Ojczyzna by Caroline Pusch

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Besuch bei Arthur Was passiert, wenn man seine ‌ Abbildungen Impressum


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besuch bei arthur

Er ist der Bruder von Erikas Mama. Vor Arthurs Tür angekommen, klingeln wir. Erika meint, sich auf einmal verstecken zu müssen, um zu testen, ob er mich auch ohne sie daneben erkennen würde. Natürlich hat er mich nicht erkannt. Wir treten ein. Ich begrüße Tante Martha. Sie sitzt wie angewurzelt in ihrem Sessel und versucht, mich mit zitterndem Blick zu verorten. Sie ist fast blind und sehr schwerfällig, was auch der Grund für den Umzug war. Arthur schafft es nicht mehr seine Frau mit seinen 87 Jahren alleine zu versorgen. Wir setzen uns alle an den runden Tisch. Ich bin schockiert. Erika bringt die Sache ohne lange zu zögern auf den Punkt. Als Arthur von unserem Vorhaben hört, wirkt er ein wenig verwirrt und versteht nicht, warum mich das interessiert und was ich da überhaupt will. Trotzdem möchte er mir helfen und sucht, wenn auch etwas wackelig auf den Beinen, schnell alle seine Sachen über und von der alten Heimat zusammen. Er fängt an zu erzählen, Geschichten aus seiner Jugend und als Soldat im Kriegsurlaub. Seine

Gerührtheit und tiefe Traurigkeit über das, was damals geschehen ist, macht mir Angst. Er gibt mir das Gefühl, naiv zu sein, da ich das niemals nachempfinden und mich mit überhaupt keinen Örtlichkeiten identifizieren könne. Das will ich mir auch niemals anmaßen. Wahrscheinlich habe ich mich nur nicht gut ausgedrückt, denn es geht um Erika. Sie wird erleben, fühlen, was ich nie fühlen werde und ich halte nur fest. Umso länger wir da sind, umso roter und wässriger werden Arthurs Augen. Erika wird immer euphorischer. Angst und alle anderen Bedenken rücken bei ihr gerade in den Hintergrund. Sie und ihr Onkel haben das gleiche Elternhaus, die Grubenmühle vom Müllermeister Schmidt, ein typisch altdeutsches Fachwerkhaus, in dem Mühle und Wohnhaus kombiniert waren. Zum Anwesen gehörten auch Scheune, Garten und Mühlteich. Jetzt diskutieren die beiden, wie und wo alles war. Erika zeichnet sich eine provisorische Skizze. Lange verstaubte Erinnerungen flackern auf. Schweigen füllt den Raum. Wir brechen auf. Arthur lässt es

sich nicht nehmen, uns bis nach draußen zu begleiten. Ich verabschiede mich. Jetzt steht es also fest. Wir fahren nach Polen, genauer gesagt nach LwÓwek Śląski. Früher hieß es Löwenberg. Von hier aus werden wir nach Niwnice, Cunzendorf bzw. Neuland unterm Walde, und Kotliska, Kesselsdorf, fahren. Nur wir Zwei.

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Die Grubenm端hle in den Zwanzigern


was passiert ,

wenn man seine Heimat verliert und nach 63 Jahren wieder findet

Fährt man von LwÓwek Śląski über Niwnice Richtung Kotliska, findet man kurz hinter der Kreuzung in Niwnice ein wucherndes Grundstück, an einem zugewachsenen Teich neben der mit Un​kraut überwachsenen Steinauffahrt. Ich kratzte heftig mit meinem Stiefel und fand den kleinen weißen Auffahrtskieselweg, wie ich ihn von dem alten Foto kenne. Erika war schon weg. Ich fand sie neben umgestürzten Bäumen, Ziegelsteinen mitten im Dickicht von Sträuchern. Sie steht ganz still zwischen verdorrtem Laub und Steinbrocken. Heimkehren. Sie ist wieder hier. Heimkehren. Sie steht ganz still. Ich habe durch sie hindurch die Mühle gesehen, so stand sie da. Sie geht um das Grundstück auf den alten Wegen. Die alten Wege, die nur die Bewohner gehen können, denn sie sind nicht mehr. Der Kachelofen an dem sie sich jetzt so gern mit mir aufwärmen würde, er ist nicht mehr. Genau wie das Lieblingschaiselongue von Opa Alfred, der große Regulator und ihre ganzen Spielsachen. »Das ist alles unter Steinen.« Verschüttet, geplündert und verrottet. Inmitten dieser Steine steht sie.

Über die Herkunft meiner Großeltern wurde schon immer geschwiegen. Dieses Schweigen rührt vermutlich nicht von der Heimat an sich, sondern von den Umständen die zum Verlust führten. Deutsche Geschichte wie sie die kleinen Leute berührte. Zweiter Weltkrieg, mit allen erdenklichen Konsequenzen für die Zivilbevölkerung. So wuchs sie auf, in Neuland unterm Walde, wie es derzeit hieß. Bis 1945 war es eine schöne Kindheit mit allen erdenklich Vorzügen, die sich ein kleines Mädchen vorstellen kann. Die Familie, als Müllermeister in der Gegend anerkannt und recht wohlhabend, war gemütlich und nett eingerichtet. Zeitgemäß und verhältnismäßig modern, so klingt es für mich in den Erzählungen Onkel Arthurs. Erika sagt »Zu Hause hatte ich alles, meine Puppen, Anziehsachen … Dann hatte ich nichts mehr.« Erikas Geburtshaus, die Grubenmühle mit großer Scheune, Stall, Garten und Feld, das ist ihre Heimat. Hier spielte sie mit den Kindern der Hofmanns, mit ihrer Cousine Gerda und büchste regelmäßig aus dem Kindergarten, der sich in Sichtweite

des elterlichen Hauses befand, aus. Beim Melken im Stall sang sie mit ihrer Mama die schönsten Lieder, um ihr die Angst zu nehmen. Ihrem Opa Alfred leistete sie täglich Gesellschaft beim Mittagsschlaf auf seinem Chaiselounge und überhaupt gab es nichts Interessanteres als Opa bei der Arbeit in der Mühle zu zuschauen. Diese Ruhe sollte nicht lange währen. Ihre kleine heile Welt wird bald vom Krieg heimgesucht. Die Russen kommen näher, also Flucht. Alles was geht wird auf den Pferdewagen geschnallt. »Das war vor 45, da stand unsere Mühle noch. (…) jedenfalls sind wir da mit dem Pferdewagen fort. Sie hatten die Hühner geschlachtet. Die hingen da rund rum, am Kopf aufgehangen, am Wagen runter. Wir mussten alle Richtung Neiße, auf so eine große Wiese. Da hat mir auch einer im Vorbeigehen meine kleine, rot gehäkelte Tasche aus der Hand gerissen, in der Mama und Opa Silbergeld versteckt hatten. Hier waren Wagen und Menschen an Menschen. So hatten die uns zusammen gepfercht. Es hieß immer: …,s wird deutsch!

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…,s wird deutsch. Da sind wir wieder Heim gemacht. Wir durften nur mit Handgepäck zurück.« Heimkehren ging schon da nicht mehr. Von der Grubenmühle war nichts geblieben, außer einem großen Steinhaufen. Von Heute auf Morgen, einfach weg. Das bescheidene Fachwerkhaus, in dem viele Generationen geboren und gestorben waren, einfach weg. Das Haus ist zerstört, aber der Platz, wo alles war, ist immer noch der gleiche. Der gleiche Steinhaufen wie er noch heute an Ort und Stelle vorzufinden ist. »Das kaputte hab ich als Kind auch mal gesehen. Hmm – … das war – … das war furchtbar. Wie man es hier manchmal im – … alles war weg. Nur was wir mitgenommen hatten – … .« Verloren. Alles. Nichts war geblieben außer den Sachen, die sie bei sich trugen. Verloren haben sie ihr Haus. Die vier Wände um ein Stück Luft, ein Stück Luft dingfest gemacht, gab es nicht mehr. Man sagt, wer baut, klebt sein Leben an ein Stück Erde, um dem Bleiben einen Körper zu geben. Dieser Körper war nun zerstört. Bald gewöhnte man sich an die Umstände. Auf der Flucht hat man so lange

verloren, bis man das Verlieren beherrschte. Was blieb ist das Leben, was gerade genug war, um in der Fremde erneut heimisch zu werden. So folgt der erste Umzug in das benachbarte Kesselsdorf zu den Großeltern Herrmann. So begann ihr Weg. Der Weg, der sie von Neuland über Kesselsdorf, Allmenhausen, Gotha und Vehra bis nach Straußfurt führte. »Ich hab mich nie heimatlos gefühlt. Erst war Neuland mein Zuhause. Jetzt ist es Thüringen. Deutschland ist meine Heimat. ​Schlesien. Da bin ich geboren, aber wir mussten weg, jetzt geht es hier weiter. Oder wir hätten uns auch umbringen müssen, wie mein Opa Bruno.« Angekommen in der Fremde, beschimpft als »hergelaufenes Pak« und als Schlesier oft erkannt, wurde allmählich der Zustand des Zu-Besuch-Seins zum Aufenthalt in einer neuen Heimat. »Ende der 50er, im Zug nach Gotha, hat mich mal ein junger Mann angesprochen. Der fragte, ob ich aus Schlesien komme. Das hat der an der Sprache erkannt. Ich erkenne das auch.« Sie sagt, sie sei jetzt hier zu Hause. Hier, wo sie ihre Kinder geboren, gearbeitet und sich schließlich selbst mit ihrem

Mann ein schönes Haus gebaut hat. Der Verlust im Krieg, das Verschweigen in der DDR und das jetzige wiederaufblühen lassen der alten Heimat, sind bezeichnend für deren ewig währende Bedeutung. Der Landstrich, die Menschen, die Erfahrungen und Erlebnisse, die man am intensivsten im Kindsalter erfährt, haben auch bei ihr tiefe Furchen in die Seele gekratzt. Man entdeckt die Welt durch die kleinen Augen und Ohren. Man berührt, ergreift und begreift. Besondere Gerüche und Eigenheiten bilden eine eigene kleine Schutzwelt, nach der man sich ewig sehnen wird. Heimat. Ein abstrakter Ort. Ein Gefühl, was ebenso abstrakt erscheint. 63 Jahre hat sie diese Heimat nicht gesehen, gehört, berührt und gerochen. Erinnerungen vergolden, Zeit verrinnt und die Dinge verändern sich. Und kehrt man nun zurück, kehrt man noch lange nicht heim. Heimkehren geht nicht, Mitnehmen geht schon. Sie läuft die alten Grundrisse ab und verharrt oben an der Straße. Mit aller Kraft versucht sie den obersten Stein der mit leuchtend grünem Moos bewachsenen


