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Spezialist für Spezialisten

Mit Häcker in der Poleposition

Wenn es einem Familienunternehmen gelingt, das 1898 als Schreinerei gegründet wurde, sich zu einem der größten europäischen Küchenmöbelhersteller zu entwickeln, dann hat das bei weitem nicht nur mit Glück zu tun, sondern mit einer klaren strategischen, systematischen Ausrichtung. Die fünf Produktionsstätten von Häcker Küchen in Rödinghausen und Venne haben mit der Werkbank von einst nichts mehr gemein. Vielmehr lassen sie den Vergleich mit den Fertigungsplattformen der Automobilindustrie zu, zeigen sich dabei allerdings wesentlich beweglicher. Individuelle Küchenmöbel, gefertigt in Losgröße eins, produziert in Häcker-Valley verdeutlichen, dass Größe, Schnelligkeit und Flexibilität nicht im Widerspruch zu einander stehen.

MARCUS ROTH, Geschäftsleiter Vertrieb Deutschland und Österreich MARKUS SANDER, Geschäftsführer Marketing, Vertrieb und Controlling KARIN PADINGER, Leiterin Marketing und Innenarchitektur

Wir sprachen mit Markus Sander, Geschäftsführer Marketing, Vertrieb und Controlling, Marcus Roth, Geschäftsleiter Vertrieb für die Märkte Deutschland und Österreich, und Karin Padinger, der neuen Leiterin Marketing und Innenarchitektur des Unternehmens, um mehr über die Ausrichtung für die Zukunft zu erfahren.

Herr Sander, mit einem Plus von 4,9 Prozent auf ein Umsatzvolumen von 646 Millionen Euro und das trotz Corona-Pandemie kann man sich eigentlich nicht beschweren oder? Markus Sander: Wir sind mit unserer Umsatzentwicklung in 2020 sehr zufrieden. Die Branche an sich ist ja sehr gut durch das abgelaufene Geschäftsjahr gekommen, zumindest was die reinen Zahlen anbelangt. Emotional sehe ich das etwas anders. Unzulänglichkeiten wie z.B. schleppend anlaufende Impfprozesse, Versorgungsengpässe im Handel etc. wirken sich natürlich auf die Gesamtlage der Wirtschaft und damit auch auf die Branche aus. Deshalb möchte ich der positiven Entwicklung der Branche nicht zu euphorisch begegnen. Es wäre absolut wünschenswert, die Covid-Krise im Laufe dieses Jahres hinter sich lassen zu können.

