Gesch채ftsbericht 2014
Bild: Christiane Runte
Editorial
Liebe Freundinnen und Freunde von EuroNatur, als Alternative zu Kohle und Atom erleben die sogenannten „Erneuerbaren Energien“ derzeit einen regelrechten Boom. Auch die Nutzung der Wasserkraft wird von Politik und Wirtschaft als vermeintlich saubere Energiequelle vorangetrieben. Doch tatsächlich sind Wasserkraftwerke weder eine erneuerbare noch grüne Form der Energieerzeugung. Im Gegenteil: Unter dem grünen Deckmantel werden Projekte entwickelt und umgesetzt, die die Natur hochgradig schädigen anstatt zu schützen. So auch auf der Balkanhalbinsel. Dort drohen die wertvollsten Flüsse Europas unter dem Vorwand der nachhaltigen Energiegewinnung einer wahren Staudamm-Flut zum Opfer zu fallen. Die einzigartigen Flusslandschaften auf dem Balkan vor der Zerstörung zu schützen, war im Jahr 2014 einer der wesentlichen Schwerpunkte unserer Arbeit. Infolge des Drucks, den wir im Rahmen der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ aufgebaut haben, haben
wir einiges erreicht. So erhielten wir im Dezember 2014 Rückendeckung von höchster Ebene: Wegen des geplanten Baus von zwei Wasserkraftwerken im Mavrovo Nationalpark, einem der Schwerpunktgebiete der Kampagne, hat das Sekretariat der Berner Konvention ein Verfahren gegen Mazedonien eingeleitet. Denn die geplanten Eingriffe gefährden das Überleben des in Mavrovo heimischen und äußerst seltenen Balkanluchses. Bis zur Klärung der Sachlage sind die Wasserkraftwerke fürs Erste auf Eis gelegt (lesen Sie hierzu das Kapitel „Europas Flüsse“). Einen weiteren Meilenstein haben wir in Albanien erreicht. Dort verabschiedete das Parlament im Frühjahr 2014 ein zweijähriges Jagdmoratorium. Ein längst überfälliger Schritt, denn tatsächlich hat die Wilderei dort in den letzten Jahren katastrophale Ausmaße angenommen und zu einem massiven Rückgang von Wildtieren geführt. Die wegweisende Entscheidung Albaniens die Jagd auszusetzen ist auch auf den Einsatz von EuroNatur zurückzuführen. Unter anderem haben wir die Regierung Albaniens beharrlich aufgefordert, die maßlose Jagd auf Zugvögel und Wildtiere zu unterbinden. Mehr zu unserer Arbeit für den Schutz der Wildtiere Europas
lesen Sie in den Kapiteln „Europas wilde Kerle“ und „Schutz der Zugvögel“. Einen wichtigen Anteil an den Erfolgen unserer Arbeit haben neben unseren Partnern vor Ort auch unsere Spender, Förderer und Sponsoren, ohne deren Hilfe wir unsere Projekte nicht umsetzen könnten. Für Ihre Unterstützung möchte ich mich bei Ihnen an dieser Stelle herzlich bedanken. Bitte bleiben sie dabei auch weiterhin an unserer Seite. Nur gemeinsam können wir es schaffen, die einmalige Natur Europas für künftige Generationen zu bewahren. Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Christel Schroeder
Geschäftsbericht 2014
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Bild: Goran Safarek - Fluss Vjosa
Unsere Mission
EuroNatur – Naturschutz ohne Grenzen Bei EuroNatur ist der Name Programm: Wie kaum eine andere Organisation konzentrieren wir uns in unseren Projektaktivitäten auf den grenzüberschreitenden Naturschutz in Europa. Dieser europäische Fokus ist auch in der Satzung von EuroNatur zu finden. Darin verpflichtet sich die Stiftung unter anderem zur „Durchführung und Förderung von Naturschutzprojekten in Europa, die dem Schutz, der Erhaltung oder der Wiederansiedlung der freilebenden Tier- und Pflanzenwelt dienen“. EuroNatur hat es sich dabei zur Kernaufgabe gemacht, die vielen Ländergrenzen in Europa im positiven Sinne zu überwinden und Naturschutz auf KontinentEbene zu ermöglichen.
Was macht die Arbeit von EuroNatur so unverwechselbar? Grenzübergreifender Schutz von Wildtieren: EuroNatur macht sich für den Schutz von Wildtieren wie Wölfen, Bären, Luchsen, Mönchsrobben, Zugvögeln und ihren Lebensräumen in Europa stark.
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Geschäftsbericht 2014
Große Schutzgebiete für großartige Landschaften: Wir sichern großräumig intakte Naturlandschaften und ökologisch wertvolle Kulturlandschaften in Europa. Ein Schwerpunkt sind dabei die EuroNatur-Projekte entlang des „Grünen Bandes Balkan“.
Langläufer statt Schnellschüsse: EuroNatur arbeitet an langfristigen Beziehungen und Erfolgen, anstatt die wichtigen Gebiete nach kurzfristigen Projekten wieder sich selbst zu überlassen.
Hilfe zur Selbsthilfe: Wir arbeiten vor allem mit regionalen Partnerorganisationen vor Ort und bilden unsere Partner in den EuroNatur-Projektgebieten weiter, damit sie ihre Natur selbst wirksam schützen können.
Naturschutz MIT den Menschen: Wir fördern die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums und bieten so funktionierende Beispiele für eine regionale Entwicklung im Einklang mit der Natur. So gewinnen wir die Menschen vor Ort als Partner für unsere Naturschutzziele.
Präsenz in Politik und Praxis: EuroNatur ist Anwalt für Europas Natur in Brüssel. Wir kämpfen für eine ökonomisch und ökologisch sinnvollere Ausrichtung der Agrarpolitik in Europa sowie für eine Naturschutzpolitik, die Zukunftsperspektiven schafft – für Menschen und Natur. Wir setzen uns dafür ein, dass geplante Maßnahmen zur Bewahrung des europäischen Naturerbes auch in der Praxis umgesetzt werden.
Netzwerke für die Natur: EuroNatur vernetzt nicht nur die wichtigsten Lebensräume in Europa. Wir bringen auch grenzübergreifend Wissenschaftler, Naturschutzpartner, Landwirte, Politiker und Unternehmer zusammen. Damit schafft EuroNatur Verständigung über Ländergrenzen hinweg.
Bild: Goran Safarek - Fluss Valbona
Organisation & Struktur
Stiftung für Europas Natur
Präsidium für die strategische Ausrichtung
Hauptamtliche Leitung für die operative Umsetzung
EuroNatur ist eine gemeinnützige Stiftung, die im Jahr 1987 vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegründet wurde. Sie hat ihren Sitz in Radolfzell und ist rechtlich, organisatorisch sowie finanziell unabhängig, eigenständig und überparteilich. Im Unterschied zu einem Verein hat eine rechtsfähige Stiftung, so auch EuroNatur, keine Mitglieder. Der letzte Freistellungsbescheid des Finanzamtes Singen stammt vom 19. August 2013. EuroNatur ist u.a. Mitglied folgender Organisationen: International Union for Conservation of Nature (IUCN), European Habitats Forum, Deutscher Naturschutzring, Bundesverband Deutscher Stiftungen, AgrarBündnis, Europarc und Wetlands International – European Association.
Neue Präsidiums-Mitglieder werden von den bestehenden Mitgliedern vorgeschlagen und per Mehrheitsbeschluss gewählt. Die Präsidentin bzw. der Präsident wählen die Präsidiumsmitglieder aus ihrer Mitte. Das Präsidium der EuroNatur Stiftung bestand im Jahr 2014 aus sechs stimmberechtigten Mitgliedern, die ehrenamtlich tätig sind. Zu ihren Aufgaben zählt die strategische Ausrichtung, die Genehmigung der Haushaltsplanung sowie der Jahresrechnung. Das Präsidium kontrolliert die Arbeit des Geschäftsführers und des Naturschutzpolitischen Direktors auf Rechtmäßigkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit. Persönliche Angaben zu den Mitgliedern des Präsidiums sind unter www.euronatur.org detailliert dargestellt.
Das aus Geschäftsführer und Naturschutzpolitischem Direktor bestehende hauptamtlich tätige Leitungsteam ist zuständig und verantwortlich für die Steuerung der operativen Arbeit der Stiftung. EuroNatur hat in Deutschland zwei Standorte - im Jahr 2014 mit insgesamt 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die zentralen Funktionen wie Spenderbetreuung, Buchhaltung, allgemeine Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit sind ebenso in Radolfzell am Bodensee angesiedelt wie die überwiegenden Teile des Projektmanagements. In Rheinbach bei Bonn befindet sich das Büro der Naturschutzpolitischen Abteilung.
Die aktuelle Satzung findet sich unter: www.euronatur.org/Organisation.1247.0.html
EuroNatur Service GmbH
Kuratorium als Beratungsgremium Für das Kuratorium können vom Präsidium Persönlichkeiten bestellt werden, die für die Anliegen der Stiftung eintreten. Das Kuratorium der EuroNatur Stiftung bestand im Jahr 2014 aus 21 Mitgliedern. Die Mitglieder des Kuratoriums sind ehrenamtlich tätig und unterstützen EuroNatur in drei Feldern: fachliche Beratung, insbesondere im Bereich der Mittelerschließung; Öffentlichkeitsarbeit; gesellschaftliche Verankerung der Stiftung und ihrer Arbeit. Die Vorsitzende des Kuratoriums nimmt beratend an den Präsidiums-Sitzungen teil. Persönliche Angaben zu den Mitgliedern des Kuratoriums sind unter www.euronatur.org dargestellt.
Die EuroNatur Stiftung hat vor mehr als 15 Jahren eine 100 %-ige Tochtergesellschaft gegründet, die EuroNatur Service GmbH. Dieses kleine, aber leistungsfähige Dienstleistungsunternehmen publiziert und vertreibt Naturkalender und Naturreiseführer für EuroNatur-Projektgebiete sowie eine ganze Reihe weiterer Fachbücher und exklusiver Artikel. Zudem hat sich die EuroNatur Service GmbH auf Layout- und Versanddienstleistungen spezialisiert, die sie der EuroNatur Stiftung und anderen Kunden anbietet.
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Auswahl wichtiger EuroNaturProjektgebiete auf einen Blick 2 3 4 5 6 7
Kantabrisches Gebirge (Spanien) Senne (Deutschland) Brandenburg (Deutschland) Narew/Podlassien (Polen) Westliche Beskiden (Polen, Tschechien, Slowakei) Böhmerwald/Šumava (Tschechien) Mur-Drau-Donau „Europas Amazonas“
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(Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn, Serbien) 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23
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Save-Auen (Kroatien) Livanjsko Polje (Bosnien-Herzegowina) Neretva-Delta (Kroatien, Bosnien-Herzegowina) Bojana-Buna-Delta und Skutari-See (Montenegro, Albanien) .. Prokletije/Bjeshket e Nemuna (Montenegro, Albanien, Kosovo) Munella-Gebirge und Mavrovo Nationalpark (Albanien, Mazedonien) Jablanica-Shebenik-Gebirge (Albanien, Mazedonien) Illinska-Plakenska-Gebirge (Mazedonien) Shar-Gebirge (Mazedonien, Albanien, Kosovo) Vjosa (Albanien) Belasitsa-Gebirge (Bulgarien) Osogovo-Gebirge (Bulgarien, Mazedonien) Sakar-Hügelland (Bulgarien) Karpaten (Rumänien) Nördliche Dinariden (Kroatien) Tilos (Griechenland)
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Grünes Band Europa
Projektgebiete
Karte: Kerstin Sauer
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Bild: Goran Safarek
Förderschwerpunkte
Projektschwerpunkte von EuroNatur im Jahr 2014 Schutz des Grünen Bandes Europa inklusive Weiterentwicklung der Initiative „Grünes Band Europa“ Schutz der Flüsse in Europa Schutz der Zugvögel in Europa Schutz großer Säugetiere in Europa Agrar-, Biodiversitätsschutz- und Energiepolitik Dieser Geschäftsbericht stellt eine Auswahl der in den einzelnen Förderschwerpunkten umgesetzten Projekte beispielhaft näher dar. Über die Förderschwerpunkte hinaus hat die EuroNatur Stiftung weitere Projekte und Initiativen unterstützt und umgesetzt. Auf sie kann im Rahmen dieses Geschäftsberichts allerdings nicht näher eingegangen werden.
