Bericht zur Gemeinwohl-Bilanz 2017
würde • Menschen it Gerechtigke d n u t ä it r a • Solid haltigkeit h c a N e h c is • Ökolog nz und • Transpare idung e Mitentsch
Unsere Vision einander. ist ein faires Mit
Das Team von El Puente.
El Puente El Puente betreibt Entwicklungshilfe. Im Besonderen verfolgt sie das Ziel, den Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern finanziell, materiell und ideell zu helfen und das Bewusstsein der Menschen in der Bundesrepublik Deutschland für die Belange der „Entwicklungsländer“ zu erweitern. El Puente will durch partnerschaftlichen Handel mit Projektpartnern in den sogenannten Entwicklungsländern Hilfe zur Selbsthilfe geben und zur Stärkung der Selbsthilfegruppen beitragen. Begleitend zum Warenhandel der GmbH wird entwicklungspolitische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit durchgeführt. Träger der „Idee El Puente“ sind die entwicklungspolitisch interessierten Aktionsgruppen, Dritte-Welt-Läden und Personen, die bereit sind, aktiv an der Veränderung der ungerechten Strukturen zwischen den „Entwicklungsländern“ und den „Industriestaaten“ mitzuarbeiten.
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Entwicklungspolitischer Hintergrund Wir sind uns bewusst, dass wir die wirtschaftliche und politische Lage unserer Partnerländer im alternativen Handel und ihre Einordnung als „Entwicklungsländer“ aus der voreingenommenen Sicht der „Industrieländer“ sehen, die geprägt sind vom materiellen Wohlstand und materiellen Denken. Die sogenannten Entwicklungsländer sind geprägt von einem starken sozialen und wirtschaftlichen Gefälle innerhalb ihrer Gesellschaft. Einer relativ kleinen Oberschicht steht eine breite wirtschaftlich und sozial benachteiligte, meist ländliche Bevölkerung gegenüber. Dieser fehlt eine ausreichende medizinische Versorgung, weitergehende schulische Bildung und notwendige Infrastruktur. Im Gegensatz dazu zieht in der Regel die Oberschicht ihren Nutzen aus dem Außenhandel mit den Industrienationen und treibt die Industrialisierung aus Machtund Prestigegründen überstürzt voran. Man exportiert meistens billig Rohstoffe, um damit den Kauf von kostspieligen technischen Produkten, darunter Waffen, aus
den Industrieländern finanzieren zu können. Hohe Inflationsraten, der Abzug von Grundnahrungsmitteln zugunsten des Exports und eine wachsende Verschuldung sind die Folgen bzw. werden dabei in Kauf genommen. Kennzeichnend für die Situation in den „Entwicklungsländern“ sind auch die Überbewertung von Kultur, Konsumgewohnheiten und technischen Neuerungen der Industrienationen und eine Unterbewertung der aus der eigenen Kultur hervorgegangenen Erzeugnisse und Fähigkeiten. Die Ursache für die jetzige Situation der „Entwicklungsländern“ ist weitgehend die Kolonialzeit, in der die Kolonialmächte die damaligen Kolonien für den Ausbau der eigenen Macht und Wirtschaft nutzten. Ebenso handeln die heutigen Industrienationen, die die „Entwicklungsländern“ in dieser Abhängigkeit halten. So liefern die Industrienationen oft teure und unnötige Ausrüstungsgüter, die mehr den Bedürfnissen der eigenen Exportwirtschaft entsprechen als denen der „Entwicklungsländern“. Ziel der Industrienationen ist die Erhaltung der billigen Rohstoffquellen, denn unser Wohlstand basiert auf billigen Rohstoffen und billiger Energie. In den letzten Jahren litten die „Entwicklungsländern“ zunehmend unter Devisen- und Währungsspekulationen sowie der Zinspolitik der Industrienationen, was oftmals zu Eingriffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) geführt hat.
Entwicklungshilfe durch Handel Eine solche Entwicklung kann nur dann gelingen, wenn die maßgeblich von den Industrienationen bestimmte Weltwirtschaftsordnung geändert wird. Eine eigenständige Entwicklung der „Dritte-Welt-Länder“ liegt jedoch nicht im Interesse derjenigen, die aus der bestehenden Weltwirtschaftsordnung ihren Nutzen ziehen. Der alternative Dritte-Welt-Handel zwischen Projektpartnern in den „Entwicklungsländern“ und Organisationen wie El Puente ist sich dieser ungünstigen Situation bewusst und kann daher nur Zeichen setzen. El Puente baut zwar den Handel mit unseren Projektpartnern aus, ist aber dabei bestrebt, einer Exportabhängigkeit entgegenzuwirken. Weiter gehört zu unserem Prinzip des selbständigen und partnerschaftlichen Handels das Ausschalten des Zwischenhandels und das Zahlen eines weitgehend gerechten Lohnes.
Zielvorstellung El Puente unterstützt Projekte wie Kooperativen, Selbsthilfegruppen, Familienbetriebe, die eine eigenständige Entwicklung zum Ziel haben. Eigenständige Entwicklung heißt Unabhängigkeit von projektfremden Einflüssen, Beteiligung aller Mitglieder an Entscheidungsprozessen und gerechte Verteilung aller Einkünfte. Wir arbeiten auch mit Staatshandelsbetrieben in Ländern zusammen, die eine solche Entwicklung fördern mit einer Politik, die das Wohl der Mehrheit der Bevölkerung verfolgt, die Minderheiten schützt und die Deckung der Grundbedürfnisse anstrebt.
Der El Puente-Weltladen in Hildesheim.
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testat: peer-eValuierunG
koMpakt
Wert BerĂźhrungsgruppe
gemeinwohl-Bilanz 7.2015-30.6.2016
solidarität und GerechtiGkeit
MenschenwĂźrde
a: lieferant*innen
a1 MenschenwĂźrde in der Zulieferkette
B: eiGentĂźMer*innen & finanzpartner*innen
B1 ethische haltung im umgang mit geldmitteln
c: MitarBeitende
c1 MenschenwĂźrde am Arbeitsplatz
d: kund*innen & MitunternehMen
d1 ethische Kund*innenbeziehungen
e: Gesellschaftliches uMfeld
e1 sinn und gesellschaftliche Wirkung der produkte 90 % und Dienstleistungen
100 %
80 %
90 %
80 %
a2 solidarität und gerechtigkeit in der Zulieferkette B2 soziale haltung im umgang mit geldmitteln c2 Ausgestaltung der Arbeitsverträge d2 Kooperation und solidarität mit Mitunternehmen e2 Beitrag zum gemeinwesen
fĂźr:
EL PUENTE GmbH
ĂśkoloGische nachhaltiGkeit
90 %
80 %
a3 Ă–kologische nachhaltigkeit in der Zulieferkette B3 sozial-Ăśkologische Investitionen und Mittelverwendung
80 %
a4 transparenz und Mitentscheidung in der Zulieferkette
100 %
90 %
80 %
d4 Kund*innenmitwirkung und produkttransparenz
80 %
d3 Ă–kologische Auswirkung durch nutzung und entsorgung von produkten und 80 % Dienstleistungen
80 %
e3 reduktion Ăśkologischer Auswirkungen
e4 transparenz und gesellschaftliche Mitentscheidung
Mit diesem testat wird die peer-evaluierung des gemeinwohl-Berichtes bestätigt. Das testat bezieht sich auf die gemeinwohl-Bilanz 5.0. 0ÀJGTG +PHQTOCVKQPGP \WT /CVTKZ FGP +PFKMCVQTGP WPF FGO #WFKV 5[UVGO ƂPFGP 5KG CWH www.ecogood.org
100 %
B4 eigentum und Mitentscheidung
c3 FĂśrderung des Ăśkologischen Verhaltens der Mitarbeitenden
testat gĂźltig bis:
4
transparenz und MitentscheidunG
70 %
60 % 30.09.2019
c4 Innerbetriebliche Mitentscheidung und transparenz
90 %
90 %
BilanzsuMMe
80 % 836
Allgemeine Informationen Firmenname: EL PUENTE GmbH, im Folgenden El Puente
Eigentums- und Rechtsform: GmbH, El Puente ist ein Non-Profit-Unternehmen.
Branche: Groß- und Einzelhandel, Fairhandels-Importeur
Anzahl der Mitarbeitenden: 47
Sitz und Homepage: EL PUENTE GmbH Lise-Meitner-Str. 9 31171 Nordstemmen www.el-puente.de
Berichtszeitraum: Der Bericht wird für das Geschäftsjahr 2015/2016 erstellt.
Ansprechpartner für die GWÖ & Kontaktdaten Anna Wolf, anna.wolf@el-puente.de Stefan Bockemühl, stefan.bockemühl@el-puente.de
Regionalgruppe & Beschreibung des GWÖ-Engagements El Puente GmbH ist der GWÖ-Gruppe Region Hannover zugehörig, aufgrund der Nähe von Nordstemmen zu Hannover.
