The Epoch Times Deutschland 15-06-2011

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epochtimes.de

Restrisiko: Was tun im atomaren Ernstfall? Seite 3

Spaltet Libyen Die NATO? Seite 7

15. Juni - 5. Juli 2011 / Nr. 284 / 7. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

„Mich rührt Fairness“, sagte Dieter Hildebrandt Seite 12

Erster bewohnbarer Exoplanet bestätigt Seite 10

Sommerfreuden: Sonne, Wind und Wellen

„Die Märkte gehören denen, die sie sehen“, sagt Prof. Dr. Claudia Kemfert, Wirtschaftsexpertin auf den Gebieten Energieforschung und Klimaschutz vom DIW.

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„Pracht und Glanz der Höfe Europas“. Das Grimaldi-Forum in Monaco feiert die Fürstenhochzeit museal. Mit Schätzen aus vier Jahrhunderten und zwanzig Königshäusern.

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Die Technologie der großen Pyramiden. Unser Autor Leonardo Vintiñi gräbt wieder einmal in alten Urkunden und neuesten Forschungen nach der Lösung uralter Rätsel.

F O T O : M AT T C A R DY/G E T T Y I M AG E S

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Nach den Katastrophenmeldungen der letzten Wochen, von Fukushima über die verkeimten Sprossen bis zu den Sorgen um das liebe Geld, den Euro. Wer möchte da nicht einmal wieder Sonne, Wind und Wellen pur genießen, ohne an die Umwandlung in elektrische Energie zu denken. Dafür gibt es aber einen Bericht auf Seite 3 über die Intersolar Europa in München.

Gesellschaftstabu: Gewalt gegen alte Menschen Für alles und jeden werden Menschenrechte gefordert: für China, für Afrika, für Libyen und Guantanamo. Das ist eine gute Sache – weit, weit weg. Direkt nebenan aber, wo alte Menschen gepflegt werden, da wird geschlagen, missachtet, Verständnis und Zuwendung verweigert.

Modell wird auch im ländlichen Raum immer seltener. Meist ist die Situation so, dass Junge die Alten pflegen. Und oft ist es so, dass jeder in dieser Situation überfordert ist: die Jungen mit der Mehrbelastung und einem Mangel an Verständnis oder Zeit und die Gepflegten mit ihren Schmerzen, ihren Wünschen nach Zuwendung und Respekt und ihrer Einsamkeit. In der heutigen Zeit des moralischen und familiären Niedergangs führt dieses Ungleichgewicht des Haben-Wollens und Geben-Könnens in Verbindung mit fehlender Toleranz und LieSonja Flesch-Reiss be füreinander allzu oft zu ungewollter Gewalt. Gefühle von Hilflosigkeit und Scham für Kontrollverluste in der Pflegesituation er setzt sich für Men- quälen sowohl die Pflegenden als schenrechte ein beim auch die Gepflegten. Über all dieNachbarn, wenn per- ser Not liegt häufig ein Schleier sönliche Hilfe gefragt ist? des Schweigens, es ist ein TabuWir alle werden einmal alt. thema. Es geht auch gar nicht um die Wenn wir jung sind, wollen wir nichts darüber wissen. Wenn Theorie; theoretisch gibt es das alwir altern, beginnen wir uns zu les nicht – es geht um Lösungen fürchten oder zu flüchten in Er- direkt vor Ort. Es geht auch nicht innerungen und Vergessen. In um Schuld, wie oft ist der Täter intakten Mehr-Generationen-Fa- oder die Täterin ebenfalls Opfer milien gibt es Brücken, wo Jung durch Überforderung – aus Angst und Alt einander ergänzen und und Sprachlosigkeit. Bei Pflegesisich fördern in gegenseitigem Re- tuationen innerhalb der Familie spekt und Verantwortung. Dieses sind oft unbewältigte Situationen aus der Vergangenheit vorrangig, es kommt ganz darauf an, welche Beziehung schon zuvor bestanden hat. Doch auch der liebevollste Pflegende kommt an seine Grenzen, wenn Geduld in Gereiztheit umschlägt und Liebe in Hilflosigkeit oder Verzweiflung, während die gepflegte Person mit Fremdbestimmung und der Idee Die nächste Ausgabe erscheint am 6. Juli. von Endstation und der Endlich-

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keit ihres Lebens konfrontiert ist. In Pflegeeinrichtungen ist die Situation nicht besser. Personalmangel, schlechte Bezahlung, Überstunden, fehlende oder schlechte Ausbildung führen auch zu einer schon im System verwurzelten Überforderung der Pflegekräfte. Dazu kommt der unvermeidbare Körperkontakt mit hilflosen seelisch Fremden – oft ohne Lebensinhalt. Je nach psychologischer Disposition und Umgebung verstärkt das bestehende Übergriffe bis hin zur Grausamkeit. Und immer wird alles vertuscht.

Handeln statt Misshandeln

Zum sechsten Mal findet am 15. Juni der „Welttag gegen Misshandlung alter Menschen“ statt. Die Initiativen gegen Gewalt im Alter, „HsM – Handeln statt Misshandeln“ in Bonn, Frankfurt a.M., Siegen und das Sorgentelefon „Pflege in Not“ der Diakonie Berlin-Stadtmitte fordern angesichts der wachsenden Zahl alter Menschen in unserer alternden Gesellschaft, solchen Missständen und Diskriminierungen ein Ende zu setzen. Mehr Wissen und Aufklärung von Pflegepersonal, Hausärzten und betreuenden Personen tun Not. Deshalb bieten die Initiativen Informationsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Fortbildungen an. Das Sorgentelefon bietet nicht nur alten Menschen bei Gewalterfahrungen Ansprechpartner, Unterstützung und Hilfe an, sondern will auch gerade für diejenigen Hilfestellung bieten, die aus eigener Überforderung, Hilflosigkeit und fehlendem Wissen um Alternativen Gewalt anwenden.

Thai Street Food „In der Thai-Küche ist es wichtig, die richtige Balance zwischen den fünf Grundgeschmacksrichtungen zu finden: süß, sauer, salzig, bitter und scharf.“ Eine kulinarische Reise mit Tom Vandenberghe.

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BEWUSSTSEIN WECKEN – SENSIBILISIEREN – INFORMIEREN Welt-Tag gegen Diskriminierung und Misshandlung alter Menschen am 15. Juni 2011. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Krisenberatungs- und Beschwerdestellen für alte Menschen in Deutschland fordert zum diesjährigen 6. „World Elder Abuse Awareness Day“: 1. Keine Toleranz von Gewalt gegen alte Menschen in keiner Situation und zu keiner Zeit! 2. Schaffung von Krisen- und Notrufberatungsstellen für alte Menschen in jedem Bundesland! 3. Intensive Förderung der Wissensvermittlung über Gewalt gegen alte Menschen für Ärzte! 4. Deeskalationstraining für die pflegenden Berufe! 5. Förderung von Präventionsprojekten! 6. Schaffung einer Lehr-, Forschungs- und Dokumentationseinrichtung zur Problematik von Gewalt gegen alte Menschen für Deutschland! 7. Verbreitung und Einhaltung der Charta der Rechte für hilfs- und pflegebedürftige Menschen!

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Tel: 030 69 59 89 89 Fax: 030 69 59 88 96 E-Mail: pflege-in-not@ diakonie-stadtmitte.de


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Deutschland

The Epoch Times Deutschland / 15. Juni - 5. Juli 2011 / Nr. 284

Vom inneren Frieden zum äußeren Frieden

Renate Lilge-Stodieck

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ie Vielfalt feiern und das Leben bereichern, damit soll ein sommerliches Fest am 2. und 3. Juli im und um das Berliner Olympiastadion herum die Besucher zum inneren und äußeren Frieden animieren. Lachend, oder lächelnd, so sieht Sri Sri Ravi Shankar, der 56-jährige Gründer der Art of Living Foundation, seine Friedensaktivisten am liebsten. Denn wer lächelt, tief atmet und in Yoga-Meditation versinken kann, der wird keinen Stress empfinden und keine Kriege anzetteln. Vor 30 Jahren schon rief er seine die Lebenskunst bejahende Gesellschaft ins Leben. Nun wurde das Areal um das Berliner Olympiastadion als Festwiese ausgewählt für Pavillons der Kontinente, die das kulturelle Erbe Afrikas, des asiatisch-pazifischen Raumes, Amerikas und Europas interaktiv

repräsentieren sollen. Daneben entsteht der größte Yoga-Park Europas. Keine schlechte Wahl, ist doch Berlin seit dem Fall der Mauer nicht nur ein Symbol für friedlichen Wandel und Umgang miteinander, sondern auch so multikulturell, wie dieses Treffen mit mehr als 70.000 Besuchern aus über 150 Ländern sein soll. Am Samstag, den 2. Juli, gibt es nach den internationalen kulturellen Begegnungen des Tages am Abend eine große Feier im Olympiastadion mit Tanzvorführungen und Musik, Gesprächen und Meditation. Dort spielt ein großes Gitarrenensemble für den Frieden mit 2.000 Gitarristen – allein dreißig Pianos stehen auf einer Bühne – und 3.000 deutsche Sänger singen zusammen das bekannte Lied aus Beethovens neunter Sinfonie: „Freude schöner Götterfunken“, das im Zuge des Falls der Mauer schon fast zum Volkslied mutierte. Sri Sri Ravi Shankar, nicht zu

Lachen für den Frieden, so sieht Sri Sri Ravi Shankar, Gründer der Art of Living Foundation, seine Friedensaktivisten am liebsten.

Foto: The Epoch Times

„Der schönste Luxus ist für mich, wenn Menschen lachen“, sagte uns Sri Sri Ravi Shankar kürzlich bei seinem Besuch in Berlin.

verwechseln mit dem indischen Musiker und Sitarspieler Ravi Shankar, wird eine große Friedensmeditation leiten. Was er tut und wie er es tut, das erklärte er uns bei einem Treffen in Berlin. Meditation und Musik, Atemübungen und Lächeln – das sind seine gar nicht so geheimnisvollen Rezepte, mit denen er seit

Wo ist Ai Weiwei

Foto: Qin Huang / The Epoch Times

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Hauptkurator Ulrich Wilmes neben den Portraits von Ai Weiwei, den man in China „verschwinden gelassen“ hat. Es war einerseits die persönliche Beziehung, die uns mit Ai Weiwei verbindet, die uns bewogen hat, solch eine Aktion zu machen. Auf der anderen Seite können wir auch nicht akzeptieren, dass so etwas geschieht. Bei allem Respekt vor dem chinesischen Staat – aber wir können natürlich nicht akzeptieren – und ich denke jeder freiheitlich denkende Mensch kann das genauso wenig –, dass der Bürger eines Landes sozusagen in Gewahrsam genommen wird und dann verschwindet, ohne dass es eine Information gibt, was mit ihm gemacht wird. Lange Zeit wusste man ja auch nicht, was ihm vorgeworfen wird und wir wollten auch deshalb ganz bewusst keine laute Protestaktion ins Leben rufen. Diese Aufkleber, die da jetzt drauf

Gefragt nach seinen Intentionen bei den unzähligen Begegnungen und konkreten Projekten, die er in aller Welt angeregt und angeschoben hat, antwortet er: „Ich habe keine Intentionen, die Menschen würden merken, wenn ich Absichten habe. Nur wenn es direkt vom Herzen kommt, haben Menschen, die Vorurteile oder Aggressionen

Chinas „Stasi“ agiert in Deutschland

An den hohen Säulen vor dem Haus der Kunst in München hängen in den Gehweg hineinragend große rote Plakate mit einem witzigen Portrait von Ai Weiwei, dem berühmten chinesischen Künstler. er chinesische Künstler Ai Weiwei, mit dem das Haus der Kunst 2009/10 die Ausstellung „so sorry“ realisierte, wurde am 3. April 2011 in China verhaftet. Die Bilder an den Säulen wurden inzwischen von Unbekannten zusätzlich bemalt mit den einzelnen Worten: WO IST WEI? Wir sprachen mit Dr. Ulrich Wilmes, dem Hauptkurator im Haus der Kunst. Epoch Times: Herr Dr. Wilmes, können Sie uns Ihre Motive für diese Aktion beschreiben? Ulrich Wilmes: Wir wollten mit dieser Aktion unsere Verbundenheit mit Ai Weiwei zum Ausdruck bringen, weil wir durch die Ausstellung natürlich eine enge Beziehung zu ihm entwickelt haben. Wir waren alle sehr betroffen von der Nachricht, dass er festgesetzt worden ist und sind sehr besorgt um sein Schicksal. Keiner von uns weiß, wo er ist und wie es ihm geht und was er tut. Er hatte zwar Besuch, wie man hörte, von seiner Frau, aber wir wissen nichts Genaues und die Sorge ist natürlich da.

dreißig Jahren denen, die ihm begegnen, ein Lächeln auf’s Gesicht zaubern möchte. Ein Lächeln, das dem friedlichen Miteinander dient, Stress abbaut und ein Gefühl von Glück entstehen lässt. „Wenn man glücklich ist, dann möchte man das mit anderen teilen, je mehr man davon weitergibt, desto mehr hat man selbst.“

haben, eine Chance, etwas zu erkennen.“ Die Liste seiner humanitären Arbeit, die sich in Anregungen, Initialzündungen und Ermutigungen ausdrückt, die begleitet wird von Workshops, Konferenzen, Networking, ist beeindruckend. Yoga spielt eine zentrale Rolle ebenso wie der interkulturelle Dialog und die Botschaft von guter Gesundheit, Harmonie und Freude an der Verschiedenartigkeit. „Nein“, sagte er zu uns, er habe „keine Bedenken, wenn die Meditation und das Atmen in die Luxuskategorie von Wellness“ führen würden. „Wer meditiert, wird seine Spannungen loslassen, was ist schlecht daran?“ Mit der Living Foundation hat Sri Sri Ravi Shankar das Ziel, die Welt zu einem stressfreien und gewaltfreien Ort zu machen. Durch die Belebung des alten indischen Ideals, der Weltfamilie (Vasudhaiva Kutumbakam), ist er bestrebt, religiöse, soziale, ideologische und wirtschaftliche Kluften in der Gesellschaft zu überbrücken. Das beginnt mit dem Landschulbau in Indien, führt über die Yoga-Seminare für Führungskräfte und endet noch längst nicht bei den Traumatisierten im Irak, in Libyen oder in Fukushima. Aber im Juli wird gemeinsam gefeiert im und um das Berliner Olympiastadion.

sind, stammen nicht von uns, die sind von einer anderen Initiative draufgeklebt worden. Wir wollten mit einer ruhigen Aktion das Bild Ai Weiweis und damit auch sein Schicksal und das ganze Thema einfach in der Öffentlichkeit in der Diskussion halten. Epoch Times: Kennen Sie Ai Weiwei persönlich? Wilmes: Ich habe ihn kennengelernt als einen äußerst warmherzigen Menschen, einen sehr sympathischen Menschen, der sehr genau arbeitet, sehr präzise arbeitet und mit seiner Kunst einen ganz, ganz hohen Anspruch hat. Sein Beruf als Künstler und seine Arbeit als Aktivist – die sind einfach so verschmolzen, dass sich das nicht trennen lässt. Epoch Times: Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Qin Huang.

Im Prozess gegen den 55-jährigen chinesischen Arzt John Zhou, der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, kam es am 8. Juni vor dem Oberlandesgericht Celle, Niedersachsen, zu einem Urteilsspruch wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit.

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r. med. John Zhou hatte zu Beginn des Prozesses Ende Mai 2011 – wir berichteten darüber – in einer vor Gericht verlesenen Erklärung gestanden, dass er E-Mail-Nachrichten und Adressen der deutschen Gruppe von Falun GongPraktizierenden, zu der er selbst gehört hatte, an einen hohen Beamten des Geheimdienstbüros 610 in China übermittelt habe sowie Hunderte von Seiten schriftlicher Berichte über Falun Gong. Dazu muss man wissen, dass die Staatsanwaltschaft schon in ihrer Anklageschrift bei der Eröffnung des Verfahrens den deutschen Verfassungsschutz zitiert hatte: „Die chinesische Regierung diffamiert die als größte Gefahren für die eigene Macht bewerteten Personengruppen als sogenannte ‚Fünf Gifte‘. Sie bekämpft diese nicht nur in der Heimat, sondern späht auch die in Deutschland le-

Impressum Chefredakteurin Renate Lilge-Stodieck Art Direction Szilvia Akbar, Mihai Bejan (Beratung) Verantwortliche redakteure Renate Lilge-Stodieck (Deutschland), Sebastian Menke (International), Detlef Kossakowski (Wissen), Caroline Chen (Kultur und Unterhaltung), Anke Wang (The Epoch Life) Layout Iris Lindenmaier, Johanna Loebig-Winnefeld, Dima Suchin redaktionelle Übersetzer Eckehard Kunkel, Franz Vogel, Eyline Martini Verlag und redaktion Epoch Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin, Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684, E-Mail: Chefredaktion@EpochTimes.de

Geschäftsführung Manyan Ng, Zhihong Zheng Anzeigen +49(0)30/26 39 5314 (Berlin Zentral) e-mail Anzeigen@EpochTimes.de Abo-Bestellung Barbara Giesenkirchen, Breslauer Str. 11, D-31275 Lehrte, Tel./Fax: +49(0)30/36434994, E-Mail: Abo@EpochTimes.de Druck BVZ Berliner Zeitungsdruck, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin

benden Anhänger aus. Es zählen Uiguren und Tibeter sowie die Angehörigen der Meditationsbewegung Falun Gong ... auch Mitglieder der Demokratiebewegung und Befürworter einer Eigenstaatlichkeit Taiwans als Staatsfeinde.“

Die Bewertung

Die Staatsanwaltschaft wies darauf hin, dass der Angeklagte trotz seiner behaupteten altruistischen Motive durchaus auch eigene Motive verfolgt habe, wie die Erlangung eines Visums für China, was ihm als Falun Gong-Praktizierendem verwehrt worden war. Er hatte nämlich behauptet, dass die von ihm weitergegebenen Informationen ganz uneigennützig den chinesischen Kommunisten klarmachen sollten, dass „die blutige Niederschlagung von Falun Gong ein Fehler war“ und dass er, John Zhou, mit seinen „Informationen“ zu einem Ende der Verfolgung beitragen wollte. Angesichts der Dauer und der Intensität der geheimdienstlichen Agententätigkeit sprach die Staatsanwaltschaft jedoch von einer „eigentümlichen Anmutung einer sich selbst überschätzenden und realitätsfernen Wahrnehmung“ des Angeklagten, die etwas „absurd“ erschiene. Rechtsanwalt Otto Schily folgte in seinem Plädoyer derselben Linie und hob besonders die schwierige Kindheit seines Mandanten in der kommunistischen Kulturrevolution hervor, aber auch seine Integration in Deutschland.

Das Urteil

„Der Angeklagte wird der geheimdienstlichen Agententätigkeit für schuldig gesprochen. Er wird deshalb verwarnt. Die Verhängung einer Geldstrafe in Höhe von 180 Tagessätzen zu je 150 Euro bleibt vorbehalten. Der Angeklagte trägt die Kosten des Verfahrens. Daneben wurde ein Bewährungsbeschluss erlassen. Die Bewährungszeit wurde auf zwei Jahre festgelegt. Als Bewährungsauflage muss der Angeklagte einen Betrag in Höhe von 15.000 Euro an amnesty international zahlen.“

Stellungnahme vom Deutschen Falun Dafa Verein

ManYan Ng, der Vorsitzende des Deutschen Falun Dafa Vereins e.V., gab gegenüber der Epoch Times folgende Stellungnahme ab: „Vom Verein der Falun Gong-Praktizierenden aus gesehen ist es gut, dass die deutschen Behörden gegen den Spion vorgegangen sind. Sie fanden den Beweis, dass die KP Chinas Falun Gong auch im Ausland verfolgt. Ich befürchte, dass John Zhou nicht der einzige Spion ist.“ „Was mich traurig macht, ist die naheliegende Vermutung, dass seine Weitergabe von Namen und Informationen an die chinesische „Stasi“ zu noch gezielterer Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden in China geführt haben kann, vielleicht auch zu ihrem Tod. Auch wenn er das nicht wollte und wenn man das von Deutschland aus nicht beweisen kann.“ (rls)


Deutschland

The Epoch Times Deutschland / 15. Juni - 5. Juli 2011 / Nr. 284

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Schon einmal hat Deutschland eine Zeit der Wende erlebt nach dem Fall der Mauer 1989. Gut 20 Jahre später belebt die Energiewende die Kreativen und die Wirtschaft.

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as Interesse an der weltweit größten Fachmesse der Solarwirtschaft, der Intersolar Europe, war groß. Sie schloss am 10. Juni in München mit einem neuen Aussteller- und Besucherrekord ihre Pforten. Rund 77.000 Besucher und 2.280 Aussteller trafen sich auf der Fachmesse. Wir sprachen mit Markus Elsässer, Geschäftsführer der Solar Promotion GmbH, Pforzheim, einem der Veranstalter der Intersolar Europe. Epoch Times: Herr Elsässer, was ist der Schwerpunkt der Intersolar Europe 2011? Markus Elsässer: Also wir haben in diesem Jahr einen ganz besonderen Schwerpunkt auf dem Thema der Netzintegration und Speicherung der Photovoltaik, weil wir ja speziell in Deutschland ein sehr, sehr starkes Wachstum in der Installation von Photovoltaikanlagen hatten und dementsprechend auch der Anteil an produziertem Solarstrom ständig steigt. Es ist jetzt zunehmend wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, wie der Strom in das Netz integriert wird und wie der Strom auch in die Zeit transportiert werden kann, wenn man Bedarf hat, aber die Sonne nicht mehr scheint. Epoch Times: Welche Rolle spielt Intersolar Europe für die Welt? Elsässer: Intersolar Europe ist die mit Abstand weltgrößte Messe für Solartechnik mit jetzt 168.000 m² und 2.280 Ausstellern. Also es ist nicht nur die größte Messe der Branche, es ist auch die internationalste Messe der Branche. Epoch Times: Welche Neuerungen gibt es auf der Intersolar Europe 2011 im Vergleich zu 2010? Elsässer: Wir haben sehr viele

Firmen, die in diesem Jahr zum ersten Mal Speichersysteme gezeigt haben. Das ist eine ganz wichtige Entwicklung, weil in Ländern, wo wir sehr hohe Zahlen an Solarstrominstallationen haben, es zunehmend darauf ankommt, dass diese Lösungen von der Industrie auch entwickelt werden und da gab es sehr viel Neues zu sehen. Wir haben aber auch neue Solarzellen mit höheren Wirkungsgraden gesehen. Wir haben neue Montagelösungen gesehen, die weniger Gewicht haben, die weniger Material brauchen. Epoch Times: Sollte der private Haushalt mehr in Solartechnologie investieren? Elsässer: Ja, wir haben in Deutschland im letzten Jahr Investitionen gehabt von etwa 19 Milliarden Euro in Solaranlagen, die hier in Deutschland installiert wurden, die hier ans Netz gegangen sind. Das ist mehr als eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr, das auch schon bereits sehr gut war. Also die Menschen sind bereit und investieren eine ganze Menge in Solartechnik. Epoch Times: Wie werden die kommenden fünf Jahre aussehen? Elsässer: Also wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Jahren jedes Jahr etwa so viele Solaranlagen neu zusätzlich installieren können, dass wir etwa knapp ein Prozent zusätzliche Bereitstellung an Strom durch Solarenergie in Deutschland haben werden. Wir sind jetzt im Moment bei etwa drei Prozent angekommen und wir gehen davon aus, dass knapp ein Prozent pro Jahr in den nächsten, ja ich würde sogar sagen in zehn Jahren pro Jahr dazukommen kann, sodass wir dann im Jahr 2020 von etwa zehn bis zwölf Prozent Solarstromanteil im deutschen Stromnetz sprechen können. Epoch Times: Welche wichtigen Innovationen und Trends gibt es in der Branche? Elsässer: Die weiteren Trends sind nach wie vor – wir haben das in den letzten Jahren auch schon sehr deutlich gesehen – eine starke Kostenreduktion jedes Jahr. Wir

Foto: Sol ar Promotion GmbH

Strahlen der Sonne sind besser als atomare Strahlung

Abstimmung mit den Füßen. Rund 77.000 Besucher und 2.280 Aussteller trafen sich vom 8. bis zum 10. Juni in München auf der Fachmesse Inter Solar Europa.