Osogovo-Gebirge (Partner: BBF, MES; Förderung: ZGF, Euro-
Förderschwerpunkt Agrar-, Biodiversitätsschutzund Energiepolitik Aufgewendete Mittel: 347.000 Euro Projekte:
Natur-Spender)
Agrarplattform - Bündnis von ca. 30 Verbänden aus den
Strumica; Förderung: DBU, EuroNatur-Spender), Schutz des Nationalparks Šumava (Partner: Hnutí Duha; Förderung: BUND, EuroNatur-Spender), Grenzübergreifender Schutz für das
Bereichen Natur-, Umwelt- und Tierschutz, bäuerliche und
Förderschwerpunkt Schutz der Flüsse in Europa Aufgewendete Mittel: 379.000 Euro Projekte:
ökologische Landwirtschaft, Entwicklungspolitik zur Reform
Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ (Partner: River-
beim Aufbau regionaler und dezentraler Wirtschafts- und
watch, MES, Ekosvest, Front 21/42, PPNEA, HDZPP, Neza Posnjak;
Versorgungsstrukturen in Podlassien/Polen – vorrangig am
der Europäischen Agrarpolitik (Förderung: BfN mit Mitteln des BMUB, Mava-Stiftung, Ludwig Raue Gedächtnisstiftung), Beratung
Förderung: Mava-Stiftung, Manfred-Hermsen-Stiftung, EuroNa-
Beispiel Erneuerbarer Energien (Partner: Marschallamt Bialys-
tur-Spender), Schutz einer bedeutenden Lebensader Europas:
tok, Politechnika Bialystok, Podlassische Stiftung für Regional-
Förderung des Fünf-Länder-Biosphärenreservats Mur, Drau,
entwicklung, DBFZ Leipzig, Energievision Frankenwald, Stadt und
Donau (Partner: Green Osijek, HDZPP, WWF; Förderung: Euro-
Stadtwerke Wunsiedel; Förderung: UBA mit Mitteln des BMUB)
Natur-Spender, Mava-Stiftung), Schutz der Save-Auen (Partner: HDZPP, Naturpark Lonjsko Polje; Förderung: EuroNatur-Paten und
Förderschwerpunkt „Grünes Band Europa“ Aufgewendete Mittel: 201.000 Euro Projekte:
landschaft durch das SavaParks-Netzwerk (Partner: Naturpark
Weiterentwicklung der Initiative „Grünes Band
Förderung: Aage V. Jensen Stiftung, Michael Otto Stiftung, Wetlands
Europa“ (Partner: BUND; Förderung: BfN mit
International, Europäische Kommission, EuroNatur-Spender)
-Spender), Grenzüberschreitender Schutz für die Save-FlussLonjsko Polje, HDZPP, alle Mitglieder des SavaParks-Netzwerks;
Mitteln des BMUB, EuroNatur-Spender), Grenzübergreifender Schutz für das Belasitsa-Gebirge (Partner: BBF Belasitsa, Naturpark Belasitsa, Kerkini National Park, Environmental Association Planetum-
Geschäftsbericht 2014
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Förderschwerpunkt Schutz der Zugvögel in Europa Aufgewendete Mittel: 410.000 Euro Projekte:
Förderschwerpunkt Schutz großer Säugetiere in Europa Aufgewendete Mittel: 476.000 Euro Projekte:
Abkürzungen
Sicherung bedeutender Zugvogelrastplätze am Adriatic Fly-
Schutz der Braunbären im Kantabrischen Gebirge (Partner: FAPAS;
AbL: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
way (Partner: HDZPP, Baobab, BIOM, DOPPS, BPSSS, CZIP, Naše
Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten), Schutz der Braunbären
APAWA: Association for Protection of Aquatic Wildlife of Albania
ptice, Naša baština, APAWA, MES; Förderung: Mava-Stiftung,
in den Ostkarpaten (Partner: Milvus; Förderung: WWF Deutschland,
BIOM: BirdLife Kroatien
EuroNatur-Spender und -Paten), Schutz der Saline Ulcinj (Part-
EuroNatur-Spender und -Paten), Schutz der Braunbären in Albanien
ner: CZIP; Förderung: Mava-Stiftung, EuroNatur-Spender und
(Partner: PPNEA, Alertis; Förderung: EuroNatur-Spender und -Pa-
-Paten), Schutz der Saline Tivat (Partner: CZIP, Morsko Dobro;
ten), Schutz der Braunbären, Luchse und Wölfe in den Nördlichen
Förderung: DBU, Aage V. Jensen Stiftung, EuroNatur-Spender),
Dinariden (Partner: Universität Zagreb; Förderung: EuroNatur-
Optimierung des Managements, insbesondere der Jagdkont-
Spender und -Paten), Programm zum Schutz des Balkanluchses
rolle, im Naturpark Hutovo Blato (Partner: Naturpark Hutovo
(Partner: MES, PPNEA, CZIP, Finch, ERA, Kora; Förderung: Mava-Stif-
Blato, Naše ptice, Lijepa naša; Förderung: CEPF), Schutz der
tung, EuroNatur-Spender und -Paten), Aufbau von Naturschutzor-
Kora: Raubtierökologie und Wildtiermanagement
Krauskopfpelikane am Skutari-See (Partner: Noé Conservation,
ganisationen in Montenegro und im Kosovo (Partner: MES, PPNEA,
MES: Macedonian Ecological Society
Nationalpark-Verwaltung Skutari-See, Tour du Valat, APAWA,
CZIP, Finch; Förderung: BfN mit Mitteln des BMUB, EuroNatur-Spen-
PPNEA: Protection and Preservation of Natural Environment in Albania
CZIP, Naturhistorisches Museum Montenegro; Förderung: CEPF,
der und -Paten), Schutz der sich wiederansiedelnden Wolfspopula-
TPA: Tilos Park Association
EuroNatur-Spender und -Paten), Fischadlerschutz in Asturien
tionen in Westpolen (Partner: Wilk; Förderung: Stiftung Lappat, Eu-
Wilk: Naturschutzverband “Wolf”
(Partner: FAPAS, Förderung: EuroNatur-Spender), Zugvogelschutz
roNatur-Spender und -Paten), Schutz von Großraubtieren in Polen,
auf Tilos (Partner: TPA; Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten),
insbesondere von Wölfen und Luchsen (Partner: MRI; Förderung:
Partner:
BPSSS: Bird Protection and Study Society of Serbia CZIP: Zentrum für Vogelschutz und Monitoring in Montenegro DBFZ: Deutsches Biomasseforschungszentrum DOPPS: Slowenischer Vogelschutzbund ERA: Environmentally Responsible Action group FAPAS: Fonds zum Schutz der Wildtiere HDZPP: Kroatische Gesellschaft für Vogel- und Naturschutz
WWF: World Wide Fund For Nature
Zugvogelschutz in der Senne (Partner: BioStation Kreis Pader-
Elisabeth Seifert-Beckers Stiftungsfonds zum Wolfsschutz in Erinne-
born-Senne; Förderung: Gelsenwasser, Stadtwerke Bielefeld,
rung an Viktoria Neumann, Emilie und Franz Seifert, EuroNatur-Paten
EuroNatur-Spender), Schutz des Kaiseradlers in Sakar (Partner:
und -Spender), Aufrechterhaltung der ökologischen Integrität von
BUND: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Green Balkans; Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten), Wie-
Wanderkorridoren für große Beutegreifer (insbesondere Wölfe) in
BfN: Bundesamt für Naturschutz
deransiedlung des Rötelfalken in Sakar (Partner: Green Balkans,
Polen (Partner: Naturschutzorganisation „Workshop for all Beings“;
BMUB: Bundesumweltministerium
DEMA; Förderung: Life+, EuroNatur-Spender und -Paten), Schutz
Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten), Grenzüberschreitender
CEPF: Critical Ecosystem Partnership Fund
der Feuchtwiesen und -weiden in Europa, insbesondere in den
Schutz der Wolfspopulation in den West-Beskiden (Partner: Hnutí
DBU: Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Europäischen Storchendörfern (Partner: Ciconia Stiftung,
Duha, Wilk; Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten), Schutz
Europäische Storchendörfer; Förderung: Pancivis-Stiftung, Aage
von Großraubtieren in Baden-Württemberg, Handlungsleitfaden
V. Jensen Stiftung, EuroNatur-Spender und -Paten)
Förderung: BBF: Bulgarian Biodiversity Foundation
UBA: Umweltbundesamt ZGF: Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wolf (Partner: EuroNatur ist Mitglied des Arbeitskreises Wolf in der AG Luchs Baden Württemberg; Förderung: EuroNatur-Paten und -Spender), Mittelmeer-Mönchsrobbe Cap Blanc (Partner: CBD Habitat; Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten)
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Geschäftsbericht 2014
Förderschwerpunkte
Bild: Carsten Burggraf - Landschaft in den Rhodopen
Grünes Band Europa
Vom Todesstreifen zur Linie des Lebens Im Schatten des Eisernen Vorhangs ist ein herausragendes europäisches Naturerbe erhalten geblieben. Wie kostbare Perlen an einer Kette reihen sich urige Wälder und Sümpfe, artenreiche Kulturlandschaften, aber auch wilde Gebirgs- und Flusslandschaften aneinander, wie sie in Europa sonst kaum noch zu finden sind. Jahrzehntelang nahenahezu ungestört von menschlichen Einflüssen konnte sich am Grünen Band Europa ein einzigartiger Lebensraumverbund entwientwickeln, der zahlreichen bedrohten Pflanzenund Tierarten wie Braunbären und Luchsen wertvolle Rückzugsräume bietet.
Der Druck wächst Mit der Schonzeit für die Natur ist es seit der politischen Wende Anfang der 1990er Jahre vorbei. Seit der Eiserne Vorhang fiel, drohen unter anderem die artenreichen Wälder im ehemaligen Grenzgebiet von Straßen zerschnitten, urige Flusslandschaften durch Flussbegradigungen vernichtet und nahezu unberührte Gebirgslandschaften von Holzeinschlag und Skitourismus zerstört zu werden.
Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg Wir wollen die wertvollen Natur- und Kulturlandschaften entlang des einstigen Eisernen Vorhangs als grüne Lebensader erhalten. Als Regionalkoordinator der Naturschutzaktivitäten am Grünen Band Balkan entwickeln wir Modellprojekte für eine gelungene grenzübergreifende Zusammenarbeit, die als Vorbilder auch für andere Regionen in Europa dienen. Zu einem kontinentweiten Biotopverbund, bei dem sich ein Schutzgebiet an das nächste reiht, ist es noch ein weiter Weg. Dafür wollen wir die Idee des Grünen Bandes künftig stärker in der Gesellschaft verankern und die einzelnen Projekte entlang des Grünen Bandes besser miteinander verzahnen. Geschäftsbericht 2014
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Ausgewählte EuroNatur-Projekte 2014
Initiative Grünes Band Europa weiter gestärkt Geografische Lage in Europa Verbund von Lebensräumen mit außergewöhnlicher biologischer Vielfalt, der sich entlang des einstigen Eisernen Vorhangs über 12.500 Kilometer von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer erstreckt (Karte S. 5 und 8). Das Grüne Band verbindet acht biogeografische Regionen und 24 Staaten.
Situation Vier Regionalkoordinatoren stimmen die Naturschutzaktivitäten der zahlreichen Akteure in den vier Abschnitten des Grünen Bandes ab. EuroNatur ist für das Grüne Band Balkan zuständig. Seit die Weltnaturschutzunion (IUCN) diese Aufgabe im Jahr 2010 niedergelegt hatte, fehlte eine übergeordnete Koordinationsstelle auf europäischer Ebene. Seit 2011 koordinieren EuroNatur und BUND gemeinsam mit einer internationalen Steuerungsgruppe die Initiative.
Ziele Wir wollen die Initiative Grünes Band Europa gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren strukturell und inhaltlich weiterentwickeln und ihr neuen Schwung verleihen. Die Gründung eines Vereins als verbindliche Organisationsform soll die Voraussetzung dafür schaffen, die steigende Zahl der Akteure entlang des Grünen Bandes besser miteinander
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Geschäftsbericht 2014
zu vernetzen, die nationale sowie internationale Zusammenarbeit zu stärken und eine ausreichende langfristige Finanzierung des Großprojekts zu gewährleisten.
Neben den Regionalkoordinatoren wurden auch nationale Kontaktstellen (National Focal Points) und NGOs in die Steuerung der Initiative eingebunden. Mittlerweile wurden für 17 der 24 Länder entlang des Grünen Bandes Europa „National Focal Points“ benannt.
Ausgewählte Aktivitäten 2014 Über 100 Teilnehmer aus 23 Ländern entlang des einstigen Eisernen Vorhangs sowie aus Kanada und den USA kamen im September 2014 in Slavonice (Tschechien) zur 8. paneuropäischen Konferenz „Grünes Band Europa“ zusammen. Im Rahmen der Konferenz gründeten 23 Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus 14 Ländern den Verein „European Green Belt Association“.
Ausblick Die Vereinsgründung ist ein Meilenstein, um die Schlagkraft der Initiative Grünes Band Europa zu erhöhen. Jetzt gilt es, die vorhandenen Strukturen zu stärken, den aktiven Austausch der Akteure weiter zu fördern, die Initiative inhaltlich weiterzuentwickeln und finanziell auf sichere Beine zu stellen.
Ausgewählte Erfolge 2014 Mit dem neu gegründeten Verein gibt es erstmals eine offizielle Organisationsform, welche die Initiative Grünes Band Europa repräsentiert, den Informationsaustausch zwischen den Akteuren sicher stellt und die Koordination übernimmt. Mit dem BUND als Stellvertreter hat EuroNatur den Vorsitz übernommen. 20 Länder haben mittlerweile eine gemeinsame Absichtserklärung zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung des Grünen Bandes Europa unterzeichnet.
Partner: BUND und alle Akteure am Grünen Band Europa Förderung: BfN mit Mitteln des BMUB, EuroNatur-Spender
Grünes Band Europa
Bild: Kerstin Sauer - Esskastanien-Wälder
Grenzübergreifender Schutz für das Belasitsa-Gebirge Geografische Lage in Europa Das Belasitsa-Gebirge (Karte S. 5, Nr.18) liegt im Dreiländereck zwischen Bulgarien, Mazedonien und Griechenland. Es ist ein Herzstück des Grünen Bandes Balkan. Zum Projektgebiet gehört auch der Nationalpark Kerkini-See in Griechenland, der wenige Kilometer südlich des Berges Belasitsa liegt.
Situation Mit seinen jahrhundertealten Kastanien- und Buchenwäldern ist das Belasitsa-Gebirge ein wertvolles Rückzugsgebiet für seltene Pflanzen und Tiere. Der KerkiniSee bietet mit seinen ausgedehnten Auwäldern wichtige Brut- und Überwinterungsplätze für bedrohte Vogelarten, darunter der Krauskopfpelikan. Die Erlebbarkeit des grenzübergreifenden Naturschatzes seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ist ein Gewinn, sein grenzübergreifender Schutz hingegen eine große Herausforderung. Seit Januar 2013 setzt sich EuroNatur gemeinsam mit internationalen Partnern dafür ein, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Das Projekt wird maßgeblich von der bulgarischen EuroNaturPartnerorganisation BBF koordiniert.
Ziele
Wichtige Erfolge 2014
Wir wollen die grenzübergreifende Zusammenarbeit fördern und in der Bevölkerung ein Bewusstsein für Belasitsa als gemeinsamen Naturraum schaffen. Im Fokus stehen Umweltbildung und die Etablierung eines nachhaltigen Naturtourismus. Ziel ist es, die Naturschätze der BelasitsaRegion langfristig zu erhalten.
Die Ausstellung „Wunder Belasitsa“ konnte unter anderem im Kunstsalon des wichtigsten Radiosenders in Südwestbulgarien gezeigt werden. Allein dort erreichte sie mehrere Hundert Besucher. Angestoßen durch die Workshops verstehen regionale Tourismusanbieter Belasitsa mehr und mehr als einen Naturraum, der drei Länder miteinander vereint und erkennen dies als Potenzial. Sie lernen voneinander und arbeiten zunehmend länderübergreifend zusammen. So nahmen am Esskastanienfestival in Bulgarien erstmals auch Tourismusanbieter aus Griechenland und Mazedonien teil.
Ausgewählte Aktivitäten 2014 Im Juli 2014 fand ein Internationales Jugendworkcamp im Nationalpark Kerkini-See statt. Den 14 Teilnehmern aus Griechenland, Mazedonien und Bulgarien wurden die Naturwerte von Belasitsa näher gebracht. Gemeinsam entwickelten sie Ideen für eine nachhaltige Entwicklung der Region. Ein internationaler Fotowettbewerb fing die Schönheit von Belasitsa in Bildern ein. Die 45 besten Fotos bildeten eine Wanderausstellung, die Belasitsa als ideales Reiseziel für Naturreisende präsentiert. Mehrere Workshops sorgten für einen länderübergreifenden Austausch zwischen Tourismusanbietern aus dem bulgarischen, mazedonischen und griechischen Teil von Belasitsa.
Ausblick Die Popularität von Belasitsa als vielversprechende Region für nachhaltigen Naturtourismus, Umweltbildung und internationale Zusammenarbeit ist durch das Projekt deutlich gestiegen. Jetzt gilt es, in diesem Sinne fortzufahren.
Partner: BBF Belasitsa, Naturpark Belasitsa (Bulgarien), Kerkini National Park (Griechenland), Environmental Association Planetum-Strumica (Mazedonien) Förderung: DBU, EuroNatur-Spender
Grünes Band Europa
Geschäftsbericht 2014
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Bild: Pavel Bečka - Herbststimmung in Šumava
EuroNatur-Preis ging an Grünes Band in Tschechien Geografische Lage in Europa Nationalpark Böhmerwald (tschechisch: Šumava). Zusammen mit dem angrenzenden Nationalpark Bayerischer Wald gehört er zu den größten Wildnisgebieten Mitteleuropas und bildet ein wertvolles Teilstück des Grünen Bandes Europa im zentraleuropäischen Abschnitt. (Karte S. 5, Nr. 6).
Situation Mit einem Mosaik aus uralten Bergfichtenwäldern, Mooren und blumenreichen Wiesen bietet der Šumava Nationalpark bedrohten Arten wie Luchs, Elch und Auerhuhn Lebensraum. Doch obwohl auf dem Papier seit 1991 als Nationalpark geschützt, sind die Naturschätze von Šumava bedroht. Die Kernzone wurde immer weiter zersplittert und verkleinert. Außerdem fehlt – anders als im Nationalpark Bayerischer Wald – eine verbindlich festgelegte Zonierung. Im Jahr 2014 legte eine Gruppe von Senatoren dem Abgeordnetenhaus gemeinsam mit Grundstücks-Spekulanten einen Gesetzesentwurf vor, der den Nationalparkgedanken völlig ad absurdum führte. Unter anderem sollten Holznutzung und Jagd auf der überwiegenden Fläche des Parks dauerhaft erlaubt sowie der Bebauung Tür und Tor geöffnet werden.
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Geschäftsbericht 2014
EuroNatur-Preis 2014 für Schutz des Šumava Nationalparks Die tschechische Naturschutzorganisation Hnutí Duha setzt sich seit mehr als zwei Jahrzehnten für den Schutz des Šumava Nationalparks ein. Ihr Beitrag zum Erhalt der Naturwerte entlang des Grünen Bandes Europa ist beispielhaft und ihr internationales Verständnis von zivilgesellschaftlichem Engagement vorbildlich. Im Oktober 2014 zeichnete EuroNatur die Organisation mit dem EuroNaturPreis aus. Ziel war es, den Aktivitäten von Hnutí Duha internationale Rückendeckung zu geben und den hohen Stellenwert des Šumava Nationalparks für den Naturschutz in Europa zu unterstreichen.
EuroNatur-Preis zeigte Wirkung Das tschechische Abgeordnetenhaus lehnte Ende Oktober 2014 den skandalösen Gesetzesvorschlag des Senats ab. Der hartnäckige Widerstand von Hnutì Duha hat daran wesentlichen Anteil. Die Verleihung des EuroNatur-Preises schuf wertvolle internationale Aufmerksamkeit und trug damit ebenfalls zu dieser positiven Entwicklung bei.
Ausblick Im Jahr 2015 wird die tschechische Regierung ein neues Naturschutzgesetz vorlegen. Es besteht die Hoffnung, dass sich damit die Aussichten für Šumava weiter verbessern.
Ausgewählte Aktivitäten des Preisträgers im Jahr 2014 Hnutí Duha spielt auf der gesamten Klaviatur des zivilgesellschaftlichen Engagements, um den Šumava Nationalpark zu retten. Auch 2014 wurde die Öffentlichkeit mobilisiert. Unter anderem gelang es, dem Abgeordnetenhaus das nationale und internationale Interesse an den Naturwerten von Šumava deutlich zu machen. Über 44.000 Menschen sprachen sich im Rahmen einer Petition dafür aus, dem Naturschutz in Šumava oberste Priorität einzuräumen.