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Berührungsgruppe A Lieferanten Unsere über viele Jahre und Jahrzehnte gewachsenen Kontakte basieren auf partnerschaftlichen Grundsätzen und größtmöglicher Transparenz. Über die Aufnahme neuer und die Fortsetzung bestehender Partnerschaften entscheidet seit 1983 der El Puente Projektpartnerausschuss. Der Projektpartnerausschuss trifft seine Entscheidungen anhand eines Kriterienkatalogs. Dieser Kriterienkatalog setzt sich aus vielen unterschiedlichen Bereichen zusammen. Er berücksichtigt unter anderem die grundsätzlichen Ziele und die wirtschaftliche Lage des neuen Partners, die Situation und Herkunft der Produzenten sowie die potentiellen Verkaufschancen der angebotenen Produkte. Dieser Kriterienkatalog ist auf unserer Website zum Herunterladen verfügbar. Zusätzlich zu diesen Kriterien gilt, dass der Handelspartner sich mit der Idee des Fairen Handels identifizieren muss und zusammen mit El Puente eine entsprechende Umsetzung der Fairhandels-Standards vor Ort gewährleistet. Durch unsere WFTO-Zertifizierung und das dadurch regelmäßig stattfindende Monitoring wird sichergestellt, dass die Prinzipien des Fairen Handels eingehalten werden und damit faire Arbeitsbedingungen bei unseren Lieferanten und Zulieferern etabliert sind.
A1 Menschenwürde in der Zuliefererkette Sind unsere Partner einmal ausgewählt, so garantieren wir faire Arbeitsbedingungen, welche einer der Grundvoraussetzungen für die Erhaltung der Menschenwürde darstellen. Einer unserer Partner, ein Näher von USHA EXIM, sagte uns einmal „Fairer Handel bedeutet mehr Würde für uns.„. Unsere Handelspartner in aller Welt setzen sich vor Ort nicht nur dafür ein, dass die Produzenten und Angestellten faire Löhne erhalten, sondern engagieren sich in vielen weiteren Bereichen. So sorgen sie zum Beispiel für eine angemessene medizinische Versorgung, für Fortbildungen, Alphabetisierung und führen zahlreiche soziale und ökologische Projekte durch. Des Weiteren wird beim Fairen Handel 6
besonders viel Wert auf die soziale Absicherung, Sicherheit am Arbeitsplatz, Transparenz, demokratische Mitbestimmung innerhalb der Partnerorganisationen, das Verbot von ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit gelegt sowie auf langfristige Partnerschaften. Die Grundlage der Preisberechnung für unsere Produkte ist immer die Preiskalkulation unserer Projektpartner. Die Preise werden ständig neu verhandelt. Die Kleinbauern und Kunsthandwerker kennen die Arbeitsschritte und Kosten, die bei der Herstellung ihres Produkts entstehen, am besten. Anhand der lokalen Produktions- und Lebenshaltungskosten kalkulieren sie ihre Preise. Daneben erhalten Produzenten auch einen Aufpreis für biologisch angebaute Produkte. Damit können sie teilweise die Mehrarbeit und die zusätzlichen Kosten (Lohnkosten, Dokumentation, Zertifizierung, Ernteausfälle im Zeitraum der Umstellung etc.) abdecken, die durch eine Umstellung auf biologischen Anbau entstehen. Neben der Lohngestaltung und der Preise, die den Produzenten gezahlt werden, müssen Arbeitsschutzrichtlinien in den Herstellungsländern eingehalten werden. Wo nötig müssen die Produzenten Mundschutz und Sicherheitskleidung anziehen. Unsere Einkäufer und Handelspartner bilden die Produzenten in diesen Aspekten weiter und achten vor Ort auf die Einhaltung. Die Einhaltung der Fairhandels-Kriterien werden in etwa alle drei Jahre bei Handelspartnern, die dem internen Monitoringsystem unterliegen, vor Ort von unseren Einkäufern überprüft. Sie sind geschult darin, Fehler zu entdecken und Verbesserungen vorzuschlagen und zu überprüfen.
A2 Solidarität und Gerechtigkeit in der Zuliefererkette Wir begleiten unsere Partner auf ihrem individuellen Weg, gehen offen aufeinander zu und begegnen uns auf Augenhöhe. Der direkte Kontakt zu unseren Produzenten sichert das gegenseitige Vertrauensverhältnis. Wir fördern eine ganzheitliche Entwicklung, die die Kleinproduzenten idealerweise in die Unabhängigkeit führen soll. Auch mit weiterführendem Engagement,
Geschäftsführer Martin Moritz und Einkäuferin Tina Chwala vor Ort in Indonesien bei unserem Handelspartner PMA.
das über die reine Handelsbeziehung hinausgeht, geben wir Hilfestellungen: Der EL PUENTE Entwicklungsfonds e.V. ermöglicht unseren Partnern eine zusätzliche finanzielle und verbindliche Unterstützung. Da wir mit Handelspartnern zusammenarbeiten, die sich zumeist selbst für den Fairen Handel und faire Arbeitsbedingungen einsetzen, wird – wo möglich – somit auch bei den Zulieferern und Produzenten auf die Herkunft der Materialien geachtet.
A3 Ökologische Nachhaltigkeit in der Zuliefererkette
Außerdem kooperieren wir mit unseren Partnern in der Produktentwicklung. So geben wir Produktverbesserungsvorschläge von Kunden weiter und sorgen damit für eine höhere Abnahme der Produkte unserer Partner. Um unsere Kooperation zu vertiefen, sind wir über alle Kanäle für unsere Kunden jederzeit erreichbar und besuchen die Partner so oft wie möglich vor Ort.
Etwa 80% unserer Lebensmittelprodukte stammen aus zertifiziertem biologischem Anbau gemäß EG ÖkoVerordnung und sind mit dem entsprechenden Siegel gekennzeichnet. Wir sind der Meinung, dass ökologischer Anbau nicht nur die Umwelt schützt, sondern auch eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Bauern und Produzenten bedeutet. Daher unterstützen wir die Produzenten-Organisationen bei Bedarf finanziell in der Umstellung auf biologischen Anbau. Keines unserer Produkte enthält gentechnisch veränderte Lebensmittel.
Betrachtet werden soll auch das Ende der Lieferkette, also die Weiterverarbeitung, das Abfüllen, Etikettieren und Verpacken unserer Produkte. Das Ziel von El Puente ist es, so viel Wertschöpfung wie möglich in den Ursprungsländern zu ermöglichen. Ein Beispiel dafür sind unsere Maniok-Chips aus Indonesien. Diese werden von unserem Handelspartner PT. Profil Mitra Abadi (PMA) vor Ort auf Bali in Indonesien produziert, verarbeitet, abgefüllt und zu uns verschickt.
Obwohl Fairer Handel kein Ökosiegel ist, ist Umweltschutz ein fester Bestandteil der Handelsbeziehungen, um auch langfristig die Lebenssituation von Produzenten in Entwicklungsländern zu verbessern. Für viele Produzentenorganisationen schafft die FairhandelsZertifizierung Anreize zur Umstellung auf den biologischen Anbau, welcher durch El Puente unterstützt wird. Umweltgerechte Anbaumethoden sichern den Ertrag von Böden und Pflanzen und eine gesündere
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In Handarbeit stellen die Mitarbeiter unseres Handelspartners Madhya Kalilata Shilpangan (MKS) aus Kolkata, Indien verschiedene Lederprodukte her.
Umgebung für die Produzenten. Außerdem fördern wir konkret ökologische Projekte, wie beispielsweise der Bau einer Kläranlage, die mit unseren Geldern bei einem unserer nepalesischen Partner finanziert wurde. Allerdings bedeutet unsere soziale Verantwortung, dass wir Partnern, deren Potenzial zur ökologischen Verbesserung begrenzt ist, nicht im Stich lassen. Einerseits haben wir Ausschlusskriterien für unsere Produkte, um deren Nachhaltigkeit zu gewährleisten: bestimmte giftige Stoffe, wie beispielsweise Blei bei Keramikprodukten oder giftige Spritzmittel bei Lebensmitteln, dürfen in den Produkten nicht enthalten sein. Andererseits werden Produktbeschädigungen nach allen Möglichkeiten behoben, z.B. durch Nachtrocknung, Neuauffüllungen oder Reparatur. Falls alle Mühe vergebens ist, wird die beschädigte Ware günstiger verkauft oder an Mitarbeiter verschenkt – so wird Verschwendung entgegen gewirkt. Die Produkte, die aus Leder verarbeitet werden, stammen alle von unseren Partnern aus Indien. Das Leder, das für die Produkte aus Indien verwendet wird, stammt vor allem aus drei Bezugsquellen: importiertes Leder, Leder von staatlichen, indischen Schlachthöfen, die hohe Auflagen erfüllen müssen und Leder
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aus indischen Gerbereien, die ökologische Gerbverfahren anwenden und auf Einsatz von Chemikalien verzichten. Chrom III-Salze gelten als gesundheitlich unbedenklich. Bei unsachgemäßer Anwendung kann beim Gerbprozess aus ihnen jedoch das gesundheitlich problematische Chrom VI entstehen. Daher ist eine genaue Kontrolle der fertigen Lederwaren auf Chrom VIRückstände für El Puente wichtig. Nur Lederprodukte, die diesen Test bestehen, gelangen in den Verkauf. Bei bedenklichen Arbeitsschritten, wie z.B. bei der Herstellung der Färbemittel, tragen die Produzenten Schutzkleidung wie Atemmasken und Handschuhe. Selbstverständlich besucht das Einkaufs-Team von El Puente nicht nur die Werkstätten der Produzenten, sondern auch Gerbereien, in denen das Leder weiterverarbeitet wird und prüft die dortigen Arbeitsbedingungen. Ein Teil des Leders, ist inzwischen zertifiziertes ÖkoLeder und kommt von Partnern die auch effizientes Waste-Water-Management betreiben. Auf den sonst üblichen Einsatz von Schwermetallen wie Chrom III und anderen chemischen Substanzen wird hier mittlerweile komplett verzichtet. Ein großer Teil der verwendeten Baumwolle ist bio-zertifiziert, leider konnten noch nicht alle Rohstofflieferanten unserer Partner zertifiziert werden.
