Julian Schnabel – Works on Papier

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Julian Schnabel

Works on Paper

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Julian Schnabel

Happier You Are … Happier You’ll Be

Juni–August 2016 Burkhard Eikelmann Galerie Düsseldorf–Oberkassel


Julian Schnabel Happier You Are … Happier You’ll Be 5. Juni bis 5. August 2016 Burkhard Eikelmann Galerie Dominikanerstrasse 11 Postanschrift: Cheruskerstrasse 67a 40545 Düsseldorf - Oberkassel Fon (+49) 171 - 589 20 • Fax 171 589 29 art@burkhardeikelmann.com • www.burkhardeikelmann.com Texte: Deborah Berger MA, David Behning Zitat: Andy Warhol; Tagebucheintrag von 1987 Zitat 2: Julian Schnabel; Zeitmagazin Nr. 52/2015 Portraitfoto: Photo by Grant Lamos IV/Getty Images Fotos: Yvonne Karbstein, Düsseldorf Gestaltung: Nathow & Geppert, www.ng-gestaltung.de Wandfarbe: Inchyra Blue No. 289 von Farrow and Ball Rahmenbau: Heiko Maulbecker, Köln • Darius Zielinski, Düsseldorf Auflage: 1.500

Julian Schnabel at Soho Beach House, Miami Beach.

Katalog © Burkhard Eikelmann Galerie, 2016 Works of Art © Julian Schnabel und VG-Bildkunst Bonn Titelbild: Happier You Are ... Happier You’ll Be • 2009 • archival pigment inks • 117 × 76 cm Seite 3: Olatz Lopez • 1992 • Silkscreen • 137 × 59 cm Rückseite: PER NON DIMENTICARE • 1997 • Lithographie • 63,5 × 68,6 cm

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Ein eigensinniger Schnabel – Meister aller Klassen Man kennt ihn als Musiker, Maler und Bildhauer, als Architekt, Raumgestalter und Designer, als preisgekrönten Regisseur und Drehbuchautor, als Enfant Terrible der New Yorker High Society, Shooting-Star des Neo-Expressionismus, Provokateur, Egomane und inzwischen auch als zukünftigen Schwiegervater von Top Model Heidi Klum. Sein Auftreten, wahlweise in zerknittertem, schlecht sitzendem Anzug oder gleich ganz in Pyjamas, ist das eines modernen Bohème: charismatisch, selbstbewusst, ausladend und oft provozierend lässig. Was er macht ist opulent, kühn, aufsehenerregend, am liebsten larger-than-life. Er ist nicht nur seit über 30 Jahren ein Schwergewicht der New Yorker Kunstszene, sondern auch Urgestein und Platzhirsch des kulturellen Lebens in New York, kritisch beäugt, kontrovers diskutiert, mal bewundert und hochgelobt, mal verrissen und scharf attackiert.

Der Bau seines Palazzzo Chupi (benannt nach Chupa Chups, den berühmten Lollipops) gelingt in dieser einmaligen Form nur, weil Schnabel wie in der Kunst nur seine eigenen Regeln gelten lässt und zudem so gut vernetzt ist, dass er mit einigen Anrufen bei dem einen oder anderen alten Freund die allgemein gelten Regeln geschickt umgehen kann, so wird zumindest gemunkelt. Als einmal gleich 13 Arbeiten auf einen Schlag aus einer Privatsammlung auf den Markt kommen sollen, überredet einer der wichtigsten Diamantenhändler News Yorks, zufällig enger Vertrauter von Schnabel, kurzer Hand einige Geschäftspartner, alle Werke aufzukaufen, noch bevor sie öffentlich angeboten werden und Schnabels Markt in Schieflage bringen können. Dass Schnabels ältester Sprössling, Vito, nicht irgend eine beliebige Galerie eröffnet, sondern den legendären Kunsthändler und Galeristen Bruno Bischofberger in St. Moritz beerbt, ist zweifelsohne der langjährigen Zusammenarbeit zwischen Schnabel und Bischofberger geschuldet. Wie sehr Schnabel diese Freundschaften ehrt, sieht man an einer jüngsten Entwicklung: Dem vermeintlich größten Galeristen unserer Zeit, Larry Gagosian, gab Schnabel kürzlich den Laufpass, weil ihm das freundschaftliche Verhältnis zur Pace Gallery wichtiger war.

