The Epoch Times Deutschland 01-06-2011

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epochtimes.de

Chinas Spion in Deutschland vor Gericht Seite 3

1. Juni - 14. Juni 2011 / Nr. 283 / 7. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

Fliegen mit der Kraft der Sonne Seite 4

Korruption durch Zeitdruck und Habgier? Seite 5

Die Königliche Porzellan Manufaktur lädt ein Seite 12/13

Bionik und Innovation in der Schifffahrt Wie können Schiffe unsere Küsten, Meere und das Klima weniger belasten? Der Mittelstand hat dazu die Chance.

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Mikrokredite: Nobelpreisträger gekündigt Der Geschäftsführer der Grameen Bank Muhammad Yunus verlor Anfang Mai ein Berufungsverfahren und wurde gekündigt.

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Wenn ich male, wachse ich An einem ungewöhnlichen Ort, in der ehrwürdigen und renommierten Bremer Silberfabrik Koch & Bergfeld, stellt der Maler Dirk Beckdorf seine starken und zarten Bilder aus.

F O T O : A F P, © C A R E N A LT

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Zukunft ist möglich. Franz Alt schreibt über die Bergpredigt und über sonnige Aussichten und wie Klimaschutz zu einem Gewinn für alle wird. Verantwortung statt Vereinsamung – Gemeinsinn statt Eigensinn. Die Zukunft wartet nicht. Nach Fukushima gibt es für verantwortungsbewusste Menschen nur den Weg der ressourcenschonenden klimafreundlichen Energiewende. Und dafür gehen sie jetzt auch wieder auf die Straßen – 160.000 Menschen in 21 Städten waren es am 28. Mai.

Stark bleiben im Alter mit starker Nachbarschaft

Das Ende des Atomzeitalters

Lebendige Nachbarschaft unterstützt nicht nur ältere Menschen, sondern verhilft zu mehr sozialen Kontakten.

Wenn jemand den Titel „Das ökologische Gewissen Deutschlands“ tragen darf, dann der Journalist, Buchautor, Fernsehmoderator und Zauberer Franz Alt. Mit herzhaften Worten und klarem Menschenverstand bringt er Themen auf den Punkt. Wir danken Franz Alt für die Überlassung dieses Kommentars.

und dass auch kein Import von Atomstrom vonnöten ist. Die Energiewende wird von der Gesellschaft getragen und nicht mehr von den großen vier Energieversorgern. Also von vielen, statt von Vieren. Auch wenn das Bundesumweltamt meint, das Land könne schon 2017 sein letztes AKW schließen und einige Umweltverbände sogar das Jahr 2015 ins Spiel bringen: Mit 2021 als wahrscheinliches Ausstiegsdatum nimmt das viertgrößte Industrieland der Welt eine globale Vorreiterrolle ein.

Franz Alt

Wahrscheinlich ist, dass andere folgen werden

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er sie noch nie gehabt hat, die freundlichen Nachbarn, der sollte es mal selbst versuchen mit einem kleinen Gespräch, einer Nachfrage, einem Lächeln. Und wer sie immer schon hatte, der wird sie pflegen und sich erhalten, die freundlichen Nachbarn. Der Einkauf von Zitronen, die man vergessen hat, die Hilfe mit dem Startkabel im Winter, das Füttern der Katze bei einem Wochenendtrip, alles Selbstverständlichkeiten für gute Nachbarn. Wie wichtig diese Kontakte im Alter sind, kann man nun in repräsentativen Umfragen nachlesen. Nachbarn sind für ältere Menschen neben Familienangehörigen und Freunden wichtige Kontaktpersonen. In einer repräsentativen Umfrage zu nachbarschaftlichen Kontakten von TNS Emnid gab ein Viertel der Befragten an, mit den Nachbarn befreundet zu sein. Zudem ergab eine Umfrage von „www.apotheken-umschau. de“ im April 2011, dass fast drei Viertel der befragten Nachbarn sich gegenseitig aushelfen, etwa mit kleineren Hilfeleistungen, Botengängen oder Leihgaben. Vier von zehn Befragten laden sich gegenseitig ein, ebenso viele feiern gelegentlich Nachbarschaftsfeste. In gut funktionierenden Nachbarschaften gibt es Kontakt- und Begegnungsmöglichkeiten, in denen soziale Beziehungen und Netzwerke entstehen und wach-

sen können. Die Sozialbeziehungen können mit dem Ansatz der Nachbarschaftsarbeit aufgebaut und gepflegt werden. „Nachbarschaft sorgt für mehr Kontakte und gemeinsame Aktivitäten wie Grill- und Straßenfeste“, sagt Annette Scholl, Leiterin des Bereichs Gemeinwesenorientierte Seniorenarbeit im Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA). „Während sich die Nachbarschaftshilfe auf die Unterstützung beschränkt, etwa bei Krankheit, meint Nachbarschaftsarbeit eine Fülle weiterer Angebote für Begegnung, soziale Netzwerke und bürgerschaftliches Engagement.“ Die Nachbarschaftsarbeit wird meist von Akteuren wie der Kommune oder den Wohlfahrtsverbänden angestoßen, kann aber auch durch das Engagement Einzelner entstehen.

Das Kuratorium Deutsche Altershilfe

Das KDA setzt sich seit 1962 für die Lebensqualität und Selbstbestimmung älterer Menschen ein. Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten führen unabhängige Experten Projekte und Studien durch. Das KDA berät Ministerien, Kommunen, Unternehmen, Sozialverbände, Leistungserbringer wie Heimträger und ambulante Dienste, bietet Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Führungs- und Fachkräfte an und informiert die Öffentlichkeit mit seinem Fachmagazin ProAlter sowie durch Tagungen und Publikationen. So heißt es beim KDA: Bei der Entwicklung von Nachbarschaften geht es um mehr als die Or-

ganisation von „nachbarschaftlicher Hilfe“. Nachbarschaftliches Miteinander ist ein Gewinn für alle. Bevor beispielsweise Hilfe und Unterstützung unter Nachbarn überhaupt zugelassen wird und Hilfenetzwerke greifen, ist es wichtig, dass sich die Nachbarn kennen, vertrauen und füreinander interessieren. Gemeinsame Aktivitäten ohne „Hilfeperspektive“ sind eine Grundvoraussetzung für nachbarschaftliche Hilfe. Um Verbesserungen in der Nachbarschaftsarbeit zu erleichtern, hat das KDA im Internet Schwerpunkte veröffentlicht und veranstaltet zum Thema „Nachbarschaftsarbeit“ Tagungen und Fortbildungen. (sfr)

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m letzten Jahrhundert war der Tod ein Meister aus Deutschland. In Berlin wurde durch Lise Meitner die Kernspaltung entdeckt, die später durch Atombomben und Atomkraftwerke viel Leid über die Menschheit brachte und noch bringen wird. Jetzt wird in wenigen Wochen – ebenfalls in Berlin – eine Regierung beschließen, in etwa zehn Jahren komplett aus der Kernenergie auszusteigen. Der bevorstehende Beschluss darf schon jetzt als historisch bezeichnet werden. Angela Merkels Ethik-Kommission hat soeben festgestellt, dass AKWs für den Klimaschutz nicht benötigt werden, dass ohne AKWs mehr Arbeitsplätze entstehen, dass es keine Stromlücke geben wird, dass der Strom nicht nennenswert teurer wird (langfristig sogar billiger)

Soeben wurde ein Umfrageergebnis aus Frankreich bekannt: 57 Prozent unserer Nachbarn wollen aus der Atomenergie aussteigen. Die erste große französische Partei, die Sozialisten, hat das Jahr 2030 als Ausstiegdatum in ihr Parteiprogramm geschrieben. Von Indien über China bis in die USA werden jetzt die alten Atomausbaupläne überprüft. Italien wird ebenfalls wie Deutschland rasch komplett aussteigen. Und Japans Regierung hat beschlossen, sein gefährlichstes AKW zu schließen und keine weiteren AKWs mehr zu bauen. Seit bekannt wurde, dass die Steuerzahler in Japan in einer ersten Rate für Fukushima 43 Milliarden Euro bezahlen müssen, formiert sich Widerstand gegen die „billige Atomenergie“ auch dort. Tschernobyl hat die sowjetische Volkswirtschaft bereits 500 Milliarden US-Dollar

Fördern Schuldgefühle die Kooperation? Was treibt Menschen dazu an, mit anderen zu kooperieren, vor allem, wenn dies unter Verlust persönlicher Vorteile geschieht? Dies scheint dem allgemeinen Bild vom „egoistischen Menschen“ zu widersprechen.

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gekostet – vom menschlichen Leid ganz zu schweigen. Weltweit gibt es jetzt ein Erwachen! Die Bundesregierung wird hinter das Jahr 2021 nicht mehr zurück können, nachdem ihre eigene Kommission dieses Datum vorgeschlagen hat. Klar ist inzwischen: Selbst wenn die Atomenergie nichts kosten würde, müsste sie rasch beendet werden. Ihre Folgekosten für Hunderte Generationen sind unbezahlbar. Die Atomenergie ist ein Trauma und kein Traum. Es ist doch eine schöne Fügung des Weltgeistes, dass der Anfang vom Ende des Atomzeitalters dort eingeläutet wird, wo er begann: In Berlin! Und jeweils von einer Physikerin! (Franz Alt 2011 – sonnenseite.com)


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Deutschland

The Epoch Times Deutschland / 1. Juni - 14. Juni 2011 / Nr. 283

Bionik und Innovation in der Schifffahrt Wie können Schiffe unsere Küsten, Meere und das Klima weniger belasten? Damit befasst sich das neue „Maritime Clean Tech Kompendium“.

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er Mittelstand hat die Chance, zum Innovationstreiber der maritimen Wirtschaft zu wer„ den“, sagt der Unternehmer Rainhart Kny. „Dazu gehört die Bereitschaft, ausgetretene Pfade zu verlassen und aus theoretischen Überlegungen umsetzbare Lösungen der Praxis zu machen, denn Umwelt- und Klimaschutz dulden keinen Aufschub.“ Gemeinsam mit dem maritimen Berater Dr. Hans-Gerd Bannasch hatte Kny das Berliner ifi Institut für Innovationsmanagement für eine Publikation über das „Schiff der Zukunft“ und den bevorstehenden Wandel einer ganzen Branche gewonnen. Institutsvorstand Prof. Wolf D. Hartmann: „Ein Bündel von Maßnahmen steht zur Verfügung, um die Schifffahrt sauberer zu machen: Konsequenter Leichtbau mit neuen Materialien, reibungsreduzierende Luftblasen unter dem Schiff, optimierte Rumpfformen mit verbesserter Aerodynamik und Hydrodynamik, eine drastische Reduzierung der Schwefelanteile im Treibstoff, innovative Antriebe mit Solarenergie oder Wasserstoff, lückenlose Abfallentsorgung und -vermeidung sowie ein zügiges Umrüsten der Schiffe auf Hafenstromversorgung, um nur einige zu nennen. Wichtig sind auf diesem Sektor Technologietransfers aus anderen Branchen und eine internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit in der Forschung und Entwicklung.“

Innovationswegweiser

Wie können Schiffe unsere Küsten, Meere und das Klima weniger belasten? Damit befasst sich das neue „Maritime Clean Tech Kompendium“, das am 28. Mai auf der Nationalen Maritimen Konferenz in Wilhelmshaven im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den 1.000 Vertretern aus Politik, Seefahrt und Zulieferindustrie vorgestellt wurde. Das knapp 300 Seiten starke Buch ist in der Clean Tech Edition des Berliner ifi Instituts für Innovationsmanagement erschienen und stellt neue Antriebsformen von Brennstoffzelle über Solarpanels, Gasmotoren, Hybridsysteme und innovative Windkraftnutzung vor. Die Autoren machen sich für

neue Ausbildungskonzepte stark. So stellt der Innovationswegweiser auch mögliche Leichtbaumaterialien der Zukunft vor und sieht in einem nachhaltigen Schiffbau eine klare Nische für die deutsche maritime Wirtschaft auf einem hart umkämpften Weltmarkt. Die weiterhin in der Krise steckende maritime Wirtschaft dürfe nicht auf zusätzliche Finanzhilfen des Bundes hoffen, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am 27. Mai zur Eröffnung der 7. Nationalen Maritimen Konferenz in Wilhelmshaven. Die deutsche Schiffbauindustrie müsse sich weiterhin auf den Spezialschiffbau konzentrieren. Dort sei es nicht so einfach für die Asiaten, durch Lohndumping und enorme staatliche Zuschüsse Konkurrenz zu machen, fügte Rösler hinzu.

„Schwimmende Zeitbomben“

Aktuelles Thema des Buches ist auch die Zukunft atomgetriebener Schiffe auf unseren Weltmeeren. Nach den Worten von Institutsvorstand Professor Wolf D. Hartmann vom Berliner ifi handelt es sich um „schwimmende Zeitbomben“, die nach den Erfahrungen von Fukushima auf den Meeren nichts verloren hätten. Sein Mitautor, der Rostocker WerftZulieferer Rainhart Kny, habe mit seiner IMG Group Erfahrung beim aufwendigen Abwracken russischer Atom-U-Boote gesammelt. „Das Moratorium in der Atompolitik sollte auch zu einer Neubewertung für die Seefahrt führen“, so Wissenschaftler Hartmann.

Ökologie und Ökonomie

Der Maritime Berichterstatter im Deutschen Bundestag, CDU-Abgeordneter Eckhart Rehberg schreibt in seinem Vorwort zum „Maritimen Clean Tech Kompendium“, die Autoren zeigten auf, dass Ökologie und Ökonomie keinen Widerspruch darstellen müssen. Die neue nationale Strategie für die maritime Wirtschaft werde auf eine internationale Führungsrolle Deutschlands in Clean Technologies abzielen. Der Bundestagsabgeordnete Rehberg warnte auch vor schädlichen Alleingängen in der EU bei den Grenzwerten. So gelte für Nord- und Ostsee die strenge SECA-Zone für schwefelarme Treibstoffe, in der ab 2015 neue Schiffe nur noch mit 0,1 Prozent Schwefelgehalt im Tank verkehren dürfen. „Weltweit gilt jedoch bis 2020 eine lasche Obergrenze von 0,5 Prozent! Das stellt eine massive Wettbewerbsverzerrung zu Lasten unserer Reedereien dar“, so der CDU-Politiker.

Schiffe der Zukunft schonen die Umwelt und schaffen neue Arbeitsplätze.

Ein „grünes Schiff“

Das Titelbild des Kompendiums stammt vom belgischen Architekten Vincent Callebaut, der seine Vorstellung eines „grünen Schiffs“ skizzierte. Es handelt sich um ein futuristisches Binnenschiff mit Grünpflanzen auf dem Dach, die zu einem ausgeklügelten Ökosystem gehören. Dieses Schiff belastet die Gewässer nicht, sondern reinigt sie durch sein Filtersystem. Im Gegenzug hilft offenbar auch die Natur mit, um zu ökoeffizienten Lösungen im Schiffbau zu kommen: Bionik nennt sich die Wissenschaft, die Entwicklungen der Natur entschlüsselt, um daraus neue Technologien zu erfinden. So entstand ein Bionik-Propeller für Schiffe nach dem Vorbild der aufgespreizten Schwingen eines Storchs. Und Haifische standen Modell, um eine ähnliche Oberflächenbeschichtung für Schiffe zu entwickeln, damit keine umweltschädlichen Anstriche gegen Algen- und Muschelbewuchs mehr eingesetzt werden müssen. (rls)

i „Maritimes Clean Tech Kompendium“ Bannasch, Hans-Gerd; Hartmann, Wolf D.; Kny, Rainhart, ISBN: 3940090123, 39,90 €

250.000 Euro für ehrenamtliche Naturschützer Deutscher Naturschutzpreis im Internationalen Jahr der Wälder ausgelobt vom Bundesamt und OutdoorAusrüster Jack Wolfskin.

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erlin – Für eine originelle Projektidee zum Thema Wald können ehrenamtliche Naturschützer jetzt bis zu 150.000 Euro bekommen. Das Bundesamt für Naturschutz und ein Outdoor-

Ausrüster lobten am 24. Mai in Berlin die Gesamtsumme von 250.000 Euro für den neuen Deutschen Naturschutzpreis aus. Er soll künftig einmal im Jahr als Förderpreis für zukunftsweisende und vorbildliche Projektideen im Bereich Naturschutz vergeben werden. Die Vereinten Nationen haben 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder erklärt. Aus diesem Anlass steht der Preis 2011 unter dem Motto „Zukunft Wald – schützen, erleben, nutzen“. Wer den Preis gewinnen will, muss den Wald

„als faszinierenden und wertvollen Naturraum sowie naturverträgliche Produktionsstätte des nachwachsenden Rohstoffes Holz in den Blick nehmen“, heißt es in der Ausschreibung. Bekommen können den Preis ehrenamtlich im Naturschutz oder in der Naturbildung engagierte Einzelpersonen sowie nichtstaatliche und gemeinnützige Organisationen. Dazu gehören beispielsweise Naturschutzverbände, Vereine und Stiftungen, Bürgerinitiativen, Schulen und Kindergärten.

Ausgezeichnet werden ausschließlich neue Projekte. Es gibt einen zweistufigen Ideenwettbewerb. Für die Teilnahme genügt es in der ersten Stufe, eine Ideenskizze einzureichen. Die besten Beiträge gelangen in die zweite Stufe und werden dann aufgefordert, ihre Ideenskizze zu einem detaillierten Konzept auszuarbeiten. Die Frist zur Einreichung dieser Konzepte endet am 19. September 2011. Die vom im Taunus ansässigen Unternehmen Jack Wolfskin

gestiftete Preissumme von insgesamt 250.000 Euro wird auf die prämierten Projekte aufgeteilt. Die Höchstsumme für ein einzelnes Projekt beträgt 150.000 Euro. Neben den Förderpreisen kann auf Vorschlag der Jury auch ein mit bis zu 10.000 Euro dotierter Sonderpreis für herausragendes persönliches Engagement vergeben werden. Die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel, sagte, Maßnahmen in einem Umfang von 20.000 Euro seien ge-

Impressum Chefredakteurin Renate Lilge-Stodieck Art Direction Szilvia Akbar, Mihai Bejan (Beratung) Verantwortliche redakteure Renate Lilge-Stodieck (Deutschland), Sebastian Menke (International), Detlef Kossakowski (Wissen), Caroline Chen (Kultur und Unterhaltung), Anke Wang (The Epoch Life) Layout Iris Lindenmaier, Johanna Loebig-Winnefeld, Dima Suchin redaktionelle Übersetzer Eckehard Kunkel, Franz Vogel, Eyline Martini Verlag und redaktion Epoch Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684, E-Mail: Chefredaktion@EpochTimes.de

Geschäftsführung Manyan Ng, Zhihong Zheng Anzeigen +49(0)30/26 39 5314 (Berlin Zentral), +49(0)163/200 5876 (Hamburg, Nina Hamrle Anzeigenannahme: Mo - Fr. 9 - 12 Uhr Silvia Leist), +49 (0) 176/44 50 8661 (Cham, Min Teng-Schwägerl), +49(0)174/20 04 279 (Stuttgart, Walther Krickl), +49 (0) 176/22 80 86 93 (Frankfurt, Thomas Kalmund) e-mail Anzeigen@EpochTimes.de Abo-Bestellung Barbara Giesenkirchen, Breslauer Str. 11, D-31275 Lehrte, Tel./Fax: +49(0)30/36434994, E-Mail: Abo@EpochTimes.de Druck BVZ Berliner Zeitungsdruck, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin

nauso preiswürdig wie umfangreichere Projekte mit einem höheren Mittelbedarf. Christian Brandt, Geschäftsführer von Jack Wolfskin, erklärte: „Wir sagen von uns, dass wir ‚draußen zu Hause‘ sind.“ Mit der Stiftung des Deutschen Naturschutzpreises wolle der OutdoorAusrüster Jack Wolfskin möglichst viele Menschen auf die Bedeutung des nachhaltigen Umgangs mit der Ressource Natur aufmerksam machen und zum Engagement im Naturschutz animieren. (red) www.deutscher-naturschutzpreis.de


Deutschland

The Epoch Times Deutschland / 1. Juni - 14. Juni 2011 / Nr. 283

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Die Bundesanwaltschaft beschuldigt den 55-jährigen chinesischen Arzt John Zhou, seit Ende 2005 dem chinesischen Geheimdienst Informationen über Falun Gong übermittelt zu haben. Renate Lilge-Stodieck

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m Oberlandesgericht Celle wird in diesen Tagen gegen einen chinesischen Spion verhandelt. Dr. med. John Zhou, deutscher Staatsbürger, Arzt und Inhaber des Ost-Zhou-Verlags, wird vorgeworfen, für den chinesischen Geheimdienst und sein „Büro 610“ in Deutschland die Mitglieder und Aktivitäten von Falun Gong ausspioniert zu haben. Als Verteidiger erschien der ehemalige deutsche Innenminister Rechtsanwalt Otto Schily. Das „Büro 610“ wurde am 10. Juni 1999 in China eingerichtet, um die ab 20. Juli 1999 einsetzende Verfolgung von Falun Gong durchzuführen – auch außerhalb der chinesischen Verfassung. Die Bundesanwaltschaft beschuldigt den 55-jährigen chinesischen Arzt John Zhou, seit Ende 2005 für mehrere Jahre dem chinesischen Geheimdienst Informationen über Falun Gong-Praktizierende in Deutschland und Übersee übermittelt zu haben. Auch habe er E-Mail-Adressen und Passworte zur Nutzung von Web-Servern weitergegeben, die von FalunGong-Praktizierenden betrieben werden. Laut Anklageschrift traf John Zhou bereits 2005 Frau Tang Wenjuan, Mitarbeiterin der Konsular-

abteilung der chinesischen Botschaft in Berlin und bot an, den chinesischen Kommunisten zu helfen, ihr „Problem“ mit Falun Gong zu lösen. Im März 2006 traf Frau Tang Wenjuan eine Vereinbarung mit John Zhou, dass er sich mit drei Herren, Mitgliedern der kommunistischen „610“-Organisation, im Park Inn Hotel im Zentrum Berlins treffen könnte. Einer von ihnen, namens Bin Chen, konnte durch den deutschen Verfassungsschutz als hochrangiger „610“-Beamter identifiziert werden. Im Anschluss informierte John Zhou den Chinesen per wöchentlichem Rapport über Skype und Telefon über Falun Gong-Praktizierende in Deutschland. Auch leitete er eingehende Falun Gong-interne Mail-Nachrichten an eine von Bin Chen angegebene Mailbox weiter. Ferner übermittelte John Zhou dem „610“-Büro Informationen, als die vom Europäischen Parlament kontrollierte Satellitenfirma Eutelsat dem Falun Gong-nahen Fernsehsender NTDTV von Europa aus das Sendesignal über China verweigerte. Er berichtete über anstehende Diskussionen im Europäischen Parlament und versorgte das chinesische Ministerium mit Material zu Diskussionen über die umstrittene Deutsche-Welle-Journalistin Zhang Danhong. Außerdem informierte er das „Büro 610“ in einem mehr als 100 Seiten starken Bericht über die „Struktur von Falun Gong“.