Schmuck wird galvanisiert, d.h. beispielsweise vom kritischen Nickel befreit. Alle Produkte werden, bevor sie exportiert werden, auf Schadstoffe, unteranderem auf die Stoffe AZO (Farbstoffe) und PCP (Holzschutzmittel), welche in Verdacht stehen, krebserregend zu sein, geprüft. Außerdem entsprechen all unsere Produkte den europäischen REACH Standards. Bei dem Transport unserer Produkte sehen wir uns gegenüber einer großen ökologischen Herausforderung und hoffen, dass sich eines Tages eine innovative Lösung anbieten wird. Bisher ist es uns leider nicht möglich alle Produkte per Schiff zu transportieren A4 Transparenz und Mitentscheidung in der Zulieferkette. Um eine Mitentscheidung unserer Handelspartner zu gewährleisten, hat El Puente 1997 das Partner-Komitee – Partner Comitee e. V. (PaCo) gegründet. PaCo ist eine Vereinigung von Produzentenorganisationen aus Afrika, Asien und Lateinamerika und ist seither Gesellschafter von El Puente. Damit ist es El Puente gelungen, dass erstmals Produzentenorganisationen gleichberechtigt Sitz und Stimme im Aufsichtsgremium einer europäischen Fairhandels-Organisation erhalten haben.
A4 Transparenz und Mitentscheidung in der Zulieferkette Um eine Mitentscheidung unserer Handelspartner zu gewährleisten, hat El Puente 1997 das Partner-Komitee – Partner Comitee e. V. (PaCo) gegründet. PaCo ist eine Vereinigung von Produzentenorganisationen aus Afrika, Asien und Lateinamerika und ist seither Gesellschafter von El Puente. Damit ist es El Puente gelungen, dass erstmals Produzentenorganisationen gleichberechtigt Sitz und Stimme im Aufsichtsgremium einer europäischen Fairhandels-Organisation erhalten haben. Unsere Handelspartner bringen stets auch selbst neue Ideen zu Design und sozialen Projekten ein und werden offen und auf partnerschaftlicher Basis mit uns besprochen. In offenen Gesprächen wird auch von uns kommuniziert, was wir erwarten und welche Kriterien eingehalten werden müssen, um den Fairen Handel zu gewährleisten.
Unsere Handelspartner bringen stets auch selbst neue Ideen zu Design und sozialen Projekten ein und werden offen und auf partnerschaftlicher Basis mit uns besprochen. In offenen Gesprächen wird auch von uns kommuniziert, was wir erwarten und welche Kriterien eingehalten werden müssen, um den Fairen Handel zu gewährleisten.
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Berührungsgruppe B Eigentümer Das ethische Finanzmanagement der EL PUENTE GmbH umfasst aber auch Finanzierungsinitiativen vom EL PUENTE Dachverband ausgehend. Sowohl der EL PUENTE Entwicklungsfond, welcher unseren Partnern finanzielle Unterstützung leistet, als auch die EL PUENTE GmbH finanziert unsere Berührungsgruppen mit. El Puente vergibt Darlehen an seine Mitarbeiter, um die Mitarbeiterbindung zu stärken. Diese Darlehen gestalten wir so günstig, wie es uns möglich ist; auf Grund der Gesetzeslage müssen wir für diese Mitarbeiterdarlehen Zinsen verlangen, da diese sonst unter „Schenkungen“ fielen. Außerdem finanzieren wir Weltläden (Kunden) in Form von Warendarlehen vor. Unseren Produzenten gewährt wir zinsfreie Vorfinanzierungen für die Produktion von bestellten Gütern.
B1 Ethische Haltung im Umgang mit Geldmitteln Momentan beläuft sich unsere Eigenkapitalquote auf 65%. Langfristig ist es unser Ziel, El Puente vollständig aus eigenem Kapital zu finanzieren. Eigenkapital
Eigenkapitalquote 65%
600.000 €
Gezeichnetes Kapital
148.817 €
Sonderposten für Zuschüsse und Zulagen
5.236.185,12 €
Gewinnrücklage
Durch die Gewinnrücklage stellen wir eine Sicherung des Warenbestandes sicher und eine weitestgehende Unabhängigkeit von Banken. El Puente ist seit Mitte der 90er Jahre Kunde bei den Finanzinstituten Shared Interest und oikocredit (zurzeit nicht aktiv). Shared Interest ist eine „kooperative Darle-
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hensgesellschaft“, welche ethisches Investment im Fairen Handel betreibt. Die Finanzdienstleistungen von Shared Interest, welche Vorfinanzierungen ausschließlich für Produzenten umfangen, nahmen wir teilweise in Anspruch, um Neukunden zu finanzieren. Seit einigen Jahren nehmen wir ihre Finanzdienstleistungen nicht mehr in Anspruch, da wir selbst zinsfreie Vorfinanzierungen für unsere Partner ermöglichen. Wir pflegen aber unsere langjährige Beziehung zu Shared Interest weiterhin, genauso wie die mit Oikocredit, einer „Entwicklungsbank“. Oikocredit ist eine Genossenschaft, die mit dem Kapital ihrer Mitglieder Partnerorganisationen in Entwicklungs- und Schwellenländern finanziert. So hatten wir in der Vergangenheit bereits einen Kredit von Oikocredit einigen unseren Handelspartnern auf unser Risiko weitergeleitet, um Investitionen auf Seiten unserer Partner zu ermöglichen. Mittlerweile führen wir solche Maßnahmen mit eigenen Mitteln durch, auch mit Hilfe des EL PUENTE Entwicklungsfonds. Des Weiteren sind wir Kunde bei der GLS Gemeinschaftsbank, bei einer lokalen Sparkasse und bei der Commerzbank. Erfahrungswerte haben gezeigt, dass sich nur letztere bei Auslandsgeschäften bewährt, da unsere Partner auf schnelle Überweisungen angewiesen sind. Die GLS Gemeinschaftsbank beispielsweise führt nur Überweisungen innerhalb „Deutschland und in andere Staaten des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) in Euro oder in anderen EWR- Währungen durch“. Mit der GLS Gemeinschaftsbank hatten wir vor vielen Jahren eine Aktion gestartet, die 25 unserer Partner geholfen hat, Miteigentümer – und damit Mitbestimmerbei uns zu werden: Jede Mark, die gespendet wurde, wurde von der GLS verdoppelt, um es unseren Partner so zu ermöglichen, Anteile von El Puente zu kaufen. Zu der Sparkasse Hildesheim haben wir eine langjährige Partnerschaft aufgebaut: Sie hat uns in Krisenzeiten unterstützt. Außerdem beziehen wir ein Darlehen von der N-Bank, welche KMUs und energetische Bauten fördert und mitfinanziert. Wir finanzieren uns aber auch durch private Unterstützer: Sowohl interessierte Einzelpersonen als auch Vereine und die EL PUENTE Stiftung leihen uns zinsfrei Gelder.
B2 Soziale Haltung im Umgang mit Geldmitteln Inzwischen sind wir glücklicherweise kaum mehr auf Finanzierungen durch Banken angewiesen, aber unsere Unternehmensgeschichte zeigt: Ein ethisches und sozialverträgliches Finanzmanagement ist bei El Puente tief verankert.
In % der Finanzanlagen
Erläuterungen zu sozialen, ethischen und ökologischen Aspekten
Anteile an verbundenen Unternehmen und Beteiligungen (9,20%)
Anteile an Mitunternehmen (dwp) und mehreren Weltläden (Kunden). Ohne Dividendenauszahlungen.
