150 Jahre Klinker mit Tradition und Zukunft
Inhaltsverzeichnis
Die 1950er Jahre Helena Feldhaus als Unternehmerin Ausbau in den 1950er Jahren Grund zum Feiern: 100 Jahre Feldhaus Ein Werksrundgang 1957
38 40 42 43
Eine moderne Ziegelei Aufgabe der Landwirtschaft und weitere Investitionen Die 4. Generation mit Bernhard Joseph Feldhaus Die neue Tongrube Das Ende der Feldhausschen Landwirtschaft Der neue Tunnelofen
44 44 45 47
Die 1970er und 1980er Jahre Zeit der technischen Innovationen Ein kreativer Kopf Energie: Immer größerer Bedarf Hoch hinaus: der neue Schornstein Die ersten Klinkerriemchen 125 Jahre Feldhaus Die Übernahme der Ziegelei Bültmann in Werther Niemals Stillstand
50 51 52 53 54 55 57 58
Auf dem Weg zum Hightech-Unternehmen Zwischen Tradition und Moderne Ein Chef hinter Schloss und Riegel Eine Luxusherberge für die Feldhausschen Hühner Klinkerriemchen im Aufwind Vom Handwerk zum Hightech-Verfahren Ökologie bei Feldhaus Ein neues Produktionsverfahren für Winkelriemchen Immer einen Schritt voraus: Handform-Ziegel-Oberfläche
60 62 63 64 67 68 68 70
Für die Zukunft gerüstet Feldhaus heute Spektakuläre Architektenbauten mit Klinkerriemchen Das „Klinkerriemchen-Schiff“ Hundertwasser-Stil Erdbebensicher in Kiew Die Zukunft liegt – auch – in Amerika
71 73 74 75 76 77
2
150 Jahre Feldhaus Klinker
So entstehen unsere Klinker Ein Rundgang durch das Unternehmen Feldhaus Der Abbau des Tones Die Aufbereitung des Tones Das Formen Die Werkstatt Das Trocknen Der Brand Die Qualitätsüberwachung und Entwicklung Die Verpackung Die Kommissionierung Die Werkstatt für die Musterkollektionen Die Verwaltung Der Vertrieb Die Musterausstellung
80 81 82 85 87 88 90 92 93 94 96 98 101 103
Zwischen Landwirtschaft und Leinenweberei Der steinige Anfangsweg der Ziegelei Feldhaus Zwei Türme Von Ziegeln und Piepsteinen in der Laerer Geschichte Plänerkalke, Pottöfen und Zement Garnspinner und Leinenweber: Formen früher Industrialisierung Industrielle Rückständigkeit im Königreich Hannover Widerstand und Industriefeindlichkeit: Über die Anfänge der Ziegelei Feldhaus Sole, Wasser, Kurortträume: Schwerpunkte Laerer Gewerbegeschichte vom 19. zum 20. Jahrhundert Zeitzeichen 1857: Der Kalvarienberg entsteht
104 104 105 108 109 110 111
Feldhaus Chronologie seit 1857
116
Mitarbeiter und Betriebszugehörigkeit
124
Familienstammbaum
127
Impressum
128
113 115
1
Eine lange Zeit, die schnell verging 150 Jahre Familien- und Firmengeschichte
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde der Familie und der Firma Feldhaus, dass der Ziegel zu den ältesten Baustoffen der Menschheitsgeschichte gehört, heißt noch lange nicht, dass auch die Unternehmen, die sich damit beschäftigen, automatisch steinalt werden. Für unseren Betrieb Feldhaus Klinker darf ich aber mit Stolz behaupten: Wir sind auf bestem Wege dorthin. 