Warnung blieb ungehört

Polizeiliche Ermittlungen ergaben, dass der chinesische Geheimdienst die Nachrichten in der extra eingerichteten Mailbox lesen konnte. Die deutsche Anti-Spyware ermittelte den chinesischen Nutzer in der Nähe von Shanghai und listete akribisch alle Kontaktdaten auf.

Nach dem Treffen in Berlin hat der deutsche Verfassungsschutz John Zhou, der die deutsche Staatsbürgerschaft hat, zum ersten Mal gewarnt, nicht mit dem kommunistischen Geheimdienst zusammenzuarbeiten. Auch im Oktober 2009 und Januar 2010 wurden zwei Warnungen erteilt. Trotz der Warnungen reiste John Zhou erneut im April 2010 von Deutschland nach Shanghai und traf sich mit seinem Führungsoffizier. Wie der „Spiegel“ im Mai 2010 berichtete, rechnen die deutschen Nachrichtendienste Frau Tang Wenjuan, Mitarbeiterin in der Konsularabteilung, dem chinesischen Ministerium für Staatssicherheit zu. Die chinesische „Stasi“ nimmt laut deutschem Verfassungsschutz eine zentrale Rolle bei der Auslandsspionage ein. John Zhou ist, laut einer von seinem Rechtsanwalt verlesenen Erklärung, seit 1995 mit Falun Gong vertraut. Besonderes Interesse hatte er für die Übungen von Falun Gong. Er brachte in den folgenden Jahren vielen Menschen in Deutschland diese Übungen bei und sorgte mit seinem Verlag auch für die Verbreitung der zugrunde liegenden Lehre. Seit dem Beginn der Verfolgung von Falun Gong 1999 in China stand Zhou als Falun Gong-Praktizierender auf der schwarzen Liste des chinesischen Geheimdienstes und erhielt deshalb kein Visum mehr. Als im Jahr 2005 sein Vater in China erkrankte, vermittelte seine Tante in Paris den Kontakt zur Konsularabteilung der chinesischen Botschaft in Berlin.

Geständnis

John Zhou gestand in seiner Erklärung vor Gericht, dass er EMail-Nachrichten und Adressen der deutschen Gruppe von Falun

F o t o : R en ate L i lg e - S t o d i e c k / T h e E p o c h T i m es

Chinas Spion in Deutschland vor Gericht

Der wegen Spionage angeklagte Dr. John Zhou und sein Verteidiger Rechtsanwalt Otto Schily nach der Verhandlung vor dem Oberlandesgericht von Niedersachsen in Celle.

Gong-Praktizierenden an Bin Chen übermittelt habe sowie Hunderte von Seiten schriftlicher Berichte über Falun Gong. Er bestritt aber, dass er direkt zu der Verfolgung beigetragen hätte. Während des Prozesses betonte der Angeklagte, dass er durch Verwandte und deren Beziehungen zu den hohen Kadern der Partei Verbindung habe. Er behauptete, dass die von ihm weitergegebenen Informationen den chinesischen Kommunisten klarmachen sollten, dass „die blutige Niederschlagung von Falun Gong ein Fehler“ war und dass er, John Zhou, die Brücke bauen könnte zu: „Einer Lösung für die Probleme.“ Zhous Verteidiger ist Rechtsanwalt Otto Schily, bekannt als ehemaliger Verteidiger von RAFTerroristen und Ex-Innenminister der Regierung Schröder bis 2005. Er war der oberste Dienstherr jener Behörde, die während des Berlinbesuchs des früheren chinesischen Staatschefs Jiang Zemin im Jahr 2002 Beamte gegen alle Besucher mit „asiatischem“ Aussehen im Hotel Adlon vorgehen ließ, um jegliches Erscheinen von Falun GongSympathisanten in Jiangs Umfeld zu verhindern. Die Behörde hat sich später im Rahmen eines Vergleichs für dieses unangemessene Vorgehen entschuldigt. Im Prozessverlauf gab der Angeklagte eine 80-minütige Darstellung seines Lebens und seiner Person ab. Zhou distanzierte sich unter anderem ausdrücklich von der Lehre von Falun Gong und der Lehre des Meisters Li Hongzhi. Nur die Übungen von Falun Gong und ihre Wirkung auf die Gesundheit ließ er weiterhin gelten. Weder zwischendurch noch am Ende gab es Fragen der Bundesanwaltschaft. Der Fall wird weiterverhandelt am 9. Juni.

Friedliche Katastrophe: Wenn der Strom ausfällt …

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trom ist allgegenwärtig: Telefon, Kühlschrank und Licht funktionieren nur dank ständiger Energiezufuhr. Wir sind angewiesen auf eine unterbrechungsfreie Stromversorgung für Ampeln, U-Bahnen und Wasserwerke, Krankenhäuser, Computer und Industrieproduktion. Welche katastrophalen Folgen ein großflächiger und langandauernder Stromausfall hätte, zeigen KIT-Forscher in ihrer neuesten Studie. „In den letzten Jahren haben Stromausfälle in Europa und Nordamerika einen nachhaltigen Eindruck von der Verletzbarkeit moderner Gesellschaften gegeben“, erläutert Studienleiter Thomas Petermann vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) die Ausgangslage. Aufgrund eines Stromausfalls im kanadischen Ontario im August 2003 wurde für eine Woche der Notstand ausgerufen. Im Münsterland waren im November 2005 eine viertel Million Menschen bis zu sieben Tage vom Stromnetz abgeschnitten. Damit einher gingen der Ausfall von Haushaltstechnik wie zum Beispiel Telefon, Heizung und Fernsehen sowie Versorgungsengpässe bei Nahrung und Wasser.

Obwohl die Unterbrechung der Stromversorgung allenfalls einige Tage andauerte und begrenzt auftrat, zeigten sich massive Funktions- und Versorgungsstörungen, Gefährdungen der öffentlichen Ordnung sowie Schäden und Produktionsausfälle in Milliardenhöhe. Bei einem großflächigen und länger andauernden Stromausfall wäre eine Potenzierung dieser Effekte mit dramatischen Konsequenzen zu erwarten. „Eine detaillierte, systematische Analyse der Folgen haben wir nun vorgelegt“, sagt Petermann, der stellvertretend auch das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag leitet. „Wir haben untersucht, wie sich ein langandauernder und großflächiger Stromausfall auf die Gesellschaft und ihre kritischen Infrastrukturen auswirken könnte und wie Deutschland auf eine solche Großschadenslage vorbereitet ist.“

Bei Stromausfall wird es direkt dunkel und kalt. Notbeleuchtungen fallen nach kurzer Zeit aus. Einen düsteren Eindruck hinterlässt diese Idee beim Anblick der Skyline von Frankfurt am Main, wann gehen die Lichter wieder an? Die Wasserversorgung fällt aus, wenn die Pumpen nicht mehr laufen.

Im Ernstfall würde laut Studie bereits nach wenigen Tagen im betroffenen Gebiet die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen zusammenbrechen. Ein Stromausfall würde die sofortige Unterbrechung der Kommunikation via Telefon und Fernsehen bedeuten, die Produktion in Betrieben läge still. Wenn nach einigen Stunden auch die Batterien leer sind und die Notstromaggregate keinen Kraftstoff mehr hät-

ten, wären auch Handys unbrauchbar und in Krankenhäusern die Intensivund Dialysestationen kaum noch zu betreiben. Die öffentliche Sicherheit wäre ernstlich gefährdet, der grundgesetzlich verankerten Schutzpflicht für Leib und Leben seiner Bürger kann der Staat nicht mehr gerecht werden. Die Wahrscheinlichkeit eines langandauernden und das Gebiet mehrerer Bundesländer betreffenden Stromausfalls mag gering sein. Trä-

te dieser Fall aber ein, kämen die dadurch ausgelösten Folgen einer nationalen Katastrophe gleich. Diese wäre selbst durch eine Mobilisierung aller internen und externen Kräfte und Ressourcen nicht beherrschbar, allenfalls zu mildern. Deshalb sind weitere Anstrengungen auf allen Ebenen erforderlich, um die Durchhaltefähigkeit der kritischen Infrastrukturen kurz- und mittelfristig zu erhöhen sowie die Kapazitäten des Katastrophenmanagements wei-

ter zu optimieren. Der Stromausfall als ein Paradebeispiel für Schadenswirkungen, die sich kaskadenförmig fortpflanzen, sollte deshalb auf der Agenda der Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft weiterhin hohe Priorität haben, auch um die Sensibilität für diese Thematik in Wirtschaft und Bevölkerung zu erhöhen. Den vollständigen Bericht an den Bundestag finden interessierte Leser bei unserem Artikel online. (sfr/ Landgraf-KIT)

F o t o : A F P PHO T O / Patr i c k S t o ll a r z

Verantwortliche in Politik und Wirtschaft, genau wie jeder Einzelne, sollten sich angesichts des dramatischen Szenarios eines längerfristigen Stromausfalls zur Vorsorge gedrängt fühlen.


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Wirtschaft

The Epoch Times Deutschland / 1. Juni - 14. Juni 2011 / Nr. 283

F o t o : © S o l a r I m p u l se / S t é p h a ne G r o s

Fliegen mit der Kraft der Sonne

Wenn die Wetterbedingungen stimmen, wird die HB-SIA mit André Borschberg als Pilot in den kommenden Tagen nach Paris fliegen.

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as Team von Solar Impulse, unter der Leitung von Bertrand Piccard und André Borschberg, beendet eine Woche an Treffen und Sitzungen vor dem Hintergrund der Präsentation ihres Solarflugzeugs mit Vertretern der politischen Instanzen Europas in Brüssel. Brüssel, 29. Mai 2011 – Das Solar Impulse-Team, welches in der europäischen Hauptstadt unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Europäischen Parlaments, des Präsidenten des Europäischen Rats und der Europäischen Kommission zu Gast weilte, hat anlässlich seines ersten Besuchs in Brüssel wichtige Ziele erreichen können. Nebst mehreren tausend Besuchern anlässlich des Tages der offenen Tür konnten Bertrand Piccard und André Borschberg auch eine Hundertschaft an bedeutenden Persönlichkeiten empfangen, darunter die wichtigsten Entscheidungsträger der europäischen Politik, um mit ihnen konkrete Lösungsvorschläge für die Zukunft zu diskutieren. Ziel der Gespräche war es, die neuen Technologien und erneuerbaren Energien zu fördern im gleichzeitigen Bemühen, die Abhängigkeit von den fossilen Energien zu verringern.

Solar Impulse setzt Trends für eine ambitiöse und innovative Energiepolitik für Europa

Unter den Gesprächspartnern befanden sich unter anderem der Präsident des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, die verantwortlichen EU-Kommissare für Verkehr, Justiz, Energie, Klimaschutz und Umwelt sowie zahlreiche Parlamentarier, Präsidenten und Generaldi-

rektoren von Kommissionen wie auch zahlreiche Manager von Unternehmen. Die in Zusammenarbeit mit den europäischen Institutionen ausgearbeiteten Vorschläge sollen in den kommenden Monaten in ein konkretes Vorgehen umgesetzt werden mit dem Ziel, die Parlamentarier für den Bereich der neuen Technologien zu sensibilisieren. „Diese Woche hat uns gezeigt, dass die europäischen Behörden willens sind, ambitiöse Ziele im Bereich der Energie- und Umweltpolitik auch gegen den Widerstand aus einigen Kreisen festzulegen “, sagte Bertrand Piccard, Initiator des Projekts und Präsident von Solar Impulse. „Aus diesem Grund braucht es klare rechtliche Bestimmungen, die den Gebrauch von neuen Technologien festlegen.“ „In unserer Funktion als Politiker müssen wir unsere Arbeit erfüllen. Doch wir brauchen dazu auch Leute wie Sie, die uns dabei helfen“, gab Connie Hedegaard, EU-Kommissarin für den Klimawandel, zu Protokoll. Jo Leinen, seines Zeichens Präsident der EUKommission für Umweltfragen, äußerte sich wie folgt: „Sie geben Europa Energie. Mit dem Solarflugzeug beweisen Sie, dass es Al-

ternativen gibt. Ich bin überzeugt, dass es zum Fortschritt beitragen wird durch das Exempel, welches es gibt. Durch das Präsentieren des Flugzeugs im Herzstück der europäischen Institutionen wurde die Möglichkeit geschaffen, die Parlamentarier mittels eines konkreten Beispiels zu motivieren.“ Der Präsident des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, präzisierte, dass es möglich sei, etwas Neues zu erfinden auch durch die Verwendung von bestehenden Technologien, „zum Beispiel effizientere und kostengünstigere Solarzellenpanels oder bessere Batterien einzuführen. Solche Entwicklungen tragen dazu bei, eine Reduktion des CO2Ausstoßes herbeizuführen und gleichzeitig auch die wirtschaftliche Weiterentwicklung zu erhalten. Das bringt Ihr Projekt zum Ausdruck. Ihr Flugzeug ist ein technologisches Meisterwerk, es ist aber auch das Projekt einer exemplarischen europäischen Zusammenarbeit.“ André Borschberg, Mitgründer und CEO von Solar Impulse und Pilot anlässlich des Fluges nach Brüssel, sagte dazu: „Dieses Solarflugzeug ist ein außerordentliches Beispiel dafür, was man mit Energieeinsparungen erreichen kann.

Der Empfang, den unser ganzes Team hier in Brüssel erlebt hat, ist eine wichtige Quelle der Motivation, besonders im Hinblick darauf, dass wir nun die zweite Phase unseres Projekts in Angriff nehmen mit der Konstruktion des zweiten Flugzeuges, mit welchem wir um die Welt fliegen wollen.“ In der Tat hat Solar Impulse mehrere tausend Mitteilungen mit unterstützenden Worten und Glückwünschen für diese erste europäische Reise erhalten. Mehr als eine Million Menschen haben den Flug live auf www.solarimpulse. com verfolgt und mehr als 1,2 Millionen Personen haben Videos heruntergeladen. Wenn die Wetterbedingungen stimmen, wird die HB-SIA mit André Borschberg als Pilot in den kommenden Tagen nach Paris fliegen. Solar Impulse wird im Salon International de l’Aéronautique et de l’Espace von Paris-Le Bourget vom 20. bis 26. Juni als Spezialgast vor Ort sein.

Über Solar Impulse

Solar Impulse HB-SIA, das erste Flugzeug, das Tag und Nacht ohne Treibstoff und Schadstoffemissionen fliegen kann, beweist

das enorme Potenzial der neuen Technologien im Bereich der Energieeffizienz und der Erzeugung von erneuerbarer Energie. Hinter dem 70-köpfigen Team und seinen 80 Partnern liegen sieben Jahre intensivster Arbeit mit unzähligen Berechnungen, Simulationen und Tests, um dieses revolutionäre Flugzeug aus Kohlefaser-Werkstoffen zu vollenden: Nie zuvor wurde ein derart großes und leichtes Flugzeug gebaut, mit der Spannweite eines Airbus A340 (63,4 Meter) und dem Gewicht eines Mittelklassewagens (1.600 kg). Im Flügel sind rund 12.000 Solarzellen integriert. Sie versorgen die vier Elektromotoren, die eine Spitzenleistung von je 10 PS aufweisen, mit erneuerbarer Energie und laden die Lithium-PolymerBatterien (400 kg) während des Tages für den Nachtflug auf. Das Projekt Solar Impulse wird unter anderen unterstützt von seinen Hauptpartnern Solvay, Omega, Deutsche Bank und Schindler; Bayer Material Science und Altran als offizielle Partner; EPFL (Ecole Polytechnique Fédérale Lausanne) als offizielle wissenschaftliche Beraterin und Dassault-Luftfahrt als Beraterin für Luftfahrtfragen. (rls)

Atomausstieg: Strompreissteigerung wird dramatisiert Sonja Flesch-Reiss

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an schaut nur auf den Strompreis, dramatisiert ihn und vergisst den Rest. Das zeigt eine Kurzstudie für das NRW-Umweltministerium vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie klar. Ob der Drehstromzähler bald noch schneller läuft? Ein schneller Atomausstieg führt nach Einschätzung des Umweltbundesamts (UBA) nur zu moderaten Strompreissteigerungen von 0,6 bis 0,8 Cent pro Kilowattstunde und wird

„keine nennenswerten Einbußen“ beim Wirtschaftswachstum bringen. „Ein schrittweiser Atomausstieg“, so Dr. Stefan Lechtenböhmer, Koordinator der Studie und Forschungsgruppenleiter, „wird einen Durchschnittshaushalt, der 3500 kWh im Jahr verbraucht, mit voraussichtlich maximal 25 Euro im Jahr belasten.“ Um die Auswirkungen des beschleunigten Atomausstiegs auf die Industrie und die Verbraucher zu begrenzen, müssen alle schlummernden Potenziale bei der Erschließung der Energieeffizienz genutzt werden. Zu verwirklichen

sind dabei Einsparmöglichkeiten bis etwa 2020 beim Strombedarf in einer Größenordnung von 13 bis 23 Prozent, laut Berechnungen der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF). Ein beschleunigter Atomausstieg hat auch verschiedene positive Effekte. Der Umbau des Energiesystems gemäß Klimaschutzzielen ist ohnehin notwendig und die nuklearen Risiken werden aktiv verringert. Dies sollte in einer korrekten Bewertung der gesamtwirtschaftlichen Wirkungen zwingend berücksichtigt werden, stellt die Studie fest. Dieser längst fällige Umbau

Bei beschleunigtem Atomausstieg gibt es nur geringe Strompreiseffekte.

des Energiesystems muss unterschieden werden von möglichen Strompreiserhöhungen aufgrund der stärkeren Auslastung bestehender Kraftwerke. Die Investitionen des Umbaus werden oft als „Mehrkosten“ dargestellt. Nach Lechtenböhmer sind solche Investitionen tatsächlich, wenn es um den Netzausbau geht, längst überfällig und können nicht einbezogen werden. Investitionen aber, die in Sonne- und Wind-Kraftwerke gehen sind Kapitalkosten, da diese Kraftwerke, wenn sie erst in Betrieb sind, keine Brennstoffkosten und nur geringe laufende Kosten haben. Geschweige denn

zukünftige Kosten in ungeklärter Höhe verursachen wie die eines Atom-Endlagers, das es ja bis heute noch nicht gibt und noch nicht einmal erschlossen ist. Lechtenböhmer rechnet langfristig eher mit positiven ökonomischen Effekten bei beschleunigtem Atomausstieg. NRW-Umweltminister Johannes Remmel sieht die Studie als Beitrag zur Versachlichung der Debatte und hat die Ergebnisse deshalb auch der Ethikkommission zur Verfügung gestellt, die im Auftrag der Bundesregierung Empfehlungen für den Atomausstieg erarbeiten sollte.


wirtschaft

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Korruption durch Zeitdruck und Habgier? Weshalb lassen sich Mitarbeiter von Unternehmen oder staatlichen Behörden zur Korruption verleiten?

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ommen Fälle von Bestechlichkeit umso häufiger vor, je höher die angebotenen Bestechungsgelder sind? Oder ist korruptes Handeln an der Tagesordnung, weil Mitarbeiter in sehr kurzer Zeit Erfolge erzielen müssen? Rund 200 junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer – vorwiegend Studierende aus Fächern mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Bezug – nahmen an einem Planspiel teil. Dabei sahen sie sich unter verschiedenen Bedingungen mit der Versuchung konfrontiert, Mitarbeiter aus anderen Unternehmen zu bestechen oder sich selbst bestechen zu lassen – sei es mit Geld oder anderen Vergünstigungen. In einigen anderen Studien hatte sich gezeigt, dass diese Probandengruppe oftmals ähnlich entscheidet und agiert wie tatsächliche Entscheidungsträger in Unternehmen. Mithilfe dieses realitätsnahen Planspiels hat Dr. Tanja Rabl, Wirtschaftswissenschaftlerin an der Universität Bayreuth, ein Modell für korrupte Handlungsweisen konzipiert. Auf der Grundlage dieser Simulation, die jene in der Forschung diskutierten Erklärungsansätze weiterentwickelt, hat Rabl eine empirische Untersuchung durchgeführt. Dieses Planspiel simuliert realitätsnah die alltäglichen Geschäftspraktiken in Unternehmen, lässt sich aber ebenso auf öffentliche Verwaltungen oder Non-ProfitOrganisationen anwenden.

Bestechungshöhe – Zeitdruck – Leitbilder

Das zynische Vorurteil, es hänge allein von der Höhe des Preises ab, ob ein Mensch käuflich sei oder nicht, ließ sich nicht bestätigen. Zwar führt ein höheres Bestechungsangebot dazu, dass korruptes Handeln positiv bewertet wird. Es kann den Unternehmensmitarbeiter, der zur

Korruption verleitet werden soll, in der Annahme bestärken, das berufliche und familiäre Umfeld würde in diesem Fall korruptes Handeln tolerieren. Doch auch wenn die Versuchung zur Korruption auf diese Weise steigt, bedeutet dies noch nicht, dass ein Impuls zum korrupten Handeln auch tatsächlich ausgelöst wird. Dies gilt ähnlich für das Handeln unter hohem Zeitdruck. Wer im Unternehmen nur wenig Zeit hat, um wichtige erfolgskritische Entscheidungen zu treffen, ist möglicherweise geneigt, auf korruptes Handeln auszuweichen. Dabei gewinnen Normen und Einstellungen von Bezugspersonen stärkeren Einfluss auf das eigene Denken. Wenn diese Bezugspersonen korruptes Handeln billigen, wächst die Versuchung, andere zu bestechen oder sich selbst bestechen zu lassen. Gleichwohl wird nicht allein aus Zeitdruck heraus die Schwelle zur Korruption überschritten.

Erst wenn das Leitbild mit Nachdruck darauf hinweist, dass Bestechung keineswegs toleriert wird, steigt bei den Mitarbeitern das Risikobewusstsein

Allgemeine Integrität

Unternehmensleitbilder, die nicht sehr konkret auf die Abwehr von Korruption ausgerichtet sind, können ebenfalls dazu beitragen, dass korrupte Handlungsweisen reizvoll erscheinen. Denn solange eine Organisation sich darauf beschränkt, von ihren Mitarbeitern nur ganz allgemein Integrität einzufordern, ist die abschreckende Wirkung schwach. Erst wenn das Leitbild mit Nachdruck darauf hinweist, dass Bestechung keineswegs toleriert wird, steigt bei den Mitarbeitern das Risikobewusstsein; Sanktionen werden als umso wahrscheinlicher eingeschätzt. Das erwartete Risiko kann dann abschreckend wirken. Doch auch das Unternehmensleitbild beeinflusst, für sich genommen, die Häufigkeit korrupten Handelns nicht signifikant.