Wertpapiere des Anlagevermögens (67, 53%)
Ebase Bank für die mündelsichere Verwaltung der Gelder des Zeitwertkontos unserer Mitarbeiter (Altersvorsorge), mündelsicher, d.h. im Konkursfall der ebase Bank oder El Puente ist das Geld der Mitarbeiter trotzdem sicher. Nur die Vorsitzende des Coco e.V., des El Puente Mitarbeitervereins, hat Zugriff. Erhalt sehr niedriger Zinsen..
Sonstige Ausleihungen (23,27%)
MitKa (Mittelamerika Kaffee In-/ Export GmbH), ständige zinsfreie Vorfinanzierung
Sonstige größere Anschaffungen in den letzten Jahren (Anlagevermögen): Betrag
Erläuterungen zu sozialen, ethischen und ökologischen Aspekten
Ca. 1 Mio. €
Bau Halle IV
Ca. 16.000 €
Gebrauchtwagen für Außendienst für den Vertrieb
Ca. 14.000 €
Gabelstapler für das Lager
Ca. 13.000 €
Erneuerung der Telefonanlage
Auflistung Aufteilung der Finanzierungsformen/Fremdkapitals: Verbindlichkeiten gg. Kreditinstituten
39,62% (davon: Sparkasse (61%), N-Bank (2,3%), Commerzbank (63,7 %), shared interest (geringfügig)
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
8,12%
Verbindlichkeiten gg. sonstigen Darlehensgebern
49,06%
Sonstige Verbindlichkeiten
3,20%
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Die Büros und die Lagerhalle von El Puente in Nordstemmen.
Die Verbindlichkeiten gegenüber sonstigen Darlehnsgebern gehen auf Privatfinanzierung durch Unterstützer (ethisches Investment, Privatpersonen, Vereine, EL PUENTE Stiftung) zurück. Für diese Darlehen, die wir erhalten, müssen wir Zinsen bezahlen, genauso wie für die Kredite, die wir von Kreditinstituten beziehen. Jedoch geben wir dieses Kapital (insgesamt in Höhe von ca. 1,5 Mio. €) zinsfrei an unsere Partner weiter (Vorfinanzierungen). Wir übernehmen also die kompletten Zinskosten. Einzig bei unseren Darlehen, die wir an Mitarbeiter vergeben, müssen wir niedrige Zinsen verlangen. Der Umfang dieser Darlehen im Vergleich zu unseren Vorfinanzierungen, die wir leisten, beschränkt sich aber auf unter 1 %. Unser partnerschaftliches Prinzip gemäß des Fairen Handels zielt auf zinsfreien Vorfinanzierungen für unsere Produzenten ab. Wir gewähren diese Vorfinanzierung, um Wertschöpfung bei benachteiligten Gruppen zu ermöglichen. Auch gewähren wir generell 30 Tage Zahlungsziel an Kunden (Weltläden). Darüber hinaus gewähren wir zinsfreie Warendarlehen bis zur Dauer von einem Jahr, um Weltläden bei ihrer Entwicklung, zum Beispiel Umzug in eine bessere Lage, Modernisierung der Einrichtung, Einstellung von Personal, zu unterstützen.
B3 Sozial-ökologische Investitionen und Mittelverwendung Der Investitionsplan inkl. Ökologischen Sanierungsbedarf sah eine Erweiterung der Lagerhallen vor, sowie eine innovative Lösung im Umgang mit Verpackungsmaterial. 12
Hierfür wurde eine neue Lagerhalle gebaut, die uns nun ermöglicht unsere Lagerhaltung zu erweitern und effizienter zu arbeiten. Um den Verpackungsmüll, der durch unsere Paketversendungen entsteht zu verringern, wurde auf eine kompostierbare Füllfolie aus Kartoffelstärke umgestellt. Diese Folie zersetzt sich selbst und kann mit dem Biomüll entsorgt werden.
B4 Eigentum und Mitentscheidung Das Gezeichnete Kapital über 600.000 €, das Stammkapital, setzt sich aus je einem Fünftel von den fünf Gesellschaftergruppen zusammen: dem EL PUENTE Verein, dem Mitarbeiterverein CoCo e.V., dem Partner Comite (PaCo) mit Handelspartnern der EL PUENTE GmbH, ca. 58 Einzelgesellschaftern und ca. 43 Weltläden und Aktionsgruppen. Jede Gesellschaftergruppe hat gleiches Stimmrecht in der regelmäßigen Gesellschafterversammlung. In den letzten Jahren kam es zu leichten finanziellen Verschiebungen innerhalb der Gesellschaftergruppen. Das gleiche Stimmrecht blieb jedoch erhalten.
Berührungsgruppe C Mitarbeitende Allgemeine Kennzahlen: Standort: Nordstemmen 47 Mitarbeiter, davon:
– 15 w / 13 m
– Auszubildende: 12 w / 7 m
– Durchschnittliche Fehltage: 7,36
– Die Fluktuation insgesamt ist bei El Puente relativ hoch, da El Puente ein Ausbildungs betrieb ist. – Die Rückkehrquote, d.h. die Quote an Mitarbei tern, die nach 12 Monate nach Wiedereinstieg nach der Elternzeit im Betrieb bleibt, liegt bei 100 %. Das liegt daran, dass El Puente den Eltern angesichts von Arbeitszeitkürzungen sehr entgegen kommt.
C1 Menschenwürde am Arbeitsplatz Erst die Mitarbeitenden erwecken ein Unternehmen zum Leben: Kompetent, motiviert und flexibel stellt sich das El Puente-Team den großen und kleinen Herausforderungen. El Puente ist seinen Mitarbeitenden ein verlässlicher Arbeitgeber. Wir fördern und fordern all unsere Mitarbeitenden in ihrer individuellen Weiterentwicklung, Eigeninitiative und Verantwortung. Bei El Puente arbeiten qualifizierte, freundliche und hilfsbereite Menschen, die unsere Leitlinien, Ziele und Visionen unterstützen und sich damit identifizieren. Leidenschaft, Engagement, Kreativität und ein offenes Miteinander mit flachen Hierarchien prägen unseren Arbeitsalltag. Ein respektvoller und fairer Umgang wird von den Vorgesetzen vorgelebt und bildet die Basis für unser Miteinander. Wir lernen voneinander, miteinander und geben konstruktive Kritik. El Puente ist einer der wichtigsten und größten Ausbildungsbetriebe der Region Hildesheim und gibt da-
mit vielen jungen Menschen eine Zukunftsperspektive. Auch regional sind wir uns unserer sozialen Verantwortung bewusst: Die Zusammenarbeit mit lokalen Einrichtungen wie dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Halberstadt e. V. oder der Justizvollzugsanstalt Hildesheim ist eine große Bereicherung für uns. Zudem ermöglicht El Puente in der eigenen Werkstatt vor Ort sozial benachteiligten Menschen de Hildesheimer Betreuungs GmbH (HiB) eine Beschäftigung. Wir schätzen und respektieren unsere Kollegen, genauso wie unsere Partner und Kunden, mit ihren individuellen Bedürfnissen und begegnen einander frei von Vorurteilen. Bei Neueinstellungen entscheiden wir uns unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion und Weltanschauung für geeignete Kandidaten. Neue Mitarbeiter erhalten die volle Unterstützung. Es gilt, dass Aufgaben klar verteilt werden, Mitarbeiter aber auch nicht alleine gelassen werden. Es bestehen ein hoher Grad an Eigenverantwortlichkeit und ein Einsatz nach Stärken, was die persönliche Entwicklung fördern soll. Aufgaben innerhalb einer Abteilung werden eigenständig zugeteilt, es bleibt jedoch immer die Möglichkeit zu wechseln oder neue Aufgaben anzunehmen. 2015 wurden vom Lagerabteilungsleiter verstellbare Tische im Verpackungsraum eingerichtet, um den Arbeitsplatz der Mitarbeiter auf ihre individuelle Größe anpassen zu können. Um noch mehr Arbeitsplatzergonomie zu gewährleisten wurde ein abwärtslaufendes Förderband eingerichtet, welches nur durch Schwerkraft und somit ohne Strom läuft. Dieses hat den Vorteil, dass weniger gelaufen und getragen werden muss und, dass die Mitarbeiter ihre Tätigkeiten je nach Körpergröße auf angenehmer Höhe des Förderbands verrichten können. Für das Lagerteam findet außerdem einmal jährlich eine Schulung statt, bei der die Mitarbeiter beispielsweise lernen, wie sie Ware am besten heben. Außerdem stellt El Puente Sicherheitsschuhe sowie Arbeitskleidung für das Lagerteam, auch um die Mitarbeiter finanziell zu entlasten. Die Bürogebäude sind größtenteils, die Lagerhallen komplett barrierefrei zugänglich. Bei dem Bau unseres neuen Gebäudes wurde auf breitere Türen und spezielle Griffe geachtet, damit dieses einfach für alle zugänglich ist.
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Die Vertriebsmitarbeiter in einer Besprechung.
