The Epoch Times Deutschland 21-09-2011

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epochtimes.de

Abschiebung droht in Chinas Arbeitslager Seite 2

21. September - 4. Oktober 2011 / Nr. 290 / 7. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

Indiens selbstgemachte Wasserknappheit Seite 7

Die Ausgrenzung der Frauen verschlimmert Somalias Krise Seite 6

Es ist wieder in, dick aufzutragen

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Die Deutsch-Offensive Beruflicher Erfolg ist die Ursache einer Renaissance von Deutsch in Europa. Die Goethe-Institute in Madrid, Barcelona, Rom, Athen oder Dublin registrieren plötzlich ein sprunghaft gestiegenes Interesse gerade von jungen Menschen.

„O’zapft is!“

mehr auf Seite 3

Hokusai – Japans größter Künstler Die erste Hokusai-Retrospektive in Deutschland ist die zweite Berliner Ausstellung, die man in diesem Herbst gesehen haben muss. Ein Panoptikum des japanischen Lebens, hinterlassen von einem heiteren Genie.

mehr auf Seite 9

F O T O : J O H A N N E S S I M O N /G E T T Y I M AG E S

Neue Energietechnologien In einer Welt, in der Energie als beschränkt verfügbar und daher kostbar wahrgenommen wird, werden die Konsequenzen der Einführung von freier Energie zu tiefgreifend sein, um deren Wirkung prognostizieren zu können. mehr auf Seite 10

Das Münchner Oktoberfest wurde am Samstag, dem 17. September eröffnet mit dem traditionellen Anstich eines Bierfasses durch den Münchner OB Christian Ude. Seit 1993 hat er das Amt inne. Nach zwei Schlägen konnte er verkünden: „O’zapft is!“ – Auf der Wies’n erwartet man wie im Vorjahr mindestens sechs Millionen Besucher. Die „Zaungäste“ saßen fröhlich auch auf den Dächern mit der Maß Bier in der Hand.

Piraten kapern die Hauptstadt Sonja Flesch-Reiss

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ie Verblüffung über den gloriosen Einzug der Piratenpartei ins Berliner Parlament zeichnet die Gesichter der traditionell politisch denkenden Kaste Deutschlands. Hat man sich gerade (fast) an die Erfolge der Grünen gewöhnt und sie irgendwie nun doch dem bürgerlichen und bewahrenden, also letztlich auch konservativen Lager zugeordnet, zumindest in Baden-Württemberg, wo sie ja nun auch den Ministerpräsidenten stellen, der so gar nicht „alternativ bedrohlich“ daherkommt – erscheinen jetzt die Piraten. Mit ihren fast neun Prozent ziehen sie ins Berliner Stadtparlament ein und kündigen auch bereits an, zur nächsten Bundestagswahl anzutreten. Bisher wurde über sol-

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Unübersehbar werden die neun Prozentpunkte bei der Wahl vom Sonntag der Piratenpartei zum Einzug ins Berliner Abgeordnetenhaus verhelfen.

ches Ansinnen unverhohlen gelacht über die „Internet-Freaks“. Jetzt, da sie ein Viertel der Stimmen der bestens gebildeten U30-Wähler „abgestaubt“ haben, müssen auch die „Etablierten“ über dieses Phänomen nachdenken: „Was haben die, was wir nicht haben?“ Der Live-Ticker des Berliner Abendblatts meldete, dass die Piratenpartei offenbar von allen Parteien Wähler gewonnen hat. Rund 16.000 Stimmen der Grünen gingen nach einer Analyse im RBB-Fernsehen zur Piratenpartei. 13.000 kamen von der SPD, 12.000 von den Linken und 6.000 von der CDU. Auch 21.000 bisherige Nichtwähler gingen zur Wahlurne, um für die neue Partei zu votieren. Letztendlich glaubt die junge Wählerschaft eher den idealistischen Nicht-Politikern mit Oppositionsanspruch, dass sie mit fast allen Mitteln die Bürgerrechte in

Deutschland schützen wollen. So steht auf der Internetseite der Piratenpartei an erster Stelle: „Die Piratenpartei setzt sich für einen stärkeren Schutz und eine stärkere Beachtung der Grundrechte ein und will die Bürgerrechte gegenüber dem sie bedrohenden Staat bzw. dessen Einrichtungen verteidigen. Wir stehen hinter dem Grundgesetz in der grundsätzlichen Form, wie es 1949 ausgearbeitet wurde. Insbesondere lehnen wir Änderungen an den Grundrechten (Art.1 bis 19, GG) kategorisch ab, da die Vergangenheit gezeigt hat, dass diese immer nur zu einem Abbau von Bürgerrechten führen.“ Und die nachfolgenden Punkte haben keine geringeren Ideale. Die Jugend sucht sich Werte und jene, die gewillt sind, sie zu bewahren.

Der „Luzifer-Effekt“ Was führt Menschen dazu, gerade zu den Personen Zuneigung zu entwickeln, die sie zum Opfer machen? mehr auf Seite 11

Unternehmen kehren nach Deutschland zurück Ist es Rückkehr in Reue? Warum Unternehmen ihre Produktion aus dem Ausland nach Deutschland verlagern, ist nicht eindeutig zu beantworten.

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eumütige Rückkehr“, „Schluss mit billig“ – so und ähnlich lauten die „ Schlagzeilen in den Medien, wenn deutsche Unternehmen ihre Produktionsaktivitäten aus dem Ausland nach Deutschland verlagern. Dabei wird unterstellt, die Unternehmen hätten die heimischen Standortbedingungen zunächst zu unvorteilhaft eingeschätzt und würden mit einer Rückverlagerung Fehlentscheidungen korrigieren. Trifft das zu? Vor eifrigen Rückschlüssen bei Meldungen aus den Unternehmen sei gewarnt, es können sich dahinter vielerlei strategische Überlegungen verbergen. Ein Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Bayreuth wollte es genau wissen und beschreibt in seiner jetzt als Buch erschienenen Dissertation ein differenzierteres Bild der Gründe, die deutsche Unternehmen zu einer Änderung ihrer Standortpolitik bewegen. Für seine Studie hat Dominik Schultheiß 95 Fälle, in denen deutsche Unternehmen ausländische Produktionsaktivitäten wieder nach Deutschland verlagert haben, eingehend untersucht. Dabei konnte er teilweise auf detaillierte Auskünfte zurückgreifen, die er aus einigen Firmenleitungen hinsichtlich ihrer Standortpolitik erhalten hatte. Die Studie entstand am Lehrstuhl für Internationales Management der Universität Bayreuth. Die Ergebnisse

zeigen, dass die Unternehmen keineswegs nur Produktionsaktivitäten, die früher einmal in Deutschland angesiedelt und von hier ins Ausland verlagert worden waren, nach Deutschland zurückholen. In mehr als der Hälfte der untersuchten Fälle verlagerten die Unternehmen Aktivitäten nach Deutschland, die im Ausland ursprünglich als zusätzliche Kapazitäten – beispielsweise mit dem Ziel der Markterschließung – etabliert worden waren.

Plädoyer für eine genauere Betrachtung

Aus welchen Gründen wurden Produktionsaktivitäten aus dem Ausland nach Deutschland verlagert? Weniger als die Hälfte der Unternehmen haben einfach nur Kapazitäten im Ausland abgebaut, um sie für die gleichen Produktionszwecke in Deutschland wieder zu errichten. Die meisten Unternehmen ließen sich vielmehr von übergreifenden strategischen Zielen und einer Neuausrichtung ihrer Geschäftspolitik leiten. Fortsetzung auf Seite 2

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DEUTSCHLAND

The Epoch Times Deutschland / 21. September - 4. Oktober 2011 / Nr. 290

Caroline Chen und Sonja Flesch-Reiss

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eidelberg – Zurück in die wartenden Hände der Polizei schob 2005 das Verwaltungsgericht Würzburg die Familie Jiang Renzheng nach China ab. Obwohl der Familie bei ihrer Rückkehr Arbeitslager mit Folter drohte, war das Verwaltungsgericht Würzburg erst dann bereit, seine Entscheidung zu revidieren, als Jiang bei seiner Ankunft in China direkt festgenommen worden war. Jiang Renzheng hatte für sich und seine Familie einen Asylantrag gestellt, weil er als Falun Gong-Anhänger in China direkt von Verfolgung, Arbeitslager und Folter bedroht ist. Der aktuelle Verbleib der Familie Jiang in China ist ungewiss. Nach der offiziell als falsch anerkannten Abschiebung warteten Freunde in Deutschland bisher jedoch vergeblich auf die Rückkehr der Familie Jiang. Wenig Trost spenden da die öffentliche Entschuldigung des Gerichts und die offiziell vom Auswärtigen Amt an das chinesische Regime gerichtete Forderung, Familie Jiang unversehrt nach Deutschland ausreisen zu lassen.

Eine grobe Fehleinschätzung

Heute droht einem anderen Asylsuchenden Falun Gong-Anhänger, dem 49-jährigen Luan Xiangcheng, ein ähnliches Schicksal. Dem seit 1995 Falun Gong praktizierenden Luan Xiangcheng wurde am 21. Juni 2011 vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Anerkennung als Asylberechtigter versagt. Das Bundesamt geht damit bewusst das Risiko ein, dass

Luan im Falle einer Abschiebung in die Volksrepublik China eine mehrjährige Haftstrafe unter Anwendung der Folter erleiden muss. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) sieht in dieser Entscheidung des Bundesamtes „eine grobe Fehleinschätzung der Gefährdung von Luan“. Luan Xiangcheng hat Widerspruch eingelegt. Nun muss das Verwaltungsgericht Karlsruhe über sein weiteres Schicksal entscheiden. Luan Xiangcheng lebt seit über einem Jahr in Deutschland. Er floh aus China, weil er dem Druck der Verfolgung von Falun Gong, einer buddhistischen Kultivierungsschule, die inzwischen weltweite Verbreitung gefunden hat, nicht mehr standhalten konnte. Was ihn in China Kopf und Kragen kosten kann, zeigt sich in Deutschland als abendliche Teerunde mit gemeinschaftlichem Lesen, sanften Körperübungen und Meditation. Für Luan sind die Zusammenkünfte wie ein Stück Heimat, hatte man sich doch auch bei ihm zu Hause getroffen zu gemeinsamem Lesen und Austauschen über die friedliche Lehre zur Selbstkultivierung, die seit 1999 vom atheistischen kommunistischen Parteiregime Chinas bis zur systematischen Auslöschung verfolgt wird.

Sein Leben in China

1995 hatte er bereits mit dem Praktizieren von Falun Gong begonnen und damit auch gesundheitliche Erfolge erzielt. In einem Land ohne allgemeine Gesundheitsversorgung und ohne soziale Absicherung war es Tradition, morgens noch vor der Arbeit auf großen Plätzen und in den Parks gemeinsam in großen Gruppen zu üben. Was Westler oftmals

bestaunen, wenn sie bei Besuchen in China die Übenden der verschiedenen Schulen im Freien sehen mit Tai-Chi oder Ähnlichem. Im Nachhinein, so sagt Luan, war es das Schlimmste für ihn, dass er seinen Job verlor. Sein Arbeitgeber stellte ihn vor die Wahl: Job oder Falun Gong. Er entschied sich für seinen Glauben und seine Gesundheit. Mit diesem Arbeitsentzug wurde ihm die Lebensgrundlage genommen und letztendlich verlor er dadurch seine Familie: Seine Frau ließ sich von ihm scheiden. Sie konnte den Druck nicht mehr ertragen – ihr Mann stand unter ständiger Überwachung seitens der Sicherheitsbehörde. So wohnte er mal bei Freunden oder Verwandten, aber es wurde auch für diese zunehmend gefährlich. In einer anderen Provinz fand dann ein Freund für ihn eine Arbeitsstelle. Doch trotz der Widrigkeiten kehrte Luan zurück, nachdem seine geschiedene Frau in Schwierigkeiten steckte. Um Diffamierung und Wohnsitzkontrolle zu vermeiden, zogen die beiden in einen anderen Bezirk und meldeten sich nicht im Stadtbüro an. Während der Olympischen Spiele nahm der Druck weiter zu. Er wurde von einem Unbekannten verraten und die Polizei suchte ihn. So fasste Luan den Mut und fuhr nach Peking, um ein Ausreisevisum zu beantragen, was aber wegen fehlender Unterlagen abgelehnt wurde. Im Jahr 2010 klappte es endlich mit einem Antrag.

FOTO: CAROLINE CHEN/ THE EPOCH TIMES

Abschiebung in die wartenden Hände der Staatspolizei

Luan Xiangcheng in Deutschland.

i Ignoranz oder Unwissenheit des BaMF?

Sein Leben in Deutschland

Jetzt sind die Richter im Verwaltungsgericht Karlsruhe dran und müssen entscheiden, ob er in die Höhle des Tigers zurück muss und damit eine neue Hetzjagd für ihn beginnt, die ihn schlimmstenfalls sein Leben kostet, oder ob er sein Leben in einem freien Land – fern der Unterdrückung – und mit Gewährung von Menschenrechten weiterleben kann. Dies ist genau das, was Luan an Deutschland zu schätzen weiß: „Das Volk ist glücklich hier. Es gibt Demokratie und Glaubensfreiheit. Die Menschen wissen, was in China passiert und sind nett zu mir.“

In ihrer Pressemitteilung zu dem Fall Luan Xiangcheng schreibt die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM): „Über 70 UN-Berichte über die Menschenrechtslage legen die über ein Jahrzehnt lange Verfolgung von Falun Gong durch das kommunistische chinesische Regime dar. Unvollständigen Statistiken zufolge wurden seit dem 20. Juli 1999 bis Mitte 2011 über 3.432 Falun Gong-Praktizierende in über 30 chinesischen Provinzen, selbstständigen Gebieten und Großstädten nachweislich zu Tode gefoltert. Mehrere 10.000 Praktizierende wurden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Über 500.000 kamen ohne Gerichtsverfahren in Arbeitslager. Zehntausende Falun GongGewissensgefangene wurden in psychiatrische Anstalten eingewiesen. Unzählige Menschen haben ihre Arbeit, ihren Studienplatz oder ihre Familie verloren, unzählige weitere befinden sich auf der Flucht. Alle diese Angaben sind öffentlich und zugänglich. Will das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge/BaMF es nicht wissen bzw. ignoriert es sie?“

Unternehmen kehren nach Deutschland zurück

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Fortsetzung von Seite 1

Hiesige Lohnstückkosten sind im internationalen Vergleich weiterhin hoch.

Manche Unternehmen wollten Überkapazitäten abbauen, auf einen Rückgang der internationalen Nachfrage reagieren oder neue Produktionsverfahren mit hochqualifizierten Fachkräften im Inland erproben. Insgesamt lassen die Auskünfte der befragten Unternehmen sehr unterschiedliche Motive für Änderungen ihrer Standortpolitik erkennen. Diese werden von Schultheiß drei Kategorien zugeordnet: • Erstens: Wesentliche Rahmenbedingungen haben sich unvorhersehbar geändert, etwa die Nachfrage auf ausländischen Märkten, die Preise für schnelle und zuverlässige Transporte, die Produktionskosten oder die Qualifikationen der im In- oder Ausland verfügbaren Arbeitskräfte. Infolgedessen erscheint es dem Unternehmen nicht länger vorteilhaft, die ausländischen Aktivitäten unverändert fortzuführen. • Zweitens: Das Unternehmen hat die Rahmenbedingungen falsch eingeschätzt und erkennt diesen Fehler erst, nachdem die Produktion im Ausland angelaufen ist. Die Verlagerung nach Deutschland dient dazu, ein ad-

äquates Umfeld für die Produktion herzustellen. • Drittens: Die Entscheidung, im Ausland zu produzieren, beruhte auf einer in sich unstimmigen Strategieplanung. Beispielsweise wurden die Kosten unterschätzt, die durch den Betrieb paralleler Produktionsaktivitäten im In- und Ausland entstehen. Die Verlagerung nach Deutschland ist Ausdruck einer korrigierten, von Widersprüchen bereinigten Standortpolitik. Gründe, die in die beiden letzten Kategorien fallen, wurden von den befragten Unternehmen doppelt so oft genannt wie unvorhersehbare Änderungen von Rahmenbedingungen im In- oder Ausland.

Nicht immer eine „reumütige Rückkehr“

Wenn Unternehmen ihre Kapazitäten aus dem Ausland nach Deutschland holen, handelt es sich keineswegs immer um eine „Rückkehr in Reue“. Schultheiß warnt daher auch davor, solche Verlagerungen als „Entwarnung“ für den Produktionsstandort Deutschland zu interpretieren. So seien die hiesigen Lohnstückkosten im internationalen Vergleich weiter-

hin hoch. Auch dürfe aus einer Verlagerung nach Deutschland nicht voreilig der Schluss gezogen werden, das Unternehmen habe durch sein Auslandsengagement Wert vernichtet. Manche Firmenleitungen, die sich aufgrund geänderter Rahmenbedingungen für den Abbau ausländischer Kapazitäten entscheiden, tun dies in der Überzeugung, die Produktion im Ausland habe sich insgesamt gelohnt. Es gibt also in nicht wenigen Fällen eine erfolgreiche Internationalisierung auf Zeit.

Aktivitäten im gleichen Umfang zurückzufahren“, erklärt Schultheiß und fügt hinzu: „Manche deutsche Unternehmen unterschätzen aber die Gesamtkosten, die entstehen, wenn sie ihre Produktion auf räumlich weit entfernte Standorte verteilen. Im Endeffekt kann es sich durchaus lohnen, die Produktion in Deutschland zu bündeln, selbst wenn der Produktionsstandort Deutschland vergleichsweise teuer ist.“

Verlagerung nicht immer eine „Flucht“

Die neue Studie hält daher eine zentrale Botschaft für alle Unternehmen bereit: Bei Bewertungen in- und ausländischer Produktionsstandorte gilt es, die relevanten Faktoren möglichst frühzeitig zu erkennen und mit Bezug auf das eigene Unternehmen richtig zu gewichten. Dazu zählen nicht allein die quantifizierbaren Kosten, etwa für Löhne oder Rohstoffe, sondern auch Transportbedingungen, die Struktur von Absatzmärkten, fachliche Qualifikationen und das Arbeitsethos von Mitarbeitern, die vorhandene technologische Infrastruktur und nicht zuletzt das kulturelle Umfeld. (rls / idw)

Ebenso wäre es falsch, jedes Auslandsengagement deutscher Unternehmen als „Flucht“ vor ungünstig eingeschätzten Standortbedingungen in Deutschland zu werten. Viele Unternehmen, die Produktionsstandorte im Ausland errichten, lassen sich dabei von der Absicht leiten, neue Märkte zu erschließen. Sie sind der Auffassung, dass dies von ausländischen Standorten her leichter möglich ist. „Wenn diese Firmen sich dafür entscheiden, im Ausland zu produzieren, geht es ihnen also nicht darum, entsprechende inländische

Impressum Chefredakteurin Renate Lilge-Stodieck Art Direction Szilvia Akbar, Mihai Bejan (Beratung) Verantwortliche redakteure Renate Lilge-Stodieck (Deutschland), Sebastian Menke (International), Detlef Kossakowski (Wissen), Caroline Chen (Kultur und Unterhaltung), Anke Wang (The Epoch Life) Layout Iris Lindenmaier, Johanna Loebig-Winnefeld, Dima Suchin redaktionelle Übersetzer Eckehard Kunkel, Franz Vogel, Eyline Martini Verlag und redaktion Epoch Times Europe gGmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684 e-mail Chefredaktion@EpochTimes.de

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Es zählen nicht nur quantifizierbare Kosten …


Detuschland

The Epoch Times Deutschland / 21. September - 4. Oktober 2011 / Nr. 290

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berall auf der Welt wird Deutsch gelernt, nicht nur in deutschen Schulen. Und damit das so bleibt, zielt jetzt das Goethe-Institut mit einer großen Bildungsoffensive auf eine weltweite Stärkung der deutschen Sprache. Nach institutseigener Statistik lernen heute etwa 15 Millionen Menschen im Ausland Deutsch, vor zehn Jahren waren es noch 20 Millionen. Der starke Rückgang wird gemeinhin mit den nicht unerheblichen Kosten für das Erlernen einer zweiten Fremdsprache in Zusammenhang gebracht. In vielen Ländern, auch innereuropäisch, wird an den Schulen vorrangig Englisch angeboten, es ist eben für Internationalität ein „Muss“, sowohl für das berufliche Fortkommen als auch für private Vernetzung. Eine zweite oder gar dritte Fremdsprache wird seltener angeboten, oft nur noch als freiwillige Zusatzleistung. „Selten waren die Herausforderungen so groß wie heute – aber auch die Chancen. Mit Englisch kommt man durch, mit Deutsch kommt man weiter“, gibt sich der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann kämpferisch und kündet einen heißen Herbst an: „Wir haben dem weltweiten Trend zum Monolingualismus den Kampf angesagt“, so der Goethe-Präsident.

wird jetzt gerade in Griechenland im Goethe-Institut nachgefragt, welche Möglichkeiten es gibt, in möglichst kurzer Zeit möglichst gute deutsche Sprachkenntnisse zu erwerben, um in deutschen Firmen oder in Deutschland eine Chance auf eine sichere Zukunft zu erhalten und auszubauen. Beruflicher Erfolg ist die Ursache einer Renaissance von Deutsch in Europa. Nach jahrelang eher stagnierenden Zahlen registrieren die Institute in Madrid, Barcelona, Rom, Athen oder Dublin plötzlich ein sprunghaft gestiegenes Interesse gerade von jungen Menschen. Viele erhoffen sich neue berufliche Perspektiven und nicht selten wird das Sprachangebot des Goethe-Instituts mit praktischen Tipps ergänzt. „Die Goethe-Institute erfahren dieser Tage in vielen Metropolen Europas eine ganz neue Aufmerksamkeit und sind Anlaufstellen für viele Fragen“, sagt Klaus-Dieter Lehmann. „Unsere Arbeit hat in diesen Jahren zunehmend auch eine innenpolitische Dimension bekommen. Die Institute beraten nachziehende Ehegatten ebenso wie migrationswillige Ingenieure und sind vielerorts eine gefragte Außenstelle Deutschlands. Vor diesem Hintergrund sind wir froh, auch in den Zeiten intensiven Sparens die Präsenz in Europa bewahrt zu haben. Dies kommt uns jetzt deutlich zugute“, so der Goethe-Präsident. Das Goethe-Institut hat Niederlassungen in 13 Städten Deutschlands sowie 150 Institute und 11 Verbindungsbüros in 92 Ländern. Es vernetzt weltweit 1.500 Partnerschulen Deutschlands mit der Initiative des Auswärtigen Amts „Schulen: Partner der Zukunft“ und stärkt damit die deutschen Auslandsschulen und solche, die das Deutsche Sprachdiplom anbieten. Außerdem fördert das Goethe-Institut weltweit 500 Schulen, die einen Schwerpunkt auf „Deutsch als Fremdsprache“ haben und vergab bisher etwa 1.700 Stipendien jährlich für die Fortbildung von Deutschlehrern.