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Konsequenzen für eine wirksame Korruptionsbekämpfung

„Das Auftreten von Korruption in Unternehmen hängt somit nicht allein von den situativen Umständen ab“, erläutert die Wissenschaftlerin. „Eine wichtige Rolle kommt vor allem personenbezogenen Faktoren zu. Ob jemand in Situationen, in denen eine hohe Versuchung zur Korruption besteht, tatsächlich korrupt handelt, wird im Wesentlichen bestimmt von drei Faktoren: Wie ist die Einstellung der Person zur Korruption? Wie schätzt die Person die in ihrem Umfeld verbreitete Einstellung zur Korruption ein? Und wie bewertet sie das Risiko, korruptes Handeln erfolgreich auszuführen?“ Unternehmen können daher Korruption in den eigenen Reihen am wirksamsten bekämpfen, indem sie genau an diesen Faktoren ansetzen. „Eine Unternehmenskultur, die Korruption strikt ablehnt und erfolgreich auf die Einstellungen der Mitarbeiter einwirkt, erweist sich durchaus als robust, wenn Umstände eintreten, in denen die Versuchung zu korruptem Handeln steigt“, erklärt Rabl. Die Bayreuther Wirtschaftswissenschaftlerin ist Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Personalwesen und Führungslehre und hat sich bereits in ihrer Dissertation mit Ursachen und Wirkungen von Korruption in Unternehmen auseinandergesetzt. 2009 ist sie dafür mit dem Fürther Ludwig-Erhard-Preis ausgezeichnet worden. (sfr/idw)

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INTERNATIONALES

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The Epoch Times Deutschland / 1. Juni - 14. Juni 2011 / Nr. 283

Mark Engler

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s ist endgültig. Nobelpreisträger Muhammad Yunus wurde entlassen. In der vergangenen Woche verlor Yunus seine letzte Berufung vor dem Obersten Gerichtshof von Bangladesch. Damit endet eine zweimonatige rechtliche Auseinandersetzung darüber, ob er Chef der Grameen Bank bleiben darf, die er vor etwa 30 Jahren als Wegbereiterin für die Vergabe von Kleinstkrediten gründete. Durch diese Auseinandersetzung, in der seine Gegner, darunter Premierminister Sheikh Hasina, in die Offensive gingen, wurden einige der größten Mängel der Mikrokreditbewegung deutlich. Das Ergebnis führte zu einer merkwürdigen Situation. Die an den Mikrokrediten geäußerte Kritik ist weitgehend berechtigt und sollte auch an die Öffentlichkeit gebracht werden. Doch die Bestrebungen, Yunus aus dem Amt zu drängen, sind teilweise ungerechtfertigt und politisch motiviert. Außerdem zählt Yunus in Hinblick auf die gewinnorientierte Ausrichtung der Mikrokreditbewegung zu den guten Jungs. Offiziell ist der jetzt 70-jährige Yunus zurückgetreten, weil er das obligatorische Renteneintrittsalter von 60 Jahren für Bankdirektoren schon überschritten hatte. Aber sein Alter wurde erst ab 2007 zu einem Thema, als er Politiker wie Sheikh Hasina wegen Korruption anklagte und eine kurze Zeit über die Gründung seiner eigenen politischen Partei nachdachte.

In einer im vergangenen Herbst ausgestrahlten norwegischen Dokumentation wurden ihm weitere Vergehen zur Last gelegt. Darin wird Yunus beschuldigt, Hilfsgelder von etwa 100 Millionen US-Dollar unrechtmäßig von der Grameen Bank an eine Schwesterorganisation weitergeleitet zu haben. Doch ein Regierungsausschuss sprach ihn im vergangenen Monat von dieser Anklage frei. Seitdem wurde ihm nie wieder vorgeworfen, er habe Geld veruntreut oder persönlich von einem Transfer profitiert. Im Hinblick auf den aktuellen Streit wird meiner Meinung nach deutlich, dass Yunus verdient, verteidigt zu werden. Es gibt schon lange Kritik an seinem Führungsstil. Er täte zu wenig, um Führungskräfte auszubilden, die seine Nachfolge antreten könnten. Aber diese kaum überzeugende Kritik trifft nicht die Mikrokreditbewegung als Ganzes. Und die Begründung, Yunus wäre zu alt, ist eindeutig ein Vorwand. Das heißt, während viele der Angriffe auf Yunus selbst ungerecht sind, erweisen sich andere Kritikpunkte an der Mikrokreditbewegung, die aufgrund seiner Entlassung Aufmerksamkeit erregten, als berechtigt. Als ich im Herbst 2009 ein Profil von Yunus erstellte, beschrieb ich in einer Gegendarstellung die Zusammenhänge, die zu dieser Kritik führten: Mit der zunehmenden Verbreitung von Mikrokrediten in aller Welt wuchs auch die Anzahl der Fachleute, die behaupten, dass das Verleihen von Mikrokrediten nicht auf Spenden beruhen sollte.

F O T O : S T R D E L /A F P/G E T T Y I M A G E S

Mikrokredite: Nobelpreisträger gekündigt

Der Geschäftsführer der Grameen Bank und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus verlor Anfang Mai ein Berufungsverfahren und wurde gekündigt.

Sie meinen, sie wären nur dann effektiv, wenn sie so rentabel sind, dass sie private Investitionen anziehen. Die Banker dieser Schule nennen ihre Bemühungen, die wichtigsten Kapitalmärkte für ihre Arbeit nutzen zu können, „Mikrofinanzierung“. Für die Kernkredite der Grameen Bank wird laut Yunus ein relativ bescheidener Zinssatz von 20 Prozent verlangt. Die Kritiker argumentieren, dass auch Grameen und andere sozial betriebene Mikrokreditinstitute aufgrund von

Sein Alter wurde erst ab 2007 zu einem Thema, als er Politiker wie Sheikh Hasina wegen Korruption anklagte.

Steuern, Gebühren und Pflichteinsparungen für ihre Darlehen regelmäßig Zinssätze zwischen 30 und 50 Prozent nach US-Banken-Norm verlangen. Bei gewinnorientierten Mikrofinanzinstitutionen können die Zinsen wesentlich höher sein. In den vergangenen Jahren wiesen die Reporter von Business Week und The New Yorker darauf hin, dass Mikrokreditverleiher in Mexiko Zinsen zwischen 110 und 120 Prozent verlangen. Verglichen mit den Zinsforderungen eines Kredithais von 200

oder 300 Prozent könnten diese Werte als eine Verbesserung gelten. Aber sie strapazieren die Glaubwürdigkeit, wenn sie als Instrumente zur Linderung der Armut präsentiert werden. Kurz gesagt ist der Mikrokredit nicht unbedingt schädlich. Aber wenn man ihn als eine Erweiterung des neoliberalen Marktfundamentalismus ansieht, ist er es auf jeden Fall. Damit die Aktionäre mit Kleinkrediten Gewinne erzielen, sind Mikrofinanzbanken notwendig, die die Zinssätze anheben, aggressive Vermarktung betreiben und Kredite vergeben. Die frühere Empathie nicht gewinnorientierter Kreditgeber gegenüber Kreditnehmern ist verschwunden. Die Mikrokredite, die den Menschen helfen sollten, schadeten ihnen. Kommerzialisierung ist eine sehr nachteilige Veränderung im Bereich der Mikrofinanzierung und weist auf eine beunruhigende Motivationsverschiebung hin. Es ist ungewiss, was als nächstes mit Grameen passieren wird und ob zukünftige Änderungen dazu führen werden, dass die Schuldner davon profitieren können. Aber so viel ist klar: Die Bemühungen, Yunus zu diskreditieren, sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass er vor den beunruhigenden nachteiligen Veränderungen im Bereich der Mikrofinanzierung warnte. Mark Engler ist ein führender Analyst bei Foreign Policy In Focus und Autor des Buchs „How to Rule the World: The Coming Battle Over the Global Economy.“

Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas

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Das Buch „Die Neun Kommentare“ trägt zur Auflösung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bei und verändert China. Die preisgekrönte Epoch Times-Serie beschreibt die wahre Geschichte und das Wesen der KPCh. Sie erscheint hier als Serie.

Kommentar Zwei Fortsetzung Wort und Tat sind für die KPCh zweierlei. Will die KPCh die Demokraten benutzen, lautet ihre Parole: „Langfristige Koexistenz, gegenseitige Kontrolle, aufrichtig und ehrlich zueinander sein, Ehre und Schmach gemeinsam teilen.“ Doch alle, die mit den Gedanken, Worten, Handlungen oder Organisationsstrukturen der KPCh nicht einverstanden sind oder ihnen nicht folgen, werden eliminiert. Marx, Lenin und die Führer der KPCh hatten alle erklärt, dass die Macht der Kommunistischen Partei nicht mit anderen zu teilen sei. Von Beginn an trägt der Kommunismus klar erkennbar diesen Grundfaktor der Diktatur in sich. Wegen ihres Anspruchs auf despotische Alleinherrschaft hat die KPCh weder in der Zeit der Machtergreifung noch in der Zeit ihrer Regierungsgewalt jemals mit irgendeiner anderen politischen Partei oder Gruppe in ehrlicher Weise kooperiert; in Phasen der Lockerung wurden andere Parteien bestenfalls zur Zierde benutzt. Die Lektion der Geschichte ist: Keinem einzigen Versprechen der KPCh darf geglaubt werden, keine einzige Zusicherung wird erfüllt.

Wer in irgendeinem Punkt an die KPCh glaubt, wird gerade wegen dieses Punktes sein Leben verlieren.

2.1.3 Dritter Grundfaktor: Hetze – Die besondere Befähigung, Hass zu schüren und einen Teil der Massen aufzustacheln, gegen den anderen Teil zu kämpfen

Betrug dient der Hetze. Kampf benötigt Hass; wenn kein Hass vorhanden ist, lässt er sich erzeugen. Das im ländlichen China tief verwurzelte patriarchalische Klan-System stellte für die Kommunistische Partei ein grundlegendes Hindernis bei der Errichtung ihrer politischen Macht dar. Die ländliche Gesellschaft war eigentlich harmonisch, das Besitzen und das Pachten von Grundstücken führte nicht unbedingt zu konfrontativen Verhältnissen. Die Grundbesitzer gaben den Bauern eine Existenzgrundlage, während die Bauern als Gegenleistung die Grundbesitzer mitversorgten. Diese Beziehung der wechselseitigen Abhängigkeit wurde von der KPCh verdreht und als Klassengegensatz und Ausbeutungsverhältnis dargestellt. Einklang wurde zu Feindseligkeit, Hass und Kampf. Recht wurde zu Unrecht, Ordnung zu Chaos und Republikanismus zu Despotismus. Die Kommunistische Partei förderte Plündern, Rauben und Morden; sie forderte auf, die Grundbesitzer und reichen Bauern, deren Familienange-

BRIEFE AN DIE REDAKTION

hörige und deren Sippen zu töten. Viele Bauern waren nicht dazu bereit, sich fremdes Vermögen anzueignen, sie gaben nachts das zurück, was sie sich am Tage genommen hatten; als jedoch die Arbeitseinheiten der KPCh davon erfuhren, wurden sie kritisiert, dass sie ein zu mangelhaftes Klassenbewusstsein hätten. „Das weißhaarige Mädchen“ war ursprünglich die Geschichte einer weiblichen Unsterblichen; es handelt sich nicht um eine Geschichte von Klassenausbeutung, es wurde aber von den Kulturensembles der Armee in ein Drama, eine Oper und in ein Ballett umgeschrieben mit dem Ziel, zum Klassenhass aufzuwiegeln. Während der japanischen Invasion im Zweiten Weltkrieg erhob sich die KPCh nicht gegen die japanischen Truppen. Hingegen beschuldigte sie die Kuomintang-Regierung, nicht gegen die Japaner gekämpft und das Land verraten zu haben. Selbst in dieser äußerst kritischen Lage des Landes hetzte sie die Menschen dazu auf, die nationale Regierung zu stürzen. Es ist eine klassische Methode der Kampagnen der Kommunistischen Partei, einen Teil der Massen anzustacheln, damit sie den anderen Teil hasst und verfolgt. Die bekannte Formel „95 Prozent zu fünf Prozent“ zur Einteilung der Klassen ist so entstanden. In den verschiedenen Kampagnen der KPCh kam diese Methode umfassend zur Gel-

tung und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Diejenigen, die den 95 Prozent zugeordnet werden, bleiben verschont, diejenigen aber, die unter die verbleibenden fünf Prozent fallen, werden zum zu bekämpfenden Klassenfeind. Aus der Angst heraus und um sich selbst zu schützen, streben die Menschen danach, diesen 95 Prozent anzugehören. Es ist daher allgemein üblich geworden, dass man diejenigen, die in den Brunnen gefallen sind, Steine nachwirft.

2.1.4 Vierter Grundfaktor: Asozialität – Schurken und Lumpen bilden die Reihen der KPCh

Die Asozialen bilden die Basis des Bösen und das Böse muss sich wiederum der Asozialen bedienen. Die kommunistischen Revolutionen waren oft Aufstände von Schurken und Lumpen. Die bekannte Revolution der sogenannten „Pariser Kommune“ etwa, bestand ausschließlich aus Prügelei, Brandstiftung und Raub, angeführt vom Abschaum der Gesellschaft. Selbst Marx verachtete das Lumpenproletariat. Im „Manifest der Kommunistischen Partei“ schrieb Karl Marx: „Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft, wird durch die proletarische Revolution stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert. Seiner ganzen Lebenslage nach wird es bereitwilliger sein, sich für reak-

tionäre Umtriebe kaufen zu lassen.“ Weiterhin meinten Marx und Engels, dass die Bauern aufgrund ihrer naturgemäßen Verstreuung und Einfältigkeit nicht einmal als irgendeine soziale Klasse angesehen werden könnten. Die KPCh entwickelte die dunkle Seite der Theorie von Marx weiter. Mao Tse-tung sagte: „Die Lumpen und die Asozialen wurden von der Gesellschaft immer verschmäht, aber diese sind bei der Revolution in den ländlichen Gebieten die tapfersten, standhaftesten und die, die am kräftigsten vorangehen.“ Das Lumpenproletariat verstärkt noch die gewalttätige Natur der KPCh, und bildete den Keim der Sowjetregierung auf dem Lande. Das chinesische Wort für „Revolution“ bedeutet „Leben nehmen“, was für alle guten Menschen Horror und Zerstörung bedeutet. Die Partei ließ dieser Bezeichnung im kommunistischen Sprachsystem jedoch eine positive Bedeutung zukommen. In einer Debatte über den Begriff „Lumpenproletariat“ während der Kulturrevolution kam die KPCh zu dem Schluss, dass es nicht so gut klingen würde, wenn man sie als „Lumpenproletariat“ bezeichnete – so wurde dieser Begriff auf „Proletariat“ gekürzt. Den vollständigen Text der Neun Kommentare finden Sie unter: www.epochtimes.de/neun-kommentare

Bitte senden Sie die Briefe an leserbriefe@epochtimes.de Epoch Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684

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95.894.577

MENSCHEN haben mit dem Stichtag 28. Mai 2011 ihre Austrittserklärung auf der Webseite http://quitccp.org veröffentlicht.

A

m 18. November 2004 veröffentlichte „The Epoch Times“ erstmals die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Darin werden die Geschichte und das Wesen der KPCh dokumentiert und analysiert. Seitdem erklären täglich rund 25.000 Chinesen ihren Austritt aus der KPCh, dem Kommunistischen Jugendverband und den Jungen Pionieren. Die per Telefon, Fax oder EMail erklärten Austritte werden von drei „Tuidang“ (Austritts)Centern gesammelt und im Internet auf http://quitccp.org veröffentlicht.


Internationales

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Wie Tee Geschichte formte Foto: The Epoch Times

Bis vor 350 Jahren war Tee das Getränk der asiatischen Aristokratie und Geistlichkeit. Mit seiner Globalisierung begann eine Geschichte internationaler Intrigen, Monopole, Kriege und Vertreibungen. Weil die Briten in Sri Lanka Tee anbauen wollten, wanderten Tamilen ein. Dadurch kam es zu ethnischen Spannungen und Bürgerkrieg. Farok J. Contractor

Einfuhrzölle bis zu 119 Prozent vorsahen.

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Krieg und Opium

or mehr als 250 Jahren, als zornige Kolonisten Teekisten in den Hafen von Boston warfen, dachten sie wohl kaum daran, dass ihre wütende Aktion die Geschichte verändern oder zum Symbol einer politischen Revolte werden würde, von der spätere Generationen inspiriert wurden. Dank der Globalisierung bestimmen weiterhin verschrumpelte Teeblätter aus dem fernen China, die früher von der Ostindiengesellschaft eingeführt wurden, den Lauf der Geschichte. Das erfrischende Getränk erinnert mit jeder Tasse an glückliche Momente in diesem internationalen Geschäft. Aber die Globalisierung des Tees erzählt auch eine Geschichte der internationalen Intrigen, Monopole, Kriege und ethnischen Vertreibungen. Bis vor 350 Jahren war Tee ein relativ seltenes Getränk, das aus dem kleinen Strauch Camellia sinensis gewonnen wird, der in den hügeligen Provinzen Südchinas wie z. B. Yunnan wächst. Nur ein paar buddhistische Mönche sowie chinesische und japanische Aristokraten tranken ihn, aber dem Rest der Welt war er mehr oder weniger unbekannt, obwohl vielleicht doch kleinere Mengen als Kuriositäten oder Medikamente ihren Weg entlang der Seidenstraße nach Indien und in den Nahen Osten gefunden haben könnten. Größere Mengen wurden erstmals von den Holländern gehandelt, die 1606 anfingen, chinesischen Tee aus Java nach Holland zu versenden. Der neu entstandene Wohlstand und eine wachsende Mittelschicht in Holland sorgten im 17. Jahrhundert zum ersten Mal für eine große Nachfrage nach Tee. Für das übrige Europa, sogar die Völker im Norden, die schließlich das Vereinigte Königreich bildeten und heute den höchsten Pro-Kopf-Teekonsum aufweisen, blieb Tee unbekannt, bis Katharina von Braganza, eine portugiesische Prinzessin, Charles II. von England heiratete. Als sie 1662 nach einer schwierigen Kanalpassage bei Portsmouth an Land ging, verlangte sie nach ihrem Lieblingsgetränk. Aber es war dort nicht verfügbar. Die Engländer boten ihr in ihrer Verlegenheit stattdessen ein Glas Bier an, womit sie ihren Magen allerdings kaum beruhigen konnte. Aber der Hof führte diese Mode dann ein und so verbreitete sich das Teetrinken unter dem englischen Adel. Nur die Reichen konnten ihn sich leisten, da die Richtlinien für Kaufleute horrende britische

Die hohen Zölle waren nötig, um den französisch-englischen Krieg, der im Jahre 1754 in den amerikanischen Kolonien begann und sich dann bis nach Europa, Indien und Indonesien ausweitete, finanzieren zu können. Manche eurozentrischen Historiker bezeichnen den Krieg von 1754 bis 1763 als den „ersten Weltkrieg“, obwohl die Eroberungen von Dschingis Khan um das Jahr 1225 auf mehr Breitengrade entfielen und einen unvergleichlich größeren Teil der Menschheit von Ungarn bis Korea und von Russland bis zum Irak betrafen.

Die Briten erklärten den Krieg und bestanden darauf, dass der chinesische Tee gegen indisches Opium statt gegen Edelmetall eingetauscht werden sollte.

Die amerikanischen Patrioten, die manche als Raufbolde unter der Führung von Samuel Adams bezeichnen, warfen die Ladungen mit importiertem britischem Tee in den Hafen von Boston und protestierten gegen die hohen Zölle und den monopolisierten Handel der Ostindiengesellschaft. Obwohl sich das Teetrinken in Großbritannien stetiger Beliebtheit erfreute, wurde es in Amerika als unpatriotisch angesehen und ging zurück. Im späten 18. Jahrhundert befanden sich die Briten in einem Handels-Dilemma. Die Chinesen als einzige Teelieferanten der Welt weigerten sich, viel aus dem Westen zu importieren. Um den chinesischen Handelsüberschuss auszugleichen und das Monopolprodukt zu bezahlen, wurden Silberund Goldbarren aus England geliefert. Es ging um den Fall eines britischen Import-Nachfragemonopols, das einem chinesischen Herstellermonopol gegenüberstand. Hohe britische Zölle verringerten nicht die Ausfuhr von Silber, da dies wohl nur dazu geführt hätte, dass mehr Tee geschmuggelt

statt über offizielle Kanäle importiert worden wäre. Schließlich hatte die Ostindiengesellschaft eine Idee, das Problem der Goldbarrenlieferungen nach China zu lösen. Man investierte in Plantagen, um Opium in Bengalen und dem Hochland von Dekkan in Indien anzubauen. Nach Meinung von Antikolonialisten wollte man damit auch dem indischen Baumwollanbau und den darin beschäftigten Arbeitern einen Schlag versetzen. Das Opium sollte nicht in Indien verbraucht, sondern nach China exportiert werden. Natürlich war die chinesische Regierung entsetzt und verbot diesen Import. Die Briten erklärten den Krieg und bestanden darauf, dass der chinesische Tee gegen indisches Opium statt gegen Edelmetall eingetauscht werden sollte. In einem von vielen Fällen von „Kanonenboot-Diplomatie“ eroberten die Briten Hongkong und das Recht, Opium an die Chinesen zu verkaufen, verursachten damit aber soziale Probleme und machten Tausende von Chinesen süchtig. Unter der Erniedrigung durch die Briten leiden viele gebildete Chinesen bis heute.