In den Büroräumen haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Bürostühle, Tastaturen und Monitore selber auszuwählen, um so einen möglichst ergonomischen Arbeitsplatz zu schaffen. Als Maßnahme zum Erhalt des Teamgeistes sowie der physischen Gesundheit kann noch der betriebseigene Fußballverein erwähnt werden, der jung wie alt vereint und zu mehr körperlicher Bewegung motiviert. Um auch eine psychische Gesundheit zu garantieren, wird darauf geachtet, dass nicht zu viele Überstunden angesammelt werden. Überstunden werden mit der Geschäftsführung kommuniziert. Es wird gemeinsam in der Abteilung nach Lösungen gesucht, falls Mehrstunden einseitig anfallen, so werden z. B. Aufgaben neu verteilt.
C2 Ausgestaltung der Arbeitsverträge Alle Mitarbeiter werden bei El Puente nach Tarif bezahlt (Branche Großhandel), auch jene Mitarbeiter, welche nicht bei verdi Mitglied sind. Innerhalb der Gruppe der Festangestellten beläuft sich die maximale Einkommensspreizung auf 1:3,74. Die Gehaltsstruktur ist für alle im Betrieb transparent und wird im Rahmen der Betriebsvereinbarung festgelegt. 14
Die Arbeitszeit wird pro Abteilung in Absprache mit Kollegen und Geschäftsführern eingeteilt. Die durchschnittliche Arbeitszeit je Beschäftigtem beträgt 38,5 Stunden / Woche gemäß Tarif. Der Lagerleiter koordiniert Arbeitszeiten der Lageristen eigenständig. Nur Über- und Minusstunden werden an die Geschäftsführer gemeldet. Diese führen eine Exceltabelle mit den Über- und Minusstunden sowie den Urlaubstagen, welche für alle einsehbar ist. Überstunden werden in Freizeit ausgeglichen. Die Möglichkeit des Wechselns zu anderen Arbeitszeitmodellen wird innerhalb des Unternehmens transparent kommuniziert. Das Zutrauen auf Verantwortlichkeit ist Teil unserer internen, vertrauensvollen Zusammenarbeit. Die Arbeitszeiten werden momentan innerhalb der Abteilungen abgeklärt. Bei El Puente können die Mitarbeiter jederzeit mit Anliegen zuerst auf die Kollegen der Abteilung zukommen und, wenn nötig, auf die Geschäftsführung. Dies betrifft auch die Arbeitszeiteinteilung und –modelle. Im letzten Jahr wurde beispielsweise das Arbeitszeitmodell im Lager auf Wunsch der Lageristen hin abgeändert. Es besteht auch die Möglichkeit, Veränderungen im CoCo e.V. anzuregen. Mitarbeiter können jederzeit auf Eigeninitiative Weiterbildungskurse bezahlt in Anspruch nehmen. Der
rechtliche Anspruch auf fünf Tage Bildungsarbeit wird gewährt. An unserem Standort selbst wurde zuletzt beispielsweise ein Kommunikationstraining für alle Mitarbeiter angeboten. Einzelmitarbeitergespräche werden in einem regelmäßigen Rhythmus, der pro Mitarbeiter auf individuellen Wunsch angepasst wird, von den Geschäftsführern geführt. Im Vorfeld erhalten die Mitarbeiter einen Leitfaden für das Mitarbeitergespräch, sowie einen Selbsteinschätzungsbogen, der ausgefüllt wird, genauso wie das Pendant der Geschäftsführer: Der Evaluierungsbogen. Abweichungen werden besprochen und von beiden Seiten wird Feedback gegeben. Außerdem werden die Unternehmensziele, sowie die Abteilungsziele bis zu den persönlichen Zielen des Mitarbeiters besprochen.
C3 Ökologisches Verhalten der Mitarbeitenden Die Entscheidung, den Unternehmenssitz von El Puente in Nordstemmen zu bauen, lässt sich auf die Bahn- und Busbahnhofnähe zurückführen. Die Mitarbeiter überwinden ihren Arbeitsweg per Bahn, Fahrrad, Mitfahrgelegenheit, Auto oder zu Fuß. Es stehen genügend Fahrradständer zur Verfügung. Auch Duschen sind vorhanden, sodass man sich nach einer langen Anreise auf dem Fahrrad frisch machen kann. Dienstreisen werden so weit möglich mit der Bahn zurückgelegt. Wenn mehrere Mitarbeiter bspw. zu einer Messe fahren, wird eine Mitfahrgelegenheit eingerichtet. Die Geschäftsführer leben ökologisch nachhaltiges Verhalten durch die Gestaltung ihrer Unternehmensstrategie vor. Nicht nur ökologisches Verhalten unserer Partner wird konkret gefördert, auch über den EL PUENTE Entwicklungsfond werden ökologische Projekte finanziert. Auszubildende müssen bei der wöchentlichen Besprechung der gesamten Belegschaft regelmäßig Referate zu verschiedenen Themen, u. a. solchen wie „Umweltaspekte bei der Verpackung und im Betrieb“ vorbereiten. Vor kurzem wurde von der Geschäftsführung angeregt, die Auszubildenden sollten eine Liste mit konkreten Handelsvorschlägen, wie man Nachhaltigkeit im Alltag
leben kann, anlegen. So will die Geschäftsführung die Auseinandersetzung der Mitarbeiter mit dem Thema Nachhaltigkeit anregen. Aus Mitarbeiterinitiative hat sich die Arbeitsgruppe „Corporate Identity“ mit mindestens je einem Mitarbeiter pro Abteilung gegründet. Diese hat sich zur Aufgabe gemacht, dass die Mitarbeiter die Werte, von El Puente nach außen hin vertritt auch komplett nach innen hin leben; die Geschäftsführung hat sich aus dieser Gruppe bewusst herausgehalten. Die Arbeitsgruppe hat bereits Leitlinien des Unternehmens herausgearbeitet, zu Papier gebracht und die Informationen an alle Mitarbeiter gebracht und mit Wiedersprüchen konfrontiert. Die Gruppe hat Handels- und Optimierungsbedarf erkannt- dies wird als ersten großen Schritt in einem wichtigen Prozess gesehen. In der werkseigenen Kantine können die Mitarbeiter stets zwischen einem vegetarischen und fleischhaltigen Gericht wählen. Es wird auf biologische und regionale Produkte geachtet. Das Angebot der vegetarischen Gerichte wird von etwa einem Drittel der Belegschaft in Anspruch genommen.
C4 Innerbetriebliche Mitentscheidung und Transparenz Zentraler Mitbestimmungsort der Mitarbeiter ist der CoCo e.V. Der 1992 gegründete Mitarbeiterverein CoCo ist einer der fünf Gesellschafter der Fairhandels-Organisation El Puente. CoCo steht für „comité de colegas“ – „Belegschaftskollektiv“. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von Mitarbeitern der EL PUENTE GmbH, die über diesen Verein einen Teil des Stammkapitals der GmbH halten und damit erweiterte Mitbestimmungsrechte im Hinblick auf die Geschäftspolitik des Unternehmens erhalten: Die dem CoCo beigetretenen Mitarbeiter El Puentes sind namentlich im Aufsichtsrat der GmbH stimmberechtigt und können auch an der jährlichen Gesellschafterversammlung teilnehmen. Darüber hinaus wird in den regelmäßig stattfindenden Sitzungen des Vereins, die Geschäftspolitik der GmbH diskutiert und von den CoCo-Mitgliedern mitgestaltet.
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Anlassbedingt gibt es immer wieder Mitarbeiterbefragungen zu wichtigen Themen, die alle Mitarbeiter betreffen. Um die Meinungen und Wünsche der Mitarbeiter miteinzubeziehen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu bestimmten Themen zu äußern, wurden zuletzt beispielsweise Befragungen zum Thema „Kantine“, „Arbeitszeit“ und „Corporate Identity“ durchgeführt. Das wöchentliche Treffen der gesamten Belegschaft wird genutzt um die interne Kommunikation zu gewährleisten. Intern wie extern herrscht absolute Transparenz bezüglich aller Informationen: „Jeder kann alles jeden fragen“. Die transparente Weitergabe von Informationen zwischen den Abteilungen ist ausdrücklich gewünscht. So hat jeder Mitarbeiter Zugang zu aktuellen Geschäftszahlen.
Berührungsgruppe D Kunden und Mitunternehmen El Puente ist von Beginn an ein aktiver Teil der Weltladenbewegung gewesen. Unsere Kunden, hauptsächlich die Weltläden und Aktionsgruppen, begleiten uns in dieser Bewegung seit über 40 Jahren. Unsere Aufgabe ist es bis heute, diesen Fachhandel zu stärken. Wir gehen auf ihre Wünsche und Bedürfnisse individuell ein und helfen, wo wir können. Jede Kundenfrage zu unseren Produkten und Partnern beantworten wir individuell. Die Meinung unserer Kunden ist uns wichtig und wir freuen uns über jede Form der Rückmeldung. Mit unserem eigenen Tagungszentrum haben wir die Möglichkeit, unseren Kunden und interessierten Besuchern Seminare, Schulungen und Fortbildungen anzubieten. So ist die Kundenzufriedenheit Maßstab unse-
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rer täglichen Arbeit. Zuverlässig, flexibel und schnell stehen wir unseren Kunden zur Seite. Vertrauensvolle Zusammenarbeit hat bei uns einen hohen Stellenwert. Wir sind den Weltläden ein solider und verlässlicher Partner.