Wasserbassinmauer zu lockern. Früher drehte sich darin das Mühlrad. Jetzt ist alles mit Müll aufgeschichtet. Es ist das einzige Gemäuer was bis heute allem standhält. Der Stein ist ganz fest. Rundherum liegen unendlich viele Brocken. Sie lässt nicht von ihm ab. Er, der über die Jahre hinweg seinem Platz die Treue bewies, der sich nicht unterkriegen ließ, den will sie mit sich nehmen. Sie geht noch einmal die Straße entlang. »Gegenüber bei Ursula Junge ist alles verwildert. Links von Junges bei Bauer Hofmann, wo sein großes Vier-Seiten-Gehöft stand, sind drei neue Häuser.« Fährt man von hier weiter Richtung Kotliska, findet man weitläufig verteilt, alte deutsche Häuser neben einigen polnischen Neubauten. Nach dem Bahnübergang kommen wir in den Wald. Erikas Logbuch eröffnet »11 Uhr Fotos im Wald; Kieferzapfen, Heidelbeeren, Tännchen, Pinkelpause.« Der Boden der Lichtungen ist übervoll mit Heidekraut – Erica. Blaubeeren haben sie hier als Kinder gesammelt und Sauerampfer. Erinnerung. In Kotliska möchte jeder helfen. Wir werden eingeladen, umhergeführt

und bewirtet. Der alte deutsche Friedhof liegt recht weit außerhalb. Erinnerung. Es ist alles zugewuchert, Steinplatten sind gebrochen und kaum etwas ist an seinem ursprünglichen Platz. Erika ist längst wieder verschwunden und sucht. Sie sucht die Gräber von Tante Frieda und Opa Bruno. Sie erzählt mir Geschichten. Hier in Kesselsdorf, bei ihrem Opa Bruno und ihrer Oma Selma, hat sie ein Jahr gelebt. »Uns haben die nichts getan, aber die Betten aufgeschlitzt. Es war wie wenn es schneite. Und rum geschrieen. Die Mamas haben sie gesucht. Unsere Omas haben immer gesagt: wir sind doch hier! Aber die Russen waren ja auch nicht dumm. Wir haben gebrüllt und die immer: Mama, Mama nicht Babuschka. Durch die Decke hat der geschossen, in der Schlafkammer oben. Gerda und ich saßen im Bett. Die Mamas lagen im Getreidefeld.« Ich kämpfe mich durch die Sträucher. Unter Moos, Unkraut und dicken Wurzeln finde ich deutsche Namen. Erinnerung. Es ist kaum zu glauben, dass wir uns auf einem Friedhof befinden. Erika ist ganz ruhig. Sie sucht

nicht mehr. Andächtig überblickt sie alles. Es hat nichts mit Romantisieren zu tun, auch nichts mit Selbsttäuschung. Sie steht vor dem Konkreten. Den konkreten Überresten ihrer Vergangenheit. Nichts ist beschönigt oder vergoldet. So sieht sie aus, so fühlt es sich an, ihr Geburtshaus sowie die Dörfer und der Friedhof ihrer Vorfahren. Heimat bedeutet Vertrautheit. Sie scheint hier mit allen Dingen so vertraut. Sie geht ganz selbstverständlich durch die Gassen und folgt den Pfaden. Nicht alles kehrt zurück in ihre Gedanken. Manches bleibt unklar. Zwischen Ruinen, Erhaltenem und Neugebautem ist sie angekommen. Sie ist wieder angekommen an dem Ort, an dem sie sich so oft zurück träumte. Jetzt heißt es Mitnehmen. Den stolzen Stein. Zudem Tannenzapfen, Kienäpfel, einen Pilz, Stöcke, einen kleinen Stein aus Kesselsdorf, einen Strauß Heidekraut, zwei Adressen, zwei Gläser hausgemachte Blaubeermarmelade und einen kleinen Tannensprössling aus dem Wald. Andenken. Reliquien die sie sich selbst geschaffen hat. Nur sie kennt ihr Geheimnis.

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polen

Dezember 2008


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Zwischen Niwnice und Kotliska



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Im Hotelzimmer



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In den Heidelbeeren



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Im Wald zwischen Niwnice und Kotliska



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Lwówek Śląski



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Am M端hlteich



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Auf dem Friedhof in Kotliska



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Vor der Grubenm端hle



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Auf dem Feld vor Niwnice



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Im Hotel




Alle Fotografien sind Lambda fotografische Abzüge in einer Größe von 70 x 55 cm. Bachelorarbeit Caroline Pusch. Betreuer Prof. Ursula Damm und Diplom Mediengestalter Alexander Lembke. Entstanden Bauhaus-Universität Weimar 2008/09. Bild und Text wenn nicht anders gekennzeichnet Caroline Pusch. Druck Reproplan Weimar. Buchbindung Buchbinder Lüttich Weimar. Vielen Dank Erika und Herbert Pusch. Alexander Lembke. Ursula Damm. Tobias Adam. Arthur Schmidt. Gabriele Rabe. Nancy Schneider. Isabell Bittner. Maria Jesús Correa. Dawid Grabowski. Stefan Scherre. Elli Rudloff. Margit und Georg Herbst. Werner Cibis. Kathleen Werner. Nathalie Pusch. Karin Pusch. Torsten Herbst. Teresa Szupienko. Kwas Karimien. Und dem Wanderer.







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Friedrich Hรถlderlin


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‌, versprecht ihr mir, ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich komme, die Ruhe noch einmal wieder?


exposé

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Was ist Heimat? Wo ist Heimat? Und was ist, wenn man seine Heimat verloren hat? Diese Fragen führten mich zu dem Konzept für meine Bachelorarbeit. Seitdem ich denken kann, bin ich mit alten Dokumentationen über Ostpreußen und Schlesien vertraut. Auch die Zeitschrift vom Bund der Vertriebenen flatterte regelmäßig ins Haus meiner Großeltern. Darüber gesprochen wurde aber kaum. Was es bedeutet, ein Vertriebener zu sein, hat mich schon seit jeher interessiert. Mit diesem Interesse gehen zwangsläufig die Fragen nach der Heimat und der Identität einher. So entstand die Idee eine verlorene Heimat, und zwar die meiner Großmutter Erika, aufzusuchen. Damit hoffte ich, würde ich ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Von Anfang an war es mir sehr wichtig, keine altbekannten Klischees zu bedienen. Der Begriff der Heimat ist ziemlich vom Kitsch verzerrt und die Liebe zu ihr wurde in den letzten Jahrzehnten schamlos ausgebeutet. Eine kollektive vorgespielte Sentimentalität fand in zahlreichen Heimatfilmen, Folklorismus und Nostalgiewellen Ausdruck und

machte die Heimat zum Artikel der Kulturindustrie. Mir kommt es so vor, als würde für ziemlich viele Menschen etwas Altbackenes und Konservatives an dem Wort kleben. Trotzdem wurde Heimat 2004 zu einem der schönsten deutschen Vokabeln gewählt. Sie bezeichnet immerhin unseren Ursprung. Erst einmal ganz nüchtern betrachtet, beruht sie auf den Gegebenheiten einer Gemeinschaft, eines Raumes und einer Tradition. Nur so wird das menschliche Bedürfnis nach Identität, Sicherheit und aktiver Entfaltung in einem kulturell gegliederten Territorium befriedigt. Was für eine Rolle spielt sie nun für unsere Persönlichkeit, vor allem wenn man seine eigentliche Heimat aufgeben musste. Mit welchen ortsbezogenen Kulturen identifiziert man sich, mit der verlorenen oder der neuen Wahlheimat? Wie fühlt sich diese verlorene, wieder gefundene Heimat an? Nach langen Diskussionen und intensiver Überzeugungsarbeit hatte ich meine Oma so weit. So entwickelte ich das Konzept für eine Fotodokumentation über die

Reise in ein verlorenes zu Hause. Dieses ehemalige Heim liegt in Schlesien, da wo sich jetzt Polen befindet. Seit ihrem sechsten Lebensjahr hat sie ihren Geburtsort nie wieder gesehen. Sie und ihre gesamte Familie gehören zu den Millionen von Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg gezwungen waren, ihr komplettes Leben aufzugeben. Sie hat ihre Heimat verloren. Aber hat sie damit auch ihre Identität verloren? Wo fühlt sie sich zu Hause? Mit dieser Fotoreihe soll ein Stück Erinnerungsarbeit betrieben werden. Was wird sie wohl wieder finden? Welche Erlebnisse werden wieder klar und deutlich? Oder fühlt sie sich einfach nur fremd, ohne jeglichen emotionalen Bezug zu der Gegend, in der sie aufgewachsen ist? Vor diesem Hintergrund habe ich eine einwöchige Reise nach LwÓwek Śląski geplant. Das ist eine von vielen Kreisstädten in Niederschlesien und hieß früher Löwenberg. Von dort aus sind es nur 6 km bis in den Geburtsort von meiner Großmutter, Niwnice, was früher Cunzendorf unterm Walde hieß bzw. unter Adolf Hitler hieß es Neuland unterm Walde.


Außerdem geplant, war die Spurensuche in Kotliska, dem Nachbardorf, in dem Erikas Vater geboren ist und wo sie noch ein Jahr lebten bis die endgültige Flucht einsetzte. Kesselsdof hieß es damals, hier muss außerhalb vom Dorf am Waldrand das Haus unserer Vorfahren noch stehen. Niwnice und Kotliska sind nur durch einen großen Wald voneinander getrennt. Mit dem Medium der Fotografie wollte ich arbeiten. Dabei habe ich mir einen dokumentarischen Ansatz überlegt, mir aber gleichzeitig das Eingreifen in das Motiv offen gehalten. Am wichtigsten war für mich das Gefühl, was ich mir vorstellte, wie es sein würde. Das wollte ich festhalten. Den Stil vorab festzulegen, fiel mir schwer. Inspiriert hatten mich die Bilder der Romantik. Zuerst denkt man natürlich an Caspar David Friedrich, das tat ich auch. Die Melancholie und Sehnsucht, die er mit seinen Malereien ausdrückt, kommen dem nahe, was ich mir vorstellte. Eine Person, die reflektiert und weniger agiert und viel Natur in den Bildern. Das Insichgehen, Erinnern und auch das Vergessen, ist

es, was mich neugierig macht. Die Arbeit von Peter Bialobrzeski »Heimat« geht in eine ganz andere Richtung, hat mich aber ebenfalls inspiriert sowie auch der völlig konträre Stil von Nan Goldin, deren Bilder ich sehr mag. Vorab wollte ich für mich eine Art Storyboard von Bildern erstellen, von denen die ich mir vorstellte, sie bekommen zu können. Vor allem war mir aber klar, dass ich vor Ort einfach nur spontan auf das reagieren kann, was mit meiner Großmutter passiert. Somit hielt ich mir alles offen. Klar war für mich von Anfang an, dass ich mit der analogen Mamiya RB67 arbeiten will. Bei der Frage nach dem Objektiv, entschied ich mich für den Weitwinkel 50 mm und den Film Fuji Pro 800z. Während der Reise und der Recherche sollte Tagebuch geführt werden, sowie mehrere Interviews mit Erika. Die Präsentation meiner Arbeit in einem Buch oder in einer Ausstellung hielt ich mir ebenfalls offen.

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Sehr alte Karte vom Kreis Löwenberg Rechts: Ausschnitt mit den markierten Örtlichkeiten, Orte an den wir uns länger aufhielten; die Grubenmühle ist sogar eingezeichnet


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Erika Erna Frieda Pusch Geboren als eine Herrmann am 13. Januar 1940 in Neuland unterm Walde. Geschwister: Keine.


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Berta Schmidt.

Selma Herrmann.

Erna Margarethe Herrmann.

Geboren als eine Seidel am 02. Mai 1891 in Hartmannsdorf. Verstorben am 6. Dezember 1968 in Allmenhausen.

Geboren als eine Seidel am 02. November 1884 in Kesselsdorf. Verstorben am 27. Februar 1963 in Werdau.

Geboren als eine Schmidt am 21. Februar 1919 in Cunzendorf unterm Walde. Verstorben am 24. Januar 2003 in StrauĂ&#x;furt. Geschwister: Arthur Schmidt. Geboren am 13. April 1921 in Cunzendorf unterm Walde. Lebt in SĂśmmerda.

Alfred Schmidt.

Bruno Herrmann.

Richard Bruno Herrmann.

Geboren am 01. November 1892 in Cunzendorf unterm Walde. Verstorben am 24. Oktober 1965 in Allmenhausen.

Geboren 1882. Verstorben am 17. Februar 1945 in Kesselsdorf.

