El Puente
informiert 2018 EL PUENTE GmbH
Lise-Meitner-Str. 9 31171 Nordstemmen Telefon: +49 (0) 5069 - 34 89 0 Telefax: +49 (0) 5069 - 34 89 28 www.el-puente.de info@el-puente.de
Jahresberich
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Unsere Vision r. e d n a in e t i M s e ist ein fair
Inhaltsverzeichnis/ Impressum
Inhalt
Herausgeber:
Vorwort 1
EL PUENTE GmbH Lise-Meitner-Str. 9 31171 Nordstemmen Telefon: +49 (0) 5069 3478 0 Fax: +49 (0) 5069 3478 28 www.el-puente.de info@el-puente.de
Nachhaltigkeit bei El Puente
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El Puente GmbH Jahresabschluss der El Puente GmbH
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Faire Woche 2017
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Produktentwicklung bei El Puente
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El Puente Entwicklungsfonds
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El Puente ist Mitglied:
Projektpartnerausschuss 20 EL PUENTE e.V. / Weltladen
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Reiseberichte 25 EL PUENTE Stiftung
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Redaktion: Anna-Maria Ritgen, El Puente GmbH Fotos: El Puente GmbH, EL PUENTE e.V., Cornelia Kolbe-Bode, Clipdealer, El Puente Stiftung, Johann Thaler S.2, lobOlmo S.7, Forum Fairer Handel S. 12/13 Grafiken: Stephan Eidt (S. 9,10,11) Organigramm: code-x
El Puente gehört zu den Pionieren der Fairhandels-Bewegung und arbeitet heute mit etwa 140 Handelspartnern in Afrika, Asien und Lateinamerika zusammen. In langjährigen und transparenten Handelspartnerschaften unterstützt El Puente seine Handelspartner durch Fairhandels-Prämien für soziale Projekte. Die Produkte werden in etwa 800 Weltläden in Deutschland und Europa sowie über unseren Online-Shop verkauft. Als Mitglied der World Fair Trade Organization (WFTO) richten wir unsere Arbeit an den zehn Standards des Fairen Handels aus. Unsere Vision ist ein faires Miteinander.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht. Foto Titelseite: Die Quinoa-Bauern in den Anden haben stark mit dem Klimawandel zu kämpfen. Nelson Perez, ein Vertreter von Anapqui berichtete über die Situation vor Ort.
Satz: Designwerkstatt Hildesheim Druck: Quensen Druck + Verlag GmbH, 31135 Hildesheim Auflage: 5.000 Exemplare Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion, des Vorstandes oder der Geschäftsführung wieder. Ein großes Dankeschön an alle, die mit ihren Artikeln zur Entstehung dieser Ausgabe von „El Puente informiert“ beigetragen haben.
Liebe Leser, in diesem Jahr haben uns Veränderungen aller Art beschäftigt. Veränderungen gehören dazu. Gewollte und gefürchtete. Große und Kleine. So haben wir uns daran gemacht, unser Hausdesign zu verändern. Für alle 60 Mitarbeiter des Unternehmens mit insgesamt 5.000 Produkten und diversen Publikationen ein Mammutprojekt, das uns auch im nächsten Jahr weiter beschäftigen wird. Während des Prozesses haben wir Fehler gemacht, die unsere Kunden zu Recht verärgert haben. Noch einmal möchten wir uns dafür entschuldigen. Am Ende konnten wir dann doch neben vielen Verpackungen und InfoMaterialien eine neue Website und einen neuen Shop präsentieren. Aber auch die großen Veränderungen, allen voran das alles bestimmende Thema Klimawandel, haben uns beschäftigt. In diesem Sommer haben auch wir gespürt, womit zahlreiche Produzenten im
globalen Süden schon lange zu kämpfen haben. Das Wetter verändert sich und die Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern leiden bereits extrem unter den kaum beherrschbaren Wetterphänomenen. Das Thema Klima zieht sich durch diese Broschüre. So informieren wir Euch darüber, was wir für den Klimaschutz tun. Außerdem war im Rahmen der Fairen Woche Nelson Perez von Anapqui auf Vortragsrundreise und berichtete aus der Sicht der Quinoa-Bauern über den Klimawandel. Der El Puente Entwicklungsfonds unterstützte unter anderem unseren Handelspartner Asha in Indien, der von einer heftigen Überschwemmung betroffen war. Herzliche Grüße im Namen des El Puente-Teams, Stefan Bockemühl & Martin Moritz Geschäftsführer El Puente GmbH
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Nachhaltigkeit bei El Puente
Co₂-Ausgleich: Mit den scheinbar simplen Tonherden werden pro Jahr etwa 5,2 t CO₂ eingespart.
Nachhaltigkeit bei El Puente Gemeinsam mit unseren Handelspartnern möchten wir dazu beitragen, das Klima zu schützen. Dafür unterstützen wir nicht nur unsere Partner im globalen Süden bei Umstellungen auf BioAnbau, durch Fairhandels-Prämien oder durch Förderung von Klimaschutzprojekten, sondern achten auch auf unseren eigenen Fußabdruck. Seit diesem Jahr wirtschaftet El Puente im Standort Nordstemmen klimaneutral!
Energie: El Puente wirtschaftet klimaneutral
Klimafreundlich: Mit einer eigenen Photovoltaik-, Regenwassernutzungs und Solarthermie-Anlage arbeitet El Puente so umweltfreundlich wie möglich.
Viele verschiedene Umweltschutz-Maßnahmen reduzieren derzeit unseren CO₂-Ausstoß. Seit dem Bau des Gebäudes im Jahr 2004 haben wir eine Regenwassernutzungsanlage mit einer Kapazität von 6.000 Litern: Das Regenwasser wird für den gesamten Wasserverbrauch des Unternehmens (außer Trinkwasser) genutzt. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Firmengebäudes erzeugt 70 kW Peak, was theoretisch den Stromverbrauch von El Puente deckt. Eine heizungsunterstützende Solarthermie-Anlage auf dem Dach des Mehrzweckgebäudes ermöglicht eine kom-
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plette Warmwasserversorgung und hat einen Passivhaus-Charakter. Unsere LED-Beleuchtung in den Lagerhallen spart zwei Drittel des Stromverbrauchs. Ökostrom beziehen wir von der Naturstrom AG. Durch eine Naturgas-/ Biogasanlage in der Nachbarschaftsgemeinschaft mit anderen Unternehmen nutzen wir die Restwärme bzw. Abwärme. Diese Maßnahmen reduzieren den Verbrauch so weit wie möglich. Trotzdem verursacht El Puente Emissionen, die derzeit nicht vermieden werden können. Doch auch hier möchten wir nicht tatenlos bleiben und leisten dafür Ausgleichszahlungen! Unvermeidbare Emissionen kompensieren Seit diesem Jahr kompensieren wir unsere unvermeidbaren Emissionen in den Bereichen Mobilität, Energie, Versand und Papierverbrauch. Für die von der Klima-Kollekte errechneten Emissionen unterstützen wir ein Projekt unseres Handelspartners KCU in Tansania. Im Rahmen dieses Projekts werden energieeffiziente Herde aus Ton gegen einen kleinen symbolischen Beitrag an Mitglieder der Kaffee-Kooperative und ihre
Nachhaltigkeit bei El Puente
Wiederverwertet: Alte Kartons wandern nicht in den Müll, sondern werden in einer eigens dafür angeschafften Anlage zu Füllmaterial verarbeitet.
Familie ausgegeben. Denn viele Haushalte kochen auf offenen Kochstellen mit Feuerholz aus den Wäldern Tansanias. Das führt nicht nur zu einer starken Rauchentwicklung im Haus und häufigen Unfällen, sondern verbraucht große Mengen an Feuerholz. Die scheinbar simplen Ton-Herde ändern das. Energieeffiziente Kochstellen für tansanische Familien Durch die energieeffizienten Ton-Herde werden die Risiken minimiert und der Holzverbrauch stark reduziert, da die Kochstellen nun weniger offen sind. Ein solcher Herd spart pro Jahr 5,2 t CO₂ ein. Gebaut und verteilt werden diese von KCU. Als Handelspartner von El Puente baut KCU Kaffee unter fairen Bedingungen an und exportieren ihn. Der El Puente Entwicklungsfond unterstützt das Projekt der Ton-Herde finanziell seit 2015. Seitdem werden die Herde von der Kooperative selbst hergestellt und kostenfrei an Haushalte in der KageraRegion verteilt.
Verpackung: So wenig wie möglich, so viel wie nötig Wir möchten unsere Produkte optimal schützen und gleichzeitig ökologisch
sinnvoll verpacken. Auf dem Weg von Übersee bis in den Laden kann so eine große Menge an Verpackungsmaterial anfallen. Wo es geht, vermeiden wir unnötige Verpackungen. Den großen Rest versuchen wir so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Kartonagen Unsere Kartonagen bestehen aus recyceltem Papier. Wir haben sie außerdem für den Versand optimiert: Sie haben mehrere Rillenfächer, mit denen die Größe des Pakets angepasst werden kann. Dadurch ist weniger Füllmaterial nötig. Je nach Gewicht verwenden wir zwei Sorten Klebeband. Für leichte Pakete nutzen wir Klebeband aus Papier. Für schwere Pakete nutzen wir PVC-Klebeband, da Papierklebeband nicht stabil genug ist. Füllmaterial Wir nutzen zwei Arten Füllmaterial: Geschredderte Kartons und eine helle Folie. Kartons, die wir von unseren Lieferanten bekommen und wegen eines unüblichen Formats nicht bei uns lagern können, schreddern wir und verwenden sie als Füllmaterial. Die Folie besteht aus BIOPLAST 400. Dabei handelt es
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Natürlich: Unsere Füllfolie besteht vor allem aus Kartoffelstärke und ist damit zu 100% biologisch abbaubar.
Nachhaltigkeit bei El Puente
Kreativ: Die Kunsthandwerker in aller Welt nutzen zum Großteil natürliche oder recycelte Materialien für ihre Arbeit.
sich um einen Werkstoff, der natürliche Kartoffelstärke sowie andere biologisch gewonnene Polymere enthält. Die Folie ist frei von Weichmachern und zu 100 % biologisch abbaubar. Sie ist zertifiziert nach EN 13432 und hat das Vinçotte-Siegel „OK compost HOME“ erhalten. Sie kann einfach über den Hauskompost entsorgt werden. Innerhalb von sechs Monaten baut sich das Material von selbst ab. Warum sind einige Produkte bei El Puente in Plastik verpackt? Die Verpackung soll unsere Produkte optimal bei Transport und Lagerung schützen. Schwund und Verschleiß sollen ausgeschlossen werden. Deshalb kann beispielsweise Kunsthandwerk nicht wie Reis in großen Säcken angeliefert werden, da die Gefahr zu groß wäre, die Produkte zu beschädigen. Da wir uns bemühen die Wertschöpfung so weit wie möglich im Ursprungsland zu belassen hängt die Wahl des Verpackungsmaterials häufig von der Verfügbarkeit im Ursprungsland ab. Oft ist Plastik dort leicht verfügbar und kostengünstig. Wo es möglich ist, verzichten wir bereits auf Verpackung, z. B. bei Körben. Manchmal
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ist dies jedoch nicht möglich. Beispielsweise muss ein kleines Specksteinherz mit einem Hangtag versehen sein. Die aufgedruckte Artikelnummer muss von außen sichtbar sein, damit es im Lager einfach zu kontrollieren und kommissionieren ist. Das ist bisher nur mit Plastikverpackung möglich. Wir sind uns der ökologischen Problematik von Plastikverpackungen bewusst und suchen gemeinsam mit unseren Produzenten nach einer langfristigen Lösung.
