SOMMER, SONNE, BADESPASS – (K)EIN SOMMER OHNE HARNWEGSINFEKT
Meist gelangen körpereigene Bakterien aus Scheide und Darm über die Harnröhre in die Harnblase, wo sie sich stark vermehren und eine Entzündungsreaktion in der Blasenschleimhaut verursachen können. Dies führt zu häufigem Harndrang, Brennen oder Stechen beim Urinieren, Druckgefühl im Bereich der Blase und gelegentlich (v.a. bei Aufsteigen des Infektes) zu Fieber und Schmerzen in den Flanken. Besonders in der wärmsten Jahreszeit, im Sommer, erleiden viele Frauen einen akuten Harnwegsinfekt. Ursächlich hierfür ist oft das Baden in chlorhaltigem Wasser. Chlor tötet nämlich nicht nur schädliche Keime im Wasser ab, sondern es greift auch die Vaginalflora an und dies zerstört letztendlich das physiologische Scheidenmilieu. Aus diesem Grund können sich körpereigene Darmbakterien ungehindert vermehren und schließlich einen Harnwegsinfekt verursachen. Im Gegensatz zu Chlorwasser schadet baden im Salzwasser oder in Süßwasser der Scheidenflora nicht. Weiters kann ein nasser Badeanzug aber auch eine zu leichte Bekleidung, zu einer Auskühlung des Unterleibs führen. Daraus resultiert eine Verengung der Blutgefäße, wodurch die Immunabwehr gedrosselt wird - das Risiko eines Harnwegsinfekts steigt. Zur Minderung der unangenehmen Beschwerden können eine Wärmeflasche oder wärmende Umschläge auf den Unterbauch aufgelegt werden. Außerdem wirken warme Fußbäder bei einer Blasenentzündung oft etwas
schmerzlindernd, da sich die kramp- Dr. Nicole Kraischits-Salomon Fachärztin für Urologie und fende Blasenmuskulatur bei Wärme Andrologie entspannen kann. Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr sollte in dieser Situation unbedingt geachtet werden. Zur weiteren Behandlung steht eine Vielzahl an pflanzlichen Präparaten, die unter anderem Rosmarin, Liebstöckel, Tausendgüldenkraut, Preiselbeeren, Kapuzinerkresse und Meerrettich beinhalten, zur Verfügung. Weitere Präparate mit natürlichen Inhaltsstoffen enthalten z.B. Propolis, Hibiskus und Gelatine oder auch D-Mannose, bei welchem es sich um einen Einfachzucker handelt, der dafür sorgt, dass sich Bakterien nicht an die Blasenwand binden können. Begleitend dazu sollte 3 Tage lang ein schmerz- und entzündungshemmendes Medikament eingenommen werden. Sollten die Beschwerden unter dieser Therapie jedoch nicht verschwinden oder gar zunehmen ist eine anschließende antibiotische Therapie meist dringend notwendig. Bei immer wiederkehrenden Infekten sollte nach vorangegangener, sorgfältiger Ursachenabklärung durch den/die Urologen/in eine individuelle, gezielte Therapie erfolgen, um ein erneutes Auftreten eines Harnwegsinfektes zu verhindern. Je nach erhobenen Befunden können Hyaluronsäure und/oder Chondroitinsulfat, Östrogenpräparate oder auch eine Immuntherapie über 3 Monate verabreicht werden. Zusätzlich sollten sowohl Scheiden- als auch Darmflora aufgebaut werden.
Dr. Nicole Kraischits-Salomon | Fachärztin für Urologie und Andrologie | Kassenvertragsärztin für BVAEB, SVS und KFA, Wahlärztin für ÖGK 7000 Eisenstadt, Ruster Straße 91/2 | Tel.: 0676/3366671 | Infos: www.kraischits.at 24 SCS SHOPPING INTERN 4/2021
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An einem Harnwegsinfekt erkranken bis zu 80 % aller Frauen zumindest einmal im Leben und somit zählt die „Blasenentzündung“ zu den häufigsten Infektionen des Menschen, wobei Frauen 4-mal häufiger davon betroffen sind als Männer. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um eine bakterielle Infektion der harnableitenden Wege.