Geboren am 20. April 1914 in Kesselsdorf. Verstorben am 4. Januar 1946 in Unbekannt. Geschwister: Frieda Herrmann. Geboren in Kesselsdorf. Verstorben am 17. Februar 1945 in Kesselsdorf. Willy Herrmann: Geboren am 30. August 1911 in Kesselsdorf. Verstorben am 13. Sebtember 1982 in Werdau.


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Erika an ihrem Schreibtisch mit einem Brief von ihrem Vater


stilfragen

Erinnerung. Um sie geht es mir vor allem. Wie wichtig ist die Vergangenheit und die Auseinandersetzung mit ihr. Meine Arbeit handelt von der Erinnerung an eine Kindheit an einem vergessenen Ort. Ein Ort, der vielleicht Heimat bedeutet. So machten wir, meine Großmutter Erika und ich, uns auf in ihre Vergangenheit, um zu sehen was geblieben ist. Sie hat diese Heimat das letzte Mal mit den Augen einer Sechsjährigen gesehen. Jetzt mit denen einer 68 jährigen Frau, und ich sah sie durch die Kamera. Menschen wollen ihre Erinnerungen besichtigen. Fotografie lässt die Menschen Erinnerungen besichtigen. So entstand eine Bilderreihe, die ein Spagat zwischen Dokumentar- und Inszenierter Fotografie bildet. Authentische Bilder, das war mein Anspruch. Es gibt aber keine authentischen Bilder. Die Menschen streben nach ihnen und erwarten diesen Anspruch von der Dokumentarfotografie. Bilder können lediglich den Anschein von Authentizität erwecken, sie sind immer subjektiv. Schon mit dem Greifen nach der Kamera, dem Apparat,

der das Bild erstellt, wird es in die Zentralperspektive gepresst, alle Voreinstellungen hinterlassen ihre Spuren schon beim Entstehen dieses Bildes und speichern das Abbild auf Film oder Chip. Die Perspektive schafft so einen einheitlichen Betrachterstandpunkt. Der Ausschnitt, den der Fotograf noch vor dem Auslösen festlegte, ist pure Subjektivität. Die Herschafft des Rahmens schneidet die Umgebung ab und reißt das Bild schon vor dem Auslösen aus seinem realen Kontext. So kann je nach Motiv der Betrachter im Nachhinein, den Kontext nur schwer zuordnen und schon gar nicht in der Realität, in der die Fotografie entstanden ist, erfassen. Betrachtet man beispielsweise heute ein Bild aus dem Krieg im Gazastreifen, das ein verletztes Kind zwischen Geröll und Schutt kauernd zeigt, wird man, je nach Bildtitel, es als ein palästinensisches Kriegsopfer oder als ein Israelisches einordnen. Kein Bild ist authentisch. Wie ein Bild verstanden wird, ist von so vielen Dingen abhängig, sodass der Fotograf nur schwer eine eindeutige Botschaft vermitteln kann. Man kann das

kollektive Gedächtnis ansprechen, indem man bekannte Ikonen und Symbole aufgreift, die im jeweiligen Kulturkreis vorhersehbare Gedanken und Empfindungen erregen. Die Komposition kann ideologische Inhalte vermitteln. Der gesamte Kontext, in dem das Bild gezeigt wird, verändert den Inhalt. Diese Subjektivität, die vom Betrachter und von dem Abgebildeten ausgeht, lässt kein betrachtendes Wir zu. Fotografien liefern Betrachtungsweisen der Wirklichkeit und niemals diese selbst.1 Aus der riesigen Anzahl von Möglichkeiten wird eine historische Wirklichkeit, das Bild, produziert. Realitäten werden in ihrer aktuellen Auswirkung zu Wirklichkeit. Damit ist Wirklichkeit ein dynamischer Ereignisbegriff. »Realität ist – Wirklichkeit geschieht.«2 Wir können ausschließlich die Auswirkungen der Realitäten, mit den Wirklichkeiten, wahrnehmen. Dokumentarische Fotografien wirken umso authentischer, desto weniger sie nach Ästhetik streben und auf Komposition verzichten. Der Realismus ist also eine Strategie,

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1

Reinhard Matz: Gegen einen naiven Begriff der Dokumentarfotografie. 1981, S.101; In:Von Amelunxen, Hubertus:Theorie der Fotografie IV 1980 – 1995; München 2000, Schirmer/ Mosel

2

Andreas Haus: Fotografie und Wirklichkeit. 1982, S.89; Ebenda


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3 James Nachtwey; http:// www.jamesnachtwey.com, Stand 20.01.2009

4 Dokumentarfotografie; http://de.wikipedia.org/wiki/ Dokumentarfotografie, Stand 5.2.09

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Susan Sontag: Über Fotografie; Frankfurt am Main 2008, Fischer Taschenbuch Verlag; Zitat von E. Gowin S.187

um für uns die Authentizität erfahrbar zu machen. So schreibt es Susan Sontag in »Das Leiden Anderer betrachten«. Der Betrachter wägt den Anschein von Authentizität, je weniger das Bild nach Kunst aussieht. Im Gegensatz zu dieser Theorie bedient sich einer der bedeutendsten Dokumentarfotografen bewusst allen erdenklichen Stilistiken der Ästhetik. James Nachtwey fotografiert hauptsächlich in Kriegsgebieten und sozialen Brennpunkten, wie die Menschen leiden. Er begründet seine Bilder, die überaus schön und durchkomponiert sind, mit dem Anliegen eine höchstmögliche Aufmerksamkeit für seine Motive zu erregen. So meint er: »I have been a witness, and these pictures are my testimony. The events I have recorded should not be forgotten and must not be repeated. «3 Trotz seiner Ästhetik stellt er das Ereignis in den Vordergrund. Die Definition der Dokumentarfotografie ist sehr verschwommen. Die Dokumentarfotografie produziert Zeitdokumente, die eine subjektive oder ideologische Betrachtung vor einem sozialkritischen Hintergrund darstellen.4 Bericht-

erstattungen und Reportagen bedienen sich ihrer. Letztendlich kommunizieren doch alle Fotografien einen Moment bis hin zu einer Geschichte. Susan Sontag schreibt wie ein gewisses Leid in der Fotografie uns unsere Ohnmacht vor Augen führt. Durch die uns umgebende Bilderflut ist unser Mitleid ständig überfordert bis schließlich unser Mitgefühl erlahmt. Ich sehe Fotografien als Aufforderung zum Nachdenken. Meine Bilder dokumentieren. Dabei habe ich sie beobachtet, meine Großmutter in den Überbleibseln ihrer Heimat aus Kindertagen. Das was ich sah, habe ich in meinen Bildern festgehalten und dabei auch, um die Aussagen zu betonen, in das Bild eingegriffen. Da die Bilder, wie bereits erörtert, so oder so nicht authentisch sein können, habe ich sie teils inszeniert und später auch retuschiert. Trotzdem ist das, was sie zeigen, genau das, was passiert ist, was ich gefühlt habe, was sie fühlt. »Fotografie ist ein Hilfsmittel zur Auseinandersetzung mit Dingen, von denen jeder weiß, ohne sich damit zu befassen.«5

Dieses Zitat kann ich als Intension für meine Serie sehen. Jeder weiß von Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den ehemals östlichen Gebieten Deutschlands. Vor allem die nachwachsenden Generationen schenken diesem Schicksal der etwa 14 Millionen Deutschen und deutschstämmigen Angehörigen kaum Interesse, obwohl bald nur noch aus historischen Dokumenten Begebenheiten davon zu lesen oder zu hören sein werden. Für mein Vorhaben interessierten mich daran weniger die historischen Zusammenhänge, sondern viel mehr die Psyche der Betroffenen. Daran nicht ganz unbeteiligt sind wahrscheinlich meine eigenen Vorfahren, die zu Dreiviertel aus den ehemaligen östlichen Siedlungsgebieten stammen. Das andere Viertel stammt aus Thüringen. Trotz der vielen Klischees rund um den Schlesiertreff, dem radikal nachgesagt wird, er fordere den Grund für die Heimatlosen zurück, sowie der angeblichen Provinzialität und reaktionären Gesinnung derjenigen, die sich mit Heimat beschäftigen, zeigt etwa eine Umfrage der Geo, dass sich mit 64.6%


eine Mehrheit der Deutschen positiv zu einem Mahnmal der deutschen Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg aussprachen. Die allgemeine Stimmung und Hinwendung zu seinem Ursprung bekommt mit der Zeit mehr und mehr ihre Romantik zurück. Ich möchte dieses Thema behandeln, ohne dabei in den Kitsch und in altbekannte Klischees abzurutschen. Vielleicht misst man heute dem Erinnern, dem Nichtvergessen zu viel Wert bei und dem Denken nicht genug. Der französische Philosoph Vincent Cespedes sprach in der Talkshow »Paris-Berlin, Die Debatte«6 auf Arte zum Thema Identität und Multikulturalität. Die Frage nach dem »Wer bin ich?« beschreibt er als schweren statischen Zustand, eher als Last. »Wer will ich sein?« begründet für ihn eine positivere Einstellung für die Zukunft, durch die man sich immer weiter entwickelt. Für ihn ist die Frage nach der Herkunft einer Person nahezu lästig und hinfällig. Wir sollten uns viel öfter fragen »Wo wollen wir hin?« Der Mensch ist aber ein melancholisches Wesen

und wird vermutlich nie ganz von seiner Sehnsucht nach vergangenen Tagen lassen. Erinnerung, Herkunft und alte Geschichten, davon handeln meine Bilder. »Fotografieren bedeutet teilnehmen an der Sterblichkeit, Verletzlichkeit und Wandelbarkeit anderer Menschen (oder Dinge). Eben dadurch, dass sie diesen einen Moment herausgreifen und erstarren lassen, bezeugen alle Fotografien das unerbittliche Verfließen der Zeit.«7 Dieser eine Moment, den die Fotografie herausgreift, fasziniert mich. Das ist auch der Grund, warum ich mich für dieses Medium entschieden habe. Unser Gehirn speichert Bilder, wir denken ausschließlich in Standbildern, wodurch Fotografien vielleicht eine intensivere Ausstrahlung erreichen können. Die Zeit verrinnt unerbittlich. Alles ist zeitweilig, manches ist noch geblieben. Aus der Reise nach Polen heraus, entstand nun meine Reihe mit der Auswahl an zehn Fotografien. Abschließend aus Susan Sontags »Über Fotografie«: »Die letzte Weisheit des fotografischen Bildes lautet: Hier ist die Ober-

fläche. Nun denk darüber nach – oder besser: erfühle, erkenne intuitiv –, was darunter ist, wie eine Realität aussehen muß, die so aussieht.«8

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6

Paris-Berlin, Die Debatte: ”Multikulti“ – war gestern und was kommt morgen?; Arte 13.11.2008

7

Susan Sontag: Über Fotografie; Frankfurt am Main 2008, Fischer Taschenbuch Verlag, S. 21

8

Susan Sontag: Über Fotografie; Frankfurt am Main 2008, Fischer Taschenbuch Verlag, S.28


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Erika mit ihrem Opa Alfred in der Grubenm端hle


heimat

Wie wichtig ist Heimat? Das ist die für mich zu beantwortende Frage. Bevor man jedoch beginnt, sich zu fragen, wie sehr man an einer Heimat festhalten sollte, ist vorab zu klären, was dieses Wort ursprünglich bedeutet. Heimat. Früher hatte der Mensch eine eindeutige Mitte, ein Zuhause, um das sich sein Leben drehte. Jenseits davon befand sich die Fremde, welcher Begriff derzeit mit dem des Elends gleichzusetzen war. Dieses Lebensideal hat sich bis in das 21. Jahrhundert komplett gewandelt. Jetzt gilt Ortsgebundenheit vielmehr als rückständig. Blicken wir jedoch noch einmal in die Vergangenheit. Der intensive deutsche Begriff der Heimat beruht auf der langen Heimatlosigkeit der Deutschen, dem Föderalismus, der Zersplitterung in zahlreiche kleine Fürstentümer und dem Fehlen eines einheitlichen Vaterlandes. Mit der Epoche der Romantik beginnt der Rückzug in das kleine Glück von der überschaubaren Umwelt und Natur. Industrialisierung und die gescheiterte Revolution von 1848, mit der die Deutsche Frage weiterhin ungelöst blieb, veranlassten zum Fliehen in die Melancholie und in