Man muss sich jetzt mehr Gedanken darüber machen, wie der Strom in das Netz integriert wird und wie er auch in die Zeit transportiert werden kann, wenn man Bedarf hat, aber die Sonne nicht mehr scheint.

sind da bei Weitem noch nicht am Ende angekommen. Die Prognosen gehen im Moment davon aus, dass wir in zehn Jahren den Solarstrom hier in Deutschland für etwa zehn bis zwölf Cent pro kWh erzeugen können und das sind dann immerhin zehn Cent weniger als jetzt im Moment. Dieser Trend wird durch neue Produktionsprozesse ermöglicht, vor allem aber auch durch größere Produktionskapazitäten. Epoch Times: Welche Rolle spielen chinesische Firmen in der Branche der Solartechnologie? Elsässer: Also China ist hier auf der Intersolar mit über 500 Firmen die zweitstärkste Ausstellernation. Deutschland liegt mit etwas über 900 Ausstellern vorne, dann kommt direkt China. Und das zeigt die

starke Stellung, die China im Weltmarkt inzwischen hat für die Produktion von Photovoltaikanlagen. Wir hoffen, dass auch in China der Inlandsmarkt jetzt stärker unterstützt wird, sodass nicht mehr alles exportiert wird. Denn auch das ist wichtig, dass in China für die Energieversorgung mit erneuerbaren Energien gearbeitet wird. China hat sicherlich eine führende Rolle bei der Produktion der Photovoltaik weltweit. Epoch Times: Und wie sieht in Zukunft der Markt in China aus, also der Export deutscher Technologie nach China? Elsässer: Deutschland ist beim Export von Produktionsmaschinen weltweit an der Spitze und hat im letzten Jahr etwa drei Milliarden

Euro Umsatz gemacht im Wesentlichen im Export von Produktionsmaschinen. Da sind sehr viele Maschinen auch nach China geliefert worden. Epoch Times: Möchten Sie noch etwas sagen, wonach ich nicht gefragt habe? Elsässer: Ich glaube, dass das Reaktorunglück in Fukushima vor wenigen Wochen noch einmal gezeigt hat, wie wichtig es ist, dass die Anstrengungen weltweit verstärkt werden, um uns aus der Abhängigkeit der Nukleartechnik zu lösen, und dass es der richtige Weg ist, die erneuerbaren Energien auszubauen. Epoch Times: Herzlichen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Qin Huang.

Restrisiko: Was tun im atomaren Ernstfall? Renate Lilge-Stodieck

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Scorpio Verlag, ISBN 978-3-942166-50-8, 8,95 Euro

nabhängig von Energiewenden und tagespolitischen Entscheidungen hat die Menschheit mit Atomkraftwerken Geister gerufen, die sich nicht einfach abschalten lassen. Es bleibt das Restrisiko – und es ist nicht klein. So erschreckend das Cover des Buches aussieht, im Innern ist das Buch von bemerkenswerter Ruhe und Nüchternheit. Mit dieser Nüchternheit beschreibt Gerd Pfitzenmaier zunächst den Zustand nach dem Reaktor-GAU in Fukushima. Beschreibt die Lügen, die Vermutungen, die Vertuschungen und die Ängste, die Furcht und die Hoffnung, es möge doch nicht so schlimm sein. Erschreckende Unkenntnis scheint bei den Betreibern zu herrschen, niemand mag glauben, dass in solch einer Situation gelogen wird. Das war doch nur in Russland üblich, in der kommunistischen Sowjetunion, die Unruhe wächst. Die Experten werden gefragt, hiesige und andere. Bis heute, drei Monate nach dem GAU, der keiner gewesen sein sollte, bleiben die Verbeugun-

gen der verantwortlichen Japaner im Gedächtnis, die man zunächst mit Anerkennung wahrnahm und die heute nur noch als unwürdige Formalität gesehen werden, hinter der man andere Interessen verbirgt. So gehen nicht nur Menschenleben verloren, sondern insbesondere das Vertrauen sowohl in die Technik als auch in die Menschen, die Verantwortung tragen und die nun auch antworten sollten. Vielleicht ist es gut so. Zeit, um aufzuwachen und das „Restrisiko“ zu vermindern. Das bringt zwar die Deutschen in internationalen Verruf, der Angst erlegen zu sein, aber der Ruf zur Wende war unüberhörbar. Denn auch bei uns kann es jederzeit zu einem Gau kommen, was dann? Sind wir umgeben von sachdienlichen Experten, Katastrophenhelfern und selbst kenntnisreich genug, um uns und vor allem unsere Kinder zu schützen? Wird das Unglück in Japan Auswirkungen auf Europa haben? Wird die Erdrotation die Wolke zu uns transportieren und in welcher Konzentration? Welche Formen von Verstrahlung gibt es? Wie sicher sind unsere Lebensmittel, bei welchen Stellen kann man Messwerte erfragen?

Sind wir umgeben von sachdienlichen Experten, Katastrophenhelfern und selbst kenntnisreich genug, um uns und vor allem unsere Kinder zu schützen?

Sind Kinder stärker betroffen als Erwachsene und warum? Kann mein neues japanisches Auto kontaminiert sein? Was ist überhaupt radioaktive Strahlung und was ist ein GAU oder gar ein Super-GAU? Wohin mit dem Atommüll?

Hier haben zwei Autoren nach der ersten Bestandsaufnahme im Mai ein Kompendium an Auskünften und Ratschlägen vorgelegt, das von der Bekömmlichkeit des Fisches aus dem Pazifik reicht bis hin zu Adressen und Webseiten von attac bis zur Weltgesundheitsorganisation. Für den Gefahrenfall sollte man das 150 Seiten schmale Buch im Bücherregal auffindbar deponieren. Gerd Pfitzenmaier war Chefredakteur der Zeitschriften Natur und Natur&Kosmos. Er ist Träger des Medienpreises der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sowie des Umweltmedienpreises der Bundesdeutschen Arbeitsgemeinschaft Umweltorientiertes Management (B.A.U.M. e. V.). Er lebt als freier Publizist in München. Die Politikwissenschaftlerin Sabine Leise arbeitet seit 1999 als freie Autorin, schwerpunktmäßig zu den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit. Das Buch ist leicht zu verstehen, übersichtlich gegliedert, kostet weniger als zehn Euro und wird eine lange Halbwertszeit haben. Denn die Geister, die wir riefen, werden wir noch lange nicht los. Nicht durch Abschalten und nicht durch Wegschauen, nur durch Wachsamkeit können wir sie überleben.


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Wirtschaft

The Epoch Times Deutschland / 15. Juni - 5. Juli 2011 / Nr. 284

Die Märkte gehören denen, die sie sehen! Die Urania-Medaille wurde in Berlin der Energieökonomin Professor Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) verliehen. Renate Lilge-Stodieck

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Prof. Dr. Claudia Kemfert ist Wirtschaftsexpertin auf den Gebieten Energieforschung und Klimaschutz.

ir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch „ für das, was wir nicht tun.“ Von diesem Motto des französischen Dramatikers Molière aus den 17. Jahrhundert, lässt sich die neue Preisträgerin der „Urania-Medaille“ leiten. Claudia Kempfert wurde die Medaille am 1. Juni in Berlin überreicht in einer Feierstunde mit Klaus Töpfer als Laudator – als Lobredner für die ausgezeichnete Professorin. Claudia Kemfert ist Wirtschaftsexpertin auf den Gebieten Energieforschung und Klimaschutz. Sie berät als Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt seit 2004 am Deutschen Institut für Wirtschaftforschung (DIW Berlin) viele Unternehmen und

Bundes- und Landesministerien. Ihre wissenschaftliche Laufbahn ist bemerkenswert und reicht von der Auszeichnung als eine der „Elf der Wissenschaft“, für die sie 2006 als Spitzenforscherin benannt wurde, bis zur Berufung 2009 zur Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance (HSoG) in Berlin. Davor und daneben war für die jugendlich strahlende 44-Jährige die wissenschaftliche Laufbahn mit weiteren Preisen und Auszeichnungen gepflastert. Auf sie passt der Spruch von Steve Jobs – Chef von Apple – angelehnt an Konfuzius: „Finde heraus, was du liebst, dann brauchst du nie zu arbeiten.“ Anders ist auch die Arbeitsleistung des Laudators Klaus Töpfer nicht zu erklären, der in einer launigen Rede die Verdienste der Preisträgerin mit diesem Spruch hervorhob. Er, der ehemalige Bundesumweltminister, Professor für Umwelt und Nachhaltigkeit und Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms, der selbst im Jahr 2008 mit der „Urania-Medaille“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, hielt den Zeitpunkt für die Verleihung der Medaille unter dem Oberbegriff Energiewende für den bestmöglichen. Gemeinsam mit

Claudia Kemfert glaubt er an die Chancen, die hinter einer Krise zu sehen sind und an die „Zukunftsfähigkeit“ der Gesellschaft. In einer Kurzvorlesung zu ihrem ureigensten Thema, der Energieökonomie und den wirtschaftlichen Ängsten vor enormen Kosten, erinnerte Claudia Kemfert an die Anfänge der Automobilherstellung, als ein Mercedes-Benz zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch 17.000 Goldmark (!!) kostete. Auch Computer und Mobiltelefone gab es vor wenigen Jahrzehnten zunächst nur zu enorm hohen Preisen und in überdimensionierter Ausführung. Sie meinte, dass die Technologieführer von heute auch in Zukunft die Gewinner sein werden, beispielsweise in den Bereichen Windkraft- und Solartechnik, Verpackungsverwertung oder Kraftwerktechnologie. Deutschland wäre jetzt schon führend und: „Die Märkte gehören denen, die sie sehen!“ Auch Töpfer, Vorsitzender der Ethikkommission „Sichere Energieversorgung“, hatte das Publikum auf eine realitätsnahe Sicht eingestimmt und dankte der Berliner „Urania“, dass sie sich immer an das Motto gehalten habe, das der britische Philosoph Popper formuliert hat: „Optimismus ist Pflicht.

Man muss sich auf die Dinge konzentrieren, die gemacht werden sollen und für die man verantwortlich ist.“ Die Berliner Urania wurde 1888 mit freiwilligen Spendengeldern gegründet für die „Verbreitung der Freude an der Naturerkenntnis“. Heute ist sie in Berlin der größte gemeinnützige Verein, der sich durch Spenden und Einnahmen aus den über 1.300 Veranstaltungen jährlich finanziert – ohne öffentliche Zuschüsse. Sie bietet Vorträge, Podiumsdiskussionen und künstlerische Ereignisse. Nur wenige Schritte vom Wittenbergplatz entfernt, ist sie eine bekannte und gut erreichbare Institution. Die Medaille, die jährlich verliehen wird, soll Persönlichkeiten ehren, die über ihr Fachgebiet hinaus außerordentliches gesellschaftliches Engagement gezeigt und an Bildung und Aufklärung für eine breite Öffentlichkeit mitgewirkt haben.

i Weitere Informationen: http://www.urania.de http://www.claudiakemfert.de/

Zerreißprobe für RotorblattGiganten im 90-Meter Prüfstand

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in Prüffeld für Schwerlasten auf sandigem Untergrund direkt an der Wasserkante – die Ausgangssituation für die neue Prüfhalle des Fraunhofer Instituts für Windenergie in Bremerhaven versprach eine außergewöhnliche Herausforderung. Im Trend liegt es, die Windenergie mit immer längeren Rotorblättern zu nutzen. Als die 200 Pfeiler kurz nach dem ersten Spatenstich im Januar 2010 gesetzt wurden, erinnerte das

Baufeld an die Ausgrabungsstätte einer antiken Tempelanlage. Ein 1.000 Tonnen schwerer Einspannblock und eine Lastabtragung bis 500kN pro Lastpunkt, die bei einer Prüfung auf das Rotorblatt aufgebracht werden, machen diese Konstruktion notwendig. Nach einer Bauzeit von anderthalb Jahren verdoppelt die 20.000 Quadratmeter große Einrichtung die vorhandene Kapazität für die Ganzblattprüfung. Ein innovativer kippbarer Einspannblock gewährleistet auch bei sehr langen Blättern eine Durchbiegung der Blattspitze und beschleunigt die Montage. Der Neubau für elf Millionen Euro leistet einen wertvollen Beitrag zur Qualitätssicherung von RotorblattPrototypen in „großen Größen“. Mit einem Festakt am 9. Juni eröffnete das Fraunhofer IWES seinen 90-Meter Prüfstand für Rotorblätter.

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Für 20-jährige Betriebsdauer

Das Fraunhofer IWES hat am Standort Bremerhaven eine in ihrer Art einmalige und innovative Prüfeinrichtung geschaffen, in der Rotorblatt-Prototypen besonders realistisch belastet werden können. Finanziert wurde die Einrichtung durch Mittel des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), der Fraunhofer Gesellschaft, des Landes Bremen sowie des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die Rotorblattprüfung liefert gemäß IEC-Vorgaben nach wenigen Monaten belastbare Aussagen darüber, ob ein Rotorblatt eine 20-jährige Betriebsdauer unbeschadet übersteht. Gegenüber der seit 2009 betriebenen voll ausgelasteten 70-Meter-Prüfhalle bietet die neue Einrichtung neben Platz für sehr lange Rotorblätter einen innovativen kippbaren Einspannblock. Dieser Stahlkoloss ermöglicht durch eine Neigung von maximal 20 Grad auch bei sehr langen Rotorblättern eine Durchbiegung der Spitze über 30 Meter und beschleunigt die Montage. Mit einer Prüfkapazität für Rotorblätter, wie sie für künftige zehn MW-Turbinen geplant sind, sieht sich das IWES für die Zukunft gut aufgestellt: „Mit den 90 Metern, auf die unser Prüfstand ausgelegt ist, kommen wir sicherlich die nächsten Jahre hin. Dem derzeitigen Trend zu großen Rotoren wurde mit diesem Prüfstand Rechnung getragen“, stellt Prof. Dr. Andreas Reuter, Leiter des Fraunhofer IWES Bremerhaven in Aussicht. Statt großer Generatorgrößen werden vielmehr größere Rotordurchmesser in den Fokus rücken. Damit lassen sich mehr Volllaststunden erzeugen, erklärt Reuter die Motivation der Verlagerung. Die zentrale Herausforderung dabei ist, die aerodynamische Effizienz ohne spürbare Gewichtszulagen und Zusatzkosten zu verwirklichen.

F o t o : Fa l ko B ü r k ne r , F r au n h o fe r I W E S

Windenergie ist im Trend mit neuen Testmöglichkeiten für Rotorblätter im Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Bremerhaven.

Prüfingenieur im Mannloch – dort wird das Rotorblatt im Prüfstand fixiert. Innovative Prüf- und Überwachungsmethoden

Die Anforderungen der Industrie sind in die Konzeption des Prüfstandes eingeflossen: Von der vorbereitenden Planung bis zur Betriebsphase hat ein Steuerungsgremium aus Industrievertretern das Projekt begleitet. So können neue Werkstoffkombinationen und neue Rotorblattdesigns bedarfsgerecht untersucht werden, bevor sie in die Serienproduktion gehen. Häufig geschieht dies auch im Rahmen von öffentlichen Forschungsprojekten. „Wir entwickeln innovative Prüf- und Überwachungsmethoden, die dem Kunden zeigen, wie das Ro-

torblatt sich unter realistischen Belastungen verhält“, berichtet Dr. Arno van Wingerde, Leiter des Kompetenzzentrums Rotorblatt des Fraunhofer IWES. Die erste Prüfung startet bereits wenige Tage nach der Eröffnungsfeier. Da auch der neue Prüfstand bereits gut ausgelastet ist, lässt der nächste Erweiterungsschritt nicht lange auf sich warten: Im Herbst wird ein weiterer Einspannblock in der 90-Meter-Halle installiert. (Britta Rollert/idw/rls)


wirtschaft

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Die Kaffeepreise schießen nach oben wegen zu großer Nachfrage

Caroline Dobson

V

or Kurzem behinderten Stürme in Kolumbien, dem weltweit zweitgrößten Produzenten von mildem Arabica-Kaffee, die dortige Versorgung von Firmen wie Starbucks Corp. und Nestle SA. Der in London ansässige Kaffeeexporteurverband ICO (International Coffee Organization) stellt fest, dass der weltweite Kaffeekonsum um 2,4 Prozent auf einen Rekordwert von 17,7 Milliarden Pfund (134 Millionen 60-Kilogramm-Säcke) im Jahr 2010 anstieg und prognostiziert einen anhaltenden Aufwärtstrend trotz der hohen Preise. Laut April-Monatsbericht des Verbandes „erreichten die Kaffeepreise, insbesondere der Arabica, im April neue Höchststände“. Der durchschnittliche monatliche Gesamtindikator-Preis lag im April bei 2,31 US-Dollar pro Pfund im Vergleich zu 2,24 US-Dollar pro Pfund im März 2011, „dem höchsten Monatsstand, der seit Juni 1977 verzeichnet wurde.“ Der durchschnittliche tägliche Gesamtindikator-Preis im Mai reichte von einem Hoch von 2,48 US-Dollar am 3. Mai bis zu einem Tiefstand von 2,18 US-Dollar am 20. Mai und am 26. Mai lag er nach Angaben der ICO-Webseite bei 2,22 US-Dollar. „Es gibt keine Auswirkungen der hohen Preise auf die Nachfrage, die weiterhin sehr dynamisch ist“, sagte ICO-Chefökonom Denis Seudieu. Starbucks, die fünftgrößte USRestaurantkette mit rund 11.000

Filialen in den Vereinigten Staaten, kündigte vor Kurzem an, die Preise für abgepackten Kaffee in ihren US-Filialen im Durchschnitt um 17 Prozent und damit zum ersten Mal seit 2009 zu erhöhen. Der Nahrungsmittelkonzern Smucker’s, Hersteller von Folgers- und Dunkin-Donuts-Kaffee, kündigte am 24. Mai an, die Preise für US-Kaffeeprodukte um fast elf Prozent zu erhöhen. Der australische Konzern Gloria Jean’s Gourmet-Coffees Corp., der in über 30 Ländern tätig ist und weltweit über 1.000 Filialen verfügt, setzt seine globale Expansion trotz Preissteigerungen fort. Gloria Jean’s plant, Kaffeeläden in Oman, Kambodscha und Bangladesch zu eröffnen. Allerdings verweisen sie auf Probleme bei der Beschaffung bestimmter Kaffeesorten aufgrund der begrenzten Vorräte. „Es war kein einfaches Jahr und es ging nicht nur um die Preisbewegungen. Denn auch spezielle hochwertige Kaffeesorten, die wir kaufen, stehen immer weniger zur Verfügung und es gibt auch immer mehr Konkurrenz“, sagte der Vorstandsvorsitzende Nabi Saleh in einem Interview mit Reuters. Die Stürme in Kolumbien ließen die Lieferungen und die Ernte im zweiten Quartal des Jahres 2010 um rund zehn Prozent dramatisch einbrechen. Dies entspricht schätzungsweise 2.000.000 Säcken, wie der Geschäftsführer der Vereinigung kolumbianischer Kaffeeanbauer, Luis Muñoz, in einem Bericht des Nachrichten- und Medienunternehmens Bloomberg feststellte. Seiner Meinung nach führten die steigenden Kosten der Landwirte auch zu höheren Preisen. „Der Endverbraucher spürt, dass er für diese kleinen Vergnügungen etwas mehr bezahlen muss“, sagte Muñoz in einem Interview in der Zentrale dieser Vereinigung in Bogotá. „Nicht nur Starbucks, auch die Industrie im Allgemeinen, konnte nichts

anderes tun, als die Preise zu erhöhen.“ Arabica-Kaffee wird überwiegend in Lateinamerika angebaut und ist die erste Wahl unter den Kaffeespezialitäten, die zusammen mit vielen anderen von Starbucks verkauft werden. Brasilien ist der weltweit größte Produzent von Arabica-Bohnen. Robusta, die normalerweise in Asien und in verschiedenen Gegenden in Afrika angebaut wird, ist eine niedriger klassifizierte Kaffeesorte und findet eher in InstantKaffees und Espresso-Getränken Verwendung. Die Preise dieser Kaffeesorten können sehr unterschiedlich sein. Laut ICO-Angaben lag zum Beispiel der durchschnittliche USMarktpreis für Robusta im April bei 1,22 US-Dollar pro Pfund, verglichen mit 3,14 US-Dollar für kolumbianischen Arabica und 2,71 US-Dollar für brasilianischen Arabica. Das ICO berücksichtigt jede dieser Kaffeesorten bei der Berechnung des Gesamtpreises.

F o t o : M a r i o Ta m a /G ett y Im age s

Die ständig steigende Nachfrage nach Kaffee und die Versorgungsengpässe in der ganzen Welt treiben die Preise nach oben.

Kaffeebohnen werden in einem Geschäft der Kaffeerösterei Porto Rico Import Co. in New York City zum Verkauf angeboten.

Dürre und Überschwemmungen schaden Chinas Wirtschaft

Meilin Klemann

D

er Yangtze-Fluss, Chinas längster Fluss, ist dabei auszutrocknen und Chinas größter Süßwassersee ist fast versiegt. Das ökologische System in einem großen Gebiet befindet sich am Rande einer Katastrophe. Trink- und Bewässerungswasser sind Mangelware, die Reisernten liegen darnieder und Frachtschiffe sind gestrandet. Fast zehn Millionen Menschen sind davon betroffen, überwiegend in den Provinzen Hunan, Hubei, Jiangxi und Anhui. Ein Beamter des Yangtze-Management-Büros sagte dem britischen „Telegraph“, dass die Dürre am Yangtze

die gravierendste seit einem halben Jahrhundert sei. „Der Pegelstand des Flusses ist der niedrigste seit 2003, als der „Drei-Schluchten-Staudamm seinen Betrieb aufnahm“, sagte er. Er befürchtet, dass auch schwere Niederschläge den Wasserspiegel nicht besonders heben würden.

