The Epoch Times Deutschland 17-11-2010

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epochtimes.de

17. November - 30. November 2010 / Nr. 270 / 6. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

„Anleitung zum Umgang mit Blendern“ Seite 4

Der Mann, der über das Meer kam Seite 2

Chinas traditionelle Kultur im Tanzwettbewerb Seite 8

Chinas Immobilienmarkt Der Immobilienmarkt und nicht die industrielle Expansion ist der Schlüssel für Chinas rasantes Wirtschaftswachstum der letzten Jahre. Das steht im Blaubuch der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften in Peking.

Verführung zu Goethe

mehr auf Seite 5

auf Seite 12 Walking belebt das Gehirn Walking kann das Gehirn vor verfrühtem Abbau bewahren und das Gedächtnis erhalten, war in einer Studie zu lesen, die vor kurzem im Medizinjournal Neurology veröffentlicht wurde. mehr auf Seite 10

Vom Ursprung des Mondes Die Rätsel um den Mond wurden nie weniger, sondern mehrten sich mit seiner Erforschung. Einige der Mysterien des Mondes könnten vielleicht entschlüsselt werden, wenn die Wissenschaft ihren Ursprung verstehen würde. mehr auf Seite 11

Von der Resignation zur „Schwarm-Intelligenz“ Sonja Flesch-Reiss

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eutschland ist unterwegs zu mehr Demokratie und Gemeinsinn. Ob Stuttgart 21 oder die Großdemo in Gorleben für eine andere Energie-Politik, Deutschlands Bürger sind wieder aktiv. Die Resignation der vergangenen Jahre hat einer gewissen Hoffung Platz gemacht, die Jung und Alt, Arm und Reich, Konservativ und Fortschrittlich in gemeinsamen Aktionen vereint. Der Ruf „Wir sind das Volk!“ tönt immer öf-

ter unüberhörbar dort, wo sich die Menschen unseres Landes von den Regierenden übergangen fühlen.

Twitter und Internet

Ebenso übergangen und dem Anschein nach ein wenig hilflos reagieren unsere Machthaber, wenn das Volk, vor allem aber das junge Volk, ganz spontan zu Demonstrationen und Aktionen aufruft mit Hilfe der neuen Medien wie Twitter oder Blogs. Dort wird alles frei und offen diskutiert und Tausende von Leuten werden mit entsprechenden Vereinbarungen auf einen Schlag mobilisiert. Und das alles nicht

einmal im Geheimen, jeder kann daran teilnehmen, keiner ist verpflichtet. Dabei nutzen die Politiker von heute selbst und zu genau den gleichen Zwecken diese Blogs und Twitter zur Meinungsmache mehr oder weniger erfolgreich. Wer weiß, ob sich auf diese moderne Art nicht irgendwann einmal Volksbefragungen in kürzester Zeit verwirklichen lassen? Diskussionen über die Umsetzung gehen davon aus, dass der Staat das Monopol auf Erstellung des Gemeinwohls verliert und es zum Mitmach-Regieren der Bürger kommt in nicht allzu ferner Zukunft. Demokratie direkt.

Karotten statt Boykott

Eine besonders originelle und wirksame Art, als Konsument etwas zu bewirken, hat gerade in Frankfurt zum zweiten Mal Furore gemacht: Carrotmob. Dazu titelte das Hamburger Abendblatt „Der Esel läuft am besten mit einer Karotte“. Gemeint ist damit eine globale Bewegung, die zeigt, dass sich die Stimmung auch in unserem Land umgedreht hat und nicht mehr im Selbstmitleid feststeckt. Kein Boykott mehr: Jetzt gibt’s den Anti-Boykott!!! Carrotmob Berlin beschreibt das Prinzip so: „Alle reden von der Macht der

Verbraucher – wir machen ernst! Wir drehen das Prinzip des Boykotts um und belohnen Geschäfte, die bereit sind, etwas zum Positiven hin zu verändern.“ Und so lehren die Carrotmobber manche das Fürchten, ob in Berlin, Frankfurt, Bonn, Bielefeld, Passau oder sonst wo. Wer Interesse hat, meldet sich in seiner Stadt per E-mail auf Carrotmob.de an und bekommt dann punktgenau Informationen, wo er Geld ausgeben kann und damit der Umwelt oder zumindest der Idee nützt. Das kann eine Party in einer Öko-Bar sein, eine Currywurst-Bude in Berlin, ein

Reformhaus in Passau. Und Doit-yourself-Anleitung zum Selbermachen eines Carrotmobs gibt’s im Internet obendrein. Als Krönung wurde die Idee des Carrotmobs mit dem FIZZZ Award 2010 in der Kategorien „Beste Business Idee“ ausgezeichnet. Fortsetzung auf Seite 3

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Deutschland

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

Zu Stein gewordene Trauerrituale machen nachdenklich und ruhig zugleich. Renate Lilge-Stodieck

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eite und Großzügigkeit empfängt den Trauernden von der ersten Begegnung an mit einer natürlichen Würde. Selten findet man in der Enge der Städte Friedhöfe dieser besonderen Art. Die dichte, doch nie düstere Bewaldung aus alten märkischen Kiefern, mit Buchen, Birken, Eiben, Ahornbäumen durchmischt, die Wege von Rhododendren gesäumt, die im Frühjahr eine Blütenpracht entfalten, die alle märkische Kargheit vergessen lässt. Der über hundert Jahre alte Südwestkirchhof Stahnsdorf vor den Toren Berlins hat diese Würde. Mit 206 Hektar Friedhofsfläche ist er einer der größten und bedeutendsten Friedhöfe Deutschlands. Angelegt hatte man ihn für den Südwesten Berlins. Stahnsdorf grenzt an Kleinmachnow, das nach der Wende zum begehrtesten Vorort Berlins wurde.

Mauer und Vergessen

Durch den Mauerbau 1961 geriet der Stahnsdorfer Friedhof für die Westberliner in Vergessenheit und konnte nur in Ausnahmefällen besucht werden und die einstmals bedeutenden Grabdenkmale verfielen zusehends. Zwar blieb der Friedhofsbetrieb erhalten, aber Geldmangel und die abnehmende Mitgliederzahl in den Kirchengemeinden der damaligen DDR

führten zu einer sanften Verwilderung und zum Verfall. Nach dem Mauerfall 1989 kamen bald die Friedhofsbesucher zurück und es sprach sich herum, welches Kleinod an Waldlandschaft und Grabkultur hier noch erhalten war. Es wurde üblich, diesen Ort der Würde, der Weite und der Stille zu besuchen: Ein Friedhof, der Spaziergänger zum Innehalten und Verweilen anlockt.

Prominente besuchen

Kulturinteressierte besuchen die Grabstellen der Prominenten, des Komponisten Engelbert Humperdinck, des Regisseurs Friedrich Wilhelm Murnau, das Grab von Heinrich Zille oder des Unternehmers Werner von Siemens und viele mehr. Im Dezember 2009 wurde Otto Graf Lambsdorff hier in einer Familiengrabstätte beigesetzt. Man trifft auf pompöse Rundgewölbe oder schlichte Steine; alle Stilrichtungen und alle Formen des Totengedenkens finden hier ihren Ausdruck. Zu Stein gewordene Trauerrituale machen nachdenklich und ruhig zugleich. Gepflegte weitläufige Wege, Durchblicke auf verwitterte Steine im lichten Unterholz, die Öffnung zu einer Lichtung von britischen Soldatengräbern aus dem Ersten Weltkrieg, verfallene Brunnen und feinste Jugendstilmosaiken im Innern von Mausoleen berühren die Seele und drängen das Herz zu einem inneren Dialog von Zeit und Ewigkeit. Mit einem fröhlichen Blick auf

Ein Friedhof, der Weite und Stille schenkt

das Leben und doch ganz zugewandt dem pfleglichen Bewahren und Erhalten des Friedhofs zeigt sich der Friedhofsverwalter Olaf Ihlefeld. Bei dieser Berufsbezeichnung denkt man wohl eher an ein ruhiges Angestellten- und Verwalterleben. Aber der 43-Jährige empfindet seine Aufgabe eher als Herausforderung. „Wir leben hier auch“, sagt er, „und es haben sich so viele Menschen gefunden, die diesen Ort erhalten wollen, dass wir vor zehn Jahren einen Förderverein gegründet haben, dem inzwischen etwa 300 Mitglieder beigetreten sind. Dieser Friedhof hat deutschlandweit Freunde; manche können nur zahlen, aber das hilft auch und der sogenannte harte Kern der Friedhofsfreunde hilft hier tatkräftig mit.“

Wirklich gelebte Trauer

Als Höhepunkt des laufenden Jahres nennt er spontan nicht etwa den Totensonntag mit seinen Veranstaltungen, sondern „die Adventsmusiken in der norwegischen Stabkirche. Wir wollen hier dem Leben zugewandte Sachen machen und wirklich gelebte Trauer führt nach einiger Zeit wieder zurück in das Leben.“ Und so holt er auch die Kinder und Jugendlichen zu Führungen auf den Friedhof. „Die werden heute völlig ferngehalten von Tod und Trauer und von der abendländischen Trauerkultur. Wenn ich mit ihnen über den Friedhof gehe, dann ist das für sie ganz natürlich, gar nicht unheim-

lich, wie manche Eltern ihnen gesagt haben.“ Der Tod gehört für ihn zum Leben und der Ausdruck der Trauer in sichtbarer Form ebenso. Angesichts der wachsenden Zahl von anonymen Bestattungen oder der auch hier möglichen Urnenbestattung unter Bäumen, kann man an diesen Orten des Friedhofs deutlich sehen, wie schlecht die Trauernden mit der Anonymität und der dort geforderten Unterlassung von Grabschmuck zurechtkommen. „Unsere Gärtnerinnen gehen zweimal in der Woche durch diese Waldgebiete und sammeln eine Unzahl von Marmorengelchen, Blumenschalen, Kerzenhaltern und Blumenvasen ein. Was von den Verstorbenen gut gemeint war, dass niemand mehr Mühe mit einer Grabstätte haben soll, das heißt für die Trauernden, dass sie der traditionellen Kultur des Totengedenkens nicht folgen dürfen. Sie müssen alle diese Impulse unterdrücken.“

Trost und natürliche Ordnung

Der Gang über den Stahnsdorfer Friedhof macht nachdenklich über das Wegrationalisieren von lebendiger Trauer. Die Grabmale eines ganzen Jahrhunderts, selbst wenn sie verfallen sind, sind tröstlicher als die Anonymität. Gelebtes Leben und gelebte Trauer können hier noch immer einen würdigen Rahmen finden und zurück ins Leben führen. „Es geht mir besser, wenn ich hier war“, sagt eine Besucherin aus Berlin, „es ist, als fände alles in seine natürliche Ordnung zurück.“

Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.

F o t o : R en ate L i lg e - S t o d i e c k / T h e E p o c h T i m es

F o t o : R en ate L i lg e - S t o d i e c k / T h e E p o c h T i m es

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Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

Der Mann, der über das Meer kam Renate Lilge-Stodieck

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ine Geschichte, die von der Liebe erzählt und vom Sterben handelt, wurde von Doris Schlolaut im Verlagshaus Schlosser veröffentlicht. Begabt mit einer intensiven Lebensbejahung und einer Sensibilität, die an Hellsichtigkeit grenzt, erlebte sie vor 27 Jahren die Geschichte ihrer großen Liebe. Sie hat diese Geschichte einer tiefen Schicksalsverbindung aufgeschrieben, um – wie sie sagt – Menschen zu ermutigen, sich für ihre Angehörigen oder auch Freunde bei einem Klinikaufenthalt voll und ganz einzusetzen; nachzuforschen, Unerklärtes zu hinterfragen und nicht nur schweigend hinzunehmen. Ein Buch für die Menschlichkeit … Der Mann, der über das Meer kam, begegnete ihr – wie eine Hellseherin in ihrer Jugend vorhergesagt hatte – in ihrem 45. Lebensjahr. Tatsächlich kam er aus Amerika – über das Meer – und konnte ein

Impressum

Jahr des ungetrübten Glücks mit ihr verbringen. Das Buch beginnt mit ihren Tagebuchaufzeichnungen zu der Zeit, als er an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt und eine intensive Zeit des Schmerzes, der Hoffnungen, der Verzweiflung und des Loslassens in Liebe beginnt.

Wir leben!

Es beginnt aber auch gemeinsam mit den Ärzten ein Kampf ums Überleben, oder auch manchmal gegen die Ärzte ein Kampf um Selbstbestimmung und Lebensqualität. Sie schreibt dazu: „Wir wissen beide, eines Tages wird uns der Tod scheiden, aber wir warten nicht auf den Tod, wie Dr. Grad es empfiehlt. Wir leben!“ Diese intensive Zeit empfindet Doris Schlolaut durchaus als Geschenk: „Und wie sehr bedaure ich all die kranken Menschen, für die niemand kämpft, die keine mitfühlenden Kinder haben wie ich, die Verständnis für mich aufbringen, damit ihre Mutter um den geliebten Menschen kämpfen kann. Was bin ich für ein reiches Menschenkind auf dieser Erde.“

Kraft und Kräfte

Und es beginnt eine Wanderung zwischen dem Zuhause und den Kliniken, die zwar Not lindern, aber auch neue Nöte schaffen, wo Desinteresse, Behandlungsfehler oder schlichte Überarbeitung in überflüssige Katastrophen führen. Aber auch das gehört wohl zum Schicksal und lässt die Kräfte wachsen, auch wenn Doris Schlolaut sich häufig am Ende ihrer Kräfte wähnt. Ein Leser, der Ähnliches erlebt hat, wird vieles wiederfinden und wer davon bisher verschont wurde, wird im Buch erahnen, welche Kräfte eine wirkliche Zuneigung freilegen kann. Die Geschichte geht weiter mit den Besuchen von Kindern und Verwandten; Unachtsamkeiten, unbedachte Worte quälen die wunden Seelen. In der letzten Phase der Krankheit steigert sich die nervliche Überreizung, Sorge und Schlafmangel bei der Pflegenden und die große Empfindlichkeit beim Sterbenden. Beide leben mit einer Gefühlsintensität, die sie nicht ans Aufgeben denken lässt, jede Minute des

Beisammenseins ist kostbar und gefährdet.

Wie es endet

Nach einem halben Jahr schreibt sie im Krankenhaus in ihr Tagebuch: „Die Einsamkeit der Sterbenden. Nie war ich mir dessen so bewusst, nie. Gleichzeitig aber stelle ich mir die Frage, ob es genug ist, was ich tue? Spürt Lawin dennoch eine Einsamkeit? Fast bei jedem Augenaufschlag kann Lawin in mein Gesicht sehen. Ich bin bei ihm. Ich umhülle ihn mit meiner Liebe, mit meiner Pflege, doch was werde ich tun, wenn er über den Tod sprechen will? Kann ich dann reden? Kann ich dann aussprechen, was ich ihm sagen möchte? Ich weiß nur eines, er wird meine Liebe spüren.“ „Ich bin froh darüber, dass wir wieder allein sind. Das Atmen wird immer schwächer und den letzten Atemzug kann ich nicht mehr hören. Lawin wird um 15.20 Uhr, in meiner Geburtsstunde erlöst. Sein Gesicht in meinen Händen. Friede ist darin. Mein Wunsch ist erfüllt. Der Tod nahm Lawin leise an der Hand.“

i Doris Schlolaut Der Mann, der über das Meer kam Verlagshaus Schlosser ISBN: 978-3-86937-002-6 14,90 €

Es ist eine Ferne, die war, von der wir kommen. Es ist eine Ferne, die sein wird, zu der wir gehen. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)


Deutschland

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

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Eine Zeitung unserer Epoche D

ie Geschichte der Epoch Times beginnt im Jahr 2000 in einer Vorstadtwohnung in Atlanta/USA. Dort gründeten drei Auslandschinesen die unabhängige chinesischsprachige Zeitung „DaJiYuan“ (engl. Epoch Times), um den chinesischen Immigranten Hintergrundberichte und unzensierte Informationen vom Festland China zu liefern. Die Journalisten der Epoch Times in China arbeiten bis heute unter großem persönlichen Risiko, um Informationen jenseits der staatlichen Medienzensur ins Ausland zu bringen. Auch in Europa gibt es ein großes Informationsbedürfnis an unabhängiger und authentischer Berichterstattung aus und über die neue Wirtschaftsmacht China. Deshalb wurde im Juli 2004 die erste englischsprachige und im Januar 2005 die erste deutschsprachige Epoch Times aufgelegt. Schnell entwickelte sich die Epoch Times zu einem globalen Mediennetzwerk und erscheint heute in 44 Ländern in 17 Sprachen.

wöchentl. Auflage in Millionen

1,8

Europa

OHNE GB UND IRL

43 100

48 500

DEUTSCHLAND 40 000 GROSS BRITANNIEN 8 000 29 000 BERLIN

KANADA 108 000

UKRAINE 3 000

IRLAND 8 000 USA

370650 650 146 300 370

RUSSLAND 10 550 6 700

SPANIEN 15 000

1,4

TAIWAN 66 000

FRANKREICH 16 000

HONG KONG 250 000 250 000

9 100 1 500 MALAYSIA 10 000 10 000

Die Entwicklung der Epoch Times in den letzten Jahren weltweit

1,6

JAPAN 15 000 15 000

ISRAEL 13 500 6 500 DOMINIKANISCHE REPUBLIK

KOREA 10 700 26 000

SINGAPUR 10 000 20 000

1,2

INDONESIEN 7 000 13 000 37000

68 100

AUSTRALIEN

1,0

ARGENTINIEN

0,8 0,6

chinesische Ausgabe

0,4

Ausgabe in der jeweiligen Landessprache

NEUSEELAND

0,2 0

Epoch Times Print und Onlinemedien erscheinen in 17 Sprachen in 44 Ländern

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Lea Zhou, Chefredakteurin der chinesischen Europaausgabe der „Epoch Times“ und Thomas Kalmund, einer der Herausgeber der deutschen Ausgabe, beantworten Fragen über Hintergründe und Mission der Zeitung, über die Zensur in China und nicht zuletzt über die Verfolgung von Falun Gong, die den Anlass gab eine Zeitung zu gründen, die vom chinesischen Staat unabhängig ist.

Unsere Leser interessiert sicher, ob der Name „Epoch Times“ eine spezielle Bedeutung hat? Lea Zhou: Der chinesische Name für „The Epoch Times“ ist „DaJiYuan“ – „Die große Epoche“. In diesem Jahrhundert ist die Welt so schnell zu- Lea Zhou sammengewach- Chefredakteurin der chinesischen sen wie nie zuvor. Ausgabe der Ob im Wirtschafts- Epoch Times bereich oder in der technischen Entwicklung, wir erleben eine immense Veränderung in jeder Hinsicht, die unser Leben auf dieser Erde gravierend verändert. Mit solchen tiefen Veränderungen in der Gesellschaft nähert sich uns eine neue Epoche an. Mit dem Namen „Die

große Epoche“ wollen wir ausdrücken, dass eine neue Epoche vor uns steht. Als Zeitungsmacher wollen wir diese gesellschaftliche Veränderung auch als Zeitzeugen dokumentieren. Was gab den Anlass dafür, eine neue chinesische Zeitung zu gründen? Lea Zhou: Die chinesische Zeitungswelt ist genauso gespalten wie jede der chinesischen Communities in allen Ecken der Welt. Auf der einen Seite stehen tausende staatlich kontrollierte chinesische Zeitungen, Hörfunk- und Fernsehsender, die die Leser mit Nachrichten und Informationen überfluten. Im Vergleich dazu stehen auf der anderen Seite nur wenige Medien im Ausland, die frei von den chinesischen staatlichen Kontrollen die chinesische Leserschaft bedienen. Mit der Zunahme des wirtschaftlichen, sowie politischen Einflusses des chinesischen Regimes, sind viele solcher ursprünglich unabhängigen chinesischen Medien im Ausland in den letzten 20 Jahren infiltriert, beziehungsweise von der heimatlichen chinesischen Macht „neutralisiert“ worden. Vor diesem Hintergrund ist die Zeitung „The Epoch Times“ (DaJiYuan) entstanden, um die chinesischen Leser mit unzensierten Informationen zu bedienen. Ein direkter Anlass für die Gründung dieser Zeitung war

der Beginn der Verfolgung der Meditationsbewegung Falun Gong im Juli 1999. Die Verfolgung von Falun Gong ist das größte Ereignis in der jüngsten Geschichte Chinas nach dem Tiananmen-Massaker im Jahre 1989. Als die Verfolgung begann, hat kaum jemand in der Welt genau gewusst, was Falun Gong ist und warum die Praktizierenden verfolgt werden. Die chinesische Propagandamaschine wurde voll in Gang gesetzt, um diese beispiellose Verfolgung zu unterstützen. Die Außenwelt war genauso überrascht wie die chinesischen Bürger selber. Ahnungslos haben sich Medien außerhalb Chinas damals fast ohne Ausnahme auf die Berichterstattung der chinesischen staatlich kontrollierten Medien bezogen. In dieser historischen Situation ist „The Epoch Times“ im Jahre 2000 in den USA von Auslandschinesen gegründet worden. Wie ist die Verbindung der Epoch Times zu Falun Gong? Lea Zhou: Ich kann sagen, dass die meisten Macher der chinesischen Ausgabe selbst Falun Gong-Praktizierende sind, deren Familienangehörige in China verfolgt worden sind. Allerdings befasst sich die Zeitung mit der gesamten gesellschaftlichen Veränderung Chinas und bemüht sich die Stimme aller einfachen Bürger Chinas zu sein –

auch jener Bürger, die sich für mehr Bürgerrechte, mehr Gerechtigkeit und mehr Freiheit in China einsetzen. 94,5 Prozent der Bevölkerung in Polen gehören der römisch-katholischen Kirche an. Kein Mensch würde sagen, jede Zeitung aus Polen ist automatisch ein katholisches Blatt. Falun Gong hat nicht einmal eine Organisation. Es ist ein Lebensweg, der von Menschen in über 100 Ländern der Welt gegangen wird. Wie kamen Sie dazu auch eine deutschsprachige Epoch Times zu gründen? Thomas Kalmund: Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen sind die Informationen, die man aus China in deutscher Sprache erhält stark geprägt von dem Thomas Kalmund der Bild, das das chi- Einer Herausgeber der nesische Zen- Epoch Times tralregime über Deutschland seine Propagandainstrumente verbreiten lässt. Wir fanden es erschreckend, wie weitreichend der Einfluss der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) schon in unsere westliche Welt hineinreicht und waren der Meinung, dass man sich der Gefahren, aber auch der echten Chancen

bewusst sein muss, die in der Entwicklung Chinas verborgen sind. Wer China heute kennt, weiß, dass das Land von der Angst regiert wird. Jeder, der mit der KPCh zu tun hat, bekommt es mit der Angst zu tun. Und das nutzt die Partei auf allen Ebenen aus. Ein Merkmal von Epoch Times besteht darin, dass wir keine Angst haben über Dinge, die in China passieren, die Wahrheit zu schreiben. China hat auch eine andere Seite und da kommen wir zum zweiten Punkt: Es ist ein Land mit einer 5000-jährigen Kultur, die von Forschung und Wissenschaft, aber auch von Religion und Spiritualität geprägt ist. Jedes Kind lernt, wie viele Erfindungen aus China stammen und viele Erwachsene wissen die östliche Weisheit zu schätzen. Beides sind Impulse, die wir in unserer westlichen Welt aufnehmen und weiterentwickeln können. Nicht in dem Sinne, dass wir chinesisch werden. Eher in dem Sinne, dass sie uns inspirieren, unsere im Westen gebildeten Anschauungen einmal beiseitezulegen und die vielen interessanten Phänomene in dieser Welt mit neuem ungetrübten Blick anzuschauen. Ohne dass wir es wirklich geplant haben, ist die Epoch Times auf dem besten Weg eine Brücke zwischen den Kulturen zu werden, die jenseits der politischen Interessen bestehen.