Bei alle dem ist Julian Schnabel aber immer zu allererst eines: Künstler! und das durch und durch. Ob er nun einen Film dreht, eine Skulptur formt, ein riesiges Gemälde malt oder ein Album aufnimmt, ob er wie beim Grammercy Park Hotel eines der schönsten Hotels New Yorks gestaltet und mit hochwertiger Kunst ausstattet oder wie bei seinem Palazzo Chupi inmitten all der New Yorker Glasfassaden einen italienischen Palazzo in der mehr als exotischen Farbe Pompeii Red erbaut, er tut es als freies, eigenständiges, nur durch sich selbst und seine kreativen Handlungen bestimmtes Individuum: als Künstler. Schnabel malt, als schaffe er eine Skulptur und filmt, als male er ein Gemälde. So bewegt er sich von der zweiten in die dritte Raumdimension, nimmt die zeitliche Dimension im Film scheinbar mühelos hinzu und transportiert diese Fantasiewelten in seinen Interior Designs und architektonischen Werken in die Realität, ohne den Zauber zu verlieren.

Beweisen muss Schnabel schon lange niemandem mehr etwas. Er ist in den großen Sammlungen der Welt vertreten. In den 80er Jahren trat er mit einem zur damaligen Zeit ungeheueren Auktionsergebnis den ersten großen Hype zeitgenössischer Kunst auf dem Auktionsmarkt los. Seine Teilnahme an der Biennale in Venedig 2011 machte er durch die Präsentation eines von Kugeln durchlöcherten und mit Frauennamen beschriebenen weißen Maybachs zu einem der Highlights dieses Jahres. Seit den frühen 80er Jahren hat Schnabel sich aus dem Kreis der Megatalente um Warhol – Basquiat, Clemente, Haring, Salle – vom egozentrischen New Kid on the Block, das auch den Vergleich mit Picasso nicht scheute, ja sogar selbst nahelegte, zu einem krea­tiven Tausendsassa entwickelt, der außerhalb jeder Konkurrenz seinen Weg geht. Ein Meister aller Klassen, der in einer ganz eigenen Liga spielt. Schnabel malt nicht für den Markt, er wiederholt nicht plump seinen Signature Style. Mit unzähligen Entschlossenheit, Eigensinn und Tiefgründigkeit zeich- Mitteln und Wegen, das Medium seiner Wahl immer nen Schnabel nicht nur in der Kunst, sondern auch im neu zu ergründen, erschafft Schnabel ein Werk, das echten Leben aus: Ob es die Vielzahl an tiefgreifen- an Vielschichtigkeit seines Gleichen sucht, ungeachden Freundschaften zu Künstlerkollegen, meisterlich tet aller Trends viele Entwicklungen vorweggenomdokumentiert in Schnabels Biopic über Jean-­Michel men hat und bis heute relevant und brisant ist. Basquiat, oder seine große, bunte und doch harmonische Familie mit sechs Kindern von drei Frauen ist: Aus einer dunklen, unergründlichen Tiefe beziehen Schnabel scheint zwischen Kunst und Leben nicht zu die Werke Schnabels ihre Stärke, gleichzeitig schöpunterscheiden. Er behandelt die Beziehungen zu sei- fen sie Kraft aus einer Präsenz der Oberfläche, des unnen Mitmenschen mit dem gleichen Enthusiasmus mittelbaren, reinen Eindrucks. Das Werk entsteht nie wie seine Kunstwerke und nimmt seine Kunstwerke aus dem Grund, gefallen zu wollen, und ist in seiner genau so ernst wie die Persönlichkeiten seines sozia- Wirkung doch sofort einnehmend und fesselnd. len Umfeldes. Das merkt man sowohl seiner Kunst als Müsste man Schnabels Werke in einem Wort zusamauch seinem gesellschaftlichen Leben an. menfassen so könnte man am treffendsten sagen: Sie haben Charakter, so wie Julian Schnabel selbst. David Behning

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Happier you are … Happier you’ll be …

