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Unser MeisterTeam.
11 Ideen mit Kick
Fotos Cover und diese Seite: Fotgraf: Tom Plawecki. Location: METRO FuĂ&#x;ballhimmel
07. Juli 2011 15
Helden
Foto: Getty Images
Sandra Sepúlveda. Die Torhüterin der kolumbianischen Fußballnationalmannschaft bewies echten Fußballgeist nach der Partie gegen die USA. Sie sagte über die gegnerische Torjägerin Abby Wambach „Sie hat mir zwar einen blauen Fleck verpasst, aber keinen reingemacht.“
Ideen
Editorial
Kolumne
Social B u l l s h i t Bi ngo
Zwei Tage lang steckte die Engagement-Elite in Köln die Köpfe zusammen. Große Frage: Wie lässt sich präzise feststellen, was engagierte Bürger und Organisationen mit einem Projekt tatsächlich bewirken? Halt! Ich drücke mich zu platt aus. Genau genommen geht es darum, den SROI zu ermitteln – den Social Return on Investment. Der muss sein, denn statt nach Spendern sucht unser Verein ja jetzt nach Social Investors. Mit denen diskutieren wir dann, ob sie sich im Rahmen von Venture Philanthropy oder auf dem Wege des Impact Investing bei uns engagieren. Ohne ausgefeilten Businessplan läuft natürlich beides
Cartoon des Monats Wulffmorgenthaler
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Ideen
Editorial
nicht. Und dass der eingehalten wird, darüber wachen die Analysten. Natürlich bringt unser Investor nicht nur Geld mit, sondern sein ganzes Berater-Arsenal. Was dazu führt, dass uns ein McKinsey-Typ ungefragt anderthalb Manntage Consulting schenkt. Wir bedanken uns artig für die neue Theory of Change, trauen uns aber nicht danach zu fragen, wer die schlaue Strategy nun zuerst überund dann umsetzen soll. Vorher müssUwe Amrhein ist Herausgeber von ENTER. ten wir ohnehin aber erst intern klären, ob wir uns künftig Social Entrepreneurs nennen. Besser wäre es, denn nur als solche sind wir competitive genug für die schöne, neue Welt. Glücklicherweise bildet eine wachsende Zahl von Schools of Governance genügend Non-Profit-Manager aus. Mindestens einen davon stellen wir ein, der uns das alles erklärt. Und bis es soweit ist? So lange bleiben wir bei den Doofen. Bei denen, die einfach loslegen und dabei nach etwas total Altmodischem streben. Man traut sich das Wort kaum noch auszusprechen: SPASS. Dass dabei auch noch Wirkung (ähm… Verzeihung, ich meine natürlich Impact) entsteht, ist im Fußball zu besichtigen. Kick it!
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Foto: Getty Images
Kleine Preise
Während der Fußball-WM 2010 in Südafrika mietete sich eine Handvoll Sportjournalisten gemeinsam in eine Lodge ein. Viele der Angestellten kamen als Flüchtlinge aus Simbabwe. Gregor Derichs und seine Kollegengaben Geld und sorgten auch später mit Überweisungen für eine kontinuierliche Unterstützung der Familien. Darüber hinaus berichteten sie in deutschen Medien über das Schicksal der Familien. Leser setzten im Handumdrehen eine Website auf, die zu Spenden aufrief. Die „GrupoDerichs“ erhielt im April den Preis für soziales Engagement der Bundesliga Stiftung. www.zodwas-traum.de
mitmacher Damit der Berliner Fußballklub 1. FC Union sein Stadion umbauen konnte, griffen die Fans selbst zu Maurerkelle, Schraubenschlüssel und Besen. Am Ende stand ein rundum erneuertes Stadion und ein geschaffener Wert in Höhe von 4 Millionen Euro. www.fc-union-berlin.de
Stadionbauer: 2.333
Foto: www.union-foto.de
Bautage: 311
Dachfläche: 8.000 qm
Geleistete Stunden: >140.000
Betonverbrauch: 4.170 m3 Belegte halbe Brötchen: 80.000
Rasenheizung Gesamtlänge: 28 Km
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Farbe: 3.000 Liter
Foto: Getty Images
Projekt
Was die wenigsten hierzulande wissen und vielfach auch nicht wissen wollen: In Tansania leben bereits 1,4 Millionen Menschen mit HIV/AIDS. Die meisten Neuinfektionen finden unter Jugendlichen statt.
des Monats
Der Münchner Clemens Mulokozi hatte einen Teil seiner Kindheit in Tansania verbracht und wollte etwas gegen die weitere Verbreitung der Krankheit tun und entdeckte den Fußball und anderen Sportaktivitäten als perfektes Instrument. Kinder und Jugendliche lernen hier soziale Kompetenzen und werden vorsichtig an das Tabuthema AIDS und Prävention herangeführt. Der Verein hat bislang 130 Lehrer an mehr als 70 Schulen ausgebildet. Eine Kooperation mit der Frauenabteilung des FC Bayern München, die nun für Jambo Bukoba sammeln, hat gerade begonnen. www.jambobukoba.com
Tabellen
Ideen
Ligareport Was haben Zwietracht Turicum, das Team Pandanien und die Goaldies gemeinsam? Sie alle sind Tabellenführen in den etwas anderen Fußballligen dieser Welt. Hier spielen FIFA-Dissidenten, Obdachlose, Homosexuelle, Sehbehinderte, Ex-Junkies und viele andere Fußballverrückte. Enter präsentiert die aktuellen Spieltabellen der Alternativ-Kicker.
Drogenliga Berlin Saison 2010/2011
Seit 30 Jahren eine Institution in Berlin. In der Dorgenliga spielen ehemalige Suchtkranke und jeder, der Lust hat, in einem drogen- und gewaltfreien Umfeld.
Platz Team
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Goaldies Lenné DreamTeam Kreuzbund Pfalzburger Berlin de Lux Synanon ADV-F 42 ADV-Briese
Pkt.