Krise als Chance

Lern’ Deutsch!

Das nach Johann Wolfgang von Goethe benannte „Goethe-Institut“ mit Hauptsitz in München hat die Aufgabe, die deutsche Sprache im Ausland zu fördern, die kulturelle Zusammenarbeit international zu pflegen und ein umfassendes, aktuelles Deutschlandbild zu vermitteln.

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Deutschkenntnisse sind jedoch gerade jetzt in den Krisenzeiten für viele gut ausgebildete Europäer eine Karriereoption. Sehr häufig

In Russland läuft die groß angelegte Sprachkampagne „Учи немецкий! Lern’ Deutsch!“ auf Hochtouren, mit der das Goethe-Institut bei Schülern,

Eltern und Entscheidern für die deutsche Sprache wirbt. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, Wettbewerben, Bildungskonferenzen, Patenschaften von deutschen Wirtschaftunternehmen, Metrowerbung, Messeauftritten, Werbepaketen für Deutschlehrer und vielen bunten Werbeartikeln hat die Kampagne ebenso viele Facetten wie Deutsch und Deutschland selbst. Die Kampagne zielt auch darauf, Deutsch als erste Fremdsprache zu stärken und das Lernen einer zweiten Fremdsprache zur Norm zu machen, nachdem eine zunehmende Konzentration auf das Englische anderen Sprachen in Russland das Leben schwer macht. Der Trend zum Monolingualismus ist auch in den USA nicht unbekannt. Ein Grund für das Goethe-Institut, gemeinsam mit der deutschen Botschaft im Rahmen der Deutschlandwochen in den USA zu einer großen Sprachkonferenz ins GoetheInstitut New York einzuladen (16.18.9.). Gemeinsam mit hochrangigen Vertretern von Bildungsbehörden, Schulen und Universitäten werden konkrete Strategien zur Stärkung von Deutschprogrammen in den USA entwickelt. Ein ähnlicher Ansatz führt gerade in Indien zu einem Durchbruch. Am 23. September wird in Anwesenheit von Staatsministerin Cornelia Pieper eine Absichtserklärung mit dem Direktor des indischen staatlichen Schulverbandes unterzeichnet. „Deutsch an 1.000 Schulen“ heißt das Programm, das der in Indien beliebten deutschen Sprache weiteren Aufwind geben und insgesamt rund 100.000 Schüler erreichen wird. „Deutsch ist hier die Sprache findiger Ingenieure und erfolgreicher junger Betriebswirte und genießt wie das Land selbst einen sehr guten Ruf“, unterstreicht Präsident KlausDieter Lehmann.

Zungenbrecher

Eine besondere Rolle bei der Verbreitung der deutschen Sprache kommt dem Internet und den sozialen Medien zu. Teil der Sprach- und Bildungsinitiative des Goethe-Instituts ist auch eine weltweite „Social Media“Kampagne, die am 16. September an den Start ging. Die Kampagne sammelt weltweit Zungenbrecher:

F oto : D e u ts c h e P ost AG , ge m e i nf r e i

Die Deutsch-Offensive

Alles gaben die Götter ...

Briefmarke der Deutschen Post AG aus dem Jahre 2001, 50. Jahrestag des Goethe-Instituts.

„Deutsch wird vielfach als schwere und ernste Sprache wahrgenommen“, äußert Klaus-Dieter Lehmann. Mit der Kampagne wollen wir dieses Image spielerisch reflektieren und den Jugendlichen die Scheu vor der deutschen Sprache nehmen.“ Dem spielerischen Lernen dient auch die Lernspiel-App „Vincent Mirano und das Geheimnis der Himmelsscheibe“, die Lernern mit bescheidenen Grundkenntnissen Lust auf Deutsch machen soll. Die Spieler durchlaufen an der Seite des Protagonisten Vincent Mirano ein „Lernabenteuer“, in dem es darum geht, landeskundliche und sprachliche Aufgaben zu lösen und somit den weiteren Spielverlauf zu beeinflussen. Die App wird kostenlos für mobile Endgeräte verschiedener Betriebssysteme zur Verfügung stehen. Eine Veröffentlichung ist für Ende Oktober vorgesehen. Russland, die USA, Spanien, Griechenland, die FacebookCommunity – überall bieten sich Möglichkeiten für Dialoge – auch

Alles gaben Götter, die unendlichen, Ihren Lieblingen ganz, Alle Freuden, die unendlichen, Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz. (aus einem Brief an Gräfin Auguste zu Stolberg) Johann Wolfgang von Goethe (* 28.08.1749 , † 22.03.1832)

auf Deutsch. „Schon bei früheren Gelegenheiten haben wir die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, mit Originalität, Einsatz und Witz für Deutsch zu werben“, subsumiert Klaus-Dieter Lehmann die „Herbstoffensive“ des Goethe-Instituts. „In Frankreich konnte ein dramatischer Rückgang gestoppt werden, in Japan oder China haben die Menschen sehr positiv auf die intensivierten Angebote reagiert, die wir ihnen machen. Wir sind uns mit dem Auswärtigen Amt dabei ebenso einig wie mit dem Deutschen Bundestag, die uns nach

Kräften bei unseren Aktivitäten unterstützen. Mit Extramitteln für die große Bildungsinitiative Deutsch haben uns die Parlamentarier erst in die Lage versetzt, weltweit verstärkt für Deutsch zu werben. Und wer sich hier in Deutschland einen unmittelbaren Eindruck von unseren Bemühungen machen möchte, dem empfehle ich die Teilnahme am Symposium ‚Deutsch in den Wissenschaften‘, das wir vom 10. bis 12. November gemeinsam mit dem Deutschen Akademischen Austausch Dienst in Essen ausrichten.“ (sfr / goethe.de)

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Wirtschaft

The Epoch Times Deutschland / 21. September - 4. Oktober 2011 / Nr. 290

F oto : L O U I S A G O U L I A M A K I /A F P/G ett y I mages

Was auch immer geschieht, schnell wird sich nichts lösen lassen

Nur sehr schwierig kann das Gefälle der wirtschaftlichen Leistungskraft in der Eurozone korrigiert werden, sichtbar am Beispiel Griechenlands, das zu lange über seine Verhälnisse schuldenfinanziert lebte.

Täglich kann sich zurzeit die Lage auf den Finanzmärkten ändern, die grundlegenden Probleme gibt es schon länger. Günter Spahn hat sie kürzlich im „Wirtschaftsreport“ analysiert. Günter Spahn

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ir erleben derzeit – einmal wieder – ein spektakuläres Wellental der Meinungen zum Thema EuroZone und wie ein Finanzkollaps vermieden werden kann. Vor wenigen Wochen berichteten die Fernsehkanäle so dramatisch, als stünde auch Deutschland vor dem Abgrund. Die Börsen spielten verrückt, Gerüchte verkündeten die unmittelbar bevorstehenden Finanzturbulenzen auch in Frankreich und Italien. Viele besorgte

Bürger der Bundesrepublik fragten sich daher, ob und wie lange noch der „Zahlmeister Deutschland“ die Probleme des Schlendrians in Griechenland, Portugal, Spanien (eventuell auch in Frankreich und Italien) über Rettungsschirme und andere Maßnahmen stemmen könne. Befeuert wurden die Ängste durch ein unverantwortliches Gerede von Berufenen und Nichtberufenen und leider auch von hochrangigen Vertretern der Politik, auch aus Brüssel. Hinzu kamen Berichte in den Medien, die das Klima sogar noch düsterer darstellten. „Wo aber viele Worte sind, da geht‘s (nicht nur) ohne Sünde nicht ab“ – wo viel Geschwätz stattfindet, da ist häufig die Dummheit mit im Spiel.

Über die Verhältnisse gewirtschaftet

Zu verharmlosen ist allerdings beileibe nichts. Immerhin hat jetzt Bundespräsident Christian Wulff vor Nobelpreisträgern in Lindau die Probleme auf einen Nenner gebracht: „Erst haben Banken andere Banken gerettet, dann haben

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Die aufgeworfenen Fragen skizzieren das Marktumfeld der „Märkte“ und leider können die Märkte keine plausiblen Antworten geben. Die Märkte sind ratlos, weil sie die eigenen Gerüchte nicht mehr unter Kontrolle haben.

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Staaten Banken gerettet, dann rettet eine Staatengemeinschaft einzelne Staaten. Wer rettet aber am Ende die Retter?“ Natürlich, keine Frage, ist die Einführung des Euros und die europäische Integration überhaupt ein Erfolgsmodell. Wer wollte noch beispielsweise den Franc oder Gulden, die Lira oder den österreichischen Schilling mit den für die Unternehmen schwer kalkulierbaren Währungsschwankungen in wichtigen Märkten? Wahr ist aber auch: Nur sehr schwierig kann das Gefälle der wirtschaftlichen Leistungskraft in der Eurozone, sichtbar am Beispiel Griechenland, korrigiert werden. Da wurden in einem politischen Wahn – vielleicht gut gemeint – Länder in der Eurozone zusammengespannt, die strukturell einfach nicht zusammenpassen. Gewiss ist es richtig, dass etwa Griechenland zu lange über seine Verhältnisse, schuldenfinanziert, lebte. Im Gegensatz zu leistungsstarken Volkswirtschaften, die sich bedingt Schulden erlauben können, hat Griechenland aber keine wettbewerbsfähige Realwirtschaft und weder Produkte noch Industriefirmen mit einer internationalen starken Strahlkraft. Das Land und seine Bürger überstanden die strukturellen Schwierigkeiten in den letzten Jahrzehnten durch eine einigermaßen florierende Tourismusindustrie und lange auch durch seine Reedereiwirtschaft (Stichworte Onassis und Niarchos). Heute kann sich Griechenland auf absehbare Zeit nicht mehr erholen; die EU hat indirekt ehrgeizige Prestigeprojekte wie die Sommerolympiade in Athen oder den Kauf teurer Hightech-U-Boote mit Brennstoffzellenantrieb finanziert oder kreditiert. Aber dies sind nur Beispiele.

Grundlegend andere deutsche Situation

In Deutschland hingegen war der jüngste Börsenabsturz durch nichts gerechtfertigt. Wir haben eine hervorragende Realwirtschaft mit florierenden Firmen. Die Automobilindustrie kommt beispielsweise mit der Produktion und der Nachfrage nicht mehr nach – trotz Sonderschichten rund um die Uhr. Dies war in der Finanzkrise 2009 völlig anders. Auch die deutsche

Chemieindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau und andere Investitionsgüterbranchen aus Deutschland „brummen“. Ungeachtet geringer feriensowie sommerbedingter leichter Abwärtstendenzen in der gesamten Industrie wird Deutschland im laufenden Jahr 2011 nach Einschätzung der Bundesbank beim Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um drei Prozent zulegen. Im Juli 2011, inmitten der hysterischen Börsenabstürze, wurden hierzulande erstmals 41 Millionen Erwerbstätige gezählt. Laut Statistischem Bundesamt überwiegen bei den neuen Stellen sogar die Vollzeitarbeitsplätze, die gegenüber dem Vergleichsmonat 2010 um mehr als eine Million zunahmen. Die Wirtschaft ringt verzweifelt um qualifiziertes Personal.

Fragwürdige Ratings

Und genau in diesem eigentlich sehr positiven Umfeld gaben selbst an der Frankfurter Börse die Kurse nach – die „Märkte“ seien nervös. Eigentlich soll ja die Börse auch das Marktgeschehen der Realwirtschaft widerspiegeln. Wer sind die „Märkte“? Wer hat ein Interesse daran, über weit mehr als nur Börsengerüchte, mit den damit verbundenen teilweise dummen Schwätzereien (wie den Vergleich Frankreichs mit den Ereignissen in Griechenland), die Kurse zu beeinflussen? Zehn Stellungnahmen aus der Welt der „Märkte“ ergeben zehn unterschiedliche Meinungen. Weshalb werden an den Finanzmärkten im Verbund mit Ratingagenturen, die in der Vergangenheit oft ihre Inkompetenz unter Beweis stellten, enorme Aktienwerte zumindest temporär „verbrannt“? Was ist von Ratingagenturen zu halten, die in der letzten Finanzkrise „Schrottpapiere“ als erstklassig einstuften? Diese kritischen Fragen bedürfen einer glaubwürdigen Antwort nicht nur durch die Märkte. Unverständlich ist auch das Verkommen der Sitten innerhalb der Finanzinstitute: Wie weit sind wir schon gekommen, wenn sich, wie ja derzeit zu beobachten, die Banken im sogenannten „Interbankenmarkt“ nicht mehr untereinander trauen und Entscheidungen aufgrund von Börsengerüchten treffen? Hier stimmt einiges nicht

mehr an der Finanzkultur der Banken. Werden Finanzkrisen aus Kreisen der Bankenwelt noch zusätzlich befeuert, damit die Europäische Zentralbank Staatsanleihen hochverschuldeter Länder aufkauft? Und – wie kann sich eine „Micky Maus“ (im Vergleich zu den Vereinigten Staaten als immer noch, trotz derzeitiger Schwierigkeiten, mit Abstand größte Volkswirtschaft der Welt) wie Standard & Poor's erdreisten, wie geschehen, die USA in der Qualität eines Schuldners herabzustufen? Inzwischen sickerte durch, dass der Ratingagentur laut amerikanischer Administration einfache Rechenfehler der Analyse unterliefen? Wieso nimmt die Finanzwirtschaft überhaupt Ratingagenturen (wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt) noch ernst? Dringend notwendig wäre die stärkere Kontrolle der Ratingagenturen durch staatliche Aufsichtsbehörden. Besser wären Ratings durch Institutionen, in denen auch die Notenbanken wichtiger Länder zumindest vertreten sind. Der volkswirtschaftliche Schaden ist weltweit zu groß, als dass man etwa Staatsbewertungen wie die der USA oder Frankreichs kleinen Gesellschaften wie Standard & Poor's überlassen kann (Standard & Poor's erzielt gerade einmal einen Umsatz von 1,7 Milliarden US-Dollar und ist somit wesentlich kleiner als beispielsweise mittelgroße deutsche Versicherungen). Die aufgeworfenen Fragen skizzieren das Marktumfeld der „Märkte“ und leider können die Märkte keine plausiblen Antworten geben. Die Märkte sind ratlos, weil sie die eigenen Gerüchte nicht mehr unter Kontrolle haben. Finanzmärkte, Banken wie Börsen, werden vor allem aus der Sicht der Politik immer unglaubwürdiger, wenn sie sich vom Geschehen der Realwirtschaft entfernen. Bezeichnend die Antwort eines Investmentbankers auf unsere Frage, weshalb sich die Börse vom realen Geschehen abkopple: „Ein Hornochse rennt vor und zehn weitere rennen halt nach – erklären Sie dies einmal einem Hornochsen“... Günter Spahn ist Herausgeber und Chefredakteur von Der Wirtschaftsreport.


WIRTSCHAFT

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Fehl am Platz

Mehr als die Hälfte der Unterforderten (53 Prozent) gibt in der Forsa-Umfrage an, zu wenig anspruchsvolle Aufgaben zu bekommen. Über mangelnde Verantwortung klagen 48 Prozent dieser Gruppe; 37 Prozent empfinden ihren Beruf als zu wenig abwechslungsreich. „Langeweile im Job führt dazu, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer weniger zutrauen und schließlich tatsächlich Kompetenzen verlieren. Dies wird schnell zur Abwärtsspirale“, warnt Pellert. Die Überforderten hingegen leiden vor allem unter ihrem hohen Arbeitspensum (73 Prozent). Jeder Dritte dieser Gruppe meint, zu viel Verantwortung zu tragen (35 Prozent) oder sehnt sich nach mehr Routine (30 Prozent).

Kompetenzprofile gegen Unzufriedenheit

In sogenannten „Kompetenzprofilen“ legen immer mehr große Unternehmen detailliert fest, welche Fähigkeiten für bestimmte Aufgaben gefordert sind. Führungskräfte können durch Gesprächsleitfäden herausfinden, ob die Produktmanagerin ihre Durchsetzungsfähigkeit trainieren müsste und der neue Servicemitarbeiter die nötige Kundenorientierung mitbringt. Neben den fachlichen Kompetenzen schätzen die befragten Personalexpertinnen und -experten insbesondere Selbstorganisation, aber auch Kooperation und interkulturelle Kommunikation als wichtige Zukunftskompetenzen ein. (sfr / Ahmad-DUW)

„Spitzenpolitiker leisten mehr als Wirtschaftsführer“

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ass Spitzenpolitiker mehr leisten als Wirtschaftsführer, ist keine These, sondern die gelebte Erfahrung von Edmund Stoiber, EU-Berater und früherer Ministerpräsident Bayerns. Stoiber hält Spitzenpolitiker für deutlich höher belastet als Top-Manager. „Was eine Bundeskanzlerin oder ein Bundeskanzler physisch oder psychisch leisten muss, geht über das Pensum der allermeisten Unternehmensführer weit hinaus“, sagte der langjährige CSU-Vorsitzende in einer Diskussion über das Anforderungsprofil an Führungskräfte in Wirtschaft und Politik im Rahmen der Feier zum 20-jährigen Bestehen der Munich Business School. Im Gegenzug stellte der Präsident der MBS, Rudolf Gröger, in seiner Festrede die Leitlinien für die weitere Entwicklung einer der führenden Wirtschaftshochschulen im deutschsprachigen Raum vor. Auch das Arbeitspensum der politischen Entscheider hält Stoiber für höher: „Spitzenpolitikerinnen und -politiker arbeiten deutlich mehr als alle Spitzenrepräsentanten der Wirtschaft, die ich kenne.“ Die höhere Belastung ergebe sich beispielsweise aus der ständigen öffentlichen Beobachtung und Bewertung der Entscheidungen und Verhaltensweisen der Politiker. „Die Beschleunigung der Kommunikation, denen sich viele Manager durch die neuen Kommunikationstechnologien und sozialen Medien ausgesetzt sehen, wirkt für Akteure im politischen Raum noch viel stärker“, sagte der ehemalige bayerische Spitzenpoliti-

ker und heutige EU-Berater den Studenten, Absolventen, Professoren und Dozenten der privaten Wirtschaftshochschule. Der Präsident der Münchner Wirtschaftshochschule, Rudolf Gröger, machte dagegen das Spannungsfeld deutlich, in dem sich Führungskräfte in Unternehmen auch künftig bewegen werden. „Unser Ideal ist die authentische und respektvolle Führungspersönlichkeit mit hervorragenden fachlichen Kenntnissen und Fähigkeiten, die über ein stabiles Wertesystem verfügt“, sagte Gröger, der langjährige CEO von O2 Germany. Sowohl erfolgreiches Unternehmertum als auch wirksame Führung erforderten aber den gelegentlichen Regelbruch, ohne den Fortschritt und Entwicklung auch in Organisationen nicht möglich sei. „Dem Konflikt zwischen Regeltreue und gelegentlich notwendigem Regelbruch werden Verantwortungsträger immer wieder ausgesetzt sein und darauf muss eine Business School ihre Absolventen vorbereiten“, erklärte der ehemalige Spitzenmanager und begründete damit die verstärkte Orientierung der Munich Business School auf die Persönlichkeitsbildung der Studierenden. Der MBS-Präsident verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Munich Business School bei ihrer Gründung im Jahr 1991 angetreten war, um hinsichtlich der Internationalität und der Praxisnähe des Wirtschaftsstudiums neue Maßstäbe für die deutsche Hochschullandschaft zu setzen. Dies sei erreicht worden. Dabei habe die Persönlichkeitsbildung

der Studenten parallel zu den fachlichen Studieninhalten von Anfang an einen größeren Raum eingenommen als an anderen Hochschulen. „Dazu waren wir auch deshalb in der Lage, weil wir keine große Einrichtung sind, sondern mit unseren Studenten in kleinen Studiengruppen arbeiten können“, sagte Gröger. Diese Orientierung müsse gewahrt bleiben auch bei zukünftigem Wachstum der Hochschule. Sowohl die konsequente inhaltliche Parallelität von persönlichkeitsbildender und fachlicher Ausbildung als auch die leistungsfördernden Bedingungen des Studiums in kleinen Gruppen gehörten zum Markenkern der Munich Business School, der auch dann nicht infrage gestellt werde, wenn wie gegenwärtig die Hochschule durch ihre Erfolge wachsenden Zulauf erfahre. Die Munich Business School bildet Führungskräfte für die Wirtschaft aus. Fast 900 Absolventen – darunter etwa ein Viertel aus dem Ausland – haben das Studium der internationalen Betriebswirtschaft an der MBS inzwischen abgeschlossen. Die Qualität der Ausbildung und die wachsende Reputation der Hochschule hatten in den vergangenen Jahren zu einer stetigen Zunahme der Studentenzahlen geführt. Die Feier zum 20-jährigen Bestehen der MBS war gleichzeitig der Studienstart für 250 neue Studenten, die ihre Ausbildung im BachelorStudiengang, in verschiedenen Master-Studiengängen oder im berufsbegleitenden MBA-Studiengang begonnen haben. (sfr / idw)

F O T O : T O M S H AW/G E T T Y I M AG E S

Zu hohes Arbeitspensum, anspruchslose Aufgaben

Wer über längere Zeit an Überforderung oder Unterforderung leidet, läuft auf Dauer in die Gefahr eines Burnouts oder Boreouts. Jeder dritte Unzufriedene hat sich mit seiner Situation abgefunden. Fast die Hälfte will jedoch an sich selbst (22 Prozent) oder an der Situation im Job (22 Prozent) etwas ändern – etwa durch Weiterbildung oder ein Gespräch mit den Vorgesetzten. „Weiterbildung kann Überforderten helfen, sich selbst besser zu strukturieren und in ungewohnten Situationen handlungsfähig zu bleiben“, erklärt Pellert. „Unterforderte sollten sich aktiv um neue Herausforderungen bemühen.“ 18 Prozent der Unzufriedenen geben an, dass sie sich einen anderen Arbeitgeber suchen wollen, weil sie sich nicht gewürdigt fühlen und entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit auch leisten wollen.

