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FOTOHOF 3
Impressum Herausgegeben vom Verein Vladimir und Estragon Handelskai 265, 1020 Wien
Fotohof edition 2012 Band 178
ISBN 978-3-902675-78-1
Katalogredaktion und Koordination: Thomas Licek, Magdalena Simmerer, Tess Marja Werner Lektorat und Übersetzung: Gerrit Jackson (außer Seite 271) Grafik-Design: Maria-Anna Friedl Scans/Bildbearbeitung: Pixelstorm, Wien Printed by REMAprint Fotohof edition Inge-Morath-Platz 1–3, 5020 Salzburg Telefon +43-662-84 92 96 www.fotohof.at © 2012, bei Verein Vladimir und Estragon, Fotohof edition, KünstlerInnen, AutorInnen und ihren Verwertungsgesellschaften. Nachdrucke und Übersetzungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers. Die Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Änderungen vorbehalten. Trotz sorgfältiger Prüfung können wir für die Richtigkeit der Angaben keine Gewähr übernehmen. Coverbild: Anita Witek, Best of…, 007 2012, analoger C-Print, 120 x 180 cm Courtesy Raum mit Licht
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Thomas Licek Vorwort Preface ...................................................................................................................................................... 7
Alexander Kamenski Die fotografische Dominanz des Bildhaften – der Iconic Turn als letzte Wende? The Photographic Dominance of the Pictorial: Was the Iconic Turn the Final Twist? ........ 8
Katalog Catalogue ............................................................................................................................ 12
AusstellungsĂźberblick Exhibition Overview ......................................................................................... 260
Begleitprogramm Events ....................................................................................................................... 270
Dieser Katalog ist Thomas Friedrich gewidmet. 28. Oktober 1948 – 13. Mai 2011 Kurator des Europäischen Monats der Fotografie Berlin
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Vorwort Preface
Der vorliegende Katalog zur fünften Ausgabe des Monats der Fotografie in Wien kann das stetig steigende Interesse von Institutionen und Künstlern an diesem Festival nur zum Teil dokumentieren. Denn ginge es nach der Zahl der beteiligten Ausstellungen, dann müsste er nicht weniger als dreimal so umfangreich sein wie das Exemplar von 2004.
The present catalogue accompanying the fifth edition of the Month of Photography Vienna cannot offer more than partial testimony to the steadily growing interest institutions and artists have shown in the festival. Based on the number of exhibitions held as part of Eyes On, this book would have to be no less than three times the size of the 2004 edition.
Um hier dennoch einen repräsentativen Querschnitt des Festivalprogramms präsentieren zu können, haben wir wieder eine Jury gebeten, die Beiträge dafür auszuwählen. An dieser Stelle möchte ich mich bei Berthold Ecker, Anja Manfredi, Walter Moser, Susanne Neuburger und Josephine Wagner für ihr fachkundiges Urteil herzlich bedanken.
We have nonetheless sought to give you a representative sample of the festival program, asking a jury to select the contributions to be included. I would like to use this opportunity to thank Berthold Ecker, Anja Manfredi, Walter Moser, Susanne Neuburger, and Josephine Wagner for their expert judgment.
Ohne das Interesse und das Engagement von MuseumsdirektorInnen, KuratorInnen, GaleristInnen und natürlich vor allem der KünstlerInnen könnten hier wir nicht über das rasante Wachstum berichten. Auch bei ihnen bedanke ich mich dafür, dass sie in den letzten Jahren mit spannenden Kooperationen, inspirierenden Projekten und sehenswerten Ausstellungen zur erfolgreichen Entwicklung von Eyes On – Monat der Fotografie Wien beigetragen haben. Dass die 2003 von Paris ausgehende Initiative, eine solche Veranstaltung nicht nur auch in Wien zu organisieren, sondern darüber hinaus auch mit dem Europäischen Monat der Fotografie (EMoP) gleich ein internationales Netzwerk ins Leben zu rufen, realisiert werden konnte, ist dem Einsatz von Bernhard Denscher und Berthold Ecker zu verdanken. Die Kulturabteilung der Stadt Wien unterstützt das Festival seither maßgeblich finanziell, aber auch ideell, wie etwa das MUSA als fixer Ausstellungsort der EMoP-Projekte und als Standort für den Eyes On Info-Point beweist. Eyes On – Monat der Fotografie Wien will auch in Zukunft ein immer größeres Publikum für die Auseinandersetzung mit Fotokunst gewinnen, bei ihm Neugier und Schaulust wecken. Mein Team und ich hoffen, dass wir mit der Zusammenstellung der folgenden Seiten dazu beitragen können.
The tremendous growth we are delighted to report would not have been possible without the enthusiastic and dedicated cooperation of museum directors, curators, gallery operators, and of course, most importantly, the artists themselves. I would like to express my gratitude to them as well; Eyes On—Month of Photography Vienna could not have thrived over the years without their exciting collaborations, inspiring projects, and not-to-bemissed exhibitions. In 2003, photography buffs in Paris proposed that rather than holding an event of this sort only in Vienna, we should also build an international network, the European Month of Photograph (EMoP). The realization of this endeavor has been the particular accomplishment of Bernhard Denscher and Berthold Ecker. From the very outset, the department of culture of the City of Vienna has lent substantial financial support to the festival, but it has also contributed important ideas; for example, it has offered the MUSA—where we have also set up the Eyes On Info-Point— as a fixed exhibition venue for EMoP projects. We at Eyes On—Month of Photography will continue to work hard in order to win over growing audiences for the art of photography. My team and I hope that the selection presented in the following pages will arouse your curiosity, inspire you to take a closer look, and help you discover the pleasure of a well-made picture.
Thomas Licek Managing Director
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Alexander Kamenski
Die fotografische Dominanz des Bildhaften – der Iconic Turn als letzte Wende? The Photographic Dominance of the Pictorial: Was the Iconic Turn the Final Twist?
Die Fotografie, insbesondere die digitale Fotografie, steht am Ende der Entwicklungsgeschichte der technischen Bilder. In den letzten Jahrzehnten haben technische Veränderungen zu einer rasanten Vermehrung von Fotos und anderen bildlichen Phänomenen geführt, die in Kommunikationszusammenhängen Verwendung finden. Ein Umdenken innerhalb der sich damit befassenden Wissenschaften war erforderlich. Dieses Umdenken oder die Forderung danach wird als Iconic Turn bezeichnet, die Wende zum Visuellen, die maßgeblich von der Fotografie beeinflusst wurde. Oft verglichen mit dem Linguistic Turn, einer Sicht der Welt als Text, unterscheidet er sich aber von diesem. Inwiefern kann der Iconic Turn in der Tradition des Linguistic Turn gesehen werden und welche Konsequenzen hat die geforderte Hinwendung zum Visuellen?
Photography, and digital photography in particular, marks the end of the evolution of technical imagery. Over the past two decades, technological changes have led to a rapid proliferation of photographs and other pictorial phenomena employed in communicative contexts. The scholarly disciplines that concerned themselves with images were compelled to rethink their basic ideas. This change of thinking, or the call for it, is often called the “iconic turn”—a turn toward the visual register that photography played a crucial role in bringing about. It is often compared to the linguistic turn, a perspective that sees the world as text, but there are considerable differences. To what extent may we regard the iconic turn as continuing the tradition of the linguistic turn, and what are the consequences of the turn to the visual we are challenged to make?
Der Begriff des Linguistic Turn wurde von dem amerikanischen Philosophen Richard Rorty geprägt. Er übernahm diesen Ausdruck allerdings von dem österreichischen Philosophen Gustav Bergmann, der in den Fünfzigerjahren einen Aufsatz zu diesem Thema verfasste. Dieser Beitrag wurde 1967 in einem von Rorty herausgegebenen Sammelband abgedruckt, der den Titel „The Linguistic Turn“ erhielt und dieses Schlagwort populär machte.1
The American philosopher Richard Rorty coined the concept of the linguistic turn, although he took the term from the Austrian philosopher Gustav Bergmann, who had written an essay on the issue in the 1950s. That essay was reprinted in an anthology Rorty brought out in 1967; its title, The Linguistic Turn, became a popular catchphrase.1
Einerseits kann der Linguistic Turn als ein methodisches Programm verstanden werden, das die Sprachanalyse zum Paradigma von Forschungen macht. In der Philosophie bedeutet dies, dass viele philosophische Probleme als Sprachprobleme verstanden und folglich sprachanalytisch gelöst werden können. Andererseits kann der Linguistic Turn aber auch die Auffassung bezeichnen, gewissermaßen alles als Sprache zu betrachten und darin eine Systematik vergleichbar der von Alphabet oder Grammatik zu sehen. Sprache ist so als inhaltliches, strukturierendes Modell zu verstehen, anhand dessen Phänomene untersucht werden können, die bis dahin nicht als Sprache im eigentlichen Sinn gegolten haben.2 So gesehen lässt sich beim Iconic Turn nicht von einer dem Linguistic Turn vergleichbaren fundamentalen Wende sprechen. Es ist es schwer vorstellbar, dass Bilder eine ähnliche Rolle wie Sprache übernehmen. Zudem treten Bilder fast immer gemeinsam mit Sprache auf und sind daher in ihrer Bedeutung relativierbar. Interpretiert man den „Turn“ aber ganz allgemein als Bezeichnung für gesteigerte Aufmerksamkeit auf Phänomene, die im menschlichen Dasein eine bedeutende Stellung einnehmen, so hat diese Formulierung im Bereich des Bildhaften durchaus ihre Berechtigung. Mit Iconic Turn und anderen, oft synonym gebrauchten Ausdrücken wie Visual, Visualistic, Imagic oder Pictorial Turn, sind die steigende Verwendung, Verbreitung und Bedeutung bildlicher Phänomene und das damit einhergehende oder geforderte wissenschaftliche Interesse gemeint. Dies betrifft sowohl ältere Bildformen (Malerei, Grafik etc.) als auch Bildmedien neueren 8
On the one hand, the linguistic turn may be taken to be a methodological program that installs linguistic analysis as the paradigm of scholarship. In philosophy, the implication is that many of the discipline’s problems may be understood as problems of language, and hence resolved by means of linguistic analysis. On the other hand, the linguistic turn may also denote a view that considers everything to be language and discovers a systematic order in it that is comparable to that of the alphabet or of grammar. Language must then be understood as a model of how content is structured that allows for an examination of phenomena that had not been regarded as linguistic strictly speaking.2 In this perspective, the iconic turn does not appear as a fundamental shift comparable to the linguistic turn. It is difficult to imagine pictures taking on a role on a par with that of language. Pictures, moreover, almost always appear in concert with language, which may qualify their import. But if we interpret the “turn” most generally as describing heightened attention to phenomena that play an important part in human life, then we have some reason to speak of an iconic turn as well. “Iconic turn” and other expressions that are frequently used synonymously—such as “visual turn,” “visualistic turn,” “imagic turn,” or “pictorial turn”—describe the growing use, dissemination, and significance of pictorial phenomena and the (call for) rising scholarly interest in these phenomena it provokes. This concerns both older pictorial forms (painting, graphic art, etc.) and more recent visual media such as photography, film, and television. The generation and manipulation of digital images has had a profound impact on this process as well. The relevance of these
Datums wie Fotografie, Film und Fernsehen. Die Erzeugung und Verarbeitung digitaler Bilder hat diesen Prozess entscheidend mitgeprägt. Die Relevanz all dieser Tatsachen, die Relevanz von Bildern in Kommunikationsprozessen und die damit einhergehenden Bedeutungs- und Einflussmöglichkeiten, ist schon seit längerer Zeit bekannt und steht außer Zweifel. Die Formulierung eines Turns, eines Wandels, betrifft aber nun vor allem das wissenschaftliche Selbstverständnis: Die Akzeptanz der „Unhintergehbarkeit des Bildhaften“.3 Der Iconic Turn als Überbegriff für die unterschiedlichen Wenden hin zum Visuellen ist eine Formulierung in Anlehnung an den Linguistic Turn. Ausschlaggebend dafür waren die „rasante Vermehrung bildhafter Darstellungen und die damit verbundene bildmediale Durchdringung fast aller wichtigen Bereiche der Gesellschaft“.4 Der Iconic Turn wurde ausgerufen, „(...) um die ständig wachsende Flut der Bilder (...) begrifflich zu dämmen und um die Analysierbarkeit der Bilder in das Zentrum einer kritischen Philosophie der Gegenwart zu rücken.“5 Die Fotografie ist eine „(...) langfristig wirksame Begründungsenergie des Iconic Turn, weil sie in ihrer nie zuvor da gewesenen Fülle an Bildern und Reproduktionen den Grundfragen des Ikonischen eine geradezu physisch spürbare Realität vermittelt hat.“6 Die einfachen Produktions- und Distributionsmöglichkeiten der Fotografie, zuletzt verstärkt durch die Digitalisierung und das Internet, führten und führen zu einem Anstieg der Bilder. Die daraus resultierende Omnipräsenz zwingt förmlich zu ihrer Beachtung. Dennoch bestehen nach Gustav Frank unüberwindbare Unterschiede zwischen den beiden Systemen Bild und Sprache. „Hinter den leicht einzusehenden Vorbehalten gegen Ansätze, die Bilder wie eine Sprache linguistisch zu denken versuchen, verbirgt sich der sehr viel radikalere Einwand, dass die Bilder überhaupt nicht in der Sprache zu verstehen und semiotischzeichenhaft zu repräsentieren sind.“7 Hier geht es um das grundsätzliche Problem, ob visuellen Phänomenen, betrachtet als Bedeutungsträger und Vermittlungsinstanzen, mit Sprache beizukommen sei, da es sich bei dieser um ein eigenständiges Medium handelt. Jede sprachliche Beschreibung eines Bildes führt zu Bedeutungsverschiebungen, weil sprachliche und bildliche Zeichen nicht ohne Veränderungen ineinander übersetzt werden können. Der Iconic Turn ist somit nicht nur in Anlehnung an den Linguistic Turn formuliert, sondern zugleich auch eine Kritik an ihm: „Der iconic turn, hierbei in der Nachfolge von Positionen der Dekonstruktion, stellt die Rolle der Sprache selbst grundlegend in Frage, wenn er den epistemischen Reichtum jenseits der Linguistik beschwört.“8 Die Sprache ist nicht mehr das alleinige Mittel des Erkenntnisgewinns. Neben ihr existiert der große Bereich des Visuellen, der Bilder, die ebenso mediales, semiotisches und epistemologisches Potential in sich tragen. Durch den Iconic Turn wird all diesen Phänomenen mehr Relevanz zugestanden und wissenschaftliche Beachtung zuteil.
circumstances—the relevance images have in communicative processes and the ability to attain significance and exercise influence they provide—has long been established; there is no doubt about it. By contrast, when people speak of a “turn,” a profound shift, they primarily mean the self-conception of scholarship: the critical acceptance of the “irreducibility of the iconic.”3 The “iconic turn,” as an umbrella term describing various turns toward the visual register, was chosen to echo the term “linguistic turn.” The factors driving this shift of interest were the “rapid proliferation of pictorial representations and the associated rise of visual media, which have permeated almost all major social domains.”4 Scholars proclaimed the iconic turn “to build a conceptual dam against the steadily rising flood of pictures […] and to put the task of rendering images capable of analysis at the center of a critical philosophy of the contemporary world.”5 Photography is a “sustained source of motivational energy behind the iconic turn because, with its unprecedented wealth of pictures and reproductions, it has lent almost physically palpable reality to fundamental questions of the iconic.”6 The ease with which photographic images may be produced and distributed, reinforced most recently by the ascent of digital media and the Internet, have led, and still lead, to a rising tide of pictures. The resulting omnipresence of imagery positively compels us to pay attention. And yet, as Gustav Frank argues, there exist intractable differences between the two systems of image and language. “The easily understandable reservations against approaches that seek to think images like a language, in linguistic terms, conceal the much more radical objection that images cannot be understood in language at all, that they cannot be represented in semiological terms, as signs.”7 At issue, then, is the fundamental problem of whether we can come to grips with visual phenomena, regarded as vehicles of meaning and agents of mediation, using language, since the latter is a medium in its own right. Any verbal description of an image leads to shifts in meaning because linguistic and iconic signs do not translate into each other unchanged. The iconic turn, that is to say, not only echoes the linguistic turn, it is at once also a critique of that earlier shift: “The iconic turn—and in this regard, it stands in the tradition of positions in deconstruction—calls the role of language itself in question on a fundamental level, invoking the epistemic abundance that lies beyond linguistics.”8 Language is no longer the sole means by which we gain insights. There is, next to it, the wide realm of the visual, of images, a medium that harbors no less semiotic and epistemological potential. The iconic turn ascribes greater relevance to all these phenomena and fosters scholarly attention to them. The rise of the Internet, which enabled users to send pictures to recipients all over the world in very little time, prompted a scholarly reflection on the technological underpinnings of the iconic turn.9 The technological developments of the past several
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Die Verbreitung des Internets und die damit verbundene Möglichkeit, Bilder weltweit und rasch versenden zu können, waren Gründe, die technischen Bedingungen des Iconic Turn wissenschaftlich zu reflektieren.9 Nicht zuletzt die technischen Entwicklungen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass ein „weltumspannendes Netz der unbegrenzten Bildproduktion“ entstanden ist. Bilder werden in fast allen Lebensbereichen verwendet, um Sachverhalte darzustellen oder Wissen zu vermitteln. Der große Vorteil im Vergleich zur Sprache besteht darin, dass Bilder kultur- und sprachübergreifend verstanden werden können, die notwendigen Kompetenzen natürlich vorausgesetzt. Mit der steigenden Zahl und Komplexität der Bilder steigen auch die Anforderungen an den Rezipienten. Das Lehren von Bildkompetenz hat aber (noch) nicht den nötigen Status erreicht, um vor allem die mit elektronischen Medien heranwachsenden Menschen mit den erforderlichen Fähigkeiten für den kritischen Umgang mit Bildern auszustatten. Die Bilderfülle des Iconic Turn bedeutet nicht, dass der Text dadurch abgelöst oder ersetzt wird. Bei Bildern handelt es sich um Kommunikationsmedien, die ihre Qualitäten erst im Bild-TextKontext vollends entfalten können. Mit Bildern lassen sich komplexe Sachverhalte in kompakter Form darstellen und schnell auffassen, doch nicht alle Informationen können durch das Bild vermittelt werden. An dieser Stelle hat der Text einzusetzen. Zum Kontext, Ausschnitt und zur digitalen Bearbeitung sind einerseits textuelle Ergänzungen erforderlich. Andererseits müssen Rezipienten über die Kompetenz verfügen, etwaige Manipulationen, im Bild selbst oder im Kontext, erkennen zu können. Mit einem interdisziplinär gestalteten Lehrplan an Universitäten und Schulen lässt sich diese Herausforderung bewältigen.10 Bild und Wort sind keine konträren, sondern einander ergänzende Ausdrucksformen menschlicher Kommunikation. So gesehen kann der Iconic Turn nur eine Erweiterung des Linguistic Turn zu einem Medial Turn sein,11 der die Wichtigkeit sämtlicher aus Sprache und Bildern bestehenden Medienkombinationen hervorhebt. Beide Kommunikationsformen werden als gleichwertig betrachtet und in entsprechender Weise wissenschaftlich erforscht, da man sich ihrer komplementären, aber auch interdependenten Bedeutung bewusst wurde.
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years, in particular, have led to the emergence of a “global web of unlimited iconic production.” Pictures are used in virtually all domains of life in order to represent facts or convey knowledge. The great advantage pictures have over language is that they are intelligible across cultures and languages, provided, of course, that beholders have the necessary competencies. As the number and complexity of images grow, so do the demands they make on viewers. Yet training in visual competence has not (yet) attained the status that would be necessary to provide people—especially those who grow up surrounded by electronic media—with the skills necessary to engage pictures critically. The abundance of images associated with the iconic turn does not imply that text is being superseded or supplanted. Images are media of communication that cannot bring their full qualities to bear until they are embedded in contexts composed of imagery and text. Images allow for compact representation and rapid reading of complex matters of fact, yet they cannot convey all kinds of information. That is where text comes in. On the one hand, supplementary text must specify the context of an image, the detail it shows, and the digital processing it has been subject to. On the other hand, beholders must be competent to recognize potential manipulation in the picture itself or in its context. Interdisciplinary courses of studies at universities and in schools can meet this challenge.10 Image and word are not antagonists; they complement each other as forms in which human communication is articulated. Considered in this perspective, the iconic turn may build on the linguistic turn to bring about a media turn11 that would highlight the import of all composite media combining language and imagery. Both forms of communication are regarded as equipollent and are accordingly subject to inquiry, since scholars have become conscious of their mutually complementary as well as interdependent significance.
1 Vgl. Lüdeking, Karlheinz (2005): Was unterscheidet den pictorial turn vom linguistic turn? S. 122-123. In: Sachs-Hombach, Klaus (Hg.)(2005): Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung. Köln. 2 Vgl. Sachs-Hombach, Klaus (Hg.)(2009): Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn. Frankfurt/Main. S. 8-10. 3 Vgl. Sachs-Hombach, Klaus (2006): Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln. S. 9-10. 4 Sachs-Hombach, Klaus (Hg.)(2009): Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn. Frankfurt/Main. S. 7. 5 Bredekamp, Horst (2004): Drehmomente – Merkmale und Ansprüche des Iconic Turn. S. 18. In: Maar, Christa/Burda, Hubert (Hg.)(2004): Iconic Turn. Die neue Macht der Bilder. Köln. S. 15-26. 6 Bredekamp, Horst (2004): Drehmomente – Merkmale und Ansprüche des Iconic Turn. S. 20. In: Maar, Christa/Burda, Hubert (Hg.)(2004): Iconic Turn. Die neue Macht der Bilder. Köln. S. 15-26. 7 Frank, Gustav (2009): Literaturtheorie und Visuelle Kultur. S. 358 In: SachsHombach, Klaus (Hg.) (2009): Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn. Frankfurt/ Main. S. 354-392. 8 Frank, Gustav (2009): Literaturtheorie und Visuelle Kultur. S. 361 In: SachsHombach, Klaus (Hg.) (2009): Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn. Frankfurt/ Main. S. 354-392. 9 Vgl. Bredekamp, Horst (2004): Drehmomente – Merkmale und Ansprüche des Iconic Turn. S. 21-23. In: Maar, Christa/Burda, Hubert (Hg.)(2004): Iconic Turn. Die neue Macht der Bilder. Köln. S. 15-26. 10 Vgl. Maar, Christa (2006): Iconic Worlds – Bilderwelten nach dem iconic turn. S. 11-12. In: Maar, Christa/Burda, Hubert (Hg.)(2006): Iconic Worlds. Neue Bilderwelten und Wissensräume. Köln. S. 11-14. 11 Vgl. Sachs-Hombach, Klaus/Schirra, Jörg R. J. (2009): Medientheorie, visuelle Kultur und Bildanthropologie. S. 399 In: Sachs-Hombach, Klaus (Hg.)(2009): Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn. Frankfurt/Main. S. 393-426.
Der hier vorliegende Text ist ein bearbeiteter Auszug aus der Magisterarbeit von Alexander Kamenski, „Theoretisierung der Photographie. Konstitutive Wesensmerkmale des photographischen Bildes anhand der Theorien von Walter Benjamin, Roland Barthes und Charles Peirce“, die 2011 an der Universität Wien verfasst wurde. Alexander Kamenski, geb. 1982 in Wien, studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt visuelle Kommunikation. 2010 war er für Eyes On – Monat der Fotografie Wien als Project Manager tätig. Er lebt in Wien.
1 See Karlheinz Lüdeking, “Was unterscheidet den pictorial turn vom linguistic turn?”, in Klaus Sachs-Hombach, ed., Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung (Cologne: Von Halem, 2005), 122–31. 2 See Klaus Sachs-Hombach, ed., Bildtheorien: Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2009), 8–10. 3 See Klaus Sachs-Hombach, Das Bild als kommunikatives Medium: Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft (Cologne: Von Halem, 2006), 9–10. 4 Sachs-Hombach, ed., Bildtheorien, 7. 5 Horst Bredekamp, “Drehmomente: Merkmale und Ansprüche des Iconic Turn,” in Christa Maar, Hubert Burda, eds., Iconic Turn: Die neue Macht der Bilder (Cologne: DuMont, 2004), 18. 6 Ibid., 20. 7 Gustav Frank, “Literaturtheorie und Visuelle Kultur,” in Sachs-Hombach, ed., Bildtheorien, 358. 8 Ibid., 361. 9 See Bredekamp, “Drehmomente,” 21–23. 10 See Christa Maar, “Iconic Worlds: Bilderwelten nach dem iconic turn,” in Christa Maar, Hubert Burda, eds., Iconic Worlds: Neue Bilderwelten und Wissensräume (Cologne: DuMont, 2006), 11–12. 11 See Klaus Sachs-Hombach, Jörg R. J. Schirra, “Medientheorie, visuelle Kultur und Bildanthropologie,” in Sachs-Hombach, ed., Bildtheorien, 399.
The present essay is a modified excerpt from Alexander Kamenski’s master’s thesis on “Theorizing Photography: Constitutive Features of the Photographic Image in the Theories of Walter Benjamin, Roland Barthes, and Charles Peirce,” which was submitted at the University of Vienna in 2011. Alexander Kamenski was born in Vienna in 1982 and studied journalism and communication studies with a focus on visual communication. In 2010, he was the project manager for Eyes On—Month of Photography Vienna. He lives in Vienna.
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Adèle k.k.Hof-Fotografin (Adele PerlmutterHeilperin) 140 Adler-Rabus, Erna 140 Al-Ani, Muhassad 118 Alberola, Jean-Michel 52 Ambach, Martina 118 Anderson, Erica 140 Aragon, Louis 152 Arendt, Anna 224 Aurenche, Marie-Berthe 152 Austria, Maria 140 Avedon, Richard 152 Back (Waller), Lore Lisbeth 140 Baczynsky, Alain 152 Bán, Andrej 230 Bárány, Josephine 140 Bark, Jared 152 Baumgartner, René 250 Beck, Claire 140 Bellini, Marc 152 Bergler, Marianne 140 Bertlmann, Renate 160 Bertotti, Nicolas 188 Bialobrzeski, Peter 190 Biedermann, Christa 132 Bielesch, Raffaela 118 Birgus, Vladimír 242 Bisovsky, Susanne 150 Blau, Marietta 140 Blau, Justine 190 Bodnar, Robert 178 Bongiovanni, Emanuela 224 Borgetto, Jacques 224 Bosch, Peter 108 Bowery, Leigh 144 Brandl, Stephanie 140 Brandstätter, Hannes 136 Brandt, Bill 96 Breton, André 152 Brunet, Thibault 190 Brus, Günter 88 Brykczynsk, Jan 224 Buchmeier, Hansjürg 152 Buczkowska/Przemek Dzienis, Dorota 66 Budraistskis, Ilya 54 Cassini, Theres 108 Cella, Bernhard 222 Chlan, Ilse 160 Christanell, Linda 160 Cicmak, Alan 44 Cocolore 92 collectif_fact 190 Coplans, John 18 Crisfor 92 Cruz-Eberhard, Anita 152 d’Ora (Dora Kallmus) 140 Daufresne, Damien 224 de Barakovich, Edith 140 de Beauclair, Selina 36 Delafon, Sabine 152 Delangle, Frédéric 190 Deleporte, Anne 152 Delsaux, Cédric 190 Deutsch, Gerti 140 Diaconu, Ionut Emil 250 Dick, Inge 178 Dicker, Friedl 140 diSTRUKTURA 190 Ehrmann, Ruth 248 Eigner, Ulrich 48 Einzenberger, Susanne 206 Eisenberger, Christian 142 Eller, Tomas 228
Ellersdorfer-Meissnerova, Eva 186 Éluard, Paul 152 Elzel, Wiebke / Müller, Jana 56 EOOS 178 Ernst, Max 152 Farassat, Sissi 126, 160 Faulhaber, Julian 56 Feilmayr, Gerhard 118 Feldscharek, Pepa 140 Fent, Michael 152 Fink, Beba 118 Fleischmann, Trude 140 Folco, Michel 152 Folkmann, Johanna 102 Fournier, Valentine 152 Freiler, Sebastian 186 Freuis, Catharina 234 Friedlander, Lee 152 Friedmann, Hermi 140 Fritz, Claudia 82 Fro, Fritz 216 Fröhlich, Marlene 186 Füreder, Bernhard 32 G.R.A.M. 160 Gänszler, Thomas 44 Geiringer, Trude 140 Georgieva, Pepa 250 Gerlach, Philippe 168 Giannotti, Aldo 190 Gieselmann, Sibylle 108 Glaeser, Ludwig 106 Glaessner, Liliane 140 Glassberg, Julie 224 Glogau, Edith 140 Goldbach, Niklas 190 Goldstern, Eugenie 140 Gomulicki, Maurycy 66 González, Dionisio 190 Gottardi, Nora 238 Graeff, Isabelle 24 Groser, Monika 32 Grostern, Jeffrey 152 Grupa Junij 212 Guschelbauer, Markus 36 Hagyo, Romana 216 Halso, Ilkka 190 Hammerstiel, Robert F. 190 Harsieber, Heidi 88 Hasler,Gerd 44 Haude, Bertram 56 Hausegger, Marlene 220 Havens, Teri 224 Hejduk, Pez 156 Hermann, Mona 32 Herrmann,Matthias 124, 160 Heschl, Matthias 186 Hiller, Susan 152 Hilmer, Lucy 24 Hinterberger, Carina 186 Hippmann, Markus 76, 250 Hochstätter, Maximilian 102 Höpfner, Michael 84 Horn & Lotte Lyon, Paul 190 Horovitz, Dora 140 Huber, Carl Rudolf 210 Hubinger, Maria 216 Hubner, Margit 186 Ichikawa, Yuko 232 Ishiuchi, Miyako 18 Jakoubek, Marie-Thérèse 186 Jaques, Olivia 102 Jelski, Michał 66 Jewell, Dick 152 Kallir, Edith 140
Kandl, Leo 160 Karpischek, Marlene 186 Katembo, Kiripi 196 Kaufmann, Hannah 118 Kavka, Iris 186 Kern, Eva 108 Kertész, André 96 Kessler, Leopold 190 Khachaturova, Svetlana 152 Kino, Kitty 126 Klauke, Jürgen 152 Knezevic, Sanja 224 Koch, Silke 56 Kollmann, Michael 136 Königshofer, Ulrike 54 Konyen, Brigitte 160 Krammer, Wolfgang 108 Krautgartner, Susi 160 Kren, Kurt 88 Kreuzinger, Nina 238 Krinzinger, Angelika 100 Krzywoblocki, Wojciech 170 Kudrnofsky, Aslan 186 Kühn, Viki 238 Kurz, Christian 102 La Rocca, Ketty 18 Lambert, Yvon 208 Lartigue, Jacques-Henri 152 Lechner, Tina 78 Leibowitz, Naomi 152 Leidenfrost, Daniel 190 Leitner, Paul Albert 160 Lenz, Jannis 102 Levinstein, Leon 152 Lissel, Edgar 160 Lopez, JM 224 Ludwig, Catherine 22 Luenig, Claudia-Maria 160 Mack, Karin 160 Maier, Sabine 160 Maier-Gamauf, Silke 216 Majak, Katarzyna 24 Mangafas, Nick 246 Manówicz, Sascha 134 Mapplethorpe, Robert 18 Marco, Jindrˇich 242 Mautner, Betti 140 Mavric, Christopher 32 Meitner-Graf, Lotte 140 Mejchar, Elfriede 126 Messager, Annette 152 Mestrovic, Marko 206 Michaelis-Sachs, Margaret 140 Michel, Willy 152 Micheli, Sissa 44, 160 Michl, Leni 228 Michlmayr, Michael 160 Mick, Christina 32 Mielnikiewicz, Justyna 224 Milach, Rafał 66 Minnick, Daniel 152 Mittendorfer, Cornelia 184 Model, Lisette 140 Monzoni, Antonella 224 Morgenstern, Viktoria 118 Morianz, Markus 228 Muehl, Otto 88 Müller, Andreas 160 Müller, Josh 190 Müllner, Wolfgang 176 Muzard, Suzanne 152 Nauman, Bruce 18 Newald, Robert 248 Nitsch, Hermann 88
Nowak, Rita 168 O’Halloran, Kenneth 224 O’Neal, Jane 50 Obermeier, Anna 186 Obodai, Nii 196 Okazaki, Elsa 228 Orlikowska, Anna 66 Osodi, George 196 Osterider, Martin 64 Ouedraogo, Nyaba 196 Palme, Waltraud 184 Pamminger, Klaus 160 PATAFORM (Robert Bodnar/Marek Bozuk/ Alexander Meiksner) 178 Pawlik, Joanna 66 Payr, David 40 Peacock, Emily 24 Pelekanos, Alexi 248 Pellicer, Raynal 152 Pernot,Mathieu 152 Pfeffer, Roman 148 Pfeifer, Magdalena 102 Pichler, Klaus 198 Pichler, Pilo 60 Pichler, Tamara 186 Pijarsky, Krzysztof 66 Pilz, Margot 160 Pippin, Steven 152 Pirnbacher, Christoph 168 Pobaschnig, Richard 250 Pokrycki, Przemysław 66 Pöll, Martina 186 Pollman, Stefanie 186 Pölzl, Sophie 32 Porsch, Maria 102 Porter, Allan 112 Prévert/J.A. Boiffard, Paul 152 Prucha, Sarah 102 Puchner, Willy 108, 160 Punales, Dario 118 Punz, Andreas 258 Queneau, Raymond 152, 178 Rainer, Arnulf 152 Rametsteiner, Tamara 36 Räther, Ida 250 Rautenstrauch, Petra 24 Rautert, Timm 152 Reich, Lilly Joss 140 Reusse, Stephan 174 Richard, Bruno 152 Riedler, Reiner 190, 248 Riess,Thomas 160 Rinagl, Birgit 32 Rohrauer, Claudia 78 Romanova, Jana 24 Ruff, Thomas 152 Salsmann, Michel 152 Sawada, Tomoko 152 Scheugl, Hans 252 Schillhuber, Amelie 186 Schmid, Joachim 152 Schmid, Sira-Zoè 178 Schmidt, Gue 216 Schneggenburger, Paul 102 Schumann, Claudia 88 Schützenhöfer, Josef 160 Schwarz, Lisa 118 Schwarzkogler, Rudolf 88 Schweiger, Constanze 228 Schwind, Bastian 102 Semiconductor 190 Semotan, Elfie 80, 126 Sepperer, Markus 130 Sherman, Cindy 152
Si, Johanna 226 Siemens und Halske 152 Sigl, Markus 32 Simak, Fritz 126 Simony, Friedrich 256 Simpson, Lorna 152 Singer, Frédéric Y. 118 Smithson, Robert 72 Sokul, Piotr 168 SOSka 54 Soskic, Katarina 168 Soulas, Dimitri 152 Spiegel, Daliah 168 Springer, Nina Rike 44 Stehlik, Judith 32, 118 Stelzl, Nino 228 Stern, Stefanie 118 Stiglitz, Katharina 62 Stoyanov, Kamen 172 Stradtmann, Jan 56 Štreit, Jindrˇich 242 Studierende der Freien Klasse der Akademie der bildenden Künste Wien 122 Studierende der Klasse Fotografie der Universität für angewandte Kunst Wien 42 Studierende der Klasse Kunst und Fotografie 14 Sudimac, Tamara 238 Suhrke, Ellen Henriette 78 Tanguy, Yves 152 Tesarek, Heinz Stephan 224 Tetrault, Amanda 152 Thaler, Wolfgang 28 Thummes, Carolin 182 Thun, Sophie 54 Tirtiaux, Adrién 54 Tomasi, Bärbel 250 Topor, Roland 152 Torbus, Mateusz 66 Trink, Claudia Cornelia 118 Tsilidis, Christina 172 Tuma, Alexander 248 Tusch, Martin 126 Vaccari, Franco 152 Vachev, Georgi 52 van Duijne, Helene 228 Várkonyi, Julia 118 Ventzislavova, Borjana 44 Veres, Simon 228 Villiger, Hannah 18 Viviano, Salvatore 228 Vyhnalek, Klaus 248 Wais, Josef 160 Warhol, Andy 152 Wearing, Gillian 152 Wenzel, Jan 152 Wilke, Hannah 18 Wisniewski, Jana 138 Witek, Anita 114 Witt, Anna 54 Woda-Stabl, Brigitte 126 Wojnarowicz, David 152 Wörndl, Elisabeth 160 Wöss, Viktoria 78 Zahornicky, Robert 74 Zhandarova, Alena 24 Zink, Marko 110 Zitta, Franca 118 Zucker, Bree 168 Zurek, Jimmy 228 Zwirchmayr, Antoinette 32
Akademie der bildenden Künste Wien, Aula Albertina anika handelt Galerie Anzenberger Gallery Architekturzentrum Wien Atelier Stephan Köberl Atelier und Ausstellungsraum Kunstverein Kombinage AUSARTEN[ ] und Creative Endeavours Arts Lab Ausstellungszentrum Heiligenkreuzer Hof bäckerstrasse 4 – plattform für junge kunst Brunnenpassage Buchhandlung Lia Wolf Bulgarisches Kulturinstitut „Haus Wittgenstein“ – Kellergalerie das weisse haus DIEAUSSTELLUNGSSTRASSE Edition Photo EIKON SchAUfenster Fotogalerie Wien fotoK[2] – Galerie Foto-Raum FotoSecession Fotowerk Wien Gabriele Senn Galerie Galerie am Park Galerie Hubert Winter Galerie Hummel Galerie INTAKT im WUK Galerie Johannes Faber Galerie Krinzinger Parterre Galerie Lichtempfindlich Galerie Lindner Galerie Martinz Galerie Michaela Stock Galerie OstLicht, Bibliothek Galerie Raum mit Licht Galerie Raum mit Licht, raum2 Galerie Steinek Galerie Wolfrum Gebietsbetreuung 1070, Außenstelle Lerchenfelder Straße Gebietsbetreuung 1200, Standort Allerheiligenplatz Hauptbücherei HTU – Fotoreferat Wien Internetart Jüdisches Museum Wien Konzett Gallery KUNST HAUS WIEN Kunsthalle Wien halle 1 Kunsthalle Wien Le Méridien Kunsthalle Wien photo wall / video wall / project wall Künstlerhaus Künstlerhaus Galerie Lager 42 Lukas Feichtner Galerie Machfeld | Studio Malzgasse 12A Masc Foundation menzel. Galerie Nordafrika mo.ë MUSA Museum für Völkerkunde Naturhistorisches Museum Wien Österreichisches Museum für Volkskunde Palais Kabelwerk Lounge Palais Porcia Photoinstitut Bonartes Photon Gallery im Slowenischen Kulturzentrum Korotan Projektraum MAG3 Projektraum Viktor Bucher Salon für Kunstbuch 21er Haus Schauraum 11/nullnull Schikaneder Schneiderei.Home.Studio.Gallery Slowakisches Institut stable gallery im Palais Brambilla Startgalerie im MUSA Top Kino Tschechisches Zentrum Wien / Kassensaal des Kundenzentrums Bank Austria VHS Alsergrund Viennale Festivalzentrum Volkshilfe Würfel Wien Museum Wienbibliothek im Rathaus Wissenschaftliches Kabinett Simon Weber-Unger Zweitbester
Katalog Catalogue
Akademie der bildenden Künste Wien, Aula
New Directions in Photography Studierende der Klasse Kunst und Fotografie Students of the Art and Photography class
Die Ausstellung New Directions in Photography ist nicht um ein Thema oder ein Genre herum aufgebaut und eignet sich daher nicht für Verallgemeinerungen; sie versammelt Arbeiten von Studenten aus der Klasse Kunst und Fotografie, die hier nach den ersten zwei Semestern des akademischen Jahres 2011–2012 gezeigt werden. Unter den Werken in der Ausstellung sind Gemälde, Drucke, Skulpturen, Videoprojektionen und andere installative Arbeiten, die zumeist Fotografie im weitesten Sinne einbeziehen; auf ihre je eigene Weise erkunden sie den Ort massenhaft produzierter Bilder in unserer sich rasant wandelnden Welt.
Daniela Zahlner, sexy machines, 2012 Projektoren, Karotten, Klebeband 14
The New Directions in Photography exhibition is not organized around a theme or a genre and, for that reason, does not invite many generalizations; it is a collection of works by students from the Art and Photography class, exhibited after the first two semesters of the 2011–2012 academic year. Among the works in the show are paintings, prints, sculptures, video projections, and other installation works; most involve photography in the broadest sense of the term; each in its own way, they explore the place of mass-produced images in our fast changing world. Martin Guttmann
Kathrin Albrecht, Konstruktionsfehler im Freiheitssystem, 2011 Fotocollage, 15 x 21 cm 15
Agnes Prammer, Ohne Titel (Z.) (aus der Serie Die bösen Geister: Kapitel 2), 2011 Inkjet Print von Ferrotypie Scan auf Papier, 100 x 130 cm, gerahmt 130 x 153 cm in Objektrahmen
Elias Stangl, A 0.3, 2010/11 Schwarzweiß Baryt Print, Größen zwischen 20 x 30 cm und 70 x 105 cm 16
Maurizio Cirillo, Schottenwald I, 2011 C-Print, 15 x 22 cm 17
Albertina
Körper als Protest The Body as Protest John Coplans, Miyako Ishiuchi, Ketty La Rocca, Robert Mapplethorpe, Bruce Nauman, Hannah Villiger, Hannah Wilke u.a.
Die Ausstellung Körper als Protest widmet sich der fotografischen Repräsentation des menschlichen Körpers – ein Motiv, das verschiedensten FotografInnen als radikale Ausdrucksform für einen visuellen Protest gegen gesellschaftliche, politische, aber auch künstlerische Normen dient. Das Zentrum der Schau bildet eine herausragende Werkgruppe des Künstlers John Coplans (1920–2003) aus den Beständen der Albertina. In seinen großformatigen, seriell angelegten Bildern konzentriert sich der Fotograf auf die Darstellung seines eigenen nackten Körpers, den er abseits gängiger Idealisierung durch Fragmentierung und extreme Nahsicht verfremdete. Mittels einer äußerst elaborierten Beleuchtung setzte er sich über Jahre hinweg auf monumentale und skulpturale Weise in Szene. Seine Fotografien können als Verdichtungen theoretischer und künstlerischer Überlegungen verstanden werden, die in der Schau durch gezielte Vergleiche mit anderen wichtigen VertreterInnen körperbezogener Kunst herausgearbeitet werden. Weitere KünstlerInnen wie etwa Vito Acconci, Miyako Ishiuchi, Robert Mapplethorpe, Bruce Nauman, Ketty La Rocca, Hannah Villiger und Hannah Wilke rücken ebenfalls den Körper in den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Anhand dieser Positionen werden unterschiedliche Themen wie beispielsweise Selbstinszenierung, Konzeptfotografie, Feminismus, Body Language oder auch Vergänglichkeit in einem erweiterten künstlerischen Feld analysiert. Darüber hinaus wird ein differenziertes Bild der kritischen Darstellung des menschlichen Körpers seit 1970 vorgestellt.
The exhibition The Body as Protest highlights the photographic representation of the human body—a motif that has provided a wide variety of photographers with a radical means of expression for their visual protest against social and political, but also aesthetic norms. The show centers on an outstanding group of works by the artist John Coplans (1920–2003) from the holdings of the Albertina. In his serially conceived large-format pictures, the photographer focused on the rendering of his own nude body, which he defamiliarized through fragmentation and extreme close-ups far removed from current forms of idealization. Relying on highly sophisticated lighting, he presented himself in a monumental and sculptural manner over many years. His photographs can be understood as a condensed rendering of theoretical and artistic ideas, accentuated in the show through selective juxtapositions with works by other important exponents of bodyrelated art. The body also features prominently in the work of other artists such as Vito Acconci, Miyako Ishiuchi, Robert Mapplethorpe, Bruce Nauman, Ketty La Rocca, Hannah Villiger, and Hannah Wilke. These positions allow us to explore such diverse themes as self-dramatization, conceptual photography, feminism, body language, and even transience in an expanded artistic field. Moreover, the exhibition offers a nuanced survey of the critical depiction of the human body as it has been practiced since 1970.
John Coplans, Toes on Foot, Five Panels, 1989 Silbergelatineabzug, Albertina, Wien, Courtesy The John Coplans Trust 18
John Coplans, Frieze No. 6, 1994 Silbergelatineabzug, Albertina, Wien, Courtesy The John Coplans Trust 19
Miyako Ishiuchi, 1906 to the Skin, #38, 1991–1993 Silbergelatineabzug, © Ishiuchi Miyako „1906#38“, Courtesy The Third Gallery Aya
Bruce Nauman, Studies for Holograms (1-5), 1970 Serigrafie, Museum Ludwig Grafische Sammlung, ML/G 1970/032/a-e © Rheinisches Bildarchiv Köln, © VBK, Wien 2012 20
Ketty La Rocca, You You, 1974 Silbergelatineabzug, Estate Ketty La Rocca (Michelangelo Vasta) Courtesy Georg Kargl Fine Arts, Wien 21
anika handelt Galerie
RUSS SKI – INCOGNITO Catherine Ludwig
Catherine Ludwig, Serie Russ Ski – Incognito, 2011/12 Diptychon, Mittelformatfotografie, C-Print, 60 x 80 cm
In manchen Angelegenheiten sind wir auf Berichte angewiesen. Auf Formen von Vermittlung eines Geschehens oder Sachverhaltes, von dem wir uns selbst kein Bild machen können. Über die Bauten für die Winterolympiade 2014 nahe Sotschi wissen wir als durchschnittliche Medienkonsumenten relativ wenig. Wir haben vielleicht den Vergabeprozess mitbekommen und all die repräsentativen Gesten und Auftritte, die in diesem Zusammenhang gezeigt werden; wahrscheinlich auch die Produktion von großer Bedeutung, die dabei erzeugt wird. Neben all diesen Aufladungen können wir aber auch bei ausführlicher Recherche kaum etwas finden von dem, was dort momentan gerade passiert. Catherine Ludwig ist über die Frage, was es mit dem Phänomen des sogenannten „Russentourismus“ in Tirol auf sich hat, auf die Idee gekommen, den Spieß umzudrehen und als deutsch-österreichische Skitouristin „verkleidet“ nach Sotschi zu fahren. Sie hat von ihrer Reise etwas mitgebracht, das im Gegensatz steht zur vorauseilenden 22
medialen Abfeierung der Winterolympiade 2014, der größtes Entwicklungspotenzial für die Region Sotschi zugeschrieben wird und die dort auch umfangreiche Bau- und Infrastrukturmaßnahmen in Gang gesetzt hat. Bilder, die den Betrachter sonderbar rühren können. Sehen stellt in dieser Verlorenheit der fragenden Beobachterin die einzige Möglichkeit dar, sich zu orientieren. Catherine Ludwig stellt scheinbar Unpassendes zusammen, ohne diese Phänomene im Detail klären zu können, stellt aber damit Sichtbarkeit her. Concerning some things, we must rely on reports—on formats that tell us about events or matters of fact we cannot see for ourselves. As average media consumers, we know fairly little about the structures being built for the 2014 Winter Olympics in Sochi. We may have heard about the bidding process and seen all the representative gestures and presentations that were staged in this connection; we probably also noticed the production of grand significance that went with it. Yet all such symbolism aside, even with extensive research it is virtually
impossible to find out about what is currently going on there. The question of what the phenomenon called “Russian tourism” in Tyrol was about gave Catherine Ludwig the idea of turning the tables—she would travel to Sochi “disguised” as a German-Austrian ski tourist. What she has brought back from her trip contradicts the advance praise adulatory media lavish on the 2014 Winter Olympics, which are described as offering immense potential for the Sochi region and have indeed set large-scale construction and infrastructure projects in motion. The pictures she created may strike the beholder as oddly touching. To the inquiring observer who has lost her way, seeing is the only possible way to regain her footing. Catherine Ludwig juxtaposes what would seem incompatible, phenomena she cannot entirely make sense of; but that is what allows her to generate visibility. Herbert Justnik
Catherine Ludwig, Serie Russ Ski – Incognito, 2011/12 Diptychon, Mittelformatfotografie, C-Print, jeweils 60 x 80 cm
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Anzenberger Gallery
Me, Myself & I Isabelle Graeff, Lucy Hilmer, Katarzyna Majak, Emily Peacock, Petra Rautenstrauch, Jana Romanova, Alena Zhandarova
Sieben Fotografinnen über sich selbst Die Vielfalt digitaler Bildaufnahmegeräte, die gegenwärtig nicht nur in Form von Fotokameras zur Verwendung stehen und nahezu immer und überall verfügbar sind, sei es eingebaut in Computer, Mobiltelefon etc., animiert dazu, unser Selbstbildnis permanent neu zu produzieren und etwa über das Internet und Social Media-Plattformen für ein breites Publikum sichtbar zu machen. Wenn man möchte, kann man seine Identität im Bild ständig neu erschaffen. Die Ausstellung zeigt sieben Künstlerinnen, deren Projekte in unterschiedlichster Form um die Themen Selbstporträt und Selbstdarstellung fernab von Schnappschussfotografie und der Frage nach der eigenen Identität kreisen. Alena Zhandarova schafft in fantasievollem Interieur atmosphärische Bilder von sich und ihren Charakterzügen. Jana Romanova geht in ihren Arbeiten selbstbewusst dem
Schönheitsideal einer Frau nach. Petra Rautenstrauch inszeniert sich als Peggy Poetry in den Rollen Cowgirl, Zauberin oder Mutter. Emily Peacock stellt Aufnahmen von Diane Arbus mit sich selbst vor der Linse nach. Katarzyna Majak fotografiert und filmt sich nach einer gescheiterten Hochzeit. Lucy Hilmer schießt seit 40 Jahren immer an ihrem Geburtstag Aufnahmen von sich selbst. Und Isabelle Graeff nimmt sich und ihre Mutter, der sie zum Verwechseln ähnlich sieht, unter die Lupe. Seven female photographers on themselves The wide range of digital image recording devices we now have at our disposal almost everywhere and always—they come not only in the form of photo cameras, but also as built-in components of computers, mobile phones, etc.—animates us to produce our image of ourselves afresh at any moment and reveal it to large audiences, for example via the Internet and social media platforms. If we so desire,
we may create our identity from scratch in new images all the time. The exhibition presents the work of seven artists whose projects, which take very different forms, all revolve around the themes of the self-portrait and of self-display, far removed from snapshot photography and the question of their own identities. Alena Zhandarova creates atmospheric images of herself and her character traits set in imaginative interiors. Jana Romanova’s works confidently pursue the ideal of female beauty. Petra Rautenstrauch, as Peggy Poetry, stages herself in the roles of cowgirl, sorceress, or mother. Emily Peacock restages Diane Arbus’s pictures of herself in front of the lens. Katarzyna Majak photographs and films herself after a failed wedding. Lucy Hilmer has been taking pictures of herself on her birthday for forty years. And Isabelle Graeff takes a close look at herself and her mother, whose spitting image she is.
Isabelle Graeff, Mike’s Funeral (aus der Serie My Mother and I), 2009 C-Print, 100 x 75 cm
Emily Peacock, A young man in curlers at home on West 20th Street, NYC (aus der Serie You, me and Diane), 2012, Silbergelatine Print, 25,5 x 25,5 cm
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Lucy Hilmer, Birthday Suit #33 (aus der Serie Birthday Suit), 1978 Archival Pigment Print, 23 x 23 cm
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Alena Zhandarova, Lullaby for a little Wolf (aus der Serie Cornflower Tea and Concealing Chocolate), 2010 Archival Pigment Print, 30 x 45 cm
Katarzyna Majak, Veil 1 (aus der Serie dechirer), 2009 C-Print 100 x 70 cm 26
Katarzyna Majak, Veil 2 (aus der Serie dechirer), 2009 C-Print, 100 x 70 cm
Petra Rautenstrauch, C’mon Billy (aus der Serie Who the fuck is Peggy Poetry?), 2007 C-Print / Diasec, 90 x 90 cm
Jana Romanova (aus der Serie W), 2011 C-Print, 60 x 90 cm 27
Architekturzentrum Wien
Suche nach YU In Quest of YU Wolfgang Thaler
In Zusammenarbeit mit den Architekturhistorikern Maroje Mrduljaš und Vladimir Kulic´ machte sich der österreichische Fotograf Wolfgang Thaler von 2008 bis 2011 auf die Suche nach der Architektur der sozialistischen Periode in der Region des ehemaligen Jugoslawien. Es entstand eine umfangreiche Dokumentation der jugoslawischen Architektur zwischen 1948 und 1990, die im Herbst 2012 im Buch „Modernism In-Between: The Mediatory Architectures of Socialist Yugoslavia“ im Jovis Verlag, Berlin, erschien. Das Projekt wurde auf der Konferenzreihe „Unfinished Modernization“ in Zagreb, Beograd und Split ausgestellt und anschließend auf der Biennale „D-0 ARK UNDERGROUND“ in Konjic (BiH) gezeigt. Ab 25. Oktober 2012 ist die Fotoausstellung mit dem Titel „Suche nach YU“ zwei Wochen lang im Architekturzentrum Wien zu sehen. Wolfgang Thalers subtile und atmosphärische Bilder von Gebäuden aus dem gesamten Gebiet des ehemaligen Jugoslawien bieten zum ersten Mal einen umfassenden Überblick über die spannende und außergewöhnlich reiche moderne und postmoderne Architektur in der Region. Sie zeigen eine Architektur, die bisher weder systematisch erforscht noch in ihrer Gesamtheit präsentiert worden ist. Das Ausstellungsprojekt entdeckt eine überraschend große Vielfalt an Architektursprachen, die in einem sehr heterogenen kulturellen und geographischen Raum entstanden sind. „Suche nach YU“ gibt Einblicke in eine sozialistische Gesellschaft, die nicht mehr existiert und deren Leistungen im Hinblick auf ihre einzigartige architektonische Kultur neu bewertet werden müssen.