Von der Resignation zur „Schwarm-Intelligenz“ Fortsetzung von Seite 1 Greenpeace rief das Thema im letzten Jahr ins Leben mit dem Titel „Carrotmob: Gib Dein Geld nicht irgendwem!“, und erklärt den karottigen Namen mit einem englischen Sprichwort. Da heißt es, dass es genau zwei Arten gibt, einen Esel zum Laufen zu bringen: Entweder durch einen Tritt ins Hinterteil oder indem man ihm eine Karotte vor die Nase hält. Analog ist der Kunde die Karotte, die dem Geschäftsmann als Anreiz für Gewinn vor die Nase gehalten wird. Viele Karotten = viel Gewinn. Und davon darf er dann eine Spende in vereinbarter Höhe für ein vorher festgelegtes Projekt abgeben, das ihm selbst auch nutzt.

Beispielsweise gewann ein Gastronom in Frankfurt die Ausschreibung für den zweiten Frankfurter Carrotmob, in der er anbot, sogar 100 Prozent des Erlöses für die klimafreundliche Sanierung seines Gasthauses zu verwenden. Es kamen etwa 200 Leute, der Umsatz betrug 1.752 Euro und war damit über viermal höher als an vergleichbaren Tagen. Dazu spielte eine Band und die Frankfurter Umweltdezernentin Manuela Rottmann verteilte als ökologischen Anreiz 100 Energiesparlampen im Restaurant. Ganz moderne Social-Networker sprechen bereits von „Schwarm-Intelligenz der Zukunft“. Da bekommt man wirklich die wunderbaren Bilder von Vogelschwärmen oder Fischschwär-

men vor die Augen oder auch, wie sich bei Fahrradrennen die Biker alle ohne zu schauen bei Höchstgeschwindigkeit instinktiv harmonisch miteinander in die Kurven legen, ohne einander zu gefährden, sondern sich gegenseitig fördern.

„Wie weit reicht die Macht der Verbraucher?“

Macht der Verbraucher

Auch wenn es von der Wortwahl immer noch ein bisschen altbacken daherkommt und schon durch diese Barriere als Zielgruppe die eher Braven und Biederen im Auge hat, so ist doch die neueste Kampagne „Werden Sie ein Geldverbesserer“ der altgedienten Recken von der „Aktion Gemeinsinn“, Deutschlands ältester überparteilicher Bürgerinitiative, ganz im Trend. Es geht um Klimawandel, Umwelt-

belastungen, Armut, Hunger, Kindersterblichkeit, ausbeuterische Arbeitsbedingungen und soziale Missstände in der Dritten Welt, Ressourcenverbrauch und Energieverschwendung. Mit Flyern und einer Podiums-

diskussion zur Vorstellung ihrer neuesten Kampagne sollen die Verbraucher zum Denken und verantwortlichem Handeln ermutigt werden. „Wie weit reicht die Macht der Verbraucher? – Waren und Dienstleistungen ökologisch und sozial verantwortungsvoll auszuwählen“, dieses Motto wird sicherlich über den Multiplikator DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) diejenigen Verbraucher finden, die bisher vielleicht eher in Geiz-ist-Geil-Bereichen „Gemeinsinn“ entwickelten. Wie diese Entwicklung genau aussehen könnte, wird auch gleich mitgeliefert per Faltblatt. Es gibt bereits seit Längerem Erfolge in diesem Bereich, denn auch die Verbraucherminister – ob Künast, Seehofer oder Aigner –

forderten immer wieder ihre Klientel zum konkreten Handeln auf: Stromanbieter wechseln, Gasanbieter wechseln, GammelfleischSkandal, ab kommendem Frühjahr sogar ein Internet-Portal gegen Etikettenschwindel, gegen Datenmissbrauch von Facebook und Google-Street-View und Unzähliges mehr, damit der interessierte Konsument sich informieren kann. Heimlich und leise beginnt ein Umdenken an allen Ecken und Enden der Republik. Es geht immer mehr um ein offenes Miteinander und das Aufdecken von lichtscheuen Vereinbarungen. Es geht wieder darum, Eigenverantwortung zu übernehmen im kleinen privaten Kreis ebenso wie im großen Zusammenhang für die Zukunft unserer Menschheit.


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Wirtschaft

Anleitung für den Umgang mit Blendern Christian Pongratz

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

Nun zur Fixierung der Wirtschaft!

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elten eignet sich ein Thema so sehr für nachhaltigen Misserfolg im Unternehmen wie die Verblendung. Die „Anleitung zum Umgang mit Blendern“ garantiert Ihnen bei konsequenter Befolgung herausragende Ergebnisse. Die Arbeit mit Unternehmensverblendern will durchdacht sein und bedarf intensiver Planung. Folgende fünf Schritte führen zuverlässig zur „betrieblichen Unternehmensverblendung“: Ändern Sie einfach Ihre Sicht der Dinge. Schritt eins. Sehen Sie das Auftreten und Arbeiten eines Unternehmensverblenders als das, was es wirklich ist: eine Show. Stilvolle Gewänder und besondere Artikulation sind sein Markenzeichen. Accessoires aus der Schauspielszene wie Halstücher und die Verwendung besonderer Rauchwaren geben Ihnen die Sicherheit, ein Original vor sich zu haben. Berufsjugendliche mittleren Alters im Outfit von 18-Jährigen verpassen Ihrem Unternehmen Dynamik. Abgehobenheit im Dreiteiler mit sensationellen Spesen und Flügen erster Klasse bringt Seriosität in Ihre Organisation. Schritt zwei. Sehen Sie den Unternehmensverblender als das, was er wirklich ist: ein Überbringer schmeichelhafter Nachrichten. Lauschen Sie seinen Ausführungen über künftige Gewinne, positive Entwicklungen und besondere Konzepte. Vertrauen Sie darauf, dass er diese Konzepte niemals vorlegen oder umsetzen wird, da seine Genialität sich weder zu Papier bringen lässt noch von anderen verstanden wird. Der professionelle Verblender wird sich hüten, seine Leistungen sichtbar zu machen, denn wie soll man Genialität, Inspiration und Durchsetzungskraft messen? Stundenlang schildert er mit überzeugender Selbstsicherheit, wie sich dank seines Einsatzes alles prächtig entwickeln wird. Ein Top-Verblender wirft mit Forderungen und Ankündigungen um sich. Ignorieren Sie Planlosigkeit und Chaos in der Vorgehensweise oder permanentes Aussprechen von Binsenweisheiten („Wir müssen mehr Umsatz machen“, „Die Verkaufszahlen müssen hinauf“, „Die Kosten müssen runter“ etc.). Gefordert und beschrieben wird das Ergebnis, vermieden wird der Verweis darauf, wie es zustande kommen soll. Sollten Ihnen jemals Zweifel an der Sinnhaftigkeit kommen, gewöhnen Sie sich an den Umstand, dass Sie offensichtlich nicht über die notwendigen intellektuellen Fähigkeiten und besonderen Einblicke verfügen, die es braucht, um den grandiosen Ausführungen Ihres Verblenders folgen zu können. Kritische Fragen sind ein Zeichen von Schwäche und Kleingeist und daher nicht erwünscht. Schritt drei. Sehen Sie die Kosten für einen Unternehmensverblender als das, was sie wirklich sind: eine Kleinigkeit im Verhältnis zu seinen Leistungen. Solche Leute sind nach eigenen Aussagen unbezahlbar. Sie hätten die Arbeit gar nicht nötig, sondern leisten sie um der Freude am Auftrag willen. Arbeitsverträge werden stets auf lange Zeit abgeschlossen mit dem Hinweis, dass die Umsetzung der außerordentlichen Konzepte viel Zeit in Anspruch nehme und man sie vorher nicht stoppen dürfe. Routinierte Verblender sind Weltmeister im Produzieren enormer Spesen. Die besten verrechnen Leistungen, die sie niemals erbracht haben. Hier lässt sich erahnen, welch unglaubliche Genialität in ihnen steckt. Schritt vier. Sehen Sie den Blick auf die Referenzen des Unternehmensverblenders als das, was es wirklich ist: Zeitverschwendung. Achten Sie nicht auf geleistete Ergebnisse, sondern lauschen Sie den süßen Worten von Erfolg und Ruhm. Beachten Sie, dass an Negativergebnissen stets andere Schuld tragen, niemals der Verblender selbst. Gehen Sie davon aus, dass er bei Misserfolgen niemals die Verantwortung übernimmt, aber umgehend einen Schuldigen für Sie ausmachen kann. Schritt fünf. Sehen Sie sich selbst als das, was Sie wirklich sind: einfach genial. Niemals dürfen Sie vergessen, dass der sicherste Weg zur Unternehmensverblendung über Ihr Selbstverständnis als Führungskraft führt. Vertrauen Sie keinesfalls Ihren eigenen Fähigkeiten, sondern freuen Sie sich auf das, was Ihnen verheißen wird und vermeiden Sie kritische Fragen. So bleiben sie nachhaltig in Erinnerung. Mit freundlicher Genehmigung der österreichischen Wirtschafts-Tageszeitung „Wirtschaftsblatt“, www.wirtschaftsblatt.at. Dr. Dr. Christian Pongratz ist Gründer von durchdacht.cc Consulting und Trainer der betriebsdesaster. cc Seminare. Doktor der Betriebswirtschaft und Jus. Lehrte sechs Jahre an der Mailänder Elite-Universität LuigiBocconi.

Peter Morici

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er amerikanische Kapitalismus ist zerbrochen und wenig von dem, was die neu erstarkten Republikaner und die überlebenden Demokraten anbieten, dürfte das beheben können. Amerikanischer Wohlstand war auf Technik, fairen Wettbewerb und solide Finanzpolitik aufgebaut. Von Thomas Edison bis Steve Jobs war Amerika immer wieder von Erfindern verwandelt worden, die mit neuen Produkten antraten, Kapital in Bewegung setzten und Vermögen am Markt verdienten. In etablierten Linien zwang ein intensiver Wettbewerb die amerikanischen Unternehmen, ihre Güter effizienter zu machen und besser in Gang zu setzen als viele Unternehmen im Ausland. Wenn amerikanische Firmen nicht reüssierten, kamen ausländische Konkurrenten wie Toyota hierher und inländische Unternehmen wie Ford erfanden sich neu, um sich den Herausforderungen der ausländischen Konkurrenten zu stellen. In den letzten Jahrzehnten wurde dieser Prozess von einem US-Impuls für den freien Welthandel verbessert und intensiviert durch inländische Deregulierung. Leider hat dies zu einem weit geöffneten US-Markt geführt, der durch ausländische Wettbewerber, US-Multis und die Finanziers der Wall Street missbraucht wurde.

China, Japan und andere Länder sind frei, was immer sie in den Vereinigten Staaten verkaufen wollen, auch zu verkaufen, während sie ihre Währungen drosseln, um Exporte zu subventionieren. Sie errichten tarifliche und nicht-tarifliche Hemmnisse für Verkäufe der USA in ihren Märkten und verlangen von amerikanischen Unternehmen, dass sie ihre Technologie verschenken, um damit Produkte in ihren Märkten herzustellen und zu verkaufen. Amerikanische Firmen wie Caterpillar, GM und GE verlagern die Produktion nach China und andere Orte, müssen Kooperationen eingehen mit ihren ausländischen Gastgebern und dann gehen diese mit einer Lobby vor gegen die USPolitik der Regierung, die diese Ungleichgewichte beim Wettbewerb zurückschrauben möchte. Das Ergebnis ist ein enormes US-Handelsdefizit, das die Nachfrage nach amerikanischen Waren erstickt, die Schaffung von Arbeitsplätzen behindert und die wirtschaftliche Erholung verlangsamt. Im eigenen Land haben New Yorker Finanzhäuser zynisch die Deregulierung missbraucht. Fünf oder sechs Großbanken, die mithilfe der Regierung Geld bekommen haben, um sich ein ausreichendes Monopol auf Anlagevermögen zu verschaffen, können nun die Höhe der Geldmarktzertifikate diktieren und große Gewinne auf Unternehmenskredite einstecken. Nur große multinationale Unternehmen haben genügend Raffinesse und können eine Hebelwirkung auf das Geschäft mit den Bankgiganten ausüben.

Wall Street hat den Kapitalfluss für die 8000 regionalen Banken abgeschnitten, die den kleinen und mittleren Unternehmen Kredite geben, die die meisten Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten schaffen, und diese Riesen aus New York City bezahlen ihre Führungskräfte mit klebrigen Boni für das Abzocken von Monopolgewinnen. Nun sind etwa 3000 der regionalen Banken vom Aussterben bedroht und gewöhnliche Amerikaner können nur noch Geld leihen bei den von der Regierung betriebenen Fannie Mae und Freddie Mac oder zu Erpresser-Zinsen mit den von den Großbanken kontrollierten Kreditkarten. Nehmen Sie die Republikaner mit ihrem Versprechen an Amerika. Nirgends wird erklärt, wie der Handel mit China und anderen Handelspartnern oder den Banken festzulegen wäre. Und die Deregulierung und die Steuersenkungen werden nur die Reichen an der Wall Street reicher machen. Präsident Obamas Push für die grüne Industrie wird nicht viel einbringen. Batterien für Elektroautos, Sonnenkollektoren und Windräder können einfach nicht die vielen Arbeitsplätze ersetzen, die durch Einfuhren verloren gegangen sind, und ausländische Konkurrenten arbeiten in von den Regierungen geschützten Märkten an den gleichen Ideen. Umverteilung von Einkommen, ein Lieblingstrick der Demokraten, vernichtet durch Subventionen für Gesundheitsvorsorge und höhere Steuern nur noch mehr Arbeitsplätze. Es erinnert an römische Kaiser, die

Korn verteilten, um die Bürger zu beruhigen. Amerikaner müssen sich mit der Welt zurechtfinden, wie sie ist, und nicht wie sie sich diese wünschen. Die Welthandelsorganisation und viele andere Institutionen der Global Governance sind gescheitert und dienen nicht den Interessen der USA. Es ist nicht isolationistisch zu sagen, die US-Regierung sollte beginnen, ihren Blick auf die Amerikaner zu richten, wie auch andere Regierungen auf ihre Bürger achten. Es ist höchste Zeit, dass die vielen Produkte, die hier patentiert wurden und verkauft werden, auch in den Vereinigten Staaten hergestellt werden. Die Abenteurer an der Wall Street müssen nicht mehr besteuert werden, man muss ihnen ihr Spielzeug wegnehmen. Noch einmal, trennen Sie die Banken von den Wall Street Casinos und zerlegen Sie die größten Banken, um wieder einen Wettbewerb herzustellen. Halten Sie nicht die Luft an. Beide Parteien sind viel zu sehr auf die Wahlen 2012 fokussiert, um vorher irgendetwas Schweres zu stemmen.

i Peter Morici ist Professor an der Smith School of Business, University of Maryland School und ehemaliger Chefökonom der US-amerikanischen International Trade Commission.


WIRTSCHAFT

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Chinas Wirtschaftswachstum: Ein Fall für den Immobilienmarkt Gao Zitan

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Hohe Kosten – geringe Wirkung

Chen Pokong, ein bekannter Kommentator über Chinas Wirtschaft, ist davon überzeugt, dass diese Aussage richtig ist. „In den vergangenen 30 Jahren war Chinas ‚Reform- und Öffnungspolitik’ nur ein Versuch mit hohem Input und geringem Output, mit hohen Kosten und geringem Wirkungsgrad.“ Das wirtschaftliche Wa c h s t u m

beruhe auf dem Produktionssektor und habe ungeheure Mengen von Ressourcen und Energie verbraucht. „Es wird schwierig werden, bei einem solchen ineffizienten Modell dieses Wachstum aufrechtzuerhalten“, argumentierte Chen. Das Ganze wird von der weithin vorhandenen Korruption beherrscht: „Geheime Absprachen zwischen örtlichen Parteibeamten und Erschließern von Immobilien sowie der Bau von Projekten, die das Gesicht wahren, aber letztendlich unbrauchbar sind, haben die Wirtschaft aufgeblasen“, sagte Chen. Die Immobilienpreise sind in die Höhe geschnellt, sodass Facharbeiter und Angestellte sich kein Haus mehr leisten können. „Wenn der Output auf dem Immobilienmarkt angepasst wird,

so sieht Chinas Wirtschaftswachstum zweifelhaft aus“, erklärte Chen. Dr. Cheng Xiaonong, ein Wirtschaftswissenschaftler, der in den Vereinigten Staaten lebt, erklärte, dass in den letzten zwei Jahrzehnten Chinas Wirtschaftswachstum auf zwei Dinge zurückzuführen sei: Auf staatliche Investitionen in die Infrastruktur – dazu gehört auch der Immobilienmarkt – und auf den Export. In den vergangenen sechs oder sieben Jahren jedoch ist der Export nicht so sehr gewachsen und der Verbrauch im eigenen Land auf 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesunken. Um mit Zahlen prahlen zu können, verfielen die Behörden auf eine unwirtschaftliche Entwicklung bei den Immobilien und bei Investitionen in die Infrastruktur wie zum Beispiel neue

Bürogebäude für Parteibeamte, unzählige Stauseen, Dämme und Autobahnen, sagte Chen. „Zehn Millionen leer stehende Häuser sind eine Verschwendung“, erklärte Chen und fügte hinzu, dass das unaufhörliche Bauen die Umwelt verschmutzt habe und dass Ressourcen und Energie in einem ungeheuren Ausmaß verschwendet wurden. Cheng sagte: „Das hat auch dazu geführt, dass Chinas Wirtschaftswachstum die beste Gelegenheit für eine wirtschaftliche Restrukturierung verloren hat. Chinas industrielle Wettbewerbsfähigkeit hat sich nicht verbessert.“ Auf lange Sicht gesehen, so sagen Cheng Xiaonong und Chen Pokong, ist Chinas Verlauf des wirtschaftlichen Wa c h s -

tums nicht zu halten, die Wirtschaftsstruktur wird sich immer mehr verzerren und die Probleme werden nur noch schlimmer. Die Autoren des Pekinger „Blauen Buchs“ sind jedoch optimistischer. Die Autoren sagen, dass China voller Potenzial ist, dass es nach und nach zu einem der stärksten Länder in der Welt wird und sie sagen voraus, dass im Jahre 2050 Chinas nationale Wettbewerbsfähigkeit an zweiter Stelle nach den Vereinigten Staaten stehen wird. Die Chinesische Akademie für Sozialwissenschaften ist die führende ideologische Institution der Kommunistischen Partei Chinas. Es gehört zu ihren Aufgaben, den Standpunkt der Partei und ihre Politik von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus auf soziale Ziele zu propagieren.

