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design muss polarisieren

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coole helfer

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hans winKleR, desiGneR aUs Passion,

Vor allem die Kommunikation von Emotionen ist der Grund dafür, dass Menschen sich nicht nur für Musik, sondern auch für Architektur oder

Innenarchitektur öffnen. Hans Winkler hat sich gemeinsam mit seinem Team insbesondere der Entwicklung von Mobiliar verschrieben. Dabei arbeitet der 57-Jährige aktiv mit renommierten Herstellern aus aller Welt zusammen, eine spannende und interessante Aufgabe, wie der sympathische Baden-Württemberger betont. Denn nicht umsonst ist

Design der stille Botschafter jeder

Marke. Wir treffen Hans Winkler im Design Campus Grafenau, wo er mit seiner Designagentur zu Hause ist.

Die Wände der Ideenschmiede zieren fotografisch und grafisch festgehaltene Projekte, für die der kreative Querdenker mit international renommierten Designawards ausgezeichnet wurde. Wir sehen kreative Küchenlösungen, Auszüge einer Badkollektion bis hin zum Entwurf eines modular konzipierten „mobilen“ Hauses als Zeitzeuge moderner Architektur. „In der Überflussgesellschaft von heute behalten gerade ästhetische, hochwertige Produkte ihren Wert bei“, davon ist der Designer überzeugt. „Allerdings möchten Menschen, die sich mit dem Kauf neuer Möbel beschäftigen, auch entsprechend beraten werden und suchen deshalb den Spezialisten, bzw. das Fachgeschäft und zwar, physisch, wie digital. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Konsument bei dem derzeit bestehenden Überangebot digitaler Plattformen, diejenige bevorzugt, die ihm ein strukturiertes, bedarfsorientiertes, kompetentes, geführtes, vor allem aber ganz persönliches Einkaufserlebnis ermöglicht.“ Eine Aussage, die den Megatrend der Individualisierung untermauert. Alle Projekte des Designers spiegeln sowohl das Profil seiner Auftraggeber als auch die Anforderungen und Erwartungen von deren Kunden an das Produkt wider und erfassen zudem den aktuellen Zeitgeist. Stolz zelebriert Hans Winkler den von ihm kreierten „Alpentrog“, ein funktionales Solitärmöbel, das er für die österreichische Möbelmarke Voglauer entwickelt hat. „Voglauer lebt seine Herkunft aus dem Alpenland immer spürbar in seinen Produkten. Mit dem Alpentrog haben wir die alpine Botschaft des Herstellers in Modernität übersetzt.“ Dass der Alpentrog dabei durchaus polarisiert, ist dem Designer bewusst. „Produkte, die polarisieren fallen auf, regen zur Diskussion an und werden für die, die sie dann letztendlich kaufen, zum Liebhaberstück.“

architektur und innenarchitektur im spiegel der gesellschaft

Jedes Möbel ist Bestandteil einer individuellen Innenarchitektur, die sich wiederum an der Architektur orientiert. „Architektur ist grundsätzlich ein Spiegel der Gesellschaft“, betont der Designer, „und damit kontinuierlich im Wandel. Wie möchte ich morgen wohnen? Eine Frage, die die Menschen heute mehr und mehr bewegt. „Gründe“ ich noch ein Haus und brauche ich dann einen Keller? Oder setze ich auf Mobilität?“ Hans Winkler verweist uns auf das Patent eines seiner Geschäftspartner: „Bauen auf Mietgrund“ hochwertige, modulare, schlüsselfertige Gebäude können auf gemietetem Grund errichtet und nach Ablauf der Mietdauer rückstandsfrei PRodUKte, die polarisieren fallen auf und werden zum liebhaberstück, wie der von hans winkler kreierte „alpentrog“ von Voglauer. „Mit dem alpentrog haben wir ein funktionales solitärmöbel geschaffen und die alpine botschaft des herstellers in Modernität übersetzt.“

die leGendäRe „woodline one“: Pate standen bei der Gestaltung Vorbilder der modernen architektur. Prägend ist der spannungsreiche Materialmix aus warmen horizontalen eichenholzlamellen und coolem beton, Glas und edelstahl.

rückgebaut und verlegt werden oder bei Mietvertragsverlängerung weiter auf dem Grundstück verbleiben. „Für mich eine interessante, mobile und vor allem ressourcenschonende Möglichkeit, passend zu der Grundidee der Tiny Houses.“ Modulare Bauweise konsequent, ein Bereich, in dem sich der kreative Kopf ebenfalls engagiert, was das ansprechende Projektposter an einer der Wände dokumentiert. „Auch Mehrgenerationenhäuser kommen für immer mehr Menschen in Betracht, da die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit und sozialem Miteinander wächst, was durch Covid-19 noch forciert wird. Wer weiß, vielleich kommt es wirklich zu einer Art moderner Kommunen?“