Welches Wissen braucht ein echter CEO? Sonja Flesch-Reiss

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ie Unternehmensleistung steht in direktem Zusammenhang mit dem aufgabenspezifischen Wissen eines Vorstandsvorsitzenden (CEO). Über die Beziehungen zwischen den Aufgaben und Rollen eines Vorstandsvorsitzenden sowie dem dafür von ihm benötigten Wissen und die darauf bezogenen Implikationen für den Unternehmenserfolg innerhalb seiner Amtszeit schrieb nun Stefan Frisch, 25, sei-

ne Masterarbeit und erhielt dafür prompt den KARL-KOLLE-Preis 2011 für strategisches Management der Handelshochschule Leipzig (HHL). Die Zusammenhänge innerhalb der Leader Life Cycle Theory (Lebenszyklus-Theorie des Managers) beschreiben, dass ein CEO innerhalb seiner Amtszeit verschiedene Phasen durchläuft. So muss etwa ein neuer Vorstandsvorsitzender erst das Unternehmen und seine Strukturen kennenlernen und wird in einem stabilen Firmenumfeld nicht so produktiv sein wie seine Kolle-

gen, die bereits mehrere Jahre im Geschäft sind. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf diese Lernphase ist das aufgabenspezifische Wissen. Ein CEO, der bereits vorher in einem ähnlichen Job gearbeitet hat, verfügt über einen höheren Wissenstand und hat damit einen Vorteil gegenüber „Neulingen“. Das aufgabenspezifische Wissen innerhalb der Leader Life Cycle Theory ist elementar und damit eine akkurate Messgröße für zukünftige empirische Studien zu diesen Persönlichkeitsfaktoren, die über die persönliche und fachliche Eignung entscheiden.

FOTO: HHL

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eder fünfte Erwerbstätige (22 Prozent) fühlt sich in seinem Beruf nicht richtig eingesetzt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage unter 1.005 Berufstätigen im Rahmen der Studie „Kompetenz- und Talentmanagement“ der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW). Jeweils elf Prozent der Befragten fühlen sich überfordert oder unterfordert. „Unternehmen müssen die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser nutzen“, sagt Prof. Dr. Ada Pellert, Präsidentin der DUW. Wenn Anforderungen und Kompetenzen nicht zusammenpassen, entsteht für Unternehmen eine existenzbedrohende Gefahr. Davor warnen die Personalexpertinnen und -experten, die die DUW auf Basis der Studie „Talentpolitik auf dem Prüfstand“ befragte.

KARL-KOLLE-Preis 2011: (v.l.n.r.) Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Stefan Frisch, Prof. Dr. Torsten Wulf


DEUTSCHLAND 163.000* GROSS BRITANNIEN 8.000 29.000 BERLIN

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UKRAINE IRLAND 3.000 The Epoch 8.000Times Deutschland / 21. September - 4. Oktober 2011 / Nr. 290

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SPANIEN 15.000

Die Ausgrenzung der Frauen verschlimmert Somalias Krise DOMINIKANISCHE REPUBLIK

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F O T O : O L I S C A R F F/G E T T Y I M AG E S

ARGENTINIEN

Eine unterernährte Mutter mit ihrem Kind im Medecins Sans Frontiers Hospital des Dagahaley Flüchtlingscamps in Kenya. auf, die uneingeschränkte Teilnahme der Frauen auf allen Ebenen des Friedensprozesses zu unterstützen und zu fördern. Weiterhin soll die geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die in militarisierten Krisengebieten leben, beendet werden. Nach über zehn Jahren seit der Verabschiedung der Resolution 1325 und nach zwanzig Jahren des Bürgerkrieges hat Somalia den grundlegenden Richtlinien dieser UN-Konvention immer noch nicht zugestimmt. Auf nationaler Ebene soll Artikel 29 der vorläufigen

Verfassung Somalias im Parlament einen Frauenanteil von zwölf Prozent garantieren. Aber von den 550 Mitgliedern der Übergangsregierung sind nur 38 Frauen. Darüber hinaus arbeitet in den 18 Ministerien der Regierung nur eine Staatssekretärin. Der neulich ernannte Premierminister und seine Regierung sollten wirksame Mechanismen einrichten, die eine uneingeschränkte Teilnahme der Frauen am gesellschaftlichen Leben sicherstellen. Denn so wird es eigentlich auch in der vorläufigen Verfassung

Ägypten Sudan

Äthiopien

1.000

Khadija O. Ali

m 22. Juli hat der neu gewählte somalische Premierminister Abdiweli Mohamed Ali, ein Harvard-Absolvent und Professor für Wirtschaftswesen, sein Kabinett mit 49 Mitgliedern ernannt. Nur zwei davon sind Frauen. Eine Ministerin und eine stellvertretende Ministerin. Jedoch haben die somalischen Frauen und Kinder unter den andauernden Konflikten, der anhaltenden Dürre und der Hungersnot immer noch am meisten zu leiden. Laut UNICEF stirbt am Horn von Afrika alle sechs Minuten ein Kind, da dieses Gebiet von der Dürre besonders betroffen ist. Internationale Studien zeigen, dass Frauen und Kinder, die in einer von Krisen geschüttelten Gesellschaft leben, die gefährdetsten Gruppen darstellen. Doch trotz kontinuierlicher und systematischer Unterstützung der UN und der westlichen Staaten fährt die somalische Übergangsregierung damit fort, Frauen von jeglicher Entscheidungsgewalt auszuschließen. Außer einigen formalen Randbemerkungen über Frauen und Kinder in den Reden einiger UN- und Regierungsmitglieder macht Somalia weiter Business as usual. Dass Frauen in Somalia gesellschaftlich ins Abseits gestellt werden, widerspricht nationalen wie internationalen Konventionen. Die im Jahr 2000 verabschiedete Resolution 1325 ruft alle UN-Behörden und Mitgliedsstaaten der UN dazu

RUSSLAND 10.550 6.700

Somalias garantiert. Die UN, somalische Verantwortliche und westliche Regierungen, die ihre Sorge um Somalia bekunden, müssen sich ihrer Pflicht ernsthaft bewusst werden und anfangen, alle Somalier zu vertreten und nicht nur ihre beschränkten nationalen und institutionellen Interessen.

Männerherrschaft

Die sogenannte 4.5-Regel zur Wahl eines Sippenvertreters, die für ein ausgeglichenes Machtverhältnis zwischen den vier großen Sippen und den fünf Minderheiten sorgen

soll, wird ebenfalls nur auf die somalischen Männer angewendet. Dieses Verhalten geht sowohl von religiösen, säkularen als auch den gebildeten Männern aus. So wird in der von Männern dominierten politischen Führung den somalischen Frauen weiterhin die Teilnahme an politischen Abläufen verweigert und die Männerherrschaft fortgeschrieben. In der Praxis hat die 4.5-Regel keine Entfaltungsmöglichkeiten für die somalischen Frauen geschaffen. Ob im eigenen Land oder international: Die somalischen Frauen spielen schlichtweg keine Rolle. Ohne die uneingeschränkte Entfaltung der somalischen Frauen und deren Beitrag und Einsatz zur Bildung einer nachhaltigen und stabilen Grundlage für Frieden wird in Somalia kein Frieden herbeigeführt werden können. Das Einbeziehen der Frauen auf allen Ebenen der Entscheidungsprozesse wird außerdem die Sicherheit in Somalia verbessern. Da Frauen unter instabilen Verhältnissen mehr leiden müssen, fühlen sie sich dem Aufbau und der Aufrechterhaltung der Sicherheit mehr verpflichtet. Frauen sind keine Kriegsfürsten oder Waffenhändler und nutzen auch nicht die anhaltende Instabilität und Gewalt, um Macht, Geld oder Prestige zu erlangen. Der Aussöhnungsprozess wird durch die Einbeziehung der Frauen ebenfalls verbessert, denn sie spielen in ihren Gemeinschaften bei der Lösung von Konflikten eine entscheidende Rolle. Aufgrund ihrer familiären Beziehungen zwischen den Sippen haben die Frauen Kontakt zu den verschiedenen Interessen-

MALAYSIA 10.000 10.000 Somalia SINGAPUR

gruppen und betätigen10.000 sich oft- 20.000 mals als Vermittler zwischen den streitenden Parteien. Frauen spielen in Somalia auch eine wirtschaftliche Schlüsselrolle. In ihrer Aufgabe, die Familie zu versorgen, handeln sie wie Kleinunternehmer. Ihre Teilnahme ist also entscheidend für die Entwicklung der somalischen Wirtschaft. Zu guter Letzt leisten die somalischen Frauen mehr als 50 Prozent der regierungsunabhängigen humanitären Hilfe. Frauen in wichtigen politischen Positionen können also zu transparenter und verantwortungsbewusster Verteilung humanitärer Hilfe an die gefährdete Bevölkerung führen. Daher müssen Frauen unbedingt als Betreuerinnen, Strateginnen, Akteure, Planerinnen und Managerinnen im Bereich der humanitären Unterstützung eingesetzt werden. Die mehr als zwanzig Jahre dieses Verhaltens haben Somalia an den Rand des Abgrunds geführt. Die systematische Abwesenheit somalischer Frauen bei der Friedensbildung und dem Aufbau des Landes hat die Entwicklung in Somalia schwer behindert. Teilnahme am Friedensbildungsprozess ist das Anrecht der somalischen Frauen und keine Gefälligkeit, die ihnen gewährt werden sollte. Khadi O. Ali ist ehemaliges Mitglied des somalischen Übergangsparlaments und war zwischen 2000 und 2002 Staatsministerin der Nationalen Übergangsregierung. Neben ihrer Tätigkeit bei Policy In Focus arbeitet sie an der School for Conflict Analysis and Resolution der George Mason University an ihrer Doktorarbeit in Philosophie.

Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas

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Das Buch „Die Neun Kommentare“ trägt zur Auflösung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bei und verändert China. Die preisgekrönte Epoch Times-Serie beschreibt die wahre Geschichte und das Wesen der KPCh. Sie erscheint hier als Serie.

Kommentar Zwei Fortsetzung Das eigentliche Ziel des Langen Marsches war, nach Westen zu marschieren, um aus der Umzingelung auszubrechen und in einem Bogen in Richtung äußere Mongolei und Sowjetrussland fliehen zu können. In jener Zeit befand sich die KPCh in einer äußerst schwierigen Lage. Auf einer Route nach Westen, nahe entlang der äußeren Mongolei, konnte die KMT die KPCh nicht von zwei Seiten gleichzeitig angreifen. Dort angekommen, hätte die KPCh im Falle einer Niederlage in die Sowjetunion fliehen können. Die KPCh beschloss, durch Shanxi und Suiyuan zu marschieren; einerseits konnten sie dadurch mit ihrer Propaganda, gegen die Japaner zu kämpfen, die Sympathie und Unterstützung der Bevölkerung gewinnen; andererseits war diese Gegend sicher, weil es dort keine Japaner gab; die japanischen Truppen waren entlang der Chinesischen Mauer sta-

tioniert. Als die KPCh endlich ein Jahr später in Shaanbei (im nördlichen Teil der Provinz Shaanxi) eintraf, waren die Hauptkräfte der Roten Armee von mehr als 80.000 auf 6.000 Mann geschrumpft.

2.2.5 Der Xi’an-Zwischenfall – Durch Spionage kann sich die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) ein zweites Mal an die Kuomintang (KMT) anheften

Im Dezember 1936 entführten Zhang Xueliang und Yang Hucheng, zwei Generäle der KMT, Tschiang Kai-shek in Xi’an. Dies wird seither als Xi’an-Zwischenfall bezeichnet. In Geschichtslehrbüchern der KPCh wird der Xi’an-Zwischenfall als ein Militärputsch beschrieben, in dem Zhang und Yang in einem Ultimatum Tschiang Kai-shek aufforderten, gegen die Japaner zu kämpfen. Tschou En-lai sei als Vertreter der KPCh nach Xi’an eingeladen worden, um eine verträgliche Lösung auszuhandeln. Durch die Vermittlung verschiedener chinesischer Gruppen sei dieser Zwischenfall friedlich gelöst und der zehn Jahre dauernde Bürgerkrieg beendet worden. Dies ermöglichte

BRIEFE AN DIE REDAKTION

die Bildung einer vereinten nationalen Allianz gegen die Japaner. In den Geschichtsbüchern der Kommunistischen Partei ist weiterhin zu lesen, dass dieses Ereignis ein entscheidender Wendepunkt für das krisengeschüttelte China gewesen sei. Die KPCh stellt sich selbst als patriotische Partei dar, die die Interessen der Nation berücksichtigt und gegen die Japaner gekämpft habe. Immer mehr Dokumente über diese Geschichte decken jedoch auf, dass viele Spione der KPCh bereits vor dem Xi’an-Zwischenfall im Umfeld von Yang Hucheng und Zhang Xueliang tätig waren. Ein Beispiel war Liu Ding – insgeheim ein Mitglied der KPCh. Er arbeitete für Zhang Xueliang auf Empfehlung von Song Qingling, der Gattin von Sun Yat-sen, einer Schwester von Tschiang Kaisheks Frau, die ebenfalls Mitglied der KPCh war. Nach dem Ereignis lobte Mao Tse-tung: „Der Xi’an-Zwischenfall – Liu Ding hat Hervorragendes dazu beigetragen.“ Im nächsten Umfeld von Yang Hucheng war seine eigene Frau, Xie Baozhen, ebenfalls ein Mitglied der KPCh und in Yangs politischer Abteilung der Armee

beschäftigt. Xie heiratete Yang Hucheng im Januar 1928 mit der Zustimmung der KPCh. Außerdem war zu dieser Zeit das KPCh-Mitglied Wang Bingnan ein gern gesehener Gast in Yangs Haus. Wang wurde später stellvertretender Außenminister der KPCh. Es waren genau diese Parteimitglieder rund um Yang und Zhang, die diesen Putsch direkt initiierten. Zu Beginn des Vorfalls wollten die Führer der KPCh Tschiang Kaishek töten lassen, um sich an seiner früheren Bekämpfung der KPCh zu rächen. Zu dieser Zeit hatte die KPCh eine sehr schwache Basis in der nördlichen Provinz Shaanxi und lief Gefahr, in einer einzigen Schlacht vollständig vernichtet zu werden. Unter Einsatz all ihrer erworbenen Fähigkeiten zu Aufwiegelung und Betrug stiftete die KPCh Zhang und Yang zu dem Putsch an. Um Japan davon abzuhalten die Sowjetunion anzugreifen, schrieb Stalin an das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas den Befehl, Tschiang Kai-shek nicht zu töten, sondern ein weiteres Mal mit ihm zu kooperieren und eine zweite Allianz einzugehen. Mao Tse-tung und Tschou En-lai rea-

lisierten sehr wohl, dass sie die KMT mit der begrenzten Stärke der KPCh nicht vernichten konnten; wenn sie Tschiang Kai-shek töteten, würden sie von der sich rächenden KMT vielleicht sogar selbst ausgelöscht werden. Unter diesen Umständen änderte die KPCh ihre Gangart, sie forderte im Namen aller „Anti-Japaner“ den vereinten Widerstand gegen Japan und zwang Tschiang Kaishek ein zweites Mal, den Zusammenschluss mit ihr zu akzeptieren. Zuerst arrangierte die Kommunistische Partei einen Putsch und bedrohte das Leben von Tschiang Kai-shek. Dann machte sie eine Kehrtwendung und zwang ihn dazu, die KPCh aufzunehmen. Die KPCh war nicht nur der Vernichtung entgangen, sondern sie konnte sich ein zweites Mal an die KMT-Regierung anheften. Die Rote Armee wurde zur Achten Route-Armee und die KPCh wurde wieder stärker und größer. Was Hinterlist und Verschlagenheit betrifft, kann niemand sagen, dass die KPCh darin kein Meister wäre. Den vollständigen Text der „Neun Kommentare“ finden Sie unter: www.epochtimes.de/NeunKommentare

Bitte senden Sie die Briefe an leserbriefe@epochtimes.de Epoch Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684

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haben mit dem Stichtag 17. September 2011 ihre Austrittserklärung auf der Webseite http://quitccp.org veröffentlicht.

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m 18. November 2004 veröffentlichte „The Epoch Times“ erstmals die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Darin werden die Geschichte und das Wesen der KPCh dokumentiert und analysiert. Seitdem erklären täglich rund 25.000 Chinesen ihren Austritt aus der KPCh, dem Kommunistischen Jugendverband und den Jungen Pionieren. Die per Telefon, Fax oder E-Mail erklärten Austritte werden von drei „Tuidang“ (Austritts-) Centern gesammelt und im Internet auf http://quitccp.org veröffentlicht.


Internationales

The Epoch Times Deutschland / 21. September - 4. Oktober 2011 / Nr. 290

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Indiens selbstgemachte Wasserknappheit Rohini Nilekani

Zukünftiges Dilemma

Die Planungskommission Indiens warnte wiederholt davor, dass Wasser in den kommenden Jahren ein ernsteres Problem als das der Landverteilung oder Energieversorgung für Indien werden würde. Bei ihrer Vorbereitung des 12. Fünf-Jahres-Plans für Indien nahm die Kommission umfassende Beratungsgespräche über eine bessere Regelung der Nutzung der Wasserressourcen auf. Aber Konsens und Umsetzung bleiben große Herausforderungen, vor allem weil Wasser verfassungsmäßig eine provinzielle und keine bundesstaatliche Angelegenheit ist. Inzwischen sollte sich Indien auf eine mehrjährige Süßwasserknappheit vorbereiten. Das Land gehört zu den regenreichsten der Welt. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 1.170 Millimetern (46,1 Zoll) und die Wasserressourcen insgesamt betragen rund 4.000 Milliarden Kubikmeter pro Jahr, wovon etwas mehr als ein Viertel nutzbar ist. Aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums in Indien und des steigenden Wasserverbrauchs nahm die Verfügbarkeit von Wasser pro Kopf, einer von vielen Indikatoren einer kommenden Krise, im Laufe der Jahre stetig ab. Aufgrund wahlloser Entnahme aus Flüssen und unterirdischen Was-

F oto : S a m Pa nt h a k y/A F P/G ett y I m ages

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Oben: Junge Wasserträger: Weil aus Flüssen und unterirdischen Bewässerungssystemen wahllos Wasser entnommen wird, könnte Indien in diesem Jahrzehnt offiziell ein wasserarmes Land werden. Links: Dorfbewohner waschen sich und ihre Wäsche an einer frei zugänglichen Wasserversorgungsanlage zwischen den Ortschaften Kayla und Mota Shahpur im Bezirk Surendranagar.

F oto : S a m Pa nt h a k y/A F P/G ett y I m a ges

m Juli dieses Jahres breitete sich der starke Monsun über weite Teile des Subkontinents aus. Die Menschen verloren ihre Angst vor langen, heißen Sommermonaten, während andere Länder in Erwartung des kühlen, lebensspendenden Regens gemeinsam den Atem anhalten. Aber die 1,6 Milliarden Menschen in der Region wissen, dass die Sorgen im nächsten Sommer zurückkehren werden. Wasser ist schließlich eine endliche Ressource. Alle endlichen Ressourcen müssen ständig nachhaltig und gerecht verwaltet werden, indem die Nachfrage begrenzt und die Versorgungseffizienz verbessert wird. Diese Aufgabe wird durch die sozio-kulturellen Überzeugungen, Werte und Neigungen gegenüber dieser kostbaren Ressource erschwert. Derzeit wird die indische Politik von Kontroversen über Natur-Ressourcen-Management, insbesondere dem Erwerb von Land, beherrscht. Obwohl die Wirtschaft schon mehr als zwei Jahrzehnte liberalisiert wird, gibt es wenig Klarheit oder Einigkeit über die Steuerung und die Richtlinien für die unvermeidlichen Landtransfers, die für den Übergang von einer primär nationalen Agrarwirtschaft zu einer gemischten und globalisierten Wirtschaft durchgeführt werden müssen. Die weit verbreiteten und andauernden Konflikte um Land stehen am Anfang der kommenden Konflikte um Wasser. Diesem Sektor fehlt es in ähnlicher Weise an rechtlichem und politischem Konsens. Im südlichen Bundesstaat Kerala verklagte eine Gemeinde bereits die Firma Coca-Cola wegen des Verbrauchs von Grundwasser. Am Fluss Sheonath im nördlichen Bundesstaat Chhatisgarh gab es anhaltende Proteste gegen die Privatisierung einer Strecke des Flusses durch einen Wassernutzungsvertrag. Ländliche und städtische Gemeinden kämpfen um eine Aufteilung von landwirtschaftlichem Wasser und der städtische Wasserversorgung, ganz zu schweigen von den Mega-Konflikten zwischen den Staaten über die gemeinsame Nutzung von Flusswasser.

sersystemen, ohne ausreichende Überlegungen zur Wiederherstellung und Regeneration anzustellen, könnte Indien innerhalb dieses Jahrzehnts offiziell ein wasserarmes Land werden und unter den Wert von 1.700 Kubikmetern pro Person und Jahr fallen. Wasser ist zwar von großer Wichtigkeit für die Menschen, doch ist es wichtig zu verstehen, dass es ein zentrales Element ist und in der Natur sein eigenes Recht hat. Die übermäßige Entnahme und der Missbrauch von Wasser wirkten sich verheerend auf die Umwelt aus. Der Zustand der Ozeane verschlechtert sich, stark verschmutzte Gewässer können das Leben im Wasser nicht mehr versorgen, einige Flüsse erreichen das Meer nicht mehr und so weiter. Solche Rückschläge haben viele Auswirkungen. Wasser ist ein entscheidender Faktor für die ökologische Basis, auf die sich die Wirtschaft stützt. Zum Schutz sowohl der Ökologie wie auch der Ökonomie braucht Indien eine nationale Strategie, um Wasser in den Mittelpunkt der Entwicklungsplanung und Umsetzung zu stellen.