150 Jahre aktive Firmengeschichte sind nicht nur Grund genug zum Feiern und um stolz auf das Erreichte zu sein, sie geben auch Gelegenheit, in der Hektik des Tagesgeschäftes – das immer nach vorn in die Zukunft weist – einmal inne zu halten, um dankbar und zufrieden Revue passieren zu lassen. Vor gut 40 Jahren habe ich weder gehofft noch erwartet, dass aus unserem kleinen Ziegelwerk einmal ein Unternehmen der heutigen Größenordnung wird und sich unser Absatzgebiet von der Belieferung zunächst regionaler Kunden zu einer Belieferung weltweiter Märkte erweitern würde. Als meine Mutter mir 1968 die Leitung des Betriebes übergab und ich Firmeninhaber wurde, war es aber von Anfang an mein festes Ziel, den Betrieb zukünftig wirtschaftlicher und rationeller zu führen. So begann eine rasante Entwicklung. In diesem Jubiläumsband haben wir 150 Jahre Familien- und Firmengeschichte in Wort und Bild lebendig zusammengetragen und freuen uns, Sie, als unsere Gäste, mit auf die 150-jährige Zeitreise in die Vergangenheit nehmen zu dürfen. Dass Feldhaus Klinker
diesen runden und vor allem hohen Geburtstag feiern kann, hat viele Gründe und viele Förderer. Durch meine liebe Frau und meine Kinder habe ich immer die größtmögliche Unterstützung erhalten und auch den nötigen Freiraum, den ein Unternehmer braucht, um etwas zu unternehmen, es zu gestalten und zu realisieren. Mitinitiator vieler Neuerungen in den vergangenen Jahrzehnten ist unser Betriebsleiter Karl-Heinz Thele, der mit seinem unermüdlichen und aufopferungsvollen Einsatz den heutigen Erfolg von Feldhaus Klinker entscheidend mitgeprägt hat. Durch seine Eigeninitiative und unbändige Willenskraft, seine Gradlinigkeit und seinen Erfindergeist, der uns in vielen technischen Neuerungen zugute kam, ist er der Firma und unserer Familie bis heute eng verbunden geblieben. Dafür gilt mein ganz besonderer Dank. Auch Erika SchulzeBecking, die 2002 in den wohlverdienten Ruhestand ging, hat uns in entscheidenden 45 Jahren immer treu begleitet. Ein weiterer Dank gilt unserer Verkaufsmannschaft, dem Innendienst und den Außendienstmitarbeitern. Denn ohne sie würde der Verkauf nicht funktionieren. Um aber ein Spitzenprodukt mit hervorragender Qualität herstellen zu können – und nur damit kann man am Markt bestehen – bedarf es zuverlässiger, mitdenkender Mitarbeiter, die jeden Tag ihre Aufgabe ernst nehmen und so maßgeblich zum Erfolg beitragen. Allen meinen Mitarbeitern ein herzliches Dankeschön für ihre Treue.
150 Jahre Feldhaus Klinker
Aber auch die Treue unserer langjährigen Kunden und Geschäftspartner haben zum Erfolg beigetragen. Das Vertrauen der Banken, die in ein Unternehmen investieren, das selbstbewusst an sich und seine Zukunft glaubt, gehört ebenfalls zu den Vätern unseres Erfolges. Zu nennen ist die Gemeinde Bad Laer, die in Zusammen arbeit mit der Niedersächsischen Landesgesellschaft und dem Landkreis Osnabrück zukunftsweisend für die Planungssicherheit und Erweiterung unseres Betriebes durch den städtebaulichen Vertrag von 1994 sorgte. Zum Schluss möchte ich allen Beteiligten danken, die zum Gelingen dieses Jubiläumsbandes beigetragen haben. Ein besonderer Dank gilt meiner Tochter Petra, die unermüdlich an diesem Werk mitgearbeitet hat. Stolz bin ich darauf, dass wir heute unser 150-jähriges Jubiläum feiern können und dass es gelungen ist, unsere Firma in all den Jahren durch Höhen und Tiefen sicher zu führen. Die Kraft hierfür schöpfen meine Familie und ich immer wieder aus unserem christlichen Glauben. Wir möchten deshalb besonders dem Herrgott danken, dass er uns die Gesundheit, die Willenskraft und unsere Kinder geschenkt hat, um das Unternehmen erfolgreich zu leiten und es auch weiterführen zu können. Die Grundsteine sind gelegt und so blicke ich voller Zuversicht in die Zukunft.
