Neubau des Münchner Volkstheaters

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projekt NEUBAU DES MÜNCHNER VOLKSTHEATERS


Anlieferhalle

Werkstätten

Lastenaufzug

Technikzentrale Lüftung

Hinterbühne

Bühnenturm / Hauptbühne

Zuschauerpodium

Zuschauersaal

Foyer

Innenhof (Biergarten) mit Ansicht Gastronomiebereich und Multifunktionssaal

Altbau / denkmalgeschützter Bestand

itt GG´ Bestand

Neubau

HAUPTEINGANG DES MÜNCHNER VOLKSTHEATER AN DER TUMBLINGERSTRASSE Der Torbogen verbindet Alt- und Neubau

Schnürboden

LÄNGSSCHNITT

2. Probebühne

Hubpodien

Kulissenlager


NEUBAU DES MÜNCHNER VOLKSTHEATERS KOMPLEXES BAUPROJEKT FÜR EINE MULTIFUNKTIONALE, MODERNE KULTURSTÄTTE MIT INTEGRATION DENKMAL­ GESCHÜTZTER BESTANDS­ BEBAUUNG Bauherr: Landeshauptstadt München Auftraggeber: Georg Reisch GmbH & Co. KG Bauunternehmung Architekt: LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei GmbH & Co. KG Planungszeitraum: 2018 – 2020 Fertigstellung: 2021 Hauptnutzfläche: 10.300 m² Bruttogeschossfläche: 30.000 m² Brutto-Rauminhalt (BRI): 162.000 m³ Leistungen: – Tragwerksplanung § 51, Lph. 1 – 6, 8 – Ingenieurtechnische Kontrollen – Nachweise konstruktiver Brandschutz mit Heißbemessung – Planung Baugrube und Gründung des zentralen Turmdrehkrans – BIM-Rohbaumodell

Auf dem ehemaligen Gelände des Münchner Viehhofs entstand mit einem 30.000 Quadratmeter großen Kulturkomplex eine neue Spielstätte für das Münchner Volkstheater. Ende 2014 hatte die Landeshauptstadt München den Neubau des Theaters beschlossen. Der bisherige Spielort war ursprünglich nicht für den Theaterbetrieb vorgesehen und geriet mit wachsenden Besucherzahlen an seine Grenzen. Das Projekt wurde in einem europaweiten Generalübernehmerverfahren ausgeschrieben. In diesem Bau- und Architekturwettbewerb setzte sich Firma Reisch, unter Mitwirkung von SSF Ingenieure, gegen acht weitere Anbieter durch und wurde mit der Projektumsetzung beauftragt. SSF Ingenieure hat im Auftrag der Firma Reisch die gesamte Tragwerksplanung einschließlich Baugrube bearbeitet. Eine besondere technische Herausforderung war, die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen auf dem räumlich begrenzten Grundstück umzusetzen sowie den denkmalgeschützten Bestand instand zu setzen und mit Anpassungen an die neue Nutzung in den Neubau zu integrieren .


UMBAUMASSNAHMEN AM BESTANDSBAUWERK:

– Ertüchtigung der Haustechnik und Einbau einer Lüftungszentrale im Dachgeschoss – Umsetzung des barrierefreien Zugangs inklusive des Einbaus eines Aufzuges – Planung von Wand- und Deckendurchbrüchen – Umsetzung einer neuen Raumaufteilung durch die Änderung von Wandstellungen

MODERNER KULTURKOMPLEX MIT INTEGRATION DES DENKMAL­GESCHÜTZTEN BESTANDSGEBÄUDES Das neue Volkstheater bietet eine Spielstätte mit Haupt- und Nebenbühne, Probebühnen, Garderoben, Foyer, Verwaltung, Werkstätten und Lager. Im Bestandsgebäude befinden sich die Büros für die künstlerische Leitung, Künstlerwohnungen sowie einer Kindertheaterwerkstatt.

Die Überdachung der Hauptbühne (Bühnenturm) bildet ein Stahltragwerk aus Vierendeelträgern mit einer Spannweite von ca. 20,20 m. Dabei galt es, die Abtragung von Zusatz­ lasten aus Bühnentechnik und Schnürboden zu berücksichtigen.

