The Epoch Times Deutschland 05-10-2011

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Mit „Sharety“ – Teilen gegen die Armut Seite 2

5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291 / 7. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

USA bleiben militärisch und wirtschaftlich die Supermacht Seite 4

Als die Welt in den Abgrund blickte, wurde „Scorpio“ geboren Seite 12

Trendsetter der Nachhaltigkeit In diesem Jahr teilen sich gleich zwei Sieger die halbe Million Prämie vom Deutschen Umweltpreis 2011 der DBU. Beide stehen für das Potenzial zur Umweltentlastung im deutschen Mittelstand.

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Europa steuert auf Föderalismus oder Uneinigkeit zu Mit wachsender Sorge betrachtet man auch von außerhalb die Situation in Europa, in diesem Fall kommt der Blick von Phil Eder, emeritierter Professor aus Calgary, Kanada.

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Neues aus tausendjähriger Nachbarschaft Die Ausstellung „Tür an Tür. Polen – Deutschland“ im Berliner Martin-Gropius-Bau gleicht einer monumentalen Geschichtsstunde. Rosemarie Frühauf berichtet.

F O T O : A F P P H O T O / PAT R I C K L I N

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Taiwan feierte neun Tage lang ein internationales Drachenfestival mit mehr als 200 Teilnehmern aus fünfzehn Ländern. Zum bevorstehenden 100. Jahrestag der „Republik China“ am 10. Oktober – siehe untenstehenden Bericht – laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Klein, fein, selbstbewusst und demokratisch – so präsentiert sich Taiwan in diesen Tagen.

Begegnungen mit prähistorischen Tieren Aus den letzten Jahrzehnten gibt es viele Berichte von seltsamen Begegnungen mit Tieren, die laut den Paläontologen seit Jahrtausenden ausgestorben sein sollen. Überlebten diese Tiere im Verborgenen an verlassenen Orten? Oder sind das nur Wahnvorstellungen? mehr auf Seite 10

Chinesen „können auch Demokratie“ – auf Taiwan Was in westlichen Medien-, Wirtschafts- und Politikerkreisen gerne behauptet wird, dass Chinesen Demokratie nicht „können“, wird seit 25 Jahren auf Taiwan erfolgreich und stabil widerlegt.

Unglücklicherweise machte ein Militärputsch wenige Jahre später alles wieder zunichte. Denn als die Generale zwischen 1916 und 1927 untereinander in Konflikte gerieten, prägten unzählige große und kleine Kämpfe den Alltag und China zerfiel in einzelne Territorien. Nicht einmal ein Hauch von Demokratie blieb spürbar.

Hoffnung und Entwicklung Thomas Weyrauch

Z

honghua Minguo, wan sui“, der Ruf „Die Republik China möge zehntausend Jahre le„ ben!“ ist in diesen Tagen auf Taiwan überall zu hören. „Republik China“ – das meint das demokratische Taiwan und nicht die kommunistische Volkrepublik China! Klein, fein, selbstbewusst und demokratisch – so präsentiert sich Taiwan in diesen Tagen. Denn dort wird der Jahrestag jenes Aufstandes gefeiert, der die „Republik China“ vor hundert Jahren begründete. Damals gehörte Taiwan nicht zu China und heute ist die „Republik China“ auch fast nur mit Taiwan identisch. Seit 25 Jahren jedoch – einem Vierteljahrhundert – ist dieser chinesische Staat eine stabile Demokratie. Vor einhundert Jahren, am 10. Oktober 1911, brachen in China für kurze Zeit demokratische Verhältnisse mit freien Wahlen an. Es war die erste demokratische Staatsgründung in Asien nach dem Zusammenbruch des letzten Kaiserreichs.

Erst Chiang Kaishek, ein Gefolgsmann des Staatsgründers Sun Yatsen, beendete den Bürgerkrieg durch einen groß angelegten Feldzug. China konnte zumindest auf dem Festland wieder vereinigt werden. Ein Reformfieber folgte, zu dem auch der Aufbau eines modernen Rechtssystems mit entsprechenden Menschenrechtsgarantien gehörte. Die Ausarbeitung der Verfassung versprach erneut demokratische Verhältnisse. Demokratie war aber nicht das Ziel der 1921 gegründeten Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Mithilfe ihrer sowjetischen Paten strebte sie die Alleinherrschaft an und verbreitete schnell Angst und Schrecken. Große Gebiete mit insgesamt 50 Millionen Bewohnern gerieten unter ihre Herrschaft. Harmlose Bürger wurden als angebliche Großgrundbesitzer und Kapitalisten diffamiert, gedemütigt, eingesperrt, gefoltert und hingerichtet. Die innere Sicherheit war von da an zutiefst gestört.

Instabilität

Japan nutzte diese Instabilität, um in der Mandschurei einzufallen und sie zu besetzen. Chinas wich-

tigste Industrieregionen befanden sich dort, sodass die Wirtschaft des Landes ungeheuer geschädigt wurde. Da die Republik China dem Aggressor nichts entgegenzusetzen hatte, musste sich ihr Militär zurückziehen, denn Chiang Kaishek war der historisch korrekten Ansicht, dass China erst im Innern konsolidiert werden müsse. Deshalb befahl er den mandschurischen Truppen gegen die in die Flucht geschlagenen Kommunisten vorzurücken. Die Truppenführung sah aber die Rückeroberung ihrer mandschurischen Heimat als Priorität an und nicht den Kampf gegen die chinesischen Kommunisten. Ihr Kommandeur putschte deshalb und nahm Chiang gefangen. Nach langen Verhandlungen konnte Chiang zwar wieder freikommen, jedoch zu einem hohen Preis: Die Rote Armee der KPCh wurde Teil der chinesischen Regierungstruppen. Der innere Feind der Republik stand nun auch in der eigenen Armee.

Schlag auf Schlag

Trotz dieser Ereignisse führten Regierung und Parlament Reformvorhaben in der Wirtschaft und in der Verfassungsgebung durch. Bald jedoch kam der nächste Schicksalsschlag gegen ein demokratisches China. Japan fiel 1937 in Ostchina ein und massakrierte eine halbe Million Menschen in wenigen Tagen. Damit begann der Zweite Weltkrieg auch in Asien und sollte bis 1945 weitere 14 Millionen Menschen das Leben kosten. Die in die Nationalarmee integrierte Rote Armee dachte je-

doch nicht daran, sich ebenfalls an der Landesverteidigung zu beteiligen. Die Waffen hatte sie von der Regierung Chiang bezogen, wartete aber ausgeruht auf den Frieden, um dann gegen die „Republik China“ zu rebellieren. Sowjetische Truppen versorgten sie zudem mit erbeutetem japanischem Kriegsgerät. So konnte die Rote Armee als „Volksbefreiungsarmee“ die kriegserschöpften Soldaten Chiangs niederkämpfen und 1949 einen kommunistischen Staat begründen – die „Volksrepublik China“.

Das Volk gegen eine „Volksrepublik“

Die Nationalversammlung hatte zuvor noch das Glück des Friedens genutzt, um die neue Verfassung zu verkünden. Auf dieser Grundlage fanden 1947 in China freie Wahlen statt, an denen sich die KPCh nicht beteiligte. Mit 250 Millionen Wählerstimmen vom chinesischen Festland und auf dem seit 1945 wieder chinesischen Taiwan konnten die Grundzüge für die kommenden Jahrzehnte festgelegt werden. Hierzu gehörten sogar Sondergesetze zur „Niederschlagung der kommunistischen Rebellion“. Der überwiegende Teil der chinesischen Bevölkerung hatte somit die „Republik China“ legitimiert bzw. die kommunistische Rebellion der „Volksbefreiungsarmee“ politisch abgestraft.

Mao kündigt „Befreiung“ an

Die durch einen korrupten und rücksichtslosen Gouverneur hervorgerufenen Unruhen in Taiwan

wurden mit aller Härte niedergeschlagen, was zu einer dauerhaften Störung des Verhältnisses zwischen den dorthin geflohenen Festlandschinesen und einem Teil der Inselbewohner führte. Hinzu kam die Drohung Mao Zedongs, dass er Taiwan genau wie das chinesische Festland und Tibet „befreien“ wolle. Was Mao unter „Befreiung“ verstand, zeigte sich den Taiwanern schon bald. Im Laufe seiner Herrschaft verloren 80 Millionen Menschen auf dem Festlandchina durch Gewalt oder Hungersnöte ihr Leben. Kein Wunder, dass nicht demokratische Freiheiten, sondern Sicherheitsfragen im Vordergrund der Politik des „Formosa“ genannten Taiwan standen, das nun Sitz der verlegten Staatsorgane der „Republik China“ wurde. Die Unsicherheitsfaktoren bestimmten die nächsten Jahrzehnte. Allerdings griffen Wirtschafts- und Bildungsreformen, sodass das einst arme Taiwan als „Kleiner Tiger“ zu den führenden Wirtschaftsregionen der Welt aufrückte.

25 Jahre Demokratie

Diese stabile Ausgangslage war ursächlich für die endgültige Demokratisierung der „Republik China“ im Jahr 1986. Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert hat dieser Staat eine stabile Demokratie. Doch die Bedrohung vom kommunistischen Festland bleibt bestehen. Da bereits stärkere Staaten vor der Volksrepublik ducken, statt Taiwan zu unterstützen, möchte die in nächster Nachbarschaft zu

Rot-China beheimatete Inselbevölkerung Taiwans das Risiko der Bedrohung so gering als möglich halten. Aus diesem Grund bemüht sich die taiwanesische Regierung um Entspannungsmaßnahmen und um Zeitgewinn. Weitere Reformen im Bereich der Menschen- und Bürgerrechte, im Umweltschutz, in Sicherheitsfragen und in der Familienpolitik zeigen den Chinesen vom Festland sogar die Überlegenheit des anderen, des demokratischen China. Der Rest ist sinnlicher Natur: Taiwanische Gastfreundlichkeit, wunderbares Essen, unbeschreibliche Farben und Düfte der Insel sowie imposante Landschaften hinterlassen ein lang anhaltendes Lächeln. Wer einmal in Taiwan war, geht als Freund und kommt gern wieder. Diese „Republik China“ ist für die eigenen Bürger ein Gewinn und für Tausende Touristen vom Festland ein Lehrstück für Chinas Zukunft – demokratisch, selbstbewusst, klein, aber fein: „Zhonghua Minguo, wan sui!“


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DEUTSCHLAND

The Epoch Times Deutschland / 5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291

Mit „Sharety“ – Teilen gegen die Armut

„Das Elend ist nicht unabänderlich; es wird von Menschen verursacht und die Menschen können es auch überwinden.“ Joseph Wresinski

Teilen zu fördern. „Vom Ego zum Duo – vom Ich Der 17. Oktober ist seit 1992 der zum Wir. Der Weg erfolgt über den Prozess des UNO-Welttag zur Beseitigung der Teilens“, erklärt der Künstler und Visionär Mike Armut. Das von der BundesregieKuhlmann, der die Initiative ins Leben rief. rung ausgezeichnete World Sharety für eine Kultur des Teilens Project nutzt das Datum, um Men- Plattform Der Begriff Sharety ist eine Wortschöpfung schen zum Teilen zu ermuntern. von Kuhlmann, die sich aus den Worten „to Nadia Saadi

F O T O : F R A N K F U R T T E I LT (:) – W O R L D S H A R E T Y P R O J E C T

Die Rangliste von „Vertrauen“ Vertrauen stärkt gesellschaftliches Engagement und Toleranz. Ergebnis einer Studie: Westdeutsche vertrauen mehr als Ostdeutsche. In Asien dagegen gibt es viel weniger generelles Vertrauen als bislang angenommen.

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eihen Sie einem flüchtigen Bekannten einen kleinen Geldbetrag? Gehen Sie ganz unbefangen mit Fremden um, die Sie nach dem Weg fragen? Wenn ja, dann gehören Sie zu den Menschen, die grundlegendes Vertrauen in ihre Mitmenschen haben. Diese Art von Vertrauen gilt Sozialwissenschaftlern und Ökonomen als besonders wertvolle Ressource für ein florierendes Gemeinwesen. Ein deutsch-britisches Forscherteam unter Federführung der Jacobs University Bremen und der Leuphana Universität Lüneburg hat in einer mehr als 50 Länder umfassenden Studie untersucht, wo dieser Wesenszug am weitesten verbreitet ist. Eins der Resultate: Westdeutsche vertrauen mehr als Ostdeutsche. In Asien dagegen gibt es viel weniger generelles Vertrauen als bislang angenommen.

Keine Ursachenforschung

Das Forscherteam hat Umfragedaten der Welt-Werte-Studie mit mehr als 60.000 Befragten aus-

gewertet. Dabei ist es gelungen, generelles Vertrauen erstmals so zu messen, dass es wirklich über Länder und Kulturen hinweg vergleichbar ist. Am meisten Vertrauen haben der Studie zufolge die Schweden, Schweizer und Norweger, am wenigsten die Menschen in der Türkei, Ruanda und Trinidad & Tobago. Deutschland liegt auf Platz 7 (alte Bundesländer) bzw. Platz 11 (neue Bundesländer). Allgemein gesprochen ist generelles Vertrauen in reichen westlichen Gesellschaften höher als in ärmeren, nicht-westlichen Ländern. Vertrauen wird schon seit Jahrzehnten in Umfragen gemessen mit der Frage: Kann man den meisten Menschen vertrauen? Allerdings wusste man bisher nicht, wen sich die Befragten unter „meiste Menschen“ vorstellen. „Der Clou unserer Studie ist, dass wir erstmals konkret diesen Radius des Vertrauens bestimmen konnten“, erläutert Professor Dr. Jan Delhey von der Jacobs University Bremen. „Dies war möglich durch zusätzliche Fragen, die genauer erkunden, wie sehr die Befragten einerseits Familienmitgliedern und Freunden vertrauen, andererseits Menschen anderer Religion und Nationalität. Bringt man diese neuen Informationen mit der altbewährten Vertrauensfrage in ‚die meisten Menschen‘ in Verbindung, kann man den Radius des Vertrauens abschätzen.“

ser Radius von Land zu Land stark variiert: „Insbesondere Asiaten haben einen engen Vertrauensradius, allen voran Südkoreaner, Thailänder und Chinesen“, fasst Professor Dr. Christian Welzel von der Leuphana Universität Lüneburg eines der Hauptergebnisse der Studie zusammen. „Ihr Vertrauen beschränkt sich überwiegend auf Familie und Freunde.“ In Asien gibt es also viel weniger generelles Vertrauen als bisher angenommen. Die meisten westlichen Gesellschaften haben dagegen einen relativ weiten Vertrauensradius. Die Forscher konnten zudem zeigen, dass der gesellschaftliche Nutzen, den Vertrauen stiftet, stark vom Vertrauensradius abhängt: In Ländern mit einem weiten Radius engagieren sich die Menschen stärker in Vereinen, sind toleranter und unterstützen stärker demokratische Prinzipien. (sfr / idw)

Geringes Vertrauen in Asien

Es zeigte sich tatsächlich, dass die-

www.worldsharetyproject.com www.hamburg-teilt.de

Von wegen Denglisch – alles nur Latein!

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prachpuristen können „relaxen“, denn „that’s life“ – und nur Latein! Für Prof. Dr. Karl-Wilhelm Weeber, ehemaliger Direktor eines Wuppertaler Gymnasiums und Honorarprofessor für Alte Geschichte an der Bergischen Universität, müsste es deshalb richtig „Denglatein“ heißen. Denn mindestens die Hälfte des so heftig umstrittenen „Denglisch“ hat seinen Ursprung im Lateinischen. Wer also beispielsweise durch die City geht, durchstreift im Grunde die lateinische civitas. „Latin reloaded – Von wegen Denglisch – alles nur Latein!“ heißt sein neuestes, im Primusverlag, Darmstadt, erschienenes Buch. Ob „City-Center“ oder „ServicePoint“ – die längst alltäglich gebrauchten Anglizismen sind vielen Sprachpuristen ein Dorn im Auge. In der Mischung aus Deutsch und Englisch (kurz „Denglisch“) sehen sie den schleichenden Verlust der deutschen Sprache. Dabei ist der Einfluss einer fremden Sprache auf das Deutsche gar kein neues Phänomen. In seinem neuen Buch „Latin reloaded“ geht Prof. Weebers lateinische SpurensuPrimus-Verlag, Darmstadt, 2011, che quer durch alle Bereiche, in denen 16,90 Euro. sich Anglizismen fest etabliert haben: Wirtschaft, Medien, Werbung, Kultur, Sport, Mode, Verkehr, Bildung, Essen und Trinken und viele mehr. Prof. Weeber, Jahrgang 1950, ist Experte Goldküste“, „Luxus im alten Rom“, „Wie Julifür die Kulturgeschichte der Antike. Er hat us Caesar in die Fanmeile kam. Der etwas anbereits zahlreiche Bücher zur römischen Kul- dere Einstieg ins Lateinische“, „Romdeutsch. turgeschichte verfasst, darunter „Nachtleben Warum wir alle Lateinisch reden, ohne es zu im alten Rom“, „Musen am Telefon“, „Ganz wissen“ und zuletzt „Rom sei Dank! Warum Rom in 7 Tagen“, „Pompeii und die römische wir alle Caesars Erben sind“. (sfr / idw)

F O T O : P R I M U S V E R L AG G M B H , D A R M S TA D T

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m 17. Oktober 1987 rief der Geistliche Joseph Wresinski in Paris zu einer Versammlung auf, um der weltweiten Opfer von Hunger, Elend und Armut zu gedenken. 1.000.000 Menschen kamen zur Kundgebung auf dem Trocadero Platz, darunter viele hochrangige Politiker und Vertreter von Menschenrechtsorganisation. „Wo immer Menschen dazu verurteilt sind, im Elend zu leben, werden die Menschenrechte verletzt. Sich mit vereinten Kräften für ihre Achtung einzusetzen, ist heilige Pflicht“, forderte Wresenski. Die Aktion fiel auf fruchtbaren Boden – 1992 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 17. Oktober zum Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut. Das in Frankfurt entstandene World Sharety Project greift den symbolträchtigen Tag nun auf kreative Weise auf, um Menschen an die weltweite Armut zu erinnern und eine Kultur des

share“ (teilen), „care“ (kümmern) und „Charity“ (soziales Engagement) zusammensetzt. „Das World Sharety Project gibt Privatpersonen und Unternehmen eine Anleitung, wie sie den eigenen Wohlstand mit Bedürftigen teilen können“, sagt Kuhlmann. „Wir möchten sie dazu animieren, Geld, Wissen, Erfahrung oder auch Zeit mit anderen zu teilen.“ Die Idee wurde 2011 von der Initiative der Bundesregierung „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Die Aktion trug schnell Früchte. Auf der Website www.worldsharetyproject.com gehen kontinuierlich neue Teil-Ideen ein: Restaurants spenden Einnahmen aus dem Verkauf von Speisen und Getränken, Agenturen bieten kostenlose Beratungen, Privatinitiativen stiften die Erlöse von Verkäufen. „Mit unserer Plattform möchten wir es den Menschen leicht machen zu teilen, sie inspirieren“, erläutert Kuhlmann. Die Gelder gehen dabei direkt an Hilfsorganisationen und Bedürftige. Das World Sharety Project versteht sich selbst nicht als Organisation, sondern als Initiative, die zum Teilen ermuntert und entsprechenden Ideen eine Anlaufstelle und Plattform gibt.

Die Grundidee des Teilens legte den Nährboden für weitere Projekte: Sharety-Veranstaltungen, Sharety-Bücher und sogar eine eigene Sharety-Kollektion entstanden im Rahmen der Initiative. Mittlerweile folgten ganze Städte dem Aufruf des Teilens. 2010 startete das World Sharety Project Frankfurt teilt (:), 2011 folgte Hamburg teilt (:). Für 2012 ist Berlin teilt (:) geplant. Weitere Metropolen sollen sich anschließen. „Vielleicht bewegen wir langfristig auch München, New York oder Paris zum Mitmachen“, sagt Kuhlmann. „Mit Frankfurt teilt (:)“ fing alles an. Unser erstes Projekt der Initiative war der glücklicherweise erfolgreiche Versuch, eine Stadt zum Teilen zu motivieren“, erzählt die Kommunikationsberaterin Kathy Goldman, die „Frankfurt teilt (:)“ vergangenes Jahr gemeinsam mit Kuhlmann startete. „Seitdem ist der Oktober in Frankfurt unser Monat des Teilens.“ Für den 17.10. planen die Initiatoren ein Gipfeltreffen mit den Machern von Hamburg teilt (:) sowie prominenten Unterstützern der Initiative. Ziel dabei ist auch, weitere Ideen rund um das Teilen zu entwickeln. Kuhlmann, der selbst viele Hilfsprojekte unterstützt, glaubt an einen Paradigmenwechsel der Wirtschaft. „Die Menschen möchten Teil einer guten Sache sein. Wir müssen auch teilen, sonst können wir nicht überleben.“

Impressum Chefredakteurin Renate Lilge-Stodieck Art Direction Szilvia Akbar, Mihai Bejan (Beratung) Verantwortliche redakteure Renate Lilge-Stodieck (Deutschland), Sebastian Menke (International), Detlef Kossakowski (Wissen), Caroline Chen (Kultur und Unterhaltung), Anke Wang (The Epoch Life) Layout Iris Lindenmaier, Johanna Loebig-Winnefeld, Dima Suchin redaktionelle Übersetzer Eckehard Kunkel, Franz Vogel, Eyline Martini Verlag und redaktion Epoch Times Europe gGmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684 e-mail Chefredaktion@EpochTimes.de

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Deutschland

The Epoch Times Deutschland / 5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291

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Trendsetter der Nachhaltigkeit

F oto : m e m o AG

Jürgen Schmidt auf dem Dach des memo-Firmengebäudes in Greußenheim: Die Begrünung trägt zur Wärmedämmung und damit zum Energiesparen im Unternehmen bei.

Ihr FLOX-Verfahren steht bei der Herstellung etwa von Stahl, Glas oder in der chemischen Industrie für eine effizientere Energieverwendung und deutliche Emissionsminderung: Dr.-Ing. Joachim Alfred (l.) und Dr.-Ing. Joachim Georg Wünning.

Umweltpreisträger Jürgen Schmidt im Kleinteillager der memo AG. Täglich verlassen ca. 15 Tonnen Warengewicht mit ökologisch und sozial verträglichen Produkten für Büro, Schule, Haushalt und Freizeit die Firma.

D

er Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist der höchstdotierte Umweltpreis Europas. Die Preisträger erwartet anteilig eine Gesamtsumme von 500.000 Euro. Der Umweltpreis zeichnet Leistungen aus, die als Vorbild zum Schutz und Erhalt der Umwelt dienen oder in Zukunft zu einer deutlichen Umweltentlastung beitragen. Die Ausschreibung des Umweltpreises richtet sich an Personen, Firmen und Organisationen, dabei können Projekte, Maßnahmen oder Lebensleistungen einer Person prämiert werden. Die Kandidaten für den Deutschen Umweltpreis werden der DBU vorgeschlagen. Vorschlagen dürfen Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, Kirchen, Umweltund Naturschutzverbände, wissenschaftliche Vereinigungen und Forschungsgemeinschaften, das Handwerk und Wirtschaftsverbände. Sich selbst oder das eigene Projekt vorschlagen darf aber niemand. Die Jury besteht aus unabhängigen und herausragenden Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und gesellschaftlichen Gruppen,

die vom DBU-Kuratorium ernannt werden. Diese Jury prüft die vorgeschlagenen Kandidaten und empfiehlt dem DBU-Kuratorium die Preisträger für das jeweilige Jahr. Danach fällt das DBU-Kuratorium die Entscheidung, wer den Preis verdient hat. Die Preise übergibt am 30. Oktober in Stuttgart Bundespräsident Christian Wulff.