Die Provinz Jiangxi ist ein wichtiger Getreideproduzent für das Land, aber dieses Jahr haben wir schon viel verloren“, berichtete er. Über 5.330.000 mu (355.590 Hektar) vom Frühsaison-Reis in der Provinz Jiangxi sind betroffen. Von dem Mitte-Saison-Reis wurden rund

Die wirtschaftlichen Schäden

Der Bauer Cao aus dem Landkreis Poyang in der Provinz Jiangxi sagte, dass sie nicht in der Lage wären, Reis zu pflanzen, weil sie kein Geld für das Pumpen von Wasser hätten. Tatsächlich kann man beobachten, dass Bauern und Landwirte das Wasser mit Eimern über die ausgedörrte Landschaft tragen, um ihre Felder zu bewässern. „Wir leben im Grunde von Wasser aus tiefen Brunnen“, sagte Cao. „Wir haben den weltweit größten Süßwassersee, aber die Menschen benutzen Eimer, um Wasser zu holen.“ Ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung Poyang sagte der Epoch Times, dass die Katastrophe sehr schwerwiegend sei und alle Wasserspeicher und Seen fast trocken seien. „Der Yangtze ist am Austrocknen und der PoyangSee ist längst versiegt. Falls der ‚alte Opa Himmel’ keinen Regen schickt, wird es überhaupt keine Ernte geben.

F o t o : S T R /A F P/G ett y Im age s

Die schlimmste Dürre seit 50 Jahren hat viele Flüsse in den mittleren und östlichen Teilen Chinas trockengelegt. Besonders die Provinzen um den DreiSchluchten-Staudamm herum sind schwer betroffen.

1.400.000 mu (93.555 Hektar) nicht bepflanzt, weil es kein Wasser in den Reisfeldern gibt, berichteten staatliche Medien Ende Mai. In der Provinz Hunan, ein weiterer großer Reisproduzent Chinas, leiden 28 Landkreise unter „schwerer“ Dürre und zwölf Landkreise

unter „akuter“ Dürre laut anderen Berichten. Am schwersten betroffen ist der Landkreis Xinhua, wo 90 Prozent der Felder nicht bepflanzt werden konnten. Der Handel leidet unter der Dürre, weil die Schifffahrt auf dem Yangtze durch den niedrigen Wasserpegel schwer beeinträchtigt worden ist. Ein Großteil der chinesischen Industrie sowie Millionen von Menschen sind vom YangtzeFluss abhängig. In der östlichen Provinz Shandong sind über 1.300 Frachtschiffe im „Großen Kanal“ gestrandet, berichtete New Tang Dynasty Television (NTD) am 24. Mai. Diese Wasserstraße verbindet Peking im Norden Chinas mit der Stadt Hangzhou in der östlichen Provinz Zhejiang. Nur 300 Boote am Tag werden durchgelassen; Schiffe mit einem Gewicht von mehr als 1.500 Tonnen werden abgewiesen.

Bauern tragen das Wasser mit Eimern über die ausgedörrte Landschaft, um ihre Felder zu bewässern.

Sturzflutartige Niederschläge

Am 6. Juni verursachten starke Niederschläge schwere Überschwemmungen entlang des Yangtze in den südlichen und zentral gelegenen chinesischen Provinzen Guizhou, Jiangxi, Hunan und Hubei. Staatliche Medien berichten von 52 Toten. Der Landkreis Wangmo in Guizhou, wo bislang 21 Todesfälle gemeldet wurden, wurde am schwersten getroffen. Laut staatlichen Medien-Berichten am 8. Juni mussten rund 100.000 Menschen evakuiert werden, als das Hochwasser das Gebiet zwei Tage vorher überflutete. 30 Menschen werden noch vermisst. Bis jetzt haben die Überschwemmungen in China fast 7.500 Häuser zerstört und 255.000 Hektar Ackerland unter Wasser gesetzt. Nach offiziellen Angaben werden die direkten Verluste auf 4,92 Milliarden Yuan (521.000.000 Euro) geschätzt. Trotz der starken Niederschläge in einigen Gebieten entlang des Yangtze wütet die Dürre in anderen Gebieten weiter. Für Millionen von Menschen besteht die Gefahr von Trinkwassermangel. Der Wasserstand des Yangtze-Flusses ist weiterhin noch unterhalb der Normalgrenze.


INTERNATIONALES

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Vertreibung und Landraub in Kambodscha Robert Luchs

F O T O : A F P P H O T O / TA N G C H H I N S O T H Y

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hnom Penh ‒ Als Ouk Soroun von einem Verwandtenbesuch in der Provinz Kompong Cham in die Hauptstadt Phnom Penh zurückkehrt, traut er seinen Augen nicht: Die Hütten seines Wohngebietes nahe der Russischen Botschaft sind in einem Umkreis von mehreren hundert Metern zerstört. Neben seiner Bambushütte, eine der wenigen verbliebenen, steht ein riesiger Bulldozzer, dessen gewaltige Reifen sogar den Dachfirst überragen. Die Anwohner waren von den kambodschanischen Behörden vor die Wahl gestellt worden: zwischen einer symbolischen Entschädigung von einigen tausend Dollar oder einer Ersatzhütte weit vor den Toren der Hauptstadt. Diejenigen, die einen Job haben, hätten mehrere Stunden gebraucht, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen, wenn sie sich für die zweite Lösung entschieden hätten. Die finanzielle Variante erscheint auf den ersten Blick in einem Land, in dem das durchschnittliche Monatseinkommen bei 50 US-Dollar liegt, attraktiv. Doch stehen die von den Behörden angebotenen Gelder in keinem Verhältnis zu den Grundstückspreisen, die in den vergangenen Jahren rasant gestiegen sind und die Spekulation anheizen. Ouk Soroun weiß, dass ihm nicht viel Zeit für seine Entscheidung bleibt. Die Behörden als Handlanger großer Konzerne machen Druck. Das inzwischen auch am Rande Phnom Penhs wertvoll gewordene Bauland wird kurz nach der mit der Vertreibung von Hunderten von Menschen einhergehenden Räumung mit hohem Gewinn verkauft. Man kann nur ahnen, wie viel davon in den Taschen der städtischen Beamten verschwindet. Ouk Soroun hat Tausende von Leidensgenossen am Rande des Boeung Kak Sees, einst die grüne Lunge von Phnom Penh. Nach einer

Wo sollen die Anwohner des Boeung Kak Sees in Phnom-Penh hingehen, wenn ihr Zuhause zerstört ist?

beispiellosen Vertreibungsaktion leben nur noch wenige Familien hier. Der See ist inzwischen weitgehend zugeschüttet worden, aber noch weiß niemand, welche Firmen hier tätig sind und welche Gebäude entstehen sollen. Sam Muny (45) ist geblieben ‒ noch lassen die Behörden ihn und seine achtköpfige Familie in Ruhe. Mühsam schlägt er sich durch, verkauft die bei den Kambodschanern beliebten Flussmuscheln, um die Miete für die baufällige Hütte in Höhe von umgerechnet 25 US-Dollar im Monat und einen Sack Reis bezahlen zu können. Muny weiß: Es ist nur

eine Frage der Zeit, bis auch er sich um eine andere Bleibe wird umsehen müssen.

Widerstand wird niedergeknüppelt

Haben die Kambodschaner die Machenschaften bisher klaglos hingenommen, so formiert sich allmählich Widerstand. Die Entschlossenheit der Bewohner, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen, wird unterstützt von westlichen Nichtregierungsorganisationen, aber in jüngster Zeit auch immer öfter von kambodschanischen Menschenrechtsorganisationen wie Adhoc und Licadho, deren Präsi-

dentin Kek Galabru weit über die Landesgrenzen hinaus hohes Ansehen genießt. Diese Organisationen wissen, welche integren Anwälte sie einschalten und welche Kontakte sie nutzen müssen. Dennoch hat das Engagement einheimischer Menschenrechtler noch keine grundlegende Änderung bewirken können; die Vertreibungen, oft verbunden mit Landraub, gehen weiter. Dennoch zeigt sich der Widerstand in vermehrten Protesten, die von den betroffenen Menschen in friedlicher Absicht organisiert werden. Dass sie nicht selten gewalttätig enden, dafür ist die Polizei verant-

wortlich, die rücksichtslos vorgeht und schnell zur Waffe greift. Kürzlich wurden sogar Militärpolizisten eingesetzt, um eine Protestdemonstration in der Provinz Kandal aufzulösen. Zwei Dorfbewohner wurden verletzt, als auf die Menge geschossen wurde. Auch hier das gleiche Bild: ein Gebiet von 300 Hektar Land, das zu den Gemeinden Kandork und Ampov Prey gehört, wird „gesäubert“. Die Dorfbewohner lassen sich zunächst nicht einschüchtern. Erst als schwerbewaffnete Militärpolizisten das Feuer eröffnen, weichen die Demonstranten zurück ‒ aber nur für

kurze Zeit, um sich dann in Richtung Ta Khmau in Bewegung zu setzen, wo Ministerpräsident Hun Sen eines seiner vielen Häuser besitzt. Ob der mächtige Regierungschef den Artikel 31 der kambodschanischen Verfassung kennt, der ausdrücklich festlegt, dass „das Königreich Kambodscha die Menschenrechte ... anerkennt und respektiert“? Hun Sen lässt sich nicht blicken. Es wäre auch das erste Mal, dass der Ministerpräsident sich dazu herablässt, mit Vertretern seines Volkes zu reden, die lediglich versuchen, ihre ureigenen Rechte einzufordern. Kek Galabru, die Präsidentin von Licadho, verurteilt scharf das rücksichtslose Vorgehen der Behörden und der Polizei. Die Bauern hätten lediglich ihre verfassungsmäßigen Rechte in Anspruch genommen. Einige Fälle sind juristisch besonders kompliziert, da die Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 das Katasterwesen im Land völlig vernichtet hatten. Besitz widersprach der kommunistischen Ideologie der damaligen Herrscher, die sich eine Art Steinzeitkommunismus zum Ziel gesetzt hatten. Die rechtliche Grauzone kommt heute Konzernen aus Korea, Taiwan, der Volksrepublik China und Malaysia zugute, die mit Duldung oder mithilfe der kambodschanischen Behörden sich Land aneignen, um dort neue Textilfabriken oder Einkaufszentren zu errichten. Laut Amnesty International sind rund 150 000 Kambodschaner ständig von Vertreibungen bedroht ‒ eine eher noch zu niedrig gegriffene Zahl. Besonders schwer trifft der Landraub die über 100 000 Ureinwohner unter den 14,5 Millionen Kambodschanern. Sie leben in engem Einklang mit der Natur in den nördlichen und nordöstlichen Provinzen Mondulkiri und Ratanakiri. „Wer den Lebensraum der Ureinwohner aus reinem Gewinnstreben gefährdet, verurteilt sie zu einem langsamen Tod“, sagt Chith Sam Ath, Leiter eines Forums, das sich der Belange der Vertriebenen angenommen hat.

Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas

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Das Buch „Die Neun Kommentare“ trägt zur Auflösung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bei und verändert China. Die preisgekrönte Epoch Times-Serie beschreibt die wahre Geschichte und das Wesen der KPCh. Sie erscheint hier als Serie.

Kommentar Zwei Fortsetzung Ein anderer Aspekt der Asozialität ist die Schamlosigkeit. Wenn sie als diktatorisch kritisiert werden, zeigen sie offen ihren Hang zum Schikanieren und verkünden ungeniert: „Liebenswerte Herren, Ihr habt recht, gerade das sind wir. Alle Erfahrungen, die das chinesische Volk jahrzehntelang gesammelt hat, lehren uns, die demokratische Diktatur des Volkes oder die demokratische Alleinherrschaft des Volkes durchzusetzen.“

2.1.5 Fünfter Grundfaktor: Spionage – Infiltrieren, Zwietracht säen, Spalten, Auflösen, Ersetzen

Neben dem Betrug, der Anstiftung zu Gewalt und dem Mobilisieren der Asozialen wurden auch Spionage und das Säen von Zwietracht betrieben. Die KPCh war beim Infiltrieren immer sehr geschickt. Die

drei Top-Geheimagenten der KPCh, Qian Zhuangfei, Li Kenong und Hu Beifeng, die für die Kuomintang arbeiteten, wurden in Wirklichkeit von Chen Geng geleitet, dem Chef der 2. Spionageabteilung des zentralen Komitees der KPC. Als Qian Zhuangfei als vertraulichher Sekretär bei Xu Enzeng, dem Direktor des Nachrichtendienstes der Kuomintang (KMT) arbeitete, schrieb er auf offiziellem Briefpapier des zentralen Verwaltungsbüros der KMT zwei Briefe mit Geheiminformationen über den ersten und zweiten strategischen Umzingelungsplan der Kuomintang gegen die KPCh in der Provinz Jiangxi und überreichte ihn durch Li Kenong an Tschou En-lai. Im April 1930 wurde eine Doppelagentengruppe im Nordosten Chinas eingerichtet, die oberflächlich zur Kuomintang, aber in Wahrheit zur KPCh gehörte. Sie wurde dem Anschein nach von Qian Zhuangfei geleitet, doch hinter den Kulissen war Chen Geng ihr Führer. Sie verwendete die finanziellen Mittel und die Ausweise des zentralen Nachrichtendienstes der KMT. Li Kenong schlich sich auch als Kryptograf im

BRIEFE AN DIE REDAKTION

Hauptquartier des Militärs der KMT ein. Li war derjenige, der das Eiltelegramm über die Inhaftierung und den Verrat von Gu Shunzhang, dem Direktor des KPCh Sicherheitsbüros, entschlüsselte. Qian Zhuangfei schickte die entschlüsselte Nachricht sofort an Tschou En-lai, wodurch dieser eine ganze Gruppe von Spionen vor der Verhaftung bewahren konnte. Yang Dengyin, mit prokommunistischer Einstellung, war Sonderbeauftragter des zentralen Nachrichtendienstes der KMT in Shanghai. Die KPCh beauftragte ihn, diejenigen, die die KPCh für unzuverlässig hielt, zu verhaften und zu exekutieren. Als ein älterer Offizier in der Provinz Henan einen Parteikader beleidigte, sorgten seine eigenen Leute dafür, dass er für einige Jahre in ein KMT-Gefängnis gesperrt wurde. Während des Befreiungskrieges gelang es der KPCh Geheimagenten einzuschleusen, denen Tschiang Kaishek sein vollstes Vertrauen schenkte. Liu Fei, Oberleutnant und Vizeminister des Verteidigungsministeriums, war verantwortlich für

die Marschbefehle der KMT-Armee. In Wirklichkeit war Liu ein Geheimagent der KPCh. Noch bevor die KMT-Armee von ihrem nächsten Auftrag erfuhr, erreichte die Information über das geplante Einsatzgebiet bereits Yenan, das Hauptquartier der KPCh. So hatte die KPCh jedes Mal rechtzeitig eine Verteidigungsstrategie parat. Xiong Xianghui, ein Sekretär und Untergeordneter von Hu Zongnan, verriet Hus Plan, Yenan einnehmen zu wollen, an Tschou En-lai. Als Hu Zongnan und seine Streitkräfte Yenan erreichten, war es vollkommen leer. Tschou En-lai sagte einmal: „Bevor Tschiang Kaisheks militärische Befehle bei seinen Heeresführern ankamen, wusste der Vorsitzende Mao schon Bescheid.“

2.1.6 Sechster Grundfaktor: Raub – Besitzergreifung durch Betrug und Gewalt werden zur neuen Gesellschaftsordnung

Alles was die Kommunistische Partei Chinas besitzt, erlangte sie durch Raub. Als die KPCh die Rote Armee gründete, um die Herrschaft mittels militärischer Gewalt zu erlangen, benötigte sie Geld für Waffen und

Munition sowie für Essen und Kleidung. Die Methoden zur Beschaffung des Geldes waren das Plündern der ortsansässigen Reichen und das Ausrauben von Banken, ganz nach Manier von Banditen. Die Rote Armee von Li Xiannian erpresste die reichsten Familien einer Kreisstadt in der westlichen Provinz Hubei. Sie entführten aus jeder einzelnen Familie eines Klans jeweils eine Person, die dann als Geisel am Leben erhalten wurde. Dies diente dem Ziel, dass man die Familienangehörigen regelmäßig Schatullen mit Silbermünzen abliefern lassen konnte, um damit die Armee zu versorgen. Erst nachdem die Rote Armee zufriedengestellt oder eine Familie derartig verarmt war, dass sie nicht mehr weiter auszupressen war, wurden die Geiseln, die oft schon in den letzten Atemzügen lagen, zurückgeschickt. Manche wurden so schlimm terrorisiert und misshandelt, dass sie noch vor ihrer Rückkehr starben. Den vollständigen Text der Neun Kommentare finden Sie unter: www.epochtimes.de/neun-kommentare

Bitte senden Sie die Briefe an leserbriefe@epochtimes.de Epoch Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684

96.650.503

MENSCHEN haben mit dem Stichtag 10. Juni 2011 ihre Austrittserklärung auf der Webseite http://quitccp.org veröffentlicht.

A

m 18. November 2004 veröffentlichte „The Epoch Times“ erstmals die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Darin werden die Geschichte und das Wesen der KPCh dokumentiert und analysiert. Seitdem erklären täglich rund 25.000 Chinesen ihren Austritt aus der KPCh, dem Kommunistischen Jugendverband und den Jungen Pionieren. Die per Telefon, Fax oder EMail erklärten Austritte werden von drei „Tuidang“ (Austritts)Centern gesammelt und im Internet auf http://quitccp.org veröffentlicht.


Internationales

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Spaltet Libyen die NATO? F o t o : S a eed K h a n /A F P/G ett y I m ages

Mit der Operation „Unified Protector“ in Libyen tritt die NATO zum dritten Mal in ihrer Geschichte in einen Krieg ein. Und wie bei ihrem ersten Konflikt mit Jugoslawien im Jahr 1999 ist die Allianz alles andere als einheitlich. Aber jetzt ist sie wieder in den Krieg gezogen und fliegt an den meisten Tagen mehr als 100 Luftangriffe gegen Gaddafi-treue Kräfte. Ein Ausbilder unterrichtet einen jungen Libyer in der Funktionsweise eines RPG-Raketenwerfers in der Rebellenhochburg Bengasi. Die NATO ist über ihr Engagement in Libyen zerstritten. Alistair Burnett

D

ie halbherzige Art der Intervention kann für die Allianz als ein halb volles oder halb leeres Glas ge­ wertet werden. Aber im Laufe der Zeit könnte sie durch das sehr wählerische Verhalten der Mitglieder in die Bedeutungs­ losigkeit versinken. Die erste Entscheidung der NATO, Ende März die Füh­ rung der Operation Libyen von den Vereinigten Staaten zu übernehmen und wie die militärische Aktion durchge­ führt wird ‒ beides verursachte Spaltungen in der Allianz und verheißt nichts Gutes für ihre Zukunft. Auf der anderen Seite kann argumentiert werden, dass trotz dieser Spaltung die NATO das Kommando von den Amerika­ nern übernahm und es gelun­ gen war, einige unwillige Nati­ onen wie die Türkei und Italien dazu zu bringen, sich an der Operation zu beteiligen. Dies kann als Erfolg für eine Weiter­ führung der Allianz gewertet werden.

Die NATO in Libyen

Als zu der libyschen Mission aufgerufen wurde, haben von den 28 Mitgliedern der NATO 14 der Operation Unified Pro­ tector Truppen zur Verfügung gestellt. Aber die Zahlen schil­ dern nicht die ganze Geschich­ te, da einige nicht beteiligte Länder die Aktion unterstützen und einige andere wiederum, die starke Vorbehalte haben, sich beteiligten: Bei der NATO ist wie gewohnt nichts einfach. Die ursprüngliche Entschei­ dung, in Libyen aktiv zu wer­ den, wurde am 19. März in Paris bei einer von Präsident Nicolas Sarkozy einberufenen Sitzung getroffen, wo Frankreich, Groß­ britannien und die Vereinigten Staaten bereit waren, Maßnah­ men zu ergreifen. Sie wollten die Rückeroberung der Re­ bellenhochburg Bengasi durch Gaddafis Truppen verhindern und ebenso weitere Verluste der Zivilbevölkerung. An diesem Punkt war die NATO nicht beteiligt und ob­ wohl alle drei Mitglieder der Allianz sind, bildeten Frank­ reich, die Vereinigten Staaten und England eine Koalition der Willigen.

Wie hat sich die NATO darauf eingelassen?

Die Antwort auf diese Frage liegt in Ankara und Washing­ ton. Türkei, eine wichtige NATO-Macht und ehemalige Kolonialmacht Libyens, war ungehalten, weil sie vom Pariser Treffen ausgeschlossen war. An­ kara sieht sich als vermittelnde

Kraft in der Region und sah die NATO-Führung als eine Mög­ lichkeit, Einfluss auf die Inter­ vention zu gewinnen. Dies fiel zeitlich mit dem Wunsch der Obama-Regierung zusammen, nicht bei noch einem weiteren muslimischen Land die füh­ rende Nation bei einer militä­ rischen Aktion zu sein. Nach Überwindung der anfänglichen Zurückhaltung Frankreichs wurde vereinbart, dass die NATO die Umsetzung der Resolution 1973 des UNSicherheitsrates übernimmt. Die Resolution 1973 berechtigt dazu, eine Flugverbotszone über Libyen durchzusetzen sowie militärische Aktionen zum Schutze von Zivilisten durch­ zuführen.

Berlin ist zwar nicht aktiv gegen die Intervention vorgegangen, doch hat es abgelehnt, sich zu engagieren.

Doch die NATO-Führung hat das Eingreifen erschwert. Die türkische Regierung nimmt eine weniger kompromiss­ lose Haltung zur Zukunft der Gaddafi-Regierung ein als die beiden Hardliner Frankreich und Großbritannien und ist we­ niger erpicht auf Luftangriffe gegen Gaddafis Bodentruppen. Ankara hat Schiffe geschickt, um das Waffenembargo gegen Libyen durchzusetzen und um verwundete Zivilisten zur medizinischen Behandlung zu evakuieren. Ankara hat auch aktiv versucht, zwischen dem Nationalen Übergangsrat der Rebellen und Gaddafis Regie­ rung zu vermitteln, bislang mit wenig Erfolg. Dies steht in krassem Ge­ gensatz zu Paris, London und Washington, deren Führung in einem Essay in der New York Times sehr deutlich gemacht hat, dass sie weitermachen werden, bis Oberst Gaddafi sein Amt niederlegt hat oder gestürzt worden ist. Von dieser Seite aus gibt es keinen Raum für Vermittlung. Deutschland ist ein wei­ teres NATO-Mitglied mit we‘nig Begeisterung für die Luft­ angriffe. Berlin hatte von Anfang an starke Vorbehalte gegen die Intervention in Li­ byen. Kritisch daran war, dass Deutschland dabei Brasilien,

Russland, Indien und China beitrat und sich im UN-Sicherheitsrat bei der Abstimmung über die Resolution 1973 ebenso wie diese Länder en­ thielt. Als Argument wurde angeführt, dass zu viele Fragen über die Ziele der Intervention unbeantwortet blieben. Berlin ist zwar nicht aktiv gegen die Intervention vorgegangen, doch hat es abgelehnt, sich zu engagieren. Aufgrund des Einflusses dieser unwilligen Länder schei­ terte die NATO, mehr von Gaddafis Kriegsgerät und schweren Waffen zu zerstören. Die libyschen Rebellen haben die Allianz aufgerufen, aggres­ siver vorzugehen. Andere führende Mitglied­ staaten waren in ihrem Enga­ gement zunächst auch zurückhaltend, vor allem die Mittel­ meermächte Spanien und Italien. Italien, eine weitere ehe­ malige Kolonialmacht, ist mit seiner Energieversorgung von Libyen abhängig und hatte auch einen Vertrag mit Gaddafi unterzeichnet, um den Strom der afrikanischen Migranten über das Mittelmeer einzudäm­ men. Beide Länder haben sich letztendlich doch an Patrouil­ len für die Flugverbotszone beteiligt. Diese Spaltungen in ihren Reihen haben Fragen über die Zukunft der NATO entfacht.