Tore
18 18 15 13 8 7 5 4
67:30 72:19 42:30 58:51 41:60 37:41 26:53 27:36 12:62
Viva World Cup 2010, Gozo
Beim Viva World Cup laufen all die Teams auf, die - berechtigt oder unberechtigt - von der FIFA nicht als Fußballnationen anerkannt sind. Ausrichter des Cups 2012 wird die Autonome Region Kurdistan sein.
Platz Team
1 2 3 4 14
Pkt.
Padanien Autonome Region Kurdistan Okzitanien Königreich beider Sizilien
Tore
Alternative Liga Zürich - Männer 2011
„Schöne Spiele gegen liebe Gegner, nicht hässliche Spiele gegen böse Gegner sind Ziel dieser Liga.” Dieser selbst gegebene Kodex bringt das Wesen, dieses schweizer Unicums auf den Punkt.
Platz Team
Pkt.
Tore
15 9 7 6 4 3
21:3 7:5 14:11 5:10 8:14 5:17
Las Pelériñas Juventinas 10 Les diablesses royales 10 Zürich United Grrrls 9 Liga Rosa 7 Jamaricas 0
24:6 17:7 10:2 9:9 7:17 2:28
Gruppe A
1 2 3 4 5 6
Zwietracht Turicum Ex Hürlimann Zürich Freestylers Bund Scheenes Rosen Atletico Bernina Schwarzrot 8000 Gruppe C
1 2 3 4 5 6
Ideen
Tabellen
Homeless World Cup Herren 2010, Rio de Janeiro
Durchgesetzt hat sich das Gastgeber-Team aus Brasilien. Die Fußballnation Deutschland blieb chanchenlos. Der World Cup 2011 findet vom 26.-28. August in Paris statt.
Viertelfinale
Brasilien - Kenia Ghana-Portugal Russland-Mexiko Chile-Irland
Halbfinale
Brasilien-Mexiko Chile-Portugal
Homeless World Cup Damen 2010
Auch bei den Frauen, schaffte es Brasilien auf Platz 1.
1 2 3 4
Brasilien Mexiko Haiti Kolumbien
Warum können nicht auch Erstliga-Clubs “Leicester Wildecats” heißen? Die Antwort hat nur die millardenschwere russische Diaspora in London.
Nottingham Ballbois Birmingham Blaze GFC Bournemouth London Titans Leicester Wildecats HotScots FC Yorkshire Terriers Falcons Brighton Bandits Leftfooters FC
Sieger
Brasilien-Chile
Brasilien
Deutsche BlindenfuSSballliga Saison 2011
Nach vier Spieltagen spricht die Tabelle eine eindeutige Sprache. Stuttgart ist mit phänomenaler Tordifferenz ungeschlagen. Die Laterne trägt der Chemnitzer FC.
Platz Team
Gay National League (UK) Saison 2010/11
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Finale
18 16 16 15 13 12 11 6 0
41:41 19:7 21:15 20:15 18:12 23:20 16:18 21:22 15:23 5:41
1 2 3 4 5 6 7 8 9
MTV Stuttgart SF Blau-Gelb Marburg BBSV/ LFC Berlin SG Würzburg/ Mainz PSV Köln Eintracht Braunschweig VfB Gelsenkirchen FC St. Pauli Chemnitzer FC
Pkt.
Tore
16 15 14 12 10 7 5 1
49:2 19:9 18:21 13:12 14:20 11:9 6:12 3:21 1:27
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Fotos dieser Serie: Fotgraf: Tom Plawecki. Location: METRO FuĂ&#x;ballhimmel
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Die Meister-11 Titel
Die Meister-11
Fußball ist längst mehr als Sport. Ein brutales Geschäft, sagen die Kritiker. Eine weltweite Bewegung, sagen die Fans. Recht haben beide, denn es ist unstreitig: Was Fußball jenseits des Sportplatzes auslöst, ist viel bemerkenswerter als das Geschehen auf dem Rasen.
11 Titel
Die MeisterDiesem Gedanken folgt das Motto der Enter-Redaktion in diesen Tagen: Vergesst die WM! Das spannendere Spiel findet außerhalb der Stadien statt… und leider zumeist unbemerkt. Also haben wir das getan, was der deutsche Fußballfan am besten kann: Bundestrainer spielen und ein eigenes Team zusammenstellen. Eine Nationalmannschaft aus Querdenkerinnen und Andersmachern.