Indien und ethnische Spannungen

Unterdessen entdeckte der Schotte Robert Bruce, der in der indischen Stadt Tezpur begraben liegt, eine Vielzahl von Teesträuchern in den Ausläufern des Himalaya in Assam, einem Staat in Nordostindien, der damals von tibetischbirmanischen Stämmen wie den Bodos besiedelt war. Der Fund erwies sich weitgehend als Ersatz für die chinesische Sorte und indische Tee-Exporte verdrängten die chinesischen in den 1860er-Jahren. Aber dadurch wurde noch viel mehr menschliches Leid verursacht. In einer während der Kolonialzeit üblichen rücksichts­losen Vorgehensweise verlegten die Briten Zehntausende von Vertragsarbeitern aus anderen ärmeren Staaten in Indien zu den Teeplantagen in Assam. Denn die einheimische Bevölkerung richtete sich nach ihrer eigenen Kultur und wollte nicht auf den Plantagen arbeiten. Dann folgten Händler, Eisenbahner und andere unternehmungslustige Inder und verdrängten die tibetischbirmanischen Einheimischen. Die ethnischen Spannungen und Konflikte gipfelten in separatistischen Bewegungen und Terrorismus, die bis zum heutigen Tag in Nordostindien unter der Oberfläche kochen. Auch das Hochland von Ceylon, das heutige Sri Lanka, erwies sich als geeignet für den

Teeanbau. Nur wenige der stolzen und relativ wohlhabenden Singhalesen geruhten auf den Plantagen zu arbeiten. Deshalb ließen die Briten Zehntausende von Tamilen aus Indien in ihren Tee- und Kautschukunternehmen in Ceylon arbeiten, die sich nie den einheimischen buddhistischen Singhalesen anpassten. Diese von den Briten bewirkte Einwanderung führte direkt zu dem soeben beendeten Bürgerkrieg in Sri Lanka, der fast 100.000 Tote, Hunderttausende Verletzte und Millionen von Flüchtlingen forderte. Von Irland, über Israel/Palästina, Guyana und Fidschi bis hin nach China, Assam und Sri Lanka hinterließen die von britischem Kolonialismus und Kommerz bewirkten Einwanderungen ein Vermächtnis von ethnischen Spannungen, Konflikten und Tränen. Aber aus der engen ethischen Perspektive des 21. Jahrhunderts könnten wir vielleicht zu streng urteilen. Wir dürfen uns freuen, dass unsere internationalen Standards dank des weltweiten Meinungsaustauschs heutzutage höher sind. Die gleiche Globalisierung, die immer noch Angst und ethnische Spannungen verursacht, trug auch zum Wohlstand in der Welt bei. Handel und ausländische Direktinvestitionen haben Milliarden Menschen buchstäblich in einen Mittelklassestatus erhoben und Tee bleibt eines ihrer Lieblingsgetränke. Wenn die Weltgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in zukünftigen Zeitaltern niedergeschrieben wird, werden alle Kriege, Terrorangriffe und Konflikte vielleicht nur am Rande erwähnt oder auf Fußnoten reduziert. Aber eine wichtige Tatsache wird sicherlich aufgezeichnet – nämlich dass aufgrund der Globalisierung Milliarden von Menschen aus landwirtschaftlicher Rückständigkeit zur Produktivität sowie aus der Unwissenheit zu Wissen fanden und aus der Armut in einen Mittelklassestatus aufstiegen. In Ländern wie China oder Indien sind Unternehmen entstanden, die mit den Multis des Westens konkurrieren können. Die Einwohner eines Landes, in dem Tee gedeiht, fanden ihre Rache im Jahr 2000. In einer Akquisition, die stark an die Symbolik für die Zukunft erinnert, wurde die führende britische Teehandelsgesellschaft Tetley Tea in einer „umgekehrten“ Investition vom Mischkonzern Tata Group mit Sitz in Indien übernommen. Farok J. Contractor ist Professor für Management und internationalen Handel an der Rutgers University in New Jersey.

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KULTUR & UNTERHALTUNG

The Epoch Times Deutschland / 1. Juni - 14. Juni 2011 / Nr. 283

Herz, mein Herz, was soll das geben ... Das Herz schlägt überall: Auf Hochzeits- und Geburtstagskarten, Spielkarten, Handtaschen, Teetassen. Als Lebkuchenund Schokoherz. Nur, woher kommt es eigentlich?

Rosemarie Frühauf

A

uf dem Konzil von Vienne im Jahr 1311 diskutierte die katholische Geistlichkeit die Frage, ob die Seele des Menschen allein im Herzen oder aber im ganzen Körper wohne, denn die Idee vom Herz als Sitz der Seele ist uralt. Man kam zum Schluss, dass die Seele im ganzen Körper beheimatet sei, aber es ist vielleicht die menschliche Gewohnheit, unser Selbst mit unseren Gefühlen zu identifizieren, die dem Herzen so große Bedeutung verleihen. Von Anfang an hatte das Herzsymbol, wie wir es heute kennen, vielerlei Bedeutungen: Von geistiger Hingabe über romantische Liebe bis hin zu den animalischsten Trieben wurde das Herzsymbol zu einem Zeichen, das wie kein anderes (außer dem Kreuz vielleicht) global verstanden wird.

Mit einem Blatt fing alles an

Die Geschichte des Herzsymbols beginnt in der Pflanzenwelt. Als Efeublatt malten es die Kulturen des alten Orients auf Vasen und anderen Keramiken, bereits 3.000 v. Chr. Von Griechen, Etruskern und Römern übernommen, hielt es Einzug in die Formensprache Europas. Auf griechischen Vasen findet man es als stilisierte Weinranke, oft im Zusammenhang mit dem Weingott Dionysos, der die sinnlich-leidenschaftlichen Seiten des menschlichen Lebens repräsentierte. Von Anfang an trug es ambivalente Bedeutungen. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde es auf einem Türschild in Ephesos als Werbung für ein Bordell verwendet. Eine edle Botschaft transportierte es dagegen in der Dekoration von Grabmälern. Da der Efeu eine Pflanze ist, die bis zu 400 Jahre alt

werden kann, war er ein perfektes Symbol für Liebe und Andenken über den Tod hinaus. Dass er niemals allein wächst, sondern immer einen Halt zum Ranken braucht, war ein weiteres Argument, den Efeu mit liebender Umarmung und treuer Ergebenheit zu assoziieren. Auf griechischen und römischen Grabsteinen breitete sich der Efeu aus, bei den Frühchristen war er ein Symbol der ewigen Liebe.

Das Symbol der Liebe

Das grüne Blatt hatte eine lange Reise hinter sich und zahlreiche Bedeutungen angenommen, bevor es sich ins rote Spielkarten-Herz der Neuzeit verwandelte. Die höfische Liebe des Mittelalters sowie die Literatur der Minnesängerzeit waren dafür hauptverantwortlich. Inspiriert von antiken Illustrationen, gaben die geistlichen Buchillustratoren dem grünen Blatt eine neue Farbe: Rot. Wenn man nun ein Liebespaar abbildete, dann zusammen mit einem Lebensbaum, dessen herzförmige Blätter in der Farbe der Liebe und des Blutes glühten, was dem Ganzen eine sinnliche Note gab. Dies endete schließlich mit der Verwechslung von Efeublatt und Körperorgan und war der entscheidende Schritt, das Herzsymbol zu etablieren. Interessanterweise wurde die Verwandlung vom Herzblatt zum

„Herz“ erst durch eine mittelalterliche Wissenslücke möglich.

Das Mittelalter tappte im Dunkeln

Man befand sich im Zeitalter der scholastischen Medizin (850 - 1200 n. Chr.), die hauptsächlich nach schriftlichen Aufzeichnungen praktiziert wurde und strengen, religiös bedingten Auflagen unterworfen war. Da die Kirche forderte, der Körper müsse im Falle einer Wiederauferstehung unversehrt bleiben, waren Autopsien und die Forschung an Leichen absolut tabu. Sogar chirurgische Eingriffe waren lange Zeit verboten. Niemand wusste genau, wie das menschliche Herz aussah und in den Anatomiebüchern der damaligen Zeit wurde das Herzsymbol zum willkommenen Platzhalter. Es vergingen Jahrhunderte, bis sich Ärzte und Künstler über das Aussehen des eigentlichen Organs klar wurden. Sogar in Skizzen des jungen Leonardo da Vinci findet man Fantasiedarstellungen, die

eine Mischung aus Spielkartenherz und realer Anatomie sind. Erst der späte Leonardo zeichnete ein naturgetreues Herz. Auf einem Fresco in Padua kann man den seltenen Fall einer anatomisch korrekten Herzdarstellung sehen. Giotto di Bondone malte in der Cappella degli Scrovegni eine Allegorie der Caritas, die ihr Herz dem Himmel darbietet – in Form des Organs mit Blutgefäßen. Das Gemälde stammt aus den Jahren 1304 - 06 und verrät, dass Paduas Wissenschaftler eine Genehmigung zum legalen Sezieren hatten als Folge ihrer erfolgreichen Forschungsarbeit.

Jeder weiß Bescheid, was mit einem Herz gemeint ist. Es ist global verständlich. Höchstens das Kreuz hält da noch mit.

Themen, entschieden sich die Künstler für das Spielkartenherz, schon allein wegen des hohen Wiedererkennungswertes. Vom Herz-Jesu-Kult des Mittelalters wurde das Herzsymbol erfolgreich weiterverbreitet und durch das Kartenspiel, welches sich nach der Renaissance in standardisierter Version durchsetzte, wurde es schließlich ein Welterfolg. Witzig ist, dass es unter den Verwendern des Herzsymbols niemals Streit über deren gegensätzliche Ideen gab. Niemals fand eine Diskussion über ein exklusives Nutzungsrecht statt, was der katholischen Kirche durchaus zuzutrauen gewesen wäre. Es war wohl das perfekte Design und die inhaltliche Flexibilität des Herzsymbols, die es zum Exportschlager der europäischen Kulturgeschichte machte und bewirkte, dass es rund um den Globus geliebt wird.

i Dieser Artikel wurde möglich durch die herzliche Unterstützung von KardiologieProfessor a. D. Dr. Arnim Dietz aus Burghausen, der zwei themenbezogene Bücher veröffentlichte und die europäische Herzbestattungstradition erforscht. Mehr Herzhaftes auf seiner Homepage: www.heartsymbol.com

Ein Verkaufsschlager der Neuzeit

In zahllosen anderen Abbildungen, von religiösen bis zu erotischen

Flucht aus einem sibirischen Gulag Joe Bendel

I

m Jahr 1940 flohen sieben Gefangene aus einem sibirischen Gulag nach Indien. Slavomir Rawicz erzählte in seinen romanhaften Memoiren eine erschütternde Geschichte über körperliches und geistiges Überleben in Winterkälte und brennenden Wüsten, die Regisseur Peter Weir zu seinem Film „Der lange Weg“ anregte. Ende 2010 in Los Angeles exklusiv vorgestellt, kommt er demnächst in die Kinos. Janusz, ein polnischer Kavallerieoffizier, kämpft im Westen gegen die einmarschierenden Nazis. Die aus dem Osten eindringenden Russen verhaften ihn als Spion mit „Kontakten“ zu Deutschen und bringen ihn in ein sibirisches Arbeitslager. Hier begegnet er Menschen, die von Stalins Säuberungen getroffen wurden – einem breiten Querschnitt der sowjetischen Gesellschaft. Janusz freundet sich mit Khabarov an, einem russischen Schau-

FOTO: NE WMARKE T FILMS

„Der lange Weg“ von Peter Weir bringt die wahre Geschichte eines beinahe aussichtslosen Überlebenskampfes auf die Leinwand.

Ed Harris als Mr. Smith in „Der lange Weg“. spieler, der wegen seiner „zu sympathischen“ Darstellung eines Aristokraten verurteilt wurde. Er lernt auch Mr. Smith kennen, einen amerikanischen Ingenieur, den die Aussicht auf Arbeit während der Weltwirtschaftskrise nach Russland lockte. Misstrauisch ist er gegenüber Valka, einem der „Urki“, wie die Karriere-Kriminellen genannt werden, die das Lager führen. Das

Trio lässt den Schläger am Fluchtversuch teilnehmen, denn er besitzt ein Messer. Unterwegs nehmen sie die verwaiste Irena widerwillig mit. Obwohl Smith befürchtet, sie würden durch sie behindert, scheint das Mädchen die Einzige zu sein, die die Männer aus der harten Schale, die sie sich in der Gefangenschaft zulegten, herauslocken kann.

Der Plan ist, in Richtung Baikalsee und von dort aus irgendwie weiter zu wandern. Die Suche nach Nahrung und Obdach gestaltete sich schwierig, sie trugen nur ein Bündel Lumpen auf dem Rücken. Man kann sich kaum eine menschenfeindlichere Landschaft vorstellen, als die, mit der sie konfrontiert wurden: Die Wüste Gobi und der Himalaja. Eigentlich wollten sie nicht so weit wandern, doch der Einzug der kommunistischen Ideologie in der Mongolei ließ ihnen keine andere Wahl. Zum Thema „Mensch gegen Natur“ kommt die harsche Darstellung der stalinistischen Ära – zum Beispiel in Ruinen buddhistischer Klöster, die von den Kommunisten zerstört wurden. Voller furchteinflößender Perspektiven und sengendem Sonnenlicht gibt der Film der visuellen Feinfühligkeit des Regisseurs die perfekte Kulisse. Der Zuschauer fühlt sich wie in Landschaften versetzt, die noch nie ein Mensch betreten hat. Doch die Schauspieler beeindrucken ebenfalls.

Jim Sturgess spielte bereits in hochkarätigen Filmprojekten mit, doch nicht von solchem Kaliber. Es ist schwer, innerhalb eines Ensembles der „Gute“ zu sein. Doch macht er Janusz zum eindrucksvollsten der Ausbrecher und macht die tieferen Beweggründe seines übermenschlichen Antriebs fühlbar. Smith wird ist mit Ed Harris sehr gut besetzt. Seine Reue, sein Groll und seine grundlegende Anständigkeit werden glaubwürdig vermittelt. Fast die gesamte Besetzung schafft es, mit ihren Figuren eins zu werden und sich nahtlos in das Epos ganz normaler Menschen zu fügen. Nur Colin Farrell sticht als Valka etwas unbeholfen heraus. „Der lange Weg“ könnte eine Geschichte vom Überlebenskampf gegen die Natur sein, ist aber Teil einer großen, von Menschen verursachten Tragödie. Diesen Punkt macht Weir sehr deutlich. Der Film ist detailliert durchgearbeitet und zeigt ein Drama, das emotional involviert. Absolut oscarwürdig.


KULTUR & UNTERHALTUNG

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b e i de F o t o s : R en ate L i lg e - St o d i e c k / T h e E p o c h T i m e s

Gräser, das 100 x 50 cm große Bild des Malers Dirk Beckedorf hängt im Eingangsbereich der Bremer Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld.

Wenn ich male, wachse ich An einem ungewöhnlichen Ort, nämlich in der ehrwürdigen und renommierten Bremer Silberfabrik Koch & Bergfeld, stellt der Maler Dirk Beckdorf seine starken und zarten Bilder aus.

Renate Lilge-Stodieck

E

s gibt sie noch – oder sollte man sagen, es gibt sie wieder? – die Maler, die sich nicht mit dem schnellen Ausbruch ihrer Emotionen zufriedengeben oder sich modern gebärden und alles durch die intellektuelle Verfremdung ziehen. Maler, die warten können, die uns teilnehmen lassen an ihrer ganz unaffektierten Sicht auf die Natur, auf ihre innere Natur und die uns ahnen lassen, dass es dahinter immer noch Geheimnisse gibt. Zu diesen Malern gehört Dr. Dirk Beckedorf, ansässig in Bremen und schon seit einigen Jahren mit Ausstellungen in der Öffentlichkeit zu sehen. Er ist Arzt, Jahrgang 1958, und führt

in Bremen-Findorff eine beliebte Praxis für Systemische Hörtherapie. Nicht, dass ihm alles sofort gelänge. Wie jeder Künstler kennt er Phasen des Stockens, des Suchens. Er sagt dazu: „Manchmal gibt es Wochen, wo die Bilder ‚nichts werden‘, wo ich auch nicht davon wegkomme, manchmal sogar nachts noch einmal aufstehe, um etwas weiterzuführen, dann ist es ein Kämpfen und Ringen um die Formen und den Inhalt. Und dann gibt es wieder Wochen, die nur fürs Malen reserviert werden.“ Und dann das Bekenntnis des Künstlers: „Zu jeder Tages- und Nachtzeit male ich, es gibt Phasen, da muss ich malen, sonst gehe ich innerlich ein wie eine Primel ohne Wasser, ich schrumpfe dann. Wenn ich male, wachse ich, werde weit und ‚fließe‘.“ Dann malt er in seinem kleinen Atelier in der Neukirchstraße, draußen in der Natur, im Garten, auf der Terrasse, am Strand von Sylt, im Pinienhain auf Ibiza ... Der Blick in die weit geöffneten Rosenblüten, die wie schwebend und doch ganz präsent seine großformatigen Bilder füllen, ist wie ein Blick in die Transzendenz alles Sichtbaren. Ein Blick, der spüren lässt, wie Künstler und Maler in eine Schwingung gehen, denn es ist, bei aller Ruhe der Ausstrahlung, nichts Statisches in den

Wenn ich male, verändert sich mein Sehen, ich nehme die Farben anders wahr, leuchtender, ich sehe die Tropfen auf einem Blatt klarer, die Formen des Baumgeästs im Zwielicht, die Überlappungen von Form und Raum.

Bildern. Alles atmet und gibt dem, der es mitempfinden mag, Weite, Schönheit und einen Aspekt des Suchens und Findens. Befragt zu seinem eigenen Empfinden beim Malen, sagt er: „Es gibt Phasen, in denen ich das Gefühl habe, ich komme sonst nicht zu mir und bin auch nicht mit der Welt richtig verbunden. Wenn ich male, verändert sich mein Sehen, ich nehme die Farben anders wahr, leuchtender, ich sehe die Tropfen auf einem Blatt klarer, die Formen des Baumgeästs im Zwielicht, die Überlappungen von Form und Raum. Manchmal möchte ich etwas darstellen, habe etwas im Kopf, das ich aufs Papier oder die Leinwand werfen möchte. Und dann gibt es die Momente der Ruhe, des langsamen meditativ-bedächtigen Vorgehens, wo sich Pinselstrich an Pinselstrich reiht, ein Wachsen auf der Leinwand und ein Mit-sich-Einssein im Innen.“ Selbst die einfachen Gräser im sanften Sommerwind erhalten durch seine Kunst eine Leuchtkraft und ein Geheimnis. Es gibt noch einen mehr elementaren Anteil in seinem Schaffen, das sind die „Elemente“-Bilder, die in der Fabrikhalle hängen: Die Kraft des Feuers, der Erde und des Wassers, die in den Maschinen gebän-

Rosen, 80 x 80 cm, Mischtechnik auf Leinwand, von Dirk Beckedorf. digt wurde, zeigt sich in seinen Bildern in elementarem Ausdruck. Die teils schwebend wirkenden Bilder fügen sich mit den alten Maschinen und deren Patina zu einer Rauminstallation. Die archaische Wirkung und Kraft der Maschinen mit den Elementebildern sind die Basis für die Silberwaren mit ihren Blütenbildern. An dem jetzigen Ausstellungsort bei Koch & Bergfeld begeistern ihn die Nostalgie der Räume, der alte Glanz und die Pläne, aus diesem Erbe etwas Neues zu gestalten. Denn die Silberwarenmanufaktur verändert sich in den kommenden Jahren, ein Manufakturzentrum „Koch & Bergfeld Quartier925“ wird entstehen. In der Pause vor den Sanierungs- und Umbauarbeiten öffnet sich die Manufaktur für die kunstinteressierte Öffentlichkeit. Auf Anregung der beteiligten Architekten macht die Ausstellung von Dirk Beckedorf den Anfang.

Zu sehen bis zum 22. Juni 2011 auf dem Werkgelände von Koch & Bergfeld in der Bremer Neustadt. Auch der weiteste Weg lohnt sich.

i „Die Blüte und das Meer“ ist montags und mittwochs in der Zeit von 14 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Daneben begleitet ein Veranstaltungszyklus die Bilder des Künstlers. Den nächsten Termin am 8. Juni gestaltet die bekannte Bremer Garten- und Landschaftsplanerin, Autorin und Reisende Cordula Hamann mit „Sehen und Fühlen – Die Farben des Gartens“. Um Anmeldung unter 0421-5590620 wird gebeten. Mit einer Finissage am 22. Juni um 18 Uhr endet die Ausstellung.

Amüsante Zeitreise in die Welt der Renaissance

F o t o : C o m m ed i a n z a Berl i n

Mit Spiel, Tanz und einer Menge Humor lässt die Gruppe Commedianza Berlin alte Zeiten aufleben.

Ein französischer Tanzlehrer (Michael Vater) wird zum Schwarm der Mägde.

M

öchten Sie Wein oder lieber Limonade?“, fragt eine Dame mit weißem Häubchen und einem dicken Tonkrug in der Hand. In der Remise des Jagdschlosses Grunewald wehrte sich eben noch die kecke Köchin Rosamunde gegen plumpe Flirtversuche eines durchreisenden Schauspiel-Stars. Nun wird zu schnarrenden Drehleierklängen getanzt. Das Essen hat man dabei ganz vergessen ... Limonade bitte! Es ist eine erfrischend säuerliche Schorle, Verzeihung, Renaissance-Limonade. Dazu gibt es geröstete Nüsse mit Rosinen, ein ungewohntes, aber leckeres Gericht aus Getreide und Gemüse sowie ein Risotto mit Mozarella. „Hatten die damals wirklich schon Eis?“, fragt sich der Gast beim Nachtisch, einem halbgefrorenem Vanilleschaum. „Alles nach Originalrezepten der italienischen

Renaissance!“, versichert die Dame lächelnd. Das Jagdschloss Grunewald ist nur ein Schauplatz, an dem die Gruppe Commedianza Berlin regelmäßig auftritt. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) erweckt sie verschiedene historische Orte spielerisch zum Leben: Auf der Schlössernacht in Potsdam ist sie ebenso vertreten wie beim Kinderball auf Schloss Charlottenburg. Dabei passen die Kleidung, die Manieren, der Tanzstil, immer genau zum historischen Ambiente. Denn die Gruppe möchte ihrem Publikum eine möglichst perfekte Zeitreise bieten. Durch ca. vier Jahrhunderte spielt sich das Ensemble aus Profis und Laiendarstellern in Begleitung wechselnder Musiker. Ihre Dialoge in altertümlicher Sprache bieten ein vergnügliches Panorama menschlicher Befindlichkeiten. Geschichten vom Adel bis zum gemeinen Volk

werden aufwendig recherchiert, witzig verpackt und mit Enthusiasmus gespielt. Der Zuschauer erfährt, wie Mann oder Frau versuchten, sich gesellschaftlich zu profilieren oder miteinander anzubandeln oder was die Leute über Gott und die Welt so sagten und dachten. Anja Fengler, Leiterin der Gruppe, gründete das Ensemble 1994, nachdem sie schon 1986 durch einen Kurs an der damaligen HdK Berlin historische Tanzformen kennengelernt hatte. Der veranstaltende Professor bat die junge Modedesignerin, für einen Auftritt die passenden Kostüme zu schneidern. Noch heute werden alle Kostüme der Commedianza Berlin von Fengler nach historischen Schnittmustern gefertigt. Und auch die Stücke schreibt sie selbst. CoLeiter der Gruppe ist Schauspielerprofi Gerhard Vondruska, ein in Wien geborener Wahlberliner, der

regelmäßig Kostümführungen für die SPSG gibt. Diesen Sommer wird Commedianza Berlin noch zweimal mit abendfüllendem Programm und Catering im Jagdschloss Grunewald auftreten. Unter dem Motto „Spielt weiter, gebt mir volles Maaß!“ treffen Personen wie der Bader Leonhard, Hofschreiber Franz und die reizende Köchin Rosamunde in der Küche des Kurfürsten auf geladene und ungeladene Gäste. (rf)

i Commedianza Berlin treten am 05. 08. 2011 („Mit einer Galliarde in die Kirche und einer Courante wieder nach Haus“) und am 07.10. 2011 („Mich lieben alle Damen“) im Jagdschloss Grunewald auf. Tickets und Anmeldung unter 030 / 813 35 97.