Wolfgang Thaler, Stojan Maksimovic´: Sava Center, Neu-Belgrad, 1976-78, 2008–2011 Farbnegativ, Scan, Inkjet Print, Maße variabel
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Wolfgang Thaler, Zlatko Ugljen: Šerefudin weisse Moschee, Visoko, 1969-79, 2008–2011 Farbnegativ, Scan, Inkjet Print, Maße variabel
From 2008 to 2011, the Austrian photographer Wolfgang Thaler, working with the architecture historians Maroje Mrduljaš and Vladimir Kulic´, set out to survey the architecture of the socialist period in the area of the former Yugoslavia. The result is an extensive documentation of Yugoslav architecture between 1948 and 1990 published, in the fall of 2012, by Jovis Verlag, Berlin, in a book entitled “Modernism In-Between: The Mediatory Architectures of Socialist Yugoslavia”. The project was on display at the conference series “Unfinished Modernization” in Zagreb, Beograd, and Split, and then presented at the biennial “D-0 ARK UNDERGROUND” in Konjic, Bosnia and Hercegovina. Starting on October 25, 2012, the photography exhibition, titled “In Quest of YU,” will be shown at Architekturzentrum Wien for two weeks.
Wolfgang Thaler’s subtle and atmospheric pictures of buildings all over the former Yugoslavia constitute the first encompassing panorama of the exciting and extraordinarily rich modernist and postmodernist architecture the region produced, an architecture that has not been the subject of a systematic study or comprehensive presentation. The exhibition project discovers a surprisingly diverse range of architectural languages that emerged in a highly heterogeneous cultural and geographic space. “In Quest of YU” offers insights into a socialist society that no longer exists and whose achievements with regard to its unique architecture culture need to be reassessed.
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Wolfgang Thaler, Blick von Palast Ušc´e. In der Mitte das SIV (savezno izvršno vec´e – Bundesregierung Jugoslawiens), 2008–2011 Farbnegativ, Scan, Inkjet Print, Maße variabel
Wolfgang Thaler, Andrija Mutnjakovic´: National- und Universitätsbibliothek von Kosovo, Priština, 1971–82, 2008– 2011 Farbnegativ, Scan, Inkjet Print, Maße variabel
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Wolfgang Thaler, Bogdan Bogdanovic´: Jasenovac Gedenkstätte, Jasenovac, 1959–66, 2008–2011 Farbnegativ, Scan, Inkjet Print, Maße variabel
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Atelier Stephan Köberl
Das Fragment als Illusion The Fragment as Illusion Bernhard Füreder, Monika Groser, Mona Hermann, Christopher Mavric, Christina Mick, Sophie Pölzl, Birgit Rinagl, Markus Sigl, Judith Stehlik, Antoinette Zwirchmayr
Markus Sigl, dim(P(V))_= dim(V)–1, 2012 Videostill
„Anstatt zu versuchen, die Proportionen, die Organisation, die Struktur darzustellen, kopiere ich unwiderstehlich Detail auf Detail, und füge sie naiv aneinander; daher ganz unerwartete ‚Ergebnisse’.“ (Roland Barthes) Im alltäglichen Sinne verstehen wir das Fragment meist als Teil eines Ganzen, das noch folgen wird (das Fragment als Skizze eines endgültigen Werkes), oder das bereits vorausgegangen und nun verloren ist (die Ruine als Fragment einer früheren Zivilisation). In beiden Fällen hält es uns die Möglichkeit einer Totalität oder Ganzheit vor Augen, die potentiell vorhanden und auf jeden Fall vorstellbar ist. Die Ausstellung Das Fragment als Illusion versammelt zehn Positionen zeitgenössischer Fotografie, die sich inhaltlich wie formal mit diesem Themenkomplex auseinandersetzen. Einige Strategien verweisen dabei auf das Fragment als Ausschnitt oder Abdruck des Realen; andere auf die Erfahrbarkeit der Welt in Bruchstücken, die niemals eine Totale sein kann. Die fotografischen Verfahren – denen Illusion als Topos des bildproduzierenden
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Apparates bereits eingeschrieben ist – reflektieren dabei die Vorstellung des Fragments als Spur einer abwesenden Ganzheit, indem eine in sich (ab)geschlossene Welt „en miniature“ präsentiert wird, die ontologisch bereits ihrer eigenen Ordnung folgt. Dieses Wechselspiel zwischen Fragment und Illusion, zwischen Innen und Außen, Imaginärem und Realem kann ebenso paradigmatisch für die Ausstellung und das Ausstellen selbst stehen. “Instead of trying to represent the proportions, organization, and structure, I copy and naïvely connect detail to detail: whence unexpected ‘conclusions.’” (Roland Barthes) In everyday contexts, we usually take the term “fragment” to refer to a part of a whole that is yet to come (the fragment as a sketch of a final work) or that existed in the past and has since been lost (the ruin as a fragment of an earlier civilization). In both cases, it presents to our eyes the possibility of a totality or integrity that we may perhaps find in the real world or, in any case, in our imaginations.
The exhibition The Fragment as Illusion assembles ten positions in contemporary photography that address this set of issues on the levels of content as well as form. Some strategies refer to the fragment as a detail or imprint of the real; others, to the fact that any possible experience of the world will remain a mere splinter, that we will never gain a total view. The techniques of photography—illusion is implicit to them as a trope of the image-generating apparatus— reflect the idea of the fragment as the trace of an absent totality, by presenting a self-contained (or self-enclosed) world “en miniature” that already conforms its own ontological order. This interplay between fragment and illusion, between inside and outside, between the imaginary and the real may also be taken to be paradigmatic of the exhibition and of exhibitionmaking itself.
Bernhard FĂźreder, bhd 5, 2012 Digital Print, 40 x 60 cm
Birgit Rinagl, Ich ist ein Anderes (1 aus 25), 2010 Fotografie, 16 x 21 cm 33
Monika Groser, aus der Serie Augen Unsinn, 2012 Inkjet Print, Maße variabel
Christina Mick, Lebensstufe, 2012 auf Alu Dibond kaschiert, 74 x 45 cm
Antoinette Zwirchmayr, ohne Titel, 2012 C-Print, 11 x 24 cm
Sophie Pölzl, mobile dialogue, 2011–2012 Video, 2:50 min.
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Christopher Mavric, Der schwarze Atem einer Stadt aus Licht, 2012 Silbergelatinepapier, 30 x 40 cm
Judith Stehlik, Marie-Christine, 2011 Super 8 Filmstills, Baryt Print, 60 x 102,5 cm
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Atelier und Ausstellungsraum Kunstverein Kombinage
plis/replis Selina de Beauclair, Markus Guschelbauer, Tamara Rametsteiner
In der Ausstellung plis/replis präsentieren die KünstlerInnen Selina de Beauclair, Markus Guschelbauer und Tamara Rametsteiner drei verschiedene fotografische Positionen. Hybride, fließende Zustände zwischen Offenheit und Separation werden in den unterschiedlichen Arbeiten sichtbar. Ausgehend von drei verschiedenen Ausgangspunkten arbeiten die KünstlerInnen an einer Entzifferung der Falten der Seele, die sich durch den Vorgang der Wahrnehmung permanent in uns ein- und umschreiben. Markus Guschelbauer verbindet etwa Natur und Textur und schafft auf diese Weise changierende Bildräume, die die Grenzen des Raumes und die scheinbare Ordnung von Dimension und Struktur transzendieren. Die Arbeiten Tamara Rametsteiners zeichnen sich durch außergewöhnliche Tiefe aus und vermitteln dem Betrachter einen Blick in die Unendlichkeit des Verborgenen, auf die Rückseite der Falte. Mit dem Instrument der Kamera gelingt es ihr, Licht an seelischen Orten festzuhalten und auf diese Weise auch visuell erlebbar zu machen, während Selina de Beauclair in ihren poetischen Arbeiten innere Zustände sichtbar macht und Bewegungen zwischen gesellschaftlich konstruierten Polaritäten wie Lust und Schmerz, Anziehung und Abstoßung, Schönheit und Hässlichkeit thematisiert.
Tamara Rametsteiner, Woman I, 2006 Schwarzweiß Baryt Print auf Dibond, 60 x 40 cm 36
Tamara Rametsteiner, Foxtail, 2008 Baryt Print auf Aluminium, 160 x 140 cm
In the exhibition plis/replis, the artists Selina de Beauclair, Markus Guschelbauer, and Tamara Rametsteiner present three distinct positions in photography. Hybrid and fluid states between openness and separation come into view in the different works. Each setting out from his or her own point of departure, the artists work on decoding the folds of the soul that perpetually inscribe and reinscribe themselves in us in the process of perception. Markus Guschelbauer, for instance, creates iridescent pictorial spaces that transcend the boundaries of space and the apparent order of
dimension and structure by fusing nature and texture. Tamara Rametsteiner’s works are distinguished by their extraordinary depth, offering the beholder a glimpse of the infinity of what is concealed, of the dark side of the fold. The instrument of the camera lets her capture light in psychological places and render it to visual experience. Selina de Beauclair’s poetic works, on the other hand, reveal inner states, studying oscillations between socially constructed polarities such as pleasure and pain, attraction and repulsion, beauty and ugliness.
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Markus Guschelbauer, Apfelbaum, 2011 C-Print, gerahmt, 120 x 150 cm 38
Selina de Beauclair, Zimmer.Mädchen III, 2012 C-Print auf Dibond, gerahmt, 77,5 x 103 cm
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AUSARTEN[ ] und Creative Endeavours Arts Lab
David Payr
David Payr, Titel_exp.1987_3, 2012 Baryt Print, 27 x 27 cm
David Payrs Arbeiten hinterfragen durch die Transformation von kommerzieller Fotografie in künstlerische Arbeiten auf subtile Weise Begrifflichkeiten wie Autorenschaft, Künstlertum und den Kunst-Begriff an sich. Durch die formale Manipulation des Ausgangsmaterials wie auch den bewussten Missbrauch von Technik eröffnet Payr weitreichende thematische Räume. So etwa in der Serie „Void“: Durch das auf trial and error basierte Intervenieren in die Dateistruktur von Auftragsfotografien entstehen „Lükken“, die den Bildinhalt zum Verschwinden bringen. Es kommt zu einem Bild abseits von Realität und Abbild. In „Sensor“ entsteht durch die technische Konvergenz von Aufnahmemedium und Motiv – der Sensor der Kamera bildet sich sozusagen selbst ab – eine ebenso abstrakte Arbeit, die den Abbildenden wie das Abzubildende letztlich überflüssig macht. Mit „Belvedere“ – einer überdimensionierten, mit weißem Acrylpigment übermalten Auftragsfotografie – thematisiert David Payr das sich gegenseitige Bedienen und Auslöschen der beiden Medien Fotografie und Malerei. Die Serie „exp. 1987“ – bestehend aus zweifach belichteten S/W-Fotografien – setzt sich mit der Frage des Urhebers auseinander. Lichteinfälle lassen Bildinhalte nicht zum Vorschein kommen und Bildgrenzen begrenzen die Bilder neu. 15 Jahre liegen zwischen den Belichtungen. Der ursprüngliche Fotograf ist unbekannt. Insgesamt ergibt sich eine konzeptionelle medienontologische Reflexion, die analog zu den gegenwärtigen technologischen und damit bedingten sozialen Umwälzungen das Medium Fotografie und seine Ausfransungen radikal in Frage stellt.
David Payr, Titel_exp.1987_7, 2012 Baryt Print, 27 x 27 cm
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David Payr’s works transform commercial photography into art in order to launch a subtle interrogation of concepts such as authorship, artistic creativity, and art itself. Through formal manipulations of the source material and sometimes deliberate misapplications of technology, Payr unlocks far-reaching thematic spaces. In the series “Void,” for example, interventions based on the principle of trial and error in the file structure of commissioned photographs generate “gaps” that swallow up the pictorial content. An image divorced from reality and its depiction emerges. In “Sensor,” the technological convergence of recording medium and motif—the camera’s sensor produces its own likeness, as it were—generates a similarly abstract work that ultimately renders both the one creating the depiction and the object to be depicted superfluous. In “Belvedere”—an oversized commissioned photograph painted over with white acrylic pigment—David Payr examines the ways in which the two media, photography and painting, cater to, but also efface, each other. The series “exp. 1987,” which consists of black-and-white double exposures, explores the question of authorship. The incidence of light blocks iconic content from view; new bounds reframe the images. Fifteen years intervened between the two exposures, and the original photographer is unknown. What emerges is a conceptual reflection on the ontology of the medium that, in analogy with the current technological transformations and the profound social shifts they trigger, radically calls the medium of photography and its fraying edges in question.
David Payr, Void, 2011, Ilfoflex Print, 50 x 70 cm
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Ausstellungszentrum Heiligenkreuzer Hof
REALM Studierende der Klasse Fotografie der Universität für angewandte Kunst Wien Students of the photography class at the University of Applied Arts Vienna
Studierende der Klasse Fotografie der Universität für angewandte Kunst Wien stellen während des Monats der Fotografie im November 2012 ihre Arbeiten im Heiligenkreuzer Hof aus. Eingepasst in die barocken Wohnräume verspannen sich zellenartige geometrische Körper, Module werden zu Ausstellungsflächen, mit denen die Studierenden arbeiten. Jede/r Einzelne nimmt eine dieser Parzellen für sich zum Ausgangspunkt der Entwicklung der künstlerischen Arbeit. Die Grenzziehung und die gleichzeitige Öffnung dieser konstruierten Raumstrukturen ist dabei wesentlich.
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During the Month of Photography, in November 2012, students of the photography class at the University of Applied Arts Vienna present their works at Heiligenkreuzer Hof. A brace structure holds cell-like cubs set into the baroque living rooms; modules become exhibition spaces the students work with. Each takes one of these parcels as the point of departure for the evolution of his or her own work of art. Drawing boundaries while also opening these constructed spatial structures is an essential aspect of the project.
Nina Schuiki, Schwarzplan, 2012 Fotografie auf Barytpapier, 80 x 64 cm
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bäckerstrasse4 – plattform für junge kunst
A Room with a View Der abstrakte und der reale Raum in der Fotografie Abstract and Real Space in Photography Alan Cicmak, Thomas Gänszler, Gerd Hasler, Sissa Micheli, Nina Rike Springer, Borjana Ventzislavova Die bäckerstrasse4 – plattform für junge kunst zeigt eine Auswahl an Positionen, die sich mit dem innerbildlichen Raum im Fokus von Landschaft und Architektur sowie mit dem Spiel der Oberfläche zwischen Fotografie, Film und Malerei beschäftigen. Der Raum sowie die Frage nach der Wahrnehmung von Realität stehen vor allem in den Arbeiten von Alan Cicmak, Gerd Hasler und Thomas Gänszler im Mittelpunkt. So spielen Gänszlers Sprühbilder mit den Assoziationen von Landschaftlichem und Architektonischem sowie mit der Dualität von Fotografie und Malerei. Die Ausgangsbasis der skulpturalen Werke von Cicmak ist die Fotografie, die in bewegte Bilder transformiert wird und in der Folge über eine Skulptur oder Rauminstallation gelegt wird. Durch die Projektion wird das erzählerische Moment der Fotografie in Fragmente geteilt. Ebenso befinden sich auch Haslers großformatige Fotoarbeiten an der Schnittstelle zwischen Deskription und Abstraktion. Die Illusion von Wirklichkeit wird destabilisiert und gleichzeitig wird dadurch auf das Medium selbst verwiesen. Den Raum als Bühne oder als Ort narrativer Assoziationen verhandeln Nina Rike Springer, Borjana Ventzislavova und Sissa Micheli auf unterschiedliche Weise. Die Videokünstlerin und Fotografin Springer untersucht in ihren Inszenierungen den Einsatz von Körpern und die Funktionsweisen von Bildräumen, die sich in ihren neuesten Arbeiten auf Bildwelten des Konstruktivismus beziehen. Micheli und Ventzislavova setzen sich in ihren Fotoserien mit dem Raum als filmisches Setting auseinander.
Thomas Gänszler, Senkrecht 1, 2011/2012 Lack auf beschichteter Spanplatte, 170 x 100 cm 44
Gerd Hasler, Berg 1, 2011 C-Print, 144 x 180 cm
bäckerstrasse4—plattform für junge kunst presents a selection of positions that examine the space within the picture with a focus on landscape and architecture, as well as the play of the surface between photography, film, and painting. Space and the question of how reality is perceived are central especially to the works of Alan Cicmak, Gerd Hasler, and Thomas Gänszler. The sprayed pictures Gänszler creates, for example, toy with associations of natural sceneries and architecture as well as the dualism of photography and painting. The point of departure for Cicmak’s sculptural works is photography, which he transforms into moving images and then superimposes on a sculpture or installation in space. The projection cuts the narrative aspect of photography into fragments.
Hasler’s large-format photographic works likewise occupy the interface between description and abstraction, destabilizing the illusion of reality while simultaneously gesturing toward the medium itself. Nina Rike Springer, Borjana Ventzislavova, and Sissa Micheli devise different ways to address space as a stage or a site of narrative associations. The video artist and photographer Springer’s mises-en-scène examine the use of bodies and the ways pictorial spaces function; in her most recent works, the latter draw on constructivist visual vocabularies. Micheli’s and Ventzislavova’s photographic series engage with space as a filmic setting. Silvie Aigner Kuratorin Curator: Silvie Aigner
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Alan Cicmak, Spatial Narratives, 2012 Projektion auf Skulptur, 200 x 50 x 50 cm
Sissa Micheli, aus der Serie Scenarios, 2011 SchwarzweiĂ&#x;fotografie, Holzboxen, Silberklebeschrift, jeweils 20 x 30 x 6 cm
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Nina Rike Springer, Faustblau (aus der Serie Human Processors), 2011 C-Print, 39 x 49 cm
Nina Rike Springer, GrĂźne Kralle (aus der Serie Human Processors), 2011 C-Print, 39 x 49 cm
Borjana Ventzislavova, True Vision. False Story. Same Sky. #2 (aus der Serie True Vision. False Story. Same Sky), 2010 C-Print, 40 x 50 cm
Borjana Ventzislavova, True Vision. False Story. Same Sky. #4 (aus der Serie True Vision. False Story. Same Sky), 2010 C-Print, 40 x 50 cm
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Brunnenpassage
Mitten im Leben In the Midst of Life Ulrich Eigner
Ulrich Eigner, Martin Katz, 93 Jahre, 2012 C-Print, kaschiert, 80 x 100 cm
Die Ausstellung Mitten im Leben zeigt, wie vielfältig und aktiv Menschen im Alter sein können. Die gängigen Stereotype und Klischees des Alters werden durch die Gegenüberstellung von inszenierten Ahnenportraits mit zeitgenössischer Dokumentarfotografie aktiver alter Menschen hinterfragt. Die vielen Gesichter des Alters werden gezeigt und statt der vermuteten Starrheit wird Bewegung sichtbar. Der Wiener Brunnenmarkt ist bunt und vielseitig – der Wandel der Gesellschaft wird hier auch im Hinblick auf das Alter sichtbar. Der KunstSozialRaum Brunnenpassage versteht diese Diversität als Bereicherung für die Gesellschaft. Durch Kunstprojekte finden dort die unterschiedlichsten Menschen jeden Alters zusammen. Die Ausstellung wird durch ein Rahmenprogramm begleitet. Ulrich Eigner, Martin Katz, Gymnastik, 2012 Videostills 48
Ulrich Eigner, Nirmal Singh, 68 Jahre, 2012 C-Print, kaschiert, 80 x 100 cm
The exhibition In the Midst of Life illustrates the diversity of senior citizens’ lives and how involved and engaged they can be. Prevalent stereotypes and clichés about aging are challenged by a display juxtaposing staged portraits of ancestors with contemporary documentary photographs showing the active lives of seniors. Presenting the many faces of old age, it reveals liveliness where we might have expected rigidity. Vienna’s Brunnenmarkt is a colorful and diverse street market—and it exemplifies our society’s demographic shifts also with regard to age. The art and social venue brunnenpassage views this diversity as socially enriching. The community art projects it hosts bring people from all walks of life and all ages together. A series of events will be held in conjunction with the show. Kuratorin Curator: Ivana Pilic
Ivana Pilic, Nirmal Singh, Markt, 2012 Polaroid 49
Buchhandlung Lia Wolf
Jane O'Neal. Early work from the 1970s
Die in der Ausstellung gezeigten Fotografien sind Teil einer Serie von street photographs, die Jane O'Neal seit den frühen 70er bis in die Anfänge der 80er Jahre erarbeitet hat. Sie war eine der Fotografinnen, die die große Tradition der südkalifornischen street photography von den späten 60er Jahren an mitprägten. Ihre farblich tief gesättigten Farbfotografien zeigen – aus der Innenperspektive des Autos auf die Umgebung zielend – ein von Grellheit geprägtes Straßenbild der vorstädtischen und von Straßen durchzogenen städtischen Landschaft. Die Straße wird beherrscht, definiert und erlebbar gemacht durch das Auto. Dieses ist das unabdingbare Werkzeug, mit dem die divergierenden kalifornischen Landschaften, Stadt, Vorstadt und ländlicher Raum bezwungen werden können und mit dem der "flow of daily life" bewältigbar wird. Jane O'Neal wechselte in den frühen 70ern von
Jane O’Neal, Frozen pool, Lake Tahoe, 1980 Inkjet Print, 43 x 33 cm
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den zuvor von ihr favorisierten Schwarzweißaufnahmen zu Kodachrome-Dias, die ihrem Blick auf Südkalifornien mehr Ausdruck verleihen konnten: orange und violette Sonnenuntergänge durch die Dunstglocke L.A.s aufgenommen, die schwarzen Böden und blassen Himmel im Gegensatz zu den grünen und purpurnen Autos und den grell leuchtenden Reklametafeln. Die Swimmingpools in den von der Straße abgewandten Häusern eröffnen einen weiteren Blick auf einen Topos Kaliforniens. The pictures on display in the exhibition are part of a series of street photographs Jane O’Neal created between the early 1970s and the beginning of the 1980s. O’Neal was one of the photographers who shaped the great tradition of South California street photography since the late 1960s. Her deeply saturated color photographs, taken by aiming the camera from the
car driver’s vantage point at the surroundings, present suburban and urban streetscapes that brim with garish colors; the street is the dominant feature of the cityscape. It is ruled and defined by the car, the privileged vehicle of urban experience, the indispensable tool enabling the subject to conquer California’s divergent sceneries—city, suburb, and countryside— and master the “flow of daily life.” In the early 1970s, Jane O’Neal switched from black-andwhite photography, until then her preferred medium, to Kodachrome slides, which facilitated a more expressive look at Southern California: orange and violet sunsets shot through the pall of smog hovering over L.A., black soils and pale skies contrasting with green and purple cars and glaringly illuminated advertising billboards. The swimming pools of homes that turn their backs to the street offer a glimpse of another piece of Californiana.
Jane O’Neal, Caif.freeway overpass, 1971 Inkjet Print, 43 x 33 cm
Jane O’Neal, Lucky, L.A., 1980 Inkjet Print, 43 x 33 cm
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Bulgarisches Kulturinstitut „Haus Wittgenstein“ – Kellergalerie
Den Schauspieler in Rente gibt es nicht There’s no such thing as a retired actor Georgi Vachev
Um die Arbeiten von Georgi Vachev zu verstehen, ist ein Exkurs in seine Biografie nicht zu vermeiden. 1998 absolvierte der Schauspieler und Fotograf die Nationale Akademie für Theater und Film in Sofia (Bulgarien) und ist seitdem ein festes Ensemblemitglied des Theaters für Drama in Plovdiv (Bulgarien) geworden. 2009 machte er den Magister in Fotografie an der Akademie für Musik, Tanz und bildende Kunst in Plovdiv.
Georgi Vachev, Dimo Dimov, 2011 Digitalfotografie, 70 x 50 cm
Georgi Vachev, Stefan Bobadov, 2011 Digitalfotografie, 70 x 50 cm
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Kennt man seinen Lebenslauf, ist das hier ausgewählte Thema fast schon selbstverständlich. Seine Fotografien spiegeln die größte Angst eines jeden Schauspielers, dessen Lebensinhalt daraus besteht, für das Publikum zu leben und von diesem wertgeschätzt zu werden. Vachev berichtet in seinen Fotoporträts über das Leid eines in Rente gegangenen Akteurs, der sich nicht mehr seiner größten Leidenschaft hingeben kann – dem Schauspielen! Jedes der gezeigten Porträts stellt den Rückzug eines Bühnenakteurs in die eigenen vier Wände und seine Verbannung von der Bühne dar. Doch ist der Schauspieler hier tatsächlich von der Bühne verschwunden, oder wird er womöglich von Vachev ganz neu in Szene gesetzt? Georgi Vachevs Fotografien erlauben dem Darsteller einen erneuten Auftritt. Zwar nicht mehr auf der Bühne vor einem lebendigen Publikum, aber als Protagonist eines anderen Mediums. Das Medium ist in diesem Falle die Fotografie, welche es dem Schauspieler auch nach seinem Tod weiterhin ermöglicht, auf einer „Bühne“ zu stehen und von Zusehern bestaunt zu werden.
Georgi Vachev, Anelia Tasheva, 2011 Digitalfotografie, 70 x 50 cm
To understand Georgi Vachev’s work, we must take a brief detour into his biography. An actor and photographer, he graduated from the National Academy of Theater and Film Arts in Sofia (Bulgaria) in 1998; he is now a permanent member of the ensemble at the Dramatic Theater in Plovdiv (Bulgaria). In 2009, he received his master’s degree in photography at the Academy for Music, Dance, and Fine Arts in Plovdiv. Once we are familiar with his career, the subject he has chosen for these pictures seems almost obvious. His photographs reflect any actor’s greatest—his life, after all, is entirely dedicated to appearing before the spectators and earning their esteem. Vachev’s photographic portraits speak of the affliction of a retired performer, who can no longer give himself up to his greatest passion— acting! All of the photographs on display depict a stage actor’s retreat into his own four walls, his banishment from the stage. But has this actor really vanished from the stage, or does Vachev perhaps stage him in an entirely new way? Georgi Vachev’s photographs afford the thespian another appearance. True, it is no longer on the stage, before a live audience; but he is the protagonist of another medium—in this instance, photography, which enables the actor to take the “stage” even after his death, drawing the admiring gazes of his beholders.
Georgi Vachev, Ivan Tomov, 2011 Digitalfotografie, 70 x 50 cm
Vassilena Stoyanova 53
das weisse haus
Die Rückseite des Sehens Ulrike Königshofer Shelter SOSka Group gemeinsam mit Ilya Budraitskis, Sophie Thun, Adrien Tirtiaux und Anna Witt Der wahrnehmende Körper ist mit einer Black-Box vergleichbar: All die Vorgänge, die in ihm passieren, sind für das Subjekt prinzipiell nicht erlebbar. Die Empfindungen von etwas, verweisen ausschließlich auf dieses andere etwas, sie sagen uns nichts über sich selbst – so können wir ein Objekt sehen, aber wir können nicht das Sehen sehen. Das Dazwischen klammert sich selbst aus, als wäre es einfach nicht vorhanden. Für uns entsteht der Eindruck, wir könnten durch unseren Körper wie durch ein Fenster hindurch auf die Welt zugreifen. Die Ausstellung widmet sich diesem Prozess, der so neutral und transparent nicht ist und der Empfindungsqualitäten wie Farbigkeit oder Geschmack erzeugt, die ohne die Betrachtung überhaupt nicht existieren.
Ulrike Königshofer, Soviel zur Vorstellung wir sähen durch die Augen hindurch, 2012 Fotografie, 50 x 70 cm
Ulrike Königshofer, Über die Unmittelbarkeit von Empfindungen, 2011 Apparatur, 60 x 60 x 40 cm
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The processes that take place in the body during perception fundamentally escape the subject’s own experience. The sensations caused by something else refer solely to this external something, they do not tell us anything about themselves—and so we can see an object, but we cannot see seeing itself. The exhibition focuses on this very process, which is not as neutral or transparent as our experience would have it, engendering sensory qualities such as color or taste that would not exist if it were not for our observation of them.
Zu verschiedenen Zeiten brachte politische Propaganda eine ganze Gesellschaften erfassende Furcht vor Kriegsgefahren und einen Kult der Verteidigung hervor. Selbstgebaute Schutzräume und öffentliche Bunker sind die Produkte gesellschaftlicher Panik und Denkmäler für die historischen Spannungen des Kalten Krieges und die Gewalt des Zweiten Weltkrieges. Unterirdische Anlagen in Städten, auf dem Land oder im Wald sind ein Massenphänomen, in dem sich öffentliche Angst und Privatsphäre verbinden. Hitlers Bunker, in dem er auch starb, ist ein architektonisches Symbol dieses Typs des Schutzraums eines geschichtlichen Moments: Er steht für den Sturz und das ehrlose Ende des Diktators. In modernen Kriegen, wie sie heute geführt werden, ist diese symbolische Wirkung durch den gewachsenen Einfluss und die breite Verfügbarkeit von Massenmedien noch größer. Schutzräume in verschiedenen Ländern sind Erscheinungen oder Überreste dunkler Phasen der Geschichte, die auf ganz bestimmte Weise politische Situationen verdeutlichen. In wechselnden Lagen bewahren sie Spuren wirtschaftlicher und politischer Katastrophen, die mit dem Verlust von Machtausdehnung, Wohlstand und Herrschaft einhergehen. In different periods of time political propaganda was producing a social phobia connected with threat of war and a cult of defense. Homemade shelters and public bunkers are the result of social panic which actualizes memories about historical tensions of Cold war and violence of World War II. Underground cellars in cities, on a country side or in a forest are the mass phenomenon, combining public fear and private space. Artificially from Hitler’s bunker, where he died, this shelter stands as an architectural symbol of a historical moment, showing the fall and dishonorable end of the dictator. Nowadays in modern wars with the increased influence and accessibility of mass media, this symbolic function has even more impact. Shelters in all different countries are phenomena or relicts of mostly dark periods of history or political situations in very specific ways. Throw different situations they keeps a traces of economical and political cataclysms based on reduction of territories, resources and power.
Mykola Ridnyi, Shelter, 2012 Videostill 55
DIEAUSSTELLUNGSSTRASSE
Before Aftermath Wiebke Elzel / Jana Müller, Julian Faulhaber, Bertram Haude, Silke Koch, Jan Stradtmann
Die Imagination des bevorstehenden Geschehens oder: in Erwartung der Nachwirkung Perfekt ausgeführte Verbarrikadierungen von Türen und Fenstern; die Räume dahinter wurden schon säuberlich vom Inventar befreit. Eine leere Tankstelle am Zenit ihrer technischen Reife und Verwirklichung als Ladestation des Individualismus. Inszenierte Raketen, mutiert zu modellhaften Fetisch objekten einer möglichen Odyssee des Menschen in den Weltraum. Aufnahmen einer verlassenen Behörde, die bis zuletzt an die friedliche Nutzung der Kernenergie glaubte. Ein Tor, das eine Salbung oder rituelle Versiegelung erhalten hat? Fotografien, die keine Schlüsse über das zu erwartende Ereignis zulassen. Man kann jedoch aus der Akribie der Vorbereitung erahnen, dass es eher mit einem geordneten Rückzug als mit Chaos und Vernichtung in Verbindung steht. Das dadurch in der Ausstellung entworfene Bild des Szenarios eines zu erwartenden Weltuntergangs funktioniert in der Summe der fünf Positionen als kalkulierbares Restrisiko.
Imagining what is about to happen, or anticipating the aftermath Perfectly executed barricades block doors and windows; the rooms behind them have already been neatly cleared of their contents. An empty gas station at the apex of its technological maturation, the fully realized charging station of individualism. Theatrically displayed rockets transmuted into model fetishes of man’s possible Odyssey through outer space. Pictures from an abandoned agency where the faith in the peaceful use of nuclear energy was kept alive till the very end. A gate that has been anointed—or ritually sealed? Photographs that permit no inferences concerning the event to be expected. Yet the meticulousness with which it has been prepared for faintly suggests that this will be about an orderly retreat rather than about chaos and annihilation. In the sum of the five positions, the picture of an expected doomsday scenario the exhibition sketches functions as a calculable residual risk.
Julian Faulhaber, Tankstelle (aus der Serie LDPE), 2008 C-Print auf Alu Reynobond hinter mattem Plexiglas, 145 x 183,5 cm 56
Silke Koch, Figures After Gravity’s Rainbow, 2011 Fine Art Print, gerahmt, jeweils 40 x 60 cm
Jan Stradtmann, Kalibrierphantom / Rednerpult und Lilien / Abgedecktes Gerät (aus der Serie Inside ATOMS FOR PEACE), 2012 Light Jet Prints, gerahmt, jeweils 45 x 45 cm 57
Bertram Haude, fatgate, 2009 C-Print, gerahmt, 40 x 55 cm
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Wiebke Elzel / Jana MĂźller, Sturm, 2004 analoger C-Print, gerahmt, 120 x 146 cm
Wiebke Elzel / Jana MĂźller, Barrikade, 2007 analoger C-Print, gerahmt, 122 x 152 cm 59
Edition Photo
Family Affair Pilo Pichler
Pilo Pichler, Family Affair, Familie Buchleitner, 2009 Schwarzweißfotografie, Pigmentdruck, 70 x 100 cm
Pilo Pichler fotografiert Familien. Doch nicht im herkömmlichen Sinn. Denn die Familienmitglieder werden nicht, wie üblich, gemeinsam, sondern einzeln abgelichtet. Anschließend legt der Künstler die Einzelportraits mit gleicher Transparenz übereinander. Auf diese Weise verschmelzen die Personen zu einem Familiengesicht. In der Familie stärker vertretene Merkmale addieren sich, während Abweichungen verblassen. Zu sehen ist das Portrait einer einzelnen, fiktiven Person mit ihrer real wahrnehmbaren Ausstrahlung.
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Pilo Pichler, Family Affair, Familie Doujenis, 2008 Schwarzweißfotografie, Pigmentdruck, 70 x 100 cm
Im Allgemeinen überträgt sich die emotionale Kraft dieser Bilder auf die einzelnen Personen in der Familie zurück. Sie sind berührt von dem, was sie sehen, und nehmen das, was sie beim Betrachten des Bildes erleben, zum Anlass, zusammen mit den anderen Familienmitgliedern thematisch in ihr eigenes System einzutauchen.
Für Außenstehende ist es die Verschmelzung von sachlicher Ästhetik mit der durch das Übereinanderlegen der Einzelmotive entstehenden entrückten Leichtigkeit, die Pilo Pichlers Bilder so einzigartig und berührend werden lassen. Und nicht zuletzt natürlich die Tatsache, dass jeder Mensch mit dem Thema Familie persönliche Erfahrungen und somit Emotionen verbindet und sich selbst die Frage stellen mag, wie es sich wohl anfühlen würde, einen Blick auf ein Bild der eigenen Familie zu werfen, portraitiert von Pilo Pichler.
Pilo Pichler, Family Affair, Familie Kalbacher, 2006 Schwarzweißfotografie, Pigmentdruck, 70 x 100 cm
Pilo Pichler creates family portraits, but not in the conventional sense. Instead of taking pictures of everyone together, he photographs each member of the family separately. Then the artist superimposes the individual portraits with identical transparency settings. Relatives blend into a single family face. Features that run strongly in the family add up, while deviations fade. What we see is the portrait of a single fictional individual with real and tangible charisma.
Pilo Pichler, Family Affair, Familie Ruprechter, 2008 Schwarzweißfotografie, Pigmentdruck, 70 x 100 cm
The emotional power of these pictures usually also affects the individual members of the family. They are touched by what they see and take what they experience as they look at the picture as an opportunity to immerse themselves thematically in their own system with the other members of their family.
To outside observers, it is the fusion of a sober aesthetic with the otherworldly lightness engendered by the superimposition of the individual motifs that makes Pilo Pichler’s pictures so unique and affecting. And of course there is also the fact that the idea of family evokes associations with our own personal experiences and their emotional import; we may find ourselves wondering what it would feel like to cast a glance at a portrait by Pilo Pichler of our own family.
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Edition Photo
Stillleben Katharina Stiglitz
Katharina Stiglitz, O.T., 2011 Pigmentprints auf Hahnemühle Photo Rag auf Aluminium kaschiert, 80 x 100 cm
Katharina Stiglitz behandelt in Ihrem künstlerischen Werk Fragen zu Wahrnehmungsprozessen, Gedächtnis und Vergänglichkeit. Die Fotografie ist das Ausgangsmedium, das hier auch zum Inbegriff des Visuellen wird, und zeitweise in Richtung Dreidimensionalität bzw. Installation erweitert wird.
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Eine der Strategien in Katharina Stiglitz’ Arbeitsweise war es von Beginn an, den künstlerischen Gedanken, der einer Arbeit zu Grunde liegt, bis an die Grenze der Wahrnehmbarkeit zu führen und dem Betrachter fast nichts als eine abstrahierte Andeutung zu überlassen. Ihre Arbeiten sind oft nur flüchtige Hinweise auf die Anwesenheit eines größeren Zusammenhangs.
Katharina Stiglitz hinterfragt in ihren Arbeiten die Entstehung unserer Bilder- und Erinnerungswelten, Grenzen der Perzeption werden ausgelotet, Spuren der Sichtbarkeit gesucht und Fährten der Abwesenheit hinterlassen.
Katharina Stiglitz, O.T. (3), 2011 Pigmentprints auf Hahnemühle Photo Rag auf Aluminium kaschiert, 75 x 100 cm
Katharina Stiglitz’s oeuvre explores questions concerning the processes of perception, memory, and transience. Photography is the base medium, functioning, here as elsewhere, as the quintessence of the visual; occasionally, the artist reaches out in the directions of three-dimensionality or installation art.
One strategy that has always been part of Stiglitz’s approach is to take the creative idea at the root of a work to the very limit of perceptibility, giving the beholder almost nothing but an abstracted allusion. Her works are often no more than volatile hints to the presence of a larger and more complex subject.
In her art, Katharina Stiglitz scrutinizes the genesis of our imaginaries and recollections, probing boundaries of perception, tracing vestiges of visibility, and laying trails of absence.
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EIKON SchAUfenster
Martin Osterider: inside clouds
Martin Osterider (*1964) legt Hand an das EIKON SchAUfenster und funktioniert den gläsernen Ausstellungsraum in der Electric Avenue unter der Verwendung von Fotografien und Bildmaterialien zu einer Rauminstallation um. Dabei werden Fotos und Bilder aus unterschiedlichen kulturellen und örtlichen Kontexten zueinander in Beziehung gesetzt und sowohl formal als auch inhaltlich zu einer Collage verwoben. Die dadurch entstandenen fotografischen Objekte und Bildräume öffnen dem Betrachter einen Raum für Assoziationen und neue Lesbarkeiten. Martin Osterider hat sich in zahlreichen Projekten der letzten Jahre vor allem auf den kulturtechnischen Zusammenhang fotografischer Produktion und Bildzirkulation bezogen. Seine fotografische Praxis erscheint exemplarisch für künstlerische Verfahrensweisen mit Fotografie der letzten Jahre. Unter dem Eindruck der technologischen Veränderungen des Mediums wird das fotografische Bild nicht digital, es wird in einer Weise erneut selbstreflexiv und als Schnittmenge von gesellschaftlichen und politischen Praxen verstanden. (Reinhard Braun) Martin Osterider (b. 1964) sets his hand to the EIKON SchAUfenster, using photographs and other visual materials to repurpose the glass exhibition room on Electric Avenue into an installation in space. Photographs and images from different cultural and local contexts are set in relation to each other and interwoven, on the levels of form as well as content, to create a collage. The resulting photographic objects and pictorial spaces invite the beholder to explore associations and new legibilities.
Martin Osterider, inside clouds #4 (aus der Serie inside clouds), 2011/12 C-Print, 10 x 15 cm
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In numerous projects created over the past several years, Martin Osterider has concerned himself primarily with the cultural techniques linking photographic production and the circulation of images. His photographic practice would seem to exemplify the artistic methods involving photography that have evolved in recent years. In light of the impact technological changes of the medium have had, the photographic image does not become digital; in a way, it is once again seen as self-reflective and as constituted by overlapping social and political practices. (Reinhard Braun)
Martin Osterider, inside clouds #7 (aus der Serie inside clouds), 2011/12 C-Print, 10 x 15 cm
Martin Osterider, inside clouds #8 (aus der Serie inside clouds), 2011/12 C-Print, 10 x 15 cm
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Fotogalerie Wien
RECOMMENDED BY … Aktuelle Tendenzen in der polnischen Foto- und Videoszene Current tendencies on the Polish photography and video scene Krzysztof Candrowicz Łódz´ Art Center, Łódz´ Anna Orlikowska, Przemysław Pokrycki Aga Czarneka Galeria Czarna, Warschau Dorota Buczkowska/Przemek Dzienis, Joanna Pawlik Marek Grygiel Kurator, Warschau Krzysztof Pijarsky Joanna Kinowska Zache˛ta Narodowa Galeria Sztuki, Warschau Rafał Milach Marta Kolakowska Galeria Leto, Warschau Maurycy Gomulicki Jakub S´wircz Kurator, Warschau Michał Jelski ˙ Katarzyna Zebrowska Galeria Refleksy, Warschau Mateusz Torbus
„Die polnische Fotoszene boomt“ – darin sind sich die Kuratoren Krzysztof Candrowicz und Jakub S´wircz, die wir um zwei kurze Statements gebeten haben, einig. Wir können diese Aussage nur bestätigen, hatten wir doch im letzten Jahr die Gelegenheit während einer Studienreise die pulsierende polnische Kunstszene kennenzulernen. „Goldgräberstimmung“, staunten wir. So entstand die Idee, unsere neugewonnenen Kontakte – Galerien, Institutionen, Kuratoren – einzuladen, polnische KünstlerInnen aus den Bereichen Fotografie und Neue Medien zum Monat der Fotografie bei uns zu präsentieren. Wir baten uns je eine/n KünstlerIn zu nennen, der/die für sie eine wichtige Position in der gegenwärtigen polnischen Kunstszene einnimmt. Unsere Ausstellung Recommended by …, die wir in Kooperation mit dem Polnischen Institut Wien organisiert haben, präsentiert nun das Ergebnis dieser inspirierenden Zusammenarbeit. Susanne Gamauf und Brigitte Konyen FOTOGALERIE WIEN
„Die polnische Fotografie ist nach wie vor auf der Suche nach ihrer Geschichte und Sprache. Vieles geriet in Vergessenheit, viel Material wurde zerstört oder ging verloren. Die gegenwärtige Fotokunst in Polen ist eine Carte Blanche; wir haben nun die Freiheit, künstlerische Arbeiten einzuordnen und offen zu diskutieren.“ (Jakub S´wircz)
Krzysztof Pijarsky, Dzierzynski 02 (aus der Serie The Lives of the Unholy), 2009–2012 C-Print, Maße variabel
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„Die letzten zwanzig Jahre waren in Polen von dramatischen Veränderungen geprägt: Der wirtschaftliche und politische Wandel hat viele Aspekte des täglichen Lebens beeinflusst – die kulturelle Haltung und das, was wir ,the spirit’, ,the soul’ nennen, blieb jedoch davon unberührt. Im Gegensatz zum polnischen Kino und Grafikdesign fand die Fotografie früher kaum internationale Beachtung. Heute aber werden polnische FotokünstlerInnen in bedeutenden Museen und Galerien gezeigt und es gibt große Fotofestivals wie das Photomonth Krakau oder das Fotofestiwal Łódz´. Einige der talentiertesten und aufstrebendsten polnischen FotokünstlerInnen werden in der Ausstellung Recommended by … in der Fotogalerie Wien gezeigt.“ (Krzysztof Candrowicz)
Dorota Buczkowska & Przemek Dzienis, Untitled 7 (aus der Serie Hybrid Figures), 2010 Pigmentdruck, 65 x 50 cm
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“The Polish photography scene is booming,” the two curators Krzysztof Candrowicz and Jakub ´ wircz, whom we asked to contribute brief S statements, agree. And we certainly concur, after an opportunity to explore the vibrant Polish arts scene during a study trip last year. “It’s a gold rush,” we marveled. That’s when the idea was born to invite our freshly established contacts—galleries, institutions, curators—to present Polish artists working in photography and new media in Vienna during the Month of Photography. We asked them to each name one artist who, in their view, occupies an important position in the contemporary Polish arts scene. Our exhibition Recommended by …, that we organized in cooperation with the Polish Institute, presents the fruits of this inspiring collaboration. Susanne Gamauf and Brigitte Konyen FOTOGALERIE WIEN
”Polish photography is still working to recover its history and its language. Much has been forgotten; a great deal of material was destroyed or lost. Current art photography in Poland is a blank slate; we are now free to place works of art in their proper contexts and have open ´ wircz) debates about them.” (Jakub S “The past two decades in Poland have been a period of dramatic change: the economic and political transformation has affected many aspects of everyday life—yet fundamental cultural attitudes and what we call ‘the spirit,’ ‘the soul,’ have remained untouched. Unlike Polish cinema and graphic design, the country’s photography used to draw very little international attention. Today, by contrast, Polish photography artists show their work in prominent museums and galleries, and there are major photography festivals such as Cracow’s Photomonth and the Fotofestiwal in Łódz´. Some of the most talented and up-and-coming Polish photography artists are presented in the exhibition Recommended by … at Fotogalerie Wien, Vienna.” (Krzysztof Candrowicz)
Joanna Pawlik, Videostills aus Everybody Dance, 2008 DVD, 01:58 min. 68
Michał Jelski, LLB80 (aus der Serie Trauma Healing), 2010 Digitaler C-Print, Bleichmittel, 50 x 25 cm 69
Maurycy Gomulicky, Minimal Fetish #006, 2010 C-Print auf Alu Dibond, 80 x 120 cm
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Mateuzs Torbus, 011 (aus der Serie 366), 2009 C-Print auf Alu Dibond, 70 x 47 cm 71
fotoK[2] – Galerie
on land Robert Smithson: “Spiral Jetty”
Mit der Landschaftsdarstellung übernimmt die Fotografie ein schon von der bildenden Kunst weit aufgerolltes Themenfeld, das sich bis heute einer klaren Definition verweigert. Zu nah ist das Dargestellte an der menschlichen Emotion, so dass die Grenzen zwischen Objektivem und Subjektivem immer wieder verschwimmen. Mit on land startet fotoK-Aktion eine Ausstellungsreihe, die sich mit den unterschiedlichen Motivationen der aktuellen fotografischen Landschaftsdarstellung befassen wird. Zum Auftakt wird der Film „Spiral Jetty“ des amerikanischen Land-ArtKünstlers Robert Smithson gezeigt. Dieser Film thematisiert Smithsons Werk „Spiral Jetty“, eine 500 Meter lange aufgeschüttete Spirale im Großen Salzsee in Utah, die 1970 entstand und heute noch existiert. Die Arbeit besteht aus einem vom Ufer ausgehenden Damm, der sich gegen den Uhrzeigersinn zu einer Spirale formt. Sie wurde bei sehr niedrigem Wasserstand gebaut und ist dadurch meist überflutet und nur aus dem Flugzeug heraus sichtbar. Durch diese radikale Art der Landschaftsaneignung und der filmischen Dokumentation darüber fand eine starke Hinterfragung der Darstellung von Landschaft statt, eine Hinterfragung, die zeitgleich von einer neuen Generation von KünstlerInnen in die Fotografie getragen wurde und zu einer bis heute fotografisch sehr intensiv bearbeiteten Auseinandersetzung mit der Thematik Landschaft geführt hat. So mag es auch nicht erstaunen, dass Robert Smithson 1968 gemeinsam mit Bernd Becher das Ruhrgebiet bereiste.
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When photography depicts landscapes, it turns its attention to a thematic field that, although the other visual arts have thoroughly explored it, continues to defy unambiguous definition. What landscapes show is too close to human emotion, and so the boundaries between objective and subjective are perpetually blurred. With on land, fotoK-Aktion launches an exhibition series that will examine the various motivations animating contemporary landscape photography. The program opens with a screening of “Spiral Jetty,” a film by the American Land artist Robert Smithson about his work of the same title, a 1500-foot-long spiral in the Great Salt Lake, Utah. Created in 1970 and still in existence, the jetty juts from the shore of the lake before coiling counterclockwise. It was built when the lake’s water level was very low; most of the time, it is submerged and visible only from the air. This radical appropriation of a landscape and the filmic documentation of the project represented a vigorous interrogation of how landscapes are depicted. Around the same time, a younger generation of artists brought this interrogation to photography, where it initiated an intense engagement with the theme of the landscape that has continued to this day. In this light, it is perhaps also not astonishing that Robert Smithson joined Bernd Becher for a tour of the Ruhr district in 1968.
Robert Smithson, Spiral Jetty, 1970 Courtesy Electronic Arts Intermix (EAI), New York
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Foto-Raum
Spuren Traces Robert Zahornicky
Robert Zahornicky geht in den winterlichen Wald, stellt ein Stativ auf und richtet die Panoramakamera senkrecht nach oben. Mit dem Druck auf den Auslöser bewegt sich das Objektiv, bis es einen Winkel von 140° erfasst hat. Dabei entsteht auf dem Film ein Bild in den Maßen 24 x 60 mm. Die Ansichten, die sich niederschlagen, entsprechen nicht den Blicken, die der Fotograf auf seine Umgebung geworfen hat. Das kalte Auge der Apparatur verfügt über einen anderen Gesichtskreis und eine andere Auffassung als die Sehorgane des Menschen. So wird an den Rändern des Ausschnitts noch jede Kleinigkeit genau registriert, während unsere Sicht immer stärkere Unschärfen aufweist, je mehr wir einen Punkt fixieren. Vor allem aber täuscht die Fotografie über die Natur und den Eindruck der Dinge, die lediglich als Silhouetten wahrgenommen werden. Die sich zur Mitte der Aufnahme rankenden Baumwipfel mögen dem Betrachter wie eine Kuppel erscheinen, die sich schützend über ihn wölbt. Doch im Blick auf das Zentrum eines Bildes entfaltet sich zugleich eine Sogwirkung in anderer Richtung, die uns gewissermaßen in den Himmel fallen lässt. Ergänzend wird ein Überblick über mehrere Jahre vorgestellt. Dazu gehören die Projektion eines „Horizontes“ sowie die beiden 64-teiligen Installationen „terraforming“ (Darwin) und „Some Green Pieces“. Den Aufnahmen aus den 80er und 90er Jahren mit der erstmals in Wien gezeigten Arbeit „Das Geheimnis der Titanic“ schließt sich die Serie „Ecken“ an: gefaltete Fotografien, in dem die alten Geheimnisse noch nachhallen und sich die neuen zu erschließen beginnen.