Sieger 2011

In diesem Jahr teilen sich gleich zwei Sieger die halbe Million Prämie, die der Deutsche Umweltpreis 2011 der DBU für die Preisträger bereitstellt, denn beide stehen gleichermaßen für das Umweltentlastungspotenzial im deutschen Mittelstand. Der eine steht für sein klimaneutrales Versandhaus mit seinen ökologischen Produkten zu einem nachhaltigen Konsum in Büro, Schule, Haushalt und Freizeit – Jürgen Schmidt (48). Schmidt ist Gesellschafter, Mitbegründer und Vorstandssprecher der memo AG (Greußenheim). Den anderen Teil der Siegprämie teilen sich Vater und Sohn Wünning, die Geschäftsführer der Firma WS Wärmeprozesstechnik (Renningen). Dr.-Ing. Joachim Alfred (81) und Dr.-Ing. Joachim Georg Wünning (48), setzen international neue Maßstäbe für innovative Umwelttechnik, denn sie haben in den energieintensiven Schlüsseltechnologien eine effizientere Energieverwendung und deutliche Emissionsminderungen möglich gemacht.

memo: Umwelt, Soziales und Ökonomie gleichberechtigt

Fritz Brickwedde, Generalsekretär der DBU, hält Jürgen Schmidt für einen „Trendsetter der Nachhal-

F oto : m e m o AG / H ü tte r m a nn

tigkeit“. „Ökologisch und ethisch überzeugt und mit ehrgeizigen wirtschaftlichen Zielen“ treffe er seine unternehmerischen Entscheidungen. Ob Sortimentsgestaltung, Logistik, Standort- oder Personalmanagement: Bei der memo AG stünden Umwelt, Soziales und Ökonomie gleichberechtigt nebeneinander. Brickwedde: „Schmidt hat eine vorbildliche Aufbauleistung vollbracht, die für eine deutliche Steigerung der Umweltverträglichkeit von Alltagsprodukten und Ressourcenschutz steht.“

Sortiment konsequent ökologisch, günstig und fair

Mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und attraktiven Produkten mache memo Nachhaltigkeit „alltagstauglich und massenfähig“. Das Sortiment sei konsequent ökologisch, günstig und fair zusammengestellt und erleichtere den Kunden durch ausführliche und informative Produkttexte zu allen Artikeln die tagtägliche Entscheidung zum Kauf ökologisch und sozial einwandfreier Waren. Als Handelsunternehmen, dessen Firmengebäude und Fahrzeugflotte ebenfalls nach nachhaltigen Gesichtspunkten konzipiert und zusammengestellt sei, sei memo „eine wichtige Schnittstelle zwischen Herstellern, Lieferanten und Kunden und trägt so entscheidend zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Produktion sowie

zur zukunftsorientierten Konsumentscheidung im Alltag bei“, so Brickwedde.

Energiesparen und Emissionsminderung

Zu den Preisträgern Wünning führte Brickwedde aus, sie hätten „einen zentralen Beitrag dazu geleistet, dass bei Hochtemperaturprozessen, zum Beispiel der Herstellung von Stahl, Glas oder in der chemischen Industrie, eine effizientere Energieverwendung und deutliche Emissionsminderungen an der Tagesordnung sind und Deutschland in diesem Segment Weltmarktführer ist“. Das sei umso wichtiger, weil der weltweite rasante Anstieg des Energieverbrauchs, verbunden mit einer Zunahme des Ausstoßes umweltbelastender Schadstoffe, Energiesparen und Emissionsminderung international zum „Thema Nummer eins“ mache.

Der neue weltweite Standard: FLOX

Der Herausforderung der Zukunft, in den energieintensiven Industriezweigen energetische Verbesserungen zu erreichen und gleichbleibende oder sogar bessere Produktqualität zu gewährleisten, haben sich Vater und Sohn Wünning

F oto : D B U / K a r i n Reb s to c k

Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt setzt in diesem Jahr neue Maßstäbe bei der Entlastung der Umwelt. Die Preisträger sind „Trendsetter der Nachhaltigkeit“ und stehen für das ökologische Potenzial des deutschen Mittelstands.

erfolgreich und verantwortungsvoll gestellt. Sie entwickelten die FLOX-Technologie, die den etablierten, nachsorgenden Abgasreinigungsverfahren ökologisch und wirtschaftlich deutlich überlegen ist. „FLOX“ ist die Abkürzung für „Flammenlose Oxidation“, also die Verbrennung ohne Flamme. Das Phänomen wurde 1989 erstmalig von Joachim Alfred Wünning in einer Brennkammer seiner Firma WS Wärmeprozesstechnik beobachtet. Anschließend wurde das Verfahren unter Federführung seines Sohnes Joachim Georg Wünning in aufwendiger und jahrelanger Forschungsarbeit weiterentwickelt. Dass diese Innovation so zügig entwickelt und erfolgreich weltweit in den Markt eingeführt wurde, un-

terstreicht die Wichtigkeit des Verfahrens in der praktischen Anwendung. Bei der FLOX-Technologie wird durch eine spezielle Brennertechnik 20 bis 50 Prozent Energie im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren gespart und die sonst auftretenden Stickoxidmengen spürbar verringert. Stickoxide können die Lungen reizen und schädigen und sind auch für den sauren Regen, Smog- und Ozonbildung mitverantwortlich. Das FLOX-Verfahren führt nicht nur zu massiven Umweltentlastungen in einer ganzen Branche, sondern es hat darüber hinaus „weltweit einen neuen Standard gesetzt“. Brickwedde: „Kurzum handelt es sich um Sieben-MeilenStiefel für den Umwelt- und Klimaschutz.“ (sfr)

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Wirtschaft

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The Epoch Times Deutschland / 5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291

USA bleiben militärisch und wirtschaftlich die Supermacht

F oto : YO S H I K A Z U T S U N O /A F P/G etty I m ages

Boeing gehört zu den Leuchttürmen der amerikanischen Wirtschaft und ist weltweit das größte Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie mit einem Umsatz von 64,3 Milliarden US-Dollar (2010).

Nine-Eleven das weltweite Koordinatensystem nicht verändert, schon gar nicht China gegenüber, schreibt Finney und liefert auch die Zahlen dazu. James R. Finney

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ehn Jahre nach Nine-Eleven, dies zeigen insbesondere deutsche Medienveröffentlichungen, besteht immer noch eine unglaubliche Häme gegen ExPräsident George W. Bush. Er habe zwei Kriege begonnen und keinen gewonnen, so das Nachrichtenmagazin „stern“. Man reibt sich bei derartigen Meldungen verwundert die Augen. Ist der Irak-Diktator und Menschenschlächter Saddam Hussein doch noch im Amt? Stellen die Taliban immer noch die Regie-

rung in Kabul? Haben die Frauen in Afghanistan immer noch keine Rechte? Präsident Obama verwalte den Abstieg der Vereinigten Staaten und Nine-Eleven hätte zu einer sterbenden Supermacht geführt, die den Chinesen den Platz räumen müsse, so lesen wir im erwähnten Magazin weiter. Andererseits, so eine in München erscheinende Monatszeitung für Wirtschaft in ihrer September-Ausgabe, sei China „der unheimliche Retter“ und werde, wie rührend, die USA wohl nicht verkommen lassen. Die Dollar-Note wurde als Titelbild schon einmal mit dem Kopf des längst verstorbenen ChinaUraltdenkmals Mao verunstaltet: Das bettelarme Schwellenland China, das nach dem aktuellen Datenblatt des deutschen Außenministeriums ein kümmerlich kleines Pro-Kopf-Inlandsprodukt von 4.530 US-Dollar im Jahr 2010 erwirtschaftete (zum Vergleich: USA 46.381 US-Dollar) als Verhin-

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derer des Zusammenbruchs der USA? Man kann sich über einen derartigen Medienunfug, vorwiegend in Deutschland publiziert, nur wundern.

Westliche Investitionen

Natürlich ist China, als das bevölkerungsreichste Land mit 1,341 Milliarden Menschen und seinen landesweit unglaublich rückständigen Strukturen, ein Markt für westliche Investitions- und Konsumgüter wie Autos. Aber diese Güter kann China nur importieren, weil vorwiegend die Vereinigten Staaten seit 2001 den Chinesen den Zutritt zum riesigen US-Markt erlaubten. Handel ist immer ein Geben und Nehmen sowie ein Interessensausgleich. China braucht westliche und somit auch amerikanische Technologien und vor allem Investoren, um das Riesenreich zu entwickeln; China braucht Märkte für seine relativ einfachen Produkte wie Trikotagen, Bleistifte und andere durchschnittliche Konsumgüter. Natürlich exportiert China inzwischen auch, dank amerikanischer und deutscher Investoren, anspruchsvollere Produkte durch seine Rolle als Niedriglohnland. Laut offizieller Statistik des USDepartment of Commerce und US International Trade Commission nahmen die USA von China, seit der Öffnung des amerikanischen Marktes in den Jahren 2001 bis einschließlich 2010, Waren im Werte von 2.428,5 Milliarden USDollar ab und stabilisierten somit als wichtigster Kunde die chinesische Wirtschaft. Überwiegend verkaufen die Chinesen an die Vereinigten Staaten Einfachstprodukte, die übrigens die USA jederzeit selbst herstellen könnten. Wenn also jemand großzügig alimentiert, dann sind es die Amerikaner gegenüber China. Der amerikanische Milliardär Donald Trump (zeitweise wurde er als nächster Präsidentschaftskandidat der Republikaner gehandelt) sagte es derb, aber zutreffend: „Wer, außer den USA, nimmt den Chinesen ihren Schrott in diesem gewaltigen Umfang – siehe Zahlen des US-Department of Commerce –

ab?“ Ohne den Kunden USA kann China getrost seine Bücher schließen. Dem US-Import von 2.428,5 Milliarden US-Dollar stehen amerikanische Verkäufe, also Exporte, im Zeitraum von 2001 bis 2010 von lediglich 499,6 Milliarden US-Dollar gegenüber. Die Differenz von 1.928,9 Milliarden US-Dollar zeigt überdeutlich, wer wen alimentiert. China braucht Amerika, aber Amerika keineswegs China.

den China mit 2,6 Billionen USDollar angibt. Dies ist aber so, wie wenn jemand mit 10.000 Euro Ersparnissen prahlt und andererseits Probleme ungelöst vor sich herschiebt, deren Lösung das Zehnfache verschlingt. Würde China eine halbwegs funktionierende Sozialversicherung für seine Menschen aufbauen, wäre der Devisenbestand sofort weg.

Kein vergleichbares Bruttoinlandsprodukt

Schließlich liegen auch militärisch zwischen den Vereinigten Staaten und China gewaltige Unterschiede. Laut Rüstungsagentur SIPRI (Schweden) haben die Amerikaner im laufenden Budgetjahr für Verteidigung und Sicherheit 636 Milliarden US-Dollar ausgegeben, die Chinesen mit dem weltweit zweitgrößten Rüstungsetat gerade einmal 119 Milliarden US-Dollar. Würden westliche Wertevorstellungen wie Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Sozialversicherung und Umweltkriterien in China realisiert, könnte man das Land trotz Vorzeigeglasfassaden in Shanghai vergessen. Was ist Fakt? Die Vereinigten Staaten werden als wichtigste und größte Volkswirtschaft der Welt weiterhin unangefochten an der Spitze bleiben, trotz derzeitiger temporärer Haushaltsprobleme. Durch das ganze Land geht eine Rückbesinnung auf die Möglichkeiten des amerikanischen Volkes unter dem Stichwort „This Is America“. Schon hat GE-Chef Jeff Immelt angekündigt, wieder mehr Arbeitsplätze in die USA zu verlagern. Apple war zeitweise in diesem Jahr das wertvollste Unternehmen der Welt. Und schließlich ist auch in der amerikanischen Produktion und in den Kapazitätsauslastungen seit 2010 wieder eine positive Entwicklung zu beobachten. Zehn Jahre nach Nine-Eleven setzt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit seinen Bürgern wieder auf die guten amerikanischen Tugenden und auf eine Aufbruchstimmung.

Auch der Vergleich der Totalsummen des erwirtschafteten Bruttoinlandsproduktes zeigt, dass zwischen den Vereinigten Staaten und China Welten liegen. Während die Vereinigten Staaten trotz „Nachwehen“ der allgemeinen Wirtschaftskrise im Jahr 2010 ein Bruttoinlandsprodukt von 14.584 Milliarden US-Dollar erwirtschafteten, kam China auf kümmerliche 5.410 Milliarden USDollar. Nach wie vor gibt es in China 242 Millionen sehr arme Wanderarbeiter aus ländlichen Gebieten. Ohne westliche Investitionen in Fabriken (einschließlich Taiwan) hätte das Reich der Mitte keine Perspektive. Auch die offiziell von China verbreiteten Zahlen sind mit Vorsicht zu bewerten. Während China die Arbeitslosenquote mit 4,1 Prozent angibt, nennt die Asiatische Entwicklungsbank ADB inoffiziell eine Zahl von 8,5 Prozent. Wie werden die 242 Millionen Wanderarbeiter, weitgehend ohne Rechte und Kündigungsschutz, bewertet? Nach wie vor gibt es in China kein Unternehmen mit einer weltweiten Strahlwirkung wie die amerikanischen Hightech Unternehmen GE, Hewlett-Packard, Apple, IBM, Intel oder United Technologies, Pratt & Whitney, Otis, Carrier, Boeing, Caterpillar, um nur einige zu nennen. Selbst mit der vermeintlichen Überlegenheit einer chinesischen Elektrobatterie für Autos ist es nicht weit her, wie westliche Fachleute hinter vorgehaltener Hand sagen. Bliebe zum Schluss noch der „gewaltige Devisenbestand“,

Was ist Fakt?

Mit freundlicher Genehmigung von Zielgruppen-Medien Verlag Erding / Günter und Christian Spahn.


Wirtschaft

The Epoch Times Deutschland / 5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291

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Europa steuert auf Föderalismus oder Uneinigkeit zu Mit wachsender Sorge betrachtet man auch von außerhalb die Situation in Europa, in diesem Fall kommt der Blick aus Calgary, Kanada. Phil Elder

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ie Europäische Union und die Einführung des Euros waren eine brillante Antwort auf den langjährigen und unbarmherzigen Kreislauf der militärischen und wirtschaftlichen Rivalitäten auf diesem Kontinent. Sie entwickelte sich 1951 aus der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl zu einer Zollunion (Montanunion) und mit dem Beitritt neuer Mitglieder zu einem „Einzelmarkt“. Seine „vier Freiheiten“ bedeuteten die Bewegung von Waren, Dienstleistungen, Menschen und Geld. Schließlich wurden die Verträge von Maastricht und Amsterdam geschlossen. Sieben EU-Länder arbeiten daran, der Eurozone mit ihren derzeit 17 Nationen beizutreten (nur das Vereinigte Königreich, Dänemark und Schweden sind nicht dabei). Aber vielleicht hat die Zone versucht, eine „zu große Brücke“ zu überqueren, indem sie schwächere Volkswirtschaften wie Griechenland, Irland und Portugal integrierte. Kann eine Wirtschafts- und Geldunion mit solch unterschiedlichen Volkswirtschaften Erfolg haben? Vielleicht nicht. Die heutige Schuldenkrise bedroht das gesamte EUUnternehmen. Was geschieht denn eigentlich? Im November vergangenen Jahres mussten die Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfonds Irland ein EuroRettungspaket von 85 Milliarden zur Verfügung stellen; trotzdem stufte Moody’s die irischen Bankschulden im April dieses Jahres auf Ramschniveau. Portugal erhielt im Mai 79 Milliarden Euro. In Griechenland gab es trotz der auf zwei Ziele ausgerichteten Rettungsaktion Unruhen wegen des Sparprogramms. Und im September entschloss sich die EZB, die Wertpapiere von Italien und Spanien zu verteidigen. Dann, in der zweiten September-Woche, wurde der Markt auf die französischen Banken und die Solidität der AAA-Bewertung der Staatsschulden des Landes aufmerksam. Viele haben den Eindruck, dass schwächere Länder der Eurozone erwarten, von ihren wohlhabendsten Nachbarn, vor allem Deutschland und Frankreich, gerettet zu werden. Doch die Deutschen, die erst später in den Ruhestand gehen und weniger Urlaub genießen als die Bürger anderer Nationen, die um Hilfe bitten, fragen, warum sie höhere Steuern zahlen sollten, um ihre glücklosen Nachbarn zu unterstützen. Und jetzt sieht es so aus, dass sich auch die deutsche Wirtschaft verlangsamt.

Ausgabenkürzungen an – um die Forderungen der Europäischen Zentralbank zu erfüllen –, obwohl die Pläne bei einigen Regierungsbehörden auf lokaler Ebene auf Widerstand stießen.“ (Toronto Globe and Mail, 13. August) Und wir alle wissen, dass die Bemühungen Griechenlands in die gleiche Richtung gehen. Doch der Indikator der Schulden im Verhältnis zum BIP, um die Krise zu charakterisieren, ist für sich allein irreführend. Wenn wir uns grundlegende Haushaltssalden (Budget ohne Kosten für den Schuldenabbau) anschauen, stellen wir fest, dass Italien und Belgien zusammen mit Deutschland und Luxemburg die einzigen Länder mit einem grundlegenden Haushaltsüberschuss sind. In der Tat war Italiens grundlegender Haushaltsüberschuss von 1,8 Prozent des BIP im vergangenen Jahr der höchste in der Region. Wer also die Krise oder das Rezept für ihre Heilung mit einer Einheitsgröße beschreiben möchte, unterschätzt die Komplexität der Situation. Koordinierende Lösungen erfordern politischen Mut und Kreativität, nicht nur technisch-wirtschaftliche Kompetenz, um die zugrunde liegenden strukturellen Probleme anzugehen und das Vertrauen wiederherzustellen. Einfach ausgedrückt kann eine Währungsunion ohne steuerliche Union nicht nachhaltig sein.

Die Parteilinie

Einige Kommentatoren glauben, dass etablierte Institutionen die Situation fehldiagnostiziert haben. Zum Beispiel haben Marc Chandler, ein bekannter DevisenmarktAnalyst und seine Kollegen, die Situation so zusammengefasst: „Die Probleme der Europäischen Währungsunion ohne Steuerungseinheit schwelten jahrelang unter der Oberfläche. Der Mangel an Wettbewerbsfähigkeit in Ländern wie Grie-

chenland und Portugal wurde von den gleichen Faktoren verborgen, die die Immobilien-Exzesse in Irland und Spanien anheizten: Niedrige Zinsen, Krediterleichterung und ein regulatorisches System, das antiquiert war ...“ Die offizielle Linie verläuft etwa so: Die Währungsunion gab den schwächeren Ländern Zugang zu Zinsen sowie zu einer Glaubwürdigkeit und Währung wie sie die Deutschen haben, nicht aber deren Haushaltsdisziplin und Konservatismus. Zu wenig Eisen im Blut und fehlendes Stehvermögen bei den Regierungen schwächerer Länder sind die Hauptursache für die Krankheiten, die heute die Existenz der EWU bedrohen. Während dies intuitiv wahr zu sein scheint, ist es sachlich falsch und spiegelt eine Gegenüberstellung von Ursache und Wirkung wider. Überschüssige Defizite führten nicht in die Krise, sondern im Gegenteil führte die Krise zu übermäßigen Defiziten und Schuldenproblemen. Europa ist krank. Das Fieber wird sich noch verstärken. Portugal wird ihm als nächstes erliegen. Vielleicht kann sich eine neue Möglichkeit für institutionelle Reformen ergeben, wie es während der griechischen und irischen Krise geschah. Wenn sich die Situation nicht verbessert, könnte die Krise demnächst auf Spanien übergreifen. Was ist also notwendig? Statt der üblichen reflexartigen Konzentration auf wilde Budgetkürzungen schlägt Ökonom Nouriel Roubini vor, mehr zu tun als Schuldenabbau zu betreiben, denn dies könne nur ein Teil eines ausgewogenen Ansatzes sein. Andere notwendige Maßnahmen umfassen: die Schaffung von Anreizen für Investitionen in produktive Infrastruktur; progressive Besteuerung; „Kreditgeber der letzten Instanz“-Unterstützung von Zentralbanken; stärkere Überwachung des Finanzsystems

und ein Vorgehen gegen die Banken, die als „zu groß, um zusammenzubrechen“ gelten. Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) empfahl auch ausgleichende Ausgabenkürzungen mit Maßnahmen zur Unterstützung des Wachstums, um das Risiko einer tiefgreifenden Rezession zu vermeiden. Aber auch dies ist vielleicht noch nicht genug. Wenn die derzeitige Situation unhaltbar ist, wird Europa langfristig vielleicht eines von zwei Zielen auswählen. Erstens könnte die nationale Souveränität zu einer föderalen Struktur ähnlich der in Kanada führen, wobei die ehemaligen Nationen einen provinzähnlichen Status erhalten. Angesichts der Geschichte und des Stolzes des Landes scheint dies in der kurzen Zeit fast undenkbar zu sein. Aber was, wenn die einzige andere Alternative darin besteht, die Schwächlinge aus der Eurozone zu vertreiben? Würde der Euro überleben? Wenn Zentrifugalkräfte die gesamte EU ins Schleudern bringen, könnte der vernichtende Wettbewerb von damals zurückkehren und seinen Höhepunkt in der Errichtung von neuen Zoll- und Mobilitätsbarrieren finden. Diese wiederum könnten wirtschaftlichen Wohlstand ersticken und vielleicht sogar alte Hassgefühle neu entfachen. Die namhafte kanadische Ökonomin Sherry Cooper scheint diese Befürchtungen zu teilen. Vor Kurzem schrieb sie: „Deutschland sagt, dass alle Optionen auf dem Tisch liegen, außer derjenigen, die funktionieren könnte und die darin besteht, mehr Eurobonds auszugeben. Entweder muss Europa vereinbaren, eine „Transfer-Region“ mit einer einzigen monetären und fiskalischen Autorität und einem Eurobondmarkt zu werden (mit viel weniger souveräner Macht einzelner Staaten) oder es erlaubt eine Auflösung der EU.“

Schlussfolgerung

Wer also die Krise oder das Rezept für ihre Heilung mit einer Einheitsgröße beschreiben möchte, unterschätzt die Komplexität der Situation. Koordinierende Lösungen erfordern politischen Mut und Kreativität.

Bis vor kurzem erwartete ich, die führenden Politiker Europas würden die nächsten paar Jahre herumlavieren, bis die Notwendigkeit einer politischen Umstrukturierung dringend notwendig werden würde. Schließlich könnten einige mutige Seelen, je nach ihrer Wahrnehmung der innenpolitischen Realitäten, zur Bildung einer föderalen Union aufrufen. Vielleicht ist die Empfehlung des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel vom 16. August, alle Länder der Eurozone sollten zwingend ausgeglichene Haushalte und eine bessere Koordinierung der Wirtschaftspolitik haben, ein Schritt in diese Richtung (auch wenn das Verbot jedes jährlichen Defizits falsch ist – es würde jedem die Hände hinter dem Rücken zusammenbinden, wenn es zu einer weiteren Großen Depression käme). Die „echte europäische Wirtschaftsregierung“, die sie sich vorstellen, würde sicherlich zu einer solchen langfristigen politischen Lösung beitragen. Die Debatte über die „Vereinigte Staaten-Option“ kann möglicherweise früher einsetzen als ich dachte und wird sicherlich große Emotionen auslösen. Doch diese Gelegenheit nicht zu ergreifen könnte bedeuten, dass sich die EU nur wieder in eine Freihandelszone verwandelt oder sogar, dass Europas allmählicher Niedergang dazu führt, dass es in eine Ansammlung zweit- und drittklassiger Fürstentümer zurückfällt, die Deutschlands Wirtschaftsmotor umkreisen. Wie würde das funktionieren?

i Phil Elder ist emeritierter Professor für Umwelt-und Planungsrecht an der Fakultät für Umweltdesign an der Universität von Calgary. Mit freundlicher Genehmigung von Troy Media Corporation.

Dies zeigt die zentrale Staatsverschuldung einiger Euroländer als prozentualer Anteil des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts: Griechenland 148 Prozent, Italien 109 Prozent, Belgien 97 Prozent, Portugal 88 Prozent, Frankreich 83 Prozent und Deutschland 44,4 Prozent. Die meisten EU-Länder versuchen trotz des Widerstands ihrer Bürger, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen. Zum Beispiel: „Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi kündigte eine Kombination aus Steuererhöhungen und

F oto : A F P P H O T O / L O U I S A G O U L I A M A K

Schulden im Verhältnis zum BIP

Die Proteste in Athen gegen neue Sparmaßnahmen symbolisieren die Herausforderungen für die Eurozone mit ihrer Währungsunion, in der grundverschiedene Volkswirtschaften vereint sind.