D1 Ethische Kundenbeziehung All unsere Marketingaktivitäten zielen darauf ab, Werbe- und Informationskanäle für die Weltläden zu schaffen: die Kreation von Katalogen, der Website, des Onlineshops, von Flyern, Aufstellern, Plakaten; die Teilnahme an Messen und die Außendienstreisen unserer Vertriebsmitarbeiter, welche unsere Produkte bei Weltläden vorstellen, sowie die geleistete Öffentlichkeitsarbeit. Unser Augenmerk liegt darauf, unsere Kunden bestmöglich zu beraten, um ihr Bestehen langfristig zu sichern. Im Außendienst steht vor allem die Beratung und weniger der Verkauf im Mittelpunkt. Außerdem bieten wir regelmäßig Seminare und Schulungen für die Weltläden an. Zudem erhalten alle Weltläden, die im vergangenen Geschäftsjahr ihren Umsatz mit El Puente-Produkten steigern können, von uns eine Gutschrift in Höhe von 10% dieser Umsatzsteigerung. Wie dieser Betrag eingesetzt werden soll, kann jedes Weltladen-Team individuell entscheiden. Die Preisgestaltung unserer Kunden gegenüber ist absolut transparent. Wir teilen unsere Kunden in zehn Kundengruppen ein. Diese richten sich nach Höhe des Jahresumsatzes: Je mehr Umsatz ein Weltladen durch El Puente Produkte macht, desto mehr Rabatt erhält er von uns. Unsere Kunden werden zum Ende des Geschäftsjahres darüber informiert, in welche Gruppe sie eingeteilt werden und somit, ob und in welcher Höhe sie einen Rabatt erhalten werden. Da El Puente nicht ge-
Unser Mitarbeiter Thilo Rau im Gespräch mit Kunden.
winnorientiert, sondern kostendeckend arbeitet, schlägt sich dieser Ansatz in unseren Kalkulationen nieder. El Puente arbeitet also mit einem klaren und fairen Preissystem. Alle Marketing-und Vertriebsmaßnahmen, wie z.B. das Erstellen und Verschicken der Kataloge, zielen darauf ab, Informationsmaterial für die Weltläden bereitzustellen. Es werden also annähernd 100 % unserer Ressourcen für die Weltläden bereitgestellt. Dieser Anteil ist höher als der Anteil des Umsatzes, der auf die Weltläden zurückfällt und bei etwa 76 % liegt. Die restlichen 24 % unserer Kunden setzen sich aus Privatpersonen, Großverbrauchern (beispielsweise aus der Gastronomie), Fairhandels-Organisationen aus dem Ausland und sonstigen Kunden aus dem Großhandel (beispielsweise Amazon) zusammen. Da wir Mitglied beim Forum Fairer Handel e. V., dem Dachverband des Fairen Handels in Deutschland, unterstützen wir durch unseren Mitgliedsbeitrag deutschlandweite Kampagnen. Außerdem tragen wir die Kampagnen weiter, informieren unsere Kunden und motivieren sie zum Mitmachen. Weiterhin organisieren wir selbst Bildungsveranstaltungen, in denen wir über den Fairen Handel informieren.
D2 Kooperation und Solidarität mit Mitunternehmen Im Rahmen des Forums Fairer Handel e. V., des Weltladen Dachverbandes und der WFTO haben sich Netzwerke des Fairen Handels gebildet. In diesen Netzwerken hat sich die Zusammenarbeit verschiedener Mitunternehmen (z.B. dwp, GEPA, Globo) und uns etabliert. Gemeinsam veranstalten wir nicht nur jährlich die Faire Woche und leisten gemeinsame Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, sondern bilden auch Arbeitsgruppen zu einzelnen Themen. Wir verbünden uns, um gemeinsamen gegen ungerechte Handelsstrukturen zu kämpfen. Ein Arbeitstreffen mit der Überschrift „Grundsätze und Politik„ ist beispielsweise ein Teil unserer gemeinsamen Agenda. Unsere gemeinsame Interessensvertretung in Berlin versucht vor Ort politische Einflussmöglichkeiten auszuspielen. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Weltläden und den Fairen Handel zu stärken und dieses wird auch gemeinschaftlich verfolgt. Zusammen erarbeiten wir Ideen für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit und festigen Branchenstandards.
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Aber wir stehen auch in direkter Kooperation mit kleinen Fairhandels-Organisationen, wie beispielsweise mit FairWein oder Altromercato, dessen Produkte wir vertreiben und mit denen wir gemeinsam Veranstaltungen organisieren. Des Weiteren kooperiert EL Puente mit Oxfam, einer internationalen Hilfsorganisation, welche Kampagnenarbeit leistet, Secondhandläden in Deutschland betreibt und im Fairen Handel in vielen Ländern, so beispielsweise Belgien, tätig ist. Besonders aktiv sind wir auch bei der MitKa (Mittelamerika Kaffee Im- und Export GmbH). Auch in diesem institutionellen Rahmen arbeiten wir mit Mitunternehmern wie der dwp zusammen. El Puente hält Beteiligungen an der dwp eG und unterstützt somit das operative Geschäft eines Mitunternehmens derselben Branche.
D3 Ökologische Auswirkungen durch Nutzung und Entsorgung von Produkten und Dienstleistungen Unseren Kunden wird wahrheitsgemäß kommuniziert, dass ca. 80% unserer Produkte bio-zertifiziert sind und, dass ökologischer Anbau nicht nur wichtig für Konsumenten, sondern auch für die Gesundheit der Produzenten sowie für die Diversität derer Lebensräume bedeutend ist. Des Weiteren wird kommuniziert, dass viele ökologische Projekte aus dem EL PUENTE Entwicklungsfond finanziert werden. Unseren Kunden wird so die Bedeutung ökologischer Aspekte aktiv ins Bewusstsein gebracht. Unsere zu verschickenden Pakete werden mit kompostierbarer Füllfolie aus Kartoffelstärke befüllt. Dadurch geht der Kartonageverbrauch stark zurück. Auch die Weltläden haben dadurch weniger Müll. Alte Kartons und Pappe werden geschreddert, sodass wir sie als Verpackungsmaterial wieder verwenden können.
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Zuletzt muss herausgehoben werden, dass sich die Endverbraucher, die El Puente Produkte kaufen, vorrangig durch ein bewusstes Konsumverhalten auszeichnen, hinsichtlich sozialer und ökologischer Aspekte. Dieses Konsumverhalten lässt sich konträr zu einem unbewussten, nicht-nachhaltigen „Massenkonsum“ einordnen. Wir bieten diesen „bewussten Einkäufern“ eine Konsumalternative und mehr noch: wir reagieren auf ihre Forderungen. Viele Kunden forderten beispielsweise weniger Verwendung von Plastik bei den Verpackungen ein und seitdem lautet unser „Verpackungsmotto“: so wenig wie möglich, so viel wie nötig.
D4 Kundenmitwirkung und Produkttransparenz Die Weltläden, unsere Kunden, sind sowohl im Aufsichtsrat als auch in der Gesellschafterversammlung vertreten, wodurch Ihnen Entscheidungsrechte zugeteilt werden. Ca. 43 Weltläden und Aktionsgruppen sind eine der fünf Gesellschaftergruppen der EL PUENTE GmbH und können somit Einfluss nehmen, mitentscheiden und sich einbringen. Mit den Weltläden stehen wir aber auch hinsichtlich anderer Aktivitäten in regem Austausch. Über den Kanal des Weltladen Dachverband e. V. aber auch bei Informationsveranstaltungen, Workshops u. ä., befinden wir uns mit den Weltläden kontinuierlich im Austausch. Beispielsweise findet jedes Jahr bei El Puente ein Workshop statt, in dem die Zukunft der Weltläden thematisiert wird, zu dem alle Weltläden herzlich eingeladen sind und aus welchem alle Beteiligten viele Anregungen ziehen. Auch die Faire Woche, die El Puente im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit dem Forum Fairer Handel e V., dem Weltladen Dachverband e.V., in Kooperation mit Transfair e.V. einmal im Jahr organisiert ist im Hinblick auf die Kundenbeziehung entstanden – so können Weltläden, sowie alle anderen Interessierten, direkten Zugang zum Fairen Handel finden. Die Glaubwürdigkeit von El Puente und die unserer Partner werden gesteigert, indem ein Produzentenvertreter nach Deutschland reist und über die Bedingungen seines Projektes spricht. El Puente finanziert Produzen-
tenreisen jedoch mehrmals im Jahr. Doch nicht nur ideell, auch finanziell unterstützen wir unsere Kunden (siehe B).
