17. M채rz 2011 07
War room Atom-Gegner unter Strom
DIE GROSSE
UMFRAGE
Hier Teilnehmen.
Uwe Amrhein
Editorial
Foto: Stiftung Bürgermut. Titelfoto: Getty Images / Michael Ochs Archives
D as M ä r c he n von der neuen B ü rger M a c ht
Wie haben wir uns gefreut über die neue, breite Bürgerbewegung. GucciHandtaschen marschieren vor dem Kanzleramt auf, Nadelstreifenträger ketten sich an Bahnschienen. Seit dieser Woche wissen wir: Das alles bleibt Folklore. Der Atom-Schwenk der Kanzlerin offenbart auch die Machtlosigkeit von Bürgerprotesten. Demoskopisch klar belegte Mehrheiten gegen die Atomkraft haben die Regierung ebenso wenig vom Atom-Kurs abgebracht wie eine bisher ungekannte Form der bürgerschaftlichen Unmutsbekundung. Es brauchte den SuperGAU in direkter Verbindung mit einer
Handvoll drohender Wahltermine. So grausam es klingt für das bürgerbewegte, engagierte Deutschland: Der Gang auf die Straße und die FacebookKampagne bewegen Politik gegenwärtig maximal so stark wie ein mittelgroßer Faschingsumzug. Und alle, die geglaubt haben, nach den WutbürgerMutbürger-Erlebnissen des vergangenen Jahres habe sich eine andere Sprache zwischen Volk und Politik etabliert, müssen das als Wunschdenken abhaken. Bürgerprotest ist eine Kultur - nützlich, weil Identifikation stiftend. Die harte Währung bleiben Wählerstimmen. Uwe Amrhein ist Herausgeber von ENTER. 3
Politik, Kultur, B체rgerrechte. Qualit채tsjournalismus kann man kaufen. www.spredder.de
Trends
Foto: imago
Entertainer der woche Ralf Güldner Zur gleichen Zeit, als in Japan reihenweise Atomkraftwerke kollabierten, betonte der Verbandspräsident des Deutschen Atomforums: „Jeder deutsche Reaktor ist auf jeden Fall besser ausgerüstet als der in Fukushima.“ Es
bestehe also überhaupt kein Anlass, die Laufzeitverlängerung deutscher AKWs infrage zu stellen. Diese Meinung hat er inzwischen ziemlich exklusiv.
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Trends
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Zitat der woche Guido Westerwelle
“Ob Sonne oder Regen, Hauptsache dagegen, das kann nicht die Devise der Deutschen sein!”
FDP-Chef Guido Westerwelle über Deutschland und seine Protestkultur
Cartoon der Woche Wulffmorgenthaler
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Foto: Reporter ohne Grenzen
Foto: Reporter ohne Grenzen
map der woche Internetzensur
Zum „Welttag gegen Internetzensur“ am 13. März veröffentlichte „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) diese Weltkarte. Dunkelviolett sind die Staaten eingefärbt, die das Internet zensieren, lila sind die Länder, die unter Beobachtung der Organisiation stehen. Aus aktuellem Anlass wurde in den letzten Wochen der nordafrikanische Teil immer wieder aktualisiert – dort war wohl am Deutlichsten zu erkennen, welche große Rolle das Internet für die freie Meinungsäußerung spielt. ROG hat diesen Tag vor zwei Jahren ins Leben gerufen, um auf die OnlineRepressionen in einer wachsenden Zahl von Ländern aufmerksam zu machen. 7
Trends
Zahlen, Zitate, Fakten
Held der Woche Salam Fayyad
Am 14. Februar löste der palästinensische Ministerpräsident sein Kabinett auf. Die Suche nach neuen Ministern findet nicht in Hinterzimmern statt, sondern auf Facebook. Es dürfte das erste Mal sein, dass ein Regierungschef im Internet die Bevölkerung um Vorschläge in Sachen Ministerakquise bittet. Fayyad hat damit nicht zuletzt 8
aus den Revolutionen in Tunesien, Ägypten und Libyen gelernt, in denen sich die Bevölkerung über neue Medien artikulierte. Den grauen Eminenzen gefällt das natürlich gar nicht. Die alte Fatah-Garde nennt die Bürgerbeteiligung schlicht Populismus.
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der Deutschen sind nach einer aktuellen Umfrage von N24 und Emnid der Meinung, alle deutschen Atomkraftwerke sollten so schnell wie möglich abgeschaltet werden.