Grünes Band Europa
Bild: Goran Safarek - Fluss Krupa
Europas Flüsse
Mehr als nur Wasser… Mit ihren Ufern, Inseln, Auen, Kolken und Furten gehören natürliche Flüsse zu den abwechslungsreichsten und artenreichsten Lebensräumen unserer Breiten. Die vom Auf und Ab des Wassers gezeichneten FlussFlusslandschaften sind nicht nur ein Paradies für Rast- und Brutvögel, Fische, Muscheln, und Schnecken, sondern bieten den Menschen auch fruchtbares Land, Raum für Erholung und reiche Nahrungsgrundlagen.
Monotonie oder Vielfalt?
Unsere Mission
Doch die Wasserbaulobby hat auch die letzten ursprünglichen Flüsse unseres Kontinents für den unkontrollierten Ausbau der Schifffahrt und der Wasserkraft im Visier. Ein Wasserkraftwerk zerstört die Vielfalt eines Flusses fundamental, unterbindet die Dynamik, verstopft und verändert den Abfluss. Doch es nicht ganz einfach, die Folgen der Wasserkraft zu erkennen, denn das Meiste spielt sich unter Wasser ab. „Beides ist Wasser“ ist die landläufige Meinung. Doch ein natürlicher Fluss hat mit einem Stausee so wenig gemeinsam wie ein Urwald mit einem Fichtenforst. Beide bestehen aus Bäumen, der Lebensraum ist jedoch ein völlig anderer. Genauso ist es bei den Flüssen und Stauseen: Vielfalt hier - Monotonie dort. Wasserkraft ist nicht per se eine erneuerbare oder gar „grüne“ Form der Energieerzeugung, da sie Flüsse, Auen und die Artenvielfalt drastisch negativ beeinflusst, häufig sogar zerstört - und das dauerhaft. Flussregulierungen für die Schifffahrt unterbinden die natürliche Dynamik des Flusses, schneiden ihn von seinen Überschwemmungsgebieten ab und lassen an den Wechsel aus Überflutung und Trockenfallen angepasste Auen-Ökosysteme verschwinden, während flussabwärts das Hochwasserrisiko steigt.
Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen wollen wir die letzten intakten Lebensadern unseres Kontinents erhalten und deren nachhaltige Nutzung erreichen. Die Schifffahrt muss an die Flüsse angepasst werden und nicht umgekehrt. Wasserkraftprojekte müssen Aspekte des Natur- und Artenschutzes berücksichtigen anstatt unter dem Deckmantel der grünen Energiegewinnung Arten und Lebensräume zu vernichten.
Brennpunkt 2014 Europaweit einzigartig sind die Flüsse der Balkanhalbinsel. Nirgendwo sonst auf unserem Kontinent gibt es noch etwas Vergleichbares. Sie bilden eines der großen Zentren europäischer Artenvielfalt. Doch ein wahrer StaudammTsunami rollt auf diese wertvollen Flusslandschaften zu. Auch im Jahr 2014 bestand ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit von EuroNatur darin, das „Blaue Herz Europas“ vor der Zerstörung zu retten.
Geschäftsbericht 2014
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Bild: Goran Safarek - Save
Ausgewählte EuroNatur-Projekte 2014
Breite Rückendeckung für die Save Geografische Lage in Europa
Ziele
Die Save auf ihrer gesamten Fließstrecke vom Quellgebiet in den Julischen Alpen bis zum Zusammenfluss mit der Donau in Belgrad. Auf rund 950 Kilometern verbindet die Save vier Länder miteinander: Slowenien, Kroatien (Karte S. 5, Nr. 8), Bosnien-Herzegowina und Serbien.
Es soll ein schlagkräftiges SavaParks-Netzwerk entstehen, das die Arbeit der Schutzgebiete über ihre Grenzen hinaus wirkungsvoller macht und dem Fluss auf seiner gesamten Fließstrecke länderübergreifend Rückendeckung gibt.
Situation Der Druck auf die Save seitens der Wasserbaulobby ist massiv (lesen Sie dazu Seite 14-15). Kurzsichtige Planungen drohen eine der bedeutendsten europäischen Flusslandschaften zu zerstören, die nachhaltige Entwicklung der Region zu schwächen und das Hochwasserrisiko weiter zu erhöhen. Es gibt bereits mehrere Schutzgebiete entlang der Save, die wichtige Beiträge zum Schutz der Biodiversität und zur ökologischen Regionalentwicklung leisten. Doch insgesamt werden noch zu wenige Maßnahmen umgesetzt und es fehlte bislang ein grenzübergreifendes Konzept. Die Schutzgebietsverwaltungen und die in den Gebieten aktiven Naturschutzorganisationen arbeiteten weitgehend isoliert voneinander. Austausch und gegenseitige Unterstützung fanden kaum bis gar nicht statt.
Wichtige Erfolge 2014 Die Resonanz auf die Einladung zum Termin im Juni 2014 war sehr groß. Vor allem der bisherige Direktor des Naturparks Lonjsko Polje, Goran Gugic, hat hierzu wertvolle Vorarbeit geleistet und wesentlich dazu beigetragen, alle Akteure von den Zielen unserer Initiative zu überzeugen.
Ausgewählte Aktivitäten 2014 Ende Juni 2014 wurde das SavaParks-Netzwerk gegründet. Insgesamt zehn Vertreter von Schutzgebieten und Naturschutzorganisationen trafen sich im Naturpark Lonjsko Polje (Kroatien). Sie unterzeichneten eine Erklärung, sich gemeinsam für die Bewahrung der ökologischen Werte der Save einzusetzen. Entscheidend für die Wirksamkeit des Netzwerks ist eine Übereinkunft, wie der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Save-Flusslandschaft konkret aussehen sollen. Es wurden grundlegende Richtlinien entworfen, die Entscheidungsträgern, Schutzgebietsverwaltungen, Planungsbüros und Naturschutzorganisationen als Wegweiser dienen.
Ausblick Das SavaParks-Netzwerk wurde erfolgreich ins Leben gerufen. Um die Kluft zwischen Theorie und Praxis zu schließen, sollen unter anderem in allen vier Save-Anrainerstaaten Modellprojekte aus den Bereichen Naturschutz, ökologische Regionalentwicklung und Flussrenaturierung fachlich und finanziell unterstützt werden.
Partner: Naturpark Lonjsko Polje, HDZPP Förderung: Aage V. Jensen Stiftung, Michael Otto Stiftung, Wetlands International, Europäische Kommission, EuroNatur-Spender
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Geschäftsbericht 2014
Europas Flüsse
Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ Geografische Lage in Europa
Mavrovo Nationalpark
Vjosa
Fließgewässer in Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien, Serbien, Bulgarien, Mazedonien und im Kosovo. Schwerpunktgebiete der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ sind der Mavrovo Nationalpark (Karte S. 5, Nr. 13) in Mazedonien, die Vjosa (Karte S. 5, Nr. 17) in Albanien sowie die Save in Kroatien (Karte S. 5, Nr. 8) und Slowenien.
Selbst vor Schutzgebieten macht die Wasserbaulobby nicht Halt. Mit Mavrovo ist einer der ältesten Nationalparks Europas und eine wahre Perle am Grünen Band Europa betroffen. Finanziert von der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) sollen dort unter anderem zwei große Staudammprojekte („Boskov Most“ und „Lukovo Pole“) umgesetzt werden. Diese drohen eine über Jahrtausende gewachsene Artenvielfalt auszulöschen. Besonders in Gefahr ist auch der akut vom Aussterben bedrohte Balkanluchs (lesen Sie hierzu S. 26).
Die Vjosa ist einer der letzten Wildflüsse unseres Kontinents - noch, denn dem Fluss droht die vollständige Zerstörung. Insgesamt sind rund 30 Wasserkraftwerke an der Vjosa und ihren Zuflüssen geplant. Praktisch alle Zuflüsse sollen aufgestaut und abgeleitet werden.
Situation Auf der Balkanhalbinsel finden sich noch wilde, ursprüngliche Flusslandschaften. Dort schlägt das „Blaue Herz Europas“. Doch unter dem Deckmantel grüner Energiegewinnung sind zwischen Slowenien und Albanien mehr als 630 mittlere und größere Wasserkraftwerke geplant, zumeist mit Unterstützung internationaler Banken und Firmen. Auf dem Spiel steht einer der bedeutendsten Naturschätze Europas.
Europas Flüsse
Save Riesige Auwälder, sanfte Mäander und vom Wasser geprägtes Kulturland — die Save gehört zu den interessantesten Flusslandschaften Europas. Ihre Überschwemmungsflächen sind ein Paradebeispiel für natürlichen Hochwasserschutz. Doch die Save steht gleich doppelt unter Beschuss: durch zahlreiche Staudammprojekte sowie durch Pläne zum Ausbau der Schifffahrt.
Ziele Mit Hilfe der 2013 gestarteten Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ wollen wir die Staudamm- bzw. Flussausbauprojekte in den drei genannten Schwerpunktgebieten stoppen. Parallel wollen wir die Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit auf die Schönheit und die Bedrohung der Balkanflüsse lenken. Unser Ziel ist es nicht, die Wasserkraftnutzung auf dem Balkan gänzlich zu blockieren. Doch Planungen zum Ausbau der Wasserkraft müssen dringend Aspekte des Natur- und Artenschutzes berücksichtigen. Deshalb streben wir ein umfassendes Konzept an, das Flüsse und Flussabschnitte definiert, die auf keinen Fall verbaut werden dürfen.
Geschäftsbericht 2014
20 14
Bild: Adrian Guri - Fluss Vjosa
Ausgewählte Aktivitäten 2014 Mavrovo Nationalpark Im Rahmen der Mavrovo-Konferenz fand im April 2014 die erste öffentliche Diskussion über die Zukunft des Mavrovo Nationalparks statt. Unter anderem nahmen Vertreter des mazedonischen Umweltministeriums, lokaler Gemeinden sowie der nationalen Presse teil. Zeitgleich veröffentlichten wir eine internationale Petition gegen die geplanten Wasserkraftwerke. Auf europäischer Ebene haben wir das Sekretariat der Berner Konvention zur Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume über die Kraftwerksprojekte im Mavrovo Nationalpark informiert. Im Juni 2014 machten wir internationale Journalisten mit einer Pressereise auf die drohende Zerstörung des Mavrovo Nationalparks aufmerksam.
Vjosa Anlässlich des GEO-Tags der Artenvielfalt organisierten wir ein dreitägiges Forschungscamp an der Vjosa. Elf Forschungsteams untersuchten die Pflanzen-und Tierwelt des bislang kaum erforschten Wildflusses und seiner Auen. Das Forschungscamp wurde von Journalisten des Magazins GEO begleitet. Im Rahmen mehrerer Veranstaltungen haben wir mit den Einwohnern betroffener Gemeinden entlang der Vjosa über die Kraftwerksplanungen diskutiert und die alternative Idee eines Vjosa Nationalparks beworben.
Save Im Dezember 2014 protestierten 15 Nichtregierungsorganisationen in einem offenen Brief gegen die Absichten der Internationalen Save-Kommission (ISRBC), einen Managementplan für das Save-Becken zu verabschieden, der auf völlig falschen Bewertungen beruht. Fast der ganze Fluss inklusive seiner Hauptzuflüsse soll in die schlechteste Kategorie für Flüsse nach EU-Wasserrahmenrichtlinie eingestuft werden. Damit wäre der weiteren Zerstörung der Save Tür und Tor geöffnet.
rückt und mit großer Breitenwirkung für ihren Schutz geworben. Mehr als 400 Arten wurden nachgewiesen und der ökologische Wert der Vjosa untermauert. In der Septemberausgabe des Magazins GEO erschien ein doppelseitiger Beitrag. Im Dezember 2014 sprachen sich die Bürgermeister und zahlreiche Einwohner der südalbanischen Gemeinden Carshova und Permet in einer gemeinsamen Erklärung gegen die Staudammprojekte und für einen Vjosa Nationalpark aus.
Wichtige Erfolge 2014
Ausblick
Den Finanziers Weltbank und EBRD sowie dem mazedonischen Es ist uns gelungen, den herausragenden ökologischen Wert Premierminister schlug eine Welle des internationalen Protests der Balkanflüsse sowie ihre Bedrohung in das Blickfeld der entgegen. Fast 100.000 Menschen unterzeichneten unsere Penationalen und internationalen Öffentlichkeit zu rücken und Druck aufzubauen. Wir werden die Kampagne „Rettet das tition gegen die Wasserkraftwerke im Mavrovo Nationalpark. Blaue Herz“ mit hoher Intensität fortsetzen. Dazu gehören Das Sekretariat der Berner Konvention hat wegen des geweiterhin die Aufklärung und Mobilisierung der Zivilgesellplanten Baus von Wasserkraftwerken im Mavrovo Nationalpark ein Verfahren gegen Mazedonien eingeleitet. Bis schaft in den betroffenen Ländern wie auch Medienarbeit und das Schließen bestehender Wissenslücken über die zur Klärung der Sachlage liegen die Projekte auf Eis. noch immer kaum erforschten Balkanflüsse. Wir müssen Kritische Berichte in nationalen sowie renommierten inweitere stichhaltige Argumente gegen die Wasserkraftwerke ternationalen Medien schufen öffentliche Aufmerksamkeit sammeln und die Lobbyarbeit auf EU-Ebene verstärken. für die Bedrohung des Blauen Herzen Europas. Auch der Spiegel berichtete. Mit dem GEO-Tag der Artenvielfalt haben wir die Vjosa Partner: RiverWatch, MES, Ekosvest, Front 21/42, PPNEA, HDZPP, Neza Posnjak in den Fokus der europäischen Biodiversitätsforschung ge- Förderung: Mava-Stiftung, Manfred-Hermsen-Stiftung, EuroNatur-Spender Internet: www.balkanrivers.net/de
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Geschäftsbericht 2014
Europas Flüsse
Bild: Willi Rolfes - ein Schwarm Stare
Nomaden der Lüfte
Schutz der Zugvögel in Europa Wer schon einmal versucht hat, 1.500 Kilometer mit dem Auto zu fahren, ohne unterwegs zu tanken oder sich auszuruhen, weiß, dass das unmöglich ist. Doch dies ist genau das Szenario, dem Zugvögel auf ihrer Reise zwischen Brutplatz und WinterWinterquartier in Europa oft ausgesetzt sind.
Beschuss von allen Seiten
Vorzeigeprojekt feierte Geburtstag
Auf dem langen Weg zwischen ihren Sommer- und Überwinterungsquartieren gibt es immer weniger intakte Rastplätze, wo Zugvögel ausreichend Nahrung finden und neue Kräfte tanken können. Lebensraumzerstörung und Vogeljagd greifen um sich. Und auch in den Brutgebieten wird der Lebensraum für Adler, Geier, Weißstörche, Kraniche, Pelikane & Co. immer knapper.
Ein Paradebeispiel für den Vernetzungsgedanken sind die „Europäischen Storchendörfer“. Im Jahr 2014 wurde die Initiative 20 Jahre alt. Sie schafft eine wachsende Allianz für den Schutz der Großvögel und setzt einen Gegenpol zum steigenden Lebensraumverlust für Weißstörche in Europa. Seit 1994 zeichnet EuroNatur Dörfer und Gemeinden als „Europäisches Storchendorf“ aus, in denen viele Störche leben und die sich vorbildlich für die Zukunft der Störche einsetzen. Mit der Ernennung will EuroNatur positive Ansätze im Storchenschutz stärken und für die Gemeinden werben. Im Jahr 2014 kamen die Vertreter der Europäischen Storchendörfer im spanischen Storchendorf Malpartida de Cáceres zusammen. Dort vereinbarten die Teilnehmer, sich künftig noch enger zusammenzuschließen, und verabschiedeten einen ersten Entwurf für ein Partnerschaftsabkommen.
Unsere Mission Wir wollen die Wilderei eindämmen sowie das Netz aus sicheren und intakten Rast-, Überwinterungs- und Brutplätzen Stück für Stück dichter weben. Ein besonderer geographischer Schwerpunkt unserer Arbeit lag auch 2014 auf den Vogellebensräumen der Balkanhalbinsel.
Geschäftsbericht 2014
20 16
Bild: Kerstin Sauer - Krauskopfpelikane
Ausgewählte EuroNatur-Projekte 2014
Scheue Giganten in Not: Krauskopfpelikane am Skutari-See Geografische Lage in Europa
Ziele
Wichtige Erfolge 2014
Skutari-See (Karte S. 5, Nr. 11) im Grenzgebiet zwischen Montenegro und Albanien. Er ist der größte See der Balkanhalbinsel und einer der wichtigsten Lebensräume entlang der Adria-Zugroute (lesen Sie hierzu S. 18-19). Gleichzeitig gehört das Gebiet zu den Perlen am Grünen Band Balkan.