Robert Zahornicky, Pfalzberg / An der Stadlhütte / Bartberg, 2010 Silbergelatine Prints, jeweils 28 x 70 cm
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Robert Zahornicky walks out into a forest in winter, sets up a tripod, and turns his panoramic camera to face straight up. Once he triggers its action, the lens pans until it has scanned an angle of 140°. On the film, this process produces an image measuring 24 by 60 mm. The views the photographer captures are unlike what he saw when he looked around himself. The cold eye of the apparatus commands a different scope of view and perceives things in a different way than man’s visual organs. For instance, it registers the smallest detail even along the edges of the selection; our vision, by contrast, gets blurrier the more intently we focus on a single spot. More importantly, photography deceives us concerning the nature of things and the impression they create, letting us discern them only as silhouettes. The treetops leaning toward the center of the picture
Robert Zahornicky, Hengstlberg / Jubiläumswarte / Riedanleiten, 2011 Silbergelatine Prints, jeweils 40 x 100 cm
may look to the beholder like a sheltering cupola rising above him. Yet as we gaze at the center of one of these images, we also feel a strong pull in another direction, making us fall, as it were, into the sky. The show is complemented by a survey of several years of the artist’s work, including the projection of a “Horizon” as well as the two
64-part installations “terraforming” (Darwin) and “Some Green Pieces.” The pictures from the 1980s and 1990s in “The Secret of the Titanic”—the first time this work is on display in Vienna—are followed by the series “Corners”: folded photographs in which old mysteries echo and new ones are gradually revealed. Timm Starl
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Fotosecession
LOCUS AMOENUS Wald und Wirklichkeit Forest and Reality Markus Hippmann
Der Fotograf Markus Hippmann konstruiert in Locus amoenus den Wald als „lieblichen Ort“. In kontrastreichen Schwarzweißfotografien zeigt er eine heile Natur, in der die Welt noch in Ordnung ist. Die Sonne taucht den Wald in ein geheimnisvolles Zwielicht, Tiere wagen sich aus dem Schatten und gehen ihrer Futtersuche nach. Die Fotografien wirken wie aus einem alten Naturlehrbuch. Das ist ein Wald, wie man ihn sich vorstellt! Vorstellt? Die Idylle ist brüchig, und der Schein trügt. Je tiefer man in den Wald eindringt, umso mehr zeigt sich, dass auch die Natur keine heile Welt mehr ist, falls sie jemals eine war. Gebrochene und zersplitterte Bäume bezeugen die Verwundbarkeit des Waldes, und die gezeigten Fotos der Tiere im Forst sind doch zu schön, um wahr zu sein! Ist dieser Wald also wirklich, oder existiert die Schönheit des Waldes nur als Welt aus Wille und Vorstellung? Was ist in unserer Sicht der Natur überhaupt real und was ist Fiktion? Die Antwort auf diese Fragen ist den Besuchern der Fotoausstellung überlassen. Die Bilder der tatsächlichen oder scheinbaren Idylle des Waldes lassen verschiedene Deutungen zu. Wer aufmerksam schaut, wird seine Schlüsse aus den Fotografien von Markus Hippmann ziehen.
In Locus amoenus, the photographer Markus Hippmann constructs the forest as a “pleasant place.” In contrasty black-and-white photographs, he shows an unspoiled nature, a world in which all is still as it should be. The sun bathes the forest in a mysterious twilight; animals venture forth from the shadows and begin to forage for food. The photographs look like they were taken from an old textbook about the natural world. This is a forest like you would imagine it! Or is it? The idyll is precarious, and appearances are deceptive. The deeper we wander into the forest, the more it becomes apparent that nature, too, is no longer an ideal world, if it ever was one. Broken and splintered trees attest to the forest’s vulnerability, and the photos of animals in the woods on display here are in the end too pretty to be true! So is this forest real, or does its beauty exist only as a world of will and representation? What in our view of nature is even real at all, and what is fiction? The photographs in the exhibition leave the visitors to find their own answers to these questions. The pictures of the actual or ostensible woodland idyll allow for different interpretations. The attentive beholder will draw his conclusions from Markus Hippmann’s photographs.
Markus Hippmann, Locus amoenus #1–6, 2011 Schwarzweiß Print, jeweils 30 x 40 cm 76
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Fotowerk Wien
Birds and Others Tina Lechner, Claudia Rohrauer, Ellen Henriette Suhrke, Viktoria Wöss
Tiere wurden immer wieder als Projektionsflächen zur Formulierung und Darstellung gedanklicher Konstruktionen in den Naturwissenschaften und der Kulturgeschichte herangezogen. Birds and Others bringt vier künstlerische Positionen zusammen, die sich dem Untersuchungsgegenstand „Vogel“ aus verschiedenen Richtungen annähern. Die eingesetzten künstlerischen Strategien reichen von performativen Interaktionen und Interventionen über narrative Fotoinszenierungen mit Referenzen zur Filmgeschichte, die künstlerische Aneignung wissenschaftlicher Arbeitsweisen und Bildpraxen bis hin zu subjektiv-dokumentarischen Ausflügen in das Feld der „urban animal studies“.
Animals have frequently served as projection screens, helping natural scientists and historians of culture frame their intellectual constructions and visualize them for others. Birds and Others brings together four positions in art that approach the “bird” as an object of study from different angles. The artists employ strategies ranging from performative interaction and interventions to narrative photographic mise-en-scène with references to the history of film, from the artistic appropriation of methods and pictorial practices from the natural sciences to subjectively documentary excursions into the field of “urban animal studies.” The bird becomes a reflection of human behavior, and a tool that aids its analysis.
Der Vogel wird zum Spiegel und Analysewerkzeug menschlicher Verhaltensweisen.
Tina Lechner, Ohne Titel, 2008 Schwarzweiß Baryt Print, 28,5 x 18,5 cm
Ellen Henriette Suhrke, Between Hounds and Foxes, 2011 Videostill 78
Claudia Rohrauer, Flugvorhersage 01, 2011 C-Print, auf MDF kaschiert, 90 x 71 cm
Viktoria Wรถss, Der Vogel / Reifen, 2012 Videostill, 42 x 23 cm
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Gabriele Senn Galerie
Elfie Semotan
Statements aus Gesprächen mit Christian Reder, Juni 2012. Ich fotografiere, weil mich Menschen interessieren – und ihre Nacktheit, gerade jene der Frau, ist etwas Essenzielles, ein ewiges Thema, völlig unabhängig vom Alter oder ostentativer Schönheit. Sich dem zu stellen, wie ich es nun intensiver versuche, ist angesichts der schamlosen Verwendung weiblicher Reize für alles und jedes eine enorme Herausforderung. Nur mit entschieden persönlicher Sichtweise lässt sich dem entgegnen und ein Frauenbild bestärken, das die latente Entwertung als bloßes Objekt der Begierde mit Existenziellem konfrontiert, mit Dimensionen der Selbständigkeit als Frau und ihrer spannenden Intimität. Gegen die jegliche Vielfalt egalisierende, unbeeinflussbare Macht der Bildströme ringsum helfen nur sensible Impulse zur Differenzierung ästhetischer Vorstellungen. Es kommt auf Nuancen an, um Menschen unterschiedlicher zu zeigen, auch in ihrer Erotik, in ihren Träumen, als es in der Konsumwelt propagiert wird. Mit meinen Fotos will ich Andeutungen von Speziellem, Andeutungen von unmerklichen Potenzialen ausdrücken, ob es nun um Porträts oder Körperlichkeit geht. Dass gelebt wurde und gelebt wird soll sichtbar werden. Dem nackten Menschen, also nudes gegenüber, wie es im Englischen lakonisch heißt – während mich Wörter wie Aktfoto, Aktmodell immer gleich an Gewaltakt, Geschlechtsakt, Kraftakt oder Aktionismus denken lassen –, ergibt sich eine andere Distanz als beim auf ein Gesicht eingehenden Porträt. Der festgehaltene Moment wird zum Stillleben in wörtlichem Sinn. Unschärfe kann zwar Bewegung andeuten, es bleibt aber offen, was im Weiteren möglich wäre. Die jeweilige Umgebung kann dafür ganz entscheidend sein. Es geht also um Situationen. Nacktheit gerät in unseren Breiten rasch in Bezug zu Religion und ihren Verboten. Von Kind an habe ich mich gegen diese unterschwellige Beeinflussung unserer Moral, unserer Sexualität aufgelehnt mit all ihrem Unkeuschheitsterror. Als Frau – und das sage ich dezidiert – müsste ich wahnsinnig sein, einer Religion anzugehören, die mich als Wesen zweiter Klasse einstuft, die über meinen Körper verfügen will, die allen die Pille verbietet … Für solche Zusammenhänge bezeichnend ist auch, dass trotz der vielen Nackten in Medien und Werbung die Schamhaargrenze durchgehend akzeptiert wird, um noch als halbwegs gesittet zu gelten. Nur Kunst und Pornographie brauchen sich nicht daran zu halten. Anscheinend wirken sich uralte Religionsvorstellungen aus
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dem Mittleren Osten neuerlich aus, nach denen weibliches Haar – und gerade jenes an intimen Stellen – als Inbegriff von Verführungszauber gilt und strikt verborgen bleiben muss. Selbst das wieder aktuelle Enthaaren und Stylen solcher Zonen hat kulturell weit zurückreichende Vorbilder. Für die konfuse Geschichte von Tabuisierung und Männerphantasien ist exemplarisch, dass Gustave Courbets berühmtes, Jahrzehnte lang nicht öffentlich gezeigtes Vaginabild Der Ursprung der Welt als Auftragsarbeit für den osmanischen Diplomaten Halil S¸erif Pas¸a entstand, dann in die Hatvany-Sammlung nach Budapest kam und schließlich vom Psychoanalytiker Jacques Lacan erworben wurde bevor es ins Musée d’Orsay in Paris gelangte. Der Hygienewahn eliminiert vieles aus den alltäglichen Bildwelten. Angesichts der glatten Reich-schön-gesund-prominent-Welten, auf die alle – nach oben auf Erfolgsmenschen blickend – eingestimmt werden sollen, wird es schon zum Erlebnis, wenn Leute auftauchen, die normal ausschauen und trotzdem eindrucksvoll sind, als fähige, engagierte, tatkräftige Personen. Perfektion läuft vielfach ins Leere, auch auf Schönheit bezogen. Vielschichtige Assoziationen entstehen erst, wenn nicht alles stimmt. Bilder von Kriegsgräueln, von Folter, von Armut erreichen uns nur stark gefiltert; trotzdem sind sie nicht so tabuisiert wie der nackte Körper. Gerade die oft so wüst wirkenden Gemälde von Lucian Freud kommen spezifisch Menschlichem sehr nahe; er braucht keine Anspielungen, keine heutigen ästhetischen Kriterien. Es ist wie es ist. Das macht seine Bilder so unglaublich stark. Bei Diane Arbus wiederum erschließt sich etwa die melancholische Lebenswelt eines älteren dicklichen Nudistenpaares in seinem Wohnzimmer ganz unmittelbar, ohne kritisierenden Beobachtungshochmut. Ständestaatliche Identitäten wie bei August Sander – Bankier, Soldat, Arbeiter, Lehrer, Hausfrau – sind längst unsinnig geworden, obwohl solche Typisierungen wieder an Boden gewinnen: Finanzwelt, Filmwelt, Modewelt, Welt der Kunst … Zeichen der Zugehörigkeit … Ausgrenzung des Unpassenden … Mich beschäftigen Perspektiven und Potenziale des Menschlichen. Meine Fotos sollen Raumvorstellungen erschließen. Ästhetische Kriterien verändern sich angesichts der Zustände zwangsläufig. Meine bleiben in gewissem Sinn altmodisch. Sie verschieben sich eher unmerklich bevor mir das selbst bewusst wird. Dann lässt sich auch über eigene Sichtweisen staunen.
Elfie Semotan, o.T., New York, 1999 Courtesy Gabriele Senn Galerie
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Galerie am Park
Dschungel Jungle Claudia Fritz
Nichts war mehr klar zu erkennen; lange Schatten umgaben mich. Plötzlich war der Dschungel still geworden, was das gelegentliche Rascheln und Schreien nur verstärkte. (Yossi Ghinsberg) In den Fotografien der Serie Dschungel wird der Blick auf ein alltägliches und allgegenwärtiges visuelles Ereignis gezeigt: Bäume und Sträucher werfen ihre Schatten auf verschiedene Oberflächen. Das Interesse gilt dem Aufeinandertreffen und der Überlagerung von Natur und Kultur, Gewachsenem und Geplantem, sowie der Veränderung dieses Zusammenspiels im Laufe der Zeit. Im Zentrum der Arbeit steht jedoch die Freude am Schauen: Ähnlichkeiten erfassen, eine plötzliche Entstehung von Dreidimensionalität aus einer Fläche, oder wenn man in zufälligen Mustern etwas wiederzuerkennen glaubt. Wenn man im stetigen Fluss visueller Reize zugleich überrascht und verunsichert wird. Nothing was clearly visible; I was surrounded by long shadows. Suddenly the jungle had grown silent, magnifying the occasional rustle and cry. (Yossi Ghinsberg) The photographs in the Jungle series present a view of an everyday and omnipresent visual incident: trees and bushes cast their shadows on various surfaces. Jungle focuses on the convergence and interference of nature and culture, of what has naturally grown and what man has planned, as well as their changing interplay over the course of time. At the heart of this work, however, is the pleasure of observing: detecting similarities, noticing how a surface suddenly becomes three-dimensional, or identifying familiar shapes that seem to emerge from random patterns. In the constant flow of visual stimuli, a feeling of surprise and confusion arises.
von links nach rechts: Claudia Fritz, Dschungel 11, 8, 3, 4, 7, 1, 14, 15, 46, 50, 2009– 2011 Drucke auf Stoff, jeweils 100 x 200 cm
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Galerie Hubert Winter
Michael Höpfner after five and a half days the trail peters out
after five and a half days the trail peters out ist die vierte Einzelausstellung von Michael Höpfner in der Galerie Hubert Winter. In dem gleichnamigen Projekt thematisiert der Künstler jene neu errichteten Strassen und Wege, die aus Außenposten in den westlichen Provinzen Chinas in Ödlandschaften führen und meist an nicht näher bestimmten Orten auslaufen. Als das Geographical Journal 1906 die neueste Karte von Tibet publizierte, waren große Teile der Karte als „Unexplored“ gekennzeichnet. Auf der Suche nach diesen unberührten Landschaften und menschlicher Existenz am Rande der Zivilisation, die gleichzeitig von religiösen Ritualen, Utopie und rasantem Zerfall geprägt ist, bereist der Künstler seit 1995 zu Fuß Steppen und Wüstenlandschaften in Westchina, Zentralasien und Osteuropa. after five and a half days the trail peters out umfasst ausgearbeitete geschlossene Serien von Schwarzweißfotografien, gesammelte Kontaktbögen der Reisen und skelettartige Metallarchitekturen. Sie alle zeugen von den Erfahrungen und Beobachtungen eines Gehenden und erweitern das Œuvre des Künstlers um einige neue fotografische Aspekte.
after five and a half days the trail peters out is Michael Höpfner’s fourth solo show at Galerie Hubert Winter. In the project of the same title, the artist examines the newly built roads and paths that lead from outposts in China’s western provinces into the barren hinterland, petering out in locations that are usually nameless and vaguely defined. When the Geographical Journal published its most up-to-date map of Tibet in 1906, large parts of the chart bore the label “Unexplored.” In quest of these untouched landscapes and of human existence on the margins of civilization—an existence characterized by the concurrence of religious rituals, utopian visions, and rapid disintegration—the artist has travelled the steppes and deserts of western China, Central Asia, and Eastern Europe on foot since 1995. after five and a half days the trail peters out includes fully elaborated self-contained series of black-and-white photographs, collections of contact sheets from Höpfner’s travels, and skeleton-like metal architectures. They all attest to the experiences and observations of a walker, and add several new photographic aspects to the artist’s œuvre.
Michael Höpfner, aus der Serie after five and a half days the trail peters out, 2012 Silbergelatine Print, 130 x 170 cm 84
Michael Hรถpfner, aus der Serie after five and a half days the trail peters out, 2011 Leuchtbox, Schwarzweiร fotografie auf Agfa orthochromatic Film, 190 x 140 cm 85
Michael Hรถpfner, aus der Serie after five and a half days the trail peters out, 2011/12 Silbergelatine Print, je 20 x 30 cm
Michael Hรถpfner, aus der Serie after five and a half days the trail peters out, 2011/12 Silbergelatine Print, je 20 x 30 cm
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Michael Hรถpfner, aus der Serie after five and a half days the trail peters out (contact sheet), 2012 Silbergelatine Print, je 24 x 30 cm
Michael Hรถpfner, aus der Serie after five and a half days the trail peters out (contact sheet), 2012 Silbergelatine Print je 24 x 30 cm 87
Galerie Hummel
Das Feminine im Wiener Aktionismus und Aspekte in der aktuellen Fotografie: Heidi Harsieber, Claudia Schumann The Feminine in Viennese Actionism and Aspects in Contemporary Photography: Heidi Harsieber, Claudia Schumann Günter Brus, Heidi Harsieber, Kurt Kren, Otto Muehl, Hermann Nitsch, Claudia Schumann, Rudolf Schwarzkogler
Das Geschehen und den Ablauf einer Aktion zu zeigen, ist nur durch Film und Fotografie möglich. Die schriftliche Notation bleibt hinter der Realität der Fotografie zurück. Der Wiener Aktionismus, der für die Freiheit im Individuellen gekämpft hat und damit zur größeren zwischenmenschlichen und sexuellen Toleranz beigetragen hat, ist die Grundlage des Fotomaterials meiner Präsentation. Die Rebellion gegen den barocken Katholizismus und die sakrosankte Familie war ebenfalls ein Anliegen. Unter dem Eindruck einer deprimierenden Vergangenheit und Unkorrektheit in der politischen Situation versuchten die Aktionisten das Humane und Direkte entgegenzustellen. Die Frauen der 60er Jahre, mit der neuen Freiheit der Pille und dem Flower Power, revoltierten auf ihre Weise und konnten im Aktionsgeschehen mit ihren gewählten Kunstpartnern nur mit dem Einsatz ihres Körpers in den Aktionen mitwirkend sein. Auch das Einsetzen von privater und finanzieller Unterstützung war wesentlicher Beitrag. Das Sichtbarwerden des Femininen und Androgynen, das bewusst und unbewusst in den Aktionen enthalten war, brachte breiteres Verständnis bis in den heutigen sozialen Bereich.
Kurt Kren, Filmstill von Otto Muehls Materialaktion, Nr. 12: Leda mit dem Schwan, 1972 50 x 50 cm
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Claudia Schumann fotografiert weibliche Torsi mit hoher Eindringlichkeit zwischen Trauer, Tod und Lust oszillierend. Es sind Teile des Körpers von Schumann selbst, die das intime und sinnliche Gegenüber für den Betrachter bilden. Ihr Ausgesetztsein ist in aller Sensibilität, aber auch Härte inszeniert. Heidi Harsieber setzt ihre Beobachtungsgabe im psychologischen Bereich mit großem technischen Können ein – das Erfassen von Persönlichstem beim Live Ball, in Bars und verborgenen Winkeln – Räume des Androgynen, der Gefühle und Neigungen – Versuche, das Versteckte, aber auch Ausgelebte im Foto zu erfassen.
Kurt Kren, Filmstill von Otto Muehls Materialaktion, Nr. 12: Leda mit dem Schwan, 1972 20 x 30 cm
Film and photography are the only media that enable the artist to show that an action took place and reveal its trajectory. The written notation cannot adequately render the reality of the photograph. Viennese Actionism, a movement that championed the liberty of the individual and helped promote tolerance in matters of interpersonal and sexual relations, is at the basis of the photographic material from which I have built my presentation. The rebellion against baroque Catholicism and the sanctity of the family was another important cause Actionism pursued. In light of a depressing past and a political situation they saw as profoundly dissatisfying, the Actionists sought to emphasize the human and immediate as a counterpoint. The women of the 1960s, who had found new freedoms thanks to the pill and the Flower Power movement, rebelled in their own way; the use of their bodies in the actions staged by their chosen artistic partners constituted their only significant involvement in the Actionist
Otto Muehl, Materialaktion: O Tannenbaum, Braunschweig, 1969 Foto: Marc Adrian, Silbergelatine Print auf Barytpapier, 21,5 x 31,5 cm
process, though they crucially also offered personal and financial support. Deliberately or not, the actions brought femininity and androgyny into view, spreading greater understanding throughout the social realm, where the effects of this art may be felt even today. Claudia Schumann’s haunting photographs show female torsos precariously balanced between mourning, death, and lust. They are parts of Schumann’s own body that now become the beholder’s intimate and sensual interlocutors. Their nakedness is put on display with a great deal of sensitivity, but also with a certain relentlessness. Heidi Harsieber employs her power of psychological observation with great technical skill, capturing highly personal moments at the Live Ball, in bars and hidden corners—spaces of androgyny, of feelings and proclivities— attempts to record what people conceal, but also act out in the photograph.
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GĂźnter Brus, Transfusion, 1965, Perinetkeller Foto: Ludwig Hoffenreich, Farbfotografie, 40 x 40 cm
Herman Nitsch, 100. Aktion (6-Tage Spiel), 3-9 August 1996, Schloss Prinzendorf Foto: Archiv Cibulka Frey, Farbfotografie, 40 x 60 cm
GĂźnter Brus, Silber, 1965/2004 Perinetkeller Foto: Siegfried Klein (Khasaq), Silbergelatine Print auf Barytpapier, 30,5 x 40,5 cm 90
Rudolf Schwarzkogler, 1. Aktion Hochzeit, 1965 Wohnung Cibulka, Foto: L. Hoffenreich / W. Kinder, Farbfotografie, 50 x 60 cm
Heidi Harsieber, aus der Serie MQ, 2002 C-Print, 40 x 60 cm
Claudia Schumann, ohne Titel, 2011 Farbfotografie, 30 x 80 cm 91
Galerie INTAKT im WUK
HÜBEN WIE DRÜBEN HERE AS MUCH AS OVER THERE Cocolore, Crisfor
Zunächst irritiert der Titel der Ausstellung, impliziert doch die Aussage „Hüben wie drüben“ ein hohes Potential an Vergleichbarkeit, das den gänzlich unterschiedlichen künstlerischen Positionen von Cocolore und Crisfor auf den ersten Blick zu fehlen scheint. Die Portraitfotos von Cocolore orientieren sich an analytisch kubistischen Darstellungsformen. Mit der Zerlegung der menschlichen Physiognomie in organische Bestandteile und deren „Reorganisation“ mittels Fotomontage erfolgt eine neue Schwerpunktsetzung: die Konzentration auf die Körpersprache der Protagonisten. Crisfor inszeniert mit Doppelbelichtung auf analogem Film Landschafts- und Architekturräume. Wie Kulissen erscheinen antagonistische „Weltbilder“ über- und ineinandergeschoben: Dort, wo man die Weite des Meeres erwartet, wird ein kontrastierender Vorstellungs- oder Erinnerungsraum ins Bild gebracht.
Crisfor, capriccio XXXIX.31, 2012 analoge Doppelbelichtung, C-Print, 60 x 80 cm 92
Spätestens hier wird klar, dass die eingangs erwähnte Irritation bewusstes rezeptionsästhetisches Mittel der beiden Künstlerinnen ist. Die Verfremdung des Bildinhaltes soll vertraute Dinge in einem neuen Licht erscheinen lassen, Widersprüche und Facetten der Realität sichtbar machen. Hüben wie drüben appelliert an die assoziative Fähigkeit der BetrachterInnen, ihr Wissen über den Gegenstand in das Sehen des Dargestellten einzubringen. The exhibition’s title seems confusing at first: the idea that something is true “here as much as over there” implies a high degree of resemblance, which the very different artistic positions of Cocolore and Crisfor seem to lack, at least at first glance. Cocolore’s portrait photographs draw on the analytical forms of representation developed in Cubism. By disassembling the human physiognomy into organic components and “reorganizing” them by
means of photomontage, they place a new emphasis: a focus on the protagonists’ body language. Crisfor uses double exposures on analog film to stage natural settings and architectonic spaces. Antagonistic “worldviews” appear in superimposition and interpenetration, like theatrical sets: where we would expect to see the vast expanse of the sea, a contrasting space of imagination or recollection enters the picture. At this point, if not sooner, it becomes clear that the initial confusion is a device the two artists employ deliberately to direct the beholder’s experience. The defamiliarization of what the pictures show is intended to make ordinary things appear in a new light, to reveal contradictions and facets of reality. Here as Much as Over There appeals to the beholder’s power of association to contribute what they know about the object to their vision of what they see. Angelika Romauch
Crisfor, capriccio XXXIV.14, 2012 analoge Doppelbelichtung, C-Print, 60 x 80 cm
Crisfor, capriccio XXXIX.4, 2012 analoge Doppelbelichtung, C-Print, 60 x 80 cm 93
Cocolore, Portrait Felix de Mendelssohn, 2011 SchwarzweiĂ&#x;fotografie, Collage, 70 x 50 cm
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Cocolore, Portrait Franziska Helmreich, 2011 SchwarzweiĂ&#x;fotografie, Collage, 70 x 50 cm
Cocolore, Portrait Leopold Kuntner, 2001 SchwarzweiĂ&#x;fotografie, Collage, 70 x 50 cm
Cocolore, Portrait Martha Jungwirth, 2011 SchwarzweiĂ&#x;fotografie, Collage, 70 x 50 cm
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Galerie Johannes Faber
Bill Brandt / André Kertész Photographs 1925 –1965
André Kertész (1894–1985) kam 1925 aus Ungarn nach Paris und fand rasch Zugang zur ungarischen Künstlerkolonie und zu Kollegen wie Brassaï, Robert Capa und Man Ray. 1936 wanderte er in die USA aus, wo ihm der internationale Durchbruch gelang. Der in Deutschland geborene Bill Brandt (1904–1983) hielt sich kurze Zeit in Paris auf, bis er 1933 mit seiner Familie nach England emigrierte, um dem Nationalsozialismus zu entgehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab er seine fotojournalistische Tätigkeit auf und wandte sich der Landschafts-, Porträt- und Aktfotografie zu. Verwandtschaften beider Fotografen sind nicht nur biographisch, sondern auch in der Akt- und Sachfotografie festzustellen. Während Kertész mit den „Distortions“ eigene Wege ging, indem er seine Modelle in frappierenden Ansichten festhielt, fokussierte Brandt durch ein Licht-Schatten-Spiel das Individuelle seiner Modelle. In der Sachfotografie fallen Strenge und Sachlichkeit besonders auf. Verblüffende Ästhetik und formale Strenge zeichnen beide aus. André Kertész (1894–1985) left Hungary for Paris in 1925 and quickly joined the Hungarian artists’ colony there, meeting colleagues such as Brassaï, Robert Capa, and Man Ray. In 1936, he emigrated to the US, where he made his international breakthrough. Born in Germany, Bill Brandt (1904–1983) briefly stayed in Paris before emigrating to England with his family in 1933 to escape the Nazis. After World War II, he retired from photojournalism and turned to landscape, portrait, and nude photography.
Bill Brandt, Nude with Elbow, London 1952 Silbergelatine Print, 34,3 x 28,6 cm, Courtesy Galerie Johannes Faber
Not limited to their lives, the similarities between the two photographers also extend to their nude photographs and their pictures of objects. Kertész charted his own path in the “Distortions,” capturing his models in striking views; Brandt used the play of light and shadow to bring his models’ individuality into focus. His formal control and dispassionate eye are particularly evident in his object photographs. Both artists’ oeuvres are distinguished by their stunning aesthetic quality and their formal rigor. Katharina Rosenstingl
I went to [Piet Mondrian’s] studio and instinctively tried to capture in my photographs the spirit of his paintings. He simplified, simplified, simplified. The studio with its symmetry dictated the composition. (André Kertész) When I have found a landscape which I want to photograph, I wait for the right season, the right weather, and the right time of day or night, to get the picture which I know to be there. (Bill Brandt) 96
Bill Brandt, Pablo Picasso, Cannes 1956 Silbergelatine Print, 22 x 18,2 cm, Courtesy Galerie Johannes Faber
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André Kertész, Washington Bridge, New York 1962 Vintage Silbergelatine Print, 17,4 x 23,9 cm, Courtesy Galerie Johannes Faber
André Kertész, Broken Bench, New York 1962 Silbergelatine Print, 16,7 x 24,4 cm, Courtesy Galerie Johannes Faber
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André Kertész, Satiric Dancer, Paris 1926 Silbergelatine Print, 30 x 24 cm Courtesy Galerie Johannes Faber
Galerie Krinzinger Parterre
Muttermilch Mother’s Milk Angelika Krinzinger
Schreitet man auf den Spuren der Alten Meister durch das altehrwürdige Wiener Kunsthistorische Museum, so begegnet man immer wieder Darstellungen von nackter menschlicher Haut. Besondere Anziehungskraft übt dabei die Abbildung der in vielen Fällen unverhüllten weiblichen Brust auf die unterschiedlichen BetrachterInnen gleich welchen Alters, Geschlechts oder sexueller Orientierung aus. Es ist der vermutlich evolutionsbedingte Urinstinkt, das menschliche Grundbedürfnis nach Geborgenheit, Zuneigung und Wärme, dem Angelika Krinzinger in ihrer Serie mit dem eindeutig konnotierten Titel Muttermilch nachgeht. Dass sie ausgerechnet das Kunsthistorische Museum für ihre Studien auserkoren hat, begründet Krinzinger mit dem Umstand, dass dieses KünstlerInnen mit Kunst stillt wie eine „Maria lactans“ das Jesukindlein. Die Fotografin, ganz integer, zeigt in ihren hochauflösenden Bildern jedoch immer nur einen Bildausschnitt mit dem Objekt der Begierde und bewahrt somit sowohl die Identität der Dargestellten wie auch der KünstlerInnen. Dabei scheint für die Fotokünstlerin Krinzinger weder die Größe noch die Form des Busens eine besondere Rolle zu spielen. Allerdings gilt ihr ganz besonderes Interesse dem Umgang mit dem Licht, den die Alten Meister an den Tag legten. Diese arbeiteten nämlich teilweise mit subjektiven Lichtstimmungen, wie sie so in der Natur nicht zu finden sind. Auf den technisch perfekt ausgeführten Reproduktionen kann man deutlich die alterungsbedingten Risse, welche die Oberfläche der Bilder überziehen, erkennen. Diese Krakeelees sind für die Lichtzeichnerin dahingehend interessant, als sie gleich dem Alterungsprozess der Haut die Vergänglichkeit der Gemälde selbst thematisieren.
Angelika Krinzinger, Muttermilch, 2012 C-Print auf Aluminium, 50 x 70 cm
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Ambling through the venerable Kunsthistorisches Museum in Vienna and looking at works of the Old Masters, the visitor will frequently encounter depictions of naked human skin. Particularly appealing is the image of the female breast, which is often bare; that is true regardless of the beholder’s age, gender, or sexual orientation. It is probably a primeval instinct, an evolutionary program, this fundamental human desire for comfort, affection, and warmth, which Angelika Krinzinger explores in her series bearing a title whose connotations are unambiguous: Mother’s Milk. As to her decision to pursue her studies at the Kunsthistorisches Museum of all places, Krinzinger argues that it stills the artist’s yearning for art the way a “Maria lactans” nurses the baby Jesus. Yet the photographer, with unfailing integrity, shows forever only a detail—the object of desire—in her high-resolution pictures, preserving the identities of the artists as well as of the women they portrayed. As a photography artist, Krinzinger seems not to set particular store by the size or shape of the breast. What she is especially interested in is how the Old Masters used light in their pictures. Some of them worked with subjective atmospheric lighting that could not possibly be an accurate depiction of natural illumination. The pictures, technically perfect reproductions, clearly reveal the hairline cracks that cover the surfaces of the paintings due to their age. This craquelure is of interest to the “draftswoman working with light” because, like the aging of skin, it raises the issue of the paintings’ own transience. Lucas Cuturi
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Galerie Lichtempfindlich
Beleuchtung – An- & Einblicke. Assoziationen Lighting—Sights & Insights. Associations Johanna Folkmann, Maximilian Hochstätter, Olivia Jaques, Christian Kurz, Jannis Lenz, Magdalena Pfeifer, Maria Porsch, Sarah Prucha, Paul Schneggenburger, Bastian Schwind
Die KünstlerInnen widmen sich dem Begriff Beleuchtung auf verschiedenen Ebenen. Beleuchtung kann zum einen rein technisch, zum anderen aber auch symbolisch begriffen werden. Technisch ist Licht die Grundlage jeglichen fotografischen Arbeitens. Bei Beleuchtung wird aus der Grundlage Finesse, Akzent, Detail und Geheimnis. Sie ist gelenktes Licht und wird von der Künstlerin / vom Künstler als Mittel zur Sichtbarmachung wesentlicher Details eingesetzt. Die ausstellenden KünstlerInnen setzen das gelenkte Licht in ihren Arbeiten auf unterschiedlichste Weisen symbolisch ein: So handelt es sich bei den Arbeiten um und so handeln die Arbeiten von Erinnerungen, Prozessen, dokumentarischen Situationen und Momentaufnahmen – Begriffe der Alltäglichkeit. The artists address the concept of lighting on a variety of levels. Lighting may be considered in a purely technical, but also in a symbolic perspective. Technically speaking, light is the basis of all photographic work. Lighting turns substance into refinement, accent, detail, and mystery. It is directed light; the artist employs it as a means to reveal essential details. In the works on display, the artists have used directed light in widely divergent symbolic ways: their pictures are, and are about, recollections, processes, documentary situations, and snapshots—conceptions of the everyday.
Maximilian Hochstätter, Entleuchtung von L, 2010 C-Print, 70 x 50 cm
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Sarah Prucha, Beobachtung, 2010 Rauminstallation aus Karton, 200 x 200 cm
Jannis Lenz, BurgenBauen, 2010 Video Still 1, Projektion auf Bilderrahmen, 88 x 105 cm
Bastian Schwind, 16, 2010 C-Print kaschiert, 88 x 105 cm 103
Christian Kurz, Fenster, leuchtend, 2011 Installation mit Fensterkasten, 100 x 140 cm
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Maria Porsch, Der Garten von Eden, 2012 C-Print, 44 x 65 cm
Paul Schneggenburger, Kaktus (aus der Serie Explosionen), 2012 Barytpapier auf Aluminium, gerahmt, 125 x 100 cm 105
Galerie Lindner
Mies und sein Archivar Mies and His Archivist Ludwig Glaeser
Die bisher noch nie in einem Galeriezusammenhang gezeigten Architekturfotografien von Ludwig Glaeser werden erstmalig in der Galerie Lindner vorgestellt. Es handelt sich um Erstabzüge von Aufnahmen aus den 1970er Jahren. Sämtliche Abzüge wurden von Kelton Labs in New York angefertigt, wo sich heute auch das Archiv von Ludwig Glaeser mit über 5.000 Negativen befindet. Glaeser hat mit Charles Kelton über 20 Jahre zusammengearbeitet. Glaesers Fotografien sind meist im Zusammenhang mit geplanten Ausstellungen oder Projekten entstanden. Glaeser gibt in dem Text „Über meine Fotografien“ Auskunft
über seine Arbeitsweise: „Ich habe versucht, Architektur ebenso zu fotografieren: genauso als ob ich einen Aufriss zeichnen würde. Das Ergebnis ist mehr eine Betonung der Linien und Flächen als die Modulation von Raum durch Licht und Schatten.“
Kelton Labs, New York, which now also preserves Ludwig Glaeser’s archive of more than 5,000 negatives. Glaeser worked with Charles Kelton for two decades.
Galerie Lindner presents the first exhibition of Ludwig Glaeser’s architecture photographs, which have never been shown in a gallery context.
Most of Glaeser’s photographs were created for planned exhibitions or projects. In an essay “On My Photographs,” Ludwig Glaeser explains his approach as follows: “I have tried to photograph architecture in the same way: exactly as though I were drawing an elevation. The result emphasizes the lines and surfaces rather than the modulation of space by means of light and shadow.”
The pictures are first prints of photographs taken in the 1970s. All prints were made at
The exhibition has been produced with support from the Mies van der Rohe Haus, Berlin.
Die Ausstellung entstand mit Unterstützung des Mies van der Rohe Hauses in Berlin.
Ludwig Glaeser, Farnsworth House, 1978 / Erstabzug 2010 Schwarzweiß Baryt Print, gerahmt, 60 x 47 cm
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Ludwig Glaeser, Lake Shore Drive Apartments, 1976 / Erstabzug 2010 Schwarzweiß Baryt Print, gerahmt, 47 x 60 cm
Galerie Martinz
different eyes #2 Peter Bosch, Theres Cassini, Sibylle Gieselmann, Eva Kern, Wolfgang Krammer, Willy Puchner
„Das photographische Portrait ist ein geschlossenes Kraftfeld. Vier imaginäre Größen überschneiden sich hier, stoßen aufeinander, verformen sich. Vor dem Objekt bin ich zugleich der, für den ich mich halte der, für den ich gehalten werden möchte der, für den der Photograph mich hält und der, dessen er sich bedient, um sein Können zu zeigen.“ (Roland Barthes, Die helle Kammer)
Das Projekt ist eine Weiterführung von different eyes, welches im Rahmen von Eyes On – Monat der Fotografie 2010 ausgestellt wurde. Es widmet sich wieder dem Thema des fotografischen Porträts aus multiperspektivischer Sicht. Aus dem Blickwinkel von sechs KünstlerInnen, die sich unter anderem dem Medium der Fotografie verschrieben haben, entstehen sechs Serien von Porträts. Einem jeweils individuell erarbeiteten Bildkonzept folgend, fotografieren die KünstlerInnen sich selbst und in Folge jeweils gegenseitig. Die Sichtbarmachung von Eigen- und Fremdwahrnehmung ist hier in spannenden, höchst unterschiedlichen und emotionalen Bildern zu sehen.
„Die Fotografie erfasst zwangsläufig das Augenblickhafte und damit das Private. Das kann lästig, aber eher belanglos sein, wenn etwa eben im Moment des Auslösens der Lidschlag die Augen verschließt. Das kann enthüllend sein, wenn in dem eingefangenen „versteckten Augenblick“ ein Gefühlsausdruck sichtbar wird, der nur in diesem einen Moment aufblitzt und sonst verborgen bleibt. Das kann entstellend sein, wenn etwa durch eine bestimmte Augenblickskonstellation von Licht und Schatten das Gesicht für diesen einen festgehaltenen Moment künstlich einen Charakter annimmt, der der Person nicht wirklich gerecht wird.“ (Gerhard Stemberger, „different eyes 2010“)
Eva Kern, Selbstportrait im Spiegel, 2012 handcolorierter Silbergelatine Print auf Barytpapier, 50 x 50 cm
Theres Cassini, ICON EK, 2012 2Schichten-Mimaki Print, Blattgold 23 Karat auf Hartholztafel, 50 x 50 x 2,7 cm
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Sibylle Gieselmann, Eva, 2012 C-Print, 50 x 50 cm
“The portrait-photograph is a closed field of forces. Four image-repertoires intersect here, oppose and distort each other. In front of the lens, I am at the same time: the one I think I am, the one I want others to think I am, the one the photographer thinks I am, and the one he makes use of to exhibit his art. (Roland Barthes, Camera Lucida)
The project represents a new version of different eyes, which was shown as part of Eyes On—Month of Photography 2010. Once again, it examines the photographic portrait from a multiplicity of perspectives. Approaching the theme from their different angles, six artists who work in photography, among other media, have created six portrait series. The artists photograph first themselves and then one another; each pursues his or her own visual concept. The fascinating, highly diverse, and emotional pictures that result reveal how the subjects see themselves and how others perceive them.
“Photography inevitably captures momentary, and hence private, phenomena. This may be an irritating but ultimately rather trivial quality: for instance, when we blink just as the shutter is released and the picture shows us with our eyes closed. It may be revealing: when the ‘secret moment’ captured in a picture exposes an emotional expression that flashes up in our face ever so briefly and would have remained concealed were it not for the camera. It may be distorting: when a certain momentary constellation of light and shadow lends an artificial character to a face for this one instant the camera records that does not truly do justice to the person.” (Gerhard Stemberger, “different eyes 2010”) Idee und Konzept idea and conception: Sonja Ruß
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Galerie Michaela Stock / Künstlerhaus Salon
Im Kurhotel At the Health Resort Marko Zink
Der Fotozyklus „Im Kurhotel“ von Marko Zink besteht aus 40 analogen Fotografien, die 2010 und 2011 im Kurhotel in Schruns entstanden sind. Diese Serie wird zum Monat der Fotografie 2012 erstmalig gemeinsam an vier Plätzen (Montafoner Museen in Schruns, Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz, Galerie Michaela Stock in Wien und Künstlerhaus Wien) in Österreich gezeigt. „Es ist ein Wimpernschlag zwischen dem gelebten Moment und der Vergangenheit, ein Fließen vom Augenblick zum Dagewesenen. Irritierend und beklemmend, in den Sog der Neugier ziehend und dabei respektvoll Distanz wahrend: Marko Zink hält sie mit ruhigem Blick fest, die Metamorphosen und die Vergänglichkeit der Dinge. (…) Im Kurhotel: Zu Beginn der fünfziger Jahre erbaut, zählte diese Institution bis in die siebziger Jahre zu einer der renommiertesten und nobelsten seiner Art. Die Umsätze gingen jedoch zurück – seit 2002 ist der Gebäudekomplex ganz verlassen und in dieser fast schon gespenstischen Leere verschwand auch der Eigentümer … Viele Gerüchte kursierten um seinen Verbleib sowie das altehrwürdige Gemäuer, nun soll es abgerissen werden. Dieser Ort mit seinen unausgesprochen Erzählungen war prädestiniert für Marko Zink: Er schuf hieraus eine Serie voller irritierender Momente, das Paradox einer verfallenden Heilanstalt – der „Arzt“ wird zum Patienten. Es entstanden Suchbilder, die durch seine spezielle Fotografietechnik die Vergänglichkeit unabhängig vom Motiv in sich tragen. Hier lugt ein Arm hervor, dort steht jemand hinter dem Vorhang. Die Vergangenheit glamouröser Zeiten blitzt kurz hervor, ehe sie sich in der Tristesse der Verwahrlosung, der Anhäufung aus skurril anmutendem Mobiliar auflöst. Ein privater Schicksalsschlag Zinks (...) mag dazu beigetragen haben, daß diese Serie von unglaublich intensiver Melancholie getragen wird. Vitalität und Tod lagen im künstlerischen Konzept nah beieinander – die Realität untermauerte es mit unbarmherziger Wucht. (…)“ (Bettina Schulz: Panta Rhei [Auszug]. Novum 05/2012)
Marko Zink, 9618_11 (aus der Serie im kurhotel), 2010/2011 C-Print, kaschiert, gerahmt, 150 x 100 cm
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Marko Zink’s cycle of photographs “At the Health Resort” comprises forty analog photographs created in 2010 and 2011 inside the spa hotel in Schruns. On occasion of the 2012 Month of Photography, it will be on display for the first time at four venues in Austria (Montafoner Museen in Schruns; Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz; Galerie Michaela Stock, Vienna; and the Künstlerhaus, Vienna). “A mere blink of the eye separates the lived instant from the past, a fluid transition from the moment to what has been. Irritating and oppressive, pulling our curiosity in and yet maintaining a respectful distance: Marko Zink captures them with a steady eye, the metamorphoses and the transience of things (…) At the health resort: Built in the early 1950s, this institution was among the most renowned and fanciest of its kind well into the 1970s. But then revenues fell—the entire complex has been abandoned since 2002, and the almost ghostly void swallowed up the owner as well … There were many rumors about what happened to him and the venerable old pile, which is now slated for demolition. This place with its untold stories was virtually predestined for Marko Zink: he created a series full of moments of irritation, the paradox of a sanatorium falling into ruin—the ‘doctor’ becoming the patient. Picture puzzles resulted that, thanks to Zink’s special photographic technique, convey a sense of impermanence irrespective of the motif. In one, an arm reaches out; someone stands behind the curtain in another. The glamorous past flashes up for a brief moment before dissolving in the dreariness of dereliction and the congeries of furniture that looks bizarre to us. A blow of fate in Zink’s private life (…) may have contributed to the incredibly intense sense of melancholia that suffuses this series. Vitality and death were never far apart in his artistic concept—reality confirmed as much with merciless power (…)” (Bettina Schulz, excerpt from “Panta Rhei,” Novum 5/2012)
Marko Zink, 2325_02 (aus der Serie im kurhotel), 2010/2011 C-Print, kaschiert, gerahmt, 150 x 100 cm
Marko Zink, 2330_16 (aus der Serie im kurhotel), 2010/2011 C-Print, kaschiert, gerahmt, 150 x 100 cm
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Galerie OstLicht, Bibliothek
Allan Porter und sein Museum ohne Wände Die Zeitschrift Camera zwischen 1966 und 1981 Allan Porter and his Museum without Walls The Magazine Camera between 1966 and 1981
Allan Porter war von 1966 bis 1981 Chefredakteur der Fotozeitschrift Camera und damit einer der Wegbereiter für die Etablierung der Fotografie als anerkanntes künstlerisches Medium in Europa. Die monatlich erscheinende Zeitschrift Camera, in Luzern herausgegeben, wurde unter Porter zur Plattform und Informationsquelle für FotokünstlerInnen und den langsam entstehenden Fotokunstmarkt. Ein besonderes Anliegen war Porter, die amerikanische Kunstfotografie in Europa bekannt zu machen. So publizierte er Arbeiten von Duane Michals, Larry Clark, Lewis Balz, Ralph Gibson und William Klein. Jede Ausgabe von Camera erschien zu einem eigenen Thema. Das Spektrum reichte dabei von historischen Rückblenden (z.B. Sun Artist, Heinrich Kühn, Edward Curtis) über aufwendig gestaltete Monografien (z.B. Lisette Model, Henri Cartier-Bresson, William Klein) zu abstrakten Experimenten. Der Name Allan Porter ist mit der Geschichte der 1981 eingestellten Zeitschrift Camera untrennbar verbunden. Seine Handschrift und große Freiheiten seitens des Verlages
machten Camera zu einem Meisterwerk der Fotoliteraturgeschichte. Die Galerie OstLicht wurde im Juni 2012 auf dem Gelände der ehemaligen Ankerbrotfabrik neu eröffnet. Die Fachbibliothek der Galerie umfasst einen Bestand von über 20.000 Büchern und Zeitschriften zu den Themen Kunst, Technik, Geschichte und Theorie der Fotografie. In der Bibliothek werden im Rahmen von Eyes On eine Auswahl von Originalausgaben der legendären Camera sowie ein Film über Allan Porter präsentiert. From 1966 to 1981, Allan Porter was editor in chief of the photography magazine Camera, where he helped pave the way for the establishment of photography as a recognized medium of art in Europe. Under Porter’s leadership, Camera, published monthly in Luzern, became a platform and source of information for photography artists and the slowly emerging art photography market. In particular, Porter sought to familiarize European audiences with American art photography, publishing works by Duane Michals,
Larry Clark, Lewis Balz, Ralph Gibson, and William Klein, among others. Each issue of Camera addressed a particular theme. The spectrum ranged from historical retrospectives (see the issues on Sun Artist, Heinrich Kühn, and Edward Curtis) across lavishly designed monographs (on Lisette Model, Henri CartierBresson, William Klein, and others) to experiments with abstraction. Allan Porter’s name is inextricably tied to the history of Camera, which ceased publication in 1981. His signature style and the freedoms the publishers gave him made Camera a masterwork in the history of photography literature. Galerie OstLicht opened its doors on the grounds of the former Ankerbrotfabrik in June 2012. The gallery’s specialized library holds more than 20,000 books and journals on issues relating to the art, technology, history, and theory of photography. As part of Eyes On, the library will present a selection of original issues of the legendary Camera as well as a film about Allan Porter. Konzept Conception: Michael Kollmann
Cover der Zeitschrift CAMERA
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Galerie Raum mit Licht
„Best of...“ Anita Witek
Anita Witek, Best of …, 011, 2012 analoger C-Print, Maße variabel
Massenmediale Oberflächen öffnen Raum für Wünsche und Projektionen jeglicher Art: Sie bilden Subjekte ab, sie zeigen Inhalte an, sie geben Meinungen wieder, sie stellen Objekte zur Schau, sie machen Vorgänge sichtbar – sie (re-)präsentieren die Welt. Trotz des mimetischen Potenzials, das massenmedial produzierten und vermittelten Bildern zugeschrieben wird, verharren die Oberflächen der Displays, die sie zur Schau stellen, jedoch in ihrer Zweidimensionalität, denn sie verwehren ihren KonsumentInnen, sich die gezeigte Materie – die inszenierten Gegenstände, aber auch die Subjekte – anzueignen und sich ihrer zu bemächtigen. Die grundlegende Differenz zwischen Realität und Repräsentation, zwischen Material und Abbild, zwischen Original und Reproduktion ist der Ausgangspunkt für Anita Witeks künstlerische Arbeit, mit der sie den Bedingungen zeitgenössischer Bildproduktion zwischen
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Alltagskultur und kunstimmanenten Fragestellungen nachgeht. Mit Collagen aus massenmedialen Versatzstücken, mit der Fixierung loser Bildobjekte durch das Medium der Fotografie sowie mit Installationen, die auf den kommerzialisierten Fundus eines unendlichen zeitgenössischen Bildraums zurückgreifen und diesen in einen immer wieder neuen zeitlichen Fluss versetzen, schlägt die Künstlerin den genau entgegengesetzten Weg ein, den man von massenmedialen Zusammenhängen landläufig kennt. Nicht das Display in all seinen Facetten, also nicht das Zeigen, Abbilden und Wiedergeben von Inhalten, sondern im Gegenteil, das Verbergen, das Verschleiern und das Auslöschen derselben stehen im Zentrum einer Produktion, mit der die Künstlerin konstruktivistisches Formenvokabular aufgreift und mit den Methoden des 21. Jahrhunderts neu formuliert. Franz Thalmair
Anita Witek, Best of ‌, 300, 2012 analoger C-Print, MaĂ&#x;e variabel
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The surfaces of the mass media accommodate desires and projections of all sorts: they portray subjects, they display content, they render opinions, they exhibit objects, they reveal processes—they (re)present the world. Yet despite the mimetic potential people ascribe to imagery produced and distributed by the mass media, the surfaces of the displays that exhibit them are frozen in two dimensions, refusing to let their consumers appropriate and take control of the matter they show, the objects they stage as well as their subjects. The fundamental difference between reality and representation, between substance and likeness, between original and reproduction is the point of departure for Anita Witek’s art, in which she examines the conditions of contemporary visual production between everyday culture and issues immanent to art. By building collages of set pieces from the mass media, using the medium of photography to fixate loose iconic objects, and constructing installations that draw on the commercialized reservoir of an infinite contemporary visual space and lend it fresh temporal dynamism, the artist breaks out in a direction that is the exact opposite of what we generally know from mass-media contexts. It is not the display with all its facets—not showing, depicting, and rendering content—but, on the contrary, the concealment, veiling, and effacement of such content that stands at the center of a productive practice in which the artist takes up the formal vocabulary of constructivism and rephrases it with the methods of the twentyfirst century. Franz Thalmair
Anita Witek, Analytiker (aus der Serie Die Reise der Fotografin), 2008 C-Print auf Aludibond, 180 x 120 cm
Anita Witek, Corridor, 2008 C-Print auf Aludibond, 120 x 85 cm
Anita Witek, Gym, 2008 C-Print auf Aludibond, 120 x 85 cm 116
Anita Witek, Fortune Teller, 2008 C-Print auf Aludibond, 120 x 85 cm
Anita Witek, Studio Day, 2008 C-Print auf Aludibond, 180 x 120 cm 117
Galerie Raum mit Licht, raum2
Bis auf den Grund und darüber hinaus Down to the ground and beyond plafond+ (Muhassad Al-Ani, Martina Ambach, Raffaela Bielesch, Gerhard Feilmayr, Beba Fink, Hannah Kaufmann, Viktoria Morgenstern, Dario Punales, Lisa Schwarz, Frédéric Y. Singer, Judith Stehlik, Stefanie Stern, Claudia Cornelia Trink, Julia Várkonyi, Franca Zitta) Der im Frankreich des 18. Jahrhunderts geprägte Begriff Plafond beschreibt eine relieflose Fläche, die ein Ende oder einen Grund ausbildet, und geht damit über die alltägliche sprachliche Festmachung als Decke hinaus. Räumlich gelesen zieht der Plafond eine Grenze zwischen Innen und Außen. Verstanden als senkrechte Begrenzung oder (Rück-)wand, eröffnet er im Sinne von Platos Höhlengleichnis, das fotografisch gedacht die Basis des Figur-Grund-Prinzips figura et fundus (lat.) und der Dunkelkammer Camera Obscura (lat.) vereint, die Fragestellung nach Realität und ihrer Abbildung. Die Fotografie ermöglicht jedoch das Fixieren der Projektionen vermeintlicher Wahrheiten und trennt dabei unausweichlich in ein Davor und Danach, während das Produkt an Hier und Jetzt gebunden wird. Auch unsere Wahrnehmung und Verständnis der Welt sind an eine Zeitlichkeit gebunden, denn sah man früher die Atmosphäre in Form eines Himmelsgewölbes als Abschluss, so wissen wir heute, dass sich diese Decke durchbrechen lässt. Ist unsere Imagination, also die Fähigkeit, Dinge mehrfach zu lesen oder sich etwas vorzustellen, aber nicht ebenso zeitlos? Bis auf den Grund und darüber hinaus bedeutet eine Reflexion von Realitätsgehalten und ein Überschreiten normativer gesellschaftlicher Grenzen mit den Mitteln der Fotografie, die das Bewusstsein ihrer manipulativen Wirkkraft und immanenten Gebundenheit fordert. Die Gruppe plafond+ hat sich im Jahrgang 2011/2012 an der Schule Friedl Kubelka, Klasse fur künstlerische Photographie Wien, unter der Leitung von Anja Manfredi gebildet.
