie selbst treffen. Manche haben in Gesprächen aber bereits signalisiert, dass sie vergeben wollen. Ein schönes Zeichen, wie ich finde. Eine zweite Sichtweise ist sicherlich die interne: Ich nehme es so wahr, dass auch die Täter sehr darunter leiden, dass sie nicht recht gehandelt haben. Sie dürfen als Gläubige auf Barmherzigkeit und
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Vergebung von Gott hoffen. In einem Brief an alle Mitbrüder habe ich darum gebeten, dass sie mit Beschuldigten oder solchen, von denen Fehlverhalten ausgegangen ist, barmherzig umgehen, ihnen vergeben und ihnen die Gemeinschaft nicht verwehren. Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen spielt die Beziehungsebene, der vertraute und nahe Umgang miteinander, eine wichtige Rolle. Wie werden Ordensangehörige und Mitarbeiter künftig auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Nähe und Distanz vorbereitet? Die präventive Arbeit beginnt nicht erst jetzt. In den vergangenen Jahrzehnten ist diesbezüglich schon vieles in unseren Einrichtungen geschehen. Es gab Fortbildungen, es gibt pädagogische Teambesprechungen und Supervisionen, in denen diese Thematik immer wieder aufgegriffen wurde und reflektiert wird. Wir müssen darüber nachdenken, in welchem Ausmaß wir diese Arbeit in Zukunft noch stärken müssen. Konkret beschlossen wurde bereits eine Maßnahme: In jeder Einrichtung wird es künftig Vertrauenspersonen geben, an die sich Jugendliche und auch Mitarbeiter wenden können und die das Thema in Besprechungen und in der alltäglichen Pädagogik immer wieder ansprechen. Es sollen Menschen sein, die durch entsprechende Schulungen eine gewisse Sensibilität für dieses Thema entwickeln, einen geschärften Blick haben und für Signale von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie Jugend-
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lichen empfänglicher sind. Wir möchten eine Kultur des Hinschauens fördern. In dieser schwierigen Situation würde ich mir auch wünschen, dass Missbrauch und Machtausübung gegenüber jungen und alten Menschen offener zur Sprache kommen. Als Ordensgemeinschaft und Träger müssen wir in unseren Einrichtungen eine Atmosphäre der Transparenz und des Vertrauens schaffen. Es ist wichtig, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sicherheit im rechten Umgang mit jungen Menschen zu geben und sie zu stärken, gerade, wenn sie im pflegerischen oder intensiv-pädagogischen Bereich tätig sind. Zum Teil herrscht hier heute eine Verunsicherung. Viele Fälle stammen aus den Fünfzigerund Sechzigerjahren. Viele damalige Salesianer sind im Krieg gewesen, haben dort schreckliche Situationen miterleben müssen. Heute spricht man von traumatisierten ehemaligen Soldaten. Damals war das noch völlig unbekannt. Lässt sich hier ein Zusammenhang feststellen? Zunächst einmal ist zu sagen, dass jede Form von Misshandlung nicht entschuldbar und mit nichts zu rechtfertigen ist. Übergriffe, egal welcher Art, haben in der Pädagogik Don Boscos keinen Platz. Dies gilt schon deswegen, weil unser Ordensgründer Johannes Bosco schon im 19. Jahrhundert jegliche Form von körperlicher Züchtigung kategorisch ablehnte und im Geist des Evangeliums die pädagogische Liebe und Güte zum Zentrum seiner Päd-
agogik gemacht hat. Was uns heute über manche pädagogische Methoden aus früheren Zeiten in unseren Einrichtungen berichtet wird, ist mit dem pädagogischen Erbe Don Boscos nicht in Einklang zu bringen. Dass es dazu gekommen ist, ist sehr schmerzlich und traurig. Ich möchte das Verhalten nicht entschuldigen, aber vielleicht lässt es sich mit Blick auf die in der Frage angesprochene Situation zumindest ansatzweise erklären. In der Pädagogik waren damals zum einen Menschen tätig, die durch eigene Kriegserlebnisse und schlimme Erfahrungen stark traumatisiert waren, zum anderen waren die meisten nur unzureichend pädagogisch ausgebildet. Man liest und hört oft davon, dass Erzieher manchmal allein für bis zu 100 Jugendliche zuständig waren. Oft waren dies junge Menschen mit schwierigen persönlichen Bedingungen. Hier kamen