Unser Team weist einige Besonderheiten auf:
Es besteht nur aus Stürmern, es spielt nie auf Unentschieden, es interessiert sich nicht für Prämien und Ablösesummen. Und: Es begeistert auch Menschen, die mit Fußball nichts am Hut haben. Eine seltsame Truppe? Mag sein, aber sie ist schwer im Kommen…
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Die Meister-11
Titel
Name: Emma Krenn Ort: Berlin Seit: 2004 Ziel: Beste Keeperin Berlins
Türkiyemspor 1978 Berlin Migranten aus Izmir haben 1978 den Fußballverein Türkiyemspor in Berlin gegründet. Längst trainieren hier nicht mehr nur Jungs und Männer. Der Klub engagiert sich seit Jahren für den Frauen- und Mädchenfußball und hat insgesamt fünf Teams in unterschiedlichen Altersklassen auf die Beine gestellt. Dabei stehen für die Nachwuchs-Spielerinnen wie Emma Krenn auch Gleichstellung, Selbstbewusstsein und Gewaltprävention auf dem Trainingsplan. Die Spielerinnen werden neben den Trainerinnen auch von Pädagogen unterstützt und selbst zu Betreuerinnen fortgebildet. www.tuerkiyemspor.info
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Die Meister-11
Titel
Name: Tobias Mittag Ort: Bielefeld Seit: 2008 Ziel: Bildung
Stadionschule Im Stadion von Arminia Bielefeld gibt es mehr zu sehen als Fußball. Unter der Woche wird das Stadion zum „Lernort“, an dem Schüler und Jugendliche aus berufsvorbereitenden Maßnahmen Berufe kennenlernen, soziale Kompetenzen lernen und in Sachen Anti-Diskriminierung und Deeskalation geschult werden. Das Projekt der Jugendhilfe findet in enger Kooperation mit dem Verein statt, alle Berufe rund um das Stadion vom Platzwart bis zur Friseurin und zum Gerüstbauer lernen die Jugendlichen kennen und kommen mit den Praktikern ins Gespräch. Besonders eindrucksvoll sind die Treffen mit den Spielern, die nicht in der ersten Reihe stehen, schon einen Karriere-Knick hinter sich haben. Sie kön-
nen am authentischsten vermitteln, dass nichts über eine solide Ausbildung geht – dann ist das Klassenziel des dreitägigen Kurses erreicht. www.fanprojekt-bielefeld.de
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Die Meister-11
Titel
Name: Roswitha Ehrke Ort: Berlin Seit: 1988 Ziel: Sportangebote für Frauen und Mädchen
Seitenwechsel Nicht für alle Mädchen und Frauen in Berlin-Kreuzberg ist es selbstverständlich, zum Vereinssport zu gehen, sich dort auszuprobieren, Spaß zu haben, Selbstbewusstsein und Teamgeist zu erfahren und Erfolge zu feiern. Der Verein Seitenwechsel hat sich zum Ziel gesetzt, genau dies zu ermöglichen und bietet regelmäßiges Training in über 20 Sportarten an. Unter der Leitung von Roswitha Ehrke werden aber auch Aktionstage, Workshops oder Ferienlager veranstaltet, das alles mit dem Ziel, Mädchen und Frauen zu stärken und zu fördern. Wie gut das funktioniert, zeigt die Auszeichnung des Vereinsprojekts „Mädchen Basketball Aktion” mit dem Innovationspreis des Berliner Sports 2010. 20
www.seitenwechsel-berlin.de www.maedchensport-berlin.de
Die Meister-11
Titel
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Titel
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Die Meister-11
Die Meister-11
Titel
Name: Stefan Müller-Römer Ort: Köln Seit: 2011 Ziel: Mitbestimmung
FC Reloaded FC Reloaded, das ist eine von mehreren Mitglieder-Initiativen, die derzeit gegen Klub-Vorstände rebellieren und mehr Mitsprache einfordern. Enter hat den Sprecher Stefan Müller-Römer gefragt, was sich ändern muss. „Wir sind der FC“ lautet Ihre Parole. Wem gehört der 1. FC Köln aktuell? Sinn und Zweck von FC Reloaded ist es, den Verein mitgliederfreundlicher und demokratischer aufzustellen. Derzeit hat der 1. FC Köln von allen 18 Bundesligisten die mitgliederfeindlichste Satzung. Der Vorstand kann ohne wirkliche Kontrolle machen, was er will. Wie stehen die Fans zu Ihrem Anliegen? Es gibt viel Unterstützung, aber auch
harte Kritik. Erstaunlich, was für eine Kompetenz einem Ex-Fußballer, der zufällig Vereinspräsident ist, trotz permanenter Erfolglosigkeit zugebilligt wird. Wie nervig ist die Etikettierung als „Wutfan“? Das ist sehr nervig, weil das, was wir machen, nichts mit Wut, sondern mit sehr rationalen Analysen und Strukturreformen zu tun hat. Mindestens genauso stört mich aber, dass, sobald mal nicht Einigkeit in einem Klub herrscht, ihn Sportjournalisten umgehend zum ChaosKlub runterschreiben, selbst wenn es um etwas Urdemokratisches wie eine bloße Kampfabstimmung bei Personenwahlen geht. www.fc-reloaded.de 23
Die Meister-11
Titel
Name: Shehnaz Qureshi Ort: Maharashtra, Indien Seit: 2001 Ziel: Persönlichkeitsentwicklung & Bildung
Slum Soccer 170 Millionen Menschen in Indien leben auf der Straße oder in Slums. Ein Großteil von ihnen sind Kinder und Jugendliche, die weitgehend schutzlos Armut, Gewalt, Krankheit ausgesetzt sind. Slum Soccer startete 2001 mit der simplen Devise „Fußball für alle“. Die GraswurzelOrganisation veranstaltete zuerst Fußballspiele am Wochenende – inzwischen gibt es auch Fußball-Camps, Workshops zu den Themen Gesundheit und Bildung sowie Entwicklungsprogramme, die weit über den Sport hinausgehen, und die neben Shehnaz Oureshi noch rund 70.000 weitere Menschen erreichen. www.slumsoccer.org
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Die Meister-11
Titel
Name: Tülin Duman Ort: Berlin Seit: 2005 Ziel: Echte Fankultur
GOAL „Eine Welt für Fußball“, die hat Tülin Duman in Berlin-Kreuzberg auf 200 qm geschaffen und sich damit einen Traum erfüllt. Der Mikrokosmos ist mehr als ein origineller Laden, in dem man genau das findet, was die üblichen Fan-Shops nicht bieten: Retro-Bälle, „Stadionbeleuchtung“ für den Tipp-Kicker oder ausgesuchte Literatur zum Frauenfußball. Duman veranstaltet hier auch Ausstellungen, Lesungen und Diskussionsrunden. Es ist eine „Plattform für Fankultur“ entstanden, wie sie selbst sagt. Dabei ist Duman eigentlich gelernte Pharmazeutin und betrieb den Laden zuerst nach Feierabend. Inzwischen ist die hervorragend vernetzte FußballBegeisterte als Projektmanagerin tätig und kann auf diese Weise den Laden betreiben, ohne genau auf den finanzi-