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der wahlberechtigten Esten stimmten bei der Parlamentswahl am 6. März online ab. Was hierzulande noch immer auf hartnäckige juristische und sicherheitstechnische Bedenken stößt, wird in Estland mithilfe eines ID-Chips gelöst. Mit einer speziellen ID-SIM-Karte kann sogar per Handy abgestimmt werden. 9
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Bücher der Woche leipziger buchmesse Vom 17. bis 20. März ist die Leipziger Buchmesse das große Branchenereignis für Autoren, Verleger und Leser. Wie man sieht, blieb auch hier das Wutbürger-Jahr 2010 nicht ohne Nachhall. Die Enter-Redaktion hat einige interessante Neuerscheinungen zum Thema Bürgerbeteiligung und Engagement unter die Lupe genommen. „Empört Euch!“ Stéphane Hessel Sein schmales Manifest, „Empört euch!“ verkaufte sich in Frankreich mehr als eine Million Mal. Der ehemalige Résistance-Kämpfer und spätere Top-Diplomat tritt gegen die allgemeine Gleichgültigkeit an und ruft zur Erregung auf über den Abbau des Sozialstaates, gierige Banker, Rassismus – und scheint damit einen Nerv getroffen zu haben. Jetzt auch auf Deutsch! In Kürze folgt das Bändchen „Engagiert Euch!“ Ullstein Verlag 32 Seiten 3,99 €
„50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Gesellschaft zu verändern“ Ines Pohl (Hg.) Hier geht es nicht um die ganz banalen Empfehlungen, wie man mithilfe von Energiesparlampen und Biokisten die Erde rettet. Die 50 Artikel, die in der taz erschienen sind, stellen Ideen und Anregungen vor, die viel origineller sind und das Potenzial haben, das eigene Leben und das der Umgebung 10
nachhaltig zu verändern: Genossenschaftsmodelle, Rekommunalisierung von Versorgungsbetrieben, Regiogeld, Tauschringe, smarte Energieversorgung oder Netzaktivismus. Das Ganze atmet ein wenig zu sehr den politisch korrekten Duktus der taz – und trotzdem macht es Lust auf Veränderung. Westend-Verlag 180 Seiten 12,95 €
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„Mehr Bürgerbeteiligung wagen“, Kurt Beck, Jan Ziekow (Hg.) Das Buch ist das Ergebnis der bundesweiten Fachtagung „Meine Meinung zählt!“, die im September 2010 stattfand. Ziel war es, den „aktuellen Stand in Sachen Bürgerbeteiligung und Bürgerengagement“ zu reflektieren und diskutieren. Die Beiträge stammen von den bekannten Namen der „Szene“: wie etwa Roland Roth, Frank Heuberger, Michael Bürsch, Helmut Klages und - für die Außenperspektive - der Schweizer Andreas Gross. Interessant vor allem für das Fachpublikum. VS-Verlag 214 Seiten 29,95 €
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Weltbeweger
Engagement-Rocker
Weltbeweger der woche
Engagement-Rocker Biker tragen unter der Lederkutte ein weiches Herz und helfen gerne. Das ist nicht neu. Was der Motorradclub Street Angels aus Aachen geschaffen hat, sprengt aber alle Maßstäbe.
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einem rollstuhlgerechten Sandkasten im Innern. Obwohl Instandhaltung, Reparaturen und Verpflegung jährlich 15.000 Euro kosten, ist der Besuch kostenlos. „Viele Vereinsmitglieder haben sich für unser Projekt sogar verschuldet“, berichtet Vorsitzende Jenny Kersten. „Über kurz oder lang müssen wir uns einen öffentlichen Träger oder Partner suchen“, fügt sie hinzu. Trotz dieser Probleme können sich Leines Gaworski, Jenny Kersten und die übrigen Mitglieder ein Leben ohne ihr Engagement nicht mehr vorstellen.