Erzieher sehr schnell an ihre Grenzen, wurden überfordert und konnten in schwierigen Situationen nicht mehr adäquat reagieren. Einige mussten zum Teil rund um die Uhr für die Jugendlichen da sein. Es gab keine freien Wochenenden, keine Rückzugsmöglichkeiten und Freiräume. Insgesamt gesehen waren die strukturellen Bedingungen in dieser Zeit einfach sehr schwierig und haben eine Pädagogik begünstigt, die wir heute strikt ablehnen. Durch die Einrichtung einer höheren Fachschule und später der Fachhochschule für Sozialwesen in Benediktbeuern wurden in den Sechziger- und Siebzigerjahren die Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten verbessert. Es fällt auf, dass ab diesem Zeitpunkt weniger Übergriffe festzustellen sind. Die Umstrukturierung der Pädagogik in den Siebzigerjahren verlief unterschiedlich schnell. Es kam die Heimdifferenzierung, es wurden andere Standards gesetzt und eine höhere Qualifizierung erreicht. Das war ein richtiger und notwendiger Schritt. Allerdings wurden weiterhin Pädagogen eingesetzt, die der neuen Situation nicht gewachsen waren. Grundsätzlich ist aber festzustellen, dass überall dort, wo Umstrukturierungsprozesse umgesetzt wurden, dort, wo neue Rahmenbedingungen wie zum Beispiel in
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cken, neu aufstellen oder neu orientieren? Wie können wir angesichts dieser Situation unserem Sendungsauftrag, für junge Menschen da zu sein, gerecht werden? Wie können wir diese schmerzvolle Erfahrung, das dunkle Kapitel unserer Geschichte, verarbeiten, ohne es zu verdrängen? Wir müssen hier neu und ehrlich nachdenken. Wir dürfen uns nichts vormachen, sondern müssen realistisch sein und prüfen, was möglich ist. Es gilt, auch unsere Sendung zu überdenken, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir weniger werden, dass wir selber künftig immer weni-
„Übergriffe, egal welcher Art, haben in der Pädagogik Don Boscos keinen Platz. Sie sind nicht entschuldbar und mit nichts zu rechtfertigen.“ Form von Gruppensystemen gesetzt wurden, neue pädagogische Konzepte zum Tragen kamen, die positive Auswirkungen hatten. Die Kirche als Institution und auch die Ordensgemeinschaften haben derzeit mit einem massiven Vertrauensverlust zu kämpfen. Was können Sie tun, um Glaubwürdigkeit und Vertrauen in Ihre Arbeit wiederzuerlangen? Sicherlich ist es eine große Herausforderung, unsere Partner – Arbeitsagenturen, Jugendämter, Wohltäter, Spender, Stifter und viele andere – zu überzeugen, dass wir ihr Vertrauen verdienen, dass wir nicht verstecken und vertuschen wollen, sondern eine gründliche Aufarbeitung unterstützen. Aber Glaubwürdigkeit kann man nicht verordnen, die müssen wir leben. Ich denke, dass in unseren Einrichtungen heute gut, verantwortlich und professionell im Geiste Don Boscos gearbeitet wird. Alle, die sich davon überzeugen wollen oder Zweifel haben, lade ich ein, die nächste Salesianer-Einrichtung zu besuchen, zu sehen, welche Arbeit dort geleistet wird, und mit Mitarbeitern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Das andere ist, dass wir uns als Salesianer zusammen mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neu auf Don Bosco
und seine Pädagogik besinnen wollen, besinnen müssen. Das 26. Generalkapitel vor zwei Jahren hat uns genau diesen Auftrag gegeben. Es gilt, seine Pädagogik im Heute zu leben, die Pädagogik der Liebe und der Zuwendung. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Arbeit im Geiste Don Boscos auch heute und morgen gebraucht werden. Die Pädagogik Don Boscos ist ein nach wie vor wertvoller Ansatz, damit das Leben junger Menschen gelingt. Diesem Anliegen werden wir uns auch weiterhin mit großer Kraft stellen. Dabei bauen wir auf die Zusammenarbeit mit allen, die sich uns gerade in dieser schwierigen Situation verbunden fühlen. Das Provinzkapitel der Deutschen Provinz steht an. Wie geht man auf dem Hintergrund der vergangenen Wochen auf dieses Datum zu? Business as usual oder Krisenintervention mit Neuausrichtung? Der Aschermittwoch 2010 hat eine neue Zeit markiert, hinter die wir nicht zurückgehen können und nicht zurückgehen wollen. Die bisherige Planung des Provinzkapitels ist überholt. Wir werden diese Tage vor dem Hintergrund der sich nun aufdrängenden Fragen neu gestalten. Vor allem die Frage der Ordensidentität wird zentral sein. Wo stehen wir heute? Müssen wir uns angesichts der Anschuldigungen verste-