Nachhaltiges Wassermanagement

So wie Länder von einer CO2-armen Wirtschaft sprechen, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die Gefahren des Klimawandels zu verringern, muss Indien seine Wirtschaft auf einen niedrigen Wasserverbrauch umstellen, um seine Zukunft zu sichern und seine Verantwortung gegenüber künftigen Generationen zu erfüllen. Eine Wirtschaft mit niedrigem Wasserverbrauch sollte auf dem Grundsatz basieren, dass das Wasser so weit wie möglich in seinem natürlichen Zustand in der Umwelt belassen werden sollte. Die Entnahme jedes einzelnen Tropfens

Die weit verbreiteten und andauernden Konflikte um Land bilden in Indien den Auftakt für die kommenden Konflikte um Wasser.

muss gerechtfertigt sein. So weit wie möglich muss er recycelt und wiederverwendet werden. Dieses Prinzip zu akzeptieren bringt viele Herausforderungen für die drei großen Bereiche der Wassernutzung mit sich: Landwirtschaft, Industrie und Wohnungsbau. Jeder Sektor bietet kreative Möglichkeiten, um die schwierige Beziehung der Gesellschaft mit der Natur neben ihrem Streben nach ökonomischer Nachhaltigkeit neu zu definieren. In der Landwirtschaft, die derzeit mehr als 80 Prozent des Wassers verbraucht, gibt es mehrere Möglichkeiten, um mehr Getreide pro Tropfen zu erzeugen und um allgemein den Wasser-Fußabdruck zu reduzieren. Diese Ideen sind nicht neu, sondern wiederholen sich, da sie ein tieferes Engagement vonseiten der Politik und der Finanzwelt sowie im Bereich der Generierung von Wissen erfordern. Die Interessen der Landwirte stehen im Mittelpunkt. Indien muss etwas gegen billige Energie und Wasserverschwendung auf landwirtschaftlich genutzten Flächen unternehmen; Anreize für wassersparende Technologien auf dem Bauernhof schaffen und die Produktion, die Beschaffung und den Export von Getreide rationalisieren. Einige Studien ergaben, dass das Wasser derzeit von wasserarmen in wasserreiche Regionen transportiert wird, denn es ist in Produkten wie Milch, Seide und Baumwolle enthalten. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, den eigentlichen Handel mit Wasser zu überdenken, um ungerechte Trends umzukehren. Landwirtschaftliche Unternehmen haben wirtschaftliche Anreize, um Wasser in ihrer Lieferkette effizienter zu nutzen und die staatliche Politik muss für die Einhaltung der Regeln sorgen. Auch die Verbraucher können

intelligente Entscheidungen treffen, um eine Landwirtschaft mit niedrigem Wasserverbrauch zu unterstützen. Sie könnten unter einer Reihe von gesunden Hirseprodukten und anderen Nahrungspflanzen mit niedrigem Wasserverbrauch und bemerkenswerter Dürreresistenz auswählen. Dieses Bewusstsein könnte sich mit einer starken politischen Unterstützung und Steuerung schnell durchsetzen. Die Industrie spielt als Partner einer Wirtschaft mit niedrigem Wasserverbrauch eine entscheidende Rolle. Der Wasserbedarf der Industrie sollte aus den derzeitigen landwirtschaftlichen Quellen stammen. Der Energiesektor, ein großer Wassersäufer, muss sich klare Ziele setzen, um seinen Wasser-Fußabdruck zu reduzieren. Akteure aus dem Bereich der Industrie dürfen nicht mehr ungestraft die Binnengewässer verschmutzen. Es müssen Anreize geschaffen werden, die die Menschen davon abbringen, Wasser zu verschmutzen oder den Bedürfnissen der Umwelt, der Lebensadern und des Lebensunterhalts zu entziehen. Die weitverbreitete Bewegung zum Schutz der Flüsse Indiens kann von der Vision einer Wirtschaft mit niedrigem Wasserverbrauch erfüllt werden. Der ländliche familiäre Bereich hat wenig Spielraum für Kürzungen. Die Regierungsnormen selbst empfehlen einen Verbrauch von ca. 55 Litern (58,12 Quarts) pro Kopf und pro Tag. Die Menschen brauchen mindestens 50 Liter pro Tag zum Trinken, Kochen und Baden. Wenn überhaupt, dann sollte in allen Häusern Wasser und Abwasser durch Rohrleitungen fließen. Dadurch könnte sich die öffentliche Gesundheit verbessern und die Kindersterblichkeit verringern.

Wasserverschwendung und ungerechte Verteilung in den Städten

In städtischen Gebieten gibt es sehr viel Spielraum für ein Umdenken. Die Städte verwalten Wasserressourcen und Versorgungssysteme schlecht. Sie haben kaum Eigenkapital, bieten wenig Zuverlässigkeit und stellen keine ausreichende Versorgung zur Verfügung. In Delhi kann die Pro-Kopf-Verfügbarkeit zwischen 36 und 400 Liter pro Tag variieren. Trotz des mächtigen Yamuna-Flusses, der in ihrem Hin-

terland fließt, verschlingt die Versorgung mit zusätzlichem Wasser, das aus einer Entfernung von Hunderten von Kilometern bezogen werden muss, viel Geld und wird unbezahlbar. Es wird wenig getan, um Abwasser für die Wiederverwendung aufzubereiten. Ebenso wenig bestraft Delhi die Oberschicht, die zu viel Wasser verbraucht, während andere für grundlegende lebenswichtige Rechte kämpfen müssen. Wenn die Landeshauptstadt eine unverantwortliche Wasserwirtschaft betreibt, werden andere nachziehen. Wenn in den nächsten drei Jahrzehnten weitere 300 Millionen Inder in 5.000 Städte und Ortschaften strömen, müssen die Gemeinden ihre Wasserversorgung umstellen. Sie müssen einen integrierten Ansatz zur städtischen Wasserversorgung von der Quelle bis zum Abfluss einführen, erst vor Ort vorhandenes Wasser nutzen, bevor externes Wasser nachgefragt wird und eine Politik zur Unterstützung der Armen betreiben. Ebenso sollten sie einen dezentralen Ansatz finden, die Verwendung von geklärtem Abwasser für den Nicht-Trinkwasser-Bedarf fördern und so weiter. Bangalore übernahm in einigen Bereichen die Führung. Unter anderem setzte es auf eine Politik zur Unterstützung der Armen, um sicherzustellen, dass niemandem der Zugang zum Grundwasser verweigert wird und führte Volumentarife sowie einen Zuschlag auf privat gebohrte Brunnen ein. Die nächsten Herausforderungen bestehen darin, das Regenwasser zu optimieren, die Seen zu regenerieren und das Abwasser wieder zu verwenden, um die Abhängigkeit von externen Quellen zu verringern. Wenn die Initiativen nicht angeschoben werden, wird das Wasser zum bremsenden Faktor bei der Suche nach umfassendem und nachhaltigem Wachstum werden. Zum Glück ist Wasser zwar endlich, aber unendlich erneuerbar. Indien muss jetzt wieder seine alte Weisheit einsetzen, um wirtschaftlich zu wachsen und gleichzeitig weniger Wasser verbrauchen. Rohini Nilekani ist Vorsitzende von Arghyam, einer gemeinnützigen Stiftung in Indien, die sichere und nachhaltige Wasserwirtschaft für alle unterstützt. Mit Erlaubnis von YaleGlo­bal Online. Copyright © 2010, Yale Centre for the Study of Globalization, Yale University.


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FEUILLETON

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Rosemarie Frühauf

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er Rapper „Rise-Ascend“, 33, lebt nahe Washington D.C., USA. Vor wenigen Monaten erreichte ihn die Facebook-Mail des Komponisten „Direction“ aus Göteborg, Schweden. Darin schrieb er ihm „Find’ ich toll, was du da machst ...“ Rise-Ascend heißt im bürgerlichen Leben Jamil Lawrence, ist verheiratet, zweifacher Vater und arbeitet in einer IT-Firma. Hip-Hop begleitet ihn seit seiner HighschoolZeit. Direction heißt eigentlich Kristian Karlgren. Der 23-jährige Sohn eines freischaffenden Blues und Rocksaxophonisten wuchs als musikalisches Multitalent auf und ist als Fitnesstrainer in Spanien unterwegs.

Alles per E-Mail wegen der Zeitverschiebung

Außer ihrer Liebe zum Hip-Hop haben die beiden noch ein großes gemeinsames Thema. Beide praktizieren Falun Dafa, ein buddhistisches Qigong, das bekannt wurde unter dem Namen „Falun Gong“ und seit 1999 von Chinas kommunistischem Regime als „Staatsfeind“ verfolgt wird. Im internationalen friedlichen Protest gegen diese Verfolgungskampagne gab es viele Lieder. Die meisten Musiker, die Falun Gong praktizieren, bevorzugen jedoch sanfte und meditative oder eben chinesische Töne. Diese beiden Kreativen aber wollten etwas, das in dieser Form noch nicht da war: Hip-Hop machen, um über die Situation in China aufzuklären. Dabei klagen einige Lieder in bester Hip-HopManier mit offensiven Texten die Verbrechen des Regimes gegen die friedlichen Praktizierenden an. In anderen Songs setzen sie die Botschaft „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ auf ihre ganz persönliche Weise in Musik um. „Nachdem Direction mir etwas Soundmaterial zugeschickt hatte, wurde uns beiden schnell klar, dass wir zusammen ein sehr kraftvolles Album produzieren können. Eines, das Potenzial hat, richtig viele Menschen zu erreichen“, sagt RiseAscend. Und das ist ihnen wichtig,

„Er schickte mir Musik und wir diskutierten darüber per Mail. Nach ein paar Tagen war schon ein Lied fertig.“ Rise-Ascend

schließlich kursieren weltweit noch immer Vorurteile und Unwissenheit gegenüber der Meditationspraxis, die durch die Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas seit 1999 gesät wurden.

Vierzehn Songs in zwei Monaten

Ihre Seelenverwandtschaft und den daraus resultierenden künstlerischen Dialog fanden beide nicht einmal ungewöhnlich: „Direction schickte mir Musik und wir diskutierten darüber per Mail. Nach ein paar Tagen war schon ein Lied fertig. Ganz ehrlich, weil wir uns so einig waren, wo wir mit dem Endergebnis hinwollten, fühlte sich das während der ganzen Produktion des Albums absolut nor-

mal an“, meint Rise-Ascend. Die 14 Songs von „Hurry Up, Tell The World!“entstanden in der Rekordzeit von kaum zwei Monaten. „Ich schreibe Songs, weil ich damit Menschen – innerhalb von drei bis fünf Minuten – auf eine sehr tiefgehende Art und Weise berühren und bewegen kann“, sagt der Rapper über seine eigene Intention. Und an seinem Produzenten lobt er: „Als Musiker hat Direction ein Gefühl für die verschiedensten Musikstile – auch wegen seines vielfältigen Hintergrundes. Es ist für einen Komponisten nicht so leicht, 14 Lieder zu schreiben, die sich alle unterschiedlich anhören ...“ Doch die ständig wechselnden Instrumentierungen und Rhythmen, die Direction verwendete, machten es möglich und jedes Lied entwickelt seine eigene Atmosphäre.

dass wir es über diese große räumliche Distanz gemacht haben.“ „Rise ist einer, der im positiven Sinne sehr genau weiß, was er will. Und er ist ein begnadeter Texter.“ Für ihn sei es eine unglaubliche Erfahrung gewesen, zu hören, was der Rapper mit seinen Stücken angestellt habe und wie er Text und Musik zu einer Einheit verschmolzen habe, meint Direction: „Ich hatte seinen Gesang dazu nicht mal gehört, bis er das ganze Album fertig geschrieben hatte und er mir seine Version davon schickte.“

Zum Download im Internet

Gemeinsam haben sie nun eine Non-Profit-Organisation als Platt-

form für ihre Musik gegründet, die „Music To Stop The Persecution“ heißt (auf Deutsch: Musik für ein Ende der Verfolgung). Die Website www.hiphopdx.com, eines der größten Hip-Hop-Magazine im Internet, präsentierte „Hurry Up, Tell The World!“ bereits eine Woche lang auf ihrer Titelseite. Nun wollen Rise-Ascend und Direction das Album bei über 300 Radiostationen und 200 Hip-Hop-Magazinen vorstellen. Das wird sie eine Weile beschäftigen. „Danach möchten wir noch mehr Musik machen und Kooperationen mit anderen Künstlern in Angriff nehmen“, meint Direction. Und natürlich möchten sie sich endlich auch persönlich treffen.

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100 Prozent authentisch

Dabei stellt er sich seine Lieder wie Filmszenen vor und komponiert dann die Musik zu seinen inneren Bildern, verrät der Komponist. Am Hip-Hop liebt er am meisten die ihm innewohnende Dramatik. „Ich habe bei der Arbeit an diesem Album einfach versucht, 100 Prozent ich selbst zu sein. Und das Erstaunlichste war ja, dass Rise es auf Anhieb mochte. Unsere Zusammenarbeit war so fließend, dass kein Außenstehender hören kann,

F O T O : W W W. M U S I C T O S T O P T H E P E R S E C U T I O N .O R G

Zwei Musiker lernen sich auf Facebook kennen und produzieren gemeinsam ein Album – ohne sich je getroffen zu haben und nur per E-Mail. Das Ergebnis? Astreiner Hip-Hop mit brisanter Botschaft.

Dream-Team: Der Rapper RiseAscend aus Washington D.C. und sein Produzent Direction aus Göteborg haben sich noch nie getroffen. Letzte Woche brachten sie ihr Album „Hurry Up, Tell The World!“ heraus.

FOTO: DIRECTION

FOTO: RISE ASCEND

Das passiert, wenn Facebook-Freunde Hip-Hop machen

„Hurry Up, Tell The World!“ wurde am 14. September 2011 veröffentlicht. Das Album kann im Internet kostenlos angehört und heruntergeladen werden auf www.musictostopthepersecution. org

Ein Liebesdrama beweist, dass die Romantik lebt

Matthew Rodgers

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ie lautet deine Leidensgeschichte?“ fragt Rochester die unterdrückte Jane „ Eyre. Diese Geschichte ist eine aufwendig produzierte, fesselnde und oftmals hinreißende Eneuerung einer alten, oft erzählten Geschichte, die sich frisch und lebhaft anfühlt. Von ihrer rücksichtslosen Pflegerin Mrs. Reed (Sally Hawkins) getrennt, wird das unscheinbare Kind in ein Erziehungsheim geschickt, um ihm die Gehässigkeit aus der Seele zu treiben.

Nach den Prüfungen der Kindheit wird Jane (Mia Wasikowska) die Gouvernante im Heim des Lord Rochester, einem Mann mit „krankem Humor" für den unsere Heldin eine Ablenkung von der „Sumpflandschaft seiner Gedanken“ wird. Die unerwartete Freude wird aber durch ein dunkles Gespenst, das bedrohlich über dem Anwesen schwebt, sowie durch ein ungelüftetes Geheimnis gefährdet. Alles an Jane Eyre erinnert geradezu an Klassik: Vom Wert der Produktion bis zu den Leistungen der verschiedenen Schauspieler und deren unterschiedlichen Ausmaß an Erfahrung. Der Regisseur Cary Fukunaya muss bei einer solchen Anhäufung an Vortrefflichkeit nicht viel Anleitung geben. Das gibt ihm aber in einigen Momenten die Möglichkeit, in der Gestaltung des Films ein paar unvergessliche Spuren zu hinterlassen. Die Szenen, in denen Jane alleine ist und in denen sie das Gelände durchwandert, sind in ihrer Bandbreite sphärischer Stimmungen besonders beeindruckend. Lang andauernde Aufnahmen, die mit Flecken von Sonnenlicht bespren-

Ein ungern gesehenes Paar: Michael Fassbender als Mr. Rochester und Mia Wasikowska (Alice im Wunderland) als Jane Eyre. Das Liebesdrama „Jane Eyre“ läuft bereits in der Schweiz auf der Leinwand, in Deutschland ab Dezember.

F O T O : L A U R I E S PA R H A M / 2 011 U N I V E R S A L S T U D I O S

Brauchen wir wirklich noch eine Version von Jane Ayre? Oder kann diese Neuverfilmung der Liebesgeschichte „Jane Eyre“ frischen Wind in eine klassische Novelle bringen?

kelt oder in graue Farben getaucht sind, werden alle von Wasikowskas unaufdringlichem Schauspiel vervollständigt. An diesem Wendepunkt kann sie in den ausgedehnten Zeiträumen der Stille genauso viel sagen, wie es andere mit ausgedehnten Dialogen tun. Sie spielt wirklich brillant. Das heißt nicht, dass der Film in den Szenen mit Dialogen nicht gut funktionieren würde. Denn diese sind zu keiner Zeit theatralisch und in den besten Szenen sogar exquisit. Die schönsten Szenen sind die, in der Fassbender und Wasikowska mit Spannung geladene Sätze austauschen, die zwar poetisch, aber nie protzig wirken: „Mein Herz ist weh und meine Seele welk.“ Beide sind exemplarisch in ihrer Darstellung einer Beziehung, die durch den Klassenunterschied verhindert wird. Die Unterhaltungen am Kamin sprühen vor Chemie und die Diskussionen über die Bezahlung geben der ansonsten so verdrießlichen Geschichte die benötigte Leichtigkeit. Sie machen ihre Arbeit so gut, das man gar nicht bemerkt, dass Judy Dench in

ihrer Szene das Beste aus dem Film „How Very French“ übernimmt, wohingegen Jamie Bell seine bislang erwachsenste ErwachsenenSzene liefert. Jedem, dem der ursprüngliche Text von Jane Eyre unbekannt ist (wie er mir peinlicherweise war) kann in übernatürlich suggestiven Elementen der Handlung schwelgen, die eine Nuance des Horrors in die ohnehin schon dramatische Atmosphäre bringen. Das Tempo des Films nimmt gegen Ende ab und der Schwung geht – nachdem die Verwirrungen aufgelöst und die vorhersehbaren Teile des Films zueinander finden – verloren. Aber selbst dann bleibt „Jane Eyre“ fesselnd. Es ist wirklich eine „seltene überirdische Sache“, die unerwartet lohnend ist.


Feuilleton

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as ist das für ein Künstler, der mit 73 Jahren alles, was er vor dem 70. Lebensjahr veröffentlicht hatte, als „unbedeutend“ einstufte? Noch ein Jahr vor seinem Tod, damals war er 88, erklärte er, dass er mit 90 seinen Stil nochmals ändern und mit 100 gar die Malerei erneuern wolle. Hokusai hatte Humor. Und keineswegs Mangel an Selbstvertrauen. Seine Werke signierte er teilweise mit „der vom Malen besessene Hokusai“, in späteren Jahren dann mit „der vom Malen besessene alte Mann“. Katsushika Hokusai, wie er bürgerlich hieß, veröffentlichte zeit seines Lebens unter über dreißig verschiedenen Künstlernamen, denn er wechselte mit dem Malstil oft auch sein Pseudonym und vererbte es einem Schüler weiter. Über 70 Jahre dauerte seine Schaffensperiode: Mit sechs Jahren konnte er zeichnen, mit zwölf arbeitete er in einer der vielen Leihbüchereien Edos und mit 18 beherrschte er den Farbholzschnitt meisterlich.

Edo, das einstige Tokyo

Hokusai hatte die Gabe, die Geschehnisse auf den Punkt zu bringen, von der Natur und ihren Gewalten bis zu den Verschrobenheiten des menschlichen Alltags. Und es fasziniert, wie viele unterschiedliche Techniken er beherrschte. Egal, ob er einen Ärmel mit nur einem Pinselstrich erledigte oder ihn mit Außenkonturen versah, alles strahlt bei ihm Ruhe und Natürlichkeit aus. Er findet überraschende Bildlösungen – und jeder weiß, was gemeint ist. Dabei probierte er offensichtlich stets Neues aus. Kunstgeschichtlich interessant ist, wie er sich die Zentralperspektive der Europäer zu eigen machte, die von holländischen Händlern in Form von dreidimensionalen Guckkasten-Bildern importiert wurde. Dutzende Exemplare des insgesamt 15-bändigen Handbuchs „Hokusai-Manga“ liegen in der Ausstellung in Vitrinen aus, aufgeschlagen an den interessantesten Stellen: Karikierende Darstellungen von dicken und dünnen Menschen, akribisch beschriftete Fischsorten, Haushaltsgerätschaften. Aber auch kämpfende Krieger und Studien zu Stimmungen und Gesichtsausdrücken. Die 4000 Zeichnungen dienten als Vorlage für andere Künstler oder Kunsthandwerker und wurden Hokusais einflussreichstes Vermächtnis, das bis heute immer wieder nachgedruckt wird. Einige kunsthandwerkliche Gegenstände wie Geschirr, das mit Motiven daraus verziert wurde, zeigt die kulturelle Nachwirkung dieses Malbuchs.

sich das menschlich Triviale und das göttlich Erhabene nicht mehr als Gegenpole gegenüberstehen und ausschließen. Vielleicht war es das, was er damit meinte, wenn er hoffte, „mit Neunzig hinter die letzten Dinge zu kommen“. Einige Höhepunkte seines Spätwerkes versammeln sich im vorletzten Raum: Man trifft dort sowohl auf die übernatürlich leuchtende Erscheinung des „Dämonenbezwingers Shoki“, vollständig in Hellrot gemalt, als auch auf einen flauschigen „Tiger, der den Mond betrachtet“ und dabei schicksalsergeben grinst. Ein Straßenkünstler versucht, eine Kerze mit seinem Pups zum Flackern zu bringen. Und ein Drache, der aus einer Galaxienwolke aufzutauchen scheint, trägt ungewöhnlich teilnahmsvolle Züge. Vielleicht hat Hokusais Künstlerkollege Kesai Eisen vor lauter Verehrung idealisiert, als er ihn portraitierte: Sein Hokusai trägt ein Gewand voller kleiner SwastikaZeichen und Gesichtszüge, die mit langgestreckter Nase, sehr großen Ohren und Augen und einem aristokratisch kleinen Mund mehr die Charakteristik eines Buddhas als eines Normalsterblichen aufweisen. Der Meister selbst zeichnete sich mit 83 Jahren jedoch so, wie man es von ihm erwartet hatte: Als lachendes, hutzeliges Männlein.

Auf der Terrasse des Tempels: „Die Halle Sazaidô des Tempels Gohyaku-rakanji“ (um 1831) zeigt eine der „36 Ansichten des Berges Fuji“.

Humor und Beseeltheit

Mit virtuosem und sehr weichem Duktus malte Hokusai im Alter und gelangte zu einer Beseeltheit, die größer kaum hätte sein können. Er erreichte einen Zustand, in dem

Zwei weitere der „36 Ansichten des Berges Fuji“: Links: Die Insel Tsukudajima in der Provinz Musashi. Rechts: Der Suwa-See in der Provinz Shinano.Beide Farbholzschnitte entstanden um 1831 in Hokusais „Iitsu“Periode.

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Hokusai verbrachte die meiste Zeit seines Lebens im heutigen Tokyoter Stadtteil Sumida. „Edo“ wie Tokyo damals hieß, war ein Paradies für Künstler. Um 1800 hatte die Stadt schon 1,2 Millionen Einwohner, die, kaufkräftig und gebildet, nach Unterhaltung auf hohem Niveau suchten in Form von Gedichten, Romanen und Bilderalben. Sogar die Hälfte der Frauen war alphabetisiert und es soll ca. 600 Bibliotheken gegeben haben. Hokusai stellte in seinen Ukiyo-e, den „Bildern der vergänglichen Welt“, die Geishas, Sumo-Ringer und Kabuki-Schauspieler dar, die das Vergnügungsviertel der Stadt bevölkerten. Seine Farbholzschnitte und Buchillustrationen fanden reißenden Absatz. Der vielfarbige Holzschnitt war in Japan ab 1740 verwendet worden und erreichte

Ein Künstler – tausend Ausdrücke

Diese Fische sind Teil eines Albums mit zehn Bildern, das Hokusai im Jahr der großen Hungersnot 1836 mehrfach abgepaust und koloriert haben soll. Er gab die Alben besonders günstig ab, um seinen Verlegern Umsatz zu ermöglichen.

F oto : © K ats u s h i k a Hok u s a i M u se u m of Art

Rosemarie Frühauf

am Ende des Jahrhunderts bereits eine erste Blüte, zu der Hokusai maßgeblich beitrug. Künstler, Drucker, Papierhersteller und Verleger hatten gemeinsam den Herstellungsprozess perfektioniert, sodass große, kostengünstige Auflagen möglich wurden. Von einem Bildblock allein konnten mehrere hundert Abzüge hergestellt werden. Hokusai fertigte alles – von aufwendigen Bildern für private Sammler bis zu Spielkarten und Karikaturen. Ja, es gab sogar Bastelbögen zum Ausschneiden von ihm: „Das große Badehaus von Edo“ oder „Die Schlacht am IshibashiBerg“. Eine Attraktion für historisch gebildete Kinder.

