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CAFÉ UND INSELPENSION HENRIETTE
EIN KLEINES JUWEL
Norderney ist manchmal wie eine Wildblumenwiese - die schönsten Blüten wachsen unerwartet. Die Norderneyerin Lina Pohl hat im ehemaligen Haus Tjarks in der Heinrichstraße eine neue Inselpension eröffnet - ein kleines Juwel mit dem Namen Henriette. Ihren jüngeren Bruder Lenni hat sie mit ins Boot geholt - und die Räume im Erdgeschoss in ein charmantes Café für Urlauber und Einheimische verwandelt. „Es war schon lange ein großer Traum und ein Wunsch von mir, mal so eine Pension zu haben - etwas Kleines, Persönliches“, sagt Lina. „Dass es jetzt zusammen mit dem Café etwas größer wird, daran hätte ich nie gedacht. Aber es ist toll.“
Seit Juni 2024 empfangen Lina und Lenni in der Henriette die ersten Gäste. Die Inselpension bietet 13 gemütliche Einzel-, Doppel- und Familienzimmer - inklusive Frühstück. Zum Teil ist auch die Mitnahme von Hunden möglich. Das Inselcafé öffnet an fünf Tagen der Woche von 10-17 Uhr. Während der übrigen Zeit stehen die Räumlichkeiten den Hausgästen als Frühstücksraum und Lounge zur Verfügung. Gleiches gilt für die Sonnenterrasse vor dem Haus. „Alle, die hier reinkommen, sind immer verzückt“, freut sich Lina. „Es sind echt viele junge Leute, aber auch viele ältere - wir haben ein total gemischtes Publikum.“ Es bleibt ein Phänomen, dass abseits der belebten Hauptadern der Stadt nach wenigen Schritten mitten im Zentrum Ruhe einkehrt. Obwohl es von der Henriette keine 100 Meter zur Post- und Friedrichstraße sind, bekommt man hier vom Trubel kaum etwas mit. „Das Coole ist, dass ich das Gefühl habe, dass sich hier einfach jeder wohlfühlt und keiner falsch platziert - dass niemand denkt, oh nee, wir passen hier nicht rein. Das ist schön.“
Wir kennen das Haus Nummer 10 in der Norderneyer Heinrichstraße, seit wir in Ausgabe #28 die Geschichte von Paul Tjarks erzählt haben. Seit 1962 hat der gebürtige Berliner in dem schmucken Gebäude eine Pension alter Schule betrieben. Nach dem Verkauf vor einigen Jahren ist die 1886 errichtete Seevilla zwischenzeitlich in einen Dornröschenschlaf gefallen. Erst ein weiterer Eigentümerwechsel bringt im Herbst 2023 die Wende. Jetzt ist das Quartier schöner denn je zu neuem Leben erwacht - vor allem dank Lina. Die 28-Jährige hat beim Staatsbad Norderney eine Ausbildung zur Kauffrau für Tourismus und Freizeit gemacht - und zuletzt die Adenauer & Co. Modeläden auf den ostfriesischen Inseln im Franchise betreut. Als der Wunsch nach Veränderung stärker wird, fängt Lina an, aktiv auf Norderney nach einem Objekt für eine Frühstückpension zu suchen. „Ein Immobilienmakler von Engel & Völkers hat mir dann das Haus hier gezeigt - und weil ich auf Anhieb begeistert war, den Kontakt zum neuen Eigentümer, Patrick van Geldern (www. vangeldern-invest.de), vermittelt“, erzählt Lina. „Wir sind uns ziemlich schnell einig gewordenund so bin ich an die Henriette gekommen.“
