Enter 023

Page 1

14. Juni 2012 #23

NEU! kel s o l F t Mi ABC

Engagiert – Deutsch Deutsch – Engagiert


Weltbeweger

Ideen

Foto: Greencity

Zuckerbrot - oder in diesem Fall eine Karotte - statt Peitsche, das ist das Prinzip hinter einem Carrotmob: Ein Geschäft oder Restaurant erklärt, dass es an einem bestimmten Tag seinen Umsatz für eine gute Sache investiert - zum Beispiel eine neue Gefrieranlage, die klimafreundlich arbeitet. Die Carrotmob-Aktivisten trommeln im Kiez und im Netz für das Event. Im besten Fall wird der Laden am Tag X geradezu gestürmt und leer gekauft. Hier zeigen die Weltbeweger vom Greencity-Team im Münchner Café Hüller wie es geht! Bilderstrecke vom Carrotmob im Café Hüller auf unserer App (iTunes und Android) www.greencity.de www.weltbeweger.de

Diesen Beitrag kommentieren


Weltbeweger

2


News

Ideen

News Digitale Bürger „Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage” lautet der Untertitel des Buches, das mit Markus Beckedahl und Falk Lüke von zwei der am besten informierten Netzbeobachter und -Aktivisten verfasst wurde. Wie auch der von ihnen gegründete Verein „Digitale Gesellschaft” will das Buch nicht einfach nur informieren, sondern eine breite Debatte darüber in Gang setzen, wie wir die digitale Zukunft gestalten wollen. Leser sind explizit aufgefordert, sich einzuklinken. Markus Beckedahl/Falk Lüke, Die digitale Gesellschaft. dtv, 220 Seiten, 14,90 € Audio-Interview mit Falk Lüke auf unserer App (iTunes und Android)

Extraklasse Fast jeder in der Hamburger Schule Maretstraße hat schon Erfahrung mit Diskriminierung oder Mobbing gemacht. Nun haben sich die Schüler gewehrt, einen zornigen Rap-Song aufgenommen und dazu ein professionelles Musikvideo gedreht: „Jeder ist anders, doch alle sind gleich“. Dafür gab es einen der Preise der Aktion “Alle Kids sind VIPs”. http://www.allekidssindvips.de Video-Clip “Jeder ist anders” auf der Enter-App (iTunes und Android)

Diesen Beitrag kommentieren

Diesen Beitrag kommentieren


Ideen

Klimaretter

News

www.klimaretter.info

Diesen Beitrag kommentieren

Besserwisser Selbst Winfried Kretschmann, der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, ist gelegentlich genervt von seinen Bürgern. Ihn stört vor allem, „dass die Besserwisserei der Be­hörden wie ein Floh auf die Bürgergesell­ schaft übergesprungen ist.“ Auf den Karlsruher Verfassungsgesprächen am 22.5.2012 sorgte sein Ausbruch Diesen Beitrag kommentieren jedenfalls für Aufsehen.

4

Fotos (v.l.n.r.): Sebastian Pfütze, CC BY-NC-SA 2.0 / A.Savin, imago

Aus der Website, die ursprünglich nur das Buch „Die Klima­ retter” von Nick Reimer und Toralf Staud begleiten sollte, ist ein Portal zur Klima- und Energiewende geworden, für das neun Redakteure sowie neun Auslandskorrespondenten arbeiten. Nettes Feature: der „Klima-Lügendetektor” (http://www.klima-luegendetektor.de). Ein mutiges und ungewöhnliches journalistisches Projekt, das nun für den Grimme Online Award nominiert wurde.


Titel

5


Das Floskel-ABC

Engagiert – Deutsch Deutsch – Engagiert Worthülsen, Leerformeln, Sprechblasen – Enter hat mehrere Dutzend Sonntagsreden, Vorworte und Laudationes aus dem Gemeinwohlsektor ausgewertet und die beliebtesten Engagement-Floskeln ermittelt. Unser Kompaktwörterbuch „Engagiert-Deutsch“ erklärt die Top Ten der Allgemeinplätze.

alle, Gesamtheit [hier von Menschen] 1) „Wir alle“: Verwendet zum Schaffen von Gemeinschaftsgefühl innerhalb einer bestimm­ ten Gruppe oder der →Gesell­schaft und vor allem zur Gleichstellung von Absender und Adressat. Der Redner hebt das Auditorium auf seine Ebene. 2) „Für alle“: Unrealistische und anbiedernde Bewertung von bürgerschaftlichem Engagement, zumeist gebraucht bei der Würdi­ gung engagierter Menschen durch Politik und Institutionen.