Um die vielfältigen Nutzungsanforderungen unterbringen zu können, wurde das Tragwerk des Neubaus im Wesentlichen als Stahlbetonkonstruktion hergestellt, teilweise in Kombination mit Verbunddecken und Stahldachkonstruktionen mit Stützweiten bis über 20 m.

Die Decke des Zuschauersaals ist ein kombiniertes Stahlbeton-/Stahlverbund-Tragwerk, das als Stahlbetonrahmenträger, mit einer Spannweite von ca. 25,50 m, die aufstehende Haustechnikzentrale trägt.


ANSCHLUSS DES NEUBAUS AN DEN BESTAND AN DER RÜCKSEITIGEN FASSADE

Durch die funktionalen Vorgaben und die räumlich begrenzten Möglichkeiten musste die Raumaufteilung in den Geschossen stark verändert werden. Nur wenige der Innenwände bzw. -stützen für den vertikalen Lastabtrag durchlaufen alle Geschosse. In vielen Gebäudeteilen erfolgte die erforderliche Abfangung von Bauteilen über Wandträger in teilweise räumlichen Systemen. Die Verbindung zum Neubau bildet ein auf einem Lehrgerüst gemauerter Bogen im Haupteingangsbereich an der Tumb-

lingerstraße. Die Innenhofflächen zwischen beiden Gebäudeteilen wird als Eingangsbereich und Biergarten genutzt. Das Bestandsbauwerk besteht aus tragendem Mauerwerk mit Holzbalkendecken und einer hölzernen Dachkonstruktion, auf einem in Beton bzw. Stahlbeton errichteten Kellergeschoss. Für die erforderlichen Umbau- und Instandsetzungsmaßnahmen des Bestands wurde die bestehende Konstruktion auf Schäden untersucht sowie Abbruchkonzepte und entsprechende Ertüchtigungsmaßnahmen ausgearbeitet und die Umbaumaßnahmen geplant.