ger pädagogische Arbeit leisten können und Verantwortung an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgeben müssen, damit dieser Geist Don Boscos auch in der heutigen Pädagogik lebendig bleiben kann. Wenn morgen ein junger Mann zu Ihnen kommt und Sie nach einem Grund fragt, warum er Salesianer werden sollte, was würden Sie ihm antworten? Junge Menschen brauchen Menschen, die für sie im Geist Don Boscos da sind. Und sie suchen Menschen, die ganz für sie da sind, die auch bereit sind, ihr Leben für sie einzusetzen, die das zu ihrer Berufung machen und nicht nur zu einem Beruf. Und ich glaube, wenn das dann jemand so annehmen kann, dann ist er ganz richtig bei den Salesianern Don Boscos. Auf jeden Aschermittwoch kommt ein Ostern. Glauben Sie, dass Sie dieses Jahr schon Auferstehung feiern? Dass Ostern kommt, ist meine feste Überzeugung, mein fester Glaube. Aber bis dorthin brauchen wir noch viel Kraft auf dem derzeit noch schwierigen Weg durch das Dunkel ins Licht des Ostermorgens.
Das Interview wurde in der Karwoche geführt.
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Nachrichten aus der Don Bosco Familie
D O N B O S CO F A M I L I E
PERSONALIEN
Spendenbereitschaft für Haiti war enorm – Dank an die Don Bosco Familie
N
Versorgung. Außerdem stellen die Salesianer Materialien für den Schulunterricht zur Verfügung. Trotz der weiterhin schwierigen Situation haben die Salesianer auch wieder mit ihrer eigentlichen Aufgabe, der Fürsorge und Betreuung junger Menschen, begonnen. Seit dem 5. April wird in allen Don Bosco Schulen wieder unterrichtet. Bei einer Wiederaufbaukonferenz der Salesianer Don Boscos im April, an der auch ein Vertreter von Don Bosco Mission teilgenommen hat, wurden die Hilfsmaßnahmen des Ordens koordiniert und die Weichen für den Wiederaufbau in den nächsten Jahren gestellt. Über die Höhe der Spendensummen und die erfolgten Maßnahmen im Erdbebengebiet informieren wir ausführlich auf einer Sonderseite im nächsten DON BOSCO magazin. Für alle Hilfe schon jetzt herzlichen Dank der enormen Spendenbereitschaft der Don Bosco Dank! Don Bosco Mission Familie konnten erste Hilfsmaßnahmen in Haiti beginnen. ach dem verheerenden Erdbeben in Haiti hat eine Welle der Solidarität die Missionsprokur der Salesianer Don Boscos in Bonn erreicht. Mit den eingegangenen Spenden konnten dringend notwendige Hilfsmaßnahmen finanziert werden. Der Orden versorgt inzwischen etwa 20.000 Erdbebenopfer in zwei Aufnahmelagern. Die Menschen erhalten Lebensmittel und medizinische
Verstorbene P. Andreas Dietz Erzieher in Burghausen (1952–1953), Katechet und Lehrer in Bad Neustadt/ Saale (1953–1960); Schulleiter des Gymnasiums in Ensdorf (1960–1990) und Direktor des Klosters (1976– 1980); seit 1990 im Ruhestand in Ensdorf Geboren: 15.03.1919 in Vilssöhl (Niederbayern) Erste Profess: 15.08.1938 Priesterweihe: 28.06.1952 Verstorben: 17.03.2010
Priesterjubiläen 40 Jahre P. Andrzej Slowik (Burglengenfeld) am 16. Juni P. Vinzenz Maidhof Duitama (Kolumbien) am 28. Juni 25 Jahre P. Czeslaw Miszczyk (Nördlingen) P. Leszek Rucinski (Ampfing) am 18. Juni
BENEDIKTBEUERN
PTH Benediktbeuern passt sich neuen Herausforderungen an
D
ie Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos sieht sich aus finanziellen Gründen nicht mehr in der Lage, die Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH) in Benediktbeuern in eigener Trägerschaft wie bisher weiterzuführen. Deshalb hat Provinzial P. Josef Grünner mit seinem Rat – nach Zustimmung des Generaloberen Don Pascual Chávez in Rom – im März beschlossen, dass an der PTH im Herbst 2010 nicht mit einem modularisierten Studiengang begonnen wird. Weiterhin werden keine Studienanfänger zum Wintersemester 2010/2011 für das Fach Theologie (Diplom) aufgenommen.