Produkte: Fair und nachhaltig Nachhaltige Kunsthandwerksprodukte Eine ganze Reihe unserer Produkte wird durch Recycling oder Upcycling hergestellt. Auf diese Weise werden kreative Produkte entwickelt, die gleichzeitig umweltverträglich sind. Von Schalen aus alten Zeitungen aus Vietnam oder Dekoautos aus alten Getränkedosen aus Madagaskar über gebrauchte Saris für Buchumschläge bis hin zu recyceltem Glas für Vasen aus Ägypten. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Außerdem nutzen viele Kunsthandwerker natürliche Materialien wie Holz und
Nachhaltigkeit bei El Puente
Natürlich: Rund 80 % der Lebensmittel von El Puente sind bio-zertifiziert. Seit diesem Jahr auch der Kaffee von Kopakama aus Ruanda.
Gräser, handgeschöpftes Papier oder Schafswolle für die Produktion ihrer Waren. Wir legen dabei ebenso Wert auf Qualität wie auf Nachhaltigkeit. So kommt das verwendete Holz ausschließlich aus sicheren Quellen. Manche Produzenten bauen ihre Bäume, die sie nachher zu Kunsthandwerksprodukten verarbeiten, selbst an. Oder ausgediente Kautschukbäume werden zu ökologischnachhaltigem Spielzeug verarbeitet. Produkte aus biologischem Anbau Die beiden Ansätze fair und bio werden oft verwechselt, sind aber nicht die gleichen. Oft gehen sie aber Hand in Hand. So sind derzeit rund 80% unserer Lebensmittel bio-zertifiziert. Dieses erweitern wir kontinuierlich, indem wir unsere Handelspartner bei der Umstellung auf Bio-Anbau unterstützen. Das schützt Mensch und Umwelt. Ein Beispiel: Die Kaffee-Kooperative Kopakama ist seit diesem Jahr bio-zertifiziert. Bei unserem Besuch im Jahr 2016 haben wir das Bio-Projekt mit angestoßen und freuen uns nun voraussichtlich in 2019 den ersten Bio-Container aus Ruanda in Empfang nehmen zu können. Der El Puente-Entwicklungsfonds
hat die Umstellung auf Bio-Anbau durch Zuschüsse gefördert und der Kooperative für die anfallenden Kosten einen zinsfreien Kredit zur Verfügung gestellt. Neben Kopakama wurde auch der Café Liberté aus der Demokratischen Republik Kongo in 2018 bio-zertifiziert. Während der mehrjährigen Umstellungsphase auf biologischen Anbau erhalten unsere Partner bereits Preisaufschläge für die entstehenden Mehrkosten. Die Bauern werden in Workshops weitergebildet. Sie lernen zum Beispiel, Dünger selbst herzustellen und sparen dadurch nicht nur Geld, sondern schützen auch ihre Gesundheit und die Umwelt.
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El Puente GmbH
Stimmungsvoll: Jedes Jahr bereichern viele neue Produkte unser Sortiment. Sowohl im Bereich der Lebensmittel, als auch beim Kunsthandwerk.
El Puente GmbH Die El Puente GmbH ist die Organisation, die die konkreten Handelsaktivitäten in der El Puente Familie übernimmt. Der Kontakt mit den Partnern, die Produktentwicklung, die Qualitätskontrolle, der Vertrieb an die Weltläden, Groß- und Endkunden als auch die Öffentlichkeitsarbeit finden hier statt. Was es in diesem Jahr Neues gab in der El Puente GmbH, lesen Sie hier.
Produktneuheiten Unseren Kunden immer wieder Produktneuheiten anbieten zu können, ist uns wichtig. Darum investieren wir, gemeinsam mit unseren Handelspartnern in aller Welt, viel Zeit und Ressourcen in die Produktentwicklung. Lesen Sie hierzu auch den Hintergrundartikel auf Seite 14–15.
Schaurig-Schön: Wilde Monster bereichern seit diesem Jahr unser Spielzeug-Sortiment.
Auch im vergangenen Jahr gab es wieder zahlreiche neue Produkte. Schöner Goldschmuck im modernen, grafischen Design, Yogakissen aus Nepal, wilde Spielzeugmonster aus Filz, um nur ein paar Neuheiten aus dem Kunsthandwerksbereich zu nennen. Aber auch im Lebensmittelsortiment ergänzen tolle Produkte unser Sortiment. Zum Beispiel unsere Quinoa-Fertigmischungen. Voll-
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ständig im Land hergestellt, verbleibt die Wertschöpfung im Land. Fair, vegan, bio, glutenfrei und 100 % lecker.
Veranstaltungen Die Bildungsarbeit ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Auch in diesem Jahr haben wir Seminare und Workshops veranstaltet, Messen besucht und Vorträge gehalten. Im Februar luden wir ein zum Seminar „Wein und Schokolade“. Mit Verkostung und vielen Hintergrundinformationen. In der Reihe „Zukunft der Weltläden – Weltläden der Zukunft“ im April war der Generationenwechsel im Weltladen das zentrale Thema. Der November stand im Zeichen des Tees. Ein von uns ausgerichtetes Seminar mit einer Teesommelière lieferte Informationen rund um Geschmack und Tee aus Fairem Handel. Auch die verschiedenen Messen haben wir in diesem Jahr besucht. Auf der Fair Handeln in Stuttgart war unser Angebot kulinarisch und informativ: Neben einer Weinverkostung stand ein Vortrag zum Thema Kaffee aus Papua-Neuguinea auf dem Programm. Natürlich waren wir auch bei den Weltladen-Fachtagen im Juni in Bad Hersfeld präsent. Mit einem
Foto: LobOlmo
El Puente GmbH
Stand haben wir unsere Produktneuheiten präsentiert und uns mit einem Kaffee-Seminar dem Klassiker im Fairen Handel gewidmet. Auf der Fair Friends in Dortmund haben wir unsere schrecklichniedliche Spielzeugmonster präsentiert und einen Vortrag zur Arbeit eines Fairhandels-Unternehmens gehalten. Ebenso im September waren wir mit einem Stand und einem Workshop zum Thema Upcycling und mit der Teilnahme bei einer Podiumsdiskussion bei der Ideenmesse von Weltläden in Hessen e. V. in Frankfurt am Main vertreten.
20 Jahre PaCo Im Rahmen der WFTO-Konferenz fand ein besonderes El Puente-Highlight statt: Das 20-jährige Jubiläumstreffen des Partner Comitees (PaCo). PaCo ist ein Verein in dem Handelspartner von El Puente Miglied sind. Der Zusammenschluss fungiert als Forum für den Austausch zu Best-Practice Beispielen aber auch Herausforderungen in den verschiedenen Fairhandels-Organisationen. PaCo ist Gesellschafter bei El Puente. Damit erhalten die Handelspartner gleichberechtigt Sitz und Stimme im Aufsichtsgremium der El Puente GmbH.
Weltgebetstag Surinam Surinam ist im Jahr 2018 das Partnerland für den Weltgebetstag der Frauen gewesen. Passend zum Thema des Weltgebetstages „Gottes Schöpfung ist sehr gut“ haben wir eine Broschüre mit Informationen zum Land gestaltet und ein Sortiment fair gehandelter Produkte aus verschiedenen Regionen der Welt zusammengestellt. Für die Auswahl haben wir uns von der surinamischen Küche inspirieren lassen. Rezepte in der Broschüre laden ein, Gerichte nach zu kochen. Da derzeit keine Handelsbeziehungen von El Puente zu surinamischen Handelspartnern bestehen, zeichneten wir mit unserer Auswahl fairer Produkte verschiedene Verbindungen von Surinam in andere Regionen der Welt nach. 2019 steht das Land Slowenien im Vordergrund. Seid gespannt auf neue Produkte und interessante Infos.
Personelles Bereits seit 2002 arbeitete Angela Lepa als Einkäuferin bei El Puente. In diesem Jahr tritt sie ihren wohlverdienten Ruhestand an. Mit ihr verlässt uns eine langjährige, sehr erfahrene Mitarbeiterin. Wir danken ihr für ihre Arbeit und wünschen alles Gute! Verstärkung gibt
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Erarbeitet: Upcycling war das Thema des Workshops von Nina Labode bei der Ideenmesse in Frankfurt.
El Puente GmbH
Geschafft: Lange haben wir an der Umsetzung des neuen Online-Auftritts gearbeitet.
es für die Einkaufabteilung mit den zwei neuen Mitarbeitern Felix Gies und Layla Engeln. Lesen Sie auch die Reiseberichte der beiden auf S. 26–30. Als einer der wichtigsten Ausbildungsbetriebe der Region freuen wir uns, dass auch in diesem Jahr wieder junge Kollegen erfolgreich ihre Prüfung abgelegt haben. Drei Auszubildende im Bereich Groß- und Außenhandel und ein Auszubildender im Bereich Lagerlogistik haben ihr Zertifikat zum Abschluss der Ausbildung erhalten.
Neues Corporate Design
Willkommen: Layla Engeln und Felix Gies sind die neuen Mitarbeiter unserer Einkaufsabteilung.
Auch im vergangenen Jahr hat uns die Umstellung unseres Corporate Designs in vielen Bereichen beschäftigt. Zuerst galt es eine Reihe von technischen Hürden zu nehmen, bevor unser OnlineShop problemlos lief. Nun sind wir froh, einen modernen und übersichtlichen Shop präsentieren zu können. Die Menüstruktur ist angepasst. Die Produkte können u. a. nach Material, Farbe und
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Preis gefiltert werden. Im Hintergrund der Seite gibt es auch neue Funktionen. So kann im Kundenkonto die Bestellhistorie angesehen werden und Belege sind im pdf-Format verfügbar. Kleine Statistiken und Auswertungen unterstützen die Bestellungen und die Sortimentsgestaltung. Durch die Farbfilterfunktion lassen sich tolle Produktkombinationen für Dekorationen in Regal oder Schaufenster entdecken. Auch unsere Internetseite wurde umgestaltet. Hier sind nun alle allgemeinen Informationen übersichtlich zusammengestellt. Im Blog informieren wir regelmäßig über aktuelle Themen und Produkte. Außerdem stellen wir Rezepttipps und Reiseberichte zur Verfügung. Auch die Umstellung der LebensmittelVerpackungen hat uns durch das Jahr begleitet. Auch hier stießen wir auf unerwartete Herausforderungen, die wir jedoch meistern konnten. Nun ist ein Großteil der Verpackungsumstellung geschafft.
Jahresabschluss
Jahresabschluss El Puente GmbH Die Umsatzentwicklung dieses Geschäftsjahrs 2017/2018 blieb mit einem Minus von 6 % hinter unseren Erwartungen zurück. Die Ursache liegt in erster Linie in der Umstellung unserer Verpackungen sowie des Internetauftritts und den damit verbundenen Herausforderungen. Wir sind sehr optimistisch und voller Elan an dieses Projekt der Verpackungsumstellung herangegangen und mussten dann schmerzlich feststellen, dass bei dieser großen Umstellung Herausforderungen auf uns zukommen, mit denen wir nicht gerechnet haben. Unser Ziel, die Produkte schnell und reibungslos umzustellen, haben wir dadurch verfehlt. Die Folge: Viele unserer Produkte waren nur eingeschränkt lieferfähig. Dies hat die Umsätze im vergangenen
Jahr stark beeinflusst. Auch bei der Umstellung auf unseren neuen Online-Shop gab es zahlreiche technische Schwierigkeiten, die die Nutzung deutlich erschwerten. „Diese Schwierigkeiten über das Jahr waren nicht nur für unser Team sehr nervenzehrend. Natürlich haben auch unsere Kunden darunter maßgeblich gelitten“, so Stefan Bockemühl, Geschäftsführer der El Puente GmbH. „Wir möchten uns aufrichtig entschuldigen, dass wir nicht der verlässliche Partner sein konnten, den sich unsere Kunden gewünscht hätten.“ Umso mehr freuen wir uns über die Treue unserer Kunden, die wir, nachdem die Probleme nun größtenteils überwunden sind, zu spüren bekommen! Denn die ersten Entwicklungen des neuen Geschäftsjahres machen uns Mut.