Beba Fink, Projektion 1 (aus der Serie Optische Täuschungen), 2012 Diaprojektion
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Franca Zitta, I was shot after school, 2011 C-Print, 30 x 40 cm
Gerhard Feilmayr, Einzelbild (aus der Serie 60 Sekunden), 2011 C-Print, 30 x 40 cm
Lisa Schwarz, ohne Titel, 2011 Baryt Abzug von gestanztem Negativ, Textauszug aus „Euklids Elemente“ 21 x 29,7 cm
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Raffaela Bielesch, Fotos, 2012 C-Print, 10 x 15 cm
Claudia Cornelia Trink, aus dem Künstlerinnenbuch „darkside and the other side“, 2011/2012, basiert auf dem Fotoband „Darkside 1 – Fotografische Begierde und fotografierte Sexualität“, Fotomuseum Winterthur 2011 Fotocollage, 21 x 30 cm
Judith Stehlik, ohne Titel, 2012 C-Print, 50 x 60 cm
Julia Várkonyi, Einzelbild aus der Serie Neubauhof, 2012 C-Print, 30 x 40 cm 120
The term “plafond,” which first appears in eighteenth-century France, describes a surface without relief that forms an end or ground; in this regard, its meaning is more particular than that of the more common term “ceiling.” In spatial terms, the plafond demarcates a boundary between inside and outside. Taken as a vertical delimitation or (back) wall, it suggests Plato’s allegory of the cave—in photographic terms, the fusion of the basis of the figureground principle, Latin figura and fundus, with the dark chamber or camera obscura—raising the question of reality and its depiction. Photography, however, enables us to fix the projections of ostensible truths, inevitably distinguishing a before from an after; the product, meanwhile, is tied to the here and now. Our perception and comprehension of the world are likewise bound in time; if people used to see the atmosphere, in the form of a celestial vault, as an absolute outer bound, we now know that this ceiling may be breached. Yet is not our imagination—our ability to read things in multiple ways or envision something—equally timeless?
Viktoria Morgenstern, UNIVERSE I + II, 2012 Fotogramme, je 128 x 150 cm
Down to the ground and beyond implies a reflection on the substances of reality and a transgression of normative social boundaries with the means of photography that requires awareness of the medium’s power to manipulate and its immanent constraints. Kuratorin Curator: Anja Manfredi
Frédéric Y. Singer, Tram 1 u. 2, 2012 Fotogramme, je 9 x 13 cm
Hannah Kaufmann, Wege bahnen, 2012 Bild 2 aus einer Serie von 3 Fotografien, C-Print, 35 x 52 cm 121
Galerie Raum mit Licht, raum2
Mitteldichte Faserplatte Medium-Density Fiberboard Studierende der Freien Klasse der Akademie der bildenden KĂźnste Wien Students of the open class at the Academy of Fine Arts Vienna
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Galerie Steinek
270 West 17th Street #20c NY NY 10011 Matthias Herrmann
Baudelaire, „Über Fotografie“ im Salon 1859
Baudelaire, “On Photography,” from The Salon of 1859
Charles Baudelaire, der Vater der modernen Kunstkritik, hatte ein zutiefst zwiespältiges Verhältnis zur Moderne. Einige seiner Bedenken bezüglich der Lage, in der sich die schöpferische Tätigkeit des Künstlers in einem Zeitalter des mechanischen Fortschritts befand, sind seinem Kommentar zur Fotografie in der Rezension für den Salon aus dem Jahr 1859 zu entnehmen. In den zwölf Jahren zwischen der Rezension von 1846 und der neuen Schrift hatte sich die Verachtung des Dichters für die Werte der arrivierten Mittelklasse und des egalitären „Pöbels“ noch verstärkt. Ein kurzer und ernüchternder Einsatz auf den Barrikaden 1848, der bonapartistische Staatsstreich des Jahres 1851 und die Krönung Napoleons III. im darauffolgenden Jahr zerschlugen die letzten Hoffnungen, die er hinsichtlich der Politik seiner Zeit noch hegen mochte.
Charles Baudelaire, the father of modern art criticism, was deeply ambivalent about modernity. Some of his concerns about the creative situation for the artist in a mechanically progressive age are displayed in his commentary on photography from the Salon review of 1859. In the twelve years between the 1846 review and this one, the poet’s contempt for the values of the middle-class establishment and the egalitarian “mob” had deepened. After a brief, disillusioning engagement at the barricades in 1848, the 1851 Bonapartist coup d’état, and the coronation of Napoleon III the next year, whatever hope he might have held for the politics of his era vanished.
Trotz der absoluten Modernität des Mediums bringen seine 1859 verfassten Bemerkungen eine tiefe Geringschätzung der Fotografie wegen ihrer Allgegenwart und übermächtigen Beliebtheit zum Ausdruck. Baudelaire sieht hier, so scheint es, von seiner Suche nach dem Künstler, der das moderne Leben schildern wird, wie auch von seinen engen Beziehungen zu den Realisten Courbet, Manet und dem Fotografen Nadar ab, um zu dem Schluss zu kommen, es sei „nutzlos und langweilig, darzustellen, was ist, da nichts von dem, was ist, mich befriedigt. [...] Ich ziehe die Monstren meiner Fantasie dem durchaus Trivialen vor.“ Auch Baudelaires Gedicht Correspondances beschreibt die Ästhetik des Realismus als im Grunde belanglos. Die Natur wird zu einem immateriellen „Wald der Symbole“, einem persönlichen poetischen Wörterbuch der subjektiven Verknüpfungen; statt konkreter Phänomene besteht sie aus metaphorischen Formen. Die antimaterialistische Perspektive in Correspondances und diesem Kommentar zur Fotografie werden in den Jahrzehnten nach Baudelaires Tod einen prägenden Einfluss auf die Dichter und Künstler des Symbolismus ausüben.
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His 1859 commentary on photography, despite the absolute modernity of the medium, expresses scorn for its ubiquity and overwhelming popularity. Apparently putting aside his search for the artist who will represent modern life and his close ties to realists Courbet, Manet and the photographer Nadar, Baudelaire here asserts that “iIt is useless and tedious to represent what exists, because nothing that exists satisfies me […]. I prefer the monsters of my fantasy to what is positively trivial.” Baudelaire’s poem, Correspondences likewise reduces the Realist aesthetic to irrelevance. Nature becomes an immaterial “forest of symbols,” a poet’s dictionary of subjective associations, metaphorical forms rather than concrete phenomena. The anti-materialist perspective of Correspondences and this commentary on photography will have a formative influence on Symbolist poets and artists in the decades after Baudelaire’s death. Quelle Source: http://www.csus.edu/indiv/o/obriene/art109/ readings/11%20baudelaire%20photography.htm
Matthias Herrmann, Brooklyn Botanical Garden, 14.XII.2011 C-Print auf Aluminium, 75 x 60 cm
Matthias Herrmann, Goldwater Memorial Hospital, Roosevelt Island, NYC, 20.XII.2011 C-Print auf Aluminium, 75 x 60 cm
Matthias Herrmann, Riverbrook Textiles, 26 Orchard Street, NYC, 12.II.2012 C-Print auf Aluminium, 75 x 60 cm
Matthias Herrmann, Washington and Gansevoort, NYC, 4.XII.2011 C-Print auf Aluminium, 75 x 60 cm 125
Galerie Wolfrum
URBANE SCHIMÄREN URBAN CHIMERAS Sissi Farassat, Kitty Kino, Elfriede Mejchar, Fritz Simak, Martin Tusch, Brigitte Woda-Stabl
Sechs fotografische Standpunkte der KünstlerInnen Sissi Farassat, Kitty Kino, Elfriede Mejchar, Fritz Simak, Martin Tusch, Brigitte Woda-Stabl zum Thema URBANE SCHIMÄREN: Fotografisch eingefangene Bilder, die sich nur der Wahrnehmung des Kamera-Auges bieten, sind per se Trugbilder – Schimären. Zu diesem Paradigma des Mediums werden die bildnerischen Möglichkeiten ausgelotet. So entstehen Lichtspiele mit den Ikonen der Stadt und farbig aufblitzende Menetekel aus Neonbotschaften im schwarzen Rahmen der Nacht. Bedeutsame Nichtigkeiten, Übersehenes, kaum Wahrnehmbares wird ins Blickfeld gerückt; Assoziationsmöglichkeiten zu nächtlichen Gefahren und Begierden und der Einsamkeit des Einzelnen in der Masse werden in den Raum gestellt. Erzielt wird die Auflösung der urbanen Realität in bunten Lichterspiegelungen, schwarz-weißen Schattenformationen, die an Platons Höhlengleichnis erinnern, „pixelistischer“ Atomisierung von Festgefügtem, bis hin zu malerischer Abstraktion durch Bewegungsunschärfen, die die Flüchtigkeit und die Trugbilder des Augenblicks dokumentieren.
Kitty Kino, KUNST.STADT.NACHT – „Secession“, 2011 Lambda Print, 40 x 60 cm
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The artists Sissi Farassat, Kitty Kino, Elfriede Mejchar, Fritz Simak, Martin Tusch, and Brigitte Woda-Stabl present six photographic positions around the theme of URBAN CHIMERAS: pictures captured in photographs that appear only to the camera’s eye are ipso facto phantasmagoric—chimeras. The artists explore the creative potential implicit in this paradigm of their medium. The resulting works reveal the way the light plays with the city’s icons and portentous messages spelled out in colorful neon lighting in the black frame of the night. What is usually irrelevant gains suddenly significance; what we overlook or hardly perceive becomes the focus of attention; possible associations with nocturnal dangers and desires and the isolation of the individual in the crowd are set out before us. The dissolution of urban reality is achieved by colorful reflections of light, black-and-white shadow ensembles that recall Plato’s allegory of the cave, the “pixelistic” atomization of what is usually so solid, and painterly abstractions generated by motion blurring that document how evanescent the moment and its illusions are.
Brigitte Woda-Stabl, „lights on“-revolution, 2012 Lambda Print, 40 x 60 cm 127
Sissi Farassat, Sissi 05, 2007 Fotografie bestickt mit Pailletten, 30 x 45 cm
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Elfriede Mejchar, Brennessel, 1989 Silbergelatine Print, 23 x 25 cm
Fritz Simak, Schรถnbrunn 1, 2010 Silbergelatine Print, 24 x 30 cm 129
Gebietsbetreuung 1070 – Außenstelle Lerchenfelder Straße
downstream the greyscale – stromabwärts der graustufen Markus Sepperer
downstream the greyscale ist ein Fotoessay über die Modernisierungszone am DreiSchluchten-Projekt in Zentralchina, flussabwärts des Jangtsekiang von Chongqing nach Yichang entlang des 600 km langen Stausees. Die Aufnahmen sind das Ergebnis einer sechs Wochen langen zwei-teiligen Reise im Januar 2011 und Februar 2012. Schätzungsweise wurden durch das DreiSchluchten-Projekt auf Grund von Land- und Arbeitsverlust zwei Millionen Menschen aus ihrem ursprünglichen Lebensraum vertrieben. Umsiedlung und Massenmigration, sowie monokulturelle Urbanisierung durch Chinas „Strategie der Westentwicklung“ kennzeichnen Menschen und Umwelt dieser Provinz. Das Vorherrschen von Grautönen innerhalb eines kontrastarmen, weichen Labyrinthes aus einer Landschaft im permanenten Nebel, Entwicklungszonen erbaut am Grund ausgelöschter Vergangenheit, halb versenkte Dörfer sowie noch nicht fertig errichtete Städte zeichnen das Bild einer Gesellschaft, auf deren Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft ein grauer Schleier liegt. Der Fokus der Arbeit gilt vorrangig dieser nebelverhangenen Welt, inszeniert Teile der Bevölkerung vor dem Hintergrund unirdisch und megaloman anmutender Stadt- und Industrielandschaften und setzt die Individuen anhand dessen, was in den Ruinenstädten „übrigbleibt“, in Bezug zu ihrer weggeschwemmten, untergegangenen und zertrümmerten Geschichte. Die Ausstellung besteht aus großformatigen Fotografien, einem Buch und einer LCDProjektion.
Markus Sepperer, downstream the greyscale #14, 2011 Digital Print, 50 x 75 cm
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downstream the greyscale is a photographic essay about the modernization zone near the Three Gorges Dam project in Central China, downstream on the Yangtze River from Chongqing to Yichang along the 370-mile reservoir. The pictures are the fruits of a six-week trip in two parts in January 2011 and February 2012. It is estimated that the loss of land and workplaces due to the Three Gorges project forced two million people to leave their homelands. Population transfers and mass migration as well the urban monocultures engendered by China’s “Western Development” strategy have left their mark on the people and environment of the province. Shades of gray predominate in a blurry labyrinth largely devoid of contrast, a landscape permanently shrouded in fog; development zones founded on a past effaced, half-submerged villages, and cities that remain unfinished constructions: the portrait of a society in which the juncture between past and future is covered by a gray veil. Primarily focused on this world sunken in fog, the work stages some of the region’s people against a backdrop of urban and industrial landscapes that seem unearthly and megalomaniacal, drawing on what has “survived” in their ruined cities to relate the individuals to their history that development has washed away, drowned, and shattered. The exhibition consists of large-format photographs, a book, and an LCD projection.
Markus Sepperer, downstream the greyscale #40, 2012 Digital Print, 50 x 75 cm
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Gebietsbetreuung 1200, Standort Allerheiligenplatz
Landparthie 1 EINST und JETZT / Dancing in the Cities An outing to the countryside 1, THEN and TODAY / Dancing in the Cities Christa Biedermann
Christa Biedermann, bekannt als multimediale Foto-, Film- und Performancekünstlerin „mit dem Charme der Bourgeoisie“ (Tagesspiegel/Berlin), geboren in Wien, führt die BesucherInnen der Fotoausstellung nun in die Gegend, wo sie aufgewachsen ist: auf die Spuren ihrer Urgroßeltern, die in Kirchberg an der Pielach lebend, um 1898 verschiedene Orte im Umkreis besucht, Postkarten geschrieben und auch selber fotografiert haben. Die Künstlerin begab sich mit der Fotokamera auf den Weg, um den Ansichten von EINST die von JETZT gegenüberzustellen: u.a. Kirchberg an der Pielach, Schwarzenbach, Frankenfels, Weißenburg, Puchenstuben, Plankenstein, St. Pölten, Krems und Wien.
Christa Biedermann, Schwarzenbach EINST (aus dem Zyklus Landparthie 1 EINST und JETZT, 2009/10) Fotografie Ende 19.Jh., Schwarzenbach JETZT, Fotografie 2009, Pigmentdruck, 40 x 60 cm / 60 x 60 cm
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Alle Abbildungen stammen aus dem Nachlass des Urgroßvaters Anton Rath. Er stammte aus Wien und ließ sich in den 80er Jahren des 19.Jahrhunderts in Kirchberg an der Pielach nieder. Auf der Fotografie der Weißenburg findet sich die Beschriftung „Parthie bei Weißenburg“, daher wählte Biedermann für den Namen der Ausstellung die alte Schreibweise „Landparthie“. „Als Künstlerin bringe ich meinen persönlichen Bezug ein: Ich freue mich immer wieder, in das Pielachtal, genannt nach dem Fluss Pielach (Pielaha – das liebliche Tal), heute auch Dirndltal genannt (nach der dort massenhaft wachsenden roten Wildfrucht Dirndl oder Kornelkirsche) zu kommen, um dort mit dem Rad die Gegend zu genießen, zu fotografieren und zu malen. BESUCHEN SIE MICH!“ (Christa Biedermann)
Christa Biedermann, Kirchberg Schloß EINST (aus dem Zyklus Landparthie 1 EINST und JETZT, 2009/10) Fotografie datiert 21.3.1899, Kirchberg Schloß JETZT, Fotografie 2009 Pigmentdruck, 40 x 60 cm / 60 x 60 cm
Christa Biedermann, Rosa Queer, Wien/Schwarzenbergplatz (aus dem Zyklus Dancing in the Cities, 2011/12), 2011 Videostill aus dem Trickvideo Rosa Queer, Pigmentdruck, 40 x 60 cm VOR und HINTER der Kamera: Christa Biedermann
Christa Biedermann, Rock’n’Roll in Kichberg/Pielach (aus dem Zyklus Dancing in the Cities, 2011/12), 2011/12 Videostill aus dem Rock’n’Roll-Film, Pigmentdruck, 40 x 60 cm Als MANN und FRAU, VOR und HINTER der KAMERA: Christa Biedermann
Christa Biedermann, Rock’n’Roll in Berlin (aus dem Zyklus Dancing in the Cities, 2011/12), 2011/12 Videostill aus dem Rock’n’Roll-Film, Pigmentdruck, 40 x 60 cm Als MANN und FRAU, VOR und HINTER der KAMERA: Christa Biedermann
Christa Biedermann, Rock’n’Roll in Barcelona (aus dem Zyklus Dancing in the Cities, 2011/12), 2011/12 Videostill aus dem Rock’n’Roll-Film, Pigmentdruck, 40 x 60 cm Als MANN und FRAU, VOR und HINTER der KAMERA: Christa Biedermann
The Vienna-born renowned multimedia, photography, film, and performance artist Christa Biedermann—the Berlin daily Tagesspiegel once wrote that hers is the “charm of the bourgeoisie”—now takes the visitors to her photo exhibition on a tour of the area where she grew up: tracing the lives of her great-grandparents, who lived in Kirchberg an der Pielach and, around 1898, visited various places in the surrounding countryside, writing postcards and sometimes taking their own photographs. The artist grabbed her camera and set out to contrast the views of back THEN with TODAY’s, capturing motifs in Kirchberg an der Pielach, Schwarzenbach, Frankenfels, Weißenburg, Puchenstuben, Plankenstein, St. Pölten, Krems, Vienna, and other towns.
All pictures are taken from the estate of her great-grandfather, Anton Rath. He was born in Vienna and settled in Kirchberg an der Pielach in the 1880s. The photograph of the Weißenburg bears the caption “Parthie bei Weißenburg” (“outing near Weißenburg”), whence Biedermann’s choice of the antiquated spelling “Landparthie” for the title of her exhibition. “I like to include personal references in my art: I am delighted every time I go to the Pielachtal valley, named after the river Pielach (Pielaha: the lovely valley), now also called Dirndltal (after the Cornelian cherry, or Dirndl, which grows there in large stands), enjoying the area by bicycling, taking photographs, and painting. COME VISIT ME!” (Christa Biedermann)
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Hauptbücherei
LiteraturPodium Wien Achtung, Aufnahme! Sascha Manówicz fotografiert internationale Autorinnen und Autoren Caution! Photography in Progress! Sascha Manówicz photographs international writers
Sascha Manówicz, Yu Miri, 2011 Farbfotografie, 34 x 51 cm
Sascha Manówicz, Jana Benová, 2011 Farbfotografie, 34 x 51 cm
Sascha Manówicz, Dragana Mladenovic, 2011 Farbfotografie, 34 x 51 cm
Zentraler Gegenstand der Fotoausstellung von Sascha Manówicz sind 20 Autorinnen und 20 Autoren, denen zwischen 2006 und 2012 in Wien literarische Veranstaltungen gewidmet waren. Innerhalb unterschiedlicher institutioneller Rahmenbedingungen (Museen, Galerien, Universitäten, Bibliotheken, Theater, Vereine, Buchhandlungen, etc.), die an verschiedenen Örtlichkeiten der Stadt lokalisiert sind (bzw. waren) und/oder ihre Veranstaltung(en) ausgelagert haben– wie etwa die Buch Wien, die Hauptbücherei am Gürtel, das Literarische Quartier – Alte Schmiede, das Literaturhaus Wien, die Österreichische
Gesellschaft für Literatur, die Österreichische Nationalbibliothek, KulturKontakt Austria – hat Sascha Manówicz als teilnehmender Beobachter Literaturabende fotografisch begleitet. Aus seinem Archiv hat er 40 Porträtfotografien von Autorinnen und Autoren ausgewählt, die aus aller Welt (mit dem Schwerpunkt Ost- und Südosteuropa) nach Wien kamen.
und andererseits durch den Handlungsrahmen, aber auch durch Rituale, Wünsche und Vorstellungen mitagierender Personen (ÜbersetzerIn, DolmetscherIn, SchauspielerIn, ModeratorIn, VerlegerIn, Publikum) erweitert oder beschränkt werden. Die ausgewählten Fotografien werden überwiegend digitalisiert, einem farblichen Transformationsprozess unterzogen, der die unterschiedlichen literarischen (also sprachlichen) Verfahrensweisen (das sog. Spektrum der Literatur) symbolisieren soll und sodann überwiegend digital auf Fotopapier ausbelichtet.
Sie zeigen Aspekte varianter Handlungsmuster, die einerseits durch nicht-sprachliche Elemente – also Gesichtsausdruck (Mimik), Hand- und Körperbewegungen (Gestik) –
In Kooperation mit In collaboration with KulturKontakt Austria
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Sascha Manówicz, Joao Ubaldo Ribeira, 2011 Farbfotografie, 34 x 51 cm
Sascha Manówicz, Navid Kermani, 2011 Farbfotografie, 34 x 51 cm
Sascha Manówicz, Andrea de Carlo, 2012 Farbfotografie, 34 x 51 cm
The central subjects of the photographs in Sascha Manówicz’s exhibition are twenty female and twenty male writers who were the protagonists of literary events in Vienna between 2006 and 2012. Working as a participant observer in a variety of institutional settings (museums, galleries, universities, libraries, theaters, clubs, bookstores, etc.) set at different venues all over the city or event spaces rented for the purpose—the Vienna Book Fair, the Central Library on the Gürtel, Literarisches Quartier— Alte Schmiede, Literaturhaus Wien, the Austrian Literature Society, the Austrian National Library, and KulturKontakt Austria—Sascha
Manówicz documented literary evenings in photographs. He has now selected forty portraits of writers who came to Vienna from all over the world (with a relative preponderance on Eastern and Southeastern Europe).
member of the audience). Most the photographs have been digitized and subject to manipulation of their colors designed to symbolize the different literary—which is to say, linguistic—methods (what is called the literary spectrum); the majority of the pictures are digital prints on photo paper.
The pictures illustrate aspects of variant behavioral patterns enhanced or constrained by non-linguistic elements—facial expressions and hand and body movements (gestures)—as well as the framework in which they are set, but also by rituals and the wishes and expectations of other participants in these events (a translator, interpreter, actor, moderator, publisher, or
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HTU Fotoreferat
Mechanische Kennwerte, Schliffbild Mikroskopie und Beanspruchungsfaktoren Mechanical Parameters, Polished Sections for Microscopy, and Load Factors Hannes Brandstätter, Michael Kollmann
Hannes Brandstätter, Michael Kollmann Bierkasten, 2012 Silbergelatinepapier, 30 x 40 cm
In unserer Arbeit kehren wir zu den Ursprüngen der Fotogeschichte zurück und stellen somit den wissenschaftlichen Aspekt in den Vordergrund: Die Erforschung der Welt mit den Mitteln der Fotografie. Konkret zeigen wir sachliche Dokumentation als integralen Bestandteil der Forschungsarbeit an der Technischen Universität Wien, angewandt in der Materialforschung und Fallanalyse. Die Fotografien bieten darüber hinaus auch für ein nicht fachbezogenes Publikum ästhetischen Genuss wie auch Erkenntnisgewinn. So entstehen z.B. Einblicke in Belastungsproben von Stahlrohren oder Betonmischungen, bevor diese zur Anwendung kommen, oder es werden Querschnitte durch Alltagsgegenstände gezeigt, die wir so noch nicht wahrgenommen haben. Ebenso werden Einblicke in Laborsituationen sichtbar. Die in der Ausstellung als Raster angeordneten Schwarzweißfotografien ergeben durch ihre wissenschaftliche Kühle und Präzision ein interessantes visuelles Konzept. Es lässt durchaus Vergleiche mit den Modernisten der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts zu. Oder noch schärfer formuliert, sie visualisieren ein Klangbild, das der Musik der Gruppen Kraftwerk, Einstürzende Neubauten oder Alva Noto schon sehr nahe kommt.
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Hannes Brandstätter, Michael Kollmann Betonwandbelastungstest, 2012 Silbergelatinepapier, 30 x 40 cm
In our works, we return to the historical roots of photography and accordingly highlight the scientific aspect: the exploration of the world by photographic means. More particularly, we present functional documentation, an integral element of the research undertaken at Vienna University of Technology, as applied in the fields of material science and case analysis. Yet the photographs also hold aesthetic pleasures as well as insights for lay audiences. For example, we gather insights into load tests conducted on steel tubing or concrete mixtures before they are deployed, or reveal cross sections of everyday objects we have not seen this way before. We also show glimpses of situations in the laboratory. With their scientific coolness and precision, the black-and-white photographs, arranged as a grid in the exhibition, add up to an interesting visual concept, inviting comparison to the modernists of the 1920s. Putting it more strongly, we might also say that they visualize an acoustic pattern that comes pretty close to the music made by ensembles such as Kraftwerk, Einstürzende Neubauten, or Alva Noto.
Hannes Brandstätter, Michael Kollmann, Spannungsrisskorrosion, 2012 Silbergelatinepapier, 30 x 40 cm
Hannes Brandstätter, Michael Kollmann, Rostnest 2012, Silbergelatinepapier, 30 x 40 cm
Hannes Brandstätter, Michael Kollmann, Getriebeausgangswelle, 2012 Silbergelatinepapier, 30 x 40 cm 137
Internetart
Kunst und Revolution Art and Revolution Jana Wisniewski
Das Jahr 2011 hat unglaubliche Umwälzungen mit sich gebracht, deren Brisanz vor allem im Internet, auf Foren und in Onlinezeitungen nachvollziehbar war. Das hat mich dazu bewogen, eine Webseite anzulegen, die quer laufend wie die Banner auf Webseiten überarbeitete Screenshots von politisch brisanten Ereignissen aneinanderreiht. Darunter läuft parallel ein Text, der genau das Gegenteil suggeriert, Vernunft, Achtsamkeit, Toleranz, die Vision von einem idealen Leben miteinander. Dieser Text ist Wort für Wort durchlässig, als Link ausgebildet und führt auf Medienberichte in unterschiedlichen Sprachen, welche sich kritisch mit den Kriegen, Katastrophen, Übergriffen, den Ursachen und Wirkungen befassen. Nicht nur die Kommunikation könnte man sich anders denken, auch die Kunstformen sind in Zeiten einer allgegenwärtigen Mediatisierung anders denkbar, und auch das ist mit Ausdruck dieser Foto-Text-Arbeit von Jana Wisniewski.
The year 2011 brought unbelievable transformations; their impact and significance was most clearly on display on the Internet, in forums and online journals. That led me to set up a web page that presents a series, running across the screen like the banners on websites, of manipulated screenshots showing events of explosive political import. Underneath and in parallel runs a text that suggests the exact opposite: reason, circumspection, tolerance, the vision of an ideal life in a community. This text is transparent word for word, being output as a sequence of links leading to media reports in different languages that address the wars, catastrophes, attacks, and their causes and effects in a critical perspective. We may not only imagine different modes of communication—the forms of art may likewise be conceived differently in an age defined by the omnipresence of media: and that, too, is something this work combining photography and writing by Jana Wisniewski articulates.
Jana Wisniewski, Screenshots aus der Serie Kunst und Revolution, 2011 http://e-motion-artspace.org 138
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Jüdisches Museum Wien
Vienna’s Shooting Girls. Jüdische Fotografinnen aus Wien Vienna’s Shooting Girls—Jewish Women Photographers from Vienna Erna Adler-Rabus, Adèle k.k.Hof-Fotografin (Adele Perlmutter-Heilperin), Erica Anderson, Maria Austria, Lore Lisbeth Back (Waller), Edith de Barakovich, Josephine Bárány, Claire Beck, Marianne Bergler, Marietta Blau, Stephanie Brandl, Gerti Deutsch, Friedl Dicker, d’Ora (Dora Kallmus), Martha Fein, Pepa Feldscharek, Trude Fleischmann, Hermi Friedmann, Trude Geiringer, Liliane Glaessner, Edith Glogau, Eugenie Goldstern, Dora Horovitz, Lilly Joss Reich, Edith Kallir, Hella Katz, Grete Kolliner, Cécile Machlup, Betti Mautner, Lotte Meitner-Graf, Margaret Michaelis-Sachs, Lisette Model, Elly Niebuhr, Ilse Pisk, Hedwig Rosenbaum, Alice Schalek, Käthe Serog-Bertrand, Lisl Steiner, Edith Tudor Hart, Lore Lisbeth Waller, Grete Weißenstein, Ylla (Camilla Kofler) Erfolgreiche jüdische Fotografinnen gab es in Wien schon im 19. Jahrhundert: Adele Perlmutter-Heilperin betrieb ab 1862 das „Atelier Adèle“ und wurde 1868 zur ersten k.k.-Hoffotografin ernannt. Da sie als junge Disziplin nicht zur Hochkultur gezählt wurde, war die Fotografie für Frauen eine Möglichkeit, beruflich zu reüssieren, aber auch künstlerisch ernst genommen zu werden. Besonders Töchter aus liberalen jüdischen Elternhäusern machten von dieser Chance Gebrauch. Dora Kallmus wurde als Madame d’Ora international berühmt für ihre Modeund Portraitfotografien. Weitere bedeutende Portraitfotografinnen waren Trude Fleischmann, Trude Geiringer, Dora Horovitz, Pepa Feldscharek, Edith Glogau, Lotte MeitnerGraf, Grete Weißenstein und Josefine Barany. Grete Kolliner machte sich einen Namen als Theater- und Tanzfotografin. Stimmungsvolle Landschafts- und Architektur-Szenerien waren der Schwerpunkt von Cécile Machlup, während Alice Schalek durch ihre Kriegs- und Reisereportagen bekannt wurde. Margaret Michaelis-Sachs fotografierte in Barcelona Anarchisten und Architektur, später das Krakauer Ghetto, und schuf sich im Exil in Australien eine neue Existenz. Hermi Friedmann hielt nach ihrer Emigration Landschaft und kulturelles Leben in Kolumbien fest. Gertie Deutsch lieferte sozialkritische Reportagen für die britische „Picture Post“, ebenso wie die am Bauhaus ausgebildete Edith Tudor Hart. Auch Elly Niebuhr, Maria Austria, Ylla und Lisette Model starteten ihre Karrieren im Exil. Die Auswahl von Arbeiten von rund 30 Wiener jüdischen Fotografinnen zeigt nicht zuletzt auch ein Bild des sich rasant wandelnden modernen Frauenbildes, auch und gerade in jüdischen Kreisen.
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As early as the nineteenth century, Vienna saw the rise of successful Jewish female photographers: In 1862, Adele Perlmutter-Heilperin, who was an official photographer to the Imperial and Royal Court, set up her “Atelier Adèle.” Because photography did not count as high culture, it offered an avenue to professional success for women; as a young discipline, it represented an opportunity for women to be taken seriously as artists. The daughters of liberal Jewish families were particularly drawn to this opportunity. Dora Kallmus, working under the name Madame d’Ora, achieved international fame with her fashion and portrait photographs. Other eminent portrait photographers included Trude Fleischmann, Trude Geiringer, Dora Horovitz, Pepa Feldscharek, Edith Glogau, Lotte MeitnerGraf, Grete Weißenstein, and Josefine Barany. Grete Kolliner rose to renown as a theater and dance photographer. Atmospheric landscapes and architectural scenes were the focus of Cécile Machlup’s work, while Alice Schalek became known for her photographic war reportages and travelogues. Margaret MichaelisSachs captured anarchists and architecture in Barcelona and later documented the ghetto in Cracow before building a new life in exile in Australia. Hermi Friedmann emigrated to Colombia, where she recorded landscapes and the cultural life. Gertie Deutsch produced critical reportages about social conditions for the British Picture Post, as did Edith Tudor Hart, who had trained at the Bauhaus. Elly Niebuhr, Maria Austria, Ylla, and Lisette Model likewise launched their careers in exile. The selection of works by around thirty Jewish Women Photographers from Vienna also offers a vivid illustration of how the modern image of woman changed rapidly, a process that was perhaps especially evident in Jewish circles.
Adèle. k. k. Hof-Fotografin (Adele Perlmutter), Helene Mauthner, geb. Arnstein, um 1870 Fotografie auf Karton, 17 x 11 cm, Jüdisches Museum Wien
Trude Fleischmann, Dolly Haas als Scampolo, um 1932 Silbergelatinepapier, 11,2 x 8,1 cm, aus einem Studioalbum der Fotografin Courtesy Photoinstitut Bonartes
Atelier Edith Glogau, Frauke Lauterbach im BadekostĂźm, Anf. 1930er Jahre Zeitungsclip, Fotomuseum WestLicht
Atelier Geiringer & Horovitz (Trude Geiringer/Dora Horovitz), Elisabeth Bergner auf dem Kobenzl, Wien, 1931 Silbergelatinepapier, braun getont, 10,2 x 7 cm Fotomuseum WestLicht
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Konzett Gallery
Christian Eisenberger: Das Nichteintreffen des Zufalls verändert die Welt von Grund auf. Christian Eisenberger: The Failure of Accident to Arrive Fundamentally Changes the World.
„Christian Eisenberger wartet nicht auf Ausstellungen, sondern stellt seine Arbeiten unmittelbar, nachdem sie entstanden sind, öffentlich zur Schau und Diskussion. Seine unzähligen Street-art-Werke und öffentlichen Interventionen dienten niemals dazu, das Straßenbild zu verschönern – oder zu entstellen. Von den ersten Anfängen an transportierten sie eine eigenständige und originäre Ästhetik und Botschaft. Die Motive der Vergänglichkeit, die er schafft, sind in wenigen Tagen verschwunden. Was nicht fotografisch festgehalten wurde, ist niemanden zugänglich, ist unbekannt, quasi nicht existent.“ (Auszug aus dem Katalogtext von Markus Gugatschka in: Christian Eisenberger, RESERVE – help me kill me, Kerber Edition Young Art, 2012)
Christian Eisenberger, ohne Titel, 2011 Farbfotografie, 30 x 40 cm 142
Christian Eisenberger inszeniert nicht für die Kamera, das wäre l’art pour l’art. Sein Anspruch ist programmatisch: Kunst soll aufrütteln, Routinen stören, den Blick öffnen für die Polaritäten in unserer Welt. Nicht die Wahl des Mediums ist dabei entscheidend, sondern Qualitäten: Christian Eisenberger operiert mit den unterschiedlichen Gattungen, sei es Malerei, Skulptur oder Fotografie. Er geht ihnen auf den Grund, reizt sie vollständig aus. Und er unterwirft sie seiner Maxime: „Im Grunde nicht mehr Kunst machen, sondern die Potentiale der Kunst direkt in die Wirklichkeit hereinbringen, um sie damit wirklich zu revolutionieren.“
Christian Eisenberger, Radiär, 2011 Farbfotografie, 30 x 40 cm
“Rather than waiting for an exhibition, Christian Eisenberger publicly displays his works immediately after their creation and invites discussion about them. His innumerable works of street art and public interventions never served to beautify the cityscape—or to disfigure it. From the very outset, they conveyed a distinctive and originary aesthetic and message. The motifs of impermanence he creates are gone after a few days. What was not captured in photographs is accessible to no one, is unknown, is as though it had never existed.” (From Markus Gugatschka’s catalogue essay, in Christian Eisenberger, RESERVE—help me kill me, Kerber Edition Young Art, 2012)
Christian Eisenberger does not stage his work for the camera, because that would be art for art’s sake. His aspiration is programmatic: art should startle, disrupt routines, open our eyes to the polarities in this world. It is not the choice of medium that matters but qualities: Eisenberger plays with the different genres, be it painting, sculpture, or photography. He probes their depths, takes them to the limit. And he subjects them to his maxim: “To essentially stop making art and instead bring the potentials of art straight into reality in order to really revolutionize it.”
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Kunsthalle Wien halle 1
XTRAVAGANZA. Staging Leigh Bowery
„I think of myself as a canvas“, sagte Leigh Bowery. Es ist wohl die zentrale Formel zum Verständnis des Enfant terrible. Mit seiner schrillen Selbstdarstellung und der Stilisierung zum wandelnden Kunstwerk mischte Bowery die Londoner Subkultur der 1980erJahre auf. Sein üppiger Körper diente ihm als plastischer Werkstoff, den er mit skulpturalen Modeentwürfen und Materialien wie Farbe, Tüll, Pailletten und Satin gekonnt in Szene setzte. Maximale Aufmerksamkeit und Applaus erzielte er mit Witz und einer BadTaste-Attitüde auf den internationalen Laufstegen der Clubkultur, den urbanen Bühne des Alltags, aber auch in Talkshows und bei Performanceveranstaltungen in Kunstgalerien. Bowerys exzentrische Darbietungen zwischen Performance, Mode und Musik waren schlicht „larger than life“ und stellen bis heute eine Inspirationsquelle für zahlreiche Künstler, Fotografen, Filme- und Modemacher dar. Charles Atlas, Michael Clark, Cerith Wyn Evans, Lucian Freud, Boy George, Fergus Greer, Dick Jewell, Nick Knight, Mr. Pearl, Sue Tilley, Johnny Rozsa, Trojan, Donald Urquhart u.v.a. halten die Legende dieser charismatischen Persönlichkeit am Leben. Stets strapazierte Bowery individuelle Erwartungen und gesellschaftliche Konventionen: „I like doing the opposite of what people expect.“ Es bereitete ihm größtes Vergnügen, der Diktatur der Angepassten den Spiegel der Fremdbestimmung vorzuhalten. Leigh Bowery wurde 1961 in Sunshine (AUS) geboren, zog 1980 nach London und starb in der Silvesternacht 1994 an AIDS. Im Rahmen der Ausstellung zeigt die Christine König Galerie von 16. November 2012 bis 12. Jänner 2013 Fergus Greer. Looks.
Leigh Bowery, The Laugh of Nr. 12, April 1994 Performance, Fort Asperen, Niederlande, Camera & Editing: Rob van de Ven for Zapp Magazine, Amsterdam, Videostills, Maße variabel, © Zapp Magazine, Amsterdam, Courtesy Zapp Magazine, Amsterdam
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“I think of myself as a canvas,” Leigh Bowery said. That is probably the crucial formula for an understanding of this enfant terrible. A strident self-publicist who fashioned himself into a walking work of art, Bowery rocked the subculture of 1980s London. His ample body served him as a malleable material he expertly staged with sculptural fashion designs and staples such as paint, tulle, sequins, and satin. On the international catwalks of club culture and the urban stage of everyday life, but also in talk shows and performance events held in art galleries, he drew a maximum of attention and applause with his sharp wit and a bad-taste attitude. Bowery’s eccentric acts between performance art, fashion, and music were simply “larger than life” and have inspired many artists, photographers, filmmakers, and fashion designers to this day. Charles Atlas, Michael Clark, Cerith Wyn Evans, Lucian Freud, Boy George, Fergus Greer, Dick Jewell, Nick Knight, Mr. Pearl, Sue Tilley, Johnny Rozsa, Trojan, Donald Urquhart, and many others keep the legend of this charismatic character alive. Bowery incessantly strained his audiences’ assumptions and social conventions: “I like doing the opposite of what people expect.” He loved holding the mirror of heteronomy up to the dictatorship of the conformists. Leigh Bowery was born in Sunshine, Australia, in 1961, moved to London in 1980, and died of AIDS-related illness on New Year’s Eve 1994. In the context of the exhibition Christine König Galerie presents Fergus Greer. Looks from November 16, 2012 until January 12, 2013.
Charles Atlas, Teach, 1992–1998 Videostill, Maße variabel © Charles Atlas, Courtesy Vilma Gold, London und Charles Atlas
Nick Knight, Untitled (Leigh Bowery with Scull), 1992 Maße variabel © Nick Knight, Courtesy Nick Knight
Johnny Rozsa, Leigh Bowery with Trojan, Pakis from Outer Space, 1983 Maße variabel © Johnny Rozsa, Courtesy Johnny Rozsa
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Sue Tilley, Leigh in his flat, ca. 1986 Maße variabel, © Sue Tilley, Courtesy Sue Tilley
Dick Jewell, What’s your reaction to the show?, 1998 Performance, Anthony d’Offay Gallery, London, Videostill, Maße variabel © Dick Jewell, Courtesy Dick Jewell 146
Donald Urquhart, Leigh, 2000–2001 Maße variabel © Donald Urquhart, Courtesy Donald Urquhart
Fergus Greer, Leigh Bowery, Session VI, Look 31, March 1992 Maße variabel, © Fergus Greer, Courtesy Fergus Greer
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Kunsthalle Wien Le Méridien
Roman Pfeffer: Wärmetauscher Roman Pfeffer: Heat Exchanger
Roman Pfeffer, Doppeltes Halblicht, 2011 C-Print, 2-teilig, je 120 x 160 cm
In Doppeltes Halblicht schneidet Roman Pfeffer einen Luster exakt in der Mitte auseinander, fotografiert die Schnittstelle, spiegelt die Arbeit und platziert beide „Hälften“ auf gegenüberliegenden Wänden. Dem ornamentalen Lichtwerk setzt er einen präzisen Schnitt entgegen. Es geht dem in Wien lebenden Künstler nicht um große Erkenntnisse mit schwersinnigem Weltdeutungsanspruch, nein – immer schön auf leisen Sohlen daher kommen und Kunststücke aus der Trickkiste des Alltäglichen zaubern. Der Künstler, der Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien studierte und seine Homepage in abstrakte Begriffe wie „Akkumulation“, „Transformation“, „Korrektur“, „Verdichtung“ und „Verrückung“ gliedert, wurde einmal als Fallensteller bezeichnet. Pfeffers analytisches Denken sucht nach naheliegenden, aber unerwarteten strategischen Coups, die den Betrachter seiner Arbeit in der Geschwindigkeit eines Einfalls treffen: So schafft er ein Alphabet, das auf Farb- und Höhenparametern basiert, stülpt
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Roman Pfeffer, Oberfläche eines Sockels mit der Größe von 120 x 30 x 30 cm M 2:1, 2011, C-Print 105 x 70 cm
das Innere von Produktverpackungen nach außen, äschert Designerklamotten ein, um sie dann als Porträt der Träger auszustellen, oder stellt einen Mann in „Portrait of a man with a size of 181 cm“ anhand einer bis auf den letzten Zentimeter quadratischen Anordnung eines Maßbandes dar. Erwartungen an Kunst, Bild und Medium erfüllt der 1972 in Oberösterreich geborene Künstler ungern, vielmehr gelten seine Bildentwürfe als Statthalter einer konzeptuellen künstlerischen Praxis der Verwehrung. In Double Half Light, Roman Pfeffer cuts a chandelier into exact “halves,” photographs the slice plane, creates a mirror double of the work, and places both parts on facing walls. The work contrasts the luster’s ornamental sprawl with a precise cut. The Vienna-based artist is not interested in grand insights, in profound theories about the meaning of the world—he prefers to walk softly and conjure his feats out of the thin air of everyday life. The artist, who studied painting at the Academy of Fine Arts Vienna
and organizes his homepage under abstract terms like “Accumulation,” “Transformation,” “Correction,” “Condensation,” and “Displacement,” has been described as setting traps. Pfeffer’s analytical mind looks for seemingly self-evident and yet unexpected strategic coups that ambush the beholder of his work with the celerity of an invention: he will, for example, create an alphabet based on color and elevation parameters; turn product packaging inside out; incinerate designer apparel in order to exhibit it as the wearer’s portrait; or, in “Portrait of a man with a size of 181 cm,” represent a man as a measuring tape arrangement that is perfectly square—except for that final centimeter. The artist, who was born in Upper Austria in 1972, would rather not meet our expectations concerning art, depiction, or his medium; as placeholders of a conceptual practice, his pictorial inventions instead aim at a refusal of meaning. Kuratorin Curator: Angela Stief
Roman Pfeffer, Familienportrait, 2006/2010 (Die gesamte Garderobe fĂźr einen Tag von fĂźnf Mitgliedern einer Familie) C-Print, 102 x 82 cm 149
Kunsthalle Wien project wall / photo wall / video wall
MITGIFT DOWRY Susanne Bisovsky
Susanne Bisovsky, FRIDA, Foto: Atelier Olschinsky, 2011/2012 C-Print, Maße variabel
„Denn wie ein Gewand werdet Ihr gewechselt werden“ (Heb. 1,12)
“For like a garment you will be changed” (Heb. 1: 12)
Die Wiener Modemacherin Susanne Bisovsky gilt als Wiederentdeckerin anderer Zeiten und Kulturen. Sie bedient sich verschiedener regionaler Trachten, reanimiert und aktualisiert vergangenes Wissen. Ihr Werk, das in fotografischen Serien wie Frida – über die mexikanische Malerin Frida Kahlo – einen Höhepunkt findet, wendet sich bewusst gegen die Eigenschaften, die das gegenwärtige Modegeschehen auszeichnen: Markenverehrung, Massenproduktion, Aktualität, Oberflächenkult. Ihr Motto lautet: „Nichts ist unmoderner als der modische Höhepunkt einer Zeit.“ Mit ihrer Everlasting Collection, deren Einzelteile einem über Jahre dauernden Bearbeitungsprozess unterliegen, erteilt Susanne Bisovsky der Schnelllebigkeit unserer Zeit eine Absage. Ihr Interesse gilt in Vergessenheit geratenden Produktionsverfahren und Materialien, aufwändigen Verarbeitungstechniken und Proportionsstudien. Ihr sorgsamer Umgang mit fremden und im Verschwinden begriffenen Welten wird zum Platzhalter für eine Kritik, die zeigt, dass das konsumistische Universum einer Wegwerfgesellschaft auch von innen ausgehöhlt werden kann: MITGIFT!
The Vienna-based fashion designer Susanne Bisovsky is renowned for her rediscoveries of other times and foreign cultures. She draws from various regional traditional garbs, reanimating the knowledge of the past and adapting it to the needs of the present. Her work, which culminates in photographic series like Frida— about the Mexican painter Frida Kahlo—deliberately opposes the qualities that define how fashion works today: brand worship, mass production, constant innovation, the cult of the surface. Her motto: “Nothing is less modern than the fashion highlight of its day.” With her Everlasting Collection, whose individual elements undergo a process of revision that may last several years, Susanne Bisovsky rejects the rapid pace of our time. She is interested in forgotten manufacturing methods and materials, time-consuming processing techniques, and studies in proportion. Her careful handling of distant sources and worlds that are about to disappear stands in for a critique showing how the consumerist universe of a throwaway society may also be undermined from the inside: Dowry!
Susanne Bisovsky hat an der Universität für angewandte Kunst in den Meisterklassen von J. Ch. Castelbajac, Vivienne Westwood und Helmut Lang studiert. Sie lebt und arbeitet in Wien. Für die auf der project wall ausgestellte Serie Frida hat Susanne Bisovsky mit den Fotografen Atelier Olschinsky und Wolfgang Zajc zusammengearbeitet. Weitere Arbeiten von ihr sind auf der photo und video wall der Kunsthalle Wien zu sehen.
Susanne Bisovsky studied at the University of Applied Arts in the master classes of J. Ch. Castelbajac, Vivienne Westwood, and Helmut Lang. She lives and works in Vienna. For the series Frida presented on the project wall, Susanne Bisovsky collaborated with the photographers Atelier Olschinsky and Wolfgang Zajc. Additional works by the artist are on display on the photo and video wall at Kunsthalle Wien.
Kuratorin Curator: Angela Stief
Susanne Bisovsky, Foto: Atelier Olschinsky, 2011/2012 C-Print, Maße variabel 150
KUNST HAUS WIEN
Foto-Automaten-Kunst. Die Ästhetik hinter dem Vorhang: Von den Surrealisten bis Warhol und Rainer Photo Booth Art. The Aesthetics behind the Curtain: From the Surrealists to Warhol and Rainer
Als 1928 die ersten Foto-Automaten in Paris aufkamen, stürzten sich auch die Künstler auf die für wenig Geld innerhalb von Minuten erhältlichen Selbstporträts. Die Surrealisten waren die ersten, die ihr Potenzial für die Kunst erkannten, viele andere Künstler sollten ihnen folgen: Cindy Sherman, Arnulf Rainer, Andy Warhol und Thomas Ruff zählen zu ihnen. Die Ausstellung Foto-Automaten-Kunst erlaubt mit mehr als 300 Exponaten von rund 60 internationalen Künstlern einen umfassenden Einblick in die „Ästhetik hinter dem Vorhang“. Dabei wird die „ursprüngliche“ Funktion der Maschine ebenso gezeigt wie das künstlerische Spiel mit Identitäten, das Erzählen kurzer Geschichten oder das Schaffen eigener Welten. Die Ausstellung wurde vom Musée de l’Élysée Lausanne entwickelt und wird nur dreimal in Europa gezeigt – in Lausanne, Brüssel und Wien. When the first photo booths appeared in Paris in 1928, artists, too, were fascinated by the possibility of obtaining self-portraits within minutes for very little money. The Surrealists were the first to recognize the artistic potential of photo booths. Many other artists were to follow, including Cindy Sherman, Arnulf Rainer, Andy Warhol, and Thomas Ruff. With more than three hundred works by around sixty international artists, this exhibition introduces us to the world of the “aesthetics behind the curtain,” ranging from the photo booth’s “original” function across artistic ways of playing with identities to the telling of short stories and the creation of individual worlds. The exhibition was developed by the Musée de l’Élysée Lausanne and is shown in only three places in Europe: Lausanne, Brussels, and Vienna.