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Die weitere Entwicklung der PTH bedarf einer grundsätzlichen Klärung in den nächsten Jahren. Den Salesianern ist es ein Anliegen, dass die bewährte gute Zusammenarbeit mit der Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abteilung Benediktbeuern, wie dies in dem deutschlandweit einzigartigen Modell eines Doppelstudiums bisher der Fall ist, erhalten bleibt. Das Studium der Philosophie (Abschluss Bakkalaureat) und die Zusatzqualifikation Religionspädagogik (ZRP) können wie bisher begonnen werden. Die An-Institute (Jugendpastoralinstitut und Institut für Salesianische Spiritualität) bestehen weiter.
Derzeit werden verschiedene Maßnahmen getroffen, um so das gesamte Hochschulund Bildungszentrum der Salesianer Don Boscos im deutschen Sprachraum zukunftsfähig zu gestalten. Gabriele Merk
Buntes
REZEPT
Quarkcreme mit Erdbeeren Zutaten • • • • • •
500 g Erdbeeren 2 EL Rum – nach Belieben 250 g Quark Saft von einer ½ Zitrone 1 TL gehackte Zitronenmelisse 1/8 Liter süße Sahne
Zubereitung
BUCHTIPP Gesunde Ernährung aus dem Kloster
Die Erdbeeren klein schneiden und die Sahne steif schlagen. Die Früchte mit Rum, Quark, Zucker, Zitronensaft und Zitronenmelisse vermischen. Zum Schluss die geschlagene Sahne darunterziehen. Die Quarkcreme in Gläser verteilen und mit Erdbeerstückchen sowie Melissenblättern dekorieren.
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Kinder
TOBIS bunte Seite
– h c s i l o h Kat h c s i l e g n a ev
Was sind die Unterschiede? §
Anna (katholisch) und Jonas (evangelisch) erzählen, was sie aus dem Religionsunterricht und aus der Kirche wissen.
Fas sonntags mit ihren wenn Anna und Jona n he ge st besuchen, dann milien den Gottesdien hl wo hiedliche Kirchen, ob sie immer in untersc und en hn wo hen Straße die beiden in der gleic Nur d. sin gleichen Klasse in der Schule in der t. nn tre richt werden sie ge für den Religionsunter ha s einer anderen Klasse Anna und Schüler au ine Sommer. Jonas und se ben Religion bei Herrn au Fr n vo it der gleichen Ze Kumpels werden in misch, oder? Jansen unterrichtet. Ko nach gefragt habe, ha Als ich die beiden da kaerzählte mir, dass sie ben sie gelacht. Anna he isc ol th ka egen in eine tholisch ist und desw ter un tholischen Religions Kirche geht und ka , ist e, dass er evangelisch richt hat. Jonas sagt , an wie Anna ein Christ ist dass er aber genauso ss da d un bt, zu ihm betet den lieben Gott glau izw n le Gemeinsamkeite es überhaupt ganz vie , al ligionen gibt. Manchm schen den beiden Re ein, feiern sie sogar gem en id be e di ir m en hl erzä isch. s heißt dann ökumen sam Gottesdienst. Da d ch – was sin denn Katholisch, evangelis rsue? Anna und Jonas ve dann die Unterschied chen, es zu erklären!
Anna: Unsere Kirchen sind meistens ganz schön bemalt. Manchmal gibt es auch Gold an den Wänden und viele alte Bilder von Heiligen und Kreuze.
Jonas: Unsere Kirche ist nicht so voll. Die Wände sind weiß, es hängen nicht so viele Kreuze und Bilder herum.
Anna: Bei uns sind die Pfarrer immer Männer. Sie sind nicht verheiratet.
Jonas: Bei uns dürfen auch Frauen Pfarrerin werden. Und Pfarrerin oder Pfarrer sind oft verheiratet und leben mit ihrer Familie im Pfarrhaus.