Umsatzentwicklung der letzten Jahre (in T€)
11.000 10.500
10.000
10.220
10.250
10.040 9.800
10.000 9.345
9.500 9.000 8.500 8.000 14/15
15/16
16/17
17/18
18/19
9
19/20
Jahresabschluss
Kosten und Ertrag 2015/16
Zum Vorjahr
2016/17
Zum Vorjahr
10.222.000
2%
10.040.000
-2%
Rohgewinn
3.655.000
9%
3.380.000
Personal
1.655.000
5%
Gesamterlös
Zum Vorjahr
Anteil
2018/19 Vorschau
9.472.000
-6%
100%
9.800.000
3%
-8%
3.065.000
-9%
32%
3.220.000
5%
1.740.000
5%
1.855.000
7%
20%
1.840.000
-1%
2017/18
Zum Vorjahr
Zinsen Betrieb
25.000
-14%
44.000
76%
28.000
-36%
0%
40.000
43%
Zinsen für Immobilien
15.000
7%
16.000
7%
13.000
-19%
0%
10.000
-23%
Werbung
402.000
112%
188.000
-53%
292.000
55%
3%
240.000
-18%
Versand
372.000
0%
404.000
9%
403.000
0%
4%
400.000
-1%
Spenden
133.000
49%
42.000
-68%
7.000
-83%
0%
0
-100%
Andere Kosten
711.000
0%
871.000
23%
721.000
-17%
8%
650.000
-10%
Kosten gesamt
3.313.000
11%
3.305.000
0%
3.319.000
0%
35%
3.180.000
-4%
Betriebsergebnis
342.000
75.000
-254.000
40.000
Vermögen 30.06.2016
Zum Vorjahr
30.06.2017
Zum Vorjahr
30.06.2018
Zum Vorjahr
Anteil
Warenlager
3.470.000
6%
3.665.000
6%
3.709.000
1%
39%
Immobilien
2.386.000
56%
2.291.000
-4%
2.210.000
-4%
23%
Betriebs- und Geschäftsausstattung
325.000
14%
303.000
-7%
317.000
5%
3%
Forderungen an Kunden
611.000
-3%
520.000
-15%
520.000
0%
6%
Vorf inanzierungen an Handelspartner
1.240.000
34%
760.000
-39%
1.180.000
55%
13%
Sonstiges
1.000.000
-31%
1.655.000
66%
1.497.000
-10%
16%
Aktiva
9.032.000
Zum Vorjahr
Anteil
9.194.000
9.433.000
Herkunft 30.06.2016
Zum Vorjahr
30.06.2017
Zum Vorjahr
30.06.2018
Eigenkapital
5.836.000
6%
6.044.000
4%
5.656.000
-6%
60%
Private Darlehen
1.057.000
6%
1.080.000
2%
1.085.000
0%
12%
854.000
50%
719.000
-16%
6%
0
0%
Immobilienkredite von Banken Geschäftskredite von Banken
-16%
603.000
0
0%
599.000
6%
Verbindlichkeiten an Lieferanten
175.000
-20%
250.000
43%
293.000
17%
3%
Betriebliche Alterssicherung
356.000
60%
639.000
79%
895.000
40%
9%
Sonstiges
754.000
32%
462.000
-39%
302.000
-35%
3%
Passiva
9.032.000
10
9.194.000
9.433.000
Umsatzanteile nach Kundengruppen (Vorjahreswerte in Klammern)
73,5% Weltläden und Aktionsgruppen (73) 8% Großverbraucher (7) 2% Fairhandels-Organisationen Ausland (3) 3,5% Verbraucher (4) 2% Online Portale (2) 11% Großhandel sonstige (11)
Umsatzanteile nach Warengruppen (Vorjahreswerte in Klammern) Snacks 9,5% (10)
Mahlzeit 13,5% (15)
Wellness 2,5% (3) Schmuck
Getränke
3% (3)
Tee 4% (4,5)
Spiel und Freizeit 9% (9) Textilien
4% (4)
Kaffee 34,5% (33)
4% (3,5)
Wohnen 16% (15)
Großhandelsumsatz
(Vorjahreswerte in Klammern) Handwerk 31% (32) Lebensmittel 69% (68)
Wareneinsatz 67% (65,5) (Vorjahreswerte in Klammern)
Rohgewinn 33% (34,5) (Vorjahreswerte in Klammern)
Waren 46% (48)
Wareneinsatz
Bezugskosten
21% (17,5)
Rohgewinn 33% (34,5)
67% (65,5)
aus Lebensmitteln 4% (8) aus Kaffee
12% (10)
aus Handwerksprodukten 17% (17)
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Jahresabschluss
Faire Woche
Weitgereist: Nelson Perez ist der Präsident der Kooperative Anapqui aus Bolivien. Seine Vortragsreise führte ihn durch ganz Deutschland.
Faire Woche 2018 Die diesjährige Faire Woche stand unter dem Motto „Gemeinsam für ein gutes Klima“. Damit wurde vom 14.–28. September in insgesamt über 2.000 Veranstaltungen deutschlandweit der Klimawandel in den Fokus gestellt. Auch unser Gast und Produzentenvertreter Nelson Perez von Anapqui versuchte die Frage zu beantworten, wie der Faire Handel Kleinbauern bei der Bewältigung des Klimawandels unterstützt.
Wer war zu Gast? Passend zum Motto des Klimawandels besuchte uns Nelson Perez. Er ist Präsident von Anapqui (Asociation Nacional de Productores de Quinoa), ein Zusammenschluss von Quinoa-Bauern aus Bolivien. In der kargen Gegend des Altiplano leben die Menschen vom Quinoa-Anbau – weiße, rote und schwarze Quinoa werden hier seit Generationen angebaut, wo sonst nichts wächst. Der Klimawandel beeinflusst die QuinoaErnten in letzter Zeit jedoch stark. Bei 15 Veranstaltungen in ganz Deutschland berichtete Nelson über die Folgen des Klimawandels für Bauern und Quinoa.
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Wie beeinflusst der Klimawandel die Quinoa-Ernten? Die Folgen des Klimawandels sind im Altiplano deutlich zu spüren. Nelson erklärte, dass seit etwa 5 Jahren Veränderungen des Klimas und der Anbaubedingungen deutlich zu spüren sind: „Vor allem die Unberechenbarkeit des Klimas macht uns zu schaffen. Es gibt Jahre, in denen es stark regnet und die Felder überschwemmt werden, während es in anderen Jahren viel zu trocken ist. Seit einigen Jahren gibt es wiederkehrenden Frost, den wir nicht kannten. Er zerstört die Pflanzen, zusammen mit großen Hagelbällen, die plötzlich auftreten. Am schwierigsten sind jedoch die starken Winde und die Erosion. Der Wind trägt den Sand aus den Wüsten auf die Felder und bedeckt die Pflanzen. Sie verbrennen dann unter dem heißen Sand.“ Um die Kleinbauern zu unterstützen, betreibt Anapqui ein Forschungsinstitut namens PROQUINAT, das vor allem durch die Fairhandels-Prämien finanziert wird. Hier werden Lösungen für die Folgen des Klimawandels gefunden. Windhecken, die zwischen der Quinoa gepflanzt werden, organischer Dünger oder Fortbildungsmaßnahmen helfen den Bauern, sich dem neuen Klima anzupassen.
Faire Woche
Angesprochen: In Vorträgen, Diskussionsrunden und Gesprächen berichtete Nelson von der Situation der Quinoa-Bauern in Bolivien.
Welche Stationen hat Nelson in Deutschland besucht? Die Vortragsreise führte Nelson und seine Reisebegleitung Nele zu Orten in ganz Deutschland. Sie besuchten insgesamt 14 Städte und 15 verschiedene Veranstaltungen. Neben den gut besuchten Veranstaltungen waren es vor allem die Begegnungen mit den Engagierten, die Nelson beeindruckte. Die allesamt sehr gut besuchten Veranstaltungen hatten in diesem Jahr viele verschiedene Formate – ob Carrot Mob in Berlin, GWÖSalon in Hamburg, Faires Frühstück in Braunschweig, Pressegespräch in Stuttgart oder Schifffahrt mit Presse in Bremen. Bei vielen verschiedenen Abendveranstaltungen mit Musik und Buffet konnten Interessierte mit Nelson ins Gespräch kommen. Weitere Stationen waren Hildesheim und Wuppertal. Weiter ging die Reise nach Mainz, wo die Veranstaltung mit Tanz endete. In Köngen besuchte Nelson einen Milchbauern, mit dem er sich über die Erfahrungen der Landwirte in Deutschland und Bolivien austauschte. Weiter ging es nach Landau, Aschaffenburg und Herborn, bis nach Linz. Besonderes Interesse der Zuhörer galt den Anbauverhältnissen von Quinoa und ob die hohe Nachfrage an Quinoa ein Problem für die Bauern vor Ort darstelle. Nelson betonte dafür stets, dass durch die hohe Nachfrage
nun auch in China und Nordamerika Quinoa im großen Stile angebaut werde. Doch die „Quinoa real“, die echte Quinoa, gibt es nur bei ihnen.
Carrot Mobs Besonderes Highlight in diesem Jahr waren die Carrot Mobs, die deutschlandweit stattfanden. Schulklassen und junge Menschen organisierten Carrot Mobs, bei denen es darum ging auf den Klimawandel aufmerksam zu machen und Menschen an einem bestimmten Tag während der Fairen Woche in einen Weltladen zu locken. Einen Teil des Gewinns, der an diesem Tag im Laden erzielt wurde, konnten die Weltläden dann in eigene Klimaschutzmaßnahmen investieren oder in Handelspartner wie Anapqui. In Berlin hatten wir die Gelegenheit bei einem dabei zu sein. Insgesamt investierten verschiedene Weltläden insgesamt 1305,69 € in Anapqui, die damit ein SMS-System aufbauen wollen, dass alle Mitglieder regelmäßig über aktuelle Umwelteinflüsse und -anpassungsmaßnahmen, organische Produktion und Bio-Zertifizierung informieren soll. Denn nicht alle Mitglieder haben die Möglichkeit bei allen Sitzungen und Informationsveranstaltungen teilzunehmen. Mit dem SMSSystem soll nun jeder schnell und regelmäßig erreicht werden können.
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Carrot Mob: Als besonderes Schmankerl gab es während dieser Fairen Woche sogenannte Carrot Mobs.
Gestürmt: Bei einem Carrot Mob stürmt eine Traube von Menschen ein Geschäft und alle Einnahmen aus dieser Aktion werden einem guten Zweck gespendet.
Produktentwicklung
Innovation: Auch im Lebensmittelbereich arbeiten unsere Partner an neuen Ideen. So hat Coronilla in Bolivien die beliebten Quinoa-Fertigmischungen entwickelt.
