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Fachartikel, Teil 2: Alexander Reuß über „Bäder und Salze“
BÄDER UND SALZE
Fotos: Ospa · Text: Alexander Reuß
Soleschwimmbäder liegen seit Jahren ungebrochen im Trend. Von Planungs-, Ausführungs- und Betriebsseite her sind jedoch höhere Anforderungen als bei einem „normalen“ Pool zu berücksichtigen. Lesen Sie Teil zwei des Fachartikels.
IM ERSTEN TEIL in der Ausgabe 1-2/2022 (Seite 222/223) haben wir zunächst die medizinische Wirkung von Salz auf den Menschen und die Relevanz des Minerals für den Betrieb von Pools und Solebädern erörtert. Die leider weitverbreitete, zum Teil bewusst gestreute, auf Unwissen oder gezieltem Marketing basierende Meinung, in einem Solebad sei aufgrund des hohen Salzgehaltes und damit geringerer mikrobiologischer Aktivität keine oder nur eine geringere Wasseraufbereitung und insbesondere keine Desinfektion notwendig oder das Salz sei selbst desinfizierend wirksam, ist falsch (Tuschewitzki, 2000). In einem Solebad wird, wie in nicht solehaltigen Bädern, eine komplette Wasseraufbereitungsanlage benötigt, die sich hinsichtlich der einzelnen Aufbereitungsstufen – insbesondere der Desinfektion – von solchen in nicht solehaltigen Bädern nicht oder nicht wesentlich unterscheidet.
DIPL.-ING. ALEXANDER REUß
45 Jahre, ist Technischer Verkaufsleiter von Ospa Schwimmbadtechnik und seit 2007 im Unternehmen tätig. Floating ist eine Wellnessanwendung mit hohem Salzgehalt im Wasser.
Der Einsatz von Edelstahl
Gegebenenfalls muss bei Verwendung von Natursole, gegenüber der Oxidation mit Luftsauerstoff empfindlichen Wasserinhaltsstoffen wie zum Beispiel Eisen oder Mangan, eine Voraufbereitung eingeplant werden. An die Aufbereitungstechnik für das Beckenwasser werden jedoch aufgrund der Salinität des Wassers besondere Anforderungen gestellt: • Filterpumpen, Wärmetauscher, Becken und Beckeneinbauteile, Attraktionen inklusive aller Zubehörteile sowie sämtliche mit dem Wasser in Berührung kommende Teile aus solebeständigen Materialien (etwa Kunststoff, Titan oder höherlegierte Edelstähle) • separater Soleaufbereiter oder Speicher für fertig gelieferte Sole • Messung des Salzgehalts mittels Leitfähigkeitsmessung oder Dichtemessung Vor allem was den Einsatz von Edelstählen in einem Solebad betrifft, ist bei der Auswahl des Edelstahls allergrößte Sorgfalt anzuwenden („Merkblatt 831 – Edelstahl Rostfrei in Schwimmbädern“)! Die Edelstähle müssen entsprechend ihrem jeweiligen Einsatzzweck korrosionsbeständig sein. Entscheidend für
die Auswahl ist der Chloridgehalt im Wasser und die Chloridbeständigkeit des Edelstahls. In der Regel kommen bei Schwimmbädern mit niedrigem Chloridgehalt Edelstähle mit den Werkstoffnummern 1.4401, 1.4404 oder 1.4571, auch als V4A bezeichnet, zum Einsatz. Der Grenzwert für diese Edelstähle liegt bei den meisten Herstellern bei einer Wassertemperatur von etwa 30° C zwischen 400 und 500 Milligramm pro Liter (mg/l). Da das Wasser in Solebädern aber weitaus höhere Chloridkonzentrationen (> 1200 mg/l) aufweist, sind diese Edelstähle wegen der vergleichbar geringen Chloridbeständigkeit und erhöhter Korrosionswahrscheinlichkeit für den Einsatz im Solebad ungeeignet. Es müssen hier noch höher legierte Edelstähle mit entsprechend höheren Chrom- (19 bis 21 %), Nickel- (17,5 bis 26 %) und Molybdänanteilen (4 bis 7 %) zum Einsatz kommen, wie es bei den Edelstählen 1.4539, 1.4529 oder 1.4547 der Fall ist, die übrigens auch in der Meerestechnik verwendet werden, aber aufgrund ihrer Zähigkeit auch schwerer zu verarbeiten und zudem sehr teuer sind. Die letztgenannten Edelstähle haben ihre Einsatzgrenzen bei einem Chloridgehalt von etwa 12 000 mg/l oder 2 % Es gibt zwar noch Edelstähle, die deutlich darüber hinaus einsetzbar wären, doch sind diese meist unbezahlbar und nur in Einzelfällen einsetzbar (vgl. www.eichenwald.de).