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The Epoch Times Deutschland / 5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291

Belutschistan: Ein hausgemachtes Desaster Ahmad Marri

Turkmenistan

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Vorgeschlagene TurkmenistanAfghanistan-Pakistan-Indien-Pipeline

Afghanistan Pakistan

Iran

Quetta

Vorgeschlagene IranPakistan-Indien-Pipeline

Belutschistan

Indien Gwader

FOTO: THE EPOCH TIMES

elutschistan, die größte und rohstoffreichste Provinz Pakistans, wurde von der ObamaAdministration zum unsichersten Ort der heutigen Welt erklärt. Der gefährliche Mix aus Taliban, nationalistischen Militanten, Armut, Analphabetismus und Gesetzlosigkeit verschärft die Situation und beunruhigt die Bürger extrem. Belutschistans Ministerpräsident, Aslam Raisani, warf den Paramilitärs in der Region schon mehrmals vor, eine Parallelregierung zu führen. Nationalistische Kräfte bezichtigen die FC (Frontier Constabulary, ein militärpolizeilicher Zweig der pakistanischen Streitkräfte) zusammen mit dem Inter-Service Intelligence (ISI) sowie der Military Intelligence (MI), die Hauptverantwortlichen hinter der sich verschlechternden Situation in der Provinz zu sein. Die „Quetta Shura“, ein Führungsrat der afghanischen Taliban, an deren Spitze angeblich der Talibanführer Mullah Umar steht, erhöht die Bedeutung dieser strategisch günstig gelegenen südwestlichen Provinz. Das Pentagon betrachtet die Hauptstadt Belutschistans, Quetta City, als sicheren Ort für aufständische Taliban. Als der Einsatz von Drohnen in den Stammesgebieten Pakistans erweitert wurde, beabsichtigte die Regierung Obama, die Ausdehnung der Angriffe auf die mit mehr als 900.000 Menschen große westliche gelegene Stadt Quetta. Das Außen- sowie das Innenministerium Pakistans bezeichneten die „Quetta Shura“ aber als Mythos und verlangten Belege über den Aufenthaltsort der dort angeblich operierenden Gruppe. Der pakistanische Innenminister Rehman Malik äußerte bereits mehrmals seinen Unmut über die Präsenz

Golf von Oman Beluchistan, Pakistans größte Provinz und instabilste Region ausländischer Streitkräfte in der Region. Andere politische Führungskräfte teilen seine Meinung und riefen wiederholt zu Pressekonferenzen auf. Sie beschuldigen zum einen die Regierung, Hamid Karzai’s nationalistische Aufständische in Schutz zu nehmen, zum anderen unterstellen sie dem indischen Geheimdienst (den sogenannten Research and Analysis Wing, RAW), militante Gruppen in Kandahar und im afghanischem Jalalabad finanziell zu unterstützen. Inmitten dieser Auseinandersetzungen ist noch eine weitere, strategische Frage ungelöst, nämlich die der Zukunft der Hafenstadt Gwader, am Arabischen Meer und nahe der

Der gefährliche Mix aus Taliban, nationalistischen Militanten, Armut, Analphabetismus und Gesetzlosigkeit verschärft die Situation und beunruhigt die Bürger extrem.

Straße von Hormuz in Belutschistan gelegen. Von solch immenser geostrategischer Bedeutung wurde sie von der Obama-Administration zum zentralen Bestandteil der Strategie der „Overseas Contingency Operation“ (OCO, dem früheren „Krieg gegen den Terror“) für Afghanistan und Pakistan erhoben. Es kommt ein weiterer Aspekt hinzu, der zur unruhigen geopolitischen Gesamtsituation beiträgt: Washington widersetzt sich dem Bau der geplanten Iran-Pakistan-Indien-Gaspipeline, die bedeuten würde, dass iranisches Gas über Belutschistan nach Indien geliefert werden würde. Stattdessen favorisieren die Vereinigten Staaten den Bau einer

Pipeline von Turkmenistan über das westliche Afghanistan und Gwader/ Pakistan nach Indien, um den Iran auszugrenzen. Die Tatsache, dass der Hafen in Gwader von China gebaut und finanziell unterstützt wird (die Gesamtkosten werden auf ca. 200 Mio. US-Dollar geschätzt) löst in den USA Ängste aus, dass China eine Marinebasis in Gwader errichten sowie versuchen wird, Gas aus Iran zu kaufen. Im Verlauf dessen sieht man den Indischen Ozean und das Arabische Meer „gefährdet“. Mit der finanziellen Beteiligung Chinas in Gwader wird die Rolle Pakistans als starker Verbündeter der USA im „Krieg gegen den Terror“ ungewiss. Obwohl

Pakistan schon immer unter der Gewalt im Land litt und eine Vielzahl von Opfern auf sich nahm, um den Krieg gegen Terror zu unterstützen, wurde es durch die jüngsten Ereignisse beschämt. Die Gefangennahme Osama Bin Ladens in seinem Wohnsitz in Abbottabad, nur wenige Kilometer von einem pakistanischen Militärgelände entfernt, nötigte pakistanische Beamte, sich gegen den Vorwurf der Komplizenschaft zu verteidigen. Darüber hinaus ist Belutschistan seit den vergangenen Monaten extrem instabil und aufgrund illegaler Verschleppungen und außergerichtlicher Hinrichtungen ins Zentrum der Aufmerksamkeit von weltweiten Organisationen, wie Amnesty International und Human Rights Watch, gerückt. Saba Dashtayari, ein renommierter Professor der Universität von Belutschistan, wurde beispielsweise am 1. Juli am helllichten Tag auf der Hauptstraße von Quetta vor Zeugen erschossen. Es ist davon auszugehen, dass sich in den nächsten Monaten die sich im Auflösen befindliche Sicherheit weiter verschlechtert, was die Ressentiments in der Bevölkerung verschärft. Lokalen Quellen zufolge treiben unbekannte bewaffnete Gruppen Intellektuelle und unabhängige Denker zusammen, die sich für ein unabhängiges Belutschistan aussprechen. Deren verwesende Leichen werden später mit Folterspuren und Kopfschüssen aus kürzester Entfernung gefunden. Es kursieren Aussagen, dass diese Aktionen in weitere Terrorplanungen sowie zukünftige Angriffe auf religiöse Zielobjekte in Quetta münden werden. Eine einzige Katastrophe! Der Autor des Beitrags „Beluchistan“ ist Ahmad Marri, ein Pakistan- und Afghanistanexperte. Das Original kann unter www.fairobserver.com nachgelesen werden.

Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas

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Das Buch „Die Neun Kommentare“ trägt zur Auflösung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bei und verändert China. Die preisgekrönte Epoch Times-Serie beschreibt die wahre Geschichte und das Wesen der KPCh. Sie erscheint hier als Fortsetzungsbericht.

Kommentar Zwei Fortsetzung

2.2.6 Der Krieg gegen die Japaner – Die Kommunistische Partei Chinas (KPC) wuchs, indem sie den Rivalen durch fremde Hände ausschalten ließ

Bei Ausbruch des Krieges gegen Japan im Jahr 1937 verfügte die Kuomintang (KMT) über mehr als 1,7 Millionen bewaffnete Soldaten, Schiffe mit 110.000 Tonnen Wasserverdrängung und etwa 600 Kampfflugzeuge verschiedener Typen. Im Vergleich dazu umfasste die Armee der KPCh inklusive der im November 1937 neu zusammengestellten Vierten Armee etwa 70.000 Mann und ihre Schlagkraft wurde weiter durch interne Fraktionspolitik geschwächt. Sie hätte in einer einzigen Schlacht vernichtet werden können. Die KPCh erkannte, dass – sollte es zu einer Schlacht gegen die Japaner kommen – sie nicht in der Lage wäre, auch nur eine einzige Division der Japaner zu besiegen. Der KPCh ging es bei ihren Bemühungen um

die „nationale Einheit“ vor allem um den Erhalt ihrer eigenen Macht und keineswegs um das Überleben der Nation. Daher hatte die KPCh während der Allianz mit der KMT im Geheimen eine parteiinterne Richtlinie festgelegt, die dem Kampf um die politische Führungsrolle Priorität einräumte. Nachdem die Japaner am 18. September 1931 die Stadt Shenyang besetzt hatten und dadurch ihre Kontrolle über riesige Gebiete in Nordwestchina erweitern konnten, kämpfte die KPCh praktisch Schulter an Schulter mit den japanischen Invasoren, um die KMT zu schlagen. In einer Deklaration, die als Antwort auf die japanische Okkupation verkündet wurde, hetzte die KPCh das Volk zum Sturz der nationalen Regierung auf: Sie rief die Arbeiter in den von der KMT kontrollierten Gebieten zum Streik auf, die Bauern zur Anstiftung von Unruhe, die Studenten zum Boykott des Unterrichtes, die einfachen Leute zur Niederlegung der Arbeit und die Soldaten zur Meuterei. Während die KPCh auf Bannern zum Widerstand gegen die Japaner aufrief, hatte sie hinter der Frontlinie nur lokale Rekrutenverbände und Guerilla-Einheiten in ihre Armee aufgenommen und umstruk-

BRIEFE AN DIE REDAKTION

turiert. Mit Ausnahme der Schlacht am Pingxing-Pass trug die KPCh kaum zum Kampf gegen die Japaner bei. Stattdessen verwendete sie ihre Energie, um die eigene Basis zu stärken. Nachdem die Japaner aufgegeben hatten, nahm die KPCh alle übergelaufenen Soldaten in ihre Armee auf und behauptete dann, mehr als 900.000 reguläre Soldaten zu haben. Dazu kämen noch zwei Millionen Milizkämpfer. Die Armee der KMT kämpfte im Wesentlichen allein an der Front gegen die Japaner und verlor in diesem Krieg über 200 Generäle. Unter den Befehlshabern aufseiten der KPCh dagegen sind jedoch fast keine Verluste bekannt geworden. Trotzdem lehren die Schulbücher der KPCh dem Volk fortwährend, dass die KMT keinen Widerstand gegen die Japaner geleistet hätte und allein die KPCh den großen Sieg in diesem Krieg davongetragen habe.

2.2.7 Die ideologische Gleichschaltung in Yenan – Die Erschaffung einer furchterregenden Maschinerie des Terrors

Im Namen des Widerstandes gegen die Japaner regte die KPCh unzählige patriotische Jugendliche dazu an, nach Yenan zu gehen und terro-

MALAYSIA 10.000 10.000

risierte schließlich Tausende von ihnen in einer Kampagne zur ideologischen Gleichschaltung. Nach der Machtergreifung über China stellte die KPCh Yenan als das „revolutionäre heilige Land“ dar, erwähnte aber niemals die Verbrechen, die sie während der Kampagne zur ideologischen Gleichschaltung begangen hatte. Die ideologische Gleichschaltung in Yenan war das schrecklichste, dunkelste und gewalttätigste Machtspiel, das man sich vorstellen kann. Im Namen der Reinigung vom Gift der Bourgeoisie spülte die Partei die Moral, das unabhängige Denken, die Freiheit, die Toleranz und die Würde der Menschen hinweg. Der erste Schritt der Kampagne war die Erstellung einer Personalakte mit folgendem Inhalt: 1. eine zusammenfassende Darstellung der eigenen Person; 2. eine Chronik des politischen Lebens; 3. den familiären Hintergrund und die sozialen Beziehungen; 4. einen Lebenslauf und die Geschichte der persönlichen Gedankenumwandlung; 5. eine Selbstkritik am eigenen Parteibewusstsein. In dieser Personalakte musste jeder alle Bekannten seit seiner Geburt und alle wichtigen Ereignisse sowie den Ort und die Zeit ihres Geschehens angeben. Sobald Lücken in den

Angaben gefunden wurden, wurde die entsprechende Person als problematisch eingestuft. Man musste alle sozialen Aktivitäten beschreiben, an denen man jemals teilgenommen hatte, besonders die, die sich auf den Beitritt zur Partei bezogen, dabei sollten auch alle Gedanken während der Aktivitäten detailliert aufgeführt werden. Der allerwichtigste Teil der Personalakte war die Selbstkritik am eigenen Parteibewusstsein. Dadurch wurden alle Verstöße gegen das Parteibewusstsein in den Gedanken, beim Sprechen, bei der Arbeit, im Alltagsleben und im Umgang mit den Menschen offengelegt. Bei der Bewertung des Bewusstseins wurde genau geprüft, ob jemand nach dem Beitritt zur Partei oder nach dem Eintritt in die Armee noch Eigeninteressen verfolgte oder die Parteiarbeit für das Erreichen persönlicher Ziele benutzte. Es wurde geprüft, ob einer Zweifel an der Zukunft der Revolution oder Todesangst in der Schlacht hatte oder ob jemand seine Familienangehörigen oder Ehegatten vermisste. Dabei gab es jedoch keine objektiven Maßstäbe, deshalb wurde so gut wie jeder als problematisch eingestuft. Den vollständigen Text der „Neun Kommentare“ finden Sie unter: www.epochtimes.de/NeunKommentare

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haben mit dem Stichtag 1. Oktober 2011 ihre Austrittserklärung auf der Webseite http://quitccp.org veröffentlicht.

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m 18. November 2004 veröffentlichte „The Epoch Times“ erstmals die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Darin werden die Geschichte und das Wesen der KPCh dokumentiert und analysiert. Seitdem erklären täglich rund 25.000 Chinesen ihren Austritt aus der KPCh, dem Kommunistischen Jugendverband und den Jungen Pionieren. Die per Telefon, Fax oder E-Mail erklärten Austritte werden von drei „Tuidang“ (Austritts-) Centern gesammelt und im Internet auf http://quitccp.org veröffentlicht.

SINGAPUR 10.000 20.00

Bitte senden Sie die Briefe an leserbriefe@epochtimes.de Epoch Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684


Internationales

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Alon Ben-Meir

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ährend die libyschen Rebellen Muhammar alGaddafis Sturz nach seiner 42-jährigen Herrschaft in Libyen zu Recht feierten und diesen mächtigen Diktator zu einem ängstlichen Flüchtling machten, steht das neue Libyen mit seinen wirklichen Herausforderungen erst am Anfang. Der Weg zu einer neuen Verfassung, zu neuen politischen Parteien, zum Wiederaufbau einer zerschlagenen Infrastruktur und Wirtschaft sowie zum Aufbau einer Zivilgesellschaft wird lang, schwierig und von Gewalt unterbrochen werden. Nachdem Gaddafi seinem Volk jede Möglichkeit einer Teilnahme an der Regierung verweigert hatte, müssen die Libyer die Scherben aufsammeln, die er zurückließ, um eine Grundlage für eine freie, sichere und stabile Nation zu schaffen. Die Wiederherstellung der Rechtsstaatlichkeit und Ordnung im ganzen Land muss die erste Priorität sein. Solange Gaddafis Anhänger noch Widerstandsnester bilden und Gaddafi selbst flüchtig bleibt, kann die Übergangsphase in Libyen nicht ernsthaft beginnen. Gaddafi muss gefasst und die vollständige Kontrolle über das Land gewonnen werden, bevor Sicherheit und elementare öffentliche Dienstleistungen wie Strom und fließendes Wasser vollständig und zuverlässig wiederhergestellt werden können. Diese beiden Schritte müssen von der im Entstehen begriffenen Übergangsregierung zuerst unternommen werden. Es wird sehr wichtig sein, die Waffen einschließlich der großen Arsenale, die die Rebellen aus Gaddafis Komplex in Tripolis plünderten, einzusammeln. Die Neuaufstellung der Polizei und die Garantie, dass sie vollständig bezahlt wird und ordnungsgemäß funktioniert, um die innere Sicherheit zu erhalten, ist eine conditio sine qua non (eine unerlässliche Bedingung), wenn weitere Fortschritte erreicht werden sollen.

Heilungsprozess notwendig

Viele Libyer litten unter der Brutalität der für die innere Sicherheit zuständigen Truppen Gaddafis. Es wird für viele Libyer ganz normal sein, dafür Rache und Vergeltung zu üben. Die schrittweise Freigabe von Ghaddafis Vermögen, das auf über 100.000.000.000 US-Dollar geschätzt wird, ist notwendig, damit die Regierung zahlungsfähig bleibt. Die Übergangsregierung sollte

aus den im Irak gemachten Fehlern lernen, sofort eine Kampagne der Versöhnung einzuleiten und Polizisten und Soldaten, die Gaddafi treu geblieben waren, zu integrieren. Denn ihre Entlassung würde weitere gewalttätige Vergeltung herbeiführen, die die Bemühungen um echte Sicherheit im Land untergaben könnten. Jetzt muss vielmehr ein Heilungsprozess statt einer Verschärfung des historischen Ost/WestGefälles im Land stattfinden. Die einzelnen Fraktionen müssen sich konsolidieren, um eine Regierung zu bilden, „die die islamische Identität des libyschen Volkes bestätigt, sich zu moderaten islamischen Werten bekennt, extremistische Ideen vollständig ablehnt und sich verpflichtet, sie unter allen Umständen zu bekämpfen“, wie der NTC (National Transition Council - Nationaler Übergangsrat) am 30. März klarstellte. Dies wäre ein entscheidender Schritt in Richtung eines stabilen und aufblühenden Libyens. Wenn eine Wirtschaft florieren soll und die Scharen von Auswanderern nach Libyen zurückkehren sollen, muss der entscheidende und möglicherweise aufwendige Schritt unternommen werden, die Sicherheit im ganzen Land zu gewährleisten. Gleichzeitig muss der NTC, die von zahlreichen Ländern und der Arabischen Liga anerkannte Justizbehörde in Libyen, dafür sorgen, dass die Ölproduktion wieder in Gang kommt, um das Land mit dringend benötigtem Kapital zu versorgen. Die Wirtschaftsanalysten vermuten, es könnte immerhin zwei Jahre dauern, bis die Produktion das gleiche Niveau wie unter Gaddafis Herrschaft erreicht, die seinerzeit 1,6 Millionen Barrel pro Tag erreichte. Wie der Leiter des libyschen Stabilisierungsteams innerhalb des NTC, Ahmed Jehani, kürzlich gegenüber der BBC sagte, könnte es durchaus ein Jahrzehnt dauern, bis die Folgen der „völligen Vernachlässigung“ der Ölindustrie und der nationalen Infrastruktur unter Gaddafi kompensiert werden können. Aufgrund der Unruhen im Land muss der NTC die umfangreiche Aufgabe übernehmen, die staatlichen Ölverträge zu modifizieren, um die Transparenz und gerechte Verteilung des Ölreichtums in Libyen zu gewährleisten. Die Entscheidung, die Wahlen zu früh abzuhalten, würde nicht akzeptiert werden und den einzelnen Stammesfraktionen und Islamisten zu viel Macht verleihen. Die Ölproduktion macht immer-

F oto : Pat r i c k B a z /Afp/G ett y I m age s

Libyen ist noch nicht reif für Wahlen

Triumph: Victory! vor Muhammar al-Gaddafis zerstörtem Hauptquartier Bab al-Aziziya in Tripolis.

hin 95 Prozent der libyschen Export­ einnahmen aus und die Wiederaufnahme der Ölförderung wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Daher ist es notwendig Gaddafis Vermögen, das auf über 100 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, schrittweise freizugeben, damit die Regierung die Verpflichtung, zahlungsfähig zu bleiben, erfüllen und das Vertrauen des Volkes erhalten kann. Die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung wird von zentraler Bedeutung für ein Land sein, das vor dem Ausbruch des Aufstandes über 30 Prozent Arbeitslosigkeit verzeichnete. Doch könnte durchaus ein Wachstum stattfinden, wenn es der NTC schafft, eine kompetente Regierung zu bilden, die für Vertrauen bei Unternehmen und Investoren sorgt. Libyen könnte von seiner Lage an der Küste und seiner Nähe zu Europa durch Investitionen in soliden Tourismus, Industrie und Fertigung profitieren. Darüber hinaus wird der Bau von Bildungseinrichtungen jungen Libyern die Möglichkeit bieten, sich die heutzutage notwendigen Kenntnisse anzueignen. Dadurch könnten auch mehr ausländische Investitionen ins Land fließen und der Arbeitsmarkt expandieren.

Langer und schwieriger Übergang

Die Wiederherstellung der inneren Sicherheit, die Versöhnung zwischen den alten und neuen Garden sowie die großen Anstrengungen beim Wiederaufbau der Wirtschaft

Die Entscheidung, die Wahlen zu früh abzuhalten, würde nicht akzeptiert werden und den einzelnen Stammesfraktionen und Islamisten zu viel Macht verleihen.

werden den Grundstein legen, um wichtige demokratische Reformen einzuleiten. Der Übergang zu einer neuen, zentralen und demokratischen Regierung wird lang und beschwerlich sein. Gaddafi hinterließ Libyen nichts: keine politischen Parteien, keine Zivilgesellschaft, keine Nichtregierungsorganisationen und kein Parlament. Die politische Veränderung sollte mit der Entwicklung einer neuen libyschen Nationalversammlung, in der alle Städte und Gemeinden vertreten sind, beginnen. Obwohl viel getan wurde, um die Ausarbeitung einer neuen Verfassung vorzubereiten, sollte der formale Ausschuss, der offiziell damit beauftragt wird, von der libyschen Nationalversammlung gewählt und ermächtigt werden. Im Rahmen einer libyschen Verfassung sollten die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt und den Stammesführern ein Mitspracherecht gewährt werden, damit die Menschenrechte verfassungsrechtlich verankert bleiben und auch vollständig eingehalten werden. Die geplanten allgemeinen Wah­ len müssen um mindestens zwei Jahre verschoben werden. In der Tat wäre es ein katastrophaler Fehler, die Wahlen in Libyen schon in der nahen Zukunft abzuhalten, wie es die Vereinigten Staaten und die EULänder gerne hätten. In Ländern mit entstehenden demokratischen Bewegungen wie Tunesien und Ägypten, in denen Diktatoren gestürzt wurden, konn-

ten Beobachter Wachstumsschmerzen feststellen, aber die Infrastrukturen der Zivilgesellschaft in diesen Ländern übertreffen bei weitem das Durcheinander, das Gaddafi hinterließ. Die politischen Parteien brauchen Zeit und Geld, um sich zu organisieren, politische Plattformen zu entwickeln und die Öffentlichkeit damit vertraut zu machen, wie sie mit verschiedenen Themen umgeht, die die zukünftige Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung des Landes betreffen. Die Entscheidung, die Wahlen zu früh abzuhalten würde nicht akzeptiert werden und den einzelnen Stammesfraktionen und Islamisten zu viel Macht verleihen. Das beträfe vor allem die Libysche Islamische Kampfgruppe (LIFG ‒ Libyan Islamic Fighting Group), die wahrscheinlich als einzige in der unfertigen politischen Landschaft Libyens in der Lage ist, Anhänger zu sammeln. Es bleibt abzuwarten, ob die Reste der LIFG in einem neuen Libyen ihre Versprechen vom November 2009 einhalten werden, die Gewaltanwendung des Dschihad gegen „Frauen, Kinder, ältere Menschen, Nachrichtenübermittler, Händler und dergleichen abzulehnen“. Der Westen handelte richtig, als er mithilfe der NATO die Rebellen beim Sturz des Geisteskranken, der Libyen 42 Jahre lang regierte, unterstützte. Die Strategie war vor allem deshalb erfolgreich, weil die Libyer selbst, mithilfe des Westens, der die Rebellen in ihrem Kampf unterstützte, den Grundstein für den Sieg legten und ihn schließlich auch davontrugen. Der Aufbau eines neuen Libyens muss auf diese Weise erreicht werden. Während die internationale Gemeinschaft eine wichtige Rolle dabei spielen muss, das Land mit dringend benötigten Investitionen und Entwicklungen zu versorgen, wird der Erfolg des libyschen Übergangs letztlich von der weiteren Entschlossenheit des libyschen Volkes selbst abhängen. Um das Vertrauen aller Libyer zu gewinnen, muss der NTC Fortschritte vorweisen und die Entwicklung in Richtung eines starken und sicheren Libyens unter Einhaltung der Menschenrechte vom ersten Tag an vorantreiben. Während sich eine dauerhafte Veränderung nur langsam erreichen lässt, werden progressive Veränderungen sofort beginnen. Alon Ben-Meir ist Professor für internationale Beziehungen am Center for Global Affairs an der New York University.

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FEUILLETON

Die Furcht vor dem Unbekannten

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n fünf verschiedenen Museen in Deutschland kann man aktuell die Wurzeln der europäischen Malerei erkunden. Und mit ihr eine Bildersprache, die in ihrer schlichten Schönheit und ihrem ehrlichen Ausdrucksstreben den direkten Gegenpol unseres Fotoshop-Zeitalters darstellt. Abbilder der Wirklichkeit, die einst kostbar und selten waren und bis heute berühren.