Produktentwicklung bei El Puente Bis ein fertiges Produkt im Ladenregal steht, ist es ein langer Weg. Egal ob Kunsthandwerk oder Lebensmittel, viele Menschen sind an der Entwicklung neuer Produkte beteiligt. Unsere Einkäuferinnen Miriam Kramm für Kunsthandwerk und Gesa Petersen für Lebensmittel gewähren einen Blick hinter die Kulissen bei der Produktentwicklung.
Wie kommt es zu der Idee für ein Produkt?
Spürsinn: Gerade im Bereich von Mode und Accessoires ist ein Gespür für aktuelle Trends von großer Bedeutung.
Gesa: Für Lebensmittel gibt es im Prinzip zwei Wege. Oft sind es unsere Handelspartner, die Ideen für ihre Produkte haben. So ist zum Beispiel Coronilla aus Bolivien sehr kreativ, nach neuen Möglichkeiten für die Produktentwicklung zu suchen. So sind auch die neuen Quinoa-Fertigmischungen entstanden. Auf Initiative des Partners. Manchmal geht es aber auch den anderen Weg, dass wir Ideen haben, die wir an unsere Partner herantragen. So zum Beispiel bei den Brotaufstrichen von Turqle Trading aus Südafrika. Auch dieser Weg ist wichtig, denn wir wissen am besten, welche Gewohnheiten es in Deutschland gibt. In diesem Fall die Brotkultur. Miriam: Im Kunsthandwerk liegt die Mehrheit klar auf den Entwicklungen der Handelspartner. Das ist auch unser erklärtes Ziel. Wir möchten den Handelspartnern
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möglichst nur eine Hilfestellung geben, damit ihre Produkte eine klare Verkaufschance auf dem Markt haben. Wichtig ist uns aber, die Innovationskraft der Partner zu nutzen und zu stärken. Ein Beispiel dafür ist auch unser Designworkshop (siehe Seite 17, Anm. d. Red.) In der Realität ist es so, dass die Handelspartner oft eigene Designer haben, die die Ideen entwickeln. Oder aber die Produzenten selbst sind in ihrem Bereich die Künstler und entwerfen bei der Arbeit neue Produkte. Wir feilen oft noch an den Mustern. Manchmal halten wir andere Materialien für unseren Markt passender, manchmal andere Farben. Natürlich kommt es vor, dass wir Ideen an die Partner herantragen, aber dies spielt eher eine untergeordnete Rolle.
Was sind die verschiedenen Schritte der Produktentwicklung? Gesa: Am Anfang steht die Idee. Daraufhin folgt eine lange Phase der Erprobung. Die Produkte werden hergestellt und es wird lange an Parametern wie Geschmack, Konsistenz und Haltbarkeit gefeilt. Schließlich kommt es zum Thema Verpackungen. Wie kann ein Produkt so verpackt werden, dass es beim Versand nicht beschädigt wird und möglichst gleichzeitig nachhaltig ist, indem Plastik und Alufolie vermieden wird? Miriam: Auch im Kunsthandwerk steht natürlich die Idee am Anfang. Diese wird
Produktentwicklung
Ausgesucht: Die Zusammenarbeit vor Ort ist immens wichtig, um die Designs der Produkte zu besprechen.
dann konkretisiert in Form von Bildern oder Zeichnungen. Am besten arbeitet man vor Ort gemeinsam mit dem Partner in Gesprächen. Die Verständigung über etwas derart abstraktes wie verschiedene Designelemente ist denkbar schwierig. Vor Ort haben die Partner oft die Möglichkeit, Ideen direkt umzusetzen. Dann werden erste Muster erstellt, an denen gemeinsam gefeilt wird. Dabei haben wir natürlich immer Aspekte wie die Qualität oder Sicherheit im Blick. Im besten Fall kommt es am Ende zu der finalen Bestellung.
Wer ist an all diesen Schritten beteiligt? Gesa: Es ist ein Viereck aus verschiedenen Abteilungen. An erster Stelle stehen unsere Partner, die konkret an den Produkten arbeiten, mit ihren Produktentwicklern und dem Qualitätsmanagement. Dann ist auch unsere Qualitätssicherung mit einbezogen, der Einkauf und der Vertrieb. Dieser prüft, inwiefern die Produkte für den Verkauf konkret geeignet sind. Am Ende arbeitet die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit mit, die über die verschiedenen Kanäle über die neuen Produkte informiert. Miriam: Auch im Kunsthandwerk sind es eine Reihe von Menschen, die an einem Produkt mitarbeiten. Bei den Handelspartnern die Produzenten selbst, und auch Designer oder Produkt-Manager. Hier vor Ort, ne-
ben der Produktentwicklerin im EinkaufsTeam, die Kollegen aus dem Vertrieb oder aber andere, manchmal auch Personen aus dem persönlichen Umfeld. Jeder hat sein Steckenpferd. Wenn es zum Beispiel um Produkte für Kinder geht, frage ich auch die jungen Eltern aus meinem Team oder Freundeskreis nach ihrer Einschätzung.
Wie lange dauert der Prozess? Gesa: Im Lebensmittelbereich mindestens ein Jahr. Dabei kommt es darauf, ob die Partner schon die Vorarbeit in der Produktentwicklung geleistet haben, wie zum Beispiel bei den Quinoa-Fertigmischungen aus Bolivien. Dann liegt es nur noch an uns, die Verpackungen an unser Design anzupassen, die Produkte zu ordern und in den Verkauf zu bringen.
Welche Hürden gibt es bei der Produktentwicklung? Gesa: Um bildlich zu sprechen: Es gibt tausend Fäden, die ins Leere laufen. Wir verfolgen immer wieder verschiedene Ideen, die oftmals an den Gegebenheiten scheitern. Zum Beispiel haben unsere Partner manchmal nicht die geeigneten Möglichkeiten, um Produkte auf eine bestimmte Weise weiterzuverarbeiten. Für Mischprodukte, die wir in Europa verarbeiten lassen müssen, ist es oft nicht einfach Partner zu finden. Denn wir stellen bestimmte Anforderungen. So gibt es bei uns keinen Mengenausgleich, das
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Gesa Petersen und Miriam Kramm sind nicht nur mit der Bestellung bereits bestehender Produkte beschäftigt, sie arbeiten zusammen mit ihren Kollegen an den Innovationen.
Produktentwicklung
heißt, der Verarbeiter muss die Produkte getrennt lagern und verarbeiten, was natürlich einen Mehraufwand bedeutet. Gleichzeitig haben wir für viele Verarbeiter zu geringe Abnahmemengen, so dass aus diesem Grund keine Zusammenarbeit entsteht. Auch sind die Neuerungen im Lebensmittelbereich oftmals eine logistische Herausforderung. Beim Beispiel Chips lässt es sich gut erkennen. Wir müssen jetzt schon planen, was wir voraussichtlich in knapp zwei Jahren an Chipsbeständen verkaufen werden, denn heute müssen die Bauern die Maniok-Pflänzchen aufziehen, die dann neun Monate wachsen, verarbeitet werden, nach Deutschland transportiert und hier verkauft werden.
Welche Rolle spielen Trends bei der Produktentwicklung? Gesa: Im Lebensmittelbereich sind Trends weniger wichtig. Natürlich kommen uns jedoch aktuelle Trends wie bio, vegan und Superfoods gelegen. Aber der Faire Handel ist da eher ein Vorreiter. Denn all diese Produkte wie Quinoa, Chia-Samen, Moringa oder Mate-Tee gibt es schon sehr lange im Weltladen. Miriam: Wir vermeiden es, den Handelspartner Ideen und Trends überzustülpen. Aber natürlich ist gerade im Bereich Mode
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und Accessoires ein gewisses Trendbewusstsein wichtig. Dabei sind es vor allem die Farben, die eine wichtige Rolle spielen. Oder aber Trends, wie zum Beispiel die Eule, die seit einigen Jahren in verschiedensten Varianten auf den Produkten zu finden ist. Wir versuchen aber klar zu filtern, welcher Trend für uns und unsere Partner Sinn macht. Was passt zu den Partnern? Was können sie umsetzen? Was hätte eine realistische Chance auf dem Markt? Und was passt auch zu uns und unseren Kunden?
Was dürfen wir an spannenden neuen Produkten für die Zukunft erwarten? Gesa: Wir freuen uns sehr, dass wir unser Lebensmittelsortiment aus dem Libanon ausweiten können, mit Produkten wie Linsenpüree und Rotwein. Alle Produkte werden vor Ort gefertigt, so dass die gesamte Wertschöpfung im Land verbleibt. Miriam: Der letzte Design-Workshop bei uns in Nordstemmen hat sich dem Thema Wellness gewidmet. Einige Produkte, die daraus entstanden sind, sind bereits im Verkauf, wie Yoga-Kissen, -matten und -Tasche. Aber so viel darf ich verraten, das war längst nicht alles, was an tollen Ideen entstanden ist.
Design-Workshop
Design-Workshop bei El Puente in Nordstemmen Trends spielen besonders im Kunsthandwerks-Bereich eine wichtige Rolle. Damit die Produkte auch gerne gekauft werden, zählt natürlich bei Produkten wie Taschen, Schals und Dekoration die optische Komponente. Darum ist es uns wichtig, unsere Handelspartner immer wieder zu beraten und sie in den aktuellen Trendfragen Europas zu schulen. Ein wichtiges Instrument dazu ist unser Design-Workshop. Nach einem ersten erfolgreichen Workshop im letzten Jahr luden wir im Februar wieder Designer unserer Handelspartner zu einem gemeinsamen Workshop in Nordstemmen ein. Die Teilnehmer lernen dabei den deutschen Markt und die Weltläden kennen und besuchen die Messe Ambiente. Unter professioneller Anleitung erarbeiten die Teilnehmer neue Design-Ideen und tauschen sich untereinander sowie mit den El PuenteMitarbeitern aus. Das Thema in diesem Jahr: Wellness. Im Februar nahmen zehn Designer und Produktentwickler verschiedener Handelspartner am Design-Workshop von El
Puente teil. Dabei waren Handelspartner aus Bangladesch, Indien, Kenia, Nepal und Palästina vertreten. Unter professioneller Anleitung von Kees Bronk, Design-Berater aus den Niederlanden, entwickelten sie neue Design-Ideen rund um das Thema „Wellness“. „Uns hierher einzuladen und uns die Möglichkeit zu geben, einen Eindruck von den Weltläden zu gewinnen, ist für uns ein großer Vorteil, um den Geschmack der Kunden zu treffen“, so Devika Sonar von Sasha aus Indien. El Puente hat sich ganz bewusst entschieden, die Designer vor Ort selbst zu schulen. Ein wichtiges Prinzip im Fairen Handel ist die Förderung von Fähigkeiten und Weiterbildung. „Es ist immer häufiger gängige Praxis als Importeur Designs einfach vorzugeben. Uns ist es jedoch wichtig, Arbeitsplätze im Bereich Design zu schaffen und zu erhalten“, erklärt Martin Moritz, Geschäftsführer der El Puente GmbH. „Auf diese Weise können die Kunsthandwerker in allen Schritten vor Ort Produkte herstellen, die auf dem europäischen Markt Bestand haben.“
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Entwicklungsfonds
Herzensangelegenheit: Eine gute Schulbildung für Kinder ist seit Beginn an eines der wichtiges Anliegen von unserem Partner KTS aus Nepal.