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WISSEN

The Epoch Times Deutschland / 1. Juni - 14. Juni 2011 / Nr. 283

Fördern Schuldgefühle die Kooperation? Was treibt Menschen dazu an, mit anderen zu kooperieren, vor allem, wenn dies unter Verlust persönlicher Vorteile geschieht? Dies scheint dem allgemeinen Bild vom „egoistischen Menschen“ zu widersprechen. Cassie Ryan

L F O T O : T H O M M Y W E I S S / P I X L E I O. D E

aut einer Studie, die im Journal Neuron veröffentlicht wurde, könnte sich das Sozialverhalten aus Kompromissen zwischen persönlichen Vorteilen und Schuldgefühlen ergeben. Die Idee der Zusammenarbeit zu Lasten persönlicher Interessen ist ein Problem, das die klassischen Ökonomen seit Langem irritiert. Sie bestehen darauf, dass Menschen einzig durch eigene Interessen motiviert werden. Allerdings kann das nicht erklären, warum Menschen trotz Nachteilen wie Stress und finanziellen oder zeitlichen Verlusten kooperativ sind.

Der Gedanke der Kooperation zu Lasten persönlicher Interessen ist ein Problem, das klassische Ökonomen seit Langem irritiert. Sie behaupten, dass Menschen nur durch eigene Interessen zu motivieren sind. Das kann jedoch nicht erklären, warum Menschen sich trotz Stress sowie finanzieller und zeitlicher Verluste kooperativ verhalten.

Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass Freigebigkeit instinktiv von positiven Emotionen begleitet wird, während sich dagegen Selbstsucht schlecht anfühlt; deshalb kooperieren Menschen, um dieses schlechte Gefühl zu vermeiden. Ein Forscherteam, bestehend aus kognitiven Neurowissenschaftlern und Ökonomen, untersuchte eine Gruppe von 30 Freiwilligen und ließ sie das Vertrauensspiel spielen. Dabei musste Spieler 1, der Investor, entscheiden, wieviel Prämie er Spieler 2, dem Verwalter, zukommen ließ. Das Verhalten des Investors, erzeugte wiederum eine Vermutung beim Verwalter, wie viel der Investor von ihm zurückbekommen wollte. Die Verwalter im Spiel wurden dann mithilfe von Magnetresonanztomographie untersucht um festzustellen, welche Gehirnregionen aktiv waren, während sie entschieden, wie viel Geld sie an den Investor zurückgeben würden, das heißt, ob sie das Vertrauen des Partners schätzten oder nicht. Das Resultat der Untersuchung passte tatsächlich in das Bild des Modells, bei dem Entscheidungen so gefällt werden, dass der finanzielle Gewinn maximiert und die zu erwartende Schuld minimiert wird. Erfüllte ein Verwalter die Erwartungen seines Investors, waren Gehirnregionen, die in Verbindung mit

Verlust und Sympathie stehen, aktiv, wohingegen die Gehirnzonen, die mit Ablehnung und finanziellen Erwartungen in Verbindung stehen, aktiv waren.

Das Gewissen entscheidet

„Wir glauben, diese Ergebnisse sind aufregend, weil sie die Theorie von den moralischen Empfindungen stützen. Die Menschen haben konkurrierende Motive, wobei sie versuchen, zukünftige Schuldgefühle möglichst zu vermeiden und gleichzeitig den finanziellen Erfolg zu maximieren“, sagte Koautor Alan Sanfey vom Donders-Institut für Gehirnforschung, Erkenntnis und Verhalten an der Radboud Universität Nijmegen, Niederlande, in einem ergänzenden Video, das gemeinsam mit dem Bericht veröffentlicht wurde. „Das liefert unserer Meinung nach die Beweise dafür, dass die Vermeidung negativer Emotionen – wie etwa Schuldgefühle – ebenfalls für kooperatives Verhalten verantwortlich sein kann und außerdem wichtige Anhaltspunkte, warum wir trotz eigener Verluste kooperieren“, fügte er hinzu. Das Team schloss daraus, dass im Gehirn „die Verarbeitung von Erwartungshaltungen anderer eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von moralischen Gefühlen und Grundsätzen spielt, die – auch im Fall von Versuchungen – die menschliche Zusammenarbeit garantieren.

NASA-Satellit bestätigt Schlüsselaussage der Relativitätstheorie Einsteins

Andres Cordova

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orscher der NASA und der Stanford-Universität in Kalifornien haben vor Kurzem bewiesen, dass die Raumzeit durch die Rotation von Himmelskörpern – wie Planeten und Sterne – ringförmig verzerrt wird. Dieses Phänomen wurde durch Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie vorhergesagt und wird „geodätischer Effekt“ genannt. Das Experiment wurde erfolgreich von Wissenschaftlern mit der als „Gravitiy Probe B“ bekannten Sonde durchgeführt, an deren Design, Konstruktion und Platzierung im Orbit laut der Stanford-Pressenachricht 52 Jahre gearbeitet wurde. Für ihre Berechnungen nutzt sie „vier ultrapräzise Gyroskope, die in einem Satelliten untergebracht wurden“. Ein Gyroskop ist ein frei beweglich aufgehängter Kreisel (wie ein Schiffskompass). Je nach Güte der

Achslagerung dreht sich der Kreisel eine Weile, wobei eine konstante Ausrichtung der Achse einen stabilen Zustand darstellt. Aber unter Idealbedingungen (Schwerelosigkeit: keine Lagerung nötig; Vakuum: keine Reibung oder Stöße mit dem umgebendem Medium) dreht sich der Kreisel theoretisch für immer. Während die vier Gyroskope also auf nahezu idealen Bahnen die Erde umkreisten, wurde der sie umgebende Satellit manchmal „ordentlich durchgeschüttelt“, glich diese Bewegungen aber sofort mit kleinen Düsen aus, damit die Gyroskope unberührt und störungsfrei auf ihren Bahnen blieben. Die vier Gyroskope in Gravity Probe B (GP-B) hatten dieselbe Ausrichtung der Achsen und keinerlei mechanischen Kontakt zum Satelliten, der sie sozusagen umschwebte. Der Satellit war immer auf das Doppelsternsystem IM Pegasi ausgerichtet und verglich die Lage der anfangs ebenfalls darauf ausgerichteten Achsen der Gyroskope mit einem hochpräzisen Messverfahren. Außerdem diente der Satellit als Gehäuse und Schutzschirm vor der Teilchenstrahlung der Sonne und den Störungen durch die Erdatmosphäre. Er hielt somit auch die oben erwähnten Idealbedingungen eines Vakuums aufrecht.

Einstein hatte recht

„Wenn die Gravitation die Raumzeit nicht beeinflussen würde, so würden die Achsen der Gyroskope von GP-B für immer in dieselbe Richtung zeigen. Aber nach Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie müssten die Gyroskope eine winzige aber messbare Änderung

die Daten bis 2011 in einem komplizierten Prozess gefiltert und analysiert werden.

Zeitreisen: theoretisch möglich

FOTO: NASA

Welche Wechselwirkungen haben sich drehende Körper und die Raumzeit? Gibt es messbare Veränderungen in ihrer Struktur und wie kann man diese feststellen? Ein kühnes und langwieriges Unterfangen hat schließlich Erfolg gezeigt und eine wichtige Konsequenz aus Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie bewiesen.

Der Satellit „Gravity Probe B“ bei der Erdumrundung, um die Raumzeit zu vermessen (eine vierdimensionale Beschreibung des Universums mit Höhe, Breite, Länge und Zeit).

Um trotz des Störsignals auf ein Prozent genaue Messergebnisse zu erhalten, wurden die Daten sechs Jahre lang gefiltert und analysiert.

der Richtung ihrer Achsen erfahren, so, als ob sie vom Gravitationsfeld der Erde angezogen würden“, steht in der Stanford-Pressenachricht. „Man stelle sich die Erde wie in Honig eingetaucht vor“, erklärte Stanford-Physiker Francis Everitt, leitender Forscher für Gravity Probe B in einer Pressenachricht. „So wie der Honig durch die Rotation der Erde am Rand mitgezogen und verwirbelt wird, verhält es sich mit Zeit und Raum.“ Die RaumzeitStruktur um die Erde müsste nach der Relativitätstheorie also durch ihre Rotation verschert werden,

was auch tatsächlich eine Lageänderung der Achsen der Gyroskope verursachte. Ein weiterer ca. sechsmal stärkerer Effekt auf die Achsenlage der Gyroskope wird theoretisch durch die Krümmung der Raumzeit im Bereich der Erdmasse erwartet. Obwohl die Messergebnisse für den geodätischen Effekt anfänglich (2005) bereits auf ein Prozent genau war, konnte der durch die Raumkrümmung verursachte Effekt nicht von anderen Störsignalen unterschieden werden. Um trotzdem auf ein Prozent genaue Messergebnisse zu erhalten, mussten

„Die Ergebnisse der Mission werden sich langfristig in vielen der kommenden Jahre auf die Arbeit der theoretischen Physiker auswirken“, sagte der Astrophysiker Bill Danchi, Wissenschaftler des Programms am NASA-Hauptquartier in Washington in dem Pressebericht. Jede weitere zukünftige Prüfung von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie kann nur mit noch präziseren Messungen, als sie GP-B aktuell erlaubt, durchgeführt werden. Die Bestätigung der Allgemeinen Relativitätstheorie erlaubt vielleicht vielen Wissenschaftlern, etwas weniger skeptisch über die Möglichkeit von Zeitreisen zu denken. Bei solchen Experimenten würde die Raumzeit nicht nur leicht verschert (wie um die Erde), sondern regelrecht aufgewickelt werden. Dabei könnten sogenannte CTC (Closted Timelike Curves: geschlossene zeitartige Kurven) entstehen, was Zeitreisen theoretisch möglich machen würde. Bei einer Umrundung des Zylinders könnte jemand früher ankommen als er gestartet war – etwas das Einstein bis zu seinem Tod anzweifelte. Professor Tipler von der Tulane-Universität in New Orleans entwickelte 1974 die Idee eines rotierenden Zylinders, um das umgebende Raum-Zeit-Kontinuum sehr viel stärker als durch die Drehung der Erde zu verscheren. Allerdings müsste für den Betrieb solch einer Zeitreisemaschine sogenannte negative Energie zur Verfügung stehen.


WISSEN

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Die strittigsten Versuche rund um die Zeit

F O T O : W I L H E L M I N E W U L F F/ P I X E L I O. D E

„Jedes menschliche Wesen hinterlässt auf zweifache Art seine Spuren: auf akustische und visuelle Weise. Auf dieser Basis sind wir heute in der Lage, die größten Charaktere der Geschichte zu sehen und zu hören, indem wir ihre Energiespur aus Licht und Klang aufs Neue wiederbeleben.“ Leonardo Vintiñi

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ielleicht wird es den Menschen nie erlaubt sein, die Grenzen der vierten Dimension zu überschreiten. Aber vielleicht ist es möglich, Energie aus der Vergangenheit zu erfassen, um Bilder und Töne erneut zu erzeugen, so wie im Fall des wundersamen Chronovisors von Ernetti Pellegrino. Damit soll so etwas wie eine Reise in die Vergangenheit möglich sein, jedoch keine wirkliche Zeitreise. Natürlich existiert Einsteins Relativitätstheorie. Ihre Gültigkeit gilt als nachgewiesen, was bedeutet, dass für eine Person, die mit annähernder Lichtgeschwindigkeit reist, fast keine Zeit vergeht. Nachdem sie nur einen kurzen Moment durchlebte und wieder in ihr normales Leben zurückgekehrt ist, können

Albert Einstein

auf der Welt mittlerweile Hunderte von Jahren vergangen sein, was also einer echten Zeitreise in die Zukunft entspricht. Obwohl dies tatsächlich funktionieren würde, müsste die Person aber geeignet sein, um den Anfechtungen der Zeit gewachsen zu sein. Es ist jedoch noch immer gewagt, dieses Thema mit wenigen Worten abhandeln zu wollen. Niemand kann die Zuverlässigkeit oder Unglaubwürdigkeit solcher Experimente, die weltweit durchgeführt wurden, um dieses Thema zu erforschen, bestätigen. Die Experimente, die bekannt wurden, sind alle von einem Schleier aus Mythen umwoben, denn die Zeit selbst ist mystisch. Es ist möglich, dass wir nie etwas von den Projekten erfahren, die unter dem Deckmantel absoluter Geheimhaltung durchgeführt wurden. Recherchiert man im Internet, gibt es vielerlei Hinweise, dass eine Technologie, mit der Menschen durch die Zeit geschickt werden können, bereits seit Jahren existiert, während andere Menschen vermuten, dass wir kurz vor deren Entdeckung stehen. Ein Forschungsinstitut im früheren Russland soll dieses Ziel bereits erreicht zu haben. Allerdings sollen dabei Probleme

entstanden sein. Vielleicht sollte man nicht mit Menschen bzw. ihrer Zeit experimentieren.

Der Chronovisor: Das Fotografieren der Vergangenheit

Im Mai 1972 brachte eine italienische Zeitung eine dramatische Geschichte: Der Benediktiner-Priester, Ernetti Pellegrino – er soll einen akademischen Grad in theoretischer Physik gehabt haben – soll zusammen mit zwölf anderen Fachleuten auf diesem Gebiet ein Gerät, das in der Lage war, Klänge und Bilder aus der Vergangenheit zu empfangen, gebaut haben. Diese Meldung ging bald um die ganze Welt und setze eine kontroverse Diskussion in Gang. Als unwiderlegbaren Beweis für die Existenz dieses Gerätes präsentierte Vater Ernetti eine Fotografie, die angeblich Jesus im Moment seines Sterbens am Kreuz zeigt. Ernetti Pellegrino erklärte seine Erfindung folgendermaßen: Licht und Klang eines Objektes werden in seiner Umgebung gespeichert. Wenn man das richtige Werkzeug benutzt, kann die Energie des optischen Ausdrucks und des Klangs eines bestimmten Ereignisses wieder hergestellt werden. Der Chronovisor soll dazu auf unglaubliche Weise in der Lage gewesen sein. Ernetti behauptete, außer dem Bild von Jesus auch andere Aufzeichnungen verschiedener Szenen aus dem Leben von Jesus Christus sowie der Zerstörung von Sodom und Gomorrah und Originaltexte der Gesetzestafeln vom Sinai aufgenommen zu haben. Die Kontroverse um den Chronovisor endete jedoch drei Monate nach der Bekanntgabe seiner Erfindung, als entdeckt wurde, dass das von Pellegrino aufgenommene Jesusbild mit dem der Jesusstatue in der Kapelle der barmherzigen Liebe in Collevalenza, Perugia, Italien, identisch zu sein schien. Nur nebenbei: Vater Ernetti fuhr damit fort, den Chronovisor zu vertreten, behauptete aber, dass der Vatikan ihn daran hindere, mehr über seine Erfindung zu erzählen.

i Der Chronovisor Dieses Gerät soll laut der Beschreibung seines Erfinders, Ernetti Pellegrino, akustische und visuelle Informationen aus der Vergangenheit wiederherstellen können. Nach einem Ereignis sollen diese in der Umgebung – Pellegrino spricht auch vom Astralraum – gespeichert sein. Die Informationen sind elektromagnetischer Art, sollen sich im subatomaren Bereich manifestieren und können mit Antennen empfangen werden. Der Apparat soll die empfangenen Daten – von einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit – aufgezeichnet und über Monitor und Lautsprecher abgespielt haben. Laut Pellegrino soll der Chronovisor nach seiner Idee zusammen mit zwölf hochrangigen Wissenschaftlern, darunter Enrico Fermi und Wernher von Braun, entwickelt worden sein. Vater Ernetti Pellegrino soll zum Beispiel den Leidensweg von Jesus Christus und andere delikate Inhalte aufgezeichnet haben, von denen sich einige Details seiner anfänglichen Aussage nach nicht mit der Geschichtsschreibung und der biblischen Überlieferung deckten. Deswegen wird vermutet, dass Pellegrino von verschiedenen Seiten Druck bekam, seine Aussagen zu widerrufen, was er schließlich tat. Bis zu seinem Tod soll er aber nicht bereit gewesen sein, die Existenz des Chronovisors und dessen Funktion zu widerrufen.

Die Geschichte des Chronovisors ist damit aber nicht zu Ende. Derzeit erforschen zwei Wissenschaftlerteams die Möglichkeit, einen Chronovisor auf Grundlage des gleichen Prinzips, das Ernetti erklärt hatte, zu bauen: „Schall und Licht wirken ständig auf die Materie ein, werden eingeprägt und können wieder erlebbar gemacht werden; sie existieren als eine uns unbekannte Form von Energie.“ Der Leiter beider Teams ist der kirchlich orientierte Luigi Borello, der Ernetti persönlich kennenlernte und zu seinem Hauptkritiker wurde.

Das Institut für parallele Welten

Es gibt Quellen die andeuten, dass es unter Stalins Diktatur in der Sowjetunion ein Forschungsinstitut für parallele Welten gab. Berichte über Experimente, die von den Akademikern Kurchatov und Ioffe durchgeführt wurden, sind archiviert worden. 1952 untersuchte die russische Geheimpolizei Menschen,

die an den Experimenten teilgenommen hatten. Das Ergebnis war, dass 18 Lehrer durch ein Exekutionskommando erschossen wurden. Unter Chruschtschow begann dieses Institut, seine Aktivitäten wieder aufzunehmen; aber 1961 verschwand ein ExperimentierStandort mit acht leitenden Forschern, wobei die Gebäude rund um das Labor beschädigt wurden. Die Aktivität des Instituts wurde erneut eingestellt. 1987 wurde das Forschungsprogramm wiederum aufgenommen. Aber am 30. August geschah eine Tragödie: Eine riesige Explosion zerstörte das Experimentiermodul und ein Gebiet von zwei Quadratkilometern auf einer der Anjou-Inseln. Es gibt die Vermutung, dass das Modul mit den drei Forschern mit einem großen Objekt aus einer parallelen Welt kollidierte. Bei der Zerstörung des Systems verblieb das Modul in der parallelen Welt. Die letzte Aufzeichnung, die bei diesem Geschehen entstand, lautet:

„Wir sterben, aber wir werden das Experiment fortführen. Wir sehen alle Objekte doppelt, […]. Die Sauerstoffversorgung reicht für 43 Stunden. Das Lebenserhaltungssystem ist schwer beschädigt.“ Dann endet die Übertragung plötzlich.

Vorschau Technologie der Pyramiden Es gab bereits viele Erklärungsversuche, wie die mächtigen Bauwerke in Ägypten, Peru, Mexico und China entstanden sind. Eine der eher unbekannten aber wirklich nachvollziehbaren Erklärungen bezieht sich nicht auf die Technologie, sondern auf die physiologische Beschaffenheit der Erbauer.

F O T O : D A N I E L A B A A C K / P I X E L I O, W I K I P E D I A , H A N S S N O E K / W W W. H S - B U C H . D E / P I X E L I O

„Wissen ist begrenzt, während Fantasie die ganze Welt umfasst, den Fortschritt anregt und Bewertungen auslöst. Streng beobachtet ist sie ein realer Faktor in der wissenschaftlichen Forschung.“

Die Zeit: ist untrennbar mit dem Raum verbunden. Ist man erst in der Lage, die Struktur des Raumes zu verändern, so beherrscht man auch die Zeit.

Der Chronovisor: Der Aufbau, wird als Vitrine mit einem üblichen Monitor beschrieben. Ort und Zeit sollen mit Knöpfen und Schaltern angewählt worden sein.


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MENSCHEN & MEINUNGEN

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Er machte Berlins KPM wieder königlich Für Jörg Woltmann, Unternehmer, ist die Königliche Porzellan-Manufaktur ein Kulturgut, das man bewahren, beschützen und langfristig sichern muss. Renate Lilge-Stodieck

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A L L E F O T O S : J A S O N WA N G / T H E E P O C H T I M E S

ch habe noch nie einen Menschen betrogen“, das mag im privaten „ Bereich manchem leicht von den Lippen gehen; im heutigen Geschäftsleben, wenn es sich um Bankgeschäfte oder um die Übernahme von Unternehmen handelt, dann ist das nicht immer so aufrichtig zu vernehmen und so glaubwürdig wie bei Jörg Woltmann. Er ist nicht nur ein ehrenwerter Bankier und war mit 32 Jahren schon Gründer einer eigenen Bank; er ist auch Unternehmer: seit fünf Jahren Besitzer der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin und in dieser Eigenschaft sogar sein eigener Mäzen. Zwar würde er auch für dieses Unternehmen lieber schwarze Zahlen in den Büchern sehen, aber es ist noch nicht ganz so weit, denn die Finanzkrise beutelte auch die finanzkräftige Kundschaft, die man für Luxusgüter braucht. Trotzdem sagt er im Gespräch lächelnd: „Seit ich die KPM habe, weiß ich, Geld macht nicht glücklich.“ Für ihn ist die Königliche Porzellan-Manufaktur ein Kulturgut, das man bewahren, beschützen und langfristig sichern muss.

Drohende Insolvenz für die „Königliche“

Immerhin wurde sie eine „Königliche“ durch das Engagement Friedrichs des Großen (Friedrich II.), der die Porzellan-Manufaktur im Jahr 1763 von dem Berliner Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky übernahm. Seitdem wurden alle Erzeugnisse der Manufaktur mit dem königsblauen Zepter gestempelt und sie blieb in königlichem Besitz bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918, als Kaiser Wilhelm II. abdankte. Sie wurde zur Staatlichen Porzellan-Manufaktur, fiel nach 1945 dem Land Berlin als Eigentum zu, wurde 1988 zwar wieder in „Königliche“ umbenannt, aber als Kulturgut durfte sie damals unter glücklosen Geschäftsführern auch noch Verluste machen. Seit 2004 drohte jedoch die Insolvenz und nach einem geschäftlichen Fehlschlag bei der Übernahme durch den Prinzen von Preußen wurde sie von Jörg Woltmann Anfang 2006 gekauft – ohne Wenn und Aber.

Die preußischen Tugenden

Finanzberater empfahlen ihm, erst die Insolvenz abzuwarten und dann ein schuldenfreies Unternehmen zu niedrigem Preis zu erwerben. „Ich gebe zu, dass ich eine Stunde lang darüber nachgedacht habe, aber auch nicht länger“, gesteht Woltmann, „dann stand für mich fest: Als Berliner lässt man eine ‚Königliche Porzellan-Manufaktur‘ nicht in die Insolvenz gehen.“ Dieses „lässt man nicht“ zeugt von den einst bewunderten Tugenden in Preußen, wenn ehrenwerte Bürger oder Adlige nicht den eigenen Vorteil an die erste Stelle setzten, sondern etwas, das dem Allgemeinwohl oder dem Ansehen zugute kam. Jörg Woltmann bezeichnet sich schlicht als Berliner mit Herzblut, aber die besten Seiten des Preußentums schimmern in allem durch, was er sagt oder tut. Angesprochen auf das mittlerweile sehr beschädigte Ansehen der Bankiers lächelt er fein: „Ja, es gibt aber auch da ‚sone und solche‘, den Schaden müssen wir allerdings alle mittragen. Ich habe ein reines Gewissen, mein Geschäftsmodell für die

Zum 60. Geburtstag stellte die Belegschaft der KPM heimlich in 25 freiwilligen Arbeitsstunden eine Porzellanskulptur von Jörg Woltmann her.