F O T O : A F P/G E T T Y I M AG E S

er Immobilienmarkt und nicht die industrielle Expansion ist der Schlüssel für Chinas rasantes Wirtschaftswachstum der letzten Jahre. So steht es in einem Bericht, der am 25. Oktober 2010 von der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften in Peking veröffentlicht wurde. Das „Blaue Buch nationaler Wettbewerbsfähigkeit“ erklärt, dass China in den vergangenen zwanzig Jahren nicht durch den Ausbau seiner industriellen Kapazität, sondern durch den Verbrauch seiner Ressourcen und die Ausdehnung seiner Investitio-

nen, vor allem durch die Expansion bei der Entwicklung seines Immobilienmarktes, sein Wirtschaftswachstum erreicht hat. Der Bericht hebt hervor, dass Chinas gegenwärtige industrielle Struktur nicht wettbewerbsfähig ist und sofort verbessert werden müsse.

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INTERNATIONALES

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k I a s r u d n s a M l n e e n h t c a e l i i r

F O T O : M A R K KO L B E /G E T T Y I M AG E S

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Griechenlands Ikarus-Mentalität

Es ist gefährlich, zu nahe an die Sonne zu fliegen. Neli Magdalini Sfingopoulou

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riechische Jugendliche verbringen den Sommer häufig auf entlegenen Campingplätzen, auf einer der vielen malerischen griechischen Inseln. Die Inseln sind schön und bieten eine vielfältige, felsige, grüne Landschaft. Das Meer, das sie umgibt, spiegelt eine Vielzahl von Farben wider; dort gibt es auch viel Sonne und fast immer perfektes Wetter. In diesem Sommer beschloss ich, mit einer Gruppe von Freunden das heiße, trockene Athen hinter mir zu lassen und auf der Insel Ikaria Abenteuer zu erleben. Ikaria ist berühmt, weil es in Zusammenhang mit dem Sagenhelden Ikarus steht. Er war der Sohn des Dädalus, eines Bildhauermeisters und Architekten. Um aus der Gefangenschaft auf der Insel Kreta zu fliehen, baute Dädalus Flügel

aus Federn und Wachs. Die beiden flogen in den Himmel und Ikarus, der von der Sonne fasziniert war, achtete nicht auf die Warnung seines Vaters und flog auf sie zu. In der Sonne schmolzen die Flügel des Jungen und er stürzte ins Meer. Das Meer, in das er fiel, und die nächstgelegene Insel, Ikaria, wurden nach ihm benannt. Meine Freunde fanden einen großartigen Campingplatz, umgeben von großen, hellbraunen Felsbrocken, die über einem tiefblauen Ozean aufragten. Wir waren überrascht, hinter dem Campingplatz einen klaren grünen Fluss zu finden, belebt von schönen Tieren – Schmetterlingen, blauen und rosafarbenen Libellen sowie Eidechsen mit langen türkisfarbenen Schwänzen. Wir gingen den Fluss entlang, bis er an einem Wasserfall endete, in dessen kaltem Wasser viele Camper eine morgendliche Dusche nahmen.

„Ich fühle mich wie aus meinem eigenen Land verbannt und hoffnungslos zugleich.“

Am Wasserfall traf ich eine interessante junge Griechin und wir kamen in der Nähe des rauschenden Wasserfalls ins Gespräch. Sie studierte Architektur in Italien und ich fragte sie, wie ihr das Studium außerhalb Griechenlands gefiel. Sie antwortete, dass sie sich für Italien entschieden hatte, weil es zu schwierig war, die Universität in Griechenland zu besuchen. Aber jetzt sei sie glücklich, denn was sie in Italien lernt, würde sie an keiner griechischen Universität lernen können. „Und warum ist das so?“, fragte ich. Weil sie in Italien jede Unterrichtsstunde besuchen muss, während die Studenten an den meisten griechischen Universitäten nicht an allen Vorlesungen teilnehmen müssen. Es fehle an Professionalität und es gibt eine riesige Lücke zwischen Griechenland und anderen europäischen Ländern.

Sie sagte: „Natürlich würde ich gerne zurückkehren und in Griechenland arbeiten, weil ich die griechische Lebensweise bevorzuge. Aber ich konnte hier keinen guten Job finden, der so einträglich wie in Italien bezahlt wird. Deshalb muss ich in Italien bleiben, auch wenn ich es nicht will. „Wie fühlst du dich dabei?“, fragte ich. „Ich fühle mich wie aus meinem eigenen Land verbannt und hoffnungslos zugleich. Griechenland hat so viele Warnungen erhalten, sich zu verbessern, aber es richtet sich nicht danach. Griechenland vergrault seine großartige Jugend, weil es ihr keine sichere Zukunft bieten kann.“ Ich antwortete, dass ich verstanden habe und es genauso empfand. Die Instabilität in Griechenland ist teilweise auf die Ikarus-Haltung zurückzuführen. Wir haben eine kulturelle Tendenz, wichtige Regeln nicht ernstzunehmen, wo-

durch Chaos entsteht und in dem Land endlose Probleme hervorgerufen werden. In der Sage des Ikarus kostete diese Haltung einem Jungen das Leben. Sie kostet auch Griechenland immer noch das Leben vieler seiner Jugendlichen. Lasst uns die Daumen drücken und optimistisch sein, dass Griechenland daraus lernen wird, Warnhinweise zu beachten und vernünftige Entscheidungen zu treffen. Die junge Frau stimmte zu: „Ich liebe Griechenland“, sagte sie. Ich antwortete: „Ich auch! Lass uns ganz oben vom Wasserfall herunterspringen.“

Auf der rechten Seite wurde Mario Dumonts konservative Partei Action Démocratique du Québec ADQ in der Wahl 2007 zu einer Bedrohung. Sie vereinte 41 Sitze (von 125) auf sich, gewann fast ein Drittel der Stimmen und wurde damit zur offiziellen Opposition in dieser Provinz. Aber Dumonts Unerfahrenheit und Mangel an Führung kosteten die Partei wichtige Impulse und Unterstützung. Es bleibt ein bedeutendes politisches Vakuum, das ausgefüllt werden muss. Die Reseau Liberte-Quebec möchte diese sich verändernden Ströme erfassen und Quebecer, die sich politisch nach rechts orientieren, versammeln. Eric Duhaime, einer der Köpfe hinter dieser neuen Einheit, betont, es wäre nicht ihr Ziel eine neue politische Partei zu schaffen, sondern eine Bewegung auszubauen, die eine rechtsgerichtete Partei aufrechterhalten kann. Man muss vor der Aussaat pflanzen, sagt er. Die Organisation plant, den Appetit der Provinz auf politische Veränderungen mit dem richtigen Stoff zu füttern.

der Zusammenbruch der ADQUnterstützung nicht dazu beitrug, dass die Unzufriedenheit mit der übermäßigen Präsenz des Staates in dieser Provinz verschwand, wie es viele erwartet hatten. Angesichts der steigenden Unzufriedenheit mit den hinterlassenen Schulden, hohen Steuern, Korruption und einer ineffizienten Regierung könnte die sich abzeichnende Veränderung zur Bildung einer deutlich liberaleren, weniger aufdringlichen Regierung führen. Die Bewegung vertritt bis jetzt Quebecs beste Hoffnung auf eine konservative Erneuerung in dieser Generation. Wenn politische Frustration den richtigen politischen Weg in eine solch homogene Gesellschaft findet, könnte sie diese Art des dramatischen Wandels hervorrufen, wie es ihn in Form der raschen Säkularisierung der 60er Jahre gab. Duhaime sagte zu mir: „An dem Tag, an dem Quebec den Wohlfahrtsstaat aufgibt, werden wir eine freiere Marktwirtschaft als der Rest von Kanada haben.“

Vorschau In der nächsten Ausgabe (Nr. 272) geben wir einen Einblick in das Land Polen.

Rechtsruck in Quebec, Kanada Marco Navarro-Genie

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996 sagte Quebecs Premierminister Lucien Bouchard auf einem Konvent der Partei Parti Québécois (PQ): Wir würden es an „Mut und Kraft fehlen lassen, wenn wir unsere unbezahlten Rechnungen an zukünftige Generationen weitergeben“ würden. Die Partei ignorierte seine Warnung und schien sie schon vergessen zu haben, als Bouchard sein Amt verließ. Heute sieht sich die Provinz der Frustration einer neuen Generation gegnüber, denn diese muss jetzt die alten Rechnungen begleichen. Rund 500 Menschen einer neuen politischen Bewegung, der Reseau Liberte-Quebec (RLQ), versammelten sich am vergangenen Wochenende in Quebec City, um „Mut und Kraft“ wiederzufinden. Wenn dies gelingt, könnte diese Bewegung die kanadische Föderation verändern.

Revolution des gesunden Menschenverstands

Die RLQ steht für ein Wiedererwachen des von Bouchard vertretenen gesunden Menschenverstandes nach dem gescheiterten Versuch, die Defizite und Schulden, den ziellosen sozialen und politischen Radikalismus, die überaus große Regierung und das

überwiegende Fehlen von persönlicher Verantwortung in den Griff zu bekommen. Die Gründung der RLQ ist ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die Ausrichtung der politischen Strömungen von Quebec seit einiger Zeit verlagert hat und das auch jetzt noch tut. In der Geschichte dieser Provinz gab es große politische Veränderungen. Früher war sie die konservativste Provinz in Kanada und dann, innerhalb einer Generation in den 60er Jahren, wechselte sie ihre Dienstherren, indem sie die Dominanz der Kirche gegen die Dominanz des Staates eintauschte. Quebecs politische Landkarte befindet sich wieder einmal im Wandel und eine große Veränderung könnte bevorstehen. Die Volksparteien haben erheblich an Unterstützung verloren. Die PQ ist seit einiger Zeit weder separatistisch noch übermäßig sozialistisch und hat es versäumt, sich neu zu erfinden. Sie hatte sich unter dem ehemaligen Parteichef André Boisclair versucht, weiter nach links zu orientieren. Doch jetzt lehnte eine Fraktion der Parteirechten Boisclairs Nachfolgerin Pauline Marois, die einen Kurs der Mitte verfolgt, ab, und befindet sich auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Den regierenden Liberalen unter Jean Charest fehlt es an Ideen und seit ihrer Machtübernahme

im Jahr 2003 verharren sie fest in einer neutralen Position. Nur wenig mehr als die Verlockung der Macht scheint sie zusammenzuhalten, sodass ihre Zukunft nun in Frage steht. Die Politik toleriert kein Vakuum: Drei neue Parteien erschienen und gewannen in den letzten zwei Jahrzehnten Sitze: die Equality Party, die Action Démocratique du Québec (ADQ) und die Québec Solidaire. Die Quebec Solidaire und die englischsprachige rechte Equality Party sind Montreal-Phänomene und haben in außerhalb gelegenen Stadtteilen keinen Zuspruch. Aber ihr Erscheinen ist ein Ausdruck der Unzufriedenheit. Die Equality Party entstand im Jahr 1989 und setzte sich gegen die Anwendung der Sprachgesetze ein, verschwand aber schnell wieder. Die Quebec Solidaire wurde 2006 von verärgerten PQ-Vertretern und sehr wenigen Anhängern der Linken gegründet, als die Partei ihre sozialistischen und separatistischen Wurzeln verließ. Sie setzt sich heute für Umweltschutz, Feminismus sowie Homosexuellenrechte ein und unterstützt große Wohlfahrtsorganisationen. Die Erwartung der Quebec Solidaire, sie könnte zur Nutznießerin einer anstehenden Veränderung werden, erwies sich als unrealistisch. Die Wählerstimmen in Quebec tendieren nicht nach links.

„An dem Tag, an dem Quebec den Wohlfahrtsstaat aufgibt, werden wir eine freiere Marktwirtschaft als der Rest von Kanada haben.“

Fruchtbarer Boden

Wie die Prärieprovinzen war auch Quebec ein Nährboden für neue politische Bewegungen und neue politische Parteien, die relativ schnell an die Macht kamen. Die hohe Zahl der Anmeldungen für die RLQ-Sitzung in Quebec City an diesem Wochenende zeigt, dass

i Marco Navarro-Genie ist Forschungschef am Frontier Center for Public Policy. Copyright Troy Media Corporation.


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Chinas Würgegriff bei Seltene-Erde-Mineralien Der Toyota Prius benötigt – wie viele saubere Energietechnologien – für seine Produktion Seltene-ErdeMineralien.

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Michael Richardson

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m Rennen um die Herstellung überlegener industrieller und militärischer Produkte hat China einen entscheidenden Vorteil: Es verfügt über die weltweit größten Reserven der Seltene-Erden-Mineralien, die hauptsächlich für die Herstellung einiger Hightechprodukte erforderlich sind. Westliche Unternehmen sind über diese Dominanz zunehmend besorgt. Chinas jüngste Ankündigung, die Ausfuhr von Seltene-Erden-Materialien nach Japan einzustellen, sorgte dafür, dass diesem Thema oberste Priorität eingeräumt wurde. China dominiert die Gewinnung von Seltenen Erden, die in einer immer breiter werdenden Palette von zivilen und militärischen Anwendungen eingesetzt werden. Seltene Erden sind für Hunderte von kommerziellen wie auch militärischen Anwendungen erforderlich: Elektromotoren und Batterien für Hybrid-Autos, Windkraftturbinen und Sonnenkollektoren, Mobiltelefone, Kameras, tragbare Röntgengeräte. Des Weiteren für energieeffiziente Glühbirnen und Stadionscheinwerfer, Glasfaser, Glas-Additive und Poliermittel. In einer technologieintensiven Welt wurden Seltene Erden zu einigen der begehrtesten Materialien in der modernen Fertigung, auch wenn sie in nur relativ kleinen Mengen verwendet werden.

Kontrolle über den Markt

Der verstorbene Führer Chinas, Deng Xiaoping, sagte einst, Seltene Erden wären für China das Gleiche wie Öl für den Nahen Osten. Jetzt beobachten Politiker und Unternehmenschefs in den Vereinigten Staaten, Japan, Europa und anderen hoch entwickelten Volkswirtschaften mit wachsender Sorge, wie China seine marktbeherrschende Position ausnutzt, indem es die Exporte einschränkt und die Preise hochtreibt. Diese Sorge vergrößerte sich, als Japan, der weltweit größte Importeur von Seltenen Erden, im September berichtete, dass China aus

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politischen Gründen Lieferungen vorübergehend einstellte, nachdem Tokio einen chinesischen TrawlerKapitän festgenommen hatte. Zwischen den beiden größten asiatischen Volkswirtschaften kam es zu einem erbitterten Streit um den Besitz von Inseln, wertvollen Fischereizonen und Energieressourcen des Meeresbodens im Ostchinesischen Meer.

Der Leichtsinn der USA bewirkte, dass China sich eine Dominanz bei den für die Hochtechnologie benötigten Seltenen Erden verschafft hat.

Es kann allerdings sein, dass es Beijing übertrieben hat. Chinas Aktionen haben dazu geführt, dass sich wichtige Abnehmerländer schnell Bezugsquellen außerhalb Chinas sicherten: Dazu zählen der Aufbau von Lagerbeständen, die Schaffung von Anreizen für inländische Unternehmen, Seltene Erden zu fördern und zu verarbeiten sowie die Suche nach alternativen Möglichkeiten, um bei der Herstellung von High-Tech-Produkten weniger auf Seltene Erden angewiesen zu sein. Laut US-Wissenschaftsbehörde Geological Survey stehen für viele Anwendungen Ersatzstoffe zur Verfügung, die im Allgemeinen allerdings weniger wirksam sind. Dennoch kündigte Japan im Oktober an, dass es den ersten Hochleistungsmotor für Benzin-ElektroHybrid-Fahrzeuge entwickelt hat, der frei von Seltenen Erden ist. Das Repräsentantenhaus in Washington verabschiedete vor

Kurzem Rechtsvorschriften zur Wiederbelebung der einst hochmodernen Seltene-Erden-Industrie in den USA. Auch das Energieministerium kündigte an, es werde in diesem Herbst einen Plan herausgeben, um weitere Lieferungen von Seltene-Erden-Metallen zu ermöglichen, was teilweise dadurch erreicht werden soll, dass die Handelspartner der USA zur beschleunigten Ausweitung ihrer Produktion ermutigt werden. Doch China konnte die SelteneErden-Industrie jahrelang weiter fest im Griff behalten. Es hält zwar nur 35 Prozent der weltweiten Reserven, bedient aber über 95 Prozent der Nachfrage nach SelteneErden-Oxiden, die zu 60 Prozent aus dem Inland kommen, wie das Beratungsunternehmen Industrial Minerals Company of Australia feststellt. Genauso wichtig ist die Tatsache, dass chinesische Unternehmen, von denen viele staatlich kontrolliert werden, verstärkt versuchten, China zum Weltmarktführer im Bereich der Verarbeitung von Seltene-Erden-Metallen zu fertigen Materialien zu machen. Der Erfolg dieser Bestrebungen könnte China nicht nur in der zivilen Industrie einschließlich sauberer Energie, sondern auch in der militärischen Produktion zu einem entscheidenden Vorteil verhelfen, sollten die chinesischen Hersteller gegenüber ausländischen Konkurrenten bevorzugt werden.

Unverzichtbar in der Rüstungsproduktion

Cer ist das häufigste der 17 Seltenen Erden, die ähnliche chemische Eigenschaften besitzen. Eine CerBeschichtung ist nicht korrosiv und hat bedeutende militärische Anwendungsmöglichkeiten. Das Pentagon steht kurz vor der Fertigstellung eines Berichts über die Risiken der Abhängigkeit des US-Militärs von Seltenen Erden aus China. Sie finden breite Verwendung in den Abwehrsystemen der USA, ihrer

Verbündeten und anderer Länder, die ihre Waffen und Ausrüstung kaufen. In einem im April erschienenen Bericht an den US-Kongress schrieb der Oberste Rechnungshof, man hätte von Behörden und Führungskräften der Rüstungsindustrie erfahren, dass Seltene-Erden-Legierungen und andere Materialien dort, wo sie in militärischen Systemen eingesetzt werden, „für die Funktionalität der Komponenten von entscheidender Bedeutung sind und dass es schwierig sein würde, sie ohne Leistungsverlust zu ersetzen“. So werden zum Beispiel die empfindlichen Auslöser in Präzisionsbomben speziell entworfen, um die Fähigkeiten der Neodym-Eisen-Bor-Seltene-Erden-Magnete zu nutzen. Der wichtigste US-Kampfpanzer, der M1A2 Abrams, hat ein Trägheits-Navigationssystem, das auf der Basis von Samarium-Kobalt-Magneten funktioniert, die aus China stammen. In einem offiziellen Bericht vom vergangenen Jahr über das Arsenal der US-Landesverteidigung stand, dass Engpässe bei vier Seltenen Erden – Lanthan, Cer, Europium und Gadolinium – bereits Verzögerungen bei der Herstellung einiger Waffen verursacht hätten. Dort werden weitere Untersuchungen empfohlen um festzustellen, wie schwerwiegend sich diese Verzögerungen auswirken.

Lieferungen werden eingeschränkt

China reduzierte vor Kurzem die Exportquoten von Seltenen Erden für die zweite Hälfte dieses Jahres um 72 Prozent. Die Industrie schätzt, dass die Nachfrage nach Seltenen Erden weltweit die Lieferungen von immerhin 50.000 Tonnen bis 2012 übersteigen wird, sofern keine umfangreichen neuen Produktionsmöglichkeiten erschlossen werden. Nach Angaben chinesischer Behörden verursacht die Förderung großer Mengen von Seltenen Erden

schwerwiegende Umweltschäden in China, weshalb die Regierung die Erforschung, die Produktion und den Handel stärker kontrolliere. Bei der Förderung von Seltenen Erden werden giftige Chemikalien verwendet, die die örtliche Wasserversorgung und die öffentliche Gesundheit gefährden. Unterdessen scheinen die USA das Opfer ihres eigenen erstaunlichen Mangels an Voraussicht im Bereich der sicherheitsrelevanten Industriepolitik zu sein. Bis etwa 1990 waren die USA Selbstversorger bei Seltenen Erden und weltweit führend in deren Verarbeitung und Nutzung. Doch innerhalb eines Jahrzehnts wurden die USA zu mehr als 90 Prozent vom Import Seltener Erden abhängig. Diese kamen entweder direkt aus China oder aus Ländern, die Lieferungen aus China für ihre eigenen Ausrüstungen erhielten. Umwelt- und Regulierungsprobleme machten die Gewinnung und Verarbeitung auf der Abbaustelle von Seltenen Erden am Mountain Pass in Kalifornien, die 2002 geschlossen wurde, unattraktiv. In der Zwischenzeit verschaffte sich China weitere Wettbewerbsvorteile gegenüber den USA: Die Kosten in China sind niedriger und die Elektronik sowie andere Produktionszweige in Asien, die auf Seltenen Erden basieren, werden weiter ausgebaut. Auch der Umfang und die Konzentrierung der chinesischen Vorkommen von Seltenen Erden spielen eine Rolle. Obwohl die Seltenen Erden als „selten“ bezeichnet werden, kommen sie relativ häufig vor und sind über die ganze Welt verstreut. Doch im Gegensatz zu gewöhnlichen Basis- und Edelmetallen konzentrieren sie sich selten in großen Vorkommen. Von den insgesamt ca. 100 Millionen Tonnen der weltweit bekannten Reserven, die wirtschaftlich ausgeschöpft werden können, befinden sich 36.000 Tonnen an den entgegengesetzten Enden Chinas, nämlich in Südchina und im Norden der Inneren Mongolei. Russ-

land und andere Staaten der früheren Sowjetunion verfügen über Reserven von 19 Millionen Tonnen; die USA über 13 Millionen Tonnen; Australien über 5,4 Millionen Tonnen und Indien über 3,1 Millionen Tonnen. Der Anstieg der chinesischen Ausfuhren von Seltenen Erden überschwemmte zunächst den Markt, führte zu Preissenkungen und schuf Anreize für neue Anwendungsmöglichkeiten. Jetzt, da China versucht, aus seinem Vorteil Kapital zu schlagen, versuchen die USA und andere entwickelte Volkswirtschaften, alternative Minen von Seltenen Erden für die Produktion zu finden, um die Abhängigkeit von China zu verringern und die Versorgungssicherheit zu verbessern. Während die Nachfrage in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich um rund zwei Drittel weiter zunimmt, seien die unentdeckten Vorkommen laut US Geological Survey im Verhältnis zur erwarteten Nachfrage sehr groß. Allerdings wird es einige Jahre dauern, bis neue Minen in die Produktion gehen können. Und obwohl der GAO-Bericht feststellte, dass die Vorkommen von Seltenen Erden in den USA, Kanada, Australien und Südafrika bis zum Jahr 2014 abgebaut werden könnten, würde der Wiederaufbau der Versorgungskette der USA von Seltenen Erden möglicherweise bis zu 15 Jahre dauern. In der Zwischenzeit wird China seinen Vorteil nutzen und uns einen Warnhinweis für globale Verflechtung und Abhängigkeit von Hochtechnologie geben.

i Michael Richardson, ein ehemaliger Asien-Redakteur von International Herald Tribune, ist Gastwissenschaftler am Institute for South East Asian Studies in Singapur. Mit freundlicher Genehmigung von YaleGlobal Online. Copyright © 2010, Yale Center for the Study of Globalization, Yale University.