Thomas Ruff, Porträt (Petra Lappat), 1987 Chromogenic Print, laminiert auf Plexiglas, 210 x 160 cm © Thomas Ruff, Courtesy: Mai 36 Galerie Zürich; VBK, Wien 2012
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Cindy Sherman, Ohne Titel (Lucille Ball), 1975 Silbergelatinepapier, 20,4 x 30,5 cm Š Cindy Sherman, Metro Pictures, Sprßth Magers, Berlin, London
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Yves Tanguy, Selbstporträt in einem Fotoautomaten, ca. 1929 Silbergelatinepapier, 20,5 x 3,8 cm © Sammlung Musée de l’Élysée Lausanne; VBK, Wien 2012
Susan Hiller, Midnight, Euston, 1983 Chromogenic Print, 62,2 x 76,2cm © Susan Hiller; Arts Council Collection, Southbank Centre, London 154
Franco Vaccari, Esposizione in tempo reale num. 4, 1972 Silbergelatinepapier, Collage 58,5 x 45,5 cm Š Franco Vaccari
Jan Wenzel, Vorhang (aus der Serie Instant History), 2009 Komposition aus vier Fotoautomatenstreifen, Chromogenic Print, 41,7 x 37,7cm Š Jan Wenzel und Kleinschmidt Fine Photographs 155
Künstlerhaus
Pez Hejduk vor ort_on site
Der ideale Zeitpunkt für eine Architekturfotografie ist jener, an dem der letzte Arbeiter gegangen und der erste Benützer noch nicht eingetroffen ist. Es ist ein privilegierter Augenblick, den es nur für das Foto gibt, für wenige bestimmt und nur von kurzer Dauer. Pez Hejduk ist vor Ort, wenn es soweit ist. Damit steht sie in der Tradition einer repräsentativen Architekturfotografie, aber sie überschreitet immer wieder deren Grenzen und Normen, um herauszufinden, wo die Architektur endet und das Bild beginnt. Im buchstäblichen Sinne endet die Architektur, wenn sie verlassen oder gar zum Abriss freigegeben ist, wie die ehemalige AUA-Zentrale oder „Die Stadt des Kindes“, beides Beispiele für späte und letztmögliche Zeitpunkte, an welchen eine Architekturfotografie gemacht werden kann. Aber auch hier ist die Fotografie nicht nur ein neutraler Stellvertreter der Realität, sondern erzählt auch von gescheiterten Plänen und Utopien. Diese metaphorische Dichte – von der Planung und Errichtung eines Gebäudes, seiner Nutzung bis zum Abriss – findet Pez Hejduk auch in den „Ateliers“: Dort breiten sich über die Jahre gewachsene Interieurs vor uns aus, in
Pez Hejduk, Hans Weigand + Band, im K47, Wien 2004
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welchen ein ganzes Arbeitsleben vor uns liegt. Ob bei den Architekten Spalt, Schweighofer, Praun oder Bogdanovic – Werkarchive, Bibliotheken, Möbel-Sammlungen, Fundstücke etc. fügen sich hier Stück für Stück zu einem ganz anderen Bild des Architekten, als es die kulissenhaften Sequenzen der Architekturfotografie tun. Diese menschliche Seite wird noch konkreter, wenn Pez Hejduk in spontanen Situationsporträts und Livemitschnitten Persönlichkeiten und seltene Ereignisse aus der Wiener Kunst- und Architekturszene seit den 1990er Jahren festhält. The ideal moment to take an architecture photograph is when the last worker has left the site and the first user has not yet arrived. It is a privileged instant that exists only for the photograph; few people have access to it, and it lasts but briefly. Pez Hejduk is on the site when the moment comes, keeping the tradition of representative architecture photography alive; yet she time and again oversteps the bounds and norms of that tradition in order to find out where architecture ends and the picture begins. Architecture ends quite literally when it is abandoned and perhaps even slated for demolition,
like the former AUA headquarters or the “City of the Child,” both of which exemplify the late, the latest possible instant at which an architecture photograph may be taken. Yet here, too, photography is not just a neutral proxy for reality, but also tells stories of failed designs and utopian visions. This metaphorical density—from the planning and construction of a building through its use to its demolition—is something Pez Hejduk also finds in the “Studios,” where interiors that have slowly and organically grown over the years spread out before us, laying out an entire lifetime of work. In the studios of the architects Spalt, Schweighofer, Praun, and Bogdanovic, archives of their designs, libraries, furniture collections, found objects, etc. coalesce, piece by piece, into a portrait of the architect that is far removed from the façades architecture photography depicts. This human side becomes even more tangible in the spontaneous situated portraits and live recordings in which Pez Hejduk has captured personalities and extraordinary events in Vienna’s art and architecture scene from the 1990s to the present. Ruth Horak
Pez Hejduk, Oskar Putz, Margherita Spiluttini, Secession, Wien 1998
Pez Hejduk, Wohn.Atelier Anna LĂźlja Praun, Wien 2001
Pez Hejduk, Wohnung Bogdan Bogdanovic, Wien 2012 157
Pez Hejduk, Ehemalige AUA-Zentrale, Wien, Architekt Georg Lippert, 2012
Pez Hejduk, koptisch-orthodoxe Kirche St. Markus, Wien 2011 158
Künstlerhaus
ME MYSELF & THEM Gruppenausstellung zum Thema Selbstportrait A group exhibition revolving around the self-portrait Renate Bertlmann, Ilse Chlan, Linda Christanell, Sissi Farassat, G.R.A.M. und Josef Schützenhöfer, Matthias Herrmann, Leo Kandl, Brigitte Konyen, Susi Krautgartner, Paul Albert Leitner, Edgar Lissel, Claudia-Maria Luenig, Karin Mack, Sabine Maier, Sissa Micheli, Michael Michlmayr, Andreas Müller, Klaus Pamminger, Margot Pilz, Willy Puchner, Thomas Riess, Josef Wais, Elisabeth Wörndl
Für Eyes On – Monat der Fotografie 2012 stellt ME MYSELF & THEM. Gruppenschau zum Thema Selbstportrait – den/die Künstler/in in den Mittelpunkt. Selbstbesinnung, Selbsterklärung, Selbstfindung, Selbstbetrachtung, Selbstinszenierung, Selbstdemontage ... was erzählt uns das Selbstportrait über die Künstlerin, den Künstler? Was treibt Künstler/innen dazu, sich selbst zu fotografieren? Jede/r hat es irgendwann „getan“, manche tun es immer wieder, bei manchen steht das Selbstportrait dezidiert im Zentrum ihres Werkes; manchen dient es als Katalysator auf der Suche nach dem wahren Ich, als eine Art Tagebuch, das mitunter intime Blicke auf die eigene Biographie freigibt. Andere setzen es für die Inszenierung bestimmter Aspekte ihres Innenlebens ein oder zur Erprobung variabler Selbstbilder. Dabei ist das Selbstportrait immer auch Mittel der Reflexion von Um- und Außenwelt, insofern es nämlich für das sozial vermittelte Spiegelbild-Selbst steht, das Bild also, das man sich durch Andere und gesellschaftlich kommunizierte Erwartungen von sich selbst macht. Seine Wiederholung beschreibt eine Suchbewegung zwischen Innen und Außen, Eigenem und Fremdem, biographischer und fiktionaler Identität, deren selbstbestimmte Konstruktion ein wichtiges Thema unserer Zeit ist.
Paul Albert Leitner, Self – Portrait, Pressbaum, Niederösterreich 2011 Blatt aus dem privaten Archiv
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Josef Wais, aus der Serie Krönungen, 1991 C-Print, Maße variabel
Edgar Lissel, Still aus Passagen – Dichtigkeit, 2011 Videoprojektion 3:45 (loop)
For Eyes On—Month of Photography 2012, ME MYSELF & THEM. A group show revolving around the self-portrait—puts the artist front and center. Self-reflection, self-explication, self-discovery; contemplation, theatrical mise-en-scène, demolition of the self … which stories does the self-portrait tell us about the artist? What propels artists to take their own photographs? Everyone has “done it” at some point; some do it again and again; some resolutely make the self-portrait the core of their oeuvre; some use it as a catalyst in their quest for the true self, as a diary of sorts that reveals sometimes intimate glimpses of their own lives.
Others use it to stage certain aspects of their inner lives or to try out variable self-images. Yet the self-portrait is always also the means of a reflection on the artist’s personal environment as well as the outside world, representing the self’s socially mediated reflection in the mirror, the self-image, that is to say, that the individual forms through interaction with others and socially communicated expectations. Its repetition describes a tentative movement between inside and outside, between the individual and what is foreign to him or her, between the biographical identity and a fictional one—and self-determination in the construction of identity is an important issue of our time.
Kuratorin Curator: Brigitte Konyen
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Sabine Maier, aus der Serie AHAMAY, 2008 C-Print auf Perspex, 60 x 42 cm
Klaus Pamminger, magrittsches ich, 2012 Foto-LED-Leuchtkasten, Post-its, Lederjacke, Fellstreifen, Sockel, ca. 93 x 69 x 40 cm
Sissi Farassat, Pass 01, 2003 Originalpass, bearbeitet 162
Karin Mack, That’s Life, 2011 5-teilige Fotoinstallation auf Laserprintleinen, MaĂ&#x;e variabel
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Matthias Herrmann, Untitled, 2008 C-Print, MaĂ&#x;e variabel
Thomas Riess, Videostill aus I am – I am not, 2012 164
Susi Krautgartner, Paddle Brush, 2012 C-Print auf Dibond, 175 x 125 cm 165
Willy Puchner, P hoch 3, 2009 C-Print, MaĂ&#x;e variabel
Sissa Micheli, Scenarios from an imaginary film track 1, 2012 3-teilige Serie, C-Print, MaĂ&#x;e variabel 166
Michael Michlmayr, aus Fassaden: Being Part of 1 (Detail), 2011 Digital Print, MaĂ&#x;e variabel
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Künstlerhaus
ZEITGEIST:PHOTOGRAPHY VICE PHOTOGRAPHY EXHIBITION Philippe Gerlach, Rita Nowak, Christoph Pirnbacher, Piotr Sokul, Daliah Spiegel, Katarina Soskic, Bree Zucker
Mit der Auswahl dieser sieben FotografInnen und des plakativen Titels ZEITGEIST soll erstmals ein Überblick über die Ereignisse auf dem Gebiet der aktuellen, jungen Fotografie gegeben werden, mit Fokus auf Wien, Österreich und im weiteren Sinne Mitteleuropa.
The selection of works by seven photographers under the bold title ZEITGEIST is designed to present a first survey of what is going on in contemporary young photography, with a focus on Vienna, Austria, and Central Europe more generally.
Im Vordergrund steht der Alltag, der kleine Kosmos des eigenen Lebens. Die Fotos erzählen von Liebe, Exzess, Jugend und Sex. Anders als in der Schnappschuss-Fotografie der 70er und 80er Jahre schwingen keine moralisierenden Untertöne mit. Viel wichtiger ist die Ästhetik, denn in allem finden diese FotografInnen zeitgeistige Schönheit und schrecken dabei auch vor unbequemen Motiven nicht zurück.
Everyday life, the microcosm of the artist’s own life, takes center stage. The photographs tell stories of love, excess, adolescence, and sex. Unlike in the snapshot photography of the 1970s and 1980s, there are no moralizing overtones. Much more important is the aesthetic; these photographers find zeitgeisty beauty in everything, and they do not flinch from disturbing motifs to bring it out.
Die künstlerischen Werkzeuge sind denkbar einfach: unzeitgemäße, analoge Fotoapparate, Einwegkameras und handgemachte Fanzines. Die Art, wie die Fotos unter die Leute gebracht werden, ist im Gegensatz dazu technisch auf dem neuesten Stand. Das Internet hat sich als Hauptmedium erwiesen und die Blogs und sozialen Netzwerk-Seiten werden regelmäßig mit viel neuem Material versorgt. Auch die schnelllebige Mode- und Magazinwelt hat die ansprechenden Sujets für sich entdeckt und sich als dankbare Plattform erwiesen. Die Grenzen zwischen künstlerischer und kommerzieller Fotografie verschwimmen dabei zusehends: Egal ob auf dem eigenen Blog, in einer Galerie, in einem Hochglanzmagazin oder in einer weit gestreuten Kampagne, der künstlerische Wert der Arbeit wird nicht mehr in Frage gestellt.
Christoph Pirnbacher, ohne Titel, 2012 C-Print, Maße variabel 168
The artists’ tools are very simple: anachronistic analog as well as disposable cameras and handmade fanzines. The circulation of the photographs, by contrast, is based on cutting-edge
Rita Nowak, GAME, 2009 C-Print, Maße variabel
technology. The Internet has turned out to be the main medium; large volumes of new material are continually fed into the blogs and social network sites. The fast-paced world of fashion and magazines, too, has discovered these appealing subjects and become a welcoming platform. The boundaries between artistic and commercial photography are rapidly blurring: whether on the artist’s own blog, at a gallery, in a glossy magazine, or in a widely disseminated campaign, the artistic value of this work is no longer in question. Kuratoren Curators: Mario Grubisic, Magdalena Vukovic
Bree Zucker, Ohne Titel, 2009 C-Print, Maße variabel
Philippe Gerlach, Ohne Titel, 2011 C-Print, Maße variabel
Piotr Sokul, Party, 2012 C-Print, Maße variabel
Katarina Soskic, Ohne Titel, 2011 C-Print, Maße variabel 169
Künstlerhaus Galerie
Zwischen ROT und WEISS Between RED and WHITE Wojciech Krzywobłocki
Ausgangsmaterial für die großformatigen und raumgreifenden grafischen Arbeiten ist eine Fotoserie, die Wojciech Krzywobłocki in einer zentralen Müllsammelstelle in Wien gemacht hat. Zwischen ROT und WEISS thematisiert zwei ineinander greifende Bewegungen: Den Prozess des Filterns sowie der Dekonstruktion und den gegenläufigen Prozess der Erweiterung des Bildes in den Bild-, Klang-, Sprach-Raum. Krzywobłocki macht den Prozess des Filterns, der Reduktion und der Dekonstruktion zu seiner künstlerischen Strategie. In diesem Prozess löst er den Signifikanten aus seiner ursprünglichen Verbindung zum Signifikaten und dessen Beziehung zum „Realen“. Er komponiert neue Signifikanten mit Bezug auf den konkreten Raum – den Ausstellungsraum, die Stadt, das Land – und die Zeit, die politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche Situation der Gegenwart.
Wojciech Krzywobłocki, Material 7, 2011 Digitalfotografie, 24 x 36 cm
Krzywobłocki setzt seine Bilder in Beziehung zu industriell gefertigten Metallgittern, die mit ihrer 1x1-cm-Rasterung die Funktion von Filtern erhalten. Durch das Gitter betrachtet scheinen dahinter liegende grafische Strukturen reduziert, einer technisch-mathematischen Ordnung unterworfen. Aus der Interferenz des Gitters mit den Strukturen der dahinter liegenden Bilder ergeben sich Störungen, Vibrationen, Flimmern, Bewegung. Zwischen Rot und Weiß bringt scheinbar Statisches in Bewegung und demonstriert exemplarisch den Prozess des Filterns und der Transformation der Bilder. The raw material for these large-format graphic installation works is a series of photographs Wojciech Krzywobłocki took inside a central garbage collection facility in Vienna. Between RED and WHITE examines two interlocking movements: the process of filtering and deconstruction and the countervailing process of the picture’s expansion into the spaces of visuality, sound, and language.
Krzywobłocki turns the process of filtering, reduction, and deconstruction into his artistic strategy, detaching the signifier from its original connection to the signified and its relation to the “real.” He composes new signifiers with reference to the concrete space—the gallery, the city, the country—and time, to the political, economic, and social situation of the present. Krzywobłocki relates his pictures to industrially manufactured metal grilles; with their 1-by-1centimeter grid pattern, they serve as filters. Regarded through the grille, graphic structures set behind it appear reduced, as though subject to a technological-mathematical order. Interference between the grille and the structures of the pictures behind it results in disruptions, vibrations, flickering, motion. Between Red and White sets what seems static in motion and presents an exemplary demonstration of the process of the filtering and transformation of images. Kuratorin Curator: Ilse Chlan Video: Ilse Chlan
Wojciech Krzywobłocki, Material 2, 2011 Digitalfotografie, 24 x 36 cm
Wojciech Krzywobłocki, Warstwy Tektoniczne 1, 2011 Siebdruck, 140 x 100 cm 170
Lager 42
X-Ray Kamen Stoyanov, Christina Tsilidis
Kamen Stoyanov In seinen Arbeiten erkundet Kamen Stoyanov den öffentlichen Raum aus der Perspektive zeitgenössischer künstlerischer Praxis. Werbetafeln, Leuchtkästen, großformatige Fotografie, interaktive Arbeiten und Performances sind Techniken, die er in seinen Projekten zum Einsatz bringt. Sein besonderes Interesse gilt der Spannung zwischen Hoch- und Massenkultur und der Populärkultur überhaupt. Er lässt sich von den politischen und gesellschaftlichen Aspekten von Kunst und Alltagsleben inspirieren und verwendet sie als Materialien für seine Kunst. In der besonderen Spannung zwischen künstlerischer oder Hochkultur und nicht-künstlerischer oder Massenkultur spielt die Idee des Absurden, nicht recht Passenden und Seltsamen eine entscheidende Rolle.
Christina Tsilidis Auszüge aus meinem Zeitungsarchiv wurden am Lichttisch thematisch und formal untersucht, ausgewählt und fotografiert. Das Durchlicht zeigt die Darstellung zweier aufeinanderfolgender Seiten in einem Setting. Das Resultat ähnelt einer Karikatur der gegenwärtigen Medienlandschaft und ihrer Konsumenten. Die „erste“ Seite ist in dem Moment Vergangenheit, da der Rezipient umblättert. Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen.
Kamen Stoyanov, Guys this is not LA, 2010 Leuchtkasten, 120 x 80 cm
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Christina Tsilidis, no comment, 2011 C-Print, 24 x 18 cm
Kamen Stoyanov
Christina Tsilidis
In his work, Kamen Stoyanov explores the public space from the viewpoint of the contemporary artistic practice. Billboard, light boxes, large- format photography, interaction, and performance are techniques which he uses in his projects. He is particularly interested in the tension beetween high and low culture and the in mass culture in general. He is inspired by the political and social aspects of art and everyday life and he uses them as material for his art. In the specific tension beetween the artistic or –high and the non-artistic or low, the idea of the absurd, misaligned, and strange plays a crucial role.
I put extracts from my newspaper archive on a light table, examined them with a view to their content and formal qualities, made a selection, and photographed them. The light passing through them reveals two consecutive pages in a single setting. The result resembles a caricature of contemporary media and their consumers. The “first� page fades into the past at the moment the reader turns over the sheet. A new chapter begins.
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Lukas Feichtner Galerie
Stephan Reusse
Stephan Reusse, Domenique 2010 Laserscanning, Installationsansicht Basel
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Der vertraute Anblick einer Menschengestalt sublimiert in Stephan Reusses Ansichten von verlassenen Orten des Ruhens und des Schlafes zu schattenhaften Verortungen, die mehr Seele als Körper fühlen lassen in der Unentschiedenheit von Spuren und Ahnungen des Individuums. Die Stühle, die Betten, die Sofas – sie bilden eine Trabantenformation der Trägheit der Körperwärme, die noch ein paar Minuten vor Ort verweilt, bis sie wieder eingebunden wird in die Atmosphäre. Gespenstisch muten die Bilder an, wie Schraffuren von in die fotografierten Seinsorte eingeritztem Lebensgewicht, das nicht festgehalten werden will in der Bedeutungslosigkeit des Weltzusammenhangs. So findet der Kölner Künstler auch keine Erklärungen für das Sein, seine Ursprünge und das Woher und Wohin. Er betrachtet es nur mit großer Emphase und Empathie für die jenseitsgewandten Ansichten der Conditio Humana, im Schlaf, im Traum und im Hinübergleiten in ein Ahnen von etwas ganz anderem, das nicht zu fassen ist, nicht in einem Bild und nicht in einer Körperansicht. Die Bewegung hingegen behält er sich für seine präzisen Laserkonfigurationen vor, so, als ob er der computergesteuerten, an den Wänden dahinhuschenden Figurenfolge das Weltgewicht mehr anvertrauen möchte als der möglichen Andeutung im fotografischen Portfolio. Wie sublim und verhalten er letztlich die Körperlichkeit aufzuheben weiß in purer Schönheit der zu betrachtenden Natur, das verheißen uns die mit Urin entwickelten Blumenpoesien, die den leisen Melancholiker Stephan Reusse präsentieren, wie er die Welt am meisten versteht in ihrem Zusammenhang der Kräfte, die aufeinander reagieren wie Schwerkraft und andere Naturgesetze, als Urbilder der stillen Verneigung vor dem schöpferischen Kosmos.
In Stephan Reusse’s views of deserted places of rest and sleep, the familiar sight of a human figure is sublimated into shadowy placings that intimate more of the soul than of the body in the abeyance of traces and intuitions of the individual. The chairs, the beds, the sofas—in these constellations, they are like satellites, the inertia of body warmth that lingers on the spot for a few minutes before being reintegrated into the atmosphere. The pictures are faintly ghostly, like the shading carved into the sites of existence the photographs record by the weight of a life that would not be caught in the meaninglessness of the universe’s immanence. The Cologne-based artist accordingly also does not arrive at explanations for being, its origins and its whence and whither. He merely contemplates it with great emphasis and empathy for the otherworldly turn in some images of the human condition, in sleep, in dreams, and in floating into intimations of something wholly other that cannot be captured, not in an image and not in a picture of a body. Movement, on the other hand, is a privilege he reserves for his precise laser configurations, as though he would rather entrust the weight of the world to the computer-controlled series of figures darting across the walls than to its possible adumbration in the photographic portfolio. With what sublimity and restraint he is ultimately capable of sublating bodily presence into the pure beauty of nature contemplated, is augured by the pieces of flower poetry developed using urine: they give us the quiet melancholic Stephan Reusse as he best understands the world in the interplay of forces responding to one another like gravity and other natural laws, as archetypes of silent awe before the creative cosmos. Alexander Pühringer
Stephan Reusse, Domenique 2010 Laserscanning, Installationsansicht Basel
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Machfeld | Studio
Now Here – No Where. Impressionen aus China Now Here—No Where: Chinese Impressions Wolfgang Müllner
Die Serie Now Here – No Where beschäftigt sich mit der Darstellung von „vergangenen Wirklichkeiten” und deren Veränderung aufgrund von Gedächtnisprozessen. Die der Fotografie zugeschriebene Funktion ist in erster Linie Gegenwart abzubilden, welche im selben Moment, da der Auslöser betätigt wird, bereits Vergangenheit ist. Mit dem momentanen Stillstand, den die fotografische Aufnahme herstellt, werden Geschichten eingefroren oder abgebrochen. Somit ist jedes fotografische Abbild in erster Linie eine Verdichtung von Erlebnissen, deren Gefühlsseite nicht zu Ende empfunden ist, aber bereits der Vergangenheit angehört.
Wolfgang Müllner, NowHere_07, 2012 Lochkamerafotografie mit digitalem Überdruck, 40 x 57 cm 176
Nichts ist zu halten, weil nichts so bleibt wie es ist und das Hier nicht mehr uns gehört. China eilt in die Zukunft. In kaum einem anderen Land scheint die Gegenwart derart schnell zur Vergangenheit zu werden. Inhaltlicher Schwerpunkt der Serie ist es, „vergangene Wirklichkeiten“ Chinas – medienadäquat aufgenommen mit einer Lochkamera – mit digitalen Fragmenten, welche aus einer anderen Zeit und von einem anderen Ort des Erinnerungsspeichers stammen, zu überlagern.
Wenngleich Formen und Perspektiven meistens gut erkennbar sind und nachvollziehbar bleiben, offenbaren sich weitere Feinheiten erst beim zweiten oder dritten Hinsehen. Vorder- und Hintergründe überdecken und durchdringen einander, sodass Durchsicht weder Durchblick noch Einsicht bedeutet, sondern die individuelle Wahrnehmung von Wirklichkeit meint und hinterfragt.
Wolfgang Müllner, NowHere_10, 2012 Lochkamerafotografie mit digitalem Überdruck, 40 x 57 cm
The series Now Here—No Where examines the visualization of “past realities” and how the processes of recollection transform it. The primary function generally ascribed to photography is to depict a reality that has already become a past at the very moment the shutter is released. The momentary standstill the photographic exposure brings about freezes, or terminates, stories. Each photographic image is accordingly first and foremost a condensation of experiences whose emotional side has not been felt to its conclusion and yet is already a thing of the past.
There is nothing we can hold on to, for nothing remains as it is, and what is here is no longer ours. China is rushing into the future. In virtually no other country, it seems, does the present turn into the past quite so rapidly. The thematic focus of the series is on the superimposition of “past realities” in China—captured using the appropriate medium, a pinhole camera—with digital fragments taken from a different time and a different place in the storehouse of memory.
The shapes and perspectives are usually clearly recognizable and remain comprehensible, yet additional subtleties emerge only when we take a second and third look. Foregrounds and backgrounds overlap and interpenetrate; transparency, here, means neither a clear view nor insight—it instead concerns, and questions, our individual perception of reality. Sabine Maier
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Malzgasse 12A
nMilliarden Photos | O Zeit, deine Pyramiden nBillions Photographs | O Time, Your Pyramids Robert Bodnar, Inge Dick, EOOS, PATAFORM (Robert Bodnar/Marek Bozˇuk/Alexander Meiksner), Raymond Queneau, Sira-Zoè Schmid Als Borges 1941 im permutierten Rauschen der Buchstaben seiner babylonischen Bibliothek den Satz „O Zeit, deine Pyramiden“ fand, sah er sich plötzlich einer magischen Hoffnung inmitten des potentiellen Abgrunds schierer Unmöglichkeiten gegenüber – der Utopie der Omnigrafie. Eben diese Hoffnung treibt jene ‘Pataphysiker_innen an, die aufbrachen und -brechen, um einen begehbaren Kontinent im Ozean reiner Phantasie zu entdecken. Ungefähr zur gleichen Zeit präsentierte der Kryptologe C. E. Shannon in New York Sätze in einer wie Englisch anmutenden Sprache, destilliert aus dem reinen Code der Kybernetik – der digitalen Logik des Computers. Und bevor dieser 30 Jahre später zum Symbol der gegenwärtigen Epoche wurde, schlossen sich die Oulipiens in Paris zusammen, um mit poetischer Kombinatorik – mcluhanös losgelöst von allen Inhalten – die Potentielle Literatur zu ergründen. Prominentestes Artefakt: Queneaus Permutations-Opus 1014 Gedichte bestehend aus zehn Sonetten – Phantasie im Raster à la KompressionsArtefakt.
Mittlerweile sind 50 Jahre vergangen, aus Wort wurde Bild. Licht, wie in Inge Dicks zinnober, ist eine numerische Messgröße geworden; und das Negativ eine operable Bilddatenbank. Deren reproduktionale Potentialität erzeugt in akkurater Montage, fernab gemeiner Serialität, einen epistemischen Blick auf imaginäre Gegenstände: die skulpturale Datenbank RaumTischBankHocker legt die Sicht auf den Begriff „Maßstab“ frei, wie auch die TimeScans mit ihren wahren und doch unmöglichen Bildern die Zeit zeigen. In 1941, Borges encountered the sentence “O Time, Your Pyramids” in the permutated white noise of the letters in his Babylonian library. Suddenly, amid the potential abyss of sheer impossibilities, he found himself facing a magical hope—the utopian vision of omnigraphy. This same hope is what has propelled the ’pataphysicians of the past and present who have set out to discover solid ground to explore in the ocean of pure fantasy. At around the same time, in New York, the cryptologist C. E. Shannon presented sentences in a language that vaguely resembled English,
Marek Božuk / PATAFORM, „Database Photography“, 2011 Display, Computer, Zooming User Interface, Maße variabel 178
distilled from the pure code of cybernetics—the digital logic of the computer. And before the latter, thirty years on, came to define the present era, the Oulipiens banded together in Paris; using poetic combinatorics—McLuhanlike divorced from all content—they sought to explore Potential Literature. The most prominent artifact: Queneau’s permutative opus 1014 Poems, which consists of ten sonnets—imagination in a grid à la CompressionArtifact. Five decades have passed, and the word has become image. Light, as in Inge Dick’s zinnober, is now a numerically quantifiable parameter; the negative, an operable image database. In accurate montage but far removed from common serialism, its reproductive potential generates an epistemic gaze at imaginary objects: the sculptural database RaumTisch-BankHocker (RoomTableBenchStool) opens up a perspective on the concept of “scale,” just as the TimeScans, with their true and yet impossible pictures, visualize time.
EOOS, Maßstabsraum „RaumTischBankHocker“, 2012 Bearbeitetes Holz / Lack, Maße variabel, © Gregor Sailer
Sira-Zoè Schmid, KompressionsArtefakte (basierend auf einer Arbeit von Monika Maria Weiß), 2010 64 digitale C-Prints, kaschiert auf 64 magnetischen Metallplättchen (5,2 x 5,53 cm), magnetisch montiert auf gerahmte Metallplatte (42 x 44,28 cm), 43 x 45,3 cm 179
Inge Dick, zinnober (25), 2010 Digitaler C-Print, kaschiert auf Aluminium und Acrylglas, 120 x 120 cm
Robert Bodnar, Knoten (A) 20.08.2009 / 18:34-24:00 / 2184 Frames, 2009/2011 Timescan, digitaler C-Print, kaschiert auf Aluminium und Acrylglas, 110 x 165 cm 180
Robert Bodnar / PATAFORM, Habe (No.1), 2009/2012 Display, Personal Computer, Human Interface Device, Zooming User Interface, MaĂ&#x;e variabel 181
MASC Foundation
Der Nebendarsteller Supporting Actor Carolin Thummes
Ein unscheinbares, metallisches Wesen, ein Nebendarsteller, vermag seine Umgebung zu verwandeln – im Zauber des Immerschongewesenen – in der Entzauberung des Nichtgesehenwerdens – in der Verwirklichung des Innehaltens. Ein Ungetüm, das lästig im Weg steht – verrottet, verrostet, verblichen. Eisern, unverrückbar verrichtet er seinen Dienst. Sturheit und Trotz, seinen Platz niemals zu verlassen, zeichnen ihn aus. Immer stärker zieht er mich in seinen Bann, schafft eine Vertrautheit in fremder Umgebung, verführt mich auf eine ganz subtile Weise. Er, ein stiller Beobachter unserer Zeit, ein Protagonist des Alltags, vielleicht ein Märchenerzähler um 1001 gewöhnliche Begebenheiten.
Ein Allerweltsgut, ein Übersehenes wird zum Hingucker, gerahmt in einem schwarzen Guckkasten auf einem schwarzen Band, dem Filmstreifen – die Aufblende eines Films in der Phantasiewelt des Betrachters, ein fließendes Element in fester Form. Das Eröffnungsbild symbolisiert die Leinwand, eine Illusion des Kinos. Ich habe stets das fotografiert, was ich vorgefunden habe, das Umfeld wurde bewusst niemals verändert.
faded. Ironclad and immovable, it does its duty. Obstinacy and the defiant resolve never to abandon its post are its defining features. The spell it casts over me grows stronger and stronger: it creates familiarity in unfamiliar environments and seduces me with its ever so subtle charm. A silent observer of our era, a protagonist of everyday life, perhaps a teller of fairy tales around One Thousand and One ordinary incidents.
An unprepossessing metal creature, a supporting actor, manages to transform its surroundings —in the magic of what-has-always-been —in the disenchantment of not-being-seen —in the realization of pausing to look.
An run-of-the-mill object we usually overlook catches our eye now that it appears framed by a black tape, the film strip, in a black peep box—a fade-in to a movie set in the beholder’s imaginary, a fluid element in solid form. The opening picture symbolizes the silver screen, an illusion of the cinema. I have always photographed what I found and deliberately forwent making any changes to the setting.
A monstrous object, an encumbrance, always in the way—rotten, rusty, its coat of paint
Carolin Thummes, Der Nebendarsteller, Filmstreifen, Coated 182
Carolin Thummes, R11-Der Nebendarsteller, 2007, C-Print, 110 x 160 cm
Carolin Thummes, T5-Der Nebendarsteller, 2010, C-Print, 40 x 50 cm 183
menzel. Galerie Nordafrika
KUONESA__MEHR SEHEN KUONESA__SEEING MORE Cornelia Mittendorfer, Waltraud Palme
Cornelia Mittendorfer, satisfaction | Befriedigung, 2010 C-Print, 80 x 120 cm
Mit ihren Arbeiten zwischen Wirklichkeit und Vorstellung wirft Mittendorfer die Frage auf, was von den Erscheinungen, die vor dem Auge auftauchen, mit der Kamera transportiert werden kann, und die Frage nach den Grenzen des Sehens. Die im Blick liegende Reduktion auf das Visuelle schließt viele Ebenen von Wirklichkeit aus. Was aber ist Wirklichkeit? In jedem Akt des Sehens liegt die Erwartung von Sinn (John Berger). Wie verändert die Irritation des Nichtwissens den Blick? Bei Fotografien in Kontexten, die fremder sind als andere – wie hier in
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Mosambik –, spitzen sich diese Fragen zu. Sie wollen beantwortet werden. In den Zufälligkeiten analoger Doppelbelichtung hofft Mittendorfer zu finden, was sie nicht „sehen“ konnte.
Schon im Titel ihrer Buchserie steckt eine Geschichte: Beim Umfahren der Küste Afrikas verzählte ich mich oft beim Anblick der Elefanten und schrieb nur Herzen statt Zahlen in mein Buch.
Einen anderen Weg zu KUONESA schlägt Waltraud Palme ein. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten ohne Kamera sind Zeichnungen, die mit der Vorstellung einer Reise spielen. Zeichnen und Reisen gehört für Palme untrennbar zusammen. „...with drawing you are in the present.“ (Kiki Smith)
In der Dunkelkammer entstehen fotogrammatisch fantasierte Reisetagebücher mit Lichtgestalten auf dunklem Grund. Hinter der Ironie steht der ratlose Blick auf wahre Geschichten an diesen Orten. KUONESA meint auf Shangaan etwas über das Sehen Hinausgehendes: Eine andere Art Sinn wird möglich geworden sein.
Hovering between reality and imagination, Mittendorfer’s works raise the question of what the camera can convey of the phenomena that appear before the eye, and probe the limits of vision. The reduction to the visual implicit in the gaze excludes many layers of reality. But what is reality? Any act of seeing contains an expectation of meaning (John Berger). How does the irritation of not knowing change our gaze? Photographs taken in contexts that are more unfamiliar to us than others—these were made in Mozambique—raise such questions with heightened urgency: they demand an answer. Mittendorfer hopes that the accidents of analog double exposure will allow her to find what she was unable to “see.”
Waltraud Palme, Kuonesa I, 2012 Fotogramm auf PE-Papier, 15 x 20 cm
Waltraud Palme traces a different path to KUONESA. The point of departure for her works, which she creates without a camera, are drawings that play with the idea of a journey. Drawing and travelling, Palme believes, are inextricably linked. “… with drawing you are in the present.” (Kiki Smith) Even the title of her series of books contains a story: While sailing along the coasts of Africa, I often lost count as I saw the elephants, and instead of numbers, I put only hearts in my book. In the darkroom, she creates photogrammatic fantasies of travel diaries featuring figures of light on a dark ground. Behind such irony stands the baffled gaze at true stories set in these places. KUONESA is Shangaan for something that goes beyond vision: a different kind of sense will have become possible.
Waltraud Palme, Kuonesa II, 2012 Fotogramm auf PE-Papier, 20 x 20 cm
Waltraud Palme, Kuonesa IV, 2012 Fotogramm auf PE-Papier, 15 x 20 cm 185
mo.ë
Aus der Privatsammlung From the Private Collection Eva Ellersdorfer-Meissnerova, Sebastian Freiler, Marlene Fröhlich, Matthias Heschl, Carina Hinterberger, Margit Hubner, Marie-Thérèse Jakoubek, Ingo Karnicnik, Marlene Karpischek, Iris Kavka, Aslan Kudrnofsky, Hanady Mustafa, Anna Obermeier, Tamara Pichler, Martina Pöll, Stefanie Pollman, Amelie Schillhuber, Stefanie Scholz Privatheit und Öffentlichkeit sind zwei Begriffe, die wir fast täglich verwenden und deren Bedeutungen uns im Alltag vertraut zu sein scheinen: Was wir zu Hause tun, ist privat, was wir öffentlich tun, findet auf der Straße oder vor Publikum statt. Das Private gilt also als Abgrenzung vom Öffentlichen. Dieser Zugang fällt mit dem ersten Auftreten der Medien. Jedes Medium, so auch das Foto, konserviert das Äußere des Augenblicks, die Erscheinung der Dinge. Das Foto macht die Information nicht nur sichtbar, sie löst sie los vom Menschen. Weil der Zugang zu den Bildern den Zugang zum Menschen ersetzt, ermöglicht das Bild Durchbrechungen des Privaten. Das Foto als Medium trägt Information, die möglicherweise privat ist, hierhin und dorthin. Ungesehen von der Öffentlichkeit wurde es mit viel Engagement und Hingabe geführt: das private Fotoalbum. Mit der Entwicklung der Fotografie änderte sich das. Analog wurde Digital, aus dem Einkleben wurde Hochladen, das Private zu Öffentlichem. Das eigene Leben wird virtuell inszeniert, jeder Moment fotografisch festgehalten und Sekunden später mit allen Freunden und Bekannten geteilt. Private Informationen, alltägliche Erinnerungen, peinliche Erlebnisse, geheime Wünsche: All das wird in der virtuellen Bibliothek aufbewahrt. Die Privatsammlung scheint Geschichte zu sein, oder? Aus der Privatsammlung ist eine Sammelausstellung mit Arbeiten junger Künstler und Künstlerinnen, die sich mit dem Spannungsfeld zwischen Privatem und Öffentlichem auseinandersetzen.
Amelie Schillhuber, Ohne Titel, 2012 Digitalfotografie
Tamara Pichler, Twins, 2011 Digitalfotografie 186
Privacy and the public sphere are two concepts we use almost every day, and in ordinary life, their meanings would seem familiar: what we do at home is private; what we do in public takes place in the street or before an audience. So privacy is thought to be established by insulation from the public. This approach collapses when media first appear. Any medium, including the photograph, preserves the outward aspect of the moment, the manifest side of things. It not only renders information visible, it detaches it from the human being. Because access to the images supplants the access to the person, the picture facilitates breaches of the wall of privacy. The photographic medium carries information that may be private hither and thither. Unseen by the public, it was created and updated with diligence and loving dedication: the private photo album. As photography evolved, that changed. Analogue was replaced by digital, pasting turned into uploading, the private became public. We display our own lives on the virtual stage, recording every single moment in photographs we only moments later share with all our friends and acquaintances. Private information, everyday recollections, embarrassing incidents, secret desires: all these are stored in the virtual library. The private collection, it would seem, is a thing of the past. Or is it? From the Private Collection is a group exhibition of works by young artists who explore aspects of contemporary life, torn between privacy and publicness. Matthias Heschl, aus der Privatsammlung, 2012 Digitalfotografie
Marie-Therese Jakoubek, Westsahara, 2011 Digitalfotografie 187
mo.ë
INEXCLUSION – Sieben Bilder einer Flucht INEXCLUSION—Seven Pictures of an Escape Nicolas Bertotti
Eine Fotodokumentation über Alltag und Leben der BewohnerInnen des Flüchtlingswohnhauses Grimmgasse (Wien), welches im September 2011 aus finanziellen Gründen geschlossen werden musste. Basierend auf Interviews, ist es ein tiefgehender Einblick in das Leben von sieben Menschen, die geprägt durch die Flucht vor Krieg, Verfolgung, Tod und Hunger einen scheinbar sicheren Hafen in Wien fanden. Aus den sieben BewohnerInnen werden Protagonisten, die ihre Geschichte – angefangen mit der Flucht aus ihrer Heimat bis zu den schwierigen Versuchen, in Österreich eine neue Existenz zu gründen – erzählen.
Nicolas Bertotti, Inexclusion #1, 2011 Digitalfotografie, 21 × 29,7 cm 188
The photography exhibition documents the everyday lives of the residents of the refugee home on Grimmgasse, Vienna, which had to be closed for financial reasons in September 2011. Based on interviews, it offers profound insights into the lives of seven people who, after an experience defined by war, persecution, death, and hunger, escaped and found what seemed like a safe haven in Vienna. The seven residents of the refugee home become protagonists who tell their own stories, from fleeing their native countries to their difficult attempts to build a new life in Austria.
Nicolas Bertotti, Inexclusion #3, 2011 Digitalfotografie, 21 Ă— 29,7 cm
Nicolas Bertotti, Inexclusion #9, 2011 Digitalfotografie, 21 Ă— 29,7 cm 189
MUSA
distURBANces Kann Fiktion Realität übertreffen? Can Fiction beat Reality? Peter Bialobrzeski D, Justine Blau LUX, Thibault Brunet F, collectif_fact CH, Frédéric Delangle F, Cédric Delsaux F, diSTRUKTURA SRB, Aldo Giannotti I, Niklas Goldbach D, Dionisio González E, Ilkka Halso FIN, Robert F. Hammerstiel A, Paul Horn & Lotte Lyon A, Leopold Kessler D, Daniel Leidenfrost A, Josh Müller D, Reiner Riedler A, Semiconductor GB
In Zeiten von Globalisierung und beispielloser Dominanz visueller Eindrücke ist man nicht nur Zeuge wachsender Komplexität, sondern auch kontinuierlicher Verflechtung zwischen der physisch wahrnehmbaren Welt und scheinbar ferner, computergenerierter Welten. Digitale Technologien, ökonomisch gesteuerte Globalisierung sowie politische Umbrüche beschleunigen unser Leben und beeinflussen radikal Lebensstil, Mobilität und transnationale Machtverhältnisse. Das von den sieben Partnerstädten des „Europäischen Monats der Fotografie“, Berlin, Bratislava, Budapest, Ljubljana, Luxemburg, Paris und Wien, kuratierte Projekt bietet neue künstlerische Perspektiven auf die urbanen, technologischen und politischen Entwicklungen an. distURBANces präsentiert KünstlerInnen, deren Arbeiten die momentanen Entwicklungen fokussieren, analysieren
und vergegenwärtigen. Raum und Zeit als Grundelemente physischer Existenz haben sich selbst und ihr Verhältnis zueinander in vielerlei Hinsicht verändert. Welchen Einfluss haben diese Mutationen auf den Menschen und seinen realen Lebensraum? Wie werden diese Veränderungen in der Beziehung Mensch–Natur–Stadt reflektiert? Welche Utopien und Dystopien generieren KünstlerInnen aus der gegenwärtigen Situation? Die Ausstellung zeigt neben Fotografien und Videos auch Objektarbeiten, die verschiedenen thematischen Schwerpunkten folgen – von der Analyse des realen Lebens in seinem sozialpolitischen Umfeld über die durch Menschenhand verursachte „Störung“ der Natur und phantastische Utopien und Dystopien bis hin zu Second Life und der „Flucht“ in Modellwelten.
Peter Bialobrzeski, Paradise Now, #18, 2009 C-Print, 60 x 75 cm © Peter Bialobrzeski; Courtesy L.A. Galerie – Lothar Albrecht, Frankfurt
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Reiner Riedler, Superman, Kremlin, Turkey (aus der Serie Fake Holidays), 2006 C-Print, 65 x 80 cm © Reiner Riedler
In an age of globalization and the unprecedented dominance of visual impressions, we are witnesses not only to increasing complexity, but also to ever closer entanglements between the world of physical perception and seemingly distant computer-generated worlds. Digital technologies, a globalization controlled by economic factors, and political upheavals accelerate our lives, exerting a radical influence on our lifestyles, mobility, and trans-national relations of power. This project, curated by the seven partner cities of the “European Month of Photography”—Berlin, Bratislava, Budapest, Ljubljana, Luxembourg, Paris, and Vienna— offers new artistic perspectives on these urban, technological, and political transformations. distURBANces presents artists whose works bring today’s developments into focus, analyzing them and lending them vivid presence.
Space and time, as the most basic elements of physical existence, have undergone profound change, as has their interrelation. How do such mutations influence human beings and their real living environment? How do the relations between humans, nature, and the city reflect such changes? Which utopias and dystopias do artists generate from the contemporary situation? The exhibition presents photographs and videos as well as art objects that pursue different thematic foci—from the analysis of real life in its social and political environment to “disturbances” of nature caused by man, from fantastic utopias and dystopias to Second Life and the “escape” into model worlds. Kuratoren Curators: Gunda Achleitner, Berthold Ecker
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Justine Blau, The Circumference of the Cumanán Cactus, 2010 Duratrans Leuchtbox, 90 x 120 x 8,8 cm © Justine Blau, Courtesy Centre national de l’audiovisuel (CNA), Luxemburg
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Ilkka Halso, Kitka-River (aus der Serie Museum of Nature) (Triptychon), 2004 C-Print, Diasec auf Dibond, 183 x 300 cm Š Ilkka Halso
Robert F. Hammerstiel, Waste Land, #2, 2011 C-Print auf Acrylglas in Acrylglasbox, 5 x 70 x 4 cm Š Robert F. Hammerstiel
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Paul Horn & Lotte Lyon, NEUFUNDLAND (“City 1“) (aus der gleichnamigen Foto- und Postkartenserie), 2001 Lambda Print auf PVC, 90 x 115 cm © Paul Horn & Lotte Lyon
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Thibault Brunet, 29/09/2010-16h33 (aus der Serie Vice-City), 2010 C-Print, 20 x 20 cm Š Thibault Brunet
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Museum für Völkerkunde
Nachhaltige Welten – At the crossroads of hope Sustainable Worlds—At the Crossroads of Hope Kiripi Katembo, George Osodi, Nii Obodai, Nyaba Ouedraogo
Die Ausstellung bietet erstmalig Gelegenheit, Perspektiven zeitgenössischer afrikanischer Teilnehmer der Fotobiennale Bamako (Mali) in Wien zu präsentieren. Sie besteht aus vier Monografien, die das Thema Nachhaltigkeit aus afrikanischen Blickwinkeln heraus beleuchten. Léon Nyaba Ouedraogos „The Hell of Copper“ konfrontiert uns mit dem Thema der Wiederverwertung von europäischem Elektroschrott und ihren Folgen. George Osodis „Oil Rich Niger Delta“ führt uns vor Augen, wie seine Region einmal ausgesehen hat und wie es heute aussieht – a fallen paradise. Nii Obodais „From the Edge to the Core“ beobachtet Ghana nach 50 Jahren Unabhängigkeit an einem Wendepunkt – „at the crossroads of hope“, wie er selbst sagt; daher auch die Inspiration für den gewählten Ausstellungstitel. Kiripi Katembos „A Look“ beschreibt in der Widerspiegelung von Wasserlacken eine Gratwanderung zwischen Tristesse und Überlebenskunst der EinwohnerInnen Kinshasas. Will man der Frage der Nachhaltigkeit in Afrika nachgehen, so impliziert das auch, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen:
George Osodi, Ebocha Gas Flare, 2007 Lamda Print auf Dibond, 80 x 120 cm 196
Nach 50 Jahren Unabhängigkeit und großen Hoffnungen wie auch politischen und ökologischen Fehlern hat sich das Bewusstsein der Zivilgesellschaft gestärkt und ihre Erwartungen haben sich gesteigert. Afrika befindet sich an einem Wendepunkt – an der Grenze zwischen Verlust und dem, was noch zu retten ist: „At the Crossroads of Hope“. Es werden Themen wie Mülldumping, die Plünderung von Ressourcen und Wasserknappheit vertieft. Die Fotografen machten sich den Begriff der „Nachhaltigkeit“ zu eigen und entwickelten somit eine anders gelagerte Prägnanz. The exhibition offers Viennese audiences the first opportunity to study the perspectives of contemporary African photographers, participants in the photography biennial held in Bamako, Mali. It consists of four monographs that shed light on issues of sustainability from different African angles. Léon Nyaba Ouedraogo’s “The Hell of Copper” confronts us with the realities of how European electrical waste is recycled, and the consequences. George Osodi’s “Oil Rich Niger Delta” vividly illustrates what his native region
once looked like and what has become of it—a fallen paradise. Nii Obodai’s “From the Edge to the Core” observes Ghana, which, after fifty years of independence, has reached a turning point: a country “at the crossroads of hope,” as he puts it, inspiring the title we have chosen for the exhibition. Kiripi Katembo’s “A Look” focuses on reflections in puddles to show how the residents of Kinshasa walk the fine line between dreariness and the art of survival. Exploring the question of sustainability in Africa implicitly requires a look back at the past: after five decades of independence and great hopes as well as political and ecological mistakes, an increasingly confident civil society harbors rising hopes. Africa has reached a watershed moment—on the edge between the losses of the past and what may still be saved: “At the Crossroads of Hope.” The exhibition takes a close look at issues such as waste dumping, the looting of resources, and water scarcity. The photographers frame their own ideas of “sustainability” and develop a new form of pithy portrayal.
Nii Obodai, Ohne Titel (aus der Serie 1966), 2009 15 x 24 cm
Nii Obodai, Enoch (aus der Serie The passing), 2009 34 x 44 cm
George Osodi, Mobil Oil Plant Bonny, 2006 Lamda Print auf Dibond, 80 x 120 cm 197
Kiripi Katembo, Devenir (aus der Serie Un regard), 2010 Digitalfotografie, 60 x 80 cm
Kiripi Katembo, Naitre (aus der Serie Un regard), 2009 Digitalfotografie, 60 x 80 cm 198
Nyaba LĂŠon Ouedraogo, ohne Titel (aus der Serie The Hell of Copper), 2008 110 x 160 cm
Naturhistorisches Museum Wien
Skeletons in the Closet Klaus Pichler
Alles begann mit einem nächtlichen Blick durch ein Erdgeschossfenster des Naturhistorischen Museums Wien: drinnen ein Büroraum mit Schreibtisch, Computer, Regalen und ausgestopfter Antilope. Dieser Anblick brachte mich zum Denken: Wie sieht ein Museum hinter den Kulissen aus? Und wie werden die Exponate, die nicht in der Schausammlung sind, aufbewahrt?
Für mich – ausgestattet mit einem fotografischen Interesse, aber nur wenig Kenntnissen in naturwissenschaftlicher Forschung – bieten sich in den Nebenräumen des Museums eine Unzahl von Stillleben, deren Entstehung dem Zwang zur platzsparenden und konservierenden Aufbewahrung der Objekte, aber auch der ständigen Arbeit mit und an den Exponaten geschuldet ist.
Mit diesen Fragen im Hinterkopf begann ich die Arbeit an dieser Serie und konzentrierte mich von Anfang an auf die weniger prominenten Räume des Museums und deren Inhalt. Dazu gehören speziell die Depots, Kellerräume, Tiefspeicher und Lager, die den wissenschaftlichen Instituten zugeordnet und dem öffentlichen Blick weitgehend verborgen sind. In diesen Räumen stapeln sich die unzähligen Exponate – nach genauer naturwissenschaftlicher Systematik sortiert und teilweise auf engstem Raum.
Höchst lebendig, aber doch tot. Überraschungen inklusive. It all started with a nocturnal glimpse through a ground-floor window into the Museum of Natural History of Vienna: inside, I saw an office furnished with a desk, a computer, shelves, and a stuffed antelope. This sight made me wonder: What does a museum look like behind the scenes? And how are exhibits not currently on display preserved?
With these questions in the back of my mind, I started working on the present series, focusing from the outset on the less prominent rooms in the museum and their contents. That included, in particular, the depots, basement rooms, underground storage spaces, and storerooms assigned to the scientific institutes and largely hidden from public view. Stacked up in these rooms—arranged according to a precise scientific system and sometimes crammed closely together—are the innumerable exhibits. To me, who brought a photographic interest, but little knowledge about research in the natural sciences to the project, these auxiliary rooms at the museum presented an unending sequences of still lifes whose existence was due to the need to store and preserve the objects while saving space, but also to the ongoing work with and on the exhibits. Most lively and yet dead. Surprises included. Klaus Pichler
Klaus Pichler, Elevator Bear, 2011 C-Print, 80 x 100cm 200
Klaus Pichler, Basement Shark 2011 C-Print, 80 x 100 cm
Klaus Pichler, Plastic Deers, 2011 C-Print, 80 x 100 cm
Klaus Pichler, Neanderthals, 2011 C-Print, 80 x 100 cm 202
Klaus Pichler, Hallway Painting, 2011 C-Print, 80 x 100 cm
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Österreichisches Museum für Volkskunde
Mikrofotografisches Bibelstechen. Eine Ausstellung als Einblick und Kommentar Microphotographic Bibliomancy. An exhibition offers glimpses and commentary
Nach Art des historischen Brauchs des Bibelstechens – Interpretation und Weissagung unter Einsatz des Zufalls – werden Fotografien der Fotosammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde mit Objekten aus der Schausammlung des Museums kombiniert. Zu den dabei entstehenden FotoObjektkombinationen schreiben AutorInnen assoziative Texte, die es in der Ausstellung zu hören gibt. Der Ausdruck, den eine solche Begegnung von Objekten, Fotografien und Geschichten erzeugt, holt diese historischen Objekte auf eine sehr freie Art und Weise in die Gegenwart. Die Ausstellung „Mikrofotografisches Bibelstechen – Eine Ausstellung als Einblick und Kommentar“ ist ein Experiment, das sich mit Möglichkeiten der Deutung musealer Exponate neben der wissenschaftlichen Einordnung beschäftigt. Bibelstechen ist eine Exegese- und Weissagungstechnik, bei der die Bibel an einer zufällig gewählten Stelle aufgeschlagen wurde; man wählte dann blind eine Textstelle und interpretierte diese. Dieses Prinzip einer zufälligen Auswahl und anschließenden Interpretation des Ergebnisses diente dazu, vierzehn Objekte aus der Schausammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde und vierzehn Fotografien aus der Fotosammlung des Museums auszuwählen. Wiederum ein Zufallsprinzip war es, das diese Fotografien und Objekte zusammengeführt hat. Zu den dadurch entstehenden Duetten schreiben AutorInnen assoziative Geschichten. Für die Ausstellung verlassen die Objekte die Schausammlung (dort durch temporäre Stellvertreter ersetzt) und werden in einem Sonderausstellungsraum in Kombination mit den Fotografien präsentiert – die jeweiligen Geschichten zu den einzelnen Objekt-Fotokombinationen gibt es über Kopfhörer zu hören. Das kleine experimentelle Ausstellungsformat will mit seinem freien assoziativen Spiel dazu herausfordern, dass sich an diesen Kombinationen die Geschichten, die wir sowieso immer mit uns herumtragen, entzünden und es so zu einer Verlebendigung von Geschichte aus unserer Gegenwart heraus und in sie hinein kommt.
In a variation on the historic custom of bibliomancy—a technique of interpretation and divination based on random selection—pictures from the photography collection of the Austrian Museum of Folk Life and Folk Art are combined with objects from the museum’s display collection. Writers respond to the resulting pairs of photograph and object by creating associative texts, recordings of which can be heard in the exhibition. The expressive quality engendered by this encounter between objects, photographs, and stories brings the historic objects into the present in a very open fashion. The show “Microphotographic Bibliomancy: An exhibition presents glimpses and commentary” is an experiment that explores possible ways of interpreting museum exhibits beyond the strictures of scholarly classification. Bibliomancy is a technique of exegesis and divination for which the Bible was opened at random; the practitioner then blindly chose a passage and elucidated it. This principle of fortuitous selection and subsequent interpretation was employed to choose fourteen objects from the display collection of the Austrian Museum of Folk Life and Folk Art and fourteen photographs from its photography collection. The pairs of photograph and object were likewise formed at random. Writers contemplate the resulting duets and create stories based on their associations. For the exhibition, the objects are removed from the display collection (where temporary replicas will stand in for them) and presented in conjunction with the photographs in a special exhibition gallery; the stories based on the individual combinations of object and photograph can be heard via headphones. The play with free associations in this small experimental exhibition format seeks to challenge the visitor to observe how the combinations spark stories that we implicitly always carry with us, engendering an animation of history based on, and into, our present.
