07. April 2011 10
Wir Bleiben
Der Kampf gegen die demografische Depression
Die dramatische neue Demografiestudie, warum die Politik versagt und wie ein B체rger um seine Heimat k채mpft Landtagswahlen
Baden-W체rttemberg 1988
Politik, Kultur, B체rgerrechte. Qualit채tsjournalismus kann man kaufen. www.spredder.de
Foto: AFP/ Getty Images. Titelfoto: imago
Weltbeweger
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Der chinesische K端nstler Ai Weiwei wurde am 3. April auf dem Pekinger Flughafen verhaftet und ist seit dem verschwunden. Die Aktion Accessnow hat eine Unterschriftensammlung mit der Forderung nach Ais Freilassung aufgesetzt. 5
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Zitat der woche Peter Gauweiler
„Die Welt muss entweder untergehen oder verschweizern!“
Peter Gauweiler, CSU-Politiker, antwortet mit Friedrich Dürrenmatt auf die Frage, wie sich unsere Demokratie ändern muss. (SZ-Magazin, 1.4.2011).
Cartoon der Woche Wulffmorgenthaler
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Zitat der woche
Kolumne
80 % der Deutschen wünschen sich mehr Beteiligungs- und Mitsprachemöglichkeiten im politischen Prozess. Das fand eine aktuelle Umfrage der Bertelsmann Stiftung heraus.
Darf unten mal oben sein?
80 %
Es war keine große Meldung aus dem geschundenen Japan. Und doch lässt sie aufmerken: In den nordjapanischen Notunterkünften servieren die Japaner selbst nur kalten Reis. Iranische Freiwillige versorgen die Obdachlosen mit Kebab und Hühnersuppe. Wäre das bei uns denkbar? Eine Naturkatastrophe trifft Norddeutschland, und die Schweden kochen die Suppe? Schwer vorstellbar. Unser Helferreflex gegenüber hochentwickelten Industrienationen setzt bestenfalls spät ein. Irgendwas lässt uns glauben, dass materieller Reichtum eines Landes zugleich das optimale Funktionieren von Solidarität, Bürgersinn und staatlichem Krisenmanagement bedeutet. Umgekehrt öffnen sich Herzen und Portemonnaies ganz leicht, wenn es ein armes Land trifft – obwohl dort möglicherweise die Selbsthilfe-Fähigkeiten und Improvisationstalente viel größer sind. Warum eigentlich? Die vermeintliche Selbstverständlichkeit, dass immer die Reichen den Armen helfen dürfen – und niemals umgekehrt – offenbart nicht nur eine gute Portion Arroganz, sondern sorgt auch dafür, dass oben immer oben und unten immer unten bleibt. Iranische Hühnersuppe für Japan? Ja, bitte! Uwe Amrhein ist Herausgeber von ENTER. 7
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Preis der woche Big brother
„Verdatet und verkauft: Die Demokratie“ unter diesem Motto wurden am 1. April die „Oscars für Datenkraken” an diejenigen Unternehmen, Institutionen und Personen vergeben, die sich in besonderer Weise für den Missbrauch von Daten verdient gemacht haben. Kategorie Arbeitswelt (1): Deutscher Zoll. Zwingt deutsche Unternehmen dazu, ihre Beschäftigten mit russischen Antiterrorlisten abgleichen zu lassen. Kategorie Arbeitswelt (2): Daimler AG. Verlangt flächendeckend Bluttests von ihren Produktionsmitarbeitern. Kategorie Behörden und Verwaltung: Prof. Dr. Prof. Dr. Gert G. Wagner, stellvertretend für die im Mai beginnende Volkszählung. 8
