6 minute read

Verbindung der Sektoren leben

Next Article
Wir gurgeln mit

Wir gurgeln mit

Bringing the life sectors together

Die promovierte Theologin Christa Schnabl ist seit 2007 Vizerektorin an der Universität Wien, zunächst für Studierende und Weiterbildung, seit 2011 für Studium und Lehre. Seit April 2018 ist sie Mitglied des Präsidiums der FH Campus Wien und folgte in dieser Funktion Bildungsminister Heinz Faßmann nach.

Advertisement

Als Vizerektorin an Österreichs größter Universität sind Sie sicher gut ausgelastet, zudem ist die Tätigkeit im Präsidium der FH Campus Wien ehrenamtlich. Was hat Sie an der Funktion gereizt?

Um gut aufgestellt zu sein, kann ein tertiäres Bildungssystem weder auf Universitäten noch auf Fachhochschulen verzichten. Nur wenn beide Institutionstypen vertreten sind und Studieninteressent*innen die Wahl haben, kann der gesellschaftliche Auftrag erfüllt werden, die nächste Generation für die Herausforderungen von morgen und übermorgen vorzubereiten. Im System Universität bin ich seit vielen Jahren fest verankert. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass es Fachhochschulen in Österreich braucht. Daher sehe ich hier keinen Konflikt, sondern eine auf Ergänzung ausgerichtete Bereicherung. Um diese Verbindung der Sektoren zu leben und zu stärken, habe ich mich über die Möglichkeit gefreut, im Präsidium der FH Campus Wien vertreten zu sein, und nehme diese Aufgabe sehr gerne wahr.

Christa Schnabl, who has a doctorate in theology, has been Vice Rector at the University of Vienna since 2007, initially for Studies & Further Education, and since 2011 for Studies and Teaching. In April 2018, Christa Schnabl succeeded Education Minister Heinz Faßmann to become a member of the Executive Committee of FH Campus Wien.

As the Vice Rector at Austria’s largest university, you are sure to be busy, and the work on the Executive Committee of FH Campus Wien is voluntary. What attracted you to the role?

In order to be well positioned, a tertiary education system requires both universities and universities of applied sciences. Only if both types of institutions are represented and prospective students have a choice, can the social mandate of preparing the next generation for the challenges of tomorrow and beyond be fulfilled. I have been firmly anchored in the university system for many years, but I am also convinced that universities of applied sciences are needed in Austria. Therefore, I do not see a conflict here, but rather an enrichment aimed at complimenting the educational system as a whole. In order to live and strengthen this connection between the sectors, I was pleased to be given the opportunity to become a member of the University Committee of FH Campus Wien and I am very happy to take on this task.

Universität und Fachhochschule – für viele „ungleiche Geschwister“, oftmals hochstilisiert zum „Clinch zwischen zwei Systemen“. Wie sehen Sie das?

Davon halte ich nicht sehr viel. Universitäten sind Universitäten und Fachhochschulen sind Fachhochschulen. Sie haben unterschiedliche Profile und auch anders gelagerte Aufgaben. Fachhochschulen sind praxisnäher und praxisorientierter; im Studium sind sie viel stärker strukturiert und machen mehr Vorgaben. Das ist hilfreich für Studierende, die mehr Praxis sowie mehr Struktur im Verlauf des Studiums brauchen. Die Universität bietet größere Freiheiten beim Gang durch das Studium und hat eindeutig einen stärkeren Schwerpunkt in der Forschung, was sich in der stark forschungsgeleiteten Lehre niederschlägt. Auf jeden Fall zu vermeiden ist, dass Unis versuchen, die besseren FHs zu sein, und FHs versuchen, Unis sein zu wollen. Beide haben ihr Profil und sollen es auch leben.

Lehre an Hochschulen hat sich massiv verändert, insbesondere 2020. Die Forderung nach mehr Digitalisierung kommt beinah einem Dogma gleich. Noch digitaler: Ist das die Lösung oder bleibt dabei etwas auf der Strecke?