Traumwelten fern der Wirklichkeit. Vom romantischen Heimatschutz kann unter der politischen in Anspruchnahme des Wortes im wilhelminischen Regime keine Rede mehr sein. Mit der Reichsgründung 1871 wurde Heimat gleichzeitig zum Synonym für den deutschen Staat. Heimatgefühle werden für nationale Verteidigung im Ersten Weltkrieg mobilisiert. Unter den Nationalsozialisten galt: Wer keine Heimat hat oder die Werte der Heimat nicht teilt, der ist krank. Und damit droht ihm der Ausschluss aus dem Kreis der gesunden, starken Heimatmenschen. Nach außen hin sollte die Heimat unendlich gedehnt werden, um neuen Lebensraum zu schaffen. Nach innen wird sie unter Hitler systematisch gegen diejenigen verteidigt, die schon immer überall zu Hause sind. In der Nachkriegszeit bis in die 60er Jahre wollte niemand mehr etwas von dem ausgelutschtem und missbrauchtem Heimatbegriff wissen. »Im Zweifel war man lieber Europäer, Kosmopolit oder Teil der 68er-Protestgeneration, als sich zu einer Region oder gar Landsmannschaft zu bekennen.«1 In den 70er Jahren betritt Heimat mit der zunehmenden Popularität des

Umweltschutzes erneut die politische Bühne, wobei sich die Öko-Aktivisten mit ihrem politisch progressiven Vorgehen von ihren romantischen Vorgängern extrem unterscheiden. Sie sehen Heimat nicht im konservativen Sinne, sondern als konkreten, gestaltbaren Raum mit der Möglichkeit der Identität, Sicherheit und aktiven Lebensgestaltung. Neben dieser wenig emotionalen Definition, kehrt die Heimat heute wieder mehr zu ihren romantischen Wurzeln zurück. »Wer heutzutage Deutsche nach Heimat fragt, löst einen wahren Sturzbach von Bildern, Erinnerungen, Gefühlsäußerungen aus. Heimat: das sind Schneeglöckchen nach der Schmelze, Apfelpfannkuchen auf blaugeblümten Arzbergtellern, Laugenbrezeln, (…) deutscher Mischwald oder Moorlandschaft mit Krüppelkiefern, (…) ewiger Hochsommer und Kartoffelbrei für die Seele.«2 Heimat kann heute alles Mögliche sein, da ihre ursprüngliche Bedeutung nicht mehr ist. Geistige Wurzelgefühle, die Erlösung aus der Entfremdung oder der Mittelpunkt im tiefsten Dasein. Manch einer sieht in ihr ein ländliches, zeitloses Idyll. Heimat ist »das jedem in die

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Geo-Magazin: Heimat; Oktober 2005,Verlag Gruner + Jahr AG & Co. KG, S. 116

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Geo-Magazin: Heimat; Oktober 2005,Verlag Gruner + Jahr AG & Co. KG, S. 116


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3 Ernst Bloch: Prinzip Hoffnung; http://www.ernstbloch.net/owb/fobei/fobei31. html, Stand 17.02.2009

4 Michael Neumeyer: Heimat – Zu Geschichte und Begriff eines Phänomens; Kiel 1992, Kieler Geografische Schriften, Band 84, Geografisches Institut der Universität, S.159

5 Peter Dürrmann: Heimat und Identität;Tübingen 1994, Hohenrain Verlag, S. 45

Kindheit scheint«3 so schrieb der deutsche Philosoph Ernst Bloch im amerikanischen Exil. »Versuche, Heimat zu definieren, enden im Allgemeinen bei der Bekenntnis, dass es sich um etwas sehr Komplexes oder sehr Unsagbares handle, das zu Beschreiben eigentlich nur dem Dichter zukomme.«4 Ist Heimat nun in der Kindheit angelegt, in der Zeit, in der man seine Umgebung am intensivsten erfährt, muss man bezüglich der Heimat ebenfalls über eine verlogene Idylle sprechen. Kindheit bedeutet nicht nur Glück, sondern auch Schrecken, Schmerz und Alleinsein. Das Zauberland Heimat ist, sobald man erst einmal zu Hause ausgezogen ist, nicht mehr dasselbe, wenn du zurückkehrst, auch wenn der Ort der gleiche ist. Die Sehnsucht nach Zufriedenheit und inniger Geborgenheit wird sich nicht komplett erfüllen. Man ist zu Hause, aber irgendwie auch nicht. Vielleicht kommt dieses Gefühl irgendwann zurück, etwa sobald man selbst heimisch wird und eine eigene Familie gründet. »Menschen haben das Bedürfnis, sich mit dem kulturellen Erbe der Gemeinschaft, in die sie hineingeboren worden, zu identifizieren.«5

Harry Prass schreibt von der Heimat als soziales Netz. »Ein Netz sichert, indem es gefangen hält«6 Diese Aufgehobenheit kann durchaus zu Gefangenschaft werden, aus der man nur noch ausbrechen möchte. So kommt er auf den Schluss, dass die Heimat ihre Zeit hat. Zeit

Gerda und Opa Bruno in Niwnice

verrinnt, womit auch die jeder Heimat irgendwann abgelaufen sein wird. Vilém Flusser dazu: »Der Mensch kann überall wohnen: unter den Pariser Brücken, in Zigeunerkarawanen, in den Hütten der Paulistaner favelas und sogar in Auschwitz. Er ist wie eine Ratte – kosmopolitisch.«7 Natürlich kann der Mensch überall

leben, aber »Wer aus der Heimat vertrieben wird (oder den Mut aufbringt, von dort zu fliehen), der leidet.«8 Heimatlosigkeit. Heimweh. Erneut heimisch werden oder Heimkehren? Eine neue Wahlheimat? Erika: »Ich habe mich nie heimatlos gefühlt. Erst war Schlesien, Neuland meine Heimat. Jetzt ist es hier in Thüringen, hier haben wir eine Neue gefunden. Deutschland ist meine Heimat und in Schlesien sind meine Wurzeln. Da bin ich geboren, aber wir mussten weg, jetzt geht es hier weiter.« Heimat braucht Geschichte und Tradition, die Vertrautheit mit ihnen kann man durchaus an mehreren Orten erlangen. Der Ort der Kindheit hinterlässt jedoch seine Spuren »Ende der 50er, im Zug nach Gotha, hat mich mal ein junger Mann angesprochen. Der fragte, ob ich aus Schlesien komme. Das hat der an der Sprache erkannt. Ich erkenne das auch.«. Erika hat sich arrangiert. Sie hat eine neue Heimat gefunden. »Im Straußfurter Heimatverein bin ich auch und im Bund der Vertriebenen.« Eine, die sie lieben und schätzen gelernt hat, ohne dabei ihre alte zu vergessen. Jetzt, nach 63 Jahren, sollte sie noch einmal zurückkehren.


»Ich freu mich drauf, dass ich es noch mal sehe. Da geht’s noch mal hin, ha. Freude und Trauer, ich weiß auch nicht. Gemischte Gefühle. Das ist für immer fort. Und jetzt hast du dir hier was aufgebaut. (…) Wir waren Deutsche und bleiben Deutsche. Das Leben muss weiter gehen, oder man nimmt sich einen Strick.« Sie gehört nicht zu denjenigen, die an ihrem erzwungenen Heimatverlust scheiterten. »Wenn ich noch ein paar Millionen hätte, da würde ich noch mal raus, nach Kanada oder so.« Klar ist, dass wir uns über unsere Wurzeln definieren. Der Ort, an dem wir geboren werden, bestimmt unsere Staatsangehörigkeit. In der Regel erlernen wir die jeweilige Muttersprache und werden mit den Traditionen und Sitten der Menschen, die uns umgeben, vertraut. Diese Vertrautheit mit den Dingen, gibt uns die Sicherheit und die Dazugehörigkeit, die wir mit dem Heimatbegriff verbinden. »Heimaten sind Wohnungen, in denen die Gewohnheiten zu geheimen Codes verschlüsselt wurden. Man hat dort die Gewohnheiten geheiligt. Der Beheimatete ist in ein Netz gesponnen, das ihn an die Menschen und Dinge der Heimat

geheimnisvoll bindet.«9 Diese prägenden Erfahrungen im Leben werden immer da sein. Das bedeutet aber nicht, dass man sich nicht auch anderswo ein solches kulturelles Netz stricken kann. Eines, das uns auffängt und Schutz gewährt, auch wenn es schwer ist. »In

Heimat ist wichtig, um sich zugehörig und sicher zu fühlen. Ortsgebunden ist sie für mich nicht. Die Melancholie, die mit ihr mitschwingt, rührt für mich nicht direkt von einer Heimat, sondern eher von der Erinnerung. Erinnerung an die Erlebnisse in vergangenen Zeiten, an die man sich so gern zurückdenkt. Der Prozess des Wiedereinkehrens in die alte Heimat ist mit einem großen emotionalen Chaos verbunden. Angst, Ungewissheit aber auch Vorfreude und Neugier liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Eine Reise zurück bietet die Chance, die Trauer um das Verlorene mit der Freude des Wiederfindens zu tauschen.

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Harry Prass S.16; In: Dericum, Christa;Wamboldt, Philipp: Heimat und Heimatlosigkeit; Berlin 1987, Karin Kramer Verlag

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Erika und Gerda in Niwnice

Allmenhausen, in der Fremde, wo wir unser neues zu Hause suchen mussten, da hab ich gemerkt, dass wir endgültig weg von zu Hause sind. Hier hat uns ein Bauer zum anderen gesteckt, bis wir eine Bleibe gefunden hatten. Zu Mama haben sie auch immer gesagt: Ihr hergelaufenes Pak.«

Vilém Flusser: Fotografieren als Lebenseinstellung. 1989, S.42; In:Von Amelunxen, Hubertus:Theorie der Fotografie IV 1980 – 1995; München 2000, Schirmer/ Mosel 8