Kategorie Kommunikation (1): Facebook Deutschland GmbH. Verdient mit zahllosen Datenschutzverstößen Milliarden. Kategorie Kommunikation (2): Apple GmbH. Teure Hardware ist nur zu dubiosen Datenschutzbedingungen verwendbar. Kategorie Politik: Uwe Schünemann (CDU). Der niedersächsische Innenminister setzte erstmals eine Überwachungsdrohne bei CastorTransporten ein. Kategorie Technik: Peuterey. Die Modemarke lässt RFIDChips in die Kleidungsstücke einnähen, ohne Kunden zu informieren. Kategorie Neusprech: „Mindestspeicherdauer“ www.bigbrotherawards.de
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Foto: Imago
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Es war eine einzige Frage, die das Dorf Gessin verändern sollte. „Bernd, weißt Du wie es ist, jeden Tag aus der Dose zu fressen?“ Als Bernd Kleist seinen Nachbarn das sagen hörte, wusste er, dass es so nicht bleiben kann. Text: Uwe Amrhein
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Dann baute er sein Haus in einen Bürger-Treffpunkt um: in einen Ort der Selbstorganisation; in einen Raum, der Ideen möglich macht. Auch heute, acht Jahre später, ist nicht sehr wahrscheinlich, dass der 80-Seelen-Ort in Mecklenburg die nächsten 50 Jahre übersteht. Aber bis zu seinem demografischen Exodus wird Gessin lebenswert bleiben – dank Bernd Kleist. Gessin liegt im Landkreis Demmin. Nirgendwo in Deutschland wohnt weniger Zukunft. Der Kreis verzeichnet die höchste Abwanderungsquote. Seit 1991 ist jeder dritte Arbeitsplatz weggefallen. 17 Prozent der Bewohner im erwerbsfähigen Alter leben von Stütze, auch das ist deutscher Rekord. Gessin ist die Oase in dieser Wüste. 80 Menschen leben hier auf acht Höfen. Und in der Mitte lebt der heute 52-jährige Bernd Kleist. Früher lebten auf Mittelhöfen die Ortsrichter und Kirchenvorsteher. Für die Kleists war der Mittelhof vor allem eines: viel zu groß, um ihn instand zu halten. Als der gelernte Lehrer und heutige Verwaltungsangestellte mit seiner Frau gerade darüber nachdachte, Teile des Anwesens abreißen zu lassen, fiel dieser Satz. „Wir hatten hier eine Informationsveranstaltung des Landes zum demografischen Wandel“, erinnert sich Kleist. „Und während der Referent vorne redete, murmelte mein Nachbar: ‚Weißt Du wie es ist, jeden Tag aus der Dose zu fressen?‘ Das war mein Auslöser.“ Heute gibt es im Mittelhof statt Dosenfutter die Männerküche, ein Mitmach-
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und Selbstversorgungs-Angebot für Männer, deren Frauen in der Stadt arbeiten. Die Küche stillt den Hunger und die Einsamkeit. Und das ist nur ein Beispiel für rund 200 Veranstaltungen, die jährlich im Mittelhof ablaufen. Tanzen, Filme produzieren, Alleenbäume retten, Computer verstehen – jede Idee ist willkommen. Um das zu ermöglichen, haben die Gessiner einen alten Pferdestall des Mittelhofes in Eigenleistung umgebaut. Das gemeinsame Zupacken war Kleists Bedingung. Um die Last zu schultern, entstand der Mittelhofverein. In jedem Gessiner Haus wohnt mindestens ein Mitglied. „Der Mittelhof bietet nur den Aktionsraum. Organisiert werden muss alles von den Initiatoren selbst“, erklärt Bernd Kleist das Konzept. Das ist der Knackpunkt. „Es ist ja keine neue Idee, alte Häuser zu Treffpunkten umzufunktionieren“, weiß Kleist. „Die Kunst liegt darin, bürgerschaftliches Leben darin zu entfachen. In einem Nachbarort wurden durch taktische Fehler 500.000 Euro Fördermittel versenkt“, berichtet er. „Warme Füße und kühles Bier“, fasst Kleist sein Erfolgsrezept zusammen. Will sagen: Der Mittelhof wird nicht erst dann geheizt, wenn er gerade gebraucht wird. „Wir als Verein organisieren kein Programm, aber wir stellen zu jeder Zeit alles zur Verfügung, was es zur Gemeinschaft und Geselligkeit braucht. Keine einzige Idee darf an fehlenden Räumen scheitern“, stellt Kleist entschieden fest. Bernd Kleist spricht leise und bedäch-