Happier You Are ... Happier You’ll Be • 2009 archival pigment inks • 117 × 76 cm

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Ab Mitte der 90iger Jahre entstehen Bilderserien und Zyklen, die weniger provokant und monumental sind als die Arbeiten, die ihm zur Berühmtheit verholfen haben. Seine Werke zu jener Zeit sind beseelt von Erinnerung, Schwärmerei, Verehrung und Huldigungen. Der für sein theatralisch Grandioses 5 bekannte Künst ... ist Bildzitat und zugleich Titel dieser Ausstellung ler zeigt sich in seiner Malerei für den Betrachter nun und mag Julian Schnabels Maxime sein: Vom Kunst- offensichtlich intimer, und zu emotionalen Äußerunstudenten in Houston zum Stipendiaten des Whitney gen fähig. »Ich glaube, der Grund für fast alles, was ich Museums, aber auch vom Superstar der amerikani- mache ist Liebe ... am Anfang habe ich Bilder gemalt schen Kunstszene zum Prügelknaben der Kunstkritiker, und mir vorgestellt, dass meine Mutter mich noch mehr schließlich als Regisseur gefeiert. Und so wirkt Julian lieben würde, wenn sie sähe wie gut sie sind  … Später Schnabel vor allem wie ein glücklicher Optimist, ob war ich in diese Frau verliebt (Olatz Lopez), doch sie als Maler, Bildhauer, Fotograph, Regisseur, Ehemann lebte mit einem anderen Mann in Paris …« 6 und Vater. Olatz López Garmendia ist 17 Jahre mit Schnabel verIn den 70er Jahren sammelt Schnabel Eindrücke in heiratet und inspirierte ihn schon vor ihrer Ehe als Spanien, Italien und Frankreich. Er mag sich fortan Muse. Die schöne Spanierin und der Künstler treffen stilistisch nicht festlegen – Inspiration liefern ihm die sich im Paris der 80er Jahre. Schnabel ist von ihr fasalten italienischen Meister, sowie Beuys, Basquiat, ziniert und schreibt seiner Angebeteten Liebesbriefe Twombly, Kiefer, Polke und Rauschenberg. in Form von monumentalen Gemälden, die ›Olatz-BildFür Schnabel ist Kunst ein »Geben und Nehmen …   serie‹ von 1991. Farbgewaltige abstrakte KompositiAndy Warhol ließ sich von ihm porträtieren, und der onen die alle mit dem Namen ›Olatz‹ versehen sind. Enkel von Picasso tauschte ein Bild seines Großvaters Olatz und Julian Schnabel heiraten 1993. gegen studiofrische Ware.« 1 Schnabel streift in seinem Werk das Figurative, Abstrakte, Klassische und Auch die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten Zeitgenössische mit besonderem Augenmerk auf die La Blusa Rosa I, 1995 und La Blusa Rosa II, 1995 europäische Malerei. Er ist und war mit großen Künst- (Seite 30+31) sind von Olatz inspiriert. Eine rosa Bluse lern befreundet und dankt es ihnen mit seiner Kunst. tragend habe sie, der Legende nach, ihren Mann dazu animiert diese Werke zu schaffen. Seine Idee, mit zerbrochenem Porzellan die OberAmorphe Formen fließen über die Bildfläche und fläche seiner Bilder zu öffnen (zurück zu führen auf wandeln