Foto: Tagul.com

Beispiel, auch Muster, Vorbild, Prototyp. Häu­ fig bemühter Terminus, um vor EngagementPublikum oder in Vorworten einschlägiger Pu­ blikationen das Publikum zu hofieren. Einfachste Möglichkeit, Anerkennung auszuschütten. Variationsmöglichkeiten: Musterbeispiel, Para­ debeispiel, herausragendes Beispiel, leuchtendes Beispiel, beispielgebend. Als Beispiele finden regelmäßig dieselben →Menschen und →Projekte 6


Titel

aus dem Dritten Sektor Erwähnung. Der Begriff verweist auf die gewünschte Übertragbarkeit des „beispielhaften“ Engagements durch andere →Menschen oder →Bürger. Hat mitunter star­ ken Aufforderungscharakter im Sinne von →Anstoß, →Ansporn, →Anreiz.

festen „Ämtern“ stattfindet. Konnte von diesem allerdings noch nicht verdrängt werden. Vertre­ ter der Politik betonen ungeachtet ihrer teilweise erheblichen finanziellen Aufwandsentschädigun­ gen intensiv das eigene „Ehren­amt“ in Kommu­ nalparlamenten und anderen Gremien.

Bürger [lat. civis], auch „aktive Bürger“, „engagierte Bürger“, „mündige Bürger“ oder „Bürgerschaft“, bezeichnet in der Regel die Träger von Engagement. Wie schon in Antike und Mittelalter ist ein exklusiver Kreis von alt ein­ gesessenen Einwohnern gemeint, der über Bildung und Besitz verfügt. Verbands­engagierte verwen­ den den Begriff anlässlich von Vereinsjubiläen oder Feuerwehrfesten gerne in Abgrenzung zu den Empfängern von Engagement (siehe auch →Bildungsferne, →Migranten, →Arbeitslose, →Alte, →Behinderte). Politiker beschwören in Reden, Grußworten und Ansprachen zu Ehrenamts­ tagen den Begriff, um den „Bürgerinnen und Bürger in diesem Land“ den nötigen „Bürgersinn“ einzuimpfen, damit sie weiterhin ihrem freiwil­ ligen und unbezahlten Engagement nachgehen.

Engagement, 1) bezeichnet in Wirtschaft und Politik die Tatsache, dass gewählte und bestellte Personen die Tätigkeiten, für die sie gewählt oder bestellt sind, auch tatsächlich ausüben. Ein Ab­ geordneter „engagiert sich für seinen Wahlkreis“. Ein Gewerkschaftssekretär „engagiert sich für die Belegschaft“. Die Assoziation des Begriffes „Engagement“ mit Freiwilligkeit und Zusätzlich­ keit wird hier bewusst genutzt, um die eigentlich selbstverständliche Aufgabenerfüllung zu über­ höhen. 2) In der Gesellschaft: bezeichnet die kostenlose Übernahme sozial-karitativer Aufga­ ben des Staates durch Bürger und zivilgesell­ schaftliche Organisationen (siehe auch →Bürger). Selten wird der Begriff für Bürgerbeteiligung und politische Partizipation verwendet.

Ehrenamt, auch Vereinsarbeit, freiwilliger Dienst. Häufig verwendet zusammen mit unbe­ stimmten Termini wie „Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält“ oder „tragende Säule unseres Gemeinwesens“. Zumeist verstanden als unent­ geltliche Übernahme von Funktionen in klassi­ schen Institutionen wie Vereinen, Verbänden, Kirchen oder Parteien. Der Begriff steht in Konkurrenz zum moderneren „Bürgerschaftlichen Engagement“ (siehe auch →Bürger, →Engagement), da dieses zunehmend auch außerhalb von

7

Gesellschaft, 1) Sammelbegriff für diverse Rechtsformen von Wirtschaftsunternehmen (vgl. Aktiengesellschaft, Gesellschaft mit beschränk­ ter Haftung etc.). 2) Die Gesellschaft: Unbe­ stimmter Begriff für die Gemeinschaft aller Bürgerinnen und Bürger in einem sozialen Gefüge (Kommune, Staat, Region). Abgrenzung zu In­ dividuum. Wird in Reden zumeist lautstark verwendet, um an Gemeinsinn zu appellieren und um ein vermeintliches kollektives Interesse zu artikulieren, für das es keinerlei Belege oder objektive Hinweise gibt: „Unsere Gesellschaft