ellen Erfolg zu achten. Mit der Aktion „Kick it queer“ organisierte sie die öffentliche Übertragung von Frauenfußballspielen aus Bundesliga und Länderbegegnungen. www.goal-berlin.de
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Die Meister-11
Titel
Name: Clemens Beisel Ort: Pforzheim Seit: 2006 Ziel: Fair Play, Toleranz
Bolzplatzliga Man kann sozial benachteiligten Jugendlichen Bolzplätze bauen und dann hoffen, dass hier tatsächlich auch Sport stattfindet. Man kann es aber auch machen wie die Pforzheimer Bolzplatzliga. In der Sommersaison organisieren Clemens Beisel und seine Mitstreiter eine lokale Fußball-Liga in den Altersklassen U15 und Ü15 sowie Turniere für Mädchen und junge Frauen. Daneben gibt es einen Liga-Rat, in dem die Jugendlichen die Fairplay-Regeln für die Liga selbst festlegen. Beispielsweise wird ohne Schiedsrichter gespielt und Fouls werden von den Spielern selbst angesagt. Des Weiteren plant der Liga-Rat weitere Freizeitangebote, in denen soziale Kompetenzen weiter trainiert und eingeübt werden sollen (Sommer-Camps, Turniere 26
etc.). Derzeit kämpfen rund 250 junge Menschen aus über 20 verschiedenen Nationen in über 28 Teams darum, Pforzheims Bolzplatzliga-Champion zu werden. www.bolzplatzliga.de
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Die Meister-11
Titel
Name: Astrid Labbert Ort: deutschlandweit Seit: 2011 Ziel: Frauenfußball bekannt machen
Blog Zuckerpass Wie kann man Frauenfußball bekannter machen – auch ohne DFB und WM? Die freie Journalistin Astrid Labbert besucht so viele Bundesligaspiele wie möglich, hört dann aber nur allzu oft aus den Redaktionen: „Das ist doch eine Randsportart!“ Für sie war klar, dass man das Pferd auch anders herum aufzäumen kann: Frauenfußball kommt nur durch mediale Aufmerksamkeit, also Berichterstattung, aus der Nische. Damit sich etwas ändert, hat sie den Blog Zuckerpass gestartet und berichtet dort seit Anfang 2011 aus der Frauenbundesliga von Highlights und Niederlagen, Transfers und Trainerwechseln. Auch wenn derzeit die WM dem Frauenfußball viel Aufmerksamkeit beschert – die Nagelprobe kommt im Herbst, wenn die 28
Bundesliga wieder startet. Dann wird man sehen, was die WM dem Frauenfußball wirklich gebracht hat. www.zuckerpass.com
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Titel
Name: Mehtap Cengiz Ort: Von Aachen bis Gummersbach Gegründet: 2010 Ziel: Integration
Integrationsbeauftragte Dass Fußball nicht frei von Vorurteilen und Klischees ist, im schlimmsten Fall von Rassismus und Diskriminierung, ist kein Geheimnis. Der Fußball-Verband Mittelrhein e.V. wollte das Phänomen aktiv angehen und hat Ende 2010 Mehtap Cengiz zur ersten Integrationsbeauftragten des Verbandes berufen. Seitdem steckt die Deutsch-Türkin, die zuvor beim DFB tätig war, jede Menge Zeit und Energie in das Ehrenamt. Sie wirbt bei Deutschen, ihre Vorurteile über Bord zu werfen, und erklärt Zugewanderten geduldig, was es mit dem deutschen Modell „Ehrenamt“ auf sich hat und wie wichtig es ist, dass auch Mitglieder mit Migrationshintergrund mitmischen, Verantwortung übernehmen und Gesicht zeigen. Parallel wird an einem Integra-
tionskonzept gearbeitet, das Vorbild für weitere Verbände werden könnte. www.fvm.de
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Die Meister-11
Titel
Name: Katja Löffler Ort: Hamburg Gegründet: 2006 Ziel: Fußball für Blinde & Sehbehinderte
BlindenfuSSballteam Dass auch Blinde und Sehbehinderte schnellen und torgefährlichen Fußball spielen können, wissen die wenigsten. Ein Guide hilft durch Zurufe bei der Orientierung, der Ball enthält eine Schelle und kann so lokalisiert werden. Die Torwarte können natürlich sehen. Katja Löffler hatte bereits für die Einrichtung von Blindenhörplätzen am Millerntor gekämpft und gründete eine Blindenfußballmannschaft im 1. FC St. Pauli – und zwar nicht als separate Behindertensportabteilung, sondern ganz regulär bei der Amateurabteilung Herren. Heute ist sie zusammen mit ihrem Mann TeamKoordinatorin sowie Mannschaftskapitänin. Die Mannschaft vom 1. FC St. Pauli ist übrigens Mitglied der deutschen Blindenfußballliga – auch die gibt es! 32
www.fcstpauli.info
Die Meister-11
Titel
Name: Jürgen Griesbeck Ort: weltweit Gegründet: 2002 Ziel: Fußballorganisationen vernetzen
streetfootballworld Der Name streetfootballworld benennt die wichtigsten Koordinaten des Sozialunternehmens: Es geht um Straßenfußball und der Aktionsradius ist global. Der Gründer und Geschäftsführer, Jürgen Griesbeck, hatte die Idee, kleine Fußballorganisationen zu unterstützen, die sich für ganz konkrete soziale Veränderung vor Ort einsetzen. Er macht dies aber nicht durch klassische Fördermittel. Er vernetzt die Organisationen miteinander und hilft ihnen beim Wachsen. Die Wirkung die die Projekte erzielen, steigt auf diese Weise stetig. Als Partner hat er ebenso Unternehmen gewonnen wie auch große Fußballverbände, die verstanden haben, dass nachhaltiges Wirtschaften auch soziale Verantwortung verlangt. Auf den folgenden Seiten erklärt Jürgen
Griesbeck genauer, wie soziales Geschäftsmodell funktioniert. www.streetfootballworld.org
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Titel
streetfootballworld ist vieles: Netzwerk, Empowerment-Agentur, Sozialunternehmen. streetfootballworld unterstützt kleine Fußball-Organisationen auf der ganzen Welt, hilft ihnen, effizienter zu arbeiten, schneller zu wachsen, mehr Menschen zu erreichen und auf diese Weise für soziale Veränderung zu sorgen. Finanziert wird die Arbeit des Sozialunternehmens unter anderem von Regierungen, Wirtschaftsunternehmen, Stiftungen, Sozialinvestoren, der FIFA und der UEFA. Enter sprach mit dem Gründer und Vorstand Jürgen Griesbeck über sein besonderes Geschäftsmodell und die Vision, die dahintersteht.