Ebenda S.48

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Ebenda S.43


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Erika beim Recherchieren


ablauf

Das Konzept stand und so begann die Recherche. Begonnen habe ich damit einige Bücher zu lesen, eigentlich ziemlich viele, zum Thema Heimat, Flucht und Vertreibung, Fotografie bzw. Dokumentarfotografie, Identität, Erinnerung und Souvenirs. Kurz gesagt sind das auch die Begriffe, die mich interessieren und mich zu dieser Arbeit bewogen haben. Gleichzeitig begann auch die Recherche im Familienarchiv. Sind noch Sachen, Dokumente oder Gegenstände, die die Flucht überstanden, in einen der verstaubten Pappkartons auf dem Dachboden? Es war nicht gerade viel, aber dennoch mehr als ich gedacht hatte. Die Sachen hatten sie in einer kleinen Holztruhe, an der Opa Alfred kleine Räder befestigt hatte, den ganzen Weg, von Kesselsdorf über die Neiße bis nach Thüringen, mit sich nehmen können. Alles andere wurde Ihnen schon vorab genommen. So hat Erika noch eine besticke Wanddecke, die schon in der Grubenmühle an der Wand hing, ein wenig Besteck, Schmuck und einige alte Fotos. Als wichtige Informationsquelle zählt auch Onkel Arthur, der im selben Haus wie Oma

geboren und aufgewachsen ist. Zur Zeit der Vertreibung war er aber schon lange im Krieg und später in Gefangenschaft, wonach er direkt nach Thüringen kam. Wir besuchten ihn und ließen uns alte Karten und Bücher mitgeben. Im November habe ich mich um die Reise gekümmert. Nachdem ich so vieles gesammelt und gelesen hatte, war mir das Heimatdorf meiner Großmutter schon so nahe, als ob ich es schon immer kennen würde. Man kennt sich komischerweise aus, obwohl man noch nie da war. Um wenigstens schon einen kleinen Eindruck vorab zu haben, entschied ich mich Mitte November spontan einen Nachmittag nach Polen zu fahren. Wenn ich mit Erika alleine fahren würde, wollte ich keine bösen Überraschungen erleben. Sie war 63 Jahre weg von dort und hat nie wieder etwas von zu Hause gesehen. Wer weiß wie es jetzt dort aussieht und wer dort wohnt. Ich würde die volle Verantwortung für alles haben. Also bin ich mit meinem Freund Stefan einen Samstagnachmittag los. Nach fünf Stunden mit dem Auto waren wir in LwÓwek Śląski. Von

da aus haben wir auch gleich nach Niwnice und Kotliska gefunden. Ich war so aufgeregt. Ich kannte ja alles nur aus Erzählungen und Karten. Jetzt wo wir da waren, schien alles sehr friedlich und klein. In Niwnice sind wir gleich an der Kreuzung nach rechts Richtung Kotliska, weil da an der Straße auch irgendwo unsere Mühle gewesen sein muss. Ich habe natürlich nichts gefunden oder erkannt. Alles ist eine wilde Wiese, hier und da stehen einige alte deutsche Häuser und einige neue Polnische. In Kotliska waren wir auch. Es ging ja auch nur darum die Lage zu checken und es sah ganz gut aus. Von einem Apfelbaum in Kotliska habe ich Oma drei Äpfel mitgenommen. Nach einer Stunde Umherfahren waren wir wieder auf dem Weg nach Hause. Stefan hatte Angst sein Auto in der verlassenen Gegend abzustellen, von daher war Spazieren auch nicht drin. Ich glaube, er hatte Angst vor den Reaktionen der Einwohner, wahrscheinlich aber auch aufgrund gewisser Gerüchte rund um die polnischen Nachbarn. Ich konnte das irgendwie gar nicht nachvollziehen. Obwohl

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ich noch nie vorher da war, hab ich mich gleich ganz sicher gefühlt. Zurück zu Hause konnte ich ruhigen Gewissens unsere Reise organisieren. In der ersten Dezemberwoche sollten wir mein Vorhaben durchziehen. Meine Oma hatte ziemliche Bedenken, sie ist schon ewig nicht mehr verreist und dann gleich so etwas und auch noch im Winter. Mein Opa hielt von Anfang an gar nichts von der Geschichte, es hätte sich sowieso alles verändert. Als dann erst unser Hotel gebucht war, gab es kein Zurück mehr. Das Hotel Piast in LwÓwek Śląski kann man nicht mit deutschem Standard vergleichen, aber die Lage ist super und es gibt WLAN. Die Technik war vorbestellt, das heißt die Mamiya RB 67 mit 50 mm Objektiv, zur Sicherheit noch eine kompakte Mamiya und zur allgemeinen Dokumentation die Nikon D80, außerdem Stativ und ganz viele Filme. Am ersten Dezember ging die Reise los. Mein kleiner Citroën Saxo sollte uns sicher von Straußfurt über Weimar nach LwÓwek Śląski befördern. Die Fahrt verlief entspannt und voller Vorfreude auf beiden Seiten. Ich

war noch nie zuvor alleine mit meiner Oma unterwegs gewesen. Anscheinend hatte ich ihr vollstes Vertrauen. Hinter der polnischen Grenze habe ich ganz genau auf Erikas Reaktionen geachtet. Wie immer verhielt sie sich ziemlich nüchtern. Weite Wälder und Wiesen, so sieht es tatsächlich aus. Überall sind die alten Häuser, alle in dem gleichen Grundstil, neben sehr schicken neuen Häusern. Sie wirken auf mich ziemlich gruselig. Einige sind sehr gut erhalten und gepflegt. Andere verfallen so, wie sie damals zurückgelassen wurden. Einige kleine deutsche Villen stehen vermodert am Straßenrand. Vor allem in den kleinen Dörfern, die wir durchqueren, kommt man sich wie auf einem sehr, sehr alten Bauernhof vor. Alles ist ganz idyllisch und wirkt wie in der Zeit stehen geblieben. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern. Es gibt zwei typische alte Häuserformen dort. Einmal Fachwerkhäuser, wie man sie auch hier von Bauernhöfen kennt und diese länglichen schlichten Steinhäuser, aus einer ganz einfachen Grundform. Diese haben

alle eine hell gräulich-blaue Farbe und um die Fenster immer einen weißen Rahmen. Über den Haustüren sind helle Steinplatten angebracht, auf den der Besitzer bzw. Erbauer einen Spruch sowie seinem Namen und dem Baujahr verewigte. Man fährt nun also durch ein polnisches Dorf und an jedem zweiten Haus findet man deutsche Worte und Namen über der Haustür. Oft ist auch nur noch ein Loch an der Stelle, wo sich die Platten befunden haben müssen. Das ist ein ganz komisches Gefühl. An dem Haus vom Familie Herrmann in Kesselsdorf war auch so eine Platte. Ich würde zu gern vor diesem Haus, von dem ich schon so viele Geschichten gehört habe, stehen und lesen, was über dem Eingang steht. Erika weiß nicht mehr was da stand. Angekommen in LwÓwek Śląski, fahren wir durch die Stadt. Sie ist kleiner als ich dachte. Als wir dann auch vor dem Hotel Piast standen, hatte ich beschlossen spontan ein anderes zu suchen. Nachdem ich in der Touristeninformation endlich jemanden traf, der Englisch sprach, wurde mir bald klar, dass das Hotel Piast


wohl das Beste weit und breit sein müsse. Das haben wir dann so hingenommen und sind eingecheckt. Niemand sprach Englisch und schon gar nicht Deutsch. Die dicke Frau an der Rezeption muss wohl auch dieselbe gewesen sein, die mir auf meine Emails, die ich stets in Deutsch und Englisch verfasst hatte, ausschließlich auf Polnisch antwortete. Unser Zimmer befand sich im zweiten Stock dieser alten Villa in der sich in den letzten 70 Jahren nicht viel getan hatte. Wir hatten aber einen Balkon mit Blick auf den fernen Wald und auf den Bober. Jedes Mal, wenn wieder ein kühler Hauch zwischen den Ritzen ins Zimmer pfiff, grübelte ich darüber, ob die morschen Fenster wohl auch schon in dieser Fassung standen, als meine Uroma Erna unten auf dem Fußweg zum Fotografen flanierte. Vermutlich schon. Die rissigen weißen Fensterrahmen boten nicht nur uns Schutz vor der Kälte, sondern auch unendlich vielen Marienkäfern Unterschlupf. Ab und zu krabbelte auch einer über mein Kopfkissen. Es wurde bald dunkel.

Noch in der Morgendämmerung ging es zum Frühstück. Dann sollte es losgehen. Alle Kameras mit Zubehör, Stativ und Filme hatte ich irgendwie an und um mich geschlungen. Erika hatte stets Pralinen und Kaffee als Gastgeschenk dabei. So sind wir losgefahren. Auf nach Neuland. Während einer zehn minütigen Fahrt, passiert man noch ein kleines Dorf und einen Stollen, dann sieht man schon auf freier Fläche die ersten Dächer von Niwnice und rechter Hand den lang gezogen Wald. Hier ist Erika geboren, in Neuland untern Walde. Wir fahren ins Dorf und kommen direkt an die einzige Kreuzung, die rechts Richtung Wald nach Kesselsdorf führt. Hier ist auch eine kleine Hütte, bei der es sich vermutlich um die Bushaltestelle handelt. Ich parke mein Auto. Wir steigen aus. Und Zack, weg war sie. Nach ein paar hundert Metern geht rechts ein kleiner Feldweg von der asphaltierten Hauptstraße ab. Der spaltet sich direkt und führt geradeaus zu dem ehemaligen Haus der Familie Treppe. Das steht noch

und ist bewohnt. Erika erzählt mir, dass die beiden Töchter der Treppes auf der Flucht vor den russischen Soldaten aus dem Fenster gesprungen sind und sich beide Beine gebrochen hatten. Links führt der mit Unkraut bewachsene Weg links an einem zu gewachsenem Teich entlang. Alles ist voller Rohrbomben und Sträucher. Direkt zwischen Weg und Teich sind alte Steine eingelassen, die wahrscheinlich einmal zu einem Zaun verbunden waren. Es ist der Mühlteich. Der Teich in dem Erika einmal fast ertrunken wäre, als sie im Winter mit ihrem Schlitten ins Eis einbrach. Jetzt sind wir da. Wir befinden uns zwischen Hauptstraße und Teich auf dem ehemaligen Auffahrtsweg zur Grubenmühle von meinen Ururgroßvater Alfred. Geradeaus, da wo jetzt Bäume neben einem Strommasten ragen stand sie einst. Ich hatte die Mamiya schon längst draußen und fotografierte aus der Hand heraus. In und rund um die Ruine habe ich hauptsächlich mit Stativ fotografiert. Vor wichtigen Motiven habe ich immer einen Polaroidabzug

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Erikas Fotobox


gemacht, um das Bild zu kontrollieren. Erika war auf der Suche, beim Wiederfinden, beim Heimkehren und ich habe versucht diesen Zustand, in dem sie war, festzuhalten. Dabei habe ich sie ab und zu angehalten bitte kurz zu warten oder zu verharren. So verbrachten wir den gesamten Tag auf dem Grundstück meiner Ururgroßeltern Schmidt, solange bis wir beide unsere Verlangen befriedigt hatten. Es war kalt. Wir trafen auf keine Menschenseele bis auf eine alte Frau, die über die Hauptstraße humpelte und nichts außer einem grimmigen Blick für uns übrig hatte. Wir sind das gesamte Dorf abgefahren. Von weitem sah ich außerhalb einen Holzturm umgeben von Bäumen. Es gab keine Straße dorthin. Nur Feld und einen Pfad. Wir sind trotzdem hingefahren. In Onkel Arthurs Erzählungen sprach er immer von der evangelischen Kirche, die aus Holz war. Sie war es tatsächlich. Keinen Weg gibt es mehr dahin. Alles verwildert und Niemanden interessiert es. Ich bin durch den Eingang gelaufen und viel weiter kam man auch nicht. Es ist so dicht zugewachsen. Durch die Jahreszeit

konnte man die Gräber erkennen, alles ist deutsch hier. Links neben mir ist das Grab von einem Beier. Es ist unversehrt so wie viele andere, nur mit Schichten über Schichten von Unkraut bedeckt. Erika fühlt sich nicht gut. Am nächsten Morgen fuhren wir den gleichen Weg nach Niwnice, nur dieses Mal hielten wir nicht an der Mühle sondern fuhren weiter Richtung Wald. Erika versuchte die Häuser links und rechts der Straße zu zuordnen. Das Ziel war Bilder im Wald zu machen, in dem sie als Kinder Beeren und Kräuter gesammelt hatten. Diesen Wald hatten sie unendlich viele Male durchquert, um zu den Großeltern in Kesselsdorf auf der Heide zu gelangen. Das war auch unser Anliegen. Im Wald war es unheimlich. Wir waren bestimmt drei Stunden da und gerade einmal ein Auto passierte die Straße. Wir waren ganz alleine im Wald. Nachdem ich zufrieden mit den Aufnahmen war, sollte es uns nach Kotliska verschlagen. Ich war ja schon einmal mit Stefan dort. Erika konnte es kaum erwarten. Sie war nie

wieder dort gewesen. Ich zögerte es heraus. Erika wollte einfach nur zu dem Haus ihrer Großeltern und ihre einzige Sorge war, dass wir die Bewohner nicht beim Mittag stören sollten. Wir fuhren los. Als man das helle Ende des Waldes abschätzen konnte, waren wir beide so sehr gespannt. Raus aus dem Wald befindet sich direkt rechts das Ortseingangsschild von Kotliska. Häuser sieht man aber vorerst nur auf dem Feldweg gerade aus. Ich dachte eines dieser Häuser müsse es sein. Erika erkennt nichts wieder. Die Häuser sind es nicht, gibt sie mir unmissverständlich und mit Nachdruck zu verstehen. Ich spüre ihre Anspannung und Enttäuschung. Klar war, dass das Haus von Oma Selma am Waldrand außerhalb von Kotliska sein muss. Hier ist es anscheinend nicht. Unsere erste Überlegung ließ uns links am Wald weiter vorbei fahren bis es wieder hinein ging. Vielleicht ist es ja hinter diesem Wald. Es ist nun schon eine Weile her, dass wir ein Zeichen menschlicher Zivilisation vernahmen. Der Wald wird tiefer. Die Straße ist kaum passierbar. Wir wollen einfach nur zu diesem Haus, egal