Weinkrug, Produzent unbekannt; Südtirol, 2. Hälfte 19. Jh. © ÖMV 204
AutorInnen authors: Mathias Illigen (Autor author) Monika Wulz (Philosophin philosopher) Paul Divjak (Polyartist artist) Hanno Millesi (Schriftsteller writer) Nina Schedlmayer (Journalistin journalist) Martin Prinz (Schriftsteller writer) Gregor Guth (Schriftsteller writer) Andrea van der Straeten (Künstlerin artist) Claudia Slanar (Kritikerin critic) Helmut Neundlinger (Autor author) Kathrin Röggla (Schriftstellerin writer) Ann Cotten (Schriftstellerin writer) Mara Mattuschka (Künstlerin artist) u.a. et.al. Ein Projekt von A project created by Herbert Justnik, Kurator des Volkskundemuseums curator, Museum of Folk Life and Folk Art, und dem Künstler and the artist Matthias Klos.
Fotograf unbekannt, Nachtwächter Toni Prinz, Unterweißenbach, Ende 19./Anf. 20. Jh. © ÖMV
Robert Lenk, Mädchentracht aus Budweis, Budweis, Anf. 20. Jh. © ÖMV
Elfriede Lies, Das „Stoffdirndl“ trägt den Weihkorb auf dem Kopf, die invalide Nachbarin in der Tragetasche, Höch, 1964 © ÖMV 205
Palais Kabelwek Lounge
Najboljoj mami – Alleinerziehende Mütter in Bosnien-Herzegowina Najboljoj mami—Single mothers in Bosnia Herzegovina Susanne Einzenberger, Marko Mestrovic
Marko Mestrovic, ohne Titel, 2011 Digital Print, 45 x 65 cm
Bosnien-Herzegowina ist in unmittelbarer Nähe, es ist ein Nachbarland – manchmal scheint es aber ein Lichtjahr entfernt zu sein. In diesem Land gibt es keinen Krieg mehr, dafür aber viel Elend, Armut und Hoffnungslosigkeit. Dort kämpfen allein erziehende Mütter mit dem und ums Leben. Dieser Kampf ist ungleich, der Einsatz aber groß – ein Überleben und eine Zukunft für ihre Kinder. Für diese allein erziehenden Mütter dauert jeder Moment eine ganze Ewigkeit, jeder neue Tag bedeutet für sie Angst vor Kälte, Krankheit oder Hunger. Die Frauen in den Bildern von Marko Mestrovic und Susanne Einzenberger klauben Holz aus dem Wald, um den Frost zu bewältigen, suchen Arbeit, ohne sie zu wählen, verzichten auf ihr täglich Brot, um ihren Kindern einen Bissen mehr zu geben. Die Mütter aus Donji Vakuf begleiten ihre Kinder zur Schule, ohne Frühstück, ohne warme Kleidung und ohne Schuhe. Ihre Kinder wärmen sie nur mit endloser Liebe, füttern sie mit der Hoffnung, dass gute Menschen helfen und dass es einmal besser sein wird.
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Dieses Projekt ist nicht nur ein Zeugnis vom Unglück anderer Menschen. Die Fotografen ziehen auch Parallelen zwischen zwei Welten – jener in Bosnien-Herzegowina und dieser in Österreich – und fragen nach Rechten der Kinder, der allein erziehenden Mütter und nach Menschlichkeit. Susanne und Marko bauten in ihre Arbeit eine Reihe menschlicher Schicksale ein, aber auch ihre eigenen Gefühle und Menschenliebe. Bosnia-Herzegovina is right around the corner, its people are our neighbors—and yet sometimes it seems to be light years away. The country is no longer at war, but misery, poverty, and hopelessness abound. Single mothers in Bosnia-Herzegovina wrestle with the difficulties of life, and sometimes struggle to survive. The adversities they face may seem insurmountable, but the stakes are high: the lives and futures of their children. To these single mothers, every moment lasts an eternity, and each new day brings new fears of being cold, falling ill, or going hungry.
The women in Marko Mestrovic’s and Susanne Einzenberger’s pictures gather firewood in the forest to cope with the frost; they seek work without having a choice; they forgo their daily bread so that their children can have a bite more. The mothers of Donji Vakuf walk their children to school, without breakfast, without warm clothes, and without shoes. All they have to keep their children warm is their boundless love; all they can nourish them with is the hope that good people help and that things will be better one day. The project is not just a testimony to the disaster that has befallen other people. The photographers also draw parallels between two worlds—the one over there, in Bosnia-Herzegovina, and the one here, in Austria—raising the question of what rights these children and single mothers have, and what human compassion owes them. Susanne’s and Marko’s works tell the moving stories of several people, but they also allow us to recognize their own feelings and human kindness. Vera Marjanovic Übersetzung: Marina Camber
Marko Mestrovic / Susanne Einzenberger, ohne Titel, 2011 Digital Print, 45 x 65 cm
Susanne Einzenberger, ohne Titel, 2011 Digital Print, 45 x 65 cm 207
Palais Porcia
Landleben Solid Ground Yvon Lambert
Im Rahmen seiner Mission das nationale audiovisuelle Erbgut zu schützen und die Kunstschaffenden zu fördern, erteilt das Centre national de l’audiovisuel (CNA, Luxemburg) regelmässig fotografische Auftragsarbeiten. Deren Ziel ist es, über den Wandel der städtischen oder natürlichen Landschaften, die verschiedenen Facetten des sozialen Lebens und über die lokalen Traditionen zu berichten, um so ein visuelles Archiv zu erstellen. Nach zahlreichen Projekten, hauptsächlich im Ausland und oft zum Thema der Stadt, gefiel mir die Idee vom Reisen im nahe gelegenen ländlichen Raum und vom Treffen mit den lokalen Landwirten. Es würde wie ein frischer Atemzug werden, eine Änderung des Rhythmus sein. Aber zuerst musste ich das Land erforschen, es auskundschaften, so oft wie möglich hin gehen, um so das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Ich musste den Raum bewohnen und sehen was sich dahinter verbirgt, um schlussendlich verstehen zu können. Selbstverständlich war es nicht mein Ziel eine objektive Betrachtungsweise entstehen zu lassen, sondern als Fotograf – und gelenkt von Zufallsbegegnungen – mich einfach gehen zu lassen und die kleinen Dinge des Alltags zu spüren.
Yvon Lambert, Waldsdorf, ferme Pletgen, 05.06.2010 208
Natürlich erschienen hier und da Gesten, Gegenstände, Gerüche, die mich an meine Kindheit erinnerten, als mein Vater mich mitnahm seinen Onkel zu besuchen, der allein auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe von Hagen wohnte und er mir somit die Gelegenheit gab, die Natur zu entdecken. Dieser Ort, voll von Poesie, wurde für mich ein wahres Land der Abenteuer und des Friedens. Dort habe ich das Leben entdeckt. Selbst wenn die Landwirtschaft sich seit dem viel verändert hat, bleibt das ländliche Milieu für einen Städter wie mich ein Ort wo man immer noch das Wesentliche spürt: einen authentischen Kontakt mit der Natur und dem Gefühl dazu zu gehören. Within the framework of its mission to safeguard audiovisual heritage and to support creation, the Centre national de l'audiovisuel (CNA, Luxembourg) regularly awards photographic commissions whose goal is to bear witness to aspects of the natural or urban landscape and to facets of social life and local traditions, so as to constitute a visual record of them. The present work is the result of a commission awarded to the photographer Yvon Lambert, carried out during 2009 and 2010, on the subject of agri-culture in Luxemburg. After numerous projects, mainly abroad, and often on the theme of the city, the idea of
travelling around the nearby countryside, of meeting the local farmers, really appealed to me. It would be a breath of fresh air, a change of pace. But first I had to get the lie of the land, to scout it, as it were. To go there as often as possible, so as to win people’s trust, to inhabit the space and see what lay beneath it, to finally garner a handful of twigs. Needless to say, my goal was not to give any kind of objective vision, but as a photographer to simply let myself go to the serendipity of chance encounter, to give tangible feeling to ’the little things of the everyday‘. Of course, here and there, there did resurface gestures, objects and smells which reminded me of my childhood, when my father would bring me to visit his uncle who lived alone on a little farm near Hagen, thus giving me the chance to discover nature. This place, full of poetry, became for me a veritable land of adventure, of freedom. There, I discovered life. Even though since that time agriculture has changed a lot, for a city-dweller like myself, the rural milieu remains a place where one still feels the essentials: a genuine contact with nature and the feeling of belonging to it. Yvon Lambert
Kuratorin Curator: Marguy Conzémius
Yvon Lambert, Waldsdorf, ferme Pletgen, 12.10.2010
von oben nach unten
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Yvon Lambert, Waldsdorf, ferme Pletgen, 05.06.2010
Yvon Lambert, Drauffelt, ferme Hamen, 02.01.2010
Yvon Lambert, Alscheld, 15.12.2009
Yvon Lambert, Stegen, ferme Baltes, 21.12.2009
Yvon Lambert, Walsdorf, ferme Gillen, 12.10.2010
Yvon Lambert, Walsdorf, ferme Pletgen, 16.01.2010
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Photoinstitut Bonartes
Orientalische Phantasien Oriental Fantasies Carl Rudolf Huber
Ein Zeitungskommentar in der Heimat berichtete: „Die Künstler pflegten den Mussafir Chan das Narrenhaus zu nennen, und närrisch genug ging es darin zu. Die arabischen Modelle, die anfangs sehr schämig thaten, wurden schließlich so dreist, daß sie ganz ungeniert in Eva’scher Toilette herumliefen. Eine ging sogar in diesem natürlichen Zustand bis hinunter in den Hof, um Wasser zu schöpfen. Die photographische Maschine wurde fortwährend gebraucht – es wurden die tollsten Posituren abconterfeit, Posituren, von welchen die minder unanständigen nicht zu schildern sind.“ In „tollen“ Gruppierungen posierten allerdings auch die Künstler selbst vor der Kamera …
C. R. Huber (zugeschrieben), Drei Halbakte, 1875/76 Albuminpapier, 21,3 x 17,9 cm © Photoinstitut Bonartes
Im Winter 1875–76 reiste eine Gruppe Maler nach Ägypten: Adolph Gnauth, Franz Lenbach, Carl Rudolf Huber, Hans Makart und Leopold Müller. Sie waren in Begleitung des Ägyptologen Georg Ebers, der kurz darauf das Standardwerk „Ägypten in Wort und Bild“ mit zahlreichen Illustrationen seiner Freunde publizierte, das den Blick auf das Land, seine Geschichte und den Alltag seiner Bevölkerung im deutschen Sprachraum auf lange Zeit hinaus prägte.
In the winter of 1875–76, a group of painters traveled to Egypt: Adolph Gnauth, Franz Lenbach, Carl Rudolf Huber, Hans Makart, and Leopold Müller. They were chaperoned by the Egyptologist Georg Ebers, who subsequently published Ägypten in Wort und Bild, a book richly illustrated by his friends that became a standard in its field and would shape the German-speaking world’s view of Egypt, its history and culture, and the ordinary lives of its people for many years. The primary goal of the expedition was to look for “Oriental” motifs for paintings, which were increasingly popular with European collectors. In addition to the usual sketches, the party
also produced a large number of photographs various painters—including some who had not in fact traveled to Egypt—later used as sources for their creations. Among the pictures are snapshots taken in the streets of Cairo, with camels, buffalo, and goats drawing the particular interest of Carl Rudolf Huber, who specialized in painting animals—though we will never know whether he was the author of all extant photographs from the trip, as Leopold Müller had brought a camera as well. The group rented an expansive but derelict building, the Musafir Khana, as their studio; the picturesque surroundings were an excellent setting for the Bohemian life that unfolded as the travelers set about realizing the libidinous fantasies about the Orient as the wholly other that has prompted them to come. Back home, a newspaper reported: “The artists came to call the Musafir Khan the ‘madhouse,’ and it was mayhem indeed. The Arab women who modeled for them, though they initially acted all bashful, finally became so impudent as to blithely walk around in their birthday suits. One of them even went all the way down into the courtyard in this natural state in order to draw water. The photographic apparatus was in constant use—portraits were taken of models in the most extravagant postures, of which even the less indecent ones defy description.” Then again, the artists themselves, too, posed for the camera in “extravagant” arrangements …
Erstes Ziel der Unternehmung war die Suche nach „orientalischen“ Motiven für Gemälde, die sich einer wachsenden Beliebtheit bei europäischen Sammlern erfreuten. Neben den üblichen Skizzen entstanden auch zahlreiche Fotografien, die später von unterschiedlichen Malern als Bildvorlage benützt wurden – selbst solchen, die damals gar nicht mit waren. Es entstanden Momentaufnahmen in den Straßen Kairos, besonders Kamele, Büffel und Ziegen erregten das Interesse des Tiermalers Carl Rudolf Huber – ob er allerdings für alle erhaltenen Aufnahmen der Reise verantwortlich war, muss ungewiss bleiben, auch Leopold Müller hatte eine Kamera mit. Die Gruppe bezog ein weiträumiges, aber ruinöses Gebäude als Atelier, den Musafir Khana, dessen malerisches Ambiente sich als Hintergrund für das sich entwickelnde Bohemien-Leben wunderbar eignete, das die mitgebrachten Wunschvorstellungen vom so ganz anderen Orient in Erfüllung gehen ließ.
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C. R. Huber (zugeschrieben), Junge auf Büffel sitzend, 1875/76 Albuminpapier, 21,8 x 17 cm © Photoinstitut Bonartes
C. R. Huber (zugeschrieben), Graf Lanckorónski vor einer Ruine in Kairo, 1875/76 Albuminpapier, 20 x 25,6 cm © Photoinstitut Bonartes
C. R. Huber (zugeschrieben): Künstlergesellschaft in Ägypten (mit Karl Graf Lanckorónski, Carl Rudolf Huber, Franz von Lenbach, Adolf Gnauth, Leopold Carl Müller und Hans Makart) 1875/76, Albuminpapier, 15,5 x 24,2 cm, Sammlung Dietmar Siegert © Photoinstitut Bonartes 211
Photon Gallery im Slowenischen Kulturzentrum Korotan
Junij in June. Selection from the International Collection Junij Grupa Junij
Grupa Junij wurde 1969 von einer Reihe junger Künstler gegründet, um verwandten künstlerischen Impulsen ein Forum zu bieten. Die Bedeutung der Gruppierung ging also über den Bereich einer homogenen Künstlergruppe, die dem Beispiel der Nachfolger der historischen Avantgarde folgte, hinaus; es entstand eine konstruktive Synthese verschiedener Stile und Tendenzen. Die wichtigste Idee, die die Gruppe sich zu eigen machte, war die der Autonomie der Kunst als solcher; sie sollte von allen politischen, akademischen und ästhetischen Forderungen nach reinen Stilen und Gattungen befreit werden. In einer Zeit, da modernistische Malerei und Skulptur die Szene dominierten, wandten sich die Mitglieder von Grupa Junij reproduzierbaren Medien und insbesondere innovativen Verwendungen der Fotografie zu, wenngleich ihre Arbeiten sich einer breiten Palette von Ausdrucksformen und Medien bedienten. Wegen ihrer Vielfalt lassen sich die schöpferischen Aktivitäten der Gruppe nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen; typisch für die Arbeiten vieler Mitglieder waren Figuration, erzählende
Dusan Pirih Hup, 1493, 1984 Xerografie, 30 x 40 cm 212
Kunst und die direkte Artikulation einer Botschaft. Die Gruppe reagierte sehr genau auf die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der Zeit. Ihre Werke waren vom Geist der 1970er und frühen 1980er durchdrungen und widmeten sich etwa ökologischen Themen und dem Wachstum der Weltbevölkerung mit seinen Begleiterscheinungen wie der immer schnelleren Verstädterung, der wachsenden Entfremdung und dem Auftreten militanter Strömungen, der Unterdrückung durch die Organe des Staats und der zunehmenden Konsumorientierung der Menschen. Die Ausstellung konzentriert sich daher auf den Einsatz der Fotografie im Werk von Grupa Junij, der wohl das hervorstechendste Merkmal der Kunst dieser Gruppe darstellt. Grupa Junij was established in 1969 by a group of young artists in order to bring together similar creative impulses. The significance of the group therefore surpassed the range of a homogeneous art group that adopted principles that followed the example of the successors of the historical avant-garde, creating a constructive synthesis of different styles and trends.
The main idea embraced by the group was the autonomy of art as such, freed of any political, academic, and aesthetic demands for pure styles and genres. At a time when modernist painting and sculpture prevailed, the members resorted to reproducible media, particularly the innovative use of photography, although there was a broad range of different forms of expression and media. Because of their diversity, the creative practices of the group cannot be generalized, though common characteristics of several different artists gathered in Grupa Junij are figuralism, narrative art, and the direct articulation of a message. The group was highly sensitive to the sociopolitical developments of the time. Their works were steeped in the spirit of the 1970s and early 1980s, as well as in topics such as ecology, global demography, and the related side effects of accelerated urbanization, alienation, militancy, repression by state institutions, and growing consumerism. The exhibition therefore focuses on the use of photography, which is probably the most distinguishing segment of the group’s legacy. Miha Colner
Serge Lutens, Untitled, 1985 SchwarzweiĂ&#x;fotografie, 40 x 30 cm 213
Christo & Jeanne-Claude, Wrapped Reichstag, photograph, 1971–1995 Farbfotografie, 70 x 100 cm
Stane Jagodicˇ, Symbol of Grupa Junij, 1973 Fotomontage, 70 x 100 cm
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Joan Fontcouberta Villa, Urn doesn’t Forget You, Amnesty, 1977 Schwarzweißfotografie, 40 x 30 cm
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Projektraum MAG3
PASSAGEN PASSAGES Fritz Fro, Romana Hagyo, Maria Hubinger, Silke Maier-Gamauf, Gue Schmidt
Gue Schmidt, Reigen 4 + 5, 2008 Fotografie auf Barytpapier in Acrylglaskkoffer auf Etagere, 24 x 8 x 18 cm
(* Passage = Durchfahrt, Durchgang: Überfahrt mit Schiff oder Flugzeug; schnelle Tonfolge in einem Musikstück; fortlaufender Teil einer Rede oder eines Textes; [...]) Im Medium der heutigen wie auch schon damaliger Fotografie finden und fanden Prozesse zu einer Geschwindigkeit, welche der Sprache im allgemeinen sehr ähnlich sind – dies ist grundsätzlich jedem Medium inhärent. Gewiss auch dadurch, dass Medien sich als Ausdrucksformen zwischenmenschlicher Interaktion darstellen (von medium, lat.: Mitte), mit denen wir uns aufeinander beziehen, also austauschen und damit in Verkehr treten. In diesem Sinne verkörpert jedes zeitgemäße Medium als solches den Ausdruck der gesellschaftlichen Produktivität sowie ihres kapazitiven Volumens – in unserer politischgesellschaftlichen Konzeption jedoch geriert es wohl eher zum ständigen Fortlaufen einer Rede als Selbstzweck, wie es auch als ein unentwegtes Nichtzuendekommenkönnen wahrgenommen werden kann: Wo das Verbildlichen als Selbstzweck genommen, die Reflexion des zur Wahrnehmung Gekomme-
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nen eher ins Unbegriffene abgebogen wird – und damit also zum statischen Moment gerät –, als dass hierin, was vielleicht wesentlich wäre, die wirklichen Momente des Daseins im Wechsel kennbar gemacht wären. Dieser Heterogenität begegnet das Ausstellungsprojekt PASSAGEN in der Form, dass fünf höchst verschiedenartig arbeitende Personen mit unterschiedlichsten Zugängen zur Fotografie nicht nur jenen gesellschaftlichen Moment darstellen, der in der Produktion allgemein stattfindet, sondern anhand der ausgestellten Arbeiten diese als Resultate eines sozialen Prozesses thematisieren. (* passage = the act of walking or passing through; sea or air travel; a rapid series of notes in a musical composition; a consecutive portion of a speech or piece of writing; […]) In the medium of contemporary as well as older photography, processes have reached a pace that strongly resemble language in general— that is fundamentally an inherent quality of any medium. It is certainly due also to the fact that media appear as articulations of interaction
between people (the Latin medium means middle); we use them to relate to each other, to exchange ideas, to engage in social intercourse. Considered in this perspective, any modern medium as such embodies the expression of social productivity as well as its capacitive volume—in our political and social conception, however, it seems to have tended in the direction of a perpetual continuation of speech as a purpose in itself, which may also be perceived as an incessant inability to reach a conclusion: visualization is taken as self-evident end, and the reflection on what has been perceived is deflected toward a renunciation of actual understanding—and thus turns into a static aspect— instead of what would perhaps be its essential service: to bring out the important moments in existence in their transformations. The exhibition project PASSAGEN takes on this heterogeneity: five people who work in very different ways and represent a wide variety of approaches to photography not only visualize the social moment that takes place in production in general, but also examine the latter, in the works on display, as the result of a social process.
Maria Hubinger, Hommage an Martin Wรถrgรถtter 8 + 9, 2007 Lambda ECO Print auf Dibond, 75 x 100 cm 217
Silke Maier-Gamauf, nomad (ehem. Südbahnhof, Performance) 1 + 2, 2009 Lambda ECO Print auf Dibond, 21 x 29,7 cm
Fritz Fro, Feuertanz 7 + 9 / Performance Bad Blumau, 2009 C-Print auf Alu-Dibond, 75 x 50 cm
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Romana Hagyo, Schwellenzauber (nach Walter Benjamin), Spaziergang durch Stadlau (1–4), 2011 C-Print, 30 x 40 cm
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Projektraum Viktor Bucher
Détournements Marlene Hausegger
Marlene Hausegger unterwandert den öffentlichen Raum auf sehr subtile Art und Weise. Ihre Eingriffe darf man durchaus als solche bezeichnen, denn sie beziehen sich immer auf bestehende Strukturen, die außerhalb unserer alltäglichen Wahrnehmung liegen (Asphaltböden, Brückenpfeiler, Baustellen etc.), und sind geprägt von einem selektiven, offenlegenden Blick, der uns diese aus unserem Bewusstsein geratenen Orte wieder in Erinnerung rufen soll. Sinnzusammenhänge, die wir als selbstverständlich annehmen, geraten durch diese Form des Interventionismus, der mit den Mechanismen der Verschiebung, Betonung, Hervorhebung und Neuinterpretation arbeitet, ins Schwanken. Mit einfachsten Hilfsmitteln wie Klebebändern, Kreiden oder bearbeiteten Kartonstücken fügt Marlene Hausegger den jeweiligen Orten neue Funktionen oder Bedeutungen hinzu. Der Grad der auf den ersten Blick
Marlene Hausegger, Romana Rust, Zebra, 2007 C-Print, 30 x 40 cm 220
nicht sichtbaren politischen Aufgeladenheit (die Arbeit “Fly” etwa soll auf die Tragik afrikanischer Bootsflüchtlinge hinweisen) darf bei dieser gehörigen Portion an Ironie und Witz nicht außer Acht gelassen werden. Die Transformation oder Reduktion politisch konnotierter Symbole (z.B. Flaggen) auf ihre wesentlichen formalen Grundformen, die letztendlich allen politischen und ideologischen Denkrichtungen gemeinsam sind, ist geprägt von ihrem Interesse an gesellschaftlichen Prozessen, welche an künstlerische Strategien der russischen Avantgarde erinnern. Hauseggers Manifestationen im öffentlichen Raum haben temporären Charakter, sind von ihrem Gestus her antimonumental und verschwinden im Laufe der Zeit gleich ephemeren Spuren. Erst durch die fotografische Dokumentation erhalten Hauseggers Détournements die ihnen gebührende Dauer.
Marlene Hausegger subverts the public space in a very subtle manner. Her interventions—that is the correct term—always relate to existing structures to which we are blind in everyday life (asphalt floors, bridge piers, construction sites, etc.) and are informed by a selective and revealing gaze that seeks to recall our attention to these places we lost awareness of. Sets of meanings we take for granted are destabilized by this form of interventionism, which works with mechanisms of displacement, emphasis, highlighting, and reinterpretation. Relying on utterly simple means such as duct tape, chalk, or adapted pieces of cardboard, Hausegger adds new functions or meanings to the sites she manipulates. The solid dose of irony and humor notwithstanding, we should not fail to notice the implicit political concerns (the work “Fly,” for example, wants to bring attention to the tragic situation of African boat people). The transformation or reduction of symbols with
Marlene Hausegger, Mondo Traumatizzato, 2012 C-Print, 30 x 45 cm
political connotations such as flags to their essential formal features, which are ultimately shared by all political and ideological tendencies, grows out of Hausegger’s interest in social processes that recall artistic strategies of the Russian avant-garde. Hausegger’s Manifestations in Public Space are temporary in nature; anti-monumental in design, they disappear over time, like ephemeral traces. It is only in the photographic documentation that Hausegger’s détournements acquire the durability they merit. Andreas Krištof, section.a
Marlene Hausegger, Poubelle, 2007 C-Print, 30 x 40 cm 221
Salon für Kunstbuch 21er Haus
The Artist’s View – Der künstlerische Blick auf fotografisches Material The Artist’s View—How artists see photographic material Bernhard Cella
Wie verwenden zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler fotografisches Material im Medium Buch? Im Unterschied zum 20. Jahrhundert hat das Interesse an Fotografie den Charakter eines Breitensports angenommen. Zugleich besorgt man sich die meisten Informationen im Alltag nicht mehr aus Büchern. Die digitale Revolution hat das Buch quasi vom Zwang befreit, Informationen transportieren zu müssen. Das Absinken der Herstellungkosten im Buchbereich hinzugenommen ist es nicht verwunderlich, dass seit einigen Jahren ein regelrechter Boom in der weltweiten Produktion von Künstlerbüchern zu verzeichnen ist. Der Salon für Kunstbuch in Wien, ein Kunstprojekt von Bernhard Cella, steht seit dem Jahr 2007 in ständiger Wechselwirkung zu diesem neuen Kunst- und Kulturphänomen. Anlässlich des Monats der Fotografie 2012 wird er im Salon für Kunstbuch 21er Haus eine Auswahl von aktuellen Künstlerbüchern präsentieren, die sich durch ihren je eigenen Zugang zu fotografischem Material auszeichnen. Nicht die Produktion des fotografischen Bildes als solche steht daher im Mittelpunkt, sondern der künstlerische Blick auf das Medium Buch, der sich der Fotografie in eigenen Verfahrensweisen zu bedienen versteht. Diese artikulieren sich heterogen, z.B.: Ein Foto pro Kalenderjahr, unkommentiert aneinandergereiht; die Geschichte New Yorks in 400 Bildern; Kugeln und Ballons; Hallen und Hypnotiseure; der Schatten des Fotografen als Element des Bildes; Schandflecke und Schmuckstücke im öffentlichen Raum; Teppiche und ihre Umgebung; Paar und Bett; Sehen im Sitzen; Serien von väterlichen Selbstportraits, vom Sohn rearrangiert; die versteckte Information.
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How do contemporary artists use photographic material in the medium of the book? Unlike in the twentieth century, interest in photography is now almost as widespread as enthusiasm for, say, soccer. At the same time, the book has lost its status as the primary source of information in everyday life. The digital revolution, we might say, has relieved the book of the duty to transport information. If we moreover consider the declining cost of making a book, it is little wonder that the past several years have seen a downright boom in the global production of artist’s books. The Vienna Salon für Kunstbuch, an art project launched by Bernhard Cella in 2007, has constantly engaged with this novel artistic and cultural phenomenon. On occasion of the 2012 Month of Photography, the Salon für Kunstbuch 21er Haus, will present a selection of current artists’ books distinguished by their individual approaches to photographic materials. The focus, then, is not on the production of the photographic image as such, but instead on how artists see the medium of the book, which has evolved ways of using photography for its own purposes. The methods the books articulate are heterogeneous: pictures that were taken one every calendar year arranged in sequence without further comment; the history of New York in four hundred pictures; spheres and balloons; halls and hypnotizers; the photographer’s shadow as an element in the picture; eyesores and gems in public space; carpets and their surroundings; couples and beds; looking while sitting down; series of a father’s selfportraits, rearranged by the son; the hidden piece of information.
Maurizio Cattelan, Permanent Food, 2004 Offsetdruck auf gestrichenem Papier, 21 x 27,5 cm
Bernhard Cella, and . learning english has no use, 2012 Offset Riso Digitaldruck auf ungestrichenem Papier, 23 x 33,5 cm
Henrik Olesen, 2004 Offsetdruck auf gestrichenem Papier, 21 x 29,5 cm 223
Schauraum 11/nullnull
VIENNA INTERNATIONAL PHOTO AWARDS (VIPA) 2012 Anna Arendt D, Emanuela Bongiovanni I, Jacques Borgetto F, Jan Brykczynsk PL, Damien Daufresne F, Julie Glassberg F/USA, Teri Havens USA, Sanja Knezevic SRB, JM Lopez E, Justyna Mielnikiewicz Georgien, Antonella Monzoni I, Kenneth O’ Halloran IRL, Heinz Stephan Tesarek A
Die italienische Fotografin Antonella Monzoni und die französischen FotografInnen Julie Glassberg und Jacques Borgetto sind die drei Gewinner der ersten Ausgabe der Vienna International Photo Awards 2012 für Dokumentarfotografie. Diese Gruppenausstellung präsentiert ihre Arbeiten zusammen mit denen der anderen Fotografen, die in die engere Wahl aufgenommen wurden. Antonella Monzoni (Erster Preis) arbeitet sowohl in Schwarzweiß als auch in Farbe, wobei sie auf scharfe Kontraste und volle Farbsättigung setzt. In ihren jüngsten Arbeiten ist sie der Faszination nachgegangen, die die kulturelle Produktion von Gedächtnis, Symbolen, und Erinnerungsorten als Zeichen der Zugehörigkeit seit langem auf sie ausübt. Julie Glassberg (Zweiter Preis) interessiert sich in erster Linie für die Vielfalt der Weltkulturen, Subkulturen und UndergroundSzenen und für das Leben von Sonderlingen am Rande der Gesellschaft.
Jacques Borgetto (Dritter Preis) ist ein „Fotograf auf Reisen“, immer unterwegs zwischen Chile und Argentinien, zwischen Tibet und der Mongolei. Dort, aber auch in Afrika und in vielen anderen Ländern sieht er die Welt mit den Augen anderer Kulturen. Der palästinensische Fotograf Raed Bawayah und der österreichische Galerist Gernot Schulz riefen die VIPA 2012 ins Leben, um ein Schlaglicht auf die gestalterischen Möglichkeiten der Dokumentarfotografie zu werfen. The Italian photographer Antonella Monzoni and the French photographers Julie Glassberg and Jacques Borgetto are the three winners of the first edition of the Vienna International Photo Awards 2012 for documentary photography. Together with the short-listed finalists, they will be presented in this group exhibition.
Julie Glassberg, Slaughterama jousting competition in Richmond, VA (aus der Serie BIKE KILL), 2010 C-Print, 60 x 50 cm 224
Antonella Monzoni (First Prize) works in both black and white and color, aiming for sharp contrasts and full color saturation. In her most recent works, she has pursued her longstanding fascination with the cultural production of memory, symbols, and venues of memory as signs of belonging. Julie Glassberg’s (Second Prize) interests are primarily based on the diversity of world cultures, subcultures, underground scenes as well as the misfits of society. Jacques Borgetto (Third Prize) is a “travelling photographer,” roaming from Chile to Argentina, from Tibet to Mongolia. There, in Africa, and in many other countries, his eyes look at the world through the lenses of other cultures. VIPA was founded in 2012 by the Palestinian photographer Raed Bawayah and the Austrian gallery owner Gernot Schulz to explore how documentary photography is shaped.
Jacques Borgetto, Communauté Mennonite de la Pampa, Argentine, 2009 Fine Art Print auf Hahnemühle Barytpapier, 50 x 70 cm
Antonella Monzoni, Wounded Armenia, 2008 Fine Art Print auf Hahnemühle Barytpapier, 60 x 40 cm 225
Schikaneder
Flächen Wiens Surfaces of Vienna Johanna Si
Alles, was sich in unserem Umfeld erschließt, besteht bei der ersten Wahrnehmung aus Flächen und Farben. Weiters ordnen wir die aufgenommenen Eindrücke in Kategorien und Unterkategorien und so weiter ein.
Im Zuge zahlreicher Spaziergänge in der österreichischen Hauptstadt sammelt Si Eindrücke von unscheinbaren Flächen, Formen und Gebilden, welche sie in ihrer Art und in ihrem Aufbau beeindrucken.
Diese Ausstellung legt wenig Wert auf solche Einordnungen. Der Fotografin Johanna Si ist es nur wichtig, die Schlichtheit und gleichzeitig die Selbstverständlichkeit der abgebildeten Motive zu vergegenwärtigen. Die gezeigten Sujets haben auf den ersten Blick kaum etwas Besonderes, das auffällig wäre. Nein. Es geht schlicht darum zu zeigen, dass diese Flächen existieren. Auch wenn sie als nutzlos erscheinen und bei niemandem Interesse wecken, existieren sie. Gesteht man diesen Flächen ihre Berechtigung zu, verändert sich aber ihre Eigenschaft. Sie erlangen dadurch eine Selbstständigkeit und Stärke. Wenn man so will, auch eine spezielle Schönheit. Und auf diese Schönheit soll der Blick des Betrachters gelenkt werden. Auf die Schönheit, die der Betrachter dem Sujet erst ermöglichen / zugestehen muss, um sie wahrzunehmen.
Es geht dabei vordergründig um Muster, Strukturen und um das Zusammenwirken von Farbe, Form und Fläche. Si stellt sich dem künstlerischen Anspruch, Gewöhnliches ungewöhnlich oder vielmehr außergewöhnlich und besonders zu präsentieren.
Johanna Si, Schornstein, 2008 analoge Fotografie, 60 x 90 cm 226
Everything we discover in our surroundings consists of surfaces and colors when we first perceive it. We subsequently sort the impressions we have received into categories, subcategories, and so on. This exhibition places little value on such categorizations. The photographer Johanna Si merely seeks to visualize the plainness as well as the self-evidence of the motifs she depicts. At first glance, there is hardly anything special to the subjects the photographs show; they are not conspicuous. No: the point is simply to show that these surfaces exist. Even if they
appear to be useless and do not attract anyone’s interest, they exist. Yet once we concede that these surfaces have a raison d’être, their quality changes. They gain a form of autonomy and strength. Even a peculiar beauty, one might say. And it is to this beauty that the pictures seek to direct the beholder’s gaze. To the beauty we must at first make possible, must accord to the subject, before we can perceive it. On frequent walks through the Austrian capital, Si gleans impressions of inconspicuous surfaces, shapes, and features that impress her in their own way with their structures. The interest is first and foremost in patterns, structures, and the interplay of color, shape, and surface. Si takes on the challenge of art: to present the ordinary as unusual, even extraordinary, and special.
Johanna Si, Fenster mit TĂźr, 2008 analoge Fotografie, 60 x 90 cm
Johanna Si, Sessel, 2008 analoge Fotografie, 60 x 90 cm 227
Schneiderei.Home.Studio.Gallery
01 Tomas Eller Leni Michl Markus Morianz Elsa Okazaki Constanze Schweiger Nino Stelzl Helene van Duijne Simon Veres Salvatore Viviano Jimmy Zurek
One moment. Auseinandersetzung von KĂźnstlerInnen mit dem Medium Polaroid. One moment. Artists engage with the Polaroid medium.
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Elsa Okazaki, 01, 2012 Polaroid, 8,6 x 10,8 cm
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Slowakisches Institut
Andrej Bán – Kosovo
Der letzte Krieg in Europa fand 1999 im Kosovo statt. Seine Geschichte ist eine von Blut, Rache und komplizierter Aussöhnung. Das Kosovo ist auch drängendes Thema für die Europäische Union, die dieses Jahr von den Vereinten Nationen die Verantwortung für das kleine Gebiet übernehmen soll. Als Fotograf beobachtete ich die Entwicklung über einen langen Zeitraum, vom Krieg des Jahres 1999 bis zur Unabhängigkeit des Kosovo im Frühjahr 2008. Das Land ist nicht mehr als 1000 Kilometer von der Slowakei entfernt; ich unternahm 40 Reisen in die Gegend. Sie wurde mir zur zweiten Heimat. Ich bin kein Kriegsfotograf. Was mich interessiert, sind der humanistische Leitgedanke, die Auswirkungen schwieriger Lebensumstände auf normale Menschen sowie ihre Fähigkeit, mit ihrer Lage zurechtzukommen. Die Aussage, die ich vermitteln will, ist in erster Linie ein Ausdruck meines Unmuts
gegenüber den Politikern und Führungspersönlichkeiten auf albanischer wie serbischer Seite. Ihre kurzsichtigen nationalistischen Zielsetzungen und ihre Unfähigkeit, zu einer Einigung zu gelangen, kosteten tausende Menschen in der Region das Leben.
Being a photographer, I watched the story over a long period of time, from the war in 1999 to Kosovo’s independence in the spring of 2008. Kosovo is only 1,000 kilometers away from Slovakia, and I visited the area forty times. It became my second home.
Ich ergreife für keine Seite in dieser Auseinandersetzung Partei. Meine Solidarität gilt den Opfern des Nationalitätenstreits, den einfachen Leuten aller ethnischen Gruppen. Die Gesamtopferzahl der Kriegshandlungen ist bis heute unbekannt. Wie auch anderswo auf dem Balkan wird man, so steht zu erwarten, die Massengräber noch entdecken …
I’m not a war photographer. What I’m interested in is the humanist ethos, the impact on ordinary people of difficult life circumstances and their ability to cope with the situation. My statement is mostly an expression of resentment of the politicians and leaders, both Serbian and Albanian. It was due to their myopic nationalist policies and their failure to reach an agreement that thousands of people perished in the area.
The last war in Europe took place in Kosovo in 1999. This was a story of blood, revenge and complicated reconciliation. Kosovo is also a powerful issue for the European Union, which is scheduled to assume responsibility for the small territory from the UN this year.
I don’t take sides with any party in the conflict. I’m on the side of the victims of the ethnic conflict, ordinary people in all the communities. To this day, the final toll of the violence remains unknown. The mass graves are still expected to be revealed, just as elsewhere in the Balkans …
Filmtechnik: klassischer Film – analog, farbiges Negativ, die Fotografien sind für das Fotopapier vergrößert worden und befinden sich in hölzernen Bilderrahmen im Format 70 x 95 cm.
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Ein französischer Soldat beobachtet ein brennendes serbisches Haus, welches anscheinend als Racheakt von Albanern angezündet wurde. Vucˇitrn / Vushtrri, Juni 1999.
Ein Mann steht neben der Grabstättenwand eines bedeutenden Moslems. Diese Grabstätte ist das Ziel vieler Pilger. Während des Feiertags des heiligen Juraj wurde sie mit dem Blut getöteter Schafe bespritzt. Juraja. Babaj i Bokës / Babaj Boks, Mai 2006.
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stable gallery im Palais Brambilla
Die kosmische Symphonie Cosmic Symphony Yuko Ichikawa
Im Osten Japans kam es am 11.3.2011 zu einer gewaltigen Naturkatastrophe. Erdbeben bedrohen Japan seit jeher. Die japanische Bevölkerung ist dankbar für jeden normalen Tag. Ich danke dem Gott des Shintos. In meiner Arbeit Cosmic Symphony (einer Multimediainstallation aus Projektionen und Leuchtkästen) wird meine bisherige Schwerpunktsetzung auf die Koexistenz von Mensch und Natur weiter vertieft. Es ist von größter Bedeutung, die Balance im Leben und in der Natur zu halten. Die zwei Bilder wurden auf diesen transparenten Folien entwickelt, weil ich sie indirekt entwickeln wollte. Wenn ich die Bilder vom Feuer direkt entwickelt hätte, wären die Bilder nur rot und schwarz geworden. Ich wollte Feuer und Wasser kombinieren. Die Linien symbolisieren die Harmonie, den Rhythmus und den Klang der Meereswellen. Man kann den Rhythmus nicht sehen, Feuer und Wasser existieren nicht zusammen, gerade deswegen führe ich sie in meiner Arbeit zusammen. Die Gegensätze und Gleichgewichtungen von Feuer, Wasser, Luft, Erde und Lebewesen und ihre Abhängigkeiten vom Rhythmus der Naturgewalten werden in meiner audiovisuellen Rauminstallation für den Betrachter direkt erfahrbar.
Yuko Ichikawa, Cosmic Symphony / Die kosmische Symphonie, 2011 Duratrans in Leuchtkasten, 95 x 126 x 11 cm
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Yuko Ichikawa, Disturbance / Störung A–E, 2008 Videostills
On March 3, 2011, an enormous natural disaster hit eastern Japan. Earthquakes have always threatened the country. The Japanese are grateful for every single normal day. I thank the god of Shinto. In my work Cosmic Symphony, a multimedia installation made of projections and light boxes, I continue to explore the focus of my earlier work: the coexistence of man and nature. It is of vital importance that we maintain a balance, in life and in nature.
The two pictures were output on transparent foils because I wanted to develop them indirectly. Had I developed the pictures of the fire directly, the resulting images would have been nothing but red and black. I wanted to combine fire and water.
My audiovisual installation in space affords the beholder an immediate experience of the contrasts between—and the equipollence of— fire, water, air, earth, and living beings as well as their dependencies on the rhythm of the powers of nature. Yuko Ichikawa
The lines symbolize the harmony, rhythm, and sound of the sea’s waves. Rhythm cannot be seen, fire and water do not coexist, which is precisely why I bring them together in my work.
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Startgalerie im MUSA
Konstruierte Räume, Attrappen und Illusionen Constructed Rooms, Mockups, and Illusions Catharina Freuis
Mit ihrer künstlerischen Arbeit blickt Catharina Freuis hinter die trügerische Welt der Bilder. In ihren Werken nimmt Freuis die Realität, die sie abbildet, ganz in die eigene Hand. Sie baut ihre Räume selbst. Modelle von Räumen. Leere, auch in ihrer Farbigkeit zurückgenommene Räume. Nur wenige, reduzierte Einrichtungsstücke. Bedrückende Räume, oder, wie die Künstlerin sagt, in ihrer „Erstarrtheit schon fast abstoßend“. Ihre Bilder provozieren: Denn die Räume wollen definitiv etwas vom Betrachtenden. Der Standpunkt der Kamera bewirkt, dass man in den fluchtenden Raum hinein gezogen wird. Dessen Leere ruft umso stärker Erinnerungen an mögliche Vorgänge, Abläufe, Lebensroutinen hervor, die mit dem standardisierten Raum assoziiert werden. Die Künstlerin baut ihre Modell-Räume bis ins kleinste Detail – die Materialität, das Licht – wirklichkeitsgetreu, sodass man auf den ersten Blick einer Täuschung über deren Echtheit erliegen kann. Forschung verbunden mit einer Kritik sozialer Strukturen ist speziell seit den 1990er Jahren eine wichtige Herangehensweise in der Kunst. So auch für Catharina Freuis. Freuis interessiert die Soziologie des Raumes, die Vorgänge und Handlungen, die den Raum als etwas Relatives erst formen. Wenn die Künstlerin über die Position von Gordon Matta-Clark schreibt, er lege mit seinen Veränderungen im Stadtraum „auch soziale Strukturen offen, die ihm einengend erscheinen“, so ist das wohl auch ihr Ansatz.
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Catharina Freuis’s art looks behind the deceptive world of images. In her works, Freuis takes the reality she depicts in her own hands: she builds her own rooms. Models of rooms. Empty rooms; the colors, too, are reduced. Only a few simplified pieces of furniture. Gloomy rooms, or as the artist puts it, rooms that are “almost revolting in their rigor.” Her pictures are provocative: because these rooms definitely want something from the beholder. The camera angle is chosen such that we feel ourselves pulled into the room stretching away from us. Its emptiness only reinforces the effect of calling memories of possible scenes, processes, routines of life to mind that we associate with the standardized room. The artist builds her model rooms true to life, down to the smallest detail—material qualities, the lighting—so that we might at first glance be deceived as to their reality. Since the 1990s, research in conjunction with a critique of social structures has been an especially important approach in art. Catharina Freuis’s work is part of this tendency. Freuis is interested in the sociology of space, in the processes and actions that give rooms, which are relative, their definite form in the first place. When the artist writes about Gordon MattaClark’s position that his alterations in urban space “also reveal social structures that strike him as constricting,” that is presumably also her own goal. Maria Welzig
Catharina Freuis, aus der Serie Korridor, 2011 Pigmentdruck, gerahmt, 90 x 113 cm
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Catharina Freuis, aus der Serie Schminkraum II, 2012 Pigmentdruck hinter Acrylglas kaschiert, 80 x 107 cm
Catharina Freuis, aus der Serie Umkleide-Raum, 2010 Pigmentdruck gerahmt, 121 x 160 cm 236
Catharina Freuis, Stube, 2011 Bildfolge von 2 Fotografien, Pigmentdruck, gerahmt, 80 x 115 cm
Catharina Freuis, Stube, 2011 Bildfolge von 2 Fotografien, Pigmentdruck, gerahmt, 80 x 115 cm 237
Top Kino
Fo(u)r Women Nora Gottardi, Nina Kreuzinger, Viki Kühn, Tamara Sudimac
Nora Gottardi, A Room of One’s Own, 2012 C-Print, 30 x 30 cm
Wien 2012. Auf Plakaten, Litfaßsäulen und Werbescreens räkeln sich perfekt konstruierte Frauenkörper, zeugen davon, wie im öffentlichen Raum Geschlechterrollen geprägt werden und wo die Frauen heute, nach Jahrzehnten Frauenbewegung und feministischer Politik angelangt sind. Selbst dort, wo der Blick gezielt auf die nach wie vor präsente Geschlechterungleichheit gerichtet ist, ist dieser oftmals verkürzt: Von „GenderBlindness“ darf wohl auch die Rede sein, wenn die Frauen selbst Einschränkungen „bei ihnen persönlich und ihresgleichen“ nicht wahrnehmen, eher sogar noch verstärken, etwa durch eigenes, unbewusstes Zutun. Auch deswegen wollen sich die vier Fotografinnen nicht nur an einem alten Rollenmodell abarbeiten und auch nicht ausschließlich einen gegenwärtigen Zustand dokumentieren. Sie wollen vor allem Skizzen für ein neues Frauenverständnis schaffen
und Vorbilder aufzeigen, die eigenverantwortlich und selbstbestimmt die eigenen Werte leben, um schließlich zu jener Zufriedenheit zu gelangen, deren Mangel sich in Kompensationsverhalten wie Konsum- oder Machtsucht widerspiegelt. Es geht also keineswegs „gegen Männer“, sondern „für die Frauen“ und folglich vielmehr um eine Emanzipationsperspektive für die Gesamtgesellschaft. Vienna, 2012. Perfectly constructed female bodies loll on advertising posters, columns, and screens, attesting to how gender roles are shaped in the public arena and illustrating where women stand today, after decades of work in the women’s movement and feminist politics. Even when people make a point of paying attention to persistent forms of gender inequality, their analysis often falls short: we may fairly describe it as no less an instance
of “gender-blindness” when women fail to perceive, and even reinforce, constraints imposed on “themselves and women like them”—for example by virtue of unconscious cooperation. That is another reason why the four photographers are not content with laboring to defeat an antiquated conception of their role; nor do they solely want to document a present state of affairs. Most importantly, they seek to limn a new understanding of what it means to be a woman and to highlight exemplary women who take responsibility for their self-determined lives, pursuing their own values and attaining the sort of satisfaction whose absence is reflected in patterns of compensatory behavior as well as rampant consumerism or the hunger for power. The primary thrust in these works, that is to say, is not “against men,” but “in favor of women”; what is at issue is a perspective of emancipation for all members of society.
Tamara Sudimac, WONDERing WOMAN, 2012 Schwarzweiß Print, 75 x 50 cm 238
Nina Kreuzinger, Julia Noa Fischer 1 + 2, 2011 analoger C-Print, 29 x 42 cm 240
Viki Kühn, Nicole with seashell, 2011 C-Print, 29 x 42 cm
Viki Kühn, Nicole with selfmade Bikini, 2011 C-Print, 29 x 42 cm 241
Tschechisches Zentrum Wien / Kassensaal des Kundenzentrums der Bank Austria
Europäer Europeans Fotografien von Photographs by Jindrˇ ich Marco, Jindrˇ ich Štreit und and Vladimír Birgus
Die im Tschechischen Zentrum Wien und im Kassensaal des Kundenzentrums der Bank Austria gezeigte Ausstellung „Europäer“ präsentiert Arbeiten dreier tschechischer Dokumentarfotografen verschiedener Generationen. Die im Zeitraum von 1945 bis heute entstandenen Schwarzweiß-Aufnahmen thematisieren vorrangig das Leben in von Krieg zerstörten Städten, kommunistischen Ländern und vernichteten Naturlandschaften. Jindrˇich Štreit (*1946) fing in den 1970ern an, den Alltag im totalitären System der CˇSSR festzuhalten. Mit Sinn für Groteske und Absurdität zeigt er historische Gebäude und neue Plattenbauten, traditionelle Lebensweisen in einer zunehmend von Konsum geprägten Gesellschaft, offizielle Feierlichkeiten und Alkoholismus. Im Mittelpunkt seiner neuen, weltweit entstandenen Werke stehen Randgruppen.
Jindrˇich Štreit, Farm in Eggenburg, Austria, 1992 Silbergelatinepapier, 30 x 40 cm 242
Vladimír Birgus (*1954), einer der ersten tschechischen Fotografen, der in den 1980ern kontrastvolle farbige Dokumentarfotografien gestaltete, arbeitet seit drei Jahrzehnten an der Serie „Something Unspeakable“ mit Aufnahmen aus dem Alltag und der Grenze von Traum und Realität. Besonderen Schwerpunkt legt er bei seinen häufig von Einsamkeit in Großstädten und zwischenmenschlichen Beziehungen handelnden Werken auf außergewöhnliche Komposition sowie Farbtonkontrast. Zu Jindrˇich Marcos (1921–2000) wichtigsten Arbeiten zählen seine 1945–1947 entstandenen Serien der Städte Dresden, Berlin, Budapest, Warschau und London, die sowohl die Verzweiflung der Menschen, aber auch Hoffnung und Rückkehr zur Normalität einfangen.
Jindrˇich Marco, Warsaw, 1947 Silbergelatinepapier, 30 x 40 cm
Jindrˇich Marco, Teleki tér, Budapest, 1945 Silbergelatinepapier, 30 x 40 cm 243
VladimĂr Birgus, Ostrava, 1980 Silbergelatinepapier, 40 x 60 cm
VladimĂr Birgus, Gilfoch Goch, 1978 Silbergelatinepapier, 40 x 50 cm 244
Jindrˇich Štreit, Jaszszentlaslo, Hungary, 1995 Silbergelatinepapier, 30 x 40 cm
The exhibition “Europeans” on display at the Czech Center Vienna and the cash office at Bank Austria’s customer service center presents works by three Czech documentary photographers from different generations. The photographs created between 1945 and today primarily focus on life in war-ravaged cities, communist countries, and ruined natural landscapes. Jindrˇich Štreit (b. 1946) began to record everyday life in the totalitarian system of the Czechoslovakia in the 1970s. With a keen eye for the grotesque and absurd, he portrays historic buildings and new prefabricated apartment blocks, traditional lifestyles in a society increasingly marked by consumerism, official festivities, and alcoholism. The central motifs in his new pictures, which were taken all over the world, are marginalized groups.
For the past three decades, Vladimír Birgus (b. 1954), who was, in the 1980s, one of the first Czech photographer to create documentary photographs rich in color and contrast, has worked on the series “Something Unspeakable.” It features scenes of everyday life and pictures that straddle the boundary between dreams and reality. In works that often address the isolation of city dwellers and interpersonal relationships, he emphasizes unusual compositions and contrasting color hues. Among the most important works of Jindrˇich Marco (1921–2000) are the series he created in Dresden, Berlin, Budapest, Warsaw, and London between 1945 and 1947, capturing the despair felt by the residents of these cities as well as their hopes and the return to a more normal life.