Wird Ihrer Meinung nach auch in 2021 der Inlandsmarkt Wachstumstreiber sein, oder glauben Sie, dass auch das Auslandsgeschäft zumindest in einigen Ländern immer in Abhängigkeit mit den jeweiligen konjunkturellen Rahmenbedingungen wieder Fahrt aufnehmen wird.? Markus Sander: Bislang scheint das konjunkturelle Umfeld in Deutschland noch äußerst robust zu sein. Offiziellen Angaben zu Folge heißt es, dass gerade einmal 15 Prozent des BIPs auf den Einzelhandel entfallen, während die verbleibenden 85 Prozent die Bereiche Dienstleistung und Industrieproduktion betreffen. Da Industrieproduktion und Dienstleistung jedoch nur gemeinsam mit einem florierenden Handel funktionieren können, ist diese Unterteilung falsch. Folglich sollte das Bewusstsein für die Bedeutung des Einzelhandels in Bezug auf eine funktionierende Gesamtwirtschaft deutlich stärker in den Vordergrund gerückt werden. Marcus Roth: Was das Jahr 2020 anbelangt, konnten alle mit der Umsatzentwicklung zufrieden sein. Und auch was das erste Quartal 2021 anbelangt, können wir durchaus von einer guten Entwicklung sprechen. Zurzeit lässt sich eine kleine Auftragsdelle spüren. Und auch wenn wir der heterogenen Entwicklung der verschiedenen Vertriebskanäle gegenüberstehen, sehen wir dem weiteren Geschehen zuversichtlich entgegen. Bereits kurz nach der Öffnung des Lockdowns, können wir zuschauen, wie sich die Auftragseingangszahlen im Wochenbezug wieder ins Plus bewegen. Ich glaube, dass nahezu alle Küchenspezialisten ein gutes bis ordentliches Geschäft machen. Das ergibt sich aus den Gesprächen mit unseren Partnern im Küchenfachhandel sowie mit größeren Organisationen im Küchenspezial-FilialBereich. Wie sich die Situation weiterentwickelt mit Pandemie, Öffnungsstrategien, Click & Meet und vielen anderen den Einzelhandel unterstützenden Konzepten, lässt sich derzeit noch nicht absehen, da das Ende der Pandemie noch nicht erkennbar ist. Ein Blick über die Grenzen genügt, um festzustellen, dass hier noch ein steiniger Weg vor uns liegt: Frankreich und Italien sind aktuell bereits wieder im harten Lockdown. Das beste Rezept heißt für uns alle vorerst „Auf Sicht fahren“. Dabei dürfen wir es nicht versäumen, unsere Partner im Handel zu unterstützen. Denn auch deren Geschäftsbedingungen haben sich verändert: Nicht wenige besuchen ihre Kunden mit Laptop und Mustern zuhause. Gerade die Küchenspezialisten sind in diesem Bereich sehr aktiv. Unterstützung finden sie dabei durch uns und auch durch die Verbände, die hier einen sehr guten Job machen. Das gilt auch für das ema der Digitalisierung, das, beschleunigt durch die Pandemie, Fax und Bleistift abzulösen scheint. Flexibilität wird auf allen Seiten großgeschrieben. Markus Sander: International ist das je nach Volkswirtschaft unterschiedlich. Sowohl in China als auch in den USA ist ein wahnsinniger Fortschritt in der Bewältigung der Krise zu erkennen.

Häcker Küchen ist seit Jahren auch sehr gut in England unterwegs. Wie entwickelt sich dieser Markt zwischen Brexit und Covid? Markus Sander: Was Covid anbelangt, so sind die Auswirkungen der Pandemie in Gesamt-England als dramatisch zu bezeichnen, allerdings sind die Impfzahlen zehn Mal höher als bei uns, was dort wiederum als Erfolg des Austritts aus der europäischen Union dargestellt wird. Insgesamt gehen wir, was den englischen Markt betrifft, auch für das laufende Geschäftsjahr wieder von einem Wachstum aus. Wir haben alles unternommen, um England auch weiterhin gut bedienen zu können: Wir bearbeiten den Markt mit einem eigenen Team, wir faktorieren in Pfund, verfügen über eine eigene Logistik, übernehmen die Zollabwicklung für unsere englischen Partner usw. Insofern macht uns dieser Markt keine größeren Sorgen, außer dass wir höhere Kosten haben.

Die Briten sind froh, eine Perspektive, bzw. einen Deal zu haben, auch wenn dieser nicht ganz ohne Kompromisse erfolgt. Auch einen Effekt „buy British“ können wir nicht erkennen, da viele britische Hersteller auch mit europäische Zulieferern arbeiten und insofern das gleiche Problem auf der Zoll- und Kostenseite haben wie wir.

Auch die Chinesen gaben an, ihren Binnenmarkt stärker in den Fokus stellen zu wollen. Können Sie hier einen „Buy Chinese“Effekt erkennen? Markus Sander: Ich glaube, dass langlebige, hochwertige Investitionsgüter wie Küchen nach wie vor importiert werden. Begründet liegt das darin, dass die Chinesen die im eigenen Land hergestellten Produkte im gehobenen Preissegment nicht unbedingt favorisieren. Insofern sehe ich eine gute Chance für Häcker auch dort weiter zu wachsen. Erschwert wird das Ganze jedoch durch die sich ständig verändernden aktuellen Einreisebeschränkungen. Eine zweiwöchige Unterbringung bei Einreise und vor der Ausreise in einem Quarantäne-Hotel nimmt niemand gerne auf sich. Aber ich vermute, dass die Geschäfte im nächsten Jahr wieder normal verlaufen werden.