von aussen nach innen

„Wenn wir mit Farben und Materialien umgehen, orientieren wir uns an Branchen wie der Automobil- oder Textilindustrie, in erster Linie jedoch an internationaler Architektur“, erläutert Hans Winkler. „Trends wie die Kombination von Holz und Beton, metallische Optiken, wurden von Designern von außen nach innen getragen. Das Bedürfnis der Konsumenten nach Nachhaltigkeit rückt im Design Werkstoffe aus der Natur in den Fokus Neben Holz ist das z.B. auch Stein. Auch was Oberflächenstrukturen und -beschaffenheit anbelangt steht die Natur Pate. Den Nano- oder Lotuseffekt, über den heute Fassaden als auch Möbelfronten verfügen, haben wir beispielsweise der Beobachtung und Erforschung der Blätter von Bäumen zu verdanken, an deren Oberflächen Wasser einfach abperlt. Auch der neue Mattgrad, den man bei den aktuellen Möbelkollektionen findet, wurde in Anlehnung an die Natur entwickelt.“

offene grundrisse erfordern multifunktionale möBel ...

„... Für uns Designer bedeutet ein solcher Wandel ein neues kreatives Spielfeld mit ungeahnten Möglichkeiten. Strukturen brechen auf, Grundrisse öffnen sich. Themen wie Urbanisierung und Mobilität bekommen einen anderen Stellenwert. In Metropolen steigen die Quadratmeterpreise für Bau- und Mietobjekte. Raum wird kostbar und muss intelligent genutzt werden. Entsprechend wächst der Anspruch an die Multifunktionalität von Möbeln“, beschreibt Hans Winkler die Herausforderung und schildert uns ganz beiläufig, dass er gerade an der Entwicklung eines wandelbaren Esstisches arbeitet. Aus einem Tisch für zwei soll mit wenigen Handgriffen eine Tafel für vier oder gar sechs Personen entstehen. „Fließende Übergänge wie wir sie in den Bereichen Küche, Ess- und Wohnzimmer wiederfinden, haben für uns als Designer einen ganz besonderen Reiz“, schwärmt er. „Hier können wir Möbel kreieren, die unterschiedliche Zonen miteinander verbinden, sie strukturieren, so dass in einem Raum gekocht, kommuniziert oder auch relaxt

werden kann. Unterstützt wird das zusätzlich durch technische Neuerungen wie das gesamte Thema der Hausvernetzung oder zum Beispiel die modernen Muldenlüfter.“ Und schon steht die Küche im Fokus unseres Gesprächs, ein Bereich, der auch für Hans Winkler den Mittelpunkt jedes Zuhauses darstellt. Auch hier realisierte Hans Winkler einzigartige Designs, die nicht ohne Grund mehrfach prämiert wurden. „Selbst hier polarisierten einige der von uns entwickelten Produkte“, blickt er zurück. Und wieder fällt unser Blick auf eine der Wände, wo die Entwicklung des besagten Projekts von der ersten Idee bis zum fertigen Designelement dokumentiert wird: Die legendäre „woodline one“. Pate standen bei der Gestaltung Vorbilder der modernen Architektur. Prägend ist der spannungsreiche Materialmix aus warmen horizontalen Eichenholz-Lamellen und coolem Beton, Glas und Edelstahl. „Nicht jeder erachtete die Lamellenfront als alltagstauglich“, erinnert er sich. Andere wieder erkennen die wertige Natürlichkeit und Modernität der Konzeption sowie deren Anspruch auf Langlebigkeit. „Wenn man an etwas Gefallen findet, lässt sich das nicht immer rational erklären, es muss auch nicht immer praktisch sein“, weiß Hans Winkler aus eigener Erfahrung. „Als der VW-Beatle herauskam, fand ich das Auto super. Die Tatsache, dass ich gerade einmal zwei Kästen Wasser im Kofferraum verstauen konnte, negierte ich einfach. An den Designleitsatz „Form Follows Function“ habe ich sowieso nie so recht geglaubt“, gesteht er. „Schauen Sie sich einmal die aktuellen Wohnmöbel an. Stauraum gibt es in der ehemaligen guten Stube so gut wie keinen mehr. Statt dessen dominiert der durchschnittlich 75 Zoll messende Bildschirm den Raum, flankiert von Lowboards und Regalen. Eine Herausforderung an ästhetisches Mobiliar, das zugleich Stauraum bietet, stellen heute vor allem die Küche und das Bad, das Schlafzimmer und die Ankleide dar. Der Fokus der modernen Inneneinrichtung und damit auch des Designs liegt unseres Erachtens künftig darin, Lebensbereiche in den eigenen vier Wänden, wie Küche, Speisen und Wohnen, durch ästhetisches wie intelligentes und nachhaltiges Mobiliar miteinander zu verbinden.“ www.hanswinklerdesign.de

„winneR“ des German design award 2021 in der Kategorie „excellent Product design – Kitchen“ geht an die Keramik-einbauspüle PickUP, die für naber entwickelt wurde. das Podest im spülbecken formt ein kleines unteres becken und fungiert als ablage. Mit deM KonZePt, Flexibilität nicht nur in den Räumen, sondern auch in der architektur der Gebäude zu realisieren, setzen hans winkler und sein team einen neuen standard. Viele Faktoren sprechen für modulare Möglichkeiten im hausbau. architektur von „innen nach außen“ – und stets die serie im blick!

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