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KULTUR & UNTERHALTUNG

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

Angela Wang

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ie Zuschauer tauchen vollkommen in die Welt des Tänzers ein, wenn er auf hohem Niveau klassischen „ chinesischen Tanz darbietet. Ich hatte heute dieses Gefühl mehrmals”, sagte Chen Yung-Chia, Sprecherin der Jury des Fernsehsenders New Tang Dynasty im Anschuss an den Internationalen klassischen chinesischen Tanzwettbewerb, der in New York stattfand. Diese Plattform ist hoch qualifizierten Tänzern des klassischen chinesischen Tanzes aus aller Welt gewidmet, um gemeinsam zu tanzen und sich in dieser Disziplin zu verbessern. Mehrere Dutzend Tänzer aus den USA, Kanada, Frankreich, Australien und Neuseeland beteiligten sich am Wettbewerb im Performing Arts Center im Pruchase College, SUNY in Westchester County, New York. Chen sagte: „Die teilnehmenden Tänzer des diesjährigen Wettbewerbs zeigten sehr gutes Können. Die Juroren zogen ihre Haltung und Ausdruck der eigenen Choreografien in Betracht, um zu sehen, ob die dargestellten Figuren korrekt ausgeführt wurden. Ein weiterer Aspekt war, ob sie die hohen technischen Anforderungen der Akrobatik wie Flips und Drehungen beherrschen.“ Die Form und der Ausdruck sind das Wesentliche des klassischen chinesischen Tanzes. Die Form bezieht sich auf das komplizierte Zusammenwirken von Tanzelementen, wie gute Balance zwischen Augenrichtung, Gebärde der Fingerspitzen und Körpertonus. Die Haltung drückt die inneren Gefühle in den klassischen chinesischen Tanzbewegungen aus. Diese Charakteristika machen zusammen mit verschiedenen herausfordernden Techniken den klassischen chinesischen Tanz zu

einem der tiefgründigsten Tanzsystemen der Welt. Während des Wettbewerbs gaben die Tänzer dem Publikum einen Einblick in das Wesentliche der chinesischen Kultur: Sie zeigten historische Figuren, Helden, Schüler und himmlische Wesen, auch wichtige Werte des traditionellen Glaubens, wie Loyalität, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Barmherzigkeit, und erweckten so die 5.000-jährige chinesische Kultur. Für die Jury war es nicht einfach, aus dieser Gruppe von hoch professionellen Tänzern und Studenten die Gewinner zu ermitteln. Nach dem Finale wurden viele Gewinner in einer ganzen Reihe von Kategorien geehrt. Mirande Zhou-Galati gewann mit zwei anderen Tänzerinnen den ersten Platz: „Junior-Damen“ mit ihrem Tanz „Mulan’s Heimkehr“. Dieser Tanz beschreibt wie Mulan in ihre Geburtsstadt zurückkehrt, gekleidet wie ein Junge, um anstatt ihres kranken Vaters in die Armee einzutreten. Galati begeisterte die Zuschauer mit einigen wunderbaren Sprüngen und Flips, die Mulan als Reiter darstellten und zeichnet dann zarte weibliche Elemente als sie nach ihrer Heimkehr in ihrem Schlafzimmer in ihren Spiegel schaute. Galati sagte: „Für mich war es wichtig, den historischen Hintergrund zu kennen und ihre Gefühle, um mich in sie hineinzuversetzen, damit ich die Bewegungen zart oder geschmeidig darstellen konnte“. Cindy Liu von den „Erwachsenen-Damen“ wurde für ihren Tanz „Himmelsmelodie” mit der Goldmedaille geehrt. Sie ist Tänzerin bei der erfolgreichen chinesischen Bühnenshow Shen Yun Performing Arts, die nächstes Jahr auch in Deutschland und Österreich gastieren wird. Edle Kostüme und Requisiten werden im klassischen chinesichen Tanz verwendet.

FOTO: DAI BING / THE EPOCH TIMES

Tanzwettbewerb erweckt Chinas alte Kultur Die Tänzerin spielte auf einer Pipa, ein traditionellen chinesischen Streichinstrument, das eine himmlische Jungfrau darstellt.

Steven Wang zeigte einen Schwertertanz. Er tanzte einen verwirrten Ritter, der schließlich Klarheit darüber erlangte, dass er sein Können für gute Taten nutzen sollte. Wang’s Tanz auf der Bühne beeindruckte durch grandiose Geschmeidigkeit und Grazie. Seine Rückwärtsflips begeisterten die Zuschauer. „Ich übte die Rückwärtsflips über sechs Jahre lang. Es wird gesagt: Zehn Jahre harte Arbeit für eine Minute auf der Bühne‘. Das trifft für einen Tänzer zu. Du musst viele Jahre arbeiten, bevor du dein Handwerk beherrschst“, erklärte der Tänzer Wang. Außerdem ist die innere Kultivierung wichtig für fortgeschrittene Tänzer des klassischen chinesischen Tanzes. Wang fügte hinzu, dass die Chinesen in alten Zeiten Wert auf Gesinnung, Atmung, Haltung und Sitzpositionen bei der Erziehung der Kinder legten. „Ein Tänzer sollte ein ruhiges Gemüt haben. Das ist der Schlüssel für gute Tanzbewegungen“, sagte er abschließend.

„Himmelsmelodie“ tanzte Cindy Liu, von Shen Yun Performing Arts und gewann damit die Goldmedaille.

Waldesrauschen und Weltatem Rosemarie Frühauf

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er Pianist Martin Stadtfeld einmal live erlebt hat, wird zustimmen, dass so ein Klangzauber kaum auf CD zu bannen ist. Der Eindruck, den dieser Klaviergenius beim Publikum hinterlässt, ist schwer zu beschreiben. Neulich trat er im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin auf und wurde stürmisch für drei Liszt-Paraphrasen gefeiert, die er glücklicherweise auch für sein Album „Deutsche Romantik“ aufnahm: Die „Variationen über ein Motiv von Bach“ sowie zwei Paraphrasen über Wagner, die „Tannhäuser“-Ouvertüre und „Isoldens Liebestod“. Durch die Tiefe seines inspirierten Spiels entkräftigte der 30-Jährige mit Leichtigkeit jedes Vorurteil über Liszt´s effekthascherisches Virtuosentum. Man wurde in magische Klangräume entführt, die so unlokalisierbar waren, dass man als Zuhörer kaum glauben konnte, dass die Musik allein dem Klavier, diesem einzig möglichen Ort, entsprang. Würde man den Klang von Stadtfelds Spiel als Element beschreiben, so wäre er Wasser, so durchsichtig und klar klingt er. Er kennt keinen Klangrausch um des Rausches willen– bei ihm scheint alles von natürlichster Dramaturgie bestimmt.

Tristan, eine Grenzerfahrung

Stadtfelds Tristan-Musik fasziniert. Obwohl er es als Stadtfelds Lieblingskomponist Bach wirft auf diesem Pianist mit dem bloßen Skelett von Wagners KlangAlbum seinen Schatten in Form einer Kantaten-Bear- meer zu tun hat, gibt er dem Ganzen eine höchst beitung. Liszt schrieb seine Paraphrase über Bach´s mysteriöse Aura, einen sogartigen Atem mit über„Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ in dem Moment, raschender Dynamik. Aufwallend und verebbend, als er gerade seine Tochter Blandine verloren hatte. schafft er es, die Singstimme stets in anderer KlangDer Anfang trifft einen unvorbereitet harsch. Danach farbe zu malen, als die sie tragende Melodie. erklingt ein einziges Mal das Thema im Original, Indem er auskostet, was für eine Sängerin unwährend die eigentliche Paraphrase aus dem Basso möglich ist, werden die Brüche von innen und außen,

Bach‘s Weltschmerz

FOTO: UWE ARENS

ostinato entwickelt wird. Stadtfeld spielt die Bach- um die es in der Tristan-Musik geht, erschütternd Melodie so gedämpft, leise und verloren, dass sie in transparent. Bis kurz vor dem Höhepunkt bleibt er weitester Entfernung oder einem unendlich kleinen verhalten. Als er ganz am Schluss immer leiser, imRaum zu entspringen scheint. mer langsamer anschlagen muss, praktisch fast zu spielen aufhört, um noch die letzten und zartesten Oper am Klavier gesungen Töne einzufangen, ist es wirklich ein Ersterben. Nicht Ähnlich faszinierende Wirkungen erzielt er mit den die entschwebende, auflösende Klangwolke eines Paraphrasen über die Tannhäuser-Ouvertüre und Riesenorchesters, die den Zuhörer einnebelt. Hier Isoldens Liebestod, wobei hier das Verblüffendste ist der Bruch zwischen innerem Glücks-Erleben und ist, wie plastisch er die im Original gesungenen Pas- scheinbarem Sterben im Außen am Bewegensten. sagen gestaltet. Wenn Lizsts Klavierbearbeitungen Das Leben endet niemals, sagt uns diese Musik, es einst halfen, Wagners Musik „für den Hausgebrauch“ transformiert nur ständig. zugänglich zu machen, dann erlebt man sie dank Stadtfeld heute als musikalische Offenbarungen. Poetischer Miniaturenreigen Ganz Oper, scheinen bei ihm die Stimmen im Klavier Neben diesen drei großen finden sich noch weitere kleine Juwelen auf der CD: nachzuhallen. Zum Beispiel Stadtfelds eigene Bearbeitung von Die Tannhäuser-Paraphrase überwältigt als virtuoses Feuerwerk der Klangfarben, rasend zwischen Schumanns „Mondnacht“, wo er ähnlich FacettenEkstase und Andacht. Das Berückende: Stadtfelds reiches aus dem schlichten Lied herausholt, doch Unberechenbarkeit, mit der er Tempi bremst und ohne zu überzeichnen. Die „Waldszenen” von Robert Schumann, jede beschleunigt. Besonders die Wirbel der VenusbergPassage elektrisieren durch Unvorhersehbares. einzigartig in ihrer Atmosphäre, verspielte und heiDann hämmert er als Krönung das marschartige tere Miniaturen. Abgerundet wird die Sammlung mit Tannhäuser–Lied „Dir, Göttin der Liebe“ über die drei Brahms–Intermezzi und einem selten gehörten ganze Tastaturbreite, um schließlich in riesigem Bo- „Albumblatt für Frau Betty Schott” von R. Wagner. Alles in allem ein überwältigendes Kaleidoskop gen zum Eingangsmotiv zurückzukehren. Überirdisch, wie perfekt er die herabregnenden Streicher- der deutschen Romantik: Introvertiert und geheimmotive mit der Melodielinie synchronisiert. Wer nisvoll. Mächtig wild, idyllisch und lieblich. dieses Stück zu kennen glaubte, wird kopfschüttelnd staunen.

i Martin Stadtfeld Der junge Pianist gab mit neun Jahren bereits sein Konzertdebüt und studierte ab seinem 14. Lebensjahr an der Musikhochschule Frankfurt. Seine aktuelle CD „Deutsche Romantik“, Verlag Sony Classical, ist seit Oktober 2010 im Handel erhältlich, 15,99 €.


KULTUR & UNTERHALTUNG

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Der Glaube inmitten des Terrors

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Mit wahrem Hintergrund und authentisch anmutenden Bildern erzählt Xavier Beauvois, wie neun französische Mönche in Algerien zwischen die Fronten von Terroristen und einer korrupten Armee geraten. Die Handlung wird von klösterlichen Gebetsgesängen und alltäglicher Arbeit begleitet.

Bruder Christophe (Olivier Rabourdin), der jüngste der Mönche, hadert angesichts der Situation vor Ort mit seinem Glauben.

Veronika Müller

N

ach seiner Uraufführung in Cannes bekam der Film „Von Menschen und Göttern“ in Frankreich viel Medienaufmerksamkeit und wurde sogar mit dem Großen Preis der Jury 2010 geehrt. Die Begeisterung galt nicht nur der Inszenierung selbst, sondern auch der Thematik. Denn das konfliktreiche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit ist nach wie vor ein aktuelles politisches Thema und steht bei Presse und Jurys oft hoch

im Kurs. Der Film besticht durch seine Authentizität der Charaktere und die naturalistische Kulisse, einer echten Landschaft und eines echten Klosters. „Ich brauchte ein echtes Kloster, das wir in ein falsches Studio verwandeln konnten. Es ist durchaus möglich, wunderbare Filme im Studio zu drehen. Aber ich weiß nicht, wie man das macht“, so der erfahrene Regisseur über seine Arbeit. Seine Inszenierung passt er dem asketischen und bedächtigen Leben der Mönche an. Die klassische Spannungskurve findet man nicht, sondern eher einen recht natürlich fließenden

Handlungsablauf. Der Anfang des Films erinnert an eine Dokumentation über das Alltagsleben albanischer Dorfbewohner im 20. Jahrhundert. Beauvois stellt die Konfrontation zwischen standhaftem Glauben und den Schrecken militärischer Gewalt eindrucksvoll in einer Szene dar: Die Mönche halten eine Messe ab, im selben Moment kommt ein Hubschrauber und umkreist die Kirche. Erschrocken von diesem ohrenbetäubenden Lärm, beginnen die Mönche in ihren weißen Roben eng aneinander stehend zu singen. Es scheint, als wollten sie der drohenden Gewalt mit ih-

rem klangvollen Chorgesang entgegenwirken. Eindrucksvoll sind die Bilder, bei denen sich der Kanonenlauf aus dem Hubschrauber und der Mönchschor in weißen Roben abwechseln. Wie Heilige und Helden der Barmherzigkeit wirken die Mönche in diesem Moment. Das Geschehen soll sich tatsächlich Mitte der 1990er-Jahre in der algerischen Stadt Tibhirine zugetragen haben. Sieben französische Mönche des Trappistenordens vom Kloster „Notre-Dame de I‘Atlas“ sterben einen Märtyrertod. Als Ärzte und Lehrer leisten sie Entwicklungshilfe für die Dorfbewohner. Unter dem Druck, sich

von politischen Unruhen aus dem Dorf vertreiben zu lassen oder zu bleiben, um ihre unvollendete Mission zu erfüllen, entscheiden sich alle gemeinsam zu bleiben. Dieser Entschluss bedeutete den Tod. Ob nun die Entführung und Ermordung von der GIA – der Groupe Islamique Armé (bewaffnete islamische Gruppe) – oder der algerischen Armee zu verantworten ist, bleibt bis heute noch im Dunkeln. Die Ermittlungen zu diesem Fall laufen noch. Einer der Mönche (Luc, der Arzt) legt eine Kassette in den Rekorder und drückt den Abspielknopf. „Der sterbende Schwan“

von Tschaikowsky erklingt. Er nimmt zwei Flaschen Wein, stellt sie auf den Tisch und setzt sich zu seinen Brüdern. Anscheinend voller Vorahnung, dass dies ihr letzter gemeinsamer Abend ist, zelebrieren sie das Zusammensein mit Wein. In dieser Szene werden die neun Mönche als Märtyrer dargestellt. Eine Filmsequenz zeigt alle Mönche zusammen am Tisch sitzend, Christian, der Abt, ist in der Mitte des Bildes zu sehen. Dies erinnert sehr stark an Leonardo da Vincis Bild „Das letzte Abendmahl“. Ab 16.12.2010 in den deutschen Kinos zu sehen.

Alptraum Europa? – Bilder afrikanischer Jugendlicher

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ine Ausstellung zum Thema Migration ist bis zum 24. November 2010 in der Heilandskirche in Berlin-Moabit, Thusnelda-Allee 1, zu sehen. Sie zeigt dem Betrachter, dass viele Menschen aus Afrika mit Angst leben, wenn sie sich die Frage stellen, nach Europa auszuwandern oder in ihrem Land zu bleiben. Die Gemälde beschäftigen sich in sehr prägnanter Weise mit Gedanken und Gefühlen der Menschen dieses Kontinents.

FOTO: INGRID WIT TIG

Malprojekt im SOS–Kinderdorf Benin

Christel Gbaduidi, Leiter der Ausstellung.

Die Idee, Bilder von elf Jugendlichen aus Cotoniou, dem Hauptort im westafrikanischen Benin, zu dieser heiß diskutierten Problematik malen zu lassen, stammt von Christel Gbaduidi, Präsident des „ Arts Vagabonds Rezo Afrik Benin“. Der übergeordnete Begriff der Ausstellung „(Alp)Traum Europa“ entstand bei den jungen Künstlern im Ideenaustausch miteinander und beim Malen der Bilder im SOS-Kinderdorf Benin. Die elf jungen Afrikanerinnen und Afrikaner besuchten in Benin die Fachhochschule Ecole Secondaire des Métiers d’Arts. Sie haben ihr Diplom in

Kunst und Technologie erhalten und konnten im Anschluss an dieses Studium in der sechsmonatigen Projektförderung (ASAProgramm) ihre künstlerischen Fähigkeiten und Kenntnisse der Malerei vertiefen. Es entstanden insgesamt 56 Gemälde. Aufgrund des internationalen Interesses an den Kunstobjekten wird zurzeit auch ein Teil der Bilder in Kanada ausgestellt.

i Heilandskirche in Berlin-Moabit, Thusnelda-Allee 1 Öffnungszeiten der Ausstellung: Mittwoch bis Freitag 12-18 Uhr und Samstag 11-14 Uhr Gesprächsrunden: Jeden Donnerstag von 14-18 Uhr und nach Vereinbarung Theaterworkshops: Anmeldung unter 0176 7731 7568

Theaterworkshop

Christel Gbaduidi ist Schauspieler und Theaterpädagoge und bietet parallel zu dieser Ausstellung Gesprächsrunden und Theaterworkshops an. Er nutzt seine künstlerischen Fähigkeiten für die Kommunikation mit jungen Menschen aller Nationalitäten, indem er sie einlädt, die Gemälde in der Ausstellung zu betrachten und ein Kunstwerk auszusuchen, das sie besonders berührt. Die Gemälde haben keine Titel, sodass jeder Betrachter die Freiheit des selbstständigen Erkennens hat. Nach einem Gedankenaustausch zu dem jeweils ausgewählten Bild ist Christel Gbaduidi bereit, mit den Jugendlichen Spielszenen zu entwickeln, in denen sie ihre Gefühle und Anschauungen zum Thema Migration auf der Bühne ausdrücken können. Dabei nutzt er auch die künstlerischen Mittel Musik und Tanz.

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Ingrid Wittig

Künstlerin Chabi Marléne: „Migration ist eines der Themen, über die ich mich noch nie mit meinen Freunden ausgetauscht habe. Und so habe ich immer mehr verschiedene Formen der Migration entdeckt, ihre Ursachen und Folgen, und das hat mir geholfen, eine weltumfassende Sicht auf das Woanders zu bekommen.“


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FOTO: SASSI/PIXELIO

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Eine Gruppe beim Nordic Walking. Diese Bewegungsform soll die Fitness am schnellsten aufbauen und erfreut sich seit Ender der 90er Jahre immer größerer Beliebtheit als Freizeitsport für jede Altersgruppe.