Das Konzept des Floatens
Eine besondere Anwendung mit ausgesprochen hohen Solekonzentrationen ist das Floating (engl.: schweben, treiben). Hierbei handelt es sich um eine Entspannungstechnik, bei der Personen mit Hilfe von konzentriertem Salzwasser in einem Floatingbecken nahezu schwerelos an der Wasseroberfläche treiben. Floatingbäder sind eher für Einzelanwendungen, also für eine, maximal zwei Personen gedacht. Zum Konzept des Floatens gehört es, abgeschottet von Außenreizen, das heißt bei absoluter Ruhe, eine Tiefenentspannung zu erreichen. Aus diesem Grund darf das Wasser im Becken während der Anwendung auch nicht umgewälzt werden. Diese und andere Besonderheiten führen dazu, dass sich die Wasseraufbereitung in Floatingbecken von der sonst üblichen Verfahrensweise (nach DIN 19643) teilweise erheblich unterscheidet (Reuß & Dygutsch, 2011; DGfdB R 65.11). Zunächst muss der Begriff Salz definiert werden. Chemisch sind damit im weiteren Sinn Verbindungen gemeint, die in wässriger Lösung beziehungsweise in Schmelzen in frei bewegliche positive Ionen (Kationen) und negative Säurerestionen (Anionen) dissoziieren (Sommer 1967). Es ist aufgrund einer Vielzahl an Kationen und Anionen eine hohe Zahl unterschiedlicher Salze bekannt. Im engeren Sinn versteht man unter Salz meist Natriumchlorid (Kochsalz, Speisesalz). Bei den meisten Solebädern beruht die Salinität auf Natriumchlorid. Es können bei Schwimm- und Badebecken, speziell beim Floating, aber auch eine ganze Menge anderer Salze wie Magnesiumchlorid, Magnesiumsulfat oder entsprechende Mischungen, denen mitunter unterschiedliche physische (und psychische) Wirkungen nachgesagt werden, zum Einsatz kommen.
Worin sich Salze unterscheiden
Die Unterschiede zwischen den Salzen liegen meist – neben der konkreten Zusammensetzung – in der Reinheit. Grob lässt sich sagen: je reiner der Stoff, desto aufwändiger der Herstellungsprozess und desto teurer das jeweilige Salzprodukt. Ausnahme von dieser Regel ist gänzlich unaufbereitetes, unbehandeltes „Natursalz“, wobei dieser Begriff irreführend ist, denn alle Salze sind Natursalze, kein Salz wird künstlich hergestellt. Das kostet in der „Herstellung“ praktisch nur den Abbau und Transport, wird als „Himalayasalz“ angepriesen (kommt aber nicht aus dem Himalaya) und mit allerlei wunderlichen (esoterischen) Eigenschaften beworben und für ein Vielfaches des hochreinen und speziell aufbereiteten „künstlichen“ Salzes an gläubige Käufer vermarktet. Es wird unterschieden in natürliche, naturbelassene Salze (nicht homogen, eventuell Störstoffe bleiben) und naturidentische Salze (maßgeschneidert, ortsunabhängig, große Stabilität als Feststoff, „Nur-das-Gute-kommtins-Wasser“). Welche Aufbereitungsverfahren für das Salz im Einzelnen zur Anwendung kommen, hängt auch ganz wesentlich vom vorgesehenen Einsatzzweck ab. Für den Einsatz in der Desinfektion mittels Membrantechnologie (also Elektrolyseanlagen mit membrangeteilten Zellen) sind an das eingesetzte Salz viel höhere Reinheitskriterien anzusetzen als für ein Salz, welches zur Herstellung von Sole zum Baden Verwendung findet. In der Nahrungsmittelindustrie finden wiederum andere Reinheitskriterien Berücksichtigung als in der Bauindustrie, bei der Enthärtung oder im Straßenverkehr mit Streusalz. Stoffe, die in einer Anwendung Störstoffe darstellen, können in anderen Anwendungen (in bestimmten Konzentrationen) völlig unbedenklich oder gar erwünscht sein und umgekehrt. Es können Zusatzstoffe wie Rieselhilfen in definierten Konzentrationen in einer Anwendung eingesetzt werden, die in anderen Anwendungen hochtoxische Nebenprodukte erzeugen würden.
Gut für Seele und Gesundheit
Wie in anderen Marktsegmenten auch, tummeln sich auch bei der Vermarktung von Salzen allerlei Marktteilnehmer, die entweder auf bestimmte Anwendungen spezialisiert sind (wie etwa spezielle Badesalze, Elektrolysesalze, Kochsalz, Salz für den Straßenverkehr) – aber auch solche, die allerlei Wundersalze anbieten – mit vielen sonderbar positiven (pseudowissenschaftlichen) Eigenschaften. Bleibt zu konstatieren, dass Solen gut für die Seele und Gesundheit sind. Dies wird auch im Wellnessbereich intensiv genutzt. Es gilt jedoch, die eingesetzte Salzqualität zu beachten. Sole- und Floatingbecken unterscheiden sich hinsichtlich der Beschaffenheit des Wassers und Aufbereitungsweise von normalen Schwimmbädern. Eine entsprechende Wasseraufbereitung ist in der Lage, eine hygienisch einwandfreie Wasserqualität zu gewährleisten. Die besonderen Anforderungen an Technik und Materialien müssen bei Planung, Bau und Betrieb berücksichtigt werden.
Hinweis: Den kompletten Fachartikel mit allen Abbildungen und den ausführlichen Literaturnachweisen finden Sie im Internet: www.schwimmbad-und-sauna.de
INFO KOMPAKT
Ospa Schwimmbadtechnik: Goethestr. 5, 73557 Mutlangen, Tel.: 07171/7050, www.ospa.info