Die NATO wandelt sich

Kritiker weisen darauf hin, dass eine Allianz, die vor mehr als 60 Jahren gegründet wur­ de, um Westeuropa bei einer potentiellen Bedrohung durch die Sowjetunion zu verteidigen, nicht mehr genug gemeinsame Interessen hat, aus denen he­ raus sie eine effektive Orga­ nisation in der Welt nach der Zeit des Kalten Krieges wäre. Sie verweisen auf die KosovoKampagne im Jahr 1999, bei der Griechenland sich nicht engagierte. Dann ist da Afghanistan, wo die NATO Zehntausende von Truppen einsetzt, um die Taliban zu bekämpfen, aber viele Mitglieder haben keine Truppen geschickt und einige wie Deutschland haben für das, was ihre Truppen tun können, enge Grenzen gesteckt. Aber die NATO-Optimisten können mit dem Libyen-Man­ dat für das Bündnis punkten. Die Akzeptanz der NATO-Füh­ rung bei der Operation Unified Protector durch Frankreich ist die Bestätigung, dass eine der größeren militärischen Mächte der Organisation sich jetzt voll in der Allianz verpflichtet sieht. 1966 hatte Präsident Charles de Gaulle Frankreich aus der mi­ litärischen Kommandostruktur der NATO herausgenommen, doch vor zwei Jahren beende­

te Sarkozy den Boykott. Indem Frankreich bei der libyschen Mission unter NATO-Kom­ mando eine führende Rolle übernommen hat, wird diese Entscheidung untermauert. Der Wechsel der Vereinigten Staaten in der NATO-Operati­ on in den Hintergrund ist eine weitere neue Entwicklung, die für die Allianz als positiv gewertet werden kann. Wird die NATO vom Rest der Welt nicht mehr nur als eine US-do­ minierte Organisation gesehen, könnte sich die internationale Akzeptanz der NATO als In­ strument für die Durchsetzung von Beschlüssen des UN-Si­ cherheitsrates verbessern. Das könnte der UN zu einem Mehr an Muskeln verhelfen. Das bisherige strategische Konzept der Nato war, dass sich ihre Mitglieder im Ver­ teidigungsfall gegenseitig bei­ stehen. Anders als in Afgha­ nistan, wo die NATO nach den 9/11-Angriffen auf eines ihrer Mitgliedstaaten eingriff, vertei­ digt sich die NATO in Libyen nicht. Vielmehr hat sie in einen internen Konflikt eingegriffen und einige ihrer Mitglieder machten da nicht mit.

NATO mit 2-Gangschaltung

So stellt sich die Frage, ob ein Bündnis, in dem Mitglieder auswählen können, an wel­ chen Operationen sie teilneh­ men, zu einem Bündnis mit 2-Gangschaltung wird und ob dies von Bedeutung ist. Pragmatiker in der Allianz argumentieren, das tue nichts zur Sache, denn in Libyen machen die Mitglieder was sie können. Einige senden Kampf­ flugzeuge, andere bieten hu­ manitäre Hilfe an und andere unterstützen die Operation politisch. Der Konfliktstoff für die NATO dabei ist, dass bei den Ländern, die bereit sind, Sol­ daten in die Schusslinie im Kosovo, Libyen und vor allem nach Afghanistan schicken, der Ärger über diejenigen, die nur Sachwerte anstatt Blutverluste riskieren, immer größer wird. Eine Einigung darüber, ob Maßnahmen zu ergreifen sind, wird dadurch immer schwie­ riger und das macht es eher unwahrscheinlich, dass die Allianz in der Lage sein wird, eine Rolle bei internationalen Angelegenheiten zu spielen. Ein solches Ergebnis könnte die NATO zur Irrelevanz verdam­ men und sie könnte zu rasch in Vergessenheit geraten. Alistair Burnett ist der Herausgeber von „The World Tonight“, einem BBC-News-Programm. Mit freundlicher Erlaubnis von YaleGlobal Online. Copyright © 2010, Yale Center for the Study of Globalization, Yale University.

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Tel-Aviv, Israel

2011 5-6 July

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KULTUR & UNTERHALTUNG

The Epoch Times Deutschland / 15. Juni - 5. Juli 2011 / Nr. 284

F O T O : 2 010 D R E A M W O R K S A N I M AT I O N L L C

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Eine Lebensaufgabe: Shifu lehrt Po den Wert des inneren Friedens in Kung Fu Panda 2.

Drachenkrieger auf der Suche nach seinen Wurzeln Es gibt Nachschlag: Kung Fu Panda 2 erfüllt die Erwartungen der Fans.

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o und die Wilden Fünf sind zurück in glanzvollem 3-D in der mit Spannung erwarteten Fortsetzung des erfolgreichen Kung Fu Panda, der im Jahr 2008 über 600 Millionen Dollar einspielte. Während der erste Film vor allem von Po´s Kämpfen um das Amt des Drachenkriegers handelte, befasst sich die Fortsetzung tiefgehender mit Po´s Vergangenheit. Den dicken Kung Fu Panda beschäftigen diesmal die Fragen, wer er ist und woher er kam. Und wie er Ängste und Dämonen besiegen kann, um den „inneren Frieden“ zu finden und noch ein bisschen unbesiegbarer zu werden. Das Geheimrezept seines Erfolges ist seine feste Entschlossenheit, denn wieder muss Po seine Freunde, Familie und das Land verteidigen und beschützen.

Im Teil 2 lernt der Zuschauer außerdem, warum Po eigentlich der einzige Panda in seinem Dorf ist und sein Vater ausgerechnet eine Gans. Wir erleben auch mit, wie Po sowohl emotional als auch geistig weiter zu einem tapferen Krieger heranreift. Im ersten Film bezwang der Kung Fu Panda die Wilden Fünf und den mächtig gefährlichen Tai Lung, um ein Drachenkrieger zu werden. In der Fortsetzung tut sich Po mit seiner neuen Familie zusammen und gemeinsam schlagen sie so manchen Bösewicht in die Flucht. Gary Oldman besetzt perfekt die Sprechrolle des schlauen, unheimlichen und berechnenden Lord Shen – ein Albino-Pfau mit dem Bestreben, China zu zerstören. Regisseurin Jennifer Yuh Nelson und ihre inspirierte Mannschaft von DreamWorks Zeichentrick übertrafen sich bei dieser Fortsetzung wirklich selbst (und seien wir mal ehrlich, die meisten Filmfortsetzungen sind kaum sehenswert). Neben der Konzeption als realistisch ablaufende Geschichte wurde Kung Fu Panda 2

auch noch in 3-D umgesetzt, was bedeutete, dass jedes Detail, jede Oberfläche und jede Struktur des Sets sorgfältig auf dem Reißbrett entworfen werden musste. Über die Geschichte von Kung Fu Panda 2 sagt die Regisseurin Nelson: „Der zweite Teil steht ganz in der Tradition von Martial-ArtsFilmen, in denen der Held versucht, mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen, um sich in der Gegenwart zu behaupten.“ Und zu den verbesserten Arbeitsbedingungen an der Fortsetzung meinte sie: „Obwohl es erst ein paar Jahre her ist, haben sich die technischen Möglichkeiten enorm weiterentwickelt, gerade im Hinblick auf 3-D. Wir konnten all das umsetzen, was uns actionmäßig vorschwebte.“ Um sich inspirieren zu lassen, besuchte das Produktionsteam verschiedene Schauplätze in China einschließlich Chengdu in der Provinz Sichuan, wo die Mehrheit der Pandas in China beheimatet ist. Neben atemberaubenden Landschaften und beeindruckenden 3-D-Szenen ist Kung Fu Panda 2 ein Film, der mit großer Starbeset-

zung aufwartet: Auf der Sprecherliste des englischsprachigen Originals stehen Namen wie Jack Black (Po), Angelina Jolie (Tigress), Lucy Liu (Viper), Seth Rogen (Mantis), Dustin Hoffman (Shifu), Gary Oldman (Lord Shen), Michelle Yeoh (Soothsayer), Danny McBride (Wolf Boss) und Jean-Claude Van Damme (Master Croc). Die deutschen Synchronstimmen werden von Hape Kerkeling als Po angeführt, der den Fans von Teil 1 noch in bester Erinnerung sein dürfte. Auch Bettina Zimmermann ist wieder mit dabei, die Meister Tigress ihre Stimme leiht. Die Schauspielerin bekam bereits 2006 für den Film „Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei“ (Sat.1) bei der DIVA-Verleihung den Preis für die Schauspielerin des Jahres. Auch der deutsche Schauspieler Gottfried John ist nicht auf tiefgründiges Drama festgelegt, sondern kann auch urkomisch sein. Seine Performance als Julius Cäsar in Asterix & Oberlix gegen Cäsar (1998) brachte ihm den Bayerischen Filmpreis ein. Bereits in „Kung Fu Panda“ Teil eins sprach Gottfried

Gewinnerin verzauberte durch ihr Lächeln

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ie 20-jährige Jana, angehende BWL-Studentin aus Nordrhein-Westfalen, setzte sich gegen die 19-jährige Rebecca aus Monschau und die 16-jährige Amelie aus Hilden durch – vor rund vier Millionen Fernsehzuschauern im Finale von Germany’s next Topmodel. Neben dem Ruhm gewann sie damit ein Coverfoto auf der deutschen „Cosmopolitan“, Werbekampagnen im Gesamtwert von 300 000 Euro und ein Startkapital von 100 000 Euro. Nach dem Motto, alle sind schön, aber nur eine kann gewinnen, wählte die Jury unter den drei Finalistinnen bei der Finalshow ihre Favoritin aus. Obwohl Juror Thomas Rath zu Beginn der Show verriet: „Amelie ist wirklich mein absoluter Superschatz

geworden. Sie hat eine solche Professionalität, eine solche Ruhe, die sie ausstrahlt“, schaffte es die mit 16 Jahren jüngste Teilnehmerin nicht auf das Siegertreppchen und auch die braunhaarige Rebecca nicht. Seit 2006 können sich Mädchen aus ganz Deutschland für Heidi Klums Castingshow Germany’s next Topmodel bewerben. Die allererste Gewinnerin, Lena Gercke, sieht nicht nur Heidi Klum sehr ähnlich, sondern tritt bereits in ihre Fußstapfen: Sie moderiert „Austrias next Topmodel“ im ORF. Die in Deutschland wohl bekannteste der bisherigen Siegerinnen ist Sara Nuru, das „Topmodel 2009“. Die 22-Jährige mit äthiopischer Abstammung war bereits auf berühmten Laufstegen in New York zu sehen und ist Botschafterin von Karlheinz Böhms Äthiopien-Hilfe „Menschen für Menschen“. Auch trat sie in der Komödie „Otto‘s Eleven“ von Otto Waalkes als Nebendarstellerin auf. (red)

John die weise Schildkröte Shifu. „Shifu“ ist eigentlich kein Name, sondern ein Titel; im Chinesischen bedeutet es das Wort „Meister“. Diesmal spricht John deshalb den weisen Kleinen Panda Shifu, der bei einer heißen Tasse Tee ganz ruhig werden kann. Mit fantastischen Bildern und Action-Szenen hat Kung Fu Panda 2 wieder das Zeug, bei kleinen und großen Zuschauern zum Publikumsrenner zu werden. Außerdem punktet der Film mit einem großartigen Soundtrack, der spannenden Handlung und witzigen Charakteren, die das Publikum mitreißen. Neben all dem Spaß wird mit der Gedankenwelt des Kung Fu Panda auch eine gute Portion traditioneller chinesischer Kultur vermittelt. Und die beschränkt sich bekanntlich nicht nur auf´s Tee trinken … (red)

Movie Awards für Matthias Schweighöfer

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Von den drei Schönsten kann nur eine die Schönere sein: Jana (links) machte das Rennen bei Germany‘s next Topmodel. Hier noch vereint mit den Finalistinnen Amelie (Mitte) und Rebecca (rechts) auf der Zugspitze.

F O T O : J O H A N N E S S I M O N /G E T T Y I M AG E

Jana Beller ist Deutschlands frisch gekürtes Nachwuchsmodel

Die Fortsetzung von Kung Fu Panda macht dem Original aus dem Jahre 2008 alle Ehre. Und das auch noch in 3-D.

er Schauspieler Matthias Schweighöfer hat in den deutschen Kategorien der MTV Movie Awards 2011 gewonnen. Schweighöfer wurde als „Bester Schauspieler in einem deutschen Film“ gewählt. Außerdem ging der Preis für den „Besten deutschen Film“ an „Friendship“, der Anfang des Jahres 2010 in den Kinos lief und in dem der junge Schauspieler die Hauptrolle spielt. Schweighöfer war bereits in den Kinofilmen „Keinohrhase“ und „Zweiohrkücken“ an der Seite Til Schweigers zu sehen . „Friendship“ ist ebenfalls eine Komödie und spielt in der Zeit nach dem Mauerfall. Die jungen Ossis Tom und Veit wollen nach San Francisco, wo Veit seinen Vater vermutet. Leider reicht das Geld gerade mal bis New York und mit den Englischkenntnissen hapert es auch ganz gewaltig. Doch egal, ob mit der Präsentation eines etwas anderen

Heimatfilms, Verkauf von „zertifizierten“ Berliner Mauersteinen oder einem heißen Strip in RussenUniform – ein paar Dollars gehen immer. Am Ende haben die zwei ihr Ziel erreicht, nur aus Veits erhoffter Familienzusammenführung wird leider nichts. Ab dem 8. September 2011 ist Schweighöfer im Film „What a Man“ auf der Kinowand zu sehen, in dem er einen jungen Lehrer spielt, der auf der Suche zu sich selbst ist, nachdem er sich von seiner Freundin Carolin (Mavie Hörbiger) trennt. Seine wunderbar chaotische Freundin Nele (Sibel Kekilli) weiß zwar, wie man Pandas rettet, ist aber in Sachen Beziehungen selbst noch nicht wirklich sortiert. Schließlich versucht sein bester Freund Okke (Elyas M’Barek), ein testosterongeladener, liebenswerter Macho, ihm Unterricht im Mann-Werden zu geben … (red)


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„Pracht und Glanz der Höfe Europas“ Das Grimaldi-Forum in Monaco feiert die Fürstenhochzeit museal. Mit Schätzen aus vier Jahrhunderten und zwanzig Königshäusern.

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Dank der großen Kooperationsbereitschaft der Leihgeber, unter anderem der Queen und vieler weiterer gekrönter Häupter, konnten für die Schau rund 700 Kunstwerke gewonnen werden. Außer Kunstschätzen nationaler Museen werden auch Objekte gezeigt, die noch nie der Öffentlichkeit zugänglich waren. Beinahe siebzig Institutionen machten das kunst- und kulturhistorische Gipfeltreffen möglich. Die Schau versteht sich als kulturelle Zeitreise und macht die komplexen Verflechtungen der Königshäuser und deren historische Bedeutung auch ohne Vorwissen nachvollziehbar. Über Portugal und Spanien, Frankreich und Großbritannien, Luxemburg, Belgien

FOTO???????

Einen Orden aus Rubinen gab August der Starke 1722 bei Johann Melchior Dinglinger in Auftrag. Er stammt aus dem Grünen Gewölbe in Dresden.

ALLES FOTOS: PHOTOS DE CENTRE DE PRESSE DE MONACO

anz im Zeichen der Hochzeit von Fürst Albert steht diesen Sommer das museale Großereignis Monacos. Nur zwei Monate lang, vom 11. Juli bis 11. September 2011, bietet das Fürstentum an der französischen Riviera eine kulturhistorische Ausstellung der Superlative auf. Schätze aus vier Jahrhunderten europäischer Adelsgeschichte werden erstmals unter einem Dach, im 2.500 Quadratmeter großen „Espace Ravel“ des Grimaldi-Forums gezeigt. „Pracht und Glanz der Höfe Europas“ ist die erste Ausstellung ihrer Art, denn nie zuvor wurde versucht, Gegenstände aus 20 verschiedenen Königs- und Fürstenhöfen auf einmal zu präsentieren. Das Fürstentum stemmt dies mit der freundlichen Unterstützung mehrerer Sponsoren, unter anderem Crédit Suisse und Amico. Catherine Arminjon, Trägerin des Ordens Arts et Lettres, leitet die Ausstellung, die von Patricia Bouchenot-Déchin, Forscherin und Historikerin am Schloss von Versailles, kuratiert wurde.

Gemälde-Highlights: Das letzte offizielle Bild von Kaiserin „Sisi“ und Fürst Charles III. von Monaco, der 1858 das berühmte Casino von Monte Carlo bauen ließ.

und die Niederlande geht die Besichtigung sowie durch Nordeuropa mit Dänemark, Schweden und Norwegen. Osteuropa ist mit Russland und Polen präsent. Über Deutschland (mit Preußen, Sachsen und Bayern) endet die Reise im Süden mit Österreich, Italien und Monaco. Szenograph François Payet entwarf eine Inszenierung, in der jeder Raum einem Hof gewidmet ist und die Geschichte und Kultur des jeweiligen Hauses darstellt. Die Architektur der Paläste und deren Einrichtungen werden durch Filme, historische und moderne Aufnahmen lebendig. Gezeigt werden unter anderem Porträts, Skulpturen, Möbel, Porzellan, Goldschmiedearbeiten, Kostüme und Schmuck. Die Objekte verbindet der Anspruch, nicht nur das historische Wirken der Häuser zu vermitteln, sondern auch die Menschen dahinter vorzustellen.

Prominente Hauptfiguren

Im Fokus der Ausstellung stehen große Einzelpersönlichkeiten sowie Ehepaare: Der Besucher begegnet auf Ölgemälden Napoleon Bonaparte und Josephine, genauso wie Königin Viktoria von Großbritannien und Prinz Albert.

Opulent: Das Diadem der Großherzogin von Luxemburg (1829)

Aber auch „Sisi“ darf nicht fehlen. Das letzte offizielle Gemälde, das sie im Alter von 42 Jahren zeigt (gemalt von Georg Raab, 1879 in Wien) und das Trauerkleid, das sie nach dem Tod ihres Sohnes Rudolph trug, gehören zu den Raritäten der Ausstellung.

Neben den populären Gestalten trifft der Besucher aber auch immer wieder auf Überraschendes. Ein reichbesticktes, türkisches Zelt zum Beispiel, das Johann III. Sobieski, der gewählte König von Polen 1683 erbeutete, als er mit Hilfe der Fürsten Esterházy die Türken vor Wien zurückschlug. Auch kostbare Rüstungen und korallenbesetzte Schilde sind als Trophäen von damals zu sehen. Die Hobbys der Könige waren auf wissenschaftlichem wie künstlerischem Gebiet oft folgenschwer: Die Erforschung der Weltmeere war das Hauptinteresse von Karl I. von Portugal sowie Albert I. von Monaco, der ein Museum für Ozeanografie gründete. Gustav III. von Schweden begeisterte sich so sehr für das Theater, dass er selbst als Schauspieler

auftrat und Stücke schrieb. Ein Gemälde zeigt ihn beim Umkleiden hinter der Bühne. Zwei seiner Originalkostüme vervollständigen das Bild. Leider wurde er im Theater auch das Opfer eines Attentats. Absolute Prunkstücke der Ausstellung sind das vergoldete Galacoupé der Fürsten Esterházy, das große Silbergeschirr Josephs I. von Portugal und Mobiliar aus Lapislazuli des Kaisers Alexander II. von Russland. Das mit Sternen verzierte Diamantencollier

Maria Pias von Portugal von 1865 und ein ebenso imposantes Diamant-Diadem der Großherzogin von Luxemburg von 1829 glänzen neben dem Schmuck von Napoleons Frau Josephine. (rf)

i Die Ausstellung läuft vom 11. Juli bis 11. September Täglich von 10.00 - 20.00 Uhr, donnerstags bis 22.00 Uhr Der 400-seitige Katalog zur Ausstellung erscheint im Juli auf Französisch und Englisch, herausgegeben vom Grimaldi-Forum Monaco und Editions Skira Flammarion Paris Preis: 49 Euro. www.grimaldiforum.mc

Russisch Wohnen: Diese Vase war Teil des Mobiliars aus Lapislazuli, welches den Sommerpalast Zar Alexanders II. in Tsarskoïe Selo schmückte.

König Ludwigs Geschichte als Hörbuch

FOTO: WIKIPEDIA

Ludwig-Forscher Peter Glowasz veröffentlicht seine Forschungsergebnisse als Hörbuch.

Ludwig II. von Bayern.