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was passiert. Die Wasserlöcher im Boden werden auch immer tiefer. Etliche konnte ich umfahren, aus vielen bin ich gerade so wieder heraus gekommen und gerutscht sind wir sowieso die ganze Zeit. Endlich ist eine Lichtung in Sicht. Das Problem war, dass kurz vor dieser Lichtung ein weiteres Wasserloch auf uns wartete. Blöd nur, dass sich dieses quer von links nach rechts über den gesamten Feldweg zog. Ich hatte schon ein ungutes Gefühl und bin äußerst rechts durch. Die Reifen drehen durch und wir stecken fest. Geschätzte breitflächige Tiefe 50 cm. Super. Zum Glück scheint trotz der Kälte die Sonne. Ich muss zum Beifahrer raus, da das Wasser bis zu meiner Tür reichte. Anfangs waren wir noch ganz optimistisch. Eine Stunde lang haben wir alles gegeben. Es gab kein Rauskommen. Aus dem Wald raus war Feld, nur Feld und der nächste Wald. Der Abschleppdienst aus Deutschland, der uns nicht verorten konnte, schickte jemanden von ihrem polnischen Stützpunkt los, der praktischerweise nur polnisch sprach. Ich wusste selber nicht wo wir waren. Im

Wald halt. Nach drei Stunden hatte uns immer noch keiner gefunden. Nur ein alter polnischer Wanderer mit Stock und ohne Zähne, kam schon das zweite Mal aus dem Wald. Er hat sich auch immer erkundigen wollen, aber polnisch können weder ich

Treckerfahrer I

noch Erika. Dann war er wieder weg. Ich guckte in den Himmel und überlegte mir, was ich wohl tun könnte, denn in einer Stunde würde es auch noch dunkel werden. Wie aus dem Nichts kam plötzlich ein kleiner Traktor mit zwei Männern drauf aus dem Wald gegenüber und daneben der

alte Wanderer. Ich wusste anfangs nicht so recht ob ich mich freuen sollte. Die kamen angetuckert, haben uns gar nicht so richtig wahrgenommen, nur der Wanderer hat uns schelmisch ausgelacht, dass wir immer noch fest steckten. Dann ging alles ganz schnell. Der eine streckte mir seine Hand entgegen und machte mir verständlich, dass er meinen Autoschlüssel bräuchte. Den hab ich ihm auch gleich gegeben. Er ist ans Steuer, der andere hat mit dem Trecker gezogen. Es war so fest, dass selbst sie mehrere Anläufe brauchten. Der Wanderer gab immer Anweisungen von der Seite. Dann war es draußen, mein kleines Auto. Erika war überglücklich und quatsche ganz viel auf Deutsch, was vermutlich niemand verstand. Die Männer waren so freundlich. Sie haben uns noch bis zur nächsten Hauptstraße geführt und uns alles Gute gewünscht. Wir haben uns mehrmals bedankt und der eine hat uns noch einmal darauf hingewiesen, nie wieder solche Wege zu fahren. Vor lauter Euphorie haben wir leider keine Namen, Adresse oder sonst irgendwas von ihnen, nur


das verschwommene Foto was Erika von weitem mit ihrer Digitalkamera aufgenommen hat. Wir fuhren weiter Richtung Niwnice zurück. Hier kam uns dann auch in der Dämmerung der Abschlepper entgegen. Der dicke Fahrer zeigte auf unser Kennzeichen. Lachte sich einen und gab uns Lichthupe. Wir hatten zuvor den Wanderer mit ihm telefonieren lassen, dass sich die Sache erledigt hätte. Wir fuhren ein letztes Mal durch Kotliska, dann Richtung Rakowice Male zurück ins Hotel. Hinter diesem Wald war unser Haus also nicht, dann vielleicht hinter dem daneben. Wir waren wieder bis nach Kotliska gefahren. Erst wollten wir es noch einmal allein versuchen. Wenn das nicht klappen sollte, wollten wir im Dorf nach Hilfe fragen. Ich hatte mir ein Paar Worte ins Polnische übersetzt. Allein hatten wir keine Chance. Überall schlammige Feldwege. Oma kann sich nur noch an das Haus, nicht aber an den Weg dorthin erinnern. Im Dorf geh ich in den einzigen Kiosk, den es zu geben scheint. Dort treffe ich auf zwei ältere Herschafften

und die Verkäuferin. Ich hatte Kesselsdorf auf der Heide übersetzt, weil Oma meinte so hieß es, wo das Haus ist. Ein Mann, Kwas Karimien wie sich später herausstellte, erklärte sich bereit mit uns hin zufahren. Die Verständigung beschränkte sich auf Mimik

Treckerfahrer II

und Gestik. Wir fuhren Richtung Niwnice in den Wald. Erika: »Ich war für einen Moment glücklich und musste mit den Tränen kämpfen. Leider hielt die Freude nicht lange an. Wir fuhren Richtung Neuland. In einer Lichtung im Wald fuhren wir links ab. Er stieg aus, zückte sein Taschenmesser und

schnitt einen Strauß Heidekraut - Erika ab. So kam es zu dem Missverständnis »Heide«. Nachdem wir Herrn Karimien wieder zurück gefahren hatten, kamen zwei Friedhofsbesucherinnen und diskutierten auf Caros Bitte hin mit ihm. Eine Frau besorgte sich meine Brille um Caro ihre polnischen Sätze zu lesen. Sie führte uns ganz eilig einige 100 m vom Auto entfernt zu Frau Teresa Szupienko. Bei mir flammte wieder Hoffnung auf. Nach längerem Klopfen wurde geöffnet. Teresa bat uns in den Hof. Nachdem sie unser Anliegen wusste, bat sie uns ins Haus und zu Tisch. Sie bewirtete uns mit Nudelsuppe, Bohnenkaffee und Plätzchen. Teresa sprach deutsch. Sie lebte seit 1946 in Kesselsdorf. Sie erzählte uns viel über die Menschen, nannte deutsche Familien und deren Namen, die alle schon verstorben sind. Sie spielte mit deutschen Kindern und besuchte mit ihnen zusammen die Schule.« Mit unserer Beschreibung des Hauses konnte sie leider nicht viel anfangen. Ohne sie hätten wir aber niemals den alten deutschen Friedhof in Kotliska gefunden. Sie erklärte uns den Weg und wir verabschiedeten uns.

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Selbst dieser Friedhof war so weit außerhalb und von weitem nicht als Ruhestätte zu erkennen, dass es mich nicht mehr wunderte warum wir unser Haus nicht finden können. Der Friedhof ist typisch ummauert. Hier und da sind sie Mauern eingestürzt. Vor dem nicht mehr vorhandenem Eingangstor liegt ein fetter umgestürzter Baumstamm. Will man hinein, muss man über ihn klettern. Erika war sofort weg. Sie erinnert sich. Sie hatten hier als Kinder die Gräber von Gerdas Mama Frieda und Opa Bruno besucht. Aus beinahe jedem Grab ragt ein Baumstamm und Sträucher. Die Fassungen sind nahezu überall erhalten, nur sie Grabsteine und Namensplatten sind nach den über 60 Jahren umgestürzt, umgeschmissen und zerstört. Vereinzelt stehen noch welche. Vereinzelt findet man deutsche Namen unter Moos und Laub verborgen. Die Grüfte sind geplündert und geöffnet, man sieht menschliche Gebeine. Ich erkenne Rippen und Beckenknochen. Eigentlich will ich nur noch weg. Erika ist weg. Sie ist raus aufs Feld und sucht ihr Haus. Aber auch hier ist weit

und breit nichts zu sehen. Ich mache erneut Aufnahmen mit der Mamiya. Es ist schon wieder dunkel. Von Erikas Seite aus habe ich ein Verbot erhalten unbefestigte Feldwege zu befahren. Das Problem dabei war nur, dass es in dieser Gegend bis auf die Hauptstraße und direkt im Dorfzentrum nichts außer Feldwegen gibt. Der nächste Morgen führt uns von der anderen Seite an Kesselsdorf. Erika kann sich an Erzählungen vom Andreas-Tal erinnern und einer Schlucht und dem Blick über Rackwitz von ihrem Haus aus. Ich hatte die Nacht recherchiert und tatsächlich eine kleine Siedlung Namens Andreas-Tal gefunden. Wir fuhren hin. Von der Hauptstraße aus geht links ein Feldweg zu ein paar Häusern ab. Erika kann sie aus der Ferne nicht identifizieren und will auch nicht auf den Feldweg fahren. Sie will nach Hause. Erika hat sich einiges mitgenommen. Eine ganze Reihe an Souvenirs: Tannenzapfen, Kienäpfel, eine kleine Tanne, Blaubeerpflanzen – alles aus dem Wald, einen großen Stein von unserer Grubenmühle, einen Stein

von der Mauer der Grubenmühle, ein mit Moos bewachsener Stock, Moos aus der Ruine, einen Stein aus Kesselsdorf, zwei Gläser Heidelbeermarmelade von Teresa, eine Tüte Pfefferkuchen, zwei Adressen und einen Strauß Heidekraut. Das größte Mitbringsel für sie, ist jedoch der Wunsch bald Wiederzukehren, um der Grubenmühle einen Gruß zu zuwinken und um das Haus ihrer Großeltern Herrmann zu finden. Zurück zu Hause ist Erika bis heute von tiefer Zufriedenheit und Enttäuschung hin und her gerissen. Sie sagt: »Hmm, ich bin ständig in Polen. Jede Nacht stehe ich da und gucke die Schlucht hinunter.« Ich habe dreizehn belichtete Filme mit mir genommen. Die nun entwickelt werden mussten. Dafür habe ich sie ins Photostudio 13 nach Stuttgart geschickt. Ich habe nahezu jedes der 130 Negative eingescannt um eine Auswahl zu treffen. Zwanzig Bilder habe ich bearbeitet und zehn Stück schließlich vollendet und in eine Reihe sortiert. Meine Fotos sollen ihre Geschichten in meinem Fotobuch erzählen. Für die Präsentation bei der Verteidigung werden sie 70 x 55 cm