Hamburg: „Die Erfindung des Bildes“

Das Bucerius-Kunstforum in Hamburg zeigt unter dem Titel „Die Erfindung des Bildes“ frühe italienische Meister bis Botticelli (1. Oktober 2011 bis 8. Januar 2012). Vierzig Gemälde aus dem Lindenau-Museum in Altenburg illustrieren genau den Moment, in dem die Bilder aus mittelalterlicher Starrheit ausbrechen und zum Leben erwachen. Die Sammlung des Gelehrten Bernhard August von Lindenau (1779-1854) ist eine der bedeutendsten Deutschlands, da sie mit 180 Werken die Epoche der Frührenaissance außergewöhnlich komplett und facettenreich abbildet. Das Bucerius-Kunstforum möchte mit der Ausstellung der Sammlung aus Thüringen zu mehr Prominenz verhelfen.

Berlin: „Gesichter der Renaissance“

Die Ausstellung mit Meisterwerken italienischer Portraitkunst im Bode-Museum erfuhr bereits großen Medienrummel und Besucheransturm. Die Staatlichen Museen zu Berlin und das Metropolitan Museum New York haben eine Ausnahme-Schau organisiert, die gemalte Menschenbilder einer Fülle an Büsten und Medaillen gegenüberstellt. Bis 31. Oktober ist Leonardo da Vincis „Dame mit dem Hermelin“ zu Gast. Die Schau ist Donnerstag bis Sonntag nun immer von 10.00 bis 22.00 Uhr geöffnet, (sonst von 10.00 bis 18.00 Uhr), was die Situation an Kasse und Einlass weitgehend entspannt hat. Ein Besuch ab 17.30 wird empfohlen, da die Wartezeit, die tagsüber durchschnittlich 2½ Stunden beträgt, dann auf ein Minimum sinkt.

München: „Die Entdeckung des Menschen“

Dürer, Cranach und Holbein sind die Stars der Ausstellung, die als deutsches Pendant zu den italienischen Gesichtern der Renaissance in Berlin gelten kann. In Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Museum in Wien zeigt die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München, wie sich die Portraitkunst nördlich der Alpen entwickelte und der Mensch immer mehr in das Interesse der Künstler rückte. Unter den 170 Meisterwerken befinden sich nicht nur Gemälde, sondern auch Bildhauereien, Grafiken und Zeichnungen. „Dürer – Cranach – Holbein. Die Entdeckung des Menschen. Das Deutsche Portrait um 1500“ startete am 16. September und ist noch bis zum 15. Januar 2012 täglich zu sehen.

Perugino in der Alten Pinakothek

Als Höhepunkt des 175-jährigen Bestehens der Alten Pinakothek in München wird die Ausstellung „Perugino – Raffaels Meister“ veranstaltet. Vom 13.10.2011 bis zum 15.1.2012 bekommt Pietro Perugino seine allererste Schau außerhalb Italiens. In 40 internationalen Leihgaben, unter anderem aus den Uffizien, dem Louvre und der Eremitage wird das Schaffen jenes Mannes gewürdigt, der um das Jahr 1500 Italiens erfolgreichster Maler war. Lichte Farben, atmende Natur und eine stille Heiterkeit zeichnen seine Bilder aus. Auch Perugino war ein innovatives Genie, das nur von der etwas kurzsichtigen Nachwelt auf „Raffaels Lehrer“ reduziert wurde.

In Dresden erstrahlt „Himmlischer Glanz“

Darstellungen der Gottesmutter stehen im Zentrum der Ausstellung, die die Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister im Semperbau am Zwinger vom 6. September 2011 bis zum 8. Januar 2012 zeigt. Aus den Vatikanischen Museen wurde im Rahmen des Papstbesuchs die „Madonna von Foligno“ von Raffael entliehen, um sie gemeinsam mit der vermutlich gleichzeitig entstandenen „Sixtinischen Madonna“ zu präsentieren. (rf)

K U L T U R T I P P

Restless ist eine wundervoll verspielte und traurige Geschichte über junge Liebe, den Tod, Geister und Veränderung. Über allem schwebt die Frage über das Leben nach dem Tod. Mark Jackson

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ie Aussage des Films ist: Wenn man den Mut hat, sich der Gegenwart hinzugeben und zu sagen was man denkt, wird die Frage danach, was nach dem Tod kommt, unwichtig. Henry Hopper, der in Restless sein Leinwanddebut gibt und der seinem Vater Dennis Hopper erstaunlich ähnlich sieht, spielt den exzentrischen Jugendlichen Enoch Brae. Der hat eine morbide Vorliebe für das Hereinplatzen in Beerdigungen fremder Leute. Enochs Eltern starben bei einem furchtbaren Autounfall. Dies ließ ihn ein wenig die Fassung verlieren und so sucht er nun Antworten in den Gesichtern fremder Toter. Enoch war nach dem Autounfall für eine Weile klinisch tot. Später behauptet er in einem verzweifelten Moment, dass da nichts war und nach dem Tod auch nichts ist. Jedoch verwehrt er sich der Erkenntnis durch die eindeutige Tatsache, dass er erst – nachdem er für ein paar Minuten tot war – seinen besten Freund sehen und mit ihm kommunizieren konnte. Dabei handelt es sich um den Geist eines japanischen Kamikazefliegers namens „Hiroshi“ (Ryo Kase). Enoch sieht hier im Hinblick auf das Leben nach dem Tod den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Enochs heimliche Begräbnis-Obsession wird jedoch plötzlich von einer aufmerksamen, gleichgesinnten jungen Frau gestört, die seine Zurückweisungen ignoriert und sein Vertrauen gewinnt. Es stellt sich he-

raus dass die neugierige Annabel, gespielt von der Australierin Mia Wasikowska, sterben wird. In dem Bewusstsein, dass ihr nicht mehr geholfen werden kann, begleitet Enoch Annabel auf ihrer letzten Reise und auf dieser Reise verlieben sie sich. Sie sind ein besonderes Paar. Zwei sonderbare Gleichgesinnte. Die Kleidung der beiden ist von der Mode der 1920-er und 1930-er Jahre inspiriert. Sie spiegelt ein gemeinsames Wissen über den schmerzhaften Verlust in früheren Jahren wider. Bei Restless gibt es Anmerkungen auf Filme wie „Das Beste kommt zum Schluss“ und „Harold und Maude“ sowie Ferris Buellers endloses Kuriosum über das Leben und die Notwendigkeit, alle Seiten des Lebens mit Humor zu betrachten. Sie nehmen sich die Zeit, sich die Namen von Wasservögeln und Käfern einzuprägen, schreiben und spielen Todesszenen und so weiter. Bei diesem Film bemerkt man sofort den Einfluss einer jungen Frau, à la Sofia Coppola. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es sich hier, angeleitet von ihrem Vater Ron, um das Produzentendebut der Schauspielerin Bryce Dallas Howard handelt. Eine Filmkamera kann in einen

Restless ist ein Drama unter der Regie von Gus Van Sant (Good will Hunting, Milk) und läuft ab 13. Oktober 2011 im Kino.

Ohne gesprochene Worte sagt der Körper und das Gesicht der Schauspieler mehr. Das ist die versteckte Tiefe hinter Restless.

hineinsehen. Eines der magischen Dinge des Kinos ist, dass es einen Zeuge werden lässt, wie Schauspieler wirklich denken. Um diese Magie zu unterstützen, hat Regisseur Gus Van Sant mit seinen Schauspielern praktisch einen zweiten Film mit Szenen ohne Sprache gedreht. Ohne gesprochene Worte sagt der Körper und das Gesicht mehr. Das ist die versteckte Tiefe hinter Restless. Gelegentlich sieht man den gesamten inneren Dialog, der sich auf dem Gesicht eines Schauspielers abzeichnet. So heißt es auch in der ergreifendsten Szene „Wir haben so wenig Zeit, die Dinge zu sagen, die wir meinen. Wir haben für all das so wenig Zeit.“ Obwohl das Tempo des Films manchmal ein bisschen langsam ist, zeigt uns Restless ein verlorenes junges Liebespärchen, das die gegenseitige Gegenwart genießt und sich die Zeit nimmt, die Dinge auszudrücken, über die es nachdenkt. Van Sants stille Aufnahmen sind ein weiteres perfektes Beispiel dafür.

Tori Amos – Night of Hunters: Neues Album mit klassischen Tönen Das neue Album Night of Hunters der AlternativKünstlerin Tori Amos ist bereits auf Platz 12 der Media Control Charts. Es beinhaltet Interpretationen von Chopin und Bach. Mary Keene

O

hne Zweifel ist Tori Amos eine sehr erfolgreiche Künstlerin. Sie wurde achtmal für den Grammy nominiert und verkaufte weltweit zwölf Millionen Alben. Ihre Karriere hält nun schon 22 Jahre an, die frühen Aufnahmen von Y Kant Tori Read nicht mit eingerechnet. Nach 22 Jahren der streitlustigen, konzeptionellen Elfe der Popwelt im typischen Stil der Amos hat sie eine Kehrtwende gemacht. Für ihr neuestes Album kehrt sie zu ihren klassischen Wurzeln zurück: Streichquartett, Klarinette und Fagott sind zu hören. Beim ersten Hören dieses „Liederzyklus des 21. Jahrhunderts“, wie sie es nannte, werden viele Fans von Tori Amos aufgrund des Man-

gels an Zugänglichkeit verwirrt sein. Die meisten werden die Samples von klassischen Komponisten wie Satie und Schubert vermissen, die sie sonst benutzt. Das Klavier ist vorherrschend, doch unterlegt mit einer schweren Orchestrierung, die für Amos außergewöhnlich ist. Normalerweise reichen ihr Schlagzeug und Bass. Auf jeden Fall ist das Album ein Dauerbrenner und bei wiederholtem Hören bemerkt man die Klugheit des Songwritings und die Anspielungen werden klarer. Die Fans werden sich freuen hören zu können, dass man die Lieder immer noch mitsingen kann. Das Interessanteste sind die Anlehnungen an ihre frühen Wurzeln. Damit ist nicht nur die klassische Musik gemeint. Bei Stücken wie „Your Ghost“ und „Edge of the moon“ gibt es eindeutige Anleihen aus der Kirchenmusik und sogar von Weihnachtsliedern. Vielleicht sind diese Lieder ein Echo aus der Vergangenheit. Ihr Vater ist Methodisten-Pfarrer und sie spielte in seiner Kirche. Die einzige Enttäuschung des Albums ist Amos‘ Neigung, in letzter Zeit ihre Tochter singen zu lassen. Was bei Midwinter Graces funktioniert hat, ein in die winterliche Jahreszeit passendes Album, verdirbt hier die Lieder. Sie hätten

FOTO: DEUTSCHE GR AMMOPHON GMBH

Mehr Renaissance war nie ... Fünf deutsche Ausstellungen feiern aktuell die Renaissance. Und die Veranstalter haben sich nicht mal abgesprochen.

The Epoch Times Deutschland / 5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291

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Tori Amos – Night of Hunters. sonst ausgezeichnet werden können. Glücklicherweise wird „Tash“ ihre Mutter auf der Tour nicht begleiten. Damit ist sichergestellt, dass die Fans die Lieder so hören, wie sie hätten sein sollen. Alles in allem ist dieses Album viel schlüssiger und einheitlicher als ihre vorherigen Veröffentlichungen „American Doll Posse“ und „Abnormally Addicted to Sin“. Hier zeigt sich die Stärke von Tori Amos: Es stehen wieder viele melodische Klavierstücke und Solos im Mittelpunkt. Also egal, ob als langjähriger Fan von Tori Amos oder nicht, es ist auf jeden Fall an der Zeit, sich das nächste Album zu kaufen.

i Mary Keene ist eine freiberufliche Schriftstellerin aus London. Tori Amos ist in diesem Herbst auch auf Deutschlandtournee: • 10. Oktober 2011 Hamburg, Laeiszhalle • 11. Oktober 2011 Berlin, Tempdrom • 26. Oktober 2011 Frankfurt, Alte Oper • 31. Oktober 2011 Essen, Philharmonie


FEUILLETON

The Epoch Times Deutschland / 5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291

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Die Frauenkrone des Neumarkter Schatzes wurde in Paris oder auf Sizilien geschmiedet und war vermutlich ein Geschenk Karls IV. an seine erste Frau, Blanca Margarete von Valois. F O T O : A . P O D S TAW K A / M U Z E U M N A R O D O W E W E W R O C Ł AW I U, W R O C L AW / B R E S L A U

Neues aus tausendjähriger Nachbarschaft

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iewohl unsere Eltern die Polnischen für grob, rohe und ungeschickt Volck gehalten haben, jedoch leben die Einwohner dieser Stadt nicht nach polnischen Sitten. Daselbst sind gar ehrbare und gutsittig’ Bürger.“ Es war vermutlich der Humanist Konrad Celtis, der dies im Jahr 1493 über die Bürger Krakaus berichtete. Offensichtlich war er bemüht, bestehende Vorurteile über unsere Nachbarn auszuräumen und Gemeinsamkeiten hervorzuheben. Dass auch sie den mit Wasser vermengten Gerstensaft sehr zu schätzen wussten, erwähnt er nur wenige Zeilen später. Ähnlich darf man sich das Programm hinter der Ausstellung „Tür an Tür. Polen – Deutschland“ vorstellen. Rund 800 Exponate aus 1000 Jahren Kunst und Geschichte laden in den Berliner Martin-Gropius-Bau ein, die gemeinsame Vergangenheit zu entdecken – aus manchmal ungewöhnlichen Blickwinkeln.

Notwendigerweise riesengroß

Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und des polnischen Staatspräsidenten und im Rahmen der polnischen EU-Ratspräsidentenschaft musste sie vielleicht so riesig werden. Doch schlechtes Gewissen auf deutscher Seite wendet sich zum

Jeweils eine Million Euro investierten Deutschland und Polen, um diese Ausstellung zu ermöglichen.

Schätze aus Gold und auf Papier

Berühmt ist der Schatz aus Neumarkt in Schlesien: Er wurde vermutlich während der Judenverfolgung des 14. Jahrhunderts versteckt. Kaiser Karl IV. hatte sich in seinem Bemühen um die Kaiserkrone bei einem jüdischen Kaufmann hoch verschuldet und ihm die Schätze verpfändet. Von einem anderen Großereignis, der „Landshuter Hochzeit“ von Georg dem Reichen mit der polnischen Königstochter Hedwig (1475) wurde als handliches Heftchen der originale Plan überliefert. Unter dem Titel „Was Kostung über Herzog Georgs von Landshut Hochzeit erlaufen“

wurden alle Ausgaben, Speisen und Gäste aufgelistet, darunter auch Kaiser Friedrich der III. Eine herausragende Leihgabe sind einige der „Reisebilder des Pfalzgrafen Ottheinrich“, die 1536/37 auf einer Reise von Neuburg an der Donau nach Krakau entstanden. Der Pfalzgraf unternahm den Besuch bei seinem Großonkel, Polens König Sigismund dem Alten, weil er dringend Geld brauchte. Auf seinem Weg in „Die kinicklich Stat Craga in Boln“ kam er durch insgesamt fünfzig Städte, darunter „Leipczg“, „Franckfurt“, Prag und Breslau. Die finanziellen Probleme des Pfalzgrafen ließen sich zwar nicht im gewünschten Umfang lösen, doch sein Reisesouvenir entpuppte sich später als eigentliche Wertschöpfung: Der unbekannte Künstler in Ottheinrichs Diensten malte mit akribischer Feder und leuchtenden Wasserfarben einige der frühesten überlieferten Darstellung der bereisten Orte, darunter das damals idyllische Städtchen Berlin. Neben duftenden Strohballen, reparaturbedürftigen Zäunen und Rehen, die vor den Stadtmauern weiden, überlieferte der verlässliche Realist auch unschöne Details, wie etwa einige am Wegesrand gelegene Hinrichtungsstätten.

Am Ende alle Fragen offen

Wirkte die Gewalt wie eine Fußnote im Leben von einst, dann wird mit den Schrecken des 20. Jahrhunderts der Tod zur alles bestimmenden Erfahrung. An die Stelle des fairen Kampfes tritt das nackte Überleben angesichts der Tötungsmaschinerie des Holocausts, zu der moderne Künstler erschütternde und verstörende Bilder fanden. Am Ende bekommen noch die Unterstützung der deutschen Künstler für die Solidarność sowie verschiedene Filme und Installationen gebührenden Raum. Doch warum der schließlich wieder bunte Reigen mit einer „Kühlzelle“ von Gregor Schneider endet, ist ein Rätsel. Manifestiert sich da, nach so viel Annäherung, doch noch toter Raum in den deutsch-polnischen Beziehungen?

Auf der Danziger Werft bilden 4000 Soldaten des Wehrbezirks Pommern den berühmten Schriftzug der „Solidarność“, 2007 fotografiert von Piotr Uklański.

Beliebte Königin: Richeza lebte um 9951063. Die Nichte Kaiser Ottos III. wurde durch Heirat mit Mieszko II. polnische Königin. Als Witwe kehrte sie ins Rheinland zurück, wo sie nach ihrem Tod wie eine Heilige verehrt wurde (gemalt ca.1410-20).

„Tür an Tür. Polen – Deutschland. 1000 Jahre Kunst und Geschichte“ ist noch bis zum 9. Januar 2012, täglich außer Dienstag, im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen. www.gropius-bau.de

F O T O : © U N I V E R S I TÄT S B I B L I O T H E K W Ü R Z B U R G

Kleine Welt: Einen virtuosen, uns leider unbekannten Maler hatte Pfalzgraf Ottheinrich dabei, als er 1536 von Neuburg an der Donau nach Krakau reiste. Wer diese früheste überlieferte Ansicht Berlins malte, bleibt ein historisches Geheimnis.

F O T O : M AT Z U N D S C H E N K / D O M B A U A R C H I V KÖ L N , C O L O G N E

Rosemarie Frühauf

Besten, denn hier zeigt sich der Weg, den Deutschland und Polen gemeinsam gegangen sind und der endlich gewürdigt werden sollte. Realität und Erfindung, manchmal auch die persönliche Empfindung, vermischen sich, wie in jener Stadtansicht Krakaus von 1493, der die einleitenden Worte von Konrad Celtis entnommen sind. Moderne Kunstwerke werden altertümlichen gegenübergestellt und illustrieren die Nachwirkung der Ereignisse in den Köpfen. Die Ausstellung rankt sich entlang an Persönlichkeiten, Orten und Begebenheiten, die zwar chronologisch geordnet, doch immer wieder im Thema springen. Dem Laien verlangt dies Ausdauer oder mehrere Besuche ab, denn die wissenschaftliche Detailfreudigkeit ist mancherorts übergroß. Zum Beispiel im Raum über Veit Stoß. Der Nürnberger Bildhauer verbrachte 22 Jahre in Krakau, wo er sein Lebenswerk, den Krakauer Marienaltar, schnitzte. Alle seine erhaltenen Zeichnungen werden gezeigt sowie Werke, die seinen Einfluss auf die polnische Darstellung des Marientodes dokumentieren. Im Lichthof des Museums nimmt die Schlacht bei Tannenberg von 1410 als Ereignis und Nationalmythos einen zentralen Platz ein. In ihr errang ein polnisch-litauisches Heer den entscheidenden Sieg über den „Deutschen Orden“, einem als unbesiegbar geltenden Kreuzritterbund, auf dessen Gebiet das spätere Preußen entstand. Höhepunkt ist hier Jan Matejkos Monumentalgemälde „Die preußische Huldigung“ (1882), das aus Krakau geliehen wurde.

BEIDE FOTOS: © PIOTR UKL AÑSKI

Die Ausstellung „Tür an Tür. Polen – Deutschland“ im Berliner MartinGropius-Bau gleicht einer monumentalen Geschichtsstunde.


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WISSEN

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Begegnungen mit prähistorischen Tieren

Leonardo Vintiñi

I

n drei Metern Höhe abgebrochene Äste markierten den Pfad, den sich die Tiere durch den Wald gebahnt hatten. Der Jäger entdeckte wieder einmal die großen Spuren mit den unbekannten Proportionen. Endlich drehte sich der Wind. Unmöglich, dass ihn die Tiere jetzt noch wittern konnten. Vorsichtig verringerte er die Distanz zur Beute. Als er endlich Blickkontakt hatte, war ihm sofort klar, dass er heute kein Jagdglück haben würde. Das Kaliber der Waffe, mit der er seit Jahren Bären und Wölfe in der sibirischen Taiga gejagt hatte, war einfach zu klein, um das zu erlegen, was vor seinen Augen stand: zwei riesige elefantenartige Tiere, wollhaarig und braun, mit gebogenen Stoßzähnen und buckligen Rücken. „Der Mann war zu ungebildet, um zu begreifen, dass er zwei Mammuts gesehen hatte“, berichtete später ein französischer Diplomat namens Gallon, der im Jahr 1920 von einem russischen Bauern diese Erzählung hörte. Eine ähnliche Sichtung wiederholte sich am 28. Oktober 1981 in der nahe gelegenen russischen Republik Jakutien (auch Sacha genannt). Jäger berichteten damals, dass eine Herde dieser prähistorischen Elefanten nur 300 Meter von ihnen entfernt vorbeizog. Obwohl Mammuts offiziell seit ca. 14.000 Jahren ausgestorben sind, gibt es viele Meldungen über Sichtungen der Waldriesen, die im Herzen der sibirischen Tundra ihren Lebensraum haben sollen. Hauptsächlich stammen die gar nicht so seltenen Berichte über Begegnungen mit diesen „Fleischbergen“ von nomadischen Jägern – den einzigen Bewohnern des über sieben Millionen Quadratkilometer gro-

ßen borealen Waldes, der größtenteils noch unerforscht ist. Die Ursachen für das Aussterben der Mammuts sind noch immer unklar; und die klimatischen Bedingungen, unter denen sie vor Jahrtausenden gelebt haben, sind noch immer in Nordeuropa zu finden. Trotzdem ist die mögliche Existenz von Mammuts für Paläontologen kein Gesprächsthema. Man könnte sich fragen, ob die Wissenschaftler das Ende dieser Spezies nicht zu schnell unterschrieben haben. Der sogenannte „Quastenflosser“, ein Fisch, der seit der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren als ausgestorben galt, überlebte sogar diese lange Zeitspanne und wurde im Jahr 1938 in den Gewässern vor Südafrika wieder entdeckt. (Seitdem gab es viele weitere Fänge.)

Wer kennt ihn nicht: „Mannie", das letzte Mammut aus dem Zeichentrickfilm „IceAge“: Heute wird angenommen, dass er lebende Nachfahren in den grenzenlosen Weiten der Taiga hat.

Flugsaurier am Himmel über New York?