http://www.hazienda-arche-noah.de/
Hazienda Arche Noah
Für krebskranke Kinder und ihre Familien sind unbeschwerte Augenblicke selten. Das wollten Leines Gaworski und rund 15 Rocker der „Street Angels“ ändern. Ehrenamtlich haben sie eine 9.000 Quadratmeter große, behindertengerechte Landschaft gebaut: die Hazienda Arche Noah. Schwerkranke und behinderte Kinder können dort mit ihren Familien oder Betreuern eine Auszeit nehmen – ohne Papierkram, ohne Kosten. Den Anstoß gab ein Schicksalsschlag. 1999 verlor Leines Gaworski seine Lebensgefährtin durch eine Krebserkrankung. Das bewegte ihn dazu, das Projekt „Rocker und Biker gegen Krebs“ ins Leben zu rufen. Nach punktuellen Aktionen reifte die Idee, ein langfristiges Hilfsangebot zu schaffen. Noch im gleichen Jahr gründeten die Motorradfans den Verein Hazienda Arche Noah e.V. und pachteten eine Brache mit kleinem See. Spannende Spielstationen und ein Naturlehrpfad zum Entdecken der Tier- und Pflanzenwelt mit Holz-Tipi entstanden. Neue Attraktionen sind Europas erstes barrierefreies Baumhaus und das Piratenschiff mit
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Der Macher: Lines Gaworski mit einer Mitstreiterin
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Während in Japan die Atom-Katastrophe ihren Lauf nimmt, arbeitet in einer Kreuzberger Fabriketage ein kleines, hoch effektives Team am endgültigen Atomausstieg. Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) gehören derzeit zu den gefragtesten Experten in TV und Radio und sorgen für jede Menge öffentlichen Druck. Enter hat einen Blick in den Maschinenraum der Engagement-Profis geworfen.
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Text: Henrik Flor
„Ich habe keine Zeit für die TeamSitzung! Guck euch mal meine Telefonliste an!“ ruft Pressesprecherin Angelika Wilmen durch die Kreuzberger Fabriketage. Ihre Kollegin, Xanthe Hall, besteht darauf: „Wir müssen wenigstens eine kurze Krisensitzung machen! Fünf Minuten!“ In der Berliner Geschäftsstelle der IPPNW rotieren seit den dramatischen Ereignissen in Japan alle verfügbaren Mitarbeiter. Pausenlos fragen Journalisten nach Gesprächspartnern: gestern „Beckmann“, heute „Maischberger“, morgen „Hart, aber fair“. Jeder Mitarbeiter hat mindestens einen Telefonhörer am Ohr und versucht parallel am Computer zu arbeiten. Pressemitteilungen werden verfasst, die Facebook-Seite aktualisiert, Fachinformationen ins Netz gestellt. Gerade haben zwei Mitarbei-
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terinnen die Raumteiler zur Seite geschoben, damit man besser sehen kann, wer telefoniert und wer sofort auf Zuruf etwas erledigen kann. Kurze Wege sind unerlässlich. In Kreuzberg laufen auch die Fäden aus anderen Sektionen zusammen. Die Berliner stehen in engem Kontakt mit den Kollegen in Japan. Diese melden sich per E-Mail, geben neueste Nachrichten weiter und berichten vor Ort – mitunter auch von Einsätzen beim Bergen und Identifizieren von Leichen. Rund 7.000 Mediziner, Psychiater, Physiotherapeuten und Studierende engagieren sich in der deutschen Sektion der IPPNW, die nicht nur am Verbot von Nuklearwaffen und dem Ende der friedlichen Nutzung von Atomkraft arbeitet, sondern sich auch für Friedenspolitik,
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Flüchtlinge und andere soziale Projekte stark macht. Viele sind zu ausgewiesenen Experten in Sachen nuklearer Risiken geworden. Wurden die Mitglieder früher vor allem als Friedensaktivisten wahrgenommen, gelten sie inzwischen als Fachleute, die mit medizinischer, aber auch gesellschaftspolitischer Expertise auftreten. Die Organisation hat sich massiv professionalisiert, und vor allem die Medien wissen das zu schätzen. Das Renommée des Friedensnobelpreises, der den IPPNW 1985 verliehen wurde, hat dabei nicht geschadet. Während Pressesprecherin Angelika Wilmen die Redaktion von „Hart, aber fair“ mit den Kontaktdaten eines Gesprächspartners versorgt, laufen im Sekretariat die nächsten Anfragen ein: „Die Deutsche Welle braucht heute jemanden live im Studio Berlin. Thema: ‚Welche Maßnahmen muss die japanische Regierung jetzt ergreifen?‘ Haben wir da jemanden?“, will Ulla Gorges wissen. „Herr Rosen, war gestern bei ARD Fakt und im ZDF, der hat das richtig gut gemacht. Kann der nicht?“, fragt Anglika Wilmen. Im Minutentakt vermittelt Sie nun Mitglieder der Organisation, die sich auf ganz Deutschland verteilen, an Fernsehanstalten, Radiosender und Zeitungen.