Wir wollen den Skutari-See als wichtigen Lebensraum für Zug- und Brutvögel entlang der Adria-Zugroute und als wesentlichen Teil des Grünen Bandes Balkan erhalten. Dazu gehört der Schutz von Schlüsselarten wie dem Krauskopfpelikan. Ziel ist es, die Kolonie dauerhaft zu stabilisieren. Grundlegend für den Erfolg des Projektes ist es, auch die lokalen Fischer ins Boot zu holen.
Die lokalen Fischereiverbände unterstützen seit dem Workshop die Arbeit zum Schutz der Pelikane. Die Pelikane haben die im Jahr 2013 errichteten Nisthilfen in der Brutsaison 2014 gut angenommen. Infolge verbesserter Rangerkontrollen haben sich die menschlichen Störungen deutlich verringert. In 2014 wurden 48 Pelikane flügge - die höchste Zahl seit über 30 Jahren.
Ausgewählte Aktivitäten 2014
Ausblick
Mit Bojen wurde eine deutlich sichtbare Schutzzone um das Brutgebiet der Pelikane ausgewiesen. Die Nationalpark-Ranger erhielten eine bessere Ausstattung, um Störungen innerhalb der Schutzzone zu verhindern. Mit einem Workshop im August 2014 wurden die lokalen Fischer in die Schutzinitiativen eingebunden. Dieser bot Fischern und Naturschützern Gelegenheit zum Austausch.
Die erfolgreiche Brutsaison 2014 zeigt, dass wir mit der Kombination aus verbesserten Rangerkontrollen, lokaler Bildungs- und Aufklärungsarbeit sowie praktischen Nisthilfen auf einem guten Weg sind. Um einen langfristigen Erfolg des Projektes zu garantieren, muss die Zusammenarbeit mit den Fischern und der Lokalbevölkerung weiter gestärkt werden. Eine grundlegende Säule ist auch der Aufbau einer zweiten Rangerstation in der Nähe der Pelikankolonie.
Situation Die Überschwemmungs- und Flachwasserbereiche des Skutari-Sees bieten Hunderttausenden von Zugvögeln überlebenswichtige Rast- und Überwinterungsplätze. Und auch als Brutgebiet ist der Skutari-See von herausragender Bedeutung: Im Nordteil des Sees lebt eine der europaweit letzten Kolonien des seltenen Krauskopfpelikans. Doch auch sie ist in Gefahr. Zwar liegt die Pelikankolonie mitten in der Kernzone des Nationalparks, der den montenegrinischen Teil des Skutari-Sees schützt. Dennoch wird dort illegal gejagt und gefischt. Vor allem bedingt durch diese menschlichen Störungen stagnieren die Bestandszahlen der Krauskopfpelikane am SkutariSee seit Langem auf geringem Niveau. Nur wenige Dutzend Vögel wurden in den letzten Jahren dort gezählt - zu wenige für eine stabile Population.
Partner: Noé Conservation, Nationalpark-Verwaltung Skutari-See, Tour du Valat, APAWA, CZIP, Naturhistorisches Museum Montenegro Förderung: CEPF, EuroNatur-Spender und -Paten
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Geschäftsbericht 2014
Nomaden der Lüfte
Bild: Borut Stumberger- Flamingos in Saline Ulcinj
Adriatic Flyway – Riskante Reiseroute entlang der Adria-Ostküste Geografische Lage in Europa
Ziele
Ausgewählte Aktivitäten 2014
Vogellebensräume in Slowenien, Kroatien, BosnienHerzegowina, Serbien, Montenegro und Albanien entlang der Adria-Zugroute (Adriatic Flyway), die von Nordosteuropa über den Balkan nach Afrika führt.
Wir wollen ein funktionierendes Netzwerk aus Vogelbeobachtern aufbauen, die wichtige Rastgebiete regelmäßig überwachen – sowohl hinsichtlich der Vogelbestände als auch hinsichtlich illegaler Jagdaktivitäten. Ziel ist es, die Vogeljagd auf dem Balkan einzudämmen. Um die Situation für die Zugvögel an der östlichen Adriaküste nachhaltig zu verbessern, müssen wir erreichen, dass staatliche und nicht-staatliche Organisationen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene eng zusammenarbeiten. Auch, wenn es darum geht, die wichtigsten Feuchtgebiete entlang der Adria-Zugroute vor der Zerstörung zu bewahren.
Im Rahmen der 2. Internationalen Adriatic Flyway-Konferenz im Oktober 2014 in Albanien setzten sich 70 Experten aus 20 Ländern intensiv mit dem Schutz von Zugvögeln und ihren Lebensräumen entlang der Adria-Zugroute auseinander. Darunter Wissenschaftler, hochrangige Vertreter der Europäischen Kommission, internationaler Konventionen und internationaler Naturschutzorganisationen. In den Hauptbrennpunktgebieten der Vogeljagd (Naturpark Hutovo Blato und Saline Ulcinj) haben wir während der Kernzeiten der Jagd regelmäßige Kontrollen illegaler Jagdaktivitäten durch Ranger, Freiwillige bzw. Mitarbeiter unserer Partnerorganisationen sichergestellt. Um die Funktion und Rolle der Ranger im Naturpark Hutovo Blato zu stärken, organisierte die Vogelschutzorganisation Naše ptice in Zusammenarbeit mit lokalen Naturschutzpartnern einen Workshop und es fand eine Studienreise statt. Dabei eigneten sich Park-Ranger und Angestellte des Naturparks unter anderem die nötigen Artenkenntnisse sowie das nötige Wissen über die ökologischen Besonderheiten des Naturparks an. Außerdem lernten sie sämtliche Methoden, um zur Brut-, Winter- und Zugzeit zuverlässig Vogelzählungen durchführen zu können. Ergänzend bauten sie ihre Kenntnisse bei der Internationalen Winterwasservogelzählung (IWC) aus.
Situation Vogeljagd und Lebensraumzerstörung machen die Balkanhalbinsel zu einem Gefahrenparcours für Zugvögel. Allein in dem schmalen Küstenstreifen entlang der östlichen Adria sind in den vergangenen 60 Jahren drei Viertel der Feuchtgebietsflächen zerstört worden. In den wenigen verbleibenden Feuchtgebieten konzentrieren sich Scharen von Vogeljägern. Jährlich fliegen dort weit über zwei Millionen Vögel in den Tod. Zwar haben sich in den meisten Ländern entlang der Adria-Zugroute die gesetzlichen Rahmenbedingungen inzwischen verbessert, nicht zuletzt dank unserer beharrlichen Arbeit. Doch die Umsetzung lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Zu den wichtigsten Rast- Brut-, und Überwinterungsgebieten an der östlichen Adria gehören unter anderem der Naturpark Hutovo Blato im Neretva-Delta (Karte S. 5, Nr. 10) in Bosnien-Herzegowina und die Saline Ulcinj im Bojana-Buna-Delta (Karte S. 5, Nr. 11) in Montenegro. In beiden Gebieten sind die Vögel besonders stark durch Wilderei bedroht.
Nomaden der Lüfte
Geschäftsbericht 2014
20 18
Bild: Anton Vorauer - Deransko jezero Hutovo blato
Wichtige Erfolge 2014 Die 2. Adriatic Flyway-Konferenz deckte auf, welch großes Potenzial es gibt, um die Situation für die Zugvögel am Adriatic Flyway zu verbessern. Eine Vielzahl an Organisationen setzt sich bereits dafür ein. Die Konferenzteilnehmer waren sich einig, dass diese Bemühungen dringend stärker zusammengebracht werden müssen, um ihre Schlagkraft zu erhöhen. Im Naturpark Hutovo Blato konnte ein Netzwerk gegen die Wilderei aufgebaut werden. An den Workshops und dem IWC nahmen neben den Park-Rangern auch Vertreter des örtlichen Jagdclubs teil. Zudem hat sich die Zusammenarbeit mit der lokalen Polizei verbessert. Die Wilderei im Naturpark Hutovo Blato hat seit Beginn des Projektes Mitte 2013 deutlich abgenommen. Im Rahmen der Internationalen Winterwasservogelzählung wurden im Januar 2014 auf dem im Naturpark gelegenen Svitava-See fast 17.000 Vögel beobachtet. Das waren mehr als zehn Mal so viele wie vor Start der Ranger-Patrouillen.
Ausblick Im März 2014 verhängte die albanische Regierung ein zweijähriges Jagdmoratorium über das gesamte Land. Der längst überfällige Schritt war eine Folge des beharrlichen Drucks von nationalen und internationalen Naturschutzverbänden, darunter EuroNatur. Auch der 2013 im Magazin National Geographic veröffentlichte Artikel „Letztes Lied für Zugvögel“ des US-Beststeller-Autors Jonathan Franzen trug zu dieser positiven Entwicklung bei.
Besonderer Brennpunkt 2014 In der Saline Ulcinj wurden die positiven Effekte der Jagdkontrollen durch ein übergeordnetes Problem überlagert: Der derzeitige Besitzer Eurofond betreibt gezielt die schleichende Zerstörung der Saline. Das ökologisch wertvolle Feuchtgebiet soll für den Massentourismus ausgebaut werden. EuroNatur und CZIP haben deutsche und internationale Institutionen über die brisante Situation informiert. Die Saline Ulcinj erhielt daraufhin Rückendeckung von Botschaftern aus EU-Ländern wie Deutschland, Polen und Frankreich.
In den letzten Jahren haben wir für den Schutz der Zugvögel in den Ländern an der östlichen Adria einiges erreicht. Aber wir sind noch sehr weit von einer akzeptablen Situation entfernt. Als wirksames Mittel gegen die Vogeljagd haben sich regelmäßige Kontrollen erwiesen. Diese werden wir in wichtigen Rastgebieten, wo möglich, weiterhin unterstützen und gegebenenfalls verstärken. Künftig werden EuroNatur und seine Partnerorganisationen eng mit dem „Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservögel“ (AEWA) zusammenarbeiten, um die Adria-Zugroute für Kranich, Graureiher, Knäkente und Co sicherer zu machen. AEWA haben alle Länder entlang der Adria-Zugroute, außer Bosnien-Herzegowina und Serbien, unterzeichnet. Als besondere Herausforderung gestaltet sich die Rettung der Saline Ulcinj.
Partner: HDZPP, Baobab, BIOM, DOPPS, BPSSS, CZIP, Naše ptice, Naša baština, Naturpark Hutovo Blato, Lijepa naša, APAWA, MES Förderung: Mava-Stiftung, CEPF, EuroNatur-Spender und -Paten
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Geschäftsbericht 2014
Nomaden der Lüfte
Bild: Willi Rolfes - Luchs
Bild: Willi Rolfes - Braunbären
Europas wilde Kerle
Schutz großer Säugetiere in Europa Sie sind der Inbegriff eines wilden Europas: Braunbären, Luchse und Wölfe. Sie zu schützen sowie ihre Lebensräume zu bebewahren, gehört zu den Kernaufgaben von EuroNatur. Zu Wasser stehen die letzen Mittelmeer-Mönchsrobben im Fokus der Stiftung.
Braunbär
Luchs
Aus den größten Teilen ihres einstigen Verbreitungsgebietes sind die Braunbären in Europa verschwunden. Neben der Zerschneidung von Bärenlebensräumen, unter anderem durch Verkehrswege oder Windparks, stellt vor allem die Wilderei eine wesentliche Bedrohung für die Petze dar. So auch im Kantabrischen Gebirge (Karte S. 5, Nr. 1) in Nordspanien – einem der Schwerpunktgebiete des Bärenschutzprogramms im Jahr 2014. Ein weiterer Fokus lag neben den rumänischen Ostkarpaten auf Albanien. Dort verschwinden Bären, die vom Pindos-Gebirge im Süden oder aus den Nördlichen Dinariden (Karte S. 5, Nr. 22) einwandern, oft von der Bildfläche. Damit steht auch das langfristige Überleben der Braunbären auf dem westlichen Balkan auf dem Spiel.
Ursprünglich war der Eurasische Luchs in fast ganz Europa verbreitet. Größere natürliche Luchsvorkommen gibt es heute aber nur noch in den nördlichen und östlichen Teilen des Kontinents. Zwar ist der Luchs, was seinen Lebensraum angeht, flexibel. Voraussetzung für sein Überleben sind aber unzerschnittene Landschaften und ein ausreichendes Angebot an Beutetieren. Beides ist in Europa selten geworden. Auch die Wilderei macht den Tieren schwer zu schaffen. Fünf vor zwölf steht es für den Balkanluchs. Die scheue Unterart des Eurasischen Luchses ist akut vom Aussterben bedroht. Wahrscheinlich weniger als 50 Balkanluchse streifen heute noch durch die Wälder des südwestlichen Balkans. Ihr Überleben zu sichern und ihre letzten Lebensräume zu bewahren, gehörte auch 2014 zu den Schwerpunkten der Arbeit von EuroNatur.
Geschäftsbericht 2014
20 20
Mittelmeer-Mönchsrobbe
Die hohe Anpassungsfähigkeit der Wölfe ermöglicht es ihnen, eine Vielzahl von unterschiedlichen Lebensräumen zu besiedeln. Im Lauf der Jahrhunderte wurden sie jedoch stark zurückgedrängt und in vielen Ländern gnadenlos verfolgt oder ganz ausgerottet. Zwar ist der Wolf heute in den meisten EU-Ländern streng geschützt. Dennoch werden immer wieder Wölfe geschossen. Gemeinsam mit seinen Partnern setzt sich EuroNatur dafür ein, dass sich die grauen Jäger wieder in Europa ausbreiten können. Dazu gehört neben dem Schutz ihrer Lebensräume der Kampf gegen die Wilderei und gegen die Zerschneidung zusammenhängender Landschaften. Schwerpunkte unserer Arbeit lagen 2014 in Polen sowie in den Westlichen Karpaten im tschechischpolnisch-slowakischen Grenzgebiet.
Einst kam die Mittelmeer-Mönchsrobbe im gesamten Mittelmeer und den angrenzenden Meeren vor. Doch Lebensraumzerstörung, Meeresverschmutzung und Überfischung haben sie an den Rand des Aussterbens gebracht. Nicht umsonst erklärte die Weltnaturschutzorganisation die Mittelmeer-Mönchsrobbe im Jahr 1985 zu einer der zwölf weltweit am meisten bedrohten Tierarten. Einer ihrer letzten Zufluchtsorte liegt an der mauretanischen Atlantikküste, am Cap Blanc. Dort sorgen wir gemeinsam mit unseren Partnern dafür, dass die Kolonie überwacht wird, um mehr über die Ökologie der geheimnisvollen Meeressäuger zu erfahren. Zudem setzen wir uns dafür ein, die illegale Fischerei einzudämmen und optimale Bedingungen für die Aufzucht der Jungen zu schaffen.
Geschäftsbericht 2014
Bild: CBD-Habitat - Luc Hoffmann Kamera zur Beobachtung der Mönchsrobben
Bild: Wolf Steiger - Wolf
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Wolf
Europas wilde Kerle
Bild: Kerstin Sauer - Straßenschild im Bärengebiet
Ausgewählte EuroNatur-Projekte 2014
Spaniens letzte Bären Geografische Lage in Europa
Ziele
Wichtige Erfolge 2014
Kantabrisches Gebirge im Norden Spaniens (Karte S. 5, Nr. 1). Dort leben zwei weitgehend voneinander isolierte Populationen: eine im Westen und eine im Osten des Kantabrischen Gebirges. Die Arbeit von Fapas konzentriert sich auf das westliche Vorkommen.
Wir wollen die Braunbären im Kantabrischen Gebirge vor dem Aussterben bewahren und erreichen, dass sich die Bären wieder ausbreiten.
Die Zahl der Weibchen mit Jungtieren in den Arbeitsgebieten von Fapas steigt kontinuierlich an. 2014 zählte Fapas insgesamt 15 Weibchen mit 27 Jungtieren des aktuellen Jahres. Innerhalb von nur drei Jahren hat sich die Zahl der Bärenweibchen mit Nachwuchs damit fast verdoppelt. Fapas konnte Bären in Gebieten nachweisen, in denen sie über Jahre nicht mehr vorkamen. Ein Hinweis darauf, dass sich das Verbreitungsgebiet im Westen weiter ausdehnt. Kamerafallen machten acht Aufnahmen von Wilderern im Westen des Kantabrischen Gebirges. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf.
Ausgewählte Aktivitäten 2014 Situation Vor allem durch Wilderei, Nahrungsmangel und Lebensraumverlust wurden die Braunbären im Kantabrischen Gebirge an den Rand des Aussterbens gedrängt. Dank beharrlicher Schutzmaßnahmen konnten wir die Wilderei im Westen der Kordilleren stark begrenzen und das Nahrungsangebot für die Bären verbessern. Heute gibt es dort mehr als doppelt so viele Bären wie noch vor gut zehn Jahren. Doch seit 2013 ist die Wilderei infolge der Wirtschaftskrise wieder ein brennendes Thema und die Zahl der Bärenopfer nimmt erneut zu.
Die Bekämpfung der Wilderei stand 2014 im Zentrum der Arbeit von Fapas: Über 90 Kamerafallen waren aktiv und machten die Überwachung selbst entlegener Gebiete möglich. Fapas-Mitarbeiter waren regelmäßig im Gelände unterwegs. Einerseits um in Zusammenarbeit mit der spanischen Umweltpolizei Wilderer zu überführen … … andererseits um Daten über die Verbreitung, Populationsdichte und Lebensweise der Braunbären zu erheben. Dafür legten Fapas-Mitarbeiter über 3.400 Kilometer zu Fuß zurück und sammelten mehr als 1.000 Bärennachweise. Sämtliche Beobachtungsdaten wurden in die Datenbank „Ursus“ übertragen – eine unverzichtbare Quelle, um die Populationsentwicklung der Petze zuverlässig im Auge zu behalten.
Ausblick Auch 2015 steht die Bekämpfung der Wilderei im Fokus unserer Schutzbemühungen. Nur wenn wir diese erfolgreich eindämmen, haben die Bären im Kantabrischen Gebirge eine Chance, langfristig eine stabile Population zu entwickeln und sich wieder auszubreiten.
Partner: FAPAS Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten
Europas wilde Kerle
Geschäftsbericht 2014
20 22
Bild: Aleksander Trajce / PPNEA - Neli Resort
Keine Bären in albanischen Bars! Geografische Lage in Europa
Ziele
Wichtige Erfolge 2014
Albanien. Die in Albanien lebenden Bären sind Teil der Dinariden-Pindos-Population, die sich von Slowenien im Norden bis Griechenland im Süden erstreckt.
Wir wollen den illegalen Fang von Braunbären in Albanien stoppen und erreichen, dass Bären in Bars und Restaurants keine gesellschaftliche Akzeptanz mehr finden. Damit wollen wir einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Braunbären auf dem westlichen Balkan leisten.
Der Dokumentarfilm wurde von einigen relevanten TVSendern in Albanien ausgestrahlt, beim albanischen Umwelt-Filmfestival gezeigt und auf youtube fast 1.000 Mal angeklickt. Als erste positive Effekte der Kampagne verzichteten einige Restaurants und Bars in Tirana darauf, Bären auszustellen.
Situation Auch in Albanien steht der Braunbär auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten und ist nach internationalen Übereinkommen geschützt. Dennoch leben dort schätzungsweise mindestens 40 Bären in Gefangenschaft. Das ist ein beträchtlicher Anteil des gesamten albanischen Bärenbestandes. Die Abschüsse der Bärenweibchen und die Entnahme der Jungtiere haben katastrophale Folgen. Albanien spielt eine Schlüsselrolle für das langfristige Überleben der Braunbären auf dem westlichen Balkan. Tiere, die aus dem Pindosgebirge im Süden oder aus den Nördlichen Dinariden zuwandern, verschwinden in Albanien oft von der Bildfläche. So droht nicht nur der Bestand in Albanien zusammenzubrechen, sondern auch die gesamte DinaridenPindos-Population langsam auszubluten. Mangelnde Aufklärung, mangelnde Kontrollen und fehlende Sanktionen sind die Hauptgründe, warum das schmutzige Geschäft mit den Bären funktionieren kann.
Ausgewählte Aktivitäten 2014 Um die Zivilgesellschaft zu mobilisieren, haben wir in Albanien eine Aufklärungskampagne durchgeführt. Wir haben einen halbstündigen Dokumentarfilm über „Bären in Gefangenschaft“ sowie Informationsblätter produziert.
Ausblick Ein entscheidender Schritt ist gemacht, doch die Aufklärungskampagne muss dringend fortgesetzt werden. Ebenso wichtig ist es, die großen Wissenslücken über die aktuelle Bestandssituation der Bären in Albanien zu schließen. Während es in den Nördlichen Dinariden und im Pindos-Gebirge gute Kenntnisse über die Bärenbestände gibt, sind die südlichen Dinariden noch ein weitgehend weißer Fleck auf der Bärenlandkarte.
Partner: PPNEA, Alertis Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten
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Geschäftsbericht 2014
Europas wilde Kerle
Bild: Bruno Dittrich
Bahn frei für Polens Wölfe Situation Dank intensiver Schutzmaßnahmen sind die Wolfsbestände in Polen in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Von den Gebieten in Ostpolen ausgehend erobern die grauen Jäger verstärkt auch den Westen des Landes zurück. Doch noch immer ist die Wolfspopulation in Westpolen empfindlich. Eine besonders große Gefahr stellt dort die Wilderei dar. Zudem macht den Wölfen in Polen die Zerschneidung ihrer Lebensräume und Wanderrouten zu schaffen. So wird die Ausbreitung der Wölfe von Osten nach Westen durch Siedlungen, Verkehrswege und intensive Landnutzung erschwert - vor allem in Zentral- und Südpolen.
Ziele Wir wollen die bestehende Wolfspopulation in Polen schützen und erreichen, dass sich ihr Verbreitungsgebiet in Polen ausweitet.
Ausgewählte Aktivitäten 2014 Wie auch in den Vorjahren fand ein landesweiter Wolfszensus statt, der die Bestandsentwicklung und Verbreitung der Wölfe in Polen untersucht.
In mehreren Fällen von Wilderei unterstützte Wilk die ermittelnden Behörden fachlich dabei, die Vergehen aufzudecken und effizienter zu verfolgen. Um Konflikte zwischen Viehhaltern und Wölfen im Vorfeld zu vermeiden, haben wir in Westpolen Herdenschutzmaßnahmen gefördert. So wurde einer der größten Viehhalter in Unterschlesien mit einem Flatterzaun ausgestattet. Gemeinsam mit dem Marschallamt der Woiwodschaft Pommern wurde eine Karte aller wichtigen Wildtierkorridore in Pommern erstellt. Die Ergebnisse sollen in die neue Strategie der Woiwodschaft zur Entwicklung der Region einfließen.
Wichtige Erfolge 2014 Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Wolfsrudel im westlichen Polen und nahe der Grenze zu Deutschland weiter angestiegen. Im Jahr 2014 lebten dort 31 Rudel bzw. Wolfspaare. Zwei neue Rudel wurden im Koszalin Wald, 80 Kilometer östlich von Stettin, sowie im Rzepin Wald, 35 Kilometer östlich von Eisenhüttenstadt, nachgewiesen. Durch die Expertise von Wilk konnte bewiesen werden, dass ein junger Wolf nicht - wie von der Polizei ursprüng-
lich beurteilt - eines natürlichen Todes, sondern aufgrund einer Schussverletzung gestorben war. Die Behörden leiteten darauf offizielle Ermittlungen ein. Im Milowka-Bezirk in Südpolen liegt ein wichtiger Abschnitt des sogenannten Karpatenkorridors, einer wichtigen Wanderroute der Wölfe. Durch Änderungen im regionalen Raumplan wurden alle relevanten Flächen vor weiterer Zerstörung durch Infrastrukturprojekte geschützt.
Ausblick Der stetig wachsende Wolfsbestand in Polen ist ermutigend und belegt, dass unsere langjährigen Bemühungen Wirkung zeigen. Um die Wolfspopulationen dauerhaft zu stabilisieren, müssen wir die Wilderei eindämmen und eine weitere Zerschneidung der Wolfslebensräume im Land verhindern.
Partner: MRI, Wilk, Naturschutzorganisation „Workshop for all Beings“ Förderung: Stiftung Lappat, EuroNatur-Spender und -Paten, Elisabeth Seifert-Beckers Stiftungsfonds zum Wolfsschutz in Erinnerung an Viktoria Neumann, Emilie und Franz Seifert
Europas wilde Kerle
Geschäftsbericht 2014
20 24
Bild: WILK - Wolfsmonitoring
Wolfschutz im Dreiländereck Geografische Lage in Europa
Ausgewählte Aktivitäten 2014
Ausblick
West-Beskiden (ein Teil der Westlichen Karpaten) im Dreiländereck Polen, Tschechien und Slowakei
Auf beiden Seiten der polnisch-tschechischen und der polnisch-slowakischen Grenze wurden Kamerafallen aufgestellt und ausgewertet. Ziel war es, einen besseren Überblick über die dort ansässigen Wolfspopulationen zu bekommen. Um das Verwandtschaftsverhältnis der Wölfe in Polen und der Slowakei zu klären, wurde in beiden Ländern genetisches Material wie Kot und Haare der Wölfe gesammelt. Die Analysen der Proben sowie die Ergebnisse des Kamerafallenmonitorings sollen helfen, die Auswirkungen der Jagd in der Slowakei auf die Wolfspopulationen in Polen und Tschechien besser einschätzen zu können.
Vertreter von Polen und Tschechien setzen sich seit längerem für eine verbesserte grenzübergreifende Zusammenarbeit mit der Slowakei beim Management der gemeinsamen Wolfspopulation ein. Bisher fehlten den Naturschutzvertretern die entscheidenden Datengrundlagen, um den Schutzbedarf der Wolfspopulationen zu untermauern. Im Rahmen des Projekts wollen wir die Wissenslücken weiter schließen und mit den gewonnenen Informationen vor allem fundierte Argumente liefern, um den Abschuss von Wölfen auch in der Slowakei künftig zu unterbinden.
Situation Die gesetzlichen Regelungen zum Schutz der Wölfe unterscheiden sich in den drei Staaten stark. Nur in Polen und Tschechien sind die grauen Jäger streng geschützt. In der Slowakei hingegen dürfen sie gejagt werden. Die meisten Wölfe werden in unmittelbarer Nähe zur polnischen Grenze abgeschossen. Damit sind auch in Polen ansässige Wölfe betroffen, deren Territorien sich bis in die Slowakei ausdehnen. In Tschechien gibt es bislang nur vereinzelte Wolfsnachweise. Schuld daran sind ebenfalls die Abschüsse in der Slowakei. Zudem sind die Lebensräume der Wölfe in den Beskiden durch zahlreiche Infrastrukturprojekte bedroht.
Ziele Wir wollen die Wissensgrundlage über die Verbreitung der Wölfe im Dreiländereck Polen, Tschechien und Slowakei verbessern und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit unserer Naturschutzpartner stärken, um die Wolfspopulation in den West-Beskiden wirksamer als bisher zu schützen.
Wichtige Erfolge 2014 Mithilfe der Kamerafallen und der genetischen Untersuchungen konnten Hnuti Duha und Wilk mehrfach belegen, dass die Wölfe grenzübergreifende Territorien zwischen der Slowakei und Polen nutzen. Dank kritischer Stellungnahmen von Hnutí Duha wurden der Bau einer Straße durch ein Natura 2000-Gebiet und potentiellen Lebensraum der Wölfe sowie der Bau einer Schaffarm in einem Wanderkorridor von Wolf, Bär und Luchs auf Eis gelegt. Partner: Hnutí Duha, Wilk Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten
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Geschäftsbericht 2014
Europas wilde Kerle
Bild: MES - Kamerafallenbild vom Balkanluchs
Netzwerk für den Balkanluchs Geografische Lage in Europa
Ziele
Wichtige Erfolge 2014
Gebirgige Grenzregionen am Grünen Band Balkan zwischen Albanien und Mazedonien sowie zwischen Albanien, Montenegro und dem Kosovo.
Um die Luchse wirksam schützen zu können, müssen wir ihre letzten Lebensräume nachhaltig sichern. Langfristiges Ziel ist ein zusammenhängendes Netzwerk aus Schutzgebieten auf dem Balkan, die im Sinne des Balkanluchses und seiner Beutetiere gemanagt werden. Dafür müssen wir unsere Partnerorganisationen vor Ort weiter aufbauen und stärken, die Wissenslücken über die Verbreitung des Balkanluchses schließen und das Bewusstsein für den Schutzbedarf des Luchses in Politik und Bevölkerung stärken.
2014 wurde das Projektgebiet erfolgreich auf Montenegro und den Kosovo ausgeweitet und umfasst nun das gesamte potenzielle Verbreitungsgebiet des Balkanluchses. Mit Kamerafallen konnte PPNEA im zweiten Jahr in Folge vier Luchsindividuen im nordalbanischen MunellaGebirge belegen. Unsere mazedonischen und albanischen Naturschutzpartner sind nun befähigt, die künftige Ausweisung von Natura 2000-Gebieten im Sinne des Balkanluchses mitzugestalten.
Ausgewählte Aktivitäten 2014
Ausblick
Um den hohen naturschutzfachlichen Wert des MunellaGebirges zu untermauern, stellte PPNEA die Ergebnisse des Fotofallen-Monitorings der letzten beiden Jahre in einer Studie zusammen und übergab diese dem albanischen Umweltministerium. Die Naturschutzpartner aus dem Kosovo und Montenegro führen seit Sommer 2014 ein systematisches KamerafallenMonitoring in potentiellen Luchslebensräumen in den beiden Ländern durch. Mitarbeiter von PPNEA und MES wurden in Methoden der Kartierung von Natura 2000-Gebieten geschult.
In Albanien wird 2015 die Jagdgesetzgebung überarbeitet. EuroNatur und seine Partner arbeiten daran, einen Beitrag in das Gesetzgebungsverfahren einzubringen, um die Jagd in Albanien künftig nachhaltiger zu gestalten. Zudem schaffen wir die Grundlagen, um die Ausweisung weiterer Schutzgebiete einzuleiten - darunter das Munella-Gebirge in Albanien und das Shar-Gebirge in Mazedonien (Karte S. 5, Nr. 16).
Situation Lebensraumzerstörung, direkte Bejagung und die Jagd auf seine Beutetiere haben den Balkanluchs, eine Unterart des Eurasischen Luchses, an den Rand des Aussterbens gebracht. Aktuellen Schätzungen zufolge gibt es nur noch weniger als 50 Individuen. Neben dem Mavrovo Nationalpark in Mazedonien ist das Munella-Gebirge in Nordalbanien einer der letzten nachgewiesenen Rückzugsorte für die Pinselohren. Doch ausgerechnet dort werden die letzten Wälder in atemberaubendem Tempo abgeholzt und niedergebrannt. Und auch der Mavrovo Nationalpark (Karte S. 5, Nr. 13) ist durch mehrere Staudammprojekte akut bedroht (lesen Sie hierzu S. 14-15). Zudem bestehen vor allem in Montenegro und im Kosovo noch Wissenslücken über die aktuelle Verbreitung des Balkanluchses.
Partner: MES, PPNEA, CZIP, Finch, ERA, Kora Förderung: Mava-Stiftung, BfN mit Mitteln des BMUB, EuroNatur-Spender und -Paten
Europas wilde Kerle
Geschäftsbericht 2014
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Bild: Kerstin Sauer - mauretanische Fischer
Sichere Rückzugsräume für die Mittelmeer-Mönchsrobbe Geografische Lage in Europa
Ausgewählte Aktivitäten 2014
Ausblick
Mauretanische Atlantikküste, Halbinsel Cap Blanc. Das gut sechs Kilometer lange lokale Robbenschutzreservat „Costa de las Focas“ liegt etwa zehn Kilometer nordwestlich der zweitgrößten Stadt Mauretaniens, Nouadhibou.
Um Störungen durch Fischer und Muschelsucher weiterhin möglichst gering zu halten, kontrollierten Mitarbeiter von CBD Habitat, wie in den Jahren zuvor, das Cap Blanc regelmäßig von der Landseite sowie vom Meer aus. Mithilfe von fest installierten Kameras in den Aufzuchthöhlen untersuchte CBD Habitat das Verhalten der Mönchsrobben, um mehr über die Ökologie der Tiere zu erfahren. Die Videoüberwachung der von Mönchsrobben besiedelten Höhlen sowie die täglichen Kontrollen der Klippen tragen dazu bei, die Bestandsentwicklung zu überwachen und in Not geratene Jungtiere retten zu können.
Das kontinuierliche Anwachsen der Kolonie am Cap Blanc zeigt, dass die Schutzmaßnahmen für die Mönchsrobben greifen. Langfristig wollen wir erreichen, dass die Mönchsrobben wieder bevorzugt Strände zur Jungenaufzucht nutzen. Dort können sie ihre Jungen sehr viel leichter vor der Brandung in Sicherheit bringen als in den Höhlen. Dafür müssen wir die Störungen auf einem gleichbleibend niedrigen Niveau halten.
Situation Am Cap Blanc lebt die weltweit größte Kolonie der Mittelmeer-Mönchsrobbe. Dank langjähriger intensiver Schutzmaßnahmen hat sich der Bestand nach einem Massensterben 1997 kontinuierlich erholt und umfasst heute rund 250 Tiere. Doch die Situation der Mittelmeer-Mönchsrobbe ist nach wie vor kritisch.