Erika und Teresa auf Teresas Hof

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die fotoreihe

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Zehn Fotografien habe ich ausgewählt. Zehn Fotografien sollen zeigen, was mit meiner Großmutter auf der Reise in ihre verlorene Heimat passiert ist. Ganz werden sie diesen Anspruch nicht erfüllen können, bis zu einem gewissen Grad jedoch schon. Die Auswahl an Bildern habe ich sortiert und wie ich hoffe, dramaturgisch gut angeordnet. Das Buch soll nicht alles verraten. Vielmehr soll es Platz zum Denken und Fühlen geben. Der Titel »Ojczyzna« bedeutet Heimat auf Polnisch. Die Entscheidung für einen Titel fiel mir extrem schwer. Er soll nicht zu offensichtlich sein, auf gar keinen Fall kitschig und wie jeder Titel natürlich Interesse wecken. »Ojczyzna« hat mich überzeugt. Heimat auf Polnisch, irritiert vermutlich. Meine Großmutter ist schon immer deutsche Staatsbürgerin und es geht eigentlich um die verlorene deutsche Heimat. Nichtsdestotrotz ist es derselbe Ort. Der Ort, der heute zu Polen gehört und früher deutsch war. Mit dem Titel verweise ich so auf die Vermischung und Uneindeutigkeit der Kulturen in diesem Landstrich. Die polnische Grenze

wurde derzeit von Russland nach Westen verschoben, genau wie die deutsche verschoben wurde. Beide Kulturen waren zu dem Zeitpunkt auf der Flucht. Schon als Erika noch in Kotliska war, lebten Deutsche und Polen zusammen in einem Haus. Erika und Gerda haben immer Schmiere gestanden, wenn die polnischen Männer Schnaps gebrannt haben. Deutsche und polnische Kinder haben zusammen gespielt und jeweils die andere Sprache erlernt. Manche Deutsche sind geblieben und wenn sie selbst nicht mehr sind, dann leben ihre Nachfahren hier. Reste deutscher Kultur sind überall zu sehen. Jetzt ist es aber Polen. Alle haben sich arrangiert. Auf unserer Reise haben wir keine einzige negative Erfahrung gemacht. Wir wurden sehr freundlich aufgenommen und jeder wollte uns helfen. Kwas und Teresa aus Kotliska wussten sogar, welche Familien früher in ihren Häusern lebten und halten Kontakt mit ihnen. Gegenseitiges Verständnis scheint sich mittlerweile durchgesetzt zu haben. Die Verbindung zwischen Titel und Inhalt, hängt stark von der Definition der

Heimat ab bzw. von deren Ortsgebundenheit. Damit wirft schon der Titel eine Menge Fragen auf. DasBuch beginnt mit dem Einleitungstext »Besuch bei Arthur«, der im Laufe des Textes Aufschluss über die Reise, die dem Buch zugrunde liegt, gibt. Er handelt von einem wirklichen Besuch bei Erikas Onkel vom 15. November 2008 während meiner Recherche. Links findet man ein altes Bild der Grubenmühle aus den Zwanzigern. Es zeigt das Anwesen mit Wohnhaus und Scheune sowie den Auffahrtsweg. Die gesamte Familie Herrmann ist davor zu sehen: mein Ururopa Alfred, Onkel Arthur, Erikas Mama Erna und ihre Oma Berta. Es folgt der Text zu meiner Bilderreihe: »Was passiert, wenn man seine Heimat verliert und nach 63 Jahren wieder findet«. Der Text lässt den Leser genau das erfahren, was er ihm mit der Überschrift verspricht. Ich schreibe darin über das Heimkehren. Das Heimkehren meiner Großmutter Erika, in ihre alte Heimat, das ich natürlich mit Begebenheiten und Reaktionen von der Reise beschreibe,


gleichzeitig aber auch kurze Rückblicke gewähre. Die Bilderreihe ist mit dem Titel: Polen, Dezember 2008, überschrieben. Es folgt das Bild des Waldes, der sich zwischen Niwnice und Kotliska befindet. Er ist menschenleer und wunderschön. Man blickt über Heidekraut hinweg, in die Tiefen und Lichter des Waldes. Der Vordergrund ist verhältnismäßig düster und zeigt den mit Heidekraut übersätem Waldboden. Auch die Stämme der Nadelbäume, die sich nahezu parallel, von links nach rechts, durch das Bild ziehen, sind vorn sehr dunkel. Umso weiter man in die Tiefe schaut, werden die Stämme, durch einige Lücken in den Baumkronen, mit Lichtflecken versehen. Dazwischen liegen alte Äste und weit hinten sieht man, wie junge Bäume aufblühen. Zuletzt ist alles von der Sonne hell erleuchtet. Vielleicht spiegelt dieses Bild, mit seinen Lichtern und Schatten, Erikas Erinnerungen wieder. Viele liegen im Dunklen, hier und da einige kleinere Gedankenfetzen. Je tiefer man gräbt, umso klarer werden sie. Daraufhin sieht man Erika, wie sie an dem großen

Fenster im Hotelzimmer steht. Sie steht hier ganz starr und blickt nach draußen, Richtung Wald. Sie ist eingerahmt von grob gemusterten, polnischen Vorhängen. Das Tageslicht scheint ihr ins Gesicht. Sie steht neben der kleinen Kommode, auf der ein alter Fernseher steht. Der Innenraum, das Hotelzimmer gibt ihr Sicherheit, obwohl deutlich wird, dass sie hier nicht hinein gehört. Die Zimmerleuchte umhüllt alles, was innen ist, mit einem roten Schimmer. Erikas Blick führt nach draußen, über LwÓwek Śląski hinweg, Richtung Niwnice und Kotliska. Durch die Fensterscheiben hindurch, kann man das erahnen. Alles ist natürlich und hell, Dächer scheinen durch das Glas. Die lange Gardine ist wie ein milchiger Schleier, der alles, was draußen ist, noch verschwommen macht. Sie steht sehr gerade und nahezu steif, mit großer Anspannung. Für mich scheint sie voller Sehnsucht und gleichzeitiger Entschlossenheit. Ich nehme an, sie erinnert sich und sieht alte Bilder vor ihrem inneren Auge. Sie möchte, trotz Ungewissheit, endlich los, auch wenn es schwer

wird. Auf der nächsten Seite findet man sie klein zwischen riesigen Tannenstämmen in ihrem Wald. Sie hält einen frisch gepflückten Strauß Heidekraut und schaut suchend an der Kamera vorbei. Die Sonne strahlt in den Wald und lässt ihn leuchten. Titel: »In den Heidelbeeren«. Sie sucht. Um sie herum ist der Boden wie aus einem Teppich von Blaubeerpflanzen. Große Stämme durchziehen wieder parallel, fast das gesamte Bild, die dabei trotzdem freie Sicht auf Erika geben. Sie steht mit ihrem Rücken halb an einer kleinen Tanne. Sie hat ihren Ursprung hier, genau wie sie auch, umgeben von den riesigen alten Bäumen. Sie befindet sich mittig, zwischen Vorder- und Hintergrund. Hinten ist es wieder hell. Sie ist dem Hellen schon näher gekommen. Erinnerungen flackern auf. Dann ein weiteres Bild, was im Wald entstand. Titel: »Im Wald zwischen Niwnice und Kotliska« Erika steht vor einer tiefen Schlucht, auf verdorrtem, rotem Laub und ist dem Betrachter mit dem Rücken zugewendet. Sie hat ihre Tasche abgestellt und ruht in sich. Mir zeigt das Abstellen der Tasche, dass sie

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sich sicher fühlen muss. Niemand würde das sonst tun, im Hinblick auf die Wertsachen die meistens darin sind. Sie fühlt sich sicher, da sie weiß, wo sie ist. Dann ein Nachtbild, was in dem Hinterhof unseres Hotels in LwÓwek Śląski entstanden ist. Es zeigt Erika stehend auf dem riesigen, gebrochenen Betonboden. Dieser Boden stammt vermutlich noch aus der Zeit, wo diese Stadt noch Löwenberg hieß. Sie steht direkt unter einer Laterne, die blaues Licht versprüht. Weiter versetzt dahinter ist eine rot leuchtende Laterne. Sie bilden drei Aufmerksamkeitspunkte, die zwei Laternen in unterschiedlichen Lichtstimmungen und Erika. Sie steht mehr oder weniger dazwischen. Vorn das blaue, sichrere Licht und hinten das rote, unbehagliche, welches den Rest des Bildes in dieses Rot taucht. Auch ihre Geste ist uneindeutig. Sie ist gerade dabei sich vom Betrachter abzuwenden und schaut auf etwas zurück, Richtung Torausfahrt. Bedenken und Unentschlossenheit finden ihren Ausdruck. Der Titel: »LwÓwek Śląski«. Es folgt eine Aufnahme vom Mühlteich. Erika sitzt klein

zwischen den unendlich vielen Rohrbomben am Wasser und reflektiert. Hinter ihr, verdeckt durch ein paar Bäume, schimmert das Haus der ehemaligen Nachbarn Treppe. Das Bild ist im Vordergrund von Ästen und Schilf durchzogen, sodass der Eindruck der Verwilderung und der damit in Verbindung stehenden Veränderung einhergeht. Erika sitzt zwischen alldem. Dessen ungeachtet leuchtet das Schilf golden in der Sonne und der Himmel zeigt sein schönstes Blau. Auf der folgenden Seite findet man Erika an der Mauer des ehemaligen deutschen Friedhofs in Kotliska stehend. An die große Mauer grenzt ein rostiger Drahtzaun gefolgt von einer kleinern Betonmauer, die weit hinter sich ein Kreuz offenbart. Im Vordergrund wuchern Gräser. Mit Händen in den Taschen blickt sie, recht am Betrachter vorbei, aus dem Bild hinaus über Kotliska. Es dämmert. Sie lehnt sich an das alte Gemäuer, das schon war, als sie damals als Kinder hier waren. Ein Stück wieder Gefundenes aus der Vergangenheit. Ihre Enttäuschung rührt von dem sich Nicht-Erinnern-Könnens. Wo ist das

Haus ihrer Großeltern Herrmann? Darauf folgt ein Bild mit dem Titel: »Vor der Grubenmühle«. Das Bild zeigt Erika relativ klein in der oberen Mitte. In der unteren Mitte befindet sich ein großer Stein, der wohl ein Überrest der Scheune ist. Sie steht voller Anspannung vor dem überwachsenen Grundriss und blickt gerade zu auf den Steinbrocken. Links ragen Äste aus der Ruine ins Bild, rechts große rötliche Gräser. Weit im Hintergrund taucht wieder das Nachbarshaus auf, wobei man Details wie einen Gartenzaun und einen Hydranten entdecken kann. Sie steht vor etwas Großem. Vor Bäumen, Unkraut, Müll, Steinbrocken, Gras und Laub - vor der zerstörten Grubenmühle, ihrem Elternhaus. Sie steht auf dem alten Weg, der kaum noch erkenntlich ist und schaut auf den dicken Stein, der geblieben ist. Rot und grüne Flächen wechseln sich ab und teilen das Bild auf. Sie selbst schimmert bläulich. Der große Stein und Erika, sie stehen sich fragend gegenüber. Es folgt die Aufnahme mit dem Titel: »Auf dem Feld vor Niwnice«. Es dämmert und die


