20. 03. 2014 #32
Z e Zehhnn TTooddssic ichheerree W W ege in ins AAus
24 . U N D 25. M Ä R Z 2 0 1 4 H E I N R I C H - B Ö L L- ST I F T U N G BERLIN
W W W. R EC A M PA I G N . D E
Mit Sprechern von: A M N E S T Y I N T E R N AT I O N A L , der U D K B E R L I N , G R E E N P E A C E , S K AT E I S TA N und dem B E R L I N E R E N E R G I E T I S C H . 350 Gäste aus NGOs, Stiftungen und Politik diskutieren: Welche Chancen stecken in der Allgegenwärtigkeit mobiler Vernetzung? Wie schafft
man den Sprung von der analogen zur digitalen Organisation? Und wie können aus losen Netzwerken dauerhafte Bewegungen entstehen?
Editorial
Von Zahlen und Wahlen
Als der Bürger, nein, der Einwohner Hoeneß noch nicht entfernt an eine Gefängnisstrafe denken musste, gab er einmal sinngemäß im Interview zu Protokoll: Er würde sogar mehr Steuern zahlen, wenn er denn auch bestimmen könne, was mit dem Geld geschieht. Vielen leuchtet diese Haltung ein. Kein Wunder in Zeiten, in denen Milliarden unter anderem in ewigen Flughafenbaustellen versickern. Richtig ist die Idee trotzdem nicht. Es ist ja gerade das Wesen der Steuer, dass Bürger (im Gegensatz zu Einwohnern) damit Gemeinschaftsaufgaben mitfinanzieren, auch wenn diese nicht in ihrem eigenen Interesse liegen. Von diesem Grundsatz mal ganz abgesehen, vergaß der Einwohner Hoeneß bei seiner Forderung nach einer direkten Mitbestimmung des Steuerzahlers eine wichtige Vorraussetzung: Dazu bräuchte es eine Form von Bürgerengagement, die real nicht existiert. Das Konzept der Bürgerhaushalte ist praktisch gescheitert – mangels interessierter Bürger. Und wenn Städte und Gemeinden zu Beteiligungsverfahren aufrufen, sei es um das neue Pflaster
für den Marktplatz gemeinsam auszusuchen oder ein Großprojekt anzugehen, sitzen die Bürgermeister oft einsam mit ihren Amtsleitern im Rathaussaal. Übrigens: Drei Tage nach dem Urteil über den Einwohner Hoeneß war Kommunalwahl in seinem Heimatland. Bei keiner anderen Gelegenheit können Menschen direkter über den Einsatz ihres Geldes bestimmen. In München wollte das weit weniger als die Hälfte. Noch Fragen, Uli?
Uwe Amrhein ist Herausgeber von Enter.
Diesen Beitrag kommentieren
1
Weltbeweger
Weltbeweger
2
Weltbeweger
Die Website von Unserkleiderschrank.de funktioniert wie eine gigantische Klamottentauschparty – nur, dass auch soziale Projekte davon profitieren. Wer Kleidungsstücke entbehren kann, schickt sie einfach an den Online-Marktplatz, der Rest wird dort übernommen. Für jedes Stück, das jemand anderes haben möchte, erhältst du eine Anzahl von Knöpfen – der virtuellen Währung des Projekts. Mit diesen kannst du dann wieder andere Klamotten „ertauschen.“ Das ist ressourcensparend und zusätzlich bekommen Organisationen wie der BUND ihren Teil ab. http://weltbeweger.de/toro/resource/html#!entity.1706 www.unserkleiderschrank.de
3
Foto: Berliner Büchertisch
Diesen Beitrag kommentieren
News
News Zweite Karriere
www.rainforest-alliance.org
Diesen Beitrag kommentieren
Foto: imago
Für viele ist Gisele Bündchen schlicht ein Top Model oder die Ex von Leonardo de Caprio. Tatsächlich ist die Brasilianerin längst eine erfolgreiche Unternehmerin und engagiert sich seit langem für den Umweltschutz – erhielt dafür bereits diverse Preise. Anfang des Jahres ist sie nun in den Aufsichtsrat der Umweltschutzorganisation Rainforest Alliance berufen worden, um dort die strategische Planung mitzubestimmen.
