Zuhause - das serielle Portrait

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Zuhause.


Diese Dokumentation ist im Rahmen des FotografieKurses »Das serielle Portrait_Zuhause« unter der Leitung von Professor Hermann Dornhege an der Fachhochschule Münster, Fachbereich Design entstanden. 1. Auflage Münster 2007 2 Exemplare Druck: AstA Druck Münster Gestaltung und Text: Esther Gonstalla Fotografien: © Esther Gonstalla


Zuhause. Das serielle Portrait und wie es entsteht. von Esther Gonstalla



Vorwort

»Das serielle Portrait« In einer Zeit der sich scheinbar ständig und schnell verändernden fotografischen Darstellung soll dieses Buch die Möglichkeit geben, anhand der traditionellen Sichtweisen der Portraitfotografie, die gesellschaftliche Be­deutung der Fotografie zu befragen, in ihrem jeweiligen historischen Kontext zu analysieren und zu bewerten. Aufgrund dieser Bestandsaufnahme wurden Konzepte entwickelt, welche die aktuelle gesellschaftliche Realität widerspiegeln, deuten und interpretieren. Diese Kon­ zepte wurden in Form von serieller Fotografie planerisch umgesetzt. Prof. Hermann Dornhege



Recherche Annäherung an das komplexe Thema »Zuhause«. Brainstorming. Strategie. Skizzen. Konzept.


Zuhause

»...ist ein ruhiger Ort, eine gewohnte Umgebung, Lieb­ lingsmöbel die Geschichten erzählen, gute Freunde, die zuhören können, mit denen man lachen, weinen oder die Seele baumeln lassen kann.« Das ist meine Definition von »Zuhause«. Allgemein­ gültig ist sie natürlich nicht - aber könnte sie das überhaupt jemals sein? Was denken andere Menschen darüber? Was sagt das objektive Lexikon? Ich habe mich ein wenig bei Bekannten umgehört und folgendes zusammengetragen: »Mein Zuhause ist dort wo ich meine Habseligkeiten abgestellt hab, wo mein Bett ist und wo ich die Tür zu­machen kann.« Tina, 21 Jahre »Zuhause ist für mich zunächst mal mein derzeitiger Lebensmittelpunkt. Da habe ich in der Regel die meisten Freunde, da lebe, liebe und arbeite ich. Doch auch das Elternhaus wird von mir als Zuhause bezeichnet, weil das in diesem Fall auch der Ort ist, an dem ich aufgewachsen bin.« Frank, 29

Als ich im Internet zum Thema Zuhause bei »Google« recherchierte, fand ich ein erstaunliches Gedicht. So drückte Melissa, 7 Jahre, ihre Gedanken zum Thema Zuhause aus: »Daheim Das ist überall, wo etwas wartet. Liebe, Eltern, Lachen, Tiere, Freude, Wärme, Freunde und Spaß.

Lieblingsmöbel

Etwas, das lebt. Und Liebe Das, was der Mensch am meisten braucht.«

überall, w


»Home is where your heart is.«

Es gibt unendlich viele verschiedene, sehr individuelle Sichtweisen von dem, was das Zuhause ausmacht. Es bedeutet vielen Menschen Ruhe, ein Ort der Besinnung, des Fal­len lassens, aber auch ein Ort mit geordneten festen Strukturen, wo alles so ist wie es immer war und wo man sich einfach wohlfühlt. Was genau für dieses Wohlfühlen verantwortlich ist, können die meisten gar nicht in Worte fassen. Es ist mehr das Zusammenspiel vieler wichtiger Faktoren. Da sind zum einen die Lieblingsmöbel, die Atmos­ phäre, das eigene Kopfkissen, die Musik, der Geruch der Wohnung oder des Zimmers. Zum anderen sind es die sozialen Strukturen, die Familie und Freunde die in der Nähe sind, wenn man sie braucht.

Freunde Das Lexikon mit seiner objektiven, nüchternen Definition sagt dazu folgendes: »Zuhause bezeichnet eine Alternativbezeichnung zu Heim. Das Heim (von germa­ nisch haima, haimi, indogermanisch: kei = liegen) hat folgende Bedeutungen: Im Sinne von Heimstätte. Ein Heim ist dem­ nach ein Haus, eine Wohnung oder der Ort wo man lebt und wohnt. Das Heimweh ist die Sehnsucht sowohl nach dem Daheim oder der Heimat (der Region, dem Land oder Landschaft, wo man ›daheim‹ ist oder einmal war).« Wikipedia

, wo etwas wartet.


Brainstorm

persönliche Dinge gutes Essen

Musik Kopfkissen

Pflanzen

Geschwister

Bücher Eltern

Bett Lieblingsmöbel

gute Freunde Partner

Bilder

Dinge

Menschen

Zuhause


Wärme Ruhe Erinnerungen

Gerüche

angekommen sein Angst frei Ausgelassenheit Kindheit

ganz sich sebst Geborgenheit

glücklich sein Ein Brainstorming ist ein Ordnen vieler kleiner Puzzelteile die verstreut im Gehirn liegen, und die durch scheinbar wirres Aufschreiben plötzlich ganz neue Erkenntnisse hervorbringen. Durch »Umreissen« des Themas in alle Richtungen, durch Öffnen des Gehirns für andere Perspekti­ ven, kann es als Ganzes besser ver­standen und beschrieben werden. Das »Zuhause«, so hat sich herausgestellt, kann zunächst in die Bereiche Gefühle, Menschen und materielle Dinge aufgeteilt werden. Alles wirkt zusammen und ist untrenn­bar vom Zuhause. Wenn Eines fehlt, fühlt man sich manchmal in dem eigenen Zuhause schon alleingelassen und fremd.