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von Herz und Gefäßen zu verbessern, aber es könnte sein, dass sie in Zukunft auch als Prophylaxe vor einer frühzeitigen Alterung des Gehirns empfohlen werden“, so Lautenschlager weiter. Insgesamt nahmen 170 Patienten an der Studie teil. Zwar hatte keiner davon Demenz, aber alle litten unter Gedächtnisproblemen. Sie wurden in zwei Gruppen unterteilt, von denen die eine zu Hause ein Programm über 24 Wochen absolvierte, das aus wöchentlich drei Spaziergängen oder leichten Körperübungen zu je 50 Minuten bestand. Die andere Gruppe lebte wie gewohnt weiter. Nach Beendigung des 24-wö-

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Bereits eine Studie, die 2008 an über Fünfzigjährigen in Australien durchgeführt wurde zeigte, dass zweieinhalb Stunden Spazierengehen wöchentlich Gedächtnisprobleme signifikant verbessern kann. Dies soll die erste Studie gewesen sein, die bewies, dass mäßige Bewegung in frischer Luft die Gehirnfunktionen fördern kann. Dazu wurden an der Westlichen Universität von Australien in Perth über 18 Monate lang Daten erhoben. Professor Lautenschlager, Vorsitzende der Alterspsychiatrie an der Universität von Melbourne, leitete die Studie: „Die Ergebnisse der Untersuchung sind sehr vielversprechend. Wir fanden heraus, dass sich die Verbesserung des Gedächtnisses nicht nur während des beaufsichtigten Bewegungsprogramms zeigte, sondern auch noch sechs bis zwölf Monate danach“, sagte sie. „Seit Langem wissen wir, dass Körperübungen ein großartiges Mittel sind, um die Gesundheit

chigen Programms wurde die tatsächliche Übungszeit aller Teilnehmer der Gruppe erhoben, die das zusätzliche Programm absolviert hatte, Durchschnittlich übten die Teilnehmer 142 Minuten pro Woche oder 20 Minuten pro Tag zusätzlich. Als am Ende des Übungsteils Tests zur Erhebung der Gedächtnisleistung durchgeführt wurden, schnitten die Teilnehmer der ersten Übungsgruppe nicht nur bei den Intelligenz- und Erinnerungstests besser ab, sondern auch ihre klinische Bewertungsnote für Demenz lag niedriger, berichtete Prof. Lautenschlager. Weltweit sollen heute über 26 Millionen Menschen an Demenz leiden; bis 2050 sollen es nach Schätzungen bereits über 100 Millionen sein. Wenn der Beginn von Demenz nur um 12 Monate verzögert werden könnte, gäbe es laut Lautenschlager heute über neun Millionen Kranke weniger.

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Verbesserung der Gedächtnisleistung nachgewiesen

Die australische Studie von 2008 ergab, dass die Verbesserung der Gehirnleistungen durch Bewegung nachhaltig wirkt.

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alking kann das Gehirn vor verfrühtem Abbau bewahren und das Gedächtnis erhalten, war in einer Studie zu lesen, die vor kurzem im Medizinjournal Neurology veröffentlicht wurde. Die Studie ergab, dass Personen, die zehn bis 15 Kilometer pro Woche walkten, mehr graue Zellen oder Nervengewebe im Gehirn haben als Menschen, die weniger als zehn Kilometer pro Woche unterwegs waren. Die Forschung hat ebenfalls ergeben, dass bei denjenigen die am aktivsten waren, das Risiko an Demenz oder an Alzheimer zu erkranken, nur noch halb so groß war. „Die Größe des Gehirns schrumpft im Alter, was Gedächtnisprobleme verursachen

Gesundheitsvorsorge zu durchzuführen“, fügte er hinzu.

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Mimi Li

kann. Unsere Ergebnisse sollten zur Entwicklung von gut durchdachten Körperübungen anregen, die für ältere Menschen eine vielversprechende Vorbeugung vor Demenz und Alzheimer darstellen“, sagte Kirk I. Erickson, Assistenz-Professor für Psychologie an der Universität von Pittsburgh und Autor der Studie in einer Stellungnahme. Die Studie beobachtete die Walking-Gewohnheiten von etwa 300 Menschen. Die Gehirne der Teilnehmer wurden zu Beginn der Studie und dann neun Jahre später mittels Magnetresonanztomographie untersucht. Die Teilnehmer wurden auch vier Jahre lang überwacht um zu sehen, ob sie Auffälligkeiten bezüglich des Gedächtnisses entwickelten. Erickson sagte aus, dass die Untersuchung den Beweis dafür erbrachte, dass Bewegung zur Aufrechterhaltung der Gesundheit des Gehirns wichtig ist. „Wenn in der Lebensmitte regelmäßige Bewegungsübungen die Gesundheit des Gehirns stärken und mit zunehmenden Alter das Denken sowie das Gedächtnis verbessern können, wäre das ein Grund mehr, in jedem Alter regelmäßige Körperübungen für die

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Gehen ist das Erste was Kinder lernen und das Letzte was wir nicht aufgeben wollen zu tun

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Walking hemmt den Abbau des Gehirns

Walking-Stöcke Stocklänge = Körpergröße mal 0,66. Carbon als Material dämpft Stöße am besten. Eine Gummikappe dämpft zusätzlich Geräusche auf Asphalt.

eueste Auswertungen von Schwerefeldmessungen über der Antarktis bestätigen das erste Mal einen direkten Zusammenhang zwischen dem Klimaphänomen El Niño und den jährlichen Masseschwankungen des Eisschildes. Das ergab eine Untersuchung von Daten der deutsch-amerikanischen Satellitenmission GRACE (Gravity Recovery and Climate Experiment) durch Forscher des Deutschen GeoForschungszentrums GFZ. Die Masseschwankung des antarktischen Eisschildes ist eine wichtige Größe im weltweiten Klimageschehen. Zwei Gebiete in der Antarktis sind wegen ihrer möglichen Sensitivität gegenüber globalen Klimaveränderungen von besonderem Interesse: Die Antarktische Halbinsel, auf der gegenwärtig eine den globalen Mittelwert überschreitende Erwärmung und das Verschwinden großer Schelfeisgebiete zu beobachten sind sowie

das Amundsen-Gebiet der WestAntarktis, in dem derzeit die größten Fließgeschwindigkeiten und Masseverluste des Antarktischen Eisschildes auftreten. Bei einigen Gletschern verringert sich die Eismächtigkeit dabei rapide; Gletscher und Eisströme weichen hier deutlich ins Landesinnere zurück. Beide Regionen tragen derzeit mit ca. zehn Prozent pro Jahr beträchtlich zur globalen Meeresspiegelerhöhung von etwa drei Millimetern bei. In der Studie wurde die Massebilanz beider Regionen aus Schwerefelddaten der Satellitenmission GRACE neu bestimmt. Hierbei wurden deutlich niedrigere Werte ermittelt als bei konventionellen Massebilanzverfahren. „In der GRACE-Zeitreihe konnte zum ersten Mal direkt beobachtet werden, wie die Eismasse in diesen beiden Gebieten durch Niederschlagsschwankungen von Jahr zu Jahr variiert“, erklärte der GFZ-Wissenschaftler

Auf der Antarktischen Halbinsel und im AmundsenGebiet der WestAntarktis sind die Masseverluste des südpolaren Eisschildes besonders hoch.

Ingo Sasgen. Es ist seit Längerem bekannt, dass das pazifische El Niño-Klimaphänomen und der Schneefall in der Antarktis in Zusammenhang stehen. Auch das Komplementärstück zur El NiñoWarmphase, die unter dem Namen La Nina bekannte Kaltphase, wirkt auf das Klima ein. „Die kühleren La Nina-Jahre führen zu einem ausgeprägten Tiefdruckgebiet über der Amundsensee, das hohe Niederschläge entlang der Antarktischen Halbinsel begünstigt; die Eismasse nimmt dort zu. Im AmundsenGebiet dagegen dominiert zu dieser Zeit trockene Luft aus dem Landesinneren. El Niño-Jahre mit ihren Warmphasen führen zu genau umgekehrten Mustern: Niederschlags- und Masseabnahme in der Antarktischen Halbinsel bzw. Zunahme im AmundsenGebiet“, erläuterte Professor Maik Thomas, Leiter der Sektion „Erdsystem-Modellierung“ am GeoForschungsZentrum (Helm-

F O T O : G A U T H I E R C H A P E L L E /A F P/G E T T Y I M A G E S

Wie schnell schmilzt das Eis am Südpol? N

Antarktika: Das Bild zeigt das Larsen-B-Iceshelf am nördlichen Ende der Antarktischen Halbinsel. holtz-Gemeinschaft). Die Erfassung der gesamten Eismasse am Südpol und ihre Veränderung ist eine zentrale Aufgabe der Klimaforschung und wirft noch viele ungeklärte Fra-

gen auf. Grundsätzlich konnte die Studie zeigen, dass die kontinuierlichen Schwerefelddaten der Satellitenmission GRACE ein wichtiges mittelfristiges Klimasignal ergeben. (red)


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Vom Ursprung des Mondes (Teil 2) Die Rätsel um den Mond wurden nie weniger, sondern mehrten sich mit seiner Erforschung. Leonardo Vintiñi

FOTO: THE EPOCH TIMES

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m 20. Juli 1969, kurz nachdem die Astronauten die ersten Messdaten vom Mond erhielten, konnte die NASA zum ersten Mal seismische Bewegungen des Trabanten beobachten. Obwohl diese Bewegungen nur sehr schwach waren, fragten sich die Wissenschaftler, ob sie eventuell durch den Absturz von Luna 15 verursacht wurden. Der unbemannte sowjetische Satellit hatte noch vor Kurzem den Mond umrundet und war schließlich in das Mare Crisium gestürzt. Aber was das Untersuchungsteam über die Absturzursache hinaus am meisten fesselte, war die ununterbrochene seismische Aktivität des Mondes. Bis heute haben viele Forscher Tausende von Stunden mit der Interpretation der während der Mondmissionen Apollo 11 und Apollo 16 gesammelten Mondbebendaten verbracht. Die während dieser Missionen von den Astronauten benutzten Instrumente haben bis zur Verbindungsunterbrechung 1977 eine große Menge an Informationen zur Erde übermittelt. Laut dem Wissenschaftler Yosio Nakamura – einem Geophysiker an der Universität von Texas, der dieses Phänomen vor zwei Jahren untersuchte – existiert ein schwacher Bebenherd, dessen Zentrum tausend Kilometer unter der Mondoberfläche liegt. Catherine L. Johnson, eine Geophysikerin des Scripps-Instituts für Ozeanographie, bemerkte dazu, dass diese Tiefe ungewöhnlich für einen Bebenherd sei und weit tiefer als man das je auf der Erde beobachtet habe. Außerdem ereignen sich täglich viele kleine Mondbeben, von denen der größte Teil auf der sichtbaren Seite des Mondes festgestellt wurde. Das ist ein weiteres Beispiel auf der Liste von Merkwürdigkeiten unseres Erdtrabanten. Clive R. Neal, Professor für Bauingenieurwesen und Geologie an der Universität von Notre Dame, untersuchte ebenfalls die Daten des Apollo-Programms. Zwischen 1972 und 1977 stellte er 28 schwere Beben der Stärke 5,5 auf der Richterskala fest, deren Herde dicht unter der Oberfläche lagen und die den Mond für zehn Minuten erzittern ließen. Bei Beben auf der Erde dauern solche Schwingungen nicht länger als eine halbe Minute. Außerdem bemerkte er, dass der Mond Geräusche aussendet. „Der Mond dröhnte wie eine Glocke“, berichtete Neal Armstrong 2006 in einem NASA- Report. Dieses Phänomen – zusammen mit anderen Indizien – lässt vermuten, dass unser Mond in seinem Inneren hohl ist und nicht aus einer durchgehenden Masse festen Gesteins besteht.

Falls der Mond das Produkt einer vorgeschichtlichen Zivilisation sein sollte, war er dann mehr als nur eine Lampe am Himmel und hatte noch andere Funktionen? Erde vermutet, am meisten favorisiert. Diese Theorie beschreibt die Entstehung des Satelliten aus den Bruchteilen eines kleineren Planeten nach seinem Zusammenstoß mit der Erde. Um die Dynamik solch einer Kollision zu untersuchen, wurden Supercomputer benutzt, die solche Szenarien simulieren und trotz Millionen von Variablen berechnen können. Laut diesen Berechnungen konnte der Mond nur dann entstehen, wenn ein Körper mit bestimmter Masse in einem bestimmten Winkel auf die Erde prallte. Ein Teil der Masse würde dann in einer Umlaufbahn der Erde verbleiben, um sich später zum Mondkörper zusammenzuziehen. Neben anderen Voraussetzungen wäre eine Bedingung, dass die Geschwindigkeit des Einschlages genau knapp über neun Kilometern pro Sekunde liegen würde. Obwohl es den Wissenschaftlern gelungen ist, dieses komplizierte Szenario nachzustellen, gibt es noch immer eine Vielzahl von Charaktereigenschaften des Mondes, die sich weiterhin einer Erklärung entziehen.

Lichter auf der Mondoberfläche

Manche Menschen glauben zwar, dass die kleinen Lichter, die auf dem Mond gesehen werden können, ein Beweis für extraterrestrische Aktivitäten sind; jedoch scheinen die meisten davon durch Sonnenstürme, ionisierte Staub- oder Gaswolken hervorgerufen zu werden, die – vergleichbar unseren Nordlichtern – als helle Gebilde auf der Mondoberfläche erscheinen. Diese Lichter, bekannt als „Lunar Transitory Unwahrscheinliche Theorien Phenomena“ oder LTP (kurzlebige Einige der Mysterien des Mondes Mond-Phänomene) werden seit könnten vielleicht entschlüsselt Jahrhunderten von der Erde aus werden, wenn die Wissenschaft beobachtet. Die Sonnenstürme, die ihren Ursprung verstehen wür- zurzeit des Apollo-Programms viel de. Wenn wir irgendwie in die beachtet wurden, wiederholten Vergangenheit der Mondgeschich- sich Ende 2005. Weiterhin soll das te schauen könnten, würde das Einschlagen von Mikrometeoriten heute unerklärbare Verhalten des als ein von der Erde aus sichtbares Mondes vielleicht plötzlich einen Aufleuchten zu sehen sein. Sinn ergeben. Von den drei popuDie Astronauten der Apollolärsten Theorien des vergangenen 17-Mission installierten 1972 auf Jahrhunderts wird diejenige, die dem Mond ein Gerät, um den Staub eine langsame Kollision mit der von Meteoriteneinschlägen zu be-

Mijail Vasin und Alexander Sherbavok von der sowjetischen Akademie der Wissenschaften sind der Meinung, dass unser Satellit deswegen nicht den Gesetzen anderer natürlicher kosmischer Körper folgen würde, weil er eventuell nicht durch natürliche Prozesse geformt wurde.

Möglichkeit ernsthaft in Betracht Zivilisation mit der entsprezu ziehen. Wie in Teil 1 dieses Ar- chenden Technologie gegeben tikels (Ausgabe 269 vom 3. Novem- haben sollte, steht noch die Frage ber 2010) erläutert wird, weist der offen, wozu sie einen Mond geMond seltene Eigenschaften und baut haben sollten. Manche sagen, merkwürdige Phänomene auf, die dass das Leben auf der Erde ohne bei anderen Himmelskörpern nicht unseren Trabanten zu chaotisch gefunden werden können. Zum wäre. Ohne den „GravitationsanBeispiel sind das die flachen Rie- ker“ wäre unser Planet zu unstabil senkrater, die nahelegen, dass der – eine Welt mit einer Tageslänge Mond im Inneren aus einem sehr von sechs Stunden, mit unerträgfesten Material besteht oder seine lich kalten Wintern und siedend durchschnittliche Dichte, die gerin- heißen Sommern. Wie Astronomen ger ist, als man das bei einem Him- feststellten, entfernt sich der Mond melskörper dieser Größe im inne- langsam von der Erde, jedes Jahr ren Sonnensystem erwarten würde. ein paar Zentimeter. Dies wird Skeptiker betrachten die Idee, durch das langsame Abnehmen dass unseren Vorfahren eine Tech- der Rotationsenergie der Erde nologie zur Verfügung gestanden während ihrer ständigen Verforhaben könnte, mit deren Hilfe mung im Schwerefeld des Mondes solch ein Koloss am Firmament verursacht. Weil der Gesamtdrehplatziert werden konnte, einfach als impuls des Systems Erde-Mond lächerlich. Aber wenn wir innehal- konstant bleiben muss, verlängert ten und die Errungenschaften und sich der „Hebelarm zum Mond“, Projekte der modernen Menschheit also der Abstand zur Erde. Dieser anschauen, scheint diese Idee viel- Wechselwirkung wird von manleicht gar nicht mehr so verrückt chen Wissenschaftlern eine stabilizu sein. Außerdem war der Mond sierende Wirkung zugeschrieben. zur Zeit seiner Entstehung vielAlexander Eivian von der Unileicht noch viel kleiner und ist erst versität von Iowa hat vorgeschlanach langer Zeit auf diese Größe gen, Jupiters Mond Europa zu herangewachsen. „kidnappen“ und ihn in unseren Der berühmte Astronom Carl Orbit zu schleppen. Dieser SatelSagan sagte einmal, dass mit lit wird für groß genug gehalten, einem einfachen Fußabdruck auf um seine Aufgabe zu erfüllen. Bedem Mond oder auf dem Mars die trachtungen, die eine ManipulaMenschheit bereits beginnt, das tion der Himmelskörper unseres Gesicht anderer Welten zu verän- Sonnensystems einbeziehen, sind Ein künstlich hergestellter dern. Unsere Einwirkungen sind ein klares Beispiel für den Einfluss, Mond heutzutage sicherlich viel mehr als den der Mensch möglicherweise In den 60er-Jahren interpretierten nur Fußabdrücke, da der Mond in Zukunft im Weltraum haben Mijail Vasin und Alexander bereits als mögliche Energiequel- könnte. Von diesem Standpunkt Sherbavok von der sowjetischen le betrachtet wird. Ein Projekt er- aus gesehen scheint es nicht allzu Akademie der Wissenschaften die- wägt die Verteilung riesiger Solar- abwegig, dass einer uns ähnlichen se seltsamen Daten und erdachten schirme auf der Mondoberfläche, Zivilisation, die vor Tausenden von eine Möglichkeit, die Licht in das deren gesammelte Energie durch Jahren existiert haben könnte, diese Dunkel um die Rätsel des Mondes Mikrowellensender zur Erde über- Kenntnisse zur Verfügung standen, bringen könnte. Sie schlugen die tragen werden könnte. um am Firmament eine „große Theorie vor, dass unser Satellit desFalls es eine hochentwickelte kosmische Lampe“ zu entzünden. wegen nicht den Gesetzen anderer natürlicher kosmischer Körper folgen würde, weil er eventuell nicht durch natürliche Prozesse geformt Vorschau wurde. Stattdessen schlug das sowjetische Team vor, dass der Mond von Anfang an ein künstlicher Die Welt des Rupert Sheldrake Himmelskörper war. Obwohl viele Menschen diese Idee verhöhnen, Der britische Wissenschaftler Rupert Sheldrake scheinen uns mehrere Berichte der möchte die Frage nach dem Bauplan der LebeweNASA dazu aufzufordern, diese sen beantworten. obachten, das Luna Ejecta and Meteorites Experiment (kurz LEAM). Selbst nach über 30 Jahren sind die gesammelten Daten so faszinierend, dass sich verschiedene NASA-Teams mit ihnen beschäftigen, um dem Rätsel hinter den seltsamen leuchtenden Wolken auf die Spur zu kommen. „Zur Überraschung aller registrierte LEAM jeden Morgen eine Menge von Partikeln, die aus dem Osten oder Westen kamen – anstatt von oben oder unten – und meistens geringere Geschwindigkeiten aufwiesen, als für Mondauswürfe zu erwarten wären“, schrieb Gary Olhoeft, Professor für Geophysik an der technischen Universität Colorado School of Mines in Golden, in einem NASA-Bericht. Die Forscher bemerkten, dass ein paar Stunden nach jedem Sonnenaufgang auf dem Mond die Temperaturen des Gerätes bereits auf 90 Grad Celsius angestiegen waren und LEAM ausgeschaltet werden musste, um eine Überhitzung zu vermeiden. Die Wissenschaftler rätseln heute noch immer, wodurch das mit einem Sonnenschutz ausgestattete Gerät so schnell zerstört werden konnte. Es überdauerte insgesamt nur 620 eisige Stunden während der Mondnacht und 150 Stunden zur Tageszeit des Mondes.


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MENSCHEN & MEINUNGEN

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Verführung zu Goethe

Der Typ auf dem Denkmal

Der Film soll auf intelligente Weise unterhalten. Reine Unterhaltung würde mich nicht dazu bewegen, dass ich mich drei Jahre meines Lebens da hineinbegebe, es muss schon mehr sein. Aber die Bildung kommt am Ende des Tages eher als

Alexander Fehling als Goethe.