Euer Anna: Mein Bruder ist neun Jahre alt und dieses Jahr zur Erstkommunion gegangen. Er hat da zum ersten Mal das heilige Brot bekommen. Indem wir das Brot essen, ist Jesus ganz nah bei uns.
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Basteln mit Tobi
Jonas: Bei uns können sich Jugendliche mit etwa 14 Jahren konfirmieren lassen. Bei der Konfirmation empfangen wir zum ersten Mal das Abendmahl.
Was uns verbindet! Das bekannteste Zeichen der Freunde von Jesus ist das Kreuz. Es erinnert an Jesus, an sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung und ist das Erkennungszeichen aller Christen, der katholischen und evangelischen. Es zeigt: Wir gehören miteinander zu Jesus.
Anna: Bei uns werden Heilige besonders verehrt. Sie sind Vorbilder, weil sie sich besonders für Gott und Menschen, denen es schlecht ging, eingesetzt haben. Am liebsten mag ich den heiligen Martin.
Basteltipp:
G
estalte dir deine eigenes, ganz persönliches Kreuz für dein Zimmer. Schneide dazu aus Tonkarton oder Pappe zwei unterschiedlich lange, breite Streifen aus und klebe diese so wie in der nebenstehenden Zeichnung übereinander. Danach kannst du beginnen, das Kreuz selbst zu bemalen mit allem, was dir wichtig ist.
Jonas: Bei uns gibt es keine Heiligen. Und wir feiern auch keinen Namenstag.
Übrigens: Es gibt natürlich eine Menge mehr, was evangelische und katholische Christen aus ihrer Geschichte heraus verbindet bzw. was sie unterscheidet. Fragt mal in eurer Kirche oder bei eurem Religionslehrer nach. Oder schaut unter www.donbosco-magazin.de!
Rätseln mit Tobi Seid ihr fit im Alphabet? Um die Lösungswörter zu finden, müsst ihr diesmal gut kombinieren, denn sie sind durch Zahlen vorgegeben. Jede Zahl steht für einen Buchstaben im Alphabet (1 = A, 2 = B, 10 = J usw.). Findet ihr die Lösung?
Texte: Katharina Hennecke, Susanne Brandt; Illustrationen: Martina Spinkova
Mein Tipp:
Schreibt das Alphabet vorher auf einen Zettel. So fällt es euch leichter, die richtigen Buchstaben zu finden.
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Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir fünf Kindertäschchen mit sieben Geschichten aus dem Alten Testament und Arche-NoahMobile. Viel Erfolg!
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Schicke die Lösung bis zum 31. Mai 2010 an Tobi. DON BOSCO magazin • Tobi Sieboldstr. 11 • 81669 München • tobi@donbosco.de „Feuerwehrauto“ lautete das Lösungswort aus dem letzten DON BOSCO magazin. Über den Gebetsfächer „Lieber Gott, hör doch mal zu“ dürfen sich Laura Hanswille aus Schloss Holte, Malte Saedler aus Münster, Amely Böhm aus Lechbruck am See, Stephanie Mellentin aus Bohmte und Hannes Henke aus Varrelbusch freuen. Herzlichen Glückwunsch!
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Ratgeber
DIE EXPERTEN
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Sie fragen – wir antworten! Unser Beraterteam ist für Sie da und beantwortet Ihre Fragen zu den Themen Glauben, Religion, Erziehung, Jugend und Familie. Schreiben Sie uns!
P. Erich Modosch (68), Theologe und Sozialpädagoge, ist Pfarrer in Mieders (Tirol), Dekanatsjugendseelsorger und Berater im Schülerwohnheim der Salesianer Don Boscos in Fulpmes.
P. Franz-Ulrich Otto (59), Theologe und Sozialpädagoge, ist Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit in Deutschland und war mehrere Jahre Stadtjugendseelsorger in Essen.
Sr. Elisabeth Siegl (35), Religionslehrerin und Studentin der Theologie in Salzburg, arbeitete vor ihrem Studium als pädagogische Mitarbeiterin im Wiener Don Bosco Haus.
Sr. Susanne Stachl (41), Psychologin mit Schwerpunkt Schulpsychologie, ist Leiterin der Berufsfachschule für Kinderpflege der Don Bosco Schwestern in Rottenbuch.
Sie haben auch eine Frage? Schreiben Sie an: DON BOSCO magazin Ratgeber, Sieboldstr. 11, 81669 München leserfragen@donbosco.de Ausgewählte Fragen und Zuschriften werden wir an dieser Stelle veröffentlichen; selbstverständlich bleiben Sie anonym.