Ihr Bernhard Feldhaus und Familie
Familie Feldhaus (von links): Petra, Brunhilde, Harald, Bernhard, Nicola
Die ersten Jahre der Ziegelei Feldhaus Eine Zeitreise durch die Unternehmensgeschichte
Ein Jahrtausende altes Handwerk
Bernhard Heinrich Feldhaus
Maria Anna Feldhaus, geb. Niehaus
Im Jahr 1857 stellte der Hofbesitzer Bernhard Heinrich Feldhaus (*1821) aus dem Laerer Ortsteil Westerwiede erstmals Ziegel im offenen Feldbrand her. Dabei nutzte er die hofeigenen Lehmvorräte, um mit der Ziegelherstellung zusätzliche Einnahmen zur Landwirtschaft zu erzielen. Diese Lehmgrube, gelegen in der Grundmoränenlandschaft westlich der Remseder Straße nach Bad Laer, lieferte reiche Tonvorräte. Es war ein Jahrtausende altes Handwerk, das Bernhard Feldhaus Mitte des 19. Jahrhunderts aufgriff und das zur Grundlage eines weltweit agierenden Unternehmens werden sollte. Doch zunächst stand nicht die Ziegelherstellung, sondern noch lange Zeit die Landwirtschaft im Vordergrund.
Denn in erster Linie war Bernhard Feldhaus Landwirt mit zahlreichen Ländereien und Viehbestand. Der Vollerbenhof der Familie Feldhaus konnte auf eine lange Geschichte zurück blicken. Bereits um 1200 wurde er erstmals erwähnt. Verständlicherweise riskierte man es nicht, den traditionellen Hofbetrieb allzu schnell zugunsten des neuen Projektes aufzugeben. Mit der Kombination aus Landwirtschaft und Ziegeleibetrieb schuf Feldhaus eine damals häufig vorkommende Konstellation. Viele Landwirte nutzten die auf dem eigenen Grund und Boden vorhandenen Tonvorräte für einen zusätzlichen Nebenerwerb.
150 Jahre Feldhaus Klinker
Beginn des Anschreibebuches, erste Notizen zur Firmengr端ndung
Die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhundert Ausbau der Ziegelei
Heinrich Feldhaus
50-jähriges Betriebsjubiläum
Antonia Feldhaus, geb. Rottmüller
Die folgenden Jahrzehnte waren von der wachsenden Ziegelproduktion gekennzeichnet. Am 11. Oktober 1900 starb Bernhard Feldhaus. Sein Sohn Heinrich (*1861) übernahm die Ziegelei und den Hof. Er war in erster Ehe verheiratet mit Antonia Feldhaus, geb. Rottmüller. Aus dieser Ehe entstammen sieben Kinder, sechs Mädchen und ein Sohn, der jedoch früh verstarb. Heinrich Feldhaus erweiterte die Ziegeleianlage und ließ verschiedene neue Werksgebäude errichten. Im Jahr 1907 feierte Feldhaus sein 50-jähriges Firmenjubiläum.
Auch wenn über den Verlauf der Feier nichts bekannt ist, zeugt doch ein Erinnungsschriftstück, das die Belegschaft dem damaligen Firmeninhaber schenkte, davon, dass das Ereignis gebührend gefeiert wurde. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete Heinrich Feldhaus 1908 die Witwe Anna Katharina Hülsmann, geb. Kleine Wechelmann. Anna Feldhaus brachte aus ihrer ersten Ehe zwei Söhne, Johann Heinrich Hülsmann und Joseph Bernhard Hülsmann, mit. Sie wuchsen zusammen mit Heinrich Feldhaus’ Kindern aus der ersten Ehe auf dem Hof auf.