Die Meister-11
Warum setzt Ihr Sozialunternehmen gerade auf Fußball? Ich hatte zuerst nicht mehr als jeder andere mit Fußball zu tun. Ich lebte in Kolumbien, als ein Freund der Familie im weitesten Sinne wegen des Fußballs ermordet wurde. Ich habe dann in den folgenden Jahren ein Modell entwickelt, wie man mittels Fußball gewaltbereite Jugendliche erreichen kann. Ich habe gemerkt, dass es eine ganze Menge Organisationen gibt, die den Fußball nutzten, um gesellschaftliche Probleme effizienter zu lösen, die aber nicht miteinander in Kontakt waren, nicht von ihren jeweiligen Erfahrungen lernten und das Rad häufig neu erfanden. Die Idee war, diese zu vernetzen und systematischer zu unterstützen - damit war streetfootballworld geboren. Darüber hinaus hat der Fußball einfach ein außergewöhnliches Potenzial, um soziale Veränderung zu erreichen: Neben der kritischen Masse ist es auch das Kapital, das der Fußball bewegt. Fußball ist eine globale Sprache, die jeder versteht: der Vorstandsvorsitzende genauso wie der Slumbewohner. Die Leidenschaft für den Sport bringt vollkommen unterschiedliche Lebenswelten zusammen. Im streetfootballworld-Netzwerk sind 84 Fußball-Organisationen versammelt. Worin besteht Ihre Arbeit als Manager des Netzwerkes? Alle diese Organisationen haben sich aus eigener Kraft mit eigener Motivation gegründet, um soziale Verände-
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rungen in ihrem Umfeld herbeizuführen. Und alle haben irgendwann den Fußball als Beschleuniger für das Erreichen dieses Ziels entdeckt. Wir selbst rufen also keine Projekte ins Leben, sondern wir identifizieren bestehende Organisationen, in denen wir das Potenzial sehen, zu Referenzorganisationen und Netzwerkknoten in ihren Regionen zu werden. Es wird genau geprüft, ob die Netzwerk-Mitgliedschaft für beide Seiten Sinn macht. Für uns macht sie Sinn, wenn die Organisation bereit ist zu wachsen und im Netzwerk zu arbeiten, also ihr Wissen zu teilen und auch Verantwortung über ihre eigene Organisation hinaus zu übernehmen. Die Organisationen selbst haben davon den Vorteil, global mit einer Stimme sprechen zu können, global konsistent zu kommunizieren und an Partnerschaften teilzuhaben, die an einer weltweiten Reichweite interessiert sind. Und die konkrete Vernetzung untereinander? Worüber tauscht sich das kambodschanische mit dem kolumbianischen Team aus? Vernetzung findet zum einen regional statt, das hat ganz praktische, aber auch kulturelle Gründe. Dann aber gibt es auch einen Austausch, der sich über das Arbeiten in demselben Themenfeld ergibt. Wenn das Thema beispielsweise die Aufklärung bezüglich der Gefahren von Landminen ist, dann kann es natürlich auch zwischen Organisationen aus Kambodscha und Kolumbien einen sehr fruchtbaren Austausch
Titel
geben. Im Fall von HIV/Aids oder Gewaltprävention kommen dann wiederum andere Koalitionen zum Tragen. Das Spannende: Sie machen das Ganze nicht als Non-Profit, sondern explizit als soziales Profit. Wie kommen Geldgeber oder Kunden ins Spiel? Wir glauben, dass sich ein Sozialunternehmen nur dann langfristig entwickeln kann, wenn es neben diversen externen Einnahmequellen auch eigene Einnahmen generiert, die dann natürlich zu 100 Prozent in die gemeinnützigen Aktivitäten fließen. Schaut man sich zudem die steuerrechtliche Lage in Deutschland an, so kann man gar nicht anders, als sich so zu konstituieren, wenn man Beratungsleistungen für Unternehmen wie Sony oder Adidas erbringen möchte. Was wir hier machen, wird als Dienstleistung interpretiert und entsprechend besteuert. Aber wir haben uns auch ganz bewusst als Sozialunternehmen gegründet und wollen zeigen, dass auch im Gemeinwohlbereich effizient und vor allem mit Fokus auf die tatsächlichen Wirkung gearbeitet wird. Wie sieht die große Vision dahinter aus? Im Fußballsektor zirkuliert eine ganze Menge Kapital, das aber kaum sozial verantwortlich genutzt wird. Wir sind mit Klubs und Regionalverbänden im Gespräch, mit Sportrechteunternehmen, Sponsoren, Medien, um zu überlegen, wie ein Teil dieses Kapitals zurückfließen kann in Richtung sozialer Entwicklung. Das große Ziel ist 35
Titel
am Ende, dass das Kapital im Fußball systematisch einen angemessenen Beitrag zu sozialer Veränderung leistet, das dort eingesetzt wird, wo es am meisten bewirken kann. Die FIFA, die UEFA oder der FC Barcelona machen es bereits vor und investieren 0,7 Prozent ihres Umsatzes in soziale Verantwortung. Das wollen wir flächendeckend für die ganze Branche erreichen. Das kann über Anteile an Transfergeldern, an Tickets, an Spielergehältern, an Medienrechten und vielen Stellschrauben mehr laufen. Die Konzeption ist ambitioniert und sicherlich in Deutschland gewöhnungsbedürftig. Müssen Sie viel Überzeugungsarbeit für Ihre Idee leisten? Wie sieht es mit Widerständen aus? Es gibt natürlich strukturelle Widerstände. Die Welt ist noch weit von dem entfernt, was ich gerade skizziert habe. Wir sind aber davon überzeugt, dass man zukünftig als Unternehmen nur dann erfolgreich arbeiten wird, wenn man auf die Frage nach der sozialen Verantwortung eine überzeugende und glaubwürdige Antwort findet. Diese Erkenntnis kann schmerzhaft für Unternehmen sein, weil sie Grundpfeiler, wie den exklusiven Fokus auf die finanziellen Kennzahlen und die ungeheuer starke Brand-Orientierung, infrage stellt. Andererseits will man ja eine überlebensfähige, nachhaltige Welt, in der es auch übermorgen noch Kunden bzw. Konsumenten gibt. Das beides zusammenzubringen, ist die große Herausforderung. Bislang ist 36