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Der übliche Pool für solche Anfragen ist längst erschöpft, jetzt muss jeder ran – und das parallel zum Job als Arzt und Ärztin. Es ist ein Glücksfall, dass am vergangenen Wochenende die ordentliche Mitgliederversammlung des Vereins tagte. Dort konnten ad hoc Experten für viele Termine nominiert und neue Mitglieder für Auftritte in den Medien „gecastet“ werden. „Hätten wir nicht unsere Mitgliederversammlung gehabt, hätten wir ein Riesenproblem“, so Angelika Wilmen. Seit 30 Jahren existiert die Organisation, die von einem US-amerikanischen und einem sowjetischen Kardiologen auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges gegründet wurde. Was aber in den vergangenen drei Tagen los war, stellt die Belastbarkeit des Teams auf eine harte Probe. Der Stresstest in Sachen Öffentlichkeitsarbeit lässt kaum Betroffenheit zu. Alle wollen die womöglich historische Chance nutzen, einen endgültigen Atomausstieg in Deutschland zu erreichen. „Es ist furchtbar, aber offenbar muss erst ein atomarer GAU passieren, damit sich in Sachen Atomausstieg etwas bewegt“, kommentiert Angelika Wilmen die Situation. Und schon klingelt wieder das Telefon.
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Die IPPNW wurden 1981 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges von einer kleinen Gruppe amerikanischer und sowjetischer Mediziner gegründet. Ziel war ein Ende des atomaren Wettrüstens. Die Gefahren radioaktiver Verstrahlung, die heute weithin bekannt sind, wurden maßgeblich von den Freiwilligen der IPPNW öffentlich gemacht. Damit leistete die immer größer werdende Bewegung Grundlagenforschung und basale Informationsarbeit für Politiker, Journalisten, Gesundheitsberufe. 1985 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis. Im gleichen Jahr konnten die IPPNW Gorbatschow ein Atomtest-Moratorium abringen. Heute setzen sich Ärzte in 60 Ländern für eine „friedliche, atomtechnologiefreie und menschenwürdige Welt“ ein. Xanthe Hall, Atomwaffenexpertin der IPPNW, arbeitet an einer aktuellen Kurzinformation zum Thema Radioaktivität und Atomenergie. Eine Mitarbeiterin fehlt ausgerechnet diese Woche, und das Faltblatt muss so schnell wie möglich auf die Internetseite. Von diesen Basisinformationen profitieren Journalisten ebenso wie die eigenen Mitglieder, andere Engagierte oder einfach besorgte Bürger. Das immense Interesse an belastbaren und aktuellen Informationen bringt die Internetseite der IPPNW an die Belastungsgrenze. „Bei Partnerorganisationen wie „Ausgestrahlt“ haben die Server schon schlapp gemacht, ähnlich ging es teilweise Greenpeace“, erzählt Hall. Unterdessen schlägt sich Ulla Gorges mit ganz anderen Anfragen herum. Reisende wollen erfahren, welche Strah18
lenbelastung aktuell in Shanghai vorliegt – eine Frage, die hier niemand beantworten kann. Es melden sich auch Bürger, die japanische Kinder aus der verstrahlten Zone aufnehmen wollen. Nett gemeint, aber derzeit nicht realisierbar. Der Gedanke könnte später in eine Organisation münden, wie die „Kinder von Tschernobyl“, die strahlenkranke Kinder zu Genesungsurlauben nach Deutschland holte. Parallel drängt es auch in den anderen Aktionsfeldern der IPPNW. Referent Dr. Jens-Peter Steffen kümmert sich um die aktuellen Ereignisse in Libyen, Bahrain oder Afghanistan. Hier müssen Netzwerke gepflegt und eine Kampagne für eine Flugverbotszone in Libyen vorbereitet werden. Zusätzlich ist bald der 25. Jahrestag des Reaktorunfalls von Tschernobyl. Dazu ist ein Kongress Anfang April geplant – auch der muss weiter vorbereitet werden. Derzeit kommt alles zusammen. Effizient, aber eher leise wird schon die nächste große Schlacht vorbereitet: Ist der Ausstieg in Deutschland erst einmal geschafft, soll so schnell wie möglich der Rest Europas folgen. „Die Debatte um den Atomausstieg in Europa hat bereits begonnen“, freut sich Angelika Wilmen.