Universitäten werden keine Fernuniversitäten werden, jedenfalls nicht die Universität Wien. Der soziale Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden sowie den Studierenden untereinander ist essenzieller Bestandteil eines Universitätsstudiums. Aber die Digitalisierung wird – so wie viele andere Bereiche – auch die Universitäten noch stärker verändern, insbesondere im Bereich der Lehre. Das letzte Sommersemester und das aktuelle Studienjahr machen es uns möglich, viele Erfahrungen zu sammeln, technische und didaktische Konzepte in der Praxis umzusetzen und das Beste davon in die Zukunft mitzunehmen.

Was werden die größten Veränderungen der kommenden Jahre in Sachen universitärer Bildung sein?

Das Angebot ist inhaltlich und methodisch vielfältiger geworden. Lehre, die sich an der aktuellen Forschung ausrichtet, mehr direkte Zusammenarbeit zwischen den Studierenden (digital und vor Ort) und Methoden wie Flipped Classroom prägen den Unialltag. Absolvent*innen brauchen enormes Fachwissen, um vorne dabei sein zu können, erwartet wird auch kritisches Denken, kreativ zu sein und Neues entwickeln zu können. In diesen Dingen wollen wir unsere Studierenden fördern.

Ihnen ist es wichtig, die Studierenden bestmöglich zu unterstützen, damit sie ihr Studium aktiv betreiben können. Wann ist das aus Ihrer Sicht gelungen?

Wichtige Schritte in Richtung einer bewussteren Studienwahl konnten in den vergangenen Jahren gesetzt werden. Die Universität wird die Unterstützungsangebote für diesen entscheidenden Schritt auch weiter ausbauen. Ein guter Einstieg ins Studium ist die beste Voraussetzung, um den erfolgreichen Abschluss realisieren zu können. Dies schafft – für beide Seiten – eine wichtige Verbindlichkeit, um auch während des Studiums am Ball zu bleiben. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir das Sommersemester 2020 unter diesen herausfordernden Rahmenbedingungen aufgrund der Covid-19-Pandemie so gut nutzen konnten. Wir hatten sogar mehr prüfungsaktive Studien als im Vorjahr. Das ist eine gemeinsame Leistung unserer Lehrenden und Studierenden mit Unterstützung der gesamten Studienadministration.

University and university of applied sciences are seen by many as “unequal siblings” and are often hyped up as a “clinch between two systems”. What do you think about this?

I don’t think much of it. Universities are universities and universities of applied sciences are universities of applied sciences. They have different profiles and also different tasks. Universities of applied sciences are more practical and more practice-oriented. The degree programs are much more structured and provide more guidelines for the course of studies. This helps students who want or need a more practical approach and more structure in their studies. The university offers students greater freedom in how to approach their studies and clearly has a stronger focus on research, which is reflected in the strongly research-driven teaching. What must urgently be avoided is that universities try to be the better universities of applied sciences and universities of applied sciences try to be universities. Both have their own profile and should also live it.

Teaching at universities has changed massively, especially in 2020. The demand for more digitization is almost like a dogma. Even more digital: is that the solution or is something falling by the wayside?

Universities will not become distance universities, at least not the University of Vienna. The social contact between students & teachers and students & students is an essential part of studying at a university. However, digitization, like many other areas, will change universities even more, especially in the area of teaching. The last summer semester and the current academic year make it possible for us to gain a lot of experience, to put technical and didactic concepts into practice and to take the best of them with us into the future.

What will be the biggest changes in university education in the coming years?

The educational offering has become more diverse in terms of content and method. Teaching that is based on current research, more direct cooperation between students (digitally and in person) and methods such as the flipped classroom shape everyday university life. University graduates need enormous specialist knowledge in order to be at the forefront. Critical thinking, creativity and development are also expected. We want to support our students in all these areas.

It is important to you to give the students the best possible support so that they can actively pursue their studies. From your viewpoint, when has this been achieved?

Important steps towards a more conscious choice of degree programs have been taken in recent years. The university has and will continue to expand the support it offers for this crucial step. A good start to your studies is the best prerequisite for successfully completing your degree. This creates, for both sides, an important obligation to stay on the ball during your studies. I am particularly proud that we were able to use the summer semester 2020 so well under these challenging conditions due to the Covid-19 pandemic. We even had more active exams than in the previous year. This is a joint effort of our teachers and students with the support of the entire administration.

This article is from: