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salonfähig – Aktion · Performance · Ausstellung

Florian Adolph, Almut Aue, Andrea Blumör, CaBri (Carolyn Krüger + Brigitte Kottwitz), Vládmir Combre de Sena, Harald Etzemüller, Mrs. Velvet G.Oldmine, Cornelia F.Ch. Heier, Luca Hillen (Akademie Solitude/Gast), Sabine Imhof, Karin Rahts, Daniel Scheffel, Petra Schott, Susanna Sitterding, Rahulla Torabi, Sabine Voigt, SaChriTa (S. Imhof + C. Corves + T. Galler-Vogt), Helmut Werres

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Was war für Dich die Ausstellung »salonfähig«? Der Versuch, die unterschiedlichsten Persönlichkeiten und ihr Ausdruck in Material aber auch in »Performance« zusammenzuführen, aber nicht beliebig dahinwabern zu lassen. Der Versuch also auch, die Dinge zusammenzuhalten und ihnen gleichzeitig Offenheit zu gewähren. Es gab viele trashige Momente, Cornelia F.Ch. Heiers Hickelkästchen oder die pädagogische Blindführung von Luca Hillen zum Beispiel. Aber die »Capri Insel« von CaBri hat gleich zu Beginn klargestellt, dass man sich gerne zum Deppen machen kann und möglicherweise nicht alles so ernst ist, wie es erscheint. Herausgekommen ist eine Ausstellung, in der wir erklären, dass auch wir nicht wissen, wie's geht, es aber mal probieren. Und dabei ist es uns gelungen, ehrlich auf die Leute zuzugehen – eigentlich ziemlich cool.

Andrea Blumör

Den Begriff Performance interpretieren die Künstler*innen des Frankfurter Kunstvereins EULENGASSE auf vielfältige Weise – so finden sich sowohl Beispiele aus den »Performing Arts« (den Darstellenden Künsten) als auch aus den »Visual Arts« (den Bildenden Künsten). Die drei formalen Bestandteile einer Performance – der Körper (die Künstler*innen und ihre Werke), der Raum (die Ausstellungshalle FABRIKculture in Hégenheim) und die Zeit (die 23 Stunden der Laufzeit der Ausstellung) werden zu einem Ganzen, das den Ausstellungstitel »salonfähig« trägt, zusammengefügt.

Zwei Aspekte bestimmten von Beginn an das Ausstellungskonzept: Der Ort – eine ehemalige Textilfabrik mit einer großzügigen Ausstellungsfläche soll Raum geben für den von den Frankfurter Künstler*innen intendierten Dialog mit den Besucher*innen. Die Künstleri*innen möchten sich über Kunst und die Welt unterhalten und den Austausch mit dem Publikum feiern. Die Kommunikation findet über die zwei universellsten Sprachen der Welt statt – über die Körpersprache und über die Kunstsprache. In der multilingualen Umgebung von Basel ist diese Strategie sicherlich erfolgversprechend.

Diesen Überlegungen folgend, kamen die Eulengässler*innen schnell zu dem titelgebenden Oberbegriff, der sich aus zwei Bestandteilen zusammensetzt. Bezieht sich der erste Teil – »Salon« – auf den Raum, nämlich einen gesellschaftlichen, so verweist der zweite Zeil – »fähig« – auf eine Eigenschaft, nämlich darauf, den gestellten Aufgaben gewachsen, zu etwas in der Lage zu sein. Im doppelten Sinne werden diese Bedeutungsebenen in der Ausstellung künstlerisch aufgegriffen. Einerseits ist die Nähe zu den historischen Pariser Salons (Salon de Paris) als regelmäßiges, gesellschaftliches Großereignis und Spektakel unverkennbar, andererseits grenzen sich die Künstler*innen zur seiner Rolle als kunstmarktbestimmende Leistungsschau ab. So wachsen in dieser Ausstellung künstlerische Statements zu einem publikumsoffenen, kommunikativen Dialogangebot zusammen, das unmissverständlich die Fähigkeit und Kraft von unkommerziellen und experimentellen, aber auch klassischen Kunstformen hervorhebt. Es wird live getanzt, gezeichnet, gestrickt, geschauspielert, gerochen, berührt, gesungen, erzählt, gewebt, gespielt. Aber auch Skulpturen, Installationen, Malerei, Digitaldrucke und Videos werden präsentiert, um als Gesprächsthema dienen zu können. Denn die Künstler*innen sind selbstverständlich anwesend und suchen stets den Kontakt zu den Gästen des repräsentativen Empfangsraums – dem verehrten Publikum.

Welche Besucherreaktion wird Dir in Erinnerung bleiben? Generell sehr interessierte Besucher. Im Besonderen ein Paar, dem ich meine Installation erklärte, und dabei auch auf die geschichtlichen Besonderheiten des Elsass hinwies mit der abschließenden Bemerkung »und jetzt sind die Deutschen wieder hier«, worauf beide regelrecht erschraken. Darauf reagierte ich mit »Aber wir sind in friedlicher Absicht da. Wir sind schließlich Künstler.« – worauf das Gelächter groß war.

Mrs. Velvet G.Oldmine

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