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Marketing für kleine Projekte – mit wenig viel erreichen
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So unterschiedlich gemeinnützige Projekte, Initiativen und Verbände auch sind – eines haben sie in der Regel gemeinsam: Der Enthusiasmus ist groß, aber das Budget klein. Wie gelingt es, mit wenig Geld Unterstützer zu mobilisieren, Spenden zu sammeln und die konkrete Projektarbeit zu leisten? Gemeinnützige Organisationen sollten sich nicht davor scheuen, von dem Wissen zu profitieren, mit dem bereits viele Unternehmen erfolgreich arbeiten. Was bei der Bindung von Kunden funktioniert, lässt sich hervorragend übertragen auf die Kommunikation mit Unterstützern von gemeinnützigen Projekten. Die Enter-Akademie macht vor, wie es geht: Schritt für Schritt in den kommenden zwölf Ausgaben. 22
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Marketing für das Gute: Unterstützer finden Jedes Projekt braucht Unterstützer! Seien es Mitglieder für das Kernteam, die Mitmacher bei Aktionstagen, Spender, Sponsoren oder Prominente, die für den guten Zweck mobilisieren. Hier einige Ideen, wie Sie genau die nützlichen Helfer finden, die Sie für Ihr Projekt brauchen.
Freiwilligenagenturen Der direkte Weg, Mitmacher zu finden, führt über die vielen lokalen Freiwilligenagenturen. Sie sind der örtliche Markplatz für freiwilliges Engagement und funktionieren ganz einfach nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage. Die Agenturen kennen den konkreten Bedarf von Wohlfahrtsorganisationen, Initiativen und Projekten und beraten diejenigen, die sich engagieren möchten individuell. Dabei spielen Interessen eine ebenso große Rolle, wie die Kompetenzen und das Zeitbudget.
Facebook & Twitter Einen ganz anderen Kosmos erschließen soziale Netzwerke wie Facebook und XING oder der Mikroblogging-Dienst Twitter. Hier können Sie Nachrichten streuen und Menschen für sich interessieren, die nicht bewusst ein ehrenamtliches Engagement suchen oder unbedingt gerade etwas für eine gute Sache zu tun planten. Sie haben die Möglichkeit, mit interessanten Neuigkeiten oder indem Sie sich in aktuelle Debatten einschalten, auf Ihr Projekt aufmerksam zu machen. Oft genügt dies schon, damit Neugierige auf Sie zukommen. Diese wollen vielleicht etwas spenden, haben einen Ratschlag für Sie oder wollen sich punktuell für eine Ihrer Aktionen engagieren. Der Vorteil dieses Mediums – es verursacht extrem niedrige Kosten und eignet sich hervorragend zum Experimentieren. Finden Sie heraus, welche Themen oder welche Form der Ansprache beispielsweise auf Facebook besonders gut funktioniert. Starten Sie ein Gewinnspiel oder eine Umfrage, finden Sie kreative Wege, sich vom Mainstream abzuheben. Eines sollte aber jedem klar sein. Ohne Einsatz geht es auch hier nicht. Die Ansprache und das Binden von Unterstützern kostet nicht unbedingt Geld, aber Zeit und Energie. Diese sollte man in jedem Fall bereit sein aufzubringen.
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Newsletter / Mailings Ein ebenfalls naheliegender Kanal, um Unterstützer zu finden: bereits bestehende Netzwerke aktivieren und erweitern. Wenden Sie sich beispielsweise mit einem Schreiben oder direkt auf Vereinsversammlungen an Ihre Mitstreiter. Fordern Sie sie auf, in ihren eigenen Netzwerken, bei Freunden, in der Familie und unter Kollegen zu werben. Niemand wird überzeugender für das Projekt begeistern können als diejenigen, die es genau kennen, wissen, wo akuter Bedarf herrscht und ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern können. Vielen Menschen fällt der Einstieg in eine Initiative auch leichter, wenn dort Freunde und Bekannte aktiv sind.
Prominente einbinden Es ist eine Binsenwahrheit – doch wird ihre Wirkung nach wie vor oft unterschätzt: Bekannte Gesichter, Vorbilder und Berühmtheiten haben einen enormen Werbeeffekt. Dabei ist es nicht wichtig, an die wenigen A-Promis heranzukommen. Auch eine lokale Bekanntheit reicht aus, um eine ganz neue Aufmerksamkeit zu erreichen. Journalisten, die Sie bislang immer vergeblich zu Veranstaltungen eingeladen haben, werden plötzlich anklopfen und Sie in die Zeitung, TV und Radio hieven. Einen besonderen Coup landen Sie, wenn es gelingt, den Prominenten zum Botschafter Ihrer Sache zu machen. Wenn er Ihre Projekte regelmäßig besucht, bei wichtigen Events dabei ist, selbst spendet, vielleicht sogar andere bekannte Namen für die Sache gewinnt.