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Die erste Hokusai-Retrospektive in Deutschland ist die zweite Berliner Ausstellung, die man in diesem Herbst gesehen haben muss. Ein Panoptikum des japanischen Lebens, hinterlassen von einem heiteren Genie.

F oto : © K ats u s h i k a Hok u s a i M u se u m of Art

Hokusai – Japans größter Künstler

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Eines von fünf „Kriegerbildern“, die Hokusai nach 1830 anfertigte, zeigt einen Kampf, der in seinen dramatischen Farben und Formen das Format zum Bersten zu bringen scheint. Die Themen waren verwegene Taten historischer Helden.

Die Hokusai-Retrospektive ist die erste ihrer Art in Deutschland und noch bis zum 24. Oktober 2011, täglich außer Dienstag, im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen. Es werden über 440 Leihgaben gezeigt, von denen einige Japan bisher noch nie verlassen hatten. Veranstalter sind die Berliner Festspiele und der MartinGropius-Bau, gemeinsam mit der Japan Foundation, dem Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin, Sumida City und Nikkei Inc. Mit besonderer Unterstützung der Ishibashi Foundation, unter der Schirmherrschaft der Botschaft von Japan und im Rahmen der Veranstaltungsreihe „150 Jahre Freundschaft Deutschland und Japan“.


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Wissen

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Neue Energietechnologien – Teil 2 In einer Welt, in der Energie als beschränkt verfügbar und daher kostbar wahrgenommen wird, werden die Konsequenzen der Einführung von freier Energie zu tiefgreifend sein, um deren Wirkung prognostizieren zu können. Vielleicht bräuchten wir einfach nur ein wenig mehr Mut. Bisher sind doch die meisten Konflikte der Welt aus Mangel an Ressourcen entstanden.

Dagmar Kuhn

so weit, anzunehmen, dass das Feld selbst eine Form von Bewusstsein darstellt, das mit dem menschlichen Bewusstsein interagiert.

Freie Energie – sind wir so weit?

Nikola Tesla sprach 1930 davon, dass die Menschheit den für diese Technologie notwendigen Bewusstseinsstand noch nicht erreicht habe. Aber heute – fast 80 Jahre später – befin-

Bei den FreieEnergie-Geräten handelt es sich um energetisch offene, nicht um geschlossene Systeme. Anders als beim Perpetuum Mobile beziehen sie Energie z.B. aus mag­ netischen Feldern.

den wir uns doch in einer ökologisch und ökonomisch völlig anderen Situation und die Dringlichkeit, Alternativen zur herkömmlichen Technik zu entwickeln, ist nun wirklich mehr als offensichtlich. Dabei geht es auch darum, diese dahingehend zu entwickeln, dass sie sich an den Prinzipien der Natur ausrichten, anstatt gegen sie zu arbeiten. Dazu mahnte der österreichische Wasserforscher und Erfinder Viktor Schauberger schon in den 30er-Jahren mit seinem Ausspruch „Ihr bewegt falsch!“. Damit meinte er die moderne Technik, denn bislang arbeiten die meisten unserer Maschinen und Motoren mit großer Hitze und großem Druck. Daraus

resultiert ein übermäßig hoher Verbrauch an Energie, der verbunden ist mit einer starken Lärm-, Abgasund Wärmeentwicklung, schwierig zu entsorgenden Abfällen und einem hohen Materialverschleiß. Man kann natürlich nicht alle möglichen wirtschaftlichen Lobbys, Strombetreiber, Interessengruppen, internationale Konzerne und die Militärs mit ihren Unterdrückungsstrategien ausschließlich dafür verantwortlich machen, dass diese Technologien noch nicht allgemein zugänglich und verfügbar sind. Wir sollten uns selbst ehrlich fragen, ob wir in unserem gesellschaftlichen Bewusstsein nicht zu träge sind und zu wenig einfordern und damit die Machenschaften dieser diversen Institutionen ermöglichen oder zumindest passiv dulden. Zu sehr sind wir darauf konditioniert, Verantwortung abzugeben und wichtige Entscheidungen den sogenannten „Spezialisten“ und „Fachleuten“ zu überlassen. Die derzeit bestehende Form dieser Gesellschaft und Ökonomie plus Raumenergie wäre sicherlich nicht mehr einfach. Es wäre eine grundlegend andere Form mit einem veränderten Bewusstsein, die sich unter anderem von dem seit vielen Generationen tief verankerten „Bewusstsein des Mangels“ verabschieden müsste, das derzeit leider noch die gesamte Weltwirtschaft regiert, in der fast nur noch die neoliberale Maxime des „Shareholder Value“ gilt. Auch ist in einer Welt der Dualität natürlich immer die Möglichkeit gegeben, eine Sache in destruktiver Weise zu nutzen. Daher erscheint es manchen Menschen als momentan noch zu gefährlich, Technologien zu entwickeln, die uns eine unbegrenzte Menge Energie liefern können. Es gibt bestimmte Gruppierungen, aber auch staatliche und militärische Kräfte, die bei der Nutzung nicht unbedingt das Wohl der Menschheit im Sinn hätten. Ich bin mir dieses Aspektes durchaus bewusst, denke aber, dass wir uns trotzdem – auch durch ver-

F oto : G e r d A lt m ann / p i x e l i o

stärkte internationale Vernetzung – dafür einsetzen sollten, diese Technologien auf den Weg zu bringen. Die Zukunft wird zeigen, auf welche Weise diese sich allmählich etablieren werden und wie viele Jahre diese Entwicklung und dieser längst fällige Paradigmenwechsel dauern wird. Aber jeder Mensch, der sich in dieser Richtung informiert und engagiert, leistet einen nicht zu unterschätzenden Bewusstseinsbeitrag zu diesem Prozess. Spätere Generationen werden sich sicher wundern, warum diese Technologie nicht schon viel früher umgesetzt wurde und man so lange an der ineffizienten Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Ähnlichem festhielt.

i Dagmar Kuhn Ausbildung nach dem Abitur als PTA (PharmazeutischTechnische Assistentin); Studium der Ethnologie und Vergleichenden Religionswissenschaften mit Schwerpunkt Schamanismus, Ethnomedizin und Ethnomusikologie. Seit über 15 Jahren Beschäftigung mit alternativer Medizin und innovativen Technologien und Forschungen, unter anderem Biophotonik, Bionik, neue Erkenntnisse zur DNS, NeueEnergietechnologien und Wasserforschungen, Viktor Schauberger u.a.m. Außerdem Auftritte als Sängerin mit einem musikalischen Repertoire in über zehn Sprachen, unter anderem in verschiedenen europäischen Sprachen sowie in Hebräisch, Arabisch, Türkisch, Persisch, DjudeoEspañol, Chinesisch und Japanisch im Rahmen von Veranstaltungen zum Thema „Dialog der Kulturen und Religionen“. E-Mail: spaceenergy-dkuhn@gmx.net

F oto : p u b l i c do m a i n

Der Physiker Prof. Claus W. Turtur , der an der TU Braunschweig-Wolfenbüttel im Fachbereich Elektrotechnik lehrt, konstruierte einen elektrostatischen Vakuummotor mit sich drehendem Rotor und schaltete in dem Experiment sukzessive alle Faktoren aus, die als Energiequelle infrage kommen könnten. Daraus muss man folgerichtig schließen, dass der Motor Energie aus dem Vakuum bezieht und dass man Raumenergie in klassische mechanische Energie umwandeln kann. Deshalb entwickelte er ein Pascal-Programm zur Berechnung eines Raumenergiekonverters. Wenn wir die Natur dieser Energie besser verstehen werden, wird dies in der Wissenschaft auch zu völlig neuen Erkenntnissen über die „Schnittstelle“ zur Materie führen, das heißt, durch welchen „Schöpfungsprozess“ die Dinge aus einem energetischen Raum in eine stoffliche Wirklichkeit übergehen. Aus diesem Wissen heraus könnten gänzlich neue Herstellungsverfahren entwickelt werden. Experimente auf dem Gebiet der Bewusstseinsforschung haben gezeigt, dass das beschriebene Vakuumfeld offensichtlich durch menschliches Bewusstsein beeinflussbar ist. Manche Forscher gehen

Energie ist nicht nur unbegrenzt verfügbar, sondern auch überall vorhanden.

F oto : T E S L A S O C I E T Y S C H W E I Z

Vakuumexperiment zum Nachweis der Raumenergie

F oto : T ho r b en W enge r t/ p i x e l i o

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ft wird der Begriff „Freie Energie“ auch für Verfahren verwendet, bei denen andere Funktionsprinzipien als die Nutzung der Raumenergie infrage kommen, das heißt, er dient oft als Sammelbegriff für unkonventionelle Energietechnologien, wie zum Beispiel die Kalte Fusion (zuerst durchgeführt von den amerikanischen Chemikern Stanley Pons und Martin Fleischmann), Wasserstofftechnologien und Magnetmotoren. Noch lehrt die akademische Physik keine allgemein anerkannten theoretischen Grundlagen, wie man diese Raumenergie nutzbar machen kann, sodass nicht nur Laien, sondern auch viele Physiker diese Energiegewinnung (oder besser ausgedrückt „Energiekonvertierung“ nach dem geltenden „Energieerhaltungssatz“) als eine Idee von Spinnern abtun bzw. sie in die Ecke der Esoterik stellen. Sie sind der Überzeugung, dass diese Geräte nicht funktionieren können, da sie ja gegen die in der Physik gültigen und experimentell nachgewiesenen Gesetze verstoßen. Es handelt sich dabei auch nicht – wie oft vermutet – um ein sogenanntes „Perpetuum mobile“, da die Ener­gie nicht aus dem Nichts kommt, sondern aus einer bislang nicht genau definierten bzw. allgemein anerkannten Energiequelle. Außerdem handelt es sich bei den Freie-Energie-Geräten um energetisch offene, nicht um geschlossene Systeme, sodass der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik nicht verletzt wird, was häufig als Gegenargument angeführt wird.

Energie aus der Luft: Ein Student demonstriert die Entladung einer Tesla­ spule (Los Angeles Polytechnic High School, 1909). Bitte das Experiment nicht nachmachen, da man herausgefunden hat, dass es für den Körper schädlich ist. Mit der Teslaspule wollte Nikola Tesla (kleines Foto) auch die drahtlose Übertragung von Energie ermöglichen.


WISSEN

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einen Schrank eingesperrt wurde, „fühlt man sich dermaßen gedemütigt und seiner Willenskraft beraubt und ist so verängstigt, dass man jede Lüge seiner Entführer glaubt; man denkt nicht einmal daran, Hilfe zu bekommen.“ Laut Annahme von PsycholoAlbert Einstein gen ist die rationalste Erklärung für die Entwicklung des Stockholm-Syndroms folgende: Das Opfer kreiert aus Furcht vor RiLeonardo Vintiñi siken, die aus der aktuellen Situation resultieren könnten, ein Abwehrsystem, das sich in vollständigem Gehorsam gegenüber s handelt sich um eine sehr seinen Entführern ausdrückt. mächtige Kraft. Sie kann Diese unter einem gewalttätigen dazu führen, dass jemand, Druck entstandene psychische „ obwohl er unmenschlichsten Behandlungen unterworfen war, Dankbarkeit empfindet, weil sein Leben verschont wurde.“ So erklärt Jeffrey Lieberman, renommierter Psychiater an der Columbia University in den Vereinigten Staaten, den „verwirrten“ Zustand, in dem der Entführte ein Gefühl der Zuneigung gegenüber seinem EntfühWas führt Menrer entwickeln kann. schen dazu, Vielen Geiseln, die von der kolumbianischen Guerillabewegung gerade zu den FARC entführt wurden, erging es so. Patricia Hearts, eine von der Personen Zunei„Symbionese Liberation Army“ gung zu entwientführte Zeitungserbin, schloss sich mehrere Monate nach ihrer ckeln, die sie zum Entführung den Tätern an. Diese Opfer machen? Art von psychologischen Erscheinungen werden unter dem Begriff „Stockholm-Syndrom“ zusammengefasst. Der Name wurde von einem Vorfall in der Hauptstadt Schwedens geprägt, als Kriminelle mehrere Geiseln sechs Tage lang innerhalb der Bank „Kreditbanken“ festhielten. Damals ging ein Schock durch die Medien, als am letzten Tag der Entführung Kamerabilder zeigten, dass eine Geisel einen der Entfüh- Störung führt zu Verwirrung und rer küsste. Ähnliche Aufregung einer Umstrukturierung des indiviwurde verursacht, als nach dem duellen Wertesystems, sodass das Vorfall keine der Geiseln damit ein- Opfer denkt, es würde die Ideale verstanden war, gegen die Entfüh- seines Geiselnehmers teilen. Aber rer auszusagen. Einige von ihnen das Stockholm-Syndrom ist nicht verteidigten sogar ihre Geiselneh- die einzige psychische Störung, die mer öffentlich. Menschen unter starkem mentalem Was führt einen Menschen dazu, Druck entwickeln können. sich mit einer Person, deren Opfer Ein von Milgram im Jahr 1961 er ist, anzufreunden? Laut Patri- durchgeführtes Experiment sorgte cia Hearst, einem der bekanntes- in der wissenschaftlichen Welt für ten Opfer, die vergewaltigt und in großes Aufsehen. Dabei wurden

„Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“

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geistig völlig stabile Personen getestet. Nur ein Jahr nach der Hinrichtung von Adolf Eichmann, Oberstleutnant und Unterstützer des jüdischen Holocausts, fragte sich Stanley Milgram, wie es für Menschen mit normalem, ja sogar friedlichem Charakter möglich war, sich an einem Völkermord zu beteiligen, so wie er im Dritten Reich geschah. Vor diesem Hintergrund unterzog Milgram mehrere Personen einem einfachen Test: Einer an einen elektrischen Apparat angeschlossenen Person wurden Fragen gestellt. War die Antwort falsch, bekam die Person – um sich zu „korrigieren“ – einen kleinen Stromstoß. Dafür war eine in einem anderen Raum befindliche Person, der „Lehrer“, zuständig. Mit jeder falschen Antwort wurde der Lehrer angewiesen, die elektrische Spannung zu erhöhen. Gleichzeitig wurden die Schreie und Bitten, den Test zu beenden, lauter. Dem Lehrer wurde vorher gesagt, dass der Test dafür benötigt wurde, um ein neues Lernsystem zu prüfen. (Die „Schüler“ waren professionelle Schauspieler.) Auf das Beharren der Forscher setzten die Lehrer die Elektroschocks trotz Einwänden gegen die unmenschliche Natur des Experiments fort. Die Mehrzahl der zuvor befragten Psychologen prognostizierte, dass keine der getäuschten Personen („Lehrer“) das Experiment über 150 Volt fortführen würde. Dennoch übten zwei Drittel davon letztendlich die höchstmögliche Spannung (450 Volt) auf den Schüler aus. Das Milgram-Experiment entfachte eine Diskussion über ein düsteres Rätsel, eines worüber Forscher der menschlichen Psyche schon lange theoretisieren: Kann jeder Mensch in einer bar- alten Reiches, wie heilige Denk- durch konnten sie die Feinde barischen Umgebung eine sadi- mäler zerstört und sogenannte unterdrücken und die Gesellschaft stische Persönlichkeit entwickeln? „Feinde des Volkes“ getötet wur- kontrollieren und nach ihren IdeaIst eine derartige Schwäche des den. Oder sie erlebten solche Gräu- len formen. Dieses Phänomen wird menschlichen Geistes ein Merk- eltaten wie den „Kannibalismus in nach Dr. Philip G. Zimbardo – bemal, das dem überwiegenden Teil Guangxi“. Ihre Persönlichkeiten zogen auf den sozial stabilen und der Menschheit eigen ist? Und lit- wurden dermaßen entfremdet, modernen westlichen Menschen ten möglicherweise die Menschen dass sie in jeder Situation im Ein- – als „Luzifer-Effekt“ bezeichnet. im Deutschland des Dritten Rei- klang mit den Richtlinien der ParPhilip Zimbardo, der Schöpches unter einer aufgezwungenen tei zu stehen schienen. In der Tat fer eines Experiments, das ebenso Identifikation mit den Ideen einer scheint dieses psychologische Phä- umstritten ist wie das von Milnomen im letzten Jahrhundert von gram, behauptet jedoch, dass jeder totalitären Partei? Während der Kulturrevolution vielen Diktaturen weltweit mit Er- Mensch unter unerwünschten äuin China sahen viele Bewohner des folg genutzt worden zu sein. Da- ßeren Einflüssen durch eine hero-

F O T O : G E R D A LT M A N N _ P H O T O S H O P G R A P H I C S .C O M / P I X E L I O ; R O L F H A N D K E / P I X E L I O

Der „Luzifer-Effekt“

Psychische Störung: Beim Luzifer-Effekt handelt es sich um Fälle, bei denen Opfer von Misshandlung oder Geiselnahme plötzlich Sympathie für den Täter empfinden.

ische Haltung Widerstand leisten kann: „Jeder von uns hat drei der folgenden Möglichkeiten: passiv zu bleiben, Schlechtes zu tun oder ein Held zu werden. Ich bewundere jene Alltagshelden, die als gewöhnliche Menschen außergewöhnliche Dinge tun.“ Im Einklang mit festen moralischen Grundsätzen und unter Nichtbeachtung externer Kräfte, die einen gegen das eigene Gewissen handeln lassen können, scheint die folgende Maxime von Konfu-

Ein ausgeklügelter Versuch mit einseitig blinden Patienten beweist die Fähigkeit des Gehirns, ohne Augen zu sehen.

Marieke Vos-Zweers & Cassie Ryan

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linde Menschen können auf emotionale Regungen, die in Gesichtern anderer zu sehen sind, reagieren und sicher Hindernisse umgehen, obwohl sie optisch nichts wahrnehmen können. Dies beweisen aktuelle Forschungen. Die Neurowissenschaftlerin Beatrice de Gelder von der holländischen Universität Tilburg arbeitete bei verschiedenen Projekten zusammen mit internationalen Teams und führte Beobachtungen an einseitig blinden Patienten durch. Physisch sind beide Augen dieser Menschen völlig intakt, aber ein Teil des visuellen Cortex ihres Gehirns arbeitet nicht korrekt. Durch einen Schlag oder eine Verletzung wurde eine Störung verursacht, so-

dass sie mindestens auf einem Auge erblindeten. „Nach einer Hirnverletzung erblindete Patienten fühlen sich völlig blind“, erklärte de Gelder in einer Pressenachricht, in der sie ihre Forschungen auf einem neurowissenschaftlichen Kongress im Juli vorstellte. „Aber wir haben entdeckt, dass sie noch immer um Objekte herumgehen und auf Emotionen reagieren können.“ Menschen mit normalem Sehvermögen neigen unbewusst dazu, sich in ihr Gegenüber einzufühlen; zum Beispiel nehmen sie dessen Gesichtsausdruck an. Bis dato wurde angenommen, dass dieser automatische Reflex durch die visuelle Wahrnehmung ausgelöst wurde. In einer Studie im Jahr 2009 benutzten de Gelder und Kollegen zur Teilung des Gesichtsfeldes eine Trennwand, um den Augen der einseitig blinden Patienten zwei verschiedene Bilder zu zeigen. Während dem blinden Auge Gesichter, die starke Emotionen wie Fröhlichkeit oder Angst zeigten, präsentiert wurden, bekam das sehende Auge neutrale Gesichter zu sehen. Die empathischen Gefühle der Patienten wurden über Pupillener-

FOTO: ILONA MARTIN /PIXELIO

Erblindet: Wahrnehmen ohne zu sehen

Nach einer Hirnverletzung erblindete Menschen können noch immer Hindernisse umgehen und auf lediglich visuell wahrnehmbare Emotionen reagieren.

weiterung und Reaktionen der Gesichtsmuskulatur gemessen. De Gelder und Kollegen stellten fest, dass die Patienten Gesichter mit starkem emotionalem Ausdruck imitierten, obwohl sie diese nicht sehen konnten. Als sie gefragt wurden, antworteten die Patienten, sie hätten geraten, welche Gefühle die Bilder darstellten. Interessanterweise waren die Reaktionen der Patienten identisch, als ihnen die Bilder vor ihrem sehenden Auge gezeigt wurden. Wie ist das möglich, dass ein Mensch ohne Sehvermögen sehen kann? De Gelder wurde in der zweiten Staffel von Morgan Freemans „Through the Wormhole“ in der am 6. Juli ausgestrahlten Folge interviewt. Diese Serie beschäftigt sich mit den vielfältigen Mysterien des Daseins und des Universums. Laut de Gelder verfügt das menschliche visuelle System mindestens über neun verschiedene Signalwege. Das Sehen über die Gehirnrinde scheint die Wahrnehmung einer Person regelrecht zu überfluten, aber an einseitig blinden Menschen können auch die Hindergrundaktivitäten über andere Signalwege beobachtet werden.

Diese unterbewussten mentalen Kanäle ermöglichen einer Person, Emotionen eher zu spüren, als zu sehen und scheinen die Basis für den sechsten Sinn zu sein. „Wir sollten ein einfühlsames, offenes Ohr für die Anzeichen des sechsten Sinns entwickeln, denn wir haben noch keine genauen Erkenntnisse über die Fähigkeiten des Gehirns“, erwähnte de Gelder bei der Fernsehsendung.

Vorschau Begegnungen mit prähistorischen Tieren “Lebende Fossilien” wie die Krokodile überstanden seit 250 Millionen Jahren mehrere Massensterben. Die ähnlich alten Flugsaurier dagegen hält man für ausgestorben; dennoch gibt es weltweit eine Vielzahl von Sichtungen des Pterodaktylus. Es scheinen einige Spezies aus unterschiedlichen Zeitaltern überlebt zu haben, die heute ein Leben im Verborgenen führen und nur selten beobachtet werden können.