Besucht man Häcker heute physisch, ist man schon beeindruckt von dem dargebotenen „Häcker-Valley“. Das Unternehmen hat mit vier Werken in Rödinghausen und dem fünften Werk in Venne eine immense Größe erreicht. Wie flexibel kann ein Unternehmen dieses Formats unter dem Einfluss dieser Pandemie überhaupt noch sein? Markus Sander: Wir benötigen pandemiebedingt eine noch nie dagewesene Flexibilität. Wenn sich durch einen harten Lockdown in einigen Ländern von heute auf morgen Aufträge verschieben, Produktions- und Lieferdaten angepasst werden müssen, dann ist Anpassungsfähigkeit erstes Gebot. Das gilt nicht nur für uns, sondern auch für unsere Lieferantenpartner aus allen Bereichen vom Holz bis zum Beschlag. Häcker Küchen ist ein Losgröße Eins-Fertiger und verfügt über keine Fertigwarenlager. Es muss super schnell gehen, dass wir die richtige Ware zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung haben. Wir haben eine sehr gute Mannschaft, die so flexibel ist wie nie. Wenn es die Situation verlangt, muss auch einmal samstags gearbeitet werden. Auch das ema Homeoffice muss gemanagt werden. Der Teamgeist darf nicht darunter leiden. Dann die Logistik, allen voran unsere Fahrer. Wie oft gilt es, Tourenpläne zu verändern, da wir von heute auf morgen nicht anliefern dürfen. Gott sei Dank liegt die Logistik in unserer eigenen Hand. Mit einem fremden Logistikunternehmen wäre das, wenn überhaupt, nur sehr schwer umzusetzen. Die Herausforderungen sind schon gewaltig. Aber trotz unserer Größe sind wir bei allem, was wir tun, sehr nah bei unseren Mitarbeitern und natürlich bei unseren Kunden. Ich bin jetzt sechs Jahre für Häcker tätig und bin nach wie vor fasziniert, wie dieses Unternehmen über die Jahre hinweg aufgebaut wurde und wie es uns bis heute gelingt, völlig kundenorientiert in der Menge auszuliefern.

Um das zu gewährleisten ist eine sehr enge Kooperation mit Vorlieferanten erforderlich? Markus Sander: Hinsichtlich unserer Vorlieferanten konzentrieren wir uns mittlerweile sehr stark auf europäische und wenn immer möglich natürlich auf regionale Anbieter. Ein Beispiel dafür stellt unsere Kooperation mit der Firma Egger dar. Perfect Sense bei Systemat erachten wir als ein fantastisches Material. Ähnlich verhält es sich mit unserer Kooperation mit der Würth-Gruppe und hier insbesondere mit Grass. Und Kooperationen dieser Art sichern uns, dem Handel und dessen Kunden auch die Verfügbarkeit der Ware auch in dem schwierigen pandemiegeprägtem Umfeld.

Noch einmal zurück zu Systemat. Würden Sie uns verraten, wieviel Prozent Ihres Umsatzes auf Systemat entfällt? Markus Sander: Systemat macht etwa 40 Prozent oder knapp über eine Viertel-Milliarde Euro unseres Gesamt-Umsatzes aus. Marcus Roth: Ja, und die Aussage 40 Prozent Systemat und 60 Prozent Classic hält sich bereits über viele Jahre. Diese Quote belegt auch unseren Erfolg, den wir als Häcker gerade bei den Küchenspezialisten verbuchen können, die mit unseren beiden Produktlinien zwischen 75 und 80 Prozent ihres Gesamtumsatzes realisieren können. Ich bin seit März 1998 für Häcker tätig und konnte die Entwicklung des Unternehmens und vor allem auch von Systemat seit der Einführung im September 1998 miterleben. Und ich hatte und habe heute immer noch viel Spaß dabei. Markus Sander: Bei den 40 Prozent handelt es sich um einen sehr stabilen Wert auf einem extrem hohen Niveau. Seitdem wir wachsen, wächst Systemat immer gleichbleibend stabil mit. Durch Systmat 3.0 wird sich der Umsatzanteil dieser Produktlinie vielleicht sogar noch ein wenig erhöhen. Mit der Lancierung von Systemat 3.0 und Neuerungen wie Farben, Innenkorpus, Technik oder durch das neue Sichtseitenkonzept ist es uns auch gelungen, die Differenzierung zwischen Classic und Systemat noch deutlicher herauszuarbeiten. Unterstützt wird das Ganze durch ein durchdachtes Marketingkonzept, in dem