Alexander Fehling als Goethe, Regie Philipp Stölzl. „mitgeliefert“ an. Zuerst mal willst du ins Kino gehen und eineinhalb Stunden miterleben, mitfiebern, ob sie sich kriegen, mit traurig sein mit Lotte usw.. Und am Ende komme ich raus und habe auch etwas über Goethe erfahren, was ich noch nicht wusste. Den Typen auf dem Denkmal mal als Menschen erlebt. Darum geht es doch. Wenn der Goethe-Film auf diese Weise auch ein bisschen Bildung vermittelt, finde ich das sehr schön. Epoch Times: Was verbindet Sie persönlich mit der Person Goethe? Stölzl: Viel zu viel, um es in einem Satz auszudrücken. Ich kenne mich mit Goethe ganz gut aus – zwangsläufig durch den Film, aber auch schon vorher. Ich komme vom Theater. Ich habe oft Faust gesehen, Stella gesehen, Tasso, alle Goethe … kenne ich alles sehr gut. Selbst Faust als Oper mal gemacht – als Regisseur. Werther natürlich gelesen. Lotte in Weimar von Thomas Mann gelesen, Italienische Reise gelesen. Da kommt man nicht drum herum. Der Mann ist eine eigene Welt. Es gibt viel Literatur, Zeitzeugenberichte, wie „heute bei Johann Goethe zu Besuch gewesen, gemeinsam musiziert. Eine sehr für sich einnehmende Persönlichkeit“ und so. Da bekommt man das Bild von einem sehr schönen jungen Mann, der die Leute irgendwie fasziniert hat; aber auch im vollen Bewusstsein des eigenen Talents; jemand, der ganz sensibel war, vielleicht auch ein bisschen ein großes Selbstbewusstsein hatte.

Liebe? Wie fühlt es sich an, der Rausch dieser Verliebtheit, in dem ich mich noch nicht traue, bis zum Letzten zu gehen? Wie fühlt sich die Entscheidung an, die diese Lotte fällt: Ich entscheide mich gegen eine innerlich brennende Emotion, innerlich doch wissend, was für mich richtig ist im Leben. Und in letzter Konsequenz natürlich auch: Wie wird aus Leben Literatur, aus Leben Kunst, wie schafft Leiden Kreativität? Das sind natürlich lauter Themen, die keinen Alterungsprozess haben. Jede einzelne dieser Szenen kannst du heute auch finden. Ich glaube, das ist mit ein Grund, warum die Leute aus dem Kino kommen und sagen: Der Film hat sich so lebendig und heutig angefühlt. Obwohl die komische Perücken haben und nur reiten und die Sprache so ein bisschen gewunden ist, habe ich das Gefühl gehabt, ich habe echte Menschen gesehen. Das liegt natürlich auch daran, dass die Schauspieler das schön und frisch und lebendig machen. Aber es liegt auch daran, dass die Konflikte, die die Figuren haben, wir heute genauso wiederfinden. Epoch Times: Die Lotte in dem Buch hatte ich nicht in Erinnerung, dass sie so humorvoll ist oder so schlagkräftig. Haben Sie eine Prise

Humor dazu getan? War das Ihre Vorstellung oder Ihr Wunschbild? Stölzl: Nee es geht, … ja, ich glaube das Frauenbild, also wie Männer Frauen sehen wollen, aber wie Frauen auch sich selber sehen wollen oder sein wollen, hat sich einfach stark geändert. Also wenn man den Werther liest, muss man sich halt immer vor Augen halten, dass sozusagen die Rolle der Frauen in der Gesellschaft einfach eine total andere war. Das ist ja bei Werther der zentrale Moment, diese Anmut des Brotschneidens, das ist so dieser Biedermeier-Erotiktraum, diese Anmut und das Schleifchen. Epoch Times: Ja, das stand im Buch. Stölzl: Und das ist ja so die Schüchternheit … Ich glaube, damit die nächste Geschichte dann halt auch wirklich tragisch ist und das etwas bedeutet, dass sie nicht zusammenkommen, musst du das Gefühl haben: „Da begegnen sich zwei Leute auf Augenhöhe.“ Ich glaub, so ein reines Hascherl würde so ein heutiges Publikum nicht interessieren, ich glaube, dafür hat sich einfach viel zu viel geändert. Es gibt bestimmte Punkte, wo man eben sozusagen einen Mo-

dernisierungsgriff ansetzen muss. Es gibt ja eine Liebesszene oder Sexszene da drin, die war ganz sicher auch nicht so. Also ich meine das ist ja eine Zeit, wo man sofort schwanger wird, es die Syphilis gab und so weiter und so fort, also ganz sicher haben die nicht miteinander geschlafen. Aber auch da fällt die Entscheidung, wie erzähle ich meine Figuren so heutig und lebendig, dass ich sie sofort greifen kann.

Lotte statt Lena?

Epoch Times: Ich nehme es so wahr, dass die heutige Jugend ihre Identität eher in Leuten wie Lena oder in Fußballspielern sucht. Der Film regt vielleicht dazu an, die Identität in diesen alten deutschen bekannten Künstlern zu suchen. Haben Sie beim Filmemachen daran gedacht oder ist das eher ein Nebenprodukt? Stölzl: Nee, ich glaube es geht darum: Hier ist ein Angebot für dich, etwas zu lesen, etwas anzuschauen, ein Stück Musik zu hören. Jeden Morgen, wenn ich meine Kinder zur Schule fahre, die sind ja noch klein, dann sagen die: „Papa, nicht die Opernmusik anmachen.“ Ich sage dann: „Wieso, Opernmusik

„Kino ist ja ein suggestives Medium und du kannst die Leute ein bisschen verführen, Gegenständen wie Goethe näher zu kommen.“

Das Sturm-und-Drang-Gefühl

Lustigerweise ist dem Film von Kritikern vorgeworfen worden, dass man zu frei mit den Fakten umgeht. Aber ich habe mit Leuten gesprochen, die sich sehr gut mit Goethe auskennen. Da ist große Begeisterung; man sagt, das ist total nah dran, an dem, was man sich so denkt über den jungen Goethe. Und eine Geschichte frei fiktional zu erzählen, ist total in Goethes Sinne. Mich interessiert am Film, dass er dieses Sturm-und-DrangGefühl, das Goethe innewohnt, einfängt und im Kino ein Bild findet, welches emotional wahrhaftig ist. Epoch Times: Was ist die Heutigkeit von Goethe? Stölzl: Ich sträube mich immer gegen diese Frage nach der Heutigkeit. Das wird bei Operninszenierungen auch immer gefragt: Was ist heutig an der Fledermaus? Oder was ist heutig an was weiß ich irgendwelcher Fassung. Ich glaube es sind die Themen, die im Goethe-Film drinstecken. Wie schaffe ich es überhaupt für mich selbst, das Leben zu greifen, meinen Weg zu finden? Wie wachse ich eigentlich durch die Erfahrung einer unglücklichen

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ie Essenz von Kino ist eine Geschichte, die einen berührt, bewegt, „ unterhält, einen ein bisschen klüger macht; das muss der Film alles leisten.“ Das sagte Philipp Stölzl uns in einem Gespräch über seinen gerade angelaufenen Film Goethe und er sprach auch über sein Unverständnis über die Trennung von E- und UMusik, sein liberales Elternhaus und seinen berühmten Vater, der ihn nie eingeengt hat. Epoch Times: Herr Stölzl, seit dem Kinostart von „Goethe“ sind drei Wochen vergangen. Wie ist die Resonanz in Deutschland? Philipp Stölzl: Soweit ganz gut. Wir haben 420.000 Zuschauer nach der dritten Woche. Der Film hält sich gut aufgrund einer guten Mund-zu-Mund-Propaganda. Der Verleih hat gerade noch mehr Kopien rausgeschickt, also glauben sie daran, dass der Film sich auch die nächsten Wochen gut halten wird. Mir schreiben lustigerweise sehr alte und ganz junge Leute, dass ihnen der Film gut gefallen hat. Der Film spricht bildungsbürgerliche Leute genauso an wie auch Teenies. Der Film hat eine sehr breite Resonanz. Epoch Times: Auf der Webseite von Goethe hat der Verleih Warner Brothers auch einen Schüler-Wettbewerb ausgeschrieben. Soll dieser Film neben dem Unterhaltungswert auch einen Bildungsauftrag erfüllen? Stölzl: Ach, Bildungsauftrag klingt so knöchern nach Staatskino. Man macht eigentlich die Filme, die man selbst gern im Kino sehen wollen würde. Ich glaube jeder Film, den ich mache wollen würde, hätte eine Art emotionalen Bildungsauftrag. Man möchte, dass die Leute etwas aus dem Kino mitnehmen – im Kopf, im Herzen und im Bauch oder so. Die Essenz von Kino ist eine Geschichte, die einen berührt, bewegt, unterhält, einen ein bisschen klüger macht; das muss der Film alles leisten. Für die reine Bildung kann ich auch auf Wikipedia gehen, dann kann ich es dort nachlesen und gut. Das ist glaube ich nicht die Aufgabe von Kino. Wir haben natürlich beim Machen des Films schon versucht, die ganze Welt, in der wir uns bewegen, zu zeigen – was haben die Leute an? Wie sahen die Städte aus? Was bewegt den jungen Dichter? – So an der Schwelle: Wo geht es überhaupt hin im Leben? Was für ein Geist schlummert da? – Das sind ja alles Dinge, die mit Goethe zu tun haben, bei allen Freiheiten, die der Film sich sonst nimmt.

F O T O S : WA R N E R B R O T H E R S

Miriam Stein als Lotte und Alexander Fehling als Goethe.

Philipp Stölzl, Regisseur, bei der Premiere von „Goethe“.

ist doch schön.“ „Nein, da wird gekreischt.“ Dann mache ich sie zum Spaß an, dann machen sie einen irrsinnigen Rabatz, dann muss ich immer umschalten und dann hören sie immer: „Uffa uffa uffa.“ Ich hoffe, vielleicht gibt es irgendwann den Moment, wo sie sagen: „Ach, lass doch mal hören.“

Die komische Würde

Es ist so viel Kulturgut draußen, das Problem ist immer: Das Kulturgut hat so eine komische Würde, wovon viele junge Leute Abstand nehmen: Oah, langweiliges Ölgemälde, langweilige alte Musik. Es braucht dann immer jemanden, der ein bisschen die Tür aufsperrt und sagt: Guck mal genauer hin. Kino ist ja ein suggestives Medium und du kannst die Leute ein bisschen verführen, Menschen wie Goethe näher zu kommen. Und dann kommst du aus dem Kino und denkst: Ach, den Werther, den habe ich doch auch zu Hause liegen, lese ich den doch mal.

U statt E und umgekehrt

Epoch Times: Sie haben sich so viel mit Musik beschäftigt, auch mit moderner Popmusik. Wuchsen Sie zweigleisig auf oder gab es da irgendwann einen Wandel, dass Sie als junger Mensch irgendwann auch die klassische Musik und klassische Literatur für sich entdeckt haben? Stölzl: Die Frage habe ich mir eigentlich noch nie gestellt. In meiner Kindheit und Jugend hatten wir natürlich einen Vinyl-Plattenspieler. Mein Vater hatte natürlich alle Beatles-Platten, er hat aber auch alle Wagner-Ouvertüren von Furtwängler gespielt. Im Bücherregal war neben Tim und Struppi auch die große Rembrandt-Monografie. Manchmal fragen mich die Leute: „Ja, du hast doch diesen übermächtigen Vater. Musstest du dich da nicht lösen?“ Das war aber nicht der Fall. Was das betrifft, war das eine sehr liberale Jugend. Mein Vater spielt zwanzig Instrumente. Als ich ganz klein war, hat er Dixieland-Musik auf Flößen gemacht auf der Isar. Es gab immer alles gleichzeitig. Ich verstehe immer nicht, dass die Leute so zwischen E(rnst) und U(nterhaltung) trennen; dass sie sagen: Die Oper muss aber so sein und Pop-Musik muss soundso sein. Das sind immer so komische Kategorien, die ich gar nicht verstehe. Ich finde es ideologisch, da Gräben zu ziehen. Epoch Times: Herr Stölzl, ich bedanke mich für das Gespräch. Das Interview führte Lea Zhou.


Melbourne

Schach macht Kinder fit Seite II

Melbourne: auf den Geschmack gekommen Seite IV

Schlafen wie die Schweden

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on ihrem Königshaus mal abgesehen: Für gewöhnlich verbindet man die Schweden eher mit Bodenständigkeit als mit Luxus. Wieso kam dann ausgerechnet ein schwedisches Familienunternehmen auf die Idee, das teueste Bett der Welt zu bauen? Hästens heißt die Firma, die seit einigen Jahren dabei ist, mit karierten Betten breite Berühmtheit zu erlangen und die Krönung ihrer Erfahrung ist ein Bett, dass stolze 60.000 Euro wert ist. Ungefähr 160 Stunden Handarbeit sind nötig, um das Bett der Betten herzustellen. Es wurde „Vividus“ genannt (lateinsch für „lebendig/lebhaft“) in Anspielung auf das quietschvergnügte Gefühl, das man hat, wenn man frisch ausgeschlafen erwacht. Das perfekte Bett zu bauen heißt für die Bettenmeister von Hästens, den idealen Schlafkomfort zu schaffen. Eine perfekte Abstützung des Körpers und eine gerade Lagerung der Wirbelsäule sind Grundvoraussetzung. Denn die Qualität unseres Schlafes beeinflusst unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit am Tag. Und auf lange Sicht betrachtet, unser ganzes Leben. Weil man sich kuschelig geborgen fühlen soll, ohne ins Schwitzen zu kommen, werden die hochwertigsten Materialien und ausgefeilteste Technik bemüht, damit einen beim Schlafen wirklich nichts mehr stören kann. Das ultimative Bett hat trotz seines ungewöhnlichen Preises bereits weltweit 200 Abnehmer gefunden, darunter das Schwedische Königshaus. Was auf den ersten Blick wie abgehobener Luxus scheinen mag, hat die pragmatische Wurzel darin, dass die Schweden von

„Ich bin so knallvergnügt erwacht. Ich klatsche meine Hüften. Das Wasser lockt, die Seife lacht. Es dürstet mich nach Lüften. Aus meiner tiefsten Seele zieht Mit Nasenflügelbeben Ein ungeheurer Appetit Nach Frühstück und nach Leben.“ Joachim Ringelnatz, Morgenwonne”

Natur aus mehr mit Schlaflosigkeit und Schlafstörungen zu tun haben als wir Mitteleuropäer. Denn die Polarnächte und Mitternachtssonne Nordschwedens machen es den Menschen schwer Schlaf zu finden, da sie den natürlichen Schlafrhythmus stören. Was guter Schlaf wert ist, weiß man vielleicht erst, wenn man ihn nicht finden kann.

Andere Länder, andere Betten: Boxspring statt Lattenrost

Von Grund auf besitzt das ultimative Bett einen anderen Aufbau als den üblichen Lattenrost mit Matratze. „Boxspring“ heißt das Geheimnis seiner Weichheit und Flexibilität. Das Bett besteht aus einem bezogenen Unterbettgestell, in dem sich eine mit Sprungfedern ausgerüstete Holzplatte befindet. Von dickem Textil bedeckt, bietet die Konstruktion lange Haltbarkeit und der Holzrahmen drumherum, die „Box“ sorgt für Stabilität. Auf dieses Federsystem werden zwei oder mehr Matratzen geschichtet. Darauf kommt eine weitere, wesentlich dünnere Auflegematratze. In den USA und den skandinavischen Ländern schon seit Jahrzehnten Standard, haben die ausgesuchte deutsche Hotellerie und Kreuzfahrtgesellschaften schon vor Jahren das robuste Boxspring-System für sich entdeckt. Der Vorteil von Boxspring liegt in der verbesserten Durchlüftung der Matratze bei gleichzeitig hohem Liegekomfort: Die Flexibilität bei einem Lattenrost hängt stark davon ab, wie viele Latten angebracht sind. Je mehr Latten der Lattenrost hat, desto schwerer zirkuliert die Luft. Die in der Nacht ausgeschiede-

ne Flüssigkeit kann deshalb nur von einer Seite trocknen und verdunsten. Auch die Höhe der Matratzen eines Boxspringbettes ist höher als die eines Lattenrostbettes, deshalb fällt das Hinlegen und Aufstehen leicht und wird so z.B. für Senioren besonders angenehm. Ein Boxspringbett lässt den Körper an Stellen wie den Hüften und Schultern einsinken und unterstützt die gerade Lagerung der Wirbelsäule an anderen Stellen. Die mittelere Matratzenschicht besteht aus einem Taschenfederkern: Jede Feder wird von Hand in ein Textiltäschchen eingearbeitet und kann so punktgenau nachgeben. Dieses System ist das Geheimnis, wieso man selbst weich einsinkt und die Bewegungen durch den Partner kaum wahrnimmt. Selbst ein Weinglas bleibt ohne zu wackeln auf so einer Matratze stehen.

Ein Bett oder ein Sportwagen?

Die hochwertigen Naturmaterialien und ihre ausschließlich handwerkliche Verarbeitung heben ein Hästensbett in die Preisklasse eines Porsche Boxter. 2134 Sprungfedern müssen eingesetzt werden, teilweise sogar jede einzeln. 1794 Knoten werden insgesamt geknüpft, um die Federn mit reißfestem Baumwollfaden miteinander zu verbinden. Und nur Mitarbeiter mit Meistertitel dürfen diese Präzisionsarbeiten ausführen. Lediglich die Auflagenmatratze wird mit Hilfe einer Nähmaschine versteppt, weil diese präziser als von Hand nähen kann. Bei den eingesetzten Materialien ist nur das Beste gut genug. Fortsetzung auf Seite VI


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Fitness

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

Schach macht Kinder fit F

rühzeitiges Erlernen und regelmäßiges Üben von strategischen Brettspielen, wie Schach zum Beispiel, stimuliert nachhaltig die psychische Entwicklung der Kinder. Die geistige Konzentration und Ausdauer sowie schlussfolgerndes Denken, Partnerorientierung und Handlungsplanung werden stark gefördert. Schachtrainer Peter Meng sagt, beim Schach werden Wissen und Verstehen gleichzeitig gefördert. Es bedarf wie bei jeder anderen Sportart einer gewissen Technik, die beherrscht werden muss. Darüber hinaus lernen die Kinder vorausschauend zu denken und zu planen sowie Zusammenhänge in ihren Handlungsweisen zu erkennen. „Die Kinder lernen auch, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren, was sich positiv auf das Lernvermögen in der Schule auswirkt.“ Unter seinen Schülern gibt es auch Kinder mit ADHS-Syndrom. Nach den Erfahrungen Peter Mengs hilft Schach diesen Kindern, sich für längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren.

„Schach hilft Kindern, mannigfaltige Fähigkeiten und Charaktereigenschaften zu entwickeln, die im täglichen Leben sehr wichtig sind: Logik, die Fähigkeit, Dinge zu Ende zu denken und korrekte Entscheidungen zu treffen und die Fähigkeit, Verantwortung für diese Entscheidungen zu übernehmen. Das Schachspiel erzieht Kinder zur Disziplin“. Zitat nach A. Karpow

„Beim Schach werden Aggressionen abgebaut und das eigenverantwortliche Handeln wird erlernt“, sagt er. „Die Kinder lernen vom Schachtrainer und indirekt auch voneinander durch das Spielen; damit wird die Intuition gefordert und gefördert.“ In Mengs Schachschule werden keine Profis herangezogen. „Deutschland bietet überhaupt keine Voraussetzungen dafür, mit Schach auch einmal seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Anders in Russland oder der Ukraine, hier kann man an Universitäten direkt ein Schach-Diplom erwerben. Der amtierende Schachweltmeister ist allerdings ein Inder.“ Peter Mengs Ziel ist es, die Kinder so weit zu bringen, dass sie zumindest „den Großvater hin und wieder ins Schwitzen bringen können“, denn: auch für ältere Menschen ist Schach, im Gegensatz zu vielen anderen modernen Gehirnjoggingspielen, ein gutes Training, den Geist fit zu halten. Laut einer Aussage des Schachtrainers gibt es eine amerikanische Studie, die Folgendes belegt: Die drei wichtigsten Vorbeugemaßnahmen gegen Alzheimer sind - ein Instrument zu spielen, zu tanzen und Schach zu spielen.

Schach wird vom persischen Wort „Schah“ abgeleitet, das „König“ bedeutet. Daher wird Schach auch als „das königliche Spiel“ bezeichnet.

i Zur Person Peter Meng ist Inhaber der Schachschule Meng in Sachsen. Unter seiner Leitung werden etwa 1500 Kindergartenkinder und Grundschüler in 200 Übungsgruppen trainiert. Mehr darüber erfahren sie im Internet unter www.schachschulemeng.de

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Nancy McDonnell

Ein guter Schachspieler überlässt nichts dem Zufall. Der beste Stratege gewinnt.