„Als Berliner lässt man eine ‚Königliche Porzellan-Manufaktur‘ nicht in die Insolvenz gehen.“

Bank war immer solide und durchschaubar. Und ich habe meinen Kunden nie Papiere verkauft, die ich selbst nicht verstehen konnte. Leider gibt es in dem Bereich momentan sehr viele Menschen, die ihre Intelligenz falsch nutzen. Sie bekommen dann die Halskrankheit, sie kriegen den Hals nicht voll genug.“ Ruhig schaut er auf, er hat schon viel gesehen und erlebt, was er selbst nie tun würde. Aber er gestattet sich auch nicht, über die Zeitläufte zu lamentieren. Mit 32 Jahren gründete er eine Bank für Angestellte und Beamte des Öffentlichen Dienstes; eine Marktlücke hatte er entdeckt und sie dann mit Solidität gefüllt. Heute kann er froh und stolz auf dieses und andere Unternehmen blicken, die es ihm ermöglichen, sein eigener Mäzen zu sein.

Den eigenen Stempel aufdrücken

Zu meiner Überraschung erzählt er, dass er vor seinem Kaufentschluss die Manufaktur noch nie „von innen“ besichtigt hatte und dass er mit offenem Mund durch die Fertigungshallen gegangen sei. Denn 85 Prozent der Fertigung sind immer noch Handarbeit – mit der Hand – manu – gemacht – factum. Was er sehr bald anordnete, war, dass am Telefon und bei allen Kontakten nur noch von der „Königlichen Porzellan-Manufaktur“ gesprochen werden durfte, nicht von der KPM. Außerdem drückte er dem Porzellan – natürlich auf der Rückseite – seinen Stempel auf. Immer noch das

traditionelle blaue königliche Zepter, aber ein sehr viel feinerer und klarer Schriftzug darunter für KPM. Konsequent siedelte er die Marke weltweit im obersten Luxussegment an. In seinem Büro werden wir mit Kaffee in dem feinem Kurlandservice bewirtet. „Keine Angst“, sagt Woltmann, „KPM-Porzellan ist eins der härtesten, das kann man wirklich ohne Scheu benutzen. Auch wenn es teuer ist in der Anschaffung, so ist es doch auch ungewöhnlich haltbar.“ Auf meinen Einwand, dass man heute auch gern spülmaschinentauglich kauft, lacht er nur: „Lassen sie das Spülmittel weg und geben sie das Geschirr sofort in die Maschine. Heißes Wasser schadet nicht und auch nicht das heiße Trocknen. Das Geschirr ist ja schon gebrannt.“ In diesem Licht bekommen auch die neueren farbigen Bürotassen etwas Verlockendes.

Das Unternehmen saß immer mit am Tisch

Die Frage liegt nahe, ob jemand, der so zielstrebig, aber gleichzeitig selbstverständlich in die Spitzen des Unternehmertums aufgestiegen ist, mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde. „Nein, davon kann nicht die Rede sein, aber ich bin mit sehr viel Liebe aufgewachsen. Meine Mutter musste meine Schwester und mich nach dem Krieg allein erziehen. Sie verdiente ihr Geld in der Damenkonfektion, die sie selbst herstellte. Zunächst in unserer Wohnung und später in einem Haus in

Lichterfelde. Wir erlebten das Berufsfeld der Mutter mit und waren gleichzeitig behütet, aber das Unternehmen saß immer mit am Tisch.“ Obwohl er gerne Unternehmer ist und auch schon viele Unternehmen begleitet hat, war es für ihn selbstverständlich, dass es ein bis eineinhalb Jahre dauern würde, bis er die Geschäftsbereiche der Königliche Porzellan-Manufaktur erfasst, durchdrungen und auf eine Linie gebracht hatte. Seinen Arbeitstag teilt er zwischen Bank und Manufaktur und hat Freude daran.

Klare Ziele – nicht wackeln

Angesprochen auf die Perfektion, mit der in dem etwas versteckt liegenden Areal der KPM in der Wegelystraße im Bezirk Tiergarten nahe der Straße des 17. Juni und ihrem berühmten Wochenend-Flohmarkt, die Schätze präsentiert werden, sagt Woltmann nur trocken: „Ich mache etwas ganz oder gar nicht.“ Woltmann wurde 2007 zum Berliner Unternehmer des Jahres gekürt und erhielt im Januar dieses Jahres das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er hält es für selbstverständlich, dass er sich auch in anderen Organisationen engagiert, etwa bei den Freunden der Staatsoper e.V., den Freunden der Nationalgalerie e.V., den Freunden der Preußischen Schlösser und Gärten e.V., in der Stiftung Zukunft Berlin sowie beim Stiftungsrat des Bröhan-Museums. Als Mitglied des Lions Clubs Berlin setzt er sich für sozial schwache Menschen ein – und er ist Schirmherr für die Sponsorengemeinschaft Diakonieladen. Befragt nach seinen Unternehmensprinzipien, sagt er: „Klare Ziele – klare Strategien und klare Preispolitik – und nicht wackeln.“ Und zur Unternehmenskultur? „Wir brau-

chen den Geist eines Familienunternehmens. Die Geschäftsführung legt die Geschäftspolitik fest – aber sie muss für jeden klar erkennbar sein. Die Mitarbeiter werden beteiligt am Erfolg – aber es wird auch ihr voller Einsatz erwartet. Grundlage ist der respektvolle Umgang miteinander.“

Eine Welt der Sorgfalt

Auf dieser Grundlage arbeiten nicht nur die 170 Mitarbeiter, sondern sie wird auch spürbar für die Besucher der Dauerausstellung KPM WELT in der noch von früher bestehenden Produktionsstätte. Man wird durch einen Teil des Gebäudekomplexes geführt und kann an kostbaren Porzellanen in liebevoll dekorierten Vitrinen die Entwicklung durch 250 Jahre KPM betrachten. Im Jahre 2003 hat das Hamburger Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner (gmp) mit der Sanierung der historischen Ringkammerofenhalle von 1871 die Voraussetzung für die heutige museale Inszenierung geschaffen. In der restaurierten Industriearchitektur wird Schritt für Schritt die aufwendige Herstellung des edlen Porzellans dargestellt. Staunend kann man in eine Welt der Sorgfalt und des Qualitätsbewusstseins eintauchen. Höhepunkt der Führung ist zweifellos die Schauwerkstatt, wo man nicht nur einer Malerin bei ihrer detailgetreuen Arbeit zuschauen kann. Jörg Woltmann hat mit seiner Wertschätzung und Liebe für ein Kulturgut und auch mit einem Einsatz von vielen Millionen seines Privatvermögens ein großartiges Kleinod erhalten, beschützt und für die Zukunft gesichert – und das vor unser aller Augen. Man kann es anschauen, anfassen und erwerben in der KPM WELT und Verkaufsgalerie von Montag bis Samstag von 10 – 18 Uhr.


Die faszinierende Welt der Palmen Seite 19

Jeans on!

Nachhaltig im Showbiz Seite 15

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A L L E F O T O S : J A S O N WA N G / T H E E P O C H T I M E S

Berlins schönste Tafel in der KPM WELT kann für Feierlichkeiten gemietet werden.

Schwelgen in weißem Gold Als ältestes produzierendes Unternehmen Berlins schöpft sie aus rund 245 Jahren Tradition: Die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin fasziniert durch ihre Geschichte.

F

riedrich der Große kaufte die Porzellanmanufaktur des Berliner Kaufmanns Gotzkowsky im Jahr 1763 und wurde ihr bester Kunde. Er gab insgesamt 21 große Hofservices mit bis zu 450 Teilen in Auftrag und ließ auch zahlreiche diplomatische Geschenke in seiner Manufaktur fertigen. Bis heute stellt die Königliche Porzellan-Manufaktur die Designs der

friderizianischen Zeit her und mit jeder Stilepoche kamen neue Kreationen führender Künstler dazu. Das Erbe von Rokoko, Klassizismus, Jugendstil und Moderne verbindet die KPM heute mit innovativen Ideen. Porzellan der KPM soll für einen kultivierten Luxus im 21. Jahrhundert stehen. Mit der Dauerausstellung „KPM WELT“ wurde ein besonderer Ort geschaffen, der einerseits als Verkaufsgalerie genutzt wird und andererseits als Museum das Kulturgut Porzellan vorstellt. Ein rund 500 Meter langer Rundgang durch die historische Ringkammerofenhalle zeigt die aufwendige Herstellung: Vom Mischen der Materialien Kaolin, Feldspat und Quarz bis zur fertigen Kanne. Es braucht viele Arbeitsschritte in Handarbeit, bis ein KPM Produkt fertig ist. Alle

Erzeugnisse werden zuerst in Gipsformen gegossen, eventuell aus mehreren Teilen zusammengesetzt, mehrmals gebrannt und lasiert. Nur einwandfreie Stücke werden am Schluss mit dem Markenzeichen der KPM, einem blauen Zepter, gestempelt. Die KPM Welt zeigt Geschirr aus der Zeit Friedrich des Großen genauso wie das puristische Service „Berlin“ des italienischen Designers Enzo Mari von 1994. In einer Schauwerkstatt kann der Besucher den Porzellanmalern zusehen. Spezielle Führungen, auch für Kinder, finden regelmäßig statt. Bei einem Besuch im KPM Café können die Besucher schließlich das Porzellan im Einsatz kennenlernen und selbst aus den kostbaren Tassen schlürfen. (red)

„Service mit antiquer Kanthe“ nannte man seinerzeit das streng klassizistische Kurland-Service. Es wurde um 1790 von Peter Biron Herzog v. Kurland in Auftrag gegeben. Heute stellt die KPM den Klassiker in zahlreichen Farben und unterschiedlich üppigen Vergoldungen her.

i Königliche PorzellanManufaktur Berlin GmbH Wegelystraße 1 10623 Berlin Fon 030/39009-0 kpmwelt@kpm-berlin.de Die KPM WELT und Verkaufsgalerie ist Montag bis Samstag von 10 - 18 Uhr, das KPM Café Montag bis Sonntag von 10 - 18 Uhr geöffnet.

Die Dauerausstellung der Königlichen Porzellan-Manufaktur macht den aufwendigen Herstellungsprozess anschaulich: Vom Modellieren der Rohlinge bis zur Bemalung, bei der jeder Pinselstrich sitzen muss.


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mode & Beauty

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Kleidung, Knigge, Kompetenz Die Frankfurter Modedesignerin, Stilexpertin und Imageberaterin Katharina Starlay zeigt Menschen und Unternehmen, wie sie ihr Erfolgspotential erhöhen können.

Rosemarie Frühauf

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in Narr, wer nicht nach dem Äußeren urteilt“, sagte Oscar „ Wilde und brachte damit auf den Punkt, dass wir unser erstes Urteil über einen Menschen eben doch mit den Augen fällen. Womit punktet ein Bewerber mit Topqualifikation im Vergleich zu seinem gleichstarken Mitbewerber? Natürlich mit seinem souveränen Erscheinungsbild. Dieses setzt sich zusammen aus seinen Umgangsformen und den kleinen feinen Details, die ihn überzeugend aussehen lassen: Er trägt typgerechte Farben, Kragen- und Krawattenformen, die mit seinem Gesicht harmonieren sowie den Haarschnitt und die Brille, die wirklich zu ihm passen. So sticht er als charismatische Persönlichkeit aus der grauen Masse hervor. Genau hier setzt die Arbeit von Katharina Starlay an. Ihre Mission: Menschen gut aussehen zu lassen. Ihre Workshops tragen Titel wie „Kleidung Knigge Kompetenz“ oder „Powerdressing“ Businessmänner und -frauen lernen darin die kleinen Dinge, die den großen Unterschied ausmachen. Denn wer seine Garderobe systematisch zusammengestellt und seinen Stil gefunden hat, gewinnt dadurch Zeit für das Wesentliche.

Individuell und trotzdem korrekt

„Die Kunst dabei ist“, so Starlay, „einen individuellen Stil zu finden, der die Persönlichkeit unterstreicht, ohne dabei den Rahmen dessen zu sprengen, was in der jeweiligen Branche akzeptiert ist.“ Adäquater Bekleidungsstil und gute Umgangsformen bilden dabei für die Frankfurterin eine un-

trennbare Einheit, denn: „Wer sich schlecht benimmt, braucht für die Frage nach dem richtigen Anzug keine Zeit zu verschwenden ...“ Als einzige Designerin in Deutschland bietet sie eine Kombination aus Einzelcoachings, Firmencoachings und Designs für ganze Unternehmen an. Ihr Netzwerk aus Zulieferern und Herstellern erlaubt ihr, Firmen jeder Größenordnung einzukleiden. Die Mitarbeiter von Europcar Deutschland, der Messe Frankfurt und die Hostessen der Baselworld kamen zum Beispiel in den Genuss eines kompletten Makeovers durch die Image-Expertin.

„Die Kunst dabei ist, einen individuellen Stil zu finden, der die Persönlichkeit unterstreicht, ohne dabei den Rahmen dessen zu sprengen, was in der jeweiligen Branche akzeptiert ist.“ Katharina Starlay

Nicht nur Farben formen ein Image, sondern auch Schnitte und spezifische Qualitäten von Stoffen. Diese sollen nicht nur strapazierfähig und alltagstauglich sein, sondern können bestimmte Charaktereigenschaften ausdrücken. Stilvolle und überzeugende Kleidung ist bei repräsentativen Aufgaben unerlässlich, aber auch im Büroalltag unterstützt sie uns bei der Arbeit. Firmen geben enormes Geld aus, um ihre Corporate Identity gestalten zu lassen, dass aber ihre Mitarbeiter das entscheidende Aushängeschild sind, wird erst langsam entdeckt:

„In Deutschland fängt das Bewusstsein, wie wichtig Bekleidung für ein Unternehmen ist, gerade erst an sich zu entwickeln“, sagt Starlay. Und darin liegt die Chance für stilbewusste Persönlichkeiten.

Einkauftipps einer Einkäuferin

Ihre Ausbildung zur Modedesignerin absolvierte Katharina Starlay am Berliner Lette-Verein. Danach arbeitete sie neun Jahre als Führungskraft in der Mode- und Kosmetikbranche und sammelte einen Erfahrungsschatz, aus dem sie bis heute schöpft. Denn sie kennt die Methoden der Verkäufer genauso wie die Schwächen der Käufer. Je besser der Kunde seine Bedürfnisse kennt, desto selbstbestimmter und erfolgreicher wird er shoppen. Bei ihren Coachings gibt sie wertvolle Einkaufstipps, damit ihre Klienten endlich das kaufen können, was sie wirklich brauchen. Über den Einkauf hinaus kann ein Änderungsschneider noch so einiges an der Passform optimieren. Er ist, laut Katharina Starlay, das eigentliche Geheimnis gut gekleideter Menschen. Auch kann vielen Stücken auf einfache Weise ein Upgrade verpasst werden, indem man die oft billigen Knöpfe gegen hochwertige austauscht. Auch rät die Stilexpertin, sich den eigenen körperlichen Gegebenheiten oder Belastungsgrenzen anzupassen. Modetrends treiben zwar manche utopische Blüten, doch Bekleidung muss alltagstauglich sein und das Wohlbefinden unterstützen. Ihre Praxiserfahrung motivierte sie deshalb zu einer Schuhkollektion für die Businessfrau, die sie exklusiv auf ihrer Website www.stilclub.de vertreibt. Diese Schuhe sind elegant, feminin und mit „Akkueffekt“. Sie entstanden in Zusammenarbeit mit einem führenden Hersteller für Tanzschuhe. Besonders bequem sollen sie der Trägerin helfen, auch bei stundenlangem Arbeiten im Stehen zu lächeln.

Kragen und Frisur für lange Gesichter • Die Frisur ist seitlich voller und oben flach • Der Kragen sitzt höher, so dass der Hals nicht zu lang wirkt • Die weiche Linie des Button-down entspricht der abgerundeten Gesichtskontur

• Feine Querstreifen im Kragen verbreitern etwas und unterbrechen die Länge für eine ausgewogenere Proportion • Der Kragen ist flach und kompakt und sorgt für Querbetonung, was die Länge unterbricht • Der Krawattenknoten ist breit und voluminös gebunden (Windsor)

• Der Frisur ist seitlich schmal und höher auf dem Oberkopf • Der Kragen sitzt zu tief und verlängert den schon sehr langen Hals • Die langen Kragenenden strecken • Der Krawattenknoten ist zu schmal und wirkt unproportional The Epoch Times freut sich, in Zukunft regelmäßig Stiltipps von Katharina Starlay präsentieren zu können: Für Ladies und Gentlemen, berufliche wie private Anlässe und ein stilvolles Überleben im Trenddschungel. www.starlay.de; www.stilclub.de

Jeans on! Wissen Sie, woher der Begriff Denim kommt?

Katharina Starlay

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as heute gängige Handelsbezeichnung für ein Kleidungsstück ist, das seine einmalige Karriere als Arbeitslatzhose Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA begann, hat seinen Ursprung in Frankreich. Die zur Blaufärbung benötigten Indigo-Farbstoffe und die kräftigen, köperbindigen Baumwollstoffe wurden über die Stadt Nimes gehandelt, weshalb man die daher kommenden Gewebe kurzerhand De-Nimes taufte. Genauso genommen kommt unsere gute alte BlueJeans als Bleue de Genes (Blau aus

Genua) daher. Ob sich Urvater Levi Strauss darüber schon Gedanken gemacht hat? Die Jeans, ein Mitbringsel USamerikanischer Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg, begann ihren Siegeszug in Deutschland als Protestgewand Jugendlicher in der Wirtschaftswunderzeit. James Dean und Elvis Presley machten die Ware zum Kult. Heftige gesellschaftliche Diskussionen darüber, ob sie „ziemlich“ und überhaupt für die Schule geeignet sei, konnten nicht aufhalten, was junge Menschen von da an bis in die 70er-Jahre hinein wollten: Denim goes lifestyle. Seither hat die Jeans Generationen von Hilly Billies, Pop-Art-isten, Hippies und Hip-Hop-Freaks gekleidet. Längst sind Jeans zur Schuluniform avanciert – einfach, weil die Jugendlichen von damals Lehrer und Vorbild von heute sind. Zum Glück ziehen wir Jeans heute nicht mehr mit der Zange

an und müssen sie auch nicht mehr in der Badewanne in Form bringen. Und so nahm sie die letzte Hürde: Denim ist salonfähig geworden. Wirklich? Jeans können ein Business-Outfit lässig machen – aber nur, wenn Firma, Terminlage und der Kunde bzw. Chef es erlauben. Ganz wichtig: Jeanshosen müssen qualitativ hochwertig sein und erstklassig sitzen. Schauen Sie sich beim Kauf daher immer, immer, immer auch von hinten an! Und vermeiden Sie zu auffällige Steppungen, Krönchen oder Sonstiges an den Stellen und auf der Körperhöhe, die Sie nicht so stark betonen möchten. Das gilt für jeden und für jedes Alter. Eine Jeans ganz ohne Potaschen macht das Gesäß optisch breit. Je stärker die Waschung (der UsedLook) ist, desto stärker wird eine Orientierung an der Generation unter 20 demonstriert, was an klassischen Persönlichkeiten oder in klassischen Business-Berufen et-

was übertrieben wirken kann. Blue Jeans sind immer legerer als farbige Jeans, die man Ton in Ton zum Businessoutfit kombiniert. Wenn Sie Jeans in Ihre Businessgarderobe integrieren wollen, seien Sie sparsam damit, tragen Sie Jeans nie von Kopf bis Fuß! Eine Jeansjacke zum Sommerkleid, eine schwarze Jeanshose zum BusinessSakko oder ein sehr gut sitzender, knielanger Jeansrock mit Bluse, Gürtel und Perlenkette wirken stylish und nicht peinlich.

Ihre Katharina Starlay

i Mehr Stiltipps von Katharina Starlay auf: www.stilclub.de


MODE & BEAUTY

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Nachhaltig im Showbiz

als sie persönlich zu treffen. Estée war eine wundervolle Geschäftsfrau und eine große Inspiration für mich. Als sie damals aus heiterem Himmel auf mich zukam, um zu fragen, ob ich für ihren Konzern arbeiten möchte, war ich völlig überrascht, weil ich noch nie im Leben gemodelt hatte. Nun mache ich es schon seit siebzehn Jahren und liebe diese Zusammenarbeit immer noch. Man war dort mir gegenüber immer sehr loyal und unterstützend und ist mit mir durch dick und dünn gegangen. Sie haben mir auch beigebracht, mir täglich mit meinem Aussehen Mühe zu geben, was mittlerweile für mich zur Gewohnheit geworden ist.

Elizabeth Hurley erzählt von Mode, Business und Bio-Bauernhof.

E

in Auftritt an der Seite von Hugh Grant machte sie 1994 schlagartig medienbekannt. Bei der Premiere von „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ trug sie ein Versace-Kleid mit goldenen Sicherheitsnadeln und unübersehbaren Sichtfenstern. Vielleicht ein Grund, warum sich später die Klatschpresse mit Vorliebe auf das Privatleben der vielseitigen Engländerin stürzte. Die Schauspielerin war von 1995 bis 2001 das Gesicht von Estée Lauder und modelt bis heute regelmäßig für den amerikanischen Kosmetikkonzern. Sie engagiert sich gegen Brustkrebs und führt eine eigene Bio-Farm. Seit April 2005 gibt es ihr Bademode-Label „Elizabeth Hurley Beach“. Im Wertheim Village in der Nähe von Frankfurt eröffnete sie kürzlich ihre deutschlandweit einzige temporäre Boutique. Aus diesem Anlass gab die 45-Jährige der Epoch Times ein exklusives Interview. ET: Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, Bademode zu designen? Hurley: Nicht allein deshalb, weil ich ihr schon immer verfallen war, habe ich mich entschieden, in die Beachware zu gehen. Auch, weil es ein Gebiet ist, auf dem Frauen – egal welcher Figur oder Konfektionsgröße – entweder umwerfend aussehen können oder völlig danebengreifen. Ich möchte Styles, Muster und Farben herausbringen, die einen richtig gut aussehen lassen und in denen Frauen jeden Alters sich fabelhaft und sexy fühlen können. Ich liebe unsere Kinderkollektion und in unseren Boutiquen verkauft sie sich auch sehr gut. Wir bieten Kleider und Taschen für Mädchen an und eine Menge Bikinis, Badeanzüge und Kaftans. Wir führen auch Badehosen für Jungs, die mein Sohn liebt und für mich modelt.

„Es gibt keinen besseren Weg, Designs für Frauen zu machen, als sie persönlich zu treffen.“ Elizabeth Hurley

Shop-Eröffnung mit Model-Verstärkung im Wertheim Village bei Frankfurt.