EL PUENTE Entwicklungsfonds Der Entwicklungsfonds unterstützt unsere Handelspartner bei Maßnahmen, die über die Möglichkeiten des Fairen Handels hinausgehen und nicht durch Vorfinanzierungen, langfristige Zusammenarbeit und Mehrpreiszahlungen alleine finanziert werden können.
Nachhaltig: Mit einem Darlehen unterstützt der Entwicklungsfonds die Bio-Zertifizierung der Butter-Pilze aus Ecuador.
Die Mittel aus dem Entwicklungsfonds können von allen bestehenden Handelspartnern beantragt werden. Der Entwicklungsfonds vergibt nicht nur Zuschüsse für Projekte und Spenden als Katastrophenhilfe, sondern auch zinsfreie Darlehen. Im Mittelpunkt steht dabei oft der Kapitalbedarf für größere Investitionen, wenn Bankkredite nicht gewährt werden oder überteuert sind. Es folgt ein Rechenschaftsbericht der geförderten Projekte im Jahr 2018. Projektnummer 2.30 und 2.30 a Messebesuch von KTS Die internationale Konsumgüter-Messe Ambiente ist von großer Bedeutung, um neue Geschäftskontakte zu knüpfen. Unser Handelspartner KTS aus Nepal erhielt einen Zuschuss, um an der Messe teilzunehmen. Die Kosten für Flug und Unterkunft sind damit getragen und KTS konnte auf diese Weise wichtige neue Kontakte knüpfen, die auch in Aufträge mündeten. Zuschuss 1.500 USD
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Projektnummer 1.1c Bio-Zertifizierung für Butterpilze Mit einem zinsfreien Darlehen unterstützt der El Puente Entwicklungsfonds seinen Handelspartner Pakta Mintalay aus Ecuador. Mit dieser Summe wird ein Teil der Bio-Zertifizierung ihrer Butterpilze finanziert. Ebenso soll zu einem Teil die Reparatur der Trocknungsmaschine finanziell unterstützt werden. Zinsfreies Darlehen: 2.500 USD Projektnummer 1.25 Aufbauhilfe nach Überschwemmung für ASHA Die wohl schlimmste Flutkatastrophe seit 100 Jahren verursachte massive Schäden in weiten Teilen der Region Kerala im Süden Indiens. Die Monsun-Regenfälle fielen stärker aus als gewohnt. Nahezu die ganze Region war überflutet. Mehrere Hundert Menschen kamen ums Leben, zahlreiche Häuser wurden zerstört. Betroffen sind auch Produzenten von unserem Handelspartner ASHA aus Indien. Wo normalerweise knapp 20 Kunsthandwerker Fußmatten aus Kokosfaser fertigen, stand alles unter Wasser. Aber nicht nur die Werkstätten wurden überflutet, auch ihre Häuser. Spende: 500,00 USD
Entwicklungsfonds
Projektnummer 2.2 Internationale Colour Charts Tücher, Schals, Mützen – all diese Produkte werden von den Kunden nicht nur an der Qualität gemessen, auch die Designs spielen eine wichtige Rolle. Unsere Handelspartner haben darum stets die aktuellen Trends im Blick. Mit den Colour Charts haben sie ein Instrument, um die Trendfarben der kommenden Saison für ihre Linien umzusetzen. Zuschuss: 3.000 Euro Projektnummer 2.26 a Designworkshop Siehe Bericht auf Seite 17 Zuschuss: 19.929,50 € Projektnummer 2.27 a Bio-Zertifizierung für Kopakama Die Kaffee-Kooperative Kopakama ist seit diesem Jahr bio-zertifiziert. Bei unserem Besuch im Jahr 2016 haben wir das Projekt mit angestoßen und freuen uns nun, in 2019 den ersten Bio-Container aus Ruanda in Empfang nehmen zu können. Zuschuss und zinsfreier Kredit je: 4.255 USD Projektnummer 2.31 Schulausbildung für Kinder von Erdbebenopfern, KTS Nepal +Foto KTS Mit einer Spende hilft der El Puente Entwicklungsfonds die Schulbildung von drei Kindern in Nepal fortzuführen. 2015 wurde das Land von einem heftigen Erdbeben erschüttert. Auch Familien unseres Handelspartners KTS waren betroffen. So auch ihre Kinder Samir Shakya, Nishwona Shakya und Praneesha Shakya. Die Familien verloren ihr Zuhause. Durch ein Bildungsprogramm von KTS wird die Schulbildung der drei Kinder gesichert.
Das Geld stammt aus den erfolgreichen Verkäufen von Nepal-Produkten zur Fairen Woche 2017. 5% der Einnahmen gingen als Spende nach Nepal. Zuschuss: 3.000 USD Projektnummer 2.32 Erweiterung des Maschinenparks von Gospel House, Sri Lanka Derzeit wird der Holz-Zuschnitt bei unserem Handelspartner Gospel House mit einfachen Maschinen von Hand ausgeführt. Zwei Personen sind hier beschäftigt. Mit einer neuen Lasermaschine bleiben die Arbeitsplätze der zwei Angestellten erhalten, indem sie zur Betreuung der Lasermaschine umgeschult werden. Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit für viele neue Arbeitsplätze, da Gospel House seine Produktionsmengen im Ganzen nun deutlich steigern kann. Zinsfreies Darlehen: 4.400 USD Projektnummer 2.29 WFTO Konferenz Reisekostenzuschuss für Calypso aus Chile Jährlich findet die Konferenz der World Fair Trade Organization (WFTO) statt, die besonders für die KunsthandwerksProduzenten von Bedeutung ist. Hier werden wichtige Entscheidungen der Organisation diskutiert und die Mitglieder vernetzen sich untereinander. In diesem Jahr fand die Konferenz in Neu Delhi statt. Der Entwicklungsfonds unterstützte Calypso aus Chile mit einem Zuschuss für die Reisekosten. Zuschuss: 500 USD Projektnummer 3.11. Begegnungsreise Sri Lanka Siehe Bericht auf Seite 20 Zuschuss: 7.376,72 €
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Zugeschnitten: Neue Maschinen sollen nicht nur Erleichterung für die Mitarbeiter bedeuten, sondern auch neue Arbeitsplätze bei unserem Partner Gospel House in Sri Lanka schaffen.
PPA
Begegnungsreich: Auf ihrer Reise haben die Mitglieder des PPA viel über Land und Leute erfahren.
Projektpartnerausschuss Der Projektpartnerausschuss (PPA) ist ein unabhängiges Gremium, das die Tätigkeiten der GmbH kontrolliert – insbesondere die Neuaufnahme und Fortsetzung von Handelsbeziehungen. Der PPA setzt sich aus Mitarbeitern von Weltläden und Mitgliedern des El Puente-Vereins zusammen.
Reise nach Sri Lanka Fünf Mitglieder des PPA machten sich in diesem Jahr auf die Reise, um sich selbst ein Bild von der Arbeit der Handelspartner vor Ort zu machen. Vom 11. bis 20. März 2018 besuchten sie Sri Lanka. Zahlreiche spannende Begegnungen hielt der tropische Inselstaat für die Reisenden bereit. Besucht wurden die Handelspartner Selyn und PODIE. Zugeschaut: Die Verarbeitung von Zimt konnten die Reisenden sich in allen Schritten ansehen.
Wie werden Zimtstangen gefertigt? Bei ihrem Besuch von PODIE erfuhren die Teilnehmer so einiges darüber, wo der Pfeffer wächst. Bereits seit knapp 20 Jahren führen El Puente und PODIE eine Handelspartnerschaft. Die wichtigsten Produkte für den sri-lankischen Partner sind Zimt, Pfeffer, Kurkuma, Ingwer und Curry-Mischungen. Neben den Lagerhallen lernten die Teilnehmer den Anbau und die Weiterverarbeitung von Zimt kennen. Auf den ZimtFeldern werden die Bäume auf etwa drei Meter Höhe gestutzt und sind immer-
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grün. Die Bauern zeigten den Besuchern einen Zimt-Baum, der bereits 75 Jahre alt war und noch 100 Jahre alt werden könnte. Der Baum verzweigt sich sehr tief: So können immer wieder einzelne Äste für die Zimt Produktion herausgeschnitten werden und der Baum treibt immer wieder neu aus. Der Zimt selbst wird in aufwändiger Handarbeit hergestellt. Zunächst wird die äußere Rinde des Zimtbaumes abgeschabt, bevor die nächste Schicht der Rinde, die den Ast umgibt, abgeschält werden kann. Diese kennen wir getrocknet als Ceylon Zimt. Diese zweite Rindenschicht wird in mehreren Lagen zu langen Stäben zusammengefügt. Dann werden die langen Zimtstangen im Haus auf Schnüren getrocknet, die unterhalb der Decke gespannt sind. PODIE unterstützt die Gewürzbauern in vielerlei Hinsicht. Dabei bedeutet der Faire Handel viel mehr als nur einen fairen Preis zu zahlen. So werden die Farmer auch in materieller Hinsicht unterstützt, zum Beispiel durch KompostZusätze wie Bakterien zur Dünger-Produktion oder Solar-Trocknungsanlagen. PODIE bietet den Farmern eine jährliche Gesundheitsvorsorge in einem Gesundheitscamp. Das größte Problem seien oft die Augen. So wurden schon einmal mit externer Unterstützung 300-400 Brillen kostenfrei an die Bauern verteilt.
PPA
Selbstversuch: Das Weben an den großen Webstühlen ist für Ungeübte eine große Herausforderung.
Wo werden die Stofftiere zum Leben erweckt? Auch viele Kunsthandwerksprodukte von El Puente kommen aus Sri Lanka. Einen der Handelspartner besuchte die Delegation des PPA auf ihrer Reise. Bei Selyn lernten sie viel über den Produktionsprozess der niedlichen Stoffspielzeuge. Die Teilnehmer sahen vom Färben des Garns bis hin zur sorgfältigen Bestickung Stoffes die gesamte Produktionskette. Besonders eindrucksvoll waren die Fähigkeiten der Weberinnen. Die Webstühle werden rein manuell betrieben. Frauen, die neu anfangen, bekommen ein sechsmonatiges Training, um das Weben an einem Webstuhl mit zwei Fußpedalen zu erlernen. Manche Muster werden jedoch nicht nur mit zwei, sondern sogar mit vier Fußpedalen gewebt, die dann koordiniert werden müssen. „Die Reise war für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr eindrucksvoll. Es ist toll zu sehen, was der Faire Handel vor Ort bewirken kann. Für unsere weitere Arbeit hat uns dieser Blick hinter die Kulissen einen wichtigen Beitrag geleistet“, so Thorsten Lampe, als Fazit der Reise.
Gastreferenten: Fair for Life Neben der Reise wurde im PPA in vier Sitzungen in 2018 über zahlreiche weitere Themen und Handelspartner dis-
kutiert. So stellten in der Augustsitzung Vertreter von Fair for Life ihr Zertifizierungssystem vor und stellten sich den Fragen der Mitglieder. Bereits seit 2016 erkennt der PPA Fair for Life als Fairhandels-Zertifizierung an.