LÄNGSSCHNITT ZWEITE PROBEBÜHNE 125

9875

1,00

1,00

1,00

E3 1.13

H 1,00

1,00

1,00

1,00

1,00

1,00

I 1,00

1,00

1,00

9875

1,00

125

OK +17,20

1,00

1,00

Staisil Dorn A 3,87 75

Stahlverbundträger ST 702

UK +15,27 1,00

Staisil Dorn A

1,00

UK +17,00

125

75

125 20

125

UK +17,00 75

UK +17,00

20

OK +17,20 20

OK +17,20

1,00

7

125 9875

1,00

1,00

1,00

1,00

2,00

1,00

98

3,30

OK +11,89 1,00

2,00

125 6475

125

25

RHS200x100x6.3 1,00

42 15 32 OK +10,59

25 9875 1

1,00

OK +10,70

28

28

125 635

4875 UK +13,11

2,12 20

1,00

40

RHS200x100x6.3

2,605 OK +10,70

3,60

RHS200x100x6.3 2,00

UK +13,11 2,85

40

1,00

RHS200x100x6.3

2,85

RHS200x100x6.3

3,60

635 125

2,85 40

1,22

3,30

Staisil Dorn A

125 1,2875

2,85

1,00

1,48

1,00

125

50 14

4875 25

1,00

1,00

E3-2

UK +10,31

UK +10,31

UK +10,50

UK +10,31 40 15

Staisil Dorn A

Stahlverbundträger ST 502 E3 1.13

DETAIL E3.2

SCHNITT E3 1.13

15

30

8

80

194

53

5

20 30

5

Kopfbolzen 2xKB 22x300

OK +17,20 UK +17,00

12

3

30 Kopfbolzen 2xKB 22x300

25 40 E3-4

53 Kopfbolzen 2xKB 22x300

1,22

35 Staisil Dorn A

OK +10,59

UK +10,31

Elastomer Dicke: 12,5mm

23

8 15

25

7

194

15

127

1

OK +11,89 53

12

40

5

125

20

1

OK +11,89

20

1,28 75

30 5

Bl. 120x300x10

15

DETAIL E3-4 OK +11,89

12 3 2 10 5 5

20

25

1,20

1,20

E3-1

Staisil Dorn A

12 UK +13,11

RHS200x100x6.3 5 10

25 35

12

RHS200x100x6.3

Elastomer Dicke: 12,5 mm 25

20 15 63

125

UK +13,11 Bl. 120x300x10 3,8775

2

Bl. 120x300x10

1

1

25

UK +13,11 5 5 10

127

53

E3-3

25 125

30

30

Kopfbolzen 2xKB 22x300

15

7

DETAIL E3-3

11

125

12

30

20

25

DETAIL E3.1


ARBEITEN AM KOMPLEXEN BAUPROJEKT AUF DEM EHEMALIGEN VIEHHOFGELÄNDE

RAUMAKUSTISCHE UND DYNAMISCHE ANFORDERUNGEN

DIE BAUGRUBE – OPTIMIERT FÜR KOMPLEXE RANDBEDINGUNGEN

Durch die Theaternutzung und viele, teilweise übereinanderliegende Nutzungseinheiten bestanden hohe Anforderungen an den Schallschutz und die Verhinderung von Schwingungsübertragungen. Diesen wurde zum einen durch die überwiegende Stahlbetonausführung des Tragwerks mit zum Teil statisch überdimensionierten Decken- und Wanddicken Rechnung getragen. Konstruktiv wurden die Wände zudem durch die Anordnung von geneigten Oberflächen und Schallabsorptionsöffnungen raumakustisch optimiert. Zum anderen kamen Konstruktionen mit zusätzlichen entkoppelten Bodenplatten und Fundamenten zum Einsatz, durch deren elastische Lagerung Schwingungsübertragungen verhindert werden. Die tragende, über 6 m hohe Wand zwischen Bühnenturm und erster Probebühne wurde 2-schalig mit vollständig umlaufend entkoppelter Stahlbeton­innenschale und integrierter Absorberöffnung ausgeführt.

Die Baugrube wurde bis zu 9 m tief in das anstehende Grundwasser im Bereich des Bühnenturms eingebunden. Die Ausführung erfolgte mit überschnittener Bohrpfahlwand, teilweise rückverankert. Die Gründungsplatten im Grundwasser mussten teilweise mit Auftriebspfählen gesichert werden. Die Abfangung des angrenzenden Bestandsgebäudes wurde durch eine überschnittene und rückverankerte VdW-Bohrpfahlwand sicher­ gestellt. Zur Straßenseite wurde ein kostengünstiger Verbau mittels Trägerbohlwand mit Kanal­dielenausfachung gewählt – diese ist rückbaubar und wiederverwendbar. Aufgrund der innerstädtischen Nachbarbebauung erfolgte der Einbau schwingungsarm, wobei die Ausführung gebohrt bzw. vorgebohrt wurde.


… …


» Bei dem umfangreichen Theaterkomplex waren wir

von Beginn an in einem festen Team aus Baufirma, Fachplaner und Architekten gebunden. Gemeinsam ist es uns gelungen, das anspruchs­ volle Bauvorhaben trotz des engen Zeitplans erfolg­ reich, im Budget und fristgerecht umzusetzen.“

Tilo Hering Leiter Bereich Hochbau


3D-BIM-MODELL des Rohbaus mit Revit

HAUPTEINGANGSBEREICH AN DER TUMBLINGERSTRASSE gemauerter Bogen auf einem Lehrgerüst


EFFIZIENTE PLANUNGSPROZESSE DURCH BIM Um die besten Lösungen für die komplexen Herausforderungen beim Neubau des Volkstheaters in höchster Qualität und Wirtschaftlichkeit umsetzen zu können, wurde mittels der BIM Methode geplant. Dies beinhaltet:

» Durch die Anwendung der BIM-Methode

waren alle für die Planung und bau­ technische Umsetzung relevanten Informationen in allen Ausführungsphasen für sämtliche Beteiligte durchgehend verfügbar – bei einem solch komplexen Projekt unverzichtbar!“