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LEBENSFRAGEN
Ein Vorbild für die Gruppe Unsere Tochter (14) möchte im Herbst als Jugendgruppenleiterin in unserer Pfarrei anfangen. Wir freuen uns, dass sie diese Aufgabe übernehmen möchte. Doch wir sind uns unsicher, ob ein solches Engagement im Moment gut wäre. Ihre schulischen Leistungen sind in den letzten Monaten stark gesunken und eigentlich müsste sie ihre Zeit fürs Lernen nutzen. Horst Decker, Wien P. Erich Modosch: Vielleicht kann diese Bereitschaft, eine Jugendgruppe zu leiten, auch als Motivation für
die Schule dienen. Denn der Einsatz für die Gruppe ist ab Herbst, und dazwischen ist noch der Abschluss des Schuljahres, wo ihre Tochter beweisen kann, dass sie ihre Pflichten als Schülerin auch ernst nimmt. Denn als Jugendgruppenleiterin muss sie auch ein Vorbild ihrer Gruppe werden. Kinder und Jugendliche haben ein sehr feines Gespür, ob eine Gruppenleiterin wirklich gut ist, und das gilt im gesamtmenschlichen Bereich (Schule, Spiel und Beziehung, aber auch Glaube und Wertesystem).
Unsere Enkeltochter ist behindert Unsere Enkeltochter (20 Monate) leidet an einer schweren Entwicklungsstörung. Bis heute steht nicht genau fest, um welche Krankheit es sich handelt. Allerdings ist die Kleine in ihrer gesamten Entwicklung weit hinter anderen Kindern ihres Alters zurück. Wir haben den Eindruck, dass mein Sohn und seine Frau sich sehr schwer tun, die Situation zu akzeptieren. Es ist ihr erstes Kind, und sie hatten sich den Alltag als Familie anders vorgestellt. Albert und Hannelore M., Münster Sr. Susanne Stachl: Eltern, deren Kind mit einer Behinderung zur Welt kommt, stehen zunächst oft unter Schock, sind von Ängsten geplagt oder hin- und hergerissen zwischen Hoffen und Bangen. Steht eine eindeutige Diagnose noch aus, wie dies bei ihrer Enkeltochter der Fall ist, verstärkt dies die Verunsicherung der Eltern zusätzlich. Die Zukunft des Kindes, der Partnerschaft und der Familie scheint auf dem Spiel zu stehen. Bei Eltern machen sich oft auch Gefühle der Schuld breit, obwohl es keinerlei Gründe dafür gibt; sie kämpfen mit Trauer, Wut und Ab-
lehnung. Diese Gefühle zu verarbeiten braucht Zeit – das ist oft für beide Elternteile eine Aufgabe für viele Jahre. Auch für Sie als Großeltern ist die Situation belastend. Ihre Empfindungen können vielleicht ganz ähnlich sein wie die der Eltern, außerdem beobachten Sie die hohen Anforderungen mit Sorge, die die besondere Pflege und Förderung des Enkelkindes an Zeit, Kraft und Finanzen der jungen Familie stellt. Großeltern versuchen häufig, die Eltern des Kindes durch praktische Hilfe im Alltag zu entlasten. Das kann guttun, mitunter machen dabei jedoch die eigenen nachlassenden Kräfte einen Strich durch die Rechnung. Eine entscheidende Hilfe können Sie als Großeltern dadurch geben, dass Sie ihr Enkelkind so wie es ist in die Großfamilie einbeziehen, annehmen und lieben. Vielleicht gelingt es Ihnen auch, Ihrem Sohn und Ihrer Schwiegertochter zu signalisieren, dass Sie ihnen zutrauen, in ihre Rolle als Eltern ihres besonderen Kindes hineinzuwachsen – mit all der Mühsal, der Trauer, aber auch mit all den Freuden an ihrem Kind, die dazugehören.