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VHS Alsergrund
KULTURPASS/iert! Nick Mangafas
Wie erleben KULTURPASS-Besitzer*innen Kunst und Kultur? Welche Türen und Tore lassen sich mit dem Kulturpass öffnen, welche Blickfelder erschließen und welche Barrieren überwinden? Wie kann Interesse für Kultur geweckt und die Zusammenarbeit zwischen Kultur und Sozialem gefördert werden? Die Teilhabe am kulturellen Leben ist ein Grundrecht, ein Kulturbesuch für viele aber nicht leistbar. Hier hilft seit Dezember 2003 der KULTURPASS der Aktion Hunger auf Kunst und Kultur. Er ermöglicht Personen, die in prekären Einkommensverhältnissen leben, den freien Zugang zu Kunst und Kultur. Aber freier Zugang allein reicht nicht immer aus. Oftmals gilt es darüber hinaus weitere Barrieren abzubauen. Hier setzt das Projekt „Kultur-Transfair“ an, das heuer zum dritten Mal durchgeführt wird. Unterstützt werden dabei Partnerschaften zwischen jeweils einer Kultur- und einer Sozialeinrichtung. Gemeinsam entwickeln sie maßgeschneiderte KulturvermittlungsProgramme: Lehrlinge erobern mit einem Musikprogramm die Rote Bar im Volkstheater, junge Migrant*innen entdecken Volks- und zeitgenössischen Tanz, Mädchen aus einer betreuten Wohngemeinschaft spüren unterstützt durch Theaterprofis ihre Fähigkeiten und Begabungen auf und stellen diese dar, und Erwachsene eines Arbeitsintegrationsprozesses gestalten inspiriert durch ausgewählte Ausstellungsbesuche eine persönliche Fotoarbeit. Der Fotograf Nick Mangafas hat dieses Jahr diese Projektreihe fotodokumentarisch begleitet und von Armut Betroffene angeleitet, ihre eigenen Fotografien zum Thema zu gestalten.
Nick Mangafas, Hunger auf Kunst und Kultur, 2012 Lamda Print, 30 x 45 cm
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How do KULTURPASS holders experience art and culture? Which doors and gates does their culture pass unlock, which perspectives does it open for them, which barriers does it help them overcome? How can we stimulate interest in culture and foster collaboration between culture and the social sphere? Cultural involvement is a basic right, but many people cannot afford attending cultural events. Since 2003, KULTURPASS, an initiative launched by Aktion Hunger auf Kunst und Kultur, has addressed this problem. It enables people living on precarious incomes to access art and culture at no charge. Sometimes, however, free access alone is not enough. In many instances, there are additional barriers that need to be removed. That is where the project “Kultur-Transfair” comes in. Now in its third year, it supports partnerships between individual cultural and socialservices institutions. They work together to develop custom-tailored cultural outreach programs: apprentices create a musical entertainment show and take the stage at the Volkstheater’s Rote Bar; young migrants discover folk dances and contemporary dance; girls living in an assisted-living community, supported by theater professionals, find their particular skills and talents and develop ways to present them; adults participating in a workplace integration process visit selected exhibitions and use the inspiration to create their own personal photography. The photographer Nick Mangafas accompanied this year’s project series, capturing the participants in documentary photographs and guiding those affected by poverty to reflect on their situation in their own photographs.
Viennale Festivalzentrum
Viennale Porträts. Internationale Star-Gäste gesehen durch die Kamera der Viennale-Photographen Viennale Portraits. International Guest Stars as Seen through the Cameras of the Viennale Photographers Ruth Ehrmann, Robert Newald, Alexi Pelekanos, Reiner Riedler, Alexander Tuma, Klaus Vyhnalek
Anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums der Viennale findet eine Ausstellung mit Arbeiten jener Fotografinnen und Fotografen statt, die das Festivalgeschehen über viele Jahre begleitet haben. Das Wiener Filmfestival schafft ob seiner freundschaftlichen Nähe zu den internationalen Filmpersönlichkeiten immer wieder Raum für sehr besondere, zuweilen intime Momente zwischen Fotografen und Filmschaffenden. Der spezielle Blick, um diese außergewöhnlichen Momente in einem Bild festzuhalten, ist allen Viennale-Fotografen eigen, und auf ihre unterschiedliche, sehr individuelle Weise nähern sie sich dem Wesen sowohl der berühmten als auch der weniger bekannten FilmemacherInnen und SchauspielerInnen, die die Viennale jedes Jahr beehren. So wird in der Ausstellung ein äußerst breit gefächertes Bild der Viennale-Gäste der letzten Jahre gezeichnet. Viele davon – sonst vor allem als lächelnde Stars im grellen Scheinwerferlicht in unserem Bewusstsein verankert – werden hier in ruhigen, fast privaten Momenten gezeigt. In der Ausstellung werden zirka 50 Schwarzweiß- und Farbporträts zu sehen sein, einige davon bis dato unveröffentlicht, darunter Porträts von Martin Scorsese, Michelangelo Antonioni, Jane Birkin (Pressefoto des Jahres 2006), Maggie Cheung, Danny Glover, Isabelle Huppert, Sofia Coppola, Donald Sutherland, Jane Fonda, Tilda Swinton, Brian De Palma, Peter Jackson, Lauren Bacall und Harry Belafonte. Die Fotografen Robert Newald und Alexander Tuma begleiten die Viennale seit über 20 Jahren, Ruth Ehrmann, Alexi Pelekanos, Reiner Riedler und Klaus Vyhnalek sind und waren viele Jahre feste Mitglieder des ViennaleFotografen-Teams.
Robert Newald, Jane Birkin, Viennale 2005 (Pressefoto des Jahres 2006)
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On the occasion of the fiftieth anniversary of the Viennale, the Vienna International Film Festival, an exhibition presents the work of photographers who have recorded the goings-on at the festival over many years. By facilitating friendly contact with prominent representatives of international film, the Vienna Film Festival has often offered opportunities for very special and sometimes intimate encounters between photographers and moviemakers. The keen eye it takes to record one of these extraordinary moments in a picture is a gift all Viennale photographers have had; in their different and very individual ways, they approach the famous as well as less famous filmmakers and movie stars who grace the Viennale with their presence year after year to capture something of their essence. The exhibition accordingly paints an exceptionally diverse panorama of the Viennale’s guests in recent years. Many of them with whom we feel we are thoroughly familiar—our mental images usually show them as smiling stars bathed in the blinding light of fame—appear here in quiet and almost private moments.
Alexander Tuma, Michelangelo Antonioni (sitzend) trifft Billy Wilder, Viennale 1994
The exhibition will feature around fivety blackand-white and color portraits, some of which have never been published before, including pictures of Michelangelo Antonioni, Jane Birkin (the 2006 press photograph award winner), Maggie Cheung, Danny Glover, Isabelle Huppert, Sofia Coppola, Donald Sutherland, Jane Fonda, Tilda Swinton, Brian De Palma, Peter Jackson, Lauren Bacall, and Harry Belafonte. The photographers Robert Newald and Alexander Tuma have been taking pictures at the Viennale for over two decades, and Ruth Ehrmann, Alexi Pelekanos, Reiner Riedler, and Klaus Vyhnalek have been steady members of the Viennale photography team for many years.
Alexi Pelekanos, Nanni Moretti, Viennale 2011
Ruth Ehrmann, Harry Belafonte, Viennale 2011
Klaus Vhynalek, Guillaume Depardieu, Viennale 2007 249
Volkshilfe Würfel
LebenskünstlerInnen – Armut made in Austria Survival artists—Poverty made in Austria René Baumgartner, Ionut Emil Diaconu, Pepa Georgieva, Markus Hippmann, Richard Pobaschnig, Ida Räther, Bärbel Tomasi
Mehr als eine Million ÖsterreicherInnen sind laut Statistik Austria arm oder armutsgefährdet. 511.000 Menschen leben in manifester Armut. Hinter diesen Zahlen stehen Schicksale, die man nicht sieht und gar nicht sehen will. Armut made in Austria ist oft versteckte Armut. Im Wohlstandsland Österreich will niemand gerne zugeben, arm zu sein. So entstand die Idee zu einem gemeinsamen Fotoprojekt der Volkshilfe Wien und der Fotoschule Wien, mit dem dieser schamhaft versteckten und damit unsichtbaren Armut ein Gesicht gegeben werden soll. Die beteiligten FotografInnen zeigen die BewohnerInnen und den Alltag in einem Sozial betreuten Wohnhaus für ältere ehemals wohnungslose Menschen in Wien.
Die StudentInnen der Projektklasse der Fotoschule Wien begleiteten einige BewohnerInnen und holten gemeinsam mit ihnen ihre Biographien ans Tageslicht. Dabei hat sich gezeigt, wie schnell Jobverlust oder etwa eine Scheidung den Weg in die Armutsfalle bereiten und der im Alkohol ertränkte Frust sein Übriges tut. Die Ausstellung steht in der Tradition der sozialdokumentarischen Fotografie und zeigt Bilder von Menschen, die versuchen, trotz aller Probleme als LebenskünstlerInnen zu bestehen. Im Rahmen der Ausstellung findet eine Modeschau von österreichischen JungdesignerInnen statt, die aus den Kleidungsstücken eines Secondhand-Shops der Volkshilfe neue Kreationen zusammenstellen, und so zur Seite gelegten Dingen neues Leben einhauchen. Damit eröffnet sich auch für die Kleidungsstücke eine neue Perspektive.
Ionut Emil Diaconu, Franz Peter D., 2012 Schwarzweiß Print, 42 x 60 cm
According to the Austrian statistics office, more than a million Austrians are either poor or at risk of sinking into poverty. 511,000 people live in manifest poverty. These numbers represent stories of misfortune we do not see, and do not even wish to see. Poverty made in Austria is often hidden poverty. In wealthy Austria, people would much prefer not to admit that they are poor. That inspired the idea for a joint photography project launched by Volkshilfe Wien (a charitable organization) and Fotoschule Wien that seeks to put a face on this shamefully concealed and therefore invisible poverty. The participating photographers portray the residents and capture everyday life in an assisted-living community for formerly homeless elderly people in Vienna.
Markus Hippmann, Erich R., 2012 Color Print, 42 x 60 cm
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The students of the project class at Fotoschule Wien accompanied several residents and worked with them to bring their biographies to light. It became apparent how quickly the loss of a job or a divorce, for instance, may put someone on the path toward the poverty trap, and how frustration and the alcohol people drink to cope do the rest. Working in the tradition of social documentary photography, the artists involved in the exhibition project have created pictures of people who try to make it as survival artists despite all challenges. As part of the exhibition, a fashion show will be held featuring pieces by young Austrian designers who have created new apparel from clothes sold at a Volkshilfe second-hand store, breathing new life into things others have cast aside and opening up a different perspective for these garments as well.
Ida Räther, Gertrude & Peter B., 2012 Color Print, 42 x 60 cm
René Baumgartner, Eduard St., 2012 Color Print, 42 x 60 cm
René Baumgartner, Günter N., 2012 Color Print, 42 x 60 cm
Richard Pobaschnig, Franz E., 2012 Color Print, 42 x 60 cm
Markus Hippmann, Ursula P., 2012 Color Print, 42 x 60 cm 251
Wien Museum
Hans Scheugl Die Fotografien des Filmemachers A Film Maker’s Photographs
Als Filmemacher ist Hans Scheugl (geb. 1940 in Wien) seit den 1960er-Jahren international bekannt. Seine Arbeiten umfassen Avantgarde- und Dokumentarfilme sowie Aktionen des Expanded Cinema. Auch als Theoretiker und Autor trat er hervor. Gemeinsam mit Ernst Schmidt jr. leistete er mit dem Avantgarde-, Experimental- und UndergroundfilmLexikon „Eine Subgeschichte des Films“ (1974) Pionierarbeit. Kaum bekannt ist hingegen die Bedeutung der Fotografie in seinem Werk. Die Ausstellung konzentriert sich auf die frühen Fotografien, die vor 1966 und somit vor den ersten Filmarbeiten entstanden sind. Hier lässt sich bereits erkennen, dass sich Scheugls Ansätze in beiden Medien überschneiden. Licht und Schatten setzt er in den ersten Porträts zeichenhaft ins Bild. Das Szenische der nächtlichen Wien-Bilder geht über in das Situative der zeitlich daran anschließenden Reiseaufnahmen. In den Fotografien wie dann im konzeptuellen Film war Scheugl bestrebt, „den Wirklichkeitsraum zu erweitern“. Im Ausstellungsraum wird das sichtbar: Im Kontext der Fotografien sind auch Scheugls früheste Filme, der kaum bekannte Erstling „Miliz in der Früh“ (1966) und „Wien 17, Schumanngasse“ (1967) zu sehen. Einen Eindruck von Scheugl als genauen Beobachter Wiener Milieus geben drei Serien aus den 1970er-Jahren: Sie entstanden im Überschwemmungsgebiet an der Donau und in Wiener Kommunen. Diese Fotografien wurden 2011 vom Wien Museum erworben.
Hans Scheugl, Ingrid mit Schatten, 1959/2012 C-Print, 40 x 30 cm, © Hans Scheugl
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Hans Scheugl (b. Vienna, 1940) has been internationally renowned as a filmmaker since the 1960s. His oeuvre includes avant-garde and documentary films as well as actions in the genre of Expanded Cinema. He is also a prominent theorist and writer. The dictionary of avantgarde, experimental, and underground film Eine Subgeschichte des Films (1974) he co-wrote with Ernst Schmidt Jr. was a pioneering work. By contrast, audiences have remained largely unaware of the significant part photography plays in his oeuvre. The exhibition focuses on his early photographs, created before 1966, which is to say, before his first works in film. They already suggest the intersections between Scheugl’s approaches to his two media. He starts out with portraits, creating graphical arrangements of light and shadow. The scenic quality of his shots of the nocturnal Vienna gives way to the situational character of the pictures taken during his subsequent travels. In the photographs no less than in the conceptual films that followed, Scheugl sought to “enlarge the space of reality,” as the exhibition vividly illustrates: in connection with his photographs, it also presents Scheugl’s earliest films, the rarely screened debut “Miliz in der Früh” (1966) and “Wien 17, Schumanngasse” (1967). Three series from the 1970s convey an impression of Scheugl’s keen eye for Vienna’s milieus; the photographs were taken in the floodplain along the Danube and in Viennese communes. The Wien Museum acquired these works in 2011.
Hans Scheugl, Ich mit Lampe, 1958/2012 C-Print, 40 x 30 cm, © Hans Scheugl
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Wienbibliothek im Rathaus
„Zum Konterfei das Autogramm!“ Widmungsphotographien der Wiener Sammlerin Hermine Kunz-Hutterstrasser (1873–1948) “Sign Your Photograph for Me!” Inscribed photographs from the Vienna collection of Hermine Kunz-Hutterstrasser (1873–1948)
Eine der größten erhaltenen Sammlungen von Autogramm- und Widmungsphotographien ist die von Hermine Kunz-Hutterstrasser. Ihre zwischen 1880 und 1940 zusammengetragene Kollektion enthält Aufnahmen von Persönlichkeiten aus der Welt der Literatur, des Theaters, des Films, der Kunst und der Wissenschaft. Die Sammlerin war die Schwester von Carl Hutterstrasser, Inhaber der Klavierfabrik Bösendorfer, und die Mutter von Alfred Kunz, Direktor der Modeschule der Stadt Wien. Die Rückseiten der Autogrammbilder reicherte die Sammlerin mit zusätzlichen Informationen an, etwa mit den Lebensdaten der Abgebildeten und oft auch mit aufgeklebten Nachrufen aus Zeitungen. Die Bedeutung der Sammlung reicht somit über den privaten Zweck hinaus. Sie besitzt nicht nur als fotografiegeschichtliche Fundgrube einen unschätzbaren Wert, sondern auch als biographisches Archiv. Mehr als 250 Schreiben, mit denen die Porträtierten die Zusendung ihrer Widmungsphotographien kommentiert hatten, wurden von
Trude Geiringer / Dora Horovitz, Wien, Harald Kreutzberg (1902–1968, Tänzer), 1932 Fotografie auf Karton, 10,6 x 7,5 cm, Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach 254
Kunz-Hutterstrasser schon 1943 an die Wiener Stadtbibliothek verkauft. Ein Großteil der Fotosammlung, insgesamt rund 1600 Objekte, gelangte 1981 ins Deutsche Literaturarchiv Marbach. Als Ergebnis einer mehrjährigen Kooperation zwischen dem Deutschen Literaturarchiv und der Wienbibliothek im Rathaus findet nun eine partielle intermediale »Wiedervereinigung« der Bilder und Briefe statt. Die Ausstellung und der begleitende Katalog sind das erste Projekt, das sich ausschließlich dem Medium der Autogramm- und Widmungsfotografie annimmt. Hermine Kunz-Hutterstrasser built one of the largest extant collections of autographed and inscribed photographs. Between 1880 and 1940, she collected pictures of prominent representatives from the worlds of literature, the stage, film, the arts, and science. Kunz-Hutterstrasser was the sister of Carl Hutterstrasser, owner of the piano manufacturing company Bösendorfer, and the mother of Alfred Kunz, who would become the director of Vienna’s municipal fashion
school. On the backs of the signed photographs, the collector noted additional information such as the portrait subject’s dates of birth and death; she often also added obituaries she clipped from newspapers. The collection’s significance accordingly reaches beyond its private purpose. It is invaluable not only as a treasure trove for historians of photography, but also as a biographical archive. As early as 1943, KunzHutterstrasser sold more than two hundred and fifty letters of dedication with personal remarks from people who had sent her inscribed photographs to the Vienna City Library. The greater part of her photography collection, comprising altogether around 1,600 objects, went to the German Literature Archive in Marbach in 1981. A multiyear collaboration between the German Literature Archive and the Wienbibliothek im Rathaus now culminates in a partial inter-media “reunification” of the pictures and letters. The exhibition and the accompanying catalogue represent the first such project dedicated exclusively to the medium of the autographed and inscribed photograph.
Joh. Hülsen, Berlin, Gertrud Eysoldt (1870–1955, Schauspielerin), Cabinetfotografie, 1907 13,7 x 9,8 cm, Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach
Fotograf / Atelier unbekannt, Alexander Demetrius Goltz (1857–1944, Maler), vor einem Portrait von Hermine Kunz-Hutterstrasser, 1898 Cabinetfotografie, 14,8 x 10,2 cm, Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach
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Wissenschaftliches Kabinett Simon Weber-Unger
Friedrich Simony (1813–1896): Fotografische Aufnahmen aus dem Dachsteingebirge Friedrich Simony (1813–1896): Photographs from the Dachstein Mountains
Geograph, Glaziologe, Paläontologe, Meteorologe, Mineraloge, Limnologe. Das sind nur einige Bezeichnungen für Friedrich Simony, der, in Böhmen geboren, nach seinem Studium in Wien zu einem klassischen Naturwissenschafter des 19. Jahrhunderts wurde. Als solcher zeichnete er sich durch weit gefächerte Interessen, Wagemut und Verbindungen zur naturwissenschaftlichen Elite aus. Letzteres wird ihm unter anderem durch den wissenschaftlich interessierten Fürsten Metternich ermöglicht, in dessen Hause er den Schriftsteller Adalbert Stifter kennenlernt. Simony beeinflusst Stifters Erzählung Bergkristall (1845) und wird Vorbild des Naturforschers im Roman Nachsommer (1857). 1851 wird er der erste Professor für Geographie an der Universität Wien und lehrt dort bis 1885. Das Dachsteingebirge erkundet Simony bereits 1840, den Dachstein selbst besteigt er erstmals 1842 vom (inzwischen verschwundenen) Karlseisfeld aus. In diesen und den folgenden Jahren entstehen zahlreiche wissenschaftliche Aufzeichnungen und außergewöhnliche Zeichnungen, von denen sich viele als Teil des Nachlasses an der Universität Wien erhalten haben. Friedrich Simony, „Aussicht vom Gipfel des Hohen Dachsteins gegen Nord“ auf den Niederen Dachstein und das Hochkreuz nebst Theilen des Gosauer und Hallstätter Gletschers, 1885 Albuminpapier, kaschiert auf Karton, 19,4 x 25,2 cm
Im Alter von 63 Jahren entdeckt Simony die Fotografie als sein neues Medium und dokumentiert damit von 1876 bis 1889 das Dachsteingebirge und die Veränderungen seiner Gletscher. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl an seltenen Originalabzügen seiner Fotografien aus den Jahren 1885 und 1886.
Friedrich Simony, „Ansicht des Carls-Eisfeldes“ von dem höchsten, unmittelbar über der HauptMittelmoräne gelegenen Theile der Endmoräne, 1886 Albuminpapier, kaschiert auf Karton, 20 x 25 cm
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Friedrich Simony, „Aussicht vom Gipfel des Hohen Dachsteins gegen Nordwesten“ auf den Gosauer Gletscher und die Gosau-Seen mit ihren Umgebungen, 1885 Albuminpapier, kaschiert auf Karton, 19 x 25 cm
Geographer, glaciologist, paleontologist, meteorologist, mineralogist, limnologist: these are only some of the terms we may use to describe Friedrich Simony. Born in Bohemia, he studied in Vienna and became a classical natural scientist of the nineteenth century. He was distinguished by his wide-ranging interests and his daring, and was well connected to the scientific elite of his time. In this last regard, he was supported by Prince Metternich, whose interest in the sciences led him to invite Simony and introduce him to the writer Adalbert Stifter.
Simony’s influence is palpable in Stifter’s novella Bergkristall (Rock Crystal, 1845); the scientist in the novel Der Nachsommer (Indian Summer, 1857) is modeled on him. In 1851, he becomes the first professor of geography at the University of Vienna, where he teaches until 1885. Simony explores the Dachstein Mountains as early as 1840; in 1842, he first reaches the massif’s highest peak, also called Dachstein, ascending from the Karlseisfeld (an ice field that has vanished in the years since). Then and
over the following years, he produces a wealth of scientific notes and extraordinary drawings, many of which have survived as part of his bequest to the University of Vienna. At the age of 63, Simony discovers photography as a new medium for his work; from 1876 to 1889, he documents the Dachstein Mountains and how its glaciers change over time. The exhibition presents a selection of rare original prints of his photographs made in 1885 and 1886.
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Zweitbester
Two Cities. Lisboa e/und Wien Andreas Punz
Two Cities. Lisboa e/und Wien ist eine fotodokumentarische und zugleich sehr persönliche Ausstellung über die beiden Städte Lissabon und Wien. Sie erzählt von Lebensgefühl und Lebensräumen in und um die beiden Metropolen. Wie fühlt sich Heimat an? Wie die Stadt? Wie ihre Bewohner? Als Spiegel der eigenen Wahrnehmung und sich verändernder Perspektiven entstanden die Fotografien prozessual in den Jahren 2009 bis 2011 als Collage von Eindrucken, die nicht immer eindeutig der einen oder der anderen Stadt zuzuordnen sind. Nach intensiver Laborarbeit im Frühjahr 2011 ist die kleinformatige Serie als Doppelausstellung inszeniert. In Wien und Lissabon existiert jeweils eine Edition, die nach ihrer Präsentation in Wien im November 2012 an beiden Orten parallel gezeigt werden soll, die empfundene Berührung beider Städte verstarkt durch eine audio-visuelle Liveübertragung via Internet.
Andreas Punz, Fabian von oben, 2010 analoge Schwarzweißfotografie, 10 x 13 cm
Two Cities. Lisboa e/und Wien is a photographic documentary as well as a very personal exhibition about two cities, Lisbon and Vienna. It portrays the attitude the residents of these two metropolises take toward life, and the spaces in which they live. What does home feel like? What defines the city’s atmosphere? What are its people like? The pictures were created to reflect the photographer’s own perceptions and shifting perspectives in a process that spanned the years from 2009 to 2011; they represent a collage of impressions, not all of which can be clearly assigned to one city or the other. After extensive work in the laboratory in the spring of 2011, the small-format series is displayed in a double exhibition. The artist has made one edition each for Vienna and Lisbon, which will be shown in parallel in both cities after the presentation in Vienna in November 2012; the sense of immediate contact between the two cities will be heightened by a live audiovisual transmission via the Internet. Tess Marja Werner
Andreas Punz, Crazy Simone, 2010 analoge Schwarzweißfotografie, 20,3 x 25,4 cm 258
Andreas Punz, Flakturm, 2011 analoge Schwarzweißfotografie, 10 x 13 cm
Andreas Punz, Fassade aufrecht, 2011 analoge Schwarzweißfotografie, 10 x 13 cm
Andreas Punz, Urban-Loritz-Platz, 2011 analoge Schwarzweißfotografie, 20,3 x 25,4 cm
Andreas Punz, Electrico Baixa, 2009 analoge Schwarzweißfotografie, 10 x 13 cm
Andreas Punz, Bim, 2011 analoge Schwarzweißfotografie, 20,3 x 25,4 cm 259
AusstellungsĂźberblick Exhibition Overview
33 Temporary [Con] Temporary
Amerlinghaus, GALERIE
Atelier Miniatur
Eiterquellen Stefan Fürtbauer 31.10.–12.11.2012 Mo–Fr 10–19, Sa 10–18, So u. Fei geschlossen stilwerk wien, 3. OG, Shop 33 Praterstraße 1, 1020 Wien www.33TCT.com
Still | Leben Daniel Pufe, Sylvia Wendrock 9.–27.11.2012 Sa ab 18 Uhr, So ab 14 Uhr und nach Vereinbarung unter 0681/204 001 62 Stiftgasse 8, 1070 Wien www.amerlinghaus.at
Kanalforellen Matthias Guido Braudisch 6.–18.11.2012 Mo–Sa 15–20 Gentzgasse 144/1, 1180 Wien
33 Temporary [Con] Temporary
Amerlinghaus / Bezirksmuseum
Ich und Ich Michael Appelt 14.–27.11.2012 Mo–Fr 10–19, Sa 10–18, So u. Fei geschlossen stilwerk wien, 3. OG, Shop 33 Praterstraße 1, 1020 Wien www.33TCT.com
Coming of Age Jelena Kopanja, Agnes Prammer, Phil Samhaber, Cathrine Stukhard, Laurent Ziegler 10.–25.11.2012 Di–So 14–20 Stiftgasse 8, 1070 Wien www.bezirksmuseum.at
Adlerhof
anika handelt Galerie*
UMAGO #1. Destabilized Ground New Photography from Hungary Krisztina Erdei, Ágnes Éva Molnár, Peter Puklus 30.10.–30.11.2012 Di–So 18–24 Burggasse 51, 1070 Wien www.umago.net
Russ Ski – Incognito Catherine Ludwig 8.11.2012–12.1.2013 Do, Fr 14–19, Sa 10–13 Yppenplatz 5/4, 1160 Wien www.anikahandelt.com/galerie
AERA Gesichter der Arbeit Rudolf Schmied 29.10.–31.12.2012 tägich 10–01 Gonzagagasse 11, 1010 Wien www.rudolfschmied.at
Akademie der bildenden Künste Wien, Aula* New Directions in Photography Studierende der Klasse Kunst und Fotografie, Prof. Martin Guttmann 31.10.–14.11.2012 Mi–Sa 11–18 Schillerplatz 3, 1010 Wien www.akbild.ac.at
Albertina* Körper als Protest John Coplans, Miyako Ishiuchi, Ketty La Rocca, Robert Mapplethorpe, Bruce Nauman, Hannah Villiger, Hannah Wilke u.a. 5.9.–2.12.2012 Mo–So 10–18, Mi 10–21 Augustinerstraße 1, 1010 Wien www.albertina.at
Alte Schieberkammer SinnFLUT – eau de vie . od er weh . eau de vue Cocolore, Crisfor, Peter Hassmann, Franziska Helmreich, Peter Hofmann, Kitty Kino, Michael Klamer, Nikolaus Similache, Franziska Wächtler, Brigitte Woda-Stabl 24.–29.11.2012 tägl. 16–19.30 Meiselstraße 20, 1150 Wien
Amerikahaus a Jalufka: Synergies Dona Jalufka Mo, 19.11.2012, 18–21 Uhr Anmeldung erforderlich: programs@usembassy.at Friedrich–Schmidt–Platz 2, 1010 Wien
* Katalogeintrag
Atelier Rudolf Pötters Halbe Miete Kathrin Delhougne 15.11.–2.12.2012 Mi–So 15–18 und nach Vereinbarung Dörfelstraße 3, 1120 Wien www.rudolfpoetters.de www.kathrindelhougne.com
Atelier Stephan Köberl* Das Fragment als Illusion Bernhard Füreder, Monika Groser, Mona Hermann, Christopher Mavric, Christina Mick, Sophie Pölzl, Birgit Rinagl, Markus Sigl, Judith Stehlik, Antoinette Zwirchmayr 9.–22.11.2012 Di–Fr 16–19, Sa 13–16 Rotenlöwengasse 9/5–6, 1090 Wien
Anzenberger Gallery*
Atelier und Ausstellungsraum Kunstverein Kombinage*
Me, Myself & I Isabelle Graeff, Lucy Hilmer, Katarzyna Majak, Emily Peacock, Petra Rautenstrauch, Jana Romanova, Alena Zhandarova 27.10.2012–31.1.2013 Mo–Fr 10–18, Sa 12–18 Absberggasse 27/2.1, 1100 Wien www.anzenbergergallery.com
plis/replis Selina de Beauclair, Markus Guschelbauer, Tamara Rametsteiner 2.–17.11.2012 Mi–Sa 14–19 Johannagasse 29–35, 1050 Wien www.foxtail.eu
Architekturzentrum Wien*
Atelier XY
Suche nach YU Wolfgang Thaler 25.10.–12.11.2012 tägl. 10–19 Museumsplatz 1, 1070 Wien www.azw.at
Badlands Philippe Gerlach, Johannes Gierlinger, Christopher Steinweber, Antoinette Zwirchmayr 18.–30.11.2012 Lerchenfelder Gürtel 38, 1070 Wien http:/badlands2012.tumblr.com/
Artbits Galerie VIENNA_SCANS Kurt Hörbst 15.–30.11.2012 1.–14.11.2012 Open Studio Di–Fr 14–19, Sa 11–15 und nach Vereinbarung Lindengasse 28, 1070 Wien www.artbits.at
Atelier Bildlich(t) „Wiener Affären“ oder „Imagination von Wirklichkeit“ Wolfgang Esö, Peter Hassmann 3.–25.11.2012 Fr 13–19, Sa 10–15 und nach Vereinbarung 0650/455 66 95 Gussenbauergasse 5–7/2/31, 1090 Wien www.arteimago.com
Atelier Dreiraum ARCHINAT – Eine Interaktion. ‘Capricci’ work in progress Crisfor 7.–16.11.2012 Di–Fr 17.30–20.30 Liechtensteinstraße 73, 1090 Wien www.dreiraum–architektur.at
AUSARTEN[ ] und Creative Endeavours Arts Lab* David Payr David Payr 30.10.–21.12.2012 Mo–Do 10–18, Fr 10–16 Gumpendorfer Straße 40–44, 1060 Wien www.davidpayr.com www.ausarten.at www.creative-endeavours.at
Ausstellungszentrum Heiligenkreuzer Hof* REALM Studierende der Klasse Fotografie der Universität für angewandte Kunst Wien 13.–29.11.2012 Mo–Fr 13–18, Sa, So, Fei geschlossen Schönlaterngasse 5, 1010 Wien http://fotografie.dieangewandte.at
bäckerstrasse 4 – plattform für junge kunst* A room with a view – Der abstrakte und der reale Raum in der Fotografie Alan Cicmak, Thomas Gänszler, Gerd Hasler, Sissa Micheli, Nina Rike Springer, Borjana Ventzislavova 6.11.– 7.12.2012 Di–Fr 11–19, Sa 11–17 Bäckerstraße 4, 1010 Wien www.baeckerstrasse4.at
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basement
Café im Raimundhof
DIEAUSSTELLUNGSSTRASSE*
Synergie bringt Harmonie durch Opulenz mit Dekadenz Ingrid Gaier, Barbara Klampfl, Gisela Reimer 19.–25.11.2012 tägl. 17–21 Grundsteingasse 8/34–35, 2. Hof, 1160 Wien www.basement–wien.at
Fumata Bianca Thomas Steineder 20.11.–16.12.2012 Mo–Sa 11–24, So 11–21 Raimundhof, Mariahilfer Straße 45, 1. Hof, 1060 Wien www.cafe–im–raimundhof.at www.steineder.org
Before Aftermath Wiebke Elzel / Jana Müller, Julian Faulhaber, Bertram Haude, Silke Koch, Jan Stradtmann 3.–21.11.2012 Di–Sa 15–19 Ausstellungsstraße 53, 1020 Wien www.dieausstellungsstrasse.at
Café Restaurant OBEN in der Hauptbücherei
Down under Pub
Baustellencontainer Großbaustellen Europas Sandra Fockenberger, Paul Horn 30.10.–17.11.2012 Di, Mi, Fr 14–18, Do 14–20, Sa 11–16 Felderstraße 6–8, 1010 Wien www.sandrafockenberger.com
brick5 * Wien About Flying – Vom Fliegen Stefan Arztmann, Thomas Glänzel, Markus Guschlbauer, Agnes Hamvas, Barnabas Huber, Lena Lapschina, Lise Lendais, Constantin Luser, Hubert Sielecki, Astrid Sodomka, Tiberius Stanciu, Anna Watzinger, Marko Zink, Marcus Zobl 21.10.–3.11.2012 Di–Fr 16–19, Sa, So, Fei 11–15 Fünfhausgasse 5, 1150 Wien www.12–14.org
Brunnenpassage* Mitten im Leben – In The Midst Of Life Ulrich Eigner 17.–24.11.2012 Sa 17. 10–13, So 18. 14–19, Mo 19. 10–16.30, Di 20. 10–17, Mi 23. 10–19, Do 24. 10–13.30 und 16.30–21 Brunnengasse 71/Yppenplatz, 1160 Wien www.brunnenpassage.at
Buchhandlung Lia Wolf* Jane O’Neal. Early work from the 1970s Jane O’Neal 24.10.–30.11.2012 Mo–Fr 10–18, Sa 10–17 Bäckerstraße 2, 1010 Wien www.wolf.at
Puppen Doris Winkelbauer 29.10.–18.11.2012 Mo–Fr 10–21, So 10–15 Urban–Loritz–Platz 2a, 1070 Wien doriswinkelbauer.vpweb.de
Karmel 2004 Wilfried Connert 8.–21.11.2012 tägl. 19–23 Magdalenenstraße 32, 1060 Wien www.downunder.at
Edition Photo Das Dorf Queer City Ulrike Pichler 10.–30.11.2012 Mi–Fr 16–19 Obere Viaduktgasse 2, 1030 Wien www.dasdorf.at
Fragile Bastards Michael Rathmayer 7.–12.11.2012 Mo 14–18, Di–Fr 11–18, Sa 10–15 Gonzagagasse 20, 1010 Wien www.editionphoto.info
Edition Photo* Das Gschwandner Schattenlos Christa Knott Fr, 9.11.2012, 18 Uhr–open end Geblergasse 36–40, 1170 Wien www.gschwandner.at
Das Gschwandner Ver/um/un/ORDNUNG/en Julia Fuchs, Eva Gantar, Karin Petrowitch, Brigitte Stefanek-Egger 15.–18.11.2012 täglich 16–20 Geblergasse 36–40, 1170 Wien www.gschwandner.at
Family Affair Pilo Pichler 14.–19.11.2012 Mo 14–18, Di –Fr 11–18, Sa 10–15 Gonzagagasse 20, 1010 Wien www.editionphoto.info
Edition Photo* Stillleben Katharina Stiglitz 21.–27.11.2012 Mo 14–18, Di–Fr 11–18, Sa 10–15 Gonzagagasse 20, 1010 Wien www.editionphoto.info
EIKON SchAUfenster* Das Moped
Bulgarisches Kulturinstitut „Haus Wittgenstein“ – Galerie Parterre Unbefleckte Ansichten zur artistischen Fotografie Veneta Atanassova, Georgi Dimitrov, Zdravka Kokalova, Daniel Lekov, Paolina Lesseva, Angel Shterev, Georgi Stoyanov, Denitza Tchakarova, Konstantina Zhekova 1.–30.11.2012 Mo–Fr 10–17, Sa, So und Fei geschlossen Parkgasse 18, 1030 Wien www.haus–wittgenstein.at
Bulgarisches Kulturinstitut „Haus Wittgenstein“ – Kellergalerie* Den Schauspieler in Rente gibt es nicht Georgi Vachev 1.–30.11.2012 Mo–Fr 10–17, Sa, So und Fei geschlossen Parkgasse 18, 1030 Wien www.haus–wittgenstein.at
Burggasse 21 Garage UZA1 Laurent Nostitz 2.–20.11.2012 Di–Sa 14–19 Burggasse 21, 1070 Wien www.burggasse21.com www.laurentnostitz.com
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The Very Old Ones Ernst Miesgang 2.–30.11.2012 Mo–Fr 9–02, Sa 16–02, So 16–24 Salmgasse 23, 1030 Wien www.delusions.at
das weisse haus* Die Rückseite des Sehens Ulrike Königshofer Shelter SOSka Group gemeinsam mit Ilya Budraitskis, Adrién Tirtiaux, Sophie Thun und Anna Witt 7.11.–14.12.2012 Di –Fr 13–19, Sa 12–17 Argentinierstraße 11, 1040 Wien www.dasweissehaus.at
dasWERK Metamorphose Mario Bertieri, Brigitte Boll, Georg Eckmayr, Lampenschirm, Anka Luger, Karo Pernegger, Natalie Sonnbichler, Stefan Wanka 30.10.–30.11.2012 Di–Sa 17– 0 Neulerchenfelder Straße 6–8, 1160 Wien www.daswerk.org
Martin Osterider: inside clouds Martin Osterider 5.9.–30.11.2012 tägl. 10–22 quartier21/Museumsquartier, Electric Avenue Museumsplatz 1, 1070 Wien www.eikon.at
espace noir – schauraum stephan schwarz „Hey Lutz, komm’ doch mal hoch!“ – Am Boxring Stephan Schwarz 17.11.–13.12.2012 Do, Fr 16–20, Sa 10–14 Stolzenthalergasse 8, 1080 Wien www.dieschwarzarbeit.com
Fotoatelier F.X. Setzer Frank Robert, Horst Stein: Still Lifes / Appearance Frank Robert, Horst Stein 13.–25.11.2012 Do–So 16–19.30 Museumstraße 5, 1070 Wien www.frank–robert.com www.horststein.eu
Fotoatelier Marchetti
Fotowerk Wien*
Galerie am Park
Pinhole Sonja Bachmayer, Paola Zofrea Battipede, Tina Blaukovics, Bernd Bogensberger, Angela Breda, Inge Falkner, Iris Falkner, Pepa Georgieva, Katharina Harlander, Nikki Harris, Markus Hippmann, Claudia Österbauer, Stephanie Prochnow, Ida Räther, Martina Schildendorfer, Bärbel Tomasi, Peter Urban, Christian Werner, Dirk Zabl 27.11.– 6.12.2012 Mo–Do 16–18 Marchettigasse 14/1, 1060 Wien www.haus–der–fotografie.at
Birds and Others Tina Lechner, Claudia Rohrauer, Ellen Henriette Suhrke, Viktoria Wöss 23.–30.11.2012 Do–Fr 16–19, Sa 12–14 Adamsgasse 7, 1030 Wien http://fotowerkwien.blogspot.com
Ins Gesicht geschrieben Christoph Überhuber 8.–13.11.2012 Do, Fr 16–19 und nach Vereinbarung Liniengasse 2A, 1060 Wien www.ueberhuber.at
Fotogalerie Wien*
Lost Places Sonja Bachmayer, Bernd Bogensberger, Nikki Harris 10.–18.11.2012 Mo–Fr 17–20, Sa, So 14–18 Rechte Wienzeile 77, 1050 Wien www.haus–der–fotografie.at
RECOMMENDED BY ... Aktuelle Tendenzen in der polnischen Foto- und Videoszene Dorota Buczkowska/Przemek Dzienis, Maurycy Gomulicki, Michał Jelski, Rafał Milach, Anna Orlikowska, Joanna Pawlik, Krzysztof Pijarsky, Przemysław Pokrycki, Mateusz Torbus 13.11.– 7.12.2012 Di, Fr 14–19, Mi, Do 12–19, Sa 10–14, Fei geschlossen Währinger Straße 59, 1090 Wien www.fotogalerie–wien.at
fotoK[2] – Galerie* on land Robert Smithson: “Spiral Jetty” 24.11.–7.12.2012 Do, Fr 16–20, Sa 11–16 Reindorfgasse 38, 1150 Wien www.fotok.at
FotoQuartier Wien Antlitz der Gegenwart Nicolae Donat, Pepa Georgieva, Nikki Harris, Claudia Henzler, Markus Hippmann, Richard Pobaschnig, Mark Probst, Bärbel Tomasi 6.–22.11.2012 Mo–Do 16–18 Margaretenstraße 127, 1050 Wien www.fotoquartier.at
Fotozeile
Froff Boutique
Gabriele Senn Galerie*
Galerie Artefakt
Elfie Semotan Elfie Semotan 16.11.2012–12.1.2013 Di–Fr 11–18, Sa 11–16 Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien www.galeriesenn.at
William by Peter. Eine Hommage für William Turner Peter Hassmann 30.10.– 21.11.2012 Mo–Fr 13–18 Strauchgasse 2, 1010 Wien www.arteimago.com
Galerie „to be continued”
Galerie Artpoint
Momentos na Beira Birgit Reiter 23.11.–2.12.2012 Di–Fr 16.30–19, Sa, So 15–19 Lerchenfelder Straße 65, 1070 Wien www.birgit–reiter.com
Alter Ego – Der Blick des Schriftstellers Edi Matic´ 18.10.–23.11.2012 Di, Mi, Fr 14–18, Do 14–19.30 und nach Vereinbarung unter 01/523 87 65-43 Universitätsstraße 5, 1010 Wien www.kulturkontakt.or.at/artpoint
Der Komplex – Impressionen des ORF-Zentrums Christian Stangl 1.–30.11.2012 Di–Fr 9–19, Sa, So, Fei 9 –16 Lerchenfelder Straße 13, 1070 Wien www.christianstangl.at
FotoSecession Wien* Galerie Aa collections outFeet Rina Grinn, Alex Orlov, Nikita K. Skryabin 1.–15.11.2012 Mo–Fr 14–17 Burggasse 68/4a, 1070 Wien www.aacollections.net
FotoSecession Wien Galerie am Lobkowitzplatz Locus amoenus. Wald und Wirklichkeit Markus Hippmann 19.–29.11.2012 Mo–Do 16–18 Rechte Wienzeile 85, 1050 Wien http://www.fotoquartier.at
Visuelle Archive Eva Gantar, Klaus Pichler 25.10.–12.11.2012 Fr, Sa 17–19 und nach Vereinbarung Lobkowitzplatz 3, 1010 Wien www.kpic.at
Fotowerk Wien Galerie am Park* Das rote Fenster Ana Dosten 13.10.–17.11.2012 Do 14–20, Sa 12–14 Adamsgasse 7, 1030 Wien http://fotowerkwien.blogspot.com
Galerie am Roten Hof Spiel der Emotionen Andreas J. Hirsch, Natascha Uccusic 7.–13.11.2012 Mo–Fr 16–19, Sa 10–15 Piaristengasse 1, 1080 Wien www.andreas–hirsch.net/photography www.uccusic.com
Galerie & Café Kandinsky
Hermes Phettberg: „Ich will leben!“ Nina Strasser 8.–14.11.2012 Mo–Do 16–18 Rechte Wienzeile 85, 1050 Wien www.haus–der–fotografie.at
Die Metamorphosischen Atmosphären des Claus Rudolph Claus Rudolph 27.11.–16.12.2012 Di, Fr 16–19 und nach Vereinbarung Liniengasse 2A, 1060 Wien www.galerieampark.com
Alleine Mittendrin Julia Linnert 16.–24.11.2012 Fr 15–19, Sa 12–16 Reindorfgasse 10, 1150 Wien www.froff.at
Foto-Raum* Spuren Robert Zahornicky 7.11.–14.12.2012 Mo, Mi, Fr 10–13, Do 16–19 Theresiengasse 25, 1180 Wien www.foto–raum.at
Galerie am Park
Galerie Chobot Fotos Galaxy, Skulpturen Manfred Wakolbinger 17.10.–25.11.2012 Di–Fr 13–18, Sa 11–16 Domgasse 6, 1010 Wien www.galerie–chobot.at
Galerie Hubert Winter* “after five and a half days the trail peters out” Michael Höpfner 9.11.–23.12.2012 Di–Fr 11–18, Sa 11–14 Breite Gasse 17, 1070 Wien www.galeriewinter.at
Galerie Hummel* Das Feminine im Wiener Aktionismus und Aspekte aktueller Fotografie: Heidi Harsieber, Claudia Schumann Günter Brus, Heidi Harsieber, Otto Mühl, Hermann Nitsch, Claudia Schumann, Rudolf Schwarzkogler 2.–24.11.2012 Di–Fr 15–18, Sa 10–13 Bäckerstraße 14, 1010 Wien www.galeriehummel.com
Dschungel Claudia Fritz 24.10.–3.11.2012 Mo–Fr 16–19, Sa, So, Fei 11–16 Liniengasse 2A, 1060 Wien www.claudiafritz.com
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Galerie INTAKT im WUK*
Galerie OstLicht
Galerie Sonnensegel
HÜBEN WIE DRÜBEN Cocolore, Crisfor 13.–24.11.2012 Mo–Do 17–19.30, Sa 11–14 Währinger Straße 59, Stiege III, 1090 Wien www.intakt–kuenstlerinnen.com
Places, strange and quiet Wim Wenders 6.10.–17.11.2012 Mi–Sa 12–18 Uhr Absberggasse 27, 1100 Wien www.ostlicht.at
Galerie Johannes Faber*
Galerie OstLicht, Bibliothek*
KOSTbare KOST Ursula Dünser, Manuela Ecker, Gabriele Eremia, Ina Forstinger, Gerald Fränzel, Elena Gratzer, Oskar Hemm, Iris Kargerer, Thomas Kurz, Manu Lasnik, Ernst Lehner, Alexandra Lindenthal, Peter Lukas, Dieter Poik, Gerda Ringwald, Johan Rosman, Christa Romana Scharf, Hans Schrotthofer 9.–16.11.2012 tägl. 11–20 Preßgasse 28, 1040 Wien www.fotokost.at
Bill Brandt / André Kertész. Photographs 1925 –1965 Bill Brandt, André Kertész 15.9.–8.12.2012 Di–Fr 10–18, Sa 10–16 Dorotheergasse 12, 1010 Wien www.jmcfaber.at
Allan Porter und sein Museum ohne Wände. Die Zeitschrift Camera zwischen 1966 und 1981 Allan Porter 6.– 30.11.2012 Mi–Sa 12–18 Uhr Absberggasse 27, 1100 Wien www.ostlicht.at
Galerie Kasulke Galerie Peithner-Lichtenfels KRAKAU UNSEEN Thilo Hauschildt 9.–25.11.2012 Mo–Fr 15–19, Sa, So 10–14 Liniengasse 15, 1060 Wien www.thilohauschildt.com
Let me see your face Eva Petricˇ 12.10.–17.11.2012 Do–Fr 10–18, Sa 10–16 Sonnenfelsgasse 6, 1010 Wien www.peithner–lichtenfels.at
Galerie Klasan Galerie Plank Kunst/Köpfe Christoph Überhuber 16.11.–5.12.2012 Mo–Fr 10–17 Dominikanerbastei 19, 1010 Wien www.klasan.at/galerieklasan
Galerie Krinzinger Parterre* Muttermilch Angelika Krinzinger 31.10.–30.11.2012 Di–Fr 12–18, Sa 11–16 Seilerstätte 16, 1010 Wien www.galerie–krinzinger.at
Galerie Lichtempfindlich* Beleuchtung – An&Einblicke. Assoziationen Johanna Folkmann, Maximilian Hochstätter, Olivia Jaques, Christian Kurz, Jannis Lenz, Magdalena Pfeifer, Maria Porsch, Sarah Prucha, Paul Schneggenburger, Bastian Schwind 11.–24.11.2012 Do–Di 13–18 Menzelgasse 23, 1160 Wien
Galerie Lindner* Ludwig Glaeser. „Mies und sein Archivar“ Ludwig Glaeser 8.11.–7.12.2012 Di–Fr 14–18 Schmalzhofgasse 13/3, 1060 Wien www.galerie–lindner.at
Galerie Martinz* different eyes #2 Peter Bosch, Theres Cassini, Sibylle Gieselmann, Eva Kern, Wolfgang Krammer, Willy Puchner 6.–30.11.2012 Di–Fr 17–21 Neustiftgasse 32–34/1, 1070 Wien www.different–eyes.net
Galerie Michaela Stock* Im Kurhotel Marko Zink 14.11.2012–12.1.2013 Di–Fr 16–19, Sa 11–15 Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien www.galerie–stock.net
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ABLAUFDATUM – VORBEI? Maria Eleftheria, Viola Heilman, Renée Kellner, Ruth Maier, Robin Riegler 7.–17.11.2012 Di–Fr 10–18, Sa 10–15 Kirchengasse 13, 1070 Wien
Galerie Raum mit Licht* Best of ... Anita Witek 31.10.–15.12.2012 Di–Fr 14–18, Sa 11–14 Kaiserstraße 32, 1070 Wien www.raum–mit–licht.at
Galerie Raum mit Licht, raum2* Bis auf den Grund und darüber hinaus plafond+ (Muhassad Al-Ani, Martina Ambach, Raffaela Bielesch, Gerhard Feilmayr, Beba Fink, Hannah Kaufmann, Viktoria Morgenstern, Dario Punales, Lisa Schwarz, Frédéric Y. Singer, Judith Stehlik, Stefanie Stern, Claudia Cornelia Trink, Julia Várkonyi, Franca Zitta) 8.–22.11.2012 Kaiserstraße 32, 1070 Wien www.raum–mit–licht.at