HÄCKER KÜCHEN produziert in Rödinghausen und Venne in fünf Produktionsstätten.

wir die Spezifikationen der beiden Produktlinien nochmals deutlich hervorheben und kontinuierlich weiter ausbauen.

Ist Systemat eine Produktlinie, die ausschließlich das PremiumSegment repräsentiert? Markus Sander: Nein. Der größte Umsatzanteil mit Systemat entfällt auf die Preisgruppen null bis vier. Systemat stellt nicht den Anspruch, eine hochpreisige Premium-Küche zu sein. Ich würde sie viel mehr als eine moderne und zeitgemäße Raster-Küche für unterschiedliche Zielgruppen bezeichnen. Marcus Roth: Wichtig ist, dass unsere Kunden bei Classic und Systemat Produkte in einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis vorfinden, was wir mit unserer Blockverrechnung in beiden Produktlinien unterstreichen.

In den USA oder in China überzeugt die Blockverrechnung sicherlich weniger? Markus Sander: Lineare Märkte wie in Übersee würden ein solches Verrechnungssystem weder verstehen noch akzeptieren. Zudem arbeiten wir dort nicht unter White Label, sondern setzen produktlinienübergreifend grundsätzlich auf die Marke Häcker.

Verfügen Sie dort über eigenen Showrooms? Markus Sander: Nein, wir sind Hersteller und kein Händler. Deshalb arbeiten wir mit selbständigen Unternehmern zusammen, die sich für eine Partnerschaft mit Häcker entschieden haben. Wir haben einen sehr engen Kontakt zu unseren Partnern im Handel, den wir länderübergreifend aufrechterhalten wollen. Von einer solchen Partnerschaft profitieren Hersteller und Handel gleichermaßen. Zudem sollte man nie seine Wurzeln vergessen: Der Fachhandel hat zum Wachstum von Häcker Küchen beigetragen und tut das bis heute. Fair play im Umgang mit unseren Partnern hat daher für uns eine sehr hohe Priorität. Gilt das auch für die Vermarktung von Produkten aus dem Hause Häcker auf einer eigenen Online-Plattform? Marcus Roth: Selbstverständlich! Wir beobachten den Markt, erachten diese Entwicklung als spannend, sehen zur Zeit aber noch keinen Handlungsbedarf.

Herr Sander, sicherlich spielt auch die Effizienz des neuen Werks in Venne eine ausschlaggebende Rolle, um das durchaus beeindruckende Leistungsspektrum für Systemat und SystematArt, das Designkorpus, Sichtseitenkonzept, Lackkompetenz, Technik und Ergonomie beinhaltet wettbewerbsfähig anbieten zu können. Man spricht nicht umsonst über eine der modernsten Produktionsstätten für Küchen weltweit. Was macht die Besonderheit diese Werks aus? Markus Sander: Wir sind in Rödinghausen höchst professionell und prozesssicher in allen Produktions- und Fertigungsschritten. Auch hier ist der Automatisierungsgrad sicher ein wesentlicher Teil unseres Erfolges. In Venne konnten wir sozusagen von der grünen Wiese aus denken, d. h. wir konnten hier unser seit Jahrzehnten erworbenens Wissen und unsere Erfahrungen mit einem seit über 20 Jahren zusammenarbeitenden Planungsteam voll nutzen.

Häcker Küchen konnte im letzten Jahr sein 75-jähriges Jubiliäum feiern. An die Tischlerei von einst erinnert höchsten noch die alte Werkbank, oder auch das Küchenbüffet, denen im Häcker-Showroom in Rödinghausen ein würdiger Platz eingeräumt wurde. Heute wirkt das Unternehmen fertigungstechnisch eher wie die hochmoderen Produktionsplattformen, die man von der Automobilindustrie kennt. Markus Sander: Die Benchmarks, die wir uns hinsichtlich Werksplanung, Betriebsplanung, Automation oder Vernetzung usw. setzen, suchen wir tatsächlich außerhalb unserer Branche. Unser technischer

Geschäftsführer, Dirk Krupka, ist in unterschiedlichste Industriezweige hinein sehr gut vernetzt und bringt entsprechend viele neue Ideen mit ein. Und zum Glück haben wir eine Inhaberfamilie, die selbst technikaffin ist und Spaß daran hat, Möglichkeiten auszuprobieren. Auf diese Weise wurden und werden bis heute sehr viele zukunftsweisende Entscheidungen getroffen. Ich habe selbst schon Produktionen geleitet und kann vor einer solchen Pionier-Arbeit nur den Hut ziehen.

Dann brauche ich Sie nicht zu fragen, ob Sie jemals bereut haben, die Seiten gewechselt zu haben? Markus Sander: Nein, das brauchen Sie nicht, denn Häcker zählt sicher zu den Top-Entscheidungen meines Berufslebens.

Zu den tragenden Säulen der Häcker Unternehmensphilosophie zählt auch das Angebot „All out of one hand“. Ihre Partner im Handel können auf ein preis- und zielgruppenübergreifendes Produktangebot an Möbeln und Zubehör zurückgreifen. Wird das auch für Ihre Gerätemarke Blaupunkt gelten oder wird dieses Angebot überwiegend auf die Produktlinie Classic zugeschnitten bleiben? Markus Sander:Wir haben mit der Lancierung unserer Marke Blaupunkt alles richtig gemacht. Zum einen handelt es sich dabei um eine Marke mit einem guten Image, die unterhalb der Topmarken positioniert ist. Grundsätzlich gilt, jeder unserer Partner im Handel kann produktlinienübergreifend die Elektrogeräte vermarkten, die er verkaufen möchte, bzw. der Endkunde favorisiert. Nicht umsonst arbeitet Häcker partnerschaftlich mit den Hausgeräteherstellern wie zum Beispiel BSH, Miele und AEG zusammen, so dass unsere Handelspartner auch hier auf ein attraktives Angebot zurückgreifen können. Unseren statistischen Auswertungen zu Folge kommt die Marke Blaupunkt bei Häcker Classic-Kunden häufiger zum Einsatz als dies bei SystematPlanungen der Fall ist. Dennoch sind wir auch mit dem Anteil der Blaupunkt-Geräte bei Systemat schon heute sehr zufrieden. Mit der Blaupunkt Dark-Steel-Serie in einem sehr edlen Design, dem passenden Dampfgarer, unserem neuen Weinkühler oder den Muldenlüftern, die wir im Herbst sehr erfolgreich lanciert haben, sprechen wir eindeutig auch Systemat Kunden an.

Gilt das auch für die Vermarktung der Blaupunkt-Geräte in Auslandsmärkten? Markus Sander: Wir vermarkten Blaupunkt-Geräte mittlerweile in 13 Ländern, die sich sehr unterschiedlich mit der Marke auseinandersetzen. Erfolgreich gestaltet sich das Ganze in Österreich, Belgien, Luxemburg, der Schweiz und UK. In Frankreich sind wir gerade gestartet – sehen jedoch auch hier schon erste positive Erfolge. Marcus Roth: Unabhängig von Blaupunkt kann man, was Deutschland und Österreich anbelangt, sagen: Würden wir keine Gerätevermarktung anbieten, würden wir weniger Küchen verkaufen. Das liegt daran, dass wir Kunden bedienen, die über ihre Strukturen 50 bis 60 Prozent ihres Umsatzes mit Hausgeräten machen. Was die Marke Blaupunkt anbelangt, wollen wir damit keineswegs in den Wettbewerb mit den A-Marken-Herstellern treten. Vielmehr ist unser Angebot als Addition zu sehen, die sich für unsere Kunden auch durch die attraktive Preisgestaltung bezahlt macht. Mit Blaupunkt erhalten sie eine gute Marke, mit der sie sich von ihren Wettbewerbern differenzieren können und deren Produkte sich auch problemlos mit anderen Gerätemarken kombiniert lassen, um vielleicht mit dem Budget der jeweiligen Kunden besser „jonglieren“ zu können.