Wichtige Erfolge 2014 Ziele Wir wollen die Lebensgrundlagen für die Mönchsrobben stetig verbessern sowie die Gefahren soweit minimieren, dass die Kolonie am Cap Blanc weiter wachsen und dauerhaft überleben kann.
Die Mönchsrobben-Population am Cap Blanc ist weiter gewachsen. 69 Tiere wurden 2014 geboren, sechs mehr als im vergangen Jahr. Das ist die höchste Zahl an Geburten seit Beginn der Überwachung. Dank der regelmäßigen Ranger-Kontrollen waren die Störungen durch Fischer und Muschelsucher im sensiblen Bereich der Aufzuchthöhlen sehr gering.
Partner: CBD Habitat Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten
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Geschäftsbericht 2014
Europas wilde Kerle
Bild: Willi Rolfes - Blühender Obstbaum im Rapsfeld
Agrar- & Energiewende
Europäische Agrarpolitik: alles zurück auf Start! Die ökologischen Krisen unseres KonKontinents sind hausgemacht und sie sind weitgehend ungelöst! Ob Klimawandel oder Artensterben – allen gemeinsam ist eine Ursache: die maßlose Übernutzung unserer Ressourcen. EuroNatur setzt sich für eine Agrar- und Energiewende im Sinne von Menschen UND Natur ein.
Im Herbst 2013 wurde die Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) verabschiedet. 2014 erhielt sie in Deutschland und den anderen EU-Mitgliedsländern ihren letzten Schliff. Gemeinsam mit einer breiten Allianz von Verbänden hat sich EuroNatur von Anfang an in den Reformprozess eingeschaltet und darauf hingearbeitet, der EU-Agrarpolitik für den Zeitraum 2014 bis 2020 eine deutlich grünere Handschrift zu geben als bislang. So machten sich die Verbände für eine Landwirtschaft stark, die ökologisch wertvolle Kulturlandschaften prägt, Arbeitsplätze schafft und Tierschutz- sowie Verbraucheranliegen ebenso ernst nimmt wie globale Entwicklungsfragen und den Klimaschutz. Grundsätzlich waren die Chancen für einen Kurswechsel gegeben. Denn die Europäische Kommission hatte in ihrem Reformvorschlag die Weichen für eine ökologisch sinnvolle Ausrichtung der GAP gestellt. So wollte EU-Agrarkommissar Ciolos die Direktzahlungen nur noch an solche Betriebe auszahlen, die eine bestimmte Fruchtfolge einhalten, Dauergrünland sichern und sieben Prozent ihrer Flächen
verbindlich nach wirksamen ökologischen Kriterien gestalten. Doch im Lauf der dreijährigen Verhandlungen hatten der Europäische Rat und das Europäische Parlament die ambitionierten Reformpläne der Kommission stark abgeschwächt und verwässert. EuroNatur stand im Rahmen der nationalen Feinplanung im Jahr 2014 weiterhin im stetigen Dialog mit den Entscheidungsträgern, um Verbesserungen für den Schutz der Natur zu erreichen. Letztendlich blieb die verabschiedete Agrarreform jedoch weit hinter den Erwartungen der Verbände zurück. Gerade auch deutsche Parlamentarier im Europaparlament sowie im Bundestag machten gute Ideen zunichte. Eine neue Chance für einen wirklichen Paradigmenwechsel in der GAP bietet nun erst wieder die in einigen Jahren anstehende Agrarreform für den Zeitraum nach 2020. Hierfür gilt es allerdings jetzt schon, national und europaweit neue Allianzen zu schmieden und Kräfte zu mobilisieren, um diesen Reformprozess im Sinne einer ökologischeren und sozialeren Landwirtschaftspolitik maßgeblich beeinflussen zu können.
Geschäftsbericht 2014
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Polen: Grenzübergreifende Hilfe zur Energiewende Aufbauend auf einer bereits langjährigen Zusammenarbeit berät EuroNatur das Marschallamt der Woiewodschaft Podlassien (Karte S. 5, Nr. 4) sowie einige Gemeinden seit 2013 dabei, eine effizientere und schonende Nutzung der Ressourcen in der Region herbeizuführen. Unter aktiver Einbeziehung von Bürgern und Gemeinden wollen wir konkrete Modellprojekte anstoßen und gleichzeitig dazu beitragen, die notwendigen politischen sowie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine Energiewende von unten zu schaffen. Derzeit ist die an der östlichen Grenze der Europäischen Union gelegene Woiewodschaft stark von Energieimporten abhängig. Im Zentrum des Projekts steht der Aufbau dezentraler Wirtschafts- und Versorgungsstrukturen auf Basis Erneuerbarer Energien.
Partner: BUND Bundesverband, BUND Bayern, AbL, Agrarplatt-
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Erste Grundsteine wurden 2013 bereits gelegt. 2014 gewann das Projekt in Podlassien deutlich an Fahrt. Unter anderem äußerten Vertreter des Marshallamts, der Politechnika Bialystok sowie Bürgermeister einiger Gemeinden den Wunsch, mit deutschen Gemeinden Erfahrungen auszutauschen. Darunter der Bürgermeister des 22.000 Einwohner zählenden Lapy. Mit Unterstützung von EuroNatur verfolgt die ostpolnische Gemeinde das Ziel, in den kommenden Jahren energieautark zu werden. Dass die Potentiale dafür vorhanden sind, hat eine Studie der „Energievision Frankenwald“ und der Politechnika Bialystok bewiesen, die im Rahmen unseres Projektes erstellt wurde.
Durch mehrere Exkursionen haben wir einen intensiven Austausch zwischen Entscheidungsträgern aus Lapy und der oberfränkischen Gemeinde Wunsiedel ermöglicht. Letztere geht bereits seit einigen Jahren konsequent den Weg einer regionalen und klimaverträglichen Energieversorgung. Von diesem Know-how soll Lapy profitieren. Im Juni 2014 unterzeichneten die Bürgermeister der beiden Gemeinden ein von EuroNatur initiiertes Abkommen für die erste deutsch-polnische Energiestädtepartnerschaft. Es unterstreicht offiziell, dass beide Orte im Bereich Erneuerbare Energien und Klimaschutz zusammenarbeiten wollen. Darüber hinaus machte EuroNatur das Thema nachhaltige Energieerzeugung in Polen im Rahmen verschiedener Veranstaltungen publik. Unter anderem bei einer von rund 1.000 Teilnehmern besuchten Konferenz in Bialystok. Zwei konkrete Projekte waren 2014 in der Umsetzung: eine kleine Biogasanlage auf einem ökologisch bewirtschafteten Bauernhof, in der nur Reststoffe in Strom und Wärme umgewandelt werden. Außerdem eine kleine, dezentrale Ölpresse zur Gewinnung von Pflanzenöl, das in einem umgerüsteten Traktor direkt in der Landwirtschaft Verwendung finden wird. Ziel ist es, die Landwirtschaft von fossilem Öl unabhängiger zu machen.
form und weitere Verbände aus Landwirtschaft und Naturschutz,
Partner: Marschallamt Bialystok, Politechnika Bialystok,
Näheres unter: www.euronatur.org/Agrarpolitik
Podlassische Stiftung für Regionalentwicklung, DBFZ Leipzig,
Förderung: BfN mit Mitteln des BMUB, Mava-Stiftung,
Energievision Frankenwald, Stadt und Stadtwerke Wunsiedel
Ludwig Raue Gedächtnisstiftung
Förderung: UBA mit Mitteln des BMUB
Geschäftsbericht 2014
Agrar- & Energiewende
Bild: Franz Hasse - Senne
Projekte in Deutschland
Brandenburg: Naturerbe retten Üppige Buchen- und Hainbuchen-Wälder, unzugängliche Moore und funkelnde Seen. Im Osten Brandenburgs liegen mitten in einer teils intensiv genutzten Landschaft Oasen der Vielfalt. Zahlreiche gefährdete Tierarten wie Fischotter und Seeadler finden hier eine Heimat. Als Nationales Naturerbe sollen sie dauerhaft vor der Zerstörung geschützt werden. Im Jahr 2000 schuf die Bundesregierung die gesetzlichen Grundlagen, um die Flächen unter anderem an Naturschutzstiftungen eigentumsrechtlich übertragen zu können. EuroNatur
hat sich damals bereit erklärt, eine Gesamtfläche von rund 1.000 Hektar zu übernehmen. Bislang sind rund 860 Hektar in den Besitz von EuroNatur übergegangen (Stand Juni 2015). Ein Teil dieser Flächen liegt in Brandenburg (Karte S. 5, Nr. 3). Darunter ökologisch wertvolle Orchideenwiesen, die bedrohten Arten wie der Pyramiden-Hundswurz einen Lebensraum bieten. Rund drei Viertel der an EuroNatur übertragenen Flächen sind bewaldet. Auf etwa der Hälfte der Waldfläche dominieren derzeit noch artenarme KiefernMonokulturen, die nicht standortgerecht sind und daher nur einen geringen Naturschutzwert haben. EuroNatur arbeitet daran, diese Bestände Schritt für Schritt in artenreiche
Laubmischwälder zu überführen. Im Jahr 2014 wurden auf rund 45 Hektar Waldumbaumaßnahmen durchgeführt. Insgesamt haben wir inzwischen auf rund 195 Hektar Waldfläche Entwicklungsmaßnahmen umgesetzt. Partner: Naturparkverwaltungen Dahme-Heideseen, Märkische Schweiz, Schlaubetal, Naturschutzbund (Nabu) Regionalverband Märkische Schweiz, lokale Naturschutzgruppen und Landwirte, Landschaftspflegeverband Mittlere Oder, BUND Frankfurt/Oder Förderung: EuroNatur-Fonds für Ostdeutschland (dieser umfasst dank großzügiger Zustiftungen inzwischen rund 270.000 EUR), EuroNatur-Spender und -Paten
Senne: Tierisch gute Landschaftspflege Am Fuße des Teutoburger Waldes erstreckt sich ein buntes Mosaik aus Heidelandschaft, Laub- und Nadelwäldern, Wiesen und Weiden. EuroNatur unterstützt die Biologische Station Kreis Paderborn-Senne seit Jahren dabei, dieses wertvolle Kleinod mitsamt seinem Artenreichtum zu erhalten. Verschiedene Beweidungsprojekte spielen dabei eine besondere Rolle, denn ein Großteil der in der Senne (Karte S. 5, Nr.2) lebenden Pflanzen- und Tierarten ist auf offene Lebensräume angewiesen.
So sorgt unter anderem eine Herde Heidschnucken dafür, dass die artenreichen Heideflächen von Sträuchern und Büschen frei bleiben. Bei dem Heideblütenfest der Biologischen Station im August 2014 lernten mehrere Tausend Besucher die Arbeit der Heidschnuckenschäferei kennen. Umweltbildung ist ein zentraler Aspekt der Arbeit der Biologischen Station. Besonders großen Anklang in der Öffentlichkeit findet das Projekt „Senner Pferde“. Die robuste Pferderasse beweidet seit über zehn Jahren die trockenen Grünlandflächen im Naturschutzgebiet Moosheide und schafft dadurch wertvolle Kleinlebensräume für
viele Insekten und Pflanzen, wie auch für die Zauneidechse, die ihre Eier im offenen Sand ablegt. Auch 2014 zeigten die Besucher des Naturschutzgebiets wieder großes Interesse an den tierischen Landschaftspflegern.
Partner: Biologische Station Kreis Paderborn-Senne Förderung: Gelsenwasser, Stadtwerke Bielefeld GmbH, EuroNatur-Spender
Geschäftsbericht 2014
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Bild: Bruno Dittrich
EuroNatur in Medien und Öffentlichkeit
Medien & Öffentlichkeit
Aufmerksamkeit für das Blaue Herz Europas Wesentliches Ziel der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ (lesen Sie hierzu S. 14-15) ist es, die Schönheit und Bedrohung der Balkanflüsse in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Unter anderem durch Pressereisen, Pressekonferenzen, den GEO-Tag der Artenvielfalt am Fluss Vjosa und die Online-Petition „Der Luchs will keinen Staudamm – Hände weg vom Mavrovo Nationalpark“ ist es uns gelungen, dem Thema zu internationaler Aufmerksamkeit zu verhelfen. Renommierte Tageszeitungen und Fachmagazine berichteten zum Teil äußerst kritisch. Darunter der Spiegel, die deutsche Tageszeitung taz, Focus online, Berliner Zeitung, Neue Zürcher Zeitung, das Magazin GEO und die Zeitschrift natur. Im Rahmen einer Pressereise in den durch mehrere Wasserkraftwerke bedrohten Mavrovo Nationalpark sorgte bereits die Anwesenheit der internationalen Journalisten für eine sichtbare Verunsicherung der zuständigen Behörden.
Kroatiens wilde Flusslandschaft auf arte In der urtümlichen Flusslandschaft der Save-Auen gibt es sie noch: die Einheit aus Fluss, Überschwemmungsflächen und Kulturlandschaft. Im September 2014 strahlte der Fernsehsender arte die Dokumentation „Kroatiens wilde Flusslandschaft“ aus. In ein-
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Geschäftsbericht 2014
drucksvollen Bildern beleuchtet der Film diese europaweit einmalige Auenlandschaft, für deren Schutz EuroNatur sich seit mehr als 25 Jahren einsetzt.
US-Radiosender berichtete über Vogelmord in Albanien Auch das Thema Vogeljagd auf dem Balkan wurde von den Medien im Jahr 2014 mehrfach aufgegriffen. Internationale öffentliche Aufmerksamkeit ist hier besonders wichtig. So berichtete die taz im Februar 2014 über die Erfolge im Kampf gegen die Vogeljagd im Naturpark Hutovo Blato in Bosnien-Herzegowina (lesen Sie hierzu S.18-19). Anfang 2014 reiste der amerikanische Journalist Phil McKenna nach Albanien, um die Situation für Zugvögel in dem Land näher zu beleuchten. EuroNatur unterstützte seine Recherchen. Die Umsetzung des 2014 beschlossenen zweijährigen Jagdmoratoriums (lesen Sie hierzu S.18-19) ließ bis dato zu wünschen übrig. In einem Interview mit dem amerikanischen Sender Public Radio International und der Reportage „Killing field for Migrating Birds“ in der englischsprachigen Online-Zeitschrift „Yale Environment 360“ berichtete er über die verheerenden Folgen der Wilderei in Albanien und mögliche Wege, die Vogeljagd einzudämmen.
Preis für Engagement im Naturschutz Im November 2014 wurde in Vaduz eine der herausragenden Naturschutz-Auszeichnungen Europas verliehen. In Aner-
kennung ihres „langjährigen Naturschutzwirkens für Großschutzgebiete und Umweltbildungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen [Anm. Red.: speziell der Senne] und ihren beispielhaften Einsatz als Präsidentin der Naturschutzstiftung EuroNatur“ ging einer der drei Binding-Preise an Christel Schroeder. Der Binding-Preis wird an Persönlichkeiten verliehen, die in ihrem Bereich, ihrer Gemeinde oder Region konkrete und beispielhafte Impulse oder Leistungen für den Natur- und Umweltschutz erbracht haben. Der Große Binding Preis für Natur- und Umweltschutz 2014 ging an den Wiener Umweltaktivisten und Geschäftsführer von Riverwatch, Ulrich Eichelmann. Er wurde für sein internationales Engagement zum Schutz der Flüsse ausgezeichnet. Im Rahmen der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ setzt er sich gemeinsam mit EuroNatur und Partnern vor Ort gegen die Zerstörung der Balkanflüsse durch Wasserkraftprojekte ein.
Neuer Empfang auf euronatur.org Seit November 2014 präsentiert sich EuroNatur auf www.euronatur.org mit einer neuen Startseite. Damit informieren wir die Besucher unserer Webseite noch schneller und übersichtlicher über Neuigkeiten, Hintergründe und Aktionen rund um die Arbeit von EuroNatur. Großformatige Fotos machen die Projekte greifbarer. In der Vorweihnachtszeit 2014 bot der EuroNatur-Adventskalender hinter 24 digitalen Türchen Rätselfragen, Filmtipps sowie Rezeptideen aus EuroNaturProjektgebieten und ermöglichte damit zum Teil ungewöhnliche Einblicke in die Naturschutzarbeit der Stiftung.
Bild: Kerstin Sauer - Kamille
Wirtschaftliche Lage
Wirtschaftliche Lage im Geschäftsjahr 2014 Spender bilden finanzielles Fundament
Erlöse und Ausgaben nach DZI-Vorgaben gegliedert
DZI Spendensiegel
Die Förderkreismitglieder, Paten und Spender der EuroNatur Stiftung bildeten auch im Jahr 2014 das finanzielle Fundament für unsere konkrete Naturschutzarbeit in Europa, die politische Lobbyarbeit sowie die Umweltbildung. EuroNatur hat im Jahr 2014 erneut umfangreiche Förderungen für die Umsetzung konkreter Projekte von Stiftungen und Verbänden sowie der öffentlichen Hand einwerben können. Hervorzuheben sind hierbei: die MavaStiftung für Naturschutz, die Dr. Manfred und Gudrun Keim-Stiftung, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt sowie der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, das Bundesumweltministerium, das Umweltbundesamt und das Bundesamt für Naturschutz. Zudem haben ausgewählte Wirtschaftsunternehmen die Arbeit der EuroNatur Stiftung im Jahr 2014 unterstützt, darunter: Gelsenwasser und die Stadtwerke Bielefeld.
Bei der Darstellung der Einnahmen und der Ausgaben in diesem Geschäftsbericht orientieren wir uns an den verbindlichen Gliederungsvorgaben der Spendensiegel-Leitlinien des DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen). Dies führt insbesondere bei der Gewinn- und Verlustrechnung zur Abweichung von üblichen Darstellungen nach Handelsgesetzbuch. Das DZI prüft unter anderem auch, ob zwei wichtige Schwellenwerte eingehalten werden: Anteil der Werbe- und Verwaltungsaufwendungen an den maßgeblichen Gesamtausgaben sowie Anteil der Werbeausgaben am Sammlungsergebnis. Für die Berechnung des Verwaltungskostenanteils sind nicht alle Ausgaben maßgeblich. Die Ausgaben für die Vermögensverwaltung werden hier nur berücksichtigt, wenn sie in der Summe negativ sind. Wirtschaftliche Geschäftsbetriebe werden gar nicht berücksichtigt.
Im Juni 2014 hat das DZI der EuroNatur Stiftung erneut das DZI-Spendensiegel zuerkannt. Grundlage hierfür war der Antrag der EuroNatur Stiftung, der im August 2013 auf der Grundlage des Jahresabschlusses 2012 gestellt wurde. Aufgrund von Veränderungen des Prüfzeitpunkts durch das DZI wurde unser im August 2014 gestellter Folgeantrag bisher nicht bearbeitet. Das DZI hat uns mitgeteilt, dass die Prüfung unseres Antrags erst im Herbst 2015 vorgesehen ist. Im Ergebnis stellte das DZI der EuroNatur Stiftung zuletzt ein positives Zeugnis aus: demnach sind Werbung und Informationsdarstellung wahr, eindeutig und sachlich. Mittelbeschaffung und -verwendung sowie die Vermögenslage werden nachvollziehbar dokumentiert. Eine Kontrolle der Stiftung und ihrer Organe ist gegeben.
Geschäftsbericht 2014
20 32
Bild: Kerstin Sauer - Komorane
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Angemessener Anteil der Verwaltungskosten
Die Erlöse im Einzelnen
Die EuroNatur Stiftung konnte mit insgesamt 2.615 T€ im Vergleich zum Vorjahr etwas geringere Gesamteinnahmen erzielen (-175 T€). Die Sammlungseinnahmen beliefen sich im Jahr 2014 auf 1.180 T€ und konnten um 205 T€ gesteigert werden. Die für die Berechnung des Verwaltungskostenanteils relevanten Gesamtausgaben beliefen sich im Jahr 2014 auf 2.345 T€ und lagen damit um 112 T€ höher als im Vorjahr. Hieraus ergibt sich für die EuroNatur Stiftung für das Jahr 2014 nach unseren eigenen Hochrechnungen ein Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben an den maßgeblichen Gesamtausgaben in Höhe von rund 20,6 %. Die Überprüfung unserer Berechnungen durch das DZI erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt. Verwaltungsaufwendungen bis zu 20 % werden vom DZI als angemessen bewertet, Verwaltungsaufwendungen von 20 bis 30 % dagegen als vertretbar. Im Vorjahr belief sich dieser Wert bei der EuroNatur Stiftung auf 19,8 %. Der Anteil der Werbeausgaben an den Sammlungseinnahmen beläuft sich im Jahr 2014 nach unseren Berechnungen auf 20,5 %. Für das Jahr 2013 lag dieser Wert bei 22,7 %. Der Anteil aller Werbeaufwendungen (hierzu zählt nach den Definitionen des DZI auch die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit) soll maximal 30 % der Sammlungseinnahmen erreichen.
Die Spendenerlöse im Jahr 2014 sind gegenüber dem Vorjahr etwas gestiegen (+ 199 T€). Ausschlaggebend hierfür waren hohe Testamentsspenden (+ 120 T€). Rund 45 % aller Erlöse im Jahr 2014 stammen aus Spendenerlösen. Ebenfalls gesteigert werden konnten die Zuschüsse von Dritten für die konkrete Umsetzung von Projekten (+ 68 T€). Diese Erhöhung geht vollständig auf die Zuwendungen privater Stiftungen und Verbände zurück. Im Jahr 2014 hat die EuroNatur Stiftung Zweck- und wirtschaftliche Geschäftsbetriebe unterhalten, deren Umsätze im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer ausfielen (-247 T€). Die Zins- und Vermögenseinnahmen lagen im Jahr 2013 aufgrund von Sondereffekten außerordentlich hoch. Sie gingen 2014 im Vergleich zum Vorjahr erheblich zurück (-180 T€).
Geschäftsbericht 2014
Die Aufwendungen Gegenüber dem Vorjahr hat die EuroNatur Stiftung die Gesamtaufwendungen für die Projekt-, Kampagnen- und Bildungsarbeit um 71 T€ gesteigert. Damit wurden annähernd 80 % der Ausgaben direkt für die Projekt-, Kampagnen- und Bildungsarbeit aufgewendet. Die Ausgaben für Werbung, allgemeine Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung sind im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr nominal
leicht gestiegen (+41 T€). Ihr Anteil an den maßgeblichen Gesamtaufwendungen liegt nun bei etwas mehr als 20 %. Gemäß DZI gilt dies als ein vertretbarer Anteil der Kosten für die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Verwaltung. Für die reinen Verwaltungskosten wurden sogar nur 10,3 % aufgewendet. Die Werbekosten umfassten im Jahr 2014 rund 5 % der maßgeblichen Gesamtaufwendungen und die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit ebenfalls rund 5 %.
Geschäftsjahr 2014 erfolgreich abgeschlossen Die EuroNatur Stiftung hat das Geschäftsjahr 2014 mit einem positiven Ergebnis in Höhe von 270 T€ abgeschlossen. Aus den projektbezogenen Rücklagen für den Flächenschutz in Brandenburg wurden 18 T€ aufgelöst. Die Erlöse aus Erbschaften und Vermächtnissen konnten annähernd in voller Höhe der freien Rücklage zugeführt werden. Weitere 5 T€ wurden dem Stiftungsvermögen zugeführt. So konnte einerseits das Stiftungsvermögen weiter gestärkt und andererseits die freie Rücklage deutlich ausgebaut werden.
Wirtschaftliche Lage
Bild: Pavel Bečka
Stabiles Fundament – Entwicklung der letzten Jahre
Erläuterungen zur Bilanz 2014 Die Bilanzsumme der EuroNatur Stiftung wurde gegenüber dem Vorjahr um 201 T€ gesteigert und beläuft sich nun auf 4.784 T€. Das langfristige Vermögen (Anlagevermögen) beträgt zum Ende des Geschäftsjahres 2.513 T€ und das Umlaufvermögen 2.271 T€. Das Anlagevermögen wurde im Vergleich zum Vorjahr um 97 T€ gesteigert, während sich das Umlaufvermögen – hierbei handelt es sich vor allem um flüssige Mittel und Wertpapiere – um 105 T€ erhöht hat. Die Forderungen konnten im Vergleich zum Vorjahr weiter reduziert werden und sie belaufen sich nur noch auf einen Betrag in Höhe von 156 T€. Diese Forderungen sind alle werthaltig und der Mitteleingang wird in den nächsten 12 Monaten erwartet.
Wirtschaftliche Lage
Das Stiftungskapital beträgt zum Ende des letzten Geschäftsjahres 2.507 T€. Das Eigenkapital konnte gegenüber dem Vorjahr um 283 T€ auf insgesamt 3.860 T€ gesteigert werden. Die Ergebnisrücklagen konnten im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 264 T€ auf nun 1.353 T€ gesteigert werden.
Die Bilanz der EuroNatur Stiftung zeigt sehr deutlich, dass die Stiftung in den letzten Jahren nicht nur inhaltlich, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich gearbeitet hat. Die Bilanzsumme konnte in den letzten 5 Jahren, also seit 2009 um 2.285 T€ gesteigert und damit annähernd verdoppelt werden. In den letzten 10 Jahren, also seit 2004 konnte die Bilanzsumme sogar um 3.401 T€ gesteigert und damit fast vervierfacht werden. Die Entwicklung des Eigenkapitals, also des Stiftungsvermögens inklusive der Zustiftungen sowie der Ergebnis-Rücklagen, ist sogar noch positiver verlaufen: in den letzten 5 Jahren konnte das Eigenkapital um 1.756 T€ gesteigert und damit mehr als verdoppelt werden. In den letzten 10 Jahren wurde das Eigenkapital sogar fast verfünffacht. Diese Entwicklung belegt: die EuroNatur Stiftung steht finanziell auf sicherem Boden und konnte ihre finanzielle Substanz in den letzten Jahren signifikant verbessern.
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Bild: João Petronilho - Baumflechten
Testamente für Europas Natur
Unselbstständige Stiftungen und Namensfonds
Gemeinsam für Europas Natur
Für die Unabhängigkeit und Leistungsfähigkeit der EuroNatur Stiftung als erfolgreicher Anwältin für Europas Natur ist die weitere Stärkung der finanziellen Substanz der Stiftung von großer Bedeutung. Die Erhöhung des Stiftungskapitals schafft Planungssicherheit und Unabhängigkeit. Deshalb sind Zustiftungen und Testamentsspenden für uns eine sehr wertvolle Unterstützung und ein großer Vertrauensbeweis, den wir als besondere Verpflichtung ansehen. Zustiftungen und Erlöse aus Erbschaften und Vermächtnissen haben wir im Jahr 2014 erneut vollständig dem Stiftungskapital bzw. der freien Rücklage zugeführt. Dies hat zur weiteren Stärkung der finanziellen Leistungsfähigkeit der EuroNatur Stiftung geführt. In den Folgejahren erwarten wir, dass die Erlöse aus der Vermögensverwaltung deutlich ansteigen.
EuroNatur betreute im Jahr 2014 drei unselbstständige Stiftungen und zwei zweckgebundene Namensfonds. Das Kapital der beiden Namensfonds beläuft sich zusammen auf rund 235 T€. Die unselbstständigen Stiftungen verfügen in der Summe über ein Stiftungskapital in Höhe von rund 2.269 T€. Die Trägerschaft der Wetland Foundation for Froggy & Friends wurde in Einvernehmen mit der Stifterin an den Verein Ebertseifen Lebensräume e. V. abgegeben. Dennoch erhöhte sich die Summe des Stiftungskapitals der von EuroNatur verwalteten unselbstständigen Stiftungen um 104 T€. Die Erlöse der unselbständigen Stiftungen kamen auch im Berichtsjahr überwiegend EuroNaturProjekten zugute.
Die Erfolge, die EuroNatur im Jahr 2014 für den Naturschutz in Europa erreichen konnte, waren nur möglich, da wir vielfältige Unterstützung von Förderkreismitgliedern, Paten, Spendern sowie von Zuschussgebern und Sponsoren erhalten. Hierfür bedanken wir uns ganz herzlich!
Erbschaften und Vermächtnisse 2014 Walter Dempfle, Friedrichshafen Wolfgang Kalteier, Berlin Juliane Kolesnikow, Wendelstein Irene Petzold, Friedrichshafen Christa Anni Speyerer, Wachenheim
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Geschäftsbericht 2014
Dr. Manfred und Gudrun Keim-Stiftung Ludwig Raue Gedächtnisstiftung Stiftung Lappat EuroNatur-Fonds für Ostdeutschland Elisabeth Seifert-Beckers Stiftungsfonds zum Wolfschutz in Erinnerung an Viktoria Neumann, Emilie und Franz Seifert
Wirtschaftliche Lage
Bilanz zum 31.12.2014 Aktiva A. Anlagevermögen
2014
2013
T€
T€
2.513
2.416 56
50
2.457
2.366
I. Immat. Vermögen + Sachanlagen II. Finanzanlagen B. Umlaufvermögen
2.166
2.270 17
10
156
177
2.097
1.979
Wirtschaftliche Lage
I. Vorräte II. Forderungen und sonst. Vermögen III. Flüssige Mittel, Wertpapiere des UV
C. Rechnungsabgrenzung
Summe
1
1
4.784
4.583
Passiva
2014
2013
T€
T€
A. Eigenkapital
3.860
3.577
I. Stiftungskapital Grundstockvermögen Zustiftungen II. Ergebnisrücklagen
77
77
2.430
2.412
1.353
1.088
B. Rückstellungen
110
104
C. Verbindlichkeiten
814
902
0
0
4.784
4.583
D. Rechnungsabgrenzung
Summe
Geschäftsbericht 2014
20 36
Gewinn-und-Verlust-Rechnung 2014 Erlöse nach Gliederung des DZI
Geldspenden
2014
2013
Ausgaben nach Gliederung des DZI
T€
%
T€
%
868
33,19
793
28,42
21
0,80
3
0,11
Personalausgaben
285
10,90
165
5,91
Sach- und sonstige Ausgaben
Bußgelder
6
0,23
14
0,50
Ausgaben für Projektbegleitung Personalausgaben
Zwischensumme (entspricht den Sammlungseinnahmen)
1.180
975
2013
T€
%
T€
%
Ausgaben für Projektförderung
Nachlässe
Sachspenden
2014
Sach- und sonstige Ausgaben
452
19,27
453
18,42
1.050
44,76
1.003
40,79
193
8,23
182
7,40
23
0,98
22
0,89
Ausgaben für Kampagnen, Bildung, Aufklärung Zuwendungen der öffentlichen Hand
319
12,20
476
17,06
Personalausgaben
90
3,84
84
3,42
Zuwendungen anderer Organisationen
999
38,20
774
27,74
Sach- und sonstige Ausgaben
53
2,26
46
1,87
97
4,13
90
3,66
145
6,18
131
5,33
175
7,46
168
6,83
67
2,86
54
2,20
Vermögensverwaltung
1
0,04
18
0,73
wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb
0
0,00
208
8,46
2.346
100,00
2.459
100,00
Ausgaben für Werbung & allg. Öffentlichkeitsarbeit
Zweckbetrieb, wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb
17
0,65
264
9,46
Zins- und Vermögenseinnahmen
76
2,91
256
9,18
Personalausgaben
Sonstige Einnahmen
24
0,92
45
1,61
Sach- uns sonstige Ausgaben
2.615
100
2.790
100
Ausgaben für Verwaltung
Gesamteinnahmen Entnahmen aus Ergebnisrücklagen
18 2.633
1 2.791
Personalausgaben Sach- uns sonstige Ausgaben Ausgaben für Vermögensverwaltung & Geschäftsbetrieb
Gesamtausgaben Einstellung ins Stiftungskapital Einstellung in Ergebnisrücklagen Einstellung in Umschichtungsrücklage
37
Geschäftsbericht 2014
5
165
282
125
0
42
2.633
2.791
Wirtschaftliche Lage
Bild: Sarah Böhm - Sand- Goldwespe
Umgang mit möglichen Risiken
Risiken
Die EuroNatur Stiftung ist nur mit einem vergleichsweise geringen Stiftungskapital ausgestattet. Daher ist sie, um ihre Aufgaben als Anwältin für Europas Natur wirksam wahrnehmen zu können, dringend auf Spenden und Zuschüsse Dritter angewiesen. Wir sind uns bewusst, dass wir für diese Mittel eine große Verantwortung tragen und setzen uns täglich für ihre möglichst effiziente Verwendung ein. Hinzu kommt, dass die Weitergabe von Zuschüssen und Spendenmitteln an Partnerorganisationen im Süden und Osten Europas ein sensibles Thema ist, das ein sehr gutes Netzwerk mit über Jahre aufgebauten Kontakten voraussetzt. Zudem ist ein mehrstufiges Kontrollsystem wichtig, um Risiken frühzeitig zu erkennen und ihnen wirksam begegnen zu können. Auch hinsichtlich der Vermögensanlage sind risikomindernde Maßnahmen erforderlich.