Nicht jede Innovation muss auch eine gute Innovation sein. Die Firma Eterni.me arbeitet gerade daran, Verstorbene zumindest virtuell wieder auferstehen zu lassen. Wie Fast Company berichtet, auf sehr weltlichem Weg: Sämtliche digitalen Fußspuren werden gesammelt und mithilfe von Methoden aus der Künstlichen Intelligenz einem digitalen Avatar eingepflanzt. Mit diesem können Angehörige und Freunde dann chatten oder sogar skypen. Fast wie mit echten Menschen. Fast Bizarr. http://eterni.me/ 4
Diesen Beitrag kommentieren
Foto: ThinkStock
Einfach mal unsterblich
Recyclerin
Es begann mit einem Anruf. 200.000 falsch etikettierte Shampoo-Flaschen standen auf einem Betriebshof und der Chef wusste nicht wohin damit. Bei Juliane Kronen hatte es damals klick gemacht. Zusammen mit anderen Kölner Unternehmerinnen entwickelte sie ein Konzept, wie man internetbasiert Überproduktionen, Restbestände oder Muster, die sonst auf dem Müll landen, an Nonprofits vermitteln kann. Aus dem Konzept ist inzwischen das Unternehmen Innatura geworden. www.innatura.org
Foto: CC BY-NC-ND 2.0 TEDxFulbright
News
Diesen Beitrag kommentieren
Mach selbst
http://freifunk.net
Diesen Beitrag kommentieren
5
Foto: CC BY 2.0 / Steffen Voß
Diesen Beitrag kommentieren
Angesichts der Monopole weniger Telekommunikationsriesen und ausufernder Internet-Überwachung bauen mehr und mehr Menschen in Eigenregie freie Netze auf. Diese stellen ihren WLAN-Router für den Datentransfer anderer Teilnehmer zur Verfügung. Dafür kann er über das interne freifunk-Netz Daten übertragen oder über von Teilnehmern eingerichtete Dienste im Netz chatten, telefonieren und gemeinsam Onlinegames spielen. Viele stellen zudem ihren Internetzugang zur Verfügung und ermöglichen anderen den Zugang zum weltweiten Netz.
SCHÖNER SCH WIE SIE IHR P GARANTIERT WAND FAHREN Titel
6
HEITERN PROJEKT AN DIE N
Titel
Genervt von guten Ratschlägen? Das sind wir auch. Deshalb haben wir die schlechtesten zusammengestellt. So wird es garantiert nichts mit der Weltrettung. Dass die Flop Ten funktionieren, kÜnnen wir versprechen. Die Mitglieder der Enter-Redaktion haben, in unterschiedlichen Konstellationen, alle schon selbst ausprobiert.
7
Titel
Platz 1:
Sich für innovativ halten Was Sie vorhaben, das gibt es schon. Garantiert. Es gibt kaum eine Idee, die nicht schon jemand anderer hatte und umgesetzt hat. Kümmern Sie sich nicht darum. Recherchieren Sie am besten erst gar keine vorhandenen Ansätze und schon gar keine Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Organisationen, die das Gleiche wollen. Ködern Sie Mitstreiter und Geldgeber stat tdessen mit Innovationslyrik. Beschreiben Sie Ihr Anliegen und ihre Methoden als noch nie dagewesen. Ihre potenziellen Unterstützer merken dann ziemlich schnell, dass Sie sie für ahnungslos halten. Nur so werden Sie sich in kurzer Zeit den Ruf einer „Heißdüse“ erarbeiten und ziemlich sicher ohne Finanzier und andere Unterstützer dastehen.
8
Platz 2:
Die Welt retten wollen Klar, Sie könnten sich vor Ort ein konkretes Ziel setzen – zum Beispiel: 20 Schülern im Jahr vor Ort mithilfe von Mentoren zu einem Schulabschluss verh elfe n. A b er m a l e hrli c h: Machen Sie es sich nicht etwas zu einfach? Ist nicht eine gesunde Ernährung die Voraussetzung für echten Schulerfolg? Gibt es vor Ort genügend regionales Biogemüse? Ist schon ausreichend über Gen-Mais aufgeklärt worden? Springen Sie bloß nicht zu kurz, sondern suchen Sie immer nach der maximal ganzheitlichen Lösung des Problems. Sie werden dann den Kern Ihres Anliegens aus den Augen verlieren und mindestens zehn Minuten brauchen, um zu erklären, was Sie eigentlich machen. Merke: Nur, wenn Sie richtig viele Baustellen aufmachen, können Sie sicher sein, dass Ihr Projekt fulminant an der eigenen Komplexität scheitern wird.