150 Jahre Feldhaus Klinker
Fortschritte in der Technik Der Brennvorgang wurde nun zunehmend automatisiert, um dem wachsenden Bedarf an Ziegeln nach zukommen. Nachdem die Folgen des 1. Weltkrieges und der nachfolgenden Inflation überstanden waren, setzte die Familie Feldhaus wieder alles daran, ihre Ziegelei weiter auszubauen. 1929 ließ Heinrich Feldhaus eine automatische Schüranlage über dem Ringofen errichten. Sie hatte gegenüber der Handschüttung den Vorteil, dass die Kohle dem Ofen nun sparsamer und regelmäßiger zugeführt werden konnte. Obwohl schon im späten 19. Jahrhundert entwickelt, wurden Schürapparate in Deutschland erst nach dem
LKW Verladung Wenko Deckensteine mit Karren, im Hintergrund der Lagerschuppen
Hochzeitsfoto Witwer Heinrich und Witwe Anna Feldhaus geb. Kleine Wechelmann mit Kindern aus den ersten Ehen
Ersten Weltkrieg vermehrt eingebaut. Sie versprachen eine Brennstoffersparnis von 20-30 Prozent gegen über der Handschüttung.
Kesselhaus mit Gebäude vom Ringofen
Erinnerungsschriftstück Jubiläumsgeschenk der Belegschaft an die Firmeninhaber
Die 1970er und 1980er Jahre Zeit der technischen Innovationen
Bernhard und Petra Feldhaus. Klinkerstapel sind im HuluVerfahren gepackt
Hochzeitsfoto Bernhard und Brunhilde Feldhaus
In den folgenden Jahren trieb Bernhard Feldhaus die Expansion des Unternehmens stetig voran: „Seit 1970 gibt es kein Jahr, in dem wir nicht investiert und neu gebaut haben“, betont er rückblickend. Wichtig für die reibungslose Produktion war die Umstellung von Schwer- auf Leichtöl, wozu man sich 1970 nach einem Ofenbrand entschloss. Die Investitionen bezogen sich nicht nur auf technische Anlagen. Während die Organisation bisher vom Privathaus aus abgewickelt wurde, entstanden 1972 neue Büroräume auf dem Betriebsgelände. Und äußerst modern und familienfreundlich ließ man gleich nebenan einen Kinderspielplatz errichten. In das Jahr 1973 fiel dann die Einführung des Palettensystems mit Folienverpackung, was eine wesentliche Zeitersparnis brachte. Vorher waren die Steine im so genannten „Hulu“-Verfahren verladen worden.
Tenne mit Wohnhaus. Erstes Büro im Wohnhaus
Herr Lichtenberg beim Aufziehen der Folienhaube
Erika Schulze-Becking mit Staplerfahrer Heinz Konrad vor Paletten in Folie
150 Jahre Feldhaus Klinker
Ein kreativer Kopf Die rechte Hand von Bernhard Feldhaus bei allen folgenden Entwicklungen und Ausbauten wurde KarlHeinz Thele, der 1972 als Schlosser bei Feldhaus anfing. Er erwies sich schnell als kreativer und technisch sachkundiger Mitarbeiter, immer auf der Suche nach Verbesserungen und Innovationen rund um die Ziegelproduktion. Zur damaligen Zeit gab es noch keine festgefügten Zuständigkeitsbereiche: Elektriker fehlten, und wenn es Probleme mit den Anlagen gab, versuchte man diese so gut wie möglich zu beheben. Doch inzwischen war der Betrieb so komplex geworden, dass Fachwissen unabdingbar war. Karl-Heinz Thele ließ sich daher zwei Jahre lang als Elektrotechniker auf einer Schule in Goslar ausbilden und wurde anschließend im Jahr 1976 Betriebsleiter bei Feldhaus.
Karl-Heinz Thele mit VW Bulli vor der neuen Tonlagerhalle
Speichergerüst Schiebebühne vor den Trockenkammern
Setzanlage
Absetzer bei der Arbeit