sich bei genauerer Betrachtung in bekannte einen Aufenthalt in Barcelona und Schnabels Ausein- Formen, Kristalle, Wolken, Herzen … Sie stehen in andersetzung mit Gaudi) und Werke von unglaublichen Kontakt zu einem, wie zufällig platzierten, Schriftzug, Dimensionen zu erschaffen, lassen Julian Schnabel in »La Blusa Rosa«, ein Indiz. Schon seit Ende der 1980er den 1980er Jahren wie einen Kometen in den ameri- Jahre finden sich in Schnabels Arbeiten vermehrt kanischen Künstlerolymp aufsteigen. Worte und Zeichen, die in Korrespondenz zu FarbfläHeute gehört Schnabel zu den Hauptvertretern des chen und Gebilden stehen und so den narrativen Inhalt Neo-Expressionismus, obwohl er selbst diese Kate- seiner Werke erhöhen. gorisierung ablehnt. (Schon eher kann man ihn zum Neo-Symbolismus zählen.) »Für Schnabel können Zu der ›Sexual Spring – Like Winter Series‹, aus dem Gefühl und Intellekt nicht getrennt werden – in die- Jahre 1995, zählen neben den ›La Blusa Rosa‹ Werken sem Sinne existiert der Neo-Expressionismus für ihn auch die Unikate Inviernosexoprimaveral (Seite 33); nicht!« 2 Otono Floral (Seite 34) und Mujer Primaveral (Seite 35) Der Neo-Expressionismus ist für ihn ein Neologis-  – alle aus 1995. Romantisch, leichte Bilder, die medimus, zum Teil geschaffen von Kunstkritikern zur Legiti- terranes Flair versprühen. Für Schnabel beschreiben mation ihrer Existenz. »Ich setze so viele verschiedene die durch Olatz inspirierten Werke unterschiedliche Stile ein, wie ich es für gut finde …« 3 Orte und Tageszeiten – keine realen Landschaften, Kritiker und Publikum sind hin und her gerissen zwi- sondern Orte, die in seinem Kopf existieren. Durch schen Bewunderung und Verriss, doch für Schnabel ist die Überschüttung mit flüssigem Kunstharz, und von die Kunst ein Lebenselixier und so schreckt ihn auch Hand überarbeitet, verleiht Schnabel seinen Blättern der Kunstmarktcrash von 1990 nicht. Neben seiner etwas magisch Schillerndes. nun startenden Karriere als Regisseur, ist er vor allem Maler. »Ich habe einfach die Feldfrüchte gewechselt. Neben seinen viel beachteten ›Porträts aus ScherStatt Kartoffeln baue ich eben zwischendurch eine ben‹ porträtiert Julian Schnabel immer wieder für ihn Zeitlang Karotten an. Nein, ich bin Maler und bleibe wichtige Menschen, Familie, Freunde und Idole; Weges. Es gibt keine größere Freiheit als die beim Malen. begleiter, reale wie imaginäre. 1997 schafft er eine Ein ähnliches Glück von Grenzenlosigkeit empfinde ich Porträtreihe, die mit weichem Kunstharz übergoshöchstens noch beim Surfen.« 4 sen wird – Vorbilder für die im Jahre 1998 realisierten Serigrafien. Setzt sich Schnabel im Jahre 1990 noch in abstrakter Manier mit dem französischen Schriftsteller V ­ ictor Hugo auseinander (violette kraftvolle Strukturen in Ölfarbe), gibt er ihm im Jahre 1997 ein Gesicht.