Beschlüsse über neue und bestehende Handelspartnerschaften Über das ganze Jahr hinweg hörte der Projektpartnerausschuss Informationen zu Handelspartnern, die WFTO-Mitglieder sind oder einer anerkannten Überprüfung unterliegen. Außerdem hat der PPA 2018 folgende Partner besprochen und bewertet, die dem Internen Monitoring System (IMS) unterliegen: Der langjährige Partner Biotropical in Kamerun, von dem verschiedene Trockenfrüchte kommen, wurde einstimmig bestätigt. Ebenso wurde für Ecco Exe aus Peru, von denen El Puente handgestrickte Fingerpuppen bezieht, die Verlängerung der Handelspartnerschaft einstimmig beschlossen. Darüber hinaus wurde eine neue Handelspartnerschaft mit der Kaffeekooperative OKU aus Kamerun beschlossen. Die Sitzungen sind öffentlich und spontane Gäste sowie regelmäßige neue Mitglieder sind herzlich willkommen. Eine Anmeldung ist bei Georg Poddig unter ppa@el-puente.de jederzeit möglich.
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Besucht: Bei Selyn erfuhren die Mitglieder des PPA Wissenswertes über die Organisation und ihre Produkte.
Verein & Weltladen
Engagiert: Der El Puente Weltladen versteht sich nicht nur als reines Verkaufsgeschäft, die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit ist ein zentraler Teil der Arbeit.
EL PUENTE e.V. / Weltladen Beliebter Treffpunkt Auch in diesem Jahr informierten sich im Weltladen mehrere Schulklassen über den Fairen Handel, so die Oskar Kemmer Schule und der „Eco-Club“ des Andreanum. Ebenso befasste sich der Wahlpflichtkurs des 10. Jahrgangs des Andreanum in der Schule mit dem Fairen Handel. Die Schülerfirma des Gymnasium Josephinum bezieht über den Weltladen ihre fair gehandelten Produkte, die sie in den Pausen zum Verkauf anbietet.
TransFAIRmation – aus alt mach neu
Wiederverwertet: Den Kaffee-Säcken wurde in einem Schulprojekt neues Leben eingehaucht.
Die Steuerungsgruppe Fair Trade Town hatte ein Schul-Kunstprojekt ausgeschrieben. Dafür hatte der EL PUENTE Verein ausrangierte Kaffee-Säcke zur Verfügung gestellt. Aufgrund der guten Beteiligung fanden im Hildesheimer Rathaus zwei Ausstellungen statt: Die Grundschulen präsentierten ihre Werke vom 2.–18. Mai und die weiterführenden Schulen vom 7.–22. Juni.
Open-Air Festival der Vielfalt – Gemeinsam im Alltag Die Brücke der Kulturen e.V. führte am 17. Juni im Magdalenengarten ein gelungenes Open Air Festival der Vielfalt mit einem umfangreichen kulturellen
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Programm durch. EL PUENTE war als Mitglied des Vereins mit einem Informationsstand vertreten.
Karawane Orient-Afrika-Markt Anlässlich des 40jährigen Bestehens des Dommuseums präsentierten Verein und Weltladen bei der Karawane OrientAfrika-Markt vom 17.–19. August auf dem Domhof mit einem Informationsund Verkaufsstand orientalisches und afrikanisches Kunsthandwerk.
Fair Bike Tour In Kooperation mit der Initiative Fair Trade Town Hildesheim lud EL PUENTE zur Fair Bike Tour des Autors Frank Herrmann von Flensburg nach Füssen am 11. September in die Stadtbibliothek zu einem Vortrag ein.
Faire Woche Im Rahmen der Fairen Woche unter dem Motto „Gemeinsam für ein gutes Klima“ hat Nelson Perez, der Präsident der Quinoa-Kooperative ANAPQUI aus Bolivien am Dienstag, 18. September über die Auswirkungen des Klimawandels durch starke Winde, lange Dürren sowie heftige Starkregen auf die Quinoa Pflanzen informiert. Von 15-17 Uhr stand er im Weltladen El Puente in der Scheelenstraße 21 in Hildesheim für Ge-
Verein & Weltladen
Informiert: Der El Puente Weltladen verkauft nicht nur fair gehandelte Produkte, auch die Bildungsarbeit spielt eine wichtige Rolle.
spräche zur Verfügung. Anschließend informierte er im Michaelis Weltcafé, vor welchen neuen klimatischen Herausforderungen die Campesinos im Altiplano Boliviens in 3.500 m Höhe stehen. Das peruanische Musikduo Los Kuelap umrahmte die Info-Veranstaltungen im Weltladen und im Michaelis Weltcafé mit Musik aus den Anden, gefördert von der EL PUENTE Stiftung.
Fairer Handel im Mittelpunkt beim Trio Sonntag am 16.9. in Brockum Die Kirchengemeinden Brockum, Burlage und Lemförde am Dümmer luden nach dem Gottesdienst am 16. September zu einer Begegnung zum Thema Fairer Handel ein. Vor 30 Interessierten stellte Richard Bruns die fast 50 Jahre währende Entwicklung des Fairen Handels am Beispiel der Fairhandels-Organisation El Puente dar, die 1972 aus der kirchlichen Jugendarbeit entstanden ist. Am Beispiel des diesjährigen Projektpartners zur Fairen Wochen ANAPQUI führte er aus, unter welchen erschwerten Bedingungen die Quinoa-Bauern im Altiplano Boliviens aufgrund des Klimawandels arbeiten müssen. Nach einer regen Diskussion endete die Begegnung mit einem gemeinsamen Mittagessen
Winter-Weihnachts-F(l)air Der Weltladen präsentierte in Kooperation mit dem Green Office in der Uni Hildesheim vom 26.-29.11. Fairhandelsprodukte und informierte Studierende über den Fairen Handel..
Nachruf Edith Wilkens Am 1. September verstarb Edith Wilkens im Teresienhof. Seit dem Tod ihres Sohnes Uwe, unseres dienstältesten Mitarbeiters, im Februar 2017 besuchten mehrere Ehrenamtliche von EL PUENTE sie regelmäßig, kauften für sie ein und fuhren mit ihr zu Uwes Grab und besuchten mit ihr gemeinsam ihren Sohn Kay. Anfang Mai organisierten sie den Umzug von Frau Wilkens in den Teresienhof und lösten Ende Mai ihre Wohnung in Drispenstedt auf. Nur vier Monate nach ihrem Umzug ist Frau Wilkens am 1. September friedlich eingeschlafen. Die EL PUENTE Vereinsmitglieder haben ihre Beerdigung im Beisein ihres Sohnes Kay mit einer kirchlichen Trauerfeier am 10. September auf dem Nordfriedhof organisiert und in einer anschließenden Begegnung mit ihren Freundinnen im Stadtteiltreff Drispenstedt ihr Leben gewürdigt. EL PUENTE verliert in Edith Wilkens eine große Wohltäterin.
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Edith Wilkens und ihr Sohn Uwe waren dem Weltladen sehr verbunden.
Besucht: Regelmäßig sind junge Leute und Schulen zu Gast im Weltladen in Hildesheim.
Verein & Weltladen
Mitgliederversammlung des EL PUENTE Vereins am 6. April 2018 Mitgliederzahl: An der Mitgliederversammlung nahmen 14 Vereinsmitglieder teil. Der Verein hat im Jahr 2017 mit Uwe Wilkens und Sefatollah Biuk Aghai 2 engagierte Mitglieder verloren. Eine Würdigung ihrer jahrzehntelangen Arbeit ist in der EL PUENTE informiert 2017 erschienen. 2017 konnten weitere Mitglieder hinzugewonnen werden, so dass dem EL PUENTE e.V. 172 Mitglieder angehören, 7 mehr als im Vorjahr (neuer Höchststand!). Satzungsänderung: Aus rechtlichen Gründen wurde ein Passus der 2017 neu beschlossenen Satzung geändert. Entlastung des Vorstands: Der Vorstand wurde einstimmig bei eigener Enthaltung entlastet. Neuwahl des Vorstands: Rosita Jung-Concha sprach Ulrike Bytof, die ihr Amt als Beisitzerin abgab, im Namen des Vereins für ihre langjährige engagierte Mitarbeit im Vereinsvorstand ein herzliches Dankeschön aus. Zur Wahl stellte sich Thorsten Montag. Die Anwesenden beschlossen einstimmig den Vorstand wie folgt: Vorstandsvorsitzende: Stellvertretende Vorsitzende: Beisitzerin: Beisitzer: Beisitzer:
Rosita Jung-Concha Gertrud Billenkamp Maria Fonteles-Thiele Dieter Peschel Thorsten Montag
Wahl eines Vereinsmitglieds in den El Puente Aufsichtsrat: Rosita Jung-Concha schlug Dieter Peschel als ihren Nachfolger vor. Die Abstimmung erfolgte einstimmig. Dieter Peschel wird dem Aufsichtsrat ab seiner Bestätigung durch die Gesellschafterversammlung im Herbst 2018 angehören.
Gewinn- und Verlustrechnung 2017: Mitgliedsbeiträge Zweckfreie Spenden Ertrag ideeller Bereich
5.184,00 € 1.490,05 € 6.674,05 €
Honorar Verwaltungskosten Reisekosten Öffentlichkeitsarbeit Bewirtung/Geschenke Kontoführung Versicherungen Spendenzahlungen Aufwand ideeller Bereich
675,00 € 420,55 € 1.308,80 € 658,39 € 454,52 € 43,10 € 48,00 € 100,00 € 3.708,36 €
Ergebnis ideeller Bereich
2.965,69 €
Ertrag Weltladen Nettoumsätze 128.353,00 € Wareneinkauf 78.898,06 € Bestandsveränderung - 1.600,64 € Lohnkosten/Aufwandsent. 24.041,47 € Miete und Nebenkosten 21.734,41 € Werbungskosten 888,50 € Abschreibung 1.383,78 € Verwaltungskosten 1.645,00 € Gesamtkosten Weltladen 130.191,86 € Jahresergebnis Weltladen - 1.838,86 € Gesamtjahresergebnis e.V. 1.126,83 €
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Bilanz 2017: Aktiva Anteile EL PUENTE GmbH EL PUENTE WeltCafé Einrichtung Weltladen Warenbestand Weltladen Kasse + Konto Weltladen Guthaben Kreditinstitute Forderungen Gesamtbilanz:
120.000,00 € 5.000,00 € 2.200,00 € 25.807,67 € 18.462,86 € 117.491,17 € 107,50 € 289.069,20 €
Passiva Vereinskapital 188.736,35 € Zweckgebundenes Kapital 60.000,00 € Entwicklungsfond 35.839,94 € Sonst. Verbindlichkeiten 4.492,91 € Gesamtbilanz: 289.069,20 € Entwicklungsfonds Vortrag 1.1.2017 Zugang 2017 Verwendung 2017 Übertrag 31.12.2017
69.151,09 € 34.851,20 € - 68.162,35 € 35.839,94 €
Reisebericht Vietnam
Hautnah: Layla hat sich ein Bild von der Herstellung der Seidenfäden vor Ort gemacht.
Auf Einkaufsreise durch Vietnam Reisebericht von Layla Engeln
Unsere Einkaufsreisen sind zentraler Bestandteil unserer Zusammenarbeit mit den Handelspartnern und Produzenten. Neue Ideen werden besprochen, Produkte ausgesucht und Informationen ausgetauscht. In diesem Jahr packe ich meinen Koffer für eine ganz besondere Reise nach Vietnam: Dies ist nicht meine erste Reise als Einkäuferin bei El Puente, dennoch ist diese Reise anders. Es ist die letzte Reise, die meine Kollegin Angela Lepa und ich gemeinsam durchführen, denn Angela geht nach mehr als 15 Jahren in der Einkaufsabteilung von El Puente in den Ruhestand. Diese Reise ist somit die letzte Gelegenheit, von ihrem reichen Wissensschatz zu profitieren, um ihre Erfahrungen in Zukunft in meine Arbeit einbeziehen zu können.