Das Floskel-ABC

will keine…“ Nur höchst selten differenziert verwendet als „Bürgergesellschaft“ im Sinne von gleichberechtigtem Zusammenwirken von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. heute bzw. das Heute, Bezeichnung für die →Gegenwart. Abgrenzung zu früher und gestern. 1) Bezieht sich in Form kritischer Betrachtungen auf Probleme, Herausforderungen in der Jetztzeit („Heute stehen wir vor der Schwierigkeit…“), vergleiche: →Lamento. 2) Einleitung zu längeren soziologischen Exkursen („Wer heute in einen Verein eintritt…“). 3) Appellcharakter, meist pauschal an „die Politik“: „Engagementförderung muss sich heute stärker orientieren an…“. 4) Verwendung auch als inhaltsleere Worthülse, die Reden auf eine Mindestlänge strecken soll: „Ich sage heute an dieser Stelle…“. Menschen [kleinste Maßeinheit im Engage­ mentbereich]. Kann sowohl die Geber als auch Empfänger von freiwilliger Arbeit bezeichnen. Vermittelt Einfachheit, Gleichheit, Gemeinsam­ keit. Engagement wird „von Mensch zu Mensch“ gegeben, „für andere Menschen etwas getan“, es wird „auf Menschen zugegangen“. Das Pathos im Subtext wird durch Adjektive spezifiziert: „junge Menschen“, „ältere Menschen“, „Menschen mit Behinderungen.“ In jeder Rede zum Thema sollten mindestens einmal die viel be­ schworenen „23 Millionen Menschen“ vorkom­ men, die sich in Deutschland freiwillig engagie­ ren. Gerne auch verwendet für inhaltsarme Kampagnen-Claims: „Gemeinsam geht‘s - Menschen helfen Menschen“.

unsere, auch unser, unserer, unsere. Gut geeignet, um Gemeinsinn zu beschwören und ein Wir-Gefühl zu erzeugen. Beliebteste Ver­ knüpfungen: „unsere Gesellschaft“, „unsere Gemeinde“. Verwendung auch mit nationalem Bezug: Bundespräsident Wulff nannte bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundesre­ publik Deutschlands die Auszeichnung „ein Lächeln unserer Bundesrepublik“. Häufig auch zur wenig fantasievollen Vereinnahmung von Preisträgern und Geehrten verwendet („unsere →Ehrenamtler“, „unsere sozial engagierten Firmen vor Ort“). Zukunft, [Kommende Zeitspanne]. Abgrenzung zu Vergangenheit und Gegenwart. 1) appellati­ visch, mahnend: „Es geht um die Zukunft unserer Kinder“ oder „In Zukunft wird es ohne mehr Bürgerengagement nicht gehen“. In dieser Ver­ wendung meist an Dritte gerichtet, nicht an den Redner selbst adressiert, um über →Zukunftsangst bestimmte Hand­lungsweisen auszulösen. 2) optimistisch, nach vorne blickend: „So sichern wir unsere Zukunft“. Besonders häufig verwen­ det als Bestandteil von Werbeslogans im Wahl­ kampf.

Welches ist Ihre Lieblings-EngagementFloskel? Posten Sie sie auf unserer Facebook-Pinnwand [http://www.facebook. com/entermagazin] oder als Kommentar auf unserer Website. Diesen Beitrag kommentieren

8


Agenda

14. Juni - 8. August

TIPPS & TERMINE W

e

P

o

ttb

e

w

e

r

b

In vielen Schulen ist Inklusion ein noch nicht eingelöstes Versprechen. Der Jakob-Muth-Preis zeichnet diejenigen Schulen aus, in denen gemeinsames Lernen bereits besonders gut funktioniert. Die Bewerbungsfrist endet am 30.6.2012. www.jakobmuthpreis.de

liti

k

-

A

pp

Die Bürgerbeteiligung wird diese App nicht revolutionieren. Dennoch ist es ein komfortables Tool, um sich über Abgeordnete zu informieren, ihre Social-Media-Aktivitäten zu verfolgen und ihnen Nachrichten zu schicken. http://compuccino.com/projekte/udl-digital-app

W

e

b

-

T

ipp

S

ais

o

nal

Wegreen ist die neue grüne Suchmaschine. Der Nachhaltigkeitsfaktor vieler Suchergebnisse ist nach dem Ampelprinzip gekennzeichnet. An welche Charity ein Teil der Werbeeinnahmen fließt, bestimmst jeder selbst. Dazu gibts grüne Shoppingtipps, Foren u.v.m. http://wegreen.de/de/

Die Obsternte ist in vollem Gang. Wer keinen eigenen Garten hat, aber Frisches mag, der findet auf der Webseite mundraub.org eine laufend aktualisierte Karte, wo in der Nähe leckere Sachen wachsen, an die jeder ran darf. http://mundraub.org

9


Jetzt auch als App Mit zus채tzlichen Videos und Audio-Interviews Holen Sie sich die Enter-App gratis f체r: I-Pad, I-Phone und Android

10


www.entermagazin.de Enter macht Sommerpause! Die nächste ausgabe erscheint am 9. August 2012.

Impressum Herausgeber: Uwe Amrhein Redaktion: Henrik Flor Propststraße 1 10178 Berlin Telefon +49 / 30 - 30 88 16 66 Telefax +49 / 30 - 30 88 16 70 redaktion@entermagazin.de www.entermagazin.de Enter erscheint in Kooperation mit der Stiftung Bürgermut und dem Engagement-Netzwerk www.weltbeweger.de.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.