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tig, ohne jeden Anflug von Euphorie. Er erfüllt nicht das Klischee des wuseligen Hochdruck-Engagierten. Und er weiß, dass seine Heimat mit geborgter Zeit lebt, und dass auch der Erfolg seines Mittelhofs daran nichts ändern kann. „Wir sind nicht so naiv, hier Zukunft schaffen zu wollen“, sagt er. „Wer will diese Grundstücke haben? Unverkäuflich.“ Oft vermisst er die Stimmen spielender Kinder, die Zukunftsmusik der Schulhöfe. Aber der Macher von Gessin macht sich nichts vor. Von seinen eigenen fünf Töchtern leben vier in Berlin. „Ich will kein Denkmal bauen“, sagt er nach einer kurzen Pause. „Aber solange wir hier sind, lasst uns was draus machen. Wenn wir ein Altersdorf schaffen statt einem Altersheim… dann ist das schon eine Leistung.“ http://www.gessin.de
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Titel Gesamtbewertung 2,58 3,00 3,25 3,50 3,75 4,00 4,25 4,50
bis bis bis bis bis bis bis bis
2,99 3,24 3,49 3,74 3,99 4,24 4,49 4,73
CLP
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Deutschland schrumpft weiter. Seit 2002 ist die Einwohnerzahl um 800.000 gesunken. Im Jahr 2050 werden nur noch 70 Millionen Menschen in der Bundesrepublik leben, ein weiterer Verlust von zwölf Millionen Einwohnern. Das ist so viel wie die Bevölkerung der fünf größten Städte zusammen. Das Berlin-Institut und der Generali Zukunftsfonds haben 14
Berlin-Institut
den aktuellen „Bericht zur demografischen Lage der Nation“ vorgelegt. Er liest sich wie ein Krimi: Das Aussterben ganzer Dörfer und Kleinstädte ist nicht mehr zu verhindern. Der Westen verliert seinen Vorsprung. Engagement kann die Folgen mildern – aber nur, wenn die Politik die Bürger machen lässt.
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Titel
„W i r brauchen e i n e n W et tbewerb der I d e e n“
Steffen Kröhnert
Reiner Klingholz
Dr. Reiner Klingholz ist Chef des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Steffen Kröhnert hat er den Bericht zur demografischen Lage der Nation erarbeitet. Im Gespräch mit Enter stellen die Autoren der Politik ein schwaches Zeugnis aus. Sie nennen es beim Namen: Wir werden verwaiste Dörfer und entvölkerte Regionen erleben. Es gibt keine Möglichkeit mehr, das zu ändern. Ist der Politik diese Dramatik bewusst? Klingholz: Die Politik kennt die Lage im Lande natürlich. Aber über Schrump-
fen und sterbende Dörfer zu reden ist nicht eben beliebt. Stattdessen schürt die Politik lieber die Illusion, Wachstum oder Stabilität mit Fördermitteln generieren zu können. Bewusste Augenwischerei, oder glauben Politiker wirklich, dass sich irgendwie noch alles regelt? Kröhnert: Im Osten glaubt das keiner mehr, dort sind Orte, die ein Drittel ihrer Einwohner verloren haben, schon Alltag. In den alten Bundesländern gibt es noch die Vorstellung, dass die Bedrohung irgendwie vorüber zieht. Ein schwerer Fehler, denn wer die Augen verschließt, wappnet sich nicht für den Wettbewerb der Regionen. 15