Ausgeschlafen – Gute körperliche Konstitution verlangt ausreichenden Schlaf

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Dr. John Briffa

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at der Schlaf tatsächlich Auswirkung auf unsere körperliche Fitness? Viele Menschen behaupten, unser Körpergewicht ließe sich vollständig über Ernährung und Bewegung kontrollieren. Eine diätetische Ernährung soll sich dabei laut Forschungsergebnissen am stärksten auswirken. Allerdings werden das Gewicht und die Fettleibigkeit nicht allein von diesen Faktoren bestimmt. Hormonelle Faktoren spielen auch eine Rolle. Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann zum Beispiel auch zur Gewichtszunahme führen. Wenn dieses Problem unbehandelt bleibt, macht es keinen Unterschied, ob man weniger isst oder mehr Übungen macht. Ein Lebensstil-Faktor, der allerdings beides beeinflussen kann, nämlich den Hormonspiegel und das Gewicht, ist der Schlaf. In der Tat gibt es schon viele Beweise dafür, dass zu wenig Schlaf die für die Nahrungsaufnahme verantwortlichen Hormone verändern kann. Der Spiegel appetit-anregender Hormone steigt, wobei der Spiegel appetit-hemmender Hormone sinkt. Dies kann schließlich zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme führen. Eine am 5. Oktober veröffentlichte Studie im Bereich Fachpublikationen über innere Medizin befasste sich mit den Auswirkungen von Schlafentzug auf das Körpergewicht und die Konstitution. Das Ergebnis dieser Studie ergab, dass eine kürzere Schlafdauer zu weniger Fettabbau, dafür aber zu einem größeren Verlust an Muskelmasse führt. Wahrscheinlich ist diese Auswirkung der kurzen Schlafdauer auf eine komplexe Ursache zurückzuführen, bei der es mit ziemlicher Sicherheit auch zu hormo-

Hormone steuern Körperprozesse wie die Regeneration und Abbau von Muskelund Fettgewebe.

nellen Veränderungen kommt. Ein Hormon, das dabei eine wichtige Rolle spielen könnte, ist Kortisol. Dieses Hormon wird ausgeschüttet, wenn der Körper auf Stress reagiert. Kortisol kann bei verkürzter Schlafdauer in größeren Mengen ausgeschüttet werden. Einer der Kortisol-Effekte besteht darin, den Katabolismus, der für den Abbau von Körpergewebe zuständig ist, zu stimulieren. Ein potenzielles Ziel ist das Muskelgewebe, vor allem in den Gliedmaßen. Kortisol fördert auch die Fettablagerung, insbesondere im Bereich von Bauch und Rumpf. Die bei verkürzter Schlafdauer festgestellten Veränderungen entsprechen einem erhöhten KortisolSpiegel, obwohl sie nicht das eigentliche Ziel dieser Studie waren. Nun, die Freunde des Schlafs können diesem weiter frönen, denn die Studie lässt stark vermuten, dass ausreichender Schlaf für die Gesundheit des Körpers wichtig ist. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, wie sehr gute Schlafgewohnheiten Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden steigern können.

F o t o : R o lf van M elis / pi x eli o. de

Wenn man Gewicht verlieren und seinen Körper schlank und fit halten möchte, ist ausreichender Schlaf ein Muss.

i Zur Person Dr. John Briffa ist ein in London ansässiger Arzt und Autor mit besonderem Interesse an Ernährung und Naturheilkunde.


gesundheit

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

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Wegdenken ist nicht fortgedacht Peter Sanftmann

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ie Gesundheit von Männern ist ein Thema, das häufig tabuisiert wird. Männer leben im Schnitt gesehen 4,5 bis 5 Jahre kürzer als Frauen und sind beim Auftreten von geschlechtsunspezifisch geltenden Krankheiten wie Herz-Kreislauf- oder Lebererkrankungen deutlich benachteiligt. Dennoch gehen sie seltener zu Ärzten. Es wird vermutet, dass ein großer Teil dieses Ungleichgewichtes vom Lebensstil abhängig ist. In der Tat hat man bei Männern, die in einer speziellen Kultur einen harmonischeren Lebensstil gewählt haben, eine ähnlich hohe Lebenserwartung gefunden wie bei Frauen. Es ist ein Trend, dessen Begründung man auch in der Geschichte finden kann, dass Männer im Durchschnitt gesehen, gerne glauben, dass sie bei bester Gesundheit wären. Eine aktuelle Studie allerdings hat ergeben, dass sich kranke Männer überdurchschnittlich oft kerngesund fühlen. Deutschlands Männer sind einer Pilotstudie zufolge kränker, als sie es sich selbst eingestehen. Der mutmaßliche Grund hierfür, der in der Studie genannt wird, ist, dass sie sich in gewissem Sinne das eigene Leben schwer machen. Mangelndes Gesundheitsbewusstsein und Vorsorge, sowie ein schlechter Lebensstil werden dafür verantwortlich gemacht, dass die Männer im Durchschnitt eine kürzere Lebenserwartung haben als Frauen.

Wer kümmert sich um das Gesundheitsbewusstsein?

Das etablierte Bild von einem Familienvater scheint zu besagen, dass ein Mann einfach zu funktionieren hat, hart arbeitet, um die Familie mit Geld und den äußeren Rahmenbedingungen für die Kinder und das Familienleben zu versorgen, während die Frauen vom traditionellen Bild her gesehen, sich um das Wohlergehen der Familie innerhalb dieser Rahmenbedingungen kümmern. Zum einen geschieht dies, indem sie die Mehrzahl der Haushaltsaufgaben übernehmen,

ten immer unbesetzt bleibt. Eine solche Situation wird unweigerlich zur Unzufriedenheit, zu einem Gefühl des Unerfülltseins und zu körperlichen wie seelischen Krankheiten führen. Ähnliches gilt für den Fall, wenn sich in diesem Beispiel die Frau als „moderne Frau“ sieht u n d mehr die

aber andererseits haben sie auch ein Auge für die Gefühle und die Befindlichkeiten der Familienmitglieder und dadurch die Möglichkeit, kompetent und effektiv Maßnahmen zu ergreifen. Es ist erwiesen, dass die emotionale Kompetenz und das Einfühlungsvermögen Stärken der Frau

sind. We n n in einer Familie dieF o t o : A F P/ G e t t y I m ag e s se Aufgabenverteilung beispielsweise funktionieren würde, und der Mann mit dem Großteil seiner Zeit die Rahmenbedingungen und das Geld für die Familie sichern würde, und dafür die Frau den Großteil Typischer männlicher ihrer Zeit dem Wohlergehen der Lebensstil – aber ist Familie widmen und sich fürsorglich um die Gesundheit der Fami- Pfeiferauchen und lienmitglieder kümmern würde, wäre in diesem Beispiel eine Atmos- Ähnliches wirklich, was phäre der Harmonie erreicht. Man die Männlichkeit auswürde nicht in Gefahr eines vernachlässigten Gesundheitsbewusst- macht? seins laufen.

Die unentbehrliche Rolle der Familienfürsorge

In diesem Beispiel wären zwar die materiellen Rahmenbedingungen gesichert, doch es wird einfach nicht funktionieren, wenn die Aufgabe, die Fürsorge zu gewährleis-

Una b hängigkeit und das Selbstständigsein, das Hinzuverdienen von Geld im Kopf hat und sich auf eigene Faust von ihren traditionellen Aufgaben, der Fürsorge und des Wohlergehens der Familienmitglieder löst – eine Funktion, die für die Zufriedenheit aller Familienmitglieder zweifelsohne von äußerster Wichtigkeit ist.

Fehlende Wahrnehmung für körperliches und seelisches Befinden

Im heutigen Zeitalter von Singlehaushalten, alleinerziehenden Müttern und geschiedenen Eltern, in der diese Rollenverteilung nicht mehr funktioniert, füllen die Männer weiterhin mit einem Teil ihrer Zeit die Funktion aus, Geld zu verdienen und günstige äußere Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Aufgabe, sich um das Gesund-

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heitsbewusstsein und die Fürsorge zu kümmern, fällt dabei jedoch ins Leere. Laut der Studie verdrängen Männer ihre körperlichen und seelischen Beschwerden und suchen sich viel zu selten Hilfe: Das ist das Ergebnis des Ersten Deutschen Berichts zur Männergesundheit, den die Stiftung Männergesundheit und die Gesellschaft für Mann und Gesundheit in Berlin vorgestellt haben. „Männer haben heute eine fünf Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen. Aber viereinhalb Jahre davon sind durch soziokulturelle Faktoren wie sitzende Tätigkeit, Stress, Essen als Übersprungshandlung bestimmt“, sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) bei der Präsentation des Berichts. In der aktuellen Situation lässt sich de facto ein fehlendes Bewusstsein und eine unreife Vorstellung bei zahlreichen Männern genauso wie bei Frauen finden, wenn es darum geht, auch die richtige Fürsorge und das Gesundheitsbewusstsein im Leben zu verwirklichen. Diese fehlende Wahrnehmung für die Verantwortung, Wichtigkeit und Schwierigkeit dieser Aufgabe zieht sich dabei durch die gesamte aktuelle Gesellschaft. Insbesondere wenn die Wahrnehmung für diesen Aspekt bei den Eltern in einer Familie fehlt, haben es die Kinder sehr schwer, entgegen der Auffassung der eigenen Eltern dennoch ein Bewusstsein und Klarheit über diese Aufgabe zu gewinnen. Diese Mängel können sich dann in den, auch im Männergesundheitsbericht diskutierten Misszuständen, widerspiegeln. Äußere Faktoren hierfür sind sicherlich auch die ständig höher werdende Arbeitslast, Leistungserwartung und psychischer Druck, der die Männer am Arbeitsplatz belastet und nicht selten bis zu einem gewissen Grad erdrückt. Ebenso hat sich die allgemeine gesellschaftliche Erwartungshaltung verändert und wenn sich eine Frau wirklich nur als „Hausfrau“ um diese Fürsorge und die Familie kümmert, wird sie nicht unbedingt so sehr anerkannt wie beispielsweise jemand, der eine große Karriere erreicht hat – obwohl diese Funktion der Fürsorge zweifelsohne sehr wichtig ist und objektiv be-

trachtet genauso unentbehrlich ist, wie die Funktion eines erfolgreichen Berufslebens.

Gesundheitseinbußen bei einseitig männlichem Lebensstil

Die Folgen eines nicht ausgeglichenen Lebensstils schlagen sich pfundsschwer in roten Zahlen nieder: Nicht nur bei tödlich endenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt das vermeintlich starke Geschlecht weit vorn: Das Risiko ist für Männer doppelt bis viermal so hoch wie für Frauen, für einen tödlichen Herzinfarkt liegt es um 2,4-mal höher. Auch an der Raucherkrankheit Lungenkrebs sterben 2,5-mal so viele Männer wie Frauen. Alkoholmissbrauch mitsamt allen körperlichen und psychischen Folgen ist ebenfalls eine männliche Domäne: Das Verhältnis von Männern zu Frauen liegt bei fünf zu eins. Diabetes, Gicht, Fettleibigkeit und Bluthochdruck schließen sich an. Aber auch seelisch geht es vielen Männern schlecht. «Entgegen allgemeiner Auffassungen leiden Männer nicht seltener an psychischen Störungen als Frauen, sie weisen nur andere Erkrankungsbilder auf», sagte Anne Maria Möller-Leimkühler von der Klinik für Psychiatrie an der Universität München. Alkohol, Drogen, antisoziale Persönlichkeitsstörungen und Selbstmorde nennt sie als typisch männliche Muster. Vor allem bei den jüngeren Männern sei auch ein Zuwachs an Depressionen zu verzeichnen.

Gesellschaftliche Sicht auf die Männer muss sich ändern

„Moderne Familienpolitik funktioniert nicht ohne die Männer“, sagte Familienministerin Schröder zu diesem Thema. Es ist erforderlich, dass die Funktion der Fürsorge und des Gesundheitsbewusstseins einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft erlangt. Teilaspekte dessen sind auch, dass die Funktion sich um die Familie zu kümmern, als viel höher und wertvoller eingeschätzt werden, da diese Werte keineswegs mit natürlicher Selbstverständlichkeit immer erfüllt und gegeben sind, sondern einen wichtigen Teil des gesellschaftlichen Lebens ausmachen.


IV

Reise

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

Melbourne: k c a m h c s e

en

F o t o : Q u i n n R o o n e y/G e t t y Imag e s

G n e Auf d

gekomm

Lebensqualität: 3,9 Millionen Einwohner aus 153 verschiedenen Ländern bereichern Melbournes Lebensart mit ihren Kultureinflüssen.

Bernd Kregel

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ochhäuser ringsum, die sich im klaren Morgenlicht wie ein Wall aus Glas und Beton in den blauen Himmel recken. Beim Blick aus der 29. Etage des Grand Hyatt vermitteln sie einen ersten Eindruck von der Wirtschaftskraft des Bundesstaates Victoria. Und auch von der explosionsartigen Entwicklung jener „Southern Belle“, die sich in den letzten Jahren gegenüber ihrer größeren Schwester Sydney deutlich in Position gebracht hat. So ist es nicht verwunderlich, dass die einst mächtig erscheinenden neogotischen Kirchtürme von diesem exponierten Be-

geben die eher unauffälligen Weg zum kulinarisch verwöhnten wechselhaftem Wetter nicht gerade verwöhnten Besuchern verspricht. Hinterhöfe und Gässchen, liebe- Verbraucher finden. Zum Beispiel im „Gingerboy“, Mit dem abenteuerlichen „Luna voll „Laneways“ genannt, den Menschen Raum zum Genießen einem von der südostasiatischen Park“, dem kurzweiligen „Art & oder laden sie zumindest dazu Küche inspirierten Restaurant in Craft Market“ und schließlich dem ein, möglichst schnell auf den der Crossley Street, das längst den unmittelbar am Strand gelegenen Geschmack zu kommen. Bistros Status des Geheimtipps hinter sich „Stokehouse“-Restaurant erreicht und Cafés präsentieren sich hier gelassen hat. Virtuos spielt hier hier die Lebenskunst für Einheimiin einer unglaublichen Dichte mit der Chefkoch von der Vorspeise sche und Gäste einen erholsamen bis zum Dessert auf der Tastatur Höhepunkt. ofenfrischen Köstlichkeiten. Da bietet sich für den Rückweg Und mittendrin, Tür an Tür der Gewürze, mit deren Hilfe er im Halbdunkel verborgener Ar- aus dem Fleisch und dem Fisch, in die Stadt das auf der Strecke liekaden, die Studios und Boutiquen, ja selbst aus den bunt drapierten gende Bohemien-Viertel von Fitzin denen sich die Welt der Kunst Beilagen eine bislang völlig un- roy geradezu an. Mit seinen Läden und der Mode auftut und einlädt bekannte, ja begeisternde Ge- und seinen Bars in der Gertrudeund Brunswick Street, aus denen zum zwanglosen Stöbern. Hier schmacksnuance herauskitzelt. Oder im „Cutler & Co“, dem der rhythmische Klang von Jazzim pulsierenden Zentrum des geGastronomie- bands sogar an Sonntagen lauthobenen Bedarfs findet sich alles, unübertroffenen

tenen „Green Point Room“ der Winzer Glenn Thompson einführt in die Geheimnisse seiner AnbauPhilosophie. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich die Landschaft an der Schlucht des Yarra River. Hier stehen die Yering Gorge Cottages inmitten einer weitläufigen Landschaft, von denen aus Riesenkängurus im Morgengrauen wie auf einem Präsentierteller beobachtet werden können. Auch die sonst so scheuen „Entenschnäbel“ tauchen beim Gekrächze des KookaburraVogels ganz plötzlich an der Oberfläche des Yarra River auf, um jedoch sogleich wieder ihrem Ruf

obachtungspunkt aus ein eher ver- was zum gepflegten Lifestyle da- Tempel von Andrew McConnell in lorenes Dasein führen. zugehört und der lokalen Lebens- der Gertrude Street, in dem sich bei Fernab vom einstigen bri- kunst ein Gesicht verleiht. Auch schlichter und wenig aufwendiger tischen Mutterland ist die Stadt Schmuck und Literatur, Musik Innenausstattung die ganze Auf„down under“ längst flügge ge- und Kulinarik fügen sich nahtlos merksamkeit verdichtet zu ungeworden. Und doch trägt sie mit ein in diesen Kosmos des guten wöhnlichen, vorher nie erreichten Geschmackserlebnissen. Es ist das Selbstbewusstsein den Namen Geschmacks. des früheren britischen Premiers, Doch dann, ganz plötzlich, öff- Mekka der kulinarischen Szene, den bei Hofe eine späte gegensei- net sich der ins prüfende Suchen dessen Kult-Status von niemand tige Zuneigung mit seiner Königin verliebte Blick. Er fällt auf die zum infrage gestellt wird, der sich hier Victoria verband. Als State „Victo- Spaziergang einladende Uferpro- jemals hat verwöhnen lassen. Da erweist es sich zum Abria“ und Hauptstadt „Melbourne“ menade des Yarra River, der in gut sind sie nun am südöstlichen Zip- überschaubarer Breite die Stadt in schluss als empfehlenswert, sich fel des australischen Kontinents zwei Hälften teilt. Dabei steht die der Autorin Michelle Matthews doch noch für immer vereint. So Neustadt auf der anderen Fluss- anzuschließen, die sich mit HingaSkyline von Melbourne: die City und der Yarra River bei Nacht. darf der aus Europa frisch einge- seite mit ihrer imponierenden be den „Bar Secrets of Melbourne“ troffene Besucher gespannt sein, Hochhaus-Silhouette der Altstadt verschrieben hat. Sie allein kennt was Stadt und Staat für ihn zu bie- in nichts nach. Als markantestes wohl die vielen unscheinbaren ten haben. Bauwerk lädt hier der Eureka To- Türen am Ende verwinkelter Gäss- stark nach außen dringt. Einer der als scheuer Ausnahmekreatur AusSchnell verfliegt beim Eintau- wer zum Besuch ein, der im 88. chen, hinter denen sich – zumeist gemütlich gestalteten Treffpunkte druck zu verleihen. Demgegenüber locken nordchen in die Fassadenschluchten Stockwerk mit einem phantasti- im Untergrund – ein Nachtschwär- in der illustren Brunswick Street die dominierende Präsenz der schen Rundumblick als höchster mer-Paradies in unzähligen Va- ist das geräumige Café mit dem westlich von Melbourne die Orte modernen Wolkenkratzer mit ih- Aussichtspunkt der südlichen He- riationen öffnet. Es lädt ein zum phantasieanregenden Namen „Na- Daylesford und Hepburn Springs ren großflächigen Fassaden. Denn misphäre vorerst keine Konkur- Zuhören, zum Plaudern und zum ked for Satan“, in dem man jedoch als das in ganz Australien geGenießen. Und dabei lässt Michel- vergeblich auf ein der Unterwelt rühmte „Herz von Victoria’s Spa unten auf ebener Erde begegnen renz zu fürchten braucht. le kurz vor Mitternacht keinen geweihtes Alternativ-Ritual wartet. Country“. Achtzig Prozent des einem in buntem Durcheinander Trinkwassers werden hier am Ort Zweifel daran, dass die sechs Bars vor allem die steinernen Zeugen Kulinarische Entdeckungstour des größten australischen Mineral– oder waren es gar acht? – von Weingüter im Yarra Valley der Vergangenheit. Es ist die Ele- am Victoria Markt ganz des viktorianischen Stils Nirgendwo in der Stadt geht es je- allem nur der bescheidene Anfang Auch wenn die Attraktionen der wasservorkommens in unverwechHauptstadt Melbourne noch selbarer ländlicher Atmosphäre in neben den eher wuchtigen Bau- doch so umfassend sinnlich zu wie waren. Nach dem Untergrund-Erleb- längst nicht ausgeschöpft sind, Flaschen abgefüllt. Wenig verwunwerken aus der Zeit des Gold- im „Bauch der Stadt“, dem über gräber-Booms. Und nicht zuletzt 120 Jahre alten Victoria Markt. Mit nis des Vorabends lädt der neue drängt die Zeit, sich auch im wei- derlich, dass an diesem Eldorado überrascht die fein ziselierte Fas- seinen zahllosen Ständen ist er der Tag ein zum Besuch von St. Kil- teren Umfeld des Staates Victoria der Mineralwasserquellen auch sadenkunst des Art Déco aus den Schmelztiegel für alle Gruppen da, einem der Strandausflugsziele umzuschauen. Allem voran das die Spas zum gepflegten Lebensstil Dreißigerjahren des letzten Jahr- von Einwanderern, die einst im in der näheren Umgebung. Auch Yarra Valley in nordöstlicher Rich- dazugehören, in denen bei sprusüdöstlichen Australien ihre neue wenn die Wassertemperatur zu tung, in dem Weingüter wie Pilze delnder Jacuzzi-Entspannung und hunderts. Und doch sind es nicht die Heimat fanden. Und zugleich ist er Beginn des australischen Sommers aus dem Boden schießen und na- fachgerechter Massageanwendung schnurgeraden Hauptstraßen, die der unbestrittene Ausgangspunkt noch zu wünschen übrig lässt, hält türlich zur Weinprobe einladen. die Lebensgeister für die lange in großzügiger Pose parallel die für alle Köstlichkeiten, die wenig der weiße Strand an einem Wochen- Wie zum Beispiel in der „Domaine Heimreise nach Europa reaktiviert Altstadt durchziehen. Vielmehr später in der Stadt ihren direkten end-Sonnentag, was er den von Chandon“, wo im stilvoll gehal- werden.