Während sich die Aufzeichnungen von Mammutsichtungen im zweistelligen Bereich bewegen, wurden bereits Hunderte von Beobachtungen fliegender Echsen registriert. Ein Augenzeuge und Spezialist für Reptilien („R.W.“) sah im August 2002 in den Wäldern von Wien einen Schwarm von mindestens 100 Pterosauriern. „Ich hatte noch nie von solchen Vögeln gehört oder Bilder von ihnen gesehen. Sie hatten lange kahle Köpfe und einen langen Schnabel, der schon an der Rückseite des Schädels begann (Anmerkung der Redaktion: Der Schnabel war so lung über die phantastische lang und schwer, dass sich am Hin- gleichnamigen Insel in Indonesien Stewardess Maya Cabon beinahe urzeitliche Tierwelt in Afrika. terkopf ebenfalls ein schnabelähn- entdeckt wurden und deren Ana- mit einem „riesigen fliegenden Natürlich gibt es heute auf der licher Auswuchs befand, der für tomie sich innerhalb der letzten Monster“ kollidiert wäre. „Das war Erde noch viele Lebensräume, die das Gleichgewicht sorgte.). Sie Jahrmillionen nur wenig geändert das klassische Ebenbild eines großden Lebensumgebungen der präsahen wirklich einem Flugsaurier hat. en weißen Pterodactylus“, äußerte Material gibt. Der „Nahuelito“ in historischen Tiere entsprechen. ähnlicher als einem Vogel.“ In den In der Tat kommen die meisten später der amerikanische Anthro- Argentinien, „Nessie“ in Schott- Deshalb warten – so wie der QuaJahren seiner Arbeit für mehrere Berichte über Flugsaurier aus den pologe George Biles, der als einer land und der „Ogopogo“ aus Ka- stenflosser – möglicherweise noch Museen Europas hatte R.W. ver- dünn besiedelten Gegenden in Na- der 24 Passagiere im Flugzeug saß. nada sind nur einige Beispiele für viele lebende „Fossilien“ auf ihre Die Existenz dieser Flugsauri- die Sichtungen (angeblich Dut- Entdeckung. schiedene ungewöhnliche Sich- mibia, Zaire, Neuguinea, Kenia, tungen erlebt, aber nichts davon Südamerika und Australien. Die er wird durch Fotos und sogar Vi- zenden) von Plesiosauriern, die In der Paläontologie gibt es für war so seltsam wie diese Tiere über Eingeborenen nennen diese ag- deos gestützt. Einige davon zeigen in den Gewässern rund um den das Wiederauffinden von Tieren, Wien. „Ich dachte lange darüber gressiven Tiere „Ropen“, „Kon- die großen Vögel sogar über dem Globus entdeckt wurden. die als ausgestorben galten, den nach, ob ich darüber berichten gamato“ oder „Donnervögel“. Es ehemaligen World Trade Center in In Afrika berichten die Ein- Begriff „Lazarus-Effekt“. Bedenkt sollte. Mir war ziemlich klar, dass wird berichtet, dass sie sich tags- New York. Besonders bekannt sind heimischen seit jeher von Begeg- man, dass an den unberührten eine neue Tierart aufgetaucht war.“ über in Höhlen verstecken, um die Fotos von Soldaten aus dem nungen mit Tieren (besonders in Stellen unseres Planeten jedes Jahr Schätzungen zufolge verschwan- nach Sonnenuntergang auf Jagd amerikanischen Bürgerkrieg, nach- den Tiefen des Dschungels im Kon- Hunderte von neuen Tierarten entden die Pterosaurier vor 60 Millio- zu gehen. dem sie eine der riesigen Flugech- go), die genau auf die Beschrei- deckt werden, dann scheinen die Manche unglaubliche Geschich- sen erjagt hatten. nen Jahren. Die große Anzahl von bung von ausgestorbenen Dino- Geschichten von Mammuts und Sichtungen dieser geflügelten Wir- ten platzieren diese geflügelten sauriern passen. Erzählungen über Flugsauriern gar nicht so unwahrbeltiere deutet jedoch auf die Mög- Reptilien mitten in den Himmel „Lebende Fossilien“ Triceratops (Emela-ntouka in der scheinlich. Sie leben – bis zu ihrer lichkeit hin, dass diese Art in der über große Städte; andere erzählen Zu den oben genannten Tiergrup- örtlichen Sprache genannt), Ty- zufälligen Entdeckung –zumindest Abgeschiedenheit unerforschter von Flugzeugunfällen. So berich- pen könnte man außerdem die be- rannosaurus rex (Kasai rex), Sau- in den Büchern und Köpfen aller Gebiete der Welt überlebt hat. Es tete die australische Wochenzeit- kannten Seeungeheuer hinzufügen, ropoden (Mokèlé-mbèmbé) und Mysterie-Fans, bis jeder kleinste ist wie bei den riesigen Komodo- schrift „People“ im Jahr 1992 von über die es reichlich Augenzeu- Stegosaurus (Mbielu-Mbielu-Mbie- Fleck der Welt erforscht ist. Aber Waranen, die im Jahre 1910 auf der einem Kleinflugzeug, das laut der genberichte sowie fotografisches lu) ermöglichen uns eine Vorstel- das könnte noch etwas dauern.

FOTO: B.STRUVE /PIXLEIO

Aus den letzten Jahrzehnten gibt es viele Berichte von seltsamen Begegnungen mit Tieren, die laut den Paläontologen seit Jahrtausenden ausgestorben sein sollen. Überlebten diese Tiere im Verborgenen an verlassenen Orten? Oder sind das nur Wahnvorstellungen?

Federn aus der Dino-Zeit in Bernstein konserviert Die Bernsteinfossilien wurden während einer Reihenuntersuchung von über 4.000 Bernsteinproben geborgen, die die Universität und das Royal Tyrrell Museum für Paläontologie vornahmen. Die Fossilien stammen von Ausgrabungen am Grassy See in SüdAlberta und wurden auf ein Alter von 80 Millionen Jahren (Ende der Kreide-Zeit – vor 145,5 bis 65,5 Millionen Jahren) datiert. „Die meisten Federn wurden wahrscheinlich durch den Wind auf die klebrige Oberfläche des Harzes geblasen und anschließend durch Arshdeep Sarao dessen Fließbewegungen eingeschlossen“, erklärte Ryan McKellar, Absolvent der Universität und Leiter des Forschungsteams in einem in Team von Wissenschaftlern Artikel auf der Webseite der Unider Universität von Alberta in versität von Alberta. Kanada hat in BernsteineinEiner der aufregendsten Moschlüssen elf Fragmente von Federn mente der Bernsteinuntersuchung entdeckt. war, als festgestellt wurde, dass

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Farbpigmente in den Bernsteinstücken eingeschlossen waren. „Der Bernstein konservierte die mikroskopischen strukturellen Details der Federn und sogar die Farbpigmente“, berichtete McKellar. „Das Farbspektrum reichte von braun über grau bis hin zu schwarz.“ Eine typische Feder besteht aus einem zentralen steifen Schaft, von dem zu beiden Seiten die weichen Federäste abgehen, die sich weiter in Strahlen aufgliedern und durch kleine Häkchen miteinander verbunden sind. Die grundlegenden Strukturen sind im Bernstein gut erhalten geblieben. „Die Konservierung der mikroskopischen Details und der Pigmente erlaubt uns einen einzigartigen Blick auf Aussehen und die Funktion des Gefieders, das die Urvögel am Ende der Kreidezeit in

den Wäldern von Alberta trugen“, erklärte McKellar. Die Entdeckung der faszinierenden strukturellen Details dieser Federn wurde in der Septemberausgabe des Journals „Science“ veröffentlicht.

FOTO: USCHI DREIUCKER /PIXLEIO

Wie sahen die Vögel am Ende der Dino-Ära aus? Waren sie gemustert? Welche Farben hatte ihr Gefieder? In Zigmillionen Jahre alten Bernsteineinschlüssen wurden jetzt Federn und deren Farbpigmente entdeckt und untersucht.

Vorschau Das erste Teleskop: Seine Erfindung wird dem Physiker Galileo Galilei zugeschrieben. Vielen ist die Geschichte seiner Entdeckung der Jupiter-Monde bekannt. Laut historischen Aufzeichnungen könnte es aber schon eine lange Zeit davor Teleskope gegeben haben.

Eingeschlossen in Bernstein: Dass so feine Strukturen und Farbpigmente über Zigmillionen Jahre erhalten bleiben, wie sie bei einer Feder zu finden sind, ist besonders erstaunlich.


WISSEN

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Nahtoderfahrungen 30 Jahre erforscht Dass viele Wissenschaftler Nahtoderfahrungen nicht anerkennen, scheint angesichts der jahrzehntelangen Erforschung dieses Phänomens lächerlich. Viele Menschen berichten von solchen Erlebnissen und manche von ihnen spüren Folgewirkungen, für die sich die Wissenschaft zu interessieren beginnt.

Stephanie Lam

• das Erkennen, welche Wirkung das eigene Handeln auf andere ausübte • das Gefühl, den Körper zu verlassen • die Wahrnehmung verstorbener Menschen und anderer Wesen, wie etwa der Engel • das Gefühl, als hätte man eine andere Dimension betreten Nahtoderfahrungen haben Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft; die meisten Studien ergaben, dass zehn bis zwanzig Prozent der Menschen, die kurz vor dem Tod stehen, dieses Phänomen erleben. Die Veröffentlichung von Moodys Buch erweckte sofort großes Interesse, das Phänomen der Nahtoderfahrungen tiefgreifend zu erforschen. 1981 wurde dann der Internationale Verband für Nahtodforschung (abgekürzt: IVNTF) gegründet, „um die multidisziplinäre Untersuchung von Nahtod- und ähnlichen Erfahrungen, die das Leben der Menschen beeinflussen, zu fördern und besonders deren Folgewirkungen auf ihre Glaubensvorstellungen über das Leben, den Tod und den Daseinszweck zu untersuchen“. Vom 2. bis 4. September organisierte der IVNTF eine Konferenz in Durham, New York City, auf der NTE-Forscher ihre aktuellen Erkenntnisse präsentieren konnten.

Bruce Greyson, Direktor der Abteilung für Wahrnehmungsforschung an der Universität von Virginia, erklärte, Nahtoderfahrungen seien real, denn die Berichte von Betroffenen hätten sich im Laufe der Zeit nicht verändert. Er hatte die Berichte einer Gruppe mit anderen verglichen, die vor 20 Jahren aufgezeichnet wurden. Die Berichte waren über die Jahre nahezu identisch geblieben. Greyson ist davon überzeugt, dass die Nahtoderfahrungen ein Hinweis darauf sind, dass der Geist unabhängig vom Gehirn existiert. In der klinischen Situation, in der sich Nahtod-Erlebende befinden, müsste man Ausfälle von Gehirnleistungen erwarten – aber seine Forschungen ergaben keine derartigen Ausfälle bei den Betroffenen. „In den meisten Fällen sind während der Nahtoderfahrung die mentalen Funktionen besser als im täglichen Leben“, betonte Greyson in einem Interview mit der Epoch Times. „Das Denken der Betroffenen ist schneller, ist klarer, ist logischer. Sie haben mehr Kontrolle über ihren Gedankengang. Ihre Sinne sind schärfer und ihre Erinnerungen lebendiger.“ „Fragt man jemanden über seine Nahtoderfahrung, die er vor 15 Jahren hatte, spricht er darüber, als wäre es gestern erst passiert. Fragt man die Person aber über andere Erlebnisse zu dieser Zeit, scheint sie – wenn überhaupt – nur vage Erinnerungen zu haben.“ „Wenn man bedenkt, dass diese Erfahrungen, die durch verbesserte Denkprozesse charakterisiert sind und stattfinden – während das Gehirn nicht funktioniert, das Herz stillsteht oder unter tiefer Narkose ist, also zu Zeiten, über die uns die Hirnforschung sagt, dass man nicht in der Lage ist zu denken oder Erinnerungen abzurufen bzw. zu speichern –, dann wird es sehr schnell klar, dass wir diese Erlebnisse nicht auf Basis der Hirnphysiologie erklären können.“

Eben Alexander, ein Neurochirurg, der ebenfalls auf der Konferenz sprach, berichtete über seine Nahtoderfahrung. Eine akute bakterielle Hirnhautentzündung hatte den Neokortex beschädigt, wodurch er in ein Koma fiel und sechs Tage beatmet werden musste. Der Zuckerspiegel seiner Gehirnflüssigkeit war auf ein Sechzigstel des Normalwertes gefallen. Bereits bei einem Viertel des Normalwertes wird eine Meningitis als schwer bezeichnet. Vier Tage nach dem Koma hatte Alexander Mühe, zu sprechen und sich an die Zeit vor dem Koma zu erinnern. Nach einer solch schweren Gehirnschädigung und Meningitis kann niemand erwarten, wieder völlig zu genesen. Während der Nahtoderfahrung hatte Alexander sehr lebendige Erlebnisse, bei denen mehrere Sinne – wie Sehen, Riechen und Hören – gleichzeitig betroffen waren. Er konnte, wie er sagte, nicht beschreiben, wie aufregend sich das anfühlte. „Mein Gehirn im jetzigen Zustand – ich denke, es hat sich vollständig erholt – ist ganz und gar nicht dazu in der Lage, so etwas zu leisten“, erzählte Alexander. „Wie ist es möglich, dass ein sterbendes Gehirn sehr viel leistungsfähiger wird und in der Lage ist, diese unglaublichen Mengen an Informationen gleichzeitig zu verarbeiten?“ „Sterben tut nicht weh“, sagte Kathleen Elmore, als sie auf der diesjährigen Konferenz über ihre Nahtoderfahrung erzählte. Elmore berichtete, dass sie über eine Kreuzung fuhr und sich ihr von der linken Seite ein Truck näherte. „Das sieht nicht gut aus“, dachte sie. „Dieser riesige Aufprall fühlte sich an, als ob mir jemand auf die Schulter getippt hätte und dann bewegte ich mich direkt nach oben.“ Elmore berichtete, dass sie zwischen 15 und 18 Meter hoch in ein wunderbares weißes Licht, in dem sie „unglaubliche Liebe“ spürte, schwebte und dass sie wunderschöne Musik hörte. Dort traf sie drei Wesen, die „noch höher als Engel“ waren und die ihr dabei geholfen

hatten, ihr Leben zu planen, bevor sie geboren wurde. Sie unterhielt sich mit ihnen, während sie beob­ achtete, wie unten auf der Erde ihr Körper gerettet wurde. Nachdem sie das Leben wiedererlangt hatte, konnte sie die Energie, die die Erde umgibt, erkennen sowie das kollektive Bewusstsein der Menschheit.

Bruce Greyson, Direktor der Abteilung für Warnehmungsforschung an der Universität von Virginia glaubt, dass die Forschung bis heute nur die Oberfläche des Nahtodphänomens angekratzt hat und dass die Aussichten für die zukünftige Forschung großartig sind.

Forschungen über Folgewirkungen

Neben Veränderungen der Psyche wurde oft von elektromagnetischen Folgewirkungen berichtet. Bei manchen Personen, die eine Nahtoderfahrung hatten, entluden sich fortwährend in kurzer Zeit die Batterien ihrer Armbanduhren oder ihre Uhren liefen langsamer oder schneller. Bei anderen gingen nach diesem Erlebnis in ihrer Umgebung Glühlampen aus oder Radios und Fernsehgeräte wechselten den Kanal, wenn sie daran vorbeigingen. Greyson erwähnte auch einen Fall, bei dem der Betroffene von Sensoren an automatischen Türen nicht mehr wahrgenommen werden konnte. Dr. med. Jane Kathra berichtete auf der Konferenz, dass sie nach einer Nahtoderfahrung gegenüber elektromagnetischen Schwingungen sensibel wurde und wie schwer es für sie war, weiter im Haus ihrer Eltern zu leben, weil sie nun die Fähigkeit hatte, verschiedene Dinge aus unterschiedlichen Räumen zu hören. Diese Folgewirkungen der Nahtoderfahrungen machen es schwierig, die Nahtoderfahrungen als wirkliche Erlebnisse anzuzweifeln. Halluzinationen und die Nähe des Todes sind nicht in der Lage, solche Effekte hervorzubringen. Greyson und Dr. med. Mitchell Liester beginnen mit einer Studie über die elektromagnetischen Folgewirkungen von Nahtoderfahrungen. Nach Auswertung eines Fragebogens werden sie eine Untersuchung mit Messungen des elektromagnetischen Feldes der betroffenen Personen und dessen Effekt auf Armbanduhren durchführen.

F oto : S t E P H A N I E L A M / T he E po c h T imes

• einen Rückblick auf das vergangene Leben

Verbesserte geistige Funktion nach Hirnverletzung

Raymond Moody, Parapsychologe und Psychiater, erzählte der Epoch Times, dass die meisten Menschen mit Nahtoderfahrungen sehen können, wie die Seele den Körper verlässt. Sie können auch bereits verstorbenen Menschen begegnen, ihr Leben im Rückblick sehen oder in andere Räume eintreten.

Eben Alexander hatte eine lebendige Nahtoderfahrung, als sein Gehirn schwer verletzt wurde. „Wie ist es möglich, dass ein sterbendes Gehirn sehr viel leistungsfähiger wird und in der Lage ist, diese unglaublichen Mengen an Informationen gleichzeitig zu verarbeiten?“ − Eben Alexander

F oto : S t E P H A N I E L A M / T he E po c h T imes

• Gefühle des Friedens oder der Ruhe, außersinnliche Wahrnehmungen

„Den letzten Weg geht man allein“: Dass diese Erfahrung sehr angenehm sein kann, davon wissen zahlreiche Erinnerungen an Nahtoderfahrungen zu berichten.

F oto : S t E P H A N I E L A M / T he E po c h T imes

• einen Wechsel in der Wahrnehmung und der Art des Denkens

F oto : A x el H offmann / P i x leio

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roßmutter wurde gerade reanimiert. Sie wacht auf und erzählt die bizarre Geschichte, dass sie ihren Körper verließ und in den Himmel kam. Ist sie verrückt geworden? Wurde ihr Gehirn durch Sauerstoffmangel beschädigt? Nach über 30 Jahren Forschung kamen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass unsere heutige Wissenschaft erst damit beginnt, dieses Phänomen zu verstehen und dass die Arbeit daran eine Gelegenheit ist, die wissenschaftlichen Erkenntnisse voranzubringen. Für das Phänomen, das kognitive, affektive, paranormale und transzendentale Erfahrungen mit dem Tod beinhaltet, hat Raymond Moody (er promovierte in Philosophie und Psychologie) die Bezeichnung „Nahtoderfahrung“ (abgekürzt: NTE) geprägt. Er verfasste das 1975 erschienene Buch „Das Leben nach dem Leben“ (englischer Titel: „Life After Life“). Berichte über Nahtoderfahrungen schließen folgende Erlebnisse ein:


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Menschen und Meinungen

The Epoch Times Deutschland / 21. September - 4. Oktober 2011 / Nr. 290

ls die Welt in den Abgrund blickte, wurde „Scorpio“ geboren

„Im Jahr 2003 hörte das große Verlegerleben auf“, sagt Christian Strasser über sich selbst, aber 2009 startete er mit dem Scorpio Verlag erneut in unbekannte Gewässer.

F oto : C h r i st i ne Pa x m a nn

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ls gefeierter Erfolgsverleger, der jahrzehntelang mit Bestsellern und Verlagen jonglierte, als Topmanager, der das Leben von Wirtschaftsbossen, Politikern und Medienmanagern aus nächster Nähe beobachten konnte, hat Christian Strasser an einem entscheidenden Punkt in seinem Leben den Mut und die Fähigkeit zum Umdenken bewiesen. Epoch Times: Herr Strasser, warum gibt es den Scorpio Verlag? Christian Strasser: Eigentlich hatte ich vor drei Jahren die Absicht, mich zurückzuziehen, zu forschen, zu schreiben, mich zu entwickeln, als plötzlich Lehman Brothers krachte und die Welt in den Abgrund blickte. Ich spürte, dass die Welt sich veränderte, dass plötzlich alles anders wurde, dass kein Stein auf dem anderen bleiben wird, dass eine Welt zu Ende geht und eine neue entstehen wird und dass dieses das äußere Zeichen ist, dass die Menschheit nicht so weitermachen kann wie bisher auf diesem Planeten. Und dann sagte eine innere Stimme: Rückzug ist nicht angesagt, nicht umsonst hast du so viele Jahre Erfahrung mit dem Verlegen von Büchern gehabt, jetzt bist du aufgerufen, diesen Prozess der Transformation, des Umdenkens, des Erwachens des Bewusstseins aktiv zu begleiten. Epoch Times: Der Weg vom „Global Player zum spirituellen Freigeist“ ist aber sicher schon vorher entstanden? Strasser: Ich habe erlebt, wie börsennotierte Medienunternehmen funktionieren; ich habe erlebt, was es heißt, permanent Umsatz und Gewinn zu steigern, was es mit den Menschen macht, wie die dabei krank werden, wie die Familien dabei zerstört werden, wie die Kinder ihre Eltern nicht mehr wiedererkennen durch diesen Wahnsinnsstress. Und ich habe – nach den zwölf Jahren bei Time Life in den USA – in Deutschland auch erlebt, wie schwer es ein Einzelner hat, gegen große Konzernstrukturen anzutreten. Die ganze Welt, unser ganzes westliches System, ist darauf ausgerichtet, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sprich, als Verleger mainstreamtaugliche Themen und Bücher zu machen, die man gut verkauft und die gut und leicht verkonsumiert werden. Das kritische Nachdenken und das kritische Bewusstsein bleiben dabei sehr oft auf der Strecke. Das habe ich alles erlebt, und zwar bis zum Exzess erlebt. Aber ich wollte es noch einmal wissen, ob ein Privatverleger mit einer Botschaft, der sich auch dazu berufen fühlt, in dieser Welt noch seinen Platz findet. Und ich kann jetzt nach gut zwei Jahren sagen, ja, es gibt diesen Platz noch. Epoch Times: Es ist ja sehr ungewöhnlich, dass ein seriöser Verleger ein eigenes Buch in seinem Verlag herausbringt, Sie haben es trotzdem gewagt mit dem Buch „Das Erwachen des Bewusstseins“. Was war der Antrieb dafür? Strasser: Ja, das ist eigentlich eine Todsünde, Verleger sollten keine Bücher schreiben, es sei denn, sie gehen in Pension. Aber es war

Christian Strasser: „Was angeblich 2012 auf uns zukommt, ist schon längst da.“

mir ein inneres Bedürfnis, dieses Buch zu schreiben, sozusagen auch als Manifest für meine Verlagsarbeit und für alle Autoren, die damit zu tun haben und die ich verlege, warum ich das mache und warum es so wichtig ist, dieses Umdenken, dieses Entwickeln eines anderen Bewusstseins und dieses ganzheitliche Denken. Epoch Times: Wer hat reagiert auf dieses Buch? Freunde, ehemalige Kollegen? Strasser: Nein, die haben überhaupt nicht reagiert, auch die deutsche Presse hat das Buch in keiner einzigen Zeitung oder Zeitschrift besprochen. Aber es reagieren querbeet Menschen, die ich überhaupt nicht kannte, alle Altersgruppen, gerade auch viele junge Leute, teilweise enthusiastisch, das geht vom „Kultbuch des 21. Jahrhunderts“ bis zu „das wichtigste Buch, das ich je gelesen habe“, alles wache, intelligente Menschen. Sie sagen, wenn wir so weitermachen, dass der Sinn des Lebens das Konsumieren ist, und dass wir alle Teil einer großen Entertainmentgesellschaft werden, das kann nicht der Sinn des Lebens sein und das kann auch nicht glücklich machen und auch nicht zufrieden und auch nicht gesund. Epoch Times: Sie bedanken sich am Schluss Ihres Buches für die Schwierigkeiten in Ihrem Leben, geht es nicht ohne? Strasser: Das ist eine sehr interessante Frage. Ich kann die nur sehr subjektiv aus meiner Sicht und zaghaft beantworten. Wäre ich in ein gemachtes Nest hineingeboren worden und hätte ich all das gehabt, was man sich als Mensch so wünscht, ein liebevolles

Es wird ohne verschiedene Paradigmenwechsel auch nicht gehen, man kann nicht die gleiche Denke in einer neuen Zeit anwenden, man muss die Dinge dann auch mit einem anderen Bewusstsein sehen.