Titel
Platz 3:
Sich mit einem Geldgeber begnügen Ist es nicht schön? Sie haben einen „big fish“ an Land gezogen und brauchen sich ums liebe Geld keine Gedanken mehr machen. Jetzt können Sie sich ganz in die Arbeit stürzen. Fund raisen sollen die anderen, die nicht so viel Glück hatten. Machen Sie sich bloß keinen Kopf um Nachhaltigkeit und was passiert, wenn die Förderung ein Ende hat – leben Sie im Hier und Jetzt. Gut, andere Projekte versuchen, weitere Sponsoren zu gewinnen, Geschäftsmodelle zu entwickeln, Spenden, Lizenzgebühren oder Mitgliedsbeiträge einzunehmen. Lassen Sie sich nicht von diesen Strebern irritieren und lassen Sie die Dinge auf sich zukommen. Platz 4:
Einen eigenen Apparat aufbauen Meine Geschäftsstelle! Mein Projektmanager! Meine Internetplattform! Kann es etwas Schöneres geben, als eine eigene Infrastruktur, die es zu unterhalten gilt? Wenn Sie es richtig anstellen, bescheren Sie Ihrer Organisation vor allem eines: Abhängigkeit, aus der Sie nicht mehr so schnell herauskommen. Wunderbar! Um den Laden dann nach dem Projekt ende zu erhalten, werden Sie immer neue Projekte erfinden und ver m arkten. Sie werden zugunsten neuer Geldquellen Ihren eigentlichen Zweck verwässern und Förderern nach dem Mund reden. Irgendwann wird Sie niemand mehr verstehen und Sie sich selbst vielleicht auch nicht. 9
Titel
Platz 6:
Die eigene Wirkung nicht kennen
Platz 5:
Belanglos netzwerken Sie sind gut vernetzt? Herzlichen Glückwunsch. Leider bedeutet das gar nichts. Denn: „Gut, dass wir drüber geredet haben“, ist leider allzu oft das Einzige, was aus vielen der berühmten „Vernetzungsgespräche“ herauskommt. Man hat sich kennengelernt, weiß, was der andere macht, und das war es auch schon. Gerade wenn Sie dabei sind, ein Projekt anzuschieben, haben Sie vor allem von einem zu wenig: Zeit! Wenn Sie diese also mit unverbindlichem Dating verplempern, können Sie sicher sein, die wesentlichen Aufgaben nicht zu schaffen. Hüten Sie sich davor, nur mit denjenigen Leuten zu sprechen, die im Sinne einer echten Arbeitsteilung wichtige Dinge gemeinsam mit Ihnen anpacken und Ressourcen teilen wollen. Das würde nämlich Zeit sparen und Ihnen ein ganz anderes Standing bei Dritten bescheren. 10
Es gibt viele gute Gründe, ein Projekt zu starten: Stärker im Mittelpunkt stehen, die Zeit totschlagen, nette Leute kennenlernen… Ach, und natürlich will man auch etwas Gutes tun. Jetzt gibt es relativ einfache Verfahren, herauszubekommen, was das Projek t eigentlich bringt, wie viele Menschen erreicht werden, ob es die Welt wirklich etwas besser macht. Aber, hey, wollen Sie sich den Stress wirklich geben? Am Ende würden Sie merken, dass einige Dinge noch verbessert werden könnten! Dann muss man sich zusammensetzen, Prozesse neu justieren und es mal nicht nach Schema F machen. Unterschätzen Sie es nicht: Das alles bedeutet Arbeit und „irgendwie“ hat es doch auch vorher funktioniert.
Titel
Platz 7:
Kein Geld fürs Management einplanen Was tun, wenn Ihr Projekt wachsen und auch Menschen anderenorts erreichen soll? Auch wenn jeder vernünf tige Mensch weiß, dass Expansion nicht ohne Management geht – hängen Sie das um Gottes Willen nicht an die große Glocke. OverheadKos ten sind nun echt nicht sexy und b e s t imm t d e nke n Förderer dann, es fließt zu wenig Geld in die eigentliche Pr ojek t ar b ei t. Wa s spricht eigentlich dagegen, den Förderantrag ein bisschen zu frisieren? Verstecken Sie doch einfach die Overhead-Kosten in anderen Posten. Wenn im Finanzierungsplan niemand auf taucht, der die Arbeit machen soll, merkt das bestimmt keiner. Und wenn doch? Es kann nicht immer alles klappen im Leben.
Platz 8:
Sich unersetzlich machen
8
Ohne Sie geht gar nichts? Sie sind der Einzige, der das Projekt wirklich kennt, die Buchhaltung durchschaut und weiß, wie der Beamer funktioniert? Sorgen Sie dafür, dass dieser Zustand nicht so schnell endet und der Laden ganz sicher zusammenbricht, wenn Sie mal weg sind. Achten Sie peinlich genau darauf, dass nichts dokumentiert wird und darauf, dass sich kein überambitionierter Kronprinz in Stellung bringt. Wem das nicht gefällt, der kann ja gehen. Eine ganze Menge Weggefährten haben das sicher schon gemacht. Die hatten gute Ideen und auch eine Menge Zeit investiert. Doch irgendwann hatten sie keine Lust mehr, immer wieder vor eine Wand zu laufen. Sei es drum.