F o t o : K r i s t i a n D o w l i n g /G e t t y Imag e s

Gegenüber Sydney punktet Melbourne mit Veranstaltungen wie dem Formel Eins Grand Prix, dem Australian Open Grand Slam und dem Pferderennen Melbourne Cup mit lebensfrohem „Sport Flair“.

i Auskunft: www.visitmelbourne.com/de Anreise: bspw. mehrfach wöchentlich Frankfurt-Doha-Melbourne mit Qatar Airways www.qatarairways.com Unterkunft: bspw. www.melbourne.grand.hyatt.com Speisen: www.gingerboy.com.au, www.cutlerandco.com.au


KULINARISCHES

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FOTO: ELKE BACKERT

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

Die toskanische Küche baut auf Zutaten aus der Region. Wein, Olivenöl, Fleisch von Tieren die Kräuter und Sonne genossen haben.

Zur Olivenernte ins Chianti Elke Backert

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FOTO: ELKE BACKERT

er neue Wein ist im Fass. Im Mittelmeerraum kommt nun die Zeit der Olivenernte. Das toskanische Weingut Villa Dievole im Herzen des Chianti Classico lädt Gäste zum Handanlegen ein. Das ist wörtlich gemeint. Dino macht vor, wie die kleinen grünen und schwarzen Früchte einzeln von Hand gepflückt werden. Der Mühe unterzieht man sich jeden November aufs Neue, denn das verspreche bestes Öl. Meint jedenfalls der Experte. Beim Pressen – Mönche im Kloster Monte Oliveto Maggiore haben hier das Sagen – dürfen die Helfer zuschauen und sich später von der Qualität überzeugen, indem sie das Öl wie Wein verkosten. Das allerdings ist nicht jedermanns Sache. Doch eine alte Dame, der man ihre 80 Jahre nicht ansieht, schwört darauf. „Ich trinke jeden Morgen mein Gläschen. Mit etwas Zitrone schmeckt es gleich besser.“ „Meine Frau hat mir meinen Geburtstagswunsch erfüllt: eine Woche in der Villa Dievole.“ Der aus Heidelberg angereiste Italiener ist begeistert. Wie alle Gäste,

die sich in dem schicken Weingut einquartiert haben und nun im historischen Weinkeller ein Candle-light-Dinner zu Mandolinenklängen genießen. Ein elegantes Ambiente wartet auch in den großzügigen Zimmern und Suiten vom Haupthaus und vier Villen auf die Gäste. In dem riesigen waldreichen Anwesen, zwölf Kilometer nördlich von Siena und 50 südlich von Florenz, kann man sich auf dem Fitness-Parcours sportlich betätigen, einer Falkenflugshow zusehen, man kann ausreiten, radeln, Mountainbike-Touren in die Umgebung machen und in der Enoteca Dievole-Weine und den süßen Vin Santo verkosten und sogar mit nach Hause nehmen. Schon die Anfahrt zum Weingut über eine herrliche Zypressenallee stimmt auf die weite Landschaft der Toskana ein, ihre sanften abge-

rundeten Hügel, ihre Rebgärten, Olivenhaine, einsamen Gehöfte und – eben jene schlank aufragenden dunklen Zypressen. Hinauf und hinab durch enge Gässchen flaniert man in der Universitätsstadt Siena bis zum prachtvollen Dom aus schwarzem und weißem Marmor (unbedingt reinschauen!) und zum Campo, dem von gotischen Palästen mit Cafés und Restaurants gesäumten Platz. Hier findet im Sommer der berühmte Reiterwettkampf Palio statt, zu dem auch die Villa Dievole ihre Gäste entführt. Mittelalterliche Dörfer wie Castellina, Radda, Monteriggioni trutzen, von Zyklopenmauern umgürtet, hoch am Berg und strahlen mit ihren blumengesäumten Gassen, Treppen und Balkonen ein arkadisches Urlaubsidyll aus: italienische Lebensart eben.

i Anreise: Z. B. mit Ryanair oder Lufthansa nach Pisa. Von dort Zug bis Siena, Mietwagen, oder man wird abgeholt. Übernachtung: Ü/F ab 50 Euro pro Person im DZ, 1 Woche 300 Euro in der Nebensaison (auch Juli/August). Villa mit sechs Personen ab 240 Euro/Person. Ausflüge: z. B. Shoppingtour nach Florenz zum Kauf von Designermode zu Niedrigstpreisen. Villa Dievole, I-53010 VagliagliSiena, Tel. 0039/0577/322632, www.dievole.it

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Urtümlich: am besten schmecken italienische Fressalien vor Ort.

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VI

WOHNEN

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

Schlafen wie die Schweden

Da staunt der Elch und das Rentier wundert sich. Was ist ein Boxspring? Kann man darauf Bocksprünge machen? Und wenn ja, wieso braucht man ein Bett für 60.000 €? Fortsetzung von Seite I Das Unterteil zum Beispiel beginnt mit einem Kiefernholzrahmen, der sich zwar im Aussehen von einem gewöhnlichem Produkt kaum unterscheidet, aber zwanzigmal teurer ist, als ein normaler Rahmen. Nur völlig astloses Holz von höchster Qualität wird hier verarbeitet. Es stammt von nordschwedischen Kiefern, die wegen des kalten Klimas besonders langsam wachsen und deshalb höchste Stabilität und Belastbarkeit garantieren. Ein Muss bei einem Möbelstück, das am Ende um die 300 Kilo Eigengewicht auf die Waage bringt. Ausgekleidet wird die Box mit einer dicken Leinenmatte, um Geräusche zu dämpfen, dann werden die Sprungfedern aus schwedischem Stahl einzeln eingesetzt und wieder mit Leinen umhüllt. Eine zweite Lage Sprungfedern wird gar statt auf Holzklötzen auf Ecken aus Leinen gelagert, weil diese weicher sind. Sie wird wiederum mit einer geräuschdämpfenden Leinenmatte bedeckt. Danach kommt eine Decke aus Pferdeschweifhaar auf die Baumwolle und darauf wiederum folgt ein Bezugstoff. Und so bildet Schicht um Schicht am Ende ein handwerkliches Wunderwerk.

Auf das Rosshaar kommt es an

Entscheidend für den Schlafkomfort ist die großzügige Verwendung von Rosshaar, dem teuersten Material in der Bettenmanufaktur. Als Klimaanlage in der Matratze ist es jedoch unverzichtbar,

denn kein anderes Tierhaar hat so eine vorzügliche Fähigkeit, Feuchtigkeit zu verdunsten. Der schlafende Mensch schwitzt pro Nacht bis zu einem Liter Flüssigkeit aus. Da jedes einzelne Pferdeschweifhaar wie ein kleines Röhrchen Flüssigkeit nach außen ableitet, sammelt sich die Feuchtigkeit nicht in der Matratze, sondern verflüchtigt sich. Beim Vividus wird das Pferdehaar von Hand auseinandergezupft, damit es nicht reißt und seine Elastizität beibehält. Insgesamt werden elf Kilo des kostbaren Materials verarbeitet, was dem Schweifhaar von ca. 40 Pferden entspricht. Damit nichts durchpiksen kann, wird jede Schicht Pferdehaar von einer Lage Baumwollvlies ummantelt. Weil jeder Mensch unterschiedlich ist, stellt Hästens die Betten in den drei verschiedenen Härtegraden weich, mittel und hart her. Das passende Bett richtet sich nach dem Gewicht seines Benutzers. Die Mittelmatratze mit ihren zwei Lagen Federkernen und ihren 150 Kilo Eigengewicht bestimmt den Härtegrad. Darauf legt man die Auflagematratze und das Bettlaken und hat dadurch immer freie Sicht auf die Original-Hästen Karos. Mittlerweile wird das Bett in verschiedenen Designs angeboten, der Klassiker jedoch ist blauweiß. Mehrere Jahre dauerte es, bis Firmenchef Jan Ryde und Jan Eric Leander, Bettenbaumeister mit 20-jähriger Erfahrung, das Vividus perfektioniert hatten. Leander selbst besitzt den Prototyp des Bettes

die die Sattler fertigten, wurde allmählich das Kerngeschäft. Aber auch der Ethik des Firmengründers Pehr Adolf Janson, der Ururgroßvater des heutigen Eigentümers Jan Ryde, ist man bis heute treu geblieben. Für einen ehrlichen Handwerker wie ihn waren Werte wie Qualität und Sorgfalt selbstverständlich. An billigen, minderwertigen Waren zu verdienen, kam für ihn nicht in Frage. Langfristig könne man dabei nur verlieren, gab er seinen Mitarbeitern mit auf den Weg, weil ein Kunde, der ein solches Produkt kauft, selten wiederkommt. Das Konzept aus Berufsstolz und überlieferten Werten geht auf, wie ein Blick auf die Zahlen bestätigt. Seit Jan Ryde Ende der 80-er Jahre die Unternehmensleitung übernommen hat, hat sich der Verkauf dieser in Handarbeit der in der EU hergestellten Produkte, um über 30.000 Prozent erhöht. Als einziger Möbelhersteller Schwedens erhielt Hästens die Ökolabels „Schwanenzeichen” und Öko-Tex und die Qualitätszertifizierung der schwedischen Möbelbranche („Möbelfakta”). Seit 1952 ist Hästens „königlicher Hoflieferant” des schwedischen Königshauses. Das Unternehmen hat heute Niederlassungen in 25 Ländern und Regionen und setzt die Expansion sowohl auf den vorhandenen als auch auf neuen Märkten fort. Der Exportanteil der Produktion steigt beständig (von 4 Prozent im Jahre 1994 auf 71 Prozent 2005). Im April 2006 erhielt Hästens Sängar dafür aus der Hand des schwedischen Königs die Auszeichnung „Großer Exportpreis”.

und sagt: „Ich wache jeden morgen ausgeschlafen auf.“

Alles ist hier etwas größer

Gut Ding will Weile haben und so muss sich der Kunde, der ein Vividus bestellt, bis zu sechs Monaten gedulden. Dafür wird sein Name auf einem Messingplättchen am Bett eingraviert und er erhält eine Garantie über 25 Jahre gegen Federund Rahmenbruch. Falls doch mal was nicht stimmen sollte, ist Hästens bereit, seine Handwerker in jeden Winkel der Welt fliegen zu lassen, um die Garantie einzulösen. Auch sollte sich der Kunde vorab informieren, ob das Aufstellen des Bettes überhaupt möglich ist, denn bei Lieferung des 300-Kilogramm-Kolosses muss öfter ein Kran eingesetzt werden. Und obwohl so ein schweres Bett nicht einfach zu stehlen ist, erzählt die Firmengeschichte von einem Fall, bei dem Diebe mit einem Lkw erfolgreich waren.

Handwerkerstolz mit Nachwirkung

Hästens wurde im Jahr 1852 gegründet und ist heute der älteste Bettenbauer Schwedens. Bereits in der fünften Generation ein Familienunternehmen, leitet sich der Name Hästens (nach schwed. hästen = Pferd) vom Ursprung der Firma als Sattlerei ab. Damals wurden Matratzen von Sattlermeistern hergestellt und das Polstermaterial für Sättel bestand traditionell aus Rosshaar, das auch als optimales Material für Matratzenfüllungen bekannt war. Aus einzelnen Matratzen,

Gehen Sie mit Epoch Times auf Entdeckungsreise.

Wir leben in einer Zeit der Informationsflut und werden mit Wissen überhäuft. Doch welche Informationen bringen uns im Leben wirklich weiter? Welches Wissen bringt uns zum Verstehen? Die Epoch Times bleibt nicht bei den geformten Anschauungen stehen, sondern überschreitet auch mal die Grenzen, die uns unsere Denkgewohnheiten setzen.

Die Epoch Times will: ⚈ ⚈ ⚈ ⚈ ⚈ ⚈ ⚈ ⚈

Werte vermitteln Menschen verbinden Andere Kulturen verstehen Brücken zu Traditionen bauen Spirituelle Dimensionen einbeziehen Zyklen und Gesetzmäßigkeiten erkennen Von Symptomen zu Ursachen vordringen Perspektiven zeigen und Optimismus fördern

Epoch Times Leser verstehen mehr.


BERLIN

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

VII

Die Schloßstraße erfindet sich neu D

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ynamisch und traditionsbewusst, in diesem Spannungsfeld erobert sich die einstmals etwas biedere Schloßstraße ihre Kundschaft wieder neu. Mit breiteren Bürgersteigen, Radwegen und der Verlagerung des Durchgangsverkehrs auf die Westtangente versuchte man auch auf Bezirksebene, dem zweitgrößten Einkaufszentrum Berlins, ein kundenfreundliches Flair zu geben. Steglitz profitiert schon seit Jahrhunderten von seiner Lage zunächst an einem mittelalterlichen Handelsweg, dann an der alten Reichsstraße 1, der heutigen Bundesstraße 1, die ursprünglich über mehr als 1.000 Kilometer von Aachen über Berlin und Königsberg bis an die deutsch-litauische Grenze reichte. Sie galt als wichtigste Straßenverbindung Deutschlands. Hier gibt es noch Geschäfte, die schon seit Jahrzehnten ansässig sind und trotz der vielen Wandlungen ihrem Stil treu geblieben sind.

ie alteingesessenen Zehlendorfer und Steglitzer waren alle schon mal bei Schmidt-Hagius, dem Schreibwarengeschäft in der Nr. 30, das immer alles hatte und noch viel mehr besorgen konnte. Das ist seit 60 Jahren so geblieben. Auf zwei Etagen findet sich ein ausgewähltes Sortiment an Künstlerbedarf, Papeterie, Schulbedarf, Bürobedarf. „Und für die ältere Kundschaft, die in der dunklen Jahreszeit nicht kommen mag, gibt es auch schon mal Hausbesuche“, versicherte uns die jetzige Inhaberin, Frau Birgit Schmidt-Hagius. Uns stachen nicht nur die Schreibfedern und Tintenfässer aus Goethes Zeit ins Auge, sondern die Stifte vom Grafen Faber Castell oder die unter Verschluss liegenden Sammlerstücke von Mont Blanc. Da kann man locker schon mal für ein Set 1.800 Euro berappen. Frau Schmidt-Hagius übernahm das Geschäft vor zwei Jahren von ihrem Vater. Sie freut sich über die hochwertigen neu angesiedelten Geschäfte, bekommt die Schloßstraße dadurch doch wieder eine Kundschaft, die Qualität und Service zu schätzen weiß.

A

lle Produkte sind zum Anfassen und Ausprobieren. An diesem Prinzip von GRAVIS orientiert sich auch der neue Laden, pardon, der Store in der Schloßstraße 89. Eine freundliche Verkäuferin zeigt mir auf meine Frage, warum ich auf einen Mac umsteigen sollte, wie einfach er zu bedienen ist und wie leicht im Gewicht für unterwegs. In diesen Stores kann man eintauchen in die Welt von Apple, iPod und mehr und „damit teilnehmen am digitalen Lifestyle, Inspiration und Spaß“. Ausprobieren. Nach diesem Ausflug erhole ich mich in einem Café der feinsten Art, in der Confiserie Reichert, die seit 2004 im ehemaligen Café Senst residiert. Man hat die etwas verstaubte Einrichtung ersetzt und bietet nur FOT OS: JAS Köstlichkeiten aus der eigenen Fertigung an. ON WA N G/T HE EPO „Wobei das Hauptgewicht auf den hochwerCH TIM ES tigen Zutaten liegt“, betont die Konditormeisterin Cindy Menge. „Der Honigkuchenteig wird von meinem Mann schon im Januar angesetzt und dann im Spätherbst gebacken.“ Er ist würzig und locker. Muss ich jemals wieder selber backen? Schloßstraße, ich komme wieder. (rls)

W

ir besuchten zwei Neueröffnungen dieses Jahres und zwei traditionelle Familienbetriebe, um einen Eindruck von der neuen alten Schloßstraße zu bekommen. Betriebe, die sich gegen eine Konkurrenz von Einkaufszentren auf der westlichen Seite der Straße behaupten müssen. Dem Trend zu Qualität, Service und Wohlfühlangebot beim Einkauf folgt das Konzept von SportScheck auf drei Etagen. Da hängen nicht alle Jacken bei Jacken und liegen nicht alle Bälle bei Bällen, sondern alle Sportgruppen haben ihren eigenen Bereich. Der Fußballer findet nicht nur seine Bälle, sondern auch die Schuhe und Kleidung bei Fußball. Die Walkerin kann sich einkleiden und Stöcke ausprobieren bei Walking – die Verkäufer grüßen freundlich. Warum sollte ich hier kaufen, fragte ich den Geschäftsführer Eric Walter: „Weil Sie sich hier wohl fühlen“, Treffer gelandet, obwohl ich keine Sportlerin bin.

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AUTO & MOTOR

Der neue Opel Astra Sports Tourer

The Epoch Times Deutschland / 17. November - 30. November 2010 / Nr. 270

F O T O : © G M C O R P.

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Vielleicht ist Ihnen schon einer begegnet – der Sports Tourer steht bereits beim Händler.

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230.000 Einheiten sind vom Vorgängermodell insgesamt verkauft worden und die Hälfte aller Käufer entschieden sich für den Caravan.

Gesunder Rücken (AGR) e.V. zertifiziert. Die hintere Sitzbank soll sich mühelos umlegen lassen, was das Transportvolumen von 500 auf 1.550 Liter anwachsen lässt. Das geschieht praktischerweise per Tastendruck an den Kofferraumflanken, der die Lehnen elektrisch löst, sodass sie im Verhältnis 60:40 nach vorne geklappt werden können.

Der Unterbau

F O T O : © G M C O R P.

er Opel Astra Sports TouDas Interieur ist nicht nur oprer aus Rüsselsheim lehnt tisch ansprechend, sondern auch sich an das gefällige De- mit insgesamt 25 Litern Stauraum, sign seines großen Bruders Insi- vielen praktischen Ablagemöglichgnia an und wartet mit interes- keiten sowie einem Extra-Schubsanten Detaillösungen auf, die fach auf der Fahrerseite auf die in seinem Segment einzigartig Anforderungen einer täglichen Fahrsind. Der kleine Kombi von Opel praxis ausgerichtet. So bieten die Vordersitze den möchte sich deutlich von der Konkurrenz abheben, was ihm wie größten Verstellbereich in dieser seinem Vorgänger, dem Caravan, Klasse. Sie wurden als Einzige auch bestimmt großen Zuspruch in diesem Segment von den unabhängigen Experten der Aktion bescheren wird.

Das Interieur ist nicht nur optisch gelungen sondern soll auch durch seine Funktionalität Maßstäbe setzen.

Der neue lange Astra übernimmt vom kleineren 5-Türer das bereits von der Fachpresse gelobte Fahrwerk mit Verbundlenker-Hinterachse mit Wattgestänge und mechatronischem Fahrwerk, das sich im Standard-Modus automatisch auf verschiedene Fahrbahnverhältnisse abstimmt. Darüber hinaus gibt es die Modi Sport und Tour für eine sportliche oder komfortable Fahrcharakteristik. Soll der Sports Tourer auch als Zugmaschine genutzt werden, greift das ESP auch zur Stabilitätskontrolle des Anhängers ein. Diese Funktion wird bei montierter Anhängerkupplung automatisch aktiviert und soll Pendelbewegungen des Anhängers ausgleichen.

Optionale Details

Eine zusätzliche nützliche Funktion ist das Kurvenlicht, genannt AFL+, das mit dem neuen 5-türigen Astra Einzug in die Mittelklasse gehalten hatte (ab Ausstattungsvariante Innovation) und beim Sports Tourer als Ausstattungsmerkmal übernommen wird. Ebenfalls neu in diesem Segment ist die optionale Frontkamera, die Verkehrsschilder erkennt und den Spurwechselassistenten unterstützt.

Neun effiziente Motoren

Die Antriebspalette für den Astra Sports Tourer umfasst vier Turbodiesel-Angebote von 1,3-, 1,7- und 2,0-Liter – durchwegs mit Common-Rail-Technologie, MehrfachDirekteinspritzung, variabler Laderschaufelgeometrie (VTG) und wartungsfreiem Dieselpartikelfilter. Alle erfüllen die Euro-5-Norm. Die Normverbrauchswerte der Dieselmotoren liegen, abgesehen vom stärksten Dieselaggregat, dem 2.0 CDTI (160 PS und 350 Nm), der 5,1 Liter auf 100 Kilometer verbraucht, alle unter fünf Litern. Eine spritsparende Start/Stop-Technologie wird Anfang des nächsten Jahres

zunächst für den 1.3 CDTI mit 70 kW/95 PS eingeführt. Dieses Feature begünstigt besonders geringe CO2-Emissionen von nur 109 g/km. Die fünf Benziner mit einer Leistungsbandbreite von 70 kW/95 PS bis 132 kW/180 PS werden ab dem zweiten Quartal 2011 um ein Autogas-Aggregat ergänzt. Um die Folgekosten allgemein niedrig zu halten, soll bei kleineren Unfällen (die allgemein den Großteil aller Unfälle ausmachen) der Reparaturaufwand in den OpelWerkstätten so niedrig wie möglich gehalten werden, was wiederum von den Versicherungen honoriert wird. Wenn die Haltungskosten gedrückt werden, wird sich die Attraktivität für die professionelle Nutzung erhöhen. Geplant und entwickelt wurde der Astra Sports Tourer im Internationalen Technischen Entwicklungszentrum (ITEZ) am OpelStammsitz Rüsselsheim. Vom Band rollen soll der Tourer in Ellesmere Port in Großbritannien. Der Einstiegspreis soll laut unbestätigter Quelle 18.000 Euro betragen und 1.000 Euro über dem 5-Türer liegen. Marktstart ist in diesen Monat. (red)

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