Zu Besuch im Craft Link-Büro in Hanoi Am ersten Tag unserer Reise besuchen wir das Büro von Craft Link in Hanoi. Es liegt in bester Lage direkt neben dem Literaturpalast. In der Nachbarschaft befinden sich auch zwei der insgesamt drei Craft Link-Läden der Stadt. Hier begrüßen uns Craft Link-Geschäftsführerin Lan und die Export-Managerin Thuy. Nachdem wir uns im Laden umgesehen
haben, essen wir gemeinsam mit der Belegschaft zu Mittag. Wir erfahren, dass Craft Link sogar einen eigenen Koch beschäftigt. Im Bürogebäude sitzen die Geschäftsführung, Vertriebsmitarbeiter, die Buchhaltung, Produktentwickler und Designer. Daneben sind weitere Personen festangestellt, wie der Koch und die Reinigungskraft. Insgesamt arbeiten hier 32 Personen.
Gewebte Tischsets aus Bambus Am Nachmittag besuchen wir Mr. Le in der Produktionsstätte für BambusTischsets: In einem Raum stehen vier Webstühle, an denen die Sets aus Bambus und Baumwollfäden gewebt werden. Während unseres Besuchs arbeiten zwei Frauen an Webstühlen und zwei Männer packen die aktuelle Bestellung von El Puente. Die Tischsets werden als Meterware gewebt und im Anschluss auf die gewünschten Maße zugeschnitten und vernäht oder verklebt. Mr. Le erklärt uns den Produktionsprozess: Die Bambusrohre werden getrocknet und die Rinde entfernt. Aus dieser Rinde entstehen die Tischsets. Zunächst wird die Rinde von Hand in dünnere Stäbe zerteilt und dann auf die passende Länge zugeschnitten. Danach werden die feinen BambusStäbe gefärbt und verarbeitet.
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Reisebericht Vietnam
Handarbeit: Zahlreiche Schichten machen die Lackschälchen aus Kokosnussschalen zu diesen besonderen Deko-Accessoires.
Nach diesem Produzentenbesuch besuchen wir den dritten Craft Link-Laden in Hanoi und wählen Produkte aus. Der Laden ist Teil des Anthropologischen Museums und da es bereits später Nachmittag ist, nutzen wir den Feierabend und besuchen das Außengelände des Museums, bevor wir in unsere Unterkunft fahren.
Gewebte Schals aus Thai Binh
Gewebt: Die Produzenten des Bambus-Tischsets erläutern die Produktionsschritte.
bensmittel an. Es ist gut, wenn wir unsere Arbeit machen können, ohne dass das Essen davon schlecht wird.“ Noch befinden sich fast keine Gebäude auf der Fläche, die für die Umsiedlung vorgesehen ist. Die Produzenten müssen die Räumlichkeiten selbst errichten. In Zukunft soll der komplette Produktionsprozess aus Mr. Tha’s Werkstatt hier stattfinden: das Färben, Waschen, Weben und Verpacken. Allerdings wird nur ein kleiner Teil der Stoffe in der zentralen Werkstatt gewebt, die überwiegende Menge entsteht in Heimarbeit. Insgesamt arbeiten die Produzenten an 200 Webstühlen. Im Anschluss besuchen wir den Ort, an dem das Färben und Bedrucken der Schals aktuell stattfindet. Nachdem die Schals gewebt sind, werden sie zur Reini-
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gung mit kochendem Wasser gewaschen und dann auf langen Wäscheleinen luftgetrocknet. Im nächsten Schritt werden sie gefärbt und anschließend erneut gewaschen, getrocknet und gebügelt. Viele der gefärbten Schals bedrucken die Produzenten kunstvoll mit SiebdruckTechnik. Dafür wird der Schal auf einen Tisch gelegt und mit Schablonen das gewünschte Muster aufgedruckt. Soll der Druck mehrfarbig sein, wird dieser Arbeitsschritt mehrfach wiederholt. Nach der Qualitätskontrolle werden im letzten Schritt die Waschetiketten angenäht und die Schals für den Versand verpackt.
Seidenproduktion in Hong Xuan Von Craft Link kaufen wir viele Seidenschals, deswegen bin ich besonders gespannt, wie die Seide gewonnen wird. Zwei Familien züchten die Raupen und produzieren die Seide. Die für die Zucht benötigten Raupeneier kaufen sie von einer weiteren Familie, die die Schmetterlinge schlüpfen lässt und die Eier dann vermarktet. Im Dorf Hong Xuan ist die Seidenraupen-Aufzuchtstation: Die Raupen ernähren sich von Maulbeerblättern, die am Wegesrand des Dorfes gepflanzt sind. Hier kümmern sich vorwiegend die Männer um ihre Aufzucht. Die Frau-
Reisebericht Vietnam
Schalverliebt: Bei den Schalproduzenten wurden Layla und Angela viele neue Muster präsentiert.
en spinnen den Seidenfaden. Am späten Nachmittag verabschieden wir uns von den Produzentenfamilien und fahren zurück nach Hanoi.
Lackarbeiten aus Duyen Thai Der nächste Tagesausflug führt uns in das Dorf Duyen Thai, das für seine Lackarbeiten bekannt ist. Von hier stammen die vielfältig verzierten Kokosnussschalen. Der Leiter der Produzentengruppe Nguyen Than Pinh begrüßt uns und erklärt die einzelnen Produktionsschritte: Die Kokosnüsse stammen aus dem Süden des Landes, denn die Kokosnussschalen von dort sind besonders hart. Halbiert aber unbearbeitet werden sie angeliefert. Die Produzenten schleifen zunächst sorgfältig die raue Schale ab. Im nächsten Schritt tragen sie auf die Innenseite eine Grundierung aus Lehm und Shellack auf. Diese trocknet und wird dann geschliffen. Dieser Prozess muss durchschnittlich fünfmal wiederholt werden, bis die gewünschte Schichtdicke erreicht ist. Im Anschluss wird die Schale erneut mit Sandpapier bearbeitet und getrocknet.
Nun folgt die Verzierung. Uns wird gezeigt, wie die Schalen ihren Glanz erhalten: Dafür kleiden die Produzenten manche Schalen mit Silberfolie aus. Anschließend müssen sie wieder trocknen, bevor die gewünschte Grundfarbe in einem extra Raum mit Belüftungsanlage aufgetragen und abschließend mit durchsichtigem Lack versiegelt wird. Der Prozess mit mehrfarbigen Schalen ist etwas komplizierter, hier bemalen die Künstler die Schalen von Hand oder tragen mehrere Farbschichten auf. Vom ersten bis zum letzten Produktionsschritt sind etwa 15 Schichten notwendig – nach jedem Schritt muss die Schale einen Tag lang trocknen. Daraus ergibt sich eine Produktionszeit von etwa 40 Tagen für jede Kokosnussschale. Zurück in Hanoi führen wir mit Craft Link-Geschäftsführerin Lan ein Abschiedsgespräch. Am nächsten Tag verlassen wir Vietnam. Unsere Reise führt uns weiter nach Thailand und Indien. Drei Wochen sind wir insgesamt unterwegs. Eine lange Reise, mit vielen eindrucksvollen Erlebnissen.
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Reisebericht Bolivien
Von der Kaffee-Tagung in Nicaragua ins Altiplano Boliviens Reisebericht von Felix Gies
Diskutiert: Mit den Kaffee-Produzenten gab es einen lebhaften Ausstausch über aktuelle Herausforderungen.
Besuche vor Ort und der persönliche Austausch mit Handelspartnern und Produzenten waren bei El Puente schon immer ein wichtiges Kriterium für Fairen Handel. Als neuer Mitarbeiter im Einkauf bei El Puente war es deshalb eine spannende Erfahrung, gemeinsam mit meiner Kollegin Gesa Petersen Handelspartner in Mittelamerika und Bolivien zu besuchen.
Diskutieren mit Kaffee-Produzenten in Managua In Managua, der Hauptstadt Nicaraguas, treffen wir vom 22. bis zum 24.05.2018 Kaffeekooperativen und Importeure der „Mittelamerikanischen Kaffee Im- und Export GmbH“ (MITKA). Die MITKA vereint seit 1986 Fairhandels-Akteure, um im Zusammenschluss Kaffee zu importieren. Regelmäßig besuchen Mitglieder der MITKA die Partnerkooperativen in Ländern Mittelamerikas und alle drei Jahre wird wie jetzt eine Tagung organisiert, um sich auszutauschen und um grundsätzliche Positionen zu diskutieren. Für uns ist es eine gute Möglichkeit, Positionen abzustimmen und zugleich Vertreter vieler unserer mittelamerikanischen Kaffeepartner zu treffen. Bis wenige Tage vor Beginn der Tagung war aufgrund der politischen Situation
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in Nicaragua nicht klar, ob diese überhaupt stattfinden kann. Die anhaltenden Proteste breiter Teile der Bevölkerung gegen die Regierung, insbesondere gegen den Präsidenten Manuel Ortega, erschwerten die Anreise vieler Teilnehmender erheblich. Letztlich fand die Tagung statt und an zwei Tagen setzten sich die Anwesenden in Workshops unter anderem mit der Thematik Kinderarbeit im Kaffeeanbau auseinander. Uns wird in Managua zum einen klar, wie fruchtbar der direkte Austausch verschiedener Akteure des Fairen Handels sein kann. Zum anderen führte uns die politische Situation in Nicaragua eindrucksvoll vor Augen, unter welch schwierigen Bedingungen manche unserer Partner ihre Arbeit verrichten, damit später ein Päckchen Kaffee im Ladenregal steht.
Kaffee, Quinoa und Kakao – die landwirtschaftliche Vielfalt Boliviens Von Nicaragua aus geht es für uns weiter in die südamerikanischen Anden Boliviens. Schon die Ankunft in La Paz ist ein Erlebnis, da sich der Flughafen auf 4000 m befindet, was bei den Reisenden zu schweren Beinen und Schwindelgefühlen führt. In La Paz selbst treffen wir Vertreterinnen und Vertreter der
Reisebericht Bolivien
Quinoa-Kooperative ANAPQUI sowie der Kakao-Kooperative El Ceibo. Bei dem Besuch der Weiterverarbeitungsanlagen von El Ceibo erfahren wir, dass es der Organisation in den vergangenen Jahren gelungen ist, die Verkäufe auf dem heimischen Markt so zu steigern, dass sie inzwischen 60 % des Umsatzes in Bolivien machen. Ein weiteres Beispiel für professionelles Arbeiten im Herkunftsland ist unser Partner Coronilla, ein Familienunternehmen aus der Stadt Cochabamba, das gezielt Frauen und Minderheiten fördert. Mit seinen BioQuinoa-Produkten ist Coronilla bereits in vielen Weltläden, aber auch in bolivianischen Geschäften präsent. Neben den Quinoa- und Kakao-Partnern besuchen wir auch unsere bolivianischen Kaffeepartner, welche alle im hügeligen Hochland rund um die Stadt Caranavi tätig sind. Hier haben wir bei langen Tagestouren durch die Anbaugebiete die Gelegenheit, uns mit vielen Produzentinnen und Produzenten auszutauschen. Wir lernen dabei viel über die spezifischen Bedingungen vor Ort, über verschiedene Kaffeesorten und Anbaumöglichkeiten, über die professionelle Weiterverarbeitung der Kaffeebohnen, über Organisationen, die sich wegen Überalterung sorgen und über andere, bei der junge Bäuerinnen und Bauern mit frischem Elan bei der Sache sind. An anderer Stelle wurden die Vor- und Nachteile verschiedener Preismodelle im Fairen Handel diskutiert.