11
Titel
Platz 10: Platz 9:
Es allen Recht machen wollen Im Grunde unseres Herzens wollen wir doch bloß, dass uns alle lieb haben. Diese Weisheit gilt ganz besonders für den Gemeinwohlsektor. Nirgends dürfte die Quote der Harmoniesüchtigen höher liegen. Man will es den anderen Freiwilligen im Projekt Recht machen – schließlich investieren sie ihre Freizeit. Man will dem Förderer gefallen – schließlich gibt er das Geld. Und dann möchte man auch mit der Kommune, der Presse, Kooperationspartnern, Trägern, Nachbarn usw. best buddy sein. Diese Haltung, oder Nicht-Haltung, hat natürlich ihren Preis: Sie werden andauernd Kompromisse machen, sich selbst zensieren, anderen nach dem Mund reden und als Gesprächspartner nicht sonderlich einprägsam sein. Und jetzt alle zusammenkommen: Group Hugging!
12
Nur für das Projekt leben Jeder kennt die Forderung nach der ausgewogenen Work-LifeBalance. Aber hat jemand schon mal von der Volunteering-LifeBala n ce ge h ör t? Aus gute m Grund. Im Gegensatz zur Erwerbsarbeit eignet sich freiwilliges Engagement hervorragend zur grenzenlosen Selbstausbeutung. Eindeutige Kennzeichen der Engagierten, die von beiden Seiten brennen: E-Mails, die mitten in der Nacht verschickt werden, endlose Konzeptpapiere, das Aufsetzen immer neuer Unterprojekte und der Zwang, auf jeder Hochzeit mittanzen zu müssen. Ziehen Sie Ihren Stiefel durch! Ihre Mitstreiter werden dann früher oder später nicht mehr Schritt halten können und das Handtuch werfen. Nur, wenn die Taktzahl hoch genug ist, trennt sich die Spreu vom Weizen. So funktioniert nun einmal das „survival of the most committed“.
Titel
Diesen Beitrag kommentieren
13
Demografie
9. Mai 2014 Köln
Beim openTransfer CAMP kommen soziale Innovatoren und Macher erfolgreicher Bürgerideen aus ganz Deutschland zusammen. Das kommende CAMP am 9. Mai in Köln wird sich ganz um das Thema „Demografischer Wandel“ drehen.
Jetzt kostenlos anmelden! opentransfer-camp.mixxt.de | #otc14
— Verantwortung für Veränderung 5. BERLINER STIFTUNGSWOCHE | 1.—11. ApRIL 2014 — www.berlinerstiftungswoche.eu Die Berliner Stiftungswoche ist eine Initiative der Berliner Stiftungsrunde.
16
16
Agenda
TIPPS & TERMINE A
usbildung
Im berufsbegleitenden Studiengang „Master of Public Policy für soziales und politisches Unternehmertum“ an der HUMBOLDT-VIADRINA School of Governance erfährt man, wie man das eigene gesellschaftspolitische Projekte umsetzt und was man dazu braucht. Bewerbungsschluss ist der 31.5.. www.humboldt-viadrina.org
W
eb
-
T
ipp
Was Schüler mit viel Engagement und der Unterstützung von professionellen Gestaltern auf die Beine stellen können, zeigt die interaktive Online-Karte Geschichtomat. Dort sind Orte jüdischen Lebens in Hamburg verzeichnet. Jeder Pinn enthält eine Text information zum Ort sowie Fotos oder ein Video. Ein Projekt, das mit jedem Monat wächst. www.geschichtomat.de
W
ettbewerb
Der Jugenddemokratiepreis wird von der Bundeszentrale für politische Bildung vergeben. Teilnehmende Projekte müssen von jungen Menschen (14-27 Jahre) initiiert und durchgeführt werden oder diese als Zielgruppe haben. Das Projekt, das am wirkungsvollsten die Demokratie in Europa stärkt, kann sich auf 3.000 Euro freuen. www.bpb.de/veranstaltungen/format/ wettbewerb/68387/jugenddemokratiepreis-2014
17
www.entermagazin.de
Impressum Herausgeber: Uwe Amrhein Redaktion: Henrik Flor Gestaltung: Simone Schubert, www.derzweiteblick.org PropststraĂ&#x;e 1 10178 Berlin Telefon +49 / 30 - 30 88 16 66 Telefax +49 / 30 - 30 88 16 70 redaktion@entermagazin.de www.entermagazin.de Enter erscheint in Kooperation mit der Stiftung BĂźrgermut und dem Engagement-Netzwerk www.weltbeweger.de.