Beispielkalkulation
Unsere Hauptkundengruppe, die Weltläden, sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert und bewegen sich in einem Markt, in dem sie mit Supermarktketten um Verbraucher konkurrieren. Wir versuchen sie in ihrer Position deshalb zu stärken. Häufig sind Weltläden nicht professionalisiert und verfügen nur über begrenzte Ressourcen. Wir versuchen, sie gezielt zu fördern und damit den Fairen Handel und Partnerschaften auf Augenhöhe zu stärken. Auch mit einigen anderen wichtigen Abnehmern, den „Regionalverteilern“, welche fair gehandelte Produkte an die Weltläden ihrer Region vertreiben, finden regelmäßig „Regionalverteiler-Treffen“ statt, um Transparenz und Austausch sowie den Auf bau einer persönlichen Beziehung zu gewährleisten. Wir stellen ausführliche Hintergrundinformationen zu all unseren Produkten zur Verfügung. So bieten wir unseren Kunden regelmäßig umfangreiche und aktuelle Kataloge für das gesamte Sortiment. Auf unserer Website können unsere Kunden Antworten auf Fragen zu jedem Produkt nachlesen: Woher kommt das Produkt? Welche Partnerorganisation stellt dieses Produkt her und unter welchen Bedingungen wird es hergestellt? Welche Projekte dieser Partnerorganisation werden von El Puente unterstützt? Die Transparenz hinsichtlich sozialer und ökologischer Bedingungen der Produktion ist konstitutives Merkmal des Fairen Handels. Unsere Preiskalkulationen sind zu 100 % transparent. In simpler Basisversion sind diese auch auf unserer Website einzusehen, auf Anfrage verschicken wir sie gerne auch detaillierter. Die Informationen, die wir zur Verfügung stellen, werden einfach und klar formuliert aufgearbeitet und sollten für jeden verständlich sein. Mithilfe der Bilder unserer Produzenten können viele Informationen auch rein visuell überliefert werden. Für anderssprachige Endverbraucher können wir eine englischsprachige Version unserer Website bieten. Auch unser Jahresbericht wird regelmäßig veröffentlicht und ist auf unserer Homepage einsehbar.
Infografik: Stephan Eidt
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Auf Geschäftsreise: Einkäuferin Miriam Kramm im Gespräch mit Jim Kenyanya, Marketingmanager von Smolart in Kenia.
Berührungsgruppe E Gesellschaftliches Umfeld Ziel unserer Arbeit ist, die Lebensqualität der Produzenten und ihrer Familien in finanzieller, materieller und ideeller Hinsicht zu verbessern. Unsere Fairhandels-Prinzipien, welchen den zehn WFTO-Prinzipien unterliegen, zielen darauf ab, die sozialen Bedingungen für alle am Wirtschaften Beteiligte zu verbessern, indem wir gerechtere Bezahlungen, menschliche Arbeitsbedingungen und Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleisten. Mit diesen Maßnahmen verfolgt El Puente das Ziel, die Lebensqualität von Einzelpersonen, Familien und Produzentengruppen zu verbessern. Außerdem möchten wir die ökonomischen Bedingungen von Produzenten durch langfristige Handelsbeziehungen, Zusammenarbeit auf Augenhöhe und Transparenz verbessern. Somit sehen wir uns in einer Vorreiterrolle: Wir zeigen auf, dass es Alternativen zu den heutigen ungerechten Handelsstrukturen gibt und, dass ein Unternehmen, dass Verantwortung übernimmt, Verbindlichkeiten eingeht und nicht gewinnorientiert handelt, erfolgreich sein kann. Damit, und durch unsere Bildungs-, Informations- und politische Arbeit, sowie die Kooperationen mit Mitunternehmen, tragen wir zur Bewusstseinsbildung der Gesellschaft bei, dass Veränderungen der Strukturen notwendig und möglich sind. 20
E1 Sinn und Gesellschaftliche Wirkung der Produkte und Dienstleistungen Beim Kauf von El Puente-Produkten können Bedürfnisse nach Kunst und Ästhetischem sowie nach Lebensmitteln gedeckt werden. Zusätzlich dazu haben die El Puente-Produkte noch einen Mehrwert – ein sinnstiftendes Produkt zu kaufen, denn mit dem Kauf eines EL Puente-Produkts wird direkt der Faire Handel unterstützt, d. h. nicht nur der politischen Bewegung des Fairen Handels wird mehr Kraft gegeben, sondern unsere Produzenten vor Ort, welche für uns im Mittelpunkt unserer Geschäftstätigkeiten stehen, werden unterstützt. Damit wird das Grundbedürfnis nach Mitwirkung gedeckt, da bei Kunden eine bewusste Unterstützung von gewünschten Strukturen durch den Kauf der El Puente Produkte erklärt wird. Bei den Produzenten werden die Grundbedürfnisse der Kunst und Gestaltung durch Übermittlung und Ausleben von Fähigkeiten und Knowhow befriedigt. Das Bedürfnis nach Freiheit und Menschwürde wird garantiert durch die durch den Fairen Handel entstehende Gleichberechtigung und der fairen Arbeitsbedingungen. Ebenso wird Mitwirkung garantiert durch
die Einhaltung von Rechten, Arbeit und in gewissen Positionen Verantwortung. Schutz und Sicherheit werden durch die soziale Sicherheit, ein Gesundheits- du Schulsystem und Arbeitsplatzsicherheit gegeben. Zum Schluss wird ebenfalls das Grundbedürfnis nach Identität befriedigt durch die bewusste Auseinandersetzung und Vermittlung von Tradition, Werten, Sprache und Religion.
E2 Beitrag zum Gemeinwesen Unser Eigeninteresse an unseren Geschäftsaktivitäten beschränkt sich darauf, unsere Kosten zu decken. Ansonsten möchten wir gerne Teil der Bewegung des Fairen Handels sein, um den Kampf gegen die ungerechten Handelsstrukturen voranzutreiben. Der Gründungsgedanke war bereits 1971, das soziale und gesellschaftliche Engagement im Rahmen des Fairen Handels zu verankern. Genauso steht vor allem das ehrenamtliche Engagement der Weltläden im Zentrum unserer Strategie: Wir importieren nur jene Produkte, die die Weltläden verkaufen können.
zu Pünktlichkeit und Berichterstattung aus Eigeninitiative anspornen. – Ein Teil unseres Rohgewinns wird in Form von Spenden an den EL PUENTE Entwicklungsfond sowie an die EL PUENTE Stiftung geschenkt. Diese Spenden beliefen sich im Geschäftsjahr im Geschäftsjahr 2015/2016 auf 133.000 €. Aufgabe des Entwicklungsfonds ist es, Maßnahmen der Projektpartner zu unterstützen, die über die Möglichkeiten des Fairen Handels hinausgehen und nicht durch die Vorfinanzierung, langfristige Zusammenarbeit und Mehrpreiszahlung alleine finanziert werden können. Jeder Handelspartner von El Puente kann einen Antrag stellen auf 1.) direkte Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen, z.B. für Bildungsprojekte, und/oder 2.) zinsfreie Darlehen für Investitionen, z.B. eine neue Lagerhalle. – Alle Weltläden, die ihren Umsatz durch El PuenteProdukte steigern können, erhalten von uns am Ende des Geschäftsjahres eine Gutschrift in Höhe von 10 % dieser Umsatzsteigerung. Wie dieser Betrag eingesetzt werden soll, kann jedes Weltladen-Team individuell entscheiden.
Somit sind unsere Berührungsgruppen: – die Produzenten in den Entwicklungsländern, sowie ihr lokales Milieu – die Weltläden und ihre Kunden, da wir uns als Dienstleister für die Weltläden sehen
Spenden Die Rückstellungen beinhalten einen zuvor geschätzten Betrag, der an die verschiedenen Berührungsgruppen ausgeschüttet werden soll: – Unsere Partner erhalten bei pünktlicher Lieferung einen Bonus in Höhe von 3 % ihres Umsatzes. Zudem erhalten sie eine 500 €-Prämie für Informationen und Bilder von ihren Projekten. Diese Prämien sollen ein
Geschäftsjahr: 2015/2016 Erlös
10.222.000,- €
Körperschaftssteuer
74.336,- €
Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber
245.567,35 €
Lohnsteuer
166.724,12 €
Sozialversicherungsbeiträge der unselbstständig Beschäftigten
199.828,55 €
Summe
366.552,67 €
Subventionen
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Durch den El Puente Entwicklungsfond konnten effiziente Kochstellen an die Mitglieder unseres tansanischen Handelspartners Kagera Coop. Union (KCU) verteilt werden. Dadurch wird der Rodung des tansanischen Urwaldes entgegengewirkt.