Unterstützt von Handwerkern, Familie und Freunden beginnen Patrick und Lina in enger Abstimmung Anfang 2024, das alte Haus auf links zu drehen. Böden raus, Möbel weg, teils Putz von den Wänden - und alles einmal von Grund auf renovieren. „Wir sind eigentlich keine Handwerkerfamilie“, gesteht Lina lachend. „Aber man wächst über sich hinaus.“ Die Norderneyerin hat von Anfang an eine Vorstellung im Kopf, welchen Spirit die Henriette am Ende ausstrahlen soll. Die Details bespricht sie mit dem Eigentümer Schritt für Schritt. „Es war wirklich ein ‚lebendes Projekt‘.“ Den Stil der Henriette kann man als liebevolles Mashup mit Wohnzimmercharakter beschreiben, das Linas ganz persönliche Handschrift trägt. „Mein Bruder hat das letztens gut auf den Punkt gebracht. Es sagte, das ist hier so wie jedes Land, das in meinem Herzen schlägt.“ Warme Farben und verspielte Details wie in Spanien, viele Kissen und gemütliche Elemente aus den Niederlanden und das gastfreundliche, entspannte Flair Schwedens. „Egal, wo man hinschaut - es gibt hier immer etwas zu gucken.“
Die Idee für das Inselcafé ist erst gereift, als klar war, dass Linas Bruder Lenni dazustößt. Der 25-Jährige hat im Inselloft auf Norderney eine Ausbildung zum Hotelfachmann gemacht - und übernimmt in der Henriette schwerpunktmäßig die Küche. Von 8-10 Uhr gibt es ein Frühstücksbuffet für die Hausgäste - mit vielen frischen und regionalen Produkten. „Solange wir freie Kapazitäten haben, kann sich auch jeder gern extern dafür anmelden - oder einfach spontan vorbeikommen und nachfragen, ob noch Platz ist“, empfiehlt Lina. „Regulär machen wir dann um 10 Uhr auf.“ Der Kaffee in der Henriette kommt von der Rösterei „de koffiemann“ aus Lilienthal, das Brot aus Hamburg. Das Inselcafé bietet eine kleine, aber feine Karte - von hausgemachten Kuchen und Torten bis hin zu Flammkuchen und Sauerteigstullen. Alles frisch vor Ort zubereitet. „Heiß geliebt bei den süßen Sachen ist vor allem unser Apple Crumble mit Vanilleeis. Da duftet der ganze Raum.“
Ein paar Wochen als Gastgeberin hat Lina nun hinter sich. „Ich glaube, wenn man mit Herzlichkeit und einem Lächeln auf die Menschen zugeht, bekommt man immer auch etwas zurück“, zieht die Norderneyerin erste Bilanz. Über den Winter plant Lina, Pension und Café geöffnet zu lassen. Die Aufenthaltsqualität macht die Henriette zu einem guten Ort für Schulungen, Familienzusammenkünfte oder kleine Veranstaltungen. „Wir werden uns für die ruhige Zeit etwas einfallen lassen - und haben schon viele schöne Ideen.“
Rückblickend empfindet Lina Dankbarkeit gegenüber Unterstützern und Helfern. Gegenüber Partnern wie dem Malerbetrieb Horlitz oder Freunden wie zum Beispiel Pancho und Maurice, die den Tresen für sie gebaut haben. „Ein ganz großes Dankeschön vor allem an Patrick van Geldern, der mir hier so viel Vertrauen schenkt.“ Und dann die Familie. „Ohne Papa, der sich viel um die Medienarbeit kümmert, würde es nicht gehen. Und ohne Mama, die mir im Backend den Rücken frei hält, auch nicht. Und ohne Lenni am allerwenigsten. Wir zwei sind ein super Team.“
Von ihrem Konzept, auf persönlichen Kontakt und Gastfreundschaft zu setzen, ist Lina mehr denn je überzeugt. „Eine Zeit lang sollte alles kontaktlos und möglichst automatisch laufen, von der anonymen Buchungsplattform bis zum Schlüsselkasten. Ich habe das Gefühl, dass es da eine Trendumkehr gibt - und viele Leute sich gerne ein bisschen betreuen lassen möchten.“
CAFÉ & INSELPENSION HENRIETTE
www.henriette-norderney.de Heinrichstraße 10 - 26548 Norderney (0176) 24757786