MENSCHEN UND MEINUNGEN

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Versailles – sein Interieur und seine Freunde É

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er jemals das Schloss Versailles in dem gleichnamigen Vorort von Paris gesehen hat, ja wer auch nur Abbildungen kennt, kann sich wohl kaum vorstellen, dass es in Frankreich am Beginn des 20. Jahrhunderts Überlegungen gegeben hat, das Schloss abzureißen. Der Spiegelsaal – Vorbild für die europäischen Fürstenhäuser für alles, was Festlichkeit repräsentieren könnte, ein Opfer der Spitzhacke? Trotz aller Anstrengungen des Kurators und des zuständigen Ministeriums, drohte das Schloss zu verkommen. Wenn, ja wenn es nicht einen Mann gegeben hätte, Pierre de Nolhac, der sich 1892 auf dem Posten des Schlosskurators daran machte, das Schloss zu „retten“. Er brachte es wieder „in Mode“, wie ein Zeitgenosse ihm bescheinigte. Endlich im Jahr 1907 gründete sich der „Verein der Freunde von Versailles“, dem die Spitzen der französischen Gesellschaft angehörten, und engagiert sich seither mit Geld und vielen guten Worten und Taten zu Frankreichs Ruhm und Ehre. Die Epoch Times sprach mit Baron Roland de L’Espée, der im Jahr 2009 zum Präsidenten der „Société des Amis de Versailles“ gewählt wurde, was ihn bewogen hat, dieses Ehrenamt anzunehmen. Baron Roland de L’Espée: Ich empfinde mich als jemanden, der

etwas weitergibt, ich bin ein Glied in der Kette. Ich bin mit Versailles aufgewachsen, mein Vater war schon einer der Freunde von Versailles und ich wurde 1980 als ziemlich junger Mann als Mitglied aufgenommen. Man war der Ansicht, dass heutzutage ein Kunsthistoriker gut auf diesem Posten wäre. Ich bin Kunsthistoriker, ich arbeite in einer sehr angesehenen Firma, ich kenne mich mit allen Dingen von Belang aus, ich kenne die Kuratoren und die Konservatoren, die für die Bewahrung von Kunstschätzen und Bauwerken nötig sind. Es war fast natürlich, dass ich dieses Amt auch annahm, denn Versailles liegt mir am Herzen. Epoch Times: Versailles steht sehr hoch auch im internationalen Ansehen, aber wenn die Jugend Sie fragt, warum solch ein altes Schloss im 21. Jahrhundert mit viel Mühe und Geld erhalten werden sollte, was meinen Sie dazu? De L’Espée: Die jungen Leute müssen zunächst einen Zugang finden zur Geschichte, ich möchte ihnen ein Fenster öffnen zur Kunst der Vergangenheit. Versailles ist ein sehr spezieller Ort. Es war in Europa im 17. und 18. Jahrhundert der Mittelpunkt des zeitgenössischen Kunstschaffens, es prägte den Geschmack, die Malerei, die Skulpturen, die Möbel, die Gärten, die Musik und das Theater, die Speisen und das Benehmen bei Hofe, ja sogar die französische Sprache breitete sich über den ganzen Kontinent aus. Versailles ist ja sehr imposant. Zunächst müssen wir den Wunsch bei der Jugend wecken, sich Versailles überhaupt anzuschauen. Wir veranstalten dazu auch Konferenzen und haben etwas ganz Neues angefangen, das ist die Sommerschule für angehende Konservatoren. Sie

steht auch Jugendlichen offen, die außerhalb von Paris leben und vielleicht wenig Geld haben. Hier in der Sommerschule können sie etwas über die Kunst erfahren, indem sie mit dem Material in Berührung kommen, mit Farben, Holz und Marmor und mit deren technischer Behandlung. Sie lernen die Welt der Künste auf ganz praktische Weise kennen, nicht auf akademische Art. Epoch Times: Es heißt, dass es schon zu Zeiten von Ludwig XIV., dem Sonnenkönig, der Versailles zu dem machte, was seinen Ruhm festigte, also dass schon damals das Geld nie reichte. Ist das richtig? De L’Espée: Ja, der Sonnenkönig, von dem man wissen muss, dass er in seiner Kindheit wirklich in Armut lebte, weil der ganze Adel sich gegen seinen Vater stellte, machte Versailles zu seinem Zentrum und in der Mitte residierte er, alles drehte sich um ihn – eben wie um die Sonne. Aber das Geld reichte nie. Epoch Times: Was empfinden Sie, wenn Sie durch Versailles gehen? De L’Espée: Ich empfinde Versailles am intensivsten und am schönsten, wenn ich am Montag, wenn alles geschlossen ist, hingehe. Die Stimmung am Abend, wenn die Sonne untergeht und man durch das Schloss und den Garten geht, diese Zeit ist am schönsten … Aber sonst fühle ich mich einfach verantwortlich für alles, was erneuert oder repariert werden muss. Ja, ich fühle mich verantwortlich wie ein Hausherr, aber nicht wie ein Eigentümer. Versailles ist ein Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Wir sind verantwortlich für dieses Erbe. Ich bin wirklich überzeugt von der Notwendigkeit unserer Aktivitäten. Epoch Times: Was sollen uns die Einrichtungsgegenstände „erzäh-

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len“ in der Ausstellung, die am 20. September eröffnet wird mit dem Titel: „Le château de Versailles raconte le Mobilier national“? De L’Espée: Diese Ausstellung stellt die Frage, wie wir das Schloss wieder einrichten sollten, um die Authentizität der Dinge zu bewahren. Nach der französischen Revolution entschloss man sich, alles Inventar zu verkaufen. Das ging so etwa ein Jahr lang, vieles ging an andere Königshäuser, besonders nach England, vieles ist in Museen gelandet. Natürlich ist vieles auch erhalten geblieben und wieder erworben worden. Außerdem werden in einem Teil der Ausstellung die Erzeugnisse der nationalen Möbelhersteller aus vier Jahrhunderten gezeigt und zwischen die erhaltenen Bestände gemischt. Sie wird den Geschmack der Zeit zeigen und wir werden hinterher leichter die Frage beantworten können, wie wir Versailles einrichten wollen. Epoch Times: Was bleibt in der Geschichte, ist es die Kultur, die erzeugt wurde, nicht die Politik, ist das richtig? De L’Espée: Ja. Aber Versailles wurde geschaffen aus politischen Gründen, es war reine Politik. Nirgends gab es mehr Politik als in Versailles. Das war Absolutismus. Versailles war eine politische Vision. Epoch Times: Aber was blieb, ist die Kunst und Kultur. De L’Espée: Ja, richtig. Und jetzt frage ich etwas, denn wir haben uns hier im Sommer in Südfrankreich getroffen: Wann kommen Sie nach Versailles? Das Interview führte Renate Lilge-Stodieck

Versailles

Das ganze Gespräch finden Sie ab 20. September im Internet unter www.epochtimes.de

Versailles ist einer der größten Paläste Europas und gilt als einer der Höhepunkte europäischer Schlossbaukunst. Der Palast, dessen größte Ausdehnung mehr als einen halben Kilometer beträgt, war im 17. und 18. Jahrhundert das Vorbild zahlreicher weiterer Schlösser. Seit 1979 ist das Schloss Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, es steht zusammen mit den umfangreichen Gartenanlagen und den Parkschlössern für Besucher offen. Ludwig XIV. war von 1643 bis 1715 König von Frankreich, genannt der „Sonnenkönig“. Er baute Versailles zu einem imposanten Schloss aus. Er war der markanteste Vertreter des königlichen Absolutismus. Seit die königliche Familie der Bourbonen das Schloss am 6. Oktober 1789 in der französischen Revolution verlassen musste und auf dem Schafott endete, durchlief das Versailler Schloss eine wechselvolle Geschichte mit Ausverkauf seines Interieurs, armen Zeiten und reichen Zeiten, bis vor über einhundert Jahren die öffentliche Meinung für den Erhalt des Schlosses eintrat und ein Verein „Freunde von Versailles“ gegründet wurde, der seitdem gemeinsam mit dem Staat für den Erhalt sorgt. Besucher und Sponsoren sind willkommen. Vom 20. September bis zum 11. Dezember öffnet eine Ausstellung mit nationaler Inneneinrichtung aus vier Jahrhunderten von Ludwig XIV. bis heute. „Le château de Versailles raconte le Mobilier national“ Täglich geöffnet außer am Montag. www.chateauversailles.fr

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Die Epoch Times sprach mit Baron Roland de L’Espée, dem Präsidenten der „Société des Amis de Versailles“, was ihn bewogen hat, dieses Ehrenamt im Jahr 2009 anzunehmen.

Das Zimmer der Kronprinzessin mit neuen Möbeln. Baron Roland de L’Espée. Spiegelsaal im Schloss Versailles.


Heilkräftiger Meeresschlick Seite 14

Audi lädt schon den e-tron Seite 16

Schlaraffenlandtour per E-bike Seite 18

Es ist wieder in, dick aufzutragen

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Erdige Beerenfarben (oben): An der Art, wie das indische Label Virtues hier mit warmen und kalten Rottönen umgeht, könnten sich andere Colour Blocker mal ein Beispiel nehmen. Plüsch-Ballerina (rechts): Jean Paul Gaultier opfert die Passform der Jackenschößchen einem viel zu üppigen Rockvolumen. Aber das hat was.

Hält gut warm: Sonia Rykiels Vorschlag, sich in verschiedene wollige Schichten samt Pelz einzumummeln, sieht nach sibirischer Kälte aus. Oder eben nach „Texture Blocking“.

As time goes by Eine neue Sorte Vorbilder reift gerade in Mode- und Werbewelt heran: Unsere Stilexpertin verrät, was wir von den „Age-Models“ lernen können.

Katharina Starlay

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in gutaussehender junger Mann musste er gewesen sein. Die bernsteinfarbenen Augen boten einen spannenden Kontrast zu gebräunter Haut und silbernem Haar und ließen den Glanz seiner Jugend erahnen. Heute allerdings wirkten die jugendlichen Symbole, das längere gewellte Haar und die mehr als knackige Jeans zum Anzugjackett etwas unvermittelt. Der Herr, der sich bei einem Business-Event als Finanzberater vorstellte, war wirklich eine Klasse für sich:

Billige Visitenkarte auf dünnem Papier, undisziplinierte Körpersilhouette und ungepflegte Erscheinung, kurz: Er hatte genau das, was man sich von einem Menschen, dem man sein Geld anvertraut, erhofft …

Zum eigenen Alter stehen

Für sein Alter kann man nichts, und glauben Sie mir: Jeder kommt dran! Man kann aber sicherlich etwas für die Würde tun, in der Mann oder Frau altert. Einerseits lassen wir uns von Werbung, Mode und der „Casualisierung“ des textilen Zeitgeistes immer mehr Richtung sportlichjugendlicher Outfits verführen. Andererseits ruft die demografische Entwicklung eine neue Gattung von Vorbildern auf den Plan: Die der Age-Models. Das sind meist gut gehaltene Persönlichkeiten ab 45, bei manchen Agenturen ab 39 Jahren, die eines gemeinsam haben: Sie haben sich dem Lauf der Zeit nicht tatenlos hingegeben und gleichzeitig gelernt, zu ihren Jahren zu stehen. Das eine sorgt für harmonische (nicht zwingend schmale) Körperkonturen und gepflegte Falten – das andere für Ausstrahlung.

Auch Age-Models merken, dass der Körper seine Pfunde jenseits der 35 nicht mehr ohne Widerstand abgibt. Sie erfahren auch, dass Haut und Haare nach der Menopause weniger Glanz haben (lange Haare werden dann strohig) und sich der Körper für durchtanzte Nächte rächt – aber sie klagen nicht, sondern nehmen den Umstand als gegeben und richten ihre (Pflege-)Gewohnheiten danach.

Älterwerden hat auch Vorteile …

Statt also die Körperkontur mit denen Jugendlicher zu vergleichen und sich resigniert abwendend der Seelen-Schokolade zu widmen, wenden sie sich wahlweise der einen oder anderen Ersatzdroge zu und haben dabei Spaß – ob im Kino, beim Tanzen, Wellness oder Sport. Letzteres hilft nämlich auch noch, das ungeliebte Extra-Pfund straff und irgendwie lecker aussehen zu lassen. Wirklich attraktiv sind nämlich nicht hervorstehende Beckenknochen, sondern Menschen, die mit ihrem Körper im Reinen sind – drei Kilo hin, Konfektionsgröße her. Dass sich dieses Wohlgefühl mit dem eigenen Körper einstellt, ist übrigens ab vierzig wesentlich

wahrscheinlicher als Jahre vorher – ein echter Vorteil des Älterwerdens!

Warum mit Reizen spielen, die keine mehr sind?

Wahre Best-Ager, wie die Werbebranche sie nennt, haben auch kein Problem mit der Verantwortung als Vorbild der Würde. Warum mit Reizen spielen, die keine mehr sind? Der Minirock der Tochter, eine Jeans mit Löchern (nichts gegen Jeans!) oder rückenlanges Haar (womöglich noch mit Silberfäden) machen nämlich im Kontrast noch älter. Viel zu spannend auch, was mit dem eigenen Kleiderstil passiert, wenn Frau sich von der Rapunzel-Mähne trennt. Mit einer sportlicheren Frisur nämlich kann sie viel weiblichere Kleidung tragen, ohne dabei in den Lolita-Chic zu verfallen. Etuikleider, Rock, Seidenbluse und Perlenkette wirken dann auf einmal modisch – und nicht wie Barbie. Auch das haben Age-Models begriffen. Es gibt davon viele, mehr als wir meinen. Wir brauchen also nicht zu warten bis sie die Modemagazine fluten. Werden Sie doch einfach Teil der neuen Community …

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Strick mit Stulpen: Auch hier ein Spiel mit flauschigem Volumen, nur delikater. Für das Strickkleid von Chanel braucht man hübsche, schlanke Arme. Aber solche Stulpen sind auch andernorts trendig.

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Schön schlabberig: Hängerkleid in aktuellem Senfgelb mit Hängeschulter und Nerzkragen der russischen Designerin Alena Akhmadullina.

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ilhouetten, die garantiert dick machen und uns unregelmäßig aufplustern sind das Markenzeichen dieser Saison. Vielleicht, weil wir uns dem Planbaren verweigern wollen (weil wir ahnen, dass es sowieso nicht planbar ist) wählen wir Kleidungsstücke, die Falten über Falten haben, unkontrolliert schlabbern und uns ein Gefühl der Freiheit vermitteln. Wie diese weiten Marlene- oder Pumphosen, die auf einmal wieder da sind. Die Hängeschulter als bewusst schlechte Passform kann unmöglich aussehen, aber bei wenigen

Outfits Reiz haben (siehe gelbes Kleid unten). Auch die Farben sind sonderbar schmuddelig: „Cumin“, die Trendfarbe des Herbstes, leuchtet als eine Art Orange hervor. Außerdem sind erdige Töne angesagt, Beiges und Senfgelbes. Dazu passt gut Flaschengrün und Türkis, gesetzt den Fall, sie stehen einem. Der Winter eignet sich für die textile Materialschlacht des Übertriebenen am besten. Stoff muss her, schließlich wollen wir es warm haben. Schichten über Schichten können interessante Kombinationen ermöglichen. „Colour Blocking“ war im Sommer (für alle, die es übersehen haben sollten: Gemeint ist das Aufeinandertreffen verschiedener Farben in einem Outfit). Jetzt ist „Texture Blocking“ angesagt. Das heißt, die Kombination von verschiedenen Stoffen und Oberflächen in einem Teil. Klar, dass da auch Farben aufeinander prallen, denn die Stoffe und ihre Muster passen nur ungefähr zueinander, diese bewusste Reibung finden Designer spannend (siehe das Beispiel von Sonia Rykiel). Zeit für Bescheidenheit ist dann wieder nächstes Jahr ... (red)

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Sind es die Krisenmeldungen? Oder das ebenso unberechenbare Wetter? Der Modeherbst 2011 plädiert für die Übertreibung. Ein Crash-Kurs.

Zwei Trends in einem: Der Hut, ein MustHave, dazu unregelmäßig aufgeplusterte Bluse und Jodhpurs von Lanvin.

i Die Frankfurter Modedesignerin und Corporate Image Beraterin Katharina Starlay berät Menschen und Unternehmen in Stilfragen. Mehr Stiltipps und Wissenswertes über ihre Arbeit sind im Internet zu finden auf www.stilclub.de und www.starlay.de


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Gesundheit

The Epoch Times Deutschland / 21. September - 4. Oktober 2011 / Nr. 290

Heilkräftiger Meeresschlick Der Volksmund weiß, dass die Erde heilende Kraft besitzt. Warum Behandlungen mit Meeresschlick so wirksam sind, kann die Wissenschaft nicht genau erklären. Aber sie empfiehlt dieses natürliche Mittel bei einer Vielzahl von Krankheiten.

Peter Sanftmann

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iederholter Verbandswechsel beim Arzt, doch die Wunde will immer noch nicht heilen. Insbesondere, wenn die Hautdurchblutung vermindert ist oder chronische Erkrankungen vorliegen, wird eine offene Wunde am Bein schnell zum Dauerproblem. Dabei wird leider selten an eine alternative Behandlung mit Meeresschlick gedacht, die sehr heilungsfördernd sein kann. Anwendungen von Meeresschlick sind bekannt für ihre entzündungshemmende Wirkung und werden bei Hautverletzungen sowie bei Verstauchungen, Zerrungen und Sehnenproblemen, aber auch bei Entzündungen der Haut wie Dermatitis oder Neurodermitis, Hautallergien, Akne und Mitessern erfolgreich eingesetzt. Ihre heilungsfördernde Wirkung bei chronischen Venenproblemen wie Venenentzündung oder offenen Hautgeschwüren ist ebenfalls erwiesen.

Der Einsatz von Meeresschlickverbänden hat gute Wirkung gezeigt bei Sportverletzungen. .. wie auch bei Venenproblemen und Geschwüren am Bein. Bewährt seit der Antike

Die Geschichte der Entdeckung, Anwendung und Erforschung von Meeresschlick reicht über die Jahrtausende bis in die Antike zurück. Bereits im Altertum wussten Ägypter und Griechen von der therapeutischen Wirkung der Meerwassertherapie. Die Römer erkannten daraufhin die heilende Wirkung von Schlammbädern. Bei dieser sogenannten Peloidtherapie verwendeten sie organische Sedimente vom Meeresgrund.

In der heutigen Zeit wird der Meeresschlamm aus einer der letzten weitgehend naturbelassenen Großlandschaften in Mitteleuropa gewonnen, dem Wattenmeer der Nordsee, das mit einer etwa 8.000 Quadratkilometer großen Wasseroberfläche das größte Ökosystem seiner Art ist. Bei Niedrigwasser fällt im deutschen Einzugsgebiet an der Nordsee eine Fläche von etwa 3.500 Quadratkilometern Wattland trocken. So steht der Meeresschlick als eine wertvolle

Meeresschlick zählt zu den reinsten Naturprodukten der Erde und ist besonders reich an wirkungsvollen Inhaltsstoffen.

Ablagemäßig verteilt befindet. rung am F o t o : M a r i on C r ame r Nach seiner GeMeeresboden winnung durchläuft bereit, um für Heilpräparate gewonnen zu werden. der Nordseeschlick mehrere wisMeeresschlick zählt zu den reinsten senschaftliche Prüfungen auf ReinNaturprodukten der Erde und ist be- heit und Schadstofffreiheit, die im sonders reich an Inhaltsstoffen. Sau- Wattenmeer von einem staatlichen erstoff, Heilerde, Spurenelemente, und später von einem privaten Labor Schwefel, mineralstoffreiches Meer- durchgeführt werden. Der reine Nasalz und organische Wattbestandteile turschlick kommt nach abgeschlossesind nur einige davon. Die wertvol- nen Prüfungen in den Handel. len Mineralien, Vitamine und Aminosäuren des Meeresschlicks wirken Entzündungshemmende stark kühlend und abschwellend. Sie Wirkung im Labornachweis regen die Durchblutung an und hel- Die Wirksamkeit dieser Komfen, Schmerzen zu lindern. bination an therapeutisch wirkungsvollen Substanzen ist durch Erfahrungen aus der zahlreiche ärztliche Gutachten bePhysiotherapie stätigt worden. Die neuzeitliche Erforschung der Dr. Dirk Stalmann von der meMeeresschlickbehandlung reicht ins dizinischen Begutachtung in Olfrühe 19. Jahrhundert zurück, als in denburg zum Beispiel sieht in der Frankreich die Mittelmeer-Bäder- Meeresschlickbandage eine geeignete therapien immer stärker verbrei- und wirksame Methode bei frischen tet wurden. In Deutschland war es Kapselverletzungen, Verstauchunder Physiotherapeut Paul Gojny aus gen, Sehnenreizungen und nach Cuxhaven, der den Meeresschlick in leichten operativen Eingriffen. Form von Packungen oder Bädern in Allerdings fällt es der modernen seiner Praxis mit beachtlichen Erfol- Wissenschaft bisher schwer zu ergen anwandte und weiterentwickelte. klären, woher genau die Heilkraft Die Inspiration holte er sich während des Meeresschlicks rührt. Bei der Unseiner Wattenmeerexkursionen. Er tersuchung der Wirkung von Meebeobachtete, wie sich Tiere im Mee- resschlick auf die Haut kam das resschlick an der Nordseeküste wälz- Forschungsteam von Prof. Dr. Haten. Auf der Suche nach einem Grund rald Gollnick am Universitätsklinifür ihr Verhalten stellte er fest, dass kum Magdeburg zu dem Schluss, sich der Schlick zum einen positiv auf dass wahrscheinlich die ungesätdas Hautbild auswirkt und zum an- tigten Omega-Fettsäuren, Schwederen den Heilungsprozess bei Ver- felverbindungen und Algen für die letzungen deutlich verbessern kann. entzündungshemmende Wirkung In sorgfältiger Erforschung entwi- des Meeresschlicks verantwortlich ckelte der Physiotherapeut ein neu- sind. Es gilt als bekannt, dass Omees Verfahren zur Anwendung von ga-Fettsäuren die Bildung von entFeuchtbandagen, auf denen sich zündungsfördernden Botenstoffen hochgereinigter, feiner Schlick gleich- und Proteinen vermindern können.

Äpfel und Birnen beugen Schlaganfall vor

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in Apfel am Tag, hält fern vom Arzt“ – holländische „ Forscher untermauern diese Volksweisheit mit Forschungsergebnissen aus der Schlaganfallvorbeugung: Wer regelmäßig Äpfel, Birnen, Bananen, Blumenkohl, Chicoree oder Gurken isst, verdoppelt seinen Schutz vor Schlaganfall. „Anscheinend ist ein Apfel pro Tag das einfachste Rezept, dem Schlaganfall vorzubeugen“, sagt die Studienleiterin Linde Griep von der Universität Wageningen in Holland. Die in den Früchten enthaltenen Carotenoide und Flavonoide haben in Obst und Gemüse mit weißem Fruchtfleisch eine besondere vorbeu-

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gende Wirkung, so ihre Annahme.