Florin Pavel Projektingenieur Hochbau, BIM-Koordinator

– Durchgängige Ableitung der Schal-, Stahlbau- und Detailplanung des Gebäudekomplexes vom 3D-Modell mit Autodesk Revit – Nutzung der 3D-Funktionalität zur Entwurfskontrolle, zur Veranschaulichung komplexer Geometrien sowie für Visualisierungen – Nutzung des 3D-Modells als Grundlage für laufende Kollisionsprüfungen mit der TGA-Planung und den ständigen Austausch mit den Modellen aller anderen Fachplaner – Nutzung der BIM-Funktionalität für Massenermittlungen (Verbau, Beton, Bewehrung, Einbauteile etc.) zur Erstellung der Ausschreibung und Abrechnung der Kosten zwischen AG und Subunternehmer – 3D-Systemmodell des integrierten Stahltragwerks als Grundlage für die Werkstattplanung – Nutzung des 3D-Modells als Grundlage für die statische Berechnung und Erstellung der Positionspläne einschließlich Nutzung von Parametern (z.B. Positionsnummer, Betongüte, Expositionsklasse, Bewehrungsgehalt)


FOYER mit verspringenden, galerieartig angeordneten Deckenebenen


SCHNITT ZUSCHAUERRAUM mit Bühnenturm

DETAIL ZUSCHAUERRAUM mit schallabsorbierenden Lichtelementen

ÜBERBLICK ZUSCHAUERRAUM

ÜBERBLICK ZUSCHAUERRAUM

SCHNITT Zweite Spielstätte (links), Erste Probebühne (mitte oben), Zuschauerraum (rechts)

ÜBERBLICK ZWEITE SPIELSTÄTTE


Unterschiedliche Fassadenstrukturen in den vertikal gestaffelten Funktionsbereichen lösen das Gebäude optisch auf und gliedern es in drei Teilbereiche: – Im unteren Bereich besteht die Fassade aus Sichtziegelbauweise. Dadurch bettet sich der Neubau nahtlos in die bereits bestehenden Gebäude des Schlachthofviertels ein. – Oberhalb der Ziegelbauweise wandelt sich die Fassade in eine gefaltete Gitterkonstruktion aus feinen Metallstäben. In diesem Bereich befinden sich die gebäudetechnischen Anlagen. – Hieraus ragt der in eine semi-transparente Membranfassade gehüllte, 27 m hohe Bühnenturm empor.

ZUM PROJEKTFILM

FAZIT Mit dem Neubau des Münchner Volkstheaters ist ein multifunktionaler, moderner Kulturkomplex entstanden. Dabei mussten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten auf beengten Raum umgesetzt werden. SSF Ingenieure hat das Projekt vom ersten Wettbewerbsentwurf bis zum As-Built-BIM-Modell des Tragwerks begleitet und umgesetzt. Hierbei waren Baufirma, Fachplaner und Architekten bei dem Design&Build -Verfahren von Beginn an in einem festen Team gebunden. Trotz des engen Zeitplans konnte das Projekt fristgerecht und innerhalb des Kostenplans realisiert werden.

BLICK IN DEN INNENHOF


ANSPRECHPARTNER

TILO HERING Leiter Bereich Hochbau T: +49 89 38040 201 E: thering@ssf-ing.de

FLORIN PAVEL Projektingenieur Hochbau, BIM-Koordinator T: +49 30 44300 260 E: fpavel@ssf-ing.de

Bildnachweise Cover, S. 2, 4, 5, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15: Florian Schreiber Fotografie S. 7: Martin Reindl S. 15: SSF Ingenieure AG, Magdalena Joos Grafiknachweise S. 2: LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei S. 6, 10, 13: SSF Ingenieure AG © für alle Beiträge SSF Ingenieure AG München. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste und Internet, Vervielfältigung auf Datenträgern nur mit ausdrücklicher Nennung der Quelle.

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SSF Ingenieure AG

Beratende Ingenieure im Bauwesen ssf-ing.de


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