A

nlässlich des 125. Todestages von König Ludwig II. veröffentlichte Peter Glowasz vor wenigen Wochen sein Hörbuch „König Ludwig II. und das Jahrhundertverbrechen in Berg am Starnberger See“. Die sechsstündige Dokumentation ist eine umfassende Zusammenfassung der dreißigjährigen Forschungen des Berliners, der seit 1988 insgesamt fünf Bücher und Hörbücher über den bayerischen Monarchen veröffentlichte. Glowasz gehört zu den Verfechtern der Mord-These und zur Riege jener Forscher, welche die gesamte offiziell geführte Ludwigrezeption infrage stellen. Die von ihm zusammengetragenen Informationen zeichnen das Bild eines Staatsstreichs und einer langwierigen Verschwörung, die mit der Entmündigung und dem Tod des Königs bei einem Fluchtversuch enden. Glowasz sieht Ludwig II. selbst als Lichtgestalt seiner Zeit und hochsen-

siblen Menschen, dessen Leben von seinem politischen Umfeld gezielt zerstört wurde. Glowasz lässt verschiedene Quellen zu Wort kommen, auch Zeugen, die selbst oder durch die Aussage ihrer Eltern Details aus der Ludwig-Geschichte kennen. Darunter ist auch die Aussage eines Mannes, der nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau der zerstörten Münchener Michaelskirche den einbalsamierten Leichnam Ludwigs II. zu sehen bekam. Damals musste der Sarkophag mit einem Kran bewegt werden und der Deckel ging aus Versehen auf. Doch das Hörbuch ist nicht allein, wie der Titel vielleicht vermuten lässt, Ludwigs Sterben gewidmet. Es ist ein ausführliches Portrait seines Lebens und Wirkens. Nach Glowasz´ Verständnis führte Ludwig II. zwar ein Leben in Einsamkeit, sah sich aber bei allen seinen Vorhaben im Dienst seines Volkes und der

Nachwelt. Ein Aspekt, der sich nur erschließt, wenn man sich mit Ludwigs Selbstverständnis und Königsideal beschäftigt. Auch dieses wird, genau wie Ludwigs Liebe zum Theater, ausführlich behandelt. Die Erinnerungen des letzten königlichen Leibdieners Wilhelm Rutz nehmen einen großen Abschnitt ein. Dem letzten Teil über Ludwigs Gefangenschaft auf Schloss Berg, die Fluchtpläne und den Tod fügt Glowasz umfangreiche medizinische und juristische Kommentare heutiger Experten hinzu, die seine These stützen, dass der Märchenkönig ermordet und Tatsachen gezielt vertuscht wurden, wie Ungereimtheiten der Überlieferungen verraten. Interessanterweise bezweifelt Glowasz sogar, dass der König ein homosexuelles Doppelleben geführt hat, was von seinen Feinden gezielt propagiert wurde und heute allgemein als Wahrheit akzeptiert ist. (rf)

i Das Hörbuch von Peter Glowasz „König Ludwig II. und das Jahrhundertverbrechen in Berg am Starnberger See“ kann über die ISBN 3-925621-22-9 überall im Buchhandel bestellt werden. Es besteht aus 5 CDs und kostet 18,50 Euro.


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Wissen

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Erster bewohnbarer Exoplanet bestätigt Vor Jahren wurde es noch als sicher angesehen, dass es außer unserer Erde im ganzen Universum keine weiteren bewohnbaren Planeten gibt. Heute werden nahe Sonnensysteme mit unseren besten Teleskopen systematisch nach Planeten abgesucht, die als Träger von Leben infrage kommen könnten.

Cassie Ryan

Foto: NASA /NSF

F

ranzösische Astrophysiker haben einen 20 Lichtjahre von der Erde entfernten felsigen Planeten zum ersten bewohnbaren Planeten außerhalb unseres Sonnensystems bezeichnet, der innerhalb einer bewohnbaren Zone liegt. Gliese 581d umkreist gemeinsam mit den anderen Exoplaneten des Systems den roten Zwergstern Gliese 581. Dieser hat seit seiner Entdeckung im Jahr 2007 beträchtliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Im September letzten Jahres ergaben sich kontroverse Diskussionen, ob Gliese 581 überhaupt als „Goldilocks-Planet“ bezeichnet werden kann, als Planet, der die Entstehung von Leben ermöglicht (Goldilock ist das kleine Mädchen aus der Geschichte „Goldilock und die drei Bären“, in der Goldilock, als sie einmal eine Wahl treffen muss, die Extreme [zu heiß, zu kalt] ablehnt und die Mitte [genau richtig] wählt). Seitdem gab es Zweifel, ob der Planet überhaupt existiert. Jetzt haben Wissenschaftler vom Pierre Simon Laplace Institut in Paris neue Computer-Modell-

Das Gliese-581-System mit den Umlaufbahnen seiner Planeten – verglichen mit unserem Sonnensystem. Der Stern Gliese 581 hat 30 Prozent der Masse unserer Sonne, aber sein entferntester Planet ist näher an der Sonne als unsere Erde. Dieser fünfte Planet, Gliese 581d, könnte Leben beherbergen. Techniken benutzt, die das Klima auf Exoplaneten simulieren und die Oberflächen in 3D-Technik darstellen können. So konnten sie für Gliese 581d, der anfangs für zu kalt gehalten wurde, um Leben zu erhalten, ein warmes und feuchtes erdähnliches Klima voraussagen. Gliese 581d ist schätzungsweise doppelt so groß wie die Erde mit einer fixen Nacht- und Tagseite. Er empfängt ein Drittel weniger solare Energie als unsere Erde. Der Exoplanet dürfte nach wissenschaftlicher Erkenntnis nicht bewohnbar sein, weil die dicke, leicht zu erwärmende Atmosphäre sich eigentlich auf der Nachtseite

wieder abkühlen müsste. Jedoch zeigen die Klimasimulationen des Teams, dass Gliese 581d „unter vielen verschiedenen Bedingungen eine stabile Atmosphäre und oberflächliches flüssiges Wasser hat. Dadurch wird der Planet zur ersten wissenschaftlich bestätigten Super-Erde (Exoplanet mit zwei Erdmassen) in der bewohnbaren Zone“, ist in der Kurzfassung der Studie, die in The Astrophysical Journal Letters veröffentlicht wurde, zu lesen. Laut einer Pressemitteilung des französischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CNRS) ist das Klima von Gliese 581d bei

Klimasimulationen zeigen, dass Gliese 581d wahrscheinlich eine stabile Atmosphäre und flüssiges Wasser hat.

der Simulation einer dichten CO2Hülle – was ein wahrscheinliches Szenario darstellt – stabil und sollte nicht kollabieren. Außerdem müsste demnach das Klima warm genug für die Bildung von Ozeanen, Wolken und Regenfall sein. Da das Licht von Gliese 581 rot ist und so viel tiefer in die Kohlendioxidatmosphäre des Planeten eindringen kann, als es das Licht unserer Sonne könnte, wird über den Treibhauseffekt Hitze erzeugt. Bei unserem Heimatgestirn wäre das wegen des geringen Rotanteils im Sonnenlicht nicht möglich. Die kurzwelligen Anteile (gelb, grün, blau etc.) werden von

der Rayleigh-Streuung zum gro­ ßen Teil weggefiltert, bevor sie die Erdoberfläche erreichen und Hitze erzeugen können. Der Planet ist aber nicht nur in rotes Licht gebadet, sondern hat aufgrund seiner großen Masse an seiner Oberfläche die doppelte Schwerkraft unserer Erde, was bedeutet, dass Planeten, die Leben hervorbringen können, überhaupt nicht erdähnlich sein müssen, erklärt der Bericht. Das Modell zeigt auch, dass die Atmosphäre die Erwärmung durch das Tageslicht effizient auf den Planeten umverteilt, wodurch ein Kollaps der Atmosphäre an den Polen und auf der Nachtseite verhindert wird. Die Pressemitteilung des Instituts berichtet über zukünftige Teleskope, mit denen wir in der Lage sein werden, die Atmosphäre von Planeten in unserer Nachbarschaft direkt zu detektieren. Das Team erdachte verschiedene einfache Tests, die zukünftigen Beobachtern ermöglichen werden, weitere Informationen zu sammeln, wie zum Beispiel, ob Gliese 581d, so wie Uranus oder Neptun, atmosphärischen Wasserstoff aufweist.

Vorschau Wunder-Statuen: Trick oder göttliche Botschaft? Angefangen von den Berichten über indische Götter bis hin zu den katholischen Heiligen verwirren bestimmte Ereignisse die Kleriker und die Wissenschaft. Was sagen der Buddhismus, das Christentum und andere Religionen zu Wunder-Statuen?

Die Wissenschaft beginnt damit, Antimaterie kontrolliert erzeugen und erhalten zu können. Der nächste Schritt wird die Untersuchung der Eigenschaften von Antimaterie sein, was mithilfe von Mikrowellen möglich sein soll und wichtige Fragen der Kosmologie beantworten wird.

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ie Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) hat es geschafft, Anti-Wasserstoffatome für mindestens 16 Minuten aufrechtzuerhalten und glaubt, dass diese relativ stabile Form von Antimaterie eine weitere Erforschung dieser seltenen und mysteriösen Partikel ermöglicht. Wissenschaftler am ALPHA (Anti-Wasserstoff-Laser-PhysikApparat), die am CERN in Genf arbeiten, bauen zurzeit eine Antimaterie-Falle und veröffentlichten ihre Entdeckungen am 5. Juni in der Online-Ausgabe von Nature Phsysics. „Wir konnten Anti-Wasserstoffatome für mehr als 1.000 Sekunden einsperren, was eine Ewigkeit ist“,

berichtete Joel Fajans von der kalifornischen Universität Berkeley in einer Pressenachricht. Das Team fing während einer Serie von Experimenten 112 Antiatome bis zu 1.000 Sekunden (bzw. 16 Minuten und 40 Sekunden) lang ein. Seit den ersten erfolgreichen Versuchen in 2009 fing das Team insgesamt 309 Antiatome ein. Vorher waren die Wissenschaftler in der Lage, lediglich drei Atome zusammen simultan einzufangen. „Wir hätten gerne schon 1.000 Atome 1.000 Sekunden lang eingefangen, aber wir haben noch die Möglichkeit, mit Laser- und Mikrowellen-Experimenten die Eigenschaften von Antiatomen zu untersuchen“, sagte Fajans. Begründet auf der Idee, dass das Universum vor 13,6 Milliarden Jahren durch den Urknall erzeugt wurde, sollten Materie und Antimaterie in gleicher Menge vorhanden sein. Jedoch scheint Antimaterie selten zu sein und konnte nur kurzzeitig (zum Beispiel in kosmischer Strahlung und einigen radioaktiven Materialien) gemessen werden. Durch das Studium der Eigenschaften von Antiatomen können die Wissenschaftler bestimmen, ob diese die gleichen elektromagnetischen und gravitativen Wechselwirkungen aufweisen wie normale Materie. Wenn Antimaterie die

Das Team fing für 16 Minuten und 40 Sekunden 112 Anti-Wasserstoff­ atome ein!

gleiche CPT (charge-partiy-time; Ladung-Parität-Zeit)-Symmetrie hat, dann würde sich ein Partikel in einem Spiegeluniversum so verhalten, als ob er die entgegengesetzte Ladung hätte und sich in der Zeit rückwärts bewegte. „Jeglicher Hinweis auf einen Bruch der Ladung-Parität-ZeitSymmetrie würde ein ernsthaftes Überdenken unseres Verständnisses der Natur zur Folge haben“, erklärte ALPHA-Sprecher Jeffrey Hangst von der dänischen Universität Aarhus in der Pressenachricht. „Aber die Hälfte des Universums ist verloren gegangen. Deswegen steht ein Umdenken auf diese oder jene Weise sowieso auf dem Plan.“ Das Team bemüht sich, noch mehr Anti-Wasserstoffatome für noch längere Zeit einzufangen und hat bereits deren Energieverteilung untersucht. „Es klingt vielleicht nicht aufregend, aber das ist bisher das erste Experiment, das mit eingefangenen Anti-Wasserstoffatomen gemacht wurde“, sagte Jonathan Wurtele in der Veröffentlichung der UC Berkeley. „Diesen Sommer planen wir vor allem Experimente mit Mikrowellen. Wir hoffen, durch Mikrowellen induzierte Änderungen im Atomzustand des Antiatoms messen zu können.“ (cr)

F o t o : Z u n i n o C e l o tt o /G ett y I m ages

Antimaterie blieb für 17 Minuten stabil

Eine Gesamtansicht von CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung.


WISSEN

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Die Technologie der großen Pyramiden

F O T O : PAT R I C K B A Z /A F P/G E T T Y I M A G E S

„Damals lebten die Riesen auf der Erde und auch dann noch, als die Gottessöhne Kinder mit den Menschentöchtern hatten. Das waren die Helden der Vorzeit, berühmte Männer.“ (1. Mose, 6.4)

2.300.000 Steine: Zwischen zwei und 40 Tonnen mussten in 20 Jahren, gebrochen, transportiert und gesetzt werden. Für die alten Ägypter soll das nach Meinung vieler Forscher nicht möglich gewesen sein.

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n den Außenbezirken der Stadt Baalbeck im heutigen Libanon liegt ein Block von über 1.000 Tonnen Gewicht und scheint seit Jahrhunderten darauf zu warten, in das Zentrum der Stadt gebracht zu werden. Stattdessen erhält er zahlreichen Besuch von Touristen, die mit ihm im Hintergrund für Erinnerungsfotos posieren. Dieser Felsbrocken steht mit einem tiefgehenden Mysterium der Menschheit in Verbindung. Wer konnte solche riesigen, massiven Steine bewegen, wie sie bis heute in Baalbeck, Machu Picchu, den Pyramiden in Ägypten und so weiter zu sehen sind?

Zwei Hauptprobleme: der Transport und das Einsetzen

Ebenso wie in der später von den Römern besetzten biblischen Stadt Baalbeck, ließen viele Tempel, Monumente und uralte Städte, die aus Felsen und gigantischen Blöcken erbaut wurden, schon seit jeher die Gelehrten zweifeln, ob die überlieferten Transporttechniken der Vorfahren vollständig und korrekt waren. Genau das ist das Problem: Damals waren vielleicht die Namen der Erfinder des Flaschenzugs, der Eisenwerkzeuge oder gar des Rads schon nicht mehr bekannt. Abgesehen von den Gravuren, die im alten römischen Imperium die effiziente Benutzung eines Kranes illustrierten, um die ersten Obelisken zu bewegen, hinterließen diese Menschen nichts über die Techniken, wie diese gigantischen Felsstücke zu handhaben waren. Auch die Technik der Römer reichte lediglich dazu aus, die Steine einige Meter am Tag zu bewegen, wie auf den Inschriften des Obelisken des Theodosius in Konstantinopel dokumentiert wird: „Es benötigte 32 Tage, um den Stein hinaufzubringen.“

i Bautechnik der alten Ägypter Nach aktuellen archäologischen Theorien haben den Erbauern der großen Pyramiden 2547 bis 2524 v. Chr. keine modernen Baumaschinen zur Verfügung gestanden. Es könnte allerdings schon einfache Krane, die nach dem Waage-Prinzip funktionierten, gegeben haben. Ansonsten hätte ihnen als Mittel zur Höhenüberwindung großer Lasten lediglich eine Rampe zur Verfügung gestanden. Eine solche Rampe durfte aber nicht zu steil sein. Acht Grad war das Maximum, damit tonnenschwere Lasten nach oben transportiert werden konnten. Eine derart riesige Rampe hatte allerdings gar keinen Platz auf dem Gizeh-Plateau. Als genauso wenig geeignet stellte sich eine umlaufende Rampe heraus, da sie die Basis komplett zugedeckt hätte und das nötige Vermessen der Kanten, die sich oben genau in einem Punkt treffen mussten, unmöglich gemacht hätte. Schließlich wurde die Idee einer Rampe im Inneren der Pyramide vorgeschlagen, die am Rand entlang hätte verlaufen können. Dies hätte keinen Widerspruch zu irgendeiner anderen Theorie enthalten. Allerdings fehlen bis heute durch Messungen bestätigte Beweise dieser inneren Rampe.

Aber nicht nur Baalbeck fasziniert durch seine Architektur. Machu Picchu in Peru und Puma Punku in Bolivien sind weitere Beispiele jenseits des Ozeans, deren Tempel und Festungen für die heutigen Ingenieure ein Rätsel darstellen. Sowohl die Perfektion, mit der die Steine in die Mauern eingefügt wurden, als auch das Transportieren der Hunderte Tonnen schweren Gesteinsbrocken ist nicht einfach zu erklären. T. Wallace Wallington, ein pensionierter Zimmermann aus den USA, glaubt den Schlüssel für die Lösung des Rätsels um die riesigen Bauten in Händen zu halten. Wallington entschied sich dazu, in seinem Garten zu Hause in Michigan eine Replique des berühmten druidischen Steinkreises zu bauen. Mithilfe von hölzernen Balken, Seilen und kleinen Steinen wollte er beweisen, dass die uralten Monumente wie Stonehenge, die MoaiStatuen auf den Osterinseln und sogar die ägyptischen Pyramiden ohne Benutzung von Flaschenzügen, Rädern oder extraterrestrischen Technologien errichtet wurden. Lediglich unter Zuhilfenahme von Balken, Seilen und einigen Kieselsteinen bewegte Wallington in seiner Freizeit Blöcke von mehreren Tonnen mit der von ihm wiederentdeckten „verlorengegangenen Technologie“. „Ich fand heraus, dass man für schwere Lasten nur einfache Holzwerkzeuge und die Schwerkraft benötigt“, sagt der Zimmermann. „Nichts Starres wird benötigt; und das Stück muss nicht angehoben werden, um es zu bewegen.“ Wallington ist sicher bekannt, dass die Arbeiten der Vorfahren schneller vonstattengingen, als es seine Methoden erlauben, selbst wenn Tausende Arbeiter zur Verfügung stehen würden. Der Bau der größten der drei Pyramiden von Gizeh, die aus 2,3 Millionen Steinen besteht mit einem Gewicht

zwischen zwei und 40 Tonnen, ist das augenfälligste Beispiel.

Die großen Pyramiden: alle zwei Minuten ein Stein

Die Errichtung der großen Pyramiden von Ägypten ist ein großes Rätsel, weil für den Bau so wenig Zeit zur Verfügung stand. Laut dem Schweizer Physiker Nassim Haramein war solch eine Leistung für die am Anfang der Zivilisation stehenden Ägypter unmöglich. „Das ist ganz einfache Mathematik“, sagt Haramein: „Man nimmt die Anzahl der Steine und wenn man weiß, dass die Pyramiden entsprechend der Zeitspanne einer ägyptischen Dynastie – also innerhalb von 20 Jahren – gebaut werden mussten, kann man berechnen, wie schnell die Steine gesetzt wurden. Wenn die Ägypter sieben Tage pro Woche, zehn Stunden pro Tag und an 365 Tagen des Jahres gearbeitet haben, dann müssen sie alle zwei Stunden einen Stein gesetzt haben.“ Außerdem beachte man das Fehlen jeglicher Angaben darüber, wie viele Rundhölzer für das Bewegen der Blöcke benötigt wurden sowie die enorme Distanz zu den Steinbrüchen. „Vielleicht ist das nicht für jeden offensichtlich, aber diese Pyramiden stehen mitten in der Wüste. Es wurden viele Rundhölzer benötigt, um 2.300.000 Steine zu bewegen. Woher nahm man das ganze Holz?“ So wie Haramein denken auch viele andere Wissenschaftler, dass aufgrund der konkreten Beweise die großen Pyramiden mehr als 5.000 Jahre vor der Geburt der ägyptischen Zivilisation gebaut worden sein müssen. Sicher ist es unbegreiflich, warum all die Pyramiden, die nach den drei großen erbaut wurden, von solch schlechter Qualität waren, dass sie sich heute kaum von großen Schutthaufen unterscheiden. Vielleicht sehen wir darin nur die erfolglosen Versuche,

die imposanten Bauten einer unbekannten Zivilisation nachzubauen? Laut dem Forscher Anthony West kann anhand der Erosionsmuster bewiesen werden, dass die Sphinx und die großen Pyramiden vor 10.500 Jahren – also vor der großen Flut am Ende der letzten Eiszeit – erbaut wurden. Wer also könnte diese großartigen Ingenieurleistungen vollbracht haben, wenn es nicht die Ägypter waren? Laut Haramein sollen die großen Bauwerke rund um den Globus durch eine globale Zivilisation mit Menschen von enormer Größe

errichtet worden sein. Dafür gibt es weltweit Berichte, einschließlich aus Ägypten, Peru, Mexiko und China. Haramein bemerkt, dass das innere Volumen vieler Schädel, die in Südamerika und Mexiko gefunden wurden, das Volumen eines normalen Menschenschädels um das Doppelte übersteigt. „Etwas anderes Interessantes“, fügt Haramein hinzu, „ist die Öffnung im Boden der Schädel (…), die auf die Größe dieser Menschen schließen lässt. Diese Menschen müssen zwischen 3,6 und 4,5 Meter groß gewesen sein.“

FOTO: PUBLIC DOMAIN

Leonardo Vintiñi

Groß und größer, aber nicht riesig: Der Riese Ajax soll nach der Beschreibung in Plutarchs berühmtem Buch ca. 4,3 Meter groß gewesen sein.