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Zum Schriftsteller (Seite 16–17) gesellen sich, der französische, in Spanien aufgewachsene Bildhauer Xavier Mascaró (Seite 24–25), der New Yorker Filmemacher Nemo Librizzi (Seite 23) und der Schauspieler Jose Luis Ferrer (Seite 22). Gekleidet in Gewänder aus der Renaissance – mal in starkem Rot mit goldener Schärpe, mal in Blau, scheinen die Porträtierten auf den Bildern zu schweben. Und obwohl Schnabel die Gesichter deutlich zeichnet, trotz der direkten Blickkontakte, wirken die Dargestellten in sich gekehrt und distanziert. Victor Hugo Demo und Jose Luis Ferrer stehen vor abstrakten Landschaften, gemalt mit kräftigem Pinselstrich, Mascaró und Librizzi dient lediglich ein dunkler Umraum als Bühne. Die Bildtitel kräftigen das Narrative in Schnabels Malerei. Er drückt durch seine Werke jedem der Porträtierten seine Verehrung aus.

Abstrakte Flächen und Formen, in zumeist kräftigen, bunten Farben (Rot, Blau und Gelb), füllen den Bildraum. Auf diesen Grund setzt Schnabel nachträglich, wie schon auf seinen Porträts, die weißen Formen. Diese dominieren jede einzelne Arbeit. Im gleichen Jahr entsteht eine sehr ähnlich Arbeit mit dem Namen Joe. Hier setzt sich Schnabel mit dem Tod seines Malerfreundes Joseph Glasco auseinander. Die Titel der gezeigten Werke mögen Verweise auf Personen und Erlebnisse Schnabels sein – doch diese bleiben dem Betrachter verborgen. Die Grafik Happier you are … Happier you’ll Be (Seite 8) aus dem Jahre 2009, gehört zu den ›Capri Paintings‹ (Ogni Angelo Ha Il Suo Lato Spaventoso, 2008/09, Inkjet Print, Ink, on Polyester). Collagenartig werden der Ausschnitt einer Landschaftsfotografie (der Insel Capri), Schriftzug und Übermalung zu einem einheitlichen Werk zusammen geführt; auf der gezeigMitte der 1990er Jahre tauchen in Schnabels Werk ten Grafik zudem mit einer kleinen Lebensweisheiten weiße, sehr haptische Übermalungen mit Gesso versehen »… Je glücklicher Du bist … desto glücklicher (Farb-Mischung aus Hasenhautleim, Gips, Kreide und wirst Du sein!« Pigmenten/auch Grundierung genannt) auf, die durch Für Schnabel sind aufwendige Oberflächen in seiihre amorphen Formen zu weiteren Bildinstanzen wer- ner Kunst unverzichtbar – daher ist es nicht verwunden. Die weiße Figur lanciert zum Protagonisten oder derlich, dass seine Serigrafien ebenfalls in aufwentritt neben den Hauptakteur auf die Bildfläche. digen Druckverfahren entstehen – durch die Zugabe Bei den Serigrafien werden Schablonen für den der gedruckten Übermalung mit Gesso (Gips/Kreideweißen Farbdruck genutzt, doch sind sie nicht immer Mischung) und durch die Überschüttungen mit Kunstgleich platziert. Das hinzugefügte Kunstharz verleiht harz, schafft Schnabel eine Verbindung zu seinen den Bildern etwas Diffuses und jede Arbeit wird somit Originalen. Die hier in der Ausstellung gezeigten Werke zu einem Unikat. haben alle absoluten Unikat-Charakter. In seiner Serie von original Serigrafien ›View of Dawn in the Tropics‹ (1998), zu der die Werke Roy (Seite 28); Guiseppe (Brooding On The Vast Abyss) (Seite 27); Bandini (His Foe Pursued) Seite 29); Allen (Coridial Love) (Seite 26); und besonders Bill (After A Short Silence Then ...) (Seite 18–19) zählen, verlässt Schnabel wieder die für den Betrachter sichere Seite der klaren Identifikationsmöglichkeit. Schnabel gestaltet einen »... transzendenten Farbraum ... und die schwanen­förmige, weiße Form verweist auf eine anwesende jedoch nicht fassbare Figur.« 7 Die Arbeiten haben etwas Würdevolles und Poetisches. Sie beanspruchen nicht die Exklusivität der Erkenntnis, sie stehen für sich und wirken weiter durch die Imaginationen der Betrachter.

In Schnabels Affinität zur alten europäischen Kunst mag auch seine Vorliebe für historische Rahmungen begründet sein. Er lässt viele seiner Werke in vergoldete Künstlerrahmen fassen und zitiert so erneut seine Vorbilder. Julian Schnabel mag die Ideen vieler anderer Künstler weiter verfolgt haben, ebenso hat er aber auch einen entscheidenden Einfluss auf die Werke vieler junger Shootingstars der heutigen Kunstszene. Für Schnabel beginnt Kunst erst zu existieren, wenn der Rezipient das Werk sinnlich erfahren kann. Kunst: »Die muss niemand verstehen. Es geht nicht um den Verstand, sondern um Gefühle. Wenn Menschen Kunst anschauen, müssen sie einfach nur fühlen. Und zwar ihre eigenen Gefühle, nicht meine. Das ganze verdammte Kunstwerk ist tot, bis jemand davor steht und es anschaut.« 8

Deborah Berger M.A.

1. EIN KUNSTMAGAZIN Nr. 6, Nov. 2015, S. 42 2. Julian Schnabel Pinturas/ Paintings 1978–2003, Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2004, S. 162

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3. Julian Schnabel, Arbeiten auf Papier 1975–1988, Hrsg. Jörg Zutter, Prestel-Verlag, 1989, S.15 4. Gespräch mit Julian Schnabel von Eva Karcher, ›Was ich mache, mache ich für mich selbst‹, in: Sueddeutsche Zeitung, 26.06.2010, www.sueddeutsche.de/kultur/ im-interview-julian-schnabel

5. Julian Schnabel, Arbeiten auf Papier 1975–1988, Hrsg. Jörg Zutter, Prestel-Verlag, 1989, S.23 6. Ein Kunstmagazin Nr. 6, Nov. 2015, S. 50 7. ESSL Museum Kunst der Gegenwart, Julian Schnabel, Text von Thomas Ochs www.essl.museum