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Titel Zwischennote Wirtschaft 2,24 2,25 2,75 3,25 3,75 4,25 4,75 5,25
und bis bis bis bis bis bis und
besser 2,74 3,24 3,74 4,24 4,74 5,24 schlechter
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Städte, Kreise und Gemeinden konkurrieren doch längst um neue Bürger und Unternehmen. Klingholz: In diesem Wettbewerb bleiben eher jene die Sieger, die über Arbeitsplätze vor allem junge Familien anziehen können, als Kommunen, die mit Steuermitteln immer neue Wohnund Gewerbegebiete erschließen. Gerade in ländlichen Gebieten brauchen wir aber auch einen Wettbewerb der Bürger-Ideen. Der kann nur von unten entstehen. Wie geht das konkret? Klingholz: Die Erfolgsformel heißt lokale Autonomie. Im dünn besiedelten Skandinavien etwa bekommen 16
die Gemeinden vom Staat ein Schulbudget und entscheiden dann selbst, welche Schulform sie vor Ort möchten. Leisten wir uns eine Zwergschule? Tun wir uns mit den Nachbargemeinden zusammen? Machen wir an zwei Tagen Teleunterricht? So lässt sich vermeiden, dass Schulen, der wichtigste Haltefaktor für Familien, geschlossen werden. Und die Bürger werden aktiviert, weil sie mitentscheiden dürfen. Die Bürger machen lassen – ein Allheilmittel? Kröhnert: Vieles ist besser als die von oben aufgesetzten, ständig wechselnden Programme. Momentan gewinnen
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Trend Demografie 1,99 und besser 2,00 bis 2,49 2,50 bis 2,99 3,00 bis 3,49 3,50 bis 3,99 4,00 bis 4,49 4,50 bis 4,99 5,00 und schlechter
Demografie trend
nicht die besten Ideen, sondern die gewieftesten Antragsverfasser. Wer sagt denn, dass der Ort ein Mehrgenerationenhaus braucht oder einen Bürgerbus? Vielleicht funktioniert etwas anderes vor Ort viel besser. Dafür gibt es aber kein Förderprogramm. Diese Logik unterbindet Innovation. Zum „machen lassen“ gehört aber auch, ländliche Regionen von einem Wust bürokratischer Vorschriften zu entlasten, die in Deutschland im Laufe von einem halben Jahrhundert Bevölkerungswachstum erlassen wurden. Manche kreative Lösung zum Umgang mit der Schrumpfung wird so unmöglich gemacht und die „Macher“ vor Ort resignieren.
Also haben nur Orte mit kreativen und aktiven Bürgern eine Zukunft, die anderen veröden? Klingholz: Für viele ländlichen Räume ist das Engagement der Bürger eine schiere Überlebensfrage. Ob eine Kommune aus dem Kreislauf von Abwanderung und Überalterung heraus kommt, hängt fast immer von Bürgern mit neuen Ideen ab. Kröhnert: In Orten auf dem Lande, in denen es keine aktive Gemeinschaft gibt, will keiner mehr wohnen. Die Jugendlichen sind in der Regel alle weg und wenn sich die Bewohner nicht um sich selbst kümmern, droht die Verödung ihrer Dörfer. Doch Not 17
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Veränderung der Zahl der Erwerbstätigen 2005 bis 2008 in Prozent Abnahme plus 0 bis plus 3 bis plus 6 bis plus 9 und
unter 3 unter 6 unter 9 mehr
(Datengrundlage: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder)
Erwerbstätigkeit
kann auch erfinderisch machen. Wir haben das bei unseren Recherchen erlebt.
gibt – in manchen Straßen findet man nur noch Ein-Euro-Läden und Spielhallen.