Elternhaus, pekuniäre Sicherheit, beste Ausbildung und einen Platz in einer größeren sozialen Gemeinschaft, dann weiß ich nicht, ob ich diesen Weg hätte gehen können. Mein Weg war voller Trennungen, Brüche und Verluste, das kommt daher, dass wir Vertriebene sind. Meine Familie kommt aus Danzig und ich bin im August 1945 auf die Welt gekommen in einer Zeit, als die Welt ganz anders aussah. Meine Familie hat damals alles verloren, wirklich alles, und das Thema dieses Verlustes und der Flucht war, solange ich denken kann, ein Thema bei uns zu Hause, täglich. Epoch Times: Stehen wir als Menschheit jetzt vor ganz besonders großen Schwierigkeiten? Strasser: Die Systeme und Methoden, die unsere westliche Zivilisation bisher zusammenhielten, sind in ihrer Zerreißprobe. Eine Zerreißprobe sind die Fragen der Finanzindustrie insgesamt, soll diese wieder zurückgeführt werden auf den Stand einer Dienstleistungsbranche oder auch nicht? Dann die Fragen der Ernährung. Ein Großteil der Ernährung wird ja mittlerweile künstlich hergestellt. Große internationale Konzerne kaufen das Ackerland auf der Welt auf, um dort zu produzieren, aber die lokalen Bauern haben keine Chancen mehr, für ihr Leben und ihre Familien zu sorgen. Die Ressourcen von Öl und Wasser werden knapp, wie geht man damit um? Das ist alles rational nur schwer zu lösen – das ist nur durch ein anderes Bewusstsein zu lösen. Epoch Times: Ich möchte noch den Ausdruck „westliches System“ hinterfragen, dagegen gibt es ja kein östliches System, das westliche

hat die ganze Welt infiziert. Strasser: Ich meinte damit eigentlich die christlich-abendländische Gesellschaft. Es stimmt, unser angelsächsisch geprägtes politisches und wirtschaftliches System mit seinem Kapitalismus und seiner Werteskala hat natürlich die anderen Länder längst erreicht und alle wollen am Luxus teilhaben, wollen Autos und ein schönes Haus. Wenn man auf das Leben etwa in Südostasien schaut, wo viele alte Kulturen mittlerweile in perverse Situationen geraten sind, kann man sehen, was ich meine. Indien ist ein solches Beispiel. China ist das allerperverseste, aber auch Südamerika. Zu einer Zeit, wo sich bei uns in Mitteleuropa eine neue Sichtweise ergibt, die sich wieder nach alten Werten sehnt, entfernen sich im gleichen Tempo die Länder der Dritten Welt oder die Länder am Rande von ihren alten Werten und verschreiben ihre Seelen dem Mammon, dem Profit; das ist die Entwicklung, die jetzt stattfindet. Epoch Times: In Ihrem Buch erhält man leicht den Eindruck, dass man durch Meditation den Schwierigkeiten entkommen kann? Strasser: Das weiß ich nicht, ich mache das seit zwanzig Jahren. Meditation hat den Zweck, dass das Denken zur Ruhe kommt und in diesem Zustand fühlt man einfach anders und spürt anders, man hinterfragt Dinge, das eigene Leben und sich selbst, die Beziehungen, wie man lebt, was der Sinn des Lebens ist. Das hat Raum, sich zu entfalten, wenn die anderen Gedanken über Erfolg in der Welt und das eigene Durchsetzen mal zur Ruhe gekommen sind. Epoch Times: Kommen die Autoren auf Sie zu, gehen Sie auf die Suche? Strasser: Seit ich vor zwei Jahren noch einmal angefangen habe mit dem Verlagsgeschäft, muss ich nicht viel suchen, ich bekomme zahlreiche Manuskripte, Anregungen und Ideen zugeschickt. Es ist ein völlig neues Netzwerk entstanden, durchaus auch wieder international. Ich versuche wach zu bleiben. Das große Thema, das in vielen Büchern meines Verlages zu sehen ist, ist die Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität. Gerade durch die Revolution der Quantenphysik ist das sicher das große Thema der nächsten Zeit, die Verbindung von Geist und Materie. Ich versuche besonders, diese neue Art zu denken, in die Realität zu bringen, in die Politik, in die Wirtschaft, ohne irgendjemand zu diffamieren oder einseitig zu kritisieren. Nichts liegt mir ferner, im Gegenteil, ich habe Respekt vor unseren Politikern und Unternehmensführern, die alle das Beste tun, was sie glauben tun zu können aufgrund ihres derzeitigen Bewusstseins. Ich bin überzeugt, dass sich unsere Eliten in Wirtschaft und Politik im Laufe der nächsten Jahrzehnte geistig wandeln werden müssen und auch wandeln werden, ohne deshalb den Verstand an der Garderobe abzugeben. Das ist meine These und das ist das, wofür ich arbeite. Epoch Times: Ihr Verlag hat eine eigene Bestsellerliste, ist die intern? Strasser: Es ist eine interne Liste, denn die Bücher, die ich mache, wurden bisher von den Mainstreammedien ignoriert. Das wird sich jetzt ändern, weil in vierzehn Tagen ein Buch in meinem Verlag erscheinen wird, das ich als eins der wichtigsten und bedeutendsten ansehe, die ich je verlegt habe; und ich habe viele Tausend verlegt. Das ist

das Buch von Gabriele Baring, „Die geheime Angst der Deutschen“. In diesem Buch ist alles enthalten, was ich gerade versuche zu schildern. Es ist die Wissenschaft enthalten und der Verstand und die Vernunft und die Klarheit der Analyse und der Ratio genauso wie ein ganzheitlich spirituelles Bewusstsein, vernetztes Denken und ein Denken, das Menschen eine Seele zubilligt und diese ganzen Aspekte vereint. Ein großartiges und wichtiges Buch und ich hoffe, mit diesem Buch auch ein erstes Mal auf der SpiegelBestsellerliste zu landen. Epoch Times: Was kommt 2012 auf uns zu? Auch in Ihrem Verlag gibt es Bücher zu dem Thema. Strasser: Das, was angeblich 2012 auf uns zukommt, ist nach meiner Meinung schon längst da. Diese Betonung des Jahres 2012 ist in das Blickfeld gerückt, weil das alte Kulturvolk der Maya, die ein völlig anderes Zeitbewusstsein hatten als wir, nämlich ein zyklisches, für diesen Zeitraum eine neue Zeit vorhergesagt hat. Die Maya haben nie gesagt, dass am 21. Dezember 2012 die Welt untergeht, das ist Hollywoodquatsch. Epoch Times: Will der Scorpio Verlag das Bewusstsein anheben, ohne dass der Mensch dabei zerschmettert wird, so wie die Fischer im Pazifik früher einem Tsunami entgegenfuhren und dabei auf hoher See sanft angehoben wurden? Strasser: Das ist ein schönes Bild. Ja, ich denke ich habe damit meine Bestimmung gefunden, ich bemühe mich, diesen Prozess zu begleiten auf sehr achtsame Art und Weise, ohne jemanden zu diffamieren oder auszugrenzen oder unfair zu kritisieren. Im Gegenteil, ich möchte die Menschen mit ins Boot holen, ich möchte dahingehend wirken, dass sich das Bewusstsein verändert, dass es sich hebt und dass man die Dinge anders sieht und dass man aus dieser Erkenntnis heraus Entscheidungen fällt, die dem Menschen dienen und die dem Planeten dienen und nicht dem äußeren Reichtum einer kleinen Elite. Das Interview führte Renate LilgeStodieck

i Christian Strasser, geboren 1945, prägte mit seiner Arbeit jahrzehntelang die Verlagslandschaft im In- und Ausland: Als „Vice President International“ des Time-LifeKonzerns verantwortete er das weltweite Buchgeschäft. Später gründete er das Verlagshaus Goethestraße und formte als verlegerischer Geschäftsführer die Verlagsgruppe Ullstein-Heyne-List. Seit 2009 veröffentlicht er ausschließlich Bücher im Scorpio Verlag, die sich mit ganzheitlichem Denken, Spiritualität und gesellschaftskritischen Themen beschäftigen.

Christian Strasser Das erwachende Bewusstsein Aufbruch in die neue Zeit 208 Seiten, € 18,- (D) ISBN: 978-3-942166-14-0


Weniger Selbstkritik, weniger Pfunde Seite 15

Der neue 911 Carrera – Porsche Seite 19

Wasserfreuden in der Hohen Tatra Seite 18

An der Flamme: Dekor und Schnitzereien sind der ursprünglichen Esskultur Chinas fremd, Farben und Aromen sind wichtig.

FOTO: DAI BING / THE EPOCH TIMES

FOTO: DAI BING / THE EPOCH TIMES

F O T O S G E R I C H T E : E D WA R D D A I / T H E E P O C H T I M E S

Bewertungskriterien sind Schneidefähigkeiten, Traditionsbewusstsein und Jahrtausende alte Technik. Geschmacksverstärker? Verboten!

5000 Jahre – in einem Bissen

Anke Wang

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ine Szene der Tang-DynastieHauptstadt Chang-An zieht die Neugier zahlreicher Menschen auf sich, als der Duft antiker Hochkultur New York durchweht. Der Internationale Chinesische Kochwettbewerb, eine kulinarische Schau in historischer Kulisse, war ein voller Erfolg und hat die au-

thentische Kochkunst auf eine neue Ebene gehoben.

Der Dao des Kochens

Essen war im alten China viel mehr als nur Aufnahme von Nahrung, es hatte eine fast spirituelle Bedeutung. Durch die klimatischen Unterschiede der Regionen zeichnen sich die Sichuan-, Shandong-, Kanton-, Huaiyang- und Nordost-Küche durch andere Zutaten und Methoden der Zubereitung aus. Gleich zwei Köche brachten es in diesem Jahr zu Gold: Zhixue Zhang in der Kategorie Nordost-Küche und Robin Luo im Kantonstil. Herr Zhang hat mit einem typisch deftigen Wintergericht, blitzschnell gekochtem Sauerkohl und Schwein, Herr Luo mit gedämpftem Fisch gewonnen. Bei der Siegerehrung dankte Zhang dem Veranstalter, New Tang Dynasty Television (NTD) und sagte,

er wolle das Preisgeld, 10.000 US-Dollar, dem Sender spenden.

Ein Blick hinter die chinesische Mauer

Der Internationale Chinesische Kochwettbewerb wird alljährlich innerhalb einer Wettbewerbsserie von dem TV-Sender New Tang Dynasty veranstaltet und via Satellit, Kabel und Internet weltweit übertragen. Der Sender widmet sich der Wiederbelebung des authentischen kulturellen Erbes Chinas, entdeckt und fördert Talente, wobei die 2008 ins Leben gerufene Wettbewerbsserie eine große Rolle spielt. Die Wettbewerbsserie wird von vielen als kulturelle Renaissance der Kultur Chinas betrachtet, die seit der Kulturrevolution Objekt der Auslöschung und Pression durch das kommunistische Regime ist.

Brücke zwischen Ost und West: Der von Exilchinesen betriebene Fernsehsender New Tang Dynasty Television veranstaltet (nicht nur) das Treffen der Meisterköche.

Lifestyle auf Chinesisch

Werte und Respekt vor dem Himmel manifestieren sich durch Ausdrucksformen, die vom Alltäglichen, wie Essen und Kleidung, zum Erhabenen, wie Gesang, Musik und Kunst reichen. Zu den Wettbewerben gehören auch der Han Mode Design-Wettbewerb oder die Kampfkunst. Wahrer chinesischer Lebensstil spiegelt die vielen Aspekte der Höflichkeit, Eleganz und Weisheit wider.

Flammende Woks und heiße Themen

Lifestyle, Genuss und Schönheit sind nicht alles, was Lebensqualität ausmacht. Das Wirtschaftswachstum macht es leicht zu vergessen, dass China bezüglich Informationen

immer noch eine geschlossene Gesellschaft ist. Informationen werden unterdrückt, wie man am Fall Google sehen konnte. Themen wie Willkür, Lebensmittelsicherheit und Menschenrechte werden zensiert. Gezielte Falschinformationen werden – auch in Übersee – verbreitet.

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Die Produktion staatlicher „Top-Nachrichten“

Ein Beispiel für die Kultur der Mainstream-Medien in China zeigte der staatliche TV-Sender CCTV am 23. 1. 2011. Eine Nachricht über die Luftstreitkräfte zeigte Bilder, die aus dem Hollywoodfilm „Top Gun“ von 1986 stammten. Das Wall Street Journal verglich die Bilder der CCTVNachricht mit der „Top Gun“-Szene. CCTV entfernte stillschweigend den Clip von seiner Webseite.

FOTO: DAI BING / THE EPOCH TIMES

Am 22. und 23. September trafen sich Meisterköche aus der ganzen Welt auf dem Times Square, New York, um ihre Fähigkeiten zu messen.

„New Tang Dynasty TV wurde 2001 gegründet und hat für seine objektive und frühzeitige Berichterstattung von politischen, ökonomischen und kulturellen Reportagen auf Chinesisch eine internationale Reputation gewonnen.“ Internationale JournalistenFöderation Mit dem Ziel gegründet, „über das zu berichten, was andere chinesische TV-Sender auslassen“ und in traditioneller Kultur verwurzelt, bildet New Tang Dynasty Television (NTD) eine einzigartige Brücke zwischen Ost und West. Die Nonprofit-Organisation erreicht über 220 Millionen Zuschauer weltweit und bietet in vielen Sprachen Nachrichten und mehr. In Deutschland ist NTD wie folgt zu empfangen: • Video-on-demand oder Live-Stream des 24/7 Broadcasts via ntdtv.com • Satellit Eutelsat Hotbird 13° Ost + Eutelsat Eurobird 9° Ost - Frequenz 11.919 vertikal (Symbolrate 27500, FEC 3/4) • Kabel BW auf Xtra – K57 • Kabel Deutschland Kanal 978


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GESUNDHEIT

The Epoch Times Deutschland / 5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291

Das kleine Wunder mit dem Leinsamenöl

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elches unserer Organe im menschlichen Körper hat den höchsten Anteil an Fett? Es ist das Gehirn. Aber es braucht nicht nur ein beliebiges Fett, sondern vor allem die im Leinsamenöl in größeren Mengen enthaltenen Omega-3-Fettsäuren. Sie sind nicht nur für eine gute Gedächtnisfunktion essentiell wichtig. Sie können auch bei gesunden Personen die Gedächtnisleistung verbessern, Gedächtnisprobleme mildern und einer Vielzahl an Erkrankungen wie Demenz und Herz-Kreislauf-Problemen vorbeugen. Mehrere Studien haben eine deutlich gedächtnisfördernde Wirkung von Omega-3-Fettsäuren nachgewiesen.

Omega-3-Fettsäuren verbessern die Gehirnfunktion

Derzeit wird geschätzt, dass 25 Prozent der Bevölkerung im Alter von über 85 Jahren an einem erheblich beeinträchtigten Wahrnehmungsvermögen leidet. Gleichzeitig sollen in Zukunft die Beeinträchtigungen des Wahrnehmungsvermögens sowie Demenz und Alzheimer den Prognosen zufolge deutlich steigen – ebenso wie die Lebenserwartung. Studien haben belegt, dass das Wahrnehmungsvermögen einen der entscheidenden Faktoren für die Lebensqualität der Betroffenen darstellt. Ausgehend von seinen vergleichenden Untersuchungsergebnissen erklärt Dr. Imose Itua von der Hope-Universität in Liverpool, England: „Bei verschiedenen Versuchen zur Vorbeugung oder Verbesserung der Beschwerden haben sich insbesondere Omega-3-Fettsäuren hervorgetan.“ Ein Forscherteam untersuchte unter der Leitung von Dr. Amos Korczyn am medizinischen Zentrum von

hen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren eine gute Wirkung zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachgewiesen. Außerdem haben das Öl der mexi-

„Bei verschiedenen Versuchen zur Vorbeugung oder Verbesserung der Beschwerden haben sich insbesondere Omega3-Fettsäuren hervorgetan.“

Erkennbar an der blauen Blüte sind es die Samen vom Lein oder Flachs, die kleine Wunder bei der Vorbeugung von Gedächtnisproblemen oder auch Herz-Kreislauferkrankungen ermöglichen.

Dr. Imose Itua von der HopeUniversität in Liverpool, England

kanischen Pflanzenart Chia, Hanföl, Walnussöl und Sojaöl einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. Der Verzehr von Fisch hat im Vergleich dazu einen Omega-3-Gehalt von ein bis zwei Prozent. Die meisten Studien haben gezeigt, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren ebenfalls gesundheitliche Vorteile bringen.

Vorbeugung von Gehirnerkrankungen

Omega-3-Fettsäuren können zudem das Risiko für bestimmte Erkrankungen des Gehirns oder der Psyche herabsetzen sowie die Beschwerden bei diesen Erkrankungen verringern, wie Untersuchungen mit Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel gezeigt haben. Bei bestimmten Erkrankungen wurden zudem zu niedrige Reserven an Omega-3-Fettsäuren festgestellt. „Omega-3-Fettsäuren spielen eine wichtige Rolle als entzündungshemmende Fettsäuren. Ihre Wirkung kann sich in vielen Fällen direkt in der Gehirnleistung widerspiegeln“, beschreibt Dr. Young von der Universität von Guelph, Kanada. „Als Beweis haben wir bei bestimmten Erkrankungen wie beim Hyperaktivitätssyndrom (ADHS), das seit einiger Zeit immer häufiger bei Kindern auftritt, sowie bei Alzheimer, Schizophrenie und Depression geringere Omega-3-Fettsäuren-Werte im Blutspiegel gefunden.“ Dr. Young erklärt weiter, dass die genauen Gründe für die zu niedrigen Reserven an Omega-3-Fettsäuren bei diesen Erkrankungen noch nicht bekannt seien. „Es ist

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jedoch eindeutig, dass Omega-3-Fettsäuren eine wichtige Rolle als entzündungshemmende Vorstufen von Botenstoffen einnehmen“, folgert Dr. Young.

Leinsamen als reichhaltige Omega-3-Quelle

Die besten Quellen für Omega3-Fettsäuren sind Pflanzenöle wie Leinöl oder Rapsöl. Insbesondere das Leinsamenöl sticht durch seinen Gehalt von über 50 Prozent an Omega-3-Fettsäuren hervor, während Rapsöl einen Gehalt von bis zu 10 Prozent aufweist. Zusätzlich wurde beim Leinsamenöl wegen seinem ho-

F O T O : D A N I E L A R E I T E R / P I X E L I O. D E

Peter Sanftmann

Tel-Aviv, wie sich bei mehr als 150 Teilnehmern die Gedächtnisfunktionen durch Omega-3-Fettsäuren innerhalb von 15 Wochen veränderten. „Die Ergebnisse zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren das Wahrnehmungsvermögen nicht dementer, älterer Menschen mit Gedächtnisbeschwerden verbessern können“, beschreibt Dr. Korczyn, „Insbesondere bei den Teilnehmern mit weniger schwerwiegenden Gedächtnisproblemen verbesserte sich die Wahrnehmungsfähigkeit deutlich.“ Die Studie ist im Fachmagazin „Demenz und geriatrische Wahrnehmungsstörungen“ im Juni 2010 veröffentlicht worden. Dr. Korczyn fügt hinzu:„Dabei zeigte sich, dass die Teilnehmer nach 15-wöchiger Einnahme von Omega-3-Fettsäuren insbesondere eine bessere Lern- und Erinnerungsfähigkeit hatten.“

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Omega-3-Fettsäuren helfen Gedächtnis und Herz. Bei vielen Krankheiten werden zu geringe Omega3-Fettsäuren-Werte im Blutspiegel gefunden.

Empfehlung für Vegetarier Es empfiehlt sich insbesondere für Vegetarier, genügend Omega-3-Fettsäuren durch Pflanzenöle einzunehmen. Dafür eignet sich beispielsweise täglich ein Teelöffel Leinsamenöl – entweder pur oder gemischt in SalatDressings oder Ähnlichem. Wichtig ist, dass das Leinöl frisch ist und nicht erhitzt wurde. Alternativ sind täglich vier bis fünf Teelöffel Rapsöl zu empfehlen. Doch geht auch hier ein Großteil der Omega-3-Fettsäuren bei Erhitzung, aber auch innerhalb kurzer Zeit nach der Zubereitung des Essens verloren. Beim Verzehr von Leinsamen ist darauf zu achten, dass sie zerkleinert oder zumindest gebrochen zubereitet werden, da ansonsten ein großer Teil der Omega-3-Fettsäuren nicht vom Körper aufgenommen werden kann.

Eine Pflanzenkur gegen Atemwegsprobleme „Alternativen auf Pflanzenbasis werden von Patienten oft gefordert und zeigen sich zunehmend auch in Studien wirksam“

Wer heutzutage mit Husten zum Arzt geht, bekommt häufig ein Naturheilpräparat empfohlen, weil es in diesem Fall wirksamer sei als andere Medikamente.

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Wirksame Schleimlöser

In den Atemwegen können an verschiedenen Stationen in Nase, Kehlkopf, Luftröhre und Lungen akute wie auch chronische Probleme und Entzündungen auftreten. Inzwischen gehen Ärzte dazu über, diese Leiden als ein Gesamtproblem zu

Dr. Temmel, Facharzt für HNO

F O T O : U D O S O D E I K AT/ P I X E L I O. D E

as sich im ersten Moment unwahrscheinlich anhört, wird immer mehr zu einem wissenschaftlichen Standard. In einzelnen Fällen, wie zum Beispiel bei Schleim- und Hustenlösern, die bei Atemwegsinfektionen eingesetzt werden, haben Studien nun belegt, dass Naturheilpräparate nicht nur im Hinblick auf die Wirkung besser sein können als entsprechende Medikamente auf chemischer Basis, sondern auch genauso zuverlässig wirken.

Das ätherische Öl der Limone ist auch im schleimlösenden Naturheilmittel Myrtol enthalten.

erkennen und zu behandeln. „Entzündungen der Luftwege zwischen Nase und Lunge haben denselben Auslöser, betreffen dasselbe Gewebe und verlaufen auch ähnlich. Beeinträchtigt ist stets die Selbstreinigung der Atemwege“, erklärt

der Wiener HNO-Facharzt Andreas Temmel.

Myrtol kann Antibiotika ersetzen

F O T O : K L A U S - U W E G E R H A R D T/ P I X E L I O. D E

Bei der Behandlung von Atemwegsbeschwerden fragen viele Pa-

tienten beim Arzt nach pflanzlichen Wirkstoffen, da sie sich davon weniger Nebenwirkungen erhoffen. „Verwendet werden etwa Thymian, Süßholzwurzel, Fenchel, Anis und Spitzwegerich sowie Lindenblüten, Primelwurzel, Efeublätter, Eukalyptusöl und Seifenrindenbaum. Was ihre ausreichende Überprüfung erschwert, ist jedoch das breite Wirkspektrum sowie die ungenaue Dosierung etwa im Tee“, so Dr. Temmel. Mehrere Produkte der Heilpflanzenbehandlung wurden allerdings dank ihrer genauen Dosierung wissenschaftlich gut dokumentiert. Ein Beispiel hierfür ist der Schleimlöser Myrtol. Studien an 6.000 Patienten belegen dem als Kapsel eingenommenen Mittel eine gute schleim- und sekretlösende sowie den Schleimabtransport fördernde Wirkung. Zudem hemmt es auch Schleimhautinfektionen durch eine abschwellende Wirkung. Gleichzeitig kann es Krankheitserreger abtöten und freie Radikale abfangen. „In vielen Fällen kann Myrtol auch Antibiotika ersetzen“, erklärt Fachreferentin Martina Ehmen. (ps)

Vorschau Tabletten an die Nachwelt Bis zu 90% der eingenommenen Medikamente werden vom Körper nur geringfügig wieder ausgeschieden – und gelangen so ins Trinkwasser zukünftiger Generationen. In Berlin wurden bereits deutliche Mengen an Antibiotika im Trinkwasser gefunden.


FITNESS

The Epoch Times Deutschland / 5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291

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Weniger Selbstkritik, weniger Pfunde Für jedes Ziel, das Sie erreichen wollen, ist es unerlässlich, alle negativen Gedanken mit neuen positiven Gedanken zu ersetzen.

Dr. John Briffa

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ie meisten Leute mögen keine heftige Kritik von anderen. Allerdings sind viele von uns sich selbst gegenüber die schlimmsten Kritiker – vor allem in Bezug auf Gewicht und Körperbild. Manche von uns verbringen bewusst oder unbewusst viel Zeit damit, sich wegen ihrer Größe und ihres Aussehens schlecht zu fühlen. Für einige können solche Selbsturteile sogar Tendenzen zu Essstörungen auslösen, die keine Gewichtsfrage lösen können. Im Juli wurde im „International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity“ eine Studie veröffentlicht. Sie wurde in Lissabon mit 239 übergewichtigen Frauen durchgeführt, die sich für ein Programm für die Dauer von zwölf Monaten verpflichteten. Die Hälfte von ihnen erhielt Informationen und Hilfe bezüglich gesunder Ernährung, Stressmanagement und der Bedeutung von Selbstfürsorglichkeit. Die andere Gruppe erhielt diese Informationen auch, wurde aber zusätzlich durch regelmäßige Gruppensitzungen begleitet. Der wesentliche Fokus bei diesen Sitzungen war der Umgang mit dem eigenen Körperbild. Die Frauen, die an diesen Gruppensitzungen teilnahmen, erlebten dabei eine positive Entwicklung und fanden es zudem einfacher, ihre Essgewohnheiten zu steuern. Sie verloren im Durchschnitt 7,3 Prozent ihres ursprünglichen Gewichtes, während die andere Gruppe gerade einmal 1,7 Prozent verlor. Diese Studie scheint zu zeigen,

Es macht einen Unterschied, wenn man mit seinem Körper Frieden schließt.

dass es einen Unterschied macht, wenn man mit seinem Körper Frieden schließt. Im Verlauf der einjährigen Studie besuchten die Frauen 30 Gruppensitzungen zum Körperbild-Coaching.

Visualisiere es!