Preisrätsel
R ÄT S E L
Miträtseln und gewinnen! Beim Trennen der Begriffe in unserem Rätsel sind die Silben durcheinandergeraten. Fügen Sie zunächst die Silben wieder so aneinander, dass sinnvolle Begriffe entstehen. Bringen Sie dann diese Begriffe noch in die
Ein- Eu- EvanKatho- Martin Neues Os- UmLösungswort
DON BOSCO magazin Redaktion Sieboldstr. 11 81669 München magazin@donbosco.de
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Herzlichen Glückwunsch! Das Lösungswort aus unserem letzten Preisrätsel lautete „Traumjob“. Über je ein Exemplar des Buches „Backen in der Klostertradition“ dürfen sich Sr. Apollonie Kröner aus Magdeburg, Kornelius Schultes aus Frankfurt, Johanna Pfaffelhuber aus Kelheim, Christoph Marggraf aus Freiburg und Carola Fuchs aus Essen freuen.
richtige Reihenfolge. Die ersten Buchstaben von oben nach unten gelesen ergeben das Lösungswort. Es bezeichnet die weltweite Zusammenarbeit der christlichen Konfessionen.
-charistie -tern -heit -lisch -welt Luther -gelium Testament PREIS Miträtseln und gewinnen! Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir fünf Exemplare des Fächers „Lebe wertvoll & gut – Ein Wertekompass für alle Tage“ von Petra Altmann.
MEDIENTIPPS DER REDAKTION Ist Jesus Gottes Sohn? Endlich griffige Antworten auf zentrale Fragen des christlichen Glaubens: mit einer Prise Provokation, einem Hauch Ironie und einem Schuss hintergründigem Humor. Der Autor schafft es, durch ein geschicktes und intelligentes FragenAntwort-Spiel zum Nach- und Weiterdenken anzuregen. Wer hat die Bibel geschrieben? Was ist eigentlich katholisch und was evangelisch? Was ist Sünde?
Bilder spiritueller Vielfalt in der Stadt Die multikulturelle Gesellschaft bringt eine neue religiöse Vielfalt mit sich. Das Buch lädt ein, sich dem Unbekannten in der Nachbarschaft zu stellen, neugierig zu werden für die spirituellen Wege der Menschen von nebenan und Neues kennenzulernen. Eine Ausstellung ist auf dem ÖKT zu sehen. Informationen unter www.religion-nebenan.de
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RELIGION
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Rätsel: Nicola Sedlak
Schreiben Sie Ihre Lösung auf eine Postkarte oder in eine E-Mail und schicken Sie diese bis zum 31. Mai 2010 an:
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Gedanken zum Schluss
Halte dich fest an Gott Mache es wie der Vogel, der nicht aufhört zu singen, auch wenn der Ast bricht. Denn er weiß, dass er Flügel hat.
Foto: getty-images
Johannes Bosco (1815-1888), italienischer Priester und Sozialpädagoge
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Service
rungen mit der Kirche oder dem Bodenpersonal gemacht habe. Die Kirche war für mich Theorie, jetzt lebe ich die wahre Lehre Jesu, es ist die Praxis, der Weg zu Gott.“
Leserbriefe Zu DON BOSCO magazin 1/2010:
Wilma Brang, Grafschaft
„Das neue DON BOSCO magazin gefällt mir gut. Ich begleite die Arbeit der Salesianer seit vielen Jahren journalistisch und lese auch Ihr Magazin seit geraumer Zeit. Das Konzept, eine ausführliche Titelgeschichte mit Hintergrundinformationen zu ergänzen, macht Sinn und vermittelt dem Leser genau das Wissen, das entsprechende TV-Reportagen leider nur sehr kurz und dementsprechend oberflächlich anbieten.“ Bernhard Greger, München
Zu Ratgeber, „Unsere Tochter ist aus der Kirche ausgetreten“: „Ich kann den Vater gut verstehen. Ich habe auch drei erwachsene Kinder, die alle katholisch getauft sind. Wäre eins davon ausgetreten, ich hätte auch so reagiert. Es heißt immer, der ist aus der Kirche ausgetreten, weil er oder sie nicht an Gott glaubt. So habe ich früher auch geurteilt, aber heute nicht mehr. Nun teile ich Ihnen mit, dass meine drei Kinder noch alle in der Kirche sind und ich als Mutter ausgetreten bin. Aber nicht, weil ich nicht mehr an Gott glaube, sondern weil ich viele negative Erfah-
