Epiphaneia

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EPIPHANEIA Ein Ausstellungspavillon f端r das Kunstfest Weimar 2012


Projekt „Epiphaneia“

Seit 2004 findet in Weimar das weit über Deutschlands Grenzen bekannte Kunstfest „pèlerinages“ statt, das jährlich über 20.000 Besucher anzieht. Der Höhepunkt des diesjährigen Kunstfests ist die Inszenierung von Franz Liszts „Via Crucis“ durch den bekannten US-Regisseur Robert Wilson, der für das Kunstfest diese Performance entwickelt. Für dieses einzigartige Ereignis wird vor dem Veranstaltungsort in der Viehauktionshalle Weimar ein temporärer Ausstellungspavillon errichtet, in dem Installationen zum Thema „Kreuzweg“ von Künstlern aus Weimar und New York gezeigt werden. Sowohl bei der Entwicklung der Installationen als auch beim Bau des Ausstellungsgebäudes kooperiert das Kunstfest Weimar dabei mit der Bauhaus-Universität Weimar. Für den Entwurf des Pavillons wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, bei dem unser Entwurf „Epiphaneia“ den 1. Preis gewann. Der griechische Name „Epiphaneia“ bedeutet Erscheinung und verweist auf den geistigen Kontext des Musikstücks „Via Crucis“, der Vertonung der Kreuzweg-Stationen durch Franz Liszt.


Zugang zum Pavillon an der Viehauktionshalle | © Projektteam Epiphaneia 2012

Die Idee ist, durch die Verwendung bestehender Produkte einen temporären Ausstellungsraum zu errichten, der durch den Zusammenklang der Materialien eine überraschende Strahlkraft erhält. Die Bestandteile des Pavillons sind zum Großteil industrielle Wassertanks und Euro-Paletten, die durch die Verwendung und Inszenierung in der Architektur eine neue Qualität bekommen. Nach der Veranstaltung sollen alle eingesetzten Materialien wiederverwendet werden. Leitmotive des Projekts sind architektonische Klarheit und Nachhaltigkeit.


Kunstfest Weimar „pèlerinages“

Seit 2004 findet unter der künstlerischen Leitung von Nike Wagner, Urur-Enkelin Franz Liszts und Ur-Enkelin Richard Wagners, alljährlich das „pèlerinages“ Kunstfest Weimar statt. Alle Sparten der Künste bündeln sich hier zu einem fein komponierten Kulturereignis, das jedes Jahr mehrere tausend Besucher aus ganz Deutschland anlockt. Ranghohe Künstler aus Musik, Theater, Tanz, Bildender Kunst, L ­ iteratur, Film und den neuen Medien sorgen für internationale Bekanntheit des Kunstfest in der Kulturhauptstadt Weimar. Höhepunkte der letzten Jahre waren unter anderem András Schiff mit seinem Orchester Cappella Andrea Barca, die berühmte Bratschistin Tabea Zimmermann, die Pianisten Markus Hinterhäuser und Marino Formenti, Jörg und Carolin Widmann und der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard.


Eine Veranstaltung der TanzMedienAkademie im Treppenhaus der Bauhaus-Universität | © Kunstfest Weimar, Maik Schuck 2010

Der Beiname des Kunstfests Weimar „pèlerinages“ steht für Liszts Klavierzyklus „Années de pèlerinage“ - Jahre der Pilgerreise - und verweist damit gleichzeitig auf das reiche musikalische Erbe Liszts als auch die stetige Entwicklung der Musik in der Gegenwart. Motto des Kunstfests Weimar ist alljährlich ein Werktitel Franz Liszts, dieses Jahr steht es im Zeichen der „Anrufung“ („Invocation“).


Via Crucis

Mit Studierenden aus Weimar und Künstlern aus den USA entwickelte der amerikanische Regisseur und Lichtkünstler Robert Wilson in mehreren Workshops eine Inszenierung von Franz Liszts Kreuzwegvertonung „Via Crucis“ für das Kunstfest Weimar 2012 vom 1. bis 8. September. Die Veranstaltung soll sich in zwei Teile gliedern, die sich gegenseitig durch die Ausbildung von Kontrasten verstärken. Der erste Teil ist die Ausstellung der Installationen im Pavillon vor der Viehauktionshalle, wo es sehr laut, hell und chaotisch sein soll. Im zweiten Teil folgt das sehr ruhige Musikstück Liszts in der dunklen und weitläufigen Viehauktionshalle, das durch den Prolog noch besinnlicher und ruhiger wirkt. Thema der Installationen ist der Kreuzweg und das Leiden Jesus im weitesten Sinne, wobei die Studenten der Visuellen Kommunikation und der Mediengestaltung auf unterschiedlichste Medien und Darstellungstechniken zurückgreifen. Damit die Veranstaltung „Via Crucis“ ein voller Erfolg wird, arbeiten wir als Architekturstudenten bereits frühzeitig mit den Künstlern zusammen, um auf die Anforderungen der Installationen einzugehen und rechtzeitig Lösungen zu entwickeln.


Robert Wilson beim Workshop in Weimar | © Kunstfest Weimar, Maik Schuck 2012

Robert Wilson inszenierte zahlreiche populäre Stücke, unter anderem „Einstein on the Beach“ zusammen mit Philipp Glass sowie Inszenierungen bekannter Theaterstücke in Berlin, Paris, New York oder Los Angeles. Auch für dieses Projekt ist internationale Aufmerksamkeit garantiert, entsteht hier doch eine einmalige Zusammenarbeit kreativer Köpfe: Robert Wilson, die Hochschule für Musik Franz Liszt und die Bauhaus-Universität.