Kooperationen Für jedes Anliegen gibt es etablierte Partner, die man finden, überzeugen und pflegen muss. Das kann in der Kommune, je nach Ausrichtung des Projekts, der Behindertenbeauftragte sein, der Referent für Bürgerbeteiligung oder der Abteilungsleiter Jugend und Sport in der Stadtverwaltung. Ebenso sollten Sie auf die örtlichen Sparkassen mit ihren finanziellen Möglichkeiten zugehen. Und schließlich können Kirchen, Wohlfahrtsverbände und andere Vereine mit Logistik, Räumen, Erfahrung helfen. Die Vertreter der jeweiligen Institutionen sollten zu Ihren Veranstaltungen eingeladen werden, möglicherweise exklusive Angebote erhalten. Das kann beispielsweise eine Führung durch die Baustelle der historischen Kirche sein, für deren Erhalt Sie sich stark machen.
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Events Der klassische Stand in der Fußgängerzone oder auf dem Dorffest, der Tag der offenen Tür oder die Mitgliederversammlung, die auch Interessierte einlädt der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch lässt sich nach wie vor nicht durch Mailings und Facebook-Gruppen ersetzen. Machen Sie sich die Mühe und sprechen Sie die Menschen direkt an. Werben Sie für Ihre Sache mit der ganzen Leidenschaft, die Sie für Ihr Projekt haben. Eine erfolgreiche Ansprache von Unterstützern kann nur dann wirklich gelingen, wenn ein Mitglied des Projekts für diesen Bereich klar verantwortlich ist. Interessenten verlieren schnell die Lust, wenn sie jedesmal mit einem anderen Ansprechpartner zu tun haben und womöglich widersprüchliche Auskünfte bekommen. Dieser Verantwortliche koordiniert dann sämtliche Aktivitäten, die mit der Akquise von Unterstützern zu tun haben und steuert sie entsprechend der Gesamtstrategie der Organisation. Vor jeder Ansprache sollten Sie sich vor Augen halten: Es geht nicht um Mitleid und auch nicht um subtilen Druck. Machen Sie es nicht wie die Drückerkolonnen, die auf Kommissionsbasis in der Fußgängerzone Menschen abfangen und zum Ausfüllen von Daueraufträgen nötigen. Besser: Erzählen Sie Geschichten, Geschichten von Erfolgen und Helden – das motiviert am meisten zum Mitmachen.
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25 Jahre später
was danach
Am 26. April ist es 25 Jahre her, dass im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl das bisher schlimmste nukleare Unglück aller Zeiten stattfand – bis Fukushima. Wie es dort in einem Vierteljahrhundert aussehen könnte, zeigen diese Bilder.
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17. März - 23. März
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Noch gibt es Tickets für die re:campaign. Hier werden in Workshops die „besten Kampagnen im Netz“ vorgestellt, diskutiert und geplant. Am 16. und 17. April treffen sich die Campaigner in der Berliner Kalkscheune. http://recampaign.de
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Auch 2011 ist wieder der HanseMerkur Preis für Kinderschutz ausgeschrieben. Er zeichnet Projekte aus, die sich für Kinder einsetzen, die krank oder sozial benachteiligt sind. Bewerbungsfrist ist der 31.3.2011. http://www.hansemerkur.de/kinderschutzpreis
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A tomenergie
Zum 25. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe startet der BUND einen deutschlandweiten Aktionstag gegen Nuklearenergie. Vor allen deutschen Atommeilern wird demonstriert, informiert und diskutiert. http://www.bund.net/bundnet/themen_und_projekte/ atomkraft/aktionstag_tschernobyl/
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Blog-Beiträge, Facebook-Nachrichten und Handyfilme dienten als Ausgangsmaterial für „The Green Wave“, einem Montagefilm über die iranische Demokratiebewegung. Regisseur Ali Samadi Ahadi hat eine beklemmende Chronologie der gescheiterten Revolution geschaffen. http://www.thegreenwave-film.com/
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