FOTO: SABINE BR AUER

ET: Bei der Eröffnung Ihrer temporären Boutiquen, wie derzeit im Wertheim Village, stehen Sie gern

FOTO: SABINE BR AUER

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persönlich hinter der Theke. Machen Sie das aus Prinzip? Hurley: In diesem Frühjahr habe ich insgesamt vier solche Pop-up Boutiquen in Europa eröffnet und jedes Mal am Eröffnungstag mitgearbeitet. In meinen neuen Laden selbst hinter der Theke zu stehen, ist eine tolle Möglichkeit, Kundinnen persönlich zu treffen und ihre Figurprobleme ein wenig kennenzulernen. Bei jedem Laden ist die Käuferschaft unterschiedlich und ich liebe es, das auszukundschaften. Die Kundinnen aus dem Frankfurter Raum sollen anspruchsvoll sein mit einer Vorliebe für Glamour, hat man mir erzählt. ET: Gibt es etwas, dass Sie besonders an Deutschland oder Frankfurt lieben? Hurley: Ich sollte definitiv ein Paar Würstchen essen! Außerdem bin ich ein großer Fan des Wertheim Village und sollte dort auch etwas shoppen gehen. Die wirtschaftliche Situation hat jeden herausgefordert und ich finde es toll, dass man

dort meine Sachen besonders günstig bekommen kann. Die Boutique hat alles auf Lager, was das Herz im Urlaub begehrt. Außerdem auch meine neuen Duftkerzen, Strandund Sommerschmuck, superfeine Cashmere-Schals und bestickte Abendtäschchen. ET: Was ist Ihr Schönheitsrezept? Hurley: Das beste Schönheitsgeheimnis, von dem ich weiß, ist glücklich zu sein. Danach kommt viel Schlaf und eine gute Feuchtigkeitscrème. ET: Gibt es etwas, dass die übrige Welt von deutschen Frauen lernen kann? Hurley: Die deutschen Frauen scheinen die Balance in ihrem Leben gut hinzukriegen und trotz Arbeit viel Zeit für die Familie zu haben. ET: Estée Lauder, für die Sie lange Jahre geworben haben, hat auch immer die Kundennähe geliebt und ihre Produkte persönlich verkauft. Gibt es da zwischen Ihnen beiden eine Art Seelenverwandtschaft? Hurley: Es gibt keine besseren Weg, Designs für Frauen zu machen,

Ich sehe nicht immer glamourös aus, weil ich ja arbeite und mich um meinen Sohn kümmern muss, aber ich achte auf mein Gewicht, trinke nicht zu viel Alkohol, gehe nicht viel aus und versuche, nicht an meinen Fingernägeln zu knabbern! Esteé Lauder hat übrigens über 54 Millionen US-Dollar für die Breast Cancer Research Foundation gesammelt und durch sie bin ich auch dazu gekommen. ET: Warum ist Ihnen die Arbeit bei der Breast Cancer Research Foundation so wichtig? Hurley: Ich kenne so viele Frauen, die mit dieser Krankheit kämpfen mussten und nicht alle haben es geschafft. Wir haben alle Angst vor Brustkrebs, aber wir wissen, dass er zu 98 Prozent heilbar ist, wenn er früh genug erkannt wird. Deshalb ist es so wichtig, ein öffentliches Bewusstsein dafür zu schaffen, dass jede Frau regelmäßig zum Arzt und über 40 einmal im Jahr zur Mammographie gehen sollte. Die Überlebenschancen steigen und jedes Jahr kommen wir der Heilung dieser Krankheit ein Stückchen näher. ET: Auf Ihrer Webseite sagen Sie, dass Sie möglichst viel Zeit auf Ihrer Farm verbringen. Ist das für Sie zu einer neuen Leidenschaft geworden? Hurley: Ich habe meine 162 Hektar große Farm als Rückzugsort für mich und meinen Sohn Damian gekauft. Seit Jahren bin ich leidenschaftliche Verfechterin von Bio-Nahrung und nach einer Weile realisierte ich, wie wahnsinnig es ist, auf einem konventionell bewirtschafteten Bauernhof zu leben, wenn auch nur am Wochenende. Jeden Monat durfte ich riesige Rechnungen für Chemikalien unterschreiben und dann dem sympathischen Vertragslandwirt zusehen, wie er sich als Darth Vader verkleidete, um die Saaten zu besprühen. Schließlich fasste ich mir ein Herz, stornierte alle Verträge, mistete das Chemikalienlager aus und stellte den Hof auf Bio um. Das habe ich nie bereut. Unser kleiner Bauernhof gedeiht prächtig. Ich habe sowohl gesunde Tiere als auch gesunde Pflanzen und versuche, den Leuten wo immer möglich – von den Vorzügen nachhaltiger Landwirtschaft zu erzählen. Zurzeit filme ich eine Dokumentation für Sky TV über Landwirtschaft und Landleben. ET: Was mögen Sie besonders am Leben auf der Farm? Hurley: Ich liebe es, draußen zu sein und Vollzeit auf dem Land zu leben. Ich wollte, dass mein Sohn hauptsächlich auf dem Land aufwächst, damit er auf Bäumen herumklettern kann anstatt Londons Abgase zu atmen. Ich mache eine Menge im Garten und fahre auch Traktor und Bagger. Ich liebe es, an verwucherten Hecken und Straßengräben für Ordnung zu sorgen. Die Fragen stellte Rosemarie Frühauf


FITNESS

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F O T O : N A N CY M C D O N N E L L / T H E E P O C H T I M E S

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Die Klasse 3b der Grundschule Burkhardswalde mit Yogalehrerin Yvonne Brames (Mitte) und Klassenlehrerin Frau Müller bei einer Yoga-Übung.

Kinder-Yoga für die Sinne Eine Reise nach Indien

Nancy McDonnell

I

m Rahmen der Projektwoche „Fit und sicher durch den Schulalltag“ an einer Grundschule im Landkreis Meißen gestaltete Yogalehrerin Yvonne Brames eine Unterrichtsstunde unter dem schönen Motto: Eine Reise nach Indien. Yoga, Qi Gong und diverse Entspannungstechniken haben bereits seit Längerem Einzug in deutsche Schulen gehalten. Yvonne Brames, die seit sechs Jahren Hatha-Yoga für Erwachsene im Grund- und Aufbaukurs unterrichtet, hat durch ihre eigenen Kinder auch einen engen Bezug zu Schule und Kindergarten und gibt dort ehrenamtlich einmal pro Woche eine Sport- und Bewegungsstunde am Nachmittag. Hierbei schafft sie für die Kinder einen Ausgleich zwischen Bewegung und Entspannung.

Yoga als praktizierte Philosophie gibt es bereits seit mehreren tausend Jahren.

Indien kommt und dort schon seit vielen tausend Jahren praktiziert wird“, erzählt sie den Kindern.

Yoga zur Schulung des Geistes

Yoga diente in seiner Ursprungsform vor allem der Schulung des Geistes. In seinem Buch „Yoga für Kinder“, erschienen im Gräfe und Unzer Verlag, erklärt Sozialpädagoge und Yogalehrer Thomas Bannenberg die yogische Philosophie wie folgt: „Ziel ist es, den Geist zu schulen und zu vervollkommnen. Sich nicht ablenken zu lassen von den Äußerlichkeiten des alltäglichen Lebens, sondern danach zu streben, das eigene Denken zu beherrschen, um damit Meister des eigenen Lebens zu werden. Die yogische Philosphie geht – wie die meisten asiatischen Philosophien und Religionen – von einem andauernden Prozess der Geburt und Wiedergeburt aus, dem Rad des Karma. Alles Leben ist in dieser Weltsicht mit Schmerz und Leiden verbunden. Der Mensch kann aber durch seine Lebensweise beeinflussen, ob und

in welche Lebensumstände er wiedergeboren wird. Die Gedankenbeherrschung und die Ausrichtung auf innere, also geistige Werte sollen dazu dienen, sich aus dem Karmarad zu befreien, um im geistigen Zustand der Einheit die Glückseligkeit zu erfahren, einen paradiesähnlichen Zustand jenseits von weltlichem Schmerz.“ (S.9)

te durch Übungen dargestellt. Der Landschaft entsprangen die Kobra, der Frosch, der Tiger und der Elefant mit seinem Freund dem Affen – dieser sprang zum Fluss und entdeckte dort das Krokodil. Dieses drehte sich nach links und nach rechts auf Futtersuche mit weit aufgerissenem Maul … All dem wurde durch Körperübungen Ausdruck verliehen.

Sanskrit ist die Sprache des Yoga

Konzentration auf Sinneswahrnehmungen

Doch zurück zu unserer Schulstunde. Die Begrüßung erfolgte durch den indischen Gruß „Namaste“. Dabei werden die Hände vor dem Herzen senkrecht zusammengelegt. Oft wird dieser Gruß auch als BuddhaGruß bezeichnet. „Die Sprache des Yoga heißt Sanskrit“, erklärt Yvonne Brames den Kindern. Mit dem Lied – om sahana vavatu – bei dem um ein erfolgreiches Lernen der Schüler vom Lehrer und des Lehrers von den Schülern gebeten wird, erhielt die Klasse schon eine kleine Kostprobe dieser Ursprache. Die Indienreise begann mit Bergen, Tälern und Ebenen. Das alles wurde von den Kindern auf der Mat-

Die Reise führte weiter auf einen indischen Bazar. Durch das Schnuppern an typisch indischen Gewürzen wurde die Aufmerksamkeit nun auf die Sinne, in diesem Fall den Geruchssinn, gelenkt. Mit Trauben, Tomaten und Gummibärchen wurde nicht nur der Geschmackssinn getestet, sondern die Kinder sollten sich auch darauf konzentrieren, wie sich die Dinge im Mund anfühlten und was sich änderte, wenn man darauf biss. Durch das Zuhalten der Nase konnten sie den Zusammenhang zwischen riechen und schmecken erkennen – ohne Geruchssinn gibt es auch keinen Geschmack.

Es folgte das Lauschen mit geschlossenen Augen, wobei erst mit dem linken, dann mit dem rechten und zum Schluss mit beiden Ohren gehört wurde. Die Kinder gaben wieder, was sie gehört hatten, und das war sehr vielfältig.

Nach innen schauen

Den Abschluss der Sinnesübungen bildete die Augenübung „Trataka“. Dafür wurde der Raum abgedunkelt und drei Gruppen von jeweils fünf Kindern bildeten einen Kreis um eine brennende Kerze herum. Alle sollten intensiv in die Flamme schauen und dann die Augen schließen. Was konnte man mit dem inneren Auge jetzt sehen? Die Konzentration und Aufmerksamkeit der Kinder in diesen 45 Minuten war bemerkenswert. Alles in allem eine gelungene Unterrichtsstunde jenseits der Mathematik, die die Kinder nicht nur begeisterte, sondern, wie Klassenlehrerin Frau Müller feststellte, eine beruhigende und ausgleichende Wirkung auf die Kinder hatte.

„Kinder sind in unserer heutigen Gesellschaft schon in frühester Kindheit Stress ausgesetzt“, sagt sie. „Yoga hilft ihnen, sich zurückzuziehen, zur Ruhe zu kommen und zu entspannen; sie können damit den Stress auf körperlicher und geistiger Ebene abbauen. Außerdem leiden viele Kinder an einem Mangel an Bewegung, vor allem an einer Vielfalt unterschiedlichster Bewegungen. Dadurch kommt es zu Koordinationsschwierigkeiten, Haltungsschwächen und Unbeweglichkeit im kindlichen Körper. Durch die Übungen lernen sie ihren Körper kennen, werden flexibler und können ihre Bewegungen besser koordinieren.“ Die Unterrichtsstunde, die sie extra für die Projektwoche konzipiert hatte, nannte sie Reise nach Indien, weil „Yoga ursprünglich aus

F O T O : N A N CY M C D O N N E L L / T H E E P O C H T I M E S

Yoga für den kindlichen Stressabbau

Leon Döpmann, Alisa Linke und Niklas-Bernard Brames (v.l.n.r.) stellen einen Tiger mit weit aufgerissenem Maul dar.


KULINARISCHES

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Erdbeerhimmel Susan Hallett

ErdbeerOmelette

ErdbeerParfait von Sandra Shields

Dies ist ein traditionelles italienisches Rezept für ein Sorbet.

Bereiten Sie Omelette zu und füllen Sie sie mit einer Tasse leicht gezuckerten und geschnittenen Erdbeeren. Die Omelette in der Mitte falten. Sie benötigen für 2-3 Portionen:

Erdbeer-Parfait ist das perfekte Beerendessert. Gesüßte und pürierte frische Erdbeeren werden unter Joghurt gehoben und erhalten ein geschlagenes Topping. Sie werden auf zerkrümelten italienischen Mandelkeksen serviert. Ein Schokoladenherz auf dem Topping ergibt einen besonders süßen Touch. Man kann auch eine Extraportion Biscotti in geschmolzene Schokolade tauchen und zum Parfait servieren. Für 4-5 Portionen benötigen Sie:

• • • •

1 kg Erdbeeren eine halbe Zitrone 375 ml (1 1/2 Tassen) Zucker 500 ml (2 Tassen) Wasser

• • • •

Die Beeren waschen und abtropfen lassen, Zerdrücken und in eine Schüssel geben. Zitronensaft über die Erdbeeren träufeln. Beiseite stellen. Zucker und Wasser aufkochen, bis der Zucker schmilzt. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen. Die Beeren hinzufügen. Alles gut durchmischen. In Gefrierschalen gießen und zu einem halbfesten Brei gefrieren lassen. Dies dauert ein bis zwei Stunden. Nicht umrühren. In hohen Gläsern servieren.

5 Eier 25 ml (2 EL) Kirschwasser oder Cognac 25 ml (2 EL) Zucker 50 ml (1/4 Tasse) Butter

Die Eier in eine Schüssel schlagen und mit dem Schneebesen schaumig rühren. Unter ständigem Rühren Kirschwasser und Zucker hinzufügen. Butter in eine Pfanne geben und erhitzen, bis es schäumt. Die Eier dazugeben und das Omelette zubereiten. Erdbeeren hinzufügen, das Omelette erneut zur Hälfte falten und zusammenlegen. Für etwa drei Minuten über sehr geringer Wärme stehen lassen. Auf einem warmen Teller anrichten und sofort servieren.

• 1 ½ Tassen frische Erdbeeren, gereinigt und geviertelt • 1 EL Feinkristallzucker • 2 EL Erdbeer-Gelatine • ½ Teelöffel Zitronensaft • 175 g Naturjoghurt • 1 ½ Tassen Schlagrahm, fettreduziert • Italienische Mini-Biscotti-Kekse

FOTO: DANIEL RENNEN/PIXELIO

Erdbeeren waschen und mit einem Küchentuch abtrocknen. Kühlen. Die gekühlten Erdbeeren in einzelnen Glasschalen anrichten. Bedecken Sie sie mit einem gesüßten Püree aus reifen Himbeeren (oder kernloser Himbeermarmelade). Bestreuen Sie das Ganze mit feingehackten Mandeln, die zur Entfernung der Haut zuvor blanchiert wurden. Susan Hallett ist eine preisgekrönte Schriftstellerin und Redakteurin, die unter anderem für „The Beaver“, „The Globe & Mail“, „Wine Tidings“ und „Doctor's Review“ schreibt.

F O T O : T O R S T E N R E M P T/ P I X E L I O

Fraises Cardinal

Zubereitung: Erdbeeren mit Zucker und Zitronensaft im Mixer pürieren, bis sich der Zucker aufgelöst hat. In eine große Schüssel geben und den Joghurt unterheben. Die Biscotti-Kekse in kleine Stücke zerkrümeln und in die Portionsschüsseln geben. Darüber die ParfaitMixtur gießen. Kühl stellen. Mit Scheiben frischer Erdbeeren dekorieren.

FOTO: SANDR A SHIELDS/ THE EPOCH TIMES

E

rdbeeren gehören zur Familie der Rosengewächse und sind in ganz Europa zu finden, wo sie seit dem 13. Jahrhundert kultiviert werden. Nordamerikanische Erdbeeren sind in der Regel größer. Hier heißen sie Fragaria virginiana und sind in Kanada und den Vereinigten Staaten zu finden. In Chile gibt es noch eine Sorte namens Fragaria Chiloensis. Sie wurde von einem Marineoffizier namens Freziers nach Frankreich importiert und wird noch immer in der Region Plougastel in der Bretagne im Département Finistère angebaut. Die gewöhnlichen Gartenerdbeeren aus Carolina sind echte Hybriden dieser Spezies. Aber egal, wie sie heißen oder von welcher Art sie sind, die meisten Menschen lieben Erdbeeren. Sie sollten bald nach dem Ernten gegessen werden, da sie nicht lange haltbar sind. Ich persönlich habe nie Erdbeeren aus Lebensmittelgeschäften gekauft. Sie werden behandelt, damit sie im Regal frisch bleiben. Sie haben einfach keinen Geschmack.

Erdbeer Granita

Früchte aus dem Ofen Christine Steendahl

FOTO: MAUREEN ZEBIAN / THE EPOCH TIMES

K

Früchte vom Blech: Dieses Kochprojekt hat was. Vitamine, Pizza und Mitmachspaß.

inder dazu zu bringen, Obst zu essen, kann recht einfach sein, wenn die Zubereitung Spaß und Unterhaltung verspricht. Da Früchte als Grundnahrungsmittel voller Vitamine und Vitalstoffe auf dem Speiseplan einer jeden Familie zu finden sein sollten, kann man die Kinder entscheiden lassen, welche Früchte sie benötigen, um ein aufregendes und interessantes Frucht-PizzaProjekt zu starten. Vielleicht stecken die Früchte, die sie auf dem Markt aussuchen, voller Überraschungen – vor allem, wenn auf ihrer Fruchtpizza plötzlich fantasievolle Gesichter entstehen – von ihnen erschaffen. Und nicht zu vergessen: Das Naschen nebenbei!

1. Butter in einer Pfanne schmelzen. Ofen auf 180°C vorheizen. Kekse mit Butter vermischen und die Mischung in einer 20-25-er-Form

zusammendrücken bis ein Boden entsteht. 2. Im Ofen circa 10 Minuten backen, bis leicht angebräunt. Abkühlen lassen und Karamel darauf verteilen. Mindestens eine Stunde lang kühlen. 3. Bananen in Scheiben auf das Karamel geben und darüber die mit Puderzucker geschlagene Sahne. Vorsichtig mit der geschmolzenen Schokolade übrgießen.

Für die Auflage

Für die Auflage können die Kinder beliebige Früchte auswählen, um Gesichter, Bäume, Blumen etc. zu gestalten. Zum Beispiel können Erdbeeren für die Nase, Kiwis oder Trauben für die Augen und eine Banane als Mund verwendet werden.

Zubereitung

1. Den Fertig-Teig nach Packungsanweisung auftauen lassen, danach auf Backpapier oder in eine gefettete Pizzaform legen.

2. Die Kanten aufrollen und leicht kräuseln, sodass sie aufgerollt bleiben. Mit einer Gabel den Teig circa zwanzigmal leicht einstechen, um Luft entweichen zu lassen.

wenn es nicht perfekt wird. Es ist perfekt, nährstoffreich und macht Freude. Vielleicht möchten die Kinder Streusel hinzufügen. Lassen Sie ihrer Fantasie freien Lauf.

3. Den Teig nun nach Packungsanweisung backen und aus dem Ofen nehmen.

7. Die Pizza mindestens eine Stunde lang im Kühlschrank kühlen, anschließend anschneiden und servieren.

4. Frischkäse, Zucker, Vanilleextrakt und Zitronensaft zusammenmischen. Etwas Milch dazugeben, um den Mix streichfähig zu machen. 5. Den Teig auskühlen lassen. Die Frischkäsemixtur mit einem Spatel bis zum Rand auf dem Teig verteilen.

Die Kinder werden ungeduldig sein und die Pizza sofort essen wollen. Sie werden sich darauf freuen, ihr Werk zu kosten. Beim Aufräumen und säubern des Arbeitsplatzes sollte man den Kleinen auch erlauben zu helfen.

6. Jetzt ist es Zeit für die Kinder, in Aktion zu treten. Sie können die Früchte auf der Frischkäsemixtur arrangieren. Keine Sorge,

Für Karamell: • 125 g Butter • 125 g brauner Zucker • 400 g Kondensmilch 1. Butter bei mittlerer Hitze schmelzen, Zucker zugeben und rühren bis er schäumt. 2. Kondensmilch zugeben. Zum Kochen bringen, Hitze reduzieren und 5 Minuten sieden.

Ergibt 4 Portionen • 4 Bananen, fest und reif • ⅓ Tasse frischer Orangensaft, ohne Fruchtfleisch • ⅓ Tasse gelbes Maismehl • Pflanzenöl zum Frittieren • ½ Teelöffel Salz • ¼ Teelöffel Pfeffer • 1 Spritzer scharfe Chilisauce • einige Paprikastreifen zur Garnitur

Bananen schälen, in Scheiben schneiden. In den Orangensaft tauchen. Im Maismehl wälzen. Das Öl erhitzen, bis sich um einen hineingesteckten Holzlöffel Bläschen bilden. Einige Scheiben auf einmal frittieren, bis sie goldfarbig sind. Auf einem Gitter abkühlen lassen und mit Küchenkrepp abtupfen.

Mit Salz, Pfeffer und Chilisauce besprenkeln. Auf Servierteller arrangieren, mit Paprikastreifen garnieren. Kalt oder warm servieren.

FOTO: BIRGITH/PIXELIO

3 große Bananen 300 g Kekse, zerkleinert 60 g Butter Karamel 350 ml Schlagsahne 1 EL Puderzucker 100 g dunkle Schokolade

Fertigteig ½ Tasse fettarmer Frischkäse 1 EL Zucker ¼ TL Vanilleextrakt ¼ TL Zitronensaft 1 EL fettarme Milch evtl. Fett für die Form evtl. bunte Streusel

Amazonas-Bananen von TJ Hill, Appetites Catered

Banoffee Pie Ein schottisches Rezept • • • • • • •

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reise

The Epoch Times Deutschland / 1. Juni - 14. Juni 2011 / Nr. 283

„Mein Leipzig lob ich mir!“ Leipzig mausert sich zur Wasserstadt und hält eine Menge Überraschungen bereit.

Elke Backert

M

ein Leipzig lob‘ ich mir! Es ist ein klein Paris und „ bildet seine Leute.“ Das lässt Goethe seinen Faust Anno 1808 sagen. Aus seiner Studentenzeit (1765-68) kannte Goethe die Buch- und Messestadt, die älteste Deutschlands. Kaiser Maximilian I. verlieh ihr 1497 das Messeprivileg. Wer sich heute in Leipzig umsieht, stellt fest: Auch in unseren Tagen behält der Ausspruch Gültigkeit. Leipzig ist mit sechs Kabaretts Hochburg des politischen Kabaretts. Oper, Ballett, Gewandhausorchester, Thomanerchor haben Weltgeltung. Der berühmteste Kantor war in den Jahren 1723 bis 1750 Johann Sebastian Bach. Die Oper ist nach Mailand und Hamburg die drittälteste deutsche Musikbühne (1693). Das jährliche Bach-Fest zieht Musikliebhaber aus aller Welt an. Ähnlich ist es mit den Mendelssohn-Festtagen im Gewandhaus. Wo steht die zweitälteste deutsche Universität, die von 1409? In der Stadt an Elster, Pleiße und Parthe. Goethe, bekanntlich kein Kind von Traurigkeit, würde sich vermutlich glücklich schätzen, fände er, um sich von des Tages Mühen zu erholen, neben „Auerbachs Keller“, heute ebenso gern und häufig frequentiert wie damals, die jetzige Auswahl an Kneipen vor. Mit 1.400 Gaststätten, die meisten in sächsischem Ambiente, scheint Leipzig bei nur 500.000 Einwohnern die Szene-Stadt zumindest in Ostdeutschland zu sein. Zwischen Altem und Neuem Rathaus erstreckt sich das im Volksmund „Drallewatsch“ genannte Ausgeherlebnis.