8. ZEITmagazin Nr. 52/2015 15. Januar 2016, Julian Schnabel im Interview mit Louis Lewitan; www.zeit.de/zeit-magazin/2015/ 52/julian-schnabel-rettung

GUILD HALL • 1998 color-litograph • 101 × 87 cm


LAST ATTEMPT AT ATTRACTING BUTTERFLIES I • 1995 10-color silkscreen • 142 × 130 cm

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LAST ATTEMPT AT ATTRACTING BUTTERFLIES II • 1995 10-color silkscreen • 142 × 130 cm

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LAST ATTEMPT AT ATTRACTING BUTTERFLIES III • 1995 10-color silkscreen • 142 × 130 cm

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LAST ATTEMPT AT ATTRACTING BUTTERFLIES IV • 1995 10-color silkscreen • 142 × 130 cm

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»Julian Schnabel war da. Sein Buch ist erschienen. Für wen hält er sich?« Andy Warhol, 1987

VICTOR HUGO DEMO • 1998 21-color silkscreen with poured resin • 114 × 102 cm

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Bill (After Short Silence Then) • 1998 hand-painted, 18-color silkscreen with poured resin • 152 × 122 cm

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MALFI I, II, III • 1997 color silkscreen with poured resin • triptychon • je 125 × 99 cm

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JOSE LUIS FERRER • 1998 25-color silkscreen with poured resin • 97 × 91 cm

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NEMO LIBRIZZI • 1998 23-color silkscreen with poured resin • 97 × 91 cm

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»Wenn ich ein Problem habe, male ich, bis es verschwindet« Julian Schnabel, 2015

XAVIER MASCARó • 1998 25-color silkscreen poured resin poured resin • 97 × 91 cm

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ALLEN (CORIDIAL LOVE) • 1998 hand-painted, 15-color silkscreen with poured resin • 114 × 91 cm

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GUISEPPE (BROODING ON THE VAST ABYSS) • 1998 hand-painted, 17-color silkscreen with poured resin • 114 × 91 cm

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ROY • 1998 hand-painted, 17-color silkscreen with poured resin • 114 × 91 cm

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BANDINI (HIS FOE PURSUED) • 1998 hand-painted, 17-color silkscreen with poured resin • 114 × 91 cm

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LA BLUSA ROSA I (Sexual Spring like Winter) • 1995 hand-painted, 18-color silkscreen with poured resin • 102 × 81 cm

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LA BLUSA ROSA II • 1995 hand-painted, 14-color silkscreen with poured resin • 102 × 81 cm

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Invierno Primaveral • 1995 hand-painted, 17-color silkscreen with poured resin • 102 × 76 cm

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Inviernosexoprimaveral • 1995 hand-Painted, 17-color silkscreen with poured resin • 102 × 76 cm

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Otono Floral • 1995 hand-painted, 15-color silkscreen with poured resin • 102 × 76 cm

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Mujer Primaveral • 1995 hand-Painted, 15-color silkscreen with poured resin • 102 × 76 cm

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Ausgewählte Ausstellungen Andrea Rosen Gallery, New York University of Michigan Museum of Art, → Ann Arbor 2014 Karma, New York Dallas Contemporary, Dallas Gagosian Gallery, New York Dairy Art Centre, London MASP, São Paulo Galeria Raquel Arnaud, São Paulo Modern Art Museum of Fort Worth, → Fort Worth Museum of Art, Fort Lauderdale 2013 The Brant Foundation, Connecticut 2012 Contemporary Fine Arts, Berlin, → Deutschland 2011 Museum Correr-Dompalast, Venedig, Italien Biennale di Venezia – The Maybach Car 2010 Beauty is Diamond, Laleh June Galerie, Basel, Schweiz 2008 Julian Schnabel, Zendai Museum of → Modern Art, Shanghai, China Navigation Drawings, Sperone Westwater → Gallery, New York, NY 2007 Julian Schnabel – Paintings 1978–2006, → Palazia Venezia, Rom, Italien 2006 Julian Schnabel, Galeria Enrique Guerrero, → Mexico City, Mexico 2005 Julian Schnabel – opere grafiche, → Lipanje Puntin Artecontemporanea, → Trieste, Italien 2004 Julian Schnabel – Sculpture, L&M Arts, → New York, NY 2001 Julian Schnabel, Galleria Cardi, Mailand, → Italien 2000 Galerie Forsblom, Helsinky Galeria Ramis Barquet, Mexico City, → Mexico 1998–99 Pace Wildenstain, Los Angeles, CA Guid Hall, East Hampton, NY South London Gallery, London, England 1000 eventi, Mailand, Italien Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg, → Österreich 1996–97 ›The Conversion of Saint-Paul Malfi‹, → Pace Wildenstein, New York, NY Sperone Westwater, New York, NY Waddington Gallery, London, England Bruno Bishofberger Gallery, Zürich, → Schweiz Modern Art Gallery, Bologna, Itlaien 1995 Joan Miro Foundation, Barcelona, Spanien Ramis Barquet Gallery, Mexico ›The Conversion of Saint-Paul Malfi, → the pink blouse I like the most and other → pink paintings‹, Jablonka Galerie, Köln 2015