Gibt es einen einfachen Weg, um ein negatives Körperbild zu überwinden? Ich glaube, dass Einstellungsänderungen generell schwierig sind. Ein besserer Weg ist das Ersetzen der negativen Gedanken mit neuen, positiven Gedanken. Nachfolgend eine kurze Anleitung in drei Schritten, die oft als gangbar erlebt werden, um sich ein gesundes Verhalten anzueignen und beizubehalten. Visualisiere es. Es ist wichtig, eine klare Vorstellung vom Fortschritt und der Weiterentwicklung, die Sie erwarten, vor Augen zu haben. Der grundlegende Gedanke hierzu ist, sich auf das gewünschte Ziel zuzubewegen. Das könnten zum Beispiel eine

schmalere Taille, mehr Fitness oder gesteigerte Vitalität sein.

Was du anstrebst zu widerstehen, bleibt bestehen.

Dieser mentale Ansatz ist nicht dasselbe wie der Wille, nicht dick, schlapp und matt zu sein. Es gibt ein altes Sprichwort: Was du anstrebst zu widerstehen, bleibt bestehen. Daher halte deinen Fokus auf positive Ziele und habe ein klares Bild davon, wie diese aussehen sollen. Einige, die sehr viel Gewicht verlieren müssen, verzagen vor der scheinbaren Größe der Aufgabe, mit der sie konfrontiert sind. Ein hilfreicher Trick kann das Fokussieren auf Zwischenziele sein, wie das Erreichen der nächstkleineren Kleidergröße. Wenn das Ziel erreicht ist, kann das nächste gesteckt werden.

Fühle es!

Nachdem das positive Bild der gewünschten Änderungen geformt ist, erleben Sie es gefühlsmäßig. Stellen Sie sich vor, Sie haben die Ziele erreicht. Genießen Sie Ihr Aussehen und freuen sich darüber.

FOT

O: B IRG I

TH/

PIXE

LIO.

Sei es!

Der letzte Schritt: So handeln, wie Sie es sich von der verbesserten Version von sich selbst wünschen. Essen Sie gesundheitsfördernde Lebensmittel, die das „neue SIE“ isst. Treten Sie Aktivitäten bei, von welchen Sie glauben, dass die leichtere, gesündere Version von Ihnen daran teilnehmen würde. Tun Sie alles und jedes, was auf die Person zutrifft, die Sie zu sein anstreben.

i Dr. John Briffa Er ist ein in London ansässiger Arzt mit Interesse an Ernährung und Naturheilkunde.

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Strategie zum Schlankwerden: Körperbild-Coaching hilft, Übergewicht zu verlieren.

Fitness als wichtiger Freizeitfaktor bei Jugendlichen

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ugendliche suchen oft nach Wegen, ihre eigenen Kräfte auszuleben und die Leistungskraft zu „ steigern“, so das Fazit einer Studie zur Untersuchung des Zusammenhangs von Gesundheit und sportlicher Aktivität bei Jugendlichen. „Sie denken dabei weniger an Risikovermeidung als an Möglichkeiten einer positiven Selbsterfahrung“, erklärt PD Dr. Susanne Tittlbach von der Universität Bayreuth und Mitglied des Forschungsteams. „Das Erleben eigener körperlicher Kraft und Ausdauer hat dabei eine zentrale Bedeutung.“ Das Forschungsteam um Prof. Dr. Walter Brehm und PD Dr. Susanne Tittlbach an der Universität Bayreuth sowie Prof. Dr. Ralf Sygusch von der Universität Jena hat gezeigt, dass körperliche Ausdauer und Kraft sowie die selbst eingeschätzte Fitness erheblich steigen, wenn Jugendliche häufiger Sport betreiben. Schwach ausgeprägt ist hingegen der Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Defiziten, unter denen Jugendliche leiden und dem Grad ihrer sportlichen Aktivität.

Auswirkungen auf Gesundheitsressourcen und -defizite

Die Studie, die im „European Journal of Sport Science“ erschienen ist,

zeigt außerdem: Bereits eine geringe Steigerung der sportlichen Aktivität stärkt die Gesundheitsressourcen der Jugendlichen. Ausdauer, Kraft und Koordination nehmen zu, aber auch in psychosozialer Hinsicht sind die positiven Auswirkungen unverkennbar. Denn bei Jugendlichen, die öfter Sport treiben, wächst zusammen mit der tatsächlichen Leistungsfähigkeit auch die selbst eingeschätzte Fitness. Das Selbst-

wertgefühl steigt. Wie die Wissenschaftler zeigen konnten, gelten diese Zusammenhänge unabhängig vom Sozialstatus der Jugendlichen. Hingegen sind körperliche Gesundheitsdefizite, die sich bei den Jugendlichen feststellen lassen, offenbar weniger stark von ihren sportlichen Aktivitäten beeinflusst. Risikofaktoren wie der Body Mass Index (BMI), der Fettanteil im Körpergewebe und der HDL-Choles-

terinspiegel ändern sich zwar mit gesteigerter sportlicher Aktivität, die Schwankungen fallen aber deutlich geringer aus als die Unterschiede bei den Gesundheitsressourcen. Signifikant ist allenfalls die Tatsache, dass inaktive Jugendliche häufiger über Schmerzen im Muskel-Skelett-System klagen. Insgesamt gesehen sind psychosoziale etwas deutlicher als körperliche Gesundheitsdefizite vom

Jugendliche suchen oft nach Wegen, ihre eigenen Kräfte auszuleben und die Leistungskraft zu steigern.

Grad der sportlichen Aktivitäten abhängig. Emotionale Probleme und Beziehungsschwierigkeiten mit Gleichaltrigen sind umso öfter anzutreffen, je weniger die Jugendlichen sportlich aktiv sind. Auch dieser Zusammenhang gilt unabhängig vom Sozialstatus der Jugendlichen. Sportliche Aktivitäten, beispielsweise in Vereinen, scheinen daher geeignet, das emotionale Wohlbefinden und die Kontaktfähigkeit von Jugendlichen zu steigern, die von ihrem häuslichen Umfeld her benachteiligt sind.

Motivation für eine körperlich aktive Lebensweise

F O T O : K E V O R K D J A N S E Z I A N /G E T T Y I M AG E S

Neue Studie betont die Stärkung von Gesundheitsressourcen durch körperliche Aktivität in jungen Jahren.

Sportliche Aktivitäten, emotionale Wohlbefinden

beispielsweise in Vereinen, scheinen geeignet zu sein, das und die Kontaktfähigkeit von Jugendlichen zu steigern.

Die Bayreuther Sportwissenschaftler wollen keineswegs abstreiten, dass sportliche Aktivität einen wertvollen Beitrag zur Risikoprävention leisten kann. Wer im jugendlichen Alter regelmäßig Sport betreibt, ist im Erwachsenenalter besser gegen manche Herz- oder Gefäßerkrankungen geschützt. Dafür gibt es umfangreiche wissenschaftliche Belege. Den Autoren der Studie ist allerdings daran gelegen, dass der Aspekt der Gesundheitsressourcen in der Sportpädagogik und ebenso in der Öffentlichkeit stärker beachtet wird. „Für Jugendliche ist sportliche Aktivität ein Freizeit- und kein Gesundheitsverhalten“, so PD Dr. Susanne Tittlbach. „Durch das direkte Erleben von Fitness und Wohlbefinden bei sportlicher Aktivität lassen sich Jugendliche viel eher für eine körperlich aktive Lebensweise gewinnen, als wenn man ihnen erklärt, welche Krankheitsrisiken dadurch vermieden werden.“ (idw / mcd)


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kulinarisches

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a l l e F oto s : M i t f r e u nd l i c h e r G ene h m i g u ng v on M u l-Ya m

„Fabergé-Ei“ zum Dessert: In ursprünglicher Bedeutung ist das „Fabergé-Ei“ ein reichlich verzierter Schmuckgegenstand in Ei-Form, hier steht das „FabergéEi“ im Mul-Yam für ein besonderes Dessert.

Links: Coquille saint-jacques (Jakobsmuscheln) und Hummer. Rechts: Ein Hummergericht aus dem Menü des Chefkochs Yoram Nitzan.

Tel Aviv in Meeresfrüchten Anna Galetkin

I

n der internationalen Gastronomie zählt das Mul-Yam in Tel Aviv zu den führenden Restaurants. 2003 wurde es in dem angesehen französischen Restaurantführer „Les Grandes Tables du Monde“ aufgeführt. Wie jede andere Kunstform auch, benötigt die Gastronomie Führung und Hingabe. Fachexperten wie auch Liebhaber haben eine Vielzahl an Restaurantführern geschrieben. Die meisten von ihnen stammen aus Frankreich, dem Ursprungsland der klassischen Küche. Die bekanntesten sind Michelin, Gaultmillau, S. Pellegrino und Les Grandes Tableau du Monde und stehen für Qualität und Tradition. 1995 eröffnete Shalom Mahavosky das Mul-Yam. Maharovsky ist ein Restaurantexperte, der Weinkunde und Gourmetküche studiert hat. Zu dieser Zeit waren in Israel Hummer, Austern, Langusten und Jakobsmuscheln nicht sehr weit verbreitet. Als Maharovsky eines Tages durch den alten Hafen Tel Avivs lief, deutete er auf einen Platz zwischen dem Sand und den Werften und entschied, dass dies der perfekte

Ort für das erste auf Meeresfrüchte spezialisierte Gourmetrestaurant in Israel sei.

Erlesenes aus aller Welt

Maharovsky importiert alle Meeresfrüchte. Der Hummer kommt aus Kanada, die Jakobsmuscheln und Austern aus Frankreich. Solange er beste Qualität erhält, scheut er sich nicht, die Tiere aus den entferntesten Gegenden des Erdballs zu importieren. Er weiß, wo er die besten Meeresfrüchte finden kann und macht dabei keine Kompromisse. „Alles kommt hier frisch oder lebendig an“, sagt sein Sohn und Assistent Ben Maharovsky. Von außen wirkt das Restaurant unscheinbar. Die Einrichtung ist zurückhaltend und elegant. Die Tischtücher sind genau wie die eleganten Teller weiß. Die Nähe zum Meer, der Geruch des Meeres, weite Fenster und ein Aquarium mit Hummern und Muscheln sorgen für die Atmosphäre, die Kellner wirken kultiviert. Das gesamte Menü ist die Kreation eines einzigen Mannes, dem Chefkoch Yoram Nitzan. Sie können sich zum Beispiel mit einer Fischsuppe mit Meeresfrüchten, Safran und Anis verwöhnen lassen; oder Sie können das König-Salomo-Filet

„Die schwere Arbeit habe ich schon hinter mir: Ich bin die Ziegenpfade in der Toskana abgelaufen, bin die Hänge im Piemont hinabgestiegen … damit Sie diese wundervollen Weine genießen können.“ Shalom Maharovsky, Restaurantbesitzer

bestellen. Dann bekommen Sie asiatische Shiitake-Pilze, Spargel, Languste auf Risotto, frische Muscheln aus dem Aquarium auf Eis und auf verschiedene Arten zubereiteten Schrimps und Hummer. Für das Diner prägt das Dessert den abschließenden Eindruck; es gibt eine große Auswahl an Desserts. Das Konditoren-Team kennt sein Handwerk bei der Herstellung beeindruckender Speisen von höchster Qualität, alles ist aus den besten Zutaten gemacht. Die Weinkollektion des MulYam in Tel Aviv erzählt eine eigene Geschichte. Sie begann als private Sammlung des Besitzers, die er auf seinen Reisen zusammengetragen hatte. Nach der Eröffnung des MulYam wurden seltene Weine von den besten Weingütern Frankreichs, Italiens, Spaniens und Israels importiert. Eine edle Sammlung an Champagnersorten ist ebenfalls zu finden. Der Besitzer schrieb auf der Website eines Weingutes: „Die schwere Arbeit habe ich schon hinter mir: Ich bin die Ziegenpfade in der Toskana abgelaufen, bin die Hänge im Piemont hinabgestiegen, war in den Weintälern von Napa und Sonoma, auf den spanischen Terrassen, in den Weingegenden des Elsass und in den Weiten von Marlboro. Dort

Zwischen Sand und Meeresduft: Links: In einem unscheinbaren Gebäude lädt das Mul-Yam bei zurückhaltend-eleganter Inneneinrichtung zum Gourmet-Diner mit offenem Blick aufs Meer. Rechts: In der Küche Chefkoch Yoram Nitzan bei der Arbeit.

roch, schmeckte, trank und handelte ich … damit Sie diese wundervollen Weine genießen können.“

Zusammenarbeit führt zum Erfolg

„Die Chemie zwischen Yoram Nitzan und meinem Vater treibt das Geschäft an“, sagt Maharovsky. Nach Jahren in der Armee, wo es hauptsächlich Falafel zu essen gab, fing Nitzan an, für seine zukünftige Frau zu kochen. Sie drängte ihn, eine Ausbildung in der Kochschule Tadmor zu machen. Zuerst wehrte er ihren Vorschlag ab. Eigentlich wollte er Ingenieurswissenschaften studieren. Nach einem Jahr auf der Ingenieursschule besuchte er einen Kochkurs bei Tadmor, um sich vor dem neuen Semester eine Auszeit zu gönnen. Was ist das Geheimnis von Nitzans Erfolg? Vielleicht liegt es an seinem Grundsatz der Gewissenhaftigkeit. In Jiddisch heißt das „Yekeh“ – die strikte deutsche Eigenschaft. „Die 15 Jahre hier kommen mir wie zwei vor“ sagt Nitzan. „Viele können gute Ergebnisse erzielen, aber dass uns das jeden Tag gelingt, macht uns zufrieden.“ „Maharovsky hat das Ziel, die besten Zutaten zu finden. Ich habe die Ehre, mit einem Menschen zu ar-

beiten, der für die besten der besten Zutaten sorgt.“ Nitzan vergisst dabei nicht, seiner Familie zu danken: „Ohne den Rückhalt von zu Hause und die Unterstützung meiner Frau hätte ich das nicht erreichen können.“

„Lernen von den Besten der Besten“

Shalom Maharovsky drängte Nitzan dazu, die weltbesten Gourmetküchen zu besuchen. Nitzan arbeitete mit der Crème de la Crème der Chefköche zusammen: Joel Robuchon aus Frankreich, Don Alfonso aus Neapel, Phillipe Bourguignon von der Champs Élysées, Marc Veyrat – dem König des Elsass, Mark Haeberlin und Daniel Boulud aus Manhattan, Eric Ripert aus dem Le Bernadin in New York und vielen anderen Top-Profis. „Das spornt an und erweitert den eigenen Horizont“, sagt Nitzan. Jetzt ist er in aller Welt bekannt und die Leute kommen zu ihm, um von ihm zu lernen. Es heißt, es gäbe keinen Koch, der nicht vom eigenen Restaurant träumt. Doch Nitzan sagt mit seinem wunderschönen Lächeln: „Ich habe das Privileg, mich jeden Tag ausschließlich ums Kochen kümmern zu dürfen.“


KULINARISCHES

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Wunna Wang

D

er Zahn der Zeit hat den Ruf mancher Luxusware angenagt und Maschinen trugen dazu bei, dass exotische Leckerbissen für die breite Masse zugänglich wurden. Manche Lebensmittel haben eine steile „Karriere“ hingelegt, andere sind zur Banalitätsware herabgestiegen. Heute lockt Fürst PücklerEis niemand mehr hinter dem Ofen hervor, doch vor nicht allzu langer Zeit waren Güter wie Erdbeeren, Schokolade und Vanille kostbar, Eiscreme etwas besonderes und solche Luxusgüter nur dem Adel und der feinen Gesellschaft vorbehalten. In Amerika, einem Land mit Eiscremesorten wie „Käsekuchen-ErdbeerMacadamianusssplitter“ spricht man sogar von „Vanille“ wenn man etwas Gewöhnliches beschreiben möchte.

aromatischen Trüffelpilze im Erdboden entdeckte. Von dem Zauber der Pheromone angezogen, wühlte sich das Schwein an den Pilz heran. Falls der Schweinehirt aber den Fund sah, war der Pilz sein Festmahl. Der Genuss des Schweinehirten blieb den höheren Herrschaften nicht lange verborgen. Und so nahmen sie ihm alsbald die aromatischen Pilze ab. Doch es liegt wohl in der Natur der Sache, dass die Kleriker sowohl Pheromone als auch deren Zauber suspekt fanden. Somit fand das Trüffelglück der mittelalterlichen High-Society ein Ende.

Wer das elegante Süppchen nachkochen möchte, der nehme:

F O T O T R Ü F F E L : D I E T E R K A I S E R / P I X E L I O. D E

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Von der Fischerhütte an den Zarenhof

Fischer an der Wolga und am Kaspischen Meer nutzten vor dem 19. Jahrhundert die Fischeier als Grundnahrungsmittel. Die Fischer konnten den Kaviar nicht gut verkaufen, weil er, ohne Kühlkette, zu schnell verdarb. Ironischerweise wurde gerade wegen dieser Eigenschaft aus dem Grundnahrungsmittel der Einen das „schwarze Gold“ der Anderen: die teuersten Eier der Welt, eine legendäre Delikatesse. Denn nur am Hof des Zaren und bei anderen Hochwohlgeborenen Russlands brachte man es zustande, zu seinen Festen Kaviar frisch und kühl aufzutischen. Damit repräsentierte und zeigte man: „Mir ist für meine Gäste nichts zu aufwändig und ich kann es mir leisten“.

Blumenkohlsuppe „Crème du Barry“

F O T O : A . R Ö T T I N G E R / P I X E L I O. D E , G E M Ä L D E R E C H T S :

Was aß man früher, wenn man gut essen wollte und was speiste der Adel? Epoch Times wirft einen Blick in die Speisekammer der Geschichte.

F O T O : W I L H E L M I N E W U L F F B E S C H N / P I X E L I O. D E , T H E C O R C O R A N G A L L E R Y O F A R T, WA S H I N G T O N , D.C .

Delikatessen und Arme-LeuteEssen

Trüffel, Schwein und Kaviar: Nichts bleibt wie es früher war. Was einst einen schlechten Ruf hatte, entwickelte sich manches Mal zum Trend. Über das „schwarze Gold der Zaren“, unscheinbare Pilze und eine Kohlsuppe, die nicht schlank macht.

Ein Erdschwamm namens Trüffel

Eine glückliche Sau war, welche unbemerkt die hässlichen, aber

Erst seit dem späten Mittelalter wurden die Erdschwämme wieder in „guten Stuben“ gegessen.

Die Skandalnudel und ihre Crème-Suppe am Hof von Marie-Antoinette

Als vornehm galt auch das Löffeln der „Crème du Barry“. Diese Blumenkohlsuppe wurde am Hof von Versailles serviert und nach der Nachfolgerin der Madame Pompadour, Mätresse du Barry benannt. Als Marie-Jeanne Bécu als uneheliche Tochter aus ärmlichen Verhältnissen die Welt erblickte, ließ noch nichts erahnen, dass sie am Hofe von Versailles als Madame du Barry Tafelfreuden erleben würde. Ihre Lebensgeschichte war eine Verkettung von abenteuerlichen Begebenheiten: Als junges Mädchen kam sie nach Paris und arbeitete zuerst in einem

Modehaus und später als Kurtisane. Der Graf Jean-Baptiste du Barry war vom Liebreiz der 18-jährigen entzückt und plante, durch sie seinen Einfluss am Hof zu vergrößern. Sie sollte die Mätresse des alternden Königs Ludwig XV. werden. Er fälschte ihre Geburtsurkunde, verkuppelte sie mit seinem Bruder und schon war die Dame hoffähig. Am 22. April 1769 wurde sie am Hof eingeführt und becircte sogleich sehr erfolgreich das Zielobjekt. Nach Madame Pompadour, die im Gegensatz zu ihr auch politischen Einfluss nahm, galt sie als höchst skandalös. Höflinge sahen die Hackordnung bedroht und Königin Marie Antoinette war not amused. Der gutmütige Charakter der Dame änderte nichts an deren Herkunft. Was die Gerüchteküche um ihren Charakter betrifft, so ist erwähnenswert, dass sie sich an den Intrigen am Hof beteiligt hat. Dennoch pflegte sie zärtlich den sterbenskranken König, eine Ansteckung riskierend. Nach Ausbruch der Revolution half sie im Exil französischen Emigranten. Als sie nach Frankreich zurück kehrte, wurde sie auch deshalb unter dem Vorwurf „Kontakte zu Emigrierten“ gehabt zu haben, zum Tode verurteilt. Sie starb am 8. Dezember 1793. Zur Zeit der Aristokratie zeigte Schlemmen den Status, so kam es dazu, dass der verliebte König eine feine Suppe für Madame du Barry kreieren ließ, die ihr auch gefiel.

1 mittelgroßen Blumenkohl

1 kleine Zwiebel

1 halbe Stange Lauch

2 EL Mehl

½ L kräftige Hühnerbrühe

¼ L Milch

2 EL Sahne

1 EL Butter

1 Eigelb

Muskat, frisch gerieben

Salz, weißer Pfeffer (oder schmackhafter, aber in der hellen Suppe dunkel, schwarzer Pfeffer) und einen Spritzer Zitrone zum Abschmecken

Den Blumenkohl putzen, in Röschen teilen, Zwiebel würfeln und Lauch klein schneiden. Butter im Topf auslassen, Zwiebel und Lauch darin anschwitzen und mit Mehl bestäuben. Sanft anschwitzen und mit Brühe und Milch begießen. Blumenkohl in den Topf geben und 9 Minuten köcheln lassen. Mit Mixstab pürieren. Mit Eigelb und Sahne legieren, salzen, würzen und mit Zitronensaft abschmecken. Wer die Crème mit etwas Biss mag, kann vor dem Pürieren eine Handvoll kleiner Röschen beiseitelegen.

i Schon Kleopatra ließ sich die Röschen des Brassica oleracea var. botrytis L. schmecken. Nach Europa brachten Kreuzfahrer den für sie exotischen Blumenkohl im sechsten Jahrhundert. Sein Bruder, der Romanesco, übertrifft seinen Vitamin- und Nährstoffgehalt:

Resteküche de luxe: Essen wegwerfen? Nö!

Ragout vom Sulmtaler Huhn: Statt Innereien wegzuwerfen, lieber Deftiges daraus zaubern. Hühnerherzen schmecken nicht, so wie die Leber, nach Innereien.

Das Gewissen kocht mit

Wer Lebensmittelvernichtung und Verschwendung idiotisch findet, kann mit dem Buch „Nur der Idiot wirft's weg“ dagegen kochen. „Eine gute Küche benötigt drei Zutaten – ein gutes Produkt, eine gute Idee und vor allem Liebe zum Kochen“, so Tom Riederer, der für seine regional inspirierte Küche vielfach ausgezeichnet wurde und mit seinem Kochbuch beweist, wie viel „Lecker“ noch in so manchem Ding steckt.

FOTO: MICHAEL GRIES, P I C H L E R V E R L AG , W I E N

L

aut dem Deutschen UmweltDialog werden 20 Prozent der Lebensmittel in Deutschland weggeworfen. In den USA sind es bis zu 40 Prozent und die Tendenz steigt. Das schmeckt vielen gar nicht, Initiativen, wie „Mundraub“ die online Streuobstwiesen ohne Besitzer verzeichnet, bilden sich, manche „Containern“, steigen also in Müllcontainer von Supermärkten und holen die originalverpackten Lebensmittel und Backwaren zum eigenen Gebrauch heraus und es werden in Europa sogar wieder Kurse in Resteverwertung angeboten.

„Idiotensicher“ nachzukochen

Aus Mangel an Ideen wirft mancher Nahrungsmittel in den Mülleimer die noch einwandfrei sind. Es braucht eben mehr als nur gute Absicht und Umweltbewusstsein, damit aus Lebensmitteln kein Wohlstandsmüll wird. Brauchbare und schmackhafte Rezepte müssen her. Kreativität ist gefragt. Was soll noch aus den paar Haferflocken werden? Dem Rest Brot oder Schrumpeläpfeln? Riederers Buch bietet manche Lösung an.