Welche Erlebnisse haben Sie bei Ihren Recherchen persönlich betroffen gemacht? Kröhnert: Es ist beklemmend, durch einen Ort zu laufen, in dem man sich verlassen fühlt. Wenn alle Läden geschlossen haben und es nur noch leere Schaufenster gibt, wenn kein sichtbares gesellschaftliches Leben existiert. In Schwarzenbach in Oberfranken ging es mir so. Klingholz: In Völklingen im Saarland hat mich sehr erschreckt, dass es kaum noch ein öffentliches Leben
Dürfen wir in einer solchen Atmosphäre überhaupt Engagement von den Bürgern erwarten? Klingholz: Es gibt diese Spirale nach unten. In stark schrumpfenden Orten steigen Resignation und Perspektivlosigkeit, und das ist Gift für die Engagementbereitschaft. Deshalb hängt es meist an einzelnen Zugpferden und Motivatoren. Der Mensch ist ja erst einmal optimistisch und macht mit, wenn Vorbilder voran marschieren.
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Verfügbares Einkommen in Prozent des bundesweiten Durchschnitts 2008 unter 85 85 bis unter 90 90 bis unter 95 95 bis unter 100 100 bis unter 105 105 bis unter 110 110 bis unter 115 115 und mehr
Einkommen
(Datengrundlage: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder)
In Ihrem Bericht schreiben Sie auch, dass es sich für Unternehmen und Bürger nicht mehr in allen Regionen Deutschlands zu investieren lohnt. Sie geben manche Gegenden auf. Klingholz: Den Prognosen zufolge werden wir in Deutschland in den nächsten 40 Jahren rund zwölf Millionen Einwohner verlieren. Diesen Prozess können nicht alle Dörfer und Kleinstädte überleben. Wenn wir überall zwanghaft Infrastruktur erhalten, gefährden wir auch jene Gegenden, in denen die Chancen besser stehen. Damit umzugehen, ist eine Frage von Ehrlichkeit und von Verantwortung. Ich finde es erstaunlich, wenn mancher Bürgermeister die
Söhne und Töchter seines Ortes zur Rückkehr in die verlassene Heimat auffordert, während die eigenen Kinder in München oder Stuttgart leben. Womit wir wieder bei der Politik wären. Was kann die konkret tun? Sich auf das Wesentliche konzentrieren. Jene Regionen fördern, die mit neuen Ideen eine Zukunft aufbauen können. Und die Versorgung der Restbevölkerung dort sichern, wo Förderung nicht möglich ist. Die ganze Studie: http://su.pr/1LdTFH
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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
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Marketing für kleine Projekte – mit wenig viel erreichen
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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
So unterschiedlich gemeinnützige Projekte, Initiativen und Verbände auch sind – eines haben sie in der Regel gemeinsam: Der Enthusiasmus ist groß, aber das Budget klein. Wie gelingt es, mit wenig Geld Unterstützer zu mobilisieren, Spenden zu sammeln und die konkrete Projektarbeit zu leisten? Gemeinnützige Organisationen sollten sich nicht davor scheuen, von dem Wissen zu profitieren, mit dem bereits viele Unternehmen erfolgreich arbeiten. Was bei der Bindung von Kunden funktioniert, lässt sich hervorragend übertragen auf die Kommunikation mit Unterstützern von gemeinnützigen Projekten. Die Enter-Akademie macht vor, wie es geht: Schritt für Schritt in den kommenden zwölf Ausgaben. 22
MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
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Erfolgreich in sozialen Netzwerken Soziale Netzwerke sind eine hervorragende Möglichkeit, Menschen anzusprechen und für die eigene Idee zu gewinnen. Vielfältigste Verknüpfungen innerhalb des Netzwerks und zwischen verschiedenen Netzwerken entstehen und erhöhen die Reichweite der eigenen Botschaft. Enter stellt in dieser und der folgenden Ausgabe die wichtigsten sozialen Netzwerke vor und erklärt, wie Einsteiger und Fortgeschrittene mit diesen erfolgreich arbeiten können. Facebook ist das weltweit größte und am schnellsten wachsende soziale Netzwerk im Internet. Aktuell sind rund 650 Millionen Menschen auf der ganzen Welt registriert. Das Prinzip ist simpel: Man verbindet sein eigenes Profil mit denen anderer und tauscht sich über dieses stetig wachsende Netzwerk aus. Man erzählt Neuigkeiten, lädt Fotos und Videos hoch, schickt sich Nachrichten, lädt zu Veranstaltungen ein – oder wirbt für einen guten Zweck.