Dann bleibt also mehr Budget für Küche übrig? Marcus Roth: Das wäre nicht das Schlechteste, denn wer den Schwerpunkt auf Möbelteile legt, erzielt erfahrungsgemäß einen höheren Deckungsbeitrag, da sich mit diesen im Vergleich zu Geräten, Spüle und Steinarbeitsplatte etc. die größere Marge erzielen lässt.

Frau Padinger, als Leiterin Marketing und Innenarchitektur von Häcker Küchen arbeiten Sie sicherlich sehr eng mit der Produktentwicklung zusammen. Welche neuen Designs, Material- und Oberflächentrends sind denn für Systemat & SystematArt angedacht? Karin Padinger: Die Möglichkeit, sehr eng mit der Produktentwicklung zusammenzuarbeiten, ist mir ein großes, persönliches Anliegen, da ich vom Markt und vom Produkt her denke. Da das Produkt Küche, eines meiner Lieblingsprodukte ist, hat diese Liebe zur Küche mich letztendlich zu Häcker geführt. Zudem war ich die letzten fünf Jahre auch für das Produkt- und Innovationsmanagement meines vorhergehenden Arbeitgebers verantwortlich.Ich schätze also sehr die Ergänzung der unterschiedlichen Fachbereiche. Das Produktmanagement ist ja immer die Schnittstelle zur Fertigung und zur Vermarktung, während das Marketing das Ganze umfasst, so dass ich mich auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus diesen Bereichen freue.

Das heißt, Ihre neue Aufgabe bei Häcker macht Ihnen Spaß? Karin Padinger: Ja. Nach den ersten sieben Wochen kann ich nur sagen: Ich habe alles richtig gemacht und ich freue mich zur HäckerFamilie zu gehören.

Welche Einrichtungstrends dürfen wir denn für Herbst dieses Jahres erwarten? Karin Padinger: Hinter Designs und Trends verbergen sich grundsätzlich Bedürfnisse und Sehnsüchte von Menschen. Die Erfüllung dieser sollte auf Wohnumfeld projeziert werden. Corona hat uns deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, sich zu Hause wohlzufühlen. Die Wohnung oder das Haus sind von heute auf morgen zur Schule, zum Kindergarten oder zum Homeoffice geworden. Für uns als Hersteller gilt es hier schnell zu reagieren, wie wir das z.B. auch in puncto Homeoffice getan haben. Hier haben wir bereits entsprechende adaptierbare, multifunktionale Einrichtungslösungen entwickelt und bieten diese an. Multifunktionalität wird unseres Erachtens auch ema bleiben. Gerade in Großstädten, wo der Wohnraum immer kleiner wird, brauchen wir intelligente Einrichtungslösungen die natürlich auch in Design und Formensprache überzeugen müssen.

Geprägt wird das Design natürlich auch durch Farbe und Oberflächenstrukturen. Karin Padinger: Aber ja! Gefragt sind derzeit vor allem Naturtöne, wie sich auf Plattformen wie Instagram, Pinterest usw. unschwer erkennen lässt. Geclustert wird meist in Stilarten wie Nordic bzw. Scandinavian Style, Britisch oder Oriental Style. Auch Retro ist angesagt. Aber natürlich ist auch das ema Stil-Mix sehr gefragt. Die Einrichtungs-