Galerie Raum mit Licht, raum2* Mitteldichte Faserplatte Studierende der Freien Klasse der Akademie der bildenden Künste Wien 1.–13.12.2012 Di–Fr 14–18, Sa 11–14 Kaiserstraße 32, 1070 Wien www.raum–mit–licht.at
Galerie Rauminhalt rpm 300dpi Ingrid Arnezeder, Patrick Ausserdorfer, Dietmar Baur, Heimo Czepl, Julia Dresch, Gernot Eder, Karin Haupt, Daniel Jarosch, Verena Kapferer, Gabriele Klima, Anja Maniszewski, Walter Moser, Karin Niedermayr, Christian Nowak, Dorothee Passin, Katharina Puchner, Bernd Sieber, Dimitrios Vellis 9.–17.11.2012 tägl. 12–20 Schleifmühlgasse 13, 1040 Wien 300rpm300dpi.wordpress.com 33
Galerie Splitter Art Nota bene Hans Kirszen 9.–18.11.2012 Mo–Fr 11.30–13.30 und 15.30–17.30 und nach Voranmeldung Salvatorgasse 10, 1010 Wien www.splitter.co.at
Galerie Steinek* 270 West 17th Street #20c NY NY 10011 Matthias Herrmann 14.11.–20.12.2012 Di–Fr 13–18, Sa 11–15 Eschenbachgasse 4, 1010 Wien www.galerie.steinek.at
Galerie Steiner – art & wine Alba Cameron Jinks The Vision of Colours Ze’ev Ramiel Falten I Samim Sismanoglu 19.10.–5.12.2012 Mo–Fr 13–19, Sa 12–17 Kurrentgasse 4, 1010 Wien www.gallery–steiner.com
Galerie Steiner – art & wine Border Country James Clancy Flow Giorgio Faustini Gefühle & Folgen Michael Steiner, Robert Steiner 16.–30.11.2012 Mo–Fr 13–19, Sa 12–17 Kurrentgasse 4, 1010 Wien www.gallery–steiner.com
Galerie Suppan Contemporary ENIGMA – Kingdoms of Childhood Jeanne Szilit 30.10.–15.11.2012 Di–Fr 11–18, Sa 11–14 Habsburgergasse 5, 1010 Wien www.suppancontemporary.com
Galerie Suppan Contemporary IMMORTAL IDENTITIES Gabriele Seethaler 20.11.–6.12.2012 Di–Fr 11–18, Sa 11–14 Habsburgergasse 5, 1010 Wien www.suppancontemporary.com
Galerie Ulrike Hrobsky Leben eben Andrea Freiberger 23.11.–22.12.2012 Di–Fr 13–18, Sa 11–15 und nach Vereinbarung unter 0676/518 32 01 Grünangergasse 6, 1010 Wien www.galerie–hrobsky.at
Galerie Ulrike Hrobsky Showroom Sense of Distance Dierk Maass 9.11.–1.12.2012 Mi, 7.11.2012 während der Vernissage von anika handelt geöffnet Do, Fr 14–19, Sa 10–13 Grundsteingasse 40, 1160 Wien www.galerie–hrobsky.at
Gebietsbetreuung 1200, Standort Allerheiligenplatz* Landparthie 1 EINST und JETZT/Dancing in the Cities Christa Biedermann 31.10.–30.11.2012 Allerheiligenplatz 11, 1200 Wien www.gbstern.at
glanz&gloria Galerie V&V Salon Kinect im Rahmen der Ausstellung TransXtend Elisabeth Grebe, Ursula Guttmann, Enrique Tomas Sa, 3.11.2012, 15–18 Uhr Ausstellung TransXtend 4.10.–3.11.2012 Di–Do 15–19, Fr 11–18, Sa 11–17 Bauernmarkt 19, 1010 Wien www.galerievundv.at
Galerie V&V Shifted Relations Margit Hart 7.11.–3.12.2012 Di–Do 15–19, Fr 11–18, Sa 11–17 Bauernmarkt 19, 1010 Wien www.galerievundv.at
Galerie V&V Enter The Picture Margit Hart, Andreas Waldschütz Di, 6.11.2012, 17–24 Uhr Lange Nacht der Schmuckkunst Bauernmarkt 19, 1010 Wien www.schmuckkunstwien.at
Galerie Wechselstrom Bad Photos / Boring Pictures II Christoph Theiler 10.–24.11.2012 Do–Sa 16–20 Grundsteingasse 44, 1160 Wien www.wechsel–strom.net
Galerie Wolfrum* Urbane Schimären Sissi Farassat, Kitty Kino, Elfriede Mejchar, Elfriede Semotan, Fritz Simak, Martin Tusch, Brigitte Woda-Stabl 9.–24.11.2012 Mo–Fr 10–18, Sa 10–17 Augustinerstraße 10, 1010 Wien www.wolfrum.at
Gebietsbetreuung 1070, Außenstelle Lerchenfelder Straße* downstream the greyscale – stromabwärts der graustufen Markus Sepperer 3.–30.11.2012 Mo 14–17, Di 10–12.30 und 15–19, Mi 15–19, Do 10–12:30 und 13–17, Sa 10–15 Lerchenfelder Straße 141, 1070 Wien www.gbstern.at
Gebietsbetreuung 1200, Standort Allerheiligenplatz underground twenty Ali Al Taiee, Do Laura Heneis, Jürgen Pletterbauer, Andreas Stasta 31.10.–30.11.2012 Mo, Di 9–12 und 13–17, Do 13–19, Fr 9–12 Allerheiligenplatz 11, 1200 Wien www.gbstern.at
lappi Marja Helander 8.–30.11.2012 Di–Fr 13–20, Sa 11–18 Schottenfeldgasse 77, 1070 Wien www.7tm.at
Golub Art Space
http://www.unreal-exhibition.at/ Unreal Exhibition Alexander Mikula, Andrea Neumann Online Ausstellung 16.11.–16.12.2012 CityLights 16.–21.11.2012 tägl. 0–24 www.unreal–exhibition.at
HTU – Fotoreferat Wien* Mechanische Kennwerte, Schliffbild Mikroskopie und Beanspruchungsfaktoren Hannes Brandstätter, Michael Kollmann 10.–18.11.2012 Mo–So 14–20 Argentinierstraße 8, 1040 Wien www.htu.at
Impossible Project Space Vienna
Tierra Virgen H. H. Capor, Ingrid Fankhauser 9.–22.11.2012 Mo–Sa 16–20 Breite Gasse 19, 1070 Wien www.inagolub.at
Instant Stories Eva Mühlbacher 1.–30.11.2012 Mo–Fr 11–18, Sa 10–18 Kaiserstraße 74, 1070 Wien www.the–impossible–project.com
Großbild
Internetart*
Mit dem Kopf durch die Wand Marianne Greber ab 31.10.2012 Lerchenfelder Gürtel 55 / Gaullachergasse 1, 1160 Wien
Kunst und Revolution Jana Wisniewski 2.–30.11.2012 täglich 0–24 http://e–motion–artspace.org
Gumpendorferstraße 55 Galerie CastYourArt Lightpainting Heinz A. Pachernegg 3.–24.11.2012 Mo–Fr 11–18 und nach Vereinbarung Gumpendorferstraße 55, 1060 Wien
Hauptbücherei* LiteraturPodium Wien. Achtung, Aufnahme! Sascha Manówicz fotografiert internationale Autorinnen und Autoren Sascha Manówicz 23.10.–30.11.2012 Mo–Fr 11–19, Sa 11–17 Urban–Loritz–Platz 2, 1070 Wien www.buechereien.wien.at
Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien PARKS. Exterior Equipment Trude Lukacsek 31.10.–1.12.2012 Di–So 10–18 Andreasgasse 7, 1070 Wien www.hofmobiliendepot.at
Hotel Altstadt/The Hall aus.gelöst Gerhard Falb, Patrizia Gapp, Simone Göstl, Heidrun Henke, Judith Kaltenböck, Alek Kawka, Beatrix Kovats, Robert Mallinger, Petra Rautenstrauch, Eva Unterwurzacher 10.–23.11.2012 täglich 16–20 Kirchengasse 41, 1070 Wien
Jüdisches Museum Wien* Vienna’s Shooting Girls. Jüdische Fotografinnen aus Wien d’Ora (Dora Kallmus), Martha Fein, Pepa Feldscharek, Trude Fleischmann, Hermi Friedmann, Trude Geiringer, Liliane Glaessner, Edith Glogau, Eugenie Goldstern, Dora Horovitz, Lilly Joss Reich, Edith Kallir, Hella Katz, Grete Kolliner, Cécile Machlup, Betti Mautner, Lotte Meitner-Graf, Margaret Michaelis-Sachs, Lisette Model, Elly Niebuhr, Ilse Pisk, Hedwig Rosenbaum, Alice Schalek, Käthe Serog-Bertrand, Lisl Steiner, Edith Tudor Hart, Lore Lisbeth Waller, Grete Weißenstein, Ylla (Camilla Kofler) u.v.m. 23.10.2012–3.3.2013 So–Fr 10–18, Sa geschlossen Dorotheergasse 11, 1010 Wien www.jmw.at
Konzett Gallery* Christian Eisenberger: Das Nichteintreffen des Zufalls verändert die Welt von Grund auf. Christian Eisenberger 30.10.–26.11.2012 Di–Fr 11–18, Sa 11–17 Spiegelgasse 21, 1010 Wien www.artkonzett.com
Kro Art Contemporary Eine Reise zwischen Himmel und Erde Knut Sennekamp 9.11.–1.12.2012 Di–Fr 14–19, Sa 12–17 und nach Vereinbarung Getreidemarkt 15, 1060 Wien www.kroart.at
Kro Art Contemporary. Kunstraum 16th there is no comfort in conquering Samuel Henne 24.11.2012–12.1.2013 Fr, Sa 12–18 Wilhelminenstraße 35, 1160 Wien www.facebook.com/Kunstraum16th
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Kulturdrogerie
Künstlerhaus*
Lukas Feichtner Galerie*
Ausarbeitung Christine Baumann, Christiane Spatt, Johanna Tatzgern 16.–30.11.2012 Di–Fr 16–20, Sa 12–16 Gentzgasse 86–88, 1180 Wien www.kulturdrogerie.org
ME MYSELF & THEM Gruppenausstellung zum Thema Selbstportrait Renate Bertlmann, Ilse Chlan, Linda Christanell, Sissi Farassat, G.R.A.M. und Josef Schützenhöfer, Matthias Herrmann, Leo Kandl, Brigitte Konyen, Susi Krautgartner, Paul Albert Leitner, Edgar Lissel, Claudia-Maria Luenig, Karin Mack, Sabine Maier (MACHFELD), Sissa Micheli, Michael Michlmayr, Andreas Müller, Klaus Pamminger, Margot Pilz, Willy Puchner, Thomas Riess, Josef Wais, Elisabeth Wörndl 17.11.–2.12.2012 tägl. 10–18, Do 10–21 Karlsplatz 5, 1010 Wien www.k–haus.at
Stephan Reusse Stephan Reusse 31.10.–25.11.2012 Di–Fr 10–18, Sa 10–16 Seilerstätte 19, 1010 Wien www.feichtnergallery.com
KUNST HAUS WIEN* Foto-Automaten-Kunst. Die Ästhetik hinter dem Vorhang: Von den Surrealisten bis Warhol und Rainer 10.10.2012–13.1.2013 tägl. 10–19 Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien www.kunsthauswien.com
Kunsthalle Wien halle 1* XTRAVAGANZA. Staging Leigh Bowery Leigh Bowery 19.10.2012–27.1.2013 tägl. 10–19, Do 10–21 Museumsplatz 1, 1070 Wien www.kunsthallewien.at
Künstlerhaus* Zeitgeist:Photography Vice Photography Exhibition Philippe Gerlach, Rita Nowak, Christoph Pirnbacher, Piotr Sokul, Katarina Soskic, Daliah Spiegel, Bree Zucker 17.11.–2.12.2012 tägl. 10–18, Do 10–21 Karlsplatz 5, 1010 Wien www.k–haus.at
Künstlerhaus*
Machfeld | Studio* Now Here – No Where. Impressionen aus China Wolfgang Müllner 18.–30.11.2012 Di–Do 14–18 und nach Vereinbarung Max-Winter-Platz 21/1, 1020 Wien www.machfeld.net
Malzgasse 12A* nMilliarden Photos | O Zeit, deine Pyramiden Robert Bodnar, Inge Dick, EOOS, PATAFORM (Robert Bodnar/ Marek Bozuk/Alexander Meiksner), Raymond Queneau, Sira-Zoè Schmid 10.–23.11.2012 Mo–Do 18–21, Fr 18–23, Sa, So 14–23 Malzgasse 12a, 1020 Wien ppp.pataform.com
Kunsthalle Wien Le Méridien* Roman Pfeffer: Wärmetauscher Roman Pfeffer 7.10.2012–1.5.2013 tägl. 0–24 Opernring 13, 1010 Wien www.kunsthallewien.at
Pez Hejduk – vor ort_on site Pez Hejduk 17.11.–2.12.2012 tägl. 10–18, Do 10–21 Karlsplatz 5, 1010 Wien www.k–haus.at
Künstlerhaus Galerie* Kunsthalle Wien photo wall / video wall / project wall* MITGIFT Susanne Bisovsky 4.5.2012–6.1.2013 tägl. 0–24 Museumsplatz 1, 1070 Wien www.kunsthallewien.at
Kunsthalle Wien schaufenster Ulrike Lienbacher. Kartenhaus Ulrike Lienbacher 30.3.2012–28.2.2013 tägl. 0–24 Karlsplatz, 1040 Wien www.kunsthallewien.at
Künstlerhaus Sabine Hauswirth – Menschen in Wien Sabine Hauswirth 17.11.–2.12.2012 tägl. 10–18, Do 10–21 Karlsplatz 5, 1010 Wien www.k–haus.at
Künstlerhaus FRAME … eine (inter)aktive Foto-Videoinstallation TEAM[:]niel 17.11.–2.12.2012 tägl. 10–18, Do 10–21 Karlsplatz 5, 1010 Wien www.k–haus.at
Wojciech Krzywoblocki. Zwischen ROT und WEISS Wojciech Krzywoblocki 17.11.–9.12.2012 tägl. 10–18, Do 10–21 Karlsplatz 5, 1010 Wien www.k–haus.at
Künstlerhaus Salon* Im Kurhotel Marko Zink 17.11.–2.12.2012 täglich 10–18, Do 10–21 Karlsplatz 5, 1010 Wien www.k–haus.at
Kunstsalon BV Schönbrunn LÖSUNG Wolfgang R. Fürst, Monika Rienössl 18.11.–1.12.2012 nach Vereinbarung unter 0676/936 62 17 Schloss Schönbrunn Ovalstiege, 3. Stock, 1130 Wien
Lager 42* X-Ray Kamen Stoyanov, Christina Tsilidis 1.–15.11.2012 Do 13–18 und nach Vereinbarung unter 0650/287 45 75 Baumgasse 42, 1030 Wien www.tsilidis.com
Le Méridien Wien, Artist’s Space Zwischen den Zeilen Florian Herzog 7.11.–31.12.2012 tägl. 0–24 Opernring 13–15, 1010 Wien www.lemeridienvienna.com
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Masc Foundation* Der Nebendarsteller Carolin Thummes 10.– 24.11.2012 Do– Sa 17–20 Grundsteingasse 40/Top1, 1160 Wien www.masc.at
Masc Foundation im Atelier und ganz privat Sandra Fockenberger, Helena Manhartsberger 10.–24.11.2012 Do–Sa 17–20 Grundsteingasse 40/Top1, 1160 Wien www.masc.at
Mel-Factory „(es gilt die) Unschuldsvermutung“ Niki Witoszynskyj 7.–13.11.2012 tägl. 15–20 Hägelingasse 7, 1140 Wien www.mel–art.com
menzel. Galerie Nordafrika* KUONESA – MEHR SEHEN Cornelia Mittendorfer, Waltraud Palme 7.–17.11.2012 Mi–Fr 11–18, Sa 11–14 Währinger Straße 55, 1090 Wien www.menzelgalerie.com
MKS Timeless Es war (k)einmal der Prater, eine Parallelausstellung Eva Kosinar, Peter Miletits 8.–12.11.2012 tägl. 16–20 Westbahnstraße 18/5, 1070 Wien
mo.ë* INEXCLUSION – Sieben Bilder einer Flucht Nicolas Bertotti 2.–7.11.2012 tägl. 17–22 und nach Vereinbarung Thelemangasse 4, 1170 Wien www.bertotti.at
mo.ë
na daLokal
PEPH
getting there & away / getting home Marlies Plank 2.–7.11.2012 tägl. 17–22 und nach Vereinbarung Thelemangasse 4/1, 1170 Wien http://gettingthereandaway.tumblr.com/
na daLokal Daniel Aschwanden (A/CH), Marco Bolognesi (I), Bernhard Braunstein (A/F), Lucile Chaufour (F), Magdalena Chowaniec (PL/AT), Julius Deutschbauer (A), Stöh Grünig (CH), Lisa Hinterreithner (A), Rotraud Kern (A), Michikazu Matsune (JP/A), Amanda Piña (CL/A), Daniel Zimmermann (CH/A) 23.11.–1.12.2012 Mo–Mi 11–17, Do–Fr 16–20 (Fr, 23.11. 18–20), Sa 11–17 Reindorfgasse 8, 1150 Wien www.nadalokal.at
Der Milchring im Alltag – (k)ein Fotografieworkshop Workshopteilnehmer 17.–18.11.2012 Haberlgasse 74, 1160 Wien www.milchring.com
mo.ë Le Lycée – Schule in Paris Aram Ghadimi 2.–7.11.2012 / 11.–17.11.2012 tägl. 17–22 und nach Vereinbarung Thelemangasse 4/1, 1170 Wien www.aramghadimi.com
mo.ë* Aus der Privatsammlung Eva Ellersdorfer-Meissnerova, Sebastian Freiler, Marlene Fröhlich, Matthias Heschl, Carina Hinterberger, Margit Hubner, MarieThérèse Jakoubek, Ingo Karnicnik, Marlene Karpischek, Iris Kavka, Aslan Kudrnofsky, Hanady Mustafa, Anna Obermeier, Tamara Pichler, Martina Pöll, Stefanie Pollman, Amelie Schillhuber, Stefanie Scholz 10.–19.11.2012 tägl. 10–21 Thelemangasse 4/1, 1170 Wien www.mmooee.org
Morisson Club und Bar non finito: objekt II Markus Sigl 31.10.–1.12.2012 Di–Sa 18–2 Rechte Wienzeile 2a, 1050 Wien www.morissonclub.at
MUSA* distURBANces Peter Bialobrzeski (D), Justine Blau (LUX), Thibault Brunet (F), collectif_fact (CH), Frédéric Delangle (F), Cédric Delsaux (F), diSTRUKTURA (SRB), Aldo Giannotti (I), Niklas Goldbach (D), Dionisio González (E), Ilkka Halso (FIN), Robert F. Hammerstiel (A), Paul Horn & Lotte Lyon (A), Leopold Kessler (D), Daniel Leidenfrost (A), Josh Müller (D), Reiner Riedler (A), Semiconductor (GB) 30.10.2012–5.1.2013 Di, Mi, Fr 11–18, Do 11–20, Sa 11–16, So, Mo, Fei geschlossen Felderstraße 6–8, 1010 Wien www.musa.at
Museum für Völkerkunde* Nachhaltige Welten – At the crossroads of hope Kiripi Katembo, Nii Obodai, George Osodi, Nyaba Ouedraogo 31.10.–26.11.2012 tägl. außer Di 10–18 Neue Burg 1, Heldenplatz, 1010 Wien www.ethno–museum.ac.at
Museum Judenplatz Heute in Wien 2012. Fotografien zur jüdischen Gegenwart von Josef Polleross Josef Polleross 7.11.2012–12.5.2013 So–Do 10–18, Fr 10–14, Sa geschlossen Judenplatz 8, 1010 Wien www.jmw.at
Naturhistorisches Museum Wien* Skeletons in the Closet Klaus Pichler 16.11.2012–6.1.2013 Di–So 9–18 Burgring 7, 1010 Wien www.nhm.at
NEONline Werbedesign GmbH Colour-Diving Irma Eberl 6.–30.11.2012 tägl. 16–24 Obere Donaustraße 45a, 1020 Wien www.neonline.at
ÖAR – Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation Reflektiert Hania Kartusch, Brigitte Woda-Stabl 15.–23.11.2012 Mo–Fr 10–15 Stubenring 2, 1010 Wien www.makrofoto.at
Open WindOw I/ON (Faces) Armin Bardel 2.– 30.11.2012 Linke Wienzeile 22/Girardigasse 1, 1060 Wien openwindowvienna.tumblr.com/
Österreichisches Museum für Volkskunde* Mikrofotografisches Bibelstechen. Eine Ausstellung als Einblick und Kommentar 14.11.2012–17.2.2013 Di–So 10–17 Laudongasse 15–19, 1080 Wien www.volkskundemuseum.at
Palais Kabelwerk Lounge* „Najboljoj Mami“ – Alleinerziehende Mütter in Bosnien-Herzegowina Susanne Einzenberger, Marko Mestrovic 2.–30.11.2012 Oswaldgasse 35a, 1120 Wien www.daskabelwerk.at
Palais Porcia* Landleben Yvon Lambert 9.–30.11.2012 Mo–Fr 9–15 Herrengasse 23, 1010 Wien
Photographers Limited Editions Best of Rankin Rankin 21.11.–31.12.2012 Mo–Fr 10–18.30, Sa 11–16 Bauernmarkt 14, 1010 Wien www.photographerslimitededitions.com
Photoinstitut Bonartes* Orientalische Phantasien Carl Rudolf Huber 25.10.2012–10.2.2013 Mo–Fr 14–18 und gegen Voranmeldung Seilerstätte 22, 1010 Wien www.bonartes.org
Photon Gallery im Slowenischen Kulturzentrum Korotan* Junij in June. Selection from the International Collection Junij Grupa Junij 7.11.–29.12.2012 tägl. 9–13 und 14–21 Albertgasse 48, 1080 Wien www.photon.si
Podium Se Souvenir Katharina Rossboth 4.11.2012–31.1.2013 Mo–Fr 11–01, Sa 18–01 Westbahnstraße 33. 1070 Wien www.rossboth.at/katharina
Projektraum MAG3* passagen Fritz Fro, Romana Hagyo, Maria Hubinger, Silke Maier-Gamauf, Gue Schmidt 9.–22.11.2012 Di–Fr 16–20 Schiffamtsgasse 17, 1020 Wien www.nammkhah.at/Site/Mag3.html
Projektraum Viktor Bucher* Détournements Marlene Hausegger 21.11.2012–10.1.2013 Di–Fr 14–19, Sa 11–15 Praterstraße 13/1/2, 1020 Wien www.projektraum.at
Ragnarhof Klangbild Mona Hermann, Matthias Hombauer, Christoph Liebentritt, Nikolaus Ostermann, Christoph Stiller 2.–7.11.2012 Sa ab 17, Fr, Mo, Di 17–22 Grundsteingasse 12, 1160 Wien www.ragnarhof.at
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Ragnarhof
Schneiderei.Home.Studio.Gallery*
Studio 16
„Scoop“ Revival Robert Bodnar, Smaranda Elena Corbeanu, Stefan Feiner, Jennifer Fetz, Stefanie Honeder, Zita Köver, Claudia Rohrauer, Sophie Tiller 10.–14.11.2012 tägl. 17–20 Grundsteingasse 12, 1160 Wien www.facebook.com/ScoopRevival
01 Tomas Eller, Leni Michl, Markus Morianz, Elsa Okazaki, Constanze Schweiger, Nino Stelzl, Helene van Duijne, Simon Veres, Salvatore Viviano, Jimmy Zurek Sa, 3.11.2012, 15–23 Uhr Zirkusgasse 38, 1020 Wien www.seeyounextthursday.com
Foto Konsum Regina Hügli und Joseph Krpelan, Peter Grillmair Peter M. Kubelka, Lydia Rosemarie Schubert, Stefanie Starz, Severin Wurnig 1.–30.11.2012 Mo–Fr 17–20 Haberlgasse 37, 1160 Wien
Schnittbogen
Studio Seyler
thirty something – Frauenakt im urbanen Wien Michele Pauty 10.–11.11.2012 Sa, So 14–20 Gumpendorfer Stadtbahnbogen 3–4, 1060 Wien www.schnittbogen.at
AMICI ARBORUM Marielis Seyler 24.10.–24.11.2012 Di–Fr 15–18, Mo, Sa, So geschlossen Anmeldung unter seyler@silverserver.at oder 0676 515 47 90 Riglergasse 8, 1180 Wien
Ragnarhof krinein Richard Dergovics, Mario Greller, Irene Kernthaler-Moser, Elena Kristofor, Alex Kubik, Ursula Stiglitz, Nina Thüllen 17.–28.11.2012 Mi–Fr 16–21, Sa 11–18, So 11–18 Grundsteingasse 12, 1160 Wien www.ragnarhof.at
reStart. Projektraum der Caritas Zeig mir Deine Perspektive Jugendliche Obdachlose 27.11.–13.12.2012 Di, Do 15.30–17 Grundsteingasse 63, 1160 Wien www.facebook.co/zeigmirdeinePerspektive
Salon für Kunstbuch 21er Haus* The Artist’s View – Der künstlerische Blick auf fotografisches Material Bernhard Cella 8.11.–2.12.2012 Mi 10–21, Do–So 10–18 Schweizergarten, Arsenalstraße 1, 1030 Wien www.21erhaus.at/de/21er-haus/salon-kunstbuch
Schauraum 11/nullnull Vienna International Photography Award VIPA 2012 Anna Arendt (D), Emanuela Bongiovanni (I), Jacques Borgetto (F), Jan Brykczynsk (PL) Damien Daufresne (F), Julie Glassberg (F/USA), Teri Havens (USA), Sanja Knezevic (SRB), JM Lopez (E), Justyna Mielnikiewicz (Georgien), Antonella Monzoni (I), Kenneth O’ Halloran (IRL), Heinz Stephan Tesarek (A) 16.11.–8.12.2012 Absberggasse 27/Top 9.2, 1100 Wien www.kunstnetzwerk.org
Schikaneder* Flächen Wiens Johanna Si 2.11.–27.11.2012 tägl. ab 18 Uhr Margaretenstraße 24, 1040 Wien www.johannasi.portfoliobox.net
Schikaneder Auslage Creation. Space and Memory games. Catalin Cretu, Sabina Ulubeanu 2.–19.11.2012 tägl. 19–22 Uhr Margaretenstraße 24, 1040 Wien www.schikaneder.at
Schleifmühlgasse 12-14 About Flying – Vom Fliegen Stefan Arztmann, Thomas Glänzel, Markus Guschlbauer, Agnes Hamvas, Barnabas Huber, Lena Lapschina, Lise Lendais, Constantin Luser, Hubert Sielecki, Astrid Sodomka, Tiberius Stanciu, Anna Watzinger, Marko Zink, Marcus Zobl 7.11.–1.12.2012 Do–Fr 14–19, Sa 10–15 Schleifmühlgasse 12–14, 1040 Wien www.12–14.org
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Slowakisches Institut* Andrej Bán – Kosovo Andrej Bán 15.11.–7.12.2012 Mo–Do 9–17, Fr 9–15 Wipplingerstraße 24–26, 1010 Wien www.mzv.sk/sivieden
Slowenisches Wissenschaftsinstitut in Wien DurchZug – Mimobežnost – In Passing Blaž Zupancˇicˇ 31.10.–20.11.2012 Seilerstätte 2, 1010 Wien www.szi-dunaj.at
Space women only rosarosa 4.–13.11.2012 täglich 18–21 Gumpendorfer Straße 68, 1060 Wien www.rosarosa.at
stable gallery im Palais Brambilla* cosmic symphony/Die kosmische Symphonie Yuko Ichikawa 25.10.–16.12.2012 geöffnet zu den Veranstaltungen und nach Vereinbarung Franz-Josefs-Kai 43, 1010 Wien www.moment–home.com
Stadtkino Nächste Vorstellung Evelyn Rois, Bruno Stubenrauch 26.10.–7.11.2012 tägl. 12.30–23 Uhr im Foyer während der Kinoprojektionen Schwarzenbergplatz 7–8, 1030 Wien www.breve.at
Startgalerie im MUSA* Konstruierte Räume, Attrappen und Illusionen Catharina Freuis 16.11.–13.12.2012 Di, Mi, Fr 11–18, Do 11–20, Sa 11–16 So, Mo und Fei geschlossen Felderstraße 6–8, 1010 Wien www.musa.at
Sue’s Studio Eyes On Back View Sue Hornbostel 30.10.–24.11.2012 Sa 14–16 Mengergasse 62/2/3, 1210 Wien www.suehornbostel.com
Top Kino* fo(u)r women Nora Gottardi, Nina Kreuzinger, Viki Kühn, Tamara Sudimac 18.11.–16.12.2012 Mo–Mi 15–02, Do–Sa 15–04, So 10.30–24 Rahlgasse 1, 1060 Wien www.topkino.at
Tschechisches Zentrum Wien / Kassensaal des Kundenzentrums der Bank Austria* Europäer. Fotografien von Jindrˇich Marco, Jindrˇich Štreit und Vladimír Birgus Vladimír Birgus, Jindrˇ ich Marco, Jindrˇ ich Štreit 7.11.–7.12.2012 Tschechisches Zentrum Wien: Mo, Mi, Do, 10–17, Di, 10–18, Fr 10–14 Kassensaal des Kundenzentrums der Bank Austria: Mo–Fr 8–15, Do 8–17.30 Herrengasse 17 / Schottengasse 6–8, 1010 Wien www.wien.czechcentres.cz
TU-Wien 4. wiener kinderfotopreis Kinder zwischen 4 und 13 Jahren 26.11.– 8.12.2012 Mo–Sa 6–23 Freihaus, Wiedner Hauptstraße 8–10, 1040 Wien www.kinderfotopreis.at
VetMedUni Sehen Sie aus wie Ihr Hund? Birgit Reidinger 7.–29.11.2012 Vernissage: Di, 6.11.2012, 18 Uhr Mo–Fr 9–19 Festsaal VetMedUni, Veterinärplatz 1, 1210 Wien www.vu–wien.ac.at
VHS Alsergrund* KULTUR/PASSiert! Eine Fotodokumentation von Hunger auf Kunst und Kultur Nick Mangafas 8.–26.11.2012 Mo–Fr 9–20, Sa 9–16 Galileigasse 8, 1090 Wien www.vhs.at/1770.html
VHS Hietzing
white8 Gallery
Djongues Trommeln – Bau einer Djembe in Mosambik Gerald Henzinger 7.11.2012–11.1.2013 Mo–Fr 8–20 Hofwiesengasse 48, 1130 Wien www.vhs.at/hietzing www.enlumen.net
Doppelgänger Patrizio Travagli 9.11.–29.12.2012 Di–Fr 12–18, Sa 11–15 Zedlitzgasse 1, 1010 Wien www.white8.at
VHS Hietzing The 60 Bim Nick Mangafas 7.11.2012–11.1.2013 Vernissage: Di, 6.11.2012, 19 Uhr Mo–Fr 10–20 Hofwiesengasse 48, 1130 Wien www.vhs.at/hietzing
Wien Museum* Hans Scheugl – Die Fotografien des Filmemachers Hans Scheugl 15.11.2012–24.2.2013 Di–So/Fei 10–18 Karlsplatz, 1040 Wien www.wienmuseum.at
Wienbibliothek im Rathaus* Vienna Travelgallery* wien. berlin. Natalie Opocensky, Thorsten Strasas 10.–22.11.2012 Di, Do, Fr 15–18, Sa 10./So 11.11. 14–17 Wiedner Hauptstraße 152, 1050 Wien www.viennatravelgallery.eu
Viennale Festivalzentrum Viennale Porträts. Internationale Star-Gäste gesehen durch die Kamera der Viennale-Fotografen Ruth Ehrmann, Robert Newald, Alexi Pelekanos, Reiner Riedler, Alexander Tuma, Klaus Vyhnalek 30.10.–7.11.2012 tägl. 18–22 Dominikanerbastei 11, 1010 Wien www.viennale.at
Volkshilfe Würfel LebenskünstlerInnen – Armut made in Austria René Baumgartner, Ionut Emil Diaconu, Pepa Georgieva, Markus Hippmann, Richard Pobaschnig, Ida Räther, Bärbel Tomasi 20.11.–19.12.2012 Mo–Do 8–18, Fr 8–13 Muthgasse 105, 1190 Wien www.fotoquartier.at
Vorgartenmarkt, Marktstand Nr. 37 Garbage Bag Albrecht/Cirillo 3.–30.11.2012 Do 17–20, Fr 9–12 und 14–18, Sa 9–12 und 14–18 Vorgartenmarkt, Marktstand Nr. 37, 1020 Wien www.albrechtcirillo.com
Weiglhof Jugend im Zentrum Sonja Bachmayer, Nikki Harris, Markus Hippmann, Angelika Löffler, Christine Nestler-Kenzian, Sophie-Luise Passow, Simone Steiner 13.–25.11.2012 Mo–So 8–20 Weiglgasse 8, Block B, 1150 Wien www.haus–der–fotografie.at
WestLicht 7. Westlicht Foto-Auktion (Preview) 31.10.–23.11.2012 tägl. 10–18 Westbahnstraße 40, 1070 Wien www.westlicht.at
„Zum Konterfei das Autogramm!“ Widmungsfotografien der Wiener Sammlerin Hermine Kunz-Hutterstrasser 18.10.2012–22.2.2013 Mo–Do 9–18.30, Fr 9–16.30 Rathaus, Eingang Felderstraße, 1010 Wien www.wienbibliothek.at
Wienbibliothek im Rathaus Die Schattenorte von Wien Wolfgang Freitag 30.10.2012–28. 2.2013 Mo–Do 9–18.30, Fr 9–16.30 Rathaus, Eingang Felderstraße, 1010 Wien www.wienbibliothek.at
Wirr Ausnahmezustand Rudolf Schmied 1.11.–31.12.2012 tägich 10–02 Burggasse 70, 1070 Wien www.rudolfschmied.at
Wissenschaftliches Kabinett Simon Weber-Unger*
WUK, LumenX-Labor Remainders of the poetic Boris Jawecki, Heinz Mathes 16.–24.11.2012 Do–Sa 15–19 Währinger Straße 59, 1090 Wien www.wuk.at
ZEBRA Zentrum für Klassische und Moderne Fotografie Die Kunst des Sehens. Tribut an die klassische Fotografie. Hommagen an die großen Fotografen des 20. Jahrhunderts Natascha Auenhammer 7.11.– 12.12.2012 Di–Do 9–12.30 und 13.30–17.30, Fr 9–14.30 Burggasse 46, 1070 Wien www.zebralabor.at
Zeitvertrieb Gallery beziehungsweise : ocker Sybille Bettstein, Margret Krause 7.11.– 2.12.2012 drop by und nach Vereinbarung unter sybb@hotmail.com Kirchengasse 36/9, 1070 Wien www.zeitvertrieb.net
ZS art Galerie AusZeit Jean-Paul Dumas-Grillet, Robert Staudinger, Christian Zürn 9.11.2012–10.1.2013 Mo–Fr 11–19, Sa, So nach Vereinbarung Westbahnstraße 27–29, 1070 Wien www.zsart.at
Zweitbester* Two Cities Andreas Punz 8.–29.11.2012 Mo–So 11.30–02 Heumühlgasse 2, 1040 Wien www.zweitbester.at
Friedrich Simony (1813–1896): Fotografische Aufnahmen aus dem Dachsteingebirge Friedrich Simony 6.–24.11.2012 Spiegelgasse 23, 1010 Wien www.wisskab.com
WUK Projektraum Le Lycée – Schule in Paris Aram Ghadimi 10.–17.11.2012 tägl. 13–20 Währinger Straße 59, 1090 Wien www.aramghadimi.com
WUK Projektraum Right Time Right Place Robert Rutöd 24.–25.11.2012 tägl. 10–20 Währinger Straße 59, 1090 Wien www.righttimerightplace.at
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Begleitprogramm Events
Buch- und Magazinpräsentationen
in Bildern zu formulieren und vice versa. Denn wie wird die zeitgenössische Bildproduktion von und via Fotografie und ihren artverwandten Formen wahrgenommen? Im Zentrum steht für uns eine bildwissenschaftliche Fragestellung, die jedoch dezidiert subjektiv und individuell ausfallen soll. Jeder Ausgabe ist ein Thema gewidmet, das von unterschiedlichen Blickkonstellationen beleuchtet wird, inklusive Streuung.
Mi, 31.10.2012, 19–21 Uhr STREULICHT – Magazin für Fotografie und Artverwandtes Herausgeber: Amelie Zadeh & Roland Fischer-Briand Grafik Design: Mario Kiesenhofer Albertina Augustinerstraße 1, 1010 Wien www.albertina.at, www.streulicht-mag.com Eintritt frei Streulicht, so wird jenes Licht bezeichnet, das durch Reflexion von rauhen Oberflächen in unterschiedlichste Richtungen ausstrahlt und weiter reflektiert; Licht, das Schatten eines Bildes aufhellt, seinen Kontrast mindert. Die Streuung als Denkfigur und -raum für das Medium der Fotografie zu nehmen, ist der Anlass für diese Publikationsreihe. Diskursive und mediale Erscheinungsformen des Fotografischen auch an seinen Rändern zu untersuchen und diese Ränder nicht als feste Grenzen zu begreifen, ist grundlegend für Streulicht. Anders als in herkömmlichen Veröffentlichungen und Zeitschriften über Fotografie, ist die Publikation hier selbst Ausstellungsformat, um sich innerhalb fotografischer Bildpraxis zu artikulieren. Durch die Verschaltung von Theorie und Praxis verstehen wir Fotografie als Kulturtechnik. Diese dialogische Form (Theorie / Praxis 1:2) bildet den Raster, durch den Bildwelten abgetastet werden, ohne sie zu zersetzen und festzuschreiben. Demnach halten wir die Grenze zwischen Text- und Bildbeiträgen permeabel – sie soll einen individuellen Zugang der Beitragenden ermöglichen, Gedanken auch
Streulicht is the German term for light that reflects off of rough surfaces causing it to diffuse and desperse. In photography this effect brightens shadows and reduces overall contrast. The idea of diffusion as a thought experiment and conceptual space for the medium of photography is the impetus for initiating this publication. Analysis of discursive and medial manifestations of all facets of photography—and those that border on them— are the essence of Streulicht. In contrast to conventional photography publications and periodicals, this magazine furthermore operates as an exhibition platform, manifesting itself within the photographic visual practice. Through the marriage of theory and artistic practice we have come to recognize photography as cultural technology. This dialogic structure (theory/practice 1:2) constitutes the lens through which we view the pictorial world without fracture or stagnation, thus keeping the border between textual and visual contributions permeable. The structure should moreover facilitate contributors unique approaches to the formulation of thoughts with pictures and vice versa. What is the perception of contemporary image production by means of photography and its related matters? From the perspective of visual culture this poses as the central question, one that can and should be treated in a decidedly subjective and individualistic manner. Each issue will shine a light on a dedicated theme from unique perspectives be it head on, or diffuse Streulicht.
Abgrenzung hin zu „den Anderen“ verhärten und eigene Vorurteile bestätigen. In diesem Spannungsfeld von Fremd- und Selbstidentifikation durch Fotografie können die Arbeiten von Vera Brandner als reflexive Auseinandersetzung und visuelle Antwort gelesen werden. Sie portraitiert Menschen in Angola, Pakistan, Afghanistan, Israel und Palästina und verfolgt dabei eine dialogisch-kommunikative Bildstrategie: Die Menschen vor der Kamera erlauben es, fotografiert zu werden, inszenieren sich vor der Kamera, wie es ihnen vor einer fremden Fotografin angemessen erscheint, blicken dabei sehr oft direkt in die Kamera und werfen den Blick der Fotografin in die Kamera und damit an die BetrachterInnen zurück. Any photographic representation of distant lifeworlds usually entails a visual formulation of what “the Other” might be. Countless photographic images of the Self and of the Other are created, continually rigidifying the boundaries separating oneself from “the Others” and validating one’s own prejudices. Within this field of tension created by the identification of the Other and of the Self through photography, Vera Brandner’s works can be seen both as a reflexive exploration and as a visual response. In her portraits of people living in Angola, Pakistan, Afghanistan, Israel and Palestine she pursues an image strategy built on dialogue and communication. The people in front of the camera allow themselves to be photographed: in front of the lens they strike the sort of poses they feel are appropriate for a foreign photographer, very often staring straight at the camera, reflecting the photographer’s gaze back into the camera and therefore back at the onlooker.
Fr, 30.11.2012, 19 Uhr Vera Brandner. Das Bild der Anderen / Picturing Others Gespräch mit Vera Brandner und den BuchautorInnen Monika Faber, Gerald Faschingeder und Walter Moser. Photoinstitut Bonartes Seilerstätte 22, 1010 Wien www.bonartes.org, www.fotohof.at Die fotografische Repräsentation ferner Lebenswelten bringt meist auch eine visuelle Formulierung „des Anderen“ mit sich. Es werden dabei unzählige fotografische Fremd- und Selbstbilder erzeugt, die immer wieder die
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Vorträge
Eyes On Walks
Workshops
Mi, 31.10.2012, 17 Uhr
Fr, 9.11.2012, 16 Uhr
Fr, 2., 9., 16.11.2012
Afrikanische Fotografie oder Fotografie über Afrika? Vortrag und Podiumsdiskussion im Rahmen der Ausstellung Nachhaltige Welten
Mit Christina Steinbrecher und Vita Zaman (künstlerische Leiterinnen der Viennafair) Anmeldung unter office@eyes-on.at
Der Milchring im Alltag – (k)ein Fotografieworkshop
Museum für Völkerkunde Neue Burg 1, Heldenplatz, 1010 Wien www.ethno-museum.ac.at, www.vidc.at
Do, 15.11.2012, 17 Uhr
Mi, 7.11.2012, 19 Uhr
Mit Johanna Hofleitner (Kunstkritikerin) exklusiv für Presse-Clubmitglieder Anmeldung unter dem KW Stadtspaziergang an derclub@diepresse.com
Carole Naggar: „Lives of Chim“ WestLicht Westbahnstraße 40, 1070 Wien www.westlicht.com
Mo, 12.11.2012, 18 Uhr Der Maler mit der Kamera: Johann Victor Krämer 1899 unterwegs in Ägypten Vortrag von Elisabeth Mariel-Seeböck Ausgerüstet mit seinen Malutensilien und einer kleinen Kodak-Kamera durchstreifte Krämer, Gründungsmitglied der Wiener Secession, städtische und ländliche Gebiete Ägyptens. Seine sehr persönliche Sicht des Orients dokumentierte er in außergewöhnlichen Momentaufnahmen, die später als Vorlagen für seine künstlerische Arbeit dienten. Photoinstitut Bonartes Seilerstätte 22, 1010 Wien www.bonartes.org
Mo, 19.11.2012, 19 Uhr Andreas Gruber: Fotografische Techniken, Teil 2: Die Edeldruckverfahren WestLicht Westbahnstraße 40, 1070 Wien www.westlicht.com
Do, 22.11.2012, 18.30 Uhr Vortrag in englischer Sprache von Lisa Silverman im Rahmen der Ausstellung Vienna’s Shooting Girls. Jüdische Fotografinnen aus Wien Die Ausstellung „Vienna’s Shooting Girls – Jüdische Fotografinnen aus Wien” rückt die große Zahl von Fotostudios jüdischer Frauen in Wien bis 1938 in den Fokus. Dabei werden nicht nur die Gründe für die in diesem Beruf ungewöhnlich hohe Dichte jüdischer Frauen aus wohlhabenden Kreisen beleuchtet. Die Ausstellung macht auch die hohe ästhetische Qualität der Arbeiten von vielen zu Unrecht vergessenen Fotografinnen wieder sichtbar. Eine Auswahl von Arbeiten rund 30 jüdischer Wiener Fotografinnen – neben Dora Kallmus (d’Ora) und Trude Fleischmann auch Edith de Barakovich, Trude Geiringer & Dora Horovitz, Edith Glogau, Pepa Feldscharek, Cécile Machlup oder Edith Tudor Hart – macht sichtbar, wie herausragend der Anteil jüdischer Frauen in diesem Bereich war. Lisa Silverman (University of Wisconsin-Milwaukee) spricht über Bildung, Ausbildung und Berufstätigkeit von Frauen aus dem jüdischen Wiener Bürgertum um 1900 als Voraussetzungen für dieses auffallende Phänomen. Jüdisches Museum Wien Dorotheergasse 11, 1010 Wien Treffpunkt wird bei Anmeldung bekanntgegeben info@jmw.at
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Mi, 21.11.2012, 16 Uhr Mit Thomas Licek (Managing Director von Eyes On) Im Rahmen der Vienna Art Week Anmeldung unter office@eyes-on.at
Teilnahmegebühr € 35,– PEPH Haberlgasse 74 / EckeFriedmanngasse, 1160 Wien www.milchring.at
Sa, 17.11.2012, 14 Uhr LIFT IT – Manipulation von Sofortbildern Beim LIFT IT Workshop verwandeln wir mittels Manipulations- und Lift-It-Techniken Impossible Fotos in einmalige Kunstwerke. Sowohl für AnfängerInnen als auch für Fortgeschrittene bietet dieser Workshop einen breiten, umfassenden und inspirierenden Einstieg in die Welt der Sofortbildfilme und deren Möglichkeiten.
Treffpunkt für alle Führungen Eyes On Infopoint im MUSA Felderstraße 6-8, 1010 Wien
Impossible Project Space Kaiserstraße 74, 1070 Wien Teilnahmegebühr € 25,- (inkl. Film und Leihkamera) www.the-impossible-project.com
Fotospaziergänge
Eyes On Bratislava
Fr 9.11., Sa 10.11., Fr 23.11., Sa 24.11.2012, jeweils 14 Uhr
Sa 10.11.2012, 9 Uhr
Impossible Walk – Sofortbildfotografie In der schnellebigen Zeit der Digitalfotografie kann Sofortbildfotografie eine Möglichkeit der Entschleunigung bieten. Das Fotografieren an sich wird wieder mehr wahrgenommen und mit einer haptischen Erfahrung belohne. Impossible hat sich dieser Fotografie angenommen und mit der Produktion neuer Filme wiederbelebt. Beim Impossible Walk können die Teilnehmer die Sofortbildfotografie kennen lernen und mit einer Leihkamera ausgerüstet durch Wien ziehen. Teilnahme kostenlos (exkl. Filme) Treffpunkt Impossible Project Space Kaiserstraße 74, 1070 Wien
So, 25.11.2012, 11 Uhr Zeitreise durch die Mazzes-Insel Ein Spaziergang mit dem Fotografen Josef Polleross und dem Jüdischen Museum Wien Mit Josef Polleross auf Zeitreise: Der Fotograf folgte für seine Ausstellung im Museum Judenplatz religiösen Juden und ihren traditionellen Ritualen. Seine Bilder bezeugen aber auch das weltliche jüdische Leben – zwischen Sportveranstaltungen, Handel und Publizistik, Straßenfesten, Musik und Bräuchen, die das Leben von religiösen und säkularen Juden und Jüdinnen gleichermaßen beleben und verbinden. Was gefällt dem Fotografen am besten in diesem Viertel? Welche Adresse, welche Ecke oder welcher Winkel in der Leopoldstadt hat sein Auge verführt? Wer durch Wien spaziert, ergeht Geschichte – vorbei an Denkmälern, an wichtigen Adressen oder Statuen von Personen, die diese Stadt auf unterschiedliche Weise gestaltet haben. Bei einem Spaziergang durch das jüdische Wien kann man die Vergangenheit wahrnehmen und gleichzeitig der Gegenwart begegnen. Der zweite Bezirk lädt mit dem früheren Kernstück des jüdischen Wien, der sogenannten Mazzes-Insel, zu einer Zeitreise ein. Jüdisches Museum Wien Dorotheergasse 11, 1010 Wien Treffpunkt wird bei Anmeldung bekanntgegeben info@jmw.at
Mit dem Bus zum Monat der Fotografie nach Bratislava Anmeldung erforderlich unter office@eyes-on.at
Kongress Materialität / Immaterialität in der Fotografie Sa 24.11.2012, 9.30–17 Uhr MUSA, Felderstraße 6–8, 1010 Wien Eintritt frei, Anmeldung unter musa@musa.at Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache statt. Kooperation von ESHPh und MUSA im Rahmen von Eyes On – Monat der Fotografie Wien mit Beteiligung der Vienna Art Week 2012 Internet, Virtual Reality und soziale Plattformen wie Facebook, Twitter oder Flickr haben in den letzten Jahren sämtliche Kommunikationssysteme von Sprache, Schrift, Ton und Bild richtungs-weisend verändert. Welche Folgen dieser „digital turn“ für den Materialbegriff in fotografischen Bildsystemen zeitigt und wie sich fortan die spezifischen Strukturen, Wirkungsweisen und Intentionen von Materialität-Immaterialität von Fotografien artikulieren, ist Thema dieser Tagung. Die Prämisse ist, dass das Bildsystem Fotografie nicht ohne „Materialitäten“ entstehen und wahrgenommen werden kann und dass Immaterialität heute einen inhärenten Teil in digitalen Systemen darstellt: materielle Träger, spezifische Orte, spezifische Zeitstrukturen und Kontexte bilden die nötigen Voraussetzungen für die komplexen Verflechtungen von fotografischer Produktion, Kommunikation und Rezeption. Wie weit sich Materialität und Immaterialität oder Virtualität im Zuge des digital-medialen Paradigmenwechsels als Konstrukt der Bilder denken und vorstellen lässt, wird in produktionstechnischen, medienwissenschaftlichen und gesellschafts-spezifischen Kontexten und Wirkungsweisen untersucht und diskutiert werden. Die transdisziplinäre Veranstaltung, in der Wissenschaft auf fotokünstlerische Praxis und Statements trifft, richtet sich an Interessierte mit Augenmerk speziell auf zeitgenössische Fotografie, v.a. TheoretikerInnen, HistorikerInnen, KünstlerInnen, Webmaster, GrafikerInnen.
Programm Reflexionen zur Materialität in der fotografischen Produktion Round Table Moderation: Peter Weiermair, freier Kurator, Innsbruck mit: Edgar Lissel, Bildender Künstler, Wien, Michael Mauracher, Fotohof Salzburg, Salzburg Agnes Prammer, Akademie der bildenden Künste, Wien, Fritz Simak, Künstler, Fotograf, Sammler, Kurator, Wien Andrea van der Straeten, Professorin für Experimentelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz
Grundstrukturen (Ontologie) von materiellen Realitäten Hubertus von Amelunxen, Präsident der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Immaterialitäten Andreas Spiegl, Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften an der Akademie der bildenden Künste, Wien Digiloge und anatale Fotografie: Nur eine Frage der Rezeption Danielle Leenaerts, Assistant Professor at the Department of History, Art History and Archaeology at the Université Libre de Bruxelles, Brüssel The inscription of the still image in the work of Beat Streuli: reflections on the photographic media Monika Schwärzler, Professor an der Webster Vienna Private University, Wien Zur fotografischen Inszenierung des Big Bang
Kontextualität von Materialität und Immaterialität Klaus Honnef, Prof.em. für Theorie der Fotografie in Kassel, Kunstkritiker und Kurator, Bonn Die imaginären Bilder im Kopf – die flüchtigen Bilder im Netz – die fixierten Bilder auf Papier Amélie van Liefferinge, Project Leader at the Musée de la Photographie, à Charleroi, Charleroi Slide shows between Art, Science and Education at the Belgian Association of Photography (1883–1939) Caroline Fuchs, Universitäts-Assistentin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien Wunsch und Wirklichkeit. Chancen, Risiken und Nebenwirkungen der Präsentation von Autochromeplatten Moritz Neumüller, ArteConTacto, Barcelona/Wien, und Andreas Reichinger, VRVis Forschungs GmbH, Wien Vom Stereosehen zur taktilen Fotografie Thomas Freiler, Senior Artist, Leiter des Labors für Fotografie an der Akademie der bildenden Künste, Wien Der Vampir und Marilyn, Überlegungen zu einem fotografischen Seinsbegriff
Die Bedeutung von Materialität und Immaterialität nach dem digital turn Carl Aigner, Direktor des Landesmuseums Niederösterreich, St. Pölten, Vorstandsmitglied Leopold Museum – Privatstiftung, Wien Vom Original zum Digital und zurück Christoph Schaden, Bildwissenschaft, Fakultät Design der Georg Simon Ohm Hochschule Nürnberg, Köln/Nürnberg Digital Borderline. Zum prekären Verhältnis von Fotografie und Computer Generated Images
Idee und Konzept: Uwe Schögl, Wien Der gleichnamige Tagungsband (hgg.v. ESHPh) wird im April 2013 erscheinen. http://www.donau-uni.ac.at/eshph
Jeanna Nikolov-Ramírez Gaviria, Freie Kuratorin, New York Bildstreuung, Pinnen und Teilen – Immaterielle Formen des Bildsammelns und -gebrauchs Ilka Becker, Institut für Kunstwissenschaft der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK), Köln/Braunschweig Materielle Agency und das Fotografische
Internationale Portfolio Review 2012 Fr 23.11./Sa 24.11.2012 | Leopold Museum | Ebene 2 | MuseumsQuartier | Museumsplatz 1 | 1070 Wien Die 4. Internationale Portfolio Review in Wien ermöglicht Fotografinnen und Fotografen aus der künstlerischen und dokumentarischen Fotografie den direkten Meinungsaustausch mit heimischen und internationalen Kuratoren, Art Direktoren, Herausgebern, Galeristen und Festivalveranstaltern. Anmeldung erforderlich! Informationen unter: www.anikahandelt.com/consulting/review/ Veranstaltet von Michaela Obermair, Kulturmanagement und Monika Obermeier, anika handelt Consulting
In Kooperation mit Eyes On – Monat der Fotografie Wien
Unterstützt von
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REMA INSERAT  EINSETZEN
Hi e]VcZ 8djijg^Zg, Brasilia – Superquadras # 12, 2007–2010/2012, Edition of 30 | EUR 860,- (excl. VAT) <Zdg\ 6Zgc^ >gZcZ 6cYZhhcZg DcV 7# ?dgY^ 7ZgcVY CdgWZgi 7gjccZg Hi e]VcZ 8djijg^Zg 8]g^hide] 9V]a]VjhZc ?Vc YZ 8dX` EZiZg 9gZhhaZg AdgZco :hiZgbVcc I]dbVh ;adghX]jZio I]dbVh ;gZ^aZg CVc =ddkZg =ZgbVcc =jWZg ?jY^i] =jZbZg Aj`Vh BVm^b^a^Vc = aaZg =Zgl^\ @Zbe^c\Zg 6cVhiVh^V @]dgdh]^adkV ? g\Zc @aVj`Z H^\g^Y @jgo BVg^Z ?d AV;dciV^cZ EVja 6aWZgi AZ^icZg ±c\Za BVgXdh 7g^Vc BX@ZZ B^]VZa B^ajcdk^X <Zg]VgYi Bdhl^ioZg =Vch DiiZ Lda[\Vc\ GV[[ZhWZg\ 6gcja[ GV^cZg 6jgV GdhZcWZg\ :kV HX]aZ\Za LZgcZg HX]g Ya :aÃZ HZbdiVc EVja B# Hb^i] ?ZVccZ Ho^a^i 6cYgZV L^iobVcc :gl^c Ljgb GdWZgi OV]dgc^X`n <gZ\dg O^k^X AZd Od\bVnZg
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