E3 Reduktion ökologischer Auswirkungen El Puente bezieht seinen Strom aus einer eigenen Photovoltaikanlage und anderen erneuerbaren Energiequellen vom Stromanbieter Naturstrom AG. Inzwischen haben wir die Kapazitäten, uns zu 200 % selbst mit Strom zu versorgen, leider fehlen uns die Speichermöglichkeiten. Dass wir unseren Bio-Müll von recycelbaren Wertstoffen trennen, ist für uns selbstverständlich. Mit einer Kapazität unserer Regenwasserzisterne von 6000 Litern wird das Regenwasser für den gesamten Wasserverbrauch (außer Trinkwasser) genutzt. Dadurch haben wir einen Frischwasserverbrauch eines Drei-Personen-Haushaltes. El Puente bezieht Restwärme aus einer Naturgasanlage in der Nachbarschaft und setzt sich für einen bewussten und nachhaltigen Umgang mit Energie ein. Zudem arbeiten wir vor Ort mit Energiesparlampen. Die Lagerhallen wurden bereits mit LED-Lampen ausgestattet.
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Wie oben beschrieben geht unser Verbrauch an Kartonage durch die Füllfolie aus Kartoffelstärke stark zurück. Bei dem Transport der Waren bauen wir auf eine innovative Lösung und hoffen, dass wir in Zukunft alle Produkte mit dem Schiff importieren können. Ursprünglich standen vor allem soziale Aspekte für El Puente im Fokus. Mit der Zeit kamen ökologische Aspekte – auch in den Erzeugerländern – hinzu. Überall, wo dies möglich ist, unterstützen wie eine ökologische Produktion. Allerdings bedeutet unsere soziale Verantwortung, dass wir Partner, deren Potenzial zur ökologischen Verbesserung begrenzt ist, nicht im Stich lassen.
Umweltkonto
Gemessen
Ausstoß klimawirksamer Gase
24.084 kg (Fernwärme)
Stromverbrauch
70.000 kWh (entspricht dem von uns produzierten Strom aus der Photovoltaikanlage)
Heizenergie
165 mW (Fernwärme aus der Biogasanlage)
Verbrauch von Trinkund Regenwasser
Frischwasserverbrauch eines 3-Personen-Haushaltes
Chemikalienverbrauch (giftig/ungiftig)
0 kg
Einsatz sonstiger Verbrauchsmaterialien
Kompostierbare Füllfolie aus Kartoffelstärke
Kunstlichteinsatz
LED
Die relativen Auswirkungen betrachtet, sehen wir uns im Anbetracht unserer Produktpalette und unserer internen Unternehmenspolitik hinsichtlich vieler ökologischer Aspekte (80 % bio-zertifizierter Anbau, Förderung ökologischer Projekte im globalen Süden, eigene Photovoltaikanlage für einen Standort mit etwa 60 Mitarbeitern, biologisch abbaubare Füllfolie) über dem Branchendurchschnitt ansässig – wenn man als Branche den Groß- und Außenhandel betrachtet. Hinsichtlich der Branche „Fairer Handel“ liegen wir im Durchschnitt. In der Zukunft planen wir einen CO²-Augleich zu schaffen. Dazu haben wir einen Experten eingeladen, der unseren ökologischen Fußabdruck berechnet.
E4 Transparenz und gesellschaftliche Mitentscheidung Entsprechend unseres Kernwertes „Transparenz„ stehen detaillierte Informationen über unsere Handelspartner, Produkte und Partnerländer für alle zugänglich auf unserer Webseite zur Verfügung. Viele Dokumente, bspw. der Kriterien-Katalog für unsere Handelspartner, können im Internet heruntergeladen werden und für andere Zwecke genutzt werden. Bei Kontaktaufnahme per E-Mail oder Telefon seitens interessierter Einzelpersonen, Kunden oder Lieferanten antworten wir auf jede Frage gerne und ehrlich. Auch unser Geschäftsbericht ist über unsere Webseite für alle zugänglich. Extern werden wir zusätzlich durch die WFTO geprüft, deren umfassendes Monitoring-System wir durchlaufen. Alle Informationen, die von der WFTO abgefragt werden, werden transparent von uns gehandhabt, d. h. werden auf Anfrage herausgegeben oder sind bereits im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit aufgearbeitet und öffentlich zugänglich gemacht worden. Das letzte Monitoring durch die WFTO fand im April 2017 statt. In diesem Jahr, nehmen wir außerdem zum ersten Mal an einer Peer-Group für einen externen auditierten Gemeinwohlökonomiebericht teil, der schließlich auch veröffentlicht werden soll. In Zukunft kann sich El Puente vorstellen, einen Nachhaltigkeitsbericht auf Basis der Vorgaben des GRI (Global Reporting Inititive) zu erstellen. An der gesellschaftlichen Mitbestimmung bei El Puente nehmen der Projektpartner-Ausschuss (PPA), der Mitarbeiterverein CoCo e.V. und der Aufsichtsrat teil. Der Aufsichtsrat setzt sich aus je zwei Vertretern der fünf Berührungsgruppen zusammen: dem Mitarbeiterverein CoCo e. V., dem Partnerverein PaCo e.V., Vertretern der Weltläden und Aktionsgruppen, dem El Puente e. V., sowie Einzelpersonen. Jede Gesellschaftergruppe hat zwei Stimmen, vertritt damit die Interessen seiner Gruppe und nimmt aktiv auf die Geschäftspolitik Einfluss.
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Ausblick Kurzfristige Ziele El Puente verfolgt das Ziel, sich mit anderen Unternehmen, die nach dem Gemeinwohl streben, lokal und national zu vernetzen.
Langfristige Ziele El Puente verfolgt langfristig das Ziel, intern die corporate identity und das Thema Nachhaltigkeit unter den Mitarbeitern verstärkt anzusprechen und auszuarbeiten. Außerdem möchten wir in Zukunft einen CO²Ausgleich schaffen. Dazu lassen wir in nächster Zeit unseren ökologischen Fußabdruck ermitteln.
EU Konformität: Offenlegung von nichtfinanziellen Informationen (Eu COM 2013/207) Im Mai 2014 stimmte der Ministerrat der EU einer Richtlinie zu, die noch in nationales Recht umzusetzen ist. Die offenzulegenden Informationen (obligatorisch ab 500 Mitarbeiter) sind – Beschreibung des Geschäftsmodells. Was ist der Zweck des Unternehmens, womit wird Nutzen gestiftet für Kunden, wodurch werden Gewinne erwirtschaftet. – E1, D 1-4 – Welche Politiken verfolgt das Unternehmen, um die Einhaltung der gebotenen Sorgfalt (due diligence1) in Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen, zur Achtung der Menschenrechte und zur Bekämpfung von Korruption zu gewährleisten? – Was sind die primären Risiken der Geschäftsprozesse in diesen Feldern? – Was sind die primären Risiken der Geschäftsbeziehungen, Produkte und Dienstleistungen in diesen Feldern? – Wie werden diese Risiken gehandhabt? Mit welchen Ergebnissen? – Umweltbelange: Wertspalte 3 – Sozialbelange: Wertspalte 2 – Arbeitnehmerbelange: Berührungsgruppe C – Achtung der Menschenrechte: Wertspalte 1 – Korruptionsbekämpfung: E2 – Offenlegung relevanter nicht-finanzieller Leistungsindikatoren – siehe Verpflichtende Indikatoren in allen Themen.
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Beschreibung des Prozesses des Erstellung der Gemeinwohl-Bilanz Wer war ab der Erstellung der GWÖ-Bilanz/ dem GWÖ-Bericht im Unternehmen involviert? Beteiligt waren folgende El Puente Mitarbeiter: Anna Wolf, Anna-Maria Ritgen, Kyra Bornemann, Jannika Froch – Inforeferat El Puente Nele Nopper – Praktikantin bei El Puente Sigrid Hage-Kolan – Buchhaltung Stefan Bockemühl, Martin Moritz – Geschäftsführer El Puente Außerdem ist die Peergroup der Gemeinwohlpioniere aus Hannover zu nennen: Der Wissenschaftsladen Hannover, Physiotherapie am Kronsberg und velian.
Über welchen Zeitraum wurde beides erstellt? Der Bericht und die Bilanz wurden für der Geschäftsjahr 2015/2016 erstellt.
Wie viele Personen-Arbeitsstunden wurden dafür aufgewendet? Anna Wolf ca. 70 h, Nele Nopper (Vorbereitung) ca. 70 h
Wie wurde die Bilanz/der Bericht intern kommuniziert? Die Idee der Gemeinwohlökonomie, sowie die Kernpunkte des Gemeinwohlberichts wurden vor der gesamten Belegschaft präsentiert. Im Vorfeld wurde das Vorhaben, einen Gemeinwohlbericht zu erstellen, kurz erläutert, mit der Bitte um Kooperation bei Anfragen auf Informationen, sowie der Aufforderung, bei Fragen zu GWÖ auf die Verantwortlichen zuzukommen.
Ort/Datum Unterschrift
Ort/Datum Unterschrift 25
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