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MENSCHEN & MEINUNGEN

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„Mich rührt Fairness“

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A : D NIE C L S HÄ FE R

Hildebrandt: Ein Autor in den 20er-Jahren, Leonhard Frank, ein Schriftsteller, der sich damals in der Nähe des Literaturnobelpreises bewegt hat, der schrieb ein Buch „Der Mensch ist gut“. Dafür erntete er reichlichen Spott, weil diese Behauptung als ein Leichtsinn, eine Dummheit bezeichnet

Epoch Times: Wo, finden Sie, hört der Spaß auf? Worüber darf man keine Witze mehr machen? Hildebrandt: Der Spaß kann ruhig grimmig sein. Eine Pointe bedeutet ja nichts anderes, als etwas auf den Punkt bringen. Deshalb heißt es ja Pointe. Das heißt, es gibt Dinge, die bringt man auf den Punkt und den Menschen gefriert das Lachen. Weil sie wissen, dass es die Wahrheit ist. Sie haben

TO

Ein unverbesserlicher Optimist

So ähnlich wie Hundeerziehung

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ls junger Mann begann Dieter Hildebrandt, sich in der jungen Bundesrepublik zu Wort zu melden. Weil ihn Politik interessierte und „die Ausübung von Kritik an dieser Politik ganz wichtig war“. Seitdem machte er nichts anderes. Ein Gespräch mit dem 84-jährigen Kabarettisten. Epoch Times: Herr Hildebrandt, war die Zukunft für Sie in Ihrem Leben eigentlich immer ein Antriebsfaktor? Dieter Hildebrandt: Ja. Ich habe immer versucht, mich einzumischen, um sie erträglicher zu machen. Epoch Times: Was denken Sie über unseren heutigen Zustand? Werden die Menschen dümmer? Oder werden die Anforderungen an uns höher? Hildebrandt: Da gibt es die verschiedensten Auseinandersetzungen darüber, ob wir eigentlich viel mehr begabt sind und es nicht ausnutzen oder ob wir gar nicht so begabt sind, wie man von uns verlangt. Ich bin der letzteren Ansicht. Ich bin nicht der Meinung, dass unsere Fähigkeiten so riesengroß sind, dass wir sie ausnutzen sollten. Sondern ich bin der Meinung, dass wir überfordert sind. Und zwar seelisch überfordert sind. Und dass unsere Gefühle verrohen und dass unser Zuhören geringer wird. Dass wir autistisch werden langsam mit der Zeit und dass wir verfingern. Und dass wir unsere sozialen Pflichten gerne vergessen würden und auf das Soziale etwas verächtlich herunterschauen. Die Erfindung des sogenannten „Gutmenschen“ ist so ein Zeichen. Hier wird ein Wort erfunden, das von den Intellektuellen gebraucht wird, meiner Ansicht nach auch teilweise missbraucht wird. Weil dieses Wort etwas bezeichnet, das es gar nicht gibt. Ein Mensch der gut ist, der kann nicht in den ironischen Brennpunkt geraten, man kann ihn nicht verspotten wollen. Das kann nicht sein, da ist irgendetwas falsch. Und wenn das Wort aber zusammengesetzt wird aus „gut“ und „Mensch“, und beides sollte ganz gut sein, dann kann es nur sein, dass der Mensch böse ist und wenn er gut ist, ist er eigentlich komisch … (lacht). Das ist merkwürdig, aber die Sprache entsteht ja aus einem Denken heraus, aus einer Philosophie, die wir als Philosophie gar nicht so begreifen, die aber in uns ist. Epoch Times: Sie meinen, wenn ich betonen muss, dass der Mensch gut ist, setze ich im Grunde genommen einen schlechten Menschen voraus? Hildebrandt: Ja, offensichtlich.

wurde. Der Mensch wäre nicht gut. Der Mensch ist des Menschen Wolf, so ist ja die Meinung. Das kann nicht sein! Das glaube ich nicht. Ich glaube, der Mensch ist besserungsfähig. Und ich meine, dass ich da manchmal sogar in die Nähe der christlichen Ethiker komme, die behaupten, „der Mensch ist gut“. Nur von den Wirren des Alltags wird er verdorben. Aber das kann nicht sein, denn es gibt auf der anderen Seite Menschen, die Menschen helfen. Es gibt Menschen, die sich bemüßigt fühlen, Gutes zu tun und zu verbessern. Und da kenne ich eine Reihe von Menschen. Und dann gibt es auch Literatur dafür, die zu lesen wichtig wäre. Es ist noch vieles ungelesen, was vor hundert Jahren geschrieben wurde. Es nicht so, dass nichts verbesserungsfähig ist. Epoch Times: Das heißt, Sie sind grundsätzlich Optimist? Hildebrandt: Ja! Epoch Times: Was, denken Sie, können wir machen, um das Gute als Grundvoraussetzung zu pflegen und um es nicht mehr so betonen zu müssen? Hildebrandt: Wissen Sie, wenn ich das wüsste, dann wäre ich jetzt wahrscheinlich berühmt, hätte mehrere Bücher geschrieben und alle würden nach meinen Rezepten leben. Das ist es ja gerade! Ich fühle eine ähnliche Ohnmacht wie Millionen von anderen Menschen auch. Ich habe nur den Verdacht, dass man das ändern könnte. Ich habe nicht die Gewissheit und ich habe auch nicht die Kenntnis der Methoden, die man anwenden müsste. Ich kenne auch nicht die politische Zauberidee, wie man hinüberkommt, ich kenne auch nicht die Partei, die man gründen müsste. Epoch Times: Ich weiß auch nicht, ob das mit einer Partei ginge ... Hildebrandt: (süffisant) Naja, ich sage das ja auch an letzter Stelle ...

nur nicht so konsequent darüber nachgedacht. Epoch Times: Wird in Krisenzeiten der Humor schärfer? Hildebrandt: Ja natürlich, wenn die Krise schärfer wird, dann wird auch der Humor schärfer. Das ist so, als wenn Sie verzweifelt versuchen, Ihrem Hund beizubringen, dass er nicht auf die Straße gehen darf, weil er da überfahren wird. Das heißt, mit der Zeit richten Sie an Ihren Hund immer schärfere Befehle. Aber Sie wollen doch nur seinen sicheren Tod verhindern! Epoch Times: Sie haben viel Freches über andere gesagt, Was war der Frechste, das vermutlich über Sie gesagt wurde? Hildebrandt: Also wenn jemand die Wahrheit entdeckt, und sie ausspricht und ich sage erschrocken, oh Gott, das stimmt sogar, dann ist es nicht frech, sondern dann ist es bitter. Frech ist eigentlich nur, wenn jemand etwas von mir behauptet, das nicht stimmt. Und da ist das Frechste, was über mich behauptet wurde, ich wäre ein Kommunist. Das bin ich nun grade nicht! Weil ich sicherlich ein Mensch bin, der eine Einschränkung seiner Meinung, seiner Meinungsfreiheit und seiner Informationsmöglichkeit hasst wie die Pest.

Heucheln geht nicht

FOTO: CHRISTOPH VOHLER

Was denkt ein Mann, der durchs Schimpfen berühmt wurde? Dieter Hildebrandt über das Gute im Menschen, ein bisschen Fußball, Verdienstkreuz und verfrühten Nachruf.

„Wenn die Krise schärfer wird, dann wird auch der Humor schärfer. Das ist so, als wenn Sie verzweifelt versuchen, Ihrem Hund beizubringen, dass er nicht auf die Straße gehen darf, weil er da überfahren wird.“ Dieter Hildebrandt

Epoch Times: Mit 84 Jahren, sind Sie da wirklich noch schockiert über das, was die gewählten Volksvertreter so sagen, oder denken Sie nur „wieder eine Steilvorlage für mein Programm“? Hildebrandt: Sie halten es nicht für notwendig, ich bin immer noch zu schockieren. Ich kann immer noch erschrecken über den geistigen Zustand von Menschen, die andere Menschen gewählt haben. Epoch Times: Dann sind Sie also schockiert, weil Sie immer noch hoffen und nicht den Glauben aufgeben, dass es besser wird? Hildebrandt: Richtig, stimmt genau. Epoch Times: Und warum haben Sie das Bundesverdienstkreuz abgelehnt?

„Ich kann immer noch erschrecken über den geistigen Zustand von Menschen, die andere Menschen gewählt haben.“

Hildebrandt: Weil ich es als Heuchelei empfinden würde, wenn ich meine ganze Arbeit verwendet habe, um zu schimpfen, dann von diesem Institut, das ich beschimpft habe, noch ausgezeichnet zu werden. Weil ich möchte die anderen nicht zur Heuchelei verleiten! Das wäre unfein. Deshalb fragen die immer vorher an, ob man´s annimmt. Ich wollte daraus kein großes Theater machen. Ich halte es für selbstverständlich, dass man das nicht annimmt. Epoch Times: Wann war das? Hildebrandt: Das muss ungefähr vor zehn, zwölf Jahren gewesen sein. Preise bekommt man sehr oft, weil man das Alter erreicht hat, in dem man den Preis sozusagen „verdient“ hat und wenn man etwas abschließt. Das muss in der Zeit gewesen sein, als ich langsam die Sendung [Anm. der Red. den „Scheibenwischer“] aufgegeben habe. Und wahrscheinlich hat man mir dann gesagt: So, zum Abschluss wollte man dir noch sagen „du hast dich verdient gemacht um den Bund“. Das heißt ja „Bundesverdienstkreuz“. Und das halte ich nun wirklich für komisch, kann ich nicht annehmen.

Ein Beispiel aus dem Fußball

Epoch Times: Was bewegt Sie? Wie kann Ihrer Meinung nach ein Mensch die Welt verbessern? Hildebrandt: Also ich sag Ihnen jetzt mal ein kleines Pars pro toto, wodurch ich zu rühren bin und glaube, dass die Welt besserungsfähig ist: Ich bin ein Fußballfan. Wenn ich sehe, dass ein Bundesliga-Fußballspieler, bei dem es, sobald er den Ball hat, um Geld geht – denn er hat das Spielobjekt im Moment am Fuß und mit ihm steht oder fällt vielleicht eine Rieseneinnahme seines Clubs – und er trotzdem einem anderen Spieler, der ihm den Ball wegnehmen will, nicht mit einem Foul begegnet, wenn der andere besser ist, weil er sagt, „er ist halt besser“, und er haut ihm nicht die Beine weg, statt den Ball zu treffen … Dann kommen mir vor Rührung die Tränen.

Epoch Times: Ernsthaft? Hildebrandt: Ja, ernsthaft. Mich rührt Fairness, weil ich der Meinung bin, das ist langsam eine Kostbarkeit geworden. Dadurch melde ich den Zweifel am Fortgang der Menschheit an, aber gleichzeitig auch die Tatsache, dass es Ausnahmen gibt. Und die Ausnahmen könnten zunehmen. Epoch Times: Wenn die Ausnahmen zunehmen, dann könnte es in die andere Richtung gehen ... Hildebrandt: Ja, oder ein anderer Zustand sein.Weil die Fairness kann man ja auf die Politik ausdehnen, nicht wahr? Deswegen sagte ich Pars pro toto!

Zu früh gefilmt

Epoch Times: Sie gehören zu denen, für die der eine oder andere schon einen Nachruf in der Schublade hat ... Hildebrandt: Ja, aber sicher! Schon seit dreißig Jahren! Ich habe selbst den gespielt, der das betrieben hat. 1965, da haben wir von Heinrich Bölls „Dr. Murkes gesammeltes Schweigen“ eine Fortsetzung gemacht, die allerdings künstlerisch vollkommen daneben ging und deshalb nie – zu unserer Freude nie – gezeigt wurde. Die Idee war, Dr. Murke wechselt zum Fernsehen und wird dort Redakteur für Nachruf-Filme. Zehn Jahre später hat ein Regisseur gesagt, er möchte einen kleinen Film über mich drehen, mich auf der Tournee begleiten, dann mal ein Gespräch zu Hause haben. Was man so macht. Nach ungefähr vier Wochen emsigster Arbeit hab ich einen Verdacht geschöpft und zu ihm gesagt, sag´ jetzt ehrlich, das, was du jetzt drehst, ist ein Nachruf, oder? Daraufhin wurde er sehr verlegen und hat es natürlich abgestritten. Es stellte sich heraus, dass es natürlich ein Nachruf war. Ich habe damals wahrscheinlich nicht sehr gut ausgesehen. Ich glaube, der hat vermutet, dass ich eine Krankheit habe. (Das vollständige Gespräch von Dieter Hildebrandt und Rosemarie Frühauf finden Sie auf www.epochtimes.de)


Das vierte Golf Cabriolet

„Abenteuerlustige Kätzchen“ Seite 15

Seite 19

F O T O : A F P P H O T O / B O R I S H O R VAT

Spiel der Kaiser: Kommunikation mit „Go“ Seite 20

Monaco heißt „Manhattan des Mittelmeers“ für seine wirtschaftlich bedingte Hochhausarchitektur. Die Hafenansicht mit dem Fürstenpalast präsentiert sich jedoch als mediterraner Traum.

Kleinstadt der Millionäre und Glücksritter W

Aufmerksamkeit. Momentan versucht es gezielt, auch etwas bürgerlichere Urlauber anzusprechen.

Kreativ am Rande der Legalität

Bräutigam Albert II. entstammt der 700-jährigen Grimaldi-Dynastie, die von einem italienischen Seeräuber gegründet wurde. Francesco Grimaldi gelang es 1297 in der Verkleidung eines obdachbedürftigen Franziskanermönchs, die Festung Monaco an der französischen Mittelmeerküste einzunehmen. Noch heute ziert der bewaffnete Mönch mit falschem Bart das Staatswappen. „Mit Gottes Hilfe“ lautet dessen Motto. Hartnäckig musste sich Monaco immer wieder gegen die Vereinnahmung durch Genueser, Franzosen oder Spanier zur Wehr setzen, bis es sich 1911 eine Verfassung

gab. Im Jahr 1856 wurde jedoch die entscheidende Institution gegründet: Die Spielbank von Monte Carlo, benannt nach Charles III., der das in Frankreich verbotene Glückspiel legalisierte, um das finanzielle Überleben seines Städtchens zu sichern. Nachdem eine eigens gebaute Bahnlinie für regen Besucherzustrom sorgte und die Gäste (Aristokratie aus Europa und Russland) in casinonahen Hotels standesgemäß residieren konnten, florierte der Betrieb im Jahre 1869 derart, dass Charles alle direkten Steuern abschaffen konnte. Ein Glückstreffer, wie sich langfristig herausstellte.

Steueroase mit Vor- und Nachteilen

Bis heute erhebt Monaco keine Einkommens- und Erbschaftssteuer für

Privatpersonen. Sehr beharrlich wirtschaftete das Fürstentum bei der Verfolgung von finanziellen Vergehen im Ausland nach eigenen Regeln. Erst 2009 wurde das Nicht-EU-Mitglied von deren „Grauer Liste der nicht kooperativen Länder in Fragen der Steuerhinterziehung und Geldwäsche“ gestrichen. Effektiv Steuern sparen kann in Monaco allerdings nur, wer das nötige Kleingeld für die astronomischen Miet- und Immobilienpreise mitbringt. Monatsmieten über 10.000 Euro waren mit ein Grund, warum der verstorbene Fürst Rainier einst anordnete, dass Wohnungen für monegassische Bürger nicht mehr als 20 Prozent ihres Einkommens kosten dürfen. So ein Völkchen von nur 6.000 echten Einheimischen will gepflegt werden. Jeder Einzelne von ihnen erhielt deshalb eine schrift-

liche Einladung zum Empfang auf der kommenden Hochzeit. Weil Monaco so klein ist, wird es auch das Manhattan am Mittelmeer genannt. Ständig wird gebaut, um den Platz effizient zu nutzen, was die Steueroase notwendigerweise zur Betonwüste werden ließ. In den 70er-Jahren konnten dem Meer 40 Hektar durch Aufschüttung abgetrotzt werden und das Territorium des zweitkleinsten Staates der Welt wuchs auf 2,02 km² an. Auf diesem Fleckchen tummeln sich heute 32.020 Einwohner, 5.078 Unternehmen und 48.334 Arbeitsplätze im öffentlichen wie privaten Bereich (Stand 2009).

Wettkämpfen kennen), so wirkte der Forscherdrang seines Vorfahren Albert II. (1848 - 1922) für den Staat kulturstiftend. Die Entdeckung einer damals unbekannten Tierart, eines geschuppten, zehnarmigen Tiefseetintenfischs, war für ihn Anlass, das Museum für Ozeanografie zu errichten. „Lepidoteuthis grimaldii“ wurde übrigens nur entdeckt, weil ein vom Fürsten harpunierter Pottwal sterbend seinen Mageninhalt übergab. Hoffentlich kein schlechtes Omen für das Hochzeitsbankett. Dieses wird in besagtem Museum gefeiert. Sternekoch Alain Ducasse kredenzt ein mediterran-monegassisches Menü. (rf)

Fürsten mit exotischen Hobbys

Wirkten im Fall Alberts II. seine sportlichen Interessen ehestiftend (er lernte Charlene Wittstock bei

ALLE FOTOS: MONACO PRESS CENTRE PHOTOS

enn am 1. Juli Albert II. von Monaco Mademoiselle Charlene Wittstock heiratet, kommt der Zwergstaat einmal mehr medial groß raus. Erinnerungen werden wach an die Traumhochzeit von 1956, als Fürst Rainier Hollywoodstar Grace Kelly heiratete und die glamouröseste Ära Monacos begann. Fast zwanzig Jahre nach dem tragischen Tod der Fürstin war eine richtig gute Nachricht aus Monaco lange überfällig. Wirtschaftlich läuft es, am Normalstandard gemessen, natürlich bestens. Damit das aber auch in Zukunft so bleibt, braucht das kleine Land viel

Die angenehmste Art, in Monaco Geld zu verlieren: Luxushotels und Spas locken neuerdings mit dem Versprechen, erschwinglich zu sein. Am Tag der Fürstenhochzeit entfallen schon mal die Parkgebühren.


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FITNESS

The Epoch Times Deutschland /15. Juni - 5. Juli 2011 / Nr. 284

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Wushu und Qigong in Dresden Nancy McDonnell

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esunde Lebensführung nach chinesischer Art, darum ging es kürzlich bei einem chinesischen Abend in der JohannStadthalle in Dresden, veranstaltet vom Chinesisch-Deutschen Zentrum e.V. Andreas Opfermann, Pressesprecher des Vereins, hielt einen Vortrag über die gedanklichen Grundlagen der gesunden Lebensgestaltung, über die Theorie der Fünf Elemente und deren Einfluss auf den Körper sowie über die vier noblen Hobbies: Musizieren, Kalligraphie, Malerei und Weiqi (oder auch Go, die chinesischen Formen des Schachs), die ein Gleichgewicht zwischen Körper und Geist herstellen.

Schwertkunst als hohe Form der Kampfkünste

Ein weiterer Bestandteil gesunden Lebens sind körperliche Ertüchtigungen wie der Kampfsport, allgemein auch Wushu genannt. „Wushu fördert nicht nur Ausdauer und Leistungsfähigkeit, sondern auch Gleichgewicht und Geduld“, erklärt er. Eine Vorführung zweier Jugendlicher gab allen Anwesenden einen kleinen Einblick in den Aspekt der Schwertkunst, hier im Besonderen die Schwertform der Acht Unsterblichen. „Die Schwertkunst ist eine sehr hohe Form der Kampfkünste, bei der es auf die exakte Ausführung der Bewegungen ankommt, denn man trägt dabei eine zweischneidige Waffe, die auch den Träger verletzen kann“, so Opfermann. „Das Schwert muss bei der Ausübung zu einem Teil des Körpers werden; es wird als Verlängerung des Armes geführt.“ Die Schwertkunst soll in alten Zeiten vor allem von adligen Familien erlernt und genutzt worden sein, da diese die nötige Zeit hatten, diese Verteidigungsform perfekt zu erlernen. Das Schwert diente im Kampf in erster Linie zum Stechen und Ritzen; Schläge gegen die Klin-

ge, vor allem gegen die Schneide, wurden weitestgehend vermieden, um die Klinge nicht zu verletzen oder zu brechen. „Ein Schwert sollte wie der sanfte Wellenschlag des Wassers geführt werden“, sagt Andreas Opfermann. In seiner kampflosen Form wurden durch die harmonischen, fließenden Bewegungen vor allem Ausdauer und Gleichgewicht trainiert. „Außerdem ist auf ein ausgewogenes Gewichts- und Längenverhältnis beim Schwert zu achten, ansonsten kann es dem Körper beim Training schaden“, sagt der Kampferprobte. „Im Idealfall soll der Schwertkämpfer sein Schwert selbst hergestellt oder zumindest zusammengebaut haben, denn im Ernstfall muss er dieser Waffe sein Leben anvertrauen können. Schon deswegen sollte von Anfang an eine besondere persönliche Beziehung zwischen Schwert und Kämpfer bestehen.“

Die Kultivierungspraxis Falun Dafa

Zum traditionellen Alltag Chinas gehört auch Qigong. Ein sehr beliebtes, uraltes buddhistisches Qigong ist Falun Gong, auch Falun Dafa genannt, – ein Kultivierungsweg auf hohen Ebenen, der sich nach den kosmischen Eigenschaften Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht richtet. Seit vielen Jahren erfreut sich Falun Dafa auch außer-

halb Chinas immer größerer Beliebtheit. Falun Dafa besteht aus vier leicht zu erlernenden Stehübungen sowie einer Meditationsübung. „Die ersten vier Übungen lösen unter anderem Blockaden im Körper und haben eine stark reinigende Wirkung“, so Andreas Opfermann. Laut der Falun Dafa-Webseite ist das Essentielle des Kultivierungsweges, sich selbst zu kultivieren und damit zum wahren Selbst zurückzufinden; die Übungen ergänzen den Prozess. Alle fünf Übungen wurden an diesem Abend ebenfalls vorgestellt und die Zuschauer zum Mitmachen eingeladen.

Traditionelle Teezeremonie

Weitere Einblicke in die traditionelle chinesische Kultur erhielten die Besucher durch eine anschließende Teezeremonie, durch Kalligraphie und Basteln von Lotusblüten. Yvonne Jaensch, Geschäftsführerin der JohannStadthalle, war begeistert von diesem Abend: „Die angenehme Atmosphäre und die Möglichkeit, die Falun Gong-Übungen direkt mitzumachen,

haben den Abend für alle zu etwas ganz Besonderem gemacht“, erzählt sie am Bücherstand von Falun Dafa, bei dem sie sich gerade das Hauptwerk von Falun Dafa „Zhuan Falun“ gekauft hatte. „Mir gefallen die Übungen und ich werde sicher einmal in den Großen Garten kommen,

Ein Schwert sollte wie der sanfte Wellenschlag des Wassers geführt werden.

um sie zu erlernen. Was ich bis jetzt gehört habe, so wünschen sich die Zuschauer eine Wiederholung eines solchen Abends. Vielen, vielen Dank an alle Mitwirkende.“

F O T O : H O N G F E N G YA N G

Ein chinesischer Abend

Andreas Opfermann bei einer Vorführung der Schwertkunst.

Abenteuerlustige Kätzchen Niklas Brames aus Meißen ging mit der Kindergartengruppe seines Bruders im Umland auf Wanderschaft.

Niklas Brames, 9 Jahre

F O T O : N A N CY M C D O N N E L L / T H E E P O C H T I M E S

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Abenteuerspielplatz Wald.

itte Mai gingen die Kinder der Kätzchengruppe mit ihren Eltern und Geschwistern sowie ihrer Erzieherin in der Bobritzschleithe wandern. Auf dem Wanderparkplatz in Krummenhennersdorf trafen sich die Familien zum Start. Alle waren schon ganz aufgeregt. Das letzte Auto fuhr mit einem lauten Knall auf den Parkplatz. Oje – jetzt war der Reifen platt. Gleich zu Beginn liefen wir an der Wünschmannmühle vorbei und dann weiter die Grabentour. Auf der einen Seite floss die Bobritzsch und auf der anderen Seite des Weges war ein Wassergraben. Dahin-

ter ragten felsige Wände empor. Sie waren mit grünem Moos bedeckt. Als der Weg immer näher zum Wasser kam, warf mein kleiner Bruder seinen Ball in den Graben. Gerade dort, wo er am tiefsten war. In einer gewagten Klettertour rettete ein Papa den Ball. Jetzt passten wir besser auf.

Oje – jetzt war der Reifen platt.

Auf dem weiteren Weg sahen wir viele Lichtlöcher des Rotschönberger Stollens. Neugierig schauten wir hinein. Ein paar Kinder entdeckten auch noch eine dunkle Höhle an der Reinsbergerrösche. Das war spannend.

Manchmal war der Weg so steil und voller kleiner Felsbrocken, dass ein paar Papas die Kinderwägen mit den kleinen Geschwistern tragen mussten. Das war für sie bestimmt anstrengend. Auf einer Lichtung aßen die Kätzchen und alle anderen nahmen ein Picknick. Das war ein Vesperbuffet mit Essen, dass die Familien mitgebracht haben, z.B.: Kuchen, Kekse, Würstchen, Hackbällchen, Gemüse, Obst sogar Käsespießchen. Es hat alles sehr lecker geschmeckt. Danach spielten wir mit dem Schwungtuch und Bällen, machten Wettspiele und einige Jungs trainierten mit dem Fußball. Die Erzieherin sagte sie hat extra gutes Wetter bestellt. Mit der Bestellung klappte es gut. Nur auf dem Rückweg fielen ein paar Regentropfen. Zurück auf dem Parkplatz wurde der platte Reifen gemeinschaftlich repariert. Noch ein bisschen Geschnatter und dann fuhr jeder nach Hause. Mir hat die Familienwanderung gefallen und ich hoffe den anderen auch.