Landschaft ist in tiefes Blau gehüllt. Der Horizont teilt das Bild etwas über der Mitte und offenbart im Dunstschleier etwa den Kirchturm und einige Dächer Niwnices. Das Dorf schläft friedlich unterm Wald, eingehüllt von Nebelschwaden. Links und rechts rahmen zwei Strommasten die Idylle. Im Vordergrund ist das weite grüne Feld, auf dem Erika mittig verweilt und über das Dorf blickt, indem sie die ersten fünf Jahre ihres Lebens verbrachte. Sie hat die Arme verschränkt. Sie steht ganz still und starr, auf Augenhöhe mit Niwnice. Es wirkt als verabschiede sie sich. Sie überblickt ein letztes Mal den Ort, der in ihrer Geburtsurkunde stand. Die letzte Aufnahme schließt sich an. Sie sitzt auf dem im Hotelzimmerbett. Rechts über ihr ist ein Brett provisorisch als Regal in die Ecke gezimmert, worauf eine bunte Nachtischleuchte im asiatischen Stil und schiefen Schirm steht. Sie ist gar nicht zu benutzen, ihr Stromkabel ist rund um den Lampenfuß gewickelt. Erika ist völlig bei der Sache und direkt beim Betrachter. Sie schaut ihn geradewegs an. Dabei lehnt sie sich an

die rosa farbene Wand. Die rosa Farbe, die komisch schiefe Lampe und deren Holzbrettboden, machen deutlich, dass das nicht ihre Welt ist. Erikas Blick lässt nur erahnen, was wohl gerade in ihr vorgeht. Sie bewahrt Fassung, wie immer. Was nun bleibt ist hoffentlich ein Gefühl das Heimat beschreibt. Man kann sie nie wirklich greifen. Sobald man ihr einmal den Rücken zuwendete, wird sie wahrscheinlich immer ein sehnsüchtiges Gefühl bleiben, auch wenn man zurückkehrt. Mein Buch sollte schlicht werden und vor allem mit dem Hauptaugenmerk auf meinen Fotografien. So ist es auch. Als Titelschrift verwende ich die Gill Sans als serifenlose Linear-Antiqua. Dazu habe ich mich für die französische Renaissance-Antiqua Garamond Premier Pro als Textschrift entschieden. Serifen Schriften eigenen sich von Haus aus für längere Lesetexte, da die Serifen dem Auge optische Hilfestellung geben, indem sie von einem Buchstaben zum nächsten leiten. Die Gill Sans und die Garamond Premier Pro ergeben für

mich eine sympathische Schriftmischung, die klassische, augenfreundliche Textschrift und die klare Frische der Gill Sans. Der Weißraum im Buch ist mir wichtig. Ich möchte dem Betrachter viel Platz zum Reflektieren geben. Mit dem Format möchte ich besonders meinen Bildern Platz geben und für ein angenehmes Lesen des Textes sorgen. Wenn ich sage, ich möchte damit meinen Bildern Platz geben, beziehe ich das hauptsächlich auf das Querformat. Man hätte ein viel größeres Format wählen können, was mir persönlich nicht gefällt, weil mir es wichtig ist, ein Buch gut aus der Hand lesen zu können, ohne es ablegen zu müssen. Rund um die Bilder, entschied ich mich für einen gleichmäßigen Rahmen von fünf Millimetern. Dieser Rahmen soll die Bilder optisch halten und ihnen Ruhe geben.

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Erste Anmeldung nach der Flucht


erikas rückblick

Unsere Reise führte von Thüringen bis nach Schlesien, im jetzigen Polen, an die verwüstete Stätte meiner Wurzeln. Wir hatten sehr schönes Wetter, windig und kalt, aber jeden Tag Sonnenschein im Gegensatz zum thüringischen Schneetreiben. In der Stadt und in den Dörfern sind nicht so viele hastende, gestresste Menschen wie bei uns unterwegs. Auf den Straßen sind wenige Autofahrer, wenn aber sehr aufmerksam. Ein Fahrer zeigte auf unser Licht und winkte uns im Vorbeifahren freundlich zu. Die älteren Herrschaften hüten Haus und Hof und betreuen die kleinen Kinder. Meine Erwartungen haben sich nur bedingt erfüllt. Den Trümmerhaufen meines Geburtshauses haben wir sehr leicht gefunden. Es war mir sehr wichtig noch einmal den Grund und Boden meiner Wurzeln zu betreten. Leider wurden unsere Grubenmühle und die Nachbarhäuser durch den Krieg am 13. Februar 1945 mit Bomben dem Erdboden gleichgemacht. Durch einige Fotos, die wir noch aus meiner Kindheit haben, konnte ich unser Anwesen für mich bis ins Detail

rekonstruieren. Es kamen Erlebnisse mit den Nachbarkindern in meine Gedanken zurück. Ich ging noch einmal über die Straße zum verwilderten Trümmerhaufen von Ursulas Haus. Es ist wie ein böser Traum. Unser Grundstück dient als Mülldeponie. Das Wasserbassin, in dem das Mühlrad drehte, wurde völlig aufgefüllt mit Asche, Hausmüll und Baumschnitt. Haushohe Bäume und Sträucher bedecken das Grundstück. Ein entwurzelter Baum mit einem Wurzeldurchmesser von zwei bis drei Metern enthüllt eine Ziegelsteinmauer vom Keller. Der Anblick macht mich traurig, wie sehr das Grundstück seit 63 Jahren vor sich hin verwildert. Für mich ist es schlimm, dass wir das Elternhaus meines Vaters nicht gefunden haben. Von 1945 bis 1946 wohnten wir in Kesselsdorf »auf der Heide« Nr. 197. Wir trafen viele nette und sehr hilfsbereite Menschen. Wir begründeten eine kleine Debatte in der Runde der Dorfbewohner. Zum Betrachten der Bilder borgte ich einer Frau meine Brille. Kwas fuhr mit uns in den

Wald und schnitt für uns Heidekraut. Man brachte uns zu Teresa. Sie sprach gut deutsch und wir wurden zum Essen eingeladen. So verbrachten wir drei schöne Stunden. Sie zeigte uns die Schule, beschrieb den Weg zum deutschen Friedhof und erzählte von deutschen Familien. Meine Oma Selma erzählte immer vom Andreastal. Im Internet wurden wir dann spät nachts fündig. Zeitig fuhren wir am nächsten Tag die Rute ab. Wir sahen eine Schlucht von der ich annehme, dass sie das Tal ist. Wir fuhren links auf den Feldweg. Caro wollte den Feldweg lang, doch nachdem wir uns schon in einem Wasserloch im Wald festgefahren hatten, sagte ich zu ihr: Bitte keinen Feldweg und Waldweg mehr, wir fahren nach Hause! Die Reise war sehr schön und anstrengend. In Mußestunden bin ich mit meinen Gedanken in Schlesien, in meiner da gewesen Heimat.

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Wir Zwei im Hotel


nachwort

Heimkehren hat sie glücklich gemacht. Welches Heim ich dabei meine, lasse ich offen, denn ich für meinen Teil habe gelernt, dass es nicht die eine Heimat gibt. Heimat ist vielmehr ein Ideal nach dem gestrebt wird, das für Sicherheit und Geborgenheit steht. Ein Ort, an dem wir ganz wir selbst sein können, wie früher in der Kindheit, wo wir uns behütet und in einer Gemeinschaft fühlten. Meine Bilderreihe vermittelt für mich mein Gefühl, wenn über Heimat nachdenke. Ein wenig Melancholie versetzt mit Sehnsucht in alte Tage und gleichzeitig ein Gefühl der Freiheit. Loslassen ist wichtig. Wichtig, um an einem anderen Ort neu anfangen zu können. Wichtig ist es aber auch, nicht zu vergessen. Erfahrungen und Erlebnisse helfen uns für Anstehendes in der Zukunft oder lassen uns wenigstens in trüben Zeiten in Erinnerungen schwelgen. »Die Periode der Heimat ist daran, überwunden zu werden. Die Vietnamiten in Kalifornien, die Türken in Deutschland, die Palästinenser in den Emiraten, die Nordestinos in St. Paulo (…)«1 so Vilém Flusser. Die Globalisierung wird mehr

und mehr dafür sorgen, dass eine einzige lebenslange Heimat, nur noch Ausnahme sein wird. Vielleicht erlauscht man demnächst im üblichen Gerede wirklich eher ein »Wo willst du hin?« statt eines »Und, wo kommst du her?«.

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1

Vilém Flusser: Fotografieren als Lebenseinstellung. 1989, S.43; In:Von Amelunxen, Hubertus: Theorie der Fotografie IV 1980 – 1995; München 2000, Schirmer/ Mosel


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Erika und Herbert Pusch in StrauĂ&#x;furt




quellen

Internet

Literatur Susan Sontag: Über Fotografie; Frankfurt am Main 2008, Fischer Taschenbuch Verlag Susan Sontag: Das Leiden anderer betrachten; Frankfurt am Main 2005, Fischer Taschenbuch Verlag Von Amelunxen, Hubertus: Theorie der Fotografie IV 1980 – 1995; München 2000, Schirmer/Mosel; Darin: Vilem Flusser: Fotografieren als Lebenseinstellung. 1989; Andreas Haus: Fotografie und Wirklichkeit. 1982; Reinhard Matz: Gegen einen naiven Begriff der Dokumentarfotografie. 1981 Gert Selle: Siebensachen, ein Buch über die Dinge; Frankfurt am Main 1997, Campus Verlag Peter Dürrmann: Heimat und Identität; Tübingen 1994, Hohenrain Verlag Christian Graf von Krockow: Heimat: Erfahrungen mit einem deutschen Thema; Stuttgart 1989, DVA

Neumeyer, Michael: Heimat – Zu Geschichte und Begriff eines Phänomens; Kiel 1992, Kieler Geografische Schriften, Band 84, Geografisches Institut der Universität Dericum, Christa; Wamboldt, Philipp: Heimat und Heimatlosigkeit; Berlin 1987, Karin Kramer Verlag Geo-Magazin: Heimat; Oktober 2005, Verlag Gruner + Jahr AG & Co. KG Erpenbeck, Jenny: Heimsuchung; Frankfurt am Main 2008, Eichborn Verlag Knebel, Hajo: Typisch schlesisch; Frankfurt am Main, Berlin 1989, Ullstein Fritsche, Heinz Rudolf: Schlesien; Augsburg 1996, Bechtermünz Verlag Becker, Rolf: Niederschlesien 1945; Landshut 1990, Aufstieg-Verlag

Dokumentarfotografie; http://de.wikipedia.org/wiki/Dokumentarfotografie, Stand 05.02.2009 Umfrage: Flucht und Vertreibung; http://www.geo.de/GEO/kultur/geschichte/2864.html, Stand 04.11.2008 Zitat James Nachtwey; http://www.jamesnachtwey.com, Stand 20.01.2009 Zitat Ernst Bloch; http://www.ernst-bloch.net/owb/fobei/ fobei31.html, Stand 17.02.2009

Fernsehen Paris-Berlin, Die Debatte: »Multikulti« – war gestern und was kommt morgen?; Arte 13.11.2008



Ehrenwörtliche Erklärung Bachelorarbeit Caroline Pusch. Betreuer Prof. Ursula Damm und Diplom Mediengestalter Alexander Lembke. Entstanden Bauhaus-Universität Weimar 2008/09.

Freie gestalterische Arbeit zur Erlangung des Grades Bachelor of Fine Arts an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar 2008/09. Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.

Weimar, den 26. Februar 2009



Bachelorarbeit Caroline Pusch. Betreuer Prof. Ursula Damm und Diplom Mediengestalter Alexander Lembke. Entstanden Bauhaus-Universität Weimar 2008/09. Bild und Text wenn nicht anders gekennzeichnet Caroline Pusch. Druck Reproplan Weimar. Buchbindung Buchbinder Lüttich Weimar. Kontakt Caroline Pusch. Rudolf Breitscheid Straße 1. 99423 Weimar. 0173-6831493. carolinepusch@gmx.de. Vielen Dank Erika und Herbert Pusch. Alexander Lembke. Ursula Damm. Tobias Adam. Arthur Schmidt. Gabriele Rabe. Nancy Schneider. Isabell Bittner. Maria Jesús Correa. Dawid Grabowski. Stefan Scherre. Elli Rudloff. Margit und Georg Herbst. Werner Cibis. Kathleen Werner. Nathalie Pusch. Karin Pusch. Torsten Herbst. Teresa Szupienko. Kwas Karimien. Und dem Wanderer.




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