Die Meister-11
diese Vision nicht integraler Bestandteil der Anforderungen an einen erfolgreichen Manager, auch wenn es hier zum Beispiel in den USA schon Bewegung in diese Richtung gibt. Hier müssen nämlich auch die PublicBenefit-Kennzahlen, also der Beitrag, den man zur Nachhaltigkeit leistet, stimmen. Das ist aber bei weitem noch nicht Mainstream. Macht es für Unternehmen einen Unterschied, ob sie als Profit oder NonProfit auftreten? Auch das ist gewöhnungsbedürftig. Mit dem Begriff „Sozialunternehmen“ tun sich die Leute noch immer schwer. Wir orientieren uns damit ja bewusst am Wirtschaftsbereich und wollen sagen, dass wir im sozialen Bereich genauso effizient und professionell und am Ziel orientiert arbeiten. Andererseits wollen wir auch nicht alles aus der Wirtschaftswelt übernehmen. Schließlich wurde ein Großteil der heutigen Probleme durch diese Logik verursacht.
Gewinnspiel 2
zwei Kodak PlaySport ZX3 HD-Kameras Pünktlich zum Start der Sommerferien verlost Enter zwei Kodak PlaySport ZX3 HDKameras Schreiben Sie auf unsere Facebook-Pinnwand oder per E-Mail (redaktion@entermagazin.de), wofür Sie sich engagieren und warum gerade Sie und Ihr Projekt die Video-Kamera brauchen. Und wenn Sie gewinnen, freuen wir uns über einen selbst gedrehten Clip von Ihnen, den wir online präsentieren werden! Die Kameras hat uns freundlicherweise Yomoy – das Gadgetparadies zur Verfügung gestellt.
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Titel
Die Meister-11
FuSSball bedeutet Wertsch채tzung
Foto: Getty
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Die Meister-11
Die Wolfsburgerin gehörte bereits 2003 und 2007 zum WM-Kader und holte beide Male den Titel. 93 Länderspiele hat Martina Müller bereits bestritten und dabei 30 Tore erzielt. Mit Enter sprach sie darüber, was man mit Fußball bei Kindern und Jugendlichen bewegen kann. Die Fragen stellte Henrik Flor
Was ist das Wichtigste, das Sie beim Fußball gelernt haben? Ich habe gelernt, mich in eine Gruppe zu integrieren und Konflikte gemeinschaftlich zu lösen. Das hilft nicht nur im Sport, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Außerdem wird mir durch den Fußball immer wieder bewusst, dass mir ein Mannschaftssport einfach viel mehr Spaß macht als eine Einzelsportart. Wie kann Fußball Kindern und Jugendlichen helfen, die es im Leben nicht einfach haben? Gerade Kinder und Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten, erhalten von ihrem Umfeld oft zu wenig oder gar keine Beachtung. In einer Mannschaftssportart wie dem Fußball, in der man unter Gleichaltrigen ist und in der es wichtig ist, als Gruppe aufzutreten, bekommen sie oft die nötige Wertschätzung, die sie brauchen. Sie bekommen das Gefühl gebraucht zu werden. Das ist wichtig – für jeden. Hier kann der Fußball viel bewegen.
Titel
Werden Fußball-Projekte genug gefördert? Das kann ich nicht genau sagen, da ich mich zu wenig in diesem Themenfeld auskenne. Aber das, was ich mitbekomme, sind viele Projekte und eine gute Förderung von Seiten des DFB und anderen Organisationen. Wofür engagieren Sie sich selbst? In letzter Zeit habe ich mich als Schirmherrin für das Projekt „Heimspiel 2011“ engagiert. Daran konnten Mannschaften teilnehmen, in denen mindestens zwei Spielerinnen einen Migrationshintergrund haben. Sie mussten sich dabei als Team präsentieren, zum Beispiel durch selbst getextete Lieder oder eigens dafür gebastelte Plakate. Der Sieger durfte zusammen mit der Musikschule Hannover seinen eigenen Team-Song im Studio aufnehmen und ein Musikvideo dazu drehen. Das hat uns allen richtig viel Spaß gemacht. Ihr Wunsch für die WM – außer dem Titelgewinn? Wünschen würde ich mir, dass alle Spielerinnen 100-prozentig fit bleiben und sich niemand verletzt. Dann können wir vor einer tollen Zuschauerkulisse gute Spiele zeigen. Außerdem wäre es schön, wenn das Wetter mitspielt. 41
MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
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Marketing für kleine Projekte – mit wenig viel erreichen
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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
So unterschiedlich gemeinnützige Projekte, Initiativen und Verbände auch sind – eines haben sie in der Regel gemeinsam: Der Enthusiasmus ist groß, aber das Budget klein. Wie gelingt es, mit wenig Geld Unterstützer zu mobilisieren, Spenden zu sammeln und die konkrete Projektarbeit zu leisten? Gemeinnützige Organisationen sollten sich nicht davor scheuen, von dem Wissen zu profitieren, mit dem bereits viele Unternehmen erfolgreich arbeiten. Was bei der Bindung von Kunden funktioniert, lässt sich hervorragend übertragen auf die Kommunikation mit Unterstützern von gemeinnützigen Projekten. Die Enter-Akademie macht vor, wie es geht: Schritt für Schritt in den kommenden zwölf Ausgaben. 44
MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
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Fundraising: Stiftungen & Sponsoren Fundraising kennt viele Kanäle und Instrumente. In dieser Akademie-Lektion soll es um Förderungen gehen, die Stiftungen zur Verfügung stellen sowie um Ressourcen, die Sponsoren bereitstellen. Erfahren Sie hier, welche Wege aussichtsreich sind, und welche Umwege Sie sich ersparen sollten. Welche Stiftung soll es sein? Das Wichtigste zuerst: Es herrscht der verbreitete Irrglaube, dass alle Stiftungen ein beträchtliches Vermögen verwalten und auch fremde Projekte unterstützen. Tatsächlich gehört ein großer Teil der Stiftungen in Deutschland zu den Treuhandstiftungen. Das sind unselbstständige Stiftungen, deren Vermögen von Treuhändern im Sinne des Stiftungszwecks verwaltet werden. Andere Stiftungen sind für die Finanzierung eines eng definierten Zwecks eingerichtet worden – etwa die Finanzierung eines Altenstiftes. Auch hier werden fremde Projekte, die auf der Suche nach einem Geldgeber sind, keinen Erfolg haben. Bei den übrigen Stiftungen gilt es zwischen operativen und fördernden Stiftungen zu unterscheiden. Erstere stellen in der Regel eigene Projekte auf die Beine und sind nicht daran interessiert, andere Unternehmungen zu finanzieren – auch wenn es hier durchaus Ausnahmen gibt. Interessant für Projekte auf der Suche nach Finanzmitteln sind also die fördernden Stiftungen mit einem inhaltlichen Fokus, der zu Ihrem Projekt passt. Es gibt zentrale Aufstellungen von Stiftungen in Deutschland wie das Verzeichnis deutscher Stiftungen, das vom Bundesverband Deutscher Stiftungen herausgegeben wird. Es präsentiert fast 20.000 Stiftungen in gedruckter Form oder auch auf DVD. Eine Stiftungssuche wird zudem online angeboten.
Der richtige Projektantrag Es empfiehlt sich, nicht planlos detailliert ausgearbeitete Projektpläne an fördernde Stiftungen zu schicken. Nehmen Sie die Homepage der jeweiligen Stiftung als Ausgangspunkt. Vergewissern Sie sich per Telefon, ob ein Projektan-
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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
Akademie
trag bei diesem Adressaten überhaupt sinnvoll ist. Machen Sie sich dazu einen kurzen Telefonleitfaden, damit Sie alle wichtigen Informationen zu ihrem Vorhaben souverän präsentieren können. Fragen Sie nach formalen Kriterien für einen Antrag: Was ist zu beachten? Wie umfangreich sollen die Unterlagen sein? Was darf auf keinen Fall fehlen? Auf einigen Stiftungs-Webseiten finden sich genaue Angaben dazu. Halten Sie sich möglichst präzise an diese und überschätzen Sie nicht den kreativen Spielraum.
Wettbewerbe Ein anderer Kanal, finanzielle Zuwendungen von Stiftungen zu erhalten, sind Wettbewerbe, die Stiftungen, aber auch andere Institutionen veranstalten. Häufig ist die Konkurrenz nicht so groß, wie man vermuten würde, sodass sich eine Teilnahme lohnt. Ein Verzeichnis von Wettbewerben und Förderpreisen findet sich hier: http://www.buergergesellschaft.de/aktuelles/wettbewerbeund-foerderpreise/10/
Coaching durch Stiftungen Eine interessante Förderung der Stiftungen hat keinen finanziellen Charakter. Es gibt Stiftungen, die Mentoren- oder Coaching-Programme für Gemeinwohlprojekte anbieten. Für dieses bewirbt man sich wie bei einem Wettbewerb. Den Siegern winkt kein Geldpreis, sondern ein Programm, das zum Ziel hat, das Projekt zu professionalisieren. Es gibt beispielsweise Wochenendseminare, in denen Freiwilligenmanagement oder die Grundlagen von Öffentlichkeitsarbeit vermittelt werden. Machen Sie sich kundig, welche Stiftungen (es sind meist die größeren) ein solches Angebot machen.
Vielfältige Unterstützung durch Sponsoren Sponsoren sind eine andere, vielversprechende Möglichkeit, Unterstützung für ein Projekt zu gewinnen. Sponsoren können Einzelpersonen, Unternehmen, andere Projekte oder Institutionen sein, die mit Geld, Sachleistungen, Ausstattung oder Infrastruktur behilflich sind. Das kann die Digital-Druckerei sein, die einen großen Banner für den Tag der offenen Tür kostenlos produziert, das Schreibwarengeschäft, das für das Sommerfest Straßenkreide zur Verfügung stellt oder das Bauunternehmen, das für den Bau eines Kinderspielplatzes am Wochenende einen Bagger plus Führer bereitstellt. Sponsoring ist in punktueller Form denkbar – also für Veranstaltungen, Aktionen oder
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Akademie
MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
Kampagnen, aber auch als kontinuierliche Unterstützung von Gemeinwohlprojekten. Manch ein Mitarbeiter in einem Gemeinwohlprojekt hat vielleicht keine Lust auf das vermeintliche „Klinkenputzen“. Dieser wird aber erstaunt sein, dass man häufig offene Türen einrennt, wenn man für eine gute Sache Unterstützung sucht. Meist ist es einfacher, Sachmittel oder Infrastruktur als Geld zu akquirieren. Am aussichtsreichsten ist die Akquise, wenn man planvoll vorgeht.