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KULINARISCHES

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Erfrischende Gelees Susan Hallett

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aben Sie schon einmal Tomatenaspik gegessen? Wir haben es in der Schule in Hauswirtschaft gemacht. Jeder Schüler warf sein Aspik in den Abflusskanal, ich auch. Die Sommerzeit bedeutet, dass man leichtes Essen zu sich nimmt und da kommt die Gelatine ins Spiel. Kein altmodisches Carrageen, jene Algen, die in Schottland und Irland vor Jahren benutzt wurden und auch keine Sülze, die beim Kochen von Schweine- oder Kälberfüßen entsteht und mit Fleischstücken als Gelee in einer Schüssel serviert wurde. Ich möchte Ihnen drei Gerichte vorstellen, die Sie mit den kleinen Gelatine-Päckchen zubereiten können, die Sie wahrscheinlich hinten im Küchenschrank aufbewahren. Ich versichere Ihnen, dass diese Gerichte Ihren Abfluss nicht verstopfen.

Sommerpastete

Hummer-Salat

Spanische Creme

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Für 6 Portionen

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1 Päckchen Gelatine 50 ml (¼ Tasse) kaltes Wasser 1 Becher klare Fleischbrühe 85 g Frischkäse 150 g Leber- oder andere Pastete Petersilie

• 125 ml (½ Tasse) Sülze (siehe unten) • 125 ml (½ Tasse) gehackte Petersilie • 125 ml (½ Tasse) jeweils mit Karotten, grünen Bohnen, Kartoffeln, gewürfelt und gekocht • 125 ml (½ Tasse) grüne Erbsen, gekocht • 125 ml (½ Tasse) kleine Limabohnen, gekocht • 125 ml (½ Tasse) gekochter Hummer, zerkleinert • 125 ml (½ Tasse) Salatsoße • 1 Päckchen Gelatine • 50 ml (¼ Tasse) kaltes Wasser • 500 ml (2 Tassen) Mayonnaise • Salz und Pfeffer zum Würzen

Die Gelatine in kaltem Wasser aufweichen. Danach die Fleischbrühe erhitzen und die Gelatine hinzufügen. Rühren, bis die Gelatine ganz aufgelöst ist. 125 ml (½ Tasse) in eine Form gießen, in die 750 ml (3 Tassen) passen. Abkühlen lassen, bis es fest geworden ist. Der Käse und die Pastete werden nun vorsichtig mit einem Mixer zu einer Masse vermengt. Dies wird dann über die erste Mischung gegeben. Warten, bis es abgekühlt und fest geworden ist. Die Form in warmes Wasser tauchen und vorsichtig versuchen, die Pastete mit einer Messerspitze an den Rändern aus der Form zu lösen. Einen Teller darüber legen und die Form umdrehen. Vorsichtig schütteln, bis sich die Pastete aus der Form löst. Nun kann Sie auf dem Teller mit Petersilie garniert werden. Dazu Toast servieren.

Eine 1,5 Liter (5-6 Tassen) fassende Schale mit Sülze bestreichen und abkühlen lassen. Dies zweioder dreimal wiederholen. Die Sülze mit der Petersilie und dem Gemüse vermischen und Salatsoße hinzu geben. Je nach Geschmack würzen. Die Gelatine in Wasser einweichen und im kochenden Wasser schmelzen lassen. Etwas abkühlen lassen und zur Mayonnaise hinzufügen. Nun den Hummer mit dem Gemüse vermengen und mit der Mayonnaise verrühren. Danach alles in die Schale geben und drei oder vier Stunden abkühlen lassen. Dann der Form entnehmen und falls gewünscht, zusätzlich mit Petersilie garnieren. Aspik: • 500 ml (2 Tassen) klare Hühner-, Rinder-, oder Kalbsbrühe oder Consommé • 1 Päckchen Gelatine

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FOTO: SWE TL ANA K /PIXELIO

Susan Hallet ist eine preisgekrönte Schriftstellerin und Redakteurin. Sie hat schon für „The Beaver“, „The Globe & Mail“, „Wine Tidings“, „Doctor´s Review“ und andere geschrieben. Ihre E-Mail-Adresse: hallett_ susan@hotmail.com

1 Päckchen Gelatine 750 ml (3 Tassen) Milch 50 -125 ml (¼ – ½ Tasse) Zucker 3 Eigelb, leicht geschlagen eine Prise Salz 5 ml (1 TL) Vanillepulver 3 Eiweiß, steif geschlagen

Die Milch zusammen mit der Gelatine in einer Bain-Marie erhitzen, Zucker hinzu geben und dies vorsichtig auf das Eigelb gießen. Das Ganze wieder zurück in die Bain-Marie geben und köcheln bis es am Löffel hängen bleibt. Ständig rühren. Danach vom Herd nehmen, Salz, Vanille und Eiweiß hinzugeben. Nun alles in eine gläserne Puddingschale gießen. Nach dem Abkühlen kann sie mit Sahne oder Orangenmarmelade serviert werden.

375 ml (½ Tassen) Brühe erhitzen. Die Gelatine in der restlichen Brühe für ungefähr fünf Minuten aufquellen lassen. Sie danach in die erhitzte Brühe geben und solange rühren, bis alles aufgelöst ist. Nun abkühlen lassen und wie angewiesen verwenden. Restliche Brühe kann abgekühlt und als Beilage in Stücke geschnitten werden.

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Das wertvolle Korn

Cindy Sanchez ist Eigentümerin und Redakteurin von Practical Kitchen.com.

Pitabrot aus Vollkornweizen

OrangenSesam-Muffins

Ergibt 2 Brote

Ergibt 12 Brote

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Zusammenmixen: • 1 ½ Tassen Vollkornweizenmehl • ½ Tasse Sojamehl • 1 TL Salz • ¼ Tasse gemahlener Sesam • 2 TL Backpulver

2 Tassen kochendes Wasser 1 Tasse trockener Haferflocken 1 Päckchen Hefe ⅓ Tasse warmes Wasser 1 EL Salz ½ Tasse Honig 1 Ei 2 EL Melasse 1 TL Essig 2 Tassen Vollkornmehl 4 bis 5 Tassen Weizenmehl

In einer großen Schüssel das kochende Wasser über die Haferflocken hineingießen und 30 Minuten lang stehen lassen. Währenddessen die Hefe im warmen Wasser auflösen. Zur Hafermischung Salz, Honig, Eier, Melasse, Essig und die Hefe-Mischung hinzugeben. Das gesamte Weizenmehl hineinführen und dann allmählich ausreichend Weizenmehl hinzugeben, bis der Teig geknetet werden kann (der Teig wird etwas klebrig sein). Auf einem bemehlten Brett ausbreiten und 5 bis 10 Minuten lang kneten. Den Teig in eine gefettete Schüssel geben und dann umdrehen, abdecken und ca. 1 Stunde gehen lassen, bis der Teig seine doppelte Höhe erreicht hat. Drücken sie den Teig nach unten, teilen ihn in 2 Laibe auf, setzen sie die 2 Teile in vorgefettete Formen, abdecken und für weitere 45 Minuten gehen lassen. Bei 180° für 25 bis 30 Minuten backen.

3 TL aktive Presshefe 1 TL Honig (notwendig) 1 ⅛ Tasse warmes Wasser 2 ¼ Tassen Vollkornweizenmehl (fein) ½ Tasse Vollkornweizenmehl (grob) 1 TL Salz

In einer mittelgroßen Schüssel Hefe und Honig dem Wasser zugeben. Stehen lassen bis es schäumt, circa 5 Minuten. Mehl und Salz in einer großen Rührschüssel vermengen. Die Hefemischung in die Mitte geben und rühren bis der Teil zu einem Ball geformt werden kann. Auf der bemehlten Arbeitsfläche den Teig kneten bis er glatt ist und in eine leicht geölte, große Schüssel legen. Mit einem feuchten Handtuch abdecken und 1–2 Stunden an einem trockenen Platz (der keinen Durchzug hat) ruhen lassen, oder bis der Teig sich in Größe verdoppelt hat. Teig runter drücken, auf leicht bemehlte Arbeitsfläche legen und in 12 gleich große Stücke teilen. Die Stücke zu Kreisen mit circa 12 cm Durchmesser formen und auf nicht-haftende Silikon-Backbögen legen. Mit einem feuchten Handtuch abgedeckt 30 Minuten ruhen lassen. Ofen auf 260 °C vorheizen und auf der mittleren Schiene fünf Minuten lang backen. Pitas von den Backbögen nehmen und auf einem Gitter auskühlen lassen. In luftdichtem Behälter im Kühlschrank aufbewahren.

In einer anderen Schüssel mit elektrischem Mixer zusammenmischen: • 1-2* Eier • ½ Tasse Joghurt oder Buttermilch • ¼ Tasse Öl • ½ Tasse Honig • 1 TL geriebene Orangenschale • Saft von zwei Orangen Den Mix zu den trockenen Zutaten geben und gerade so lange rühren, um diese zu befeuchten. Muffinformen 2/3 voll füllen und circa 20 Minuten lang bei 180° backen oder bis die Muffins goldfarben sind. *2 Eier ergeben einen viel luftigeren Muffin.

F O T O : KO N S TA N T I N O S D A FA L I A S / P I X E L I O

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as ist besonders am Kochen und Backen mit Vollkorn? Zum einen sind Vollkornprodukte reich an Ballaststoffen. Im Vergleich zu raffinierten Getreidekörnern haben die ganzen Körner mehr Nährstoffe wie Vitamin E, Vitamin B6, B-Pantothensäure, Magnesium, Mangan, Zink, Kalium, Chrom, Kupfer, und Proteine. Was ist der Unterschied zwischen ganzen Körnern und bearbeiteten Körnern? Vollkorn enthält Kleie, Keime und stärkehaltiges Nährgewebe, während raffiniertes Getreide nur das eigentliche Nährgewebe enthält. Da die Mehrheit der Nährstoffe der Körner sich in der Kleie und den Keimen stecken, verlieren raffinierte Körner diese natürlichen Nährstoffe während der Verarbeitung zu Weißmehl. Obwohl einige Nährstoffe im Handel wieder hinzugefügt werden, gibt es viele, die glauben, dass die Bewahrung der natürlichen Nährstoffe mit Vollkornprodukten der bessere der beiden Wege ist.

HaferflockenWeizenbrot

FOTO: LIANE /PIXELIO

Cindy Sanchez


KULINARISCHES

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Thai Street Food Was die Garküche und der heimische Wok hergeben! Anke Wang

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hai Street Food, Kulinarische Reiseskizzen aus Bangkok und Thailand, ist Koch- und Reisebuch in einem. Dieser Führer leitet den verwirrten, hungrigen Touristen durch die Straßen Thailands und besonders Bangkoks. Sogar eine kleine Karte und ein Adressenregister ist mit dabei, mit eingezeichneten kulinarischen Vierteln und Märkten. Die Rezepte sind vorn im Buch nach der Zubereitungsart geordnet, im Inhaltsverzeichnis dann noch mal nach den

Hauptzutaten. Rezepte für süße Speisen, vegetarische Gerichte, Gerichte mit Fisch und Meeresfrüchten, Gerichte mit Schweinefleisch, Nudelgerichte und viele mehr findet man schnell. Unter den Rezepten gibt es Anspruchsvolles und Leichtes und Klassiker wie die Erdnusssauce oder die sauer-scharfe Garnelensuppe tom yam kung finden sich auch. Dieses Buch lässt den Leser, der einen Thailand-Urlaub plant, von Erfahrungen und Wissen des belgischen Küchenchefs und Thailandreisenden Tom Vandenberghe profitieren, bietet aber auch den „Selbermachern“ eine Fülle authentischer Rezepte. Die knallbunten Bilder verbreiten greifbar das Flair der belebten Straßen Bangkoks. Für Vegetarier und Veganer die sich von brutzelnden Fischen,

„In der Thai-Küche ist es wichtig, die richtige Balance zwischen den fünf Grundgeschmacksrichtungen zu finden, süß, sauer, salzig, bitter und scharf.“ Tom Vandenberghe

vielarmigen „Freunden“ aus dem Meer und gegrillten Fleischspießen abgestoßen fühlen, ist dieses Buch nicht unbedingt geeignet. Rezepte aus dieser Schatzkiste von Tom Vandenberghe und Eva Verplaetse.

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Für ca. 10 Stück

F O T O : © L U K T H YS A U S „T H A I S T R E E T F O O D “, H Ä D E C K E V E R L AG

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10 Holz- oder Bambusspieße 450 g Hähnchen-/Pouletbrust oder Schweinefilet, küchenfertig 2 TL Koriandersamen ½ TL Kümmel 2 Knoblauchzehen, geschält und fein gehackt 4 Schalotten, geschält und fein gehackt 2,5 cm frischer Ingwer, geschält und zerkleinert 2,5 cm frische Kurkumawurzel, geschält und zerkleinert 1 TL Salz 2 EL Öl 2 EL Kristallzucker

Die Spieße mindestens eine Stunde in Wasser einweichen damit sie auf dem Grill später nicht anbrennen. Geflügelbrust oder Schweinefilet in feine Streifen schneiden. Koriandersamen, Kümmel, Knoblauch, Ingwer, Schalotten und Kurkuma im Mörser zu einer glatten Paste vermengen. Salz, Öl und Zucker hinzufügen. Hähnchen- oder Schweinefleisch mindestens eine Stunde in der Marinade ziehen lassen. Das Fleisch wellenförmig auf die Holzspieße stecken und auf den Grill legen. Regelmäßig wenden bis das Fleisch goldbraun ist.

Süßer Klebreis mit Kokosmilch und Mango Khao niaw mamuang

Diese exzellente Kombination müssen Sie probieren! Machen Sie sich die Mühe und verwenden Sie für dieses Gericht aromatische Flugmangos.

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400 g Klebreis Wasser zum Dämfen 400 ml Kokosmilch 125 g Zucker 1 TL Salz 1 Pandanusblatt (optional) 1-2 reife Mangos Geröstete Sesamsamen (optional)

Klebreis nach Anleitung (Rezept Seite 127) zubereiten. Kokosmilch in einen Topf gießen, Zucker, Salz und Pandanusblatt zugeben, leicht erwärmen und zehn Minuten sanft köcheln lassen. Pandanusblatt entfernen, für

einen intensiveren Geschmack Blatt über der Kokosmilch ausdrücken. Die Hälfte der Kokosmischung über den warmen Klebreis gießen und gut mischen. Der Reis sollte feucht sein, aber nicht in der Kokosmilch schwimmen. 15 Minuten ruhen lassen. Mangos schälen und in dünne Scheiben schneiden. Etwas Klebreis auf einen Servierteller geben, einige Mangostücke daneben anrichten und mit restlicher Kokosmischung beträufeln. Mit den Sesamsamen bestreuen. Das ist der perfekte Nachmittagsimbiss vor einem Besuch von Wat Phrae Keo oder Wat Pho.

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Dieses Rezept aus „Thai Street Food“ ist eher für die Fortgeschrittenen an Topf und Wok.

Dünne Reisnudeln mit scharfen Garnelen kanom jin nam phrik und Kokos Es gibt nicht viele Verkäufer, die „kanom jin“ anbieten, denn die Zubereitung ist recht anspruchsvoll. Meist wird das Gericht mit einigen Saucen zum Dippen serviert, sodass Sie selbst wählen können, wie Sie es würzen möchten. • • • • • • • • • • • •

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Gegrillte Hähnchen- oder Schweinefleischspieße

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Hier wird noch mit Liebe und Frischen Zutaten von Hand gekocht Die Spezialität unseres Meisterkochs aus HongKong sind die Dim Sum

Mittagsbuffet: Mo–Sa Pro Person Abendbuffet: Fr und Sa Pro Person Dim Sum:

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400 g Kanom-Jin-Nudeln oder dünne getrocknete Reisnudeln 2 Schalotten 2 Knoblauchzehen 1 Stück Galgant 1 Korianderwurzel, geschält und fein gehackt 1 TL Salz 400 ml Kokosmilch aus der Dose 4 EL Öl 2-3 TL Chilipulver 200 ml Wasser 250 g Scampi, geschält und küchenfertig 6 EL Erdnüsse geröstet und fein gehackt 6 EL Kokosfleisch, geröstet 2 EL Mungbohnen, geröstet und fein gemahlen 4 EL Palmzucker 4 EL Fischsauce 3 EL Limettensaft

3,60 – 4,80 €

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Gustav-Heinemann-Ring135 U5 oder S7 bis Neuperlach Süd, 81739 München Tel.: 089-637 4976 · E-Mail: chiwan@arcor.de · www.chiwan.de Täglich (ohne Ruhetag!!) 11:30 - 14:30 Uhr und 17:30 - 23:00 Uhr

Beilagen: • 1 Handvoll Sojabohnensprossen • Hart gekochte Eier • ¼ kleine Bananenblüte in Julienne geschnitten, in Wasser und Zitronensaft eingeweicht (beugt Verfärbung vor) • Spargelbohnen, in Stücke geschnitten • Gekochter Pakchoi • Gemüse-Tempura • Eingelegtes Gemüse • Frittierter Knoblauch • Limettenspalten Schalotten, Knoblauch und Galgant – alle ungeschält – bei hoher Temperatur im Backofen schmoren. Angebrannte Teile entfernen, den Rest fein hacken und im Mörser zu einer glatten Paste verarbeiten. Beiseitestellen. Dose mit Kokosmilch nicht schütteln, da sich unten die Kokosmilch befindet, während sich die dicke Creme oben abgesetzt hat. Kokoscreme mit einem Löffel abschöpfen und beiseitestellen. Öl im Wok erhitzen und die Paste darin dünsten, bis sich nach etwa zwei

Minuten die Aromen entfalten. Kokoscreme zugeben und vier bis fünf Minuten unter Rühren braten. Das Öl der Kokoscreme wird sich absetzen. Je nach Geschmack mit Chilipulver würzen. Gut verrühren und den Topf vom Herd ziehen. Kokosmilch in einen großen Topf gießen und Wasser hinzufügen. Zum Kochen bringen und die Scampi darin blanchieren, bis sie nach etwa zwei Minuten Farbe nehmen. Scampi herausnehmen und zwei Drittel fein hacken oder im Mörser fein stampfen. Restliche Scampi zu den verkleinerten Scampi geben und beiseitestellen. Chilipulver-Mischung zur Kokosmilch geben. Erdnüsse und 4 EL geröstetes Kokosfleisch hinzufügen. Mit Mungbohnen, Garnelen, Palmzucker und Fischsauce mischen. Hitze reduzieren und Limettensaft zugeben. Gericht abschmecken. Es muss süß, sauer, salzig und scharf schmecken. Eventuell nachwürzen. Vor dem Servieren noch etwas geröstetes Kokosfleisch unterheben. Kleine lauwarme Nudelportionen (Zimmertemperatur) zusammen mit Beilagen nach Wahl und Sauce servieren.

i Thai Street Food Kulinarische Reiseskizen aus Bangkok und Thailand Authentische Rezepte und Insider-Tipps Von Tom Vandenberghe und Eva Verplaetse ISBN: 978-3-7750-0547-0 Hädecke Verlag


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REISE DRIVE & STYLE

The Epoch Times Deutschland / 15. Juni - 5. Juli 2011 / Nr. 284

Matjes-Tramezzini Klassischerweise wird der Matjes gerne mit Kartoffeln oder Schwarzbrot und einer Sauerrahmsauce serviert. Wir möchten Ihnen jedoch eine Variante vorstellen, in der wir den Kultfisch aus dem hohen Norden in einem südländischen Gewand, als Matjes-Tramezzini, ganz neu präsentieren: Tramezzini sind die italienische Form von Sandwiches und aus dem heutigen Italien nicht mehr wegzudenken. Sie werden zu jeder Gelegenheit, ob als Mittagsimbiss, auf Festivitäten, im Büro oder einfach zwischendurch kalt verzehrt, wobei den Belägen und Füllungen kaum Grenzen gesetzt sind. Wieso also nicht einmal Schwarzbrot gegen Weißbrot austauschen und die Matjessaison mit einem neuen Geschmackserlebnis und italienischer Lebensfreude starten?

Zutaten für 10 Tramezzini: • • • • • • • • • • • •

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A L L E F O T O S : D A G M A R KÖ H L E R

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atjes sind besonders milde Salzheringe (traditionell reifen sie in einer Salzlake). In diesen Wochen, Ende Mai bis Anfang Juni, beginnt wieder die Zeit, in der die ersten Matjes der neuen Fangsaison auf den Markt kommen. In den Niederlanden, aber auch hierzulande an der Nordseeküste wird dieses Ereignis alljährlich in Form von beliebten Volksfesten gefeiert. Denn längst ist der Matjes kein Arme-Leute-Essen mehr, sondern eine hochbegehrte Delikatesse, die der Feinschmecker zu schätzen weiß. Und auch Ernährungsbewusste haben an diesem Fisch ihre wahre Freude: Der Matjes hat zwar einen hohen Fettanteil, doch sind in diesem wertvolle Omega-3-Fettsäuren enthalten, die sich in vielerlei Hinsicht positiv auf unseren Körper auswirken.

Matjesfilets im südländischen Gewand: Hier trifft der Fisch aus dem hohen Norden auf die italienische Art, Sandwiches zuzubereiten.

Zubereitung:

10 Weißbrotscheiben etwas Butter 4 Matjesfilets, küchenfertig 0,25 l Mineralwasser 50 g Rucola 2 Schalotten 2 reife Avocados 1 Knoblauchzehe ½ Bio-Zitrone 1 EL Olivenöl Cayennepfeffer Meersalz, Pfeffer

1. Für die Matjes-Tramezzini bereiten Sie zunächst die Weißbrotscheiben vor. Hierzu schneiden Sie die Rinde der Toastbrotscheiben mit einem scharfen Messer ab und bestreichen anschließend alle Brote ganz leicht mit Butter. Dies hat den Vorteil, dass später die leichten Toastscheiben nicht so schnell durchnässen, wenn sie mit der Matjes-Füllung bestrichen werden.

Mit wenigen einfachen Grundzutaten sowie der Zugabe von einigen Gewürzen und etwas Öl lässt sich eine herzhafte Avocadocreme zaubern.