Zwischen Öko-Innovation und Großmutters Tricks

Eine gute Mahlzeit aus Essensresten zuzubereiten bezieht sich hier nicht nur auf die Verwertung von Resten aus dem Kühlschrank. Innereien, Saurüssel und Geflügelleber vom Schlachter kommen in den Topf. Was Großmütter noch wussten und Riederer wieder hervor holt: ökonomisches Wirtschaften im Haushalt ist nicht nur effektiv, es ist auch lecker. Manche Reste, Innereien und Lebensmittel sind geschmacklich besser als die zwei,

drei Teile vom Tier, die man heute nur noch verwertet. Das Buch ist alltagstauglich und innovativ, so ist es auch gegliedert, statt nach Mahlzeit-Typ, nach Zutaten. (red) Kostprobe aus dem Buch Nur der Idiot wirft‘s weg:

Ragout vom Sulmtaler Huhn

Zutaten: • 500 g Hühnerherzen (oder auch Hühnermägen) • Salz und Pfeffer • Thymian • Öl • 250 ml Wasser • 125 ml Rotwein • etwas Butter • Paprikapulver Zubereitung: Zuerst die Herzen von den Venen trennen, säubern und eventuell halbieren. Die abgetrockneten Herzen mit Salz, Pfeffer und Thymian

würzen und in etwas Öl anbraten. Nach und nach etwas Wasser dazugeben und schmoren lassen, öfter umrühren. Paprikapulver mit etwas Sauce anrühren Und beigeben. Sobald das Wasser etwas eingekocht ist, die Herzen mit Rotwein bedecken und ca. 20 Min. weiterschmoren lassen. Falls die Sauce noch etwas flüssig sein sollte, zum Schluss mit etwas Butter einbinden. Dieses Ragout schmeckt am besten mit Reis oder Nudeln aber auch mit frischem Brot ist es ein wunderbarer Genuss! (red)

i „Nur der Idiot wirft‘s weg!" Von Tom Riederer Pichler Verlag, Wien 2011, geb. mit Schutzumschlag, ISBN: 978-3-85431543-8 24,95 € / 37,90 sFr


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Reise

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Wasserfreuden in der Hohen Tatra ser des Kurortes Szczawnica erkennbar, die auf eine gepflegte Tradition verweisen. Grund dafür war das Heilwasser, das lange Zeit wegen seines extrem hohen Mineralgehalts nur auf ärztliches Rezept hin verkauft und angewendet wurde.

Wohlgefühl in sprudelndem Thermalwasser

Bernd Kregel

F oto s : B e r nd K r e g e l

A Oben: Das DunajecDurchbruchstal in der Hohen Tatra. Unten: Das Wawel, ehemalige Residenz der polnischen Könige in Krakau, dem Zentrum „Kleinpolens“ und Teil des Weltkulturerbes der UNESCO.

lles fließt unentwegt. Der Fluss Dunajec bildet hier keine Ausnahme, obwohl sich ihm unentwegt steile Felswände in den Weg stellen, als wollten sie um jeden Preis sein Weiterfließen verhindern. Hier an der polnisch-slowakischen Grenze, im Pieninen-Gebirge am Rande der Hohen Tatra wird eine Floßfahrt durch eines der abenteuerlichsten Durchbruchstäler in ganz Europa unweigerlich zu einem unbeschreiblichen Erlebnis. Fünf ausgehöhlte Baumstämme bilden ein Floß, das zwei Flößer durch das in weißer Gischt aufschäumende Wildwasser beherzt lenken. Das bedeutet zwölf Kilometer Adrenalin pur. Während der zweistündigen Fahrt bleibt aber auch Zeit zu erfahren, was die Flößer, alteingesessene Angehörige des Volkes der Goralen, über diese wilde Landschaft zu berichten wissen. In ihren engen weißen Trachtenhosen mit bunten Stickereien und einen flachen schwarzen Deckelhut tragend, stehen sie traditionell gekleidet auf dem Floß sicher da.

Die Auferstehung gepflegter Kurtradition

Doch auch die interessanteste und aufregendste Floßfahrt geht einmal zu Ende. Schon werden in der Ferne die Häu-

Wie in Szczawnica sind auch anderswo in der Hohen Tatra die dem Wasser zu verdankenden Freuden wiederentdeckt worden. Mehrere Thermen sind in neuester Zeit förmlich aus dem Boden geschossen, so zum Beispiel die „Terma Bania“ ganz in der Nähe eines der größten Wintersportgebiete im südlichen Polen. Unter einem Öko-Dach aus Gras tummeln sich die Menschen in den wohlig warmen Wasserbecken und lassen ihrer Begeisterung freien Lauf. Noch seien die Bewohner der Region unter sich, erklärt Kinga Cierniak von der Thermenverwaltung bei einem Rundgang. Doch schnell wird sich ihrer Meinung nach herumsprechen, was dieser südpolnische Landstrich zu bieten hat. Auch der Ortsname „Bukowina Tatrzanska“ ist Musik in den Ohren all derer, die sich gern den Badefreuden hingeben. Hier steht das Hotel „Bukovina“ an erster Stelle und verzaubert die Menschen mit Außenbecken und Wellnessanlagen, die jedem Vergleich standhalten. Dazu ein umfassender Saunabereich sowie Massageangebote, die den Badegenuss komplettieren. Hinzu kommt die Gourmetküche des Hauses, hinter deren Türen sich eine der ersten Sterne-Fusionsküchen Polens verbirgt. „Eine Fusion unterschiedlicher Geschmacksrichtungen, ein Mosaik von verschiedenen Stilrichtungen des Kochens sowie – da die Augen ja bekanntlich mitessen – eine Kombination aufeinander abgestimmter Farbkreationen“, wie Hotelfachfrau Anne Gorecka nicht ohne Stolz beteuert.

Die Weichsel als Mutter der polnischen Flüsse

Nicht weit entfernt, im Wander-Eldorado des polnisch-slowakischen Grenzgebietes, entspringt auch die Weichsel, gleichsam die Mutter aller polnischen Flüsse. Zunächst wälzt sie sich relativ bescheiden die Abhänge des Gebirges hinab. Doch mit jedem neuen Zufluss wird sie mächtiger,

bis sie schließlich nach über eintausend Kilometern nahe Danzig in die Ostsee einmündet. Lukasz Krajewski kennt jede ihrer Biegungen, jede Untiefe und natürlich jede Schleuse. Ist er doch der Inhaber einer Firma, die Hausboottouren in allen Größen und Preislagen anbietet. Zum Beispiel von Krakau in östlicher Richtung nach Oświęcim (Auschwitz). Dabei können bis zu sechs Gäste, auch ohne Bootsführerschein, zu einem moderaten Preis eine wunderbare Zeit auf einem Hausboot erleben. Allein die Krakauer Weichselbiegung kurz nach Beginn der Fahrt bietet schon einen reizvollen Anblick, der sicher in Erinnerung bleiben wird. Vorbei geht es an reifen Feldern und dicht gewachsenen Wäldern, an stolzen Kirchen und burgähnlichen Klöstern.

Krakau als Zentrum „Kleinpolens“

Und wer es auf dieser Reise in die Woiwodschaft Malopolska bisher noch nicht geschafft hat, dem Zentrum „Kleinpolens“ einen intensiven Besuch abzustatten, für den wird es nun endgültig Zeit. Hoch ragt der schlossähnliche Wawel über dem Weichselufer empor, wegen seiner historischen Bedeutung als Begräbnisstätte der polnischen Könige der Ehrfurcht gebietendste Ort in ganz Polen. Dazu der von der Weichsel eingerahmte Stadtteil Kazimierz mit seiner jüdischen Tradition, seinen Synagogen sowie der allabendlich zu vernehmenden gefühlvollen Klezmer-Musik. Steven Spielberg nutzte ihn als Drehort für seinen Film „Schindlers Liste“. Das eigentliche Ghetto befand nur einen Steinwurf entfernt auf der anderen Seite der Weichsel in Podgórze. Beide Orte spiegeln das schwierigste Kapitel in der deutsch-polnischen Geschichte wider. Ein prächtiger Marktplatz im Zentrum, zu dem alle Wege immer wieder hinzuführen scheinen und die alles überragende Marienkirche laden zum Verweilen ein. Kleine Restaurants ringsum sowie die schneeweißen Pferdekutschen, die für eine romantische Stadtrundfahrt bereitstehen, vervollständigen das Bild. Kein Zweifel: Polen hat seit seiner Unabhängigkeit vor nunmehr zwei Jahrzehnten auch im Bereich Tourismus Fuß gefasst und ist inzwischen in der Lage, eindrucksvoll seine „Schätze“ den Besuchern zu präsentieren. www.polen.travel, www.visit.malopolska.pl, www.krakow.travel

Vielfalt ist das Schlagwort für die kleinste Region Frankreichs, mit dem sich das touristische Angebot am besten beschreiben lässt. Das Elsass zieht jährlich um die 11,5 Millionen Besucher an. Elke Backert

A

lsacez-vous!“ Keine Angst, im Elsass spricht man nicht nur Französisch, sondern „ auch Deutsch. Aber am liebsten redet man dort Elsässisch, und kaum einer versteht´s. „Alsacezvous!“ „Verelsässern Sie sich!“ ist ein witziger PR-Gag und soll aussagen: Nirgends ist man Frankreich näher. Als direkter Nachbar Deutschlands grenzt das Elsass als einzige Region Frankreichs direkt an den Rhein. Eine abwechslungsreiche Landschaft – das Ried in der elsässischen Ebene, Weinberge, die Vogesen und geschichtsträchtige Orte wie die Maginot-Linie – und ein breites Angebot an Aktivitäten machen das Elsass attraktiv. Die Bewohner des Schwarzwalds und der Pfalz haben den Norddeutschen etwas voraus: Im Nu haben sie die französische Grenze passiert und können sich im Elsass jenseits des Rheins kulinarisch verführen lassen. Allein

der Weine und der Speisen wegen besuchen mehr Deutsche das Elsass als Franzosen, weiß die Statistik. Wen wundert´s, wenn man sich in romantischen Winzerdörfern, mit Blumen umranktem Fachwerk und verwinkelten Gässchen auch noch mit einem Vorrat an Riesling, Silvaner, Muscat, Weißburgunder, Gewürztraminer und Pinot Noir eindecken kann. Oder auch mit dem Sekt in Flaschengärung Crémant d´Alsace oder einem „Quetsch d´Alsace“ und „Marc de Gewurz“. Natürlich nicht ohne die sieben Rebsorten zuvor zu verkosten. Zur Weinprobe wird „gâteau salé“, der Gugelhupf mit Nüssen und Speck, gereicht. Sogar auf 700 bis 1.300 Meter Höhe laden Bergbauerngasthöfe Wanderer und Ausflügler zur Rast ein. Für wenige Euro bieten sie eine Spezialität, die sich keiner entgehen lassen sollte, „Repas marcaire“ genannt, Melkermahlzeit. Als erster Gang wird die Fleischpastete „Tourte de la vallée“ serviert. Der zweite Gang besteht aus „Roigebrageli“, das ist Kasseler und eine unvergleichliche Kartoffelraffinesse. Das Rezept: Man lässt Kartoffeln mit Zwiebeln, viel Butter und etwas Speck drei Stunden lang köcheln. Dazu gibt es Salat. Als Dessert mundet „Siaskas“, frisch geschnittener Münsterkäse mit Zucker, Kirschwasser und Sahne. Womit wir beim berühmten Münsterkäse sind, „Le Munster“. Käseliebhaber können gern beim Käsen zuschauen, etwa im „Haus des Käses“ im Münstertaler Guns-

Im Benz von 1898 fuhr der Fahrer mit großer Brille, Staubmaske, Ledermütze, Schal und pelzgefüttertem Mantel, um sich vor Wind Ottrott, ein „village fleuri“, eines von unzähligen Blumendörfern im Elsass. und Wetter zu schützen.

bach. Im Stall stehen sogar die weißschwarzen Vogesen-Kühe, die die Milch für den kleinen runden Stinker geben. In der „Stub“ darf man den Käse verkosten. Gertwiller, um 1900 ein 800-Seelen-Dorf am Fuße des Mont SaintOdile, galt damals als „Hauptstadt des Lebkuchens“. Neun Betriebe stellten hier das „pain d´épices“ her, das –„Gewürzbrot“. Heute sind es nur noch zwei. In der 1789 gegründeten Firma LIPS werden in Handarbeit Lebkuchen, Honigkuchen und Pfefferkuchen hergestellt. Ein Lebkuchen-Museum zeigt über 10.000 liebevoll gesammelte Stücke. Bis 1962 war Klingenthal unweit von Obernai das deutsche Solingen. Sogar die Arbeiter wurden von Solingen geholt. Ab 1730 trugen die Hieb- und Stichwaffen, die hier gefertigt wurden, die Signatur „Manufacture Royale d´Alsace“, später den Namen Klingenthal. Ab

1814/15 werden nur noch Werkzeuge hergestellt, Messer, Sensen, Sicheln und Sägen. Die ehemalige „Manufaktur von Hieb- und Stichwaffen“ blieb als Museum erhalten und stellt z. B. den ersten kugelsicheren Brustpanzer aus dem Jahre 1825 aus. „Nach des Tages Schweiß / den kühlen Trank ich preis“, liest man auf einem riesigen Bierkelch im Museum der Brauerei Kronenbourg in Straßburg, die das beliebteste Gebräu der Franzosen heute in Obernai herstellt. Verkostung diverser Biere inklusive. Verkosten darf man auch Senf und Meerrettich, und zwar in Mietesheim im Nordelsass. Die Firma Raifalsa ist bis heute die einzige Firma in ganz Frankreich, die Produkte aus Meerrettich herstellt. Jedes Jahr von Juni bis Anfang Oktober veranstaltet der süd-elsässische Parc de Wesserling das

„Internationale Festival der Mischgärten“, ein ungewöhnliches Kunstspektakel. Als größte Gartenanlage des Elsass steht der seit 1699 existierende Park, westlich von Mulhouse, unter Denkmalschutz. Im Park befand sich die ehemalige Königliche Textilmanufaktur, in der heute ein Textilmuseum mit farbenfrohen Ausstellungen die lange Geschichte des Stoffdrucks veranschaulicht, die das Leben der Menschen eines ganzen Tals geprägt hat. Mulhouse, wegen der Textilmanufaktur auch das Manchester Ostfrankreichs genannt, wartet aber auch mit weiteren Sehenswürdigkeiten auf. Da ist zum einen das Museum EDF Electropolis, das zu einer Reise durch die Geschichte der Elektrizität einlädt. Spielerisch kann man erleben, wie Elektrizität funktioniert, zum Beispiel im Faraday’schen Käfig.

Gleich gegenüber ist das Cité du train, das größte Eisenbahnmuseum Europas. Wirklich grandios ist jedoch das Automobilmuseum, die Collection Schlumpf. Die Cité de l´Automobil, vom gebürtigen Italiener und leidenschaftlichen Sammler Fritz Schlumpf geschaffen, ist das größte Automuseum der Welt. Auf über 25.000 Quadratmetern faszinieren 400 historische Modelle, Luxus- und Rennwagen. 98 verschiedene Marken, unter ihnen der berühmte Bugatti Royal, erzählen die Geschichte des Fahrzeugs und machen sie im Simulator erfahrbar. Seit Juli 2011 können Besucher die Oldtimer auch in voller Fahrt genießen – auf einer Rennbahn im Außenbereich. Info: www.tourisme-alsace.com/de und www.franceguide.com/elsass

F oto s : E l k e B a c k e r t

Nirgends ist man Frankreich näher


AUTO

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Der neue 911 Carrera – Porsche

Der Inbegriff des deutschen Sportwagens wird sparsamer, stärker, etwas größer und bleibt sich selbst treu. Detlef Kossakowski

F O T O : P O R S C H E AG

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Vielleicht bringt ihn der Weihnachtsmann? bares Detail. Porschetypisch wird weiterhin links vom Lenkrad gestartet. Der Blick auf das Cockpit zeigt fünf Rundinstrumente. Rechts vom mittig gelegenen Drehzahlmesser schließt ein Multifunktionsdisplay an. Mit gestalterischen Anleihen beim Carrera GT – aber ansteigend – präsentiert sich die Mittelkonsole. Der Schalthebel wechselt dadurch auf eine höhere Position neben dem Lenkrad. Das Interieur-Design lehnt sich insgesamt an die großen Brüder Cayenne und Panamera an und bietet so luxuriöse Ausstattungsextras wie die adaptiven Sportsitze mit elektrischer 18-Wege-Einstel-

Am 3. Dezember steht der neue Neunelfer beim Händler.

lung, Memory-Funktion und Lederausstattung sowie eine HiFi-Anlage von Burmester.

ter (Carrera S)-Aggregats mit 350 oder 400 PS produziert. Das Maximum sind 302 Kilometer pro Stunde Spitzengeschwindigkeit und eine Beschleunigung von 0 auf 100 in 4,1 Sekunden (Sport Plus Modus im Sport Chrono Paket). Geschaltet wird wahlweise mit dem neuen Sieben-Gang-Getriebe oder per siebenstufiger Porsche-Doppelkupplung. Für mehr Kontrolle und Querdynamik empfiehlt Porsche die neue WankStabilisierung und die Keramikbremsanlage. Neben Schaltwippen und Gaspedal drückt man aktu-

Das Elfer-Cockpit mit fünf Rundinstrumenten – rechts die neu gestaltete Konsole. Aber selbst eine Burmester bleibt doch nur musikalische Untermalung und Hintergrundgeräusch für den sonoren Sound eines 6 Zylinder Boxer-Motors von Porsche, der zeitgleich für den Andruck – die zweite Dimension des SportwagenFeelings – sorgt. Dieser wird in den Brennkammern des 3,4 bzw. 3,8 Li-

F O T O : T P O R S C H E AG

ehn Tage stand er blau auf der IAA; und das nicht etwa, weil er besonders durstig ist. Ganz im Gegenteil. Er genehmigt sich 14 Prozent weniger Treibstoff als das Vorgängermodell von 2004. Gemeint ist der neue in aquablaumetallic lackierte Elfer (genauer der 911) von Porsche. Er steht breiter auf der Vorderachse (65 Millimeter), die Frontscheibe steigt flacher an und ist stärker gewölbt als es beim Vorgängermodell, dem 997, der Fall war. Gemeinsam mit einer leichten Reduktion in der Höhe (11 Millimeter) und dem längeren Radstand (56 Millimeter) scheint sich der neue 911 noch flacher und satter dem Untergrund anzuschmiegen. Der Rückspiegel wanderte vom Fensterdreieck auf den Türrücken – also dorthin, wo er beim Sportwagen sein soll. Schmaler gezeichnete Rückleuchten und eine das gesamte Heck horizontal umlaufende Kante zieren die Rückansicht; der breitere Spoiler fährt jetzt variabel aus. Für etwas Überraschung sorgt die Hutze, unter der bis dato ein Blick in den Motorraum geworfen werden konnte. Hier erwarten die neugierigen Blicke lediglich zwei Lüfter – ein für viele sicher verzicht-

ell bei Porsche auch ganz stark das Gewicht und den Verbrauch. So kann es bei entspannter Fahrweise zu Verbrauchswerten von unter zehn Litern kommen. Hier sollen Bremsenergierückgewinnung, Aluminium-StahlKarosserie, Start-Stopp-Automatik und der Segel-Modus für Verbrauchswerte von um die neun Liter und CO2-Emissionswerte von weniger als 200 Gramm pro Kilometer sorgen. Seit September kann der neue Elfer geordert werden. Zu den Händlern rollt er aber erst ab dem 3. Dezember. Für die Basisversion des Carrera 911 werden von Porsche 88.037 Euro und für den Carrera 911S 102.436 Euro aufgelistet.

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LERNEN

The Epoch Times Deutschland / 5. Oktober - 18. Oktober 2011 / Nr. 291

Die Rätsel der chinesischen Schriftzeichen Viele chinesische Schriftzeichen haben tiefgehende historische und philosophische Hintergründe. Einige ihrer Rätsel werden hier entziffert.

一 (Yi) – Eins, das Erste, das Ganze

V

黨 (Dang) – Partei, Klüngel, Bündel 黨

(dang) ist ein Schriftzeichen, das viele negative die Chinesen Verbranntes. Das bezeugt auch die unBedeutungskomponenten beinhaltet. tere Hälfte von 灬, das das Feuer symbolisiert. Ursprünglich leitet sich dieses Zeichen Vieles was man verbrennt, färbt sich im Feuer von dem Schriftzeichen 不鲜 (buxian) ab. Das 鲜 schwarz. Auch die Asche von geliebten Men(xian) setzt sich aus den Ideogrammen 鱼 (yu) schen ist grau-schwarz. Schwarz ist nicht zuletzt deshalb so unund 羊 (yang) zusammen, wobei 鱼 das chinesische Schriftzeichen für Fisch und 羊 das Schriftbeliebt, weil es in China oft mit Schlechtem in zeichen für Schaf ist. 不 (bu) wiederum stellt im Verbindung gebracht wird. Die negative EinChinesischen die Verneinungsform dar. 不鲜 besagt stellung der Chinesen zur Farbe Schwarz kommt somit, dass etwas weder Fisch noch Schaf ist. auch daher, dass man früher nur Schlechtes verSowohl Fische als auch Schafe haben starke Eigenbrannte, das in der Folge Schwarz wurde. Aus der Zugerüche, ihr Verwesungsgestank ist zudem kaum aussammensetzung von 尚黑 (Schwarz fördern) hat das zuhalten. Wenn etwas weder Fisch noch Schaf ist, dann Zeichen 黨 auch eine negative Bedeutung. In der langen heißt das im übertragenen Sinne, dass etwas nicht Geschichte Chinas stand die Partei unter mehr frisch ist. 黨 setzt sich aus IdeogramVerruf. Konfuzius sagte: „Ich habe gehört, men 尚 (shang) und 黑 (hei). 尚 bedeutet dass kein edler Mensch in eine Partei einfördern. 黑 steht für die Farbe Schwarz. tritt.“ In seinem Meisterwerk „Lun Yu“ In China ist die Farbe Schwarz sehr unerklärte er: „Um sich gegenseitig bei der beliebt. Zudem wird auch in China Schwarz Vertuschung von Untaten zu helfen, bilals Trauerfarbe gesehen. Mit Schwarz verbinden 家 (Dang) – Partei, Klügel, Bündel. det man eine Partei“. (red)

FOTO: THE EPOCH TIMES

on den zigtausend komplizierten chinesischen Schriftzeichen ist det man bisweilen immer noch Anzeichen dieser Teilung: So sieht man 一 (yi) das einfachste und auch das erste Schriftzeichen, das chi- auf einem weitläufigen Feld die klare Trennung zwischen dem Himmel nesische Kinder lernen. Den meisten ist 一 als Symbol für die Zahl und der Erde im Horizont. „eins“ am geläufigsten. Wenigen ist dagegen die tiefgründige PhilosoGemäß den Lehren des Laotse darf sich der Mensch nicht entfernen vom phie bewusst, die sich hinter diesem einfachsten Schriftzeichen verbirgt. Tao, von dem Einen, dem Ursprung seines Seins. Die Konsequenz sei die 一 symbolisiert die chinesische Weltanschauung von der Erschaffung Zerstörung und Vernichtung der eigenen Existenz. Denn der Tao wird als die des Universums. Der Mythologie zufolge gab es vor dem Entstehen der Quelle gesehen, aus der das ganze Universum hervorgeht. Für den Menschen Welt nur eine unfassbare, gestaltlose Masse. Diese und die Gesellschaft Masse zersprang in einzelne Teile, aus bedeute dies denen sich wiederum verschiedene bestrebt zu Arten von Materie herausbildeten. sein, sich In der taoistischen Lehre ist eine ähndem Tao 一 (Yi) – Eins, das Erste, das Ganze. liche Erklärung für die Entstehung anzunähern, des Kosmos zu finden. Nach den Lehindem man die ren des Laotse ist alles Leben aus dem Einen entstanden, denn bevor es Wahrhaftigkeit im täglichen Leben umsetzt, konYin (das Weibliche) und Yang (das Männliche) gab, durch dessen Harmo- kret also Wahres zu sagen, Wahres zu tun. So wird nie alles Leben geboren wurde, existierte nur das Eine, das Ganze - der man zum Ursprung und zum Wahren zuTao als Urkraft. Bei der Teilung in Yin und Yang sei schließlich die leich- rück kehren und schliesslich ein „Wahrer te Energie aufgestiegen und die schwere abgesunken. In der Natur fin- Mensch“ werden. (red)

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LEICHT

BILD DER WOCHE SCHWER

SCHWER

Wer möchte nicht einmal abtauchen aus hektischem Alltag? Die Enten in New Yorks Central Park können dabei auch noch auf Futter hoffen. Menschliche Abtaucher kommen durch Hunger, Durst und Geldmangel schnell wieder an die Oberfläche, aber wenn alles gut ging, dann sind sie innerlich mit Gelassenheit gefüllt.

LÖSUNGEN LEICHT

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Abtauchen


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