Die andere Kneipenmeile findet man im Theaterviertel. Eine erste Adresse, auch für Jazzliebhaber, ist sicher die „Moritzbastei“, eine bis zu drei Etagen unter der Erde liegende ehemalige Befestigungsanlage. Im ältesten Kaffeehaus Deutschlands, „Zum Arabischen Coffe Baum“, trinken Einheimische und Gäste ihr „Scheelchen Heeßen“ zu den Leipziger Lerchen, einem wohlschmeckenden Marzipangebäck, oder dinieren fürstlich auf einer der drei Etagen, Kaffeemuseum inklusive. Neben Biergärten im Grünen lockt im Stadtteil Gohlis, wo das Gohliser Schlösschen ein spätbarockes Schmuckstück ist, die Spezialität Leipziger Gose, ein obergäriges, säuerlich schmeckendes Bier, das man in der Schänke „ohne Bedenken“ trinken kann, jedoch mit der GoseWarnung: „Manchen steigt sie in den Kopf, andern geht sie in die Hose.“ Die Innenstadt wird vor allem durch die Architektur geprägt: Giebelhäuser, Gaubendächer, verspielte Erker, Jugendstil und, wie Goethe es formulierte, Häuser, die zu beiden Seiten ihr Gesicht zeigen, nämlich die Durchhöfe, ehemals Warenhäuser, deren Innenhöfe das Be- und Entladen der Waren erleichterten, zumal während der Leipziger Messe. London, Paris, Hamburg verfügen ebenso über zahlreiche Geschäftspassagen. Aber nur Leipzig besitzt ein so geschlossenes System, bei dem unterschiedliche historische Formen erhalten blieben. Neben dem Durchhof, der mehrere Gebäude miteinander verbindet, hat das barocke Durchhaus des 18. Jahrhunderts einen einheitlichen Stil und eine geschlossene Gestalt. Bestes Beispiel ist Barthels Hof, dessen Sanierung die Leipziger einem berühmten Immobilien-Schneider zu verdanken haben. Auf einem Wandgemälde in „Auerbachs Keller“ hat man ihn als Mephisto verewigt. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die Messehäuser, die oft ganze Straßenblöcke umschlossen,

Zur Erinnerung an den Herbst 1989: die Friedenspalme ist den Säulen im Innern der Nikolaikirche nachgearbeitet.

„Zum Arabischen Coffe Baum“ ist Deutschlands ältestes Kaffeehaus.

etwa Städtisches Kaufhaus, MädlerPassage, Specks Hof. Die Gästeführer bieten zum Thema „Leipziger Architektur-Spezialitäten“ Rundgänge an. Überhaupt ist Leipzig für Überraschungen gut. Der größte Kopfbahnhof Europas fungiert als Bahnhof und Einkaufszentrum mit etwa 140 Läden. Wer bei „Mango“ eine Treppe hochsteigt, den erwartet eine schöne Jugendstildecke aus farbigem Glas. Derzeit lockt das weltgrößte 360-GradPanorama „Amazonien“ des Künstlers Yadegar Asisi in den Gasometer, jetzt Panometer geheißen, um in ein „Zauberbild der Natur“ einzutauchen, den brasilianischen Regenwald. Echt beeindruckend. Neuerdings mausert sich Leipzig zur

Wasserstadt. Bereits 1850 ließ der Industriepionier Karl Heine in Plagwitz Wasserstraßen anlegen. Heute kann man auf den weitverzweigten Kanälen mit dem Boot und mit echten venezianischen Gondeln den Stadtteil aus ungewöhnlicher Perspektive betrachten und die Natur genießen. Im Südraum Leipzigs entsteht aus der ehemaligen Bergbauregion ein „Neuseenland“ mit inzwischen acht Seen. Hoch her geht es schon jetzt am Markkleeberger See, wo der Kanupark zur modernsten künstlich angelegten Wildwasserstrecke Europas gehört. Mutig und nicht wasserscheu sollte man sein. Auch der junge Vergnügungspark „Belantis“ am Cospudener See hat eine neue Attraktion. Die 32 Meter hohe Achterbahn „Huracan“ zählt mit einer Neigung von 95 Grad zu den steilsten Achterbahnen der Welt. Wer hier mitfahren will, braucht sicher noch mehr Mut als im Kanupark. Wen der Mut verlässt, findet im „Belantis“ sieben

historische Themenwelten, durch die er vergnüglich reisen kann. „Wer Leipzig besucht, ohne Auerbachs Keller zu sehn, der würde in Paris auch den Eiffelturm verschmähn“, so eine Werbung des zweitältesten Leipziger Gasthauses. In der Mädler-Passage, übrigens einer der schönsten Ladenstraßen, 1530 bis 1538 als „Auerbachs Hof“ gebaut, findet man ihn, dessen Ruhm durch die Kellerszene in Goethes „Faust“ begründet wurde und der zu den zehn bekanntesten Gastronomiebetrieben der Welt zählt. Die Nischen heißen „Studierzimmer“, „Marthes Garten“, „Ostermorgen“ und auch die Fasskeller-Zeremonie wird gegen Entgelt eindrucksvoll zelebriert. Jeder erhält ein Zertifikat über seinen Besuch. Den Zugang kann man nicht verpassen. Bronzene Figuren des Leipziger Bildhauers Matthieu Molitor machen ihn kenntlich. Ach ja, vergessen Sie nicht, über Fausts linken Schuh zu streichen, da, wo er schon ganz blank gewienert ist, und wünschen Sie sich was Schönes!

alle Fotos: elke backert

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Auf Leipzigs weitverzweigten Kanälen kann man mit dem Boot und mit echten venezianischen Gondeln fahren.

Das weltgrößte 360-Grad-Panorama „Amazonien“ des Künstlers Yadegar Asisi lockt in den Panometer.

Übernachtung: Seaside Park Hotel, Richard-Wagner-Str. 7, www.parkhotelleipzig.de, gegenüber Hauptbahnhof. Vasano Suites, Grimmaische Straße 16, www.vasano.com, 18 luxuriöse Suiten kombinieren edles Design mit vielen Leistungen zu moderaten Preisen durch reduzierten Service. Leipzig Tourismus, Augustusplatz 9, 04109 Leipzig, Tel. (0341)7104260, E-Mail: info@ltm-leipzig.de, www.ltm-leipzig.de Tourismuszeitschrift „NÄHER dran“ (www.naeherdran-leipzig.de)


garten

The Epoch Times Deutschland / 1. Juni - 14. Juni 2011 / Nr. 283

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Die faszinierende Welt der Palmen B

otaniker denken dabei an eine der spannendsten und diversesten Pflanzenfamilien überhaupt: „Palmae“ oder „Arecaceae“ wie sie wissenschaftlich heißen, sind auf allen Kontinenten in tropischen und subtropischen Regionen anzutreffen und werden seit zwei Jahrhunderten planmäßig besammelt, beschrieben, klassifiziert und erforscht. Genauso lange sind sie in Gewächshäusern und Museen ausgestellt und die Erfassung und Erklärung der Mannigfaltigkeit von Palmen ist bis heute nicht abgeschlossen. Mit der Sonderausstellung „Die Welt der Palmen“ zeigen der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin-Dahlem nun den derzeitigen Wissensstand zu dieser spektakulären Pflanzenfamilie. In Zusammenarbeit mit den Royal Botanic Gardens, Kew in London wird die Schau vom 20. Mai 2011 bis 26. Februar 2012 in Berlin gezeigt.

„Palmenpfad“ führt durch Garten und Gewächshäuser

Exotische Exponate aus der Geschichte

Zu sehen sind neben spektakulären Bildern botanische, zoologische und ethnografische Originalobjekte, kostbare Bücher und Kunstgegenstände aus den Sammlungen der Royal Botanic Gardens, Kew / London, den Beständen des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem und weiterer Berliner Sammlungen.

Erkunden und Spielen für Groß und Klein

Neben Ton- und Filmdokumenten laden interaktive Bereiche die Besucher zum Erkunden und Spielen ein. Zum Beispiel kann die Beobachtungsgabe bei der Bestimmung der wichtigsten Blattformen von Palmen ausprobiert werden. In einem „Kaufladen“ gilt es, die Vielfalt von Palmenprodukten aus unserem Alltag zu ermitteln. Für Kinder ab fünf Jahren und Familien wurde extra für die Ausstellung ein „Palmen-Einkaufsspiel“ entworfen. Zur Ausstellung erscheint außerdem ein reichhaltig illustrierter Katalog, der alle deutsch- und englischsprachigen Ausstellungstexte aufführt. Ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Führungen, Vorträgen und Kinderworkshops begleitet die Sonderausstellung während der gesamten Ausstellungsdauer. (red)

F o t o : © J o h n D r a n s f i e l d, R oya l B o ta n i c G a r den s , Kew

Speziell für die Sonderausstellung wurde ein Palmenpfad zu 21 Pflanzenarten im Botanischen Garten eingerichtet, dort werden 350 Individuen aus 60 Palmenarten aktuell kultiviert. Im Garten und seinen Gewächshäusern stellen Text-Bild-Tafeln die Palmenarten und ihre Besonderheiten auf Deutsch und Englisch vor. Die Ausstellung zeigt sowohl biologische als auch kulturhistorische, kunsthistorische, ethnografische und wirtschaftliche Aspekte der Palmen. Seit Urzeiten wird die Pflanze von Menschen in vielfältiger Weise genutzt: Palmen bildeten die Voraussetzung für die Eroberung und Besiedlung der Inselwelt Ozeaniens. Aber auch der Untergang der Hochkultur auf den Osterinseln setzte mit dem Verschwinden der Palmwälder ein. Heutzutage sind Palmenproduk-

te aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken.

F o t o : © B o ta n i s c h e r G a r ten u nd B o ta n i s c h e s M u s e u m B e r l i n - D a h l em , B i b l i o t h e k

Urlaub, Fernweh und Tropen kommen den meisten Menschen beim Wort „Palme“ in den Sinn.

Hyphaene thebaica, Palme mit seltener verzweigter Wuchsform, an den Katarakten des Nils. Aus: Carl Friedrich Philipp von Martius, Historia naturalis palmarum, Bd. 3, Tab. 131, Leipzig 1837-1853.

i F o t o : © B o ta n i s c h e r G a r ten u nd B o ta n i s c h e s M u s e u m B e r l i n - D a h l em , B i b l i o t h e k

Die Welt der Palmen. Sonderausstellung im Botanischen Museum und Palmenpfad im Botanischen Garten Berlin-Dahlem

F o t o : © W i l l i a m J . B a k e r , R oya l B o ta n i c G a r den s , Kew

Ort: Botanischer Garten und Botanisches Museum BerlinDahlem Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin Dauer: 20. Mai 2011 bis 26. Februar 2012 Ausstellung täglich von 10 bis 18 Uhr (Museum) Palmenpfad täglich von 9 Uhr bis Dämmerung (Garten) Eintritt: Garten und Museum: 6 €, ermäßigt 3 €. Nur Museum: 2,50 €, ermäßigt 1,50 € Infos: www.bgbm.org/bgbm/ museum/expo/2011/default.htm

Guihaia argyrata, mit handförmigen Blättern in seltener, reduplikater Faltung. Fairchild Tropical Botanic Garden, Florida.

Landschaft auf den Seychellen mit der Seychellennusspalme Lodoicea maldivica. Aus: Carl Friedrich Philipp von Martius, Historia naturalis palmarum, Bd. 3, Tab. 109, Leipzig 1837-1853.


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GESUNDHEIT

The Epoch Times Deutschland / 1. Juni - 14. Juni 2011 / Nr. 283

Scham und Mitgefühl in gleichem Hirnareal Wer sich schämt, wegen sich oder wegen anderen, benutzt die gleichen Hirnareale

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F O T O : J E R Z Y / P I X E L I O. D E

enn man sich für andere schämt, sind vergleichbare Gehirnareale aktiv, wie wenn man den Schmerz anderer nachempfindet. Das ist das Resultat einer aktuellen Studie zu den neuronalen Grundlagen des Fremdschämens, die Wissenschaftler der Philipps-Universität veröffentlichten. Die Autoren um Dr. Sören Krach und Frieder Paulus berichten darin über Ergebnisse, die sie mittels Verhaltensexperimenten und funktionaler Magnet-Resonanzbildgebung (fMRT) erzielt haben. Unterhaltungssendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Stromberg“ erfreuen sich großer Beliebtheit – sie liefern Fremdscham dank peinlicher Situationen frei Haus, auch ohne dass die Betroffenen selbst etwas davon mitbekommen. „In sozialen Interaktionen ist es von so großer Bedeutung, das Gesicht nicht zu verlieren, dass man sich schämt, wenn man sich im Geiste in die Lage eines anderen

Vor Scham die Hände vorm Gesicht.

versetzt, die von außen betrachtet peinlich erscheint“, schreiben die Autoren der aktuellen Studie. Zahlreiche fMRT-Untersuchungen haben gezeigt, in welchen Hirnregionen Mitleid verarbeitet wird, das man bei der Beobachtung körperlicher Verletzungen anderer empfindet: nämlich in der anterioren

Diese Aktivierung zeigte sich auch, wenn sich die beobachtete Person der Peinlichkeit nicht bewusst war.

Insula und dem anterioren cingulären Cortex. Für das Phänomen stellvertretender Scham gibt es hingegen bislang noch keine vergleichbaren Studien, die empathisches

Verhalten mit neuronaler Aktivität in Beziehung setzen. Um diese Lücke zu schließen, führten die Wissenschaftler zwei Studien durch. In einer Fragebogenstudie konfrontierten sie mehr als 600 Freiwillige mit kurz beschriebenen, peinlichen Szenen und registrierten die Reaktionen. Das Ergebnis: Das Gefühl der Scham stellt sich relativ unabhängig davon ein, ob sich die beobachtete Person ihrerseits blamiert fühlt oder nicht. In einer zweiten Untersuchung identifizierten die Studienautoren mittels fMRT, welche Gehirnareale aktiv sind, wenn man andere dabei beobachtet, wie sie absichtlich oder unabsichtlich in der Öffentlichkeit soziale Normen verletzen. Die Forscher maßen die Gehirntätigkeit von 32 Probanden, während diese Darstellungen peinlicher Situationen betrachteten. „Hierbei fanden wir robuste Aktivierungen der anterioren Insula und im anterioren cingulären Cortex, dem Hirnstamm und dem Kleinhirn“, erklärt Seniorautor Krach - „einem Netzwerk, das auch involviert ist, wenn man Mitgefühl bei körperlichen Schmerzen empfindet.“ Wie erwartet, zeigte sich eine starke neuronale Aktivität selbst dann, wenn sich die beobachtete Person der Peinlichkeit ihrer Lage nicht bewusst war. (sfr/idw)

Medien, Kommunikation und Technik

Digitales Lern-Spiel für Autisten

Technik-Askese oder die Kompetenz des Nein-Sagens wieder lernen

Das Lernspiel ISpectrum soll Autisten helfen, den Alltag besser zu bewältigen, damit sie einem geregelten Beruf nachgehen können.

wichtig. Das ist aber schon fast eine Tugend. Wir müssen die Kompetenz des Nein-Sagens wieder lernen. Sonst bestimmt uns das moderne Leben mit all seinen technischen Reizen – und wir werden krank. Ich vergleiche das mit einem guten Essen. Sicher ist es wichtig und sinnvoll, sich auch einmal den Bauch vollzuschlagen. Aber eben nur manchmal. Besser bekömmlich sind die kleinen Mahlzeiten, damit das Völlegefühl erst gar nicht entsteht. Grosse: Das hört sich fast nach Kommunikations- und Technik-Askese an? Schmidt: Das ist ein gutes, treffendes Wort. Es geht tatsächlich um Verzicht. Nehmen Sie den riesigen Markt der Glücksratgeber. Solche Bücher verkaufen sich gut – auch deshalb, weil viele Menschen mit all dem, was auf sie einströmt, überfordert sind. Sie suchen nach Auswegen. Grosse: Und einer davon ist die Nicht-Informiertheit? Schmidt: Ja, auch sie hat ihren Wert. Denn es ist gleichzeitig eine enorme Belastung, so viel zu wissen. Wir sollten mit uns eine gewisse innere Hygiene betreiben und wieder lernen, wie das geht. Grosse: ....indem wir Kommunikationstechnik vernünftig dosiert in unser Leben einbauen. Und wie noch? Schmidt: Ganz einfach: zum Beispiel durch Entspannungstechniken. Yoga ist nur ein Beispiel von vielen.

F O T O : A N G E L I N A S T R Ö B E L / P I X E L I O. D E

Das Interview führte Daniel Grosse

Ein Spaziergang mit dem Handy – für immer mehr Leute werden die modernen Kommunikationsmedien zum ständigen Wegbegleiter – nicht ohne Folgen.

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utismus ist eine Störung, die nicht eindeutig ist. In Deutschland gibt es keine klaren Kriterien für die Bestimmung von Autismus. Betroffene Menschen aber sind ein Leben lang von ihrer autistischen Störung geprägt. Nach Schätzungen der Europäischen Union sind mehr als 90 Prozent der Betroffenen arbeitslos. Um ihnen zu helfen, einen Weg in den Beruf zu finden, entwickeln Wissenschaftler des Instituts für Lerninnovation (ILI) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Rahmen eines EU-weiten Projekts das Internet-Spiel iSpectrum. In dem Spiel werden beispielsweise Arbeitstage in einem Büro simuliert, die auf einem steigenden Level anspruchsvoller und abwechslungsreicher werden. Stufenweise werden Personen mit milderen Formen von Autismus oder Asperger Syndrom – einer leichten autistischen Störung – nach und nach an die Realität herangeführt. Jeder Arbeitstag in dem Spiel dauert etwa 20 Minuten. Am Anfang können sich die Spieler ausschließlich auf sich selbst und ihre Arbeit konzentrieren. Auf fortgeschrittenem Level klingelt in der virtuellen Welt mal das Telefon oder haben Kollegen eine Frage – Ablenkungen, mit denen die Autisten lernen sollen umzugehen. „Ziel von iSpectrum ist es, den Betroffenen zu helfen, sich im Arbeitsalltag zurecht zu finden und alltägliche Situationen im Büro bewältigen zu können“, erläutert Evelyn Schlenk, die das Projekt am Institut für Lerninnovation betreut. „Damit sollen Menschen mit Autismus so weit trainiert werden, dass sie einem geregelten Beruf nachgehen können.“ Um das Lern-Spiel optimal auf die Bedürfnisse der Betroffenen abzustimmen, starteten die Wissenschaftler der FAU Anfang April eine Befragung von Perso-

F O T O : S I L K E K A I S E R / P I X E L I O. D E

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er Diplom-Pädagoge Christoph Schmidt, Vorstandsmitglied der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung in Hessen (LAG) erklärt, weshalb moderne Kommunikationstechniken nicht nur Eltern plagen, er betrachtet Technisierung auch im Ganzen soziologisch und psychologisch. Daniel Grosse: Herr Schmidt, ist moderne Kommunikationstechnik für die Menschheit ein Segen oder doch eher ein Fluch? Christoph Schmidt: Das ist Quatsch. Für das moderne Leben sind technische Neuerungen grundsätzlich zu nächst eine Bereicherung. Die Menschen wollen neue Techniken, sie suchen sie. Oftmals sind die Entwicklungen sogar segensreich. Grosse: Also stellt sich die Eingangsfrage gar nicht? Schmidt: Genau. Denn wichtiger ist es für uns Menschen und die Gesellschaft, mit den Technologien umzugehen lernen. Die Technik-Frage ist schließlich eines der Top-Themen, an dem wir nicht vorbei kommen. Grosse: Damit meinen Sie wohl auch die so genannten modernen Wirtschaftsmenschen. Sie sind ständig von Technik umgeben, um ja auf dem Laufenden zu bleiben. Das Handy am Ohr, das Internet-Notebook auf dem Schoß. Scheinbar gibt es kein Entkommen.

Schmidt: Wer derart verkabelt und vernetzt ist, dem muss man Mut machen, sich auch mal abzuschotten. Ein immer mit Techniken wie Handy und E-Mail kommunizierender Mensch sollte sich die Frage stellen, ob er nicht auch so etwas wie ein Privatleben hat. Denn er hat ein Recht darauf – auch wenn Kommunikationstechologie ihn rund um die Uhr erreichbar macht: für Arbeitgeber, Kunden, Mitarbeiter oder sonst wen. Grosse: Die Erreichbarkeit wird doch von denen, die sie nennen, aber auch erwartet? Schmidt: Das ist nur die halbe Wahrheit, denn es ist doch auch einfach toll, erreichbar zu sein. Man ist auf diese Weise wichtig, wertet sich auf. Hier kommt die Psychologie mit ins Spiel. Und welche Folgen Medien und der Komunikationssog schon für Kinder und Jugendliche haben, erleben wir in der Erziehungsberatung in unseren Sitzungen. Es entstehen Abhängigkeiten. Wir beobachten Suchtverhalten. Grosse: Was also tun mit den Segnungen der Technik? Schmidt: Sich davon immer wieder abzugrenzen, ist

Autisten wandern in den meisten Fällen einsam durchs Leben, da bei ihnen die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung im Gehirn anders funktioniert und sie so schnell zu Außenseitern werden – hier soll ein Computerprogramm eine Stürze geben. nen mit autistischen Störungen sowie deren Angehörigen, wie auch von Vertretern verschiedener Autismus-Verbände und Integrations-Beauftragten, etwa von Arbeitsagenturen. Auskunftswillige all dieser Personengruppen und Arbeitgeber, die bereits Menschen mit autistischen Störungen beschäftigen, werden noch gesucht. Die Empfehlungen, die den Entwicklern des Spiels im Laufe der Befragung gemacht werden, fließen direkt ein in die Erstellung des Layouts, der Funktionalität und

der Handlung von iSpectrum. „Im Moment erarbeiten wir zusammen mit unseren europäischen Partnern eine Lernumgebung, die im Büro spielt“, sagt Schlenk. „In einem späteren Entwicklungsstadium sollen auch Arbeitsumfelder aus den Bereichen Gartenbau oder Tierpflege und Fertigung geschaffen werden.“ Außerdem wollen die Wissenschaftler im Rahmen des EUProjekts weitere Maßnahmen erarbeiten, die das Spiel flankieren und Autisten besser in die Arbeitswelt integrieren sollen. (sfr/idw)


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