Die letzten Jahre hatte Bolivien geringere Ernten, dies führte zu einem Preisanstieg. Der derzeit an der New Yorker Börse ausgehandelte Kaffeepreis aber, ist extrem niedrig. Hier zeigt sich, dass der Börsenpreis keinen direkten Bezug zum realen Kaffeeanbau in den verschiedenen Ländern hat. Bolivienkaffee als Länderspezialität ist begehrt. Viele private Aufkäufer locken darum die Bauern mit kurzfristig hohen Preisen. Wenn es im nächsten Jahr jedoch zu einer guten Ernte kommt, sinken die Preise wieder. El Puente ist dann mit dem Mindestpreis und diversen Aufschlägen und Prämien ein verlässlicher Partner. Alles in allem eine Reise, die uns einen kurzen Einblick in die tägliche Arbeit unserer Handelspartner ermöglicht und aus der wir neue Bekanntschaften, neues Wissen und neue Motivation für die Arbeit in Deutschland mitnehmen.
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EL PUENTE Stiftung
EL PUENTE Stiftung Die El Puente Stiftung wurde 2001 gegründet und fördert mit ihren Erträgen gezielt die entwicklungspolitische Öffentlichkeitsarbeit. Sie unterstützt insbesondere die Informationsarbeit von Weltläden. Auch in diesem Jahr wurden wieder verschiedene Projekte gefördert.
Fairer Handel in einer sich wandelnden Welt Das Aktionszentrum 3. Welt in Hamburg (AZ3W) hat das Projekt „Fairer Handel in einer sich wandelnden Welt“ ins Leben gerufen. Es setzt sich aus drei öffentlichen Veranstaltungen, einem Seminar und einer Ausstellung zusammen. Die gemeinsame Klammer ist die Frage, wie sich der Faire Handel in einer sich wandelnden Zeit darstellt. Dazu gab es eine Filmvorführung von „Chocolate de paz“ (Friedenschokolade). In einer weiteren Veranstaltung berichtete die Geschäftsführerin des Weltladens Osterstraße, Christiane Baum über Begegnungsreise zu Fair-Handels-Partnern in Südafrika. Im Rahmen der Fairen Woche fand der Vortrag „Klimawandel geht uns alle an. Fairer Handel vor neuen Herausforderungen“ statt. Zudem wurde während der Fairen Woche in der Bücherhalle im Hamburg-Haus Eimsbüttel eine Ausstellung gezeigt, die den Fairen Handel, seine Prinzipien und Produkte und die Veränderungen, denen er in den letzten
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Jahrzehnten unterworfen war darstellt. Im Mai wurde ein Seminar zum Thema Kaffee für die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Weltladens Osterstraße als Fortbildung angeboten. Die Mitarbeiter des Weltladens müssen im Verkauf die Kunden qualifiziert beraten können. Dazu gehören nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch die eigene Erfahrung.
Kirchentag in Berlin Gemeinsam mit Mitarbeitern der El Puente-GmbH sind zwei Vorstandsmitglieder der Stiftung auf dem Kirchentag gewesen und haben einen Informationsstand betreut. Es gab intensive Gespräche über die Arbeit der Stiftung.
Weltcafé in Hildesheim Das Weltcafé wurde Mitte 2017 in andere Hände übergeben. Die Informationsund Bildungsveranstaltungen wurden im ersten Quartal 2017 noch einmal von der Stiftung gefördert.
Wuppertal-Ronsdorf: Fair unterwegs in Indien und Nepal Der „Aktionskreis Eine Welt WuppertalRonsdorf e.V.“, Träger des Weltladens in Wuppertal-Ronsdorf, führte eine mehrteilige Veranstaltung unter dem Titel „Fair unterwegs in Indien und Nepal“ durch. Das Projekt war eine Mischung zwischen Informations- und Kulturver-
EL PUENTE Stiftung
anstaltung und informierte über Nepal und Indien und den Fairen Handel mit diesen Ländern.
Leihbücherei des Weltladens in Hannover Der Allerweltsladen in Hannover verfügt in seinen Räumen über eine Leihbibliothek, die auch gut nachgefragt wird. Diese Bibliothek bedurfte der Neuausrichtung und der Ergänzung. Zusätzlich werden die Bestände in eine Bibliothekssoftware aufgenommen, um die Recherche und Ausleihe zu vereinfachen.
2017. Während der Übergabe der Urkunde an die Stadtvertreter und den anschließenden Feierlichkeiten traten die Mitglieder der Steuerungsgruppe in von der Stiftung gesponsorten T-Shirts auf. Auch dem Bürgermeister wurde ein Shirt überreicht.
Weltladenseminar in Dresden Das ökumenische Informationszentrum in Dresden führte innerhalb des Projektes „Zukunftsfähigkeit der Weltläden“ das Seminar „Fairer Handel im Detail“ durch. Das Seminar gab den Mitarbeitern in Weltläden mehr wirtschaftliches und politisches Fachwissen zur Hand. Zudem wurden Kriterien für die Zusammenarbeit mit Importorganisationen und Behindertenwerkstädten erarbeitet.
Fairtrade Town Ilmenau Eine Gruppe um die Leiterin des Naturkostladens Sonnenblume in Ilmenau bemüht sich, die Stadt auf den Weg zu einer Fairtrade Town zu leiten. Die El Puente Stiftung förderte eine erste Informationskampagne im Dezember
Der Stiftungsvorstand dankt allen Zustiftern und Spendern! Weitere Zustiftungen und Spenden sind jederzeit willkommen! Stiftungskonto bei der Sparkasse Hildesheim: IBAN: DE 31 259 501 30 0000 555 555 Anträge an die Stiftung sind zu richten an: El Puente Stiftung c/o Kurt Warmbein Körnerstr. 51 31141 Hildesheim Mail: info@el-puente-stiftung.de www.el-puente-stiftung.de
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Finanzbericht
EL PUENTE Stiftung
Bilanz der EL PUENTE Stiftung zum 31.12.2017 AKTIVA: Kapitalanlagen 605.000,00 € Festgeldkonto Umweltbank 13.885,49 € Girokonto Sparkasse 46.144,79 € Girokonto Volksbank 40,95 € Zweckverm. Bolivien; Anlagen 88.000,00 € Beteiligungen 55.700,00 € Forderungen
0,00 € 808.771,23 €
Gewinn- und Verlustrechnung 2017 Ertrag: Kapitalerträge EP-Stiftung 18.417,11 € Kapitalerträge Bolivien-Verm. 2.829,25 € Spenden an die EP-Stiftung 0,00 € Spenden zum Bolivien-Verm. 0,00 € Sonstige Einnahmen 0,00 € Ertrag 21.246,36 €
Der Stiftungsvorstand dankt allen Zustiftern und Spendern! Weitere Zustiftungen und Spenden sind jederzeit willkommen! Stiftungskonto bei der Sparkasse Hildesheim IBAN: DE 31 259 501 30 0000 555 555 Anträge an die Stiftung sind zu richten an: EL PUENTE Stiftung c/o Kurt Warmbein Körnerstr. 51 31141 Hildesheim Mail: info@el-puente-stiftung.de
PASSIVA: Stiftungskapital Rücklagen
625.834,25 € 21.516,92 €
Zweckverm. Bolivien; Vermögen Unternehmensanteile Jahresergebnis Verbindlichkeiten
94.980,00 € 55.700,00 € 10.740,06 € 0,00 € 808.771,23 €
Aufwand: Stiftungszweck EP-Stiftung 7.564,93 € Stiftungszweck Bolivien 2.264,00 € Geschäftsführung 620,01 € Sonstiges 57,36 € Aufwand 10.506,30 € Gewinn/Verlust 10.740,06 €
Aufwendungen für den Stiftungszweck 2017-03; Förderung von Aktivitäten im WeltCafe 900,00 € 2017-02; Hildesheim wird Fair Trade Town 677,11 € 2017-00; lobOlmo; Durchführung von 5 Multimedia-Shows in der Region 3.330,79 € 2017-17; Veranstaltungen des EP-Weltladens zum Thema Kokosnuss 158,46 € 2017-01; Kirchentag 2017; Erstattung von Fahrtkosten 76,25 € 2017-03; Druck von Flyern fürs Weltcafe; Iris-Druck 176,12 € 2016-12; Förderung eines Infopoints in einem Weltladen; Weltladen Mainz 500,00 € 2017-12; Förderung eines Seminars Gesund und fair würzen; AZ3W Hamburg 250,00 € 2017-14; Multimedia-Show „Im Reich der Maya“ in Wernigerode 250,00 € 2017-08; Wuppertal, Fair unterwegs in Nepal und Indien 750,00 € 2017-10; Hannover, Modernisierung der Bücherei im Weltladen Hannover 496,20 € ===================================================== Summe 7.564,93 € Förderung der Bolivienpartnerschaft der St. Alfried Kirchengemeinde
2.264,00 €
Aufwendungen für die Geschäftsführung: Kontoführung, Fahrtkosten und Geschäftsbetrieb
620,01 €
620,01 €
Summe
Sonstiges: Kosten der Internetpräsenz und Homepage
57,36 €
57,36 €
Summe
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Inhaltsverzeichnis/ Impressum
Inhalt
Herausgeber:
Vorwort 1
EL PUENTE GmbH Lise-Meitner-Str. 9 31171 Nordstemmen Telefon: +49 (0) 5069 3478 0 Fax: +49 (0) 5069 3478 28 www.el-puente.de info@el-puente.de
Nachhaltigkeit bei El Puente
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El Puente GmbH Jahresabschluss der El Puente GmbH
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Faire Woche 2017
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Produktentwicklung bei El Puente
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El Puente Entwicklungsfonds
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El Puente ist Mitglied:
Projektpartnerausschuss 20 EL PUENTE e.V. / Weltladen
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Reiseberichte 25 EL PUENTE Stiftung
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Redaktion: Anna-Maria Ritgen, El Puente GmbH Fotos: El Puente GmbH, EL PUENTE e.V., Cornelia Kolbe-Bode, Clipdealer, El Puente Stiftung, Johann Thaler S.2, lobOlmo S.7, Forum Fairer Handel S. 12/13 Grafiken: Stephan Eidt (S. 9,10,11) Organigramm: code-x
El Puente gehört zu den Pionieren der Fairhandels-Bewegung und arbeitet heute mit etwa 140 Handelspartnern in Afrika, Asien und Lateinamerika zusammen. In langjährigen und transparenten Handelspartnerschaften unterstützt El Puente seine Handelspartner durch Fairhandels-Prämien für soziale Projekte. Die Produkte werden in etwa 800 Weltläden in Deutschland und Europa sowie über unseren Online-Shop verkauft. Als Mitglied der World Fair Trade Organization (WFTO) richten wir unsere Arbeit an den zehn Standards des Fairen Handels aus. Unsere Vision ist ein faires Miteinander.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht. Foto Titelseite: Die Quinoa-Bauern in den Anden haben stark mit dem Klimawandel zu kämpfen. Nelson Perez, ein Vertreter von Anapqui berichtete über die Situation vor Ort.
Satz: Designwerkstatt Hildesheim Druck: Quensen Druck + Verlag GmbH, 31135 Hildesheim Auflage: 5.000 Exemplare Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion, des Vorstandes oder der Geschäftsführung wieder. Ein großes Dankeschön an alle, die mit ihren Artikeln zur Entstehung dieser Ausgabe von „El Puente informiert“ beigetragen haben.
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