Der Einstieg Der Einstieg in Facebook ist ganz einfach: Man registriert sich auf der Homepage und richtet sich ein Profil ein. Die Rubriken, in denen man über sich Auskunft geben soll, sind bereits vorgegeben, zum Teil finden sich wie in einem Multiple-Choice-Test vorgegebene Antwortoptionen. Die Kategorien reichen vom Beziehungsstatus über religiöse Überzeugungen bis hin zu den Lieblingsfilmen. Nach dem Einloggen erscheint als Erstes die Startseite. Dort fließen chronologisch geordnet sämtliche Neuigkeiten aus Ihrem Netzwerk ein. Der Menüpunkt „Profil“ führt zu Ihrer Pinnwand, also der Oberfläche, auf der Sie Neues hinterlassen, Bilder hochladen, und wo all das erscheint, was Sie auf anderen Seiten über den Facebook-Button geteilt haben.
Seite oder Gruppe? Möchten Sie Ihre Initiative oder Ihr Projekt vorstellen, wird es interessant, wenn es um die Entscheidung geht: Richte ich dafür eine „Gruppe“ ein oder eine „Fanpage“. Die Diskussion existiert so lange, wie es beide Oberflächen gibt, die
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sich in vielen Funktionen überlappen. Die Fanpage wurde eigentlich eingerichtet, um Produkten oder Prominenten einen optimalen Auftritt zu verschaffen, ist aber auch im Non-Profit-Bereich längst etabliert. Nutzer von Facebook werden mit einem einfachen Klick auf den Button „Gefällt mir“ Fan der Seite und lassen sich die Updates auf ihrer Startseite anzeigen. Je nach den konkreten Einstellungen können Fans auch auf die Pinnwand der Fanpage schreiben und Fotos hochladen. Eine Fanpage kann von jedem Profil aus eingerichtet werden und hat, was die Zahl der Fans betrifft, kein Limit. Die Gruppe hingegen ist gleichberechtigter organisiert und dient dem Austausch der Mitglieder untereinander. Sie wird von einem Administrator verwaltet, der auch festlegt, ob die Gruppe beispielsweise nur den Absolventen einer bestimmten Schule offenstehen soll. Er schaltet einzelne Mitglieder für die Gruppe frei und moderiert das gesamte Geschehen auf der Seite. Generell ist die Ansprache von Gruppenmitgliedern sehr viel persönlicher und näher. Ein Nachteil: Der gesamte Content einer Gruppe wird im Gegensatz zur Fanpage nicht von Suchmaschinen indiziert.
Management einer Gruppe oder Seite Hier könnten zahllose Hinweise stehen, wie man sich optimal auf Facebook präsentiert und vernetzt. Hier sollen lediglich einige ausgewählte Tipps stehen, die realistisch für all diejenigen umzusetzen sind, die sich nicht den ganzen Tag nur mit Facebook befassen können. Der simpelste und gleichzeitig wichtigste Hinweis: Sorgen Sie regelmäßig für neue, spannende Inhalte auf Ihrer Seite. Das kann eine Neuigkeit aus Ihrer Organisation sein, das kann aber auch ein spannender Link sein, ein interessantes Video, das Sie auf Youtube gesehen haben, oder eine Bildergalerie Ihrer letzten Vereinsaktion. Wenn Sie auch auf Twitter, Flickr oder YouTube unterwegs sind, können Sie neue Tweets und Bilder auch automatisiert auf Ihre Facebookseite holen. Entsprechende Hilfsprogramme finden Sie als Anwendungen bei der Facebook-Suche. Andere Anwendungen können zu Hinguckern auf der Seite werden. So kann man beispielsweise ein kleines Umfrageprogramm einbauen, eine Frage an die Mitglieder oder Fans richten und Antwortoptionen vorgeben. Auch wichtig: Bewegen Sie sich nicht nur auf Ihrer eigenen Facebook-Seite. Besuchen Sie interessante Profile, Gruppen und Fanseiten, befreunden Sie
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sich und posten Sie auch auf anderen Fanpages. So holen Sie neue User auf Ihre Seite.