Der Lebensstil entscheidet

„Es gibt keine andere operative oder medizinische Maßnahme, die eine derart hohe Senkung des Risikos – umgerechnet fünf Prozent pro Jahr – zustande bringt“, erklärte dazu der Linzer Neurologe Peter Harding, Vizepräsident der Österreichischen Schlaganfall-Gesellschaft, gegenüber pressetext. Es sei jedoch gut möglich, dass die getesteten Weißfrucht-Esser möglicherweise auch bezüglich anderer Lebensstilaspekte gesünder leben würden. „Der Lebensstil bestimmt die klassischen Schlaganfall-Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Cholesterin und Zuckerwerte wesentlich mit. Bisher liefern Studien zu Ernährungsgewohnheiten und Schlaganfall noch keine einheitlichen Ergebnisse. Dennoch sind Länder

„Es gibt keine andere operative oder medizinische Maßnahme, die eine derart hohe Senkung des Risikos zustande bringt.“ Dr. Peter Haring, Vizepräsident der Österreichischen Schlaganfall-Gesellschaft

mit mediterraner Ernährung besser vor Herz-Kreislauf-Problemen und Schlaganfall geschützt als mitteleuropäische Länder. Der hohe Anteil von Obst und Gemüse dürfte hier mitspielen“, meinte Harding.

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Um die Hälfte weniger Schlaganfälle wenn man täglich Äpfel isst

Nur weißes Obst und Gemüse wirken

Die Forscher befragten 20.000 gesunde Erwachsene mittleren Alters danach, wie häufig sie Obst und Gemüse aßen und erfassten den Gesundheitszustand der Studienteilnehmer über zehn Jahre. Dabei wurde das Obst und Gemüse nach Farben getrennt: Grün wie etwa Kohl, Salat und dunkelblättriges Gemüse; Orange und Gelb wie etwa Zitrusfrüchte; Rot und Lila für rote Gemüsesorten sowie Weiß, das mehrheitlich durch Äpfel und Birnen konsumiert wird. Die Ergebnisse der Studie erga-

„Studie: Ein Apfel am Tag hält den Schlaganfall fern.“ ben, dass die Gruppe mit hohem Weißobst-Verzehr um 52 Prozent seltener von Schlaganfällen betroffen war, während Schlaganfall in den anderen Gruppen ähnlich häufig auftrat. Es sei jedoch nicht die richtige Folgerung, die Ernährung nur auf

Obst mit weißem Fruchtfleisch umzustellen. Griep ergänzte, dass man auf andersfarbiges Obst und Gemüse auf keinen Fall verzichten sollte, da sie bei anderen Farben Vorteile für andere chronische Erkrankungen erwartet. (pressetext/ps)


FITNESS

The Epoch Times Deutschland / 21. September - 4. Oktober 2011 / Nr. 290

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Ernährung und Höchstleistung Dr. John Briffa

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ürzlich hatte ich zwei lange Autofahrten hinter mich zu bringen und so war das Autoradio die meiste Zeit eingeschaltet. Dabei hörte ich das Semifinale von Wimbledon im Herrentennis, bei dem Andy Murray gegen Novak Djokovic spielte. Murray hat verloren.

Novak Djokovic verdankt nach eigenen Aussagen einen Großteil seines Erfolgs in den letzten Monaten der Anpassung seines Ernährungsplans.

Andy Murray ist die Nummer vier in der Weltrangliste, hat aber noch nie einen Grand Slam gewonnen. Nach dem Spiel gab es die üblichen Experten-Analysen und Spekulationen, ob er jemals ein großes Turnier gewinnen wird.

Kurze Zeit später war ich wieder im Auto unterwegs und hörte mir das Finale zwischen Rafael Nadal und Novak Djokovic an. Djokovic gewann eindrucksvoll. Tatsächlich gewann er dieses Jahr 48 von 49 Matches und wurde so zur Nummer eins der Welt. Wie hat er das geschafft? Viel harte Arbeit und der Glaube an sich selbst könnte ich mir denken. Aber er verdankt nach eigenen Aussagen einen Großteil seines Erfolgs in den letzten Monaten der Anpassung seines Ernährungsplans.

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Was kann der beste britische Tennisspieler vom besten der Welt lernen?

Mehr Wohlbefinden ohne Gluten

Es stellte sich heraus, dass er empfindlich auf Gluten reagiert, ein Protein, das in Getreide wie Weizen, Hafer und Roggen vorkommt, und hat diese aus seinem Ernährungsplan gestrichen. Ich habe gelesen, dass er sich seitdem leichter und stärker fühlt. Ich freue mich für Novak Djakovic, bin aber nicht überrascht. Ich kenne viele Personen, die keine Gluten mehr zu sich nehmen, vor allem Weizen, und sich dadurch wesentlich besser fühlen. Wenn Djokovic empfindlich auf Gluten reagiert, dann ist es offensichtlich, dass er sich durch das Vermeiden von Gluten besser fühlt. Man sollte aber nicht vergessen, dass noch viele andere Stoffe in Getreiden enthalten sind, die nicht positiv für sich sprechen. Wie zum Beispiel ein hoher An-

Die Nummer eins der Tenniswelt und Sieger des Wimbledon Turniers 2011 Novak Djokovic hat Gluten aus seiner Ernährung gestrichen.

teil an Phytagglutinin, das Allergien auslösen kann und Phytate, die die Aufnahme von Nährstoffen behindern können. Außerdem neigt Getreide dazu, sich ungünstig auf den Blutzuckerspiegel auszuwirken. Die Achterbahnfahrt des Blutzuckers durch Aufnahme großer Mengen an Getreide ist für einen konstanten und berechenbaren Blutzuckerlevel und damit der Energieversorgung des Körpers nicht unbedingt förderlich.

Kohlehydratreiche Kost gibt nur kurzfristig Energie

Andy Murrays Ernährungsplan war kürzlich ebenfalls in den Medien, bevor er in Wimbledon geschlagen wurde. Es ist die übliche mit Kohlehydraten vollgepackte Kost, zu denen den Sportlerinnen und Sportlern geraten wird. Zum Frühstück gibt es zwei Schüsseln Getreide, dazu Brot mit Erdnussbutter. Im Radio habe ich gehört, wie Murray das Ganze das „Frühstück der Champions“ nannte.

Tabata – nicht nur ein origineller Name Wer wenig Zeit zum trainieren hat, für den gibt es ein hochintensives Intervalltraining

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ibt es eine Trainingsmethode, bei der man in 16 Minuten einen besseren Trainingseffekt erreichen kann wie sonst in 60 Minuten? Die Antwort lautet: Ja. Gemeint ist hiermit die Tabata-Trainingsmethode. Tabata wurde 1996 von Dr. Izumi Tabata und einem Team aus Forschern des Nationalen Instituts für Fitness und Sport in Tokio, Japan, erfunden. In einer sechswöchigen Testphase beobachtete Dr. Tabata bei seinen Probanden eine 28-prozentige Zunahme anaerober Belastbarkeit und zugleich eine 14-prozentige Zunahme in ihrer Fähigkeit, mehr Sauerstoff (sauerstoffabhängiges Leistungsvermögen) zu verbrauchen. Die Probanden waren bereits körperlich fitte Athleten. (Die Durchführung der Übungen erfolgt auf eigenes Risiko und ist nur für gesunde Menschen geeignet. Im Zweifelsfall vorher einen Arzt aufsuchen.) Das Tabata-Training ist eine Intervall-Trainingsmethode von 20 Sekunden maximaler Intensitätsübung, gefolgt von einer Pause von zehn Sekunden, was innerhalb von vier Minuten achtmal wiederholt

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Kevin Mills

Tabata – ein effektives Intervall-Training, bei dem jede Bewegung zum Einsatz kommt. wird. Genauer gesagt heißt das: eine Übung auswählen, diese 20 Sekunden mit voller Kraft ausführen, dann 10 Sekunden Pause und das ganze achtmal hintereinander. Das Training besteht aus vier einzelnen Intervallen, jedes vier Minuten lang. Folglich beträgt die gesamte Übungszeit 16 Minuten. Beginnen Sie Ihr Training immer mit dem Aufwärmen und beenden Sie dies in einem Abkühlungsmodus. Beim Tabata-Training ist es gut, jemanden dabei zu haben, der eine Uhr trägt. Die Beobachtung hilft Ihnen, sich zu konzentrieren und die acht Intervalle mitzuzählen. Tabata-Zeitmesser können gekauft oder bei iTunes heruntergeladen werden.

Forschungsergebnisse zeigen, dass ein vierminütiges Training am Tag unter Umständen effektiver sein kann als ein einstündiges Ausdauertraining.

Es gibt zwei Tabata-Beispielübungen, die ich häufig für mich selbst und mit meinen Kunden verwende, eine für die Kraft und eine für den Kreislauf. Für Kraft empfehle ich Liegestützen, Kniebeugen, Rumpfbeugen und Hampelmänner. Für den Kreislauf empfehle ich Seilspringen, Sprints, Sprünge aus der Hocke und Treppensteigen. Als Anfänger dieser Übungen sollten Sie das mit einem Arzt besprechen und eine Pause von ein bis zwei Minuten zwischen den Übungen einlegen. Somit wird das Training am Anfang ein bisschen länger dauern. Aber das Ziel ist, die Übungsphase ohne Pausen zwischen den Übungen auszubauen. Das Tabata-Training ist für Menschen aller Fitnessniveaus anspruchsvoll, gleichgültig, ob sie wenig oder viel Zeit haben. Beim Tabata-Training gibt es keine spezifische Reihe von Übungen. Jede Übung kann durch die Tabata-Methode angewandt werden. Wenn Sie es beim TabataTraining wirklich auf Abwehrtraining anlegen, dann achten Sie auf ihr Gewicht und denken Sie daran, zur Sicherheit mit einem Partner zu trainieren. Für beste Ergebnisse sind eine gesunde Diät und ausreichend Schlaf ein Muss, um auf die harte Arbeit vorbereitet zu sein und motiviert zu bleiben. Dieses Training ist sehr intensiv, aber die Ergebnisse sind phänomenal. In der Regel sieht man die Ergebnisse und Vorteile bereits drei Wochen nach dem Start des TabataTrainings. Seien Sie bereit, hart zu arbeiten.

Ich hoffe er hat seinen Sinn für Ironie noch nicht verloren. Obwohl es ein Frühstück ist, würde ich nur denen dazu raten, die ab dem späten Morgen keine Energie mehr haben wollen. Murray isst vermutlich Nudeln und Hühnchen zum Mittag, denen scheinbar bis zu 50 Stücke Sushi zum Abendessen folgen. Zusätzlich zu seinen Hauptmahlzeiten gibt es Müsliriegel und Proteinshakes. Mit ein paar Früchten und Joghurt nimmt Murray etwa 6.000 Kalorien pro Tag zu sich.

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Es ist eine Tatsache, dass Murrays Ernährung eher nach „Tierfutter“ als nach gewöhnlichem Essen klingt. Es mag sein, dass er damit zurechtkommt, aber irgendetwas sagt mir, dass er seine Erfolge im Tennis nicht aufgrund, sondern trotz dieser Ernährung feiern konnte. Ich vermute, er bekommt professionelle Ernährungsberatung und denke, wenn er weiterhin oben mitspielen will, dann sollte er sich einen neuen Ernährungsberater suchen.


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AUTO DRIVE & STYLE

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Der A3 e-tron concept Vor Kurzem hat Audi in Shanghai den A3 e-tron concept vorgestellt, ein Plug-in-Hybrid, angetrieben von zwei Motoren. Neben einem Elektroaggregat mit einer Leistung von 20 kW (27 PS) verfügt der Wagen über einen 155 kW (211 PS) starken 1.4 TFSI-Vierzylinder mit Turboaufladung und Benzindirekteinspritzung. Damit erhöht sich die Gesamtleistung des Systems auf 175 kW (238 PS).

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Obschon der 1.720 Kilogramm schwere Wagen im Zusammenspiel beider Motoren in 6,8 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt – die Endgeschwindigkeit beträgt 231 km/h – liegt der Verbrauch laut Hersteller im Mittel bei nur 2,2 l/100 km. Die Ingenieure haben dazu tief in den modularen Effizienzbaukasten der Marke gegriffen und eine geregelte Ölpumpe, ein intelligentes Thermomanagement, ein Start-Stop-System und ein Rekuperationssystem verbaut.

Audi lädt schon den e-tron Mit dem R8 e-tron hat Audi ein Elektroauto der Premiumklasse geschaffen. Das ist klug. Denn in diesem Segment ist die Elektromobilität derzeit bezahlbar. In Kürze soll nun der A3 etron in der Kompaktklasse für elektrischen Vorschub sorgen – konzipiert für den urbanen Alltag. Andreas Burkert

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uch wenn es sich beim A3 e-tron noch um eine Technikstudie handelt, die viersitzige Stufenhecklimousine wird beim Beschleunigen das nahezu gleiche Summen von sich geben, wie der R8 e-tron, der bereits in einem Jahr in einer Kleinserie auf den Markt kommt. Beide Modelle des Ingolstädter Automobilherstellers können rein elektrisch fahren. Für den A3 e-tron plant Audi aber eine größere Auflage – allerdings mit nur etwa der halben Motorleistung. Laut Unternehmen genügt dies in den meisten Fällen für die täglichen Anforderungen in urbanen Ballungsräumen. Den Antrieb übernimmt ein permanent erregter Synchronmotor, der auf bis zu 16.000 Umdrehungen pro Minute geregelt werden

kann. Die 65 Kilogramm schwere wassergekühlte E-Maschine ist auf eine Dauerleistung von 60 kW (82 PS) hin optimiert. Bei moderater Fahrweise verspricht Audi damit eine Fahrleistung mit nur einer Batterieladung von etwa 140 Kilometern. Wer hingegen ständig die maximale Leistung von 100 kW (136 PS) abruft, um etwa im Spurt von Null auf 100 km/h in nur 11,2 Sekunden zu kommen, wird die angegebene Reichweite nicht schaffen. Die maximal mögliche Geschwindigkeit wurde von den Fahrzeugentwicklern im Vorfeld auf 145 km/h begrenzt, auch wenn das maximale Drehmoment von 270 Nm den 1.592 Kilogramm schweren Wagen noch schneller voranbringen könnte. Dafür hat der Fahrer die Möglichkeit, über eine sogenannte Fahrprofiltaste zwischen drei Fahrprogrammen zu wählen. Audi nennt diese selbsterklärend „dynamic“, „auto“ und „efficiency“. Sie werden im Display des Fahrerinformationssystems angezeigt und regeln die Betriebsart des Fahrzeugs von „volle Motorleistung“ bis hin zu „maximale Reichweite“. Im Reichweiten-Modus „efficiency“ wird die Leistung der E-Maschine auf 50 kW (68 PS) begrenzt und die Klimaanlage mit minimalem Energieeinsatz betrieben. Es kann dann auch nur noch höchstens 110 km/h schnell gefahren werden. Die beiden anderen Programme erlauben dagegen jederzeit einen Kickdown, um die volle Leistung des Elektromotors abzurufen.

Auch der Grad der Energierückgewinnung in den Brems- und Schubphasen kann selbst geregelt werden. Vier Rekuperations-Stufen lassen sich über den Getriebewählhebel oder über zwei Wippen am Lenkrad aktivieren. Die Abstufungen reichen von „segeln“ bis hin zu kräftigem Verzögern, bei dem der Elektromotor als Generator funktioniert. Die Rekuperation setzt immer dann ein, wenn der Fahrer vom Fahrpedal geht. Tritt er auf die Bremse, versorgt ein elektromechanisch angetriebener Bremskraftverstärker die hydraulischen Radbremsen mit Druck. Auch in dieser Situation fungiert die E-Maschine als Generator und gewinnt Energie zurück.

Aufwendige Batteriekühlung

Diese elektrische Energie wird in eine flüssigkeitsgekühlte LithiumIonen-Batterie eingespeist, die in mehreren Blöcken unter dem Gepäckraumboden, unter der Rücksitzbank und im Mitteltunnel untergebracht ist. Die Konstrukteure schafften es dadurch, dass der Ladeboden nur etwa drei Zentimeter höher liegt als im A3 Sportback quattro aus der Serie. Im Gepäckraum bleiben 265 Liter Volumen. Das nur 300 Kilogramm schwere Batteriemodul speichert 26,5 kW/h Energie, seine Spannung beträgt 380 Volt. Die 30 Module, aus denen die Batterie aufgebaut ist, müssen allerdings aufwendig temperiert werden, um den Akku im geeigneten Temperaturfenster von etwa 20 bis

Über die Steckerbuchse und das Ladegerät lässt sich der Audi A3 e-tron am 230 Volt-Haushaltsnetz in etwa neun Stunden vollladen. Mit 400 VoltDrehstrom sinkt diese Zeit auf rund vier Stunden. Das reicht dann für eine Fahrtstrecke von maximal 140 Kilometern.

getriebenen Kompressor zugeschaltet wird, verringert sich dadurch die Reichweite. Mit Hochdruck arbeiten die Entwickler deshalb an neuen Verfahren zur Klimatisierung. Auf dem Prüfstand stehen unter anderem eine CO2-neutrale, mit Ethanol betriebene Zusatzheizung, eine kleine Brennstoffzelle und eine Wärmepumpe. Die Leistungselektronik haben die Entwickler in direkter Nähe zur E-Maschine im Motorraum untergebracht. Sie wandelt den Gleichstrom der Batterie in Wechselstrom um und übernimmt die Regelung der EMaschine. Ein Gleichstromwandler koppelt das Zwölf-Volt-Bordnetz an das Hochspannungsnetz an. Über die Steckerbuchse und das Ladegerät lässt sich der Audi A3 etron am 230 Volt-Haushaltsnetz in etwa neun Stunden vollladen. Mit 400 Volt-Drehstrom sinkt diese Zeit auf rund vier Stunden.

Laden mit Licht

55 Grad Celsius zu betreiben. Und erst wenn es gelingt, ein gleichmäßiges Temperaturniveau in den 180 einzelnen Zellen zu halten, lässt sich die Performance der Lithium-IonenBatterie optimieren. Die Abwärme des Akkus nutzt Audi übrigens zum Beheizen des Innenraums. Nur bei tiefen Temperaturen wird sie von einem elektrischen Heizelement unterstützt. Da bei warmem Wetter eine Klimaanlage mit einem elektrisch an-

Der Ausbau einer Flotte mit alternativem Antrieb genügt Audi aber nicht. Der Autohersteller setzt für die Mobilität der Zukunft auf Solarenergie und erzeugt eigenen regenerativen Strom für seine emissionsfreien Antriebe. Am Stammsitz in Ingolstadt werden daher die Audi e-tron-Modelle mit Strom versorgt, der direkt aus PhotovoltaikAnlagen auf dem Werksgelände stammt. In enger Zusammenarbeit mit Green City Energy will Audi seine Solar-Kapazitäten bis Ende des Jahres deutlich ausbauen. Das Münchner Unternehmen

hatte bereits 2009 am Standort Ingolstadt Photovoltaik-Module auf einer Fläche von 11.600 Quadratmetern montiert. Nun stellt der Automobilhersteller weitere 7.500 Quadratmeter auf dem A3-Karosseriebaugelände zur Verfügung, ausgelegt auf eine Leistung von 500 Kilowatt-Peak. Die dort produzierte Strommenge von rund 460 Megawattstunden entspricht dem jährlichen Verbrauch von rund 180 Haushalten. Mit der Erweiterung erhöht sich der Gesamtertrag aller Anlagen im Werk auf circa 1.500 MWh pro Jahr, wobei davon rund ein Drittel direkt vor Ort genutzt werden wird. Erstmals wird damit die auf dem Werksgelände erzeugte Solarenergie direkt im Audi-Netz verbraucht. Neben den neuen Ladestationen für Elektroautomobile werden auch verschiedene Produktionsanlagen den Ökostrom verwenden. Der Einsatz vor Ort verringert im Übrigen hohe Übertragungsverluste. Auch am zweiten deutschen Audi-Standort in Neckarsulm nutzt das Unternehmen bereits die Kraft der Sonne. Die dortige Photovoltaikanlage ist auf den Dächern mehrerer Parkhäuser montiert und produziert mehr als 1.000 MWh elektrische Energie pro Jahr. Beide Standorte werden zudem bis 2015 von der Audi AG mit mehr als fünf Milliarden Euro gefördert. Ein Großteil der Investition fließt dabei in die Entwicklung neuer Produkte sowie in Zukunftstechnologien wie den Elektro- und Hybridantrieb.

FOTO: E-MIGLIA

Die e-miglia: Das Rennen der Moderne Emissionsfrei und geräuscharm unterwegs waren die 32 Teilnehmer der e-miglia 2011 auf der 800 Kilometer langen Strecke von München nach St. Moritz in der Schweiz.

E

s scheint nur noch eine Frage der Batterieladung zu sein, bis die Teilnehmer der e-miglia, der internationalen Rallye für Elektrofahrzeuge, die legendären tausend Meilen von Brescia nach Rom und zurück schaffen. Dann hat die Mille Miglia, das wohl berühmteste Rennen altgedienter Oldtimer, ein wenig Konkurrenz. Die e-miglia ist die erste internationale Straßenrallye für rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge mit zwei, drei oder vier Rädern. Vier Tagesetappen durch vier Länder (Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz) mussten die 32 Teilnehmer in der ersten Augustwoche 2011 bewältigen. Die Zielsetzung

der e-miglia ist klar: Durch einen sportlichen Wettkampf der Welt zeigen, wie leistungsfähig und attraktiv elektrische Mobilität ist. Emissionsfrei und geräuscharm meisterten die 32 Teilnehmer die emiglia 2011. Auf der 800 Kilometer langen Strecke von München über Mittersill und Bozen ins Schweizer Engadin nach St. Moritz wurde die zweite Auflage der internationalen Elektroauto-Rallye ausgefahren. Neben den einzelnen Tagesetappen, die über die schönsten Alpenpässe – inklusive der Großglockner-Hochalpenstraße – führten, gab es auch täglich Sonderprüfungen, so z.B. einen Parcours im Safety Park Bozen, der innerhalb einer

vorgegebenen Zeit zu bewältigen war, oder Bewältigungsprüfungen auf besonderen Bergstrecken. In den einzelnen Etappenzielen (Mittersill, Bozen und St. Moritz) gab es jeweils am Abend den großen Show-Einlauf. Verdienter Sieger der e-miglia 2011 ist wiederum der Sieger aus dem letzten Jahr – Tim Ruhoff, Team Energiebau/ NextGM, im Tesla Roadster mit der Startnummer 1. Zusammen mit seinem Copiloten Stephan Willemsen beendete er jede einzelne Etappe als Erstplatzierter und sicherte sich so völlig verdient den Gesamtsieg. (AB) Weitere Informationen finden Sie auf www.drive-and-style.de


reise drive & style

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Kents berauschende Klippen Kreidefelsen, Steilküste, Seebad im Wechsel: Das ist der Charakter der englischen Grafschaft Kent. Zwar liegen die besten Tage vieler Seebäder lange zurück, doch ihren Charme haben sie behalten. Während einheimische „Kent Greeters“ die wahren Perlen der Gegend preisen, bringt die Fährgesellschaft DFDS die Fahrgäste samt Auto in kürzester Zeit nach Dover. Von dort sind es nur wenige Augenblicke bis in den Garten Englands.

historische Funde in den Kreidefelsen entdeckte. Oder dass sich einige Algen als Gourmet-Beilage eignen; werden sie gewaschen und kleingeschnitten, entfalten sie den Geschmack von Knoblauch. Wer mit kleinen Booten weiter hinausfährt, kann auch die Fischer beobachten, die fast das ganze Jahr über Meeresfrüchte anliefern.