Mögliche Risiken und unsere Maßnahmen Finanz- und Wirtschaftskrisen Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, die 2008 begann und deren Auswirkungen immer noch spürbar sind, hat erneut gezeigt,
dass sich die ökonomischen Randbedingungen unseres Lebens schnell und dramatisch ändern können. Spätestens seit der Finanzkrise 2008 ist deutlich, dass es keine wirklich sicheren Anlageformen gibt, die zugleich Erlöse garantieren. Es gibt keine risikolosen Zinsen. Vor diesem Hintergrund wird es zunehmend schwieriger, den richtigen Mittelweg zwischen Sicherheit und Rendite zu finden. Unser wichtigster Kompass auf diesem Weg: die EuroNatur Stiftung legt das Eigenkapital möglichst risikoarm und unter Anwendung ethisch-ökologischer Kriterien an (lesen Sie hierzu das Kapitel „Transparenz“). Zudem werden Rücklagen aufgebaut, um mögliche Schwankungen bei den Erlösen ausgleichen zu können. Mit der im Vorjahr gebildeten Umschichtungsrücklage beugen wir evtl. erforderlichen Abschreibungen im Anlagevermögen vor.
Mangel an kompetenten und vertrauensvertrauenswürdigen Partnerorganisationen Die EuroNatur Stiftung setzt nicht auf ein Europa überspannendes Netz an Geschäftsstellen mit hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und spart dadurch ansonsten erforderliche Verwaltungsaufwendungen in erheblichem Umfang ein. Es geht uns vorrangig um die Kooperation mit bestehenden Naturschutzorganisationen, die in ihrem Umfeld gut vernetzt sind und erfolgreich arbeiten. In vielen Ländern Süd- und Osteuropas gibt es nur sehr wenige schlagkräftige, gemeinnützige und unabhängige Naturschutzorganisationen. Der Mangel an kompetenten
und vertrauenswürdigen Partnern schränkt unsere Möglichkeiten ein. EuroNatur investiert deshalb auch in den systematischen Aufbau und die Stärkung der Zivilgesellschaft im Süden und Osten Europas. Ausgangspunkt für die Projektarbeit von EuroNatur ist immer die Zusammenarbeit mit einer Partnerorganisation vor Ort. Existiert ein solcher Partner nicht, ist das ein Grund für EuroNatur, sich in dem entsprechenden Gebiet nicht zu engagieren.
Veruntreuung von Mitteln Wir haben uns selbst strikte Regeln zur Finanzkontrolle gegeben. Alle Auszahlungen werden auf rechnerische und sachliche Richtigkeit überprüft. Zahlungsanweisungen unterliegen dem Vieraugen-Prinzip. Monatlich werden Soll-Ist-Vergleiche erstellt, so dass Unregelmäßigkeiten sehr schnell entdeckt werden können. Unser Jahresabschluss 2014 wurde von der unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft WISTA geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen.
Ineffizienz und Ineffektivität der Projektarbeit Wir durchleuchten unsere internen Prozesse regelmäßig und steigern dadurch kontinuierlich unsere Effizienz. Wir analysieren auch die Arbeit unserer Partner und erarbeiten gemeinsam mit ihnen Lösungen für die Steigerung ihrer Effizienz. Die Verwendungsnachweise unserer Partner werden inhaltlich vom zuständigen Projektleiter und finanziell von der Buchhaltung geprüft. Alle Verwendungsnachweise werden vor Auszahlung finanzieller Förderungen der Geschäftsleitung vorgelegt. Geschäftsbericht 2014
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Bild: Radomir Jakubowski - Gomera-Gecko
Transparenz & Nachhaltigkeit
Transparenz und Nachhaltigkeit – wichtige Grundsätze bei EuroNatur EuroNatur erneut mit DZI-Siegel ausgezeichnet Die EuroNatur Stiftung hat im Jahr 2014 erneut das DZI-Spendensiegel erhalten. Dieses bescheinigt uns eine sparsame Mittelverwendung, seriöse Spendenwerbung und einen vertretbaren Anteil der Verwaltungskosten.
Initiative Transparente Zivilgesellschaft Die EuroNatur Stiftung ist seit dem Jahr 2010 Mitglied der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. Unterzeichner der Initiative verpflichten sich freiwillig, zehn Informationen über ihre Organisation auf ihrer Website zu veröffentlichen. Dazu zählen unter anderem: die Satzung, die Namen der wesentlichen Entscheidungsträger sowie Angaben über Mittelherkunft, Mittelverwendung und Personalstruktur.
39
Geschäftsbericht 2014
Wirtschaftsprüfung Die EuroNatur Stiftung hat sich auch im Jahr 2014 einer freiwilligen Jahresabschlussprüfung durch einen Wirtschaftsprüfer unterzogen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft WISTA AG hat den Jahresabschluss 2014 der EuroNatur Stiftung nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut für Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten Grundsätze ordnungsgemäßer Durchführung von Abschlussprüfungen geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Hier ein Auszug aus dem Bestätigungsvermerk: „Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Einbeziehung der Buchführung und des Lageberichts der EuroNatur – Stiftung Europäisches Naturerbe, Radolfzell, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar 2014 bis 31. Dezember 2014 geprüft. […] Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.“ 01. Juni 2015 WISTA AG, Mannheim
Vermögensanlage nach ökologisch-ethischen Kriterien Die EuroNatur Stiftung verfügt inzwischen über ein Stiftungskapital von mehr als 2,5 Mio. €. Zudem verwaltet die EuroNatur Stiftung treuhänderisch das Vermögen der unselbstständigen Stiftungen in Höhe von mehr als 2,2 Mio. €. Die EuroNatur Stiftung folgt bei der Vermögensanlage ihrer Überzeugung und legt das Vermögen entsprechend ökologisch-ethischer Kriterien an. Dabei kommen Negativsowie Positivkriterien zur Anwendung. Ausgeschlossen sind zumindest Anlageprodukte, die in Unternehmen der Atomwirtschaft, der Agrochemie, der Rüstung, der Gentechnik, der Pornographie, der Alkohol- oder Tabakproduktion, der Automobilwirtschaft, in Fluggesellschaften oder in Anleihen von Staaten investieren, welche die Todesstrafe durchführen, die Atomenergie aktiv vorantreiben oder die als korrupt gelten. Zu den Finanzdienstleistern, mit denen wir bei der Verwaltung unseres Anlagevermögens insbesondere zusammenarbeiten, zählen die Umweltbank, die J. Safra Sarasin Bank und die GLS-Bank.
Bild: David Köster - Fjallabak
Vergütungssystem Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EuroNatur Stiftung sind neben der Leitung insgesamt fünf verschiedenen Funktionsebenen zugeordnet. Dies sind: Sachbearbeitung I und II, Sachgebietsleitung sowie Projektleitung I und II. Für die Funktionsebenen wurden Vergütungsbänder festgelegt, die um 10 % nach oben und unten ausgreifen. Der Mittelpunkt im Vergütungsband Sachbearbeitung I liegt bei 33 T€ Euro pro Jahr und im Vergütungsband Projektleitung II bei 50 T€ Euro pro Jahr.
Spenderinnen und Spender, welche die EuroNatur Stiftung regelmäßig unterstützen das EuroNatur-Magazin sowie themenspezifische Projektberichte zur umfassenden Information und Berichterstattung über aktuelle Entwicklungen in der Projektarbeit. Die Spendenwerbung und die Spenderinformation wurde im Jahr 2014 von der EuroNatur Stiftung selbstständig durchgeführt und außer Druckereien, wurden keine Agenturen oder externe Dienstleister beauftragt.
Die drei höchsten Jahresgesamtbezüge erhalten der Geschäftsführer, der naturschutzpolitische Direktor und die Sachgebietsleiterin Finanzen und Rechnungswesen, sie umfassen auf volle Stellen hoch gerechnet zusammen rund 224 T€. Die Mitglieder des Präsidiums und des Kuratoriums sind alle ausnahmslos ehrenamtlich tätig und erhalten lediglich Auslagenersatz für entstandene Kosten, aber keine Aufwandsentschädigungen.
Wirkungsbeobachtung und Wirkungsanalyse
Werbung und Spenderinformation Die EuroNatur Stiftung informiert ihre Spenderinnen und Spender sechsmal jährlich über aktuelle Projekte und wirbt damit sowie über www.euronatur.org jeweils für die Unterstützung konkreter Vorhaben. Darüber hinaus erhalten
Transparenz
Einer der wichtigsten Grundsätze für die Arbeit der EuroNatur Stiftung ist der effiziente Einsatz der Mittel, die uns unsere Spenderinnen und Spender sowie fördernde Organisationen (öffentlich und nicht-öffentlich) zur Verfügung stellen. Voraussetzung für die effiziente Mittelverwendung ist eine systematische Planung der Aktivitäten und eine umfassende Wirkungsbeobachtung. Die EuroNatur Stiftung ist fördernd und operativ tätig. Für Projekte, welche die Stiftung selbst mit ihren Partnerorganisationen und meist mit Unterstützung Dritter (öffentliche und nicht-öffentliche Förderungen) durchführt, berichtet sie umfassend an die Geldgeber. Bereits bei der Projektentwicklung und -beantragung beginnt die Wirkungsbeo-
bachtung. Die EuroNatur Stiftung entwickelt Projekte auf der Grundlage einer umfassenden Bedarfs- und Situationsanalyse. Gemeinsam mit unseren Partnern formulieren wir übergeordnete Zielsetzungen und erarbeiten auf dieser Grundlage Projektanträge. Diese haben nur dann Aussicht auf Förderung, wenn Zielsetzungen klar formuliert und Aktivitäten vorgesehen werden, die auch der Zielerreichung dienen. Die Nachweise über die Mittelverwendung verlangen umfassende Bewertungen zur Zielerreichung sowie Begründungen warum Aktivitäten und eventuell auch Zielsetzungen verändert und angepasst werden mussten. Für die Zuschüsse, welche die EuroNatur Stiftung vergibt, verlangt sie von den Antragsstellern eine schlüssige Projektkonzeption, welche den oben dargestellten Grundsätzen entspricht. Die Berichte der Partner werden umfassend ausgewertet und die Projektfortschritte mit den Partnern bei regelmäßigen Besuchen unserer Projektleiterinnen und Projektleiter in den Projektgebieten diskutiert. Positive Entwicklungen werden ebenso wie Schwierigkeiten ausgewertet, um im Projektverlauf nachsteuern und für die Zukunft lernen zu können. Fortschrittsberichte dokumentieren die Entwicklungen der Projekte bis zu ihrem Abschluss.
Geschäftsbericht 2014
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Bild: Mirko Sarac - Duvanjsko Polje
Stiften Sie Sinn!
Kapital für den Naturschutz in Europa Ein wichtiger Garant für die Kontinuität und die Reichweite der Aktivitäten einer gemeinnützigen Stiftung wie EuroNatur ist ihr Kapitalstock. Die Stiftungsmittel sind als festes Grundkapital angelegt und die Erlöse aus der Vermögensverwaltung kommen dem Stiftungszweck zugute. So kann EuroNatur dauerhaft und unabhängig tätig sein. Die Unantastbarkeit des Stiftungskapitals und des Stifterwillens stehen unter einem besonderen Schutz der Rechtsordnung: Die Stiftungsaufsichtsbehörden der Bundesländer – in unserem Fall ist dies das Regierungspräsidium Freiburg – wachen darüber, dass das Stiftungskapital in seinem Wert erhalten bleibt und der Stifterwille über Generationen hinweg verwirklicht wird. Wer Entwicklungen langfristig und nachhaltig beeinflussen will, wird dies am besten über eine Stiftung erreichen. Wir bieten interessierten Stiftern und Spendern vielfältige Möglichkeiten, ihr Stiftungsziel unter dem Dach der EuroNatur Stiftung zu verwirklichen. Eine Zustiftung zur EuroNatur Stiftung ist eine besonders nachhaltige Art, den Erhalt der Naturschätze Europas zu unterstützen. Anders als eine Spende muss die Zuwendung in Form der Zustiftung
nicht zeitnah eingesetzt werden, sondern fließt in den Vermögensstock von EuroNatur. Das in Form einer Zustiftung angelegte Geld arbeitet für Europas Natur, denn durch die Erhöhung des Stiftungsvermögens erzielt EuroNatur langfristig höhere Erträge und kann somit die Zwecke der Stiftung noch effektiver verfolgen. Zustiftungen bilden Jahr für Jahr eine verlässliche und wirkungsvolle Basis, um EuroNatur-Projekte zum Schutz von Bären, Wölfen, Luchsen, Zugvögeln und ihren Lebensräumen durchführen zu können. Im Jahr 1987 wurde EuroNatur mit einem Startkapital von 150.000 D-Mark gegründet. Inzwischen ist das Stiftungskapital durch Zustiftungen auf weit mehr als zwei Millionen Euro angewachsen. Für Spenderinnen und Spender, denen es vor allem auf die dauerhafte Wirkung der eingesetzten Mittel ankommt, kann Zustiften also der richtige Weg sein. Wer das Bedürfnis hat, in eigenem Namen mit seinem Vermögen dauerhaft Gutes zu tun, sollte über die
Gründung einer unselbständigen Stiftung unter dem Dach von EuroNatur nachdenken. Äußerlich unterscheidet sich diese kaum von einer „normalen“ Stiftung. Doch anders als bei einer selbständigen Stiftung sind bei einer unselbständigen Stiftung keine eigenen Strukturen nötig. Unter bestimmten Randbedingungen übernimmt EuroNatur die Vorbereitung zur Gründung einer unselbständigen Stiftung sowie deren laufende Verwaltungsaufgaben. Das
Kapital einer unselbständigen Stiftung wird separat – und auf Wunsch auch nach bestimmten Kriterien – verwaltet. Die Errichtung eines Stiftungsfonds kommt dann in Frage, wenn die Arbeit von EuroNatur auf Dauer in einem bestimmten Land, einer Region oder bei einem Artenschutzprojekt unterstützt werden soll. Der Betrag darf nicht zu niedrig sein, da es auf das Erzielen von jährlichen Kapitalerträgen ankommt, mit denen die Zwecke des Fonds erfüllt werden sollen. Mit dem Gründer des Fonds kann vereinbart werden, dass der Fonds seinen Namen oder den einer anderen Person trägt, deren Andenken er auf diese Weise ehren möchte (Namensfonds).
Überlegen auch Sie, EuroNatur mit einer Zustiftung, einer unselbständigen Stiftung oder einem Stiftungsfonds zu unterstützen und damit dauerhaft zum Schutz des euroeuropäischen Naturerbes beizutragen? Bitte wenden Sie sich für eine unverbindliche Beratung vertrauensvoll an:
Sabine Günther, Tel.: 07732 - 9272 17 Email: sabine.guenther@euronatur.org (für Zustiftungen und Stiftungsfonds)
Markus Dressnandt, Tel.: 07732 - 927214 Email: markus.dressnandt@euronatur.org (für unselbständige Stiftungen)
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Geschäftsbericht 2014
Bild: Kerstin Sauer - Rosa Pelikane und Kormorane am Kerkini-See
Impressum
Gesch채ftsstellen Radolfzell
Bonn
Konstanzer Str. 22 D - 78315 Radolfzell Fon + 49 (0)7732/92 72 0 Fax + 49 (0)7732/92 72 22 info@euronatur.org www.euronatur.org
Euskirchener Weg 39 D - 53359 Rheinbach / Bonn Fon + 49 (0)2226/20 45 Fax + 49 (0)2226/171 00 bonn@euronatur.org www.euronatur.org
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Gesch채ftsbericht 2014
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Präsidium: Präsidentin: Christel Schroeder Vizepräsident: Prof. Dr. Sven Olaf Hoffmann Präsidiumsmitglieder: Lorenz Graf, Dr. Thomas Griese, Jörg Nitsch, Prof. Dr. Hubert Weiger, Dr. Thomas Potthast (nicht stimmberechtigt) Geschäftsführer: Gabriel Schwaderer, Radolfzell Naturschutzpolitischer Direktor: Lutz Ribbe, Rheinbach
Redaktion und Texte: Katharina Grund, Angie Rother, Gabriel Schwaderer Bildnachweis: Titel: Ariane Müller - Gewöhnliche Akelei Gestaltung: Kerstin Sauer; EuroNatur Service GmbH ISSN 0945-148X Druck: Fischer Druck GmbH & Co. KG, gedruckt auf 100% Recyclingpapier
Naturschutz braucht Taten - und Geld! Zielgerichtete Strategien, effiziente Methoden, fundiertes Wissen, reiche Praxiserfahrung und seriöse Partner in den Projektgebieten sorgen für den Erfolg unserer Arbeit. Doch erst durch das Engagement unserer Spender kann das vorhandene Potential auch in konkrete Maßnahmen münden. Spenden an gemeinnützige Stiftungen wie EuroNatur sind steuerlich abzugsfähig. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um Europas Natur zu helfen.
Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN DE42 3702 0500 0008 1820 05 SWIFT/BIC BFSWDE33XXX
Impressum: EuroNatur Stiftung Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell Fon + 49 (0)7732/92 72 0 Fax + 49 (0)7732/92 72 22 Internet: www.euronatur.org E-Mail: info@euronatur.org
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