Speziell für Non-Profit-Organisationen: Causes Die Plattform Causes ist direkt über Facebook angebunden und hat nach eigenen Angaben über 140 Millionen Mitglieder. Ein „Cause“ ist eine Community, die ein Anliegen, eine Kampagne oder eine Organisation unterstützt. Jedes Facebook-Mitglied kann einen Cause starten. Auf einer separaten Seite werden Informationen bereitgestellt, weitere Unterstützer geworben und Spenden generiert. Das Ganze hat einen hohen Spaßfaktor, wenn man beispielsweise für das Werben von Unterstützern „Karma-Punkte“ sammelt oder in einer „Hall of Fame“ die erfolgreichsten Spender, Fundraiser und Recruiter vorgestellt werden. Jedes Projekt setzt sich ein Spendenziel, das es zu erreichen gilt. In Deutschland hat sich die Plattform noch nicht durchgesetzt. Spenden einwerben können nur Organisationen, die in den USA oder Kanada speziell zertifiziert sind. http://www.facebook.com/causes
Mehr Infos: http://www.facebook.com/advertising/FB_Pages_Communities_NonProfits.pdf http://www.facebook.com/advertising/FacebookPagesProductGuide.pdf
Für Fortgeschrittene: eigene Startseite Es erfordert lediglich Grundkenntnisse in Sachen HTML, um eine individuell gestaltete Startseite zu erstellen und einzufügen. Hierzu steht die FacebookAnwendung Static FBML zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe kann ein HTML-Code direkt in die Facebook-Fanpage eingefügt werden. So unterscheidet sich die die Aufmachung ganz deutlich von Standard-Facebook-Seiten.
Datenschutz Man sollte sorgfältig festlegen, welche Nutzer, auf welche Informationen andere Facebook-Nutzer Zugriff haben sollen. Sehr gute Tipps zum optimalen Schutz der Privatsspähre gibt dieses kritische Video. Nächste Woche: Folge 2 - Twitter, XING, MySpace & Co.
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Agenda
31. März - 6. April
Tipps & Termine A
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„Fit fürs Leben!” unter diesem Motto vergibt der Verein Kinderwelten Preise in den Kategorien Gesundheit, Bildung und Sozialkompetenz. Schulen bewerben sich bis zum 3. Juni 2011 mit eigenen Förderprojekten. www.kinderwelten-ev.de
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Der Freiwilligendienst »kulturweit« ermöglicht es jungen Menschen, sich für Kultur- und Bildungsprojekte auf der ganzen Welt zu engagieren – und zwar vor Ort! Die neue Bewerbungsrunde läuft vom 1.4. bis 2.5.2011. www.kulturweit.de/bewerbung.html
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Der Vision Summit in Potsdam ist das große Forum, auf dem Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft gemeinsam an einer neuen sozialen Innovationskultur arbeiten. „Don’t wait. Innovate“ heißt es am 8. und 9. April. www.visionsummit.org/
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Die re:publica versammelt vom 13.-15. April internationale Blogger, Netzaktivisten und alle anderen Digital Natives. Die Tickets sind schon lange ausverkauft, viele Sessions können aber via LiveStreams im Internet verfolgt werden. http://re-publica.de/11/
Zukunfts
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T
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Am 14. April ist es wieder soweit: Der Girl’s Day kommt. Die Berufsorientierungsaktion in Sachen Technik, IT, Handwerk und Naturwissenschaften lebt vom Engagement der beteiligten Unternehmen, Unis und Werkstätten – und der teilnehmenden Schülerinnen. www.girls-day.de 26
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