wünsche der Verbraucher zeigen sich absolut heterogen. Für ein Unternehmen wie Häcker bedeutet das, sich auf diese Vielfalt einzustellen und über die Produktlinien Classic und Systemat hinweg ein stil- und auch budgetübergreifendes Sortiment anzubieten. Durch unser facettenreiches Farb- und Materialangebot sowie durch Details, die in ihrer Formensprache miteinander korrespondieren, lassen sich ebenso durchgängige, monochrome Einrichtungsstile realisieren, wie gelebte Stilbrüche nach dem Prinzip Mix & Match. Ich denke dabei u.a. auch an die im letzten Jahr forcierten RAL-Töne, mit denen man ganz nach Geschmack Akzente setzen oder Ton-in-Ton ein einheitliches Umfeld schaffen kann. Hier lässt sich sogar die in RAL lackierte Zimmertür einbinden. Grundsätzlich steht Häcker für langlebige Küchen zeitloser Modernität ganz nach dem Motto „modern aber nicht modisch“. Markus Sander: Auch unser Typenspektrum ist auf die unterschiedlichsten Belange der Konsumenten abgestimmt. Mit unseren Typenschränken und Regalsystemen bleiben keine Wünsche offen. Selbst für küchennahe und funktionale Bereiche über das Homeoffice hinaus, wie Hauswirtschaftsraum oder Bad bieten wir facettenreiche Lösungen an. Und selbstverständlich werden wir unsere Schranktypen immer wieder an aktuelle Gegebenheiten anpassen.

Und wie sieht es mit der Ausweitung Ihres Typenspektrums in andere Wohnzonen aus? Markus Sander: Obwohl wir rein technisch in der Lage sind, Möbel für unterschiedlichste Wohnumfelder zu fertigen, sehe ich uns weniger als Hersteller für Wohn- und Schlafzimmermöbel und damit verbundenen eigenen Produktlinien. Unserer Meinung nach möchte sich der Konsument hier differenziert einrichten und möchte jedem Raum eine eigene Bedeutung geben. Zum anderen gehen nur wenige Verbraucher zum Küchenspezialisten, um sich komplett einzurichten. Grundsätzlich gilt, will man sein Sortiment in eine neue Richtung ausweiten, sollte man eruieren: Hat man den Markt? Hat man das richtige Produkt? Und kann man es so produzieren, dass es zum Unternehmen passt? Ist dieses Dreieck nicht geschlossen, sollte man den Schritt nicht gehen.

Herr Sander, Herr Roth: Davon dürfen wir uns wohl alle auf Ihrer Hausmesse im September dieses Jahres überzeugen. Steht Ihr Sicherheitskonzept bereits? Markus Sander: Natürlich! Wir setzen auf das von uns im vergangenen Jahr bereits erfolgreich erprobte Konzept auf und kombinieren das mit entsprechenden Tests und den tagesaktuellen Anforderungen. Wir sind heute bereits mit Schnelltests unterwegs. Nur wer sich einem solchen Test unterzieht, darf das Unternehmen betreten. Das gilt gleichermaßen für alle: für uns, unsere Mitarbeiter und unsere Besucher. Bis zu unserer Hausmesse im Herbst dieses Jahres ist davon auszugehen, dass ein Teil unserer nationalen und internationalen Besucher bereits geimpft ist, andere werden das Ergebnis eines Tests mitbringen und wir denken, den kleinsten Teil werden die Besucher abbilden, die sich bei uns einem Schnelltest unterziehen. Da wir die Besucherströme wie bereits im letzten Jahr durch eine Terminierung entsprechend lenken, sehen wir der Situation entspannt entgegen.

Werden Sie in diesem Jahr noch an weiteren Messen teilnehmen? Markus Sander: Optimistisch glaube ich bereits heute an eine erfolgreiche Küchenwohntrends und Möbel Austria im Oktober.

Und wie verhält es sich mit der Eurocucina? Markus Sander: Sollte die Messe wirklich im September dieses Jahre stattfinden, werden wir nicht dabei sein. Wir finden, April 2022 wäre ein idealer Termin für die nächste Eurocucina!

Frau Padinger, Herr Sander, Herr Roth, ich bedanke mich für dieses informative Gespräch. www.haecker-kuechen.de

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