Lola Montes Schnabel und Julian Schnabel at The Hole Gallery, New York

Biografie Julian Schnabel (amerikanisch, geb. 1951) ist ein Künstler, Filmregisseur, Musiker und Schriftsteller, der in der Kunstwelt durch seine Ausstellung in der Mary Boone Gallery 1979 mit seinen bekannten Plate Paintings zu Ruhm gelangte. Seine Mutter weckte sein künstlerisches Interesse bereits in seiner Kindheit in Brooklyn und sie ermutigte ihn zu zeichnen, er befasste sich bereits als Teenager mit der Kunst der mexikanischen Wandmalerei. Nachdem er 1973 seinen Bachelor of Fine Arts an der Universität Houston machte, schrieb er sich am Independent Study Program des Whitney Museums ein und begann seine Karriere als Künstler.

mus ­gesehen ­werden. 1996 produzierte er Basquiat, eine Biografie über den gleichnamigen Künstler, und begann seine Karriere als Regisseur. Sein Film Schmetterling und Taucherglocke, der auf einem Roman von Jean-­Dominique Bauby basiert, war ebenfalls sehr erfolgreich. 2010 wurden einige seiner 2002 aufgenommenen Polaroids in London, Mailand und Paris gezeigt. Er lebt und arbeitet in New York.

1951 geboren in New York, NY 1969–72 Bachelor of Fine Arts, University of Houston, Texas 1973–74 Nimmt am › Whitney Museum’s Independent Study program‹ für junge Ende der 1970er Jahre wurde Schnabel als der Star Künstler teil des Neo-Expressionismus bezeichnet, seine Werke mit ungewöhnlichen Materialien, wie Samt, aber 1979 Erste Einzelausstellung in der Mary Boone Gallery in New York, mit seinen berühmten auch seine oft dreisten Kommentare und sein Grö›plate paintings‹ ßenwahn, machten ihn zu einem bekannten Künstler. Zusammen mit den Werken anderer Neo-ExpressioLebt und arbeitet in New York, NY nisten, wie David Salle, Eric Fischl und Sigmar Polke kann Schnabels Kunst als Antwort auf die kühlen Kompositionen des Minimalismus und Konzeptualis-

1993–94 Matthew Marks Gallery, New York, NY Jason Rubell Gallery, New York, Miami National Museum of the Art Center → Reina Sofia, Madrid, Spanien Gian Ferrari Arte Contemporanea, → Mailand, Italien Jane Birkin Paintings’, Pace Wildenstein → Gallery, New York, NY ›Major Retrospective of Paintings and → Works on Paper from 1977 to 1993‹, → Monterrey Museum, Monterrey Biennial of Sao Paulo 1979 Erste Einzelausstellung in der Mary Boone → Gallery in New York, mit seinen → berühmten ›plate paintings‹ 1975 Erste Ausstellung im Contemporary Arts → Museum in Houston

Filme 1996 2000 2007 2007 2010

Basquiat Before Night Falls Schmetterling und Taucherglocke Lou Reed's Berlin Miral

LOVE BALL II • 1991 color silkscreen • 109 × 84,7 cm

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Olatz Lopez • 1992 silkscreen • 137 × 59 cm

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Burkhard Eikelmann Galerie 40


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