2. Nun können Sie die Matjesfilets vorbereiten, indem Sie hierfür die küchenfertigen Filets für 10 bis 15 Minuten in Mineralwasser einlegen. 3. In der Zwischenzeit waschen Sie den Rucola-Salat und trocknen ihn mithilfe einer Salatschleuder. 4. Schälen Sie die Schalotten und schneiden Sie diese in feine kleine Ringe. 5. Anschließend bereiten Sie die Avocadocreme vor: halbieren Sie hierfür die beiden Avocados und entkernen Sie sie. Danach heben Sie das Fruchtfleisch mit einem Löffel aus der Schale und geben es in ein hohes Rührgefäß. Geben Sie ebenfalls die feingehackte Knoblauchzehe sowie den Saft einer halben ausgepressten Zitrone und das Olivenöl in den Rührbecher. Ebenso fügen Sie etwas Cayennepfeffer, Meersalz und frisch gemahlenen Pfeffer hinzu, bevor Sie den gesamten Inhalt des Gefäßes mit einem Stabmixer zu einer feinen Creme pürieren. 6. Nun ist es an der Zeit, die Matjesfi-

Tipp: Für alle, die gar nicht genug von den milden Salzheringen bekommen können, die Matjes am liebsten pur oder ganz klassisch essen und sich dabei den Hauch einer längst vergessenen Seefahrerromantik um die Nase wehen lassen möchten, denen sei das traditionelle Matjesfest in Emden an der Nordseeküste empfohlen, bei dem sich vom 02. - 05. Juni 2011 in der ostfriesischen Seehafenstadt alles um die kleinen Fische dreht und zahlreiche Traditionsschiffe aus dem In- und Ausland sowie Shantychöre für ein maritimes Flair sorgen. Weitere Informationen und das Programm finden Sie im Internet unter: http://www.emden-touristik.com/ unter dem Menüpunkt „Veranstaltungen“ (Quelle: Emden Marketing & Tourismus GmbH)

Matjesfilets aus dem hohen Norden. Hier auf klassische Weise zubereitet: mit Zwiebeln und einer SauerrahmSenf-Sauce.

lets aus dem Wasser zu nehmen und sie vorsichtig trockenzutupfen. Schneiden Sie anschließend die Filets in kleine Würfel und heben Sie diese dann gemeinsam mit den zerkleinerten Schalotten unter die Avocadocreme. Wenn nötig, schmecken Sie die Avocado-Matjes-Füllung noch einmal mit den Gewürzen ab. 7. Abschließend verteilen Sie die Hälfte des Rucola-Salates auf fünf der vorbereiteten Brotscheiben. Im nächsten Schritt geben Sie gleichmäßig die Avocado-Matjes-Füllung auf die mit Rucola-Salat belegten Brote. Danach schichten Sie die restliche Hälfte des Rucola oben auf die Füllung und decken alles schließlich mit den fünf verbliebenen Weißbrotscheiben

ab. Sie sollten nun fertig belegte Brote, mit jeweils einer Scheibe unten, der Füllung in der Mitte und einer Brotscheibe obendrauf, typische Tramezzini eben, kreiert haben. 8. Damit die italienischen Sandwiches ihre klassische Dreiecksform erhalten, drücken Sie die Brote noch einmal etwas an, sodass sich die Füllung gut zwischen den Scheiben verteilt und schneiden die Tramezzini dann zum Servieren mit einem Messer diagonal durch. Am besten verzehren Sie die Avocado-MatjesTramezzini direkt nach der Zubereitung, denn frisch schmecken sie am besten und sehen durch die hellgrün-leuchtende Avocadocreme auch am besten aus.

Die Freiheit der Friesen

F O T O S L . U N D R .: A N D R E A S B U R K E R T, M I T T E : W W W.O S T F R I E S L A N D. D E

Abseits bekannter Klischees ist Ostfriesland vor allem Erholung pur – angereichert mit kulturellen Leckerbissen und abenteuerlichen Geschichten über Sturmfluten, Häuptlinge und Piraten. Ideal für den diesjährigen Familienurlaub. Auch weil sich nirgendwo sonst Kinder unbeschwerter im Watt sulen dürfen.

Andreas Burkert

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oin!“ Das genügt, um sich in Ostfriesland zu begrü„ ßen – morgens, mittags, abends. Wer sich mehr zu sagen hat, der verabredet sich zum Tee. Ostfriesland ist Teeland. Und „Tee-

tiet“ ist Zeit zum Klönen. Die Zeit nehmen wir uns und gönnen uns am Tag nach der langen Anreise erst mal eine Tasse Tee – zubereitet nach alter ostfriesischer Tradition. Der wohl beste Ort dafür ist das Ostfriesische Teemuseum im alten Rathaus in Norden, im Herzen Ost-

frieslands. Es ist Europas einziges Spezialmuseum über die Kulturgeschichte des Tees. Und es bietet eine Zeitreise in die Vergangenheit des weiten, flachen Landes an der Nordsee. Nebenbei erfahren wir von Kluntjes, Sahnehäubchen und Seeräubern. Allem voran von Klaus Störtebeker, der vor mehr als 600 Jahren in der Nachbarstadt Marienhafe weilte, damals, als die Nordsee noch fast bis an den Störtebekerturm mitten im Ort reichte.

Achtern Diek

Kein Märchen: in Ostfriesland sind die Kühe schwarz-weiß und nicht lila.

Watt ist kein Matsch. Kinder lieben es, dort zu spielen. Sehr beliebt ist das Wattwandern – bei Ebbe und nur mit kundigem Wattführer.

Die Nordsee hat dieses Land geprägt, Sand und Schlick angespült. Und wären nicht die Deiche, so würde ein großes Stück Lebensqualität fehlen. Immerhin dient die Nordseeluft heute als anerkanntes Heilklima für Haut- und Atemwegserkrankungen und die Landschaft drum herum als Balsam für die Nerven. Mit den sieben ostfriesischen Inseln vor der Küste haben wir gar genügend Auswahl an kilometerlangen Sandstränden. Wir haben uns für die Küstenroute von Norddeich nach Emden entschieden. Entlang entlegener Felder, auf denen schwarz-weiße Kühe grasen, vorbei an alten Gehöften, die Urlaub auf dem Bau-

ernhof anbieten, erreichen wir Greetsiel. Im Jahr 1388 wurde der Ort mit seinem Hafen – gegründet von den Häuptlingen der Cirksena – das erste Mal urkundlich erwähnt. Hamburger Schiffe lagen einst dort vor Anker und hatten Zoll zu entrichten.

Maritim endet die Reise

Die etwa 1.300 Einwohner leben heute ausschließlich vom Tourismus. Alte und liebevoll restaurierte Fischerboote liegen im kleinen Hafen, zahlreiche Restaurants und Geschäfte einheimischer Kunsthandwerker finden sich in den engen Gassen. Wir genießen das beständige Wetter und wagen uns deshalb auch mit dem Fahrrad nach Emden – vorbei an den Greetsieler Zwillingswindmühlen, entlang der Feldwege und immer gegen den Wind. Die 20 Kilometer schaffen wir rechtzeitig zum Tee. Wir trinken ihn im Stadtcafé mit Kluntje und Sahne und schauen auf den Ratsdelft. Seit die Stadtplaner den Alten Binnenhafen entdeckt und neu gestaltet haben, lohnt sich der Ausblick. Maritim ist er geworden. Warum also nicht den nächsten Urlaub auf einem Segelboot verbringen?


AUTO DRIVE & STYLE

The Epoch Times Deutschland / 15. Juni - 5. Juli 2011 / Nr. 284

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Das vierte Golf Cabriolet Zehn Jahre mussten ins Land ziehen, erst dann brachte Volkswagen das neue Golf Cabriolet auf den Markt. Die vierte Generation hat einen sparsamen Motor, ein innovatives Stoffverdeck und einen Preis ab 23.625 Euro. Den bis zu 210 PS starken Wagen gibt es ab dem 17. Juni beim Händler. Andreas Burkert

Kein Dach überm Kopf, aber‘n Golf fahren

Mit dem 17. Juni 2011 ändert sich das. Dann steht das ersehnte Fahrzeug bundesweit bei den Händlern. Ab 23.625 Euro bekommt man einen Golf mit klassischem Stoffverdeck, welches sogar wie seine Vorgänger in Osnabrück bei Karmann gefertigt wird. Volkswagen hat das Unternehmen kurzerhand übernommen,

F O T O : © V O L K S WAG E N

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hne Ecken und Kanten zeigt sich das neue Golf Cabriolet, vor allem aber ohne den liebgewonnenen Überrollbügel, der dem Vorgängermodell den Kosenamen Erdbeerkörbchen gab. Kritische Stimmen finden die vierte Generation deshalb auch langweilig und charakterlos. Wir allerdings können das nicht nachvollziehen. Auch wenn die Designer die Frontpartie dem aktuellen Golf-Modell anpassen mussten, konnten sie ihre Ideen an anderer Stelle umsetzen – etwa am neuen Heck, der flacheren Dachlinie und der stärker geneigten Windschutzscheibe. Heraus kam ein typischer Golf, der aber mit angenehmen Designelementen und einer großen Eigenständigkeit überrascht. Doch warum ließ sich Volkswagen nahezu zehn Jahre Zeit, um das neue Golf Cabriolet vorzustellen? Immerhin haben sich von allen drei Cabriolet-Generationen, die seit 1979 mit Stoffverdeck gebaut wurden, mehr als 680.000 Fahrzeuge verkauft. Nur noch wenige hatten die Hoffnung auf einen Nachfolger, als im Jahr 2000 die Bänder endgültig stillstanden, auf denen der Golf IV gefertigt wurde. Und als dann auch noch die Cabriolet-Schmiede Karmann in Osnabrück Pleite machte, glaubte kaum mehr einer daran, jemals wieder ein echtes Golf Cabriolet kaufen zu können.

In der Silhouette fallen drei Stilmerkmale des Cabrios besonders auf: die stark geneigte Windschutzscheibe, die optisch sehr kurze Heckklappe und das in diese Linienführung integrierte Verdeck. auch um das Know-how zu sichern. Das aufwendig gefertigte Verdeck ist damit ein Ganzjahres-Softtop, welches sich noch bei 30 km/h vollautomatisch in knapp neun Sekunden öffnet oder schließt. Und es sorgt geschlossen für eine sehr angenehme Ruhe. Den Entwicklern gelang es, störende Fahr- und Windgeräusche durch eine schallabsorbierende Konstruktion weitestgehend zu eliminieren. Doch wer fährt schon im geschlossenen Wagen durch den südfranzösischen Jet-Set-Ort SaintTropez, dort, wo Volkswagen das Cabriolet zur internationalen Fahrpräsentation bereitstellte? Bei der ersten Tour, entlang dem Quai Gabriel Péri und vorbei am Yachthafen und den mehrere Millionen Euro teuren Yachten, kommt mir plötzlich der Werbeslogan in den Sinn, der

etwa dreißig Jahre zuvor den ersten offenen Volkswagen-Klassiker pries: „Wer einen Golf fährt, kann es sich leisten, kein Dach überm Kopf zu haben.“ Dann gebe ich Gas und nehme die Serpentinen Richtung Les Salins. Dort zeigen Fahrwerk und Karosserie, dass ein Cabriolet auch eine gute Straßenlage haben kann. Ein golftypisches Fahrwerk mit Vorderradantrieb, die verstärkte Karosserie, die den 4,25 Meter langen Wagen besonders verwindungssteif macht und das straff eingestellte Fahrwerk lassen das Fahrzeug präzise lenken. Dennoch zeigt er sich auf schlechten Straßen komfortabel. Eine allzu große Sportlichkeit darf man allerdings nicht erwarten – immerhin wiegt das Cabriolet wegen der Karosserieversteifungen rund 180 Kilogramm mehr als die Limousine.

Das aufwendig gefertigte Verdeck ist ein Ganzjahres-Softtop, das sich noch bei 30 km/h vollautomatisch öffnet oder schließt.

Sparsame Motoren

Einen Ausgleich bietet die Motorisierung. Es werden insgesamt sechs Turbo-Direkteinspritzer angeboten – mit einem Leistungsspektrum von 105 bis 210 PS. Empfehlenswert ist der 1,2-Liter-Turbovierzylinder mit 105 PS. Gegenüber dem deutlich teureren 1,6-Liter-Turbodiesel mit ebenfalls 105 PS ist er subjektiv kaum schwächer. Und er kommt laut Hersteller mit nur 5,7 Litern Super je 100 Kilometer aus. Nur der TDI benötigt mit 4,4 Litern Diesel weniger. Garant für diese Verbrauchswerte ist die BlueMotion Technologie, eine Kombination aus Rekuperation und einem Start-Stopp-System. Sehr angenehm funktioniert auch das schnell arbeitende Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Allerdings wird dieses nur in

Kombination mit den leistungsstärkeren Motoren verbaut. Weitaus mehr Wahlmöglichkeiten hingegen bieten neben den sieben verschiedenen Ausstattungslinien noch neun Lacktöne, neun Sitz-Designs und -Farben sowie 50 Einzeloptionen. Dabei gehören zur Grundausstattung bereits abgedunkelte LED-Rückleuchten, 16-Zoll-Räder mit 205er-Reifen und Chromleisten im Kühlergrill. Innen und auf der Funktionsebene sind es die vollautomatische Betätigung des Verdecks, die Klimaanlage, eine Easy-Entry-Funktion der höheneinstellbaren Komfortsitze vorn, rundum elektrische Fensterheber und natürlich Interieur-Applikationen in mattem Chrom. Eine Übersicht aktueller CabrioletModelle finden Sie auf: www.drive-andstyle.de

Honda CBR 600 F: sportlich, nicht radikal

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Die Vorgabe für das Design der CBR 600 F lautete, möglichst zeitlos zu sein – eines, das nicht nur ein oder zwei Jahre gefällt.

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ls Honda im Jahr 1986 mit der CBR 600 F das erste vollverkleidete Motorrad mit 600 cm3 Hubraum vorstellte, brillierte es durch den geringen Luftwiderstand. Die Maschine galt als sportlicher Alleskönner mit vorbildlich leichter Fahrbarkeit. Und auch wenn die Verkleidung aus Plastik dem Bike den Spitznamen „Joghurtbecher“ gab, der Verkaufserfolg des Sporttourers sprach für die Entwickler. Als im Laufe der Zeit und einige Modellgenerationen später der Trend noch mehr Leistung forderte – nach einer Rennmaschine, die den supersportlichen Ansprüchen engagierter Sportfahrer genügte –, wurde parallel zur CBR 600 F die CBR 600 RR entwickelt. Wobei die Zusatzbezeichnung RR hinter der Hubraumangabe auf die Supersport-Gene des Bikes hindeutet.

Design, Sitzposition und Motorcharakteristik waren von da an verstärkt auch auf schnelle RundenZeiten der Rennstrecken ausgelegt. Doch mit Erscheinen der 600er RRModellreihe wurde die Entwicklung der F-Variante weitgehend eingefroren; der Verkauf währte bis 2006, danach lief die Fertigung aus. Mit dem Modelljahrgang 2011 kehrt Honda aber wieder zu den ursprünglichen CBR-Wurzeln zurück und präsentiert die neue CBR 600 F. „Wie früher, nur besser“, sagt der Marketingchef und gibt zu, dass nicht alle Kunden mit immer radikaleren Nischenprodukten zufrieden sind. Der neue Mittelklasse-Alleskönner soll demnach den Spagat zwischen Sport und Alltag beherrschen. In den römischen Honda-Design-Werkstätten entworfen, wird das Motorrad von einem 102 PSstarken flüssigkeitsgekühlten Vierzylindertriebwerk angetrieben. Ein

Mono-Backbone-Rahmen aus Aluminiumguss, Upside-Down-Telegabel und Aluminiumschwinge mit Monoshock-Stoßdämpfer geben dem Bike die Stabilität. Ein leicht schaltbares Sechsganggetriebe und eine O-Ring-Kette zum Hinterrad sowie Scheibenbremsen, serienmäßig mit Combined ABS, kontrollieren die Kraft auf der Straße. Die CBR 600 F inklusive Alarmanlage mit Bewegungs- und Erschütterungssensor kostet 8.990 Euro. (ab)

Diese Seiten wurden erstellt in Kooperation mit Drive & Style, dem Magazin für eine werteorientierte Mobilität. www.drive-and-style.de


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lernen

The Epoch Times Deutschland /15. Juni - 5. Juli 2011 / Nr. 284

Spiel der Kaiser: Kommunikation mit „Go“ Das Brettspiel Go wird historisch seit der Antike verwendet um den Charakter zu pflegen, Temperament und strategisches Denken zu kultivieren.

„Die Kommunikation zwischen Menschen ist das Wichtigste. Wenn Sie mit jemandem spielen, hört er Ihnen zu und Sie hören ihm zu.“

Maya Mizrahi

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o ist wie das Leben“, sagte Yasuda Yasutoshi am Ende „ eines Seminars, das er in einer Schule für hochbegabte Kinder in Israel hielt. Yasutoshi, der auch Yasuda Sensei genannt wird (japanisch für Professor Yasuda), spielt Go auf dem höchsten Niveau (9-dan). Er gilt als einer der besten Spieler der Welt. Yasutoshi wird besonders geschätzt und ist berühmt für die „Yasuda-Methode“, die er mit dem Ziel entwickelte, dieses Spiel als ein Mittel zur Kommunikation und zur Förderung von Toleranz in der Gesellschaft zu verbreiten. Die Methode wurde in den westlichen Ländern aufgrund ihrer guten Ergebnisse übernommen.

Yasuda-Yasutoshi

Go ist das älteste Brettspiel der Welt und schätzungsweise 4.000 Jahre alt. Es kommt aus China, wo es als „Weiqi“ bekannt ist. Im alten China soll es von kosmischer Bedeutung gewesen sein. Seit Generationen war es eine der vier Kunstformen, die jeder gebildete Mensch zusammen mit Kalligrafie, Zeichnen und Musik (eine Harfenart) beherrschen musste. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wird es zum ersten Mal schriftlich im Buch Zuo Zhuan erwähnt, dem ersten in China geschriebenen Geschichtsbuch, das den Zeitraum zwischen dem 8. und 5. Jahrhundert v. Chr. behandelt. Von China aus verbreitete sich das Spiel über ganz Asien. Als es im 7. Jahrhundert v. Chr. nach Japan kam, bekam es den Namen „Go“. Bevor es in der Öffentlichkeit verbreitet wurde, war es dem königlichen Hof vorbehalten. Heute wird es in China immer noch als ein Spiel angesehen, das der den hohen Gesellschaftsschichten High Society vorbehalten ist. Im Westen wurde Go im 19. Jahrhundert populär. Obwohl Go ein sehr altes Spiel ist, blieben seine Regeln dank ihrer Einfachheit immer gleich. Bevor die beiden Spieler anfangen, drücken sie ihre Wertschätzung für einander aus und danken einander. Zwischen ihnen befindet sich ein Holzbrett mit einem Gitternetz sowie schwarzen Steinen auf der einen und weißen auf der anderen Seite. Das Ziel besteht darin, die Steine des Gegners einzukreisen und dessen Territorium zu erobern.

Das Spiel des Lebens

Der Professor sagte: „Go ist ein sehr interessantes Spiel, aber ich fing deshalb an es zu lehren, weil ich

F o t o : M aya M i z r a h i / T h e E p o c h T i me s

Go das Spiel

Spiel der Kaiser: Go oder auch „Weiqi“ ist das älteste Brettspiel der Welt und ist schätzungsweise 4.000 Jahre alt.

versuchte Kinder zu retten. Vor siebzehn Jahren las ich einen Artikel über ein 13-jähriges Kind, das Selbstmord beging, nach dem es in der Schule misshandelt wurde.“ „Ich war überrascht und fragte mich, wie ein Kind in solch eine Extremsituation kommen konnte. Ich beschloss dies zu untersuchen, und nach sechs Monaten hatte ich die Möglichkeit, die Tagebücher von Kindern zu lesen, die Selbstmord begangen hatten. Fast alle schrieben zuletzt: „Mama, Papa, es tut mir leid, dass Ihr mich nicht mehr großziehen könnt.“ „Ich erkannte dann, dass er oder sie wahrscheinlich nicht Selbstmord begangen hätte, wenn ein Erwachsener oder ein Freund das Leiden des Kindes wahrgenommen hätte,“, sagte Yasutoshi. Er suchte nach einem Weg Kindern zu helfen eine Kommunikationsmöglichkeit mit anderen zu finden. Er entschied sich für das, was ihm am besten vertraut war – das Go-Spiel. Yasutoshi erklärt, dass unsere Fähigkeit, unsere Ideen einer anderen Person zu vermitteln auch bei der

F o t o : M i t f r e u nd l i c h e r G ene h m i g u ng von Uri Globus

Chinesisches Schach: Yasuda Yasutoshi gibt in der ganzen Welt Seminare um Kindern zu helfen, ihre kommunikativen Fähigkeiten mit Hilfe des Go-Spiels zu verbessern.

verbalen Kommunikation begrenzt sei. Zwischen beiden Parteien kann eine Riss – Kluft entstehen, was zu einem Mangel an Verständnis und zu Verärgerung führen kann. „Wenn Sie einen „Stein“ auf das Brett setzen, erhalten Sie von der Person, die vor Ihnen sitzt, eine Antwort. Die Kommunikation zwischen Menschen ist das Wichtigste. Wenn Sie mit jemandem spielen, hört er Ihnen zu und Sie hören ihm zu“, sagte Yasutoshi. Wenn man Kindern beim Spielen zusieht, kann man wirklich feststellen, wie wichtig es für das Spiel ist dem „anderen zuzuhören“. Wenn ein Kind ohne Rücksicht auf seinen Gegner nur an die Eroberung denkt, wird es sicherlich verlieren. Go-Spieler sind der Meinung, dass es trotz seiner Einfachheit von unendlicher Tiefe ist, die sich im Dialog zwischen ihnen ausdrückt. „Um die Kommunikation zu verbessern muss man lernen, sich besser auszudrücken, aber es ist auch sehr wichtig zu wissen, wie man zuhört. Einer der zuhört kommuniziert besser“, sagte Yasutoshi. Mit dem Ziel, Toleranz zu zei-

gen und Vorurteile abzulegen, beginnt er seinen Vortrag, indem er mit den Kindern über Japan redet. „Wenn ich nur das Go-Spiel lehren möchte, reicht es aus die Technik zu erklären.“ „Aber es ist vielleicht das erste Mal, dass die Kinder jemanden aus Japan kennenlernen. Es ist wichtig, dass sie etwas über die Denkweise der japanischen Bevölkerung und ihre Sensibilität lernen.“ Daher geht es beim Lehren des Go-Spiels darum andere zu akzeptieren und Stereotypen zu verändern. Yasutoshi lehrt nicht nur in Schulen, sondern auch in Pflegeheimen, psychiatrischen Kliniken, Einrichtungen für Behinderte und anderen Institutionen. Er organisiert auch Treffen zwischen älteren Menschen und Kindern. „Es ist wichtig zu verstehen, dass unsere Mitmenschen anders sind als wir. Sie haben nicht nur andere Gesichter, sondern auch andere Gedanken. Es ist wichtig, sich mit anderen Menschen zu treffen. Es gibt keinen anderen Weg, um Vorurteile abzubauen. Go ist eine Gelegenheit, diese direkte Kommu-

nikation durchzuführen. Sie besteht eben darin jemanden zu treffen.“

Gewinn durch Verlust

Kinder mögen es nicht besonders, wenn sie verlieren, und es fällt ihnen oft schwer das Verlieren leicht zu nehmen. Am Ende des Unterrichts erklärt der Professor, wer die Gewinner sind und das sind nicht diejenigen, die am meisten gewonnen, sondern diejenigen, die am meisten gespielt haben. Yasutoshi ist der Meinung: „Das Leben verläuft nicht immer nach unseren Wünschen. Nicht jeder verliert gerne, aber es ist sehr wichtig zu wissen, wie das Verlieren akzeptiert werden kann. Wenn ein Kind ein paar Mal verliert, verändert sich sein Gesicht. Es nimmt es nicht so schwer wie am Anfang und selbst wenn es verliert, spielt es doch gerne.“ In den vergangenen Jahren widmete Yasutoshi seine Zeit der Förderung von Frieden und Freundschaft in der Welt mit Hilfe des Go-Spiels. In vielen Ländern gibt es aktive GoVereine, die Wettbewerbe und Treffen veranstalten.

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