Den geeigneten Sponsor finden Tragen Sie zusammen, in welchem Bereich Ihr Projekt arbeitet. Welche Unternehmen arbeiten – gerade in Ihrer Stadt oder Ihrer Kommune – in derselben „Branche“? Gibt es vielleicht einen Outdoor-Ausstatter, der dem Klettergarten, in dem Jugendliche soziale Kompetenzen trainieren, mit Material unter die Arme greifen kann? Damit es nicht bei einem einseitigen Nehmen bleibt, kann das Projekt in Aussicht stellen, dass der Sponsor in Publikationen, wie Flyern, Broschüren oder Aushängen genannt wird, oder in anderen Formen der Außendarstellung präsent ist. Umgekehrt darf der Sponsor gerne mit seinem Engagement für die gute Sache werben.
Unternehmen richtig ansprechen Bei größeren Unternehmen gibt es so genannte CSR-Abteilungen. CSR steht für Corporate Social Responsibility und bezeichnet den Teil des Unternehmens, bei dem alle Gemeinwohl-Aktivitäten zusammenlaufen. Diese Abteilungen sind wichtige Ansprechpartner, wenn Sie Unterstützung von einem Unternehmen erwarten. Informieren Sie sich vorab, ob eine Zusammenarbeit möglich oder überhaupt sinnvoll ist und unter welchen Voraussetzungen. Ein kurzer Anruf kann hier eine Menge ersparen. Es ist wenig aussichtsreich, prophylaktisch lange Selbstdarstellungen zu verschicken – was Sie an den potenziellen Sponsor senden, sollte immer auf den Punkt formuliert sein, gerne etwas emotional und wenn möglich, mit einem klar definierten Mehrwert für das Unternehmen. In der nächsten Ausgabe: Wenn Staat & Verwaltung fördern
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Agenda
Tipps & Termine
7. Juli - 31. August
Förderpreis Aktive Bürgerschaft 2012
Zum 14. Mal wird der Förderpreis der Aktiven Bürgerschaft ausgeschrieben. Insgesamt 40.000 Euro werden in vier Kategorien an besonders erfolgreiche Bürgerstiftungen vergeben. Wettbewerbsschluss ist der 16. August 2011. w w w . a k t i v e - b u e r g e r s c h a f t . d e
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Camp
“Für ein Hamburg das lebt & rockt” - unter diesem Motto findet vom 26.-28. August das Urban Camp Hamburg statt. Hamburger und Nicht-Hamburger, die sich für einen sozialen Wandel der Stadt von unten stark machen, sind aufgerufen, zusammen konkrete Projekte weiterzuentwickeln und anschließend in einem Bar Camp Erfahrungen auszutauschen. h t t p : / / u r b a n c a m p . m i x x t . d e
T agung
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W ohlfahrt s pflege
Ein neues Miteinander von Familie, Engagierten und professionellen Diensten im Quartier zur Begleitung von hilfs- und pflegebedürftigen Menschen fördern - das ist das Ziel der Fachtagung des „Netzwerks: Soziales neu gestalten“ am 13. September in Berlin. Die Tagung richtet sich an Führungskräfte aus Sozialwirtschaft, Wohlfahrtsverbänden, Politik und Verwaltung. w w w . n e t z w e r k - s o n g . d e
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eport
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Der Themenreport „Erfahrungssache 55+ wirkt!“ des gemeinnützigen Analysehauses PHINEO stellt 13 55+-Projekte vor, die besonders wirkungsvoll und transparent arbeiten. Sie stehen beispielhaft für das Potenzial dieser Generation in Sachen Engagement, das bislang nur zu einem Bruchteil ausgeschöpft wird. w w w . p h i n e o . o r g 50
„So wie wir von den Erfindern technischer Innovation fasziniert sind, so müssen wir uns für Diejenigen begeistern, die gesellschaftliche Lösungen entwickeln und selbst anwenden.“ Elmar Pieroth (Vorstand der Stiftung Bürgermut und Gründer der WIV Wein International AG)
Die WIV ist die weltweit führende Unternehmensgruppe im Wein-Direktvertrieb und der größte Weinvermarkter Deutschlands mit einem Jahresumsatz von über 450 Mio. Euro. Mit über 40 eigenständigen Unternehmen in 23 Ländern und 5.400 Mitarbeitern ist die WIV weltweit vertreten. Wir sind davon überzeugt, dass der Schlüssel zum Erfolg auf dem Engagement und der Eigeninitiative von Menschen beruht, sowohl im unternehmerischen als auch im sozialen Bereich. Deswegen fühlen wir uns der Stiftung Bürgermut besonders verbunden. 1 % unseres Jahresgewinnes kommt der Stiftung zugute.
10 Euro Einkaufs-Gutschein Sie erhalten bei Vino ab einem Einkaufswert von 30,– EUR eine Ermäßigung in Höhe von:
10,- EUR
Gutschein einlösen? So geht‘s! Legen Sie Ihre Produkte in den Warenkorb Klicken Sie im Warenkorb auf „Gutschein einlösen“ Geben Sie folgenden Gutschein-Code ein: Oder
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Wir laden Sie ein, die fachliche Kompetenz, unsere innovativen Vertriebsideen und unsere faszinierenden Produkte bei unserem Tochterunternehmen Vino – Weine und Ideen GmbH kennen zu lernen. Entdecken Sie den vielfältigen Genuss!
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Impressum
www.entermagazin.de Die nächste Ausgabe erscheint am 1. September 2011.
Impressum Herausgeber: Uwe Amrhein Redaktion: Henrik Flor, Sebastian Esser Cover: Fotgraf: Tom Plawecki. Location: METRO Fußballhimmel Mit Dank an die Metro AG für die sonnigen Stunden. Design: Markus Nowak, Supermarkt Studio Propststraße 1 10178 Berlin Telefon +49 / 30 24 08 31 53 Telefax +49 / 30 88 16 70 redaktion@entermagazin.de www.entermagazin.de ENTER erscheint in Kooperation mit der Stiftung Bürgermut.