Die neue englische Küche

b e i de F otos : A nd r eas B u r k e r t

Andreas Burkert

D

ie Erzählungen Charles Dickens geben uns einen Einblick in das Leben der Seeleute, Fischer und Dorfbewohner an der Steilküste Kents im 19. Jahrhundert. In ihnen verdichtet sich auch das Flair dieser Gegend, von dem wenig verlorengegangen zu sein scheint. Abseits der Promenaden, in den kleinen Gassen von Broadstairs, fand er damals seine Inspiration und im Bleak House Pub sein Guinness und seine Zuhörer. Daran erinnert das heutige Museum, das – übrigens wie zu Dickens Zeiten – noch immer einlädt, den Durst zu stillen. Überhaupt scheint die Anwesenheit des Schriftstellers allgegenwärtig. Und um diesen Geist weiter zu beleben, feiert das Seebad jedes Jahr im Sommer eine Woche lang das Charles Dickens Festival. Auf viktorianisch ausgerichteten Partys erinnert Jung und Alt in zeitgenössischen Kostümen an seinen berühmtesten Gast. Die Grafschaft Kent wirbt mit ihrer reichen Kultur und Geschichte. Immerhin gibt es im „Garten Englands“ die meisten alten Wälder des ganzen Landes. Sie werden ebenso geschützt wie die ländlichen Parks. Unter der Obhut der Initiative Natural East Kent (NEK) genießen sie eine nachhaltige Regeneration. Die ausgedehnte ursprüngliche Landschaft lädt ein zum Wandern, Entdecken und Bestaunen. Weit entfernt scheinen heute die Zeiten, als die Ostküste Kents noch „Hell Fire Corner“ (Höllenfeuerecke) genannt wurde, als sie – zwischen London und dem europäischen Kontinent gelegen – oft Schauplatz militärischer Konflikte war. Acht Jahrhunderte lang stellten die Häfen dieser Grafschaft Kriegsschiffe zur Verfügung.

Frühe mittelalterliche Chroniken erzählen, dass um das Jahr 450 ein germanischer Heerführer das Königreich Kent im Süden Britanniens gründete.

Eine bewegende Geschichte prägt das Land

Im zwölften Jahrhundert verbündeten sich fünf Häfen, die Cinque Ports, zu einer militärischen und wirtschaftlichen Allianz, die im spätmittelalterlichen England zu einer einflussreichen politischen Macht heranwuchs. Heute dient der Bund aus mittlerweile 14 Hafenstädten an der Küste Südostenglands der wirtschaftlichen Zusammenarbeit – sehr zum Wohl der Touristen, die mit zahlreichen Festivals unterhalten werden. Zusammen mit Ramsgate richtet Broadstairs im August übrigens auch die internationale Segelwoche aus. Eine Sehenswürdigkeit auf der Reise durch Süd-Ost-England ist der englische Badeort mit seinen ursprünglich gehaltenen Hotels und der imposanten Treppenkonstruktion, die zur kleinen Strandbucht führt. Entlang der Steilküste aus Kreidefelsen wechseln sich auf wenigen Kilometern beschauliche Fischerdörfer, berauschende Landstriche, geschichtsträchtige Seebäder, alte Burgen und extravagante Bauwerke miteinander ab. Hervorzuheben ist vor allem das Turner Contemporary in Margate – ein Versuch der Stadt, an alte Zeiten anzuknüpfen, als der kleine Ort noch ein beliebtes Ausflugsziel der Dichter und Denker war, die am Wochenende dem Moloch London entflohen, um frische Seeluft zu atmen. Zudem prägt seit

wenigen Monaten das Museum des englischen Architekten David Chipperfield das Ufer an der Themsemündung.

Der schönste Himmel in ganz Europa

Das Turner Contemporary ist ein Zentrum der bildenden Künste, benannt nach dem Maler J. M. W. Turner, der von Margate behauptete, es habe „den schönsten Himmel in ganz Europa“. Viele seiner der Romantik zuzuordnenden Werke stellen Szenen auf dem Meer mit Schiffen dar, mitunter aber auch dramatische Naturszenen, etwa wenn im Herbst das Wetter stürmisch wird. Bis in den Oktober hinein vergnügen sich heute Familien und junge Leute in der kleinen Bucht am Strand. Abends bummeln sie durch die Stadt, de-

Der Küstenstreifen ist berühmt für seine Austern und die gute Küche, die dort – so erzählen es auch die Einheimischen – seit einigen Jahren zu erschwinglichen Preisen angeboten wird.

ren kleine Gassen mit den historischen Läden zum Stöbern einladen. Auch Turner war seinerzeit dort unterwegs. Immerhin ging er in Margate zur Schule und wohnte später in einer Pension direkt am Wasser – genau dort, wo jetzt das Museum steht. Die Geheimnisse der Region, die persönlichen Geschichten der prominenten Einwohner, stehen in keinem Reiseführer. Sie werden von „Kent Greeters“ erzählt, von Einheimischen, die ehrenamtlich – mit viel Engagement und kostenlos – die versteckten Schönheiten ihrer Heimat zeigen. Dies ist eine Initiative des Fremdenverkehrsamtes „Visit Kent“, das unter www. kentgreeters.co.uk Termine und Touren anbietet. Nur hier erfährt man beispielsweise, dass man entlang der Küste prä-

i Fahrtenbuch Kent Sie können die Grafschaft Kent www.visitkent.co.uk auch mit dem Fahrrad erkunden. So weit sind die Wege zwischen den idyllischen Ortschaften nicht. Jedoch ist das Radfahren auf den mit hohen Hecken und altem Baumbestand gesäumten Straßen riskant: Fahrradwege gibt es nur auf wenigen gut ausgebauten Strecken. Und die Straßen sind teils verschlungen und so schmal, dass der entgegenkommende Verkehr am Straßenrand anhalten muss. Die Überfahrt mit der DFDS-Seaways www.norfolkline.com von Dünkirchen nach Dover ist für Automobilisten allerdings verlockend. Sie dauert nur knapp zwei Stunden und kostet rund 26 Euro pro Pkw – inklusive vier Personen. Dover mit Dover Castle ist Startort und Ziel einer kulturellen und kulinarischen Entdeckungsreise durch die Grafschaft Kent (durch Folkestone und Wye über Ham bis Sandwich). Ausgesuchte Adressen empfehlenswerter Hotels und Restaurants finden Sie auf www.drive-and-style.de

Der Wein der Niederösterreicher

I

m Weinviertel im Nordosten Österreichs findet sich eine jahrhundertelange Tradition rund um den Weinbau. Der Grundstock für die Fruchtbarkeit und Blüte wurzelt in den Böden des Landes und seiner Geschichte. Dabei reicht die Bedeutung des Weinviertels weit über die Allgegenwart des Weines hinaus. Die landschaftlich reizvolle Region bezaubert ihre Besucher neben ihrer

Kultur und Kulinarik auch durch eine ganz besonders gelassene Lebensart. Wahre Weinliebhaber haben diese Region in Österreichs größtem Bundesland Niederösterreich – landschaftlich eingebettet zwischen den Flüssen Donau, Thaya und March – sicher schon immer gekannt. Der Boden ist nämlich nicht nur zum Weinanbau geeignet, sondern ebenso zur Weinproduktion und -lagerung. Entstanden ist so ein einzigartiges Weinkulturgut, das die niederösterreichische Weinlandarchitektur unvergleichbar macht. Weitere Informationen unter: www.weinviertel.at.

Das rege Leben in den Gassen mit den Weinkellern begann im Zuge der Liberalisierung des Weinbaus durch Maria Theresia und ihren Sohn Kaiser Joseph II. im 19. Jahrhundert.

F oto : D ag m a r Kö h l e r

Dagmar Köhler

Im kleinen Städtchen Whistable liegen zu Dutzenden die Fischerboote im Hafen und bringen ihre fangfrische Ware gleich ins naheliegende Restaurant. Der Küstenstreifen ist berühmt für seine Austern und für die gute Küche, die dort – so erzählen es auch die Einheimischen – seit einigen Jahren zu erschwinglichen Preisen angeboten wird. In verwinkelten schmalen Gassen – zwischen kleinen Kunsthandwerkbetrieben – verstecken sich oftmals in der zweiten Etage wahre Perlen der neuen englischen Küche. Viele von ihnen haben sich abseits des Jamie Oliver Booms einen Namen gemacht und internationale Preise bekommen, wie etwa das preisgekrönte Fischgeschäft und Restaurant „Eddie Gilberts“ in Ramsgate. An der Ladentheke wird der Fisch ausgesucht, später oben in der Restaurantküche zubereitet und anschließend serviert. Die Angebote der Restaurants werden immer exklusiver. Vorbei sind damit die Zeiten, als sich Europa noch über die Essgewohnheiten der Engländer echauffierte. Dank des günstigen Euro-/Pfund-Kurses ist das „DineOut“ bereits ab zehn Pfund eine willkommene Alternative zum allgegenwärtigen Fast-Food-Angebot. Selbst in der Hafenstadt Dover mit dem mächtigen Fähranleger und dem Lastverkehr finden sich exklusive Hotels, wie das Dover Marina; es ist im altenglischen Stil erbaut und führt eine moderne kultivierte Küche. Auch wenn dieses Hotel vor wenigen Monaten modernisiert wurde, blieb das viktorianische Dekor aus dem 19. Jahrhundert unangetastet. Auf der Promenade des Hotels mit dem unverbauten Blick auf den Ärmelkanal können die Gäste ein Glas Wein genießen, entspannen und ihre Gedanken schweifen und sich inspirieren lassen.

Die Seiten 16+17 wurden erstellt in Kooperation mit Drive & Style, dem Magazin für eine werteorientierte Mobilität. www.drive-and-style.de


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REISE

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i

Schlaraffenlandtour per E-Bike

Weiteres Thurgau Tourismus CH-8580 Amriswil Tel: +41 (0)71 414 11 44 www.thurgau-tourismus.ch Hotel Inseli Romanshorn Inselistrasse 6 CH - 8590 Romanshorn TG Tel: +41 (0)71 466 88 88 www.hotelinseli.ch

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Design & Wellnesshotel Golf Panorama Golfpanorama 6 CH-8564 Lipperswil Tel: +41 (0)52 208 08 08 www.golfpanorama.ch

F O T O : P H O T O D E S I G N , T O U R I S T- I N F O R M AT I O N WA S S E R B U R G

Altnauer Apfel – bitte mit Sti(e)l

Hüpp Hüpp Hurra! Schoki-Hüppen aus Gottlieben

voilà – eine exquisite Kaffeepause. Der älteste Schweizer Hüppenproduzent samt See-Café liegt auf dem Weg. Das Rezept für die zarten Teilchen wurde nur an die Tugendhaften weitergegeben, heute kann man sie online erstehen.

Das Schloss des letzten Kaisers von Frankreich

Mit dem Elektroantrieb des E-Bike, der die eigene Tretkraft verstärkt, lässt sich der Weg zum Schloss Arenenberg gut bewältigen. Im Schloss zeigt das 1906 gegründete Napo_ leonmuseum die originalen Inneneinrichtungen und Kunstschätze aus dem Besitz der ehemaligen Be-

wohner: Ex-Königin von Holland, Adoptivtochter und Schwägerin Napoleons I, Hortense de Beauharnais und Sohn Louis Napoleon, der einmal Kaiser der Franzosen werden würde, samt Hofstaat. Der rekonstruierte Arenenberger Park spielt mit den Elementen Wasser und Wald. Sobald dem Auge der Blick auf den See verwehrt wird, bietet sich dem Betrachter eine andere Sehenswürdigkeit, wie zum Beispiel die Eremitage. Dominik Gügel, Direktor des Museums erklärt: „Die Buchten zwischen Arenenberg und Berlingen wurden von den meisten Besuchern des kaiserlichen Hofes als der verkleinerte „Golf von Nea-

F O T O : K A R TA U S E I T T I N G E N

F O T O : W E L L N E S S H O T E L G O L F PA N O R A M A

Während es für das E-Bike entlang der Strecke Aufladestationen gibt, braucht auch der Biker mal ein Päuschen. Man nehme einen Crêpe, nicht dicker als 0,7 mm, einzeln wie das Blatt einer wertvollen Havanna-Zigarre, von Hand gerollt und mit teils prämierten Füllungen aus bio- und fairtrade Zutaten gefüllt und hat –

Kulinarisch, sportlich und kulturell bietet die Radtour mit Seeblick einiges.

Es gibt Sportangebote…

pel“ empfunden… Um diesen Eindruck zu verstärken, ließ Königin Hortense am Ufer Säulenpappeln pflanzen und brachte so ein Stück mediterrane Lebenswelt an den Bodensee“. Bis 23. Oktober 2011 zeigt die Sonderausstellung „Eau & Toilette – Waschen, Kleiden, Duften…“ im Schloss Stil und Hygiene vom Barock bis ins 19. Jahrhundert. Dabei kann man einen Blick auf das gerade entdeckte Bad Napoleons III. werfen.

Das Kartäuserkloster und der Streik der Frauen

Klöster und historische Bauten hat die Gegend viele. Etwas besonderes ist die Kartause Ittingen in Warth,

FOTO: CHRISTINA EGLI /NAPOLEONMUSEUM THURG AU

Am Südufer des Bodensees, rund 10 Autominuten von Konstanz entfernt, liegt in der Sonnenecke das Apfeldorf Altnau mit dem 1. Obstlehrpfad der Schweiz. Auf dem Feierlenhof mit Seeblick und „Mini-Nutztierzoo“, gibt es Ferienwohnungen und man kann eine Apfelpatenschaft übernehmen. Aber nicht die Äpfel, noch der Bodensee-Felchen sind der Stolz von Gemeindeamtmann Beat Pretali und Gemeinderätin Rita Barth. Der „liegende Eiffelturm“, ein 250 Meter langer Steg mit Bodenbeleuchtung ist der Stolz Altnaus und verleiht dem Apfeldorf den Stiel.

FOTO: THURG AU TOURISMUS

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erliebt flatternde Schmetterlinge, Früchte die einem fast vom Baum in den Mund wachsen, Blumenhändler die ihre Waren über Nacht vor dem Laden stehenlassen können und Blick auf See und Berge. Im Kanton Thurgau, am Schweizer Bodensee kann man solche Urlaubsträume erfahren.

… ein spannendes Kartäuserkloster und…

… Schlösser zu entdecken.

Bei Regen einfach mit dem Bike aufs Schiff. bei Frauenfeld die 1461 ein Kartäuserorden Augustinermönchen abgekauft hat. Während die Vorbesitzer Seelsorger der Gemeinschaft waren, verschlossen die Kartäuser, die in der Gemeinschaft einsiedelten und nur eine halbe Stunde pro Woche ihren Mund zum Sprechen öffneten, die Kirche für das Volk. Die Frauen aber bestanden auf ihrem Recht auf Gottesdienste, drangen in die Kirche ein und ließen sich nicht vertreiben, bis ihnen eine Kapelle versprochen wurde. So hatten die Einsiedlermönche ihre Seelenruh und die Dorfbewohner kamen zu ihrer Kapelle. Heute kann man die Stille erleben, die die Kontemplation der Mönche greifbar hinterlassen hat. Die Kartause hat zwei Museen, eine Buchbinderei, ein Schulungs- und Seminarzentrum, zwei Hotels, ein Restaurant und einen der größten Landwirtschaftsbetriebe des Kantons. Dabei bietet sie, in klösterlicher Tradition, 29 psychisch oder geistig beeinträchtigten Menschen Unterstützung an. Die Kartause vertreibt ihre Produkte im Klosterladen und Online. Die Radtour als Pauschalangebot von Romanshorn bis Steckborn kann man bei Thurgau Tourismus erfragen.

Stiftung Kartause Ittingen CH 8532 Warth TG Tel: +41 (0)52 748 44 11 www.kartause.ch Obstlehrpfad Altnau Feierlenhof Bleihofstrasse Rita und Reinhard Barth 8595 Altnau Tel: +41 (0)71 695 23 72 www.feierlenhof.ch Gottlieber Seecafé & Manufakturladen Espenstrasse 9 8274 Gottlieben Tel: +41 (0)71 667 01 77 http://gottlieber.ch Napoleonmuseum Thurgau Schloss und Park Arenenberg CH-8268 Salenstein Tel: +41 (0)71 663 32 60 www.napoleonmuseum.ch

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FOTO: THURG AU TOURISMUS

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Reise

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Tipps für cleveres Reisen Sprösslingen die Fahrtzeit mit einfachen Ratespielen und gemeinsam gesungenen Liedern. Bei Bahnreisen wählen sie gern den direkten Weg. Ein Nonstop-Flug ist jedoch nicht immer die beste Wahl. Insbesondere Kindern mag die Möglichkeit, zwischendurch das Flugzeug zu verlassen, sehr willkommen sein.

Planen

Clever Reisende planen und buchen ihre Reise weit voraus. Wenn möglich, reisen sie außerhalb der Hautreisezeit; gern an einem Montag oder Dienstag. Bevor sie zum Flughafen fahren – mit dem Taxi – überprüfen sie online den Status des Flugs.

Mit Kindern unterwegs

Clever Reisende packen für ihre Kinder immer ein paar Snacks und Getränke ein. Außerdem ein Set extra Kleidung für Malheurs unterwegs. Außerdem haben sie kleine Spiele dabei, mit denen sich die Kinder beschäftigen können: Auch ein Kissen für ein Nickerchen nehmen sie mit. Im Auto verkürzen sie ihren

Selbst nach Stunden währenden Anreisen sehen clever Reisende am Zielort nicht zerknittert aus. Knitterfreie Oberbekleidung mag empfehlenswert sein, doch direkt auf der Haut tragen clever Reisende reine Baumwolle. Manche packen noch eine weitere Garnitur Unterwäsche mit ins Handgepäck. Etwas frisch gemacht und in gewechselter Unterwäsche fühlt man sich top.

Schön unterwegs

Clever reisende Damen legen sich für die Reise kein Make-up auf. Mit einem Mineralpuder als Unterlage, einem Hauch Mineral-Rouge, wasserfester Wimpertusche und transparenter Lippenpflege kann eine clever Reisende auch nach Stunden gepflegt aussehen – und sich auch ein Schönheitsschläfchen erlauben. Werden die Haare zu einem lockeren Dutt gesteckt, wirken die Haare am Zielort geöffnet nicht zerdrückt.

Power-Napping – ungestört

Clever Reisende gönnen sich unterwegs Pausen und in der Bahn und im Flugzeug auch etwas Schlaf. So sind sie ausgeruht und wach am Ziel. Damit das Schnarchen vom Sitznachbarn und andere Nebengeräusche sie nicht stören,

F oto : S T R /A F P/G ett y I m ages

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um Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen „ Sorgen und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt“, sagte einst Adolf Freiherr v. Knigge (1752 - 1796.) Damit hatte er sicher recht. Und um die widrigen Zufälle zu minimieren, wenden clever Reisende ein paar Tricks an:

F oto : PAT R I C K L I N /A F P/G ett y I m ages

Gepflegt ankommen

haben sie Ohrenstöpsel dabei. Sind die Nebengeräusche sehr laut, setzen sie sich Kopfhörer über die Ohrstöpsel und verdrängen die störenden Geräusche mit sanfter Musik.

Clever gesund bleiben

Clever Reisende erfrischen ihr Gesicht mit kaltem Wasser und nutzen das dampfende Tuch, das auf längeren Flugreisen in der Business Class gereicht wird, um sich erst ihre Hände und dann ihre Sitzknöpfe und die Bedienknöpfe des Entertainment-Systems zu desinfizieren. Ausreichend zu trinken gehört zum clever Reisen dazu: bevorzugt Wasser und koffeinfreie Tees. Mit dem Dampf eines heißen Kräutertees kann auch eine von der trockenen Luft ausgetrocknete Nase wieder befreit werden. Clever Reisende nehmen sich ein paar Kräuter-Teebeutel von Zuhause mit. (red)

F oto : B R YA N M C M A N U S /A F P/G ett y I m ages

Der letzte Urlaub war nett – nur die Reise selbst war Stress. Hetze, Pannen, quengelnde Kinder. Ist man endlich da, fühlt man sich wie ausgespuckt. – Nicht, wenn man clever ist.

Gut ankommen: Wer clever ist, trinkt reichlich, um in der trockenen Kabinenluft nicht zu dehydrieren – aber ohne Alkohol oder Koffein. Kleidung aus reiner Baumwolle hilft, sich am Zielort in seiner Haut noch wohlzufühlen. Und damit die Kleinen unterwegs zufrieden sind, bietet man ihnen etwas zu spielen an.

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The Epoch Times Deutschland / 21. September - 4. Oktober 2011 / Nr. 290

家 (Jia) – Familie, Haushalt, Zuhause Die Rätsel der chinesischen Schriftzeichen

FOTO: THE EPOCH TIMES

Viele chinesische Schriftzeichen haben tiefgehende historische und philosophische Hintergründe. Einige ihrer Rätsel werden hier entziffert.

D

as chinesische Zeichen für Familie, Haushalt oder das Zuhause 家 – „Jia“. besteht aus den Ideogrammen 宀 – Haus, oben und 豕 – Schwein, unten. „Ein Schwein im Haus“ als Zuhause, Haushalt oder Familie anzusehen, leitet sich in China von den Eigenschaften des Schweins ab: So wurden Schweine im alten China als intelligente Tiere angesehen und für ihren Mut bewundert. Schweine sollen,

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so die Volksreime aus dem Nordosten Chinas, die mutigsten Tiere sein, noch vor den Bären oder Tigern. Nach einer alten chinesischen Redensart braucht man zum Jagen eines Tigers viel Mut und zum

家 (Jia) – Familie, Haushalt, Zuhause. Jagen eines Wildschweins zusätzlich noch einen Sarg, also die Bereitschaft, auch das eigene Leben zu opfern. Gejagte

Wildschweine fliehen nämlich nicht wie Tiger oder Bären, sondern greifen den Jäger an, wobei sie wegen ihrer Intelligenz und wegen des Instinktes vor Fallen als lebensgefährliche Gegner galten. Mit Schweinen verbanden die Chinesen zudem Wohlstand und Geld, da früher die Schweinezucht nur wohlhabenden Familien vorbehalten war, sich also nur reiche Leute Schweinefleisch leisten konnten. Da im alten China eine reiche Nachkommenschaft mit „Glück in der Familie“ gleichzusetzen war, wurden die Schweine wegen ihrer Fruchtbarkeit auch zum Symbol für Glück. „Ein Schwein im Haus“ - 家 - spiegelte also in vielerlei Hinsicht das Glück wider, das sich die Chinesen für Familie, Haushalt und Zuhause wünschten. (red)


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