Pavillonkonzept

Innenraumperspektive | © Projektteam Epiphaneia 2012

Als Prolog zur „Via Crucis“-Inszenierung nimmt der Ausstellungspavillon eine wichtige Rolle innerhalb des Gesamtkunstwerks ein. Er ist kontrastierendes Gegenstück zum Ort der Franz Liszt-Aufführung, der Viehauktionshalle, und verstärkt das kontemplative Erleben der besinnlichen Musik. Die Architektur ist Hülle für die Kreuzweg-Interpretationen der Künstler und bildet mit diesen zusammen einen lauten, hellen, engen und chaotisch erscheinenden Raum.


Der Entwurf besteht aus schon existierenden Produkten der Industrie oder der Veranstaltungstechnik, die für den Ausstellungsbau umfunktioniert und danach in ihrer ursprünglichen Funktion weiterverwendet werden. Besonders die verwendeten IBC-Wassertanks erreichen durch den Einsatz als architektonisches Element im Zusammenhang mit der Beleuchtung eine neue überraschende Qualität. Eine Qualität, die im Produkt enthalten ist und nun kreativ genutzt wird.


Pavillonkonstruktion

Querschnitt M 1:100 | © Projektteam Epiphaneia 2012 6,00

4,80

2,40

6,00

20,53

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2,20

385

14,20

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14,20

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Die Hauptelemente des Ausstellungspavillons „Epiphaneia“ sind IBC, industrielle Wassertanks, die gewöhnlich zum Transport oder zur Lagerung von Flüssigkeiten verwendet werden. Die Tanks sind zur effizienten Lagerung bis zu vierfach stapelbar, die Verwendung als tragendes Architekturelement ist allerdings ein neuer Ansatz, der bislang so noch nicht verfolgt wurde. Die experimentelle Konstruktion besteht aus den Tanks, die auf eine ebene Fläche gestellt werden und zur Standsicherheit mit Wasser befüllt werden. Auf den Tanks liegen Bühnentraversen, über die eine Textilmembran gespannt ist. Die relativ geringen Drucklasten des Dachs werden von den IBC abgetragen, die Zuglasten durch den Windsog nehmen um die Tankstapel gelegte Zurrgurte aus dem Transportwesen auf. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Bühnentechniker des Kunstfests und einem externen Statiker ist gewährleistet, dass die Konstruktion fach- und sachgerecht ausgeführt wird.


Grundriss M 1:200 | © Projektteam Epiphaneia 2012

Im Verlauf der Ausführungsplanung testen wir an vorhandenen Muster-Tanks verschiedene Beleuchtungsvarianten der IBC um die beste Erscheinung des Pavillons und die gewünschte Strahlkraft zu erzeugen. Auch für den Bauantrag und den erforderlichen statischen Nachweis dokumentieren wir durchgeführte Belastungstests am Objekt.


Standort Viehauktionshalle Weimar

Lageplan M 1:2000 | © Projektteam Epiphaneia 2012

Veranstaltungsort des Kunstfests ist die Kulturstadt Weimar in der Mitte Deutschlands. Mit den Stätten der Weimarer Klassik und des Bahauses ist die Unesco-Weltkulturerbestadt nicht ohne Grund zur Kulturhauptstadt Europas 1999 ernannt worden. Doch nicht nur die reiche Geschichte macht Weimar zum Ort für Kunst und kulturellen Austausch, auch die Studenten der zwei Universitäten Hochschule für Musik Franz Liszt und Bauhaus-Universität tragen durch ihre Arbeiten zum Ruf der Stadt als internationale Kreativwerkstatt bei. In der Zusammenarbeit des renommierten Kunstfests Weimar und der experimentierfreudigen Bauhaus-Universität entsteht nun das Projekt „Via Crucis“ für das Kunstfest Weimar 2012. Veranstaltungsort ist die Weimarer Viehauktionshalle, die 1937 in direkter Nähe des ehemaligen Güterbahnhofs erbaut wurde. Die große Spannweite von 35m wird stützenfrei durch eine steil aufsteigende Holzbinderkonstruktion überbrückt, die heute wegen der besonderen Bauweise unter Denkmalschutz steht. Der Ausstellungspavillon soll südlich der Halle errichtet werden, wo er für ­Reisende auf der Bahnstrecke Frankfurt-Erfurt-Leipzig-Berlin gut sichtbar ist und schon von weitem für Aufmerksamkeit sorgt.


Die Viehauktionshalle von Süden | © Projektteam Epiphaneia 2012

Die Viehauktionshalle wurde in den letzten Jahren regelmäßig als Veranstaltungsort für Tanz und Theater genutzt und ist auch in der internationalen Kunstszene ein Begriff. Der Eigentümer der Viehauktionshalle und des umliegenden Geländes ist die Konsumgenossenschaft Weimar, die über das Gebäude einen Image-Film erstellt hat: http://www.konsum-weimar.de/konsum_viehauktion_image.php


So erreichen Sie uns

Wir, das sind von links nach rechts: Andrea Heidecke, Katja Weise, Michael Protschky, Carina Dudda, Julian Gerstner

Projektteam „Epiphaneia“ Berkaer Str. 21, 99425 Weimar 03643/583105 epiphaneia@archit.uni-weimar.

http://architektur-epiphaneia.blogspot.de/

gefördert durch den

Foto oben © Projektteam Epiphaneia 2012 Außenperspektive erste Seite © Projektteam Epiphaneia 2012


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