Zu DON BOSCO magazin 2/2010: Zu „Traumjob Erzieherin?“: „Der Artikel ‚Traumjob’ hat mich sehr angesprochen. Ich bin Religionslehrerin und Schulseelsorgerin im Sonderschulbereich. Ich habe das große Glück, einen ‚Traumjob’ zu haben. Mich erfüllt die Arbeit mit den Schülern, die es nicht so einfach haben wie andere Kinder, weil sie aus schwierigen Verhältnissen kommen oder eine Lernbehinderung haben. Mir ist es immer wieder wichtig, gerade diesen Schülern zu vermitteln: Ihr seid wichtig, ihr seid von Gott geliebt und angenommen, ihr tragt einen großen Schatz in euch. Das DON BOSCO magazin spricht Fragen an, mit denen auch ich immer wieder konfrontiert werde. Und es gibt mir das Gefühl der Verbundenheit mit allen, die sich ebenso wie ich für die Schwachen in der Gesellschaft einsetzen.“ Birgit Hansjosten, Unterensingen
„Das interessante Heftthema enthält im ‚Hintergrund’ etwas ungenaue Angaben zum Erzieherberuf. Für die Erzieherausbildung vorausgesetzt ist immer (nach gültiger KMK-Vereinbarung) ein mindestens mittlerer Bildungsabschluss. Die Ausbildung erfolgt bundesweit an einer Fachschule oder Fachakademie, auf Berufsfachschulebene werden dagegen z.B. Kinderpflegerinnen oder Sozialassistenten ausgebildet. Die Fachschulen/akademien stellen eine berufliche Weiterbildung auf einer beruflichen Grundbildung dar; sie qualifizieren für die Übernahme von Führungsaufgaben und fördern die Bereitschaft zur beruflichen Selbstständigkeit (so die KMK). An Hochschulen gibt es keine Studiengänge für staatlich anerkannte Erzieher, sondern Studiengänge, die oft auf der Erzieherausbildung aufbauen und einen Abschluss verleihen, der voraussichtlich Kindheitspädagoge genannt werden dürfte.“ Hans-Georg Aigner, Weiden, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Fachakademien für Sozialpädagogik
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Impressum Das DON BOSCO magazin erscheint in der Don Bosco Medien GmbH. Verlag und Redaktion: Don Bosco Medien GmbH, Sieboldstraße 11, 81669 München, Tel.: 089 / 48008 360, redaktion@donbosco.de, www.donbosco-magazin.de Herausgeber: Salesianer Don Boscos Provinzialat St.-Wolfgangs-Platz 10 81669 München Tel.: 089 / 48008 421 provinzialat@donbosco.de Don Bosco Schwestern Provinzialat Kaulbachstraße 63 80539 München Tel.: 089 / 38 15 80 31 provinzialat@donboscoschwestern.de Chefredakteur: P. Alfons Friedrich SDB Redaktion: Katharina Hennecke, Christina Tangerding, Sophie Wöginger Verwaltung: Angela Gully Titelfoto: gettyimages
Alle nicht gekennzeichneten Fotos stammen aus den Archiven der Don Bosco Medien GmbH und der beiden Ordensgemeinschaften. Layout: ReclameBüro, Gabriele Pohl und Margret Russer Druck: Bonifatius GmbH Druck – Buch – Verlag, Paderborn Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Teilen der Auflage ist die Broschüre ECHO der Don Bosco Schwestern beigelegt. Das DON BOSCO magazin erscheint 2010 im 115. Jahrgang. Das DON BOSCO magazin erscheint zweimonatlich. Es wird gegen Entgelt abgegeben.
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Die Ausgabe 4/2010 erscheint Anfang Juli.
Im nächsten Heft lesen Sie: • Zufrieden alt werden Wie Senioren ihr Leben gestalten
• Don Bosco weltweit Ein Besuch in einem Straßenkinder-Zentrum in Benin
• Mit Kindern leben Gesund und lecker – essen mit den Kleinsten
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In einer Flut der Medien, die es gerade für Familien heutzutage gibt, sticht das DON BOSCO magazin wohltuend hervor. Mir gefällt die Kompetenz, mit der Fragen unseres Alltags angesprochen und aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet werden, sowie die Weltoffenheit, die sich in Themenauswahl und -aufarbeitung zeigt. Die Zeitschrift beweist, wie wichtig es gerade in unserer Mediengesellschaft ist, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und Werte des sozialen Miteinanders, der christlichen Nächstenliebe, des Respekts und der Toleranz stärker in den Vordergrund zu rücken.«
Gundula Gause (45), ZDF-Nachrichtenmoderatorin, lebt mit ihrer Familie in Mainz. Die Protestantin engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für das katholische Hilfswerk „missio“ und damit für afrikanische Kinder und Aids-Prävention auf dem Schwarzen Kontinent.
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