Die Münchner Secession 1892–1914

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Michael Buhrs Dr. Sigrun Paas Midge Bowman Clelia Segieth

Horst G. Ludwig

Margot Th. Brandlhuber

Vorwort

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Georg Hirth und die Gründung der Münchner Secession

11

Memorandum des Vereins Bildender Künstler Münchens

20

Wettstreit der Münchner Künstlergruppen. Die Ausstellungen der Münchner Secession und der Münchner Künstlergenossenschaft Werke der Secessionsausstellung von 1893

25

Franz von Stuck. Gestalter der Münchner Secession

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Stilpluralismus der Münchner Secession Ausläufer Gründerzeit Impressionistische Tendenzen Aspekte des Jugendstils Prä-Symbolismus Symbolisten der Münchner Secession

71 72 84 132 152 182

Bettina Best Horst G. Ludwig Horst G. Ludwig Horst G. Ludwig

Internationale Gäste der Münchner Secession Frankreich und München Haager Schule Schwedische (und norwegische) Maler Die Glasgow Boys

207 207 225 232 242

Horst G. Ludwig

Statuetten der Münchner Secession

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Die Secessionsbewegung und ihre Vereinigungen in München, Berlin und Wien

260

Horst G. Ludwig

Bettina Best

Jo-Anne Birnie Danzker

Münchner Secession und Amerika. Die Sammlungen von Hugo Reisinger, Josef Stránsky und Charles und Emma Frye

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Register Impressum/Fotonachweis

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Ludwig Dill Nebliger Abend 1917 Tempera auf Malkarton, 72,5 x 92 cm Signiert unten rechts: L. Dill. Dachau. 17. Privatsammlung

Durch die Betonung von Fläche, Linie und Silhouette steht das Werk den Prinzipien des Jugendstils näher als dem Impressionismus. Dill findet sich in dieser Sektion, weil er zusammen mit Hölzel und Langhammer die Dachauer Maler innerhalb der Secession repräsentiert. Als einer der Wortführer und Mitbegründer der Münchner Secession, erhielt er seine frühen Impulse noch von zwei Münchner Freilichtmalern, Adolf Lier und Gustav Schönleber. Als er 1894 Präsident der Münchner Secession wurde, zog er nach Dachau und war von der dortigen Schönheit der Landschaft überwältigt. Das Moos mit seinen Pappeln wurde zu einem zentralen Bildmotiv. Dabei veränderte er auch Technik und Stil. Die Ölmalerei mit ihren harten und leuchtenden Farben schien ihm nicht mehr geeignet, das Wesen des Moors mit seinem stumpfen Kolorit und nuancierten Übergängen wiederzugeben. Stattdessen entwickelte er eine neue Aquarell- und Temperatechnik. Literatur

Auktionskat. Weiner, München, Mai 1992, Kat. Nr. 157.

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Bruno Piglhein Die Blinde im Mohnfeld 1889 Öl auf Leinwand, 93,5 x 140 cm Signiert unten rechts: Piglhein Museumslandschaft Hessen Kassel, Inv. Nr. L229

Die Blinde im Mohnfeld ist ein typisches Werk des Prä-Symbolismus von Bruno Piglhein. Denn es ist »metasprachlich« angelegt, da im wörtlichen Bildsinn eine »Blinde« durch ein Mohnfeld schreitet. Da es sich um eine Christin handelt, wird sie hier zu einer Metapher der Sehenden, die durch ihren Glauben der äußeren Sinne nicht bedarf. Bei Friedrich von Boetticher heißt es dazu: »Ein Christenmädchen im Orient, das blind, mit einem Wasserkruge in der Rechten durch ein rotblühendes Mohnfeld zum Brunnen schreitet.« (Fr. von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Bd. 2, 1, Dresden 1898, S. 270, Nr. 35). Durch die spezielle Lichtregie, halb Mond- halb Sonnenlicht, ergibt sich ein intensiver Kolorismus, der das Geheimnisvolle der Szene unterstreicht. Gleichwohl gibt uns das Bild Rätsel auf, denn einerseits kann die »Blinde« als Sinnbild des Menschen gelten, der ohne Gott durch das Leben geht, andererseits kann sie als eine »Sehende« interpretiert werden, die alles Wesentliche innerlich erschaut. Eine solche Erweiterung der Bildwelt ins Mystische und Mehrdimensionale ist ein Schritt, der von den vielen Genremalern der Piloty-Schule nicht gemacht wurde. Gerade hier findet sich der künstlerische Verdienst der Prä-Symbolisten Albert von Keller und Gabriel von Max, die Spirituelles visualisierten. Dies wird erst wesentlich später von Symbolisten und Surrealisten als Motiv aufgriffen. Literatur

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Museumskat. Staatliche Museen, Kassel, Neue Galerie. Bestandskatalog, Kassel 1991, S. 149.



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Max Klinger Badende, die sich im Wasser spiegelt 1898 Bronze, schwarz patiniert, 62 cm Signiert: MK (ligiert) Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein Bremen, Inv. Nr. 435-1967/1

Die Badende, ursprünglich in Marmor ausgeführt und, mit Zustimmung von Max Klinger, in verschiedenen Größen gegossen, gehört zu den populärsten Werken des Künstlers. Aufbau und Bewegungsablauf sind durchaus komplex, auch die Mehransichtigkeit ist gewollt und ermöglicht dem Betrachter mehrfache Richtungswerte. Max Klinger, der in seinem Werk symbolistische Anspielungen favorisierte und vielfache inhaltliche Verschränkungen anstrebte, zeigt sich hier rein mimetisch. Die junge Frau, die ihren rechten Fuß auf einen Baumstumpf gesetzt hat, beugt ihren Oberkörper nach vorn, hat den linken Arm angewinkelt und die Rechte auf den Rücken genommen. Bereits durch diese Haltung ergeben sich mehrfach Überschneidungen und Bewegungsabläufe. Hinzu kommt der leicht nach unten gesenkte Kopf, der den Blick über die Schulter ermöglicht. Die Spiegelung, in der Skulptur nicht darstellbar, muss imaginiert werden, liegt außerhalb des Kunstwerkes und regt die Fantasie an.

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George Minne Schlauchträger 1897 Bronze, dunkelbraun patiniert, 63 cm Signiert: G Minne Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein Bremen, Inv. Nr. 137-1905/23

Der Belgier George Minne gehörte in Brüssel zum Kreis der symbolistischen Bildhauer. Er wurde durch den deutschen Sammler Karl Ernst Osthaus gefördert, der ihn mit Aufträgen bedachte. Häufig war er in Ausstellungen vertreten. Als korrespondierendes Mitglied der Berliner Secession war sein Kontakt zur Reichshauptstadt wesentlich enger als zu München, wo er lediglich im Jahr 1906 in der Secession ausgestellt hatte. Der Schlauchträger erschließt sich in formaler und inhaltlicher Sicht dem Betrachter nicht sofort. Der schlanke Jüngling steht in Schrittstellung, wobei er beide Beine gleichmäßig belastet, um sicher und stabil das Wasser auszuschütten. Mit der Linken hält er den Lederschlauch fest gegen die Brust. Der relativ einfache Vorgang, wird durch die bildhauerische Lösung kompliziert. Literatur Museumskat. Kunsthalle Bremen, Katalog der Skulpturen, bearb. von Ursula Heiderich, Bremen 1993, S. 335–336.

Literatur Museumskat. Kunsthalle Bremen, Katalog der Skulpturen, bearb. von Ursula Heiderich, Bremen 1993, S. 263–264.

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