Liebe

Gefühle

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Konzept

In dem Zeitraum vom 05. April 2007 bis zum 10. Juni 2007, wird eine Fotoserie erstellt zu dem Thema »Zuhause«. Meine erste Idee war es, die Menschen in Alltagssituationen zu fotografieren. Sie sollten also nicht direkt in die Kamera schauen, sondern scheinbar mit etwas beschäf­­­tigt sein. Das stellte sich aber als sehr schwierig heraus, denn die Bilder wirkten zu gestellt. Sie waren nicht natürlich genug. Ich ließ die Menschen außerdem bei einigen Bildern direkt in die Kamera schauen- mit erstaunlichem Effekt. In diesen Bildern war die Kamera seltsamerweise nicht so sehr präsent wie in den Bildern davor, die Menschen wirkten natürlicher. Dies machte ich dann zu meinem Konzept, und zu der leitenden Bildidee. Um den seriellen Charakter zu erzeugen, sollen in allen Bildern die Personen geradewegs in die Kamera schauen. Möglichst nicht lachen oder grinsen, sondern ganz natürlich und locker. Um das vorhandene Tageslicht zu nutzen, werde ich die Personen gegenüber von einem Fenster platzieren. Falls das nicht möglich ist und ich sie vor, oder neben das Fenster setzen muss, werde ich einen indirekten Blitz verwenden. Der indirekte Blitz hat den Vorteil, dass er sehr weich ist, man das Licht im Raum nur ein wenig aufhellt, und so hinter der Fensterscheibe zusätzlich die Umgebung sehen kann. Es sollen Räume sein, wo man möglichst viel über die Persönlichkeit der Bewohner erfährt. Das kann das Wohnzimmer, Schlafzimmer, Esszimmer oder die Küche sein. Die Räumlichkeit wird durch Ecken, Fenster oder Türdurchblicke verstärkt. Der Bildaufbau folgt immer ähnlichen Strukturen: Im Vordergrund sind Möbiliar oder Pflanzen, die Personen befinden sich im Mittelgrund und Durchblicke im Hintergrund.

Für die technische Realisation der Serie verwende ich das digitale Aufnahmeformat in Form der »K10D« von Pentax. Ich habe mich für die Digitalkamera entschieden, da es für mich als Studentin am günstigsten und am schnellsten ist. Die Serie wird in Farbe entstehen, da Farben im Zuhause für viele Menschen eine wichtige Rolle spielen. Sie erzeugen eine bestimmte, individuelle Atmosphäre und sind Schlüssel zu der Persönlichkeit des Portraitierten. Außerdem werde ich ein Stativ benutzen, da die Be­ lichtungs­zeiten in geschlossenen Räumen zu lang sind, um sie aus der Hand zu fotografieren. Ein externer Belichtungsmesser ist wichtig, um ganz genau und individuell das Licht zu messen.

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Endprodukt Bestehend aus 20 Bildern.


Name: Christine und Wolfgang Alter: 44 und 54 Beruf: Architekten Zuhause: Braunschweig, 150 m² Haus

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Name: Ehepaar Lünnemann Alter: 71 und 67 Beruf: Rentner Zuhause: Münster, 90m² Wohnung

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Name: Eckhard Alter: 66 Beruf: Sportlehrer, Rentner Zuhause: Braunschweig, 65 m² Wohnung

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Name: Birgit Alter: 47 Beruf: Textildesignerin Zuhause: Braunschweig, 80m² Altbau-Wohnung

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Name: Dennis, Yvonne, Nico und Lea Alter: 31, 28, 7 und 1 1/2 Beruf: Manager, Bürokauffrau Zuhause: Braunschweig, 100 m² Wohnung

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Name: Gunnar Alter: 85 Beruf: Philosoph, Künstler Zuhause: Island, Altersheim, 20m²

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Name: Norbert Alter: 54 Beruf: Rechtsanwalt, Hotelier Zuhause: Braunschweig, 250 m² Haus

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Name: Beate Alter: 49 Beruf: Dipl. Sozialpädagogin, Kunsttherapeutin Zuhause: Hilchenbach, 85m² Altbau-Wohnung

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Name: Lena Alter: 25 Beruf: Krankenschwester Zuhause: Münster, 64 m² 2er WG

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Name: Gudbjörk und Sandra Alter: 24 + 21 Beruf: Hotelfachfrauen Zuhause: Island, Gestüt und Hotel Gauksmyrie

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Name: Marianne Alter: 58 Beruf: Lehrerin, Sozialpädagogin Zuhause: Braunschweig, 110 m² Altbau-Wohnung

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Name: Hanna Alter: 51 Beruf: Hotelbesitzerin Zuhause: Island, 245m² Haus

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Name: Nora Alter: 19 Beruf: Abiturientin Zuhause: Dibbesdorf, wohnt bei ihrem Eltern

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Name: Jaqueline Alter: 24 Beruf: Design-Studentin Zuhause: Münster, 64m² 2er WG

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Name: Sarah Alter: 22 Beruf: BWL-Studentin Zuhause: Dibbesdorf, in ihrem alten Kinderzimmer

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Name: Gabi Alter: 55 Beruf: Dipl. Psychologin Zuhause: Braunschweig, 120m² Wohnung

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Name: Janina Alter: 22 Beruf: Design-Studentin Zuhause: MĂźnster, 3er WG

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Name: Thorstein Alter: 76 Beruf: Jäger Zuhause: Island, 40m² »Hippie Hütte« am See

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Name: Monika Alter: 52 Beruf: Grundschul-Lehrerin Zuhause: Mascherode, 250 m² Haus

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Name: Ursula und Kerstin Alter: 43 und 44 Beruf: Biologisch Techn. Assistentin und Oberstudienrätin Zuhause: Braunschweig, 152m² Haus

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